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Wissenschaftliche Leitung
Zertifizierte Fortbildung
T. Fuchs-Buder, Nancy
A.R. Heller, Augsburg
M. Rehm, München
M. Weigand, Heidelberg
A. Zarbock, Münster Organspende nach irreversiblem
Hirnfunktionsausfall
Rechtliche Aspekte und praktisches Vorgehen
Zusammenfassung
Online teilnehmen unter: Die Voraussetzungen für eine postmortale Organspende in Deutschland beinhalten
www.springermedizin.de/cme die Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (IHA), die Zustimmung zur
Organspende und den Ausschluss von medizinischen Kontraindikationen. Gerade
Für diese Fortbildungseinheit
aufgrund des Mangels an Spenderorganen in Deutschland sowie wegen der teils
werden 3 Punkte vergeben.
kontrovers geführten gesellschaftlichen und medialen Diskussionen um das Thema
Kontakt Organspende müssen alle an diesem Prozess beteiligten Ärzte mit den relevanten
Springer Medizin Kundenservice Gesetzen, Richtlinien und Verfahrensanweisungen vertraut sein. Speziell gilt dies für
Tel. 0800 77 80 777 diejenigen, die den Nachweis des IHA durchführen sollen. Nur dann können sie in
(kostenfrei in Deutschland) dieser herausfordernden Situation sicher agieren und allen Beteiligten als kompetente
E-Mail: Ansprechpartner dienen.
kundenservice@springermedizin.de
Schlüsselwörter
Informationen Entscheidungslösung · Hirntod · Hirnstammreflexe · Apparative Zusatzdiagnostik · Rechtliche
zur Teilnahme und Zertifizierung finden
Aspekte
Sie im CME-Fragebogen am Ende des
Beitrags.
Lernziele
Nach Lektüre dieses Beitrags
– kennen Sie die rechtlichen Rahmenbedingungen der postmortalen Organspende.
– identifizieren Sie potenzielle postmortale Organspender (PMOS) zuverlässig.
– können Sie die Richtlinie zur Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls (IHA)
sicher anwenden.
– kennen Sie die unterschiedlichen Verfahren zum Irreversibilitätsnachweis.
– können Sie Angehörige von potenziellen postmortalen Organspendern kompetent
beraten.
Dr. med. Jan Sönke Englbrecht, DESAIC, ist Transplantationsbeauftragter des Universitätsklinikums
QR-Code scannen & Beitrag online lesen Münster und Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizinund Schmerztherapie.
Transplantationsgesetz
Organspende und Organtransplantation sind in Deutschland seit
1997 im TPG rechtlich geregelt [1, 5]. Das TPG wurde seit Inkraft-
treten mehrfach geändert (für Details: u. a. [2, 6]). Im November
2018 legte die Bundesregierung einen neuen Gesetzesentwurf
vor. Es wurde beraten, ob durch die Einführung einer erweiterten
Widerspruchslösung das Spendenaufkommen langfristig erhöht
werden könnte. Nach kontrovers geführten Debatten in Parlament,
Medien und Öffentlichkeit entschieden sich die Abgeordneten im
Januar 2020 mehrheitlich für den alternativen Gesetzentwurf zur
Stärkung der Entscheidungsbereitschaft und damit gegen die Ein-
führung einer erweiterten Widerspruchslösung [2].
Zum 01.03.2022 trat das „Zweite Gesetz zur Änderung des Trans-
plantationsgesetzes – Verbesserung der Zusammenarbeit und der
Strukturen bei der Organspende“ in Kraft [7]. Die damit veränder-
ten Rahmenbedingungen sollen insbesondere den Kliniken ihre
Aufgaben im Organspendeprozess erleichtern und die Bevölkerung
Abb. 1 8 Native Computertomographieaufnahme des Schädels mit Nach- besser über das Thema Organspende informieren.
weis einer ausgedehnten linksseitigen intrazerebralen Blutung mit ausge-
prägter Mittellinienverlagerung und subfalziner Hernierung. Ferner ist eine
frühere Trepanation, wohl im Rahmen eines Schädel-Hirn-Traumas, zu se-
hen
7 Merke
7 Merke Gesetzliche Betreuer sind grundsätzlich nicht entscheidungsbefugt, da
– In Deutschland gilt damit weiterhin die „Entscheidungslösung“.
CME
die Betreuung mit dem Tod endet, es sei denn, sie sind gleichzeitig An-
Diese ist eine Abwandlung der in einigen Ländern angewendeten gehörige oder Zeuge eines mündlich geäußerten Willens des Spenders
„erweiterten Zustimmungslösung“. [5].
– Die Bevölkerung wird regelmäßig neutral über die Organspende
informiert, und die Bereitschaft wird regelmäßig abgefragt. 7 Cave
– Liegt weder eine Einwilligung noch ein Widerspruch des möglichen Sollte bei dem Verstorbenen eine ungeklärte oder nichtnatürliche To-
Organspenders vor, ist dessen nächster Angehöriger oder eine desart vorliegen, bedarf es vor einer Spende der Freigabe durch die
entsprechend benannte Person zu befragen, ob ihm von diesem Staatsanwaltschaft [9].
eine Erklärung zur Organspende bekannt ist.
