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Vorwort

Inhaltsverzeichnis

Einführung 1
SIPROTEC 5 Funktionale Grundstruktur 2
Distanz-, Leitungsdifferen-
tialschutz und Schalterma-
Systemfunktionen 3
nagement für 1-polige Applikationen 4
und 3-polige Auslösung
Funktionsgruppentypen 5
7SA87, 7SD87, 7SL87,
7VK87
Schutz- und Automatikfunktionen 6
Steuerungsfunktionen 7
ab V9.50
Überwachungsfunktionen 8
Messwerte, Energiewerte und Monitoring
des Primärsystems 9
Handbuch
Power Quality – Basis 10
Funktionsprüfungen 11
Technische Daten 12
Anhang A
Literaturverzeichnis

Glossar

Stichwortverzeichnis

C53000-G5000-C011-L
HINWEIS

i Beachten Sie zu Ihrer eigenen Sicherheit die Warn- und Sicherheitshinweise in diesem Dokument, sofern
vorhanden.

Haftungsausschluss Copyright
Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Die Informati- Copyright © Siemens AG 2023. Alle Rechte vorbehalten.
onen in diesem Dokument enthalten lediglich allgemeine Weitergabe sowie Vervielfältigung, Verbreitung und Bear-
Beschreibungen bzw. Leistungsmerkmale, welche im beitung dieses Dokuments, Verwertung und Mitteilung des
konkreten Anwendungsfall nicht immer in der beschrie- Inhaltes sind unzulässig, soweit nicht schriftlich gestattet.
benen Form zutreffen bzw. welche sich durch Weiterent- Alle Rechte für den Fall der Patenterteilung, Geschmacks-
wicklung der Produkte ändern können. Die gewünschten oder Gebrauchsmustereintragung sind vorbehalten.
Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie bei
Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden. Marken
Dokumentversion: C53000-G5000-C011-L.02
SIPROTEC, DIGSI, SIGRA, SIGUARD, SIMEAS, SAFIR, SICAM
Ausgabestand: 04.2023
und MindSphere sind Marken der Siemens AG. Jede nicht
Version des beschriebenen Produkts: ab V9.50 autorisierte Verwendung ist unzulässig.
Vorwort

Zweck des Handbuchs


Dieses Handbuch beschreibt die Schutz-, Automatik-, Steuerungs- und Überwachungsfunktionen der
SIPROTEC 5-Gerätefunktionen zum Distanzschutz und Leitungsdifferentialschutz.

Zielgruppe
Schutzingenieure, Inbetriebsetzer, Personen, die mit der Einstellung, Prüfung und Wartung von Automatik-,
Selektivschutz- und Steuerungseinrichtungen betraut sind sowie Betriebspersonal in elektrischen Anlagen und
Kraftwerken.

Gültigkeitsbereich
Dieses Handbuch ist gültig für die SIPROTEC 5-Gerätefamilie.

Weiterführende Dokumentation

[dw_product-overview_SIP5_device-manual, 5, de_DE]

• Gerätehandbücher
Gerätehandbücher beschreiben die Funktionen und Applikationen eines spezifischen SIPROTEC 5-
Gerätes. Das gedruckte Handbuch und die Geräte-Online-Hilfe haben dieselbe Informationsstruktur.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 3
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Vorwort

• Hardware-Handbuch
Das Hardware-Handbuch beschreibt die Hardware-Bausteine und Gerätekombinationen der SIPROTEC 5-
Gerätefamilie.

• Betriebshandbuch
Das Betriebshandbuch beschreibt die Grundprinzipien und -prozeduren des Gerätebetriebs und die
Montage der Geräte für die SIPROTEC 5-Gerätefamilie.

• Kommunikationsprotokoll-Handbuch
Das Kommunikationsprotokoll-Handbuch enthält eine Beschreibung der Protokolle zur Kommunikation
innerhalb der SIPROTEC 5-Gerätefamilie und zu übergeordneten Leitstellen.

• Security-Handbuch
Das Security-Handbuch beschreibt die Sicherheitsmerkmale von SIPROTEC 5-Geräten und DIGSI 5.

• Prozessbus-Handbuch
Das Prozessbus-Handbuch beschreibt die spezifischen Funktionen und Anwendungen für den Prozessbus
in SIPROTEC 5.

• Produktinformation
Die Produktinformation enthält allgemeine Informationen über betriebsvorbereitende Bedingungen.
Dieses Dokument wird mit jedem SIPROTEC 5-Gerät ausgeliefert.

• Engineering Guide
Der Engineering Guide beschreibt die wesentlichen Schritte beim Engineering mit DIGSI 5. Zusätzlich
erfahren Sie im Engineering Guide, wie Sie eine projektierte Konfiguration in ein SIPROTEC 5-Gerät laden
und die Gerätefunktionalität des SIPROTEC 5-Gerätes aktualisieren.

• Online-Hilfe DIGSI 5
Die Online-Hilfe DIGSI 5 enthält ein Hilfepaket für DIGSI und CFC.
Das Hilfepaket für DIGSI 5 enthält die Beschreibung des Grundbetriebs von Software, der DIGSI-Prinzipien
und der Editoren. Das Hilfepaket für CFC enthält eine Einführung in die CFC-Programmierung, Grund-
beispiele für die CFC-Handhabung und ein Referenzkapitel mit allen für die SIPROTEC 5-Gerätefamilie
verfügbaren CFC-Bausteinen.

• SIPROTEC 5/DIGSI 5 Tutorial


Das Tutorial auf der DVD enthält eine kurze Information über wichtige Produktmerkmale, detaillierte
Informationen zu den einzelnen Fachgebieten sowie Betriebssequenzen mit praxisorientierten Aufgaben
und einer kurzen Erläuterung.

• SIPROTEC 5 Katalog
Der SIPROTEC 5-Katalog beschreibt die SIPROTEC 5-Geräte und Systemeigenschaften.

Angaben zur Konformität

Das Produkt entspricht den Bestimmungen des Rates der Europäischen Gemein-
schaften zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten betreffend die
elektromagnetische Verträglichkeit (EMV-Richtlinie 2014/30/EU), die Einschränkung der
Nutzung von gefährlichen Substanzen in elektrischen und elektronischen Geräten
(RoHS-Richtlinie 2011/65/EU) sowie elektrische Betriebsmittel zur Verwendung inner-
halb bestimmter Spannungsgrenzen (Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU).
Diese Konformität ist das Ergebnis einer Bewertung, die durch die Siemens AG gemäß
den Richtlinien in Übereinstimmung mit der Norm EN 60255-26 für die EMV-Richtlinie,
der Norm EN IEC 63000 für die RoHS-Richtlinie und der Norm EN 60255-27 für die
Niederspannungsrichtlinie durchgeführt worden ist.
Das Gerät ist für den Einsatz im Industriebereich entwickelt und hergestellt.
Das Erzeugnis steht im Einklang mit den internationalen Normen der Reihe IEC 60255
und der nationalen Bestimmung VDE 0435.

