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CME-Fortbildung

Polytraumamanagement – Behandlung des


Schwerverletzten in Schockraum und OP
Christian von Rüden, Volker Bühren, Mario Perl

Die qualitativ hochwertige Therapie schwerverletzter Patienten ist anspruchsvoll


und nur dann erfolgversprechend, wenn sie am Unfallort beginnt und in der Primär-,
Postprimär- und Intensivbehandlung bis zur frühzeitig beginnenden multimodalen
Rehabilitation interdisziplinär und interprofessionell durchgeführt wird, um die zum
Teil lebensbedrohlichen Verletzungen behandeln zu können.

A B K Ü R ZU N G E N FAL L B E I S P I E L

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AIS Abbreviated Injury Scale Der Fall
AO Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese An einem Wochenendtag gerät ein 50-jähriger
ARDS Acute respiratory Distress Syndrome Motorradfahrer auf der Uferstraße des Staffelsees in
ASA-Klassi- Oberbayern in den Gegenverkehr und kollidiert frontal
fikation Klassifikation der American Society of mit einem entgegenkommenden Auto. Er wird in den
Anesthesiologists Straßengraben geschleudert und ist bei Ankunft des
ATLS® Advanced Trauma Life Support Rettungsdienstes wach und allseits orientiert. An
BE Base Excess Brustkorb, Wirbelsäule, Becken, linkem Oberschenkel
DCO Damage Control Orthopedics und linkem Fuß gibt er starke Schmerzen an.
DCS Damage Control Surgery Der kardiopulmonal stabile Patient wird mit angeleg-
DGU Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie tem Beckengurt und einer Schiene am linken Bein
DGUV Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung durch den Rettungstransporthubschrauber (RTH)
FAST Focused Assessment with Sonography in Christoph Murnau nach Auslösung des Schockraum-
Trauma alarms in den Schockraum der BG Unfallklinik Murnau
GCS Glasgow Coma Scale gebracht.
Hb Hämoglobin
Für das bereitstehende Schockraumteam stellen sich
HWS Halswirbelsäule
nun u. a. folgende Fragen:
ISS Injury Severity Score
▪ Was ist bei der Behandlung dieses Unfallverletzten
MSCT Multislice-CT
zu berücksichtigen?
MTRA Medizinisch-technische Radiologie-
▪ Welche Fachdisziplinen sollten involviert werden?
fachkraft
▪ Welche Therapieschritte sind am dringlichsten?
PHTLS® Pre-Hospital Trauma Life Support
▪ Sind operative Maßnahmen notwendig, und wie
PTT partielle Thromboplastinzeit
sind diese zeitlich zu staffeln?
RISC Revised Injury Severity Classification
RTH Rettungshubschrauber
SAV Schwerstverletztenverfahren
SDS Safe definitive orthopaedic Surgery
SF-36 Gesundheitsfragebogen (Short Form)
SGB Sozialgesetzbuch
Definition und Verwendung
TRISS Trauma and Injury Severity Score des Begriffs Polytrauma
VAV Verletzungsartenverfahren
Eine frühe formale Definition des Begriffs Polytrauma
stammt aus dem Jahr 1975. Sie beschreibt den Polytrau-
matisierten als einen Patienten mit 2 oder mehr signi-
fikanten Verletzungen [1]. Im angloamerikanischen
Sprachraum hat sich der Begriff Polytrauma bis dato je-
doch weitläufig nicht durchgesetzt, hier werden regel-

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haft die Begrifflichkeiten „severely injured patient“ oder


„major trauma“ verwendet. Im deutschsprachigen Raum ÜBER SIC HT
wurde von Trentz und Tscherne erstmals 1978 definiert, Hauptursachen für die unfallbedingte Sterblich-
dass bei einem Polytrauma Verletzungen von 2 oder keit Schwerverletzter
mehr Körperregionen vorliegen, von denen mindestens ▪ Sekundentod (sog. Sudden Death) am Unfallort
1 Verletzung oder die Summe aller Verletzungen lebens- infolge nicht mit dem Leben vereinbarer Verlet-
bedrohlich ist [2, 3]. zungen wie Scherverletzungen des Hirnstamms
oder Rupturen großer Gefäße.
Obwohl ein internationaler Konsens über die Definition ▪ Frühletalität innerhalb der ersten Stunden nach
des Begriffs Polytrauma nach wie vor aussteht [4], hat dem Unfall durch
die von Trentz später präzisierte Definition nichts von ih- – schwerwiegende Verletzungen der Atemwege
rer Aktualität verloren: Das Polytrauma ist ein „Syndrom wie z. B. Spannungspneumothorax,
von mehrfachen Verletzungen“ von definiertem Schwe- – hämorrhagischen Schock, z. B. infolge intraabdo-
regrad – im sog. Injury Severity Score (ISS) > 16 – mit mineller oder intrathorakaler Verletzungen oder
konsekutiven systemischen Reaktionen, die zu Dysfunk- Beckenverletzungen mit retroperitonealen Mas-
tion oder Versagen von entfernten, primär nicht verletz- senblutungen,
ten Organen oder Organsystemen mit vitaler Bedrohung – schweres Schädel-Hirn-Trauma mit akuter Hirn-
führen können [5, 6, 7]. drucksymptomatik und/oder intrakraniellen
Massenverschiebungen.
Dieser Ansatz wurde in der Berliner Definition des Poly- ▪ Spätletalität innerhalb von 2–3 Wochen nach dem

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traumas weiter präzisiert [8]. Unfall infolge Sepsis und Multiorgandysfunktion
oder therapierefraktären sekundären Hirnödems
nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma.

D E F I N IT I O N
Aktuelle Definition Polytrauma
Signifikante Verletzungen an 3 oder mehr Orten in nierter präklinischer und innerklinischer Algorithmen zu-
2 oder mehr sog. Abbreviated-Injury-Scale-Regionen rückzuführen wie
(AIS-Regionen) in Verbindung mit einer oder mehr ▪ dem Pre-Hospital Trauma Life Support-(PHTLS®-)Kon-
Abweichungen der folgenden 5 Parameter zept,
▪ dem Advanced Trauma Life Support-(ATLS®-)Konzept
▪ Blutdruck,
oder
▪ Glasgow Coma Scale (GCS),
▪ dem TEAM® Training [11].
▪ Basenüberschuss,
▪ partielle Thromboplastinzeit (PTT),
Im Rahmen der Etablierung des TraumaNetzwerks DGU®
▪ Patientenalter.
wurden zertifizierte lokale, regionale und überregionale
Traumazentren eingerichtet, die in wiederum zertifizier-
ten Traumanetzwerken agieren, welche für die Unfallver-
Merke letzten eine optimale standardisierte und der Komplexi-
Es zeigt sich bei der Berliner Definition des Polytrau- tät des Verletzungsmusters angepasste Behandlung ga-
mas vor allem, dass nicht allein die Verletzungs- rantieren [12].
schwere einen Patienten zum Polytraumatisierten
macht, sondern insbesondere der Schweregrad der Der Faktor Zeit ist hierbei von entscheidender Bedeutung
induzierten pathophysiologischen Veränderungen. für die Prognose, da sie direkt mit dem Zeitintervall zwi-
schen dem Unfall und der initialen Behandlung im geeig-
neten Krankenhaus korreliert. Grundsätzlich gilt die 3-R-
Grundlagen Regel [13]:
Für die unfallbedingte Sterblichkeit Schwerverletzter sind
3 Hauptursachen maßgeblich [9, 10] (s. Infobox).
PRINZIP 3 -R-R EGEL
Die Behandlungsstrategie von schwer- und schwerstver- „Get the right patient to the right hospital in the
letzten Patienten hat in den letzten Jahrzehnten erfreuli- right time“.
cherweise zu einem Sinken der Sterblichkeitsrate nach
Polytraumatisierung von etwa 40 % in den 70er-Jahren
des 20. Jahrhunderts auf heute unter 10 % geführt [11]. Die angemessene Initialtherapie polytraumatisierter Pa-
Diese Entwicklung ist möglicherweise auch auf die Ver- tienten erfordert eine zügige systematische Bestandsauf-
besserung der Traumaversorgung mit Integration defi- nahme des Verletzungsmusters und die sofortige Thera-

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pie akut vital bedrohender Verletzungen [9]. Insofern ha- In Deutschland behandeln lokale Traumazentren durch-
ben die zeitliche Begrenzung der Erstbehandlung am Un- schnittlich 13 Fälle/Jahr, regionale Zentren 43 Fälle/Jahr
fallort und der Transportzeit sowie die korrekte Wahl der und überregionale Zentren 147 Fälle/Jahre, bezogen auf
geeigneten Zielklinik bei diesen Patienten zu einer deut- das im Jahresbericht definierte Basiskollektiv im 3-jähri-
lichen Reduzierung therapiefreier Zeitintervalle geführt gen Durchschnitt [17].
[10].
Verletzungsartenverfahren und
Auch die Anwendung und zunehmende Verbreitung von Schwerstverletzungsartenverfahren –
Damage Control Surgery (DCS-Konzept) und Damage Änderungen ab 01.01.2018
Control Orthopedics (DCO-Konzept) bei Polytraumati- Weiterführend hat die Deutsche Gesetzliche Unfallver-
sierten in initial kritischem Zustand und die Verbesserung sicherung (DGUV) 2013 tiefgreifende Änderungen im
der intensivmedizinischen Behandlung habenzumindest BG-lichen Heilverfahren etabliert [20]. Ab 01.01.2018
in Deutschland breit in die Versorgungsstrategie Eingang wird diese Neuordnung die alleinige Grundlage der Zulas-
gefunden [14]. Daher wurden in den vergangenen Jahren sungen, Verfahren und Überprüfungen im 5-Jahres-Zeit-
die o. g. umfassenden Konzepte zur Initialdiagnostik und raum darstellen.
‑therapie von Schwerstverletzten entwickelt, die in der
S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerverletzten-Behandlung Von besonderer Bedeutung ist hier das sog. Verletzungs-
der DGU 2016 evidenzbasiert modifiziert wurden [15]. artenverfahren (VAV), basierend auf § 34 des SGB VII. Es
bildet die gesetzliche Grundlage der o. g. 3-zügigen sta-
TraumaNetzwerk DGU® tionären Traumaversorgung in Deutschland.

