Sie sind auf Seite 1von 46

Trauma

Teil I

Agenda:
 Verletzungsmechanismen
 Traumamanagement
 Kopf- und Halsverletzungen
 Wirbelsäulenverletzungen
 Immobilisationstechniken
Verletzungsmechanismen

An der Einsatzstelle muss man sich schnell einen Eindruck vom


Mechanismus und dem möglichen Verletzungsmuster machen.

Traumamechanismen:
 Kraft wirkt isoliert auf eine Körperregion
 Kraft wirkt generalisiert auf den gesamten Körper
 Hergang und Krafteinwirkung unklar

Häufig durch:
 Sturz
 Penetrierende Verletzung
 Verkehrsunfall

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 2
Sturz

Schwere abhängig von:


 Sturzhöhe
 Oberfläche des Aufpralls
 betroffene Körperregion

Gefahren:
 Frakturen
 Prellungen
 Stauchungen

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 3
Penetrierende Verletzung

Penetrationsverletzungen (eindringende Fremdkörper) können schwere


innere Weichteil- und Organverletzungen verursachen.

Verletzungsmechanismen:

 Stichverletzung

 Pfählungsverletzung

 Schussverletzung

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 4
Stichverletzung

Der Schweregrad einer Stichverletzung ist


von mehreren Faktoren abhängig:

 Länge des penetrierenden Objekts


 Breite des penetrierenden Objekts
 Einstichwinkel
 betroffene Körperregion

 Kleine Bewegung außen macht große


Bewegung innen

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 5
Pfählungsverletzung

Pfählungsverletzungen mit großen Fremdkörpern kommen


verhältnismäßig selten vor.

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 6
Schussverletzung

Ein Geschoss wandelt seine kinetische Energie in Druck-, Verformungs-


und Wärmeenergie um, wodurch eine Wundhöhle entsteht.

Die Wundhöhle ist abhängig von:


 Auftreffgeschwindigkeit
 Geschosskonstruktion
 Widerstand des Gewebes

 Mehrere Ein- und Austritts-


 wunden können entstehen!

 Vollständig entkleiden!

 Bodycheck!
Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 7
Verkehrsunfall

Beurteilung der Einsatzstelle gibt Hinweise auf Verletzungsmuster:

 Unfallart
 Frontalaufprall
 Seitenaufprall
 Auffahrunfall
 Überschlagen

 Beteiligte
 LKW- / PKW Fahrer
 Motorrad- / Fahrradfahrer
 Fußgänger

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 8
Unfallart

Beurteilung des Unfallhergangs / Unfallart am Beispiel Seitenaufprall

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 9
Unfallart

Überschlagen
 Kräfte wirken von allen Seiten ein
 Das Risiko schwerer Verletzungen steigt erheblich an
 Insassen können aus dem Fahrzeug geschleudert werden

Fahrzeugrotation
 Bei Kombination aus Seiten- und Frontaufprall
 Potenzielle Verletzungen können sich ebenfalls kombinieren

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 10
Beteiligte

Motorradfahrer
• Durch hohe Geschwindigkeiten drohen schwere Verletzungen
• Wirbelsäule und HWS sind meist schlecht geschützt

Fahrradfahrer
• Ähnlichen Verletzungsmuster wie
Motorradfahrer ausgesetzt
• Meist geringere kinetische Energie

Fußgänger
• Erhebliche Verletzungen, auch bei
geringen Geschwindigkeiten

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 11
Traumamanagement

Der Faktor Zeit spielt für das Überleben eine entscheidende Rolle.

Zwischen Unfallereignis und definitiver Versorgung im


Krankenhaus soll möglichst wenig Zeit vergehen.
Traumamanagement

Golden Hour of Shock:

 ca. 5 Minuten bis Notrufeingang und Alarmierung der Rettungsmittel

 ca. 15 Minuten bis zum Eintreffen der Rettungsmittel an der


Einsatzstelle

 ca. 30 Minuten Transportzeit bis zur Übergabe in der Zielklinik

 ca. 10 Minuten für die Rettung und Versorgung eines


schwerverletzten Patienten

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 13
Traumamanagement

Grundlegende Versorgungsstrategie

• Die Schwierigkeit in der Versorgung liegt nicht in den Maßnahmen


des XABCDE Schemas, sondern darin, den richtigen Zeitpunkt zur
Durchführung der Maßnahmen zu finden.

