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Impressum Zum Geleit

Chefredaktion: Jens Arne Klingsöhr Herzlichen Willkommen zur ersten Ausgabe des Beleman!
Redaktion Albernia & Windhag: Jan Rodewald (jr)
Mitarbeiter dieser Ausgabe: „Beleman? Was ist denn der Beleman? Ein neues DSA-Zine?“ wird sich vielleicht
Robert-Björn Albrecht (rba), Marcus Buss (mb), Marcus
Gundlach (mg), Frank 'Jay' Hagenhoff (fjh), Friederike
manch einer gefragt habenfragen. Dieser Eindruck ist nur halb richtig. Der Beleman
Hölscher (fh), Horst-Dieter de Jonge (hdj), Elmar Mattle ist ein Zusammenschluss der bereits etablierten Regio-Zines HAVENA-FANFARE und
(em), Frank Mienkuß (fm), Claudia Mohr (cm), Georg THORWAL-STANDARTE, unter Hinzufügung der bislang kaum bekannten Zines ANDER-
Morrick (gm), Wolf Ulrich Schnurr (wus), Peggy Semmel-
mann (ps), Jesco von Voss (jvv), Alexander Zdralek (az) GASTISCHE FREIE TROMMEL und NOSTRISCHE POSTILLE. Und damit sind auch die Regio-
nen abgedeckt, für die der Beleman sich zuständig fühlt. Denn wie der Westwind
Redaktion Nostria: Constantin Ebert (ce)
Mitarbeiter dieser Ausgabe: weht, so will das nach ihm benannte Magazin Neues aus jenen Regionen in interes-
Julian Marioulas (jm), Tahir Zia Shaik (tzs) sierte Leserhände wehen.
Redaktion Andergast: Philipp Seeger (ps)
Was findet man aber nun zwischen den Umschlagseiten?
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Im Beleman sind vorwiegend Nachrichten aus den Regionen Albernia, Windhag,
Simone Salzmann (ss) Andergast, Nostria und Thorwal zu finden, doch zu jeder Region gibt es auch irdische
Redaktion Thorwal: Volkmar Rösner (vr) Seiten auf denen Wissenswertes zu den Artikeln steht, aber auch direkt am Spieltisch
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Einsetzbares, wie Szenarien (siehe Seiten 21 ff. – eine Karte hierzu findet man auf
Oliver Baum (ob), Michael Berger (mib), Malte Bernd
(mab), Steven Hepp (sh), Frank Mienkuß (fm), Albert Seite 55 - und 28 f.), Charaktervorstellungen wichtiger Persönlichkeiten, kleine
Muigg (am) Baronie- und Stadtbeschreibungen (eine Karte von Kyndoch findet sich auf Seite 29),
Satz und Layout: Jens Arne Klingsöhr
Buchrezensionen aber auch Ergänzungen und Interviews zu den Abenteuern und
Spielhilfen, die zu „unseren“ Regionen herauskommen. Gerade beim letzten Punkt
Druck: Ein Copyshop in Hannover kann der Beleman auftrumpfen, denn viele Autoren, die an der Spielhilfe UNTER DEM
Vertrieb und Abobetreuung: Johannes Beier WESTWIND mitgearbeitet haben, sind auch beim Beleman aktiv.
Titellayout: Simone Ronner
Alle Leser können sich aufgerufen fühlen, sich am Beleman zu beteiligen, denn
Titelbild: Frank Fink das Zine ist ein Heft von und für Fans. Auch wer nicht im Briefspiel von Thorwal,
Abbildungen:
Andergast, Nostria, Windhag oder Albernia beteiligt ist, kann natürlich Artikel an die
Frank Fink (Seiten 39, 41, 47, 50, 53) entsprechende Redaktion schicken, um seine Ideen einer breiteren Öffentlichkeit zu
Georg Morrick (Seite 12) präsentieren. Wenn sich diese Ideen ins offizielle Aventurien bzw. das halboffizielle
Free Clipart von Cindy Renfrow/Greg Lindahl (Seite 20)
Jan Rodewald (Seiten 3, 5, 8, 11, 14, 16, 18, 22 - 24, 28, Aventurien des Briefspiels einfügen, sollte eine Beteiligung kein Problem sein.
55 [Karte])
Jesco von Voss (Seite 29)
Luzia Sievi (Seite 45) Das Team des Beleman wäre Ihnen für ein wenig Feedback sehr dankbar. Was hat
Ihnen gefallen, was nicht? Wovon würden Sie gerne mehr lesen? Haben Sie Ideen,
Schmuckbalken:
Simone Ronner, Volkmar Rösner, Jan Rodewald
wie man den Beleman insgesamt noch besser und interessanter gestalten könnte?
Wollen Sie mehr Hintergrundinformationen oder haben Sie jetzt, da sich der Aven-
Der Beleman verfolgt keine kommerziellen Interessen. turische Bote wandelt, mehr Interesse an rein aventurischen Geschichten? Usw., usf.,
„DAS SCHWARZE AUGE“ und „DSA“ sind eingetra- der Möglichkeiten sind viele gegeben.
gene Warenzeichen der Fa. Fantasy Produc-tion, Erkrath. Natürlich kann nicht zugesagt werden, daß Ihre Ideen auch alle umgesetzt werden,
Die Rechte für hier veröffentlichte Auszüge aus den DSA-
Regelwerken und weiteren DSA-Publikationen von aber über ein Stimmungsbild würde sich das Beleman-Team sehr freuen.
FanPro liegen bei der Firma Fantasy Production, Erkrath.
Die Rechte für die Artikel und Zeichnungen liegen bei
den jeweiligen Autoren bzw. Künstlern und dürfen ohne
Es wird angestrebt, den Beleman quartalsmäßig bei einem Umfang von 48 Seiten
vorherige Genehmigung auch nicht ausschnittweise ko- in Broschur erscheinen zu lassen. Neben dem Heft gibt es auch eine kostenlose PDF-
piert oder anderweitig veröffentlicht werden. Variante zum downloaden unter www.beleman.de. Diese ist inhaltlich vollkommen
identisch mit dem Heft, allerdings sei darauf hingewiesen, dass sie aus Eigenschutz-
Ansprechpartner gründen nicht ausdruckbar ist. Um zu erfahren, wann eine neue Ausgabe online steht,
meldet man sich am Besten auf der Newsletter-Liste an: newsletter@beleman.de.
Redaktion Albernia/Windhag:
redaktion-albernia@beleman.de
redaktion-windhag@beleman.de Sollte es mal später werden und/oder die Seitenzahl - und damit auch der Preis -
sich verringert oder erhöht haben (wie bei dieser Ausgabe) bitte ich dies jetzt schon
Redaktion Nostria: zu entschuldigen, denn wie die allermeisten DSA-Zines wird auch der Beleman in
redaktion-nostria@beleman.de reiner unbezahlter Freizeitarbeit hergestellt. Für ihr Engagement ist den Mitwirken-
den daher gar nicht genug zu danken.
Redaktion Andergast:
redaktion-andergast@beleman.de Wenn Sie, lieber Leser, Fragen haben, so finden Sie Ihren Ansprechpartner in ne-
benstehenden Kasten.
Redaktion Thorwal:
redaktion-thorwal@beleman.de
Doch genug der Vorrede. Ich wünsche
Abonnementenbetreuung: Ihnen viel Spaß beim Lesen der ersten Redaktionsschluß
vertrieb@beleman.de Ausgabe des Beleman.
für Ausgabe 2
Für alle weitere Fragen: Ihr
chefredaktion@beleman.de Jens Arne Klingsöhr 06.08.2004
Albernia - Ein „“Opfer”
für das Reich!
NEUES VOM REICHSKONGRESS: MARSCHALL HELMAN ENTLASSEN. BLUTIGER UGO BLEIBT UNGESTRAFT.
BESETZUNG DURCH REICHSTRUPPEN DROHT ALBERNIA. WEIDEN UND TOBRIEN IM TRAVIABUND VEREINT.
TRALLOP/HAVENA. Mittlerweile kehr- chende Vollmacht des Reichserzmar- lichen Provinz zu bereinigen.
ten die meisten albernischen Adligen schalls Leomar vom Berg berufen. Von Auch beim dritten und letzten Punkt
vom Reichskongress auf der Tralloper Mühlingen zitierte den Reichserzmar- der Petition war den Albernier kein Er-
Bärenburg zurück. Mit sich brachten schall aus einem Brief, wonach „die To- folg beschienen. Sobald als möglich sol-
sie vielfältige Kunde, sowohl erfreuli- ten im Kampf gegen die Orken auf Ein- len die aufgeriebenen Reichsregimenter
cher als auch nachdenklich stimmen- gang in die Zwölfgöttlichen Paradiese wieder aufgestellt werden. Sollte sich Al-
der Natur. Die albernische Petition war hoffen könnten, die Gefallenen des Arve- bernia dazu - wie abzusehen - nicht selbst
in den wesentlichen Punkten jedoch ge- passes jedoch nicht.“ Letzterer Kampf in der Lage sehen, werden Garetier und
scheitert und mehr noch – die Art und habe daher Vorrang und vor diesem Hin- Nordmärker die Reihen füllen. Der neue
Weise ihrer Ablehnung stellt für viele tergrund sei es nur folgerichtig „Albernia Marschall des Reiches für Albernia soll
einen Schlag ins Gesicht des nach dem Willen der Reichs-
albernischen Stolzes dar. regentin Griffo von Streitzig
werden. Griffo gilt als konser-
Raul Throndwig Helman vativer Führer der „harten
von Lyngwyn wurde auf dem Hand“. In Albernia erwarb er
Reichskongress zu Trallop all sich erste Berühmtheit durch
seiner Ämter und Würden ent- seine Unterstützung für die
hoben und unehrenhaft aus Kandidatur Jast Irian Cru-
den Diensten des Reiches in molds bei der Bredenhager
die Obhut und Richtschaft der Grafenwahl. Reichsmarschall
Rondrakirche übergeben. Bei vom Berg hatte zuvor Ugo von
selbiger verbleibt er als Marschall Mühlingen selbst als neuen Mar-
des ORDENS DER SCHWERTER ZU GARETH schall für Albernia vorgeschlagen.
auf dem Ordenhaus zu Burg Wiallainen. Der Vorschlag, den Blutigen nach
Der garetische Marschall Ugo von Müh- den Orks zu opfern, um das Reich vor den Albernia zu holen, war zwar von den
lingen hingegen bleibt ungestraft. Die Dämonen zu wahren“. Dies sprach Ugo Alberniern selbst begeistert unterstützt
Reichsregentin folgte damit den Empfeh- von Mühlingen in Gegenwart der Reichs- worden, jedoch vermochten weder die
lungen des Kronrathes, in welchem es der regentin und weder verbot sie ihm den Reichsregentin noch die Vertreter ande-
albernischen Delegation nicht gelungen Mund, noch entkräftete sie seine Worte. rer Provinzen den Motiven der Albernier
war, ihre Position durchzusetzen. Mar- Es scheint dies also die Meinung des Rei- zuzustimmen und lehnten den Vorschlag
schall Ugo von Mühlingen, der sich ob ches und nicht allein die eines einzelnen somit ab.
seiner Vorgehensweise bereits zuvor den zu sein. Abseits der harten Verhandlungen um
Beinamen der Blutige erworben hatte, ha- Es sind diese Worte, die vor allem an- die Bittschrift Albernias verging der
be vollkommen richtig gehandelt, als er deren die Entrüstung der Albernier her- Reichskongress jedoch nicht gänzlich
Marschall Helman seines Amtes enthob vorriefen. Ob sie weitere Folgen nach sich ohne freudige Neuigkeiten. So wurde die
und die heimkehrenden albernischen Sol- ziehen werden, bleibt abzuwarten. Jeden- Orkengefahr in Weiden zu weitesten Tei-
daten als Deserteure angriff. falls ist solches Reden gewiss nicht ge- len gebannt und auch vor Greifenfurt ward
Bei seinem Handeln konnte sich von eignet, die ohnehin angespannte Situati- der Schwarzpelz geschlagen. In einer er-
Mühlingen tatsächlich auf eine entspre- on zwischen dem Reich und seiner west- greifenden Zeremonie wurde Waldemar

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der Bär, der alte, auf den Vallusanischen der sie in Frau Walpurgas Hände legte. Schwarzpelze der Reichsregentin, die ihn
Weiden gefallene Herzog von Weiden, in Danach aber kniete er nieder und Tränen nun nach Gareth zur Hinrichtung senden
die Hallen der Helden zu Arivor aufge- rollten über sein Gesicht, als Walpurga lässt. Bei seiner Übergabe ließ es sich der
nommen, wo künftig eine Säule ihm zu ihm die Krone aufs Haupt setzte und ihn Unselige jedoch nicht nehmen, noch ein-
Ehren errichtet werden soll. so als Bräutigam annahm. mal Gift und Galle zu spucken und den
Weiden scheint glücklichen Zeiten ent- Auch die Geschichte des Schwarzen Menschen allerlei Unheil zu prophezei-
gegen zu schauen. Die so lang verlorene Marschalls geht endlich einem Ende ent- en, wie es so mancher tut, den das Hen-
zweite Bärenkrone wurde wieder gefun- gegen. In Ketten übereichten die Ritter der kersbeil erwartet.
den und es war der Herzog der Tobrier, Krone den gefürchteten Kriegsherren der (rba)

Die Rückkehr des Reiches


H ONINGEN /A BILACHT /W EIDENAU . Der vom Reichserz- Abilachter leichten Reiter und der Flussgarde beginnen soll.
marschall Leomar vom Berg zum Oberkommandieren der Den jeweiligen Baronen wurde über einen Boten die Anord-
Truppen des Reiches in Albernia ernannte Marschall Griffo nung zur Herstellung von Quartieren überbracht. Aus Havena,
von Streitzig hat am 12. Efferd mit seinem Stab die Stadt wo die letzte Station des Marschalls liegt, drang noch keine
Honingen erreicht. Von Streitzig tritt damit die Nachfolge des Nachricht an die Öffentlichkeit.
wegen angeblicher Hilfe zur Desertation abgesetzten Thrond- Die letzten albernischen Truppen waren zu weiten Teilen
wig Helman von Lyngwyn an. Zu seinem Beraterstab gehör- ohne Befehl in die Heimat aufgebrochen, nachdem sie die
ten auch ein namentlich noch nicht genannter darpatischer Nachricht von der drohenden Orkgefahr erreicht hatte. Teile
und almadanischer Obrist. waren in einem Gefecht mit der Goldenen Lanze aufgerieben
worden. Die verbliebenen Truppen wurde am Arvepass unbe-
Nach Auskunft eines Offiziers soll Honingen demnächst waffnet in die feindlichen Reihen getrieben und bis auf den
das Hauptquartier des Marschalls beherbergen. Gräfin Franka letzten Mann niedergemacht. Rund 200 Soldaten hatten Al-
Salva Galahan wurde gebeten, entsprechende Örtlichkeiten bernia erreicht und durch ihr Eintreffen maßgeblich zum Sieg
bereit zu stellen. Weitere Stationen des Marschalls waren über den Schwarzen Marshall beigetragen.
Abilacht und Weidenau, von wo aus die Neuaufstellung der (rba)

Aus Havena, Reich und Ausland

Signaltürme in Albernia
HAVENA. Geht es nach der Königin, Flusses und der Tommel gebaut wer- ren diskutiert worden. Gegner hatten
soll in naher Zukunft eine Reihe von den sollen. Dass weiterhin die Errich- damals neben den Kosten vor allem die
Signalposten zur Sicherung der Alber- tung einzelner Posten längs des Ro- mangelnde Reichweite optischer Signa-
nischen Grenzen beitragen. dasch und der Reichstraße vorgesehen le im albernischen Nebel als Argument
ist, also zur Sicherung einer reichs- angeführt. Ui Lludd wies diesen Kritik-
Der königliche Hof bestätigte am 9. internen Grenze, dürfte für politischen punkt jedoch als „nicht mehr relevant“
Peraine die Existenz eines entsprechen- Zündstoff sorgen. Die Posten sollen vor zurück. Der Orkensturm habe die drin-
den Vorhabens. „Die Planung ist noch Ort von den örtlichen Baronien errich- gende Notwendigkeit einer solchen
nicht abgeschlossen“, vermeldete La- tet werden und gemeinsam aus der Kas- Einrichtung erwiesen. Das Problem ei-
mas ui Lludd und verweigerte damit die se von Baronien und Königlicher ner effektiven Zeichenübermittlung sei
Auskunft über tiefere Details. Bekannt Schatzkammer bezahlt werden. gelöst, meinte ui Lludd. Wir dürfen also
gab er allerdings, dass eine Reihe von Die Diskussion über die Einrichtung gespannt sein!
Türmen längs der Küste, des Großen solcher Stationen war bereits vor Jah- (rba)

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Nordmärkische Karacke
verlässt Havena
HAVENA. Seit dem Phex 31 Hal prägte die Freie Nordmärkische Fernhandels- ker, ohne wesentlich mehr Mannschaft an
sie das Bild der traditionsreichen havener kompagnie (FNF), bereits kurz nach dem Bord zu haben als die unbedingt notwen-
Werft Saordubh: Die nordmärkische Ka- Stapellauf die Fertigstellung der Karacke dige Mindestbesatzung. Eine ganze Rei-
racke Herzog Jast Gorsam. Nun hat das außerordentlich beschleunigen lassen. he von Seeleuten, die mit der Hoffnung
Schiff überraschend noch vor seiner offi- Mehr noch: Mit nicht geringer Verwun- auf eine Heuer auf dem Handelssegler in
ziellen Indienststellung den Hafen der derung erfuhr die havener Hafenmeiste- die albernische Hauptstadt gekommen
albernischen Hauptstadt verlassen. rei am 5. Rahja, dass das nordmärkische waren, erfuhren erst durch den Hafenmei-
Schiff bereit war, in See zu stechen. Mit ster vom überraschenden Auslaufen.
Für einiges Aufsehen hatte die Karacke der abendlichen Ebbe wurde die Herzog Mehr noch: Nicht einmal der künftige
bereits bei Baubeginn vor rund zweiein- Jast Gorsam aus dem havener Ha- Kapitän Hauwild von Zweibruckenburg
halb Götterläufen gesorgt. Zum einen, fen hinausgeschleppt, und kaum befand sich an Bord, auf der Brücke stand
weil dieser Auftrag der größte war, den dass die offene See erreicht vielmehr der Erste Offizier Stigh Avestan
die Werft Saordubh seit über eine Deka- war, wurden Segel auf ihren Blidemeister.
de erhalten hatte, und er den gro- vier mächtigen Masten ge- Zum anderen gibt den havener Hafen-
ßen Handwerksbetrieb in einer Zeit setzt. Schon bald war behörden der angegebene Zielhafen Rät-
des Niedergangs erreichte. Zum an- die Karacke im sel auf: Nicht der windhager Hafen Har-
deren, weil die Herzog Jast Gor- Abendrot ent- ben ist es, noch das nostrianische Salza,
sam das erste Schiff seit der Ab- schwunden. sondern - man vernehme und staune -
trennung der Markgrafschaft Über die offen- Grangor im Lieblichen Feld. Dies ist umso
Windhag 10 Hal von den bar erheblich vor- seltsamer, als die Karacke außer Wasser
Nordmarken ist, das im Auf- angetriebene Aus- und Ballaststeinen keinerlei Fracht mit
trag nordmärkischer Händler stattung des Schif- sich trug. Mithin ist anzunehmen, dass sie
gebaut wird, um unter der fes hinaus wird der erst in der Lagunenstadt Handelswaren,
blau-silber-grünen Flagge eilige Auf- Kapitän und restliche Mannschaft an Bord
zu fahren. bruch noch nehmen wird. Auch dass der Proviant- und
Vom Stapel gelaufen war das Schiff mit vor der offiziellen Indienststellung durch Zahlmeister der Herzog Jast Gorsam,
einiger Verzögerung im frühen Ingerimm zweierlei weitere Gegebenheiten bemer- Alrond Gliependiek, zusammen mit ei-
33 Hal. Ein noch immer ungeklärter kenswert: Zum einen lichtete es den An- nem Agenten der FNF vor wenigen Ta-
Brandanschlag am 8. Firun desselben Jah-
res hatte den Bau um einige Wochen
zurückgeworfen. In Seefahrerkreisen war
nach dem ohne Widrigkeiten erfolgten
Attentäter Sarim
Stapellauf damit gerechnet worden, dass
die Herzog Jast Gorsam zum Zwecke der von Jasalin tot!
Takelung, Ausrüstung und Mannschafts-
anwerbung noch mindestens bis in den HAVENA. Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns auf Umwegen überraschend
Praios 34 Hal in Havena vor Anker liegen eine anscheinend lange zurückgehaltene Nachricht: Sarim von Jasalin, der Mann
würde, um sodann mit einer großen Ze- der Ende Hesinde 33 Hal ein infames Attentat auf Königin Invher verübt hatte, ist
remonie getauft und in Dienst gestellt zu am Morgen des 13. Firun tot in seiner Zelle aufgefunden worden!
werden. Es war sogar spekuliert worden,
dass mehrere nordmärkische Würdenträ- Der ehemalige gräfliche Vogt von Neuwiallsburg soll Gerüchten zufolge wäh-
rend der Belagerung von Winhall unter den Einfluss von Orkschamanen geraten
ger und Hochadlige zu diesem feierlichen
und so zu seiner Untat verleitet worden sein. Seit seiner Festnahme, welche kurz
Anlass in die albernische Hauptstadt rei-
nach dem Anschlag erfolgen konnte, hatte der Attentäter in einer gräflich Honinger
sen wollten.
Zelle auf sein Urteil gewartet. Über die genauen Todesursachen liegen momentan
Doch wie es scheint, hat der nord-
keine Informationen vor. (mb)
märkische Auftraggeber und Finanzier,

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gen per Eilkutsche von Elenvina in Rich- schen Geschicke des grangorischen Her- dem Herzogtum Grangor anstrebe. Für
tung Grangor abreiste, scheint im direk- zogs und der Kaiserin des Horasrei-ches diese These spricht, dass im Phex 33 zwei
ten Zusammenhang mit der Verlegung des als in die des albernischen Königshauses nordmärkischen Barone zur großen
Schiffes zu stehen. haben. Das Herrschergeschlecht Bennain Warenschau ins phecadische Venga rei-
Offizielle Kommentare sind jedoch rar solle angeblich nicht für die Sicherheit der sten. Am Rande der Messe soll es zu ge-
und nicht sehr aussagekräftig: Wie ein Karacke garantieren können - immerhin heimen Gesprächen zwischen den beiden
Sekretär der havener Hafenmeisterei uns habe es in Havena bereits einen Anschlag Baronen und Offiziellen des Horasreiches
berichtete, äußerte sich der Erste Offizier auf das Schiff gegeben. gekommen sein.
Blidemeister nicht zu den Gründen des Wieder andere meinen, das „provoka- Fraglos, der Vorfall wirft ein seltsames
eiligen Auslaufens. Die FNF kommentiert tive“ Auftreten des albernischen Adels auf Licht auf die Beziehungen zwischen Elen-
nur knapp: „Wir wissen für die Sicher- dem Reichsrat habe bei den Nordmärkern vina und Havena. Wir werden unsere Le-
heit unseres Eigentums zu sorgen.“ Und die Befürchtung eines kriegerischen Kon- ser weiter auf dem Laufenden halten.
die erst im Vorjahr wieder eingerichtete fliktes geweckt. Die wildeste Spekulati- Wahnfried Sewerski/Herdbrand Bauer
herzöglich-nordmärkische Handelsmari- on ist gar jene, dass Jast Gorsam vom (wus)
ne wiegelt ab: „Der Auftraggeber und Ei- Großen Fluss engere Beziehungen mit
gentümer des Schiffes
ist die FNF. Wenn die
FNF es für richtig hält,
es von A nach B zu ver- Königlicher
legen, so obliegt dies
nicht der Admiralität“,
so Admiral Goswyn von
Hofbibliothekar
Klippstein.
Folglich gibt es ver- verlässt Albernia
schiedenste Vermutun-
gen über die Gründe: HAVENA. Kurz nach der Abwendung der Ork- Kurz unterbrach Seine Gnaden Minecius sei-
Angeblich sehen die gefahr sprach seine Gnaden Fran Minecius bei nen Bericht und fuhr eindringlich fort: „Ich halte
nordmärkischen Händ- ihrer Majestät Invher ni Bennain vor. Der Kö- diesen Traum für ein Zeichen der Götter! Ich wur-
ler ihr Eigentum durch nigliche Hofbibliothekar erbat von ihrer Maje- de ausersehen diesen See zu finden und dem Kind
die Präsenz stät die Entbindung von seinem Amte. des Nandus zu helfen!“ Einen Moment schwiegen
thorwalscher Schiffe der Priester und die Königin. „So sei es denn!“
und Kämpfer in Havena Erstaunt verlangte die Königin den Grund zu verkündete Ihre Majestät Invher. „Ich entbinde
(und auf dem Großen erfahren, warum sie seine Gnaden aus ihren Dien- euch von eurem Gelübde! Mögen die Zwölfe euch
Fluss) gefährdet, sagen sten entlassen sollte. Daraufhin zog Fran eine schützen!“ Dankbar kniete Seine Gnaden Minecius
die einen. So soll an- Pergamentrolle hervor. „Dieses Pergament habe ich kurz vor seiner ehemaligen Herrin nieder.
geblich die nord- bei meinen Nachforschungen bei der Suche nach Ein paar Tage später verließ er Havena in Rich-
märkische Delegation den Motiven der Orks gefunden“, berichtete er. tung Osten. Offen gestand er mir, dass er seine
auf dem Reichsrat zu Während der Orkgefahr hatte eine Gruppe von Ba- Suche in den Trollzacken beginnen wolle, immer-
Trallop im vergangenen ronen beim Hofe Frage aufgeworfen, warum die hin habe er einen Troll in seiner Vision gesehen.
Peraine der Reichs- Orks ausgerechnet Albernia angriffen und nicht das Wir wünschen dem ehemaligen Bibliothekar der
behüterin eine Protest- benachbarte Weiden, Greifenfurt oder gar Thorwal. albernischen Königin alles Gute auf seinem Weg.
note bezüglich der mit „Dieses Pergament berichtet von einer Legende Derweil gehen Gerüchte um, dass ihre Maje-
Alber-nia verbündeten über ein goldenes, geflügeltes Einhorn. Angeblich stät Invher ni Bennain beabsichtigt, den nun wie-
Nordmänner unterbrei- ein Kind meines Herrn Nandus und der Hippo- der freien Posten des königlichen Hofbibliothekars
tet haben. griffin Ariana. Nun, solcherlei Legenden gibt es an eine Verwandte zu vergeben. Elbwina Heff-
Ein anderes Gerücht viele, doch in den letzten Nächten hatte ich einen Bennain, die jüngere Schwester des verstorbenen
besagt, dass die großen Traum. Ich träumte von diesem Kind des Nandus, Berthold Heff-Bennain, soll wohl hoch im Kurs
nordmärkischen Fern- wie es über einen Gebirge flog. Dann wurde es des königlichen Hofes stehen. Die Fanfare wird
handels-häuser, die in von einem dunklen Schatten angegriffen und weiter berichten.
der FNF zusammenge- schwer verletzt. Wie ein Stein fiel das geflügelte Famelie Kunnsus, freie Berichterstatterin, der-
schlossen sind, mehr Wesen herab und versank in einem See an dessen zeit für die Havena-Fanfare
Vertrauen in die politi- Ufer ich einen Troll stehen sah.“ (fm)

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Wir, Invher ni Bennain, Königin Albernias, trauern um jene, die ihr
Leben ließen, Albernias Freiheit zu wahren.
Wir trauern um:

Pfalzgräfin Fennwyn ni Bennain von der Tommel


Baron Seanin ui Channon von Yvlidoch
Baron Schladromir von Otterntal
Baron Aneirin von Windehag
Baron Conwin von Niriansee zu Niriansee
Baronin Aillif ni Bennain von Wallersrain
Baronin Rhiannod ni Niamrod von Aiwiallsfest
Vogt Plaic Phonget auf königlich Abagund
Burgsaß Sarim von Jasalin auf Jasalinswall
Reichsritter Meran zu Naris
Ritter der Krone Cian Bolgkyn
Ritterin der Krone Andora Sainclaire von Dûnemoor
Ritter Pratos Fenwasian
Ritter Rehoban Fichtenschwelger
Ritter Laguno Ehrenföhr
Ritter Angrond vom Schwarzen Tann
Krieger Andek Mordekein
Krieger Arlin von Jannerloff
Krieger Pagol Korninger

Ein Wort des Gedenkens und der Trauer auf jenen, deren Namen niemand kennt, die von
einfachem Blut und die doch kämpften und fielen, so tapfer wie ihre Herren.

Heiliger Mythrael, Weggefährte der Gefallenen, Walkür der Tapferen,


blicke herab auf jene, die auf dem Schlachtfeld blieben,
blicke herab auf ihre Taten,
blicke herab auf ihre Herzen.
Heiliger, führe ihre Seelen vor Borons Waage und geleite jene, die für würdig befunden, an
die Tafel Rondras, dreifach geheiligt ihr Name, auf dass sie dort den Platz einnehmen, der
ihrem Mute und ihrem Opfer gebührt.

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Der Königin Dank
HAVENA. Eine Woche nach dem Sieg Brauch des Freundschaftspfands tief ver- Pfand Unserer Freundschaft. Sein recht-
über die Schwarzpelze vor Havena wur- wurzelt. Fühlen sich zwei Familien in au- mäßiger Träger soll in jeder Stadt und auf
de den ausländischen Streitern für Al- ßergewöhnlicher Freundschaft verbun- jedem Herrschaftssitz Albernias ein will-
bernia eine außergewöhnliche Ehre zu- den, ist es Tradition, ein Schmuckstück kommener Gast sein. Sollte er einmal in
teil. mit dem eigenen Wappen als Pfand zu Not und Gefahr geraten, kann er sich mit
überreichen und so das Band der Freund- der Bitte um Hilfe an das albernische
Der Einsatz Jurga Trondesdottirs und schaft zu festigen. Allerdings kommt es Königshaus und jede treu zu ihm stehen-
ihrer Hetleute, welcher erst die Wende in nur äußerst selten vor, dass die Königs- den Adelsfamilie wenden. Er wird dort
der Schlacht gegen die Orks gebracht hat- familie jemanden durch diesen Brauch jede Hilfe erhalten, die in den Möglich-
te, aber auch die selbstlose Unterstützung ehrt. keiten der albernischen Krone liegt und
der Stadt Kyndoch und einiger Adliger aus Am 10. Firun war der Tag der Ehrung angemessen erscheint.“
Windhag und Almada sollte angemessen gekommen. Im Rahmen eines Festmahls Als erstes erhielt Jurga Trondesdottir
gewürdigt werden - ebenso die Heldenta- im Königspalast richtete sich Königin das Freundschaftspfand aus der Hand der
ten von verdienten Recken Invher an die versammelten Strei- Königin. Die Thorwalerin überraschte
aus den verschiedensten ter: „Freunde Albernias! Ihr dabei alle Anwesenden, indem sie Köni-
Teilen Aventuriens und habt mit Uns gegen die gin Invher im Austausch einen mitge-
des OZR. Schwarzpelze gekämpft. Ihr brachten Rundschild mit dem thorwaler
Für diese tapferen Män- habt für Uns gekämpft! Kein Pottwal im Wellenkranz überreichte. Dies
ner und Frauen dürfte der vor Lehenseid hat Euch dies abver- führte amüsanterweise dazu, dass einige
Freude überschäumende Emp- langt und doch habt Ihr Euch an die der unvorbereiteten Mittelreichischen
fang, den Havena all seinen Rettern be- Seite Albernias gestellt, habt freiwillig Adeligen fast verzweifelt nach eigenen
reitet hatte, bereits Dank genug gewesen Euer Leben in die Waagschale geworfen Siegelringen und Wappenzeichen fahnde-
sein. Doch der Königin war klar, dass die und so zu einem großen Sieg beigetragen. ten, um dieser spontanen, von Herzen
ausländischen Helfer, die allein aus tief Unser Dank... der Dank ganz Albernias kommenden Geste folgen zu können.
empfundener Freundschaft für Albernia gebührt Euch!“ Königin Invher aber war von diesem
in die Gefahr gezogen waren, ein beson- Mit diesen Worten präsentierte Ihre kö- Zeichen der Verbundenheit nun ebenso
deres Geschenk verdienten. Und deshalb nigliche Majestät eine Schatulle, die für bewegt, wie zuvor die ausländischen Gä-
sollten zum ersten Mal seit langer Zeit jeden der Kämpfer einen goldenen Ring ste bei ihrer Ansprache. „Es ist gut zu wis-
wieder königliche Freundschaftspfande enthielt, dessen einzige Zier die drei ein- sen, dass Albernia solche Freunde be-
überreicht werden! gravierten Kronen Albernias waren. „Und sitzt!“
Bekanntermaßen ist in Albernia der so überreiche ich Euch diesen Ring als (jr)

Für den Preis albernischen Blutes

Arvepass zurückerobert
ARVEPASS/DARPATIEN. Der Arvepass ßerte dazu: „Wir müssen wohl oder übel band verschiedenster kaiserlicher
wurde Anfang Phex von vereinigten davon ausgehen, dass unsere Truppen Truppen unter Unterstützung von
kaiserlichen und kirchlichen Truppen vollkommen vernichtet wurde. Das Reich Kämpfern der Praios-, Rondra- und
zurückerobert. Die verblieben alber- hat es endlich geschafft. Die kaiserlich- Boronkirche gelungen, den Belage-
nischen Truppen wurden dabei bewusst albernischen Regimenter gibt es nicht rungsring der Truppen des Heptarchen
in der ersten Angriffsreihe postiert. Von mehr.“ Rhazzazor um die Arveburg zu spren-
Überlebenden ist bisher nichts bekannt. In den über mehrere Tage andauern- gen.
Ein Informant am königliche Hofe äu- den blutigen Gefechten war es einem Ver- (rba)

8
“Löwin und Einhorn” Seuche in
stellen Ketzer! Nostria
HAVENA. Die Havena-Fanfare ist erfreut, die Ergreifung der Sektenmitglieder HAVENA. Mit großer Sorge blickt
einer Illaristen-Vereinigung bekannt zu geben. man in Havena nach Nostria seitdem
bekannt wurde, dass dort die Blaue
Jene Häretiker hatten schon einmal Verwirrung und Unfriede in Albernia ge- Keuche wütet. Aus dem königlichen
stiftet, als dem Prinzgemahl unserer geliebten Königin Invher eine Chronik zu- Palast hieß es, man beobachte die
Lage sehr genau, sehe aber derzeit
gespielt wurde, mit deren Angaben er hoffte, Kuslik wieder zu seinen Lehen zu
keine Gefahr für ein Übergreifen nach
machen (die Fanfare berichtete). Doch der Plan scheiterte dank seiner Gnaden
Albernia, wenn man denn weiterhin
Fran Minecius, und die Fälscherin der Chronik Naila musste fliehen. Doch der
wachsam sei. Sollte es jedoch Anzei-
Diener des Nandus Minecius fand keine Ruhe und ermittelte weiter. Dabei stan- chen für eine Ausbreitung der Seu-
den ihm hilfreich drei Streiter vom Orden des Heiligen Zornes der Herrin Rondra che geben, wäre man im Seenland
zur Seite, die sich zur gleichen Zeit in Havena aufhielten. Mit der Hilfe von und im restlichen Königreich vorbe-
Korporalin Angrid Joradottir, sowie den Ordensnovizen Yann Engstrand und Gero reitet. Schon bald nach den ersten Ge-
Renwans gelang es, fast alle Illaristen festzunehmen. Der Anführer der Verblen- rüchte über die Seuche seien Kontrol-
deten starb im Kampf, während ein weiterer Sektierer wohl ertrunken ist. Seine len eingeführt und Rat bei der Peraine-
Eminenz Praiosson Greiffas führte persönlich die Verhandlung gegen die Häretiker Geweihtenschaft eingeholt worden.
und verurteilte die Verdammten zur Läuterung durch das heilige Feuer. Am fol- Das Mitgefühl Albernias gilt den
genden Praiostag brannten die Scheiterhaufen. Mögen die Götter der armen See- nostrischen Freunden! (jr)
len gnädig sein. (fm)

