Beruflich Dokumente
Kultur Dokumente
Publizieren als
künstlerische Praxis
herausgegeben von Franz Thalmair
Gudrun Ratzinger
Auf der Seite wie im Raum
PUBLIZIEREN UND AUSSTELLEN ALS
PRAKTIKEN DER KUNSTPRODUKTION
94
Gudrun Ratzinger
Mariana Castillo Deball
„AUSSTELLEN UND PUBLIZIEREN
ALS TEIL DERSELBEN SITUATION“
104
Gudrun Ratzinger
Slavs and Tatars
DISKURSIVE GASTFREUNDSCHAFT
112
PUBLISH!
Editorial
44
Franz Thalmair
Publizieren als künstlerische Praxis
GESPRÄCHSRUNDE MIT EVA MARIA STADLER,
VANESSA JOAN MÜLLER, SARAH BOGNER
UND JOSEF ZEKOFF (HARPUNE VERLAG),
LUC GROSS (TRAUMAWIEN)
46
Annette Gilbert Slavs and Tatars, Kitab Kebab (Merton to Mazda; 2012),
Vom Rand ins Zentrum – Vom Buch zum Bücher, Metallkebabspieß, ca. 50 × 50 × 50 cm,
Courtesy: Slavs and Tatars
Publizieren
TENDENZEN KÜNSTLERISCHER
PUBLIKATIONSPRAXIS
66
Annette Gilbert
Eva Weinmayr und Rosalie Schweiker
UND STATT ODER – DIE ANATOMIE VON AND
78
III. Publizieren als Kommunikationsakt MONOGRAFIEN/
GESPRÄCHE MIT KÜNSTLERN
Marlene Obermayer
Momente der Distribution
VERLEGEN, PRÄSENTIEREN UND
ARCHIVIEREN ALS KÜNSTLERISCHE PRAXIS
120 Marina Abramović
DIE SERBIN DES SCHMERZES
Marlene Obermayer von Heinz-Norbert Jocks
Gloria Glitzer 172
KUNSTBUCHMESSEN WERDEN ZU ORTEN
DES AUSTAUSCHS, NICHT NUR IN BEZUG
AUF DIE KÜNSTLERISCHEN ARBEITEN
132 Christopher Williams
DIE SPRACHE DER WÄNDE
Marlene Obermayer von Michael Stoeber
Hubert Kretschmer 202
DAS ARCHIV ALS FORSCHUNGSBIBLIOTHEK
142
Hannes Bajohr
J. Gordon Faylor
DATEITYPEN ALS PUBLIKATIONSTAKTIK
166
Joey Yearous-Algozin, Air the Trees, 2013, Word-Dokument, Screenshot: Troll Thread
150
Ende Januar 2015 stand auf der Brooklyn-Seite des hinter uns liegt, einen Schwellenmoment einer sol-
East River, nur ein paar Blocks von meiner Woh- chen Technisierung erleben, der im Begriff des Post-
nung entfernt, ein Lagerhaus in Flammen. Noch digitalen aufgefangen wird. Die Tatsache, dass etwas
Wochen später war in der Gegend der Schnee von digital produziert, verteilt oder rezipiert wird, ist
Aschekrümeln schwarz gepunktet und man konnte nicht mehr das erste, was wir an ihm bemerken. Nur
in dieser Zeit oft Menschen beobachten, die sich ein plötzliches Ereignis des Widerstands kann diesen
interessiert auf den Gehweg niederbeugten oder Sachverhalt stören und ihn erlebbar machen. Die
etwas vom Boden aufhoben und es studierten. Das versengten Dokumente im Schnee sind ein noch
Gebäude lagerten Dokumente der Stadt New York. gewissermaßen „natürlicher“ postdigitaler Unfall.
Angesengte Krankenhausrechnungen, Gerichtspro- Kunst dagegen kann ihn bewusst und kontrolliert
tokolle und Kontoauszüge waren zusammen mit der herbeiführen und erfüllt damit die von Viktor
Asche in den Himmel gestiegen und lagen nun über Šklovskij proklamierte Aufgabe, durch das Verfah-
ganz Williamsburg und Greenpoint verstreut. Ob- ren des Ostranenie – der Verfremdung – eingefahre-
wohl aber knapp dreißigtausend Kubikmeter Papier ne Wahrnehmungsmuster zu „entautomatisieren“.8
verbrannten, gingen keine wesentlichen Informatio- Man kann dort von postdigitalem Ostranenie spre-
nen verloren: Die Stadt hatte alle wichtigen Doku- chen, wo Kunst versucht, durch Verfremdung sicht-
mente bereits digitalisiert, und was durch das Feuer bar zu machen, was im Prozess der Technisierung
vernichtet wurde, war die materielle Redundanz des des Digitalen unsichtbar zu werden droht. Anders
immateriell bereits Gesicherten.1 als bei Šklovskij geschieht das nicht so sehr auf der
Wenn die Rede auf das „Postdigitale“ kommt, Ebene von Diktion und Erzählperspektive, sondern
muss ich muss an diese Episode denken. Bereits in im Bereich der künstlerischen Materialität selbst –
zwei Ausgaben von KUNSTFORUM International auch dort, wo diese Materialität nur virtuell ist.
diskutiert,2 ist das Postdigitale seiner Popularität
zum Trotz ein Begriff von einiger Vagheit. Im Kern
ist damit dreierlei gemeint: die Durchmischung Die Tatsache, dass etwas digital
und das Zusammenwachsen analoger und digitaler produziert, verteilt oder rezipiert
Medien;3 eine Sehnsucht nach der „Humanisierung wird, ist nicht mehr das erste, was
digitaler Technologien“;4 und eine Zeit, in der „das wir an ihm bemerken.
