Ausgabe 6 / 2015

Ausgabe 6 • 2015 Inhaltsverzeichnis

2 Inhalt 48 Frauen bei Space - 2

3 Vorwort & Impressum Chris Bender Spielhilfe

53 Nebenrollen auf der Venus

4 Die Valkyrji und ihre Priesterinnen
Ingo Siekmann Bonusmaterial
Benjamin Herbig Spielhilfe
59 Flug durch die Hölle
8 Im Auftrag des Alchemisten
Nick Dysen Abenteuer
Markus von Leon Abenteuerszenario
74 Eis&Dampf - Das Rollenspiel.
13 Windflüsterer
Christian Vogt Vorstellung
Frank Röhr Kurzgeschichte
79 The Secret of Phobos – ein Kickstarter-Projekt
19 Auf Wolkenschwingen
Nicolas Mendrek Vorstellung
Dennis Rüter Abenteuerszenario
80 Neues aus dem Verlag
35 Die tollküne Schar Chrysirs
Patric Götz, Verlag Verlags-News
Jan Charzinski Vorschau

36 Unter den Wolken, über der Stadt

Christoph Daether Vorschau

39 Die acht Reisen des Tharun oder der Goldene Palast

Arne Gniech Spielhilfer

40 Namensgebung im Reich Ilshi Vailen

Arne Gniech, Marcus Jürgens Spielhilfe

45 Vom Luftgiganten über Daido

Arne Gniech Spielhilfe


 Ausgabe 6 • 2015
Vorwort
Luft ... von den Allgemeinplät-
zen, wie, dass wir ohne sie nicht
auskommen oder wir sie eh viel
zu sehr verschmutzen, einmal
abgesehen, steht sie als Symbol für Bewegung und
Geschwindigkeit, in der Lehre der vier Elemente
aber auch für ein positives, fröhliches Gemüt.
Für uns bedeutet es hier auch den Abschluss eines
ersten Zyklus. Die bisherigen Ausgaben hatten
sich alle einem Element verschrieben:
#1 Wasser
#2 Feuer
#3 Humus
#4 Eis
#5 Erz
und mit der Luft ist das Hexagramm nun abge-
schlossen. Im Forum haben wir angefragt, welches
Oberthema die nächste Ausgabe haben soll. Die
Beteiligung war gut und als Ergebnis ist „Die Ma-
nipulation der Welt mit besonderen Kräften“ er-
wählt worden.
Wir erwarten nun Geschichten, Spielhilfen oder
auch Bilder zu den vielen Aspekten des Themas
und werden sie dann in der Ausgabe 6 prä-
sentieren.
Wir sehen uns auf der nächsten Con ...
Peter Horstmann
Bilder auf der Seite: »Tabuin«, René Littek, 2004
Vorwort & Impressum
Impressum
Herausgeber
Uhrwerk Verlag
Scheffelstraße 22
50935 Köln
Redaktion
Patric Götz, Peter Horstmann
Satz
Peter Horstmann
Cover
Uhrwerk Verlag
Mitarbeiter dieser Ausgabe
Grafiken und Fotos: Nick Dysen, Peter
Horstmann, René Littek, Hannah Möll-
mann, Janina Robben, Kirsten Schwabe
sowie weitere Künstler aus den Publikati-
onen des Uhrwerk Verlages
Texte: Christian Bender, Jan Charzin-
ski, Christoph Daether, Nick Dysen,
Arne Gniech, Patric Götz, Benjamin
Herbig, Marcus Jürgens, Markus von
Leon, Nico Mendrek, Frank Röhr,
Dennis Rüter, Ingo Siekmann, Chri-
stian Vogt
© 2015 Uhrwerk Verlag
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 Ausgabe 6 • 2015
Die Valkyrji und
ihre Priesterinnen
eine Spielhilfe für Splittermond
von Benjamin Herbig
Der Glaube unserer Ahnen - Die
Valkyrji und die alte Religion
Als der erste Schmied die erste Waffe schmie-
dete wurde im Feuer der Esse und unter den
Schlägen seines Hammers die erste Valkyrji
geboren!
Schon von alters her verehren die Zwingarder
die Valkyrji. Die Druiden wissen zu berichten,
dass die Kampfmusen in grauer Vorzeit aus
Schmiedekunst und Waffenhandwerk geboren
wurden. Wesen von göttlicher Kraft, Personi-
fikationen von größtem Kampfgeschick und
doch auch Kinder des menschlichen Geistes.
Sie wurden zu den Schutzpatronen der Zwin-
garder und, mehr noch, zu ihrem Vorbild und
ihrer Inspiration. Wie anders, als durch gött-
liche Anleitung, ist es zu erklären, dass
die Bewohner Zwingards sich noch vor
dem Mondfall in offener Rebellion gegen
die Drachlinge auflehnten?
Alte Sagen, von Skalde zu Skalde wei-
Die Valkyrji und ihre Priesterinnen
tergegeben, künden noch heute vom heiligen on, sind die Hüterinnen des Bundes, wie sich die
Bund, den Valkyrji und Vanyr damals schlos- Maiden der alten Religion zuweilen nennen,
sen. Die Hüter des Vanforstes und die Kampf- nur noch wenige in Zwingard. Zu lange schon
musen der Menschen schenkten gemeinsam wird der alte Druidenkult von der Mondkirche
den Zwingardern Kraft und Entschlossenheit, zurückgedrängt und zu stark ist die Verehrung
Kampfgeschick und Magie, um den Drachlin- der Valkyrji bereits im neuen Glauben aufge-
gen entgegenzutreten. Noch heute ist es die gangen. Aber es gibt sie noch; ausgebildet von
Aufgabe der Druiden, diesen Bund zu wahren weisen Meisterinnen des Kampfes und unter-
und zu stärken. Schreckliche Prophezeiungen wiesen von alten Druiden, sind sie in Natur
warnen vor dem Tag, an dem ihnen dies nicht und Zivilisation gleichermaßen zuhause. Den
mehr gelingt. Dann wird der Vanforst verge- größten Einfluss haben die Hüterinnen des
hen, die Waffen werden stumpf sein und die Bundes am Hof des Jarls von Lewenerd, dessen
Drachlinge werden zurückkehren.
Benjamin Herbig beginnt mit diesem Artikel sein
Doch dies wird nicht geschehen, solange noch Schaffen für das Fandom.
Er liefert uns eine interessante Beschreibung über die
eine einzige Schildmaid lebt, um es zu verhin-
für die Region Zwingard sehr wichtigen Schildmai-
dern. Die Kampfpriesterinnen der alten Reli- den, ihre Grundlagen und ihre Bestimmung.
gion haben sich mit Leib und Leben einer der
Kampfmusen verschrieben und schützen in
ihrem Namen den heiligen Bund von Valkyrji
und Vanyr. So gibt es keine Schildmaid der al-
ten Religion, die nicht einmal in ihrem Leben
den Vanforst besucht, um sich der Prüfung der
Vanyr zu unterziehen. Denn auch die Hüter des
Waldes müssen sie als ihre Kämpin akzeptie-
ren. Viele Sagen berichten von Schildmaiden,
die von den Vanyr anfangs abgelehnt wurden
und sich dann in der Ferne durch Heldentaten
bewiesen, um letztendlich doch noch den Zu-
spruch der Geister des Waldes zu erhalten.
Anders als ihre Schwestern der neuen Religi-

 Ausgabe 6 • 2015
Familie noch der alten Religion folgt. So stel-
len die Pristerinnen der niemals schlafenden
Skelhild die Garde des Jarls und haben eine
feste Ordens-Struktur, wie sie sonst nur die
Schildmaiden der neuen Religion kennen.
Manildans getreue Kämpfe-
rinnen – Die Valkyrji und die
neue Religion
Als die Welt noch jung war, wählte Wesantia,
die Mutter, unter allen Frauen die tugend-
haftesten, auf dass ihr Sohn Darunwal sie im
Kampfe unterrichten möge. Sie wurden die
Valkyrji und Manildan, der Vater, erkor sie
zu seinen Wächterinnen.
Die etwa fünfhundert Jahre alte Mondkirche
hat es von Anfang an verstanden, die vom
Volk innig verehrten Valkyrji für sich zu ver-
einnahmen. So wurden aus den Personifika-
tionen des Waffenhandwerks die Kämpfe-
rinnen Manildans und in heutiger Zeit sind
die Kampfmusen ein fester Bestandteil des
Pantheons der Mondgötter.
Vielfältig sind die Aufgaben der Valkyrji
im Reich der Götter. An der Seite Darun-
wals wachen sie über die Gefallenen und
führen diese in das Reich der Toten und
auf Weisung von Wesantia eilen sie ins
Diesseits, um Sterbliche zu beschützen
Die Valkyrji und ihre Priesterinnen
und ihnen in größter Not beizustehen. Doch
nicht immer sind sie den Menschen wohlge-
sonnen: wer sich in den Augen der Götter ver-
sündigt hat, wird von Manildan verurteilt und
die Valkyrji werden mit Blitz und Donner zu
seinen Vollstreckerinnen.
Doch wahrlich gefordert werden die Valkyr-
ji, wenn es Neumond wird und die gütigen
Götter ihre dunkle Seite zeigen. Dann müssen
die Kampfmusen den gnadenlosen und stren-
gen Maneldin besänftigen und unentwegt die
Winkelzüge des verräterischen Dernwan auf-
decken. So kommt ihnen in der Kirche des
Neumonds eine besondere Verehrung zu und
die einfachen Zwingarder rufen in schweren
Zeiten mehr die Valkyrji als die Mondgötter
an.
Die Schildmaiden der neuen Religion sind
größtenteils in festen Orden organisiert, die
alle Valkyrji verehren, sich aber jeweils einer
besonders nahe fühlen. So sind die Töchter des
Sonnenspeers die inbrünstigen Priesterinnen
Sunjas und die Pfeile von Isafest sind Swibal-
ga geweiht. Ihnen allen ist gemeinsam, dass
sie eine fest Hierarchie kennen und den Prie-
stern der Mondkirche treu dienen. Auf deren
Geheiß rücken sie von ihren Ordensburgen
aus, um Tempel zu beschützen, Reliquien zu
transportieren oder gegen die Orks im Süden
zu kämpfen. Aber die einzelnen Orden der
Schildmaiden sind nicht nur über die Mond-
kirche miteinander verbunden. Regelmäßig
treffen sich die Ordensvorsteherinnen, die sich
wie die Burgherren Thains nennen dürfen, und
beraten über gemeinsame Anstrengungen und
die Zusammenarbeit im Namen der Mondgöt-
ter.
Aber nicht alle Kampfpriesterinnen der neuen
Religion sind fest in einen Orden eingebunden.
Viele der weniger bekannten Valkyrji, wie die
nur an der Ostküste verehrte Spjormarrhild,
haben nur wenige Dienerinnen und gliedern
sich eher wie die Hüterinnen des Bundes in
einzelne Lehrerinnen und deren Schülerinnen.
Aber selbst die Priesterinnen Sunjas und Swi-
balgas werden zuweilen außerhalb eines Or-
dens im Waffenhandwerk geschult, denn jede
Schildmaid hat das Recht, eine Schülerin anzu-
nehmen und alleine auszubilden; auch gegen
den Willen des Ordens.
Zwischen Vanforst und Ordens-
burgen – Die gemeinsamen
Wurzeln der Schildmaiden
„Am Kiesenstein sehen wir uns wieder, heute
in vier Jahren.“
Grundsätzlich verehren die Schildmaiden der
alten Religion die gleichen Valkyrji wie ihre
Schwestern in der Mondkirche. Ihre Prinzipien,

 Ausgabe 6 • 2015
Ziele und Glaubensvorstellungen könnten je-
doch unterschiedlicher kaum sein. Gemeinsam
ist ihnen nur, dass sie die Perfektion im Kampf
mit den Waffen ihrer jeweiligen Schutzherrin
anstreben.
Die hier aufgezeigte klare Trennung zwischen
Schildmaiden der neuen und der alten Religi-
on soll jedoch nicht bedeuten, dass die Über-
gänge zwischen beiden nicht oft auch fließend
sind. Es wurde bereits gesagt, dass es bei den
Schildmaiden der alten Religion auch streng
organisierte Orden gibt, genauso wie manche
Kampfpriesterinnen der Mondkirche individu-
ell ausgebildet werden. In gleicher Weise gibt
es eine ganze Reihe Schildmaiden der neuen
Religion, die sich durchaus auch dem alten
Bund der Valkyrji und Vanyr verpflichtet füh-
len und einem Druiden mit größtem Respekt
begegnen. Dem gegenüber stehen einige Hü-
terinnen des Bundes, die zuweilen auch Ma-
nildan um Rat und Beistand bitten oder einem
Tempel der Mondkirche ihre Hilfe anbieten.
Die entscheidende Frage ist dann, welcher
von beiden Religionen sie sich näher fühlen
und welcher sie im Zweifelsfall die Treue hal-
ten würden.
Prägendstes Symbol für die gemeinsamen
Wurzeln aller Schildmaiden ist das große
Thing, zu dem sich die Priesterinnen der
Valkyrji am Kiesenstein, einem fast zehn
Die Valkyrji und ihre Priesterinnen
Schritt hohen Menhir, alle vier Jahre versam-
meln. Dann treffen die Kriegerpriesterinnen
der neuen und der alten Religion aufeinander,
tauschen Erfahrungen aus und messen sich im
Zweikampf, auf dass es den Kampfmusen ein
Wohlgefallen ist.
Eine Auswahl bekannter Valkyr-
ji und der ihnen zugeordneten
Waffen und Attribute
Bjargmöld (Kriegshammer): die älteste der
Valkyrji soll tausend Orks mit einem Schlag
getötet haben; als Schutzherrin im Kampf ge-
gen die Orks wird sie vor allem an der Grenze
zur Blutgrasweite verehrt
Derulîht (Wurfspeere): Muse des Kampfes
mit Wurfspeeren; fast vollständig von Swibal-
ga verdrängt
Grelja (zwei Kriegsbeile): Schutzpatronin der-
jenigen, die sich wagemutig in die feindlichen
Reihen stürzen, ohne dabei aufs eigene Wohl
zu achten
Herilie (Schwert und Schild): Muse des ehren-
haften Zweikampfes und der Duelle
Skelhild (Speer und Schild): 'die niemals
Schlafende', Schutzpatronin der Wächter und
Späher
Snjallrûn (zwei Dolche): die jüngste der Val-
kyrji wird von denen um Beistand gebeten, die
im Kampf auf Heimlichkeit setzen
Spjormarrhild (Speer): Schutzherrin der auf
See kämpfenden und sterbenden Krieger
Sunja (Speer): Herrin des Lichts und Kämpfe-
rin wider die Finsternis
Swibalga (Bogen): Schutzherrin der Bogen-
schützen
Vanja (Sturmsense): Schutzherrin der ein-
fachen Bevölkerung, wenn diese Waffenü-
bungen leisten und in den Kampf ziehen muss
Mit dem Speer als Wanderstab –
Eine Schildmaid als Abenteure-
rin
„Meine Heimat ist fern, doch solange ich mei-
nen Speer in Händen halte, ist Sunja immer
bei mir.“
Eine Schildmaid der alten Religion ist die
Wächterin eines uralten Bündnisses zwischen
Valkyrji und Vanyr. Nicht mit einem großen
Orden im Rücken, sondern alleine und ihren
eigenen Instinkten vertrauend, versucht sie
die Natur zur verteidigen und eine Mittlerin

 Ausgabe 6 • 2015
zwischen den Menschen und den Vanyr zu
sein. Ihre Gebote und Prinzipien können sehr
individuell sein und sind geprägt von ihrer
jeweiligen Lehrerin. Die meisten Hüterinnen
des Bundes fühlen sich beispielsweise zwar
den Geistern der Natur und dem Erhalt ur-
tümlicher Wälder verpflichtet, ergreifen aber
im Zweifelsfall eher für die Belange der Men-
schen Partei, denn diese sind es, die von den
Valyrji beschützt werden.
Ihren Unterhalt bestreiten die meisten Schild-
maiden der alten Religion selbst durch Jagen,
aber auch von der Bevölkerung werden sie oft
großzügig unterstützt. Wehr und Waffen er-
halten sie seit alters her von den Thainen und
selbst die treuesten Verehrer der Mondgötter
würden einer Schildmaid dieses uralte Recht
nicht verwehren.
Auf Abenteuer könnte eine Schildmaid der
alten Religion aus den unterschiedlichsten
Gründen ausziehen. Sei es, dass ihre Lehre-
rin dies für eine gute erste Prüfung der jun-
gen Kämpferin hält oder diese sich fragt, ob
es auch in der Ferne Vanyr gibt, die es zu be-
schützen gilt. Vielleicht wurde sie auch
von den Hütern des Vanforstes abgelehnt
und hofft nun, sich ihnen in der Ferne
doch noch beweisen zu können. Zuletzt
könnten die Vanyr auch einem Druiden
einen prophetischen Traum geschickt
Die Valkyrji und ihre Priesterinnen
haben und dieser bittet die Schildmaid, in fer- In die Ferne könnte eine Schildmaid der neu-
nen Ländern dessen Bedeutung zu ergründen. en Religion ziehen, weil ihr Orden sie mit dem
Transport einer Reliquie in ein weit entferntes
Im Gegensatz zu den Hüterinnen des Bundes Heiligtum beauftragt hat oder sie für die Mond-
sind die Schildmaiden der neuen Religion eher kirche diplomatische Kontakte knüpfen soll.
klassische Ordenskriegerinnen. In der Regel Auch könnte es sein, dass ihre Lehrmeisterin
haben sie auf einer Ordensburg eine feste Aus- auf einer Ordensmission in fremden Ländern
bildung durchlaufen und folgen den gleichen verschollen ist und sie sich als ihre Schülerin
Prinzipien und Glaubensvorstellungen wie aufmacht, sie zu finden. Zuletzt könnte eine
zahlreiche ihrer Schwestern. Der Kodex der Schildmaid eine lange, abenteuerliche Rei-
Schildmaiden orientiert sich dabei meistens se auch als persönlichen Prüfstein sehen und
an den drei Mondgöttern und deren Attribu- daher ihre Ordensvorsteherin darum gebeten
ten. Ehrenhaft und gerecht wie Manildan, die haben.
Menschen liebend wie Wesantia und Lebende
und Tote beschützend wie Darunwal soll eine
Schildmaid dann beispielsweise sein. Aber
nicht jeder Orden folgt diesem Muster und
gerade die individuell ausgebildeten Schild-
maiden der neuen Religion können auch ganz
anderen Idealen folgen.
Für den Lebensunterhalt einer Schildmaid der
neuen Religion sorgt ihr Orden oder direkt
die Mondkirche. Manche leben auch am Hofe
eines Thains und werden von diesem unter-
stützt. Die Orden ihrerseits haben oft eigene
Ländereien, bekommen aber auch großzügige
Spenden von Thainen und Heristen. Dies geht
auf das gleiche alte Recht zurück, nach dem
die Schildmaiden der alten Religion Wehr und
Waffen von einem Thain erhalten.

 Ausgabe 6 • 2015
Im Auftrag des Alchemisten
ein Abenteuer für einen Spielleiter und 3-5
Charaktere vom Grad Suchender bis Wanderer
von Markus von Leon
Das Abenteuer in Kürze: Die Spielercha-
raktere (SCs) werden von einem Alchemisten
angeheuert, einige Ingredienzien für eine
wichtige Tinktur zu besorgen. Die Suche nach
diesen erweist sich jedoch alles andere als ein-
fach.
Hintergrund: Dakardsmyr liegt in Dragorea,
nördlich des Kaiserreiches Selenia direkt am
Krakengrund, zwischen Nyrdfing und Win-
tholt. Es ist die Heimat der Sumfgnome, die
insgesamt 85% der Bevölkerung ausmachen
und deren Hauptgewerbe die Alchemie ist.
In der gleichnamigen Hauptstadt dieses Ge-
bietes gibt es etwa 50.000 Einwohner. Da die
Stadt vor allem aus Holzhäusern besteht und
alchemistische Experimente dazu neigen, auch
mal Brände zu verursachen, stehen überall
Brunnen und Wassertröge, um Schlim-
meres zu verhindern.
Das Gebiet Dakardsmyr umfasst die Myr-
kan-Sümpfe, in denen es ununterbrochen
kreucht und fleucht. Diese Sümpfe sind
Im Auftrag des Alchemisten
aber auch reich an verschiedensten alchemi-
stischen Rohstoffen, weshalb sich dieses Ge-
Markus von Leon hat bereits für die Ausgabe 3 ein
Abenteuer eingereicht, welches in Myranor spielte.
werbe dort so intensiv entwickelt hat. Nun präsentiert er uns ein weiteres für Splittermond.
Dramatis Personae: Lyf Thieda ist ein etwas
schusseliger, aber gutherziger und hochmoti-
vierter junger Sumpfgnom, der aus einer ange-
sehenen Alchemistenfamilie stammt. Da seine
Experimente jedoch überdurchschnittlich häu-
fig explodieren, wird er nicht gerne im Labor
seiner Familie gesehen. Daher beschloss er
eine eigene Tinktur zu kreieren, um allen sei-
ne Fähigkeiten zu beweisen und den rechtmä-
ßigen Platz in der Familie einzunehmen. Da- Informationen zum vorliegenden Szenario
bei handelt es sich um eine Tinktur, die Falten • Ort/Region: Stadt Dakardsmyr
verschwinden und den Anwender wieder jung • Zeit: Frühling, Sommer
• Stichworte zum Abenteuer: Hilfe für einen Alche-
aussehen lässt.
misten bei der Kräutersuche
Rash Thieda ist der jüngere Bruder von Lyf, • Erfahrung (Helden): Suchender - Wanderer
geldgierig und hinterhältig. Als er gemerkt hat,
dass ihr Vater Lyf enterben würde, sollte dieser
nicht zum Alchemisten taugen, hat Rash den „Nein! Nicht schon wieder! Warum passiert
bereits wackeligen Experimenten seines Bru- das immer nur mir?“
ders nachgeholfen, dass sie ja schief gehen.
Neugierige SCs werde sich jetzt in die entspre-
Beginn: Aus welchem Grund die SCs in der chende Richtung umdrehen und einen Gnom
Stadt Dakardsmyr sind, spielt keine Rolle. Viel- erblicken, der auf dem feuchten Boden kniet
leicht machen sie einen Zwischenstopp auf der und Glasscherben vor sich auf dem Grund be-
Reise von Nyrdfing nach Wintholt, oder sie trachtet, zwischen denen noch etwas Dampf
sind wegen eines bestimmten Auftrages hier. aufsteigt. Tränen rinnen ihm über die Wangen
Wie dem auch sei, die SCs gehen gerade (idea- und er verflucht alles, was man nur irgendwie
lerweise früh am Morgen) die Straße entlang, verfluchen kann.
als sie eine laute, weinerliche Stimme hören: Hierbei handelt es sich um Lyf Thieda, der von

 Ausgabe 6 • 2015 Im Auftrag des Alchemisten

zwei dahineilenden unfreundlichen Büttel
angerempelt worden ist (die übrigens einige
Kupferstücke von Rash Thieda für diese Akti-
on bekommen haben) und dabei seine fantas-
tische Tinktur auf den Boden hat fallen lassen,
noch dazu sein einziges Exemplar.
Sollte kein SC sich seiner erbarmen und nach-
fragen, was denn geschehen sei, wird Lyf Thie-
da von alleine aufblicken, die SCs flehentlich
anblicken und dann das Wort an sie richten.
Im nun folgenden Gespräch wird der junge
Sumpfgnom weinerlich seine Geschichte er-
zählen und mit folgendem Satz abschließen:
„Nach über einem Jahr der Suche und des Ex-
perimentierens habe ich die Tinktur, die ganz
Lorakis verändern wird, nun endlich fertig ge-
stellt. Ich wollte sie zu meinem Vater bringen,
doch jetzt liegt sie hier, versickert im Boden.
Ach bitte, wenn mir doch nur jemand helfen
würde!“
Die Hilfe besteht darin, ihm vier spezielle In-
gredienzien zu besorgen. Er würde jedem SC
auch 3 Lunare für den Aufwand geben, falls
sie die Aufgabe erfüllen.
Die Ingredienzien: Da die SCs abenteu-
erlustig und hilfsbereit sind, außerdem
sowieso genug Zeit haben, werden sie
dem jungen Sumpfgnom sicher helfen.
Also erklärt Lyf Thieda ihnen, was er braucht:
• Die Augen von 6 Sumpfkröten. (Die Kröten
können als Ganzes gebracht werden, müssen
nicht seziert werden)
• 3 Lot (30 Gramm) Astspitzen der jungen Äste
von Sumpffichten.
• Eine Ampulle Schleim der Moorschnecke.
• 3 frische Lindgrüne Schafstintlinge (Pilz: An
sich einfacher Speisepilz, der aber bei falsch-
er Zubereitung [nicht min. 1 Stunde gekocht
oder gut gebraten] den Darm unangenehm
für 1W6 Stunden aktiviert).
Sämtliche Ingredienzien können hier im Sumpf
gefunden werden. Es braucht nur jemand, der
sie sucht.
Die Suche im Sumpf: Dieselbe feuchtwarme,
modrige Luft, die in der ganzen Stadt herrscht,
empfängt die SCs auch im Sumpf. Sie müssen
sich mindesten eine halbe Stunde von der Stadt
entfernen, um hoffen zu können, irgendetwas
zu finden. Moorbirken und Faulbaumsträucher
säumen den Weg, der moosige Untergrund
wird mit jedem Schritt morastiger. Leichter
Nebel hängt in der Luft, der sich im sanften
Wind bewegt und dadurch den Eindruck er-
weckt, als würden noch andere Wesen hier he-
rumstreifen. Die Atmosphäre ist bedrückend,
düster und gruselig.
Ein Marsch durch den Sumpf führt natürlich
auch zu einigen Begegnungen. Hier sind eini-
ge Vorschläge, was den SCs passieren könnte:
• Der Weg führt über einen rutschigen Baum-
stamm. Eine missglückte Akrobatik-Probe
gegen 20 bewirkt, dass der SC kopfüber im
Sumpf landet und herausgezogen werden
muss. Ab Erfolgsgrad -3 hat sich der SC auch
noch eine lästige Krankheit von Grad 1 ein-
gefangen (Fieber, Husten).
• Eine missglückte Athletik-Probe gegen 20
bewirkt, dass der SC mit einem Fuß in ein
Sumpfloch tritt und dort stecken bleibt. Nach
einer größeren Kraftanstrengung kann er
sich wieder befreien, sein Schuhwerk bleibt
jedoch verschollen.
• Ein Gruppe von Orkkriegern (Anzahl SCs +
1) hat es sich an einer trockenen Stelle im
Sumpf bequem gemacht und sieht in den
Neuankömmlingen eine gute Beute.
LP VTD SR KW GW GK GSW
10 22 1 24 19 5 8
Waffen Wert Schaden
Streitkolben 16 1W6+5
WGS Reichweite INI
9 – 8-1W6
Wichtige Fertigkeiten: Akrobatik 9, Ath-
letik 14, Entschlossenheit 9, Heimlichkeit 9,
Wahrnehmung 12, Zähigkeit 19, Stärkungs-
magie 12
Zauber: Stärkung I – Lebenskraft stärken; II
– Schmerzen widerstehen


 Ausgabe 6 • 2015
Besonderheiten: Dämmersicht
Beute: Streitkolben (8 Lunare)
• Eine Giftechse (sieht aus wie ein Alligator,
nur kleiner und mit braunen Schuppen) hat
sich im Sumpf perfekt getarnt und schnappt
nach jenem SC, der zu nahe an ihr vorbei-
geht. Der SC ist natürlich überrascht und
kann den ersten Angriff nicht abwehren.
LP VTD SR KW GW GK GSW
13 20 3 21 16 8 8
Waffen Wert Schaden
Körper (Biss) 14 2W6+6
WGS Reichweite INI
10 – 6-1W6
Wichtige Fertigkeiten: Akrobatik 11, Ath-
letik 16, Entschlossenheit 4, Heimlichkeit
14, Wahrnehmung 12, Zähigkeit 15
Besonderheiten: GIFT! Wer durch einen
Bissangriff der Giftechse Schaden erleidet
muss eine Giftprobe (Grad 2) auf Körper-
lichen Widerstand bestehen, ansonsten er-
leidet er für den Rest des Kampfes + 1 Stun-
de den Zustand „Benommen 2“.
Beute: Leder (10 Lunare; Jagdkunst gegen
20) + 2 Giftzähne (jeweils 15 Lunare; jeweils
Alchemie gegen 20)
• Im Sumpf tummeln sich auch zahl-
reiche Wasserschlangen (schwarz mit
braunen Punkten), die zwar nicht die
Ausmaße von Riesenschlangen an-
nehmen, aber dennoch immerhin bis
Im Auftrag des Alchemisten
zu zwei Meter Länge erreichen können und
nicht davor zurückschrecken, größere Krea-
turen – etwa Menschen – zu erwürgen und
über mehrere Tage zu verspeisen.
LP VTD SR KW GW GK GSW
7 25 0 18 15 5 8
Waffen Wert Schaden
Körper 18 1W6+2
WGS Reichweite INI
5 – 7-1W6
Wichtige Fertigkeiten: Akrobatik 12, Ath-
letik 10, Entschlossenheit 4, Heimlichkeit
15, Schwimmen 12, Wahrnehmung 10, Zä-
higkeit 8
Beute: Leder (3 Lunare; Jagdkunst gegen
15)
• Immer wieder stoßen Wanderer in den
Sümpfen auf petroleumhaltiges Brackwasser.
Da dieser Geruch jedoch oft viel zu spät er-
kannt wird, verlieren viele das Bewusstsein
und verenden elendig. Der Spielleiter wirft
2W10+2 und vergleicht den Körperlichen
Widerstand jedes SCs, um zu schauen, wer
ohnmächtig wird oder nicht. [Sollten die SCs
hier in Schwierigkeiten geraten, werden si-
cher einige sumpfgnomische Ölschöpfer in
der Nähe die Gefahr mitbekommen.]
• Der Geruch von Schwefelkrusten ist hinge-
gen kaum zu verpassen. Vielleicht möchten
einige SCs die Gelegenheit nutzen, um etwas
Schwefel einzusammeln (1 Lot = 1 Lunar),
was mit einer Überleben-Probe gegen 20
gemacht werden kann. Doch zwei Gefahren
gilt es da zu beachten. 1) Hierbei handelt es
sich nur um Schwefelkrusten, ein unacht-
samer Schritt und der SC bricht durch und
landet tief im Morast. Daher ist eine Akro-
batik-Probe gegen 20 nötig, damit überhaupt
gesammelt werden kann. 2) Wer sich keinen
ordentlichen Mund- und Nasenschutz vor-
bereitet, läuft Gefahr, das Bewusstsein zu
verlieren. (Der Spielleiter wirft 2W10+2 und
vergleicht den Körperlichen Widerstand
jedes SC, um zu schauen, wer ohnmächtig
wird oder nicht.)
• Die SCs begegnen Rik Lyse, einem sumpf-
gnomischen Mondsteintaucher. Er hat sich
gerade in einem Geäst verheddert und benö-
tigt Hilfe. Es geht nämlich das Gerücht um,
dass es in den Myrkan-Sümpfen jede Menge
Mondsteine zu finden gäbe, doch entweder
ist Rik ein verdammt schlechter Taucher, hat
ungeheures Pech oder das Gerücht ist falsch,
denn gefunden hat er noch gar nichts, ob-
wohl er schon seit zwei Jahren beinahe täg-
lich sucht.
• In den Myrkan-Sümpfen stehen auch ver-
streut zahlreiche Leuchttürme, die auf sichere
Wege hinweisen. Ein solcher, den die SCs
finden, ist jedoch verlassen und geplündert,
nur zwei sumpfgnomische Leichen, etwas 2-
3 Tage alt, liegen dort. Eine Überleben-Pro-
be gegen 20 (Fährtensuche) zeigt, dass Orks
10
 Ausgabe 6 • 2015
hier waren und nach Westen abgehauen
sind. Die Spuren sind, wie gesagt, 2-3 Tage
alt und so wäre eine Verfolgung wohl sinn-
los. Der Vorsteher der Leuchttürme in Da-
kardsmyr wird für diese Nachricht jedoch
dankbar sein (Bonus bei Überbringung der
Nachricht: 1 Lunar + 1 Erfahrungspunkt pro
Kopf).
Beschreiben Sie die Suche als eine intensive,
erschöpfende und teilweise ekelhafte Ange-
legenheit. Die Sumpfkröten muss man tief
im Morast schnappen, der Schleim der Moor-
schnecke stinkt entsetzlich. Allgemein sollten
die SCs viel schwitzen, keuchen und fluchen.
6 SUMPFKRÖTEN
Je eine geglückte Jagdkunst-Probe gegen 15
erlaubt, eine Sumpfkröte zu finden und zu
fangen. Pro Sumpfkröte vergeht jedoch eine
halbe Stunde (pro positiven Erfolgsgrad 5 Mi-
nuten weniger), auch eine missglückte Probe
verbraucht eine halbe Stunde.
3 LOT SPITZEN DER
JUNGEN ÄSTE VON SUMPFFI-
CHTEN
Je eine geglückte Naturkunde-Probe ge-
gen 15 erlaubt, ein Lot zu finden und zu
pflücken. Pro Lot vergeht jedoch eine
halbe Stunde (pro positiven Erfolgsgrad
Im Auftrag des Alchemisten
5 Minuten weniger), auch eine missglückte
Probe verbraucht eine halbe Stunde.
EINE AMPULLE
SCHLEIM DER MOORSCHNECKE
Eine geglückte Jagdkunst-Probe gegen 20 er-
laubt, den nötigen Schleim zu finden und in die
Ampulle zu füllen. Dafür vergeht jedoch eine
halbe Stunde (pro positiven Erfolgsgrad 5 Mi-
nuten weniger), auch eine missglückte Probe
verbraucht eine halbe Stunde.
3 FRISCHE
LINDGRÜNE SCHAFSTINTLINGE
Je eine geglückte Naturkunde-Probe gegen 20
erlaubt, einen Pilz zu finden und zu pflücken.
Pro Pilz vergeht jedoch eine halbe Stunde (pro
positiven Erfolgsgrad 5 Minuten weniger),
auch eine missglückte Probe verbraucht eine
halbe Stunde.
Notieren Sie sich, wie viel Zeit im Sumpf ver-
geht und nennen Sie dabei den SCs auch im-
mer wieder den Stand der Sonne. Zur Mitte des
Tages brennt die Sonne hernieder und erhitzt
den Sumpf, weshalb eine sehr stickige Luft
herrscht, in welcher die SCs ordentlich schwit-
zen und einen Malus von -1 auf all ihre Pro-
ben erhalten. Doch im Laufe des Nachmittages
wird es etwas angenehmer und ab der dritten
Nachmittagsstunde verschwindet der Malus
wieder. Das ist dann auch der Zeitpunkt, wann
weitere Sammler aus der Stadt auftauchen und
den Sumpf durchforsten. So könnte etwa ein
steckengebliebener Gnom um Hilfe rufen oder
ein anderer, weniger freundlicher Gnom ver-
suchen, die Beute der SCs zu stehlen, was zu
einer Verfolgungsjagd im Sumpf führt.
Spätestens zur sechsten Stunde, wenn der
Abend anbricht, wird es keine weiteren Samm-
ler mehr im Sumpf geben, alle sind zurückge-
kehrt. Sollten die SCs dies nicht auch machen,
gibt es eine unangenehme Begegnung mit ei-
ner Sumpfspinne, die zu diesem Zeitpunkt er-
wacht ist.
LP VTD SR KW GW GK GSW
5 19 0 16 15 4 8
Waffen Wert Schaden
Körper (Biss) 9 1W6+3
WGS Reichweite INI
5 – 8-1W6
Wichtige Fertigkeiten: Akrobatik 9, Athletik
11, Entschlossenheit 6, Heimlichkeit 15, Wahr-
nehmung 6, Zähigkeit 7
Besonderheiten: Die Sumpfspinnen sind gif-
tig. Erleidet ein Abenteurer durch ihren Biss
Schaden und liegt sein Körperlicher Wider-
stand unter 18, wirkt das Gift, was weitere 4
Punkte Schaden verursacht.
Aufgrund der immer schlechteren Lichtver-
hältnisse wird es für die SCs schwieriger, den
Weg zurück in die Stadt zu finden. Nur eine
Überleben-Probe gegen 20 rettet die Helden,
11
 Ausgabe 6 • 2015 Im Auftrag des Alchemisten

ansonsten haben sie sich verlaufen und müs- Zauber: Stärkung 0 – Ausdauer stärken; I – Ingredienzien überreicht haben und außerdem
sen die Nacht im gruseligen Sumpf verbrin- Gehör stärken; II – Lebenskraft stärken gibt es noch für jeden 7 Erfahrungspunkte.
gen, umgeben von seltsamen Geräuschen, Beute: Leichte Armbrust (20 Lunare), Leichte
immer wieder aufblitzenden Augen und jede Platte ( 25 Lunare), Streithammer (16 Lunare)
Menge Insekten, die ihren Schlaf stören.
Die besiegten Gnome werden um Gnade win-
Die Rückkehr: Vielleicht brauchen die SCs seln und erklären, dass sie nur Rashs Auftrag
noch einige Stunden am nächsten Tag, um die ausgeführt haben. Sollten die Helden diesen
restlichen Dinge zu finden, aber irgendwann persönlich aufsuchen, wird er zwar um den
haben sie sicher alle Ingredienzien zusammen heißen Brei reden und jede Menge Ausreden Neuigkeiten zu Splittermond
und machen sich auf dem Weg zurück zu Lyf suchen, aber keine körperliche Konfrontation seit der letzten Ausgabe -1
Thieda. Das ist der Moment in welchem Rash anstreben. Seine Talente sind die Worte und
Thieda einschreitet. Er schickt einige Söldner- der Beutel voller Münzen. 20.02.2015: Tickleisten-Counter zum Down-
Gnome (Anzahl SCs + 1), die SCs zu besiegen, Vielleicht lassen sich die SCs ja bestechen und load
in der Hoffnung, die Ingredienzien dabei zu drehen dem Brüderzwist den Rücken zu, oder 11.03.2015: Neuigkeiten von der HeinzCon
zerstören und den SCs derart Angst einzuja- sie folgen ihrer Ehre, offenbaren Lyf alles und 13.03.2015: Tabletop zu Splittermond ange-
gen, dass sie Lyf nicht mehr helfen. geben ihm dadurch die Chance, doch noch den kündigt
ordentlichen Platz in der Familie einzunehmen. 17.03.2015: Endergebnis des Abenteuerwett-
LP VTD SR KW GW GK GSW
Die Tinktur: Die von Lyf Thieda erfundene bewerbs
9 24 2 21 19 5 7
Tinktur funktioniert tatsächlich, jedoch nur 24.03.2015: Tickleiste und Marker ab sofort
Waffen Wert Schaden
bei Gnomen und nur für eine Stunde. „Ich vorbestellbar
Streithammer 18 2W6+3
werde mein Werk verbessern und damit Lora- 07.04.2015: Lorakische Geschichten: Bewer-
WGS Reichweite INI
kis verändern!“, schwört der junge Gnom. Bei bung gestartet!
14 – 7-1W6
Menschen (auch bei Frauen) fördert die Tink- 20.04.2015: Splittermond Fanlayout – ein
Waffen Wert Schaden
tur jedoch den Bartwuchs, sollte sich jemand Tutorial
L. Armbrust 16 2W6+6
etwas ins Gesicht streichen wollen, nachdem 29.04.2015: Aktueller Status der laufenden
WGS Reichweite INI
er sieht, wie gut das bei Gnomen funktioniert Projekte
10 – 7-1W6
hat. Auch dieser Bart fällt nach einer Stunde 20.05.2015: Ein kleiner Blick in die Zu-
Wichtige Fertigkeiten: Akrobatik 6, wieder ab. standskarten
Athletik 9, Entschlossenheit 10, Heim- 21.05.2015: Neues Abenteuer in der Mephis-
lichkeit 6, Wahrnehmung 11, Zähigkeit Ende: Lyf Thieda wird den SCs selbstverständ- to 59
14, Stärkungsmagie 13 lich die Belohnung geben, sobald sie ihm alle

