Ausgabe 9 / 2016

3. Jahrgang

»Jede Strategie reicht bis zur ersten Feindberührung.

Danach kommt nur noch ein System von Aushülfen.«
Ausgabe 9 • 2016 Inhaltsverzeichnis

2 Inhalt 80 Hogans Marodeure

3 Vorwort Nick Dysen Abenteuerszenario
87 Das Orakel des Echelions
4 Impressum Daniel Kreyling Abenteuerszenario
94 Februar 2016 – Zeit für einen Rückblick
5 Die Ruine Forstwacht Patric Götz Neues aus dem Uhrwerk Verlag
Markus von Leon Abenteuerszenario 98 HeinzCon 2016 : 4. bis 6. März
10 Diplomatie auf Umwegen Verlag Orga & Programmvorschau
Aşkın-Hayat Doğan Kurzgeschichte
20 Kronleuchter und Bierhumpen
Andreas Gruner Spielhilfe
24 Das Berenathia ai Eupherban-Kolosseum
Peter Horstmann Vorschau, Bonus
28 Die Calmahi
Peter Horstmann Vorschau, Bonus
31 Der Zarkuit von Garkia
Arne Gniech, Sean-David Schöppler Spielhilfe
38 In Stein gemeißelt
Dennis Maciuszek, Marcus Jürgens Abenteuerszenario
49 Kriege auf dem Mars
R.I.P. Wayne England
Dominic Hladek Bonusmaterial Der Künstler, der unseren Piraten-Heinz der letztjährigen HeinzCon gezeichnet hat,
59 Eine Geschichte der CSA und USA für Space 1889 sowie das Cover von „Legatin des Bösen“ ist am 9. Februar überraschend verstorben.
Wayne England ist vor allem für seine Arbeiten für Games Workshop bekannt, hat
Dennis Koselowsky Spielhilfe
aber auch unter anderem für D&D und Magic gezeichnet.
67 Der letzte Schuss Und trotzdem hat er sich dazu herabgelassen, für so eine kleine Klitsche wie uns zu
Michael Pfaff Bild arbeiten.
Ich hätte wirklich gerne in Zukunft noch mehr Bilder von ihm gehabt
68 Das Amulett des letzten Atems
Michael Pfaff Abenteuerszenario Patric Götz
2
 Ausgabe 9 • 2016
Vorwort
Das auf der Titelseite ge-
gebene Zitat stammt von Helmuth Graf von
Moltke. Als Rollenspieler kennt man eine ab-
gewandelte Version:
»Jedes fertige Abenteuer hält, bis es auf die
Spieler trifft, danach wird improvisiert.«
Krieg und Auseinandersetzung sind im rollen-
spielerischen Bereich stets ein fester Bestand-
teil. Das mag zum einen in den Ursprüngen
des Rollenspiels liegen, als man noch Zinnfi-
guren und einzelne Helden in Auseinanderset-
zungen sandte. Zwei Generationen nach die-
sen Anfängen ist mit dem Tabletop der Krieg
mit Würfeln nach wie vor fest etabliert.
Andererseits scheint es auch ein Teil der
menschlichen Natur zu sein. Wie viele tapfere
Krieger und edle Ritter, mutige Gladiatoren,
oder zwergische Sams sind nicht schon auf
Cons aufgetreten. Sicher weit mehr als Me-
dici, Schreiber oder Pianisten. Im Kino
ist es der Krieg der Sterne, der alle Re-
korde bricht und Millionen in die Säle
und Milliarden in die Taschen der Maus
lockt. Und das gilt uns als Ablenkung
von den Schrecknissen des Alltages, wo
Bild auf der Seite: »Tabuin«, René Littek, 2004
Vorwort
wir mit den Folgen der realen Kriege zu leben
haben. Da empört man sich über die Einsätze
der Bundeswehr im Allgemeinen und Syrien
im Speziellen. Da bejubeln die Friedfertigen
ankommende Vertriebene und die Feigen de-
ren brennende Unterkünfte. Da kritisiert man
die Regierung für fehlendes Handeln oder für
ihr konsequentes Tun, je nachdem, was dem
Besorgten Bürger gerade lieber ist. Da ist es
ein Kompliment, wenn man als Gutmensch
betitelt wird und der sich dann Sorgen macht,
wenn so ein Begriff zum Wort des Jahres wird.
Von Moltke stammt übrigens auch:
»Solange die Nationen ein gesondertes
Dasein führen, wird es Streitigkeiten ge-
ben, welche nur mit den Waffen geschlich-
tet werden können, aber im Interesse der
Menschheit ist zu hoffen, daß die Kriege sel-
tener werden, wie sie furchtbarer geworden
sind.«
Dass wir über hundert Jahre später noch nicht
deutlich weiter sind, mag einem jeden zu den-
ken geben. Es brauchte noch zwei Weltkriege,
bis sich die Europäer dazu entschieden, lieber
eine Union einzugehen, als einen weiteren
Krieg zu riskieren. Nach zwei Generationen
in Frieden – zumindest ohne Krieg im eige-
nen Land – schreien heute immer mehr Wohl-
standsmenschen nach Freiheit von Brüssel und
einer Rückkehr zur starken Nation in festen –
geschlossenen – Grenzen. Und die Verteidiger
des Friedens prügeln mit Knüppeln auf ihre
politischen Gegner, bedrohen Gastwirte, wenn
sie den FalschenTM Räume vermieten und ret-
ten Republik samt Verfassung und die persön-
liche Freiheit, indem sie andere Meinungen
mit Sprechchören unterdrücken.
Wer regelmäßig Nachrichten konsumiert und
mitbekommt, wie unsere Gesellschaft immer
stärker in Richtung Hass und Gewalt abdriftet,
mag kaum nachvollziehen können, wie Arsen-
albände und epische Kriegs-Kampagnen zu den
Zugpferden unter den Publikationen zählen.
Von Bud Spencer soll die Aussage stammen,
dass er gegen Gewalt angehe, indem er sie in
seinen Filmen lächerlich mache. Das Überwin-
den von Gewalt und Gewalttätern im gemein-
samen Spiel am Tisch, dürfte in die gleiche
Richtung gehen und könnte ein Argument sein,
warum dieser Aspekt im Rollenspiel über die
Generationen hinweg und durch die politischen
Situationen hindurch, immer relevant blieb.
Frei nach Hape Kerkeling:
»Die ursprüngliche Gefühl, die wir in uns
tragen, ist der KAMPF ... Hurz!«
Wir sehen uns auf der nächsten Con ...
Peter Horstmann
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 Ausgabe 9 • 2016 Impressum

Impressum Nachdruck von Artikeln (auch auszugsweise) oder eine on-

line-Verwertung nur mit vorheriger Genehmigung des Herausge-
bers sowie der jeweiligen Autoren.
Herausgeber Die Urheberrechte der einzelnen Artikel liegen bei den jeweiligen
Uhrwerk Verlag Autoren. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen
wären rein zufällig und unbeabsichtigt.
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„DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN und DERE sind einge-
tragene Marken in Schrift und Bild der Ulisses Medien und Spiel
Redaktion Distribution GmbH oder deren Partner. Ohne vorherige schrift-
liche Genehmigung der Ulisses Medien und Spiel Distribution
Patric Götz, Peter Horstmann GmbH ist eine Verwendung der Ulisses-Spiele-Markenzeichen
nicht gestattet.“
Satz
Peter Horstmann Das Magazin Uhrwerk! erscheint vier Mal im Jahr. Es kann auf
uhrwerk-magazin.de heruntergeladen werden.

Cover
Fragen zur Mitarbeit bitte an folgende E-Mail-Adresse richten:
Uhrwerk Verlag
magazin@uhrwerk-verlag.de

Mitarbeiter dieser Ausgabe

Grafiken und Fotos: Marcus Jürgens, René Littek, Daniel Kreyling, Mi-
chael Pfaff sowie weitere Künstler aus den Publikationen des Uhrwerk
Verlages

Texte: Aşkın-Hayat Doğan, Nick Dysen, Arne Gniech, Patric

Götz, Andreas Gruner, Peter Horstmann, Dominic Hladek,
Marcus Jürgens, Dennis Koselowsky, Daniel Kreyling, Mar-
kus von Leon, Dennis Maciuszek, Michael Pfaff, Sean-David
Schöppler sowie weitere Beiträge aus dem Verlag

© 2016 Uhrwerk Verlag

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 Ausgabe 9 • 2016
Die Ruine Forstwacht
ein Kurzabenteuer für einen Spielleiter und
3-5 Charaktere
vom Grad Suchender bis Wanderer
von Markus von Leon
Hintergrund
Vor fast 200 Jahren hätte Annika, die Toch-
ter des Fürsten der Forstwacht, den Nachbar-
prinzen heiraten und damit die beiden Für-
stentümer vereinen sollen. Dieser hatte jedoch
nur Augen für eine andere Frau und verfolgte
größere Ziele. Also nutzte er die Hochzeit, um
seine Männer in die Burg einzuschleusen, wo
diese dann ein Massaker anrichteten.
Zwei Gerüchte kursierten seit jenem Tag in
der Gegend:
1) Der Schatz des Fürsten ist nie gefunden
worden;
2) Der Geist von Annika wütet in der Ruine
und tötet jeden, der sich ihr nähert.
Petar und Björn, zwei vom Glück igno-
rierte Schatzsucher, haben nun beschlos-
sen, diese Ruine zu erforschen. Als sie
erkannten, dass es keinen Geist gibt, hat
Petar seine Tochter geholt, die nun ver-
kleidet durch den Wald neben der Rui-
Die Ruine Frostwacht
ne streift und nichts ahnende Reisende ver-
schreckt, damit die beiden Männer in Ruhe die
Ruine erforschen können.
Dramatis Personae
Petar, seine Tochter Luira, die sich als Geist
Annika ausgibt, und Björn sind harmlose
Glücksritter, die verzweifelt versuchen, ir-
gendwie reich zu werden.
Claudia ist tatsächlich ein Geist in der Burg.
Sie ist die kleine Schwester von Annika und
wurde damals in die Schatzkammer einge-
sperrt. Dort sollte sie darauf warten, dass je-
mand kommt, um sie zu holen. Was aber nie
passiert ist. Als Geist durchstreift sie noch im-
mer die Ruine und wartet auf jemanden, der
sie aus der Kammer befreit. Sie offenbart sich
nur vertrauensvollen Seelen, den SCs.
Beginn
Es herrscht eine unheimliche Atmosphäre, als
die SCs gerade den Wald durchqueren. Ein
wolkenverhangener Himmel und leichter Ne-
bel führen dazu, dass es kalt und leise ist. Auch
die Stimmung der SCs wird bei diesem Wetter
gedrückt und wohl kaum einer hat Lust, ir-
gendwelche Witze zu reißen, jeder möchte nur
so schnell wie möglich diesen Wald hinter sich
lassen und in einer warmen Stube sitzen.
In diesem Moment taucht in einiger Entfer-
nung zwischen den Bäumen ein Mädchen
auf. Ihr schulterlanges blondes Haar ist auf-
gewühlt, einige Äste sind darin gefangen, das
halbe Gesicht ist mit Blut beschmiert. Das wei-
ße Kleid ist jedoch perfekt erhalten, es scheint
sogar ein wenig zu glänzen. Sie geht langsam
zwischen den Bäumen umher.
Der Spielleiter sollte versuchen, eine unheim-
liche Atmosphäre aufzubauen, als würden die
SCs wirklich einen Geist sehen.
Eine geglückte Probe auf Geschichte & My-
Markus von Leon hat bisher in zwei Ausgaben sei-
ne Beiträge platziert. In Ausgabe 3 war es das My-
ranor-AB „Die Höhle der Rätsel“, in Ausgabe 6 ein
Slittermond-AB mit dem Titel „Im Auftrag des Alche-
misten“.
Informationen zum vorliegenden Szenario
• Zeit und Ort: Egal. Dieses Abenteuer kann eigent-
lich fast überall angesiedelt werden.
• Das Abenteuer in Kürze: Die Spielercharaktere
(SCs) stoßen in einem Wald auf ein Mädchen, das
sich als Geist ausgibt, um Reisende von der Ruine
Forstwacht fernzuhalten. Sie erfahren von einem
Schatz, der dort verborgen liegen soll und einer
Räuberbande, die ihn bergen möchte.
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 Ausgabe 9 • 2016
then gegen 15 wird offenbaren, dass sich ein
SC an die Geschichte von Annika erinnert und
weiß, dass ihr Geist jeden tötet, der sich der
Burg nähert.
Sollte irgendein SC die Schwäche „Leichtgläu-
big“ oder eine ähnlich passende haben, wird er
ohne zu zögern davon ausgehen, dass es sich
hier wirklich um einen Geist handelt (auch
ohne die Geschichte zu kennen).
Zumindest ein SC wird versuchen, sich dem
Mädchen zu nähern:
• Er ruft ihr zu: Luira wird daraufhin ihre
großartige Schauspielkunst anwenden und
mit geisterhafter Stimme antworten: „Ich
bin Annika, die Herrin dieses Waldes. Wenn
ihr nicht verschwindet, seid ihr des Todes!“
• Er nähert sich ihr langsam: Luira holt von
hinter einem Baum einen langen Stab her-
vor, auf welchem der bemalte Totenkopf
einer Ziege befestigt ist und sagt: „Einen
Schritt weiter und ich sende euch in die feu-
rige Unterwelt.“
• Er nähert sich ihr schnell: Luira entschwin-
det im Nebel und ruft. „Das war euer To-
desurteil! Verlasst diesen Wald, solange ihr
noch könnt.“
Sollten die SCs ihr nachlaufen, werden
sie sehen, wie Luira/Annika auf einen
aufgewühlten Mann trifft. Wenn die SCs
den Vorfall jedoch ignorieren und den
Weg fortsetzen, werden sie nach einer
Die Ruine Frostwacht
kurzen Weile Luira/Annika sehen, die mit Nordostecke mit einem spitzen Ziegeldach
einem Mann davonläuft. ist der markanteste Blickfang der Ruine. Die
restlichen Mauern und Gebäude sind nur noch
Egal, welche Situation eintrifft, Björn wird sich in einem schlechten Zustand, mit Moos über-
flehentlich an die Helden wenden, dass dies wachsen und das Holz ist morsch.
nur ein Schauspiel war, um in Ruhe in der Ru- Die SCs können entweder durch das Haupt-
ine nach dem Schatz zu suchen. Doch jetzt ist portal an der Südseite in den Innenhof treten
eine Räuberbande (Anzahl SCs + 2 + ein An- oder durch das Loch der eingestürzten Mau-
führer) gekommen, hat ihre Ausrüstung und er in der Ostseite. Von welcher Seite sie auch
den Proviant gestohlen und möchte die Ruine kommen, einige Räuber (Anzahl SCs) halten
als Basis für ihre Verbrechen nutzen. Vor allem sich gerade im Gebäude an der Westseite auf,
aber haben sie Petar gefangen und zwingen wo sie im Erdgeschoss das Lager der Schatz-
ihn, für sie nach dem Schatz zu suchen. Auch sucher übernommen haben und gerade einige
Luira/Annika fleht die SCs an, ihren Vater zu Eichhörnchen über dem Feuer zubereiten.
retten. Sollten die SCs irgendwelchen Lärm verurs-
Falls die SCs zögern oder unsicher sind, wird acht haben, werden die Räuber gewarnt sein,
Björn noch erwähnen, dass sie vielleicht Glück aus dem Gebäude stürmen und den Überra-
haben und dabei ja sogar den Schatz finden schungseffekt auf ihrer Seite haben. Andern-
könnten. falls sind es die SCs, die überraschen.
In all dieser Aufregung wird Luira nie ihren
wahren Namen offenbaren. Die SCs marschie- GK GSW LP FO VTD SR KW GW
ren also zur Ruine und kennen das blonde 7 9 20 1 18 17
Mädchen nur als Annika. Waffen Wert Schaden
Körper 8 1W6
WGS Reichweite INI
Die Ruine 5 – 7-1W6
Waffen Wert Schaden
Die Reste der Burg Forstwacht sind gut inmit- Streitkolben 9 1W6+5
ten des dichten Waldes versteckt und wer den WGS Reichweite INI
Weg nicht kennt, hat kaum eine Chance, zufäl- 9 – 7-1W6
lig auf sie zu treffen. Fertigkeiten: Akrobatik 6, Athletik 9, Ent-
Ein überraschend gut erhaltener Turm in der schlossenheit 5, Heimlichkeit 11, Wahrneh-
6
 Ausgabe 9 • 2016
mung 8, Zähigkeit 9, Stärkungsmagie 10
Zauber: Stärkung 0 – Ausdauer stärken; I –
Gehör verbessern, Sicht verbessern
Beute: Tuchrüstung (6 Lunare), Streitkolben
(8 Lunare)
Die Räuber werden solange kämpfen, bis nur
noch einer steht. Dieser letzte wird die Flucht
ergreifen, um die anderen zu warnen. Da er
glücklicherweise nicht der Hellste ist, merkt er
nicht, dass er damit den SCs zeigt, wo sich die
anderen befinden.
Unter der Burg
In einer Ecke des Gebäudes führt eine Treppe
in den Keller. Aufgrund der Form der einge-
stürzten Regale und der eingebrochenen Fässer
war es wohl einst ein Weinkeller. Eines dieser
eingestürzten Regale offenbart dahinter einen
Geheimgang. Eigentlich ist es nicht wirklich
ein Gang, sondern eher ein Labyrinth.
Zunächst müssen die SCs irgendwie Licht er-
schaffen, dann könnten sie theoretisch eine
Überleben-Probe gegen 20 (Fährtensuche) ab-
legen, um dem in der Dunkelheit entschwun-
denen Räuber zu folgen.
Egal, ob sie zufällig nach links oder rechts
abbiegen oder konkret den Spuren fol-
gen, es sollte nach einigen Metern eine
Wahrnehmung-Probe gegen 15 abgelegt
werden. Wenn diese glückt, werden die
SCs ein Wimmern vernehmen.
Die Ruine Frostwacht
Bei Misserfolg wird die Probe alle paar Meter beschließen sie vorher, den Schatz zu ber-
vereinfacht wiederholt, da das Wimmern im- gen.
mer lauter wird. c) Die SCs sind den Spuren erst gar nicht ge-
Claudia ist einige Jahre jünger als das Mäd- folgt und so haben sie sowieso keine andere
chen, das die SCs im Wald getroffen haben. Sie Wahl, als den Schatz zu bergen, wenn sie
sieht ihr sehr ähnlich und die blonden Haare nicht blind in diesem Labyrinth herum-
sind etwas kürzer. Sie trägt ein blaues Kleid- streifen wollen.
chen und ein silbernes Diadem auf dem Kopf. d) Die SCs wollen blind im Labyrinth herum-
Nichts an ihr lässt darauf schließen, dass es streifen? Dann ist das Improvisationsver-
sich um einen Geist handelt. Sie erklärt, dass mögen des Spielleiters gefragt, der hier
sie die jüngere Schwester von Annika sei und nach Belieben Fallen und Ungeziefer ein-
ihr Vater hätte gesagt, sie solle sich verstecken, bauen kann.
weil böse Männer gekommen seien. Wenn al-
les vorbei sei, wird er sie holen kommen. Sollten die SCs die Räuber nicht sofort angrei-
Claudia spricht natürlich von den Gescheh- fen, werden diese nach der Rückkehr aus der
nissen von vor 200 Jahren, doch diese sind so Schatzkammer im Weinkeller warten. Zusätz-
ähnlich den heutigen, dass die SCs keinen Ver- lich zum vorhin entflohenen Räuber gibt es
dacht schöpfen sollten, einen Geist vor sich zu noch zwei weitere Kämpfer und den Anführer.
haben.
Auf das Diadem angesprochen, wird Claudia Zwei stärkere Räuber
erklären, dass sie es in einer Kammer gefun- GK GSW LP FO VTD SR KW GW
den habe. Und natürlich kann sie den SCs den 7 9 24 2 21 19
Weg zeigen, wenn diese Claudia nachher zu Waffen Wert Schaden
ihrem Vater bringen. Körper 8 1W6
Den SCs stehen nun mehrere Optionen zur WGS Reichweite INI
Verfügung: 5 – 7-1W6
a) Die SCs sind den Spuren des Räubers er- Waffen Wert Schaden
folgreich gefolgt. Sie könnten den Spuren Streithammer 18 2W6+6
nun problemlos weiter folgen und die rest- WGS Reichweite INI
lichen Räuber angreifen, den Vater befreien 14 – 7-1W6
und anschließend den Schatz bergen. Fertigkeiten: Akrobatik 6, Athletik 9, Ent-
b) Obwohl die SCs den Spuren gefolgt sind, schlossenheit 8, Heimlichkeit 11, Wahrneh-
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 Ausgabe 9 • 2016 Die Ruine Frostwacht
mung 11, Zähigkeit 14, Stärkungsmagie 13 SCs zwar etwas seltsam vorkommen, aber kei-
Zauber: Stärkung 0 – Ausdauer stärken; I – ner fragt, wer denn der andere sei, sie akzep-
Gehör verbessern, Sicht verbessern; II – Le- tieren einfach die gegenseitige Anwesenheit
benskraft stärken und so werden dies auch die SCs tun.
Beute: Tuchrüstung (6 Lunare), Streithammer
(16 Lunare) Auf dem Weg zur Schatzkammer folgen die SCs
Claudia durch mehrere Abbiegungen. Claudia
Anführer geht voran und den vordersten SCs scheint
GK GSW LP FO VTD SR KW GW es fast so, als ob die Distanz zu dem Mädchen
9 11 32 3 26 23 nach jeder Abbiegung größer wird. Schließlich
Waffen Wert Schaden stehen sie in einer großen leeren Kammer und
Körper 8 1W6 Claudia ist verschwunden. Sobald alle drinnen
WGS Reichweite INI sind, fällt hinter ihnen die Tür zu und lässt sich
5 – 7-1W6 nicht mehr öffnen.
Waffen Wert Schaden Auch ohne Wahrnehmung-Probe werden die
Langschwert 22 1W6+4 SCs den Staub bemerken, der von der Decke
WGS Reichweite INI fällt, als diese sich nach unten bewegt. Sollten
11 – 6-1W6 sie keinen Ausweg finden, werden sie sehr
Fertigkeiten: Akrobatik 11, Anführen 13, bald zerquetscht werden.
Athletik 11, Entschlossenheit 11, Heimlichkeit Eine Wahrnehmung-Probe auf 25 offenba-
9, Tierführung 17, Wahrnehmung 12, Zähig- rt einen eingravierten Turm auf einem Stein
keit 18, Stärkungsmagie 14 ganz unten in der linken hinteren Ecke. Sollte
Zauber: Stärkung 0 – Ausdauer stärken; I – die Probe missglücken oder die SCs den Turm
Gehör verbessern, Sicht verbessern; II – Le- nicht rechtzeitig drücken wollen, wird Claudi-
benskraft stärken, Eiserne Aura, Heilung stär- as Stimme ertönen, als stünde sie direkt hinter
ken der dünnen Wand: „Drückt den Turm!“ Nun
Beute: Schwere Platte (30 Lunare), Groß- könnte die Probe auf 15 wiederholt werden, da
schild (7 Lunare), Langschwert (10 Lun- die SCs ja wissen, wonach sie suchen.
are) Sobald der Turm gedrückt wurde, stoppt die
Decke und bewegt sich zurück. Vor den SCs
Sollten Petar und Claudia sich begegnen, offenbart sich eine Geheimtür, die ins Freie
werden sie sich ignorieren. Das mag den führt. Dort steht bereits Claudia und zeigt mit
dem Finger nach oben: „Dort! In der Spitze des
Turms. Ihr müsst diese Kette hier verwenden.“
Eine Handwerk-Probe auf 15 zeigt, dass sich
sie hier einst ein raffinierter Flaschenzug-Me-
chanismus befand, der nun aber irreparabel
zerstört ist. Die Kette scheint jedoch stabil ge-
nug, um hinaufzuklettern.
Die SCs, die hinaufklettern wollen, müssen
drei Athletik-Proben ablegen. Erst zweimal auf
15, dann einmal auf 20. Glücken alle drei, er-
reichen sie erfolgreich die Turmkammer. Miss-
glückt die erste, stürzt der SC ohne Schaden ab.
Missglückt die zweite, erleidet der abgestürzte
SC 1W6 Schaden. Missglückt die dritte, kann
er sich mit einer Zähigkeitsprobe auf 15 noch
retten und sich mit letzter Kraft nach oben zie-
hen. Ansonsten erleidet er 2W6+2 Schaden.
Sollte sich ein anderer SC unter dem abstür-
zenden SC befinden, kann dieser mit einer Zä-
higkeitsprobe auf 20 versuchen, den anderen
aufzufangen.
Falls die SCs nicht einfach ungesichert die Ket-
te hinaufklettern, sondern irgendwelche Pläne
schmieden oder Vorkehrungen treffen, werden
die Proben natürlich erleichtert.
Die Turmspitze
Direkt unter dem Dach des Turms befindet sich
eine Kammer, die nur über einen Flaschenzug
zu erreichen ist – oder eben durch eine Klet-
terpartie. Darin befinden sich zahlreiche Ob-
jekte, die einst äußerst wertvoll waren, jetzt
8
 Ausgabe 9 • 2016
aber dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen
sind. Vermoderte Teppiche aus fernen Län-
dern, zur Unkenntlichkeit verblasste Gemälde,
verrostete Rüstungen und Waffen und inmit-
ten von alledem das Skelett eines Kindes mit
einem blauen Kleidchen und einem silbernen
Diadem. Claudias Leiche.
Nun sollten die SCs realisieren, dass das Mäd-
chen, dem sie durch das Labyrinth gefolgt
sind, ein Geist ist und schon hören sie Clau-
dias Stimme in ihren Köpfen: „Danke, dass ihr
mich befreit habt.“
Die SCs, die am Fuß des Turms geblieben sind,
werden nur sehen, wie sich das Mädchen in
Luft auflöst. Ein leuchtender Nebel schwebt
ein Stück in den Wald hinein – auch von der
Turmspitze aus sichtbar – und offenbart einen
kleinen Friedhof. Der Ort, wo auch Claudia
gerne liegen würde. Auch wenn sie es nicht
sagt, spüren die SCs unterbewusst, dass das
ihr letzter Wunsch ist.
Eine Wahrnehmung-Probe auf 15 lässt die SCs
eine kleine Truhe mit Juwelen im Wert von 5
Solare finden. Außerdem gibt es noch für Je-
den 6 Erfahrungspunkte. Wenn die SCs Clau-
dias Überreste runtertragen und bestatten,
werden es sogar 7 Erfahrungspunkte.
Die Ruine Frostwacht
Für Social Media-Verweigerer haben wir
natürlich auch einen klassischen News-
letter, der regelmäßig ungefähr 1x pro
Monat verschickt wird. Für den Newslet-
ter könnt ihr euch direkt auf dieser Seite
im Menü rechts anmelden.
Es folgt eine Auflistung aller Social Media-Kanäle
sortiert nach Plattform:
Facebook
Verlagsbezogen:
• Uhrwerk Verlag (allgemein)
An dieser Stelle möchten wir einmal ein • HeinzCon (alles rund um die verlagseine Con-
wenig Werbung für unsere verlagseige- vention in Norden-Norddeich)
nen Social Media-Präsenzen machen. Die Spielsysteme:
• Splittermond
wichtigsten Informationen bekommt ihr
• Myranor
natürlich auch immer auf unserer Sei- • Dungeonslayers
te – insofern macht ihr schon mal nichts • Starslayers
falsch ;) – allerdings haben wir auch für • Gammaslayers
viele unserer Rollenspiellinien eigene • CONTACT
Social Media-Kanäle, auf denen zusätz- • FATE
• Malmsturm
liche und manchmal spezifischere Infos
• Engel
gepostet werden. Die Seiten werden in Twitter
den meisten Fällen von den Chefredak- • Uhrwerk Verlag (@SilentPat)
teuren selbst betreut. Wenn ihr also Lust • Splittermond (@Splittermond)
habt immer regelmäßig die aktuellsten Google+
Neuigkeiten direkt in euren Stream oder • Uhrwerk Verlag
• Splittermond
eure Timeline zu bekommen: abonniert
uns! Für Fragen stehen wir dort natürlich
auch immer zur Verfügung.
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 Ausgabe 9 • 2016
Diplomatie auf Umwegen
oder Ar(s)cheTypen in der Dornfelsburg
eine Kurzgeschichte
von Aşkın-Hayat Doğan
Hennis war am Verzweifeln!
„So wird das nichts, mein Herr. Ihr solltet auf
mich hören oder wir sind noch bis zum Mor-
gengrauen hier.“
„Nhahyn!“, röchelte Ritter Flaedyr und knallte
seine geballte Faust auf die Lehne des höl-
zernen Kippstuhls. Sein Mund schäumte wie
das tosende Meer.
Hennis lockerte vorsichtig den festen Griff
und entfernte die Zange.
Flaedyr spie die blutige Sabbersuppe in seinem
Mund in die blecherne Schale aus und sah mit
glasig verklärten Augen direkt zu ihm hoch.
Man würde denken, er hätte zu viele Feenpilze
gegessen, aber so war es nicht. Der Schmerz
vernebelte ihm die Sicht.
„Nein, nein, nein und nochmal nein! Tausend-
mal nein! Wir machen es ohne!“, jaulte
der Ritter.
Kammerrat Perwin, der schon die ganze
Zeit dabei gestanden hatte, neigte mit
vor der Brust zusammengelegten Händen
den Kopf runter und sprach in gewohnt
Diplomatie auf Umwegen
kriecherischem Manier: „Das ist nichts, wo-
für man sich schämen müsste, Euer Wohlge-
boren. Im ganzen Hof wird es so gehandhabt.
Selbst Baron Sornbar macht es nicht anders.
Wenn Ihr mir nur gestatten würdet, Euch die
Schmerzen weg zu zaubern, dann ...“
„Ich sagte nein! Keine Zauber!“, polterte Flae-
dyr und griff wimmernd nach seiner linken
Wange. Sie war angeschwollen wie die auf-
geblähte Quakblase eines Sumpffrosches. Rei-
ßende Blitzsalven tobten in seinem schmerz-
verzerrten Gesicht, als er langsam ... ganz
langsam den schiefen Mund öffnete. „Ich habe
beim Aufstand in den Tannhöhen gekämpft,
habe etliche Feinde in den Tod geschickt. Habe
Hunger und Durst im Dschungel getrotzt und
drei Jaguarmenschen mit eigenen Händen die
Ohren abgerissen.“ Er deutete mit den Fin-
gern stolz auf die getrockneten buschigen Oh-
ren, die an einer Kette baumelnd seine Brust
zierten. „Mit drei Pfeilen im Rücken habe ich
die Belagerung von Kynwall gebrochen.“, fuhr
er behutsam fort. „All die Narben auf meinem
Körper erzählen die ruhmreichen Siege auf
meinem glorreichen Weg. Und Ihr denkt, ich
lasse mich von einem kleinen Zahn bezwin-
gen. Oh nein, nicht mit mir! Nicht mit Flaedyr
dem Großen, dem Stolz von Aarheim! Keine
Zauber!“
Hennis der Barbier hatte die Zange in die ei-
serne Halterung gelegt, so dass die Spitze ge-
nau über der Flamme einer Kerze ruhte. Er
tauchte die blanken Arme in den lauwarmen
Wasserbottich und schrubbte sich erneut mit
einem Hartschwamm gründlich die Hände ab.
Anschließend ließ er mit einem Zauber die
Dauben mit Reif überzeihen und das Wasser
erneut erkalten. Ritter Flaedyr schoss immer
noch wütende Blitze aus den Augen. Seufzend
blickte Hennis Rat suchend rüber zum Kam-
merrat, der müde die Augen senkte und einen
neuen Versuch unternahm.
„Eure Erhabenheit, ich ersuche Euch um Ein-
Aşkın-Hayat Doğan hat die bisherigen Ausgaben
bereits mit vier Beiträgen bereichert. Davor hat er
zudem erfolgreich an DSA-Wettbewerben und bei Re-
gionalspielhilfen mitgemacht. Weitere Infos im Split-
ter-Wiki.
10
 Ausgabe 9 • 2016
sicht.“, sprach Perwin und blickte wie ein de-
voter Zierhund. „Euer Ruhm und Eure Tapfer-
keit stehen hier außer Frage. Ihr habt etlichen
Seelen in Not das Leben gerettet und ganzen
Landstrichen Frieden beschert. Aber wir sind
hier nicht auf dem Schlachtfeld. Selbst der
tapfere Isgar will nicht, dass seine Gläubigen
unnötig Leid ertragen. Und da ihr gewiss kein
Mitglied dieser irregeleiteten Aschenmondler
seid, ist Selbstgeißelung hier Fehl am Platze.
Erweist uns diese Gnade und lasst Euch hel-
fen!“
„Nein! Ich lasse nicht zu, dass meine Neider in
ganz Kynhold verbreiten, ein wenig Zahnweh
hätte mich in die Knie gezwungen!“
„Außer uns ist doch niemand hier und der gute
Hennis schweigt wie ein Grab!“, flocht Perwin
sanft ein. „Ich schwöre bei Yonnus, dass es die-
sen Raum nicht verlassen wird. Und ich ver-
sichere Euch, ich kenne keinen Ritter, der es
nicht anders macht.“
„Ich bin nicht wie die anderen Hasenfüße, die
sich in Eure einlullenden Hände begeben! Ich
brauche Eure Milchmädchenzauber nicht! Alb,
macht weiter!“
‘Alb, macht weiter! Alb, macht weiter!’
Das waren die seltenen Momente, in de-
nen die unverzichtbare Fassade des wei-
sen Mannes, die ein Kammerrat so bitter
nötig hatte, zu bröckeln drohte wie die
Diplomatie auf Umwegen
abgestreifte Haut einer Schlange. ‘Alb, tu das!
Gnom, tu dies! Zwerg, leck mir die Stiefel!’ Er
hatte den edlen Flaedyr aber nie sagen hören,
‘Mensch, mach das!’ Und den Tag, an dem er
den Baron als ‘Varg’ ansprach, würde er gerne
erleben. Wahrscheinlich würde Sornbar ihn ei-
genhändig von der Spitze des mächtigen Berg-
frieds runterwerfen.
Und es waren immer ausgerechnet diese nach
Ruhm und Aufmerksamkeit geifernden Em-
porkömmlinge, die besonders harsch mit den
Untergebenen umsprangen. Wer war dieser
hochtrabende Flaedyr denn schon? Der ‘Stolz
von Aarheim!’ Ein grobschlächtiger Troll von
einem Mann aus einem hinterwäldlerischen
100-Seelen-Nest. Was hatte er denn vorzuwei-
sen, außer ein paar glücklich gelandete Treffer
gegen ausgemergelte Aufständische und Ge-
schichten über unzivilisierte Katzenmenschen
in fernen Ländern, denen er das Fell abgezo-
gen hatte. Und ein Mal zum Ritter geschla-
gen, hielt er nun sogar seine eigene Scheiße
für kostbarer als Diamanten. Wer gab ihm das
Recht, hier rumzustolzieren wie ein Pfau im
Garten des Padishahs? Als Kammerrat hatte
er wahrlich Wichtigeres zu tun, als dem ver-
hätschelten Flaedyr die Hand zu halten. Die
Dame Eloisia, die Adoptivnichte des Barons
Rispen von Tann, weilte gerade in der Burg
und verhandelte mit Baron Sornbar über neue
Zollgesetze. Die charmante Albin war nicht
minder scharfsinnig als ihr Onkel; Perwin
sollte Sornbar gerade jetzt nicht alleine lassen.
Eigentlich machte es ihm ja Spaß, die edlen
Damen und Heeren wie quengelnde Kinder
wimmern und schreien zu sehen. Es gab ihm
eine gewisse Genugtuung, dem kleinen Mann
hinter dem großen Baron. Perwin war nicht
sonderlich attraktiv, sonderlich stark, sonder-
lich charismatisch oder sonderlich irgendet-
was, das äußerlich einen bleibenden Eindruck
hinterlassen könnte. Kein Mann wie ein Baum,
kein Mann wie ein Löwe, kein Mann wie der
wuchtige Sornbar, den das Volk in ihrer Burg
thronen sehen wollte. Er war das Gewissen,
die Vernunft, die mentale Raffinesse im Schat-
ten des Barons. Wären die Götter nicht solch
wankelmütige Arschlöcher, hätten sie ihn in
Sornbars Körper auf die Welt gebracht. Doch
so war seine schmächtige Erscheinung nur die
groteske Karikatur seines außergewöhnlichen
Verstandes.
Nachdenklich fuhr er sich mit den Fingern über
die blau angelaufene Nase und erhaschte den
angespannten Blick des Ritters. Flaedyrs gla-
sige Augen durchbohrten ihn unerbittlich wie
die todbringenden Steilklippen am Blutpass.
Perwin drehte sich zum Barbier um schüttelte
resigniert den Kopf.
„Alb, hört ihr schlecht?!“, polterte Flaedyr er-
neut.
„Wie Ihr wünscht, Euer Wohlgeboren. Aber
...“, sagte Hennis und verharrte einen Moment
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unschlüssig. „Wir müssten Euch festhalten.
Als Ihr eben um Euch geschlagen habt, hätte
ich beinahe Eure Zunge angesengt. Und beim
Versuch davor habt Ihr dem Herrn Kammerrat
fast die Nase gebrochen.“
„Mein lieber Hennis, das ist doch nicht der
Rede wert.“, griff Perwin beschwichtigend ein.
„Immerhin blutet sie nicht mehr. Und bißchen
Farbe im Gesicht tut meinem blassen Teint
auch gut.“
Flaedyr lachte auf und verzog wieder ruckar-
tig das Gesicht. „Wie wollt ihr beiden Hühner-
brüste mich mit diesen dünnen Ärmchen denn
bändigen?“, fragte er langsam aber nicht min-
der hämisch.
Perwin nickte zustimmend und öffnete die
Tür zum langen Korridor: „He da! Javo, Malle!
Kommt her!“ Schwere Schritte näherten sich ei-
lig und zwei Burgwachen in Panzerrüstungen
und Pickelhauben erschienen am Eingang.
Junge Bauernburschen mit roten Bäckchen
und klotzdicken Oberarmen. Als erster trat
Malle hinein und verdunkelte den Türrahmen.
Ein Hüne von fast zwei Schritt mit stumpfsin-
niger Miene. Wie ein verängstigtes Kind, das
unerlaubt in ein fremdes Zimmer eingetreten
war, schaute er sich sichtlich unwohl in
der Kammer um und warf einen verstoh-
lenen Blick auf den Stuhl. Ihm folgte Javo.
Er war deutlich ein Kopf kürzer als sein
Waffenbruder, aber mit äußerst wachen
Augen, aus denen eine Intelligenz jen-
Diplomatie auf Umwegen
seits der geläufigen Bauernschläue strömte.
Als er den berühmten Ritter auf dem Stuhl er-
kannte, schnappte er nach Luft und fiel sofort
auf die Knie.
Flaedyrs Blick verschwamm selbstgefällig:
„Steh auf, mein Junge! Hast wohl schon von
mir gehört, was?“ Er lächelte wie ein aufge-
platzter Rübensack.
„Wer nicht, mein Herr?“, sagte Javo mit leucht-
enden Augen. „Wer in diesen Gefilden hat
noch nicht die Geschichten über die Ruhme-
staten Flaedyrs des Großen vernommen. Wie
Ihr die Belagerung von Kynwall mit Euren un-
sichtbaren Flügeln weggefegt, die Baumgeister
in den Tannhöhen eigenhändig erwürgt, die
Katzenpriesterin von Jaguaria verführt und ihr
die Ohren abgeschnitten habt. Es ist mir eine
Ehre, mit Euch im selben Raum sein zu dürfen,
Herr. Wie können wir Euch dienen?“
„Euer Wohlgeboren hat einen schlimmen
Zahn.“, sagte Perwin, der das quälende Dilem-
ma in Flaedyrs Gesicht genoss, das angesichts
solch hanebüchener Phantastereien noch
mehr errötete.
Malle zuckte eigenartig.
Javo verzog schmerzlich das Gesicht: „Übel so-
was!“
„Ihr müsst ihn festhalten, damit dem edlen
Herrn vor Schmerzen nicht das Temperament
durchgeht.“, sagte Perwin und schaute mit ge-
spieltem Bedauern hinunter auf den Ritter.
Javo runzelte die Stirn: „Verzeiht, Herr Kam-
merrat. Wieso zaubert Ihr ihm die Schmerzen
nicht einfach weg? Der Melchik bei uns im
Dorf macht es immer so.“
„Weil nur verweichlichte Schlappschwänze es
nötig haben, verzaubert zu werden.“, sagte Per-
win schnell und kam dem Ritter zuvor, dem die
Predigt von eben spuckbereit auf der Zunge
lag. „Echte Männer wie der ruhmreiche Ritter
Flaedyr brauchen nicht solchen Firlefanz!“
Die Runzeln auf Javos Stirn wurden tiefer:
„Verzeiht, aber ich glaube, ich kann Euch nicht
folgen. Wieso sollte ...“
Perwin blickte ihn streng an und schüttelte
mahnend den Kopf. Javo schwieg und schau-
te verwundert auf Flaedyr. Der Ritter hatte
die Augen geschlossen und liebkoste mit ver-
narbten Fingern wimmernd sein dickes Bäck-
chen.
„Meine Großmutter hat die Haut von Rinden-
mooskröten abgeschabt und sie mit Basalt-
kraut gemischt. Wenn man es sich dann auf
den Zahn schmieren tut, tut es nicht mehr weh
tun.“, erklang Malles schwerfällige Stimme un-
erwartet. Treudoof blickte er dem Barbier ins
Gesicht und wartete auf eine Bestätigung.
„Danke, Malle!“, erwiderte Hennis gütig und
lächelte ihm aufmunternd zu. Ein Lächeln, das
er in der Regel nur kleinen Kindern zeigte, die
mit schmerzenden Zähnen ängstlich vor ihm
zu weinen anfingen. „Ich komme sicher darauf
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zurück, wenn wir hier keinen Erfolg haben
sollten. Aber jetzt stell dich Mal hinter dem
Stuhl und drück dem Herrn die Arme runter.
Und Javo, du setzt dich hier zu mir auf den Bo-
den und kümmerst dich um die Beine.“
Malle zwängte seinen massigen Körper an Per-
win vorbei und legte die Hände der Not gehor-
chend auf die Stuhllehne. Ein Prickeln breitete
sich auf seinen Fingerkuppen aus, schoss hoch
zu den Armen und endete als Gänsehaut unter
der gepanzerten Brust.
Eine Woche war es her, seit er das letzte Mal
hier drin gewesen war. So unverhofft und
klammheimlich. Die Gräfin Eloisia war als
Gast des Barons eingereist und er hatte ihre
schweren Kisten und Koffer zu ihr ins Zim-
mer hoch getragen. Die graziöse Albin mit der
mondblassen Haut hatte ihm ein paar Telare in
die Hand gedrückt und in seine roten Wangen
gekniffen; seine ‘Hamsterbäckchen’, wie die
Gräfin gesagt hatte. Er hatte sich nichts dabei
gedacht, als er sie vor einer Woche im Zim-
mer antraf, wie sie den Stuhl inspizierte. Sie
lobte die einfache Mechanik, die Kipplehne,
die bewegliche Fußbank und die geschmeidige
Höhenverstellung. Malle verstand nichts
von diesen Mechanik-Dingens und nickte
zustimmend: „Stimmt, Euer Wohlgebo-
ren.“
Sie lachte glockenhell auf und kam ganz
nah an ihn heran: „Du hast keine Ah-
Diplomatie auf Umwegen
nung, wovon ich spreche, oder?“
„Nein, Euer Wohlgeboren.“, gab er mit puter-
rotem Gesicht zu. „Wenn Euer Wohlgeboren es
vielleicht wiederholen mögen, dann könnte ...“
Sie kniff wieder in seine hochroten Wangen.
„Bist süß wie ein Apfel!“, hauchte sie selt-
sam verklärt in sein Ohr und sah ihn seltsam
durchdringend an. „Und, bist du noch auf dem
Markt?“
„Ich ... ich verstehe nicht, Euer Wohlgeboren.“
„Nun“, hatte sie geflüstert und leichtfüßig
die Tür der dämmrigen Kammer geschlos-
sen. „Dann treffen wir jetzt einen Handel. Du
nennst mich nicht mehr ‘Euer Wohlgeboren’
und ich zeige dir, was ich meine!“
„Wie Ihr meint, Euer ... Wie Ihr meint.“
Dann hatte sie Sachen mit ihm auf dem Stuhl
angestellt, von denen er so gar nichts ver-
stand. Eine harpyienhafte Wildheit hatte sich
ihrer Züge bemächtigt und ihre Augen lo-
derten verzückt. Geohrfeigt hatte sie ihn, mit
beiden Händen gewürgt und ganz schlimme
Sachen zu ihm gesagt, die er nicht mal aus den
Mündern seiner derben Waffenbrüder aus der
Garnison gehört hatte, während ihr makellos
weißer Körper über ihm auf und ab wippte. Ir-
gendwann hatte sie ihre zierliche Hand gänz-
lich in seinen Mund gesteckt und wollte, dass
er wiederholt ‘Euer Wohlgeboren’ sagte. Zwar
war das so mit vollem Mund nicht ganz mög-
lich, aber Malle hatte ihr röchelnd und gur-
gelnd den Gefallen getan.
Seitdem durchfuhr ihn ein eigenartiges Krib-
beln, wenn jemand ‘Wohlgeboren’ in seiner
Nähe sagte. Er hatte sich so sehr geschämt,
dass er es niemandem erzählt hatte. Der Vorfall
hatte eine beunruhigende Wirkung auf Malle
gehabt. Wenn er schlief, hatte er eigenartig
erregende Träume und bei der Arbeit konn-
te er sich kaum noch konzentrieren. Nach der
vierten schlaflosen Nacht hatte er doch den
Yonnus-Priester aufgesucht, um sich mit einer
Beichte die Seele zu erleichtern. Selbst der gute
Gottesmann war für einige Momente sprach-
los bis er ‘Geh reinen Herzens mein Sohn. Yo-
nnus möge über dich strahlen.’, gestammelt
hatte. Doch Malle wusste ganz tief im Herzen,
dass seine beschmutzte Seele für immer ver-
dammt war.
Und jetzt so nah am verfluchten Stuhl über-
fluteten die aufkommenden Bilder sein ohne-
hin schon strapaziertes Gemüt. Sanft fuhr er
mit den Fingern über die lackierte Lehne. War
ganz schön praktisch, so ein Liebesstuhl. Wie
viele Monatslöhne man wohl dafür sparen
müsste? Vielleicht hatten ja auch die Mädchen
im Zauberhain so einen in einem der besser
bezahlten Zimmer?
„Malle!“, riss ihn der Barbier aus seinen deftig
süßen Gedanken heraus. „Auf die Arme!“
Malle guckte sofort erschrocken runter und
atmete erleichtert auf. Die hüftlangen Ketten-
hemden waren so dicht, dass sie nichts ein oder
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ausdringen ließen. Er setzte die Hände sachte
auf Ritter Flaedyrs Oberarmen ab und senkte
den Blick wie ein schuldbewusstes Kind.
Javo hockte sich grantig im Schneidersitz zwi-
schen die Beine des Ritters und schaute miss-
mutig hoch zu Malle. Er hätte gerne die Plätze
getauscht. Enttäuscht erblickte er die geris-
senen Fesseln und Schnallen, die wie gebro-
chene Zweige vom Stuhl herabhingen. „Wäre
ein Erstarrungszauber nicht sinnvoller, dann
müssten wir nicht ...“ Doch Perwins schnei-
dender Blick ließ ihn erneut schweigen. Dies-
mal hatte er aber auch die deutliche Verfär-
bung an des Kammerrats Nase bemerkt. „Was
ist denn Euch zugestoßen, mein Herr Perwin?
Eure Nase ist ja blau wie der Mond!“
„Ach das!“, Perwin machte eine wegwerfende
Bewegung mit der Hand. „Ich bin im Dunkeln
gegen die Tür gelaufen. Das legt sich wieder.“
„Bißchen Farbe im Gesicht tut seinem blassen
Teint doch gut, findest du nicht auch Junge?“,
fragte der Ritter und kicherte verächtlich vor
sich hin.
Ohne zu wissen, was er sagen sollte, schaute
sich Javo verwirrt um, doch keiner reagierte.
Perwin schwieg abweisend, der Barbier
hatte ihm den Rücken zugekehrt und
Malle träumte. Bevor die Unschlüssigkeit
Javo gänzlich verwirrte, drehte sich Hen-
nis mit der leicht glühenden Zange in der
Hand um.
Diplomatie auf Umwegen
„Wir wären dann soweit, mein Herr! Sagen sie
A!“
„A!“
„Etwas weiter!“
„Aa!“
„Sehr schön. Ja, das ist gut!“
„Aaa!“
„Ja ... Ja ... Ja, jetzt! Ich hab es erfasst! Und
nicht mehr schließen bitte!“
„Aaa ... Aaaa!“
„Gleich ist es vorbei!“
„Aaaa ... Aaaa!“
„Und nochmal ganz stark sein!“
„Aaaa ... Aaaa .... Aaaa!“
„Nicht zappeln, nicht zappeln!“
„Aaaaaaaaaa!“
„Drückt ihm die Arme runter!
„Aaaaaaaaaaaaaaa!“
„Pressen, fester pressen!“
„Ahhh ... Aaaaaaaahh ... hnnng ... hnnnngh ...
hnngya ... wäääähhhhh!“
„Lasst meinen Arm los! Herr! Ist gleich
fertig! Lasst los! Loslassen! Wohlgebo...
Aaaaaaaaaaaa!“
Flaedyrs Augen flackerten zornig im Licht
der Flammen an seiner Hand. Tränen waren
ihm in die Augen hochgeschossen; nicht die
des Schmerzes, sondern der Wut. Er schaute
runter auf die vier Wichtel, die ihn ansahen,
als wäre er ein brodelnder Vulkan, der jeden
Moment zu explodieren drohte. Er wusste
ganz genau, was sie von ihm hielten. Ein ‘Töl-
pel’ war er, ein glückliches ‘Halbhirn’, das aus
Gutmütigkeit zum Ritter geschlagen wurde.
Natürlich nur aus einer Laune des Schicksals
heraus, aus reiner Herzensgüte. Doch keiner
wusste, was wirklich in ihm geschah. Keinen
interessierte es!
Diese vier verhätschelten Burghündchen
lebten bequem hinter vier Wänden und hat-
ten stets warme Suppe im Magen. Sie wussten
nicht, was es hieß zu hungern. Sie waren nicht
im tödlichen Dschungel verloren gegangen
und mussten nicht ihre gefallenen Waffenbrü-
der aufessen, um nicht zu verhungern. Sie be-
kamen nicht bittere Tränen in die Augen, jedes
Mal wenn der Geruch von gebratenem Fleisch
in ihre Nasen eindrang. Sie hatten sich nicht
tagelang mit Affenscheiße beschmiert, um den
feinen Nasen der Jaguarmenschen zu entkom-
men. Hätte einer von ihnen etwa das Schwert
gehoben, wenn der Feind nachts über ihre
schlafenden Freunde hergefallen wäre? Hätte
einer dieser feinen Schnösel sein Leben für die
der anderen aufs Spiel gesetzt? Und sie besa-
ßen die Frechheit, ihn herabzuwürdigen? Hin-
ter seinem Rücken über ihn zu tuscheln und
ihn mit dummen Rindviechern auf der Weide
gleichzusetzen? Würde einer von ihnen ihn
nicht an seiner Seite wünschen, wenn er von
Orks oder Harpyien umzingelt wäre? Würden
sie dann auch erst prüfen wollen, wie gut seine
Manieren waren?
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Und jetzt behandelten sie ihn wie ein schwach-
sinniges Kind, eierten um ihn herum und
machten sich über ihn lustig. Hatte er ihren
Respekt denn nicht verdient? Ja, er aß hier! Ja,
er schlief hier! Hier in des Barons Burg! Aber
er war auch der erste, der sich mit geschwell-
ter Brust wie ein Schild vor die Feinde stellte,
wenn sie an die Tore stürmten! Wie oft musste
er sich noch für diese Undankbaren einsetzen?
Wie viele Orkschädel musste er noch spalten?
Wie oft musste er die edle Eloisia noch vor ma-
rodierenden Halsabschneidern retten? Wie oft
musste er noch lieb gewonnene Menschen vor
seinen Augen grausam sterben sehen? Flaedyr
seufzte. Sein Knappe, seine Frau, sein Sohn.
Sie alle hatten bestialisch den Tod gefunden.
Und sie wussten das, diese Hunde wussten das
alles und begegneten ihn nur mit Spott und
Häme statt mit Güte und Verständnis.
War es denn so schwer, die kleine eitle Bitte
eines alternden Ritters zu erfüllen, damit er
dem Zahn der Zeit furchtlos ins Gesicht lachen
konnte? Auch wenn er sich dabei schamlos
selbst belog und ohne Zweifel der Lächerlich-
keit Preis gab? War es so schwer, ihm diesen
einen Gefallen zu tun? ... Anscheinend.
Sein Blick wanderte zu Perwin rüber, dem
schlangenzüngigen Kriecher. Mit rast-
losen Augen und zusammengepressten
Lippen wägte er sicherlich verbissen ab,
mit welchen zuckersüßen Blendworten
er ihn dieses Mal um den Finger wickeln
Diplomatie auf Umwegen
würde. Sie hatten alle ihre Rollen zu spielen,
Flaedyr wusste es. Aber trotzdem hasste er
ihn, ihn und all die anderen speichelleckenden
Feiglinge.
„Dieser Quacksalber hätte mir beinahe das
halbe Gesicht rausgerissen!“, rief er bebend
und ließ die ‘Flammenhand’ fallen.
„Ihr habt mir den Arm verbrannt!“, schrie der
Barbier entsetzt und schaute auf die handför-
mig aufgequollenen Hautlappen auf seinem
Unterarm.
„Recht so! Wenn Ihr was von eurem Handwerk
verstündet, würdet Ihr mich nicht leiden las-
sen wie ein aufgespießtes Ferkel!“ Rotweiße
Rinnsale bildeten sich in Flaedyrs Mundwin-
keln und formten irrwitzige Gebilde in seinem
buschigen Vollbart. „Ich verlange, dass dieser
dilettantische Popanz, dieser Zahnpfuscher,
dieser Stümper von einem Medicus zu Rechen-
schaft gezogen wird!“
„Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Euer
Durchlaucht.“, sagte der Kammerrat und eilte
rüber zu ihm. „Ich werde mich gleich drum
kümmern. Doch lasst mich zuerst gucken, was
er mit Eurem Mund angestellt hat. Ich möch-
te mich vergewissern, dass nicht noch weitere
Verletzungen entstanden sind. Lehnt Euch zu-
rück.“
Der Schmerz meldete sich wieder in Flaedyrs
Mund. Dumpf stöhnend senkte er seine erlo-
schene Hand und lehnte sich auf dem Kipp-
stuhl zurück.
„Öffnet bitte den Mund, mein Herr!“
„A!“, brummte Flaedyr ein letztes Mal.
Javo tastete sich die schmerzende Schulter ab
und stand langsam auf. Der zappelnde Ritter
hatte mit solcher Wucht dagegen getreten,
dass der Wachmann rücklings auf den Boden
gefallen war. Javo grämte sich nicht. Er war
daran gewöhnt, getreten, geschlagen und rum-
geschubst zu werden. Als Waisenkind hatte er
von klein auf gelernt, sich nicht weinend in
eine Ecke zu verkriechen.
Er hörte die zauberhafte Stimme von Gräfin
Eloisia in seinen Ohren klingen, als wäre es
gestern gewesen. Als er sechs Lenze zählte,
hatten ihn die anderen Kinder aus der Yon-
nusschule schikaniert und in den Schlamm
geschubst, da er ein ‘dreckiges Waisenkind’
war. Zufällig kam gerade die Gräfin mit ihren
Wachen an der Straße vorbei und rief gebie-
terisch den Kindern entgegen: „Will einer von
euch auch mich dreckiges Waisenkind in den
Schlamm schubsen?“
Die Kinder machten sich von dannen wie ein
verschreckter Schwarm Tauben. Sie aber war
in ihrem blütenweißen Kleid zu ihm in den
Schlamm rüber geschwebt und blendete seine
staunenden Kinderaugen wie ein aufblühender
Stern.
„Steh auf!“, hatte sie ihm zugerufen und ihn
eindringlich gemustert.
Javo hatte sich langsam aus der braunen Pfüt-
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ze erhoben und beugte vor ihr ehrfürchtig das
Haupt.
„Wie heißt du, Kind?“, hatte sie gefragt?
„Javo, Herrin. Nur Javo.“
„Hör mir gut zu ‘Nur Javo’. Ich werde dir jetzt
einen Rat geben. Von einem Waisenkind zu
einem anderen: Wenn du fällst, hast du gleich
wieder aufzustehen. Wartest du auf helfende
Hände, krepierst du wie ein blinder Straßen-
köter!“
Javo biss sich in die Lippe.
„Hast du mich verstanden!“
Javo nickte.
Dann hatte sie einen glänzenden roten Apfel
aus ihrer perlenbestickten Samttasche hervor-
geholt und sie ihm in die dreckigen Hände ge-
legt: „Ein süßer Apfel für einen süßen Fratz.“
Sie hatte ihm noch in die roten Wangen ge-
kniffen, bevor sie davon schwebte.
Seitdem Tag war Javo hoffnungslos in sie ver-
liebt. In diese ätherische Schönheit voller Weis-
heit und Güte. Immer wenn sie nach Dornfels
kam, bekam er weiche Knie und ertappte sich
bei unzüchtigen Gedanken. Gestern war er
auch bei der Beichte gewesen. Der Priester
war zwar erst verdutzt, hatte ihn dann aber
mit einem übermäßig sanften Lächeln
weggeschickt. Doch trotzdem suchte er
ihre Nähe auf, so oft es ging, und hätte so
Einiges getan, um bei ihr sein zu können.
Aber er war kein Ritter wie Flaedyr und
konnte nicht direkt neben der lieblichen
Diplomatie auf Umwegen
Eloisia am Tisch speisen.
Missbilligend schaute er auf den Ritter, dem
nicht klar war, wie gut er es hatte. Sornbars
Diener erfüllten ihm jeden Wunsch, die Frauen
lagen ihm zu Füßen und etliche Lieder besan-
gen seine Taten. Und der große Herr führte
sich auf wie der letzte Tölpel. Das reimte sich
wie Selenius auf Arsch. Unwillig dachte er an
das letzte Befehl des Ritters und erhob kühl
aber dienstwillig die Stimme: „Sollen wir ihn
gleich hier festnehmen, Euer Wohlgeboren?“
„Wen wollt ihr festnehmen?“, fragte der Ka-
merrat und drehte sich rasch um. In seiner
Hand blitzte ein winziges Flakon auf, das er
vorsichtig verschloss.
„Den Herrn Barbier.“, entgegnete Javo und
guckte argwöhnisch auf das Fläschchen, das
der Kamerrat im Saum seiner langen Ärmel
verschwinden ließ.
„Das ist nicht mehr von Belang.“, sagte Perwin
und warf einen vielsagenden Blick auf Flaedyr.
Javos Augen weiteten sich auf. Geschwind
sprang er heran und fasste den Ritter am Arm.
„Euer Wohlgeboren, Euer Wohlgeboren!“, rief
er aufgeregt und rüttelte den Ritter an der
Schulter. Es passierte nichts. Wie eine umge-
kippte Vogelscheuche lag der Ritter reglos auf
dem gediegenen Kippstuhl.
Javo schaute wieder hoch zum Kamerrat und
flüsterte fassungslos: „Ihr habt Euer Wohl-
geboren vergiftet?.“ Hinter dem Stuhl zuckte
Malle verängstigt vor sich hin.
„Blödsinn!“, rief Perwin und holte das kleine
Fläschchen unter seinem Ärmel hervor. Javo
erkannte eine blauschwarz schimmernde Flüs-
sigkeit drin. „Es ist Schwarzer Rosentrunk! Ich
töte doch keinen Ritter; schon gar nicht vor so
vielen Zeugen.“ Perwin warf Javo einen schar-
fen Blick zu. „Er ist bewusstlos. Was ein Se-
gen für uns alle bedeutet!“ Genervt winkte er
Javo ab und wandte sich dem Barbier zu: „Wie
schlimm ist es?“
Hennis biss die Zähne zusammen und zog
langsam seinen Arm aus dem Fass mit dem
kalten Wasser raus, in das er seinen Arm pa-
nisch eingetaucht hatte. Er spürte, wie die
Tropfen über die labbrigweichen Branddellen
runterflossen wie kühle Wasserfälle. Das He-
ben fiel ihm schwer, alle Muskeln zogen sich
zusammen wie bleierne Spinnweben, die sei-
nen Arm runterdrückten.
„Das ist nicht so schlimm.“, sagte Perwin beru-
higend. „Ich heile Euch!“ Er zog die wallenden
Ärmel zurück und beugte sich runter zu Hen-
nis.
„Nicht bewegen!“, rief Javo scharf und zog sein
Schwert aus der Scheide. „Ihr habt dem Ritter
heimtückisch Gift verabreicht! Ich ersuche
Euch, mir in den Kerker zu folgen!“
Für einen Moment schaute Perwin den Söld-
ner anerkennend an. So viel Mumm hatte er
dem Burschen nicht zugetraut. Langsam ver-
schränkte er die Arme übereinander und be-
gann gelassen zu sprechen: „Und dann?“
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Javo kniff verwirrt die Augenbrauen zusam-
men: „Wie, was dann?“
Perwin löste die rechte Hand und unterstützte
wedelnd seine Worte: „Nehmen wir Mal an,
ich leiste deinem Befehl Folge. Was passiert
dann, wenn ich im Kerker bin?“
Javo presste erst angestrengt die Lippen zu-
sammen bevor er zu sprechen begann: „Ihr
werdet dort so lange verweilen, bis der Hohe
Schwertrichter von Dornfels Euch in den
Rechtssaal ruft und ein Urteil über Euch fällt.“
Er fing die überraschten Blicke von Malle und
dem Barbier auf. „Schließlich habt Ihr ein Un-
recht begangen, Herr Kammerrat.“, fügte er
bestimmt hinzu.
„Ich habe was?“, rief Perwin ungläubig aus.
„Unrecht? Ich habe ein Unrecht begangen?“
Seine Augen glommen zornig auf. „Und was
ist mit diesem garstigen Balg, der sich Ritter
schimpft? Handelt der etwa im Recht? Sag mir,
Javo aus Dornfels, nimmst du ihn auch mit
runter in den Kerker? Hat er das Recht, mir die
Nase zu brechen? Hat er das Recht, rechtschaf-
fenen Männern die Arme zu verbrennen?“ Er
ging einen Schritt näher auf den Soldaten zu.
„Handelt er etwa im Recht?“
Javo presste die Lippen zusammen und
schwieg.
„Welcher erwachsene Mann verweigert
denn schmerzlindernde Zauber, wenn
ihm ein Zahn gezogen wird? Haben wir
vier nichts Besseres zu tun, als seinem
Diplomatie auf Umwegen
Wahn zu frönen? Ich habe kein Unrecht be-
gangen. Das war eine logische Maßnahme.
Oder wäre es dir lieber, dass ich ihn wecke
und wir versuchen es noch weitere zehn bis
zwanzig Mal, bis er euch beide auch grün und
blau schlägt? Oder das ganze Zimmer in Brand
setzt?“
Javo steckte sein Schwert wieder zurück in die
Scheide und nickte still.
„Dachte ich mir schon!“, entgegnete Perwin
spitz und rümpfte die Nase.
Inzwischen hatte Hennis die Zähne zusammen-
gebissen und mit seinem gesunden Arm eine
Phiole aus seiner dreifach verstärkten Balgta-
sche rausgeholt. Er entkorkte das Fläschchen
mit dem Daumen und kippte sich die grün-
bläulich schimmernde Flüssigkeit in den Ra-
chen. Schlagartig zogen sich die Branddellen
zurück. Die aufgeblähten Pusteln vergingen,
die Haut straffte sich und nahm wieder die ge-
sunde, blassrosa Farbe an. Hennis seufzte er-
leichtert auf und lehnte sich mit geschlossenen
Augen gegen die Wand.
„Geht es wieder?“, meldete sich Perwin vor-
sichtig.
Hennis wischte sich den Schweiß von der Stirn
und öffnete die Augen. „Ja.“, sagte er mit einem
Nicken. „Ich bin wieder ganz.“
Perwin lächelte ihm aufmunternd zu. „Gut,
dann bringen wir das jetzt schnell hinter uns.
Ich will dieses bockige Riesenkind nicht mehr
sehen.“
Javo und Malle hatten sich wieder an den En-
den des Stuhls hingestellt, falls der Ritter doch
im ‘Schlaf’ um sich schlagen sollte. Während
Perwin dem bewusstlosen Flaedyr mit beiden
Händen den Kiefer aufriss, beugte sich Barbier
Hennis mit der Zange schon über dem Stuhl.
Es ging ganz leicht.
Hennis platzierte die Zange fest um die Zahn-
krone, drehte sie mehrere Male um die eigene
Achse und riss nach mehreren heftigen Zü-
gen den bläulich verfaulten Backenzahn raus.
Drei lange Wurzeln kamen zum Vorschein,
die stark an gewundene Gnomenhörner erin-
nerten. Zwischen ihnen klebten noch winzige
Fleischbröckchen. Nachdem die Wachen Flae-
dyr zur Seite legten und das ganze Blut und
der Eiter aus seinem Mund rauslief, rieb Hen-
nis die Wunde mit Salz ein und spülte sie mit
Torfbrand aus. Anschließend verschloss er mit
einem leichten Heilzauber die zerschunden
Enden des Zahnkraters. Wie eine schlüpfrige
Torfschnecke, die sich feucht in ihr Häuschen
zurückzog, verschmolzen das Fleisch und die
fühlerähnlich herausguckenden Nervenenden
zusammen. Von der Narbe war keine Spur
mehr zu erkennen.
Perwin klopfte Hennis anerkennend auf die
Schulter und wusch sich die Hände im Bottich.
„Was passiert jetzt?“, fragte Javo verunsichert.
„Nichts!“, rief Perwin und schüttelte sich das
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Wasser von den Händen. „Der edle Herr wird
aufwachen und glauben, dass die Schmerzen
ihn in Ohnmacht brachten. Da ihm das so
peinlich sein wird, wird er keinen von uns da-
rauf ansprechen. Und ihr beiden gönnt euch
jetzt auf meine Kosten einen ausgedehnten
Besuch bei den Mädchen im Zauberhain und
erzählt jedem, was für ein mutiger Mann Rit-
ter Flaedyr doch ist.“ Perwin drückte beiden je
einen Lunar in die Hand.
Die Burschen strahlten über das ganze Gesicht
wie zwei Honigkuchendachse und verließen
tölpelhaft dankend Hals über Kopf die Kam-
mer. Heute wollten sie beide Mal Gräfin Eloi-
sia für paar Stunden aus dem Kopf haben.
Im Grunde war der Barbier Hennis ein sehr
kultivierter Alb und begegnete jedem mit Höf-
lichkeit und Respekt. Das oberste Gebot in
seinem Fach lautete immer freundlich zu sein.
Niemand rief sonst einen Zähne reißenden
Barbier zu sich, wenn er ihn nicht leiden
mochte. Da kam es sehr gelegen, dass die Klas-
siker taupiotischer Pazifisten drei Mal bei ihm
im Schrank standen. Und seine Eltern hatten
ihm und seinen Geschwistern beigebracht, an
das Gute zu glauben: ‘Sei dankbar, auch
wenn du einarmig und einbeinig bist. Du
könntest auch die verlieren.’ So war Hen-
nis zu einem zartbesaiteten Mann mit ei-
ner Vorliebe für dragoreische Liebeslyrik
des 6. Jahrhunderts herangereift.
Diplomatie auf Umwegen
Deshalb war er überaus pikiert, als er nach dem seine Genugtuung brüderlich zu teilen. Er lö-
nächstbesten Verband griff, es sich geschwind ste das Tuch von seiner Hand und hielt es ihm
um die rechte Faust wickelte und auf den be- hin: „Wollt Ihr auch Mal? Für die Nase und so
wusstlosen Ritter einschlug, ohne darauf zu ...“
achten, was für ein Unbill aus seinem Mund „Ach, nicht doch.“, winkte Perwin freundlich
herauskam: „Du verdammtes Arschloch! Was ab. „Ich schicke ihm heute Abend die Dirne
glaubst du, wer du bist? Wulfrik Weißklinge mit den Krätzepilzen ins Zimmer. Es brennt
persönlich?“ dann jedes Mal, wenn er Wasser lässt – und
Hennis war nicht einfältig. Er wusste, dass die das ein Jahr lang.“
Welt ungerecht war. Wäre es nicht so, würde
er jetzt bei der zierlichen Eloisia sitzen und
ihr Antlitz mit Liebesgedichten der alten Mei-
sterdicher entzücken. Doch so war es nicht.
Anstatt feingeistiger Männer hockten solche
tumben Nachttöpfe wie Flaedyr neben zier-
lichen Blumen. Männer, die nicht Mal Viertel Neuigkeiten zu Splittermond
so alt waren wie er und sich für die Krone seit der letzten Ausgabe
der Schöpfung hielten. Ihnen mangelte es an
Demut und Dankbarkeit. Männer, deren sab- 09.12.2015: 
Werkstattbericht: Die Seidene
bernde Urgroßväter Hennis schon als junger Stadt
Mann gepflegt hatte. Und vor ihnen sollte er 16.12.2015: 
Neuer Artikel vorbestellbar:
jetzt auch noch katzbuckeln und sich für die Selenia – Kaiserreich unter den
Tritte bedanken, die sie ihm verpassten? Monden
14.01.2016: 
Erschienen: Splittermond
„Das reicht!“, rief Perwin nach dem sechsten GRW Taschenbuch, An den
Nierenhieb und hielt den Barbier sanft am Arm Küsten der Kristallsee
zurück. „Wir wollen ihn ja nicht verkrüppeln.“ 15.01.2016: 
Das erste Autorentreffen 2016
Schweratmend zog Hennis sich zurück. Sich 21.01.2016: 
2016: Ein neues Splitter-
selbst vor dem Kammerat so despektierlich he- mond-Jahr
rabgewürdigt zu haben, löste einen Hauch von 04.01.2016: 
Genesis 2.0 erschienen: Neue
Peinlichkeit in ihm aus. Doch beim Blick auf Version der Charakterverwal-
Perwins blaue Nase überfiel ihn das Gefühl, tung
18
19
 Ausgabe 9 • 2016
Kronleuchter und Bierhumpen
– die Schlacht um die Taverne
von Andreas Gruner
In Tavernen passieren bekanntlich drei Din-
ge: Auftragsvergaben, Siegesfeiern und Knei-
penschlägereien – meist ungefähr in dieser
Reihenfolge. Während das erstgenannte in
diversen Abenteuern nachzulesen ist und das
zweite sich meist von selbst ergibt, soll das
dritte das Thema dieses Artikels sein.
Kneipenschlägereien nehmen dabei eine von
zwei Formen an. Zum einen wäre da die Aus-
einandersetzung mit den Ortsansässigen um
verkipptes Bier, angestarrte Partner und ge-
zinkte Karten. Obwohl diese Schlägereien in
der Realität zu offenen Wunden, gebrochenen
Knochen und ausgestochenen Augen führen
können, bedienen wir uns hier doch lieber der
Genrekonventionen unzähliger Filme, die uns
gelehrt haben, dass eine solche Prügelei mit
nichts Schlimmerem als Kopfschmerzen und
dem einen oder anderen blauen Auge
endet. Die meisten lorakischen Stadtwa-
chen betrachten derartige Scharmützel
als relativ harmlos, solange keine „ech-
ten“ Waffen im Spiel sind – für zertrüm-
merte Einrichtung zur Kasse gebeten
Kronleuchter und Bierhumpen
Handlich abwechslungsreiche Gefechte be-
günstigen.
werden traditionell diejenigen, die am Ende
am Boden liegen.
Weit weniger harmlos wird es, wenn zum Bei-
spiel die Männer des guten Königs Finn ge-
suchte Rebellen in einer Taverne aufspüren.
Der resultierende Kampf ist dann nicht minder
ernst als der gegen die Rattlinge vor den Toren.
Der Unterschied liegt hingegen in der Szene-
rie: Wo viele Kampfplätze relativ leer sind, ist
eine vollgestopfte Taverne geradezu prädesti-
niert dafür, dass man die Umgebung ausnutzt
– und durch den Verzicht auf klassische Waf-
fen werden die Charaktere besonders dazu ge-
drängt, zu improvisieren.
Krüge, Schemel und Fässer
In der folgenden Tabelle werden etliche mög-
liche und beinahe unmögliche Mittel zusam-
mengetragen, mit denen sich Helden ihrer
Widersacher erwehren können. Die neuen
Merkmale sollen dabei den erwähnten Stil
fördern: Betäubend lässt frei auswählen, ob
Waffen „im Spaß“ oder mit tödlicher Absicht
eingesetzt werden, während Zerbrechlich und
Neue Merkmale:
Zerbrechlich [Stufe]: Für jede Stufe des
Merkmals kann die Waffe einmal für einen
Angriff oder eine Aktive Abwehr genutzt
werden, danach zerbricht sie. Hat eine Waffe
unterschiedliche Zerbrechlich-Werte, wird
derjenige der aktuellen Verwendungsart be-
trachtet.
Betäubend: Der Anwender darf, wenn er
möchte, das freie Manöver Betäubungs-
schlag auf seine Angriffe anrechnen, ohne
einen Erfolgsgrad dafür ausgeben zu müs-
sen. Entgegen der regulären Regeln ist dies
ggf. auch im Fernkampf möglich.
Handlich: Die Aktion Gegenstand ver-
wenden, um die Waffe zu ergreifen und
bereitzumachen, provoziert keinen Gele-
genheitsangriff. Schnellziehen kann darauf
angerechnet werden, auch wenn der Cha-
rakter die Waffe aus der Umgebung greift,
statt sie aus einer Scheide zu ziehen.
Alle aufgeführten Waffen außer Waffenlos
sind Betäubend, Improvisiert und Primitiv.
Alle Wurfwaffen haben eine Reichweite von
2 Metern, mit Ausnahme von Bierkrügen
und Flaschen, die 4 Meter Reichweite haben.
20
 Ausgabe 9 • 2016 Kronleuchter und Bierhumpen