Wort ‚digital‘ nichtssagend geworden ist, seitdem fast
alle Informations- und Kommunikationstechnologie
digital funktioniert.“5 Unausgesprochen bleibt in die- POETIK DER VERFREMDUNG
sen Definitionen das ihnen Gemeinsame, dass näm-
lich das Postdigitale vor allem eine Welterfahrung Um das Jahr 2010 herum entwickelte sich eine Form
bezeichnet, die meistenteils unterhalb der Wahrneh- experimentellen literarischen Publizierens, zu des-
mungsschwelle bleibt, wenn sie nicht eigens zu Be- sen wichtigsten Akteuren die Gruppen Troll Thread
wusstsein gebracht wird – wie im Fall der versengten und Gauss PDF gehören.9 Gemein ist ihnen, dass sie
Dokumente im Schnee: Erst durch diese Überreste ihre Publikationstätigkeit ganz offensiv als künstle-
einer eigentlich obsoleten analogen Technik erfuh- rische Praxis verstehen10 und im Spiel mit dem ver-
ren die Bewohner Brooklyns überhaupt von diesen wickelten Komplex von analog und digital eine im-
Daten und der Tatsache ihrer Digitalisierung. plizite Poetik postdigitaler Verfremdung verfolgen.
Der Philosoph Hans Blumenberg hat gegen J. Gordon Faylor, Betreiber von Gauss PDF, be-
die „Technik“ den Begriff der „Technisierung“ ab- schränkte sich anfangs allein auf die Bereitstellung
gesetzt.6 Technik schlägt sich als Tatsache in der von Dateien. Statt des Textgenres erhob er den Da-
Objektivität ihrer Artefakte nieder. Einmal einge- teityp zur bestimmenden Ordnung, um neue lite-
führt, ist sie da, nur um durch bessere, neuere Tech- rarische Konstellation zu ermöglichen (siehe das
nik ersetzt zu werden. Technisierung hingegen ist Interview auf Seite 166 in diesem Heft). So findet
die ständig fortlaufende Entwicklung, durch die sich Sophia Le Fragas UND3RGR0UND L0V3R5
Technik in den Hintergrund unserer alltäglichen (Gauss PDF, 2015) im MOV-Format auf gauss-pdf.
Erfahrungen zurücksinkt. Blumenberg nannte die- com. Das etwa achtminütige Video ist ein kontinu-
ses Alltagsbewusstsein mit einem Edmund Husserl ierlicher Screengrab einer Desktop-Oberfläche, die
entlehntem Begriff die „Lebenswelt“.7 Ist Lebens- einen Chat im Twitter-Messenger zeigt; die ablau-
welt für Blumenberg das, was in ihrer unzweideuti- fende Konversation enthüllt sich als Re-Enactment
gen Offensichtlichkeit allen Widerstand vermissen von Jean Tardieus absurdem Drama Les amants du
lässt, der sie für uns bemerkbar machen würde, métro (1952) in einer digitalen Umgebung – Le Fraga
bezeichnet Technisierung das langsame In-die- spricht von einem „Comedy-Ballet without Dance
Lebenswelt-Sinken dessen, was einstmals künstlich, or Music“. Auch Francesca Capones I Honor the Huge
unnatürlich, aufdringlich und neu erschien. Blue (Gauss PDF, 2015) ist eine MOV-Datei, wobei
Es scheint, dass wir heute, da das Aufkommen der in diesem Video Texte der Dichterin Lorine Niede-
Digitaltechnologie bereits mehr als eine Generation cker in Wiederholungen und Gabelungen einem
151
animierten konkreten Gedicht gleich über den Eigners Version nur physisch, durch Anstreichun-
Bildschirm mäandern. Der Effekt ist eine postdigita- gen etwa, in den Text eingreifen können, sind sie in
le Verfremdung: Der scheinbar kühl-technizistische Yearous-Algozins Version gleichberechtigt mit dem
Rückzug auf das Dateiformat unterläuft eingefah- Autor – auch wenn die implizite Einladung weniger
rene Gattungszuschreibungen und entautomatisiert in der Veränderung des Textes als der Variablen des
auf einer rein kategorialen Ebene klassische Erwar- Dokuments besteht: Nicht nur Schriftgröße, Zeile-
tungen an Literatur. numbruch und Format der Seite, auch Wörterbuch-
Eine ähnliche Remedialisierung und Appro- sprache und sogar Word-Version selbst bestimmt
priation vorhandener Werke findet sich in auch die sich ergebenden visuellen Muster. Air the Trees
in Joey Yearous-Algozins Air the Trees (Gauss PDF, macht sichtbar, wie sehr softwareimmanente Para-
2013), einem Text in Microsoft Words DOC-For- meter bei der Textproduktion ihre Finger im Spiel
mat. Yearous-Algozin kopierte das Gedicht Air the haben, und bringt die Instabilität jener Produkti-
Trees des amerikanischen Dichters Larry Eigner in onsstufe zu Bewusstsein, die der fixen Druckseite
ein Word-Dokument und stellte die Textfarbe auf normalerweise vorangeht. Gerade diese Instabilität
weiß. Unter all dieser „Luft“ des versteckten Textes im Übergang zwischen zwei Medien – der digitalen
bleiben allein die „Bäume“ aus grünen und roten Datei und dem klassischen Buch –, erweist sich ne-
Schlangenlinien übrig, mit der Word Grammatik- ben der Konzentration auf das Dateiformat als das
und Orthografiefehler anzeigt. Wo LeserInnen von produktivste Spielfeld postdigitaler Verfremdung.
