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111-Untergang Hans Hedtoft
111-Untergang Hans Hedtoft
Die Vorgeschichte
Als die Modernisierung Grönlands in
den 1950er Jahren einsetzte, galt die
Winterfahrt mit Gütern und Passagieren
zwischen Dänemark und Grönland als
unumgänglich notwendig. Besonders
der Politiker Johannes Kjærbøl, der
1955 Grönland-Minister wurde, vertrat
dieser Meinung.
Der Bau der „HANS HEDTOFT“ war ein
letzter wichtiger Meilenstein in der
Der FD „Johannes Krüss“ stand den Karriere von Johannes Kjærbøl, der
ganzen Nachmittag über mit dem dazu beitragen sollte, sein Erbe nach
Havaristen in Funkkontakt und kämpfte einem langen politischen Wirken zu
sich trotz höchster Gefahr für das eigene sichern.
Schiff durch Eis und Orkan bis an die Im Januar 1957 war das dänische
angegebene Unfallstelle vor, fand aber Grönland-Schiff „UMANAK“ in den Ge-
ebenfalls keine Spur. Am 07. Februar, wässern südlich von Grönland in einen
also nach mehr als einer Woche, wurde Hurrikan geraten. Riesige Wellen
die Suche schließlich eingestellt. schlugen die Fenster des Schiffes ein
Als einziger Überrest von Schiff und und rissen Rettungsboote über Bord.
Besatzung wurde 9 Monate später an Das Schiff hatte sich nur mit Not
der Küste von Island ein angespülter gerettet.
Rettungsring gefunden.
Mit dem Schiff ging eine große Zahl
grönländischer Akten und Kirchen-
bücher verloren, was ein großer Verlust
für die Grönländische Geschichtsschrei-
bung und Genealogie war.
Am 30. Januar 2005 enthüllte Königin
Margarethe von Dänemark in Kopen-
„UMANAK“, Vorgänger der „HANS HEDTOFT“
Palle Brandt bezweifelt daher die Grund- gegen den inzwischen pensionierten
lagen, auf denen das Folketing be- Johannes Kjærbøl. Die Sozialistische
schlossen hat, die Winterfahrt in Grön- Volkspartei ebenso. Beide Vorschläge
land zuzulassen. wurden abgelehnt (natürlich von seinen
Parteifreunden).
Zwar hatte Johannes Kjærbøl 1957
während der Parlamentsdebatte mit Nach dem Schiffbruch der „HANS
Augo Lynge eine Erklärung der Kapitäne HEDTOFT“ wurde die Fahrt mit Pas-
vorgelesen. Es stellte sich aber heraus, sagieren nach Grönland im Winter auf
dass es zwei solche Erklärungen unter- ein Minimum reduziert. Innerhalb weni-
schiedlichen Inhalts gab! ger Jahre wurden alle Passagiere von
Das war ein entscheidendes Thema in und nach Grönland nur noch auf dem
der politischen Debatte. Johannes Luftweg befördert.
Kjærbøl stritt ab, von der ersten Kapi-
Heute sind Flugzeuge und Hubschrau-
tänserklärung, die vor der Winterfahrt
ber das übliche Transportmittel inner-
mit Passagieren warnte, zu wissen. Er
halb Grönlands und auch im inter-
habe nur die zweite Kapitänserklärung
nationalen Verkehr von und nach
von Greenland Trade erhalten. Der
Grönland.
Direktor von Greenland Trade, Hans C.
Christiansen, erklärte jedoch, er habe 2003 begann die Suche nach dem
Kjærbøl über den Inhalt der ersten Wrack der Hans Hedtoft. Eine kleine
Erklärung informiert. Gruppe, bestehend aus historisch Inter-
essierten und Tauchern, beschloss, ein
Es wurde mehrfach geprüft, ob Joh.
Projekt zu starten, um ausreichende
Kjærbøl von der ersten Aussage der
finanzielle Mittel für die Suche, Iden-
Kapitäne Kenntnis hatte, was bedeutet
tifizierung und endgültige Untersuchung
hätte, dass er das Parlament in die Irre
des Wracks der „HANS HEDTOFT“ zu
geführt hatte.
beschaffen. (Ergebnis ist nicht bekannt).
Schließlich stellte ein Untersuchungs- Quellen: "Das verschwundene Schiff" von Lars
ausschuss fest, dass es Anhaltspunkte Halskov und Morten Halskov,
dafür gab, dass Johannes Kjærbøl über • Parlamentsdebatten vom 14. März
den Inhalt der ersten Aussage Bescheid 1957, Seiten 3081-3087,
wusste, dies aber möglicherweise aus • Parlamentsdebatten vom 9. Dezember
seiner Erinnerung gerutscht war - und 1959, Seiten 1528-1658,
• Verhandlungen des Folketing vom 27.
dass er damit das Folketing nicht Januar 1960, Seite 2529 -2533.
absichtlich (!) in die Irre geführt hatte. • ABC Nyheter vom 30.Jan 2019
Die Linke und die konservative Volks- • Verschiedene Presse- und Internet-
Artikel
partei beantragte ein Gerichtsverfahren