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14 001
eDOSSIER
39.2015
shop.page-online.de/
downloads
Modulare Gestaltung:
Neue Designansätze für
komplexe Webprojekte
• Atomic Design
• Micro-UX
• Visueller Trend: Aggregator-Apps
• Algorithmic Design
• Making-of: Modeplattfom About You
Das PAGE eDossier 39.2015 enthält einen Beitrag aus PAGE 06.15 (EVT Mai 2015), PAGE 01.2015 (EVT Dezember 2014), PAGE
02.2015 (EVT Januar 2015), PAGE 04.2015 (EVT März 2015) und aus PAGE 09.14 (EVT August 2015). Im Text enthaltene Links
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ATOM MOLEKÜL
ORGANISMUS
© Brad Frost
TEMPLATES SEITEN
PAGE 06.15 083
WERKZEUG
Im Teilchen-
beschleuniger
Atomic Design gilt als effiziente Methode für die Entwicklung umfangreicher
Websites. Auch einige deutsche Agenturen schwören schon auf das mit
kleinsten Interface-Bausteinen arbeitende Gestaltungsprinzip aus den USA
● Der amerikanische Webdesigner Brad Frost hat’s merce-Start-up (siehe PAGE 09.14, Seite 86 ff.). Mit
erfunden, und gerade arbeitet er an einem Buch mit seinem Team nutzte er Brad Frosts Designprinzip
dem Arbeitstitel »Atomic Design« ( http://is.gd/ato für die Entwicklung der Modeplattform.
micwebdesign ). Seitdem er das Gestaltungsprinzip,
mit dem große Designteams auch in umfangreichen Responsive Design denkt längst modular
Webprojekten visuelle Konsistenz wahren können In Zeiten responsiven Designs ist die Webseite ei
(sollen), 2013 auf der beyond tellerrand in Düssel gentlich nicht mehr die maßgebliche Gestaltungs
dorf vorstellte, haben es immer mehr Agenturen einheit. Atomic Design versteht Webprojekte daher
und Designabteilungen für ihre internen Workflows als Summe kleinster Designbausteine, aus denen
adaptiert. »Für unser Projekt war Atomic Design die man Interface-Elemente – Buttons, Textfelder, For
optimale Methode, weil es uns erlaubt, mit hoher Ge mulare et cetera – zu ganzen Webseiten zusammen
schwindigkeit viele neue Features und Funktionalitä setzt. Gerade umfangreiche Auftritte durchgehend
ten für unsere Website zu entwickeln«, meint Stefan konsistent zu gestalten, kann ausgesprochen schwie
Tobel, Head of Shop Management bei About You, dem rig sein. Zwar sollten Styleguides das Problem lö
im Sommer 2014 gelaunchten Hamburger E-Com sen, doch ab einem bestimmten Komplexitätsgrad
und einer bestimmten Teamgröße gelangt man
auch mit diesem Instrument nicht zwangsläufig zu
Die Systemkomponenten des Atomic Design einer einheitlichen Designumsetzung.
Atome HTML-Elemente (Label, Input, Button et cetera), Frosts Antwort auf das Dilemma: Das Designsys
auch Elemente wie Farbpaletten, Fonts und Animationen tem selbst – Atomic Design – liefert die methodische
Moleküle Gruppierte Atome, etwa ein Suchformular aus
Basis, um konsistente und skalierbare digitale Sys
den Elementen Label, Eingabefeld und Button
teme zu entwickeln. Ihm folgend basteln Designer
Organismen Zu Interface-Elementen gruppierte
Moleküle wie Header, Footer und Navigation
aus Webseiten-Atomen Moleküle, die sie zu Organis
Templates Zu Layouts zusammengefasste Organismen men, in einem weiteren Schritt zu Templates und da
Seiten Werden die Platzhalter eines Templates durch nach – der Kreis schließt sich – zu Webseiten zusam
spezifische Inhalte ersetzt, entsteht eine individuelle Seite menfügen. Wenn Frosts Chemie-Nomenklatur
084 PAGE 06.15 › WERKZEUG › Atomic Design
Ähnlichem), in dem die Gestaltungselemente ent xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx für Design. »Bereits früh zu entscheiden, welche
worfen werden, und Produktions-, Content-Manage Bausteine man benötigt, bedeutet allerdings einen
ment- oder Shopsystem, in dem sie zur Anwendung »Atomic größeren Aufwand beim Start des Projekts«, stellt
kommen. Vorteil für den Workflow: Da die Pattern Design Astrid Wunsch fest.
Library bereits Webstandards integriert hat, kann macht erst Nicht zuletzt gilt es auch, das Konstrukt insge
man dem Entwickler statt starrer Photoshop-Designs samt auf neuestem Stand zu halten – mit all seinen
und epischen Beschreibungen bereits Codeschnip
ab einer Veränderungen. »Wir arbeiten in Scrum-Sprints und
sel übergeben. gewissen haben alle zwei Wochen Releases«, sagt Stefan Tobel.
Beim Hamburger E-Commerce-Start-up About Projektgröße »Entsprechend nehmen wir alle zwei Wochen Ände
You entschied man sich von Beginn an für einen Sinn« rungen an unserem Styleguide vor.« In der Regel
HTML-Styleguide mit definierten CSS-Klassen und lohne sich die Anfangsinvestition, so Astrid Wunsch,
Markups für einzelne Komponenten. Da die Library Stefan Tobel, da sich im weiteren Verlauf neue Patterns, ob nun
mit dem Paketverwaltungstool Bower aktualisiert Head of Shop Molekül oder Template, schneller entwickeln und
wird, muss man Updates nur einmal einpflegen, die Management, integrieren ließen. Zudem falle einiges an Fleißar
Aktualisierung an allen weiteren Stellen erfolgt da About You beit weg. »Durch die enge Verzahnung kann das Team
nach automatisch – ein Vorteil, den sich auch andere ↗ www.aboutyou.de schnell Entscheidungen treffen, es gibt keine gro
Styleguides zunutze machen. Darüber hinaus erläu ßen Korrekturschleifen«, sagt sie. Außerdem spart
tert der Styleguide, wie die Komponenten verwen man sich mit der Etablierung von Standards neuer
det werden sollen. liche Diskussionen. »Unsere Frontend-Entwickler
Wenn Designer und Entwickler im selben System waren total happy, weil es so schnell ging«, berichtet
arbeiten, durchleben sie schon zu einem sehr frühen Wunsch, deren Team die Urban-Hub-Seite in rund
Zeitpunkt sehr präzise Abstimmungsprozesse. So sechs Wochen fertigstellte.
verändert ein Styleguide nicht zuletzt auch den Work
flow: Der gängige Transfer, in dem Designer Ent Müssen Agenturkunden
wicklern ihre Gestaltung erklären, weicht einer ver Atomic Design verstehen?
stärkten Kollaboration. »Dadurch«, erklärt Stefan Ob sich der erhöhte Startaufwand von Atomic Design
Tobel, »sprechen alle die gleiche Sprache und es gibt lohnt, hängt für Stefan Tobel vom Umfang, von der
weniger Missverständnisse.« Komplexität und vom Zeithorizont des Projekts ab:
»Atomic Design macht erst ab einer gewissen Pro
Tschüs, Fleißarbeit jektgröße Sinn.« Während Tobel allerdings Atomic
Auch Astrid Wunsch, Kreativdirektorin bei der Frank Design für ein internes Projekt eingesetzt hat, muss
furter Digitalagentur Triplesense Reply ( w ww.triple te Astrid Wunsch noch den Kunden miteinbezie
sensereply.de ), hat mit ihrem Team gerade zum ers hen. Hier gäben dessen Vertrauen und das Vorstel
ten Mal Atomic Design als Gestaltungsmethode ein lungsvermögen den Ausschlag: »Arbeitet man sich
gesetzt, und zwar für das Smart-Citys-Projekt Urban von den Atomen Schritt für Schritt bis zu den Tem
Hub ( www.urban-hub.com/de ), eine internationale plates und Pages vor, hat man erst relativ spät vor
Storytelling-Plattform, die Triplesense Reply gemein zeigbare ganze Seiten«, sagt sie. Schlecht für die Ab
sam mit ThyssenKrupp Elevator auf Basis von Word PAGE eDossier stimmung mit dem Kunden.
