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Ergebnisbericht
durchgeführt von:
In Kooperation mit:
Ergebnisbericht für/eine Studie des:
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Referat G 13 – Prognosen, Statistik und Sondererhebungen
Robert-Schuman-Platz 1
53175 Bonn
FE-Projektnummer 70.904/15
vorgelegt von:
infas Institut für angewandte
Sozialwissenschaft GmbH
Friedrich-Wilhelm-Straße 18
53113 Bonn
in Kooperation mit:
Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V.
Institut für Verkehrsforschung
Rutherfordstraße 2
12489 Berlin
Projekt:
5431
Bonn, Februar 2019
Version 1.1
Ergebnistelegramm
ʯʯ Der Modal Split variiert deutlich in Abhängigkeit ʯʯ Unter allen Verkehrsmitteln erreichen Zufußgehen
vom Raumtyp. In den ländlichen Regionen w erden und Autofahren die höchsten Beliebtheitswerte
bis zu 70 Prozent aller Wege mit dem Auto zurück- unter den Deutschen. Rund 80 Prozent der Studien-
gelegt. In den Metropolen überwiegen die Verkehrs- teilnehmer stimmten der Aussage zu, dass sie diese
mittel des Umweltverbundes. 20 Prozent aller Wege Verkehrsmittel gerne nutzen. Werden nur Personen
entfallen dort auf den ÖV (bundesweiter Vergleichs- berücksichtigt, die ein Verkehrsmittel im Verlauf
wert: 10 Prozent). Der Fußwegeanteil liegt in den einer Woche mindestens einmal nutzen, dann sind
Metropolen mit 27 Prozent fünf Prozentpunkte über es vor allem die aktiven Verkehrsmodi Fahrrad und
dem Bundesdurchschnitt. Zufußgehen, bei denen eine h äufige Nutzung zu ho-
her Beliebtheit führt. Der ÖV schneidet vor allem in
ʯʯ Trotz kurzer Tagesstrecken von durchschnittlich den Metropolen und großen Städten gut ab.
37 Kilometern pro Person und einem hohen Anteil
an Wegen mit dem ÖV legen Metropolbewohner im Ausstattung mit Pkw und deren Nutzungsprofile
Durchschnitt 22 Kilometer pro Tag mit dem Auto
zurück. Die höchsten Tagesstrecken werden mit ʯʯ In Deutschland kommen auf 1.000 Einwohner
44 Kilometern pro Person in den k
leinstädtischen, 527 Autos in Privathaushalten. Im Osten Deutsch-
dörflichen Räumen zurückgelegt. Davon entfallen lands ist der Pkw-Besitz weiterhin deutlich geringer
37 Kilometer auf das Auto. als im Westen. In Metropolen fällt die Pkw-Besitz-
rate niedriger aus als in k
leinstädtischen und dörf-
ʯʯ Die Nutzung neuer Antriebsarten hat bislang nur lichen Gebieten. In Metropolen beträgt der Anteil
geringe Anteile am Modal Split erreicht. Auch der autofreier Haushalte 42 Prozent.
Anteil von Carsharing am Wegeaufkommen ist
trotz mittlerweile nennenswerter Carsharing- ʯʯ Gut 40 Prozent der Pkw werden an einem durch-
Mitgliedschaften so gut wie nicht sichtbar. schnittlichen Tag nicht genutzt. Die mittlere Be-
triebszeit pro Pkw und Tag liegt bei ca. 45 Minuten,
ʯʯ Auf Basis der allgemeinen Nutzungshäufigkeit von dies sind nur drei Prozent der Gesamtzeit eines
Auto, Fahrrad und ÖV lässt sich das auf eine Woche Tages. Im Mittel werden knapp zwei Fahrten und
bezogene typische Mobilitätsverhalten von Perso- 30 Kilometer pro Tag zurückgelegt. Die Jahresfahr-
nen bestimmen. Demnach fahren 45 Prozent der ab leistung liegt bei 14.700 Kilometer.
16-Jährigen im Verlauf einer Woche ausschließlich
Auto, weitere 32 Prozent fahren mit dem Auto und ʯʯ Bewohner großer Städte fahren weniger Auto
nutzen mindestens ein weiteres Verkehrsmittel. Ein als Bewohner ländlicher Räume. Während die Be-
knappes Viertel der Bevölkerung ab 16 nutzt das wohner der Metropolen 14 Kilometer am Tag als
Auto nicht. Der Anteil multimodaler Personen, die Pkw-Fahrer zurücklegen, sind es bei den Bewohnern
im Wochenverlauf zwei oder alle drei der betrach- kleinstädtischer, dörflicher Räume 26 Kilometer. Die
teten Verkehrsmittel nutzen, liegt bei insgesamt Fahrleistung pro Pkw fällt in Metropolen allerdings
37 Prozent. nur geringfügig niedriger aus als in den übrigen
Raumtypen, da sich die Fahrleistung auf deutlich
ʯʯ Der Anteil multimodaler Personen und ausschließ- weniger Fahrzeuge verteilt.
licher ÖV-Nutzer fällt vor allem in den jungen Al-
tersklassen und in den Metropolen hoch aus. In den ʯʯ Knapp die Hälfte der Pkw-Fahrleistung wird im Zuge
ländlichen Regionen gehört ein Großteil der Bevöl- des Arbeitspendelns oder im Rahmen von dienstli-
kerung zur Gruppe der ausschließlichen Autofahrer. chen Aktivitäten erbracht. Etwa ein Viertel der Fahr-
leistung ist auf Freizeitaktivitäten zurückzuführen.
ʯʯ Bei allen multimodalen Personengruppen fällt die
mit dem Auto zurückgelegte Tagesstrecke niedriger ʯʯ Wenige Fahrten im Fernverkehr machen einen
aus als bei ausschließlichen Autofahrern. Im Durch- großen Teil der Pkw-Gesamtfahrleistung aus. Nur
schnitt ist multimodales Verhalten mit weniger ein gutes Prozent aller Pkw-Fahrten ist länger als
Umweltauswirkungen verbunden als die Mobilität 100 Kilometer, auf diese Fahrten entfallen jedoch
der ausschließlichen Autofahrer. 25 Prozent der Pkw-Fahrleistung.
ʯʯ Die Verteilung der Fahrtweiten von Pkw aus Stellplatz und Lademöglichkeit wird damit häufiger
Metropolen ist heterogener als die der Fahrzeuge ein Hybridfahrzeug angeschafft, mit Stellplatz und
auf dem Land. Mit den Pkw aus Metropolen werden Lademöglichkeit eher ein Elektrofahrzeug.
sowohl mehr kurze Fahrten unter zehn Kilometer
als auch mehr weite Fahrten von über 100 Kilome- ʯʯ Drei Viertel der Haushalte mit Elektroauto ver
ter zurückgelegt. Aufgrund des h
öheren Anteils an fügen über mindestens ein weiteres Auto. Die
Fernverkehrsfahrten fallen die mittleren Fahrwei- Nachteile von Elektroautos können somit durch
ten von Pkw in den Metropolen am größten aus. andere Pkw ausgeglichen werden. Hybridfahr
zeuge sind dagegen zu fast zwei Dritteln das ein-
ʯʯ Zu Spitzenstunden sind nie mehr als zehn Prozent zige Auto im Haushalt. Möglicherweise ist genau
der Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs. An den Werk- dies der Grund für die Anschaffung eines Pkw ohne
tagen von Montag bis Freitag sind die Nachmittags- Reichweitenproblematik.
spitzen deutlich höher als die Morgenspitze. Die
Spitzenstunde am späten Vormittag des Samstags ʯʯ Die Verbreitung von Pedelecs weist große Unter-
ist genauso ausgeprägt wie die unter der Woche. schiede nach Raumtypen auf. Während in den Me-
Dennoch ist die Verkehrssituation am Samstag tropolen nur ca. 20 Pedelecs auf 1.000 Einwohner
entspannter, da ein großer Teil der Fahrzeuge im kommen, sind es in den kleinstädtischen, dörflichen
gewerblichen Einsatz entfällt. Räumen dreimal so viele.
ʯʯ Pkw sind mehr als 23 Stunden am Tag geparkt und ʯʯ Insgesamt wird jeder zwanzigste Fahrradweg mit
das überwiegend zuhause. Die Standzeit an den elektrischer Unterstützung durchgeführt. Bei den
Wohnorten beträgt im Mittel über 20 Stunden pro jungen Personen spielt das Pedelec praktisch keine
Tag. Auch zu Spitzenzeiten des Pkw-Einsatzes sind Rolle. Demgegenüber legen Senioren gut zwölf Pro-
noch mehr als die Hälfte der Fahrzeuge zu Hause zent ihrer Fahrradwege mit dem Pedelec zurück.
geparkt, am Wochenende stehen ständig 75 Prozent
der Pkw oder mehr zuhause. Während in den Met- ʯʯ Das Pedelec wird vor allem auf langen Wegen einge-
ropolen knapp die Hälfte der Pkw im öffentlichen setzt. Bei Fahrradwegen über 15 Kilometern fällt der
Straßenraum geparkt wird, parken rund 90 Prozent Anteil des Pedelecs mit 15 Prozent dreimal höher als
der Pkw in kleinstädtischen und dörflichen Räumen im Durchschnitt aus.
auf Privatgrundstücken.
Neue Mobilitätsformen
Elektromobilität
ʯʯ Drei Prozent der Studienteilnehmer sind Mitglied in
ʯʯ Bei den Elektrofahrzeugen fällt der Anteil der einer Carsharing-Organisation. Carsharing-Kunden
Firmenwagen mit gut 50 Prozent deutlich höher aus sind überwiegend jung, männlich und leben im
als bei anderen Antriebsarten. Im Mittel erreichen urbanen Raum. In der Altersklasse von 30 bis 39 Jah-
Firmenwagen einen Anteil von sechs Prozent des ren fällt ihr Anteil mit sieben Prozent am höchsten
Pkw-Bestandes in Privathaushalten. aus, in Metropolen mit zwölf Prozent deutlich hö-
her als mit unter einem Prozent in den ländlichsten
ʯʯ Die Jahresfahrleistung von Hybrid- und Regionen.
Elektrofahrzeugen liegt leicht unter dem
Gesamtdurchschnitt. Die hohen Fix- und gerin- ʯʯ Ein Drittel der Carsharing-Kunden nutzt das
gen Betriebskosten führen damit nicht zu einer Angebot mindestens einmal im Monat, ein gutes
gesteigerten Fahrleistung. Grund hierfür sind die Fünftel dagegen nie. Drei Prozent der erwachsenen
mit Elektroautos eher selten durchgeführten Fern- Großstädter haben 2017 zur Gruppe der häufigen
fahrten. Elektrofahrzeuge werden stattdessen Carsharing-Nutzer gehört. Carsharing ist damit für
besonders intensiv auf kurzen Strecken genutzt. viele eine nur selten genutzte Mobilitätsoption.
ʯʯ 75 Prozent der Pkw aus Privathaushalten werden ʯʯ In den Großstädten legen häufige Carsharing-Nutzer
zuhause auf einem privaten Stellplatz geparkt. Bei ohne privaten Pkw etwa vier Prozent ihrer Wege
Elektrofahrzeugen liegt der Anteil mit 92 Prozent mit einem Carsharing-Fahrzeug zurück. Der Anteil
weit über dem Durchschnitt, bei Hybridfahrzeugen von Carsharing an den in Deutschland insgesamt
mit 71 Prozent leicht darunter. Ohne eigenen zurückgelegten Wegen und Personenkilometern ist
bislang marginal. Carsharing ist deswegen nicht ir- Ausmaß und Auswirkungen gesundheitsbedingter
relevant. Das Angebot zielt nicht auf einen großen Mobilitätseinschränkungen
Anteil am Modal Split ab. Über die Bereitstellung ei-
ner Alternative zum eigenen Pkw werden vielmehr ʯʯ 13 Prozent der Gesamtbevölkerung sind von
indirekte Effekte über einen reduzierten Pkw-Besitz gesundheitlichen Einschränkungen betroffen. Bei
erzielt, die in der MiD als Querschnittserhebung zur etwas mehr als der Hälfte davon (sieben Prozent)
Alltagsmobilität nicht messbar sind. Die positive führt dies zu einer Beeinträchtigung der Mobilität.
Wirkung zeigt sich bei der MiD in Form eines ge- Ab einem Alter von 50 Jahren nehmen gesundheits-
ringeren MIV-Anteils von Carsharing-Nutzern im bedingte Mobilitätseinschränkungen stark zu.
Vergleich zu Nicht-Nutzern.
ʯʯ In Deutschland leben rund elf Millionen Men-
ʯʯ Carsharing wird insgesamt vielseitig eingesetzt. Zu schen in einem Haushalt ohne Auto. 15 Prozent
einer überproportional hohen Nutzung von Car- der Personen geben gesundheitliche Gründe für
sharing kommt es beim Wegezweck Einkauf, am den Nicht-Besitz eines Pkw an. Dies entspricht
Wochenende und bei Wegen über 15 Kilometern. 1,6 Millionen Menschen. Der Anteil variiert stark in
Abhängigkeit vom Alter. Unter 60 Jahren besitzen
Berufsbedingte Mobilität nur drei Prozent der Personen aus gesundheitlichen
Gründen keinen Pkw, bei den ab 80-Jährigen sind es
ʯʯ An Werktagen entfallen etwa zwei Drittel der Ge- über 50 Prozent.
samtverkehrsleistung von Erwerbstätigen auf die
berufsbedingte Mobilität. Davon geht die eine Hälf- ʯʯ Mobilitätseinschränkungen schlagen sich deutlich
te auf die Wege zwischen Arbeitsplatz und zu Hause in den Mobilitätskennwerten nieder. Senioren mit
zurück, die andere Hälfte auf Wege und Reisen zur Mobilitätseinschränkungen legen weitaus weniger
Ausübung des Berufs. Kilometer pro Tag zurück als der Durchschnitt aller
Senioren. Mobilitätseingeschränkte Senioren sind
ʯʯ Die mittlere Entfernung von Wegen, die direkt von besonders oft als Mitfahrer im Auto unterwegs. Der
zu Hause zum Arbeitsplatz führen, beträgt 16 Kilo- Anteil des Öffentlichen Verkehrs an allen Wegen
meter. In den Metropolen und großen Städten sind fällt bei den mobilitätseingeschränkten Senioren
die Pendelweglängen zur Arbeit am geringsten, in niedriger aus als bei den Senioren insgesamt.
den Kleinstädten und Dörfern am größten.
Auswirkungen der Digitalisierung
ʯʯ Je höher das Einkommen und der Bildungs
abschluss, umso länger sind die Wege zur Arbeit ʯʯ 13 Prozent der Berufstätigen arbeiten laut MiD zu-
und umso mehr und längere Dienstreisen werden mindest gelegentlich im Homeoffice. Akademiker
unternommen. und Gutverdienende sind in dieser Gruppe über-
proportional oft vertreten. Homeoffice ist zudem
ʯʯ Etwa zwei Prozent der Berufstätigen halten sich ar- in Metropolen weiter verbreitet als in anderen
beitsbedingt häufig am Zweitwohnsitz auf und sind Raumtypen.
damit Fernpendler. Bei Personen aus Haushalten
mit hohem Einkommen und bei Akademikern fällt ʯʯ Die durchschnittliche am Arbeitsplatz verbrachte
der Anteil der Fernpendler drei Mal so hoch aus wie Zeit liegt bei Personen, die im Homeoffice arbei-
in anderen Bevölkerungsgruppen. ten, mit 19 Stunden bei 60 Prozent der von allen
Berufstätigen erreichten Stundenzahl von 32,5 Stun-
ʯʯ Die Verkehrsleistung pro Person und Tag fällt bei den. Homeoffice führt jedoch erst bei mehreren
Fernpendlern mit ca. 100 bis 110 Kilometer etwa Homeoffice-Tagen pro Woche zu einer geringeren
doppelt so hoch aus wie im Durchschnitt über alle Pendelverkehrsleistung.
Berufstätigen. Das Auto ist bei Fernpendlern das
dominierende Langstreckenverkehrsmittel. ʯʯ 42 Prozent der ab 14-Jährigen kaufen m indestens
einmal im Monat im Internet ein. Dabei werden vor
allem Güter des gelegentlichen und langfristigen
Bedarfs erworben. Eine intensivere Nutzung des
Internets in ländlichen, weniger gut mit Einkaufs-
möglichkeiten ausgestatteten Regionen ist nicht zu
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung......................................................................................................................................................... 15
Tabellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Übersicht der Fragebogeninhalte der MiD 2017 – Kernbefragung und Zusatzmodule...................20
Abbildung 2 Regionalstatistische Raumtypologie (RegioStaR) des BMVI..........................................................................22
Abbildung 3 Zusammengefasster Regionalstatistischer Raumtyp (RegioStaR 7).........................................................23
Abbildung 4 Abweichung der Verkehrsleistung vom Anteil an der Gesamtbevölkerung nach Raumtyp...........31
Abbildung 5 Pkw-Bestand nach Halterschaft und Größenklasse.........................................................................................33
Abbildung 6 Pkw-Besitz nach Raumtyp, Bundesland, ökonomischem Status und Haushaltstyp..........................35
Abbildung 7 Anteil Haushalte mit Carsharing-Mitgliedschaft gesamt und nach Raumtyp.....................................37
Abbildung 8 Anteil Haushalte mit Carsharing-Mitgliedschaft nach Haushaltstyp und ökonomischem
Status...................................................................................................................................................................................37
Abbildung 9 Anteil Haushalte mit Carsharing-Mitgliedschaft nach Pkw-Besitz und Raumtyp..............................38
Abbildung 10 Besitz herkömmlicher Fahrräder nach Raumtyp...............................................................................................38
Abbildung 11 Anteil Haushalte mit Pedelec nach Raumtyp......................................................................................................40
Abbildung 12 Fahrradbesitz inklusive Pedelecs nach Bundesland.........................................................................................40
Abbildung 13 Besitz herkömmlicher Fahrräder nach Haushaltstyp......................................................................................41
Abbildung 14 Anteil Haushalte mit Pedelecs nach Haushaltstyp..........................................................................................42
Abbildung 15 Üblicherweise genutzte ÖV-Fahrkartenart..........................................................................................................42
Abbildung 16 Anteil Personen mit ÖV-Zeitkarten nach Raumtyp und Anzahl Pkw im Haushalt..............................43
Abbildung 17 Modal Split des Verkehrsaufkommens und der Verkehrsleistung..............................................................45
Abbildung 18 Modal Split des Verkehrsaufkommens nach Raumtyp...................................................................................47
Abbildung 19 Tagesstrecke nach Verkehrsmittel und Raumtyp..............................................................................................48
Abbildung 20 Tagesstrecke nach Verkehrsmittel, Pkw-Besitz und Raumtyp......................................................................48
Abbildung 21 Modal Split des Verkehrsaufkommens nach Wochentag und Altersgruppen......................................50
Abbildung 22 Tagesstrecke nach Verkehrsmittel und Alter.......................................................................................................51
Abbildung 23 Tagesstrecke nach Verkehrsmittel, Alter und Geschlecht..............................................................................52
Abbildung 24 Hochaufgelöster Modal Split der Wege.................................................................................................................53
Abbildung 25 Hochaufgelöster Modal Split nach Personenkilometern...............................................................................54
Abbildung 26 Nutzungshäufigkeit herkömmlicher Verkehrsmittel und neuer Mobilitätsangebote......................56
Abbildung 27 Anteil mono- und multimodaler Personengruppen........................................................................................57
Abbildung 28 Mono- und multimodale Personengruppen nach Alter.................................................................................57
Abbildung 29 Multimodale Untergruppen nach Alter................................................................................................................58
Abbildung 30 Mono- und multimodale Personengruppen nach Raumtyp........................................................................59
Abbildung 31 Multimodale Untergruppen nach Raumtyp........................................................................................................60
Abbildung 32 Tagesstrecke nach Verkehrsmitteln von mono- und multimodalen Personengruppen...................60
Abbildung 33 Verkehrsaufkommen und -leistung nach Wegezweck....................................................................................61
Abbildung 34 Tagesstrecke nach Wegezweck und Raumtyp....................................................................................................63
1 Einleitung
MiD 2017: Verkehrsnachfragedaten als Nicht nur der Verkehr selbst, sondern auch die Welt
verlässliche Grundlage für zukunftsweisende der Verkehrsdaten ist einem starken Wandel unter-
Entscheidungen worfen. In den letzten Jahren sind Daten aus neuen
Quellen verfügbar geworden, etwa aus dem Mobil-
Der Verkehrssektor steht vor großen Herausforde- funktracking. Teilweise wurde in diesem Kontext die
rungen. Dies gilt nicht nur für Verkehrsplanung und Notwendigkeit herkömmlicher Erhebungsdaten
Verkehrspolitik, sondern auch für angrenzende Poli- in Frage gestellt. Die nun vorliegende MiD beant-
tikbereiche wie die umwelt- oder verkehrsbezogene wortet diese Fragen überzeugend durch die Vielfalt
Wirtschaftspolitik. Der gesamte Verkehrsbereich in- und Analysetiefe ihrer Ergebnisse. Auch heute sind
klusive der Automobilindustrie hat für Deutschland Mobilitätsbefragungen unabdingbarer Baustein
eine herausragende Bedeutung. In all diesen Bereichen einer umfassenden Verkehrsdatenlandschaft, wie
benötigen Entscheider grundlegende Informationen die nachfolgenden Ergebnisse, die durch alternative
zu zahlreichen Dimensionen der Verkehrsnachfrage, Datenquellen nicht hätten erzeugt werden können,
die von der Beanspruchung von Infrastruktur bis hin überzeugend darlegen.
zur Nutzung von Fahrzeugen reichen. Die Erhebung
„Mobilität in Deutschland“ (MiD) ist hierfür eine der Erhebungsdesign und Studieninhalte:
zentralen Informations- und Datenquellen. Kombination von Innovation und Kontinuität
Die MiD 2017 wurde nach den Erhebungen im Jahr Zwischen der MiD 2008 und der aktuellen Erhebung
2002 und 2008 zum dritten Mal durchgeführt. Als MiD 2017 lag fast ein Jahrzehnt. Der Wandel wäh-
umfassende Erhebung zur Verkehrsnachfrage ist sie rend dieser Zeitspanne kann kaum besser verkörpert
zum unabdingbaren Grundpfeiler der deutschen Ver- werden als durch das Smartphone: Im Jahr 2008
kehrsstatistik geworden. Allein die Datensätze der war es gerade ein Jahr alt und noch kaum verbreitet.
MiD 2008 wurden in den letzten Jahren für mehrere Nur zehn Jahre später durchdringt es weitgehend
hundert Anwendungen genutzt. Sie reichen von der den Alltag und hat tiefgehende Spuren nicht nur im
Bundesverkehrswegeplanung bis hin zur industriel- Kommunikationsverhalten, sondern auch im Verkehr
len Produktentwicklung. Die Nutzer der MiD kommen hinterlassen – etwa durch Mobilitätsdienstleistungen,
sowohl aus Deutschland als auch aus dem Ausland. die ohne Smartphone kaum denkbar gewesen wären.
Dieser Wandel der Rahmenbedingungen für den Ver-
Mit der aktuellen MiD 2017 liegt ein umfassender kehr, aber auch der relevanten Fragestellungen muss
Datensatz für die Beschreibung der Alltagsmobilität sich in einer Erhebung wie der MiD niederschlagen,
der deutschen Wohnbevölkerung in all ihren Facet- die den Anspruch hat, Verkehrsnachfrage am Puls der
ten vor. Das Fragenprogramm wurde gegenüber den Zeit zu erfassen. Zudem änderten sich in den letzten
vorherigen MiD-Erhebungen erweitert, um aktuellen Jahren auch die Rahmenbedingungen für die Durch-
Entwicklungen und Fragestellungen Rechnung zu tra- führung derartiger Erhebungen. Insbesondere neh-
gen. Gleichzeitig besteht die MiD nicht nur aus einer men die Schwierigkeiten weiter zu, Teilnehmer für
Bundesstichprobe, sondern integriert auch die Daten- Erhebungen zu gewinnen.
sätze von über 60 regionalen Auftraggebern, die sich
der Bundeserhebung angeschlossen haben, um die Vor diesem Hintergrund waren methodische und
Ergebnisse zur Alltagsmobilität regional vertiefen zu inhaltliche Innovationen notwendig, gerade um dem
können (Aufstocker). Durch die Beteiligung der regio- Anspruch an die MiD gerecht zu werden, Verkehrs-
nalen Partner ist ein Datensatz über das Mobilitäts- nachfrage mit verlässlicher Kontinuität zu messen. Ein
verhalten in Deutschland entstanden, der in seiner wichtiger Punkt ist hierbei die Methodenvielfalt bei
Breite und Tiefe einzigartig ist. Im Ergebnis beinhaltet der Rekrutierung von Erhebungsteilnehmern sowie
die gesamte MiD-Stichprobe Angaben zu nahezu einer bei der späteren Kommunikation mit diesen im Feld-
Million Wege von über 300.000 Befragten. verlauf. Zudem wurden Modulfragen eingeführt, die
jeweils nur einem Teil der Befragten gestellt wurden. stehen die Zeitreihen im Kurzreport unter einem Vor
Darüber war es möglich, das Befragungsspektrum behalt, da die Auswirkungen der oben genannten Me-
gegenüber den Vorgängerstudien zu erweitern. thodenänderungen noch nicht analysiert und berück-
sichtigt wurden. Eine konsistente Aufbereitung aller
Aktuelle Themen wie Homeoffice, Online-Shopping, MiD-Erhebungen steht an und die dadurch mögliche
Fernpendeln, Nutzung digitaler Dienste fanden auf vergleichende Ausweisung von Zeitreihen wird Gegen-
diese Weise Eingang in die MiD. Zudem wurde in der stand eines weiteren Berichts im Frühjahr 2019 sein.
aktuellen MiD erstmals auch die Nutzung von neuen
Mobilitätsangeboten wie Carsharing, Leihrädern und Themen des Berichts: Verkehrsnachfrage 2017
Fernbussen sowie die Verbreitung und Nutzung neuer und Analysen zu aktuellen Fragestellungen
Antriebsarten beim Pkw sowie von Pedelecs erfasst.
Eine weitere Neuerung in der MiD betrifft die deutlich Der vorliegende Bericht konzentriert sich auf die
vergrößerte Stichprobe für bundesweite Auswertun- Darstellung der Alltagsmobilität in Deutschland
gen, in die erstmals die Datensätze der regionalen Auf- im Jahr 2017. Dabei stehen zunächst die zentralen
stocker integriert sind. Kenngrößen zu Mobilität und Verkehrsnachfrage im
Vordergrund. Hierzu zählen Zahlen zu den Verkehrs-
Weitere Beispiele für Innovationen sind auch Impu- mitteloptionen der Deutschen ebenso wie Totalwerte
tationen fehlender Angaben bei Kernvariablen der und personenspezifische Kenngrößen zu Verkehrsauf-
Erhebung sowie die Einführung neuer Variablen zur kommen und Verkehrsleistung sowie Zweckstruktu-
Kategorisierung von Raumtypen. Hierfür steht nun ren und Verkehrsmittelnutzung einschließlich des
der regionalstatistische Raumtyp („RegioStaR“) zur Modal Split. Der Stichprobenumfang und die inhalt-
Verfügung, der vom Bundesministerium für Verkehr liche Breite der Erhebung erlauben auch bei diesen
und digitale Infrastruktur (BMVI) in Zusammenarbeit herkömmlichen Kenngrößen eine Analysetiefe, die
mit dem Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raum- deutlich über das hinausgeht, was Mobilitätserhe-
forschung (BBSR) konzipiert wurde. Diese Neuerun- bungen in Deutschland bis dato ermöglichten. Die in
gen werden zusätzlich überlagert durch Befunde diesem Bericht dargestellten Ergebnisse tragen diesen
zur Bevölkerungsentwicklung aus dem Zensus 2011. Möglichkeiten Rechnung.
Dieser brachte die Erkenntnis, dass die Bevölkerung
in den früheren MiD-Jahren 2002 und 2008 geringer Darüber hinaus waren viele neue Inhalte Gegen-
war und sich räumlich anders verteilte als bisher für stand der Erhebung. Dies sind vielfach Themen, die
Hochrechnungen unterstellt. Erstmals wurde auch in den letzten Jahren besonders im Fokus der ver-
der Wohnstatus differenziert nach Mieter und Eigen- kehrspolitischen Diskussion standen und die teil-
tümer erfasst. Da sich der Pkw-Besitz deutlich in Ab- weise mit großen Erwartungen verbunden sind. Das
hängigkeit des Wohnstatus unterscheidet, ist damit Themenspektrum reicht hierbei von Wirkungen der
eine gegenüber den Vorgängererhebungen erweiter- Digitalisierung über neue Antriebsarten bis zu Pede-
te Überprüfung der Repräsentativität der Stichprobe lecs. Gerade diese Themenfelder, für die es noch keine
möglich. Befunde aus früheren MiD-Erhebungen gibt, stehen
im Mittelpunkt des vorliegenden Berichts. Dagegen
Vor dem Hintergrund all dieser Faktoren sind an wird für Themen, bei denen die Zeitreihe, das heißt der
die Vergleiche der Ergebnisse der MiD 2017 mit den Vergleich mit den Ergebnissen der Vorgängererhebun-
MiD-Erhebungen 2002 und 2008 besondere Heraus- gen, von besonderem Interesse ist, auf den noch aus-
forderungen gestellt. Daher stehen die Ergebnisse der stehenden Bericht zu den Zeitvergleichen verwiesen.
MiD 2017 in diesem ausführlichen Ergebnisbericht
zunächst für sich. Um grundlegende Informationsbe- Die in diesem Bericht dargestellten Ergebnisse zielen
dürfnisse im Hinblick auf die zeitliche Entwicklung zu somit einerseits darauf ab, ein allgemeines Informa-
befriedigen, wurde bereits ein Kurzreport veröffent- tionsbedürfnis zum Stand der Alltagsmobilität in
licht. Dieser stellt die Ergebnisse der MiD 2017 frü- Deutschland 2017 zu befriedigen. Andererseits sind
heren MiD-Ergebnissen gegenüber, wobei diese den die Auswertungen durch wichtige Spezialfragestel-
MiD-Berichten der Jahre 2002 und 2008 entnommen lungen im Verkehr aus den letzten Jahren inspiriert.
sind und vor dem Hintergrund des Zensus nur eine Ein Beispiel hierzu sind spezielle Zahlen zum Park-
grundlegende Korrektur von Gesamtzahl und Vertei- verhalten, die im Kontext von Elektromobilität und
lung der Bevölkerung vorgenommen wurde. Damit Ladeinfrastruktur relevant sind. Die Auswertungen in
Zur Einordnung der Ergebnisse werden hier der Er- bzw. Wiedervorlagen erstreckte sich die Feldzeit von
hebungsaufbau und wichtige in der MiD verwendete Ende Mai 2016 bis Anfang Oktober 2017.
Begriffe erläutert. Eine ausführliche Darstellung des
Erhebungsdesigns und des Feldverlaufs ist dem Me- Der so realisierte Datensatz der MiD-Stichprobe um-
thodenbericht der MiD zu entnehmen. fasst die Angaben von gut 316.000 Personen aus
156.000 Haushalten. Im Rahmen der MiD wurden fast
Aufbau des Studiendesigns: eine Million Wege erhoben. Von der MiD-Stichprobe
die zwei Erhebungsphasen der MiD 2017 entfallen 33.389 Haushalte auf die vom Bundesmi-
nisterium für Verkehr und digitale Infrastruktur in
In der ersten Erhebungsphase wurde eine Haushalts- Auftrag gegebene Bundesstichprobe und 123.031
befragung durchgeführt, bei der die Haushaltsgröße, Haushalte auf regionale Vertiefungsstichproben von
Angaben zu den einzelnen Haushaltsmitgliedern, den über 60 Auftraggebern, die sich der Basiserhebung an-
im Haushalt vorhandenen Verkehrsmitteln und eini- geschlossen haben. Im Gegensatz zur Erhebung aus
ge weitere Merkmale erhoben wurden. Diese Angaben dem Jahr 2008 sind in den Datensätzen der MiD 2017
wurden stellvertretend von einem Haushaltsmitglied auch die Fälle der regionalen Vertiefungsstichproben
für alle Haushaltsmitglieder gemacht. enthalten.
In einer zweiten Erhebungsphase wurden alle Haus- In der ersten MiD 2002 wurde auf Basis einer Me-
haltsmitglieder im Rahmen eines Personeninterviews thodenstudie der Wechsel von einem rein posta-
einzeln nach persönlichen Merkmalen, nach ihren lisch-schriftlichen Verfahren zu einer schriftlichen
Wegen an einem fest vorgegebenen Stichtag und nach und telefonischen Erhebung vollzogen. Für die darauf
ihren Reisen mit Übernachtung in den letzten drei folgende MiD 2008 wurde auf das postalisch-schrift-
Monaten befragt. Wenn möglich, wurde jede Person liche Verfahren in der Wegeerfassung verzichtet. In
selbst befragt. der Erhebung 2017 wurden in beiden Erhebungsstu-
fen (Haushalte und Personen- bzw. Wegeerfassung)
Bei der Erhebung gab es keine Alterseinschränkung. alle drei Methoden eingesetzt: telefonische, schrift-
Bis zum Alter von zehn Jahren wurden die Eltern ge- liche und Online-Befragung. Dieses schon in der Aus-
beten, stellvertretend für ihre Kinder zu antworten. schreibung festgelegte Verfahren sollte den Befragten
Im Alter von zehn bis 14 Jahren konnten entweder die möglichst alle Optionen nahe an ihrer individuellen
Kinder selbst oder ihre Eltern antworten. Ab 14 Jahren Präferenz bieten und in der Kombination zu einer gu-
sollten die Personen selbst an der Befragung teilneh- ten Abdeckung der Grundgesamtheit führen.
men. War dies nicht möglich, konnte das Interview
stellvertretend mit einem anderen Haushaltsmitglied Erweiterung der MiD Standardfragen:
geführt werden. die Aufnahme von Befragungsmodulen
Die Feldarbeit für die MiD 2017 erstreckte sich kon- Die Befragungsinhalte der beiden Interviews sind
tinuierlich über mehr als zwölf Monate. Nach der Abbildung 1 zu entnehmen. Insgesamt können sechs
Stichprobenziehung wurde für jede Haushaltsadres- Ebenen der Datenauswertung unterschieden wer-
se ein konkreter Stichtag für die Erhebung der Wege den: Haushalte, Personen, Wege, Autos, Reisen und
festgesetzt, der im weiteren Verlauf den sukzessiven Etappen.