Yearous-Algozin gehört, zusammen mit Holly Textprogramm ein, werden die gesamten zwei Bände
Melgard und Chris Sylvester, zum Verlagskollektiv mit einem Mal erneut entzifferbar. Wieder ist – wie
Troll Thread. Seit seiner Gründung 2011 publiziert schon bei „Air the Trees“ – der Text „versteckt“, behält
die Gruppe alle Werke zugleich als PDF-Datei und aber, hinter den Beschränkungen der Druckseite, in
als gedrucktes, per Print-on-Demand (POD) her- der Datei seine Lesbarkeit bei.
gestelltes Buch. Troll Thread können als Erfinder
dieses dualen Publishing-Modells gelten; 2013
folgte Faylor mit dem Imprint Gauss PDF Edi- Inhalt, Datei und Buchobjekt
tions und es hat seitdem viele Nachahmer gefun- sind so miteinander verschränkt,
den.11 Die Vorteile des Digitaldrucks springen ins dass sie jeweils aufeinander
Auge: POD reduziert die Produktionskette auf ein verweisen – postdigitaler geht
absolutes Minimum – wie aus einem übergroßen
Laserdrucker kommt in einem Schritt das fertige es kaum.
Buch, inklusive Bindung, Umschlag und Beschnitt.
Bereits seit den Neunzigerjahren für größere Ver- Das Spiel mit der merkwürdigen ontologischen
lagshäuser attraktiv, um ohne Lagerkosten ihre Struktur von POD behandelt rechtlich besonders
Backlist lieferbar zu halten, hat doch erst die Mög- prekär das Buch Money, dessen AutorIn nur als
lichkeit der Nutzung für PrivatkonsumentInnen „Maker“ bezeichnet wird (Troll Thread, 2012; siehe
durch Firmen wie Lulu.com oder Blurb.com einer das Interview mit Holly Melgard in diesem Band).
ganzen Subkultur postdigitalen Publizierens zur Jede Seite von „Money“ ist mit der Vorder- und
Blüte verholfen. Das gedruckte Buch, immer wie- Rückseite eines Dollarscheins bedruckt, was seine
der totgesagt, ist hier nicht als Gegenmodell zum Herstellung zu einer Straftat werden ließe, könnte
Digitalen, sondern gerade in Verknüpfung mit man angeben, wer effektiv für diese Geldfälschung
ihm wieder attraktiv geworden.12 zur Verantwortung zu ziehen wäre – neben AutorIn
Während fast jedes heute gedruckte Buch auf sind sowohl die KäuferInnen, die die Materialisie-
einem digitalen Master beruht, ist bei POD die rung der an sich legalen PDF in Auftrag geben, als
Verbindung zwischen Datei und Objekt besonders auch der POD-Service selbst mögliche Kandidaten.