Press konzipierte. »Bisher haben wir die einzelnen »Modulare Um Atomic Design als Gestaltungsmethode ein
Module – im Frost’schen Sinne Organismen –, die Gestaltung«. zusetzen, brauche eine Agentur also auch den pas
für eine bestimmte Website konzipiert und gestaltet Weitere spannende senden Kunden. »Einen der einem so weit vertraut,
Geschichten über
wurden, in einer sogenannten Kitchen Sink, einem dass er fürs Erste mit ein paar Moodboards und Lo
ähnliche Designprin-
sehr langen Photoshop-Dokument, aneinanderge zipien wie Micro UX
rem ipsum zufrieden ist«, so Wunsch. In Projekten
reiht«, berichtet Wunsch. und Algorithmic mit vielen Beteiligten und hohem Abstimmungsbe
Atome hin, Moleküle her, »faktisch braucht man Design gibt‘s unter darf könnte es daher schwierig werden. »Uns kam
zu Beginn des Gestaltungsprozessses ein Bild der www.page-online.de/ entgegen, dass wir uns direkt mit dem Head of In
PDDP1051
Webseite«, sagt Astrid Wunsch. »Wir haben daher ternational Communications abstimmen konnten,
zunächst in Photoshop ein, zwei Seiten als Ganzes der alle Entscheidungen eigenständig treffen konn
entworfen, um dem Kunden und auch für uns zu te«, resümiert Wunsch.
zeigen, wo die Reise hingehen soll.« Danach setzten Die Herausforderung liegt auch darin, den Team
die Designer sich zügig mit den Frontend-Entwick mitgliedern die Methodik nahezubringen und Style
lern zusammen, um die Designs zu atomisieren und guide, Pattern Lab oder Pattern Library als verläss
Interview mit
einzelne Elemente für das selbst aufgesetzte HTML- Atomic-Design-Guru liche Referenz und als eine Sprache für Entwicklung
Pattern-Lab festzulegen. »Unsere Designer haben Brad Frost. und Gestaltung zu etablieren, auf deren Elemente
zum ersten Mal mehr im Frontend als in Photoshop Neues zum hier permanent zurückgegriffen wird. »Während der Ent
gearbeitet«, erinnert sich Wunsch. »Dieser Prozess vorgestellten wicklungsphase tauchten immer mal wieder Elemen
Designprinzip aus
bringt es mit sich, dass der Designer weniger gestal te auf, die nicht im Styleguide standen«, berichtet
erster Hand gibt’s
tet als sonst und stattdessen mehr im Team kommu unter www.page-
Stefan Tobel. »Es hat schon ein paar Monate gedau
niziert.« Komplementär brauche es für diesen Pro online.de/ ert, bis alle am Projekt Beteiligten in dem richtigen
zess Frontend Developer mit einem guten Gespür bradfrost_0615 Mindset waren.« as
086 PAGE 06.15 › WERKZEUG › Atomic Design
1
(zum Beispiel Farben, Schrif- Die verschiedenen Ausprägungen
Eine Wahrheit ten, Größen et cetera) definiert, und Zustände der Patterns werden
Konsistente Systeme brauchen eine feste Bezugsgrö die für alle Patterns gelten. eindeutig benannt. Alle Gestaltungs-
ße. Die »Wahrheit« einer Pattern Library manifestiert sich regeln des Patterns hat das Team
Abhängigkeiten im LESS-Code unter dem Pattern-
immer im Code. Die Dateiformate, die für den Gestaltungs
keine Namen gekapselt. Mithilfe des
prozess wesentlich sind, leiten sich aus der Implementierung
Parent Selectors & werden die Aus-
im Code ab. Beispiel prägungen dort klar strukturiert.
2
Die Regeln werden als Variablen
Viele Ansichten und Mixins für einen CSS-Prepro- .Button {
Es gibt viele Betrachter (Visual- und UX Designer, Ent cessor, hier LESS, definiert: text-transform: uppercase
wickler, Product Owner) mit unterschiedlichen Interessen. &--primary {
@mainBlue: #09F;
Ihnen muss eine Pattern Library gerecht werden. Essenziell background: @mainBlue;
ist eine Live-Preview auf vielen Devices während der Zusam }
3
primary">Create Project</a>
Gemeinsames Arbeiten
Designer und Entwickler systematisieren das Design
und erarbeiten ein geteiltes Designverständnis, indem sie
gemeinsam bestehende Entwürfe dekonstruieren. Dafür
braucht es technische Formate, zu denen Entwickler und
Designer gleichermaßen schnell Zugang finden.
4 Eindeutige Abhängigkeiten
Mittels Ordnerstuktur macht das System die Abhängig
keiten der einzelnen Elemente eindeutig nachvollziehbar.
Eine klare technische Modularisierung, die einfach zu pfle
gen und nachzuvollziehen ist, ermöglicht die Refaktorierung,
verhindert Unübersichtlichkeit und hilft, Gestaltungsregeln
an der richtigen Stelle zu implementieren.
5 Visualisierte Änderungen
Designer schätzen die Sicherheit eines statischen Bil
des, während Entwickler es gewohnt sind, auf abstrakter Code
Ordner muss sein
Precious’ Pattern Library organisiert Patterns in einer Ordnerstruktur.
In den Ordnern steckt neben Code auch die Beschreibung des
ebene zu arbeiten. Um dieses Bedürfnis des Designers zu be Verwendungszwecks des Buttons. Die Template-Engine handelbars.js,
dienen, lässt sich aus dem Code eine Momentaufnahme ge die dynamische Stylesheet-Sprache LESS oder die Auszeichnungs-
nerieren und als sogenannter Visual Lockstate in der Pattern sprachen Markdown und YAML verstehen auch Designer.
Library ablegen.
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Task Force
Micro UX
Im Web und in den einschlägigen App-Stores buhlen zahllose
funktionsgleiche Anwendungen um die Gunst der User.
Aber warum ist eine Applikation am Ende erfolgreicher als ihre
Mitbewerber? Oft lautet die Antwort: Microinteractions
Abbildung: Google
Große Kleinigkeiten Responsive Interaktion
Das Anlegen eines Ordners gehört zu den oft gesehenen Googles Schema für gelungenes Interaktionsverhalten: Die
Standards vieler Anwendungen und ist meist auch beiden oberen Bilder zeigen, wie sich das animierte Element
gleich gestaltet. Beim Webservice Instapaper wird der von der Mitte aus ausdehnt, obwohl sich der Trigger unten
»Add Folder«-Button automatisch zum Benennungs- links befindet. Unten dagegen wächst es vom Triggerpunkt
feld. Der Nutzer muss nur einmal interagieren. Das ist unten links diagonal nach oben – so wird der Bezug zum
ergonomisch und spart Zeit. Berührungspunkt deutlich.
