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Heft 1

68. Jahrgang

Österreichische Zeitschrift
für Verkehrswissenschaft – ÖZV
(bis 1989 Verkehrsannalen)

Gedruckt mit Unterstützung unserer Kuratoriumsmitglieder

Medieninhaber und Herausgeber: Österreichische Verkehrswissenschaftliche Gesellschaft (ÖVG);


1090 Wien, Kolingasse 13/7, Telefon: +43 / 1 / 587 97 27, Fax: +43/ 1 / 585 36 15

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Offenlegung gemäß Mediengesetz:


Ziel der Österreichischen Zeitschrift für Verkehrswissenschaft ist es, die Verkehrswissenschaft zu fördern, ver-
kehrswissenschaftliche, -technische und -politische Themen zu behandeln, Lösungen aufzuzeigen sowie neue
Erkenntnisse der verkehrswissenschaftlichen Forschung bekannt zu machen.

ÖZV 1/2021 3
4 ÖZV 1/2021
Szenarien zur Zukunft der Mobilität
Walter SLUPETZKY
Einleitung forderung besteht in der Lösung von Organisations-
und Kooperationsfragen. Wer dabei „die Nase vorne“
Im Rahmen des ÖVG-Arbeitskreises „e-mobility“ wur-
hat ist noch offen. Werden digitale Plattformunter-
den Überlegungen zur Entwicklung einer strategischen
nehmen wie Google das Heft in die Hand nehmen?
Perspektive der Elektromobilität angestellt. Welche
Oder können die großen Autokonzerne mit ihren
Rolle kann E-Mobilität im Rahmen eines zukünftigen
neuen Mobilitätsservices, wie z.B. Daimler und BMW
Verkehrssystems spielen? Wie kann sie zur Schaffung
mit der Integrationsplattform REACH NOW, Akzente
dieses zukünftigen Verkehrssystems beitragen? Ein
setzen? Oder sind die Öffentlichen Verkehrsunter-
zentraler Ausgangspunkt war dabei die Entwicklung
nehmen mit ihren vielfältigen Integrationsprojekten
von Szenarien zukünftiger Mobilität.
(Wegfinder, City Mobil, Mobimeo, Swiss Pass Mobile)
Seit Mitte des vorigen Jahrzehnts haben sich die Vor- und ihrem Know-how in Sachen Mobilitätsintegration
stellungen darüber wie zukünftige Mobilität aussehen die lachenden Dritten?
kann, rasch und grundlegend weiterentwickelt.
Entlang dieser Innovationsachsen zukünftiger Mobi-
Im Rahmen zahlreicher F&E-Projekte wurden die lität sind neue Ansätze der Verkehrsorganisation im
Schwerpunkte dabei vor allem in drei Feldern ge- Entstehen.
setzt:
Es zeichnen sich insbesondere drei Szenarien (a - c)
1. Dekarbonisierung ab, die von unterschiedlichen Playern vorangetrieben
Die Dekarbonisierung des Verkehrssektors ist ange- werden:
sichts der problematischen Tatsache ständig stei- a. Good old Industry reloaded
gender CO2-Emissionen ein Gebot der Stunde. In
Ziel dieses von der Autoindustrie geprägten Szenarios
der technischen Entwicklung zur Elektrifizierung von
ist die Aufrechterhaltung des bestehenden Mobili-
Straßenfahrzeugen wurden große Fortschritte erzielt.
tätssystems unter Berücksichtigung von Klimawandel
Auf der Schiene ist der Betrieb mit Strom schon längst
und Umweltschutz. Es erfolgen massive Investitionen
Alltag und sollte konsequent für das ganze Netz vo-
in Dekarbonisierung und Recycling. Damit soll die Kli-
rangetrieben werden. Auch für den Einsatz von syn-
maneutralität sowie eine vollständige Kreislaufwirt-
thetischen Kraftstoffen und Wasserstoff zeichnen sich
schaft im Motorisierten Individualverkehr hergestellt
bestimmte Anwendungsgebiete ab (Schwerverkehr,
werden.
Schifffahrt, Flugverkehr).
Beispielgebend ist etwa Renault. Der Konzern hat die
2. Automatisierung
Verringerung des CO2-Fußabdrucks zum strategischen
Die Automatisierung von Verkehrsmitteln wird gegen- Unternehmensziel erklärt1. Weiters wird an der Im-
wärtig stark von der Autoindustrie betrieben, im öf- plementierung einer Kreislaufwirtschaft gearbeitet.
fentlichen Verkehr ist sie schon seit den 1980er-Jahren Die Innenausstattung von Fahrzeugen wird aus Recy-
im Einsatz. Dabei stellen die Automatisierungsstufen cling-Materialien hergestellt, für alte Autobatterien
1-3 eher eine Anreicherung des Status Quo dar. Im- ein „zweites Leben“ organisiert, neue Fabriken klima-
pulse für Innovationssprünge in der Verkehrsorganisa- neutral gebaut2.
tion bieten sich ab Stufe 4 und vor allem in der Stufe
Bei der Automatisierung stehen derzeit Assistenz-
5 an. Bei diesen Automatisierungsgraden kann das
systeme im Vordergrund, um den Komfort für die
Fahrzeug auch ohne Insassen fahren, was völlig neue
FahrerInnen zu erhöhen. In weiterer Folge soll durch
Perspektiven im Mobilitätsmanagement eröffnet. Es
Vollautomatisierung der KundInnenkreis erweitert
wird der digitale Betrieb der gesamten PKW-Flotte
werden. Personen ohne Führerschein, nicht fahrfähi-
möglich. Die Grenzen zwischen Öffentlichem Verkehr
ge Personen, u.a.m. können als KäuferInnengruppen
und Motorisiertem Individualverkehr lösen sich dabei
erschlossen werden.
zunehmend auf, weil der Autobesitz seine Bedeutung
verliert. Durch Algorithmen, die das Nutzungsaufkom- Auch wenn mit Carsharing-Angeboten experimentiert
men berechnen, können die Fahrzeugbestände effizi- wird, kommt es zu keiner Infragestellung des beste-
enter genutzt und erheblich reduziert werden. henden Geschäftsmodells. Am Primat des Privatauto-
besitzes geht auch in Zukunft kein Weg vorbei. Jedem
3. Integration
Menschen sein – klimafreundliches und vollständig
Hauptziel der Digitalisierung im Verkehrssektor ist die recyceltes – Fahrzeug, und ab Automatisierungsstufe
Integration aller öffentlich zugänglichen Verkehrsmit- 5 auch für bisher unerreichte KundInnensegmente.
tel. Eine Reihe von Forschungsprojekten hat bewiesen,
In diesem Szenario bleibt der PKW-Bestand hoch,
dass diese Zusammenführung von Mobilitätsservices
eventuell steigert er sich sogar noch. Dem Öffentli-
technisch möglich und machbar ist. Die große Heraus-
chen Verkehr steht eine sinkende Bedeutung bevor.

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Denn automatische Autos sind sicherer, hygienischer möglicher Komfort bei gleichzeitig optimierter PKW-
und individueller einsetzbar. Am Land können sie Bus- Flotte geboten.
und Bahnverbindungen weitgehend ersetzen. Auch in
Dadurch reduziert sich zwar einerseits der Bedarf
der Stadt sind die Massenverkehrsmittel durch op-
an öffentlichen Parkplätzen auf nahezu null, da man
timiertes digitales Verkehrsmanagement teilweise
die wenigen gerade nicht benötigten automatischen
substituierbar.
Autos in Tiefgaragen abstellen kann. Andererseits
Der Ressourcenverbrauch wird hoch bleiben. Der werden mehr Fahrbahnen benötigt, da es Teil dieses
Fahrzeugbestand nimmt eher zu, der Flächenver- Geschäftsmodells ist, dass möglichst viel gefahren
brauch wird steigen, weil Individualfahrzeuge öffent- wird.
liche Verkehrsmittel ersetzen. Hinter der Leistbarkeit
Da der PKW im Szenario Silicon Valley öffentlich zu-
von Mobilität steht ein großes Fragezeichen. Durch
gänglich gemacht worden ist, kann er den Bus- und
den Rückzug des öffentlichen Verkehrs ist mit einer
Schienenverkehr weitgehend ersetzen. Kommunen
Zunahme von Mobilitätsarmut zu rechnen.
wird empfohlen, ihre öffentlichen Verkehrssysteme
Die Machtbasis von Good Old Industry reloaded ist nicht mehr weiter auszubauen, da die dafür einge-
groß. Autokonzerne mit den höchsten Forschungs- setzten Steuergelder durch die Vollautomatisierung
budgets3 weltweit, mit einer stabilen Kapitalbasis und entwertet werden könnten6. Öffentlicher Massen-
hervorragenden Kontakten in die Politik, sorgen für verkehr reduziert sich auf ein ergänzendes Angebot
Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand. Die hohen in einigen wenigen Marktnischen. U-Bahnen, Hoch-
Beschäftigungszahlen garantieren auch den Rückhalt geschwindigkeitszüge oder Hyperloops können in
durch die Öffentliche Hand und die Arbeitnehmerver- dieser neuen Verkehrswelt noch eine begrenzte Rolle
tretungen. Autofahrerklubs und Automedien haben spielen.
ihre Existenz auf dem gegenwärtigen Geschäftsmo-
Die Leistbarkeit von Mobilität wird für wenig Wohl-
dell der Autoindustrie aufgebaut.
habende prekär. Der Komfort des jederzeit an jedem
Es wird sich zeigen, ob diese Macht ausreichend ist, Ort verfügbaren Mietautos hat seinen Preis. Da nicht
um das bestehende, am Besitz von Privatautos auf- mehr öffentlich finanzierte Verkehrsunternehmen
bauende Geschäftsmodell für die Zukunft abzusi- sondern private Plattformbetreiber den Verkehr in
chern. Oder ob sich genau diese starke institutionelle der Hand haben, müssen staatliche Individualzu-
Verankerung als Bumerang erweist, weil notwendige schüsse den allgemeinen Zugang zur Mobilität sicher-
Entwicklungen gebremst und dadurch der Anschluss stellen.
an die stattfindenden Innovationsprozesse versäumt
Die Rückendeckung für die Betreiber globaler Platt-
wird.
formen aus ihren Herkunftsländern ist stark. Die Re-
b. Silicon Valley gierungen der USA und China setzen ihre Vormacht-
stellungen ein, um die Ausbreitung dieses neuen
In diesem Szenario wird die Mobilität als Dienstleis-
Geschäftsmodells zu unterstützen und z.B Steuerbe-
tung in der Hand von digitalen Plattformunterneh-
lastungen zu verhindern7.
men entwickelt. Der Motorisierte Individualverkehr
ist voll automatisiert und wird durch digitales Flot- Eine weitere Stärke dieser Unternehmen ist ihre
tenmanagement gesteuert. Es wird ein individuelles enorm schnelle und flexible Entwicklungsarbeit.
Mobilitätsservice angeboten, bei dem man jederzeit Damit können rasch Innovationsvorsprünge aufge-
das gewünschte Fahrzeug zur Verfügung hat, ohne es baut werden, die für Mitbewerber uneinholbar sind.
besitzen zu müssen. Gleichzeitig ist diese Orientierung auf rasche Umset-
zung auch riskant. Rasantes Wachstum kann ebenso
Um dieses Szenario zu verwirklichen, werden erhebli-
zum Zusammenbruch führen, wie nicht ausreichend
che Mittel und Forschungsressourcen in die Automa-
bedachte Sicherheitsfragen oder der Rückzug von In-
tisierung Stufe 5 investiert4, ohne sich lange mit As-
vestoren8. Wenn die Überwindung dieser Risiken aber
sistenzsystemen für die abgelaufene Zeit des „selber
gelingt, dann werden digitale Plattformunternehmen
Fahrens“ aufzuhalten. Die Steuerung der Mietwagen-
eine enorm erfolgreiche, marktbeherrschende Rolle
flotten erfolgt mit Hilfe von Satellitennetzwerken, die
im Verkehrssektor einnehmen.
eine globale Umsetzung dieses Services sicherstellen
sollen5. c. Save the World
Umweltschutz ist nicht Ziel, sondern Grundvorausset- Anliegen von Save the World ist die Neuorganisation
zung. Es wird als selbstverständlich betrachtet, dass der Mobilität unter den Prämissen der Nachhaltigkeit
alle Autos elektrisch sind und mit Ökostrom fahren. und sozialen Verträglichkeit. Der motorisierte Verkehr
Durch das neue Geschäftsmodell reduziert sich dar- ist voll automatisiert. Anders als beim Szenario „Sili-
über hinaus der Ressourcenverbrauch deutlich. Nicht con Valley“ steht aber nicht das Vermieten von Indi-
mehr der Verkauf vieler Fahrzeuge steht im Vorder- vidualfahrzeugen im Vordergrund, sondern die Inte-
grund, sondern deren bestmögliche Auslastung, um gration des ganzen motorisierten Verkehrs, der dann
die Mieteinnahmen zu maximieren. Es wird größt- in seiner Gesamtheit öffentlich zugänglich ist. Digitale

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Plattformen stellen die Verfügbarkeit von Fahrzeugen 4. Schlussfolgerung
in der richtigen Größe, zur richtigen Zeit, am richtigen
Vergleicht man die drei dargestellten Szenarien, so er-
Ort sicher.
gibt sich ein uneindeutiges Bild. Alle drei haben ihre
Damit die Integration der Mobilitätsangebote ge- Risiken und Herausforderungen, aber auch Realisie-
lingt, wird durch die Öffentliche Hand eine digitale rungschancen. Eine Prognose, welches sich verwirk-
Mobilitätsinfrastruktur aufgebaut, mit den notwen- lichen wird, ist kaum möglich, obwohl die VertreterIn-
digen Rechner- und Datenübertragungskapazitäten, nen des jeweiligen Szenarios vielfach überzeugt sind,
Schnittstellen für die Anbietereinbindung, Spielregeln dass nur ihres chancenreich ist.
für die Infrastrukturnutzung, sowie einer „digitalen
Gemessen am Zielbild einer nachhaltigen Wirtschaft,
Marktordnung“, die allen AnbieterInnen die Teilhabe
die das Klima schützt, den Ressourcenverbrauch mini-
ermöglicht und Monopolbildungen hintan hält. Mit
miert und gleichzeitig die soziale Teilhabe sicherstellt,
Hilfe einer Dateninfrastruktur-Gesellschaft, wird die
erscheint das Szenario „Save the World“ am zukunfts-
umfassende Integration aller öffentlich zugänglichen
fähigsten. Seine Herausforderungen liegen im Gelin-
Mobilitätsangebote in den Funktionen Information,
gen der Integration von Mobilität und im Gewinnen
Routing, Buchung, Ticketing/Zugangsberechtigung
der Menschen für die geteilte Nutzung von Verkehrs-
und Bezahlung umgesetzt und gesteuert.
mitteln.
Durch Pricing-Modelle wird die Anzahl der benötig-
Im Rahmen des ÖVG-Arbeitskreises „e-mobility“ wird
ten Straßenfahrzeuge stark reduziert. Automatisierte
daher der Beitrag von Elektromobilität zur Weiterent-
Sammelverkehre, intermodale Verkehrsmittelnut-
wicklung des Verkehrssystems vor dem Hintergrund
zung und Sharing sind begünstigt. Oberflächenpark-
von „Save the World“ betrachtet. Im Lauf des Früh-
plätze werden kaum mehr benötigt, aber auch der
jahrs 2021 erfolgt die Fertigstellung einer Roadmap
Bedarf an Fahrbahnflächen sinkt durch die Förderung
2020-2050, mit deren Hilfe ein Impuls zu den not-
des gemeinsamen Fahrens. Der komplette Verkehrs-
wendigen Veränderungen in der Mobilität geleistet
sektor ist dekarbonisiert.
werden soll.
Es geht aber nicht nur um die Verfolgung ökologischer
Literaturverzeichnis:
Ziele, sondern auch um die soziale Teilhabe aller Men-
schen an der Mobilität. Einerseits werden durch die 1. https://media.renault.at/529
Förderung des gemeinsamen Fahrens die Kosten für
2. https://easyelectriclife.groupe.renault.com/de/
die NutzerInnen niedrig gehalten. Andererseits sorgt
im-alltag/verbrauch/innovationen-des-neuen-zoe-
der Aufbau flächendeckender lokaler Sammelverkeh-
umweltschonend/
re für eine Stärkung des Öffentlichen Linienverkehrs.
Nicht Individualzuschüsse gewährleisten daher die 3. DiePresse.com: F&E-Ranking – Vier österreichische
Leistbarkeit von Mobilität, sondern Investitionen in Firmen unter den Top-1000; https://www.die-
allgemein verfügbare Verkehrsinfrastruktur. presse.com/5107865/fe-ranking-vier-osterreichi-
sche-firmen-unter-den-top-1000 (letzter Zugriff:
Getragen wird „Save the World” von einer Vielzahl
06.12.2020)
von AkteurInnen. Auf zivilgesellschaftlicher Ebene
stehen diesem Szenario Klimaschutz- und Mobilitäts- 4. vgl. Mario Herger: Der letzte Führerscheinneuling
initiativen, alternative Verkehrsclubs sowie wissen- ist bereits geboren, Börsenmedien AG, 2017.
schaftliche Umwelt- und Verkehrsinstitute nahe. Die 5. vgl. etwa: Gerhard Hegmann: Satelliten für die ei-
Verkehrsunternehmen arbeiten an zahlreichen Pro- genen Autos; WELT, 05.03.2020
jekten zur Integration der Mobilität. Die Öffentliche
Hand nähert sich schrittweise der Schaffung einer di- 6. Mario Herger: Der letzte Führerscheinneuling ist
gitalen Mobilitätsinfrastruktur an. bereits geboren, Börsenmedien AG, 2017
Damit ist der gesellschaftliche Rückhalt groß und 7. Sonja Peteranderl: „Fast wie ein Mafia-Clan“; Spie-
er erhöht sich mit jeder Klimademo und jedem Be- gel Netzwelt, 17.11.2019; https://www.spiegel.
richt zu neuen Bedrohungen des Ökosystems weiter. de/netzwelt/web/fast-wie-ein-mafia-clan-histo-
Auch wächst das Know-how zur Neuorganisation des rikerin-ueber-die-erfolgsformel-des-silicon-val-
Gesamtverkehrssystems in diesem Netzwerk an Ak- ley-a-1294501.html (letzter Zugriff : 02.12.2020)
teurInnen rasch, was die Realisierungschancen von oder Clemens Fuest: Digitalisierung und Steuer-
„Save the World“ stärkt. Eine große Herausforde- politik, ifo Institut, 2018
rung ist jedoch die Fragmentierung der Szene. Die
Verankerung der zivilgesellschaftlichen Initiativen in oder ZEIT ONLINE: USA brechen Verhandlungen
den staatlichen Strukturen nach dem Vorbild der So- über Digitalsteuer ab, 18. Juni 2020
zialpartnerschaft ist kaum gegeben. Die Einigung der 8. vgl. z.B.: Michael Shamiyeh: Start-ups unter Druck
Verkehrsunternehmen auf eine gemeinsame Integra- - Auslaufmodell Silicon Valley; derStandard.at,
tionsstruktur für ihre Angebote steht aus. Und auch 05.11.2019
von staatlicher Seite erfolgen die Rahmensetzungen
im Sinne dieses Szenarios noch eher zögerlich.
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HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT

Neues Denken zwischen Machine, Fleet und Infrastructure

Wirtschaftlichkeit bleibt im mechanisierten Gleisbau das


dominierende Ziel. Die Themen Nachhaltigkeit, Digitalisierung
und lebenslange Betreuung drängen aber immer stärker in den
Arbeitsalltag. Wie man diesen Wandel proaktiv mitgestaltet,
zeigt Plasser & Theurer. Unter dem Motto „Machine – Fleet –
Infrastructure“ erweitert der Komplettanbieter sein Leistungs-
angebot. Neben innovativen Technologien spielen dabei global
durchdachte Services die Schlüsselrolle.