12
 Ausgabe 6 • 2015
Windflüsterer
eine Kurzgeschichte von Frank Röhr
Angerichtet
„Das war in Ordnung. Die Keule war ein we-
nig zäh, aber die Kartoffeln haben es noch ge-
rettet. Ja, der Koch kann für diesen Gang eini-
germaßen belobigt werden, aber nicht so, dass
er sich zu sehr im Lichte seiner Kunst sonnen
darf.“
Hoher Magister Oldogar Shiraz tar Benall
streifte mit der Hand gedankenverloren die
drei Federn, die er auf dem Kopf trug. Eine
leichte Brise strich über die Terrasse des Gast-
hauses inmitten von Rutias. Ein wenig ärgerte
er sich, dass er diesen Platz genommen hatte,
denn in den Abendstunden war es doch leicht
kühl geworden. Er hätte wissen müssen, dass
jeder Gang hier länger dauerte als Zuhause,
wo seine Bediensteten genau wussten, wann
er welche Mahlzeit einnehmen wollte. Dort
ließ er ihnen Tage vorher einen detaillierten
Speiseplan zukommen. Er hatte nicht da-
mit gerechnet, hier von Gang zu Gang so
lange zu warten, dass man wieder Hun-
ger bekam. Aber gegen Kühle gab es Mit-
tel.
Windflüsterer
Der kleine Mann, der neben seinem Tisch
stand, trat einen Schritt vor und blickte ihn
Frank Röhr hat in den letzten Ausgaben bisher vier
Beiträge für verschiedene Settings beigetragen und
fragend an. Oldogar ignorierte ihn. auch in offiziellen Publikationen zu Myranor und
Splittermond ist er vertreten
„Bringt mir mit dem nächsten Gang eine De-
cke für den Tisch, eine für meine Füße und
eine für meinen Oberkörper“, schloss er den
Gedankengang. Der Bedienstete nickte.
Der kleine Mann trat wieder zurück.
Oldogar streckte sich. Die Kühle würde bald
aufhören. Dieses Patalis war schon ein merk-
würdiger Staat. Er hatte zunächst gehofft, als
er von der Ausgrabung gehört hatte, dass er
nicht selbst hierher kommen musste. Aber sein
dämlicher Lakai hatte es nicht geschafft, bin-
nen dreier Monate eine ordentliche Auflistung
der gefundenen Gegenstände in die Heimat zu
schicken. So musste er sich selbst darum küm-
mern und war hierher gereist. Nur, um seinen
Lakaien sturzbetrunken in einer Lokalität auf-
zufinden, die sicher an die zwei Lunare am Tag
kostete, und die er auf Spesenrechnung des
Zirkels der elementaren Weisheit bewohnte.
Nun denn, der Lakai war sein Lakai gewesen,
heute hatte er diesen Nichtsnutz aus seinen Er rülpste vernehmlich. So laut, dass sich alle
Diensten entfernt. Und nun saß er hier auf Blicke ihm zuwendeten. Nun denn, er hatte
dem Balkon, umgeben von lauter Federlosen, den Koch ja schließlich gerade gelobt, so war
die seine Federn nicht zu schätzen wussten. Er ein ordentlicher Rülpser dann auch als Bekräf-
musste es sich gefallen lassen, dass die Gänge tigung des Gesagten zu verstehen. Wenn das
ewig brauchten und die Qualität des Essens hier nicht totale Barbaren waren.
deutlich unter seinen Standards war.
13
 Ausgabe 6 • 2015
Er lehnte sich zurück. Zum Glück hatten die
Bediensteten hier einen Stuhl gefunden, der
nicht direkt zusammenbrach, wenn sich kein
absoluter Hänfling auf ihn setzte. Er wagte
es nur nicht, sich herumzufläzen, wie es hier
wohl Sitte war. Es kam ihm zwar nicht un-
bequem, aber barbarisch vor, sich zum Essen
hinzulegen. Andererseits war er nicht hier,
um die Sitten der Patalier zu beurteilen, son-
dern um der Ausgrabung beizuwohnen.
Vor einem halben Jahr hatte er Kenntnis er-
halten, dass Vimperia Joranes, eine ehemalige
Schülerin, alten Schriften nachjagen und nach
Patalis gehen wollte. Sie wollte dort nach
einem alten Turm der Drachlinge graben. An-
geblich hatte die Elfe „sichere Quellen“ und
„unabhängige Zeugen“ gefunden und blah,
blah, blah. Er hatte keinen Ton geglaubt, aber
Vimperia war schon als Schülerin zwar nicht
unbegabt, aber recht unerträglich gewesen.
Nachdem sie die Pflichtprüfungen im Zirkel
der elementaren Weisheit von Shanadir abge-
legt hatte, hatte er ihr den Magistertitel ver-
liehen, verbunden mit dem Recht, eine zweite
Feder zu tragen. Dies war für sie unerwartet
gewesen, da dieser Titel normalerweise
mehr eigene Forschungen verlangten,
aber so konnte er sich ihrer entledigen.
Vimperia hielt ihn seitdem nur leider für
einen ihrer Förderer und konsultierte ihn
bei all ihren selbständigen Forschungen
Windflüsterer
um Rat – und diesmal auch um Geld. In der
Hoffnung, sie nun endlich loszuwerden, stat-
tete er sie mit ausreichenden Geldmitteln aus.
Es gab in Shanadir durchaus ein großes In-
teresse an Forschungen über die Drachlinge
– schließlich war es das einzige Shahirat in
Farukan, das einst unter ihrer Herrschaft ge-
standen hatte.
Nach zwei Monaten war die erste Nachricht
gekommen, dass sie den Turm gefunden hatte
und dort auf alte Artefakte gestoßen war. Das
war zwar etwas, mit dem er nicht gerechnet
hatte, aber er hatte sofort einen Lakaien dort-
hin geschickt, um die Funde zu katalogisieren.
Der hatte sich allerdings nie bei ihm gemeldet,
auch auf mehrfache Nachfragen nicht. So war
er selbst aufgebrochen. Was für eine Strapaze!
Mit sieben seiner Diener war er ausgezogen.
Wochenlang war er auf einem Schiff gereist,
mehr als einmal war ihm speiübel geworden
und er musste sich des Fraßes an Bord wie-
der entledigen – als sei er ein dahergelaufener
Händler oder Abenteurer! Die Landreise mit
der Kutsche war deutlich angenehmer gewe-
sen. Reisen bildete, sagte man, vor allem, wenn
man so viele Bücher dabeihatte, wie er.
Und kaum war er hier, wollte er nur wieder
zurück. Aber seinen Lakaien zu entlassen, hat-
te ihm das Gefühl gegeben, heute ein langer-
sehntes Ziel erreicht zu haben. Das war ein
Grund zum Feiern. Das hieß bei ihm, wieder
einmal richtig essen zu dürfen.
Der nächste Gang kam tatsächlich schneller
als die vorherigen. Der Bedienstete wollte ihm
zunächst die Decken reichen, aber als er diese
geflissentlich ignorierte, deckte der Kellner ihn
und den Tisch dann kommentarlos selbst zu. Er
schien das nicht oft zu tun, seine Handbewe-
gungen waren recht ungeschickt. Was dachte
dieser Federlose sich, dass ein Träger von drei
Federn sich bei Tisch selbst zudeckte?
Offenbar hatte die Küche nun gelernt, auf sei-
ne Gesamtbestellung und sein Essverhalten
ein wenig angemessener zu reagieren. Fleisch-
klöße mit saurer Sauce an einer Mischung aus
Blumenkohl und Broccoli. Er hatte als sechs-
ten Gang zwei Portionen davon bestellt – auf
einem Bein konnte man nicht stehen, vor allem
nicht, wenn man aussah wie er.
Die Fleischklöße waren schweinefarben, die
Mischung aus Gemüse war ziemlich verkocht
und die Sauce war wässrig. Ein Rülpser des
Missfallens war die Folge. Laut und deutlich,
damit der Bedienstete das mitbekam. Und je-
der andere auch. Den Blicken der Leute im
Inneren des Gasthauses zufolge hatten sie das
auch gehört. Nun, dies könnte dazu führen,
dass sie bei der Auswahl ihrer Speisen sorg-
fältiger aufpassten, oder hier erst gar nichts
14
 Ausgabe 6 • 2015
bestellten. Es gab sicher andere, angenehmer
geführte Gasthäuser. Die Welt war so besser,
die Leute aufgeklärter. Zufrieden über diesen
Gedankengang grunzte er auf. Jeder durf-
te mitbekommen, dass er mit sich im Reinen
war.
Als er den Gang beendet hatte, trat der kleine
Mann wieder vor.
Seufzend beschloss Oldogar, deutlichere
Worte zu finden. „Ich habe keine Ahnung, wer
Ihr seid, und es ist mir auch egal. Aber um das
nur einmal zu sagen: Ich habe dreizehn Gänge
bestellt. Ich muss diese jetzt essen. Wenn Ihr
meint, Euer Anliegen dulde keinen Aufschub,
müsst ihr dennoch warten. Ihr könnt auf die
Küche einwirken, dass sie sich mit dem näch-
sten Gang noch mehr sputet.“
Der Mann nickte, verbeugte sich und schaute
dann tatsächlich auf. Oldogar überkam die Er-
kenntnis, dass die Worte falsch gewesen wa-
ren – er fühlte sich jetzt sicher ermutigt.
„Es ist nur so, Magister, dass die Magistra
sagte, dass es unglaublich wichtig sei, dass Ihr
sofort zu ihr eilt“, erklärte der kleine Mann.
„Hoher Magister. Irgendwann lernt Ihr
das. Und, ist es das? Nun, auch Magistra
Vimperia muss sich gedulden. Ich muss
schließlich essen. Speisen. Die Freuden
des Tisches erleben. Ihr kennt das hier
nicht, da euer Fleisch wässrig und euer
Windflüsterer
Gemüse matschig ist und ihr darum nie lernt,
wirklich zu essen. Ihr stopft nur hastig Futter
in euch rein und wundert euch dann, wenn ihr
dünn und krank werdet. Keine Mahlzeit sollte
unter sieben Gängen beendet werden.“
Die Brise hatte zugenommen. Oldogar schüt-
telte sich. „Und dieser Wind hier trägt nur
dazu bei, dass das Essen kalt wird.“
„Der Wind ist der Grund, warum die Magistra
Euch sprechen will“, warf der Mann ein. Er
wirkte so, als habe er seinen kompletten Mut
zusammengenommen.
Oldogar verdrehte die Augen. Was war das
denn für ein Blödsinn? „Was für einen Unsinn
habt Ihr Euch denn da ausgedacht?“
„Hoher Magister!“ Eine Stimme ertönte, be-
vor der Mann antworten konnte. Eine klein-
wüchsige, schlanke Elfe war auf die Terrasse
gelaufen. Ihre ein wenig zu große, weiße Robe
flatterte im zunehmenden Wind.
Oldogar drehte sich um.
„Mares! Hast du den Magister nicht infor-
miert?“
„Magistra. Der Magister wollte erst zu Ende
essen. Ich habe nach jedem Gang versucht,
seine Aufmerksamkeit zu erhaschen ...“
„Ja, das hat er. Der Hohe Magister hat sie ihm
nicht gewährt. Was daran liegen könnte, dass
er kein einfacher Magister ist. Aber auch bei
korrekter Anrede ist höchst zweifelhaft, dass
der Hohe Magister zugehört hätte, weil der
Hohe Magister gerade beim Mahl sitzt.“ Ol-
dogar reichte das. Da vorne kam der Bedien-
stete mit dem siebten Gang, und anstatt sich
der Frage zu widmen, ob er lieber hineingehen
oder er ihn noch draußen genießen sollte – ge-
nießen, nun ja – wurde er nun von den beiden
genervt. „Und er hat nach wie vor die Ansicht,
dass dreizehn bestellte Gänge auch zu dreizehn
gegessenen Gängen werden sollten.“
Er lehnte sich zurück. Der Wind störte lang-
sam wirklich.
Die beiden anderen waren still. Der kleine
Mann, Mares hieß er wohl, hatte eh nichts zu
sagen, und auch wenn die Magistra eine Magi-
stra war, trug sie nur zwei Federn.
Der siebte Gang wurde serviert. Gegrillte Hüh-
nerflügel mit Schwarzwurzeltunke. Tunke.
Er hatte das Wort vorher nie gehört, aber es
war wohl eine Art Sauce, in die man die Flügel
eintunkte. Hiervon hatte er nur eine Portion
bestellt. Das war ein Fehler, wie er nach dem
ersten Bissen feststellte. Köstlich. Diese Tunke
war großartig.
„Hoher Magister.“ Seine ehemalige Schülerin
war unterwürfig, aber nervig, wie immer. „Wir
haben einen Luftelementar freigesetzt, der ver-
15
 Ausgabe 6 • 2015
kündet hat, einen Sturm zu schlagen, um das
Ende seiner Gefangenschaft zu feiern. Rutias
soll dabei ausgelöscht werden.“
„Ihr habt was?“
„Der Zauberkundige der Drachlinge, der die-
sen Turm bewohnte, war wohl ein mächtiger
Elementarist ...“
Oldogar seufzte.
„Ich bin einer der drei Hohen Magister des Zir-
kels der elementaren Weisheit. Ich habe dich
zur Magistra ernannt, Vimperia. Kannst du
nicht einmal ohne mich auskommen? Ich bin
doch erst seit vier Tagen hier und habe mich
bereits eines Lakaien entledigt. Kaum ange-
kommen, darf ich mich damit herumschlagen.
Und nun darf ich nicht einmal in Ruhe essen.
Schon beschwörst du die nächste Katastrophe
herauf. Und wer darf die Kohlen nun wieder
aus dem Feuer holen?“
„Ihr, Hoher Magister“, gab seine ehemalige
Schülerin unumwunden zu.
Mit einem Wink holte er einen der Be-
diensteten heran.
„Stellt es warm. Die übrigen Gänge auch.
Ich werde mich auch mit einem Urteil
über sie zurückhalten. Ich weiß, dass
Dinge aufgewärmt ihren Geschmack
Windflüsterer
verlieren. Ja, es ist eine Schande, aber nicht zu
ändern.“
Ein tadelnder Blick traf Vimperia, die einen
Schritt zurückwich.
„Nun denn.“
Er rülpste, packte sich seinen Gehstock, stützte
sich damit ab und stand auf. Er brauchte im-
mer einige Sekunden, bevor er gehen konnte,
wenn er sich vom Essen erhob.
Dann nickte er seinen beiden Begleitern zu,
schritt voran und achtete nicht darauf, ob sie
ihm folgten.
Windgebrause
„Das wird ja langsam wirklich unerfreulich.“
Der Hohe Magister schob sich Schritt für
Schritt, vorwärts, dem auffrischenden Wind
entgegen, der sich langsam zu einem echten
Sturm mauserte.
Die Magistra musste sich öfter festhalten, und
auch er stützte sich auf seinen Stock.
Ab und an mussten sie sich vor herumflie-
genden Holzstücken ducken. Erde und Sand
lösten sich in Schwaden vom Boden und wur-
den ihnen entgegengeschleudert. Er überlegte,
ob er sich ein Tuch vor die Augen binden sollte,
statt nur ab und an mit seiner Hand für Schutz
zu sorgen.
Doch das war nicht mehr nötig, wie er fest-
stellte. Die Ausgrabungsstätte lag vor ihnen.
Normalerweise hätte er sich der Ruine in der
Erde gewidmet, doch das Elementarwesen be-
anspruchte seine volle Aufmerksamkeit.
Es schien einfach aus lauter Wirbeln zu be-
stehen, die von dicken Wolken durchzogen
wurden. Es war gigantisch, es wirkte wie ein
Gebirge. Die genauen Ausmaße waren aller-
dings nur zu ahnen, da nicht klar war, wo es
eigentlich endete.
„Sei gegrüßt, Vasall der Lüfte!“, begann Oldo-
gar seine Ansprache. „Wie mir zu Ohren kam,
möchtest du ganz Rutias mit deinen Winden
...“
„Gar nichts weißt du, gar nichts!“, unterbrach
ein gewaltiges Grollen. Der Sturm selbst schien
zu sprechen, der Klang der Worte ließ Äste in
der Umgebung im Takt erbeben. Bei jedem
„Gar nichts“ wurden dünnere Bäume zu Boden
gedrückt.
„Die Drachlinge haben mich damals eingefan-
gen, in ein Gefängnis gesteckt, und sich meine
Macht zu Nutze gemacht. Zwei Jahrtausende
habe ich dort ausharren müssen, unfähig, ir-
16
 Ausgabe 6 • 2015
gendetwas anderes zu tun, als meine Rache zu
planen. Seit eintausend Jahren wurde ich nicht
einmal mehr benutzt und herbeigerufen! Es
ist mir egal, ob ihr mich eingesperrt habt. Ihr
werdet meine Rache zu spüren bekommen!“
Oldogar seufzte. Luft, Wind, diese Elementare
waren alle gleich. Das Schöne war, dass sie
einen grandiosen Hang zur Selbstüberschät-
zung hatten. Mit einer hastigen Bewegung
stellte er seine Füße fest auf den Boden und
konzentrierte sich. Felsen. Erde. Beides muss-
te verbunden werden. Das brauchte er oft ge-
nug, auf dem Schiff hatte er es auch zu schät-
zen gelernt.
„Dann werde ich dich erdulden“, erklärte er
laut.
Das elementare Grollen brüllte ein erneutes
Mal auf. „Wie bitte? Du wagst es, dich mir in
den Weg zu stellen?“
Seite Haut verhärtete unter seiner Robe. Das
sollte das Wesen nicht mitbekommen. Sie
wurde hart wie Granit.
„Du willst gegen Patalis antreten und
kommst nicht einmal gegen mich an?“
Der Wind nahm zu, er drückte mehr Bäu-
me herunter. Der Hohe Magister stand,
Windflüsterer
geschützt und unterstützt von der Macht der
Felsen.
Die Magistra hingegen konnte sich kaum
halten und hatte Mühe, im Gleichgewicht zu
bleiben. Oldogar achtete nicht auf sie. Wer so
fahrlässig Windelementare losließ, hatte nichts
anderes verdient.
Die Bediensteten hatten sich hinter einer na-
hen Felsformation in Sicherheit gebracht. Das
war schlau von ihnen, wie er anerkannte.
Das Windwesen wurde zorniger. Der Sturm
nahm noch mehr zu. Nun wurden auch dickere
Bäume heruntergedrückt. Mit einem Aufschrei
flog die Magistra neben ihm davon. Sie wurde
hinter ihm durch die Luft gewirbelt. Er achtete
nicht darauf.
Er stand. Seine gesamte Magie floss in den Zau-
ber, der seine Haut verhärtete und seine Füße
mit dem Boden verankerte. Er musste viel sei-
ner magischen Kraft dort hineinstecken.
Und das Wesen war noch nicht geschlagen.
Ein letztes Mal bäumte es sich auf, stürmte
und brodelte. Er bekam keine Luft mehr, da
seine Lungen in dem Moment, da er den Mund
öffnete, zum Bersten gefüllt wurden. Mit aller
Kraft schloss er ihn wieder und harrte aus.
Ganze Baumstämme flogen herum. Ein dicker
Ast traf ihn an der Brust, aber sein Zauber
hielt ihn fest. Er drückte allerdings die Luft aus
seiner Lunge und ermöglichte ihm so einen
weiteren Atemzug.
Seine magische Kraft würde nicht ewig rei-
chen, das wusste er. Und bald musste er erneut
atmen. Er versuchte auszuatmen, kam aber
nicht gegen den Orkan an.
Als er gerade begann, blau anzulaufen, brach
der Sturm plötzlich ab. Ein leises Säuseln war
noch zu bemerken, ein leichter Hauch von ei-
ner Brise. Schwer atmend stand er da, die Ma-
gie noch aufrechterhaltend.
„Was ist geschehen?“, flüsterte die Brise.
„Du hast deine Kraft verbraucht“, japste der
Hohe Magister. Das Wesen war kaum noch zu
sehen, nur noch einsame Wirbel, die ebenfalls
vergingen. „Nun bist du bald nicht mehr.“
„Das sollte ich bedauern. Aber ich bin froh,
dass es vorbei ist“, verwehten die letzten Worte
im Wind.
„Ich auch“, murmelte Oldogar.
Abendmahl
Das hatte sie nun davon!
„Du hast noch lange nicht ausgelernt, Vimpe-
ria“, erklärte er ihr nun zum vierten Mal. Es
war auch ihr vierter Gang.
17
 Ausgabe 6 • 2015
„Bitte, Hoher Magister, ich habe mich doch
schon übergeben ...“, jammerte die Elfe.
„Na, das muss wieder rein! Also nicht dasselbe,
das wäre zu widerlich. Aber du wirst nun die-
sen und den nächsten Gang noch verspeisen.
Damit du merkst, was du noch vor dir hast,
werde ich immer doppelte Portionen parallel
genießen. Du brauchst Ziele und Vorbilder im
Leben!“
„Aber ich ...“
„Keine Widerrede. Ich kann keine Magistra
brauchen, die von jedem Luftzug weggeweht
wird. Du musst ordentlich essen, damit du
das nächste Mal mit den Beinen am Boden
bleibst.“
Dass er selbst sich mit Magie verwurzelt hatte,
die seine Schülerin schlicht nicht beherrschte,
musste sie ja nicht wissen. Bestimmt hatte
sein Gewicht ihm auch geholfen.
„Du kannst nun von dem Besten lernen, Vim-
peria. Von mir. Und wenn du meinst, dass
du diese Lektion verstanden hast, dann
machen wir weiter. Lektion zwei: sechs
Gänge.“
Die Elfe sprang auf, hielt sich die Hand
vor den Mund und rannte hinfort. Ge-
Windflüsterer
räusche machten klar, dass sie sich wieder
ihres Mageninhalts entledigte.
Der Hohe Magister lehnte sich zurück und
schloss die Augen. Endlich. Die Welt war noch
besser. Wenn sie ihm wieder auf die Nerven
ging, würde er sie wieder zum Essen einladen,
und sie ihm daraufhin lange nicht unter die
Augen treten.
So einfach war das.
Nächste Woche erscheint der Splittermond-
Soundtrack “Die Musik” im Handel. Mit 24
Tracks nimmt euch Komponist Ralf Kurtsie-
Neuigkeiten zu Splittermond fer mit auf eine musikalische Reise durch
seit der letzten Ausgabe -2 Lorakis, die verschiedenen Themen und
Ambientetracks bieten die perfekte drama-
01.06.2015: Splittermond-Abenteuer gewinnt tische Unterstützung für euer Rollenspiel.
beim Drachenzwinge-Wettbe-
werb Unter folgendem Link könnt ihr nun exklu-
02.06.2015: Die Miniaturen der ersten sechs siv schonmal vorab in den Soundtrack rein-
Archetypen sind vorbestellbar hören: Die Musik – Medley
11.06.2015: Die Zustandskarten sind im
Handel.
15.06.2015: Der Sound von Splittermond er-
scheint in der 26. Kalenderwoche
17.06.2015: Splittermond Regelwerk gewinnt
Preis (s. letzte Seite Magazin)
18
 Ausgabe 6 • 2015
Auf Wolkenschwingen
ein Abenteuer von Dennis Rüter
Memoria
Myrana
Was bisher geschah
Die Optimatin Hyracosia di Rhidaman stürzte
mit ihrem Insektopter auf einer Wolke ab, auf
der der Nepheliade (Wolkennymphe) Rotwol-
ke lebt. Er fand Gefallen an einigen Glasper-
len, mit denen sie handelt. In der Folge traf er
immer wieder auf die Optimatin, wenn diese
des Wegs kam. Hyracosia beschäftigte sich
eingehend mit Feen und fand heraus, dass
Rotwolkes Macht an seinem ‚Herz‘ in Form
eines geleeartigen Regenbogens hängt. Dieses
bringt sie an sich und zwingt ihn, von einer
Domäne den Regen abzuhalten. So konnte sie
bisher zwei Domänen billig erwerben, den Be-
fehl aufheben und großen Profit erzielen.
Als etwas Ähnliches mit einer dritten Domä-
ne geschieht, ist es an den Helden, der Sache
auf den Grund zu gehen. Dabei werden sie
zunächst Ermittlungen auf der Domäne
anstellen, dann die Fee treffen, ihr Herz
finden, auf Winzlingsgröße schrumpfen
und sich den Weg zurück durchschlagen
müssen (nicht unbedingt mit Waffen).
Auf Wolkenschwingen
Ort und Zeitpunkt
Das Abenteuer spielt in der myranischen Neu-
zeit. Ort der Handlung ist Narinion, doch lässt
es sich leicht in andere Horasiate verlegen, wo
Feen vorkommen. Außerhalb des Imperiums
erfordert dies mehr Mühe.
Kapitel 1: Ermittlungen
Zunächst gelangen die Helden auf die Domä-
ne, wo sie einigen Gerüchten nachgehen, um
der Ursache des Phänomens auf die Spur zu
kommen.
Der Weg ins Abenteuer
Hier bieten sich zwei Varianten an. Zum Einen
kommt dem bisherigen Besitzer die Sache selt-
sam vor. Daher beauftragt er die Helden, auf
der Domäne nach dem Rechten zu sehen. Oder
die Helden kommen auf der Durchreise auf
die Domäne oder an dieser vorbei. Besonders
solche mit dem Vorteil Feenfreund könnten in
Morgen- oder Abenddämmerung eine illusio-
näre Schrift in einer kleinen Wolke oder Nebel
sehen, die um Hilfe bittet und mit einem Pfeil
zur Domäne deutet.
Die Domäne „Goldwein“
Es handelt sich um ein Landgut rund um ei-
nen Hügel. Auf der Spitze steht das Herren-
haus, eine prächtige Villa mit sonst hübschen
Das vorliegende Abenteuer ist ein Gruppenabenteu-
er für Anfänger oder leicht erfahrene Helden. Den-
nis Rüter ist seit vielen Jahren ein aktiver Autor, der
neben zahlreichen Artikeln in den Fanzines Memoria
Myrana und Uhrwerk! an folgenden Publikationen
mitgewirkt hat:
• Gefährliche Gassen: Drei Tage Gardist
• Verwunschene Seelen: Das Silberschiff
Informationen zum vorliegenden Szenario
• Anspruch: Spieler einfach bis mittel, Meister ein-
fach bis mittel
• Für 3 bis 6 unerfahrene bis erfahrene Helden
• Bestandteile: Ermittlung, Suchen, körperlicher Ein-
satz, Feendomäne und Nymphe, Schrumpfen
Blumenbeeten und weniger hübschem Kerker.
Auf den Hängen wird Wein angebaut, am Bo-
den gibt es drei Felder, die abwechselnd Ger-
ste, Mais und Grasland für Rinder und Varken
bereitstellen. Am Fuß des Hügels liegt das
Dorf der Bewohner, bestehend aus etwas über
einem Dutzend Häuser. Dort leben gut 50 Per-
sonen, etwa zur Hälfte Sklaven und Freie. Es
gibt einen Schmied (Gorgulas Narbenhand),
der sozusagen Sprecher der freien Pächter und
Tagelöhner ist und zugleich abends die Taver-
ne/Herberge bewirtet. Er besitzt einen Wach-
hund. Außerdem existiert ein kleiner Laden
der Schwestern OaRa und OaKo. Von diesen
Leuten lassen sich einfache Waren beziehen,
aber keine stärkeren Waffen oder Rüstungen
(schon gar nicht für Sklaven).
19
 Ausgabe 6 • 2015
Einige Wachleute kümmern sich um das Her-
renhaus und beaufsichtigen die Sklaven. Au-
ßerhalb des Geländes liegen Buschland, in das
gelegentlich die Nutztiere getrieben werden,
Memoria und ein lichter Wald mit kleinen Hügeln. Pro-
kurist ist Telrean Serr XY (XY steht für das
Myrana besitzende Optimatenhaus).
Ankunft der Helden
Zum Vorlesen oder Nacherzählen:
Als ihr dem Weg folgt, werden die Pflanzen
zunehmend brauner und welker. Der tro-
ckene Boden zeigt Risse. Der Weg endet vor
einer Domäne, deren Zentrum ein Hügel
bildet. Ein Herrenhaus steht auf der Spitze,
an den Hängen wachsen magere Weinstö-
cke. Mehrere Felder am Boden sind mit dür-
ren Feldfrüchten bestanden. Dazwischen
liegt, zu Füßen des Hügels, ein Dorf. Die
Bewohner sind dabei, einen Scheiterhaufen
zu errichten. Darauf werfen sie Vögel und
Feldfrüchte. Dann rufen sie „Chrysir!“ und
zünden ihn an.
Dann erscheint ein Karren, gezogen von
einem massiven Tier mit nach außen gebo-
genen, aus dem Unterleib springenden
Zähnen. Auf dem Karren befinden sich
mehrere Fässer. Plötzlich löst sich eins
und droht, ein Kind zu erschlagen.
• Um es zu retten, bleibt 1 KR Zeit.
Auf Wolkenschwingen
könnte ein beistehender Held eine Bewe-
gungsaktion und einen Angriff durchführen.
Das Fass hat Strukturpunkte 15, Härte 5 und
Struktur 6. Oder er könnte eine Schildpara-
de einsetzen, wobei er einem Niederwerfen
widerstehen muss (Aufschlag 3). Bei einem
Scheitern erleidet er 2W6 TP, bei einem Pat-
zer fällt er zudem auf das Kind (2W6 TP für
dieses). Oder es mittels Raufen wegziehen.
Der Wagenlenker muss sich danach wüste
Beschimpfungen gefallen lassen. Das ka-
putte Fass enthielt Wasser. Das Kind ist etwa
vier Jahre alt, hat KO 7, WS 4 und 12 LeP.
• Chrysir ist der Wettergott der Oktade (Göt-
ter/Kulte -2).
• Bei dem Tier handelt es sich um einen Gar-
gantua (Tierkunde +2).
Der Schmied rügt den Fahrer, dass er die Fäs-
ser offensichtlich nicht richtig befestigt hat.
Ein Satyar (Feenlied) hingegen verkündet, dass
dies nur ein weiteres Zeichen sei, dass die Do-
mäne von der Natur verflucht worden sei. Eine
Artgenossin (Xelquorea) hört ihm besonders
gebannt zu. Nach einem Moment beruhigt sich
die Lage wieder.
Nachfragen
Die Gruppe wird an Schmied Gorgulas ver-
wiesen. Er kann folgendes sagen:
• Seit einigen Oktalen hat es nicht mehr ge-
regnet. Die Bewohner müssen das Wasser
mittlerweile von einigen Wasserstellen eini-
ge Meilen entfernt herbei schaffen. Die Dür-
re erstreckt sich auf die Domäne und viel-
leicht zwei, drei Meilen drumherum. Darum
herum scheint es normal zu regnen.
• Vor einigen Nonen konnte ein Wetter-
zauberer immerhin etwas Nebel und ganz
schwachen Niederschlag herbeirufen. Dies
reichte allerdings nicht, und der Mann zog
seiner Wege.
• Von einem Hilferuf magischer Art weiß er
nichts.
• Nachts wollen einige Bewohner eine Gestalt
gesehen haben, die zwischen den Häusern
umher schleicht. Ihr Gesicht sei schattenhaft,
sodass die Züge nicht zu erahnen sind. Gor-
gulas weiß nicht, was er davon halten soll.
Allerdings müsste sein Hund anschlagen, so
glaubt er. Tatsächlich reagiert das Tier auf
Fremde zumindest mit einem Knurren.
• Einige Bewohner reden von einem Fluch der
Götter und denken darüber nach, die Domä-
ne zu verlassen. Besonders ein wilder Satyar
namens Feenlied vertritt diese Ansicht. Er
kommt gelegentlich, um Kräuter einzutau-
schen.
• Wenn sie im Gespräch vertieft sind, er-
scheint Hyracosia. Sie erkundigt sich, ob ihr
Pferd schon beschlagen sei. Als der Schmied
sie vertröstet, reagiert sie ruhig und meint,
es eile nicht. Zudem grüßt sie die Helden
und erkundigt sich, was sie hier machen. Sie
20
 Ausgabe 6 • 2015
selbst sei seit einigen Tagen hier (was auch
stimmt).
Satyaren-Wut
Memoria Plötzlich bricht draußen Tumult aus, als der
Prokurator erscheint. Ein recht kräftiger Sa-
Myrana tyar (Feenlied), im Gegensatz zu den übrigen
Bewohnern unbekleidet, schießt mit seiner
Schleuder einen Stein auf ihn. Daraufhin ent-
brennt zunächst eine wüste Diskussion zwi-
schen einigen Dorfbewohnern und den Wa-
chen, die, so niemand beruhigend einwirkt
(Überreden +3), zu einem Kampf mit je einem
halben Dutzend Beteiligten ausartet. Xelquo-
rea kämpft auch gegen die Wachen. Da keine
Seite besondere Rücksicht nimmt, könnten
auch Helden hinein geraten.
• Falls die Helden nicht eingreifen, werden
sich die andern ergeben, sobald Feenlied
kampfunfähig wird oder ihre Gesundheit
akut gefährdet ist (ab vier Wunden bei den
Aufständischen). Dann ergibt sich Feenlied
und wird in den Kerker der Villa gesperrt.
Xelquorea sieht ihm nach. Den Kampf müs-
sen Sie nicht ausspielen.
• Greifen die Helden ein, dauert der Kampf
entweder 3W6 KR, oder bis eine Seite
sich zurückzieht.
• Wenn sich die Gruppe den Aufstän-
dischen anschließt, könnte es gelin-
gen, die Wachen zu vertreiben. Aller-
dings sind viele Freie und Sklaven der
Auf Wolkenschwingen
Domäne damit nicht einverstanden. Telrean
schickt einen Wachmann, um eine Lösung
auszuhandeln. Er zeigt sich bereit, die Rati-
onen der Sklaven aus eigenen Reserven zu
erhöhen und die Pacht der Freien zunächst
auszusetzen. Damit zeigen sie sich einver-
standen. Insgeheim schickt er bei Gelegen-
heit jedoch des Nachts einen Boten los, um
dem Besitzer des Landguts Bericht zu erstat-
ten. Dieser wird die Helden nach dem Aben-
teuer die Kosten in Rechnung stellen – etwa
150 Au – oder ihnen einen Schlägertrupp auf
den Hals hetzen.
Einige Schläger
LE 28 AU 30 MR 1 WS 6 INI 10+1W6
Friedensstifter: AT 12 PA 10 TP 1W6+1 DK N
Faust: AT 12 PA 9 TP(A) 1W6 DK H
Sonderfertigkeiten: Wuchtschlag; Gerade
Taktik: Kämpfen, bis sie zwei Wunden erlei-
den oder unter 14 LeP fallen.
Werte der Wachen finden Sie im Anhang.
Wetterbeobachtung
Es ist nicht schwer, den Mangel an Wolken
festzustellen. Mit Sinnenschärfe (Sicht) und
Wetterkunde können genauere Schlüsse gezo-
gen werden. Dabei dürfen die beiden besten
Ergebnisse miteinander verrechnet werden,
jedoch jeder Held nur eine Probe ablegen.
• Bis 3 TaP*: Nur sehr schmale, weiße Wolken
überqueren die Domäne. In der Ferne sind
weitere Wolken auszumachen.
• Bis 7 TaP*: Die wenigen schmalen Wolken
sind Schönwetterwolken, die sich vermutlich
über der Domäne selbst bilden. Die fernen
Wolken sind dagegen auch Regenwolken.
• 8 oder mehr TaP*: Die fernen Wolken schei-
nen die Domäne und das Umland in etwa
fünf Meilen zu meiden.
Es bieten sich auch übernatürliche Möglich-
keiten an, die Sache zu untersuchen. Rotwolke
lässt den Wind die Wolken in großer Höhe um
das Gebiet herum wehen. Die Entfernung vom
Dorf beträgt etwa drei Meilen. Vom Rand der
Zone sind es nur eine Meile. Ein Analysezau-
ber muss diese Entfernung überbrücken, um
den magisch gelenkten Wind zu erkennen.
• 0 bis 3 ZfP*: Der Wind in Höhe der Wolken
ist eine eher edle Ausformung der Luft.
• Bis 7 ZfP*: Der Wind ist sehr edel und wird
mit der Instruktion Kontrolle über Element
gelenkt.
• 8 oder mehr ZfP*: Der Zauber dauert offen-
bar bis zur nächsten Dämmerung. (Danach
erneuert ihn Rotwolke.)
Verdächtige
Jetzt werden die Helden sicherlich die Spuren-
suche aufnehmen. Im Folgenden ist zu lesen,
21
 Ausgabe 6 • 2015
was verschiedene Einwohner zu sagen haben.
Gorgulas Aussagen sind oben zu finden. Pro-
ben, um Lügen zu erkennen, Leute zu über-
raschen etc. sind Vergleichsproben mit diesen
Memoria in zwei passenden Talenten wie Sinnenschärfe
gegen Sich verstecken, Überreden gegen Men-
Myrana schenkenntnis usw.
Einhorn Feenlied
Er ist ein wilder Satyar, der eigentlich eine
halbe Tagesreise entfernt lebt. Er handelt auf
der Domäne gelegentlich mit Kräutern aus
dem Wald und Buschland. Er glaubt, dass die
Geister der Natur die Aufgabe der Domäne
fordern und sie deswegen verflucht haben. Er
besitzt eine schwache, magische Begabung,
die auf Luft basiert. Diese nutzt er allerdings
für verbesserte Sinne und schnellere Bewe-
gung. Selbst wenn er frei ist, wird er die Hel-
den nicht begleiten, da er in diesem Fall alle
Domänenbewohner von seinen Ansichten
überzeugen will.
Hyracosia di Rhidaman
Mit ihrer Leibwächterin hat die niedere Op-
timatin vor einigen Tagen ein Zimmer in der
Villa bezogen, wo sie als bescheidener
Gast auftritt. Sie hat sich auf den Erwerb
heruntergewirtschafteter Domänen spe-
zialisiert und bereits ein diskretes An-
gebot unterbreitet. Wie sie es schafft, sie
wieder auf Vordermann zu bringen, be-
Auf Wolkenschwingen
hält sie als „Geschäftsgeheimnis“ für sich. Sie
behauptet, das Phänomen sei ein seltener, na-
türlicher Vorgang, dessen Zeitdauer sich kaum
vorhersagen lässt (Menschenkenntnis gegen ihr
Überreden: Lüge).
Sajane aus Sidor Corabis
Hyracosias Leibwächterin besitzt eine Schwä-
che für zierliche Frauen. Sie weiß, dass ihre
Herrin einen regenbogenfarbigen Gegenstand
besitzt, jedoch nicht, dass dies mit der Situa-
tion zusammen hängt. Ihr dies zu entlocken,
wird jedoch nicht einfach. Am Besten mag Be-
tören von einer Frau nach ihrem Geschmack
wirken. (Neunfinger ließe sich mit etwas Ge-
schick hierfür anheuern.)
Telrean Serr XY
Er (Nachname entsprechend des Hauses der
Domäne) verwaltet die Domäne seit einigen
Jahren. In dieser Zeit hat er noch nie eine sol-
che Dürre erlebt. Zwischenzeitlich ließ er ei-
nen Wetterzauberer kommen, der jedoch nur
für wenig Niederschlag sorgte. Nach dessen
Meinung würde wohl eine Kraft die Wolken
abhalten. Telrean hat Anweisung, bei anhal-
tender Dürre die Domäne aufzugeben. In die-
sem Fall käme das Angebot von Hyracosia na-
türlich passend.
Von nächtlichen Gestalten, die durch das Dorf
schleichen, weiß er nichts.
Menschenkenntnis: eine Lüge. Tatsächlich
sucht er es nächtens auf, um sich heimlich mit
der Sklavin Neunfinger zu vergnügen. Im Ge-
genzug bringt er ihr ein paar Lebensmittel in
einem kleinen Beutel, den er bei Verfolgung
fallen lässt, und gestattet ihr, in der Küche der
Sklaven zu arbeiten. Da er das Landgut und die
Bewohner nur verwaltet und eine solche Be-
ziehung nicht standesgemäß ist, will er sie ge-
heim halten. Dazu nutzt er einen Zauberring,
der zweimal pro None ein Verhülltes Gesicht
(ZfP* 3) auf seinen Träger wirken kann.
Sollten die Helden seinem Geheimnis auf die
Spur kommen – was bei nächtlicher Lauer eine
Sich verstecken-Probe gegen seine Sinnenschär-
fe erfordert –, bittet er sie, dies für sich zu be-
halten. Er wird jedoch heimlich über OaRa und
OaKo den Banditen den Auftrag erteilen, die
Gruppe anzugreifen. Sollten sie sich als Gäste
in der Villa aufhalten, wird er die Wachen zu
einem Zeitpunkt nachts auf Patrouille ins Dorf
schicken. Im Dorf wird er es umgekehrt arran-
gieren. Den Helden steht eine Sinnenschärfe-
Probe gegen Schleichen der Banditen zu, um
den Übergriff zu bemerken. Im Dorf gilt dies
auch für Gorgulas Hund.
Gefangene der Banditen
Falls die Gruppe in die Hände der Bandi-
ten gerät und mindestens eine hochrangige
Person umfasst, werden die Banditen eine
Lösegeldforderung aufsetzen und zur Do-
mäne bringen. Dort findet sie am Morgen
22
 Ausgabe 6 • 2015
Gorgulas. Telrean wird diese nicht erwäh-
nen, aber einen Boten losschicken, um ein
Mitglied des Hauses, Tempels etc. des Hel-
den zu informieren. Diesen schickt er un-
Memoria ter dem Vorwand der Sicherheit durch den
Wald, wo die Rotte Sulaxe (s. u.) ihn über-
Myrana wältigt und tötet.
Die Helden können versuchen, sich zu be-
freien. Sie sind die meiste Zeit an minde-
stens einen Baum gebunden, aber mit et-
was Überreden mag einer für einen kurzen
Moment seine Entfesselung bewirken. Zum
Tagesablauf im Lager siehe Auf Bandi-
tenspur weiter unten. Dauert ihre Gefan-
genschaft ein oder zwei Tage, erscheint der
Lichtwichtel (wenn nicht alle Banditen im
Lager sind) und verscheucht ihren Wächter,
der dabei ein Messer in ihrer Nähe fallen
lässt. Nach dem Ergreifen können sie flie-
hen. Im Wald können sie dann die Leiche
des Boten und das versiegelte Schriftstück
entdecken.
Auf der Domäne wird Telrean später
Schwierigkeiten haben, sich rauszureden.
Er wird behaupten, aus Sicherheit für die
Helden die Entführung geheim gehalten
zu haben. Ob die Helden ihm auf die
Schliche kommen, hängt von Ver-
gleichsproben Überreden des Honora-
ten gegen Menschenkenntnis der Hel-
den ab. Überlebende Banditen sagen
nicht so schnell, dass OaRa und OaKo
Auf Wolkenschwingen
ihnen den Auftrag zugespielt haben (Über-
reden gegen Banditen-Selbstbeherrschung).
Die beiden Amauna hingegen werden im
Ernstfall behaupten, die Anweisung nur
weitergereicht zu haben, ohne deren Inhalt
zu kennen (Menschenkenntnis: Lüge).
Neunfinger
Die Sklavin lebt seit vielen Jahren auf der
Domäne. Sie beobachtet die Helden bei Ge-
legenheit, weicht deren Blicken jedoch aus.
Sollten die Helden sie befragen, so wird sie sie
an Xelquorea verweisen und meinen, dass die
vermutlich was mit der Sache zu tun hat. Sie
selbst wird Kenntnisse nächtlich umher strei-
fender Personen abstreiten (Menschenkenntnis:
Lüge). Sollten die Helden ihr und Telrean auf
die Schliche kommen, wird sie darüber kein
Wort verlieren.
Xelquorea Hornrufer
Die freie Satyarin kümmert sich um das Vieh.
Von den Ereignissen der letzten Nonen auf-
geschreckt, glaubt sie Feenlied. Zum Einen
äußert sich dies darin, dass sie einzelne Be-
wohner darauf anspricht, die Domäne zu ver-
lassen. Die Helden können dies mitbekommen
(Sinnenschärfe (Sicht/Gehör) +3), für den In-
halt des Gesprächs müssen sie schon mit ihr
reden. Zum Andern wird sie des Nächtens ver-
suchen, Wasser aus mehreren Fässern zu las-
sen. Dazu schleicht sie zur Scheune, öffnet den
Verschluss und schließt ihn nach einer Weile
wieder. Die drohende Strafe ist ihr lieber, als
hier zu verdursten. Trotzdem versucht sie im
Ernstfall, sich aus dem Staub zu machen. Da-
bei hetzt sie die Rinder auf die Helden (Auswei-
chen einfach oder Schildparade+2, sonst 2W6
TP und Niederwerfen) und versteckt sich erst
mal im Wald. Nach 1W3 Tagen sucht sie das
Weite.
Sollte ihre Aktion funktionieren, wird sie am
Morgen, wenn es auffällt, behaupten, dies sei
ein Zeichen des Fluchs. Tatsächlich verraten
einige frischer wirkende Grasbüschel ent-
lang des Wegs, den das Wasser genommen
hat, dass eine profane Ursache dahinter steckt
(Pflanzenkunde einfach oder Sinnenschärfe +3
(Sicht)). Nach dem Wiederauffüllen werden die
Fässer von zwei Wachen bewacht, sodass sie
die Aktion nicht wiederholen wird.
OaRa und OaKo
Sie haben schon des Nächtens einen Schemen
durchs Dorf huschen sehen (Wahrheit). Außer-
dem seien Neunfinger und vor allem Bilisatra
an bezahlten „Aufträgen“ interessiert.
Bilisatra Goldhand
Er ist den Tag, wenn die Helden ankommen,
mit Arbeit beschäftigt, und fällt Abends er-
schöpft ins Bett. Am zweiten Tag hat er weni-
ger zu tun und erzählt auf Nachfrage, er habe
im Wald vor vielleicht einer None abends einen
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 Ausgabe 6 • 2015
Regenbogen senkrecht gen Himmel steigen
sehen. Dies sollen die Helden jedoch nicht an
die große Glocke hängen, da er sonst bestraft
wird. Auf eine Überreden hin erzählt er auch,
Memoria dass dies nach einem Treffen mit gewissen
Leuten im Wald geschehen sei. Das Wort Ban-
Myrana dit vermeidet er dabei. Er versucht sein Glück
nachts auch bei den Helden.
Zeitvertreib
Üblicherweise verbringen die Sklaven den Tag
mit Arbeiten. Die Freien nehmen sich zumin-
dest am Ruhetag meist frei. Da zur Zeit nicht
besonders viel zu tun ist, haben Letztere mehr
Freizeit. Im Folgenden finden Sie daher zwei
Möglichkeiten für Zeitvertreib.
• Sie spielen am Nachmittag eine Partie Apo-
pudobalia (Fußball), an der die Helden teil-
nehmen können.
• Gorgulas lädt die Helden gern zu einem
Trinkspiel ein. Sein Zechen-Wert ist 8
(12/12/12).
Nächtliche Observation
Wie oben dargelegt, gibt es einige Personen,
die im Dunkeln umher streifen. Dabei
werden pro Nacht nicht mehr als zwei
auf einmal unterwegs sein. Dazu kommt
pro Nacht eine Patrouille, die aber nicht
mehr als zweimal ihre Runde dreht.
• Telrean sucht ein- bis zweimal pro
Auf Wolkenschwingen
None Neunfinger auf.
• Xelquorea will die Wasservorräte manipu-
lieren, damit die Leute einsehen, dass es sich
um einen Fluch handelt und das Land auf-
geben.
• Bei diesen Personen wird Gorgulas Hund
nicht anschlagen, da er sie kennt. Bei den
Helden könnte dies anders aussehen, falls
dem Hund eine Sinnenschärfe-Probe gegen
die Helden gelingt.
• Einer der Banditen versucht, Lebensmittel
aus dem Lager zu stehlen. Dabei fängt der
Hund an, Laut zu geben. Sobald sich jemand
nähert, wird der Bandit das Weite suchen.
Dabei hinterlässt er eine gut lesbare Spur
(Fährtensuchen) in Richtung des Verstecks.
Um einen der Schleicher zu überraschen, muss
den Helden entweder eine Verstecken-Probe
gelingen, wobei die TaP* als Erschwernis für
eine Sinnenschärfe des Kontrahenten dienen.
Oder eine Schleichen-Probe, wenn sie patrouil-
lieren, nebst eigener Sinnenschärfe gegen ihr
Ziel.
Auf Banditenspur
Sobald der Bandit versucht hat, zu stehlen,
können die Helden seiner Spur folgen. Alter-
nativ bietet Gorgulas sich an, sie mit seinem
Hund zu verfolgen. Sie führt auffällig um eine
Formation aus drei Büschen, die aussehen, als
seien sie vom Wind niedergedrückt worden.
Das Versteck findet sich in einer Senke im
Wald. Bei der Gruppe handelt es sich um ein
halbes Dutzend, wobei eine Hälfte Menschen
und die andere Amaunir bilden. Es sind Stadt-
kinder, denen das Pflaster irgendwann zu heiß
wurde. Sie nehmen im Tagesverlauf verschie-
dene Aufgaben wahr:
• Es gibt immer einen, der Wache hält. Dies
geschieht tagsüber nicht ganz so aufmerk-
sam wie nachts, alle 2W6 SR ist er nicht bei
der Sache.
• Morgens gehen die andern zunächst ihrem
Harndrang einzeln im Wald nach. Sie graben
ein Loch, dass sich vom Versteck nicht einse-
hen lässt. Einer bessert das Versteck aus und
kocht später. Vier ziehen los. Drei sammeln
Nahrung oder versuchen, zu jagen, während
der Vierte an der Straße nach Opfern späht.
Sollte er ein solches entdecken (6 bei 1W6
pro halbem Tag), wird er die andern Drei mit
dem nachgeahmten Schrei einer Eule rufen
(Sinnenschärfe (Gehör) +3: ein Vogelschrei,
Tierkunde +3: Eulen sind eigentlich nachtak-
tiv). Gegen Mittag und Abend kommen sie
wieder im Lager zusammen, um zu Essen.
Abends sitzen sie noch zusammen, diskutie-
ren über ihre Lage, dass einer bei den umge-
knickten Bäumen mal einen senkrechten Re-
genbogen gesehen haben will – oder reden
davon, mal wieder diesen knackigen Tharpu-
resen zu vernaschen. LE 28 (Menschen 32)
AU 30 MR 2 RS 2 (Fell+Brustplatten) bzw. 1
(Menschen haben kein Fell) INI 14+1W6 GS
24
 Ausgabe 6 • 2015
8 WS 6 Kapitel 2: Eine Herzensange-
Waffe: abgenutzte Kriegsbeile AT 14 PA 10
DK N TP 1W6+3 BF 10 legenheit
Vor- und Nachteile: Balance, Dämme-
Memoria rungssicht, Springgelenke 3/Raubtiergeruch
Sonderfertigkeiten: Aufmerksamkeit, Fin-
Myrana te, Kampfreflexe, Wuchtschlag
Talente: Schleichen 3 (13/12/12), Selbstbe-
herrschung 4 (13/12/12), Sinnenschärfe 6
(11/12/12)
Taktik: Wenn einer die Hälfte seiner LE ver-
liert oder eine Wunde erleidet, wird er sich
zurückziehen. Desgleichen geschieht, wenn
der Kampf länger als 10 KR dauern sollte.
Kommt es hart auf hart, ergeben sie sich.
Das Geheimnis des Übergangs
an den drei Bäumen
Von den Banditen können die Helden hören,
dass bei den drei umgeknickten Bäumen of-
fenbar etwas seltsames vor sich geht. Und das
dies in der Dämmerung geschieht. Alternativ
könnte ihnen nach einigen Nächten der Licht-
wichtel erscheinen und sie zum Portal füh-
ren.
Sobald die Dämmerung einsetzt, er-
scheint tatsächlich ein senkrechter Re-
genbogen, der sich gen Himmel reckt.
Spätestens jetzt erscheint der Lichtwich-
tel und fordert sie auf, in den Bogen zu
treten. Sie wollten ja schließlich zu ihm.
Auf Wolkenschwingen
Die Gruppe besucht Rotwolke und erfährt, dass
sein Herz gestohlen wurde. Sie suchen und fin-
den es. Leider schrumpfen sie dabei, sodass der
Rückweg anders verläuft, als gedacht.
Eine stets in Dämmerung
getauchte Wolke – Rotwolkes
Domäne
Der Regenbogen befördert die Helden in den
Himmel. Er durchbricht eine in Dämmerlicht
und deren bunte Farben getauchte Wolke und
endet dort, als sei er ein Brunnenschacht. Auf
der Wolke können sich die Helden seltsamer-
weise bewegen, ohne hindurch zu fallen. Ihre
Ränder scheinen weiter gestreckt und breiter,
als sie beim Begehen eigentlich sind. Gleiches
gilt für ganz allmählich aus dem „Boden“
wachsende Erhebungen. Es scheint, als würde
alles weiter als drei Schritt entfernt durch eine
Art Linseneffekt wie bei gebogenen Glas- oder
Metallkugeln verzehrt. Wer sich nur wenige
Schritt entfernt, muss rufen, um die Andern zu
erreichen.
Doch nicht nur die Proportionen des Raums
scheinen beeinträchtigt. Die Welt außerhalb
wirkt langsamer, sodass bei Vögeln die einzel-
nen Flügelschläge deutlich zu erkennen sind.
Rotwolke ist aus Dämmerung geboren, ent-
sprechend verbringt er die meiste Zeit während
dieser Zeit. Sie dauert deutlich länger, jeweils
fast zwei Stunden. Er kann den Regenbogen-
strudel auch nur während der Dämmerung
erschaffen. Die übrigen Stunden vergehen in
seiner kleinen Domäne schneller, je weiter sie
von der Dämmerung weg liegen. Die Domä-
ne ist eigentlich mobil, aber durch den Befehl
verbleibt sie erst mal an Ort und Stelle. Vom
Boden ist sie bestenfalls als gewöhnliche Wol-
ke zu erkennen.
In der Mitte der Wolke befindet sich eine dün-
ne Stelle, wo nur ein halb durchsichtiger Film
zu finden ist. Vom Rand der Wolke, die etwa
sieben Schritt misst, können die Helden auf die
Landschaft unter sich schauen. Zudem können
sie feststellen, dass rund um die Domäne ein
kreisförmiger Wind weht. Er hält Wolken da-
von ab, das Landgut zu überqueren.
Erste Begegnung mit Rotwolke
Sobald sich die Helden etwas umgesehen ha-
ben, erscheint Rotwolke, indem sich ein Teil
vom Wolkenboden löst und seine Gestalt
formt. Er blickt die Helden einen Augenblick
an, bevor er spricht:
Zum Vorlesen oder Nacherzählen:
„ Ich grüße euch herzlich. Mein Name ist
Rotwolke. Eure Gruppe sucht Abenteuer.
Ich habe es gesehen. Wie ihr Aufgaben be-
25
 Ausgabe 6 • 2015
wältigt. Einst flog ich hierhin. Und dann
nach dorthin. Nun kann ich nicht mehr. Sie
kam erst freundlich. Dann kam sie wieder.
Brachte mir hübsche Rundsachen (Er deu-
Memoria tet auf die Glasperlen an seinem Gewand.)
Sie nannte sie Glasperlen. Wirken wie ge-
Myrana gossene Dämmerung. Dann nahm sie mein
Herz. Seht die Lücke dort.“
Er deutet auf die dünne Stelle in der Wol-
kenmitte.
„Da lag mein Herz. Das Herz der Wolke. Sie
nahm es mir. Sie sagte zu mir: ‘Lass Wolken
vorüber ziehen.’ So tat ich es. Bäume und
Sträucher werden rot. Dann gelb, schließ-
lich kahl. Dann sagte sie mir: ‘Lasse sie wie-
der ziehen.’ So tat ich es. Dann sagte sie’s
wieder. Und nun noch einmal.“
Er seufzt.
„Ihr kommt aus gutem Grund. Wollt die-
sen Zustand beenden? Ich kann es fühlen.
Schwach schlägt mein Herz. Sie hat es ver-
borgen. Eingeschlossen in das Feste. So
starr und unbeweglich. Ich kann nicht hi-
nein. Sie kennt einen Schutz. Ich muss ihr
gehorchen. Aber ihr müsst nicht. Wollt ihr
mir helfen?“
Falls die Helden bejahen, weist ihnen
Rotwolke mit dem Finger den Weg in
Richtung eines größeren Waldstücks.
„Dort begraben liegt es. Sucht es unter
Auf Wolkenschwingen
Bäumen. Sucht es unter Erde. Dann bringt es
mir. Ich lebe im Dämmerlicht. Kommt unter
flammendem Himmel.“
Dann löst sich Rotwolke auf. Der kleine Licht-
wichtel fliegt um den Ausgang der Regenbo-
genbrücke. Wenn sie die Brücke benutzen, lan-
den sie wieder auf dem Erdboden. Der Wichtel
fliegt ihnen voraus in den Wald und zeigt den
Weg.
Im Wald
Er liegt am Rande der regenlosen Zone. Daher
gibt es noch vereinzelt grüne Blätter an Bäu-
men und Sträuchern, während andere Pflan-
zen ihr Blattwerk abwerfen.
• Einer der Bäume steht kurz davor, Äste ab-
zuwerfen. Bevor die Helden vorbei kommen,
dürfen sie eine Pflanzenkunde ablegen. Bei
Gelingen erkennen sie ihn im Vorfeld. Bei
einem Scheitern finden sich ein oder zwei
unter ihm, als Äste krachend zu Boden stür-
zen. Ausweichen oder Schildparade, sonst
2W6 TP und Niederwerfen.
• Eine Bande magerer Sulax-Raubaffen könnte
die Gruppe angreifen. Diese Möglichkeit ist
mit eins kombinierbar, wobei dann zuerst
eine Sinnenschärfe gegen den Hinterhalt der
Affen unternommen werden darf.
Vier Sulaxe
Größe: 1,5 Schritt aufgerichtet Gewicht: 70
Stein
Biss: AT 8 TP 1W6+4 DK H
Krallen: AT 10 TP 1W6+2 DK H
PA 8 INI 1W6+11 RS 2 WS 6
LE 18 AU 30 GS 9 MR 3/4 (Geist/Körper)
Größenkategorie: normal
Beute: Fell (1 PK)
Attribute: Raserei (2), Rudeltier (0)
Fertigkeiten: Anspringen (1, Krallen), Hin-
terhalt (2), Klettern (12; 11/13/12), Sinnenschr-
fe (8; 3/12/12), Verbeißen (1, Biss)
Taktik: Nach zwei Wunden oder massiver Ge-
genwehr werden sich die Affen zurück ziehen.
Wegen ihrer prekären Lage sind LeP und AuP
gesenkt. Zugleich fällt es leichter, ihren besser
genährten Anführer zu identifizieren. Dieser
hat LeP 20 und AuP 35.
Das Versteck des Herzens
Im Wald liegen mehrere Hügel. Einer davon
besitzt eine Höhle, deren Eingang groß genug
für Menschen ist. Der Wichtel bleibt zurück
und wartet.
Eingang (I)
Es geht einige Schritt nach unten. Der Gang
sieht natürlich aus. Hinter dem Eingang kön-
nen die Helden auf dem Boden einige merk-
würdige Symbole um einen Kreis ausmachen
(Sinnenschärfe (Sicht) +4). Eine Magiekunde-
26
 Ausgabe 6 • 2015
Probe +4 ergibt, dass es sich um einen Schutz-
kreis handelt, der Wesen eines Typs abhält.
Ab 4 TaP* wird deutlich, dass er sich gegen
Feenwesen richtet. Er wurde vor einigen Ta-
Memoria gen gezaubert und in einen größeren Findling
im Boden gemeißelt, der hier liegt. Ab 8 kann
Myrana die Wirkungsdauer auf 2 Nonen bestimmt
werden, und dass es sich um die Quelle Natur
handelt.
Dahinter führt ein sich windender Tunnel ei-
nige Schritt hinab ins Erdreich.
Das Herz (II)
Am Fuß der Treppe liegt in einer Kammer
das Herz. Es hat eine sehr starke magische
Aura (Domäne Luft), die sogar die Aura des
Schutzzeichens des Steins überstrahlt, auf
dem es ruht. Dieses soll es eigentlich fixieren.
Im Zusammenhang mit dem Herz ergibt sich
jedoch eine andere Wirkung (s. u.). Wenn die
Helden ihm näher als 3 Schritt kommen, pas-
siert dies:
Zum Vorlesen oder Nacherzählen:
Vor euch liegt, auf einem schlichten, moos-
bewachsenen Stein ruhend, eine Art
zähflüssiger Regenbogen. Langsam
scheint er in neue Formen zu fließen,
wie eine vom Wind getriebene Wolke.
Schließlich berührt ihr ihn. Licht in
allen Farben des Regenbogens erfüllt
Auf Wolkenschwingen
den Raum, der auf einmal in den Himmel zu
wachsen scheint. Doch halt! Nicht der Raum
wird größer – sondern ihr kleiner!
Zudem rollt das Herz den Stein hinab, auf
dem es liegt, fällt auf den Boden. Doch statt
zu zerspringen, bleibt es dort liegen. Euch
fällt ein Kieselstein vom Herzen.
Schrumpfen
Tatsächlich schrumpfen die Helden auf 1/20
ihrer Größe, ihr Gewicht gar auf 1/40. Ihre KO
und KK werden gefünftelt, die LeP sinken auf
ein Drittel. Dafür steigt die GE um vier. Die
GS wird jetzt in Spann (20 cm) gemessen, die
Tagesleistung beträgt nur mehr 3 Meilen zu-
und abzüglich der üblichen Modifikatoren. Au-
ßerdem haben sie Modifikationen auf Angriffe
gegen sich aufgrund ihrer Zielgröße entspre-
chend der Kategorie winzig (FK+8, Nahkampf
+6). Auch die Ausrüstung verwandelt sich. Rü-
stungen verlieren die Hälfte vom RS und ein
Drittel ihrer BE, Waffen richten nur noch W2
statt W6 plus halben Zuschlag an. Zuschläge
durch Zielgröße erleiden sie nicht mehr. Boni
sind Meisterentscheid. Die DK von Nahkampf-
waffen ist H.
Magische Untersuchung
Tatsächlich besitzt der Zauber die Merkmale
Luft und eine Instruktion, die Beseelung, Ban-
nung und Fixierung auf einmal zu beinhalten
scheint. Behandeln Sie ihn bei Antimagie, als
seien 10 ZfP* übrig. Seine Wirkungsdauer ist
ungeklärt, allenfalls kann sie unter vier Nonen
festgelegt werden.
Das Herz
Es hat ungefähr einen Durchmesser von vier
Fingern und ändert seine Form leicht. Sei-
ne Farben sind die des Regenbogens, die mal
klar nebeneinander geordnet scheinen, dann
wieder ineinander übergehen, mischen und
neu ordnen. Es wiegt nichts und ist kühl, aber
nicht kalt. Seine Konsistenz ist geleeartig, und
es übersteht Stürze unbeschadet. Versuche,
Teile heraus zu lösen, quittiert es mit Funken-
sprühen in Regenbogenfarben, die allen, die es
sehen, für 1 SR durch Blendung Aktionen mit
Sicht-Komponente – auch AT und PA – um
2W3 Punkte erschwert.
Winzlinge unterwegs
Der Weg nach oben entspricht etwa 10 Schritt,
jetzt also mehrere Sprint-Aktionen, zurück
zum Portal gar vier Meilen – über ein Tages-
marsch. Denn Schutzkreis können die Helden
ohne Probleme passieren, da er sich nur auf
Feenwesen direkt auswirkt. Zwar versucht ihr
Wichtel, zu helfen, doch kann er nichts anhe-
ben. Er kann nur Leute blenden und den Weg
weisen.
Für solche Winzlinge hält der Wald ganz neue
Herausforderungen bereit:
27
 Ausgabe 6 • 2015 Auf Wolkenschwingen