↗ www.instapaper.com ↗ www.google.com/design/spec/animation/
responsive-interaction.html
ke, indem sie sie wiedererkennbar machen. »Apple sondern über eine kleine Animation an, hat der User
war schon immer ganz groß in der Gestaltung dieser größere Chancen, den Wandel wahrzunehmen. Er
kleinen Finessen«, konstatiert Müller-Prove. schließt sich dem Nutzer dagegen nicht, ob sein In
put angekommen ist, ist das ein gravierender Mi
Bei den Transitions gab Apple nuspunkt für die User Experience.
zunächst den Ton an
Vor allem der Gestaltung der Transitions misst »Mi Wer setzt das eigentlich um?
crointeractions«-Autor Dan Saffer große Bedeutung »Die entscheidende Frage bleibt: Wer kümmert sich
bei, also dem Übergang von einer Ansicht zur ande im Konzeptions- und Entwicklungsprozess um das
ren oder von einem Inhalt oder Button-Zustand zum Interaktionsverhalten und wie artikuliert man es
nächsten. »Apple war hier ganz klar Vorreiter und hat am besten?«, gibt der Hamburger Interaction Desi-
im Sinne einer plattformweiten Konsistenz entspre gner Daniel Guse ( www.danielguse.de ) zu bedenken.
chende Vorgaben in ihren Styleguide integriert«, er »Niemand wird sich die Mühe machen, Transitions
klärt der Berliner iOS-Entwickler Ivo Wessel ( w ww. in der Granularität eines Daumenkinos in Photo
we-make-apps.com ) Zum Beispiel empfiehlt das Un shop-Designs zu gestalten.« Von Haus aus sei das
ternehmen, für einen Übergang die Dauer von 0,5 Se Thema allerdings irgendwo zwischen Visual und
kunden nicht zu überschreiten und setzt als Default- Interaction Design aufgehängt.
Einstellung bei Bewegungen den Modus »nicht line Um diesem Anspruch gerecht zu werden, hat man
ar« (»Ease in and out«), damit sie organischer wirken. bei denkwerk schon vor einiger Zeit begonnen, das
»Joy of Use hin, Delightful Design her – auf die Abteilungsdenken aufzubrechen, und eine Sitzord
Gestaltung des Feedbacks kommt es an«, ist Müller- nung eingeführt, bei der die verschiedenen Gewer
Prove sich mit Saffer einig. Es sollte dem User deut ke gemischt Platz nehmen. »Im Sinne von Lean UX
lich zeigen, was sein Input bewirkt, und vor allem, versuchen wir außerdem die Dokumentation zu be
dass sein Input etwas bewirkt. Man denke etwa an schränken«, berichtet Informationsarchitekt Hen
die hüpfenden Programm-Icons in Apples OS-X- ning Schenk. »So müssen wir nicht ausufernde Story
Dock, die aktiv werden, sobald man sie angeklickt boards malen, um Animationen zu dokumentieren,
hat, um zu signalisieren: »Es mag zwar noch etwas sondern es reicht ein Schulterblick und der kurze
dauern bis zum Start des Programms, aber, lieber Dialog. Manchmal bastelt unser Designer auch ein
User, dein Befehl ist angekommen, es ist nicht nötig, fach ein animiertes GIF, um zu zeigen, wo die Reise
das Icon weitere 20-mal anzufeuern.« Gut gestaltetes hingehen soll.«
Feedback macht auch deutlich, wo auf dem Screen Dennoch: Um die einzelnen Bausteine in einer
der User-Input eine Aktion ausgelöst hat, wo gerade wiederverwertbaren Form abzulegen, hält man sie
eine Veränderung stattgefunden hat und wo er als bei denkwerk besonders in größeren Projekten in
Nächstes eine Eingabe tätigen soll. Zeigt das Inter digitaler Form vor. »Eigentlich wäre das ein Thema
face das Ergebnis der Veränderung nicht prompt, für einen Styleguide, der allerdings immer mehr als
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Abbildung: Google
Abbildung: Google
Living Styleguide oder Pattern Styleguide zu ver Dieses Prozedere schafft Konsistenz, sodass man
stehen ist, also als Form eines digitalen Reservoirs«, die gleiche Story stets mit gleichen Mitteln erzählt
merkt Schenk an. und sich ein Button beispielsweise stets gleich ver
hält und immer die gleiche Transition auslöst. Ein
Kampf dem Look-and-feel-Wildwuchs konsistentes Look-and-feel verbessert die Nutzer
Nach genau diesem Prinzip funktioniert auch eine freundlichkeit und trägt nachhaltig zum Erfolg eines
Pattern Library, wie man sie im Bereich E-Comm Produkts bei, kreativer Wildwuchs dagegen beein
merce bei Otto in Hamburg für die Neuentwicklung trächtigt Qualität und Benutzbarkeit. »Ein Produkt
der kompletten Plattform eingeführt hat. In einem ei von dieser Größe ist nicht mit Prozessen allein be
gens aufgesetzten Framework ist dort das Design herrschbar«, so Brüning. Trotz eines vernünftigen
schema jedes einzelnen Elements der Webseite visu Prozessmanagements und intensiver Kommunika
ell und als Code hinterlegt, ergänzt um eine kurze Be tion lässt sich über die Zeit der Wildwuchs kaum ver
schreibung. »Der Vorteil an unserer Pattern Librar y meiden. »Der beste Styleguide hilft eben nichts, wenn
ist, dass sie wie unsere Shop-Plattform eine Websei sich gerade bei umfassenden und stetig wachsenden
te ist. Es wird nur der Code abgelegt, und ich sehe im Projekten Entwickler immer wieder aufs Neue da
Browser seine visuelle Übersetzung. Ich muss nicht ranmachen, die Vorgaben mit immer wieder neuem
noch mal separat ein Bild des Patterns speichern.« Code umzusetzen«, fasst er das Dilemma zusammen.
Das Paradebeispiel eines Patterns ist der Button.
Meist kommt er in unterschiedlichen Bereichen be Photoshop-Styleguides passen
ziehungsweise Aktionen einer Website oder App nicht zu agilen Prozessen
vor (Kontaktformular/»Absenden«, Suche/»Suchen«, »Natürlich kostet es Zeit, die Details gut hinzubekom
Log-in/»Anmelden«). Ganz im Sinne der Microinter men«, räumt Brüning noch ein. »Das ist aufwendiges
Abbildung: Google
actions zählen bei Otto zu den Patterns auch: Über Handwerk, man muss sich konzentrieren, viel aus
gänge und Animationen (wie die Bewegung eines probieren und testen.« Gerade wenn man mit dem
Elements von links nach rechts), Flows (das Fehler- Prinzip Minimum Viable Product im Hinterkopf ar
und Erfolgsverhalten von Nutzerdialogen), Wordings beite, blieben die Details oft auf der Strecke. Eine
(ein Merkzettel sollte im gesamten Produkt und auf Pattern Library hilft, den einmaligen Zeitaufwand Begeisternde Details
allen Plattformen immer »Merkzettel« heißen und für die liebevolle Gestaltung der Details zu rechtfer Viele Apps haben Elemente,
nicht etwa »Merkliste«); ebenso ließe sich das Visual tigen, weil man diese Elemente immer wieder ver die User schon tausendmal
Design eines Angebots mithilfe von Style Tiles als wenden kann. So lassen sich Prototypen schneller gesehen haben. Ihre Funk-
tionsweise kennen alle –
Pattern definieren. »Die Bibliothek synchronisiert erstellen und testen. »Und man muss die Gestaltung
warum also nicht mal mit
sich bei Veränderungen auch mit den Anwendungen, nicht immer wieder neu diskutieren, da man sich
einer ungewöhnlichen
sodass kein händisches Nachbessern nötig ist«, be bereits auf bestimmte Designschemata geeinigt hat«, Transition überraschen?