Weitere relevante rechtliche Regelungen
Organspende mit Einwilligung des Verstorbenen
Eine Organentnahme ist rechtlich zulässig, wenn zu Lebzeiten eine Weitere medizinische Fragestellungen im Transplantationswesen
mündliche oder schriftliche Zustimmung des Spenders abgegeben sind in Richtlinien der Bundesärztekammer geregelt. Gemäß den
wurde. Die Zustimmung ist an keinerlei besondere Formerforder- Vorgaben des TPG stellt die BÄK den Stand der Erkenntnisse der
nisse geknüpft [5]. medizinischen Wissenschaft in diesen Richtlinien fest. Sie sind
für alle am Transplantationsprozess Beteiligten gemäß § 16 TPG
7 Merke bindend [1].
Eine Einwilligung zur Organspende ist ab dem 16. Lebensjahr, ein Wi-
derspruch bereits ab dem 14. Lebensjahr zulässig [5]. Richtlinie zur Feststellung des irreversiblen
Hirnfunktionsausfalls
Organspende mit Zustimmung anderer Personen Eine detaillierte Darstellung dieser Richtlinie erfolgt im Abschn.
Liegt keine Willenserklärung des potenziellen Spenders vor, ist „Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls“.
dessen nächster Angehöriger (Tab. 1) zu befragen, ob ihm von
diesem eine Erklärung zur Organspende bekannt ist und er deshalb Richtlinie zur Spendererkennung
unter Beachtung des mutmaßlichen Willens zustimmen kann. Diese Richtlinie definiert Prozesse zur Erkennung potenzieller PMOS
Ist dem nächsten Angehörigen weder ein ausdrücklicher noch und unterstützt die Behandler bei der Beurteilung, ob eine Organ-
ein mutmaßlicher Wille des Verstorbenen bekannt, kann er nach spende in Betracht kommt. Weiterhin schreibt die Richtlinie das
eigenem ethisch verantwortbarem Ermessen eine Entscheidung Angehörigengesprächvor,insbesondere, um im Vorfeld einer evtl.
über die postmortale Organentnahme treffen [5]. geplanten Therapielimitierung die Einstellung zur Organspende
zu klären [10].
7 Merke
– Ablauf, Inhalt und Ergebnis des Angehörigengesprächs müssen 7 Cave
dokumentiert werden (z. B. in Form eines Formulars, das von der – Eine wichtige Richtlinienänderung trat am 01.09.2020 in Kraft. Sie
DSO online zur Verfügung gestellt wird [8]). verpflichtet die behandelnden Ärzte, einen Organspendewillen
– Eine Unterschrift der Angehörigen ist nicht erforderlich [5]. frühzeitig zu erkunden, spätestens vor Einleitung therapiebegren-
zender Maßnahmen.
– Solange eine Organspende nicht ausgeschlossen ist (z. B. bei
7 Cave bekannter Ablehnung oder medizinischen Kontraindikationen),
– Nach § 4 Abs. 2 TPG ist der nächste Angehörige nur dann zu einer müssen intensivmedizinische Maßnahmen zur Aufrechterhaltung
Entscheidung befugt, wenn er in den letzten 2 Jahren vor dem Tod der Organfunktionen erfolgen [10].
des potenziellen Spenders zu diesem persönlichen Kontakt hatte.
7 Merke 7 Cave
– In Deutschland ist eine Organentnahme entsprechend dem DCD- – Bei Kindern bis zum vollendeten 2. Lebensjahr unterscheidet sich
Konzept nicht zulässig. Ein im Ausland entnommenes Organ eines der grundsätzliche Ablauf der Untersuchung nicht.
DCD-Spenders darf in Deutschland nicht transplantiert werden [17]. – Jedoch gibt es insbesondere beim Irreversibilitätsnachweis einige
– Sehr wohl kann jedoch das Organ eines DBD-Spenders, das in einem Besonderheiten, auf die im vorliegenden Beitrag nicht näher
Land mit einer (erweiterten) Widerspruchslösung entnommen eingegangen werden kann, hierzu wird auf die Richtlinie verwiesen
wurde, in Deutschland transplantiert werden [18]. [20].
CME
die den beiden Ärzten, die den IHA festgestellt haben, weisungsbefugt zurückliegen muss, um die Untersuchung durchführen zu können.
sind. – Die Richtlinie gibt dazu keine exakten Zeiträume vor. Sie schreibt
auch keine Bestimmung von Serum- oder Plasmaspiegeln vor.
