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V E R Ö F F E N T L I C H U N G D E R R E I C H S S T E L L E FÜR D E N

U N T E R R I C H T S F I L M Z U D E M H O C H S C H U L F I L M Nr. C 263

Reisbau auf Bali


Von Dr. HANS NEVERMANN

(Museum für V ö l k e r k u n d e , Berlin)

Der Reis ist das wichtigste Gewächs auf Bali, und wenn auch
andere Inseln Niederländisch-Indiens, vor allem Java, von einer
Bevölkerung bewohnt sind, die hauptsächlich von Reis lebt und
ihn selbst anbaut, so sind doch die Balier ihrer Kunst des Reis-
baus wegen weit berühmt.
Alles Land auf Bali gehört den Göttern. Nur mit ihrer Erlaub-
nis wagt es der Bauer, sein Feld zu bestellen, und niemals ver-
gißt er, den Göttern ihren Anteil an der Ernte zu opfern. A n die
Dorfkasse zahlt er außerdem jährlich eine geringe Summe, die
als Pachtgeld für die Götter gilt und nur zu deren Nutzen
verwandt werden darf. Ueberau in den Feldern stehen kleine
Opferhäuschen, und besonders wird die Göttin Dewi Sri als
Spenderin der Fruchtbarkeit des Reises verehrt. Von der Anlage
des Feldes bis zur Ernte werden fortwährend Gebräuche zu
Ehren der Göttin beobachtet, und als größtes aller Opfer weiht
man ihr die beiden zuerst geernteten Garben. Neben ihr ehrt
man auch ihren göttlichen Gemahl Wisnu als den Herrn des
lebensspendenden Wassers auf den Reisfeldern.
Man kennt auf Bali zwei Reisarten, den Sumpfreis und den
Bergreis. Viel häufiger als der Bergreis, der feuchte Luft und
trockenen Boden zu seinem Gedeihen nötig hat und besonders
in dem wasserarmen Nordbali angebaut wird, ist der Sumpf-
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reis, der trockene Luft und feuchten Boden nötig hat. F ü r ihn
müssen die Felder bewässert werden, und das hat wieder Ein-
wirkungen auf das Gemeinschaftsleben der Balier zur Folge
gehabt.
Ursprünglich verwaltet die sogenannte Desa das Land für die
Götter. Sie ist die Gemeinschaft aller derer, die einen gemein-
samen Bestattungsplatz und einen gemeinsamen Tempel haben,
und meistens entspricht sie auch der Dorfgemeinschaft. Zunächst
war es Sache der Desa, das Wasser aus Bächen und Leitungen
aus Bambusrohren unter ihre Mitglieder zu verteilen. Da aber
Streitigkeiten vorkamen, wenn ein Wasserlauf durch das Gebiet
mehrerer Desas floß und etwa eine davon eine besonders großje
Wassermenge zur Bewässerung ihrer Felder ableitete, nahmen
die Fürsten die Aufsicht in die Hand, sorgten für Ordnung und
zogen eine Steuer ein, die nach dem Wasseranteil des einzelnen
Bauern berechnet wird. Herren über das Land sind die Fürsten
damit aber nicht geworden, sondern nur Ordner auf dem Lande
der Götter.
Die Bauern, die einen gemeinsamen Wasserlauf zur Bewässe-
rung ihrer Felder benutzen, bilden eine Vereinigung, den Subak,
in der gemeinsam über die Wasserverteilung, die Pflanzzeit, die
Beteiligung des einzelnen an den Steuern und Unkosten usw.
beschlossen wird. Obwohl auf Bali das Kastenwesen herrscht,
wird in den Subak jeder als gleichberechtigt angesehen, und
Rang und Stand gelten hier nichts. Im Gegensatz zu Vorder-
indien ist es den Angehörigen aller Kasten erlaubt, sich den
Beruf frei zu wählen, und so sind auch Leute aus der Kaste
der Brahmanen und anderen Kasten Bauern wie das einfache
Volk.
Durch die Anlage der kunstvollen Felder steigt der Boden so
sehr in seinem Werte, daß der Subak-Bauer mehr Rechte an
ihm bekommt als die Desa, und dementsprechend gewinnt auch
seine Subakvereinigung immer mehr Bedeutung, je ausgedehn-
ter und sorgfältiger die Reisfelder angelegt sind. Viele Subak-
vereinigungen haben ihren eigenen Tempel genau so wie die
Desa, und in der Art der Desavereinigungen haben sie auch
ihre eigene Kasse und ihre Satzungen, die in balischer Schrift
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mit Messern in Bücher aus Blattstreifen der Lontarpalme ein-
gekratzt sind.
Die Sumpfreisfelder werden in Terrassen an den Abhängen an-
gelegt. Ganz nach der Gestalt des Abhangs entstehen so kleinere
und größere unregelmäßige Feldstücke, die an ihrer Außenseite
einen kleinen Damm haben, während auf der anderen Seite der
Damm des höhergelegenen Feldstückes anschließt. U m diese
Dämme in Ordnung zu halten, bedienen sich die Reisbauern
eines besonderen Gerätes, einer Art Schiebe aus Eisen mit einem
langen Stiel, die penjugsugan genannt wird. Zunächst werden
die obersten Feldstücke bewässert, und wenn das geschehen ist,
wird der Damm in der Mitte geöffnet, so daß das Wasser von
diesem Feldstück mit neu zugeleitetem Wasser zusammen auf
das nächste, etwas tiefer gelegene Feldstück herabströmen kann.
Später wird der Damm wieder geschlossen, und so geht es
weiter, bis sämtliche Feldstücke der Terrasse bewässert wor-