plassertheurer.com
„Plasser & Theurer“, „Plasser“ und „P&T“ sind international eingetragene Marken
Automatisierte und digitale Services im Mobilitätssektor – Treiber
oder Hindernis inklusiver Mobilität?
Yusak SUSILO, Roman KLEMENTSCHITZ, Oliver ROIDER, Michael SKOK
1. Ausgangslage he z.B. Rösler K. (2019), Meyer et al. (2017), Harper
C.D. et al. (2016), Saaed et al. (2016) oder Trommer
Aufbauend auf den Ergebnissen und verfügbaren et al. (2016). Dies betrifft einerseits die verbesserte
Daten des Forschungsprojektes Églitéplus (Sammer Möglichkeit aktiv und selbstbestimmt mobil zu sein
et al. 2012) wurde im Rahmen der Stiftungsprofessur aber auch andererseits den besseren passiven Schutz
DAVeMoS (Digitalisierung und Automatisierung im Ver- durch Assistenzsysteme für vulnerable Gruppen (Ben-
kehrs- und Mobilitätssystem, BMK Stiftungsprofessur netta R. 2019). Auffällig ist dabei das hohe Vertrauen
im Rahmen der Ausschreibung Mobilität der Zukunft, dieser Gruppen in neuen Technologien, vorausgesetzt
MdZ - Stiftungsprofessur 2017) untersucht, inwiefern es gibt adäquate Einschulungen (Rösler K. 2019). Eine
automatisierte und digitale Services, die Inklusion von weitere Gruppe, die von diesen neuen Möglichkeiten
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen für selbst- profitiert, sind Personen mit entsprechenden Betreu-
bestimmtes Reisen vorantreiben können. Für diese ungsaufgaben. Die Auswirkungen auf diese Gruppe
Auswertung stand eine Anzahl von 452 Interviews mit sind neben dem geringeren Einsatz von Betreuungs-
Personen mit speziellen Mobilitätsbedürfnissen zur zeit auch die Unterstützung bei der Überwindung von
Verfügung, davon 48 mit körperlichen Einschränkun- Barrie-ren am Weg und die Unterstützung bei den
gen, 96 mit visuellen Einschränkungen, 107 mit Hör- komplexeren Wegeketten (z.B. durch adäquate Infor-
einschränkungen, 48 ältere Personen, 72 Kinder und mationsaufbereitung), die durch die Einbettung der
Jugendliche und 81 Personen mit mangelnder Sprach- Begleitwege in das eigene Mobilitätsbedürfnis der
kompetenz. Im Rahmen der Interviews haben diese Begleitpersonen hervorgerufen werden (Knoll 2016).
Personen insgesamt 4060 durchgeführte Wege berich-
tet, wobei bei 471 dieser Wege eine oder mehrere Bar- Demgegenüber stehen die noch nicht geklärten Rah-
rieren beschrieben wurden. Zentrale Ausgangssituati- menbedingungen zur Nutzung automatisierter und
on ist demnach, die Anforderungen von Menschen mit digitaler Services im Mobilitätssektor, wie zum Bei-
besonderen Bedürfnissen zu kennen, um analysieren spiel: Benötigt man einen Nachweis zur Befähigung
zu können, inwieweit automatisierte und digitale Ser- der Benützung der Systeme, im Speziellen bei auto-
vices im Mobilitätssektor Treiber oder Hindernis inklu- matisierter Fahrzeugen, und wie kann man diesen
siver Mobilität sein können. Wird die Lücke zwischen erlangen? Zusätzlich stellt sich die Frage nach den
diesen vulnerablen Gruppen und den nicht beeinträch- Kosten zur Anschaffung und Benützung dieser Syste-
tigten VerkehrsteilnehmerInnen also tendenziell eher me, die vulnerable Gruppen – hier speziell armutsge-
geschlossen oder wird diese weiter aufgehen? fährdete oder in Armut lebende Personen – von der
Nutzung ausschließen könnte. Es gibt aber auch Aus-
2. Internationaler Vergleich sagen, dass die Kosten für Mobilität durch Automati-
Die Erwartungen, dass die Qualität der Mobilität für sierung und Digitalisierung langfristig sinken werden
Menschen mit speziellen Mobilitätsbedürfnissen auf- (Meyer et al. 2017 oder Trommer et al. 2016). Auch
grund automatisierter und digitaler Services im Mobi- wenn in manchen Arbeiten versucht wurde, anhand
litätssektor verbessert oder gar erst ermöglicht wird, von Statistiken mobilitätsbeeinträchtigter Gruppen
ist ein viel diskutiertes Thema in der Fachliteratur, sie- die entsprechenden Zielgruppen zu quantifizieren

Abbildung 1: Bewertung einer Maßnahme auf Basis Ihres Einflusses auf Inklusivität und ihrer Problemlösungsfähigkeit zum Erreichen des Mobili-
tätsziels eines Weges.
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Abbildung 2: Rekodierung der Gesamtpunkteanzahl in eine fünfteilige Skala

(Rösler K. 2019 oder Trommer et al. 2016), liegt derzeit ren einer vielbefahrenen Straße oder die mangelnde
noch keine systematische Betrachtung auf der Ebene barrierefreie Ausgestaltung von Kreuzungsbereichen.
konkret ausgeführter Wege vor, wie in der vorliegen- Hierbei ist festzuhalten, dass unterschiedliche Mobili-
den Analyse durchgeführt. tätseinschränkungen von Personen auch unterschied-
liche spezielle Anforderungen an die Barrierefreiheit
3. Analysekonzept mit sich bringen. In der vorliegenden Untersuchung
Auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche be- wurde zwischen folgenden Personengruppen unter-
kannter Mobilitätshindernisse wurden in einem ersten schieden (vgl. Sammer et al. 2012):
Schritt die Angaben der Probanden über aufgetrete- 1. Körperliche Einschränkung: Rollstuhlfahrer, geh-
ne Barrieren auf den berichteten Wegen transkribiert eingeschränkte Personen;
und entsprechende Klassen an Mobilitätshindernissen
(Barrieren) codiert. Daraus abgeleitet wurde eine Liste 2. Visuelle Einschränkungen: Personen beeinträch-
von 53 im Wegedatensatz auftretenden Barrieren im tigter Sehstärke, blinde Personen;
öffentlichen Raum zusammengestellt (Tabelle 1). Am
häufigsten wurden hier verkehrliche Aspekte im Stra- 3. Höreinschränkungen: Personen mit beeinträchtig-
ßenraum genannt, wie beispielsweise das Überque- ter Hörleistung, gehörlose Personen;

Abbildung 3: Auswertung bestimmter Maßnahmen hinsichtlich Einfluss ihrer Problemlösungsfähigkeit, Barrieren zu überwinden, sowie der An-
teil an Wegen, welche durch die Maßnahme beeinflusst worden sind.

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4. Mentale Einschränkungen: Personen mit kognitiven Auf Basis eines systemischen Ansatzes wurde ver-
Entwicklungsbeeinträchtigungen; sucht, sich nicht nur auf das Problem (die Barriere)
zu konzentrieren, sondern das ganze System (= Wege-
5. Mangelnde Sprachkompetenz: Personen mit Prob- kette) zu analysieren und daraus ableitend entspre-
lemen beim Verstehen von akustischen und visuel- chend qualifizierte Lösungsansätze bzw. Maßnahmen
len Informationen sowie Verständigungsproblemen auszuarbeiten und zu bewerten. Der Effekt der aus-
aufgrund mangelnder Sprachenkenntnisse oder gearbeiteten Maßnahmen wurde auf verschiedenen
Lernschwierigkeiten; Ebenen betrachtet: Für die Mobilitätsgruppen, für
6. Personen, bei denen eine Begleitperson erforder- verschiedene Wegeetappen (Pre-, On- und Post-trips)
lich ist: Ältere (gebrechliche) Personen und Kinder. sowie für unterschiedliche Verkehrsmittel.

Die speziellen Anforderungen der unterschiedlicher Basierend auf den skizzierten Funktionsmöglichkeiten
Personengruppen können dazu führen, dass eine be- automatisierter und digitaler Dienste aus dem Projekt
stimmte Barriere keine, eine schwache, eine mittlere AM inklusiv! (Knoll et al. 2020) wurde eine Auflistung
oder eine starke Auswirkung auf die Wegekette oder von konventionellen und unterstützenden (digitalen
auf die Gesamtmobilität einer Person hat. Aus diesem oder automatisierten) Technologiemaßnahmen aus-
Grund wurden die Auswirkungen der einzelnen identi- gearbeitet, um den Mobilitätsbedürfnissen der Perso-
fizierten Barrieren auf die sechs definierten Personen- nen entgegen zu kommen. Der Beitrag der jeweiligen
gruppen bewertet (Tabelle 1). Maßnahme zur Nutzbarkeit der Verkehrsinfrastruktur
Tabelle 1: Häufig auftretende Barrie-
ren für Personen mit verschiedenen
Mobilitätsbedürfnis-sen. In Abhän-
gigkeit der Mobilitätseinschränkung
kann eine Barriere keine / schwache
(grün), eine mittlere (gelb) oder eine
starke (rot) Auswirkung auf die Zu-
gänglichkeit eines Systems haben. (1):
Körperliche Einschränkung; (2) Seh-
einschränkung; (3) Höreinschränkung;
(4) Mentale Einschränkung; (5) Man-
gelnde Sprachkompetenz; (6) Begleit-
person erforderlich.

ÖZV 1/2021 11
wird einem von fünf Handlungsfeldern zugeordnet. stimmtheit von Personen(gruppen) mit Mobilitätsein-
Diese Handlungsfelder können wiederum in Subkate- schränkungen. Die Problemlösungsfähigkeit hingegen
gorien aufgeschlüsselt werden: bewertet den Beitrag der Maßnahme zur Lösung der
aufgetretenen Barrieren basierend auf den Angaben
1. Richtlinien: Ausbildung und Training, Feedback und im Wegedatensatz.
Erfahrungsaustausch. Das Handlungsfeld.
Zur Bewertung der Maßnahmen wurde jeweils eine
2. Fahrzeuginfrastruktur: Ein- und Ausstiegshilfen, 5-teilige Klassifizierung angewandt. Der niedrigste
Fahrzeugdesign und Kommunikationsinterfaces. Wert der Bewertungsskala bezüglich Inklusivität ist 1
3. Haltestelleninfrastruktur: Einrichtung und Services (geringe), der höchste 5 (ausgezeichnete). In Analogie
für eine zugängliche Haltestelle / Station. bedeutet bei der Problemlösungsfähigkeit der Maß-
nahmen der Minimalwert 1 geringen Einfluss und der
4. Informationssysteme Navigations- und Orientie- Maximalwert 5 ausgezeichneter Einfluss zur Befriedi-
rungshilfen, Fahrgastinformationssysteme, Ver- gung des konkreten Mobilitätsbedürfnisses.
bindungssicherheit und -qualität, Bestell- und Zah-
lungsmöglichkeiten. Die Inklusivität und die Problemlösungsfähigkeit ver-
schiedener Maßnahmen lassen sich übersichtlich in
5. Sicherheit: Verbesserung der Verkehrssicherheit einer Matrix darstellen (siehe Abbildung 1), um in
und des allgemeinen Sicherheitsgefühls. weiterer Folge eine Einschätzung, Bewertung und
Tabelle 2: Evaluierung der
Barrierefreiheit konventio-
neller und unterstützender
Maßnahmen bezüglich der
Handlungsfelder Richtlinien,
Fahrzeuginfrastruktur und
Haltestellen-Infrastruktur.
Die Anzahl der Punkte re-
präsentiert den potenziellen
Einfluss auf die Barriere-frei-
heit entsprechend der be-
reits beschriebenen zugrun-
deliegenden Skala

K … Konventionelle Maßnah-
men

A … Assistive/unterstützende
(digitale oder automatisier-
te) Maßnahmen

Punktesystem (Problemlö-
sungsfähigkeit, Inklusivität):
1 … geringer Einfluss – 5 …
Weg kann selbstbestimmt
zurückgelegt werden

Schulnotensystem (Gesamt-
bewertung): 1 … höchster
Wert, 5 … niedrigster Wert

Zur Feststellung der Inklusivität einer Maßnahme und Priorisierung der Maßnahmen vornehmen zu können.
ihrer Problemlösungsfähigkeit zur Befriedigung des Durch Multiplikation der Bewertung von Inklusivität
Mobilitätsbedürfnisses wurden alle Maßnahmen ein- und Problemlösungsfähigkeit einer Maßnahme ergibt
zeln und auf Wegeebene in Abhängigkeit des gewähl- sich eine Gesamtpunkteanzahl, die zur besseren Dar-
ten Verkehrsmittels und den Mobilitätsanforderungen stellung bzw. Lesbarkeit in ein Schulnotensystem um-
einer Person untersucht und analysiert. Inklusivität codiert wurde, wobei 1 der beste und 5 der schlech-
bewertet die Maßnahme an sich (unabhängig von den teste zu erreichende Wert ist (siehe Abbildung 2).
in den durchgeführten Wegen angebenden Barrieren),
d.h. inwieweit wirkt diese Maßnahme zur Selbstbe-

12 ÖZV 1/2021
Tabelle 3: Evaluierung der
Barrierefreiheit konventio-
neller und unterstützender
Maßnahmen bezüglich der
Handlungsfelder Informa-
tionssysteme und Sicherheit.
Die Anzahl der Punkte re-
präsentiert den potenziellen
Einfluss auf die Barrierefrei-
heit entsprechend der be-
reits beschriebenen zugrun-
deliegenden Skala.

K … Konventionelle Maßnah-
men;

A … Assistive/unterstützende
(digitale oder automatisier-
te) Maßnahmen

Punktesystem (Problemlö-
sungsfähigkeit, Inklusivität):
1 … geringer Einfluss – 5 …
Weg kann selbstbestimmt
zurückgelegt werden

Schulnotensystem (Gesamt-
bewertung): 1 … höchster
Wert, 5 … niedrigster Wert

Ein Beispiel: Ein konventionelles verbessertes Leit- haft Abbildung 3: Bewusstseinsbildende Maßnahmen
und Orientierungssystem kann hinsichtlich seiner können nicht selbstbestimmt (d.h. ohne Beteiligung
Inklusivität subjektiv mit 3 bewertet werden. Eine anderer Personen) durchgeführt werden (Bewertung
seheingeschränkte Person gibt auf ihrem berichteten 1), haben aber einen Einfluss auf die Lösung auftre-
Weg an, dass fehlende oder unzureichend erkennba- tender Barrieren am Weg (Bewertung 2,24). Die Grö-
re visuelle Informationen zu Problemen führen. Ein ße der Blase erklärt den Anteil an Wegen, auf denen
verbessertes konventionelles Leit- und Orientierungs- die Maßnahme hilfreich zur Problemlösung ist. Im Fall
system könnte in diesem Fall hinsichtlich seiner Prob- bewusstseinsbildende Maßnahmen sind das 7,7 %
lemlösungsfähigkeit subjektiv mit 4 bewertet werden. der Wege. Im Vergleich dazu hat die Organisation von
Durch Multiplikation ergibt sich eine Gesamtpunkte- Workshops eine höhere Bewertung der Problemlö-
anzahl von 12 bzw. eine Gesamtbewertung nach dem sungsfähigkeit (Bewertung 2,42) und einen wesent-
Schulnotensystem von 3. lich höheren Anteil an Wegen, wo diese Maßnahme
einen Einfluss zur Problemlösung hat (70 %).
4. Bewertung der Maßnahmen
Im Zuge der Projektausarbeitung sind für sämtliche
Entsprechend dem beschriebenen Analysekonzept konventionelle und unterstützende Maßnahmen
wurden sämtliche Maßnahmen für alle Wege, wo Bar- entsprechende Grafiken erstellt und Analysen durch-
rieren jeglicher Art berichtet wurden, evaluiert. Einen geführt worden. Global betrachtet wurde den Maß-
ersten Überblick über die Inklusivität bzw. die Prob- nahmen Kategorien zugeordnet, welche wiederum
lemlösungsfähigkeit einer Maßnahme bietet beispiel- Teil eines bestimmten Handlungsfeldes sind. Maß-

ÖZV 1/2021 13
nahmen können zwischen (K) konventionell und (A) 3. Knoll B. (2016): Mobilität von Personen mit Be-
unterstützend (automatisiert und/oder digital) unter- treuungsaufgaben Qualitative Studie (Gender
schieden werden. Konventionelle Maßnahmen sind Modul) zur österreichweiten Mobilitätserhebung
jene barrierefreien Lösungen, welche hinsichtlich „Österreich unterwegs 2013/2014“, Studie im
ihrer Funktionsweise gut erprobt sind. Zumeist ge- Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, In-
ben klare Richtlinien und Normen ihre Einsatzfelder novation und Technologie, Wien
und ihre technische Ausführung an. Unterstützende
(automatisierte und/oder digitale) Maßnahmen sind 4. Knoll B., Sammer G., Hauger G. (2020) AM inklu-
mit heutigem Stand der Technik (zumeist) technisch sive! Automatisierte Mobilität und Inklusion. Per-
realisierbar, hinsichtlich Anwendbarkeit bestehen al- spektiven, Szenarien und Empfehlungen für die
lerdings noch Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Verkehrs- und FTI-Politik, Forschungsprojekt im
Zusätzlich wurde das Digitalisierungspotential für Rahmen von Mobilität der Zukunft, Bundesminis-
jede Maßnahme bestimmt (Tabelle 2 und 3). terium für Verkehr, Innovation und Technologie
(BMVIT)
5. Schlussfolgerung
5. Meyer J., Becker H., Bösch P., Axhausen K. (2017),
Auf Ebene der Handlungsfelder ist die Fahrzeuginf- Autonomous vehicles: The next jump in acces-
rastruktur der Bereich, wo es die größten Potenziale sibilities? Research in Transportation Econo-
für eine verbesserte Inklusivität des Verkehrssystems mics, Volume 62, ISSN 0739-8859, https://doi.
gibt. Viele davon sind assistiv unterstützend und als org/10.1016/j.retrec.2017.03.005.
digitale Applikation umsetzbar. In dieser Gruppe ste-
chen Kommunikationsschnittstellen wie Übersetzung 6. Rösler K. (2019): Neue Möglichkeiten der Mobili-
in leicht verständlicher Sprache oder Gebärdenspra- tät für ältere und behinderte Menschen. Beitrag
che besonders hervor. Außerhalb dieses Handlungs- zum Sammelband Mobility in a Globalized World
feldes sind Informationssysteme zur ersten/letzten 2018, Sucky E., Kolke R. (Hrsg.), University of Bam-
Meile wichtige Maßnahmen, um entsprechende posi- berg Press
tive Wirkungen zu erzielen. 7. Saaed A., Madjid T., Mohsen A., Tracey O. (2016):
Die Ergebnisse dieser Analyse werden in einem wei- Autonomous vehicles: challenges, opportunities,
teren Schritt in das Projekt AM inklusive! (Knoll et al. and future implications for transportation poli-
2020) einfließen. In diesem Projekt werden in weite- cies, J. Mod. Transport. (2016) 24(4):284–303, DOI
rer Folge Handlungsempfehlungen für die politische 10.1007/s40534-016-0117-3
Ebene ausgearbeitet und zur Diskussion gestellt. Es 8. Sammer, G., Dangschat J., Kronlachner L. (2008):
muss ein Anspruch der Verkehrs- und FTI-Politik in ÉGALITÉplus - Ein gleichberechtigter Alltag im
Österreich sein, durch jede gesetzte Maßnahme - Verkehrsgeschehen? Quantifizierung von mo-
auch bei jenen Maßnahmen, die nicht vordergründig bilitätsbeeinträchtigten Personengruppen, For-
auf die Verbesserung der Inklusivität des Verkehrs- schungsprojekt im Rahmen von ways2go, Bun-
systems abzielen - die Lücke zwischen den nicht be- desministerium für Verkehr, Innovation und
einträchtigten VerkehrsteilnehmerInnen und den Technologie (BMVIT)
vulnerablen Gruppen mit speziellen Bedürfnissen zu
schließen. Die im Rahmen dieser Analyse aufbereite- 9. Sammer, G., Uhlmann, T., Unbehaun, W., Millo-
ten Informationen, welche auf die Erfahrungen der nig, A., Mandl, B., Dangschat, J., Mayr, R. (2012):
unmittelbar betroffenen Personen basieren, sollen Identification of Mobility Impaired Persons and
dafür einen wesentlichen Beitrag leisten. Analysis of Their Travel Behaviour as well as their
Needs. Transportation Research Board 91st Annu-
Literaturverzeichnis: al Meeting, JAN 22-26, 2012, Washington, D.C.
1. Bennetta R., Vijaygopalb R., Kottasza R. (2019): 10. Trommer S., Kolarova V., Fraedrich E., Kröger
Attitudes towards autonomous vehicles among L., Kickhöfer B., Kuhnimhof T., Lenz B., Phleps P.
people with physical disabilities, Transportation (2016): Autonomous Driving - The Impact of Ve-
Research Part A: Policy and Practice, Volume 127 hicle Automation on Mobility Behaviour, Institute
2. Harper C.D., Hendrickson C., Mangones S., Sa- for Mobility Research (ifmo);
maras C., (2016): Estimating potential in-creases
in travel with autonomous vehicles for the non-
driving, elderly and people with travel-restrictive
medical conditions, Transportation Research Part
C: Emerging Technologies, Vol-ume 72, ISSN 0968-
090X, https://doi.org/10.1016/j.trc.2016.09.003.

