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Safer/Braver Spaces

Raumpolitik und Unterstützer*innen*-Initiative gegen (sexualisierte) Gewalt

Linke Räume sind nicht automatisch diskriminierungsfreie Räume. Safer/Braver Space


Policies sind ein Versuch, Diskriminierung in jeder Form - aber insbesondere sexualisierten
Übergriffen - konkretes Handeln entgegenzusetzen. Die Unterstützer*innen*-Initiative will
den Betroffenen Ruhe, Gehör und Schutz bieten sowie das Bewusstsein über mögliche Diskri-
minierungen und Übergriffe stärken.

Respektiere deine und die Grenzen anderer.

Wo ein Übergriff beginnt, bestimmt in jedem Fall die betroffene Person.

Be aware – sei aufmerksam!


Inhaltsverzeichnis: der Aufmerksamkeit nehmen, und ge-
meinsam das weitere Vorgehen bespre-
1. Konzept/Beschrieb chen.
2. Policy Grundsätzlich ist das Ziel der Initi-
3. Wichtige Konzepte und Begriffser- ative, aufkommende Konflikte auf
klärungen eine möglichst konstruktive Art an-
a. Konzepte zugehen. Im besten Fall müssen die
b. Begriffserklärungen Unterstützer*innen* nicht aktiv wer-
4. FAQ – Frequently asked questions – den. Die Unterstützer*innen* werden
oft gestellte Fragen aktiv, wenn sie von Fest-Besuchenden
darum gebeten werden.

Safer/braver space policies sind ein


Versuch, Diskriminierung in jeder
Form, aber insbesondere sexualisierten
Übergriffen konkretes Handeln entge-
genzusetzen. Wir alle sind aufgerufen,
dazu beizutragen, dass sich am Fest
möglichst alle wohl fühlen können. Alle
am Fest anwesenden Personen sollen
sich mit dieser Richtlinie - und damit
mit Betroffenen von Übergriffen - soli-
1.KONZEPT / BESCHRIEB darisch zeigen.

Eine “Safer/Braver Space Raumpoli- Die Unterstützer*innen*-Initiative soll-


tik” soll am Fest dazu dienen, einerseits te im Idealfall so vielfältig wie möglich
ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass zusammengesetzt sein (Gender, Alter,
linke Räume nicht automatisch diskri- Diskriminierungserfahrungen, Spra-
minierungsfreie Räume sind, und ande- chen, sexuelle Orientierung(en) etc. ).
rerseits konkrete Handlungsvorschläge Die Unterstützer*innen* sind immer
zu machen, wie wir alle gemeinsam et- nüchtern, ansprechbar, klar gekenn-
was daran ändern können. zeichnet, präsent und haben ein offenes
Ohr für Menschen aller Identitäten.
Eine Unterstützer*innen*-Initiative will Alle, die die Initiative unterstützen, ha-
ganz konkret Betroffene von Grenz- ben sich im Vorfeld des Festes mehrere
überschreitungen, sexualisierter Gewalt Male getroffen und ihr Vorgehen einge-
und anderen Diskriminierungsformen hend besprochen.
unterstützen, ihnen Ruhe, Gehör und Der bestehende Rückzugsort ist primär
Schutz bieten und sie aus dem Zentrum für Betroffene von Übergriffen da. Zur
Verfügung stehen eine Sitzgelegenheit, („sicher“), sondern “safer” (“sicherer”)?
Nastücher, Getränke, Decken, was zu Da wir* alle Teil der Gesellschaft sind,
Essen. können wir nicht „ausserhalb“ sein. Wir
konstruieren die Verhältnisse mit. Es
Die Awareness-Unterstützung und gibt also keinen ‚sicheren‘ Raum, und
der Rückzugsort für Betroffene von noch weniger einen sicheren Raum für
sexualisierter/*-istischer Gewalt wer- alle unterschiedlichen Positionen. Wir
den an jeder Veranstaltung (Vorträge können temporär geschütztere Räume
/ Bands) angekündigt. Am Fest gibt es für unterschiedliche Positionen schaf-
einen Infotisch zum Konsens-Konzept, fen, in denen wir “tapferer”, “braver”
Sexismus und anderen Diskriminie- zu handeln lernen.
rungsformen.
Es ist uns daher wichtig, dass sich heu-
te (und an jedem anderen Tag) ALLE
wohlfühlen können. Bitte sei Dir be-
wusst, dass Du für Dein Handeln ver-
antwortlich bist. Mit Deinem Verhal-
ten trägst Du zur Stimmung an diesem
Tag/Abend bei. Du, wie auch alle an-
deren, die hier sind, ob auf der Büh-
ne, hinter der Bar, Workshopleitende,
oder andere Teilnehmer*innen*, sind
mitverantwortlich für den Raum und
die Atmosphäre. Du bist nicht einfach
passive*r Konsument*in*, sondern Teil
des Raums. Alle sollen Platz haben und
es soll niemand aufgrund von irgend-
welchen Merkmalen diskriminiert wer-
den. Das heisst: Rassismus, Sexismus,
Homophobie, Transphobie, Gewalt
2. POLICY und übergriffiges Verhalten jeglicher
Art haben hier keinen Platz!
Was ist überhaupt eine “safer space
policy”? Feministische Raumpolitiken Dafür müssen einige Dinge beachtet
versuchen Diskriminierung aktiv zu werden:
verändern. FrauenLesbenTransInter*-
Räume wollen die Voraussetzungen für - blöde Anmache oder andere Beläs-
einen Austausch in einem geschützteren tigungen gehören nicht hierher (und
Rahmen bieten. Warum nicht „safe“ eigentlich nirgendwo hin!). Das heisst
nicht, dass nicht geflirtet werden kann, erreichbar sind.
sondern es geht um Respekt und das
Anerkennnen von Grenzen Respektiere Deine und die Grenzen
anderer: Wo ein Übergriff beginnt, be-
- tanzt rücksichtsvoll, so dass sich alle stimmt in jedem Fall die betroffene Per-
wohlfühlen können son.