4 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
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Normen
IEEE Std C 37.90
Das Produkt ist im Rahmen der Technischen Daten UL-zugelassen.
Weitere Informationen zur UL-Datenbank finden Sie unter: ul.com
Das Produkt finden Sie unter der Zulassungsnummer (UL File Number) E194016.

IND. CONT. EQ.


69CA

Weitere Unterstützung
Bei Fragen zum System wenden Sie sich an Ihren Siemens-Vertriebspartner.

Customer Support Center


Unser Customer Support Center unterstützt Sie rund um die Uhr.
Siemens AG
Smart Infrastructure – Protection Automation Tel.: +49 911 2155 4466
Customer Support Center E-Mail: energy.automation@siemens.com

Schulungskurse
Sie können das individuelle Kursangebot bei unserem Training Center erfragen:
Siemens AG
Siemens Power Academy TD Tel: +49 911 9582 7100
Humboldtstraße 59 E-Mail: poweracademy@siemens.com
90459 Nürnberg Internet: www.siemens.com/poweracademy
Deutschland

Hinweise zu Ihrer Sicherheit


Dieses Dokument ist kein vollständiges Verzeichnis aller für einen Betrieb des Produkts erforderlichen Sicher-
heitsmaßnahmen. Es enthält aber Hinweise, die Sie zu Ihrer persönlichen Sicherheit sowie zur Vermeidung
von Sachschäden beachten müssen. Die Hinweise sind je nach Gefährdungsgrad wie folgt dargestellt:

! GEFAHR
GEFAHR bedeutet, dass Tod oder schwere Verletzungen eintreten werden, wenn die angegebenen
Maßnahmen nicht getroffen werden.
² Beachten Sie alle Hinweise, um Tod oder schwere Verletzungen zu vermeiden.

! WARNUNG
WARNUNG bedeutet, dass Tod oder schwere Verletzungen eintreten können, wenn die angegebenen
Maßnahmen nicht getroffen werden.
² Beachten Sie alle Hinweise, um Tod oder schwere Verletzungen zu vermeiden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 5
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! VORSICHT
VORSICHT bedeutet, dass mittelschwere oder leichte Verletzungen eintreten können, wenn die angege-
benen Maßnahmen nicht getroffen werden.
² Beachten Sie alle Hinweise, um mittelschwere oder leichte Verletzungen zu vermeiden.

ACHTUNG
ACHTUNG bedeutet, dass Sachschäden entstehen können, wenn die angegebenen Maßnahmen nicht
getroffen werden.
² Beachten Sie alle Hinweise, um Sachschäden zu vermeiden.

HINWEIS

i ist eine wichtige Information über das Produkt, die Handhabung des Produktes oder den jeweiligen Teil der
Dokumentation, auf den besonders aufmerksam gemacht werden soll.

Elektrotechnisch qualifiziertes Personal


Nur elektrotechnisch qualifiziertes Personal darf ein in diesem Dokument beschriebenes Betriebsmittel
(Baugruppe, Gerät) in Betrieb setzen und betreiben. Elektrotechnisch qualifiziertes Personal im Sinne der
sicherheitstechnischen Hinweise dieses Dokuments sind Personen, die eine fachliche Qualifikation als Elektro-
fachkraft nachweisen können. Diese Personen dürfen Geräte, Systeme und Stromkreise gemäß den Standards
der Sicherheitstechnik in Betrieb nehmen, freischalten, erden und kennzeichnen.

Bestimmungsgemäßer Gebrauch
Das Betriebsmittel (Gerät, Baugruppe) darf nur für die in den Katalogen und in der technischen Beschreibung
vorgesehenen Einsatzfälle und nur in Verbindung mit von Siemens empfohlenen und zugelassenen Fremdge-
räten und -komponenten verwendet werden.
Der einwandfreie und sichere Betrieb des Produktes setzt Folgendes voraus:

• Einen sachgemäßen Transport

• Eine sachgemäße Lagerung, Aufstellung und Montage

• Eine sachgemäße Bedienung und Instandhaltung


Beim Betrieb elektrischer Betriebsmittel stehen zwangsläufig bestimmte Teile unter gefährlicher Spannung.
Wenn nicht fachgerecht gehandelt wird, können Tod, schwere Verletzungen oder Sachschäden auftreten:

• Das Betriebsmittel muss vor Anschluss von Verbindungen am Erdungsanschluss geerdet werden.

• Gefährliche Spannungen können in allen mit der Spannungsversorgung verbundenen Schaltungsteilen


anstehen.

• Auch nach Abtrennen der Spannungsversorgung können gefährliche Spannungen im Betriebsmittel


vorhanden sein (Kondensatorspeicher).

• Betriebsmittel mit Stromwandlerkreisen dürfen nicht offen betrieben werden. Vor dem Abklemmen von
Betriebsmitteln ist sicherzustellen, dass die Stromwandlerkreise kurzgeschlossen sind.

• Die im Dokument genannten Grenzwerte dürfen nicht überschritten werden. Das muss auch bei der
Prüfung und der Inbetriebnahme beachtet werden.