Voraussetzungen seitens des Patienten – Bei Verdacht auf eine zum Zeitpunkt der Diagnostik des IHA noch
relevante Intoxikation ist eine gezielte toxikologische Analytik
Die IHA-Diagnostik ist in allen Altersstufen durchführbar und ist erforderlich.
weder aufklärungs- noch zustimmungspflichtig. Einzige Ausnahme – Im Zweifelsfall muss der zerebrale Zirkulationsstillstand nachgewie-
sind Frühgeborene (unter 37 Schwangerschaftswochen postmen- sen werden.
struell) und bei Anenzephalie, da dann das der Richtlinie zugrunde
liegende Konzept der Feststellung des IHA nicht anwendbar ist Klinische Symptome des Ausfalls der Hirnfunktion
[20]. Das Koma wird durch fehlende vegetative oder motorische Re-
Die Behandler sollten an einen möglichen IHA denken, wenn aktionen auf Ansprache, Manipulation und Applikation starker,
ein Patient mit nachgewiesener Hirnschädigung tief komatös adäquater Schmerzreize (Manipulation des Nasenseptums, z. B.
ist und einen progredienten Verlust von Hirnstammreflexen zeigt. mit einer Pinzette; Druck auf supraorbitale Nervenaustrittspunkte)
Begleitet wird der eintretende Hirnfunktionsverlust häufig von nachgewiesen.
vegetativen Zeichen, wie bradykard-hypertensiver Kreislaufdys- Die Hirnstammareflexie wird durch Fehlen folgender Reflexe
regulation, Hypothermie oder Polyurie infolge eines Diabetes insi- nachgewiesen:
pidus centralis. Kenntnisse über diese pathophysiologischen Vor- – Pupillenreflex auf Licht beidseits (Cave: evtl. vorhandenes
gänge sind Voraussetzung für eine adäquate intensivmedizinische Glasauge),
organprotektive Behandlung [22]. – Kornealreflex (Berührung der Kornea – nicht Sklera! – z. B. mit
einem Wattestäbchen),
7 Merke – okulozephaler Reflex (fehlende Bulbusabweichung zur Gegen-
– Absolute Kontraindikationen sind unbehandelbare System- oder In- seite bei passiver Kopfseitwärtsdrehung [„Puppenkopfphäno-
fektionserkrankungen, die eine vitale Bedrohung für die Empfänger men“, Cave: Halswirbelsäulenverletzungen]),
darstellen könnten (Human-Immunodeficiency-Virus[HIV]-Infekti- – vestibulookulärer Reflex (alternativ zur Prüfung des okulozepha-
on, floride Tuberkulose, nicht kurativ behandelte Malignome). len Reflexes: beiderseitige, kalt-kalorische Vestibularisprüfung
– Das Alter ist keine Kontraindikation. mit fehlender Augenbewegung; Wartezeit vom 5 min zwischen
– Auch ein positiver Befund bezüglich einer Infektion mit dem Severe den Spülungen beider Seiten),
Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) stellt keine – motorische oder vegetative Reaktionen auf adäquate Schmerz-
absolute Kontraindikation, sondern eine Einzelfallentscheidung dar. reize im Trigeminusbereich beidseits und außerhalb des
Trigeminusbereichs,
Praktisches Vorgehen – Pharyngealreflex (mehrfache Spatelberührung im Rachen),
– Trachealreflex (Reizauslösung mithilfe eines in den Trachealtu-
Das Vorgehen im Rahmen der klinischen Untersuchung ist ein- bus bis zur Carina eingeführten Katheters).
deutig festgelegt und orientiert sich streng am vorgegebenen
Protokollbogen der Richtlinie. Es empfiehlt sich, neben der si- Der Apnoetest mit der Frage nach spontaner Atemaktivität unter
cheren Identitätsfeststellung des Patienten auch zwischen den Hyperkapnie (Zielkriterium: keine Eigenatmung bei einem arte-
beiden Untersuchern für Klarheit von Fachrichtung und Qualifika- riellen Kohlendioxidpartialdruck [paCO2] ≥ 60 mmHg) stellt den
tion zu sorgen. Abschluss dieser Testung dar (Abb. 2). Hierbei ist zu beachten,
dass die Blutgasanalysen(BGA)-Werte temperaturkorrigiert ausge-
geben werden und vor Beginn des Apnoetests ein normwertiger
Säure-Basen-Haushalt
pH (BGA) 7.39 7.27 LL
pCO2 42.5 61.7 HH mmHg
pO2 266.0 HH 225.0 HH mmHg
Aktuelles Bikarbonat 25.2 27.3 H mmol/l
Aktueller BE 0.6 -0.7 mmol/l
Standard-BE 0.8 1.1 mmol/l
SO2 99.3 H 98.8 H %
Natrium (BGA) 147 148 mmol/l Abb. 2 9 Arterielle Blutgasanaly-
Kalium (BGA) 3.6 3.4 L mmol/l se (BGA) des in der Kurzkasuistik
Kalzium ionisiert (BGA) 1.18 1.23 mmol/l beschriebenen Falls vor (a) und
zum Abschluss des Apnoetests (b)
Chlorid (BGA) 117 H 117 H mmol/l
zur Dokumentation des arteriel-
len Kohlendioxidpartialdrucks
A B (paCO2). BE „base excess“ (Basen-
14:25 Uhr: 14:36 Uhr: überschuss), H erhöht, HH stark
Nachweis paCO2 35-45 mmHg Nachweis paCO2 ≥60 mmHg erhöht, L erniedrigt, LL stark er-