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Im sog. TraumaNetzwerk DGU® wird die Schwerstverletz-
tenversorgung in Deutschland mit Unterstützung aller an In Bezug auf die Behandlung polytraumatisierter Patien-
der Verletztenversorgung beteiligten Fachrichtungen, ten ist das sog. Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV)
Berufsgruppen, Verbände und staatlichen Institutionen der DGUV maßgeblich. Die Anforderungen der gesetz-
flächendeckend gesichert [16]. lichen Unfallversicherungsträger nach § 34 SGB VII an
Krankenhäuser zur Beteiligung am SAV sind entspre-
Merke chend hoch. Sowohl an die Qualifikation und Verfügbar-
Ziel der Initiative TraumaNetzwerk DGU® ist, dass je- keit ärztlicher Kompetenzen als auch an die sachliche
der Schwerverletzte an jedem Ort in Deutschland zu Ausstattung der an der Versorgung beteiligten Kern-
jeder Zeit die gleichen Überlebenschancen hat. bereiche werden über das Weißbuch der DGU hinaus-
gehende Anforderungen gestellt, um dem Kernprinzip
Für die Struktur der am TraumaNetzwerk DGU® beteilig- des SGB VII, d. h. der „Behandlung mit allen geeigneten
ten Kliniken wurden in der 2. Auflage des Weißbuchs zur Mitteln“ im Rahmen der DGUV-versicherten Patienten
Versorgung von Schwerstverletzten 3 Versorgungsstufen ausreichend Rechnung zu tragen.
definiert, die sich durch spezifische Struktur- und Pro-
zessmerkmale und Kennzahlen auszeichnen: Die Indikationen, welche Verletzungen dem SAV bzw.
welche dem VAV zuzuordnen sind, sind im sog. Verlet-
zungsartenverzeichnis mit Erläuterungen unter Ein-
ÜBER SIC HT schluss des SAV in der Fassung vom 01.01.2013 mit Stand
Struktur der am TraumaNetzwerk DGU® beteilig- vom 01.07.2014 der DGUV zu entnehmen [19]. Unter
ten Kliniken Punkt 10.1 sind das Polytrauma und weitere schwere Ver-
▪ lokale Traumazentren (3. Versorgungsstufe) letzungen mit mäßiger Ausprägung (ISS zwischen 16 und
▪ regionale Traumazentren (2. Versorgungsstufe) 24) dem VAV, das Polytrauma und weitere schwere Ver-
▪ überregionale Traumazentren (1. Versorgungs- letzungen mit schwerer Ausprägung (ISS ab 25, bei Kin-
stufe) dern ISS ab 16) sowie Verläufe mit Sepsis und Organver-
sagen insbesondere bei Indikation zu Organersatzverfah-
ren dem SAV zuzuordnen [20].

In den überregionalen Traumazentren muss über 24 Stun-


den 7 Tage pro Woche Personal vorgehalten werden, das
Schockraummanagement
zur Versorgung jeglicher Verletzungsarten sowohl not-
fallmäßig als auch im Rahmen der definitiven Weiterbe- Indikation
handlung fähig ist [17]. Mögliche Ausnahmen stellen Ver- Grundsätzlich ist nicht nur das Verletzungsmuster aus-
letzungen dar, die speziellen Behandlungszentren vor- schlaggebend für die Anmeldung eines Schockraums,
behalten sind (z. B. Brandverletzungen). sondern auch der Unfallmechanismus, der nicht notwen-
digerweise zu Verletzungen führen muss, aber dennoch
eine richtungsweisende Empfehlung darstellt.

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Merke Er sollte in unmittelbarer Nähe zum Diagnostikraum mit


Der Einschätzung des Notarztes vor Ort kommt eine Computertomografen lokalisiert sein (▶ Abb. 1). Bezüg-
wesentliche Bedeutung bei der Alarmierung eines lich der Ausstattung des Schockraums sind die Vorgaben
Schockraums zu, indem er die wesentlichen Informa- der DGUV im SAV von besonderer Bedeutung (s. o.).
tionen der Leitstelle und somit dem aufnehmenden
Krankenhaus übermittelt. Im überregionalen Traumazentrum sind ein Schockraum
zur gleichzeitigen Behandlung von mindestens 2 Schwer-
Eine Auswahl an Indikationen zur Anmeldung und Durch- verletzten mit einer Grundfläche von wenigstens 50 m2
führung einer Schockraumbehandlung (sog. Schlüssel- oder 2 einzeln nutzbare Schockräume in räumlicher Nähe
empfehlungen), die derzeit durch eine Arbeitsgruppe zur Krankenanfahrtszone, dem Hubschrauberlandeplatz,
der Sektion Notfallmedizin, Intensivmedizin und Schwer- der radiologischen Abteilung und der Notfall-OPs zur
verletzten-Versorgung der DGU wissenschaftlich bearbei- Durchführung von Notfalleingriffen (separates Narkose-
tet werden, findet sich in der S3-Leitlinie Polytrauma/ gerät, OP-Siebe für unfall-, viszeral-, neuro-, thorax- und
Schwerverletzten-Behandlung [14] (s. Infobox). kieferchirurgische Notfalleingriffe) vorhanden. Neben Ul-
traschall, Röntgen und CT ist eine interventionelle Angio-
grafieeinheit vorzuhalten.
ÜBER SIC HT
Schlüsselempfehlungen zur Anmeldung einer In der zentralen interdisziplinären Notaufnahme liegt ein
Schockraumbehandlung Protokoll mit Darstellung der Verantwortlichkeiten bei
der Erstbehandlung von Schwerstverletzten vor. Im

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1. Verletzungsmuster
▪ systolischer Blutdruck unter 90 mmHg (alters- Schockraum ist zudem die Vorhaltung aller für die Not-
adaptiert bei Kindern) nach Trauma fallversorgung erforderlichen Materialien und Instrumen-
▪ Vorliegen von penetrierenden Verletzungen der te in allen kinderspezifischen Größen erforderlich [14].
Rumpf-Hals-Region Priorisierung der Maßnahmen
▪ Vorliegen von Schussverletzungen der Rumpf-Hals-
Region Nach Ankunft im Schockraum ist das Überleben
▪ GCS unter 9 nach Trauma schwerstverletzter Patienten das oberste Ziel der Poly-
▪ Atemstörungen/Intubationspflicht nach Trauma traumaversorgung [21]. Dazu ist eine konsequente Priori-
▪ Frakturen von mehr als 2 proximalen Knochen sierung der zeitlichen Abläufe und notwendigen Maßnah-
▪ instabiler Thorax men mithilfe definierter Algorithmen erforderlich [22 –
▪ Beckenfrakturen 24]; ▶ Abb. 2).
▪ Amputationsverletzung proximal der Hände/Füße
▪ Querschnittsverletzung Ein sorgfältiges Schockraum-/OP-Management unter Be-
▪ offene Schädelverletzungen achtung des hippokratischen Leitspruchs μὴ βλά πτειν
▪ Verbrennungen > 20 % und Grad ≥ IIb (erstens nicht schaden) sollte folgende zeitlich gestaffel-
ten Behandlungsphasen beinhalten:
2. Unfallhergang
▪ Explosionstrauma Vorbereitung auf den erwarteten Unfallverletzten
▪ Einklemmung/Verschüttung
Vorbereitung und Sicherstellung der Ressourcen:
▪ Sturz aus über 3 Metern Höhe
▪ Raum,
▪ Verkehrsunfall (VU) mit
▪ Personal,
– Frontalaufprall mit Intrusion von mehr als 50–
▪ Material.
75 cm
– Geschwindigkeitsveränderung von > 30 km/h Übergabe
– Fußgänger-/Zweiradkollision
Übergabe durch den Notarzt nach dem A‑B‑C‑D‑E-Sche-
– Tod eines Insassen
ma (s. Fallbeispiel u. ▶ Abb. 3) des ATLS®-Protokolls.
– Ejektion eines Insassen
Primary Survey
Diagnose und Therapie der lebensbedrohlichen Verlet-
zungen nach dem A‑B‑C‑D‑E-Schema des ATLS®-Pro-
Ausstattung des Schockraums tokolls [54] (▶ Abb. 4) inklusive Notfallsonografie (sog.
Die Erstbehandlung eines Unfallverletzten wird im FAST: Focused Assessment with Sonography in Trauma),
Schockraum durchgeführt, der den Übergabe- und Erst- ggf. konventionell-radiologische Diagnostik, ggf. MSCT.
behandlungsraum der aufnehmenden Klinik darstellt
und speziell für die Versorgung der schwerverletzten Pa-
tienten ausgelegt ist.