6 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Vorwort

Auswahl von verwendeten Symbolen am Gerät

Nr. Symbol Beschreibung

1 Gleichstrom, IEC 60417, 5031

2 Wechselstrom, IEC 60417, 5032

3 Gleich- und Wechselstrom, IEC 60417, 5033

4 Erdungsanschluss, IEC 60417, 5017

5 Schutzleiterklemme, IEC 60417, 5019

6 Vorsicht, Risiko eines elektrischen Schlages

7 Vorsicht, Risiko einer Gefahr, ISO 7000, 0434

8 Schutzisolierung, IEC 60417, 5172, Geräte der Schutzklasse II

9 Richtlinie 2002/96/EC über Elektro- und Elektronikgeräte

10 Richtlinie für die eurasische Wirtschaftsunion

Verbindliches Konformitätszeichen für Elektronik und elektrotechnische Produkte in


11
Marokko

OpenSSL
This product includes software developed by the OpenSSL Project for use in OpenSSL Toolkit (http://
www.openssl.org/).
This product includes software written by Tim Hudson (tjh@cryptsoft.com).
This product includes cryptographic software written by Eric Young (eay@cryptsoft.com).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 7
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
8 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Inhaltsverzeichnis

Vorwort.........................................................................................................................................................3

1 Einführung..................................................................................................................................................47
1.1 Allgemeines...................................................................................................................... 48
1.2 Eigenschaften von SIPROTEC 5.......................................................................................... 50

2 Funktionale Grundstruktur.........................................................................................................................51
2.1 Funktionseinbettung im Gerät...........................................................................................52
2.2 Applikationsvorlagen/Funktionsumfang anpassen............................................................. 59
2.3 Funktionssteuerung.......................................................................................................... 61
2.4 Textstruktur und Referenznummer für Parameter und Meldungen..................................... 66
2.5 Informationslisten.............................................................................................................68

3 Systemfunktionen...................................................................................................................................... 69
3.1 Meldungen....................................................................................................................... 70
3.1.1 Allgemein....................................................................................................................70
3.1.2 Auslesen von Meldungen an der Vor-Ort-Bedieneinheit................................................ 71
3.1.3 Auslesen von Meldungen vom PC mit DIGSI 5.............................................................. 72
3.1.4 Anzeige von Meldungen.............................................................................................. 73
3.1.5 Meldepuffer................................................................................................................ 76
3.1.5.1 Allgemein.............................................................................................................. 76
3.1.5.2 Betriebsmeldepuffer...............................................................................................78
3.1.5.3 Störfallmeldepuffer................................................................................................ 80
3.1.5.4 Erdschlussmeldepuffer........................................................................................... 81
3.1.5.5 Parametriermeldepuffer......................................................................................... 83
3.1.5.6 Anwendermeldepuffer........................................................................................... 85
3.1.5.7 Security-Meldepuffer..............................................................................................86
3.1.5.8 Gerätediagnosepuffer............................................................................................ 87
3.1.5.9 Kommunikationspuffer.......................................................................................... 89
3.1.5.10 Kommunikationsüberwachungspuffer.................................................................... 90
3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer.......................................................................... 91
3.1.7 Spontane Meldungsanzeige in DIGSI 5......................................................................... 93
3.1.8 Spontane Störfallanzeige an der Vor-Ort-Bedieneinheit................................................ 94
3.1.9 Gespeicherte Meldungen im SIPROTEC 5-Gerät............................................................ 95
3.1.10 Gespeicherte Meldungen der Funktionsgruppe zurücksetzen....................................... 97
3.1.11 Applikationsmodus/Testmodus und die Beeinflussung von Meldungen an eine
Stationsleittechnik....................................................................................................... 97
3.2 Messwerterfassung .......................................................................................................... 98
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen........................................... 100
3.3.1 Übersicht...................................................................................................................100
3.3.2 Abtastfrequenznachführung...................................................................................... 100
3.3.3 Frequenznachführgruppen........................................................................................ 103

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 9
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Inhaltsverzeichnis

3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen.............................................................................. 109


3.4.1 Übersicht...................................................................................................................109
3.4.2 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch den Benutzer für GOOSE-Empfangswerte.111
3.4.3 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch Benutzer bei CFC-Plänen.......................... 117
3.4.4 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch Benutzer bei geräteinternen Funktionen.. 122
3.5 Störschreibung............................................................................................................... 127
3.5.1 Funktionsübersicht ................................................................................................... 127
3.5.2 Struktur der Funktion.................................................................................................127
3.5.3 Funktionsbeschreibung............................................................................................. 127
3.5.4 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................131
3.5.5 Parameter................................................................................................................. 134
3.5.6 Informationen........................................................................................................... 135
3.6 Wirkkommunikation........................................................................................................136
3.6.1 Übersicht...................................................................................................................136
3.6.2 Wirkkommunikation im Gesamtsystem...................................................................... 137
3.6.3 Funktionsbeschreibung............................................................................................. 137
3.6.4 Verfügbare Varianten für die Wirkkommunikation...................................................... 151
3.6.5 Klassische Wirkkommunikation.................................................................................. 152
3.6.5.1 Übersicht............................................................................................................. 152
3.6.5.2 Klassische Wirkkommunikation im Gesamtsystem.................................................152
3.6.5.3 Struktur der Funktionsgruppe...............................................................................152
3.6.5.4 Konfiguration der Wirkschnittstelle in DIGSI 5....................................................... 154
3.6.5.5 Einstellhinweise für den Geräteverbund............................................................... 155
3.6.5.6 Einstellhinweise zur Auswahl des Kommunikationsmediums.................................159
3.6.5.7 Einstellhinweise für die klassische Wirkschnittstelle.............................................. 159
3.6.5.8 Meldungen und Messwerte der klassischen Wirkschnittstelle................................ 164
3.6.5.9 Konfigurieren von Ferndaten................................................................................168
3.6.5.10 Konstellationsmesswerte für Typ 1 und Typ 2....................................................... 175
3.6.5.11 Parameter............................................................................................................ 176
3.6.5.12 Informationen......................................................................................................177
3.6.6 Erweiterte Wirkkommunikation .................................................................................180
3.6.6.1 Übersicht............................................................................................................. 180
3.6.6.2 Erweiterte Wirkkommunikation im Gesamtsystem................................................ 180
3.6.6.3 Struktur der FG Wirkkommunikation .................................................................... 181
3.6.6.4 Konfiguration der erweiterten Wirkkommunikation in DIGSI 5...............................182
3.6.6.5 Einstellhinweise für die Wirkschnittstelle.............................................................. 186
3.6.6.6 Meldungen und Messwerte der erweiterten Wirkschnittstelle................................190
3.6.6.7 Einstellhinweise für den Geräteverbund............................................................... 193
3.6.6.8 Konstellationsmesswerte für Typ 1 und Typ 2....................................................... 198
3.6.6.9 Einstellhinweise für die externe Synchronisierung................................................ 200
3.6.6.10 Meldungen und Messwerte der externen Synchronisierung.................................. 205
3.6.6.11 Einstellhinweise für die Ferndaten........................................................................206
3.6.6.12 Beschreibung Phasentausch................................................................................. 206
3.6.6.13 Einstellhinweise für den Phasentausch................................................................. 207
3.6.6.14 Parameter............................................................................................................ 209
3.6.6.15 Informationen......................................................................................................210
3.6.7 Zuordnung der Schutz-Funktionsgruppe zur FG Wirkkommunikation.......................... 211
3.6.8 Anwendungsbeispiele und Einstellhinweise für IP-Kommunikation............................. 212
3.6.8.1 Übersicht............................................................................................................. 212
3.6.8.2 Geräteverbund aus 2 Geräten und redundanter Kommunikationsverbindung........212
3.6.8.3 Geräteverbund aus 3 Geräten und nur IP-Kommunikation.....................................213
3.6.8.4 Geräteverbund aus 3 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien............... 214
3.6.8.5 Geräteverbund aus 6 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien............... 216