• Für viele kleine Raubtiere haben sie das 3/12/12)

ideale Häppchen-Format. Füchse und Fal-
ken wollen an ihnen herum knabbern, wäh-
rend Wildschweine ihnen zwar nicht aktiv
Memoria nachstellen, aber zumindest bei Gelegenheit
zuschnappen. Größere als 1,5 Schritt ver-
Myrana greifen sich nur, wenn sie ihnen direkt vor's
Maul laufen.
Während der Falke es offen versucht, wird der
Fuchs es mit einem Hinterhalt (3) versuchen.
Auf jeden Fall dient Sinnenschärfe der Früher-
kennung, mit den TaP* als Zeit in Aktionen,
um sich zu verstecken oder sonst was zu tun.
Einer der Räuber könnte einen Helden in sein
Nest oder seinen Bau verschleppen, wo die
Jungen tapsig mit der Beute spielen bzw. die
Eier kurz vor dem Schlupf stehen. Die Rettung
dürfte, je nachdem, Klettern oder Graben be-
inhalten.
*Am Boden/in der Luft.
Taktik: Bevorzugt den Sturzflugangriff. War-
tet nicht lang, wenn sich die Helden verste-
cken, sondern sucht sich lieber neue Beute.
Gleiches gilt bei entschiedener Gegenwehr.
Fuchs
Größe: 6 Spann lang Gewicht: 8 Stein
LE 13 AU 35 MR 0 PA 11 RS 2 WS 5 INI
12+1W6 GS 15
Biss: AT 12 TP 1W6+1 DK H
Besonderheiten: Anspringen (4), Hinterhalt
(4)
Taktik: Energischerer Gegner, der erst nach
zwei Wunden oder LE unter 5 aufgibt. Die
Besonderheiten gelten in Angesicht der redu-
zierten Größe der Helden, die sie als Beute at-
traktiv macht.

Falke
Größe: Spannweite 1,2 Schritt Gewicht: 2
Stein
LE 10 AU 90 MR 2 PA 4/7* RS 1 WS 4 INI
12+1W6 GS 1/30*
Schnabel/Klauen: AT 5/15* TP 1W6+1 DK
H für Raubtierchen.
Beute: 1 Ration Fleisch, für Winzlinge
20
Besonderheiten: Fliegendes Wesen,
Sturzflug (3, Klauen), Talent Freies Flie-
gen (12; 12/12/12), Sinnenschärfe (8;
• Pflanzenfresser sind zwar an sich harmloser,
achten jedoch nicht auf solche Winzlinge.
Eine durch ein Raubtier aufgescheuchte
Herde stellt eine tödliche Gefahr dar.
• Eine Pfütze bietet zwar Gelegenheit zum
Trinken, exponiert die Helden jedoch auch
• Ein plötzlicher Regenschauer mag sich als
Hindernis erweisen und drohen, die Helden
fortzuspülen. Hier ist Deckung gefragt. Zu
ihr zu laufen gegen die Tropfen, erfordert
eine Athletik- oder Körperbeherrschung-Pro-
be. Wem sie misslingt, der wird fortgerissen
von einem Rinnsal. Ein des Wegs schwim-
mendes Blatt bietet sich zur Rettung. Nach
einigen rasanten Augenblicken auf dem
Wasser gelangen die Insassen an eine Gabe-
lung. Links führt das Wasser zu einer klei-
nen Pfütze, rechts zu einem Teich. Wenn
die Insassen sich anstrengen, darf einer auf
Boote fahren, Fahrzeuge lenken oder Körper-
beherrschung würfeln. Jeder Helfer bringt
zwei Punkte Erleichterung. Bei Gelingen
geht es zur Pfütze, wo die Helden einfach