vor Apnoe-Test mit fehlender Eigenatmung niedrigt, pCO2 Kohlendioxidpartial-
druck, pO2 Sauerstoffpartialdruck,
SO2 Sauerstoffsättigung
paCO2 (35–45 mmHg) vorliegen muss – dies gilt auch für Patien- Nachweis der Irreversibilität der klinischen Ausfallsym-
ten mit einer venovenösen oder venoarteriellen extrakorporalen ptome
Membranoxygenierung (vv-/va-ECMO). Der Nachweis der Irreversibilität kann mit einer erneuten klini-
Beim praktischen Vorgehen ist auf eine ausreichende Präoxy- schen Untersuchung nach einem festgelegten Zeitintervall (> 12 h
genierung und passive Insufflation von Sauerstoff (apnoische bei supratentorieller Hirnschädigung, > 72 h bei sekundärer Hirn-
Oxygenierung) während der Untersuchung zu achten. Dadurch schädigung) erfolgen. Aus organisatorischen Gründen bietet sich
ist die Gefahr einer Hypoxie bei sonst lungengesunden Patienten jedoch – sofern zugelassen und möglich – der unmittelbare An-
gering (beachte den arteriellen Sauerstoffpartialdruck [pO2] von schluss einer apparativen Zusatzdiagnostik an, wofür keine War-
225 mmHg nach 11 min Apnoephase in Abb. 2). tezeit erforderlich ist. Hierfür zugelassen sind Verfahren zum Nach-
weis des zerebralen Zirkulationsstillstandes oder elektrophysio-
7 Merke logische Untersuchungen (Tab. 2). Bei primär infratentorieller
Wenn nicht alle klinischen Ausfallsymptome geprüft werden können Schädigung ist eine apparative Zusatzdiagnostik (Elektroenzepha-
(z. B. kein paCO2-Ausgangswert von 35–45 mmHg erreichbar ist), ist ein lographie oder Nachweis des zerebralen Zirkulationsstillstands –
ergänzender Nachweis des zerebralen Zirkulationsstillstandes erforder- ohne Wartezeit) obligat.
lich.
7 Cave
7 Cave Die 5. Fortschreibung der Richtlinie zur IHA-Diagnostik erlaubt nicht
– Die 5. Fortschreibung der Richtlinie zur Feststellung des IHA geht mehr die CT-Angiographie, Perfusionsszintigraphie oder Doppler-/
etwas spezifischer auf die Durchführung des Apnoetests bei ECMO- Duplexsonographie als apparatives Zusatzverfahren bei Patienten mit
Therapie ein. va-ECMO, da diese Verfahren in diesem Fall nicht ausreichend validiert
– Beim sog. Harlekin-Phänomen konkurrieren die Blutströme des oder nicht geeignet sind.
linken Ventrikels und der va-ECMO. Dabei hängt sowohl von der
kardialen Pumpleistung als auch vom ECMO-Blutfluss ab, wo genau Abschluss des Verfahrens
diese beiden Ströme (meist im Aortenbogen) aufeinandertreffen. Nach Wartezeit und erneutem Nachweis des klinischen Symptoms
Somit besteht die Möglichkeit, dass paO2 und paCO2 regional bzw. nach Erhalt der Befundung der apparativen Zusatzdiagnostik
unterschiedlich sind [23]. (signierter Befund eines dafür qualifizierten Facharztes) erfolgen
– Die Richtlinie fordert deshalb, dass bei ECMO-Patienten die Un- die zusammenfassende Betrachtung und Unterzeichnung der ab-
tersuchung mit Unterstützung der mit der ECMO und deren schließenden Todesfeststellung durch die beiden Untersucher –
physiologischen Besonderheiten vertrauten Ärzte durchgeführt die hier festgehaltene Uhrzeit entspricht dem Todeszeitpunkt.
wird, ohne allerdings die Durchführung des Apnoetests weiter zu
spezifizieren. Vorschläge zur Durchführung finden sich aber in der
Literatur [23].
CME
MAD > 80 mmHg während der Untersuchung
Elektrophysiologische Untersuchungen
EEG Mindestens 30 min einwandfrei auswertbare, artefaktarme EEG-Registrierung
Keine Altersgrenze
SEP Bei primär supratentoriellen und sekundären Hirnschädigungen
Erst ab Beginn des 3. Lebensjahres zugelassen
Bei primär infratentoriellen Schädigungen nicht zugelassen
FAEP Progredienter, konsekutiver Verlust der Wellen mit schließlich bilateralem Ausfall aller Komponenten
Der primäre bilaterale Ausfall aller FAEP-Wellen schon bei der Erstuntersuchung ist nicht als Irreversibilitätsnachweis
geeignet
Bei primär infratentoriellen Schädigungen nicht zugelassen
CT-A Computertomographie-Angiographie, MAD mittlerer arterieller Druck, EEG Elektroenzephalographie, SEP somatosensorisch evozierte Potenziale,
FAEP frühe akustisch evozierte Potenziale
a
Nicht bei Patienten mit venoarterieller (va-)ECMO zugelassen
7 Merke
7 Cave Zur Protokollierung der Feststellung des IHA sollten die aktuellen Do-
– Im Fall einer Organentnahme müssen die Protokollbogen ent- kumentationsbogen von der Homepage der BÄK heruntergeladen und
sprechend der in § 15 TPG geregelten Aufbewahrungspflicht und verwendet werden [20].