10 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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3.6.8.6 Nicht unterstützte Konfigurationen...................................................................... 219


3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten....................................................................... 221
3.7.1 Allgemeine Informationen......................................................................................... 221
3.7.2 Kommunikationsmodule für die Wirkschnittstelle.......................................................221
3.7.3 Wirkkommunikation.................................................................................................. 222
3.7.4 Leitungsdifferentialschutz..........................................................................................223
3.7.5 Fernbefehle/Fernkommandos und Fernmeldungen ................................................... 225
3.7.6 Signalverfahren......................................................................................................... 226
3.7.7 Drahtbrucherkennung/Drahtbruchüberwachung........................................................ 226
3.7.8 Hinweise zum Tausch eines SIPROTEC 4-Gerätes gegen ein SIPROTEC 5-Gerät.............226
3.7.9 Checkliste für Parameter des SIPROTEC 5-Gerätes....................................................... 227
3.7.10 Checkliste für den Ersatz aller SIPROTEC 4-Geräte durch SIPROTEC 5-Geräte................228
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation.................................................................................... 229
3.8.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 229
3.8.2 Struktur der Funktion.................................................................................................229
3.8.3 Funktionsbeschreibung............................................................................................. 229
3.8.4 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................232
3.8.5 Parameter................................................................................................................. 235
3.8.6 Informationen........................................................................................................... 236
3.9 Benutzerdefinierte Objekte..............................................................................................237
3.9.1 Übersicht...................................................................................................................237
3.9.2 Basisdatentypen........................................................................................................ 238
3.9.3 Impuls- und Energiezählwerte....................................................................................242
3.9.4 Weitere Datentypen...................................................................................................242
3.9.5 Externe Signale......................................................................................................... 242
3.10 Sonstige Funktionen....................................................................................................... 244
3.10.1 Meldungsfilterung und Flattersperre für Eingangssignale........................................... 244
3.10.2 Erfassungssperre und Nachführen............................................................................. 249
3.10.3 Dauerbefehle............................................................................................................ 251
3.10.4 Abmelden des Gerätes............................................................................................... 252
3.10.4.1 Übersicht............................................................................................................. 252
3.10.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 253
3.10.4.3 Informationen......................................................................................................256
3.11 Allgemeine Hinweise zur Schwellwerteinstellung von Schutzfunktionen.......................... 257
3.11.1 Übersicht ..................................................................................................................257
3.11.2 Ändern der Wandlerübersetzungsverhältnisse in DIGSI 5............................................ 258
3.11.3 Änderung der Wandlerübersetzungsverhältnisse am Gerät......................................... 264
3.12 Geräteeinstellungen........................................................................................................266
3.12.1 Parametergruppen-Umschaltung............................................................................... 266
3.12.1.1 Funktionsübersicht ..............................................................................................266
3.12.1.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 266
3.12.1.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................ 266
3.12.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 267
3.12.1.5 Parameter............................................................................................................ 268
3.12.1.6 Informationen......................................................................................................268
3.12.2 Allgemeine Geräteeinstellungen................................................................................ 269
3.12.2.1 Übersicht............................................................................................................. 269
3.12.2.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 270

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3.12.2.3 Parameter............................................................................................................ 272


3.12.2.4 Informationen......................................................................................................273
3.12.3 Display-Seiteneinstellung ..........................................................................................274
3.12.3.1 Übersicht ............................................................................................................ 274
3.12.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 275
3.12.3.3 Parameter............................................................................................................ 276
3.13 SIPROTEC 5-Gerät als Client oder Merging Unit verwenden ............................................. 277

4 Applikationen........................................................................................................................................... 281
4.1 Übersicht........................................................................................................................ 282
4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87...................................... 283
4.3 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SD87...................................... 288
4.4 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SL87....................................... 292
4.5 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7VK87...................................... 296

5 Funktionsgruppentypen...........................................................................................................................299
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung......................................................................................... 300
5.1.1 Übersicht...................................................................................................................300
5.1.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................... 302
5.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................307
5.1.4 Prozessmonitor (FG Leitung)......................................................................................314
5.1.4.1 Funktionsübersicht.............................................................................................. 314
5.1.4.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 314
5.1.4.3 Stromkriterium.....................................................................................................317
5.1.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise (Stromkriterium)............................................317
5.1.4.5 Parameter............................................................................................................ 318
5.1.4.6 Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt..................................................... 318
5.1.4.7 Einschalterkennung............................................................................................. 319
5.1.4.8 Anwendungs- und Einstellhinweise (Einschalterkennung).....................................320
5.1.4.9 Parameter............................................................................................................ 321
5.1.4.10 1-polig-offen-Erkennung...................................................................................... 321
5.1.4.11 Anwendungs- und Einstellhinweise (1-polig-offen-Erkennung)............................. 323
5.1.4.12 Spannungskriterium (Optional)............................................................................ 324
5.1.4.13 Anwendungs- und Einstellhinweise (Spannungskriterium).................................... 324
5.1.4.14 Parameter............................................................................................................ 325
5.1.4.15 Kaltlast-Einschalterkennung (optional)................................................................. 325
5.1.4.16 Anwendungs- und Einstellhinweise (Kaltlast-Einschalterkennung)........................ 326
5.1.4.17 Parameter............................................................................................................ 327
5.1.4.18 Informationen......................................................................................................327
5.1.4.19 Parameter............................................................................................................ 328
5.1.4.20 Informationen......................................................................................................328
5.1.5 Parameter................................................................................................................. 328
5.1.6 Informationen........................................................................................................... 329
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig............................................................. 331
5.2.1 Übersicht...................................................................................................................331
5.2.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................... 331
5.2.3 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................335
5.2.4 Schreibgeschützte Parameter.....................................................................................336
5.2.5 Parameter................................................................................................................. 336
5.2.6 Informationen........................................................................................................... 337
5.2.7 Prozessmonitor..........................................................................................................337
5.2.7.1 Funktionsübersicht.............................................................................................. 337
5.2.7.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 337