Einsatz einer Adresse für den Versand bzw. die Vor-
lage im Telefonstudio bestimmte. Durch die Trennung Bei der Entwicklung des Fragebogens wurde auf
in die beiden oben beschriebenen Phasen und sich die Vergleichbarkeit der Instrumente zwischen der
dadurch bedingende Laufzeiten für Ankündigungen MiD 2008 und der MiD 2017 geachtet. Aufgrund
Abbildung 1
Folgende Module werden unterschieden: Weg: Von einem Weg wird gesprochen, wenn sich
eine Person außer Haus zu Fuß oder mit anderen Ver-
ʯʯ Reisemodul (nur Basisstichprobe) kehrsmitteln von einem Ort zu einem anderen Ort
ʯʯ Automodul (nur Basisstichprobe) bewegt. Hin- und Rückweg werden als zwei Wege
ʯʯ persönliche Mobilitätsmerkmale gezählt. Erfolgt auf dem Weg zu einem Ziel der Um-
ʯʯ Infrastruktur und digitale Versorgung stieg zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln, bleibt
ʯʯ Nahmobilität und Radverkehr es weiterhin ein Weg. Pro Weg werden alle genutzten
ʯʯ Zufriedenheit und Einstellungen Verkehrsmittel erhoben, nicht jedoch der Zeitanteil
ʯʯ Etappenmodul (ab der zweiten Feldhälfte) (mit Ausnahme einer kleinen Stichprobe des Etappen-
moduls) und der Entfernungsanteil, der pro Weg auf
die verschiedenen Verkehrsmittel entfällt.
Regelmäßiger beruflicher Weg (rbw): Hierzu gehören zum Beispiel ein Arztbesuch oder ein Behördengang
alle regelmäßig von Personen durchgeführten Wege, sein. Bei Begleitwegen hat die berichtende Person eine
die während der Arbeitszeit aufgrund ihres Berufs andere Person begleitet, zum Beispiel hat eine Mutter
anfallen. Typische Berufsgruppen mit regelmäßigen ihr Kind zur Schule gebracht. Während in diesem Fall
beruflichen Wegen sind Handwerker, Busfahrer, Post- beim Kind der Wegezweck Ausbildung angegeben ist,
boten, Vertreter und Lieferanten. Der Weg zur Arbeit wird der Weg bei der Mutter dem Wegezweck Beglei-
gehört nicht zu den regelmäßigen beruflichen Wegen. tung zugeordnet.
Wirtschaftsverkehr: Unter Wirtschaftsverkehr werden Haushaltstyp: Die Einteilung des Haushaltstyps ba-
alle Wege in Ausübung des Berufs verstanden. Die siert auf dem Alter der Haushaltsmitglieder und der
meisten Wege des in der MiD ermittelten Wirtschafts- Frage, ob Kinder im Haushalt leben. Der Haushalts-
verkehrs werden über das separate Befragungsmodul typ setzt sich aus den folgenden vier Kategorien
zu den regelmäßigen beruflichen Wegen erfasst, das zusammen:
sich an spezielle Berufsgruppen (Busfahrer, Vertreter
etc.) richtet. Doch auch bei Berufen, die nicht per se ʯʯ Junge Haushalte: Alle im Haushalt lebenden
durch eine Vielzahl an beruflichen Wegen gekenn- Personen sind zwischen 18 und 34 Jahre alt.
zeichnet sind, fallen dienstliche Wege an. Wurde am
Stichtag zum Beispiel eine Dienstreise unternommen, ʯʯ Familienhaushalte: Mindestens eine Person im
taucht dieser Weg im Wegeprotokoll unter der Wege- Haushalt ist jünger als 18 Jahre.
zweckkategorie dienstlich auf. Der über die MiD ab-
gebildete Wirtschaftsverkehr setzt sich daher aus den ʯʯ Haushalte mit Erwachsenen: Alle im Haushalt
separat erfassten regelmäßigen beruflichen Wegen lebenden Personen sind 18 Jahre und älter. Es
und den im Wegeprotokoll berichteten dienstlichen lebt mindestens eine Person mittleren Alters
Wegen zusammen. (zwischen 35 und 64 Jahren) im Haushalt, oder der
Haushalt setzt sich sowohl aus jungen als auch
Hauptverkehrsmittel: Pro Weg wurden alle genutzten älteren Personen zusammen.
Verkehrsmittel erfasst. Wurde nur ein Verkehrsmittel
genutzt, so war dieses das Hauptverkehrsmittel. Be- ʯʯ Haushalte mit Personen ab 65 Jahren: Alle im
steht ein Weg dagegen aus mehreren Etappen, für Haushalt lebenden Personen sind 65 Jahre und
die unterschiedliche Verkehrsmittel genutzt wurden, älter.
wird das Verkehrsmittel zum Hauptverkehrsmittel
erklärt, mit dem aller Wahrscheinlichkeit nach die Ökonomischer Status: Der ökonomische Status eines
längste Teilstrecke des Weges zurückgelegt wurde. Haushalts leitet sich gemäß dem Prinzip des Äquiva-
Dazu wurde auf eine Hierarchisierung der Verkehrs- lenzeinkommens, das sich in der Sozial- und Armuts-
mittel zurückgegriffen. forschung für Analysen der Einkommensverteilung
etabliert hat, aus dem Haushaltsnettoeinkommen
Hauptwegezweck: Im Rahmen der MiD erfolgte bei und der gewichteten Haushaltsgröße ab. Ohne Ge-
Online- und Telefoninterviews eine differenzierte wichtung der Haushaltsgröße wären Familien
Erfassung des Wegezwecks mit mehr als 40 Detail- überproportional oft in den niedrigen Einkommens-
zwecken. Bei der Variable Hauptwegezweck wurde gruppen vertreten. Die gewichtete Haushaltsgröße
die Anzahl der Zwecke auf die sieben wesentlichen wird aus der Anzahl und dem Alter der Haushalts-
reduziert, die auch im Rahmen der schriftlichen Er- mitglieder bestimmt. Kinder unter 14 Jahren gehen
hebung erfasst wurden. Zudem wurden den Rückwe- mit dem Faktor 0,3 ein. Die erste Person ab 14 Jahren
gen vom vorherigen Weg und den Wegen nach Hause im Haushalt erhält den Gewichtungsfaktor 1, alle wei-
der Zweck des zuvor genannten Weges bzw. bei einer teren Personen ab 14 Jahren den Faktor 0,5. Für eine
Wegekette der Zweck mit dem höchsten Rang zuge- vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren
ordnet. Damit hat der Hauptwegezweck folgende Aus- ergibt sich so eine gewichtete Haushaltsgröße von 1
prägungen: Arbeit, dienstlich, Ausbildung, Einkauf, + 0,5 + 0,3 + 0,3 = 2,1 anstelle einer ungewichteten
Erledigung, Freizeit und Begleitung. Haushaltsgröße von 4. Anhand der Matrix aus Haus-
haltsnettoeinkommen und gewichteter Haushalts-
Beim Wegezweck Arbeit handelt es sich um den Weg größe wird jeder Haushalt einer von fünf Kategorien,
zur Arbeitsstätte, der Wegezweck dienstlich steht für die von sehr niedrig bis sehr hoch reichen, zugeordnet.
Wege während der Arbeitszeit. Erledigungen können
Abbildung 2
Kap 2; neue Abb 2
Regionalstatistischer
Regionstyp 1 Stadtregion 2 Ländliche Region
RegioStaR 2
Differenzierter
regionalstatistischer 11 Metropolitane 12 Regiopolitane 21 Stadtregionsnahe 22 Periphere ländliche
Regionstyp Stadtregion Stadtregion ländliche Region Region
RegioStaR 4
Regionalstatistischer 111 Metropole 121 Regiopole 211 Zentrale Stadt 221 Zentrale Stadt
Raumstyp 112 Großstadt
RegioStaR 17 113 Mittelstadt 123 Mittelstadt 213 Mittelstadt 223 Mittelstadt
114 Städtischer Raum 124 Städtischer Raum 214 Städtischer Raum 224 Städtischer Raum
115 Kleinstädtischer, 125 Kleinstädtischer, 215 Kleinstädtischer, 225 Kleinstädtischer,
dörflicher Raum dörflicher Raum dörflicher Raum dörflicher Raum
Zusammengefasster 71 Metropolen (111) 75 Zentrale Städte (211, 221)
regionalstatistischer 72 Regiopolen und Großstädte (112, 121)
Raumstyp 73 Mittelstädte, städtischer Raum (113, 114, 123, 124) 76 Mittelstädte, städtischer Raum (213, 214, 223, 224)
RegioStaR 7 74 Kleinstädtischer, dörflicher Raum (115, 125) 77 Kleinstädtischer, dörflicher Raum (215, 225)
Abbildung 3
Kap 2, Abb 3
Szczecin
Enschede
Arnhem
Nijmegen
Venlo
Luxembourg
Strasbourg
Mulhouse
Salzburg
Basel
Stadtregionengrenze
Stadtregionen Ländliche Regionen Name
Grenznahe Großstadt mit stadtregionaler
Metropole
Verflechtung zu Deutschland
Regiopolen, Großstädte Zentrale Städte
Mittelstädte, städtischer Raum Mittelstädte, städtischer Raum
Kleinstädtischer, dörflicher Raum Kleinstädtischer, dörflicher Raum
3 Alltagsmobilität in Zahlen:
zentrale Kenngrößen
Die Alltagsmobilität der deutschen Bevölkerung kann Der Jahresverlauf hat nur geringfügigen Einfluss da-
anhand von zentralen Kenngrößen beschrieben wer- rauf, wie viele Personen am Stichtag aus dem Haus
den. Je nach betrachteter Ebene handelt es sich dabei gehen. Die Mobilitätsquote liegt im Frühjahr und im
um Herbst mit 86 Prozent nur geringfügig über der Mo-
bilitätsquote von Sommer (85 Prozent) und Winter
ʯʯ Kennwerte im Aggregat, das heißt auf die Gesamt- (84 Prozent). In allen Jahreszeiten besteht damit glei-
heit der in Deutschland lebenden Bevölkerung chermaßen die Notwendigkeit oder der Wunsch zu
hochgerechnete Werte (zum Beispiel Verkehrsauf- aushäusigen Aktivitäten.
kommen, Verkehrsleistung),
Auch unter Betrachtung des Raumtyps variiert die
ʯʯ Kennwerte auf individueller Ebene (zum Beispiel Mobilitätsquote lediglich um ein bis zwei Prozent-
Wege pro Person und Tag) oder punkte. Im (klein-)städtischen und dörflichen Bereich
fällt die Mobilitätsquote geringfügig niedriger aus als
ʯʯ Kennwerte auf der Ebene von Wegen (zum Beispiel in Großstädten und Metropolen.
durchschnittliche Wegelänge, Wegedauer).
Deutliche Unterschiede in der Mobilitätsquote zei-
Die Kennwerte sind das Ergebnis vielfältiger indivi- gen sich dagegen in Abhängigkeit von Personen-
dueller Entscheidungen und individuell aufgebauter eigenschaften (Tabelle 2). Männer sind häufiger am
Verhaltensroutinen. In diesem Kapitel werden die Berichtstag außer Haus als Frauen. Ältere Personen
zentralen Kennwerte des deutschen Personenver- ab 60 Jahren, vor allem aber hochaltrige Personen im
kehrs vorgestellt, differenziert nach übergeordneten Alter von 80 Jahren und mehr, verlassen am Berichts-
Merkmalen, wie Raum und Wochentag, sowie nach tag seltener das Haus. Bei dieser zuletzt genannten
Haushalts- und Personenmerkmalen, wie Tätigkeit Gruppe liegt die Mobilitätsquote mit 67 Prozent fast
und ökonomischem Status. 20 Prozentpunkte unter der mittleren Mobilitäts-
quote der Gesamtbevölkerung. Entsprechend weisen
Die Mobilitätsquote der Bevölkerung variiert am nach Tätigkeit unterschieden Rentner eine niedrigere
stärksten in Abhängigkeit vom Alter Mobilitätsquote auf. Auch Studenten bleiben am Be-
richtstag vergleichsweise oft zu Hause. Vollzeit- und
Eine zentrale Kenngröße zur Beschreibung von Mo- Teilzeitbeschäftigte gehen dagegen am häufigsten
bilität ist der Anteil der Personen, die an einem Tag aushäusigen Aktivitäten nach.
mindestens einmal aus dem Haus gehen und damit
Verkehr erzeugen: die Mobilitätsquote oder auch der Einen deutlichen Einfluss auf die Mobilitätsquote hat
Außer-Haus-Anteil. Unter Einbezug aller Berichtstage der ökonomische Status des Haushalts. Je höher der
der MiD liegt die Mobilitätsquote in Deutschland bei ökonomische Status ausfällt, umso häufiger sind die
85 Prozent (Tabelle 1). Dieser Wert variiert im Wo- entsprechenden Personen am Stichtag außer Haus.
chenverlauf. Von Montag bis Freitag verlassen mit
durchschnittlich 88 Prozent mehr Personen das Haus Gegenüber den vorherigen Erhebungen fällt die Mobi-
als an Samstagen mit 82 Prozent und an Sonntagen litätsquote 2017 niedriger aus. Auffällig ist dabei ein
mit 73 Prozent. Die Tage mit der höchsten Mobilitäts- überdurchschnittlich hoher Rückgang bei Kindern
quote sind der Mittwoch und der Freitag mit jeweils und Jugendlichen sowie bei Haushalten mit niedri-
89 Prozent. gem ökonomischem Status. In dem angekündigten
Bericht zu Zeitreihenvergleichen wird dies weiter
ausgeführt.
Die Unterwegszeit fällt in Metropolen höher aus Nach Wochentagen unterschieden, ergibt sich beim
betrachteten Personenkreis ein gegensätzliches Bild.
Im Durchschnitt benötigen die Bundesbürgerinnen Sonntag ist der Wochentag, an dem vergleichsweise
und Bundesbürger eine Stunde und 20 Minuten pro wenig Menschen aus dem Haus gehen. Auf alle Perso-
Tag für das Zurücklegen von Wegen (Tabelle 1). Das nen bezogen fällt die durchschnittliche Unterwegszeit
Mobilitätszeitbudget weist dabei über die Jahre eine daher niedrig aus. Wer am Sonntag das Haus verlässt,
hohe Konstanz auf. Werden nur mobile Personen be- ist im Durchschnitt aber länger als an anderen Tagen
trachtet, beträgt der tägliche Zeitaufwand eine Vier- unterwegs. Auf alle Personen bezogen ist der Sonntag
telstunde mehr und beläuft sich auf eine Stunde und daher der Tag mit der niedrigsten Unterwegszeit. Wer-
34 Minuten. Wird zusätzlich die Zeit für regelmäßige den nur mobile Personen betrachtet, ist der Sonntag
berufliche Wege während der Arbeitszeit berücksich- der Tag mit der längsten Unterwegszeit.
tigt, liegt der tägliche Zeitaufwand bei einer Stunde
und 40 Minuten. Der tägliche Zeitaufwand für Wege fällt bei Männern
im Durchschnitt rund fünf Minuten höher aus als bei
Die Unterwegszeit weist einen deutlichen Zusammen- Frauen (Tabelle 2). Die höchsten Unterwegszeiten
hang mit dem Raum auf. Menschen in Metropolen be- unter mobilen Personen werden von Studenten (eine
nötigen im Durchschnitt eine Viertelstunde mehr für Stunde und 49 Minuten) und Vollzeiterwerbstätigen
das Zurücklegen ihrer täglichen Wege als Menschen in (eine Stunde und 43 Minuten) erreicht. Die niedrigste
ländlichen Gebieten. Verlässt ein Metropolbewohner Unterwegszeit verzeichnen Kinder und Schüler (eine
seine Wohnung, dann beträgt der zeitliche Aufwand Stunde und elf Minuten bzw. eine Stunde und 19 Mi-
im Durchschnitt eine Stunde und 45 Minuten. nuten). Mobile Rentner liegen mit einer Stunde und
35 Minuten nahezu im Mittel. Entsprechend weisen
die unteren Altersklassen bis zum Alter von 19 Jahren
relativ niedrige Unterwegszeiten auf. In den höheren wird (siehe Kapitel 7), sind in allen Regionen gleich
Altersklassen liegt der Wert recht stabil bei rund einer ausgeprägt. Egal wo Menschen leben, sie gehen Aktivi-
Stunde und 40 Minuten. Deutlich rückläufig ist die Un- täten wie Arbeiten, Einkaufen, privaten Erledigungen
terwegszeit erst ab einem Alter von 80 Jahren. und Freizeitbeschäftigungen nach. Zwar bestehen re-
gionale Unterschiede, wie und in welcher Entfernung
Die Wegeanzahl ist in allen Raumtypen auf dem die Wege zurücklegt werden. Die Anzahl der Wege so-
gleichen Niveau wie die Wegezwecke sind jedoch regionsunabhängige
Konstanten.
Maßgeblich für das Verkehrsaufkommen ist neben der
Verkehrsbeteiligung die Anzahl der Wege, die pro Tag Dagegen variiert die Wegeanzahl in Abhängigkeit
zurückgelegt werden (Tabelle 3). Im Jahr 2017 wurden vom Wochentag und von den Personenmerkmalen.
im Durchschnitt 3,1 Wege pro Person und Tag zurück- An Werktagen (Montag bis Freitag) werden mehr
gelegt. Werden auch hier nur die mobilen Personen Wege zurückgelegt als am Wochenende (Tabelle 3).
betrachtet, liegt der Wert bei 3,7 Wegen pro Tag. Der Tag mit der geringsten Verkehrsbeteiligung ist
der Sonntag. Mit 2,1 Wegen pro Person bzw. 2,8 We-
Nach Raumtypen unterschieden, zeigen sich kaum gen pro mobile Person wird an Sonntagen rund ein
Unterschiede im Wegeaufkommen. Die Häufigkeit, Weg weniger als im Gesamtdurchschnitt zurückge-
mit der aushäusige Aktivitäten durchgeführt werden, legt. Differenziert nach Alter und Tätigkeit legen die
ebenso wie die Gründe, warum das Haus verlassen mittleren Altersklassen sowie erwerbstätige Personen
Tabelle 3 Wegeanzahl, Wegelänge und Tagesstrecke nach Wochentag, Jahreszeit und Raumtyp
Wege durch- Tagesstrecke
pro Person pro mobile schnittliche pro Person und pro mobile
und Tag Person und Tag Wegelänge Tag Person und Tag
alle Personen, alle Wege Anzahl Wege Anzahl Wege km km km
gesamt 3,1 3,7 12 39 46
Wochentag
Montag 3,3 3,7 12 38 44
Dienstag 3,4 3,8 11 37 41
Mittwoch 3,5 3,9 11 38 43
Donnerstag 3,4 3,8 12 40 45
Freitag 3,5 4,0 13 44 50
Samstag 2,9 3,5 13 39 48
Sonntag 2,1 2,8 18 38 52
Jahreszeit
Winter 3,0 3,6 12 35 42
Frühjahr 3,1 3,7 13 40 46
Sommer 3,2 3,7 13 41 48
Herbst 3,2 3,7 13 40 47
Raumtyp
Stadtregion
Metropole 3,2 3,7 12 37 43
Regiopole und Großstadt 3,2 3,7 11 36 42
Mittelstadt, städtischer Raum 3,1 3,6 13 40 47
kleinstädtischer, dörflicher Raum 3,1 3,6 14 44 52
ländliche Region
zentrale Stadt 3,2 3,7 11 36 42
Mittelstadt, städtischer Raum 3,1 3,7 12 37 44
kleinstädtischer, dörflicher Raum 3,1 3,7 14 44 52
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
besonders viele Wege zurück (Tabelle 4). Kinder und 42 Kilometer zurücklegen, beträgt die Tagesstrecke
Personen ab 80 Jahren weisen dagegen eine niedrige der mobilen Bewohner im kleinstädtischen und dörf-
durchschnittliche Wegeanzahl auf. lichen Raum durchschnittlich 52 Kilometer. Der Ein-
fluss des weniger guten Angebots an Arbeitsplätzen
Die Tagesstrecke ist die Kenngröße mit der sowie Nahversorgungs- und Infrastruktureinrichtun-
höchsten Variationsbreite gen auf dem Land wird hier deutlich sichtbar.
Die Verkehrsleistung wird in hohem Maß von der Nach Wochentagen unterschieden, nimmt wiederum
pro Weg zurückgelegten Entfernung beeinflusst. Im der Sonntag eine Sonderrolle ein. Zwar gehen Men-
Jahr 2017 lag die durchschnittliche Wegelänge einer schen sonntags seltener aus dem Haus und mobile
Person bei zwölf Kilometern (Tabelle 3). Multipliziert Personen legen weniger Wege zurück als an den an-
mit 3,1 Wegen pro Person und Tag ergibt sich eine Ta- deren Tagen. Die durchschnittliche Wegelänge liegt
gesstrecke von 39 Kilometern. Die mobilen Personen jedoch bei 18 Kilometern. Dies sind sechs Kilometer
kommen mit 3,7 Wegen pro Tag auf eine durchschnitt- mehr als im Gesamtdurchschnitt. Werden nur mobile
liche Tagesstrecke von 46 Kilometern. Personen betrachtet, ist der Sonntag trotz geringerer
Wegeanzahl mit 52 Kilometern der Tag mit der höchs-
In ländlichen Regionen werden längere Wege berich- ten durchschnittlichen Tagesstrecke.
tet als in Großstädten. Auf Ebene der Tagesstrecke
führt dies zu einem Unterschied von zehn Kilometern Sehr große Differenzen in der Tagesstrecke ergeben
zwischen den Kategorien mit den höchsten und den sich in Abhängigkeit von der Tätigkeit (Tabelle 4).
niedrigsten Werten. Während die mobilen Bewoh- Die mit Abstand höchsten Tagesstrecken werden
ner von Großstädten und zentralen Städten pro Tag von Vollzeiterwerbstätigen zurückgelegt. Bei dieser
Tabelle 4 Wegeanzahl, Wegelänge und Tagesstrecke nach Personenmerkmalen und ökonomischem Status
Wege durch- Tagesstrecke
pro Person pro mobile schnittliche pro Person pro mobile
und Tag Person und Tag Wegelänge und Tag Person und Tag
alle Personen, alle Wege Anzahl Wege Anzahl Wege km km km
gesamt 3,1 3,7 12 39 46
Alter
0 bis 9 Jahre 2,8 3,2 9 24 27
10 bis 19 Jahre 2,8 3,2 10 29 34
20 bis 29 Jahre 3,1 3,6 15 46 54
30 bis 39 Jahre 3,6 4,0 14 50 55
40 bis 49 Jahre 3,7 4,2 14 51 58
50 bis 59 Jahre 3,5 4,0 14 50 57
60 bis 69 Jahre 3,1 3,7 12 36 44
70 bis 79 Jahre 2,6 3,3 10 25 31
80 Jahre und älter 1,9 2,9 8 14 22
Geschlecht
Männer 3,2 3,7 14 46 53
Frauen 3,0 3,6 11 33 39
Tätigkeit
Vollzeit berufstätig (inkl. Auszubildende) 3,6 4,0 16 59 65
Teilzeit berufstätig 3,9 4,3 10 40 44
Kind 2,7 3,1 9 25 29
Schüler(in) einschließlich Vorschule 2,8 3,2 9 26 30
Student(in) 2,9 3,5 14 42 50
Hausfrau/-mann 2,7 3,5 9 24 31
Rentner(in)/Pensionär(in) 2,5 3,2 10 24 31
ökonomischer Status
sehr niedrig 2,8 3,5 9 26 33
niedrig 3,0 3,7 10 31 38
mittel 3,1 3,6 12 37 44
hoch 3,3 3,7 14 46 52
sehr hoch 3,3 3,8 15 51 58
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Personengruppe liegt die durchschnittliche Tages- legen im Durchschnitt deutlich weitere Distanzen zu-
strecke mit 59 Kilometern (alle Personen) bzw. 65 Ki- rück als Frauen. Ebenso liegt die Tagesstrecke bei Per-
lometern (mobile Personen) jeweils 20 Kilometer über sonen mit hohem ökonomischem Status weit über der
dem Gesamtdurchschnitt. Kinder und Schüler, Haus- von Personen mit niedrigem ökonomischem Status.
frauen/-männer und Rentnerinnen/Rentner legen
dagegen eher niedrige Tagesstrecken zurück. Die tägli-
che Entfernung beträgt hier jeweils rund 25 Kilometer
(alle Personen) bzw. 30 Kilometer (mobile Personen).
Verkehrsaufkommen und -leistung sind weiter scheinbar geringfügige Unterschied bedeutet aber
auf hohem Niveau bei genauer Betrachtung, dass die Verkehrsleistung
in diesem Raumtyp 15 Prozent bzw. elf Prozent hö-
Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung führen her ausfällt, als dies dem Bevölkerungsanteil entspre-
die hier dargelegten Werte zu folgendem Ergebnis: chend der Fall wäre (Abbildung 4). In Räumen, die der
An einem durchschnittlichen Tag werden in Deutsch- zentralen Stadt zugeordnet sind, liegt der Anteil an der
land 257 Millionen Wege und 3,2 Milliarden Kilometer Verkehrsleistung dagegen zehn Prozent unter dem
zurückgelegt. Bevölkerungsanteil. Trotz der geringen Unterschiede
im Aggregat führen unterschiedliche Raumstruktu-
Da in Deutschland mehr Menschen in Stadtregionen ren damit zu Unterschieden in der Verkehrsleistung.
leben, entsteht dort auch mehr Verkehr. Der Anteil der Eine Siedlungsentwicklung, die zu höheren Bevölke-
städtischen und ländlichen Regionen am Verkehr ent- rungsanteilen in den Metropolen, Regiopolen oder
spricht jeweils genau dem Bevölkerungsanteil. So sind Großstädten („Urbanisierung“) oder in den zentralen
die 63 Prozent der Bevölkerung, die in Stadtregionen Städten bzw. Mittelstädten („dezentrale Konzentra-
leben, auch für 64 Prozent der Wege und 63 Prozent tion“) führt, kann damit ein Baustein zur Reduktion
der Kilometer verantwortlich. Unterschiede zwischen von Verkehr sein.
Stadt und Land sind auf dieser übergeordneten Ebene
zunächst nicht erkennbar. ( Tabelle 5)
Abbildung 4
Kap 3, Abb 1
Personen, Wege
-15 -10 -5 0 5 10 15
Raumtyp
Metropole -4
4 Mobilitätsoptionen: zwischen
Pkw, Carsharing, Fahrrad und ÖV
Das Mobilitätsverhalten einer Person ist das Ergebnis In Deutschland gibt es mehr Pkw als Haushalte
vorgelagerter Entscheidungen, wie etwa die An- oder
Abschaffung eines Pkw oder eines Fahrrades, der Kauf Die Pkw-Anzahl in deutschen Haushalten steigt kon-
eines ÖV-Abonnements oder der Beitritt zu einer Car- tinuierlich an. Der Gesamtbestand an Pkw hat in der
sharing-Organisation. Damit werden die generell zur Vergangenheit pro Jahr um eine halbe Million zuge-
Verfügung stehenden Mobilitätsoptionen festgelegt, nommen und im Jahr 2017 laut Kraftfahrt-Bundesamt
auf die ein Haushalt oder eine Person beim Zurück- (KBA) eine Rekordzahl von 46 Millionen Fahrzeugen
legen eines Weges zurückgreifen kann. In diesem erreicht. 41 Millionen Fahrzeuge waren auf private
Kapitel wird sowohl auf die Ausstattung deutscher Halter zugelassen, der kleinere Teil (fünf Millionen)
Haushalte mit den klassischen Verkehrsmitteln Auto, auf gewerbliche Halter. Dem KBA liegen keine Infor-
Fahrrad sowie mit Zeitkarten für den öffentlichen Ver- mationen vor, wie viele dieser gewerblichen Fahr-
kehr eingegangen als auch auf die Verbreitung neuer zeuge privat, zum Beispiel in Form von Dienstwagen,
Mobilitätsangebote wie Carsharing und Pedelec. genutzt werden.
Abbildung 5
Kap 4, Abb 1
Autos
groß
Gesamt-Bestand Pkw 43
9 klein
davon:
26
Private Halter 40
mittel
29
Firmenwagen 3
36
Sonstiges 1
kompakt
zugelassen. Dieser Wert entspricht weitgehend der keinen Pkw, mehr als die Hälfte dagegen zwei und
offiziellen Statistik des KBA. Die in deutschen Privat- mehr Pkw.
haushalten zur Verfügung stehenden gewerblich zu-
gelassenen Fahrzeuge belaufen sich laut MiD auf drei Im Osten ist die Zahl der der Pkw-Besitzer
Millionen Fahrzeuge. Damit stehen im Durchschnitt weiterhin deutlich geringer als im Westen
1,1 Fahrzeuge pro Haushalt zur Verfügung. Werden Deutschlands
nur Pkw-besitzende Haushalte betrachtet, liegt die
durchschnittliche Pkw-Anzahl bei 1,4 Fahrzeugen. Auch knapp 30 Jahre nach der Wiedervereinigung
sind deutliche Unterschiede zwischen den west- und
Das KBA unterscheidet 13 Pkw-Größenklassen. Im den ostdeutschen Bundesländern zu erkennen (Abbil-
Rahmen der MiD wurden diese in vier Größenklas- dung 6). Sortiert nach dem Anteil autofreier Haushalte
sen – klein, kompakt, mittel und groß – zusammen- erreichen die drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und
gefasst. Danach haben kompakte Fahrzeuge mit Bremen erwartungsgemäß die höchsten Werte. Es fol-
einem guten Drittel den größten Anteil am privat gen zunächst alle ostdeutschen, dann die westdeut-
genutzten Pkw-Bestand. Hierzu zählen bei der MiD schen Bundesländer. Lediglich Nordrhein-Westfalen,
sowohl Fahrzeuge der offiziellen Kompaktklasse als das bevölkerungsreichste Bundesland mit stark urba-
auch Mini-Vans. Jeweils ein gutes Viertel entfällt auf nisierten Gebieten, weist einen geringfügig höheren
kleine Fahrzeuge (Minis und Kleinwagen) und mitt- Wert als Thüringen und Brandenburg auf. Der Anteil
lere Fahrzeuge. Zu letzteren rechnet die MiD neben autofreier Haushalte fällt gerade in ausgesprochen
Mittelklassewagen auch Sportgeländewagen, Groß- ländlich geprägten Regionen wie Mecklenburg-Vor-
raum-Vans und Utilities. Neun Prozent der privat ge- pommern besonders hoch aus. Eine Erklärung hierfür
nutzten Pkw sind große Fahrzeuge. Hierunter fallen ist der überproportional hohe Anteil älterer Menschen
alle Fahrzeuge der oberen Mittelklasse, der Oberklasse in dieser Region, deren Haushalte eine im Vergleich
sowie Gelände- und Sportwagen (Abbildung 5). zur jüngeren Bevölkerung niedrigere Ausstattung mit
Pkw aufweisen. Weitere Faktoren, wie geringere Ein-
In Metropolen haben 42 Prozent der Haushalte kommen und eine niedrigere Erwerbstätigenquote,
kein Auto kommen hinzu.