Almadanische Schausteller
sorgen für Unruhe
HAVENA. Wie es scheint, wurde das Bedenklich ist ein Akt, in dem die Re- der Götter haben, im Gegensatz zu Gareth,
Volk Albernias in den letzten Monaten aktion des Hofes zu Gareth gespielt wird. welches als Sündenpfuhl entlarvt wird.
systematisch aufgehetzt. Dies jedoch Schwäche zeigt sich da und Intriganten- Hätte früher wohl keiner der Schaustel-
von ungewohnter Seite. tum unter den Garetiern und ihren Vasal- ler (die bereits in Almada mit dem Ur-
len, unterbrochen nur von dem vergebli- sprungsstück für Aufruhr sorgten) die er-
Wie die Havena-Fanfare recherchier- chen Bemühen eines traditionsbewussten ste Aufführung ohne Einkerkerung über-
te, ist eine almadanische Schausteller- almadaner Magnaten und eines alber- standen, so ist in der erhitzten Stimmung
truppe im Königreich unterwegs, deren nischen Edelmannes, für Ehre und Recht in Albernia mit einer solchen Reaktion
Stück für viel Unruhe unter den Zuschau- zu streiten und deshalb den Thorwalern nicht zu rechnen. Im Gegenteil, einige
ern sorgt: Der Brand von Thorwal hat die zu helfen. reichstreue Bürger, die sich bei einer Vor-
jüngste Geschichte als Inhalt, nämlich den Gespickt mit offensichtlich neu in das stellung lautstark über den Inhalt be-
niederträchtigen Angriff der horasischen Stück geschriebenen Andeutungen, die schwerten, wurden von Umstehenden
Flotte auf die Hauptstadt der Nordleute. man genauso gut auf die Begleitumstän- verprügelt und hinausgeworfen.
Die Offiziere unter dem Adlerbanner wer- de des Massakers an den albernischen Es bleibt abzuwarten, wie lange das
den dabei durchgehen als dekadente Sa- Gardisten in Garetien münzen könnte, Glück der Schausteller noch anhält.
disten dargestellt, die Thorwaler hingegen wird kein gutes Haar an der Reichs- Gleichzeitig stellt sich die Frage, wer hin-
als freiheitsliebende Krieger, die zur Ver- führung gelassen. Almada und Albernia ter der Truppe steckt und wer ein Interes-
teidigung ihres Landes sogar ihr Leben werden als allein für die praiosgewollte se daran hat, die genannten Aussagen un-
geben. Ordnung stehend gezeichnet, die die Huld ter das Volk zu bringen. (fjh)

9
Aus den baronien

Die letzten Stunden


von Winhall
HAVENA. Wochen- und mondelang hatte sein, um sie zu tragen. Schon bald wür- ker werden. Schon oft hatten Feinde über-
unsere Berichterstatterin Raike Bran- den sie kommen. sehen, wie viel Stärke man bekam, wenn
ninger die Recken vom Orden des Heili- Die Trommeln erklangen urplötzlich, man die Heimat schutzlos wusste. In un-
gen Zornes bei ihrem Zug wider den pflanzten Furcht in das Herz der Vertei- seren Stollen hatten wir Drachen zurück-
Schwarzpelz begleitet. Gemeinsam mit diger, die so etwas noch nie gehört hat- geworfen. Heute würden Orkköpfe rollen.
ihnen überlebte sie mit Hilfe der Götter ten. Ich kannte dieses Geräusch. Schon Meine Axt freut sich auf den Geschmack
den Untergang Winhalls, wie auch die oft hatte ich es in meinem Leben gehört, des Blutes.
Schlacht bei Hammer und Amboss vor das so viele Sommer zählt. Wie oft hatten Schließlich war die Tommel zu, die
den Toren Havenas. An den Feuern des die Orks diese Trommeln ertönen lassen, Mauern besetzt. Alles war bereit. So dach-
OZR zeichnete sie am Abend vor der Ent- wenn sie unsere Wälder durchquerten?! ten wir. Niemand hatte an die schwachen
scheidungsschlacht wortgetreu die Erzäh- Am Anfang wichen wir zurück, doch dann Wehranlagen des Hafens gedacht. Ich
lungen zweier Ordenkrieger, der Elfe blieben wir und setzten ihnen eine Gren- auch nicht, aber wie auch? Das Wasser
Anmandriel Rosenherz, wie auch des An- ze. Die Wälder gehörten uns! Damals lag mir nicht. Dort waren keine hohen
groschim Berengol, Sohn des Thar- weckten sie Hass in mir und nun in den Mauern. In den Mauern Winhalls aber gab
gromosch, über den Fall Winhalls auf, Tagen in Winhall verspürte ich wieder es niemanden, der die Tommel je zufrie-
welche wir der geneigten Leserschaft an Hass. Ja, auch Elfen können hassen. Des- ren gesehen hatte. Verfluchte Schamanen!
dieser Stelle nicht vorenthalten wollen. wegen verließ ich die Wälder...“ Der Schwarze Marschall aber hatte den
Fehler in unserer Verteidigung gesehen...
Anmandriel Rosenherz Berengol, s. d. Thargromosch Als die Trommeln verstummten, schrie
„Schließlich starben die ersten bei der „Der Zorn in mir weckte Kräfte, ließ ich! Ich schrie meinen Zorn dem Feind
Wache. Sie erfroren einfach im Stehen... mich auf den Wehrgängen den Männern entgegen und von den fernen Ufern der
Als der Tommel begann einzufrieren, und Frauen Mut zusprechen, ohne dass Tommel antworteten tausende von
wussten alle Krieger, dass der entschei- meine Kraft zu erlahmen drohte. Ja, ich Orkkehlen! Sie kamen! Schwarze Flut auf
dende Angriff bevorstand. Ein jedes Knir- konnte es fühlen! Ich wollte den Kampf! weißem Grund. Ein Meer ohne Ende!
schen der Eisschollen ließ uns zusammen- Ich wollte sie zurückwerfen über die Wir empfingen sie mit einem Regen
fahren. Bald würde das Eis dick genug Grenzen ihres Landes! ‘Geht! Ihr seid aus Steinen, denn die Bogen wollten nicht
nicht willkom- bei dieser Kälte. So hatten wir uns oft in
men!’ Wir muss- den Höhlen gewehrt...“
Kartoffelfäule ten siegen. Wir
mussten es ein- Anmandriel
fach! „Mein Bogen hatte der Kälte wider-
GLYDWICK. Die Kartoffelernte in Glydwick ist dieses Jahr
Diese Kurz- standen, doch die Sehne würde reißen und
im Rondra fast vollkommen ausgefallen. Der überwiegende
lebigen waren so musste ich warten. Ich konnte Berengol
Teil der Feldfrüchte war von der Mehlfäule betroffen. Ähnli-
oftmals nicht sehen, wie er einen Stein nach dem ande-
che Nachrichten kamen auch aus Niamor, Neuwiallsburg und
bereit für den ren packte und hinabwarf auf die Orks.
Aiwiallsfest in der Grafschaft Winhall, sowie aus Gemhar und
Kampf, aber mit Tapferer Bartmurmler. So viel Kraft.
Gemharsbusch in der Grafschaft Bredenhag. In anderen Lan-
der Kraft und Doch die Steine konnten sie nicht ab-
desteilen steht die Ernte noch aus.
dem Wissen um halten die Leitern anzulegen und die Strik-
Sollte noch weitere Gebiete von der Missernte betroffen sein,
ihre Heimat, ih- ke mit den Wurfhaken über die Mauern
steht zumindest den betroffenen Gebieten ein Hungerwinter
(rba) rer Familien, zu schleudern. Wie schwarze Spinnen kro-
ins Haus.
würden sie stär- chen sie die Mauern empor. Sie kümmer-

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ten sich nicht um die Opfer in ihren Rei- fortsetzen würden. Ich sah in die Augen auch von dem unsrigen gaben wir dem
hen. Nun mussten wir ran! Die Mauern von Yanne. Bei Angroschs Hammer! Ei- Boden genügend zu trinken. Ein Meer aus
durften nicht fallen! Der Kampf hatte be- nen jeden Ork, der sich ihr näherte, wür- Blut, durch das eine schwarze Pestwolke
gonnen, schon bald würde das Schlach- de ich den Schädel spalten! herantrieb. Der Ork kam. Der Ring um
ten beginnen. Den Krieg würde ich nie Langsam kamen die Feuer näher an das das Tor begann sich zu schließen, der
verstehen. Tor und unsere Augen tränten nicht nur Strom der Flüchtlinge versiegte. Nun war
Die Mauern schienen zu beben, als der wegen des Rauchs. Wir sahen Winhall es Zeit zu gehen.
Ork anbrandete. Nur ein Tor war noch brennen. Stolze Stadt! Symbol unseres Wir wandten uns ab von Winhall mit
offen, das Südtor, Es sollte den Flüchtlin- Verlustes! Sollte Sadrak wieder gewin- blutenden Herzen, schon längst waren all
gen so lange wie möglich den Zugang zu nen? Der Zorn in mir die Standesunterschiede, die den Rosen-
der Stadt gewährleisten und somit zur Si- wollte nicht ohren sonst immer so wichtig erschienen,
cherheit eines solchen Schutzes, doch die m e h r gefallen und der Baron Arthgal Fenwasian
Götter der Menschen hatten für dieses Tor schwei- von Eichenwald war einer von uns, einer
eine andere Bedeutung erkoren.“ g e n von vielen, die sich aus dem sterbenden
u n d Winhall schleppten.
Berengol d i e Weit kamen wir nicht. Der Ork hatte
„Ich stand bei Yanne und Jadra, als die heili- das Tor eingeschlossen. Wir hatten so vie-
ersten Rufe erklangen. ‘Der Feind ist in g e len ermöglicht zu fliehen, doch für uns
der Stadt! Sie kommen vom Hafen! Sie gab es nun keinen Weg mehr hinaus. In
kommen!’ dieser Stunde unseres so nahen Todes,
Winhall war gefallen... Diese Erkennt- begann ein Knappe zu lachen. Er lachte
nis fraß sich wie ein heftiger Schmerz aus vollem Hals, verspottete die Orks,
durch mein Innerstes. Niemand konnte die welche in einer Dreierschlachtreihe vor
Orks nun zurückdrängen, unsere Kräfte uns standen. Wir hatten aufrecht ge-
waren dafür nicht schnell genug umzu- kämpft, hatten alles gegeben und so soll-
lenken. Nun musste schnell gehandelt ten wir auch sterben.
werden. Wir gaben die Stadt verloren. Ich dachte an den Wald, wo ich den
Mussten uns zurückziehen. Straße um Sonnenstrahlen hintergelaufen war, um
Straße wurde verwandelt in schnell errich- ihren goldenen Schein zu fangen und in
tete Verteidigungswälle. So gut es nur ging mein Gewand zu nähen. Ich erinnerte
half ich, denn wer von all diesen Kindern Anmandriel mich an das Lachen von Eldarion. Die
hatte solch Erfahrung mit den Errichten Rosenherz Wälder würde ich wohl nicht mehr sehen,
von Barrieren? Ich passte auf, dass der doch der Gedanke an sie ließ mein Herz
Knappin meines Kommandanten nichts Flamme brannte Schmerz, Trauer und lachen und ich lachte den Orks ins Ge-
geschah, muss aber zugeben, dass dies’ Müdigkeit weg. Wir mussten stehen blei- sicht.
Menschenkind mich überraschte. Einmal ben! Wir mussten das Tor offen halten für Ich sah zu Baron Arthgal Fenwasian
hielt sie einen Hieb ab, der auf meinen die Flüchtlinge. Albernia und Or- und dann begannen wir ebenfalls zu la-
Schädel gerichtet war, und obwohl mein densleute Seite an Seite. So viele fielen chen. Ein jeder unseres kleinen Haufens
Helm diesen sicher gut überstanden hät- in diesen Stunden des Krieges. So viel nahm dies Lachen auf. Jadra verhöhnte
te, war ich doch froh, denn auch wenn ich Mut, so viel Ehre. An diesem Tor zeich- die Orks, wie Thorwaler es nur können.
stur war, so war mein Kopf doch nicht aus nete der Herold der Herrin, Mythrael, die Yanne erhob stolz unsere Standarte, Zei-
Stein. Der Zornesorden eilte zum Südtor. Gefallenen. Er würden die Menschen zu chen der Hoffnung in einer schwarzen
Wir mussten das Tor und die Passage si- Helden küren. Heute wurde die Tafel der Flut. Ohne dass ein Kommando gegeben
chern. Es mussten alle aus der Stadt. Al- Herrin mit Blut geschmückt. Wir würden wurde, stürmten wir vor! Unser Lachen
len Ordensleuten war klar, dass dieses nicht weichen, bis der letzte aus der Stadt wurde zu einem Schrei!“
Kommando uns dem sicheren Tode zu- heraus war! Ich würde nicht weichen,
führte. Alveranskommando nannten die mochten die Feuer mich verschlingen und Berengol
Kurzlebigen so etwas. In den Augen der ich heimkehren zu Väterchen Angrosch!“ „Der Aufprall war fürchterlich. Die
Ordenskrieger las ich das Verstehen und Schildreihe der Orks hielt jedoch dem
keiner wendete sich ab, als es ihnen frei- Anmandriel verzweifeltem Ansturm nicht stand. Wir
gestellt wurde zu bleiben, oder nach „Es war ein Gemetzel... Wir standen brachen in ihre Formation ein wie ein Keil,
Honigen zu ziehen, wo sie den Kampf knöcheltief im Blut unserer Feinde, und den der Steinmetz mit wuchtigen Schlä-

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gen in den zu zerreißenden Stein trieb. um Winhall. Unser Angriff erlahmte in- Nun geschah das Wunder! Reiter ka-
Weiter und weiter. Blut zeichnete uns. mitten der Orks. Rücken an Rücken men, drangen ein in den Pulk der Leiber,
Bitterer Geschmack des Todes. Ork- kämpften wir, verzweifelt bemüht, wei- trieben die Orks auseinander, bis eine
fratzen, verzerrt vor Hass, erschienen vor terzukommen, heraus aus diesen stin- Lücke für uns frei wurde. Ich erkannte
mir. Ich versuchte bei Yanne zu bleiben, kenden Leibern. Ich sah Jadra, wie sie den einige von ihnen, denn sie trugen unse-
die immer noch die Standarte hielt. Tap- Schädel eines Orks spaltete, nur um ei- ren Rock! Einer packte mich und zog
fere junge Frau! Möge deine Herrin dich nen Schlag hinnehmen zu müssen, weil mich hoch auf das Pferd, auch Anmandriel
schonen. Mein Versprechen gab meinem ihre Waffe noch blockiert war. Die Stan- hatte auf dem Rücken eines solchen Tie-
Arm Kraft zurück und ich schlug einen darte schwankte. ‘Yanne! Warte ich kom- res Platz gefunden. So mussten wir vor
stämmigen Ork den Kopf ab. me!’ Mein Felsspalter schnitt nun durch der Übermacht fliehen – verließen die
Jedoch zeigten sich nun die Auswir- die stinkende Haut der Schwarzpelze, verlorene Stadt.“
kungen des langen Verteidigungskampfes brach Knochen. Orkenspalter! Raike Branninger (mg)

Ich kämpfe für Albernia!


HAVENA. Hunderte von Meilen hatte das Stimme das Wort. Sie hatte sich erhoben, mehr unter uns weilen dürfen, und daher
albernische Heer in den ersten Tagen des lenkte ihre Schritte langsam um das Feu- bitte ich um den Segen der Herrin Rondra,
Firun in einem Gewaltmarsch hinter sich er - suchte den Augenkontakt mit jedem, auf dass sie unser Kampfgeschick lenken
gebracht. Müde und erschöpfte Gesich- der sich eingefunden hatte. Zuversicht und die Anbeter der Götzen von Albernias
ter waren an den Feuern nahe der al-ber- und Stärke sollte ihr Blick ausdrücken, Boden hinweg fegen möge.“ Fast unmerk-
nischen Hauptstadt zu sehen. Nur eine doch war es ein Leichtes um die Erkennt- lich nickte sie dem Knappen der Leuin,
knappe Stunde zu Pferd trennte die nis, dass sich auch tiefste Sorge und Angst Peraindorn von Osenbrück, zu. „Euer
Albernier von den Mauern Havenas. in ihrem Antlitz eingegraben hatten. Gnaden?“
Sadrak Whassoi hatte sein Ziel im „Viele von euch haben in Winhall ge- Der tobrische Zornesritter löste sich
Gundelwald nicht erreichen kön- aus den Reihen der Umstehenden
nen, war nun mit seinen Horden und trat gemessenen Schrittes vor
auf die westliche Hafenstadt zu- die flirrende Glut des Feuers, wäh-
marschiert. Nur eine gute Meile rend sich Ihre Majestät in das
trennten die beiden Heerhaufen Rund der albernischen Kämpen
voneinander und ein kalt wehen- einreihte. Peraindorn stellte sein
der Beleman trug dumpf das mo- Schwert neben sich, die Hand lag
notone Hämmern der Orkentrom- auf dem verzierten Knauf.
meln herüber. „Den Schlag so vieler Herzen
werden wir vermissen lange Zeit.
Die Grafen, Barone und Junker Doch ihre Namen werden nicht
Albernias, Truppenkommandeure vergessen - bleiben bestehen bis
und Ordenskommandanten hatten in Ewigkeit! Eingezogen in die
sich an diesem letzten Abend vor der kämpft, wie es nur ein Albernier vermag. Paradiese sind sie sicher und geborgen.
Schlacht um Fortbestehen oder Untergang Und lange habt ihr der Übermacht des Eure Heimat wird bedroht. Vieles glaubt
des Königreiches um ihre Majestät Invher Schwarzen Marschalls widerstanden, habt ihr verloren, doch seht euch um! Ihr seid
ni Bennain geschart. Hohe Flammen flak- ihm mit all eurer Kraft die Stirn geboten nicht allein! Zusammen stehen wir gegen
kerten vor dem Zelt der Königin von wär- und verhindert, dass seine Horden alber- den Feind - durch ein Band geeint. Unse-
menden Lagerfeuern in den nächtlichen nischen Boden betreten. Viele sind an eu- ren Glauben! Unseren Glauben an die
Himmel. Jeder in dem Rund wusste, dass rer Seite gefallen und auch morgen wer- Götter, unseren Glauben an die Heimat.
am morgigen Praioslauf die Entscheidung den wir Blutzoll entrichten müssen. Wir Stärke ziehen wir aus einem Bund, ge-
fallen würde - Tod und Knechtschaft oder werden mit diesem Blut die Freiheit schlossen mit der Erde, die wir unser ei-
Leben und Freiheit für Albernia! Albernias verteidigen und nicht weichen. gen nennen. Ich bin Tobrier! Ich weiß, was
„Ich weiß, wie es um eure Gemüter Uns ist dieser letzte Abend in dieser Run- es heißt, für die Heimat zu kämpfen. Des-
steht, ihr tapferen Albernier“, ergriff ihre de vergönnt. Manch einer von euch wird wegen stehe ich hier, um mit euch zu
Majestät mit wohlklingender und fester den morgigen Abend nicht erleben, nicht kämpfen, denn kämpfen werden wir! Um

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jeden Schritt Boden werden wir streiten! nem zum anderen. „Was wollt ihr tun?“ genblicke später wurde allen gewahr,
Nicht weichen! Zusammen streiten wir, „Kämpfen für Albernia!“ Ein dröhnen- welchen Grund dieses hatte. Zu aller Er-
keiner allein! Ich bin Peraindorn von der Chor aus vielen alberischen Kehlen staunen und Verwunderung erschien Jast
Osenbrück, Knappe der Göttin und ich brandete dem Streiter der himmlischen Irian von Crumold, der Graf von Breden-
kämpfe für Albernia!“ Leuin nur einen Herzschlag später entge- hag unter den Anwesenden. Die Verärge-
Der Geweihte des Zornesordens ver- gen. Auch an anderen Feuern war die rung über sein spätes Erscheinen war Ih-
hielt kurz, trat einen Schritt vor und sein Stimme Peraindorns vernommen worden, rer Majestät deutlich anzusehen, doch
Arm deutete auf einen alten Recken, der sein Ruf war nicht ungehört verklungen. bezwang Invher ihren Zorn über den
schon viele Winter gesehen haben musste. Fast alle waren aufgestanden, hatten sich Mann, der seine Barone mitsamt ihren
„Wer bist du?“ fragte der Priester, und dem Priester zugewandt - die Schwerter Landwehrhaufen so lange zurückgehal-
seine Stimme drang über den Kreis hin- gen Alveran gestreckt. „Für Rondra! Für ten hatte. Seinen entschuldigenden Aus-
aus. Albernia!“ führungen zufolge habe es innerhalb sei-
„Leomar von Schüttrand zu Lileyan!“, „Kniet nieder für den Segen der Her- ner Grafschaft zunächst gegolten, aufrüh-
entgegnete der Grauhaarige und seine rin!“ forderte der Zornesritter die Streiter rerischem Gesindel die Knute zu zeigen.
Augen fanden die des Peraindorn. auf. „Oh Herrin, segne uns! Stärke unse- Und erst jetzt, als die Sicherheit im eige-
„Was willst du tun?“ re Herzen, unseren Waffenarm, auf dass nen Land wieder hergestellt worden war,
Als wäre die Antwort so fest und uner- wir bestehen!“ war er bereit, dem Ruf der Königin zu
schütterlich wie gewachsener Fels, rief der Stille... Ein jeder wackere Gefolgs- folgen. Jedoch wissen nur die Zwölfe, ob
alte Leomar: „Kämpfen für Albernia!“ mann der Königin, ein jeder Bauer der durch ein früheres Eingreifen des Breden-
Der tobrische Wächter suchte und fand Landwehr, ein jeder Krieger, Waffen- hagers mit seinen Truppen das blutige
den jungen Krieger Lucan Erbanas aus knecht, Knappe oder Novize war nieder- Massaker von Winhall hätte vermieden
den Reihen seines eigenen Ordens. „Wer gekniet in diesen Augenblicken der werden können. „Spät kommt ihr, Bre-
bist du?“ Sturmherrin heilig und betete inbrünstig denhag! Doch den Göttern sei Dank, nicht
„Lucan Erbanas vom Orden des Heili- mit dem Knappen der Göttin - die Waffe zu spät!“, waren die wenigen Worte ihrer
gen Zorns!“, sagte die kräftige Stimme fest in der Hand. Majestät, mit denen sie die Ankunft des
des Kriegers. Fast gleichzeitig war die Königin mit Grafen schroff kommentierte.
„Was willst du tun?“ Peraindorn aufgestanden. Zuversicht, Mut Der Worte waren erst einmal genug
„Ich kämpfe für Albernia!“ Laut und und Stärke spiegelten sich im flackern- gesagt an diesem letzten Abend vor der
deutlich hatte Lucan seine Antwort kund den Feuerschein auf den Gesichtern. Schlacht gegen die Horden des Sadrak
getan. Plötzlich schien Unruhe außerhalb der Whassoi.
Peraindorns Blicke wanderten von ei- Versammlung aufzukeimen und nur Au- Raike Branninger (gm)

Trauerfeier in Arvun
ARVUN. Nach Abschuss der mehrwö- mai von Tsas Segen berührt worden und Hierin erklärt das Königshaus, dass es die
chigen Bahrzeit des vormaligen Herren guter Hoffnung ist. Diese Aussicht beflügelte junge Frau Willimai und die Baronie
Aneirin von Windehag zu Windehag fand den Herren Baron auch in der Schlacht für Windehag unter ihren persönlichen Schutz
die Beisetzung des Barons in der Famili- das Wohl Albernias das größte mögliche stellt und für das Wohlergehen aller sor-
engruft derer von Windehag statt. Auf- Opfer zu bringen. gen will.
grund der besonderen Lage in Albernia Gerbold von der Landwehr, Jagdhelfer in Der verstorbene Herr Aneirin erwarb
war es nur einer geringen Anzahl von Windehag, berichtete, wie sein Herr sich mit durch sein höchstes Opfer zum Wohle des
Notablen möglich, an der bewegenden der Saufeder in der Hand gegen einen Oger Reiches die besondere Gunst der Krone,
Boronsandacht teilzunehmen. stellte und ihn schließlich tötete, obschon er was durch den Besuch ihrer königlichen
selbst in diesem Kampf die tödliche Wunde Majestät unterstrichen wurde. Die Köni-
Am Tag, als Baron Aneirin in den erhielt. Sein Mut, so der Landwehrmann, gin ließ es sich nicht nehmen an diesem
Kampf gegen die Orken aufbrach und sei- rettete eine große Anzahl Albernier vor dem Tage höchstselbst mit dem Schiff aus
ne Landwehr aus Arvun fort führte, strahl- sicheren Tod. Havena anzureisen und ermutigte und trö-
te er voller Zuversicht über einen baldi- Das Königshaus sandte mit dem gebor- stete alle Anwesenden mit einfachen und
gen Sieg und Hoffnung auf einen gesun- genen Leichnam die persönliche Habe des erhebenden Worten.
den Erben, hatte er doch erfahren, dass Herren Aneirin und ein Schreiben des Dan-
seine junge und schöne Gemahlin Willi- kes für den Einsatz des Hauses Windehag. (hdj)

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Die Heimkehr des Barons
Y LVIDOCH ,G ORT LOMÁN . „Der von Ylvidoch de vor den Mund und schluchzte
Herr Baron ist tot!“ Wie ein Lauf- auf. Als wolle sie der Wahrheit
feuer verbreitete sich die Nachricht durch Der Leichnam des beim Perainedienst wehren, ballten sich ihre Fäuste und wie
die Baronie am Schleiensee und war dem für die Königin Invher dahingeschiedenen von einer unsichtbaren Hand geführt,
Tross, angeführt von Radek von Galyn, Séaínín ui Channon ruhte während der trommelte sie hilflos auf Radek ein. Die
Herr über den Nachbarn im Westen - Fahrt vom Schlachtfeld in die Heimat auf Schläge auf dem Brustpanzer gaben ein
Nordhag - schon um gute eineinhalb Stun- einem mit Heidekraut und Farn ausgepol- dumpfes Geräusch ab, klangen den Rück-
den voraus, als dieser in Gort Lomán am sterten Wagen bedeckt mit der blau- kehrern vom Schlachtfelde fast wie ork-
Fuße von Dun Madra Ruadh, dem Sitz der goldenen Fahne der Baronie. Friedlich ische Trommeln in der Ferne. Wie groß
Ylvidochschen Barone ankam. ihr Schmerz war, konnte man nur ahnen,
doch im ganzen Land wusste man um die
Mit gesenkten Köpfen trotteten die tiefe und große Liebe, die der Verbliche-
Pferde des Geleitzuges durch den nebli- ne und seine Frau füreinander empfun-
gen Vormittag. Die Feuchtigkeit in der den hatten. Der Nordhager nahm die Ba-
Luft schlug sich auf den Rüstungen der ronin behutsam in die Arme und versuchte
Krieger und Landsknechte nieder, tropf- und weich sie zu trösten.
te Tränen gleich von Helmen, aus Haa- waren sei- ne Züge, Ein Wink von Galyn hieß seine und die
ren, Mähnen und von den Wehrgehängen kein Schmerz oder Gram zeigte Ritter Ylvidochs die vorbereitete Bahre
und Fahnen. Ein trauriges Wetter für ei- sich darin. Eher sah man die Erleichte- aus dem Wagen heben und den Leichnam
nen traurigen Tag, wie man später befand. rung, die Königin wohlauf zu wissen und ui Chanons in die Burg tragen. Am Kopf
Langsam bewegte sich der Tross auf das Rechte getan zu haben. der Treppe angekommen, hielten sie kurz
die Palisaden der Siedlung zu, deren Baron Radek hieß den Zug im Hof der inne. Cristín ni Shea strich ihrem Gemahl
Wachränge von Menschen nur so wim- Fuchsburg halten und saß ab. Schweren liebevoll über die bleichen Wangen und
melten. Schon auf den ersten Blick sah Schrittes ging er auf die Freitreppe zu, an legte ihre Hand auf die seine. So mit ihm
man, dass es weit mehr Leute waren, als deren Kopf Cristín ni Shea die Gemahlin vereint und gestützt von Radek und ih-
Gort Lomán selbst beherbergte. Aus den ui Channons aus der Tür trat, begleitet von rem Sohn Seamus, dessen Gesicht eine
umliegenden Gehöften waren sie ebenso ihrem Sohn Seamus und dessen Schwe- Maske der Trauer und der Ungläubigkeit
zusammengekommen wie aus Inis und ster Alana. Mit steinerner Miene starrte war, geleitete Cristín ni Shea ihren Mann
aus Ylvidoch selbst. Diejenigen, die an der Cristín Radek entgegen, der die Treppe in die Burg, wo er im Peraineschrein auf-
Straße standen, machten ehrfurchtsvoll mit großen Schritten nahm. Was genau die gebahrt wurde.
Platz und schlugen mit traurigem Blick Worte waren, die er der Witwe zuraunte, In den folgenden Tagen hatte jeder Ge-
das Boronsrad, als der Wagen an ihnen konnte niemand hören, jedoch war allen legenheit von seinem langjährigen, be-
vorüberrollte. der Inhalt klar. Die Baronin hob die Hän- liebten Baron Abschied zu nehmen. (ps)

Salzprojekt geht weiter


NORDHAG, WESTPFORTE, YLVIDOCH. Die erst kürzlich ernannte vorganges trug die neue Vögtin bei.
Vögtin von Ylvidoch, Cintara Arodon von Weidenau hat sich in- So wurde in einer Schlussnote verfügt, dass die auf der westli-
zwischen bereits sehr gut in ihre neue Aufgabe eingelebt. So bat chen Seite des Schleiensees befindlichen Torfmoore jährlich in ei-
sie die Barone von Westpforte und Nordhag zu einem nachbar- nem bestimmten Gebiet abgestochen werden dürfen, um daraus
schaftlichen Gespräch, in dem unter anderem das Fortkommen in Brennmaterial zu erhalten. Die Asche aus den (den Bauern und
der Angelegenheit der Salzgewinnung aus dem Marschenboden Dörflern zum Heizen zur Verfügung gestellten) Torfschollen ist bei
stand. den Salzkochereien abzugeben und soll dort ausgeschlämmt wer-
Das Projekt, das bereits seit Jahren in der Entwicklung steht den. Das Wasser, dessen Konzentration an wertvollem Salz we-
und immer wieder durch widrige Umstände ins Stocken oder gar sentlich höher ist als das früher mit Schaufeln abgeschöpfte, soll in
zum erliegen kam, scheint nunmehr endlich Gestalt anzunehmen. den bereits bestehenden Anlagen verdampft und auskristallisiert
Einen Vorschlag zur wesentlichen Verbesserung des Gewinnungs- werden. (ps)

14
Nachrichten aus Traviarim
TRAVIARIM. Ihre Hochgeboren, Kijeli in Bredenhag geschlagen, und diese so- – sie wurden beide abgeurteilt.
von Marangar, Baronin zu Traviarim hat wohl finanziell unterstützt als auch Pam- Nur die Baronin selbst und Ritter von
um eine offizielle Auflösung ihrer Ehe im phlete für sie entworfen. Die Herrin von Finkenhayn, ihr Vertrauter, waren anwe-
Traviatempel zu Havena gebeten, und der Traviarim, die dafür bekannt ist, dass sie send, als der Baron mit den Anschuldi-
Tempel hat die Dispens erteilt. Rechtsbrecher unbarmherzig verfolgt und gungen konfrontiert wurde und so ist uns
zur Rechenschaft zieht, muss schockiert nicht bekannt, wie die ursprüngliche Re-
Ihr ehemaliger Gemahl Oscarito gewesen sein, als sie mit den Tatsachen aktion der Herrin von Traviarim gewesen
stammt ursprünglich aus Fairnhain, wo er konfrontiert wurde. Offenbar hatten ihre sein mag. Tatsache allerdings ist, dass der
als talentierter Dichter bekannt war. Die Büttel zwei junge Männer festgenommen, Baron offenbar nichts abgestritten hat, da
beiden haben zusammen einen Sohn, die vor mehreren Jahren (kurz nach der er anschließend im Schlossverlies festge-
Hesindian Wilbur, der mittlerweile sieben Rückkehr der Baronin aus den Ostlanden) setzt worden ist. Offenbar hatte er aber
Götterläufe alt ist. Als den Schreiber die- aus Traviarim verbannt worden waren und weitere Komplizen im Schloss, denn drei
ser Zeilen die Nachricht der Eheauflösung die sich nun zu den Rebellen gesellt hat- Tage später gelang dem Rebellen die
erreichte, war natürlich die Neugier ge- ten. Unsere Informationsquelle, die wir Flucht. Die Baronin hat ein Kopfgeld von
weckt, und so machte ich mich auf die aus verständlichen Gründen nicht preis- 100 Golddukaten ausgesetzt. Sollte er sich
Suche nach Erklärungen. Was ich heraus- geben wollen, teilte uns mit, dass jene je wieder in der Baronie blicken lassen,
fand, ist unerhört. Offenbar hat sich der Halunken – von der Baronin konfrontiert würde er festgesetzt und nach Bredenhag
Exbaron auf die Seite der Aufständischen – nichts Besseres zu tun hatten, als den zur Aburteilung durch den Grafen selbst
Baron als ihren Verbündeten preiszuge- geschickt. Nur die Götter mögen zu ur-
ben. Wenn sie sich erhofft hatten, mit die- teilen, was für ein Schlag das für die Ba-
Peraines sem Geständnis ihr eigenes Urteil zu mil-
dern, hatten sie sich schmählich getäuscht
ronin war.
Urdan ni Karien (cm)
Geschenk
SÜDFARINDEL. Parandan von Sieb- Praiosgeweihter
lingshaus, Botaniker aus Gareth ent-
deckte kürzlich bei einer Reise durchs
nördliche Bredenhag ein Exemplar ei-
verschollen
ner ihm unbekannten Baumart. Bei
GLYDWICK. Der Geweihte des Praios Praiodan Helbingen, der vor rund zwei Mon-
Nachforschungen stellte sich heraus,
den aus Havena nach Glydwick aufgebrochen war, gilt als verschollen. Dies gab der
dass dieser Baum sich erst seit kurzem
Inquisitionsrat Elias Machera da’Navarra am 10. Peraine im Namen des Wahrers der
verbreitet haben konnte und es sich da-
Ordnung bekannt.
bei tatsächlich um eine neue Art han-
delt. Von Sieblingshaus meldete seine
Der Verschollene hatte Glydwick noch unversehrt erreicht und sich einige Tage
Entdeckung im Glydwicker Tempel der
später zu Untersuchungen weiter nach Norden aufgemacht. Am 15. Phex war das
Peraine und brachte der Göttin für ihr
Pferd des Geweihten ohne Reiter nach Glydwick zurückgekehrt. Eine von Baron
Geschenk ein Dankesopfer dar.
Duridan von Niriansee-Wiallainen ausgesandte Suchmannschaft hatte keine Spuren
Bauern und Hirten berichten vom
des Verschwundenen gefunden.
Vorkommen des dem Blutahorn ähnli-
Einem noch unbestätigten Bericht zufolge soll Inquisitionsrat da’Navarra in einer
chen Gewächses auch aus anderen Ge-
Vision von einer Notlage seines Bruders erfahren haben, noch bevor ihn die Boten
bieten des südlichen Farindelrandes.
aus Glydwick erreichen konnten. Da’Navarra gab weiter bekannt, dass unterstützen-
Die Landbevölkerung steht dem Baum
des Personal in Form einer weiteren Inquisitorin bereits aus Gareth unterwegs sei und
jedoch mit Argwohn gegenüber. Bei ei-
man bald mit umfangreicheren Nachforschungen beginnen werde.
nem Versuch, einen Baum als Feuer-
Über die Art der Untersuchungen, die Helbingen nördlich von Gyldwick durch-
holz zu fällen, sei blutrotes Harz aus-
führen wollte, wurde keine Auskunft gegeben. Auch ist nicht bekannt, ob das Ver-
getreten. Seit dem meide das Landvolk
schwinden in Zusammenhang mit den Vorfällen im Seenland steht oder eventuell auf
die Pflanze abergläubig. (rba)
verbliebene Orkbanden zurückzuführen ist. (rba)

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Menschenraub in Bredenhag
OTTERNTAL. Nicht nur Mord und Totschlag an braven Bür- Gesinde erschlagen vorgefunden. Nur Hilko, der Knecht, der
gern, Reisenden und fleißigen Bauersleuten lassen in den letz- war nicht unter den Toten. Kann mir nicht vorstellen, dass der
ten Tagen des Tsamondes Angst und Schrecken in die Herzen was mit dieser Schweinerei zu tun hat; denn ich selbst habe ihn
vieler Bewohner der südlichen Baronien Bredenhags einzie- gekannt. War ein kräftiger Kerl - immer freundlich und hilfsbe-
hen. Damit einher drang schreckliche Kunde, die von Brand- reit. Aber er ist wie vom Erdboden verschluckt.” So der Büttel
schatzungen an vereinzelt stehenden Gehöften in der Grafschaft Menno Skanjerson aus Otterntal.
berichten. Doch damit nicht genug! Doch scheint das Verschwinden des kräftigen Knechtes kein
Einzelfall zu sein. Auch aus Traviarim, Jannendoch sowie den
Die zur Untersuchung der Untaten beorderten Büttel schei- Baronien Crumold, königlich Abagund und Draustein ist von
nen vor einem Rätsel zu stehen. „Nicht ein einziger Hinweis dergleichen Vorfällen zu berichten. Geben die Toten und Feu-
lässt bislang auf die Ursache der Verbrechen schließen. Mehr ersbrünste nicht bereits genug Anlass zu größter Sorge und er-
als nur einmal haben wir den ganzen Praioslauf mit besonderer höhter Wachsamkeit der örtlichen Behörden, so verängstigt das
Gründlichkeit den Hof vom alten Thosdyr inspiziert und kei- mysteriöse Verschwinden mehrerer Personen die Bevölkerung
nerlei Spuren entdecken können. Nur rauchende Trümmer und umso mehr.
Ruinen. Den Thosdyr haben wir mit seiner Familie und dem Raike Branninger (gm)