12 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

5.2.7.3 Stromkriterium.....................................................................................................339
5.2.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise (Stromkriterium)............................................339
5.2.7.5 Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt..................................................... 340
5.2.7.6 Einschalterkennung............................................................................................. 340
5.2.7.7 Anwendungs- und Einstellhinweise (Einschalterkennung).....................................341
5.2.7.8 Kaltlast-Einschalterkennung (optional)................................................................. 342
5.2.7.9 Anwendungs- und Einstellhinweise (Kaltlast-Einschalterkennung)........................ 343
5.2.7.10 Parameter............................................................................................................ 344
5.2.7.11 Informationen......................................................................................................344
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig............................................................. 345
5.3.1 Übersicht...................................................................................................................345
5.3.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................... 345
5.3.3 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................348
5.3.4 Schreibgeschützte Parameter.....................................................................................350
5.3.5 Parameter................................................................................................................. 350
5.3.6 Informationen........................................................................................................... 350
5.4 Funktionsgruppentyp Spannung 3-phasig....................................................................... 352
5.4.1 Übersicht...................................................................................................................352
5.4.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................... 352
5.4.3 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................353
5.4.4 Parameter................................................................................................................. 354
5.4.5 Informationen........................................................................................................... 354
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter...........................................................................355
5.5.1 Übersicht...................................................................................................................355
5.5.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................... 356
5.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................357
5.5.4 Auslöselogik.............................................................................................................. 359
5.5.4.1 Funktionsbeschreibung........................................................................................ 359
5.5.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 362
5.5.4.3 Parameter............................................................................................................ 364
5.5.4.4 Informationen......................................................................................................364
5.5.5 Leistungsschalter.......................................................................................................364
5.5.5.1 Übersicht............................................................................................................. 364
5.5.5.2 Auslösen, Ausschalten und Einschalten des Leistungsschalters..............................365
5.5.5.3 Erfassung der Leistungsschalter-Hilfskontakte und weiterer Informationen........... 367
5.5.5.4 Endgültige Auslösung, Schalterfall-Meldungsunterdrückung.................................369
5.5.5.5 Auslöse- und Ausschaltinformationen...................................................................370
5.5.5.6 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 370
5.5.6 Leistungsschalter-Zustandserkennung für schutzbezogene Zusatzfunktionen............. 374
5.5.6.1 Übersicht............................................................................................................. 374
5.5.7 Erkennung Hand-Einschaltung (für AWE und Prozessmonitor).................................... 375
5.5.7.1 Funktionsbeschreibung........................................................................................ 375
5.5.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 376
5.5.7.3 Parameter............................................................................................................ 377
5.5.7.4 Informationen......................................................................................................377
5.5.8 Parameter................................................................................................................. 377
5.5.9 Informationen........................................................................................................... 378
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer........................................................................379
5.6.1 Übersicht...................................................................................................................379
5.6.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................... 379

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Inhaltsverzeichnis

5.6.3 20-mA-Einheit Ethernet............................................................................................. 381


5.6.3.1 Übersicht............................................................................................................. 381
5.6.3.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 381
5.6.3.3 Kommunikation mit 20-mA Einheit Ethernet.........................................................382
5.6.3.4 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 383
5.6.3.5 20-mA-Kanal........................................................................................................384
5.6.3.6 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 387
5.6.3.7 Parameter............................................................................................................ 388
5.6.3.8 Informationen......................................................................................................390
5.6.4 20-mA-Einheit Seriell................................................................................................. 390
5.6.4.1 Übersicht............................................................................................................. 390
5.6.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 391
5.6.4.3 Parameter............................................................................................................ 392
5.6.4.4 Informationen......................................................................................................394
5.6.5 Kommunikation mit der 20-mA-Einheit...................................................................... 394
5.6.5.1 Einbindung einer seriellen 20-mA-Einheit............................................................. 394
5.6.5.2 Einbindung einer 20-mA-Einheit Ethernet.............................................................397
5.6.6 U/I-Messumformer-Einheit mit schnellen Eingängen...................................................399
5.6.6.1 Übersicht............................................................................................................. 399
5.6.6.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 400
5.6.6.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................ 400
5.6.6.4 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 401
5.6.6.5 Parameter............................................................................................................ 404
5.6.6.6 Informationen......................................................................................................406
5.6.7 Thermobox Ethernet .................................................................................................406
5.6.7.1 Übersicht............................................................................................................. 406
5.6.7.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 406
5.6.7.3 Kommunikation mit einer Thermobox.................................................................. 407
5.6.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 408
5.6.7.5 Temperatursensor................................................................................................ 409
5.6.7.6 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 410
5.6.7.7 Parameter............................................................................................................ 411
5.6.7.8 Informationen......................................................................................................411
5.6.8 Thermobox Seriell..................................................................................................... 411
5.6.8.1 Übersicht............................................................................................................. 411
5.6.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 411
5.6.8.3 Parameter............................................................................................................ 412
5.6.8.4 Informationen......................................................................................................412
5.6.9 Kommunikation mit der Thermobox...........................................................................412
5.6.9.1 Einbindung einer seriellen Thermobox (Ziehl TR1200).......................................... 412
5.6.9.2 Einbindung einer Thermobox Ether. (TR1200 IP)...................................................415
5.6.9.3 Temperatursimulation ohne Sensoren.................................................................. 417
5.6.10 Temperaturerfassung über Protokolle........................................................................ 417
5.6.10.1 Übersicht............................................................................................................. 417
5.6.10.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 417
5.6.10.3 Beschreibung der Stufe Temperaturerfassung über PROFINET IO oder IEC 61850...418
5.6.10.4 Erfassung der Temperatur der Stufe über GOOSE..................................................420
5.6.10.5 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 422
5.6.10.6 Parameter............................................................................................................ 423
5.6.10.7 Informationen......................................................................................................423
5.6.11 LPIT-Modul IO240...................................................................................................... 423
5.6.11.1 Übersicht ............................................................................................................ 423
5.6.11.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 424
5.6.11.3 Funktionsbeschreibung ....................................................................................... 425
5.6.11.4 Anwendungs- und Einstellhinweise ..................................................................... 426
5.6.11.5 Parameter............................................................................................................ 433

