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Der Albische Seebund

„Wir sind die Nachfahren von Sklaven. Wir erinnern uns nicht gern daran in
diesen so viel besseren Tagen, aber es darf nicht vergessen werden, denn
erst die See lehrte uns, frei zu sein. Nun tragen wir die Freiheit in unseren
Herzen. Und wer sie uns nehmen will, den lehrt die See - den lehren wir! -
noch eine andere Lektion!"
- Antrittsansprache des neuen Kapitäns der Schimmersee

Die Vindarai und die Flüsterwindinseln


Landschaft: Inselgruppe mit zahlreichen teils unwirtlichen, durch langjährige magische
Manipulation aber teils auch überaus fruchtbaren Eilanden. Schroffe Klippen,
Inselwälder, überraschend vielseitige Unterwasserlandschaften.
Klima: trockene heisse Sommer; milde und regenreiche Winter, häufige Stürme und
schnelle Wetterwechsel
Flora und Fauna: ergiebige Fischgründe und Unterwassergärten, allerdings grade in der
Tiefsee starkes Aufkommen von maritimen Raubtieren und Monstren
Handel und Verkehr: starker Seehandel innerhalb des Archipels und mit allen
benachbarten Reichen, teilweise als Zwischenhändler.
Bevölkerung: fast ausschliesslich Seealben, vereinzelte Nicht-Vindarai als adoptierte
Mannschaftsmitglieder, geduldete Händler; Gesandte, Söldner und dergleichen
Städte und Dörfer: Alaril (Hauptstadt), Bariu (älteste Seealbenstadt, Festung), Shilaou
(hält den stärksten Kontakt zu den Dämmeralben), Mieela (Tor nach Selenia und
Mertalia), Xilliar (abgelegene Bibliotheksstadt), Taraaz (gläserne Stadt in der viele
Reichtümer der Vindarai zur Schau gestellt sind)
Herrschaft: Rat der Kapitäne und Rat der Admiräle als starke weltliche Ordnungsmacht.
Aussenpolitisch strebt der Seebund Neutralität an und wahrt zu seinen Nachbarn eine
gewisse Distanz.
Provinzen: Die fünf Flotten haben mit dem jeweiligen Admiralssitz (Entdecker/Künstler:
Mieela; Händler/Diplomaten: Taraaz; Krieger: Bariu; Gelehrte und Zünfte: Xilliar;
Fischer: Shilaou) jeweils ein regionales Zentrum mit loyalen Inselherren.
Religion: Pantheon der See, bestehend aus den Gottheiten Baruo, Liabar, Sylar, Katiar
und Anios
Wer ist wer im Albischen Seebund: Auch wenn Ämter per Wahl vergeben werden, gibt es
bedeutsame Familien, die hinsichtlich ihrer Herrschaft über Flotten und Inselgruppen im
Lauf der Jahrhunderte den Charakter eines Blutadels angenommen haben, hierzu zählen
unter anderem die Sippen der Wogenrausch, Dornenspeer oder Schimmerwind.
Allgemeine Stimmung: maritimes Hochalbenreich mit ansprechender Aussenwirkung,
grossen Schauwerten, hehren Freiheitsidealen und im Vergleich dazu überraschend
rigider innerer Ordnung.

Die Flüsterwindinseln sind die Wahlheimat der Vindarai, eines Albenvolkes, das nach
dem Fall der Drachlinge aus deren Dienern hervorgegangen und auf die offene See
geflohen war. Diese ersten „Seealben“ hatten sich einerseits zivilisatorische
Errungenschaften der Drachlingszeit erhalten, wollten jedoch nicht an den Stätten ihrer
Unterjochung verbleiben und stattdessen jenseits des Festlands eine neue, eigene
Identität erlangen. Das ist ihnen geglückt: Sie haben die Inseln nach ihren Wünschen
geformt, aus ihren Schiffsbesatzungen heraus den Grundstein für eine neue
Gesellschaftsordnung gelegt und kontrollieren heute mit dem Albischen Seebund den
Fernhandel im gesamten südlichen Binnenmeer.