Der große Bestand an Pkw verteilt sich wie folgt auf Haushalte mit hohem ökonomischem Status
die etwa 41 Millionen Haushalte: Im Jahr 2017 haben verfügen über mehr Pkw
78 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland
über mindestens einen Pkw verfügt. Gut die Hälfte der Neben der Raumstruktur weist vor allem der ökono-
Haushalte besaß einen Pkw, einem Fünftel der Haus- mische Status einen engen Zusammenhang mit der
halte standen zwei Pkw zur Verfügung. Haushalte mit Pkw-Ausstattung auf (Abbildung 6). Während 53 Pro-
drei und mehr Pkw stellen die Ausnahme dar. zent der Haushalte mit sehr niedrigem ökonomischem
Status keinen Pkw besitzen, trifft dies lediglich auf
Ob ein Haushalt über einen oder mehr Pkw verfügt, acht Prozent der Haushalte mit sehr hohem ökonomi-
hängt in hohem Maß von der Wohnregion ab (Abbil- schem Status zu. Auch die Mehrfachausstattung mit
dung 6). In Metropolen beträgt der Anteil autofreier Pkw ist klar zweigeteilt: Knapp die Hälft der Haushalte
Haushalte 42 Prozent, wobei sich zwischen Haus- mit hohem und sehr hohem ökonomischem Status
halten im Zentrum und in Randlage nochmals deut- haben zwei und teilweise mehr Autos. In den anderen
liche Unterschiede zeigen. Die Mehrfachausstattung Statusklassen ist dieser Anteil vergleichsweise gering.
mit Pkw ist bei diesem Raumtyp allerdings die Aus-
nahme. 80 Prozent der autobesitzenden Haushalte Familienhaushalte verfügen überwiegend über
steht genau ein Pkw zur Verfügung. Auch bei den in mindestens einen Pkw
Metropolen seltener vorkommenden Mehrpersonen-
haushalten trifft dies auf 75 Prozent der Haushalte zu. Schließlich kommt dem Haushaltstyp eine bedeu-
In ländlich und dörflich geprägten Regionen liegt der tende Rolle zu (Abbildung 6). Familienhaushalte, das
Anteil an autobesitzenden Haushalten mit 90 Prozent heißt Haushalte mit mindestens einer Person unter
dagegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Vor 18 Jahren, sind besonders gut mit Pkw ausgestattet.
allem bei Mehrpersonenhaushalten gehört der Pkw Lediglich neun Prozent der Familienhaushalte haben
zur Grundausstattung. Nur drei Prozent der Mehr- keinen Pkw, 48 Prozent dagegen zwei und mehr. Haus-
personenhaushalte in ländlichen Regionen besitzen halte mit älteren Personen und vor allem mit jungen
Abbildung 6
Kap 4, Abb 2-5
Haushalte
gesamt 22 53 21 4
Raumtyp
Metropole 42 48 9 1
Stadtregion
Personen sind dagegen seltener im Besitz eines Pkw. Prozent der Haushalte zu. Bei den Flächenländern er-
42 Prozent der Haushalte mit Personen unter 35 Jah- reichen Baden-Württemberg, Bayern und Hessen mit
ren haben keinen Pkw. Sind sie im Besitz eines Pkw, jeweils fünf Prozent die höchsten Anteilswerte. Vor
verfügen sie weit überwiegend nur über ein Fahrzeug. allem in den ostdeutschen Bundesländern hat Car-
sharing eine sehr geringe Verbreitung. Hier verfügt
Die beiden zuvor betrachteten Faktoren Raumtyp und zumeist nur ein Prozent aller Haushalte über diese
ökonomischer Status haben auch auf die Pkw-Vertei- Mobilitätsoption.
lung nach Haushaltstyp einen deutlichen Einfluss:
Während im Durchschnitt 90 Prozent aller Familien- Haushalte mit Carsharing-Mitgliedschaften sind
haushalte über einen oder mehrere Pkw verfügen, jung und ökonomisch gut gestellt
trifft dies in Metropolen nur auf 75 Prozent zu. Wäh-
rend 42 Prozent aller jungen Haushalte keinen Pkw Carsharing-Angebote werden vor allem von Haus-
besitzen, verfügen in ländlich geprägten Gebieten halten mit jungen Personen genutzt. Auch in Fami-
nur 20 Prozent nicht über einen Pkw, in Metropolen lienhaushalten hat diese Mobilitätsoption mit sieben
liegt der Wert dagegen bei 65 Prozent. Dasselbe gilt Prozent aller Haushalte einen deutlichen Stellenwert
für den ökonomischen Status. In ländlichen Regionen erreicht. In Haushalten mit ausschließlich älteren
verfügen auch Haushalte mit sehr niedrigem ökono- Menschen spielt Carsharing dagegen keine Rolle.
mischen Status weitaus häufiger über einen Pkw als Gerade bei dieser mengenmäßig zunehmenden Per-
im Mittel über alle Raumtypen. sonengruppe und ihrer entsprechenden Bedeutung
für das zukünftige Verkehrsgeschehen hat diese Mo-
In Metropolen besteht in 14 Prozent bilitätsalternative noch keinen Eingang in die Alltags-
der Haushalte mindestens eine Carsharing- mobilität gefunden. In Bezug auf den ökonomischen
Mitgliedschaft Status gilt: Personen aus Haushalten mit einem hohen
ökonomischen Status sind häufiger Mitglied bei Car-
Carsharing war in der Vergangenheit aufgrund des sharing-Unternehmen als Personen mit einem nied-
geringen Anteils der Nutzer an der Grundgesamtheit rigen Status (Abbildung 8).
in repräsentativen Erhebungen kaum messbar. Durch
die hohen Wachstumsraten von Carsharing-Mitglied- Haushalte ohne Pkw im urbanen Bereich erzielen
schaften in den letzten Jahren wird der Trend zur Nut- die höchsten Anteile an Carsharing-Mitglied-
zung geteilter Fahrzeuge in der MiD 2017 erstmals schaften
deutlich sichtbar. Im Gegensatz zur Nutzung eines
Pedelecs ist die Nutzung von Carsharing ein über- Eine Analyse nach Pkw-Besitz zeigt: In Haushalten
wiegend urbanes Phänomen. ohne Pkw sind häufiger Personen mit Carsharing-Mit-
gliedschaften anzutreffen als in Haushalten mit Pkw.
In fünf Prozent der bundesdeutschen Haushalte ist Bundesweit leben in zehn Prozent aller autofreien
mindestens eine Person Kunde bei einer Carsha- Haushalte Carsharing-Mitglieder. Der Vergleichswert
ring-Organisation. In den Metropolen fällt der Wert der Haushalte mit Pkw liegt bei drei Prozent (Abbil-
mit 14 Prozent deutlich höher aus (Abbildung 7). In dung 9).
ländlichen Regionen leben nur in knapp einem Prozent
aller Haushalte Personen mit einer Carsharing-Mit- Im Jahr 2017 bestand laut Bundesverband CarSharing
gliedschaft. Das in Großstädten deutlich besser ausge- in rund 600 deutschen Städten und Gemeinden ein
baute Angebot wird von der Stadtbevölkerung damit Carsharing-Angebot. Carsharing-Dienstleister konzen-
nicht nur wahrgenommen, sondern auch aktiv als trieren sich dabei auf den urbanen Raum. Während in
Option in die Alltagsmobilität eingebaut. Ein Drittel vielen großen und mittleren Städten die Möglichkeit
der Carsharing-Haushalte in Metropolen ist gleich bei zum Carsharing besteht, sind Carsharing-Angebote in
mehreren Anbietern registriert. kleineren Gemeinden eher selten. Stationsungebun-
denes Carsharing (freefloating) wird ausschließlich
Nach Bundesland differenziert ergibt sich ein der in den Großstädten und Metropolen Deutschlands
Raumstruktur entsprechendes Bild: Lediglich in den angeboten. Entsprechend variiert der Anteil an Haus-
drei Stadtstaaten werden zweistellige Werte erreicht. halten mit Carsharing-Mitgliedschaften erheblich in
In 20 Prozent aller Hamburger Haushalte verfügen Abhängigkeit vom Raumtyp: Mit 19 Prozent steht in
Personen über Carsharing-Mitgliedschaften, in Ber- Metropolen einem Fünftel aller autofreien Haushal-
lin trifft dies auf 16 Prozent und in Bremen auf zehn te die Option, Carsharing zu nutzen, zur Verfügung.
Abbildung 7
Kap 4, Abb 6
Haushalte
Carsharing-Mitgliedschaft Carsharing-Mitgliedschaft
(gesamt) (nach Raumtyp)*
gesamt 5
nein, gar nicht
Raumtyp
95
Metropole 14
ja, bei einem
Stadtregion
Anbieter Regiopole und
Großstadt 5
3
1 Mittelstadt,
städtischer Raum 2
ja, bei mehreren
Anbietern kleinstädtischer,
dörflicher Raum 1
ländliche Region
zentrale Stadt 2
Mittelstadt,
städtischer Raum 1
kleinstädtischer,
dörflicher Raum 1
Abbildung 8
Kap 4, Abb 7
Haushalte
gesamt 5
ökonomischer Status
sehr niedrig 3
niedrig 2
mittel 3
hoch 7
sehr hoch 12
Haushaltstyp
Familienhaushalte 7
Angaben in Prozent; alle Haushalte; Anteile: Haushalte mit mindestens einer Carsharing-Mitgliedschaft
Abbildung 9
Kap 4, Abb 8
Haushalte
Pkw
3
gesamt
kein Pkw 10
Raumtyp
11
Metropole
19
3
Stadtregion
5
1
Mittelstadt, städtischer Raum
2
1
kleinstädtischer, dörflicher Raum
Angaben in Prozent; alle Haushalte; Anteile: Haushalte mit mindestens einer Carsharing-Mitgliedschaft
Abbildung 10
Kap 4, Abb 9
Haushalte
keine Fahrräder
gesamt 24 26 24 11 14
1 Fahrrad
2 Fahrräder
Raumtyp
3 Fahrräder
Metropole 25 29 24 11 12
4 Fahrräder
und mehr
Stadtregion
zentrale Stadt 26 28 23 9 14
ländliche Region
0 25 50 75 100
In Metropolen haben sich auch Haushalte mit Auto Verkehrsmittel. In den ländlichen Regionen verfügen
zu elf Prozent diese zusätzliche Mobilitätsoption er- dagegen bereits acht bis zehn Prozent der Haushalte
schlossen. In den ländlichen Gebieten liegt der Anteil über ein, häufig bereits über zwei elektrisch unter-
der Haushalte mit mindestens einem Carsharing-Mit- stützte Fahrräder (Abbildung 11). Im Gegensatz zu
glied lediglich bei ein bis zwei Prozent. (Abbildung 9) Carsharing- und anderen innovativen urbanen Mo-
bilitätsangeboten haben Pedelecs vor allem in länd-
Die Mitgliedschaft in einer Carsharing-Organisation lichen Regionen Potenzial für Veränderungen des
stellt zunächst nur eine Option für die Nutzung im Mobilitätsverhaltens.
Alltag dar. Sie sagt nichts über die tatsächliche Nut-
zung von Carsharing und die Auswirkungen auf das Im vorliegenden Bericht wird Pedelec als Sammel-
Mobilitätsverhalten der Personen aus. Eine personen- begriff für verschiedene Arten von Elektrofahrrädern
spezifische Auswertung zum Thema Carsharing ist verwendet, der S-Pedelcs und E-Bikes einschließt. Im
Gegenstand von Kapitel 10. Rahmen der MiD wurde keine differenzierte Erfassung
vorgenommen, zumal die Unterschiede zwischen den
Auf nahezu jeden Bewohner in Deutschland verschiedenen Arten elektrisch unterstützter Fahrrä-
kommt ein Fahrrad der oft nicht bekannt sind.
Den bundesdeutschen Haushalten standen im Jahr Bundesländer mit hoher Pkw-Ausstattung haben
2017 knapp 77 Millionen Fahrräder zur Verfügung, eine niedrige Ausstattung mit Fahrrädern
darunter vier Millionen Pedelecs. Der Bestand an
Fahrrädern fällt damit deutlich höher aus als der Nach Bundesland differenziert zeigt sich, dass bei
Pkw-Bestand. Da der Anteil der Haushalte mit min- besonders hoher Pkw-Ausstattung der Haushalte
destens einem Fahrrad (inklusive Pedelecs) mit 76 Pro- die Ausstattung mit Fahrrädern besonders niedrig
zent etwa dem Anteil der Haushalte mit mindestens ist (Abbildung 12). So bilden die Spitzenreiter bei der
einem Pkw (78 Prozent) entspricht, kommt der hohe Pkw-Ausstattung – das Saarland und Rheinland-Pfalz
Bestand vor allem durch eine Mehrfachausstattung – die Schlusslichter bei der Ausstattung der Haushalte
der Haushalte zustande. Im Durchschnitt verfügen mit Fahrrädern. Die besonders geringe Ausstattung
die Haushalte in Deutschland über zwei Fahrräder. der Haushalte mit Pkw in den drei Stadtstaaten Berlin,
Werden nur Haushalte mit Fahrrad einbezogen, liegt Hamburg und Bremen geht nur in Bremen mit einer
der Durchschnitt bei 2,4 Fahrrädern pro Haushalt. sehr hohen Ausstattung mit Fahrrädern einher. In
Auf die Bevölkerung umgerechnet, ergibt sich eine Berlin und Hamburg spielt vor allem der Öffentliche
Pro-Kopf-Ausstattung von 0,93 Fahrrädern. Werden Nahverkehr eine Rolle.
nur Haushalte mit Fahrrad berücksichtigt, liegt die
Pro-Kopf-Ausstattung bei 1,1 Fahrrädern. Haushalte mit hohem ökonomischem Status
besitzen häufiger Fahrräder und Pedelecs
Pedelecs sind vor allem auf dem Land verbreitet
Die Betrachtung der Fahrradausstattung in Abhängig-
Die Wohnregion hat einen deutlich geringeren Ein- keit vom ökonomischen Status eines Haushalts zeigt,
fluss auf den Besitz eines herkömmlichen Fahrrades dass Haushalte mit hohem Status sehr viel häufiger
als auf den Pkw-Besitz. Der Anteil der Haushalte mit über eines oder mehrere Fahrräder verfügen als Haus-
herkömmlichem Fahrrad variiert zwischen den Raum- halte mit niedrigem Status. Dies gilt gleichermaßen
typen, lässt dabei aber keine klare Trennung zwischen für die Ausstattung mit herkömmlichen Fahrrädern
städtischen und ländlichen Regionen erkennen (Ab- wie mit Pedelecs. Während nur 71 Prozent der Haus-
bildung 10). Die Haushalte aus ländlichen Gebieten halte mit sehr niedrigem ökonomischen Status über
sind tendenziell etwas häufiger im Besitz eines Fahr- mindestens ein herkömmliches Fahrrad verfügen,
rads und verfügen häufiger über mehrere Fahrräder trifft dies auf 87 Prozent der Haushalte mit sehr ho-
als dies zum Beispiel in Metropolen der Fall ist. hem ökonomischem Status zu. Ebenso sind nur vier
Prozent der Haushalte mit sehr niedrigem ökono-
Bei Pedelecs, deren Verkaufszahlen in den letzten mischem Status im Besitz eines Pedelecs, gegenüber
Jahren deutlich gestiegen sind, zeichnet sich dagegen neun Prozent der Haushalte mit sehr hohem ökono-
ein klares räumliches Muster ab. In den großen Met- mischem Status.
ropolen sind Pedelecs besonders selten. Lediglich drei
Prozent der Haushalte verfügen hier über ein solches
Abbildung 11
Kap 4, Abb 10
Haushalte
1 Pedelec
gesamt 5 3
2 Pedelecs und mehr
Raumtyp
Metropole 3 1
Stadtregion
zentrale Stadt 6 2
ländliche Region
Angaben in Prozent; alle Haushalte; Anteile: Haushalte mit einem Pedelec/zwei und mehr Pedelecs
Abbildung 12
Kap 4, Abb 11
Haushalte
Angaben in Prozent; alle Haushalte; Abweichungen von 100%: Rundungsdifferenzen; *inkl. Pedelecs
Haushalte mit älteren Menschen besitzen Am schlechtesten ausgestattet sind junge Haushalte,
seltener ein normales Fahrrad, aber besonders deren Mitglieder alle unter 35 Jahre alt sind. Nur ein
oft ein Pedelec Prozent dieser Haushalte verfügt über ein Pedelec.
Ausschlaggebend werden hier die hohen Anschaf-
Die Differenzierung nach Haushaltstyp lässt vor al- fungskosten und die höhere körperliche Fitness sein.
lem einen Alterseffekt erkennen (Abbildung 13). Zu-
nächst sind Haushalte, deren Mitglieder alle 65 Jahre Angesichts dieses Ergebnisses darf jedoch nicht ver-
und älter sind, oft nicht im Besitz eines herkömmli- gessen werden: Bezogen auf die Gesamtausstattung
chen Fahrrades. 42 Prozent dieser Haushalte besitzen mit herkömmlichen Fahrrädern und Pedelecs handelt
kein Fahrrad. Demgegenüber ist die Ausstattung der es sich bei Haushalten mit älteren Personen immer
Familienhaushalte besonders hoch. Nur fünf Prozent noch um die am schlechtesten ausgestatteten Haus-
der Familienhaushalte haben kein Fahrrad, knapp halte. Gleichzeitig verfügen aber gerade diese Haus-
die Hälfte der Haushalte verfügt über vier und mehr halte aufgrund des hohen Anteils an Pedelecs über
Fahrräder. eine sehr moderne Fahrradflotte.
Bei der Ausstattung der Haushalte mit Pedelecs zeigt Metropolbewohner und Personen aus autofreien
sich ein gegenläufiger Effekt (Abbildung 14): In acht Haushalten verfügen je zu einem Drittel über
Prozent der bundesdeutschen Haushalte gibt es min- eine ÖV-Zeitkarte
destens ein elektrisch unterstütztes Fahrrad. In diesem
Fall sind es gerade die Haushalte mit älteren Personen, Alle bisherigen Ergebnisse wurden auf Haushalts-
die besonders oft über ein Pedelec verfügen. Elf Pro- ebene dargestellt. Die Ausstattung der Haushalte mit
zent dieser Haushalte haben ein Pedelec, ein Großteil Abonnements für den Öffentlichen Verkehr wäre das
davon verfügt über zwei und mehr solcher Fahrräder. sinnvolle Pendant zu den bisherigen Betrachtungen.
Familienhaushalte besitzen nur zu fünf Prozent ein Da nicht immer für alle Personen aus dem Haushalt
Pedelec, 80 Prozent davon nur eines.
Abbildung 13
Kap 4, Abb 12
Haushalte
keine Fahrräder
1 Fahrrad gesamt 24 26 24 11 14
2 Fahrräder
3 Fahrräder
4 Fahrräder Haushaltstyp
und mehr
Junge Haushalte
(jünger als 35 Jahre) 20 44 24 8 4
Familienhaushalte 5 5 16 25 48
0 25 50 75 100
Abbildung 14
Kap 4, Abb 13
Haushalte
1 Pedelec
Haushaltstyp
Junge Haushalte
(jünger als 35 Jahre) 1
Familienhaushalte 4 1
Angaben in Prozent; alle Haushalte; Anteile: Haushalte mit einem Pedelec/zwei und mehr Pedelecs
Abbildung 15
die Information zum Besitz einer Zeitkarte für den ÖV
vorliegt, werden die nachfolgenden Auswertungen Kap 4, Abb 14 alternativ
Personen
4
Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre, ohne Stellvertreterinterviews
Abbildung 16
Kap 4, Abb 15-16
Personen
Anteil Personen mit ÖV-Zeitkarten nach Raumtyp und Anzahl Pkw im Haushalt
9
gesamt
6
Raumtyp
22
Metropole
12
12
Regiopole und Großstadt
Stadtregion
10
7
Mittelstadt, städtischer Raum
5
5
kleinstädtischer dörflicher Raum
3
5
zentrale Stadt
4
ländliche Region
3
Mittelstadt, städtischer Raum
2
3
kleinstädtischer, dörflicher Raum
2
23
kein Auto
12
8
1 Auto
5
5
2 Autos
4
4
3 Autos und mehr
5
Das Einsatzspektrum von Verkehrsmitteln unterschei- In diesem Kapitel geht es um die klassischen Ver-
det sich in hohem Maß. Mit dem Universalverkehrs- kehrsmodi zu Fuß gehen, Fahrrad-, Autofahren und
mittel Auto können in kurzer Zeit große Distanzen öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Neue Formen der
und geschützt vor schlechtem Wetter überwunden Mobilität wie Carsharing werden am Ende des Kapi-
werden, Personen können mitgenommen und Ge- tels im Rahmen einer hochaufgelösten Betrachtung
genstände transportiert werden. Stau und fehlende der Verkehrsmittelanteile gestreift. Grund hierfür ist
Parkplätze schränken die Nutzungsmöglichkeiten in- ihr noch geringer Anteil am gesamten Verkehrsge-
zwischen vielerorts ein. Das Fahrrad ist in der Reich- schehen, der eine gesonderte Analyse erfordert.
weite eingeschränkt, bietet aber eine hohe zeitliche
Flexibilität und ist kostengünstig. Das Angebot und Der Anteil des Autos an Verkehrsaufkommen und
die Qualität öffentlicher Verkehrsmittel hängen ent- Verkehrsleistung ist weiterhin dominant
scheidend vom Wohnort ab. Infolgedessen werden die
Verkehrsmittel von verschiedenen Personengruppen Einer der wichtigsten Kennwerte der MiD ist der Modal
in Abhängigkeit vom Ort unterschiedlich intensiv im Split. Er drückt die prozentualen Anteile der Verkehrs-
Alltag genutzt. Der Anteil der einzelnen Verkehrsmit- mittel am Verkehrsaufkommen (zurückgelegte Wege)
tel am Gesamtverkehr entscheidet maßgeblich über oder an der Verkehrsleistung (zurückgelegte Personen-
das Ausmaß der Umweltwirkungen des Verkehrs. kilometer) aus. Die Modal Split-Werte weisen über die
Abbildung 17
Kap 5, Abb 1
Wege
10 3 3
22 19
14
11
20
55
43
Jahre nur geringfügige Veränderungen auf. Trotz einer dem öffentlichen Personennahverkehr sind hier
Steigerung der Nutzungsanteile von öffentlichen Ver- auch der Fernverkehr und Taxifahrten enthalten. Mit
kehrsmitteln und des Fahrrads ist das Auto nach wie 19 Prozent entfällt ein Fünftel der Verkehrsleistung
vor das dominante Verkehrsmittel der Alltagsmobi- auf öffentliche Verkehrsmittel.
lität in Deutschland (Abbildung 17). 57 Prozent aller
Wege und 75 Prozent aller Personenkilometer werden Grund für die starke Verschiebung der Verkehrsmittel-
mit dem Auto zurückgelegt, der größte Anteil davon anteile, je nachdem, ob das Verkehrsaufkommen oder
als Fahrer. Eine ausführliche Darstellung der Entwick- die Verkehrsleistung betrachtet wird, sind die Unter-
lung des Modal Splits über die Zeit ist dem folgenden schiede bei den verkehrsmittelspezifischen Wege-
Zeitreihenbericht zu entnehmen. längen (Tabelle 6). Wege zu Fuß sind im Durchschnitt
zwei Kilometer lang, mit dem Fahrrad werden im
Der zweithäufigste Verkehrsmodus beim Verkehrsauf- Durchschnitt vier Kilometer zurückgelegt. Die Wege
kommen ist das Zufußgehen. 22 Prozent aller Wege der MIV-Mitfahrer fallen mit 18 Kilometern höher aus
wurden 2017 ausschließlich zu Fuß zurückgelegt. Der als die der MIV-Fahrer-Wege mit 16 Kilometer. Grund
Anteil der Fahrradwege fällt mit 11 Prozent nur halb hierfür sind die vielen Fahrten als MIV-Mitfahrer an
so hoch aus. Ein Drittel aller Wege entfällt damit auf Sonntagen, also an dem Wochentag mit der höchsten
diese beiden aktiven Modi, wobei sich ihr Anteil bei durchschnittlichen Wegelänge (siehe Kapitel 3). Ein
den Personenkilometern, aufgrund der eingeschränk- Weg mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist im Durch-
ten Möglichkeit Distanzen zu überwinden, auf jeweils schnitt 23 Kilometer lang. Ohne die Verkehrsmittel
drei Prozent reduziert. des Fernverkehrs, die nur einen geringfügigen An-
teil an allen Wegen haben, aber die zurückgelegten
Der Anteil der Wege mit öffentlichen Verkehrsmit- Distanzen stark bestimmen, liegt die mittlere Wege-
teln erreicht mit zehn Prozent des Wegeaufkommens entfernung bei öffentlichen Verkehrsmitteln bei 13 Ki-
einen ähnlichen Anteil wie die Fahrradwege. Neben lometern und damit unter der Wegelänge des Autos.
Tabelle 7 Anteil Personen, die ein Verkehrsmittel am Stichtag nutzen und Tagesstrecke mit diesem Verkehrs-
mittel
Verkehrsmittel wurde am Stichtag genutzt Tagesstrecke von Personen mit
alle Personen mobile Personen Nutzung des Verkehrsmittels
alle Personen, alle Wege % % km
zu Fuß 32 37 4
Fahrrad 15 17 9
MIV (Fahrer) 41 48 52
MIV (Mitfahrer) 21 24 38
ÖV 15 18 48
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Hochgerechnet auf absolute Werte wird die Domi- auf eine Tagesstrecke von 52 Kilometern. Die ÖV-Nut-
nanz des Autos ebenfalls deutlich. Von den an einem zer erreichen mit 48 Kilometer einen recht ähnlichen
durchschnittlichen Tag in Deutschland zurückgeleg- Wert. Damit nutzen weniger Personen am Stichtag
ten 257 Millionen Wegen entfallen 147 Millionen den ÖV. Wer ihn nutzt, legt damit aber ähnlich weite
auf das Auto. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wer- Strecken zurück wie Pkw-Fahrer und weitere Strecken
den dagegen nur 26 Millionen und mit dem Fahrrad als Pkw-Mitfahrer.
28 Millionen Wege zurückgelegt. Von den 3,2 Mrd.
Personenkilometern gehen 2,4 Mrd. auf das Konto Metropolbewohner legen trotz kurzer Tages-
des Autos. strecken und hohem ÖV-Anteil 22 Kilometer
am Tag mit dem Auto zurück
In Tabelle 7 ist dargestellt, wie viele Personen am
Stichtag mit dem jeweils betrachteten Verkehrsmittel Der Modal Split variiert deutlich in Abhängigkeit vom
unterwegs waren. So haben 48 Prozent der mobilen Raumtyp (Abbildung 18). Während in den ländlichen
Personen am Stichtag das Auto als Fahrer genutzt, Regionen bis zu 70 Prozent aller Wege mit dem Auto
aber nur 24 Prozent als Mitfahrer. Diese Betrachtung zurückgelegt werden, überwiegen in den Metropolen
lässt auch die Bedeutung der Wege zu Fuß erkennen. die Verkehrsmittel des Umweltverbundes: 20 Prozent
37 Prozent der mobilen Personen haben Wege aus- aller Wege entfallen dort auf den ÖV. Der Fußwege-
schließlich zu Fuß zurückgelegt. Werden bei der Be- anteil liegt mit 27 Prozent gleichauf mit dem Anteil
rechnung der Tagesstrecke nur Personen einbezogen, der Wege als MIV-Fahrer. In Summe kommt der MIV
die das jeweilige Verkehrsmittel am Stichtag genutzt in Metropolen auf einen Anteil von 38 Prozent.
haben, ergeben sich höhere Tagesstrecken als in Tabel-
le 6. Danach legen Personen, die am Stichtag mit dem In den Regiopolen und Großstädten liegt der Anteil
Fahrrad unterwegs sind, im Durchschnitt neun Kilo- des Pkw bereits bei 50 Prozent. Auch in stark urbanen
meter mit diesem Verkehrsmittel zurück anstelle von Räumen nimmt das Auto einen hohen Stellenwert ein,
zwei im Gesamtdurchschnitt aller mobilen Personen. mit allen negativen Konsequenzen, die sich daraus für
Wer am Stichtag Auto fährt, kommt im Durchschnitt die Lebensqualität in den Städten und die Einhaltung
Abbildung 18
Kap 5, Abb 2
Wege
gesamt 22 11 43 14 10
Raumtyp
Metropole 27 15 28 10 20
Stadtregion
zentrale Stadt 24 13 41 15 7
0 25 50 75 100
Abbildung 19
Kap 5, Abb 3
Personen
gesamt 1 1 21 8 7 39
Raumtyp
Metropole 1 2 15 7 12 37
Stadtregion
zentrale Stadt 1 2 19 8 6 36
Abbildung 20
Kap 5, Abb 4
Personen
2 2 3 3 12 21
11 24 8 5 39
Mittelstadt, städtischer Raum
21 4 3 9 18
11 30 9 5 45
kleinstädtischer, dörflicher Raum
21 8 3 5 19
der gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte zur Luft- Wochenende ist vor allem auf Aktivitäten wie Spazie-
reinhaltung ergeben. rengehen zurückzuführen. Beim Auto ergibt sich eine
starke Verschiebung zwischen der Nutzung des Autos
Bei der Tagesstrecke fallen die hohen Fußwegeanteile als MIV-Fahrer und -Mitfahrer. Der Fahrer-Anteil fällt
in den Metropolen kaum ins Gewicht (Abbildung 19). in der Woche, der Mitfahrer-Anteil am Wochenende
Metropolbewohner legen pro Tag durchschnittlich höher aus.
37 Kilometer zurück, wovon zwölf Kilometer auf öf-
fentliche Verkehrsmittel und zwei Kilometer auf das Selbst die Kleinsten fahren viel Auto
Fahrrad entfallen. Im Vergleich zu den anderen Räu-
men ist die Tagesstrecke damit kurz, die Strecke mit Die Verkehrsmittelnutzung weist einen engen Zusam-
Verkehrsmitteln des Umweltverbundes jedoch hoch. menhang mit dem Alter auf (Abbildung 21). Kinder
Dennoch entfallen auch in Metropolen 22 Kilometer bis zu neun Jahren sind in ihrer Mobilität in hohem
pro Tag auf den MIV. Die höchsten Tagesstrecken wer- Maß von Erwachsenen abhängig. Sie werden auf der
den in den kleinstädtischen, dörflichen Räumen mit Hälfte ihrer Wege mit dem Auto gefahren und in ihrer
44 Kilometern pro Tag zurückgelegt. Davon entfallen Sozialisation damit stark auf dieses Verkehrsmittel
37 Kilometer auf das Auto. geprägt. In der darauffolgenden Altersgruppe der 10-
bis 19-Jährigen macht sich die zunehmende Selbst-
Bewohner ländlicher Gebiete ohne Auto fahren ständigkeit bemerkbar. In diesem Alter stehen vor
nicht mehr ÖV als Bewohner mit Auto allem von anderen Personen unabhängig nutzbare
Verkehrsmittel im Vordergrund. Die 10- bis 19-Jähri-
Wird die Tagesstrecke zusätzlich zum Raum nach gen weisen von allen Altersgruppen den höchsten An-
Pkw-Besitz unterschieden, zeigt sich quer durch alle teil an Fahrrad- und ÖV-Wegen und den niedrigsten
Räume: Personen aus Haushalten mit Auto legen MIV-Anteil auf.
deutlich weitere Tagesstrecken zurück als Personen
aus Haushalten ohne Auto (Abbildung 20). In den Met- Sobald das Führerscheinalter erreicht ist, nimmt das
ropolen ist der Unterschied besonders gering, auf dem Auto eine dominante Rolle ein. Das Auto wird dabei
Land besonders stark ausgeprägt. Wer in Metropolen zum weitaus größten Teil als Fahrer genutzt. Auch
kein Auto besitzt, legt einen Großteil der Tagesstrecke beim MIV der ab 80-Jährigen fällt der Fahreranteil
mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurück. Die Differenz noch doppelt so hoch aus wie der Mitfahreranteil.
der Tagesstrecke zwischen Personen aus Haushalten Ab einem Alter von 60 Jahren nimmt der Anteil des
mit und ohne Auto liegt bei neun Kilometern. In länd- Autos an allen Wegen ab. Dies geht einher mit einer
lichen Regionen gibt es wenig Haushalte ohne Auto Zunahme des Fußwegeanteils. Der Anteil des ÖV fällt
(rund zehn Prozent gegenüber 42 Prozent in Metro- erst in der höchsten Altersgruppe der ab 80-Jährigen
polen und 31 Prozent in Regiopolen und Großstädten, wieder höher aus, einer Gruppe, die allerdings durch
siehe Kapitel 4). Der Nicht-Besitz des Autos führt hier ein niedriges Mobilitätsniveau gekennzeichnet ist.
jedoch nicht zu höheren Strecken mit öffentlichen
Verkehrsmitteln. Stattdessen reduziert sich die Tages- Die Tagesstrecke mit dem ÖV fällt bei den
strecke erheblich. In der ländlichsten Kategorie des 10- bis 19-Jährigen trotz hohem ÖV-Anteil an
Raumtyps liegt die Differenz in Abhängigkeit vom den Wegen niedrig aus
Auto-Besitz bei 26 Kilometern.
Angesichts der nach Alter variierenden täglich zu-
Der ÖV wird vor allem in der Woche genutzt, der rückgelegten Distanz führen hohe Wegeanteile eines
Anteil der Pkw-Mitfahrer ist am Sonntag hoch Verkehrsmittels nicht unbedingt zu einer hohen Ta-
gesstrecke mit dem Verkehrsmittel. Die Dominanz
Die Differenzierung des Modal Split nach Wochenta- des Autos zeigt sich auch hier in allen Altersgruppen
gen ergibt eine klare Zweiteilung zwischen den Tagen (Abbildung 22).
in der Woche und am Wochenende (Abbildung 21). Die
Werte an Sonntagen weichen stark von den Werten
von Montag bis Freitag ab. Öffentliche Verkehrsmittel
werden häufiger in der Woche als am Wochenende
genutzt. Dies hat mit der hohen Bedeutung des ÖV
auf dem Weg zur Arbeit oder Ausbildungsstätte zu
tun (siehe Kapitel 7). Der höhere Fußwegeanteil am
Abbildung 21
Kap 5, Abb 5-6
Wege
gesamt 22 11 43 14 10
Wochentag
Montag 21 11 45 12 11
Freitag 20 11 45 13 11
Samstag 23 9 40 20 7
Sonntag 27 11 33 22 7
0
Alter
0 bis 9 Jahre 32 11 50 6
10 bis 19 Jahre 22 19 9 27 23
20 bis 29 Jahre 19 11 43 10 17
30 bis 39 Jahre 20 10 53 8 9
40 bis 49 Jahre 17 10 59 7 8
50 bis 59 Jahre 18 10 57 7 8
60 bis 69 Jahre 22 10 49 11 7
70 bis 79 Jahre 28 11 40 14 8
0 25 50 75 100
ʯʯ Die mittleren Altersgruppen legen mit rund 50 Ki- Geschlechtsspezifische Unterschiede fangen im
lometern die weitesten Tagesstrecken zurück. Ein jungen Erwachsenenalter an
Großteil der Entfernung, zum Beispiel 40 Kilo-
meter bei den 40- bis 49-Jährigen, entfällt auf den Männer legen pro Tag 46 Kilometer zurück und damit
Pkw. 13 Kilometer mehr als Frauen. Männer fahren vor al-
lem mehr Auto (plus zehn Kilometer), aber auch beim
ʯʯ Die durchschnittliche Tagesstrecke mit dem ÖV ÖV und bei Fahrradfahrten fallen die durchschnittli-
ist gerade bei Altersgruppen mit hohem ÖV-We- chen Tagesstrecken etwas höher aus.
ge-Anteil niedrig, da sie geringe Gesamttages-
distanzen aufweisen. Dies trifft vor allem auf die Nach Alter differenziert zeigt sich: Bis zu einem Alter
10- bis 19-Jährigen zu. von 20 Jahren gibt es keine geschlechtsspezifischen
Unterschiede. In jungen Jahren fallen die durch-
ʯʯ Der geringere Aktionsradius von Kindern drückt schnittliche Tagesstrecke und die Verteilung dersel-
sich in einer niedrigen Tagesstrecke aus. 19 der ben auf die Verkehrsmittel bei beiden Geschlechtern
insgesamt 24 Kilometer werden in dieser Gruppe gleich aus. Die Unterschiede beginnen im jungen
mit dem Auto zurückgelegt. Erwachsenenalter, nehmen in den mittleren Alters-
klassen stark zu und bleiben bei einem für beide Ge-
ʯʯ Ab dem Rentenalter fällt die Tagesstrecke von schlechter abfallendem Mobilitätsniveau bestehen.
einer zur nächsten Altersklasse stark ab. Bei den ab Die größten Unterschiede bestehen bei der Gruppe
80-Jährigen liegt sie bei 14 Kilometern. Davon wer- der 50- bis 59-Jährigen. Männer legen in diesem Alter
den zehn Kilometer mit dem Auto zurückgelegt. 63 Kilometer pro Tag zurück, Frauen nur 37 Kilome-
ter. Während Männer dieses Alters durchschnittlich
50 Kilometer am Tag mit dem Auto fahren, 47 Kilo-
meter davon als Fahrer, fahren Frauen 28 Kilometer
mit dem Auto und lediglich 20 Kilometer als Fahrer
(Abbildung 23).