Aufbewahrungsfrist mindestens 30 Jahre archiviert werden.
– Es empfiehlt sich, klinikintern sicherzustellen, dass alle relevanten Regelungen zur Organspende im deutschsprachigen
Dokumente entsprechend lange archiviert werden (Thermopapier Ausland
[beachte: Ausdruck des BGA-Befundes] hat eine begrenzte Haltbar-
keit). Eine postmortale Organspende ist nur nach Feststellung des Todes
möglich („dead donor rule“ [3, 24]). Für die meisten Rechtsord-
nungen in Europa ist hierzu die Feststellung des IHA erforderlich
[3]. Die Einwilligungsarten unterscheiden sich dagegen teilweise.
In Österreich muss vor einer Spende der Tod festgestellt wer-
den, durch Nachweis des Hirntodes bei erhaltenem Kreislauf (DBD)
Abb. 3 8 Befund der Perfusionsszintigraphie ohne Nuklidanreicherung supra- und infratentoriell, zusätzlich Darstellung von Thorax und Abdomen zur Prü-
fung der physiologischen Verteilung des Radiopharmakons als in vivo Qualitätskontrolle. a Anterior, b Posterior, c links lateral, d rechts lateral, e Abdomen
anterior, f Abdomen posterior
CME
5 Der Nachweis der Irreversibilität erfolgt/erfolgen entweder durch ei- 7. Bundesgesetzblatt im Internet (2020) Gesetz zur Stärkung der Entscheidungs-
ne erneute klinische Untersuchung nach vorgeschriebener Wartezeit bereitschaft bei der Organspende. http://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?
oder geeignete ergänzende Untersuchungen. startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl120s0497.pdf. Zugegriffen: 22.
Dez. 2020
5 Entscheidend für das Verständnis und die Akzeptanz der Untersu- 8. DeutscheStiftungOrgantransplantation(2022)DokumentationvonAblauf, Inhalt
chung – auch im Hinblick auf eine potenzielle Organspende – ist die und Ergebnis der Beteiligung der Angehörigen oder gleichgestellter Personen.
eindeutige und verständliche Kommunikation mit den Angehörigen https://www.dso.de/SiteCollectionDocuments/DSO_Angehoerigengespraech.
pdf. Zugegriffen: 3. Nov. 2022
auf dem Boden der eigenen Expertise. 9. Deutsche Stiftung Organtransplantation (2021) Verfahrensanweisungen
der DSO gemäß § 11 des Transplantationsgesetzes. https://dso.de/
SiteCollectionDocuments/DSO_Verfahrensanweisungen_Gesamt.pdf. Zugegrif-
fen: 20. Mai 2022
Korrespondenzadresse
10. Bundesärztekammer (2020) Richtlinie gemäß § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 3 TPG zur
Dr. med. Jan Sönke Englbrecht, DESAIC ärztlichen Beurteilung nach § 9a Abs. 2 Nr. 1 TPG (RL BÄK Spendererkennung).
Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie, Dtsch Arztebl 117(35–36):A1–12
11. Bundesärztekammer (2021) Richtlinie gemäß § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 4 a) und
Universitätsklinikum Münster
b) TPG betreffend die Anforderungen an die im Zusammenhang mit einer
Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude A1, 48149 Münster, Deutschland Organentnahme zum Schutz der Organempfänger erforderlichen Maßnahmen
Jan.Englbrecht@ukmuenster.de (RL BÄK Empfängerschutz). Dtsch Ärztebl Online. https://doi.org/10.3238/arztebl.