Die Albensee
Der Albische Seebund herrscht über eine schwer überschaubare Vielzahl von Inseln, die
sich zwischen dem Mertalischen Städtebund im Norden und der Nordspitze der Arakea-
Kette im Süden erstrecken: Der entfernte Nachbar im Westen ist Zwingard, während vom
noch ferneren Osten her Seefahrer aus Ioria und Pashtar durch die Gewässer der
Albensee kreuzen.
Den Legenden nach waren die Flüsterwindinseln einst nur karge Felsen im Meer, von
Zaubern, unter der Wasseroberfläche oder gar in den Anderswelten verborgen, bis die
Göttin Liabar sich der Seealben annahm und ihnen die Inseln zum Geschenk machte.
Seitdem haben sich die Vindarai ihre neue Heimat auf magischem und nicht magischem
Wege nutzbar gemacht: Ihre Handwerker, Priester und Zauberer veränderten nach und
nach das Gesicht der Inseln und passten es den Bedürfnissen ihres Volkes an. Natürliche
Riffe und Untiefen wurden durch Magie zu Irrgärten für fremde Schiffe oder öffneten
sich zu geschützten Häfen. Die Alben legten in flachen Lagunen Gärten mit nahrhaften
oder heilkräftigen Wasserpflanzen an, errichteten ihre Städte auf und in imposanten
Klippen und liessen im Umland der Werften die besten Hölzer zum Bau ihrer Schiffe
wachsen.
Diese Veränderungen dauern seit Jahrhunderten an und sind längst noch nicht
abgeschlossen - eine Lebensaufgabe vergangener wie künftiger Generationen von
Wandlern und Naturzauberern. So treffen auf den Inseln die raue Schönheit der Natur
und die Kulturlandschaft der Alben aufeinander, ohne dass man stets zu benennen
vermag, wo das eine beginnt und das andere endet, denn mit ihren Vorfahren, den
Dämmeralben, teilen die Vindarai die Liebe zu natürlichen Formen.
Reisende haben zudem die Möglichkeit, Häfen der Vindarai weit über die
Flüsterwindinseln und das Binnenmeer hinaus anzulaufen. Der Seebund ist eines der
wenigen Reiche, das sich seit Jahrhunderten mit Expeditionen und der Erkundung der
Welt beschäftigt, und kaum ein Seefahrer, der die beschwerliche Reise an die
Smaragdküste auf sich nimmt, wird nicht auf den Kapitän-Alarios-Inseln Halt machen,
um seine Vorräte aufzufrischen. Auf dem nach seinem Entdecker benannten Archipel
finden sich einige kleine befestige Seealbensiedlungen, nachdem die Posten an der Küste
Nalugasars mehrfach Unglücken zum Opfer gefallen sind.