geistert sich Wolf Brüning, Senior Interaction Desi ergänzt Karolin Wisch, Teamleiterin User Experience ↗ http://is.gd/delight
gner bei Otto ( w ww.produktbezogen.de ). Design bei Otto, optimistisch. fuldetails
050 PAGE 01.15 › THEMEN › Microinteractions
Abbildung: Google
mann Klöckner feststellt: »Er zeigt, dass der Skeuo
morphismus mit Aufkommen des Flat Designs nicht
gänzlich verschwunden ist, sondern sich quasi durch
die Hintertür wieder hereingeschlichen hat – jedoch
nicht in die Texturen. Jetzt sind die Bewegung und
das Verhalten der Elemente stark aus der physischen
Visuelle Kontinuität Welt entlehnt. Das hat sich mit Apples iOS 7 bereits
Eine gut designte Transition deutlich angekündigt, zeigt sich aber noch stärker
sollte klar, ruhig und gleich- in Googles Material Design.«
mäßig gestaltet sein und dem
Dennoch, sowohl bei iOS 7 als auch bei Googles
User vermitteln, auf welchen
Material Design zeige sich teilweise eine unnötige
Teil des Bildschirms er seinen
Fokus richten soll. Sie hat
Opulenz, die schon in Richtung Dekor tendiere, be
herein- und hinausfahrende mängelt Klöckner. »Bereits der Parallax-Effekt im
sowie bleibende Elemente, Hintergrund von iOS 7 ist schlicht parfümiertes Bei
die beim Übergang aber Form werk, weil er in dieser Form keine Funktionalität hat
und Größe ändern. In diesem und nicht zur Plausibilität des Systems beiträgt, ja
Beispiel derApp Google Music eher noch ablenkt«, lautet sein strenges Urteil. Da
geht die Alben-Übersicht
mit keine Missverständnisse aufkommen: Das Prin
in eine bildschirmfüllende
Playlist des ausge-
zip, Verhalten und Bewegungen aus der physikali
wählten Albums über. schen Welt ins Interaction Design zu übernehmen,
↗ http://is.gd/meaningful funktioniert an sich gut. »Um natürlich wirkende
transitions Bewegungsabläufe in eine Anwendung zu imple
mentieren, zeichne ich öfter Bewegungen mit einer
»Wir arbeiten von Beginn eines Projekts an in Kinect auf und transferiere den entsprechenden
crossfunktionalen Teams«, erklärt Wolf Brüning. Code dann von ihr in meine Anwendung«, verrät
Entsprechend interdisziplinär müssten auch die Hermann Klöckner seine Vorgehensweise.
Tools ausgelegt sein, mit denen er und sein Team ar
beiten. »Photoshop-Styleguides sind sehr rigide Re Mikroeffekte sind kein Selbstzweck
gelwerke, die meist am Anfang eines Projekts erstellt Bleibt zu sagen, dass der Gestalter, ebenso wie in so
werden und daher besser zum wasserfallartigen Ent vielen anderen Designbelangen, in Sachen Micro
wicklungsprozess passen als zu unserem agilen«, so UX stets gefordert ist, das Prinzip »Form follows
Brüning. »Vor allem benötigen wir Tools, die eine function« zu wahren. Das gilt auch für gute Mikro
sehr enge Zusammenarbeit zwischen Designern und interaktionen. Der Schlüssel zu gutem Design liegt
Entwicklern ermöglichen. Aktuell gibt es viele Tools, im Verständnis des Nutzers und in dem Bemühen,
die an dieser Schnittstelle ansetzen und dem ehe das bestmögliche Ergebnis und Erlebnis für ihn zu
maligen Platzhirsch Photoshop auf die Pelle rücken, schaffen und auf das Medium abzustimmen. Gute
beispielsweise Sketch ( http://bohemiancoding.com/ Mikrointeraktionen sind heute genauso wichtig und
sketch ) oder Macaw ( http://macaw.co ). Oft nutzen tragen zu gutem Design bei wie die klassischen De
wir auch Axure als Prototyping-Tool.« signelemente sowie gute Typo und gutes Wording
et cetera. Daher sollten sie weder in Styleguides noch
Google weiß mal wieder, wo’s langgeht in Pattern Libraries fehlen. Richtig gestaltet, wir
Beinahe schon prototypisch hat Google gerade, be ken sie charmant, lassen Funktionen »smart« aus
gleitend zur Version 5 ihres Betriebssystems An sehen und signalisieren jedem User unmittelbar,
droid, einen Styleguide namens »Material Design« dass hier Liebe im Produkt steckt. Was letzten En
( http://is.gd/googlematerialdesign ) veröffentlicht, des Vertrauen schafft. Und Vertrauen ist der wich
der besonders auf die gestalterischen Details eingeht. tigste Bestandteil für eine langfristige Kundenbin
Ganz im Sinne des »Practice what you preach« geht dung beziehungsweise Image-Bildung. Erst recht in
der selbst in tadellosem Flat Design gehaltene An den Zeiten von tausendundeiner App für ein und den
forderungskatalog vor allem auf das Verhalten und selben Use Case. Stefan Bodeit/as
die Bewegung der Animationen ein. »In dieser Qua
lität und Detailliertheit hat es das zuvor nicht gege
Stefan Bodeit ist selbstständiger User
ben«, resümiert Janusz Leidgens, Android-Entwick
Experience und Interaction Designer aus
ler und Teamleiter beim Regensburger App-Entwick Hamburg. Er verliebt sich gerne in Details.
lungsbüro Kupferwerk ( http://journeyman.janusz. Und er verliert sich gerne in Details.
de ). »Google liefert hier ein Beispiel eines modernen ↗ www.bodeit.de
Styleguides, der vor allem auch demonstriert, wie
man die interaktiven Elemente in die Roadmap eines
Micro-UX-Blogs und -Beispielsammlungen.
Projekts und ins Produkt bekommt«, ergänzt Guse. Weitere Anregungen zu diesem Thema
Aber in dem neuesten Android-Fahrplan steckt finden Sie auf www.page-online.de/
noch mehr, wie Interaction-Design-Professor Her microinteractions0114
024
PAGE 02.15
TITEL
Modulare
Systeme
● Am Anfang war Pinterest. Das soziale Auf Smartphones ell zusammengestellten kleinen Modulen.
Netzwerk zum Bildersammeln hat als einer Im Zusammenspiel mit mobilen Geräten
der Ersten die Karte als Design-Pattern po fungieren immer werden Inhalte personalisiert und ortsbe
pulär gemacht. Seither setzen immer mehr
mobile Anwendungen auf dieses Format.
häufiger interaktive zogen kontextualisiert. So wie es Google
Now bereits mit den Google-eigenen Ser
Ein Blick auf die digitalen Global Player Module im Karten- vices vorführt: Die Anwendung bündelt In
zeigt: Facebook, Twitter, Google – sie alle formationen wie Wettervorhersage, Einzel
nutzen die Karte als Gestaltungseinheit. Sie Design als Mini-Apps. händler in der näheren Umgebung oder
besteht meist aus Headline, kurzem Text, Welche Konsequenzen die Routenplanung für den Weg vom Ar
Bild, Audio- oder Video-File und lässt sich beitsplatz nach Hause kompakt als Karten
ausklappen oder drehen. Der entscheiden hat das fürs stream, der – und auch das macht nach
de Vorteil: Die digitale Karte bündelt Infor
mationen in kleinen Portionen. Auch Web
Interaction Design? Adams die neue Qualität aus – als Push-
Nachrichten auf dem Smartphone landet.
seiteninhalte lassen sich so komprimiert Eine wesentliche Neuerung lasse sich,
und interaktiv darstellen und neu zusam so Adams, exemplarisch an den Benachrich
menstellen. BlinkFeed, eine Startscreen- tigungsmeldungen von iOS und Android
App für das HTC One, etwa aggregiert In nachzeichnen. Als flüchtige Hinweise setz
halte nach den Vorgaben des Users und fügt ten sie den User früher zum Beispiel vom
sie in einem Grid-Layout zusammen: News Eingang einer E-Mail in Kenntnis und lots
aus dem favorisierten Sportportal neben ten ihn zur entsprechenden Anwendung.