2021.RiliOrgaEmpfaengerschutz20211015
12. Bundesärztekammer (2001) Richtlinie zur Organtransplantation gemäß § 16
Einhaltung ethischer Richtlinien Transplantationsgesetz. Dtsch Arztebl 98(34–35):A-2207/B-1873/C-1765
13. Bundesärztekammer (2020) Richtlinien für die Wartelistenführung und
die Organvermittlung gem. § 16 Abs. 1 S. 1 Nrn. 2 u. 5 TPG. https://
Interessenkonflikt. Gemäß den Richtlinien des Springer Medizin Verlags werden www.bundesaerztekammer.de/richtlinien/richtlinien/transplantationsmedizin/
Autoren und Wissenschaftliche Leitung im Rahmen der Manuskripterstellung und richtlinien-fuer-die-wartelistenfuehrung-und-die-organvermittlung/. Zugegrif-
Manuskriptfreigabe aufgefordert, eine vollständige Erklärung zu ihren finanziellen fen: 21. Sept. 2021
und nichtfinanziellen Interessen abzugeben. 14. Bundesamt für Justiz (2013) Verordnung über die Anforderungen an die
Organ- und Spendercharakterisierung und an den Transport von Organen
Autoren. J.S. Englbrecht: A. Finanzielle Interessen: J. Englbrecht gibt an, dass kein sowie über die Anforderungen an die Meldung schwerwiegender Zwischenfälle
finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: Oberarzt des und schwerwiegender unerwünschter Reaktionen. https://www.gesetze-im-
Universitätsklinikums Münster, Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin internet.de/tpg-organv/BJNR018810013.html. Zugegriffen: 21. Sept. 2021 ((TPG-
und Schmerztherapie; Transplantationsbeauftragter des Universitätsklinikums Müns- Verordnung über Qualität und Sicherheit von Organen – TPG-OrganV))
ter | Mitgliedschaften: DGAI, DIVI. M. Holling: A. Finanzielle Interessen: M. Holling gibt 15. Eschertzhuber S (2015) Spenderidentifikation, Todesfeststellung, Spendermana-
an, dass kein finanzieller Interessenkonflikt besteht. – B. Nichtfinanzielle Interessen: gement, Organspende. Wien Klin Mag 18:70–75. https://doi.org/10.1007/s00740-
Stellvertretender Klinikdirektor der Klinik für Neurochirurgie, Universitätsklinikum 015-0052-7
Münster, Münster. 16. Bundesärztekammer (1998) Organentnahme nach Herzstillstand („Non heart-
beating donor“). Dtsch Arztebl 95(50):A-3235
Wissenschaftliche Leitung. Die vollständige Erklärung zum Interessenkonflikt der 17. Vilmar K, Brandt T, Hanrath P, Haverich A (1998) Organentnahme nach
Wissenschaftlichen Leitung finden Sie am Kurs der zertifizierten Fortbildung auf www. Herzstillstand („Non heart-beating donor“). Dtsch Arztebl 95(50):A-3235
springermedizin.de/cme. 18. Bakhschai B, BlasczykR(2021)DürfenimAuslandunterderWiderspruchsregelung
gewonnene Organe nach deutschem Transplantationsrecht in Deutschland
Der Verlag erklärt, dass für die Publikation dieser CME-Fortbildung keine Sponsoren- verwendet werden? Transfusionsmedizin 11:253–257. https://doi.org/10.1055/a-
gelder an den Verlag fließen. 1521-8068
19. Hansen H-C, Günther U (2019) Neue Richtlinien zur Diagnostik des irreversiblen
Für diesen Beitrag wurden von den Autor/-innen keine Studien an Menschen oder Tie- Hirnfunktionsausfalls: Konzept und Limitationen, organisatorische Vorgaben und
ren durchgeführt. Für die aufgeführten Studien gelten die jeweils dort angegebenen Ausführung. Med Klin Intensivmed Notfmed 114:114–121. https://doi.org/10.
ethischen Richtlinien. 1007/s00063-018-0527-6
20. Bundesärztekammer (2022) Richtlinie gemäß § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 TPG für
die Regeln zur Feststellung des Todes nach § 3 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 TPG und die
Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der
Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach § 3 Abs. 2
Nr. 2 TPG, Fünfte Fortschreibung. Dtsch Aerztebl Online. https://doi.org/10.3238/
arztebl.2022.rl_hirnfunktionsausfall_02
? Wie ist die Einwilligung zur Organspen- ◯ Da die Szintigraphie eine erhaltene Perfu- ? Neben dem Nachweis von Koma und
de in der Kurzkasuistik zu bewerten? sion der Oberbauchorgane zeigt, ist eine Hirnstammareflexie erfolgt im Rah-
◯ Durch den Organspendeausweis liegt eine Feststellung des irreversiblen Hirnfunkti- men der klinischen Untersuchung auch
schriftliche Einwilligung des Patienten vor, onsausfalls nicht möglich. eine Testung des Atemzentrums. Wie
eine Organspende ist nach Feststellung ◯ Erst wenn ein dafür qualifizierter Facharzt wird der Apnoetest korrekt durchge-
des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls und den Befund der Perfusionsszintigraphie führt?
bei medizinischer Eignung deshalb mög- signiert hat, ist die Untersuchung als Nach- ◯ Als Zielparameter wird ein arterieller Sau-
lich. weis der Irreversibilität verwendbar. erstoffpartialdruck (paO2) < 60 mmHg zum
◯ Es liegt noch keine Einwilligung vor; die ◯ Wegen der massiven intrakraniellen Blu- Abschluss des Apnoetests festgelegt.
