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Ausgabe 7 darf, dann können wir darauf hoffen, daß es demnächst

wieder so richtig losgeht, und daß die Horasier erneut


Inhalte dieser Ausgabe Unfrieden verbreiten.

******************************************** Doch auf eine Sache möchten wir an dieser Stelle trotz-
Vorwort S. 1 dem verweisen:
Irdische Neuigkeiten S. 1 Bitte sendet jegliche Anfragen und Artikel zur Thorwal
Aventurische Meldungen: Standarte einzig und allein an die eMail-Adresse
- Es herrscht wieder Frieden in Premshjolmr ! S. 1 redaktion@thorwal-standarte.de !!
- Ganz Olport feiert – Sturmtrotzer laden zu Nur dadurch erreicht ihr sowohl Torben als auch mich
Speis' und Trank S. 2 gemeinsam. Das erleichtert die Planung und Abstim-
- Guddasunden stellt Snekkar für Haibuthar fertig S. 8 mung für uns erheblich.
Gedicht „Tronde der Thorwaler“ S.10
Buchtip „Die Abenteuer des Röde Orm“ S.11 ********************************************
Kleinanzeigen -------------------------------------------------------------------
Schlußwort S.12
Impressum S.12 Aventurische Meldungen
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Hallo Leute, Die Götter haben entschieden:
zum siebenten (unheilig!) Male erscheint heute die Es herrscht wieder Frieden in Premshjolmr !
Thorwal Standarte. Und diesmal ist es wieder an mir,
das Vorwort an Euch zu richten. Der Herbst ist nun ja So ward denn endlich Ruhe in der unsäglichen Sache.
auch nach dem Kalender diese Woche gekommen, und Doch laßt mich berichten.
Regen bestimmt in weiten Teilen Deutschland das Wie Euch, werte Leser, bekannt sein dürfte war die La-
Landschaftsbild. Schon aus diesem Grunde wird es Zeit, ge in der Wächterin des Golfes angespannt. Ein treuer
daß wir wieder für Lesestoff sorgen, damit Ihr Euch die Anhänger der Rondra, Asleif Wulfgardsson, war ums
Zeit drinnen vertreiben könnt. Leben gekommen. Verdächtigt wurde der junge Eiferer
Zwar erscheint die Standarte diesmal später als ange- Ansgar Yasmasson, der sich in den Swafnirtempel ge-
kündigt, jedoch hoffen wir, daß der Inhalt über diese flüchtet hatte, weil er die Rache der Angehörigen As-
Verzögerung hinwegtröstet. Auch dieses Mal freuen wir leifs fürchtete. Als nun Thora Thurboldsdottir vom
uns wieder, Euch ein reichhaltiges Angebot an Meldun- Hjalding zurückkehrte, hörte sie mit Schrecken, was ge-
gen rund um Thorwal bieten zu können. Die Kolumne schehen war. Schnell berief sie eine Gerichtsverhand-
um Eldgrimm Schwarzenbek wird dieses Mal leider lung ein.
ausfallen, aber ich hoffe, dieses Versäumnis bereits in Bald war die halbe Stadt in der Drachenhalle versam-
der nächsten Ausgabe nachreichen zu können. Dafür melt. Tore Torbensson und ich, als Skalden Hüter von
gibt es in dieser Ausgabe jede Menge Berichte, so daß Sagen und Gesetzen, fungierten als Berater der Jarlin.
der Umfang in dem üblichen Rahmen liegen wird. Als Anklägerin trat die Tochter des Getöteten, Walla
Für die Studenten von Euch sind die Ferien ja bald vor- Asleifsdottir, auf. Sie beschuldigte Ansgar Yasmasson,
bei, und für die Schüler fangen sie bald wieder an. Doch ihren Vater hinterrücks erschlagen zu haben.
zunächst kommt ja noch die Jahrmarktszeit. Ich hoffe, Ansgar, inzwischen von der Premshjolmrer Hetgarde
daß Ihr alle viel Spaß während der „fünften Jahreszeit“ aus dem Swafnirtempel geholt, bestritt dies und behaup-
habt. tete, nachdem er einen Krug an Asleifs Kopf zerbrochen
hatte, ohne daß dieses irgendeine Wirkung auf den
Doch nun wünsche ich Euch viel Spaß beim Lesen, Rondraanhänger gehabt hätte, wäre dieser auf ihn los-
Euer Torben gegangen. Dabei sei Asleif auf dem verschütteten Feuer
ausgerutscht und mit dem Kopf auf eine Tischkante ge-
******************************************** knallt. Da es für seine Geschichte keine Zeugen gab,
------------------------------------------------------------------- aber auch niemand den Tod Asleifs beobachtetet hatte,
waren wir ratlos was zu tun sei. "Bei Rondra !" rief da
Irdische Neuigkeiten aus Thorwal Walla. "Wenn ihr den Mörder nicht strafen wollt, dann
------------------------------------------------------------------- werde ich es tun. Ich fordere ein Götterurteil !" Man
konnte Thora ansehen, daß ihr diese Wendung nicht be-
Derzeit gibt es nicht viel Neues. Die Thorwal- hagte, doch was sollte sie tun ? Die einzige Möglichkeit
Homepage hat in letzter Zeit keines Updates bedurft, wäre es gewesen, wenn Ansgar sich schuldig bekannt
und auch irdisch regt sich im Briefspiel derzeit nicht hätte, was auf ein Todesurteil zugelaufen wäre. So muß-
viel. Doch wenn man Gerüchten Glauben schenken te er auf sein Können und auf Swafnir vertrauen.