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FAL L B E I S P I E L
Der Fall
Vor Umlagerung des im o. g. Fallbeispiel beschriebe-
nen Unfallverletzten erfolgt die Übergabe durch den
Hubschraubernotarzt des Christoph Murnau (hier:
rote Einsatzkleidung) nach A–B‑C–D–E-Schema und
die Wiederholung der Übergabe durch den sog. Trau-
ma Leader (hier: blaue Schürze) (▶ Abb. 3). Folgende
Berufsgruppen sind beteiligt:
▪ Weiterbildungsassistent für Orthopädie und Un-
fallchirurgie in Zusatzweiterbildung für Spezielle
Unfallchirurgie,
▪ Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie,
▪ Spezielle Unfallchirurgie,
▪ Oberarzt Unfallchirurgie,
▪ Pflegekraft Chirurgie,
▪ Pflegekraft Anästhesiologie, ▶ Abb. 1 Schock- und Diagnostikraum sollten zur Optimierung der zeitli-
▪ Fachärztin Anästhesiologie, chen Abläufe direkt nebeneinander lokalisiert sein.
▪ Facharzt für Neurochirurgie,

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▪ Facharzt für Radiologie,
▪ Bordtechniker/Rettungsassistent RTH [26],
▪ Notarzt RTH,
▪ Rettungsassistentin RTH

Aufnahme im Schockraum

Übergabe an das Schockraumteam

Diagnostik und Therapie


nach A-B-C-D-E-Schema (ATLS®)

Patient stabil Patient instabil

Multislice-CT (Polytraumaspirale, MSCT)

OP-Indikation keine OP-Indikation Ergebnis des FAST- MSCT


Sono: freie intraab-
dominale Flüssigkeit

Operation notfallmäßige OP-Indikation keine OP-Indikation


Laparotomie
Notfalloperation

Intensivstation

▶ Abb. 2 Schockraumalgorithmus. ATLS® = Advanced Trauma Life Support; FAST = Focused Assessment with Sonography in Trauma; MSCT = Mul-
tislice-CT [25]

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▶ Abb. 3 Übergabe und Umlagerung des Patienten im Schockraum.
a Patientenübergabe nach A‑B‑C‑D‑E-Schema.
b Komplettes Entkleiden und vollständige Inspektion/Palpation des Patienten auch rückseitig (sog. Log Roll) während der Um-
lagerung im Schockraum.

Secondary Survey Life Saving Surgery


Erneute Sichtung mit klinischer Untersuchung vom Sog. Damage Control Surgery (DCS)-Verfahren, die wei-
Scheitel bis zur Sohle und ggf. erweiterter radiologischer ter unten ausführlich besprochen werden, mit chirurgi-
Diagnostik wie CT oder Angiografie bei stabilem Zustand scher Blutungskontrolle und Dekompression von Körper-
des Patienten sowie weitere Eingriffe wie z. B. Débride- höhlen sind bei Polytraumapatienten notwendig, die auf
ment, Desinfektion, chirurgische Exploration und Versor- die Erstmaßnahmen im Rahmen der Schockbehandlung
gung von nicht akut lebensbedrohlichen Verletzungen, nicht reagieren. Dringend erforderliche Akutmaßnahmen
temporäre Frakturfixation. wie Kompartmentspaltung sowie Stabilisierung langer
Röhrenknochen und Gelenke mittels Fixateur externe er-
folgen nach dem weiter unten noch ausführlich bespro-
chenen sog. Damage Control Orthopedics (DCO) Prinzip
DCO-Prinzip [55]. Diese Reihenfolge widerspricht somit

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Schockraumphase Maßnahmen Ziel
Ankunft des Patienten Informationsweitergabe durch
den Rettungsdienst
Primary Survey Erkennen und Behandlung akut
lebensbedrohlicher Verletzungen
A u.a. HWS-Stabilisierung mit Stiffneck, Inspektion der oberen Behebung von Atemwegs-
Airway Maintenance Atemwege, Intubation wenn erforderlich, ggf. alternative hindernissen, Sicherung der
with cervical Spine Atemwege (z.B. Larynxmaske, chirurgischer Atemweg), Atemwege
Protection Maskenbeatmung, chirurgischer Atemweg, Absaugung,
Fremdkörperentfernung, Guedel- und/oder Wendel-Tubus,
sog. Chin-lift- oder Jaw-thrust-Manöver
B u.a. Beurteilung der Jugularvenen und Inspektion des Thorax, Sicherung der Oxygenierung
Breathing and manuelle Thoraxpalpation/-kompression, Auskultation, und Ventilation
Ventilation ggf. Punktionsentlastung eines Spannungspneumothorax,
Anlage einer Thoraxdrainage über Mini-Thorakotomie,
Sicherung der Ventilation und Oxygenierung zur Verhinderung
von Sekundärschädigungen, Anlage SpO2-Messung
C u.a. FAST-Sonografie, Bodycheck Abdomen/Becken/Ober- Schocktherapie, Sicherung der

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Circulation with schenkel, Suche nach größeren aktiven äußeren Blutungen, Organ- und Gewebsperfusion,
hemorrhage Control Schienung von Frakturen der Oberschenkel und des Beckens, Stoppen der Blutung
Anlage von 2 großvolumigen intravenösen Zugängen, Subs-
titution von Kristalloiden und ggf. Blutprodukten, intravenöse
Medikamentenapplikation, Blutgasanalyse, Sicherung eines
ausreichenden Blutdrucks, Blutentnahme inklusive Blutgruppe
und Kreuzblut, Kreislaufüberwachung (NIBP, EKG), Anlage
Beckengurt, Anlage von Druckverbänden oder Blutsperren
zur Blutstillung
D GCS, Pupillenform und -reaktion, Lateralisierungszeichen Vermeidung von primären und
Disability sekundären Schädigungen des
Hirngewebes
E Komplettes Entkleiden und vollständige Inspektion/Palpation Erkennen lebensbedrohlicher
Exposure with des Patienten auch rückseitig (sog. Log Roll; Abb.3b), Verletzungen und Sicherung
environmental Sichern der Wärmeerhaltung bzw. Wiederherstellung einer
Control Normothermie zur Vermeidung
von Gerinnungsstörungen

▶ Abb. 4 A‑B‑C‑D‑E-Schema im Rahmen der Erstuntersuchung gemäß ATLS®-Konzept [54].

weder der ATLS®-Lehre noch der praktizierten Vor- Das erweiterte Schockraumteam muss verletzungs-
gehensweise in vielen Schockräumen. abhängig innerhalb von 20–30 Minuten verfügbar sein.

Tertiary Survey
Regelmäßige klinische Reevaluation und ggf. erneute ap-
ATLS®-Konzept
parative Diagnostik. Das ATLS®-Konzept des American College of Surgeonsʼ
Committee on Trauma hat sich als empfohlene Standard-
Schockraumteam prozedur zur Behandlung in der Primärphase der Diag-
Für die Erstbehandlung des Verletzten ist das sog. nostik und Therapie Schwerstverletzter mittlerweile in
Schockraumteam zuständig. Das Basisteam im Schock- vielen Ländern der Welt durchgesetzt und wurde im Jahr
raum umfasst gemäß Weißbuch der DGU [16] im über- 2003 durch die DGU in Deutschland offiziell eingeführt
regionalen Traumazentrum dem sog. Facharztstandard [24].
folgend die in der Übersicht gelisteten Personen.

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bensbedrohende Verletzungen bei Polytraumatisierten


ÜBER SIC HT erkannt und direkt behandelt (▶ Abb. 4).
Schockraumteam
Merke
Basisteam Entscheidend ist eine engmaschig wiederholte Erhe-
▪ 1 Facharzt bzw. Weiterbildungsassistent für Ortho- bung der Vitalparameter (sog. Re-Assessment), um
pädie und Unfallchirurgie eine Wirkung der getroffenen Therapiemaßnahmen
▪ 1 Weiterbildungsassistent in Orthopädie und Un- zu kontrollieren und eine akute Verschlechterung
fallchirurgie oder in Zusatzweiterbildung Spezielle rechtzeitig zu bemerken.
Unfallchirurgie oder 1 Weiterbildungsassistent in
Viszeral- oder Allgemeinchirurgie Wesentlich ist, dass es sich um ein klinisches Konzept
▪ 1 Facharzt für Anästhesiologie bzw. Weiterbil- handelt, das mit Ausnahme der FAST-Sonografie ohne
dungsassistent wesentliche technische Hilfsmittel auskommt. Ein Span-
▪ 1 Facharzt für Radiologie bzw. Weiterbildungs- nungspneumothorax z. B. wird im ATLS®-Konzept klinisch
assistent durch Inspektion, Auskultation und Perkussion diagnosti-
▪ 2 Pflegekräfte Chirurgie ziert, und es wird eine Thoraxdrainage eingelegt. Der Er-
▪ 1 Pflegekraft Anästhesiologie folg der Maßnahme wird anhand der o. g. klinischen Para-
▪ 1 Medizinisch-technische Radiologie-Fachkraft meter überprüft. Eine weitere Besonderheit liegt darin,
(MTRA) dass, solange Probleme bei Punkt A des A‑B‑C‑D‑E-Sche-
▪ 1 Mitarbeiter des Transportpersonals mas noch nicht adäquat adressiert sind, nicht ersatzweise