Neue Herren in
Neuwiallsburg?
WINHALL. In der Vergangenheit berich- Wie sich der geneigte Leser vielleicht vor allem daran liegt, dass der von ihnen
teten wir über Ereignisse, die sich im erinnert, war noch Anfang Boron die jun- inhaftierte Verwalter Glennir viele Freun-
südwinhallschen Grafenland Neuwialls- ge Tochter des Barons von Niamor in das de unter den wohlhabenden Familien
burg zutrugen, welches noch bis zum benachbarte Neuwiallsburg gereist, um Neuwiallsburgs hat.
Orkkrieg durch den unseligen Sarim von dort ihrer Großtante beizustehen, welche So ist es dem Herrn Wiallwalde im
Jasalin verwaltet wurde, der in Honingen die Gattin des Vogts Sarim ist, der kurz Hesinde dann auch gelungen, mit Hilfe
das schändliche Attentat auf unsere Kö- zuvor dem Ruf der Gräfin nach Winhall einiger Verschwörer aus dem Kerker der
nigin verübt hat. Nachdem die Orkmeuten gefolgt war. Burg Jasalinswall zu entkommen. Es ist
nun aus Albernia vertrieben sind, ist es Der Vertreter des Vogts, Glennir von zu vermuten, das ihn sein Weg nach
an der Zeit, erneut den Blick über das einst Wiallwalde, wurde bald von den Gästen Glydwick führte, wo er einen älteren Bru-
so schläfrige Neuwiallsburg schweifen zu aus Niamor der Hinterziehung gräflicher der in wichtiger Position hat. Und dort
lassen. Steuern überführt und Inhaftiert.2 mag er auch sicher sein, denn in Glydwick
Die Besucher scheinen seit diesen Ta- ist man nicht gut auf den Namen Niamor
Ich weilte im Tsa 33 Hal in Ortis, wo gen das Grafenland gut durch den Winter zu sprechen, seitdem die Familie die Stadt
ich mir ein Bild von den Zerstörungen des geleitet zu haben. Mehr als einmal sollen im Bürgerkrieg überfallen und kurzzeitig
Orkenzuges machen wollte und wurde Orks und auch menschliches Gesindel, besetzt gehalten hat.3
dort Zeuge der freudigen Bekanntma- gleich ob es Deserteure oder aus Breden- Noch einmal zugespitzt hat sich die
chung über die Bündnisse der Häuser hag geflohene Aufständische waren, den Lage mit dem Besuch des Barons von
Fenwasian, Stepahan und Niamor.1 Ich einfachen Leuten des Landstrichs das Niamor, der Anfang Firun 33 Hal nach
fasste den Entschluss auf meiner Rück- Leben schwer gemacht haben. Aber ob- Jasalinswall kam. Er war mit anderen
reise nach Havena nicht den Weg über wohl sie die Bevölkerung tatkräftig vor Überlebenden der Schlacht von Winhall
Honingen zu nehmen, sondern in der Ba- solchen Gefahren beschützten, ist es um nach Ortis geflohen und ist von dort aus,
ronie Niamor Richtung Neuwiallsburg das Ansehen der neuen Mächtigen in der an der Spitze vieler anderer edler Recken,
abzubiegen, um dort die Burg Jasalinswall Bevölkerung nicht unbedingt gut bestellt. dem Orkheer Richtung Honingen gefolgt.
zu begutachten, die bald Schauplatz so Immer wieder hatten die Niamorer mit Allerdings stellte er die Verfolgung schon
wichtiger Heiratsbündnisse werden soll. Schwierigkeiten zu kämpfen, was wohl wenige Meilen weiter südlich, im eige-

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nen Lehen, wieder ein und verließ mit sei- berlinge zu holen waren, da nahmen die ne Tochter, unter- 1 Beleman 0, Im Zei-
nen Leuten die Gruppe der Verfolger. Waffenknechte des Barons auch Natura- stützt vom Käm- chen der Distel, des Lö-
Während seiner Visite auf Burg lien und das im tiefsten Winter! Minde- merer Niamors, wen 2
und des Drachen
Havena Fanfare 12,
Jasalinswall ließ der Baron kurzerhand stens drei Gehöfte sollen niedergebrannt vorerst das Grafen- Familienbesuch in Neu-
alle Insassen des Burgverlieses aufhän- worden sein, weil die Bewohner die Be- land Neuwialls- wiallsburg
3
Havena Fanfare 11,
gen, Berichten zufolge waren die Verge- schlagnahmung ihrer Vorräte durch die burg weiterführen Der Albernische Bür-
hen einiger der Hingerichteten alles an- Fremden nicht hinnehmen wollten. Nach wird. gerkrieg
dere als todeswürdig. Zu viel größerem Niamor geschleppt wurde alles auf einem Mir bleibt zu
Unmut und vor allem Leid unter der Be- guten Dutzend Rössern des gräflichen hoffen, das besonders die Herren der Häu-
völkerung aber führte eine Sondersteuer Gestüts Jasalinswall. Im Namen der ser Fenwasian und Stepa-han neben den
zum Wiederaufbau der Grafschaft, die der hehren Gräfin Rhianna wohlgemerkt, von Vorbereitungen der wichtigen Hochzeiten
Baron vor seiner Heimreise in sämtlichen der selbst bisher noch kein Wort zu die- noch Zeit finden, auch diese Geschehnis-
Weilern und Gehöften des Landstrichs ser Angelegenheit zu hören ist, auch nicht se mit kritischen Augen zu betrachten.
eintreiben ließ. Wo keine blinkenden Sil- zu der Verkündung des Barons, dass sei- Efferwyn Fenwasian (mb)

Von der Rückkehr, der


Ruhe und der Rede
ABILACHT. Pünktlich zum Festtag am festgesetzt worden? Ignoranten“ sprach er, die in Gareth den
19. Ingerimm zu Ehren des Hl. Rhys kehr- Schlussendlich erschallten aber am Ton angeben würden und „eine Schande
te Baron Glennir ui Llud vom Reichs- Abend die Hörner der Wachhabenden und vor den Göttern“ bezeichnete er die Be-
kongress in Trallop nach Abilacht zurück. binnen kürzester Zeit formierten die ge- schlüsse Albernia betreffend. Weiters hob
Im Gegensatz zu den letztjährigen Feier- treuen Bürger ein Spalier für den eilig ein- er hervor, dass Albernia in diesen schwe-
lichkeiten herrschte dieses Jahr eine an- reitenden Baron Glennir ui Llud, der ab- ren Zeiten „Schulter an Schulter“ gestan-
genehme und feierliche Ruhe vor – nur gekämpft, aber nichtsdestotrotz entschlos- den habe und dass diese Einigkeit auch
die Rede des Barons und seine Botschaft sen und ernst wirkte. Sodann begab er sich weiterhin gegen Gareth „in die Schlacht
aus Trallop sorgten für Aufsehen, Miss- auf seine Burg, um – wie man hörte – sei- (natürlich nur in bildhafter Verwendung
mut, aber auch gute Laune in der Bevöl- ne Vertrauten zu informieren und den Ver- – Anm. der Red.) geführt“ werden müs-
kerung. Weiters brachte ein geplantes lauf des morgigen Tages durchzugehen. se. Außerdem könne das Blutbad von
Denkmal für die gefallenen Abilachter Schon früh waren die Abilachter am Berstenbein (siehe AB 102) nicht ohne
Reiter wilde Spekulationen mit sich. nächsten Morgen auf den Beinen und ge- Konsequenzen bleiben und der „Helden-
Nervös und teilweise sogar enttäuscht schäftig wurden die letzten Vorbereitun- mut, mit dem die albernischen Soldaten
konnte man die Stimmung der Abilachter gen getroffen. Weniger Händler und Pil- für ihre Heimat gefochten haben“, müsse
bis zum 18. Ingerimm nennen, denn nach- ger waren heuer anwesend – viele sind hervorgehoben und „für die Nachwelt in
dem die Feierlichkeiten im letzten Jahr wohl durch die Schwarzpelze und die Un- Erinnerung“ gehalten werden. In diesem
unter keinem guten Stern standen (die sicherheiten entlang der Reichsstrasse III Zusammenhang sprach er auch von einem
Fanfare berichtete), schien es so, als ob Richtung Kyndoch abgehalten worden. „Denkmal“, das den Abilachter Reitern in
der neu bestallte Baron nicht rechtzeitig Trotzdem verlief der Tag geschäftig und ihrer namensgebenden Stadt gesetzt wer-
vom großen Reichskongress zurückkeh- ruhig, nur kurz vor der Rede des Barons den soll.
ren würde. War zwar Abilacht von den herrschte Aufregung und Anspannung. Eben jenes Denkmal war nun der An-
Orks verschont worden, so sind doch die Jeder wollte hören, was sich in Trallop lass für wüste Spekulationen. Plant Glen-
Lasten auf den Schultern der Bevölkerung zugetragen hatte und wie sich die Lage in nir ui Llud ein Monument für den Wider-
schwerer geworden und auch der Konflikt Albernia entwickeln würde. Was er also stand gegen das Reich oder ist es als ein-
mit Gareth machte ihnen das Leben nicht über den Reichkongress verkündete, kann facher Andachtsplatz für die vielen Toten
leichter. Umso mehr Hoffnung setzte man der geneigte Leser an anderer Stelle nach- zu verstehen? Man wird sehen – auf je-
also in den neuen Baron, der viel verspro- lesen (Albernia – Ein Opfer für das Reich), den Fall sorgte der Baron nicht nur für
chen und bis jetzt seine Sache ganz gut doch einige seiner Worte sollen hier wie- viel Aufsehen sondern auch für gute Laue
gemacht hatte. Würde er die Feierlichkei- dergegeben werden, waren sie doch be- (auf Kosten der Garetier) und bewies mit
ten zu Gunsten des Kongresses in Trallop merkenswert und gefällig zugleich: Von seiner Rede seine rhetorische Schlagfer-
opfern oder war er gar von den Garetiern „blinden, starrsinnigen Bürokraten und tigkeit. Siegbert Federkiel (em)

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Königliche Würdigung
YLVIDOCH. Die seit dem Jahre 19 Hal kehrte und nicht nur das Haus aus den ui Bennain im Jahre 25 Hal verliehen wur-
in Ylvidoch bestehende Heilerschule ge- Steuerschulden freikaufte, sondern auch de. Nach dem Tod des Barons führt des-
langt im vierzehnten Jahre ihres Beste- noch das Nebengebäude dazu erwarb. In- sen Gemahlin Cristín ni Shea zu Ylvidoch
hens zu großen Ehren. Seit dem ersten nerhalb eines halben Jahres hatte sich der nun ausschließlich die Schule, wobei sie
Tage der Peraine 33 Hal darf sie nunmehr einstige Schandfleck am Marktplatz wie- tatkräftig von ihrem Sohn Seamus unter-
mit Königliche Heilerschule zu der in ein Schmuckstück für die Stadt ver- stützt wird.
Ylvidoch titulieren. wandelt. Ihre königliche Majestät, Invher ni
Das Gebäude gegenüber des Bislang wurden in der Heilerschule sie- Bennain verlieh nunmehr der schon weit
Ratshauses am Ylvidocher ben Jahrgänge zu je sechs Scholaren aus- über die Baroniegrenzen hinaus mit einem
Marktplatz war vor gut acht- gebildet, von denen fünf mit dem Baron vortrefflichen Ruf gesegneten Schule das
zig Jahren erbaut worden. zur entscheidenden Schlacht an die königliche Prädikat. Nach dem Willen des
Bauherr und Eigner war Trollpforte zogen. Auch in die- verstorbenen Barons wird die Schule kün-
Ruadh ui Shea, der Großvater sem Jahre nahm Seáinín ui ftig zwei Scholaren jeden Jahrgangs dem
der Baronin, Christín ni Shea Channon wieder fünf seiner Königshaus und der königlichen Leibgar-
von Ylvidoch. Lange Jahre hat- Schüler mit ins Feld, um de als Medici oder Feldscher zur Verfü-
te das Erdgeschoss eine Apothe- sie dort ihre Abschluss- gung stellen. Des Weiteren hat das Kö-
ke beherbergt, die nach dem Tod prüfung machen zu las- nigreich Albernia das Recht, im Falle der
Domnal ui Sheas 12 Hal mehr sen, wie er sich noch Heimsuchung des Landes durch Krieg
schlecht als recht von einer reisigen Kräu- kurz vor Antritt seiner oder Seuchen, Überschwemmungen über
terkundigen aus dem Svellttal und danach letzten Reise geäußert das jährliche Maß hinaus oder anderen
mehreren ebenfalls wenig geschäftstüch- hatte. katastrophalen Unwägbarkeiten über fünf
tigen Herrschaften weitergeführt wurde. Die Verdienste um die Ylvi- Scholaren und einen Adepten zu verfü-
Die damalige Stadtherrin war des- docher Heilerschule hatten dem gen. Diese Zahl wurde in Anlehnung an
halb mehr als erfreut, als vor nunmehr aus dem Fairnhainschen stam- die an der Trollpforte und beim Orken-
14 Götterläufen die eigentliche Erbin des menden Medicus das Ylvidocher Lehen sturm eingesetzten jungen Medici festge-
Shea-Hauses in ihre Geburtsstadt zurück- eingebracht, das ihm von König Cuanu legt. (ps)

Blutiger Thronwechsel in
W EIDENAU . Seit der Mittagsstunde des Weidenau verschollen galt. Als während des Reich-
23. Efferd hat Weidenau eine neue Her- kongresses 32 Hal der Vogt von der Reichs-
rin. Macha Arodon von Weyringhaus-Rabenmund, Enkelin des behüterin als Baron tituliert wurde, wertete Ardis dies als Erhe-
vor zwei Jahren verstorbenen Baron Durin Arodon zwang den bung in den Stande eines Reichsbarons. Durch seines hartes Vor-
letzten Baron, den umstrittenen Ardis Arodon zum Zweikampf gehen gegen Flüchtlinge aus Bredenhag und wegen der kampf-
und tötete ihn. Damit stellte sie nach eigener Aussage die Ord- losen Passage, die er dem Heer des Schwarzen Marschalls ge-
nung der Baronie und die Ehre der Familie Arodon wieder her. währt hatte, war er in die Kritik geraten.
Macha Arodon hatte Ardis in Begleitung einer Inquisita, vier Die vier Ritter der Krone unter der Führung Aiden Ui Beorns-
Rittern der Krone und Streitern des Ordens des heiligen Zornes fairns waren von Königin Invher ausgesandt worden, um das
der Göttin Rondra vor den Toren Dun Marabans aufgefordert, Schicksal der rechtmäßigen Erbin zu klären und diese bei der
sich einem Gericht zu stellen. Als er dies verweigerte, öffnete Restauration ihrer Herrschaft zu unterstützen.
ein Hauptmann seiner Wache nach Aufforderung der Inquisita Macha Arodon hat durch die Heirat mit Roban, dem ältesten
das Burgtor. Die vereinten Streiter stürmten hinein und überwäl- Sohn des Garether Burggrafen Oldebor, dessen Familiennamen
tigten die Wachen. Ardis wurde gefangengenommen und von Weyringhaus-Rabenmund angenommen. Über die bekannten
Macha Arodon zum Zweikampf gestellt. Sein Haupt wurde da- Taten hinaus bezichtigte sie Ardis Arodon auch des Mordes an
nach zur Mahnung auf der höchsten Zinne der Burg aufgestellt. ihrem Oheim. „Nun,“ so die Baronin, „gilt es Weidenau auf den
Marktvogt Ardach Herlogan hatte Ardis Arodon nach dem rechten Weg rurückzuführen.“ Diese rechten Wege, seien die al-
Tode Baron Durins vor zwei Jahren zum Vogt Weidenaus bestallt, ten Wege, ausgetreten durch die Traditionen der Ahnen.
da Durins Enkelin und Erbin als in den Kriegswirren des Ostens (rba)

18
Was geht um im Seenland?
Y ANTIBAIR /Y LVIDOCH /W ALLERSRAIN . funden, die bei Dunkelheit und Nebel al- fügt worden sind. Nach Information des
Eine Reihe von mysteriösen Todesfällen lein im Freien unterwegs gewesen waren. Beraters der Königin Lamas ui Lludd
verunsichert das Volk im Seenland und er- Allen Leichen war gemein, dass sie auf machen die Vorgänge nicht an der Reichs-
regt selbst am Königshof Sorge. grausame Weise verstümmelt waren. An grenze halt. Auch aus dem nostrischen
Seit mehreren Wochen wurden immer den Wunden ließ sich jedoch nicht erken- Teil des Seenlandes wurde vergleichbare
wieder die Leichen von Landleuten ge- nen, ob sie von Waffen oder Tieren zuge- Vorfälle gemeldet. Eine berittene Botin
aus Nostria hatte vor einigen Wochen eine
entsprechende Nachricht nach Havena

Das Vermächtnis getragen. Bisher wurden allein in Albernia


14 Todesfälle bekannt.
(rba)
ui Channons
YLVIDOCH, GORT LOMÁN. Göttergefällige zwölf Tage nach der feierlichen Beiset-
Otterntal
zung des im Perainedienst an der Königin verstorbenen Barons von Ylvidoch wur-
de auf Dun Madra Ruadh das Testament des Barons verlesen. besetzt?
In schwarzen Damast gekleidet, das glänzende rote Haar von einem Spitzen- OTTERNTAL. Nicht schlecht staunten die
schleier verdeckt, der ihr über die leuchtenden grünbraunen Augen fiel, bat Cristin Bewohner der Ortschaft Otterntal, als in
ni Shea den erst vor einem Götterlauf zum Burgvogt ernannten Schreiber Connar
den letzten Praiosläufen des Tsamondes
Maegh Cuin um das Verlesen des letzten Willen des Barons. Ebenso waren anwe-
weit über hundert Thorwaler die Stadt er-
send der Stadtherr von Ylvidoch und die Vorsteher der Dörfer Cuin, Gort Loman
reichten. Umso größer war die Verwun-
und Inis sowie die Gutsherren von Gänswies, (etc.) und die beiden Bardinnen Cuana
derung der braven Bürger, nachdem sich
ni Shea, einer Cousine der Baronin und Cintara Arodon von Weidenau, die aus der
die Nordmänner allesamt auf dem Hof des
Baronie Weidenau angereist war.
Herrenhauses des erst im Firunmond er-
Nach der Regelung des Erbes zwischen der Witwe und den beiden hinterbliebe-
hobenen neuen Barons, Bedwyr ui Nia-
nen Kindern folgte die Bestätigung von Interimsämtern und das Verteilen von per-
mad, versammelten.
sönlicher Habe, die der Verstorbene in die Hände von verdienten Domestiken gab.
Lautstarkes Gejohle und kräftiges Ge-
Úi Channon schien vorausgesehen zu haben, dass sich Cristín ni Shea voll und
hämmer auf Schilden drang herüber, als
ganz auf die Führung der von ihnen beiden gegründeten Heilerschule konzentrie-
ren wollte. Auch hatte sie letzthin verlauten lassen, dass sie nicht gewillt sei, die seine Hochgeboren den zahlreichen Be-
kommissarische Regentschaft für den noch in seinem sechzehnten Lenz stehenden such aufs Herzlichste begrüßte. Schnell
Seamus zu übernehmen. waren aus dem Volke Stimmen zu verneh-
Für die geladenen Honoratioren war es sodann eine rechte Überraschung, dass men, dass sich der Herr Baron, selbst ein
nicht der Burgvogt Maegh Cuin sondern die bislang von kürzeren Besuchen nicht Spross aus altem thorwalschen Ge-
einmal hinreichend bekannte Cintara Arodon von Weidenau die Vogtei über Ylvidoch schlecht, welches über Jahrhunderte hin-
erhielt. Der Verblichene empfahl sie als in der Kunst der Diplomatie und Staatsfüh- weg die Geschicke Otterntals führte, mit
rung versierte junge Frau, die seiner Familie und seinem Sohne im besonderen in einer schlagkräftigen Garde umgeben
dieser schweren Zeit des Umbruchs tatkräftig zur Seite stehen würde und Seamus wolle.
in Vorbereitung auf sein Amt als künftiger Baron äußerst hilfreich sein konnte. Weiter sei bemerkt, dass sich bei der
Aus gut unterrichteten Quellen war zudem zu vernehmen, dass eine Übernahme Ankunft der Recken ihre Hochgeboren
der ylvidochschen Baronie durch einen Angehörigen oder Verbündeten der sich im Kijeli von Marangar, Baronoin zu Travia-
Seenland gerne etwas mehr Einfluss wünschenden Familie Herlogan durch die Weit- rim, und ebenso Ywain ui Niamad, Neffe
sicht und Verfügung des verstorbenen Barons vereitelt worden sei. In wie weit die- des Barons und Ritter der Krone, welcher
ses Ansinnen des Marktvogtes der Realität entspricht, konnte bis Redaktionsschluss sich zu den tapferen Verteidigern Winhalls
nicht geklärt werden. (ps) zählen darf, an der Seite Bedwyr ui Nia-
mads befand. Dem Vernehmen nach soll...

19
...die Baronin von Traviarim bereits eini-
ge Praiosläufe vor dem Eintreffen der Was geschieht im
Thorwaler in den herrschaftlichen Gemä-
chern des Otterntaler Barons zu einem
traviagefälligen Besuch erschienen sein.
Farindel?
Auf Geheiß seiner Hochgeboren nah- HONINGEN. In den letzten Wochen mehren sich Gerüchte, die über seltsame Natur-
men die Thorwaler zu größten Teilen die erscheinungen in den südlichen Ausläufern des unheimlichen Farindel zu berichten
nahezu leer stehende Kaserne der einsti- wissen.
gen Abilachter Reiterei zum Quartiere, Die Gerüchte gehen in ihren Einzelheiten so weit auseinander, dass wir uns hier
obwohl ein Dienst habender Weibel da- vorerst ersparen wollen ins Detail zu gehen. Allerdings sind sie auch nicht vollends
gegen heftigsten Protest einlegte. Doch als Spukgeschichten abzutun, denn wie uns bekannt wurde, ist im frühen Rahja im-
scherte es die Recken aus dem Norden merhin eine Delegation des Tempels der Heiligen Teria von Honingen aus Richtung
kaum, wiewohl sie sogleich den ungenutz- Winhall aufgebrochen, um den Dingen auf den Grund zu gehen.
ten Exerzierplatz zu einem fröhlichen Die Geweihten wurden allerdings überraschend an der Grafschaftsgrenze abge-
Turnier des Immanspiels nutzten. wiesen. Wenn Untersuchungen von Nöten wären, hieß es da keck, so würden sie zu-
Ob die Anwesenheit derlei schlagkräf- vörderst durch Winhaller Geweihte vorgenommen. Begründet wurde diese Ungeheu-
tiger Streiter in einen Zusammenhang mit erlichkeit mit einem uns bis dato unbekannten Richtspruch, der die Winhaller Bevöl-
den mysteriösen Ereignissen in den süd- kerung vor Übergriffen der Honinger Geweihtenschaft schützen soll.
lich gelegenen Baronien der Bredenhager Nach einiger Recherche mussten wir erkennen, das dies anscheinend nicht so ab-
Grafschaft steht, ist bis dato nicht zu er- surd ist, wie der fassungslose Leser auf den ersten Blick vermuten mag. Es gab tat-
gründen. Die Fanfare wird weiter berich- sächlich im Phex des Jahres 25 Hal Übergriffe der Honinger Praioskirche, in deren
ten. Verlauf etliche Höfe am Südrand des Farindel in Flammen aufgingen.
Raike Branninger (gm) Die Fanfare wird diese Angelegenheit weiter für Sie beobachten. (mb)

Albernisches Liedgut

Albernische Rosen
> VON MEREWYN CRUMOLD-CONNELEIGH (FH) <
Das graue Meer schlägt an die Felsen, Sommer verwehen und Blüten fallen. Wer könnt’ ihr Rufen hören und zagen?
die Brandung vergeht im Sand. Noch im Traum jener Sommernacht Nicht hielt uns des Kaiserreichs Macht.
Am Gartentor blüht eine Rose hört’ ich der Hörner Klang erschallen, Wir kehrten, Leib und Ehr zu wagen
wo einst meinen Liebsten ich fand. die riefen mich fort in die Schlacht. und ritten gen Westen zur Nacht.

Still stand er dort an einem Baume Zu kämpfen fürs Reich in Darpatiens Ber- Der Mühlinger naht’, uns zu wehren,
und schweigend sein Blick zu mir sprach. gen und blutige Ernte er hielt:
Zwei Herzen fanden sich im Traume zogen Albernias Kinder hinaus. Geübt, die Freunde zu verheeren
als er eine Rose mir brach. Da rief, bedrängt von ork’schen Schergen zerschlug er Albernias Schild.
uns die Mutter Albernia nach Haus.
Rosen, die ihr im Sommer blühtet, Das graue Meer schlägt an die Klippen.
fließt aus meinem Herzen so rot! Wie treu kannst du sein, du kalter Ostwind? Wie im Schlaf liegt mein Liebster am
Unter Albernias Kindern wütet - Treuer als Menschen, fürwahr! Strand.
mit goldener Lanze der Tod. So trag nach Albernia diese Rose, Kalt wie die See sind seine Lippen,
die mein Liebster mir steckte ins Haar. welk die Rose in seiner Hand.
Nun tränkt, vergossen von Gareths
Knechten Golgari, eh’ auf schwarzem Flügel Schon sinkt die Praiosscheibe nieder.
albernisches Blut den Sand. du mich trägst übers Nirgendmeer - Träume, Liebster, und schlafe mir gut!
Für Reich und Krone wollt’ ich fechten flieg mit mir über Albernias Hügel, Bald weht der Wind von Westen wieder
und fiel von garetischer Hand. dass der Abschied nicht wird mir so schwer. und höher steigt schon die Flut.

20
Orks in Albernia
eine Briefspielkampagne zum Nachspielen
Der Orkensturm als Abenteuer Am 3. Travia 33 Hal erreicht ein Bote des andergastischen
Die Handlung der Schlacht um Winhall wurde für das albernische Königs Efferdan vollkommen erschöpft Winhall. Mit ihm trifft
Briefspiel, die anschließende Handlung für Spielrunden des die Nachricht vom Heerzug der Orken und dessen Ziel ein –
albernischen Konvents entworfen. Ein albernischer Ritter ist daher DER Albernia.
Charakter für diese Kampagne. Doch auch außerhalb dieses Zusam- Albernia ist trotz der vorangegangenen Andeutungen für eine
menhangs sind die Ereignisse des Orkensturms in Albernia sicherlich
Herausforderung solcher Größenordnung vollkommen unvor-
geeignet, den Hintergrund für viele spannende Abenteuer zu liefern.
bereitet. Zwar war das Königreich seit dem lang zurückliegen-
Der Orkensturm ist ein Krieg. Geeignet sind daher in erster Linie den Bürgerkrieg von kriegerischen Handlungen auf eigenem
kämpferische Charaktere, die Grund haben, Albernia gegen die Orks Boden verschont geblieben, doch die ohnehin reduzierten kai-
zu verteidigen. Auch für magiebegabte Charaktere, wie Magier, He- serlich-albernischen Truppen wurden trotz bereits bekannter
xen oder Druiden (die in Albernia nicht selten öffentlich als Ratgeber Orkbewegungen zum Arvepass abgezogen und der Krieg im
im Dienste eines Adligen in Erscheinung treten) gibt es einiges zu tun. Osten hat auch die albernischen Kriegskassen geleert.
Geweihte, insbesondere solche der Rondra, Barden, die mit ihren Lie- Im ganzen Königreich beginnen nun eilige Aushebungs-
dern die Stimmung hochhalten, Jäger oder einfaches Volk in der Land- maßnahmen, während sich Winhall auf eine Belagerung vor-
wehr sind für die Handlung vorstellbar.
bereitet.
Seefahrer, Gaukler, Tsa-Geweihte, Schelme oder ähnliches Volk
werden es hingegen schwer haben, ein Betätigungsfeld für ihre Talen-
Als die Nachricht von dieser Bedrohung Albernias und ei-
te zu finden. Charaktere aus fremden Kulturen, mit Ausnahme der ner bevorstehenden Belagerung Winhalls mit fliehenden Kauf-
Thorwaler, haben wahrscheinlich keinen Grund, sich in die Kriege leuten nach Thorwal gelangt, entschließt sich Hetmann Tronde
eines fernen Landes zu mischen. dem befreundeten Albernia mit einem Heer unter der Führung
seiner Tochter zur Hilfe zu eilen.
Aufgrund des enormen Umfanges der Handlung ist diese nicht in Am 15. Travia erreichen die Orks Winhall. An der Furt im
der üblichen detaillierten Form dargestellt. Geschildert wird stattdes- Nordosten der Stadt steht ihnen die zahlenmäßig deutlich un-
sen eine allgemeine Situation an einem Ort und Ereignisse die sich im terlegene Streitmacht der Gräfin Rhianna Conchobair gegen-
Zusammenhang ereignen. Sich das passende Material für die eigene
über. Diese versucht in einem mit dem Mut der Verzweiflung
Spielrunde zusammenzustellen, obliegt dem Spielleiter selbst.
geführten Kampf, die Furt und die Stadt solange zu halten, bis
die Königin mit einem Heer heran ist.
Die Vorgeschichte
Bereits seit dem Ende des Jahres 32 Hal, verdichten sich die
Hinweise, dass sich im Orkland zahlreiche Schwarzpelze zu Kapitel I - Die Schlacht um Winhall
einem großen Heerzug vereinen. Zuvor war der Aikar Brazoragh
durch ein göttliches Zeichen - eine Sonnenfinsternis - in seiner
Führungsposition bestätigt worden, dadurch jedoch zugleich Die Situation in Winhall
unter Zugzwang geraten. Winhall ist auf den Ruinen der alten Stadt Tommelsfurten gebaut,
Auf einer Jagd in den Wäldern bei Winhall im Praios 33 die schon einmal, vor rund 1700 Jahren von den Orks vernichtet wur-
Hal hat Königin Invher eine Begegnung mit einer alten Frau, de. In Winhall führt eine steinerne Brücke über den Tommel und eine
die sich als Farindel selbst offenbart. Von ihr erhält Invher die Meile vor dem östlichen Stadttor bietet eine Furt einem Heer die Mög-
orakelgleiche Warnung von 2einem Sturm, der von Norden lichkeit des Übergangs über Al-bernias Grenzfluss. Die Gräfin hat ihr
heranzieht“. gesamtes Lehensgefolge um sich geschart. Die ca. 400 Ritter, Ser-
Ende Efferd 33 Hal erscheint vor der andergastischen Stadt geanten (berittene nichtadlige Kämpfer), Waffenknechte (einfache Fuß-
soldaten) und Landwehrleute (überwiegend Bogenschützen und Pike-
Teshkal ein ca. 1500 Köpfe zählendes orkisches Heer unter der
niere) erhalten durch einige Ordenstruppen schlagkräftige Unterstüt-
Führung Sadrak Whassois und fordert freien Durchzug. Da die zung. Der Orden der Schwerter zu Gareth, der Orden vom Heiligen
Verteidiger zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen sind und ih- Zorn der Göttin Rondra und der Orden des Heiligen Hlûthar leisten
nen die Orks zugleich versichern, dass nicht Andergast ihr Ziel den gräflichen Truppen ebenso Beistand wie einige von der Königin
sei, beschließen sie, die Orks passieren zu lassen. entsandte Ritter der Krone. Insgesamt stehen der Gräfin 500 Kämpfer
Dabei werden einige Ortschaften am Thuransee von den Orks zur Verfügung.
geplündert und die andergastische „Flotte“ vernichtet. Der Abriss der Brücken über den Tommel gehört zu den er-

Irdisches zu Albernia 21
sten Verteidigungsmaßnahmen. Vorräte und Waffen, Decken, Bauma- Rondra, Efferd helft! Lasst es regnen!
terial, Öl und Brennholz werden in den Speicher der Stadt eingela- Die Lage in Winhall wird immer verzweifelter. Mit vielen kleinen
gert. Die Truppen selbst lagern jedoch nicht innerhalb der Mauern. Angriffen werden die Streiter zermürbt. Allen ist klar, dass die Vertei-
Eine halbe Meile südlich der Furt, die das vermutete Hauptziel des diger dem nächsten großen Angriff nicht werden standhalten können.
Schwarzen Marshalls darstellt, ließ die Gräfin ein befestigtes Feldla- Noch einmal ruft daher die Gräfin am 25. Boron alle Kämpfer zu
ger errichten mit dem festen Ziel, von hier aus den Orks den Übergang einem Rondra- und Efferddienst und zu einem gemeinsamem Gebet.
über den Tommel zu verwehren. Die Furt selbst lässt sie mit langen Noch während des Gebets an den Gott des Wasser fängt es an zu reg-
angespitzten Pfählen bewehren. nen. Der strömende Regen hält viele Tage an. Er lässt den Pegel des
Ihr Gegner scheint es zunächst nicht eilig zu haben. Gleich nach Tommels steigen und verwandelt das Flüsschen in einen reißenden
der Ankunft lässt auch Sadrak Wassoi ein Lager am Nordufer anlegen. Strom, welcher sogar die verhassten Geschützflöße der Orks zerstört.
Mit sich führt er einige große geschützbewehrte Flöße – die andergas- Die Furten sind unpassierbar und Winhall hat einen letzten Aufschub.
tische Flotte aus dem Thuransee. Diese werden zu Wasser gelassen
und vertäut. Nun nehmen sie das Feldlager der Gräfin unter Beschuss.
Aneirin
Ein etwa dreißig jähriger Mann, der von Beruf Goldschmied
Ereignisse ist. Aneirin ist sensibel und eher zart besaitet. Er ist klein, still
und hat große Angst vor dem Kampf. Er hat eine Frau
und drei Kinder. Er gibt seiner Familie von seiner eige-
Eine Falle nen dünnen Ration ab und erzählt viel von seinen
Gleich in den ersten Tagen versuchen die Orks Kindern.
die Furt zu stürmen. Doch ihr Angriff wird mit Einer der Charaktere sollte sich mit dem Land-
relativer Leichtigkeit noch von den Bogenschüt- wehrmann anfreunden. In Unterhaltungen mit
zen abgewiesen. Während die meisten einen Sieg ihm können so die vergangenen Ereignisse re-
feiern, sind andere skeptisch – ihnen scheint die- flektiert werden.
ser Sieg zu leicht gewesen zu sein.
Tatsächlich: In der Nacht erklingen unheimli-
che Gesänge. Aus dem Uferschlamm erheben sich
die gefallenen Orks und wanken auf das Lager zu.
Winhall brennt!
Die Landwehr ergreift beim Anblick der Untoten in Am 7. Hesinde erklingen Trommeln und
Panik die Flucht. Erst ein massiver Angriff der Ritter Beschwörungsgesänge vom nördlichen Tommelufer.
vernichtet die wandelnden Leichen. Dabei geraten die Die Gesänge dauern sieben Tage an. In dieser Zeit be-
Ritter jedoch in eine Falle. Die Wucht ihres Angriffs ginnen die Temperaturen zu fallen. Der Mangel an Dek-
trägt sie bis zum schlammigen Tommelufer zwischen die ken, Brennmaterial und die Feuchtigkeit der vorange-
eigenen Pfähle. Hier warten Schwarzpelze, die im Schutze gangenen Tage wirken sich nun aus. Das gesamte
der Nacht heimlich über die Furt gekommen sind. Winhaller Heer friert und zittert. Am 10. Hesinde wird ein
Im folgenden Gefecht können die Orks zwar besiegt werden, doch Wachposten erfroren aufgefunden. Von da an sterben in jeder
ein großer Teil der schweren Reiterei, der einzigen Waffe mit der die Nacht Menschen an Erfrierungen. Am 13. Hesinde friert der Tommel
zu: Ein Ereignis, das im milden albernischen Klima zuletzt vor 20
Menschen überlegen waren, wird vernichtet.
Jahren eingetreten ist. Von Stunde zu Stunde wird das Eis dicker.
Vereinzelt macht sich Panik breit. Auch Aneirin kämpft mit der
Der Wolf im Schafspelz Angst und kann nur durch den Zuspruch der Charaktere von einer
Mit einem magischen Ritual entsendet ein Orkschamane den Geist Flucht abgehalten werden.
eines rituell getöteten Kriegers in den Leib einer menschlichen Frau. Am Abend des 14. Hesinde nimmt das orkische Heer am Nordufer
In dieser Tarnung dringt der Agent in Winhall ein und setzt die Vor- Aufstellung. Die zermürbten, geschwächten und zitternden Winhaller
ratsspeicher in Brand. Vor allem Decken und Brennmatrial werden Truppen hocken stundenlang auf dem Schlachtfeld und warten bar
zerstört. jeder Hoffnung auf den letzten Angriff.
Kurze Zeit später wird Rhiannod ni Niamrod, die Baronin von In der Nacht zum 15. Hesinde überqueren die Orks den Tommel,
Aiwiallsfest ermordet – eine weitere Tat des Agenten. umfassen die gräflichen Streiter an den Flanken und vernichten diese
vollständig. Nur einige wenige entkommen in den Farindel. Gleich-
Im Rücken der Front zeitig stürmen weitere Orks über den Fluss in die zur dieser Seite na-
Die Tommelfurten mögen die einzige Stelle weit und breit sein, an hezu unverteidigte Stadt und nehmen Winhall im Handstreich.
der ein ganzes Heer über den Fluss setzen kann, doch einer kleinen Gräfin Rhianna Conchobair fällt scheinbar, gerät aber tatsächlich
Gruppe von 100 Orks gelingt weiter südlich bei Ortis ein Übergang. in Gefangenschaft. Reichsritter Meran zu Naris fällt. Die Pfalzgräfin
Sie plündern und brandschatzen die Umgebung und greifen schließ- Fennwyn ni Bennain zieht sich mit einigen Getreuen auf Burg
lich sogar die Burg Sidh Cuill an. Tommelgau zurück und verteidigt die Burg noch einige Tage gegen
Hier werden sie abgewehrt, doch die dazu vom Heer der Gräfin den Feind. Bei der Verteidigung fällt auch die Pfalzgräfin.
abgezogenen Truppen des Barons von Weyringen, Bragon Fenwasian,
fehlen bei Winhall.