Abbildung 22
Kap 5, Abb 7
Personen
Tagesstrecke in km
Zu Fuß Fahrrad MIV-Fahrer MIV-Mitfahrer ÖV
51
50 50
46 9
10 8
39 11 6 6
6 36
7 5
29 8
8 24 7 25
3 9
5
31 34 33
6 14
13 25 22 3
21 19
4
12
4 6
2 2 2 2
gesamt 0 bis 9 10 bis 19 20 bis 29 30 bis 39 40 bis 49 50 bis 59 60 bis 69 70 bis 79 80 +
Alter in Jahren
Abbildung 23
Kap 5, Abb 8
Personen
Tagesstrecke in km
Zu Fuß Fahrrad MIV-Fahrer MIV-Mitfahrer ÖV
62 63
58
11 9
49 11 3
46 3
43 43
10 4
8 41 41
6
37
33 6 13 8 6 3
6
28 29 6 30
7 9 29
24 24 8 47 5
9 10 45 8 4
3 2 10 40 2 22 19
10
29 31 32 10 5 3
12 3 11
18 20 13 22 23 20 19 8
18 3
14 12 12
5 4 6 5
2 2 2 2 2 2 2 2
Die geschlechtsspezifischen Unterschiede sind zu wei- Beim ÖV wird auf diese Weise zum Beispiel die hohe
ten Teilen auf die unterschiedlichen Lebenskontexte Bedeutung der regionalen Verkehrsmittel wie Stadt-
von Männern und Frauen zurückzuführen. In Haus- bus, Straßenbahn, U- und S-Bahn für das Verkehrsauf-
halten mit Kindern tragen Frauen zumeist eine höhere kommen deutlich, wohingegen die Verkehrsleistung
Verantwortung für die Familie. Teilzeitbeschäftigung des öffentlichen Verkehrs vor allem durch S-Bahnen/
ist ein überwiegend weibliches Phänomen. Die ge- Nahverkehrszüge und Fernzüge erbracht wird. Pkw
schlechtsspezifischen Unterschiede bleiben jedoch mit Benzinmotoren erreichen höherer Anteile beim
auch nach der Familienphase erhalten. Verkehrsaufkommen als Dieselfahrzeuge. Mit letz-
teren werden jedoch längere Strecken zurückgelegt,
Hochdifferenzierte Modal Splits erlauben sodass sich der Abstand zwischen Benzin- und Diesel-
Einblick in verborgene Details fahrzeugen auf Ebene der Verkehrsleistung deutlich
reduziert bzw. bei Personen, die den Pkw als Mitfah-
Zur Verbesserung der Übersichtlichkeit beschränkt rer nutzen sogar ins Gegenteil verkehrt. Ein nicht un-
sich die Darstellung des Modal Splits zumeist auf erheblicher Anteil der Wege und Kilometer entfällt auf
die Unterscheidung der Verkehrsmodi zu Fuß, Fahr- Fahrzeuge, die nicht zum eigenen Haushalt gehören.
rad, Auto und ÖV. Dabei erlaubt die MiD eine weit- Die Nutzung neuer Antriebsarten hat aktuell dagegen
aus tiefergehende Differenzierung des Modal Splits, nur geringe Anteile am Modal Split erreicht. Carsha-
sowohl nach Verkehrsmitteln als auch auf Basis von ring ist schließlich in Form von Mitgliedschaften bei
Merkmalen, wie zum Beispiel der Antriebsart oder der MiD deutlich sichtbar. Im Modal Split macht sich
der Nutzung haushaltseigener oder haushaltsfremder die Nutzung bislang nicht bemerkbar.
Pkw. In Abbildung 24 und Abbildung 25 sind Beispiele
für hochaufgelöste Modal Splits für das Verkehrsauf-
kommen und die Verkehrsleistung dargestellt.
Abbildung 24
Wege
10 Nicht-Motorisierter Verkehr
33 Motorisierter Individualverkehr (MIV)
57
Angaben in Prozent
Beschreibung Wege
Angaben in Prozent
zu Fuß 22
Fahrrad 10
Pedelec <1
Fahrer in Benzin-Pkw aus
22
eigenem Haushalt
Fahrer in Diesel-Pkw aus
12
eigenem Haushalt
Mitfahrer in Benzin-Pkw aus
8
eigenem Haushalt
Fahrer in Pkw, der nicht
6
zum eigenen Haushalt gehört
Mitfahrer in Diesel-Pkw aus
6
eigenem Haushalt
Lkw (Fahrer) 1
Fahrer in Pkw mit alternativem
<1
Antrieb aus eigenem Haushalt
Moped, Mofa, Motorrad <1
Mitfahrer in Pkw, der nicht zum
<0,5
eigenen Haushalt gehört
Mitfahrer in Pkw mit alternativem
<0,5
Antrieb aus eigenem Haushalt
Fahrer in einem Carsharing Fahrzeug <0,5
S-Bahn/Nahverkehrszug 2
U-Bahn/Stadtbahn
2
(inkl. Schwebebahn, rbW-Bahn)
Straßenbahn 1
anderes <0,5
Fernzug <0,5
Taxi <0,5
Fernlinienbus <0,5
Reisebus <0,5
Flugzeug <0,5
Schiff/Fähre <0,5
Abbildung 25
Wege
6 Nicht-Motorisierter Verkehr
19
Motorisierter Individualverkehr (MIV)
75
Angaben in Prozent
Beschreibung Kilometer
Angaben in Prozent
Fahrrad 3
zu Fuß 3
Pedelec <0,5
Fahrer in Benzin-Pkw aus
23
eigenem Haushalt
Fahrer in Diesel-Pkw aus
18
eigenem Haushalt
Mitfahrer in Diesel-Pkw aus
11
eigenem Haushalt
Mitfahrer in Benzin-Pkw aus
9
eigenem Haushalt
Fahrer in Pkw, der nicht zum
9
eigenen Haushalt gehört
Lkw (Fahrer) 3
S-Bahn/Nahverkehrszug 5
Fernzug 5
Flugzeug 2
U-Bahn/Stadtbahn
2
(inkl. Schwebebahn, rbW-Bahn)
Reisebus 1
Straßenbahn <1
Fernlinienbus <1
anderes <1
Schiff/Fähre <0,5
Taxi <0,5
Ein zentrales Element der MiD ist die Erfassung der mehr oder weniger täglich mit dem Auto. In Metro-
Mobilität an einem vorgegebenen Stichtag. Die Wege polen trifft dies nur auf 29 Prozent zu. Öffentliche Ver-
am Stichtag bilden immer nur einen kleinen Aus- kehrsmittel werden in den ländlichsten Regionen nur
schnitt der Verhaltensweisen einer Person ab und von vier Prozent der Bewohner ab 16 Jahren täglich
repräsentieren deren typisches Verhalten mal mehr genutzt, wohingegen in den Metropolen 29 Prozent
und mal weniger gut. Die Studienteilnehmer wurden mehr oder weniger täglich ihre Wege damit zurück-
daher auch generell gefragt, wie häufig sie im Alltag legen. Auch das Fahrrad und Wege zu Fuß erreichen
sowohl herkömmliche Verkehrsmittel als auch neue höhere Anteile in den Städten als auf dem Land.
Mobilitätsangebote nutzen. Während die Fragen zur
Stichtagsmobilität Aufschluss geben, wie sich das Mo- Neue Mobilitätsangebote wie Carsharing und Miet-
bilitätsverhalten zwischen Personengruppen unter- fahrräder werden von der großen Mehrheit der Be-
scheidet (interpersonelle Variabilität der Mobilität), völkerung gar nicht und von einem kleinen Teil sehr
erlauben die Fragen zur allgemeinen Nutzung der sporadisch genutzt (ein bis drei Mal im Monat bzw.
Verkehrsmittel einen Einblick in die Vielfalt und Varia- zumeist seltener als monatlich). Beim Mietfahrrad be-
tionsbreite des Mobilitätsverhaltens auf individueller trägt der Anteil der sporadischen Nutzer fünf Prozent,
Ebene (intrapersonelle Variation). In diesem Kapitel beim Carsharing zwei Prozent. Da die Angebote vor
werden zunächst die allgemeinen Nutzungshäufig- allem in den Metropolen genutzt werden, erreichen
keiten der einzelnen Verkehrsmittel vorgestellt. Im sie dort deutlich höhere Anteile. Jeweils zehn Prozent
Anschluss daran werden Modalgruppen eingeführt der Bevölkerung greifen hier in größeren Abständen
und es wird analysiert, wer im Verlauf einer Woche auf Mieträder und Carsharing zurück.
ein Verkehrsmittel nutzt, wer mehrere und in welcher
Kombination. Unterschiedliche Nutzungsquoten zeigen sich auch
im Fernverkehr, wobei der Großteil der Bevölkerung
Neue Mobilitätsangebote werden von wenigen die Angebote jeweils gar nicht nutzt. So beträgt der
Personen nur sporadisch genutzt Anteil der Nicht-Nutzer beim Fernbus 90 Prozent,
beim Flugzeug1 68 Prozent und bei der Bahn ab einer
Im Alltag greifen die Bundesbürgerinnen und Bun- Entfernung von 100 Kilometern 63 Prozent.
desbürger fast ausschließlich auf die klassischen Ver-
kehrsmodi zu Fuß gehen, Fahrrad- und Autofahren 32 Prozent der Autofahrer nutzen im Verlauf
sowie öffentliche Verkehrsmittel zurück (Abbildung einer Woche den ÖV und/oder das Fahrrad
26). Das Auto ist dabei das am häufigsten genutzte
Verkehrsmittel. Im Verlauf einer Woche fahren 76 Pro- Die Nutzungshäufigkeit der Verkehrsmittel bietet
zent der Personen ab 16 Jahren mindestens einmal auch auf individueller Ebene weitreichende Analyse-
mit dem Auto, der größte Teil davon fährt täglich möglichkeiten. Über sie lässt sich abbilden, welche
bzw. fast täglich. Auch Wege zu Fuß werden vom Verkehrsmittel von einer Person im Verlauf einer
überwiegenden Anteil der Bevölkerung (69 Prozent) Woche genutzt werden. Eine Woche stellt hierbei eine
mindestens einmal in der Woche durchgeführt. Das geeignete Zeiteinheit dar, da viele Aktivitäten und da-
Fahrrad (34 Prozent) und öffentliche Verkehrsmittel mit verbundene Mobilitätsmuster im Wochenrhyth-
(23 Prozent) werden dagegen nur von einem kleineren mus wiederkehren. Grundlage für die Einteilung in
Teil der Bevölkerung im Verlauf einer Woche genutzt. die nachfolgend betrachteten Modalgruppen war die
Abbildung 26
Kap 6, Abb 1
Personen
Auto 50 26 7 4 13
Carsharing 97
ÖPNV 13 10 13 22 41
Bahn ab 100 km 5 30 63
Fernbus 9 90
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Personen ab 16 Jahre, ohne Stellvertreterinterviews; zu Fuß und Mietfahrrad: nur Modul Nahmobilität und Radverkehr, nur CATI/CAWI;
Carsharing und Mietfahrrad: nur CATI/ CAWI; Abweichungen von 100%: Rundungsdifferenzen
Angabe, welches oder welche der drei Verkehrsmittel an Nutzungsroutinen mit anderen Verkehrsmitteln
Auto, Fahrrad und ÖV ein bis drei Mal pro Woche oder angeknüpft werden kann.
häufiger genutzt werden.
Die Anteile der Modalgruppen zeigen auch: Das Uni-
Wird üblicherweise nur eines der drei Verkehrsmittel versalverkehrsmittel Auto spielt sowohl bei monomo-
im Wochenverlauf genutzt, handelt es sich um eine dalen als auch bei multimodalen Verhaltensweisen
monomodale Person, werden zwei oder drei Verkehrs- eine Rolle. Eine ausschließliche Nutzung von Fahrrad
mittel genutzt, um eine multimodale Person. Abbil- und/oder ÖV ist dagegen selten. Diese Verkehrsmittel
dung 27 zeigt, dass drei monomodale und je nach sind überwiegend Bestandteil multimodaler Verhal-
Kombination der Verkehrsmittel vier multimodale tensweisen und stehen damit bei individuellen Ent-
Personengruppen unterschieden werden können. scheidungssituationen in Konkurrenz zum Auto.
Für einen nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung Bis zum Führerscheinerwerb ist Multimodalität
ist die Nutzung mehrerer Verkehrsmittel im Verlauf die Regel
einer Woche gelebte Alltagspraxis. Zwar fällt die Grup-
pe der ausschließlichen Autofahrer bei Personen ab Der Anteil multimodaler Personen fällt mit zuneh-
16 Jahren mit 45 Prozent am höchsten aus. In Sum- mendem Alter geringer aus (Abbildung 28). Der Ver-
me erreichen aber auch multimodale Personen einen lauf ist nicht linear, sondern durch zwei Sprünge
Gesamtanteil von 37 Prozent. Am häufigsten wird gekennzeichnet. Während von den 16- bis 19-Jährigen
das Auto in Kombination mit dem Fahrrad oder dem 56 Prozent im Verlauf einer Woche mehrere Verkehrs-
ÖV genutzt. Ein kleiner Anteil von vier Prozent nutzt mittel nutzen, sind es in der darauffolgenden Alters-
im Verlauf einer Woche alle drei Verkehrsmittel. Im gruppe der 20- bis 29-Jährigen nur noch 39 Prozent. Im
Kontext der Verkehrsverlagerung kommt den Alltags- Gegenzug steigt der Anteil der ausschließlichen Auto-
erfahrungen von Autofahrern mit anderen Verkehrs- fahrer von 32 Prozent auf 51 Prozent an. Der Einfluss
mitteln hohe Relevanz zu. Verkehr lässt sich einfacher des Führerscheinerwerbs wird hier deutlich sichtbar.
vom Auto auf andere Verkehrsmittel verlagern, wenn In der Phase bis zum Führerscheinalter nehmen das
Abbildung 27
Kap 6, Abb 2
Fahrrad und öffentliche Verkehrsmittel einen hohen
Stellenwert in der Mobilität junger Menschen ein.
Personen
Abbildung 28
Kap 6, Abb 3
Personen
multimodal
gesamt 36 5 8 45 6
Fahrradfahrer
ÖV-Nutzer Alter
Autofahrer 16 bis 19 Jahre 56 8 16 16 4
keine Nutzung von
Rad, Auto und ÖV
20 bis 29 Jahre 39 7 13 38 3
30 bis 39 Jahre 36 5 9 47 3
40 bis 49 Jahre 38 5 4 50 3
50 bis 59 Jahre 37 5 5 49 4
60 bis 69 Jahre 36 5 5 48 5
70 bis 79 Jahre 32 6 7 45 10
0 25 50 75 100
mobilen Personen auf sehr niedrigem Niveau. Zudem In den ländlichsten Regionen Deutschlands erreicht
gewinnen in diesem Alter Fußwege an Bedeutung. multimodales Verhalten nur 31 Prozent. Die aus-
schließlich Nutzung des Fahrrads spielt hier keine
Auch die Art der Multimodalität variiert mit dem Alter Rolle. Demnach ist das Auto in Metropolen selten das
(Abbildung 29). Die Nutzung aller drei Verkehrsmittel ausschließlich im Verlauf einer Woche genutzte Ver-
im Verlauf einer Woche kommt nur bei jungen Perso- kehrsmittel. Nur 24 Prozent der Metropolbewohner
nen in größerem Umfang vor. Ein Viertel aller multi- gehören zu dieser Gruppe im Vergleich zu 59 Prozent
modalen Personen gehört dieser Gruppe an. Während in den ländlichen Regionen.
in jungen Jahren alle vier multimodalen Untergrup-
pen nennenswerte Anteile erreichen, setzt sich mit Die Verteilung der multimodalen Untergruppen nach
zunehmendem Alter die parallele Nutzung von Auto Raumtyp (Abbildung 30) zeigt, dass in Metropolen
und Fahrrad durch. Drei Viertel der 60 bis 69 Jahre al- und großen Städten die Variationsbreite des Verhal-
ten Multimodalen gehören dieser Gruppe an. tens deutlich größer ist. In ländlichen Regionen sind
die meisten Bewohner ausschließlich mit dem Auto
In urbanen Regionen ist die Variationsbreite des unterwegs. Wenn sie auf ein weiteres Verkehrsmittel
Mobilitätsverhaltens größer zugreifen, ist dies in der Regel das Fahrrad. In Metro-
polen kommen dagegen alle drei monomodalen Grup-
Abbildung 30 und Abbildung 31 belegen eindrücklich pen und bei den Multimodalen wiederum alle vier
die hohe Bedeutung des ÖV für die Alltagsmobilität Untergruppen in nennenswertem Umfang vor. Die in
der Bewohner in Metropolen und zwar sowohl für Metropolen und auch Großstädten zur Verfügung ste-
mono- als auch für multimodale Verhaltensweisen. henden Alternativen werden von den Bewohnern auf
20 Prozent der Metropolbewohner sind ausschließ- unterschiedliche Art in den Alltag integriert. Ländliche
liche ÖV-Nutzer. In den ländlichen Regionen ist diese Gebiete kennzeichnet ein gleichförmigeres Verhalten.
Gruppe mit zwei Prozent quasi nicht existent. Hinzu
kommen in den Metropolen acht Prozent Fahrrad-
fahrer und 42 Prozent mit multimodalem Verhalten.
Abbildung 29
Kap 6, Abb 4
Personen
multimodale Untergruppen:
gesamt 57 19 13 11
Auto, Rad
Auto, ÖV Alters-Gruppen
Rad, ÖV 16 bis 19 Jahre 22 34 21 24
Auto, Rad, ÖV
20 bis 29 Jahre 29 30 26 15
30 bis 39 Jahre 51 20 17 12
40 bis 49 Jahre 64 15 10 11
50 bis 59 Jahre 66 15 9 10
60 bis 69 Jahre 74 13 6 7
70 bis 79 Jahre 70 17 6 7
0 25 50 75 100
Multimodalität führt zu kürzeren Tagesstrecken Alle Gruppen, die im Verlauf einer Woche das Auto
mit dem Auto nutzen, legen im Durchschnitt ähnliche Tagesstrecken
zurück. Lediglich trimodale Personen, die alle drei Ver-
Multimodalität wird oft gleichgesetzt mit nachhalti- kehrsmittel Auto, Fahrrad und ÖV nutzen, kommen
gem Verhalten. Tatsächlich sagt die Nutzung mehrerer im Durchschnitt auf eine rund fünf Kilometer längere
Verkehrsmittel im Verlauf einer Woche ohne genaue Tagesstrecke. Bei allen multimodalen Personen fällt
Differenzierung der Verkehrsmittelanteile und der die zurückgelegte Tagesstrecke mit dem Auto nied-
mit den einzelnen Verkehrsmitteln zurückgelegten riger aus als bei ausschließlichen Autofahrern. Die
Entfernungen wenig über die Umweltverträglichkeit Autofahrer legen im Durchschnitt 43 Kilometer pro
dieser Verhaltensweise aus. Einen ersten Anhalts- Tag mit dem Pkw zurück, die Auto-Fahrrad-Fahrer
punkt liefert die für jede Gruppe nach Verkehrsmittel 37 Kilometer, die Auto-ÖV-Fahrer 28 Kilometer und
differenzierte Tagesstrecke (Abbildung 32). die Auto-ÖV-Fahrrad-Nutzer 26 Kilometer. Gerade bei
trimodalen Personen mit der längsten Tagesstrecke
Die Tagesstrecke basiert auf den Angaben zur Mobili- entfallen besonders wenig Kilometer auf das Auto. Im
tät am Stichtag. Da in größeren Abständen auch auf Durchschnitt handelt es sich bei multimodalen Perso-
andere Verkehrsmittel zurückgegriffen wird, setzt nen damit um eine Verhaltensweise, die zu geringeren
sich die durchschnittliche Tagesstrecke der Gruppen Tagesstrecken mit dem Auto führt.
nicht nur aus den Verkehrsmitteln, die der Gruppe
ihren Namen geben, zusammen. Dies gilt vor allem
für Gruppen, bei denen das Auto kein wöchentlich
genutztes Verkehrsmittel ist. Das Auto erreicht auch
hier nennenswerte Anteile an der Tagesstrecke. Ge-
hört hingegen der ÖV oder das Fahrrad nicht zum „wö-
chentlichen Verkehrsmittelset“, dann haben sie auch
nur eine geringe Bedeutung für die durchschnittliche
Tagesstrecke.
Abbildung 30
Kap 6, Abb 5
Personen
multimodal
gesamt 36 5 8 45 6
Fahrradfahrer
ÖV-Nutzer
Raumtyp
Autofahrer
Metropole 42 8 20 24 6
keine Nutzung von
Rad, Auto und ÖV Regiopole und
Stadtregion
Großstadt 37 8 12 37 6
Mittelstadt,
städtischer Raum 38 4 4 49 5
kleinstädtischer,
dörflicher Raum 34 32 56 4
zentrale Stadt 35 8 6 43 7
ländliche Region
Mittelstadt,
städtischer Raum 31 5 3 55 6
kleinstädtischer,
dörflicher Raum 31 32 59 5
0 25 50 75 100
Abbildung 31
Kap 6, Abb 5
Personen
multimodale Untergruppen:
gesamt 57 19 13 11
Auto, Rad
Auto, ÖV
Raumtyp
Rad, ÖV
Metropole 27 28 30 16
Auto, Rad, ÖV
Regiopole und
Stadtregion
Großstadt 47 25 17 11
Mittelstadt,
städtischer Raum 61 18 8 12
kleinstädtischer,
dörflicher Raum 70 13 6 10
zentrale Stadt 67 15 9 9
ländliche Region
Mittelstadt,
städtischer Raum 77 13 4 6
kleinstädtischer,
dörflicher Raum 80 11 4 6
0 25 50 75 100
Abbildung 32
Kap 6, Abb 7
Personen
gesamt 1 1 21 8 7 39
Auto, Rad, ÖV 1 3 18 8 22 52
multimodal
Rad, ÖV 1 4 6 6 26 43
Auto, ÖV 1 19 9 19 47
Auto, Rad 1 3 31 6 4 46
Fahrradfahrer 1 6 8 5 7 27
monomodal
ÖV-Nutzer 1 3 5 19 28
Autofahrer 1 37 6 4 48
keine Nutzung von
2 4 4 3 12
Rad, Auto und ÖV
Angaben in Kilometer; Personen ab 16 Jahre, ohne Stellvertreterinterviews; Abweichungen von 100%: Rundungsdifferenzen
7 Wegezwecke:
vielfältige Anlässe für Mobilität
Die Gründe, warum Menschen das Haus verlassen individuellen Tagesabläufe gestalten. In diesem Kapi-
sind vielfältig. In den meisten Fällen sind die Wege tel wird die Verteilung der Wegezwecke differenziert
Mittel zum Zweck. Ziel ist es, Orte aufzusuchen, um nach Personengruppen, genutzten Verkehrsmitteln
dort Aktivitäten wie Arbeiten, Einkaufen, Freunde und anfallenden Tagesstrecken beschrieben und die
treffen, Sport ausüben etc. nachzugehen. In wenigen sich aus den Wegezwecken ergebenden Aktivitätspro-
Fällen ist der Weg selbst der Zweck, wie zum Beispiel file im Wochenverlauf vorgestellt.
bei einem Spaziergang oder einer Fahrradtour. Die
Gründe für das Außer-Haus-Gehen verändern sich Vor allem Dienstwege haben einen höheren
im Verlauf eines Lebens. Während Aktivitäten wie Anteil an der Verkehrsleistung als am Verkehrs-
zur Schule oder zur Arbeit gehen eine hohe zeitliche aufkommen
Bindung aufweisen und das Verkehrsaufkommen
zu bestimmten Tageszeiten anwachsen lassen, sind Das Wegeaufkommen in Deutschland teilt sich grob
andere Aktivitäten zeitunabhängig. Das Verkehrs- zusammengefasst auf in ein gutes Drittel ausbil-
geschehen wird daher maßgeblich davon bestimmt, dungs- und berufsbedingte Wege (34 Prozent), ein
welchen Anteil bestimmte Personengruppen wie knappes Drittel Einkaufs- und private Erledigungs-
Kinder, Schüler, Erwerbstätige oder Rentner an der wege (30 Prozent) und etwas unter einem Drittel
Bevölkerung ausmachen und wie die Menschen ihre Freizeitwege (28 Prozent). Bei acht Prozent der Wege
Abbildung 33
Kap 7, Abb 1
Wege
Arbeit
dienstlich
Verkehrsaufkommen Verkehrsleistung
Ausbildung (Wege) (Personenkilometer)
Einkauf
Erledigung 8 6
16
21
Freizeit
Begleitung
28 11 34
17
7
4
14 16 7
12
handelt es sich um Begleitwege (Abbildung 33). In die- Ausnahme bilden die dienstlichen Wege. Personen
ser Kategorie sind sowohl Wege enthalten, bei denen mit Dienstwegen legen im Durchschnitt mehrere
zum Beispiel Eltern ihr Kind zur Schule oder eine pfle- Wege mit diesem Zweck zurück und kommen auf
gebedürftige Person zum Arzt bringen, als auch Wege, eine hohe Tageskilometerleistung für Dienstwege
bei denen ein Kind zum Beispiel die Eltern beim Ein- von 91 Kilometern.
kaufen begleitet, da es noch nicht alleine zu Hause zu
bleiben kann. Die Gründe, warum Menschen das Haus
verlassen, sind in allen Raumtypen gleich
Auf Ebene der Personenkilometer kommt es zu
einer anderen Verteilung der Wegezwecke, da die Der Anteil der Wegezwecke am Verkehrsaufkommen
durchschnittliche Wegelänge in Abhängigkeit des weist nur geringe Unterschiede nach Raumtyp auf.
Wegezwecks stark variiert. Tabelle 8 zeigt, dass die Egal, ob Menschen in Metropolen, zentralen Städten
durchschnittliche Wegelänge von zwölf Kilometern oder im kleinstädtischen, dörflichen Raum leben, sie
überschritten wird von Freizeitwegen (15 Kilome- gehen arbeiten, besuchen Schulen, erledigen Einkäufe,
ter), Arbeitswegen (16 Kilometer) und vor allem von begleiten andere Personen und gehen Freizeitaktivi-
dienstlichen Wegen (19 Kilometer). Entsprechend fällt täten nach. Ebenso wie die Wegeanzahl pro Tag in
der Anteil dieser Wegezwecke an der Verkehrsleistung allen Regionen gleich ausgeprägt ist (siehe Kapitel 3),
höher aus als am Wegeaufkommen. Zu Ausbildungs- entsprechen sich die Gründe, warum die Menschen
stätten und zum Einkaufen werden dagegen kurze aus dem Haus gehen.
Wege zurückgelegt.
Unterschiede zeigen sich dagegen in der durchschnitt-
Die Verkehrsleistung wird darüber hinaus durch lichen Wegelänge (Tabelle 9). Die Bewohner ländlicher
die Anzahl, mit der Wege eines bestimmten Zwecks Regionen müssen für alle Wegezwecke deutlich wei-
durchgeführt werden, beeinflusst. Diese spiegelt sich tere Distanzen in Kauf nehmen. So fallen die Wege
in der für einen bestimmten Zweck zurückgelegten zur Arbeit in kleinstädtisch, dörflichen Räumen im
Tagesstrecke wider (Tabelle 8). Personen, die Wege Durchschnitt sechs Kilometer länger aus als in Met-
zur Arbeit berichten, legen am Stichtag durchschnitt- ropolen oder zentralen Städten. Schüler auf dem Land
lich 33 Kilometer für diesen Zweck zurück. Dies ent- legen im Durchschnitt neun Kilometer zurück, um zur
spricht der zweifachen durchschnittlichen Wegelänge Schule zu kommen, Schüler aus Metropolen dagegen
zur Arbeit, in den meisten Fällen einem Hinweg zur nur vier Kilometer. Eine Ausnahme stellen Freizeitwe-
Arbeit und einem Rückweg. Auch bei den anderen ge dar, deren Wegelänge in allen Raumtypen nahezu
Wegezwecken entspricht die Tagesstrecke ungefähr gleich ausfällt. Aufgrund der hohen Distanzen für die
der zweifachen durchschnittlichen Wegelänge. Eine anderen Wegezwecke fallen die Freizeitwege auf dem
Land weniger ins Gewicht als in den Städten. Während kleinstädtischer, dörflicher Räume legen im Durch-
der Freizeitverkehr in Metropolen 40 Prozent aller schnitt 44 Kilometer pro Tag zurück, die Bewohner
Personenkilometer ausmacht, liegt sein Anteil in den zentraler Städte nur 36 Kilometer. Dennoch entfallen
kleinstädtischen, dörflichen Regionen bei 30 Prozent in beiden Raumtypen 13 Kilometer auf den Freizeit-
und damit zehn Prozentpunkte unter dem Wert der verkehr. Die Metropolbewohner legen trotz niedriger
Metropolen. Gesamtdistanz von 37 Kilometern mit 15 Kilometern
pro Tag etwas weitere Distanzen für Freizeitzwecke
Die genannten Ähnlichkeiten und Unterschiede wer- zurück.
den auch bei der Differenzierung der Tagesstrecke
nach Raumtyp sichtbar (Abbildung 34). Die Bewohner
Abbildung 34
Kap 7, Abb 2
Personen
Ausbildung
Raumtyp
Einkauf
Metropole 7 6 12 4 15 2 37
Erledigung
Stadtregion
kleinstädtischer,
10 7 2 3 5 13 3 44
dörflicher Raum
zentrale Stadt 7 5 1 3 4 13 2 36
ländliche Region
Mittelstadt,
8 6 2 3 5 11 2 37
städtischer Raum
kleinstädtischer,
10 8 2 3 5 13 2 44
dörflicher Raum
Die Wegezwecke variieren lediglich in den Aktivitäten bei den Frauen höhere Anteile ein. Sie
mittleren Altersklassen nach Geschlecht legen in einigen Altersklassen drei Mal so viele Be-
gleitwege zurück wie Männer und gehen doppelt so
Bei Personen in jungen Jahren weisen die Anteile der oft einkaufen. Sie legen aber auch mehr Freizeitwege
Wegezwecke an allen Wegen nur geringe Unterschie- zurück.
de in Abhängigkeit vom Geschlecht auf. Bis zu einem
Alter von 20 Jahren stehen die Aktivitäten Ausbildung Die Wegezwecke verraten viel über Aufenthalts-
und Freizeit im Vordergrund. Bei Jungen und Mädchen orte, Lebensphasen und Zeitfenster für Mobilität
bis zehn Jahren nimmt mit rund einem Viertel aller
Wege auch die Begleitung von Erwachsenen auf ihren Die Angaben zum Wegezweck geben Aufschluss dar-
Wegen eine bedeutende Rolle ein. Die geschlechtsspe- über, wo Menschen ihre Zeit verbringen. In Abbildung
zifischen Unterschiede beginnen wie bei der Verkehrs- 37 sind die Aufenthaltsorte von Menschen im Wo-
mittelnutzung erst im jungen Erwachsenenalter. Im chenverlauf differenziert nach ihrer Tätigkeit exemp-
Gegensatz zu diesen mittleren Altersklassen gleicht larisch für die Gruppen Vollzeiterwerbstätige, Schüler,
sich die Wegezweckverteilung in den höheren Alters- Studenten und Rentner dargestellt. Den Kurven kann
klassen wieder an. Ab einem Alter von 70 Jahren sind jeweils entnommen werden, wie viele Personen zu
die vorwiegenden Wegezwecke Freizeit, Einkaufen einer bestimmten Zeit nicht zu Hause sind. Die Farben
und privaten Erledigungen mit nur leicht variierenden geben Auskunft über den Aufenthaltsort. Der unters-
Anteilen zwischen den Geschlechtern (Abbildung 35). te Kurvenbereich steht für Mobilität und gibt an, wie
viele Personen einer Gruppe zur jeweiligen Zeit Wege
Im Alter von 20 bis 70 Jahren sind dagegen deutliche zurücklegen. Den dazugehörigen Tabellen ist jeweils
Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennbar. zu entnehmen, wie viel Zeit die Menschen im Durch-
Diese ergeben sich im Wesentlichen durch einen bei schnitt an den jeweiligen Orten oder unterwegs ver-
den Männern um das drei- bis vierfach höheren Anteil bringen (Abbildung 36).
an Dienstwegen sowie einen leicht höheren Anteil an
Wegen zur Arbeit. Im Gegenzug nehmen die anderen
Abbildung 35
Kap 7, Abb 3
Wege
Die Kurvenverläufe erzählen viel über den Alltag Teil der Schüler um die Mittagszeit die Schule ver-
unterschiedlicher Personengruppen in Deutschland. lässt, geht der anderen Teil erst am Nachmittag.