28
 Ausgabe 6 • 2015
vom Blatt absteigen können ans Ufer. Der
Teich ist etwas größer, und erfordert Kör-
perbeherrschung, um bei der Ankunft nicht
ins Wasser zu fallen. Er ist etwa zweieinhalb
Memoria Spann tief und – zum Glück – nicht Heimat
irgendwelcher Raubtiere. Wem Schwimmen
Myrana misslingt, den spülen die Wellen ans Ufer –
genauso wie verbliebene Blattinsassen und
ebenso durchnässt.
• Falls die Helden keinen Proviant dabei ha-
ben, stellt sich die Beschaffung des Essens
gänzlich anders da. Statt Hühnern oder Ha-
sen sind es jetzt eher Würmer und die – da-
für teils melonengroßen – Beeren, die ihnen
Nahrung bieten.
• Im Gegenzug eröffnen sich neue Fortbewe-
gungsarten. Ein vor der Höhle befindliches
Pferd wird ohne magische Kommunikation
zwar keine Passagiere befördern und vor
den Winzlingen zurückschrecken. Dafür
können Hasen oder Amseln sich als prakti-
kabel erweisen. Dem Reiter muss allerdings
eine Reiten-Probe +4 gelingen, damit das
Tier in die Richtung läuft oder fliegt, die er
will. Sonst bewegt es sich 3W6 Schritt, bevor
es anhält und sich auf dem Rücken wälzt.
Wenn die Helden beim Portal ankommen,
müssen sie auf die nächste Dämmerung
warten. Sobald die beginnt, erscheint der
Regenbogen.
Auf Wolkenschwingen
Zum Vorlesen oder nacherzählen:
Erneut landet ihr auf der Wolke. Ein Stück
vor euch steht Rotwolke. Er sieht aus, als sei
er vier Schritt hoch und würde, vorn rüber
gebeugt, auf euch hinab blicken. Als er zwei
Schritt näher kommt, ohne die Beine zu be-
wegen, scheint er auf euer Maß zu schrump-
fen.
„Ich fühle mein Herz. Gelb wie warmes Tag-
licht. Das Orange, seine Tochter. Rot wie
seine Mutter. Grün wie das Blattwerk. Ein
Violett wie Sommermorgen. Helles Blau,
frühe Nacht. Und Sternenbettes dunkles
Blau. So gebt es mir.“
• Sollten die Helden auf ihre Größe hinweisen,
blickt Rotwolke sie verwundert an. Dann
hebt er einmal seine Hand. Nichts scheint zu
geschehen. Tatsächlich hebt er den Zauber
jedoch auf, wobei er und die Wolke in selber
Weise mitwachsen.
• Wenn sie darauf bestehen, dass er zuerst den
Bann aufhebt und es regnen lässt, können sie
beobachten, wie er die Brauen hebt (die er
dafür extra ausbildet) und sich die Wolken in
Richtung Domäne bewegen. Es dauert einige
Zeit, bis es anfängt, zu regnen.
Zum Vorlesen oder Nacherzählen:
Ihr übergebt Rotwolke sein Herz. Sobald es
seine Hand berührt, scheint die Dämmerung
innerhalb einiger Meilen in einem regel-
rechten Farbrausch zu explodieren. Vogel-
schwärme, die durch die Luft fliegen, sind
einen Augenblick lang Tier für Tier in alle
sieben Farben auf einmal getaucht. Dann
wird die Dämmerung wieder schwächer.
„Wie Felder im Sommer. Nennt ihr sie Blu-
men? Die Dämmerung trägt sie. An jedem
einzelnen Tag. Jetzt kann ich weiterziehen.
Wohin der Wind treibt.“
Damit löst er sich auf, während die Wolke
kleiner wird und schließlich in durchlässigen
Nebel aufgeht. Ihr fallt hindurch. Der Licht-
wichtel funkelt wild, und gerade, als ihr fast
schon die ersten Baumwipfel greifen könnt,
verschlingt euch die Regenbogenbrücke. Sie
windet sich in zahlreichen Spiralen, durch
die ihr langsamer werdend gen Boden glei-
tet. Schließlich kommt ihr auf dem Boden
an. Dann verblasst sie um euch herum. Der
Wichtel funkelt nochmals kurz in klarem,
weißen Licht, bevor er empor steigt. Dann
könnt ihr ihn nicht mehr ausmachen.
Epilog
Mehrere Stunden gießt es auf der Domäne wie
aus Kübeln. Die Bewohner sind froh. Viele
tanzen und singen im Regen. Nur die Amaunir
halten sich lieber im Haus aus. Hyracosia wird
am folgenden Tag abreisen. Sie spricht die Hel-
29
 Ausgabe 6 • 2015
den nicht darauf an. Allenfalls eine Menschen-
kenntnis-Probe gegen ihr Überreden verrät, dass
sie unzufrieden ist. Am folgenden Tag richten
einige Bewohner ein Dankopfer gen Himmel.
Memoria Telrean und Gorgulas fragen die Helden, ob sie
eine Erklärung dafür haben. Während Ersterer
Myrana es eher nicht glaubt, zuckt Gorgulas mit den
Schultern. So mag das eben sein.
• Sollten die Helden Hyracosia bei Telrean an-
schwärzen, so wird er davon absehen, den
Fall zu verfolgen. Erstens fehlen Beweise,
zweitens hat er als Honorat keine Möglich-
keit, eine Optimatin zu verurteilen.
• Der Auftraggeber der Helden sieht dies
ähnlich. Er hofft, dass die Sache damit vom
Tisch ist, da Feenherzen nicht so leicht zu
erlangen sind. Je nach seinem Haus wird er
die Geschichte – ohne Namen zu nennen
– jedoch entweder in einem langweiligem
Vortrag über Magie, auf dem nächsten Op-
timaten-Ball oder in einer bald auftauchen-
den, „alten“ Version eines alten Hausbuches
darlegen.
Belohnung
Der Besitzer der Domäne zahlt den Helden für
die Lösung des Falles insgesamt 50 Au.
Für ihren Einsatz erhalten sie 100 AP,
dazu SE in drei bis vier häufiger ange-
wandten Talenten wie Menschenkennt-
nis, Sinnenschärfe etc. Dazu kommen Sa-
gen/Legenden und Magiekunde.
Auf Wolkenschwingen
Anhang
Anmerkung
Eine nicht angegebene WS beträgt 6.
Hyracosia di Rhidaman,
optimatische Herzdiebin
Sie ist eine mäßig begabte Adepta Minor, die
für ihr Haus Sicherungen mittels Zauber-
zeichen herstellt, Karawanen ausrüstet und
begleitet. Sie stürzte vor einigen Jahren mit
einem Insektopter auf Rotwolkes Domäne ab.
Dieser fand gefallen an Glasperlen, die sie da-
bei hatte. In der Folge traf sie immer wieder
auf ihn. Neugierig geworden, beschäftigte sie
sich intensiver mit Feen. So fand sie heraus,
dass Genien wie Rotwolke an eine Kraftquelle
– bei Dryaden Bäume – gebunden sind. Bei ih-
rem nächsten Besuch, als Rotwolke nicht auf-
passte, konnte sie sein „Herz“ an sich bringen
und ihn so gefügig machen.
Sie veranlasste ihn, über einer Domäne und
deren Umland den Regen abzuhalten. Als nach
einigen Nonen die Besitzer aufgaben, erwarb
Hyracosia das Landgut günstig. Sie ließ einige
eigentlich sinnfreie Maßnahmen durchführen
– wie Dünger mit Blütenblättern oder Rosi-
nenkernen zu versehen – und hob den Befehl
auf. Nachdem sie so gutes Geld und Ansehen
erlangte, wiederholte sie die Maßnahme ein
weiteres Mal. Jetzt ist es ihr dritter Versuch.
Sie hat das Herz in einer kleinen Erdhöhle
versteckt, da Rotwolke nur Macht über Luft
besitzt. Zusätzlich sicherte sie es mit einem
Schutzkreis gegen Feen und Fixierungszei-
chen, dass mit der chaotischen Feenmagie des
Herzens jedoch bei Berührung das Schrump-
fen hervorruft. (Dies gilt nicht für den Vorgang
des Auflegens.) Dies ist ihr nicht bewusst, da
sie immer abwartet, bis die Wirkungsdauer des
Zeichens abgelaufen ist, bevor sie oder ihre
Leibwächterin das Herz an sich nehmen. Den
Diebstahl oder die Existenz des Herzens wird
sie nicht zugeben.
Sie ist bescheiden, höflich und freundlich,
kennt den Wert von Arbeit und versteht selbst
einiges von Handwerk. Dennoch, oder gerade
deswegen, will sie es weiter bringen. Sie wird
sich den Helden kaum gewaltsam in den Weg
stellen. Dazu sind weder ihr szepterartiger
Kurzstab, noch die robuste, aber aufwendige
Kleidung oder Halb-Triopta aus dunklem Tro-
penholz mit vereinzelten Edelstein-Splittern
geeignet. Bei anderer Gelegenheit mag sie ver-
suchen, den Helden subtil Steine in deren Weg
zu legen versuchen.
Größe: 1,9 Schritt Gewicht: 85 Stein
Alter: 25
Haare: glanzschwarz, schulterlang, künstliche
Locken mit blauen Strähnen
Augen: mittelbraun
Hautfarbe: heller Braunton, dunklere Sprossen
LE 26 AU 28 AE 22 MR 10 INI 10+1W6 GS 8
Faust: AT 12 PA 9 TP(A) 1W6 DK H
30
 Ausgabe 6 • 2015
Talente: Menschenkenntnis 12 (13/12/13),
Überreden 14 (Lügen und Feilschen 16)
(12/12/13)
Sonderfertigkeiten: diverse für Magie, v.
Memoria a. Zauberzeichen (myranische Pendants der
Schutzkreise gegen Feen u. a.)
Myrana Zauber: verschiedene, darunter Begierde
(15; 13/12/13), Kreativität (12; 13/12/13), Erz 8
(12/13/13)
Instruktionen: Anaylse, Beseelung, Fixie-
rung, Kontrolle von Gefühlen usw.
Formeln: Gier wecken Q7 (auf Begierde),
Analyse der Begierde Q6, Mit Größen erfüllen
Q6, Mit Goldgier erfüllen Q6, Verlangen auslö-
sen Q5; Kunstinspiration (Malen/Zeichen) Q5,
diese Formel für weitere Handwerks-Talente;
Dreifaches Gewicht Q5, Silberner Schutz Q4;
weitere möglich
Taktik: Überlässt ihrer Leibwächterin das
Kämpfen und wendet eher geschickt ihre Ma-
gie an, z.B. Verlangen auslösen, wenn es sein
muss.
Sajane aus Sidor Corabis, Leibwächte-
rin, Hyracosias Leibwächterin
Sajane dient ihrer Herrin schon viele Jahre. Sie
ist die einzige, die zumindest weiß, dass
ihre Herrin einen mächtigen, magischen
Gegenstand in Form eines Regenbogens
besitzt. Wie dieser mit der Situation zu-
sammen hängt, ist ihr unklar, da Sajane
selbst nie die Wolke besuchte. Lediglich
Auf Wolkenschwingen
einmal hat sie das Herz zurück gebracht zu ih-
rer Herrin. Die schlanke Frau mag nicht gut
aussehen, kann aber gut austeilen. Sie hat eine
Schwäche für zierliche Frauen (nicht ihre Her-
rin), die sich in entsprechenden Avancen zei-
gen, würde darüber jedoch kaum ihre Pflicht
vergessen. Des Nächtens mag sie der Versu-
chung jedoch nachgeben, so sie Hyracosia
nicht bedroht sieht.
Größe: 1,78 Schritt Gewicht: 65 Stein
Alter: Mitte 20
Haare: mattschwarz, kurz geschoren
Augen: hellbraun
Hautfarbe: hellbraun gebräunt, an Torso, Rü-
cken und Schenkeln heller
LE 32 AU 35 MR 6 INI 13+1W6 (wenn Schild
getragen, sonst 1 höher) GS 7
Kentema und Lederschild: AT 13 PA 14 TP
1W6+5 DK NS
Faust: AT 13 PA 10 TP(A) 1W6 DK H
Rüstung: Unterwams aus Karettan (RS 3, BE 1
durch Gewöhnung)
Sonderfertigkeiten: Aufmerksamkeit, De-
fensiver Kampfstil, Linkhand, Kampfgespür,
Rüstungsgewöhnung I, Schildkampf I; Beinar-
beit, Gerade
Taktik: Sie pflegt einen defensiven Stil, bei
dem der Schutz ihrer Herrin an vorderster
Stelle steht. Notfalls zieht sie sich mit dieser
zurück.
Gorgulas Narbenhand, der Schmied
Er ist Dorfschmied, Wirt und Herbergsvater
in einem und unter den andern Freien respek-
tiert. Dies mag auch an seiner ehrlichen, ge-
raden Art liegen. Bezüglich der Ereignisse ist
er unschlüssig, was dahinter steckt. Er trinkt
gern mal einen und mag die Helden auch zu
einem Trinkspiel einladen. Sein Name rührt
von einer Brandnarbe in Form einer Linie auf
der linken Hand, die er sich bei der Arbeit in
der Schmiede zugezogen hat.
Größe: 1,7 Schritt Gewicht: 75 Stein
Alter: Anfang 20
Haare: dunkelbraun, kurz, kurzer Kinnbart
Augen: hellbraun Besonders: Brandnarbe lin-
ke Hand
LE 30 AU 32 MR 3 INI 10+1W6 GS 8
Friedensstifter: AT 13 PA 10 TP 1W6+1 DK N
Talente: Zechen 8 (12/12/12)
Taktik: Kämpft nur ungern und bis zu LE 14
oder zwei Wunden.
Gorgulas Hund Gyldrion
Der Hütehund, knurrt Fremde zumindest aus.
Des Nächtens bellt er, so er eines Unbekannten
gewahr wird. Die Helden können sich mit ein
paar Leckerlis und freundlicher Ansprache
(Tierkunde) mit ihm anfreunden.
Größe: 1 Schritt Schulterhöhe Gewicht: 60
Stein
Alter: 5 Jahre
LE 22 AU 70 GS 11 MR 1 LO 7 (für Gorgulas 15)
31
 Ausgabe 6 • 2015
PA 7 INI 9+1W6 RS 2 WS 5
Biss: AT 11 TP 1W6+2 DK H
Größe: Klein
Fertigkeiten: Anspringen (1), Sinnenschärfe
Memoria 8 (3/13/13), Verbeißen (2)
Taktik: Wird sein Herrchen bedroht, wird
Myrana Gyldrion sehr ärgerlich. Er verteidigt Gorgu-
las fast bis zu seinem eigenen Tod.
Feenlied, ein wilder Satyar
Er lebt in der Wildnis und kommt gelegentlich
auf die Domäne, um Kräuter und ähnliches
einzutauschen. Daher trägt er auch keine
Kleidung. Das Ausbleiben des Regens führt er
auf einen Fluch der Naturgeister zurück, die
das Land zurück fordern. Er setzt sich für di-
ese Idee auch mit Gewalt ein. Seine schwache
magische Begabung (Magie-Dilettant) kann
dazu führen, dass die Helden ihn als Drahtzie-
her verdächtigen.
Größe: 1,60 Schritt Gewicht: 60 Stein
Alter: um die 20
Fellfarbe: braun, kurzer Kinnbart
Augen: amethyst
LE 28 AE 8 AU 30 MR 3 INI 10+1W6 GS 8
Waffen: siehe Xelquorea
Sonderfertigkeiten: Finte, Wuchtschlag;
Gerade
Magie: E:Luft 6 (12/12/12), Geschwindig-
keitssteigerung Q5, Das goldene Ohr Q5
Taktik: Kämpft, bis er zwei Wunden er-
litten hat oder unter 10 LE kommt.
Auf Wolkenschwingen
Telrean Serr XY, Procurator
Der gut genährte Honorat im Rang eines Pro-
curators verwaltet die Domäne seit einigen
Jahren. Er pflegt eine heimliche Beziehung
zur Sklavin Neunfinger, die er aus Rufgründen
geheim hält. Dank seines Zauberrings mit 3
ZfP* Verhülltes Gesicht (2 x pro None) ist dies
bisher unentdeckt geblieben. Er gibt ihr dafür
heimlich Extra-Proviant und lässt sie in der
Sklavenküche arbeiten. Sollten die Helden dies
entdecken, wird er in Kapitel 1 beschriebene
Maßnahmen ergreifen. Im Zweifel hat er hin-
terher jedoch kein Problem, seine Wachleute
gegen die Banditen zu schicken, um nicht auf-
zufliegen.
Größe: 1,9 Schritt Gewicht: 105 Stein
Alter: Ende 30
Haare: glanzschwarz, an Schläfen künstlich
gelockt, sonst glatt
Augen: obdisianschwarz
Haut: mittlerer Braunton
LE 26 AU 22 MR 4 INI 10+1W6 GS 7
Talente: Schleichen 6 (12/12/9), Sinnenschärfe
6 (13/12/12); Menschenkenntnis 7 (13/12/11),
Überreden (Lügen) 8 (10) (12/12/11)
Taktik: Lässt kämpfen. Im Ernstfall ergibt er
sich oder begeht Selbstmord.
Neunfinger, eine Sklavin
Die nicht schlecht aussehende, dorinthische
Sklavin arbeitet seit Jahren auf dem Land-
gut. Sie hat eine geheime Affäre mit Telrean.
Grundsätzlich ist sie lukrativen Aufgaben nicht
abgeneigt, sofern diese nicht direkt das Verlas-
sen der Domäne und Gewalt beinhalten.
Größe: 1,64 Schritt Gewicht: 68 Stein
Alter: Ende 20
Haare: hellbraun, kurz geschoren
Augen: dunkelblau
Haut: hellbraun, einige dunklere Sommer-
sprossen
LE 27 AU 29 MR 2 INI 10+1W6 GS 8
Faust: AT 12 PA 9 TP(A) 1W6 DK H
Vor- und Nachteile: Gut aussehend (CH 14);
Goldgier 5
Talente: Sinnenschärfe 4 (11/12/12); Men-
schenkenntnis 6 (11/12/14), Überreden 6
(10/12/14)
Taktik: Kämpft nur sehr ungern und wird sich
rasch ergeben.
Xelquorea Hornrufer, Hirtin
Die imperiale Satyarin kümmert sich seit Jah-
ren um das Vieh. Tagsüber ist sie mit diesem
meist auf der Weide, kehrt Abends jedoch gern
in Gorgulas Taverne ein. Sie ist überzeugt, dass
ein Fluch auf der Domäne lastet.
Größe: 1,51 Schritt Gewicht: 51 Stein
Alter: nicht ganz 20
Fellfarbe: dunkelbraun
Augen: bernsteinfarben
LE 28 AU 30 MR 3 INI 10+1W6 GS 8
Hirtenstab: AT 14 PA 12 TP 1W6+1 DK NS
Stein-Schleuder: AT 16 TP 1W6+2 Reichwei-
32
 Ausgabe 6 • 2015
te 0/5/15/25/40 TP+ kein Zu- oder Abschlag
Laden 2
Hufe: AT 12 PA 10 TP(A) 1W6+2 DK H
Hörner: TP 1W6+2, sonst siehe Hufe
Memoria Vor- und Nachteile: Angst vor Schlangen 7
Talente: Schleichen 6 (12/12/13), Sich verste-
Myrana cken 6 (12/12/13), Sinnenschärfe 7 (10/12/12);
Menschenkenntnis 5 (10/12/11), Überreden 6
(12/12/13)
Taktik: Hetzt, wenn sie kann, die Rinder auf
die Helden, indem sie einem auf das Gesäß
schlägt. Versteckt sich erst im Wald und wird
im Notfall bis zu zwei Wunden oder LE 10
kämpfen.
OaRa und OaKo, die Händlerinnen
Die amaunischen Zwillinge führen einen klei-
nen Laden, wo sie Alltagsgüter vor allem an
die Freien verkaufen. Wegen der Dürre haben
sie die Preise erhöht. Sie arbeiten heimlich mit
einigen Banditen zusammen, die etwas abseits
der Domäne hausen. Gegen erbeutete Waren
tauschen sie Lebensmittel. Zudem vermitteln
sie gelegentlich Bilisatra, der für Artikel des
Sortiments gewisse Dienste anbietet. Da diese
jetzt knapp sind, verkaufen die Beiden ihnen
nichts mehr. Sie leiten eventuelle Aufträ-
ge an die Banditen jedoch weiter, wenn
jemand sie diskret darauf anspricht. Ihr
Anteil dafür, den sie heimlich einstrei-
chen, beträgt 10 %.
Größe: 1,6 Schritt Gewicht: 50 Stein
Auf Wolkenschwingen
Alter: um die 20
Fell: kurzes, glatt, grau, zweifarbig gescheckt
(OaRa) bzw. dreifarbig (OaRi)
Augen: dunkles Orange
LE 25 AU 26 MR 2 INI 10+1W6 GS 8
Friedensstifter: AT 12 PA 9 TP 1W6+2 DK N
Rüstung: Fell (1)
Talente: Menschenkenntnis 7 (11/12/13),
Überreden (Feilschen) 8 (10) (11/12/13)
Taktik: Kämpfen nur im Notfall und ergeben
sich schnell.
Bilisatra Goldhand,
gut aussehender Sklave
Der etwas untergewichtige Tharpurese ist
weit herum gekommen. Eigentlich gehobener
Lustknabe von Männern und Frauen, wurde
er – nach dem Herztod seines letzten, reichen
Kunden – als vermeintlicher Unglücksbote auf
die Domäne verkauft. Dort muss er Feldarbeit
verrichten, was ihm gar nicht zusagt. Er lässt
entsprechend keine Gelegenheit aus, darüber
zu klagen. Vor der Dürre hat er gelegentlich
mit den Banditen ... Sie verstehen schon. Er
wird sein Glück auch bei den Helden versu-
chen.
Größe: 1,8 Schritt Gewicht: 70 Stein
Alter: Mitte 20
Haare: glanzschwarz, kurz geschoren
Augen: dunkelblau
Haut: bräunlich mit leichtem Schimmer
LE 25 AU 26 MR 2 INI 10+1W6 GS 8
Vor- und Nachteile: Gut aussehend (CH 15),
Hitzeresistenz
Talente: Betören 8 (12/15/15), Menschen-
kenntnis 7 (10/12/15), Überreden 5 (10/12/15)
Taktik: Statt zu kämpfen, wird er lieber ver-
suchen, sich einzuschmeicheln und anzubie-
dern.
Wächter
LE 32 AU 35 MR 2 WS 7 INI 10+1W6
Friedensstifter und Lederschild: AT 14 PA
12 TP 1W6+1 DK N
Rüstung: 3 (Brustharnisch aus Kochleder und
Bügelhelme)
Talente: Menschenkenntnis 5 (10/12/10), Sin-
nenschärfe 7 (10/12/12)
Sonderfertigkeiten: Aufmerksamkeit, Finte,
Linkhand, Rüstungsgewöhnung I, Schildkampf
I, Wuchtschlag
Taktik: Einzelne Angreifer werden nach Mög-
lichkeit eingekreist und in Überzahl überwäl-
tigt. Bei stärkeren Gegnern oder Gruppen wird
die Flucht des Herrn gesichert, bevor sie selbst
folgen. Sie kämpfen bis zu zwei Wunden lang
oder wenn ihre LE auf 10 fällt.
Rotwolke, ein Nepheliade
Nicht alle Feen sind weiblich. So zeigt sich auch
Rotwolke, ein Genius, in männlicher Gestalt,
wenn er sich aus seiner Wolke heraus mani-
festiert. Er ist aus der Dämmerung geboren,
entsprechend verbringt er in dieser den Groß-
teil seiner Zeit. Er passt sein Aussehen, v. a. die
33
 Ausgabe 6 • 2015
Größe seiner Gestalt und seiner Wolke, seinen
Besuchern an, wobei er jedoch stets diese zwi-
schen sich und die Sonne bringt, sodass das
Gestirn sie nicht blendet. Zugleich taucht sie
Memoria ihn in warme Farben wie Gelb und Rot. Die-
se würde er auch, wenn auch in matter Form,
Myrana außerhalb seiner Wolke zeigen. Meist ist sein
Haar an den Seiten schulterlang und hinten
dafür kurz, die Gestalt schlank und die Haut
leicht durchscheinend, jedoch ohne Adern
oder Organe darunter. Er trägt die Illusion
einer knielangen Tunika, während die Au-
gen orange ausfallen. Das einzige Echte sind
einige Glasperlen in allen möglichen Farben,
jedoch schimmernd, die er als Ketten an Arm-
gelenken und Fußknöcheln trägt.
Er ist freundlich, ruhig und spricht in aller Re-
gel pro Satz vier Wörter. Für viele Belange der
irdischen Welt – wie Geld, Schuld und Sühne
– besitzt er kein Verständnis. Vor Hyracosia
hatte er wenig Kontakt zu Sterblichen, nahm
mal einen Luftschiffbrüchigen aus, meist
ohne sich zu zeigen, oder wirbelte als Nebel
um einen Insektopter. Da seine Macht an sein
Wolkenherz gebunden ist, dient er dem jewei-
ligem Besitzer. Da er dies nicht mag, wird er
es nach Hyracosia besser schützen. Ihren
Namen darf er nicht sagen, und wird es
auch nicht tun, sobald sein Herz wieder
zu ihm gelangt, da er nicht daran denkt.
Er hat auch den Hilferuf erschaffen, der
die Helden zur Domäne führte (wenn Sie
Auf Wolkenschwingen
mit diesem Einstieg spielen). Innerhalb seiner ranisch (TaW 3).
Domäne hat er nahezu unbegrenzte Astrale- INI 19+1W6 PA 16 LE 15 GS 15 MR 15
nergie-Regeneration, jedoch einen begrenzten Besondere Eigenschaften: Fliegend, win-
Vorrat von etwa 50 AsP zur Erfüllung von ziger Gegner (+8)
Diensten.
Gewicht: Nichts
Kampf: Kann einmal pro KR einen Lichtblitz
aussenden, der 2W6 RkP* Abzug auf INI und
INI 15+1W6 PA 16 LE 45 AE 50 (regeneriert in AT verursacht. Dies könnte Helden im Ernst-
der Domäne extrem schnell) RS 0 MR 12 fall das Leben retten.
Besondere Eigenschaften: Blick in Feen- Eigenschaften: Blick in Feenwelten, Geister-
welten, Durch Luft gehen, Geisterpanzer, Re- panzer, Resistenz gegen Beherrschungen
sistenz gegen Beherrschungen und Illusionen, Taktik: Versucht Kämpfe zu vermeiden und
Tor in seine Feenwelt erschaffen (nur in der macht sich im Ernstfall lieber aus dem Staub.
Dämmerung), Unsichtbarkeit II
Talente: Betören 10, Elementare Kunstfertig-
keit 6, spricht ein halbes Dutzend Sprachen
Zauber: E:Luft 15
Instruktionen: Beseelung, Illusion, Transfor-
mation, Verwandlung, Verhüllung, Wahrneh-
mung
Taktik: Dematerialisert sich in Kämpfen und
lässt Besucher durch seine Wolke fallen.
Lichtwichtel
Der namenlose Feengeist ist so etwas wie Rot-
wolkes verlängerter Arm. Er schickt ihn aus,
wenn es darum geht, jemand von außerhalb
zu Hilfe zu holen. Damit wartet er jedoch ei-
nen Augenblick, da der Wichtel sein einziger,
dauerhafter Begleiter darstellt. Der Wichtel
ist eine Lichtkugel von 3 Fingern Durchmes-
ser, dessenen Stimmung seine Farbe bestimmt,
und vorsichtig. Er spricht nur gebrochen My-
34
 Ausgabe 6 • 2015
Die tollkühne
Schar Chrysirs
Memoria eine Corabenius-Regionalband-Vorschau
Myrana von Jan Charzinski
In der corabenischen Provinz Adisventorum,
in welcher traditionell den Winden und Lüften
besonders gehuldigt wird, hat sich ein legen-
denumwobener Bund etabliert, dessen Exi-
stenz ein offenes Geheimnis ist und der sich
aus den waghalsigsten und todesmutigsten
Gewinnern des alljährlichen Windsegelfestes
rekrutiert, bei dem sich mutige Luftartisten
mit ihren Segelgleitern zwischen den Ber-
gen und schroffen Hügeln Adisventorums
mit draufgängerischen Manövern gegenseitig
überbieten. Die ‚Tollkühnen‘ sind eigentlich
jedem Kind geläufig, was ihr genauer Auftrag
ist und wer die tatsächlichen Mitglieder der
Gruppe sind, ist jedoch nicht bekannt.
Und so ranken sich um die ‚Tempelsegler‘
allerhand Gerüchte und Geschichten.
Einige davon besagen, die ‚Luftfänger‘
würden tatsächlich um den Standort und
das Geheimnis des mythischen Haus des
Windes, durch das die Provinz ihren Na-
men erhielt, wissen und dieses hüten. In
Corabenius-Band
diesen Geschichten bilden die ‚Tollkühnen‘
die Tempelgardisten des verborgenen Heilig-
tums, dessen mal als prächtige mal einfach-
archaische beschriebenen Bauten sich in den
Weiten der schroffen Adisventorer Landschaft
befinden soll.
Andere wiederum verbannen solcherlei Ge-
schichten ins Land der Legenden, wollen aber
wissen, dass es sich bei der Schar um eine
aberwitzige Luftsegler-Einheit Adisventorums
handelt, die im Verborgenen Aufträge für den
Trodinar ausführt – im Speziellen gegen die
Nachbarprovinz Nyrapelios, zu deren dra-
chischen Herrscher und seinen Häschern eine
traditionelle Fehde besteht, die allerdings offi-
ziell beigelegt ist, aber in den Köpfen der Be-
wohner Adisventorums noch anhält.
Die beliebteste Geschichte – vor allem bei den
Kindern der Provinz – ist allerdings die der
furchtlosen Luftgeisterfänger, die sich mit den
Winden messen, um sie einzufangen und auf
ihnen zu reiten und so die Welt zu bereisen
und Abenteuer zu erleben.
Doch ob nun eines, keines oder gar alle die-
ser Märchen und Gerüchte der Wahrheit ent-
sprechen, weiss niemand zu berichten; die
Wissenden bewahren dies für sich und nähren
diese Geschichten mit großem und listigem
Erfindungsreichtum. So verneint die einfluss-
Die beiden Texte in dieser Kategorie sollen einen
Einblick in das Horasiat Corabenius geben, welches
aktuell für eine Regionalspielhilfe aufbereitet wird.
Bereits im Uhrwerk! »15 Jahre Myranor« haben wir
einen Werkstatt-Bericht geliefert und auch im Aven-
turischen Boten 170 wurde mit Marmaria Mera ein
weiterer Schauplatz vorgestellt.
Hier bieten wir Ihnen nun eine Beschreibung einer
Gruppe von legendären Luftfängern aus der Provinz
Adisventorum und eine Beschreibung des Lufthafens
in Sidor Corabis.
reiche und als gesegnet empfundene Chrysir-
Hohepriesterin Adisventorums, Savaliu Winds-
kind Serra Chrysiris, schon beinahe überbetont
ihre Mitgliedschaft und die Existenz oder das
Wissen um diese Gemeinschaft. Trotzdem oder
gerade deshalb gilt die äußerst beliebte und
vielbewunderte Priesterin und selbst schon oft
siegreiche Windseglerin, als eine der führen-
den ‚Windjäger‘ und als Inbegriff eines strah-
lenden Helden Chrysirs. Ihre geheimnisvolle
Vergangenheit als angebliches Mündel der in
der ganzen Provinz hoch geehrten Ashariel
trägt nur weiter dazu bei.
Als weitere Ordensmitglieder gelten der
mehrmalige Windfest-Gewinner Tychonius
und die junge Ashariel Aeselia. Ersterer ist
ein einfacher Tagelöhner aus dem Osten der
Provinz, der durch seine draufgängerischen
Kunststücke, bei denen selbst andere Gewin-
35
 Ausgabe 6 • 2015
ner ihm Wahnsinn attestieren, immer wieder
ebenso von sich Reden machte wie mit seinen
spektakulären Abstürzen, welche er zwar wie
durch ein Wunder stets überlebte, die aber da-
Memoria für seinen Körper stark entstellt haben. Zwei-
tere hat im Gegensatz dazu noch nie selbst
Myrana an den halsbrecherischen Wettbewerben des
Festes teilgenommen, gilt aber als eine der
besten Kunstfliegerinnen ihres Volkes und
vollführt wahre Tänze voller Poesie in der
Luft, mit welchen sie schon oft das Windseg-
lerfest eröffente. Dahinter reihen sich etliche
weitere angedichtete (oft aus dem Umfeld der
Hohepriesterin) oder auch selbsternannte
Mitglieder ein, die sich gerne mit diesem Ti-
tel brüsten, aber in den meisten Fällen nicht
einmal ein sonderlich ausgefeiltes Talent für
das Luftsegeln bewiesen haben. Und so nährt
sich der Mythos stets selber, und immer wie-
der horchen Kinder in der Nacht gespannt
und euphorisch auf, wenn sie zwischen den
allgegenwärtigen Geräuschen der traditions-
reichen Adisventorer *Windfänger *– den
kleinen bis überdimensionierten Windspielen
– das verdächtige Flattern eines Windseglers
heraushorchen wollen – und danach davon
träumen, einst selber zu dieser ver-
schworenen Gemeinschaft zu gehören.
Corabenius-Band
Unter den Wolken,
über der Stadt
Der Luftschiffhafen von Sidor Corabis
eine Corabenius-Regionalband-Vorschau von
Christoph Daether
Neben Land- und Wasserfahrzeugen sind ins-
besondere im zentralen Imperium auch Flug-
geräte kein allzu ungewöhnlicher Anblick,
und die majestätischsten unter diesen sind die
großen Luftschiffe. Ortschaften, die etwas auf
sich halten, verfügen zumeist über mindestens
einen entsprechend hergerichteten Platz, an
dem die großen Fluggeräte landen können.
Etliche Metropolen hingegen blicken gar mit
Stolz auf einen extra zu diesem Zweck errich-
teten Luftschiffhafen.
Auch Sidor Corabis kommt, obwohl die Stadt
ihren früheren Status lange an Dorinthapolis
verloren hat, im Luftverkehr eine besondere
Bedeutung zu, denn die Wetterlagen über den
Gebirgen bergen selbst für erfahrene Luftschif-
fer Gefahren. Ganz zu schweigen von der Tat-
sache, dass ein Überflug nur in großen Höhen
erfolgen kann, wo die Luft bereits sehr dünn
ist und das Atmen schwer fällt. Die Schneise
des corabenischen Hügellandes zwischen den
Apelioten und den Türmen des Morgens ist
daher nicht nur auf dem Landweg, sondern
auch für die Luftfahrt eine deutlich einfachere
Passage.
Dennoch ist die Metropole des Horaiats Cora-
benius schon architektonisch alles andere als
gut geeignet, um dort mit einem Luftschiff zu
landen. Der Horas-Palast, etliche Tempel, der
Dir-An-Sun im Ghetto der Neristu und selbst
etliche Optimatenvillen ragen derart hoch em-
por, dass es für die Luftschiffer ein erhebliches
Risiko darstellen würde, auf dem Boden zu lan-
den oder auch nur in dessen Nähe niederzuge-
hen. Lange Jahre lag der Luftschiffhafen am äu-
ßeren Stadtrand im Nordwesten, bis nach der
Machtergreifung der Eupherban auf Beschluss
des Horas’ ein zentraler Anlegepunkt für Luft-
schiffe inmitten der Stadt geschaffen werden
sollte, um die Wege künftig kurz zu halten. Die
Reise per Luftschiff ist ohnehin eher ein Pri-
vileg der Optimaten und Honoraten, von de-
nen etliche nur ungern den langen Weg durch
die oder auch nur entlang der niederen Viertel
der Stadt wählen. So schlugen die Baumeister
dem Horas die Errichtung eines Anlegeturms
vor, der schon von weitem deutlich sichtbar
und so ein Zeichen der hohen Erhabenheit der
Eupherban werden sollte – und zugleich eine
Verhöhnung der zuvor auf dem Horasthron
36
 Ausgabe 6 • 2015
herrschenden und als bodenständig verschrie-
nen Kouramnion darstellte.
In unmittelbarer Nähe zum Kanalhafen, in
dessen Becken der Dregomyr-Kanal endet,
Memoria wurde daher auf Anordnung des Horas’ um
3900 IZ ein halber Straßenzug niedergerissen
Myrana und mit dem monumentalen Bau begonnen.
Die meterdicken Fundamente des Turms ver-
jüngen sich tropfenförmig im ersten Drittel
des Bauwerks und gehen dann in kerzengera-
de Mauern über, auf denen in rund 90 Schritt
Höhe die eigentliche kreisrunde Anlegeplatt-
form ruht. Am westlichen und am östlichen
Rand erweitert sich das Rondell halbkreisför-
mig durch eine angeflanschte Plattform, auf
der jeweils ein einsatzbereiter Insektopter sta-
tioniert ist; im Norden und Süden hingegen
ragt ein steinerner Steg mehrere Schritt über
den Rand der Plattform hinaus. Diese beiden
an die fünf Schritt breiten Balkone sind die
eigentlichen Anleger für die Luftschiffe, denn
die Stadt wird regelmäßig im Abstand weni-
ger Tage von regulär verkehrenden Linien an-
geflogen, doch auch andere Luftschiffe, selten
einmal sogar jene der Vinshina, machen zum
Umschlag von Waren und für den Aus- und
Zustieg von Passagieren hier Station.
In der Mitte der Plattform erhebt sich eine
dreistöckige Kuppel. Jene überspannt
nicht nur das Turminnere, an dessen
Innenmauer sich eine Rampe in sanften
Corabenius-Band
Spiralen bis zum Boden hinunterschlängelt,
sondern auch einen arcanomechanischen Auf-
zug, in dem sogar ein ganzes Fuhrwerk nach
oben befördert werden kann. Auch eine Wach-
stube für die Insektopterbesatzungen ist hier
untergebracht.
Im mittleren Stockwerk der Kuppel befindet
sich ein Chrysir-Schrein, an welchem Ba-
rameyus Serr Chrysir, ein alter, hagerer, aber
meist fröhlicher Priester zusammen mit ei-
ner Handvoll Novizen seinen Dienst versieht.
Doch auch Nischen anderer lokaler Gottheiten
von Wind und Wetter wie Caukanu und Rola-
ros haben hier ihren Platz, und mancher Rei-
sende bittet hier vor dem Flug noch um eine
gute Reise oder dankt den Göttern für die si-
chere Rückkehr auf festen Boden.
Auf der obersten Ebene, unterhalb des auf acht
dicken Säulen ruhenden eigentlichen Kuppel-
dachs, brennt des Nachts ein Leuchtfeuer, und
metallene Spiegel im Kuppelinneren werfen
den Lichtschein hinaus auf die Plattform, so
dass Luftschiffe selbst inmitten der Nacht si-
cher dort festmachen können, was jedoch nur
selten vorkommt.
Der Turm selbst ist mit einem Hochweg an
das städtische Netz der Hochstraßen ange-
schlossen, um den Hohen des Imperiums einen
Zugang abseits des Volkes zu ermöglichen.
Einfachen Arbeitern ist der Zugang zu den
höheren Geschossen ohnehin untersagt, denn
schon im Erdgeschoss übernehmen zum Turm
gehörige Arbeiter eventuelle Waren und sorgen
für den weiteren Transport hinauf zur Anlege-
plattform. Daher werden neben dem Eingang
auch die Rampe und der Aufzug von bewaff-
neten Gardisten in blau-weißen Rüstungen be-
wacht, die man in der Stadt gemeinhin Chry-
sir-Garde nennt, weil sie eben anders als die
übrigen Garden ein spezielles Aufgabengebiet
innehaben, das nun einmal dem imperialen
Gott der Lüfte dient. Befehlshaber der Chrysir-
Garde ist Cryxos pa Xalamelis, ein Sprößling
der wichtigsten Honoratenfamilie des Hauses
Kouramnion. Für alle anderen Dinge hingegen
ist Windmeisterin Themelana nar Cressiyos
verantwortlich, die damit ebenfalls einer ange-
sehenen Honoratenfamilie entstammt, welche
jedoch zu den Verbündeten des Hauses Illacri-
on zählt. Und generell verhält es sich so, dass
alle, deren Broterwerb Dienst oder Arbeit im
Luftschiffhafen ist, sich gern als etwas wich-
tiger betrachten als ihresgleichen an anderen
Orten...
Echte Stockwerke hat der Luftschiffhafen je-
doch nicht, auch wenn man gemeinhin die
Plattformen entlang der Rampe als solche be-
zeichnet, welche das Turmrund im Abstand
von etwa fünf Höhenmetern hälftig ausfüllen.
Diese Plattformen dienen in erster Linie als
Ausweichstellen, aber auch als Lagerplätze für
37
 Ausgabe 6 • 2015
Waren und Gepäck. Die beiden obersten Eta-
gen hingegen sind als Aufenthaltsbereich für
wartende Reisende gestaltet; die oberste ist
mit bequemen Sitzgelegenheiten ausgestattet,
Memoria die darunterlegende mit Ruheliegen. Auf bei-
den Ebenen servieren Diener den wartenden
Myrana auf Wunsch Getränke und zuweilen gar klei-
ne Speisen, welche in der von oben gezählten
dritten Ebene zubereitet werden. Eine weitere
Etage darunter befinden sich Räumlichkeiten
für die Besatzungen der imperialen Luft-
schiffe, die hier Station machen und zuweilen
auch wechseln.
Das Mauerwerk des Turms ist von schmutzig-
weißer Farbe, weist aber kaum sichtbare Fü-
gen auf, denn die Baumeister waren bemüht,
das Gestein unter Inanspruchnahme entspre-
chend versierter Magier an möglichst vielen
Stellen miteinander zu verschmelzen, insbe-
sondere natürlich dort, wo große Tragfähig-
keit von Nöten ist. Der Turm gilt den Cora-
beniern daher als das imposanteste Bauwerk
nach dem Horaspalast, denn nirgendwo sonst
ist man den Wolken so nah, die an manchen
Tagen von der Anlegeplattform aus nahezu
greifbar scheinen – und manchen davon
träumen lassen sich wie ein Ashariel auf
eigenen Schwingen in die Lüfte zu erhe-
ben...
Corabenius-Band
Von Jan Charzinski bringen wir hier den ersten Text,
vorher war er an einem Artikel im Aventurischen Bo-
ten 165 beteiligt.
Christoph Daether hat in Myranor dagegen einen eta-
blierten Namen. Mit dem Abenteuer Der ewige Tod
lieferte er schon 2002 Informationen zu Corabenius
und Sidor Corabis. Auch an den Myranischen Myste-
rien war er beteiligt und bei der Überarbeitung der
Boxinhalte 2006 mit Michael Wuttke im sogenannten
„HC“, war er Bandredakteur. Daneben stammen u. a.
zwei Kurzgeschichten von ihm und einige Artikel im
Aventurischen Boten. Derzeit hat er die Bandredakti-
on für die Regionalspielhilfe zu Corabenius.
Neuigkeiten zu Myranor
seit der letzten Ausgabe
30.05.2015: Stein der Götter - Cover und
Klappentext im Shop
29.05.2015: Rezension zu Myranische Meere
bei Teilzeithelden.de
27.05.2015: Der letzte Tyrann als pdf
15.05.2015: Autoren-Runde auf der RPC
13.05.2015: Let‘s Play 17 zur Xarxaron-Kam-
pagne bei Orkenspalter TV
13.05.2015: Weitere Bücher als pdf zu haben
04.05.2015: Boten-Rezension 170 u. a. mit
Myranor-Artikel Marmaria Mera
25.04.2015: Engors Dereblick bespricht Myra-
nische Meere
16.04.2015: Myranische Meere erschienen
02.04.2015: Sonderausgabe vom Uhrwerk! 15
Jahre Myranor erschienen.
Stein der Götter
In der Bergbausiedlung Brajanopolis im
nördlichen Imperium wird eine große
Menge reines Optrilith gefunden. Dieses
Gestein, sonst nur in dieser Güte im abge-
legenen Xarxaron zu finden, löst zwischen
den örtlichen Machtgruppen einen Konflikt
aus, der mit allen Waffen eines Optimaten
geführt wird: Intrigen, Meuchelmord und
Magie. Doch auch übergeordnete Instituti-
onen haben Interesse an dem Fund und mi-
schen sich mit Agenten und Söldnern, Erläs-
sen und Lug und Trug in den Konflikt ein.
Und nicht immer ist der, der auf dem ersten
Blick ein Schurke ist, auch tatsächlich böse.
Und nicht immer ist die scheinbare Sympa-
thiefigur edel und großmütig …
Stein der Götter ist ein Kampagnenband,
der ausführlich die Stadt Brajanopolis, ihre
Bewohner und Mächtegruppen, Ereignisse
und Mysterien beschreibt und vierzehn of-
fene und vielseitige Szenarien bietet, welche
die Charaktere in den Diensten der unter-
schiedlichen Machtgruppen erleben kön-
nen. Diese thematisieren den Konflikt, aber
auch einige Nebenhandlungen, und bieten
somit viele Variationsmöglichkeiten.
Gruppenabenteuer für erfahrene Helden,
Hardcover, ca. 160 Seiten
38
 Ausgabe 6 • 2015
Die acht Reisen des Tharun
oder Der Goldene Palast
eine Tharun-Spielhilfe
von Arne Gniech
»Auf seiner Wanderschaft überkam den Tharun
immer wieder die Lust, eine der Fliegenden Städ-
te zu besuchen, die in den Wolken dahin treiben
sollten. Doch wie er dahin gelangen sollte, wusste
er nicht, bis er auf einer großen Insel auf einen
Dayruaza stieß. Diesen fragte der Tharun nach
den Wolkenstädten, aber der Sonnendrache lachte
nur und dröhnte, es gäbe für Zweibeiner keinen
Weg in die himmlischen Städte. Dieser Hochmut
verärgerte den Tharun und es kam zu einem Wort-
gefecht. Schließlich forderte der Dayruaza ihn zu
einem Wettstreit heraus: Wenn es ihm gelingen
würde, ihn zu fangen, würde er ihn zu einer der
Fliegenden Städte bringen. Der Tharun willigte ein
und jagte sogleich dem geflügelten Wesen nach.
Der Tharun war schnell und geschickt, doch der
Dayruaza war flink und verschlagen. Wann im-
mer sein Verfolger ihn einzuholen drohte, schleu-
derte er ihm Steine oder Zweige in den Weg oder
nutzte seinen Flügelschlag, um über den
Tharun hinweg zu springen und mit wei-
ten Sätzen wieder Distanz zu schaffen. Der
Tharun aber genoss das Spiel der Jagd und
die Ertüchtigungen des Tages, obwohl er den
Sonnendrachen nicht fangen konnte. An je-
Der goldene Palast
dem Abend verhöhnte ihn der Dayruaza aus der
Höhe eines Baumwipfels, und am Tag tauchte er
unter den Hieben des Tharuns hinweg und fopp-
te seinen Verfolger mit hinterhältigen Tritten und
neckenden Flügelschlägen. Mit Gelassenheit erdul-
dete der Tharun die Streiche seines Herausforderers
und lernte von dessen Gewandtheit. So jagten die
beiden über Mammutbäume und Bergkämme und
gelangten immer weiter empor, bis zu den Gipfeln
der Berge. Während der Drache von Gipfel zu Gip-
fel flog, musste der Tharun immer weiter springen,
und je höher die beiden stiegen, desto mehr setzten
ihnen Wind und Wetter zu. Doch der Tharun war
zäh und das Training der letzten Tage hatte ihn
noch kräftiger gemacht, aber der Dayruaza war er-
schöpft und ausgezehrt, denn die Sonne war näher
gekommen und er selbst in Wahrheit noch nie so
hoch gestiegen. Als der Tharun schließlich seinen
Vorteil erkannte, gelang es ihm mit einem kühnen
Satz, den Dayruaza einzuholen und auf seinen
Rücken zu springen. Da gestand der Besiegte dem
Tharun, dass er sein Versprechen einhalten werde,
seien sie doch nur noch einen Tagesmarsch von ih-
rem Ziel entfernt. Darum schulterte der Dayruaza
den Tharun am nächsten Morgen und erklomm mit
ihm auf dem Rücken den höchsten Gipfel und flog
von dort auf eine riesige Wolke. Dort schwebte ein
goldener Palast, in dem lebte ein geflügeltes Volk,
halb Raubkatze, halb Raubvogel. Die grässlichen
Kreaturen waren hochmütig im Wesen und nann-
ten sich Herren der Lüfte und allem was darunter
sei. Da zürnte der Tharun, denn Herrscher über
alles sind einzig die Acht und er als ihr oberster
Diener. Er zog seine Schwinge und forderte die Fre-
velhaften zu Kampf oder Unterwerfung. Der Day-
ruaza aber war plötzlich verschwunden, und ehe
die Mischwesen den Tharun ergreifen konnten, hob
er ihn unsichtbar im Licht der Sonne empor und
trug ihn in den goldenen Palast, bis zum Herzen
der Fliegenden Stadt. Dort aber sah er ein Stand-
bild einer Vogelkatze, die hatte drei Augen, aus
denen weißer Nebel quoll, der sich um die ganze
Stadt ausbreitete. Da erkannte der Tharun, dass die
ganze Wolke aus diesen Augen zusammengehal-
ten wurde, und als die Flügelkatzen ihn dort sahen,
strömten sie in ihren Palast. Gerechter Zorn ent-
flammte den Tharun und er erwartete die Mischwe-
sen mit solch wirbelnder Klinge, dass der Nebel in
alle Richtungen zerstob und die ganze Wolkenstadt
zu wanken begann. Der Dayruaza aber hob das
Standbild zum Entsetzen der Vogelkatzen in die
Höhe, die in großer Zahl über ihn herfielen, trug
es mit letzter Kraft über den Rand der Stadt und
stürzte mit ihm in die Tiefe, wo beide knirschend
zerbarsten. Der Tharun hingegen scharte mit sei-
ner Schwinge die nach allen Seiten strömende Luft
um sich und rettete sich mit gewandten Sprüngen
aus der schwindenden Wolkenstadt, bevor der
goldene Palast mit all seinen Bewohnern auf den
Berggipfeln zerschellte. Am Boden aber errichtete
der Tharun aus den Trümmern ein Mausoleum für
seinen Gefährten, den Sonnendrachen.«
—Lehrmärchen aus dem Reich Memonhab für
den Weg der Luft
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 Ausgabe 6 • 2015
Namensgebung
im Reich Ilshi Vailen
eine Spielhilfe
von Arne Gniech und Marcus Jürgens
Die Natur des Namens eines jeden Bewohners
Ilshi Vailens ist eine spezifische Besonderheit
des Reiches, das mit seiner rigiden Kasten-
ordnung und mit der Gleichbehandlung (man
könnte auch sagen: Nichtbeachtung) der Ge-
schlechter ohnehin eine Sonderrolle unter den
Neun Reichen Tharuns einnimmt. Alle Bewoh-
ner des Reiches gehören von Geburt an einer
von acht Oberkasten an, die nach den Son-
nenfarben bezeichnet sind. Die Weiße Kaste
umfasst die Azarai (Priester) aller Acht Götter.
In der Roten Kaste sind die traditionellen Herr-
scherfamilien des Reiches zusammengefasst.
Der Orangen Kaste gehören sämtliche Guer-
ai und Schwertmeister an. Gelehrte, Kymanai
und Runenherren sind in der Violetten Kaste
zusammengefasst. Die Blaue Kaste versam-
melt die Numinai, während Handwerker, Hei-
ler, Künstler und Diener der Purpurnen Kaste
angehören. Das einfache Volk von den
Bauern bis zu Fischern bildet die Gelbe
Kaste. Über die Einhaltung der strengen
Kastengesetze richtet die kleine Schwar-
ze Kaste, der nur die Zinakai (Richter) an-
gehören. Ein Wechsel in eine andere Ka-
Namensgebung
ste ist kategorisch ausgeschlossen – einzig die
Weiße Kaste und die Schwarze Kaste rekrutie-
ren sich aus Angehörigen der anderen Kasten,
die von den Oberen der jeweiligen Kaste aus-
erwählt werden. Allerdings sind die acht Ober-
kasten wiederum hierarchisch in Unterkasten
gegliedert, zwischen denen aber ein Aufstieg
möglich ist.
Im Weltband Tharun – Die Welt der Schwert-
meister werden das Reich Ilshi Vailen und das
Kastensystem näher vorgestellt (S. 226 ff.).
Der Name eines Ilshiten ist zum einen ein un-
veränderlicher Verweis auf die Kastenzugehö-
rigkeit seines Trägers, zum anderen aber eine
lebendige Reflektion seiner Entwicklung in-
nerhalb der ihm zustehenden Unterkasten. So
ist einerseits aus dem Namen eines Dorfälte-
sten jederzeit seine Zugehörigkeit zur Gelben
Kaste ableitbar. Andererseits kann man den
gleichen Mann aber viele hundert Tage später
wieder treffen, wenn dieser mittlerweile zum
Patriarchen über die Gesamtheit der Dörfer ei-
ner Insel aufgestiegen ist und nun einen ande-
ren Namen führt, der einem Patriarchen ange-
messen ist. Diese Flexibilität erscheint Gästen
aus anderen Reichen als höchst fremdartig,
doch für die Bewohner Ilshi Vailens ist dieses
Vorgehen eine Selbstverständlichkeit: Was hat
schließlich das Leben eines unbedeutenden
Dorfvorstehers mit dem Wirkens eines Patri-
Arne Gniech ist seit vielen Jahren dere-weit bekannt.
Lange Zeit gab er mit anderen zusammen den Warrior
Express, ein eigenes Fanzine heraus. In neuer Zeit ist
er als Redakteur für Tharun aktiv und einer der trei-
benden Köpfe hinter der Neuauflage der Hohlwelt.
Marcus Jürgens ist ein weiterer Autor aus der aktiven
Riege der Tharun-Macher. Für das Uhrwerk! hat er be-
reits in den Ausgaben 2, 3 und 5 Artikel beigesteuert.
Bisherige Publikationen (Auswahl)
• Wege nach Tharun (2015)
• Die Welt der Schwertmeister (2013)
• Verrat auf Arras de Mott (1993, Arne)
• Das Schiff in der Flasche (1992, Arne)
archen der Insel zu tun? Auf diese Weise kann
der alte Name abgestreift und vergessen wer-
den, so wie aus dem Kokon einer Raupe aus
Shi’asi ein Riesenschmetterling werden kann.
Üblicherweise sind Namen in Ilshi Vailen län-
ger als in anderen Reichen, da sie in den nie-
deren Kasten nicht nur einen persönlichen
Anteil, sondern auch Verweise auf den Famili-
enverbund und den sozialen Status unterbrin-
gen müssen. Nur die Angehörigen der Roten
Kaste führen ein Äquivalent zu den Familien-
namen anderer Reiche – aber auch sie führen
lange Namen.
Die Herrscherhäuser der Roten Kaste
Die bis heute herrschenden Familien der Roten
Kaste Ilshi Vailens sind die direkten Nachfah-
40
 Ausgabe 6 • 2015 Namensgebung

ren der Schwertmeister-Kommandanten, wel-

che die Reste des geschlagenen Heeres der
Streitmacht Vailens im Feldzug gegen Tharun
zurück ins Reich führten. Die Namen dieser
einundzwanzig Familien sind heilig und die
Azarai des Zirraku wachen darüber, dass das
Blut der Roten Kaste nur von eigener Hand
vergossen werden kann und die Linien nie
vollständig getilgt werden. Die Rote Kaste wird
gegenwärtig von der Familie Tain angeführt,
der Familie des Ilshiiten, des Oberherrschers
über das Reich. Ihm untergeordnet stellen
die Familien Maurya (Sü’Kar), Samudra (Tu-
uri), Jahan (Nom’Eigal), Kanchana (Hindiden),
Avinash (Lib’Ervat) und Sangsei (Makashi) die
derzeitigen Samakai (die Archipelare) Ilshi
Vailens. Die Familien Rahaga, Menudim, An-
riduhha, Ottama, Nüdil, Mehujdi, Ihawa, Ha-
tam, Masine, Hotöma, Ryuvada, Suoma, Ge-
tomna und Bagotawa stellen die Marakai, die
Inselherren der übrigen Inseln. Viele Familien
herrschen über mehr als eine Insel, stellen
also mehrere Marakai. So regieren etwa Ange-
hörige des Hauses Avinash nicht nur über die liegt nun den sieben Samakai des Reichs, sich dere Familie als die bisherige, wird das ent-
Archipelarsinsel Lib’Ervat, sondern auch über im Zirraku-Kloster auf der Hauptinsel der Prü- machtete Herrscherhaus auf die Position eines
die Inseln Habvat, Bidat und Nub’Erhan. fung des Blutes zu stellen. Nur einer wird sich Marakai zurückgeworfen, und zwar auf einer
im Angesicht der Eternium-Schwinge Vailen der kleineren Inseln, die die Familie als Herr-
Zum Nachfolger des Ilshiiten kann nur als würdiger Nachfolger erweisen, indem er schaftsgebiet erhalten hat. Die Familie des neu-
einer der Samakai Ilshi Vailens werden. sich fähig zeigt, die heilige Klinge in Besitz zu en Ilshiiten hingegen siedelt auf die Hautpinsel
Nach dem Tod des Ilshiiten fällt das Amt nehmen. Ilshi, während sich in ihrem Herkunftsarchipel
des Samakai von Ilshi an seinen ältesten eines der Marakai-Häuser in der Auseinander-
Sohn oder seine älteste Tochter – es ob- Fällt nun der Rang des Ilshiiten an eine an- setzung um die Nachfolge durchsetzt und das