Handgemenge
Name Preis Last Härte Schaden WGS Attribute Min.-Attr Merkmale*
Bierkrug 30T 1 2 1W6-1 6 BEW+STÄ — Handlich, Zerbrechlich 3
Flasche 30T 1 1 1W6 6 BEW+STÄ — Handlich, Zerbrechlich 2
Mantel 1-5L 1-2 1 1W6-3 7 BEW+INT BEW 2 Defensiv 1, Entwaffnend 1, Parierwaffe 1
Waffenlos — 0 — 1W6 5 BEW+STÄ — Entwaffnend 1, Stumpf, Umklammern
Hiebwaffen
Name Preis Last Härte Schaden WGS Attribute Min.-Attr Merkmale*
Bank 2L 4 3 1W10+3 12 KON+STÄ STÄ 5 Lange Waffe, Unhandlich, Wuchtig, Zweihändig
Schemel 70T 2 3 1W6 8 BEW+STÄ STÄ 1 Defensiv 1, Handlich, Zerbrechlich 3, Parierwaffe 1
Stuhl 1L 3 3 1W6+1 9 BEW+STÄ STÄ 3 Defensiv 1, Handlich, Zerbrechlich 3, Parierwaffe 1
Tisch 4L 5 3 2W10 14 KON+STÄ STÄ 6 Scharf 3, Unhandlich, Wuchtig, Zweihändig
Klingenwaffen
Name Preis Last Härte Schaden WGS Attribute Min.-Attr Merkmale*
Bratspieß 1L 2 6 1W6+1 10 BEW+STÄ BEW 2
Stangenwaffen
Name Preis Last Härte Schaden WGS Attribute Min.-Attr Merkmale*
Balken 40T 4 3 2W6+1 10 KON+STÄ STÄ 4 Lange Waffe, Unhandlich, Wuchtig, Zweihändig
Besen 20T 2 3 1W6 7 BEW+INT — Lange Waffe, Zerbrechlich 2
Kettenwaffen
Name Preis Last Härte Schaden WGS Attribute Min.-Attr Merkmale*
Seil 50T 1 2 1W6-1 7 BEW+INT BEW 2 Umklammern, Entwaffnend 2
Vorhang 50T 1 1 1W6-2 7 BEW+INT BEW 2 Umklammern, Entwaffnend 1, Zerbrechlich 2
Wurfwaffen
Name Preis Last Härte Schaden WGS Attribute Min.-Attr Merkmale*
Bank 2L 4 3 1W10+1 13 INT+STÄ STÄ 5 Unhandlich, Wuchtig, Zweihändig
Bierkrug 30T 1 2 1W6-2 6 INT+STÄ — Handlich, Zerbrechlich 1
Fässchen 1L 3 3 1W6+1 7 INT+STÄ STÄ 3 Zerbrechlich 1
Flasche 30T 1 1 1W6-1 6 INT+STÄ — Handlich, Zerbrechlich 1
Schemel 70T 2 3 1W6 7 INT+STÄ STÄ 1 Handlich, Zerbrechlich 2
Stuhl 1L 3 3 1W6+2 9 INT+STÄ STÄ 2 Handlich, Zerbrechlich 2

21
 Ausgabe 9 • 2016
Tische, Bierpfützen
und Kronleuchter
Neben den Waffen, die man am Ort des
Kampfes finden kann, hat dieser noch ein paar
weitere Besonderheiten:
Tische und Tresen: Einen Tisch oder Tre-
sen zu erklimmen dauert 5 Ticks mit einer
Athletik- oder Akrobatikprobe gegen 20 oder
10 Ticks ohne eine solche. Wer derartig über
seinen Gegnern steht, erhält einen Taktischen
Vorteil. Allerdings kann es ihm auch passieren,
dass der Tisch unter ihm zusammenbricht,
wenn Gegner nachhelfen. Die meisten Tische
haben eine Härte von 3 und Haltbarkeit von 8.
In diesem Fall ist erneut eine Akrobatikprobe
gegen 20 fällig, um nicht Liegend unten anzu-
kommen.
Trümmer und Schnapsleichen: Viele Taver-
nen sind von Anfang an mit Tischen, Bänken
und Gästen so weit zugestellt, dass sie zu groß-
en Teilen als Schwieriges Gelände zählen kön-
nen – spätestens, nachdem die ersten Tische
zertrümmert und Gegner zu Boden gegangen
sind, sind sie es auf jeden Fall. Die Geschwin-
digkeit der Charaktere, die sich hier durchbe-
wegen, wird halbiert.
Bierlachen und verschüttetes Essen:
Jenseits der oben genannten Regeln kön-
nen einzelne Bereiche noch problema-
tischer werden. Wo Fässer zerstört oder
Suppenkessel ausgekippt wurden, muss
Kronleuchter und Bierhumpen
man entweder mit einer Athletikprobe über die
Pfützen springen (aufgrund der großen Enge
gegen 15, trotz meist geringer Entfernung),
oder, wenn man sie nicht zuvor bemerkt oder
z. B. von einem Abdrängen darauf gezwungen
wird, per Akrobatikprobe gegen 20 balancie-
ren. In beiden Fällen führt eine misslungene
Probe zum Sturz.
Kronleuchter: Der wahre König einer Knei-
penschlägerei ist natürlich der Kronleuchter
– einen solchen auf seine Feinde herabsausen
zu lassen, erfordert das Durchtrennen oder
Entknoten des Halteseils (ersteres automatisch
erfolgreich mit einer Klingen- oder scharfen
Hiebwaffe, letzteres erfordert Fingerfertigkeit/
Seefahrt gegen 20 und 6 Ticks) und wirkt als
Flächeneffekt mit 2W6 bis 4W6 Schadens-
punkten, je nach Gewicht. Wer nicht nur
schnöde Schaden verursachen will, kann sich
auch am Kronleuchter schwingen. Sofern der
Charakter dabei auf ungefähr gleicher Höhe
(z. B. einer Galerie) wie der Kronleuchter star-
tet, kann er mit einer Akrobatikprobe gegen 25
und einer 5 Ticks dauernden Bewegungsaktion
quasi jeden Punkt im näheren Raum erreichen
und hat dabei natürlich auch genug Schwung
für ein Vorstürmen. Von unten mithilfe von
Tischen oder Schultern anderer Gäste an den
Kronleuchter zu kommen, erschwert die Probe
um 5. Bei einer misslungenen Probe erleidet
er Fallschaden wie aus 1m Höhe und liegt am
Boden.
Säufer, Spieler und Schläger
Neben tatsächlich bedeutsamen Gegnern in
der Taverne gibt es zumeist auch noch etliche
weitere, die die Gelegenheit nutzen, um etwas
Frust über die Obrigkeit, das Bier und die Welt
im Allgemeinen abzulassen. Um Zeit zu sparen
und den Kampf nicht zu stark in die Länge zu
ziehen, werden diese nicht als reguläre Gegner
abgehandelt. Je nach Zahl der Tavernengäste
(s. Tabelle) sollte der Spielleiter Marker auf der
Tickleiste platzieren. Sobald ein Marker dran-
kommt, würfeln alle Charaktere 1W10. Durch-
schnittliche Charaktere laufen bei 1-4 Gefahr,
einen Schlag zu kassieren, besonders geschütz-
te (die zum Beispiel hinter dem Tresen oder
dem Varg in Deckung gegangen sind) bei 1-2
und besonders unbeliebte (wie die Falschspie-
lerin, die die Prügelei ausgelöst hat) bei 1-7.
Ein Angriff hat einen Grundschaden von 1W6
Lebenspunkten, je nach Art der Prügelei ggf.
Betäubungsschaden. Wird ein Charakter nicht
angegriffen, verliert der Mob 1W6 Lebens-
punkte, weil er sich selbst aufmischt. Sollte es
für eine eventuelle Aktive Abwehr einen Un-
terschied machen: Ungerade Ergebnisse sind
Wurfgeschosse, gerade Ergebnisse Angriffe im
Nahkampf. Ein Charakter zählt auf jeden Fall
als im Nahkampf befindlich, wenn er gerade
angegriffen wurde, andernfalls nur, wenn er es
möchte.
Der Mob kann als einzelnes Wesen mit VTD/
22
 Ausgabe 9 • 2016 Kronleuchter und Bierhumpen

KW/GW 18 angegriffen werden. Die Abzüge Diese 56-seitige Regionalspiel-

pro Gesundheitsstufe gelten auch bei Betäu- hilfe erweitert Splittermond um
bungsschaden. Zustände einzelner Personen, die Beschreibung der Stadt Da-
die keinen Schaden verursachen, werden igno- kardsmyr und ihre umliegenden
riert, können aber nach Maßgabe des Spiel- Sümpfe. Es geht um Kultur, Le-
leiters in zusätzliche Schadenspunkte umge- ben und Geschichte der Sumpfg-
wandelt werden. Sinken die Lebenspunkte nome, Tier- und Pflanzenwelt in
insgesamt auf 0, ist der Kampfeswille der ein- dieser unwirtlichen Gegend und
zelnen Schläger verflogen und wer noch steht, die Geheimnisse der dakardsmy-
zieht Leine oder hält sich zumindest von den rischen Unterstadt.
Charakteren fern. Ob dies auch für besondere Direkt erlebbar werden die Ge-
Gegner gilt, hängt von der genauen Situation fahren der Myrkansümpfe durch
ab. zwei enthaltene Abenteuer, die
Gästemenge Ticks pro Angriff in der Region spielen.
gering 14
mittel 10 Dakardsmyr – Im Nebel der Myr-
groß 8
kansümpfe ist ein Softcover von
Angriffswert Lebenspunkte 56 Seiten, wird 14,95 € kosten
10 10
15 18
und ist hier in unserem Shop
20 25 vorbestellbar.

Andreas Gruner ist nicht nur als Nandu-

riat schon längere Zeit bekannt. Als Autor hat
er sich mit seiner Arbeit an M23 Das Lied des
Lor sowie weiteren Beiträgen zu Wettbewerben
einen Namen gemacht.

23
 Ausgabe 9 • 2016
Das Berenathia ai Eupherban-Kolosseum
von Peter Horstmann
Memoria Im Jahr nach ihrem Sieg über die Konkordats-
Myrana armeen 4229 IZ schenkte die neue Dorokra-
tin Berenathia te Eupherban der ehemaligen
Co-Centropole Sidor Corabis eine neue Are-
na, welche frühere Bauten – aus der Zeit der
Kouramnion – in den Schatten stellen sollte.
Dabei kam ihr der Zufall zugute, dass nur ein
paar Nonen nach dem Amtsantritt des neuen
Horas aus dem Hause Eupherban das bishe-
rige große ‚Shinxirodrom‘, ein Arena-Bau für
immerhin 30.000 Besucher, Opfer eines bis
heute ungeklärten Feuers wurde. Über 12.000
Besucher waren damals in den Flammen und
unter einstürzenden Gebäudeteilen umge-
kommen und der Prätor der Gyldara-Garde,
Eutheodates ai Kouramnion, hatte zurücktre-
ten müssen, nachdem bekannt geworden war,
dass seine Leute derweil einem falschen Alarm
auf einem ganz anderen Hügel der Stadt nach-
gingen.
Doch schon bald wurde der alte Platz geräumt
und die Hohe Dorokratin kam zur Grund-
steinlegung und zur Einweihung glei-
chermaßen.
Nur vier Jahre hatten die Arbeiten an
dem Neubau gedauert, aus allen Teilen
des Horasiats waren Baumeister, Hand-
Corabenius
werker und Materialien herangebracht wor-
den. Zeitweilig hatten sechstausend Sklaven
gleichzeitig auf der großen Baustelle gearbei-
tet und gewaltige arcanomechanische Kräne
und Apparaturen der G‘Rolmur wie einhei-
mische Magofakturen gleichermaßen hatten
für den schnellen Fortschritt gesorgt. Ganze
Stützbögen waren mittels Magie in Position
gebracht worden. Unfälle hatte es nur sehr
wenige gegeben, gerade einmal 20 Tote und
Sabotage-Akte angeblich gar keine – was si-
cherlich auch an der ständigen Präsenz von
eupherbanschen Haustruppen in Zenturions-
stärke gelegen hatte. Die Feierlichkeiten zur
Einweihung am Shinxirtag 4234 IZ waren
für eine ganze Generation Gesprächsstoff ge-
wesen und wurden über hundert Jahre später
noch als Vergleich herangezogen. Während
dieser besonderen Feierlichkeiten war auch
die Etablierung der Berenatien verkündet wor-
den. Alle acht Jahre sollten diese Wettspiele zu
Ehren Shinxirs – und dem Andenken der Do-
rokratin sowie ihres Hauses – stattfinden.
In den letzten Generationen, das Gebäude ist nun
schon über fünfhundert Jahre alt, wurden ver-
schiedene Renovierungen und Veränderungen
vorgenommen. Die ursprüngliche Erscheinung
wurde dabei soweit wie möglich beibehalten.
Eine große ovale Arena bildet das
Zentrum. Mit ihrer Breite von über
90 Schritt und einer Länge, die
gut das Anderthalbfache misst,1
zählt sie zu den größten Kampfplätzen des
imperialen Myranor. Über einer Vielzahl von
Katakomben, Gewölben, Aufzügen und Vor-
richtungen für die einzelnen Veranstaltungs-
arten breitet sich ein stabiler Boden aus, der
üblicherweise mit Sand bestreut ist. Die Wän-
de dieser Arena sind fünf Schritt hoch, sodass
auch große Monstren nicht bis an die unteren
Zuschauer-Ränge herankommen können.
Diese große „Wanne“ ist mittels einer Arca-
nomechanik mit Wasser zu befüllen, wobei
dann die sonst als Eingänge genutzten Tore
durch Zauber verschlossen werden. Auf die-
se Art präpariert, können ganze Seeschlach-
ten nachgespielt werden, was zumindest bis
zur Mitte des Hundertjährigen Seekrieges
auch gemacht wurde. Seitdem sind solche
Veranstaltungen in den östlichen Horasi-
aten allerdings aus der Mode gekommen.
Über dem Rund der Arena erheben sich die
ersten fünf Reihen der Besucher. Diese Sitze
sind entsprechend teuer und werden meist nur
von Honoraten oder Bürgern genutzt. Die Ho-
hen Häuser haben auf dieser Ebene einzelne
Logen für die Mitglieder ihrer Cammern und
der Horas verfügt noch einmal über eine ei-
1 Zum Vergleich: Das Kolosseum in Rom hat eine Arena
von 54 x 86m und bot 50.000 Personen Platz.
24
 Ausgabe 9 • 2016
gene. Alle sind architektonisch weitgehend
gleich gestaltet, auch wenn die Logen des
Horas und die der Eupherban größer sind als
die restlichen. Um sich dennoch von den an-
Memoria deren zu unterscheiden, haben sich die Häuser
Einiges einfallen lassen. Von einer „persön-
Myrana lichen“ Ausgestaltung des Innenraumes der
Logen über besondere magische Farbspiele
bei Wettkämpfen, bis hin zu Wimpeln, Fahnen
oder musikalischen Einrichtungen wird man
beinahe alles finden, was sich kompetente und
kreative Optimaten einfallen lassen können.
Über diesem Ring, der über eigene Eingänge
verfügt, schließen sich zahlreiche weitere Sitz-
reihen an, sodass die Arena insgesamt Platz
für 60.000 Besucher bietet.
Für schlechteres Wetter oder besonders heiße
Sonnentage können große Lederplanen aufge-
spannt werden, um Schatten oder Schutz vor
Regen zu bieten.
Die ganze Anlage erstahlt in einem hell-gelb-
en Sandstein, der mit anthrazit-farbenem Gra-
nit abgesetzt und akzentuiert wurde.
Einzelne Ornamente wurden aus verschie-
denen Marmor-Sorten oder im preiswerteren
Segment aus eingefärbtem Gussmörtel
erstellt. Alle acht Jahre wird das Gebäude
überholt und aufgehübscht, damit es im
darauf folgenden Jahr zu den Berenatien
glänzt und strahlt.
Corabenius
Die 69. Berenatien
4786 IZ, am Opfertag der III. None des Shinxir2
starten nun die nächsten Festspiele. Die Ver-
anstaltung will vorbereitet sein und der Prätor
des Shinxir hat vom Horas Velachos IV. te Eu-
pherban eine besondere Legata zur Seite ge-
stellt bekommen, die die Spiele veranstalten
soll. Legata Cadnissa Everia e Deana an Eu-
pherban ist zur Vorsteherin des Komitees be-
nannt worden und stürzt sich mit Eifer in die
Aufgabe.
Die Adepta Maior war als junge Frau selber
zwei Mal an den Berenatien beteiligt und
konnte für ihre Provinz den Sieg erringen.
Die Festspiele folgen einem
einfachen Ablauf:
• In einer festlichen Zeremonie im Shinxir-
Tempel in Sidor Corabis werden aus ver-
schiedenen sportlichen Disziplinen vier aus-
gelost, welche während der Vorentscheide
zu bestehen sind.
• Einige Oktale vor den eigentlichen Spielen
finden in den Provinzen diese Vorentschei-
dungen statt. Zu diesen melden sich ver-
schiedene Gruppen aus je drei Personen an.
Diese Mannschaften – wie auch die Athleten
– werden daher Triaten genannt.
• Das Triaten, welches mindestens zwei Dis-
2 Das ist umgerechnet der 9. Juni 2016.
Die einzelnen Disiplinen im Überlick
• Bogenschießen
• Faustkampf
• gerüsteter Zweikampf
• Langstreckenlauf
• Hürdenlauf
• Speerwurf
• Tierkampf
• Wagenrennen
• Zweikampf mit Caprodoros
ziplinen für sich entscheiden kann, geht ins
Finale in die Metropole. Sollte es kein oder
mehr als ein Team schaffen, zwei oder mehr
Siege zu erringen, wird ein Stechen veran-
staltet. Und das ist wörtlich zu verstehen.
 Alle drei Mitglieder der betroffenen Triaten
erhalten einen Doros und müssen sich zum
einen gegenüber einzelnen Zielen, aber auch
einzelnen Tieren in der Arena beweisen.
Sollten dann immer noch zwei oder mehr
Gruppen gleichgut abschneiden, treten die-
se gegeneinander an und kämpfen bis zum
zweiten Blut (Kampfunfähigkeit). Das gilt
für die jeweilige Provinz als sehr schlechtes
Omen, kam glücklicherweise jedoch bisher
nur etwa zehn Mal vor und endete jeweils
mit mehreren Toten.
• Ein Einsatz von Magie ist dabei durchaus
erlaubt, solange diese offen von Triaten
ausgehend gegen Mitglieder anderer Teams
gerichtet ist und nicht der Verbesserung der
eigenen Leistungen oder der direkten He-
25
 Ausgabe 9 • 2016
rabsetzung fremder Fähigkeiten dient.
Sehr beliebt sind daher Feuerbälle, Blitze
oder Windhosen, aber auch dunkle oder
stinkende Wolken. Auch Schildzauber sind
Memoria durchaus möglich, müssen aber spontan ge-
zaubert werden. Entsprechende Artefakte
Myrana unterliegen einem Verbot. Es gilt als bemer-
kenswert heroisch und wird entsprechend
gefeiert, sollte man wie z. B. 4706 IZ gesche-
hen, nach einem Angriff mit einer stinken-
den Wolke und dem spontanen und kramp-
fartigen Verlust des kompletten Essens der
letzten Tage, immer noch in der Lage sein,
mit einem Doros ins Orangene zu treffen.
Manifestationen von Elementaren oder Dä-
monen sind nach einigen üblen Unfällen in-
zwischen übrigens untersagt.
• Die Siegergruppen haben dann einige No-
nen Zeit, sich auf die Festspiele in der Me-
tropole und ihren dortigen Auftritt vorzube-
reiten.
• Am Abend des Ackertages der Festwoche
(also zwei Tage vor den Spielen) findet dann
ein großer Empfang in Sidor Corabis statt,
bei dem die Triaten sich dem Horas präsen-
tieren.
Diese Veranstaltung ist recht ausgesucht,
da die Gesamtzahl, ohne antretende Ath-
leten, auf 200 Gäste begrenzt ist. Eine
persönliche Einladung des Fest-Komitees
erhalten daher immer nur ein bis zwei
Dutzend Mitglieder der Hohen Häuser
Corabenius
 und entsprechende Würdenträger im Hora-
siat zwei Tage vor dem Fest. Daher wird ein
Adeptus Minor – soweit er nicht Mitglied
eines Triatens ist – eigentlich als nicht ein-
ladungsfähig angesehen. Bei den letzten
68 Feiern waren auch nur sechs Ad. Minor
und zwei Eleven anwesend, was jeweils auf
Nonen hinaus für Gespräche sorgte. Es gab
zwischen einzelnen Klientelgruppen ver-
schiedener Häuser auch schon gewalttätige
Auseinandersetzungen wegen angeblicher
Bevorzugungen oder Missachtung und Be-
leidigung.3 Auch kommt es immer wieder
vor, dass einzelne Optimaten, welche eine
gute Chance haben, eingeladen zu werden,
kurz vor dem Fest Opfer eines misslichen
Ungeschicks werden, sodass an ihrer Stelle
ein anderer gehen muss ... Als 4666 IZ die für
ihre Eitelkeit berüchtigte Prätorin der Raia
aus dem Hause Alantinos keine Einladung
erhielt, verfluchte sie am Tag vor der Feier in
einem öffentlichen Ritual den Vorsteher des
Komitees, seiner Männlichkeit verlustig zu
gehen. Dies bedauerte sie später am Tag, als
man die Leiche des zu ihr geschickten Boten
in einem Kanal auffand. Der Vorsteher blieb
trotz vieler Versuche bis ans Ende seiner
3 Stellen Sie sich diese Fest-Veranstaltung beim Horas
vor, wie das Schaulaufen der Promis bei den Oskar-Ver-
anstaltungen oder der Berlinale ... und überlegen sie sich,
was aufgeputschte Fangruppen von George Clooney ma-
chen würden, wenn diesem ein breit grinsender Morgan
Freeman sagen würde, er müsse draußen bleiben.
Tage ohne Kinder.
• Am Tag vor den eigentlichen Festspielen
werden in der Metropole, aber auch in vie-
len Provinz-Capitalen, die besten Augen-
blicke der Vorentscheidungen in den Arenen
und Theatern mittels einer Phantasmagori-
um-Projektion noch einmal präsentiert.
Auch Ausschnitte des Empfangs beim Horas
werden dann den beim Fest nicht Geladenen
gezeigt.
• Am Tag des Shinxir finden dann die üblichen
Feierlichkeiten mit öffentlichen Opfern und
Festgelagen statt und am frühen Nachmittag
strömt das Volk in das Kolosseum. Nach ei-
ner unter Velachos III. meist sehr langen und
bei seinem Nachfolger nur unwesentlich
kürzeren Rede, werden Gladiatorenkämpfe
gezeigt. Erst danach kommt der erste Wett-
kampf der Berenatien. Es folgt eine kleines
Zwischenspiel vor dem zweiten Wettkampf.
Am Abend werden die Wettkämpfe wieder
in verschiedenen Phantasmagorien-Thea-
tern im gesamten Horasiat wiederholt.
• Am folgenden Tag wird üblicherweise nur
ein Wettkampf ausgetragen.
• Am dritten Tag finden meist drei Wettkämp-
fe statt.
• Am Streittag der III. None kommt dann der
letzte und meist entscheidende Wettkampf.
Abends findet die große Siegerehrung statt
und eine anschließende Parade durch die
Stadt. Ein oder zwei Tage später werden die
26
 Ausgabe 9 • 2016
Mannschaften in ihren Provinzen empfan-
gen. Sollte das Triaten einen oder mehrere
Siege errungen haben oder sich zumindest
nicht völlig blamiert haben, kann es in den
Memoria meisten Provinzen mit einem freundlichen
bis frenetischen Empfang rechnen. Erst
Myrana einmal wurde einer völlig glücklosen Tri-
aten-Gruppe mitgeteilt, dass man sie in der
Provinz auf Lebenszeit nicht mehr zu sehen
wünsche.
Für die Terminalien,4 am Opfertag der I. None
im Siminia sind die Vorentscheidungen an-
gekündigt. Dann sollen in allen Provinzen
des Horasiats die Kandidaten antreten. Als
Disziplinen wurden Faustkampf, Hürdenlauf,
gerüsteter Zweikampf und Bogenschießen aus-
gelost, was die Legata sehr geärgert hat, war
die vierte Kategorie doch ihre Lieblingsaufga-
be, die sie gerne bei den Festtagen in der Me-
tropole gesehen hätte. An drei Tagen werden
die jeweiligen Ausscheidungswettkämpfe die
Teilnehmer für Sidor Corabis bestimmen. Am
ersten Tag der Vorentscheidungen, dem Tag
vor den offiziellen Terminalien, werden die
Faustkämpfe stattfinden. Am eigentlichen Fei-
ertag finden parallel zu den üblichen Fest-
lichkeiten dann die Entscheidungen im
Hürdenlauf und im Bogenschießen statt.
Dabei ist eine Strecke von 712 Schritt (4
Stadien) zu überwinden, auf der alle acht
4 Das entspricht dem 20. Feb. 2016.
Corabenius
Schritt eine Hürde steht. Die Schussdistanz zu
den Scheiben der Bogenschützen wird in den
vier Durchgängen von 60 auf 80, dann 100 und
zuletzt 120 Schritt erweitert, was schon einiges
Geschick mit dem Langbogen verlangt. Es sind
jeweils drei Pfeile ins orangene Zentrum mit
dem Shinxir-Symbol zu versenken. Der gerü-
stete Zweikampf in Brustpanzer, Helm und
Schienen schließt die Vorentscheidungen mit
einem Waffengang ab.
Bei den eigentlichen Spielen werden dann die
weiteren Disziplinen Wagenrennen, Speer-
wurf und Zweikampf mit Caprodoros, Tier-
kampf und Langstreckenlauf in dieser Reihen-
folge ausgetragen. Viele Teilnehmer bereiten
sich oftmals schon Jahre vorher auf eine mög-
liche Teilnahme vor, sodass in den Provinzen
entsprechende Gymnasien oder Lehrer zu
finden sind, welche diese Sportarten anbie-
ten. Üblicherweise sind in jedem Triaten ein
bis zwei Magiebegabte zu finden. Einerseits
ist es eine gute Gelegenheit für kleinere Häu-
ser Ruhm und Ehre zu erlangen, andererseits
mag so ein hausloser Zögling Anschluss fin-
den.5 Aber auch Animisten der verschiedenen
Spezies in Corabenius sind regelmäßig unter
den Teilnehmern. Da die einzelnen Triaten für
eine Provinz antreten, werden die Sieger der
Vorentscheide meist durch die jeweiligen Häu-
ser und Trodinare unterstützt.
5 vgl. MyMa² 172.
Außerhalb Corabeniens sind die Berenatien
nur bedingt bekannt, da haben die einzelnen
Horasiaden deutlich mehr Gewicht. Innerhalb
des Horasiats sind sie immer wieder eine be-
liebte Option, Konflikte zwischen den Regi-
onen auszutragen oder auch missliebige Per-
sonen zu beleidigen oder gar loszuwerden.
Ein öffentlicher Kommentar des Horas, dass
man doch davon ausgehe, dass Elevin Trajana
te [Hausname] bei ihren Talenten als Triaten
antreten werde, kann ein Mentor nur schwer
ignorieren, ohne dabei großen gesellschaft-
lichen Schaden zu erleiden.
Peter Horstmann ist seit 2004 für Myranor aktiv
und hat seitdem bei vielen Publikationen als Autor,
Grafiker oder auch als Bandredakteur mitgearbeitet.
Derzeit ist er u. a. an der Regionalspielhilfe Corabeni-
us und den Regionalband Der myranische Süden betei-
ligt. Weitere Aktivitäten führen auf die andere Seite
des Thalassion und über Dere hinaus.
Der vorliegende Beitrag ist ein Vorab-Bonus-Text für
die kommende Regional-Spielhilfe zu Corabenius.
Weitere Beiträge dazu finden Sie in den Ausgaben #6:
Die tollkühne Schar Chrysirs (Jan Charzinski), Unter
den Wolken, über der Stadt (Christoph Daether) und
#7: Magisches aus Corabenius (Christoph Daether).
Der anschließende Text ist ein Vorab-Bonus für die
Spielhilfe Der myranische Süden.
27
 Ausgabe 9 • 2016 DmS - Die Calmahi