22 Irdisches zu Albernia
Normaler Ork: dadurch zum persönlichen Feind des Charakters wird.
Mu:11 LE 30 In der Stadt werden die Charaktere Zeugen, wie die Gräfin von
Einige Werte At: 11 MR -1 Orks umzingelt wird und schließlich fällt. Als die Charaktere vom
Pa: 9 RS: 1 Kampfgeschehen fortgetrieben werden, sollten sie im Glauben sein,
TP:W+4 (Arbach) die Gräfin sei tot. Mit Müh und Not entkommen die Charaktere ins
Dunkel des unheimlichen Farindelwaldes.
Erfahrener Ork: Kriegsoger: Kriegshund:
Mu 13 LE 40 Mu 18 LE 45 Mu 20 LE 20
At 13 MR 2 At 12 MR 0 At 12 MR -5 Drasok
Pa 10 RS 2 Pa 9 RS 4 Pa 5 RS 1 Ein Hüne unter den Orks in schwarzem Pelz. Drasok verachtet
TP W+6 (Arbach) TP 3W+4 TP W+6 Menschen als Schwächlinge und hofft im Feldzug auf leichte und fet-
(großer Gruufhai) te Beute. Unglücklicherweise ist er auch nicht dumm und wird so zum
argen Widersacher. Das die Charaktere ihm in der Schlacht die Stirn
Kapitel 2 – Vor Honingens Toren boten, empfindet er als Ehrverlust, um so mehr, da er den Makel des
verlorenen Auges nur mit Blut zu tilgen glaubt. Fanatisch steigert er
sich in die Jagd auf die Charaktere.
Die Situation in Albernia
Drasoks Werte
Der Schwarze Marschall gönnt seinem Heer in Winhall eine kurze Mu 17 Kl 12 Ch 13 In 11 Ff 9 Ge 12 Kk 16
Regeneration und frischt hier seine Vorräte auf. In der auf die Er- At 17 Pa 12 Le 55 Rs 3 Mr 5 Tp W+8 (Byakka)
stürmung Winhalls folgenden Woche fällt mit wenigen Ausnahmen
ganz Winhall in orkische Hand bevor Sadrak Whassoi seine Trup-
pen auf Honingen zu marschieren lässt. Zeitgleich lässt Königin Flucht durch den Farindel
Invher weiter in ganz Albernia Truppen ausheben. Während der Graf Drasok, der nun Einäugige, nimmt mit zwei Kriegsogern und
von Bredenhag sich Zeit lässt, versammelt sie die Kontingente der einer Gruppe von rund 20 Orks die Verfolgung der Charaktere auf
Grafschaft Honingen und der Stadtmark gerade rechtzeitig in der und lässt sie nicht zur Ruhe kommen. Schon bald ereilt jedoch alle
Stadt Honingen, bevor dort das Heer der Schwarzpelze das Gefühl, beobachtet zu werden. Der Wald ändert plötz-
erscheint. lich seine Gestalt, die Bäume wispern im Wind obwohl
In der Zwischenzeit hat sich in Thorwal unter größt- kein Lüftchen weht und plötzliche Hindernisse tun sich auf. Auch
möglicher Geheimhaltung der Jurgazug gesammelt, ist auf dem die Orientierung fällt schwer. Hinter Wolken sind keine Sterne zu
Seeweg nach Süden aufgebrochen und hat unter dem Schutz magi- sehen und Sonne und Mond gehorchen nicht den gleichen Geset-
schen Nebels die Einfahrt in den Tommel gewagt. zen wie außerhalb des Waldes. Da anscheinend auch Farindel die
Als jedoch unerwartet der Fluss zufriert und mehrere Drachen- Magie der Orks fürchtet, werden die Charaktere jedoch durch den
schiffe beschädigt werden, endet die Fahrt der Nordleute, die ihren Wald gelassen. Anders ihre Verfolger, denen ob der Gefahren des
Rückweg zudem durch die mittlerweile alarmierten nostrischen Waldes mal um mal ihre Gegner entkommen. Kurz vor Lileyan
Truppen blockiert sehen. kommt es zu einem Scheinfinale mit Orks, die von Wölfen attak-
In Fairnhain werden die Drachenboote des Jurgazugs instand kiert werden. Die Charaktere entkommen in dem Glauben, ihre
gesetzt und rudern, den nostrischen Soldaten ausweichend, den Verfolger abgehängt zu haben.
Gemhar stromaufwärts. Als dieser selbst für die flachen Boote zu
seicht wird, werden die Boote auf dem Landweg weiter nach
Bockshag und von dort unter Zuhilfenahme mehrer schwerer Och- Szenen im Wald
senkarren durch das Seenland zur albernischen Küste geschleppt. Die Charaktere werden nachts überraschend angegriffen und
müssen auf der Flucht alles zurücklassen. Die Flucht führt sie in
eine von einem Bach eingeschnittene Schlucht bis zu einem Was-
Ereignisse serfall. In völliger Dunkelheit stehen die Charaktere vor der Wahl:
Entweder ein aussichtloser Kampf, oder der Sprung ins Ungewis-
Eine letzte Bitte se.
Aneirin wird im Kampf vom Ork Drasok tödlich verwundet und Der Wald versteckt die Charaktere vor ihren Verfolgern, aber
bittet sterbend seine Kameraden, sich um Frau und Kinder in Winhall das Kind beginnt zu weinen.
zu kümmern. Die Charaktere können vom Schlachtfeld entkommen Völlig unvermutet finden die Charaktere einen toten Ork. Er muss
und erreichen die Gassen des brennenden Winhall. Überall sind Orks, auf dem Waldboden gestürzt und mit der Brust in einen spitzen Ast
welche die Stadt über den zugefrorenen Tommel und durch die unge- gefallen sein. Zugleich steckt jedoch seine Axt in einem Baum und es
schützten Hafenanlagen gestürmt haben. Voller Entsetzen müssen die schaut so aus, als sei der Baum um die Axt herumgewachsen.
Charaktere erkennen, dass die Stadt schon gefallen ist und Orks plün-
dernd, mordend und brandschatzend durch die Gassen ziehen. Sie
werden Zeuge des Todes der jungen Frau Aneirins und ihrer beiden
Kinder. Nur die jüngste Tochter überlebt in einem Versteck und kann Burg Lileyan
von den Charakteren gerettet werden. Dabei stoßen sie wieder auf den Ein kurze Verschnaufpause. In der Burg werden die Charaktere vom
Ork Drasok, der im Duell mit einem Charakter sein Auge verliert und alten Reichsedlen Leomar und seiner sehr viel jüngeren Frau empfan-

Irdisches zu Albernia 23
gen, die den Charakteren ob ihrer mysteriösen Ausstrahlung rätselhaft Dort nehmen sie an einer Besprechung am Feldherrntisch mit Invher
bleibt. Hier erfahren sie vom Sammeln des königlichen Heeres. Die und Franka Salva teil.
beiden begleiten die Charaktere mit fünf Kämpfern aus der Burg nach
Süden, dem Verlauf des Gemhar folgend. Windhag
Die Charaktere sammeln sich aus eigenem Antrieb in Kyndoch,
Barras Gorbal um vom da aus den Großen Fluss nach Crumold zu überqueren und
Die Charaktere erreichen das versteckte Traviakloster Barras Gorbal, ihren albernischen Nachbarn zur Hilfe zu eilen. In Kyndoch werden
in das sich zahlreiche Flüchtlinge zurückgezogen haben, die hier von sie Zeuge vom Eintreffen der ersten Flüchtlinge aus Winhall. Darun-
der Äbtissin Morrigan ni Llud und einer Tochter des reichsedlen ter befinden sich auch die Körper einiger Menschen, die in einem
Leomar betreut werden. Schon bald verdichtet sich auch hier die orkischen Ritual von den Geistern orkischer Krieger beseelt wur-
Bedrohungslage mit Nachrichten, die davon künden, dass nicht den..
nur der Schwarze Marschall nach Süden zieht, sondern sich Als unerkannt eingeschleuste Agenten der Orks setzen
weitere orkische Kämpfer dem Kloster nähern, darunter ein diese den Kyndocher Hafen in Brand. Dass dabei nicht der
einäugiger Hüne. Die Äbtissin will jedoch im Vertrauen komplette Hafen und die in ihm liegenden Schiffe ver-
auf die Göttin im Kloster bleiben und bittet die Charak- nichtet werden, ist dem Einsatz der Charaktere zu ver-
tere nur, der Königin von ihrer Lage zu berichten und danken (s.a. das Szenario Orkspuren im Schnee in
nach Möglichkeit für Heilmitteln für Verwundete und dieser Ausgabe des Beleman).
Kranke zu sorgen. Als die Charaktere in Honingen eintreffen, wer-
den sie zu einer Beratung am Feldherrntisch ein-
geladen, um von den Geschehnissen in Kyndoch
Finale zu berichten.

Kurz bevor die Charaktere den Südrand des Waldes erreichen, wer-
den sie an einer Schlucht von ihren Verfolgern gestellt. Ein Oger ver- In Honingen
sperrt den Weg hinüber - ein riesiger Baumstamm liegt quer über der Unter der Führung von Gräfin Franka Salva Galahan wird in
Schlucht - und von hinten werden sie von Drasok und weiteren Orks Honingen mobilgemacht. Im Auftrag Frankas werden einige Charak-
bedrängt. Mit Mühe sollte es gelingen, den Weg freizukämpfen und tere als Späher in den Norden gesandt. Dabei stoßen sie in einem
den Baumstamm in die Schlucht zu stürzen und so die Verfolger los- Flüchtlingstreck auf den apathischen Burgsass Sarim, den sie ins La-
zuwerden. Drasok sollte diesen Kampf überleben. Er wird den Cha- ger geleiten, wo er später der Königin über die Ereignisse in Winhall
rakteren später noch als Gegner gegenübertreten. berichten soll. Der Körper des Burgsassen wurde jedoch in einem Ri-
tual mit dem Geist eines Orkkriegers beseelt, der den Auftrag hat,
Invher zu töten.
Szenen im Kampf In Honingen sammelt sich das Aufgebot der Gräfin mit dem Heer
Ein Charakter kämpft mit dem Oger, während die anderen die Orks der Königin aus Havena, wobei bei einer ersten Besprechung nicht
von hinten zurückhalten. Der Charakter stürzt gemeinsam mit seinem nur die Gräfin und die Königin, sondern auch die Spieler zusammen-
Gegner vom Baumstamm und kann sich noch gerade so festhalten. treffen.
Über dem Abgrund hängend, geht der Kampf für die anderen weiter.
Während die Charaktere versuchen, den Baumstamm in die Schlucht In der Stadtmark
zu stürzen, um so die Verfolger endgültig loszuwerden, muss ein Kämp- Die Charaktere erleben die allgemeine Mobilmachung in der Stadt-
fer auf diesem stehen bleiben, um die Gegner zurückzuhalten. Ein mark Havena unter der Führung des Marktvogts Ardach Herlogan und
Heldentod? Königin Invhers. Die Charaktere werden beauftragt, dem Heer vor-
weg nach Honingen zu reisen - wo sich das Aufgebot der Gräfin mit
Anderswo dem der Königin aus der Stadtmark versammelt - und Gräfin Franka
Salva eine Botschaft zu überbringen (Inhalt mag beispielsweise die
genaue Truppenstärke und der erforderliche Raum bei der Einquartie-
Thorwaler in Albernia rung sein).
Dazu reisen sie stromaufwärts über Altenfaehr, Weidenau und Han-
Wie bereits erwähnt, ist den Thorwalern der Rückzug auf dem Tom-
nufer, wobei sie auch den Gundelwald in Draustein passieren. Dort
mel versperrt, so dass sie über den Gemhar und schließlich auf dem
erfahren sie durch die Erzählungen des Hirten Gwennir von alten Sa-
Landweg mit getragenen Drachenbooten nach Bockshag ziehen müs-
gen, demnach die Orks hier zur Zeit ihrer Herrschaft in Albernia ein
sen.
Heiligtum errichtet hättet und auch die letzte Schlacht gegen die
Während von dort das Heer versucht zum Meer zurückzugelangen
Albernier unter Selma Bragold ausgetragen hätten.
und über das Delta des Großen Flusses vorzustoßen, setzt sich ein ein-
Auch in diesem Fall treffen bei einer ersten Besprechung nicht nur
zelner Trupp von Thorwalern in Bockshag ab, um sich im Auftrag Jur-
die Gräfin und die Königin, sondern auch die Charaktere zusammen.
gas zum Heer Invhers durchzuschlagen und die albernische Königin
von der heranrückenden Unterstützung zu unterrichten. Hierbei müs-
sen sich die Boten allerdings durch von Orks kontrolliertes Gebiet Am Feldherrntisch
durchschlagen, um schließlich beim Banner Invhers anzugelangen. Die Charaktere, gleich ob sie aus Winhall, Honingen, dem Windhag,

24 Irdisches zu Albernia
Thorwal oder der Stadtmark kamen, nehmen am Feldherrntisch an Optional 2 - Das Attentat
einer Besprechung der Lage teil. Hier entscheidet sich der weitere
Haben sich die Charaktere nicht freiwillig gemeldet, verlassen sie
Weg der Spieler, wenn sie die Möglichkeit haben, sich als Freiwillige
nach Ende der Beratungen den Feldherrnraum. Dabei entdecken sie
für ein schwieriges militärisches Kommando zu melden.
Anzeichen dafür, dass jemand heimlich in die Stadt und in den Grafen-
Während das königliche Heer in bzw. vor Honingen lagert, haben
palast eingedrungen ist. Sie eilen zum Beratungsraum zurück und kom-
die Orks nördlich der Stadt ihr Lager aufgeschlagen. Beide Heere sind
men gerade noch rechtzeitig, um einer Gruppe von Attentätern unter
durch einen kleinen Bach getrennt, der zwar nicht groß ist, dessen
Sarim zuvorzukommen, die versuchen Invher und Franka zu töten.
sumpfiges Ufer jedoch einen Angriff der Reiterei, die Hauptwaffe der
Zwar werden die Angereifer überwältigt, doch Invher wird von einem
Königlichen, verhindert. Von besonderer Bedeutung ist daher eine klei-
der Mörder mit dem Dolch verwundet – scheinbar ein harmloser Krat-
ne Brücke. Die Runden kommen zu dem Schluss, dass ein kleines
zer... (Fortsetzung folgt im nächsten Kapitel, das in der nächsten Aus-
Kommando von Freiwilligen versuchen soll, diese Brücke während
gabe des Beleman enthalten sein wird.) (rba)
der Nacht im heimlichen Handstreich zu nehmen, um so den Angriff
der Reiterei am nächsten Tag vorzubereiten. Hier können die Charak-
tere selbst entscheiden, ob sie an diesem Kommando teilnehmen wol- Weiteres zu “Der Königin Dank”
len.
Der Artikel wurde absichtlich offen gehalten, um zu ermögli-
chen, Charaktere der eigenen Runde auf diese Weise zu ehren. Al-
Optional 1 - Kommando „Brücke“ lerdings sollte den Helden deutlich gemacht werden, dass das
Haben sich die Charaktere freiwillig gemeldet, verlassen sie das Freundschaftspfand vor allem ein Symbol und eine enorme Ehre
Lager im Schutze der Nacht und dringen zur Brücke vor. Dort erken- darstellt. Wenn man nicht im Ansehen sinken will, sollte das Kö-
nen sie jedoch, dass diese keineswegs im erwarteten Maße bewacht nigshaus nur im äußersten Notfall um Hilfe gebeten werden – sonst
wird. Nach kurzem, heftigem Kampf sind die Wachen überwunden kann man diese Gunst auch schnell wieder verlieren!
und es stellt sich heraus, dass das dahinter liegende Lager der Orks Ansonsten bietet das Freundschaftspfand aber auch Ansatzpunkte
leer ist und nur die noch brennenden Wachfeuer aus der Ferne den für ein kurzes Intrigen-Szenario: Der Verlust eines solchen Ringes
Eindruck eines lagernden Heeres vermitteln. Sadrak Wassoi und sein z.B. würde einen unvergleichlichen Gesichtsverlust bedeuten, wes-
Heer selbst sind jedoch schon vor Stunden abgerückt und haben schon halb der Gegner eines Geehrten Interesse daran haben könnte, den
einen deutlichen Abstand zum albernischen Heer gewonnen. Mit die- Ring an sich zu bringen.
ser Nachricht kehren die Charaktere zur Königin zurück.

ORDEN DES HEILIGEN ZORNS DER GÖTTIN RONDRA


„Wackere Heldinnen und Helden von aufrechter Gesinnung sind hiermit aufgerufen, um
in unseren Reihen wider die Finsternis zu streiten. Ob ihr nun von einfacher Herkunft,
oder eine erfahrene Kriegerin von Adel seid; dies mag uns einerlei sein. Im nie endenden
Kampf gegen das Böse sind wir alle gleich. Denn dabei gilt: Einer für alle, alle für einen!
Heiliger Zorn! Gerechter Zorn! In nominae rondrae!“
Irdisch: Um unser Briefspiel zu erweitern suchen wir schreibwütige Mitspieler, die mit ihrem
Helden unserem Orden zunächst als Novize beitreten wollen. Lasst uns gemeinsam gegen die
Schergen der Heptarchen, die Horden des Aikar Brazoragh und andere finstere Mächte von unseren
Wachten in Tobrien, Garetien, Albernia, Darpatien, Greifenfurt, Weiden und Almada ziehen.
Seid also herzlich Willkommen und besucht auch unsere Homepage auf: www.rondraszorn.de

Für weitere Informationen meldet euch bei Interesse bei:


Alexander Zdralek, Niederdorfstraße 1, 65824 Schwalbach/ Taunus
oder vie Limbus unter:

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Irdisches zu Albernia 25
Meine Reise nach Harben
aus dem Tagebuch des Sighelm Beischläger aus Havena

... Nun besuchte ich endlich unseren Gestalt in Windeseile durch die Bänke, als von der Flotte nehmen, denn sie habe Ar-
ehemaligen Nachbarn, Wilbig Becher- er mich sah. Doch später seufzte er tief beit im Inland gefunden.
hutzel, der im letzten Herbst nach Harben und klagte über Matrosen, die mit Ausre- Aus Becherhutzels Taverne nahm ich
gegangen war, um dort eine Taverne zu den über ausbleibende Soldzahlungen die den Eindruck mit, dass ich unseren alten
eröffnen. Zeche prellen wollten, und über hochnä- Nachbarn bald in Havena wieder sehen
„Ein Militärhafen, Sighelm, denk doch sige Jung-Offiziere, die die anderen Gä- würde. Seine Eindrücke von Harben wa-
mal“, hatte er zu mir gesagt, „Matrosen ste verspotteten. Den Hafen der Westflotte ren viel zu düster gefärbt. Nur eine Stra-
und Seesoldaten, die ihren Sold ausgeben hatte er sich anders vorgestellt, vielleicht ßenecke weiter traf ich zum Beispiel eine
wollen und nirgendwo sonst hin gehen wie in den Geschichten aus der Retozeit: Geschützbaumeisterin, die fröhlich ihrem
können!“. Und so hatte er Sack und Pack, singende Matrosen in den Rahen, scher- letzten Handelspartner hinterher winkte;
Familie und Großeltern in einen Kahn zende Offiziere mit Federhüten auf den sie erzählte jedem Passanten freudestrah-
nach Harben gesetzt. Straßen. Doch nun waren es täglich we- lend, dass sie die drei Rotzen, schon vor
niger Gäste, die obendrein weniger zahl- Monaten von der Westflotte bestellt, end-
Jetzt sollte ich Wilbig wieder sehen, ten, und schon klagte Wilbig noch, dass lich verkauft habe. Seltsam nur, dass ich
und es konnte kein schlechterer Zeitpunkt einer seiner liebsten Stammgäste, eine auf einer Wanderung durch den Hafen bei
sein. Die schmucke Schänke am Hafen Richtschützin auf einer Galeere, ihm bald den wenigen Galeeren, die dort lagen, nur
war zwar recht gut gefüllt, und der gute fehle. Sie habe ihm oft geholfen, Betrun- Geschütze aus altersgrauem Holz entdek-
Wilbig wedelte fröhlich mit seinen lan- kene vor die Tür zu setzen, doch nun habe ken konnte.
gen Armen und manövrierte seine dürre sie ihm eröffnet, sie würde den Abschied (jvv)

Menschenopfer in den Bergen


Unheiliges Brauchtum breitet sich aus
HARBEN. Grauenhafte Nachrichten dringen aus den kaum rungen offensichtlich keinerlei Wirkung zeigen, dass die Men-
zugänglichen Gegenden der Markgrafschaft nach Harben. Al- schen der Berge nicht ablassen von diesem götterlästerlichen
lem Anschein nach soll es zu verderblichen Menschenopfern Tun. Nein, der Brauch scheint sich sogar noch weiter auszu-
gekommen sein, mit denen Verblendete den Drachen besänfti- breiten!
gen wollen. Der zwergische Baron von Widdernhall, Gringulf Sohn des
Gromosch, forderte deshalb endlich ein entschlossenes Vorge-
Auch wenn der Adel und die Kirchen dieses Verhalten ein- hen gegen das Drachengezücht, dessen Einfluss das Schlechte-
hellig und schärfstens verdammen, sind einige abgelegene Dör- ste in allen Wesen hervorbringe. Markgraf Radulf Eran Galahan
fer in der Wildnis der Windhagberge jüngsten Berichten zufol- veranlasste in etwa zur gleichen Zeit, nach Drachentötern zu
ge doch dazu übergegangen, einmal im Mond dem Wurm von suchen, die den Windhag vom grausamen Wurm befreien kön-
Windhag einen Jüngling oder eine Jungfrau zum Fraß vorzu- nen (siehe auch den Artikel Nordmark-Zwerge gegen Windhag-
werfen. Per Los wird bestimmt, wer nächtens an einen Pfahl Wurm in dieser Ausgabe). Trotz der bekanntlich leeren Scha-
gebunden wird und „zum Wohle der Gemeinschaft“ von den tullen der Admiralität – im Rondra verweigerten Matrosen auf-
Mäulern des Lindwurms zerfetzt werden soll. grund ausbleibender Soldzahlungen gar ihren Dienst – wurde
Das Schrecklichste ist jedoch, dass obwohl der Wurm auch eine Belohnung in Höhe von 400 Dukaten ausgelobt.
weiterhin Steinbrüche heimsucht und die verwerflichen Opfe- (jr)

26
Nordmark-Zwerge gegen
Windhag-Wurm
Der Wurm von Windhag betrifft das RK: Doch dann hast du für eine Zeit men, und die haben ...
Leben eines jeden westlich vom Großen deinen Beruf gewechselt. RK: Warum denn nur acht? Waren es
Fluss, vom Pfalzgrafen bis zum Schafhir- I: Genau, da war eine Gruppe Zwerge, nicht erst sechzehn?
ten. Rea Kerynin unterhielt sich Ende die suchten einen Führer in die Berge, um I: Jau, das war nach zwei Tagen, als
Rondra in Elenvina mit dem Schäfer Ille. den Drachen zu bekämpfen. Drei Wagen wir den Fluss schon nicht mehr sehen
hatten sie dabei, auf zweien waren große konnten. Da sagten sechs von denen, dass
RK: Ille, du hast mir erzählt, dass du Katapulte für Lanzen, und ein Karren mit der Windhag verboten ist und sie nicht
deine Herde üblicherweise durch Weißen- riesigen Speeren. weiter dürfen. Sie sagten, sie können ja
gau treibst. Wie kommst du überhaupt RK: Wo kamen die Zwerge denn her? hier auf den Drachen warten. Dann hat
nach Elenvina? I: Der Herzog hatte sie damit beauf- der Anführer in der Zwergensprache ganz
I: Na, im Sommer ist der Drache im- tragt, den Lindwurm im Windhag zu er- viel geschimpft, und dann hat einer von
mer wieder über die Berge geflogen, und legen. Sie waren nämlich Drachentöter, denen, die nicht weiter wollten, mit sei-
meine Tiere wurden jedes Mal ganz un- und weil die Windhager mit dem Drachen ner Axt die Räder des Trosswagens zer-
ruhig. Und dann hat mir Utsinde die Köh- nicht fertig werden, haben sie beim Her- schlagen und gesagt, jetzt geht’s nicht
lerin erzählt, eine Bande Goblins treibt zog um Hilfe gefragt. Und da hat der die weiter. Der war vielleicht dickköpfig. Na,
sich jetzt hier rum. Die sind sonst in den Zwerge geschickt. Finde ich ja gut, dass dann hat der Anführer gesagt, sie ziehen
Bergen, aber jetzt haben sie Angst vor der Herzog das macht und uns hilft. Also jetzt ohne den Rest weiter. Aber dann ha-
dem Drachen und sind in die Hügel in habe ich meine Tiere für eine Woche im ben wieder andere gesagt, man muss zu
Widdernhall gezogen. Da habe ich meine Gatter bei Siebenbirken gelassen und habe sechzehn oder acht gehen, aber nicht
Tiere lieber in Richtung Fluss getrieben, ihnen den Weg gezeigt bis zu den Hügeln wenn man zehn Zwerge ist, und dann
und der Herr Baron Gringulf hat’s mir unter dem Zuckerhorn, wo die Ruine wollten noch zwei da bleiben. Also wa-
freundlich erlaubt. steht. Aber da sind ja nur acht angekom- ren’s nur noch acht. Die haben dann je-
den Abend diese Pauken gehauen und auf
einem Horn geblasen, das war ein Krach,

Schattengrundpass da war ich froh, dass ich meine Tiere nicht


dabei hatte. Die Zwerge meinten, das
muss so sein, wenn man auf Drachenjagd
ist frei! geht. Und dann waren wir endlich an der
Ruine. Da haben die Zwerge gemeint, sie
HARBEN. In den vergangenen Monaten war der Schattengrundpass, die wichtigste Anbin- bezahlen mich jetzt, sonst wird’s ja noch
dung Harbens an das zentrale Mittelreich, aufgrund der Gefahr durch den Wurm von Wind- teurer, und dann bin ich schnell zu mei-
hag unpassierbar. Seitdem sich jedoch durchgesetzt hat, dem Lindwurm Tribut in Form nen Tieren zurück.
von Waffen und Rüstungen darzubringen, ist die Querung des Passes wieder möglich. RK: Wie wollten denn die Zwerge den
Dem vernehmen nach verdankt der Windhag diese Entdeckung der Zehntfrau Franka Drachen bekämpfen?
Ulfahan, die die Pfalzgrafschaft Weißengau in Abwesenheit des Pfalzgrafen Rateral Bedwyr I: Sie wollten die zwei Katapulte auf-
Sanin verwaltet (die Fanfare berichtete). Auf einer Queste in die Windhagberge auf der bauen und dann den Lindwurm in die
Suche nach den sterblichen Überresten des vormaligen Pfalzgrafen von Harmhag, sei ihr Falle locken. Sie sagten, die Lanzen sind
Trupp vom Drachen überfallen worden und habe sich nur retten können, indem man Waf-
heilige Waffen aus den alten Zeiten, als
fen und Rüstungen in einen Abgrund warf, heißt es. Die Dame Ulfahan: „Der Wurm küm-
sie dauernd gegen Drachen gekämpft ha-
merte sich nur noch darum, auch den kleinsten Dolch und selbst die gepanzerten Hand-
schuhe zu bergen, und belästigte uns auch auf dem Rückweg nicht mehr“.
ben. Und eine Steinkiste hatten sie dabei,
Diesem Vorbild folgen nun die Reisenden, die über den Schattengrundpass reisen, in- da war was drin, das den Drachen anlok-
dem sie an besonderen Geländemarken ein Tribut entrichten und schartige Waffen, un- ken sollte. Ich hoffe, sie haben es ge-
brauchbare Schilde oder altes Rüstzeug weithin sichtbar ablegen. Auch wenn den meisten schafft. Aber nachsehen gehe ich nicht,
bei einer derart gesicherten Überquerung trotzdem noch vor Angst fast das Herz zersprin- wo der Winter kommt. Da bleibe ich im
gen mag, so scheint dieses Opfer doch zu wirken. Eine Gruppe Söldlinge, die trotz War- Tal. Im nächsten Frühling werde ich wohl
nungen schwer bewaffnet von Widdernhall aus über den Pass gezogen war, verschwand mal nachsehen, wo sie geblieben sind.
hingegen spurlos. (jr) (jvv)

27
Meisterinformationen zu
Nordmark-Zwerge gegen Windhag-Wurm
Die Barone Windhags haben auf dem Reichskonvent be- von den Zwergen zu hören war, die Helden auf die Suche
schlossen, jede nur denkbare Hilfe gegen den Lindwurm an- schicken. Neben den zertrümmerten Geschützen können viel-
zunehmen. So sendet Herzog Jast Gorsam auf Bitten des leicht noch ein oder zwei Überlebende geborgen werden, aber
Markgrafen einige Zwerge, keineswegs erfahrene Drachen- das Wichtigste ist den Zwergen der Inhalt der mysteriösen
töter, sondern eher Gelehrte - bewandert in den alten Auf- Steinkiste - ein altes Signalhorn. Wenn die Helden so dumm
zeichnungen aus den Drachenkriegen und in der Mechanik sind, es zu benutzen (es ist kein Ton zu hören, wohl aber ist
der alten Drachenlanzen-Katapulte. Helden bieten sich als es magisch), sehen sie sich bald dem Lindwurm gegenüber.
Führer an, ebenso können sie versuchen, die Zwerge zu über- Die Suche nach den Zwergen eignet sich auch als Einstieg
reden. Da die Expedition aber ein unangenehmes Ende fin- in das Abenteuer „Der Wurm von Windhag“ von Peter Diehn
den wird, sollten die Zwerge (aus Kostengründen) möglichst aus dem im Juni erscheinenden Abenteuersammelband
schnell auf die Hilfe der Helden verzichten. „Drachenfeuer“.
Alternativ könnte Elenvina, nachdem einige Zeit nichts (jvv)

Orkspuren im Schnee
Dieses Szenario ist vom Typ Identifiziert den Schurken und verhin- gehen. Ihn würde es sicher am Meisten schmerzen, wenn der Grund-
dert die Beschwörung. Es spielt im Hesinde 33 in Kyndoch und eignet pfeiler seiner Macht größtenteils nach Albernia gesandt und dort wo-
sich für alle Charaktertypen aus dem nördlichen Aventurien, außer möglich fallen würde.
Orks natürlich. Die Heere der Schwarzpelze sind kürzlich im nördli- Derweil ziehen einige windhager Adlige mit ein paar Handvoll Waf-
chen Albernia eingefallen, und in Kyndoch sammelt sich im Beisein fenknechte gen Kyndoch, um sich hier zu vereinen und den Alberniern
der Helden ein winziges windhager Entsatzheer, um den nörd- zur Hilfe zu kommen. Die Helden sind vielleicht im Gefolge
lichen Nachbarn zur Hilfe zu kommen. Einzelne Sabotage- oder als Mietlinge eines dieser Adligen unterwegs, oder sie
akte gegen die Anführer der Krieger oder gegen die Transport- sind nur zufällig in der Stadt. Vielleicht hat sie das Gerücht
einrichtungen lassen vermuten, dass der Entsatz gezielt be- über den Riesenlindwurm im Windhag-Gebirge angelockt,
hindert wird. Die Helden müssen nun die Verursacher finden oder sie kaufen ein (Zwergenware, Thorwalwaren, Nordland-
und den finalen großen Sabotageakt verhindern. waren), oder sie sind auf der Durchreise.
Doch nicht nur die bereits genannten Kräfte führen gerade
ihre Züge aus, auch der Feind ist Kyndoch schon näher als ver-
Hintergrund mutet. Früh im Verlauf der Invasion haben die orkischen Schama-
Vor wenigen Tagen erschien eine Gruppe von etwa 50 Flüchtlin- nen Gefangene ihrem Götzen Tairach geopfert und ihnen Herzen und
gen aus den Grafschaften Winhall und Honingen und brachte mit sich Seelen von Orkkriegern eingepflanzt. Etwa ein halbes Dutzend dieser
die Kunde, dass der Ork die Stadt Winhall genommen habe und nun Besessenen sind mit den Flüchtlingen nach Süden gezogen, und als
südlich gen Honingen ziehe, wo das albernische Heer sich zur Schlacht sie von der kleinen Heerschau erfahren, tun sie ihr Bestes, um das
rüste. Ihr Anführer, Junker Finnwain dun Sili, und der Stadtrat brin- Vorankommen der Gruppe zu verhindern. Nur gut, dass sie ihr eigent-
gen die Albernier im Traviatempel und in der Stadt unter. Die Nach- liches Ziel (Fußnote: Welches das ist, wird noch nicht verraten.) dabei
richten überzeugen einige Ratsherren, dass es besser sei, dem Feind aus den Augen verlieren und von den Helden schließlich aufgehalten
frühzeitig entgegen zu treten, als zu hoffen, dass die Stadt ungescho- werden.
ren bleibe. Dennoch findet Stadtmeister Efferdan Windock keine Mehr-
heit unter Ratsleuten und Zunfthäusern, einen Teil der Bürgerwehr Der erste Akt: Die Figuren treten auf
auszusenden. Im Gegenteil, der mächtige Ratsherr Mitterhaupts-Tief- Zunächst trifft Junker Bomil von Kleinau im äußersten Südzipfel
palm, dem die Lokalzeitung Kyndoch-Kurier gehört, hat sogar die Windhags in der Stadt ein, gefolgt von einer Handvoll Kämpfer. Bald
ihm nahe stehende Hauptfrau der Stadtwache, Aneire Hallarson, und danach erscheint sein Lehnsherr, der Baron von Südhag. Da die Grup-
das kürzlich durch seinen Verlag aufgekaufte Söldnerunternehmen der pen erwartet werden, gibt es keine großen Diskussionen über Legiti-
Gebrüder Kartenhausen dazu gebracht, eine bewaffnete Gruppe aus- mation, und die Kämpfer werden in die Stadt eingelassen und in der
zusenden, um Berichten über die Sichtung des schurkischen Räuber- derzeit leer stehenden königlich albernischen Garnison einquartiert
hauptmannes Roter Lauren nachzugehen und ihn wenn möglich ge- (die albernischen Pikeniere sind an den Arvepass gesandt worden).
fangen zu nehmen. Eingeweihte vermuten jedoch, dass diese angebli- Personen von Stand wird eine gute Herberge anempfohlen. Beim Es-
che Sichtung von Mitterhaupts-Tiefpalm selbst in die Welt gesetzt sen können die jeweiligen Wirte den Helden schon von den albernischen
wurde, um mit seinen Kämpfern einer Heerschau für Albernia zu ent- Flüchtlingen (einer von denen ist Aushilfe in der Küche) und der

28 Irdisches zu Windhag
Räuberhatz (die Tochter ist dabei) erzählen. Dort treffen sie auf Finnwain dun Sili, eine Knochenkeule schüt-
Adlige und Offiziere werden danach ins Rathaus gebeten, wo Stadt- telnd, und eine Handvoll Helfer, die mit einem Ritual Feuer-Elemen-
meister Windock sich gerade mit Junker Finnwain dun Sili berät, der tare rufen und sie in Richtung Hafen schicken, um die Schiffe zu ver-
den Neuankömmlingen die Lage in Winhall erläutern kann. Windock nichten und dem Entsatztrupp die Flussquerung unmöglich zu ma-
bittet dann Baron und Junker, morgen vor dem Stadtrat zu sprechen, chen. Wir hoffen, dass die Helden den orkischen Agenten den Hosen-
um die letzten Zweifler von der Notwendigkeit einer Unterstützung boden stramm ziehen, trotz aller Tairach-Anrufungen der Gegner.
Albernias zu überzeugen. Bei dieser Unterredung wird zum ersten Mal
die Spannung zwischen Baron und Junker deutlich, als diese diskutie- Sechster Akt: Abspann
ren, wer die gemeinsame Truppe führen soll: Der ehemalige Haupt- Nun ist es dem Stadtmeister und den Helden ein Leichtes, Zusagen
mann und Orkkrieg-Veteran zu Kleinau oder der höher rangige Südhag, für Waffenarme vom Stadtrat zu erhalten, ist doch der Orkkrieg be-
der soeben in Begleitung der Zornesritter erfolgreich eine Räuberhatz reits in Kyndoch angekommen und der Versuch des Aussitzens als
angeführt hat. Auch im Folgenden werden beide stets gegenseitig ihre sinnlos entlarvt worden. Verstärkt um ein Kontingent kyndocher Bür-
Kompetenz bezweifeln. ger, kann das windhager Heer nun gen Seshwick ziehen und sich Kö-
nigin Invher vorstellen.
Der zweite Akt: Der Konflikt wird eingeführt Eine Frage bleibt allerdings offen: Die Orks konnten wohl kaum
Auf dem Rückweg vom Rathaus in die Unterkunft wird einer der schon vom windhager Entsatz wissen und zu dessen Verhinderung
Charaktere Opfer eines Überfalls. Der Attentäter kann, wenn die Hel- gezielt Saboteure entsandt haben. Die orkische fünfte Kolonne war
den sich geschickt anstellen, als einer der Flüchtlinge identifiziert vermutlich nur zufällig hier und ergriff die Gelegenheit beim Schopf.
werden. Kaum sind alle wieder in ihrer Unterkunft, kappt jemand das Was also war das eigentliche Ziel der orkischen Schamanen?
Seil der Flussfähre. Die Helden können versuchen, die abgetriebene ... Demnächst in dieser Gazette! (jvv)
Fähre einzuholen, oder sich um Ersatz kümmern, oder für das Bereit-
stellen von Wachen sorgen.
Kyndoch
Dritter Akt: Der Konflikt eskaliert eine ausführliche Beschreibung Kyndochs findet sich in der Havena-
Das Nachtmahl der Anführer, ins- Fanfare No. 12
besondere des Barons und seiner Ge-
mahlin sowie des Junkers, wird vergif- A Flussvater
tet, sodass diese aus dem Spiel sind. B Am Großen Fluss
Nun muss erste Hilfe geleistet werden, C Weinsegen
ein Medicus beschafft werden, für Si- D Tulamidenrausch
cherheit gesorgt und die geflohene E Zur wilden Sau
albernische Küchenhilfe als Verant- F Mohagonibaum
wortlicher ausgemacht werden. G Beerenschüttler
H Hoher Becher
Vierter Akt: Komplikation J Rolinas Schänke
Mitten in der Nacht, während so
mancher Entscheidungsträger noch
außer Gefecht ist, bricht ein Feuer im
Hafen aus. Viele Helfer erscheinen und
versuchen das Übergreifen der Flam-
men von den Holzschuppen auf die
Schiffe zu verhindern. Doch nur die
Helden bemerken, dass kleine Flam-
men immer wieder durch die Luft und
scheinbar gesteuert von einem Schiff
zum anderen springen, und immer wie-
der einmal ein Feuerwusel über die
1 Rathaus
Stadt hinweg saust und sich zum
2 Phex-Tempel
Durcheinander im Halfen gesellt.
3 Fährhaus
4 Stadtwache / Garnison
Fünfter Akt: Auflösung 5 Markthalle
So sollten sich die Helden aufma- 6 Efferd-Tempel
chen, um die Quelle dieser kleinen Feu- 7 Travia-Tempel
ergeister aufzuspüren, und können 8 Osidor-von-Halberg-Denkmal
schließlich in einer Mulde eine halbe 9 Kyndoch-Kontor
Meile nordwestlich der Stadt ein La-
gerfeuer ausfindig machen.

