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06.12.2006 08:42
"Der Vorstoß Bayerns ist völlig richtig", hatte Schünemann gegenüber der dpa viel Lob für seinen Kollegen aus dem
Süden übrig. Niedersachsen arbeite selbst[4] an einem Konzept, das dann mit dem bayerischen Entwurf
zusammengeführt werden solle. Ziel sei es, Anfang 2007 eine gemeinsame Bundesratsinitiative zu starten. Blechinger
behauptete derweil im Vorfeld eines einschlägigen Prozesses am Landgericht Cottbus, dass Gewalt in den Medien
aggressiv mache. In dem Fall geht es um einen 19-Jährigen, der nach wiederholten Niederlagen in einem Ringerspiel
auf der Sony Playstation ("SmackDown vs. Raw 2006"[5]) einen Obdachlosen aus "niederen Beweggründen" mit
Faustschlägen und Fußtritten regelrecht zertrümmert haben soll. Im Rahmen des Verfahrens wird Manfred Spitzer,
Hirnforscher an der Universitätsklinik Ulm, ein medizinisches Gutachten zu möglichen Einflüssen des Videospiels
auf die Schuldfähigkeit des Angeklagten präsentieren.
Schleswig-Holsteins Innenminister Ralf Stegner hält dagegen, dass ein Verbot "nur scheinbar der sicherste Weg ist,
Kinder und Jugendliche zu schützen". Gemäß dem SPD-Politiker ist ein breiterer Ansatz gefragt, mit dem die
Medien- und Computerkompetenz der Heranwachsenden verstärkt geschult wird. Eltern seien gefordert, "ihren
Kindern ein familiäres und soziales Umfeld zu schaffen, sodass diese sich in der realen Welt zurechtzufinden, statt
sich in der virtuellen Welt zu verlieren."
Angesichts der "Arbeitshypothesen" Becksteins rief der Medienexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Hans-Joachim
Otto, unterdessen andere Politiker zur Wahrung von Distanz zu Maßnahmen auf, "die den Jugendschutz nicht
verbessern werden, dafür aber erwachsene Verbraucher bevormunden." Verbote könnten rasch in unzulässiger Zensur
enden. Die von Beckstein geforderte Ausweitung von Paragraph 131 StGB hält Otto für einen "undifferenzierten und
naiven Rundumschlag". Er könne dazu führen, weite Teile jugendlicher und erwachsener Computerspieler sowie
Hersteller und Vertreiber zu kriminalisieren, ohne den Jugendmedienschutz auch nur ansatzweise voranzubringen.
Auch laut der kinder- und jugendpolitischen Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Miriam Gruss, zeugt der
"erneute Schnellschuss" aus Bayern "von Unkenntnis und einem grenzenlosem Mangel an Realismus." Eine
Verschärfung der Strafen sei nicht notwendig, da Deutschland bereits heute eines der härtesten Jugendschutzregime
besitze. Es reiche daher aus, Paragraph 131 StGB richtig anzuwenden. Ansonsten entstünden weitere Papiertiger,
welche die wirklichen Probleme von orientierungslosen und zu Gewalt neigenden Jugendlichen verkennen würden.
Hilfreicher als ein staatliches Verbot könnte eine staatliche Empfehlung besonders wertvoller Spiele sein.
Grietje Bettin, medienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag, und Kai Gehring, ihr für Jugend- und
Hochschulpolitik zuständiger Kollege, halten es ebenfalls für einen Irrglauben, "dass sich durch Verbote von Spielen
Amokläufe verhindern ließen". Wer so denke, doktere allein an Symptomen herum und drücke sich vor der – viel
mühevolleren – Bekämpfung der tiefer liegenden Ursachen. Viel wichtigere Fragen lauten ihnen zufolge: "Wie kam
der Täter von Emsdetten an echte Waffen? Wie konnte dieser junge Mensch einen solchen Hass entwickeln? Welche
Sensoren und Frühwarnsysteme brauchen wir, um gefährdete Jugendliche aus sozialer Isolation herauszuholen?"
Über Gewaltdarstellungen und Lösungen, Aggressionen aus den Köpfen Heranwachsender zu bekommen, bedürfe es
eine "alle Medien betreffende Debatte".
ESL Pro Series: "Kein kausaler Zusammenhang zwischen Killerspielen und realer Gewalt"[9]
Studien: Computerspiele können aggressiv machen[10]
Bundesregierung äußert sich zurückhaltend zu Verbot von Killerspielen[11]
Kieler Landtag will keine neuen gesetzlichen Regelungen gegen "Killerspiele"[12]
Umfrage: Bundesbürger befürworten "Killerspiele"-Verbot[13]
"Ich hasse es, überflüssig zu sein"[24]: die erwartbaren Reaktionen und Verdächtigen - einmal wieder wird
die Ursache des Amoklaufs in Emsdetten bei den "Killerspielen" gesucht; Artikel in Telepolis
"Ich will R.A.C.H.E"[25]: der vollständige Abschiedsbrief, den Bastian B. im Internet hinterlassen hat, bevor
er auf seinen suizidalen Rachefeldzug in seiner Schule in Emsdetten zog; Artikel in Telepolis
(Stefan Krempl) /
(jk[47]/c't) (jk/c't)
[2] http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__131.html
[3] http://www.gesetze-im-internet.de/stgb/index.html
[4] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81332
[5] http://svr2006.com/
[6] http://www.heise.de/newsticker/meldung/82027
[7] http://www.heise.de/newsticker/meldung/82009
[8] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81997
[9] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81923
[10] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81886
[11] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81837
[12] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81730
[13] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81712
[14] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81707
[15] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81645
[16] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81517
[17] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81507
[18] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81451
[19] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81442
[20] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81420
[21] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81375
[22] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81332
[23] http://www.heise.de/newsticker/meldung/81319
[24] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24030/1.html
[25] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24032/1.html
[26] http://www.heise.de/newsticker/meldung/76492
[27] http://www.heise.de/newsticker/meldung/71722
[28] http://www.heise.de/newsticker/meldung/71198
[29] http://www.heise.de/newsticker/meldung/71184
[30] http://www.heise.de/newsticker/meldung/70895
[31] http://www.heise.de/newsticker/meldung/70848
[32] http://www.heise.de/newsticker/meldung/70701
[33] http://www.heise.de/newsticker/meldung/70672
[34] http://www.heise.de/newsticker/meldung/70525
[35] http://www.heise.de/newsticker/meldung/68815
[36] http://www.heise.de/newsticker/meldung/66850
[37] http://www.heise.de/newsticker/meldung/66360
[38] http://www.heise.de/newsticker/meldung/66294
[39] http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21368/1.html
[40] http://www.heise.de/newsticker/meldung/66142
[41] http://www.heise.de/ct/aktuell/meldung/66081
[42] http://www.heise.de/newsticker/meldung/61202
[43] http://www.heise.de/newsticker/meldung/58310
[44] http://www.heise.de/newsticker/meldung/27065
[45] http://www.heise.de/newsticker/meldung/27005
[46] http://www.heise.de/newsticker/meldung/26966
[47] mailto:jk@ct.heise.de