Posts aus dem persönlichen Twitter-Stream. Mittlerweile kann der User im Benachrich
Aggregatoren an sich sind kein neues tigungsfenster selbst Aktionen ausführen
Phänomen, schon die klassischen Feedrea und Inhalte über Facebook, Twitter oder
der haben Content gesammelt. Das Karten- Pinterest teilen, ohne dass der User eine se
Format aber hat eine neue Qualität, meint parate Anwendung öffnen muss. Das über
Paul Adams, ehemals Global Head of Brand nimmt die Interactive Notification des Sys
Design bei Facebook und Senior User Expe tems, die Inhalte und Interaktionsoptio
rience Researcher bei Google, heute Head nen der Original-App integriert, wobei für
of Product Design des Start-ups Intercom. den User kein Wechsel erkennbar ist.
In seinem Blog beschwört er einen Paradig Nach diesem Prinzip können Meta-Apps
menwechsel in App- und Webdesign ( http:// die Inhalte von dritter Seite bündeln und
blog.intercom.io/author/pauladams ). Ist es dem Nutzer personalisiert zur Verfügung
wirklich schon so weit? Interagiert man mit den Karten auf stellen. »Statt Interaktionen in verschiede
Für Paul Adams sind die Karten ein In der Website des News-Services nen Apps durchzuführen, werden diese
dikator für die Neuorientierung weg von der Bloomberg, öffnen sich weitere Inhalte zunehmend App-unabhängig auf System
Website als (Sinn-)Einheit, hin zu individu und starten zum Beispiel Videos basis für den Nutzer zusammengefasst«,
BBC
GOOGLE MAPS
Navigationsflächen statt
Navigationselemente FACEBOOK FACEBOOK FACEBOOK
Modular entwickeln
Das Konzept der App als originäre Anwen
dung und eigenständiger Inhalt wird – so
Paul Adams Szenario – abgelöst vom Kon
zept der App als ein Contentlieferant, der
seine Inhalte über eine API anderen Diens
ten zur Verfügung stellt. In kleine Einhei
ten zerlegt, werden sie auf die mobilen De
vices verteilt. Developer und Designer wer
den mobile Apps und Webseiten in Zukunft
also weniger als autarke Einheiten konzi
pieren, sondern als aus unterschied
lichsten Modulen bestehende Systeme, die
sich in kleinen Einheiten in die Anwen
dungen Dritter ausspielen lassen. Fließender Übergang: Mit den Interactive Notifications erlauben sowohl iOS
Auch wenn es momentan noch schwer als auch Android (rechts) dem User die Interaktion direkt aus dem
vorstellbar ist, dass eine Degradierung von Benachrichtigungsfenster heraus. Dieses Prinzip gilt nicht nur für systemeigene
Websites und Apps im großen Stil eintre Anwendungen wie SMS, sondern auch für Drittanbieter wie Twitter
026 PAGE 04.15 › THEMEN › Algorithmic Layouts
Layouts aus
dem Rechen-
schieber
Die steigende Zahl an Bildschirmgrößen macht es immer aufwendiger,
responsive Layouts zu generieren. Können smarte Algorithmen helfen?
● »Die Zeiten, in denen man mit einem einzigen Für die Layouts des News- vielen verschiedenen Geräten und Displaygrößen
responsiven Layout für drei Größen einen Großteil und Social-Media- elegant, bildschirmfüllend und ohne Überlappun
der Bildschirme am Markt abdecken konnte, sind Aggregators Flipboard gen einpassen. Wie machen die das?
musste sich nicht
vorbei«, konstatiert Daniel Rothaug, Professor für
Interfacegestaltung an der Hochschule Augsburg.
der Designer krumm Designprozess im Umbruch
machen. Die inhouse
Rothaug ist Inhaber der Würzburger Digitalagentur entwickelte Layout- Schon länger halten Tools Einzug ins Repertoire der
Zum Kuckuck ( w ww.zumkuckuck.com ) und immer Engine Duplo erstellte Gestaltungswerkzeuge, die fleißig rechnen und kal
wieder befasst mit der starken Fragmentierung der alle Inhalte automatisch kulieren. So arbeitet das aktuell beliebte Designtool
aktuellen Gerätelandschaft. Das Dilemma: Das Prin und passte sie an die Sketch ( http://bohemiancoding.com/sketch ) mit ei
zip responsiven Designs lässt sich nicht für beliebig jeweilige Seitenbreite an nem eigenen Grid-Generator, und Apple hat in den
viele Screenformate adaptieren. »Bei drei Bildschirm Interface Builder der Entwicklungsumgebung Xcode
größen kann man noch kontrollieren, was auf einer die Funktion »Auto Layout« zur Berechnung von
Fläche passiert, aber bei zehn oder zwanzig geht das Layouts integriert ( http://is.gd/autolayout ). Tatsäch
nicht mehr«, meint Daniel Rothaug. lich scheinen Algorithmen eine Lösung zu sein, will
Das Bewusstsein für dieses Problem ist jedoch man Webseiten und Apps für die wachsende Zahl
noch längst nicht bei allen Beteiligten angekommen. an Screengrößen fit machen. Einen Algorithmus
»Häufig läuft es so: Der Gestalter hat irgendwo ein einzusetzen bedeutet aber einen gravierenden Ein
cooles Grid gesehen und malt es in Photoshop auf. griff in den Designprozess. Auf Gestalter und Ent
Und dann schüttelt der Entwickler den Kopf«, be wickler kommen damit neue Herausforderungen zu.
richtet Daniel Rothaug. »Da gibt es eine große Lü Der Algorithmus kann im Layoutprozess zwei
cke zwischen dem, was machbar ist, und dem, was Aufgaben erfüllen, er kann sowohl das Gestaltungs
sich der Gestalter so vorstellt.« Dennoch sieht man raster generieren als auch den Content auf diesem
Anwendungen, bei denen sich die Inhalte auch bei verteilen – angepasst an die jeweilige Bildschirm
PAGE 04.15 › THEMEN › Algorithmic Layouts
Drei Kriterien für den Pageflow Der Algorithmus checkt die Optionen
Damit die Flipboard-Magazinseiten abwechslungs- Wie ein Schachspieler, der vor der Ausführung seine möglichen Züge prüft, checkt
reich gestaltet sind, variiert der Zufallsgenerator der Algorithmus alle Layoutmöglichkeiten für die jeweilige Screengröße, hier
Perlin Noise im Magazinverlauf drei Kriterien (siehe schematisch als Baumdiagramm abgebildet. Handelt es sich zum Beispiel um
unten): die Präferenz entweder für Bild- und Video- einen seitenfüllenden Inhalt, kommen ein Foto, Video oder Artikel als möglicher
inhalte oder für Artikel (1), die Menge der Elemente Content in Betracht. Ist Letzteres der Fall, sind ein Portrait- oder ein Landscape-
pro Seite (2) sowie die Präferenz für Fotoalben (3). Format die Optionen sowie abschließend eine kurze oder lange Überschrift.