41
 Ausgabe 6 • 2015
Samakai-Amt erringt. So steigen die heiligen
Familien im Lauf der Generationen zu höch-
sten Höhen auf, um anschließend tief zu fallen
– oder sie verbleiben für lange Zeit im Rang ei-
ner Marakai-Familie. Lediglich von der Familie
Sangsei heißt es, sie wären nie etwas anderes
als die Samakai von Makashi gewesen.
Die Namen der Herrscherkaste
Der Name eines Mitgliedes der Roten Kaste
setzt sich aus drei Anteilen zusammen: dem
persönlichen Vornamen, den die Eltern nach
der Geburt festlegen, sowie den Namen der
Neben- und Hauptfamilie. Bei der Heirat ent-
scheidet der zukünftige Familiensitz über den
neuen Namen. Nimmt z. B. Hisiri Ryuvada
Sangsei den ehrenwerten Ämi Ottama Anrid-
uhha zum Mann und heiratet auf Makashi, so
wechselt Ämi in die Hauptfamilie seiner Frau
und verwendet seinen eigentlichen Hauptfa-
miliennamen fortan als Nebenfamiliennamen.
Sein neuer Name lautet nun Ämi Anriduhha
Sangsei. Der Name seiner Frau bleibt unver-
ändert. Um einen Ausgleich zu dieser Schwä-
chung eines Hauses zu schaffen, sind in der
Roten Kaste Doppel-, Vierfach- oder so-
gar – als Zeichen der Schaffung besonde-
rer Bindungen zu einem Hof – Achtfach-
hochzeiten üblich. Bei der Geburt eines
Kindes setzt sich der Name des Elternteils
durch, welches zum Zeitpunkt der Geburt
Namensgebung
dem Thron am nächsten steht – d. h. er wird
vom Marakai festgelegt. Wäre Hisiri in seiner
Gunst gesunken oder gelte es, die Verbindung
zur Familie Anriduhha zu stärken, könnte der
Samakai von Makashi also der gemeinsamen
Tochter Hirose den Namen Anriduhha Sangsei
anstatt Ryuvada Sangsei geben.
Der Vorname eines Mitgliedes der Roten Ka-
ste ist meist eher kurz gehalten und wird sel-
ten verändert: Wesentlicher als der Vorname
ist das Amt und der Hof, an welchem dieses
ausgeübt wird. Seine Zuspitzung erfährt die-
se Praxis in der Inthronisierung des Ilshiiten,
der fortan keine Verwendung mehr für seinen
eigenen Namen hat und sich unter Beibehal-
tung seiner Familiennamen auf seinen Titel
reduziert: des Ilshiiten von Ilshi Vailen, im
aktuellen Fall Mitglied der Familien Tain und
Anriduhha. Die Familie Tain stellt aktuell in
zweiter Generation den Ilshiiten, so dass sich
nur noch die Ältesten an den Auszug der Mit-
glieder der Roten Kaste von Nom’Eigal nach
Ilshi erinnern können.
Die Einflussgebiete der Häuser
Das Haus des Ilshiiten:
Tain (Ilshi)
Die Häuser der Samakai:
Maurya (Sü’Kar)
Samudra (Tuuri)
Jahan (Nom’Eigal)
Kanchana (Hindiden)
Avinash (Lib’Ervat)
Sangsei (Makashi)
Die Häuser der Marakai:
Rahaga Menudim
Anriduhha Ottama
Nüdil Mehujdi
Ihawa Hatam
Masine Hotöma
Ryuvada Suoma
Getomna Bagotawa
Die Namen der Azarai
Die Azarai der Weißen Kaste rekrutieren ihre
Mitglieder aus geeigneten Kindern anderer
Kasten. Der Vorname des Kindes wird dabei
übernommen und als Andenken an die Her-
kunftskaste erhalten. Mit der Weihe zum Nie-
deren, Hohen und ggf. Höchsten Azarai erhält
dieser den Namen des weihenden Azarai als
zweiten Namen. So wurde der Oberste Sinday-
ru-Azarai Rajesh Garin von seinem Vorgänger
Garin Hamun ins höchste Amt geweiht. Auf
diese Weise sind die Azarai von Ilshi Vailen in
einer langen Kette miteinander verbunden, so
wie sie das Reich Vailen selbst in Ketten legten,
um die neue Zeit Ilshi Vailens einzuläuten. Zu-
42
 Ausgabe 6 • 2015
gleich spiegeln ihre Namen die Vielheit der
ilshitischen Vornamen aus allen anderen Ka-
sten wider, wodurch ausgedrückt wird, dass
die Azarai als heilige Wächter über den Ka-
sten stehen.
Die Namen der Guerai
Sämtliche Kinder in der Orangen Kaste werden
nicht von den leiblichen Eltern aufgezogen,
sondern gelangen unmittelbar nach der Ge-
burt in die Obhut gealterter Guerai-Veteranen.
Daher obliegt auch die anfängliche Namens-
gebung diesen Erziehern. Ob der Vielzahl von
Kindern, die im Verantwortungsbereich dieser
Kasten-Ältesten liegen, ist es üblich, dass die
Kinder zunächst nur Funktionsnamen wie Er-
ster Sohn oder Achte Tochter erhalten.
Mit dem Aufstieg zum Läufer, Waffenträger
und Niederen Guerai sind zumeist neue Ruf-
namen verknüpft, die häufig stark durch das
Umfeld beeinflusst sind, wie etwa den Spitz-
namen von Standesgenossen (wie z. B. Schnel-
ler Läufer) oder Ausbildern (langsamer Käfer).
Einen echten eigenen Namen geben sich die
Mitglieder der Orangen Kaste erst mit der Er-
langung der ersten eigenen Waffe, also
mit der Berufung zum Guerajin.
Nach der bestandenen Shin-Dhara erlan-
gen die Hohen Guerai einen zusätzlichen
Namen – dieser ist traditionell der Name
Namensgebung
des ersten überwundenen Gegners. Im Laufe
der Karriere eines Guerai kann dieser Name
auch durch berühmte überwundene Duell-
gegner oder den Namen eines gefürchteten
bezwungenen Monstrums ersetzt werden. Der
Name des Reiches Ilshi Vailen ist in gewisser
Weise das Sinnbild dieser Namenspraxis, da
nach dem Untergang der alte Herrscherarchi-
pel Vailen besiegt wurde und der Archipel Ilshi
zum Herrscherarchipel aufgestiegen ist.
So führt beispielsweise die Schwertmeisterin
Nagendra Karan als ersten Namen ein Kom-
positum aus dem Prefix Na- für Nanurta und
Gendra, einem mystischen Rakshasa, welcher
nach einer Legende als Zirraku-Azarai in die
Weiße Kaste berufen wurde. Der zweite Name
Karan war der Vorname des von ihr im Zwei-
kampf besiegten Shin-Makar von Xing Dabur,
des Heerführers und Kommandanten des Wi-
derstands in Thuara gegen die Invasion aus
Ilshi Vailen.
Die Namen der niederen Kasten
Die Nachkommen der Violetten, Purpurnen,
Blauen und Gelben Kasten werden im Famili-
enverbund aufgezogen und erhalten einen der
Unterkaste des Vaters oder der Mutter (je nach
Rang) zugehörigen Namen, in dem sich stets
auch Elemente der Namen der Eltern wieder-
finden. Ein Auf- oder Abstieg des ranghöch-
sten Mitglieds einer Familie hat so stets auch
die Annahme neuer Namen der Familienmit-
glieder zur Folge. Im Gegensatz zur Diener-,
Stadt- und Dorfbevölkerung leben Gelehrten-,
Runenherren-, Kymanai- und Numinai-Fami-
lien in kleineren Familienverbünden zusam-
men. Numinai-Familien reisen in vielen Fällen,
sofern es die Platzverhältnisse erlauben, auch
auf demselben Schiff von Insel zu Insel.
Als zweiter Name wird bei der Violetten Kaste
der Name des Archipels verwendet, in wel-
chem der Sombrai-Orden seinen Hauptsitz
hat, dem der Runenherr oder Gelehrte Rechen-
schaft schuldig ist. Ein Angehöriger des Haus
des Herzens würde demzufolge als zweiten Na-
men stets Makashi führen.
Die Blaue Kaste verwendet den Namen des
Hofes ihres Marakai als zweiten Namen (z. B.
Ervat), die Angehörigen der Purpurnen und
Gelben Kaste hingegen den Namen der Stadt,
der Festung oder des jeweiligen Dorfes, in dem
sie dienen oder leben. In allen Fällen, in denen
der zweite Name selbsterklärend ist, also zum
Beispiel im Alltag eines Dieners, wird dieser
auch nicht genannt und ist höchstens für Au-
ßenstehende oder beim Verlassen des eigenen
Wirkungsbereichs relevant. So hieße Ingjhu-
rawan Hindir, Mitglied einer Familie von Die-
nern der Roten Kaste in der Stadt Hindir, in
seinem Nahumfeld nur Ingjhurawan.
43
 Ausgabe 6 • 2015 Namensgebung

Die Namen der Richter Neuigkeiten zu Tharun

Die Angehörigen der Schwarzen Kaste werden
FATE Core
seit der letzten Ausgabe
in Ilshi Vailen aus einer geheimen Liste von
Auf der RPC in Köln
würdigen Kandidaten berufen. Mit dieser Beru- 05.05.2015: Tharun als pdf im Shop gab es die ersten
fung erlischt ihr eigener Name und wird in den 16.04.2015: Tharun-Sonderedition zur Heinz- Exemplare, nun ist
Registern des Schwarzen Klosters geschwärzt. Con es im Handel er-
Der berufene Richter erhält seinen neuen Na-
hältlich.
men von seinem Ausbilder, der den Namen als Support im Download Neben der norma-
eine Art Zusammenfassung der Eigenschaften Kostenlose Farb-Karte von Tharun len Print-Version
des neuen Richters wählt. Dazu wird in der Re-
gibt es auch die li-
gel eine Ableitung aus dem Namen eines ge-
mitierte Edition in
fallenen Zinakai vorgenommen, der auf diese
blauem Kunstleder.
Weise gehrt wird. Der Name eines Richters än-
Wer sich lieber erst einmal ein Bild von dem
dert sich im Laufe des Lebens nie, auch nicht
Werk machen möchte, kann dies ohne wei-
für die knapp zwanzig höchsten Zinakai Ilshi
tere Umstände mit der kostenlosen Down-
Vailens.
load-Version tun.
Ein Beispiel für diese Traditionspflege der
Als Ergänzung bieten sich übrigens die
Richter-Kaste wäre der frischberufene Zina-
neuen Fate-Würfel an, die es jetzt in drei
kai Shu, im Handeln wie Sho, dessen Rechts-
verschiedenen Farben gibt.
sprechung ähnelte Shuo, der Suo nachfolgte,
dessen Eifer an den legendären Zinaka Zuo
erinnerte.

44
 Ausgabe 6 • 2015
Vom
Luftgiganten über Daito
eine Spielhilfe
von Arne Gniech
»Daito war einst eine bedeutende Inselgrup-
pe, als noch ein Samakai in Boru Kadur saß
und die Inseln von Daito noch nicht zerbro-
chen und von den entfesselten Winden des
Giganten zerstreut waren. In dieser Schrift
lege ich, Durkesh, Letzter der Mikillidin, nie-
der, welche Geschehnisse zur Zerstörung des
Atolls geführt haben, soweit ich sie bisher er-
gründen konnte.
Zur Zeit der Archipelare war Daito eine blü-
hende Inselgruppe mit fruchtbaren, ertrag-
reichen Inseln, von denen Dubo die größte
und reichste war. Von der Hauptstadt Dubur
am Fuße des Berges Dubolo aus regierten die
Inselherren über den Daito-Atoll und seine
Eilande, deren Verwaltung und Kontrolle von
ihren Richtern besorgt wurde. Auf Kuro und
Ruto unterhielten sie mit Sarab Daito und
dem kleinen Sarab Ruto weitere Häfen, die
Küsten der Inseln waren von vielen Dör-
fern gesäumt und auf vielen kleineren
Inseln siedelten die Sippen der Perlen-
taucher und Korallenfischer. Selbst auf
dem heute kargen Biro wuchsen damals
Früchte und Getreide. Der Marakai von
Luftgiganten über Daito
Dubo galt als Herrscher über den ganzen Atoll
und all seine Erträge und den anderen Marakai
Morgebs als ebenbürtig.
Seit den Zeiten des Thronkrieges, und noch
mehr nach Boru Kadurs Fall und dem Tod des
Samakai, dem kein Nachfolger auf den Thron
folgte, kamen viele Flüchtlinge nach Daito und
warnten Lanut Loom, den Herrscher in Dubur
jener Tage, vor den grausigen Schrecken aus
Kaeli. In ihren Erzählungen beschworen sie
jene Morguai-Mächte, die bald darauf auch die
Bewohner der Stadt Darakesh und die dort an-
sässigen Birmakilli des Hauses der Vier Sinne
hinweggerafft hatten und die nun gegen Ban-
zei und den Hauptsitz der Tanmadilli zogen
– der Feldzug der frevelhaften Tarbuliten und
ihres Meisters Tarbul schien unaufhaltsam! Die
Städte Daitos waren übervoll, und sämtliche
Dörfer wuchsen in dieser Zeit. Denn Daitos
Häfen galten im ganzen Archipel als Stätten
der Zuflucht, während auf den meisten ande-
ren Inseln die Bedrohung wuchs.
Um die Inseln vor Tarbuls Atem zu schützen
und die Brut von Kaeli fernzuhalten, schloss
Lanut Loom einen Pakt mit dem Luftgiganten
über Dubo, auf dass jener alles Unreine von
Daito fernhielte und Daito sich im Gegenzuge
dem Krieg verweigern und seine streitenden
Parteien meiden sollte. Dazu spielte er auf der
Bergspitze des Dubolo mit einem Artefakt der
Tanmadilli, das noch zur Zeit des Mikil-Steins
geschaffen worden sein soll, ein Lied an – so
wollen es die Menschen am Fuß des Berges
gehört haben und bald darauf ein Tosen und
Dröhnen aus den Wolken. Und so blieb Dai-
to verschont, und weder Tarbuls Diener noch
die Blutigen, die Zirraku-Krieger aus Rebab,
rührten das Atoll an. Selbst nach Banzeis Fall
und dem Ende der Mikillidin blühte Daito
noch, und nicht einmal die Schiffe der Piraten
von Tokara kamen durch den Schutz des Luft-
giganten in seine Häfen.
In der kurzen Zeit der Ruhe wagten sogar
manche die Überfahrt auf die Archipelarsinsel,
um die Ruinen von Darakesh und Boru Kadur
zu erkunden, doch sie kehrten nicht von dort
wieder. Weder der Fall der Roten Marterschaft
Zirrakus, als Rebabs Macht vernichtet wurde
und die Rakshasa-Heerscharen mit ihren glü-
henden Spältern vergingen, noch der bis heute
rätselhafte Untergang der Morguai von Kaeli
rührten Daitos Zuflucht an, doch gelangte ei-
niges an geretteter Beute und sogar die ein oder
andere verfluchte Klinge nach Daito. Manche
der Geflohenen brachten verheißungsvolle Er-
zählungen von den Reichtümern und Schätzen
mit, die auf den gefallenen Inseln zu bergen
seien, und um manches Fundstück und man-
che dunkle Klinge entzündete sich Streit. So
kam es, dass Lanut Loom mit einer größeren
Zahl Guerai aufbrach, um zu erkunden, was
sich außerhalb Daitos zugetragen hatte – doch
45
 Ausgabe 6 • 2015 Luftgiganten über Daito

auch er kehrte nicht wieder, so dass der junge

Radir Shikilli, ein aus Bandash entkommen-
er Schwertmeister, neuer Marakai von Daito oder die Bestien jagte.
wurde. Auch er entsandte eine Expedition, an-
gestiftet durch den Bericht eines gefangenen
Tokara-Piraten, der auf Dubo gestrandet war.
Nicht lange war die Expedition aufgebrochen,
da fand die Friedenszeit ein jähes Ende. Denn
der Luftgigant erzürnte sich in rasender Wut,
seine urgewaltigen Kräfte fuhren nieder und
zerbrachen Dubo, und warfen ihre Bruchstücke
ins Meer, so dass eine riesige Flut Sarab Daito
in Trümmer legte und Rutos Dörfer wegfegte
und Duburs Hof erlosch. In den entsetzlichen
Wogen ertranken Bauern und Fischer, Guerai
und Diener, Herrscher und ihre Familien, Sip-
pen und Dorfgemeinschaften, oder sie wurden
fortgewirbelt, entzweigerissen oder zerschmet-
tert, fielen wie Hagelkörner vom Himmel oder
wurden ins Reich der Lüfte verschleppt, seinen
geflügelten Bewohnern zum Fraße. Als sich der Auf Biro aber wandeln seither die Wiedergän- vor dem Untergang verlassen haben. Auf Dubo
Zorn des Giganten endlich gelegt hatte, waren ger Zirrakus umher. habe ich hingegen keinen Fuß gesetzt, ist die
die Inseln Daitos zahlreicher denn je, jedoch Insel doch nach den Worten von Shendoko ge-
von Namenlosen und bald auch immer mehr Die wenigen Überlebenden versammelten sich nau wie die Unglücksinsel Joab an die Gruu
Gruu bevölkert. Von der Insel Dubo war nur auf Kuro und bauten unter Yarasul Barakils verloren – nicht einmal der unerschrockene
noch ein mahnender Rest geblieben, nur we- Obhut Sarab Daito wieder auf, ebenso wie das Gruu-Jäger landet dort noch an. Und auch das
nig mehr als jener Berg, auf dessen Gip- Dorf Ruto, in dem ich Zuflucht gefunden habe Artefakt der Tanmadilli habe ich nie gefunden
fel der Gigant mit Lanut Loom den Pakt und anstelle eines Marakai über die Menschen und ich frage mich, ob es Lanut Loom vielleicht
verhandelt hatte. Dubur und alle Dörfer wache. Weder habe ich enträtseln können, was mit auf seine letzte Fahrt genommen hat.«
waren hingegen fortgerissen worden und den Giganten von Daito so erzürnt hat, dass er —Stoffrolle aus dem Nachlass von Durkesh, des
der Dschungel breitete sich in Windeseile den Pakt als gebrochen ansah, noch habe ich je Letzten Mikillidin, gefunden in seinem Haus auf
aus, da niemand mehr die Felder bestellte wieder etwas von denjenigen gehört, die Daito Ruto

46
 Ausgabe 6 • 2015
Personenverzeichnis und Glossar
Bandash – Hauptstadt von Banzei, Haupt-
sitz der Tanmadilli, die im Krieg entvöl-
kert wurde
Banzei –Insel in Morgeb mit der Haupt-
stadt Bandash, Kriegspartei im Kampf um
Morgeb
Birmakilli –Verwandlungsherren inner-
halb der Mikillidin mit Hauptsitz in Da-
rakesh
Biro – Unbewohnte Insel im Daito-Atoll,
auf der Rakshasa wandeln sollen
Boru Kadur – Hauptstadt von Morgeb, die
vor mehr als einer Generation entvölkert
wurde
Daito – Atoll aus vier größeren und zahl-
losen kleineren Inseln in Mogra Kadesh
Darakesh – gefallene Stadt auf der zentra-
len Doppelinsel Morgeb, Sitz der Birmakilli
Dubo – Hauptinsel im Daito-Atoll bis zur
Zerstörung durch den Luftgiganten
Dubolo – Berg auf Dubo, auf dessen Gip-
fel der Pakt mit dem Giganten geschlossen
wurde
Dubur – Hauptstadt von Daito auf Dubo,
beim Untergang vollständig zerstört
Durkesh – alter Runenherr und
Letzter der Mikillidin, herrscht über
Ruto
Haus der Vier Sinne – Name des
Hauptsitzes der Birmakilli in Da-
rakesh
Luftgiganten über Daito
Joab – Kleine Insel mit Endurium-Mine,
von aufständigen Gruu bevölkert
Kaeli – Insel in Morgeb mit dem Hauptsitz
der Tarbuliten, Kriegspartei im Kampf um
Morgeb
Kuro – Insel im Daito-Atoll unter dem Na-
yakai Yarasul Barakil
Lanut Loom – Marakai von Daito, schloss
einen Schutzpakt mit dem Luftgiganten
Marakai – Inselherrscher
Mikillidin – Magiergilde in Morgeb mit
den Strömungen der Birmakilli, Tanmadilli
und Tarbuliten
Mikil-Stein – Legendärer Geist-Runen-
stein Morgebs, der vor zwei Generationen
verloren ging
Morgeb – Alter Name für Mogra Kadesh
vor dem Fall, zugleich auch Name der zen-
tralen Doppelinsel
Mogra Kadesh – Archipel in Hashandra,
der im Chaos versank, früher Morgeb ge-
nannt
Nayakai – Statthalter eines Inselherrn
Radir Shikilli – Letzter Marakai von Dai-
to vor dem Untergang, folgte auf Lanut
Loom
Rebab – Insel in Morgeb, Hauptsitz der
Roten Marterschaft, Kriegspartei im Kampf
um Morgeb
Rote Marterschaft – Zirraku-Orden Mor-
gebs mit Sitz auf Rebab, der im Krieg
Rakshasa einsetzte
Ruto – Insel im Daito-Atoll mit gleichna-
migem Dorf
Samakai – Archipelar
Sarab Daito – kleiner Hafen auf Kuro
Shendoko – Skrupelloser Guerai und Gruu-
jäger im Daito-Atoll
Tanmadilli – Artefaktherren der Mikilli-
din mit Hauptsitz in Bandash
Tarbul – Morguai von Kaeli, Gründer
der Tarbuliten und Schöpfer dämonischer
Schrecken
Tarbuliten – Anhänger Tarbuls innerhalb
der Mikillidin, Morguai und Dämonenbe-
schwörer
Tokara – Insel in Morgeb, die seit Genera-
tionen von waghalsigen Piraten beherrscht
wird
Yarasul Barakil – selbsternannter Naya-
kai von Daito mit Sitz in Sarab Daito
Zirraku – Gott des Todes und des Blutes
47
 Ausgabe 6 • 2015
Frauen bei Space - 2
eine Spielhilfe von Christian Bender
mit Dank an Stefan Küppers
und Ingo Siekmann
In einem ersten Beitrag über die möglichen
Rollen von Frauen bei Space: 1889 jenseits
des Klischees der untergeordneten und ange-
passten Haus- und Ehefrau und Mutter haben
wir Ihnen einen Überblick über die Bemü-
hungen der Frauen gegeben, sich zu emanzi-
pieren und fünf erste Beispiele solcher ‚unan-
gepasster’ Frauen präsentiert.
Wie dort angekündigt wollen wir die Reihe in
dieser Ausgabe fortsetzen und weitere solcher
Frauen und zusätzlich weitere Aspekte der
Zeit, in denen sich vorsichtig ein neues sich
wandelndes und selbstbewussteres Selbstver-
ständnis der Frauen andeutet.
Künstlerinnen-Vereine im
Kaiserreich
Vor dem Hintergrund der Frauenbewe-
gung im deutschen Kaiserreich wurden
verschiedene Vereine ins Leben gerufen,
die in Form von Selbsthilfevereinen als
Interessenvertretung und Ausbildungs-
stätte, mit dem Anspruch die Professio-
Frauen bei Space - 2
nalisierung der Frauen voranzutreiben, agier-
ten. Die Einrichtung dieser Ausbildungsstätten
war aus Sicht der emanzipierten Frauen un-
umgänglich, weil der Zugang zu den staatlich
subventionierten Akademien allein Männern
vorbehalten war – und dies auch bis zur Jahr-
hundertwende so bleiben sollte.
Zu den ersten dieser Einrichtungen zählen
neben einer Kunstlehranstalt für Frauen
in Karlsruhe auch der Verein der Künstle-
rinnen und Kunstfreundinnen zu Berlin,
der unter anderem von der weiter unten vor-
gestellten Clara Oenicke gegründet wurde und
die erste solche Vereinigung im Kaiserreich
war. Auch der Künstlerinnen-Verein Mün-
chen ist ein weiteres wichtiges und frühes Bei-
spiel für diese Institutionen.
Künstlerinnen-Verein München
Dieser 1882 in der bayrischen Landeshaupt-
stadt gegründete Verein erreichte bereits in
den kommenden 20 Jahren 700 bis 800 Mit-
glieder. 1884 gründete er eine Damenakademie,
die sich der Ausbildung junger Künstlerinnen
verschrieb und organisatorisch der Königlich
Bayerischen Akademie der Künste nachemp-
funden war. Die Schülerinnen konnten also
beispielsweise selbst wählen, bei welchem Leh-
rer sie lernen wollten und der Unterricht fand
sowohl in Ateliers als auch im Freien statt.
Im Spiel kann der Verein auch eingebunden
werden, wenn sich unter den Charakteren ein
Als Autor wird Christian Bender wohl schon einer
Menge Lesern ein Begriff sein. Seit einigen Jahren
ist er als Myraniar “Partholon“ aktiv und leitet auf
Cons und Messen Autorenrunden zu Myranor. Seit
2011 schreibt er für Das Schwarze Auge. Bei Myrun-
hall war er einer der Bandredakteure. Aktuell arbeit
in eben dieser Funktion auch beim „Südband“ mit.
Für Space: 1889 er bereits zwei Artikel zum Uhrwerk!
beigesteuert, so auch den ersten Teil über Frauen bei
Space (U! 4). Im Aventurischen Boten schreibt er u. a.
an einer Reihe über eine Brabaker Niederlassung im
Archipel von Shindrabar.
Bisherige Publikationen (Auswahl)
• Jenseits des Horizonts (2011)
• Myranische Monstren (2012)
• Myrunhall (2013)
• „Der myranische Süden“ (Südband)
Maler oder Bildhauer findet, den der Verein
für einen Gastvortrag gewinnen möchte. An-
sehnliche Charaktere beiderlei Geschlecht mit
einem gewissen Ruf mögen auch angesprochen
werden, ob sie als Model für (Akt-)Zeichenun-
terricht dienen wollen würden. Natürlich aber
können sich auch weibliche Charaktere mit
einer (abgebrochenen) Ausbildung an der Da-
menakademie ihrer Ausbildungsstätte verbun-
den fühlen und in ihrem Auftrag nach geeig-
neten marsianischen Modellen mit möglichst
viel Authentizität, bspw. mit klassischer Be-
waffnung, für einen Kurs mit außerplanetaren
Motiven suchen – eine für beide Seiten wohl
äußerst skurrile Erfahrung.
48
 Ausgabe 6 • 2015
Verein der Künstlerinnen und Kunst-
freundinnen zu Berlin
Der Berliner Künsterlinnen-Verein war aus
Sicht ihrer Trägerinnen vor allem deshalb
notwendig, weil die Königliche Kunstaka-
demie Frauen vom Studium ausschloss. Die
Ausbildung an der Mal- und Zeichenschule
des Vereins orientierte sich stark an der aka-
demischen und so gab es Kurse zu Aktzeich-
nen, Antikenstudium, aber auch Anatomie
und Perspektive, Blumen- sowie Landschafts-
malerei. Darüber hinaus wurde hier ein Se-
minar für Zeichenlehrerinnen eröffnet. Die
Finanzierung des Vereins übernahmen Frauen
aus Aristokratie und gehobenem Bürgertum.
Doch auch Männer, wie beispielsweise der
Unternehmer Werner von Siemens, der gar
lange Zeit die Position des Schatzmeisters
inne hatte, unterstützen den Verein. Auch das
Preußische Kultusministerium unterstützt
den Verein seit 1874 mit jährlich 1.500 Mark.
Der Verein war seit seiner Gründung auf den
ganzen deutschsprachigen Raum hin ausge-
richtet und auch die Düsseldorfer Künstlerin
Marie Wiegmann, die wir unten noch vorstel-
len, wurde Mitglied.
Teil des Vereins war seit 1868 auch eine
Darlehens- und Unterstützungskasse
für Frauen, mit Hilfe derer sie ihren Le-
bensunterhalt gerade in den Anfängen
bestreiten können sollten und seit 1885
auch eine Pensions- und Altersrenten-
Frauen bei Space - 2
kasse für Künstlerinnen. Auch hilft der Verein
Frauen dabei, ihre Werke der Öffentlichkeit zu
präsentieren und zu verkaufen, indem er sich
bemüht weltweit Ausstellungsbeteiligung zu
organisieren. Zu den vom Verein selbst durch-
geführten Ausstellungen kommen seit 1875 re-
gelmäßig auch Kaiser und Kaiserin sowie der
damalige Kronprinz und heutige (1889) Kaiser
Wilhelm II. mit seiner Gattin und kaufen bei
diesen Gelegenheiten zahlreiche Werke an.
Das Begleichen von Schulden an die Darle-
hens- und Unterstützungskasse des Berliner
Vereins mag für weibliche künstlerische Cha-
raktere eine Motivation sein, herum zu reisen
und Geld mit Gemälden nur schwer zugäng-
licher Landschaften zu verdienen. Anders he-
rum sind diese Gegenden, mögen sie auf dem
Mars, der Venus oder im Amazonas-Becken
Südamerikas liegen, nicht selten gefährlich,
so dass Künstlerinnen den Schutz und den Rat
von erfahrenen Charakteren in Anspruch neh-
men mögen – insbesondere, wenn eine Auf-
tragsarbeit die Bezahlung der Charaktere im
Vorfeld recht sicher macht.
„Untypische Frauen“
Diejenigen Frauen, deren Habitus und Lebens-
entwürfe von den gängigen, vor allem männ-
lichen, Vorstellungen der Zeit abweichen, sind
durchaus in ganz unterschiedlichen Winkeln
der bekannten Welt(en) und ebenso unter-
schiedlichen Bereichen der Gesellschaften zu
finden.
Für diese Ausgabe haben wir über Konti-
nentaleuropa hinausblickend sechs weitere
Frauen ausgewählt, die als Vorbild für weib-
liche Charaktere dienen können. Ebenso aber
können sie als Sammlung von NSCs dienen,
denen die Charaktere auf ihren Reisen, auf
die ein oder Weise begegnen können. Mögli-
cherweise stoßen sie dabei auf Ablehnung der
Gruppe oder setzen vielleicht einer nichts an-
deres kennenden ‚Lady‘ oder ‚Dame‘ den ein
oder anderen Flausen in den Kopf. Dieses Mal
möchten wir Ihnen Anita Augspurg, Eleonora
Duse, Annie Oakley, Clara Wilhelmine Oenicke,
Emily Warren Roebling und Marie Wiegmann
vorstellen.
Die 1857 geborene homosexuelle Anita Aug-
spurg gehört zweifelsfrei zu den besonders
herausstechenden Frauen der sich Emanzipa-
tionsbewegung – was nicht nur an ihrer Kurz-
haarfrisur liegt, die ihr nicht wenige Anfein-
dungen von Antifeministen einbringt. Auch
wird sie einmal die erste promovierte Juristin
des Deutschen Kaiserreichs sein.
Bereits früh zeigt sich ihr strebsames Wesen,
als sie neben ihrer Lehramtsaubildung für hö-
here Mädchenschulen Schauspielunterricht
nimmt und von 1881 bis 1882 als Schauspiel-
schülerin in Meiningen am Hoftheater aktiv
ist. 1887 eröffnet sie in München mit ihrer
49
 Ausgabe 6 • 2015 Frauen bei Space - 2

Freundin Sophia Goudstikker ein Photoatelier.
1889 gehört ihr Atelier zu den Geheimtipps in
ihrer Branche in dem sich später Schriftsteller
wie Heinrich Mann oder Mitglieder könig-
lich-bayrischen Familie photographieren las-
sen werden – aber auch mancher und manche
Venusreisende Bayerns möchte sich von den
streitbaren Frauen ablichten lassen.
zu lassen. Bereits 1889 machen sie aus dieser
Ansicht keinen Hehl und spätestens ab 1891
engagieren sie sich in öffentlichen Reden für
die Frauenrechtsbewegung.
Später zieht sie nach Zürich, wo sie – wie auch
Rosa Luxemburg – zu den Mitbegründerinnen
des „Internationalen Studentinnenvereins“ ge-
hören wird, um dort Zugang zur Universität
zu erhalten. Sie wird Jura studieren und dieses
mit erfolgreicher Promotion abschließen.