Flora und Fauna


„Die See ist so voll von Leben, dass Liabars Fische das Fliegen lernten, nur
um der Enge zu entgehen.“
- halb scherzhafte Albensage um die Entstehung der fliegenden Fische
Die Inseln der Albensee boten den Siedlern der Vindarai so gute Lebensbedingungen,
dass es schon seltsam anmutet, warum man sie unbewohnt vorfand: Vor allem die
grösseren Eilande sind waldreich, an Süsswasserquellen labt sich jagdbares Niederwild,
und zahlreiche Vögel bevölkern den Himmel. Die wahren Schätze der Region aber
liegen unter Wasser: Die See quillt geradezu über vor Fischen und schmackhaften
Krebsen, denen die Seealben mit Harpune, Netz oder Angel, aber auch mit Hilfe magisch
abgerichteter Tauchvögel, Riesenschildkröten und Delphine nachstellen. Wo andere
Völker Landwirtschaft betreiben, bauen die Vindarai in riesigen, seichten
Unterwassergärten essbare Algen und Tangpflanzen an – gewöhnlicher Ackerbau ist
selten auf den Inseln.
Solcher Überfluss lockte freilich nicht nur die Nachfahren albischer Sklaven an:
Während auf den Inseln selbst her kleine Raubtiere wie Füchse, Ratten und Schlangen
heimisch sind, birgt die unergründliche See weit grössere Gefahren. Vor den Küsten
jagen Delphine, Haie, Gespensterquallen, Raubwale, Kalmare, Seeschlangen und
Hydren, wobei gerade letztere selbst in Schiffen Beute oder Rivalen sehen. Aus über-
und untermeerischen Übergängen zur Anderswelt kamen schon seit jeher neugierige
Nixen und gefährlich verführerische Sirenen in die Albensee, ungestüme Wind- und
Wogengeister, Irrlichter und schreckliche Seeungeheuer, die ganze Boote verschlucken
oder wie Reisig zerbrechen können. So halten die Begleitschiffe der Seealben meist nicht
nur nach Piraten Ausschau, sondern rüsten sich vielmehr gegen Bedrohungen aus der
Tiefe.

Die Seelen der Inseln


Eine Besonderheit der örtlichen Anderswelt sind die Genien der grösseren Inseln:
Geisterwesen an der Schwelle zwischen physischer und spiritueller Domäne, die die
komplette Umwelt eines Eilands inklusive der heimischen Tierwelt gleichsam
verkörpern und bewusst beeinflussen. Im Glauben der Seealben sind diese Wesen den
Göttern der See untertan und haben einst von Liabar den Befehl erhalten, die von der
Göttin auserwählten Alben willkommen zu heissen. Es heisst, durch Pakte mit den ersten
Kapitänen und Hohepriestern unterstützten die Inselseelen die Magie, mit der die
Vindarai ihre Umwelt beeinflussen ohne solche Mitwirkung scheinen viele Grosstaten
der albischen Wandler in der Tat schier unglaublich. Die Alben danken es den Genien
mit an Verehrung grenzendem Respekt. Vielleicht ist in der Macht dieser stillen Wesen
auch der Grund zu suchen, warm vor den Seealben niemand den Archipel in Besitz
genommen - vielleicht gar: es überhaupt gefunden? - hat. Die Genien traten bislang nur
in wahrhaft bedeutsamen Momenten (wie der Besiedlung des Archipels nach dem
Exodus der Vindarai) direkt in Erscheinung, für gewöhnlich bleiben sie im Hintergrund
und ihr Einfluss subtil. Es heisst, sie und die Vindarai binde das gegenseitige
Versprechen, gegen jedwede Bedrohung von aussen zusammenzuhalten - was immer für
die Andersweltler selbst eine „,Bedrohung von aussen" sein mag.