14 ÖZV 1/2021
Developing Effective Planning Approaches for Supporting Green and
Reliable Intermodal Transport
Martin HRUŠOVSKÝ

1. Introduction ning could also contribute to the overall reduction of


emissions.
The growing globalization of the world contributes
to the increased complexity of supply chains, which Thirdly, surveys show that next to costs transport
require efficient coordination in order to ensure planners base their decisions also on additional cri-
good performance of operations. (Van Donk, 2008) teria such as flexibility or reliability of transport ser-
Although this trend might bring many benefits to vices. (Vannieuwenhuyse et al., 2003; Reis, 2014) In
companies due to specialization or lower production this context, reliability is mainly related to transport
costs, it also contributes to the increased probability time and on-time delivery, which might be negatively
of disruptions. (Blackhurst et al., 2005) As shown by influenced by various disruptions within the transport
BCI (2019), this also significantly influences transport network (e.g. congestion, road blockage, trees on the
operations, since transport network disruptions be- track). In order to increase the reliability of the crea-
long to the top five reasons for disturbances in supply ted transport plans, possible disruptions should al-
chains. ready be considered in the transport planning phase.
Moreover, they should be also monitored during the
Transport activities play an essential role in a supply
transport execution phase, so that an adequate and
chain since they are needed for the movement of raw
fast reaction is possible if a certain disruption occurs.
materials, work-in-process and finished goods bet-
ween the different actors. Therefore, a lot of various In order to address these issues, this article presents
transport optimization models have been developed a short overview of a transport planning approach for
in order to improve the efficiency of transport, which intermodal transport that combines multiple optimi-
was mainly expressed in form of transport costs mini- zation objectives (i.e. transport costs, time, emissi-
mization. (Agamez-Arias and Moyano-Fuentes, 2017) ons) and takes into consideration possible travel time
However, there are additional issues which are gai- uncertainties and delays due to various disruptions.
ning importance in the current discussions with re- The planning approach is divided into various phases
gard to transport planning: which cover the whole transport process as described
in the next chapter.
Firstly, the freight transport in Europe is heavily do-
minated by road transport (Eurostat, 2020), which is 2. Planning approach
perceived as a fast and flexible transport mode, but
Intermodal transport can be defined as the move-
it often suffers from legal and operational restric-
ment of goods which uses two or more transport mo-
tions and disruptions (e.g. driving bans, congested
des where the goods are transported in one loading
roads) and also significantly contributes to the nega-
unit or road vehicle (e.g. container). (UNECE, 2001)
tive impacts of transport on the environment. In or-
Intermodal transport network therefore combines
der to mitigate these effects, European Commission
different transport modes, which have different cha-
(2019) strives towards a shift of freight to alternati-
racteristics in terms of capacity, network density, tra-
ve transport modes and their combination in multi-
vel times and speeds, costs, etc. In addition to that,
modal transport chains. However, the usage of these
there also exist differences in the departure times:
alternatives is relatively low due to various reasons,
whereas truck transports tend to have more flexible
among others also the reluctance of transport plan-
schedules, trains and ships usually run according to a
ners to use transport modes which they did not have
fixed schedule. (Crainic, 2007) This can lead to opera-
experience with before. (Vannieuwenhuyse et al.,
tional problems if the containers have to use multiple
2003) Moreover, support of multiple transport modes
transport services with fixed schedules and one of the
in transport management systems (TMS), which are
services gets delayed due to a disruption so that the
software systems currently used for transport plan-
subsequent service leaves before the arrival of the
ning and monitoring, is rather limited. (Seiler, 2012;
delayed service. Therefore it is necessary to avoid (or
Demir et al., 2013)
at least to minimize) the occurrence of these situa-
Secondly, the discussions about sustainability of tions if possible and offer a fast alternative solution
transport, especially its environmental impact, are for the cases where these unplanned delays cannot
gaining importance, since transport is the only sector be avoided. Both options are included in the propo-
in the European Union (EU) where the total share of sed planning approach, which deals with operational
CO2 emissions is increasing. (EEA, 2019) In addition to transport planning and its objective is to find an opti-
regulations regarding e.g. emission limits for vehicles, mal transportation plan for multiple customer orders
consideration of emissions within the transport plan- within an existing intermodal transport network.

ÖZV 1/2021 15
Transport disruptions can have different implications. port of the containers starts and the route can be op-
Some of them (e.g. regular congestion due to insuf- timized according to multiple objectives (costs, time,
ficient road capacity) occur in more or less regular emissions). In addition to that, the aim is to create
intervals and their expected impact can be predic- reliable transport plans, which means that possible
ted, whereas others, mainly caused by unexpected travel time uncertainties including small and regular
events (e.g. accident, signalling problems, damaged transport disruptions are considered in the model. Off-
switch), are hardly predictable and can lead to long line planning is described in more detail in following
delays. (Wagner and Bode, 2006) Since they can oc- Section 2.1.
cur at any point during the transport process, a good
Whereas smaller disruptions are already considered
TMS software should be able to support all phases of
in offline planning, bigger disruptions with longer
the transport process, including not only the initial
durations cannot be included there since the model
optimization of transport plans but also monitoring
would require extensive buffer times that are in most
of unexpected events during transport execution and
cases not necessary. Therefore major disruptions are
reactions to these events. Therefore, the proposed
dealt with in the online planning, which is activated
planning approach covers all these processes and
every time when an unexpected event occurs which
consists of various components which are presented
causes a disruption and infeasibility of the original off-
in Figure 1.
line plan. In this case an alternative solution has to be
found which ensures that the goods will be delivered
to their destination with the minimal possible delay.
This solution needs to be found very fast since the re-
sult might be the change of the route of the affected
service and this has to be done before the vehicle ar-
rives to the location of the disruption. Therefore, in
case of online planning only a limited number of al-
ternatives (policies) is considered. A detailed descrip-
tion of online planning can be found in Section 2.2.
The actual simulation process in the presented simu-
Figure 1: The simulation-optimization model used for planning and lation model starts with the offline planning, which is
its components called in regular intervals (e.g. every day) and crea-
As shown in Figure 1, there are three main com- tes offline plans for all orders that have to start on
ponents which are combined within a simulation the next day. When the plans are created, they are
model: transport monitoring, offline planning and stored in the database and the transports start based
online planning. The simulation model provides a on the plans. In addition to that, unexpected events
background for the system and displays the transport with random locations and durations are created in
network and the ongoing transports consisting of mo- regular intervals and their effect on the orders and
vements of services and containers. The aim of the services is investigated. If necessary, online planning
simulation model is to simulate the development of is activated for each affected order and an alternative
the transport network based on the decisions of the plan is created. At the end of the simulation, the ef-
two planning components and the occurred unexpec- fect of unexpected events and necessary changes in
ted events over a longer period (e.g. one month) and the plans are analysed.
in this way enable the evaluation of different plan- 2.1 Offline planning
ning decisions. The transport monitoring component
is responsible for the model execution, which inclu- As already mentioned, the objective of offline plan-
des calling the offline planning component in regular ning is to create reliable transport plans for multiple
intervals, updating the database and creating unex- customer orders within an existing intermodal net-
pected events which are the trigger for online plan- work. Often this is solved using the so-called multi-
ning. The database connects all components since it commodity flow network problems (SteadieSeifi et
contains all required data including also customers’ al., 2014), however, these problems are not able to re-
orders, transport services and their characteristics, present the specific characteristics of each transport
created transport plans, unexpected events etc. mode in intermodal networks. Therefore, the service
network design (SND) approach can be used as an al-
The planning itself is divided into two phases as also ternative. In this approach, a service can be defined
shown in Figure 1: offline planning and online plan- as a transport connection between an origin and des-
ning. The aim of offline planning is to find an optimal tination which has a certain transport mode, capacity
transport plan for the order of each customer, which route, speed and price (Andersen et al., 2009; Stea-
consists of the origin and destination of the goods, dieSeifi et al., 2014). In addition to the services, also
the number of containers and the desired pick-up and the nodes representing intermodal terminals that can
delivery time. The plan is created before the trans- serve as origin, destination or transhipment point for

16 ÖZV 1/2021
the orders can be modelled with their specific costs emissions (direct and indirect), also called as well-to-
or transhipment times. However, as shown by Stea- wheel (WTW) emissions, should be included in the
dieSeifi et. al (2014) and Agamez-Arias and Moyano- calculations.
Fuentes (2017), the majority of the models only mi-
The third parameter is the integration of emissions
nimize the transportation costs and they are mostly
objective into the optimization model. Even though
based on deterministic travel times without including
the CO2e emissions are increasingly being recognized
any travel time uncertainties. As a consequence, the
as an important objective, they are in vast majority
presented planning approach takes into account two
of the cases only optimized in combination with ot-
additional factors in order to increase the sustainabi-
her economic factors, e.g. costs. Therefore methods
lity and reliability of the plans: emissions caused by
of multi-objective optimization need to be used here.
the transport operations and travel time uncertainty.
The easiest method is the weighting method where
Both factors are described in the next two sections
emissions are expressed in form of emission costs and
before the offline planning model will be shortly pre-
then different weights can be put to each objective
sented in following Section 2.1.3
and the resulting solutions can be compared. Alt-
2.1.1 Environmental criteria in optimization hough this method can be implemented quite easily,
there is high uncertainty about estimating the emissi-
Sustainability is usually understood as a triple bot-
on costs per ton of CO2e emissions and the transport
tom line combining economic, ecological and social
costs often have a much higher weight in the compa-
criteria. (Carter and Rogers, 2008) However, in con-
risons. These problems can be solved by using more
text of supply chain management and transport plan-
advanced methods, such as weighting method with
ning this term is often reduced to a combination of
normalization or ε-constraint method that give a bet-
economic and ecological criteria, which is also called
ter overview of possible solutions and trade-offs bet-
green transport planning. (Dekker et al., 2012; Demir
ween costs and emissions. A good comparison bet-
et al., 2014) This is related to the fact that transport
ween these methods and their results in intermodal
has a high negative environmental impact due to re-
planning context can be found in Demir et al. (2017)
leasing high amount of greenhouse gas emissions,
and Demir et al. (2019).
which can be measured in form of CO2-equivalent
emissions (CO2e) if the energy consumption of the 2.1.2 Travel time uncertainty
vehicle is known. (Kranke et al., 2011) However, the
Transport operations can be exposed to several risks
exact calculation of CO2e emissions and their consi-
(e.g. weather conditions, natural disasters, conge-
deration in optimization models leads to various pro-
stion, low water levels, etc.) which influence their
blems: firstly, the calculation of energy consumption
performance in a negative way. If these risks occur
and the released CO2e emissions depend on various
in form of unexpected events, they can disrupt the
factors that cannot be always exactly estimated for
transport process and lead to delays and travel time
each transport, such as vehicle characteristics, route
uncertainties. In this way the reliability of transport is
characteristics, driving behaviour etc. Therefore vari-
reduced, which can be defined as the probability that
ous microscopic and macroscopic models as well as
an order can be transported to its destination without
standardized emission calculators exist, which help
delay. (Wakabayashi, 2012)
to estimate the amount of CO2e emissions released
for a certain transport (see e.g. Demir et al. (2011), Risks can be classified into various categories accor-
Eichlseder et al. (2009), IFEU et al. (2016)). As a result, ding to their severity and probability of occurrence,
it is advisable to use a specific emissions calculation among others it can be also distinguished between
model for each transport mode and consider as many recurrent and disruptive risks. Whereas the first ones
factors as possible. This is also the case in the propo- usually have rather small and temporary consequen-
sed planning approach which tries to calculate speci- ces (e.g. congestion during peak hours), the latter
fic emissions for each service in the network. Details ones tend to have large impact and cannot be con-
about the used models can be found in Demir et al. trolled easily (e.g. natural disaster, major accident).
(2019). (Chopra and Sodhi, 2014) Depending on the type of
risk, different strategies can be used for risk manage-
The second important factor for including the emis-
ment: in case of recurrent risks, avoidance of critical
sions into optimization is the scope of emissions con-
links or adding operational buffers (e.g. buffer times
sidered. In many cases only direct emissions from
in transhipment terminals) can be used whereas dis-
combustion of fuel in the vehicle are compared (tank-
ruptive risks can be handled only after their occur-
to-wheel, TTW), however, especially in cases where
rence using pre-defined contingency plans. (Jüttner
different modes are compared, also indirect emis-
et al., 2003; Colicchia et al., 2010) Since the aim of
sions of fuel or energy production should be taken
offline planning is to create transport plans before
into account, since especially electricity production
the start of the transport, it can only include recur-
from different sources can lead to differences bet-
ring risks by considering travel time uncertainty and
ween countries. (Kranke et al., 2011) As a result, total
checking whether sufficient buffer times are available
on a certain route. Disruptive risks are then handled by in form of inventory costs for in-transit inventory
online planning which serves as a reaction to an already and penalty costs for delays, and CO2e emissions in
occurred disruption. form of costs for emissions from transport and trans-
hipments in terminals. The objectives are combined
Travel time uncertainty is usually modelled in form of
using the weighting method where individual weights
different statistical distributions, which include either
can be assigned to each objective according to the
standard distributions (e.g. normal, triangular, ex-
planner’s preferences. The optimization model consi-
ponential) or they are based on historical data about
ders various constraints regarding the service capaci-
travel times on a certain route if this data is available.
ties, transhipments and fixed departure times of the
(Colicchia et al., 2010; Noland and Polak, 2002) Ba-
services as well as pick-up and delivery times of the
sed on these distributions, the probability of on-time
orders. The result of the model are transport plans
arrival for a certain transport service or route can be
showing the optimal route for each order based on
checked. However, in case of intermodal transport net-
planned deterministic travel times.
works, where different services are combined on one
route, there exists a high number of possible travel time The created transport plan is then sent to the simula-
combinations which makes it impossible to check all of tion model, which is in the second step used to eva-
them, since this would require extensive computational luate the reliability of the proposed routes. In order
times. As a consequence, different sampling approa- to achieve this, the model simulates the movements
ches can be used, which consider only a limited number of services and orders, whereby the deterministic tra-
of possible travel time scenarios to check the reliability vel times from the optimization model are replaced
of the transport plans. by randomly chosen travel times based on the under-
lying travel time distribution for each service and it is
One possibility is the sample average approximation
checked whether the original transport plan can still
(SAA), which approximates the travel time distribution
be executed. If this is not the case because the sub-
based on a selected number of samples that are then
sequent service cannot be used due to the delay of
directly integrated into the optimization model to eva-
the previous service, the original transport plan be-
luate transport reliability. (Verweij et al., 2003; Luedt-
comes infeasible and a pre-defined emergency solu-
ke and Ahmed, 2008) However, as tests in Demir et al.
tion is used where the goods are transported by an
(2017) showed, using SAA significantly limits the size
extraordinary truck service directly to their planned
of the instances that can be solved and increases the
destination at higher costs. The simulation is repea-
required computational time. As an alternative, simu-
ted multiple times for different travel time combinati-
lation can be used which allows to evaluate a higher
ons (up to 1000 runs) and then the reliability of each
number of scenarios within a shorter time.
transport plan is checked based on two criteria – the
2.1.3 Offline planning approach number of runs in which the plan becomes infeasible
In order to integrate CO2e emissions and travel time and the average additional costs of this infeasibility in
uncertainty into intermodal transport planning, a hyb- comparison to the optimal deterministic solution. If
rid simulation-optimization approach has been develo- both criteria exceed a certain threshold (e.g. 5%), the
ped, which was presented in Hrusovsky et al. (2016). As transport plan is not reliable and therefore the par-
shown in Figure 2, this approach consists of two steps: ticular order is sent back to the optimization model
a deterministic optimization model and a simulation where a new plan has to be found. The whole process
model. is then repeated for all unreliable plans until a reliable
route is found for each order. In this way offline
planning helps to increase the reliability of the
plans and reduce the number of potential trans-
port disruptions.
2.2 Online planning
Whereas offline planning aims at increasing the
reliability of the plans through inclusion of travel
time uncertainty, online (or real-time) planning
phase covers mainly unexpected events with ma-
jor impact that occur shortly before the start or
during the transport of orders and cause infeasibi-
lity of the plan (e.g. road blockage, derailment of a
Figure 2: Offline planning approach, adapted from Hrusovsky et al. train, infrastructure damages due to bad weather). As
(2016) a consequence, re-planning is needed in these cases
The optimization model is defined as SND model and in order to find a feasible alternative plan. In order to
combines three objectives: transport costs for ser- achieve this, two important points need to be taken
vices and transhipments used by the containers, time into account: firstly, the speed of obtaining the solu-

18 ÖZV 1/2021
tion is more important that the efficiency of the plan of the affected service or the terminals on its route
since the vehicle might be already en route and might with the destination of the affected order. Within this
pass an important waypoint where the route could be reduced network, three pre-defined policies are used,
changed if the creation of the alternative plan takes which will be described in the next paragraphs: wai-
too long. (Sato and Fukumura, 2012; Cacchiani et al., ting, transhipment at the next node and detour. The
2014) Therefore, usually pre-defined policies (e.g. deterministic optimization model from the offline
waiting, rerouting, changing modes) are used in the- planning approach is used to find the optimal route
se cases in order to facilitate the re-planning process. for each policy. (Hrusovsky, 2018)
(Cadarso et al., 2013; Louwerse and Huisman, 2014)
The waiting policy means that the affected service
Secondly, transport plans should not be changed too
continues on its route as planned but has to wait until
often as it might lead to chaos in the network. The-
the disrupted section is cleared and arrives to its des-
refore, only infeasible plans should be changed as it
tination with delay. This means that the affected order
is also the case in the presented online planning ap-
needs a new plan from the destination of the service
proach, which was first described in Hrusovsky (2018)
which can be found even before the service arrives to
and is depicted in Figure 3.
the destination and therefore capacities on the newly
used services can be reserved.
In case of the second policy, transhipment at the
next node, the next possible node for transhipment
to another service or transport mode is searched for
on the route of the affected service. This might be
either a regular node of the basic network used by
the planned services or any terminal where trans-
hipment between transport modes is possible. This
also implies that this policy can be only used if such
a terminal exists on the route of the affected ser-
vice. If this is the case, additional truck services from
this terminal to all other basic terminals are added
to the network and a new plan for the affected order
Figure 3: Online planning approach and its components, adapted
from Hrusovsky (2018) based on the available connections has to be found.

As the figure shows, online planning is activated by the The third policy deals with the affected service itself
occurrence of an unexpected event, which occurs ran- and searches for a possible detour which could mini-
domly at a certain location and has a certain expected mize the delay at its arrival to the destination. On its
duration. Based on this information, the first task is to route, the affected service passes several waypoints
identify the effect of this event on the transport ser- where a detour could be started. Therefore, this policy
vices and orders, which is conducted within the fea- evaluates the potential detours that can be built bet-
sibility check. Feasibility check identifies the services ween the current location of the service and its desti-
which have to pass the location of the event during its nation and chooses the detour with the shortest travel
duration and calculates the delay of the service cau- time. Similarly to the second policy, this policy can be
sed by the unexpected event. Afterwards it is checked only used if a potential detour exists.
whether the affected services transport any orders When the plans for all three policies are created, the
and whether these orders are affected by the delay so proposed routes are compared and the best plan
that their plan becomes infeasible. If this is the case, which minimizes the total additional costs and the
the affected orders require a new plan which has to delay is chosen. Afterwards this plan is implemented
be found within the re-planning process, for all other and the affected orders continue their way according
orders no re-planning is necessary since their original to the new plan.
plan stays feasible despite of the delay. In this way the
feasibility check reduces the number of orders that re- 3. Computational study
quire re-planning which results in less complexity for In order to test the proposed planning approach, a
the re-planning process and leads to less plan changes case study based on real-world data was developed
within the transport network. including 30 important intermodal terminals within
The task of the re-planning process is to find a new Germany, Austria, Czech Republic, Slovakia and Hun-
transport plan for each affected order based on the gary. These terminals are connected through road
current situation in the transport network (i.e. inclu- services, rail services and inland waterway services
ding all known disruptions and delays at the time of (IWT), which are mainly following the rivers Danube
re-planning). Since the new plans have to be found and Elbe. The locations of the terminals and the mo-
quickly, the available network is reduced and inclu- des which are combined in each terminal are depicted
des only services which connect the current location in Figure 4.