- bei den Konzerten stehen kleinere Sei dir bewusst, dass, auch wenn sich für
Leute vorne und die grösseren hinten dich bei Drogenkonsum deine Grenzen
oder an der Seite, so dass alle etwas erweitern, die Grenzen anderer immer
sehen können (es gibt kein “Recht des noch respektiert werden müssen. Im
Stärkeren”) Zweifelsfall – mal ein bisschen länger
über etwas nachdenken... Achtet aufei-
- Wenn Du Dich bedroht, belästigt oder nander. Freiraum bedeutet Verantwor-
unwohl fühlst, oder wenn Du siehst, tung übernehmen!
dass eine andere Person Hilfe braucht:
frage nach, überlasst es nicht “den an-
deren”, aktiv zu werden, wie sonst so
oft...Melde Dich an einer Bar oder
direkt bei einer Ansprechperson der
Unterstützer*innen*-initiatve am Info-
stand.

Wir nehmen Dich und die Situation


ernst!
Wenn du eine Person bemerkst, die ver-
loren aussieht, geh auf sie zu (achte auf
nonverbale Kommunikation) und fra-
ge, ob sie etwas bestimmtes sucht, Hil-
fe braucht oder jemenschen vorgestellt
werden möchte.

Es ist klar, dass keine Person sich total


ausserhalb der gesellschaftlichen Nor- 3. WICHTIGE KONZEPTE UND
men bewegen kann. Wir alle sind Teil BEGRIFFSERKLÄRUNGEN
der Gesellschaft und reproduzieren ihre
Mechanismen. Deshalb gibt es keine a) KONZEPTE
“sicheren Räume”, “no safe spaces”! Awareness – Was ist das?
Aber das heisst nicht, dass Utopien un- to be aware = sich bewusst sein, sich
informieren, für gewisse Problemati- Hierarchien
ken sensibilisiert sein. Awareness ist ein Gerade in Gruppen und Zusammen-
Konzept, welches sich mit respektvollem hängen, die gegen Hierarchien arbeiten
Verhalten einander gegenüber beschäf- wollen, ist es wichtig darüber nachzu-
tigt. Es geht darum, sich gegenseitig zu denken, dass es auch andere Hierarchi-
unterstützen, indem wir* verletzendes en gibt als z.B. offensichtliche Machtpo-
und grenzüberschreitendes Verhalten sitionen (Ämter, „Chef“positionen). In
und Diskriminierungen erkennen, als jeder Gruppe gibt es Personen, die z.B.
solche benennen und verändern lernen. viel wissen, lange dabei sind, als ‚cool‘
gelten, Personen, die neu und unsicher
Annahmen/Stereotype sind, etc., was alles unterschiedliche
Wir* denken oft, dass wir einer Person (temporäre) Ermächtigungspositionen
ansehen, was für ein Geschlecht sie hat, schafft. Gesellschaftliche Normen und
ob sie gesund oder krank ist, ob sie „von Privilegien machen auch vor emanzipa-
hier“ kommt oder nicht, ... ausserdem torischen Zusammenhängen nicht halt.
spielen gesellschaftliche Einflüsse eine
Rolle, was wir z.B mit Dicksein verbin- Pronomen/Anrede
den; mit normativ “gutem“ Aussehen; Bitte respektiert die Pronomen, mit
mit Frauen*, die an Beinen, im Gesicht, denen Personen angesprochen werden
etc. behaart sind; mit Personen mit psy- möchten: es gibt beispielsweise ausser
chischen/körperlichen Beeinträchti- “er” und “sie”: “sie_r”, “they”, “hen”,
gungen; Personen, die sehr klein/sehr kein pronomen, nur den Vornamen ver-
gross sind, etc.. wenden, und noch viele mehr. Wenn ihr
Stereotype sind eng mit Diskriminie- eine Namensrunde macht, schlagen wir
rung verbunden und wir festigen sie vor, auch Pronomen-/Anredewunsch
durch unbedachtes Wiederholen. mit reinzunehmen. Alle Teilnehmen-
den entscheiden selber, ob sie ihre Pro-
Privilegien nomen nennen möchten.
Ein Privileg zu haben heisst nicht, glück-
licher zu sein, sondern sich nicht mit Position und Empowerment