Die Vindarai
Die Bewohner der Inseln sind in Volk von Seefahrern und Händlern - zumindest werden
sie von Aussenstehenden meist so wahrgenommen, denn ihre Schiffe sind in der
gesamten Kristallsee und darüber hinaus bekannt. Dass viele Vindarai den Name ihres
Schiffes wie einen Familiennamen tragen, trägt zu dem Bild bei, die Seealben würden
wie die Afali (siehe Seite 226) gar nicht anders als in Schiffsmannschaften
zusammenleben.
Die Seealben haben ein zwiespältiges Naturell. Als Händler sind sie freundlich, ja,
zurückhaltend gesellig, und als Entdecker bereisen sie mit geradezu kindlicher Freude
am Neuen und an der schier endlosen Weite der Meere. Wer die Vindarai allerdings in
ihrer Heimat besucht, wird feststellen, dass sie dort um einiges reservierter wirken und
unnachgiebig über das wachen, was sie seit dem Ende der Drachlingsherrschaft erringen
konnten. Gäste werden war höflich willkommen geheissen und sind zum Feiern und
Staunen eingeladen, denn die Seealben zeigen gern, was sie quasi aus dem Nichts ihrer
vormals unberührten Inseln erschaffen haben. Aber „Gäste sind wie Fisch", wie der
Volksmund sagt. Bleiben sie zu lange, schwindet rasch die Freude an ihnen. So haben die
Vindarai bislang stets zu verhindern gewusst, dass sich Fremde auf den
Flüsterwindinseln niederliessen, und selbst ihre Götter behalten sie eifersüchtig für sich
selbst, als hätten sie tief in ihrem Innern Angst, das alles eines Tages wieder an andere
Wesen verlieren zu können.
Ähnlich paradox steht es um den Freiheitsbegriff der Vindarai: Die Freiheit ihres Volkes
ist für sie das höchste Gut, aber um diese zu bewahren, ordnet sich der Einzelne oft
strengen Hierarchien unter - ganz nach dem Vorbild der Schiffsmannschaften, aus denen
ihr Volk erwachsen ist, und die ohne klare Führung in der Zeit des Exodus nicht
überlebensfähig gewesen wären. Sicher gibt es scheinbare Ausnahmen, Freigeister,
Abenteurer, Künstlerseelen, doch folgen letztlich selbst sie einer klaren Bestimmung und
füllen die ihnen zugedachte Rolle aus (siehe Die fünf Flotten).
Wohlstand und Handel
Die Seealben beherrschen mittelbar oder unmittelbar einen Grossteil des
Binnenmeerhandels. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt des Seehandels zwischen
Arakea, Pash Anar und Dragorea, verbinden den Mertalischen Städtebund mit Farukan
oder Ioria mit Zwingard. Ihre wenigen grossen und prunkvollen Städte sind wichtige
Warenumschlagsplätze für alle, die nicht von den Mondpfaden profitieren können, um
exotische Güter aus fernen Landen einzutauschen. Die Vindarai selbst bieten Glas, Emaille,
zauberhafte (und tatsächlich verzauberte) Gewandstoffe sowie alle nur denkbaren Schätze des
Meeres feil. Gleichzeitig dienen sie als Zwischenhändler für ihre Nachbarn - ein einträgliches
Geschäft, welches mit der Zeit dazu geführt hat, dass den Seealben Armut nahezu fremd ist.
Dies umso mehr, als sich die Vindarai stets als Gruppe, als Mannschaft, verstehen und
füreinander sorgen. Selbst einfache Schauerleute in den Städten können sich als „Teil der
Mannschaft" darauf verlassen, am allgemeinen Wohlstand zumindest in bescheidenem
Umfang teilzuhaben, und in den zahlreichen kleinen Fischerdörfern sorgt ganz
selbstverständlich jeder für jeden.