Gruppenübergreifend und exemplarisch anhand Bei den Berufstätigen gibt es dagegen am Nach-
der vier Beispiele dargestellt, zeigen sich folgende mittag ein weiteres Zeitfenster für Mobilität. Bei
Ergebnisse: anderen Gruppen verteilen sich die Wege stattdes-
sen über den ganzen Tag. Dies ist bei vielen Grup-
ʯʯ Es gibt sehr homogene Personengruppen mit klar pen auch ein typisches Merkmal der Mobilität am
strukturierten Tagesabläufen. Hierzu gehören Wochenende.
zum Beispiel Vollzeiterwerbstätige und Schüler.
In diesen Gruppen gehen jeweils viele Personen ʯʯ Die Kurvenverläufe zeigen auch die unterschiedli-
zur gleichen Zeit der gleichen Aktivität nach. So che Bedeutung der für Mobilität verwendeten Zeit
sind die Vormittagsstunden von Berufstätigen für die insgesamt außer Haus verbrachte Zeit. Ge-
und Schülern von Arbeit und Ausbildung gekenn- rade bei Gruppen mit geringen Personenanteilen
zeichnet, Freizeitaktivitäten beschränken sich auf außer Haus, nimmt die Unterwegszeit in Relation
den Nachmittag und den Abend. Andere Gruppen zu den anderen aushäusigen Aktivitäten einen
sind in ihrer Freizeitgestaltung flexibler. Bei Rent- großen Raum ein. Grund hierfür ist die geringe
nern und Studierenden gibt es über den ganzen Zeit, die diese Personen an den anderen Aufent-
Tag verteilt Personen, die Freizeitbeschäftigungen haltsorten verbringen. Der Alltag von Rentnern
nachgehen. und auch Hausfrauen und -männern ist vor allem
durch die zwei aushäusigen Aktivitäten Einkaufen
ʯʯ Es gibt Gruppen mit einer klaren Zweiteilung von und Freizeitbeschäftigungen und die mit diesen
Kurvenverläufen, die spezifisch für das Wochen- und anderen Aktivitäten verbundene Mobilität
ende und den Rest der Woche sind. Hierzu gehören gekennzeichnet. Von den rund drei Stunden, die
Berufstätige und Schüler. Während von Montag sie im Durchschnitt außer Haus verbringen, sind
bis Freitag der größte Anteil dieser Personen tags- sie ungefähr eine Stunde mobil. Bei den anderen
über aushäusigen Aktivitäten nachgeht, ist die Gruppen fällt die Unterwegszeit zumeist höher
Kurve, die den Anteil der Personen außer Haus aus, sie verbringen aber auch deutlich mehr Zeit
wiedergibt, am Wochenende deutlich abgeflacht. an den Orten, die sie aufsuchen.
Bei anderen Gruppen, vor allem Rentnern, aber
auch Hausfrauen und -männern gibt es diesen Die dargestellten Ergebnisse spiegeln die in einzelnen
Unterschied nicht. Der Anteil an Personen, die Lebensphasen vorherrschenden Aktivitäten und typi-
außer Haus sind, fällt hier an allen Tagen etwa schen Zeitfenster für Mobilität gut wider. Die Grafiken
gleich hoch aus. und Tabellen enthalten eine Vielzahl weiterer Details
und interessanter Einblicke in den Alltag von Men-
ʯʯ Es gibt Kurvenverläufe mit einer und mit zwei schen. Sie veranschaulichen zum Beispiel auch, wel-
Spitzen, teilweise mit mehreren Spitzen. Bei Rent- che Veränderungen der demografische Wandel mit
nern und auch Hausfrauen und -männern gibt seiner zunehmenden Bedeutung älterer Menschen
es eine mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt für die Verkehrsnachfrage nach sich zieht.
Vormittags- und Nachmittagsspitze. Zur Mittags-
zeit besteht die Tendenz zu Hause zu sein. Bei den
anderen Gruppen ist die Rückkehr am Mittag nicht
zu erkennen.
Abbildung 36
Kap 7, Abb 4
Personen
Vollzeit Erwerbstätige
Arbeit, Schule, Einkaufen,
Wochentag Unterwegs Dienstlich Ausbildung Erledigung Freizeit Sonstiges Zuhause
alle Personen h:min h:min h:min h:min h:min h:min h:min
Montag 01:28 06:06 00:02 00:25 00:29 00:15 15:12
Dienstag 01:27 06:33 00:02 00:23 00:31 00:16 14:45
Mittwoch 01:27 06:36 00:04 00:25 00:35 00:17 14:32
Donnerstag 01:32 06:18 00:01 00:23 00:34 00:14 14:55
Freitag 01:38 05:29 00:01 00:31 00:45 00:18 15:15
Samstag 01:28 00:59 00:00 01:04 01:27 00:19 18:38
Sonntag 01:21 00:30 00:00 00:26 01:40 00:12 19:47
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Schüler/Schülerinen
Arbeit, Schule, Einkaufen,
Wochentag Unterwegs Dienstlich Ausbildung Erledigung Freizeit Sonstiges Zuhause
alle Personen h:min h:min h:min h:min h:min h:min h:min
Montag 01:04 00:06 04:22 00:10 00:49 00:20 17:05
Dienstag 01:06 00:05 04:43 00:12 00:49 00:20 16:41
Mittwoch 01:05 00:08 04:31 00:14 00:56 00:19 16:44
Donnerstag 01:05 00:05 04:19 00:14 00:55 00:22 16:57
Freitag 01:07 00:03 04:01 00:12 01:06 00:21 17:06
Samstag 01:03 00:06 00:03 00:26 01:44 00:30 20:04
Sonntag 00:57 00:02 00:01 00:11 01:36 00:21 20:49
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Studierende
Arbeit, Schule, Einkaufen,
Wochentag Unterwegs Dienstlich Ausbildung Erledigung Freizeit Sonstiges Zuhause
alle Personen h:min h:min h:min h:min h:min h:min h:min
Montag 01:22 01:10 02:10 00:21 00:51 00:13 17:47
Dienstag 01:24 00:54 02:46 00:25 00:51 00:20 17:17
Mittwoch 01:33 01:24 02:04 00:20 00:54 00:27 17:15
Donnerstag 01:43 01:26 02:11 00:27 00:54 00:17 17:00
Freitag 01:35 01:18 01:26 00:31 01:19 00:12 17:35
Samstag 01:12 00:30 00:29 00:46 01:51 00:16 18:53
Sonntag 01:24 00:14 00:12 00:15 01:49 00:19 19:44
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Rentner/Rentnerinnen
Arbeit, Schule, Einkaufen,
Wochentag Unterwegs Dienstlich Ausbildung Erledigung Freizeit Sonstiges Zuhause
alle Personen h:min h:min h:min h:min h:min h:min h:min
Montag 01:03 00:04 00:00 00:56 00:40 00:15 20:59
Dienstag 01:12 00:05 00:00 01:02 00:49 00:16 20:33
Mittwoch 01:09 00:06 00:00 01:03 00:48 00:16 20:34
Donnerstag 01:13 00:08 00:00 01:07 00:46 00:16 20:27
Freitag 01:10 00:06 00:00 01:06 00:45 00:17 20:33
Samstag 01:06 00:02 00:00 00:57 00:58 00:14 20:41
Sonntag 01:06 00:00 00:00 00:25 01:12 00:16 20:58
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Abbildung 37
Kap 7, Abb 7
Personen
Aufenthaltsorte im Wochenverlauf
Unterwegs Arbeit, Dienstlich Schule, Ausbildung Einkaufen, Erledigung Freizeit Sonstiges Zuhause
Anteile von Personen nach Aufenthaltsorten
Vollzeit Erwerbstätige
100
75
50
25
0
Schüler/Schülerinen
100
75
50
25
0
Studierende
100
75
50
25
0
Rentner/Rentnerinnen
100
75
50
25
0
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Angaben in Prozent; alle Personen
8 Private Automobilität:
Nutzung der Pkw weiter dominant
Der motorisierte Individualverkehr dominiert mit Im Osten ist der Pkw-Besitz weiterhin deutlich
über der Hälfte des Verkehrsaufkommens und etwa geringer als im Westen Deutschlands
drei Vierteln der Verkehrsleistung die Personenmobi-
lität in Deutschland. Nahezu der gesamte motorisierte In Deutschland kommen auf 1.000 Einwohner 527
Individualverkehr wiederum entfällt auf Autos. Vor Autos in Privathaushalten. Die Pkw-Ausstattung der
diesem Hintergrund spielen Kenngrößen der Ausstat- Bevölkerung liegt im Osten Deutschlands weiterhin je
tung mit Autos sowie zu deren Nutzung eine zentrale nach Raumtyp etwa zehn Prozent unter der Pkw-Aus-
Rolle für Verkehrsplanung und -politik. Auch ist die stattung in den westlichen Bundesländern. Insge-
Auto-Nutzung für die Umstellung des motorisierten samt haben städtische Gebiete eine etwas geringere
Individualverkehrs auf neue Antriebsformen von Be- Pkw-Ausstattung als kleinstädtische und dörfliche
lang. Der folgende Abschnitt befasst sich daher mit Gebiete, in denen im Westen die Pkw-Ausstattung
Autos in Privathaushalten, im Besonderen mit ihren bei über 600 Pkw pro 1.000 Einwohner liegt. Aller-
Fahrtweiten und -zeiten und Standzeiten, wobei Pkw dings liegt die Pkw-Ausstattung in fast allen Raum-
und Pkw-ähnliche Fahrzeuge zusammengefasst als typen in der Größenordnung von etwa einem Auto für
Pkw bezeichnet werden. zwei Personen. Lediglich in den Metropolen liegt der
Pkw-Besitz mit unter 400 Pkw pro 1.000 Einwohner
deutlich unter dem Durchschnitt (Abbildung 38).
Abbildung 38
Kap 8, Abb 1
Haushalte
Pkw pro 1.000 Einwohner nach Raumtyp und West- und Ostdeutschland
West
Deutschland 527
Ost (inkl. Berlin)
Raumtyp
Metropole 394
328
473
Stadtregion
463
Pkw pro 1.000 Einwohner; alle Haushalte mit Angaben zum Pkw-Besitz
Nicht alle Pkw, die von Privathaushalten genutzt wer- Die mittlere Fahrleistung pro Auto in
den, sind auch privat zugelassen. Etwa sechs Prozent verschiedenen Raumtypen ist sehr ähnlich
der Autos in Privathaushalten sind als Firmenwagen
zugelassen. Vor diesem Hintergrund ist die in der MiD Großstädter fahren weniger Auto als die Bevölkerung
gemessene Pkw-Ausstattung der Privathaushalte in kleiner Städte oder auf dem Land. Pro Kopf und Tag
Deutschland nicht unmittelbar mit den Bestandszah- legen die Bewohner von Metropolen etwa 14 Kilo-
len des Kraftfahrtbundesamtes vergleichbar, bei de- metern als Fahrer zurück. Bei den Bewohnern klein-
nen eine Ausweisung nach Zulassungsart stattfindet. städtischer, dörflicher Räume sind es fast doppelt so
viele: 26 Kilometer. Daraus wird oft der Schluss ge-
An einem Stichtag werden weniger als zwei zogen, Fahrzeuge aus Großstädten würden weniger
Drittel der Pkw genutzt gefahren als Fahrzeuge auf dem Land. Abbildung 39
zeigt jedoch, dass die Fahrleistung pro Pkw in Met-
Am Stichtag der Befragung, der die alltägliche Nut- ropolen nur geringfügig niedriger als in den übrigen
zung von Pkw gut erfasst und teilweise auch eher Raumtypen ist. Zwar wird in Großstädten pro Person
seltene Fernverkehrsereignisse einschließt, wurden in weniger gefahren, allerdings verteilt sich diese Fahr-
der MiD 2017 über 40 Prozent der Pkw in Privathaus- leistung auch auf deutlich weniger Fahrzeuge, so dass
halten nicht genutzt. Die mittlere Betriebszeit pro Pkw die Fahrleistung pro Fahrzeug in allen Raumtypen
und Tag belief sich auf ca. eine Dreiviertelstunde. Das zwischen 13.000 und 16.000 Kilometern pro Jahr liegt.
bedeutet, dass Pkw nur zu etwa drei Prozent der Zeit
genutzt werden. Im Mittel legten die Pkw in dieser Knapp die Hälfte der Pkw-Fahrleistung entfällt
Zeit knapp zwei Fahrten und 30 Kilometer zurück. Da auf Arbeitspendeln und dienstliche Zwecke
diese Nutzungskenngrößen vor allem die Alltagsnut-
zung beschreiben, lässt sich daraus nicht unmittelbar Fast die Hälfte der Fahrleistung von Pkw wird im Zuge
die Nutzungsintensität im Jahresverlauf ableiten, die des Arbeitspendelns oder im Rahmen von dienstlichen
auch längere Strecken und Fahrten im Ausland be- Aktivitäten erbracht. Zwar machen diese Wegzwecke
inhaltet. Die Jahresnutzung wird besser durch die von zusammen nur 28 Prozent des Personenverkehrsauf-
den Befragten geschätzte Jahresfahrleistung erfasst, kommens aus, aber die Wege sind mit mittleren 17 Ki-
die im Mittel bei 14.700 Kilometer lag. lometern besonders lang und der Pkw-Fahreranteil
mit fast zwei Dritteln (64 Prozent) besonders hoch.
Deutliche Unterschiede in der Fahrleistung zeigen sich Dadurch ergibt sich die große Bedeutung der beruflich
nach der Zulassungsart der Fahrzeuge: Mit 30.000 Ki- bedingten Mobilität für die Fahrleistung in Deutsch-
lometern pro Jahr ist die Fahrleistung privat genutzter land. Zudem ist zu beachten, dass die Situation im
Firmenwagen etwa doppelt so hoch wie der Durch- Erhebungsjahr 2017 demografisch und konjunkturell
schnitt der Fahrleistung von Pkw in Privathaushalten. bedingt durch einen sehr hohen Anteil Erwerbstätiger
Die günstigen Abrechnungsmodelle für die Nutzer gekennzeichnet war. Etwa ein Viertel der Pkw-Fahr-
von Firmenwagen, die bis hin zu einer Art Flatrate bei leistung in der MiD 2017 entfiel auf den Wegezweck
der Nutzung vergleichsweise neuer Fahrzeuge gehen, Freizeit, ein Viertel auf andere Zwecke (Abbildung 40).
tragen zur intensiven Nutzung dieser Fahrzeuge bei. Insgesamt ist somit festzuhalten, dass berufliche Mo-
bilität die Fahrleistung weiterhin deutlich dominiert.
Tabelle 10 Kenngrößen zur Intensität
der Pkw-Nutzung Die mittleren Fahrtweiten von Pkw-Fahrten sind
in den Metropolen am größten
alle Fahrzeuge 2017
Anteil Autos mit Fahrten am Stichtag % 59
Mobilität in der Stadt wird oft mit kurzen Wegen as-
Mittlere Anzahl Fahrten am Stichtag Anzahl 1,9
soziiert. Abbildung 41 zeigt, dass sich dies nicht in der
Mittlere Fahrstrecke am Stichtag km 30
mittleren Fahrtweite von Pkw-Fahrten niederschlägt:
Mittlere Betriebszeit am Stichtag min 46
In den Metropolen sind die mittleren Fahrtweiten von
Mittlere geschätzte Jahresfahrleistung km 14.700
Pkw-Fahrten mit 17 Kilometern sogar am längsten
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
von allen Raumtypen. Der Hintergrund ist, dass Pkw
in Metropolen anteilig häufiger für Fernfahrten ein-
gesetzt werden (siehe auch Abbildung 43).
Abbildung 39
Kap 8, Abb 2
Personen, Fahrzeuge
Deutschland 20 14.700
Raumtyp
Metropole 14 13.200
Stadtregion
Abbildung 40
Insgesamt unterscheiden sich mittlere Pkw-Fahrt-
weiten in unterschiedlichen Raumtypen vergleichs- Kap 8, Abb 3
Arbeit
Deutlich größere Unterschiede im Hinblick auf die
Fahrtweiten ergeben sich bei den Wegzwecken. Mit dienstlich
dem Einkaufen, mit der Begleitung anderer und mit Verkehrsaufkommen
Ausbildung (Wege)
Erledigungen sind eher unterdurchschnittlich lange
Fahrten verbunden. Dies trägt auch dazu bei, dass Einkauf
Abbildung 41
Kap 8, Abb 4
Wege
Deutschland 16 Arbeit 19
Raumtyp dienstlich 19
Metropole 17
Ausbildung 20
Stadtregion
Mittelstadt,
städtischer Raum 15 Einkauf 7
kleinstädtischer
dörflicher Raum 16
Erledigung 13
zentrale Stadt 15
ländliche Region
Freizeit 21
Mittelstadt,
städtischer Raum 14
kleinstädtischer, Begleitung 9
dörflicher Raum 16
Sehr wenige Wege im Fernverkehr machen einen Die Verteilung der Fahrtweiten von Pkw aus
großen Teil der Pkw-Gesamtfahrleistung aus Metropolen ist heterogener als die der Fahrzeuge
vom Land
Nahezu zwei Drittel (64 Prozent) der Pkw-Fahrten im
Alltagsverkehr sind am Stichtag kürzer als zehn Kilo- Als Beispiel für die unterschiedliche Nutzung von
meter, 95 Prozent sind kürzer als 50 Kilometer und nur Fahrzeugen in verschiedenen Raumtypen greift Ab-
ein gutes Prozent ist länger als 100 Kilometer. Aller- bildung 43 die Verteilung der Fahrtweiten von Fahr-
dings kann daraus nicht der Schluss gezogen werden, zeugen aus Metropolen im Vergleich zu Fahrzeugen
dass der Fernverkehr nicht wichtig sei. 40 Prozent vom Land heraus. Diese beiden Raumtypen stellen die
der Pkw-Fahrleistung wird auf Strecken über 50 Ki- Extreme im Hinblick auf die Fahrtweitenverteilungen
lometer erbracht und ein gutes Viertel auf Strecken von Pkw dar. Während etwa 60 Prozent der Fahrten
über 100 Kilometer (Abbildung 42). Anteilig an der von Pkw aus Metropolen auf Strecken bis zehn Kilo-
Gesamtfahrleistung spielt der Fernverkehr somit eine meter stattfinden, sind dies nur etwa 50 Prozent der
wichtige Rolle. Vor diesem Hintergrund können auch Fahrten von Pkw vom Land. Allerdings sind in beiden
Diskussionen um die Reichweite von Elektrofahr- Fällen nur etwa zehn Prozent der Fahrten länger als
zeugen nicht mit dem Argument entkräftet werden, 35 Kilometer. In den Metropolen gibt es demnach
dass die Mehrzahl der Fahrten kurz ist. Es ist davon mehr sehr kurze Fahrten unter zehn Kilometern, auf
auszugehen, dass Pkw-Fahrer bei Kaufentscheidun- dem Land hingegen gibt es mehr Fahrten einer Länge
gen heute häufig Erwartungen an die Pkw-Nutzung zwischen zehn und 35 Kilometern. Der entscheidende
im Fernverkehr einbeziehen. Dieses Hemmnis für den Unterschied jedoch, der zu den geringfügig längeren
Kauf von Elektrofahrzeugen kann sich auflösen, zum mittleren Fahrtweiten der Metropolen-Pkw (Abbil-
Beispiel wenn höhere Reichweiten erreicht werden. dung 41) führt, ist der Einsatz im Fernverkehr: Wäh-
rend der Anteil der Fahrten über 100 Kilometer für
die Pkw aus Metropolen bei 2,6 Prozent liegt, beträgt
dieser Anteil für die Land-Pkw nur 1,6 Prozent. Auch
wenn Metropolen-Pkw somit eine etwas größere
Abbildung 42
Kap 8, Abb 5
Wege
Fahrleistung (kumuliert)
75
50
25
0
Fahrtweite in Kilometer 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100
Bedeutung als Fernverkehrsfahrzeuge haben, so ist Im Wochenverlauf sind nie mehr als
doch festzustellen, dass es zwar Unterschiede in der neun Prozent der Pkw aus Privathaushalten
Fahrtweitenverteilung von Pkw aus Stadt und Land gleichzeitig unterwegs
gibt, dass diese insgesamt jedoch vergleichsweise ge-
ring ausfallen. Abbildung 45 zeigt die Anzahl der Pkw aus Privathaus-
halten, die zu den verschiedenen Stunden der Woche
Der Anteil kurzer Fahrten ist bei Diesel- deutlich jeweils gleichzeitig im Straßennetz unterwegs sind.
geringer als bei Benzinfahrzeugen Die Auswertung macht deutlich, dass auch zu den
Spitzenstunden niemals mehr als zehn Prozent der
Mit Benzin-Pkw werden kürzere Strecken gefahren als Fahrzeuge gleichzeitig unterwegs sind. Auch wenn
mit Diesel-Pkw. Dies verdeutlichen die antriebsart- sehr viel Verkehr ist, stehen somit immer noch neun
spezifischen Fahrtweitenverteilungen in Abbildung von zehn Pkw. An allen Werktagen ist die Nachmit-
44. Etwa 60 Prozent der Fahrten von Benzin-Pkw, aber tagsspitze deutlich höher als die Morgenspitze. Am
nur ungefähr die Hälfte der Fahrten von Diesel-Pkw Freitag setzt die Nachmittagsspitze zudem früher ein.
sind kürzer als zehn Kilometer. Nur etwa drei Pro-
zent der Fahrten von Benzinfahrzeugen sind länger Auch am Samstag gibt es eine deutliche Spitzenstun-
als 50 Kilometer, aber ca. sieben Prozent der Fahrten de. Diese ist am späten Vormittag und somit deutlich
von Diesel-Pkw. Diesel-Pkw sind damit in der Tendenz später als an den Tagen Montag bis Freitag. Zur Spit-
eher als Fernverkehrs-Pkw und somit anteilig häufi- zenstunde am Samstag sind auch fast ebenso viele
ger auf Autobahnen und Überlandstraßen im Einsatz. Fahrzeuge unterwegs wie zu den Spitzennachfrage-
Dies passt grundsätzlich den Vorteilen (geringerer zeiten unter der Woche. Dies passt zunächst nicht
CO2-Ausstoß bei vergleichbarer Motorleistung) und zur allgemeinen Erfahrung, dass es unter der Woche
den Nachteilen (größerer Ausstoß von Luftschadstof- deutlich häufiger zu Überlastungen des Straßennetzes
fen) der Diesel-Pkw im Vergleich zu Benzin-Pkw. kommt als am Samstag.
Abbildung 43
Kap 8, Abb 6
Wege
Pkw-Fahrtweitenverteilungen für Fahrzeuge aus Metropolen und Fahrzeuge aus ländlichen Gebieten
Stadtregion –
Mittelstadt,
städtischer Raum
ländliche Region –
75
kleinstädtischer,
dörflicher Raum
50
25
0
Fahrtweite in Kilometer 0 10 20 30 40 50
Abbildung 44
Kap 8, Abb 7
Wege
Benzin 100
Diesel
75
50
25
0
Fahrtweite in Kilometer 0 10 20 30 40 50
Angaben in kumulierten Prozent; Wege als Pkw-Fahrer mit Benzin- und Dieselmotoren, Modul Fahrzeugmerkmale, nur CATI, inkl. Stellvertreterinterviews
Abbildung 45
Kap 8, Abb 8
Wege
0
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Angaben in Prozent (bezogen auf alle Pkw aus Privathaushalten); alle Wege als Pkw-Fahrer
Allerdings kommen insbesondere unter der Woche Spitzenstunden auszuweichen. Auf der anderen Seite
zu den hier betrachteten Fahrzeugen aus Privathaus- zeigt sich, dass Stadtbewohner ihre Fahrzeuge über-
halten noch Fahrzeuge im gewerblichen Einsatz hin- durchschnittlich häufig am Wochenende einsetzen:
zu, die einen deutlichen Unterschied im Hinblick auf Beginnend am Freitagnachmittag liegt der Anteil der
die Verkehrsbelastung im Straßennetz ausmachen Fahrzeuge im Straßennetz für die Metropolen für den
können. Großteil der Nachfragezeiten am Wochenende über
dem Durchschnitt.
Darüber hinaus werden am Wochenende andere
Ziele als unter der Woche angesteuert. Die räumliche
Konzentration der Ziele des Arbeitspendelns kann
ebenfalls eine große Rolle dabei spielen, dass die Ver-
kehrsnachfrage unter der Woche sich stärker auf be-
stimmten Strecken ballt und punktuelle Belastungen
des Verkehrsnetzes gravierender ausfallen.
Privat-Pkw parken 97 Prozent des Tages und das Sonntags dominieren, was das Parken außerhalb vom
überwiegend zuhause Zuhause angeht, die sonstigen Standorte. Arbeit, Ein-
kaufen und Erledigungen spielen hier erwartungsge-
Ein durchschnittlicher Pkw ist an einem mittleren mäß kaum eine Rolle.
Tag etwa eine Dreiviertelstunde in Betrieb. Dies ent-
spricht ca. drei Prozent der 24 Stunden eines Tages. Abbildung 46 veranschaulicht aber vor allem die deut-
Das bedeutet, dass Pkw fast immer stehen – und dies liche Dominanz des Parkens zuhause als Standort für
im Mittel zu über 20 Stunden pro Tag zuhause. Unter Pkw. Auch zu Spitzenzeiten des Pkw-Einsatzes sind
den anderen Standorten dominiert der Arbeitsplatz, niemals weniger als die Hälfte der Autos zuhause
wo ein mittlerer Pkw etwa eine Stunde und 45 Minu- geparkt. Am Wochenende stehen ständig 75 Prozent
ten pro Tag parkt. Darüber hinaus stehen Pkw etwa oder mehr der Pkw zuhause.
eine halbe Stunde pro Tag bei Einkaufsgelegenheiten
sowie eine weitere gute Dreiviertelstunde an sonsti- Drei Viertel der Pkw haben zuhause einen
gen Standorten. (Tabelle 11) Stellplatz auf einem Privatgrundstück
Tabelle 11 Mittlere Fahrtzeiten und Standzeiten Die Dominanz des Parkens zuhause als Standort von
nach Standorten pro Pkw und Tag Pkw wirft die Frage auf, welche Art von Stellplatz hier
genutzt wird. Drei Viertel der Pkw aus Privathaushal-
Wege als Pkw-Fahrer Stunden pro
(nur Fälle mit vollständigen Angaben) Tag ten parken zuhause auf einem Privatgrundstück; nur
ein knappes Fünftel im Straßenraum, der Rest auf an-
Fahrt h:min 00:46
deren Stellplätzen. Für die überwiegende Menge des
Parken bei der Arbeit h:min 01:42
Parkens wird somit privater Raum genutzt. Allerdings
Parken beim Einkaufen h:min 00:27
gibt es hier deutliche Unterschiede zwischen den ver-
Parken zuhause h:min 20:15
schiedenen Raumtypen (Abbildung 47): In den Metro-
Parken an sonstigen Standorten h:min 00:50
polen parkt knapp die Hälfte der Pkw im öffentlichen
Summe h:min 24:00
Straßenraum, in dörflichen oder kleinstädtischen
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Gebieten nur etwa jeder zehnte Pkw. Der Anteil der
Fahrzeuge, der über einen privaten Stellplatz zuhause
Der Anteil der zuhause geparkten Pkw sinkt im verfügt, ist eine wichtige Information im Zusammen-
Wochenverlauf nicht unter 50 Prozent ab hang mit der Elektromobilität. Für diese Fahrzeuge
wird weniger öffentliche Ladeinfrastruktur benötigt,
Aus den durchschnittlich sehr langen Standzeiten da sie mit Lademöglichkeiten an den privaten Stell-
pro Pkw zuhause ergibt sich auch, dass an den Wohn- plätzen versorgt werden kann (siehe Kapitel 9).
standorten immer sehr viele Pkw gleichzeitig stehen.
Die prozentuale Aufteilung der Pkw aus Privathaus-
halten in Deutschland auf unterschiedliche Stand-
orte bzw. den Fahrteinsatz im Wochenverlauf ist in
Abbildung 46 dargestellt. Der Profilverlauf der Fahrten
ist dabei analog zu Abbildung 45. (Da sich wegen des
Erhebungsdesigns und Anforderungen an die Voll-
ständigkeit der Daten eine etwas andere Stichprobe
an Fahrzeugen ergibt, kommt es zu leichten Abwei-
chungen zwischen den Abbildungen).
Abbildung 46
Kap 8, Abb 9
Wege
Parken, Einkauf/Erledigung
75
Parken, zu Hause
50
25
0
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Angaben in Prozent; Wege als Pkw-Fahrer, nur Fälle mit vollständigen Angaben
Abbildung 47
Kap 8, Abb 10
Fahrzeuge
im öffentlichen
Straßenraum Deutschland 19 5 75
Parkhaus/Tiefgarage
Garage/Carport/Stellplatz Raumtyp
auf Privatgrundstück
sonstiges Metropole 49 10 40
Stadtregion
zentrale Stadt 19 9 70
ländliche Region
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Fahrzeuge, Modul Fahrzeugmerkmale, nur CATI/ CAWI; Abweichungen an 100%: Rundungsdifferenzen
Für die langfristige Umstellung des Verkehrssystems haben die unten aufgeführten Auswertungen Ergeb-
auf eine weniger klimaschädliche Energieversorgung nisse hinreichende Aussagekraft. Im Hinblick auf die
sind alternative Antriebe von zentraler Bedeutung. Fallzahlen wurden die ausgewiesenen Größen jedoch
Der Fokus liegt dabei derzeit besonders auf batterie- entsprechend gerundet.
elektrischen Fahrzeugen. Vor diesem Hintergrund
erfasste die MiD 2017 Besitz und Nutzung von Fahr- Die Hälfte der Elektrofahrzeuge in deutschen
zeugen nach Antriebsart. Dieser Abschnitt stellt die Privathaushalten sind Firmenwagen
Ergebnisse zu Elektromobilität und anderen alter-
nativen Antrieben vor. Bei diesen im Bestand eher Während der Anteil der Firmenwagen an allen Pkw in
seltenen Fahrzeugen sind die niedrigen Fallzahlen zu Privathaushalten bei etwa sechs Prozent liegt, gibt es
beachten: Die Fahrzeugstichprobe der MiD enthält hier deutliche Unterschiede bei Betrachtung der An-
etwa 217.000 Fahrzeuge in Privathaushalten. Davon triebsart. Nur sehr wenige der Benzinfahrzeuge (zwei
sind 429 Elektrofahrzeuge, 1.332 Hybrid-Fahrzeuge Prozent) sind Firmenwagen. Hingegen sind 14 Prozent
(Plug-in-Hybride (PHEVs) und nicht extern aufladbare der Dieselfahrzeuge Firmenwagen. Unter den Elekt-
Hybrid-Fahrzeuge) und 1.942 Gas-Fahrzeuge. Dennoch rofahrzeugen liegt der Anteil der Firmenwagen sogar
Abbildung 48
Kap 9, Abb 1
Fahrzeuge
Privatwagen
gesamt 93 6
Firmenwagen
anderes
Benzin 97 2
Diesel 85 14
Gas 93 6
Hybrid 91 8
Elektro 48 52
0 25 50 75 100
bei etwa der Hälfte (Abbildung 48). Hierbei kann eine Insgesamt weisen Elektrofahrzeuge somit eine fast
Rolle spielen, dass Elektrofahrzeuge vorwiegend sehr durchschnittliche Fahrleistung auf, obwohl sie wenig
junge Fahrzeuge sind, unter denen der Firmenwagen- auf langen Strecken eingesetzt werden. Dies bedeutet,
anteil generell höher ist. Ausschlaggebend dürfte aber dass sie besonders intensiv auf kurzen Strecken ge-
sein, dass Elektrofahrzeuge derzeit immer noch viel- nutzt werden. Damit dürften gleichzeitig die innerört-
fach durch Förderprogramme in den Fahrzeugbestand lichen Fahranteile bei Elektroautos hoch ausfallen. Vor
kommen, die häufig bei der gewerblichen Nutzung dem Hintergrund der lokalen Emissionsfreiheit von
ansetzen. Elektrofahrzeugen ist zu begrüßen, wenn innerörtlich
diese Fahrzeuge anstatt von Verbrennerfahrzeugen
Elektroautos werden deutlich weniger auf zum Einsatz kommen.
langen Strecken eingesetzt
Tabelle 12 Mittlere Jahresfahrleistungen
Verglichen mit der in der MiD 2017 gemessenen mitt- sowie Fahrtweiten nach Antrieb
leren Jahresfahrleistung eines Pkw aus Privathaushal-
Mittlere Mittlere Anteil
ten von 14.700 Kilometer, fällt die Fahrleistung von geschätzte Entfernung Einzel-
Benzinfahrzeugen unterdurchschnittlich aus (Tabelle Jahresfahr- von Einzel- fahrten
12). Diesel- und Gasfahrzeuge werden hingegen deut- leistung fahrten über 30 km
lich mehr als der Durchschnitt gefahren. Die Fahrleis- alle Fahrzeuge km km %
tung von Hybrid- und Elektrofahrzeugen liegt nur gesamt 14.700 15 11
leicht unter dem Durchschnitt. Vor dem Hintergrund Benzin 11.800 13 8
der Kostenstruktur dieser Fahrzeuge, die eher durch Diesel 20.600 20 15
hohe Fixkosten, aber geringe Betriebskosten gekenn- Gas 19.000 19 19
zeichnet ist, hätte man – ähnlich wie bei Diesel- und Hybrid 14.000 11 9
Gasfahrzeugen – eher hohe Fahrleistungen für Elek- Elektro 13.000 12 3
troautos erwarten können. Dass die Fahrleistung der MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Elektroautos insgesamt nicht höher ausfällt, dürfte
dadurch erklärt sein, dass mit Elektroautos eher sel-
tener sehr lange Fahrten durchgeführt werden, die
überproportional zur Gesamtfahrleistung beitragen. Zuhause parken fast alle Elektroautos auf Privat-
grundstücken
Pkw mit verschiedenen Antriebsarten weisen deutli-
che Unterschiede bei den mittleren Entfernungen pro Insgesamt parken 75 Prozent der Pkw aus Privathaus-
Einzelfahrt auf. Während Diesel- und Gasfahrzeuge halten in Deutschland zuhause auf privaten Stellflä-
mittlere Fahrtweiten von etwa 20 Kilometer erreichen, chen. Bei Benzinfahrzeugen fällt dieser Anteil etwas
liegen die Fahrtweiten für andere Antriebsarten im niedriger aus, bei Diesel- und Gasfahrzeugen etwas
Bereich von elf bis 13 Kilometern. Die Erklärung hier- höher (Abbildung 49). Auffallend hoch ist der Anteil
für ist vor allem im Anteil langer Fahrten zu suchen. der Elektrofahrzeuge mit privatem Stellplatz zuhause:
Wie in Kapitel 8 dargestellt, machen Fahrten über Mit 92 Prozent parken über neun von zehn Elektro-
30 Kilometer über die Hälfte der Gesamtfahrleistung fahrzeugen zuhause in einer Garage, einem Carport
von Pkw aus. Tabelle 12 zeigt den Anteil der Fahrten oder auf einem privaten Stellplatz. Dieser hohe Anteil
über 30 Kilometer nach Antriebsart. Gasfahrzeuge le- ist verständlich, da Elektroautos vor allem für Nutzer
gen fast ein Fünftel ihrer Fahrten auf solchen Strecken interessant sind, die eine private Lademöglichkeit
zurück. Auch Dieselfahrzeuge haben hohe Anteile zuhause haben. Dennoch parken acht Prozent der
an langen Strecken. Bei Benzinfahrzeugen ist dieser Elektroautos zuhause im öffentlichen Straßenraum,
Fahrtanteil unter einem Zehntel. Hybridfahrzeuge können damit nachts vermutlich keine private La-
sind mit den Benzinfahrzeugen in etwa vergleichbar. demöglichkeit nutzen und sind somit auf andere
Deutlich niedriger ist mit nur drei Prozent der Anteil Lademöglichkeiten angewiesen, zum Beispiel am
an Strecken über 30 Kilometern für Elektrofahrzeuge. Arbeitsplatz oder an öffentlichen Ladepunkten.