gewissen Problemen herumschlagen zu Was die eine Person empowert (=Kraft
müssen. Privilegierte Positionen sind gibt, ermächtigt), bewirkt für eine an-
z.B.: als weiss gelten, Mann sein, hete- dere Position vielleicht nicht dasselbe.
rosexuelles Begehren, Cisgender-Iden- z.B.: wenn für die eine von Sexismus
tität, Mittelschichtshintergrund, Geld Betroffene* Ermächtigung bedeutet,
haben, Hochschulbildung, schlank sein, mit nacktem Körper herumzulaufen,
gesund sein, Zeit haben, etc. kann es für eine* andere* von Sexismus
Privilegien können in unterschiedlichen Betroffene* Ermächtigung bedeuten,
Kontexten unterschiedlich wirken. ihren Körper zu verhüllen. Wenn eine
Feministin* sich das Wort „Schlampe“ viduell erlebte Gewalt wahrnimmt. Ge-
aneignet, um die Waffe, die es bein- walt wird auf Grund der persönlichen
haltet zu entschärfen, dann heisst das Geschichte, Gegenwart und Erfahrung
nicht, dass dies für alle von Misogynie von Betroffenen unterschiedlich erlebt,
bedrohten Positionen ein funktionieren- eingeordnet und eingeschätzt. So kann
des, empowerndes Mittel ist. es zum Beispiel sein, dass ein Übergriff
erst nach längerer Zeit von einer/einem
Konsens-Prinzip Betroffenen als solcher definiert wird –
Wir* versuchen so weit wie möglich ein Definitionsmacht verjährt nicht. Das
Konsens-Prinzip zu verwirklichen. Das heisst, unabhängig davon, wie der se-
bedeutet, dass Handlungen und Ge- xualisierte Übergriff aussah: wenn eine
spräche im gegenseitigen Einverständ- Betroffene eine Vergewaltigung oder ei-
nis stattfinden, anstatt in der Annah- nen sexualisierten Übergriff so bezeich-
me, dass etwas schon ok ist, wenn kein net, dann entspricht das genau ihrer
Widerstand kommt (z.B. eine Person Wahrnehmung und ist somit als genau
einfach anfassen ohne zu fragen, etc.). diese Bezeichnung zu akzeptieren.
*KONSENS* bedeutet, dass Handlun-
gen und Gespräche nur im gegenseiti- Parteilichkeit
gen Einverständnis stattfinden. Achte Parteilichkeit bedeutet, dass eine be-
bitte darauf, ob dein Gegenüber dir nannte Grenzverletzung nicht in Frage
(auch nonverbal) signalisiert, ob er*_ gestellt, sondern akzeptiert wird und
sie* mit dir sprechen oder interagieren bezeichnet eine innere und aktiv nach
möchte. Generell gilt, nur ein JA ist ein aussen gerichtete Haltung zur Unter-
JA (=enthusiastischer Konsens). Das stützung von Betroffenen. Wir stehen
Konsens-Prinzip wurde erarbeitet, um eindeutig auf der Seite der Betroffenen,
r*pe culture und sexualisierter Gewalt eine scheinbar neutrale Haltung wür-
etwas entgegenzusetzen. Es ist aber de für die Betroffene einen Zwang zur
auch in vielen anderen Bereichen hilf- Rechtfertigung bedeuten. Dem Täter
reich, um ein respektvolles Miteinander genügt ein Schweigen.
zu lernen.
b) BEGRIFFSERKLÄRUNGEN
Definitions”macht”
Die Definition, ob eine sexualisierte Hinweise zu den verwendeten Begrif-
Grenzverletzung vorgefallen ist, liegt fen:
einzig und allein bei der/dem Betrof-
fenen. Jede/r Betroffene von sexuali- Wir verwenden den Begriff “sexua-
sierter Gewalt kann nur von sich selbst lisierte Gewalt” statt “sexueller Ge-
sagen, was sie/er/* wann als Gewalt walt”. “Sexuelle Gewalt” impliziert,
empfindet und wie sie/er/* diese indi- dass es primär um Sexualität ginge, was
bei sexualisierter Gewalt aber nicht der _ unterstrich und sternchen * öffnen
