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Deutsche

Sprachgeschichte
4. Sitzung
Morphologischer Wandel
Morphologischer Wandel: Einführung
Wenn nur phonologischer, aber kein morphologischer Wandel
stattgefunden hätte...
• ... würden wir zu das Wort den Plural die Wort bilden
• ... würde wir statt du sangst und wir sangen du sünge und wir sungen
sagen

Erster Fall: Morphologischer Wandel -> deutlichere Unterscheidung


Singular/Plural
Zweiter Fall: Unterschiede zwischen Formen beseitigt
Was sind Morpheme? Wiederholung
Morphologische Einheiten (= Morpheme) werden nach zwei
Parametern unterschieden:
• frei vs. gebunden (Affixe)
• lexikalische vs. grammatische Funktion

Freie Morpheme haben meist lexikalischen Inhalt, gebundene meist


grammatische Funktion.
Beispiel: Hund -> freies Morphem. Hunde: -e -> gebundenes Morphem,
Pluralmarker
Morphologische Grundbegriffe

Petra singt lauter.

Wieviele Morpheme haben wir?


Morphologische Grundbegriffe

Petra singt lauter.

Freie Morpheme: Petra, sing, laut


Gebundene Morpheme: Suffixe –t, -er

Teilgebiete der Morphologie: Flexion und Wortbildung


Welche Wortarten können sich wie ändern?

• Flexion: Verb (>Konjugation), Substantiv, Adjektiv, Artikel, Pronomina


(>Deklination)
• Formenreduktion / -variation
Substantivflexion
Signifikanteste Entwicklungen in der deutschen Substantivflexion:

• Numerusprofilierung: Stärkung von Numerus


• Kasusnivellierung: Schwächung von Kasus

Die Substantivflexion im Ahd. war von einem Flexionsklassensystem


geprägt, dessen Klasseneinteilung auf vielen verschiedenen vokalischen
und konsonantischen Stammerweiterungen basierte.
Substantivflexion
Konsequenz der Nebensilbenabschwächung:
• Synkretismen
• Verlust von Flexionsendungen

Wo wurden hier Morpheme abgebaut, wo entstanden


Synkretismen?
Synkretismen im Deutschen ->
Formenzusammenfall
Der Affe sitzt auf dem Baum.
Ich beobachte den Affen.
Ich gebe dem Affen meine Erdnüsse.
Die Hand des Affen sieht menschlich aus.

-> alle Paradigmenzellen von Affe außer Nom.Sg. von Synkretismus


betroffen
Analogischer Ausgleich

Analogischer Ausgleich bezeichnet einen morphologischen Prozess, bei dem sich eine Form
an andere Formen im Paradigma anpasst und dadurch eine frühere Unterscheidung verschwindet.
Analogischer Ausgleich von Kasusumlauten
„Gänsebraten“ ist ein Relikt der alten Genitiv-Form. Fnhd.: ein Viertel
einer gense (Gen.Sg.)

Umlaute im Plural blieben erhalten, während die Kasusumlaute im


Singular verschwanden. Deshalb markieren die Umlaute mittlerweile
nicht mehr Kasus/Numerus, sondern eindeutig Numerus (Plural).
Numerusstärkung bei Feminina
Kasusschwund
Protoindoeuropäische Sprache: Vermutlich acht Kasus.
• Nominativ (Subjekt des Satzes)
• Vokativ (angeredete oder angerufene Person)
• Akkusativ (direktes Objekt des Satzes, Ziel der Bewegung)
• Instrumental (Mittel, Werkzeug)
• Dativ (indirektes Objekt, Nutznießer)
• Ablativ (Ausgangsort der Bewegung, Grund)
• Genitiv (nominales Attribut, Zugehörigkeit, Bereich)
• Lokativ (Ort des Gegenstandes, Angabe der Zeit)
Kasusschwund heute
• Deutsch heute: 4 Kasus
• Ersatz der weggefallenen Kasus durch Präpositionen, Dativ
• Was wird mit dem Genitiv?

Aufgabe: Bildet jeweils einen Satz mit gedenken, statt, wegen


Überbleibsel von Kasusmarkierung am
Substantiv
Im Grunde genommen ist alles ganz klar.
Im Laufe meines Lebens musste ich viele Schicksalsschläge
hinnehmen.
Lukas bockt mal wieder. Das Kind im Manne.
Im Falle eines Druckabfalls in der Kabine fallen automatisch
Sicherheitsmasken von der Decke.
Ich trage sie für immer im Herzen.
Im Bilde sein: Wann kommst du noch einmal? Ich bin nicht mehr ganz
im Bilde.
Morphologischer Wandel beim Verb
Setze die folgenden Sätze ins Perfekt und Präteritum.
Ich winke.
Ich backe.
Der Wein gärt.
Sie heißt Sabine.
Ich sende einen Brief.
Der Rundfunk sendet einen Podcast.
Die Ärztin schwört den Eid.
Was ist zu beobachten?
Morphologischer • Schwächung von Numerus und Person: Person-
Wandel beim /Numerusnivellierung
• Stärkung von Tempus: Tempusprofilierung
Verb

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