ÖZV 1/2021 19
When comparing the results for
offline planning, the difference in
resulting plans for the different
optimization objectives can be ob-
served. In total, four cases were
compared: in the first case all three
objectives were combined with the
same weights whereas in the other
three cases always only one of the
three possible objectives was cho-
sen and the other two had a weight
of zero. The results showed that
transport costs are clearly domina-
ting in the first case since they are
in total much higher than the total
time costs and total emission costs.
In fact, the difference between
combination of all objectives and
optimization according to transport
costs only was that in the first case
buffer times between the conse-
cutive services within a plan were
Figure 4: Intermodal terminals and their transport modes, based
minimized due to the inclusion of
on Demir et al (2017)
time costs whereas in the second case services on
In order to test the planning and the effects of the the same route with later departure and therefore
unexpected events, the simulation model was run for longer buffer times were used since time costs were
one month (31 days) and included in total 2,792 ser- not considered. When comparing the optimal plans
vices. Out of these, 74% were rail services, 21% road for transport costs and for the CO2e emissions mini-
services and 5% IWT services. On average there were mizing case, it could be clearly observed that in the
90 services per day with higher number of services latter case electric trains were preferred before road
during the workdays and lower number of services and IWT services sailing upstream, since these ser-
during the weekends. The schedules and travel times vices have higher energy consumption than services
of the train and IWT services were created based on sailing downstream.
Kombiverkehr (2019) and Metrans (2019), road ser-
Moreover, the results showed that the CO2e emis-
vices have flexible departure times and serve as ad-
sions minimizing solution leads to consolidation of
ditional services for parts of the network where the
transport orders, since multiple orders tend to use
coverage with train and IWT services is not sufficient.
the same service. In case of transport costs minimi-
For each service specific transport costs were calcu-
zation this consolidation is less visible since the use
lated based on PLANCO (2007), via donau (2007) and
of individual road services is much higher. The time
PTV (2019) and also specific CO2e emissions were
needed to obtain the optimal solution was in all three
calculated as described by Hrusovsky et al. (2016). In
discussed cases less than 720 seconds, whereas it was
order to convert emissions into emission costs, a refe-
much higher for the time minimization, where often
rence value of 70 EUR/t CO2e was used.
no solution was found even after one hour. The rea-
Transport orders were added to the system on a daily son for this could be the fact that if only time is con-
basis and offline planning was repeated every day for sidered, then there are sometimes several possible
all available orders. For each planning cycle a plan- routes with the same or very similar time costs for
ning horizon of 7 days was considered, which means each order and therefore much more time is needed
that on average 10 orders per day were planned that to obtain the optimal solution. As a consequence, this
could use 623 services on average. The number of case was not used for further analysis.
containers was between 1 and 30 per order, inventory
The offline plans from the first case with all three ob-
costs were 1 EUR/hour of transport time and penal-
jectives were used for analysing the online planning
ty costs were between 1 and 10 EUR/hour of delay.
module and testing the influence of different cate-
The planned delivery dates were between 24 and 168
gories of unexpected events. This case was chosen
hours after the planned pick-up times of the orders. A
due to the minimized buffer times and consequently
detailed description of the case study and its results
the higher potential influence of unexpected events
can be found in Hrusovsky (2018), next paragraphs
in comparison to the other cases. The unexpected
shortly summarize the most important findings.
events were created in regular intervals on randomly

20 ÖZV 1/2021
chosen links within the network and each scenario
was repeated 10 times with different event locations.
In total four different scenarios with event durations
of 2, 6, 12 and 24 hours were analysed as suggested
in the available literature. (Burgholzer et al., 2013;
Ludvigsen and Klaeboe, 2014; Fikar et al., 2016) For
the first two scenarios the frequency of events was
every two hours whereas three events per day were
created for the two scenarios with longer durations.
The reason for this was that smaller events with
shorter durations usually occur with higher frequen-
cy than events with longer durations.
The results of online planning tests showed that the Figure 5: Share of re-planning policies on the implemented online
proposed approach delivers solutions within one mi- plans
nute, which fulfils the objective of obtaining the so-
4. Conclusions
lution quickly. Concerning the delays caused by the
unexpected events, it could be observed that the Transport planning is becoming more complex due to
delays were relatively evenly distributed throughout globalization of transport flows and additional requi-
the whole duration of the event and in almost 90% of rements regarding the reliability and minimization of
the cases rail services were affected since they also environmental impacts of transport. One possibility
have the highest share on the used transport services to respond to these challenges is to promote the usa-
in the network. ge of intermodal transport and to support its plan-
ning and execution as it was presented in this paper.
When it comes to orders, the results clearly show
The most important findings can be summarized in
that delays of two hours only affect about 2% of all
the following points:
orders, which is probably related to the fact that re-
liable plans were created in the offline planning pha- • There exist multiple risks that can lead to trans-
se where these shorter delays are already included. port disruptions with negative impact on travel
In case of delays lasting for 24 hours, about 10% of times in different phases of the transport process.
orders need to be re-planned on average. Therefore, it is important to distinguish between
these risks and to include them into planning in
Another important point of the analysis were the re-
different ways.
sults regarding the availability and the usage of the
three pre-defined re-planning policies from Figure 3. • Offline planning creates transport plans and is
As already described in Section 2.2, Policy 2 (tranship- capable of including smaller disruptions in form
ment at the next node) and Policy 3 (detour) might of travel time uncertainties. The combination of
not be available in some cases since they require the simulation and optimization enables to evaluate
availability of transhipment terminals or alternative multiple scenarios with different travel time distri-
routes for detours. This was confirmed in the analysis butions which increases the reliability of the crea-
which showed that Policy 2 was available in 78% and ted plans. In addition to that, economic objectives
Policy 3 only in 49% of the re-planning cases for event in form of costs and time can be combined with
durations of 2 hours. This is related to the fact that for environmental objective of minimizing the CO2e
such short durations the vehicle is usually very clo- emissions. Although this is connected with some
se to the event location and therefore no options for challenges, taking emissions into account leads to
transhipment or detour are available. However, when clear preference of transport modes with less ne-
the event duration increases, the availability of both gative environmental impacts.
policies also increases and reaches more than 90% • Online planning can be used as a fast reaction to
for Policy 2 and more than 80% for Policy 3 for event major disruptions occurring during the transport
durations of 24 hours. Policy 1 is available in 100% of execution phase when a transport plan becomes
the cases since waiting is always possible. Despite of infeasible. In order to find an alternative trans-
this limited availability, it could be observed that the port plan very quickly, pre-defined policies that
importance of Policy 3 increases with the increasing reduce the complexity and the number of consi-
event duration as shown in Figure 5. Here it is clear- dered alternatives can be used. As the presented
ly visible that Policy 1 is dominating for short delays results show, this leads to significant reductions
whereas more detours are used for longer delays. Po- in computational times. Besides that, it could be
licy 2 has a very low share since the solutions delive- observed that the waiting policy is used in most of
red by this policy are usually too expensive.

ÖZV 1/2021 21
the cases, but the importance of detour policy is 9. Chopra, S., Sodhi, M.S. (2014) Reducing the risk of
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the resulting plans are usually too expensive.
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Acknowledgement creasing supply chain resilience in a global sour-
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This paper is a short summary of the PhD thesis sub-
Management of Operations, Vol. 21, Issue 7, Pa-
mitted by the author at the Institute of Production
ges 680-694.
Management of WU Vienna University of Economics
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24 ÖZV 1/2021
H2-Pionierprojekt ÖBB – Testbetrieb eines Wasserstoffzuges
Bertram LUDWIG
1. Einleitung bis zu 80 km nicht elektrifizierte Strecke überwindbar.
Insgesamt war der „Cityjet Eco“ mehr als zwei Jahre
Für eine klimafreundliche Mobilität der Zukunft führt im Betrieb unterwegs und hat in diesem Zeitraum
an alternativen Antriebstechnologien kein Weg vor- mehr als 50 000 Kilometer im reinen Batteriemodus
bei: Im „Pionierprojekt Wasserstoffzug“ haben zurückgelegt.
• die ÖBB deshalb einen Wasserstofftriebzug des 2. ÖBB Pionierprojekt H2
Herstellers Alstom im regulären Fahrgastbetrieb
getestet. Bewähren musste sich der Zug vor allem Im Zuge des Pionierprojektes H2-Aspangbahn haben
auf Nebenbahnen, die nicht für eine Elektrifizie- die ÖBB erstmals einen Wasserstoffzug des Typs „Co-
rung vorgesehen sind. radia iLint“ des Herstellers Alstom auf einem dafür
prädestinierten, nicht-elektrifizierten, gebirgigen
• Bereits jetzt werden rund 90 Prozent der Ver- Streckennetz im südlichen Niederösterreich auf der
kehrsleistungen im Personenverkehr in Österreich inneren und äußeren Aspangbahn sowie auf der Stre-
mit Elektrotraktion geführt. Rund drei Viertel des cke zwischen Wiener Neustadt und Puchberg sowie
gesamten ÖBB-Netzes sind bereits elektrifiziert, Gutenstein getestet.
bis 2030 sollen es 85 Prozent sein.
Die Streckeneigenschaften in Österreich, waren gegen-
Die ÖBB selbst haben sich das ambitionierte Ziel ge- über dem bisherigen Einsatzgebiet (v. a. Norddeutsch-
setzt, bis zum Jahr 2030 im Mobilitätsbereich CO2- land) durch geringe Bogenradien von bis zu unter 120 m,
neutral zu sein. Um dieses Ziel zu erreichen werden Gradienten von bis zu 45 ‰ sowie Höhendifferenzen
zahlreiche Forschungs- und Entwicklungsprojekte von mehr als 300 m gekennzeichnet. Der Probebe-
sowie konkrete Umsetzungsprojekte vorangetrieben. trieb erfolgte im regulären Personenverkehr von 12.
Neben Erfahrungen mit batterieelektrischen Bussen September bis 26. November 2020.
(z.B. ÖBB-Postbus in Vorarlberg), batterieelektrischen
Pkw (z.B. der ÖBB Rail & Drive Carsharing Flotte) ha- Erklärtes Ziel des Projektes war es, Erfahrungen in
ben die ÖBB auch Erfahrungen beim Testbetrieb des technischer, betrieblicher und wirtschaftlicher Sicht
elektrohybriden Batteriezugs „Cityjet Eco“ gesam- mit dem Wasserstoffzug zu sammeln. Es ist kein Zu-
melt. Der Cityjet Eco fährt auf elektrifizierten Ab- fall, dass der Wasserstoffzug auf genau diesen nicht
schnitten mit einem Stromabnehmer, auf nicht elekt- elektrifizierten Strecken (Abbildung 2) getestet wur-
rifizierten Abschnitten wird Traktionsenergie aus dem de, beträgt die Reichweite des eingesetzten Vorse-
Batteriesystem bezogen. Mit dieser Technologie sind rienmodells doch rund 600 Kilometer und kann daher

Abbildung 1: Wasserstoffzug auf der Strecke (© Max Wegscheider)


ÖZV 1/2021 25
Abbildung 2: Streckengrafik, blau: Teststrecke des Wasserstoffzuges (Quelle: ÖBB-Infrastruktur AG)

ÖZV 1/2021
ein Dieselfahrzeug ersetzen. Bisher waren Wasser- Natur nur in gebundener Form vor, etwa im Wasser
stoffzüge vor allem auf flachen Strecken, zum Bei- oder Kohlenwasserstoffen. Wasserstoff ist also keine
spiel in Norddeutschland und den Niederlanden im Primärenergiequelle, sondern muss erst aus ande-
Einsatz. Durch den Test auf topographisch anspruchs- ren Energieträgern erzeugt werden. Zurzeit wird der
vollen Strecken im Süden von Niederösterreich wur- größte Anteil der Wasserstoffherstellung durch Refor-
de der Wasserstoffzug nun auch auf alpinen Strecken mierungsprozesse von fossilen Kohlenwasserstoffen
„auf Herz und Nieren“ geprüft. realisiert. Grüner Wasserstoff, also Wasserstoff, wel-
cher aus erneuerbaren Primärenergiequellen erzeugt
3. Fahrzeug wurde, wie beispielsweise durch Elektrolyse mittels
Im Rahmen des Projektes wurde eine Bauartgeneh- Aufspaltung von Wasser durch erneuerbaren Strom
migung des Alstom iLint Fahrzeugs gemäß dem ös- in Wasserstoff und Sauerstoff, ist in Europa nur in ge-
terreichischen Eisenbahngesetz (EisbG) § 32a ange- ringem Maße verfügbar.
strebt. Nachdem das Fahrzeug bereits in Deutschland Damit zeigt sich auch eine der wesentlichsten Her-
eine entsprechend äquivalente Bauartgenehmigung ausforderungen dieser Technologie: Zwar ist die Fahr-
erhalten hatte, wurde die Genehmigung durch die zeugtechnologie schon weit fortgeschritten, grüner
Verfügbarkeit entsprechender Nachweise erleichtert. Wasserstoff für den Betrieb dieser Fahrzeuge aller-
Der Aufbau des Fahrzeuges (z.B. Wagenkasten) unter- dings nicht in ausreichender Menge verfügbar. Für
scheidet sich nicht wesentlich von anderen Triebzü- zukünftige Anwendungen der Wasserstofftechnologie
gen. Wesentliches Unterscheidungsmerkmal ist, dass bei der ÖBB ist jedoch klar, dass Wasserstofftechno-
das im Probebetrieb eingesetzte Fahrzeug ein zwei- logie nur dann genutzt werden soll, wenn es sich um
teiliges Brennstoffzellen-Batterie-Hybrid-Fahrzeug ist grünen Wasserstoff handelt.
und je Wagenkasten über Wasserstoffspeicheranlage 5. Fahrzeugbetrieb
auf dem Dach sowie eine Traktionsbatterie (Lithium-
Ionen) im Unterflurbereich verfügt. Mit dem Einsatz des Fahrzeuges zeigen sich die ÖBB
nach Abschluss der Testphase zufrieden. Die Leis-
Um Sicherheitsbedenken bereits rechtzeitig auszu- tungsanforderungen wurden erfüllt, der Fahrplan
räumen, wurden zahlreiche Maßnahmen getroffen, konnte eingehalten werden, und das Fahrzeug ver-
wie beispielweise ein bereits für Deutschland verfüg- fügte zu jeder Zeit über ausreichend Wasserstoff-
bares Einsatzmerkblatt adaptiert, sowie die lokalen reserven, um Verspätungen und Streckenunterbre-
Feuerwehren eingebunden. chungen ohne Einschränkungen im Fahrgastkomfort
4. Wasserstoffversorgung abzudecken. Trotz der Länge und anspruchsvollen
Topographie absolvierte der Wasserstoffzug die Stre-
Beim Pionierprojekt wurde eine temporäre, mobile cken problemlos. Wichtige Erkenntnisse brachten im
Wasserstofftankstelle am ÖBB-Standort Wiener Neu- Hinblick auf den Energieverbrauch auch verschiedene
stadt eingesetzt. Diese bestand aus einem Flüssig- klimatische Bedingungen während der Testperiode –
wasserstofftrailer mit kryogenem, tiefkaltem Wasser- von hochsommerlichen Temperaturen bis hin zu Mi-
stoff, einem Verdichter und Verdampfer sowie einem nusgraden.
Dispenser. Die Wasserstofftankstelle war bereits vor
dem Projekt in Wiener Neustadt an verschiedenen Da es sich bei dem eingesetzten Fahrzeug um ein Vor-
Aufstellungsorten in Deutschland betrieben worden. serienfahrzeug handelte, war der Einsatz auch mit
Die Errichtung der Tankstelle in Wiener Neustadt er- einigen Unterbrechungen zur technischen Untersu-
folgte auf Betriebsgrund der ÖBB, somit fiel deren Be- chung des Fahrzeuges verbunden. Bedauerlicherwei-
willigung unter das österreichische Eisenbahngesetz. se kam es auch zu einer Unterbrechung des Probe-
betriebs am 19.11.2020, ausgelöst durch einen Unfall
Die temporäre Errichtung der Tankstelle unterlag da- auf einer technisch gesicherten Eisenbahnkreuzung.
mit einer Erklärung gemäß § 40 EisbG und war somit Auch in diesem Fall bewährte sich jedoch die über
genehmigungsfrei. Für die § 40-Erklärung wurde zu- das gesamte Projekt hinweg bestehende Zusam-
sätzlich ein Gutachten des TÜV Süd für die temporäre menarbeit zwischen den Projektverantwortlichen
Errichtung einer H2-Tankstelle hinzugezogen. Als Si- auf Seite der ÖBB (konkret waren folgende Konzern-
cherheitsmaßnahmen wurden unter anderem elekt- gesellschaften involviert: ÖBB-Personenverkehr AG,
rische Einrichtungen entfernt, die nicht zum Betrieb ÖBB-Holding AG, ÖBB-Infrastruktur AG, ÖBB-Techni-
der Tankstelle erforderlich waren sich aber in unmit- sche Services GmbH, ÖBB- Produktion GmbH) sowie
telbarem Bereich der Tankstelle befanden, sowie die des Industriepartners (Alstom). Durch eine rasche Re-
Aufstellungsfläche der Tankstelle entsprechend be- aktion aller Partner konnte das Fahrzeug bereits eini-
festigt (betoniert). ge Tage später wieder in den Regelbetrieb aufgenom-
men werden. Insgesamt war das Fahrzeug 48 Tage im
Für den Betrieb von FCEV-Fahrzeugen wird Wasser- Planbetrieb im Einsatz und hat dabei eine Strecke in
stoff benötigt, jedoch kommt Wasserstoff in der der Länge von rd. 15 000 Kilometer zurückgelegt.

ÖZV 1/2021 27
6. Bilanz Unterstützt wurde das Projekt zum einen durch den
Klima- und Energiefonds. Zum anderen wurde mit der
Die während des Probebetriebs gesammelten Erfah- VERBUND AG ein weiterer Projektpartner gewonnen,
rungen werden nun im Detail ausgewertet und im welcher den während des Probebetriebs verwende-
Rahmen einer wissenschaftlichen Studie, gemeinsam ten Wasserstoff grün zertifizierte. Durch die Koope-
mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) sowie ration mit wissenschaftlichen Partnern – Shift2Rail
dem HyCentA in den nächsten Monaten evaluiert. Joint Undertaking, Austrian Institute of Technology,
Die Erkenntnisse daraus dienen als Handlungsemp- HyCentA – wird zusätzlich sichergestellt, dass die Be-
fehlungen für einen möglichen zukünftigen Einsatz trachtung der Wasserstofftechnologie auch aus ver-
von Wasserstoffzügen bei den ÖBB beziehungsweise schiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln erfolgt.
als Grundlage für das Ziel der ÖBB bis 2030 im Mobili-
tätsbereich CO2-neutral zu sein.