Glaube und Religion


Als die Seealben vor nun beinahe tausend Jahren das Festland verliessen, offenbarte sich
ihnen das Pantheon der See und nahm sich ihrer an: Die Göttin Liabar zeigte den
Flüchtlingen mit ihren fliegenden Fischen (halb scherzhaft, halb ehrfürchtig „Liabellen"
genannt) den Weg zu den bis dato unberührten Flüsterwindinseln, die ihre Heimat
werden sollten. Sie ist die Verkörperung von Schöngeistigkeit, Abenteuerlust und dem
Ideal der Freiheit, weshalb man sie oft in Form oder zumindest in Begleitung von allerlei
See- und Zugvögeln darstellt.
Baruo, der schwarze Narwal, gebietet über die grossen und wehrhaften Kreaturen der
Meere. Er gilt als gewaltiger Kämpfer, der gegen die Monstrositäten der tiefsten See und
andersweltliche Schrecken zu Felde zieht. Er ist der strenge, aber gerechte Richter über
Götter und Sterbliche gleichermassen.
Sylar wacht über das Gemeinwesen, also die Vindarai als Volk, als Flotte, als
Schiffsmannschaft oder Familie. In jedem Gefühl, das aus der Gemeinschaft entspringt -
sei es tiefe Seelenruhe, Trauer oder unbändiger Zorn -, liegt etwas von Sylars Macht, die
still sein kann wie die unbewegte See, aber auch gewaltig wie eine Jahrhundertflut. Die
Göttin wird in Schwanengestalt verehrt.
Katiar ist die Schutzherrin des Handwerks und Bewahrerin allen Wissens und aller
Geheimnisse. Ihr Symbol ist der vielarmige Krake, und es heisst, dass selbst der
mächtige Baruo in ihr eine Ebenbürtige erkenne.
Anios dagegen ist ein zurückhaltender und fürsorglicher Gott, ein Ernährer und
Bewahrer, dessen Macht in der Selbstlosigkeit, im Dienst am Anderen liegt. Sein heiliges
Tier ist das Seepferd.
Der Glaube nimmt im Leben der Vindarai einen hohen Stellenwert in. Ob sie einen
Handel abschliessen, ein Haus errichten, ein Feld bestellen, in den Kampf ziehen oder
ein Fest feiern - stets wissen sie das Pantheon der See an ihrer Seite und widmen ihm
mindestens ein kurzes Gebet. Priestern, die sich ganz dem Dienst an den Göttern weihen,
wird grosser Respekt entgegengebracht. Ihre Worte haben Gewicht und ihr Segen ist bei
allen wichtigen Entscheidungen im Leben gefragt.
Anderen Göttern und deren Kulten begegnen die Vindarai respektvoll, aber
zurückhaltend, und so erwarten sie es auch von anderen. Die Seealben missionieren
nicht, ja, sie sehen es im Gegenteil gar nicht gern, wenn sich Aussenstehende an , ihre"
Götter wenden.

Die fünf Flotten und die Räte


Ebenso prägend wie die Religion ist für die Seealben die Zugehörigkeit zu einer der fünf
„Flotten", die die gesellschaftliche Struktur der Vindarai darstellen Jede dieser Flotten
sieht sich den Prinzipien einer der seealbischen Gottheiten vor den jeweils anderen
verpflichtet und wird von deren Priesterschaft in besonderem Masse geprägt, bei der
Baruo-Flotte dominieren sie sogar das Offizierskorps.
So verstehen sich die Künstler und Kundschafter der Vindarai als Liabars Flotte - sie
segeln im wörtlichen und im übertragenen Sinne stets in unbekannten Gewässern.
Die Händler und Diplomaten bilden Sylars Flotte - sie suchen die Gemeinschaft, das
Verbindende selbst im Fremden. Anders als die Entdeckerflotte bevorzugen sie
naturgemäss bekannte Routen und sichere Häfen.
Die Fischereiflotte ist auf die Prinzipien des Anios eingeschworen. Ihr obliegt die
Versorgung der Seealben mit Rohstoffen aller Art, wozu neben dem Fischfang auch
Landwirtschaft, Holzeinschlag oder Bergbau zählen.
Katiars Flotte besteht aus Gelehrten und Handwerkern. Ihr gehören durchaus auch
Abenteurer an, die aus Wissensdurst in die Welt hinausziehen, aber anders als Liabars
Anhänger reisen sie selten nur um der Reise willen.
Baruos Flotte ist die jüngste der seealbischen Kasten. Sie ging aus den übrigen hervor
und bildet mittlerweile die Ordnungsmacht des Albischen Seebunds. Die Flotte verfügt
über Eskortschiffe, führt die Kriege der Seealben, stellt jedoch auch Richter und
Stadtgarden. Die Flotten sind stark hierarchisch nach dem Vorbild von
Schiffsmannschaften und -verbänden organisiert: Selbst wenn eine solche Mannschaft
aus Bergleuten fern der Küste bestehen mag, wird sie von einem Kapitän (albisch:
Tiarai) geführt. Die Kapitäne entscheiden in allen strittigen Fragen und bestimmen auch
über die Flottenzugehörigkeit ihrer Gemeinschaften. Früher beschloss in Rat aller
Kapitäne in jenen Angelegenheiten, die das ganze Volk betrafen, doch sind die Vindarai
dafür längst zu zahlreich. Der Kapitänsrat hat heutzutage wischen dreissig und vierzig
Mitgliedern, die zumindest nominell wegen besonderen Leistungen auf verschiedensten
Gebieten berufen werden. Im Rang über den einfachen Kapitänen stehen die Kalrigar
(Anführer kleinerer Flottillen, Dorfschulzen, Verwalter von Stadtvierteln, Hohepriester)
und die Vinarau (Kommandanten der grossen Städte und ihrer Schiffsverbände). war
haben sie selbst im Rat der Kapitäne auch nur jeweils eine Stimme, können jedoch in der
Regel auf die Gefolgschaft ihnen untergebener Kapitäne bauen. Die fünf Admiräle der
Flotten schliesslich bilden einen eigenen Rat als höchste Autorität des Albischen
Seebunds. Alle diese Amtsträger werden aus den jeweils darunter liegenden Rängen auf
unbestimmte Zeit gewählt. Einen Geburtsadel kennen die Vindarai nicht - prinzipiell
kann jeder Seealb zum Kapitän oder gar Admiral berufen werden. De facto existieren
mittlerweile jedoch einige Familien, deren Mitgliedern traditionell bestimmte Aufgaben
zukommen und deren fast gewohnheitsmässiger Sitz im Rat nur noch als Formalität
bestätigt werden muss (regel technisch gelten Angehörige dieser angesehenen Familien
als der Adel der Vindarai).