Seiten
Präferenz Fotoalbum
größe. Bereits die erste Aufgabe ist jedoch eine nächst haben die Flipboard-Designer verschiedene
harte Nuss: Der kalifornische Mathematiker Patrick Layoutbausteine erstellt – hier hat der Algorithmus
Kessler ( http://is.gd/patrickkessler ) hat gemeinsam also nicht freie Hand. Duplo beginnt mit einer Hoch
mit dem Designer Hugh Dubberly berechnet, dass rechnung an Layoutmöglichkeiten auf Basis dieser
es allein für ein Raster aus 4 mal 3 Quadraten 892 vordefinierten Elemente und vergleicht schließlich,
verschiedene Möglichkeiten gibt, diese Fläche auf abhängig vom Inhalt, 2000 bis 6000 Designs.
zuteilen. Zusammen mit dem Designer Thomas Daraufhin checkt der Algorithmus alle Möglich
Gaskin hat er aus dieser nüchternen Information ein keiten für das jeweilige Bildschirmformat (siehe Gra
beeindruckendes Poster gemacht ( w ww.dubberly. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx fik oben rechts) und versucht nicht nur, Screengrö
com/concept-maps/3x4grid.html ). ßen, Layouts und Inhalte aufeinander abzustimmen,
Der Ansatz, hierarchische Strukturen als ver »Hinter sondern auch einen abwechslungsreichen Pageflow
schachtelte Rechtecke darzustellen, die ein Algo jedem zu erzeugen, eine Heftdramaturgie also, wie sie auch
rithmus generiert und sortiert, ist im Grunde nicht ein Blattmacher entwerfen würde. Dafür haben die
neu. Entworfen hat diese als Treemap bekannte Vi Styleguide Flipboard-Entwickler den Fraktal-Algorithmus Per
sualisierungsform Ben Shneiderman, Professor für steht lin Noise ( www.noisemachine.com/talk1 ) integriert,
Computerwissenschaft an der Universität von Mary ein Regel- der nach drei Kriterien gewichtet (siehe Grafik oben
land ( w ww.cs.umd.edu/users/ben ). Schon Anfang
der 1990er Jahre nutzte er sie, um einfach und nach
werk und links). Weitere Kriterien beim Abgleich von Layout
und Inhalt sind die Textmengen in einem Textfeld,
vollziehbar darzustellen, welche Verzeichnisse sei damit ein die Kohärenz des Inhalts und die Bildgröße.
nes Servers am meisten Platz benötigen. Algorithmus«
Kontext statt Template
Beispiel Flipboard: Design mittels Marc-André
Weibezahn, Dozent Abschließend verfeinert die Engine das Layout, in
Algorithmen dem sie etwa die einzelnen Elemente an einem
im Bereich Digitale
Fast prototypisch haben die Flipboard-Macher die Medien der HAWK Grundlinienraster ausrichtet. So versucht sie gän
Integration eines Algorithmus in den Designprozess Hildesheim gigen Designprinzipien gerecht zu werden. »Duplo
umgesetzt. Die App des amerikanischen Unterneh ↗ http://weibezahn. ist ein beeindruckendes Beispiel, wie dynamische
mens Flipboard Inc. sammelt Content auf News- com Plattformen heutzutage generiert werden können.
und Social-Media-Kanälen und präsentiert deren Hier bestimmt nicht irgendein Template die Form,
Inhalte in Form eines Magazins, durch das der User sondern der inhaltliche Kontext«, so Rothaug.
auf den mobilen Geräten blättert und im Web scrollt. Auch die Nachrichten-Plattform Vox ( w ww.vox.
Die aggregierten Inhalte passen sich dabei so gefäl com ) setzt zur Gestaltung ihrer Website Algorith
lig in die Seitenstruktur ein, als wären sie eigens da men ein. Im Gegensatz zu Flipboard sammelt Vox
für konzipiert. Flipboards Herz ist die inhouse ent die Inhalte nicht im Netz, sondern verwendet eige
wickelte Layout-Engine Duplo. Sie basiert auf Java nen redaktionellen Content. Um das passende Lay
Script und arbeitet schrittweise vier Aufgaben ab: out für diese Inhalte zu finden, arbeitet der Vox-
Layouts erstellen, auf den jeweiligen Content an Algorithmus mit einem Bewertungssystem für die
wenden, optimieren und darstellen. Layouts. Die einzelnen Inhalte sollen zunächst für
Um Content in Seitenlayouts einzupassen, ver Desktop-Rechner auf ein vierspaltiges Raster ver
wendet Flipboard ein modulares Blocksystem: Zu teilt werden. Für jeden Inhaltstyp gibt es Vorgaben:
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2 x Landscape Variation A
1024 x 768 px Screengröße Bildergalerie
3 x Portrait, 1 x Landscape Variation B
Variation A
5 Bilder, Square
Variation B Foto, Landscape
Ein längeres Feature darf sich über die kompletten ma eine möglichst logische Anordnung zu finden«,
vier Spalten erstrecken, um mit einem imposanten erklärt Daniel Rothaug. »Dabei handelt es sich im
Aufmacher auf sich aufmerksam zu machen, wäh Grunde um ein rekursives Vorgehen, es müssen meh
rend kürzere Artikel maximal zwei Spalten belegen rere Verteilungsprinzipien vermischt werden, um
dürfen. Unter der Vorgabe, dass alle Spalten befüllt sämtliche Flächen zu füllen. Treemaps sind hier die
werden müssen, ermittelt der Vox-Generator die Königsdisziplin, weil sie die zur Verfügung stehen
möglichen Layouts für die vorhandenen Inhalte. de Fläche vollständig füllen.« Eine Art »Tetris« unter
Über das besagte Punktesystem für den Auswahl verschärften Bedingungen also.
prozess erhalten zum Beispiel Layouts Pluspunkte, xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
in denen Features und Videos verwendet werden. Klein anfangen
Minuspunkte gibt es für aufeinanderfolgende Ab »Im Grunde Für einen ersten Gehversuch muss es wahrschein
schnitte mit identischem Layout. Asymmetrische arbeitet jeder lich nicht gleich ein komplett selbst aufgesetzter
Layouts dagegen erhalten ebenso Bonuspunkte wie Algorithmus sein. Im Netz finden sich verschiedene
abwechslungsreiche Folgen, bei denen einem viel Gestalter, der Libraries, die man in die eigene Anwendung inte
fältig bestückten Abschnitt einer mit wenigen Ein prozesshaft grieren kann, um seine Layouts berechnen zu las
trägen folgt. Der Generator sortiert die ermittelten vorgeht, nach sen. Etwa die auf JavaScript basierende Layoutbib
Layouts schließlich nach Punktzahl und wählt das
mit dem höchsten Wert.
dem gleichen liothek Packery, die sich auch individuell anpassen
lässt (siehe Kasten auf Seite 50).
Prinzip Aber gleichgültig, ob man sich die Mühe macht,
Einfaches Raster, komplizierte wie ein selbst einen Algorithmus zu entwerfen, oder eine
Verteilung
Algorithmus« Out-of-the-Box-Lösung wie Packery einsetzt: Ver
Da HTML-Daten immer linear strukturiert sind, wendet man Algorithmen, gibt man immer auch ei
sind Grids von Haus aus als Liste von Einträgen in Daniel Rothaug, nen Teil seiner gestalterischen Hoheit ab, denn das
einer festgelegten Reihenfolge angelegt. Unforma Professor für Inter- finale Layout generiert der Algorithmus, der Gestal
facegestaltung an der
tiert stehen sie schlicht untereinander. Dieses Ver ter bestimmt lediglich die Parameter. Gemeinsam
Hochschule Augsburg
halten kann man auf CSS-Ebene modifizieren und keiten mit der generativen Gestaltung liegen auf der
↗ www.daniel
die Elemente nebeneinander stehen lassen. Möchte rothaug.com Hand: »Auch Processing eignet sich sehr gut, um
man nun die Reihenfolge aufbrechen, hackt man Grids zu generieren und visuell mit ihnen zu experi
sozusagen die Datenstruktur. mentieren«, verrät Rothaug vor dem Hintergrund
Die Herausforderung für Programmierer und langjähriger Agenturerfahrung.