• XABC Probleme sind Hauptursachen für einen tödlichen Verlauf

• Probleme früh erkennen und behandeln

• Schnelle, einfache Maßnahmen vor zeitintensiven, invasiven


Maßnahmen

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 14
Traumamanagement

Polytrauma

Mehrere gleichzeitig
entstandene Verletzungen
verschiedener Körperregionen

Mindestens eine Verletzung


oder die Kombination ist
lebensgefährlich

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 15
Traumamanagement

Kriterien für die Versorgung in einem Traumazentrum

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 16
Kopf- und Halsverletzungen

Kopfverletzungen kommen häufig vor, meist sind es Bagatellverletzungen.

Schwere Schädel-Hirn-Trauma (SHT) sind die häufigste Ursache für


traumatisch bedingte Todesursachen und Invalidität.

Unterteilung in:
 oberflächliche Verletzungen
 Gesichtsschädel-Verletzungen
 Schädel-Hirn-Traumata
Oberflächliche Verletzungen

Weichteilverletzungen des Kopfes

 Ausgeprägte Blutungen bei tiefen oder großflächigen Wunden

 Scheinbar harmlose oberflächliche Verletzungen können schwere


Verletzungen des Gehirns verursachen

 Unfallmechanismus beachten

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 18
Oberflächliche Verletzungen

Verletzungen der Nase

Maßnahmen bei Blutung


 Nach vorne beugen lassen
 Zurücklaufen des Blutes in den Rachen vermeiden
 Kühlen
 Kompression der betroffenen Nasenseite
 Bei schweren Verläufen, GCS Minderung oder Ausfall der Schutzreflexe
Atemwegssicherung durch Intubation erwägen
 Transport in HNO Abteilung

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 19
Oberflächliche Verletzungen

Verletzungen der Ohren


 Häufig verursacht durch Scherkräfte
 Ggf. Hörminderung
 Verletzung, nicht selten (subtotale) Abtrennung der Ohrmuschel

Maßnahmen
 Wunden steril bedecken
 Ggf. Amputat sicherstellen
 Transport in Klinik mit HNO Abteilung

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 20
Oberflächliche Verletzungen
Verletzungen der Augen

Symptome
 Stumpfe oder penetrierende Augenverletzungen
 Brillen / Monokelhämatom
 Einblutung in die Augenbindehaut / in den Augapfel
 Sehstörungen

Maßnahmen
 Lagerung mit erhöhtem Oberkörper
 Wunde steril bedecken (meist erforderlich: beide Augen verbinden)
 Transport in Augenklinik

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 21
Verletzungen des Gesichtsschädels

 Gewalteinwirkung auf den frontalen Kopfbereich


 Der Atemweg kann verlegt sein, die Atmung ist häufig behindert
 Je nach Unfallmechanismus ist eine HWS Verletzung möglich

Maßnahmen
 Atemwege und HWS sichern
 evtl. Bauchlage (wache Pat.)
 Intubation
 Wunden steril bedecken
 Analgesie
 Transport in Mund-Kiefer-
Gesichtschirurgie (MKG)
Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 22
Schädel-Hirn-Trauma / SHT

Ein SHT ist eine Verletzung der knöchernen Schädelstruktur mit


zusätzlicher Beteiligung des Gehirns.
geschlossenes SHT:
 keine Verbindung von Gehirn zur Umwelt,
Dura mater intakt

direkt offenes SHT:


 Verletzung der Kalotte und Dura mater mit
Verbindung zwischen Gehirn und Umwelt

indirekt offenes SHT:


 Verletzung der Schädelbasis oder der
Nasenebenhöhlen mit Verbindung zwischen
Gehirn und Umwelt

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 23
Schädel-Hirn-Trauma

Einteilung der Schweregrade

Grad Bezeichnung Latein GCS Bewusstlosigkeit

1° Leicht Comotio cerebri 15 – 13 < 5min

2° Mittel Contusio cerebri 12 – 9 5 – 30 min

3° Schwer Compressio cerebri 8–3 > 30 min

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 24
Schädel-Hirn-Trauma

Primäre Hirnschädigungen
 Gewalteinwirkung
 Gefäßverletzung (Hirnblutung)
 Raumforderung führt zur
 Quetschung und
 Minderdurchblutung

Sekundäre Hirnschädigungen
 Sauerstoffminderversorgung
 Azidose
 Hirnödem
 Krampfanfälle

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 25
Schädel-Hirn-Trauma

Schädelbasisfraktur

Symptome
- Monokelhämatom
- Brillenhämatom
- Battle Signs

- Blut- / Liquoraustritt aus


- Mund, Nase, Ohren

- Schädigung der Hirnnerven


Sehstörung, Hörminderung,
Schwindel, Verlust des
Geruchsinns, Fazialisparese
Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 26
Schädel-Hirn-Trauma

Maßnahmen SHT

• Manuelle Inline Stabilisierung (MILS), da häufig auch HWS Verletzung


• Atemwegssicherung, ggf. Intubation
• Sauerstoffgabe
• i.v. Zugang, Volumengabe (Zieldruck sys ca. 120 mm Hg)
• Vollimmobilisation
• Analgesie
• Zügiger, schonender Transport
• Transport in Neurochirurgie

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 27
Halsverletzungen

Stumpfe Gewalteinwirkung
Gefahren:
 erheblichen Schwellung der Weichteile
 Ruptur von Gefäßen
 Behinderung der Atmung durch Quetschung von Kehlkopf oder Trachea

Penetrierende Gewalteinwirkung
Gefahren
 Behinderung der Atmung durch
Eröffnung von Kehlkopf oder Trachea
 Verletzungen von Gefäßen mit
massiver Blutung

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 28
Wirbelsäulentrauma

Verletzungen der Wirbelsäule können bleibende Schäden verursachen.

Isolierte Wirbelsäulenverletzungen sind relativ selten.

Meist liegt ein Polytrauma vor.


Pathophysiologie

Traumata der Wirbelsäule:


 Knöcherne Verletzungen
 Verletzungen des Rückenmarks

Gefahren
 Reißen von Muskeln und Bänder
 Fraktur von Wirbelkörper
 Verletzungen des Rückenmarks

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 30
Verletzungsmechanismen

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 31
Verletzungsmechanismen

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 32
Verletzungsmechanismen

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 33
Verletzung des Rückenmarks

Primäre Schädigungen
 Entstehen unmittelbar durch das
Unfallereignis
 Knochensplitter und Frakturfragmente
schädigen das Rückenmark

Sekundäre Schädigungen
 Entwickeln sich nach dem Unfallereignis
 Hämatome, Ischämie oder Bewegung
von Fraktursegmenten

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 34
Stumpfe Verletzungen

Stumpfe Verletzungen der Wirbelsäule setzen eine hohe Energie voraus.

Bsp: Schleudertrauma HWS


• Hohe Scherkräfte verletzen Muskel und Bänder
• Schmerzhafte Verspannung (Hartspann)
• Häufig umfangreiche sekundäre Schäden

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 35
Penetrierende Verletzungen

Eindringende Gegenstände verursachen Verletzungen im Verlauf des


Penetrationsweges.