Die begrenzte Reichweite dieser Fahrzeuge schlägt
sich offenbar darin nieder, dass lange Strecken mit Ganz anders als bei reinen Elektrofahrzeugen ist
Elektrofahrzeugen vermieden werden bzw. für solche der Anteil der Hybridfahrzeuge, die einen privaten
Strecken andere Fahrzeuge gewählt werden. Stellplatz haben, mit 71 Prozent unterdurchschnitt-
lich. Von diesen parken fast ein Fünftel zuhause im
Abbildung 49
Kap 9, Abb 2
Fahrzeuge
im öffentlichen
Straßenraum gesamt 19 5 75
Parkhaus/Tiefgarage
Garage/Carport/Stellplatz
auf Privatgrundstück
sonstiges
Benzin 20 6 73
Diesel 17 4 78
Gas 19 79
Hybrid 18 11 71
Elektro 8 92
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Fahrzeuge, Modul Fahrzeugmerkmale, nur CATI/ CAWI; Abweichungen von 100%: Rundungsdifferenzen
öffentlichen Straßenraum und ein größerer Anteil Besonders aufschlussreich sind auch hier wieder
als bei jeder anderen Antriebsart in Parkhäusern oder Verhältnisse bei Elektroautos und Hybridautos:
Tiefgaragen, die vielfach nicht über Ladeinfrastruktur Elektroautos gehören häufig zu Haushalten mit ver-
verfügen. Offenbar entscheiden sich Fahrer, die sich gleichsweise vielen Autos. Nur ein Viertel der Elektro-
für Elektromobilität interessieren, aber keine eigene autos sind das einzige Auto im jeweiligen Haushalt.
Ladeinfrastruktur nutzen können, verstärkt für Hyb- Das heißt, drei Viertel der Elektroautobesitzer können
ridfahrzeuge. Demgegenüber greifen Elektromobilis- auf andere Fahrzeuge im Haushalt ausweichen, um
ten mit Zugang zu eigener Ladeinfrastruktur anteilig gegebenenfalls Nachteile von Elektroautos, zum Bei-
häufiger zum reinen Elektrofahrzeug. Ein ähnliches spiel einen Mangel an Reichweite, zu kompensieren.
Muster zeigt sich auch im Hinblick auf die Anzahl der Ein knappes Fünftel der Elektroautos befindet sich
weiteren Fahrzeuge in Haushalten mit Hybrid- und sogar in Haushalten mit mehr als zwei Pkw. Hybrid-
Elektrofahrzeugen. fahrzeuge hingegen sind zu fast zwei Dritteln das
einzige Auto im Haushalt. Das bedeutet, dass viele
Bei drei Vierteln der Elektroautos gibt es weitere Hybridfahrer im Bedarfsfall nicht auf andere Autos
Pkw im Haushalt ausweichen können und sich möglicherweise deshalb
für ein Hybridfahrzeug ohne Reichweitenproblematik
Abbildung 50 zeigt für Pkw unterschiedlicher An- entschieden haben.
triebsarten, wie viele weitere Pkw es in den Haus-
halten jeweils gibt. Über die Hälfte (55 Prozent) der
Benzinfahrzeuge sind das einzige Auto im jeweiligen
Haushalt. Bei 36 Prozent der Benzinfahrzeuge gibt es
genau einen weiteren Pkw im Haushalt, bei neun Pro-
zent mindestens zwei weitere Pkw. Bei Diesel- und
Gasfahrzeugen ist der Anteil der Pkw, die in einem
Haushalt mit mehreren Pkw vorzufinden sind, noch
deutlich höher.
Abbildung 50
Kap 9, Abb 23
Fahrzeuge
Anteile der Pkw nach Zahl weiterer Pkw im Haushalt, differenziert nach Antrieb
Benzin 55 36 9
Diesel 42 47 11
Gas 46 44 10
Hybrid 63 32 5
Elektro 25 56 19
0 25 50 75 100
10 Carsharing:
neue Automobilität in der Nische
Carsharing bezeichnet eine flexible Form der Nutzung unter 50 Jahre alt. Männer haben mit vier Prozent
von Fahrzeugen, die nicht dem Nutzer selbst, sondern eine doppelt so hohe Carsharing-Quote wie Frauen, so
einer Carsharing-Organisation gehören. Dabei können dass auch über 60 Prozent der Carsharing-Mitglieder
Mitglieder dieser Organisationen beim stationsge- Männer sind. Jede zehnte Person aus einem Haushalt
bundenen Carsharing Fahrzeuge im Rahmen einer ohne Pkw ist Mitglied in einer Carsharing-Organisa-
Kurzzeitmiete an bestimmten Standorten abholen tion. Die Quote unter Personen aus Haushalten mit
und dort nach Nutzung wieder abgeben. Beim sta- Pkw ist deutlich geringer, hier ist nur eine von 50 Per-
tionsungebundenen Carsharing können Fahrzeuge sonen Mitglied bei einem Carsharing-Unternehmen.
flexibel innerhalb von Geschäftsgebieten aufgenom- Da jedoch in der Gesamtbevölkerung die Personen aus
men und nach Nutzung wieder abgestellt werden. Haushalten mit Pkw deutlich in der Mehrzahl sind,
Gemessen an den Mitgliedschaften und Fahrzeugen kommen die Carsharing-Mitglieder etwa je zur Hälfte
verzeichnete Carsharing in den letzten Jahren ein aus Haushalten mit und ohne Pkw.
deutliches Wachstum und gehört damit zu den viel
beachteten neuen Mobilitätsangeboten. Mit Carsha- Carsharing-Angebote sind vor allem in Städten ent-
ring ist dabei vor allem die Hoffnung verbunden, dass standen. In Metropolen gibt es vielfach sogar mehre-
Carsharing-Kunden einen reduzierten Privat-Pkw-Be- re Angebote. In der Folge sind die Carsharing-Quoten
sitz aufweisen, damit insgesamt weniger Autofahren insbesondere in den Metropolen (zwölf Prozent), aber
und darüber hinaus zu einer Flächenentlastung be- auch in den Großstädten oder Regiopolen (vier Pro-
sonders in den Städten beitragen. Vor diesem Hinter- zent) deutlich höher als in anderen Raumtypen.
grund beschäftigt sich dieser Berichtsabschnitt mit Entsprechend lebt die große Mehrheit der Carsha-
den Strukturen von Mitgliedschaften und der Nut- ring-Mitglieder (85 Prozent) in diesen großen Städten.
zung des Carsharing.
Zwei Drittel der Carsharing-Mitglieder nutzen
Carsharing-Mitglieder sind überwiegend jung, das Angebot selten oder nie
männlich und urban
Obwohl Carsharing mit über zwei Millionen Mitglie-
Drei Prozent der Befragten der MiD 2017 waren Mit- dern bereits eine vergleichsweise große Verbreitung
glied bei mindestens einem Carsharing-Unternehmen. in der Bevölkerung hat, ist die Zahl der aktiven Nutzer
Dies entspricht hochgerechnet über zwei Millionen deutlich geringer. Von den Carsharing-Mitgliedern
Menschen. Ungefähr ein Drittel der Carsharing-Mit- nutzt nur etwa ein Drittel das Angebot mindestens
glieder – oder ein Prozent aller Erwachsenen – waren einmal im Monat. Somit nutzen insgesamt etwa
dabei Mitglied mehrerer Carsharing-Organisationen, 750.000 Mitglieder das Carsharing regelmäßig. Wei-
wodurch sich deutlich mehr Mitgliedschaften als Mit- tere 44 Prozent nutzen das Angebot zwar, allerdings
glieder ergeben. Die Verteilungen von Carsharing-Mit- seltener als einmal im Monat. Ein verbleibendes gutes
gliedschaften nach Alter, Geschlecht, Pkw-Besitz Fünftel der Carsharing-Mitglieder gibt an, das Ange-
und Raumtyp sind in Tabelle 13 zusammengefasst bot nie zu nutzen. Bei solchen Fällen ist zu beachten,
dargestellt. dass es Carsharing-Mitgliedschaften ohne regelmäßi-
ge Kosten, zum Beispiel Monatsbeiträge, gibt. Zudem
Sieben Prozent der Bevölkerung zwischen dem 30. und ist es möglich, dass einer aktuellen Phase ohne Nut-
39. Lebensjahr haben eine Carsharing-Mitgliedschaft. zung des Carsharing eine Phase mit häufigerer Nut-
Das ist die höchste Quote unter allen Altersgruppen. zung vorausgegangen ist, nach der die Mitgliedschaft
Unter den Personen über 50 sind die Mitgliedsquo- nicht beendet wurde.
ten sehr gering. Entsprechend sind 60 Prozent der
Carsharing-Mitglieder unter 40 und über 80 Prozent
Carsharing ist somit für viele Mitglieder eine Option, Möglicherweise sind die Carsharer aus ländlicheren
die jedoch selten genutzt wird. Dabei sind die Anteile Gebieten auch Mitglied von Carsharing-Organisatio-
der regelmäßigen Nutzer und der Nichtnutzer unter nen, die an ihrem Wohnort gar kein Angebot betrei-
den Carsharing-Mitgliedern für verschiedene Alters- ben, sondern nur in gelegentlich besuchten Städten.
gruppen sowie für Männer und Frauen relativ ähnlich
(Abbildung 51).
Abbildung 51
Kap 10, Abb 1
Personen
täglich bzw. fast täglich an 1-3 Tagen pro Woche an 1-3 Tagen pro Monat seltener als monatlich nie bzw. fast nie
Carsharing-Mitglieder gesamt 6 27 44 22
Alter
18 bis 29 Jahre 5 28 45 22
30 bis 39 Jahre 7 28 41 24
40 bis 49 Jahre 6 28 46 21
50 bis 59 Jahre 6 26 44 24
Geschlecht
männlich 7 29 43 21
weiblich 4 26 45 25
Pkw-Besitz
Kein Pkw im Haushalt 1 9 34 42 15
Pkw im Haushalt 4 21 46 29
Raumtyp
Metropole 6 30 44 20
Stadtregion
zentrale Stadt 4 27 42 26
ländliche Region
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Personen mit Carsharing-Mitgliedschaft, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews; Abweichungen an 100%: Rundungsdifferenzen
Abbildung 52
Kap 10, Abb 2
Personen
Carsharing-Nutzung 1 2
mindestens monatlich
Carsharing-Nutzung 3 3
seltener als monatlich
keine Carsharing- 66 26
Mitgliedschaft
Angaben in Prozent; Erwachsene Personen aus Metropolen, Regiopolen und Großstädten mit Angaben zur Carsharing-Mitgliedschaft, nur CATI/ CAWI, ohne
Stellvertreterinterviews
Unter erwachsenen Großstädtern sind Auch Nutzer setzen Carsharing nur für sehr
drei Prozent regelmäßige Carsharing-Nutzer wenige ihrer Wege ein
Ein Großteil der erwachsenen Großstadtbevölkerung Im Hinblick auf den Anteil am Verkehrsaufkommen
gehört zum Kundenpotenzial des Carsharing, da hier oder der Verkehrsleistung ist Carsharing in Deutsch-
in der Nähe des Wohnortes häufig ein Carsharing-An- land nicht relevant. Unter einem Promille der Wege in
gebot vorhanden ist. Allerdings leben 70 Prozent die- Deutschland werden mit Carsharing-Fahrzeugen zu-
ses Kundenpotenzials in einem Haushalt mit Pkw, so rückgelegt und ungefähr zwei Promille der Personen-
dass bei diesen Personen bereits weniger Anlass zum verkehrsleistung entfallen auf diese Fahrzeuge. Auch
Carsharing gegeben ist. 30 Prozent der erwachsenen die kleine Gruppe der regelmäßigen großstädtischen
Großstädter leben in einem Haushalt ohne Pkw. Aber Carsharing-Nutzer setzt Carsharing nur bei einem
auch davon ist nur jede sechste Person Mitglied bei sehr geringen Teil der Wege ein. Haben Personen aus
einem Carsharing-Unternehmen und nur jeder Fünf- dieser Gruppe kein eigenes Auto, dann nutzen sie
zehnte nutzt das Angebot mindestens einmal im Mo- Carsharing auf etwa vier Prozent ihrer Wege. Ist ein
nat. Insgesamt nutzen drei Prozent der erwachsenen eigenes Auto vorhanden, wird Carsharing auf etwa
Großstädter Carsharing monatlich (Abbildung 52). einem von hundert Wegen eingesetzt. Zusammenge-
fasst kann festgestellt werden: Carsharing ist auch bei
Nutzern im Modal-Split kaum sichtbar.
Abbildung 53
Kap 10; Abb 3
Personen
CAR SHARING
Carsharing-Nutzung
mindestens monatlich 19 16 39 5 20
Carsharing-Nutzung
Pkw vorhanden seltener als monatlich 21 16 40 6 17
keine Carsharing-Mitgliedschaft 21 11 50 8 10
Carsharing-Nutzung
mindestens monatlich 26 31 9 3 26 4
Carsharing-Nutzung
kein Pkw vorhanden 27 28 8 6 31
seltener als monatlich
keine Carsharing-Mitgliedschaft 32 20 8 6 35
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Erwachsene Personen aus Metropolen, Regiopolen und Großstädten mit Angaben zur Carsharing-Mitgliedschaft, nur CATI/ CAWI, ohne
Stellvertreterinterviews; Abweichungen von 100%: Rundungsdifferenzen
insgesamt geringeren MIV-Anteil auf als Pkw-Be- werden können. Zum anderen zeigen die folgenden
sitzer ohne Carsharing-Mitgliedschaft. Andererseits Auswertungen in der Tat, dass Carsharing-Fahrzeuge
sind bei Personen aus Haushalten ohne Pkw der für bestimmte Einsatzfelder bevorzugt genutzt wer-
Auto-Anteil und der Fahrrad-Anteil höher, wenn sie den, was die These, Carsharing Fahrzeuge könnten
Carsharing-Mitglieder oder regelmäßige Nutzer sind. Privat-Pkw ersetzen, durchaus stützt.
Für diese Unterschiede im Modal-Split zwischen
Carsharern und Nicht-Carsharern können sozioöko-
nomische Faktoren oder das Verkehrsangebot am
Wohnort relevant sein.
Abbildung 54
Kap 10, Abb 4
Wege
Anteil Carsharing-Wege an den Wegen der Carsharing-Nutzer mit mindestens monatlicher Nutzung
Anteil Carsharing an allen Wegen Anteil Carsharing an Wegen mit motorisierten Verkehrsmitteln
Entfernung
0 bis unter 2 km
2
13
2 bis unter 4 km
2
5
4 bis unter 8 km
4
5
8 bis unter 15 km
4
5
15 bis unter 30 km
7
8
30 km und mehr
6
7
Wegezweck
Arbeit
3
6
dienstlich
2
3
Ausbildung
Einkauf
4
14
Erledigung
4
9
Freizeit
3
7
Begleitung
3
6
Angaben in Prozent; Personen mit Carsharing-Mitgliedschaft und mindestens monatlicher Nutzung von Carsharing, nur CATI/ CAWI, ohne
Stellvertreterinterviews
11 Fahrradverkehr:
teilweise elektrisch unterstützt
In den letzten Jahren lag viel Aufmerksamkeit auf dem Fast auf jeden Einwohner kommt ein Fahrrad,
Radverkehr, insbesondere im Hinblick auf seine Be- aber nur auf jeden zwanzigsten ein Pedelec
deutung als Teil der urbanen Mobilität. Auf der emis-
sionsfreien und platzsparenden Fahrradmobilität, die In Deutschland gibt es über 72 Millionen Fahrrä-
Bewegung und damit Gesundheit fördert, liegen nach der, das heißt, auf nahezu jeden Einwohner kommt
wie vor große Hoffnungen für die Umgestaltung des ein Fahrrad. Hinzu kommen mittlerweile über vier
Verkehrs in Städten. Zudem hat der Radverkehr durch Millionen Pedelecs, so dass etwa einer von zwanzig
das Aufkommen von Pedelecs (Sammelbegriff für alle Einwohnern über ein Pedelec verfügt. Die Anzahl
elektrisch unterstützten Fahrräder) in den letzten Jah- Fahrräder pro Einwohner ist in allen Raumtypen in
ren neue Impulse erhalten. Analysen zur Ausstattung etwa ähnlich. Deutliche Unterschiede zwischen den
von Haushalten mit Fahrrädern und Pedelecs sowie zu Raumtypen gibt es hingegen bei den Pedelecs: Wäh-
deren Nutzergruppen und Einsatzfelder, wie sie die- rend in den Metropolen nur ca. 20 Pedelecs auf 1.000
ses Kapitel darstellt, liefern eine wichtige Bestands- Einwohner kommen, sind dies in kleinstädtischen
aufnahme zur aktuellen Situation des Radverkehrs. und ländlichen Bereichen dreimal so viele (Abbildung
Weitergehende Analysen zum Status quo und zur 55). Pedelecs sind somit – im Gegensatz zu vielen an-
Entwicklung des Radverkehrs werden Gegenstand deren Innovationen und neuen Angeboten im Ver-
eines gesonderten Berichtes. kehr in den letzten Jahren – kein Metropolentrend.
Abbildung 55
Kap 11, Abb 1
Haushalte
Deutschland 51 880
Raumtyp
Metropole 23 907
Stadtregion
Stattdessen findet der Trend zum Pedelec vor allem höchsten (39 Prozent), aber nur wenig höher als in
außerhalb der Metropolen statt, also dort, wo über vier den Metropolen (38 Prozent). Außerdem ist der Nut-
Fünftel der Bevölkerung leben. Damit hat das Pedelec zeranteil unter Männern (37 Prozent) geringfügig hö-
das Potenzial, den Verkehr wesentlich nachhaltiger zu her als unter Frauen (33 Prozent). Zusammenfassend
prägen, als mancher Trend, der auf die Kernbereiche bestätigen diese Befunde jedoch die Regel, dass etwa
großer Städte begrenzt ist. ein Drittel der Bevölkerung regelmäßig Fahrrad fährt
und dies in allen Altersklassen und Raumtypen.
Ein Drittel der Bevölkerung nutzt das Fahrrad
regelmäßig, ein Drittel nie Deutliche Unterschiede in der Fahrradverkehrs-
leistung pro Person in Stadt und Land
Ein gutes Drittel der Bevölkerung sind regelmäßige
Fahrradnutzer, die mindestens einmal in der Woche Im Vergleich zu den in etwa ähnlichen Anteilen regel-
das Fahrrad nutzen. Ein knappes Drittel sind Gelegen- mäßiger Fahrradnutzer unterscheiden sich die Anteile
heitsnutzer, die das Fahrrad seltener als wöchentlich der Fahrradnutzer am Stichtag (Tabelle 14) sowie die
nutzen. Ein verbleibendes gutes Drittel nutzt das Fahr- Fahrradkilometer pro Person am Stichtag (Abbildung
rad so gut wie nie. Abbildung 56 zeigt, dass sich die 57) für verschiedene Personengruppen sehr viel deut-
Anteile der regelmäßigen Fahrradnutzer nicht gra- licher. Im Hinblick auf die Altersklassen ist festzustel-
vierend nach Raumtyp, Alter und Geschlecht unter- len, dass die sehr Jungen (Kinder unter zehn Jahre)
scheiden. Lediglich bei Kindern unter zehn Jahren, von und eher Älteren (Senioren über 70 Jahre) von den
denen fast die Hälfte das Fahrrad mindestens einmal anderen Altersklassen leicht abweichen: Während
in der Woche nutzt, fällt der Nutzeranteil deutlich für diese beiden Altersgruppen die Nutzeranteile eher
höher aus. Zu beobachten ist zudem, dass die Nut- hoch ausfallen, sind die Fahrradkilometer pro Person
zeranteile in den Städten etwas höher ausfallen als eher gering. In den mittlere Altersklassen fallen die
in dörflichen Umfeldern. Im Hinblick auf den Raum- Verhältnisse anders aus: Diejenigen, die Fahrrad fah-
typ ist der Anteil der regelmäßigen Fahrradnutzer in ren, nutzen das Rad deutlich intensiver als Kinder und
den zentralen Städten der ländlichen Regionen am ältere Senioren. Im Hinblick auf die Fahrradverkehrs-
leistung nach Geschlecht zeigt sich dasselbe Bild wie
Abbildung 56
bei den Nutzeranteilen: Männer legen pro Kopf und
Kap 11, Abb 2
Tag etwas mehr Kilometer mit dem Fahrrad zurück
Personen
Gesamt 13 1 9 16
Alter
0 bis 9 Jahre 15 <0,5 4 6
10 bis 19 Jahre 21 <0,5 8 12
20 bis 29 Jahre 12 <0,5 11 11
30 bis 39 Jahre 13 <0,5 11 15
40 bis 49 Jahre 14 1 11 18
50 bis 59 Jahre 12 1 11 17
60 bis 69 Jahre 12 2 10 17
70 bis 79 Jahre 10 2 9 16
80 Jahre und älter 6 1 7 13
Geschlecht
männlich 14 <0,5 11 18
weiblich 12 1 8 14
Raumtyp
Stadtregion
Metropole 17 1 10 17
Regiopole und Großstadt 16 1 10 18
Mittelstadt, städtischer Raum 12 <0,5 9 17
kleinstädtischer, dörflicher Raum 10 1 9 13
ländliche Region
zentrale Stadt 16 1 10 13
Mittelstadt, städtischer Raum 11 1 9 15
kleinstädtischer, dörflicher Raum 9 1 8 15
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Die Pedelec-Nutzung ist besonders unter den sonst stark im Fokus stehenden jungen, urbanen
Senioren und auf dem Land verbreitet Menschen stattfindet, sondern eher bei Senioren und
auf dem Land.
Abbildung 58 stellt untergliedert nach Nutzergrup-
pen dar, welcher Anteil des Radverkehrsaufkommens Gleichzeitig bleibt aber festzuhalten, dass der Anteil
bereits mit Pedelecs zurückgelegt wird. Insgesamt Personen, die am Stichtag auf das Pedelec steigen, in
wird jeder zwanzigste Fahrradweg mit elektrischer allen Altersklassen und Gebietstypen sehr gering ist
Unterstützung durchgeführt. Dabei gibt es deutliche (Tabelle 14 ). Wer jedoch am Stichtag das Pedelec nutzt
Unterschiede zwischen den verschiedenen Alters- legt damit im Mittel pro Tag fast doppelt so viele Kilo-
klassen: Während Pedelecs bei den unter 30-Jährigen meter zurück wie Nutzer konventioneller Fahrräder.
praktisch keine Rolle spielen, werden gut zwölf Pro-
zent der Fahrradwege von Senioren über 60 Jahren Pedelecs werden verstärkt für lange und dienst-
elektrisch unterstützt. Auch mit Blick auf die Raum- liche Wege eingesetzt
typen der Wohnorte der Fahrradfahrer gibt es – analog
zur oben gezeigten Ausstattung mit Pedelecs – deut- Im Jahr 2017 wurden bereits über fünf Prozent der
liche Unterschiede bei der Pedelec-Nutzung: Gerade Fahrradwege mit elektrischer Unterstützung durch-
dort, wo die Fahrradnutzung pro Person und Tag eher geführt. Erwartungsgemäß wurden vor allem lange
gering ausfällt (kleine Städte und Dörfer, Abbildung Wege mit dem Pedelec durchgeführt. Bei Fahrrad-
57) sind die Pedelec-Anteile hoch. Dies bestätigt das wegen über 15 Kilometern liegt der Anteil des Pede-
Bild eines Mobilitätstrends, der nicht verstärkt bei lec bei 15 Prozent und damit dreimal höher als der
Abbildung 57
Kap 11, Abb 3
Personen
Anteile regelmäßiger Fahrradnutzer und Fahrradkilometer pro Person nach Raumtyp, Alter und Geschlecht
Deutschland 35 1,4
Raumtyp
Metropole 38 1,7
Stadtregion
39
ländliche Region
Alter
0 bis 9 Jahre 49
0,7
10 bis 19 Jahre 34 1,6
Geschlecht
männlich 37 1,6
weiblich 33 1,1
Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre; Anteil: Personen mit mindestens wöchentlicher Fahrradnutzung; *Angaben in Kilometer, alle Personen
Abbildung 58
Kap 11, Abb. 5
Wege
Anteil des Pedelecs an den Fahrradwegen nach Alter, Geschlecht und Raumtyp
Deutschland 5
Alter
0 bis 29 Jahre 1
30 bis 39 Jahre 2
40 bis 49 Jahre 5
50 bis 59 Jahre 8
60 Jahre und älter 13
Geschlecht
männlich 6
weiblich 5
Raumtyp
Metropole 2
Stadtregion
Angaben in Prozent; alle Wege; Anteile der Wege mit Pedelec an allen Fahrradwegen
Durchschnitt. Bei den Zwecken ist besonders auffällig, Ein Drittel aller Radfahrer und fast alle Kinder
dass viele dienstliche Fahrradwege mit elektrischer tragen so gut wie immer einen Helm
Unterstützung durchgeführt werden (elf Prozent). Im
Ausbildungsverkehr spielen Pedelecs hingegen keine Abbildung 61 zeigt die Helmtragequoten für Fahrrad-
Rolle, entsprechend des geringen Pedelec-Anteils bei fahrer nach Alter. Personen, die nie Fahrrad fahren,
jungen Menschen. Für die anderen Wegzwecke ist der sind bei dieser Auswertung ausgeschlossen. Etwa die
Pedelec-Einsatz eher durchschnittlich (Abbildung 59). Hälfte aller Radfahrer trägt nie einen Helm, 16 Pro-
zent tragen ihn gelegentlich, das restliche Drittel gibt
Die große Mehrheit der Fahrradnutzer verfügt an, so gut wie immer einen Helm zu tragen. Unter
über einen einfachen sicheren Abstellplatz Kindern, bei denen ein besonderer Schwerpunkt für
zuhause die Etablierung von Helmtragegewohnheiten liegt,
sind die Tragequoten mit 95 Prozent sehr hoch. Je-
Ein Mangel an Sicherheit beim Abstellen von Fahr- doch sinkt der Anteil mit dem Alter und schon unter
rädern ist ein Hemmnis bei der Fahrradnutzung. Im Jugendlichen trägt nur etwa die Hälfte der Radfahrer
Hinblick auf die Fahrradsicherung zuhause hat die noch einen Helm. Junge Erwachsene weisen sogar
große Mehrheit aller Fahrradnutzer kein Problem: mit nur 20 Prozent die geringste Helmtragequote
Für über 90 Prozent ist die Fahrradsicherung zuhause aller Altersgruppen auf. Mittlere Altersklassen haben
einfach oder sehr einfach. In den Metropolen hin- etwa durchschnittliche Helmtragequoten, die aber
gegen haben nur 83 Prozent kein Problem mit der mit weiter zunehmendem Alter wieder absinken. Im
Fahrradsicherung. Auch für die Mehrheit der Mieter Hinblick auf die zunehmende Nutzung von Pedelecs
(86 Prozent) ist die Fahrradsicherung zuhause einfach. unter Senioren und die damit verbundenen höheren
Erwartungsgemäß ist bei Eigentümern der Anteil, der Geschwindigkeiten bleibt die Entwicklung der Helm-
keine Probleme mit der Radsicherung hat, noch größer tragequoten in dieser Altersklasse zu beobachten.
(96 Prozent) (Abbildung 60).
Abbildung 59
Kap 11, Abb. 6_2
Wege
Fahrradanteil
(inkl. Pedelec)
11
Deutschland
an allen Wegen 5
Abbildung 60
Kap 11, Abb 8
Personen
sehr einfach
Deutschland 74 17 6 2
einfach
weder noch
Wohnen zur Miete 65 21 9 32
schwierig
Wohnen im Eigentum 83 13 3
sehr schwierig
Raumtyp
Metropole 58 25 12 42
Stadtregion
zentrale Stadt 75 17 52
Abbildung 61
Kap 11, Abb 9
Personen
(fast) immer
Deutschland 34 16 51
gelegentlich
nie Alter
0 bis 9 Jahre 95 32
10 bis 19 Jahre 45 18 37
20 bis 29 Jahre 20 17 64
30 bis 39 Jahre 32 16 52
40 bis 49 Jahre 32 17 52
50 bis 59 Jahre 28 16 57
60 bis 69 Jahre 29 17 54
70 bis 79 Jahre 26 16 58
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Personen ab 0 Jahre, Modul Nahmobilität und Radverkehr, nur CATI/ CAWI, inkl. Stellvertreterinterviews; Abweichungen von 100%:
Rundungsdifferenzen
In den Bundesländern, in denen viel Fahrrad Eine mögliche Erklärung für diesen Zusammenhang
gefahren wird, sind die Helmtragequoten eher ist, dass die Menge der Radfahrer mit der gefühlten
gering Sicherheit beim Radfahren zusammenhängt. Mit die-
ser könnte jedoch gleichzeitig der empfundene Druck,
Die Helmtragequoten unter den Fahrradfahrern sind einen Helm zu tragen, abnehmen.
regional in Deutschland sehr verschieden und variie-
ren zwischen 20 Prozent in Bremen oder Brandenburg
und bis zu 60 Prozent im Saarland. Abbildung 62 zeigt
die Bundesländer nach Anteil ständiger Helmträger
unter den Radfahrern, aufgetragen über dem Anteil
der Bevölkerung, der regelmäßig Fahrrad fährt. Auf-
fällig ist, dass in denjenigen Bundesländern, in denen
viel Fahrrad gefahren wird, der Anteil der Helmträger
eher gering ausfällt. Dieses Muster bleibt auch erhal-
ten, wenn man das Saarland, das im Hinblick auf die
Radnutzung eine Ausnahme am unteren Rand dar-
stellt, sowie die Stadtstaaten von der Betrachtung
ausnimmt. Auch für die drei Stadtstaaten Berlin, Ham-
burg und Bremen gilt, dass der Helmträgeranteil mit
dem Anteil der Radfahrer eher abnimmt.