28 ÖZV 1/2021
Rechtliche Rahmenbedingungen für Tests von automatisierten
Fahrzeugen in Österreich
Vera BALTZAREK

1. Einleitung aber auch auf dem Autobahnkreuz A1/A7 unter-


schiedlichste Verkehrs- und Logistikszenarien ge-
Vom Einsatz automatisierter Fahrzeuge (in der Folge testet werden.
abgekürzt AF) im Straßenverkehr werden eine Re-
duktion der Unfallzahlen, mehr Effizienz im Verkehr, 4. Feldtests werden als offene Tests im öffentlichen
weiters Inklusion bisher wenig mobiler Nutzergrup- Raum unter mehr oder weniger realen Verkehrsbe-
pen sowie - bei Dekarbonisierung des Antriebs - auch dingungen im Mischverkehr mit anderen, konven-
positive Effekte auf die Umwelt und das Klima erwar- tionell motorisierten oder unmotorisierten Ver-
tet. Allerdings sind die Sicherheitsbedenken gegen- kehrsteilnehmern durchgeführt.3 Im „Reallabor“
über automatisierten Systemen nach wie vor groß. können zusätzlich zum Stand der Technologie noch
Dementsprechend schränken rechtliche Vorgaben die Mensch-Maschine-Interaktion, die Auswirkun-
das vollautomatisierte Fahren (SAE Level 5)1 drastisch gen von AF auf das Verkehrssystem und die Akzep-
ein. Diese Limitierungen sind jedoch problematisch. tanz der neuen Technologie durch die potenziellen
Die Gesetzgebung beim automatisierten Fahren wie Nutzer studiert werden.
prinzipiell bei allen komplexen sozio-technologischen
Innovationen sollte natürlich allfälligen Risiken vor- Vereinfacht gesagt, werden die Testformen von der
beugen. Sie sollte jedoch nicht so weit der raschen ersten bis zur vierten Stufe immer komplexer, immer
Entwicklung von Innovationen nachhinken, dass sie technisch anspruchsvoller, da sie sich realen Ver-
diese Innovationen verhindert. Sie sollte sie vielmehr kehrssituationen immer mehr annähern - auch wenn
unter Wahrung aller berechtigten Sicherheitsinteres- die öffentlichen Straßenstücke, auf denen getestet
sen ermöglichen bzw. deren Einsatz erleichtern. wird, meist verkehrsberuhigt sind. Die Pilotversuche
werden aus Sicherheitsgründen auch immer mehr re-
Der Artikel stellt nach einer kritischen Bewertung des guliert - und teurer. Aber für die Öffentlichkeit immer
rechtlichen Status quo-Verbesserungsvorschläge vor. sicht- und „erlebbarer.“
Dieser basiert ausschließlich auf öffentlich zugängli-
chen Informationsquellen. Leider sind diese manch- Bis 2016 war das Pilotieren von AF auf Straßen mit
mal unvollständig oder sie werden - trotz des Hinwei- öffentlichem Verkehr rechtlich nicht möglich, obwohl
ses auf mögliche Up-Dates - nicht aktualisiert. Strategiepapiere wie die deutsche „Strategie automa-
tisiertes und vernetztes Fahren“ aus 2015 oder der
2. Internationale Regelungen österreichische „Aktionsplan Automatisiertes Fahren“
vom Juni 2016 oder später die EU-Strategie „Auf dem
Bis 2016 verhinderten gesetzlichen Rahmenbedin- Weg zur automatisierten Mobilität“ vom Mai 20184
gungen in Österreich sogar das Testen von AF auf öf- den Wunsch nach verstärkter Testtätigkeit nicht nur
fentlichen Straßen zur praxisnahen Verifizierung und mit dem Füllen noch bestehender Wissenslücken be-
Validierung der Technologie und somit zu ihrer Opti- gründeten, sondern auch mit wirtschaftlichen Argu-
mierung. menten wie der Förderung der Wettbewerbsfähigkeit
Um den zeit- und kostenaufwändigen Nachweis zu der eigenen Unternehmen und des (supra)nationalen
erbringen, dass automatisierte Fahrfunktionen den Wirtschaftsstandorts oder mit dem Hinweis, Tester-
Ansprüchen an funktionale und IT-Sicherheit entspre- kenntnisse könnten maßgebliche Grundlagen für ver-
chen und somit serienmäßig auf dem Markt einge- kehrspolitische Entscheidungen liefern.
führt werden können, müssen sich AF einer Reihe von Das Hindernis für Experimente im öffentlichen Raum
Tests unterschiedlicher Arten unterziehen: besteht nach wie vor im WIENER ÜBEREINKOMMEN
1. virtuell, mittels Simulator oder digitalem Zwilling2 ÜBER DEN STRASSENVERKEHR. Am 08.11.1968 wur-
de es in Wien von einer UN-Konferenz beschlossen,
2. mittels Prototypen in geschlossenen Testumge- die damit den grenzüberschreitenden Straßenver-
bungen mit geringem Motorisierungsgrad wie z.B. kehr erleichtern und die Sicherheit auf den Straßen
auf Firmen-, Klinik- oder Universitätsgelände, Park- durch die Annahme weltweit einheitlicher Verkehrs-
häusern, Flughäfen, Militärbasen regeln erhöhen wollte. Nach der Ratifikation 1981
ist das Wiener Übereinkommen in Österreich seit
3. in spezifischen Testumgebungen im öffentlichen August 1982 in Kraft. Die USA oder China ratifizierten
Raum. Solche Testumgebungen sind etwa das ALP. dagegen bis heute nicht, das Vereinigte Königreich
Lab auf steirischen Teilstrecken der A2, oder die nur mit Vorbehalten.5 Daher gilt das Übereinkommen
oberösterreichischen Testregion DigiTrans, wo auf nicht bzw. nur teilweise in diesen Ländern. Das Testen
einem geschlossenen Testgelände bei St. Valentin, von AF auf öffentlichen Straßen ist daher dort sehr

ÖZV 1/2021 29
viel leichter möglich. Das verschafft z.B. den USA ei- Standards für die KFZ-Zulassung. Hochautomatisierte
nen wirtschaftlichen Vorsprung, da das Pilotieren von Fahrzeuge (SAE Level 4) ohne dauernde Überwachung
AF zur Verbesserung der eingesetzten Technologie des Fahrers, der anderen, „nicht-automobilen Tätig-
und damit der internationalen Konkurrenzfähigkeit keiten“ nachgehen kann, sind völkerrechtskonform,
der Unternehmen, die AF entwickeln und einsetzen, vollautomatisierte Fahrzeuge ohne Fahrer (SAE Level
dient. 5) sind aber auch nach der erfolgten Anpassung durch
das Wiener Übereinkommen nicht erlaubt.
Das Wiener Übereinkommen weist dem Fahrer eine
aktive Rolle in der Fahrzeugführung zu. Im Artikel Die gewählte legistische Konstruktion erscheint man-
1, Abs. v wird der „Lenker“ definiert als „jede Per- chen Juristen als der falsche Weg. EISENBERGER,
son, die ein Kraftfahrzeug oder ein anderes Fahr- GRUBER, HUBER, LACHMAYER kritisieren etwa, dass
zeug (Fahrräder eingeschlossen) lenkt.“ Der Artikel letztlich technische Vorschriften über den erlaubten
8 beschreibt die Pflichten des Lenkers genauer. Laut Einsatz von AF entscheiden. Damit delegiere der neue
Abs. 1 muss jedes Fahrzeug, wenn es in Bewegung Artikel „gesellschaftspolitisch relevante Fragen, darun-
ist, einen Lenker haben. Jeder Lenker muss entspre- ter ökonomische, soziale, ökologische, verkehrspoliti-
chend Abs. 3 „körperlich und geistig in der Lage sein sche und verkehrssicherheitstechnische, de facto und
zu lenken.“ Er muss (gemäß Abs. 4) auch die „erfor- de iure auf eine rein technisch orientierte Ebene.“8
derlichen Kenntnisse und Fähigkeiten“ dazu haben
(d.h. eine Fahrausbildung absolviert haben). Vor al- Die Studie der Deutschen Akademie der Technikwis-
lem aber muss jeder Lenker gemäß Abs. 5 „dauernd senschaften (ACATECH)9 äußerte sich 2016 ebenfalls
sein Fahrzeug beherrschen können.“ Abs. 6 schreibt kritisch: Für sie besteht weiterer Handlungsbedarf. Um
vor, dass der Lenker „alle anderen Tätigkeiten als das fahrerloses Fahren rechtlich zu ermöglichen, müsste
Führen seines Fahrzeugs vermeiden“ muss. Artikel 13 das Fahrzeugsystem unter allen Umständen als allei-
Abs. 1 bestätigt diese Pflichten. Damit ist der Einsatz nige Kontrollinstanz die Fahrzeugführung gewährleis-
vollautomatisierter Fahrzeugsysteme mit der Wiener ten. Das ist jedoch im Rahmen des gegenwärtig gel-
Straßenverkehrskonvention unvereinbar. tenden Wiener Übereinkommens unmöglich. Daher
sei eine weitere Anpassung der Konvention nötig. Die
Ab 2013 strebte Österreich gemeinsam mit Deutsch- deutsche Bundesregierung nahm diesen ACATECH-
land, Italien, Frankreich und Belgien aus wirtschaft- Vorschlag auf und wurde in UNECE-Arbeitsgruppen
lichen Interessen eine Anpassung des Übereinkom- aktiv, um die Weiterentwicklung des Wiener Überein-
mens an den technologischen Fortschritt an.6 Anstoß kommens in Bezug auf höhere Automatisierungsstu-
der Diskussion war GOOGLEs massives Lobbying für fen voranzutreiben.10 Ähnlich - erfolglos - reagierte die
sein selbstfahrendes Auto in den US-Bundesstaaten, EU.11
damit diese per Gesetz Tests der AF auf öffentlichen
Straßen zuließen. Aus Angst, gegenüber den USA SCHLIMME12 dagegen sieht zwar in der überarbeite-
wirtschaftlich ins Hintertreffen zu geraten, weil in Eu- ten Version des Wiener Übereinkommens nun keinen
ropa wohl die Technologie vorhanden war, aber das „Hemmschuh einer weiteren Automatisierung des
rechtliche Rahmenwerk fehlte, ergriff eine Gruppe Straßenverkehrs“ mehr, dafür
von EU-Mitgliedern die Initiative für eine Änderung
„bilden nun die ECE-Regeln [vor allem ECE R 79] den
des Wiener Übereinkommens. Diese sollte sicher-
zentralen, begrenzenden Faktor des zulassungsfähi-
stellen, dass Fahrzeuge aller Automatisierungsgrade
gen Automatisierungsumfangs. Sie halten in ihrer
künftig einsetzbar seien.
derzeitigen Fassung ähnlich restriktive Vorgaben be-
Die „Working Party on Road Traffic Safety“ der UNECE reit wie einst das Wiener Übereinkommen vor dem
(UNITED NATIONS ECONOMIC COMMISSION FOR EU- Inkrafttreten der Modifikation. In materieller Hin-
ROPE), die international verbindliche Regeln für die sicht hat sich durch die Novellierungsmaßnahmen
technische Zulässigkeit von Fahrzeugen schafft, be- des Wiener Übereinkommens demzufolge wenig
schloss daher 2014 einen neuen Absatz 5 b des Ar- geändert. In verfahrenstechnischer Hinsicht kann
tikels 8.7 Nach Zustimmung aller Konventionsstaaten in diesem Zusammenhang jedoch von einer weg-
trat die Änderung im März 2016 in Kraft. Ihr zufolge weisenden Umgestaltung des zulassungsrechtli-
sind automatisierte Fahrzeugsysteme dann mit der chen Genehmigungsverfahrens gesprochen werden.
Wiener Straßenverkehrskonvention vereinbar, wenn Die Anforderungen an die Zulassungsfähigkeit von
der Lenker jederzeit die manuelle Kontrolle überneh- Fahrassistenzsystemen lassen sich nun einheitlich
men oder das System ausschalten kann („when such dem ECE-Abkommen entnehmen. Es ist davon aus-
systems can be overriden or switched off by the dri- zugehen, dass die dort enthaltenen Regeln sehr viel
ver“). D.h. es muss weiterhin ein Fahrer an Bord sein. dynamischer und schneller an den technischen Fort-
Darüber hinaus sind automatisierte Systeme nunmehr schritt angepasst werden als die Bestimmungen des
konventionskonform, wenn sie den Vorgaben anderer Wiener Übereinkommens. […] Eine entscheidende
internationaler Abkommen über die Zulassung von Hürde auf dem Weg zur Verwirklichung der Vision
Fahrzeugen entsprechen. Gemeint sind damit vor al- des autonomen Fahrens ist also genommen.“
lem UNECE-Regelungen über einheitliche technische

30 ÖZV 1/2021
Nach Meinung des Würzburger Ordinarius für Straf- lich [bleibt], seine Fahraufgaben wieder zu überneh-
recht HILGENDORF, Leiter der Forschungsstelle Robo- men.“
tRecht und Mitglied der deutschen „Ethik-Kommis-
sion Automatisiertes und vernetztes Fahren“, gilt das Die schon die Anpassung des Wiener Übereinkom-
Wiener Übereinkommen „als völkerrechtlicher Ver- mens kritisierenden österreichischen Juristen sind
trag für die Autofahrer und PKW-Hersteller in den ein- auch mit dieser KFG-Novelle unzufrieden. Das zeigen
zelnen Staaten ohnehin nicht unmittelbar.“ Die Zuläs- die Titel zweier Artikel von LACHMAYER, der wie Iris
sigkeit automatisierter Fahrfunktionen bemesse sich EISENBERGER als Spezialist für Technikrecht Mitglied
vielmehr weiterhin an den nationalen Regelungen des Expertenrats für automatisiertes Fahren war. Der
im Straßenverkehrsrecht, welche zunächst unverän- Professor der Sigmund Freud Privatuniversität Wien
dert vom Leitbild eines das Fahrzeug beherrschenden erkennt „rechtliche Grauzonen“16 oder „rechtsstaat-
menschlichen Fahrers ausgingen. „Eine Änderung des liche Defizite“17 in der 33. KFG-Novelle. Weil Test-
Wiener Übereinkommens ändert an dieser Rechts- fahrten als Ausnahmekonzept zu verstehen sind, das
lage erst einmal nichts. Erforderlich ist vielmehr eine daher zeitlich, räumlich, aber auch in Hinblick auf
Umsetzung der neuen völkerrechtlichen Vorgaben in die Menge der betroffenen Fahrzeuge von vornhe-
das nationale Recht.“13 rein zu beschränken sei und der Genehmigung, der
Überwachung und der Kontrolle bedürfe, akzeptiert
3. Österreichische Regelungen LACHMAYER die strukturelle Ungleichbehandlung im
Vergleich zum Regelfall.
3.1 Kraftfahrzeuggesetz (KFG) 1967
Er hat jedoch drei verfassungsrechtliche Bedenken.
In Österreich regelt das KFG 1967 die Lenkerpflichten. Zuerst sieht er kompetenzrechtliche Probleme. Die
§ 102 Abs. 1 bis 3 KFG verpflichtet den Lenker, das Wahrnehmung der Fahraufgaben beziehe sich auf
Lenkrad während des Fahrens mit mindestens einer die gesetzliche Steuerung des Fahrverhaltens im Stra-
Hand festzuhalten. Daher war eine Novellierung des ßenverkehr, die durch die Straßenverkehrsordnung
KFG nötig,14 damit in Österreich die vom „Aktionsplan (StVO) geregelt ist. Daher müsste die Ausnahme in
Automatisiertes Fahren“ vom Juni 2016 als Priorität der StVO (insbes. § 45) normiert sein, bzw. auf die
genannte Rechtsgrundlage für Tests von AF auf öf- Vollzugskompetenz der Länder Bezug nehmen. Zwei-
fentlichen Straßen, d.h. außerhalb von privaten, ge- tens gehen LACHMAYER im Bewilligungsverfahren
schlossenen Testgeländen geschaffen werden konn- das rechtliche Gehör und die Akteneinsicht der An-
te. tragsteller und deren Rechtschutz ab. Drittens fehle
Der österreichische Gesetzgeber hat sich nicht für ei- die rechtliche Bestimmtheit, d.h. sowohl im KFG wie
nen der Formulierung des Wiener Übereinkommens in der StVO brauche es weitergehende, stärkere ge-
entsprechenden neuen Passus im KFG entschieden, setzliche Determinierung. Er moniert besonders eine
sondern für eine Verordnungsermächtigung für das Konkretisierung der Regelungen betreffend Daten-
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Tech- verarbeitung (Unfalldaten), Vorgaben an die Testfah-
nologie (BMVIT) bzw. das aktuelle Bundesministe- rer oder die Ausgestaltung des Bewilligungsverfah-
rium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, In- rens.18
novation und Technologie (BMK) zur Bewilligung von In dem von LACHMAYER und EISENBERGER heraus-
Tests auf Basis der §§ 34 Abs. 6 und 102, Abs. 3a und gegebenen Sammelband „Autonomes Fahren und
3b KFG 1967. Recht“ geht LACHMAYER19 noch härter mit der 33.
Dieser Weg wurde im Gegensatz zu anderen Staa- KFG-Novelle ins Gericht. Er nennt sie „minimalistisch“,
ten eingeschlagen. Deutschland novellierte etwa „unzureichend“, „ohne klare Spielregeln“. Das schaffe
sein Straßenverkehrsgesetz im Juni 2017 und fügte Rechtsunsicherheit. Daher werde die Gesetzgebung
die neuen Paragrafen 1 a bis 1 c über „Kraftfahrzeu- „dazu genötigt, auf jede technologische Neuerung
ge mit hoch- oder vollautomatisierter Fahrfunktion“ wiederum – reflexartig – Anpassungen vorzuneh-
(Level 3) ein, bzw. §§ 63 a und 63 b über die Datenver- men, anstatt im Sinne eines Gesamtkonzepts regu-
arbeitung in solchen KFZ.15 latorische Rahmenbedingungen zur Verfügung zu
Die österreichische 33. KFG-Novelle vom 01.08.2016 stellen, die technologieoffen und innovationsför-
mit dem neu eingeführten § 102, Abs. 3 a und 3 b dernd ausgestaltet sind.“
erlaubt dem Lenker, „bestimmte Fahraufgaben im Insgesamt würde LACHMAYER statt der Integration
Fahrzeug vorhandenen Assistenzsystemen oder auto- von Regelungen betreffend automatisierte Fahrfunk-
matisierten oder vernetzten Fahrsystemen [zu] über- tionen in bestehende Gesetze die Erlassung eines
tragen, sofern [das] durch Verordnung [des BMVIT] eigenständigen Gesetzes, etwa eines AutomatFahrG
vorgesehen [ist und] sofern diese Systeme genehmigt bevorzugen. In diesem im Jahr 2017 vorgeschlagenen
sind oder den in der Verordnung festgelegten Anfor- neuen Gesetz könnten alle Regelungen für Testfahr-
derungen für Testzwecke entsprechen.“ Es wird aber ten von AF thematisch zusammengefasst und konkre-
daran erinnert, dass der Lenker „stets verantwort- tisiert werden.20 2019 wird LACHMAYER einen noch

ÖZV 1/2021 31
weiter gehenden Vorschlag machen, nämlich ganz stellen, Verhalten an ungeregelten Fußgänger-
allgemein zum Erproben aller innovativen Mobilitäts- übergängen getestet werden. Insgesamt sind das
konzepte (von AF bis zu Bedarfsverkehr, Mobility as recht einfache Fahrmanöver.
a Service usw.) per eigenem Gesetz „Experimentier-
räume“ zu schaffen. Auf diesen Vorschlag wird unten • Tests sind beschränkt auf bestimmte Arten von
näher eingegangen werden. Straßen (beim „autonomen Kleinbus“ nur auf einer
vordefinierten Teststrecke).
3.2 Verordnung des Bundesministers für Verkehr, In-
novation und Technologie über Rahmenbedin- • Prinzipiell dürfen sie erst nach Information bzw.
gungen für automatisiertes Fahren (Automat- Zustimmung des zuständigen Straßenerhalters
FahrV) bzw. der Landeshauptmannschaft bei niederrangi-
gen Straßen stattfinden
Auf der gesetzlichen Grundlage der 33. KFG-Novel-
le wurde dem BMVIT bzw. dem aktuellen BMK das • mit Fahrzeugen zur Personenbeförderung der Klas-
Recht eingeräumt, per Verordnung zum automatisier- sen M1 bis M3 (mit 8 – 15 Sitzplätzen, die von den
ten Fahren auf öffentlichen Straßen (AutomatFahrV)21 Fahrgästen während der Fahrt eingenommen wer-
vom 19.12.2016 Tests zur Validierung von automati- den müssen)
sierten Fahrzeugen und Advanced Driver Assistance • bis zu bestimmten Geschwindigkeiten (maximal 20
Systems zu bewilligen. Hier finden sich weit mehr km/h im „Autonomen Kleinbus“)
Regelungen als in der KFG-Novelle - allerdings immer
noch wenig konkret und vor allem ohne gesetzliche • nach dem Nachweis von bereits real (auf Testge-
Grundlage, wie LACHMAYER22 beanstandet. länden), virtuell und experimentell gefahrenen
Testkilometern (beim „autonomen Kleinbus“ sind
Testungen unterliegen laut AutomatFahrV einer Rei- das 1.000 Testkilometer, für Autobahnen sind we-
he von Einschränkungen. Getestet werden dürfen gen des größeren Sicherheitsrisikos aufgrund der
derzeit – nach Antrag des Testbetreibers und Test- höheren Geschwindigkeit die Anforderungen hö-
erlaubnis durch Bescheinigung des BMVIT/BMK - auf her (10.000 Testkilometer)
öffentlichen Straßen unter realen Bedingungen, d.h.
im Mischverkehr • nur in Anwesenheit eines besonders geschulten
Testfahrers/so genannter Operators (mit Führer-
• nur drei Anwendungsfälle lt.§§ 7-9 AutomatFahrV: scheinpflicht) im Testfahrzeug. Er bleibt verant-
„Autobahn-Pilot mit automatischem Spurwech- wortlich, die Lenkeraufgabe im Notfall, nach Auf-
sel“, „autonomer Kleinbus“ und „selbstfahrendes forderung durch das technische System wieder zu
Heeresfahrzeug“. Außerhalb der Autobahnen und übernehmen.
Schnellstraßen darf auf Straßen mit öffentlichem
Verkehr nur der „autonome Kleinbus“ getestet • Das Testfahrzeug muss mit einer Notfallvorrich-
werden. tung ausgestattet sein, mit der das automatisierte
Fahren deaktiviert werden kann.
• Testbetreiber können Fahrzeughersteller, System-
entwickler und Forschungseinrichtungen als Lei- • Es muss auch einen Datenspeicher (Black Box) be-
ter von Konsortien sein. Bei Digibus, dem ersten sitzen, der im Schadensfall eine detaillierte Unfall-
Testbetrieb mit automatisierten Shuttlebussen in rekonstruktion und vor allem eine Verteilung der
Österreich in Koppl/Salzburg im Jahr 2017, war Haftung gewährleisten soll.
der Testbetreiber die SALZBURG RESEARCH FOR-
SCHUNGSGESELLSCHAFT m.b.H., bei auto.Bus- • Für den Testbetreiber gelten die gesetzlichen Haf-
Seestadt (Aspern/Wien, ab 2018) ist es das Aus- tungsverpflichtungen. Der Nachweis des Versiche-
trian Institute of Technology G.m.b.H. Erst seit der rungsschutzes durch einen Haftpflichtversicherer
Novelle der AutomatFahrV vom März 2019 dürfen ist im Testfahrzeug mitzuführen.
laut dem neuen § 7, Abs. 2 autonome Kleinbusse
• Die Personenbeförderung hat während des Test-
auch von „Verkehrsunternehmen und Betreibern
zeitraums unentgeltlich zu erfolgen.
von Kraftfahrlinien“ getestet werden.23
• Die Bescheinigung des BMVIT ist befristet. Eine
• Tests sind nur möglich in bestimmten Fahrsituatio-
Verlängerung oder Erweiterung des Testbetriebs
nen, die vom Testbetreiber vorher genau definiert
ist nur nach neuerlichem Testantrag möglich.
werden müssen. Bei Digibus sollte z.B. hoch- bis
vollautomatisiertes Fahren auf einer zweispuri- • Nach Abschluss des Tests muss der Testbetreiber
gen Straße mit Gegenverkehr, Reagieren auf un- binnen eines Monats einen Bericht vorlegen. Ge-
terschiedliche Hindernisse, Einbiegen aus einer mäß § 1, Abs. 6 ist das BMVIT „insbesondere un-
Seitenstraße an einer ungeregelten Kreuzung, verzüglich über kritische Situationen bzw. Unfälle
Linksabbiegen an ungeregelten Kreuzungen mit und deren Ursachen zu informieren, die während
Gegenverkehr, Ein-/Ausfahrten in/aus Bushalte- der Testfahrten vorgefallen sind.“

32 ÖZV 1/2021
Abbildung 1 erklärt schematisch das Prozedere der Begriffe wie „Antragstellung, Bescheinigung, Testge-
Testbewilligung. nehmigung“, die aus verschiedenen Typen von Zulas-
sungsverfahren stammen, miteinander verknüpft.

