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Über fehlende öffentliche Räume und einen PolizeiübergriJf auf einen Obdachlosen
Teile der zerschlagenen Karlsplau-Szene flüchteten zum Gürtel - wo sie freilich ebenfalls keine Freiräume vorfanden. Linke Seite: Razzia am Karlsplaa
und dafür zu sorgen, dass am Abend der Müll eingeschüchtert, und der Weg zur V-Bahn gestal- sofort vor Ort ist, wenn es im Tageszentrum zu
weggeräumt wird. tet sich als regelrechter SpießrutenlauD>, schreibt prekären Konfliktsituationen kommt, sei auch
~( Das hier war einer der letzten öffentlichen eine Bezirkszeitung Anfang März. Seit Mitte März kein Nachteil. «Andererseits ist schon feststeUbar,
Räume in Wien, von denen diese Leute nicht per ist die Polizei dauerpräsent. was laut inoffiziel- dass die Grundaggression hier seit der massiven
se vertrieben wurden». sagt Alexander Minieh, len Quellen im Monat Kosten von einer Milli- PoUzeipräsenz ein Stück weit höher ist als vor-
. Leiter des Zentrums. Als er vor zwölf Jahren in on Emo verursachen soU. «Die Szene hier kann her.• Hauptproblem sei der sehr verengte nutzba-
der JOSI anfing, habe es noch den klassischen aber nicht mit dem Karlsplatz verglichen wer- re öffentliche Raum. (Es braucht in Wien wesent-
Sandler gegeben: «Rauschebart, keine übertrie- den., betont Polizeisprecher Johann Golob. «Der lich mehr öffentliche Räume für Randgruppen.
bene Körperpflege, mit oder ohne Alkoholprob- einzige Drogenhandel, der von uns beanstandet Und das soll durchaus mitten im urbanen Ge-
lem.» Im Laufe der Zeit veränderte sich die Ob- werden konnte, war Cannabis-Verkauf in einer biet sein, denn eine Gesellschaft muss es aushal -
dachlosenpopulation: «Heute haben wir es mit Seitengasse.» ten , Phänomene. die sie produziert, auch zu Ge-
verschiedenen Gruppen zu tun. Das sind Per- Die Obdachlosen vor der JOSI sehen die Po- sicht zu bekommen .•
sonen mit Alkoholproblema6k. Personen mit lizeipräsenz unterschiedJjch . .eWenn sie die Jun- Kritik an der aktueUen Drogenpolitik der Stadt
illegaler Suchtproblematik, Personen mit psy- kies vertreiben, ist mir das rech~ . meint einer. Ein äußern auch Barbara Berner und Lukas Schober
chiatrischen Auffälligkeiten und Personen mit anderer erlebt die Uniformierten als Provokati- von der BAST (Bundesarbeitsgemeinschaft Stra-
Migrationshintergrund, wobei diese letzte Grup- on. Er habe ihnen heute schon ein Gedicht vorge- ßensozialarbeit Österreich), einer ehrenamtlichen
pe wieder in verschiedene Gruppen zerfallt, je tragen, ein schönes Gedicht, und was habe er als lnteressensgemeinschaft der heimischen Street-
nach Herkunft. All diese Gruppen sind in ihren Antwort erhalten? «Wenn Sie so weiter machen, workerinnen. Die Zerstörung des «funktionie-
Verhaltensweisen sehr unterschiedlich und ver- kriegen Sie gleich zwölf Stunden Platzverbot!. - renden Systems Karlsplatz. und der Versuch, die
stehen sich nicht selbstverständlich .• «Du bist halt goscher!>, sagt seine Freundin. - Szene zu zersplinern, erschwere die Hilfe für die
Zugenommen hat der Andrang in und vor der «Na und? Was woUen sie denn da? Ist das Vorbeu- Drogenkonsumenten sehr. «Es besteht außerdem
JOSI in den letzten drei Jahren nicht zuletzt durch gung? Nein, Diskriminierung ist das. Dann soUen die Gefahr, dass nun wieder vermehrt Spritzen in
die Vertreibung der Obdachlosen von anderen sie gleich wieder den Hitler holen!. Die Polizisten Parks, auf öffentlichen Toiletten oder in Müllräu-
Orten in Wien, z. B. von den Bahnhöfen und würden nur ihre Arbeit machen, sagt sie, es gebe men herumliegen.»
ihren Vorplätzen. Seit einigen Monaten nutzt auch nette, mit denen man reden könne. Apropos Müllraum. Der Obdachlose, der laut
nun auch ein Teil der vom Karlsplatz vertrie- Augenzeugenbericht im Müllraum der U6-Stati-
benen Drogenszene den Platz vor der V-Bahn- Teure und massive Polizeieinsätze on von Polizisten geschlagen wurde, sagt, er kön-
Station und vor dem Tageszentrum als neuen machen aggressiv ne sich an nichts erinnern. Sein Brustkorb tue
Treffpunkt. ihm weh, das schon. Vor aDem beim Lachen. -
«Es wird getrunken und gepöbelt, Passan- Alexander Minich spricht von einem prinzipieU Fortsetzung folgt
ten und Anrainer ftihlen sich belästigt oder gar guten Verhältnis zur Polizei. Und dass sie nun Text und Fotos: Peter A. Krobatll