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Am nächsten Morgen setzte Thoras Drache "Schlangen- sagt sein Tsatag und die bestandene abermalige Prüfung
stecher" die beiden Kämpfer auf Blôdskraag ab. in der Halle des Windes. Nicht daß er da durchgefallen
Blôdsskraag ist ein Felsen draußen im Golf von Prem, wäre, denn zwölf volle Jahre bleibt da wohl nicht ein-
auf dem traditionell die Gottesurteile ausgetragen wer- mal ein Ork hängen, doch wie er mir erzählte, muß man
den. Entschlossen betrat Walla den Felsen, gefolgt von sich nach zwölf Jahren wohl noch mal prüfen lassen,
Ansgar, der zwar nicht so entschlossen, aber kampfbe- um in den „erfahrenen Kreis der Magier aufzusteigen,
reit war. Dann ließen wir die Kontrahenten allein. Am und den Titel des ‚Magus’ zu erwerben“, wie er es
Abend würden die Götter entschieden haben. nannte. Na ja, ich gebe ja nicht so viel auf besondere
Am Abend erwartete uns eine kauernde Gestalt. Walla. Anreden und so einen horasischen Kladderadatsch, doch
Sie saß auf einen Felsen und war tief in Gedanken war es für ihn wohl doch ein recht großes Ereignis. Der
versunken. "Walla", sprach Thora, "wo ist Ansgars zweite Grund unseres Beisammenseins war wohl der
Leichnam ?" "Nicht hier. Swafnir hat ihn geholt !" "Was alsbaldige Aufbruch unserer kleinen „Streitmacht“ in
redest du da ?" fuhr die Jarlin hoch. "Hast du seinen Richtung Olportsteine. Der Kundige weiß nun natürlich,
Leichnam versenkt ? Du Hündin..." Tore Torbensson wie es zu der ganzen Sache kam – an dieser Stelle sei es
trat dazwischen: "Laß sie beichten, Jarlin." Und Walla noch einmal just genannt. Vor einiger Zeit rief Liskolf
erzählte: "Hart war der Kampf ! Trotz seiner Jugend ein Kjaskarson, unser Tsatagskind zum gemeinsamen
würdiger Kämpfer. Ich drängte ihn an den Rand der In- Kampf gegen diese bepuderten Bratspießkämpfer auf,
sel. Dort prallten unsere Äxte aufeinander und... zerbra- worauf sich auch prompt eine kleine, noch immer aus-
chen. In diesem Moment schlug eine Woge über uns baufähige Schar tapferer Thorwaler zusammensammel-
zusammen und zog uns ins Meer. Ich konnte mich an te, die nun in einigen Tagen endlich in Richtung Olport-
Land bringen, nur Ansgar tauchte nicht mehr auf !" Wir steine aufbrechen wird, um dem Feind zu zeigen, wel-
schauten uns an. Was sollte man dazu sagen ? Wir ha- che Kräfte in uns Nordmännern stecken, bei Swafnir!
ben die Insel durchsucht, fanden aber keine Spur von So hielten wir es, wie es schon immer der Brauch vor
Ansgar. längeren Fahrten war, und planten von langer Hand die-
Unverrichteter Dinge kehrten wir nach Premshjolmr zu- ses (Abschieds-) Fest, und da es eben ordentlich was zu
rück. Die Geschichte verbreitete sich wie ein Lauffeuer, feiern gab, dachten wir bei uns, es einfach zu einem
und Ansgars Freunde warfen Walla Lüge vor und sind größeren Spektakel zu machen. Daher waren neben den
aufgebrochen, seinen Leichnam zu suchen. Für die mei- kompletten Ottajaskos Olports, den Angehörigen der
sten ist der Streit damit erledigt. Die Götter haben ge- Halle des Windes, Haldrunir Windweiser vorneweg,
zeigt, daß die Sterblichen nie ihr Urteil verstehen wer- und einigen anderen Persönlichkeiten der Stadt, wovon
den. Möge nun die Gütige Travia über uns wachen. auch die meisten vor Ort waren, auch noch einige Be-
Das Wohl ! kannte von weiter weg geladen, die auch zum Glücke
Thorwals fast alle am Angriff auf die swafnirverfluch-
Hauke Swangardsson, Skalde aus Premshjolmr ten Canterer teilnehmen werden: Die Jungs und Mädels
[Frank Mienkuß] von der Swafnirlieb-Ottajasko aus Guddasunden, Jakolf
Herald und seine Truppe, Firborn Eisläufer und sein
******************************************** Begleiter Lyrcury Eisodem, die aber leider verhindert
waren, und natürlich die, uns mit ihrer freundlichen Art
Ganz Olport feiert – sehr ans Herz gewachsene Maga Arva Gundridotter und
Sturmtrotzer laden zu Speis und Trunk ihr musikalischer Gefährte Feran Sorat, der uns alle mit
[entnommen aus dem Olporter Wellenreiter] seinem Lautenspiel verzauberte.
Insgesamt waren wir damit gut und gerne 400 zum Fei-
Olport/ 3. Tag im Friskenmond, 2651 nJL: ern entschlossene Thorwaler, und so eine Menschen-
Wie schon am Anfang des Goimondes angekündigt, masse gilt es natürlich erst mal zu „verpflegen“, doch
fand zum Ende des Monats im Ottaskin der Sturmtrot- hatte der gute Lasse - Swafnir sei Dank - unsere Brenne-
zer, ein wenig nördlich von Olport am Hjaldarfjord ge- rei schon am Anfang des Goi auf Höchstleistung getrie-
legen, ein großes Fest aus gleich mehreren Anlässen ben, so daß unser Waskir-Vorrat eine Größe wie nie zu-
statt, bei dem neben einigen geladenen Gästen natürlich vor erreichte, erreicht hatte... Na ja, und da jeder noch
auch einige der Olporter Ottajaskos vertreten waren. die einen oder anderen nordischen Spezialitäten mit-
Nur selten wurde so gelacht, getanzt, gesungen und ge- brachte, war es in den vergangenen paar Tagen doch
zecht, wie in den vergangenen drei Tagen, doch wird wahrlich nicht schlecht um uns bestellt.
uns Hetmann Hjaldar Ragnarson von den Sturmtrotzern Nun macht natürlich nicht nur gute Laune so ein Fest
wohl ein wenig mehr über das ausgelassene Treiben und aus, denn schließlich gehört auch ein bißchen Unterhal-
dessen Hintergründe erzählen können. tung dazu, doch da eigentlich noch ein wenig mehr als
diese schnöden Worte zu sagen wäre, folgt meiner klei-
Hjaldar Ragnarson: „Der Hauptgrund war eigentlich der nen Einleitung nun der aus Dutzenden von Meinungen
Sohnemann meines besten Kapitäns, oder genauer ge- zusammengetragene Gesamtbericht, welcher noch eini-

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ge ganz besondere Leckerbissen enthält. Bevor ich nun einige Geweihte und die oberste Priesterin des Insel-
aber ganz abbreche, möchte ich schon an dieser Stelle gleichen, Bridgera Karvsolmfara, dem Troß anschlos-
noch einmal allen Teilnehmern für ihre Anwesenheit sen, verteilten sich die, durch den besonderen Anlaß
und ihren Beitrag zum gelungenen Beisammensein dan- vereinten Thorwaler auf die bereitstehenden Ottas, und
ken, auf daß wir nach Rückkehr unserer Schützlinge unter Hilfe einiger Lotsenboote stach man dann endlich
wieder einen mehr auf den Untergang der Horasier he- in See.
ben können, das wohl, bei Swafnir !“ Durch den kräftigen Westwind flogen die Drachenboo-
te, wie von einer unbekannten Macht getrieben, über die
29. Tag im Goimond, 2651 nJL: Wellen, die „Gischtreiter“ vorneweg, gefolgt von der
Die Lotsen der Hafeneinfahrt hatten an jenem Tage mal „Göttlicher Zorn“ und der „Nebelgleiter“, doch auch
wieder jede Menge Arbeit zu erledigen - schon zur wenn die Wogen beizeiten gefährlich hoch schwappten
Morgenstunde des 29. Tag im Goi war der Olporter Ha- und so manches Mal das kalte Naß über die Bordwand
fen schier überfüllt. Neben dem üblichen Antlitz der spritzte, kamen alle ohne große Zwischenfälle sicher in
größeren Handelsschiffe, Koggen und Karavellen, die Hjadarfjord, dem kleinen Zielort und Ottaskin der
auf der Durchreise nach Riva waren oder aus dito Rich- Sturmtrotzer an.
tung kamen, waren nämlich auch ungewöhnlich viele
Drachenschiffe mit bunter Bemalung und fremdartig Dort angelangt ging es dann auch gleich richtig los.
anmutenden Symbolen auf den Kiesstrand gezogen Man lud noch die letzten Vorräte ab, schaffte sie hoch
worden – wohl jedem war bekannt, warum sie hier wa- ins Dorf und ließ sich dann einfach von der Menge zum
ren, denn auch im hintersten Winkel der Stadt war mitt- Dorfplatz treiben. Dort waren neben der in Olport und
lerweile angekommen, daß noch am selben Abend im Umgebung vielgerühmten Waskir-Brennerei, an die na-
Ottaskin der Sturmtrotzer ein gewaltiges (Tsatags- türlich auch gleich der Haupt-„Getränke“-Stand an-
/Abschieds-) Fest beginnen sollte. Während einige sich schloß, eine kleine Bühne und natürlich jede Menge Ti-
schon auf den Weg, die Kreideklippen hoch, zur Halle sche und Bänke zusammengezimmert worden, denn wie
des Windes machten, um dem jungen „Magus“ persön- sollte man sonst die ganzen Leute unterbringen, wenn
lich zu gratulieren, verluden die anderen noch die letz- nicht an der frischen Luft ? Im Nachhinein hatte es sich
ten Proviantvorräte und Fässer mit alkoholischen Flüs- auch gelohnt, unter freiem Himmel beisammen zu sit-
sigkeiten auf ihre Ottas, oder waren schon in Richtung zen, denn wer weiß schon, was bei den immer mal wie-
Nordosten, nach Hjaldarfjord, zu besagtem Ottaskin der aufkommenden Schlägereien sonst alles zu Bruch
aufgebrochen. gegangen wäre ?
Zur Midsonnstund, wie wir sie an dieser Stelle einmal Etwas abseits des Ganzen war man gerade dabei ein
nennen möchten, verflogen dann auch die letzten Nebel- größeres* Feuer zu entfachen (*im ganzen Ottaskin
schleier aus der Bucht von Olport, der Himmel riß lang- wurden zum Abend hin Fackeln und kleinere Feuer, zur
sam auf, und der Sonnengötze der verräterischen Gül- besseren Orientierung entzündet), und nachdem die dik-
denländer sandte seine ersten, wärmenden Strahlen auf ken Fichtenstämme endlich durchgebrannt waren, hol-
Dere hernieder. ten ein paar besonders kräftige Mannen den dazu gehö-
Vor den mächtigen, mit eingeritzten Runen und allerlei rigen Spieß, auf dem ein ganzer Ochse hing und sich
geschichtlichen Schnitzereien verzierten Pforten zur wenig später über dem Feuer wälzte.
Halle des Windes und der Runajasko wartete schon eine Von der Bühne aus machte sich nun der Hetmann von
beträchtliche Menschenmenge auf eine der in diesen Hjaldarfjord, Hjaldar Ragnarson bemerkbar, der offen-
Tagen wichtigsten Personen. Und tatsächlich öffneten bar noch etwas zu sagen gedachte, bevor es keiner mehr
sich genau nach Ablauf der Midsonnstund endlich die verstand... Mit ihm auf dem kleinen Holzgerüst standen
Tore zur Magierakademie und heraus schritten ein noch unsere oberste Priesterin, Haldrunir Windweiser,
überglücklicher Liskolf Kjaskarson, an seiner Seite sei- Liskolf Kjaskarson, Linfrey Svalvadotter, die Geweihte
ne Spektabilität Haldrunir Windweiser, gefolgt von ei- der „Gudsunder“ sowie einige weitere Hetmänner der
nigen Bediensteten sowie den anderen Magistern, Adep- angereisten Ottajaskos aus Olport. Hjaldar Ragnarson:
ten und Novizen der Verwandlungsschule. Man konnte „Werte Freunde, Thorwaler, Hjaldinger. Ich möchte
es Liskolf nicht nur ansehen, nein, man spürte die Er- euch heute im Namen der gesamten Sturmtrotzer-
leichterung, die nun von ihm wich, und die Freude über Ottajasko hier im schönen Hjaldarfjord willkommen
die gelungene Prüfung gar förmlich in der Luft liegen - heißen. Wie man sieht, habt ihr euch ja auch schon
und Fröhlichkeit erfüllte auch die Umstehenden alsbald, prächtig eingelebt. Doch vergeßt zwischen all dem Bier,
so daß sich der nun entstandene kleine Festzug recht Met, Waskir und anderen Leckereien nicht den Anlaß,
bald, nach einigen überreichten Mitbringseln und den zu dem ihr alle gekommen seid: Nicht nur, daß wir am
herzlichsten Glückwünschen, gen Hafen wand. Dort an- morgigen Tage einen ganz besonderen Tsatag zu feiern
gekommen, man ließ sich auf dem Weg durch die Stra- haben“, dabei lächelte er Liskolf freundlich zu, „diese
ßen der Stadt besonders viel Zeit und flanierte noch eine paar Tage des ausgelassenen Lebens stellen auch einen
Ehrenrunde um den Swafnirtempel, wo sich auch noch Abschied für viele der unseren dar, vielleicht den letzten