Irdisches zu Windhag 29
o 3
er
mm
Nu
Grundsteinlegung an der Andra
ANDERGAST. Vor kurzem erfolgte im ja vierfacher Nutzen entsteht: kräftige binnen dreier Jahre das neue Sägewerk
Beisein von Prinzessin Irinia, der Reckin Andergaster Holzarbeiter können hier ein nicht nur seine eigenen Kosten erwirt-
Hesindes, die Grundsteinlegung für ein gutes Geld verdienen, die Verkäufe An- schaften, sondern sogar deutliche Über-
Bauwerk, das ganz Andergast verändern dergasts steigen, die Einnahmen Nostrias schüsse abwerfen wird.
soll: Das große Sägewerk an der Andra. sinken und Andergast erschließt sich Blicken wir also einer rosigen Zukunft
Bisher geht viel des Reichtums dieses un- gänzlich neue Märkte im Osten. entgegen! Heil dir, Andergast!
seren schönen Landes verloren, da die un- Prinzessin Irinia hat errechnet, dass (ps)
verschämten Nostrier schamlos ausnut-
zen, dass sie ungerechtfertigterweise die
Mündung des Ingval besetzt halten.
Die Zölle und Abgaben, welche sie auf Kasimir von Nostria
das edelste Erzeugnis unserer Wälder, die
Steineiche, erheben, sind so immens, dass
die Wagen, welche die Einnahmen von
Salza nach Nostria bringen, oftmals im
liegt im Sterben
Morast stecken bleiben, da die Nostri- Der Feind im Westen liegt röchelnd danieder. Kasimir der Kahle, selbst er-
schen Straßen für so schwere Last nicht nannter König von Nostria, hat sich weidwund auf sein kümmerliches Gemäuer
ausgelegt sind. zurückgezogen um dort das verdient elendige Ende zu erwarten. Die sogenann-
In ihrer Weisheit hat daher die Reckin ten Edlen seines Reiches hat er um sich geschart, um unter ihnen seinen Nach-
Hesindes errechnet, dass es weitaus gün- folger auszuwählen. Doch die gerechte Strafe für seine Anmaßungen ereilt ihn
stiger ist, das Holz auf Andergastschem und sein Gefolge zu dieser Stunde: Eine Seuche von schrecklichem Ausmaße
Boden zu zersägen und teils in Wagen zu hat den Hof erfasst und rafft all jene dahin, die zuvor in den Schlachten unseren
verbauen, welche dann den Rest über Schwertern entkamen oder sich gar feige zu Hause versteckten.
Land in das befreundete Mittelreich nach Ein leichtes wäre es gewiss, in diesem Moment ins Feindesland zu marschie-
Greifenfurt bringen. Von dort kann es ren, um dort blutige Ernte im morschen Reiche Nostria zu halten. Und verdient
dann über den Großen Fluss nach Havena wäre es allemal, tat doch der Feind beim Ableben Wendolyns des Bedächtigen
geflößt werden, so dass die Zolllast sich nichts anderes! Doch der Andergaster Großmut ist auf der ganzen Derenscheibe
merklich senkt. gerühmt und soll auch weiterhin als leuchtendes Vorbild dienen. Und so schwei-
Mit Teshkal wurde vereinbart, dass gen denn ritterlich die Waffen und harren des Augenblickes, da der Nostriner
eine entsprechende Zahl Pferde bereitge- sich wieder erhebt, nur um ihn dann bitterlich in Staub zu treten. Heil dir, Ander-
stellt werden soll. Auch diese wird man gast!
in Greifenfurt zu gutem Geld machen (ps)
können, so dass ein doppelter, dreifacher,

GRUNDSTEINLEGUNG AN DER ANDRA


Von diesem Sägewerk als Vor- Meisterinformationen KASIMIR VON NOSTRIA LIEGT IM STERBEN
Dass Andergast nicht nach Nos-
zeigeprojekt von Prinzessin Irinia wird noch mehr zu erfahren sein. tria einmarschiert, liegt - wie auch im Aventurischen Boten 106 be-
Vorerst gilt es, die Flößer zu beruhigen, die sich natürlich in ihrer reits beschrieben - an zwei Hauptgründen: Zum einen sind vor allem
Existenz bedroht sehen, und Konflikte zwischen diesen und den Holz- Höflinge und dergleichen in die Hauptstadt gereist, so dass die Ver-
arbeitern, die von überall herbeiströmen, zu schlichten. Auch am Bau- teidigungsfähigkeit Nostrias kaum gelitten hat, zum anderen hat man
ort rumort es, denn so viele Arbeiter, wie das Projekt anzieht, können auch in Andergast Angst vor der Blauen Keuche. Ersteres herauszu-
gar nicht untergebracht werden. Streitigkeiten um die besten Bau- finden könnte durchaus eine Aufgabe für Helden sein, denn der Rek-
plätze und dergleichen sind vorprogrammiert. Vielleicht gibt es auch ke Rondras, Prinz Wenzeslaus, hätte natürlich großes Interesse an ei-
Sabotage durch Flößer, Nostrier oder noch andere Personen? Arbeit nem Angriff, ist aber intelligent genug, zuvor die Lage auskundschaf-
genug, wenn auch vielleicht für Helden nicht gar so gewohnte. ten zu lassen.

30
Aus dem Andergaster Brauchtum
Das Sauziehen
Ein Brauch, der wohl auf die setzte die Eichel in seinem Garten ein nen Besitz neideten und ihm deshalb
Landnahme in Andergast zurückgeht und hegte und pflegte den Platz, und Land abgegraben hätten. Der Ge-
und somit vermutlich zu den ältesten schon nach zwölf Jahren war die Ei- richtstag kam heran und natürlich
Bräuchen in diesem Land gehört, ist chel zu einem stattlichen Baum her- konnte der Streit nicht gütlich ge-
das SAUZIEHEN. angewachsen, der in jedem Jahr reich- schlichtet werden. So zogen bald alle
lich trug und keine Frucht war taub Freibauern des Dorfes und gar der
Eingesetzt wird er bei Grenzstrei- oder hatte Würmer. Wenn Schweine in Freiherr selbst mit einer Sau am
tigkeiten, insbesondere zwischen den seinen Garten einbrachen, so zerwühl- Strick die Grenzen ihrer Ländereien
Freibauern eines Ortes, wenn Streit ten sie doch nicht die Beete, sondern entlang. Sehr zur Freude ihrer
über den Grenzverlauf zwischen den taten sich vorsichtig an den Eicheln Knechte und der Tagelöhner, denn
Feldern ausgebrochen ist, der am gütig und es schien, als wären seine die Sauen drängten alle naselang zu
Gerichtstag nicht anders geschlich- eigenen und die fremden Schweine, einem Eichbaum am Wege, nur um
tet werden kann. die von diesen Eicheln gefressen hat- dann quiekend vor Angst – so schien
Hierbei wird jedem Kontrahenten ten, wohlgenährter und gesünder als es – vor diesem Baum zu flüchten,
eine Sau des anderen Bauern zuge- alle anderen Schweine, die man je ge- weit ins Land des Klagestellers hin-
teilt, in der Regel durch den Frei- sehen hatte. Durch die gute Mast konn- ein, ihren Führer am Strick hinter
herrn selbst. Dieses Tier muss am te die Familie mehr Schweine durch- sich her durch den Dreck zerrend.
Strick den Grenzsteinen entlang um bringen als andere und brachte es bald Und nur mit Müh und Not waren sie
die als Eigentum beanspruchten Län- zu einem netten Wohlstand. wieder, wenn überhaupt, auf den
dereien geführt werden. Diese Pro- Dieser Bauer und auch sein Sohn Grenzstreifen zu bekommen.
zedur wird von vielen neugierigen pflegten die Eiche und gaben auch in Kurz, am Ende dieses Tages war
und wohl auch hämischen Augen Zeiten der Not den anderen Bauern von das Land des Freibauern um die
beobachtet. Will die Sau permanent den wundersamen Eicheln ab, sodass Hälfte kleiner und er hatte Spott und
einen anderen Weg gehen als der, der das ganze Dorf bald zu den wohlha- Hohn zu tragen. Nicht genug damit,
sie führt, gilt dies als Anzeichen da- benderen gehörte, und noch heute gibt denn auf seinem Hof hatten sich die
für, dass die Grenzsteine versetzt es in Andergast die Redewendung, Schweine aus dem Koben davonge-
wurden. wenn es eine gute Eichelernte gab: macht und hatten seinen Garten um
Die Märsche beider Kontrahenten Eicheln wie in Roderhusen. und um gewühlt und die Wurzeln des
werden – selbstverständlich nur von Doch sein Enkel hatte ganz andere wundersamen Eichenbaumes freige-
den freien Bauern – zusammen aus- Pläne. Kaum hatte er den Hof über- legt, sodass der im darauf folgenden
gewertet und aus den beobachteten nommen, begann er heimlich, nach Winter einging und im Frühjahr nicht
Geschehnissen wird der bisherige und nach einige von diesen Eicheln zu mehr trieb.
Grenzverlauf bestätigt oder ein neu- vergraben. Und zwar auf dem Land der Der Reichtum der Familie verfiel
er festgelegt. Nachbarn, deren Äcker und Wälder an bald, denn niemand wollte mit ihnen
seine Ländereien grenzten. Dann war- noch zu tun haben und ihre Schwei-
Eine Sage erzählt, dass ein Bauer tete er, er war ja jung und hatte Zeit. ne fielen vom Fleisch, sodass sie den
aus Roderhusen dem Eichenkönig Und als die Bäume herangewachsen Hof verkaufen und in die Fremde
einst einen Gefallen erweisen konn- waren und Früchte trugen, klagte er ziehen mussten.
te und dafür eine Eichel erhielt. Er seine Nachbarn an, dass sie ihm sei- (ss)

31
Ausgabe 4
Überfall vor den Toren Nostrias!
NOSTRIA. Ein wahrhaft dreister Über- auch von der Kutsche, jede Spur. Es ist Und schon wieder werden Rufe laut,
fall ereignete sich auf der Königsstraße also nicht auszuschließen, dass dieses teu- dem verbrecherischem Schurken endlich
von Havena nach Nostria. re Vehikel in Bälde auf den Märkten Gran- das Handwerk zu legen. Ob sie auch dies-
Nur einen Steinwurf von den Mauern gors oder Havenas wieder auftaucht. mal wieder ungehört verklingen...? (tzs)
der Kapitale entfernt, wurde in den frü-

Das Erbe einer


hen Morgenstunden des 28. Praios die
Baroness von Salminger samt Gefolge
Opfer eines ausgeklügelten Raubzugs.
Die Kutsche Ihrer Wohlgeboren wurde

Generation
kurz vor Sichtweite der Stadt durch einen
Vorwand zum Halten gezwungen. (Auf
Rückfragen, worin genau der Vorwand
bestand, den Wagen zu stoppen, war Ihre
Wohlgeboren zu keiner weiteren Stellung- „Seine Majestät, der König, ist verhin- doch weder Titel, noch Land und Macht
nahme bereit.) dert. Derzeit weilt er in seinem Quartier, spiegeln dies gerechterweise wider. Wir
Kaum standen die metallbeschlagenen um mit seinem Beraterstab die Truppen- dienen dem Reich seit fünfzehn langen
Räder des Gefährts still, als sich auch bewegungen an der Nordfront zu überwa- Götterläufen, und dies inmitten eines
schon ein halbes Dutzend Gestalten an chen. Gerüchte, unser Monarch würde Waldes. Wissen sie was es heißt, monate-
Seilen von den überhängenden Ästen auf bald Rethon gegenübertreten, können nur lang ohne Parfum und Makiage auszu-
den Kutschbock schwangen und den Fah- dementiert werden. Kasimir IV. erfreut kommen? Den Klang von einer Oper nicht
rer rüde zum Abstieg zwangen. Doch an- sich bester Gesundheit, noch immer ist lauschen zu dürfen? Gefesselt zu sein an
statt sich mit dem Schmuck und der Geld- ihm die Gunst der Götter zuteil, welche seine kleine Motte, wenn andere sich an
katze der Edlen zufrieden zu geben, stah- ihn zum dienstältesten Herrscher des Kon- pläsierlichen Spielchen erfreuen? Doch
len die Strauchdiebe gleich die ganze tinents hat werden lassen.“ nein, Herr Kasimir wusste unsere Enthalt-
Kutsche, mitsamt den Insassen. samkeit nicht zu würdigen. Von seinen
Doch das teure Viergespann war mit- Diese Worte, ausgesprochen vom Ma- Söhnen erwarte ich eine umsichtigere
nichten das Einzige wonach die Diebe jordomus des Königsschlosses vor nur Behandlung. Wir mögen Adliger sein,
trachteten. Nach kurzer Fahrtzeit, stopp- zwei Monden, haben nun tragischerweise doch sind wir auch ein Mensch mit na-
te die Kutsche, die Türe wurde aufgeris- keine Gültigkeit mehr. König Kasimir ist türlichen Bedürfnissen, und sei es nur, mal
sen, die Baroness hinaus gebeten und zu ans Bett gefesselt, sein Ende scheint ge- wieder eine Koschammernzunge speisen
Fuß auf den Rückweg geschickt. kommen, viele ambitionierte Adlige zieht zu dürfen. Wir werden einfordern, was
Die Beschreibungen Ihrer Wohlgebo- es derzeit in die Hauptstadt. Das Ende ei- unser ist.“
ren, welche - so hört man - ob dieses mehr ner Ära kündigt sich an, und jeder will Ein gefährliches Handeln, so sagen ei-
als ungebührlichen Verhaltens immer dabei sein, wenn die Zeit kommt da Ka- nige, denn solch einen großen Adelsum-
noch aufgebracht ist, lassen keinen ande- simirs Erben ihr Land neu aufteilen. Be- zug habe man seit den Tagen des letzten
ren Schluss zu, als den Schuldigen in sonders auffällig sind die großen Kolon- Krieges nicht mehr gesehen, und man
Jaspen, dem Schuldner zu suchen. nen des niederen Adels aus den östlichen wisse ja, was seinerzeit geschah. Die mei-
Auch die geschickte Vorgehensweise Reichsprovinzen, jene, die sich in den sten Bewohner der Ostprovinzen sehen
deutet auf den jungen, aber nichtsdesto- letzten Götterläufen besonders im Nach- aber kein großes Problem: „Sinn eh die
trotz überaus erfolgreichen Beutelschnei- teil gefühlt haben. Wir haben einen thu- Wirrköppe, die jetzt in die Stadt gehen.
der hin. ranischen Adligen, Freibellius Aldarik So ham wir wenigstens unsre Ruh“, ver-
Die eiligst ausgeschickten Reiter för- Rhodrion von Smyden-Ornibquell, nach riet Bauer Kynnich aus Obergoblinheim
derten, wie erwartet, keine brauchbaren seinen Beweggründen gefragt, die ihn der Postille.
Spuren zu Tage. Wieder einmal fehlt von nach Nostria-Stadt gebracht haben: Die Nachricht von der baldigen Thron-
Jaspen und seinen Spießgesellen aber „Meine Person ist von edlem Blute, folge hat sich schnell in allen großen Rei-

32
chen verbreitet. Unter dem illustren Ist doch selbstverständlich, was das heißt. Benbukulla oder Brabak. Sollen sie doch
Adelsgewirr, dass sich derzeit am Hofe Wir sind die besseren Bornländer, oder im Echsenreich versauern. Und Kavalle-
versammelt hat, sticht im besonderen sollten es zumindest sein. Hier tanzt doch rie, ja, Reiter mit blitzenden Lanzen, das
Kasimud ben Kasimir hervor, nach eige- auch ein jeder Möchtegernkasimir dem braucht dieses Land. Was bitte? Nur fünf-
ner Angabe ein Sohn unseres Herrschers, anderen auf der Nase herum, es fehlt an ter in der Thronfolge? Das ist Propagan-
der Wort von der Krankheit seines Vaters einer starken Zentralmacht. Ja, so soll es da des Aventurischen Boten. Ich habe Be-
angeblich in Keft vernommen hat. sein, der Vergleich mit diesem lächerli- weise, dass ich der älteste Sohn bin. Nein,
„Mein Vater war ein weiser Herrscher, chen Staatsgebilde, da wo die Goblins nein, nichts hab ich mit der Sahiba Yppo-
doch er hat seine Zeit überlebt. Er moch- hausen, ist mehr als gerechtfertigt. Was lita am Hut. Ist die nicht auch im Born-
te in seiner Gütigkeit dem Adelspack nicht ich dagegen machen werde? Ist das so land? Sehen sie, ein weiterer Beweis, dass
den Garaus machen. Hat nicht das Bei- schwer zu verstehen? Weg mit dem Wi- ich gebraucht werde. Rastullah möge mir
spiel des Bornlandes gezeigt, zu was ein derstand. Ein jeder, der nicht dem neuen verzeihen, denn ich habe gesündigt.“
starkes Oberhaupt fähig ist. Wie meinen? König, also mir, folgt, den schick ich nach (jm)

Proklamation der Trontsander Patrioten


Am Sterbebett König Kasimirs wird eifrigst intrigiert, Freund- Trontsander Patrioten angehört, darüber scheiden sich die Gei-
schaften gebrochen und neue Bündnisse geschlossen. Eines da- ster, genannt werden vor allem Adlige aus dem Thuranischen
von ist als TRONDSANDER FRONT ZUM AUFBAU EINES NEUEN NOSTRIA und Hinteringvalschen, aber auch die Namen des Generalhoch-
bekannt, oder einfach nur Trontsander Patrioten genannt. Der komturs wie auch der Grafen Thuranien und Seenland sowie
Name dieser neuen Fraktion leitet sich aus ihrem Besprechungs- zweier Prinzen sind gefallen. Wie nun das Programm des selbst-
ort, dem Trontsander Saal, ab. Eine direkte Verbundenheit zum ernannten Patrioten aussieht, darüber klärt ein Excerpt aus ei-
Küstenadel soll also keineswegs impliziert werden. Wer den ner Flugschrift auf, die derzeit am Hofe immer wieder auftaucht.

Proklamation zum Aufbau eines neueren, besseren und stärkeren Nostrias


verfasst von der Front nostrischer Patrioten zum Trontsander Saale in der Stadt Nostria

Nach Jahrzehnten schwacher Regentschaft fordern wir ein geeintes Nostria, das sich zu wehren weiß. Damit
dies gelingt, sollen folgende Maßnahmen Anwendung finden.

1. Wiedereingliederung der Stadt Joborn in das nostrische Staatsgefüge.


2. Entmachtung des Salzeraner Grafen und Einsetzung eines Königlichen Kontrollrates.
3. Schließung aller thorwalschen Besatzungsanlagen in der Grafschaft Salza.
4. Durch die frei gewordenen Ressourcen Zurückeroberung der Edelgrafschaft Kendrar und endgül-
tige Vertreibung des hjaldinger Barbaren aus diesem Land.
5. Aufstellung von Provinzmilizen in angemessener Größe, um unser Heer weiter zu stärken.
6. Einführung strengerer Kleider- und Abgabenordnungen und Jagd- und Freizügigkeitsgesetze.
7. Straffung der Reichsbehörden, um Ressourcen für unser Land frei zu legen.
8. Aufstockung unseres stehenden Heeres auf mindestens 2500 Mann.
9. Vergrößerung unserer Kriegsflotte auf zumindest ein Dutzend Schiffe.
10. Als finalen Akt der Wiederherstellung nostrischer Macht eine Offensive gegen die Andergaster am
Thuransee, nach dessen Eroberung Eingliederung als Großwojwodschaft Nordthuranien in unser
Staatsgefüge.

Für ein Nostria der Stärke!

Diese Flugschrift wurde mit einer Reihe interessanter Ge- rierung des Reiches sogleich geschmiedet.
sichtsausdrücke angenommen, andere Vorschläge zur Restau- (jm)

33
Der Ratschluss des Raben:
Geißel des Brudermordes abgewendet!
SALZA / LYCKMOOR. Nur mit knapper troffen war, mit dessen Hilfe die Flanke Stadt zu folgen. Auch die murrenden Rufe
Not konnte in Lyckmoor die dräuende geschützt werden konnte, boten weder der waffenstarrenden Nordmänner nach
Gefahr eines blutigen Bürgerkriegs ver- Stadt noch die notdürftig errichteten einer guten Rauferei vermochten daran
hindert werden. Mit dem Segen der Göt- Schutzgräben ausreichend Deckung vor nichts mehr zu ändern. Was nun auf der
ter gelang es der kindlichen Wappenbella* dem anrückenden Heer. Allein die auf- Vorburg hinter den steinernen, mit Stuck-
Lysandra von Karymea-Lyckmoor, die munternden Worte ihres Befehlshabers fries verzierten Toren des Borontempels
verfeindeten Edelleute zu versöhnen. vermochten den Mut der Soldaten zu stär- besprochen wurde, vermochten wir den
ken und ihre Moral zu heben. schweigsamen Dienern des Raben nicht
Während allerorts bei guter Speise und Als dann gegen Mittag der Herr Graf zu entlocken.
edlem Wein über eine mögliche Thron- seine Truppen aufmarschieren ließ, wur- Als nach Einbruch der Dämmerung die
folge sinniert wurde, braute sich rund um de es ganz still in der Stadt. Mütter grif- Wappenbella, umrahmt von den Vettern
das sonst so beschauliche Städtchen Lyck- fen ihre Kinder fest an der Hand und der Graf Albio III. von Salza und Prinz
moor ein bedrohliches Klima zusammen. Blick vieler zeugte von der Ungewissheit, Muragio Ansfinion von Kendrar, auf die
Wie in unserer letzten Ausgabe berichtet, die an allen nagte. Die ganze Stadt schien dunklen Stufen vor dem Tempel trat, stell-
lagerte der überwiegende Teil der im Nor- den Atem anzuhalten, selbst das Lycker te man eine allgemeine Verbundenheit zur
den stationierten Königlichen Truppen vor Moor schien für kurze Zeit sein stetig Schau, welche die vorangegangenen Er-
den Toren der Stadt. Nachdem die Adels- währendes Glucksen und Blubbern ein- eignisse Lügen strafte.
truppen auch auf nachdrückliche Auffor- zustellen. Die hölzernen, mit feinen Zugleich, aber wohlgemerkt nicht ge-
derungen Graf Albios III. die Besetzung Schnitzereien versehnen Tore knarrten meinsam, begab man sich auf den Rück-
der Stadt nicht abgebrochen hatten, mar- beim Aufschwingen leise, als sie die jun- weg nach Salza, wo die verbliebenen
schierten im Schutze des morgendlichen ge Wappenbella Lysandra von Karymea- Königlichen Truppen, rund eien Kompa-
Nebels gräfliche Truppen, Seit’ an Seit’ Lyckmoor, in Begleitung eines hünenhaf- nie, unter dem Kommando von Muragio
mit der Besatzung zweier Ottas, die mit ten Golgariten, freigaben. Forsch und die hiesige Garnison bezogen. Wie sich
der Morgenflut in den Hafen der Doppel- ohne jede Scheu schritt sie auf den hoch das Zusammenleben mit dem gerade im
stadt eingelaufen waren, auf Lyckmoor zu Pferd sitzenden Grafen zu. Aufbau befindlichen Handelsposten der
zu. Hetmann Eldgrimm der Weise hatte „Im Namen des Herrn Boron und sei- Thorwaler gestaltet, bleibt abzuwarten.
Wort gehalten und Waffenhilfe gesandt (s. ner Schwester Travia bieten Wir euch die Aber das nach Außen hin freundliche
Beleman Ausgabe 0). Gastfreundschaft und Wärme Unserer Gebaren kann nicht über die tiefer sitzen-
Das insgesamt wohl über 200 Köpfe Mauern an.“ Ihre hohe Stimme war kraft- den Zerwürfnisse hinwegtäuschen.
zählende Heer wurde jedoch früh durch voll und sanft zugleich, drang mühelos (tzs)
ausgesandte Späher entdeckt, die eiligst durch die Reihen bis an jedes Ohr. * nostrischer Titel im Rang einer Baronin
im Heerlager Alarm schlugen. Die Nach- Dem ob dieser
richt verbreitete sich umgehend sowohl
unter den Soldaten, als auch unter den
unerwarteten
Wendung völlig Sturmbanner in Lyckmoor
Bewohnern der Stadt. Das bis dato unter- verdutzten Grafen Wie ein munter flatternder Wimpel mit Wolfskopf über
kühlte Verhalten der Bürger, verwandelte blieb nichts ande- einem Pferdewagen verkündete, war ein Trupp der im Rahja-
sich angesichts dieser vermeintlichen Ver- res übrig, als sich wärtigen so erfolgreichen Söldnereinheit vor den Toren der
brüderung mit dem Feind ins Gegenteil. auf die höflich Stadt eingetroffen. Rasch wurde ein Lager errichtet und die
„Pah, dat plündernde Nordmannspack vorgetragene Ein- Söldner in einer Kommandobesprechung in ihren Aufgaben-
zur Hilf´ ruf´ pfui“, war allenthalben zu ladung hin zu fü- bereich eingewiesen. Den Gerüchten zufolge soll der Trupp
vernehmen. Doch auch die stillschwei- gen und ganz im über eine Hornisse verfügen und zudem genug Kampferfah-
gende Duldung der Einwohner machte die Zeichen der mil- rung mitbringen, um beinahe jeden Gegner in die Knie zu
ernste Lage nicht hoffnungsvoller. Ob- den Göttin, der zwingen. Unbekannt ist, ob die Söldner eine Sonderaufgabe
zwar tags zuvor eine Abordnung des Wa p p e n b e l l a erfüllen sollen oder die regulären Truppen verstärken. (kb)
Sturmbanners mit ihrem Geschütz einge- friedfertig in die

34
Kommentare zu den Ereignissen
„Wir sind überaus besorgt über die „Kein Laut regte sich da, als die Wap- - Bauer Arnhold Strohmenger – wild
Eskalation der Gewalt rund um Lyck- penbella einfach vor die Tore getreten ist. mit dem Dreschflegel fuchtelnd.
moor und sind gleichsam erfreut, dass Wir dachten schon das Schlimmste, aber
Unserem geliebten Vaterland ein wei- dann isse einfach mit dem Herrn Grafen „Fast wären wir von Salzarener Gar-
terer blutiger Waffengang erspart wur- im Schlepptau in die Stadt marschiert und disten aufgegriffen worden, aber dem
de. Des Weiteren haben Wir mit Ver- im Borontempel entschwunden. Ihre Hirschen sei Dank, konnten wir uns un-
wunderung zur Kenntnis genommen, Hochgeboren lässt nicht zu, dass die bemerkt ins Dickicht zurückziehen und
dass Seine Hochwohlgeboren Graf Al- Thorwaler die Stadt berennen.“ nach Lyckmoor zurückkehren, um un-
bio III. tatsächlich mit den thorwal- - Nehilinde Dornentau, 1. Ratsschrei- sere Kameraden zu warnen.“
schen Barbaren im Bunde steht. Dieser berin zu Lyckmoor - Aus einem Bericht des Spähers
offenkundige Affront gegen die Krone Andaryn Kelvyrin
wird nicht ohne Folgen bleiben.“ „Soll dat vermaledeite Nordmannspack (tzs)
- Edelgraf Droderon von Ingvals- doch komme, dem zeige wah schon de
rohden, Leiter des U. f. N. B.* Ungerschied zwische Mein und Dein.“ * Uffiz für Nostrische Belange

Zwischen Freud und Leid


Während Graf Albio II. es vorzog, die tie zurechtzustutzen.
gegenwärtigen Ereignisse in Nostria-Stadt Nur kurz währte die Unterredung der Wie die Torwachen später zu
aus der Ferne zu verfolgen, hatte sich der beiden Hohen Herrschaften, wollte man
berichten wussten, kam der Edel-
umtriebige Muragio Ansfinion auf den angedenk der schlimmen Lage auf pom-
Weg gemacht, der neuen Herrscherin pöse Zeremonien verzichten. Und als
graf mit seinen Begleitern mit-
zwischen Ingval und Tommel die Treue Muragio Ansfinion, nunmehr Muragio nichten aus Salza, sondern aus
zu schwören und die Grafenkrone zu Ken- XII., den Thronsaal verließ, trug er die Richtung Norden. Manche Zun-
drar zu empfangen. Doch kam er nicht aus Grafenkrone zu Kendrar auf dem Haupt gen behaupten, er käme aus
Salza, wie jeder vermutete. und hatte den Segen seiner neuen Köni- Harmlyn, wie die ebenfalls in die
gin im Gepäck. Doch dürfte dieser freu- Capitale geeilte Rondriane v.
Nasskalt, wie immer um diese Jahres- dige Anlass durch das allgegenwärtige Sappenstiel, habe er doch die Ein-
zeit, zeigte sich das nostrische Wetter, als Unglück, welches den nostrischen Land- ladung angenommen, um an den
Muragio Ansfinion mit seinem kleinem strich heimgesucht hat, schal erscheinen, Feierlichkeiten anlässlich der
Gefolge die Tore der Königsstadt passier- hat der junge Edelgraf doch auch den Tod
Vergabe des Lehens Elgern-
te. Allerorten, konnte der kundige Be- seines älteren Bruders, Oraslias V., zu
trachter die Auswirkungen der verheeren- beklagen. Nach seiner Schwägerin An-
Scharten an ihren Adoptivsohn
den Seuche ausmachen. Verlassene Häu- darysine Monthaleth suchten neugierige Kunibald teilzunehmen. Doch
ser, die Fenster notdürftig und windschief Augen hingegen vergebens. Aus dem dass der Edelgraf den Weg nach
vernagelt, die Straßen von Unrat und to- Umfeld Muragios wurde verlautbart, dass Harmlyn alleine wegen der guten
tem Getier gepflastert, zeichnete die Stadt sie sich in Thuranien aufhalte und um ih- Speis und des feinem Tranks auf
ein düsteres Bild. ren verstorbenen Gatten trauere. Von ei- sich genommen hatte, darf getrost
Furchtbar hatte die Stadt gelitten, doch nem Attentat wollte man dagegen nichts bezweifelt werden. Ein Veteran
sahen nur die Wenigsten die Möglichkeit wissen. der nostrischen Wehr meinte gar,
auf einen Neubeginn, denn wenngleich es Nur kurz weilte die Schar in Nostria, dass die Fürstedele nicht mit der
nur schwer mit dem grauslichen Bild ver- begab sie sich doch schon bald auf den
Annahme der Einladung gerech-
einbar ist - war doch ein Großteil des Heimweg ins nahe Salza, so glaubte man
Adels der Blauen Keuche zum Opfer ge- zumindest. Denn noch immer wartet man
net hatte...
fallen - galt es nun, alte Zwistigkeiten zu in der Garnison von Salza auf die Rück- (tzs)
überwinden und die aufgeblähte Bürokra- kehr ihres Kommandanten. (tzs)

35
Weizen für das Leise reitet
hungernde Nostria der Tod
NOSTRIA. Den Göttern sei es gedankt. Die Hunger leidende Bevölkerung kann auf- Der schnellste Reiter ist der Tod;
atmen. Eine Schiffsladung Weizen aus dem fernen Brabak ist im Hafen der Haupt- Er kommt im Morgenrot,
stadt eingetroffen. Des Wetters rasches Blitzen;
Der salzige Wind trug einen feinen Sprühnebel vom Meer herüber, als unter den Sein Ross ist fahl und ungeschirrt,
Augen der Not leidenden Bevölkerung eine aus dem tiefen Süden kommende stolze Die Sehne schwirrt, der Pfeile sirrt
Bireme den morgendlichen Nebel durchbrach und im Hafen von Nostria anlegte. Alte Und muss im Herzen sitzen.
Männer, junge Frauen und Kinder, verbunden durch geteiltes Leid, drängten sich am
Pier zusammen, nicht Willens das ungewöhnliche Ereignis zu verpassen. Das unter Durch Stadt und Dorf, über Berg und Tal,
dem Harpyienbanner segelnde Schiff wurde verheißungsvoll begrüßt, hatte sich doch Im Morgenrot, in Praios‘ Strahl
in Windeseile der Grund dieses Besuchs unter den Einwohnern der Stadt herumge- Geht’s fort in wildem Jagen;
sprochen. Dass viele von einem Königreich Brabak noch nie etwas gehört hatten, tat Und wo er floh mit Unbehagen,
dem Ganzen keinen Abbruch. Leuchtende Augen, wie auch gierige Hände schlugen Da krächzen Raben hinter ihm,
den südländischen Matrosen entgegen. Allenthalben breitete sich große Freude aus Und die Totenlieder klagen.
und neue Hoffnung keimte in den Überlebenden der heimtückischen Seuche auf.
So war es dann auch der königliche Majordomus Turon vom Lichte höchstselbst, So tritt er ein in den Prunkpalast,
der eigens herangeeilt war, um die illustre Schar mit einer kurzen, aber herzlichen Da wird so blass der stolze Gast
Begrüßung willkommen zu heißen. Die begehrte Fracht wurde in die zu großen Tei- Und lässt ab von Wein und Buhle;
Er tritt zum lustigen Hochzeits-
len völlig entleerten Silos geschafft. Lediglich ein kleiner Teil wurde sogleich der
schmaus,
wartenden Bevölkerung zuteil, um die schlimmste Not zu lindern. Die Brabaker woll-
Ein Windstoß löscht die Kerzen aus,
ten, so war von der Besatzung zu vernehmen, die jahrhundertealte Schuld des König- Bleich lehnt die Braut im Stuhle.
reichs begleichen, in der das Reich seit dem Eintreffen der Hl. Elida stand. Und so
hatte man sich am fernen Kap Brabak mit dem Segen ihres Souveräns auf den Weg in Dem Schöffen blickt er ins Gesicht,
den hohen Nordwesten Aventuriens gemacht. Der just das güldene Stäblein bricht,
Die anschließende Feier, die sich mit zunehmender Stunde immer mehr von den Da sinkt’s ihm aus den Händen;
Schänken und Tavernen auf die Straßen verlagerte, währte bis tief in die Nacht. Zu Ein Mägdlein windet Blüt’ und Klee,
lange schon gab es im Salzareelenstaat nichts mehr zu feiern und dementsprechend Er tritt heran; ihr wird so weh -
ausschweifend ließen sich die Menschen vom um sich greifenden Glücksgefühl trei- Wer mag den Strauß vollenden!
ben.
Als am nächsten Morgen die Brabaker sich anschickten, in See zu stechen, hatte Drum sei nicht stolz, o Menschenkind!
man nach einhelliger Meinung neue Freunde gewonnen und wünschte sich darum Du bist dem Herrn Boron wie Spreu
auch gegenseitig ein Wiedersehen - unter günstigeren Vorzeichen, wohlgemerkt. In im Wind,
diesem Zusammen- Und magst du auch Kronen tragen.
Die Zeit verrinnt, die Stunde schlägt,

Angriff auf Prinzen


hang soll dem Kapitän
eine Depesche für die Und eh’ ein Hauch dies Blatt bewegt,
brabakanische Füh- Kann auch die deine schlagen.
Offiziell bestätigt werden Berichte über einem nächt- rung mitgegeben wor-
den zu sein. (tzs) nach Emanuel Geibel (1837)
lichen Angriff auf den Prinzen, bei dem dieser aber Dank
einiger tapferer Recken unverletzt geblieben sein soll. Es bleibt zu hoffen,
Ob dies in Zusammenhang mit einer Auseinadersetzung dass die mildtätige Ga-
be, im Zeichen der Hl. letzten Monde zu befreien. Nach Seuche
zwischen Muragio und seiner Schwägerin, der bisheri-
Elida gegeben, dem und Hungersnot scheint sich das Schick-
gen Heerführerin Andarysine Montaleth steht, war nicht
Königreich die nötige saal endlich zum Besseren zu wenden für
festzustellen. Sie soll sich daraufhin mit unbekanntem
Ruhepause verschafft, das Königreich am Siebenwindigen Meer.
Ziel abgesetzt haben. Von Flucht mochte man in diesem
Zusammenhang jedoch nicht sprechen. (tzs) um sich aus den läh-
menden Fährnissen der (tzs)

36
Ratschluss des Raben

Meisterinformationen
Natürlich ist die nach Außen hin zur Schau gestellte örtlichen Boronkirche zu verdanken. Der Stadtherrin,
Einigkeit nichts als eine Farce. Durch den Abzug der Wappenbella Lysandra von Karymea-Lyckmoor, gelang
Truppen aus unmittelbarer Grenznähe und der darauf es, nach dem gewaltsamen Tod einiger Torwächter
folgenden Stationierung in Salza hat Muragio die Mög- durch die Hand Köngl. Truppen, dem Edelgrafen in
lichkeit auf schnelle Rückgewinnung seiner Heimat spe eine Gefälligkeit abzuhandeln.
praktisch aufgegeben. Wenngleich der offizielle An- Dem durch sein Wort gebundene Muragio blieb
spruch weiterhin vehement aufrecht erhalten wird, ist nichts anderes übrig, als den Kompromissvorschlag der
nicht davon auszugehen, dass die Edelgrafschaft Ken- Wappenbella anzunehmen und - mit einer angemesse-
drar in absehbarer Zeit in die Obhut des Königreiches nen Entschädigung im Gepäck - gen Salza zu ziehen.
zurückkehren wird. Dass es nicht zu einem weiteren Auch der im Namen der Herrin Travia empfangene Graf
Blutvergießen gekommen ist, das leicht in einen Bür- lenkte schließlich zähneknirschend in den Kompromiss
gerkrieg hätte münden können, ist weitestgehend der ein.