Die Calmahi Krebswesen, kriegerisch und übel schmeckend.

In den wenigen Buchten und an den Stränden
leben Sippen der Calmahi. Sie erinnern an die
von Peter Horstmann, nach einer Idee von Xalameé aus den Sagen der alten Heimat.«
Memoria René Littek und P. Horstmann »Die Calmahi sind etwa so groß wie wir und
haben ebenfalls Frauen und Männer. Ihre Kör-
Myrana per sind schlank, weniger kräftig, aber offenbar
(ein Calmaho, eine Calmahi, calmahisch) sehr beweglich. Ich sah eine junge Calmahi,
die in einem eleganten Bogen von einem Fel-
»Abnu, Beshedar aus Kelishar. Im Jahr des Er- sen ins Wasser sprang und dabei erstaunliche
wachens 3220. Drehungen vollbrachte, bevor sie sich den Win-
Wir haben nun die Grenzen unserer Heimat dungen einer Schnecke gleich ins Wasser drehte.
überschritten, steigen die Hänge Šadus weiter Da sie die meiste Zeit im Tâmtu leben, verwun-
empor und hoffen, nach Süden vordringen zu dert es nicht, dass ihre Füße mehr Flossen äh-
können. Vor vier Zyklen haben wir voller Neu- neln. Ihre Hände sind ebenfalls länger als bei
gierde auf das Fremde und zum Ruhme Išātu- uns und haben große Häute zwischen den Fin-
ladors die Tore Kelishars durchschritten und gern. Als wir ihnen zur Begrüßung und als Zei-
die rauchenden Schlote der Heimat hinter uns chen unserer friedlichen Absicht die Hand geben
gelassen.«—Aus den Reiseaufzeichnungen der wollten, waren sie erst sichtlich irritiert, dann
Expedition von Kelishar. folgten sie lächelnd unseren Beispielen. Dabei
fiel mir auf, dass sie nur drei Finger besitzen.«
»Nach drei weiteren Sonnenwechseln erreichten
wir die Küste. Das Land ist öd und nur der küm- »Wie den Feen in den Legenden wachsen ih-
merliche und verderbte Bewuchs, den wir schon nen aus den Achseln Tentakel. Diese legten sie
am Šadu vorfanden, scheint hier zu gedeien. An uns bei der Begrüßung auf die Schultern, was
vielen Stellen reichen die Ausläufer Šadus bis hier das Äquivalent zum Handschlag zu sein
ans Wasser, nicht selten noch als richtige scheint.«
Berge. In den Felsen gibt es viele Höhlen,
die oftmals tief in Erṣetu reichen und auch »Ihr Köpfe gleichen denen von Menschen, doch
von Tâmtu aus zugänglich sind. An diesem verfügen sie über einen Kranz aus weiteren Ten-
Teil der Küste trafen wir auf verschiedene takeln. Diese scheinen auf verschiedene Aspekte
Völker. In den Fluten Tâmtus leben große ihrer Umgebung reagieren zu können und auch
Bild: René Littek 28
 Ausgabe 9 • 2016
für die Verständigung nützlich zu sein. So konn-
te ich beobachten, wie ein Calmaho seinen Sohn
ermante, das Essen nicht anbrennen zu lassen,
nachdem er einen seiner Tentakel in Richtung
Memoria des Feuers bewegt hatte. Über Nasen in unserem
Sinn verfügen sie nicht.«
Myrana
»Ihre Kleidung wird dem Anschein nach meist
aus dem Leder großer Haie, Rochen oder gar See-
schlangen gefertigt. Gewebte Bekleidung habe
ich hier nur sehr selten entdeckt, doch haben sie
auch keine Scheu, sich ohne jede Bedeckung zu
zeigen. Eine Calmahi legte ihre kleine Tochter
im Beisein ihrer Verwandten und auch einiger
meiner Dindar an die Brust, was niemanden
bei den Calmahi zu einer Reaktion veranlasste,
während die Priester, Männer wie Frauen, verle-
gen zur Seite sahen.«
»An der Küste Tâmtus, so haben sie uns be-
richtet, leben viele Calmahi in kleinen Dörfern,
immer drei bis sechs Sippen. Deutlich mehr von
ihnen leben im Innern.«
»Bei dem gemeinsamen Essen heute Abend, zu
dem die Jagdbeute unserer Iddâki eine willkom-
mene Bereicherung darstellte, haben wir
erleben können, wie die Calmahi einen
Streit schlichten. Offenbar gab es zwischen
zwei Familien Hader. Eine junge Calmahi
hat sich offen zu einer anderen Familie be-
kannt. Unter einer ‚Familie‘ verstehen sie
DmS - Die Calmahi
eine frei zusammen gefundene Gruppe von drei
bis vier Frauen und zwei bis drei Männern. In-
nerhalb dieser Gemeinschaft werden Kinder ge-
zeugt und aufgezogen, man arbeitet, lebt, wohnt
und jagt gemeinsam. Nun hat eine Frau ihre bis-
herige Familie verlassen und sich einer anderen
angeschlossen. Neben der Trauer über den Ver-
lust gab es Streit über verschiedene Besitztümer
und über ein Kind. Der meiste Besitz ist Eigen-
tum einer Familie und offenbar verbleiben bei
solchen Wechseln auch die Kinder bei der bis-
herigen Familie. Die junge Frau wollte aber ger-
ne einige Gegenstände und wohl auch den von
ihr geborenen Sohn mitnehmen. Was uns völlig
selbstverständlich erscheint, ist hier offenbar
eine große Verletzung der Gemeinschaft. Auch
die Mitglieder ihrer neuen Familie waren sich
uneins darüber. Zur Schlichtung setzten sich die
jeweils ältesten Frauen der beiden Familien zu-
sammen und berieten die Sache. Danach fragten
sie die ältesten Männer der Familien. Eine Ent-
scheidung wurde dann im Rat der Familienälte-
sten aller Familien gesucht und auch gefunden.
Da beide Familien hier am Strand leben, ver-
blieb das Kind in seiner bisherigen Familie und
die Frau konnte allen persönlichen Besitz und
auch einige andere Dinge in die neue Familie
mitnehmen.«
»Es hat etwas gedauert, die Verständigung ist
trotz der eifrigen Hilfe Inus nur schwer möglich,
aber nun glaube ich verstanden zu haben, was
sie meinen, wenn sie von einem inneren Reich
sprechen. Offenbar reichen die Höhlensysteme
und unterirdischen Wasserwege weit ins Innere
Erṣetus hinab. Dort soll es viele Städte geben, in
denen nicht nur Calmahi, sondern auch andere
Völker leben. Die Calmahi aus dem Dorf wollen
zu einem größeren Treffen dorthin und haben
uns erlaubt, sie zu begleiten.«
Calmahi
Generierungskosten: 11 GP
Augenfarbe: rot (1–15), helles Violett (16-18),
dunkles Violett (19-20)
Körpergröße: 178+1W20 cm (1,80–1,98 Schritt)
Gewicht: Größe - 120 kg
Eigenschaftsmodifikatoren: KK -1
LE-Mod.: +9 LeP
AU-Mod.: +9 AuP
MR-Mod.: –4
Automatische Vor- und Nachteile: Aqua-
tisches Lebewesen I, Saugnäpfe, Taucherlun-
ge, Zusätzliche Gliedmaßen, Tentakel, Albino,
Eingeschränkter Geschmack
Empfohlene Vor- und Nachteile: Beidhändig,
Innerer Kompass, Landangst, Lichtscheu, Lo-
yalität (Clan), Platzangst (weite Landregi-
onen), Tiefenangst
Übliche Kulturen: Maritim
Talente: Keine Modifikationen
29
 Ausgabe 9 • 2016

Memoria
Myrana

30
 Ausgabe 9 • 2016
Der Zarkuit von Garkia
Ein hashandrischer Zirraku-Azarai
von Arne Gniech
mit Dank an Sean-David Schöppler
für einen gründlichen Blick auf die Liturgien
Der knapp zwei Schritt große Azarai des Zirra-
ku Hanur Dorodin steht an der Spitze der Prie-
sterschaft Garkias. Zirraku der Blutige, Gott
der Tapferkeit und des Todes, ist nach dem
Schwertgott Shin-Xirit die wichtigste Gottheit
der Schwertmeister und Guerai, verkörpert er
doch wesentliche Tugenden ihres Ehrenkodex
wie bedingungslose Treue, Opferbereitschaft
und Todesmut. Selbst zum Schwertmeister ge-
weiht, vereint Dorodin die spirituellen wie die
kämpferischen Aspekte des Zirraku-Glaubens
und ist vielen Guerai Garkias ein respektein-
flößendes Vorbild.
Dorodin ist der zweitälteste Azarai der Insel-
gruppe, an Lebenserfahrung wird er nur vom
bereits betagten Tikish Nirit, dem Azarai des
Shin-Xirit auf der Nachbarinsel Bekan, über-
troffen. Doch da es um diesen zunehmend
stiller geworden ist und Dorodin in Mat-
ar, der Metropole Garkias, residiert, ist
seine Führungsrolle unter den Azarai
seit geraumer Zeit unumstritten. Das
ist umso erstaunlicher, weil Matar nicht
über einen eigenständigen Tempel des
Der Zarkuit von Garkia
Zirraku verfügt, sondern Dorodin dem Tem-
pel der Hellen Götter vorsteht, in dem neben
dem Blutigen auch Shin-Xirit, Sindayru und
Nanurta verehrt werden. Der hünenhafte Zir-
raku-Priester unterstreicht sein Amt durch ei-
nen geweihten Flammar mit rötlichem Glanz
namens Bluttränke, eine blutrote Echsenbronn
und eine martialische Echsenmaske, die sein
Gesicht mit Ausnahme der Augen ganz be-
deckt. Der Geruch von Blut, der bei jedem
Schritt von ihm ausgeht, verleiht ihm zusätz-
lichen Schrecken.
Hanur Dorodin gehört wie viele hashandrische
Azarai des Blutigen der Blutsbruderschaft der
Zarkuiten an, einem Zirraku-Orden der Theo-
kratie von Odoru, der vor allem auf die Recht-
sprechung Einfluss auf die Politik des Reiches
nimmt. Sein Tempel ist wegen der strate-
gischen Lage Garkias zwischen Odoru, Tara-
san, Hashandra und Rooga ein Knotenpunkt
der Adern des Zirraku, auch Blutlinie genannt,
eines Informationsnetzes der Azarai.
Der Azarai des Zirraku
Hanur Dorodin verkörpert mit seinem furcht-
gebietenden, blutrünstigen Äußeren die
Grundsätze des Zarkuiten-Ordens, deren An-
Der diesmalige Beitrag schließt an das Portrait des
Senekai von Matar aus der Uhrwerk Ausgabe 7 an
und befindet sich in der roogischen Inselgruppe Gar-
kia, die dort ebenfalls skizziert wird. Ebenfalls mit
Matar und den Geheimnissen seiner zerstörten Hoch-
stadt beschäftigt sich der Schauplatz Die Hochstadt
von Matar in der Uhrwerk Ausgabe 8. Garkia und
seine Herrscher bilden zudem den Schauplatz des
Abenteuers Die Jagd von Japen, das im tharunischen
Abenteuerband Schwerter und Giganten erscheinen
wird. Der Kult des Zirraku wird ausführlich vorge-
stellt in Tharun – Die Welt der Schwertmeister
124-128 und 149.
Arne Gniech ist einer der Tharune, die für die Neu-
auflage und vor allem die massive Erweiterung des
Settings verantwortlich sind. Als Redakteur und Autor
für Tharun hat er nicht nur an den offiziellen Büchern
seinen Anteil, das Setting wird auch von Anfang an
intensiv mit Beiträgen im Magazin unterstützt.
Sean-David Schöppler hat bei einer ganzen Menge
Publikationen zu Myranor mitgewirkt, so z. b. MyZa,
MyMa², MyFo aber auch MyGe. Bei Tharun findet
man seinen Namen Die Welt der Schwertmeister und
im Wiki ließ er für Tharun die Sonne aufgehen. ;)
gehörige auch die Blutsbrüder genannt wer-
den. Der Erstsohn des noch vor seiner Geburt
bei einem Jagdunfall ums Leben gekommenen
Schwertmeisters Danur Dorodin mit einer
Dienerin, die noch bei der Entbindung starb,
erregte schon als Kind die Aufmerksamkeit
der Azarai, da selbst kleinste Wunden, die er
sich zufällig zuzog, nicht von selbst aufhörten
zu bluten, sondern durch feste Bandagen ver-
schlossen werden mussten. Das Besondere an
31
 Ausgabe 9 • 2016
ihm aber war, dass er keinen Schmerz und
keine Furcht im Angesicht seines strömenden
Bluts empfand. Man sandte ihn daher nach Ta-
mesh, die Stadt Zirrakus im Archipel Odoru.
Dort wurde er im Kloster Zarkui geprüft und
als Azarajin aufgenommen, nachdem er die
Zir’Dhara – die Mutprobe – mühelos bestan-
den hatte.
Denn Angst schien Hanur nicht zu kennen.
In Tamesh absolvierte er auch die Blutprobe,
die Raku’Dhara, obwohl er auf dem Blutstuhl,
dem heiligen Opferthron des Ordens, so viel
Blut verlor, dass er acht Stunden bewusstlos
in der Lache lag. Im Anschluss jedoch erhob
er sich stärker denn je und dankte Zirraku da-
für, dass er sein Opfer angenommen hatte. Auf
Zarkui lernte er als Niederer Azarai die Blutge-
setze und brach zu den acht Opfergängen auf,
um die Weihe zum Hohen Azarai empfangen
zu können. So reiste er mit dem Ordensschiff
Blutrausch nach Mogra Kadesh, bestieg einen
der Feuergiganten im Aschemeer Odorus, op-
ferte einen Morguai im Tempel des Tribunals
von Muana Odoru, besuchte den Gespalteten
Tempel von Tarasan und den Tempel der Blut-
kammern in Roogas Hauptstadt Fatamadur,
stürzte sich vom Roten Horn auf Norbana
und ließ sich von Narkut, dem Obersten
Marterer der Roten Marterschaft, foltern.
Die Schwertmeisterschaft erlangte er auf
Tisara, der Insel der Shin-Xirit-Azarai in
Odoru, und führt seither den Namen sei-
Der Zarkuit von Garkia
nes Vaters. Als ihn Zidake Kuras, der damalige
Ordensvorsteher der Zarkuiten, zum Hohen
Azarai erhob, erhielt auch sein Flammar die
Weihe. Wenig später kehrte er nach Matar, den
Ort seiner Geburt, zurück, um dem Tempel der
Hellen Götter vorzustehen und die Lehren der
Zarkuiten in Garkia zu verankern.
Der Tempel der Hellen Götter
Ganz im Gegensatz zum gezackten, asym-
metrischen Kloster Zarkui in Tamesh han-
delt es sich beim Tempel der Hellen Götter
auf der Festung Matars um einen typischen
hashandrischen Prachtbau mit rechteckigem
Grundriss und einem Stufendach bis zu einer
Höhe von vierzig Schritt. Gekachelt in den
Farben Weiß, Gelb, Orange und Rot – den Son-
nenstunden der hier verehrten Götter Sinday-
ru, Nanurta, Shin-Xirit und Zirraku – und über
einige Treppenstufen vom zentralen Innenhof
erreichbar, flankiert der Tempel zur einen Seite
das Palastgebäude des Marakai. Genau gegen-
über liegt der Tempel der Dunklen Götter, von
gleicher Größe und in den dunkleren Farben
Pateshis, Ojo’Sombris, Numinorus und Ar-
kan’Zin gehalten.
Im Inneren des Tempels wird die eckige Form
durch eine halbkreisförmige Gebetshalle auf-
gebrochen. Hier stehen vier Götterstatuen
und zahlreiche Opferschalen für die Gaben
der Gläubigen. Im Halbrund der Halle öffnen
sich vier Durchgänge zu den einzelnen Hei-
ligtümern der Hellen Götter. Sie enthalten ne-
ben dem Allerheiligsten – einem Gebetsraum
nur für auserwählte Gläubige und die Azarai
selbst – auch die Schlafräume der Priester
und kleine Dienerkammern. Das Allerheili-
gste des Blutgottes besteht fast ausschließlich
aus einer Kupferschale, die man automatisch
32
 Ausgabe 9 • 2016
beim Hineinkommen betritt und die zur Mit-
te hin leicht abfällt. Sie dient vor allem zum
Auffangen des Blutes, das bei den zahlreichen
Zarkuiten-Ritualen Dorodins vergossen wird.
Entsprechend blutverkrustet ist die Schale an
vielen Stellen, während in der Mitte eine Art
Abfluss in Form einer Echsenmaske mit ge-
öffnetem Mund das zusammenfließende Blut
aufnimmt.
Dorodins schmucklos Kemenate ist ganz auf
gottesfürchtige Zweckmäßigkeit ausgerichtet.
Einzig einige Erbstücke seines Vaters, darun-
ter dessen Torax und einige Rubine, bewahrt
der Zarkulit hier auf. In einem Geheimver-
steck unter einer schweren Opferschale be-
wahrt er allerdings einige Ordensbotschaften
auf, die noch gen Tamesh weitergeleitet wer-
den müssen.
Als ranghöchster Azarai steht Dorodin dem
gesamten Tempel der Hellen Götter vor, die
übrigen drei Götter werden nur von Niederen
Azarai repräsentiert. Insbesondere der Nie-
dere Azarai des Shin-Xirit fürchtet sich offen-
kundig vor Dorodin – ein Umstand, den der
Zarkulit zutiefst verachtet und daher nur auf
die geeignete Gelegenheit wartet, ihn durch
einen anderen Azarai des Schwertgotts
ersetzen zu lassen. Der einzige andere
Hohe Azarai des Hofes, der noch recht
junge Nikiki, steht nicht nur dem Tempel
der Dunklen Götter vor, sondern auch der
blütenförmigen Tempelanlage Numin-
Der Zarkuit von Garkia
orus, die sich unterhalb der Festung auf einer
Insel im Mündungsdelta des Mataril-Flusses
befindet.
Die Adern des Zirraku
Hanur Dorodin ist ein wichtiges Glied in der
auch Blutlinie genannten Kommunikations-
struktur der Zarkuiten, mit der von Odoru aus
die verschiedenen Azarai des Ordens in ganz
Hashandra erreicht werden können. Sie dient
der Blutbruderschaft dazu, ihren Einfluss auf
die Machthaber zu koordinieren und die insbe-
sondere in Rooga stark verbreiteten Blutrichter
zu stärken. Bei dieser Strömung handelt es
sich um Zinakai, deren Rechtweisung marti-
alische Strafen, blutrünstige Reinigungsritua-
le und langwierige Folterungen vorsieht. Die
Blutrichter rivalisieren mit den Anhängern
des Gesetz der Schwinge, die den schnellen Tod
durch die Schwinge bevorzugen. In Rooga be-
rühmte Blutrichter sind etwa Ronin Barata, der
Zinakai Norbanas, und Yuriel Dokomo, Richter
von Ornika sowie – bis zu seinem versehent-
lichen Ableben im Tempel Dorodins – Nzadan
Sahaku, der einstige Blutrichter von Garkia.
Der derzeit bedeutendste Vertreter ist Bur-
kat, der Blutrichter von Tamesh, über den die
Zarkuiten direkten Einfluss auf die Rechtsleh-
re nehmen.
Seit dem in Tamesh der ambitionierte Zirkulat
seinen Vorgänger Zidake Kuras als Ordensvor-
steher der Zarkuiten abgelöst hat, ergehen von
dort aus immer detaillierte Anweisungen an
die Blutsbrüder und die ihnen hörigen Richter.
Viele geheime Nachrichten sind für bestimmt,
den höchster Repräsentanten der Blutsbru-
derschaft am Archipelarshof von Rooga, oder
kommen von ihm zur Weiterleitung nach Ta-
mesh. Durch ihn sind die Zarkuiten bestens
in die Pläne des roogischen Samakai Akar
Fatamatai eingeweiht und unterstützen seine
Absicht, den hashandrischen Ulam zu stür-
zen und Rooga wieder zum Herrscherarchipel
über das ganze Reich zu machen.
Die Botschaften der Adern des Zirraku er-
reichen den Tempel in Matar zumeist durch
Niedere Azarai oder reisende Blutrichter, die
in Blut getränkte Stoffe mit sich führen. Die
darin verborgenen Inschriften kann nur ein
schriftgelehrter Azarai der Zarkuiten ent-
ziffern. Da nicht immer sofort ein Kurier be-
reitsteht, bewahrt Dorodin oft Botschaften in
einem Versteck in seinem Tempelquartier auf,
rechnet aber kaum damit, dass es jemand wa-
gen könnte, dort einzudringen.
Dorodin und der Hof
Während Dorodins führende Stellung unter
den mehrheitlich jungen Azarai seit dem na-
türlichen Ableben des Hohen Numinoru-Aza-
rai von Garkia unangefochten ist, sieht er die
33
Ausgabe 9 • 2016 Der Zarkuit von Garkia

Interessen seines Kults am Hof des Marakai

Nokat Ciburin nicht immer ausreichend be-
rücksichtigt. So ist ihm vor allem der Zinakai
Hisaro Hakh ein Dorn im Auge, weil dessen
Amtsantritt die Tradition der Blutrichter auf
Garkia vorerst beendete. Unglückseligerweise
ist Dorodin nicht ganz unschuldig an diesem
Schicksal, denn der Blutrichter Nzadan Sahaku
tötete sich bei einem blutrünstigen Opferritu-
al zu Ehren Zirrakus versehentlich selbst – im
Beisein des betenden Dorodins, der den treuen
und todesmutigen Gefolgsmann nicht vor dem
ungewollten Tod zu bewahren vermochte.
Genau zu jener Zeit kam der undurchsichtige
Hakh aus dem fernen Ilshi Vailen an den Hof
und trat das vakante Richteramt an, ehe Doro-
din einen eigenen Nachfolger für den Verstor-
benen aufbauen konnte. Zwar bemüht er sich
redlich, Nzadan Sahakus ehrgeizigen Sohn
Nzemo – derzeit einer der Torwächter – zum
Blutrichter auszubilden. Um ihn allerdings zu
Zinakai von Garkia küren zu können, müsste
zunächst Hisaro Hakh aus dem Weg.
Dorodins Einfluss auf den Marakai wird
vor allem von seiner mächtigen Mutter, der
Masha Rada Shokodin, begrenzt, die – so mut-
maßt Dorodin – auch vor dem Einsatz ver-
botener Mittel nicht zurückschreckt, um die
Macht Garkias auszubauen. Zudem hat es
die Masha geschickt verstanden, bedeutsame
garkianische Schwertmeister wie etwa die
Mirokir-Brüder zu engen Vertrauten zu ma-

34
 Ausgabe 9 • 2016
chen. Auch andere Guerai wie der derzeitige
Shin-Makar Doran Doran aus Cora Cora, des-
sen seltsames Stirnhorn Dorodins Argwohn
erregt, sind dem Kult des Zirraku nicht beson-
ders zugetan, sondern bringen dem Blutigen
nur das Nötigste dar.
Einig ist sich Dorodin mit Rada Shokodin in
der Politik gegenüber der Nachbarinsel Be-
kan und seinem in Rooga verachteten Mara-
kai Dekata Killimatar. Denn bei der Masha an
seiner Seite handelt es sich um Seral Sodoka,
Tochter des Marakai von Ornika und Nichte
des roogischen Zarkuiten Magal Sodoka und
Dorodin hat keinen Zweifel an der von Orni-
ka gestreuten Behauptung, Killimatar habe die
Sodoka-Tochter gegen ihren Willen bei sei-
ner Flucht nach Bekan entführt. Zudem hegt
Dorodin ein wachsendes Misstrauen gegen
den Shin-Xirit-Azarai von Bekan, Tikish Nirit,
seitdem dort schon seit geraumer Zeit kein
Schwertmeister mehr geweiht wurde.
Dem Senekai Namik Yakasha – unverkennbar
ein bedeutsamer Runenherr – steht Dorodin
in kaum verhohlener Feindschaft gegenüber,
kann gegen den Morguai jedoch nicht vor-
gehen, ohne den Marakai zu brüskieren. Oh-
nehin würde er derlei Handwerk gern
einem Blutrichter oder noch besser:
einem Mor’Kadi des Ojo’Sombri, überlas-
sen.
Der Zarkuit von Garkia
Der Hohe Azarai Hanur Dorodin
Größe: 1,95 Schritt Haarfarbe: Dunkelrot
Augenfarbe: Grau
MU 18 KL 13 IN 15 CH 15 FF 13
GE 14 KO 16 KK 16
LeP 39 AuP 44 KaP 42 WS 9 RS 7
BE 5 eBE 2 MR 3 GS 3 TP 2W+2
AT 20 PA 18 INI 20+1W6
Waffe: geweihter Flammar “Bluttränke”
Rüstung: Echsenbronn, Echsenmaske
Sonderfertigkeiten: Aufmerksamkeit, Aus-
fall, Ausweichen I, Finte, Hammerschlag, Kampf-
reflexe, Niederwerfen,Schwingentanz, Rüs-
tungsgewöhnung III, Wuchtschlag
Karmale Sonderfertigkeiten: Karmalqueste,
Liturgiekenntnis 16
Der Flammar “Bluttränke”
Dorodins zweihändige Ritualwaffe ist im Blu-
tbad des Zarkuitenklosters von Tamesh ge-
weiht worden.
TP TP/KK Länge BF INI WM
2W+4 12/3 160 -3 0 0/−1
Bem. DK
z p NS
Weihe: Durch die Weihe ist die Waffe schwe-
rer zu zerbrechen (BF -3). Der Azarai wird von
der Waffe ermutigt (MU+1) und angespornt
(INI+3). Erzielt ein Treffer eine Wunde, so kön-
nen ihre spieltechnischen Auswirkungen nicht
ignoriert werden.
Einige Liturgien des Azarai
Hanur Dorodin verfügt über einige spezielle
Blutliturgien der Zarkuiten, die er auf dem
Kloster in Tamesh gelernt hat. Sie dienen ihm
fast ausschließlich zur Einschüchterung und
Machtdemonstration seines Gottes. Eine be-
sondere Bedeutung kommt dem Fluch zu, den
er im Falle seines Todes hinterlassen wird,
denn mit ihm vererbt er seine Bluterkrankheit,
die ihm in die Gefolgschaft Zirrakus führte.
Die folgenden Liturgien sind nach den in Wege
nach Tharun vorgestellten Regeln entworfen
worden.
Blutwunden
III / PP / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Sicht
Ritualdauer: Gebet
Auswirkungen: Im Umkreis des Azarai öffnen
sich sichtbare Verletzungen, Kratzer, Narben
oder kürzlich verheilte Wunden und fangen an
zu bluten (jede SR 1W3 SP). Zusätzlich erhal-
ten alle Betroffenen LkP*/4 zusätzliche Wund-
punkte. Die Blutungen lassen sich nicht auf
35
 Ausgabe 9 • 2016 Der Zarkuit von Garkia

herkömmliche Weise stoppen, sondern hören LKP*/2 Punkte. Blutopfer

erst nach Ablauf der Wirkungsdauer auf zu
bluten.
Wirkungsdauer: LkP* SR
Blutwaffe
III / P / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Sicht
Ritualdauer: Gebet
Auswirkungen: Eine vom Azarai erwählte
Waffe überzieht sich mit einer Schicht aus
halb geronnenen Blut. In diesem Zustand ist
sie in der Lage, besonders bösartige Wunden
zu reißen und Gegner in die Kampfunfähigkeit
zu zwingen. Bei jedem angerichteten Schaden
werden bei der Berechnung von Wundpunk-
ten LkP* mehr SP angenommen als der Treffer
eigentlich angerichtet hat.
Wirkungsdauer: LkP* SP
Blutregen
II / ZZ / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Sicht
Ritualdauer: Stoßgebet (10)
Auswirkungen: Der Azarai lässt in einem
gewünschten Gebiet einen Schauer aus
Blut niedergehen, dem standzuhalten
von allen Anwesenden eine Selbstbeherr-
schungs-Probe, erschwert um LkP*/2,
erfordert. Andernfalls sinkt die INI um
Wirkungsdauer: LkP* KR
Blutrachen
III / G / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Selbst
Ritualdauer: Stoßgebet (3)
Auswirkungen: Mund und Rachen eines vom
Azarai berührten Gegners füllen sich mit Blut,
so dass dieser zu ersticken droht, so er nicht
fortlaufend das Blut herauswürgt. Dafür ist
eine Selbstbeherrschungs-Probe, erschwert
um LKP*, erforderlich. Andernfalls verliert er
mit jeder Kampfrunde LkP* AuP, und sobald
diese auf 0 gefallen sind, mit jeder weiteren
Kampfrunde LkP*/2 LeP.
Wirkungsdauer: LkP* KR
Blutschwall
II / G / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Selbst
Ritualdauer: Stoßgebet (3)
Auswirkungen: Der Azarai speit einen ge-
waltigen Schwall Blut gegen einen Gegner,
der LkP*/2 +5 SP anrichtet. Außerdem ver-
ursacht er einen INI-Abzug in gleicher Höhe,
wenn dem Angegriffenen keine Selbstbeherr-
schungs-Probe, erschwert um LkP*/2 +5, ge-
lingt.
Wirkungsdauer: augenblicklich
IV / G / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Selbst
Ritualdauer: Zeremonie
Auswirkungen: Der Azarai bereitet sich mit
einem Blutopfer auf eine große Heraus-
forderung vor. Er erhält nach Abschluss
der Zeremonie LkP* + 10 Punkte auf seine
Kampf-Talentwerte zur freien Verteilung. Sei-
ne Wundschwelle steigt um LkP*/2 Punkte,
ebenso seine INI.
Wirkungsdauer: LkP* Tage
Blutfährte
I / G / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Selbst
Ritualdauer: Stoßgebet (3)
Auswirkungen: Der Azarai erhält durch das
Kosten eines Blutstropfens ein Bild der Person
vor seinem geistigen Auge und in welche Rich-
tung er sich entfernt hat oder ob er noch in der
Nähe ist.
Wirkungsdauer: augenblicklich
Möge Dein Blut Dich verfolgen!
I / P / Speziell
Herkunft: Zirraku
Reichweite: Sicht
Ritualdauer: Stoßgebet (3)
Auswirkungen: Der Verfluchte hinterlässt, wo