den sind.
Derartige Bewässerungsterrassen kommen nicht auf Bali allein
vor, sondern auch, wenn man von den Reisfeldern der nach
West-Lombok ausgewanderten Balier absieht, vor allem auf
Java und Sumatra. Die Kunst, solche Terrassenfelder für
den Sumpfreis anzulegen, und die Verwendung des Pfluges
stammen nicht aus der alten Kultur der Völker der Ostindi-
schen Inseln, sondern vom asiatischen Festlande (Vorderindien,
Yünnan oder China). Bewässerte Reisfelderterrassen kommen
allerdings auch in Hinterindien bei den Naga in Assam und auf
den Philippinen bei den Ifugao und Igorot auf Nord-Luzon vor,
aber hier fehlt der Pflug, und man benutzt nur einen einfachen
Grabstock und die Hacke. Dafür kennt man dort eine Düngung
mit Rinder- oder Schweinemist, während auf Bali und seinen
Nachbarinseln nur die im Berieselungswasser enthaltenen Sink-
stoffe, die allmählich Schlick auf den Feldern ablagern, und
untergepflügte Pflanzenreste das Feld düngen.
Die Wasserleitungen für die Reisfelder werden von den Subak-
vereinigungen beim Beginn der Regenzeit in Ordnung gebracht.
Nun wird ein Feldstück nach dem anderen bewässert. Wenn
das letzte Feldstück an die Reihe kommt, steht bisweilen der
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Reis auf dem ersten schon reif da, und fast überall auf Bali
trifft man nebeneinander Felder mit Reispflanzen in allen Stufen
des Wachstums.
Nachdem das Feld bewässert worden ist, wird das Wasser
wieder abgeleitet. Dann wird die Feldarbeit mit dem Feste
Mulahulahan eröffnet. Die Büffel, die später den Pflug ziehen
sollen, tragen dabei große hölzerne Glocken (grumbungan) und
einen rumbing genannten Kopfschmuck aus Leder, das zierlich
ausgeschnitten und bemalt ist. Außer dem Aufzug der Pflug-
büffel wird ein Wettrennen von Rindern dabei veranstaltet.
Die Büffel für den Pflug sind die sogenannten Wasserbüffel, die
Karbauen, die sich mit Vorliebe stundenlang im seichten Wasser
ausruhen und kräftige, genügsame und überaus leicht lenkbare
Tiere sind. Die Rinder stammen dagegen von dem Bantengrinde
ab, das von Hinterindien bis Java und Borneo wild vorkommt
und auf Bali zu einer Sonderart, dem Balirinde, gezüchtet wor-
den ist. Da die Balier zum größten Teile das Rind als heiliges
Tier ihrer hinduistischen .Religion achten, spannt man es nicht
vor den Pflug. Nur den wenigen Mohammedanern und den so-
genannten Buddhisten, die in Wirklichkeit aber eine Abart der
Hinduisten sind, ist das Balirind als Zugtier gestattet, und sie
allein essen auch sein Fleisch, während Büffelfleisch jedem der
Bekenntnisse erlaubt ist.
Zu zweien ziehen die Wasserbüffel mit einem hölzernen Joch,
das oft schön beschnitzt und bemalt ist, den Pflug (tenggala).
Er ist gewöhnlich ganz aus Eisenholz angefertigt, und auch die
Pflugschar besteht nur bei ganz wenigen Pflügen aus Eisen.
Das gilt aber schon als Neuerung und ist noch sehr selten. Gute
Pflüge der rechten Art haben überall auf Bali heute noch eine
Pflugschar aus Eisenholz.
Nach dem Pflügen werden die Felder wieder unter Wasser ge-
setzt. Es bleibt nun zehn bis zwölf Tage auf dem Felde stehen.
In dieser Zeit wird mit einem tambah serampang genannten
Gerät, das ein Mittelding zwischen einem Rechen und einer
Egge bildet, der Boden unter Wasser geeggt. Nun folgt auf
den meisten Feldern eine Wiederholung des Pflügens und des
Eggens, und schließlich wird das Wasser wieder abgelassen,
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damit nun das Zerkleinern der letzten Schollen mit dem patjol,
einer Hacke mit breitem Eisenblatt, beginnen kann. Diese Arbeit
wird sehr gründlich getan, damit die Saat auf einem gleich-
mäßigen Boden auch gleichmäßig gut aufgehen kann.
Bis hierher beansprucht die Bearbeitung des Reisfeldes etwa
50 Tage. Nun wird ein Terrassenstück des Feldes als Saatbeet
benutzt. Jedes Jahr wählt man dazu ein anderes Feldstück.
Auf das Saatbeet legt man ausgebreitete Reisrispen mit den
Körnern darin oder in Wasser gequollene lose Körner, die man
nur leicht in den Boden drückt. Das Saatbeet wird nun so be-
wässert, daß das Wasser nur gerade die Saat bedeckt. Ungefähr
40 Tage später haben sich die jungen Pflanzen schon so ent-
wickelt, daß sie auf das eigentliche Reisfeld verpflanzt werden
können. Hauptsächlich Frauen und Kinder ziehen die Saat-
pflänzchen sorgfältig aus und schneiden die zu lang geratenen
Blätter ab, bis die zu kleinen Bündeln geschnürten Setzlinge
alle ungefähr dieselbe Länge haben. Auf dem eigentlichen Felde,
das ebenfalls zuvor leicht überflutet worden ist, werden von
den Frauen und Kindern, die in einer langen Reihe nebenein-
anderstehen, die Saatpflanzen in kleinen Büschen von sechs oder
sieben eingepflanzt.