Nach der Evaluierung des Antrags


durch die Kontaktstelle wird dieser
dem ebenfalls quartalsmäßig ta-
genden „Expertenrat für automati-
siertes Fahren“ vorgelegt. Aus der
Abbildung 1 über das Testprozede-
re könnte der Eindruck entstehen,
die Diskussion im „Konsultations-
gremium“ sei ein verpflichtender
Schritt, bei dem verbindliche Ent-
scheidungen getroffen werden.
Dem ist jedoch nicht so. Der Ex-
pertenrat besteht aus wechseln-
den unabhängigen Fachleuten
mit rechtlicher und technischer
Expertise, wie z.B. Vertretern des
BMVIT/BMK, des Austrian Institute
of Technology AIT, der Technischen
Universität Wien oder der Univer-
sität für Bodenkultur Wien, des
Kuratoriums für Verkehrssicher-
heit, der Forschungsgesellschaft
Straße-Schiene-Verkehr, des TÜV,
des Versicherungsverbands und
Interessensvertretern wie ÖAMTC/
ARBÖ, Arbeiterkammer und Indus-
triellenvereinigung. Diese Informa-
tion findet sich im März 2021 seit
mindestens 2018 unverändert auf
der BMVIT/bzw. BMK-Homepage27,
obwohl sich die Zusammensetzung
des Expertenrats in der Zwischen-
zeit mehrfach änderte und einige
der genannten Institutionen gar
nicht mehr vertreten sind.
Abbildung 1 Ablauf von Tests von fortgeschrittenen automatisierten
Fahrzeugen/Funktionen gemäß AutomatFahrV (Quelle: https://www. Aufgabe des Expertenrats ist Politikberatung, nicht
austriatech.at/de/testen-kontaktstelle, 27.02.2021)
das Treffen von Entscheidungen. Entscheidungen
Der Antragsteller kann sich rechtliche und technische trifft allein der für den Verkehr zuständige Bundes-
Beratung und Unterstützung bei der AUSTRIATECH minister, der im Bedarfsfall den Expertenrat dem
Gesellschaft des Bundes für technologiepolitische Antragsverfahren zur Unterstützung beiziehen kann.
Maßnahmen GmbH holen. Als eine „mit speziellem EISENBERGER et al. halten es daher für sinnvoller,
Sachverstand ausgestattete Institution“24 ist die AUS- entweder nur die AUSTRIATECH oder nur das BMVIT/
TRIATECH mit Monitoringaufgaben im Bereich der Fort- BMK mit dem Verfahren zur Durchführung von Tests
entwicklung intelligenter Verkehrssysteme betraut. Im zu betrauen oder die Involvierung des Expertenrats in
Juni 2016 wurde bei ihr die nationale „Kontaktstelle für das Verwaltungsverfahren gesetzlich zu regeln.
automatisiertes Fahren“ eingerichtet.25 An diese ist an Seit August 2017 bietet auch der „Code of Practi-
einem von vier Terminen pro Jahr (z.B. 2021 am 29.04., ce“28 eine nicht rechtsverbindliche Handlungsanwei-
05.07., 29.09 oder 10.12.) der Testantrag zu richten. sung für Testbetreiber, die seit Oktober 2020 in ihrer
Diese sehr eingeschränkte Antragsmöglichkeit ist lt. fünften Version vorliegt. EUSTACCHIO29 und EISEN-
EISENBERGER et al. „für Verwaltungsverfahren äußerst BERGER, GRUBER, HUBER, LACHMAYER30 lehnen es
ungewöhnlich.“26 Wie übrigens vieles am „organisato- jedoch ab, zentrale rechtliche Fragestellungen im
rischen Setting.“ So sei das „Bescheinigungs“verfahren „Code of Practice“ zu regeln. Sie sehen einen Wider-
ein „rechtliches Mischverfahren“, eine Art „unechtes spruch zwischen der Tatsache, dass der Code of Prac-
Anmeldeverfahren, legistisch und strukturell miss- tice einerseits den breitesten regulatorischen Rah-
glückt, [ja] dysfunktional und verfassungswidrig“, das men im Vergleich zum KFG oder der AutomatFahrV

ÖZV 1/2021 33
vorgibt, andererseits seine Einhaltung nur eine frei- an neuen, durch die AutomatFahrV nicht geregelten
willige Selbstverpflichtung des Antragstellers ohne ge- Testfällen haben sollten.33 Bei einem von mir besuch-
setzliche oder verordnungsförmige Ermächtigung sei, ten Workshop in Koppl/Salzburg am 05.06.2018 disku-
da es sich hier um „soft law“ handle. tierten daher Testbetreiber, Vertreter der Länder und
betroffenen Städte, von Forschungseinrichtungen,
„Der Gesetzgeber überlässt es demnach privatrecht- SIEMENS, MAGNA Steyr und AUSTRIATECH folgende
lichen Vereinbarungen zwischen dem BMVIT und dem Punkte, die aus ihrer Sicht in einer Verordnungsnovel-
jeweiligen Unternehmen, das die Testinfrastruktur be- le berücksichtigt werden sollten:
treiben möchte, die Anforderungen für Testzwecke zu
konkretisieren. Das ist nicht nur aus rechtsstaatlichen, 1. Ermöglichung von Tests durch Verkehrsunterneh-
sondern auch aus demokratiepolitischen Gründen be- men
denklich.“
2. Streichen des Passus „keine kommerziellen Fahr-
Allerdings, räumt LACHMAYER ein, könne der „Code ten“
of Practice“ als „potentielle, rechtspolitische Inspira-
tionsquelle dienen, um für die gesetzliche Ebene wei- 3. Ausweitung der Beförderungsmöglichkeiten für
tere Regulierungsnotwendigkeiten zu reflektieren.“31 weitere Personengruppen (Rollstuhlfahrer, Kinder,
Personen mit Kinderwägen)
Der Prozess von der Einreichung bis zur Ausstellung ei-
ner Testbescheinigung durch das BMVIT/BMK dauert 4. Präzisierung der einzuhaltenden Bestimmungen für
lt. AUSTRIATECH durchschnittlich ein bis drei Monate. M1/M2-Fahrzeuge
Diese Angaben sind recht optimistisch, meist dauern 5. Aufnahme von Regelungen zu serienreifen und auf
die Verfahren länger. Beim Bewilligungsverfahren für dem Markt verfügbaren Fahrassistenzsystemen wie
das Projekt SURAAA (Smart Urban Region Austria Alps z.B. automatische Einparksysteme oder Spurhalte-
Adriatic) in Klagenfurt und Pörtschach/Kärnten waren systeme, die heute bereits in Fahrzeugen von TES-
es sieben Monate, beim Projekt Digibus vier Mona- LA, AUDI, BMV, DAIMLER oder HYUNDAI eingebaut
te. Die Differenz rechtfertigt AUSTRIATECH mit ihren sind, die aber aktuell in Österreich nicht angewen-
Rückfragen beim Antragsteller, dessen entsprechen- det werden dürfen, da der Lenker immer mindes-
den Nachbesserungen im Testantrag und den Pausen tens eine Hand am Lenkrad haben muss.
zwischen den Expertenrat-Sitzungen. Für BERNASCH32,
CEO von VIRTUAL VEHICLE, einem weltweit führenden 6. Abschwächung der Formulierung „Das System
Grazer Forschungszentrum für die Fahrzeugindustrie, muss daher in der Lage sein, alle Fahrsituationen
dauert das Verfahren viel zu lang: eine Woche oder automatisch zu bewältigen.“ Mit dem derzeitigen
maximal 10 Tage ab Antragstellung müsse das Ziel Stand der Technik (max. SAE Level 3, bedingte
sein, sonst könnte die Industrie auf andere Teststre- Automatisierung) sei diese Forderung nicht erfüll-
cken z.B. in den USA, UK oder in das neue Testgebiet bar. So bezeichnet etwa REHRL, ein erfahrener
ZalaZone in Zalaegerszeg/Ungarn ausweichen. Testbetreiber, die Testfahrzeuge als „Prototypen in
der Forschungs- und Entwicklungsphase“34, die von
Möglich ist laut AutomatFahrV auch die Vorführung
einem regulären Alltags- bzw. Linienbetrieb noch
von AF zu Demonstrationszwecken. Diese „Show Ca-
weit entfernt seien.
ses“ im Rahmen eines größeren einschlägigen Events
dauern nur einen Tag oder maximal eine Woche. Digi- De facto wurden die Punkte 1 und 5 der Liste oben
bus wurde z.B. während der Salzburger Verkehrstage in der ersten Novelle der AutomatFahrV, die am
am 19.10.2016 vorgestellt. Beim Folgeprojekt Digibus 11.03.2019 in Kraft trat, umgesetzt. So wird nach dem
Austria und beim auto.Bus - Seestadt geschah das Abschnitt 2 über „Anwendungsfälle für Testzwecke“
während der Transport Research Arena (TRA), Euro- ein neuer Abschnitt 3 über „Anwendungsfälle für ge-
pas größter Verkehrsforschungskonferenz in Wien nehmigte Systeme in Serie“ eingeführt. Er erlaubt ein-
vom 16.-19.04.2018. Der auto.Bus-Seestadt konnte mal das Verwenden einer automatischen Einparkhilfe
auch während eines internationalen Treffens von Ver- in PKWs bei maximal 10 km/h. Allerdings mit Aufla-
kehrsattachés im Rahmen der österreichischen EU- gen: Der Lenker muss wohl nicht mehr „den Lenker-
Präsidentschaft am 20.07.2018 seine „Fahrkünste“ platz [einnehmen] und die Lenkvorrichtung [während
demonstrieren. Um solche Show Cases durchführen des Fahrens] mit mindestens einer Hand“ festhalten.
zu können, ist das gleiche Verfahren wie bei Tests zu Er muss sich jedoch „in unmittelbarer Nähe zum Fahr-
durchlaufen. Allerdings kann die Bescheinigung schon zeug“ befinden und „den Ein- und Ausparkvorgang
innerhalb eines Monats ausgestellt werden. überwachen.“ Mittels einer Notfallvorrichtung muss er
das System bei „einer kritischen Situation unverzüg-
Da die Rechtsentwicklung mit dem technologischen
lich“ deaktivieren oder übersteuern können.
Fortschritt mithalten muss, definiert sich die Auto-
matFahrV als dynamisch, d.h. es besteht die Option, Zusätzlich darf ein „Autobahn-Assistent mit automa-
die Verordnung im Laufe der Zeit ständigen Novellie- tischer Spurhaltung“ in PKWs, LKWs oder Bussen ak-
rungen zu unterziehen, wenn Testbetreiber Interesse tiviert werden, wobei der Lenker beide Hände vom

34 ÖZV 1/2021
Lenkrad nehmen darf. Auch hier gibt es Einschrän- ne Wirtschaftskrise Interessens- und Investitionsver-
kungen: Der „Autobahn-Assistent“ darf seinem Na- schiebungen bei den Fahrzeugherstellern weg von
men entsprechend ausschließlich auf Autobahnen automatisierten hin zu konventionellen, elektrifizier-
und Schnellstraßen verwendet werden. Dazu muss ten Fahrzeugen. Wenn die Automatisierung voran-
der Lenker „vor einem Spurwechsel, vor Baustellen- getrieben wird, dann weniger im Personen- als im
bereichen“ und vor dem Abfahren von der Autobahn Güterverkehr.
„rechtzeitig“ wieder die Fahraufgabe übernehmen.
Wie beim automatischen Einparken muss der Lenker In Österreich machte sich zusätzlich die Neustruktu-
in kritischen Situationen unverzüglich eine Notfallvor- rierung des Verkehrsministeriums bemerkbar, das
richtung betätigen und wieder selbst fahren. seinen Schwerpunkt auf Klimapolitik mittels Dekar-
bonisierung und weniger auf Automatisierung legt.
Als problematisch wird von Experten weiterhin an- 2021 laufen zudem mehrere Testprojekte wie z.B. Di-
gesehen, dass es aktuell keine der legistischen Form gibus Austria und auto.Bus-Seestadt aus. Ob daher im
der AutomatFahrV vergleichbare Regelung in anderen Sommer 2021 wieder verstärkt getestet wird, ist noch
Ländern gibt, obwohl schon 2017 „auf EU-Ebene zu- unklar. Ein Ausbleiben von Tests wäre im Sinn einer
mindest 12 Mitgliedstaaten die Erprobung automati- kontinuierlichen technischen, aber auch einer damit
sierter Fahrzeuge (SAE Stufe 3 und höher) auf öffentli- hoffentlich einhergehenden rechtlichen Weiterent-
chen Straßen ermöglicht“ haben35. wicklung zu bedauern.

Ein internationaler Rechtsvergleich des BMVIT36 kam Seit 2016 wurde laut den Unterlagen des BMVIT/BMK
im August 2018 zum Schluss, dass es „in allen EU-Mit- erst einmal vom Amt für Rüstungs- und Wehrtechnik
gliedsstaaten und in den meisten anderen Staaten des Bundesministeriums für Landesverteidigung ein
weltweit“ der AutomatFahrV dennoch inhaltlich ent- Test von „selbstfahrenden Heeresfahrzeugen“ ein-
sprechende Regelungen gibt. So müssen Tests in allen gereicht, der 2018 auf dem Truppenübungsplatz All-
untersuchten Staaten von einer staatlichen Stelle be- entsteig, d.h. nicht auf einer öffentlichen Straße statt-
willigt werden. Vollautomatisiertes Fahren (SAE Level fand.
5) ist nicht möglich, da bei allen Tests ein „Notfall-
oder Sicherheitsfahrer“ nötig ist. Ob der so genannte Der „Autobahn-Pilot mit automatischem Spurwech-
„Operator“ im oder außerhalb des AF z.B. in einer Leit- sel“ wurde schon häufiger getestet, nämlich einmal
zentrale anwesend ist, ist unterschiedlich geregelt. Er von AVL List G.m.b.H (2016) und vier Mal von MAG-
muss im Fall, dass das automatisierte System an seine NA STEYR Engineering AG & CO KG (2017, 2018 und
Grenzen gerät, wieder die Kontrolle übernehmen bzw. 2019). 2018 wurde auch der Antrag von VIRTUAL
es übersteuern können. International sind neben einer VEHICLE Forschungsgesellschaft m.b.H. genehmigt.
verpflichtenden Haftpflichtversicherung für die Test- Alle Tests der Unternehmen des steirischen Automo-
fahren auch Datenaufzeichnungsgeräte im Fahrzeug bilclusters fanden in der Testumgebung ALP.Lab und
üblich, um eruieren zu können, wer/was bei einem vor allem auf mit digitaler Infrastruktur aufgerüsteten
Unfall tatsächlich lenkte. Ebenso allgemein erforder- Teilstücken der Autobahnen A1, A2 und A9 statt.
lich sind aus Kontrollgründen auch ausführliche Test- Am häufigsten wurden ein oder maximal zwei Test-
berichte, die allerdings außerhalb Österreichs schon fahrzeuge gleichzeitig im Rahmen des Use Case „au-
während der Testphase und nicht erst im Nachhinein tonomer Kleinbus“ auf öffentlichen Straßen getestet.
abzugeben sind. Drei Projekte, Digibus (in Koppl/Salzburg, 2016-2017)
4. In Österreich auf Basis der geltenden Rechtsord- und sein Nachfolgeprojekt Digibus Austria (in Kop-
nung bisher durchgeführte Tests pel/Salzburg und Wiener Neustadt/Niederösterreich,
2018-2020), auto.Bus-Seestadt/Wien (2018-2020)
Das folgende Resümee basiert auf einer Zusammen- und SURAAA (Smart Urban Region Austria Alps Adria-
stellung der Angaben der auf Straßen mit öffentli- tic, in Klagenfurt und Pörtschach/Kärnten, 2018-
chem Verkehr testenden Unternehmen/Einrichtungen 2020) pilotierten insgesamt 6 Showcases von ein bis
durch das BMVIT vom März 2020.37 Sie zeigt die der in- sieben Tagen zwischen 2016 und 2018. Dazu kamen
ternationalen Entwicklung38 entsprechende Zunahme 11 einige Wochen dauernde Testperioden auf etwas
der Testzahlen besonders beim Use Case „autonomer längeren Routen mit mehreren Haltestellen zwischen
Kleinbus“ zwischen 2016 und 2019. Dieser Bus wird 2017 und 2020. Insgesamt testete das österreichische
meist als Shuttle auf der ersten/letzten Meile, d.h. Leitprojekt Digibus bzw. Digibus Austria am frühesten
als Zubringer zum/Abholer vom öffentlichen Verkehr und intensivsten (8 von insgesamt 17 Tests und Show-
geführt. 2020 wurden durch die Covid-19 Pandemie cases).
die Durchführung der meisten bereits geplanten Tests
bzw. Neuplanungen erschwert oder sogar verhindert. 5. Österreichische Änderungsvorschläge
Social Distancing zur Eindämmung der Pandemie ver- In Österreich wird somit automatisiertes Fahren in
langte eine starke Reduktion der Passagierzahlen in Österreich auch im internationalen Vergleich recht
den „autonomen Kleinbussen“. Vor allem aber erzeug- häufig getestet, obwohl es strengen rechtlichen Ein-
te die mit der Ausbreitung von COVID-19 verbunde-