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Abschied. Doch Swafnir gab uns diesen Gedanken, un- nenswertes dabei passierte (nur dem armen Faenwulf
seren freien Willen, und lieber sterbe ich für ein freies von den Kreidebrechern gelang mal wieder das Unmög-
Thorwal, als daß ich mich unter die Herrschaft einiger liche: Er schaffte es doch tatsächlich mit seinem Stamm,
nichtsnutziger Strumpfhosenträger stelle, das wohl, bei eine der Gebirgskühe zu erwischen, die nach kurzem
Swafnir, und allem was mir heilig ist!“ Ein lautes, zu- Entscheid dann „notverspeist“ wurde. Er hatte wohl
stimmendes Gejohle ging zu diesem Augenblick durch schon ganz schön einen im Tee), kam doch eine Bären-
die Reihen, unterbrochen von einigen ähnlichen Zwi- stimmung unter den Teilnehmern und Zuschauern auf.
schenrufen. „Also, laßt uns deshalb diese Tage nutzen, Letztendlich schleuderten die Gudsunder ihren Ast am
um zu trinken, singen, tanzen und lachen wie nie zuvor weitesten und gewannen, aber nachdem sie sich ja auch
und so erhebe ich mein Trinkhorn auf unseren erfolgrei- neulich zu Hause schon ordentlich „eingeworfen“ hat-
chen Zauberer, Magus Liskolf Kjaskarson, um wenig- ten, war das auch kein Wunder.
stens schon einmal auf seinen Erfolg anzustoßen, denn
richtig zur Sache geht es ja erst zur Mittnacht. Also Während das Baumstammwerfen seinen Lauf nahm...,
Liskolf, alles Gute zu deinen Erfolgen, und hoffentlich spannte sich die Situation vor der gutbesuchten „See-
eine gelungene Feier, dir zu Ehren !“, Und nun jubelte luft“ immer weiter an: Ein Mädel der Funkenschläger-
die Menge, stieß gemeinsam auf ihn an und leerte Ottajasko hatte es sich wegen einiger Beleidigungen,
schwungvoll ihre Hörner. Es dauerte wohl eine halbe wobei es offenbar um stinkenden Fisch ging, wie sie
Ewigkeit, bis die Menschenmasse sich wieder einiger- meinte, mit den Wellenbrechern verscherzt, woraufhin
maßen beruhigt hatte. Währenddessen gratulierten auch diese ihr und ihren Gefährten schon mit den gerade ge-
die anderen auf der Bühne dem Jungmagus, hoben ihn zückten Schneidzähnen den Schädel einschlagen woll-
gar triumphierend in die Höhe. Nach einigen Worten ten, doch wurde ihnen, Swafnir sei Dank, nur allzu
der anderen Hetmänner war dann auch endlich Bridgera schnell, wenn auch unter der Hilfe einiger Beistehender,
an der Reihe. Nach einem gemeinsamen Gebet zum bewußt, daß die Schädel der Funkenschläger eigentlich
göttlichen Wal sowie einer schon fast überderischen gar nicht das Ziel des gerade eröffneten Axtwerfens wa-
Ansprache, bat sie den Segen Swafnirs auf die Mannen ren, und so entschieden sie sich eben doch für die auf-
und Frauen unserer kleinen Widerstandsgruppe herab. gehängten Holzscheiben – und gewannen, vielleicht ge-
Derartig gestärkt und in geheimnisvoller Erwartung, rade durch ihre aufgeflammte Wut, prompt den kleinen
dem Horasier endlich einmal zu zeigen, wer Herr über Wettbewerb. Für den Rest des Abends hieß es nun also:
die Olportsteine ist, konnte das Fest dann auch endlich „Freibier für die Wellenbrecher“, was diese mit jäher
richtig beginnen. Begeisterung „aufnahmen“.
So neigte sich der Tag immer weiter seinem Ende ent-
Man schlenderte von Platz zu Platz, traf alte Freunde gegen, man vertrieb sich die Zeit beim gemeinsamen
wieder, aß hier und da einen Happen, trank das eine Plausch, während immer wieder die Becher, Hörner und
oder andere Horn Met oder einen Becher Waskir mit was uns sonst noch so einfiel, gefüllt und kurz darauf
und ließ sich einfach völlig unbeschwert gehen. Die ty- hastig geleert wurden. Die Spannung stieg mit jeder
pisch thorwalsche Trinkmusik, welche von der Bühne, Stunde, die es weiter auf die Mitte der Nacht zuging,
auf der einige Skalden, unter ihnen auch ein alter denn offenbar hatten die Sturmtrotzer etwas ganz be-
Freund der Sturmtrotzer, Thorstor Isleifson, sowie na- sonderes für ihr Glückskind vorbereitet. Irgendwann,
türlich Feran Sorat, ihre Instrumente zum Klingen einige drohten schon von den Bänken zu kippen, kreiste
brachten, herüberschallte, verstärkte die heimelige At- die Aufforderung zum „Festtrinken der Trinkfesten“.
mosphäre, die sich langsam über dem Ottaskin ausbrei- Die meisten stimmten dem natürlich ohne große Beden-
tete. Nach einiger Zeit verteilten sich dann langsam die ken sofort zu, doch als man sich schließlich darauf geei-
vielen Thorwaler auf verschiedene Plätze und Einrich- nigt hatte, das ganze in der „Seeluft“ durchzuführen
tungen: Geöffnet waren die erst vor kurzem errichtete und die ersten aufstehen wollten, zeigte sich doch, wie
Dorfschenke, „Seeluft“, die auch schon nach wenigen tief sie schon in den Becher geglotzt hatten – entweder,
Minuten bis zum Bersten gefüllt war, der Swafnirtem- sie blieben gleich unter Tischen und Bänken liegen,
pel, sowie das Hethaus und einige andere Jolskrimi, die oder krochen noch ein paar Schritt über den Boden, um
freundlicherweise von den Bewohnern des Ottaskins als dort vor Erschöpfung zu versauern, zum allgemeinen
Schlafstätten zur Verfügung gestellt wurden. Auch auf Gelächter der Menge. So verschob man das „Wetttrin-
der Immanwiese übten sich einige, noch nicht allzu sehr ken“ lieber auf den nächsten Abend.
dem Alkoholgenuß verfallene, Thorwaler, denn schließ- Nach vielem Gerede und einer bis zur Unendlichkeit
lich sollte am übernächsten Tage das Turnier um den lang andauernden Zeitspanne war es nun endlich soweit
Olportpokal stattfinden, ein großes Ereignis eben. – der Tag hatte nach Meinung aller Anwesenden sein
Am frühen Abend ging es dann mit einem ersten Kraft- Ende erreicht. Gemeinsam zählten die vielen gekomme-
akt richtig zur Sache: Das Baumstammwerfen war, ne- nen Gäste die letzten Augenblicke bis zum 30. Tag im
ben einigen anderen Dingen, der Höhepunkt des ersten Goi ab. Drei, Zwei, Eins, hallte es aus mehreren hundert
Tages. Auch wenn eigentlich nichts besonders erwäh- Mündern...