Fall ist. Sie dient der Aufrechterhaltung schubladen, verfestigte denkmuster,
und Herstellung von Machtverhältnis- wehren sich gegen entweder-oder, frau-
sen, indem zum Beispiel das Selbstbe- mann, 1-0, schwarz-weiss, … und z.b.
stimmungsrecht über den eigenen Kör- auch gruppenidentität
per der Betroffenen übergangen wird.
Cis-Frauen / Cis-Männer: (cis =
Wir verwenden den Begriff “Betrof- lat. diesseits) Frauen bzw. Männer, bei
fene” in seiner weiblichen Form, weil denen das bei der Geburt zugeschrie-
wir sichtbarmachen wollen, wer in den bene Geschlecht mit dem gelebten Ge-
meisten Fällen die Betroffenen von se- schlecht übereinstimmt. Der Begriff
xualisierter Gewalt sind. Uns ist aber Cis-Frau/Cis-Mann wird auch ver-
bewusst, dass es Betroffene aller Gen- wendet um aufzuzeigen, dass es noch
ders gibt und wir bieten unsere Unter- andere Kategorien jenseits von Frau/
stützung nicht nur für Frauen* an. Mann gibt. Ausserdem wird so versucht
zu verhindern, dass z.B. Frau als Norm
Wir verwenden den Begriff “Täter” in und Trans*Frau als Abweichung gese-
seiner männlichen Form, weil wir glau- hen wird.
ben, dass sexualisierte Gewalt haupt-
sächlich von Männern ausgeht. Wir queer: Ist aus dem Englischen, wört-
wollen damit nicht verschweigen, dass lich übersetzt: ‚schräg‘, wurde als Belei-
auch andere Genders sexualisierte Ge- digung für Homosexuelle, Obdachlose,
walt ausüben können. Eine genderge- gender-nichtkonforme Menschen ver-
rechte Formulierung könnte allerdings wendet. Die Bewegung hat sich dieses
die tatsächlichen Herrschaftsverhältnis- Wort angeeignet und umgedeutet, so
se in dieser Gesellschaft verschleiern. dass queer heute eine positive Selbstbe-
Falls der Begriff “Täter” für die eige- zeichnung ist.
ne Situation nicht zutreffend sein soll-
te, kann mensch sich dennoch an uns FLTI*, FrauenLesbenTransInter (und
wenden. das Sternchen als Markierung für die
vielfältigen Ausdrucksweisen) flt*i_aq:
* das Sternchen macht hier sichtbar, FrauenLesbenTransInterAromanti-
dass es kein einheitliches „wir“ gibt; es schAsexuellQueer
kann zeigen, dass mit Frauen* nicht nur
Cis-Frauen gemeint sind, etc. Transgender, transident, trans*:
(trans = lat. jenseits, hindurch) Be-
_ Unterstrich macht hier die Vielfalt griffe, die als Selbstbezeichnung von
der Identitäten zwischen und ausser- Trans*personen dienen und auf ver-
halb von Mann/Frau sichtbar schiedene Weise die Vorstellung hin-
terfragen, dass es nur zwei Geschlech- zweigeschlechtliche Norm passen oder
ter gibt. Personen, bei denen das bei passen wollen.
der Geburt zugeschriebene Geschlecht
nicht mit dem gelebten Geschlecht Inter*: Menschen, deren Geschlecht
übereinstimmt – dabei ist die Selbstdefi- schulmedizinisch (physiologisch, hor-
nition der Personen das Zentrale, nicht monell) als uneindeutig gilt. Der Be-
eine Bewertung von Aussen. Der Be- griff Intersexuell wird von vielen
griff Transsexuell wird von den meisten Inter*Personen abgelehnt, da er ei-
Trans*Personen abgelehnt, da er einer- nerseits pathologisierend ist (also die
seits pathologisch ist (also die Menschen Menschen als „krank“ bezeichnet).
als „krank“ bezeichnet). Andererseits Andererseits hat Intersexualität nichts
hat Trans*sein nichts mit Sexualität zu mit Sexualität zu tun. Daher wird als
tun, wird aber oft verwechselt/gleichge- Selbstbezeichnung im deutschsprachi-
setzt. gen Raum eher Inter* gewählt.