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5.6.11.6 Informationen......................................................................................................436
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe.............................................. 437
5.7.1 Übersicht...................................................................................................................437
5.7.2 Basisdatentypen........................................................................................................ 438
5.7.3 Impuls- und Energiezählwerte....................................................................................442
5.7.4 Weitere Datentypen...................................................................................................442
5.8 Funktionsgruppentyp Aufzeichnung................................................................................443
5.8.1 Übersicht ..................................................................................................................443
5.8.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................... 443

6 Schutz- und Automatikfunktionen........................................................................................................... 445


6.1 Anlagendaten................................................................................................................. 447
6.1.1 Übersicht...................................................................................................................447
6.1.2 Struktur der Anlagendaten.........................................................................................447
6.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter...................................... 447
6.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Strom 3‑phasig (I 3-ph)............ 448
6.1.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Strom 1‑phasig (I 1-ph)............ 451
6.1.6 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Spannung 3‑phasig (U-3ph)..... 452
6.1.7 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Spannung 1‑phasig (U-1ph)..... 456
6.1.8 Anwendungs- und Einstellhinweise für Leitungsdifferentialschutz-Parameter............. 458
6.1.9 Messstellenfreischaltung........................................................................................... 462
6.1.9.1 Übersicht............................................................................................................. 462
6.1.9.2 Beschreibung....................................................................................................... 463
6.1.9.3 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 463
6.1.9.4 Parameter............................................................................................................ 465
6.1.9.5 Informationen......................................................................................................465
6.1.10 Parameter................................................................................................................. 466
6.1.11 Informationen........................................................................................................... 473
6.2 Leitungsdifferentialschutz............................................................................................... 477
6.2.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 477
6.2.2 Struktur der Funktion ................................................................................................477
6.2.3 Funktionsbeschreibung............................................................................................. 480
6.2.4 Anwendungs- und Einstellhinweise - Allgemeine Parameter....................................... 486
6.2.5 Parameter................................................................................................................. 489
6.2.6 Informationen........................................................................................................... 489
6.2.7 Stufe I-DIFF................................................................................................................490
6.2.7.1 Beschreibung ...................................................................................................... 490
6.2.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 493
6.2.7.3 Parameter............................................................................................................ 494
6.2.7.4 Informationen......................................................................................................495
6.2.8 Stufe I-DIFF schn. 2....................................................................................................496
6.2.8.1 Beschreibung....................................................................................................... 496
6.2.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 499
6.2.8.3 Parameter............................................................................................................ 500
6.2.8.4 Informationen......................................................................................................501
6.2.9 Stufe I-DIFF schnell.................................................................................................... 501
6.2.9.1 Beschreibung....................................................................................................... 501
6.2.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 503
6.2.9.3 Parameter............................................................................................................ 503
6.2.9.4 Informationen......................................................................................................503

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6.2.10 Stufe IN-DIFF............................................................................................................. 504


6.2.10.1 Beschreibung....................................................................................................... 504
6.2.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 509
6.2.10.3 Parameter............................................................................................................ 510
6.2.10.4 Informationen......................................................................................................510
6.2.11 Stufe IN-DIFF unstab.................................................................................................. 511
6.2.11.1 Beschreibung....................................................................................................... 511
6.2.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 515
6.2.11.3 Parameter............................................................................................................ 516
6.2.11.4 Informationen......................................................................................................517
6.2.12 Stufe I2-DIFF..............................................................................................................517
6.2.12.1 Beschreibung....................................................................................................... 517
6.2.12.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 521
6.2.12.3 Parameter............................................................................................................ 523
6.2.12.4 Informationen......................................................................................................524
6.2.13 Fernauslösung...........................................................................................................524
6.2.13.1 Beschreibung....................................................................................................... 524
6.2.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Fernauslösung.................................... 526
6.2.13.3 Parameter............................................................................................................ 527
6.2.13.4 Informationen......................................................................................................527
6.2.14 Anregung und Auslösung.......................................................................................... 528
6.2.14.1 Anregelogik ........................................................................................................ 528
6.2.14.2 Auslöselogik.........................................................................................................528
6.2.14.3 Anwendungs- und Einstellhinweise von Anrege- und Auslöselogik........................ 529
6.2.14.4 Informationen......................................................................................................529
6.2.15 Abmelden des lokalen Leitungsdifferentialschutzes....................................................530
6.2.16 Transformator im Schutzbereich................................................................................ 532
6.2.16.1 Beschreibung....................................................................................................... 532
6.2.16.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 532
6.2.16.3 Parameter............................................................................................................ 535
6.2.17 Ladestromkompensation Ic-Kompensation.................................................................536
6.2.17.1 Beschreibung ...................................................................................................... 536
6.2.17.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 538
6.2.17.3 Parameter............................................................................................................ 539
6.2.17.4 Informationen......................................................................................................539
6.3 Stub-Differentialschutz....................................................................................................540
6.3.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 540
6.3.2 Struktur der Funktion.................................................................................................540
6.3.3 Funktionsbeschreibung............................................................................................. 541
6.3.4 Stufe S-DIFF...............................................................................................................544
6.3.4.1 Beschreibung....................................................................................................... 544
6.3.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 545
6.3.4.3 Parameter............................................................................................................ 546
6.3.4.4 Informationen......................................................................................................546
6.3.5 Stufe S-DIFF schn. 2...................................................................................................547
6.3.5.1 Beschreibung....................................................................................................... 547
6.3.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 549
6.3.5.3 Parameter............................................................................................................ 549
6.3.5.4 Informationen......................................................................................................550
6.3.6 Stufe S-DIFF schnell................................................................................................... 551
6.3.6.1 Beschreibung....................................................................................................... 551
6.3.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 552
6.3.6.3 Parameter............................................................................................................ 552
6.3.6.4 Informationen......................................................................................................552

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6.3.7 Stufenbeschreibung der Ausgangslogik......................................................................553