Szenariovorschlag
Es wäre durchaus denkbar, dass Ihre Helden anstel-
le der Boronkirche in die Rolle des Vermittlers zwi-
schen den beiden zerstrittenen Parteien schlüpfen und
Attentat auf Prinzen
dafür Sorge tragen, dass es zu keinem weiteren Blut- Die Geschehnisse des auf Seite XY angedeuteten
vergießen kommt. nächtlichen Vorfalls erweisen sich als wahr. Die tags
Natürlich muss es in Ihrer Spielrunde nicht zwangs- zuvor vom Kommando enthobene Schwägerin
läufig zu einer Einigung kommen, vielleicht schlagen Muragios nötigt den naiven und ihr ergebenen Leut-
sich die Helden gar auf eine der beiden Seiten, um mit nant Gundil, einen blutigen Zwischenfall zu provozie-
Waffengewalt ihre Ziele durchzusetzen. Ein Teil der ren. Da dies nicht den erhofften Erfolg bringt, schreckt
Gruppe könnte den Part der Späher übernehmen, die sie auch nicht vor einem nächtlichen Mordanschlag,
vor dem anrückendem Heer warnen, während die An- gleichsam durch die Hand Gundils, nicht zurück. Es
deren sich um die Sicherung des Heerlagers kümmern ist durchaus möglich, dass Ihre Helden das Komplott
können. Brisant wird es, wenn ihre Heldengruppe aus aufdecken und das Attentat verhindern. Da Andarysine
Nostriern und Thorwalern besteht. Hier können sehr jedoch vermutlich in späteren Publikationen noch ein-
schöne rollenspielerische Momente entstehen, wenn die mal in Erscheinung tritt, sollten Sie für ihre sichere
Sympathien der Helden nicht einheitlich verteilt sind Flucht sorgen, so wie im Artikel zu lesen.
und es gilt, ein gemeinsames Vorgehen zu beschlie-
ßen. (tzs)

Irdisches zu Nostria 37
Der nachfolgende
Bericht der Hjal-
Winterausflug ins Albernische Nutzen sein zu kön-
nen. Auch Hägars Tob-
lander Skaldin Wal- suchtsanfall konnte
purga Trondesdottir gibt die Erlebnisse die Schiffe, mit Ausrüstung wie auch mit daran nichts ändern und so verteilten wir
wieder, welche den Thorwaler Truppen Kriegern, und Swafnir musste sorgsam die Besatzung auf die beiden verbleiben-
widerfuhren, die die Tochter des Obersten Obacht halten, dass wir so keinen Schiff- den Schiffen, auf denen es nun noch en-
Hetmanns Tronde Torbensson nach Al- bruch erlitten. Doch trotz Nebel und ger wurde. Die Überreste der Schreckli-
bernia begleiteten. Schneetreiben kamen wir gut voran und chen verarbeiteten wir zu drei Feuerflös-
waren in einer für diese Jahreszeit recht sen, die wir aufs Meer hinausschleppten
„Es war nur wenige Tage nach dem kurzen Zeit vor der nostrischen Küste. Da und dort vor dem Morgengrauen des
großen Herbsthjalding, auf dem der Frie- man aber nicht wusste, wo die Orks denn nächsten Tages in Brand setzten. Damit
de mit dem Horasiat beschlossen wurde. nun genau waren, teilte sich die Flotte auf: gelang es uns dann auch, die Aufmerk-
Danach waren wir flugs nach Hjalland während die Hälfte der S c h i f f e samkeit der Wachschiffe von uns abzu-
zurückgekehrt, damit unser Hetmann nach Havena fuhr, um die alber- lenken und mit Hilfe des Nebels schlichen
Thurgan Eichenfuß Jörgeson die Hetfrau nischen Truppen von der wir uns an ihnen vorbei in die Mündung
der Brandrächer-Ottajasko, Maike Daras- Küste her zu ver- des Tommel und weiter flussaufwärts.
dottir, vor einer großen Dummheit und der stärken, wollte Jurga Wehmütig starrten die Schreckens-
darauf folgenden Friedlosigkeit bewahren selber direkt den bringer zurück auf die im Nebel verb-
konnte, was ihm Swafnirseidank auch ge- lassenden Lichter ihres brennenden
lang (siehe THORWAL-STANDARTE # 20). Schiffes und Hägar schien dem Schlag-
Erneut fuhren wir nach Thorwal, dieses Mal fluss nahe. Wenigstens den Drachenkopf
mit Maike, damit auch sie endlich Tronde vom Bug hatte er noch retten können
den Friedensschwur leisten konnte. und schleppte ihn nun ständig mit sich
Anschließend nahm Trondes Tochter herum.
Jurga unseren Hetmann beiseite, um mit Den Mantel der Dämmerung ausnut-
ihm unter vier Augen zu sprechen. Um zend, mogelten wir uns auf dem breiten
was es ging, sollten wir aber noch nicht Fluss noch an zwei, drei Wachkähnen
erfahren, denn ziemlich schnell brachen vorbei, doch schon nach wenigen Mei-
wir schon wieder auf - und auf der Rück- len gehörte der Fluss wieder ganz uns.
fahrt nach Hjalland eröffnete uns Thurgan Die Ufer sind hier kaum bewohnt und
nur, dass wir noch eine Hervart in den Sij- sehr sumpfig, was uns wiederum zustat-
dan machen würden, da Freunde von uns Tom- ten kam. Trotzdem mussten wir die näch-
dringend Hilfe benötigten. Um die Mis- mel sten drei Tage auf wärmende Feuer meist
sion nicht zu gefährden, würden wir das hin- auffahren, um den Orks den verzichten, um nicht trotzdem entdeckt zu
Ziel erst recht spät erfahren. Nun, das ist Weg abzuschneiden, oder noch besser: werden, dann endlich wurde das rechte
ungewöhnlich, aber Thurgan weiß, was er ihnen in den Rücken zu kommen. Flussufer albernisch und wir konnten un-
macht. So rätselten wir die ganze Zeit her- Dummerweise liegt direkt an der gestört zur Nacht anlanden.
um, wohin es denn wohl gehen würde. Tommelmündung die Hauptstadt der Wir waren schon ziemlich weit den
Mit aller Sorgfalt trafen wir in den Plattfischquäler, weswegen die Küste dort Tommel hinaufgefahren, als wir überra-
nächsten Wochen unsere Vorbereitungen, recht gut bewacht ist. Das mussten auch schend angegriffen wurden – allerdings
um uns dann endlich wieder in Thorwal die Schreckensbringer feststellen, die mit nicht von Orks, sondern von Fjarningern,
einzufinden. Es war eine erkleckliche An- ihrer Otta Schreckliche die Aufklärung der Eisbarbaren, die noch weiter firunwärts
zahl an trondetreuen Ottajaskos zusam- Tommelmündung übernommen hatten. leben als die Gjalsker. Dabei bekamen
mengekommen und so sammelten sich Trotz Nebels wurden sie schließlich doch unsere beiden Schiffe ordentlich was ab
mehrere hundert Krieger auf insgesamt von den nostrischen Schiffen entdeckt und und wir waren gezwungen, bis zum
sechs Schiffen, um gemeinsam gen Sijdan unter Beschuss genommen. Zwar gelang albernischen Flussort Fairnhain zurück-
zu fahren. Erst bei der Abfahrt erfuhren es Hetmann Hägar Bärwut mit viel Ge- zufahren, um die Schiffe wieder anstän-
wir von Tronde selber, wo es nun wirk- schick, den Jägern zu entkommen, doch dig abdichten zu können. Was es mit den
lich hingehen sollte - nämlich nach Al- hatte die Schreckliche ordentlich dabei Fjarningern auf sich hat, ist eine andere
bernia, was sich viele von uns aber schon gelitten und nahm kräftig Wasser. Zu viel, Geschichte, die zu anderer Zeit zu erzäh-
gedacht hatten. Recht voll bepackt waren um uns bei der weiteren Aktion noch von len sein wird.

38
In Fairnhain jedenfalls war man froh, ren Truppen in Seshwick lag. Nach einer Nicht lange währte der Kriegsrat, denn
in uns Verstärkung gegen die Schwarz- kurzen Beratung liehen sich Thurgan, die Albernier würden die Orks noch vor
pelze zu finden und unterstütze uns nach Hägar und der Svafdûner Hetmann Thu- den Toren Havenas zum Stehen bringen.
Kräften bei den Reparaturen. Hier erfuh- rek Hardredson von einem Bauern ein Uns Thorwalern fiel die Aufgabe zu, die
ren wir allerdings auch, dass Winhall ge- paar Pferde und - begleitet von ein paar Flusssperre zu nehmen, um dann den Orks
fallen war und die Orks nun gegen Ho- Kämpfern - machten sie sich auf, die Ver- in den Rücken zu fallen.
ningen vorrückten. Damit war es unsin- bindung zu Invhers Truppen herzustellen, Wir brachen schnell auf und unter kun-
nig, sich den Tommel weiter hochzuar- während wir mit den Schiffen weiter nach diger Führung erreichten wir bald die
beiten und wir versuchten unser Glück in Havena unterwegs waren. Flusssperre, wo
einem Seitenarm des Tommels, der tief Tatsächlich gelang es auch den drei wir die Schwarz-
aus Albernia heraus fließt und Gemhar Hetmännern, sich glücklich an den Orks pelze in einen heißen
heißt. Doch mussten wir zu unserem Är- vorbei zu mogeln, die inzwischen Ho- Kampf verwickelten. Gnade
ger feststellen, dass er bei weitem nicht ningen hinter sich gelassen hatten und auf wurde we- der ge-
weit genug nach Albernia hineinführte. Abilacht marschierten. Schließlich trafen währt,
Nun beriet sich Jurga mit den anwesen- sie auch auf die albernischen Truppen, die noch
den Hetleuten und man kam zu dem sehr erfreut waren über die Aussicht auf er-
Schluss, dass es zu lange dauern würde, Verstärkung. Inzwischen war es offen-
von hier aus wieder den gesamten Fluss sichtlich, dass die Orken quer durch Al-
abwärts zu fahren, dann die Küste entlang bernia auf Havena zu marschierten und
bis Havena, um von da aus den großen so verabredete man, sie gemeinsam in die
Fluss wieder hochzufahren - ganz abge- Zange zu nehmen. Nun mussten die Het-
sehen von den Gefahren, wenn man wie- männer nur alsbälde nach Havena kom-
der mit der Plattfischflotte zusammen- men und so wurden sie von der Baronin
stieß. Also bockten wir unsere Schiffe auf von Hohelucht begleitet, die sich recht gut
breite Holzkufen auf und zogen sie durch bei Havena auskennt. Der beste Weg wür-
die verschneite Grafschaft Bredenhag, um de außen an den Orken vorbei sein und
irgendwo bei Havena wieder an die Kü- so umging man sie sijdlich, um schließ-
ste zu gelangen. Das gab vielleicht ein lich von Crumold aus mit dem Flußkahn
‚Hallo’ bei den albernischen Bauersleu- den Großen Fluss hinunter zu fahren. beten und viel Blut floss den Großen Fluss
ten, als mitten durch die verschneite Win- Wir waren inzwischen mit den beiden hinunter. Letztendlich konnten uns die
terlandschaft die beiden Drakkars an ih- Schiffen wohlbehalten in Havena ange- Schwarzpelze nicht standhalten und wir
nen vorüberzogen. Viele glaubten ihren kommen, hatten uns mit den drei anderen erbeuteten auch noch eine stattliche An-
Augen nicht zu trauen und schworen, in Schiffen dort vereinigt und harrten der zahl an Geschützen. Doch hatte dieser
Zukunft nicht so viel Grog zu trinken. Dinge, die da kommen würden. Kampf viel zu lange gedauert, fast zu lan-
Doch fanden wir auch Unterstützung, in- In der Baronie Weidenau, schon ziem- ge, denn wir schlossen erst spät zum ei-
dem sie uns mit ihren Zugtieren aushal- lich nahe bei Havena, konnten unsere Het- gentlichen Schlachtfeld auf. Aber die
fen. Alles in allem hielt sich die Plackerei leute feststellen, daß die Orken dort nicht Götter waren uns dennoch hold, denn mit
in Grenzen, da der Schnee die breiten Ku- nur eine ganze Reihe von Geschützen un- unserem Eingreifen zerschlugen wir ge-
fen gut trug und wir mehr als drei Schiffs- versehrt in ihre pelzigen Hände bringen rade noch rechtzeitig der Orken letzte
besatzungen zum Ziehen hatten. Da un- konnten, sondern auch eine Sperre quer Sturmreserven, die dazu ansetzten, die
ser Thurgan mit seinem Holzbein bei dem über den Fluss gebaut hatten, die ein Durch- Ritterschar um Invher zu überrennen.
tiefen Schnee schlecht zu Fuß ist, blieb er kommen mit dem Schiff unmöglich ma- Vielen von uns wird das Bild ewiglich
auf einem Schiff und munterte uns durch chen sollte. Aber da die Hohenluchter Baro- in Erinnerung bleiben, wie Jurga und
Zurufe auf oder machte seine Scherze. nin sich ja so gut dort auskennt, wo schon Invher sich auf dem Schlachtfeld über den
Wenn der Wind günstig stand, konnte so- das breite Flussdelta mit seinen vielen Ar- gefallenen Orks die Hand zum Freund-
gar ein wenig Segel gesetzt werden. men beginnt, konnte sie den kleinen Trupp schaftsgruß gaben, das wohl!
Wir kamen recht gut voran und nä- glücklich an der Sperre vorbeilotsen, um Es war eine harte Hervart, doch auch
herten und alsbald der Seenplatte nörd- schließlich wohlbehalten in Havena an- wert, in vielen Sängen besungen zu wer-
lich von Havena. Bei Bockshag schließ- zukommen. Auch Invher hatte inzwischen den. Doch sollte für uns der Feldzug ge-
lich bekamen wir neue Kunde über die die Orks überholen können, die sich lan- gen die Orken in Albernia noch lange
Orken, die weiter über Honingen vorrück- ge in irgendwelchen Wälder aufhielten, nicht zu Ende sein. Aber davon will ich
ten und erfuhren auch, dass Invher mit ih- um wohl ihrem Stiergötzen zu opfern. das nächste Mal berichten.“ (vr)

39
sals, dass die Hjallander letztes Jahr ei-
Unfreundliche Reisebegegnungen nen guten Handel mit sauer eingelegtem
Krakenfleisch hatten.
In Gedanken verloren tätschelte sie
Es war ein wunderschöner, lauer Früh- feuchten Senken zwischen den Hügeln wieder ihrem Pony den Hals und blickte
lingsabend. Das Himmelslicht hatte schon gedeihen prächtig die für diese Gegend den Küstenverlauf entlang. Es dauerte ei-
vor einer Stunde seine feurige Schlafstatt typischen, großen Rübenfelder, deren Er- nen Augenblick, bis sie den dunklen
hinter dem Meer der Sieben Winde auf- nte man in bestes Premer Feuer zu ver- Schatten in einiger Entfernung am Strand
gesucht und den Platz am dunklen Nacht- wandeln weiß. als Langschiff ausmachen konnte.
himmel freigemacht für die unzähligen, Die Jarlin war nun auf einem der Hü- Es ist nichts ungewöhnliches, dass
flimmernden Lichtlein der Sterne, welche gelrücken angekommen und ruhte einen Schiffe abends anlanden, damit die Be-
spärlich den Weg der alten Rechtsprech- Augenblick aus. Von hier aus hatte sie ei- satzungen die Nachtruhe an Land zubrin-
erin beleuchteten. Sie war spät dran, denn nen schönen Blick auf den nahem Golf gen – aber so nahe an einem Ort? Warum
ihr treues Pony hatte ein Hufeisen verlo- mit seinem stillen Wasser und konnte so- sind sie nicht noch die wenigen Meilen
ren, und so war sie abgestiegen und führ- gar die nahe Insel Hjalland als dunklen weitergefahren, um in einen Hafen unter-
te ihr Reittier am Zügel den Karrenweg Block in den leuchtenden Wellen ausma- zukommen? Sollte vielleicht ein unerfah-
entlang. chen. Hier und da meinte sie, schwache rener Styrman dieses Schiff lenken und
Eigentlich wollte sie vor der Abend- Lichtpunkte an der Inselküste entdecken in der Dämmerung Ottarje verfehlt haben,
dämmerung in Ottarje sein, dem Nach- zu können. Wahrscheinlich Wachfeuer, oder hatten sie einen Schiffbruch erlitten?
barort einen strammen Tagesritt östlich denn nachdem Hjalland beim ersten Kra- Die alte Jarlin beschloss, ihre nächste Pau-
von Skjal, zu Füßen der Hjaldorberge ge- kenmolchüberfall von den Monstren re- se bei dem Schiff einzulegen und setzte
legen, im Golf von Prem. gelrecht belagert wurde und für Wochen sich mit ihrem lahmenden Pony wieder
Die Jarlin Premjastads wurde dort von der Außenwelt abgeschnitten war, langsam in Bewegung.
sehnsüchtig erwartet, denn durch die Ver- machten die Hjalländer nun rege Jagd auf Bald schon verschwand der dunkle
nichtung eines Großteiles der ottarjer die vielarmigen Räuber, um einer erneu- Schatten des Schiffes aus ihrem Blickfeld,
Fischereiflotte beim jüngsten Kraken- ten Massierung dieses Mal schon im Vor- als sie dem Weg durch die Senke folgte.
molchangriff stand es nicht so gut um den feld zu begegnen. Jedoch, sie waren aus- Erst auf dem nächsten Hügelrücken wür-
Ort, wo nun viele Familien ihre Ernährer gesprochen erfolglos in ihrem Bemühen: de sie wieder einen Blick auf den Strand
verloren hatten. Es würde mehr als nur nicht einen einzigen Fang hatten sie in den werfen können. Doch dort verdeckten ihr
ein harter Winter für sie werden... letzten Wochen gemacht. Offensichtlich einige Baumgruppen die Sicht. Um so er-
Eindara seufzte und tätschelte ihrem trauten sich die verbliebenen Molche staunter war sie, als sie bemerkte, dass
Pony den Hals. Diese swafnirverfluchten nicht mehr in die Nähe der Küsten und sich der Schatten inzwischen vom Ufer
Krakenmolche hatten sich wieder mal als verblieben lieber in offenen Gewässern, entfernt hatte und in den Golf hinaus-
Plage im Golf erwiesen. wo sie in den kleinen Fischerbooten leich- ruderte. Deutlich konnte sie das Klatschen
Eigentlich hätte sie schon längst in ei- te Beute gefunden hatten. der Riemen im Wasser vernehmen.
nes der vereinzelt an diesem Küstenab- Eindara konnte sich eines leichten La- Ihr Misstrauen erwachte endgültig.
schnitt liegenden Gehöfte einkehren und chens nicht erwehren: Thurgan Eichen- Was in Travias Namen hatten diese dunk-
dort um ein Nachtlager bitten können. Sie fuß, der Hetmann Hjallands, konnte einem len Gestalten mitten in der Nacht hier zu
wäre freudig aufgenommen worden, denn beim Handel ohne große Mühe und stets suchen und warum zeigten sie sich nicht
sie erfreute sich entlang der ganzen Kü- mit einem breiten Grinsen im Gesicht offen, wie es sich für anständige Leute ge-
ste großer Beliebtheit und es wäre den schwindlig reden und war auch ein groß- hörte? Vor ihr zog sich der Weg nun bis
Bauern eine Ehre gewesen. Doch die Nacht zügiger und zuvorkommender Gastgeber, Ottarje nahe am Ufer entlang. Vorsichtig
war angenehm und ließ das Reißen in ih- aber wenn es um das Wohl ‚seiner’ Insel näherte sie sich der Stelle, wo der Schat-
ren Gliedern ausbleiben, daher genoss sie ging, konnte er eisenhart durchgreifen. Sie ten angelegt haben musste, doch niemand
diese Nachtwanderung - und es waren ja hatte mit eigenen Augen die riesigen Ka- war zu sehen. Kein Lager, kein Feuer. Was
nur noch wenige Meilen bis zum Ziel. Die daver der ausgewachsenen Molche im Ha- wollte das Schiff also hier? Ihr Reittier
Premer Küste prägen die sanft gewellten fen von Ljasdahl gesehen, deren Arme am Zügel führend wandte sich die greise
und mit saftigem Gras bewachsenen Aus- mühelos ein großes Schiff umschlingen Jarlin nun zum Ufer hin, um im Sternen-
läufer des Hjaldormassives, welche das konnten, die Jagdschiffe grün vom Molch- licht nach Spuren zu suchen, doch nun be-
gewaltige, bis zu viereinhalbtausend blut, Frauen und Männer eifrig damit be- gann das Pony zu scheuen. „Ruhig, Brau-
Schritt hohe Rückgrat der Premer Halb- schäftigt, die Jagdbeute zu zerlegen. ner! Was hast du denn?“ Eindara war är-
insel bildet. In den windgeschützten und Ein freundliches Lächeln des Schick- gerlich. Sie hatte doch wohl schon genug

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Scherereien heute gehabt, das wohl! festen Weg, wo sie besser vorwärts käme. bitter Not tat, denn die drei Molche hat-
Aber dann hörte sie auch diese schmat- Doch schon schlug ihr das Herz bis zum ten sich unter dem Baum versammelt und
zende Laute und das Knirschen des San- Halse und der Atem brannte in den Lun- reckten ihre Fangarme nach oben. Der
des, über den sich etwas großes, schwe- gen. Sie musste es einfach schaffen! Ihr gierigste von den dreien wälzte sich auf
res schob. Ihre Nackenhaare stellten sich entrang sich ein enttäuschter Seufzer, als die Körper der beiden anderen, legte sei-
auf und sie griff zur Skraja an ihrem Leib- zwischen ihr und dem Weg ein weiterer ne Arme über die niedrigen Äste und be-
riemen. Ein Krakenmolch! Wenn ihr Pony Schatten aus der Nacht auftauchte. Nun gann tatsächlich, sich den Baum hochzu-
nicht lahmen würde, könnte sie sich ein- war sie eingekreist. Ihr Blick hetzte um- ziehen! Die Jarlin glaubte ihren Augen
fach auf seinen Rücken schwingen und her, suchte einen Ausweg. Ihr Blick fiel kaum zu trauen. Als er mit einem seiner
dem Molch davon reiten. Doch so wür- auf den Baum, keine zehn Schritt von ihr. Fangarme nach ihr zu greifen versuchte,
den ihre alten Knochen nicht lange ge- Der Form nach ein Thoss-Apfel, die hier griff sie zur Skraja, um ihn abzuwehren –
nug durchhalten, um dem Krakenmolch überall auf der Halbinsel wild wuchsen. doch die verdammte Handaxt wollte nicht
wirklich davon laufen zu können. Ihre Ein kräftiges Exemplar, das schon vielen aus der Lederscheide! Langsam kam Pa-
Augen versuchten, in der Dunkelheit den Herbststürmen getrotzt hatte und dessen nik in ihr auf. Hektisch versuchte sie, die
Molch in der Richtung auszumachen, aus Skraja aus dem Futteral zu befreien und
der die Geräusche kamen - und wirklich gleichzeitig noch höher zu klettern, doch
konnte sie den Schatten erkennen, der sich wollte ihr beides nicht gelingen, wobei sie
in diesem typischen, taumelnden, langsa- durch einen abknickenden Ast fast auf den
men Krauchen auf sie zu bewegte. Boden gefallen wäre - den gefräßigen
Ein Halbstarker. Noch nicht zu groß, Monstern direkt vor die scharfen Horn-
um sich nicht mehr an Land bewegen zu schnäbel.
können, aber stark genug, um eine wirk- Der kletternde Molch hatte ihre Un-
liche Lebensgefahr für sie darzustellen. achtsamkeit ausnützen und sie am Fuß
Eindara beschloss, es auf eine Flucht packen können. Nun versuchte er, sie vom
zu Fuß ankommen zu lassen und wende- Baum zu zerren. Eindara schrie auf vor
te sich wieder dem Weg zu, als sie den Schmerzen und klammerte sich mit aller
zweiten Schatten bemerkte, der sich von Kraft an die Äste. Zum Glück fand sie nun
der anderen Seite näherte. ‘Verdammt! Halt mit dem anderen Fuß, doch hatte sie
Wie viele mögen hier wohl noch sein?’ das Gefühl, dass ihr das Bein ausgerissen
Sorgsam musterte sie die Umgebung: würde.
noch war kein weiterer zu sehen. Wie sie Noch einmal ließ die Angst in ihr Kraft-
so sehr Acht auf ihre Umgebung gab, ver- reserven frei werden und sie zog und zerr-
nachlässigte sie ihr Pony neben sich und te an dem Skrajagriff, während sie sich
zuckte erschrocken zusammen, als es sich Äste nicht allzu hoch über dem Boden gleichzeitig einen festen Stand im Baum
neben ihr laut wiehernd vor Angst auf- begannen. zu schaffen versuchte. Und endlich, mit
bäumte. Die Rechtsprecherin geriet in Sie nahm ihre letzten Kräfte zusammen einem mächtigen Ruck bekam sie die
dem weichen Ufersand ins Straucheln und und eilte auf den Apfelbaum zu. Hinter Skraja frei und begann, auf den Arm ein-
konnte sich gerade noch abfangen, aber sich konnte sie die Molche schon näher zuhacken, der sie gepackt hatte! Immer
ihr Reittier hatte sich losgerissen und kommen hören. Die Angst gab ihr noch und immer wieder sauste die Schneide auf
preschte los, so gut es mit dem wunden einmal neuen Antrieb und sie schaffte es, den Arm herab, doch war er zäher als ge-
Huf nur ging. sich die Äste hochzuziehen und weiter trocknetes Seetigerleder und ließ sich
„Swafnir!“, stieß die alte Frau aus. Nun nach oben zu klettern. In drei Schritt Höhe nicht durchtrennen. Doch schließlich lö-
war es besser, dem Pony zu folgen, denn wurden die Äste zu Zweigen und zu dünn, ste sich der Griff des Krakenmolches und
die Schatten kamen langsam aber stetig um noch höher zu klettern. Es musste rei- mit einem prustenden Schmatzen, das
näher. Eindara begann zu laufen, so chen! Langsam kam Eindara wieder zu durchaus ein Schmerzenslaut sein konn-
schnell es der weiche Sand und ihre Bei- Atem und die Sterne vor ihren Augen te, plumpste er zurück auf die Rümpfe sei-
ne erlaubten. Immerhin war es genug, um wichen dem nächtlichen Dunkel. „Nicht ner beiden Genossen. Für den Augenblick
den Abstand zwischen ihr und den vielar- schlecht für sechsundfünfzig Winter“, hatte Eindara erst mal Ruhe.
migen Viechern, die sie als ihr Nachtmahl lobte sie sich selber laut, doch wusste sie, Langsam kam sie wieder zu Atem und
auserkoren hatten, wieder etwas zu ver- dass sie es nur tat, um sich mit ihrer eige- merkte auch, dass sie vollkommen durch-
größern. Nicht mehr als achtzig oder hun- nen Stimme Mut zuzusprechen. Ein Blick geschwitzt war. Unangenehm kühl blies
dert Schritt noch und sie wäre auf dem nach unten zeigte ihr, dass dieses auch der nächtliche Beleman und ließ sie frö-

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steln. Die Molche krochen um den Stamm frieden bricht...“, Eindara begann Geset- lag nun unten im Sand. Eindara untersuch-
herum, wohl überlegend, wie sie am be- zestexte aufzusagen. Das erforderte im- te die Waffe und stöhnte auf. Festgerostet!
sten an ihre Beute gelangen könnten. mer die volle Konzentration der Recht- Wie viele Jahre hatte sie eigentlich die
Eindara nickte ein... sprecherin und ließ sie auch dieses Mal Waffe nicht mehr aus der Scheide gezo-
Die Erschütterungen ließen sie wieder wach bleiben. So rezitierte sie laut die Ge- gen? Wer vergriff sich auch schon an ei-
hochschrecken. Wo war sie nur? Fast hät- setze Thorwals, in einem Baum sitzend, ner Rechtsprecherin? Und trotzdem schalt
te sie den Halt verloren und wäre aus dem die Skraja in der Rechten, ihr zu Füßen sie sich nun eine Närrin. Das würde ihr
Baum gefallen, doch dann kam es wie ein drei Krakenmolche, die ihr andächtig zu nicht noch einmal passieren!
Blitz über sie, wo sie saß und was gesche- lauschen schienen, oder doch nur drauf Langsam und unter schmerzerfülltem
hen war. Zum Glück hatte sie die ganze warteten, dass sie endlich aus dem Baum Stöhnen kletterte sie das treue Apfelbäum-
Zeit die Skraja fest in der Hand gehalten fiel, um endlich ihr Festmahl halten zu chen wieder hinunter und reckte unten
und nicht fallen gelassen. Ein Blick nach können. So flossen zäh die Stunden da- ihre müden Glieder. Nein, sie war wirk-
unten setzte sie ins Bild über die Quelle hin und schließlich konnte Eindara von lich keine Zwanzig mehr.
der Erschütterungen: wieder versuchte ein ihrem erhöhten Platz aus sehen, wie weit Misstrauisch musterte sie die Umge-
Molch, den Baum emporzuklettern. Doch im Osten über dem Steineichenwald die bung, doch waren von den Molchen nur
dieses Mal hatte sie die Skraja bereits zur Sterne am Himmel zu verblassen began- noch die Spuren im Sand zu sehen. So
Hand und hieb feste nach dem suchen- nen und einem zarten Rosa Platz mach- sammelte sie ihren gerissenen Leibriemen
den Fangarm. Auch dieses Mal schaffte ten. Bald schien der ganze Himmel zu auf und alles, was daran gehangen hatte
sie es nicht, den Arm abzuhacken, aber glühen. Ein Knirschen ließ sie wieder und machte sich stöhnend wieder auf den
wenigstens schien sie ihn so verletzt zu nach unten blicken: die Molche zogen Weg nach Ottarje. Sie sehnte sich sehr
haben, dass er abließ und sich wieder zu sich zurück ins Wasser, die Sonne würde nach einem warmen Frühstück und einer
Boden gleiten ließ. schnell ihre Haut austrocknen lassen. Er- weichen Bettstatt.
„Ich darf nicht wieder einschlafen“, be- leichtert atmete die Jarlin tief durch. Es Bald schon konnte sie die bewaffneten
fahl sie sich selber. Sie musste unbedingt schien geschafft! Reiter sehen, die über den nächsten Hü-
wach bleiben, sonst wäre sie irgendwann Nun, wo es immer heller wurde, konnte gel vor ihr stürmten. Ihr lahmes Pony hatte
ein leichtes Opfer. Doch die Anstrengun- sie auch die Skraja in ihrer Hand sehen. es schließlich doch geschafft, den Mol-
gen der letzten Stunden forderten ihren Das Futteral steckte immer noch auf der chen zu entkommen und war nach Ottarje
Tribut und immer wieder fielen ihr die Schneide und war grün vom Krakenblut. gelaufen. Das hatte die Wachen alarmiert,
Augen zu. „Wenn jemand eines anderen Sie hatte sich die Waffe zusammen mit dem die bereits auf die überfällige Jarlin war-
Vieh stiehlt und dieser dabei den Herd- Leibriemen von der Hüfte gerissen. Der teten. Nun war sie in Sicherheit. (vr)

Abschied nehmen... aus den Grauen


Bergen war es an
darunter sogar einige Vertreter der fernen
Firnglanz-Ottajasko von der Insel Man-
der Zeit, den Ab- rek, sowie die Seetiger-Ottajasko aus Ifir-
Thydir Frenjarson, schied von Hanjefoske und seinen tapfe- net, in der Stadt am Nader versammelt.
Hetmann der Funkenschläger ren, gefallenen Gefährten vorzubereiten Nun aber zum Abschied und den fol-
„Bei Swafnir – was war das für eine und die lähmende Trauer verschwand genden Feierlichkeiten, will ich doch nie-
Reise? Der Heimweg nach Olport fiel uns recht bald. Wir sendeten Boten aus, um manden mit der Beschreibung all der Vor-
allen wohl mindestens genauso schwer die anderen Ottajaskos in Olport aber auch bereitungen langweilen. Wenn ein solcher
wie der eigentliche Kampf gegen das Dra- außerhalb der Stadt zu benachrichtigen, Held und seine Gefährten für das Wohl
chenscheusal, dass in unsere Eisenstollen luden Freunde der Toten und der Funken- und das Überleben der Ottajasko sterben,
in den Grauen Bergen eingebrochen war schläger aus allen Winkeln des Landes – so muss man das wahrhaftig bezeich-
(siehe THORWAL-STANDARTE #21). Wir ha- ein. Denn es galt, einen großen Mann auf nen! – dann haben sie einen würdigen
ben es besiegt, doch zu was für einem seine letzte Reise zu geleiten, das wohl Abschied verdient, das wohl! Swafnir soll
Preis!? Nachdem die unzähligen Verletz- bei Swafnir! Und natürlich ebenso die sehen, welche Helden sein Reich betre-
ten zunächst notdürftig versorgt waren, heldenhaften Mannen und Frauen, die mit ten und fortan mit ihm durch die Meere
machten wir uns also auf den traurigen Hanje gemeinsam im Kampf gegen das streifen werden, im ewigen Kampf gegen
Heimweg nach Olport, der uns allen un- geschuppte Ungeheuer starben. Doch da- Hranngar. Er soll sehen, dass wir sie ge-
endlich lang erschien und von Tränen und mit nicht genug, denn wenige Tage spä- bührend ehren und ihrer und ihrer gro-
Leid geprägt war. Niemand verlor auch ter sollte schließlich auch die Schiffstau- ßen Taten gedenken.
nur ein Wort zuviel... fe unserer neuen, stolzen Otta stattfin- Mit dem neuen Schiff, das wir ja in
In den Tagen nach unserer Rückkehr den... Und so hatten sich viele Thorwaler, wenigen Tagen erhalten sollten, hätten wir