Geschichte des Albischen Seebunds


Nach dem Fall der Drachlinge zogen sich die Ahnen der Vindarai aus den dragoreischen
Landen zurück, wollten sich aber auch nicht wider der bestehenden Albengesellschaft im
Dämmerwald anschliessen. Durch ein göttliches Zeichen geleitet stachen sie in See und
entdeckten die Flüsterwindinseln, auf denen sie 50 LZ zuerst Bariu und anschliessend
eine Insel nach der anderen besiedelten. Da die hierarchische Flottenstruktur sich
bewährte, behielt man diese bei und wählte 287 LZ die ersten Admiräle, die der
Entdecker und der Diplomaten. Ab dem Jahr 400 LZ wurden erste Verbindungen mit den
umliegenden Reichen aufgenommen und die einträglichen Handelsgeschäfte über die
Albensee führten schnell zum Wohlstand der Vindarai.
516 LZ tat der Admiralsrat der damals vier grossen Flotten in der neu gegründeten
Hauptstadt Alaril zusammen. Keine 50 Jahre (561 LZ) später wurde die bis heute
amtierende Admiralin Liabars Katua Wogenrausch ins Amt gewählt, deren weiser und
umgänglicher Art die Seealben ihre guten Kontakte in fast alle Reiche Lorakis
verdanken. Als Reaktion auf die zunehmende Piraterie, insbesondere die der
Schädelkorsaren, wurde um das Jahr 700 LZ. die Kriegsflotte zum Schutz der
seealbischen Gemeinschaft gegründet.