Abbildung 62
Kap 11, Abb 10
Personen
75
Saarland
50
Hessen Baden-Württemberg
Rheinland-Pfalz Nordrhein-Westfalen
Sachsen Bayern
Thüringen Hamburg
25 Berlin
Schleswig-Holstein Bremen
Sachsen-Anhalt Niedersachsen
Mecklenburg-Vorpommern
Brandenburg
0
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre, Modul Nahmobilität und Radverkehr, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews
12 Gesundheitsbedingte Einschränkun-
gen: Einfluss auf die Mobilität einer
alternden Gesellschaft
Unter der Vielzahl von Einflussfaktoren auf die per- sich mit der Häufigkeit von gesundheitsbedingten
sönliche Mobilität ist der Gesundheitszustand von Mobilitätseinschränkungen und deren Auswirkungen
herausragender Bedeutung. Gesundheitliche Fakto- auf die Mobilität.
ren beeinflussen das Ausmaß von Aktivität und Mo-
bilität, da sie Auswirkungen auf die Beteiligung am Ab einem Alter von 50 Jahren nehmen gesund-
Erwerbsleben und an sozialen Aktivitäten wie Sport heitsbedingte Mobilitätseinschränkungen stark
oder Vereinsleben haben. Darüber hinaus kann der zu
Gesundheitszustand erhebliche Auswirkungen auf
die Art und Weise der Mobilität haben, insbesonde- Insgesamt sind 13 Prozent der Bevölkerung von ge-
re bei der Verkehrsmittelnutzung. Je nach gesund- sundheitlichen Einschränkungen betroffen. Etwas
heitlicher Einschränkung kann etwa das Auto ein mehr als die Hälfte davon (sieben Prozent der Gesamt-
besonders geeignetes Verkehrsmittel sein, etwa bei bevölkerung) hat es mit gesundheitlichen Einschrän-
Schwierigkeiten zu Fuß zu gehen. Bei Sehbehinderun- kungen zu tun, die die Mobilität beeinträchtigen. Der
gen wiederum kommt das Auto als Fahrer für eine Anteil der Personen mit gesundheitlichen Einschrän-
Person oft nicht in Frage. Dieses Kapitel beschäftigt kungen wächst stark mit dem Alter. Während bis zum
Abbildung 63
Kap 12, Abb 1
Personen
gesundheitlich
eingeschränkt ohne
Mobilitätseinschränkungen 9
durch gesundheitliche
Einschränkungen
in der Mobilität
beeinträchtig 15
8
12 45
12 9 31
9 7
20
6 16
4 4 11 12
5 4 4 7 8
2 2 3 2 4 4
1 1 1
Geschlecht
Alter in Jahren 0 bis 9 10 bis 19 20 bis 29 30 bis 39 40 bis 49 50 bis 59 60 bis 69 70 bis 79 80 +
Angaben in Prozent; Personen ab 0 Jahre, Modul persönliche Mobilitätsmerkmale, nur CATI/ CAWI, inkl. Stellvertreterinterviews
Alter von 50 Jahren weniger als jede zehnte Person Der deutliche Zusammenhang zwischen dem Alter
von gesundheitlichen Einschränkungen betroffen ist, und den gesundheitlichen Mobilitätseinschränkun-
nehmen diese mit höherem Alter deutlich zu (Abbil- gen ist von großer Bedeutung für die Mobilität einer
dung 63). Im Alter zwischen 60 und 70 ist etwa jeder alternden Gesellschaft. Möglicherweise verschiebt
Fünfte betroffen, unter den über 80-Jährigen sogar sich in den nächsten Jahrzehnten, etwa vor dem Hin-
etwa die Hälfte. Bis zum Alter von 70 Jahren ist der tergrund des medizinischen Fortschritts, das Eintreten
Anteil von Männern, die es mit gesundheitlichen Ein- von Mobilitätseinschränkungen weiter in das hohe
schränkungen zu tun haben höher als jener von Frau- Alter. Dennoch dürfte der Zusammenhang von Altern
en. Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil unter und Mobilitätseinschränkungen erhalten bleiben und
den Frauen jedoch stärker an, so dass bei den über auch die Größenordnung des Anteils Betroffener dürf-
70-Jährigen mehr Frauen als Männer betroffen sind. te sich nur langsam ändern. Aus diesem Grund sollten
alters- und gesundheitsbedingte Mobilitätseinschrän-
Tabelle 15 zeigt, welche Art gesundheitlicher Ein- kungen bei Verkehrsprognosen für eine alternde Ge-
schränkungen die betroffenen Personen haben. Ein sellschaft berücksichtigt werden, da sie vielschichtige
gutes Drittel der Einschränkungen ist auf eine Geh- Auswirkungen auf die Mobilität haben.
behinderung zurückzuführen. Mit dieser Art der
Behinderung ist nach Angaben der Betroffenen in Über anderthalb Millionen Menschen leben in
27 Prozent der Fälle eine Mobilitätseinschränkung Deutschland allein aus gesundheitlichen
verbunden. Einen deutlich geringeren Anteil der ge- Gründen ohne Auto
sundheitlichen Einschränkungen machen mit 13 Pro-
zent die Sehbehinderungen aus, die jedoch für über Die Gesundheit ist von entscheidendem Einfluss auf
die Hälfte der Betroffenen (53 Prozent) mit einer Mo- den Pkw-Besitz in Haushalten. In der MiD 2017 wur-
bilitätseinschränkung einhergehen. In weiteren zwei den Haushalte ohne Auto nach den Gründen für die
Dritteln der Fälle geht die gesundheitliche Einschrän- Autolosigkeit befragt. Tabelle 16 zeigt den Anteil von
kung auf eine andere Ursache zurück. Auch in diesen Personen ohne Auto im Haushalt, bei denen allein ge-
Fällen hat dies für etwa die Hälfte der Betroffenen sundheitliche Gründe dafür ausschlaggebend waren.
Mobilitätseinschränkungen zur Folge. Das bedeutet, dass in diesen Fällen keine weiteren
Gründe für die Autolosigkeit angegeben wurden.
Tabelle 15 Personen mit gesundheitlichen
Einschränkungen sowie Insgesamt leben etwa elf Millionen Bürger in Haus-
Auswirkungen auf die Mobilität halten ohne Auto. Bei 15 Prozent davon sind gesund-
heitliche Gründe hierfür entscheidend. Während bei
davon:
Personen unter 60 gesundheitliche Gründe kaum eine
Anteil mit
Mobilitätsein-
Rolle spielen, ist die Gesundheit bei den Personen über
Anteil Personen mit… schränkungen 80 Jahren in der Hälfte der Fälle der ausschlaggebende
Personen* % % Faktor. Ab dem Alter von etwa 70 Jahren ist die Ge-
...Gehbehinderung 36 27 sundheit ein sehr entscheidender Grund dafür, kein
...Sehbehinderung 13 53
Auto zu besitzen. Insgesamt leben etwa 1,6 Millio-
nen Menschen in Deutschland aus gesundheitlichen
...anderer Einschränkung 66 51
*Personen ab 0 Jahre, Modul persönliche Mobilitätsmerkmale,
Gründen ohne Auto. Wegen des zunehmenden Anteils
nur CATI/ CAWI, inkl. Stellvertreterinterviews älterer Menschen dürfte diese Anzahl in den nächsten
Mehrfachnennungen möglich Jahren weiter ansteigen, sofern der Zusammenhang
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017 zwischen Gesundheit und Auto-Besitz erhalten bleibt.
Insgesamt ist bis zum Alter von etwa 40 Jahren nur Hieraus sind entscheidende Schlussfolgerungen
eine Minderheit (ca. 25 Prozent bis 35 Prozent) der für die weitere Entwicklung und die Prognose von
gesundheitlich Beeinträchtigten auch von Mobilitäts- Pkw-Besitz und Pkw-Bestand in einer alternden Ge-
einschränkungen betroffen. In höheren Altersklassen sellschaft wie Deutschland zu ziehen. Unter den
ist dies die Mehrheit. Für die Altersgruppe 70 und momentanen Rahmenbedingungen ist davon aus-
älter gehen für etwa zwei Drittel bis drei Viertel der zugehen, dass gesundheitliche Gründe auch in den
Betroffenen die gesundheitlichen Einschränkungen nächsten Jahren dazu beitragen werden, dass ehe-
auch mit Mobilitätseinschränkungen einher. malige Autofahrer im Alter das Autofahren einstellen
werden. So werden beispielsweise die heute (im Jahr
2017) 65-Jährigen im Jahr 2027 als 75-Jährige aller Vo- Haushalten ohne Auto. Insbesondere für sehbehinder-
raussicht nach nicht mehr dieselbe Pkw-Besitz-Quote te Senioren, von denen knapp die Hälfte ohne Auto
wie zehn Jahre zuvor haben. Einige von ihnen werden lebt, ist dies auffällig. Bei denjenigen Mobilitätseinge-
aus gesundheitlichen Gründen gezwungen sein, den schränkten, die in einem Haushalt mit Pkw leben, ist
Pkw aufzugeben. Pkw-Bestands-Prognosemodelle, zudem zu bedenken, dass andere Haushaltsmitglieder
die auf Kohorteneffekten aufbauen, ohne gesundheit- die Hauptnutzer des Pkw als Fahrer sein können.
liche Einschränkungen zu berücksichtigen, überschät-
zen somit zunächst die Motorisierung der älteren Mobilitätseinschränkungen schlagen sich aber nicht
Menschen. nur im Pkw-Besitz nieder. Auch die Verkehrsleistung,
als zentraler Indikator für die Mobilität von Men-
Andererseits könnte sich diese Entwicklung durch den schen ist von gesundheitlichen Einschränkungen be-
technischen Fortschritt im Zuge der Fahrzeugauto- einflusst. Tabelle 17 verdeutlicht, dass die Kilometer
matisierung maßgeblich ändern. Fahrzeugautomati- pro Person und Tag für Senioren mit Mobilitätsein-
sierung könnte es ermöglichen, dass gesundheitliche schränkungen deutlich unter dem Durchschnitt aller
Einschränkungen kein Hindernis bei der Nutzung von Senioren liegen. Tabelle 17 deutet aber auch an, dass
Fahrzeugen mehr sind. Unter solchen Rahmenbedin- der Pkw solchen Menschen mit gesundheitlichen Pro-
gungen würde bereits heute vermutlich ein Großteil blemen, die den Pkw weiterhin nutzen können, hilft,
der über anderthalb Millionen Menschen, die aus ge- trotz der Einschränkungen mobil zu bleiben:
sundheitlichen Gründen ohne Auto leben, ein Auto
besitzen. Damit könnte der Pkw-Bestand der Zukunft ʯʯ Für mobilitätseingeschränkte Senioren ohne Pkw
mit heutigen Modellannahmen auch deutlich unter- liegt die Verkehrsleistung bei nur 43 bis 45 Prozent
schätzt sein. des Durchschnitts aller Senioren ohne Pkw.
= im Vergleich zum Durchschnitt aller Senioren mit bzw. ohne Pkw auffallend hoher Wert
= im Vergleich zum Durchschnitt aller Senioren mit bzw. ohne Pkw auffallend geringer Wert
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Berufsbedingte Mobilität ist nach wie vor prägend im Rahmen der Berufsausübung deutlich weniger
für das Verkehrsgeschehen. Zum einen geht ein als die Hälfte der beruflichen Mobilität aus. Bei den
großer Teil der Verkehrs- und Fahrleistung auf die geringfügig Beschäftigten hingegen ist sie ebenfalls
Erwerbstätigkeit zurück. Zum anderen konzentriert gleichbedeutend mit dem Pendeln, was damit zu tun
sich ein maßgeblicher Anteil dieser Verkehrsnach- haben kann, dass Zeitungs- oder Briefzusteller viel-
frage räumlich und zeitlich, so dass viele Überlas- fach in diese Kategorie fallen.
tungserscheinungen im Verkehrssystem auf die
berufliche Mobilität zurückgehen. Für Berufstätige Je höher das Einkommen und der Bildungs-
macht die berufsbedingte Mobilität über die Hälf- abschluss, desto länger ist der Weg zur Arbeit
te ihrer gesamten wöchentlichen Verkehrsleistung
aus. Der berufsbedingte Verkehr von Erwerbstätigen, Die mittlere Länge von Wegen, die direkt von zuhau-
die ihren Arbeitsplatz aufsuchen und wieder nach se zum Arbeitsplatz führen oder umgekehrt, beträgt
Hause zurückkehren, wird im Folgenden vereinfacht knapp 16 Kilometer. Diese Entfernung dürfte der
als Pendeln bezeichnet. Hinzu kommt die Mobilität mittleren Pendelweglänge in Deutschland sehr nahe
während der Ausübung des Berufs. Diese wurde in kommen. Auffällig sind die deutlichen Unterschiede
der MiD 2017 in dienstliche Wege einerseits und re- im Hinblick auf die Arbeitsweglänge zwischen den
gelmäßige berufliche Wege (rbW) andererseits unter- unterschiedlichen Raumtypen. In den Metropolen,
gliedert. Zu letzteren gehören die beruflichen Wege Regiopolen und zentralen Städten ländlicher Regio-
von Paketzustellern, Taxifahrern oder Pflegedienst- nen sind die Pendelweglängen am geringsten, in den
mitarbeitern. Es sind aber auch berufsbedingte Wege Kleinstädten und Dörfern fallen sie am größten aus
denkbar, bei denen die Einordnung in Pendeln, dienst- (Abbildung 65). Insgesamt ist für die Pendelweglän-
lich oder rbW nicht eindeutig ist, etwa bei zuhause ge eher die Größe der Wohnortgemeinde ausschlag-
beginnenden Baustellenfahrten von Handwerkern. gebend (je größer die Gemeinde, desto kürzer der
Da den Befragten der Erhebung die Einordnung ihrer Arbeitsweg) als der Raumtyp der umgebenden Region.
Wege selbst überlassen ist, sind die Grenzen zwischen
diesen Kategorien als fließend zu verstehen. Zudem Die Pendelweglänge steigt mit dem Umfang der
ist anzumerken, dass bei allen Auswertungen zu rbW Erwerbstätigkeit. Dies ist verständlich, da es übli-
Stellvertreterinterviews nicht berücksichtigt wurden, cherweise keinen Sinn ergibt, für geringe Beschäfti-
da bei diesen die rbW nicht abgefragt wurden. gungsumfänge lange Pendelwege auf sich zu nehmen.
Allerdings werden für Nebentätigkeiten, Praktika oder
Die Hälfte der berufsbedingten Mobilität sind Berufstätigkeit im Rahmen der Ausbildung längere
Dienstwege und regelmäßige berufliche Wege Pendelwege in Kauf genommen.
Wie Abbildung 64 zeigt entfallen an Werktagen etwa Mit Blick auf die Diskussion um die sozialen Betrof-
zwei Drittel der Gesamtverkehrsleistung von Be- fenheiten durch Preise im Verkehr ist das Ergebnis
rufstätigen auf die berufsbedingte Mobilität. Davon wichtig, dass Pendelweglängen mit dem ökonomi-
wiederum geht nur etwa die Hälfte auf das Konto schen Status des Haushalts, der im Wesentlichen das
der Wege zwischen Arbeitsplatz und zuhause. Die Pro-Kopf-Einkommen widerspiegelt, steigen. Berufs-
andere Hälfte der berufsbedingten Verkehrsleistung tätige mit akademischem Abschluss haben im Mittel
entfällt auf Wege oder Reisen im Rahmen der Aus- die längsten Pendelwege. Antrieb für längere Pen-
übung des Berufs. Dabei machen die regelmäßigen delwege könnte auch sein, dass es für Doppel- oder
beruflichen Wege einen etwas größeren Teil aus. Bei Mehrfachverdienerhaushalte schwieriger ist, einen
den Teilzeit-Berufstätigen, Nebenberuflichen, Prakti- Wohnort in der Nähe mehrerer Arbeitsplätze zu wäh-
kanten und den Auszubildenden macht die Mobilität len. Die Ergebnisse in Abbildung 65 zeigen zwar etwas
Abbildung 64
Kap 13, Abb 1
Personen
Pendeln
Dienstlich
alle Berufstätigen 21 7 13 18
Verkehr gesamt 59
regelmäßige
berufliche Wege
davon: Berufsverkehr 41
Privater Verkehr
Vollzeit berufstätig 24 9 16 17
Teilzeit berufstätig
(18h bis unter 35h pro Woche) 15 2 4 20
geringfügig berufstätig
(11h bis unter 18h pro Woche) 7 2 4 21
Nebentätigkeit, Praktikum 7 2 22
Auszubildende(r) 12 2 6 24
Angabe in Kilometer; alle berufstätigen Personen, Verkehrsleistung an Werktagen (Montag bis Freitag)
längere Pendelwege für Berufstätige aus Haushalten Fast ein Fünftel der Berufstätigen ohne Abitur
mit mehreren Erwerbstätigen; der Unterschied zu macht regelmäßige berufliche Wege
Haushalten mit nur einem Erwerbstätigen ist jedoch
gering, so dass hier tiefergehende Analysen zu den 16 Prozent der Berufstätigen führen an einem Werk-
Wirkungszusammenhängen angezeigt sind. tag regelmäßige berufliche Wege durch. Der Anteil
derjenigen mit solchen berufsbedingten Wegen ist
Akademiker und hohe Einkommensschichten unter Vollzeiterwerbstätigen (18 Prozent), Personen
machen mehr und längere Dienstreisen aus Haushalten mit niedrigem bis mittlerem öko-
nomischem Status (17 Prozent) und Personen ohne
An einem mittleren Werktag führt etwa ein Zehn- Abitur (18 Prozent) besonders hoch (Abbildung 67).
tel der Berufstätigen einen dienstlichen Weg durch. Allerdings gilt auch hier, dass regelmäßige berufliche
Im Mittel werden an einem Tag mit einem solchen Wege nicht ausschließlich von diesen Personengrup-
Dienstweg 80 Kilometer erbracht. Dabei steigt der pen durchgeführt werden, sondern dass sie lediglich
Anteil der Personen mit dienstlichen Wegen mit bei den regelmäßigen beruflichen Wegen stärker ver-
dem Einkommen. Damit ist die Wahrscheinlichkeit treten sind.
eines dienstlichen Weges an einem Werktag für
Akademiker höher als für Berufstätige ohne Hoch-
schulabschluss. Zudem sind Dienstwege mit mehr
Verkehrsleistung verbunden, je höher das Einkom-
men und der Bildungsabschluss sind (Abbildung 66).
Dienstwege werden jedoch nicht ausschließlich von
diesen Personengruppen durchgeführt, einkommens-
starke Akademiker prägen lediglich die dienstwege-
bedingte Verkehrsleistung stärker.
Abbildung 65
Kap 13, Abb 2
Wege
Mittlere Entfernung von Wegen mit dem Zweck Arbeit nach Raumtyp, Haushalts- und Personenmerkmalen
alle Berufstätigen 16
Raumtyp
Metropole 13
Stadtregion
zentrale Stadt 14
Umfang Erwerbstätigkeit
Vollzeit berufstätig 17
Teilzeit berufstätig* 12
geringfügig berufstätig** 8
Nebentätigkeit, Praktikum 10
Auszubildende(r) 14
niedrig 14
mittel 15
hoch 17
sehr hoch 18
anderer Abschluss 15
Erwerbstätige im Haushalt
eine(r) 15
mehrere 16
Angaben in Kilometer; Wege mit Hauptwegezweck Arbeit; *18h bis unter 35h pro Woche, **11h bis unter 18h pro Woche, ***bzw. Berufsausbildung mit Abitur
Abbildung 66
Kap 13, Abb 3
Personen
Anteil Berufstätige mit Dienstwegen und damit zusammenhängende Verkehrsleistung am Stichtag für
unterschiedliche Personengruppen
Anteil Personen mit Dienstwegen am Stichtag
0 25 50 75 100
alle Berufstätigen 9 80
Umfang Erwerbstätigkeit
Vollzeit berufstätig 10 89
Teilzeit berufstätig** 6 35
andere Form der Berufstätigkeit 4 42
ökonomischer Status des Haushalts
sehr niedrig bis mittel 8 72
hoch 9 82
sehr hoch 12 104
Höchster erreichter Bildungsabschluss
geringer als Abitur 8 75
Fachhochschulreife, Abitur, EOS 12. Klasse*** 9 74
Fachhochschul- oder Universitätsabschluss 11 88
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110
Abbildung 67
Kap 13, Abb 4
Personen
Anteil Berufstätige mit regelmäßigen beruflichen Wegen und damit zusammenhängende Verkehrsleistung
am Stichtag für unterschiedliche Personengruppen
Anteil Personen mit regelmäßigen beruflichen Wegen am Stichtag
0 25 50 75 100
alle Berufstätigen 16 79
Umfang Erwerbstätigkeit
Vollzeit berufstätig 18 88
Teilzeit berufstätig** 10 41
andere Form der Berufstätigkeit 9 42
ökonomischer Status des Haushalts
sehr niedrig bis mittel 17 72
hoch 14 88
sehr hoch 15 92
Höchster erreichter Bildungsabschluss
geringer als Abitur 18 82
Fachhochschulreife, Abitur, EOS 12. Klasse*** 13 70
Fachhochschul- oder Universitätsabschluss 13 78
0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110
mittlere Anzahl km im Zuge von regelmäßigen beruflichen Wegen am Stichtag*
Angaben in Prozent; *Angaben in Kilometer (Personen mit regelmäßigen beruflichen Wegen); Berufstätige, Werktage (Montag bis Freitag); **18h bis unter 35h
pro Woche; ***bzw. Berufsausbildung mit Abitur
Eine Bevölkerungsgruppe, die überproportional gro- Donnerstag bis Montag sind die Hauptreisetage
ßen Anteil an der Verkehrsleistung hat, ist die Grup- der Fernpendler
pe der Fernpendler, zu der in der MiD 2017 gesondert
Informationen erhoben wurden. Aufgrund des Erhe- Die Verkehrsleistung pro Person und Tag liegt für Fern-
bungsdesigns liegen Daten zum Fernpendelverhalten pendler mit ca. 100 bis 110 Kilometern etwa doppelt
von etwa zehn Prozent der Erhebungsstichprobe vor. so hoch wie im Durchschnitt über alle Berufstätigen
Da sich von diesen etwa 30.000 Befragten wiederum (55 Kilometer). Abbildung 69 zeigt, an welchen Wo-
nur sehr wenige selbst der Gruppe der Fernpendler chentagen die Verkehrsleistung mit über 50 Kilometer
zurechneten, liegen Informationen zu Berichtstagen für beide Gruppen besonders hoch ist. Daraus lässt
von etwa 500 Fernpendlern vor. Daher wurden für sich ableiten, dass die Tage Donnerstag bis Montag
die folgenden Ergebnisse zusammengefasste Kate- die Hauptreisetage der Fernpendler sind, wobei der
gorisierungen gewählt und entsprechend gerundet. Freitag besonders hervorsticht. Auffällig ist, dass der
Dennoch sind verlässliche Interpretationen zur Mo- Anteil der Stichtage mit hoher Verkehrsleistung für
bilität von Fernpendlern möglich. die Wochentage Dienstag und Mittwoch für die Fern-
pendler sogar unter dem Durchschnitt für alle Berufs-
Vor allem Einkommen und Bildung beeinflussen tätige liegt.
das Fernpendeln
Diese Ergebnisse zu den Reisetagen der Fernpendler
Etwa zwei Prozent der Vollzeiterwerbstätigen, weni- korrespondieren auch mit den am Arbeitsplatz ver-
ger als ein Prozent der Teilzeiterwerbstätigen und fünf brachten Zeiten nach Wochentagen (Abbildung 70):
Prozent der Auszubildenden geben an, Fernpendler zu Während Fernpendler an Montagen und Freitagen
sein. Hochgerechnet auf die insgesamt etwa 37 Millio- deutlich weniger Zeit am Arbeitsplatz verbringen,
nen Personen, die in Deutschland auf diese Gruppen sind ihre Arbeitszeiten Dienstag bis Donnerstag ähn-
entfallen, ergeben sich grob 700.000 Fernpendler. So- lich oder sogar etwas über dem Durchschnitt aller
mit sind ungefähr ein Prozent der Gesamtbevölkerung Berufstätigen. Insgesamt verbringen Fernpendler
oder etwa zwei Prozent der Berufstätigen Fernpendler. durchschnittlich im Wochenverlauf mit etwas über
Dabei fallen die Fernpendleranteile in den Metropolen 31 Stunden nahezu so viel Zeit am Arbeitsplatz wie
und großen Städte mit etwas über zwei Prozent höher der Durchschnitt der Berufstätigen (32,5 Stunden).
aus als in den Mittelstädten, Kleinstädte und Dörfern,
wo die Fernpendlerquoten bei nur etwa 1,6 Prozent
liegen. Ebenso sind die Fernpendleranteile in Ost-
deutschland etwas höher (2,1 Prozent) als in den west-
lichen Bundesländern (1,7 Prozent).
Abbildung 68
Kap 14, Abb 1
Personen
Abbildung 69
Kap 14, Abb 2
Personen
Anteil Stichtage mit über 50 km pro Person nach Wochentagen, Fernpendler im Vergleich zum Durchschnitt
aller Berufstätigen
100
alle Berufstätigen
Fernpendler
75
60
50 46
42 43
38
34
29 30 30 31
26
25 22 23 23
0
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Angaben Prozent; alle Berufstätigen Personen ab 16 Jahre und Fernpendler (Berufstätige Personen ab 16 Jahre mit Nebenwohnsitz, Modul Persönliche
Mobilitätsmerkmale, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews)
Abbildung 70
Kap 14, Abb 3
Personen
1,0
1
0,5 0,6
0,1
0
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Angaben in Stunden; alle Vollzeiterwerbstätigen ab 16 Jahre und Fernpendler (Berufstätige Personen ab 16 Jahre mit Nebenwohnsitz, Modul Persönliche
Mobilitätsmerkmale, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews)
Das Auto ist auch für Fernpendler das Drittel. Nach wie vor ist aber der MIV als Fahrer, mit
dominierende Langstreckenverkehrsmittel dem Fernpendler zwei Drittel ihrer langen Wege
erledigen, das dominierende Verkehrsmittel. Diese
Für Verkehrs- und Umweltwirkungen der Mobilität Verkehrsmittelaufteilung zeigt, dass Fernpendeln ein
von Fernpendlern ist auch entscheidend, welche Ver- sehr individuelles Verhalten ist, das nicht mit anderen
kehrsmittel sie einsetzen. Da die eigentlichen Fern- zusammen durchgeführt wird, schon gar nicht mit
pendelstrecken im Rahmen des Tagebuchformats anderen Haushaltsmitgliedern, die in der Regel der
der MiD2017 kaum identifiziert werden können, zeigt Hauptgrund dafür sind, dass es einen nennenswerten
Abbildung 71 die Verkehrsmittelnutzung auf Wegen Mitfahreranteil an den Wegen gibt.
ab 50 km, um sich dieser Frage anzunähern. Auf die
Gesamtheit der Wege über 50 Kilometer bezogen (das
heißt die Wege der Gesamtbevölkerung), wird etwa
ein Fünftel mit dem ÖV durchgeführt, ein knappes
Viertel mit dem MIV als Mitfahrer und etwas über
die Hälfte des Verkehrsaufkommens mit dem MIV
als Fahrer. Werden nur die Wege über 50 Kilometer
von Berufstätigen betrachtet, nimmt der Mitfahrer-
anteil zugunsten des MIV-Fahreranteils deutlich ab.
Dies ist verständlich, da die Berufstätigen auch häufig
die Fahrer sind, zum Beispiel wenn Familien zusam-
men unterwegs sind und etwa Kinder als Mitfahrer
dabei sind. Der ÖV-Anteil an den langen Wegen des
durchschnittlichen Berufstätigen ist dem der Gesamt-
bevölkerung sehr ähnlich. Bei den Fernpendlern ver-
schwindet der Mitfahreranteil nahezu, stattdessen ist
der ÖV-Anteil deutlich höher und liegt bei fast einem
Abbildung 71
Kap 14, Abb 4
Wege
Modal Split auf Wegen ab einer Länge von 50 km für die Gesamtbevölkerung, für Berufstätige und für
Fernpendler
ÖV
MIV-Fahrer
MIV-Mitfahrer
Gesamtbevölkerung 21 55 23
nicht motorisiert
Berufstätige 20 66 13
Fernpendler 30 68 2
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Wege ab 50 Kilometer für alle Personen, Berufstätige ab 16 Jahre und Fernpendler (Berufstätige Personen ab 16 Jahre mit Nebenwohnsitz,
Modul Persönliche Mobilitätsmerkmale, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews); Abweichungen von 100%: Rundungsdifferenzen
Als eine Möglichkeit, die Verkehrsleistung durch eine Besonders Akademiker und Gutverdiener haben
Verminderung der Pendel-Kilometer zu reduzieren, die Möglichkeit zum Homeoffice
wird Homeoffice diskutiert. Die Möglichkeiten der
Berufstätigen, im Homeoffice zu arbeiten, wurden in 13 Prozent der Berufstätigen arbeiten laut MiD 2017
der MiD 2017 durch entsprechende Fragen in einer zumindest gelegentlich im Homeoffice. Dieser Anteil
Teilstichprobe erhoben. Insgesamt wurden etwa unterscheidet sich kaum zwischen Vollzeiterwerbs-
30.000 Berufstätige zum Homeoffice befragt. Darunter tätigen, Teilzeiterwerbstätigen und Geringfügig Er-
waren über 5.000 Berufstätige mit der Möglichkeit werbstätigen. Bei 37 Millionen Erwerbstätigen in
zum Homeoffice. Die folgenden Abschnitte stellen diesen Gruppen entspricht dies insgesamt etwa 4,8
Kernbefunde zu dieser Personengruppe und ihrer Millionen Berufstätigen mit mehr oder weniger regel-
Pendel-Mobilität dar. mäßigen Homeoffice-Tagen. Die Anteile der Personen
mit Homeoffice unterscheiden sich in den Raumty-
pen nur wenig. Lediglich in den Metropolen ist das
Homeoffice etwas mehr verbreitet als an anderen
Standorten (Abbildung 72).
Abbildung 72
Kap 15, Abb 1
Personen
Deutschland 13
Raumtyp
Metropole 16
Großstädte, Regiopole, Zentrale Stadt 11
Mittelstädte 13
Kleinstädte, Dörfer 12
Abbildung 73
Kap 15, Abb 2
Personen
Am Arbeitsplatz verbrachte Stunden nach Wochentagen: Personen mit Homeoffice im Vergleich zu allen
Vollzeiterwerbstätigen
10
alle Vollzeiterwerbstätigen
7 6,6 6,6
6,1 6,3
6
5,5
5
4,5
4,2
4 3,8
3,2
3 2,6
1,0
1 0,6 0,5
0,1
0
Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Samstag Sonntag
Angaben in Stunden; alle Vollzeiterwerbstätigen und Personen mit Homeoffice (Berufstätige Personen ab 16 Jahre, Modul Persönliche Mobilitätsmerkmale, nur
CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews)
Tabelle 18 Anteil Berufstätige nach Häufigkeit von Homeoffice-Tagen und Kenngrößen zum Pendelverkehr
Homeoffice Tage Anteil unter davon:
Berufstätigen Anteil mit Weg zum mittlere Weglänge Gesamt-Tages-km
Arbeitsplatz am von Wegen mit mit Hauptzweck
Stichtag Hauptzweck Arbeit Arbeit
(nur Werktage) (nur Werktage)
Berufstätige* % % km km
kein Homeoffice 87 69 15 22
weniger als ein Tag pro Woche 1 63 24 31
ein Tag pro Woche 4 48 24 24
zwei und mehr Tage pro Woche 8 28 22 13
*Berufstätige Personen ab 16 Jahre, Modul Persönliche Mobilitätsmerkmale, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Personen
Häufigkeit von Online-Shopping
im Internet bestellt. Die Frage, welche Auswirkungen
der boomende Online-Handel auf den Verkehr hat,
ist nicht ohne weiteres zu beantworten. Verkehrliche
täglich bzw. fast täglich
Wirkungen zeigen sich sowohl im Wirtschafts- als habe kein Internet
an 1-3 Tagen pro Woche
auch im Personenverkehr. Angesichts der Vielfalt
an Konsumgütern und Einkaufssituationen sind die 5 1 8 an 1-3 Tagen
nie bzw.
Auswirkungen von Interneteinkäufen bei alleiniger fast nie pro Monat
Betrachtung des Personenverkehrs bereits komplex 23
und schwer zu erfassen. Die Vielzahl der Fragen, deren
Antworten eine differenzierte Abbildung des Trends 33
ermöglichen würden, übersteigt den Rahmen einer
MiD. Um dennoch erste Aussagen zu den Wirkungen
von Online-Shopping auf den Verkehr treffen zu kön-
nen, wurden zwei Fragen in das Erhebungsprogramm 29
aufgenommen.
seltener als
42 Prozent der ab 14-Jährigen kaufen häufig im monatlich
Internet ein
Online-Shopping ist für einen großen Teil der Bevöl- Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre, Modul Infrastruktur,
kerung inzwischen selbstverständlich (Abbildung 74). nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews;
Abweichungen an 100%: Rundungsdifferenzen
42 Prozent aller Personen ab 14 Jahren kaufen min-
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
destens einmal im Monat im Internet ein. Neun Pro-
zent sind intensive Online-Shopper. Sie tätigen ein
bis mehrmals in der Woche einen Internetkauf. Nur
fünf Prozent der ab 14-Jährigen nutzen das On- Vor allem Güter des gelegentlichen und lang-
line-Shopping gar nicht, da sie kein Internet haben. fristigen Bedarfs werden im Internet gekauft
Abbildung 75
Kap 16, Abb 2
Personen
Bedeutung von Online-Shopping für den Erwerb von Produkten nach Produktart und genereller
Online-Shopping-Häufigkeit
45
Anteil Personen, die diese Produkte auch online kaufen 43
Produkte für den
täglichen Bedarf
16
15
13
Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre, Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews; Mehrfachnennung, bis zu drei Angaben waren
möglich
Abbildung 76
Kap 16, Abb 3
Personen
Bedeutung des Internets bei häufigen Online-Shoppern für den Erwerb von Produkten im Vergleich zu
herkömmlichen Verkehrsmitteln
Anteil Personen, die die
Option zum Erwerb der 45
Produkte nutzen
Online-Einkauf
43
Produkte für den
gelegentlichen Bedarf
Carsharing
1
72
Auto
81
16
Fahrrad
3
24
zu Fuß
4
Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre, Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews; Mehrfachnennung, bis zu drei Angaben waren
möglich
Für jeweils 27 Prozent der ab 14-Jährigen ist es danach Die 30- bis 39-Jährigen sind die intensivsten
üblich, Produkte für den gelegentlichen und langlebi- Online-Shopper
gen Bedarf per Internet zu bestellen (Abbildung 75).