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drei Schiffe gehabt. Wir brauchen aber ei- Suensir Frenjarson, Wie gerne würd’ ich seh’n
gentlich nur zwei. Und die alte Knorr Skalde der Funkenschläger dass er nur schlafend ruht,
Eisenbeiß - da waren sich alle einig - war „Langsam bewegte sich der Trauerzug um morgen frohgemut,
für zukünftige Handelsfahrten nicht mehr durch die kühle Nacht des späten Schlacht- wieder aufzusteh’n.
notwendig. Dieses Schiff war es aber, auf mondes in Richtung des olporter Hafens.
welchem Hanjefoske seine ersten Reisen Ich schritt neben den aufgebahrten Toten Neben Ifirnie gingen ihre Tochter Sven-
über die Meere machte und so sollte ihn her, die auf den starken Schultern einiger na Hanjefoskedotter und ihr Sohn Isleif
die Eisenbeiß auch auf seiner letzten Rei- Funkenschläger getragen wurden. Viele Ifirnieson, die beide die Bahre ihres präch-
se in Swafnirs Reich bringen. So geschah Menschen säumten den Weg, priesen die tigen Vaters trugen. Ohne zu sprechen,
es dann auch: Seite an Seite mit seinen verstorbenen Drachentöter und ihre gro- schritten alle drei bedächtig Richtung
toten Gefährten segelte er so zu Swafnirs ßen Taten, riefen ihnen die besten Wün- Hafen. Es bedurfte keiner Worte, denn sie
Reich und wurde dort bestimmt vom gro- sche zu oder beteten still und innig zu waren einig in der Stille ihrer Trauer und
ßen Wal freudig begrüßt. Denn wahrhaf- Swafnir. Aber auch Männer und Frauen, ihrem Stolz über Hanje. Ifirnie war tap-
te Kämpfer hat der Inselgleiche nun zur deren Trauer jetzt den Stolz über ihre Ge- fer. Sie ging trotz ihres großen Leids und
Seite! Auch die anderen bei Swafnir wer- liebten verdrängte, fanden sich in der ihrer unbeschreiblichen Trauer aufrecht
den gestaunt haben, welch edle Helden Menge leicht. Fackeln erhellten die Men- neben ihrem Mann daher. Zwei Men-
ihnen fortan und auf immerdar Gesell- schen, die gingen oder standen, die Lang- schen, die einander wahrlich würdig wa-
schaft leisten. Ja, so wird es gewesen sein! häuser der Stadt, zwischen denen die Stra- ren, hatten sich einstmals in Liebe gefun-
Wir richteten also das Schiff her, so gut ße entlang führte und auch unsere edlen den und wurden nun, in andauernder Lie-
dies bei diesem alten Kahn noch ging. Toten. Ich blickte zu ihnen hinauf und be- be, jäh getrennt. Nicht für alle Zeit, aber
Doch nicht nur die Knorr war herzurich- wunderte ihre Erscheinung, die mir bei für eine lange...
ten, sondern vor allem auch die Toten. Die sämtlichen edel und heldenhaft erschien.
erlagen ja nicht irgendwelchen Schnitt- Ein leichter Wind wehte durch Hanje- Doch weich’ die Einbildung von mir.
wunden sondern der Urgewalt eines Dra- foskes ergrautes Haar, das, noch immer Die Schmerzen die mich plagen,
chen und so sahen sie leider auch aus. dichten Wuchses, sein Antlitz säumte. Ein um meinen Geliebten hier,
Unsere Heilerin Jandra tat, was sie konn- wahrer Held lag hier, von großer Gestalt gilt es zu tapfer zu ertragen.
te und sie tat es gut. Und dies, obwohl sie und mit weisen und friedlichen Gesichts-
auch viele Verletzte zu pflegen hatte. Die zügen; als hätte der alte Hetmann sein Le- Mitleid überkam mich, Mitleid mit die-
toten Helden wurden in beste Pelzmäntel ben auf dem Lande wahrhaftig zu seiner ser edlen Frau. So ging ich zu ihr hin und
gekleidet und mit all ihren Besitztümern größten Zufriedenheit erfüllt und wäre schritt neben ihr her. Ich legte meine Hand
geschmückt. Zum Schluss legten wir ih- bereit, in die Meere einzutauchen. Ich ent- auf ihre Schulter und versuchte ihr Trost
nen ihre liebsten Waffen zur Seite. Wahr- sann mich eines Gedichtes, das die be- zu spenden, wie auch Liana damals Trost
haftig: Sie sahen prächtig aus und nichts rühmte Skaldin Liana Thorfinnsdotter erhielt.
anderes stand ihnen zu, das wohl! Zwei einst zu einem ähnlichem Anlass schrieb,
Tage lang erwiesen Freunde und Bekannte als sie ihren Geliebten und dessen Gefähr- Wer sich einst durch Swafnirs Hand
aus Olport und auch von außerhalb unse- ten bestatten musste. und in Liebe hat gefunden
rem Hanje und den übrigen Gefallenen bleibt durch Gottes heil’ges Band
die letzte Ehre. Und natürlich auch alle Der Fackel warmes Licht, auf immer und ewig verbunden“
Funkenschläger, vom kleinen Thorben bis und die tanzenden Schatten,
zur alten Swafna. Die Toten lagen aufge- zauberten auf ihr Gesicht, Thivara Asgrimmsdotter,
bahrt in dem Haus, wo auch unser Swaf- was sie doch gegeben hatten. Bergarbeiterin und Schmiedin
nirschrein steht und dieses war für sie Erfüllt von neuem Leben, „Die Eisenbeiß, die gute alte Knorr -
natürlich würdig hergerichtet worden. In schien der Atem wieder, ich bin auch schon mit ihr gefahren - lag
der Mitte und etwas erhöht, lag der tapfe- ihre Brust zu heben, im olporter Hafen. Sie war feierlich ge-
re Hanjefoske auf weichem, glänzenden ruhig auf und nieder. schmückt, wie sich das für solche Helden
Bärenfell. Er trug seine Rüstung und sei- gehört. Über einen kleinen Steg brachten
ne Waffen. Am dritten Abend aber, fand Und wie ich mich Hanjefoske näherte, wir die Gefallenen, die nicht im Bauch
dann ihre letzte Reise statt. Und die soll neben welchem seine geliebte Ehefrau des Drachen geendet waren, auf das Schiff
unser Skalde Suensir beschreiben. Hanje Ifirnie bedächtig schritt, als ich ihre Au- und legten sie dort nieder: Hanjefoske in
und ihr Männer und Frauen, wir werden gen sah, die von Trauer feucht, zu dem der Mitte, die übrigen sieben darum her-
euch ewig Gedenken, bei Swafnir! Das Verstorbenen hinblickten, ward ich aber- um. Ingira war unter einem Tuch verhüllt.
werden wir!“ mals an dieses Gedicht erinnert. Das elende Schuppengezücht hatte ihr ja

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den ganzen Kopf zermalmt. Sie wäre kein so was hatte ich noch nie zuvor erlebt. ohne hin und wieder zu schauen, wo sich
schöner Anblick gewesen. Der verkohlte Nach einer Weile, nachdem wir die die Eisenbeiß befand. Im Hafen wurden
Helgir lag auch verhüllt neben ihr. Ich gefährlichen Felsen und tückischen Un- wir dann wieder lautstark begrüßt. Und
ging zu Norhild, mit der ich so manche tiefen hinter uns gelassen hatten, zogen nun ging es auf zu unserem Ottaskin, denn
Fahrt unternommen hatte. Es war eine wir die Ruder ein. Es war nun Sache des es gab viel zu feiern, bei Swafnir! Und es
gute Zeit – bei Swafnir, das wohl! – und Windes, das Schiff über die Wellen zu tra- wurde gefeiert, und wie! Unser Skalde
ich dankte ihr dafür. Nun ging sie allein gen. Und so setzten wir das Segel der al- Suensir stellte sein Hanjefoske-Lied vor.
auf ihre letzte Reise und ich wünschte ten Knorr und stiegen andächtig in ein Sehr schön! Hanje und die anderen wa-
Norhild dafür viel Glück. Auch von Hanje Beiboot. Wenige besonders Wagemutige ren ohne Zweifel großartige Helden. Dar-
verabschiedete ich mich noch einmal. Er sprangen gar ins eisigkalte Wasser hinein, auf wurde weiter erzählt über Hanjes Le-
war ein ganzer Kerl. Wir sind so stolz auf um zur Axtbringer zu gelangen. Dort an- ben, über seinen tapferen Vater. Über Tore,
Dich, alter Junge! Und Swafnir gewiss gekommen sprach Thydir, unser Het- Arve und wie sie alle hießen. Über Raskir
auch! Ein paar Funkenschläger brachten mann, ein paar letzte Worte, die mich Blutaxt, die Gründung der Funken-
die Waffen und den persönlichen Besitz wirklich sehr ergriffen - wie auch die Ge- schläger, Jurga und Swafnir. Und natür-
der Helden und legten alles wohl geord- bete, die wir kurz darauf gemeinsam mit lich kam auch das Herbsthjalding, der jun-
net neben sie, auf die Planken des alten dem Priester Starkad zu Swafnir sende- ge Frieden mit den Horasiern und das
Schiffes. Anschließend kamen Hetmann ten. Viele wünschten Hanjefoske und sei- schlimme Ausmaß an Waljägern aus dem
Thydir und der Swafnir-Geweihte Starkad nen Helden noch einmal viel Glück für Golf von Riva zur Sprache, worauf so-
und gaben in die Hand eines Jeden einige die letzte Reise. Dann gab Thydir den Be- gleich erste Pläne für das Frühjahr ge-
Klumpen Erde ihres Heimatlandes. So ist fehl, die Eisenbeiß in Brand zu stecken: schmiedet wurden. Es wurde immer lau-
es Brauch, damit die Verstorbenen in Dutzende Pfeile und Fackeln flogen in ter und fröhlicher, denn das Bier, der Met
Swafnirs Reich nicht die Heimat verges- hohem Bogen zu ihr hin und bald began- und der olporter Waskir-Schnaps aus dem
sen. Starkad segnete die gefallenen Hel- nen die Planken des Schiffes da und dort Sturmtrotzer-Ottaskin flossen in rauen
den mit einem innigen Gebet – danach aufzulodern. Da blähte sich plötzlich das Mengen. Die Firnglanz-Ottajasko hatte
setzten wir uns an die Ruder, um die Ei- Segel und die Eisenbeiß nahm rasche gar noch ein besonderes Geschenk, den
senbeiß aus dem Hafen von Olport zu Fahrt auf, hinaus auf den weiten Ozean prächtigen MANREKER SPÄTLESE ROTHERB,
bringen, und die gefallenen Drachentöter Ifirns. Schnell entfernte sich das Schiff mit mitgebracht, der allerdings zu ihrer Un-
dem Wind und den Wogen ihrer Reise zu unseren Helden an Bord. Hell leuchtete zufriedenheit nicht überall Gefallen fand.
überlassen. Derweil wurden auch andere das Feuer, das bereits lichterloh brannte. Trotzdem war es aber ein friedlicher
Schiffe und Boote bereit gemacht, wel- Eine Weile starrten alle gebannt auf das Abend, eine Feier, wie Hanje sie sich nicht
che die Eisenbeiß aus dem Hafenbecken Schiff und riefen ihre letzten Abschieds- anders gewünscht hätte.“
hinaus geleiten sollten. grüße. Dann ruderten wir zurück, nicht (mib/mab)
Unter stürmischem Rufen und Lärmen
legten wir dann ab. Die Menschen, die im

Schwarzpelze im Bodirtal!
Hafen blieben, schrien und riefen zu den
Toten hinüber, zu uns und zu Swafnir
selbst. Die Nacht war klar und kalt und es
wehte ein leichter Wind vom Land her,
geradewegs auf das Meer hinaus. Die Hel- Nachdem uns schon seit einiger Zeit barn in Bodon besonders gute Beziehun-
den sollten wohl recht bald angelangen! Gerüchte über Spuren von Orks abseits gen pflegen, verzichteten sie darauf, sich
Unzählige Fackeln erhellten das Schiff der Wege im oberen Bodirtal erreichen, ins Dorf zu begeben um die Gründe die-
und den Hafen und langsam glitten wir erhielten wir nun Nachricht von einigen ses Besuches herauszufinden. Einer der
übers Wasser. Viele Boote folgten uns und Gruppen von orkischen Kriegern in eben Jäger, Fjolnir Frenjasson, meinte zwar,
natürlich auch unsere Otta Axtbringer. Wir jener Gegend: dass „nichts Gutes herauskommen kann,
ruderten mit Hilfe Alvirs des Lotsen an Eine Gruppe von Vilnheimer Jägern wenn Orken und Bodoner ihre umtrie-
den Riffen und dem mächtigen Efferds- konnte zwölf schwer bewaffnete Orks in bigen Köpfe zusammenstecken“, doch
pfeiler in der Hafeneinfahrt vorbei. Dun- der Umgebung von Bodon beobachten. muss bezweifelt werden, dass die Bo-
kel ragte er dem Ewigen zu Ehren in den Diese lagerten offensichtlich in einem doner ihr Dorf als Basis für orkische Über-
sternenklaren Himmel. Wirklich schön nahegelegenen Wald, während ihr Anfüh- griffe zur Verfügung stellen würden.
war der Anblick all der Schiffe, deren Fak- rer gar im Dorfe selbst empfangen wur-
keln auf dem Wasser funkelten. Ich war de. Da die Vilnheimer jedoch weder zu Diese scheint jedoch bei weitem nicht
ganz ergriffen. Passiert mir selten, aber den Schwarzpelzen noch zu ihren Nach- die einzige orkische Rotte zu sein, wel-

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che ihren Weg den Bodir entlang nach Asvara gemeint, dass das nicht normal Flusssegler Stolze Varna, konnte unser
Westen gefunden hat: vom Kollegård, war: das waren keine normalen Räuber Korrespondent dessen Kapitän, Gunnar
dem „Hügelhof“ (nordwestlich von Nask- sondern richtige Krieger, und das sei völ- genannt, befragen. Hier sein beeindruk-
heim gelegen) liegt uns ein Bericht über lig seltsam wie die vorgegangen seien, kender Bericht:
einen Überfall vor: der Knecht Kjalvar dass da was Größeres im Busch sei, mein-
von eben jenem Hof, der am folgenden te sie und dass der Überfall wohl für die Wir trafen uns im Swafnirtempel. Gun-
Tage nach Naskheim geschickt worden Versorgung ihrer Horde gewesen sei. Na nar musste nach den Ereignissen auf der
war, berichtete unserem Zuträger Folgen- ja, und dann meinte der Bauer, ich soll Fahrt einige Zeit im Tempel verbringen.
des: doch am nächsten Morgen, also heute, Sichtlich verletzt und erschöpft kam er auf
„Wir warn grad dabei, die Schaf’ und nach Naskheim und zum Hetmann Sven mich zu, seinen rechten Arm trug er in
Säue vonner Weide innen Stall zu treiben, geh’n und ihm berichten, weil ich am einer Schlinge. Der linke war ihm abge-
da kommen die acht Orken auf nommen worden. Schwer ließ er
ihren Ponys dahergaloppiert, sich auf die Bank fallen und nach
schrei’n wie die Besessenen und einigen einleitenden Sätzen mei-
schießen ein paar Pfeile in unsre nerseits erzählte er mir mit abwe-
Richtung. Swafnir zum Dank tra- sendem Blick, was sich im Bodirtal
fen sie nix, weil die Gäule auf den zugetragen hat.
Ackerfurchen viel zu unruhig lie- „Wir waren unterwegs mit die-
fen als dass sie vernünftig zielen sen Mittelländern. Du weißt schon,
konnten... Wir also nix wie los- diese Grauen, die sich ab und an
gerannt zum Jolskrim, rein, Tür im Tempel des Flinken rumtreiben.
zu und Truhe davor. Dann hat uns Warn ja schon lange nicht mehr in
der Kollebauer gesagt, wir soll’n der Stadt. Vielleicht hatten sie
uns unsre Äxte und Speere grei- Angst, dass sie im Krieg zwischen
fen und aufn Kampf vorbereiten. die Fronten kommen würden. Ist
Da hat uns die Asvara ziemlich ja auch nicht wichtig für die Ge-
überrascht: die zählt nämlich etwa schichte. Nach Phexcaer wollten
fünfzig Sommer und is’ seit ein sie. In die Stadt des Fuchses, sag-
paar Jahren Magd am Kollegård, ten sie. So weit sind wir mit der
und hat nie was von ihrer Vergan- Stolzen Varna schon lange nicht
genheit erzählt. Aber aus ihrer mehr den Bodir hochgefahren.
Truhe zieht sie ein echtes Schwert, Aber was soll’s, dachte ich mir, ist
wie ich’s bisher nur bei den Krie- mal was anderes als immer nur
gern vom Hetmann Sven Thorb- nach Vilnheim oder Naskheim zu
jørnson gesehen hab, und sogar fahren. Und die blinkenden Mün-
einen Helm hatte die. Wir ham sie zen konnte ich auch gut brauchen.
erst mal alle nur angestarrt, auch Ansgar, mein Bruder, hat doch bei
der Bauer. Und dann sagt sie, dass dem Angriff der Horaslaffen auf
wir ja doch mehr sind als die räudigen schnellsten zu Fuß bin. Ach ja, der Ge- die Stadt sein linkes Bein verloren. Na ja,
Schwarzpelze und wir brauchen uns gar fangene is’ inzwischen wieder weg, den so half ich ihm, seine Familie in der har-
nix bieten lassen von denen. Reißt die Tür haben seine Kumpels noch in der Nacht ten Zeit durchzubringen.
auf, schreit, dass mir ganz anders wird und mitgenommen, meint die Asvara, und Es war noch mitten in der Nacht, als
schmeißt ein Wurfbeil genau ins Knie von ganz geschickt seien die gewesen, weil der wir Thorwal auf dem Bodir verließen. Hat
einem von diesen Biestern. Wir jetzt alle Ulfjar, der ihn bewacht hat, gar nix ge- keinem von uns gefallen, so früh loszu-
mutig, rennen raus und schreien und fuch- merkt hat, bis die Sonne aufgegangen is’, fahren. Dennoch kamen wir zügig voran.
teln wie die Eisbarbaren mit unseren Waf- aber der war noch nie der Schnellste.“ Der Seewind blähte unsere Segel und so
fen, und tatsächlich zieh’n sich die Orken erreichten wir gegen Abend Angbodirtal.
zurück in Richtung Wald. Wie dem auch Im Vergleich zu den zwei folgenden, Übernachtet haben wir lieber auf dem
sei: zwei Stück Schaf’ ham sie uns durch in unseren Augen absolut alarmierenden Schiff. Keiner von uns wollte im Dorf
und ein paar Hühner, und wir ham uns Ereignissen, wirken obige Vorfälle jedoch schlafen. Nur die Mittelländer ließen sich
den mit dem Beil im Knie gegriffen und vergleichsweise harmlos: nicht abbringen und haben es riskiert und
erst mal innen Stall gesperrt. Dann hat die Zum ersten, dem Überfall auf den im Dorf übernachtet. Dabei gibt es fast

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immer Streit mit den Einheimischen. Ein tatsächlich Orklandkarnickel mit. gellte. So abrupt wie der Schrei begann,
seltsamer Menschenschlag. Sind halt ty- Nach einiger Zeit kamen die beiden riss er ab. Es lief mir eiskalt den Buckel
pische Bodirtaler, was will man da schon zurück, mal wieder ohne Beute. Dafür herunter. Thore musste etwas zugestoßen
erwarten. wollten sie ein verlassenes Lager in der sein. Askir, Trundhild und einige weitere
Am nächsten Tag ging es wieder früh Nähe entdeckt haben. Sie berichteten von wollten losgehen und nachsehen. ‘Geht,
los. Noch immer hatten wir einen guten mehreren Feuerplätzen und vielen Fuß- bei Swafnir geht!’, ich kann mich noch
Wind und brauchten noch nicht zu rudern. spuren und einigem Unrat. Wer das La- genau an meine Worte erinnern. Bewaff-
Swafnir schien uns wohlgesonnen für die- ger aufgeschlagen hatte, konnten sie nicht net und mit Fackeln ging der kleine Trupp
se Fahrt. Weiter flussaufwärts würden wir herausfinden. Ich dachte mir nichts da- los. Vorsichtig näherten sie sich den Bäu-
unsere Kräfte noch gut brauchen können. bei, zur Sicherheit stellten wir aber Nacht- men und verschwanden im Dunkel.
Dort würde uns kein Wind mehr den Bodir wachen auf. Man weiß ja nie, wer sich in Eilig sammelten wir anderen uns vor
hinauf treiben. Wir kamen gut voran und solchen Gegenden herumtreibt. Kalt und dem Schiff, die Waffen bereit. Angespannt
erreichten gegen Mittag Vilnheim. Dort sternenklar war es in dieser Nacht. Ich warteten wir, was passieren würde. Die
luden wir erst mal ein Teil unserer Ladung konnte noch nicht recht schlafen und Grauen blieben an Bord, Waffen hatten
ab. Nach einer kurzen Rast ging’s weiter beschloss zu Askir - er und Thore hatten sie wohl keine bei sich. Auch sie blickten
den Fluss hoch. Die Mannschaft murrte die erste Nachtwache - zu gehen. Also ins Dunkel der Nacht. Jeder Schatten und
zwar, aber die Mittelländer hatten’s wohl runter vom Schiff und auf das kleine Feuer jedes noch so kleine Geräusch wurde mit
sehr eilig. Und sie haben uns den raschen zu. War wirklich kalt in dieser Nacht. einem Mal wahrgenommen. Jarn war be-
Aufbruch mit einigen Münzen versüßt. Askir saß am Feuer und wärmte sich sei- sonders nervös, er fingerte ununterbro-
Drei Tage nachdem wir Thorwal verlas- ne Glieder; Thore sei gerade austreten, chen an seinem Bogen herum. Am lieb-
sen hatten, erreichten wir dann Naskheim. sagte er. Ach, wenn wir uns doch nur nicht sten hätte er auf alle Geräusche und Schat-
Kaum im Hafen angekommen, begannen so in Sicherheit gewogen hätten. Vielleicht ten geschossen.
wir, einen Teil der Ladung von Bord zu wäre dann alles anderes gekommen. Ich Wolkenfetzen rasten am Madamal vor-
bringen. Bei der Rückfahrt nach Thorwal setzte mich also zu Askir ans Feuer und bei. Es war ein rascher Wechsel von hell
sollten wir einige Fässer des berühmten wir begannen zu erzählen. Über unsere und dunkel, doch wir konnten nichts im
Naskheimers mitnehmen. Danach gingen Gäste und deren Vorhaben. Kommt nicht dunklen Wald vor uns erkennen. Still und
wir in die Stadt, um kurz eine oder zwei oft vor, dass irgendjemand nach Phexcaer mächtig ragten die Bäume wie eine Wand
Kneipen zu besuchen und alte Freunde zu fahren wollte. So eine Fahrt tut meiner in die Nacht.
treffen. Am nächsten Morgen haben wir Geldkatze gut, aber was habe ich jetzt Ein Röcheln aus Richtung der Varna
erst etwas später abgelegt. Die Grauen davon? ließ mich umblicken. Einer der Grauen
waren darüber recht aufgeregt. Sie schie- Plötzlich zerriss ein lauter, spitzer knickte ein und glitt langsam von Bord in
nen wirklich schnell an ihr Ziel kommen Schrei die Stille der Nacht. Sogleich den Bodir. Es schien, als ob die Zeit an-
zu wollen. Vielleicht ging es um ein Fest sprangen wir beide auf und rissen Waffe gehalten hätte, so langsam kam mir alles
oder so was. und Schild an uns. Askir rief leise nach vor. Der Aufprall im Bodir riss mich aus
An diesem Tag mussten wir mitrudern. Thore, während ich mich sorgsam umsah. meiner Lethargie. Ohne dass einer von uns
Die Stimmung an Bord war noch recht Auch auf dem Schiff hörte ich Waffen- reagieren konnte, schlugen aus heiterem
gut. Meine Jungs und Mädels brannten gerassel und leise Stimmen. Von Thore Himmel weitere Pfeile auf uns ein. Hjalf
regelrecht darauf, mit den Riemen in den kam keine Antwort. Askir begann unru- war getroffen, ein kurzer, schwarzer Pfeil
Bodir zu stechen. Bisher war die Fahrt für hig zu werden und wollte ihn suchen. Viel- steckte ihm im Bein. Grimmig machte er
die meisten von ihnen recht langweilig leicht hat ihn ein Tier bei seinem Gang sich daran, ihn aus dem Fleisch zu zie-
gewesen. Endlich gab es was zu tun. Ge- überrascht, lachten wir zuerst noch leise hen. Schnell hoben wir unsere wenigen
gen Abend legten wir am Ostufer an und vor uns hin. Die Grauen standen an Bord Schilde um uns zu schützen. Im fahlen
schlugen unser Nachtlager nahe einem der Varna und diskutierten aufgeregt her- Licht sah ich eine massige Gestalt vor die
kleinen Wäldchen auf. Lange wollten wir um. Schließlich kam einer von ihnen auf Bäume treten. Mit einem kehligen Schrei
heute nicht zusammensitzen und den Ge- mich zu und sagte mir, wir sollen unbe- riss sie einen Arm hoch und deutete mit
schichten vom alten Rangkar lauschen. dingt ablegen. ‘Nachts im Sternenlicht einem archaisch gezackten Krummsäbel
Die nächsten Tage würden wir ausschließ- den Bodir hochrudern?’, fragte ich ihn. in unsere Richtung. Dann passierte alles
lich mit Rudern verbringen und dazu ‘Und dann auch noch ohne Thore?’ Ich gleichzeitig. Im Wald sah ich einige klei-
braucht man eben genug Schlaf. Wie üb- machte ihm klar, dass wir so etwas nicht ne Lichter etwa von der Größe einer
lich gingen Jarn und Ungalf auf die Jagd. machen würden. Er wollte gerade zu ei- Zunderbüchse aufflammen. Aus der Dek-
Nicht, dass die beiden sonderlich erfolg- ner Gegenantwort ansetzen, als jäh ein tie- kung des schwarzen Waldes rannten si-
reich wären, aber ab und an brachten sie fer, lang gezogener Schrei durch die Nacht cherlich drei Hände voll Gestalten auf uns

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zu. In ihr rohes Schreien mischte sich pelze so weit westlich. Warum sind sie so „Es ist gut, lass ihn in Ruhe!“ Ich blik-
wildes Hundgebell. Im Wald war Waffen- aggressiv? Mein Schild war fast zerstört. ke auf und sehe das Gesicht eines
geklirr und lautes Geschrei zu hören – As- ‘Swafnir hilf mir’, betete ich. Mit einem Swafnirpriesters. Gunnar hatte sich regel-
kir und sein kleiner Suchtrupp. ‘Swafnir Mal hörten die wütenden Hiebe auf. Eine recht in Rage geredet. Mit glasigen Au-
stehe ihnen bei! Aufs Schiff!’, hörte ich glänzende Speerspitze ragte dem Ork aus gen steht er vor mir, seine Sitzbank ist um-
mich brüllen. Wie sollten wir zehn ver- dem Oberkörper. Er fiel. gestoßen. Schwer atmend blickt er an die
bleibenden in einem offen Kampf der her- Hände packen mich und reißen mich hohe Decke im Tempel. Der Geweihte legt
anstürmenden Übermacht die Stirn bie- hoch. Es ist Hjalf. Schnelle Schritte in seinen Arm um ihn und bringt ihn weg.
ten? Aber es war schon zu spät. Wie wild Richtung der Varna. Hinter uns hören wir Wie ich später noch erfahren habe, ist
gewordene Dämonen sprangen die ersten den Klang des Krieges. Waffen klirren Gunnar den Bodir hinab
Hunde Jarn an. Sie rissen ihn zu Boden aufeinander. Schreie und Keuchen bis nach Nask-
und zerfleischten ihn förmlich vor unse- zeugen von heftigen Kämpfen. Da-
ren Augen. Ihre Zähne schienen überall zwischen das Bellen und Knurren der
zu sein. Ich werde sein hilfloses Schreien Hunde und Schreie verwundeter Gefähr-
wohl nie mehr vergessen können. Asleif ten. Hjalf stolpert, ich renne wie blind
schlug mit seiner Axt auf die Biester ein, weiter. Ein tiefer Schmerz im linken
doch sie wurden durch die Wunden nur Arm reißt mich wieder in die Realität
noch aggressiver. Es schien fast, als wenn zurück. Einer dieser Hunde hängt an mir
man diese Ausgeburten der Niederhöllen und versucht mich niederzureißen. Diese
nicht töten könnte. Panik machte sich Schmerzen. Ein Griff nach meinem Mes-
unter uns breit. Waren Dämonen unter ser. Wie besessen stoße ich immer wieder
uns? Hatten wir unsere Seelen verwirkt? zu. Die Bestie ist längst tot, aber sei-
In wilder Flucht rannte ich auf die Stol- ne Kiefer umschließen meinen Arm
ze Varna zu. Neben mir sank Wendholm noch immer. Jede meiner Bewe-
zu Boden. Ein Pfeil hatte seine Brust gungen treibt die Zähne tie-
durchbohrt. Weitere Pfeile prasselten auf fer in mein Fleisch. Der Arm
die Varna herab. Dabei waren auch Brand- nur noch eine blutige Masse
pfeile! Einer der Grauen stürzte mit bren- Fleisch. Die Kräfte beginnen
nenden Gewändern in den Bodir. Ich hat- zu schwinden. Der Steg di-
te die Varna fast erreicht, als wieder ein rekt vor mir. Jetzt bin ich auf
Schwarm brennender Pfeile auf sie pras- der Varna. Das Feuer hat mitt-
selte. Diesmal wurde das geraffte Segel lerweile die Segel zerstört und
getroffen. Mit Entsetzen sah ich, wie mit gierigen Fingern greift es nach
schnell es Feuer fing. Ein Grunzen ließ dem Mast. Meine Lungen scheinen zu heim getrieben worden. Von dort aus kam
mich herumfahren. Gerade noch rechtzei- bersten. Entkräftet sinke ich auf die Knie. er mit einem Schiff zurück nach Thorwal.
tig konnte ich mich zur Seite werfen. Ein Hinter mir sehe ich Tod und Gewalt. Fast Ob er je wieder der Alte sein wird, kann
unförmiges Monster ließ seine schwere alle meiner langjährigen Gefährten liegen mir keiner sagen.“
Axt auf die Stelle herabsausen, an der ich in ihrem Blut. Diese Orks hacken wie von
vor wenigen Wimpernschlägen gestanden allen Göttern verlassen mit ihren unför- Als sei all dies noch nicht bedrohlich
hatte. Schwer atmend kam ich wieder auf migen Waffen auf die toten Leiber ein. Im- genug, ist der jüngste Bericht nicht nur
die Beine und riss mein Schild hoch, um mer wieder regnen Pfeile auf die Varna. genauso blutrünstig, er spielte sich auch
die weiteren Axthiebe abzuwehren. Es ‘Swafnir, lass mich auf meinem Schiff zu am weitesten westlich ab, nämlich süd-
dauerte einige Augenblicke, bis ich reali- dir gehen!’ Die Orks sind auf dem Steg, lich von Vilnheim, sprich: tief in thor-
sierte, dass hier keineswegs Dämonen an- jetzt auf dem Schiff. Mein letzter Kampf walschem Gebiet. Bisher herrscht über
wesend waren. Es waren Orks! Mein Ge- beginnt. Ein schwerer Stoß mit einem dieses Ereignis weder Klarheit, noch wur-
genüber war mit einer schwarz glänzen- Speer lässt mich taumeln. Das Gewicht den von den Zuständigen alle Informa-
den Plattenrüstung bedeckt. In seinen Au- des toten Hundes am Arm zieht mich nach tionen herausgegeben, daher können wir
gen stand der schiere Wahnsinn, als er im- hinten. Ich falle. Swafnir! Ich komme! dem Leser nur folgenden Überblick aus
mer wieder auf mich einschlug. Geifer Laut schlägt mein Körper in den eiskal- gut unterrichteten Kreisen der direkten
spritzte aus seinem Maul, als er mich im- ten Bodir. Kalt schneidet mir das Wasser Umgebung Jurga Trondesdottirs weiter-
mer wieder in seiner fremdartigen Spra- in meine Wunden. Die Sinne schwinden geben:
che anbrüllte. Was machen die Schwarz- mir.“

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Schon jetzt kurz nach dem Winter wa- aufnehmen und ihr Versteck finden zu Hetfrau Malina schon in Thorwal beim
ren die beiden Thorwaler Händler Garjolf können. Obersten Hetmann um Hilfe ersucht. Da-
Garaldsson und Frenja Islifsdotter nach An der Furt bot sich den Vilnheimern mit die Orks schnell aufgestöbert werden
Vilnheim und Naskheim unterwegs, um ein Bild des Grauens. Skalpierte Leichen können und wieder Ruhe herrscht im
nach dem langen Winter erste lohnende und tote Pferde lagen weit im Kampfge- Bodirtal.
Geschäfte zu tätigen. Um Pelze und Ge- biet verstreut. Die Ufersteine waren zum
branntes aufzukaufen und die Holz- großen Teil mit Blut bedeckt. Und zum Wir wurden informiert, dass diesen
lieferungen des Sommers auszuhandeln. Teil machten sich schon Raben und Krä- Wünschen hier in der Hauptstadt gern
Doch es sollte anders kommen. hen über die Leichname her. entsprochen wird: Jurga Trondesdottir hat
Der Zug - in Auplog noch aus über Eine eindeutige Spur, die auf eine sofort eine Gruppe von zwanzig der er-
dreißig Packtieren, einem Dutzend Trei- Fluchtrichtung der Orkbanditen schließen fahrensten Hjalsrekker der Ersten Thor-
bern und etlichen Söldnern bestehend - lassen konnte, ließ sich nicht ausmachen. waler Otta der gerade im Aufbau befind-
erreichte Vilnheim nicht mehr. Nur sechs Da sich auch das Wetter mehr und mehr lichen Hjalskari unter dem Kommando
völlig abgekämpfte Leute ohne Ware und verschlechterte, entschied man, die Ver- von Faenwulf Walkirsson entsandt, wel-
Pferde erreichten den Ort noch. Ihren folgung aufzugeben und nur noch die che die Vorfälle aufklären und die
Schilderungen war zu entnehmen, dass sie Leichen der thorwalschen Händler und Schwarzpelze zur Strecke bringen soll,
keine fünf Meilen südlich, bei der Über- Söldner zu bergen. noch bevor sich weitere ihrer Artgenos-
querung eines Nebenflusses des Bodir in Wie sich herausstellte, eine glückliche sen gen Westen wenden. Weiters wurden
einen Hinterhalt von Orks geraten waren. Entscheidung, denn unter den leblosen alle Hetleute und Siedlungen, sowie sämt-
Man sei fast völlig überrascht gewe- Körpern fand sich noch eine weitere über- liche Gehöfte abseits der Dörfer des Bo-
sen, so dass der Zug trotz heftiger Gegen- lebende Person, deren grauenvoll zuge- dirtals gewarnt und zu besonderer Vorsicht
wehr schnell aufgerieben wurde. Die richteter Körper die schwachen Lebens- aufgerufen. Die Hetleute der Jarltümer
Vilnheimer Hetfrau, Malina Brandadotter, zeichen wie ein Wunder erscheinen lie- Vænstre und Højre Bodrdal wollen so
entschied sich, von zweien der Überleben- ßen. Keine Stunde später und man hätte bald als möglich einer Einladung durch
den, einer Söldnerin und einem einheimi- nur noch Tote gefunden. Welch ein Glück Malina Brandadotters folgen, um auf ei-
schem Führer aus Angbodirtal, eine be- für diese Söldnerin, dass die Orks so spur- nem überregionalen Thing langfristige
waffnete Gruppe Vilnheimer an den Ort los verschwunden waren. Lösungen für das Problem zu finden.
des Geschehens führen zu lassen, um so Derzeit hofft man in Vilnheim noch auf
schnell wie möglich die Spur der Orks das Überleben der Söldnerin. Derweil hat (ob/sh/am)

Der Wind spielte mit dem langen, glat-


ten und rabenschwarzen Haar, als wäre Feuer! mentar ihres Glaubensbruders, doch
Gerens Gesicht verzog sich nur. Dutzen-
es eine schwarze Flamme. Beleman mein- de Fältchen bildeten sich um die Augen,
te es gut, obwohl schon der Vinmond an- „Wer brüllt denn hier rum?“ Mürrisch in denen ein Flamme zu springen schien,
gebrochen war. erklang eine Stimme in Jandas Rücken. denn sie funkelten. Die wettergegerbten
„Also, abgemacht?! Ich hol dich ab Sie brauchte sich gar nicht umzudrehen, Wangen spannten sich und die spröden
und wir gehen ins Drakkarskrim?“ um zu wissen, dass es Geren Korjasson Lippen öffneten sich. Dahinter erkannte
Janda Runolfsdottir lächelte und schob war. Der siebzig Winter zählende Swafnir- Janda einige weiße Zähne, aber auch
einen Zopf ihres goldblonden Haares über priester klang immer mürrisch und Janda schon Lücken und auch braune Stummel.
ihre Schulter. „Gerne! Aber bild dir nur konnte sich nicht erinnern, dass er in ih- Jetzt erst wurde Janda bewusst, was Geren
nichts drauf ein!“ ” rer Gegenwart jemals gelacht hätte. Die da tat: Er lächelte! Er lächelte und mein-
„Ich doch nicht!“ lachte Ragnar Ra- junge Priesterin wandte sich um und te: „Na dann viel Spaß, Maitje.“
venshar und lief den Steg vom Swafnir- blickte in die blaugrauen Augen Gerens: Dann ging er zurück in den Tempel und
tempel zum Ufer hinab. In ihm stieg ein „Das war Ragnar Ravenshar!“ ließ eine zutiefst verblüffte Glaubens-
ungeheures Glücksgefühl wie eine Flam- „Und wieso brüllt der Klampfenzupfer schwester zurück.
me in einer Öllampe empor. Am Ufer ent- so rum?“ Der Blick des ältesten Swafnir- ***
lud sich diese Freude in einem Schrei: priesters in Premshjolmr ruhte auf Janda. Sieben Tage später war es soweit!
„SWAFNIR!“ Sie merkte, dass sie rot wurde wie ein Rings um das Drakkarskrim brannten
Janda lachte, als ihre grünen Augen Mädchen, als sie antwortete: „Wir haben Feuer und überall wurde gelacht und ge-
den jungen Krieger und Skalden beobach- vereinbart, gemeinsam zum Stadtfest in sungen. Keiner wusste, wie alt Prems-
teten, wie er den Pfad zur Trutzburg hin- die Drakkarskrim zu gehen.“ Jetzt erwar- hjolmr wurde, doch war es nicht egal? Ihre
auf lief. tete die Priesterin einen mürrischen Kom- Stadt existierte schon seit Jahrhunderten