Die albische Seefahrt


Die schlanken und wendigen Schiffe der Vindarai sind jedem lorakischen Seefahrer in
Begriff und oft auf weite Entfernungen zu erkennen. Auch wenn die Seealben voller
Neugier viele der Schiffe der anderen Reiche studieren und auch so mancher Segler
Ähnlichkeiten zu frynjordischen Drachenbooten oder mertalischen Schnellseglern
aufweist, sind die Gerüchte, das die Wogenboten Handelsbeziehungen nur als Vorwand
nutzen, um sich ungestört in fremden Häfen und Werften umzuschauen, sicherlich
übertrieben.
Viele Seealben verbringen einen grossen Teil ihres Lebens an Bord, und ein normaler
Tagesablauf – mit der Sonne aufstehen und zu Bett gehen - ist ihnen oft fremd.
Stattdessen richten sich die Fischer meist nach den Monden und Gestirnen und
Angehörige der Kriegsflotten schlafen in den Ruhephasen der jeweiligen Bordwache.
Genauso eifersüchtig wie über die Flüsterwindinseln und das Pantheon der See gewacht
wird, werden auch die Geheimnisse der Schiffskonstruktionen behütet. Die wichtigsten
Schiffstypen der Vindarai sind:
ↇ die grossen oft vierzig Meter langen Dhau, die als schwerfälligste, aber geräumigste
Schiffsart der Alben zum Handel genutzt werden, erkennbar an ihren grossen
Trapezsegeln und dem schrägen Vorsteven,
ↂ die meist in Dutzend Meter langen Proa, die durch einen seitlichen Ausleger an
zusätzlicher Wendigkeit gewinnen und die oft als Begleitschiffe zum Schutz oder zum
Enterkampf genutzt werden,
ↆ der aus zwei gleichartigen Schiffsrümpfen aufgebaute Katumar, bei dem sich die
Kabinen zwischen den Kielen befinden; das das verbreitetste Schiff der Vindarai, dessen
Grösse je nach Verwendung gerne von 8 (Fischerboot) bis 30 Metern (Schiff der
Expeditionsflotte) reicht,
ↀ und dem Stolz der Seealben: dem Xiliumar. Diese auch oft mehr als 30 Meter langen
Schiffe haben drei gleichartige Rümpfe und sind eine Weiterentwicklung der Katumare.
Sie gelten als die schnellsten Segler in den Meeren von Lorakis und haben deutlich mehr
Stauraum und Kabinenplätze.
Die Seefahrt ist ein essentieller Bestandteil im Leben eines Seealben, und im Laufe
seiner Jugend wird nahezu jeder Vindarai einmal erlebt haben, wie es ist, mit Hilfe von
Seefalken oder Delphinen Fische in ein zwischen zwei Proas gespanntes Netz zu treiben,
wie erregend eine Wettfahrt zwischen einem Katumar der Kundschafterflotte und einem
Buckelwal ist, oder wie sich die Gischt auf der Haut anfühlt, wen durch den eigenen
Sturmrufer unterstützt - Seite an Seite mit einem echten Klingentänzer - der Angriff auf
ein feindliches Schiff befohlen wird.

Städte
Alaril
Einwohner: 60.000 Vindarai, einige
Gesandte und Händler aus Mertalia und
Pashtar
Herrschaft: Sitz des Admiralsrats
Besonderheiten: Hauptstadt des Albischen
Seebunds
Die Häfen Alarils sind darauf ausgelegt,
mehr als das Dreifache der eigenen Flotte
an Schiffen aufnehmen zu können.
Während grosser Ratssitzungen werden die
Häfen zu einer schwimmenden Stadt vor
der Stadt.
Bariu
Einwohner, 25.000 Vindarai
Herrschaft: Sitz des Kriegsadmirals Aolaris
Dornenspeer
Besonderheiten; Die älteste der
seealbischen Städte ist eine imposante,
organisch in die hohen Klippen der Insel
eingefügte Festungsanlage mit einem stark
befestigten Kriegshafen. In den Gewässern
vor der Stadt werden besonders häufig
Wale gesichtet.
Xilliar
Einwohner: 10.000 Vindarai, wenige Wesen der Meere
Herrschaft: Sitz der Gelehrtenadmiralin Valdia Sternenkälte
Besonderheiten: Die aus den absonderlichsten Materialien erbaute Stadt beherbergt
neben berühmten Werkstätten und Artefaktschmieden die geheimen Archive der
Katiarflotte, die angeblich untermeerisch gelagert und von einem gewaltigen Kraken
bewacht werden,

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