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B- oder C-Probleme adressiert werden, wenn sich auch in
Erweitertes Team einem eingespielten Teamkonzept diese Grenzen wieder
▪ 1 Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie oder etwas auflösen.
Facharzt für Chirurgie mit Zusatzweiterbildung
Spezielle Unfallchirurgie (Oberarzt) Das Weißbuch Schwerverletztenversorgung der DGU
▪ 1 Facharzt für Viszeral- und Allgemeinchirurgie gibt vor, dass mindestens die Hälfte der im Schockraum
(Oberarzt) eingesetzten verantwortlichen unfallchirurgischen Ärzte
▪ 1 Facharzt für Anästhesiologie (Oberarzt) eine Fortbildung im Schockraummanagement mindes-
▪ 1 Facharzt für Neurochirurgie (Oberarzt) tens nach ATLS®-Kurs-Standard nachweisen können
▪ 1 Facharzt für Radiologie (Oberarzt) mit Kenntnis in muss. Die DGU empfiehlt darüber hinaus die Teilnahme
interventioneller Radiologie an ATLS®-Kursen oder einem ATLS®-äquivalenten Kurs-
▪ 1 Facharzt für Gefäßchirurgie system [16].
▪ 1 Facharzt für Herz- und Thoraxchirurgie
▪ 1 Facharzt für Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie
▪ 1 Facharzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
FAST-Sonografie
▪ 1 Facharzt für Augenheilkunde Die sog. FAST-Sonografie (Focused Assessment with So-
▪ 1 Facharzt für Urologie nography for Trauma) detektiert im Rahmen des Punktes
▪ 2 OP-Pflegekräfte C beim A‑B‑C‑D‑E-Schema freie Flüssigkeit im Bauch-
▪ weitere Rufdienste zur gleichzeitigen Behandlung raum. Sie stellt keine detaillierte Untersuchung des Ab-
mehrerer Schwerverletzter domens wie die ausführliche Oberbauchsonografie dar,
(gemäß Weißbuch der DGU [16]) sondern fokussiert auf Traumafolgen wie freie Flüssigkeit
und Organlazerationen. Neben den großen Gefäßen wer-
den die Leber und die Milz untersucht. Freie Flüssigkeit
Merke wird im sog. Morrison-Pouch zwischen rechter Niere und
Das ATLS ®-Konzept basiert auf der Maxime: „Treat Leber und im sog. Koller-Pouch zwischen linker Niere und
first what kills first.“ Milz sowie retrovesikal dargestellt.

Nach den ATLS®-Richtlinien werden Verletzungen, die un- Ein Blick auf das Herz (sub-/para-xiphoidal links) dient da-
behandelt innerhalb der ersten Minuten bis Stunden zu, ein Hämatoperikard zu erkennen.
posttraumatisch zum Tod führen würden, nach standar-
disierten Algorithmen primär erkannt und sofort behan- Werden freie Flüssigkeit und/oder eine Organlazeration
delt (ATLS®-Manual [54]). Die Weiterbehandlung erfolgt nachgewiesen und es gelingt keine Kreislaufstabilisierung
ebenfalls in zeitlich definierten Phasen, die sich prioritär durch die Maßnahmen des Schockraumteams, so ist
an maßgeblichen Verletzungen orientieren [24]. durch den Trauma Leader die Entscheidung zur Notlapa-
rotomie vor der weiterführenden Diagnostik zu treffen
Mit dem sog. A‑B‑C‑D‑E-Schema werden im Rahmen der und der Patient unverzüglich in den Operationssaal zu
Erstuntersuchung (sog. Primary Survey) potenziell le- bringen.

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Die Erweiterung des FAST ist das e-FAST, das neben der
Standardbeurteilung des Abdomens und des Herzens
auch die Sonografie des Thorax enthält und höchst sensi-
tiv für die Diagnose eines Pneumothorax ist [26].

Merke
Die durchschnittliche Dauer von der Aufnahme des
Unfallverletzten in der Klinik bis zur FAST-Sonografie
beträgt deutschlandweit durchschnittlich 6 Minuten
[17].

Multislice-Computertomografie
(„Polytraumaspirale“)

Wenn sich der Unfallverletzte stabilisieren lässt, liegt die


Entscheidung beim Trauma Leader, ob als nächste diag-
▶ Abb. 5 Schwerverletzter im Polytrauma-CT (hier: 128-
nostische Maßnahme eine Polytrauma-Computertomo-
Zeilen-Spiraltechnologie).
grafie erfolgen soll (zur Begrifflichkeit s. a. Infobox „Hin-
tergrundwissen“).

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Merke beliebige 3-dimensionale Rekonstruktionen in nahezu
Das Polytrauma-CT ist der Goldstandard in der Diag- isotoper Auflösung zur Befundung erstellt werden kön-
nostik polytraumatisierter Patienten und wird am nen. Knochenbrüche, Verletzungen innerer Organe, in-
Ende des Primary Survey durchgeführt. Lebensret- trazerebrale Blutungen, Verletzungen der Wirbelsäule,
tende Maßnahmen dürfen durch die Durchführung Beckenverletzungen und Verletzungen der Lunge können
eines CTs nicht verzögert werden. ebenso genau ermittelt und klassifiziert werden.

Die reine Untersuchungsdauer liegt bei modernen Gerä-


H I N T E RG RU N DWI S S E N ten mittlerweile bei etwa 10 Sekunden. Allerdings ist für
Begrifflichkeit die Umlagerung, Einstellung, intravenöse Applikation des
Äquivalent verwendete Begriffe sind: Kontrastmittels etc. ein deutlich längerer Zeitraum ein-
zuplanen. Gemäß TraumaRegister DGU® lag im Jahr 2015
▪ Polytrauma-Computertomografie (Polytrauma-
durchschnittlich innerhalb von 23 Minuten ein Ganzkör-
CT)
per-CT vor. Vor 10 Jahren dauerte dies noch mehr als 30
▪ Multislice-CT (MSCT)
Minuten [17]. Diese Daten bestätigen, dass nicht nur die
▪ Spiral-CT
Rettungs-, sondern auch die Diagnostikzeit innerhalb der
▪ Polytraumaspirale
vergangenen Jahre kontinuierlich optimiert werden
▪ Traumaspirale
konnte. Insgesamt erhalten knapp 80 % der im Trauma-
Register DGU® erfassten Patienten ein Polytrauma-CT
[56].
Bei der Multislice-CT kommen derzeit unterschiedliche
Protokolle zum Einsatz: Es handelt sich hier entweder
um 1-stufige Scans mit einem Scan vom Schädel bis zur
Stoppen der Blutung
Zielregion oder um 2-stufige Verfahren: Dabei wird zu- Eine akute vital bedrohende Blutung muss im Schock-
erst der Scan von Schädel und Halswirbelsäule mit an raum sofort erkannt werden. Die nächsten notwendigen
den Körper angelegten Armen durchgeführt (▶ Abb. 5). Behandlungsschritte umfassen das Stoppen der Blutung
Anschließend wird ein Scan des Rumpfes bis zu den Knie- und die Substitution des Volumenverlustes. Relevante
gelenken durchgeführt, wobei die Arme zur Verbes- äußerliche Blutungen können durch einen Kompressions-
serung der Bildqualität über den Kopf gelagert werden. verband temporär gestoppt werden, ggf. kommt ein
Außerdem wird Kontrastmittel intravenös injiziert, so- Tourniquet zur Anwendung. Innere Blutungen wie ein
dass Gefäßverletzungen, ‑verschlüsse, und ‑abrisse oder akuter Hämatothorax oder eine intraabdominale Massen-
Kontrastmittelaustritt dargestellt und lokalisiert werden blutung stellen dagegen eine akute Lebensbedrohung
können (▶ Abb. 6). schwerverletzter Patienten dar, die eine umgehende chi-
rurgische Intervention notwendig macht.
Mithilfe der gewonnenen Volumendaten entsteht eine
vollständige Darstellung des gesamten Körpers, aus der

von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622 611
CME-Fortbildung

Pringle und Halsted vor über 100 Jahren veröffentlichten


[29, 30], weitergeführt und wegweisend etabliert von
Stone et al. in Form einer verkürzten Laparotomie mit in-
traabdomineller Tamponade (sog. Packing) für Patienten
im schweren hämorrhagischen Schock [31 – 33, 25] bei
penetrierenden abdominellen Verletzungen [23, 33].

Merke
Ziel des DCS-Konzepts ist die Reduzierung chirurgi-
scher Maßnahmen auf akut lebenserhaltende Inter-
ventionen, um so den vital bedrohten schwerstver-
letzten Patienten möglichst frühzeitig zur weiteren
Behandlung und Wiederherstellung der physiologi-
schen Parameter (sog. Endpoints of Resuscitation)
auf die Intensivstation verlegen zu können [34].