instabil; aufgrund der Leichtigkeit der Produkti-
on und Verbreitung, die ein Dienst wie Lulu bie-
tet, kann es durch künstlerische und literarische PERFORMATIVE ANEIGNUNG
Mittel untersucht, manipuliert und in krisenhafte
Extreme gedrängt werden. Gerade weil jedes POD- Gerade die performative Dimension eines Werkes
Objekt auf einer PDF-Datei basiert, ist es kein wie „Money“ macht deutlich, dass, wie die Medien-
einfach analoges Ding, sondern, mit mit Vilém wissenschaftlerin Whitney Anne Trettien schreibt,
Flusser gesprochen, ein Unding, dessen eigentüm- POD „die Grenzen zwischen Büchern, Faksimiles,
licher ontologischer Status zwischen analog und elektronischen Dateien und Datenbanken neu um-
digital oszilliert.13 Der Inhalt des PDF bestimmt reißt und dabei die Beziehungen zwischen Lesern,
nicht nur die Formatierung der Datei, auch ist die Autoren und Herausgebern rekonfiguriert.“14 Daher
Datei durch die Vorgaben der Buchproduktion kann auch nicht die Rede davon sein, es handele
bestimmt, die wiederum die Poetik beeinflussen: sich hier lediglich um im Digitaldruck hergestellte
Inhalt, Datei und Buchobjekt sind so miteinander artist’s books, in der das Buch zum Medium und Ort
verschränkt, dass sie jeweils aufeinander verwei- des Kunstwerks wird. Ganz explizit distanzieren sich
sen – postdigitaler geht es kaum. Gauss PDF und Troll Thread vom System der Kunst
Ein direktes Spiel mit dieser Verweisstruktur ist und betonen ihre Zugehörigkeit zur Literatur, auch
etwa Joey Yearous-Algozins 9/11 911 Calls in 911 Pt. wenn ihre Publikationen regelmäßig die Grenzen
Font (Troll Thread, 2012). Das Buch enthält ziemlich des traditionell Literarischen überschreiten. Wo
genau das, was sein Titel ankündigt: die ersten 911 bei Le Fraga und Capone die literarischen Bezüge
Zeichen aus einem Telefonprotokoll von Anrufen trotz der Remedialisierung noch überdeutlich wa-
bei der 911-Feuerwehrnummer am 11. September ren, macht sich in vielen Werken Literarizität nicht
2001 – das alles aber in der Schriftgröße 911, was den mehr an formalen oder inhaltlichen Kriterien, nicht
wenige Zeilen umfassenden Text auf über neunhun- einmal mehr an Textualität selbst, sondern allein am
dert Seiten dehnt, die auf zwei Lulu-Bände aufgeteilt bloßen Publiziertsein im Medium des Buches fest.
sind. Die Buchstaben sind in dieser Schriftgröße zu In Liquidation von Holly Melgard und Joey
riesig für die einzelnen Seiten des Buchs, der Text in Yearous-Algozin (Troll Thread, 2017) findet sich
seiner Überdimensioniertheit kaum mehr sequenziell bis auf eine kurze Einführung überhaupt kein
lesbar. Öffnet man aber das PDF auf dem Computer Text, stattdessen enthält es über dreihundert Fo-
und wählt den Text aus, kopiert ihn und fügt ihn in ein tos von der Abwicklung des bankrotten Casinos
Trump Taj Mahal in Atlantic City. Auch Primary Sour- Gauss PDF, 2014), dessen Seiten die Anweisung ent-
ce von Francesca Capone (Gauss PDF, 2015) ist weit halten, wie man zur jeweils nächsten kommt, wenig
von einem konventionellen Literaturverständnis mehr als ein Buch gewordener Algorithmus ist. Bei-
entfernt: Es besteht aus Screenshots der iPhone-App de verlangen statt klassisch-hermeneutischem Lesen
WordLens, die ihr vor die Handykamera kommen- eine konzeptuelle Lektüre, erlauben so aber eine
den Text in Echtzeit, aber nicht immer ganz korrekt nahezu unendliche Breite an möglichen Inhalten.
übersetzen kann, und der Capone die sowjetische Mit Sinn für historische Gerechtigkeit mag man
Gedichtanthologie Den’ Poėzii (Tag der Poesie) darin die Rache der Literatur an der bildenden
von 1962 vorhielt; die von WordLens produzierten Kunst erkennen: Wo im zwanzigsten Jahrhundert
Varianten füllen das Buch. die Kunst der große Allesfresser war, vom dem kei-
Ohne Frage sind solche Gesten für eine Genera- ne Gattung nicht verspeist werden konnte, fordert
tion selbstverständlicher, die durch die konzeptuelle im einundzwanzigsten Jahrhundert die Literatur
Literatur sensibilisierten worden ist – einer Litera- mit derselben appropriativen Geste ihre Eigenstän-
tur also, für die weniger der Inhalt, sondern die Idee digkeit wieder ein. Das geht so weit, dass selbst Ed
hinter einem Text zählt.15 Lauren Klotzmans Meat Ruschas Twentysix Gasoline Stations (1963), das ge-
Joy Error Failure (Troll Thread, 2015) – einer in ei- meinhin als das erste artist book gilt, von Angela
nem Texteditor geöffneten Videodatei von Carolee Genusa als Twentysix Gasoline Station Prices (Gauss
Schneemanns Performance Meat Joy von 1964 – ist PDF, 2013) parodiert, dem Kunstsystem entrissen
mit seinen 5000 Seiten aus Code-Rohdaten schier und wieder der Literatur einverleibt werden kann.