Vier Monate nach dem Pflanzen ist der Reis reif. Wieder kom-
men die Frauen und Kinder der Subak- oder Desagenossenschaft
zur Arbeit auf dem Reisfelde zusammen. Gegen die Hitze ist
der Oberkörper, der sonst meistens unbedeckt ist, mit einer
Jacke bekleidet, und auf dem Kopfe werden geflochtene Hüte
in stumpfer Kegelförm getragen. Jede Erntearbeiterin bringt ein
Erntemesser (anggapan) mit wiegenförmiger Schneide und ge-
schweiftem Rückengriff mit. Derartige Messer sind auch auf
Java und bis nach Siam hinein bei der Reisernte in Gebrauch
und erinnern in ihrer Form an scharf randige Muschelschalen,
wie sie auf Nord-Luzon in den Philippinen auch wirklich zur
Reisernte gebraucht werden. Mit dem Reiserntemesser schneidet
die Arbeiterin immer nur eine geringe Anzahl von Halmen durch,
die sie mit der linken Hand gepackt hat. Auf Java ist es sogar
üblich, die Halme einzeln zu schneiden. Trotz dieser mühsamen
Arbeitsweise geht die Ernte rasch vonstatten, da viele Hände
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helfen, und allgemein wird sie als Fest aufgefaßt. A m Rande