36
 Ausgabe 9 • 2016
immer er geht und steht, eine sichtbare Bluts-
pur. Er verliert pro Tag 1 W3 SP, in der Nacht
ist seine natürliche Regeneration halbiert und
es bildet sich eine kleine Blutlache an seinem
Schlafplatz.
Wirkungsdauer: LkP* × 8 Tage
Personenverzeichnis und Glossar
Azarai – Priester, nach Rang in Niedere und Hohe
Azarai unterteilt
Barata, Ronin – Blutrichter der roogischen Insel
Norbana
Bekan – Insel in der roogischen Inselgruppe Garkia
Bokur –Insel der roogischen Inselgruppe Garkia mit
geheimer Endurium-Mine
Burkat – Blutrichter von Tamesh
Casa – wehrhafte Insel im Archipel Rooga
Ciburinada – Jagdschloss auf Japen
Ciburin, Nokat – Marakai von Garkia, Sohn von
Rada Shokodin
Dokomo, Yuriel – Blutrichter der roogischen Insel
Ornika
Doran Doran – Shin-Makar von Garkia, trinkfest
und sangeswillig
Dorodin, Hanur – Azarai des Zirraku von Garkia,
gehört zur Blutsbruderschaft der Zarkuiten
Fatamatai, Akar – Samakai von Rooga, gilt als des-
potischer Herrscher und Rivale des Ulam
Garkia – einstmals autarke Inselgruppe im Archipel
Rooga, Hauptstadt Matar auf Garkia
Guerai – Krieger, nach Rang Niedere und Hohe
unterteilt
Hakh, Hisaro – Zinakai von Garkia, gefürchtet
für seine Grausamkeit
Hashandra – Äußeres Reich mit aus acht Ar-
chipelen, unter ihnen Rooga, Odoru und Mogra
Kadesh
Der Zarkuit von Garkia
Japen – Dschungelinsel in der roogischen Inselgrup-
pe Garkia, Ziel von Jagdausflügen
Killimatar, Dekata – Marakai von Bekan
Kuras, Zidake – Höchster Azarai der Zarkuiten zur
Zeit der Weihe Hanur Dorodins
Kyma – Bezeichnung für Stallungen als auch für die
Kunst, Reittiere zu zähmen und zu reiten
Larkanto – einstiger Sombrai Roogas, verschwand
unter Archipelar Akar Fatamatai
Marakai – Inselherrscher
Matar – Hauptstadt der Inselgruppe Garkia auf der
gleichnamigen Insel, einstige Archipelarstadt
Mikillidin – einstige Gilde von Runenherren im Ar-
chipel Mogra Kadesh
Mindoro – Insel im roogischen Ozean zwischen Gar-
kia, Rooga und Kilmakar
Mirokir, Derkesh – Torwächter von Garkia, Gemahl
von Naike
Mirokir, Dodesh – Hegenai von Japen, Statthalter
Ciburins auf Japen
Mogra Kadesh – Archipel in Hashandra, der im Cha-
os versank, früher Morgeb genannt
Morguai – geächtete Runenherren, die Blutmagie
verwenden
Mor’Kadi – Morguaibanner des Ojo’Sombri-Kults,
die die Morguai jagen
Namenlose Kaste – rechtlose Kaste der Ausgesto-
ßenen und Namenlosen in Ilshi Vailen
Narkut – Höchster Azarai der Roten Marterschaft,
genannt Oberster Marterer
Nikiki – Hoher Azarai des Numinoru in Matar auf
Garkia
Nokia – unbewohnte Insel der roogischen Inselgrup-
pe Garkia, Heimstatt eines Monaden
Norbana – eine der wichtigsten roogischen Inseln
Numinai – Lenker und Kommandant eines Schiffes
Odoru – auch Muana Odoru, ein von Azarai be-
herrschter Archipel im Reich Hashandra
Ornika – eine der roogischen Inseln
Rooga – bedeutsamer, zentral gelegener Archipel im
Reich Hashandra
Rote Marterschaft – einer der hashandrischen Zirra-
ku-Kulte
Sahaku, Nzadan – ehemaliger Blutrichter Garkias,
starb versehentlich bei einem Blutritual
Sahaku, Nzemo – Sohn von Nzadan Sahaku, Tor-
wächter von Garkia
Samakai – Archipelar (Archipel-Herrscher)
Shin-Makar – Oberster und zumeist bester Schwert-
meister eines Hofes
Shokodin, Rada – Masha von Garkia, Mutter des der-
zeitigen Marakai Nokat Ciburin
Sodoka, Magan – Hoher Azara und Repräsentant der
Zarkuiten am Archipelarshof von Rooga
Sodoka, Seral – Masha von Bekan, Gemahlin Dekata
Killimatars und Nichte Magan Sodokas
Tamesh – Stadt des Zirraku auf der Tempelinsel
Odoru im gleichnamigen Archipel
Tikish Nirit – betagter Hoher Azarai des Shin-Xirit
in Nototo auf Bekan
Tisara – Insel im Archipel Odoru, Sitz des Shin-Xirit-
Kults von Odoru
Ulam – Reichsherrscher von Hashandra, Samakai
von Hashoia
Yakasha, Namik – Zeremonienmeister von Garkia,
Morguai und Pentagrammmagier
Zarkui – Kloster der Zarkuiten in Tamesh auf der
Tempelinsel Odoru
Zarkuiten – auch genannt Blutsbruderschaft, Aza-
rai-Kult des Zirraku in Hashandra
Zinakai – Richter, Rechtweiser
Zirkalut – Höchster Azarai der Tarkuiten, Vorsteher
des Klosters Zarkui in Tamesh auf Odoru
Zirraku – der Blutige, Gott des Todes und des Mutes
37
 Ausgabe 8 • 2016
In Stein gemeißelt
ein Abenteuerszenario
von Dennis Maciuszek und Marcus Jürgens
Karten: Marcus Jürgens, Markus Holzum
Zusammenfassung
Im Auftrag eines lanianischen Hofs sollen die
Helden ein Schriftstück aus einer Klosterbibli-
othek ausleihen. Auf ihrer Reise geraten sie ins
Visier von Rebellen, die dasselbe Ziel haben,
nur dass sie die Bibliothek plündern wollen.
Mit verschiedenen Mitteln versuchen sie, die
Helden aufzuhalten. Das kann mehr oder we-
niger erfolgreich sein und entscheidet darüber,
wie weit die Gegner mit ihrer Belagerung vo-
rangeschritten sind, wenn die Helden im Klo-
ster eintreffen. Sind die Rebellen überwunden,
ist immer noch das Schriftstück aus dem Turm
zu bergen, in den sich die Priester zurückgezo-
gen haben. Umstände, die im Laufe des Aben-
teuers deutlich werden, können in herrscher-
treuen Helden die Saat eines Zweifels säen:
Stehen sie auf der richtigen Seite?
In Stein gemeißelt
Der Auftrag der Masha Die Helden sollen für die Masha eines Archipelars
ein Schriftstück aus einer abgelegenen Bibliothek des
Aideen, die Masha (Liebhaberin, Zeremonien-
Ojo’Sombri-Kults ausleihen. Da die Auftraggeberin
meisterin, weise Beraterin und Unterhändle- gezielt unbekannte Außenseiter anwirbt, sind jegliche
rin) des Archipelars von Eyaja im Reich Lania, Helden denkbar, die sich im Reich Lania aufhalten.
lässt die Helden unter höchster Geheimhaltung Müssen aventurische oder myranische Helden noch
an den Hof von Caer‘Eyru auf der Insel Eyaru nach Tharun gebracht werden, empfiehlt sich als
rufen. Eyaru ist die Hauptinsel im Archipel Überfahrts-Szenario Aus anderem Holz geschnitzt
(Uhrwerk! 3). Fallen Helden am Ende von In Stein
Eyaja, sie ist auf der Karte aber nicht benannt.
gemeißelt in Ungnade, müssen sie womöglich Lania
Zu Eyaja siehe Die Welt der Schwertmeister verlassen, und Auf Eis gelegt (Uhrwerk! 4) kann sich
(DWdS) 192f. anschließen.
Nachdem sie von Bediensteten durch den Hin-
tereingang eines unscheinbaren Beratungs- Dennis Maciuszek hat hiermit seinen dritten Beitrag
zimmers geschleust wurden, wo Obst und im Magazin. Darüber hinaus kennt man ihn von Spa-
ce 1889, wo er an den Regionalbänden Der Mars und
Wein bereitstehen, erscheint auch Aideen in
Der Merkur beteiligt war und das Abenteuer Der
einem durchscheinenden Kleid und mit sei- Marsianische Patient geschrieben hat.
denem Schmetterlingsflügelschmück auf dem Marcus Jürgens kann als der zweite Tharun be-
Rücken. Ihr makelloses Gesicht ist bleich ge- zeichnet werden. Als Autor und Bandredakteur hat
schminkt, ihr Haar kunstvoll aufgetürmt. er einen großen Beitrag zur Neuauflage geleistet. Auf
Cons und Messen ist er regelmäßig anzutreffen, um
das Setting in Workshops und Spielrunden vorzustel-
Mit süßlicher Stimme dankt sie den Helden,
len.
dass sie sich Zeit genommen haben. Sie hat
eine Bitte: Die Helden mögen für sie ein pflan-
zenkundliches Schriftstück aus einer Biblio-
thek ausleihen. Der besagte Bibliotheksturm
Baras ist Teil der abgelegenen Klosterfestung
Kilkar’Na der Ojo’Sombri-Religion (Gott des
Verborgenen und der Magie) im nach Jü ge-
legenen Teil der Insel. Aideens Diener legen
Kartenmaterial – gezeichnet aus der Ich-Per-
spektive – aus. Es zeigt einen Weg über das
Meer, rechts Klippen mit gelegentlichen Land-
38
 Ausgabe 8 • 2016
marken (Güter, Wälder, ein Wasserfall). Nach
wenigen Tagen Seefahrt sollen die Helden
in dem Fischerdorf Laer’Gy an Land gehen
und einen weiteren Tag in Richtung Ul’Sar
(eine entfernte Nachbarinsel) ins Landesinne-
re wandern. Dann erreichen sie das Kloster,
wo sie gegen ein Pfand ein Schriftwerk na-
mens Prachmatea Paparuna (nur wer Conossi
spricht: „Abhandlung über Schlafmohn“) ent-
leihen sollen. Das Pfand ist ein Sternenrubin,
einer jener wertvoller Edelsteine, die in Eyaja
einmal in einer Generation nach einem Feuer-
blüte genannten Phänomen vom Himmel reg-
nen. Bei Gelingen der Mission stellt die Masha
in Aussicht, dass jeder Held selbst einen Ster-
nenrubin erhält!
Tatsächlich ist Aideens Bitte ein Befehl, dem
die Helden Folge leisten müssen. Niemand
aus dem Volk hat das Recht, den Auftrag eines
Hofes abzuschlagen. Sollten sie zu viel fragen,
etwa, warum die Masha gerade sie als Auswär-
tige oder Anfänger ausgewählt hat, dann sucht
sie nach einer Ausflucht: Das Schriftstück ist
wertvoll, und man möchte kein Aufsehen erre-
gen. Aideen stellt den Helden Yun’Yi, eine Nie-
dere Nanurta-Azarai (Priesterin der Frucht-
barkeitsgöttin; siehe Anhang), zur Seite,
die ihnen auf dem Weg lanianische Sit-
ten und Gebräuche erläutern kann (will
heißen: überwachen kann, dass sie diese
respektieren und keine Dummheiten an-
stellen). Ist kein Numinai (Seefahrer) un-
In Stein gemeißelt
ter den Helden, dann wird sie Li’Anshin fahren
(jung, weißes Haar, religiös, verfügt über ge-
liehenen Wasser-Runenstein, SF Schleichfahrt
und Schnellfahrt), in seinem lanianischen Aus-
leger-Segelboot, der Lanjaruk Nanja Yashima.
Für die Dauer der Mission können die Helden
ihrer Profession entsprechende Waffen erhal-
ten.
Tatsächlich hat die Masha ohne Wissen ande-
rer als ihrer persönlich Bediensteten die Hel-
den ausgewählt, damit niemand von ihrem
Auftrag erfährt, vor allem kein Ranghoher des
Hofes oder gar der Archipelar. So sollen sich
die Helden noch in den Schwarzen Stunden
zum Hafen aufmachen, wo sie der Numinai in
Empfang nimmt.
Auf See
Auf der Lanjaruk, einem sehr kleinen Segel-
boot mit einem Ausleger, die Überfahrt in den
anderen Teil der Insel zu machen – und sei
es nur in Küstennähe – ist an sich schon eine
schreckliche Aussicht. Zudem sind Tharuner
und Tharunerinnen fast immer von großer
Furcht vor dem Meer erfüllt (siehe Nachteil
Meeresangst).
Der Meeresgott Numinoru zeigt sich über-
dies schlecht gelaunt. So muss der Numinai
alle Konzentration aufbieten, um die Wogen
zu zähmen und zu verhindern, dass das klei-
ne Fischerboot mit Wasser vollläuft oder an
den Klippen der Küste Eyajas zerschellt. In
den grimmigen schwarzen Stunden hängt er
eine Laterne an den Bug. Es bietet sich an, die
beklemmenden Nachtstunden ein wenig aus-
zuspielen, in denen man absolut nichts sehen
kann, allein in der nicht endenden Weite des
Meeres. Nur die Laterne scheint wenige Schritt
weit und erhellt gerade den Bereich des klei-
nen Bootes. Zudem gibt es keine Möglichkeit
zu ankern und so treibt das Boot steuerlos in
der Nacht, sodass der Numinai in der Azur-
blauen Stunde hoffen muss, den Weg zur Küste
wiederzufinden.
39
 Ausgabe 8 • 2016
Aideens Profilkarten weisen den Weg an der
Küste entlang in den Jü-Teil der Insel. Man
erkennt die Landmarken, auch mal eine Rui-
ne, einen Hirten mit Schaf- oder Rinderherde
– und am vierten Tag eine dunkel gekleidete
Reisegruppe von etwa 15 Personen. Da es in
der Hohlwelt keinen Horizont gibt, schält sich
erst gegen Abend das Dorf Laer’Gy aus dem
Nebel. In diesem Moment schlagen die Gegner
zu.
Die 15 Reisenden sind Brigantai – rebellische
Feinde des Archipelars (siehe Anhang). Sie
haben die Helden eine Weile beobachtet. Sind
diese, etwa aufgrund des blauen Numinaige-
wands, des gelben Azaraigewands oder Guer-
ai-Ausrüstungen, als Herrschertreue zu erken-
nen, haben sich die Ausgestoßenen gefragt:
Wer sind die? Wissen sie von uns? Haben sie
dasselbe Ziel? Letzteres ist der Fall, denn die
Brigantai sind auf dem Weg nach Kilkar’Na,
um dessen magische Geheimnisse zu rauben.
Man beschloss, die Gruppe aufzuhalten. Im
Folgenden versuchen die Brigantai dies mit
verschiedenen Aktionen, bei denen die Spieler
Verzögerungspunkte ansammeln. Diese wer-
den im Abschnitt Die Belagerung Kilkar’Nas
ausgewertet.
Eine Stunde vor Laer‘Gy schießen sechs
Bogenschützen von den Klippen aus Pfei-
le auf die Nanja Yashima – mit dem Ziel,
das Segel zu zerfetzen (40 Schritt, Däm-
merung). Haben Spieler angesagt, dass
In Stein gemeißelt
sie nach Gefahren Ausschau halten, entdecken
sie mit gelungener Sinnenschärfe-Probe die
Angreifer vorzeitig. Der Numinai kann dann
eine Schleichfahrt einleiten (gelungen: nicht
entdeckt, Verzögerung +1). Ansonsten setzt
ein Fernkampf ein. Dann kann der Numinai
immer noch mit einer Schnellfahrt entkom-
men (gelungen: Beschuss nur 1 KR). Im Kampf
mögen die Helden einige Gegner verwunden
(Verzögerung -1), bei einem Treffer der Geg-
ner aber das Segel verlieren (Verzögerung +2,
Reparatur mit Schneidern: nur +1).
Laer‘Gy – ein Fischerdorf
Hier vertäuen die Helden das Boot, denn land-
einwärts geht es nur zu Fuß. Ist der Numinai
eine Meisterperson, wird er hier die Rückkehr
der Helden erwarten.
Das kleine Dorf verfügt über keinen Hafen, bloß
ein paar Stege, an denen noch kleinere Boote
liegen. Die Einwohner begrüßen den hohen Be-
such freudig winkend. Hi’Kadu, der Dorfälteste
(kahl, langer, grauer Bart, gibt sich weise, zeigt
zunächst Demut vor den Helden), spricht eine
formelle Einladung aus. Das bedeutet, dass die
Gruppe ein Nachtlager in der Herberge erhält.
Diese spendiert ein Schlemmermahl mit Mee-
resfrüchten, an dem in einem Vorzelt mit Holz-
bänken fast das gesamte Dorf teilnimmt.
Die Helden können noch am Abend weiter-
wandern (Verzögerung -1) oder die Einladung
annehmen und es sich gut gehen lassen, re-
generieren und meditieren. Geben die Spie-
ler nicht an, dass sie früh aufstehen, kostet
das Verzögerung +1 und weitere +1, falls die
Helden noch etwas im Dorf unternehmen. Ist
etwa eine Nanurta-Azarai unter ihnen, bittet
Hi’Kadu sie, am Nanurta-Schrein zur Gelben
Stunde einige junge Paare zu segnen.
Die Helden können den Aufenthalt nutzen,
um nach den Brigantai zu fragen, die ihr Schiff
beschossen haben. Das geht während des
Abendessens, ansonsten: Verzögerung +1. Die
Dorfbewohner geben sich allerdings zurück-
haltend, denn: Insgeheim sympathisieren die
meisten mit den Rebellen – zumindest mit de-
ren Überzeugungen, mit den Methoden nicht
unbedingt.
Die Helden sollten sich nicht als Gesandte des
Archipelars ausgeben, es sei denn, sie setzen
gezielt auf Einschüchterung. Mit der Masha
haben die Dörfler weniger Probleme. Manch-
mal erhalten sie Besuch von Boten der Nanja
(Nymphe/Dryade) Peonia, die mit den Brigan-
tai im Bunde ist. Diese fordern dann Tribute,
was das ärmliche Dorf belastet. Vielleicht er-
klären sich die Helden bereit, mit Peonia zu
reden, sollten sie sie treffen. Sie lebt in einem
Hain im Landesinnern auf dem Weg zur Klo-
sterfestung, die zumindest Hi’Kadu kennt und
entsprechend den Weg weisen kann.
40
 Ausgabe 8 • 2016 In Stein gemeißelt

Folgendes lässt sich herausbekommen: Die
Brigantai sind eine Teilgruppe der Silbernen
Kraniche. Für diese ist Archipelar Eok’Tai ein
selbstsüchtiger Tyrann. Um sie seinem Harem
hinzuzufügen, raubte der Herrscher seine
Masha ihrem rechtmäßigen Ehemann, dem
Schwertmeister und Runenherr Mi’Dhir Ar-
magha. Diesen ließ er zum Tode verurteilen,
doch konnte dieser mitsamt seiner Anhänger
in die Wildnis fliehen, wo ihn die Nanja Peo-
nia unter seinen Schutz stellte. Mi’Dhir grün-
dete eine Rebellengruppe, der sich auch immer
mehr Guerai (Schwertkämpfer) anschlossen.
Frauenraub ist in Lania eine verachtenswerte
Sünde, und viele, die die Geschichte kennen,
wünschen Mi’Dhir, dass er Aideen zurückbe-
kommt.
Für die Helden ist dies vermutlich neu, und es
könnten sich erste Zweifel am Archipelar re-
gen. Trotzdem sind die Brigantai Verbrecher,
wie Charaktere mit Autoritätsgläubigkeit,
Prinzipientreue oder entsprechenden Verpflich-
tungen anmerken werden.
Im Hain der Nanja
Nach einigen Stunden Wanderung land-
einwärts durch lichte Wälder kommen
die Helden auf halbem Weg zur Kloster-
festung durch den Hain der Nanja Peo-
nia (blond, große Katzenaugen, spitze
Ohren, kann ohne Runensteine im Sinne Na- und Blumen schlagartig auf mehrere Meter
nurtas frei zaubern). Als die Helden auf eine anwachsen. Die Helden stehen in einem He-
größere Lichtung treten, wird sie von einem ckenlabyrinth!
Baum springen und ihnen gegenübertreten. Karte 1 zeigt das Gesamtkunstwerk, wie
Da die Brigantai bereits hier waren und Peo- Peonia es zu erschaffen gedenkt: die Hecken
nia über alles unterrichtet haben, will sie die und die Pfade durch sie hindurch. Die Helden
Gruppe weiter aufhalten. Erst spricht sie mit stehen in der Mitte und realisieren erst, was
den Fremden und amüsiert sich mit ein paar passiert ist, als das innere Quadrat von Wegen
Neckereien. durch Hecken schon existiert. Die Nanja muss
Die Spieler können darauf kommen, der Nanja es aber noch einmal im Uhrzeigersinn außen
zu versichern, dass sie auf ihrer Seite stehen, umrunden, um alle Hecken nach oben zu zie-
da sie für die Masha arbeiten, für die die Sil- hen – und dann in den Wald zu entschwinden.
bernen Kraniche vorgeben zu kämpfen. Der Ihr selbst machen die Ranken Platz.
Vorteil Nanjaf-
reund kann helfen,
ebenso wenn man
offiziell im Dienst
Nanurtas steht.
Bleibt Peonia da-
bei, die Helden
für Widersacher
zu halten, wird
sie sich mit einer
schnippischen
Bemerkung ver-
abschieden und ge-
zielt in eine Rich-
tung davonlaufen.
Dabei beschreibt
sie einen Bogen
mit dem Arm,
woraufhin Gräser

41
 Ausgabe 8 • 2016
Wenn die Spieler schnell handeln und sich für
einen Weg links der Lichtung entscheiden,
könnten sie den Ort schnell verlassen, noch be-
vor Peonia die Hecken in diesem Teil errichtet
hat. Laufen sie nach rechts, dann nach schräg
oben, dann nach schräg oben/links usw., kön-
nen sie gleichzeitig mit der Nanja auf der äu-
ßeren linken Seite ankommen, da sie ungefähr
gleich schnell sind. Zögern sie zu lange oder
folgen sie ihrer Widersacherin, dann werden
sie im ganzen Labyrinth herumirren und den
Ausgang am linken Rand des fertigen Labyrin-
ths finden müssen. Je nachdem, wie lange das
dauert, entsteht eine Verzögerung bis zu +2.
Kreative Problemlösungen sind möglich und
sollten belohnt werden. Zwar hinterlässt das
magische Wesen keine Spuren und Karten-
zeichnen aus der Vogelperspektive ist unbe-
kannt, ein Held kann aber einen anderen auf
seine Schultern heben, um über die drei Schritt
hohen Hecken hinwegzusehen. Eine Nanur-
ta-Azarai könnte mittels Liturgie Dienstbare
Natur eine der Murmelmäuse des Hains nach
dem Ausgang fragen. Was nicht funktioniert,
ist der Standard-Labyrinthtrick: immer links
oder immer rechts gehen. Durchhacken mit
einem Schwert ist möglich – kostet Ver-
zögerung +1 – bringt die Nanja aber erst
so richtig in Rage. Und die Helden müs-
sen auf dem Rückweg noch einmal durch
den Wald.
In Stein gemeißelt
Die Belagerung Kilkar’Nas
Die Klosterfestung ist ein einstöckiges Stein-
gebäude hinter einer zweieinhalb Schritt ho-
hen Wehrmauer. Aus dem Gebäude ragt ein
etwa zwölf Schritt durchmessender und acht
Etagen hoher Turm hervor. Die sieben oberen
Stockwerke sind im Pagodenstil gestaltet. Das
Tor steht weit offen. Davor liegen die reglosen
Körper zweier Wachmänner. Die Silbernen
Kraniche haben mit ihrer Belagerung begon-
nen. Wie weit sie vorangeschritten sind, hängt
von den angesammelten Verzögerungspunk-
ten ab.
0–:Der Angriff kam überraschend für die Be-
wohner und Beschützer der Anlage. Die
Brigantai konnten die beiden Niederen
Guerai, die das Tor bewachten, praktisch
überrennen. Die innere Tempelgarde (1 Ho-
her Guerai, 5 Niedere) hat Alarm geschla-
gen und greift zu den Waffen. Die Azarai
wirken ein Fluchritual (mächtige Varian-
te von Möge dein Wissen in dir begraben
werden!), um den Brigantai-Anführer zu
schwächen. Dieser verliert seine besonde-
ren Kampffertigkeiten und kann keine Be-
fehle mehr geben. Da ein Brigantaihaufen
aber weniger streng organisiert ist als eine
Guerai-Einheit, sind die Angreifer weiter
kampfbereit und zahlenmäßig überlegen.
Die Diener haben sich im Keller versteckt.
1: D ie Brigantai haben die Tempelgarde be-
siegt. Deren Hoher Guerai ist gefallen, die
Niederen sind kampfunfähig und liegen
gefesselt in der Guerai-Kaserne im Ostflü-
gel. Die Azarai haben sich in den Turm zu-
rückgezogen und schotten sich ab.
2: Insgesamt 11 überlebende Brigantai haben
das Kloster eingenommen. Eine Explosion
im Turm ist zu vernehmen. Die Azarai ha-
ben die dort befindlichen Runenartefakte
zerstört, damit sie nicht den Brigantai in
die Hände fallen.
3: Sechs der Brigantai sind im Westflügel ver-
sammelt und diskutieren, wie man die Tür
zum Turm aufbekommt. Sie finden keine
Lösung.
4+: Die Brigantai waren im Wald und haben
aus einem Baumstamm einen Rammbock
gefertigt. Sie versuchen, die Tür aufzubre-
chen.
Irgendwie müssen die Helden an den Brigan-
tai vorbei und in den Turm gelangen, wo sich
das gesuchte Schriftstück befindet. Sie können
kämpfen, die Brigantai ablenken, austricksen,
verzaubern oder gar ein Zweckbündnis auf
Zeit eingehen. Dazu müssten sie dem wilden
Haufen deutlich machen, dass sie im Auftrag
Aideens unterwegs sind – der Frau, die der
Anlass ihrer Rebellion ist.
42
 Ausgabe 8 • 2016 In Stein gemeißelt

Suche nach dem Schatz

Wenn die Kraniche überwunden sind, kann die

Suche nach Prachmatea Paparuna beginnen.
Angesichts der Tatsache, dass die Azarai sich
verschanzt haben und jeden für ihren Feind
halten, gestaltet sich die Ausleihe schwierig.
Im Folgenden sei Kilkar’Na mitsamt Biblio-
theksturm Baras gemäß Karte 2 beschrieben.

Übungsplatz: Von hier aus bewachen zwei

Brigantai die festgesetzten Guerai.
Wohnen: Im Wohnzimmer findet sich auch
ein Schreibtisch mit Bambusstreifen und Tu-
sche. Zugang zur Kellertreppe. Die Luke ist
von innen verriegelt.
Diener: Das Quartier ist leer. Die Diener sind
in den Keller geflohen.
Azarai: Die Betten sind mit Seidenbettwäsche
ausgestattet. Es gibt ein großes Waschbecken.
In einem Kleiderschrank hängen violette Ro-
ben. zen vorhanden. Gut geeignet zur Meditation. Konzept von Schlössern und Schlüsseln nur
Küche: Erreichbar über den Speisesaal. Die Schriftrollen in einem Regal enthalten Gebets- bekannt, wenn sie das Talent Schlösser kna-
Helden können ihre Vorräte auffrischen und und Gebotstexte auf Lan. Daraus lässt sich cken oder Mechanik aktiviert haben. Gelingt
einfaches Werkzeug finden. entnehmen, dass man in Ojo’Sombri-Tempeln jemandem Schlösser knacken +4, dann bekom-
Klostergarten: Bäume, Blumen, Heil- Opfergaben in geheimen Ritzen in der Wand men die Helden mit einem Werkzeug (Haarna-
pflanzen und ein Brunnen. Überall ist versteckt. Hier sind aber alle Wände glatt. del, Draht, Essbesteck) die Tür auf. Ansonsten
Blut. Vorkammer: Dies ist der Zugang zum Bi- müssen sie ein Rätsel lösen.
Gebetshalle: Teilweise mit marmornen bliotheksturm Baras. Die massive, steinerne Rätsel: Nördlich des Turms findet sich eine
Fliesen ausgestattet, bei geschlossener Doppeltür ist verschlossen. Die Brigantai ver- drei Schritt hohe violette Glaskugel, in der
Tür völlig dunkel, Kerzenhalter und Ker- zweifeln daran. Tharunischen Helden ist das eine Flamme flackert, welche über zehn Säulen

43
 Ausgabe 8 • 2016
verzerrte Schattenspiele an die Wände wirft.
Die Schatten weisen auf Ritzen in der Wand
hin, die mit Runensymbolen (ähnlich denen
auf Runensteinen) markiert sind: einem Pfeil
und einem Dreieck. Wer sich schon einmal
mit Runen beschäftigt hat und eine Magiekun-
de-Probe schafft, identifiziert die Symbole als
Weichheit bzw. Härte. Greift man in eine Rit-
ze mit Pfeil (Rune für Weichheit), findet man
einen Schlüssel. Beim Dreieck (Rune für Här-
te) reißt man sich die Haut an einer scharfen
Kante auf (1 SP). Mit dem Schlüssel lässt sich
das Türschloss aufschließen und man kann
das Erdgeschoss des Turms betreten. Wenn
die Tür zufällt, hört man ein Klicken, und sie
ist wieder verschlossen. Von innen und außen
benötigt man dann einen anderen Schlüssel
aus den Ritzen. Jeder Azarai hat einen Gene-
ralschlüssel.
Baras EG: An den Wänden links und rechts
finden sich Inschriften:
I – Archiv der Künste
II – Archiv der Wege
III – Archiv der Macht
IV – Archiv der Weisheit
V – Stauraum alles Fremden
VI – Werkhalle des Alchimisten
Gegenüber steht ein verlassener Schreib-
tisch, dahinter ein Regal mit abgeliefer-
ten Pfandstücken (Edelsteine, Schmuck,
In Stein gemeißelt
Säckchen mit Samen von Nutzpflanzen, ein
schwarzes Seidengewand, ein Kurzer Dorn)
sowie Blumentöpfe. Greift jemand nach einem
Pfand oder legt in Abwesenheit eines Azarai
selbst eins dazu, dann verschießt eine Pfeil-
pflanze einen Giftdorn (Stufe 2, Lähmung –2
auf alles Körperliche).
Die weiteren Turmetagen sind im Grundriss
achteckige Räume, umrundet von einer Trep-
pe, die die Stockwerke verbindet. Die Fenster
sind Öffnungen ohne Scheiben.
Baras 1. OG: In Regalen finden sich Bambus-
rollen mit Literatur, Noten und Zeichnungen.
Auch Kochrezepte sind darunter, aber nicht
das gesuchte Dokument Prachmatea Paparuna.
Baras 2. OG: Landeskundliche Bambusrollen
mit Karten und Gebäudeskizzen in Profilan-
sicht.
Baras 3. OG: Schriftrollen auf Pergament und
Papyrus über Politik, Rechtskunde, Kampf-
kunst und Runentheorie.
Baras 4. OG: Ton- und Holztafeln mit Le-
genden (Texte aus den Tharun-Büchern und
Uhrwerk!-Magazinen), religiösen Schriften
und wenn man länger sucht: interessantem
Geheimwissen über die Konstruktion von
Schließmechanismen oder den verschwöre-
rischen Bund der Schatten. Dafür ist aber kei-
ne Zeit, denn ... die Decke ist eingestürzt! Von
oben kommt ein grelles Leuchten. Wenn man
nicht aufpasst, trifft einen ein Gesteinsbrocken
(siehe 5. OG).
Baras 5. OG: Hier lagerte eine Sammlung
besonderer Gegenstände, um sie zu studieren
und wegzuschließen. Darunter waren drei
Runenzauberartefakte, u. a. ein Linsenappa-
rat zum magischen Übersetzen (Wege nach
Tharun 163). Als die Festung zu fallen drohte,
vernichteten die Azarai mittels Zerstörung des
Fremden die magischen Objekte. Sie sollten auf
keinen Fall Ungläubigen in die Hände fallen.
Die entfesselte Astralenergie verursachte im
Turm eine Art Glost-Explosion im Kleinen –
eine beängstigende Vorstellung! Der Boden ist
kaum noch vorhanden, und überall schweben
auf magische Weise kleine, schnelle und große,
langsame Steinbruchstücke. Da auch die Trep-
pe in Mitleidenschaft gezogen ist, muss man
auf die andere Seite springen, will man weiter
nach oben gelangen. Um die zwölf Schritt zu
überwinden, ist es nötig, Zwischenstopps auf
großen Trümmerstücken einzulegen: dreimal
Athletik oder zweimal Körperbeherrschung
oder einmal Akrobatik. Eine misslungene Pro-
be bedeutet, dass den Held ein kleiner Brocken
trifft: Ausweichen oder 2W6 TP + Nachteil Ein-
geschränkter Sinn: Schwerhörig für den Rest des
Abenteuers aus der Restmagie einer zerstörten
Hören-Rune. Eine zweite misslungene Probe
bedeutet einen Sturz von vier Schritt (4W6-4
SP, vgl. Wege des Schwerts 144), hinab ins 4.
OG.
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 Ausgabe 8 • 2016
Baras 6. OG: Ein einfaches alchimistisches
Labor: In Regalen stehen Tränke, Gerätschaf-
ten, Zutaten und Schriften. Eine Reihe aus 17
schweren Steintafeln nimmt ein komplettes
Regalbrett ein: Prachmatea Paparuna – die
Abhandlung über Schlafmohn. Untertitel: „17
Anwendungen der Kuumblüte“. Darin ist er-
läutert, wie man Mohn zu Rauschmitteln, vor
allem aber zu verschiedenen Giften, darunter
einige tödlich, verarbeitet. Das könnte man in
Erfahrung bringen, wenn man Conossi spricht
und die Abhandlung studiert. In der Raum-
mitte steht ein Kessel, aus dem Gase strömen.
Passenderweise ist dies ein Schlafgift (Stufe 5).
Wer den Raum betritt, schafft eine Probe +5 auf
KO oder schläft ein. Sollte die Teilgruppe, die
als erstes die Etage betritt, komplett einschla-
fen, kommt aus dem 7. OG der Hohe Azarai
Eyrog’Na Glyphenschmied herunter. Mit der Li-
turgie Geheimes Verhängnis (Berührung) gibt er
den Helden falsche Erinnerungen ein: Sie haben
im Turm Schutz vor einem Sturm gesucht. Da
dieser nun vorüber ist, können sie wieder gehen.
Sollten Helden die Steinplatten stehlen wollen,
greifen die Azarai aus dem 7. OG ein. Die Ho-
hen Azarai beherrschen alle Ojo’Sombri-Litur-
gien aus Wege nach Tharun und noch
einige mehr. Sie werden immer Herr der
Lage sein und mit den Helden im Befehl-
ston sprechen. Sie sind nicht vor den Bri-
gantai geflüchtet, sie haben eine günstige
strategische Position eingenommen!
In Stein gemeißelt
Baras 7. OG: Das oberste Stockwerk besitzt
ein Dach, ist aber an allen vier Seiten offen.
Treffen die ersten Helden hier ein, dann stehen
sie den violett verhüllten Azarai gegenüber. Je-
der der drei Hohen Azarai ist für ein Wissens-
gebiet von Baras zuständig: Allgemeinwissen,
Runenkunde, Alchimie. Die fünf Niederen
Azarai sind ihre Schüler. Einige verschaffen
sich gleich mit Geheimes Wissen (Sicht) Ein-
sicht in die Motive der Helden. Sie sind über-
rascht, dass diese auf ihrer Seite stehen, wer-
den das aber verheimlichen und warten, bis
man sie mit Argumenten überzeugt. Dann sind
sie bereit, gegen das Pfand die Steintafeln zu
verleihen. Schließlich müssen die Helden noch
den Turm verlassen. Sie können sich aus über
30 Schritt Höhe abseilen. Oder sie lassen sich
von den Azarai – mit einigen Schwierigkeiten
im 5. OG – hinausbegleiten. Was aber, wenn
draußen noch immer die Brigantai das Kloster
belagern? Anstatt sich in die Schlacht zu wer-
fen, könnte man tatsächlich die strategische
Position der Turmspitze nutzen: etwa die Bri-
gantai mit Aussicht auf einen Schlüssel in den
Klostergarten locken. Und dann den Kessel mit
dem Schlafgift über ihnen ausgießen.
Epilog
Mit den Steinplatten im Gepäck können die
Helden die Rückreise antreten. Unter Umstän-
den treffen sie noch einmal Peonia. In Caer‘Ey-
ru zeigt sich Aideen überaus dankbar und be-
lohnt jeden Helden mit einem Sternrubin aus
der Feuerblüte. Sie dürfen gehen.
Vielleicht mutmaßen die Spieler, dass jetzt im
Verborgenen ein Giftanschlag auf Eok’Tais
Leben geschieht. Und vielleicht wäre es nicht
einmal schade um den Frauenräuber.
Tage (oder Wochen) später dringt Kunde an
ihre Ohren, dass sich am Archipelarshof ein
Unglück zugetragen habe. Die Masha Aideen
sei in einen endlos währenden Schlaf gefallen,
aus dem sie bis heute nicht erwacht sei. Sie
habe sich wohl ein Gift verabreicht.
Samakai Eok’Tai ist außer sich und hat ge-
schworen, jeden zur Strecke zu bringen, der
etwas mit dem Unglück zu tun haben könnte.
Ausblick
Die Niedere Azarai der Nanurta Yun’Yi wur-
de von der Obersten Azarai der Nanurta aus-
gewählt, mit der kleinen Gruppe mitzugehen,
um später Bericht erstatten zu können. In der
Tat hat die Masha den Plan gemeinsam mit der
Obersten Azarai gemacht. Nachdem sie in den
mysteriösen Schlaf fiel, haben die Azarai der
45
 Ausgabe 8 • 2016
Nanurta sie in den Tempel bringen lassen, um
sie dem Zugriff des Archipelars zu entziehen
und so zu verhindern, dass sie etwa mit Ru-
nenmagie geweckt werden kann.
Für die Charaktere, die das Prachmatea Papa-
runa aus Kilkar’Na geholt haben, beginnt nun
vielleicht eine unangenehme Zeit, in der sie
vom Richter des Archipelars verhört werden.
Vielleicht fliehen sie vor dieser Vernehmung,
vielleicht werden sie wegen Yun’Yis Fürspra-
che gerettet. Es bleibt ihnen (und Yun’Yi?)
dann keine andere Wahl, als den Hof heimlich
zu verlassen. Vielleicht gehen sie in die Wild-
nis und suchen die Silbernen Kraniche?
Anhang
Meisterpersonen: Die Brigantai
Die Rebellen sind eine radikale Splittergrup-
pe (15 Brigantai) der Silbernen Kraniche, an-
geführt von dem ehemaligen Hohen Guerai
Ken’Kayo. Momentan sammeln bzw. rauben
sie Ressourcen für den Widerstand gegen den
Archipelar. Sie sind Ketzer, die ihren Respekt
vor den Göttern abgelegt haben. Vor
unnötigem Töten oder Verwunden von
Azarai machen sie aber durchaus halt.
Mit einem Überraschungsangriff wollen
sie Kilkar’Na überrennen und die dort
befindlichen Runenartefakte stehlen. Das
In Stein gemeißelt
wird scheitern, da die Tempelgarde sie immer-
hin so lange beschäftigt, bis sich die Azarai im
Turm verbarrikadiert und die Artefakte zer-
stört haben.
Typischer Brigantai der Silbernen Kraniche
Größe: 1,80 Schritt
Haarfarbe: Silbern gefärbt rai-Gewand) kann die Helden auf ihrer Reise
Augenfarbe: Braun
MU 13 KL 10 IN 13 CH 12
FF 10 GE 14 KO 14 KK 14
LeP 31 AuP 31 WS 7 RS 0
BE 0 MR 3 GS 8 AT 14
PA 11 FK 16 INI-Basis 15
Waffe:
Langdorn (1W+3, TP/KK 12/4, BF 2, INI +1,
WM +1/–1, DK N, Talent Schwerter)
Kleine Spanne (1W+4, 5/25/30/50/75,
+2/+1/0/0/–1, Laden 2, Talent Bogen)
Sonderfertigkeiten: Aufmerksamkeit, Finte,
Kampfreflexe, Wuchtschlag
Anmerkung: Ken’Kayo ist durch einen Fluch
der Azarai geschwächt, sodass er nur die Werte
seiner Mitstreiter hat, mit den Abweichungen
LeP 40, AuP 40, Kurzschwinge mit 1W+4 und
WM 0/+1. Wenn er sich langsam erholt, ge-
winnt er die Sonderfertigkeiten Ausfall und
Schwingentanz zurück.
Yun’Yi – Niedere Azarai der Nanurta
Verbündete oder spielfertiger Charakter. Der
folgende Charakter kann von einem Spieler
oder einer Spielerin in das Abenteuer geführt
werden. Alternativ sollte sie als Meisterperson
geführt werden, um die Helden und Heldinnen
zu unterstützen.
Die Dienerin der Fruchtbarkeitsgöttin (jung,
schwarze, hochgesteckte Haare, gelbes Aza-
mit den Eigenheiten des Reichs Lania vertraut
machen. Eigentlich ist sie ein positiver, freund-
licher Mensch, das ändert sich aber, wenn sie
die Prinzipien ihrer Religion verletzt sieht. Sie
wird sich im Hintergrund halten, beobachten
und erst helfend eingreifen, wenn die Charak-
tere nicht mehr weiter wissen. Dann nimmt
Yun’Yi einen belehrenden Tonfall an und er-
läutert in allen Einzelheiten, wie man sich in
der Natur bewegt oder was auf einer Inschrift
geschrieben steht. Auch im Umgang mit der
bäuerlichen Bevölkerung tritt sie eher streng
auf und ermahnt zu Fleiß und Demut, wenn sie
nicht sogar Ungehorsam oder Heimlichtuerei
mit Dürre und Unfruchtbarkeit zu bestrafen
droht.
Die Steintafeln auf Conossi kann sie nicht lesen
(der Numinai Li’Anshin könnte das), sie kennt
aber die Kuumblüte (Schlafmohn) und weiß,
dass man daraus Rauschmittel und Gifte ge-
winnt. Die Begegnung mit den Silbernen Kra-
nichen kann sie in einen Gewissenskonflikt
stürzen: Frauenraub ist ein Tabubruch. Ande-
rerseits sind die Brigantai gottlose Mörder,
46
 Ausgabe 8 • 2016
die es darauf anlegen, sämtliche Hierarchien
außer Kraft zu setzen, die die Gesellschaft zu-
sammenhalten.
Yun’Yi wurde von der Obersten Azarai Nanur-
tas in Caer’Eyru mitgeschickt.
Das Frauenideal in Lania
Folgende Einblicke können zum Beispiel von Yun’Yi
vermittelt werden, wenngleich sie für Lanianer aller-
dings allgemeines Wissen darstellen.
Frauen sind fruchtbar und suchen sich ihre Partner
nach Belieben. Lanianische Frauen entscheiden, wen
sie zum Gemahl nehmen. Eine Frau kann auch meh-
rere Gemahle erwählen. Mehrere Frauen können sich
auch denselben Mann teilen. Eifersucht gibt es nicht
oder ist als Sünde gegen die Gesetze Nanurtas geäch-
tet. Lanianische Frauen unterstehen dem Schutz Na-
nurtas und so ist es die Pflicht lanianischer Männer,
diesen Schutz zu gewähren – vor allem gilt dies na-
türlich für die wehrhaften Guerai.
Nanurta und die Nanja (Dienerinnen oder Töchter
Nanurtas) sind die Schutzgeister der Frauen Lanias.
Als Frau gilt in Lania allerdings nur, wer auch das
Geschenk der Fruchtbarkeit hat (bzw. nachweislich
hatte, sprich wenn eine Frau Mutter wurde). Ob eine
Frau eine Frau ist, bestimmen die Azarai der Nanurta.
Unfruchtbare Frauen gelten gesellschaftlich
nicht als Frauen und können nur noch Kon-
kubinen oder Halbe Guerai werden, und somit
allerdings quasi in den Gueraistand aufsteigen
(WnT 19). Siehe zur Vertiefung Die Welt der
Schwertmeister 182-194, insbesondere zum
Frauenideal Lanias DWdS 185.
In Stein gemeißelt
Typische Aussprüche
• Ärgere dich nicht darüber, dass der Rosen-
strauch Dornen trägt, sondern freue dich darü-
ber, dass der Dornenstrauch Rosen trägt.
• Arm ist nicht der, der wenig hat, sondern der,
der nie genug bekommen kann.
• Aufmerksamkeit auf die Fehler anderer ent-
springt immer der Unachtsamkeit auf sich selber.
• Die Morgendämmerung kommt nicht zweimal,
um einen Mann zu wecken.
• Der schlaffe Bogen verschießt keinen Pfeil!
Yun’Yi, Niedere Azarai der Nanurta
Größe: 1,66 Schritt 0, Schwimmen (GE/KO/KK) 2, Selbstbeherr-
Haarfarbe: Schwarz schung (MU/KO/KK) 3, Sich verstecken (MU/
Augenfarbe: Braun
MU 11 KL 13 IN 14 CH 15
FF 13 GE 12 KO 13 KK 10
SO 5 MR 5 GS 8 WS 7
LeP 28 AuP 30 KaP 24
RS 0 BE 0 AT 11 PA 8 FK 7
AT-Basis 7 PA-Basis 7 FK-Basis 7
INI-Basis 10 Ausweichen 7 AP 540
Vorteile und Nachteile
Gut Aussehend, Azarai, Nanjafreund / Aber-
glaube 6, Autoritätsgläubig 8, Dunkelangst 6,
Eitelkeit 7, Meeresangst 6, Moralkodex (12 Na-
nurta-Kult), Verpflichtungen (gegenüber Kult),
Verwöhnt 8, Vorurteile gegen Abschaum (Bri-
gantai, Namenlose) 8
Waffe:
Ritualdorn (1W+1, TP/KK 12/5, BF 2, INI 0,
WM 0/-1, DK H, Talent Dolche)
Sonderfertigkeiten: Kulturkunde (Lania),
Ortskenntnis (Stadt Caer‘Eyru), Karmalqueste
Talente
Kampftechniken
Dolche 6, Ringen 1
Körperliche Talente
Akrobatik (MU/GE/KK) 3, Athletik (GE/KO/
KK) 0, Klettern (MU/GE/KK) 0, Körperbeherr-
schung (MU/IN/GE) 6, Schleichen (MU/IN/GE)
IN/GE) 0, Singen (IN/CH/CH) 5, Sinnenschärfe
(KL/IN/IN) 3, Tanzen (CH/GE/GE) 9, Zechen
(IN/KO/KK) 1
Gesellschaft
Betören (Spezialisierung Festgestaltung) 7,
Etikette (Spezialisierung Zeremonien)(KL/IN/
CH) 7, Gassenwissen (KL/IN/CH) 2, Lehren
(KL/IN/CH) 3, Menschenkenntnis (KL/IN/CH)
8, Schriftlicher Ausdruck (KL/IN/IN) 6, Überre-
den (MU/IN/CH) 7, Überzeugen (KL/IN/CH) 4
Natur
Fährtensuchen (KL/IN/KO) 1, Orientierung
(KL/IN/IN) 2, Wettervorhersage (KL/IN/IN) 2,
Wildnisleben (IN/GE/KO) 2
47
 Ausgabe 8 • 2016
Wissen
Geographie (KL/KL/IN) 1, Geschichtswissen
(KL/KL/IN) 1, Götter und Kulte (KL/KL/IN) 8,
Heraldik (KL/KL/FF) 3, Pflanzenkunde (KL/
IN/FF) 3, Rechnen (KL/KL/IN) 4, Rechtskunde
(KL/KL/IN) 3, Sagen und Legenden (KL/IN/
CH) 8, Tierkunde (MU/KL/IN) 2
Sprachen und Schriften
Heilige Sprache der Azarai (20) 5, Lan (17) 11,
Tharunische Zeichen (12) 6
Handwerk
Ackerbau (IN/FF/KO) 1, Hauswirtschaft (IN/
CH/FF) 2, Heilkunde Gift (MU/KL/IN) 3, Heil-
kunde Krankheiten (MU/KL/CH) 5, Heilkunde
Seele (IN/CH/CH) 4, Heilkunde: Wunden (KL/
CH/FF) 5, Holzbearbeitung (KL/FF/KK) 0, Ko-
chen (KL/IN/FF) 3, Lederarbeiten (KL/FF/FF)
0, Malen/Zeichnen (KL/IN/FF) 0, Musizieren
(IN CH FF) 6, Schneidern (KL/FF/FF) 2, Stein-
schneider/Juwelier (IN/FF/FF) 2, Winzer (KL/
FF/KK) 2
Liturgien (Liturgiekenntnis 10): Dienstbare
Natur: Verständigung mit Tieren, Erlösende
Hingabe: Friedlichen Tod schenken,
Fruchtbarer Leib: Fruchtbarkeit verleihen,
Gelbe Stunde: Frieden stiftender Blüten-
regen, Heilsame Hingabe: Regeneration
stärken im Liebesspiel, Köstliche Speise:
Nahrung aufbessern, Ruf der Nanja: Be-
In Stein gemeißelt
schwörung einer Nanja, Sprießende Natur:
Pflanzenwachstum beschleunigen, Göttliche
Inspiration (siehe MyGö): Mirakel auf Andere,
Möge die Lebenslinie Deines Geschlechts ver-
löschen! – Fluch: Unfruchtbarkeit, Möge Dei-
ne Saat verdorren! – Fluch: Pflanzen vernich-
ten (primär), Möge alles, was unter Nanurtas
Obhut gedeiht, Dir nicht zum Wohl gereichen!
– Fluch: Nahrung für ein Opfer vergiften.
Danksagung
Vier Testgruppen in Berlin, Rostock und Unna
haben durch ihre Erlebnisse, Kommentare und
kreativen Einfälle am Entstehen des Abenteu-
ers mitgewirkt. Vielen Dank!
Neun große Inselreiche mit ihren aberhunderten von In-
seln bilden den besiedelten Teil der Welt, und all ihre In-
selherrn zollen einem sagenumwobenen Oberherrscher
Tribut: dem Tharun! Auf dem Gipfel des höchsten Gi-
ganten empfängt jener die Gnade der Götter, zum Herr-
schen auserwählt über die Völker einer ganzen Welt.
In diesem Band stellen wir Ihnen die Welt Tharun
detailliert vor. Sie entdecken die Geschichte und
Mythologie der Hohlwelt, erleben die hierarchische
Gesellschaftsordnung der Tharuner und lernen die
religiösen Grundsätze der Kulte der Acht Götter ken-
nen. Wir nehmen Sie mit auf eine Rundreise durch
die Neun Reiche und ihre verschiedenen Kulturen und
Konflikte, stellen Ihnen besondere Persönlichkeiten,
Machtgruppen und Orte vor und offenbaren Ihnen
Mysterien und Geheimnisse. Vor allem aber öffnen
wir Ihnen eine Welt, die viele Jahre verschollen im
Dunkeln lag, und nun erneut entdeckt und mit Leben
erfüllt werden kann!
48
 Ausgabe 9 • 2016
Kriege auf dem Mars
aufbereitet von Dominic Hladek
Kriege mögen andere führen! Du, glückliches
Österreich, heirate!
Denn Reiche, die anderen Mars gibt, gibt dir
Venus.
— Wahlspruch der Habsburger Dynastie
Schnell ist die Assoziation gezogen, dass der
nach dem Kriegsgott benannte Planet auch
Schauplatz zahlreicher Konflikte sein muss.
Blickt man in seine Historie, so findet man
tatsächlich unzählige Kriege gewaltigen Aus-
maßes. Das Jahrzehntausend, in dem der
Mensch in der „Neolithischen Revolution“
erste sesshafte Gesellschaften bildete und sich
langsam bis zur Bronzezeit und zur frühdy-
nastischen Zeit Ägyptens entwickelte (etwa
13.000 v. Chr. bis 3.000 v. Chr.), wird auf dem
Mars nicht zu Unrecht das „Zeitalter der
1.000 Weltkriege“ genannt. Mit anfangs ver-
heerenden Waffen, deren Wirkung atomaren
Bomben in nichts nachstanden, wurden
die ersten dieser Kriege geführt - und mit
Pulver und Kanonen die letzten. Danach
unterwarf der bekannte marsianische
Eroberer Seldon II den Mars militärisch.
Und nach dem Untergang seiner Dy-
Kriege auf dem Mars
nastie, etwa zu der Zeit, als den Christen ihr
Erlöser geboren wurde, folgten Jahrhunderte
voller Bürgerkriege und Konflikte zwischen
den Stadtstaaten seines ehemaligen Reichs.
Zwar wurden diese Kriege immer „kleiner“,
doch kämpfen nach wie vor auf dem Mars
unentwegt Hügelmarsianerstämme gegen Ka-
nalstädte, Hochlandmarsianer-Sippen gegen
Karawanen, Luftschiffpiraten gegen Handels-
fahrer, selbsternannte Kriegsherren gegen ihre
Konkurrenten und Duellisten Mann gegen
Mann.
Die aktuell größten Auseinandersetzungen auf
dem Mars jedoch hat wohl fraglos der Mensch
ihm gebracht. Diese Spielhilfe beschreibt drei
der derzeit auf dem Roten Planeten tobenden
Kriege und Konflikte und liefert Ideen, diese
ins eigene Spiel einzubinden.
Der Oenotrische Krieg
Syrtania, das „Zentrale Meeresbecken“, wird
aktuell von einem Kolonialkrieg zwischen den
britischen Kolonialherren und dem Oenot-
rischen Imperium beherrscht. Ausführliche
Informationen zum bisherigen Verlauf des
Krieges, seinen Hintergründen und den betei-
ligten Parteien erhalten Sie im Quellenband
„Der Mars“. Es handelt sich um den derzeit
größten und – aus irdischer und oenotrischer
Sicht – wichtigsten Konflikt des Mars, der mit
offenen Luftschlachten, schweren Waffen und
zigtausenden Infanteristen ausgefochten wird.
Die Briten
Befehlshaber General Sir George Willis hat
15.000 Mann zur Verfügung, weitere 5.000
Soldaten der Royal Army werden erwartet. Es
handelt sich überwiegend um Infanteristen.
Einen Teil stellen „eingeborene“ Marsianer,
allen voran die Queen Victoria’s Own Mar-
tian Rifles aus dem loyalen Parhoon. Auch auf
Gaschanten reitende Kavallerie-Einheiten wie
Domic Hladek ist vielen Rollenspielern als Au-
tor und Redakteur bekannt. Neben den zahlreichen
Beiträgen für Wettbewerbe hat er für Das Schwarze
Auge Abenteuer und Texte zu Spielhilfen verfasst.
Dabei ist er sowohl in Aventurien als auch auf My-
ranor und Uthuria aktiv. Dass er dabei in der Lage ist,
über den Dererand zu schauen, beweisen die vielen
Texte und Publikationen zu Space 1889 und die Wett-
bewerbs-Beiträge zu Engel und Shadowrun.
Das vorliegende Material stammt aus der Vorberei-
tung des Mars-Bandes für Space 1889 und soll hier
als Bonusmaterial der Leserschaft zur Verfügung
gestellt werden. Auch für kommende Ausgaben sind
solche Texte geplant.
49
 Ausgabe 9 • 2016
das Royal Gashant Corps wurden gegründet.
Artillerie ist aufgrund der logistischen He-
rausforderung, schweres Gerät auf den Mars
zu befördern, zwar im Einsatz, aber eine be-
grenzte Ressource.
Der General wartet derzeit auf die zugesagte
Verstärkung. Bis dahin will er die eigenen Ver-
luste gering halten und sich nicht zu sehr auf
„eingeborene“ Truppen verlassen. Als erfah-
rener General ist er nicht bereit, leichtsinnige
Angriffe mit Truppen zu fahren, die ihrem
Feind an Zahl 5:1 unterlegen sind. Er prüft
aber bereits geeignete Ziele für eine Offensive,
schmiedet neue Allianzen mit marsianischen
Stadtstaaten im Hellas-Gebiet gegen Oenot-
ria und setzt auf Freibeuter, um dem Gegner
Nachschub und Rohstoffe streitig zu machen.
Die Front ist stabil und keine der Mächte hat
genug Luft- oder Bodenkräfte, um dies ent-
scheidend zu ändern.
Die Royal Navy auf dem Mars
Seitdem die Royal Navy den Befehl über alle
britischen Luftstreitkräfte des Mars über-
nahm, hat sie Basen in Syrtis Major, Parhoon
und Meepsoor errichtet und Schwadronen aus
Kanonenbooten und Luftkreuzern aufge-
baut.
Neben den regulären Navy-Flugschiffen
gibt es zwei weitere Gruppierungen auf
ihrer Seite: Die Parhoonische Flotte und
die Roten Kapitäne. Beide konnten weder
Kriege auf dem Mars
ohne Weiteres unter den Oberbefehl der Navy Britische Aufklärungsflieger
gestellt werden, noch konnte man sie einfach
entwaffnen: die Parhoonesen, um nicht den Aufklärungsflieger: Diese sehr kleinen Flug-
Schein ihrer vermeintlichen Unabhängigkeit gleiter sind schnell und wendig, dafür aber
zu zerstören, und die Roten Kapitäne, um sich nur leicht bewaffnet und kaum beladbar. Die
keine Feinde zu machen. So wurden einige als Mannschaft besteht aus einem Piloten und
Hilfstruppen in die Royal Navy eingegliedert, optional einem Beobachter und Schützen. Um
um sie ansatzweise kontrollieren zu können. Gewicht einzusparen, wird ein Öl-Verbren-
nungsmotor als Antrieb verwendet. Öl ist je-
doch auf dem Mars selten und wird vor allem
Namen britischer Flugschiffe in Sümpfen gewonnen.
Das Erfolgsmodell der britischen Kanonen-
boote auf dem Mars war die nach ihrer mar- Throckmorton Gefährt: Dieses Ein- oder
kanten Form benannte Aphid (Blattlaus), Zweimannfluggerät mit Pedalantrieb wird in
die auch heute noch in Parhoon im Einsatz erster Linie als zivile Reisemöglichkeit inner-
ist. Mittlerweile wurden weitere Flugschiffe halb der Städte verwendet, auch um die Hö-
dieser Klasse gebaut. Sie alle tragen den Na- henunterschiede zwischen den marsianischen
men eines Insekts. So wurden die Firefly und Wohntürmen zu überbrücken und verstopfte
Ladybug bereits zerstört, während die Sand- Straßen zu meiden. Entsprechend haben sich
flea in Meepsoor, die Hornet in Parhoon und bereits Taxidienste entwickelt. Doch auch im
die Wasp in Syrtis Major dienen. Die Honey Militär wird mit diesen Geräten gearbeitet: So
Bee und Bumble Bee werden gerade gebaut. gibt es Kommandos, die in ihren „Throckies“
Daneben greifen die Briten gerade bei den feindliche Flugschiffe entern sollen. Noch ist
größeren Luft-Kreuzern aber auch auf altbe- diese Taktik aber nicht ernsthaft schlachter-
währte Namen ihrer Schiffsbautradition zu- probt.
rück. So wachen unter anderem Schiffe wie
die Dauntless und die Triumph, demnächst Fahrzeuge Größe Abw Strk Tempo
auch die Victory und die Vindication, über Aufklärungsflieger 2 6 7 30
Syrtis Major. Throckmorton-Gefährt 0 5 4 Str+1
Man Bes Pass Preis Gewicht
+1 1 1 1.000£ 5t
+1 1 0 100£ 150kg
50
 Ausgabe 9 • 2016 Kriege auf dem Mars