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Wind nahm stetig zu. Als er sich gerade auszumalen be-
30. Tag im Goimond, 2651 nJL: gann, warum man ihn wohl von der Klippe stürzen
... und mit der magischen Zahl, Null, kamen die herz- wollte (manchmal bekam er solch absurde Phantasien),
lichsten Gratulationen aus den vielen Kehlen der Anwe- schob ihm jemand den kratzenden Stoff von den Augen,
senden geschossen. Trinksprüche ergossen sich in ge- in die sogleich der kräftige Wind jagte. Er brauchte ein
waltiger Zahl über Liskolf, die unglaublich vielen Men- wenig Zeit, um sich zu besinnen, und so nahm er nur
schen schüttelten ihm die Hand, umarmten ihn, und die langsam die Welt um sich herum wahr, die nächtliche
anwesenden Musikanten brachten dem Zauberer ein Schwärze, doch als er die Grundmauern eines gut zehn
Ständchen dar, welches die Anderen sofort mitgrölten: Schritt durchmessenden runden Gebäudes, einem Turm,
aus den Granitsteinen im Tal, nebenstehend den ihn
"Zum Tsa-Tag viel Glück, stolz anblickenden zwergischen Baumeister, vor sich
Zum Tsa-Tag viel Glück, sah, realisierte er erst, was mit „verankerten Wurzeln“
Zum Tsa-Tag werter Liskolf, gemeint war und so umarmte er in heller Freude über
Zum Tsa-Tag viel Glück !" das neue Zuhause jene, die ihm mit ihrer ganzen Kraft
zu diesem, wenn auch noch lange nicht fertigen, Werke
Liskolf dagegen konnte es gar nicht fassen, wie viele verholfen hatten. Schon immer wollte er sich seine ei-
Menschen ihn doch gern hatten, wie viele Freunde er gene Behausung erbauen, schon immer wollte er in so
besaß. Er war ganz gerührt vom Augenblick, und so einem Turme wohnen und nun hatten sie ihm diesen
kullerte ihm gar eine Freudenträne die Wange hinab – Traum erfüllt – was für eine gelungene Überraschung.
„Harte Schale, mit weichem Kern“, hörte er seinen Va- Da es nun aber doch ziemlich frisch auf den vorgelager-
ter sagen und er umarmte ihn herzlich. Nachdem die ten Kreideklippen wurde, entschied man sich, das Gan-
nun kaum noch zu bremsenden Jungs und Mädels aus ze am morgigen Tage noch einmal genauer zu betrach-
ganz Thorwal nach einigen Minuten wieder einigerma- ten. So lud man nur noch schnell Meister Lortax, Sohn
ßen zur Ruhe gekehrt waren und alle Angehörigen, des Largolasch, auf und beeilte sich dann, zurück ins
Freunde und Verwandte gratuliert hatten, geschah die Dorf zu gelangen, denn so manche bekamen es schon
Übergabe der vielen Mitbringsel: Neben den Spezialitä- jetzt mit der Angst um die Alkoholvorräte zu tun - wenn
ten der Ottajaskos, sowie natürlich typisch örtlichen auch völlig unberechtigt. So wurde es mal wieder eine
Dingen (die Funkenschläger hatten beispielsweise drei lange Nacht in Hjaldarfjord, und kaum einer fand noch
hervorragend gearbeitete Schneidzähne mitgebracht), seinen Weg in eines der bereitgestellten Jolskrimi, zu
gab es natürlich noch jede Menge anderen Plunder – einer geeigneten Schlafstätte.
Haldrunir Windweiser hatte eines der magischen Bücher Als der Dorfhahn am Morgen seinem täglichen Krähen
aus der Halle des Windes entführt, Bridgera Karvsolm- nachkam und die wärmenden Strahlen ihren Weg über
fara zückte ein dem Inselgleichen geweihtes Amulett den wolkenfreien Himmel nach Dere fanden, erwachten
und die gute Arva rollte nun gemeinsam mit Feran ein die meisten völlig unverhofft ihm Staube, manch Pech-
Faß besten Almadaner Weins heran, das auch sogleich vogel aber auch im falschen Bette, was zu einigen, nun
geöffnet wurde. ja, „Schwierigkeiten“ führte. Ein Großteil hatte aber
Nach einer guten Halbstund und noch einigen weiteren auch neben oder auf Tischen und Bänken geschlafen,
Bieren, Weinen oder Schnäpsen waren dann auch alle während einige die Nacht ohne Probleme durchstanden
soweit – nur die Sturmtrotzer selbst waren noch nicht – in der kommenden Nacht sollte das Ganze ähnlich
mit ihrem Präsent herausgerückt, und so traten sie auch verlaufen.
als letztes vor Liskolf. „Nun mein Sohn, unsere Otta-
jasko, wir Sturmtrotzer, haben uns etwas wahrhaft Phä- Nachdem endlich die letzten „Schnapsleichen“ aufgele-
nomenales für dich überlegt“, setzte Kjaskar, Kapitän sen waren und man sich beim geradezu riesigen Früh-
der „Gischtreiter“ und Vater von Liskolf, an. „Auf daß stück reichlich den Magen mit Wurst, fettem Käse,
deine Wurzeln sich noch fester in unserer Schiffsge- frisch gebackenem Brot und einigen Unzen Räucher-
meinschaft, in unserem Boden, verankern mögen“. schinken vollgeschlagen hatte, konnten die Feierlichkei-
Dann band man ihm eine Stoffbinde um die Augen und ten nun getrost weitergehen.
gemeinsam, mit Dutzenden von Folgsamen, verließen Die erste Herausforderung am 30. Tag im Goi war für
sie das Ottaskin gespannter Weise in Richtung des Fjor- viele der Hünen und drallen Maiden nicht nur das Auf-
des. stehen, sondern der gleich nach der Morgenmahlzeit
Der kühle nächtliche Seewind wehte dem Zuge entge- stattfindende Ringkampf. Zu gewinnen gab es neben
gen, spielte mit Liskolfs Haaren und pfiff durch den zu den von der Brennerei gestifteten drei Faß Waskir (of-
Zöpfen gebundenen Bart hindurch. Es roch nach Was- fenbar dachte Lasse, den Kampf für sich entscheiden zu
ser, der Geruch nach Tang und Meerestieren wurde im- können...) auch noch die ein oder andere verwettete
mer stärker mit jedem Schritt, den er tat. Er hörte die Goldmünze – Es lohnte sich also in jedem Fall, seine
Brandung auf den Strand rauschen und gegen die Klip- ganzen Kräfte aufzubieten. Jeder stellte nun seinen
pen krachen, während der Weg ein Stück anstieg. Der Dorfchampion ab, wobei aber anzumerken ist, daß sich