des Feldes werden Fahnen in den Boden gesteckt, und häufig
spielt zur Arbeit ein Gamelan-Orchester.
Die geernteten Reispflanzen werden mit den Stielen zu großen
Garben zusammengebunden. Auf jedes Ende einer Tragstange,
die ein Mann waagerecht über der Schulter trägt, wird eine
Garbe so geschoben, daß die Rispen nach unten hängen, und so
wird der Reis in die Gehöfte getragen. Frauen tragen die Gar-
ben einzeln auf einer Platte über dem Kopfe.
Auf der überdachten Tenne stehen hölzerne Mörser, in die man
die Rispen aus den geöffneten Garben steckt, und nun beginnen
die Frauen, mit langen stangengleichen Stampfern im Takt die
Reisrispen auszudreschen.
Jedes Gehöft auf Bali hat außer dem Wohnhause und einem
kleineren Hause für Gäste eine Reisscheune (djineng), die zum
Schutz gegen Bodenfeuchtigkeit, Ratten und Ungeziefer auf vier
Pfählen errichtet ist, und täglich wird aus ihr Reis geholt, der
durch Stampfen enthülst wird, um dann mit etwas Kokosnußöl
i m Wasserdampf gekocht zu werden, bis er körnig und weich
ist, um mit Pfeffer und anderen Gewürzen gegessen zu werden.
Dies Gericht mit mehr oder weniger Zutaten ißt jeder Balier
täglich zwei- oder dreimal.
Manchmal wird auf dem abgeernteten Feld statt Reis auch Mais,
Tabak oder etwas anderes gepflanzt. Gewöhnlich läßt man es
aber nur einen Monat brachliegen und beginnt dann wieder
mit der Neubestellung. So erntet der Bali-Bauer zweimal Reis
im Jahre. Ausgeführt wird nur wenig Reis*, von Bali, aber die
Ernten sind so gut, daß jeder Balier seine tägliche Nahrung hat
und seinen Göttern dafür dankbar ist.
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Der Film.

Die Felder für Sumpfreis, die an den Bergabhängen in Terrassen


angelegt sind, werden mit einem hölzernen Pfluge bearbeitet,
der von Wasserbüffeln gezogen wird.
Inzwischen sind auf dem Saatbeet Setzlinge gewachsen, die dort
unter Wasser stehen und nun geholt werden.
Auf dem gepflügten Feld werden die Schollen mit der Hacke
zerkleinert, und das Feld ist zum Bepflanzen bereit.
Nachdem das Feld bewässert worden ist, pflanzen Frauen in
Gemeinschaftsarbeit die Setzlinge ein.
Den Reisgottheiten sind kleine Opferhäuschen auf den Feldern
geweiht. — Nachdem ein Feld bepflanzt ist, wird das nächste
mit einem kunstvollen Bewässerungsnetz unter Wasser gesetzt.
Der Wichtigkeit des Reises als Nahrungspflanze entsprechend
sind die Abhänge überall mit Terrassenfeldern bedeckt.
Vier Monate nach dem Pflanzen beginnt die Ernte in gemein-
schaftlicher Arbeit.
Die Reishalme werden mit einem besonderen wiegenförmigen
Reismesser abgeschnitten.
In Garben, die Aehren nach unten, wird die Ernte in die Ge-
höfte getragen.
Frauen stampfen die Reisrispen in hölzernen Mörsern, um die
Körner zu enthülsen.
Auf einer geflochtenen Worfel wird im Winde die Spreu von den
Reiskörnern entfernt, und der Reis kann nun verzehrt werden.

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