ÖZV 1/2021 35
schränkungen unterliegt. Da der Forschungsbedarf greifend zur Umsetzung eines Forschungsvorhabens
groß ist und die technische Entwicklung rasant fort- abgewichen werden kann.“41
schreitet, werden immer wieder Vorschläge gemacht,
wie die Rechtsordnung besser als bisher auf Innovati- Dieser „Experimentierraum“ wäre keineswegs ein
onen im Mobilitätsbereich reagieren könnte - immer rechtsfreier Raum, eine „gesetzliche Blankoausnah-
wieder mit dem Hinweis auf wirtschaftliche Überle- me“, sondern eine Abweichung von bestehenden
gungen, aus Sorge um die Konkurrenzfähigkeit des Rechtsvorschriften mit folgenden Eigenschaften:
Standorts Österreich als Testregion.39
• zeitlich begrenzt (Höchstdauer gesetzlich vorgege-
Im Folgenden wird näher auf drei Studien im Auftrag ben, Verlängerung/Wiederholung potenziell mög-
des BMVIT eingegangen, die einen aktualisierten, fle- lich)
xiblen und gleichzeitig einfach umsetzbaren Rahmen
• räumlich limitiert (bestimmter Straßenabschnitt,
für verschiedenste Testtätigkeiten entwickeln.
Kennzeichnungspflicht für das AF und den Testbe-
Derzeit verlangt jede technologische Neuerung nach reich)
einem neuen Testfall, der erst im Wege einer Geset-
• inhaltlich beschränkt (quantitative Einschränkung
zesanpassung bzw. einer Änderung/Ergänzung der
der absoluten oder relativen Zahl der Straßen(ab-
AutomatFahrV umgesetzt werden müsste. Selbst eine
schnitte)/Versuche; Wahrung des Verhältnisses
Erweiterung der AutomatFahrV um einzelne weitere
Regel-Ausnahme; qualitative Einschränkung auf
Anwendungsfälle würde nicht zielführend sein, da
bestimmte Straßentypen)
• vollautomatisiertes Fahren (SAE Level 5) ohne
• hinreichend klar und bestimmt
Änderungen auf gesetzlicher Ebene (insbesonde-
re sind KFG und StVO zu novellieren) bis hin zur • sachlich gerechtfertigt.
völkerrechtlichen Ebene (Anpassung der Wiener
Straßenverkehrskonvention) allein auf Basis einer Internationale und europarechtliche Vorgaben wären
Verordnung nicht umgesetzt werden kann genauso einzuhalten wie innerstaatliche verfassungs-
rechtliche und rechtsstaatliche Rahmenbedingungen.
• die technischen Funktionen und deren Umsetzung Ziel des am besten in einem eigenständigen Gesetz
je nach Fahrzeughersteller variieren geregelten Experimentierraums wäre ausschließlich
die Ermöglichung der Erprobung neuer Verkehrstech-
• eine genaue Abgrenzung der Klassen der Testfahr-
nologien und Mobilitätkonzepte unter „Identifikation
zeuge, die ja noch Prototypen sind, bzw. der tech-
und Berücksichtigung materienspezifischer Ziele“ wie
nischen Funktionen nicht immer eindeutig möglich
etwa Verkehrs- und Betriebssicherheit, Gewährleis-
ist
tung einer klaglosen, sicheren und geordneten Ver-
• das Genehmigungsverfahren zu lange dauern wür- kehrsabwicklung, Umweltschutz, Verbraucher- oder
de, wenn vor einer neuen Testdurchführung erst Wettbewerbsschutz. Eine genaue Zieldefinition im
rechtliche Maßnahmen wie eine Novellierung der Gesetz, klare Begriffsbestimmungen, stringente pro-
AutomatFahrV gesetzt werden müssten. zedurale Vorgaben für Tests, Rechtschutz für Antrag-
steller und Parteien sowie Berichts- und Evaluierungs-
Daher müssen dringend grundsätzlichere Überlegun- pflichten würden zur gewünschten Einschränkung
gen angestellt und ein neuer Rechtsrahmen entwi- des Spielraums der Verwaltung und zu deren Kontrol-
ckelt werden wie etwa in der folgenden transdiszipli- le beitragen.
nären Studie der Rechtswissenschaftler LACHMAYER
und EISENBERGER gemeinsam mit dem langjährigen 5.2 Studie zur Erarbeitung eines Katalogs an Testsze-
Leiter des Projekts Digibus Austria, REHRL. narien für ein vereinfachtes Testprozedere auto-
matisierter Fahrzeuge auf öffentlichen Straßen in
5.1 Extra Law – Mobility Österreich

Anders als der Praktiker REHRL, der meint, die recht- Im November 2019 legten die beiden Testregionen
liche Frage könne „nicht pauschal beantwortet“ wer- DigiTrans und ALP.lab ein neues organisatorisches
den, entwerfen LACHMAYER und EISENBERGER nach Konzept des Testbewilligungsverfahrens als kurzfristi-
einer kritischen Analyse der derzeit gültigen „kas- ge Lösung des Rechtsproblems vor. Mittel- und lang-
kadenhaften Normsetzung“40 über KFG – Automat- fristig setzen sie wie die Autoren von Extra Law – Mo-
FahrV – Testantrag – Code of Practice samt anlass- bility auf die Schaffung von Experimentierräumen.
bezogenem Novellierungsmodell ein „einheitliches
Gesamtkonzept in Form von Experimentierräumen,
in denen von einer Vielzahl von einzelnen Normen
[wie z.B. gesetzliche Kompetenzverteilung im Ver-
kehrsbereich, KFG, StVO, Personenbeförderungs- und
Kraftfahrlinienrecht] gleichzeitig und gesetzesüber-

36 ÖZV 1/2021
Einsatzumgebung (ODD)
sowie einen Szenarienka-
talog für zu testende Fahr-
manöver und Verkehrssitu-
ationen beinhalten. Damit
könnte sich die Anzahl der
benötigten Tests drastisch
reduzieren. Schließlich läge
dem Bewilligungsbescheid
des BMVIT/BMK, der detail-
lierter als bisher ausfallen
könnte, fundiertes Exper-
tenwissen zugrunde. Wenn
die Tests rasch und gut ab-
liefen, würde das auch die
Nutzerakzeptanz für inno-
vative Mobilitätskonzepte
steigern.

Es sei hier noch kurz darauf


verwiesen, dass das öster-
reichische Forschungs-
projekt AHEAD (Unab-
hängige Evaluierung und
Adaptierung des Testproze-
deres automatisierter Fahr-
zeuge auf öffentlichen Stra-
ßen)42 unter der Leitung
Abbildung. 2: Ablauf von Tests von fortgeschrittenen automatisier- des Kuratoriums für Ver-
ten Fahrzeugen/Funktionen gemäß Vorschlag von DigiTrans und kehrssicherheit zwischen September 2020 und April
ALP.Lab (Quelle: Studie Testszenarien, 2019, 10) 2022 auf Basis internationaler Best Practice-Beispiele
ebenfalls Testszenarienkataloge samt Bewertungskri-
Im Vergleich zum bisherigen Prozedere will der Vor-
terien für die Auswahl von Szenarien entwickeln will.
schlag der beiden Testregionen rascher und flexibler
Zur Prüfung der Mindestanforderungen an Sensorik,
innovative Fahrfunktionen zum Test zulassen. Neu ist
Aktorik, Safety- und Security-Aspekten bei automa-
die Einführung einer unabhängigen, objektiven Prüf-
tisierten Fahrzeugen will es ein Konzept analog zur
stelle. Anders als beim aktuellen Verfahren, bei dem
§57a Begutachtung vorlegen. Anders als LACHMAYER
der Expertenrat eingeschaltet werden kann, muss das
und EISENBERGER, aber wie DigiTrans und ALP.Lab
Fachgutachten der unabhängigen Prüfstelle („Testre-
setzt AHEAD nicht auf eine völlige Neugestaltung des
port“) eingeholt werden. Dass die zwei Testregionen
Rechtsrahmens, sondern will sich mit einer Adaptie-
selbst gerne die Gutachterrolle übernehmen und sich
rung, d.h. Flexibilisierung und Modernisierung des
damit aufwerten würden, ist aus ihrer Sicht verständ-
derzeitigen Bescheinigungsprozesses begnügen.
lich. Sie verweisen allerdings auch auf andere, inter-
nationale Betreiber von Testumgebungen oder das 5.3 Harmonisierung von Tests mit automatisierten
globale Netzwerk von Organisationen, die sich mit Shuttles. Arbeitsdokument zum Workshop Har-
dem Testen, der Standardisierung und Zertifizierung monisierung von Testabläufen und Testdaten
von neuen Mobilitätsystemen und Services beschäfti-
gen wie die International Alliance for Mobility Testing Dieses von der AUSTRIATECH im Dezember 2020 ver-
and Standardization (IAMTS) oder Institutionen wie öffentlichte Dokument ist der Studie von DigiTrans
den deutschen oder österreichischen TÜV als mögli- und ALP.Lab oder dem Projekt AHEAD durchaus ähn-
che Prüfstelle. lich: Es entwickelt keine neuen Regelungen, sondern
will die bestehenden effizienter gestalten, indem die
Durch die Zusammenarbeit von Antragsteller und Vorgangsweise beim Testen vereinheitlicht wird.
Prüfstelle bei der Beschreibung des Anwendungsfalls
und der Auswahl der konkreten Testkriterien und vor Dafür gibt es zahlreiche internationale Vorbilder. Sie
allem durch das verpflichtende Gutachten dieser Prüf- reichen von den EU Forschungsprojekten PEGASUS,
stelle wäre die Sicherheit aller Beteiligten gewähr- TrustVehicle, L3Pilot oder HEADSTART oder den EU
leistet. Dazu könnte auch der Aufbau einer eigenen Forschungsnetzwerken CARTRE oder ARCADE43 zu
Austrian Operational Design Domain (A-ODD) dienen. den Standardisierungsversuchen im Rahmen des High
Diese lebende Datenbank könnte einen Prüfkatalog Level Structural Dialogue on Automated and Connec-
für konkrete Anwendungsfälle und die dafür nötige ted Driving zwischen den Mitgliedstaaten von EU und

ÖZV 1/2021 37
EFTA, der Europäischen Kommission und den Verbän- chen und Szenarien ermöglichen und einen möglichst
den der Automobil und Telekommunikationsindustrie großen Aktionsraum schaffen für das Erproben von
z.B. am 14./15.09.2017 in Frankfurt/Main.44 Noch AF wie das ausdrücklich mehrmals erwähnte Entwi-
einen Schritt weiter in Richtung Internationalisierung ckeln neuer Mobilitätslösung wie autonome Shut-
geht das Trilateral Impact Assessment Framework for tles im Mikro-ÖV oder Bedarfsverkehr im ländlichen
Automation in Road Transportation, das als Ergebnis Raum. Die bisher üblichen Einzelgenehmigungen der
einer Kooperation zwischen der EU, den USA und Ja- unterschiedlichen Bundesländer samt diverser Aus-
pan im April 2018 vorgelegt wurde. nahmen und Auflagen wären fortan unnötig. Um mit
dem Wiener Übereinkommen über den Straßenver-
AUSTRIATECH empfiehlt ebenso zur Erleichterung und kehr vereinbar zu sein, wird der stets eingriffsbereite
Intensivierung der Forschungs- und Entwicklungs- Sicherheitsfahrer im AF durch eine sogenannte „tech-
tätigkeit eine Vereinheitlichung der gesammelten nische Aufsicht“ ersetzt. Das wäre eine natürliche Per-
Testdaten und deren Ablage auf einer gemeinsamen son außerhalb des Fahrzeugs, etwa in einer Leitzent-
FlowMotionPlatform, wie sie Digibus Austria bereits rale, die das AF - oder selbst mehrere AF gleichzeitig
benutzt. Dieses österreichische Leitprojekt sollte als - nicht ständig überwachen, aber weiterhin jederzeit
Referenzmodell auch für die einheitliche Definition bereit sein müsste, automatisierte Funktionen zu de-
von Begriffen rund um das Testen von AF sowie von aktivieren oder bestimmte Fahrmanöver freizugeben.
Leistungsindikatoren zur Projektevaluation bzw. als Da die „technische Aufsicht“ für den sicheren Einsatz
Benchmarking für künftige Projekte dienen. Standar- von AF verantwortlich wäre, müsste für sie eine Haft-
disieren könnte man zudem die Beschilderung der pflichtversicherung abgeschlossen werden.
Teststrecken und Testfahrzeuge, die Anforderungen
an die physische wie digitale Infrastruktur oder die Wie es österreichische Juristen immer wieder forder-
Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern. ten, definiert der deutsche Gesetzesentwurf genau
Eine verstärkte Kooperation zwischen verschiedenen das Prozedere: Die zentral zuständige Genehmigungs-
Testprojekten würde bei Schonung der personellen, behörde ist das Kraftfahr-Bundesamt. Falls andere
finanziellen und zeitlichen Ressourcen mehr Erkennt- Behörden wie etwa die KFZ-Zulassungsbehörde oder
nisse bringen. Diese könnten wiederum einfließen in Landesbehörden (für die Festlegung von Betriebs-
die Formulierung einer langfristigen österreichischen bereichen) betroffen sind, sind die Ermächtigungs-
Teststrategie. grundlagen ihrer Agenden ebenfalls im neuen Gesetz
geregelt.
6. Deutsches Vorbild
7. Fazit
Bei der Neugestaltung des Rechtsrahmens für AF
könnte auch Deutschland Modell stehen. Mitte Feb- Abschließend soll noch einmal LACHMAYER46 zitiert
ruar 2021 hat die deutsche Bundesregierung einen werden, der im Zusammenhang mit den rechtsstaat-
Gesetzesentwurf des Bundesministeriums für Ver- lichen Defiziten der aktuellen Regelung zu Testfahrten
kehr und digitale Infrastruktur „zum autonomen schreibt:
Fahren zur Änderung des Straßenverkehrsgesetzes
und des Pflichtversicherungsgesetzes“ gebilligt, der „Die Entwicklung rechtlicher Vorgaben für Testfahrten
bis Mitte 2021 vom Bundestag beschlossen werden erscheint indes nicht unmöglich. Es bedarf aber – im
soll.45 Um „für die Zwischenzeit bis zur unionsrecht- Gegensatz zum bestehenden Rechtsrahmen – einer
lichen Harmonisierung“ als Vorreiter weltweit Stan- wesentlich tiefergehenden Auseinandersetzung mit
dards zu setzen, will die deutsche Regierung erstmals der Thematik, [denn] die Regelung der Testfahrten
„autonomen Kraftfahrzeuge (Stufe 4)“ erlauben, im ist nur als Beispiel für die Gesamtthematik des auto-
öffentlichen Straßenverkehr im gesamten Bundesge- matisierten und vernetzten Fahrens zu begreifen. […]
biet im Regelbetrieb zu fahren. Level 4 bedeutet, dass Testfahrten sind ein wichtiger, aber doch nur ein Zwi-
beim Betrieb der autonomen Fahrfunktion keine fahr- schenschritt hin zur rechtlichen Erlaubnis des auto-
zeugführende Person mehr eingreift. Gerät das AF je- matisierten Fahrens im regulären Straßenverkehr.
doch an seine Systemgrenzen, fordert es den physisch [Dafür sind] zahlreiche weitere Regelungen erforder-
anwesenden Fahrer oder eine externe Kontrollinstanz lich.“
zur Übernahme der Lenkeraufgaben auf. Bleibt eine Der Hinweis auf die „tiefergehende Auseinanderset-
Reaktion aus, kann das System - anders als bei Level zung“ ist wichtig. Sie kann sich nicht nur auf Juristen
3 - selbst das Fahrzeug in einen „risikominimalen Zu- beziehen sondern an ihr müssen sich die Politik, die
stand“ versetzen, z.B. am Straßenrand zum Stehen Verkehrsplanung, die Wirtschaft sowie die Gesamt-
bringen. Passagiere können zudem jederzeit einen gesellschaft beteiligen, um die Einführung von auto-
Nothalt veranlassen. matisierten Fahrzeugen, wenn sie denn kommen,
Neu am Gesetzesentwurf ist auch, dass weder Be- mitzugestalten.
triebsbereiche noch unterschiedliche Anwendungs- Heute scheint vollautomatisiertes Fahren von KFZ auf
fälle vorab abschließend konkret geregelt werden. Straßen mit öffentlichem Verkehr noch weit weg zu
Das soll grundsätzlich eine Vielzahl von Einsatzberei-

38 ÖZV 1/2021
sein. Weiter weg auf jeden Fall als automatisierter fahrzeugen-auf-oeffentlichen-strassen-in-oester-
schienengebundener Verkehr in einem geschlosse- reich (02.03.2021)
nen Verkehrsraum. Das Militär, das in anderen Staa-
ten Innovationstreiber ist, dürfte in Österreich wegen 3. Zu den unterschiedlichen Testmethoden vgl.
seiner knappen finanziellen Mittel nicht in Betracht BALTZAREK V., 2019, Automatisiertes Fahren in
kommen. Der hochkomplexe städtische Straßenver- der Stadt – Abschätzung möglicher Auswirkungen
kehr dürfte besonders in historisch gewachsenen der Einführung von automatisierten Fahrzeugen
Siedlungsräumen mit engen, verwinkelten Gassen auf die Stadt und die Stadtplanung. Beiträge zu ei-
mit vielen unterschiedlichen Verkehrsteilnehmern ner ökologisch und sozial verträglichen Verkehrs-
für AF weniger geeignet sein als Autobahnen mit planung 1/2019, Wien, 130 ff
einfacheren, vorhersehbaren Verkehrssituationen 4. BMVI.DE (Hg.), 2015, Strategie automatisiertes
ohne Kreuzungen, Gegenverkehr oder Ampeln. Die und vernetztes Fahren. Leitanbieter bleiben, Leit-
Geschwindigkeit ist dort wohl höher als in der Stadt, markt werden, Regelbetrieb einleiten, Berlin;
jedoch sind Straßenmarkierung und Straßenzustand BMVIT (Hg.), 2016, Automatisiert-Vernetzt-Mobil:
meist in besserem Zustand und von den Sensoren der Aktionsplan Automatisiertes Fahren, Wien;
AF besser verwertbar. Digitale Infrastruktur kann die
Kommunikation der Fahrzeuge untereinander oder EU KOMMISSION (Hg.), 2018, Auf dem Weg zur auto-
mit der Infrastruktur unterstützen und die Überwa- matisierten Mobilität: eine EU-Strategie für die
chung und Steuerung des Verkehrsflusses erleichtern. Mobilität der Zukunft, Brüssel
Die Sicht ist freier und vor allem gibt es keine unbe-
rechenbaren „Störfaktoren“ wie Fußgänger oder Rad- 5. Lt. UNITED NATIONS, 2021, Treaty Collection. Sta-
fahrer. tus of Treaties, Convention on Road Traffic

In vielen Fahrzeugen, selbst in Volumenfahrzeugen https://treaties.un.org /pages/ViewDetailsIII.


der Kompaktklasse wie etwa einem VW Golf, sind aspx?src=TREATY&mtdsg_no=XI-B-19&chap-
schon heute viele Fahrassistenzsysteme verfügbar. ter=11&Temp=mtdsg3&lang=en (26.02.2021)
Sie werden in Zukunft noch stärker ausgebaut wer-
6. vgl. SCHREURS M.A., STEUWER S.D., 2015, Auto-
den und so einen evolutionären Übergang zu AF er-
nomous Driving – Political, Legal, Social and Sus-
möglichen. Diese vor allem von den etablierten Fahr-
tainability Dimensions. In: MAURER M., GERDES
zeugherstellern vorangetriebene Entwicklung dürfte
J.C., LENZ B., WINNER H. (Hg.), 2015, Autonomes
allerdings eher individuell genutzten Fahrzeugen zu-
Fahren. Technische, rechtliche und gesellschaftli-
gutekommen. Wird das Fahren in AF bequemer und
che Aspekte, Berlin, Heidelberg 151-173, bes.162
hoffentlich sicherer, wird der Verkehr noch dichter
und die Fahrleistung noch höher werden. Das ist kli- 7. vgl. UNITED NATIONS, ECONOMIC AND SOCIAL
maschädlich, sozial und politisch nicht erwünscht. COUNCIL, 2014, Report of the sixty-eighth ses-
Daher wird auf die kollektive Nutzung in „autonomen sion of the Working Party on Road Traffic Safe-
Kleinbussen“ im Mikro-ÖV gesetzt. Ihr Einsatz vor ty, Annex, 9. www.unece.org/fileadmin/DAM/
allem im ländlichen Raum mit schlechter Funkdaten- trans/doc/2014/wp1/ECE-TRANS-WP1-145e.pdf
abdeckung ist aber technisch viel anspruchsvoller. (27.02.2021)
Daher ist die adäquate rechtliche Unterstützung von
Tests solcher AF umso dringlicher. 8. EISENBERGER I., GRUBER C., HUBER A., LACHMAY-
ER K., 2016, Automatisiertes Fahren. Komplexe
Literaturverzeichnis: regulatorische Herausforderungen. ZEITSCHRIFT
FÜR VERKEHRSRECHT (ZVR) 10 (Oktober 2016)
1. Die US-amerikanische Technikervereinigung SAE
383-392, bes. 385
definierte schon 2014 fünf Stufen/Level der Auto-
matisierung. Diese reichen von Level 0, auf dem 9. vgl. ACATECH (Deutsche Akademie der Technik-
ausschließlich der Mensch für alle Fahrtätigkeiten wissenschaften), 2016, Neue autoMobilität. Auto-
zuständig ist, bis zum Level 5, bei dem ein tech- matisierter Straßenverkehr der Zukunft, Mün-
nisches System ohne jeden menschlichen Eingriff chen, 79
in allen Verkehrssituationen alle Fahrfunktionen
übernimmt. Dieses Level wird als vollautomati- 10. vgl. BMVI.DE (Hg.), 2017, Bericht zum Stand der
siert bezeichnet. Oft wird auch vom fahrerlosen Umsetzung der Strategie automatisiertes und ver-
Fahren gesprochen, da der Mensch nicht mehr netztes Fahren, Berlin, 5
Lenker des Fahrzeugs, sondern bloß Passagier ist.
11. vgl. z.B. die Erklärung der 28 EU-Verkehrsminister
2. Die Grazer Forschungsgesellschaft JOANNEUM in Amsterdam, 14./15.04.2016 („Declaration of
RESEARCH stellte z.B. im Dezember 2020 ein Amsterdam. Cooperation in the field of connected
Testverfahren mittels digitalem Zwilling vor. Sie- and automated driving“). https://www.rijksover-
he https://www.joanneum.at/digital/aktuelles/ heid.nl/documenten/rapporten/2016/04/29/
news/news-detail/testen-von-automatisierten- declaration-of-amsterdam-cooperation-in-

ÖZV 1/2021 39
the-field-of-connected-and-automated-driving 24. EISENBERGER I., LACHMAYER K., SAN NICOLO
(27.02.2021). S., 2018, Verfahren zur Durchführung von Test-
fahrten automatisierter Fahrzeuge. Zeitschrift für
12. SCHLIMME H.C., 2016, Zulassungsrechtliche Pro- Energie- und Technikrecht (ZTR) 02(2018), 67-78,
bleme automatisierter Kraftfahrzeuge, Berlin, 26. bes. 75
Ähnlich auch LOHMANN M.F (2016), Automati-
sierte Fahrzeuge im Lichte des Schweizer Zulas- 25. Zur Kontaktstelle Automatisiertes Fahren siehe
sungs- und Haftungsrechts (= Robotik und Recht https://www.austriatech.at/de/kontaktstelle-au-
7), Baden-Baden, bes. 76 f, 80 f, 87 f tomatisiert/ (20.02.2021).