transidente Frauen/ trans*Frauen Asexuell und Aromantisch: Abwe-


(trans*Frauen bitte nur versus cisFrau- senheit von sexueller bzw. romantischer
en benutzen): leben im weiblichen Ge- Anziehung.
schlecht, welches nicht bei der Geburt
zugewiesen wurde. PoC: People of Color, ist eine Selbstbe-
transidente Männer/ trans*Männer schreibung von Menschen, die von Ras-
(trans*Männer bitte nur versus cisMän- sismus betroffen sind.
ner benutzen): leben im männlichen
Geschlecht, welches nicht bei der Ge- ableismus: (able=fähig), Diskrimi-
burt zugewiesen wurde. nierung aufgrund von Behinderungen,
Krankheiten.
trans*Weiblichkeiten: verschiedene
Arten Weiblichkeit zu leben bei Tran- ageismus: (age=alter) Diskriminie-
sidentität. rung aufgrund von Alter/Jugend.

trans*Männlichkeiten: verschie- homo”phobie” und


dene Arten Männlichkeit zu leben bei trans*inter_”phobie”: sind keine
Transidentität. “Phobien” (Ängste), sondern Diskrimi-
nierungsformen.
Genderqueer: genderqueer bezieht
sich auf Menschen, die bezüglich sozi- -ismus, -ismen(mehrzahl): alle mög-
aler Geschlechtskategorien (Aussehen, lichen Arten von Diskriminierungsfor-
Kleidung, Verhalten, etc.) oder ihrer men.
Geschlechtsidentität nicht (ganz) in die
Klassismus: Diskriminierung auf- der Verwendung von vielen der vorge-
grund der gesellschaftlichen “Schicht” stellten Begriffe können z.B. verschie-
(Bildung, Besitz, gesellschaftliche Positi- denste Positionen sichtbar machen...
on der Herkunftsfamilie)
... indem ich Beispiele wähle, die un-
Lookismus: Diskriminierung auf- terschiedliche Identitäten, verschiede-
grund von nicht-hineinpassen in die nen Beziehungsformen, verschiedenen
starren Schönheitsnormen: dünn, weiss, Grundannahmen über Herkunft, Bil-
“fit”-aussehen, ... dung, Erfahrungen mit Diskriminierun-
gen mitdenken
obstacled: (behindert werden) am Zu-
gang zu allen Arten von Räumen ge- .z.B.: trans*inter_genderqueer ein-
hindert werden ohne als “behindert” zu schliessend sprechen...
gelten.
... wenn von Frauen* die Rede ist, kann
“Rass”ismus: Diskriminierung auf- z.B. das Sternchen * auch ausgespro-
grund einer gelesenen «Rasse». Der Be- chen werden oder Frauen* kann zu
griff an sich ist problematisch, da er im- ‚Frauen, trans*, inter_ , genderqueer‘
pliziert, es gäbe «Rassen». Der Begriff erweitert werden.
“Rasse” sollte aber unserer Meinung
nach nicht mehr verwendet werden,
denn es gibt keinerlei Belege, dass men-
schen in “Rassen” unterteilt werden
können.

