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„Wir sind die Nachfahren von Sklaven. Wir erinnern uns nicht gern daran in
diesen so viel besseren Tagen, aber es darf nicht vergessen werden, denn
erst die See lehrte uns, frei zu sein. Nun tragen wir die Freiheit in unseren
Herzen. Und wer sie uns nehmen will, den lehrt die See - den lehren wir! -
noch eine andere Lektion!"
- Antrittsansprache des neuen Kapitäns der Schimmersee
Die Flüsterwindinseln sind die Wahlheimat der Vindarai, eines Albenvolkes, das nach
dem Fall der Drachlinge aus deren Dienern hervorgegangen und auf die offene See
geflohen war. Diese ersten „Seealben“ hatten sich einerseits zivilisatorische
Errungenschaften der Drachlingszeit erhalten, wollten jedoch nicht an den Stätten ihrer
Unterjochung verbleiben und stattdessen jenseits des Festlands eine neue, eigene
Identität erlangen. Das ist ihnen geglückt: Sie haben die Inseln nach ihren Wünschen
geformt, aus ihren Schiffsbesatzungen heraus den Grundstein für eine neue
Gesellschaftsordnung gelegt und kontrollieren heute mit dem Albischen Seebund den
Fernhandel im gesamten südlichen Binnenmeer.
Die Albensee
Der Albische Seebund herrscht über eine schwer überschaubare Vielzahl von Inseln, die
sich zwischen dem Mertalischen Städtebund im Norden und der Nordspitze der Arakea-
Kette im Süden erstrecken: Der entfernte Nachbar im Westen ist Zwingard, während vom
noch ferneren Osten her Seefahrer aus Ioria und Pashtar durch die Gewässer der
Albensee kreuzen.
Den Legenden nach waren die Flüsterwindinseln einst nur karge Felsen im Meer, von
Zaubern, unter der Wasseroberfläche oder gar in den Anderswelten verborgen, bis die
Göttin Liabar sich der Seealben annahm und ihnen die Inseln zum Geschenk machte.
Seitdem haben sich die Vindarai ihre neue Heimat auf magischem und nicht magischem
Wege nutzbar gemacht: Ihre Handwerker, Priester und Zauberer veränderten nach und
nach das Gesicht der Inseln und passten es den Bedürfnissen ihres Volkes an. Natürliche
Riffe und Untiefen wurden durch Magie zu Irrgärten für fremde Schiffe oder öffneten
sich zu geschützten Häfen. Die Alben legten in flachen Lagunen Gärten mit nahrhaften
oder heilkräftigen Wasserpflanzen an, errichteten ihre Städte auf und in imposanten
Klippen und liessen im Umland der Werften die besten Hölzer zum Bau ihrer Schiffe
wachsen.
Diese Veränderungen dauern seit Jahrhunderten an und sind längst noch nicht
abgeschlossen - eine Lebensaufgabe vergangener wie künftiger Generationen von
Wandlern und Naturzauberern. So treffen auf den Inseln die raue Schönheit der Natur
und die Kulturlandschaft der Alben aufeinander, ohne dass man stets zu benennen
vermag, wo das eine beginnt und das andere endet, denn mit ihren Vorfahren, den
Dämmeralben, teilen die Vindarai die Liebe zu natürlichen Formen.
Reisende haben zudem die Möglichkeit, Häfen der Vindarai weit über die
Flüsterwindinseln und das Binnenmeer hinaus anzulaufen. Der Seebund ist eines der
wenigen Reiche, das sich seit Jahrhunderten mit Expeditionen und der Erkundung der
Welt beschäftigt, und kaum ein Seefahrer, der die beschwerliche Reise an die
Smaragdküste auf sich nimmt, wird nicht auf den Kapitän-Alarios-Inseln Halt machen,
um seine Vorräte aufzufrischen. Auf dem nach seinem Entdecker benannten Archipel
finden sich einige kleine befestige Seealbensiedlungen, nachdem die Posten an der Küste
Nalugasars mehrfach Unglücken zum Opfer gefallen sind.