Zustimmung der Ehefrau als nächste An- tung sollte nach der Perfusionsszintigra- ◯ Es erfolgt eine durchgehende Beatmung
gehörige ist zusätzlich erforderlich. phie noch ein EEG zur Bestätigung der mit einer Frequenz von ca. 12/min, um
◯ Die Evaluation einer Einwilligung zur Or- Irreversibilität erfolgen. eine ausreichende Oxygenierung sicherzu-
ganspende darf erst nach Feststellung des stellen.
irreversiblen Hirnfunktionsausfalls erfol- ? Sie befinden sich bei der Feststellung ◯ Eine Präoxygenierung darf vor der Durch-
gen. der Hirnstammareflexie bei einem führung des Apnoetests auf keinen Fall
◯ Der Organspendeausweis ist keine ausrei- Patienten mit instabiler HWS-Frak- erfolgen.
chende Willensbekundung, es muss zu- tur. Welches Ergebnis erwarten Sie ◯ Zur Stressminimierung des Patienten ist
sätzlich eine Patientenverfügung mit dort bei einem Patienten mit irreversiblem die i.v.-Gabe von Morphin sinnvoll und
dokumentiertem Organspendewunsch Hirnfunktionsausfall beim Auslösen erlaubt.
vorhanden sein. des vestibulookulären Reflexes? ◯ Für die Bestätigung des Apnoetests muss
◯ Da sinnhafte therapeutische Behandlungs- ◯ Die Augen zeigen einen Nystagmus zur die fehlende Eigenatmung bei einem ar-
optionen fehlen, ist eine Organspende Kältequelle hin. teriellen Kohlendioxidpartialdruck (paCO2)
auch ohne Einwilligung möglich. ◯ Die Augen zeigen eine Konvergenzbewe- ≥ 60 mmHg vorliegen.
gung.
? Wie ist der Irreversibilitätsnachweis in ◯ Die Augen zeigen eine Divergenzbewe- ? Neben den Voraussetzungen und der
der Kurzkasuistik zu bewerten? gung. klinischen Untersuchung muss auch
◯ Sobald die beiden Untersucher des klini- ◯ Die Augen zeigen eine Rotationsbewe- der Nachweis der Irreversibilität ge-
schen Symptoms des Hirnfunktionsausfalls gung. führt werden. Was ist hinsichtlich der
die Befunde der Perfusionsszintigraphie ◯ Die Augen zeigen keine Bewegung relativ korrekten Durchführung der CT-An-
gesichtet haben, können sie den irreversi- zum Schädel. giographie als apparative Zusatzdia-
blen Hirnfunktionsausfall bestätigen. gnostik zum Irreversibilitätsausweis zu
◯ Nach Durchführung der Perfusionsszinti- beachten?
graphie muss wegen der supratentoriellen ◯ Bei der CT-Angiographie spielt der mittlere
Schädigung eine erneute klinische Unter- arterielle Druck keine Rolle.
suchung erfolgen.
Diese Fortbildung wurde von der deutschen Landesärztekammern Hinweise zur Teilnahme: – Pro Frage ist jeweils nur eine Antwort
Ärztekammer Nordrhein für das anerkannten Fortbildungspunkte – Die Teilnahme an dem zertifi- zutreffend.
„Fortbildungszertifikat der Ärztekammer“ aufgrund der Gleichwertigkeit im gleichen zierten Kurs ist nur online auf – Für eine erfolgreiche Teilnahme müssen
gemäß § 5 ihrer Fortbildungsordnung mit Umfang als DFP-Punkte anerkannt (§ 14, www.springermedizin.de/cme möglich. 70% der Fragen richtig beantwortet
3 Punkten (Kategorie D) anerkannt und ist Abschnitt 1, Verordnung über ärztliche – Der Teilnahmezeitraum beträgt werden.
damit auch für andere Ärztekammern Fortbildung, Österreichische Ärztekammer 12 Monate. Den Teilnahmeschluss – Teilnehmen können Abonnenten
anerkennungsfähig. (ÖÄK) 2013). Die Schweizerische finden Sie online beim Kurs. dieser Fachzeitschrift und e.Med- und
Gesellschaft für Anästhesiologie und – Die Fragen und ihre zugehörigen e.Dent-Abonnenten.
Anerkennung in Österreich und der Reanimation vergibt 1 Credit für die Antwortmöglichkeiten werden
Schweiz: Für das Diplom-Fortbildungs- zertifizierte Fortbildung in „Die online in zufälliger Reihenfolge
Programm (DFP) werden die von Anaesthesiologie“. zusammengestellt.
◯ Die CT-Angiographie kann auch bei Pati- ◯ Vorliegen einer Hypothermie ◯ Der Todeszeitpunkt ist definiert als der Zeit-
enten mit venoarterieller extrakorporaler ◯ Reaktion auf endotracheale Reizungen punkt, an dem die klinische Symptomatik
Membranoxygenierung (va-ECMO) ange- ◯ Existenz einer Mydriasis der Hirnschädigung einsetzte.
wendet werden. ◯ Der Todeszeitpunkt entspricht dem End-
◯ Die CT-Angiographie kann auch vor der ? Aus dem erweiterten Bekanntenkreis zeitpunkt der operativen Organentnahme.