6.4 Erdfehler-Differentialschutz.............................................................................................554
6.4.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 554
6.4.2 Struktur der Funktion.................................................................................................554
6.4.3 Funktionsbeschreibung............................................................................................. 555
6.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................562
6.4.5 Parameter................................................................................................................. 574
6.4.6 Informationen........................................................................................................... 575
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD).....................................................................576
6.5.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 576
6.5.2 Struktur der Funktion.................................................................................................576
6.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise - Allgemeine Parameter....................................... 578
6.5.4 Parameter................................................................................................................. 582
6.5.5 Informationen........................................................................................................... 583
6.5.6 Adaptive Schleifenauswahl........................................................................................ 583
6.5.7 Richtungsbestimmung...............................................................................................584
6.5.8 Zone mit Polygonkennlinie........................................................................................ 590
6.5.8.1 Beschreibung....................................................................................................... 590
6.5.8.2 Impedanzberechnung.......................................................................................... 592
6.5.8.3 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 596
6.5.8.4 Parameter............................................................................................................ 603
6.5.8.5 Informationen......................................................................................................604
6.5.9 Zone mit MHO-Kennlinie........................................................................................... 605
6.5.9.1 Beschreibung....................................................................................................... 605
6.5.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 610
6.5.9.3 Parameter............................................................................................................ 611
6.5.9.4 Informationen......................................................................................................611
6.5.10 Ausgangslogik des Distanzschutzes............................................................................612
6.5.11 Anwendungsbeispiel................................................................................................. 613
6.5.11.1 Übersicht............................................................................................................. 613
6.5.11.2 Übersichtschaltplan und Anlagendaten.................................................................614
6.5.11.3 Einstellhinweise – Allgemeine Parameter in der Funktionsgruppe Leitung............. 614
6.5.11.4 Einstellhinweise – Allgemeine Parameter der Funktion RMD................................. 615
6.5.11.5 Einstellhinweise Zone Z1 bis Z4............................................................................ 619
6.5.12 Parameter................................................................................................................. 622
6.5.13 Informationen........................................................................................................... 627
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode............................................................................ 629
6.6.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 629
6.6.2 Distanzschutz für geerdete Netze...............................................................................629
6.6.2.1 Funktionsübersicht.............................................................................................. 629
6.6.2.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 629
6.6.2.3 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter.................................634
6.6.2.4 Parameter............................................................................................................ 637
6.6.2.5 Informationen......................................................................................................641
6.6.3 Distanzschutz für isolierte/gelöschte Netze.................................................................643
6.6.3.1 Funktionsübersicht.............................................................................................. 643
6.6.3.2 Struktur der Funktion........................................................................................... 644
6.6.3.3 Anwendungs- und Einstellhinweise - Allgemeine Parameter..................................649
6.6.3.4 Parameter............................................................................................................ 652
6.6.3.5 Informationen......................................................................................................656
6.6.4 Richtungsbestimmung...............................................................................................658

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6.6.5 Anregeverfahren: Impedanzanregung........................................................................662


6.6.5.1 Beschreibung....................................................................................................... 662
6.6.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 663
6.6.5.3 Parameter............................................................................................................ 666
6.6.5.4 Informationen......................................................................................................667
6.6.6 Anregeverfahren: Überstromanregung...................................................................... 667
6.6.6.1 Beschreibung....................................................................................................... 667
6.6.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 667
6.6.6.3 Parameter............................................................................................................ 669
6.6.6.4 Informationen......................................................................................................669
6.6.7 Anregeverfahren: U-/I-Anregung................................................................................ 669
6.6.7.1 Beschreibung....................................................................................................... 669
6.6.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 671
6.6.7.3 Parameter............................................................................................................ 673
6.6.7.4 Informationen......................................................................................................674
6.6.8 Anregeverfahren: U-/I-/φ-Anregung............................................................................674
6.6.8.1 Beschreibung....................................................................................................... 674
6.6.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 676
6.6.8.3 Parameter............................................................................................................ 679
6.6.8.4 Informationen......................................................................................................680
6.6.9 Zone mit Polygonkennlinie........................................................................................ 681
6.6.9.1 Beschreibung....................................................................................................... 681
6.6.9.2 Impedanzberechnung.......................................................................................... 683
6.6.9.3 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 686
6.6.9.4 Parameter............................................................................................................ 690
6.6.9.5 Informationen......................................................................................................691
6.6.10 Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung.................................................. 691
6.6.10.1 Beschreibung....................................................................................................... 691
6.6.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 692
6.6.10.3 Parameter............................................................................................................ 693
6.6.10.4 Informationen......................................................................................................694
6.6.11 Zone mit MHO-Kennlinie........................................................................................... 695
6.6.11.1 Beschreibung....................................................................................................... 695
6.6.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 701
6.6.11.3 Parameter............................................................................................................ 703
6.6.11.4 Informationen......................................................................................................703
6.6.12 Zone mit Kreiskennlinie............................................................................................. 705
6.6.12.1 Beschreibung....................................................................................................... 705
6.6.12.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 709
6.6.12.3 Parameter............................................................................................................ 718
6.6.12.4 Informationen......................................................................................................718
6.6.13 Freigabe der Auslösung durch AWE-Zone................................................................... 719
6.6.13.1 Beschreibung ...................................................................................................... 719
6.6.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 721
6.6.13.3 Parameter............................................................................................................ 722
6.6.13.4 Informationen......................................................................................................722
6.6.14 Ausgangslogik des Distanzschutzes............................................................................722
6.6.15 Anwendungsbeispiel für Hochspannungsfreileitung................................................... 723
6.6.15.1 Übersicht............................................................................................................. 723
6.6.15.2 Übersichtsschaltplan und Anlagendaten............................................................... 724
6.6.15.3 Einstellhinweise Funktionsgruppe Leitung............................................................ 728
6.6.15.4 Einstellhinweise Distanzschutz für geerdete Netze – Allgemeine Parameter.......... 730
6.6.15.5 Einstellhinweise Anregeverfahren........................................................................ 732
6.6.15.6 Einstellhinweise Zone Z1......................................................................................734
6.6.15.7 Einstellhinweise Zone Z1B.................................................................................... 739
6.6.15.8 Einstellhinweise Zone Z3......................................................................................741

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6.6.15.9 Einstellhinweise Zone Z4......................................................................................742