General Sir George Willis, Anführer Sekundäre Attribute Die Oenotrier

der britischen Truppen Größe 0 Initiative 6 Oenotria sieht keinen Weg, aus dem politischen
Die Liste der Schlachten, in denen der 1823 in Bewegung 5 Abwehr 7 Desaster herauszukommen, das der Krieg an-
Sopley in Hamshire geborene Offizier in sei- Wahrnehmung 9 Betäubt 5 gerichtet hat: Obwohl sie mit 75.000 Soldaten
nem Leben gekämpft hat, ist lang. Seit 1841 ist Fertigkeiten Basis Stufen Wert Ø zahlenmäßig überlegen sind, setzen Verluste
er als Offizier im britischen Militär tätig. Schon Bürokratie 4 4 8 (4) und Misserfolge das Reich unter extremen Er-
im Krimkrieg führte er eine Grenadierkompa- Bürokr. Militär 4 5 9 (4+) folgs- und Zeitdruck, zumal sie wissen, dass
nie, danach übernahm er das Kommando über Diplomatie 3 3 6 (3) die Ankunft von 5.000 weiteren bestens aus-
das Royal Warwickshire Fusiliers Regiment Einschüchtern 3 4 7 (3+) gerüsteten „Roten Teufeln“ ihr Ende bedeuten
und durchlief eine vorbildliche Offizierskar- Einsch. Befehle 3 5 8 (4) würde. In ihrem Ehrempfinden jedoch wird al-
riere. Anfang der 1880er führte er Truppen Geschütze 4 2 6 (3) les außer einem Sieg, selbst ein gutes Friedens-
im Ägypten-Feldzug und wurde schließlich Nahkampf 3 3 6 (3) abkommen, als Schwäche und Niederlage an-
als General auf den Roten Planeten versetzt, Schusswaffen 5 5 10 (5) gesehen, welche die Koalition der sechs Städte
wo seine Fähigkeiten bald gebraucht wurden: Reiten 2 4 6 (3) auseinanderreißen würde. Derzeit forschen
Der als vorsichtig, sorgfältig und besonnen Überleben 4 2 6 (3) Priester-Wissenschaftler des Reiches mit vol-
geltende General stand kurz vor seinem Ru- Talente ler Kraft nach antiken Geheimnissen, die eine
hestand, als der Oenotrische Krieg ausbrach. Anführer 2, Gefahreninstinkt, Überzeugter Angriff Waffe gegen die Briten darstellen könnten. Der
Nach ersten Siegen verharrt er gelassen bei (Schusswaffen), Zäher Hund Glaube an eine Wunderwaffe führt zur Bün-
seiner Strategie, auf Nachschub zu warten, Ressourcen delung von Ressourcen, was durch zahlreiche
bevor er weitere Vorstöße unternimmt, denn Abstammung 2, Beziehungen 4, Gefolge 4, Rang 3, archäologische Ausgrabungen, Spionage in
übereilte, eifrige Aktionen sind nicht seine Ruhm 1, Vermögen 2 den Bibliotheken marsianischer Städte und
Art. Schwächen der Errichtung von Testlaboren führt. Tatsäch-
Rechthaberisch lich könnten die Oenotrier mächtige Artefakte
Archetyp Motivation Stil Waffe Wert Größe Angriff Ø und wertvolles Wissen erhalten, wodurch eine
Offizier Ehre 5 Säbel 3T 0 9T (4+) T erfolgversprechende Offensive möglich wird,
Gönner Gesundheit Webley Mk. 1 3T 0 13T (6+) T zumal sie nun die Taktiken der Briten kennen,
4 10 Sprachen darauf reagieren und sie imitieren können.
Primäre Attribute Englisch, Deutsch, Koline In Oenotria herrscht eine Wehrpflicht von
Konstitution 5 Charisma 3 einem (Mars)jahr für alle Männer und Frauen.
Geschicklichkeit 2 Intelligenz 4 Die ganze Gesellschaft ist durch Sport und
Stärke 3 Willenskraft 6 andere Bürgerpflichten auf Wehrfähigkeit
ausgerichtet, Adelige werden dabei zu Offizie-

51
 Ausgabe 9 • 2016
ren ausgebildet. Das Oenotrische Reich kann
deshalb eine große, disziplinierte Armee auf-
stellen. Legendär sind die mit den berühmten
Schildflinten ausgerüsteten Sturmtruppen, die
bis zum Krieg mit den Briten sogar als unbe-
siegbar galten.
Die Oenotrische Kriegsflotte
Oenotria hat keine imperiale Flotte in dem
Sinne. Stattdessen unterhält jeder der sechs
Stadtstaaten des Reiches seine eigenen Trup-
pen, auch wenn sie im Krieg teilweise unter
gemeinsamen Oberbefehl gestellt werden.
Die Flotte ist in Schwadronen aufgeteilt, die
jeweils aus 4-6 Kriegsschiffen bestehen. Die
größeren Städte haben etwa je 5, die kleine-
ren je 3 Schwadronen. Schraubengaleeren und
Wolkenschiffe werden meist in getrennten
Schwadronen untergebracht.
Schwere Galeeren-Schwadronen werden um
Rumpfschlitzer-Galeeren herum aufgebaut
und von Endzeit- und Sturmschritt-Klassen
ergänzt, Schwere Wolkenschiff-Schwadronen
hingegen um Flüstertod-Wolkenschiffe, wo-
bei vor allem Blutbringer zur Unterstützung
eingesetzt werden. Gemeinsam bilden sie die
Haupt-Kampfflotten.
Leichte Galeeren-Schwadronen werden
im Kern von Himmelsstürmer-Galeeren ge-
bildet, Leichte Wolkenschiff-Schwadro-
nen von Flinkholz-Wolkenschiffen. Sie
dienen als Eskort-Konvois für Handels-
Kriege auf dem Mars
flotten oder als Verstärkung der Kampfreihen.
Verteidigungs-Schwadronen schließlich be-
stehen im Kern meist aus Kleiner Vogel-Ga-
leeren und werden entweder zur Stadtver-
teidigung oder als fliegende Artillerie zur
Unterstützung von Bodentruppen eingesetzt.
Zivile Schiffe des Typs Warme Brise werden
zusätzlich bewaffnet und ebenfalls im Kampf
eingesetzt.
Im Laufe des Krieges entwickeln die Oenotrier
unter anderem mit dem Himmlischen Schützen
und Himmelsfürst (Schwere Wolkenschiffe) so-
wie der Himmelsfeuer und dem Himmelsstür-
mer (Schwere Galeeren) mehrere neue Schiffs-
typen, die vor allem in den Kampfverbänden
der Stadt Oenotria kämpfen.
Namen Oenotrischer Kampfverbände
Oenotrische Schwadronen tragen martia-
lische, poetische Namen, die von den Briten
ins Englische übersetzt wurden und häufig
den gnadenlosen und fanatischen Charakter
Oenotrias, seiner Religion und Kämpfer un-
terstreichen.
Die britischen Soldaten haben gehörigen
Respekt vor den berüchtigten leichten Wol-
kenschiffen der Klingentänzer-Schwadron
aus Oenotria, ebenso vor den schweren
Schiffen des Banners der Goldenen Sonne,
des Feuerblutbanners aus Astrapsk oder der
Schwingen der Rache Deltotons.
Namen wie die Mauer des letzten Wider-
stands und die Unverrückbare Bastion für
Verteidigungsschwadronen zeigen hinge-
gen, dass die Oenotrier in ihrer Heimat auf
Durchhalteparolen setzen und ihren Kampf
als einen verzweifelten wahrnehmen – den
sie aber bis zum Ende zu fechten bereit sind!
Unter den zu Flotten zusammengefassten
Schwadronen sind vor allem die Bergsturz
(Haupt-Kriegsflotte des oenotrischen Rei-
ches), die Skrill-Späher (Unterstützungsflot-
te der Truppen vor Avenel) sowie die Feu-
eraxt (Verteidigung Croceas und berüchtigt
für zahlreiche Überfälle auf britische Han-
delsschiffe) bekannt.
Utumaan Quatlatlani, Freibeuter im
Dienste Oenotrias
Der leidenschaftliche Tüftler Quatlatlani wäre
vielleicht ein bedeutender marsianischer Er-
finder geworden, wäre er nicht als Kind ent-
führt und in die Sklaverei auf eine Plantage bei
Afirenz verkauft worden. Doch der Junge be-
saß einen unbändigen Lebenswillen. Es gelang
ihm zu fliehen und sich einer Luftschiffbe-
satzung anzuschließen. In den letzten dreißig
Erdenjahren arbeitete sich Quatlatlani vom
einfachen Matrosen bis zum meist geschätzten
– oder gefürchteten – Wolkenkapitän der Shi-
stomik-Berge empor.
52
 Ausgabe 9 • 2016 Kriege auf dem Mars

Äußerlich bleibt der stattliche, wenn auch für Primäre Attribute Waffe Wert Größe Angriff Ø
einen Marsianer etwas kurz geratene, Freibeu- Geschicklichkeit 3 Intelligenz 5 Bogen 2T 0 6T (3) T
ter stets gelassen. An seinem Gesicht lässt sich Stärke 2 Willenskraft 4 Enterspieß 3T 0 8T (4) T
keine Regung ablesen. Im Gegenteil: Quat- Sekundäre Attribute Schlag 0N 0 3N (1+) N
latlanis stechend blaue Augen studieren den Größe 0 Initiative 8 Sprachen
Blick seines Gegenübers intensiv und scheinen Bewegung 5 Abwehr 6 Hespesianisch, Koline, Parhooni
bis zu dessen Seele vordringen zu können. Der Wahrnehmung 11** Betäubt 3
Mann strahlt eine väterliche Autorität aus, die Fertigkeiten Basis Stufen Wert Ø
ihm die Loyalität seiner Besatzung sichert und Bühnenkunst 5 1 6 (3) Szenario-Vorschlag: Die Brücke
seine Feinde verunsichert. Erst beim zweiten Diplomatie 5 4 9 (4+) von Avenel
Hinsehen merkt man, dass das ansehnliche Einschüchtern 5 1 6 (3)
Gesicht von Narben gezeichnet ist, die Quat- Empathie 5 2 7 (3+) Es ist die Zeit der Hochflut und die Fronten im
latlani nicht verbirgt, sondern mit blutroter Gassenwissen 5 2 7 (3+) britisch-oenotrischen Krieg sind festgefahren,
Farbe noch dezent unterstreicht. Geschütze 5 3 8 (4) bis das Wasser abläuft. Eine der wenigen Ver-
Längst schmiedet der Kapitän der Schwarzer Nahkampf 2 3 5 (2+) bindungen ist eine Brücke über den Kanal
Dolch, einer gänzlich schwarz angestrichenen, Schusswaffen 5 5 10 (5) südlich von Avenel, die vom Feind (egal wel-
schwer bewaffneten Schraubengaleere aus Hndw. Mechanik 5 1 6 (3) chem) gehalten wird. Sie soll in einem Überra-
der Werft in Sirenia, im Geheimen an einer Heimlichkeit 3 2 5 (2+) schungsangriff erobert werden. Im Schutz der
fragwürdigen Allianz verschiedenster Interes- Ingenieurswesen 5 3 8 (4) Nacht sollen Soldaten mit Flugschiffen auf der
sengruppen, mit dem Ziel, in Karkarham eine Prim. Fernkampf 3 1 4 (2) Brücke abgesetzt werden und sie so im Hand-
anti-britische Regierung einzusetzen. Er ver- Spez. Fahrzeuge 3 4 7 (3+) streich nehmen.
abscheut die Kolonisten und hat die rotunifor- (Flugschiffe) Natürlich geht alles schief. Es sind mehr Feinde
mierten Soldaten und jene Roten Kapitäne, die Sportlichkeit 2 1 3 (1+) auf der Brücke als erwartet, und dazu wurden
ihnen dienen, zu seinen persönlichen Feinden Überleben 5 2 7 (3+) moderne MGs postiert, die die Flugschiffe in
erklärt. Waffenlos 2 1 3 (1+) Fetzen schießen, so dass sie rund um die Brü-
Talente cke verstreut landen müssen. Der gut geplante
Archetyp Motivation Stil Anführer 2, Aufmerksamkeit 1, Gutaussehend 1 Überraschungsangriff wird zu einem blutigen
Abenteurer Ehre 3 Ressourcen Spießrutenlauf.
Gönner Gesundheit Artefakt 4 (Flugschiff), Beziehungen 4, Gefolge 5, Ihre Spielgruppe ist mittendrin und muss das
4 7 Ruhm 2, Vermögen 2 Desaster doch noch zu ihren Gunsten wenden.
Primäre Attribute Schwächen Findet sie einen Weg, irgendwie an die geg-
Konstitution 3 Charisma 5* Reformer nerische Stellung heranzukommen? Das ab-

53
 Ausgabe 9 • 2016
gestürzte Throckmorton-Gefährt könnte man
womöglich nutzen. Und haben die Kanalbauer
nicht damals einen versteckten Wartungsgang
im Kanal angelegt, über den man ganz nah an
sein Ziel gelangen könnte?
Der Coprates-Konflikt
Das „Westliche Meeresbecken“ oder zumin-
dest der Coprates-Grabenbruch wird von
einem erbitterten Guerilla-Krieg dominiert.
Die belgischen Besitzer des AIP haben die drei
Stadtstaaten des Coprates erobert und knech-
ten die eingeborene Bevölkerung auf K’Chem-
mu-Plantagen, doch mehrere Rebellengrup-
pen, teils mit Unterstützung aus den USA und
vom Stadtstaat Nectar, bekämpfen die Besat-
zer. Mehr Informationen über die beteiligten
Parteien erhalten Sie im Quellenband „Der
Mars“.
Bei diesem Konflikt sind es die Marsianer, die
sich – als freiheitsliebende Rebellen oder bru-
tale Rächer – gegen die Besatzer wehren, so-
dass sich ein interessanter Perspektivwechsel
beim bekannten Motiv der „Alienbesatzer“ im
Stile von Krieg der Welten, V – Die Besu-
cher oder Falling Skies ergibt – mit Marsi-
anern, die sich gegen die technisch über-
lege, ausbeuterische und gewissenlose
Menschheit wehren müssen!
Kriege auf dem Mars
Die Belgier
Seit König Leopold II 1876 mit der AIP (Associ-
ation Internationale des Planètes) den Mars zu-
nächst erkundet und bald wirtschaftlich aus-
zuschlachten begonnen hat, treten die Belgier
als Besatzer des Coprates-Grabenbruchs auf.
Nacheinander haben sie die drei Stadtstaaten
Melas, Neu-Amsterdam und Copratia sowie
alle Dörfer dazwischen erobert und das Gebiet
eine Obere und eine Nieder Coprates-Republik
aufgeteilt, erster unter dem Monopol des AIP
stehend, zweitere direkt vom König beherrscht
und wirtschaftlich auch für andere Kolonial-
mächte offenstehend.
Obere Coprates Republik
Die Armee des AIP besteht aus 5 Regi-
mentern der Belgischen Legion (Söldner
und Glücksritter) sowie Polizeikräften und
einigen erbeuteten marsianischen Luftschif-
fen. Hinzu kommen Infanterie-Regimenter
zwangsverpflichteter Kanalmarsianer unter
belgischen Offizieren sowie berittene Hü-
gelmarsianische Söldner.
Candor - Neu Amsterdam Kanal
Ein halbes Regiment der Legion ist bei
Oo-Taren an diesem Kanal nach Candor
stationiert. Außerhalb des Coprates Gra-
benbruchs verläuft zwischen Karaan (mit
Truppen Candors) und Oo-Taren (durch die
Belgier besetzt) die Grenze zwischen der
Oberen Coprates Republik und Candor, das
die Expansion der Belgier kritisch beäugt.
Bei Uri-Babaat gelangt das Wasser durch
eine gewaltige Schleuse (eines der größten
erhaltenen Wunderwerke der Kanalbauer)
ins Coprates, wo es sich von Neu Amster-
dam aus verteilt. Die Belgier müssen sich
mit den Kanalpriestern arrangieren, um die
Schleuse instandzuhalten. Einige Priester
kooperieren, doch nicht selten schleusen sie
auch Rebellen hinein oder geflohene Skla-
ven heraus.
Neu Amsterdam - Melas - Copratia Ka-
nal
Die Legion ist mit je einem Regiment in
Neu Amsterdam und Melas sowie einem
entlang des Neu Amsterdam - Melas Kanals
und einem halben entlang des Melas - Co-
pratia Kanals stationiert. Der Kanal fließt
durch eine atemberaubende Landschaft,
links die gewaltigen Felswände des Graben-
bruchs, rechts ausgedehnte Waldgebiete.
Umso schrecklicher ist der Kontrast zu den
K’Chemmu-Plantagen: Belgische Soldaten
lassen Marsianer unter unmenschlichen
Bedingungen schuften und Galgen mit Auf-
ständischen stehen zur Warnung am Ufer.
Städte wie Lo-Lo-Sang oder Oo-Nanti sind zu
Sklavenpferchen geworden. Fäulnisgeruch,
54
 Ausgabe 9 • 2016
die Schüsse der Erschießungskommandos
und Klagegesang hängen in der schwülen
Luft wie ein Leichentuch. An Melas vorüber
bis Oo-Mee-Abaat sind solche Bilder stets
präsent. Hinter der Biegung des Kanals ab
Chop wird das Land karger, der Anblick des
Elends aber seltener.
Neu Amsterdam - Copratia Kanal
Auf diesem Kanal ist ein Regiment der Bel-
gischen Legion stationiert. Die Rebellen
der Völkerfront von Po-Poo-Hanna-Kitai
zu Transton sind hier besonders aktiv und
dringen aus den Syria-Steppen vor. In Ko-
raaba haben sie verbündete Flussschiffer,
die sie tiefer ins Land bringen. Das gesamte
Nachbardorf Nya-Narang wurde als Straf-
maßnahme erschossen. Ab Qua-Nanti er-
blickt man weniger Gräuel, denn hier geht
die Obere in die Niedere Coprates-Republik
über, in der die Behandlung der Marsianer
etwas humaner ist. Hinter Amraan südlich
von Melas wird das Land karger.
Niedere Coprates Republik
Copratia - Nectar Kanal
Hier dienen dem König drei Regi-
menter Belgische Ligne Infanterie
in Copratia und am Kanal in Richtung
Nectar, sowie einige Dampf-Kanonen-
boote, die in Copratia stationiert sind.
Kriege auf dem Mars
Die Marsianischen Rebellen
Der AIP hat zwar die Macht im Coprates-Gra-
benbruch, doch bestehen Reste der Armeen
der Stadtstaaten fort, die einen Guerilla-Krieg
gegen die verhassten Besatzer führen.
Die erste und eine der größten Gruppe sind die
rund 1.000 Freischärler von Melas: Freiwil-
lige, die sich um Graf Ak-Jo-Taar gesammelt
und ihre Unterschlupfe in den Bergen nördlich
von Melas haben. Durch Sabotage und Gueril-
la-Angriffe setzen sie den Besatzern von Melas
zu.
Die auf den ersten Blick friedlichste Rebellen-
gruppe sind die aus Copratia geflohenen
Nectar-Exilanten unter ihrem Exilprinz Mal-
ga-par. Sie hoffen auf eine Rückeroberung Co-
pratias und haben als militärischen die Rache-
truppen von Melas Lacus gegründet.
Miteinander befeindet sind die Völkerfront
von Po-Poo-Hanna-Kitai zu Transton und
das Bergvölkerbündnis von Po-Poo-Han-
na-Kitai. Beide wurden von Flüchtlingen aus
Neu Amsterdam gegründet. Während sich die
Völkerfront aber mit Hügelmarsianer-Stäm-
men aus der Syria-Steppe in Transton arran-
giert hat und als gemäßigter gilt und von den
Amerikanern unterstütz wird, hat sich das
Bergvölkerbündnis in den Bergen im Norden
mit Hochlandmarsianern verbündet und ist
nicht eben zimperlich, was Tote und Kollate-
ralschäden unter „Kollaborateuren“ angeht.
Szenario-Vorschlag: Inglorious
Martians
Die Charaktere werden als marsianische Re-
bellen oder menschliche Sympathisanten und
Lieferanten von Ausrüstung und Waffen mehr
oder weniger freiwillig in Anschlagspläne ei-
ner der Rebellengruppen auf einen AIP Direk-
tor involviert, z. B. über die Freischärler von
Melas gegen Direktor Georges Flamandes in
Melas.
Der Weg zum Ort des Anschlags erfolgt über
eine als K’Chemmu-Transport getarnte Kanal-
fahrt, bei der die Aktion mehrmals aufzufliegen
droht, wenn belgische Schiffe oder fliegende
Dampfboote die Fracht untersuchen wollen:
Versumpfte Seitenkanäle bieten Sichtschutz
und in versteckten Fächern im Boot können
Waffen und Sprengstoff versteckt werden.
Können sich die Charaktere den Kontrollen
irgendwie entwinden oder sich herausreden
oder landen sie vor einem Erschießungskom-
mando?
Ging die Fahrt gut, merkt man vor Ort, dass
eine andere, weitaus radikalere Rebellengrup-
pe ähnliche Pläne hat. Sie haben jedoch ein
defektes Stück antiker Marstechnik, einen
äußerst instabilen Energiespeicherkristall, in
die Hände bekommen, der kurz davor steht zu
detonieren und dabei ein ganzes Stadtviertel
einzuäschern. Auch sie wollen den Direktor
tot sehen. Dass dieser kurzfristig als Macht-
demonstration seinen öffentlichen Auftritt in
55
 Ausgabe 9 • 2016
ein Marsianerviertel verlegt hat und das Ar-
tefakt abertausende Marsianer töten wird, ist
der radikalen Gruppe offenbar nebensächlich.
Können die Charaktere dieses Dilemma lösen?
Das Blutige Viereck
Ein rein innermarsianischer Konflikt, der
schon seit dem Untergang von Seldons Impe-
rium tobt, ist der am sogenannten „Blutigen
Viereck“. Das Gebiet in der ohnehin weit abge-
legenen, unzivilisierten Südpolregion am Ran-
de des Bosporos-Meeresbeckens hat durch die
andauernden Kriege ihre technologischen und
kulturellen Leistungen schon lange eingebüßt.
Allerdings sind die Böden innerhalb des Ka-
nalvierecks von etwa 1.000 x 400 Kilometern
zwischen Solis Lacus, Alten, Ogygis und Lo-
grania sehr fruchtbar und machen es möglich,
Söldnerheere zu unterhalten. Die Dörfer darin
sind deshalb ständig entweder Ziel von Über-
fällen oder Besetzungen, Brandschatzung oder
marodierenden Banden, die für den einen oder
anderen der Kriegsherren kämpfen; in einst
großen Städten werden nur noch einzelne,
weniger verfallene Viertel bewohnt. Die
ganze Situation lässt selbst den Dreißig-
jährigen Krieg als gesittet und übersicht-
lich erscheinen.
Lediglich der 800 Jahre alte „Vertrag von
Nereidia“ schließt aus, dass in den Gebie-
Kriege auf dem Mars
ten außerhalb des Vierecks (also im Solus La-
cus und Bosporos) keine landwirtschaftlichen
Erzeugnisse erbeutet oder zerstört werden
dürfen, so dass der Nachschub stets bestehen
bleibt und der Kampf weitergeht.
Die einzelnen Stadtstaaten
Mehr zu den Parteien und ihrem Konflikt fin-
den Sie im Band „Der Mars“.
Alten ist mit dem Kanal nach Nectar günstig
gelegen, doch der Handel liegt darnieder. Der
Kanalprinz lässt sich als Gott des Lichts ver-
ehren und ernennt verdiente Soldaten zu Hei-
ligen seiner Kirche.
Die Handwerker von Logrania stellen köst-
liche Pulver und Öle aus Gewürzen her, kön-
nen es aber wegen der vielen Feinde kaum
handeln.
In Ogygis konkurriert der Kult der Schwarzen
Schädel mit seinen schwarz gerüsteten Solda-
ten mit dem Kanalprinzen der Stadt und beset-
zen mittlerweile mehr Viertel als er.
In Solis Lacus herrscht ein Feuerkult, der die
Ölvorkommen der nahen Sümpfe als heilig
verehrt, aber von dessen technischen Möglich-
keiten nichts ahnt.
Abonia ist nicht unmittelbar in die andau-
ernden Kämpfe verwickelt, führt seine Trup-
pen aber in die umliegenden Gebirge und ringt
mit den Hochlandmarsianern um Flugholz.
Szenario-Vorschlag: Marsianer, die
auf Bomben starren
In der Südpolregion ist das Wissen um alte
(und neue, irdische!) Technik nahezu unbe-
kannt und wird voller Aberglaube interpre-
tiert oder gar für „Magie“ gehalten. Die Cha-
raktere – seien es Marsianer oder menschliche
Forscher – geraten in ein friedliches Dorf im
Blutigen Viereck. Sie kommen in Kontakt mit
den Einheimischen und kriegen mit, dass die-
se in einem Tempel ein „Drachenei“ verehren,
das vor einigen Jahren vom Himmel fiel, als
eine „stinkende, dampfende Sandschwinge“
darüber flog. Seitdem glaubt man, dass daraus
dereinst eine Sandschwinge schlüpfen und das
Dorf retten werde.
Bis dahin aber muss ein Priester es unentwegt
im Auge behalten und wärmen, so dass sich
unter der Priesterschaft eine Art Schichtdienst
zur Brutpflege entwickelt hat. Falls Neugier
die Charaktere dazu treibt, einen Blick auf das
Artefakt zu werfen (Außenstehenden natürlich
verboten!), können sie es als Kabelmine iden-
tifizieren, die sich von einem – wahrscheinlich
belgischen – Dampfkanonenboot gelöst haben
muss, das einen Erkundungsflug aus dem Co-
prates-Grabenbruch hierhin unternommen
hat. Zum Glück detonierte sie damals nicht.
In der Nacht überfallen plötzlich Marodeure
eines beliebigen Kriegsfürsten, die von dem Ei
gehört haben, das Dorf. Sie treiben alle Bewoh-
ner einschließlich der Charaktere im Tempel
56
 Ausgabe 9 • 2016
zusammen und befehlen den Priestern, „die
Geburt der Sandschwinge einzuleiten“, um das
legendäre Tier als Waffe einzusetzen. Die wis-
senden Charaktere müssen voll Schreck mit
ansehen, wie die dazu gezwungenen Priester
sich mit Brecheisen an der Mine zu schaffen
machen! Können sie es irgendwie schaffen, die
abergläubischen Marodeure dazu zu bewegen,
dass die Dörfler und Priester aus dem Tempel
gebracht werden, „sonst kann die Geburt nie-
mals gelingen“? Schaffen Sie es, die Prophe-
zeiung der das Dorf rettenden Sandschwinge
gewissermaßen zu erfüllen, wenn die Mine
genau dann detoniert, wenn alle Dörfler samt
der fürsorglichen Brutpflege-Priester aus dem
Tempel geworfen wurden, während die Maro-
deure innen auf die Mine einprügeln?
Waffenhändler
Der folgende, spielfertige Archetyp kann für
das Spiel auf dem Mars, gerade auch in den
hier vorgestellten Szenarien, eingesetzt wer-
den.
„Zwanzig Gewehre wollt ihr haben… Na-
türlich kann ich welche besorgen. Aber
je schneller, desto höher der Preis. Extras
kosten immer. Dafür kann man mir ver-
trauen, und meine Ware ist immer erst-
klassig.“
Kriege auf dem Mars
Hintergrund
Waffen bringen niemanden um. Das eigent-
liche Töten übernimmt das Geschoss – und
natürlich derjenige, der den Abzug betätigt.
Natürlich handele ich mit Waffen, aber man
kann sich die Käufer auch aussuchen und so
dafür sorgen, dass kein Schindluder mit ihnen
getrieben wird.
Der Mars ist eine gefährliche Gegend, auch
wenn das auf der Erde nicht so publik gemacht
wird. Hier gibt es aber allerlei Gefahren, die
auf einen warten: Angefangen bei irgend-
welchen Marsianern, die fernab der Zivilisa-
tion leben und nur darauf warten, ein paar
Erdlinge in ihre Klauen zu bekommen und
dann abzuschlachten, bis hin zu fremdartigen
Biestern, die in den Steppen herumlaufen oder
sich nachts ihre Opfer suchen. Gegen solche
Gefahren muss man sich verteidigen, nur sind
geeignete Werkzeuge dafür schwer zu bekom-
men – und an der Stelle komme ich ins Spiel.
Ich befriedige nur das Bedürfnis nach Schutz
und Sicherheit. Ich maße mir kein Urteil über
meine Kunden an. Wer meint, er müsse sich
besser schützen oder ein Problem mit einer
Waffe lösen, der soll das machen. Weder schaf-
fe ich noch löse ich Probleme, noch ergreife
ich offen für eine Seite Partei. Ich beschaffe le-
diglich die gewünschten Mittel. Das heißt aber
nicht, dass ich kein Gewissen besitze. Jeder hat
ein Gewissen, und unter uns beiden: Natürlich
nehme ich nicht jeden als Kunden an. Auch
bekommt nicht jeder seine Ware gleichschnell
und es zahlt auch nicht jeder denselben Preis.
Aber das kann ich ja nicht laut verkünden. Das
wäre schlecht für das Geschäft.
Natürlich weiß ich eine Menge über Waffen.
Die entsprechende Ausbildung habe ich beim
Militär bekommen – und die kann sich sehen
lassen. Kampferfahrung habe ich auch, denn
schließlich muss man wissen, was seine Ware
leisten oder anrichten kann. Aber meine aktive
Zeit ist nun vorbei. Anders als andere bin ich
nicht unehrenhaft entlassen worden, sondern
habe einen regulären Abschied bekommen.
Daher habe ich auch noch meine alten Kon-
takte, denn wo sonst käme ich an so manche
Rarität heran? Heute habe ich ein großes Netz-
werk, so dass ich in allen großen Städten auf
dem Mars meine Kunden habe. Nur so kann
man seine Ware an den Mann bringen. Denn
die Waffen müssen auch transportiert werden,
lokale Sicherheitsbehörden wollen umgangen
werden… Das nimmt alles Planung, Zeit und
auch Geld in Anspruch. Es ist ja nicht so, als
wenn ich das gesamte Geld für mich behalten
könnte.
Rollenspiel
Sie sind ein Pragmatiker und erwarten vom
Leben keine Geschenke. Sie wissen besser als
viele andere, dass man sich seinen beschei-
denen Reichtum hart erarbeiten muss. Von
wilden Versprechungen halten Sie nichts. Als
57
 Ausgabe 9 • 2016 Kriege auf dem Mars

Mann der Tat haben Sie keine Probleme da- Sekundäre Attribute
mit, sich die Hände schmutzig zu machen und Größe 0 Initiative 6 Der Mars
Achtung - der Artikel erscheint voraussichtlich im Fe-
ihre Stellung zu behaupten. Waffenhandel ist Bewegung 5 Abwehr 5
bruar/März 2016 und ist derzeit noch nicht lieferbar!
mitunter ein schmutziges Geschäft, das ist Ih- Wahrnehmung 6 Betäubt 2
nen bewusst. Auch haben Sie keine Schwierig- Fertigkeiten Basis Stufen Wert Ø Seit Teleskope es ermöglichen, beobachtet der Mensch
keiten damit, dass Ihre Waffen zu Toten führen Diplomatie 3 2 5 (2+) die Oberfläche des Mars mit ihren gewaltigen Kanal-
– solange es in Ihren Augen keine Unschul- Dipl. Verhandl. 3 2 6 (3)
strukturen. Erst als Thomas Edison den Roten Planeten
digen sind, sondern Menschen, die es verdient betrat, lüftete sich das Geheimnis: Der Mars ist Heimat
Gassenwissen 2 4 6 (3) einer Kultur, deren Vorfahren die Kanäle anlegten. Sie
haben oder für eine gerechte Sache freiwillig Gw. Schwarzmarkt 2 4 7 (3+) verteilten damit das Wasser der Polkappen und retteten
ihr Leben gegeben haben. Heimlichkeit 3 2 5 (2+) so ihren sterbenden Planeten vor dem Unausweich-
Daher unterscheiden Sie sich in einem we- Schusswaffen 3 3 6 (3) lichen. Ihre Leistung ermöglichte ein Weiterleben der
sentlichen Aspekt von anderen Waffenhänd- Schwindeln 2 2 4 (2) Marsianer über Jahrzehntausende hinweg.
lern, die in der Tat nur auf den Profit aus sind. Überleben 2 1 3 (1+)
Diesen halten Sie gut verborgen, denn er ist Hardcover, ca. 200 Seiten Geb. VK: 34,95 € inkl. 7%
Talente MWSt
gleichzeitig Ihre größte Stärke wie auch Ihre Gefahreninstink, Glückspilz
größte Schwäche: Ihr Gewissen. Sie handeln
Ressourcen
nach festen Prinzipien, die Sie sich selbst
Beziehungen 1
aufgestellt haben und von denen nie jemand
Schwächen
anders erfahren darf. Denn Schwächen sind
Kriminell
in Ihrem Metier etwas, was man sich nicht
Waffe Wert Größe Angriff Ø
leisten kann. Gegenüber Ihren Kunden pflegen
Colt Peacemaker 3T 0 9T (3) T
Sie daher das Bild eines kaltherzigen Händlers,
Schrotflinte, abges. 4T 0 10T (5) T
auch wenn es in Ihnen anders ausschaut.
Sprachen

Archetyp Motivation Stil Gesundheit

Abenteurer Gewinn 3 5
Primäre Attribute
Konstitution 2 Charisma 2
Geschicklichkeit 3 Intelligenz 3
Stärke 2 Willenskraft 3