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das Ganze ziemlich lange hinzog, da Isleif Hakonson deshalb entschied man sich letztendlich dafür, neben der
von den Sturmtrotzern, wie schon sein, nun zum Wohle Sorgfalt und den Entscheidungen der Schiedsrichter
der Olporter in den Minen schmorender, Vater, erst auch der Schnelligkeit einen großen Wert beizumessen
einmal wieder Streit anfangen mußte. Obwohl natürlich – konnte man sich kurz vor Beginn der Regatta doch
alle im Ottaskin wußten, wie miserabel er im Vergleich noch auf alle Einzelheiten einigen (An dieser Stelle soll-
zum amtierenden Champion rang, wollte er doch nicht te vielleicht auch erwähnt werden, daß die magische
klein beigeben. Kurzerhand entschloß man sich deshalb Unterstützung schlichtweg aus Ehrlichkeitsgründen un-
für einen Entscheidungskampf, in dem, wie schon vor- tersagt war). Als dann endlich alle Teilnehmer und je-
ausgesagt, Isleif „dem Waskirer“ gnadenlos unterlag – weils zwei Schiedsrichter in ihren Aufstellungszonen,
kurz aber hart traf es ihn. Mit erhobener Brust und eini- quer über den Strand verteilt, angetreten waren, scholl
gen wüsten Beschimpfungen marschierte er trotzig da- nach gespanntem Warten auch alsbald der tiefklingende,
von, doch dieses eine Mal sollte er uns nicht die gerade nordische Hornruf von der linken Kreideklippe des
aufgekommene Stimmung zerstören. So kümmerten wir Fjordes herüber – das Startsignal war gegeben, und so-
uns einfach nicht mehr um ihn und gaben uns dem fort stürmten die vielen Thorwaler in Richtung des
Schauspiel der Kräfte hin. Auch wenn die Nordleute Wassers, in Richtung ihrer Schiffe, als wenn ihnen der
noch so lange auf sich einkloppten – am Ende konnte Namenlose persönlich auf den Fersen wäre. Als erstes
man sich nicht gerade leicht einigen. Der Stier der erreichten die Olporter Krieger der Sturmsegler, welche
Hammerfäuste, Halvdan „Halbmann“ Runesson und un- durch ihre besondere Aufgabe schon oft ähnliche Ma-
ser muskelbepackter Lasse lagen noch im Ring, beide növer durchgeführt hatten, ihre Otta, dichtgefolgt von
völlig entkräftet, und während man nach allen Regeln den ebenfalls eifrig bei der Sache gewesenen Sturmtrot-
der Kunst nach einer Lösung suchte, hatten die anwe- zern. Den Hammerfäuste dagegen war an diesem Tage
senden Geweihten schon längst vorgeschlagen, das Pu- offenbar kein Glück beschert, denn schon beim Startlauf
blikum doch einfach entscheiden zu lassen, was dieses stolperten einige der ihren und dann hatte sich auch
auch prompt tat. Als die Sturmtrotzer aber im folgenden noch das verfluchte Segel verhakt. Bis man dieses end-
Durcheinander mit den Hammerfäusten Ärger anfach- lich unter einigem Kraftaufwand heruntergerissen hatte,
ten, gab man Halvdan den verdienten Sieg. Sofort öffne- waren die Hälfte der anderen schon mitten im Fjord un-
te dieser die gewonnen Fässer und ließ die Becher füllen terwegs. So gelang es den Gastgebern auch, als erste ihr
– Lasse dagegen kippte nach der Verkündung des Er- Segel dem frischen Nordwestwind hinzugeben, doch
gebnisses gleich wieder um, nachdem er gerade erst aus mußte man bei diesem Wetter noch zusätzlich in die
seiner Ohnmacht erwacht war. Riemen greifen, um überhaupt aus der Bucht zu gelan-
gen. Auch die anderen hatten nun alle abgelegt und, ge-
Zur Mitte des Tages – einige schliefen noch immer ih- führt von der Gischtreiter und ihrem Kapitän Kjaskar
ren Rausch aus oder hatten sich an ein ruhigeres Plätz- Garheltson, machte sich der aus exakt sieben Langschif-
chen zurückgezogen - machte sich dann auch schon die fen bestehende Verband mit ordentlicher Geschwindig-
erste Otta, bemannt mit Bridgera, denn diese hatte zu keit und auch so einigem Widerstand des „unruhigen“
späterer Stunde noch eine wichtige Aufgabe zu erledi- Wassers, auf gen Olport.
gen..., und den anderen anwesenden Geweihten des Ol- Unterwegs rissen unter dem harten Wind auf dem Schiff
porter Tempels, sowie Haldrunir Windweiser und sei- der Wellenbrecher leider einige schon lange in Ge-
nem Gefolge auf den Heimweg in Richtung Olport. brauch gewesene Taue, die aber sofort durch neue aus-
Man verabschiedete sich reichlich von den ganz beson- getauscht wurden, was natürlich Zeit kostete. Weiterhin
deren Gästen, betete noch einmal in aller Ruhe zu geschahen auch kaum erwähnenswerte Zwischenfälle,
Swafnir und ließ das Drachenboot dann hinfort ziehen, mal von den klassischen gegenseitigen Beleidigungen,
in der Hoffnung, bald wieder voneinander zu hören. die von Schiff zu Schiff flogen, abgesehen, und so er-
Während einige dem immer kleiner werden Langschiff reichte man in weniger als den gewohnten zwei Stunden
noch eine ganze Weile hinterher winkten, sie wußten ja Fahrt den für jenen Tag von Mittag bis Abend gesperr-
noch nicht, daß sie ihm gar bald folgen sollten, füllte ten Hafen Olports. Auch die Lotsen blickten daher nur
sich der, wohl gut eine Meile breite Kiesstrand mit im- mit trübem Blick herüber und grüßten, glücklich über
mer mehr hellhörig gewordenen Thorwalern, denn nun den wenigstens zur Hälfte freien Tag, freundlich, denn
sollte es hier am Strande zum absoluten Höhepunkt des die Strömungen und Olporter Klippen sollten von den
Festes kommen: Der Schiffsregatta. Jede Ottajasko erfahrenen Seefahrern schon allein überwunden werden.
durfte daran mit einem ihrer Drachen und der extra für Man mochte meinen, halb Olport sei zu diesen Stunden
diesen Tag zusammengestellten Mannschaft teilnehmen. auf den Beinen gewesen, denn entsprechend besucht
Ziel war es, in aller Eile ein Stierhorn, gefüllt mit dem war der Hafen, doch wurde schnell für die Neuankömm-
im Olporter Swafnirtempel geweihten Wasser, heil und linge Platz geschaffen – vom Kiesstrand und den Boots-
auch möglichst voll zurück zu bringen. Auch wenn vor- häusern bis zum Tempel des Inselgleichen zog sich eine
ab einige Probleme zu lösen waren – schwierig wurde breite Schneise durch die Masse. Nun war es die Aufga-
es z.B. mit den verschiedenen Größen der Hörner, und be eines Auserkorenen, vornehmlich des Hetmanns oder