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und war nie in Schutt und Asche gelegt einander – Miteinander. Dann setzten sie Hand in Hand über
worden, wie einst das verhasste Bosparan. Janda zögerte. Ihre grünen Augen ver- das Feuer!
Jeder Hjaldinger hätte auch gern Vinsalt sanken in denen Ragnars. Wollte er nur ***
brennen gesehen, doch solche Kriegs- Tändeln oder war es ihm ernst? Liebte er Im fernen Ostion dämmerte der Mor-
pläne würden auf viele Jahre hin reine sie wirklich? Oder, viel wichtiger: Was gen und fast alle Feuer waren niederge-
Gedankenspiele bleiben. empfand sie für den jungen Krieger, der brannt, als sich Janda aus Ragnars Armen
Jetzt hatte man erst mal Frieden ge- gerade bei Hauke Swangardsson das löste. Nachdem sie über das Feuer ge-
schlossen und es war genügend zu tun. Handwerk der Skalden lernte? sprungen waren, hatte ein anderes Feuer
Der Handel musste wieder angekur- Hatte sie den Bruch mit Gunnar Hjalfs- sie erfasst. Stunden hatten sie das Feuer
belt, die Hjalskari ausgerüstet werden. Die son schon überwunden? Durfte sie jeman- der Leidenschaft brennen lassen, bis
seltsamen Entführungsfälle im Norda ver- den lieben oder brachte sie nur Unglück? schließlich der Rausch verblasste und
langten nach Klärung. Und... und... und... Sie hatte einmal gehört, wie Geren beide glücklich eingeschlafen waren.
Doch das kümmerte heute niemanden. Korjasson meinte, dass die Träger Orca- Doch jetzt rief die Pflicht! Sie hatte
Heute wurde gefeiert. Das berühmte riß, einer heiligen Waffe Swafnirs, das Orcariß im Tempel gelassen und abwech-
PREMER FEUER floss in Strömen. Unglück anziehen würden. Und hatte sie selnd wachten die fünf Priester über den
Mühsam kämpften sich der Skalde und nicht genügend Unglück über ihre Hei- Ort und die Waffe. Sie war schon spät
die Priesterin durch die Menge der Fei- matstadt und ihre Bewohner gebracht? dran, deshalb kleidete sich Janda rasch
ernden. Zum Bersten gefüllt war die Drak- Wer sagte ihr, dass es nicht die heilige und möglichst leise an. Doch bevor sie
karskrim. Wie jeden Götterlauf feierten Waffe gewesen war, welche die Kinder aus dem Raum schlich, beugte sich noch
die Absolventen der Kriegerschule das Hranngars nach Premshjolmr gelockt hat- mal über Ragnar und küsste ihn sanft.
Ende ihrer Prüfungen. Wieder hatte es kei- te? Danach verließ sie die Taverne Drachen-
ner geschafft, so lang gegen Thulmar Tränen stiegen ihr in die Augen. Janda hals durch die Hintertür.
Larsson, dem weitgereisteten und erfah- wendete sich von Ragnar ab und wollte Als Janda am Alle Winde vorbeikam,
rensten Kampflehrer auf der Trutzburg zu davon stürmen, als ihr ein Mann in den bemerkte sie, wie dort großer Aufruhr
widerstehen, wie es Ragnar getan hatte. Weg trat. Seine grünen Augen gingen herrschte. Mehrere der Halsabschneider,
Es wurden Wettkämpfe ausgetragen, durch sie hindurch und blickten in endlo- die dort verkehrten, mussten wohl eine
Sagas erzählt und viel getrunken und ge- se Ferne. Überrascht blickte Runolfsdottir Schlägerei angezettelt haben, denn fast die
sungen. Jurge Swafnirsgrehd an. gesamte Garde der Jarlin und die Hafen-
„Komm, lass uns tanzen!“ schlug Janda „Jurge, was...“ wache waren um die Kaschemme versam-
vor und zog den Skalden aus der Halle. „Fürchte den Feind! Fürchte den melt.
Hand in Hand eilten sie zu einem Feuer Kampf! Aber fürchte niemals das Leben!“ Runolfsdottir schüttelte den Kopf. Frü-
und reihten sich in die Schar der Tanzen- Verwirrt blickte Janda den Glaubens- her war es schon hoch hergegangen in der
den ein. bruder an, aber dieser lächelte nur und Kneipe, aber seitdem dieser Brandan
Von Stundenglas zu Stundenglas wur- wandte sich ab. Toeghsson der Wirt war, trieben sich vie-
den die Tänzer wilder und schließlich Die Traurigkeit und die Tränen vergin- le Halsabschneider dort rum.
begann das Feuerspringen. Mit besonde- gen, als die Priesterin über die Worte ***
ren Sprüngen setzten viele junge Leute nachdachte. Nein, sie wollte nicht das Le- Gleichmäßig klatschte das Wasser ge-
einzeln über die Feuerstellen. Zweimal ben fürchten. Auch sie wollte leben, la- gen die Stelen, auf denen der Swafnir-
sprang Janda aufrecht über das Feuer hin- chen , lieben... Ja, jetzt wusste sie es. Sie tempel ruhte, als Janda den Steg überquer-
weg, während Ragnar es mit einer Hecht- wollte lieben und sie war verliebt! te.
rolle überquerte. Janda wirbelte herum. „RAGNAR!“ In Gedanken weilte sie noch an Rag-
„Noch einmal, Ravenshar!“, forderte Der Skalde, der traurig in Richtung nars Seite, deshalb war sie völlig über-
Janda und ihr Gesicht glühte. Ragnar warf Sijdstadt geschlendert war, wirbelte her- rascht, als sie auf der Schwelle des Tem-
sein Haar zurück. Geheimnisvoll glitzer- um, da warf sich die blonde Priesterin in pels gepackt wurde und ihr die Arme auf
ten seine schwarzbraunen Augen im Licht seine Arme und küsste ihn. Dann nahm den Rücken gedreht wurden.
des Feuers. „Wenn, dann nur mit dir“ und sie seine Hand und rannte ihn hinter sich „Sieh mal einer an! Meine ehemalige
hielt der Priesterin die Hand hin. herziehend auf ein Feuer zu. Braut!“ Die Stimme troff vor Kälte und
Verblüfft blickte Janda den Skalden an. Erst zögerlich stolperte Ravenshar mit, Hohn und doch erkannte Janda sie. Sie
Gemeinsam! Durchs Feuer! dann nahm er den Lauf auf. Aus den Au- gehörte Gunnar Hjalfsson. Aber er war
„Füreinander durchs Feuer gehen!“ genwinkeln blickte er Janda an. Leicht doch ein Friedloser! Was wollte er hier?
Viele sagten so was, doch die Tiefe diese schüttelte er den Kopf. ‚Verstehe einer die „Tja, mein Zuckerkringelchen, da
Satze ergründeten sie nicht immer. Für- Frauen!’, sagte seine Mimik. staunst du, was? Eigentlich wollt ich nur

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Orcariß, aber seine Hüterin dazu ist ja fast rächt hatte. Eine kalte Hand fasste nach Snekkar zu, das gerade am Steg anlegte.
ein Geschenk des Schicksals.“ Ragnars Herz! Aber was sollte er allein gegen minde-
Janda wurde herumgerissen. Vor ihr Janda! Er sprang auf, schlüpfte in sei- stens sieben Leute ausrichten?
stand Gunnar und hatte Orcariß in seiner ne Hose, griff sein Schwert und stürmte Doch Ragnar war nicht allein! Von der
verbliebenen rechten Hand. Den linken aus dem Haus. Trutzburg stürmten mindestens 10 Kämp-
Arm hatte er im Krieg gegen die Horasier Der Rabe folgte ihm als Gunnar Rich- fer hinab und gerade stürmte aus dem
verloren. tung Norden hetzte. Vorbei am sijdlichen Tempel eine weitere Gestalt.
Jandas Kopf flog von rechts nach links. Geschützturm schlidderte der junge Mann „Mörder!“ schallte der Ruf Geren Kor-
Ein Mann und eine Frau hielten sie fest. mehr als dass er lief, den steilen Weg zum jasson über das Wasser!
Der Mann war groß und hager. Er trug Hafensteg hinab. Dort sprang er ins Was- Ravenshar sah rot! Mit gezogenem
eine schwarze Robe und hatte einen ste- ser und schwamm an der Hafeneinfahrt Schwert fuhr er in die Gruppe, die grade
chenden Blick. Die Frau war vier- ins Schiff steigen wollte.
schrötig und überall mit Kraken- Mit dem ersten Streich traf er
molchen tätowiert. Selbst über die eine abscheulich tätowierte Frau
Nase hinweg, mitten im Gesicht in den Bauch. Sie hatte noch
prangte eines dieser Bilder. nicht mal Zeit zu schreien, da traf
Janda wollte fragen, was Gun- Ragnars Schwert ihre Hand und
nar wolle, ihn anflehen zu fliehen, trennte sie ab. Schlussendlich
um Hilfe rufen, doch eine lähmen- löschte Ragnar ihr Lebenslicht
de Angst hatte sie erfasst. aus, indem er ihren Schädel spal-
Kein Wort drang über ihre blas- tete.
sen Lippen. Geren rannte auf den völlig
„Eigentlich wollten wir die alte verblüfften hageren Mann zu und
Muräne nehmen, doch ich hab rammte ihm Orcariß bis zum
eine bessere Idee.“ Mit einem bö- Heft in den Bauch.
sen Grinsen deutete der ehemali- Gunnar wandte sich um, da
ge Hetmann der ‚Gischtwindler’ stieß der Rabe hinab und hackte
auf Geren, der an eine Säule ge- in sein linkes Auge.
bunden und geknebelt war. Janda Aufschreiend fiel der Friedlo-
fühlte sich wie in einem Alptraum se zurück und landete im Boot.
gefangen. Gunnar trat ganz nah an Der Steuermann wendete so-
sie heran. In seinen ehemals fort und schnell pullten vier Leu-
freundlich grauen Augen glomm te den Snekkar weg vom Steg.
ein bösartiges Feuer. Langsam ließ Blutüberströmt richtete der
er Orcariß’ Spitze über ihren Hals Friedlose Gunnar Hjalfsson sich
zum Ausschnitt ihres Hemdes auf: Sein linkes Auge war nur
wandern. Etwas namenlos Böses lag in vorbei. Dann kletterte er wieder auf den noch eine leere Höhle.
seiner Stimme, als er flüsterte: „Aber vor- Steg der Pfahlsperre und hastete weiter „Mein Schwur gilt, Narren! Prems-
her wollen wir uns etwas amüsieren! Ein- auf den Swafnirtempel zu. Eine Stunde hjolmr wird büßen! Hranngar ist mit mir!“
gedenk der alten Zeiten...“ musste voll sein, denn die Mechanik des Und mit einem irren Lachen reckte er
Dann begann Gunnar ihr Hemd zu zer- Tempels blies wieder Wasser aus dem seinen linken Arm empor, der einem
schneiden. Jetzt fiel die Lähmung von Dach des walförmigen Gebäudes. Doch fünffingrigen Tentakel glich!
Janda ab. „Nein! Gunnar! Lass mich! diesmal leuchtete das Wasser blutrot! Pa- ***
NEIN!“ nik erfasste Ragnar. Sein Herz raste, sein Schwer stütze sich Geren auf Ragnar.
*** Atem drohte zu stocken. Nun erst erkannte der junge Mann, dass
Ragnar erwachte! Licht fiel in seine Dann erfasste den jungen Skalden eine der alte Priester geblendet worden war.
Kammer, aber das hatte ihn nicht geweckt. ungeheure Wut! Sein Körper sollte nicht Schnell war der Snekkar der Friedlo-
Es war der Rabe, der auf dem Fenster- daran schuld sein, dass er zu spät kom- sen außer Reichweite! Zwar schickten die
brett hockte. Schlagartig wurde er wach. men sollte! Geschütztürme noch ihre tödlichen Ge-
Der Rabe! Er war damals auch zu ihm ge- Aber anscheinend war es schon zu schosse hinterher, doch zu spät. Dann
kommen, als seine Eltern starben. Und spät! Drei Gestalten verließen den Tem- waren die Truppen von der Trutzburg her-
war erst gegangen, als seine Otta sie ge- pel und rannten Richtung Norden, auf ein an, unter ihnen Jurge Swafnirsgrehd.

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Beinah zärtlich half der Erwählte Swaf- das Geschwätz irgendwelcher Plapper- priester schmerzhaft das Gesicht verzog.
nirs dem geblendetem Bruder auf. mäuler!“ Offenbar hatte er diese Frage gefürchtet.
„Ich kann sehen!“ murmelte der Sieb- Hauke trat wieder einen Schritt zurück Anscheinend stellte er sie sich selber...
zigjährige, ohne dass einer laut gefragt und blickte besorgt zum Bett. Nur der „Ich weiß es nicht!“ antwortete Jurge.
hatte, wie er geblendet einen der Übeltä- schwere Atem Ragnars war zu hören. „Vielleicht wird Swafnir selbst dir dereinst
ter hatte niederstrecken können. „Solang „Aber das war diesem Tier nicht ge- die Antwort geben...“
ich Orcariß trage, kann ich sehen! Oh, nug! Nein, der einst Gunnar hieß, hat un- ***
Swafnir ist mächtig!“ sere Schwester Janda Runolfsdottir getö- „So sei es!“ Mit den letzten weihen-
„Komm, lass uns in den Tempel gehen, tet.“ den Worten segnete Jurge das Bildnis des
dort kannst du berichten“, sprach Jurge, „Hör auf“, murmelte es unter der Dek- weißen Wals mit dem Spermöl eines ge-
doch sofort heulte Geren auf: „NEIN! Er ke her. strandeten Pottwales.
darf.. er soll...“ Verzweifelt deutete der „Er hat ihr das Herz mit Orcariß raus- Gründlich war der Tempel von den
Priester auf Ragnar, bevor er mit erstick- geschnitten und dann mit ihrem Herzblut Spuren des Mordes und des unheiligen Ri-
ter Stimme hervorbrachte. „Janda ist tot!“ den Tempel entweiht!“ tuals gereinigt worden.
Tot...tot...tot.. „Hör auf!“ Nun hatte Jurge den Tempel neu ein-
Wie ein höhnischer Gong hallte dieses „Und wäre das nicht genug, hat er ihr gesegnet. Inbrünstig flehte Swafnirsgrehd
Wort durch Ragnars Gedanken. Er tau- Blut dazu benutzt, den Rest des Tempels seinen Gott an, sein Haus wieder anzu-
melte. Zahlreiche Hände griffen nach ihm, zu besudeln.“ nehmen. „Wenn du einen strafen willst,
er wollte sie abwehren, doch er hatte nicht Ragnar sprang aus dem Bett und krall- Swafnir, dann mich! Strafe nicht Prems-
mehr die Kraft. All seine Kraft wurde von te seine Hände in Jurges Schultern: hjolmr für meinen Fehler! Hranngars
einem großen, schwarzen Loch aufgeso- „HÖR AUF!“ Schergen sind übel und wir waren ohne
gen und schließlich stürzte er selbst hin- Swafnirsgrehd fuhr ungerührt fort: Arg. Ich habe auf deinen Schutz vertraut,
ein. „Dann haben sie Geren, der dies alles mit also zerschmettere mich für meine Blau-
*** ansehen musste, mit der heiligen Waffe äugigkeit oder sei wieder in unserer Mit-
Ragnar erwachte in seinem Bett! Am das Augenlicht genommen.“ te!“
Fußende saß der Rabe und neben dem Bett Jurge blickte Ragnar an. Dessen dun- Jurge blinzelte. „SWAFNIR; SWAF-
wartete Jurge Swafnirsgrehd auf einem kelbraunen Augen funkelten vor Zorn. NIR, SWAFNIR!“ Die Rufe hatten sein
Stuhl. Im Hintergrund stand Hauke Swan- „Er konnte nichts tun! Genauso wenig Gebet unterbrochen. Die Menge im und
gardsson, sein väterlicher Freund und wie du.“ auch anscheinend vor dem Tempel schrien
Mentor. Seine Miene zeigte Trauer und Die leisen Worte raubten Ragnar alle den Namen des Gottwals! Eilig trat Jurge
Abscheu. Gunnar war der Sohn seines Kraft, ja selbst sein Zorn verrauchte und hinaus auf den Steg! . Ein Pottwal war vor
besten Freundes Tjalf. Anscheinend konn- machten einer bodenlosen Trauer Platz! der Hafeneinfahrt aufgetaucht. Zischend
te er es kaum fassen, zu was Gunnar alles Seine Hände rutschen von Jurges Schul- und fauchend blies er seinen Spaut über
fähig gewesen war. tern, doch dieser hielt seine Arme fest, die Leute auf der Pfahlsperre. Im Innern
Jurges Blick war voller Schmerz und erhob sich und umarmte den jungen des Tempels ertönte ein Laut wie ein tie-
Zorn, dennoch hatte er seine Stimme in Mann. fes Atemholen und aus dem Dach stob die
der Gewalt, als er Ragnar fest anblickte „Es tut mir leid. Du konntest nichts tun. Fontäne, die seit der Entweihung ge-
und sagte: „Es tut mir leid! Wir hätten bes- Ich hätte mehr darauf achten sollen, mir schwiegen hatte.
ser aufpassen müssen! Wir waren zu un- nicht zu sicher sein sollen, dass Hranngars „SWAFNIR, ICH DANKE DIR!“ Mit
bedarft! Wir dachten, ein Priester würde Schergen ruhen würden!“ einem Juchzer sprang Jurge in die Bucht
reichen im Tempel zu wachen! Doch der Ragnar schluchzte und der Swafnir- und schwamm auf die Hafeneinfahrt zu.
Feind ist näher als wir dachten...“ priester drückte ihn noch fester an sich. Er hatte sich Swafnir angeboten, sollte er
Ragnar fiel dem Priester ins Wort: „Was „Wir sind im Krieg, Ragnar! Auch entscheiden. Kurz vor dem Wal verhielt
ist passiert? Was hat er Janda angetan? Hat wenn Swafnir Hranngar selbst bindet, so Jurge in der Schwimmbewegung und ließ
er sie etwa...“ Ein Kloß verschloss die weiß sie doch ihre Schergen zu schicken. sich treiben. Ruhig blickte das Kind
Kehle des jungen Kriegers, denn die Blik- Wir müssen ständig Wacht halten und uns Swafnirs den Priester an, dann bewegte
ke Jurges und Haukes waren Antwort ge- dem Bösen entgegenstellen!“ er sich auf Jurge zu. Unendlich langsam
nug. Er warf sich herum und verbarg sein „Aba wahum Jhandah? Wahum muhste schob sich der große Bulle an Jurge vor-
Gesicht in den Decken. shie stebhän...“ Tränen und Verzweiflung bei. Unendlich langsam schob der Wal
„Ja, sie haben ihr Gewalt angetan. verzerrten die Frage des jungen Skalden. seine Fluke unter Jurge und hob ihn aus
Nein, lass mich berichten, Hauke! Besser Hauke, der nur hilflos dastehen konn- dem Wasser. Der Jubel kannte kein Ende,
durch mich, der die Schuld trägt, als durch te, sah wie der auserwählte Swafnir- als Jurge von der Fluke des Pottwals auf

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den Steg der Pfahlsperre trat. Kurz hob Grauen zu nehmen, welches sie hatte er- kraust und sah in jedes Gesicht der Mann-
sich der Wal noch empor und blickte dulden müssen. Langsam beugte sich schaft. Keiner senkte den Blick. In den
Swafnirsgrehd an. Dieser hob grüßend die Ragnar über Jandas Totenfloß und küsste Augen der Frauen und Männer stand der
Hand, als der Wal vorsichtig abtauchte. ihre Stirn. Wille eines Hjaldingers, der sein Wort gab,
Einen Moment ragten die mächtigen Flu- „Bei meinem Blute! Ich werde dich egal was es ihn kosten würde. Ragnar
ken noch aus dem Wasser, als ob sie zum rächen!“ Er zog sein Messer, schnitt sich nickte.
Abschied eine schützende und segnende in die linke Hand und ließ drei Tropfen „So sei es!“
Geste vollführen würden. Blut auf ihr Leichentuch fallen. ***
Dann war das Kind Swafnirs in die tie- Dann trat er zurück und starrte auf das Seine Haut brannte wie Feuer als
fen Gefilde des Meeres zurückgekehrt. Antlitz seiner toten Liebsten. Er starrte Ragnar als Letzter den Tätowierer Ghumb
Zurück ließen sie über zweitausend- auch in die Flammen, als sie begannen verließ.
achthundert Hjaldinger, die nun wieder Jandas Leib zu verzehren. Langsam trieb Er trug jetzt das Bild eines Raben auf
sicher sein konnten, dass Swafnir sie nicht ihr Totenfloß mit der Ebbe hinaus in den der Brust. Vorher hatte sich seine kom-
verstoßen hatte. Golf von Prem. Ungerührt funkelten die plette Ottajasko die windgetragene
*** Sterne am Firmament. Gischtwelle übertätowieren lassen, nur
Hell loderten die Feuer am Rand der *** das Abbild Swafnirs war geblieben. Jetzt
Hafensperre und die Fackeln in den Hän- Das Licht des brennenden Floßes war wurde der Wal von einem Raben getra-
den der Versammelten. Ganz Premshjolmr längst verschwunden, aber Ragnar starr- gen.
war auf den Beinen, um Abschied zu neh- te immer noch hinaus aufs Meer, als sich Die Otta der Gischwindler war nicht
men von Janda Runolfsdottir. Seit über eine Hand auf seine Schulter legte. Lang- mehr! Jetzt waren sie die ‚Raben’.
500 Jahren war es nicht mehr vorgekom- sam drehte sich der junge Skalde um und ***
men, dass einer Priesterin in Premshjolmr blickte in annähernd vierzig bleiche Ge- „So, fertig!“
ein Leid zugefügt worden war und nun sichter. Die Hand, welche ihn berührt hat- Zufrieden blickte Karina den Kopf des
war sogar der Tempel geschändet worden. te, gehörte einem jungen Mann, der in Schiffes an. Mit Geduld war es ihr gelun-
Eine Priesterin tot und der alte Geren sei- ganz Premshjolmr nur als der Schnelle gen, aus dem Drachenhaupt einen Raben-
nes Augenlichts beraubt. Orvid bekannt war. Nun erkannte Ragnar, kopf zu schaffen. Und das recht anstän-
Jener stand neben Ragnar Ravenshar wer da vor ihm stand: Die gesamte Otta- dig. Zufrieden nickte Ragnar. Mit dem
und hielt sich an dessen linkem Arm fest. jasko der Gischtwindler, die ehemalige neuen Pechanstrich wirkte die Otta jetzt
Der Rabe hatte sich auf die linke Schulter Mannschaft des verdammten Gunnars! wie ein schwimmender Rabe.
gesetzt und hörte mit schräg gelegtem Ohne eine Miene zu verziehen betrach- Krächzend lies sich
Kopf dem Sang Hauke Swangardssons zu, tete der junge Mann diese Frauen und !
ers er Begleiter auf dem
Raven, Ragnars treu-
der gerade endete. Der alte Skalde hatte Männer, die ihrem Hetmann der- Fe u
des
eist
über die Priesterin eine Saga verfasst: einst in den Tod gefolgt Kopf nieder.
Über ihre Berufung, ihren Kampf gegen wären. Jetzt las er
r G „Ja, mein Freund,“ murmel-
einen Hai und ihre verlustreichen Kämp- in ihren
e ck t de te Ragnar. „Das ist unser neues Heim!“

d st
fe gegen die Krakenmolche. Als er ende- ***
te, trat er wieder zurück an Ravenhars
r a n Gesich- Der Wind spielte mit dem langen, glat-
t b
rechte Seite.
e s Ro tern Scham, ten und rabenschwarzen Haar, als wäre
Stumm stierte Ragnar vor
ja lsk Trauer und auch Wut! es eine schwarze Flamme. Beleman mein-
In H
sich hin. Keine Tränen ran- Der Schnelle Orvid trat vor. te es gut und trieb die Rabenschwinge gut
nen mehr über seine Wan- „Uns tut sehr leid, was geschehen voran über den Golf von Prem. Reglos
gen. Der Trauer war der ist. Wir haben Janda sehr gemocht...“ stand Ragnar am Hals der Otta und blick-
Hass gewichen. Der Hass auf Gunnar, den Einen Moment schwieg der Hetmann te über die See. Sein erstes Ziel würde
Verdammten! der Gischtwindler bevor er weitersprach: Thorwal sein. Dort würde er seine Suche
Jurge Swafnirsgrehd wollte grade vor- „Wir können nicht mit dieser Schande le- beginnen.
treten, da hielt ihn die Handbewegung ben, die jetzt auf unserer Otta liegt. Sich Premshjolmr, die Schule, Hauke und
Ragnars auf. Langsam trat der Krieger vor so gegen Swafnir zu wenden... Wir haben dessen Familie, das lag nicht nur ein paar
und beugte sich über Jandas Leichnam. beschlossen eine neue Otta zu gründen Meilen entfernt. Das schien auch ein an-
Sanft zeichnete das Licht ihr schönes und wir wollen dich als Hetmann.“ So war deres Leben gewesen zu sein. Jetzt war er
Gesicht nach. Die Priester hatten sie er, der Schnelle Orvid, immer mit der Tür das was sein Name schon immer sagte:
prächtig geschmückt zu ihrer Beerdigung ins Haus. Der Rächer Rabenhaar!
und hatten es geschafft, ihrem Antlitz das Ragnar hatte die Augenbrauen ge- (fm)

52
Es ist unsere trauri-
ge Pflicht, diese Neu- Feiger Überfall auf Naskheim! men konnten, teilte
Hetmann Sven Thorb-
igkeiten, welche uns in jørnson die restliche
letztem Augenblick vor Redaktionsschluss ohne eine Gruppe von zwanzig Holzfäl- Dorfbevölkerung in mehrere Gruppen
erreichten, an Euch, werte Leser, weiter- lern auskommen, welche sich an diesem auf, weil er sich so die besten Chancen
zugeben. Da aber die wenigen Informa- Tag bereits früh zur Arbeit in den Wäl- für eine schnelle und erfolgreiche Flucht
tionen, welche uns aus dem Tal des Bodir dern aufgemacht hatte). durch die Wälder und Uferauen am Bodir
erreichen nicht nur ungenau, sondern teil- Drei Angriffswellen der Schwarzpelze erhoffte. Als sich die Orken nach einer
weise gar widersprüchlich sind und wir konnten zurückgeworfen werden, doch neuerlichen Angriffswelle wieder sam-
von verschiedenen Seiten gebeten wur- verloren die Naskheimer bereits dadurch melten, öffnete man das westliche Tor und
den, in unserer Berichterstattung vorsich- etwa zehn Kämpfer. Auch gelang es ei- die Gruppen flohen in verschiedene Rich-
tig und zurückhaltend zu sein, um keine nem Kampfoger, während des dritten An- tungen in den Wald. Zugleich trieben die
Gerüchte oder gar unbedachte Reaktio- sturmes einen Teil des Holzwalles einzu- dreißig Zurückbleibenden, großteils üb-
nen hervorzurufen, wollen wir nur das reißen, bevor er sich nach mehreren Tref- rigens Angehörige der Weißbart-Otta-
Wenige schildern, das uns als unwider- jasko, eine Schafherde durch das Loch in
legbare Tatsache bestätigt wurde. der Palisade und mitten in den Haufen der
In jedem Fall lassen diese jüngsten verwirrten orkischen Krieger. Durch das
Ereignisse die vorher geschilderten Vor- Chaos in den Reihen der Gegner schaff-
fälle in ganz neuem Licht erscheinen. ten es nur einige Reiter, näher an die Flie-
henden heranzukommen, mussten aber
Das Dorf Naskheim wurde zwei Tage durch den Widerstand der naskheimer
vor Redaktionsschluss von einer großen Nachhut wieder umkehren. Als schließ-
Horde von Schwarzpelzen angegriffen. lich die Verwirrung unter den Feinden
Da man trotz der Vorfälle der letzten Wo- abnahm, und sie sich zur Verfolgung auf-
chen nicht damit gerechnet hatte, dass machten, stürmten ihnen die dreißig tap-
eine richtige Armee aus dem Orkland das feren Recken entgegen, von denen sich
Bodirtal bedroht, traf der Angriff die wohl die meisten bereits zu Beginn des
Naskheimer völlig unvorbereitet. Hun- Gegenangriffes im Zustand einer wahrlich
dertfünfzig bis zweihundert Orks waren heiligen Swafskari befanden und wild
es, die von einem bisher unbekannten An- unter den Orken wüteten.
führer, einem besonders großen und kräf- Der letzte Eindruck, welchen uns der
tigen Krieger, gegen das Dorf geführt Bote von seinem Heimatdorf berichten
wurden. Dieser schrie vor dem Angriff konnte, war die gewaltige Explosion, die
eine Drohung in orkischer Sprache, wel- man etwa eine halbe Stunde später noch
che die Boten folgendermaßen übersetz- fern durch verschiedene Wurfwaffen zu- in Vilnheim und Bodon beobachten konn-
ten: „Erzittert, Glatthäute, denn Brazo- rückzog, wobei ihm seine Wunden wohl te, und welche wohl daher rührte, dass das
raghs Faust trifft Euch durch mich, Graov- eher ein Ärgernis als eine Gefahr für sein Feuer die Kessel und Fässer in der Braue-
harr den Harten!“ Weiters führten die Leben waren. rei erreicht hatte.
Schwarzpelze, welche großteils zu Fuß, Weiters begannen die Schwarzpelze, Zu dem Zeitpunkt, als der Bote
teils auch beritten, jedenfalls aber besser das Dorf mit Brandgeschossen zu beschie- Vilnheim verließ, um in Thorwal Bericht
bewaffnet als eine normale marodieren- ßen, wodurch mehrere Brände, einer da- zu erstatten, war lediglich seine Gruppe
de Rotte waren, einen leibhaftigen Oger von unmittelbar neben der berühmten von Flüchtlingen im Nachbardorf ange-
und ihre gefürchteten Kampfhunde in die Brennerei, ausbrachen. kommen, und wir hoffen und beten zu
Schlacht. So war bald klar, dass die einzige Aus- Swafnir, dass auch die anderen, unter ih-
Die Naskheimer Bürgerwehr konnte sicht auf Rettung möglichst vieler Nask- nen sowohl Sven Thorbjørnson, der Het-
zwar die Tore schließen und die Palisa- heimer in einer Flucht aus dem Dorf be- mann des Dorfes , als auch das Oberhaupt
den bemannen, jedoch war schnell abzu- stand. Während sich dreißig, bereits leicht der Kaspajoff-Sippe, Frenja Kaspajoff,
sehen, dass man die Orks nicht zurück- verletzte Mitglieder der Bürgerwehr be- welche zugleich Besitzerin der Brauerei
werfen können würde, da sie zahlenmä- reiterklärten, sich selbst zu opfern um den ist, Vilnheim schnell und unbeschadet er-
ßig überlegen waren (die normalerweise Feind aufzuhalten, da sie aufgrund ihrer reichen mögen. Unsere Gedanken sind
etwa hundertköpfige Bürgerwehr musste Wunden nicht mehr an der Flucht teilneh- auch bei den dreißig Helden, welche für

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die Rettung ihrer Familien und Freunde Vilnheim eingetroffen war, unterstützt fünfzig Männern und Frauen, die Zweite
zu Swafnir gingen. Möge er sie behüten Malina bei der Befestigung Vilnheims und Otta, noch nicht auf Sollstärke, verbleibt
und möge ihre Tat ihnen ewige Erinne- den Kundschafteraktionen. Auf Wunsch vorläufig in der Hauptstadt) sollen mit
rung bescheren! der Hetfrau übernimmt der erfahrene dem leichten Tross in den nächsten Stun-
In der Zwischenzeit wurde von der Krieger das Kommando über alle militä- den aufbrechen. Diese erste Bewährungs-
Vilnheimer Hetfrau, Malina Brandadotter, rischen Angelegenheiten. probe für die neu gegründeten Truppen
ein Jeder ihrer Leute zu den Waffen geru- Aus Bodon, welches normalerweise als des Einigen Thorwals wird eine sehr har-
fen, der eine solche halten kann. Boten orkfreundlich gilt, kamen bereits kurz te werden, bedenkt man die zahlenmäßi-
wurden nicht nur nach Thorwal sondern nach der Explosion zehn Kämpfer zur Un- ge Überlegenheit der Feinde. So hoffen
auch in alle Dörfer und an die Einzelhöfe terstützung über den Bodir nach Vilnheim und beten wir für die tapferen Hjalsrekker,
des Bodirtales gesandt und einige Späher – man wolle klar zeigen, auf welcher Sei- all die anderen Krieger und jede Thor-
und Kundschafter sind auf dem Weg in te man stehe und alle üblen Verleumdun- walerin und jeden Thorwaler, welcher sich
Richtung Osten, um sowohl die Position gen widerlegen, ließ Hetfrau Arilda Sæga- mit Axt und Schwert dieser Bedrohung
der Orks als auch die der Flüchtlings- dotter ausrichten. entgegenstellt, und hoffen, dass die näch-
gruppen ausfindig zu machen. Faenwulf In Thorwal selbst wurden zwanzig wei- sten Nachrichten, welche wir aus dem
Walkirsson, der Hetmann der Ersten tere Hjalsrekker der Ersten Hjalskari-Otta Bodirtal erhalten, nicht nur genauere, son-
Thorwaler Hjalskari-Otta, welcher kurz bodiraufwärts entsandt, die restlichen dern auch bessere sein mögen. Swafnir
zuvor mit zwanzig seiner Hjalsrekker in zehn (eine Otta besteht normalerweise aus mit Euch! (am)

Redaktionelles zur Thorwal-Standarte


Liebe Leser, Für ihn rückt Frank Mienkuß als Redakteur auf, der
lange Monate sind bereits ins Land gegangen seit dem vielen ja schon als Autor zahlreicher spannender Ge-
letzten Erscheinen der Thorwal-Standarte. Der Übergang schichten bekannt sein dürfte. Jens Arne Klingsöhr, un-
zum Beleman war eigentlich viel schneller geplant, doch ser Thorwal-Briefspiel-Kanzler und versierter Herausge-
wirkten eine Vielzahl von Ereignissen dagegen, die für ber des Weidener Fanzines Fantholi, hat die Chefredakti-
sich gesehen alle recht positiv für Thorwal sind, aber ei- on übernommen und koordiniert souverän das Zusam-
ner Veröffentlichung entgegen standen. Da war zum Ei- menspiel der fünf Regionen des Beleman.
nen das Thorwal-Abenteuer DIE DUNKLE HALLE, deren Er- Wir haben uns für die Zukunft viel vorgenommen und
eignisse wir gerne mit dazu passenden Artikeln ergänzt so manche Geschichte harrt schon ihrer Niederschrift.
hätten, doch wie es so bei DSA-Abenteuern ist, wäre Auch die neue Thorwal-Spielhilfe wollen wir ergänzen -
durch die Preisgabe von Geheimnissen die Spannung im mit all den Themen, die bei der nur begrenzt zur Verfü-
Abenteuer passé gewesen, weswegen wir uns einer Nach- gung stehenden Seitenzahl in der Spielhilfe nicht genü-
richtensperre in den Bereichen unterziehen mussten, die gend Platz gefunden haben, oder deswegen sogar ganz
in DDH vorkommen – was bei dem Umfang des Aben- herausgefallen sind.
teuers nicht gerade wenige waren. Also ran an den Speck – es gibt noch viel zu tun!
Ziemlich abrupt folgte daraufhin die neue Thorwal- Hacketau!
Spielhilfe, die einen Großteil der Thorwal-Autoren recht
intensiv mit einbezog und jetzt so langsam in trocknen Volkmar Rösner
Tüchern ist.
Aber auch das ist einigermaßen glücklich überstanden
und so finden wir hier endlich wieder die Zeit, uns um Hinweis zu
die eigentlichen Belange zu kümmern und die Thorwal- WINTERAUSFLUG INS ALBERNISCHE
Standarte im Beleman wieder aufleben zu lassen.
Personell hat sich Einiges getan bei uns: Johannes Der Weg nach Winhall und die bis dahin auftretenden Ereignis-
Beier ist ins Studium eingetreten und hat sich daher aus se finden sich in dem DSA-Abenteuer DIE DUNKLE HALLE wieder,
der Thorwal-Redaktion zurückgezogen. Dafür hat er den weswegen wir nicht explizit darauf eingehen, um Ihnen, lieber Leser,
Vertrieb des Beleman übernommen. nicht den Spielspaß an dem spannenden Abenteuer zu verderben.

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