Anstelle einer definitiven Sofortversorgung aller Verlet-


zungen werden nur lebensrettende Operationen zur Blut-
stillung und zur intraabdominellen Dekontamination und
Dekompression durchgeführt. Der Unfallverletzte wird

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dann zur weiteren Stabilisierung auf die Intensivstation
verlegt. Hier wird eine weitere Optimierung der Gerin-
nungssituation, des Wärme- und Säure-Basen-Haushalts
durchgeführt. Die definitive operative Versorgung erfolgt
dann im Intervall [35]. Besonders polytraumatisierte Pa-
tienten mit der letalen Trias Gerinnungsstörung, Azidose
und Hypothermie qualifizieren für dieses Konzept, da die-
▶ Abb. 6 3-D‑Rekonstruktion aus den Volumendaten des se Patienten ein erhöhtes Letalitätsrisiko aufweisen [36,
Mehrzeilenspiral-CTs mit Kontrastmitteldarstellung zur 37].
Bilanzierung einer komplexen Kettenverletzung der rech-
ten unteren Extremität.
a Oberschenkel.
b Unterschenkel. ÜBER SIC HT
Letale Trias des Polytraumapatienten
▪ Gerinnungsstörung
▪ Azidose
Bei komplexen Beckenverletzungen kommt zunächst die ▪ Hypothermie
Kompression mit einer Beckenschlinge o. Ä. zur Anwen-
dung. Anschließend kann bei arterieller Blutung die An-
gioembolisation oder die chirurgische Intervention ziel-
führend sein. Ausgeprägte venöse Blutungen z. B. aus Roberts et al. veröffentlichten 2016 die Ergebnisse einer
dem präsakralen Venenplexus benötigen in der Regel internationalen Befragung von über 200 Traumazentren
eine chirurgische Intervention im Sinne des präperitone- über die Indikationen zur Anwendung des DCO-Konzepts
alen Packing. [38]. Einigkeit bestand darin, dass Patienten mit letaler
Trias (s. o.), Transfusion von mehr als 10 Erythro-
zytenkonzentraten und Notfallthorakotomie im Schock-
Damage-Control-Konzepte raum hierfür am ehesten qualifizieren. Weitere Kriterien
Der Begriff Damage Control (DC) entstammt der ame- waren eine Körpertemperatur < 34 °C und ein ph-
rikanischen Marine und bezieht sich auf die notfallmäßige Wert < 7,2 [38]. Auch in einer zuvor durchgeführten Me-
Kontrolle einer Schiffsbeschädigung bei Havarie, solange taanalyse waren diese Kriterien evident [39].
bis der Schaden nach Erreichen des sicheren Hafens defi-
nitiv repariert werden kann [28]. Merke
Obwohl das DCS-Konzept klinisch weit verbreitet und
Damage Control Surgery (DCS) mit guten Erfahrungen verbunden ist, existiert bis
Die Einführung des Damage-Control-Surgery-Konzepts dato kaum Evidenz bezüglich der Überlegenheit die-
(DCS-Konzept) stellt einen Paradigmenwechsel im Ma- ses Konzepts hinsichtlich der Letalität [40].
nagement des Schwerstverletzten dar. Historisch geht es
zurück auf Berichte zum perihepatischen Packing, die

612 von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622
Damage Control Orthopedics (DCO)
Damage Control Orthopedics (DCO) ist ein weiteres Kon- FA ZIT
zept, das sich mit der Behandlungsstrategie beim Poly- Damage Control Surgery und Damage Control
trauma beschäftigt [41]. Es überlappt mit dem DCS-Kon- Orthopedics
zept in Bezug auf die Blutstillung als wesentliche Kom- Zusammenfassend lässt sich festhalten:
ponente und dem Grundgedanken, dass die initial durch-
Das Stufenprotokoll der DC-Konzepte umfasst 4 zeit-
geführten operativen Maßnahmen in Zeit und Ausmaß li-
lich abgestufte Phasen [24]:
mitiert sein sollten. Lebensrettende Sofortmaßnahmen
1. Lebensrettende Sofortmaßnahmen im Rahmen
genießen nach wie vor die höchste Priorität, während
frühzeitiger Sichtung derjenigen Patienten, die ein
etwa die definitive Frakturstabilisierung prioritär hinten-
DC-Verfahren benötigen (sog. Ground Zero Reco-
ansteht [5]. Das DCO-Konzept adressiert darüber hinaus
gnition Phase)
die Art der Stabilisierung von Frakturen und die Versor-
2. Notoperationen zur Blutungskontrolle (sog. Oper-
gung von Weichteilverletzungen.
ation Room Phase)
3. Intensivmedizinisches Management zur Wieder-
Die Eingangskriterien in Bezug auf den Patienten entspre-
herstellung der physiologischen und immunologi-
chen denen des DCS-Konzepts [17]. Zur Anwendung
schen Grundfunktionen (sog. Intensive Care Unit
kommt es, wenn bei diesen Patienten ausgedehnte
Phase)
Weichteilverletzungen und/oder Frakturen im Becken-/
4. Geplante chirurgische Folgeeingriffe (sog. Recon-
Extremitätenbereich vorliegen. Wesentlich ist die Mini-
structive Phase)
mierung des chirurgischen Gewebetraumas als „Add on“

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zum unfallbedingten Trauma-Load.

Pathophysiologisch liegt dem DCO-Konzept die Beobach- Im internationalen Vergleich unterscheidet sich die Be-
tung zugrunde, dass es durch ein Trauma zu einer Ganz- handlungssituation in Deutschland und etlichen anderen
körperentzündungsreaktion mit nachfolgender Immun- europäischen Ländern von derjenigen etwa in den USA
suppression kommt [42]. Die Ausprägung der Entzün- entscheidend dadurch, dass dort in den überregionalen
dungsreaktion korreliert hierbei mit dem Schweregrad Traumazentren der sog. General Surgeon für die Versor-
der Verletzung [43, 44]. gung Schwerverletzter zuständig ist und auch über den
Zeitpunkt der Frakturstabilisierung entscheidet, während
Auch die Art des Traumas trägt zur Ausprägung der Ent- in Europa Notfallmediziner, Anästhesisten und Unfallchi-
zündungsreaktion bei, wobei dem Thoraxtrauma hier rurgen in der Regel für die Erstbehandlung verantwort-
eine besondere Bedeutung zukommt [45]. Wesentlich lich sind. Da diese an der Versorgung von der Aufnahme
ist, dass die Art der chirurgischen Versorgung den Verlauf des Patienten über die Schockraumphase bis zur Ver-
dieser Ganzkörperentzündungsreaktion beeinflusst. legung auf die Intensivstation beteiligt sind, haben sie
Durch eine Marknagelosteosynthese etwa kommt es zu Zugang zu jedem Patienten sowohl in Borderline-Situa-
einer ausgeprägten Verstärkung dieser Reaktion [46], tionen als auch in instabilen oder Extremsituationen. So-
weswegen heute die passagere primäre Frakturstabilisie- mit hat sich die Schwerverletztenversorgung systemisch
rung durch Fixateur externe bei diesen Patienten Mittel gesehen – an die individuellen Gegebenheiten angepasst
der Wahl ist. Bei schwer physiologisch dekompensierten – in verschiedenen Teilen der Welt unterschiedlich ent-
Patienten lässt sich so die Inzidenz eines pulmonalen Or- wickelt [49].
ganversagens reduzieren [47].
Dabei erscheint es wesentlich, nicht ohne sorgfältige Ab-
wägung Elemente eines Versorgungskonzepts in ein an-
PR AXISTIPP deres zu übertragen. Dieser Fehler der unkritischen Über-
In der klinischen Umsetzung gilt es, nach initialer tragung amerikanischer Konzepte führte in den 1980er-
operativer Stabilisierung zwischen dem 1. und 5. Tag Jahren zu unzureichenden Behandlungsergebnissen bei
im Rahmen der posttraumatischen Hyperinflamma- europäischen Patienten, als sog. Early-Total-Care-Kon-
tionsreaktion die notwendigen chirurgischen Eingrif- zepte auf alle – auch instabile – Patienten angewandt
fe zu minimieren. wurden. Dieses Vorgehen hatte eine deutlich erhöhte
Im sog. Window of Opportunity ab etwa dem 5. Tag Komplikationsrate mit zum Teil fatalen Verläufen zur Fol-
nach Trauma können dann definitive Stabilisierungs- ge, was wiederum zur Entwicklung der DC-Konzepte bei-
operationen durchgeführt werden [41]. Letztere sind trug.
regelhaft erst nach dem 4.–5. Tag nach Trauma indi-
ziert [48]. Safe Definitive Orthopaedic Surgery (SDS)
Dank aktueller Fortschritte der Notfall- und Intensivmedi-
zin hinsichtlich des „Verstehens“ und der „Lesbarkeit“
schwerverletzter Patienten [50] sind aktuelle Konzepte

von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622 613
CME-Fortbildung

wie das sog. Safe-Definitive-Orthopaedic-Surgery-Kon- Ein sog. Second Look mit definitiver chirurgischer Versor-
zept (SDS-Konzept) [51] in der Lage, angepasst an die ge- gung und sekundärem Bauchdeckenverschluss erfolgt
genwärtige Verfassung des Patienten die zeitgerechte 24–48 Stunden nach initialer Stabilisierung der Vitalfunk-
operative Stabilisierung aller relevanten Frakturen zu er- tionen. Je nach klinischer Situation kann der sekundäre
möglichen [52]. Bauchdeckenverschluss schrittweise im Rahmen mehre-
rer programmierter Folgeeingriffe durchgeführt werden.
Merke Die Rückverlagerung des Laparostomas wird sekundär
Zukünftige Entwicklungen haben die weitere Opti- mindestens 3 Monate, besser 6 Monate nach Anlage
mierung der Konzepte zur Behandlung schwerver- durchgeführt.
letzter Patienten zur Aufgabe und werden voraus-
sichtlich von einer weiteren Bündelung der Versor-
gung an hochspezialisierten Zentren geprägt sein.
Beckentrauma
Instabile Beckenringverletzungen gehen mit einer Zerrei-
ßung des hinteren Beckenrings und ausgedehnten vital
Thoraxtrauma bedrohlichen retroperitonealen Blutungen aus den venö-
Die chirurgische Akutmaßnahme zur Behandlung des sen präsakralen und paravesikalen Plexus und aus dem
schweren Thoraxtraumas mit (Hämato-) Pneumothorax Frakturareal einher [53]. Sie erfordern eine notfallmäßige
besteht in der Anlage einer Thoraxdrainage über eine sofortige Therapie mit geschlossener Reposition des Be-
sog. Minithorakotomie. Diese wird bevorzugt in der Bü- ckenrings und externer Fixierung mit einer Beckenschlin-
lau-Position (4.–5. Interkostalraum in der vorderen Axil- ge (wenn nicht schon am Unfallort oder während des