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Swafnirpriesters der jeweiligen Ottajasko, das gewaltige größte Übel des Tages: Der Wind fegte ihnen einfach
Stierhorn füllen zu lassen. Im Dauerlauf ging es also, das Segel mitsamt dem daran hängenden Mast ab, wor-
unterstützt durch die begeisterten Zurufe der Zuschauer, auf ein lautes Fluchen ertönte und man eilig zu den Ru-
auf zum Heiligtum, einem der größten Gebäude der dern griff. „Hammerfäuste, wie wäre es mit einem neu-
Stadt. Unterwegs konnte so mancher noch ein wenig en Schiff ?“ Nachdem dann endlich alle angekommen
Zeit aufholen, insgesamt blieb es aber beim Stand der waren und die Schiedsrichter gemeinsam entschieden
Dinge. Nur noch durch das Eingangsportal hindurch und hatten: 1. Sturmtrotzer, 2. Sturmsegler, 3. Wellenbre-
schon kamen die sieben Erwählten abrupt im kleinen cher, 4. Hammerfäuste, 5. Gudsunder, 6. Kreidebrecher,
Vorraum mit dem tiefen Becken, aus dem es wie beim 7. Funkenschläger, vertrieb man sich nach einigen ge-
Blast des Wales sprudelte, zum Stehen. Die Geweihten, leerten Becher Met (von Hörnern hatte man erst einmal
unter ihnen zur Freude aller auch Bridgera Karvsolmfa- genug...) dann, wie schon am Abend zuvor, die Zeit bei
ra, füllten ihnen gemächlich die Hörner, man schickte allerlei Kurzweil.
noch ein kurzes Gebet zum Hausherren und hetzte dann Man plauderte über Dies und Jenes, lauschte den
hastig weiter durch die Gassen Olports die etwa 200 Melodien der Skalden und trank und speiste, was das
Schritt zu den Langschiffen zurück. Aber der Rückweg Zeug hielt. Aufflammender Streit konnte durch immer
sollte sich als wesentlich dramatischer als vermutet ge- wieder eintretende Helfer schnell entkräftet werden, und
stalten, denn während die meisten schon bei ihren Ottas so ging es im ganzen Ottaskin recht ruhig, aber dennoch
eingetroffen waren, stürzte die für die Sturmtrotzer täti- ausgelassen zu. Nur auf dem Immanfeld vor dem Dorf,
ge Swangard Jurgasson auf die Pflastersteine, was einen wo zum frühen Abend noch einige Übungsspiele für das
abermaligen Weg zum Tempel bedeutete. So lief ihre morgige Turnier stattfanden, gab es, wie es nun einmal
Otta auch als letzte aus dem Hafen aus, doch sollte sie so üblich ist, jede Menge Ärger. Nachdem dann die
im späteren Verlauf der Regatta noch einiges an Boden Verwundeten nach und nach wieder aufgesammelt wa-
gutmachen können. ren, machte man sich auch schnell auf, zurück ins Dorf.
Der Seegang hatte in der Zwischenzeit stark zugenom- Denn nun sollte es zum eifrigen Wetttrinken kommen,
men, und so war es, mal vom Steuern des Drachenboo- ein immer wieder gern gesehenes Ereignis, nicht nur
tes abgesehen, ein gar nicht so einfaches Unterfangen, von den Teilnehmern. Ausgeschenkt werden sollte, wie
das verdammte Horn gerade zu halten. Einigen schon am letzten Abend gesagt, in der „Seeluft“. Da
schwappten daher schon in der Hafeneinfahrt einige aber viel zu wenig Platz dort drinnen war, ließ man vor
Pfützen des gesegneten Wassers über den Rand hinweg, der Schenke einfach noch ein paar Bänke und Tische
doch gaben sie sich alle mächtig Mühe. aufbauen. Tja, ehrlich gesagt, kann sich kaum noch ei-
Die Sturmsegler hatten sich nun mit ihrem Drachen an ner an den Abend des 30. erinnern und somit konnte
die Spitze der Schar gesetzt und waren auch noch dabei, auch nicht der Sieger bestimmt werden, doch was ja
ihren Vorsprung auszubauen. Während die Kreidebre- zählte, war der Spaß an der Sache - und den hatten wir,
cher und Funkenschläger in einem harten Wettkampf bei Swafnir !
kollidierten, wobei so einige Riemen zu Bruch gingen,
und die Gudsunder, da sie wohl eingesehen hatten, nicht 1. Tag im Friskenmond, 2651 nJL:
mehr gewinnen zu können, mit ihrem merkwürdigen Nachdem am nächsten Mittag, dem letzten Tag der Fei-
Riemenspringen begannen, was übrigens auf sehr erlichkeiten, wieder alle aus ihrer Ohnmacht erwacht
fruchtbaren Boden bei so manchen Teilnehmern fiel, waren und man sich den Magen erst einmal ordentlich
gelang es Kjaskars Meute durch geschickten Ruderein- voll geschlagen hatte, schlenderte nun die ganze Menge
satz, kombiniert mit der Kraft des Windes, zuerst die gemächlich in Richtung der Immanwiese vor dem Dorf,
Hammerfäuste und dann auch die Wellenbrecher an Ge- um sich die Abschlußspiele um den Olportpokal anzu-
schwindigkeit zu übertrumpfen. Nun, die letzten Meilen sehen. Wie schon bei der Regatta, traten auch beim Im-
vor dem Ziel, kam es wohl zum entscheidenden Stechen manspiel die anwesenden Ottajaskos mit ihrer jeweili-
zwischen Sturmseglern und Sturmtrotzern. Die letzteren gen Mannschaft an. Angefangen mit der Partie Gudsun-
holten aber Stück für Stück den erarbeiteten Vorsprung der gegen Wellenbrecher, bis zum Finale zwischen den
wieder heraus, bis die Ottas nach einiger Zeit nebenein- Funkenschlägern und den Sturmseglern, boten sich den
ander hersteuerten. Wieder kreisten die typisch thorwal- Zuschauern eine Vielzahl an interessanten, manchmal
schen Beschimpfungen, doch während die Gastgeber ein wenig zu ruppigen Spielen dar. Natürlich hatten die
das Ganze recht gelassen angingen, kämpften die auch bei „Hjaldinga Olport“ vertretenen Sturmsegler die
Sturmsegler wie verbissen um ihren Sieg. Trotzdem um- fähigsten Hünen dabei, und auch wenn sich die anderen
rundeten die Sturmtrotzer als erstes die kleine Biegung noch so viel bemühten – sie konnten einfach nichts ge-
am Fjord und glitten dann, mit sagenhaftem Antrieb, gen diese Profis ausrichten, und somit war dann auch
dicht gefolgt von den Sturmseglern auf den Kiesstrand, schon bald klar, wem der Pokal gehörte. Kurz und
wo sie von den Zurückgebliebenen glorreich empfangen knapp: „Sturm und Abwehr stimmten“, meinte ein Fun-
wurden. Kurz vor der eben erwähnten Biegung in den kenschläger dazu. Mal abgesehen von manch schmerz-
kleinen Fjord geschah aber für die Hammerfäuste das haftem Tritt oder Schlag hatte man aber auch so viel

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Spaß. Unter den Zuschauen stieg die Stimmung von lich berichten, denn auch wenn wir im Krieg gegen die
Spiel zu Spiel, was aber auch andere Ursachen haben horasischen Praiospfaffen liegen, bleibt uns immer noch
mag, und am Ende wurde dann der gewonnene Pokal an etwas Zeit, uns bei Feiern und Gelagen zu erholen. So
Hetmann Raskir „den Roten“ Norhildson überreicht. berichteten uns der Gud'sunder Skalde Tevil Hardsger-
son und Ihre Gnaden Swafnan Jurgason, Geweihter des
Einige Stunden später hatten schließlich alle ihre Sa- Swafnir aus Haibuthar, von der neuerlichen Feier dieser
chen zusammengesammelt, und gemeinsam lief man, beiden fröhlichen Orte.
schon jetzt von Sehnsucht geplagt, zum Fjord hinab.
Dort verlud man noch die letzten Kleinigkeiten auf die Tevil Hardsgerson:
bereitstehenden Ottas und verabschiedete sich dann aus- "Kalte Schneeflocken fielen auf glückliche Gesichter -
führlich - so manche Träne floß dabei - von den immer die letzten Handgriffe wurden getan, die Snekkar lag im
gern gesehenen Gästen, mit der Bitte, doch zur nächsten eisfreien Hafen und wartete auf ihre neuen Besitzer.
Feier wieder hier im schönen Hjaldarfjord zu erschei- Täglich konnte das Schiff aus Haibuthar in der Ferne
nen. Hetmann Hjaldar sprach noch einige Worte zum erscheinen, um das neugebaute Schiff nach einer ent-
Schluß, und dann ließ man die alten und neuen Freunde sprechenden Feier mit Segel zu versehen und mit nach
von dannen ziehen. Hause zu nehmen - so wie vor drei Monaten vereinbart.
Nun kehrte langsam wieder Ruhe ein, im Ottaskin der Es war ein glückliches Wiedersehen zwischen Phileas
Sturmtrotzer, gespannte Ruhe, denn schon bald wird Vandradson und Thorleif Björnskratt, den Hetleuten aus
man aufbrechen zu einer ernsteren Sache, als so man- Haibuthar und Guddasunden. Zuletzt hatte man sich auf
cher es sich je erträumen lassen mag, doch wird der In- dem Hjalding gesehen, als man sich auch über den Auf-
selgleiche das Boot schon schaukeln ! trag geeinigt hatte. Freudige Rufe erschollen aus den
Reihen der 'Gud'sunder', als alte Bekannte im Gefolge
Anmerkung: Im Namen der gesamten Ottajasko noch Phileas' ausgemacht wurden. Man schlug sich auf die
einmal ein ganz herzliches Dankeschön an alle Teil- Schultern, Männer leiteten beim Wiedererkennen man-
nehmer und bis zum nächsten Mal. Swafnir mit Euch ! cher Frauen spaßhaft die Flucht ein, man scherzte und
erinnerte sich an alte Zeiten, auf Anhieb machte man
Hetmann Hjaldar Ragnarson und seine Sturmtrotzer das nächste Imman-Spiel aus, einen "Haibuthar-
[Malte Berndt] Guddasunden-Vergleichs-Wettkampf". Doch wollten
die Haibutharer einige Tage bleiben, so es blieb genü-
******************************************** gend Zeit für Wettkämpfe dieser Art, gemeinsames Fei-
Kleinanzeige ern und natürlich die Schiffseinweihung.
Das Immanspiel gewannen übrigens die Jungs aus Hai-
buthar, sicherlich weil unsere besten Spieler gerade auf
Handelsfahrt nach Riva waren...
Naskheimer ist doch nur Zum Stolz der Gud'sunder Schiffsbauer zeigten sich
Honigwasser ! Phileas und seine Leute nicht unbeeindruckt bei der Be-
gutachtung ihres neuen Schiffes, wobei allerdings das
meiste Lob wohl die heimische Steineiche aus Hai-
Nur die Härtesten trinken buthar einfuhr...
Schlank und robust lag sie da, 26 Schritt elastischen

Hjalskes Holzes, hungrig auf Wind und Wellen. Am nächsten


Tag sollte nach zelebriertem Bootssegen das Haibutha-
rer Segel gehißt und eine Probefahrt unternommen wer-

Rotbrand !
den. Und so hatte man sich zur Mittagszeit im "Wir Al-
lein" versammelt, einer gemütlichen Kneipe direkt am
Hafen, um gemeinsam am Bootssegen teilzunehmen.
Tags zuvor wurden vereinzelte Stimmen laut, die die
Segnung von Geweihten aus Haibuthar und Guddasun-
den gemeinsam vorgenommen gewußt haben wollten.
[ Frank Mienkuß, frank.mienkuss@lds.nrw.de ] "Kommt der Segen durch uns wie auch aus den Reihen
********************************************* der Schiffsbauer, bei Swafnir, was haben wir dann noch
zu befürchten !" Nach einer etwas kontroversen Debatte
Guddasunden stellt Snekkar für Haibuthar fertig am Vorabend hatte man schließlich die letzten Zweifler
überzeugen können und sich für die gemeinsame Seg-
Die Einweihung eines neues Schiffes ist für uns Thor- nung entschieden.
waler immer ein bedeutendes Ereignis, daher ist es ein Und so kam es, daß seit diesem Zeitpunkt bis zur Wei-
solches Ereignis sicherlich wert, daß wir hier ausführ- hung die beiden Swafnirgeweihten, Swafnan Jurgason