klinischen Untersuchung des Hirnfunkti- werden Sie des Nachts telefonisch
onsausfalls erfolgen. kontaktiert, da bei einer 56-jährigen ? Sie werden als Neurologe auf eine In-
◯ Nach der CT-Angiographie muss bei Nach- Patientin mit aneurysmatischer Sub- tensivstation zur Durchführung der
weis eines zerebralen Perfusionsstillstan- arachnoidalblutung die Hirntoddia- Hirntoddiagnostik gerufen. Die Kol-
des noch eine erneute klinische Untersu- gnostik abgeschlossen wurde und legen vor Ort teilen Ihnen mit, dass
chung erfolgen. man seitens der Angehörigen Zweifel der betroffene Patient 42 Jahre alt
◯ Die CT-Angiographie ist nur bei Erwachse- an der Rechtmäßigkeit habe. Unter sei und nach einem tätlichen Angriff
nen erlaubt. welchen Umständen wäre ein Einwand mit konsekutivem Sturz für ca. 40 min
berechtigt? reanimiert wurde. Ein kraniales Com-
? Sie befinden sich in einem kollegialen ◯ Man habe alle Medikamente, die Schmer- putertomogramm (CCT) zeigt keine
Gespräch mit einem Unfallchirurgen, zen lindern (u. a. Opioide), vorher abge- Traumafolgen oder sonstige patho-
der auf Ihrer Intensivstation zur Er- stellt, was als Zumutung für die Patientin logischen Veränderungen; die Anal-
langung seiner intensivmedizinischen empfunden wird. gosedierung wurde vor 12 h beendet.
Zusatzbezeichnung arbeitet. Was ist ◯ Bei der Patientin wurde lediglich 2-mal Aktuell zeigt der Patient aber keine
hinsichtlich des irreversiblen Hirnfunk- innerhalb von 6 h eine klinische Untersu- Reaktionen auf Schmerzreize. Die An-
tionsausfalls richtlinienkonform zu chung des Hirnfunktionsausfalls durchge- gehörigen geben unaufgefordert an,
beachten? führt und dadurch der irreversible Hirn- dass der Patient einen Organspende-
◯ Zur Feststellung des irreversiblen Hirnfunk- funktionsausfall bestätigt. ausweis besitzt. Wie verfahren Sie in
tionsausfalls können motorisch evozierte ◯ Die Hirntoduntersuchung erfolgte durch diesem konkreten Fall?
Potenziale genutzt werden. 2 nicht in die Therapie der Patientin in- ◯ In diesem Fall kommt die „erweiterte Ent-
◯ Im Falle eines Irreversibilitätsnachweises volvierte Ärzte (Fachärzte für Neurologie scheidungslösung“ zum Tragen; in dieser
durch eine apparative Zusatzdiagnostik ist und Anästhesie mit intensivmedizinischer kann direkt mit der Hirntoddiagnostik
bei Erwachsenen eine weitere Beobach- Zusatzbezeichnung). begonnen werden.
tungszeit notwendig. ◯ Man sei als Angehörige nicht nach ei- ◯ Sie verweisen auf die Richtlinie mit der
◯ Die Feststellung des irreversiblen Hirnfunk- ner Zustimmung zur Hirntoddiagnostik impliziten Notwendigkeit zur kraniellen
tionsausfalls kann durch jeden approbier- gefragt worden. Diagnostik mithilfe der Magnetresonanz-
ten Arzt/jede approbierte Ärztin erfolgen. ◯ Die Patientin leide aktuell an einer Infek- tomographie.
◯ Beim erwachsenen Patienten mit primär tion mit dem Severe Acute Respiratory ◯ Sie empfehlen, weitere 12 h zur warten, da
supratentorieller Schädigung kann der irre- Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) dies für Patienten < 50 Lebensjahren im
versible Hirnfunktionsausfall durch 2 klini- und könne deshalb ohnehin nicht Organ- Rahmen der Voraussetzungen so empfoh-
sche Untersuchungen mit einer Wartezeit spender werden. len wird.
von mindestens 12 h zwischen beiden ◯ Sie führen umgehend die Hirntoddiagnos-
Untersuchungen erfolgen. ? Was ist hinsichtlich des Todeszeitpunk- tik durch und benötigen keinen Nachweis
◯ Der irreversible Hirnfunktionsausfall muss tes in der amtlichen Todesbescheini- der Irreversibilität.
durch 2 intensivmedizinisch erfahrene Kol- gung des Organspenders zu beachten? ◯ Sie betrachten die Voraussetzungen zur
legen zeitlich unabhängig voneinander ◯ Der Todeszeitpunkt wird als der Zeitpunkt Durchführung der Hirntoddiagnostik als
diagnostiziert werden. registriert, ab dem die Diagnose und Do- nicht gegeben und geben entsprechende
kumentation des irreversiblen Hirnfunkti- Empfehlungen ab.
? Im Rahmen einer internen Weiterbil- onsausfalls abgeschlossen sind.
dung rekapitulieren Sie die Vorausset- ◯ Der Todeszeitpunkt muss dem Zeitpunkt
zung für die Durchführung der Diag- der offiziellen Leichenschau nach der Or-
nostik zum Nachweis des irreversiblen ganentnahme entsprechen.
Hirnfunktionsausfalls. Was müssen Sie ◯ Der Todeszeitpunkt ist mit dem Ende der
vor der Durchführung der Hirntoddia- durchgeführten klinischen Untersuchung
gnostik ausschließen? im Rahmen der Hirntoddiagnostik gleich-
◯ Positives „Puppenkopfphänomen“ zusetzen.
◯ Vegetative Reaktion auf trigeminale
Schmerzreize