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larlinie) angelegt. Transportes geschehen). Diese wird im OP durch einen
supraazetabulären Fixateur externe ersetzt ggf. in Kombi-
Die Diagnose wird klinisch im Rahmen der Beurteilung nation mit einer Verschraubung des Iliosakralgelenkes zur
des Punktes B des A‑B‑C‑D‑E-Schemas gestellt. Eine offe- Stabilisierung des hinteren Beckenrings (s. Fallbeispiel u.
ne notfallmäßige Thorakotomie ist bei penetrierenden ▶ Abb. 7) [60, 61].
Verletzungen oder bei stumpfen Verletzungen mit kon-
sekutiver Massenblutung über die einliegende Drainage
(> 1500 ml akut oder kontinuierliche Blutung > 400 ml/h FAL L B E I S P I E L
über 2 Stunden oder > 200 ml/h über 5 Stunden) erfor- Der Fall
derlich [54 – 58]. Im Rahmen des DCO-Konzepts wird bei dem vor-
gestellten passager instabilen Unfallverletzten in der
Ein schweres Thoraxtrauma ist nach heutiger Auffassung Akutphase nach Polytraumatisierung eine Open-
eine Kontraindikation zur primären Marknagelosteosyn- Book-Verletzung des Beckens (AO-Typ B1) mit einem
these einer begleitenden Fraktur, da die posttraumati- supraazetabulären Fixateur externe stabilisiert
sche Entzündungsreaktion hierdurch maximal aktiviert (▶ Abb. 7).
wird und pulmonale Komplikationen im Sinne eines sog.
Acute Respiratory Distress Syndrome (ARDS) oder eines
pulmonalen Organversagens zu erwarten sind.
Wenn dadurch und durch die gleichzeitige proaktive
Schocktherapie keine hämodynamische Stabilisierung er-
Abdominaltrauma reicht werden kann, ist eine Tamponierung (sog. Pelvic
Intraabdominelle Massenblutungen erfordern eine not- Packing) erforderlich [62, 63]. Richtungsweisend bei der
fallmäßige Laparotomie bei hämodynamisch instabilen Entscheidungsfindung ist die Tatsache, dass über 80 % al-
Patienten mit stumpfem Bauchtrauma und positiver ler Patienten mit einer Beckenringverletzung und hämor-
FAST-Sonografie und bei Patienten mit penetrierenden rhagischem Schock infolge einer retroperitonealem Blu-
abdominellen Verletzungen [54]. Festgestellt werden sie tung sog. Nonresponder sind, die ohne sofortige chirur-
bei Punkt C des A‑B‑C‑D‑E-Schemas. gische Therapie verbluten würden [9].

Bei Schwerstverletzten kommt das Konzept der notfall- Alternativ kann bei arterieller Blutung und kompensier-
mäßigen Tamponade (sog. Packing) und passagerer pro- ten Patienten die selektive Angioembolisation im Becken
visorischer Bauchwanddeckung, z. B. durch Verwendung interventionell-radiografisch durchgeführt werden. Dazu
einer Versiegelung mit leichtem Unterdruck (< 50 mmHg), ist es notwendig, dass der Zustand des Unfallverletzten
zur Anwendung [59]. Bei verletztem Darm mit der Not- intensivmedizinisch überwacht wird, um bei einer Ver-
wendigkeit zur Teilresektion ist die Anlage eines temporä- schlechterung ggf. sofort den Verfahrenswechsel auf
ren Laparostomas oder auch temporärem Blindverschluss eine offene chirurgische Intervention einleiten zu kön-
notwendig. nen.

614 von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622
Gerinnungsmanagement
Gerinnungsstörungen treten bei Polytraumapatienten
häufig auf. Bei ihrer Ankunft im Schockraum zeigen fast
30 % der Betroffenen eine Störung des Gerinnungssys-
tems [64]. Verbluten stellt bei Polytraumatisierten gleich-
zeitig aber auch die häufigste potenziell vermeidbare To-
desursache dar [66].

Das rechtzeitige Erkennen und Antizipieren der Therapie


ist eine wichtige Voraussetzung zur Vermeidung von irre-
versiblen Sekundärschäden und damit verbundenem ne-
gativem Outcome. Bei jedem Schwerverletzten muss das
Vorliegen einer Gerinnungsstörung im Schockraum aktiv
ausgeschlossen werden. Standardgerinnungsbefunde
sind wenig geeignet, die Komplexität der traumaindu-
zierten Koagulopathie ausreichend zu charakterisieren
▶ Abb. 7 Supraazetabulärer Fixateur externe bei Open-Book-Verletzung
[67]. des Beckens (AO-Typ B1).

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PR AXISTIPP
Viskoelastische Gerinnungstests wie die Rotations-
Gerinnungstherapie
thromboelastometrie (ROTEM®; Tem International, Die Substitution gerinnungsaktiver Substanzen nach
München, Deutschland) sind vorteilhafte Verfahren einem etablierten Therapieprotokoll zur spezifischen Ge-
zur frühzeitigen Erkennung einer Gerinnungsstörung rinnungstherapie ist ebenfalls erforderlich. Dazu kommt
und als sog. Point-of-Care-Geräte einsetzbar [64]. die Gabe von Tranexamsäure (kann auch schon präkli-
nisch erfolgen) und Fibrinogen infrage. Die Hyperfibrino-
lyse lässt sich durch die Gabe von Tranexamsäure rasch
Blutung stoppen hemmen. Viskoelastische Messungen konnten zeigen,
Erster Schritt in der adäquaten Therapie der Gerinnungs- dass eine verminderte Gerinnselstärke mit einer erhöhten
störung ist der sichere Ausschluss einer aktiven Blutung Blutungsneigung einhergeht [67]. Je nach Ursache lässt
(C = Circulation). Bei aktiver Blutung steht, wie bereits im sich durch Gabe von Fibrinogen- und/oder Plättchenkon-
Abschnitt „Stoppen der Blutung“ beschrieben, die akute, zentraten die Clotstärke verbessern [67]. Auch die frühe
ggf. chirurgische Blutstillung im Vordergrund. Gabe von Blutprodukten ist integraler Bestandteil der
Volumen- und Gerinnungstherapie. Die Koordination der
Volumenersatz Gabe erfolgt durch Transfusionsprotokolle, die im Be-
Leitliniengerecht wird aktuell der zurückhaltende Volu- darfsfall die Menge und das Verhältnis der Blutprodukte
menersatz empfohlen mit dem Ziel, einen mittleren arte- sowie die Parameter im Point of Care vorgeben.
riellen Druck von 65 mmHg und/oder einen systolischen
Druck von 80–90 mmHg aufrechtzuerhalten, um eine Die Thrombinbildung ist initial meist wenig einge-
Verstärkung der Blutung zu verhindern, bis eine Kontrolle schränkt und lässt sich durch die Gabe von Plasma, Pro-
der Blutungsquelle möglich ist [65]. Die klinische Ein- thrombinkomplexkonzentrat oder (eingeschränkt) durch
schätzung des Blutverlustes gemäß den Empfehlungen rekombinanten aktivierten Faktor VII verbessern [68].
des ATLS® und die Erhebung laborchemischer Parameter
wie Hämoglobin-, Base-Excess- und Laktatwert helfen, Merke
das Ausmaß und die Dynamik einer Blutung bzw. einer Es ist essenziell, aktiv Auskühlung, Azidose und
Hypotension zu beurteilen [54]. Hypokalzämie sowie Maßnahmen wie ausgedehnte
Operationen, die zur Entwicklung weiterer Gerin-
Merke nungsstörungen führen könnten, zu vermeiden, da
Kristalloide Lösungen werden als Volumenersatz der ansonsten die Gerinnungsstörung weiter verstärkt
ersten Wahl beim blutenden, hypotensiven Trauma- werden kann [24].
patienten verwendet, wobei für das Schädel-Hirn-
Trauma gesonderte Empfehlungen gelten [65].
Wirbelsäulentrauma
Noch bevor im ATLS®-Konzept die Atmung des Unfallver-
letzten kontrolliert wird, wird die HWS mittels steifer
Halskrawatte stabilisiert, sofern dies nicht vom Rettungs-

von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622 615
CME-Fortbildung

▶ Abb. 8 Fallbeispiel: a Distale Unterschenkelfraktur, Abriss der A. fibularis, Lisfranc-Luxationsfraktur und Frakturen aller Meta-
tarsalia (3-D‑Rekonstruktion). b Bei klinisch vorliegendem Fußkompartmentsyndrom Anlage einer Vakuumversiegelung nach

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temporärer Stabilisierung mit einem MRT-fähigen Fixateur externe.

dienst ohnehin schon präklinisch durchgeführt wurde.