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aus Haibuthar und Linfrey Svalvadotter aus Guddasun- Kiel dieses Schiffes, damit er den Widrigkeiten des
den, beisammen saßen, um alles zu besprechen." Meeres und selbst der Hranngarsbrut widerstehe. Und
segne das Heck, damit dieses Schiff niemals seine Hei-
Swafnan Jurgason: mat vergesse.'
"Als am nächsten Morgen sich das fahle Sonnenlicht Während nun die Mannschaft begann, die Segel zu his-
des Morgens durch die trüben Wolken brach, machten sen, fuhr ich an Bord des Schiffes fort:
wir uns auf den Weg zum Hafen. Offenbar war ganz 'Swafnir, unser aller großer Bruder. Seit Urzeiten führst
Guddasunden schon auf den Beinen, um der Schiffs- du uns Hjaldinger sicher über die Meere, die wir beherr-
weihe beizuwohnen, denn Hunderte Thorwalerinnen, schen, seit du Jurga in dieses neue Land geführt hast. So
Thorwaler und Kinder strömten über die Straßen und führe auch uns, und besonders dieses Schiff, daß wir
Plätze des Städtchens, obwohl die dunklen Wolken ein deinem Segen anempfehlen sicher über Deine Meere.
neuerliches Schneetreiben anzukündigen schienen. Segne diesen Mast, damit er stets in den Himmel rage
Am Hafen selbst war ein hölzerne Tribüne vor dem und den Stürmen standhalte. Segne diese Segel, auf daß
Schiff, welches noch immer an Land lag, errichtet wor- sie auch die kleinste Brise Windes einfangen und auch
den. Und die Hetleute und wir Geweihten warteten dar- dem stärksten Sturme widerstehen. Segne dieses Ruder,
auf, daß sich die übrigen Gudsunder ebenfalls am Hafen daß dieses Schiff stets sein Ziel finde und niemals sei-
eingefunden hatten. nen Kurs verliere. Und segne diese Mannschaft, daß sie
Zuerst begrüßten Thorleif Björnskratt und Phileas Van- sicher ihren Weg über dein Reich finde und auch, der-
dradson die Besucher und mein Bruder Phileas hielt ei- einst auf ihrer letzten Reise, den Weg in dein Reich
ne - mal wieder etwas längere - Ansprache, die ich euch nicht verfehlen.'
aber in deutlich gekürzter Form wiedergeben möchte, Und schließlich fuhren Linfrey und ich gemeinsam fort:
um euch nicht übermäßig zu langweilen: 'So übergeben wir nun dieses Schiff den Wellen deines
'Bei uns in Haibuthar und bei der mit uns eng verbunde- Reiches, daß diese Mannschaft ein Heim fernab ihrer
nen Nuianna-Ottajasko ist es schon seit langem Brauch, Heimat besitze, über die Wellen deines Reiches gleite,
unsere Schiffe nach den magischen Winden zu benen- der unheiligen Hranngarsbrut widerstehe und deinen
nen, die diesem Ozean, den wir Thorwaler seit Urzeiten Kindern stets Sicherheit gewähre, egal ob im friedlichen
mit unseren Schiffen beherrschen, seinen Namen gaben. Handel oder im Kriege. Möge dieses Schiff weder uns
Die Nuianna ist das Hauptschiff der Ottajasko und be- noch dich enttäuschen !'
findet sich im Kampf gegen die Horasier im Süden - un- Als nun der Gud'sunder Schiffsbaumeister Jocke Havs-
sere besten Wünsche begleiten sie, bis zu siegreich zu- fred die Stützen fortschlug, die das Schiff an Land hiel-
rückkehren - und die Beleman ist die Otta, die die Otta- ten, hallte ein mächtiger Donner über die Küste. Doch
jasko und unser Dorfer gemeinsam bemannen, um hier das Schiff schien sich für einen kurzen Moment nicht
im Norden den horasischen Pumphosen das Fürchten zu von der Stelle rühren zu wollen, und ein erstes Wispern
lehren. Dieses Schiff nun, das in den kalten Monaten zog ob des angeblich bösen Omens durch die Menge,
gebaut wurde und im eisigen Wind dieses Tages zu als auch schon ein kalter Wind heraufzog. Dieser Wind,
Wasser gelassen werden soll, um für Haibuthar und für der den Anwesenden eisig ins Gesicht schnitt, blähte die
Thorwal, für Handel und für Krieg, über die Meere zu Segel des stolzen Schiffes, das nun elegant und unter
fahren, soll nun auch einen stolzen Namen in dieser vollen Segeln ins Wasser glitt, begleitet vom Jubel der
Tradition erhalten. So soll die Weihe nun beginnen!' Menge.
Nun erst bemerkten die meisten, daß sich die fleißigen Noch einmal ergriffen Linfrey und ich gleichzeitig das
Gud'sunder Schiffbauer bereits um den Rumpf des Wort und wählten zufällig, doch so, als hätten wir uns
Schiffes versammelt hatten und die meisten der Hai- abgesprochen, dieselben Worte:
butharer sich schon an Bord des Schiffes befanden, als 'Unsere Götter haben sich dieses Schiffes angenommen,
nun Linfrey Svalvadotter und ich, Swafnan Jurgason, das fürderhin den Namen 'Frenjara' tragen soll, den Na-
unsere silberbeschlagenen Thins nahmen, die den At- men des Firunsatems, der eben dieses Schiff am heuti-
men eines weißen Pottwales enthielten. Ich selbst be- gen Tage hinausgetragen hat auf das eisige Wasser.'
stieg das Schiff selbst, während Linfrey bereits begann,
den Bug und dann auch das Heck mit dem gesegneten Wieder brandete der Jubel auf, und während die stolze
Wasser zu bestrengen. Dabei sprach sie: Frenjara durch das Hafenbecken hinaus glitt, begann
'Swafnir, unser aller großer Bruder. Seit Urzeiten führst bereits im Hafen, dem kalten Wind zum Trotz, die gro-
du uns Hjaldinger sicher über die Meere, die wir beherr- ße Feier..."
schen, seit du Jurga in dieses neue Land geführt hast. So
führe auch uns, und besonders dieses Schiff, das wir Tevil Hardsgerson, Skalde aus Guddasunden und
Deinem Segen anempfehlen, sicher über Deine Meere. Swafnan Jurgason, Swafnirgeweihter aus Haibuthar
Segne diesen Bug, damit dieses Schiff niemals seinen [Christian Dahlmann und Christian Erdmann]
Kurs verliere. Segne diese Planken, damit die Mann-
schaft immer sicher sei auf ihren Fahrten. Segne den *********************************************

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Kleinanzeige ich tu Mal alle lieben !
Mit Krieg und Weibern ist nun Schluß
und ich tu kein Feuer mehr kippen.

Hjalsingor
Ich geh zum heiligen Bonifazius
und laß mich ins Weihwasser stippen."

Bonifazius machte die Taufe wahr und sprach:


baut Schiffe ! "Nun bist Du gläubig bis ins Grab !"
Und Tronde meinte: "Das geht schon klar !",
und trocknete sich ab.
Für jede Geschmacksrichtung "Bonifaz, ich liebe Dir, hier hast Du meine Keule,
und in jeder Preislage. verwahre sie nur gut für mich, damit ich kein’ mehr
verbeule !"
Ein Gespräch mit dem Werft- Er wandelte zum Tempel raus
meister genügt und wir liefern und ging selig seiner Wege,
dir das fertige Schiff. da traf er Olaf vor seinen Haus,
neben ihm saß noch ’n Kollege.
Möge dir Swafnir bei der Wahl Tronde rief: "Ich lieb Euch so doll !",
des richtigen Schiffes beistehen ! und Olaf meinte: "Ich kenn’ das;
Wir hauen Dir jetzt die Jacke voll,
Du Ferkel stehst ja auf Männers !"
[ Manuel Schneider, sorsos@gmx.net ]
********************************************* Nach langer Zeit lag Tronde flach,
-------------------------------------------------------------------- und meinte: "Ihr seid lieb Ihr beiden,
Gedicht: Tronde der Thorwaler ihr habt das wirklich gut gemacht,
man ist das toll zu leiden !"
--------------------------------------------------------------------
Verehrte Leser der Thorwal Standarte, Danach traf er die schöne Ulla,
wie bereits im Nachwort der letzten Standarte angekün- die war mit Orm vermählt
digt, wurde einer unserer Korrespondenten bei einer Fe- und er sang: "Oh Ulla, ich lieb´ Dich noch duller !"
stivität auf einen Schmähbarden aufmerksam, der Un- Die hat das gleich Orm erzählt.
wahrheiten über unser geliebtes thorwalsches Volk ver- Der brüllte: "Machst Du sie schon wieder an ?
breitete. Hier hast Du in die Schnauze !"
Um Euch, verehrte Leser, zu verdeutlichen mit welcher Nach langer Zeit fragte Tronde dann:
Dreistigkeit er das tat, haben wir den Barden ausfindig "Du Bruder, ist bald Pause ?"
gemacht und besagtes Gedicht nachstehend abgedruckt. Später kühlte er sich den Kopp
Für den Inhalt übernehmen wir ausdrücklich keinerlei und dachte sich: "Naja nun,
Verantwortung ! gläubig ist eben harter Job,
ich geh nur gutes tun !"
„Wie die hohen Herrschaften aus der aventurischen
Presse vielleicht gehört haben mögen, hat der Hetmann
der Thorwaler, Tronde Torbensson, sich vom Zwölfgöt- Er holte sich von nah und fern,
terglauben abgewendet (UNHEILIG !). Wie es aber da- die Menschen in seine Hütte
zu kam, und wie er vorher überhaupt zum einzig wahren und rief: "Ich hab Euch so furchbar gern
Glauben kam, soll dieses kleine Gedicht zeigen...“ und erfüll´ Euch jede Bitte !
Bei mir findet Ihr Trost,
Tronde der Thorwaler war bekannt denn ich versteh Eure Not & weltlichen Jammer !",
Sie meinten: "Tronde, das ist O.K.,
als Heide und als Rowdy !
wo ist hier die Speisekammer ?"
Sein Wahlspruch war: kommst Du in ein fremdes Land,
Sie futterten viel und feierten Feste,
beklau sie und verhau’ sie.
und meinten: "Tronde Du störst !
In jedem Gasthaus ließ er mit Genuß
Für Dich als der Zwölfe Gläubiger ist es das Beste,
seine Sauflieder ertönen,
wenn Du Wanderprediger wirst !
und er tat auch der Fleischeslust
So leb denn wohl, wir danken dir,
im Übermaße frönen.
tu mal ’n paar Grüße schicken,
Doch an ein’ Praiostag, er war noch bezecht,
aber laß noch deinen Mantel hier
hörte er die Glocken vom Traviatempel drüben
und laß Dich nicht mehr blicken !!!"
und dachte sich: "Mensch auch nicht schlecht,

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Halb nackig schleppte Tronde sich --------------------------------------------------------------------
wieder hin zu die Traviabrüder
und stöhnte: "Ich bin so hungerig, Buchtip:
mir rutscht andauernd das Mieder.
Gläubig zu sein ist gar nicht so schlecht, Die Abenteuer des Röde Orm
aber ganz schön teuer !", --------------------------------------------------------------------
und der Priester meinte: "Da hast Du recht, Name: Die Abenteuer des Röde Orm
wir kriegen noch Tempelsteuer !!!" Autor: Frans G. Bengtsson
"Ich hab doch nix, sagte Tronde geniert, Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
ich hab alles die Armen gegeben." ISBN: 3-423-20055-3
"Denn bist Du hier deplaziert, Preis: DM 19.90
und mußt wieder als Heide leben !"
Froh leuchteten da Trondes Augen auf Wie eine nordische Saga, beginnt und endet diese Wi-
und er rief: "Ich tu Dich zwar lieben, kingerstory höchst stilvoll.
aber rückst Du den Opferstock nicht raus, Die Geschichte ist nicht besonders feierlich, eher span-
werd´ ich Dir eine schieben ! nend und vergnüglich zu lesen.
Ich kleide mich erstmal neu ein, Mit Speeren, Äxten und Menschenleben geht man aller-
und dann geh ich Ulla beglücken, dings sorglos um, Hauptsache, die eß-, trink- und liebes-
dann zieh ich mir noch ´en paar Premer Feuer rein, freudigen Helden haben ihren Spaß.
und werd´ meinem Björnie eine drücken ! Als eines gemütlichen Abends ein Bauernhof überfallen
Macht's gut Ihr lieben und betet fein, wird und dabei Orm, Mutters jüngster Sohn, von plün-
ich ergreife schnell mein Panier, dernden Nachbar-Wikingern verschleppt wird, beginnt
ich geh lieber zu mein Runenstein eine phantastische Geschichte von Norden bis Süden.
und schnack´ en bißchen mit Swafnir !" Das Schiff, auf dem die Nordmänner ihren alljährlichen
Raubzug gegen Spanien fahren, kapern die Mauren.
[Originaltitel „Rollo der Wikinger“ der Gruppe „Torf- Leider sehen sich die Wikinger eines Tages genötigt,
rock“, umgedichtet von Nils Strößinger.] einen ihrer maurischen Widersacher zu erschlagen und
müssen deshalb - nicht ohne Hinterlassung aufrichtiger
Dieses Gedicht wurde auf den Kosch-Nordmarken- Entschuldigung an den Kalifen von Cordoba - fliehen.
Con 2001 auf Schloß Balingen vorgetragen. Herz-
licher Dank für die gelungene Vortragung sowie Das Buch hat rund 600 Seiten.
Es wurde übrigens unter dem Titel "Raubzug der Wi-
Überlassung des Textes ergeht an Nils Strößinger.
kinger" verfilmt und ist eine Übersetzung aus dem
******************************************** Schwedischen ins Deutsche von Elsa Carlberg.

Kleinanzeige Klappentext:
Wild ist die Welt der Wikinger: Eine bunte und turbu-
lente Welt zwischen Nordsee und Schwarzem Meer, in
Das Feuer von Hjalske in Prem, der es keineswegs höfisch zu und her geht. Kerle von
unverwüstlicher Kraft und nie versagendem Appetit auf
das ist mir genehm, Bier, Schweinefleisch und Frauen.

aus Krügen und Flaschen, Alles was einem richtigen Thorwaler entspricht! Das
wohl, bei Swafnir!!!
will ich es naschen ! Manuel Schneider
darum:
*********************************************
Hjalskes
Rotbrand !
[ Frank Mienkuß, frank.mienkuss@lds.nrw.de ]

*********************************************

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Liebe Abonnenten ! Impressum
Torben hatte es eingangs schon erwähnt, die Thorwal --------------------------------------------------------------------
Standarte VII erscheint diesmal mit über einer Woche REDAKTION
Verspätung. Johannes Beier | johannes@thorwal-standarte.de
Grund dafür war eine interne Umstellung der Zustän- [Online-Publikation]
digkeiten in unserer Redaktion. Bisher war es stets an
mir, die Artikel und Geschichten zu sammeln und recht- Torben Leutenantsmeyer | torben@thorwal-standarte.de
zeitig zur Erscheinung in ein annehmbares Layout zu [Kommissarisch Satz und Layout, Werbung]
packen und das Ganze zu versenden. Volkmar Rösner | volkmar@thorwal-standarte.de
Aufgrund von beruflichen und persönlichen Verände- [Grafikvorlagen, kommissarisch Lektorat,
rungen in den letzten Wochen werde ich im nächsten Satz und Layout der Druckversion ]
halben Jahr nur sehr wenig Zeit dem Hobby DSA wid-
men können, worunter natürlich ebenfalls die Standarte Online-Auftritt der Standarte
fällt. Darum werden die kommenden Ausgaben haupt- WWW: http://www.thorwal-standarte.de
sächlich von Torben zusammengestellt und gelayoutet, Kontakt zur Redaktion, Leserbriefe
Volkmar hat sich dankenswerterweise dazu bereit er- eMail: redaktion@thorwal-standarte.de
klärt kommissarisch das Lektorat zu übernehmen, bis
ich wieder einsatzbereit bin. Deshalb beachtet bitte auch Auflage: 147 Exemplare
o.g. eMail-Adresse der Redaktion, mit der Ihr immer Redaktionsschluß für die nächste Ausgabe ist der
uns beide erreicht. 11.11.2001.
Nun aber genug geredet, bis zum nächsten Mal in rund
sechs Wochen. FREIE MITARBEITER
Malte Berndt | sturmtrotzer@gmx.de
CIao, Christian Dahlmann | guddasunden@nexgo.de
Johannes Christian Erdmann | Haibuthar@thorwal.de
Frank Mienkuß | frank.mienkuss@lds.nrw.de
Manuel Schneider | sorsos@gmx.net
Nils Strößinger | nils.stroess@t-online.de
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