„Die Duse“ wird 1858 in der Lombardei als Kind

Anita Augspurg • 1902 (Wikimedia)
Die beiden Frauen sind bereits zu die-
sem Zeitpunkt alles andere als bereit,
sich in klassische Frauenmuster pressen
eines Schaustellerehepaars geboren. Eleonora
Duse gehört zu den bekanntesten Theater-
schauspielerinnen ihrer Zeit und polarisiert
auf Grund ihrer ganz eigenen, jede überzoge-
ne Theatralik vermeidenden, Art Theater zu
spielen. Für die einen Kritiker und Zuschauer
ist diese „moderne“ Art des Schauspiels nahe
an einem Kulturverrat, für andere hingegen
eine faszinierende neue Facette des Theaters.
Es ist allein ihrem großen Selbstvertrauen zu-
zuschreiben, dass sie sich von den teils ver-
nichtenden Kritiken, nicht unterkriegen lässt,
was sie zum Vorbild mancher Künstlerin, auch
jenseits der Bretter, die die Welten bedeuten,
macht. Während „die Duse“ es in Italien und
Südamerika bereits zu einiger Berühmtheit ge-
schafft hat, arbeitet sie aktuell an ihrem welt-
weitem Durchbruch, der ihr Anfang der 90er
Jahre auch gelingen wird.
Eleonora Duse • 1890 (Wikimedia)
Dafür plant sie Auftritte auch in den nicht im-
mer ganz ungefährlichen Kolonien auf Mars
und Venus, wo sie für die Kolonisten auf ihre
Art ein wenig Heimat entstehen lassen will.
Die weltberühmte Annie Oakley erblickte
als fünftes von acht Kindern 1860 in Ohio das
Licht der Welt. Sie geht mit der Bühnenschau
von Buffalo Bill unter dem indianischen Na-
men Watanya Cecilia (engl. „Little Sure Shot“;
„Kleine Meisterschützin“ oder „Kleine Scharf-
schützin“) nicht alleine in den USA und Eur-

50
 Ausgabe 6 • 2015
opa auf Tournee, sondern weltweit und auf
den anderen Planeten. Bei den Shows zeigt
die damenhafte junge Frau zahlreiche Kunst-
schüsse, wie das Schießen einer Zigarette aus
dem Mund ihres Mannes Frank Butler. Annie
Oakley ist die begabteste Kunstschützin der
USA und wahrscheinlich auch der Welt und
kann sich mit den Auszeichnungen zahlrei-
cher Schießwettbewerbe dekorieren, an denen
sie seit ihrem 15. Lebensjahr teilnahm. Auf
dem Mars hingegen mag es manche Kriege-
rin geben, die es mit ihr aufnehmen könnte
– gleichwohl mit anderer Waffe. Die nur 1,57
Meter große Frau legt gerade wegen ihrer Fä-
higkeiten besonderen Wert auf die Betonung
der klassisch weiblichen Tugenden nach au-
ßen hin, um von Männern nicht als Konkur-
rentin oder gar Bedrohung wahrgenommen
zu werden. Zu ihren Bewunderern gehören
unter anderen Königin Viktoria, Oscar Wilde
und der russische Zar Nicolaus.
Im Jahr 1818 wurde mit Clara Wilhelmi-
ne Oenicke in Berlin ein Mädchen geboren,
das zu einer nicht unwichtigen Gestalt der
Künstlerinnenszene des Kaiserreichs werden
sollte. Nach ihrer Ausbildung arbeitet
die selbstbewusste Frau ab 1840 selbst-
ständig als Historien-, Genre- und Por-
trätmalerin. Clara Oenicke gehört neben
ihrer Lehrerin Marie Remy und Rosa
Petzel sowie Clara Heinke zu den vier
Frauen bei Space - 2
Annie Oakley • 1899 (Wikimedia)
Gründerinnen des Vereins der Künstlerinnen
und Kunstfreundinnen zu Berlin, den sie 1867
aus der Taufe heben. Die Künstlerin bereist für
ihre Portraits auch die kaiserlichen Kolonien
und bietet ihre Dienste so auch auf dem Mars
und der Venus an. Gerade in einer Zeit, in der
die Portraitmalerei durch die Photographie
achtbare Konkurrenz zu bekommen beginnt,
so Oenicke, sei es notwendig auf anderen We-
gen und Planeten zu wandeln.
Mit Emily Warren Roebling wurde im Jah-
re 1843 im amerikanischen Bundesstaat New
York eine Frau geboren, der die Stadt New
York nicht unerheblich eines ihrer berühmte-
sten Bauwerke verdankt: Die Brooklyn Bridge
über den East River, die Manhattan und Broo-
klyn verbindet. Emily Warren Roebling stu-
diert Geschichte, Geologie, Kunst und Musik
und heiratet 1865 Washington Augustus Roe-
bling. Washington ist der Sohn des deutsch-
amerikanischen Ingenieurs John August Roe-
bling, der bei seinem Tod 1869 bereits mit den
Konstruktions- und Vermessungsarbeiten der
Brooklyn Bridge begonnen hatte. Washington
führt die Arbeit seines Vaters fort und nach-
dem er erkrankt, führt Emily seine Pläne zur
Fertigstellung gemäß seiner schriftlichen wie
mündlichen Anweisungen weiter. Die da-
für notwendigen Kenntnisse in Mathematik
und den Ingenieurwissenschaften hat sie sich
selbstständig beigebracht. Auf diese Weise ge-
lingt es ihr als Bauleiterin die Errichtung der
Brücke 1883 zu einem erfolgreichen Abschluss
zu bringen – sie ist auch der erste Mensch, der
die Brücke bei ihrer Eröffnung am 24. May
des Jahres überquert. Dies macht Emily so be-
rühmt, dass sie während ihrer weiten, auch
interplanetaren Reisen in der Zeit danach im
Jahr 1896 Königin Victoria vorgestellt werden
51
 Ausgabe 6 • 2015
Emily Warren Roebling • (Lib. of Congress)
wird und im gleichen Jahr sogar an der Krö-
nungsfeier des russischen Zars Nikolaus II.
wird teilnehmen können.
Die Malerin Marie Wiegmann, geb. Hancke,
wurde 1820 in schlesischen Silberberg geboren
und siedelt 1841 für ihre künstlerische
Ausbildung nach Düsseldorf in Preußen.
Dort heiratet sie noch im gleichen Jahr
Professor Rudolf Wiegmann, einen Ma-
ler und Architekten. Marie Wiegmann
bekommt drei Kinder, von denen das
Frauen bei Space - 2
jüngste nach nur vier Jahren stirbt. Die Ehe
Neuigkeiten zu Space: 1889
mit Rudolf Wiegmann, der jedoch schon 1865
seit der letzten Ausgabe
an Schwindsucht verstirbt, ermöglicht es ihr
sogar, in der sonst nur Männern zugänglichen
09.06.2015: Space: 1889 – Der Film! jetzt
Kunstakademie in Düsseldorf ihre Ausbildung
auf Kickstarter (s. die Vorstel-
zu vertiefen. Ihr erstes Gemälde verkauft Ma-
lung dazu.)
rie Wiegmann bereits im Jahr 1843. In der
03.06.2015: Die Macht von Angahiaa sowie
Folge unternimmt sie zahlreiche Reisen durch
Der Merkur als pdf.
Europa und 1859 erhält sie die kleine goldene
02.06.2015: Miniaturen für Space: 1889
Medaille der Berliner Akademieausstellung.
25.05.2015: Der Merkur erschienen
Zwar malt sie seit 1879 keine Bilder mehr, aber
12.05.2015: Weitere Werke als pdf
dennoch wird die honorige Dame auf manchen
30.04.2015:  Fremde Erde erschienen
Empfang und manche Ausstellung eingeladen,
20.04.2015:  weitere Beispielcharaktere als
auf denen sie davon berichten kann, wie es ist,
Download
sich als Frau unter Männern zu behaupten. Be-
26.03.2015:  Die Macht von Angahiaa erschie-
sonders interessiert sie sich für Geschichten
nen
von den Planeten, die sie selbst nicht mehr be-
reisen wird, ehe sie 1893 nach kurzer Krank-
heit stirbt.
Ab sofort bestellbar:
Ob als NSCs oder als Inspiration für die Mög-
Miniaturen u. a. der Hochland-Marsianer
lichkeiten weiblicher Charaktere, wir hoffen,
dass Ihnen diese Zusammenstellung ein um-
fassenderes Bild ermöglicht hat von den Frau-
en der Zeit in Space: 1889.
Die Vielfalt, die sich hier trotz aller gesell-
schaftlichen Begrenztheit zeigt, mag es ermög-
lichen, die Welt(en) von Space: 1889 noch fa-
cettenreicher zu gestalten und die Rollen der
Frau selbst im wilhelminischen Kaiserreich
über das klassische KKK (Kinder, Küche, Kir-
che) hinaus darzustellen.
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 Ausgabe 6 • 2015
Nebenrollen
auf der Venus
Bonusmaterial
von Ingo Siekmann
Bei den Arbeiten zum Venus-Quellenbuch
mussten aus Platzgründen einige Ideen ausge-
lassen werden. Unter den Opfern waren auch
einige NSCs, die jetzt hier der Öffentlichkeit
vorgestellt werden. Diese Persönlichkeiten
sind nur kurz beschrieben. Sollten bei einer
Begegnung Spielwerte benötigt werden, kann
der Spielleiter passende Archetypen aus dem
Grundregelwerk, dem Venusband oder dem
Spielleiterschirm verwenden.
Bekannte Persönlichkeiten
Diese Herrschaften leben in den kleinen, un-
abhängigen und bekannten Kolonien. In den
anderen Kolonien und auf der Erde kann man
von ihnen schon gehört haben und Abenteu-
rer dürften keine Schwierigkeiten haben sie
aufzusuchen.
Die Amazonen Themiskyras
1886 kam eine Gruppe junger Englände-
rinnen auf die Venus, um hier eine Sied-
lung zu gründen, in der sie nach ihren ei-
genen Vorstellungen leben konnten. Zum
Nebendarsteller der Venus
Erstaunen – und Entsetzen – der männlichen
Bewohner bauten sie tatsächlich auf einem ab-
gelegenen Tafelberg eine erfolgreiche Kolonie
auf, die sie nach der mythischen Heimat der
Amazonen benannten. Das ‚Weibernest‘, wie
man Themiskyra auch abfällig nennt, lockt
immer wieder eigensinnige Frauen auf die
Venus. Viele stellen nach kurzer Zeit fest, das
ein Dschungel voller Raubtiere doch andere
Anforderungen stellt als eine Diskussion in ei-
nem Kaffeehaus, und reisen wieder ab. Andere
blühen hier richtig auf und bauen Themisky-
ra weiter aus. Die erfahrensten Siedlerinnen
bilden den Rat, dem Marcia Johnson vorsteht.
Vor kurzem haben die Amazonen eine Schu-
le gegründet, die Mädchen aus der britischen
Kolonie auf den Besuch höherer Schulen auf
der Erde vorbereiten soll. Die Schule hat in-
zwischen eine Handvoll Schülerinnen.
Marcia Johnson - die oberste Amazo-
ne
Die 26jährige Marcia stammt aus einer gutbür-
gerlichen Familie, die für sie eigentlich eine
gute Partie geplant hatte. Diesem Plan stand
Marcias starker Wille im Weg. Sie ging nach
Cambridge, studierte Mathematik und schloss
als Jahrgangsbeste ab. Danach stellte sie fest,
dass sie ihr Wissen nicht anwenden konn-
te. Männliche Mathematiker betrachteten sie
höchstens mit Belustigung, und nicht einmal
Mädchenschulen hatten Interesse an einer
Ingo Siekmann hat für Space: 1889 nun schon bei
einigen Publikationen mitgeschrieben. Neben dem
überarbeiteten Grundregelwerk war er bei Unter
Hochdruck beteiligt und auch dem Venus-Band. In
der Uhrwerk! Ausgabe #5 hat er das Abenteuer Liebes
Tagebuch publiziert.
Bisherige Publikationen (Auswahl)
• Venus (2014)
• Space: 1889 (2014)
• Unter Hochdruck (2014)
• Äther, Dampf & Stahlgiganten (2013)
Frau als Mathelehrer. Marcia tat sich mit eini-
gen Freundinnen zusammen und ging auf die
Venus, um ein eigenes Leben zu führen.
Marcia ist eine zierliche Frau mit blassem Teint
und kurzem, schwarzem Haar. Sie trägt meis-
tens leichte Hosen und eine Bluse aus Baum-
wolle. Außerhalb der Siedlung ist sie mit einer
Schrotflinte bewaffnet. Die Helden werden
Marcia vor allem als ‚Chefin‘ von Themiskyra
kennenlernen. Als solche kann sie ihnen mit
Informationen und Ausrüstung weiterhelfen
oder sie für spezielle Aufgaben anheuern.
Andere „Amazonen“
Patricia Richards, die beste Freundin Mar-
cias, ist das, was man einen Wildfang nennt.
Der 25jährige Rotschopf studierte nur, weil
Marcia sie dazu überredete, und war mehr auf
dem Sportplatz als im Hörsaal zu finden. ‚Pat-
ty‘ liebt Sport aller Art und ist eine gefürchtete
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 Ausgabe 6 • 2015
Hockeyspielerin. Sie ist außerdem die beste
Jägerin Themiskyras.
Die 17 Jahre alte Sally Chestnut ist das ‚Kü-
ken‘ der Gruppe. Sally ist das Kind eines Bar-
biers aus Fort Collingswood und die erste
Schülerin des Internats. Sie wurde von ihren
Mitschülerinnen in den Rat gewählt. Bisher
zeigt sie kein besonderes Interesse am Unter-
richt und beschäftigt sich lieber mit der Pflege
der Gärten – vor allem der Bäume.
Lucy Tippet, mit 30 eine der ältesten Amazo-
nen, ist die Ärztin Themiskyras. Als eine der
ersten Frauen überhaupt schloss sie erfolg-
reich ein Studium an der London School of
Medicine for Women ab und ging auf die Ve-
nus, um hier ohne männliche Bevormundung
zu arbeiten. Ihre Patientinnen zögern, sie auf-
zusuchen – sie ist zwar eine gute Ärztin, hat
aber Haare auf den Zähnen.
Die 28jährige Diana King ist die ‚oberste Krie-
gerin‘ der Kolonie. Ihr Vater, ein Oberst der
Coldstream Guards, hatte sich einen Sohn ge-
wünscht und bildete sein einziges Kind selbst
zur Kämpferin aus, um die Familientradition
zu erhalten. Die ‚rabenhaarige Prinzessin‘ gilt
als die schönste Frau der Venus und hat schon
mehrere lästige ‚Verehrer‘ verprügelt.
Zurück zur Natur – die Kolo-
nisten Edens
Eden wurde von deutschen Anhängern
Nebendarsteller der Venus
der ‚Lebensreformbewegung‘ gegründet, die
die Technisierung und den Fortschrittsglauben
der letzten Jahrzehnte als Irrweg betrachten.
Sie leben glücklich als Bauern und Gärtner in
einer Siedlung am Rande der deutschen Kolo-
nie und bemühen sich um ein einfaches, ge-
sundes Leben.
Theodor Gärtner – der Gründer Edens
Theodor wurde 1840 als Sohn eines Fabrikan-
ten in Krefeld geboren und erlebte eine unbe-
schwerte Kindheit und Jugend. Während des
Studiums kam er mit Anhängern der Lebens-
reformbewegung in Kontakt – Vegetarier, An-
hänger der Naturheilkunde und andere Aus-
steiger. Er schloss sein Studium ab, heiratete,
wurde Vater und übernahm 1876 den väter-
lichen Betrieb. 1880 erkrankten seine Kinder.
Die besten Ärzte fanden weder Ursache noch
Behandlung. In seiner Not besann sich Gärtner
auf die Naturheiler aus seiner Studienzeit, und
die hatten Erfolg. Frische Luft und eine einfa-
che Diät kurierten die Kinder binnen weniger
Wochen, und Gärtner begann zu grübeln. 1885
verkaufte er die Fabrik und gründete Eden, um
mit Gleichgesinnten ein einfaches Leben zu
führen.
Theodor ist ein schmächtiger Mann mit grau-
em, dünnen Haar und langem Vollbart. Er
trägt immer den typischen Kittel der Siedler
von Eden. Abenteurer werden ihm nur begeg-
nen, wenn sie einen Grund haben Eden aufzu-
suchen. Vielleicht braucht ja einer der Helden
mal eine Auszeit vom hektischen Alltag?
Die stolze Tradition der Infernos
Die Inferno VII ist ein Luftschiff der italieni-
schen Flotte, das in Nouva Firenze stationiert
ist und im Dienst der Italiener die ganze Venus
bereist. Auch in anderen Kolonien ist sie ein
regelmäßiger Gast. Seit die italienische Kolo-
nie gegründet wurde, gibt es eine Inferno in ih-
rer Flotte. Die Wetterverhältnisse und diverse
Kinderkrankheiten der neuen Technik sorgen
dafür, das Luftschiffe auf der Venus nicht alt
werden, und in einer Mischung aus trotziger
Zuversicht und Galgenhumor wurden nach je-
dem Verlust die neuen Schiffe einfach durch-
nummeriert. Inzwischen tut die siebte Inferno
treu ihre Dienste, und wenn es sie nicht mehr
gibt, wird man die Inferno VIII in Betrieb neh-
men.
Alfredo Gambetta - Kapitän der „In-
ferno VII“
Der 30jährige Alfredo Gambetta kommt aus ei-
ner alten Militärfamilie. Als junger Kadett war
er einer der ersten Männer, die in einem Beob-
achtungsballon aufstiegen. Als die italienische
Armee Anfang der 1880er Jahre die ersten Zep-
peline aus Deutschland anschaffte, gehörte er
zu den Freiwilligen, die sich für die Luftschiffe
meldeten. 1887 wurde Leutnant Gambetta dann
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 Ausgabe 6 • 2015
zur kleinen Luftflotte der italienischen Kolonie
auf der Venus versetzt. Die Technik ist noch
neu, und die Venus bietet zahlreiche Stürme
und Unwetter – ideale Bedingungen, um die
Karriereleiter aufzusteigen. Gambetta war er-
ster Offizier auf den ersten drei Infernos, und
auf der Inferno IV wurde er zum Kommandan-
ten, weil es keine älteren Offiziere mehr gab.
Er ist ein fähiger Luftschiffer – die Abstürze
der Inferno V, VI und VII forderten kaum Op-
fer.
Alfredo ist ein drahtiger Mann mit kurzem
schwarzem Haar, der in der Regel Uniform
trägt.
Die Besatzung
Die Inferno VII – erst vor drei Monaten in
Dienst gestellt – führt die stolze Tradition
fort. Die meisten Mitglieder der Besatzung
überlebten einen oder mehrere Abstürze und
rechnen damit, auch auf der Inferno VIII zu
dienen.
Mario Bertucci, genannt ‚das Krokodil‘, ist der
Steuermann des Schiffes. Der drahtige Blonde
mit den blauen Augen gilt als der beste, aber
auch leichtsinnigste Pilot der Venus. Außer-
dem hat Mario die größte Klappe der Ve-
nus, ein großes Gerechtigkeitsempfinden
und vor Niemandem Respekt.
Carlo ‚das Nilpferd‘ Bertucci ist Ma-
rios Bruder. Der beleibte Riese mit dem
schwarzen Vollbart ist der Chefmechani-
Nebendarsteller der Venus
ker des Schiffes. Eigentlich ist er ein ruhiger
und gemütlicher Typ, aber sein Bruder schafft
es regelmäßig, ihn in Schwierigkeiten zu ver-
wickeln, die dann in Schlägereien enden.
Der Steward der Inferno – und der Mann, mit
dem Passagiere am häufigsten zu tun haben –
ist Salvatore Vasari. Der zierliche Neapolita-
ner ist ein gewiefter Geschäftsmann, der stän-
dig mit ‚Gelegenheiten‘ handelt und auf der
ganzen Venus Kontaktleute kennt. Sollte die
Inferno in ein Gefecht verwickelt werden, ist
Salvatore einer der Bordschützen des Schiffs.
Auch Zamvok, ein Echsenmann, gehört zur
Besatzung. Der Jäger ist seit seiner ersten Be-
gegnung mit den Erdmenschen von diesen fas-
ziniert und sucht ihre Nähe, um sie zu studie-
ren. An Bord der Inferno dient er als Gehilfe
des Kochs und als Dolmetscher mit den Einge-
borenen, wenn dieser Bedarf besteht.
Die deutschen Gesellschaft für
Cyterographie
Die bedeutendste Institution zur Erforschung
des Morgensterns koordiniert die Bemühun-
gen von Forschern aus allen Fachgebieten, der
Venus ihre Geheimnisse zu entreißen. Der Lei-
ter auf der Venus ist der Geograf Dr. Ludwig
Wagner (s. Venusband, S. 35), der selbst oft im
Feld unterwegs ist. Die Gesellschaft unterhält
in Venusstadt ein Haus in der Schillerstraße, in
dem ihre Angestellten arbeiten. Daneben be-
sitzt sie ein Lagerhaus in der Speicherstadt, in
dem Ausrüstung und Proben aufbewahrt wer-
den. Unter den Wissenschaftlern findet man
einige schräge Vögel.
Professor Alfons Vögele ist die Kapazität für
Schmetterlinge. Der 50jährige Schwabe, der
eher an einen Krämer erinnert, erforscht die
primitiven Arten auf der Venus und ist ständig
auf der Suche nach neuen Mustern für seine
umfangreiche Sammlung. Wenn ihn das Jagd-
fieber gepackt hat, ist er blind für alle Risiken
– Helden, die ihn begleiten, dürften alle Hände
voll zu tun haben.
Emil Förster ist der leitende Botaniker der Ge-
sellschaft. Der 40 Jahre alte Leipziger arbeitet
seit sechs Jahren an einem Katalog der Flora
Ischtars, eine Mammutaufgabe, die noch Jahre
in Anspruch nehmen wird. Förster ist ziemlich
eitel – er trägt stets einen Anzug mit steifem
Kragen und zieht sich auch in der Wildnis
mehrmals täglich um.
Der 1850 geborene Anton Bachmann ist der
führende Geologe in Venusstadt. Der Sohn ei-
nes Lehrers aus Breslau studierte zunächst In-
genieurwesen bevor er zur Geologie wechselte
und in verschiedenen Bergwerken in Deutsch-
land arbeitete. Seine Hauptaufgabe ist das Su-
chen und Erschließen von Bodenschätzen aller
Art. Im Moment plant er eine Expedition in
die nördliche Tiefebene, um nach Petroleum
zu suchen.
Ferdinand Hinterberger ist der Bibliothekar
55
 Ausgabe 6 • 2015
der Gesellschaft. Der beleibte Bayer galt in sei-
ner Jugend als ewiger Student, der zahlreiche
Kontakte zu akademischen Kreisen aufbaute,
was ihm zu seiner jetzigen Stellung verhalf.
Jetzt hat er seine Bestimmung gefunden und
kann den ganzen Tag lesen und lernen. Fer-
dinand kann den Helden sagen, in welchem
Buch sie die richtigen Informationen finden.
Unliebsame Überraschungen
Neben den bekannten Kolonien haben auch
noch einige kleine Gruppen auf der Venus
Zuflucht gefunden, die Wert darauf legen, das
ihre Anwesenheit nicht bekannt wird (s. Ve-
nusband, S. 154ff.). Diese Leute können sehr
ungemütlich werden, wenn nichtsahnende
Abenteurer plötzlich in ihre kleine, verborge-
ne Zuflucht stolpern.
„Überall, wo wir nicht sind, ist
es gut.“ — Polonia
Polen, eine Nation ohne Staat, ist seit Ewig-
keiten zwischen Deutschland, Russland und
Österreich aufgeteilt. Die Polen bewahr-
ten sich ihre kulturelle Identität und wer-
den dafür von den herrschenden Mäch-
ten in zunehmenden Maße schikaniert.
Ein Weg, um den Schikanen zu entkom-
men, war die Gründung einer heimlichen
Nebendarsteller der Venus
Kolonie auf der Venus, was mit ein wenig dis-
kreter britischer Unterstützung verwirklicht
wurde. Ein polnisches Sprichwort lautet „Un-
geduld ist ein Hemd aus Brennnesseln“, und
genau dieses Hemd ziehen sich einige Bewoh-
ner Polonias gerade an.
Henryk Morawski – der Präsident
Polonias
Henryk wurde 1840 in Paris geboren und
wuchs dort auf, da seine Familie nach dem
gescheiterten Aufstand 1830 ins französische
Exil geflohen war. Er besuchte sein ‚Heimat-
land‘ erstmals 1863, als er sich dem Januar-
aufstand im russischen Teil Polens anschloss.
Auch dieser letzte große Aufstand scheiterte.
Henryk konnte nur knapp entkommen und er-
warb sich in den folgenden Jahren einen guten
Ruf in der polnischen Bewegung. Als Polonia
gegründet wurde, wählte man ihn zum Ober-
haupt der Kolonie, eine Aufgabe, der er mehr
als gewachsen ist. Seine einzigen Sorgen sind
die Spannungen zwischen den konservativen
‚Weißen‘ und den radikalen ‚Roten‘ in der
Siedlung und die Geheimniskrämerei der bri-
tischen Berater.
Henryk ist ein stämmiger Mann mit Halbglatze
und buschigem Schnauzbart, der meistens ein-
fache Jagdkleidung trägt. Die Helden werden
ihm wahrscheinlich nur begegnen, wenn sie
entweder selbst zur polnischen ‚Szene‘ gehö-
ren oder für die britische Regierung arbeiten.
Sollten sie zufällig über Polonia stolpern, wird
man sie zunächst einsperren und dann überle-
gen, was man mit ihnen machen soll.
Die alten Wege bewahren
– Shiroyama
Eine andere Gruppe irdischer Exilanten sind
einige Japaner, die hier die traditionellen Wer-
te und Tugenden ihrer Heimat bewahren wol-
len. Das widersprach einmal dem Wunsch der
japanischen Regierung, die ihre Nation seit
Mitte des Jahrhunderts radikal modernisierte.
Inzwischen scheint man in Japan umzudenken,
aber die Herren Shiroyamas und vor allem ihr
Anführer Takida sind sich unsicher, ob sie dem
Frieden trauen können.
Takida Ryoma
Ryoma wurde 1860 in Kyoto geboren und
wuchs in einer Zeit auf, in der sich sein Hei-
matland radikal veränderte. Sein Vater erzog
ihn im Geist der alten Schule, und als Ryoma
alt genug war, schickte er ihn auf die Militär-
akademie Saigo Takamoris. Ryoma freundete
sich hier mit Gleichaltrigen an, die wie er ihren
Sensei verehrten. Als dann 1877 der Aufstand
der letzten Samurai ausbrach, waren er und
seine Freunde mittendrin. Nach dem Scheitern
des Aufstands folgten sie dem Wunsch des
Meisters und zogen in die Welt hinaus, um den
Geist der alten Zeit zu bewahren. Schließlich
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 Ausgabe 6 • 2015
gründeten sie Shiroyama und begannen da-
mit, eigene Schüler zu unterweisen.
Takida Ryoma ist ein schlanker, drahtiger Ja-
paner mit schulterlangem Haar, der meistens
Kimono und Holzsandalen trägt. Außerhalb
seines Hauses ist er stets mit Katana und
Wakizashi bewaffnet, außerhalb der Siedlung
trägt er dazu noch ein Büffelgewehr. Wenn
die Helden Ryoma begegnen, treffen sie einen
höflichen Gastgeber, der zu allem bereit ist,
um das Geheimnis Shiroyamas zu bewahren.
Kal Gorovaan
Die Nebel der Ganisberge verbergen eine
der größten Gefahren, die der Menschheit
drohen. Hier hat sich Gilvaak Zaganoor (s.
Venusband, S. 155) zurück gezogen, um die
Werkzeuge seiner Rache an den Erdbewoh-
nern zu schmieden. Gilvaak, der ‚rechtmäßige
Fürst‘ der marsianischen Stadt Gorovaan, ist
ein ebenso brillanter wie wahnsinniger Wis-
senschaftler, der hier an verschiedenen Pro-
jekten arbeitet, mit denen er die Erdbewoh-
ner vernichten will. Das eigentlich die Briten
seine Heimatstadt besiegt und erobert haben
(s. Grundregelwerk, S. 97) und die restlichen
Erdbewohner damit wenig zu tun haben,
kümmert ihn nicht wirklich.
Inardu Zaganoor – die Tochter
des Herrn der Vulkane
Gilvaak Zaganoor war aus politischen
Nebendarsteller der Venus
Gründen verheiratet, und die 25jährige Inardu
ist das einzige Kind einer lieblosen Ehe, das
ohne Mutter aufwuchs. Ihr Vater ignorierte sie
meistens, und so wurde sie von den Dienstbo-
ten des Palastes erzogen. Als ihr Vater dann
fliehen musste, folgte sie ihm, weniger aus
Loyalität zu ihm als aus Wut über den Ver-
lust ihrer Privilegien. Vom Vater erbte sie den
scharfen Verstand, von der Mutter das Ausse-
hen – und von den Dienern, die sie erzogen,
den schlechten Charakter. Sollte etwas nicht
nach ihrem Willen geschehen, ist das An-
lass für einen Wutanfall, der von tagelangem
Schmollen gefolgt wird. Eine Begegnung mit
Inardu ist eine unangenehme Erfahrung. Sie
ist die rechte Hand ihres Vaters – und sie hat
eine Vorliebe für Gladiatorenkämpfe.
Die auch für eine Marsianerin ungewöhnlich
große Inardu entspricht dem klassischen (mar-
sianischen) Schönheitsideal – hoch gewachsen
(2,20 Meter), von graziler Gestalt, mit blassem
ockerfarbenen Teint und langem schwarzem
Haar.
Die Schergen Gilvaaks
Ein verbrecherisches Genie benötigt zuverläs-
sige, motivierte Mitarbeiter, die es beim Errei-
chen seiner Ziele unterstützen. Gilvaak Za-
ganoor kontrolliert ein kriminelles Netzwerk,
das sich über das ganze Sonnensystem er-
streckt. Die besten – oder schlimmsten – Köp-
fe findet man in Kal Gorovaan.
Raavik Somar, ein Hügelmarsianer, ist Gil-
vaaks engster Vertrauter. Der erfahrene Söld-
ner kommandiert die Schergen seines Herren
und kann es mit jedem Gegner aufnehmen.
Sollten sich Fremde in die Gegend verirren
oder Gefangene fliehen, liegt es an Raavik, sich
um sie zu kümmern.
Jahmok Asoonam arbeitete schon als junger
Schreiber für die Herrscher Gorovaans und ist
jetzt der Sekretär Zaganoors. Der dürre, ver-
kniffene Kanalmarsianer hat in seinem Kopf
unzählige Namen, Zahlen und Informationen
über die Organisation Gilvaaks gespeichert
und dürfte der wichtigste Diener seines Herren
sein.
Doonga ‚der Hügel‘ ist der Kerkermeister
Gilvaaks. Seinen Spitznamen verdankt Doon-
ga seiner Figur – er ist fast 3 Meter groß und
wiegt über 200 kg, trotzdem ist er überraschend
flink. Er ist ein brutaler Sadist, der gerne mit
den Gefangenen „spielt“. Sein Herr ist die ein-
zige Person, vor der er Angst hat. Mit Raavik
verbindet ihn eine herzliche Abneigung.
Armiika Somovur galt einmal als die schönste
Kurtisane des Mars, der die reichsten Männer
des Planeten zu Füßen lagen. Sich mit Gilvaak
einzulassen, war vielleicht der größte Fehler
ihres Lebens. Sie weiß das – aber sie wird sich
nie von ihrem Geliebten trennen. Armiika und
Inardu hassen einander wie die Pest, und nur
die Angst vor Gilvaak hindert die beiden dar-
an, die Rivalin zu vergiften.
57
 Ausgabe 6 • 2015 Nebendarsteller der Venus

„Erst war ich nur der Handelschaft
zu dienen
Vom Vater Jupiter ernannt.
Die Diebe fand ich unter ihnen,
Und sie vertrauten mir ihr Land.“
Zwar haben auch einige Machtgruppen ihre Die Weltenfluss-Karten zum Merkurband
Hände im Spiel, doch es sind in erster Linie gibt es bei uns im Download-Bereich zum
einzelne Glücksritter und Prospektoren, die kostenlosen Herunterladen!
hier auf Wohlstand hoffen dürfen, wenn ih-
nen nur jener eine, glückliche Fund endlich
gelingen würde …

— Johann Heinrich Merck über den Gott

Merkur

Nach der Venus ist der Merkur der zwei-

te Ort, zu dem eine Spielhilfe für das
Space:1889-Ätherversum erscheint. Mit die-
sem Band können Spieler und Spielleiter
gemeinsam die faszinierende Welt des son-
nennächsten Planeten erkunden.

Eine Produktvorschau findet man auf der

Homepage des Verlages.

Wie das eingehende Zitat schon andeutet,

hat der Merkur im Ätherversum eine ganz
eigene Rolle:
Er ist reich an Rohstoffen und Schätzen!
Und das vor allem in einer Form, die für Ein-
zelpersonen – so wie die Spielercharaktere
– wertvoll ist: Glücksfunde im Däm-
merungsgürtel, Unmengen von Metall-
seen, die man nur auf der Heißen Sei-
te abschöpfen und von dort zur Erde
heimbringen muss, verheißungsvolle
Jagdtrophäen von der Dunklen Seite.

58
 Ausgabe 6 • 2015
Flug durch die Hölle
ein Abenteuer
von Nick Dysen
Howdy, Marshal! Es wird wieder einmal Zeit,
ein Aufgebot zusammenzustellen, das genug
Mumm in den Knochen hat, um die staubigen
Weiten Arizonas zu bereisen. Gesucht wer-
den ein paar hartgesottene Hombres, die den
Schrecken des unheimlichen Westens ins Ge-
sicht lachen und auch in schwindelnder Höhe
nicht die Nerven verlieren. Sofern deine Ami-
gos solche Fähigkeiten besitzen oder du auch
nur ein paar Greenhorns den Schreck ihres Le-
bens verpassen willst, erfährst du hier mehr:
WAS BISHER GESCHAH
Vor einem Jahr erkundete ein konföderierter
Späher mit Hilfe eines Autogyro die staubigen
Ebenen des nördlichen Arizona. Ziel des Spä-
hers war es, mögliche Aufmarschgebiete für
die Rebellenarmee nach Colorado und Utah zu
finden. Doch der Pilot hatte kein Glück und
musste mit seiner Maschine auf einem
der Tafelberge im Monument Valley not-
landen. Der Schaden war jedoch leicht
zu beheben, so dass sich der junge Soldat
vor dem Start noch ein wenig die Beine
vertrat und das Gelände erkundete. Zum
Flug durch die Hölle
Glück für die Konföderierten verfügte der Pilot
über geologisches Grundwissen und machte
dadurch bei seinem kurzen Spaziergang einige
unglaubliche Entdeckungen. Nicht nur, dass
das Plateau trotz der hohen Temperaturen
eine tiefe Grundwasserquelle besaß, der Spä-
her stellte auch überraschend fest, dass der
Tafelberg unter einer schmalen Schicht aus
rotglühendem Sandstein über ein großes Vor-
kommen an Geisterstein verfügte.
Nach seiner Rückkehr meldete der Soldat
umgehend seine Entdeckung, und sobald die
Nachricht über den Fund das Hauptquartier in
Richmond erreichte, beschloss Jefferson Da-
vis unverzüglich das Geistersteinvorkommen
ausbeuten zu lassen. Der Generalstab war sich
einig, dass eine weitere Quelle an diesem wert-
vollen Rohstoff einen immensen taktischen
Vorteil für die Konföderierten darstellte und
sie so außerdem unabhängiger von den Gei-
stersteinkarawanen aus der Great Maze wer-
den würden.
Nach weiteren Erkundungsflügen stellte man
zähneknirschend fest, dass lediglich dieser
eine Tafelberg im Valley über Geisterstein ver-
fügte und ordnete nach näherer Untersuchung
des Berges an, ein Fort auf dem Plateau zu er-
richten. Fort Jackson, benannt nach dem be-
rühmten General „Stonewall“ Jackson, besaß
durch seine Lage einen guten Überblick über
die weitläufige Landschaft und bot hervorra-
gend Schutz gegen die kriegerischen Indianer.
Außerdem stellten die konföderierten Geolo-
gen und Wissenschaftler fest, dass der Abbau
des Geistersteins am einfachsten von oben zu
bewerkstelligen wäre, da der Sandstein an der
Außenseite des Berges überraschend hart und
selbst mit schwerem Gerät kaum zu durch-
dringen war.
Die Arbeiten liefen allerdings nur langsam an,
da das Fort nur mühsam und spärlich durch
das 120 km entfernte Flagstaff versorgt werden
konnte und sich außerdem kaum erfahrene
Bergarbeiter für diese unmenschliche Arbeit
in glühender Hitze finden ließen. Um die-
se Missstände zu beheben, ordnete Präsident
Davis an, dass Fort Jackson als Gefangenenla-
ger ausgebaut werden sollte. Die inhaftierten
Unionssoldaten müssen seitdem Zwangsarbeit
leisten und innerhalb des Tafelberges unter
unmenschlichen Bedingungen Geisterstein
abbauen. Außerdem ließ Davis von seinen ver-
rückten Wissenschaftlern in Roswell ein neues
und deutlich größeres Luftschiff konstruieren,
das fortan die Versorgung des Forts von Flag-
staff aus übernimmt. Während das Luftschiff
Lebensmittel, Ausrüstung und Gefangene
nach Fort Jackson transportiert, kehrt es mit
Laderäumen voll Geisterstein in die Stadt zu-
rück. Das Gestein wird dann per Maultierkara-
wane nach Tombstone gebracht.
59
 Ausgabe 6 • 2015
Bereits nach kürzester Zeit gab es trotz der
unzugänglichen Lage des Forts unter den
Nordstaatlern zahlreiche Gerüchte über dieses
Gefangenenlager. Oft wurde es als Ort ohne
Wiederkehr bezeichnet, und schreckliche Ge-
schichten machten die Runden, so dass Fort
Jackson nördlich der Mason-Dixon-Linie bei-
nahe den gleichen grauenvollen Ruf wie An-
dersonville genießt.
Vor ein paar Wochen geriet der Unionsoffizier
Major Nathan Stone während eines Vorstoßes
in Missouri in Gefangenschaft und wurde kur-
zer Hand mit seinen überlebenden Männern
nach Fort Jackson deportiert. Seitdem schuf-
ten sie unter gnadenlosen Bedingungen in der
Mine und haben kaum noch Hoffnung, dieser
Hölle zu entkommen. Als der Sohn des Ma-
jors, Jakob, ein Agent der Pinkertons, von der
Gefangenschaft erfuhr, ließ er sich sofort be-
urlauben und reiste in Verkleidung nach Ari-
zona. Jakobs Ziel ist es, nach Fort Jackson zu
gelangen und seinen Vater zu befreien. Sein
Plan sieht vor, mit Hilfe des Luftschiffs zum
Lager zu gelangen, einen Aufstand der Gefan-
genen anzuzetteln und das Luftfahrzeug für
eine Flucht nach Norden zu entwenden.
DER AUFBAU
Das Abenteuer beginnt in Flagstaff, einer
kleinen Siedlung im nördlichen Arizona,
Flug durch die Hölle
ungefähr 120 km von Fort Jackson entfernt.
Von hier aus wird das Fort mit Material und Ge-
fangenen versorgt bzw. der Geisterstein Rich-
tung Süden transportiert. Die wenigen Siedler,
die sich hier niedergelassen haben, werden nur
von einer kleinen, unterbesetzten Garnison vor
Indianern und Banditen beschützt. Trotz der
umgeschlagenen Menge an Geisterstein hat
der Ort aufgrund seiner abgelegenen Lage bis-
her noch keinen Aufschwung erlebt und dient
lediglich als Handelsstation und Versorgungs-
lager für durchreisende Siedler und Trapper.
Im Saloon kann man, angelockt durch den vie-
len Geisterstein, eine Menge Gesindel antref-
fen und zusätzlich haufenweise Gerüchte und
Halbwahrheiten über Fort Jackson aufschnap-
pen. Während seines Aufenthalts in Flagstaff
gerät das Aufgebot in einen Überfall von Ban-
diten, die das Militärdepot überfallen und ver-
suchen, den Geisterstein zu stehlen. Die Cha-
raktere sollten den Überfall gemeinsam mit
Jakob Stone und den Soldaten zurückschlagen
und danach von Leutnant Edward Harris, dem
Kommandanten des Luftschiffs, angeworben
werden, die Gefangenen nach Fort Jackson
zu eskortieren. Der Leutnant hat durch den
Überfall eine Menge Männer verloren und ist
dringend auf Hilfe angewiesen, so dass er zäh-
neknirschend vertrauenswürdige Zivilisten als
Wachmannschaft für die Reise anwirbt. Die
Hin- und Rückreise soll etwa drei Tage dauern.
Der Sold beträgt 10 $ pro Tag.
KAPITEL 1: FLAGSTAFF
SEHEN UND STERBEN
Das kleine Örtchen Flagstaff bekam seinen Na-
men, als Siedler, die nach Westen zogen, hier
anhielten, um den Unabhängigkeitstag zu fei-
ern. Die Siedler fällten einen Baum und hissten
die Kriegsflagge der Konföderation. Nachdem
sie weitergezogen waren, kamen neue Siedler
in das Gebiet und wählten aufgrund des vorge-
fundenen und heute noch verwendeten Flag-
genmastes für ihre neue Siedlung den Namen
Flagstaff.
Nach den Geistersteinfunden im Monument
Valley bauten die Südstaatler den Ort aus und
errichteten neben dem gut gesicherten Militär-
depot einen Luftschiffhangar nebst Landeplatz
sowie ein Durchgangslager für die gefangenen
Unionssoldaten. Jakob Stone ist bereits in der
Stadt und sucht nach einer Möglichkeit, mit
dem Luftschiff nach Fort Jackson zu gelangen.
Das Aufgebot kann selbst auf der Durchrei-
se sein oder aufgrund der anhaltenden Ge-
rüchte über Geistersteinfunde gezielt den Ort
aufsuchen. Kurz nach ihrem Eintreffen wird
die Stadt von einer Bande Desperados (10-15
Männer, Werte im Anhang) überfallen, die
es auf das Militärdepot abgesehen haben und
zur Vorbereitung des Überfalls an wichtigen
Schlüsselpositionen der Siedlung Stellung
bezogen haben. Das Aufgebot sollte hierbei
leicht in eine Schießerei verwickelt werden
60
 Ausgabe 6 • 2015 Flug durch die Hölle

und die Banditen tatkräftig zurückschlagen.