Gestalter besteht darin, eine Logik für diese Rei
henfolge der einzelnen Inhalte zu finden, einen Kri Kann The Grid, was es verspricht?
terienkatalog, der auf die Inhalte angewendet wird Fast schon wie eine Parodie auf das Prinzip der algo
(neueste oder meistgeklickte Inhalte zuerst oder rithmisch generierten Layouts liest sich die Ankün
Ähnliches). In der Regel werden, wie auch bei Flip digung des in Kürze startenden Publishing-Tools
board, mehrere Kriterien angewendet, die hierar The Grid ( https://thegrid.io ), das ein System ver
chisch angelegt sind. spricht, das unter Einsatz künstlicher Intelligenz
»Diese Algorithmen sind kompliziert. Sie versu ganze Webseiten selbst entwirft (siehe PAGE 03.15,
chen für ein vermeintlich einfaches visuelles Sche Seite 27). Die Blogging-Plattform mit integriertem
PAGE 04.15 › THEMEN › Algorithmic Layouts
Tarek Müller
(links) und
Sebastian Betz,
die kreativen
Köpfe hinter
About You und
Mitglieder
der Collins-
Geschäfts
führung
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Die Dresscoder
Würden Sie zwei Mittzwanzigern ein dreistelliges Millionenbudget in die
Hand drücken, um im hart umkämpften Online-Modemarkt ein
E-Commerce-Start-up hochzuziehen? Die Otto Group wagt mit Projekt
Collins nicht nur ein großes Investment, sondern auch den Schritt
auf den App-Markt – alles unter dem Stichwort »Open Commerce«
Die von Collins für den Otto-Konzern gelaunchte Fashion-Plattform About You ist Shop und App Store zugleich. Die dort
vertriebenen Apps können auf das gesamte Modesortiment und den Fulfillment-Prozess von About You zugreifen (oben).
Ihre Entwicklung steuert Collins über die eigens gelaunchte Plattform https://developer.aboutyou.de (unten)
088 PAGE 09.14 › PROJEKTE › Collins
en und Ansätze sehr flexibel und schnell für die Edited: Mix aus
Gruppe zu testen und zu operationalisieren«, erklärt Kuration, Redaktion
Benjamin Otto die Rolle des Tochterunternehmens. und Social Media
Eine Onlineredaktion
Neue Zielgruppen, neue Zugänge kuratiert das persönliche
Wie alle Textilversender steht der Hamburger Kon Shoppingangebot für
zern vor der Herausforderung, Neukunden zu akqui junge und jüngste
Fashion-Zielgruppen.
rieren, und die fehlen ihm vor allem in der jungen, di
Hier wird auch die
gital affinen Zielgruppe, die – salopp gesagt – nicht zusammen mit About You
auf den Kataloglook steht. Im Juni 2013 kaufte die gelaunchte Website
Otto Group zunächst die Digitalagenturen von Sebas Edited betreut. Die neue
tian Betz (Creative-Task GmbH) und Tarek Müller Modemarke soll die
(NetImpact Framework GmbH). Die Firmen fusio jungen Frauen mit
nierten, und das Start-up Collins war geboren, mit ausgewählter Marken-
kleidung, exklusiven
Betz und Müller als Mitgliedern der Geschäftsleitung.
Newcomer-Labels und
Derzeit arbeitet ein 140 Mitarbeiter starkes Team da
inspirierenden Social-
ran, ein Einkaufserlebnis für junge Frauen und Män Media-Inhalten versorgen
ner zu erschaffen, das ein Markenmodell besitzt und
so Bindungswirkung ausstrahlt, die über übliche Va
riablen wie Preis oder Bequemlichkeit hinausreicht.
Insbesondere Edited, das nicht nur Shop, sondern
auch eigene Fashionmarke und Content-Plattform
mit fünfköpfiger Moderedaktion ist, soll junge Frau
en mit ausgewählter Markenkleidung, exklusiven
Newcomer-Labels und inspirierenden Social-Media-
Inhalten als Kundinnen gewinnen. Und die beißen
an: Schaffte es Refashion damals in drei Wochen ge
rade auf 268 Likes, zählte die Edited-Seite bei Face
book nach drei Wochen über 10 000 Fans – Chapeau!
Magnet für Medienpartnerschaften te der App 70 000 Besucher. »Das ist eine Vermark
im Lifestyle-Bereich tungsweise, mit der sich die jungen Nutzer sehr
»Wir wollen mit der mobilen Version von About You stark identifizieren«, so Müller.
der erste Touchpoint für Mode werden«, sagt Tarek
Müller. »Der Nutzer soll gleich morgens in der Bahn Fokus auf Socia-Media-Marketing
die News seines App-Streams konsumieren.« Dazu About You setzt den Schwerpunkt eben etwas mehr
müsse man die mobile Seite bis zum Start der TV- als andere auf Social Media. Zu den Marketingmaß
Kampagne im Herbst noch optimieren und den nahmen gehören zwar auch SEO, Google AdWords,
Shop-Algorithmus etwas anpassen. Doch sei dies Banner, Targeting, Affiliates und Preissuchmaschi
machbar. Alles in allem sei der Kurs richtig – in spä nen – eben das, was alle machten –, und das sei auch
testens fünf Jahren soll About You profitabel sein. xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx wichtig, meint Tarek Müller. Doch allein auf klassi
Sicher will man die Zahl der Apps weiter steigern – sche Online-Marketing-Kanäle zu setzen und sich
alles darf probiert werden. Und wer weiß, vielleicht »Wir haben dem harten Wettbewerb um Aufmerksamkeit aus
taucht aus dem Modedschungel eines Tages ein App- Collins zuliefern, sei auf Dauer unrentabel.
Hitwunder à la »Angry Birds« auf . . . Ein App-Over nach dem Die Strategie mit redaktionellem Content und
load für den User ist nicht zu befürchten, weil dessen Apps schafft, so Tarek Müller, neue Anziehungskräf
persönlicher Stream nur passende Apps vorschlägt.
Management- te, um die User zurück auf die Shopseite zu bringen.
Zudem arbeitet man an einem Bewertungssystem Experten Diese ließen sich günstiger und nachhaltiger gewin
und sucht nach weiteren Solution-Partner-Agentu Jim Collins nen, indem man Mehrwert für sie schafft – ohne da
ren, die man mit dem System vertraut machen will, benannt, der bei auf die großen Gatekeeper angewiesen zu sein.
damit sie Kreativen ohne Programmierkenntnisse »Wir haben uns überlegt«, erklärt Müller, »wie wir
Hilfe bei der Umsetzung ihrer Apps anbieten können.
untersuchte, Kunden besser abholen können, ohne mit anderen
Auch Medienpartnerschaften mit TV-Sendern und wie große Anbietern konkurrieren zu müssen.«
Verlagen, die ihre eigenen Shopping-Apps kreieren, Unternehmen Und es stimmt, About You lädt gerade auch wegen
sind vielversprechend. Kooperationen mit Prominen innovativ der Apps zum intensiven Entdecken und ausgiebigen
ten wie der »GZSZ«-Schauspielerin Anne Menden in Stöbern ein. Einige machen einfach nur Spaß, ande
der About-You-App You&Idol haben bewiesen, wel bleiben« re bieten echten Mehrwert. Der Open-Commerce-
ches Potenzial das neuartige System birgt. Menden Benjamin Otto, Ansatz wird wohl nicht nur in modischer Hinsicht
hat 300 000 Fans auf Facebook – ein Foto-Post von CEO, Collins funktionieren, sondern bald Nachahmer auch in an
ihr in einem Outfit, das sie für You&Idol trägt, brach deren Handelsbereichen finden. Lena Simonis
090 PAGE 09.14 › PROJEKTE › Collins
Concept Stores
mit Entwickler-
Die About-You-
Website setzten die
Collins-Entwickler
Background
komplett in der
Wireframing-Soft-
Was steckt hinter dem
ware Axure RP 7
um. Sie passt perfekt
Open-Commerce-Konzept
zum modularen von About You?