unlesbar, während Lawrence Giffins Non Facit Saltus Die Abstammung von den kleinen Lyrikpressen
Nordamerikas ist bei beiden Projekten unüber- wird mit einer NFO-Datei ausgeliefert, die an die
sehbar, ebenso wie deren Zurückweisung als nos- ASCII-Kunst früher illegaler Software-Bundles er-
talgisch analog. Wo das beliebtestes Format der innert – doch die Möglichkeit, diese Bände auch
Lyrikpressen das oft handgebundene, bibliophile per POD als physisches Buch in Händen zu halten,
und in niedriger Auflage zirkulierende chapbook führt die Verschiebung von Maßstäben zwischen
ist, betonen Gauss PDF und Troll Thread einen Stil dem Analogen und dem Digitalen vor Augen: Big
des radikalen Do-it-yourself – einer „maker culture“, Data als Druckwerk erschiene im Kontext klassi-
wie Annette Gilbert es nennt,16 die gerade keine scher Lyrikpressen wie ein Kategorienfehler, ist
regressive Sehnsucht nach Qualität, sondern die aber gerade darin ein effektiver Fall postdigitaler
schnelle, einfache Produktion antreibt. Data Dumps Verfremdung.
nennen Troll Thread ihre Werke ironisch, was sich Freilich ist der künstlerische Unabhängigkeit ver-
ästhetisch in einer stilbildenden Schlampigkeit wie sprechende Digitaldruck Segen und Fluch zugleich.
einem Hang zur Überproduktion niederschlägt, In How to stop worrying abt the state of publishing when
der selbst wieder postdigitale Verfremdungseffek- the world’s burning and everybody’s broke anyways and
te zeitigt: Stephen McLaughlins Puniverse (Gauss all you really care abt is is if anyone is even reading your
PDF, 2014) etwa umfasst 57 etwa 160-seitige PDFs work (Troll Thread, 2016) erklärt Yearous-Algozin
voller Kalauer, die durch die Anwendung eines Schritt für Schritt, wie man eine eigene postdigita-
Reimwörterbuchs auf einen Satz von Redewen- le Publikationsplattform aufsetzt – Bereitschaft zur
dungen generiert werden. Wohl ist Puniverse in Selbstausbeutung immer vorausgesetzt: „this is poe-
seiner PDF-Form schnell herunterzuladen – und try, you shouldn’t be making a profit.
Stephen McLaughlin, Puniverse (NFO-Datei), 2014, Stephen McLaughlin, Puniverse, 2014, PDF
Textdatei, Screenshot: Gauss PDF und Print-on-Demand, Screenshot: Gauss PDF
ANMERKUNGEN
1 Vivian Yee, „Fire at a Brooklyn Warehouse Puts Private Lives 11 Das duale PDF/POD-Modell ist mittlerweile ein weicher
on Display“, in: New York Times, 1. Februar 2015. Standard für experimentelles Schreiben und wurde bereits vom
2 KUNSTFORUM International, Nr. 242/2016 und 243/2016. Kunstbetrieb kopiert. Die Zürcher Ausstellung „Poetry Will Be
3 Alessandro Ludovico, Post-Digital Print: The Mutation of Pu- Made By All“, kuratiert von Hans Ulrich Obrist und Kenneth
blishing Since 1894, Eindhoven/Rotterdam: Onomatopee 2012. Goldsmith, zeigte 2014 Bücher von Autoren, die nach 1989
4 Melvin L. Alexenberg, The Future of Art in a Postdigital Age: geboren wurden; auf der begleitenden Website konnten alle
From Hellenistic to Hebraic Consciousness, Chicago: Intellect Titel entweder heruntergeladen oder als POD bei Lulu gekauft
2011, S. 10. Dabei wird nicht selten eine Rückkehr zu bewusst werden.
vor-digitalen Techniken propagiert, etwa dem Siebdruck oder, 12 Vgl. Franz Thalmair, „Totgesagte leben länger: Das gedruck-
wie im Falle der Zine-Kultur, der Fotokopie. Siehe Anna Poletti, te Buch im postdigitalen Zusammenhang“, in: KUNSTFORUM
„Genre and Materiality: Autobiography and Zines“, in: Kiene Bril- International, Nr. 243/2016, S. 98-111.
lenburg Wurth, Kári Driscoll, Jessica Pressman (Hg.), Book Pre- 13 Vilém Flusser, „Das Unding I & II“, in: Dinge und Undin-
sence in a Digital Age, London: Bloomsbury 2018, S. 90-108. ge: Phänomenologische Skizzen, München: Hanser 1993, S.
5 Florian Cramer, „Postdigitales Schreiben“, in: Hannes Ba- 80–89.
johr (Hg.), Code und Konzept: Literatur und das Digitale, Berlin: 14 Whitney Anne Trettien, „A Deep History of Electronic Textu-
Frohmann 2016, S. 28-43, hier: S. 31 ality: The Case of ‚English Reprints Jhon Milton Areopagitica‘“,
6 Hans Blumenberg, „Lebenswelt und Technisierung unter in: Digital Humanities Quarterly 7 (1), 2013.
Aspekten der Phänomenologie“, in: ders., Schriften zur Technik, 15 Vgl. Kenneth Goldsmith, Uncreative Writing: Sprachma-
Berlin: Suhrkamp 2015, S. 163-202. nagement im digitalen Zeitalter, Berlin: Matthes & Seitz 2017.