Sexismus: Diskriminierung von Men-


schen aufgrund ihres gelesenen Ge-
schlechts.
4. FAQ - FREQUENTLY ASKED
tender to all gender: = “sanft/ QUESTIONS - OFT GESTELLTE
freundlich zu allen gendern” = alle FRAGEN
geschlechter willkommen! z.b. trans*,
cis, gender_queer, inter_, non-binary, FRAGE : “Seid ihr nicht einfach eine (macht-
lesben, butches, bois, femmes, frauen*, geile) political-correctness-polizei?”
männer*, kings, queens, einhörner …
ANTWORT: “Wir” sind keine einheit-
Warum überhaupt diese Erklärungen? liche Gruppe und ausserdem Teil der
Worte prägen und Sprache sollte des- Zusammenhänge. Uns geht es darum,
halb bewusst verwendet werden. Mit Menschen respektvoll und nicht ver-
letzend zu behandeln. Sprache prägt “Wenn es so weit ist, werden wir die Probleme
und reproduziert Machtverhältnisse, schon irgendwie klären”
deshalb finden wir, dass wir schon dort
anfangen sollten, Diskriminierungen zu Das war leider bisher selten der Fall.
verhindern. Wenn politisch “korrekt” Denn wenn ein Problem auftaucht, und
ätzend klingt, suchen wir halt einen bes- die Person darauf angesprochen wird,
seren Namen dafür. reagiert sie oftmals sehr abwehrend da-
Wir wollen keine Macht, um andere rauf. Je nach Situation (Alkohol- und
moralisch zu verurteilen (was sollte das Drogeneinfluss) kann es dann sehr un-
bringen?), sondern wollen mit allen schön werden. Und wenn jene übergrif-
Anwesenden gemeinsam dafür sorgen, fige Verhaltensweisen nicht im Vorfeld
dass sich Menschen in unseren Räumen durch safer-space-Richtlinien definiert
nicht diskriminiert fühlen. Im besten worden sind und die Ideen nicht bereits
Fall müssen wir nicht aktiv werden, weil den Raum gefüllt haben, dann reagie-
alle ihre Konflikte selbständig lösen. ren die Menschen oft, anstatt darüber
Wir wollen Personen unterstützen, die nachzudenken und daraus zu lernen,
einen Übergriff erleben, das heisst es mit “ich habs nicht so gemeint, deshalb
geht nicht um abstrakte Normen son- ist es auch kein Problem“.
dern um Hilfe für konkrete Personen.
„Wir sind hier alle schon gleichberechtigt“
„Wir hatten noch nie ein Problem!“
Wir befinden uns nicht ausserhalb von
Berichtigung: Wir sind uns bisher noch gesellschaftlicher Prägung, und repro-
nie der Probleme bewusst gewesen. Dies duzieren selber Machtmechanismen
ist möglich, weil wir die Angelegenheit und Sexismus. Zwar sind diese immer
nicht ernster zu nehmen scheinen als wieder Thema in unseren Debatten,
die vorherrschende Kultur - passend aber Diskriminierungen und übergrif-
zu unserem Mangel an verlässlichen figes Verhalten existiert nach wie vor.
betroffenengerechten Community-Ac- Was benötigt wird, ist die Anerkennung
countability-Abläufen. Selbst wenn es von problematischen, uns beigebrach-
bislang keine Probleme gab, heißt das ten Verhaltensweisen und die Bemü-