Bei Verdacht auf Verletzungen der Brust- und Lendenwir-
Extremitätentrauma
belsäule ist eine durchgängige wirbelsäulenschonende Bei der Behandlung von Extremitätenverletzungen wird
Lagerung und Umlagerung während der gesamten das DCO-Konzept mit Reposition und vorübergehender
Schockraum- und OP-Phase indiziert. Hier kann im Stabilisierung der Frakturen durch Fixateur externe ver-
Schockraum schonend vom sog. Spine Board bzw. der folgt. So kann ein zeitlich limitierter Rahmen während
Vakuummatratze umgelagert werden. der Primärversorgung eingehalten und das Intervall bis
zur definitiven Frakturstabilisierung (in der Regel nach
Die operative Stabilisierung dieser Verletzungen erfolgt etwa 5–10 Tagen) sicher überbrückt werden [34, 69]. Au-
in der Regel zunächst von dorsal und frakturabhängig 2- ßerdem ist mit einer geringeren chirurgisch induzierten
zeitig von ventral, bei Verletzungen der Halswirbelsäule systemischen Inflammationsreaktion zu rechnen. Weich-
von ventral, jeweils verletzungsabhängig mit zusätzlicher teilverletzungen werden analog zur Frakturbehandlung in
Dekompression des Rückenmarks. der Akutphase debridiert und – ggf. temporär mit einem
Vakuumverband versiegelt (s. Fallbeispiel u. ▶ Abb. 8)
Merke [47].
Die Entscheidung zur operativen Therapie bei Wir-
belsäulenverletzungen ist individuell und hängt nicht
zuletzt vom Gesamtverletzungsmuster des Patienten FAL L B E I S P I E L
ab. Der Fall
Bei dem eingangs vorgestellten Unfallverletzten fand
Auch instabile Wirbelsäulenverletzungen haben beim in- sich neben der Open-Book-Verletzung eine komplexe
stabilen Polytraumapatienten keine absolute Behand- Kettenverletzung der unteren Extremität mit distaler
lungspriorität. Liegt keine Neurologie vor, können sie bei Unterschenkelfraktur, Abriss der A. fibularis, Lisfranc-
diesen Patienten frühsekundär stabilisiert werden. Hin- Luxationsfraktur und Frakturen aller Metatarsalia
gegen ist das Vorliegen einer neu aufgetretenen Neurolo- (▶ Abb. 8 a). Bei klinisch vorliegendem Fußkompart-
gie ohne Remissionszeichen inklusive einer Beteiligung mentsyndrom, Kompartmentspaltung und Anlage
des Rückenmarks z. B. durch ein dorsales Hinterkanten- einer Vakuumversiegelung nach temporärer Stabili-
fragment („Stempelfragment“) unmittelbar operativ zu sierung mit einem MRT-fähigen Fixateur externe
adressieren insofern der Patient ausreichend stabil für ei- (▶ Abb. 8 b)
nen operativen Eingriff ist.

616 von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622
Die aktuell verfügbaren Zahlen für das Jahr 2015 zeigen,
Schädel-Hirn-Trauma dass über zwei Drittel der im TraumaRegister DGU® er-
Beim schweren Schädel-Hirn-Trauma stehen die notfall- fassten Verletzten Männer waren. Der Anteil der Senioren
mäßige neurochirurgische Dekompression mit Kranioto- steigt bei einem Altersdurchschnitt von 51 Jahren kon-
mie, ggf. Blutstillung und Anlage einer intrakraniellen tinuierlich, wobei knapp ein Viertel der Betroffenen älter
Hirndrucksonde über eine Bohrlochtrepanation in der als 70 Jahre war. Über die Hälfte dieser Patientengruppe
Akutbehandlung im Vordergrund [70]. zog sich infolge eines vergleichsweise geringen Verlet-
zungsmechanismus ein relativ schweres Trauma zu [75].
Merke Diese Entwicklung bestätigt einen internationalen Trend.
Ein intrakranieller Druckanstieg über 20 mmHg gilt Um ihr gerecht zu werden, wurde im Jahr 2014 die Initia-
als Grenzwert für die Indikation zur notfallmäßigen tive AltersTraumaZentrum® gestartet, in der seit ihrem
operativen Entlastung. Start mit Stand November 2016 mittlerweile 49 Zentren
als AltersTraumaZentrum DGU® in Deutschland und der
Im weiteren Verlauf muss der Hirndruck kontinuierlich Schweiz zertifiziert sind und sich 21 weitere Zentren in
überwacht, ggf. muss der Hirndruck gesenkt werden; ge- Vorbereitung auf die Zertifizierung befinden [76].
eignete Maßnahmen sind z. B. Lagerung, Mannitol-Gabe,
erneute Operation etc. Ein schweres Schädel-Hirn-Trau- Bezüglich des mittel- und langfristigen funktionellen
ma und ein ausgeprägtes Thoraxtrauma prädestinieren Outcomes beklagen viele Betroffene eine Beeinträchti-
einen Patienten zum DCO-Konzept, allerdings können gung bei der Verrichtung alltäglicher und beruflicher Tä-
auch andere Faktoren wie nicht ausreichende Blutkonser- tigkeiten. In früheren Untersuchungen gab etwa die Hälf-

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ven (z. B. bei Vorliegen von Antikörpern) oder relevante te der Betroffenen eine andauernde funktionelle Ein-
Vorerkrankungen den Chirurgen dahingehend leiten, pri- schränkung an und fast zwei Drittel eine Beeinträchti-
mär das DCO-Konzept anzuwenden. gung der Arbeitsfähigkeit [77]. Insbesondere die man-
gelnde Funktionalität der Extremitäten werden als stark
einschränkend angegeben [78]. Es konnte gezeigt wer-
Outcome den, dass die führenden Verletzungen und ihre Behand-
Aus der Initiative TraumaNetzwerk DGU® beteiligen sich lung zwar entscheidend für das Überleben sind, aber im
derzeit 650 vorwiegend deutsche Traumazentren am späteren Leben die vital weniger bedrohlichen Extremitä-
sog. TraumaRegister DGU®, wodurch es sich um das welt- tenverletzungen zu erheblichen Einschränkungen im All-
weit größte klinische Schwerverletztenregister mit mitt- tag führen [79]. Vor allem Sprunggelenk- und Fußverlet-
lerweile knapp 250 000 Traumapatienten handelt. Die da- zungen haben häufig eine langfristige Beeinträchtigung
rin kategorisierten und zertifizierten Traumazentren wer- in den Aktivitäten des täglichen Lebens zur Folge. Daher
den in einem Intervall von 3 Jahren auditiert. muss bei der Behandlung Polytraumatisierter von Beginn
an auch auf vermeintliche „Bagatellverletzungen“ geach-
Das TraumaRegister DGU® verwendet seit dem Jahr 2003 tet werden.
die Revised Injury Severity Classification (RISC) zur Prog-
nose des klinischen Outcomes nach Polytraumatisierung Insgesamt bedarf es dringend valider Daten zum langfris-
[71], um die Schwächen in der Aussagekraft bei Mehr- tigen Outcome nach Polytraumatisierung. Aktuell ist ge-
fachverletzungen derselben Körperregion, bei Schädel- plant das Traumaregister um ein Modul zum Outcome zu
Hirn-Trauma und bei intubierten und beatmeten Patien- erweitern [75].
ten der Prognose nach Trauma and Injury Severity Score
(TRISS) zu relativieren [72]. Die anatomische Beurteilung Merke
der Traumafolge erfolgt anhand des New Injury Severity Die Langzeitlebensqualität ehemaliger Polytrauma-
Score [73], des AIS und des GCS. Physiologische Ziel- patienten muss zumindest als eingeschränkt bewer-
parameter sind die Gerinnung, mögliche indirekte Blu- tet werden [80].
tungszeichen und eine abgelaufene Reanimation.
Verglichen mit den letzten zur Verfügung stehenden Da-
Mittlerweile wurde der RISC II als überarbeitete Version der ten aus dem Bundesgesundheitssurvey 1998 liegen alle
RISC-Prognose eingeführt [74]. Im Prinzip wird validiert Werte der Subdimensionen des SF-36 zur Lebensqualität
auf einem Vergleichsdatensatz anhand der Verletzungs- bei den Schwer- und Schwerstverletzten einer groß ange-
schwere und weiterer prognostisch relevanter Parameter legten Nachuntersuchung signifikant niedriger als in der
wie Alter, Geschlecht, ASA-Klassifikation (Klassifikation Normalbevölkerung [77]. Einschränkend wirken vor allem
der American Society of Anesthesiologists), Blutdruck, Ge- chronische Schmerzen sowie psychische Auffälligkeiten,
rinnung, Hämoglobin (Hb), Base Excess (BE) etc. die prog- die bei etwa der Hälfte der untersuchten Schwerstver-
nostizierte Sterbewahrscheinlichkeit berechnet und dann letzten festgestellt wurden [79].
mit der tatsächlichen (gemeldet durch die am Trauma-
Register DGU® beteiligten Traumazentren) verglichen.