Produkte für den täglichen Bedarf spielen mit sie- Die Einkaufsaktivität über das Internet variiert sehr
ben Prozent eine nachrangige Rolle. Die Werte fallen stark in Abhängigkeit vom Alter (Abbildung 77).
bei Personen, die das Internet häufig für Einkäufe nut- Bereits in der Gruppe der 14- bis 19-Jährigen kau-
zen, das heißt mindestens einmal im Monat, deutlich fen 35 Prozent der Personen mindestens einmal im
höher aus als bei Personen, die das Internet seltener Monat über das Internet ein. Der Anteil steigt in den
als monatlich oder fast gar nicht nutzen. darauffolgenden Altersklassen deutlich an und er-
reicht bei den 30- bis 39-Jährigen mit 66 Prozent den
Abbildung 76 zeigt, welchen Stellenwert das Internet höchsten Wert. Bei zwei Dritteln dieser Altersgruppe
im Vergleich zu den anderen Antwortoptionen für ist das Internet damit regelmäßiger Bestandteil des
den Erwerb von Gütern hat. Dargestellt ist das Ergeb- Einkaufsverhaltens. 17 Prozent dieser Altersgruppe
nis für die Gruppe der häufigen Online-Einkäufer, die gehören zu den Intensivnutzern mit einem mindes-
mindestens einmal im Monat per Internet einkau- tens wöchentlichen Einkauf über das Internet. In den
fen. 45 Prozent dieser Gruppe geben an, Produkte für höheren Altersgruppen verliert das Internet erheblich
den gelegentlichen Bedarf per Internet zu bestellen. an Bedeutung, u. a. da das Internet hier weniger ver-
Lediglich das Auto wird mit 72 Prozent häufiger ge- breitet ist. 40 Prozent der ab 80-Jährigen haben keinen
nannt. Alle anderen Verkehrsmittel stehen hinter Internetanschluss, 46 Prozent dieser Gruppe kaufen
dem Internet zurück. Bei langfristigen, oft schwer zu fast nie über das Internet ein.
transportierenden Gütern ist die Dominanz des Eigen-
transports mit dem Auto und das Bestellen per Inter- Die Intensität von Internet-Einkäufen steigt mit
net nochmals ausgeprägter. zunehmendem ökonomischem Status an
Online-Shopping zeigt kaum räumliche Zwischen dem ökonomischen Status und der Inten-
Schwerpunkte sität von Interneteinkäufen besteht ein linearer Zu-
sammenhang (Abbildung 77): Je höher der Status
Nach dem Raumtyp differenziert, lässt sich kein enger ausfällt, umso mehr Waren werden über das Internet
Zusammenhang erkennen (Abbildung 77). Die Gruppe eingekauft. Während vier Prozent der Personen mit
mit der intensivsten Nutzung des Internets für Ein- sehr niedrigem ökonomischem Status zur Gruppe der
käufe von mindestens einmal in der Woche ist in allen intensivsten Internet-Einkäufer gehören und 29 Pro-
Regionen mit rund zehn Prozent vertreten. Personen zent dieser Gruppe mindestens einmal im Monat On-
mit ein bis drei Internet-Einkäufen pro Monat haben line-Bestellungen tätigen, liegen die vergleichbaren
einen leichten Schwerpunkt in urbanen Räumen, Anteile bei Personen mit dem höchsten ökonomi-
Personen, die fast nie im Internet einkaufen dagegen schen Status bei 18 Prozent und 62 Prozent. Auch die
in ländlichen Regionen. Eine intensivere Nutzung Ausstattung mit einem Internetanschluss hängt von
des Internets in ländlichen Regionen zum Ausgleich der ökonomischen Stellung des Haushalts ab. Wäh-
einer schlechteren Versorgung mit Gütern ist damit rend Personen mit hohem ökonomischem Status zu
nicht zu erkennen. Vielmehr besteht eine Tendenz zur nahezu 100 Prozent über einen Internetanschluss
intensiveren Nutzung in Metropolen. verfügen, gilt dies nur für 91 Prozent der Personen
mit niedrigem ökonomischem Status. Sowohl die
Teilhabe an der digitalen Welt des Internets als auch
die Nutzung desselben für den Erwerb von Produkten
ist damit in hohem Maße von der sozioökonomischen
Stellung der Haushalte beeinflusst.
Abbildung 77
Kap 16, Abb 4-6
Personen
täglich bzw. an 1-3 Tagen pro Monat seltener als monatlich nie bzw. fast nie habe kein
an 1-3 Tagen pro Woche Internet
Deutschland 9 33 29 23 5
Raumtyp
Metropole 10 36 28 21 5
Stadtregion
zentrale Stadt 9 29 33 23 6
Alter
14 bis 19 Jahre 4 31 40 25
20 bis 29 Jahre 12 46 32 9
30 bis 39 Jahre 17 49 26 8
40 bis 49 Jahre 14 42 30 14
50 bis 59 Jahre 8 32 33 25 2
60 bis 69 Jahre 4 21 30 38 6
70 bis 79 Jahre 3 11 19 50 18
ökonomischer Status
sehr niedrig 4 25 28 33 9
niedrig 7 26 29 28 9
mittel 8 30 28 28 6
hoch 13 41 30 15
sehr hoch 18 44 26 11
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre, Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews; Abweichungen von 100%: Rundungsdifferenzen
Abbildung 78
Kap 16, Abb 7
Personen
Arbeit 62
3 56
dienstlich 55 3
2
Ausbildung
50 49 16 48 49
2 13 2
Einkauf 4 4
41 15
Erledigung
14 39 5 13 40 38
2 14 6 2 2
Freizeit 3 14
13 6 4
10 6 29
Begleitung 5 4 14 27
5 16 2
3 23 2 5 3 24
2 18
Tagesstrecke in km 2 3 6 2 18
15 6 12 12 6 19
7 10 3 11 13
10 11 6
4 4
4 7
3 5 5 7 11
2 7 8
17 5 3
12 6 13 13 13 12 14 12 4
9 4 7 5
5 6 2
2 2 2
Häufigkeit von
viel wenig viel wenig viel wenig viel wenig viel wenig viel wenig viel wenig viel wenig
Interneteinkäufen*
Alter in Jahren 14 bis 19 20 bis 29 30 bis 39 40 bis 49 50 bis 59 60 bis 69 70 bis 79 80 +
Angaben in Kilometer; Personen ab 14 Jahre, Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews; *viel = mindestens einmal im Monat,
wenig = seltener als monatlich/fast nie
Die häufigen Online-Shopper legen in allen Mobilität überlagert. Das Gleiche gilt für den ökono-
Altersklassen weitere Tagesdistanzen zurück mischen Status.
Die Kernfrage für den Verkehr in Zusammenhang mit In Abbildung 78 ist die Tagesstrecke differenziert nach
dem Online-Shopping lautet: Welchen Effekt hat die Wegezweck, Alter und Häufigkeit von Online-Einkäu-
unterschiedliche Intensität von Internet-Einkäufen fen dargestellt. In allen Altersklassen legen Personen,
auf das Mobilitätsverhalten bzw. explizit die Häufig- die mindestens einmal im Monat Waren im Internet
keit von Einkaufswegen der Menschen? Gehen Perso- bestellen, weitere Tagesstrecken zurück als Personen,
nen, die viele Waren im Internet bestellen, seltener in die seltener als monatlich oder fast nie im Internet
Geschäften einkaufen? Erzeugt Online-Shopping auf einkaufen. Besonders ausgeprägt ist dieser Unter-
der Ebene des Personenverkehrs weniger Verkehr? schied in den jungen und mittleren Altersklassen. Die
Oder ist keine Veränderung festzustellen, sodass die höheren Tagesstrecken der häufigen Online-Shopper
auf Seiten des Wirtschaftsverkehrs erzeugten zusätz- sind vor allem auf weitere Distanzen für Dienst- und
lichen Wege den Gesamtverkehr anwachsen lassen? Arbeitswege zurückzuführen. Auch ihre Freizeitaktivi-
täten sind zumeist entfernungsintensiver. Einkaufs-
Aufgrund des starken Zusammenhangs von Alter und wege tragen generell nur zu einem kleinen Teil der
Sozioökonomie mit dem Online-Shopping ist eine Tagesstrecke bei. Ihr Anteil liegt im Durchschnitt bei
differenzierte Analyse geboten. Zur Gruppe der We- zwei bis vier Kilometern, wobei auch hier die häufigen
nig-Nutzer gehören weitaus mehr ältere Menschen. Online-Shopper etwas höhere Distanzen zurücklegen.
Diese haben ein anderes Mobilitätsverhalten als junge Damit sind die häufigen Online-Shopper in jeder Al-
Personen. Sie legen weniger Wege und kürzere Dis- tersklasse die mobileren Personen mit etwas höheren
tanzen zurück. Gleichzeitig kommt dem Wegezweck Tagesdistanzen für Einkäufe.
Einkaufen in dieser Gruppe eine hohe Bedeutung zu.
Eine pauschale Gegenüberstellung des Mobilitäts-
verhaltens von Viel- und Wenig-Online-Shoppern ist
daher von altersspezifischen Unterschieden in der
Tabelle 19 Wegeanzahl und Kennwerte von Einkaufswegen nach Alter und Häufigkeit von Online-Shopping
Alter Häufigkeit von Wegeanzahl pro Woche Wegelänge Einkaufswege
Online-Shopping gesamt Einkaufswege Einkauf
Personen ab 14 Jahren* Anzahl Wege Anzahl Wege km km pro Woche
14 bis 19 Jahre viel 20 1 8 11
wenig 18 1 6 11
20 bis 29 Jahre viel 23 2 5 16
wenig 23 2 6 20
30 bis 39 Jahre viel 26 2 6 25
wenig 26 2 5 16
40 bis 49 Jahre viel 28 2 6 24
wenig 26 2 5 23
50 bis 59 Jahre viel 26 2 6 27
wenig 26 2 5 23
60 bis 69 Jahre viel 24 3 6 34
wenig 23 3 5 25
70 bis 79 Jahre viel 22 3 4 29
wenig 21 3 4 27
80 Jahre und älter viel 19 3 4 22
wenig 17 3 3 16
* Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews
MiD 2017 | Ergebnisbericht | Quelle: MiD 2017
Abbildung 79
Kap 16, Abb 8
Personen
Tagesstrecke der 30- bis 50-Jährigen nach Wegezweck, ökonomischem Status und
Häufigkeit von Online-Shopping 64
Arbeit 3
dienstlich
51 18 51
Ausbildung
3
Einkauf 43
12
Erledigung 5 15
11 4
Freizeit 5
3 4
Begleitung 5 3
3 17
Tagesstrecke in km
15 11
12
16 14
13
10
Häufigkeit von
viel wenig viel wenig
Interneteinkäufen*
niedriger hoher
ökonomischer Status ökonomischer Status
Angaben in Kilometer; Personen von 30 bis 50 Jahren, Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews; *viel = mindestens einmal im Monat,
wenig = seltener als monatlich/fast nie
Häufige Online-Shopper gehen genauso oft Der fehlende Verkehrseffekt von Online-
einkaufen wie die seltenen Online-Shopper Shopping gilt im Wesentlichen bei Einkäufen
für den täglichen Bedarf
Bei der Anzahl der Einkaufswege ist kein Effekt auf-
grund der Häufigkeit von Online-Shopping erkennbar Zusammenfassend kann festgehalten werden: Perso-
(Tabelle 19). Die Anzahl der Einkaufswege von Viel- nen, die häufig im Internet einkaufen, weisen ein sehr
und Wenig-Online-Shoppern fällt in allen Altersgrup- klares Profil nach Alter und Sozioökonomie auf. Ein
pen identisch aus. Lediglich erkennbar ist, dass junge verkehrseinsparender Effekt von Online-Shopping ist
Personen seltener einkaufen gehen als ältere. Die nicht erkennbar. Die häufigen Online-Shopper legen
höheren Wegelängen beim Einkaufen von häufigen in allen Altersklassen vielmehr weitere Tagesstrecken
Online-Shoppern sind darauf zurückzuführen, dass sie und längere Einkaufswege zurück als die seltenen On-
mehr Kilometer pro Woche für ihre Einkaufswege zu- line-Shopper. Für die richtige Einordnung dieses Er-
rücklegen. Besonders groß fällt die Differenz zwischen gebnisses hilft es, das Erhebungskonzept der MiD zu
den 30- bis 39-Jährigen und den 60- bis 69-Jährigen bei betrachten.
der insgesamt pro Woche für den Wegezweck Einkau-
fen zurückgelegten Distanz aus. In diesen Altersgrup- Die MiD misst den alltäglichen Verkehr. Ähnlich wie
pen legen die häufigen Online-Shopper wöchentliche bei Fernverkehrsfahrten, die für den größten Teil der
neun Kilometer mehr für Einkaufswege zurück als die Bevölkerung nur in großen Abständen vorkommen
seltenen Online-Shopper. und in der MiD unterrepräsentiert sind, kann davon
ausgegangen werden, dass auch Einkäufe für den ge-
Die häufigen Online-Shopper mit hohem legentlichen und insbesondere längerfristigen Bedarf
ökonomischem Status legen die weitesten eher selten in der MiD erfasst sind. Der Kauf eines
Tagestrecken zurück Sofas oder eines Kühlschranks sind kein alltägliches
Ereignis, ebenso wenig wie der Einkauf von Kleidung.
Bei den 30- bis 50-Jährigen gehören besonders viele Laut MiD handelt es sich bei rund zwei Dritteln der
Personen zur Gruppe der häufigen Online-Shopper. In berichteten Einkaufswege um Einkäufe für den täg-
Abbildung 79 ist für diese Altersgruppe exemplarisch lichen Bedarf. Gerade für diese Art der Einkäufe spielt
das Ergebnis bei Berücksichtigung des ökonomischen Online-Shopping eine sehr nachrangige Rolle. Ledig-
Status dargestellt. Die Abbildung macht deutlich: Die lich sieben Prozent der Befragten geben an, Waren für
Tagesstrecke variiert nicht nur nach der Häufigkeit den täglichen Bedarf online zu bestellen (Abbildung
von Online-Shopping, sondern innerhalb der Gruppen 75).
nochmals nach ökonomischem Status. Die kürzesten
Tagesstrecken werden von den seltenen Online-Shop- Dies bedeutet zweierlei: Für Waren des gelegentlichen
pern mit niedrigem ökonomischem Status zurückge- und längerfristigen Bedarfs sollten die Auswirkungen
legt, die höchsten von den häufigen Online-Shoppern von Online-Shopping auf die Verkehrsnachfrage an
mit hohem ökonomischem Status. Die Tagesstrecke anderer Stelle detaillierter untersucht werden. Bei Ein-
für Einkaufswege fällt auch hier entweder gleich groß käufen für den täglichen Bedarf wird ein Effekt von
oder bei den häufigen Online-Shoppern höher aus. Online-Shopping erst sichtbar, wenn auch in diesem
Segment Online-Shopping an Bedeutung gewinnt. Die
Frage wird dann sein, ob Personen ganze Einkaufskör-
be im Internet bestellen oder lediglich Spezialproduk-
te, sodass die Einkäufe für den täglichen Bedarf mit
Ausnahme weniger Produkte erhalten bleiben.
17 Digitale Dienste:
eine hochmobile Angelegenheit
Die Entwicklung digitaler Mobilitätsdienstleistungen Die Nutzung digitaler Mobilitätsdienste ist ein
war in den letzten Jahren durch eine hohe Dynamik urbanes Phänomen
gekennzeichnet. Aktuell existiert eine Vielzahl an
Mehrwertdiensten, die sowohl pre-trip als auch on- Entsprechend des geringen Anteils von öffentlichen
trip das verkehrsmittelübergreifende Einholen von Verkehrsmitteln an Verkehrsaufkommen und -leis-
Informationen in Echtzeit sowie die Buchung und tung im ländlichen Raum werden Dienste für Fahr-
Reservierung von Fahrkarten und Sitzplätzen im plan- und Verspätungsauskünfte sowie den Erwerb
öffentlichen Verkehr oder von Carsharing-Fahrzeu- von Fahrkarten vor allem in den Städten genutzt (Ab-
gen und Leihfahrrädern ermöglicht. Mit zunehmen- bildung 80). Auf die bundesweit gesehen wenig ge-
der Verbreitung mobiler Endgeräte und des mobilen nutzten Dienste für den Erwerb von Fahrkarten greift
Internets stehen diese Dienste Verkehrsteilnehmern in Metropolen immerhin bereits ein Viertel aller Per-
rund um die Uhr und an jedem Ort zur Verfügung. Im sonen ab 14 Jahren zu.
Rahmen der MiD wurde die Nutzung von drei Diens-
ten ermittelt. In diesem Kapitel wird vorgestellt, von Auch Routenplanungs- und Straßennavigations-
wem und wie oft diese Dienste genutzt werden. dienste finden vor allem in Metropolen und großen
Städten Anwendung. 68 Prozent der Metropolbe-
Die digitalen Mobilitätsdienstleistungen werden wohner ab 14 Jahren geben an, auf diese Dienste zu-
vor allem von jungen Personen genutzt zugreifen, aber nur 55 Prozent der Personen in den
ländlichsten Regionen Deutschlands. Das Bedürfnis
Von den drei Diensten ‚Fahrplan- und Verspätungs- nach Unterstützung beim Auffinden von Zielen und
auskunft‘, ‚Fahrkartenerwerb‘ sowie ‚Routenplanung guten Routen ist im Großstadtgeflecht von Straßen,
und Straßennavigation‘ hat vor allem der zuletzt ge- Schienen und Linien des öffentlichen Verkehrs damit
nannte inzwischen eine hohe Verbreitung (Abbildung ausgeprägter als auf dem Land.
80). 61 Prozent der Befragten geben an, auf derartige
Dienste zuzugreifen. Fahrplan- und Verspätungsaus- Multimodale Personen verwenden häufiger
künfte werden von 44 Prozent genutzt. Die Möglich- digitale Mobilitätsdienste
keit über mobile Endgeräte Fahrkarten zu kaufen,
wird dagegen nur von 17 Prozent der Befragten be- In Kapitel 6 wurde die Einteilung in Modalgruppen
stätigt. Alle drei Dienste werden vor allem von Per- eingeführt. Personen, die im Verlauf einer Woche
sonen jungen und mittleren Alters angewendet. Die nur eines der Verkehrsmittel Auto, Fahrrad und ÖV
höchste Verbreitung haben die Dienste bei den 20- bis nutzen sind danach monomodal, Personen die zwei
29-Jährigen. oder alle drei Verkehrsmittel nutzen multimodal. Ab-
bildung 80 zeigt eine unterschiedliche Verbreitung
der digitalen Mobilitätsdienste in Abhängigkeit von
der Modalgruppe. Das Augenmerk wird hier auf alle
Gruppen mit Autonutzung gelegt. Dabei zeigt sich:
Wer im Verlauf einer Woche ausschließlich das Auto
oder das Auto und das Fahrrad nutzt, greift im Ver-
gleich selten auf die drei digitalen Mobilitätsdienste
zu. Dies gilt auch für Routen- und Straßennavigations-
dienste. Autofahrer, die im Verlauf einer Woche auch
mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, nutzen die
Dienste etwas häufiger. Am häufigsten werden sie von
multimodalen Personen genutzt, die ihre Alltagswege
Abbildung 80
Kap 17, Abb 1
Personen
17
Deutschland 44
61
Alter
15
14 bis 19 Jahre 71
69
25
20 bis 29 Jahre 73
86
26
30 bis 39 Jahre 63
83
21
40 bis 49 Jahre 48
70
16
50 bis 59 Jahre 37
59
11
60 bis 69 Jahre 27
43
6
70 bis 79 Jahre 14
23
3
80 Jahre und älter 6
9
Raumtyp
24
Metropole 62
68
Stadtregion
21
Regiopole und Großstadt 53
64
16
Mittelstadt, städtischer Raum 44
61
13
kleinstädtischer, dörflicher Raum 36
59
18
ländliche Region
zentrale Stadt 43
59
14
Mittelstadt, städtischer Raum 35
55
13
kleinstädtischer, dörflicher Raum 30
55
Modalgruppen
15
Autofahrer 36
62
18
ÖV-Nutzer 61
56
22
Fahrradfahrer 45
54
18
multimodal: Auto, Rad 41
63
19
multimodal: Auto, ÖV 68
66
31
multimodal: Rad, ÖV 75
70
27
multimodal: Auto, Rad, ÖV 73
72
8
wenig mobile Person 24
28
Angaben in Prozent; Personen ab 14 Jahre, Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews
mit Fahrrad und ÖV oder mit allen drei Verkehrsmit- vorherigen Abschnitt dargestellt, sondern unterstüt-
teln bestreiten. Personen, die im Alltag mehrere Ver- zen auch hochmobile und ÖV-affine Personen in ihrer
kehrsmittel nutzen, haben somit eine höhere Affinität Mobilität.
zu diesen Diensten. Digitale Mobilitätsdienste können
einen wichtigen Beitrag leisten, diese umweltpolitisch
wünschenswerte Verhaltensweise zu unterstützen.
Abbildung 81
Ka 17, Abb 4
Personen
Tagesstrecke in km
Zu Fuß Fahrrad MIV-Fahrer MIV-Mitfahrer ÖV
2 2 2
ja nein ja nein ja nein
Fahrkartenerwerb Fahrplan-/ Routenplanung/
Verspätungsauskunft Straßennavigation
Angaben in Kilometer; Personen ab 14 Jahre, Modul Infrastruktur, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews
Eine neue Perspektive eröffnet die MiD 2017 durch die Die Deutschen gehen am liebsten zu Fuß oder
Aufnahme von Fragen zur subjektiven Beurteilung der fahren Auto
verschiedenen Verkehrsangebote und der individu-
ellen Nutzungsaffinität gegenüber Verkehrsmitteln. Die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger gehen am
Eine Teilstichprobe der Befragten wurde gebeten, die liebsten zu Fuß oder fahren mit dem Auto (Abbildung
Verkehrssituation an ihrem Wohnort für das Fahrrad, 82). Jeweils 32 Prozent der Befragten stimmen den
das Auto, den ÖPNV und das Zufußgehen zu bewer- Aussagen „ich gehe im Alltag gerne zu Fuß“ und „ich
ten. Unabhängig von dieser Bewertung sollten sie für fahre im Alltag gerne Auto“ voll und ganz zu. Unter
dieselben Verkehrsmodi angeben, wie gerne sie diese Einbezug der Kategorie „stimme zu“ ergibt sich für das
nutzen. Da Einstellungen viel über die Erfahrungen Auto eine Zustimmungsrate von 77 Prozent, beim Zu-
und die generelle Handlungsbereitschaft eines Indi- fußgehen sogar von 83 Prozent. Auch das Fahrrad ist
viduums aussagen, sind sie ein wertvoller Indikator mit einer durchschnittlichen Zustimmungsrate von
für Analysen von Mobilitätsverhalten. 60 Prozent beliebt. Nur beim ÖPNV fallen die Werte
niedriger aus. 34 Prozent der Befragten geben an, ger-
ne mit Bus und Bahn zu fahren.
Abbildung 82
Kap 18, Abb 1
Personen
stimme voll
und ganz zu
stimme überhaupt
nicht zu
0 25 50 75 100
Angaben in Prozent; Personen ab 16 Jahre, Modul Zufriedenheit und Einstellungen, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews; Abweichungen von 100%:
Rundungsdifferenzen
Abbildung 83
Kap 18, Abb 2
Personen
Eine häufige Nutzung führt vor allem bei den Personen, die den ÖPNV selten oder nie nutzen, fahren
aktiven Verkehrsmodi zu einer hohen Beliebtheit gerne mit Bussen und Bahnen. Beim Auto und Fahrrad
liegen die vergleichbaren Anteile bei 29 Prozent bzw.
Die Beliebtheit der einzelnen Verkehrsmittel weist 28 Prozent. Lediglich beim Zufußgehen ist der Zusam-
einen engen Zusammenhang mit der Nutzungshäu- menhang von Nutzungshäufigkeit und Beliebtheit
figkeit auf. Werden nur Personen betrachtet, die ein weniger stark ausgeprägt. Mit 56 Prozent geht auch
Verkehrsmittel mindestens ein bis drei Mal in der von den Personen, die selten oder nie Wege zu Fuß
Woche nutzen, ergibt sich eine andere Rangfolge der zurücklegen, die Mehrheit gerne zu Fuß.
Verkehrsmodi. Das Fahrrad rutscht auf diese Weise
von dem vorher ermittelten Rang drei auf Rang eins
(Abbildung 83). 96 Prozent der häufigen Fahrrad-
nutzer geben an, gerne Fahrrad zu fahren. Auch der
ÖPNV schneidet so deutlich besser ab. 78 Prozent der
Personen mit mindestens wöchentlicher Nutzung
des ÖPNV fahren gerne mit Bussen und Bahnen. Der
ÖPNV liegt damit nur zehn Prozentpunkte unter dem
in der Gesamtbetrachtung weit vor dem ÖPNV liegen-
den Auto. Das Auto erreicht hier 88 Prozent. Es sind
aber vor allem die aktiven Verkehrsmodi, bei denen
eine häufige Nutzung die Beliebtheit steigert. Das Zu-
fußgehen nimmt bei dieser Betrachtung nach dem
Fahrrad Rang zwei ein.
In Metropolen und großen Städten erzielt der und großen Städten höhere Zufriedenheitswerte
ÖPNV höhere Zufriedenheitswerte als das Auto, erzielt als das Auto, liegt das Auto in allen anderen
außerhalb dominiert das Auto Raumtypen mit deutlichem Abstand vor dem ÖPNV
und erreicht auch bei seltenen Autonutzern insbeson-
Die Bewertung der Verkehrssituation hängt vor allem dere in den sehr ländlichen Gebieten hohe Werte auf
vom Raumtyp ab. Der öffentliche Nahverkehr weist in der Zufriedenheitsskala.
urbanen und städtischen Gebieten eine höhere An-
gebotsqualität auf als in ländlichen Regionen. Dem- Die Situation des Fahrradfahrens und des Zufuß-
gegenüber sind zäh fließender Verkehr und Staus vor gehens weist eine weniger stark ausgeprägte Ab-
allem ein Phänomen in verdichteten Regionen. Wie hängigkeit vom Raumtyp auf. Die Verkehrssituation
bei den Einstellungen besteht auch zwischen der Zu- des Fahrrads wird in ländlicheren Gebieten positiver
friedenheit mit der Verkehrssituation und der Nut- eingeschätzt als insbesondere in den Metropolen und
zungshäufigkeit des entsprechenden Verkehrsmittels großen Städten. Mit der Situation des Zufußgehens
ein enger Zusammenhang. In Abbildung 84 und Ab- besteht in allen Raumtypen eine sehr hohe Zufrie-
bildung 85 ist dieser Zusammenhang exemplarisch denheit. Lediglich im dörflich, kleinstädtischen Raum
für den ÖPNV und das Auto dargestellt. wird das Zufußgehen schlechter bewertet und zwar
vor allem von Personen, die selten bis gar nicht zu Fuß
Das Auto schneidet bei der Bewertung grundsätzlich gehen.
positiver ab als der ÖPNV. In allen Raumtypen empfin-
det die deutliche Mehrheit der Personen mit häufiger Die Ergebnisse zu Einstellungen und Zufriedenheit
Autonutzung (mindestens einmal in der Woche) die sind vor allem im Kontext von Strategien zur Ver-
Verkehrssituation mit dem Auto als sehr gut oder gut. kehrsverlagerung relevant. Auch die seltene Nutzung
Dagegen erzielt der ÖPNV außerhalb der Metropolen eines Verkehrsmittels von ein bis drei Mal im Monat
und großen Städten auch bei den Vielnutzern nur führt im Vergleich zu den Nicht-Nutzern bereits zu
noch selten eine Zufriedenheitsquote von knapp über einer deutlich besseren Bewertung desselben.
50 Prozent. Während der ÖPNV in den Metropolen
Abbildung 84
Kap 18, Abb 4
Personen
Zufriedenheit mit der Verkehrssituation für den ÖPNV am Wohnort nach Raumtyp und Nutzungshäufigkeit
Anteil (sehr) zufriedener Personen
Personen, die den ÖPNV nutzen: 63
Deutschland 57
(fast) täglich/ 35
an 1-3 Tagen pro Woche Raumtyp
76
an 1-3 Tagen pro Monat
Metropole 74
60
seltener als 63
Stadtregion
38
41
Mittelstadt, städtischer Raum 42
27
32
kleinstädtischer, dörflicher Raum 36
21
Angaben in Prozent; Personen ab 16 Jahre, Modul Zufriedenheit und Einstellungen, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews
Abbildung 85
Kap 18, Abb 5
Personen
Zufriedenheit mit der Verkehrssituation für das Auto am Wohnort nach Raumtyp und Nutzungshäufigkeit
Anteil (sehr) zufriedener Personen
Personen, die das Auto nutzen: 71
Deutschland 59
(fast) täglich/ 50
an 1-3 Tagen pro Woche Raumtyp
56
an 1-3 Tagen pro Monat
Metropole 50
43
seltener als 57
Stadtregion
48
74
Mittelstadt, städtischer Raum 72
50
81
kleinstädtischer, dörflicher Raum 82
67
Angaben in Prozent; Personen ab 16 Jahre, Modul Zufriedenheit und Einstellungen, nur CATI/ CAWI, ohne Stellvertreterinterviews
Im Folgenden werden die zentralen Begriffe aus dem Bericht vorgestellt. Dabei liegt der Fokus besonders auf
den Fachausdrücken zur Beschreibung der Datenerhebung sowie auf den Begriffen der Mobilitätsforschung
mit Bezug zum Personenverkehr.
Hauptverkehrsmittel
Werden auf einem Weg mehrere Verkehrsmittel genutzt, werden diese im Hauptverkehrsmittel nach einer
Hierarchie zusammengefasst. Als Hauptverkehrsmittel wird das gesetzt, mit dem wahrscheinlich die längste
Strecke des Wegs unternommen wurde. Die Rangfolge lautet dabei ÖV, MIV, Fahrrad und zu Fuß.
Haushaltsinterview
Bildete den ersten Erhebungsschritt im Rahmen der Studie und diente zur Erhebung von soziodemografischen
Angaben sowie der Verkehrsmittelausstattung der Haushalte. Zudem sollten die Haushalte für den zweiten
Erhebungsschritt (Personeninterview) gewonnen werden.
Mobilitätsquote
Anteil mobiler Personen, das heißt von Personen, die am Stichtag mindestens einen Weg außer Haus zurück-
gelegt haben. Personen, die sich am Stichtag ganztägig außerhalb der Bundesrepublik aufgehalten haben,
werden im Rahmen der Studie und bezogen auf die zu messende Mobilität innerhalb Deutschlands, als „nicht
mobil“ betrachtet.
Modal Split
Bildet die Aufteilung des Hauptverkehrsmittels nach Wegen oder nach Personenkilometern in prozentualen
Anteilen oder auch in absoluten Angaben ab.
Multimodalität
Nutzung von verschiedenen Verkehrsmitteln bei der Durchführung von Wegen einer Person innerhalb eines
bestimmten Betrachtungszeitraums (häufig eine Woche).
Pedelec
Verkehrsrechtlich ist ein Pedelec definiert als ein Fahrrad mit Trethilfe und einem elektromotorischen Hilfs-
antrieb mit einer maximalen Nenndauerleistung von 0,25 kW, dessen Unterstützung sich mit zunehmender
Fahrgeschwindigkeit progressiv verringert und spätestens beim Erreichen von 25 km/h unterbrochen wird.
Umgangssprachlich wird dies auch häufig als Elektrofahrrad bezeichnet. Vielen Verkehrsteilnehmern sind die
begrifflichen Unterschiede von Pedelec gegenüber E-Bikes und Fahrrädern mit Elektroantrieb und Kfz-Kenn-
zeichen (S-Pedelec) nicht hinreichend klar. Im Rahmen der MiD wurde keine Differenzierung der verschiedenen
Arten von elektrisch unterstützten Fahrrädern vorgenommen. Im Bericht wird Pedelec als Sammelbegriff ver-
wendet, der S-Pedelecs und E-Bikes mit einschließt.
Personeninterview
Bildete den zweiten und letzten Erhebungsschritt im Rahmen der Studie. Diente zur Aufnahme von Personen-
merkmalen und der Erfassung der Wege am Stichtag. Ziel war es, von allen Haushaltsmitgliedern Angaben zu
erhalten.
Personenkilometer (Pkm)
Maßeinheit der Verkehrsleistung und umfasst die von einer oder allen Person auf einem Weg oder in einer
Zeiteinheit zurückgelegten Kilometer.
Stichtag
Jeder Befragte erhält einen mittels statistischen Zufallsverfahrens ermittelten Stichtag zugewiesen, für den
alle Wege angegeben werden sollen. Insgesamt verteilen sich die Stichtage über zwölf Monate und umfassen
alle Tage von Montag bis Sonntag.
Übliche Verkehrsmittelnutzung
Anders als bei der Berechnung des Modal Splits, der die Verkehrsmittelwahl auf Wegeebene enthält, drückt
die übliche Verkehrsmittelnutzung das durchschnittliche Verhalten einer Person über einen längeren Zeitraum
aus. Während der Modal Split eine statistische Größe zur Beschreibung des Verkehrsaufkommens darstellt,
lassen sich mit der Frage nach der üblichen Verkehrsmittelnutzung individuelle Mobilitätsmuster beschreiben.
Verkehrsaufkommen
Einheit zur Beschreibung von zentralen Verkehrskennzahlen. Es beschreibt die Grundgesamtheit aller Wege in
einem bestimmten Zeitraum (zum Beispiel pro Tag oder Jahr).
Verkehrsleistung
Einheit zur Beschreibung von zentralen Verkehrskennzahlen. Sie beschreibt die Grundgesamtheit aller zurück-
gelegten Personenkilometer in einem bestimmten Zeitraum (zum Beispiel pro Tag oder Jahr).
Weg
Grundeinheit, in der die Mobilität im Rahmen der Studie erfasst wird. Ein Weg besteht dabei aus einer Strecke
vom Ausgangspunkt zum Ziel, egal ob diese zu Fuß oder mit einem Verkehrsmittel zurückgelegt wurden. Beim
Umsteigen zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln sowie beim Wechsel vom Fußverkehr auf eine andere
Verkehrsart oder umgekehrt blieb es bei einem Weg. Hin- und Rückwege wurden getrennt berücksichtigt. Bei
längeren Unterbrechungen, größeren Umwegen oder Zweckwechseln auf einer Strecke, wie etwa einem Ein-
kauf, wurden die Wege getrennt angegeben.
Wegezweck
Anlass aus dem der Weg unternommen wurde. Diese wurden im Rahmen der MiD in verschiedenen Haupt-
und Detailzwecken erhoben und zu acht Hauptzwecken verdichtet.
Text:
Tobias Kuhnimhof
Claudia Nobis