7 Edmund Husserl, Die Krisis der europäischen Wissenschaf- Mittlerweile wurde der Begriff des „Postkonzeptuellen“ für diese
ten und die transzendentale Phänomenologie, Den Haag: Nijhoff neue Generation vorgeschlagen, vgl. Felix Bernstein, Notes on
1976. Post-Conceptual Poetry, Los Angeles: Insert Blanc Press 2015.
8 Viktor Sklovskij, „Die Kunst als Verfahren“, in: Jurij Striedter 16 Gilbert, „Publishing as Artistic Practice“, S. 17.
(Hg.): Russischer Formalismus. Texte zur allgemeinen Literatur- 17 Sophie Seita, „Thinking the Unprintable in Contemporary
theorie und zur Theorie der Prosa. München: Fink 1971, S. 5-35. Post-Digital Literature“, in: Chicago Review Nr. 61/2017, S. 175-
9 trollthread.tumblr.com; gauss-pdf.com. 208, hier: S. 192.
10 Dieses Schlagwort geht zurück auf Annette Gilbert, „Pub- 18 www.hystericallyreal.com; staleobjectsdepress.tumblr.com;
lishing as Artistic Practice“, in: dies. (Hg), Publishing as Artistic 0x0a.li.
Practice, Berlin: Sternberg Press 2016, S. 6-39.
Amelia Dale, Tractosaur, 2015, PDF und Print-on-Demand, Foto: Holly Melgard, Courtesy: Troll Thread
160
Holly Melgard
DIE ZUKUNFT IST NOCH NICHT PASSIERT
Ein Gespräch von Hannes Bajohr
161
in der Poesie auf seltsame Weise umgehen, die repe-
titiv und/oder mimetisch sind, kein Problem damit
haben, wenn nötig dumm oder witzig zu sein, die
sich nicht über ihre LeserInnen stellen. Und Werke,
die sich kritisch mit Fragen der Zugänglichkeit von
Digitalität und Druckerzeugnissen, mit kulturellen
und sozialen Themen befassen.
anfühlt?). Troll Thread hat etwa im Laufe der Jah- HOLLY MELGARD
re Angebote bekommen, unseren Katalog in einen Holly Melgard ist Mitgründerin des Verlagskollektivs Troll
Verlag zu überführen, der jedem Buch eine eigene Thread und Autorin der Poems for Baby -Trilogie, The Making
Auflage geben kann, was die Gedichte »legitimer« of The Americans, Black Friday, Reimbur$ement (alle Troll Th-
erscheinen ließe, wie es heißt. Und als ich im Herbst read) sowie Cats Can’t Taste Sugar (Gauss PDF) und „Catcall“
(Ugly Duckling Presse). Zusammen mit Joey Yearous-Algozin
mein erstes Buch bei einem externen Verlag veröf- schrieb sie White Trash (Troll Thread) und Holly Melgard’s
fentlichte Catcall, Ugly Duckling Presse, gratulierten Friends and Family (Bon Aire Projects). Sie performte ihre
mir die Leute immer wieder zu meinem „ersten Gedichte und Soundworks in Institutionen wie dem New
Buch“ – dabei habe ich seit 2011 sieben Bücher bei York Museum of Modern Art und dem Los Angeles Muse-
um of Contemporary Art. Ihre Texte erschienen in „l’Officiel
TT veröffentlicht. Wir brauchen mehr, nicht weniger
Art“, „6x6“ und „Best American Experimental Poetry 2015“.
Lyrik. Gauss half dabei, indem er zeigte, dass Litera- Sie ko-kuratiert die Segue Reading Series und die Literatur-
tur, die in einem Online-Raum ausgetauscht wird, zeitschriften „P-Queue“ sowie „Slightly West“. Sie wurde mit
eine legitime materielle Existenz und Lebensfähig- der Dissertation Poetics of Ubiquitization: Textual Conditions
keit besitzt. Ich meine, es ist nun einmal so: Die USA of/for the Ubiquitous Computing Age am Buffalo Poetics Pro-
gram promoviert und unterrichtet Kreatives Schreiben an der
erfahren im Moment durch die Trumpokalypse eine
City University, New Work. Holly Melgard lebt in Brooklyn.
immense kulturelle Neudefinition, die uns vor allem
online vermittelt wird. Dieses traumatische Erlebnis
ist nicht weniger real, nur, weil wir es nicht zuerst
durch Bücher erfahren. Und jetzt mit dem Tod der
Netzneutralität … Gauss’ Ruhestand ist jedenfalls
erschreckend. Ich bin nur froh, dass sein Archiv on-
line bleibt. Die Welt ist wärmer mit Gauss.