Gefahren
 Sehr häufig unkontrollierbare innere Blutung
 Sehr selten instabile Verletzung der Wirbelsäule

 Penetrierendes Trauma ohne neurologische Defizite hat


Transportpriorität ohne Immobilisation der Wirbelsäule

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 36
Wirbelsäulentrauma

Symptome
 Schmerzen an der Wirbelsäule
 Prellmarken / Wunden / eingedrungene Gegenstände
 Muskuläre Verspannungen entlang der Wirbelsäule
 Stufenbildung
 Neurologische Defizite
 Einschränkungen von Motorik, Sensibilität oder Sensorik
 Kribbeln
 Unkontrollierter Stuhl- und Urinabgang
 Neurogener Schock

Je höher die Schädigung, desto umfangreicher die Ausfälle!


Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 37
Wirbelsäulentrauma

Therapie
 Immobilisation bei neurologischen Ausfällen
 Manuelle Inline Stabilisierung (MILS)
 ggf. Stifneck
 Spineboard
 Vakuummatratze
 selten KED System

 Schonender und zügiger Transport (Luftfederung / RTH)

 Zielklinik mit Neurochirurgie

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 38
Immobilisationstechniken

Knochenbrüche bedürfen einer Ruhigstellung um


weitere Schädigungen bei Patienten zu verhindern und
schonenden und schmerzfreien Transport zu ermöglichen

Die Ruhigstellungsmaßnahmen müssen von jedem Mitarbeiter im


Rettungsdienst durchgeführt werden können.
NEXUS Kriterien

Die NEXUS Kriterien helfen präklinisch bei der Entscheidung, ob ein


Patient immobilisiert werden muss.

Immobilisation wenn:
- Druckschmerz über der Mittellinie der HWS
- Fokales neurologisches Defizit
- Vigilanzminderung (GCS < 15)
- Intoxikation
- Von HWS-Verletzung ablenkende schwere Verletzung

Liegen keine NEXUS Kriterien vor, kann die initial durchgeführte MILS
aufgehoben werden
Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 40
HWS-Schiene

• HWS-Schienen (Zervikalstützen / Stifneck) bewirken eine


eingeschränkte Stabilisierung der HWS in "Neutralposition".
• Zusätzlich manuelle Inline Stabilisierung (MILS) nötig

Indikation
 Verdacht auf Verletzung der Halswirbelsäule
 Traumamechanismus, Schmerzen, neurologische Ausfälle

Kontraindikationen
 Hirndruck
 Bewusstlosigkeit
 Verletzung / Fraktur des Unterkiefers, Sternums oder Schlüsselbeins

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 41
HWS-Schiene Durchführung

1. Abmessen der Größe 2. Schiene einstellen

3. Anlegen von vorne unten 4. Verschließen der Klettbänder

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 42
Vakuummatratze

• Vakuummatratze kann sowohl zur Immobilisation des gesamten


Körpers, als auch einzelner Körperteile eingesetzt werden

• Ist mit Styroporkügelchen gefüllt

• Nach Absaugen der Luft wird die Matratze hart und passt sich der
Körperform des Patienten an

• Die Vakuummatratze ist durchlässig für Röntgenstrahlen

• Beim Tragen hängt die Vakuummatratze durch, mit Schaufeltrage


kombinieren

• Umlagern auf die Vakuummatratze mit Schaufeltrage (schonend) oder


im Grätschstand (schnell)

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 43
Vakuummatratze

Indikationen
 Wirbelsäulenverletzungen
 Beckenverletzungen
 Oberschenkelfrakturen
 Oberschenkelhalsfrakturen
 Oberarmfrakturen (eingeschränkt)

 Unter Absaugung an den Körper anmodellieren


 Einige Matratzen besitzen ein Kopfteil, das eine
HWS-Schiene ersetzen kann
 Alternativ Head-Blocks verwenden

 bspw. i.v.-Zugänge müssen sicht- und


erreichbar bleiben!
Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 44
Spineboard
Das Spineboard dient der Immobilisation von Patienten
Griffmulden erleichtern das Tragen und die Fixierung der Sicherungsgurte
Vor der Verwendung HWS immobilisieren (Stifneck und MILS)

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 45
Fragen

Veranstaltungen des Bildungsinstituts

Folie 46

Das könnte Ihnen auch gefallen