Die Vindarai
Die Bewohner der Inseln sind in Volk von Seefahrern und Händlern - zumindest werden
sie von Aussenstehenden meist so wahrgenommen, denn ihre Schiffe sind in der
gesamten Kristallsee und darüber hinaus bekannt. Dass viele Vindarai den Name ihres
Schiffes wie einen Familiennamen tragen, trägt zu dem Bild bei, die Seealben würden
wie die Afali (siehe Seite 226) gar nicht anders als in Schiffsmannschaften
zusammenleben.
Die Seealben haben ein zwiespältiges Naturell. Als Händler sind sie freundlich, ja,
zurückhaltend gesellig, und als Entdecker bereisen sie mit geradezu kindlicher Freude
am Neuen und an der schier endlosen Weite der Meere. Wer die Vindarai allerdings in
ihrer Heimat besucht, wird feststellen, dass sie dort um einiges reservierter wirken und
unnachgiebig über das wachen, was sie seit dem Ende der Drachlingsherrschaft erringen
konnten. Gäste werden war höflich willkommen geheissen und sind zum Feiern und
Staunen eingeladen, denn die Seealben zeigen gern, was sie quasi aus dem Nichts ihrer
vormals unberührten Inseln erschaffen haben. Aber „Gäste sind wie Fisch", wie der
Volksmund sagt. Bleiben sie zu lange, schwindet rasch die Freude an ihnen. So haben die
Vindarai bislang stets zu verhindern gewusst, dass sich Fremde auf den
Flüsterwindinseln niederliessen, und selbst ihre Götter behalten sie eifersüchtig für sich
selbst, als hätten sie tief in ihrem Innern Angst, das alles eines Tages wieder an andere
Wesen verlieren zu können.
Ähnlich paradox steht es um den Freiheitsbegriff der Vindarai: Die Freiheit ihres Volkes
ist für sie das höchste Gut, aber um diese zu bewahren, ordnet sich der Einzelne oft
strengen Hierarchien unter - ganz nach dem Vorbild der Schiffsmannschaften, aus denen
ihr Volk erwachsen ist, und die ohne klare Führung in der Zeit des Exodus nicht
überlebensfähig gewesen wären. Sicher gibt es scheinbare Ausnahmen, Freigeister,
Abenteurer, Künstlerseelen, doch folgen letztlich selbst sie einer klaren Bestimmung und
füllen die ihnen zugedachte Rolle aus (siehe Die fünf Flotten).
Städte
Alaril
Einwohner: 60.000 Vindarai, einige
Gesandte und Händler aus Mertalia und
Pashtar
Herrschaft: Sitz des Admiralsrats
Besonderheiten: Hauptstadt des Albischen
Seebunds
Die Häfen Alarils sind darauf ausgelegt,
mehr als das Dreifache der eigenen Flotte
an Schiffen aufnehmen zu können.
Während grosser Ratssitzungen werden die
Häfen zu einer schwimmenden Stadt vor
der Stadt.
Bariu
Einwohner, 25.000 Vindarai
Herrschaft: Sitz des Kriegsadmirals Aolaris
Dornenspeer
Besonderheiten; Die älteste der
seealbischen Städte ist eine imposante,
organisch in die hohen Klippen der Insel
eingefügte Festungsanlage mit einem stark
befestigten Kriegshafen. In den Gewässern vor der Stadt werden besonders häufig Wale
gesichtet.
Xilliar
Einwohner: 10.000 Vindarai, wenige Wesen der Meere
Herrschaft: Sitz der Gelehrtenadmiralin Valdia Sternenkälte
Besonderheiten: Die aus den absonderlichsten Materialien erbaute Stadt beherbergt
neben berühmten Werkstätten und Artefaktschmieden die geheimen Archive der
Katiarflotte, die angeblich untermeerisch gelagert und von einem gewaltigen Kraken
bewacht werden,