J. Gordon Faylor
DATEITYPEN ALS PUBLIKATIONSTAKTIK
Ein Gespräch von Hannes Bajohr
Sophia Le Fraga, UND3RGR0UND L0V3R5: A Comedy-Ballet without Dance or Music, 2015, Videodatei,
Screenshot: Gauss PDF/J. Gordon Faylor
166
hier in den USA – weil ich die Werke meiner Freun-
dInnen verfügbar machen wollte, die nirgendwo
anders verlegt wurden. Aber wo die meisten Klein-
verlage sich auf ein einziges Medium konzentrieren,
seien es jetzt Bücher oder Platten oder etwas Ande-
res, da wollte ich einen sehr viel interdisziplinäreren
Rahmen zulassen.
167
01 Danny Snelson,
EXE TXT (Inhalt des
ZIP-Ordners), 2015,
ZIP-Datei, Screenshot:
Gauss PDF/J. Gordon
Faylor
02 Danny Snelson,
EXE TXT (Detail des
Print-on-Demand-
Buches), 2015, Print
on Demand, Foto:
Hannes Bajohr,
Courtesy: Gauss
PDF/J. Gordon Faylor
03 Buffy Cain,
(n+1)+1“, 2015, PDF
und Print on Demand,
Screenshot: Gauss
PDF/J. Gordon Faylor
01
… öfter passiert es, dass die „Vision“ privilegieren, indem ich ganz einfach sehr
verdammten Dinger mir einfach viel schlampiger, uneinheitlicher und lockerer
vorging. Dass bei Gauss PDF alles so unverlässlich
in den Schoß fallen. ist, macht es für mich und für das Publikum die-
ser Werke (wer immer das ist), sehr viel aufregen-
Wer publiziert bei Gauss PDF? Gehst du auf Autor- der. Außerdem erlaubt es ein rhizomatisches und
Innen zu? multidirektionales Wachstum, statt eines engen,
Jeder kann bei mir veröffentlichen. Was den Reiz hierarchischen. Viele der AutorInnen sind nicht nur
der Arbeit mit Gauss PDF in den letzten sieben gute SchriftstellerInnen, sondern auch faszinieren-
Jahren ausgemacht hat, ist, wie natürlich sich der de KünstlerInnen, die auf ganz überraschende Weise
Katalog ausgeweitet hat – durch Mundpropaganda zwischen vielen Medien arbeiten. Deshalb bin ich
oder glückliche Zufälle. Es sind auch Freundschaften vorsichtig, Gauss PDF
entstanden, einfach, weil sich manche Leute für die
Seite interessierten, mir geschrieben und Arbeiten
angeboten haben. Manchmal betreibe ich auch Ak- Eine Strategie von mir ist
quise bei KünstlerInnen oder AutorInnen, deren Ar- es, jemanden, der mir etwa
beit mich interessiert, aber öfter passiert es, dass die ein Lyrikmanuskript schickt,
verdammten Dinger mir einfach in den Schoß fallen. dazu aufzufordern, statt-
Ohne Frage entstand Gauss PDF aus den Lyrikszenen
New Yorks und Philadelphias, hat sich seitdem aber dessen ein Video oder eine
davon gelöst und über sie hinaus erweitert. MP3 einzureichen.
Gibt es literarische oder künstlerische Qualitäten, die
die bei Gauss PDF erscheinenden Werke verbindet? als „literarische“ Vertriebskanal zu bezeichnen, und
Das ist schwer zu beantworten, zum Teil deshalb, nicht nur, weil dieser Begriff eine bestimme histori-
weil meine Intention seit Beginn des Verlages war, sche Linie aufruft (sehr weiß, sehr männlich), die vie-
so vielfältig wie möglich zu veröffentlichen, manch- le der Arbeiten, die ich veröffentliche, unterlaufen,
mal selbst gegen meinen eigenen Geschmack. Ich parodieren oder offen ablehnen. Als exemplarische
wollte traditionelle kuratorische Empfindsam- Gauss PDF-Publikation könnte man etwa (n+1)+1
keiten untergraben, die eine individualistische nennen. Es verbindet fortgeschrittene Technik mit
03 03
einem subversiven Punk-Ethos. Um den Text des Bu- lieber auf Nummer sicher und spezialisieren sich.
ches zu produzieren, verwendete Buffy Cain einen Damit begrenzen sie sich aber darauf, was bestehen-
Algorithmus für maschinelles Lernen. Nachdem de Disziplinen zu bieten haben. Anstatt also die Idee
damit jedes Wort in einer Ausgabe des Magazins des „Genres“ umzudefinieren, konzentriere ich mich
n+1 grammatisch analysiert worden war, lud sie ein lieber auf den Dateityp einer Publikation, weil er auf
(sehr großes) Wörterbuch herunter und ersetzte je- die die vielen Prozesse aufmerksam macht, die in-
des Substantiv, das der Parser in n+1 fand, mit dem nerhalb und außerhalb eines bestimmten Werks ab-
nächstfolgenden Substantiv aus dem Wörterbuch. laufen. Davon sind einige „künstlerisch“ und andere
Anders gesagt, mit algorithmischer Hilfe konnte nicht. Das lässt die Materialität des Werks sichtbarer
Cain Ton und Stil eines hochgeachteten Kulturma- werden und das wiederum erhöht die Chance, die
gazins parodieren und destabilisieren. Sie stellt auf eigenen ideologischen, auf Genres fixierten Vorur-
urkomische Weise die Materialität der Wörter in den teile aufzubrechen.