von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622 617
CME-Fortbildung

Merke Volker Bühren


Wichtig ist, frühzeitig nach der Akutphase der Be- Prof. Dr. med., Seit 1993 Ärztlicher Direktor,
handlung mit multimodalen Therapiekonzepten und seit 2011 zusätzlich Medizinischer Klinik-
geschäftsführer der BG Unfallklinik Murnau.
Rehabilitation inklusive Psycho- und Schmerzthera-
Facharzt für Chirurgie, Orthopädie und Unfall-
pie zu beginnen, um einer Chronifizierung von chirurgie, Zusatzbezeichnungen Spezielle Un-
Schmerzen und psychischen Auffälligkeiten ent- fallchirurgie und Notfallmedizin. Seit 2007 au-
gegenzuwirken [77, 81–83]. ßerdem Chefarzt der Abteilung Unfallchirurgie und Sport-
orthopädie des Klinikums Garmisch-Partenkirchen. Professor
für Unfallchirurgie an der Paracelsus Medizinische Privatuni-
versität Salzburg.
KER NAU SSAG EN
▪ Die adäquate Behandlung Schwer- und Schwerst-
Mario Perl
verletzter ist anspruchsvoll und angesichts der um-
Prof. Dr. med., Leitender Oberarzt BG Unfallkli-
fangreichen Ganzkörpereffekte des Traumas nur nik Murnau. Humanmedizinstudium an der
dann erfolgversprechend, wenn die Therapie am Universität Ulm. Weiterbildung am Univer-
Unfallort beginnt und in der Primär-, Postprimär- sitätsklinikum Ulm zum Facharzt für Ortho-
und Intensivbehandlung bis zur frühzeitig begin- pädie und Unfallchirurgie. Forschungsaufent-
halt als Postdoktorand am Department of Sur-
nenden multimodalen Rehabilitation interdiszipli-
gery der Brown University, Providence/Rhode Island, USA. Zu-
när und interprofessionell abgestimmt durch-
satzbezeichnungen Spezielle Unfallchirurgie und Notfallmedi-
geführt wird. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit zin, ATLS® Director, ATCN® Medical Director Germany.
zwischen allen beteiligten Fachdisziplinen erfor-

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derlich, um die verschiedenen zum Teil lebensbe- Korrespondenzadresse
drohlichen Verletzungen frühzeitig und konse-
quent zu diagnostizieren und richtig zu behandeln.
Prof. Dr. med. Mario Perl
▪ Die Behandlung von Polytraumapatienten ist Auf- BG Unfallklinik Murnau
gabe zertifizierter Traumazentren und erfordert Professor-Küntscher-Str. 8
eine nach standardisierten Algorithmen ablaufen- 82418 Murnau am Staffelsee
de Therapie, wobei die Standards den aktuellen mario.perl@bgu-murnau.de

Leitlinien regelmäßig angepasst werden müssen.


▪ Im Sinne der Behandlungsführung ist es wesentlich, Wissenschaftlich verantwortlich
dass die Konzepte und Fähigkeiten zur Polytrauma- gemäß Zertifizierungsbestimmungen
behandlung in der Weiterbildung Spezielle Unfall-
chirurgie und in der weiteren lebenslangen Fortbil- Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungs-
bestimmungen für diesen Beitrag ist Prof. Dr. med. Mario Perl.
dung fest verankert sind und regelmäßig trainiert
werden.
Literatur

[1] Border JR, LaDuca J, Seibel R. Priorities in the management of


the patient with polytrauma. Prog Surg 1975; 14: 84–120
Interessenkonflikt
[2] Tscherne H, Oestern HJ, Sturm JA. Die Belastbarkeit Mehrfach-
verletzter und ihre Bedeutung für die operative Versorgung.
Die Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte vorlie- Langenbecks Arch Chir 1984; 364 (1): 71–77
gen.
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fallchirurg 2016. doi:10.1007/s00113-016-0283-0 ISSN 1864‑6697

620 von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622
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VNR 2760512017152373504

Frage 1 Frage 4
Welches ist eine Hauptursache für die unfallbedingte Sterblich- Die FAST-Sonografie detektiert im Rahmen des Punktes C des
keit Schwerverletzter? A-B‑C-D-E-Schemas des ATLS®-Protokolls freie Flüssigkeit im …
A Sekundentod am Unfallort infolge nicht mit dem Leben ver- A Rutherford-Pouch (Leber)
einbarer Verletzungen B Garrison-Pouch (subphrenisch)

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B Frühletalität innerhalb der ersten halben Stunde nach dem C Koller-Pouch (Milz)
Unfall durch leichte bis mittelschwere Verletzungen D Costa-Raum (retrovesikal)
C Intermediärletalität innerhalb von 3–4 Tagen nach Trauma E Smith-Pouch (paraumbilikal)
durch Komplikationen
D Spätletalität innerhalb von 6–8 Monaten nach dem Unfall Frage 5
durch Sepsis und Multiorganversagen oder therapierefraktä- Welchen Schritt umfasst das A-B‑C-D-E-Schema des ATLS®-Pro-
res primäres Hirnödem nach leichtem bis mittelschwerem tokolls?
Schädel-Hirn-Trauma A A – Airway with upper and lower Limb Protection
E Mehr-Jahres-Letalität Jahrzehnte nach dem Unfall infolge B B – Breathing and Ventilation
plötzlich wieder aufgerissener Narben C C – Cervical Spine Fixation
D D – Disablement
Frage 2 E E – Evaluation of Comorbidities
Welche Klinik und die ihr zugeordnete Versorgungsstufe ist im
TraumaNetzwerk DGU® festgelegt für die an der Schwerverletz- Frage 6
ten-Versorgung in Deutschland Beteiligten? Welche Behandlungsphase sollte ein Schockraum-/OP-Algorith-
A fachärztliche Notfallsprechstunde (4. Versorgungsstufe) mus beinhalten?
B lokales Traumazentrum (2. Versorgungsstufe) A Übergabe durch die Rettungssanitäter
C regionales Traumazentrum (3. Versorgungsstufe) B Primary Survey
D überregionales Traumazentrum (1. Versorgungsstufe) C Life-threatening Surgery
E globales Traumazentrum (Versorgungsstufe 0) D Quarternary Survey
E Fifthy Survey
Frage 3
Welche Maßnahmen bzw. Phase beinhaltet das Stufenprotokoll Frage 7
des Damage-Control-Konzepts? Welche 3 Symptome beinhaltet die sog. letale Trias?
A lebensbejahende Einsatzmaßnahmen (Ground One Recon- A Gerinnungsstörung, Azidose, Hyperthermie
struction Phase) B Elektrolytstörung, Alkalose, Hypothermie
B Erstoperationen zur Wundreinigung und ‑begutachtung C Gerinnungsstörung, Azidose, Hypothermie
(Operation Theatre Phase) D Gerinnungsstörung, Alkalose, Hypothermie
C intensives Management zur Verbesserung des subjektiven E Gerinnungsstörung, Alkalose, Hyperthermie
Wohlbefindens (Intermediate Care Unit Phase)
D geplante chirurgische Folgeeingriffe (Reconstructive Phase)
E nicht geplante chirurgische Folgeeingriffe bei Komplikatio- ▶ Weitere Fragen auf der folgenden Seite …
nen (Complication Phase)

von Rüden C et al. Polytraumamanagement – Behandlung … Z Orthop Unfall 2017; 155: 603–622 621
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Fortsetzung …

Frage 8 Frage 10
Welche Indikationsempfehlung zur Anmeldung und Durchfüh- Welche Vorgabe macht die Deutsche Gesetzliche Unfallversiche-
rung einer Schockraumbehandlung findet sich hinsichtlich des rung (DGUV) im Schwerstverletzungsartenverfahren (SAV) be-
Verletzungsmusters in der S3-Leitlinie Polytrauma/Schwerver- züglich der Ausstattung des Schockraums eines überregionalen
letzten-Behandlung? Traumazentrums?
A systolischer Blutdruck > 90 mmHg A 2 Schockräume mit einer Grundfläche von wenigstens je-
B Glasgow Coma Scale (GCS) < 11 weils 70 m2 zur gleichzeitigen Behandlung von mindestens
C periphere Nervenaffektion 4 Schwerverletzten
D offene Schädelverletzung B 3 einzeln nutzbare Schockräume in räumlicher Nähe zur
E Verbrennung > 5 % Körperoberfläche und > Grad IIa Krankenanfahrtszone, dem Hubschrauberlandeplatz, der ra-
diologischen Abteilung und den Notfall-OPs
Frage 9 C Vorhaltung von OP-Sieben für unfall-, viszeral-, neuro-, tho-

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Welche Empfehlung hinsichtlich der Indikation zur Anmeldung rax- und kieferchirurgische sowie gynäkologische, urologi-
und Durchführung einer Schockraumbehandlung findet sich sche und ophthalmologische Notfalleingriffe
bezüglich des Unfallhergangs in der S3-Leitlinie Polytrauma/ D Verfügbarkeit von Ultraschall, Röntgen, CT, interventioneller
Schwerverletzten-Behandlung? Angiografie-Einheit, MRT, Positronenemissionstomografie
A Fußgänger/Fahrradfahrer mit > 60 km/h angefahren E Vorhaltung aller für die Notfallversorgung erforderlichen Ma-
B Verkehrsunfall mit einer Geschwindigkeitsveränderung von terialien und Instrumente in allen kinderspezifischen Größen
> 10 km/h
C Tod eines Insassen
D Verformung des Fahrzeugs > 10 cm
E Sturz > 1 m Höhe

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