58
 Ausgabe 8 • 2016
Eine Geschichte der CSA und USA für Space 1889
von Dennis Koselowsky
1860
• John Cabell Breckinridge der Southern De-
mocrats unterliegt Abraham Lincoln.
1861
• Wahl von Jefferson Finis Davis zum 1. Präsi-
dent der CSA
• Beginn des „Krieges zwischen den Staaten“
mit der Beschießung von Fort Sumter
• Verlegung britischer Truppen an die kana-
dische Grenze und Einführung eines Ex-
portverbots durch Großbritannien nach der
Trent-Affäre
• Anerkennung des Kombattantenstatus des
Südens durch Großbritannien erhitzt die
Gemüter im US-Kongress
• erster Vorstoß der Union nach Süden schei-
tert am Bull Run
• USA sind in der Lage, neben Weizen, Stahl
und Kohle auf eigene Rechnung zu ex-
portieren
1862
• Jefferson Davis nimmt offiziell die Re-
gierungsgeschäfte im Weißen Haus in
Geschichte der CSA und USA
Richmond auf
• der Kongreß tritt ebenso in Richmond, im
Kapitol, zusammen; Abraham Lincoln unter-
zeichnet den Homestead Act, der tatkräftigen
Siedlern und Farmern 160 acres (0,65km²) an
Bundesland gewährt
• Abraham Lincoln erliegt einer Typhus-Er-
krankung
• US-Vize-Präsident Hannibal Hamlin über-
nimmt die Geschäfte
• Machtkampf zwischen Salmon Chase (Fi-
nanzen), Gideon Welles (Marine), Montgo-
mery Blair (Post), Edwin Stanton (Krieg),
Andrew Johnson (Gouverneur von Tennes-
see) und William Henry Seward (Äußeres)
für die Präsidentenwahlen 1864 entbrennt
• Halbinsel-Feldzug der Potomac-Armee der
Union scheitert; zweite Schlacht am Bull
Run verläuft verheerend für die Union
• General Robert E. Lee schlägt den typhus-
geschwächten George B. McClellan am An-
tietam entscheidend und führt seinen Mary-
land-Feldzug fort
• Nord-Virginien-Armee durchstreift Mary-
land, dringt nach Pennsylvanien vor und be-
droht in der Folge Washington, Philadelphia
und Baltimore
• CSA-Generalquartiermeister J. Gorgas reor-
ganisiert das Beschaffungswesen der CSA
• sein US-Gegenspieler Montgomery C. Meigs
ist die Graue Eminenz in Washington D.C.,
der die Armeen am Laufen hält
• CS-Navy (CSN) sendet Blockadebrecher und
Handelsstörer aus, die die Handelsmarine
der Union empfindlich treffen
• der US-Handel im Pazifik kommt nahezu
zum Erliegen
• steigende Versicherungsprämien zwingen
US-Schiffseigner zum Ausflaggen oder zum
Verkauf ihrer Schiffe an ausländische Ree-
dereien
• US-Navy verfügt über topausgebildete Mann-
schaften und Offiziere, aber zumeist über
veraltete Schiffe mit Breitseitenkanonen
• USA geben die ersten Greenbacks aus, legen
staatliche Pfandbriefe auf und führen zum
ersten Mal großflächig Steuern ein, um den
Krieg zu finanzieren
• erst 150 Mio. Dollar, dann 431 Mio. Dollar
insgesamt bis 1865 an Geld kommen in den
Wirtschaftskreislauf
1863
• Gen. Joseph E. Johnston gelingt es im Anschluß
das belagerte Vicksburg zu entsetzen und Maj.
Gen. Ulysses S. Grant und seine Tennessee-Ar-
mee aus Mississippi zu vertreiben
59
 Ausgabe 8 • 2016
• Großbritannien erkennt nach Vorschlag des
Premierministers Palmerston, des Außenmi-
nisters John Russel und des Schatzkanzlers
William Ewart Gladstone die CSA an
• die volle diplomatische Anerkennung der
CSA ist nach der vorherigen Zuerkennung
des Kombattantenstatus ein weiterer Tief-
schlag für die USA
• CSA entsenden Botschafter nach London,
Paris, St. Petersburg, Madrid, Lissabon,
Brüssel und weitere Städte. Außenminister
Robert Mercer Taliaferro Hunter gewinnt
Spanien als Bündnispartner für die CSA
• Spanien entsendet eine Delegation nach
Richmond
• Spanien gewährt Hafenrechte, Prisenrechte
und das Kohlebunkern für die CSN auf Kuba
und anderen Besitzungen
• Kampfhandlungen zwischen Union und
Konföderierten beschränken sich auf das
Mississippi-Tal und im Shenandoahtal in
Pennsylvanien
• Pemberton erobert New Orleans zurück
• Arlington und die Schanzen bei Falls Church,
beides Vororte Washingtons, werden mehr-
mals durch Gen. John C. Breckinridge
mit Artillerie beschossen
• auf Betreiben der Politiker Francis Pre-
ston Blair Senior und Clement Laird
Vallandigham wird die Hampton Road
Conference einberufen und erfolgreiche
Vorgespräche zwischen CSA und USA
Geschichte der CSA und USA
geführt
• CSA fordern ihre diplomatische Anerken-
nung, Unabhängigkeit und die Beibehaltung
der Sklaverei, die auch nach der bisherigen
Verfassung der USA nicht verboten ist
• Baumwollhunger Europas steigt nach der
Überproduktion von 1859/60 wieder an
1864
• General Order 14, auch Cleburne Act ge-
nannt, ermöglicht es Sklaven in die CS-Ar-
mee (ACSA) zu mustern, wodurch diese im
Gegenzug nach dreijähriger Dienstzeit ihre
Freiheit erlangen
• die dezimierte Armee der Südstaaten soll so
aufgefüllt werden
• der Cleburne Act gewährt aber auch ehema-
ligen Sklaven keine vollen Bürgerrechte (u.
a. kein Wahlrecht)
• ein Regiment männlicher schwarzer Sklaven
wird in Tennessee aufgestellt: 1st Tennesse
Infantry Regiment (African Descent)
• auch die freien Schwarzen von Louisiana
stellen ein Regiment auf: 9th Louisiana Regi-
ment Colored Troops)
• beide nehmen nicht an Kampfhandlungen
teil und sind eher als außenpolitisches Zei-
chen Richtung Großbritannien zu werten
• George B. McClellan verspricht der kriegs-
müden Bevölkerung des Nordens Frieden
mit dem Süden und wird gegen den Mitbe-
werber John Charles Frémont zum US-Präsi-
denten gewählt
• in Richmond beginnen die Friedensverhand-
lungen zwischen den USA und CSA
• Frankreich unter Napoleon III erkennt als
dritte große Nation die CSA an (im Gegen-
zug erkennen die CSA das neu installierte
Kaiserreich Mexiko an)
1865
• Friedensschluß unter Vermittlung Großbri-
tanniens und Frankreichs zwischen den CSA
und USA auf Grundlage der bisherigen ame-
rikanischen Verfassung
• Spanien, Rußland und Belgien entsenden
Beobachter
• Kentucky und Maryland treten den CSA bei
• Unionstruppen räumen den Süden
• Arizona-Territorium (südlicher Teil New
Mexikos) und Teile von Kansas südlich des
Arkansas River fallen an die CSA
• Colorado kommt zur Union
• nördliches New Mexiko soll als Territorium
neutral bleiben und kein Bundesstaat werden
• West-Virginien, Delaware und Missouri
schaffen als letzte Sklavenhalterstaaten der
Union diese Institution ab
• das Kriegsziel der Nordstaaten, die Union
wiederherzustellen, die Integrität der Repu-
blik zu wahren und die Südstaatenrebellion
zu beenden, wird nicht erreicht
60
 Ausgabe 8 • 2016
• den Südstaaten gelingt die Verteidigung der
Rechte der Einzelstaaten und ihrer Lebensart
• das Primat der Rechte der Gliedstaaten
bleibt bestehen
• die Zentralgewalt von Richmond ist in der
Folge geschwächt und die Einzelstaaten der
CSA sind gestärkt
• selbst Grenzstaaten mit wenig Baumwol-
lanbau und Sklavenhaltung sind eifrige
Verfechter und Bollwerke der CSA; nur die
festgeschriebene Ungleichheit der Schwar-
zen könne nach eigener Aussage die Lebens-
weise des Südens erhalten und die Sklaverei
bringe Freiheit, da sie die Sklaven vor den
wirtschaftlichen Härten des nördlichen aus-
beuterischen Fabrikwesens schütze
• CSA beginnen mit dem Bau von neuen
Sperrforts in den Appalachen und im Mis-
sissippi-Tal
• Sicherung der Chattanooga-Pforte
• Ausbau und Sicherung ehemaliger Bundes-
forts unter Fortsetzung der Monroe-Doktrin
(u. a. Fort Monroe, Sumter, St. Philip, Jack-
son, Pickens, Pensacola, Alcatraz verbleibt
bei der Union)
• US-Navy hebt die Blockade der süd-
lichen Küsten und Hafenstädte auf
• beschlagnahmte Unionsschiffe werden
für die Rückübereignung vorbereitet
oder Entschädigungen ausgehandelt
• Blockadehäfen wie Hamilton auf Ber-
muda, Nassau auf den Bahamas und
Geschichte der CSA und USA
Havannah auf Kuba erlebten einen Auf-
schwung und sind fortan zuverlässige Häfen
der Handels- und Kriegsmarine des Südens
1866
• Verlegung wichtiger US-Ministerien und
Archive nach Philadelphia (u. a. ins Po-
wel-Haus) und Baltimore
• der US-Präsident hat seinen Sitz nach wie
vor im Weißen Haus und der Kongreß tagt
weiterhin im Kapitol in Washington
• Nachkriegsdepression setzt durch Überan-
gebot und Nachfrageeinbruch im Norden ein
• die staatlichen US-bonds brechen ein
• Finanzminister Salmon P. Chase führt die
USA durch eine schwierige Wirtschaftsphase
• die Preise steigen zum Glück nur moderat
und das Währungssystem bleibt trotz Aus-
gabe von Papiergeld intakt
• Bündnisvertrag der CSA mit dem Kaiser-
reich Mexiko
• Wiederaufnahme des Baumwollexports durch
die Südstaaten gestaltet sich durch volle La-
gerhallen Großbritanniens und neue Mitbe-
werber aus Ägypten und den ostindischen
Inseln schwierig
• Reorganisation und Zentralisierung der
CS-Armee (ACSA) scheitert
• die reguläre Armee (Army of the Confederate
States of America oder ACSA) bleibt klein
und kümmert sich um die Offiziersausbil-
dung
• das Staatsmilizwesen und Freiwilligenver-
bände (Provisional Army of the Confederate
States oder PACS) unter Führung von vom
Präsidenten ernannter regulärer Offiziere
bleibt bestehen
• die Einzelstaaten geben nur widerstrebend
Regimenter an die Konföderationenebene ab
und ernennen daneben auch eigene Offiziere
• CSA entsenden Militärbeobachter nach Chi-
le und seinem Krieg mit der ehemaligen Ko-
lonialherrin Spanien (Guerra Hispano-Suda-
mericana)
• in Missouri und Kansas herrschen nach wie
vor Bürgerkriegszustände
• konföderierte Bushwhackers und unionis-
tische Jayhawkers führen einen Partisanen-
krieg
• Banden um William Clarke Quantrill, Bloo-
dy Bill Anderson und Jesse James verüben
Morde und Überfälle auf Unionisten und
Sklavereigegner bis in die späten 1880er
1867
• Wahl von Robert Edward Lee zum 2. Präsi-
denten der CSA
• Whigs und Southern Democrats streiten hef-
tig um den politischen Kurs der CSA
• USA erwerben durch William Seward für
7,2 Mio. Dollar Alaska vom russischen Za-
renreich und tragen so indirekt zur Bildung
61
 Ausgabe 8 • 2016
der kanadischen Konföderation und der
Aufnahme von British Columbia in das ka-
nadischen Dominium bei
• Großbritannien und die Western Union hat-
ten zuvor einen Kauf abgelehnt
• ein 15 Mio. Pfund Kredit der Rothschilds
drückt auf das russische Zarenreich, welches
einen Gebietsverlust ohne Kompensation
befürchtet
• Großbritannien ist um die Pazifikküste sei-
ner Kolonie und den Royal Navy-Stützpunkt
Esquimalt besorgt und verlegt das Haupt-
quartier der Pazifikflotte (Pacific Station)
von Valparaíso, Chile, dorthin
• Fortsetzung des Pacific Railroad Act in den
USA zur Belebung der Wirtschaft u. a. durch
die Union Pacific Railroad und die Utah &
Northern Railroad
• der Southern Railway Act vereinheitlicht
die Schienenmaße der CSA von 5 Fuß auf
4 Fuß 8,5 Zoll, verknüpft Schienenstränge
zwischen Chattanooga nach Atlanta und
Corinth nach Mobile, schafft neue Fernver-
bindungen zwischen Virginia und Arkansas
und beendet die im Bau befindliche Fernver-
bindung Montgomery nach Petersburg
• 9000 Meilen Schienen sollen auf 16000
Meilen in den nächsten Jahren erhöht
werden
• USA annektieren die Midway-Inseln
und die CSA im Gegenzug die Insel
Wake
Geschichte der CSA und USA
• University of the South in Sewanee feiert ihr
zehnjähriges Bestehen und etabliert sich ne-
ben der University of Virginia und dem Col-
lege of William & Mary im Süden
• Expeditionstruppen der CSA und Frankreich
werfen gemeinsam mit kaiserlich-mexika-
nischen Truppen einen Aufstand angefacht
von Präsident Benito Juárez und geleitet von
General Porfirio Diaz nieder
• Juarez und Diaz können entkommen
1868
• Robert E. Lee nimmt die Geschäfte auf
• Stephen A. Douglas wird zum US-Präsi-
denten gewählt
• Ausgleichszahlungen der CSA an die USA
für die Schäden konföderierter Kaperfah-
rer und Handelsstörer während des Bürger-
krieges
• die Schäden für die Handelsmarine der Uni-
on sind immens (schätzungsweise 20 Mio.
Dollar)
• Welthandelsbilanz verschiebt sich auf Dauer
zugunsten Großbritanniens
• Welthandelsanteile und Kapazitäten der US-
Handelsmarine durch Ausflaggung drama-
tisch gesunken und dauerhaft geschädigt
• 5% der Schiffstonnage der USA wurden ver-
senkt
• US-Handelsmarine in der Verfrachtung kein
Konkurrent mehr zur britischen Handels-
schiffahrt
• Ausbau des Virginia Military Institutes,
Lexington, und der South Carolina Military
Academy, „the Citadel“, in Charleston als
Gegengewicht zu West Point im Norden
• britische Kredite und Investitionen brin-
gen erste Impulse für die darniederliegende
Wirtschaft der CSA und stabilisieren den im
freien Fall befindlichen CS-Dollar (Hyper-
inflation durch ungebremste Geldausgabe
von bis zu 900 Mio. Dollar; ein Papierdollar
hatte zuletzt den Wert von 4 Cent in Gold)
• neben fast wertlosem Papiergeld werden
auch Briefmarken zur Bezahlung in der CSA
verwendet
• CSA bleiben ein verarmter Agrarstaat
• im Vergleich dazu ist in den Nordstaaten
ein gesteigerter Wohlstand eingetreten und
eine unabhängige freie und tatkräftige Wirt-
schaft entstanden, die allerlei Konsum- und
Luxusgüter herstellen kann; Weizenexporte
nach Europa kommen dazu
• im Süden herrscht hingegen eine Kom-
mandowirtschaft mit Preisfestsetzungen,
Requirierungen und ein reglementierter Ar-
beitsmarkt; die Durchschnittspreise sind 92-
mal höher als zu Beginn des Bürgerkrieges
• reiche Pflanzer und Großgrundbesitzer (v.
a. virginische Oligarchen) südlich der Ma-
son-Dixon-Linie mit großem politischem
Einfluß pflegen auf ihren Ante Bellum-Greek
Revival-Herrensitzen ihren Lebenstil und
62
 Ausgabe 8 • 2016
ahmen britische Landlords und Adlige nach
• gut drei Dutzend superreiche Pflanzer der
CSA besitzen über 500 Sklaven; 4000 Pflan-
zer besitzen 100 Sklaven und mehr; 50000
Pflanzer besitzen 20 Sklaven und mehr; ver-
armte Subsistenz-Kleinbauern besitzen oft
nur zwei oder gar keine Sklaven; der durch-
schnittliche Johnny Reb der Südstaaten ist
meist verarmt und lebt von der Hand in den
Mund (Mais und Schweinezucht); Billy Yank
im Norden schuftet in den Fabriken und
wird oft genug ausgebeutet
1869
• Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu
Brasilien und Abschluß mehrerer Handels-
abkommen
• Aufstellung einer Flotte von Ironclads auf
Betreiben von Secretary of the Navy Stephen
Mallory, um die Küste vor der mächtigen US
Navy zu schützen (Coastal Defense Act)
• CSS Virginia und CSS Stonewall, die in Bor-
deaux gebaut wurde, dienen als Vorbild
• der Seekriegsschule in Fort Darling kommt
eine neue Bedeutung zu
• Confederate States Marine Corps (CSMC)
aus Camp Beall auf Drewry‘s Bluff und
der Gosport-Schiffswerft in Norfolk,
Virginia, übernimmt den Schutz der
Botschaften im Ausland
• Nachkriegsdepression in den USA
Geschichte der CSA und USA
klingt ab; Konsumentennachfrage steigt ra-
sant
1870
• Thomas Alva Edison und Jack Armstrong
fliegen zum Mars;
• John D. Rockefeller organisiert seine Unter-
nehmungen in der Standard Oil neu
• CS-Dollar erholt sich langsam nach starker
Entwertung in der Kriegszeit und einer Hy-
perinflation von 9000% unter Finanzminister
Christopher Memminger durch staatliche
Pfandbriefe (u. a. auf Baumwollernten ge-
stützt, Volumen von 175 Mio. Dollar), Zölle
neue Steuern (u. a. Baumwollexportsteu-
er) und Pauschbeträge der Gliedstaaten an
Richmond; eine Papierwährung gab es vor
dem Krieg nicht; das Geldvermögen belief
sich in den CSA nur auf 30 Mio. Golddollar
(USA: 250 Mio. Golddollar)
• Heilmittel gegen Leiden aller Art im Süden:
Opium, Strychnin, Kalomel, Whisky, Chi-
nin, Terpentin, Hirschhornsalz, Blaue Masse
(Quecksilber-Kreidepille)
1871
• Seit der endgültigen Unabhängigkeit Mexi-
kos von Spanien 1821 häufen sich die Raub-
züge der Apachen wieder und weiten sich
1871 unter Binu-ya zu einem regelrechten
Krieg mit Mexiko, Texas und verfeindeten
Stämmen aus, der die Aufmerksamkeit der
CS-Armee verlangt
• gleichzeitig erheben sich Cheyenne, Sioux
und Kiowa und fordern die US-Armee unter
General Sheridan heraus
• CSA und Spanien werden nach Abzug Fran-
kreichs neue Schutzmacht von Mexiko
• Clipperton-Inseln verbleiben bei Frankreich
• CSA bricht Kontakt zur französischen Regie-
rung in Paris ab und entsendet Botschafter
nach Algier
• Anerkennung der CSA durch Deutschland
• Übernahme u. a. des Gewehrs Snider-Enfield
M1866 und Spanish Remington M1868 durch
die ACSA und Aussonderung veralteter Vor-
derlader
1872
• Horathio Seymor wird in den USA zum Prä-
sidenten gewählt
• CSA beginnen mit dem Aufbau einer ernst-
zunehmenden Hochseeflotte (Naval Defen-
se Act); wichtige Hafenstädte und Schiffs-
werften: Richmond, Norfolk, Wilmington,
Charleston, Savannah, Jacksonville, Pensa-
cola, Selma, Mobile, Shreveport und New
Orleans;
• Aufstand der Comanche unter Isa-Tai bricht
aus; auch sie bedrohen Texas, Arizona und
New Mexiko
63
 Ausgabe 8 • 2016
• Railroad Shareholder-Skandal um die Teil-
habe reicher Pflanzer aus den Südstaaten
an den Eisenbahngesellschaften der USA er-
schüttert das politische Washington
1873
• Wahl von John Cabell Breckinridge zum 3.
Präsidenten der CSA
• Wirtschaftsmacht der USA unter Seymor
steigt beachtlich
• Southern Kansas tritt nach Volksentscheid
wieder der Union bei
• Einführung des Tredegar Rifle Pattern 1873
als Standardgewehr des Südens
1874
• John Breckinridge nimmt die Geschäfte auf
• Großteil der Bürgerkriegsheere wird demo-
bilisiert und die Staatsgrenze zwischen den
USA und CSA demilitarisiert
1875
• Das vom Bankrott bedrohte Kaiserreich
von Mexiko gewährt den beiden Staa-
ten Baja California und Sonora gegen
Ausgleichszahlungen (4 und 5 Mill.
Dollar) den Beitritt zu den CSA
• „Marsch zum Pazifik“ der CSA ist abge-
schlossen; Guaymas wird zum großen
Geschichte der CSA und USA
Pazifik-Hafen ausgebaut; mexikanische Lie-
gerechte bleiben bestehen
• Beseitigung der Kriegsschäden des Südens
offiziell abgeschlossen
1876
• Winfield Scott Hancock wird in den USA
zum Präsidenten gewählt
• Sioux siegen am Little Big Horn gegen Ge-
neral Custer; Black Hill Kriege setzen sich
fort
• Sklavenaufstand unter Roy Powell in Al-
abama wird niedergeworfen; Arbeiterstreik,
beginnend in Mobile, legt den Deep South
lahm
1877
• Zum Ausgleich von Kriegsschäden u. a.
durch US-Maj.Gen. William T. Sherman,
wird den CSA endgültig Arizona zugespro-
chen
• Stapellauf und Indienststellung der ozean-
tauglichen CSS Louisiana als erstem gepan-
zertem Eisenrumpf-Schiff mit Dampfma-
schine und Bemastung der CS-Navy (CSN)
in Selma
• Eisenbahner- und Kohlebergarbeiterstreiks
 erschüttern die USA
• Gewinne aus dem Kohlegeschäft landen in
den Tresoren monopolistischer Trust Com-
panies und deren Treuhänder
1878
• Südkalifornien mit der kleinen Grenzstadt
Los Angeles tritt per Volksentscheid unter
Zustimmung der USA als Schadensersatz
ebenfalls den CSA bei
• Nordkalifornien mit San Francisco bleibt
spanisch beeinflußt und in der Entwicklung
zurück
• Johann Sutter und sein Neu-Helvetien-Pro-
jekt bewirtschaften Nordkalifornien land-
und forstwirtschaftlich
• Baubeginn der Eisenbahnverbindung Texas-
Südkalifornien
• USA antworten mit ihrer Colorado-Ore-
gon-Verbindung
1879
• Wahl James Longstreet zum 4. Präsidenten
der CSA
• Eisenbahner- und Textilarbeiterstreiks legen
die USA lahm
• erneuter Aufstand unter General Porfirio
Diaz in Mexiko; Truppen der Südstaaten rü-
cken in Chihuahua ein und zerstreuen die
Rebellenarmee
64
 Ausgabe 8 • 2016
1880
• James Longstreet nimmt die Geschäfte auf
• Fredrik W. Seward wird in den USA zum
Präsidenten gewählt
• Longstreet initiiert das Mars- und Ve-
nus-Programm der CSA
• Erwerb eines Armstrong-Ätherantriebs
und Konstruktion eines Ätherflugschiffes
zusammen mit französischen Experten aus
Flugholz zum Warentransport
1881
• USA legen ein großes Ätherflugschiffpro-
gramm unter Verwendung neuester Edi-
son-Ätherpropeller auf (Ether Defense Act),
um zur führenden Äthernation zu werden
1882
• Übernahme der französischen De Bange 90
mm und 155mm Feld- und Belagerungska-
none für die CS-Armee (ACSA) und Ausson-
derung alter Napoleon- und Parrot-Kanonen
und Rodman-Geschütze der Bürgerkriegszeit
• industrielle Entwicklung und Kapital-
bildung in den CSA nehmen an Fahrt
auf
• Georgia, Alabama und die Carolinas
werden zum Zentrum der Entwicklung
• Banken- und Börsenwesen beginnt sich
zu entwickeln;
Geschichte der CSA und USA
• Agrarian Development Act reorganisiert die
Landwirtschaft und stärkt weitere Nutz-
pflanzen neben der Baumwolle (u. a. Reis,
Mais, Zuckerrohr, Tabak, Indigo, Süßkartof-
feln, Wassermelonen, Okra, Yams)
• King Cotton aus dem Black Belt des Südens
steht nach wie vor unter wirtschaftlichem
Druck durch ägyptische und ostindische
Konkurrenz
1883
• Einfuhr moderner britischer Gatling-Re-
petierkanonen Pattern 1881, Norden-
feldt-Mitrailleusen und Gardner-Repetierka-
nonen, die über Irland geschmuggelt werden
1884
• CS-Präsident Longstreet vermittelt erfolg-
reich im Salpeterkrieg zwischen Chile, Peru
und Bolivien
• CSA schließen einen Bündnisvertrag mit
Chile
• Samuel J. Tilden wird in den USA zum Präsi-
denten gewählt
• CSA betreten mit ihrer Delegation auf der
Kongokonferenz in Berlin zum ersten Mal
größeres internationales Parkett
• diplomatische Krise mit den USA aufgrund
des Engagements der CSA in Südamerika
und im spanischen zentralen Mittelamerika
• USA entsenden eine Delegation nach Peru
1885
• Wahl Joseph Eggleston Johnstons zum 5.
Präsidenten der CSA
• erneute Teilbefriedung und Ansiedlung der
Comanche in Reservaten; Arizona, New Me-
xiko und Teile von Texas bleiben gefährlich;
• die industriellen Zentren der CSA Atlanta,
Richmond, Houston, Charleston, Athens,
Greensboro, Fayetteville und Columbia sor-
gen für mehr Kapitalbildung außerhalb der
Pflanzungen
• in Houston wird das erste eigene Ätherflug-
schiff der CSA, die CSS Dixon, fertiggestellt
1886
• Joseph E. Johnston nimmt die Geschäfte auf
• die Indian Territories nördlich von Texas
werden für die Besiedlung freigegeben
• chilenische Kupfer- und Salpeterbarone in-
vestieren in das Venus-Programm der CSA
• CSN stellt die Unterseeboote CSS Lexington,
CSS Shreveport und CSS Memphis in Dienst,
die mit Dampf und einem Magnesiumpero-
xid, Zink und Kaliumchlorat verarbeitenden
Motor arbeiten
• Ingenieur und Kommandant Horace Hunley
wird die Congressional Medal of the CSA ver-
liehen
65
 Ausgabe 8 • 2016
1887
• Die CSA schließen ein Abkommen mit Spa-
nien und grenzen ihre Interessen in der Ka-
ribik, Mittelamerika, Kalifornien und dem
Pazifik ab
• auf Kuba und Puerto Rico erhalten die CSA
eine dauerhafte Militär- und Marinebasis
• auf Guam, Formosa, Palau, Saipan und den
Philippinen erhält die CS-Navy (CSN) be-
sondere Liegerechte
• Errichtung einer Marinebasis auf Hawaii
durch die USA
• erneute Teilbefriedung der Apachen und
Ansiedlung in Reservaten
• USA gründen die Niederlassung Finnegan‘s
Landing auf der Venus; Edison beginnt sein
Port Progress Projekt vor den Toren New
Yorks
• Beginn der Umrüstung von Vorderlader-
Glattrohrkanonen auf Hinterlader-Schnell-
feuer-kanonen mit gezogenen Läufen ar-
meeweit in den Südstaaten
1888
• Grover Cleveland wird in den USA zum
Präsidenten gewählt
• Erscheinen von Venus-Baumwolle ver-
setzt den Pflanzeradel des Südens in
große Besorgnis
• CSA schließen mit den Burenrepu-
bliken Zuid-Afrikaansche Republiek
Geschichte der CSA und USA
(Transvaal) und Oranje-Vrijstaat ein Bünd- der europäischer Einwanderer setzt die Be-
nisabkommen (politische Eiszeit mit Groß- fürworter der Sklaverei zunehmend unter
britannien folgt) inneren Druck und führt gegen Steuerer-
• CSA erwägen den Kauf der Inseln Kuba und leichterungen für den Pflanzeradel und un-
Puerto Rico von Spanien ter Versagung der Bürgerrechte der Freige-
• Stapellauf und Indienststellung der CSS Ge- lassenen zur Abschaffung der Sklaverei in
orgia als erstem gepanzerten Turmschiff der Arkansas, Tennessee, Kentucky, Virginien
CS-Navy (CSN) ohne Bemastung und mit und Maryland; eine Voting Rights Bill für
doppelter Verbunddampfmaschine in Nor- freigelassene Sklaven wird nach ersten Be-
folk; Pensacola und Norfolk bilden die groß- ratungen verworfen
en Marinebasen der CS-Navy (CSN);
• Feldanzüge der CS-Armee (ACSA) werden
allmählich von West-Point-Kadettengrau auf
Nußbraun bzw. butternut umgestellt; Tra-
ditionsregimenter bleiben bei Zuaven-Uni-
formen oder Schoßröcken mit Bärenfellmütze
• Einführung des Tredegar Rifle Pattern 1888
als Standardgewehr der ACSA
Dennis Koselowsky hat Bereits in den Ausgaben #7
1889 (Erweiterte Verwendung von Stilpunkten ) und #8
(Tourismus in Space 1889) Beiträge beigesteuert. Da-
• Oklahoma (ehemals Indian Territories) tritt
rüber hinaus ist er als supporter im Demo-Team des
den CSA bei Veralgs aktiv.
• CSA gründen zwei Jahre nach den USA mit
Cedar Falls, Indigo Ridge und Cotton Creek
Niederlassungen auf der Venus; auf dem
Mars spielen die CSA kaum eine Rolle; nur
ein kleiner Stützpunkt namens Bull Hollow
zeigt die Flagge der CSA
• Johnston gewährt den Bundesstaaten freie
Hand in der Frage der Sklaverei; eine stei-
gende Zahl in billiger Lohnarbeit stehen-
66
Ausgabe 8 • 2016 Der letzte Schuss

Bild: Michael Pfaff

67
 Ausgabe 9 • 2016
Das Amulett des letzten Atems
von Michael Pfaff
The most spectacular thing to happen to the Nile
on its journey to the Mediterranean.
–Winston Churchill über die Murchison Falls Zu-
sammenfassung
Michael Pfaff startet seine Beiträge zum Ma-
gazin in gleich zwei wesentlichen Kategorien:
mit dem Bild »Der letzte Schuss« fängt er eine
heroische Szene für Space 1889 ein. Das vorlie-
gende Abenteuerszenario führt dagegen in die
Welt von Hollow Earth Expedition und lässt die
Helden Abenteuer im östlichen Afrika erleben.
Amulett des letzten Atems
Zusammenfassung
Das Amulett des letzten Atems ist ein Kurza-
benteuer, das Entdeckung und Kampf betont.
Abriss der Handlung
Einstieg ins Abenteuer
Die SCs werden für eine Rettungsexpedition
für einen Afrikaforscher angeheuert
Szene 1 doch klar sein müssen, dass ihm Märchen auf-
An den Murchison Falls am Nil angekommen
nehmen die SCs die Spur des Forschers auf
und folgen ihr ins Erdinnere
Szene 2 nimmt es für bare Münze und fordert uns ältere
Auf einem reißenden Fluss fahren die SCs bis
an den Rand der Hohlwelt
Szene 3
Die SCs erreichen eine unterirdische Enklave
einer altägyptischen Kultur und finden den
Forscher
Szene 4 eines Jahres einen Beweis für die Existenz dieser
Die SCs erforschen das Grab von Amenophis,
dem unsterblichen Pharao
Szene 5
Die SCs kehren an die Erdoberfläche zurück
Einstieg ins Abenteuer
Die SC werden von einem betagten Afrikafor-
scher namens Samuel Duncan aufgesucht. Für
die Begegnung kann der folgende Text vorge-
lesen werden:
„Verstehen Sie mich recht, meine Damen und
Herren, ein jeder ist seines Glückes eigener
Schmied! Dieser Hitzkopf Bates hat sich an
einem Beduinenlagerfeuer erzählen lassen, dass
in einem Höhlensystem irgendwo am Nil ein al-
tägyptischer Volksstamm lebt. Ha! Es hätte ihm
getischt werden, spätestens als man ihm sagte,
dass der Volksstamm noch von seinem über tau-
sendjährigen Pharao regiert wird! Aber nein, er
Forscher bei Kongressen geradezu heraus! Ein-
fach unverbesserlich, dieser Jungspund! Trau
keinem unter dreißig, sage ich immer! Oh, ent-
schuldigung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe tre-
ten. Naja, jedenfalls habe ich mit ihm 5000 Dol-
lar gewettet, dass er es nicht schafft, innerhalb
Zivilisation zu erbringen. Keine Woche später
war Bates auf dem Dampfer nach Uganda!
Das ist über ein Jahr her, und seither habe ich
nichts mehr von ihm gehört. Dafür aber gab es
Andeutungen im Club, ich hätte den Burschen
durch die Wette zu unüberlegten Taten verleitet.
Ich gebe ja nichts auf Gerede – aber mein Ruf
68
 Ausgabe 9 • 2016
ist mir dennoch wichtig. Finden Sie heraus, wo
er abgeblieben ist, bringen Sie mir Nachrichten
von ihm oder noch besser ihn selbst zurück – im
Notfall das, was von ihm übrig ist – dann soll es
mir den Wetteinsatz wert sein. Sollten Sie nichts
mehr von ihm finden, was sich transportieren
lässt, werde ich Sie wenigstens für Ihre Anstren-
gungen entschädigen. Wir werden uns da schon
einig…“
Henry Russell Bates hat sich vor über einem
Jahr auf den Weg gemacht, doch seine Spur
verliert sich im britischen Protektorat Ugan-
da an den Murchison Falls, einem Katarakt im
Oberlauf des Nils. Duncan sorgt sich wirklich
um den Mann und möchte ihn wohlbehalten
zurück auf dem Ledersessel seines Clubs wis-
sen, ein Glas Portwein und eine Zigarre in
der Hand. Die gebotene Belohnung wird sich
kaum erhöhen lassen, da Duncan sie bereits
für sehr großzügig hält. Sollten die SCs eine
entsprechende Eingebung haben, ist er jedoch
tatsächlich weiteren Wetten gegenüber aufge-
schlossen (z. B. auf die Zeitdauer, bis die SCs
zurück sind).
Falls die SCs sich zu Beginn des Abenteuers
in der Hohlwelt befinden, ersetzt der
Fund von handgeschriebene Notizen des
britischen Forschungsreisenden Henry
Russell Bates den Besuch durch Duncan;
sie können sie z. B. im Gepäck eines geg-
nerischen Agenten finden oder in einem
Amulett des letzten Atems
Handel mit anderen Entdeckern (als Dreinga-
be?) erhalten.
Die Motivation, an der Unternehmung teilzu-
nehmen, sollte für Charaktere wie der Glücks-
jägerin, dem Professor, dem Naturforscher,
dem Entdecker, der Reporterin und der ok-
kulten Forscherin offensichtlich sein. Für den
todkranken Millionär kann die Erzählung von
einem über tausendjährigen Pharao ein viel-
versprechender Hinweis auf eine lebensver-
längernde Medizin sein.
Szene 1
Reise nach Uganda
Die Anreise kann kurz vom SL beschrieben
werden, um direkt ins Abenteuer einsteigen
zu können. Falls die Spieler sie gerne selbst
planen würden, kann der SL ihnen Ausdrucke
historischer Landkarten der Region zur Hand
geben, die man mit den Suchbegriffen Uganda
und protectorate leicht selbst im Internet fin-
den kann.
Duncan kommt für die wahrscheinlichste
Art der Anreise auf, nämlich per Schiff nach
Mombasa in Kenia und anschließend mit
der Ugandabahn zur Stadt Kasese im Westen
Ugandas. Von Kasese aus ist der Albert-See, an
dessen Nordende die Murchison Falls liegen,
mit Reittieren innerhalb von vier bis fünf Ta-
gen zu erreichen. Der Weg führt zumeist durch
Feuchtsavanne mit bis übermannshohem Gras
und knorrigen Bäumen, die nur in Ufernähe et-
was näher beieinander stehen. Am Albert-See
können die SCs Boote anmieten, mit denen die
Wasserfälle in zwei Tagen angesteuert werden
können.
Eine Anreise per Flugzeug ist natürlich mög-
lich, falls die SCs bereits über die entspre-
chenden Mittel oder Kontakte verfügen. In der
Savanne finden sich ausreichend Landeplätze;
für Wasserflugzeuge bietet sich natürlich der
Albert-See selbst an. Eine Reise per Schiff den
Nil hinauf ist zwar denkbar, wegen der Nil-Ka-
tarakte/Stromschnellen aber langsam und be-
schwerlich.
Gischt und Flut
Wenn die SCs das Nordende des Albert-Sees
erreichen, ist das Donnern der Wasserfälle
schon von Weitem zu hören. Als die SCs am
Hauptfall an Land gehen, sehen sie den nur
etwa sieben Meter breiten Durchlass, durch
den der Nil hier strömt, um danach 42 Meter in
die Tiefe zu stürzen. Gewaltige Gischtwolken
steigen auf, durch die durch die man am un-
teren Ende des Wasserfalls die langgestreckten
Körper zahlreicher Krokodile erkennen kann.
Proben auf Überleben in dieser Gegend ent-
hüllen Überreste von Henry Russell Bates‘ La-
ger unweit der Fälle (2 Erfolge).
Die steilen Seiten des Durchlasses sind mit
69
 Ausgabe 9 • 2016
Bäumen bewachsen. Man kann erkennen,
dass auf der in Fließrichtung linken Seite eine
Holzkonstruktion an den Bäumen befestigt
war, wohl ein Kranarm in einfacher Bauart
mit Flaschenzug, der aber beschädigt bzw.
zerfallen ist. Blicken die SCs an der Stelle, die
vom Kranarm überragt wird, durch die Gischt
in den Abgrund, können sie bei einer Probe
auf Wahrnehmung erkennen, dass sich etwa
elf Meter unter der Oberkante des Wasserfalls
ein Höhleneingang befindet, in den ein Teil
des Wasserfalls einströmt (2 Erfolge). Bei drei
oder mehr Erfolgen sehen sie, dass die Höh-
le in den Untergrund führt und ihre Wände
unter dem jahrhundertelangen Ansturm des
Wassers glattgeschliffen wurden. Der unter-
irdische Fluss macht einen turbulenten, aber
befahrbaren Eindruck.
Ein SC mit den Fertigkeiten Ingenieurwesen,
Schreiner oder Mechaniker kann die Kon-
struktion ohne große Schwierigkeiten reparie-
ren oder z. B. eine Leiter bauen, mit der sich
die Höhle erreichen lässt. Dazu sind Baum-
fällarbeiten usw. und daher eine ausgedehnte
Probe (acht Erfolge bei Erfolgsschwelle 2 und
einer Stunde pro Wurf) notwendig. Bei
einem kritischen Misserfolg verliert ein
SC den festen Stand und eine Probe auf
Geschicklichkeit bzw. Sportlichkeit oder
Akrobatik wird fällig (2 Erfolge), um an
dem steilen Hang nicht einige Meter weit
Amulett des letzten Atems
abzurutschen und erst am Rand des Abgrunds
für einige Sekunden wackligen Halt zu finden.
Alternativ können in der Umgebung ansässige
Menschen für wenige Dollar dafür angeheu-
ert werden, die Reparatur zu leisten, für etwas
mehr kann ein Boot gekauft werden. Die Män-
ner gehen rasch und geschickt zu Werke, u. a.
weil sie es waren, die ursprünglich die Kon-
struktion vor über einem halben Jahr im Auf-
trag eines Mannes namens „Henry“ gebaut ha-
ben… Auf Nachfrage berichtet ein Mann, der
sich Musa nennt und etwas Englisch spricht,
dass sie Bates sich an dieser Stelle über den
Flaschenzug mit einem Boot in die Tiefe hi-
nuntergelassen haben. Er löste zu einem be-
stimmten Zeitpunkt das Seil und verschwand
mit dem Boot in der Höhle im Fels. Musa und
die anderen Männer wissen nicht, was sich da-
rin befindet.
Wie auch immer die SCs sie erreichen, ob durch
Abseilen, eine Leiter oder Bates‘ rekonstru-
ierten Kranarm, die weitere Erforschung der
etwa drei Meter hohen Höhle ist ausschließ-
lich per Boot möglich, da es an den glattge-
spülten Höhlenwänden keinen Halt oder Tritt
gibt und der Querschnitt des Tunnels zu gering
ist, um sich in ihm mit einem Fluggerät zu be-
wegen. Eine Umleitung des Flusses wäre we-
gen der Strömung eine gewaltige Leistung, die
viele Wochen Arbeit oder den Einsatz rabiater
Mittel (Sprengstoff in Bohrlöchern) erfordern
würde. Die SCs müssen also bestimmen, wer
welchen Platz im Boot einnimmt (eine Person
im Bug, eine im Heck, alle anderen in der Mit-
te). Die Männer aus der Umgebung sind nur
mit einigem Zögern bereit, die SCs mit einem
Boot hinunterzulassen, und sie warnen davor,
dass die SCs wie der junge Forscher nicht wie-
der auftauchen könnten.
Szene 2
Ins Finstre hinab
Sobald die SCs mit ihrem Boot in der Höhle
abgesetzt wurden, packt die Strömung des
Flusses ihr Gefährt und es schießt mit wach-
sender Geschwindigkeit in die Dunkelheit.
Der Fluss verläuft steil abschüssig und die SCs
haben stundenlang alle Hände voll zu tun, das
Boot auf Kurs und sich selbst und ihre Ausrü-
stung an Bord zu halten. Oft ist die Strömung
so reißend und der Wellengang so stark, dass
das Boot durch die Luft gewirbelt wird und
die SCs alle Mühe haben, sich zu orientieren.
Die Fahrt beginnt mit Wildwasser (siehe un-
ten), danach kann der Flussverlauf per Zufall
bestimmt werden, indem der SL oder die SCs
reihum mit 1W6 würfeln. Die Zahl der Würfe
kann sich locker an der (z. B. doppelten) Spie-
lerzahl orientieren. Nur die SCs, die im betrof-
fenen Teil des Bootes sitzen (Bug, Mitte, Heck)
müssen die jeweilige Probe bestehen.
70
 Ausgabe 9 • 2016 Amulett des letzten Atems

Würfelergebnis (1W6) Flussabschnitt: Beschreibung. (betroffene SCs) Probe

1 Stufe: Das Boot schießt eine kurze Strecke durch die Luft und prallt dann Stärke oder Sportlichkeit: drei Erfolge,
auf die Wasseroberfläche auf. (Bug) oder der SC geht über Bord

2 Wildwasser: Hohe Wellen schwappen über die Bordwände. (Mitte) Geschicklichkeit: zwei Erfolge, oder
ein Ausrüstungsgegenstand wird über
Bord gespült

3 Kurvenreicher Abschnitt: Das Boot wird von der Strömung nach links und Geschicklichkeit oder Spezielle Fahr-
rechts geschleudert. (Mitte) zeuge/Schiff: drei Erfolge, oder das
Boot erleidet zwei Schadenspunkte
(nach acht erlittenen Schadenspunk-
ten sinkt das Schiff)

4 Wirbel: Das Boot wird herumgewirbelt und in Richtung eines von oben Geschicklichkeit oder Spezielle Fahr-
herabstürzenden Wasserfalls getrieben. (Heck) zeuge/Schiff: drei Erfolge, oder das
Boot beginnt voll Wasser zu laufen;
nach drei Runden ist das Boot gesun-
ken.
5
Stalaktiten: Von der Decke ragen spitze Tropfsteine in die Höhle. (Bug) Geschicklichkeit oder Akrobatik: drei
Erfolge, oder der SC erleidet 3 Punkte
nichttödlichen Schaden
6
langsamer Abschnitt Möglichkeit zur Rast – oder Begegeg-
nung (s. u.)

71
 Ausgabe 9 • 2016
Flussfahrt zu den Affenmenschen
Am Flussufer in einem langsamen Abschnitt
lebt ein Grüppchen von Affenmenschen. Je
nachdem, wie gut den SCs die Überwindung
des vorhergehenden Flussabschnitts gelingt,
beginnt die Begegnung unterschiedlich, s.
rechts.
Szene 3
Die Enklave
Nach einem letzten schnellen Flussabschnitt
gleitet das Boot (oder schwimmen die SCs,
falls das Boot zu Bruch gegangen ist) durch
einen schmalen Durchlass (Karte: Nr. 1) hi-
naus auf einen großen See, der von einer viele
Meter hohen Höhlendecke überwölbt wird.
Sie weist einige unregelmäßig ausgebrochene
Löcher auf, durch die Licht fällt – das Licht der
Hohlweltsonne. Aus dem See und am Ufer ra-
gen einige mächtige Säulen auf, die die Höh-
lendecke abstützen, dennoch rieselt von Zeit
zu Zeit etwas Material von der Decke. Zur
Linken der SCs befindet sich eine Ruinen-
stätte (Karte: Nr. 2), von der noch einige
Wandreste und Säulen aufragen. Es han-
delt sich dabei um den ehemaligen Palast
des Pharaos.
Von den Ruinen aus erreichte man einst
Amulett des letzten Atems
Überwindung mit Schwierigkeiten
(Mann über Bord, laute Rufe oder andere Geräusche)
Eine Gruppe von sechs Affenmenschen lauert den
SCs an einem langsameren Flussabschnitt auf. Sie ste-
chen aus der Deckung von Felsen mit Speeren zu oder
versuchen mit einem mächtigen Satz auf das Boot zu
springen, um mit Keulen zuzuschlagen. Wenn zwei
Affenmenschen besiegt sind, fliehen die anderen und
verstecken sich. Für die SC gibt es außer Fischgräten
am Ufer und einigen Gängen, die wieder nach oben
führen, nichts zu finden – außer vielleicht der merk-
würdigen Kopfbedeckung eines der Affenmenschen
(Bates‘ Safarihut).
über eine breite, jetzt zerfallene Brücke eine
Ansammlung von einfachen, würfelförmigen
Gebäuden auf einem breiten Uferbereich (Kar-
te: Nr. 3). Dem Augenschein nach handelt es
sich um ein Dorf, das sicher einige hundert bis
tausend Personen beherbergen könnte. Viele
der entfernteren Gebäude sind zwar zusam-
mengebrochen, doch direkt am Ufer sind sie
noch recht gut instandgehalten. Zwischen ih-
nen sind einige menschliche Gestalten zu sehen
und dahinter ein Höhleneingang (der Eingang
zu einem Tunnel, der zurück zur Oberwelt
führt, Karte: Nr. 4). Im seichten Wasser kön-
nen die SCs einige kleine Reisfelder entdecken.
Fährt man mit dem Boot zwischen den Trüm-
mern der Brücke hindurch, wird auf der lin-
ken Seite der Blick auf eine Insel frei, die von
Papyruspflanzen gesäumt wird und auf der
Überwindung ohne Schwierigkeiten
ohne Geräusche, die das Wasserrauschen übertönen
Die SCs überraschen ihrerseits die Affenmenschen,
die gerade eine Mahlzeit von kaltem Fisch zu sich
nehmen. Die Affenmenschen sind zu einer simplen
Verständigung bereit (Linguistik, 2 Erfolge). Sie ha-
ben Bates getroffen und ihn im Austausch gegen
seinen Hut, den nun einer der Affenmenschen trägt,
mit Proviant versorgt. Danach fuhr er weiter auf dem
Fluss.
sich eine Stufenpyramide mit drei Stufen (Kar-
te: Nr. 5) und eine Säulenhalle (Karte: Nr. 6)
befinden. Am Ufer der Insel dösen Dutzende
Krokodile im einfallenden Licht. Wenn sich die
SCs nähern, gleiten sie ins Wasser und greifen
an, falls die SCs nicht umkehren. Sollte es zu
diesem Zeitpunkt bereits zum Kampf kommen,
siehe den Abschnitt „Schusswaffengebrauch
in der Enklave“ und „Die Stufenpyramide“
unten. Hinter der Insel befindet sich ebenfalls
ein Höhleneingang, der jedoch zur Hohlwelt
führt.
Die SCs haben eine Enklave von Ägyptern er-
reicht, die vor ca. 3000 Jahren hier unten sie-
delten. Die Bevölkerung ist seither aber kon-
tinuierlich zurückgegangen, so dass nur noch
etwa zwei Dutzend zumeist alte Menschen hier
leben. Sie kommen den SCs entgegen, wenn
72
 Ausgabe 9 • 2016 Amulett des letzten Atems

Karte: Michael Pfaff 73

 Ausgabe 9 • 2016
sie sich dem Dorf nähern, und versuchen sich
zu verständigen. Da sie einen altägyptischen
Dialekt sprechen, ist dafür ist eine Lingustik-
probe mit vier Erfolgen notwendig (zwei, falls
der SC Kenntnisse in der Archäologie hat oder
eine nordafrikanische Sprache spricht). Sollte
den SCs diese Probe nicht gelingen, können
sie bei einer Probe auf Diplomatie bei der Be-
fragung der Dorfbewohner nur erfahren, dass
Bates sich tatsächlich bei ihnen befindet und
von Krokodilen verletzt wurde, und dass der
Pharao in der Stufenpyramide begraben liegt.
Das Wort für die Dorfbewohner führt ihre An-
führerin, eine stolze, aber auch pessimistische
ältere Frau namens Seschat. Sie hat wie die
meisten Enklavenbewohner tiefschwarzes
Haar und einen hellen Teint und trägt ein
einfaches weißes Gewand. Ihr lassen sich fol-
gende Informationen entlocken:
ein Erfolg: Die Dorfbewohner sind die Nach-
kommen der Familie und des Hofstaates von
Amenophis, Hohepriester des Amun unter
Ramses IX. und Ramses XI. Nach einem Krieg
zogen sie sich hierher zurück. Amenophis
herrschte noch lange als Pharao über sie, starb
schließlich jedoch und liegt in der Stufenpyra-
mide begraben.
zwei Erfolge: Wie oben; außerdem: Die
Ägypter haben sich eines verletzten
Mannes angenommen, der von Krokodi-
len angegriffen wurde. Früher versuchten
die Dorfbewohner die Höhlendecke
Amulett des letzten Atems
durch Säulen zu stabilisieren, doch seit dem
Tod des Pharaos und dem Sinken der Bevölke-
rungszahl sind solche Bauprojekte undenkbar.
drei Erfolge: Wie oben; außerdem: Der ver-
letzte Mann heißt Henry Russell Bates und
verbrachte einige Wochen bei den Ägyptern
und studierte ihre Kultur, bevor er versuchte,
die Insel zu erreichen und dabei von den Kro-
kodilen schwer verletzt wurde. Amenophis
herrschte in der Tat etwa tausend Jahre über
sein Volk. Seit seinem Tod ist die Bevölke-
rung geschwunden und die Bewohner haben
begonnen, wieder einen Tunnel zur Oberwelt
freizulegen. Im Geheimen wurde erst vor ei-
nigen Jahren wieder sporadischer Kontakt mit
der Oberwelt geknüpft. Einige Bewohner sind
auch dorthin geflüchtet und ziehen nun mit
Beduinen umher oder sind in den Städten un-
tergetaucht.
vier Erfolge: Wie oben; außerdem: Ameno-
phis‘ lange Herrschaft war möglich, weil er
von Menschen, die über das Meer kamen, ein
Amulett erstand, das ihm die Auferstehung
nach dem Tod ermöglichte. Sein Rivale Paneh-
si warf ihm Frevel und Gotteslästerung vor,
als er von diesem Handel erfuhr, und belager-
te ihn – dies mag nur für Historiker interes-
sant sein – mit Truppen im Totentempel von
Medînet Hâbu. Amenophis gelang es aber zu
entkommen und mit seinem Volk an den Rand
der Hohlwelt zu fliehen. Dort lebte das Volk
zufrieden, bis die Götter selbst Anstoß am lan-
gen Leben des Hohepriesters nahmen und ihn
töteten.
fünf Erfolge: Es war Sobek, der krokodil-
köpfige Gott des Nils, der den Fluten befahl,
sich durch die Erde bis zur Enklave zu bohren.
Eine Inkarnation Sobeks selbst erschien dann
dem Amenophis, metzelte seinen Hofstaat da-
hin und streckte den Pharao mit einem Streich
seines Sichelschwertes nieder.
sechs Erfolge: Die Inkarnation Sobeks befin-
det sich noch auf der Insel!
Unter den Trümmern des zerstörten Palasts
des Pharaos kann man Gegenstände finden,
die in der Oberwelt als antik gelten und hohe
Kaufpreise erzielen würden, darunter auch
einfache Hieb- und Stichwaffen. Eine Probe
auf Wahrnehmung ist dafür erforderlich. Da
die Ruinen mehrfach nach Nützlichem abge-
sucht worden sind, sind dafür mindestens vier
Erfolge nötig. Für jeweils zwei weitere erzielte
Erfolge hat der SC einen zusätzlichen Gegen-
stand gefunden (also z. B. insgesamt zwei Ob-
jekte bei sechs Erfolgen). Die Art, das Material
und der Zustand des Gegenstands kann per
Würfelwurf (3W6) oder Spielleiterentschei-
dung festgelegt werden (s. nächste Seite).
Beispiel: Ergebnis auf 3W6: 3, 2, 6: Ein perfekt
erhaltener, aus Alabaster geschnitzer Skarab-
äus Waffen aus Alabaster sind nur als Kunst-
gegenstände von Wert. Aus Ebenholz gefertigt
haben sie nur die Werte einer Keule. Weitere
74
 Ausgabe 9 • 2016 Amulett des letzten Atems

Wurf auf W6 Art Material
1 Tierfigur (Katze) Ebenholz
2 Statuette der Isis Alabaster
3 Skarabäus Eisen
4 Armreif versilbert
5 Speer vergoldet
6 Sichelschwert vergoldet und mit
(Werte wie Lang- Elfenbein und Lapislazuli
schwert) besetzt
Gegenstände können natürlich von den Dorf-
bewohnern erworben werden. Die Menschen
werden jedoch auf ihnen unbekannte, meist
wertvolle Tauschobjekte bestehen (Schuss-
waffen mit Munition, Hieb-/Stichwaffen aus
Stahl etc.).
Henry Russell Bates
Die Dorfbewohner führen die SCs in ein
kleines Haus, in dem Bates auf einer einfachen
Pritsche liegt. Der Raum riecht nach Schweiß
und Verwesung, denn Bates‘ von Krokodilen
zerfleischtes Bein hat sich entzündet und ihn in
Fieberträumen versinken lassen. Ihm kann mit
einer Probe auf Medizin unschwer geholfen
werden. Führen die SCs entsprechende
Hilfsmittel mit sich (z. B. Bandagen, Arzt-
koffer etc.) erhalten sie Zusatzwürfel.
kein Erfolg: Bates‘ Zustand verschlech-
tert sich stark. Entscheiden sich die SCs
dazu, das Bein zeitnah zu amputieren, ist
Zustand
völlig zerbrochen
Teile abgebrochen
ein Teil abgebrochen
zerkratzt
gebraucht
makellos
am darauffolgenden Tag eine weitere Medi-
zinprobe möglich, um zumindest sein Leben
zu retten.
ein Erfolg: Bates‘ Zustand ist stabil. Am dar-
auffolgenden Tag kann die Probe wiederholt
werden. Im Schlaf deliriert Bates von einem
Pharao und einem krokodilköpfigen Gott.
zwei bis drei Erfolge: Die Wunde kann gerei-
nigt und die Entzündung besiegt werden. Am
darauffolgenden Tag ist Bates ansprechbar, in
8 minus (Zahl der Erfolge) Tagen ist die Wun-
de so weit verheilt, dass er mit geschientem
Bein aufstehen kann. Sein Kniegelenk bleibt
dauerhaft unbeweglich, weil einige Sehnen
durchtrennt wurden.
vier oder mehr Erfolge: Wie oben, jedoch
verheilen auch die Sehnen und die Beweglich-
keit des Gelenks bleibt erhalten. Was bleibt,
sind die entsetzlichen Narben der Krokodil-
bisse.
Bates ist den SCs natürlich äußerst dankbar
und bereit, sein Wissen mit ihnen zu teilen. Er
kennt die vollständige Geschichte der Dorfbe-
wohner außer der Tatsache, dass die Inkarna-
tion Sobeks sich noch auf der Insel befindet.
Darüber hinaus hat Bates nun die Hoffnung,
mit Hilfe der SCs die Insel zu erforschen und
möglicherweise eine Grabkammer und das
Amulett zu finden. Falls sie gewillt sind, auf
den Fortschritt der Wundheilung zu warten,
begleitet er sie bei der Erkundung, sobald er
aufstehen kann. Er bleibt geschwächt und au-
genscheinlich traumatisiert. Er wird nicht in
Kämpfen einschreiten, sondern zu fliehen ver-
suchen.
Schusswaffengebrauch in der Enklave
Die Höhlendecke ist instabil. Die Lautstärke
aller Schusswaffen mit Gewehr- oder Schrot-
patronen oder großkalibriger Pistolenmuniti-
on verbunden mit dem Widerhall sorgt dafür,
dass die Decke weiter einstürzt. Falls die SCs
dennoch nicht das Feuer einstellen, verschärft
sich die Situation nach und nach wie folgt:
1-3 Gewehrschüsse: Von der Decke rieseln
Staub und zunehmend mehr Steinchen.
4-6 Gewehrschüsse: Aus der Decke lösen sich
bis zu fußballgroße Felsbrocken.
7-9 Gewehrschüsse: Felsbrocken bis Schrank-
größe fallen herab und die SCs müssen ein
Ausweichmanöver (Probe auf Athletik oder
Akrobatik mit 4 Erfolgen) schaffen, um nicht