Nach dem Scharmützel wird Leutnant Harris
das Aufgebot und Jakob Stone dann für seine
Wachmannschaft rekrutieren.

KAPITEL 2: WILLKOMMEN AN
BORD DER „TICONDEROGA“
Das von den verrückten Wissenschaftlern in
Roswell entwickelte Luftschiff wurde auf den
Namen Ticonderoga getauft und ist darauf
ausgelegt, große Lasten zu befördern. Die Ti-
conderoga ist deutlich größer als das Standard-
luftschiff und wirkt beinahe wie ein fliegender
Güterwagon. Die Werte des Schiffes sowie
eine Beschreibung inkl. Karte kann der Mar-
shal im Anhang finden. Leutnant Harris wird
das Aufgebot nach Erfahrungen mit der Steu-
erung von Luftfahrzeugen und der Bedienung
von Artillerie oder automatischen Waffen
fragen und sie entsprechend einteilen. Cha-
raktere mit Flugerfahrung oder technischem
Verständnis werden dem Luftschiffführer als
Co-Pilot zugeteilt, während ausgewiesene
Artilleristen dem Geschützmeister unterstellt
werden und eines der Gatling- Gewehre über-
nehmen. Der Rest wird auf dem Oberdeck
Stellung beziehen oder im Unterdeck die
Gefangenen bewachen. Außerdem er-
folgt vom Piloten eine kurze technische
Einweisung. Die Flugzeit nach Fort Jack-
son beträgt etwa sechs Stunden. Neben

61
 Ausgabe 6 • 2015
dem Kommandanten Leutnant Harris und der
Wachmannschaft, die aus dem Aufgebot, Ja-
kob Stone und vier weiteren Soldaten besteht,
hat das Luftschiff folgende Besatzungsmit-
glieder:
Sergeant Jeb O´Donnell, Pilot: Der irisch-
stämmige O´Donnell ist ein großer, schmaler
Mitdreißiger mit langen roten Haaren und ein
erfahrener Luftschiffer. Der Pilot ist laut, herz-
lich und ein begnadeter Geschichtenerzähler.
Außerdem spricht er, wenn der Leutnant nicht
hinsieht, heimlich dem Whisky zu und teilt
ihn auch gerne.
Zitat: „Übernimm du das Steuer, ich muss
nach dem Kessel sehen.“
Korporal Hank Nolan, Geschützmeister:
Nolan, ein griesgrämiger Kerl von fast sechzig
Jahren, stammt aus Meridian, Mississippi und
ist seit Beginn des Krieges bei der Artillerie.
Seit der Schlacht von Gettysburg besteht sein
linkes Bein aus Holz und er kann sich nur un-
ter großen Schmerzen mit Hilfe einer Krücke
fortbewegen. Allerdings ist sein Blick noch
immer so scharf, wie der eines Adlers, und mit
einem Gatling-Gewehr kann er einem Kojoten
die Flöhe aus dem Fell schießen.
Zitat: „Ziel höher verdammt. Wo hast du
denn Schießen gelernt, Bürschchen.“
Vor dem Überfall wurde die Ticonderoga
bereits beladen, so dass die Wachmann-
schaft unter Aufsicht Leutnant Harris le-
Flug durch die Hölle
diglich am nächsten Morgen die Gefangenen
(etwa 20 Männer) im Unterdeck in ihre Zellen
sperren muss, bevor der Flug bei Sonnenauf-
gang beginnen kann.
KAPITEL 3: SIE FÜRCHTEN
WEDER TOD NOCH TEUFEL
Während der Reise nach Fort Jackson wird
die Ticonderoga von Luftpiraten mit Autogy-
ros angegriffen, die das Ziel haben, das Luft-
schiff zu entern. Die Piraten kommen aus Utah
und arbeiten für Dr. Hellstromme. Insgesamt
wird das Luftschiff von sechs Maschinen mit
schwenkbaren Gatling-Lafetten attackiert. Der
Plan sieht vor, mit dem ersten Anflug die Kabi-
ne unter Feuer zu nehmen und die Geschütze
auszuschalten. Danach lenken drei Maschinen
unter Einsatz der Gatling-Gewehre die Besat-
zung ab, während die restlichen drei über dem
Luftschiff kreisen. Die Piraten auf den Passa-
giersitzen sind alle mit Luftfängern ausgestat-
tet und springen über dem Ballon ab. Ihr Ziel
ist es, sich am Netz, der den Ballon umgibt,
festzuhalten und so in die Kabine zu gelangen.
Dieses Manöver geschieht zweimal, danach
werden gezielt das Cockpit, die Luftschrauben
und Widerstandsnester an Bord beschossen,
wobei nach Möglichkeit nicht der Ballon ge-
troffen werden soll. Sobald vier Autogyros ab-
geschossen wurden, flieht der Rest der Piraten
nach Norden.
Während des Angriffs ereignen sich folgende
Begebenheiten an Bord der Ticonderoga, die
die Situation noch zuspitzen:
1. O´Donnell wird von einem Querschläger
erwischt und übergibt die Steuerung des
Schiffes an ein Mitglied des Aufgebots.
2. Die Piraten zerschießen eine der Öllampen
im Unterdeck, und es bricht ein Feuer im
Frachtraum aus. Da hier auch Dynamit und
Schießpulver gelagert werden, sollte der
Brand dringend unter Kontrolle gebracht
werden, bevor das Schiff explodiert.
3. Die Gefangenen können einen unvorsich-
tigen Wächter überwältigen und versuchen,
aus der Zelle auszubrechen und das Schiff
zu übernehmen.
4. Sobald zwei oder mehr Piraten am Ballon
hängen, wird Leutnant Harris zwei Mit-
gliedern der Wachmannschaft (bevorzugt
Mitglieder des Aufgebots) befehlen, aus-
zusteigen und die Piraten im Nahkampf zu
bekämpfen. Die Männer werden zu ihrer
Sicherheit angeseilt und können sich mit
schwierigen (7) Kletternproben auf dem wa-
ckeligen Untergrund bewegen.
Jakob wird während des Angriffs tatkräftig die
Piraten bekämpfen, da er die Ticonderoga für
seinen Fluchtplan noch benötigt. Allerdings
nutzt er trotzdem heimlich Möglichkeiten, die
Wachmannschaft zu reduzieren bzw. zu behin-
dern. Dies kann ein durchgeschnittenes Siche-
62
 Ausgabe 6 • 2015 Flug durch die Hölle

rungsseil oder ein absichtlicher Rempler sein,

der ein Mitglied des Aufgebots direkt vor die
Füße einer Gruppe aufständischer Gefangener
befördert.
Nach dem Angriff werden die Verwundeten
versorgt und Reparaturen durchgeführt, ehe
die Reise fortgesetzt werden kann. Sollte das
Aufgebot die Leichen der Piraten untersuchen
oder einen der Männer gefangen nehmen
können, stellen sie fest, dass diese unter ihren
Lederjacken Uniformen der Konföderierten
tragen. Die Piraten sollten das Luftschiff über-
nehmen, sich für die Besatzung ausgeben und
so den Geisterstein im Fort stehlen (weitere
Details zu den Hintergründen siehe Kapitel
4).

Durch Querschläger und den Aufstand der

Unionssoldaten sollte sich die Anzahl der
Wachmannschaft um vier und der Gefange-
nen um mindestens sechs reduziert haben.
Sollte das Aufgebot zu hart gegen die Gefan-
gen vorgegangen und nur noch weniger als
zehn am Leben sein, werden sie scharf von
Leutnant Harris gerügt und verbringen den
Rest der Reise im stickigen Unterdeck.
KAPITEL 4: VERRAT IN
FORT JACKSON
Fort Jackson wurde auf der Spitze eines
300 Meter hohen Tafelbergs errichtet,
der von rötlicher Farbe ist und sich über der
Hochebene des Colorado-Plateaus erstreckt.
Das Plateau, auf dem die Befestigung errich-
tet wurde, ist etwa 100 Meter breit und wurde
beim Bau des Forts so gut es ging begradigt.
Das Fort besteht, ähnlich den Behausungen
der Pueblo-Indianer, zum größten Teil aus ge-
brannten Lehmziegeln und wird von Colonel
Lester Calhoon kommandiert.
Eine Beschreibung des Forts findet der Mar-
shal im Anhang.
Nach der Landung der Ticonderoga wird die
Besatzung des Luftschiffs von Colonel Cal-
hoon erwartet, der von Leutnant Harris einen
Bericht über die Ereignisse der Reise verlangt.
Ein guter Menschenkenner (schwierige (7) Ein-
schätzenprobe) stellt fest, dass der Colonel mit
dem Bericht nicht zufrieden ist, obwohl das

63
 Ausgabe 6 • 2015
Luftschiff vor der Kaperung bewahrt werden
konnte. Auch vom Einsatz von Zivilisten zum
Schutz des Schiffes scheint er nicht begeistert.
Calhoons Unmut hängt mit seinen illegalen
Geschäften zusammen. Der Colonel hat Dr.
Hellstromme die Geistersteinvorräte des Forts
verkauft und ihm außerdem das Luftschiff
versprochen. Der Plan sah vor, dass Calhoon
den Abbau an Geisterstein ausweitet und das
Depot bis an die Grenze füllt, außerdem teilte
er dem Doktor den Flugplan der Ticonderoga
mit. Hellstrommes Männer sollten dann das
Luftschiff entern, sich als Besatzung ausge-
ben und den Geisterstein nach Salt Lake City
bringen. Unterlagen über diese Vereinbarung
sowie eine Anzahlung von 300 $ in Gold kön-
nen in der Unterkunft des Colonel gefunden
werden. Da der Überfall missglückt ist und Zi-
vilisten an Bord unüblich sind, wird Calhoon
misstrauisch und das Aufgebot für Spione
halten. Sollte Calhoon im Fort mit den Unter-
lagen konfrontiert werden, wird er sie als Fäl-
schung bezeichnen, die Charaktere gefangen
nehmen lassen und sie in die Mine schicken,
wo sie einigen bedauernswerten „Unfällen“
zum Opfer fallen. Außerhalb des Forts hat das
Aufgebot gute Chancen, dass ihnen mit
Hilfe der Unterlagen Glaube geschenkt
wird und es zu einer Untersuchung des
Vorfalls kommt.
Nach dem Rapport befiehlt Calhoon, dass
Flug durch die Hölle
die Gefangenen in die Mine gebracht werden,
während das Aufgebot, Jakob Stone und einige
Soldaten des Forts das Material ausladen. An-
schließend wird der Geisterstein für Flagstaff
verladen. Aufmerksamen Charakteren (schwie-
rige (7) Wahrnehmungsprobe oder Beruf: Berg-
mann) stellen fest, dass die Ausbeute an Gei-
sterstein für ein Fort dieser Größe recht dürftig
ist. Dies hängt mit Calhoons verbrecherischen
Aktivitäten zusammen. Der Colonel hält be-
wusst Geisterstein zurück, den er bereits Hell-
stromme versprochen hat. Können die Charak-
tere einen Blick in das Depot werfen, stellen sie
fest, dass dort noch reichlich Gestein vorhan-
den ist.
Nach der Arbeit darf sich das Aufgebot frei im
Fort bewegen, wobei lediglich Militärangehö-
rige Waffen tragen dürfen. Außerdem werden
sie angewiesen, sich vom Depot und den Ge-
fangenen fernzuhalten. Leutnant Harris teilt
ihnen außerdem mit, dass sie für die Nacht-
wache am Luftschiff eingeteilt sind. Misstrau-
ische Mitglieder des Aufgebots können mit
einer schwierigen (7) Wahrnehmungsprobe fest-
stellen, dass sie heimlich von einigen Soldaten
beobachtet werden. Die Soldaten wurden von
Calhoon angewiesen, das Aufgebot im Auge
zu behalten und greifen nach Ermessen des
Marshals ein. Mit einer schwierigen (7) Schlei-
chenprobe kann man sie abhängen.
Während der Erkundung des Forts kann das
Aufgebot miterleben, wie Calhoon an einem
seiner Männer eine Strafaktion durchführt.
Der Soldat wird auf dem Appellplatz festge-
bunden und erhält 10 Peitschenhiebe. Mit einer
fairen (5) Überredenprobe erfahren sie von den
Bewohnern des Fort, dass der Soldat heimlich
einem Gefangenen Nahrung zugesteckt hat
und für diese Verfehlung nun bestraft wird.
Fort Jackson ist knapp an Wasser und Vorrä-
ten, was man am schlechten Zustand der Ge-
fangenen deutlich erkennen kann. Viele von
ihnen leiden an Geistersteinfieber (siehe „Die
Schnellen und die Toten“ S. 105), da das Was-
ser, das aus der Untergrundquelle gepumpt
wird, kontaminiert ist und sie außerdem dem
Geisterstein untertage stundenlang ausgelie-
fert sind. Bisher kam es unter den Gefangenen
zu zwei Fällen von spontaner Selbstentzün-
dung, die sich der Arzt des Forts nicht erklären
kann. Auch einige der Soldaten zeigen bereits
erste Symptome der Krankheit, obwohl sie nie
in die Mine gehen. Sollten Mitglieder des Auf-
gebots über medizinische Kenntnisse verfü-
gen, werden sie von Doc Smith, dem Arzt des
Forts, um Hilfe gebeten. Haben die Charaktere
Erfahrung mit Geistersteinfieber, genügt eine
faire (5) Medizinprobe, um die Krankheit zu
identifizieren und neben der Mine auf einen
zweiten Seuchenherd zu tippen. Andernfalls
ist eine harte (9) Probe auf Medizin erforder-
64
 Ausgabe 6 • 2015
lich. Mit einer fairen (5) Suchenprobe kann
dann das Wasser als Ursache der Krankheit
ausgemacht werden. Um das Wasser zu säu-
bern, ist es mit einer schwierigen (7) Basteln-
probe möglich, eine Filteranlage zu bauen und
sie an die Pumpe anzuschließen. Die Soldaten
sind dann fortan vor den schädlichen Einflüs-
sen des Geistersteins geschützt.
Da Calhoon das Aufgebot für Spitzel hält, hat
er sie und Stone für die Nachtwache am Luft-
schiff einteilen lassen. Er teilt Leutnant Harris
mit, dass er wichtige Dokumente für Flagstaff
hat und lässt eine schwere Kiste in eine der Zel-
len an Bord bringen. Während der Nacht soll
ein Mitglied des Aufgebots die Kiste bewachen
und wird dafür in der Zelle eingeschlossen.
Der Colonel verfolgt damit zwei Ziele. Zum
einen setzt er einen der vermuteten Spione
während der Nacht außer Gefecht, zum ande-
ren will er ihn der Spionage überführen und so
vor ein Erschießungskommando bringen. Die
Kiste lässt sich leicht öffnen (narrensichere
(3) Schlösser knacken-Probe) und enthält kei-
ne Dokumente, sondern eine Farbbombe aus
schwarzer Tinte, die beim unbefugten Öffnen
explodiert und den Täter markiert. Eine
kleine Anzahl an Farbbomben hat Cal-
hoon von Hellstromme erhalten, um ihre
gegenseitige Korrespondenz zu sichern.
Die anderen Mitglieder des Aufgebots
sollen vor dem Luftschiff patrouillieren.
Flug durch die Hölle
Das Betreten des Oberdecks wird ihnen wäh-
rend der Nachtwache verboten.
Jakob Stone erkundet nach dem Löschen der
Ladung das Fort, nimmt heimlich Kontakt mit
seinem Vater auf und informiert ihn über den
geplanten Gefangenenausbruch. Sein Plan
sieht vor, nachts Sprengladungen an strate-
gischen Zielen zu zünden, mit den Gefange-
nen das Waffendepot zu stürmen und mit einer
kleinen Gruppe von treu ergebenen Männern
seines Vaters das Luftschiff zu kapern. Bei dem
Ausbruch wird er eifrig von seinen Elixieren
Gebrauch machen.
Da er ebenfalls für die Wache eingeteilt wurde,
wird er den Charakteren während der Nacht
Whisky mit Entkräftungspulver (siehe Smith
& Robards S. 82) anbieten und unter dem Vor-
wand, die Latrinen aufsuchen zu wollen, das
Aufgebot verlassen. Das Pulver ist stark ver-
dünnt und wirkt nach fünf Runden.
Nach den ersten Explosionen, wird Leutnant
Harris das Luftschiff erreichen und dem Auf-
gebot befehlen, das Schiff zu schützen. Er
verbarrikadiert sich mit den Charakteren im
Unterdeck und versucht, das Schiff vor der
Enterung zu bewahren. Stone wird gegen das
Aufgebot Würg- und Schlafgas einsetzen, mit
seinen Männern das Schiff stürmen und mit
der Ticonderoga in der Nacht entkommen.
Dabei wird allerdings der Geisterstein-Kes-
sel überhitzt, was zwar zu einer höheren Ge-
schwindigkeit während der Flucht führt, das
Schiff aber langfristig beschädigt. Der Marshal
sollte dafür sorgen, dass das Aufgebot an Bord
des Schiffes betäubt und festgesetzt wird. Der
Charakter in der Zelle wird von den Unions-
soldaten nicht befreit, es wird lediglich ver-
sucht, ihn zur Aufgabe zu überreden. Sollte
dies nicht möglich sein, wird er erst einmal auf
der Flucht ignoriert.
Die Anzahl der Männer, die das Schiff entern,
sollte an die Stärke des Aufgebots angepasst
werden. Folgende NSC-Beschreibungen kön-
nen als Beispiel für Stones Männer dienen:
1. Sergeant Ted Granger ist ein Frontschwein
wie es im Buche steht. Hart, zupackend und
schnell mit dem Messer wird er seine Män-
ner zur Höchstleistung antreiben und keine
Gnade mit den Rebellen kennen.
2. Private Derby Sinclair ist gerade mal zwan-
zig, aber ein technisches Wunderkind, das
instinktiv jedes mechanische Gerät versteht
und einsetzen kann. Spielerisch gelingen
ihm die schwierigsten Fahr- und Flugmanö-
ver, während er gegenüber Menschen unbe-
holfen und unsicher ist.
3. Private Bill Moon, ein Schwätzer vor dem
Herrn, der einfach nicht seine Klappe hal-
ten kann. Der feiste Soldat mit den schiefen
Zähnen versucht sich vor jeder gefährlichen
Aufgabe zu drücken.
65
 Ausgabe 6 • 2015
4. Korporal Sharp Nose ist der indianische
Scout des Majors und seit Beginn des
Krieges an seiner Seite. Der große, dunkle
Siouxkrieger ist ein Meister im Nahkampf
und Boxchampion in seiner Kompanie.
5. Private Perry „Hawkeye“ Handerson ist der
Scharfschütze in der Einheit und ein maul-
fauler Kerl ohne Gewissen. Sein linkes Ohr
wurde ihm im Fort abgeschnitten, und er
nutzt jede Gelegenheit, um es seinen Peini-
gern heimzuzahlen.
KAPITEL 5:
DER ABSTURZ DES PHOENIX
Die Gefangenen können in der Nacht nach
Norden entkommen, aber das Schiff hat
schwere Schäden, und man ist sich unsicher,
was mit dem Aufgebot geschehen soll. In der
Morgendämmerung wird das Luftschiff von
einer Gruppe Teufelsfledermäuse angegriffen,
die vom Geisterstein im Laderaum des Schiffes
angezogen werden. Die Fledermäuse umkrei-
sen zuerst die Ticonderoga und beginnen dann
damit, den Ballon zu beschädigen, um so das
Luftschiff zum Absturz zu bringen. Außer-
dem versuchen sie, durch die Ladeluken
im Unterdeck in das Schiff einzudringen
und Beute zu machen. Jakob Stone und
seinem Vater wird klar, dass sie gegen die
Fledermäuse alleine keine Chance haben
und schlagen dem Aufgebot ein Bündnis
Flug durch die Hölle
vor. Schnell wird ersichtlich, dass der Ballon
geflickt und die Teufelsfledermäuse vertrieben
werden müssen, sonst stürzt das Luftschiff ab.
Daher wird das Aufgebot mit dem sanften
Druck eines Revolvers aufgefordert, auszu-
steigen, den Ballon zu reparieren und die Kre-
aturen zu besiegen. Das Aufgebot wird mit
Waffen ausgestattet (Revolver und Nahkampf-
waffen), zu ihrer Sicherheit angeseilt und kann
sich mit schwierigen (7) Kletternproben auf dem
wackeligen Untergrund bewegen. Mit einer
schwierigen (7) Geschicklichkeitsprobe lässt sich
pro Runde ein Loch im Ballon flicken. Die Fle-
dermäuse werden den Kampf beenden, sobald
die Hälfte von ihnen getötet wurde.
Acht Runden nach Kampfbeginn wird klar,
dass die Teufelsfledermäuse zu viele Schäden
verursacht haben und der Ballon in der Wü-
ste abstürzen wird. Alle an Bord können sich
mit schwierigen (7) Gewandheitsproben auf den
Aufschlag vorbereiten. Misslingt die Probe, er-
hält der Charakter 2W6+10 Schadenspunkte.
Alle Wunden, die er sich dabei zuzieht, wer-
den zufällig auf die Körperzonen verteilt, wo-
bei Kopf und Eingeweide ignoriert werden.
Bei bestandener Probe reduziert sich der Scha-
den um die Hälfte. Sollten innerhalb der acht
Kampfrunden Löcher geflickt worden sein,
reduziert sich der Schaden pro ausgebesserten
Riss um 2 Punkte. Das Schiff fängt durch den
zerstörten Geistersteinkessel Feuer während
die Anzahl der überlebenden NSC im Ermes-
sen des Marshals liegt.
Nachdem Calhoon das Chaos im Fort beseitigt
hat, schickt er dem Luftschiff umgehend eine
Armeepatrouille auf Dampf-Velozipeden hin-
terher. Die Patrouille besteht aus acht loyalen
Männern, die das Schiff zurückholen und die
Gefangenen exekutieren sollen. Da Calhoon
davon ausgeht, dass das Aufgebot den Uni-
onssoldaten bei der Flucht geholfen hat und er
glaubt, mit seiner Vermutung, die Charaktere
seien Spione, Recht zu haben, hat er auch sie
zum Abschuss freigegeben. Die Soldaten er-
reichen das Luftschiff kurz nach dem Absturz
der Ticonderoga und greifen die Gruppe an. Sie
versuchen, die Überlebenden vom Luftschiff
abzudrängen und sie mit den Velozipeden ein-
zukreisen. Nur, wenn Leutnant Harris noch am
Leben ist und sich bemerkbar macht, werden
sie nicht sofort schießen. Die Soldaten werden
dann die überlebenden Gefangenen einmalig
auffordern, die Waffen niederzulegen und sich
zu ergeben. Sollte dieser Aufforderung nicht
nachgekommen werden oder der Leutnant be-
reits Tod sein, beginnen sie sofort zu schießen.
Stone und seine überlebenden Männer werden
sich bereitwillig mit dem Aufgebot verbünden,
um die neue Bedrohung abzuwehren.
Das brennende Luftschiff sowie der Kampf
zwischen dem Aufgebot und den Soldaten
66
 Ausgabe 6 • 2015
lockt eine Gruppe von Navajo an. Die India-
ner beobachten das Gefecht und greifen erst
ein, wenn beide Seiten stark geschwächt sind.
Sie sind auf Beute aus und kesseln die Kämp-
fenden ein, ehe sie aus erhöhter Position meh-
rere Runden lang Pfeilsalven auf die Gruppe
abfeuern. Ziel ist es, die Velozipede außer Ge-
fecht zu setzen, die Weißen an einer Flucht zu
hindern und sie in der Wüstenhitze verdur-
sten zu lassen.
KAPITEL 6:
DER MIT DEM STAUB TANZT
Die Indianer starten eine zermürbende Bela-
gerung. Sie sind gut verborgen (siehe DEAD-
LANDS-Regelwerk S. 99) hinter einigen
Felsen in Deckung gegangen, schießen in un-
regelmäßigen Abständen Salven von Pfeilen
und vereinzelte Kugeln auf die Weißen und
wollen einen Ausbruch der Eingeschlossenen
verhindern. Sie sind gut mit Munition, Wasser
und Lebensmitteln versorgt.
Das Aufgebot und die restlichen Überleben-
den haben nur wenig Bewegungsfreiheit und
liegen die meiste Zeit in Deckung. Hinzu
kommt die steigende Temperatur in der
Wüste Arizonas, die die Gruppe langsam
zermürbt. Die Temperatur steigt in der
Mittagssonne auf 36 Grad an, so dass der
Marshal die Regeln für Hitze (siehe Die
Flug durch die Hölle
Schnellen und die Toten S. 13) beachten sollte.
Sind die Wasservorräte knapp, kommen auch
die Regeln unter dem Abschnitt Futter (S.14)
zum Tragen. Viele der Überlebenden sind auf-
grund der Situation und der allgemeinen Hilf-
losigkeit verzweifelt. Angst, Durst und geringe
Munitionsbestände belasten die Männer und
lassen den ein oder anderen in den Wahnsinn
verfallen. Die Gruppe ist unentschlossen, was
zu tun ist und wird sich nicht ohne die aktive
Hilfe des Aufgebots auf ein gemeinsames Vor-
gehen einigen können. Das Aufgebot sollte ei-
nen geeigneten Fluchtplan schmieden, wobei
dumpfe Ausbruchsversuche lediglich zu einem
hohen Blutzoll führen sollten. Der Marshal
sollte sein Aufgebot hier an seine Grenzen
bringen.
Sobald die Situation für das Aufgebot zu aus-
weglos erscheint, kann in der Ferne eine große
Staubwolke ausgemacht werden, die sich
schnell auf die Eingeschlossenen zubewegt.
Hierbei handelt es sich um einen starken Sand-
sturm, der die Sicht stark einschränkt (alle Pro-
ben -6) und gut als Fluchtmöglichkeit dienen
kann. Leider reisen mit dem Sandsturm einige
Staubteufel, die gierig auf Beute sind und den
roten wie den weißen Mann als Futter anse-
hen. Im Chaos des Sturms kommt es immer
wieder zu spontanen Angriffen der Staubteu-
fel und willkürlichen, blutigen Begegnungen
mit den Indianern. Können die Staubteufel be-
siegt werden, lichtet sich der Sturm unnatür-
lich schnell. Die Charaktere können dann mit
Hilfe einer fairen (5) Ortskenntnis: Utah-Probe
eine kleine Ansiedlung im Norden des Bundes-
staates erreichen. Von dort ist die Weiterreise
in andere Regionen des unheimlichen Westens
problemlos möglich. Ob und wie viele NSC di-
ese Tour de Force überleben, liegt im Ermessen
des Marshals.
NACHSPIEL
Sollten die Stones und weitere Unionssol-
daten überlebt haben, werden sie nach Norden
aufbrechen und das nächste Nordstaatenfort
ansteuern. Versucht das Aufgebot, sie aufzu-
halten, werden sie kämpfen oder heimlich flie-
hen.
Calhoon wird das Wrack der Ticonderoga fin-
den und bergen lassen. Sollte er nicht davon
überzeugt sein, dass das Aufgebot Tod ist, wird
er versuchen, es aufzuspüren und zu eliminie-
ren. Haben die Charaktere die geschäftliche
Verbindung zwischen Calhoon und Hellstrom-
me aufgedeckt und können sie die Informa-
tionen an Calhoons Vorgesetzte weiterleiten,
wird der Colonel desertieren und sich an dem
Aufgebot rächen wollen (In beiden Fällen er-
hält das Aufgebot den Nachteil Feind: 3). De-
sertiert Calhoon, wird die Bergung der Ticon-
deroga durch den neuen Fortkommandanten
durchgeführt.
67
 Ausgabe 6 • 2015
Kehrt das Aufgebot freiwillig zum Fort zu-
rück ohne Calhoons Vorgesetzte in Kenntnis
zu setzen, werden sie als Spione und für den
Diebstahl des Luftschiffs erschossen.
ALTERNATIVER ABENTEUER-
VERLAUF
Sollte die Gruppe nur aus treuen Anhängern
der Union oder Pinkertons bestehen, ist ein
alternativer Abenteuerverlauf möglich. Ma-
jor Stone besitzt dann wichtige Informationen
für die Union und soll von dem Aufgebot aus
Fort Jackson befreit werden. Jakob Stone ist
dann nicht der Sohn des Majors und auch kein
Pinkerton, sondern Spion der Konföderierten.
Der Geheimdienst der Rebellen hat von der
Aktion des Aufgebots Wind bekommen und
setzt Stone ein, um die Gruppe aufzuhalten.
Allerdings kennen die Konföderierten nur den
Plan der Befreiung und nicht die Namen oder
Gesichter des Aufgebots. Stone schnüffelt dem
Aufgebot heimlich hinterher und versucht es
als Gruppe von Spionen zu enttarnen.
Sollten die Charaktere Jakob Stone im Fort
abschütteln können, wird er in Kapitel
5 mit der Armeepatrouille auf sie Jagd
machen und sich trotz allem Wiederwil-
len in Kapitel 6 mit ihnen gegen die In-
dianer verbünden. Sein Schicksal liegt in
den Händen des Marshals.
Flug durch die Hölle
ANHANG
FURCHTSTUFE
Die Furchtstufe liegt bei 2.
KOPFGELD
Kapitel 1
Banditen besiegt: 1 weißer Schicksalschip
Kapitel 2
Mit Luftschiff und Besatzung vertraut gemacht:
1 weißer Schicksalschip
Kapitel 3
Luftpiraten besiegt: 1 roter Schicksalschip
Uniformen der Luftpiraten entdeckt: 1 roter
Schicksalschip
Fort Jackson mit mindestens 12 Gefangenen
erreicht: 1 weißer Schicksalschip
Kapitel 4:
Herausgefunden, dass Calhoon mit Hellstrom-
me Geschäfte macht: 1 roter Schicksalschip
Versorgung der Kranken und Grundwasser-
quelle als eine der Ursachen für das Geister-
steinfieber ermittelt: 1 weißer Schicksalschip
Jakobs Plan, die Gefangenen zu befreien, auf-
gedeckt: 1 roter Schicksalschip
Gefangenenaufstand niedergeschlagen: 1 roter
Schicksalschip
Flucht des Luftschiffs vereitelt: 1 roter Schick-
salschip
Kapitel 5:
Pro zwei getötete Teufelsfledermäuse: 1 wei-
ßer Schicksalschip
Sich mit Gefangenen gegen die Teufelsfleder-
mäuse verbündet: 1 roter Schicksalschip
Armeepatrouille besiegt: 1 weißer Schick-
salschip
Kapitel 6:
Indianer besiegt: 1 weißer Schicksalschip
Sich mit Armeepatrouille gegen die Indianer
verbündet: 1 roter Schicksalschip
Staubteufel besiegt: 1 roter Schicksalschip
THE GOOD,
THE BAD AND THE UGLY
Leutnant Edward Harris,
Luftschiffkommandant
Harris stammt aus einer angesehenen Ingeni-
eurs-Familie aus Georgia. Sein Vater arbeitet
für Robert E. Lee beim Bau der Dixie Rails,
während sein Onkel in Roswell die Ticondero-
ga gebaut hat. Leider ist Harris technisch völlig
unbegabt und strebte daher eine militärische
Karriere an. Für seine Familie ist er dadurch
das schwarze Schaf, und seinen gegenwär-
tigen Posten als Kommandant des Luftschiffs
verdankt er lediglich den guten Beziehungen
seiner Familie. Der junge Leutnant will sich
auf diesem Posten unbedingt beweisen und
68
 Ausgabe 6 • 2015
versucht ein harter, aber gerechter Vorgesetz-
ter zu sein. Dabei schießt er manchmal über
das Ziel hinaus, aber eigentlich ist Harris kein
übler Kerl, der unter Anleitung zu einem gu-
ten Offizier reifen könnte.
Körperlich: Gs: 2W6, Gw: 3W8, St: 3W6, Re:
4W6, Ko: 3W8
Ausweichen 3W6, Kämpfen: Säbel 3W6, Klet-
tern 3W8, Schießen: Gewehr 3W8, Schießen:
Pistole 3W8, Reiten 4W6
Geistig: Wa: 3W8, Wi: 4W8, Ch: 3W6, Sc:
2W8, Ge: 3W8
Artillerie 4W8, Einschüchtern 3W6, Führungs-
qualität 3W6, Mumm 3W6, Suchen 3W8
Vorteile: Einflussreiche Freunde, Militä-
rischer Rang 1
Nachteile: Heldenhaft, Zwei linke Hände
Ausrüstung: Säbel, 45er Army Revolver
Colonel Lester Calhoon,
Fortkommandant
Calhoon ist ein unbarmherziger Mann Mit-
te vierzig, der alles tut, um seine Aufgabe zu
erfüllen. Als Karriereoffizier schindet er sei-
ne Untergebenen so lang bis das gewünschte
Ergebnis vorliegt. In Fort Jackson ist es seine
Aufgabe, möglichst viel Geisterstein zu
fördern, und dieses Ziel verfolgt er mit
unerbittlicher Härte, was vor allem die
Gefangenen zu spüren bekommen. Nach
Außen handelt der Colonel stets nach
den Vorschriften, aber sollte es für sein
Flug durch die Hölle
militärisches Weiterkommen von Vorteil sein,
wird er diese geschickt umgehen. Alle Erfolge
schreibt er sich selbst zu, während er für sämt-
liche Fehlschläge seine Untergebenen verant-
wortlich macht. Calhoon ist außerdem ein
sehr gieriger Mensch, der mit Dr. Hellstrom-
me heimlich Geschäfte macht und ihm große
Mengen des Geistersteins verkauft hat. Zu die-
sem Geschäft gehört auch, dass er dem Doktor
den Flugplan der Ticonderoga zukommen ließ,
damit dieser den Überfall auf das Luftschiff or-
ganisieren konnte.
Körperlich: Gs: 2W8, Gw: 3W6, St: 3W6, Re:
3W6, Ko: 2W8
Ausweichen 3W6, Kämpfen: Säbel 3W8, Schie-
ßen: Gewehr 4W6, Schießen: Pistole 3W6,
Schleichen 2W6
Geistig: Wa: 3W8, Wi: 2W8, Ch: 4W6, Sc:
3W8, Ge: 2W8
Artillerie 4W8, Einschätzen 4W8, Einschüch-
tern 3W6, Führungsqualität 4W6, Glaube 2W8,
Mumm 3W8, Suchen 3W8
Vorteile: Militärischer Rang 3, Kühler Kopf
Nachteile: Gierig, Rachsüchtig, Selbstgerecht,
Übermut
Ausrüstung: Säbel, 45er Army Revolver
Jakob Stone, Pinkerton-Agent
Stone ist Anfang dreißig, stammt ursprünglich
aus Vermont und arbeitet seit fünf Jahren für
die Pinkerton-Agentur. Er ist ein Meister der
Verkleidung und ist seit mehreren Jahren als
Spion hinter den feindlichen Linien eingesetzt.
In Flagstaff gibt er sich als glückloser Cowboy
aus, der auf der Suche nach einem neuen Job
ist. Jakobs Ziel ist es, an Bord der Ticonderoga
zu gelangen, seinen Vater aus der Gefangen-
schaft zu befreien und über die Grenze nach
Norden zu fliehen. Um dies zu bewerkstelligen,
hat er ein paar Kontakte spielen lassen und sich
aus dem Elixier-Vorrat der Pinkertons bedient.
Jakob wird versuchen, sich mit dem Aufgebot
anzufreunden und sie für seine Zwecke einzu-
spannen. Der Pinkerton tötet niemanden gern,
aber um seinen Vater zu befreien, ist ihm jedes
Mittel recht.
Körperlich: Gs: 3W8, Gw: 2W10, St: 3W6, Re:
4W6, Ko: 2W6
Ausweichen 3W10, Fingerfertigkeit 2W8,
Kämpfen: Raufen 2W10, Klettern 2W10, Schie-
ßen: Automatische Waffen 3W8, Reiten 2W10,
Schleichen 3W10, Schlösser knacken 2W8,
Schnellziehen 2W6, Stehlen 3W8, Werfen: Eli-
xier 3W8
Geistig: Wa: 2W12, Wi: 2W8, Ch: 4W10, Sc:
3W6, Ge: 2W6
Bildung: Okkultismus 3W8, Bluffen 3W6, Ein-
schätzen 3W12, Einschüchtern 2W10, Füh-
rungsqualität 2W10, Mumm 2W6, Sprengen
3W8, Straßenwissen 3W6, Suchen 3W12, Über-
reden 3W6, Verkleiden 4W8, Wissenschaft:
Chemie 3W8
Vorteile: Aufmerksam, Besitztümer 3, Ein-
flussreiche Freunde 3
69
 Ausgabe 6 • 2015
Nachteile: Feind: Texas Ranger, Treu, Ver-
pflichtung 3
Ausrüstung: Gatling-Pistole, Derringer (im
Ärmel versteckt), Abgesägte Schrotflinte,
Dietrich, Messer, Sprengkapseln, Dynamit 5
Stangen, Schlaf-Gas 2x, Eulenaugen-Tonikum
1x, Griechisches Feuer 2x, Entkräftungspulver
2x, Würg-Gas 2x
Major Nathan Stone, Kavallerie-Offizier
Stone ist ein sechzigjähriger Haudegen der
Kavallerie, der seit Beginn des Krieges als Offi-
zier dient. Der Major hat schon viele Schlach-
ten gesehen und zeigt in einem Gefecht keine
Spur von Angst. Er geriet mit seinen Männern
in einen Hinterhalt, wurde gefangengenom-
men und nach Fort Jackson deportiert. Die
Zwangsarbeit hat bereits seiner Gesundheit
zugesetzt, aber der Major ist zu stur, um sich
etwas anmerken zu lassen. Seine Männer sind
ihm treu ergeben und folgen seinen Befehlen
bedingungslos.
Körperlich: Gs: 2W12, Gw: 2W10, St: 3W8,
Re: 4W10, Ko: 4W6
Ausweichen 2W10, Kämpfen: Säbel 3W10,
Klettern 1W10, Reiten 3W10, Schießen: Ge-
wehr 2W12, Schießen: Pistole 3W12,
Schleichen 2W10, Schnellziehen 2W10
Geistig: Wa: 1W8, Wi: 1W6, Ch: 3W6,
Sc: 3W6, Ge: 3W6
Einschätzen 2W8, Einschüchtern 3W6,
Führungsqualität 4W6, Mumm 3W6,
Flug durch die Hölle
Spurenlesen 2W8, Suchen 1W8, Überleben:
Prärie 2W6
Vorteile: Beidhändig, Die Stimme (Befehls-
ton), Militärischer Rang 2, Mutig
Nachteile: Dickköpfig, Feind 2: Südstaatler,
Selbstgerecht, Treu, Verpflichtung 3
Soldaten
Für die konföderierten Soldaten und die
Kriegsgefangenen aus dem Norden werden
die Werte des Soldaten auf S. 77 des DEAD-
LANDS-Regelwerks verwendet. Während die
Gefangenen durch ihre Haft geschwächt sind
und der Marshal die Werte bei Bedarf nach
unten anpassen kann, sollte er die Werte der
Rebellen je nach Aufgabe des Soldaten mit fol-
genden Änderungen versehen: Basteln 3W6,
Fahren: Luftschiff 3W10, Fahren: Veloziped
3W10, Schießen: Automatische Waffen 3W12,
Sprengen 3W6
Banditen:
Die Bande, die das kleine Städtchen Flagstaff
überfällt, besteht aus einem Haufen Gesindel,
und die meisten von ihnen werden irgendwo
steckbrieflich gesucht.
Körperlich: Gs: 1W10, Gw: 1W8, St: 2W8, Re:
1W10, Ko: 3W8
Ausweichen 2W8, Kämpfen: Messer 2W8,
Kämpfen: Prügeln 2W8, Klettern 2W8, Reiten:
Pferd 3W8, Schießen: Gewehr 2W8, Schie-
ßen: Pistole 2W8, Schießen: Schrotflinte 2W8,
Schleichen 2W8, Schnellziehen 2W10
Geistig: Wa: 2W6, Wi: 1W6, Ch: 3W6, Sc:
1W6, Ge: 2W6
Einschüchtern 2W6, Überleben: Wüste 2W6,
Mumm 2W6
Ausrüstung: 44er Armeerevolver, Spencer-
Karabiner oder doppelläufige Schrotflinte,
Messer
Hellstrommes Überfallkommando:
Bei den Luftpiraten handelt es sich um ein X-
Kommando von Dr. Hellstromme. Die Männer
sind skrupellos, effizient und für den Nahkampf
ausgebildet. Ihr Ziel ist es, die Ticonderoga zu
entern und sich für die Besatzung auszugeben,
um den Geisterstein des Forts zu stehlen.
Körperlich: Gs: 2W8, Gw: 2W12, St: 4W6, Re:
4W10, Ko: 3W6
Ausweichen 3W12, Fahren: Autogyro 3W12,
Fahren: Luftschiff 2W12, Fliegen: Luftfän-
ger 2W12, Kämpfen: Raufen 3W12, Kämpfen:
Messer 3W12, Kämpfen: Axt oder Machete
4W12, Klettern 3W12, Schießen: Automatische
Waffen 3W8, Schießen: Gewehr 3W8, Schie-
ßen: Pistole 3W8, Schießen: Schrotflinte 3W8,
Schleichen 2W12, Schnellziehen 2W10
Geistig: Wa: 3W8, Wi: 1W6, Ch: 2W6, Sc:
1W6, Ge: 1W8
Basteln 2W6, Einschüchtern 2W6, Hand-
werk: Navigator 3W6, Überleben: Wüste 2W6,
Mumm 2W8
Ausrüstung: Autogyro mit schwenkbarer
70
 Ausgabe 6 • 2015
Gatling-Lafette, Luftfänger, Schutzbrillen,
Lederjacken, Uniformen der Konföderierten,
Axt oder Machete, 44er Armeerevolver, Spen-
cer-Karabiner oder doppelläufige Schrotflinte,
Messer
Indianer:
Für die Navajo verwendet der Marshal die
Werte des Coyotekriegers auf S. 70 des DEAD-
LANDS-Regelwerks mit folgenden Ände-
rungen: Ausweichen 3W10, Klettern 3W10,
Schießen: Pfeil & Bogen 2W8, Überleben: Wü-
ste 2W6
Teufelsfledermaus:
Anzahl 6-12
Die Werte der Teufelsfledermaus sind im
DEADLANDS-Regelwerk auf S. 199 zu fin-
den.
Staubteufel:
Anzahl 3
Die Werte des Staubteufels sind im DEAD-
LANDS-Regelwerk auf S. 198 zu finden.
KARTEN
Die Ticonderoga
Die Ticonderoga ist der Prototyp eines
neuen Luftschiffs, das von den konföde-
rierten Wissenschaftlern in Roswell ent-
wickelt wurde. Es ist darauf ausgelegt,
Flug durch die Hölle
große Lasten zu befördern und dadurch deut-
lich größer und langsamer als ein Standardluft-
schiff. Der Ballon ist an dem Dach der Kabine
befestigt und wird durch den Geisterstein-Kes-
sel im Schiff mit heißer Luft befüllt. Zusätzlich
ist der Ballon zur Sicherung mit einem Netz
umgeben, das mit Hilfe zahlreicher Seile eben-
falls an der Kabine befestigt wurde. Der Kessel
treibt zwei leistungsstarke Luftschrauben zur
Beschleunigung und zum Manövrieren an. Die
Ticonderoga hat zwei Decks und ist mit außen
montierten Öllampen für Nachtflüge sowie
drei Gatling-Gewehren (eines pro Seite und
am Heck) ausgestattet. Das Oberdeck hat vier
Türen und eine Luke, die ins Unterdeck führt.
Links von jeder Tür ist ein Luftfänger an die
Kabinenwand montiert, wobei zwei von ihnen
schlecht gewartet sind und nur über eine Zu-
verlässigkeit von 10 verfügen. Rechts neben
jeder Tür befindet sich ein Hebel, mit dem
die unter den Eingängen montierten ausroll-
baren Strickleitern hoch- und runtergefahren
werden können. Das Unterdeck ist fensterlos
und besitzt zwei große Frachtluken, die sich
Belastbarkeit Bew. Steigrate Wenden
60/10 30 10+2 zu 1 7 25 km/h
Wurf Trefferzone Panzerung Modifikator
1-12 Luftsack 0 +5
13-15 Kabine (Passagiere) 2 +4
16-18 Kabine 2 +4
19-20 Luftschrauben 3 +1
wie bei Güterwagons zur Seite öffnen lassen.
Der Frachtraum ist stickig und nur notdürftig
durch einzelne Öllampen erhellt.
Die angegeben Werte gelten für ein voll bela-
denes Schiff (was meist der Fall ist). Sollte das
Schiff weniger Ladung haben oder der Kessel
überhitzt werden, was langfristig zu Schäden
führt, kann es für eine kurze Zeit auch schnel-
ler werden.
Oberdeck:
1. Cockpit: Das Cockpit verfügt über eine
Beobachtungsblase, um den Sichtbereich des
Piloten erheblich zu verbessern. Der Fahrer-
sitz ist drehbar, die Tür zum Cockpit kann
von innen verriegelt werden. Hinter dem Pi-
loten ist an der Wand eine Karte der Region
angebracht, die zur Navigation dient. Außer-
dem befindet sich unter dem Kontrollpult eine
Kiste mit üblichem Werkzeug, einem Seil und
einem Klappspaten. Der zweite Stuhl im Raum
ist für den Co-Piloten oder Navigator. Aufga-
be des Co-Piloten ist es, mit einem Fernrohr
Reisegeschw. Treibst. Zuverlässigkeit Modi
2 18 +6
71
 Ausgabe 6 • 2015
die Umgebung zu beobachten und den Steu-
ermann auf ungewöhnliches aufmerksam zu
machen, mit Hilfe eines Sextanten den Kurs
zu überprüfen und den Piloten vor Gefahren
zu schützen. Dafür sind hinter dem Stuhl an
der Wand zwei Gewehre mit Zielfernrohren,
Munitionsgurte (Winchester 73 und Sharps
Big 50) und eine Axt befestigt.
2. Sitzbänke: Sechs Sitzbänke sind fest mit
dem Boden verschraubt und dienen als Mög-
lichkeit für eine kurze Pause. Unter den Sitz-
bänken sind Schubladen mit Seilen, Proviant
und Munition für die Gatling-Gewehre. Hin-
ter den Sitzbänken sind die Lafetten für zwei
Gatling-Gewehre.
3. Hochleistungs-Geisterstein-Kessel: Ne-
ben der Erzeugung von heißer Luft, treibt der
Kessel die beiden Luftschrauben an und pro-
duziert warmes Wasser für heiße Getränke.
Außerdem ist es möglich, auf dem Kessel ein-
fache Mahlzeit zuzubereiten.
4. Heck: Das Heck liegt ein wenig höher als
der Rest des Oberdecks. Hier befinden sich die
Luke ins Unterdeck und ein Gatling-Gewehr.
Unterdeck:
5. Bug: Im Bug des Unterdecks sind die La-
trine sowie ein Tisch mit zwei Hockern
zu finden, an dem die Wachmannschaft
kurz Pause machen kann. Auf dem Tisch
steht eine Öllampe.
6. Frachtraum: Der Frachtraum ist bis
zur Decke vollgestopft mit Ausrüstung,
Flug durch die Hölle
Nahrungsmitteln, Waffen und Dynamit für
Fort Jackson. Es ist eng und stickig. Lediglich
ein schmaler Gang führt zwischen den Kisten
hindurch.
7. Luke: Hier befindet sich die Luke zum
Oberdeck. Eine einzelne Öllampe hängt von
der Decke, während links und rechts jeweils
ein gefülltes Wasserfass steht. Die Luftschrau-
ben sind sehr laut, und man kann kaum sein
eigenes Wort verstehen.
8. Zellen: Das Luftschiff besitzt zwei Zellen,
in denen die Gefangenen die Reise nach Fort
Jackson verbringen. In jeder Zelle befindet
sich lediglich ein Eimer, in den die Gefange-
nen ihre Notdurft verrichten. Die Zellen sind
durch Gitterstäbe vom Frachtraum getrennt
und schwer zu öffnen (Schlösser knacken EW
9 mit Dietrich). Lediglich Leutnant Harris und
der wachhabende Soldat im Unterdeck haben
einen Schlüssel für die Zellen.
Fort Jackson:
Fort Jackson besteht ähnlich wie die Behau-
sungen der Pueblo-Indianer zum größten Teil
aus gebrannten Lehmziegeln. Die Mauern
sind etwa vier Meter hoch und besitzen einen
Wehrgang. An mehreren Stellen gibt es Lei-
tern, um in den Hof zu gelangen. Regelmäßige
Wachposten befinden sich auf den Türmen,
den Wehrgängen und vor dem Gefangenen-
lager. Die Wachtürme sind etwa acht Meter
hoch, besitzen Schießscharten und können
sowohl von den Wehrgängen als auch durch
Türen auf Bodenniveau betreten werden. Alle
Gebäude besitzen Flachdächer und lediglich
Fenster und Türen zum Innenhof. Jeder Wach-
turm ist immer mit zwei Soldaten und einem
Gatling-Gewehr bestückt.
1. Appellplatz: Hier treten die Soldaten und
Gefangen morgens an, um ihre Tagesbefehle
zu erhalten. Abends werden hier die Gefange-
nen gezählt und in kleinen Gruppen ins Gefan-
genenlager geführt.
2. Aufzug: Der Aufzug wird durch eine Seil-
winde mit Geistersteinkessel angetrieben. Er
wird verwendet, um gelegentliche Patrouillen
in das Umland auszusenden. Für die Fahrt nach
unten benötigt der Aufzug drei Minuten.
3. Unteroffiziersquartiere: In diesem Gebäu-
de nächtigen die Unteroffiziere.
4. Wachturm: Der untere Bereich dieses
Turms dient als Arrestzelle. Sollte jemand
einsitzen, wird die Tür von einem Posten be-
wacht.
5. Mannschaftsquartiere und Latrinen: In
diesem Gebäude sind die Mannschaften unter-
gebracht. Gleichzeitig sind hier an der Außen-
wand die Latrinen für die Soldaten zu finden.
6. Gefangenenlager: Das Lager ist mit Sta-
cheldraht umzäunt und besitzt ein bewachtes
Tor auf der Südseite. Vier Soldaten patrouil-
lieren um das Lager. Zwei offene Unterstände
bieten den Gefangenen nur wenig Schutz vor
Sonne, Wind und Regen. In der nordwestlichen
72
 Ausgabe 6 • 2015
Ecke sind die Latrinen aufgestellt worden.
Das Lager liegt direkt an der Abbruchkante
des Plateaus und wird von dieser nur durch
Stacheldraht getrennt, der leicht zu überwin-
den wäre. Seit drei Unionssoldaten bei einem
Ausbruchsversuch zu Tode gestürzt sind, gibt
es niemanden mehr, der hier herunterklettern
würde.
7. Mineneingang: Mit einem Aufzug werden
die Gefangenen in kleinen Gruppen (ca. zehn
Mann) in die Mine befördert. Nach Schicht-
ende wird zuerst der geförderte Geisterstein
nach oben transportiert, ehe die Arbeitsgrup-
pen hinaufbefördert werden. Sollte die Aus-
beute an Geisterstein nach Meinung Calhoons
zu gering sein, müssen die Gefangenen eine
Extraschicht einlegen. Die Soldaten betreten
die Mine nur selten.
8. Werkzeuglager: In diesem Gebäude wer-
den die Werkzeuge für die Arbeiter gelagert.
Jeden Morgen werden die Gefangenen in klei-
nen Gruppen zum Gebäude geführt und die
Werkzeuge ausgegeben. Zum Schichtende
werden die Werkzeuge gezählt und wieder
weggeschlossen.
9. Lazarett: Die Krankenstation ist in einem
schlechten Zustand und nur mit wenigen
Medikamenten ausgestattet. Doc Smith,
der Arzt des Forts, behandelt hier die an
Geistersteinfieber erkrankten Männer.
Zurzeit liegen hier acht Nordstaatler und
zwei Soldaten, die von heftigen Fieber-
Flug durch die Hölle
schüben geplagt werden.
10. Wachturm: Die unterste Ebene des Turms
wird als Stallung für einige Ziegen und Hüh-
ner verwendet. Außerdem werden hier Futter
und Stroh für die Tiere sowie ein Teil der Le-
bensmittelvorräte gelagert.
11. Quelle: Hier befindet sich die Grundwas-
serquelle des Forts. Das Wasser wir mit Hilfe
einer Pumpe aus der Tiefe gefördert und ist
durch den Geisterstein kontaminiert.
12. Küche: Große Teile der Lebensmittel des
Forts lagern in der Küche. Der Lagerkoch be-
reitet hier das Essen für Gefangene und Solda-
ten zu.
13. Offiziersquartiere: Hier befindet sich
Calhoons Quartier und Büro. Außerdem sind
sein Adjutant Leutnant Bratt Malone sowie
Leutnant Harris, wenn er im Fort ist, unterge-
bracht.
14. Wachturm: Das Erdgeschoß dieses Turms
dient als Kneipe und wird von vielen Soldaten
nach Dienstschluss aufgesucht.
15. Geistersteindepot: Sämtlicher Geister-
stein aus der Mine wird hier in schweren Ki-
sten gelagert, bis die Ticonderoga ihn nach
Flagstaff transportiert. Zwei Männer bewa-
chen das fensterlose Haus mit der stabilen Tür,
zu der Calhoon den einzigen Schlüssel hat.
16. Luftschifflandeplatz: Auf dem Luftschiff-
landeplatz ragt ein hoher Ankermast in die
Höhe, an der die Ticonderoga nach der Lan-
dung festgemacht wird.
17. Depot: Im Depot werden sämtliche Aus-
rüstungsgegenstände des Forts gelagert. Nur
Calhoon, sein Adjutant und der Quartiermei-
ster haben einen Schlüssel für das Depot.
18. Wachturm: Dieser Turm wird als Waf-
fenlager verwendet und beinhaltet Waffen,
Munition und Dynamit. Nur Calhoon und sein
Adjutant haben einen Schlüssel für den Turm.
Vor dem Turm steht ein Wachposten.
19. Stallungen, Werkstatt und Schmiede:
Da das Fort aufgrund des knappen Wassers
keine Pferde hat, wurden Calhoon für regel-
mäßige Patrouillen im Umland 12 Velozipede
zugeteilt, die hier gewartet werden. Neben ei-
ner Werkstatt ist hier auch die Schmiede des
Forts untergebracht.
Nick Dysen liefert mit diesem Abenteuer seinen drit-
ten Beitrag für das Uhrwerk! ab. Schon in Ausgabe 4
(Das Null Kelvin-Gewehr; Spielhilfe) und der Ausgabe
5 (Die Spitzhacke des Goldgräbers; Szenario) war er
vertreten. Auch bei Abenteuerwettbewerben der Dra-
chenzwinge war er erfolgreich.
73
 Ausgabe 6 • 2015
Eis & Dampf
— Das Rollenspiel
Was haben wir uns dabei gedacht?
eine Vorschau von Christian Vogt
Eis und Dampf ist zuerst einmal eine Steam-
punk-Kurzgeschichten-Sammlung, welche
wiederum aus dem Roman Die zerbrochene
Puppe hervorgegangen ist, beides erschienen
beim Verlag Feder&Schwert.
Da viele der beteiligten Autoren leidenschaft-
liche Rollenspieler waren und der Hinter-
grund der Welt in unseren Köpfen vehement
verlangte, im Rollenspiel erlebt zu werden,
wehrten wir uns nicht lange gegen das Un-
vermeidliche und fingen an zu zocken.
Nach ersten Gehversuchen mit Savage Worlds
kristallisierte sich Fate als passendes System
für unser Vorhaben heraus, das mittels simp-
ler Regeln einen erzählerischen Ansatz unter-
stützt, wenn man sich einmal daran gewöhnt
hat, „was das mit diesen Aspekten soll“. Und
passenderweise kündigte Uhrwerk dann
bald an, Fate Core übersetzen zu wollen,
und wir waren rasch mit einem Setting-
band an Bord.
Eis & Dampf
Szenarioaufhängern, die von pulpigen Aben-
Aber worum geht es überhaupt?
Um Steampunk. Und um eine Eiszeit. teuern über Noir-Geschichten bis hin zu welt-
Wir schreiben das Jahr 904 Anno Noctis. Vul- erschütternden Katastrophen reichen.
kanausbrüche auf Island seit dem Mittelalter,
die anschließenden Migrationen der Vikingar,
die gescheiterte Überquerung des Atlantiks,
die Isolation Afrikas und die Folgen aus all
diesen Ereignissen haben die Geschichte bis
zu der Zeit, die wir als 19. Jahrhundert kennen,
deutlich gewandelt. Nur durch segensreiche
Erfindungen wie der Dampfmaschine und den
Luftschiffhandel mit Kolonien in Asien können
die europäischen Nationen der Kälte trotzen.
Vorgestellt auf den Internationalen Kongressen
für Außerordentliche Naturwissenschaften
machen sich Erkenntnisse zu Elektrizität und
Æronautik daran, das Gesicht der Zivilisation
zu verändern.
Die Spieler stürzen sich auf Gleitern in die
Wolken, liefern sich Kaperkämpfe mit den
Luftschiffen der Hanse oder sie begeben sich
auf die Spur der sogenannten Shellys - künst-
licher Menschen - und trotzen den Dämonen Und wer macht das?
der Physik! Viele der Autoren stammen aus dem Umfeld
des Schwarzen Auges oder waren schon bei
Passend dazu wird die Eiszeit zunächst einmal der Kurzgeschichtenanthologie mit im Luft-
vorgestellt. Wir liefern ein Szenario und sieben schiff.
Archetypen, um direkt loslegen zu können. • Da ist zunächst Stephan Frings, bekannt
Dazu bieten wir dann noch detaillierte Blick- durch seine DSA-Abenteuer, der Wien als
punkte auf einzelne Ort als Schauplatz für ei- Szenarien-Schauplatz beschreibt.
gene Abenteuer und eine Luftschiffladung voll • Einige der beliebtesten DSA-Abenteuer der
74
 Ausgabe 6 • 2015
letzten Jahre stammen aus der Feder von
Dominic Hladek, der auch hier das um-
fangreichste Szenario beisteuert, passend
dazu Italien beschreibt und die Regeln für
künstliche Gliedmaßen.
• Eisige Stimmung lässt Tobias Rafael Jun-
ge aufkommen. Er was bisher vor allem in
Uthuria unterwegs und liefert eine Kurzge-
schichte, die eine Menge Abenteuer in sich
trägt.
• Mike Krzywik-Groß, Romanautor und be-
kennender Maraskaner, hat sich schon in
der Anthologie dem Staat Polen und der fin-
steren Gruppierung der Weiße Westen ange-
nommen und führt dies nun fort.
• Unter Freibeuter führt uns Christian Lan-
ge, ebenfalls Romanautor und Wiederho-
lungstäter der Anthologie. Er widmet sich
dem Piratennest Hochgotland.
• Sarah Manthey, ansonsten Schreiberin
für den Aventurischen Boten, beschreibt
das Zarenreich sowie den Blickpunkt Paris
und hat zudem ein Szenario geschrieben,
welches bald als kostenloser Download zur
Verfügung stehen wird. Es klärt, was die
Flüsterer, die Geheimpolizei des Monden-
königs, im Moulin Rouge zu suchen
haben.
• Orte zwischen adligem Glanz und dem
Dreck der Industrieschlote bringt Hen-
ning Mützlitz Lesern und Spielern
näher. Ansonsten schreibt er Romane
Eis & Dampf
und Beiträge zu diversen Fachzeitschriften.
Nun hat er sich ebenfalls in Paris ausgetobt
und noch dazu das Großherzogtum Baden ge-
staltet.
• Romanautor Stefan Schweikert hat ein Faible
für Unterwelten und taucht daher unter die
Oberfläche von Ӕsta, der schwimmenden
Stadt auf dem Eisberg.
• Ebenfalls auf Ӕsta und Hochgotland
unterwegs ist Schriftstellerin Ju-
dith Vogt, die zudem das Deutsche
Kaiserreich mit Leben füllt und die
Archetypen gestaltet hat. Der Ro-
man, mit dem alles begann, stammt
aus ihrer und meiner Feder. Zusam-
men sorgen wir dafür, dass alles am Ende
untereinander und zum bisherigen Hinter-
grund passt.
• Ich selbst, Christian Vogt, kümmere mich
um die Redaktion, die Geschichte, Friesen,
Lufthanse, Regeln, Kurzszenarien und die
Sperrzone Prag.
Zudem konnten wir wunderbare Illustratoren
und Graphiker gewinnen:
• Oliver Graute von Feder&Schwert hat uns
freundlicherweise die tollen Graphikele-
mente zur Verfügung gestellt, die schon
der Kurzgeschichtenanthologie einen Ju-
gendstil-Touch gaben.
• Klaus Erkens gestaltet das Layout und
wird dafür sorgen, dass der Band so schick
75
 Ausgabe 6 • 2015
wird, wie es sich für ein Steampunkwerk
gehört.
• Das echte Multitalent Hannah Möllmann
hat nicht nur die Karten gezeichnet, sondern
auch die Archetypen, die sie zudem mitbe-
schrieben hat (genau wie die Gruppierung
der fanatischen Habsburger). Außerdem hat
sie bereits die ersten Testrunden auf Cons
geleitet.
• Das Cover designte Anja di Paolo, bekannt
für ihre Charakterillustrationen für Das
Schwarze Auge. Die ersten Skizzen schme-
cken nach Abenteuer!
• Ebenfalls aus dem DSA-Umfeld stammt Ja-
nina Robben, die die szenischen Illustra-
tionen übernimmt und dabei durch einen
Kupferstichstil und Jugendstilverzierungen
die Atmosphäre der Welt und Zeit wunder-
bar einfängt.
• Ein besonders Bonusbild stammt von der
im Kinderbuch und Rollenspielbereich hoch
geschätzten Mia Steingräber. Hier kann
ich nicht leider mehr verraten, ohne ein Ge-
burtstagsgeschenk auszuplappern …
Muss man die Romane gelesen
haben?
Die Romane muss man nicht kennen,
um das Rollenspiel in vollem Umfang
genießen zu können. Allerdings sind für
kundige Leser einige Element miteinan-
Eis & Dampf
der verknüpft, ein bisschen also wie der
Ansatz der jüngsten Marvel-Filme
des Cinematic Universe‘, um neue
Zuschauer wie alte Hasen gleicher-
maßen zu erfreuen.
Und die
Regeln?
Insgesamt liegt der
Fokus eher auf Hinter-
grund und Stimmung als
auf den Regeln, dennoch
kommen diese nicht zu kurz.
Viele Fate-Settings stellen
eine Themengruppe (Doppel-
decker-Piloten, Agenten im
alten Rom, Feuerwehrleute)
in den Vordergrund, und ent-
wickeln Regeln und Welt um
sie herum. Dieser Ansatz, den
ich persönlich sehr spannend
finde, erlaubt es, die typischen
Fate-Aspekte und Fertigkeiten
genau auf das Thema der Grup-
pen abzustimmen. Wir haben uns
dennoch bei Eis&Dampf für einen
anderen Weg entschieden: Zwar
bleibt der Fokus auf den Charakte-
ren, spezialisiert sich aber nicht
auf ein Thema, sondern lässt
alle Konzepte offen, welche das
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 Ausgabe 6 • 2015
Setting bietet. Die naheliegenden Luftschiff-
piraten, aber auch Zirkusartisten, Entdecker
in Neu-Vlandern, Finder der Hansesicherheit,
Kleinganoven, Kunstmenschen der Ab-
teilung 9 … all dies ist nebeneinander in
einer Gruppe spielbar. Wir tauschen da-
mit also ein scharfes Profil gegen mög-
lichst große Vielfalt.
Eis & Dampf
Was die Regelmechanismen im Detail angeht,
haben wir uns nicht sehr weit vom Fate Core
Grundbuch entfernt, um das Spiel nicht zu be-
lasten. Glücklicherweise bietet Fate mit dem
Konzept der Extras ein einfaches Werkzeug,
um die Grundregeln für ein Setting zu erwei-
tern, ohne sie im großen Stil abändern zu müs-
sen.
Es kommen einige wenige Fertigkeiten hinzu,
wie etwa Ӕronautik (samt zahlreicher Tipps
zu Verfolgungsjagden und Kaperkämpfen mit
Luftschiffen). Dazu gibt es einen Mechanis-
mus namens „Prototypen“, um Charakteren
mit Wissenschaft- oder Ingenieurskonzepten
den Bau von den für das Steampunk-Genre ty-
pischen Apparaturen zu ermöglichen. Einzel-
ne dieser Apparate können auch in Form von
Stunts von jedem Spieler genutzt werden. Die
zahlreichen Beispiele für künstliche Gliedma-
ßen funktionieren ebenfalls wie Apparate. Und
auch der Bau von Shellys wird möglich sein.
In der Welt von Eis&Dampf sind die Existenz
von Übernatürlichem und Magie nicht gesi-
chert. Wir überlassen es jeder Gruppe, die Prä-
senz dieses Faktors selbst festzusetzen, zeigen
aber am Beispiel von Psionik, wie sich Me-
taphysik umsetzen lässt. Anhand derer kann
einfach ein ähnliches System für beispielswei-
se Schamanismus entwickelt werden …
Außerdem umreißen wir (frech angelehnt an
ein anderes Fate-Setting) kurz die Möglichkeit,
Nationen und Organisationen wie die Weißen
Westen oder die Lufthanse als Spieler zu über-
nehmen und zu steuern, um damit den poli-
tischen Hintergrund des Settings, vor dem die
Spielercharaktere wiederum ihre Abenteuer
erleben, selbst zu gestalten. Dies geschieht, in-
dem man die Bronzene Regel in Fate nutzt: Al-
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 Ausgabe 6 • 2015 Eis & Dampf