13. HILGENDORF E., 2015, Automatisiertes Fahren 26. EISENBERGER et al., 2018, 71 und 74 f. Siehe End-
und das Recht. ZEITSCHRIFT FÜR VERKEHRSRECHT note 24. Von hier stammen auch die folgenden
(ZVR) Sonderheft 12a (2015), 469-472, bes. 470 Zitate.

14. vgl. dazu Regierungsvorlage und Beilagen zur 33. 27. https://www.bmk.gv.at/themen/mobilitaet/alter-
KFG-Novelle, https://www.parlament.gv.at/PAKT/ native_verkehrskonzepte/automatisiertesFahren/
VHG/XXV/I/I_01192/index.shtml (27.02.2021) faq/testen/rat.html (07.03.2021)
und Parlamentsdebatte https://www.ris.bka.
gv.at/Dokument.wxe?Abfrage=BgblAuth&Doku- 28. BMK (Hg.), 2020, Code of Practice. Tests von auto-
mentnummer=BGBLA_2016_I_67 (27.02.2021) matisiertem Fahren auf Straßen mit öffentlichem
Verkehr, (5.Version).
15. vgl. StVG (Straßenverkehrsgesetz) i.d.g.F.
https://www.gesetze-im-internet.de/stvg / AUSTRIATECH schreibt auf https://www.austriatech.
BJNR004370909.html (20.02.2021) at/de/testen-kontaktstelle/ (27.02.2021): „Die
Einhaltung des Code of Practice ist eine weitere
16. LACHMAYER K., 2017 a, Rechtliche Grauzonen Anforderung, an die sich alle Testorganisationen
durch autonomes Fahren. WIRTSCHAFT UND UM- einhalten sollen um ein sicheres Testen zu ermög-
WELT (Mai 2017), 18-21 lichen.“ (Hervorhebung der Autorin)

17. LACHMAYER K., 2017 c, Verkehrsrecht: Rechts- 29. vgl. EUSTACCHIO A., 2017, Automatisiert zum
staatliche Defizite der Regelungen zu Testfahrten. Recht. ZEITSCHRIFT FÜR VERKEHRSRECHT (ZVR)
In: EISENBERGER I., LACHMAYER K., EISENBER- Sonderheft 12 a (Dezember 2017) 509-515, bes.
GER G.(Hg.), 2017, Autonomes Fahren und Recht, 510
Wien, 147-167. Vgl. auch LACHMAYER K., 2017 b,
Von Testfahrten zum regulären Einsatz automa- 30. EISENBERGER, GRUBER, HUBER, LACHMAYER,
tisierter Fahrzeuge. Verkehrsrechtliche Heraus- 2016, 388. Vgl. auch LACHMAYER, 2017 c, 151,
forderungen. ZEITSCHRIFT FÜR VERKEHRSRECHT 159, 165. Siehe Endnoten 8 bzw. 17
(ZVR) Sonderheft 12 a (Dezember 2017), 515-520 31. LACHMAYER, 2017 c, 166
18. Ähnlich auch bei EISENBERGER, GRUBER, HUBER, 32. Jost BERNASCH wird zitiert in ROHRACHER M.,
LACHMAYER, 2016, 388 (siehe Endnote 8). Sie hal- 2018, Bericht zum AnachB-Forum von GSV in Ko-
ten die Novelle für „konzeptionell ausbaufähig. operation mit IST Vienna Region „Automatisierte
Diesbezüglich sei nur auf die mangelnde Defini- Mobilität – öffentliche Hand als Zuseher, Modera-
tion von ‚automatisierten oder vernetzten Fahr- tor oder Akteur“, Wien 27.09.2018. https://www.
system‘ verwiesen.“ gsv.co.at/?page_id=466 (27.02.2021)
19. LACHMAYER, 2017 c, 147 f, 151 33. Vgl. AUSTRIATECH, 2018, Automatisiertes Fahren
20. vgl. LACHMAYER, 2017 b, 518. In der Nationalrats- in Österreich. Monitoringbericht 2017, Wien, 10.
diskussion über die KFG-Novelle hatte der Grün- Auch 2021 heißt es auf der AUSTRIATECH – Seite
Abgeordnete WILLI ähnlich argumentiert, wor- zum Testprocedere (https://www.austriatech.at/
auf seine Partei – als einzige - gegen die Novelle de/testen-kontaktstelle/): „Tests auf öffentlichen
stimmte. Straßen, die über den Umfang der Anwendungs-
fälle der AutomatFahrV hinausgehen, sind der-
21. AUTOMAT-FAHR-V, 2016, BGBLA_2016_II_402, zeit in Österreich nicht möglich. Die Kontaktstelle
ausgegeben 19.12.2016 sammelt gerne den entsprechenden Bedarf, um
diesen gegebenenfalls in den Prozess der Auswei-
22. vgl. LACHMAYER, 2017 c, 151, 159 f tung der Testmöglichkeiten einfließen zu lassen.
Unternehmen, die solche Tests durchführen wol-
23. AUTOMAT-FAHR-V, 2019, Verordnung des Bundes-
len, sollten sich daher in einer frühen Planungs-
ministers für Verkehr, Innovation und Technologie
phase an die Kontaktstelle wenden.“
über Rahmenbedingungen für automatisiertes
Fahren StF: BGBl. II Nr. 402/2016, Änderung BGBl.
II Nr. 66/2019.
40 ÖZV 1/2021
34. ZANKL C., REHRL K., 2018, Digibus 2017. Erfahrun- 39. Vgl. z.B. die unten erwähnten Studien über Test-
gen mit dem ersten selbstfahrenden Shuttlebus szenarien (2019), 5,11; bzw. über Testharmonisie-
auf öffentlichen Straßen in Österreich, Salzburg, rungen (2020), 44 f
38
40. EISENBERGER et al., 2018, 75. Siehe Endnote 24
35. BMVI.DE (Hg.), 2017, „Maßnahmenplan automa-
tisiertes und vernetztes Fahren“ des 2. Hochrangi- 41. LACHMAYER K., EISENBERGER I., REHRL K., 2019,
gen Strukturierten Dialogs am 14./15. September Extra Law – Mobility. Experimentierräume im
2017 in Frankfurt/Main, 2. https://www.bmvi.de/ Verkehrs- und Mobilitätsrecht. Interdisziplinä-
SharedDocs/DE/Anlage/DG/massnahmenplan- re Studie zur Erarbeitung eines neuen (Rechts-)
automatisiertes-und-vernetztes-fahren.htlm Rahmens für die Erprobung neuer Verkehrstech-
(27.02.2021) nologie und Mobilitätkonzepte für Österreich.
Wien. Zu LACHMAYER, EISENBERGER siehe Teil 1:
36. BMVIT (Hg.), 2018, Automatisiertes Fahren auf Rechtswissenschaftliche Analyse des bestehen-
Straßen mit öffentlichem Verkehr – Rechtliche den Rechtsrahmens, 6, 167 ff. Ähnlich auch LACH-
Rahmenbedingungen im Vergleich, Wien, bes. 4, MAYER, EISENBERGER, Teil 3: Inhaltliches Konzept
35 und Umsetzungsplan. Zu REHRL vgl. Teil 3: Anwen-
dungsfälle im Bereich Verkehr und Mobilität, 16
37. BMVIT (Hg.), 2020, Testberichte. Tests auf Straßen
mit öffentlichem Verkehr in Österreich gemäß der 42. https://ahead-project.at/ (01.03.2021) und
Automatisiertes Fahren Verordnung. Zeitraum htt p s : / / p ro j e k te .ffg . at / p ro j e k t / 3 7 9 1 2 5 7
2016 - März 2020, Wien (01.03.2021)

38. Zur internationalen Testentwicklung siehe Global 43. Vgl. dazu https://knowledge-base.connectedau-
Atlas of Autonomous Vehicles der BLOOMBERG tomateddriving.eu/projects/ bzw. die Homepages
ASPEN Initiative on Cities and Autonomous Vehic- der einzelnen Projekte
les, (https://avsincities.bloomberg.org/), der zwi-
schen seinem ersten und dem letzten Erscheinen, 44. Siehe Endnote 35
d.h. zwischen 2017 und November 2019 eine Zu- 45. BMVI.DE (Hg.), 2021, Gesetz zum autonomen Fah-
nahme der weltweiten Tests von automatisierten ren. Gesetzesentwurf der Bundesregierung samt
Fahrzeugen in Städten um 1/3 auf 136 Tests fest- Begründung. https://www.bmvi.de/SharedDocs/
stellte. Ähnlich auch HAGENZIEKER M.P., BOERS- DE/Artikel/DG/gesetz-zum-autonomen-fahren.
MA R., NUNEZ VELASCO J.P., ÖZTÜRKER M., ZUBIN html (15.03.2021)
I., HEIKOOP P., 2020, Automated buses in Europa:
An Inventory of Pilots, Version 0.5. Die Experten 46. LACHMAYER K., 2017 c, Verkehrsrecht: Rechts-
der TU Delft/NL konstatieren eine europaweite staatliche Defizite der Regelungen zu Testfahrten.
Intensivierung der Test von automatisierten Klein- In: Eisenberger I., LACHMAYER K., EISENBERGER
bussen ab 2016. Besonders 2018 und 2019 stie- G., 2017, Autonomes Fahren und Recht, Wien,
gen die Zahlen auffällig. 147-167, bes.167

ÖZV 1/2021 41
KommR Dkfm. Harald BOLLMANN †

Die Österreichische Verkehrswissen-


schaftliche Gesellschaft verabschie-
det sich von ihrem Ehrenmitglied
KommR Dkfm. Harald Bollmann.

Harald Bollmann trat nach seinem Studium an der Für seine herausragenden Leistungen wurde Harald
damaligen Hochschule für Welthandel und umfang- Bollmann im Jahre 1998 mit dem Großen Ehrenzei-
reicher Auslandserfahrung 1965 in das Familienun- chen und 2003 mit dem Großen Silbernen Ehren-
ternehmen, die Internationale Spedition Carl Ohly, zeichen für Verdienste um die Republik Österreich
ein und war ab 1970 in der Funktion des geschäfts- ausgezeichnet. 2020 wurde Harald Bollmann für sein
führenden Gesellschafters tätig. Seit 1975 war er Mit- Lebenswerk als erfolgreicher Unternehmer und Inte-
glied des Vorstands des Zentralverbandes Spedition & ressensvertreter mit dem Hermes Verkehrs.Logistik.
Logistik, seit 1981 war er Vize-Präsident und seit 2012 Preis ausgezeichnet.
dessen Ehrenpräsident. Er war Obmann der „Bundes-
sparte Transport & Verkehr“ in der Wirtschaftskam- Mit viel Überzeugungskraft engagierte er sich für das
mer Österreich, Mitglied des „Erweiterten Präsidiums Weiterbestehen der Lehrkanzel für Transportwirt-
der Wirtschaftskammer Österreich“ und Pastpräsi- schaft an der Wirtschaftsuniversität Wien, die drin-
dent der Union der Europäischen Wirtschaftskam- gend nötige Basisforschung auf höchstem Niveau für
mern. die Transportwirtschaft und Logistik durchführt. Das
Institut wurde im Jahr 2012 zur bestem Ausbildungs-
Jahrzehntelang war er ein engagiertes Mitglied der stätte für Supply Chain Management weltweit ge-
Österreichischen Verkehrswissenschaftlichen Gesell- wählt.
schaft und wurde 2002 für seine Verdienste mit der
Ehrenmitgliedschaft ausgezeichnet. Darüber hinaus Die Österreichische Verkehrswissenschaftliche Ge-
war er für viele Jahre als Rechnungsprüfer tätig, stand sellschaft wird ihrem Ehrenmitglied KommR Dkfm.
Präsidium und Vorstand mit Rat und Tat zur Seite und Harald Bollmann ein ehrendes Andenken bewahren.
diente als hervorander Botschafter zur Wirtschafts-
kammer Österreich.

42 ÖZV 1/2021
Wir stellen vor

Neues aus Paul Pietsch Verlage, Hauptstätter Straße Zwei Werke für den Luftfahrthistoriker.
149, D-70178 Stuttgart, www.paul-pietsch-verlage.
de Geheimprojekte der Luftwaffe 1939 - 1945

C-160 Transall Martin KAULE / Stefan BÜTTNER

Gerhard LANG Das Dritte Reich brachte eine Vielzahl von techni-
schen Leistungen hervor, die oftmals im Geheimen
Die Transall C-160 ist nach wie vor das deutsche in gigantischen unterirdischen Bunkersystemen ent-
Transportflugzeug schlechthin und unverkennbar in wickelt und getestet wurden. Nach Ende des Zweiten
seiner militärischen Auslegung. Entwickelt und ge- Weltkrieges waren die Siegermächte überaus interes-
baut in den 60er-Jahren bewährte sich die Maschine siert an den Leistungen der deutschen Forscher und
in zahlreichen Auslandsmissionen und wird bis heute Konstrukteure und viele Entwicklungen wurden so-
eingesetzt. Angefangen von der Entwicklung bis hin fort übernommen und als Basisarbeiten verwendet,
zu den technischen Daten liefert Gerhard Lang mit vor allem in der Flugzeugtechnik und beginnenden
diesem Band die aktuellste Gesamtdarstellung der Raumfahrt. In dieser aktualisierten und überarbeite-
„Trall“. Entwickelt und gebaut durch das deutsch-fran- ten Neuauflage beleuchten die Autoren diesen luft-
zösische Konsortium Transporter Allianz, dem die fahrthistorischen Themenkomplex mit erstklassigem
Transall auch ihren Namen verdankt, wird die Ma- Bildmaterial, das sie in vielen Jahren zusammengetra-
schi-ne bis heute in Deutschland, Frankreich und der gen und teils selbst fotografiert haben.
Türkei eingesetzt. Bekannt wurde das Flugzeug unter
anderem durch Hilfsflüge im Rahmen humanitärer Das vorliegende Werk umfasst 224 Seiten und 225
Einsätze primär in Afrika. In kleinerem Umfang wurde Abbildungen.
das Flugzeug auch zivil eingesetzt, beispielsweise in
Malaysia im Personentransport sowie in Frankreich
zum Transport von Postsendungen. Die V2 - Entwicklung - Technik - Einsatz
Das vorliegende Werk umfasst 144 Seiten und 160 Murray R. BARBER
Abbildungen.
Im Jahre 1942 flog die weltweit erste funktionsfähi-
ge Großrakete mit Flüssigkeitsantrieb. Diese war ein
Projekt des Zweiten Weltkrieges, technisch in jeder
Überschall-Passagierjets - Vergangenheit - Zukunft Hinsicht völliges „Neuland“. Das Team um Dr. Wern-
Andreas SPAETH her von Braun legte mit dem Bau des euphemisch
bezeichneten „Großgerätes“ den Grundstein für die
Überschall-Passagierflugzeuge strahlen bis heute gesamte Raketenentwicklung in den 50er und 60er
eine „magische Faszination“ aus. Technisch höchst Jahren. In letzter Konsequenz führte dies zur erfolg-
anspruchsvoll, elitär und ästhetisch stellen sie die ab- reichen Mondlandung der Amerikaner im Jahre 1969.
solute Spitze der Luftfahrtentwicklung dar. Bisher ge- Diese mit seltenen Bildern und herausragenden Grafi-
lang nur drei Nationen der Bau und Betrieb solcher ken ausgestattete Dokumentation schildert in bislang
Hochleistungsmaschinen: der ehemaligen Sowjet- nicht dagewesener Tiefe die Entwicklung und spart
union und Frank-reich/Großbritannien. Neue Techno- auch nicht den ursprünglichen Verwendungszweck,
logien versprechen nun die Wiedergeburt dieser fas- den verheerenden Kriegseinsatz der als V2 („Vergel-
zinierenden Flugzeuge. Andreas Spaeth stellt hier die tungswaffe 2“) bezeichneten Großrakete, aus.
Geschichte der Über-schall-Passagierfliegerei dar. Es
gilt die Feststellung: Bei Überschall steht das Prestige Das vorliegende Werk umfasst 336 Seiten und 600
im Vordergrund, weniger die Wirtschaftlichkeit. Abbildungen.

Das vorliegende Werk umfasst 224 Seiten und 185


Abbildungen.

ÖZV 1/2021 43
Kolonne - Die Deutsche Reichsbahn im Dienste der Berlin Nordkreuz - Bau - Geschichte - Gegenwart
Sowjetunion
Bernd KUHLMANN
Michael REIMER / Lothar MEYER / Volkmar KUBITZKI
Nach der Wiedervereinigung der beiden deutschen
Als „Kolonnenwesen“ wurde der Transport von Repa- Staaten entstand im Norden Berlins mit den Statio-
rations-Gütern durch die Deutsche Reichsbahn - DR nen Gesundbrunnen, Bornholmer Straße und Schön-
aus dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone hauser Allee ein wichtiges Schienenkreuz, dessen
in die Sowjetunion bezeichnet. Neben Lokomotiven Bedeutung im Vergleich zu Süd- und Ostkreuz et-
wurden Gleise, Fahrleitungen und ganze Industrie- was unterschätzt wird. Das als Nordkreuz geplante
anlagen aus der späteren DDR in die Sowjetunion Bauvorhaben war nach dem neuen Nord-Süd-Fern-
abtransportiert. Wie diese Güter in die UdSSR ge- bahn-Tunnel das größte Neubauprojekt von Berlins
langten, wie diese Transporte organisiert wurden und Eisenbahnen seit 1990. Mit über 350 Abbildungen
unter welchen Bedingungen die Betroffenen arbeiten dokumentiert dieser Band ein faszinierendes Kapitel
mussten, lag lange Zeit im Dunkel der Geschichte. Die- Berliner Verkehrs- und Stadtgeschichte. Dabei voll-
ses Buch, für das die Autoren auch Zeitzeugen befrag- zieht Bernd Kuhlmann den Bau und das Wachstum
ten, bietet einen umfassenden Überblick über dieses des Berliner Nordkreuzes, spart aber auch die Vergan-
eher dunkle Kapitel deutscher Eisenbahngeschichte. genheit nicht aus. Vom gleichen Autor erschien be-
reits das Werk „Vom Rostkreuz zum Ostkreuz - Berlins
Das vorliegende Werk umfasst 176 Seiten und 150 großer Eisenbahnknoten“.
Abbildungen.
Das vorliegende Werk umfasst 160 Seiten und 350
Abbildungen.

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