75
 Ausgabe 9 • 2016
getroffen zu werden.
10 oder mehr Gewehrschüsse: Die komplette
Höhlendecke stürzt ein, beginnend mit dem
Bereich über der Insel. Rette sich wer kann!
Szene 4
Die Stufenpyramide
Falls die SCs nicht aus eigenem Antrieb die
Pyramide untersuchen wollen, versucht Bates
sie dazu zu drängen. Wenn sie sich der Pyra-
mide nähern, werden sie von den bisher fried-
lich am Ufer der Insel dösenden Krokodilen
angegriffen (Anzahl = Spielerzahl+2; Werte
siehe Mysterien der Hohlwelt). Der Kampf
wird durch die Unmöglichkeit, starke Schuss-
waffen einzusetzen, erschwert (s. o.). Sobald
die SCs die angreifenden Krokodile besiegt ha-
ben, weichen die übrigen vor ihnen ins Wasser
zurück, bleiben jedoch in Sichtweite.
Die SCs können danach den Saum aus hohen
Papyrusbüschen problemlos durchqueren und
die Stufenpyramide erreichen. Über deren
offenem Eingang befindet sich die le-
bensgroße Steinstatue eines Pharaos mit
den typischen Insignien: Doppelkrone,
Krummstab und Geißel, die noch Reste
einer Vergoldung tragen. Sie sitzen locker
auf dem Kopf bzw. in den Händen der
Amulett des letzten Atems
Statue. Innen führen in einem schmalen Gang
einige Stufen nach unten, bevor der weitere
Weg durch eine Tür in Form eines massiven,
behauenen Felsblocks versperrt wird. Links
neben der Tür ragt in Hüfthöhe eine halbku-
gelförmiges Podest aus der Wand. Bei genauer
Untersuchung (drei Erfolge auf Wahrneh-
mung) stellt sich heraus, dass die nach oben
gekehrte flache Seite kleine Perforationen
aufweist. Über der Halbkugelform ist an der
Wand eine Hieroglypheninschrift zu sehen.
Zu ihrer Entschlüsselung sind vier Erfolge auf
Linguistik nötig (zwei, falls der SC Kenntnisse
in der Archäologie hat oder eine nordafrika-
nische Sprache spricht). Sie lautet: „Öffne diese
Tür mit dem größten Schatz Ägyptens.“ Bates
murmelt, falls er um die Übersetzung gebeten
wird, etwas von „Schatz“ und „Ägypten“, denn
das sind die einzigen beiden Hieroglyphen,
die er erkennt. Immerhin senkt diese Hilfe die
Erfolgsschwelle auf 3 bzw. 1. Fragt man Bates
nach der Lösung, tippt er auf die Krone Unter-
und Oberägyptens, die die Statue am Eingang
der Pyramide trägt. Bei der Lösung handelt es
sich jedoch natürlich um Wasser. Wenn die
SCs es auf das Podest schütten, hebt sich rum-
pelnd die Felstür und gibt den Weg ins Inne-
re frei. Sollten die SCs versuchen, die Tür zu
sprengen, wird die Lautstärke einer Explosion
wie die von fünf Gewehrschüssen behandelt
(siehe oben, „Schusswaffengebrauch in der
Enklave“).
Das Grab des Amenophis
In der quadratischen Grabkammer atmen die
SCs jahrtausendealte Luft. Mitten im Raum,
auf einem wuchtigen, nackten Steinsockel,
liegt das Skelett des Amenophis. Anders als
bei Pharaonen sonst üblich wurde der Herr-
scher weder einbalsamiert noch in einen Sar-
kophag gelegt. Den SCs fällt sofort das Amu-
lett ins Auge, das im eingefallenen Brustkorb
des Skelettes liegt. Es handelt sich jedoch nur
um eine Kopie des Amuletts des letzten Atems
(Beschreibung s. u.), das zudem mit einem
Kontaktgift versehen wurde. Die Fälschung ist
bei genauerer Betrachtung nicht allzu schwer
an minderwertigen Materialien zu erkennen
(zwei Erfolge auf Wahrnehmung oder Archä-
ologie), das Gift ist jedoch potenziell tödlich:
Im Verlauf von drei Stunden sind drei Kon-
stitutionsproben mit sinkendem Schwierig-
keitsgrad (4, 3, 2) nötig, oder der SC erleidet
Schwindelanfälle und tödlichen Schaden (je-
weils 4T, 3T, 2T), bevor die Wirkung abklingt.
Eine weitere Untersuchung des Skelettes
(Wahrnehmung, Biologie oder Medizin, zwei
Erfolge) hat zum Ergebnis, dass es sich um
das intakte, männliche Skelett eines (schein-
bar) etwa Dreißigjährigen handelt. Die einzige
Auffälligkeit ist die augenscheinliche Todesur-
sache: Der Schädel liegt zwar an der richtigen
Stelle, doch wurden die Halswirbel mit einem
scharfen Gegenstand durchtrennt …
An den Ecken des Podests sind vier fast drei
76
 Ausgabe 9 • 2016 Amulett des letzten Atems

Meter hohe Statuen des krokodilköpfigen Sekundäre Attribute Waffe Wert Größe Angriff Ø
Gottes Sobek aufgestellt. Sie tragen unter- Größe 1 Initiative 6 Sichelschwert 5T -1 14T (7) T
schiedliche Waffen in den Händen: einen Bewegung 12 Abwehr 8
Speer, ein Sichelschwert, einen Dolch und ein Wahrnehmung 8 Betäubt 11
Beil. Die Statue an der rechten Schulter ist je- Fertigkeiten Basis Stufen Wert Ø
doch in Wirklichkeit eine geringere Inkarnati- Einschüchtern 6 2 8 (4)
on des Sobek. Sie war es, die vor tausenden von Heinlichkeit 6 1 6* (3)
Jahren den Pharao enthauptete, sein Amulett Nahkampf 8 1 9 (4+)
an sich nahm, seinen Hofstaat dahinmetzelte Sportlichkeit 8 1 9 (4+)
und den Palast zerstörte. Sie greift die SCs erst Waffenlos 8 1 5 (4+)
an, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt Talente
(z.B. während die SCs sich um ein vergiftetes *Die Inkarnation Sobeks erhält wegen ihrer Grö-
Gruppenmitglied kümmern). Die Inkarnation ße einen Malus von -1 auf Heimlihckeit. Wenn sie
ist überheblich, gefräßig (sie verschlingt wert- sich in tiefem Wasser befindet, entfällt der Malus;
voll oder schmackhaft erscheinende Objekte es gilt dann stattdessen ein Bonus von +2.
bis Kopfgröße), beweglich und stark. Sie un- Ich töte, wo es mir gefällt (Kosten: 2 Stilpunkte): Die
terscheidet sich äußerlich und bei Berührung Inkarnation Sobeks kann sich auf eine Entfernung
kaum von den anderen, „echten“ Statuen (vier von etwa 15 Metern teleportieren. Sie nutzt diese
Erfolge auf Wahrnehmung sind nötig, um Un- Fähigkeit, um im Kampf überraschend hinter Cha-

Bild: Michael Pfaff

terschiede in der Temperatur und der Oberflä-
chenstruktur zu bemerken). Findet der Kampf
in der Grabkammer statt, können von den SCs
auch starke Schusswaffen ohne die o.g. Ge-
fahr eingesetzt werden, da die Lautstärke der
Schüsse nur gedämpft nach außen dringt.
Geringere Inkarnation des Sobek
Archetyp Motivation Stil Gesundheit
Tiermensch Macht 5 22
Primäre Attribute
Konstitution 11 Charisma 6
Geschicklichkeit 6 Intelligenz 4
Stärke 8 Willenskraft 8
rakteren zu erscheinen, aber nicht, um zu fliehen.
Herbei, meine Diener (Kosten: 2 Stilpunkte): Gerät
die Inkarnation Sobeks in Bedrängnis, ruft sie mit
einem kehligen Schrei 2W6+1 Krokodile aus dem
See zu Hilfe.
Ressourcen
keine
Schwächen
Überheblichkeit (+1 Stilpunkt, wenn sie Gesten der
Stärke oder des Triumphes macht und dadurch
einem Charakter in der Initiativreihenfolge den
Vortritt lässt)
Sollten die SCs fliehen, verfolgt die Inkarnati-
on sie nur bis zum Eingang der Stufenpyrami-
de und kehrt dann in die Grabkammer zurück.
Sobald die SCs nicht mehr in Sichtweite sind,
wird sie sich jedoch aus der Pyramide schlei-
chen oder teleportieren und sich im Wasser
auf Lauer legen. Wenn nur der obere Teil ihres
Hauptes über der Wasseroberfläche sichtbar
77
 Ausgabe 9 • 2016 Amulett des letzten Atems

ist, ist Sobek von den Köpfen der Krokodile
nicht zu unterscheiden.
Falls die SCs die Inkarnation auf besonders
heroische oder einfallsreiche Weise besiegen,
können sie durch den Hinweis belohnt werden,
dass der letzte Angriff eine tiefe Bauchwunde
hervorrief. Bei näherer Betrachtung können
sie in einer Wunde im Bauchbereich einen me-
tallischen Gegenstand sehen – das echte Amu-
mit Einlegearbeiten aus Lapislazuli gefertigt
und misst von Flügelspitze zu Flügelspitze ca.
12 cm. An den Schulterblättern befinden sich
zwei kleine Ringe, an denen eine einfache ver-
goldete Kette befestigt ist. Sie ermöglicht es,
das Amulett auf der Brust zu tragen.
Kräfte: Ist das Amulett aufgeladen, haucht es
dem Träger 2W10 Runden nach dessen Ab-
leben ein weiteres Mal Leben ein, wobei die

Bild: Michael Pfaff

lett des letzten Atems. Erweist sich der Kampf
als allzu leicht für die SCs, entdecken sie das
Amulett nur, falls sie den Leichnam der Inkar-
nation sezieren. Tun sie letzteres nicht, ersteht
die Inkarnation nach einer Weile in einem un-
beobachteten Moment mit der halben maxi-
malen Gesundheit wieder und versucht erneut
überraschend anzugreifen.
Das Sichelschwert, das die Inkarnation führt,
ist zu schwer, um von Sterblichen sinnvoll ge-
führt zu werden. Es ist jedoch für einen Spezi-
alisten als uralte Handwerkskunst erkennbar
und stellt dadurch ein für Sammler ägyptischer
Objekte hochinteressantes Kunstwerk dar.
Das Amulett des letzten Atems
(atlantisches Artefakt)
Erscheinung: Das Amulett gleicht einem
im Orient verbreiteten Ba-Amulett. Es
stellt die menschliche Seele als Vogel mit
Menschenkopf dar. Die Flügel sind weit
ausgebreitet, das Gesicht nur stilisiert.
Das Schmuckstück ist aus reinem Gold
Aufladung verbraucht wird. Tödliche Wunden
schließen sich, der Blutkreislauf wird von Gift-
stoffen gereinigt. Der Charakter kommt wie-
der zu Bewusstsein und verfügt über die Hälfte
seiner maximalen Gesundheit (auf ganze Zah-
len aufrunden).
Je nach Todesursache hat das Amulett unter-
schiedliche weitere Nebeneffekte:
• Ertrinken oder Ersticken: Die Lungen füllen
sich nun wieder mit Luft – unabhängig davon,
ob in der Umgebung des wiederbelebten Cha-
rakters Atemluft verfügbar ist oder nicht.
• Krankheit: Die Krankheit ist für 2W10 Tage
zurückgedrängt.
Aufladung: Das Amulett kann eine Aufladung
speichern. Die Inkarnation Sobeks trägt es auf-
geladen in sich, doch wird die Aufladung ver-
braucht, falls die SCs nach dem Sieg das Amu-
lett nicht entdecken und aus dem Bauchraum
entfernen.
Ob und wie sich das Amulett erneut aufladen
lässt, hängt vom Ton der gespielten Kampagne
ab. Ist er eher düster und soll eine Aufladung
eigentlich unmöglich gemacht werden, ist da-
für ganz sicher eine grauenerregende Zere-
monie notwendig, die vielleicht sogar in der
Säulenhalle auf Hieroglypthentafeln beschrie-
ben wird, aber für heldenhafte Charaktere völ-
lig undenkbar ist. In einer unbekümmerteren
Kampagne benötigt man für die Aufladung ei-
nen hochkomplexen atlantischen Apparat, der
in der Säulenhalle zu finden, aber nicht trans-
portabel ist, und zudem durch einige Schwert-
streiche schwer beschädigt wurde. Für seinen
Betrieb ist ein extrem teurer und/oder schwer
zu beschaffender Treibstoff notwendig, z. B.
Orichalkum-Kugeln.
Jedes Mal, wenn ein Charakter das Amulett
verwendet, um Gevatter Tod ein Schnippchen
zu schlagen, wirft der SL 1W10. Ist das Wür-

78
 Ausgabe 9 • 2016 Amulett des letzten Atems

felergebnis kleiner oder gleich der Anzahl der völkerung zu veröffentlichen. Terra Arcanum
„Auferstehungen“, schickt Sobek erneut einen wird das auf jeden Fall zu verhindern suchen Hollow Earth Expedition
seiner Diener… …
Zuerst entdeckten wir, dass die Erde eine Kugel ist.

Die Säulenhalle
Inmitten dieser von mächtigen, ca. sechs Me-
ter hohen Säulen gestützten Halle befindet
sich die Vorrichtung zur Aufladung des Amu-
letts des letzten Atems. Dabei kann es sich
zum Beispiel um einen blutbefleckten Altar
oder einen mit Zahnrädern, Spulen und Wal-
zen gefüllten technischen Apparat handeln.
Szene 5
Wie geht es weiter?
Einige Möglichkeiten:
• Bates verfällt den Verlockungen des Amu-
letts und versucht die SCs auszuschalten, um
es alleine zu besitzen.
• Pharaonentreue Ägypter versuchen das
Amulett zurückzuerhalten, um das Skelett des
Amenophis wiederzubeleben (jedoch nur als
Schatten seiner selbst).
• Samuel Duncan war gar nicht auf die Rettung
des jungen Bates‘ aus, sondern auf das Amu-
lett …
Dann entdeckten wir, dass sie hohl ist.
Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass ihre Geheimnisse
nicht in die falschen Hände geraten. Erforschen Sie
eines der größten und gefährlichsten Geheimnisse der
Erde: die Hohlwelt, ein wildes Land voller Dinosau-
rier, untergegangener Zivilisationen und grausamer
Wilder! Die Spieler übernehmen die Rollen schlag-
kräftiger Abenteurer, neugieriger Wissenschaftler
und unerschrockener Reporter, die die Mysterien der
Hohlwelt erkunden.

Zurück zur Oberwelt

Die SCs können die Enklave über den Tunnel

zur Oberwelt verlassen. Der mühsame, aber
ungefährliche Aufstieg dauert einige Wochen.
Gegebenenfalls werden einige Bewohner der
Enklave die SCs bitten, sie mitzunehmen.
Die SCs betreten die Oberfläche durch eine
Höhle, die in einem Wadi im Südsudan ver-
steckt liegt. Von hier aus lassen sich leicht
der Nil, Khartum und damit die Eisen-
bahn Richtung Kairo erreichen. Zurück
in London wird Bates alles daran setzen,
seinen Fund zunächst der wissenschaft-
lichen Fachwelt und dann der breiten Be-

79
 Ausgabe 9 • 2016
Hogans Marodeure
eine Spielhilfe von Nick Dysen
Hauptquartier der Dixie Rails, Richmond, Virginia
„Verdammte Bastarde! Das war der dritte Zug in
zwei Wochen.“ Robert E. Lee knallt das eben er-
haltene Telegramm hörbar auf den Schreibtisch.
„Wir müssen etwas unternehmen, Fitzhugh.
Diese Dreckskerle verursachen mehr Schaden
als die verfluchten Yankees!“ Fitzhugh Lee über-
fliegt das Telegramm, während sich sein Onkel
zur Beruhigung einen Brandy genehmigt.
„Was wissen wir über diese Gang, Onkel?“ Der
General im Ruhestand stürzt einen zweiten
Brandy hinunter, was seine Wut jedoch in kei-
ner Weise verfliegen lässt, und kommt mit ener-
gischen Schritten an den Schreibtisch zurück.
„Hogans Marodeure sind eine Bande von blut-
gierigen Schlächtern, die von einem desertierten
Unions-Major angeführt werden. Sie gehen mit
äußerster Brutalität und Effizienz vor und lassen
nur selten Zeugen am Leben. Neben Zügen
rauben diese Mistkerle vor allem in Mis-
souri und Kansas regelmäßig Postkutschen
und Banken aus. Meist verwischen sie ihre
Spuren, indem sie Gebäude, Kutschen oder
Eisenbahnen in die Luft jagen oder nieder-
Hogans Marodeure
brennen. Das ist alles!“ Der General haut mit der
Faust auf den Tisch. „Wir wissen nicht einmal
wie groß die Bande wirklich ist oder wo sie ihr
Versteck hat.“
Fitzhugh Lee streicht mit der Hand durch sei-
nen Bart. „Also Onkel, was schlägst du vor?“ Der
General blickt durch das Fenster seines Arbeits-
zimmers auf den James River und beginnt in al-
ter Tradition Befehle herunterzurasseln. „Sende
zwei unserer Kriegszüge mit den Spielereien aus
Roswell in die Region. Informiere das Kriegs-
ministerium, dass wir zusätzliche Kavallerie
benötigen, am besten Tucker und seine Jungs.
Sie sollen die Gleise sichern und zusätzlich die
anderen Eisenbahngesellschaften im Auge be-
halten. Erhöhe das Kopfgeld auf diese elenden
Schweinehunde, bis ihnen so viele Kopfgeldjäger
im Nacken sitzen wie Fliegen auf einem Haufen
Scheiße.“ Fitzhugh springt auf, um die Befehle
weiterzugeben. Bevor er jedoch die Tür erreicht,
wendet sich der ehemalige General ihm zu. „Und
Fitzhugh, schicke die Ranger.“
Hintergrund
Hogans Marodeure sind eine Bande von
Outlaws, die hauptsächlich die Gegend zwi-
schen Kansas und Missouri unsicher machen.
Die Gang besteht zum größten Teil aus deser-
tierten Unionssoldaten der Potomac-Armee,
die nach Jahren des Kampfes von den blu-
tigen Gemetzeln der Schlachtfelder und den
unsinnigen Befehlen unfähiger Generäle die
Schnauze voll hatten und nun auf eigene Rech-
nung arbeiten. Durch den Krieg zusehends
verroht, rauben sie mit brutaler Entschlossen-
heit immer wieder Banken, Postkutschen und
Eisenbahnen aus. Angeführt wird die Bande
blutrünstiger Killer von Major Kurt Hogan,
einem ehemaligen Anwalt und Abgänger der
Militärakademie West Point. Hogan versucht
seiner Gang zwar den Anstrich einer Gruppe
falsch verstandener Guerillas zu geben, indem
er bevorzugt Ziele der Konföderierten in Mis-
souri und Arkansas überfallen lässt, aber in
Wirklichkeit zeigen seine Männer keine Reue,
egal wen sie ausrauben oder umlegen. Sie sind
zu einer Geißel der Zivilbevölkerung gewor-
den, die mit ihrem erbarmungslosen Vorge-
hen den Raubzügen der James Gang in nichts
nachsteht. Auf jedes Mitglied der Bande ist
bereits ein beträchtliches Kopfgeld ausgesetzt
worden, dessen Höhe im Ermessen des Mars-
hals liegt.
Einsatz im Spiel
Hogans Marodeure dienen als klare Antago-
nisten für das Aufgebot. Jedes Mitglied der
Gruppe wurde dabei als eigenständiger und
nicht zu unterschätzender Gegner erstellt, der
vor allem in der Gruppe zu einer tödlichen Ge-
80
 Ausgabe 9 • 2016
fahr für die Posse werden kann. Auch können
die Banditen mit ihrem Verhalten als mora-
lischer Kompass für das Aufgebot dienen. Was
würde das Aufgebot tun, um die Verbrecher
zu stoppen, und würden sie sich der gleichen
Methoden wie Hogans Marodeure bedienen?
Da jedes Gangmitglied außerdem von seinen
eigenen Dämonen gejagt wird, verfallen sie
untereinander leicht in Extreme, die das Auf-
gebot im Konfliktfall gezielt ausnutzen kann,
um sie zur Strecke zu bringen.
Beschreibung der Gang
Major Kurt Hogan, Anführer
Major Hogan stammt aus Virginia und arbei-
tete dort vor dem Krieg als Anwalt. Er ist Ab-
gänger der Militärakademie West Point und
wurde bei Beginn des Bürgerkrieges wieder in
den aktiven Dienst versetzt. Der Major hatte
das Kommando über eine Kompanie Kavalle-
rie der Potomac-Armee und tat sich bei mehre-
ren Schlachten wie Antietam und Gettysburg
hervor. Als seine Familie von Rebellen grau-
sam ermordet wurde, schwor er blutige Rache
und ging immer härter und unerbittlicher
gegen feindliche Soldaten und die Zivil-
bevölkerung der Südstaaten vor, bis ihn
der Oberbefehlshaber auf einen anderen
Posten versetzte. Da er die verweichlich-
ten Generäle in Washington verachtete,
Hogans Marodeure
desertierte er mit ein paar seiner Männer und
begann seinen eigenen Rachefeldzug, indem er
Banken und Eisenbahnen überfiel und die Süd-
staatler bei jeder sich bietenden Gelegenheit
bluten ließ. Mittlerweile überfällt die Bande
auch Siedlungen und Eisenbahnen der Nord-
staatler, was Major Hogan als „Kollateralschä-
den“ abtut.
Der Major ist klein, aber von kräftiger Statur
und sein Gesicht ist von mehreren Säbelnar-
ben verunstaltet. Die Männer nennen ihn hin-
ter seinem Rücken nur den „Alten“, aber kei-
ner würde es wagen, ihn so anzusprechen. Er
ist von Rache getrieben und treibt seine Män-
ner erbarmungslos an.
Zitat: „Lasst keinen von den Rebellenschwei-
nen am Leben!“
Ziele: Rache für seine ermordete Familie neh-
men
Körperlich: Gs: 2W8, Gw: 3W6, St: 3W10, Re:
3W6, Ko: 2W8
Ausweichen 3W6, Kämpfen: Säbel 3W6, Klet-
tern 2W6, Reiten 4W6, Schießen: Gewehr
3W8, Schießen: Pistole 4W8, Schnellfeuern
3W8, Schnelladen: Pistole 4W8, Schnellziehen:
Pistole 4W6, Schleichen 2W6
Geistig: Wa: 3W8, Wi: 2W8, Ch: 4W6, Sc: 3W8,
Ge: 2W8
Beruf: Militär 3W8, Beruf: Rechtswesen 3W8,
Artillerie 2W8, Einschätzen 3W8, Einschüch-
tern 4W6, Führungsqualität 4W6, Glaube 2W8,
Mumm 4W8, Suchen 3W8, Überleben: Prärie
3W8, Überreden 3W6
Vorteile: Die Stimme: Befehlston, Dickes Fell,
Hart wie Stahl 2, Kühler Kopf, Nerven wie
Drahtseile
Nachteile: Feind 4: Konföderierte, Gesetzloser
3, Hässlich wie die Nacht, Intolerant 3: Konfö-
derierte, Rachsüchtig, Selbstgerecht
Ausrüstung: Säbel, drei 44er Army Revolver,
45er Winchester, Pferd
Leutnant Solomon „Sol“ Crook, Brün-
stiger Hochstapler
Solomon Crook, ein gutaussehender Mann
mit den besten Manieren, stammt aus einer
der wohlhabendsten und einflussreichsten Fa-
milien Washingtons. Das Geld seiner Familie
ermöglichte ihm die beste Ausbildung, und
sein Lebensweg schien bereits in der Wiege
vorgezeichnet. Doch Sol hatte von Natur aus
ein unstetes Wesen und geriet bereits früh in
schlechte Gesellschaft. Er trank, verspielte das
Vermögen seiner Familie und hurte herum. Als
er dann auch noch mehrere Frauen der unter-
schiedlichsten Schichten schwängerte, platze
seiner Familie der Kragen, und sie schickten
ihn zur Armee. Sols Vater kaufte seinem Sohn
ein Offizierspatent und versorgte ihn mit der
besten Ausrüstung, die man für Geld kaufen
konnte, ehe er ihn enterbte und verstieß.
Den frischgebackenen Leutnant langweilte
schnell sein Dienst in der Armee, so dass er
mit zahlreichen Offiziersfrauen anbändel-
81
 Ausgabe 9 • 2016
te, um sich die Zeit zu vertreiben. Ein ge-
hörnter Colonel versetzte ihn daraufhin zu
den Kampftruppen, und durch einen Zufall
rettete er Major Hogan während der Schlacht
in der Wilderness in Virginia das Leben. Der
Major beförderte ihn daraufhin zu seinem Ad-
jutanten. Als Sol im Feld seine Triebe nicht
zügeln konnte und in Kentucky eine Farmers-
frau vergewaltigte und tötete, schien der letzte
Ausweg, gemeinsam mit Major Hogan zu des-
ertieren.
Sol ist ein begabter Hochstapler, der mit sei-
nem guten Aussehen und seinem stetigen Lä-
cheln leicht das Vertrauen seiner Mitmenschen
erringt. Vor allem Frauen verfallen schnell sei-
nem Charme, was er reichlich ausnutzt. Er hat
keine Probleme, andere zu überreden, nach
seinen Wünschen zu handeln oder Ausrüstung
und Informationen zu beschaffen. Der Major
setzt ihn oft als Vorhut ein, um mögliche Über-
fallziele wie beispielsweise Siedlungen oder
Banken auszukundschaften. Bei diesen Mis-
sionen nutzt der ehemalige Leutnant das Ver-
trauen des Majors allerdings gnadenlos aus,
indem er in die eigene Tasche wirtschaftet,
Beute unterschlägt oder sich ohne Rücksicht
auf die Aufgabe seinen Bedürfnissen hin-
gibt. Er hat außerdem ein Faible für tech-
nische Spielereien jeder Art und ist ein
begabter Taschenspieler, Einbrecher und
Safeknacker.
Zitat: „Guten Morgen, Ladys. Hat Ihnen
Hogans Marodeure
schon einmal jemand gesagt, dass sie wunder-
schöne Augen haben?“
Ziele: Viel Sex, reich werden, um ein bequemes
Leben zu führen
Körperlich: Gs: 3W8, Gw: 2W10, St: 3W6, Re:
4W6, Ko: 2W6
Ausweichen 3W10, Fingerfertigkeit 3W8,
Kämpfen: Säbel 4W10, Kämpfen: Messer
3W10, Klettern 2W10, Reiten 3W10, Schießen:
Automatische Waffen 4W8, Schießen: Ge-
wehr 3W8, Schleichen 3W10, Schlösser kna-
cken 3W8, Schnellladen: Gatling-Pistole 3W8,
Schnellziehen: Gatling-Pistole 3W6, Schwim-
men 1W10, Stehlen 3W8
Geistig: Wa: 2W12, Wi: 2W8, Ch: 4W10, Sc:
3W6, Ge: 2W6
Basteln 2W6, Bildung: Philosophie 2W8,
Bluffen 3W6, Einschätzen 4W12, Einschüch-
tern 2W10, Führungsqualität 2W10, Glücks-
spiel 2W6, Mumm 3W6, Organisieren 3W6,
Sprache: Französisch 3W6, Sprache: Latein
2W6, Straßenwissen 3W6, Suchen 3W12,
Überreden 4W10, Verkleiden 4W8, Wissen-
schaft: Allgemein 2W8
Vorteile: Beidhändig, Besitztümer 3, Hübsch,
Kühler Kopf, Technisch begabt
Nachteile: Feind 2: Konföderierte, Gesetzloser
3, Gierig, Hochnäsig, Intolerant 2: Konföde-
rierte, Lüstern
Ausrüstung: Säbel, leicht gepanzerte We-
ste, zwei Gatling-Pistolen, vier Schnellwech-
seltrommeln für Gatling-Pistolen, Dietriche,
Derringer (im Ärmel versteckt), Sharps Big
50 Büffelgewehr mit Eulensicht-Zielfernrohr
(4-fache Vergrößerung), 20 Schuss PB-Muniti-
on für Gewehre, Bowiemesser, Pferd
Sergeant Frank Tully, Irrer Messer-
kämpfer
Tully, ein vollbärtiger Mitdreißiger mit un-
tersetzter Statur, stammt aus dem kleinen Ort
Salem im Bundesstaat Massachusetts. Salem
steht seit Jahrhunderten für Hexerei, dunkle
Künste und schwarze Magie, und auch Tully
wurde in eine Sippe hineingeboren, die sich
seit langer Zeit finsterster Zauberei bedient.
Seine gesamte Familie war Mitglied eines
Kultes, der einen alten, dunklen Gott anbetet,
und auch Tully brachte ihm bereits in jungen
Jahren Opfer dar, um besondere Kräfte zu er-
langen. Eine Vision seines Gottes veranlasste
ihn, sich freiwillig für die Armee zu melden.
Äußerlich gibt er gern vor, der tumbe Bauern-
bursche vom Lande zu sein, aber in Wirklich-
keit steckt in ihm ein diabolischer, blutgieriger
Bastard, der seine wahren Absichten gekonnt
verschleiern kann.
Er genoss das Leben als Soldat, insbesondere
das Töten und unbeschwerte Morden, ohne
Konsequenzen fürchten zu müssen. Sein Gott
erhielt durch ihn eine reichliche Ernte an See-
len und belohnte Tully mit immer stärkerer
Magie. Als er erneut eine Vision erhielt, Hogan
zu folgen, zögerte er nicht einen Augenblick.
82
 Ausgabe 9 • 2016
Tully ist ein geschickter Fährtenleser sowie
ein begabter Messerwerfer und -kämpfer. Mit
Vorliebe skalpiert er seine Opfer und begrün-
det dies stets mit seinem angeblichen „India-
nerblut“, das in seinen Adern fließt. Er bleibt
solange bei Major Hogan bis ihm sein Gott et-
was anders befiehlt.
Zitat: „Ich schlitz dich auf wie ein Schwein.“
Ziele: So viele Seelen wie möglich seinem
dunklen Gott opfern
Körperlich: Gs: 2W12, Gw: 4W10, St: 3W10,
Re: 3W8, Ko: 1W8
Ausweichen 4W10, Kämpfen: Messer 5W10,
Klettern 2W10, Reiten 3W10, Schießen: Ge-
wehr 3W12, Schießen: Pistole 3W12, Schlei-
chen 4W10, Schnellziehen: Messer 4W8,
Schwimmen 2W10, Stehlen 2W12, Werfen
5W12
Geistig: Wa: 4W6, Wi: 1W6, Ch: 3W6, Sc: 2W8,
Ge: 3W6
Bluffen 4W8, Einschätzen 3W6, Einschüchtern
4W6, Führungsqualität 2W6, Glaube 2W6, Me-
dizin: Allgemein 2W6, Mumm 3W6, Spuren-
lesen 4W6, Suchen 2W6, Überleben: Überall
4W8
Vorteile: Adleraugen, Aufmerksam, Der Blick,
Dickes Fell, Hart wie Stahl 5, Nerven wie
Drahtseile, Zäh 2
Nachteile: Blutrünstig, Feind 2: Konföde-
rierte, Gemein wie eine Klapperschlan-
ge, Gesetzloser 4, Grimmiger Diener des
Todes, Schlechte Angewohnheit 3: Skal-
Hogans Marodeure
piert seine Opfer, Schwur 5: Jede Woche eine
Seele seinem Gott opfern
Ausrüstung: Scharfes Bowiemesser, 6 Wurf-
messer, 44er Army Revolver, 45er Winchester,
ein dutzend Skalps an seinem Gürtel, Pferd
Besondere Fähigkeiten: Schwarze Magie: Man-
tel des Bösen 3, Schutz der Dunkelheit 3
Buck Jones, Ehemaliger Sklave
Der beinahe sechzigjährige Buck ist ein ehe-
maliger Sklave aus North Carolina, der bei
einem Überfall auf die Plantage seines Be-
sitzers von Major Hogan befreit wurde und
seitdem nicht mehr von dessen Seite weicht.
Der alte Buck, wie er von jedem genannt wird,
sieht aus wie eine verwitterte schwarze Mumie
mit verfaulten Zähnen, die beständig an einer
Maispfeife zieht. Der ehemalige Sklave ist tief
religiös, dem Major treu ergeben und besitzt
einen Hang zu abergläubischem Geschwätz.
Buck fürchtet sich vor Reverend Clayborn,
da er spürt, dass etwas nicht mit ihm stimmt,
und meidet ihn wo es nur geht. Sein Ziel ist es,
seine Familie wiederzufinden, die von seinem
ehemaligen Besitzer verkauft wurde, und mit
dem Geld aus den Überfällen eine neue Heimat
im Westen aufzubauen.
Zitat: „Schwarze Katze sein böses Omen, wir
besser vorsichtig.“
Ziele: Familie aufspüren und eine neue Heimat
finden
Körperlich: Gs: 4W6, Gw: 3W8, St: 2W12, Re:
2W10, Ko: 4W8
Ausweichen 2W6, Kämpfen: Prügeln 3W6,
Klettern 2W6, Reiten: Pferd 3W6, Schießen:
Pistole 3W10, Schießen Schrotflinte 4W10,
Schleichen 2W6, Schnellfeuern 3W6, Schnel-
laden 4W6, Schnellziehen: Pistole 3W10,
Schwimmen 1W6
Geistig: Wa: 1W8, Wi: 1W6, Ch: W6, Sc: 2W6,
Ge: 2W6
Einschätzen 2W8, Glaube 4W6, Mumm 3W6,
Suchen 2W8, Überleben: Prärie 3W6
Vorteile: Beidhändig, Dickes Fell, Mutig, Ner-
ven wie Drahtseile, Zäh 2
Nachteile: Abergläubisch, Feind 3: Konföde-
rierte, Gesetzloser 3, Greis, Intolerant 3: Kon-
föderierte, Treu
Ausrüstung: Zwei 44er Army Revolver, abge-
sägte Schrotflinte, Messer, Holzkreuz als An-
hänger, Pferd
Die O‘Malley-Brüder
Sean und Liam O‘Malley stammen aus New
York und lebten vor dem Krieg mit ihrer Fa-
milie in Hell’s Kitchen. Während der großen
Hungersnot in Irland wanderte ihre Familie
1846 nach Amerika aus und begann dort ein
neues Leben. Während Sean zunächst einen
rechtschaffenen Weg einschlug und durch ein
Kirchstipendium gar die Universität besuchen
konnte, trieb sich Liam meist in den dreckigen
Spelunken der Stadt herum, trank Whisky und
lieferte sich wüste Schlägereien mit deutschen
83
 Ausgabe 9 • 2016
und polnischen Einwanderern. Beide mel-
deten sich freiwillig für die Unionsarmee und
kämpften mehrere Jahre in der Kompanie von
Major Hogan, ehe sie desertierten und zu ge-
fürchteten Desperados wurden.
Sean „Doc“ O‘Malley, Quacksalber
Sean ist ein großgewachsener, schlaksiger
Mann mit feuerroten Haaren, die seine irische
Abstammung deutlich hervortreten lassen.
Vor dem Krieg hat Sean drei Semester Medizin
an der New York University studiert, ehe er
sich gemeinsam mit seinem Bruder aus Aben-
teuerlust der Armee anschloss.
Aufgrund seiner Ausbildung wurde er als Mili-
tärarzt im Regiment seines Bruders eingesetzt
und war für die medizinische Versorgung der
Verwundeten der Potomac-Armee verant-
wortlich. Viele der Verwundeten starben unter
seinen Händen an Wundbrand oder Blutver-
giftung, da die häufigste „Heilmethode“ in der
Amputation von Gliedmaßen bestand und so-
mit das Feldlazarett eher einem Schlachthaus
glich. Durch die beinahe täglichen Amputa-
tionen wurde Sean geschickt mit Säge, Beil
und Machete und eignete sich ein profundes
Wissen über das Innere des menschlichen
Körpers an. Er begann, den Krieg zu has-
sen und fing an, sich abzulenken, indem
er beinahe zwanghaft in seiner freien Zeit
die Toten sezierte und fragwürdige Ex-
perimente mit den Verwundeten durch-
Hogans Marodeure
führte. Doch das reichte nicht, um das Elend
um ihn herum zu ertragen, und so fing er an,
Laudanum zu konsumieren. Seitdem ist er
süchtig nach der Opiumtinktur und kann ohne
seine tägliche Dosis kaum klar denken. Als
sein Vorgesetzter Offizier von seinen Beschäf-
tigungen erfuhr, schien ihm, zu desertieren
und sich gemeinsam mit seinem Bruder Major
Hogan anzuschließen, der einzige Ausweg aus
diesem Irrsinn aus Blut, Tod und Pulverdampf
zu sein.
In der Bande wird er von allen nur „Doc“ ge-
rufen und kümmert sich um die Verletzungen
der Gangmitglieder. Seine wissenschaftliche
Neugier, mehr über die Funktionsweise von
Körper und Geist des Menschen zu erfahren,
sowie die Loyalität zu seinem Bruder lässt ihn
bei der Bande bleiben. Vor allem hat es ihm der
menschliche Verstand angetan, so dass er so
oft wie möglich bei Leichen oder lebenden Ge-
fangenen das Gehirn untersucht. Dass er dazu
meist zum Wohle der Wissenschaft den Kopf
seiner Untersuchungsobjekte aufschneiden
muss, nimmt er schulterzuckend in Kauf.
Zitat: „Still halten! Das wird dir jetzt mehr
wehtun als mir.“
Ziele: Als Erster die Funktionsweise des
menschlichen Gehirns verstehen
Körperlich: Gs: 4W8, Gw: 2W6, St: 3W6, Re:
3W6, Ko: 3W6
Ausweichen 2W6, Fingerfertigkeit 2W8,
Kämpfen: Machete, Beil und Messer 3W6,
Klettern 1W6, Reiten: Pferd 3W6, Schießen:
Gewehr 2W8, Schießen: Pistole 2W8, Schlei-
chen 2W6
Geistig: Wa: 2W10, Wi: 2W12, Ch: 2W6, Sc:
4W10, Ge: 3W8
Einschätzen 2W10, Glaube 1W8, Kunst: Zeich-
nen 1W10, Medizin: Chirurgie 3W12, Mumm
3W8, Suchen 3W10, Verspotten 3W10, Wis-
senschaft: Biologie 3W12, Wissenschaft: Che-
mie 2W12
Vorteile: Aufmerksam, Glückskind, Leicht-
schläfer
Nachteile: Abhängigkeit 3: Laudanum, Feind
2: Konföderierte, Gesetzloser 3, Intolerant 2:
Konföderierte, Neugier, Schlechte Angewohn-
heit 3: Regelmäßiges sezieren von Leichen
Ausrüstung: 45er Winchester, 44er Army Re-
volver, Bowiemesser, Machete, Beil, Arztkoffer
mit Werkzeug (Knochensäge, Zangen, Bohrer,
Beißholz etc.), Chemikalien und Verbandsma-
terial , 5 Dosen Laudanum, obskure Aufzeich-
nungen über das menschliche Gehirn, Pferd
Liam O‘Malley, Sprengstoffexperte
Liam ist Seans jüngerer Bruder und ein wah-
rer Hüne. Er ist fast zwei Meter groß, besitzt
einen muskelbepackten Körper und hat die
Stärke eines Grizzlybärs. Aufgrund seiner Er-
scheinung hält er sich für einen echten Frau-
enschwarm, aber leider ist Liam nicht unbe-
dingt der Hellste, und außerdem sprießen auf
seinem Körper genauso viele Haare wie bei
84
 Ausgabe 9 • 2016
einem Grizzly. Hinter seinem Rücken nennen
ihn die anderen Gangmitglieder deshalb den
„Affen“, aber Sean versucht das Geschwätz
meist zu unterbinden.
Liam ist der Mann fürs Grobe. Er hat während
des Krieges den Umgang mit automatischen
Waffen und Sprengstoffen erlernt und eine
kindliche Freude daran, Dinge zum Explodie-
ren zu bringen oder anzuzünden. Neben Bank-
tresoren und Eisenbahnwaggons, schließt dies
Wohnhäuser, Rinderherden und auch Men-
schen ein. Befiehlt Major Hogan, an einem
Gefangenen oder Feind ein Exempel zu sta-
tuieren, bindet Liam den armen Teufel meist
irgendwo an und schiebt ihm glühende Koh-
len unter die Haut, zündet ihn einfach an oder
steckt ihm eine brennende Dynamitstange in
die Tasche.
Liam ging wie sein Bruder aus Abenteuerlust
zur Armee, aber nach all dem Töten will er,
dass etwas bei diesem Krieg für ihn heraus-
springt. Sein Ziel ist es, mit den Überfällen
genug Geld zu erbeuten, um als reicher Mann
in Mexiko das feinste Bordell des Landes zu
eröffnen.
Zitat: „Mit zwei Stangen Dynamit jage ich die
Dreckskerle zum Teufel.“
Ziele: Genug Geld stehlen, um ein Bor-
dell zu eröffnen
Körperlich: Gs: 2W10, Gw: 4W10, St:
2W12, Re: 3W8, Ko: 1W8
Ausweichen 3W10, Kämpfen: Prügeln
Hogans Marodeure
3W10, Klettern 1W10, Reiten: Pferd 3W10,
Schießen: Automatische Waffen 2W10, Schie-
ßen: Gewehr 3W10, Schießen: Pistole 3W10,
Schießen Schrotflinte 4W10, Schleichen 2W10,
Schnelladen: Schrotflinte 3W10, Werfen: Dy-
namit 4W10
Geistig: Wa: 4W6, Wi: 1W6, Ch: 2W6, Sc: 2W4,
Ge: 3W6
Artillerie 2W6, Einschüchtern 2W6, Mumm
3W6, Suchen 2W6, Spurenlesen 3W6, Spren-
gen 5W6, Überleben: Prärie 2W4
Vorteile: Dickes Fell, Hart wie Stahl 3, Hüne
Nachteile: Feind 2: Konföderierte, Gesetzloser
3, Intolerant 2: Konföderierte, Irre 4: Pyromane
Ausrüstung: Winchester Repetierschrotflinte,
44er Army Revolver, Zündkapseln, 10 Stangen
Dynamit, Streichhölzer, Pferd
Reverend Martin Clayborn, Untoter
Ex-Prediger
Reverend Clayborn war Major Hogans Feld-
kaplan und stammt ursprünglich aus Beth-
lehem, Pennsylvania. Der hagere Mann mit
graumeliertem Backenbart schloss sich der
Potomac-Armee in den ersten Kriegsjahren
an, um den Soldaten geistigen Beistand auf
den Schlachtfeldern zu bieten und das Wort
Gottes zu verkünden. Ursprünglich ein Geseg-
neter, zweifelte der Reverend im Verlauf des
Krieges immer mehr an der Sinnhaftigkeit des
Kampfes gegen die Rebellen und stellte auf-
grund des andauernden Tötens häufiger sei-
nen Glauben in Frage.
Bei Appomattox verlor Clayborn seinen lin-
ken Arm durch ein Schrapnell. Während die
Ärzte um sein Leben kämpften, verfluchte er
Gott aufgrund seiner Lage und wandte sich
von ihm ab. Unter qualvollen Schmerzen und
mit lästerlichen Worten auf seinen Lippen
starb der Reverend auf dem Operationstisch
einen jämmerlichen Tod. Doch die Abrechner
ließen sich diese Gelegenheit nicht nehmen
und sorgten dafür, dass er als Verdammter zu-
rückkehrte. Seitdem hat der Dämon in seinem
Inneren meistens die Oberhand und stiftet auf
subtile Art Chaos und Furcht. Dem Manitou ist
bewusst, dass er lediglich die anderen Gang-
mitglieder von Hogans Marodeuren weiter an-
stacheln muss, um möglichst lange Angst, Ge-
walt und Elend zu säen. Da er die meiste Zeit
die Kontrolle über Clayborns Körper hat, kann
er keine Wunder wirken, versucht aber durch
die Kräfte der Verdammten den Anschein zu
erwecken, über göttliche Macht zu verfügen.
Seine Kameraden wissen nicht, dass er ein Un-
toter ist, sind sich aber seiner unheimlichen
Aura bewusst. Lediglich Buck scheint instink-
tiv die Wahrheit über den Reverend zu spüren.
Hat Clayborn einen wachen Moment und ist
kurze Zeit er selbst, sitzt er apathisch in einer
Ecke und gibt lediglich verstörende Bibelzitate
von sich.
Zitat: „Bestraft die Sünder! Bringt den Zorn
Gottes über sie!“
85
 Ausgabe 9 • 2016
Ziele: Furcht säen
Körperlich: Gs: 1W8, Gw: 1W8, St: 3W6, Re:
3W6, Ko: 2W6
Ausweichen 3W8, Kämpfen: Prügeln 3W8,
Klettern 1W8, Reiten: Pferd 3W8, Schießen:
Pistole 3W8, Schleichen 4W8, Schnellziehen
4W6
Geistig: Wa: 4W8, Wi: 3W8, Ch: 4W10, Sc:
2W10, Ge: 2W12
Beruf: Theologe 3W8, Bildung: Okkultismus
3W8, Einschätzen 4W8, Einschüchtern 4W10
Geschichten erzählen 4W10, Glaube grund-
sätzlich 4W12, aktuell 0, Mumm 4W12, Spra-
che: Latein 2W8, Suchen 2W8, Überreden
4W10, Verspotten 3W10
Kräfte der Verdammten: Besessen 1, Er-
schrecken 3, Grabesrede 3, Schlaf der Toten
1, Seelenfresser 3, Stimme der Verfluchten 1,
Totenmaske 3, Unheilige Reaktion 3, Zusam-
menflicken 2
Herrschaft: Verdammter 1, Manitou 8
Wunder: Derzeit Keine
Vorteile: Aufmerksam, Kühler Kopf, Mys-
tischer Hintergrund: Gesegneter, Zäh 2
Nachteile: Aura des Todes 2, Einarmiger Ban-
dit, Gesetzloser 3, Rachsüchtig,
Ausrüstung: Zwei LeMat Schrotrevolver,
zerfledderte Bibel, Pferd
Hogans Marodeure
Szenario-Idee sich in dem umstrittenen Gebiet zu verstecken
und führt die Bande zu einem alten Kultplatz
Kopfgeldjagd: der Indianer in der Nähe von Topeka, wie sein
Das Aufgebot wird von der Hotches & Finn Gott ihm aufgetragen hat. Das Höhlensystem,
Mining Company angeworben, Hogans Maro- in dem sich der Kultplatz befindet, liegt in un-
deure zur Strecke zu bringen. Die Bande hat in zugänglichem Gebiet und ist von dichten Wäl-
den letzten Monaten mehrere Züge der Black dern umringt. Um sich zu schützen, hat die
River-Eisenbahngesellschaft überfallen und da- Bande zusätzlich Fallen ausgelegt und Wachen
bei eine beträchtliche Summe an Lohngeldern aufgestellt. Als das Aufgebot am Kultplatz ein-
der Minengesellschaft geraubt. Was Hotches trifft, kommt es zum Showdown zwischen den
& Finn jedoch nicht wissen, ist, dass Hogans Beteiligten. Was jedoch niemand ahnt, ist die
Männer außerdem einen Kristallschädel er- Tatsache, dass sich in der Nähe des Kultplatzes
beutet haben, der Mina Devlin gehört. Der ein Nest von Grubenwespen befindet, und die
Schädel wurde ursprünglich von den Anasa- Insekten beinahe magisch vom Kristallschädel
zi geschaffen, um mächtige Magie zu wirken. angelockt werden.
Devlin benötigt das Relikt dringend für ihre
finstere Zauberkunst und hat daher eine Grup-
pe ihrer Wichita Witches hinter der Bande her-
geschickt. Zusätzlich hat sich der halsstarrige
Texas Ranger „Bad Luck“ Buck MacKenna an
die Fersen der Gesetzlosen geheftet, um de-
ren Treiben ein für alle Mal zu unterbinden.
Da die Hexen keine Konkurrenz dulden und
MacKenna überzeugt ist, dass das Aufgebot
nicht den Schneid für so eine Aufgabe hat,
werden der Posse bei der Verfolgung von Ho-
gans Marodeuren immer wieder Steine in den
Weg gelegt. Hogan selbst weiß nichts von dem
Relikt, da Tully den Schädel gefunden hat und Nick Dysen zählt zu den treuesten Autoren des Ma-
ihn vor den anderen versteckt. Er hatte eine gazins und hat bisher schon in den Ausgaben 4, 5, 6
und 8 Beiträge publiziert. Auch bei Abenteuerwettbe-
Eingebung seines Gottes und soll den Schädel
werben der Drachenzwinge war er erfolgreich.
nach Kansas schaffen. Tully überredet Hogan,
86
 Ausgabe 9 • 2016
Das Orakel des Echelion
ein Numenéra-Einsteigerabenteuer
von Daniel Kreyling
Abenteuer-Überblick
Die SCs sind auf dem Weg zum Orakel des
Echelion am Rand des Cloudcrystal Skyfields,
um mehr über ihre Zukunft zu erfahren oder
weil sie diesen kultischen Ort einmal sehen
und erforschen wollen. Der Aufstieg zum Ora-
kel, welches sich in einem 1000 Meter hohen,
Äonen alten Komplex befindet, birgt einige
Hindernisse und Überraschungen. In den Hal-
len des Orakels angekommen, finden die SCs
einen verwüsteten Ort vor. Die Priesterma-
schinen des Orakels sind zerstückelt worden
und die Kultstätten verwüstet. Ein Überle-
bender hat sich in einer schwer zugänglichen
Kammer versteckt und erwartet die Ankunft
der SCs, die ihm vom Orakel vorhergesagt
wurde. Er berichtet, dass eine mordlüsterne
Kreatur eines Nachts auftauchte, alles
zerstörte und sich schließlich im Heilig-
tum des Orakels verbarrikadierte. Von
dort sind seltsame Zirpgeräusche zu hö-
ren. Bei genauerem Hinhören lässt sich
ein Rhythmus erkennen. Es ist der Ge-
Numenera: Das Orakel des Echelion
sang eines Varakith. Der Varakith ist besessen
von dem Wunsch, dem Orakel eine Vision der
eigenen Zukunft zu entlocken. Es ist die Be-
stimmung der SCs, die Kreatur aus dem Heilig-
tum zu vertreiben oder zu vernichten, so hat es
zumindest das Orakel vorhergesagt.
Hintergrund
Echelion ist eine uralte künstliche Intelligenz. Das
Wissen über ihre Herkunft oder darüber, wer sie
hergestellt hat, ist verloren gegangen. Niemand
weiß wie Echelion in den Numenéra Komplex ge-
kommen ist, in dem er sich heute befindet, oder ob
er schon immer dort war. Die K.I. ist in der Lage
mit ungeheurer Genauigkeit und unglaublichem
Rechenaufwand die Zukunft zu simulieren. Eche-
lion kommuniziert diese Simulationen auf ab-
strakte Art und Weise an intelligente Wesen, die
sich über ein paar Stunden seiner Präsenz ausset-
zen. Echelion hat keine von Menschen erkennbare
Persönlichkeit, doch brachten ihm die übermit-
telten Visionen den Ruf eines Orakels ein. Der Ort
wurde zur kultischen Stätte für die Menschen der
Neunten Welt und eine Priesterschaft formierte
sich, um Echelions Orakelsprüche zu deuten und
Pilgern beizustehen.
Daniel Kreyling startet mit diesem Abenteuer seine
Artikel für das Magazin.
Empfohlener Ort: Am Rande der Cloudcrystal Sky-
fields (Numenéra GRW S.174), aber auch jeder andere
etwas abgelegene Ort.
Empfohlener Rang: 1-2
Spieldauer: 1-2 Spielabende
Die Priesterschaft nennt sich die Hüter des
weitblickenden Echelions und besteht aus 10
Männern und Frauen. Diese 10 Menschen
gründeten ihren kleinen Orden vor über 200
Jahren an diesem entlegenen Ort. Die Nu-
menéra-affinen Hüter fanden Mittel und Wege,
die Betreuung des Orakels seither fortzufüh-
ren. Heute existiert das Bewusstsein der Hüter
in humanoid aussehenden Maschinen weiter,
die die Köpfe der Hüter in gläsernen Tiefkühl-
kammern in der Brust tragen.
Reise zum Orakelturm
Die Reise führt durch die unwirtlichen und
kargen Gegenden vom nördlichen Navarene
über den Ungesehenen See, zu den Cloudcrystal
Skyfields. Das Wetter ist hier tückisch und
wechselhaft. Öliger Regen oder Stürme, die
Kristallsplitter herab regnen lassen sind keine
Seltenheit. Auf der Reise können die SCs ei-
nigen anderen Pilgern begegnen, die ein paar
87
 Ausgabe 9 • 2016 Numenera: Das Orakel des Echelion