les kann wie ein Charakter behandelt werden,

mit Aspekten, Fertigkeiten und Stunts. Das
gilt eben auch für ganze Nationen …
Zum Glück hatten wir bei dem Design von
Welt und Regeln jede Menge Unterstützung.
Diese kam aus den Reihen derer, die bereits
die Anthologie möglich gemacht hatten, sei es
durch ihre Kreativität oder beim Crowdfun-
ding. Testspiele mit bekannten sowie unbe-
kannten Spielern sowie das äußerst hilfreiche
Feedback des Übersetzungsteams von Fate
Core (unter anderem Andre Pönitz, Dominik
Pielarski und Sabine Völkel) haben uns sehr
geholfen, die Regeln zu verfeinern, unnötigen
Ballast loszuwerden und damit insgesamt hof-
fentlich hohen Spielspaß zu ermöglichen. Die
ersten Testrunden fanden übrigens mit drei
Gruppen und verwobener Handlung (eine
Wettfahrt um die Welt) in tiefem Winter in
einem entlegenen Winkel der Eifel statt, und
das bei defekter Heizung. Während dieser eis-
kalten Runde wurden einige Ideen für den bald
erscheinenden Band gelegt. Ich hoffe, dass ihr
ihn alle so genießen werdet wie wir damals,
auch mit Heizung!

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 Ausgabe 6 • 2015
The Secret of Phobos
— ein Kickstarter-Projekt
Unsere Partner Orkenspalter TV haben ihr
Crowdfunding für den Space: 1889 Film ge-
startet.
Wenn ihr also von Space: 1889 neben den Rol-
lenspielbüchern auch eine kleine Silberschei-
ben haben wollt, dann bitte unterstützen:
Space 1889: Der Film
– Kickstarterprojekt
Lange wurde daran geplant und vorberei-
tet, jetzt ist die Kickstarterkampagne für
den ersten Spielfilm zu einem Uhrwerk-
Rollenspiel gestartet (wenn man The Ow-
ling und Tolkien-Verfilmungen nicht mit-
zählt): „Space 1889 – Der Film“ trägt den
Arbeitstitel „The Secret of Phobos“ und
benötigt auf Kickstarter 17.000 Euro, um
umgesetzt werden zu können. Das wird
natürlich dennoch eine Low Budget-Pro-
duktion, die nur dank der regen Mithilfe
vieler LARPer, Steampunk-Fans, Dar-
steller, Musiker und anderer Künstler
und Handwerker überhaupt machbar
ist – und weil der Film von Orken-
spalter TV mit deren vorhandenem
und mittlerweile umfangreichem
The Secret of Phobos
Equipment gedreht wird. Gebraucht wird
das Geld also nur für weitere Kostüme, Re-
quisiten (u. a. einen animatronischen Rap-
tor), Sprit und die eigentliche Produktion
der DVDs.
Das ist keine so sichere Kiste wie vor ei-
nigen Monaten noch Numenera; Orken-
spalter und Uhrwerk sind also wirklich auf
Mithilfe und Weitersagen angewiesen.
Das Besondere an dem Film: Er soll weit-
gehend ohne CGI auskommen und auf
Modelle, Puppen und echte Drehorte set-
zen. Mars und Venus werden wirklich an
passenden Locations umgesetzt und nicht
durch krude Greenscreen-Technik. Die
Darsteller stammen zum größten Teil aus
dem Umfeld von Verlag und Orkenspalter
sowie aus der Steampunk- und LARP-Sze-
ne. Sollte das Projekt Erfolg haben, könnte
es durchaus ein Vorreiter für kleine Filme
Screen-Shot der Kickstarter-Seite, 30 Minuten nach Start
zu deutschen LARP-Setting werden, die
über das Fanfilm-Niveau hinausgehen.
Man denke an Dungeonslayers oder sogar Stand 20.06.:
Splittermond ... Inszwischen haben über 330 Personen mit-
Nico Mendrek geholfen das Projekt zum Erfolg zu führen
und dabei über 15.000 € zusammen ge-
• Zur Kampagne gelangt ihr hier bracht.
• Einen Teaser, der bereits Ende 2014 er-
schienen ist, könnt ihr euch hier anse- Also schnell noch mitgemacht und Teil des
hen. Erfolges sein!
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Was gibt‘s Neues?
... aus dem Verlag
In den letzten Monaten waren wir wieder sehr
umtriebig und es sind einige neue Dinge er-
schienen.
Im Mai erschien endlich unsere deutsche Aus-
gabe von Fate Core, dem aktuellen Grund-
regelwerk für Fate, zusammen mit drei pas-
senden Würfelsets. Weiter geht es bei Fate
mit dem deutschen Steampunk-Setting „Eis &
Dampf“ das im August erschienen soll (s. Vor-
stellung hier im Magazin). Außerdem arbeiten
wir gerade an der Übersetzung des Tianxia-
Settings sowie am Fate System-Toolkit. Nicht
unerwähnt bleiben darf natürlich DEPONIA,
das ebenfalls im August erschienen soll und
das eine abgespeckte Turbo Fate Varian-
te als Regelsystem benutzt, die speziell
für totale Rollenspiel-Neulinge gedacht
ist und außerdem die Eigenheiten eines
Point-and-Click Adventures abbilden
wird.
Neues aus dem Verlag
erwarteten Waffen- und Ausrüstungsband
„Mondstahlklingen“, der kurz vor der Voll-
endung steht. Danach wird es mit weiteren
Abenteuern, dem ersten Regionalband (für Se-
lenia) und mehr Kartensets (z. B. für Zauber)
weitergehen.
Nach einer kleinen Trockenperiode erschie-
nen auch für Splittermond wieder mehr Pro-
dukte und weitere sind fast fertig oder schon
beim Drucker! Im Mai und Juni haben wir uns
mit der Deluxe-Tickleiste + Countern, den
Zustandskarten, dem Soundtrack und den
ersten Miniaturen vor allem auf Zubehör
konzentriert, jetzt arbeiten wir mit Hochdruck
an weiteren Büchern. Die Einsteigerbox ist Für Space: 1889 ist der zweite Planetenband
gerade beim Drucker und sollte es im Juli in – Der Merkur – erschienen und weitere
die Läden schaffen, dicht gefolgt vom lang Abenteuer sind fast fertig. Überdies wird sehr
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 Ausgabe 6 • 2015
am Mars-Band geschrieben, der im Winter
2015/16 erscheinen soll.
Bei Myranor geht es im zweiten Halbjahr
auch richtig rund. Mehrere Gruppenabenteu-
er, ein Soloabenteuer sowie der lang (lang,
lang) erwartete Band zum Myranischen Zau-
berwerk stehen kurz vor der Vollendung, so
das ab August bis Ende des Jahre eigentlich
jeden Monat etwas für das Güldenland er-
scheinen sollte.
Tharun wird dieses Jahr noch einen Abenteu-
er-Band erhalten, der sich mit dem Weg in die
Hohlwelt beschäftigt, um auch aventurischen
und myranischen Helden das Erleben von
Abenteuern dort zu ermöglichen.
Im Juli wird bei uns ein komplett neues Rol-
lenspiel erscheinen – die deutsche Ausgabe
von 13th Age! Mehr Infos zum Spiel und zu
dessen Machern gibt es im Anschluss.
Das war es erstmal mit dem groben Überblick,
was so gerade erschienen ist bzw. kurz vor der
Veröffentlichung steht, – in der nächsten Aus-
gabe erzähle ich euch Näheres zu Nume-
nera und unseren Plänen damit.
Neues aus dem Verlag
13th Age verbindet
klassisches D20-Spiel
mit Indie-Spieldesign
Das Rollenspiel 13th Age ist ab Juli 2015 beim
Uhrwerk Verlag auch in deutscher Sprache er-
hältlich.
Entwickelt wurde das Spiel von Jonathan
Tweet, dem Chefdesigner der 3. Edition von
Dungeons & Dragons®, und Rob Heinsoo,
dem Chefdesigner der vierten Edition von D
& D®. 2014 hat 13th Age den silbernen ENnie
für das beste Regelsystem gewonnen und wur-
de zudem in den Kategorien Bestes Spiel und
Produkt des Jahres nominiert.
„Unser Ziel war es, mit 13th Age an den frei-
eren Stil der alten RPG-Schule wieder anzu-
knüpfen und ein Spiel zu schaffen, das mehr
Seele besitzt und mit weniger technischen
Details auskommt“, sagt Jonathan Tweet. 13th
Age stellt die Kampagne der Spielgruppe ins
Zentrum, wobei den Spielern ein Regelset an-
geboten wird, aus dem sie sich entsprechend
bedienen können, je nachdem, welche Art von
Spiel sie spielen möchten. Die Regelmechanis-
men von 13th Age sind dabei sowohl an klas-
sische Rollenspiele angelegt, als auch an neue-
re Storytelling-Systeme.
Bei 13th Age schlüpfen die Spieler in die Rol-
len von Abenteurern: Sie suchen ihr Glück in
einer Welt, in der mächtige Individuen, die
sogenannten Iko-
nen, die entweder
versuchen, ein altes
Reich, das am Rande
des Chaos taumelt,
zu retten oder es zu
zerstören. Bei der
Charaktererschaf-
fung entscheiden die Spieler, mit welchem
Ikon sie sich verbünden wollen und welchen
sie sich entgegen stellen. Diese Beziehungen
definieren, gemeinsam mit anpassbaren Hin-
tergründen und dem während der Charakte-
rerschaffung gewählten Einzigartigem Merk-
mal, wo der Charakter in der Welt von 13th
Age steht, und legen das Fundament für die
epischen Geschichten, die im Laufe des Spiels
daraus erwachsen.
Das Spiel wurde ursprünglich in englischer
Sprache bei Pelgrane Press unter einer Open
Game Lizenz veröffentlicht, die es anderen
Verlagen erlaubt, von seinen Inhalten zu pro-
fitieren und eigene Produkte für 13th Age zu
kreieren.
Rob Heinsoo sagt, die Idee für das Spiel
stammt aus seinen und Tweets Erfahrungen
aus ihrer eigenen gemeinsamen Spielrunde in
Seattle. „Mir wurde klar, dass Jonathan und ich
eine Version des klassischen Dungeon-Crawl
Fantasyspiels entwickeln könnten, das wir
beide so gerne spielten. Und, wenn wir den
richtigen Verlag finden würden, könnten wir
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zudem dabei noch andere Spieler daran teil-
haben lassen. Wir sind sehr glücklich, mit Pel-
grane Press zusammenzuarbeiten, die bekannt
sind für ihre künstlerisch mutigen „high-con-
cept“ Spiele. Sie überließen uns als Designern
komplette künstlerische Freiheit, um das Spiel
zu entwerfen, das wir uns in unseren Köpfen
ausgemalt hatten.“
Simon Rogers von Pelgrane Press sagt: „Ich
spiele seit nunmehr 30 Jahren Rollenspiele
und verlege sie seit bald 12 Jahren, es war für
mich also eine Ehre und ein Vergnügen mit
diesen beiden Spieledesignern zusammenzu-
arbeiten und das Ergebnis ihrer Zusammenar-
beit herauszubringen.“
Über Rob Heinsoo
Rob Heinsoo hat dutzende Rollenspiele, Card
Games, Tabletops und Brettspiele entwickelt.
Er war federführend bei der Entwicklung der
vierten Edition von Dungeons & Dragons®
und hat an vielen Quellenbüchern dieser Edi-
tion mitgeschrieben. An weiteren aktuellen
Spielen sind Epic Spell Wars of the Battle Wi-
zards: Duel at Mt. Skullzfyre, THREE-DRA-
GON ANTE, THREE-DRAGON ANTE:
Emperor’s Gambit, Inn-Fighting, Dream-
blade, FORGOTTEN REALMS® Campai-
gn Setting sowie die ersten neun Sets der
D&D Miniatures® zu nennen. Aktuell
arbeitet er an 13th Age in Glorantha, zu-
Neues aus dem Verlag
sammen mit Jonathan Tweet und ASH LAW.
Über Jonathan Tweet
Jonathan Tweet ist seit 25 Jahren professio-
neller Spieleentwickler. Er hat die Rollenspiele
Ars Magica (1987), Over the Edge (1992) und
Everway (1995) designt bzw. mit designt. 1992
hat er begonnen, für Dungeons & Dragons zu
schreiben, und wurde dann im Jahr 2000 zum
Chefdesigner für die dritte Edition des Spiels.
Neben Rollenspielen arbeitet Jonathan auch
an Kartenspielen, Tabletops, Computerspielen
und Belletristik. Seine Spiele haben bereits drei
Origin Awards gewonnen und er ist in der Ori-
gins Award Hall of Fame vertreten.
Nachdem Splittermond mit dem Weltband
bereits 2014 den Deutschen Rollenspielpreis
gewonnen hat, waren wir dieses Jahr mit
Splittermond: Die Regeln in der Kategorie
Regelwerk nominiert. Am letzten Wochen-
ende, auf der NordCon in Hamburg, wur-
den wir schlussendlich von Laudator Tom
Finn tatsächlich als Sieger gekürt! Verlags-
leiter Patric Götz nahm stellvertretend für
das ganze Team die Siegertrophäe, den von
uns liebevoll nach dem Initiator des Preises
„Karsten“ getauften Würfelgolem, entge-
gen.
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