Ansatz des Atomic
Webdesigns, durch
den sich die Seiten ● Unter http://developer.aboutyou.de können De
besonders zügig veloper nach erfolgter Registrierung über eine offe
realisieren ließen ne Programmierschnittstelle auf die Produktdaten
Schneller umsetzen bank von About You zugreifen und daraus Apps ent
wickeln, die nach dem Freigabeprozess in den Shop
mit Atomic Webdesign integriert werden, sich aber auch in externe Systeme
● Im Zentrum der User Experience der About- einbinden lassen (siehe Seite 92).
You-Site steht die Social-Media-affine Ziel Überhaupt ging es von Anfang an darum, etwas
gruppe, die Imed Jami, Leiter Frontend, Kon- ganz anderes zu machen. Auch Zalando oder Spread
zeption und UX Design, bis ins Detail studierte. shirt öffnen zwar punktuell ihre APIs für Entwickler,
So ermittelte er anhand von Bevölkerungsda wenn sie Hackathons in eigener Sache veranstalten.
ten des Statistischen Bundesamts Haushalts Das Start-up Collins verfährt darin aber deutlich ra
größen, Internetverbindungen, Browser-Vor- dikaler: »Wir versuchen, Dritten die Möglichkeit zu
lieben oder vorhandene Unterhaltungselek geben, eigene Shopping-Lösungen nahtlos in unse
tronik – auch um zu wissen, wie groß die Apps re Plattform einzubinden«, erklärt Tarek Müller. »Da
sein durften, damit sie sich für den User schnell hinter steht ein offenes Ökosystem, in dem wir eige
anfühlen. Mit dem App-Ansatz und der News- ne Visionen schnell verwirklichen und an das externe
stream-Idee gab es schon ein grobes Konzept. Entwickler sowie Kreative und Händler eigenstän
Für erste Frontend-Entwürfe überlegte man dig andocken können.«
sich in kleiner Runde diverse Website-Univer Statt lange über Funktionalitäten zu diskutieren,
sen (»Frauen«, »Männer«, »Marken«, »Apps«, setzte man also bereits eine Schaltstelle weiter oben
»You«). Diese Entwürfe präsentierte das Team an: »Das war auch der Moment, in dem Tarek und
und probierte in A/B-Tests Navigationen aus. ich uns in das Konzept verliebt haben«, bekennt
Dabei setzte es viele Usability-Methoden ein. Sebastian Betz. »Wir hatten früher schon Tausende
Ungewöhnlicher ist der Atomic-Webde- Ideen für coole Shopping-Apps, aber es gab immer
sign-Ansatz, den das Team verfolgte, als die diese Hemmschwelle, dass wir kein Kapital dafür
Informationsarchitektur stand: »Damit konn hatten, das ganze Drumherum aufzubauen.« Mit
ten wir ganze Seiten auf Basis von Wireframes dem neuen Collins-Konzept ist für sie jedoch nun
in Axure umsetzen«, erklärt Jami. Das von Brad xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx genau dies möglich.
Frost 2013 ins Spiel gebrachte Gestaltungs
konzept denkt Webprojekte als Summe kleins
»Wir haben Frontend auf Python- und
ter Designbausteine (Formulare, Button, Text hier sehr viele PHP-Basis
felder et cetera), die man zu größeren Inter Ideen, und Nicht einfach, dem Otto-Vorstand ein Vorhaben zu
face-Elementen kombiniert, um daraus ganze,
es macht erklären, dessen Ansatz man nicht live demonstrie
wiederverwendbare Designs zu erzeugen ren kann und von dem sich schon gar nicht sagen
( h
ttp://bradfrostweb.com ) . Mit ihnen konzi-
Spaß, immer lässt, wie es nach der Umsetzung in einem Jahr aus
piert man dann Templates für die Website wieder Neues sehen würde. Klar war damals nur, dass der Kon
( h
ttp://is.gd/zweiblogatomic ) . Dies bewährt ausprobieren zern mit dem App-Konzept genau die gewünschte
sich gerade bei responsiven Projekten. »Die
Entwickler konnten sich stets an einem Kom-
zu können« Zielgruppe ansprechen könnte – und das überzeug
te. Das Projekt sollte sich daher keinesfalls auf mo
ponentenkatalog orientieren und kamen sehr Imed Jami, Leiter bile Apps beschränken, sondern sich so öffnen, dass
schnell und strukturiert voran.« Tests zeigten Frontend, Konzeption auch Apps für Facebook, Spotify oder Twitter leicht
sogar, dass die für den Atomic-Ansatz so typi und UX Design bei zu realisieren wären. »Und wir haben gesagt: Wenn
schen wiederkehrenden Elemente sich positiv
About You, Hamburg wir den offenen Ansatz konsequent umsetzen wol
auf die Seitenverweildauer auswirken. le len, müssen wir auch die eigenen Shops auf unsere
API aufsetzen«, erzählt Sebastian Betz.
PAGE 09.14 091
● Unsere in der Skriptsprache PHP fest sämtliche Produkte angeschal- Provision und
geschriebene Wetterfest-App war eine tet, um eine größtmögliche Auswahl Reporting
der ersten Anwendungen im About zu gewährleisten.
6
You App Store. Sie schlägt Usern Out Für die Verkäufe aus der App
fits vor, die zum aktuellen Wetter pas PHP-Projekt aufsetzen heraus erhalten Entwickler ei
sen. Die Anwendung steht auch als und SDK einrichten ne Provision. Verkaufsstatisti
Open-Source-Projekt auf GitHub. Wer ken sind in Echtzeit im Developer Cen
3
will, kann sie von http://github.com/ Für die Wetterfest-App ver ter einzusehen. Auf der Grundlage die
aboutyou herunterladen und zu einer wendeten wir das PHP-Web ser Informationen kann man die App
eigenen App weiterentwickeln. framework Laravel ( http:// stets optimieren und auch den Erfolg
laravel.com ). Damit die Arbeit mit der diverser Online-Marketing-Aktivitäten
App anlegen About-You-API leichter von der Hand messen. Sebastian Betz (le)
geht, bieten wir im About You Deve
1
Im About You Developer Center loper Center Software Development Code zur About-You-App Wetterfest.
( http://developer.aboutyou.de ) Kits für PHP, Python, iOS, Ruby, Java Den verwendeten Code finden Sie unter
lässt sich in wenigen Schritten Script und Android an. Für Wetterfest www.page-online.de/projektcollins
eine App erstellen. Der Entwickler er können Sie das PHP-SDK ( http://is.
hält automatisch eine App-ID sowie gd/php_sdk ) mit Composer ( https://
Sebastian Betz ist CTO und Mitglied
ein App-Token, das später zur Authen getcomposer.org ) installieren. der Geschäftsleitung von Collins.
tifizierung in der API dient. Einer entrüsteten Stylistin musste
Zum Wetter passende er erklären, dass die Developer
unschuldig waren, wenn sie von »Mongo«
Sortiment definieren Produkte abrufen sprachen. Gemeint war natürlich
2 4
die Open-Source-Datenbank MongoDB
Die angelegte App hat jetzt Die Funktion "getWeatherByIP($_
vollen Zugriff auf das Sorti SERVER[‘REMOTE_ADDR’])" identi-
ment von About You. Über fiziert die Herkunft des Besu Lena Simonis ist Journalistin in Hamburg
das About You Developer Center so chers über seine IP-Adresse und nutzt und schreibt über die Welt der digitalen
Medien. Zu Collins hätte sie gerne ihre
wie direkt über die API lassen sich diese Geodaten, um das Wetter vor Ort
Söhne mitgenommen. Schließlich mode-
bestimmte Marken, Kategorien und bei einem Wetterdienst abzufragen. riert die Presseverantwortliche Muschda
Produkte für die App deaktivieren. Al Danach lädt die App Outfits aus der Sherzada auch den Tigerentenclub.
lerdings bleiben für die App Wetter Datenbank, die zum Wetter passen. ↗ http://lenasimonis.tumblr.com
Inspiration pur!
Gleich
zugreifen !