nicht, dass sich nicht ein Problem zu- hung, denjenigen zuzuhören, welche
künftig ereignen würde und wenn wir unterdrückt worden sind, ebenso wie
erst im Eifer des Gefechts ausarbeiten was erforderlich ist, um die Probleme in
müssen, was zu tun ist, werden unsere unseren Gemeinschaften zu lösen.
Handlungen schlechter sein, als wenn
wir eine gut durchdachte – wenn auch
unvollkommene – Methode haben.
„Indem jemand ausgeschlossen wird, schränkt die Gemeinschaft als Ganzes schützen.
ihr die Freiheit dieser Person ein“ Der Nachteil davon ist, dass wir einer
Einzelperson Unannehmlichkeiten be-
Wenn Menschen, die andere nicht re- reiten oder sie ausschließen könnten,
pektvoll behandeln oder sogar übergiffig während wir die Handlungen untersu-
sind, in unsere Räume dürfen, schließt chen, die zu einer Wiedereinbeziehung
dies andere aus – wenn keine Wahl ge- von ihr in die Gemeinschaft führen
troffen und nichts unternommen wird, könnte. Das Verfahren soll alle weiter
sobald Misshandlungsfälle aufkommen, bringen, der Fokus liegt aber wie gesagt
treffen wir tatsächlich die Wahl, unsere klar auf der Unterstützung der betrof-
vorherrschende Gesellschaft zu verstär- fenen Person.
ken und die Täter zu decken. Wir kön-
nen uns dazu positionieren, wer sich in 2. Die zweite Herangehensweise sieht
unseren Räumen aufhalten können soll, vor, dass wir ohne einen eindeutigen
und wir ergreifen dabei klar Partei für «objektiven» Beweis die Dinge einfach
die von Gewalt und Übergriffen betrof- wie gewohnt weiterlaufen lassen. Der
fene Person. Nachteil hier ist, dass einer wahrschein-
lich rücksichtslosen oder misshandeln-
“Was ist, wenn jemand fälschlicherweise be- den Einzelperson freie Herrschaft in-
schuldigt wird?” nerhalb unserer Räume erlaubt wird,
während diejenigen, welche sich un-
Also, zunächst einmal, danke für die sicher fühlen, verjagt werden. Die be-
Reaktion, die üblicherweise entgegen- troffene Person muss sich rechtfertigen
genommen wird. Falsche Vergewal- und intimste Details offen legen, um als
tigungs- oder sexualisierte Gewaltbe- «glaubwürdig» zu gelten. Dies führt zu
schuldigungen sind selten. Aber lasst einer erneuten Belastung und hält man-
uns dies eine Minute lang mit Geduld che davon ab, überhaupt etwas zu sa-
ertragen – ein Fall sexualisierte Ge- gen.
walt wird gemeldet und wir haben zwei
Möglichkeiten, welche wir auf die Ta- Wir entscheiden uns für die erste Versi-
gesordnung setzen, wie wir damit um- on, mit dem Wissen, dass es keine per-
gehen; jede von ihnen mit einem Nach- fekte, immer funktionierende Herange-
teil. hensweise gibt.

1. Die erste Möglichkeit ist ein Ver-


fahren, in welchem wir uns auf die be-
troffene Person konzentrieren, in dem
die Inanspruchnahme erfolgt und in
dem wir Strukturen aufbauen, welche
Fragen, Kritik, Kontakt:

awareness-basel@riseup.net

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