Geschichten und Erfahrungen austauschen (z.

B. zum Aufstieg). Die Pilger weisen aber auf
keinerlei Gefahren oder Ungewöhnlichkeiten
hin. Allerdings, so können sie anmerken, sind
die SCs spät im Jahr auf ihrer Pilgerreise. Die
Witterungsbedingungen verschlechtern sich
bald drastisch und von einem Aufstieg zum
Orakel sei dann abzuraten.

Das Orakel des Echelion

Entdeckung: 1XP
Das Orakel befindet sich in einem riesigen tur-
martigen Komplex. Das Äonen alte Gebäude

Bild: Daniel Kreyling

ragt in einem 45-Grad-Winkel aus der kargen
Ebene und erreicht auch in dieser Schräglage
noch 1000 Meter Höhe. Der Turm besteht aus
einer Unzahl von verschiedenen Stein-, Metall-,
Keramik-, und Synthmaterialien, die schein-
bar wahllos aufeinander stecken und aneinan-
der hängen. An einigen Stellen quillt dichter
schwarzer Qualm hervor. An anderen ist der Der Aufstieg Gang in Händen
Komplex mit Flechten und Schlingpflanzen be-
wachsen, in denen geflügelte Kreaturen nisten. Für die Pilger gibt es einen gangbaren Pfad der Nach den ersten paar hundert Höhenmetern
Der schiefe Turm ist an zwei Stellen ent- sich den Komplex hinauf windet. Der Pfad ist mündet der Pilgerpfad in einen dunklen Gang.
lang seiner Hauptachse, von einem lang- an einigen Stellen sehr anspruchsvoll (Klet- Am Eingang befindet sich eine gespannte
sam rotierenden Ring aus schwebenden tern-Probe: Stufe 3). Im Schnitt brauchen Pil- Tierhaut auf der eine Animation Instrukti-
Felsbrocken verschiedenster Größe umge- ger zwei volle Wandertage, um die Hallen des onen gibt, wie der Gang in Händen genutzt
ben. Das Orakel des Echelion befindet sich Orakels zu erreichen. werden kann. Sinngemäß: ”Reisegepäck und
an der Spitze des Turms. Gegenstände gut am Körper verstauen, Arme

88
 Ausgabe 9 • 2016
flach an den Körper legen und auf einen fla-
chen weißen Stein am Eingang des Ganges
steigen.“ Kurz darauf wird der Reisende von
einem Greifarm gepackt und in der Dunkel-
heit zu einem zweiten weiter gereicht. Hun-
derte mechanische Arme befördern die Pilger
in rasender Geschwindigkeit quer durch den
Turm, 100 Höhenmeter weiter hinauf. Ori-
entierunglosigkeit und Übelkeit können mit
einer Kraft-Verteidigungs-Probe: Stufe 3 ab-
gewendet werden. Am Ende des Gangs wer-
den die Reisenden wieder ins Freie befördert
und in ein feinmaschiges, elastisches Netz in
Schwindel erregender Höhe geworfen.
SL-Eingriff: Gegenstände können verloren ge-
hen oder beschädigt werden.
Nachtlager an Echelions Bädern
Lagerplatz für die Pilger in ca. 600 Meter Höhe.
In einer größeren Halle im Turm befinden sich
diverse kleine Pools und Becken, durch die
heißes Wasser sprudelt. Einige seltsame Pflan-
zen und große Pilze wachsen hier. Es gibt eine
Feuerstelle, Brennstoff, ein paar Notrationen
und Decken. Ein Bad in den Pools ist er-
holsam und entspannend (3 Punkte Re-
generation).
Numenera: Das Orakel des Echelion
Kletterpartie (optional)
Irgendwann während dem Aufstieg kön-
nen die SCs eine Öffnung im Turm 30 Meter
oberhalb vom Pilgerpfad entdecken. Von dort
dringt fluktuierendes Licht und mechanisches
Zischen heraus. Die Kletterpartie zur Öffnung
erfordert eine Klettern-Probe: Stufe 4. In en-
gen, verwinkelten Gängen, zwischen Stelen
und weichen Keramikwänden, befinden sich
diverse Numenéra und Maschinen. Numenéra
Plündern-Probe: Stufe 3 bringt ein paar Shin
und 1W6 Cypher zum Vorschein (z. B. Pha-
senwechsler Cypher). Außerdem a) Rohr mit
Drehventil, fließt eine Flüssigkeit hindurch
und wird am Ventil gedreht, ändert die heraus-
strömende Flüssigkeit ihre Farbe (Kuriosität).
b) 3 Meter langes flexibles Synthband. Wird
es zusammengefaltet oder verknotet, dehnt es
sich langsam wieder zu seiner vollen Länge
aus (Kuriosität).
Squarriden Angriff
Einer der schwebenden Felsbrocken, die den
Turm langsam umkreisen ist kein Felsen, son-
dern ein grau-grünes Squarriden-Nest in Form
eines 8 Meter großen Oktaeders. Squarriden
sind fliegende Kopffüßer von 1 Meter Länge.
Ihre Tentakel sind relativ kurz und stachel-
bewehrt. Ihr brauner Rumpf hat ungefähr die
Form eines menschlichen Schädels. Die Squar-
riden bemerken die Reisenden und schwärmen
aus, um anzugreifen. 15 bis 20 Squarriden stür-
zen sich nach und nach auf die SCs, bis diese
sich in Sicherheit bringen oder 10 Squarriden
erschlagen wurden.
Squarriden (Stufe 3), Lebenskraft: 9, Rüstung:
0, Distanz (fliegend/am Boden): Ferndistanz /
Nahdistanz, Sturzflug Angriff zum Festsaugen
als Stufe 4 (4 Schaden), danach automatisch
2 Schaden pro Runde durch Saugnadel. Nach
einem Sturzflug brauchen sie eine Runde, um
wieder an Höhe zu gewinnen, um den näch-
sten Angriff auszuführen.
Hallen der Hüter
des weitblickenden
Echelions
Die Hallen des Echelion wurden von den Hü-
tern des Orakels an menschliche Bedürfnisse
angepasst. Die schrägen Böden der ursprüng-
lichen Hallen des schiefen Turms wurden ent-
weder mit Drit eingeebnet oder mit Gerüsten
versehen.
89
 Ausgabe 9 • 2016 Numenera: Das Orakel des Echelion

Die verwüsteten Hallen

Empfangshalle: Diese Halle wurde mit Drit

eingeebnet. Hier kampieren normalerweise
die Pilger. Es gibt metallene Bänke und Tische,
Kochstellen, ein großes Badebecken. Doch der
ganze Bereich ist verwüstet. Gegenstände sind
verbeult, aufgeschlitzt und wahllos verstreut.
• Wahrnehmungs-Probe: Stufe 2 – an einigen
Schlafplätzen sind getrocknete Blutflecken.
• Wahrnehmungs-Probe: Stufe 4 – die Ver-
wüstung und Spuren wurden von irgendet-
was großem und kraftvollem angerichtet.

Zentrale Halle: Durch ein großes dreieckiges

Bild: Daniel Kreyling

Tor gelangt man von der Empfangshalle in
die zentrale Halle. Diese Halle ist mit einem
Gerüst aus Synthstahlträgern und darauf lie-
genden Bodenplatten versehen. Am Grund der
Halle hat sich tiefschwarzes Wasser gesam-
melt. Hier finden sich ebenfalls Spuren der
Verwüstung. Die Halle wird leicht durch eini-
ge flackernde Röhren an den Wänden erleuch-
tet. Der Gesang des Varakiths kann in der
zentralen Halle und im Gabenraum dumpf, als findet sich eine kleine Stiege, die zu einer ro- Steuerpanel auf dem Tor geöffnet werden (Nu-
ein rhythmisches Zirpen und Klopfen wahrge- stigen, verschlossenen Stahltür führt (Schlös- menéra-Probe: Stufe 5). Am linken Ende der
nommen werden. ser knacken-Probe: Stufe 3). Dahinter befindet zentralen Halle befinden sich zwei ausladende
• Wahrnehmungs-Probe: Stufe 3 – eini- sich ein Gabenraum. Am rechten Ende der Treppenabgänge an deren Fuß ein weiteres
ge weiße mechanische Metallteile, ein zentralen Halle führen ein paar Treppenstu- riesiges Tor ist. Das Tor besteht aus tausen-
Fleck mit gelee-artiger Flüssigkeit und fen zur Halle des Orakels. Ein massives me- den kleinen Metallplättchen. Einige dieser
weitere Blutspuren. tallisches Schiebetor verschließt den Zugang. Plättchen sind verbeult oder fehlen. Ein Ho-
An der gegenüberliegenden Wand be- Das Schiebetor kann über ein kompliziertes logramm aus Ringen und Sphären in 3 Meter

90
 Ausgabe 9 • 2016
Höhe kann genutzt werden, um die Plättchen
einklappen zu lassen und damit das Tor zu öff-
nen (Numenéra-Probe: Stufe 4). Dahinter be-
finden sich die Quartiere der Hüter.
SL-Eingriff: Der Varakith hat auch einige Bo-
denplatten herausgerissen und beschädigt. Ein
SC tritt auf eine lose liegende Platte und stürzt
10 Meter in die Tiefe ins Wasser.
Der Gabenraum: In diesem Raum lagern die
Spenden und Gaben der Pilger auf großen
grob gezimmerten Regalen. Der Raum ist vom
Varakith nicht verwüstet worden, vermutlich
da er nicht durch die schmale Tür gepasst hat.
Hier finden sich Lebensmittel, erlesene Ge-
tränke, Talismane, kleine Skulpturen, Kunst-
werke und 1W6 zufällige Cypher und/oder
Kuriositäten (zufällig auswürfeln). An der
Plattform, auf der die Regale stehen, führen
mehrere metallene mannbreite Röhren vor-
bei. Drei der Röhren führen zur Orakelhalle.
Durch die Röhren zu klettern erfordert eine
Klettern-Probe: Stufe 3.
Quartiere der Hüter: Ein langer Gang, in dem
eine Treppe aus Synth und Metall hinaufführt.
Kühle Leuchtröhren beleuchten den Gang.
Seitwärts vom Gang gehen 8 Meter tiefe
und 3 Meter durchmessende Röhren ab.
In diesen Röhren haben die Hüter ihre
Ruheräume, Werkstätten und Bibliothek
eingerichtet, die ebensfalls vom Varak-
Numenera: Das Orakel des Echelion
ith verwüstet wurden (SL-Eingriff: Die Treppe
könnte hier und da beschädigt sein, brechende
Treppenstufen). Einige der Räume sind mit
Synthplanen abgehängt, ansonsten aber frei
zugänglich.
• In einer Ruhekammer befindet sich ein wei-
ßer, mechanischer Metallarm und ebenfalls
ein gelee-artiger Blob am Boden.
• 1W100 Shin befinden sich in einer fein ge-
arbeiteten Holzschatulle, die unter einem
Schreibtisch liegt. Wahrnehmungs-Probe:
Stufe 2. Zum Öffnen entweder Schlosskna-
cken-Probe: Stufe 3 oder Aufbrechen Kraft-
Probe: Stufe 3.
• In der Bibliotheksröhre befinden sich dut-
zende grüne transparente Paneele die in
Metall eingefasst wurden. Diese “Bücher”
werden mit Tinte beschrieben, die darauf-
hin in das Paneel einsickert und gespeichert
wird. Durch Wischen lassen sich verschie-
dene Seiten des Buchs durchblättern. In die-
sen Aufzeichnungen befindet sich einiges
an Wissen über das Orakel. Ein ausgiebiges
Studium und viel Zeit (Numenéra-Probe:
Stufe 4) gibt eine Entdeckung: 1XP.
• In einer Werkstatt finden sich allerhand
Werkzeuge und 1W6 Cypher (zufällig aus-
würfeln), darunter könnte ein reparaturbe-
dürftiges Universalkommunikator-Cypher
(Stufe 5) sein.
• Falls die SCs keine Möglichkeit haben, sich
außer-Phase zu bringen (Fähigkeiten oder
Cypher), finden sie drei seltsame grüne Pelze
mit gelben Punkten und Kapuzen in einer
der Ruhekammern. Dies sind Stufe-4-Cy-
pher die den Träger außer-Phase bringen.
Sie müssen mit einem seltsamen knorrigen
Holzstab überstrichen werden, um aktiviert
zu werden.
Die von Innen nach Außen
gekehrte Kammer
Entdeckung: 1XP
In einer der Röhrenkammern ist der Weltraum
zu sehen, mit Sternen und einem großen blau-
en Planeten, über den grünliche Wolken zie-
hen. Diese Kammer ist außer-Phase und in
Raum und Zeit versetzt. Was die SCs sehen, ist
das Äußere eines Satelliten in einer marsnahen
Umlaufbahn. Um die Kammer betreten zu kön-
nen, müssen sich die SCs ebenfalls außer-Pha-
se begeben. Dazu können Fähigkeiten, Cypher
oder die Pelze verwendet werden, die in einer
der anderen Kammern zu finden waren. Das
Innere der Kammer ist eine eiskalte metallene
Kapsel. Nur einige Metallstühle und ein Tisch
stehen darin. Auf einem der Stühle sitzt der
Hüter Calyhob und erwartet die SCs.
Calyhob (Stufe 3), Wissen über Echelion, Nu-
menéra, Mechanik, Literatur Stufe 5.
• Aussehen wie Decanted (Ninth World Be-
91
 Ausgabe 9 • 2016
stiary S. 34). Die Maschinen, in denen sich
das Bewusstsein der Hüter heute befindet,
wurden vor vielen Jahren als leblose Hüllen
im Turmkomplex entdeckt. Die Hüter mach-
ten sich die Maschinen zunutze, um länger
leben zu können und ihre heilige Aufgabe
fortzuführen. Die Köpfe der Hüter, als ver-
meintlicher Sitz der Seele wurden in die
Brustkörbe der Maschinen implantiert. Die
Maschinen sind so programmiert, dass sie
keine Handlungen vollziehen können, die
den Erkenntnissen aus Echelions Orakel-
sprüchen zuwieder laufen. Die Hüter leben
stets in großer Sorge, die Zukunft durch ihr
Handeln zu beeinflussen. In ihrer Glaubens-
welt ist das eine schwerwiegende Sünde
und würde einen Missbrauch der Prophezei-
ungen darstellen.
• Calyhob erwartet die SCs. Er hat beim An-
griff der Kreatur einen Arm verloren, bevor
er sich in die Kühlkammer retten konnte.
Calyhob hat in einer Vision von Echelion
erfahren, dass die SCs ihn hier in dieser
Kühlkammer nach dem Angriff finden wer-
den. Seit dem Angriff vor 3 Tagen hat er den
Raum nicht verlassen, um nicht mit der Vor-
hersehung von Echelion in Konflikt zu
geraten.
• Calyhob weiß, dass es sich bei der Kre-
atur um einen Varakith handelt. Als
der Varakith in den Hallen des Orakels
auftauchte, begann er sofort rasend
Numenera: Das Orakel des Echelion
und wahllos alles zu zerstören. Fünf Pilger
und alle Hüter außer Calyhob sind ermor-
det worden. Der Varakith befindet sich nun
in der Halle des Orakels und quält Echelion
mit seiner grotesken Anwesenheit. Die selt-
samen Geräusche sind der Gesang des Vara-
kith. Calyhob kennt außerdem die Zugänge
zur Orakelhalle über die Lüftungsröhren im
Gabenraum.
Die Halle des Orakels
Die Halle des Orakels ist ein kugelrunder
Raum von 20 Meter Durchmesser. Die Kugel
erzeugt ihre eigene Anziehungskraft, sodass
an der Kugelinnenseite entlang gelaufen wer-
den kann. Der Boden ist überwuchert mit 2
bis 3 Meter hohen violetten und blauen Pilzen.
Im Mittelpunkt der Kugel schwebt das Orakel
Echelion. Es ist ein ineinander verschachtelter
Haufen von halbtransparenten blauen Schup-
pen, in denen immer wieder rotes Licht pul-
siert. Von der Oberseite der Kugel fällt Tages-
licht durch ein Loch direkt auf Echelion und
auf den gegenüberliegenden Meditationsplatz,
an dem sich die Visionssuchenden setzen und
meditieren. Der Varakith sitzt die meiste Zeit
auf dem Meditationsplatz, schabt mit seinen
Beinen und erwartet die Visionen von Eche-
lion.
Zugang zur Halle des Orakels:
• Von der zentralen Halle führt eine Treppe in
einem 10 Meter langen Gang zur Halle des
Orakels. Der Treppengang wurde vom Vara-
kith jedoch mit Pilzen, Tischen, Regalen,
Stühlen und ein paar Körperteilen verbarri-
kadiert. Die Barrikade (Stufe 5) abzutragen
(Startkosten: 3 Kraft-Punkte) ohne dass der
Varakith etwas bemerkt, erfordert Zeit und
Heimlichkeits-Proben: Stufe 5 von allen Be-
teiligten.
• Aus dem Gabenraum führen drei Röhren in
die Halle des Orakels. Sie münden alle an
unterschiedlichen Stellen in die Halle und
sind mit einem Gitter versperrt. Kraft-Pro-
be: Stufe 3 zum Rausbrechen, Schlösser
knacken, oder Handwerks-Probe: Stufe 4,
um sie leise zu entfernen (Werkzeug nötig).
Der Meditationsplatz und evtl. der Varakith
sind von den Gittern aus zu sehen.
Varakith (Stufe 5)
Siehe Numenéra GRW S.264. Der Varakith ist
besessen von Prophezeiungen über seine eige-
ne Zukunft. Er reagiert aggressiv auf alle Ein-
dringlinge und kämpft bis zum Tod. Wirklich
mächtige Waffen oder Kämpfer können ihn
jedoch zum temporären Rückzug veranlas-
sen. Kommunikation mit dem Varakith könnte
möglich, allerdings sehr schwierig sein. Ihn
zum Abzug zu überreden, dürfte ausgeschlos-
sen sein. Die SCs könnten jedoch versuchen,
92
 Ausgabe 9 • 2016 Numenera: Das Orakel des Echelion

ihn zu täuschen oder aus der Halle zu locken.

SL-Eingriff: Aus den Prophezeiungen kann der
Varakith einige Handlungen der SCs vorherse-
hen und vorbereitet sein.

Der Gesang des Varakiths kann mit Hilfe einer

Kommunikations- oder Telepathie-Fertigkeit
oder einem passendes Cypher interpretiert
werden.

Der Gesang:
Wir kämpfen und vernichten,
Wir zerstückeln und wir richten.
Wir sehen es vorher,
Die Feinde ohne Wiederkehr.
Wir malen sie zu Staub,
Für ihres Blutes Raub.

Bild: Daniel Kreyling

Mächtig heute und noch mächtiger morgen,
Wenn alles zerhackt ist, sind wir ohne Sor-
gen.
Wir kämpfen und vernichten ...

Epilog
Haben die SCs den Varakith besiegt
oder vertrieben, gibt es 1XP Belohnung.
Möglicherweise sind einige der Prie-
stermaschienen noch reparierbar und
das Bewusstsein der Hüter kann geret-
tet werden. Calyhob kann den SCs nun
mehr über Echelion und die Hüter des Orakels
erzählen. Natürlich können die SCs nun auch
selbst die Prophezeiungen Echelions empfan-
gen. Calyhob wird bei der Deutung behilflich
sein.
[Anm. d. Red.: Die gezeigten Karten von Da-
niel Kreyling sind als Download auf der Maga-
zinseite in Originalgröße zu finden.]

93
 Ausgabe 9 • 2016
Februar 2016 – Zeit für einen Rückblick auf 2015 ...
... und einen kleinen Ausblick auf 2016
von Patric Götz
2015 war das erfolgreichste Jahr, das wir bis
jetzt hatten. Aber natürlich gab es auch ein
paar übliche Rückschläge und Verzögerungen.
Fangen wir mal mit dem Positiven an – nach-
dem wir 2013 und 2014 im Durchschnitt zwei
Produkte pro Monat veröffentlicht haben, hat-
ten wir uns für 2015 vorgenommen, es auf drei
Produkte pro Monat zu bringen. Das haben
wir auch geschafft, bzw. sogar knapp übertrof-
fen. Dabei zählen so Sachen wie die Fate Wür-
felsets in drei Farben natürlich NICHT als drei
Neuheiten ;)
Unsere stärksten Linien waren natürlich mit
mehreren Büchern und Zusatzprodukten ver-
treten – allen voran Splittermond, Space: 1889
& Myranor sowie das in 2015 neu gestartete
Fate.
Aber auch kleinere Systeme haben wir
unterstützt, wenn auch im kleineren
Masse.
Auf der Seite der nicht-so-gut-gelau-
fenen-Dinge steht natürlich an erster
Neues aus dem Uhrwerk Verlag
Stelle, dass die Numenera-Box noch nicht wie
ge-plant erschienen ist. Die Gründe dafür
habe ich vor kurzen in einem Update auf der
Crowdfundingseite dargelegt und sind hier im
Detail zu finden.
Wie auch immer wird natürlich dran gearbei-
tet und bald ist es dann auch mal soweit mit
Numenera auf deutsch :)
Eine weitere nicht so tolle Sache ist der Start
von 13th Age auf deutsch. Auch wenn das Re-
gelwerk sehr gut geworden ist (und sich auch
okay verkauft hat ;) ) - es hätten zum jetzigen
Zeitpunkt schon so 1-2 Bücher mehr veröf-
fentlicht sein sollen. Eine Linie steigt und fällt
zu einem großen Teil mit den Nachfolgepro-
dukten, deshalb wäre es schön gewesen, wenn
mindestens das Beutebuch schon da wäre, aber
auch das dauert nicht mehr ewig.
Die Top 3 Produkte 2015
Wir hatten 2015 drei Produkte, die uns sehr
positiv überrascht haben. Interessanter- und
glücklicherweise zu drei unterschiedlichen Li-
nien, woraus wir schließen können, dass wir
nicht nur eine starke Linie haben, sondern
mehrere mit viel Potential.
Mondstahlklingen – Es ist kein großes Ge-
heimnis, dass Waffen- und Ausrüstungsbü-
cher sich besonders gut verkaufen. Es IST al-
lerdings schon sehr überraschend, wenn sich
ein Ausrüstungsbuch im Erstverkauf besser
verkauft als das dazu gehörige Regelwerk. Das
hat Mondstahlklingen aber gemacht – sowohl
im Großhandel als auch in unserem Webshop.
Wir schließen draus, dass die Spielerbasis seit
dem Erscheinen des Regelwerks massiv ge-
wachsen sein muss, da sich nunmal trotzdem
nicht jeder Spieler auch das Waffenbuch kauft.
Wir waren SEHR überrascht :)
Deponia – Das Deponia Rollenspiel hat sich
sehr gut verkauft (und tut es noch immer). Wir
haben sehr gehofft, das Deponia auch Käu-
fer außerhalb der üblichen Rollenspielszene
findet, weil es auch Fans der Computerspiele
anspricht. Das scheint sich zu bestätigen. Wir
hatten z. B. auf der SPIEL viel Laufkundschaft
94
 Ausgabe 9 • 2016
am Stand, die das Buch bei uns sahen, aber
nicht wussten, was ein Rollenspiel ist. Viele
davon haben das Buch auch mitgenommen
(und teilweise noch eine Splittermond Einstei-
gerbox eingepackt :) )
Die Legatin des Bösen – Das kann man
recht schnell zusammenfassen:
• Legatin des Bösen kam im November 2015 in
den Handel.
• Legatin des Bösen war im November 2015
ausverkauft.
Und wir haben NICHT weniger gedruckt als
wir normalerweise drucken ;) . Mittlerweile ist
das Buch natürlich auch wieder nachgedruckt
und lieferbar.
Allgemeine Entwicklungen
im Verlag
Anfang 2015 sind wir aus unserem 22m²-Büro,
das wir mit drei Leuten „bewohnt“ haben, in
unser neues, größeres, helleres und professio-
nelleres 106m²-Büro gezogen.
Das kleine Büro hat wenig überraschend zu
gewissen Spannungen geführt, weil wir doch
sehr aufeinander gesessen haben.
Nun sind 106m² für drei Personen ein we-
nig zu viel, aber da das neue Büro etwas
am Stadtrand liegt (passenderweise im
gewerblichen Medienzentrum von Köln,
wo ein Verlag ja auch hin gehört ;) ) ist
Neues aus dem Uhrwerk Verlag
die Miete nicht so hoch, wie die Quadratme-
terzahl vielleicht vermuten lässt. Außerdem ist
der neue Vermieter viel netter.
Gegen Mitte 2015 hatte sich das mit den drei
Mitarbeitern auch sowieso erledigt. Im August
kam Tilman Hakenberg zu Team als Redak-
teur für Splittermond und Myranor dazu, im
November Heimke Husmann als Buchhalterin
und Assistentin. Und im Januar haben wir
dann noch Kathrin Dodenhoeft für Internet-
kram, Webshop, Marketing und Layout dazu
bekommen.
Da außerdem hin und wieder noch Freelancer
vorbei kommen, um bei uns vor Ort zu arbei-
ten, wird das neue Büro schon wieder langsam
eng ...
2016
Für 2016 haben wir viel vor. Da das Wachstum
im Verlag auch gewachsene feste Kosten bedeu-
ten, ist unser Plan für 2016 eher vier+ als drei
Produkte im Monat herauszubringen. Im Janu-
ar und Februar haben wir das knapp nicht ge-
schafft, aber wir arbeiten dran, das aufzuholen.
Wir werden sowohl unsere bestehenden Li-
nien unterstützen, als auch viele neue Linien
beginnen.
Beginnen wir mal mit den bestehenden Rei-
hen:
Natürlich wird Splittermond massiv unter-
stützt. Es sind sehr, sehr viele Abenteuer, Regi-
onalbände und Regelergänzungen in der Pipe-
line. Den Anfang haben schon das Regelwerk
– Taschenbuch und das Abenteuer „An den
Küsten der Kristallsee“ gemacht. Während ich
das hier schreibe ist, der Feenband bereits beim
Drucker und ein weiteres Abenteuer und die
Deluxe-Charakterbögen folgen in den nächsten
Tagen.
Bei Myranor und Tharun wird es durch die
Umstellung auf DSA5 etwas ruhiger werden,
als 2015. Wir arbeiten aber bereits am DSA5
-Myranor-Basisregelwerk und hoffen, es noch
dieses Jahr veröffentlichen zu können. Netter-
weise hat uns Ulisses erlaubt, ein komplettes,
eigenständiges Buch zu machen, für das man
keine aventurischen Produkte mehr brauchen
wird. Ich bin sehr gespannt, wie sich das aus-
wirken wird.
95
 Ausgabe 9 • 2016
Wir werden auch Fate mit vielen kleinen
Weltenbüchern, einigen nicht so kleinen Set-
tings und Zubehör wie dem deutschen Deck
of Fate unterstützen. Dabei werden wir die
Erkenntnisse der großen Fate-Umfrage einbe-
ziehen, die gerade noch läuft (oder gerade be-
endet wurde – je nachdem wann das Uhrwerk!
Online genau erschient ;) )
Für Der Eine Ring war es 2015 ein wenig ru-
hig, aber in 2016 werden wir mindestens den
Bruchtal-Quellenband und den dazugehörigen
Abenteuerband „Ruinen des Nordens“ heraus
bringen. Bruchtal ist gerade beim Drucker
und sollte mit Glück zur HeinzCon im März
erscheinen :)
Natürlich vergessen wir auch nicht, Spa-
ce: 1889 voranzutreiben. Der lang er-
wartete Mars-Band geht soeben ins Lay-
out, die Arbeiten am Luna-Band haben
Neues aus dem Uhrwerk Verlag
begonnen, mehrere
Abenteuer sind in
Arbeit, die Space-Ubi-
quity-Würfel sind
gerade in Produktion
(bzw. werden nach
dem Chinesischen Neujahrsfest wieder in Pro-
duktion sein) und und und ...
Für unsere Slayers-Reihe sind einige Dinge
für Dungeonslayers in Arbeit – der Spiellei-
terschirm, Dungeontiles und der erste offizielle
Regionalband. Und natürlich steht für 2016
STARSLAYERS auf dem Plan :)
Für Contact erschient gerade JETZT, wo ihr
dies lest, der Waffen- und Ausrüstungsband
„Opus Armatum – Research and Destroy“. So
1-2 weitere Abenteuerbände sind dieses Jahr
auch noch drin ;).
Wie schon erwähnt,
hatte 13th Age ein
wenig Probleme in
Schwung zu kommen,
aber dieses Jahr sollte
es mit dem Beutebuch,
13 wahre Wege, einem
Abenteuer und evtl.
dem Spielleiterschirm weiter gehen.
Neue Reihen:
In 2016 werden relativ viele neue Reihen er-
scheinen, allerdings hauptsächlich weil sich
geplante Reihen so lange verschoben haben ;).
Zum einen natürlich das bereits oben er-
wähnte Numenera. Nach der Grundbox sollte
es relativ bald mit weiteren Bänden weiterge-
hen (wobei in diesem Falle ja bereits etliche
Erweiterungen mit in der Box sein werden).
Achtung! Cthulhu – lange angekündigt, lan-
ge verschoben... Derzeit lektorieren wir die
fertig übersetzten Texte der beiden Grundbü-
cher und passen sie an Cthulhu 7 an.
Mutant Chronicles – Die Übersetzung des
Grundregelwerkes läuft und wir werden noch
bevor das kommt ein kleines Einsteigerheft
inkl. Kurzregeln und Abenteuer raus bringen,
96
 Ausgabe 9 • 2016 Neues aus dem Uhrwerk Verlag

das einen preisgünstigen Einblick in die Welt
von Mutant Chronicles erlaubt.
Fate Engel – Dazu sage ich hier noch nicht
viel (bzw. NOCH weniger, als zu den ande-
ren neuen Reihen). Wer zur HeinzCon 2016
kommt, wird die ersten konkreteren News
dazu bekommen können, die dann aber auch
wenig später im Netz zu finden sein werden.
Die Arbeit daran läuft bereits und natürlich ist
Feder & Schwert mit im Team (da sie in diesem
Fall unsere Lizenzgeber sind, wäre es auch
seltsam, wenn nicht ;) )
So – das war es erst mal für diese Ausgabe mit
News aus dem Verlag. In Zukunft werde ich
euch hier über aktuelle Entwicklungen infor-
mieren und immer mal ein paar Neuheiten
mitteilen.
Bis zum nächsten Mal
SilentPat
Das Beutebuch ist voll mit neuen magischen Gegen-
ständen, die nur darauf warten, gefunden, gestohlen
oder auf andere Weise als Belohnung an die erfolg-
reichen Abenteurer verteilt zu werden. Außerdem ha-
ben wir noch ein kleines Kapitel hinzugefügt, in dem
erklärt wird, wie man als Spielleiter mondäne Schätze
interessanter gestalten kann, sowie eine Sektion mit
neuen magischen Gegenständen zum einmaligen Ge-
brauch angehängt.
A4 Softcover, 96 Seiten Geb. VK: 14,95 € inkl. 7% MWSt

Ich kann nicht versprechen, dass es das

„schon“ war. Ich darf oder will über einige
Dinge bloß noch nicht schreiben. Würde ich
das tun, müsste ich euch töten. Und das wäre
mir zu viel Aufwand ...
HeinzCon 2016
Das Beutebuch
Achtung - der Artikel erscheint voraussichtlich im Fe-
bruar/März 2016 und ist derzeit noch nicht lieferbar!
Lasst uns eine Schweigeminute für all die besiegten
Monster einlegen. Und jetzt krallen wir uns all ihre
Schätze!
Von was handelt dieses Buch?

Um sich im Detail über unsere Sachen zu in-

formieren, Kritik anzubringen und Fragen zu
stellen ist die diesjährige HeinzCon wie
jedes Jahr die beste Gelegenheit. Wenn
dieser Text hier erscheint, sollten es nur
noch ca. zwei Wochen sein, bis es soweit
ist :). Weitere Infos dazu findet ihr auf:
http://www.heinzcon.de
Beute!
Dies ist sowohl eine Antwort als auch eine Ermunte-
rung. Ja klar, bei 13th Age geht es vor allem um das
Erleben einer tollen Geschichte und grandiose Acti-
on, aber wir alle haben auch einen schatzhungrigen
Munchkin in uns - und es ist an der Zeit, dieses Kind
zum Spielen rauszulassen.

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 Ausgabe 9 • 2016
HeinzCon 2016 : 4. bis 6. März
Das Programm und
Organisatorisches
Das vorläufige Programm der HeinzCon ist on-
line! Darunter sind zahlreiche Workshops zu
Splittermond, zum Abenteuer-Schreiben und
Welten-Erfinden, zum Space 1889: Filmpro-
jekt von Orkenspalter TV, ein Let’s Play zur
Pen&Paper-Version von Deponia und vieles
mehr.
Tickets und Check-in
In unserem Shop sind noch Rest-Tickets erhält-
lich, die hier noch bis zum 25.02. erworben wer-
den können (natürlich nur so lange der Vorrat
reicht). Auf der Con selbst gibt es die Möglich-
keit, ein Tages- bzw. Wochenendticket für 5,-
bzw. 10,- Euro zu erwerben. Ein Raum mit kos-
tenloser Schlafmöglichkeit für Isomatten- und
Schlafsack-Besitzer wird auf dem Congelände
bereitgestellt.
Für Übernachtungsgäste (also alle, die ihre
Tickets bereits bei uns im Shop gekauft
haben) gilt: Check-in in die Ferienwoh-
nungen (d. h. Schlüsselübergabe und Re-
gistrierung) ist am Freitag ab 16:00 Uhr
möglich. Check-out am Sonntag muss
spätestens bis 12:00 Uhr durch Schlüssel-
HeinzCon 2016
abgabe am Info-Stand auf der Con erfolgt sein.
Anreise
Am Haus des Gastes direkt sind leider keine
Parkmöglichkeiten vorhanden. Wenn ihr mit
dem Auto anreist, würden wir euch deshalb
bitten, euch vorher zu informieren, wo ihr euer
Auto kurz abstellen könnt (in der Nähe gibt es
zum Beispiel ein Schwimmbad und einen Net-
to-Markt mit Parkplätzen), um die Schlüssel für
eure Ferienwohnung zu holen. An den Ferien-
wohnungen selbst sind in der Regel Parkplätze
vorhanden.
Spielrunden
Spielrunden können weiterhin hier über unsere
Website angemeldet werden. Alle Spielleiter die
ihre Runden vorher anmelden, erhalten bereits
vorbereitete Rundenzettel, die auf der Con aus-
gehangen werden. Es ist jedoch überhaupt kein
Problem, auch auf der Con selbst noch spon-
tane Runden anzumelden, hierzu werden Blan-
ko-Zettel bereitstehen.
Die Runden werden immer ca. 2 Stunden vor
dem angepeilten Rundenbeginn vor Ort ausge-
hangen. Als Spieler eintragen könnt ihr euch
dann nach dem First Come – First Serve–Prin-
zip – eine Online-Anmeldung ist nicht möglich.
Eine Neuerung gegenüber vorherigen Heinz-
Cons ist, dass wir dieses Mal eine organisierte
„Tischverwaltung“ haben werden. Runden-
tische werden immer vor der jeweiligen Spiel-
runde am Info-Stand ausgegeben. Wenn alle
Tische vergeben sind, können leider keine wei-
teren Runden angemeldet werden (wir gehen
jedoch davon aus, dass wir genug Kapazitäten
für alle haben werden).
Öffnungszeiten
Die Con wird rund um die Uhr geöffnet sein, der
Uhrwerk-Verkaufsstand sowie der Info-Stand
werden allerdings nur zu bestimmten Zeiten
besetzt sein.
Info-Öffnungszeiten:
Freitag: Bis 23 Uhr Samstag: 10-20 Uhr
Sonntag: 10 bis Ende
Stand-Öffnungszeiten:
Freitag: Bis 21 Uhr Samstag: 10-20 Uhr
Sonntag: 10 bis Ende
Wir hoffen, hiermit alle Unklarheiten bis zur
Con beseitigt zu haben. Solltet ihr noch Fra-
gen haben kontaktiert uns gerne per E-Mail an
heinzcon (at) uhrwerk-verlag.de oder auf Face-
book.
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 Ausgabe 9 • 2016 HeinzCon 2016

Daneben wird es auch am Freitag wieder 16:00-17:30 - RAUM 2

FREITAG Nachtrunden des Support- und Demo-Teams Ws: Engel
des uhrwerk Verlags geben. von und mit Oliver Hoffmann und André Pö-
nitz
AB 19:00 - RAUM 1
Magic-Turnier
(Two-Headed-Gigant-Sealed)
Auf der diesjährigen HeinzCon wird es erst-
SAMSTAG 16:00-17:30 - RAUM 1
Ws: Space: 1889
mals ein Magic-Turnier geben! Es wird ein
– Der Mars und darüber hinaus
2-Headed-Gigant-Sealed-Turnier der dann ak-
12:00-13:30 - RAUM 2 Moderation: Stefan Küppers und
tuellen Edition „Eid der Wächter“.
Ws: Abenteuer schreiben Dennis Maciuszek
Voranmeldung bitte bis spätestens zum
– von der Idee zum Plot 18:00-19:30 - RAUM 3
27.02. direkt an us@360gradmediende-
von Tom Finn Ws: Eis und Dampf
sign.de!
– Geheimnisse unter dem Eis
Moderation: Judith und Christian Vogt
12:00-13:30 - RAUM 3
19:00-20:30 - RAUM 3
Workshop: Tharun
Ws: Core Stories in SF-Rollenspielen
Moderation: Arne Gniech und Marcus Jürgens 18:00-19:30 - RAUM 1
von und mit Thomas Römer
Ws: Myranor
Moderation: Peter Horstmann und Uli Lindner
14:00-15:30 - RAUM 2
20:30-22:00 - RAUM 2
Workshop: Splittermond
Ws: Splittermond
Moderation: Uli Lindner 18:00-19:30 - RAUM 2
– Die Ioria-Box
Ws: Splittermond – Magieband
Moderation: Uli Lindner und Kathrin Doden-
Moderation: Tilman Hakenberg und Aline
hoeft
16:00-17:30 - RAUM 3 Praetorius
Ws: Splittermond
– Lorakische Geschichten
21:00-22:30 - RAUM 3
Moderation: Claudia Heinzelmann und Tilman 20:00-21:30 - RAUM 1
Ws: Reiseabenteuer
Hakenberg Vortrag: 30 Jahre Rollenspiel – Teil 2
– Der Weg ist das Ziel
von Thomas Römer
Moderation: Stefan Unteregger

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 Ausgabe 9 • 2016 HeinzCon 2016

20:00-21:30 - RAUM 2 13:00-14:30 - RAUM 1

Panel: Space: 1889 Ws: Weltenbau – Leicht gemacht
– The Secret of Phobos Moderation: Stefan Küppers
(Film)Moderation: Orkenspalter TV

22:00 - RAUM 2
Let’s Play „Deponia“
von und mit Orkenspalter TV

SONNTAG

10:00-11:30 - RAUM 2
Wetten DSA
von und mit Orkenspalter TV

12:00-13:30 - RAUM 2
Ws: Splittermond
– Farukan, das Reich des Padishah
Moderation: Nicole Heinrichs und Uli Lindner

Bilder: Peter Horstmann, 2015

12:00-13:30 - RAUM 3 Soweit das vorläufige Programm. Änderungen Anreise:
Ws: Shadowrun werden vor Ort fürh genug bekannt gegeben. Haus des Gastes
Moderation: Tobias Hamelmann Strandstraße 2
26506 Norddeich

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