Vordergrund und enthüllt eine surreale und oft ver-
drängte Potentialität von Sprache. Da du von DIY-Ethos und der Auflösung von Genre-
grenzen sprichst – siehst du Gauss PDF als ein politi-
Ist Gauss PDF eine Art, wie die Zukunft künstleri- sches oder zumindest kulturpolitisches Projekt?
schen Verlegens aussehen könnte? Auch wenn jede Art des Publizierens – und
Ich will mir Gauss PDF, noch weniger mich Kunstproduktion überhaupt – immer in Politik
selbst, als Vorbote irgendwelcher Zukünfte vorstel- verwickelt ist, bin ich doch zögerlich, den verschie-
len; überhaupt frustriert mich jede Form von Tech- denen Werken bei Gauss PDF irgendeine übergrei-
no-Fetischismus und -determinismus. Meine Ziele fende Ideologie zuzuschreiben. Andererseits kann
sind viel einfacher und drehen sich vor allem darum, ich auch nicht leugnen, dass mein Ansatz aus einer
verschiedene Formen gegenseitig ins Gespräch zu tiefsitzenden Skepsis stammt, was konventionellere
bringen, und zwar ganz einfach dadurch, dass ich sie Verlage und/oder Galerien betrifft. Natürlich ist das
in nächster Nähe zueinander ausstelle. In den USA eine Kritik, die vor allem durch die Zugänglichkeit
werden die verschiedenen Medien- und Kunstarten und den operationellen Minimalismus von Gauss
oft viel zu streng voneinander abgetrennt, oder die PDF artikuliert wird. Was ich stärker machen will,
eine Form dient bloß als Ornament einer anderen – ist eine Art herausfordernder und kritisch-bewuss-
ein Beispiel dafür wäre, wie Dichtung in den letzten ter Porosität, die sich in der Spannweite der auf
Jahren im Umfeld der bildenden Künste eingesetzt Gauss PDF verfügbaren Werke widerspiegelt, statt
und aufgewertet wurde. Eine Strategie von mir ist es, sie getrennt zu betrachten, als das Auspinseln oder
jemanden, der mir etwa ein Lyrikmanuskript schickt, Erfüllen vorherbestimmter Haltungen. Ich glaube,
dazu aufzufordern, stattdessen ein Video oder eine Gauss PDF wäre auch dann noch nötig, wenn es
MP3 einzureichen. Nur, indem man diesen geschlos- eine bessere staatliche Kunstförderung in den USA
senen Schleifen entkommt, kann man erkennen, wie gäbe. Schließlich bedeutet Kunstförderung Abhän-
die Genres, in denen wir arbeiten, aufgebaut und gigkeit vom Staat – und dessen Launen ändern sich
ideologisch strukturiert sind. Meiner Erfahrung stets. Und außerdem weigere ich mich zu glauben,
nach, gehen viele AutorInnen und KünstlerInnen dass mehr Geld „bessere“ Kunst ergäbe. Indem ich
unabhängig arbeite, kann ich konsequenter die also die Leute diese Werke kontextualisieren oder
Verantwortung für die Werke übernehmen, die ich erkunden. Trotzdem liebe ich das Verlegen. Wahr-
hoste, größere Risiken eingehen (oder willkürliche scheinlich beginne ich mit etwas Neuem in diesem
Manöver vollziehen), ohne durch den Stumpfsinn Bereich, nachdem ich eine ordentliche Pause hatte.
des Antragsschreibens hindurchgehen zu müssen. Es ist schwer, darüber zu spekulieren, wie dieses
Ende andere Projekte, etwa Troll Thread, beeinflusst,
Wie sieht deine Beziehung zu anderen Verlagen/ aber die große Vielzahl an Verlagen/Labels, die ich
Kollektiven aus, die in einem ähnlichen Modus arbeiten, oben genannt habe, zeigen ja, dass die Projekte nicht
etwa Troll Thread? weniger werden – eher im Gegenteil!
Troll Thread und Gauss PDF nahmen zur selben
Zeit den Betrieb auf, auch wenn wir einander zu
dieser Zeit nicht kannten; heute sind wir Freunde. Schließlich bedeutet Kunst-
Trotzdem habe ich nicht zu besonders vielen ande- förderung Abhängigkeit vom
ren Verlagen oder Labels direkte Beziehungen, im Staat – und dessen Launen
Sinne von Gruppenidentität, auch wenn mich die ändern sich stets
Arbeit von anderen Publikationen, Labels und Platt-
formen freut und bestärkt. Ich denke an: Lateral
Addition, SOd press, Kinet Media, Golias Books, Basic
Editions, Make Now Press, OSR Tapes, Hysterically
Real, Madacy Jazz, Veneer Magazine, und psalmus
diuersae. Sie alle versuchen sich in aufregenden neuen
Möglichkeiten in der Produktion und Distribution
von Kunst und/oder Literatur.