6.7 Impedanzschutz..............................................................................................................745
6.7.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 745
6.7.2 Struktur der Funktion.................................................................................................745
6.7.3 Beschreibung............................................................................................................ 745
6.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................753
6.7.5 Parameter................................................................................................................. 760
6.7.6 Informationen........................................................................................................... 761
6.8 Pendelsperre...................................................................................................................763
6.8.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 763
6.8.2 Struktur der Funktion.................................................................................................763
6.8.3 Funktionsbeschreibung............................................................................................. 763
6.8.4 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................767
6.8.5 Parameter................................................................................................................. 768
6.8.6 Informationen........................................................................................................... 768
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz.................................................... 769
6.9.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 769
6.9.2 Struktur der Funktion.................................................................................................769
6.9.3 Empfangsblöcke........................................................................................................ 771
6.9.4 Mitnahmeverfahren...................................................................................................774
6.9.4.1 Beschreibung ...................................................................................................... 774
6.9.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Mitnahmeverfahren, allgemein........... 776
6.9.4.3 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Mitnahme über erweiterten Mess-
bereich (Distanzschutz mit Unterreichweite und Staffelzeitverkürzung).................777
6.9.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Mitnahme über Anregung
(Distanzschutz mit Unterreichweite und Fernauslösung mit Freigabe)...................777
6.9.4.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für das direkte Mitnahmeverfahren................ 778
6.9.4.6 Parameter............................................................................................................ 779
6.9.4.7 Informationen......................................................................................................780
6.9.5 Vergleichsverfahren...................................................................................................780
6.9.5.1 Beschreibung....................................................................................................... 780
6.9.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für Freigabeverfahren, allgemein................... 783
6.9.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Signalvergleichsverfahren
(Distanzschutz mit Überreichweite und Freigabe)................................................. 784
6.9.5.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Richtungsvergleichsverfahren............. 785
6.9.5.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Richtungsunblock-Verfahren
(Distanzschutz mit Überreichweite und Deblockieren).......................................... 786
6.9.5.6 Parameter............................................................................................................ 787
6.9.5.7 Informationen......................................................................................................788
6.9.6 Blockierverfahren...................................................................................................... 789
6.9.6.1 Beschreibung....................................................................................................... 789
6.9.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Blockierverfahren............................... 791
6.9.6.3 Parameter............................................................................................................ 793
6.9.6.4 Informationen......................................................................................................794
6.9.7 Rückwärtige Verriegelung.......................................................................................... 794
6.9.7.1 Beschreibung....................................................................................................... 794
6.9.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Rückwärtige Verriegelung................... 795
6.9.7.3 Parameter............................................................................................................ 797
6.9.7.4 Informationen......................................................................................................797
6.9.8 Transiente Blockierung.............................................................................................. 798
6.9.8.1 Beschreibung....................................................................................................... 798
6.9.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Transiente Blockierung........................799

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 19
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz.....................................800


6.10.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 800
6.10.2 Struktur der Funktion.................................................................................................800
6.10.3 Empfangsblöcke........................................................................................................ 802
6.10.4 Anwendung.............................................................................................................. 802
6.10.5 Parameter................................................................................................................. 802
6.10.6 Informationen........................................................................................................... 804
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen.............................. 807
6.11.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 807
6.11.2 Struktur der Funktion.................................................................................................807
6.11.3 Stufensteuerung........................................................................................................808
6.11.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ.....................................................................810
6.11.4.1 Beschreibung....................................................................................................... 810
6.11.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 813
6.11.4.3 Parameter............................................................................................................ 815
6.11.4.4 Informationen......................................................................................................821
6.11.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie nach IEC und ANSI (AMZ).......................................... 823
6.11.5.1 Beschreibung....................................................................................................... 823
6.11.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 826
6.11.5.3 Parameter............................................................................................................ 829
6.11.5.4 Informationen......................................................................................................831
6.11.6 Stufe mit abhängiger, logarithmisch-inverser Kennlinie..............................................832
6.11.6.1 Beschreibung....................................................................................................... 832
6.11.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 833
6.11.6.3 Parameter............................................................................................................ 834
6.11.6.4 Informationen......................................................................................................837
6.11.7 Stufe mit S0 invers-Kennlinie..................................................................................... 838
6.11.7.1 Beschreibung....................................................................................................... 838
6.11.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 839
6.11.7.3 Parameter............................................................................................................ 840
6.11.7.4 Informationen......................................................................................................841
6.11.8 Stufe mit U0 invers-Kennlinie.....................................................................................842
6.11.8.1 Beschreibung....................................................................................................... 842
6.11.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ..................................................................... 845
6.11.8.3 Parameter............................................................................................................ 847
6.11.8.4 Informationen......................................................................................................848
6.11.9 Richtungsbestimmung...............................................................................................849
6.11.9.1 Beschreibung....................................................................................................... 849
6.11.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 855
6.11.10 Selektion des Leiters.................................................................................................. 858
6.11.11 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung............858
6.11.11.1 Beschreibung....................................................................................................... 858
6.11.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 859
6.11.12 Informationsübertragung.......................................................................................... 860
6.11.13 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter................................... 860
6.11.13.1 Beschreibung....................................................................................................... 860
6.11.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 864
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz.........................................865
6.12.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 865
6.12.2 Struktur der Funktion.................................................................................................865
6.12.3 Empfangsblöcke........................................................................................................ 866

20 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

6.12.4 Vergleichsverfahren...................................................................................................869
6.12.4.1 Beschreibung....................................................................................................... 869
6.12.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Auslöselogik der Freigabeverfahren.....872
6.12.4.3 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Freigabeverfahren.............................. 872
6.12.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Richtungsunblock-Verfahren...............873
6.12.4.5 Parameter............................................................................................................ 874
6.12.4.6 Informationen......................................................................................................875
6.12.5 Blockierverfahren...................................................................................................... 876
6.12.5.1 Beschreibung....................................................................................................... 876
6.12.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Blockierverfahren............................... 878
6.12.5.3 Parameter............................................................................................................ 879
6.12.5.4 Informationen......................................................................................................880
6.12.6 Transiente Blockierung.............................................................................................. 880
6.12.6.1 Beschreibung....................................................................................................... 880
6.12.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die transiente Blockierung........................ 881
6.12.7 Empfindliche Messstufe des Erdkurzschlussschutzes.................................................. 882
6.12.7.1 Beschreibung....................................................................................................... 882
6.12.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die empfindliche Stufe des Erdkurz-
schlussschutzes....................................................................................................883
6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz..........................884
6.13.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 884
6.13.2 Struktur der Funktion.................................................................................................884
6.13.3 Empfangsblöcke........................................................................................................ 885
6.13.4 Anwendung.............................................................................................................. 886
6.13.5 Parameter................................................................................................................. 886
6.13.6 Informationen........................................................................................................... 888
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung..............................................................890
6.14.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 890
6.14.2 Struktur der Funktion.................................................................................................890
6.14.3 Echofunktion.............................................................................................................891
6.14.4 Auslösung bei schwacher Einspeisung (ASE-Funktion)................................................895
6.14.5 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................895
6.14.6 Parameter................................................................................................................. 897
6.14.7 Informationen........................................................................................................... 898
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation....899
6.15.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 899
6.15.2 Struktur der Funktion.................................................................................................899
6.15.3 Unterspannungs- und 3I0-Erkennung.........................................................................900
6.15.3.1 Beschreibung....................................................................................................... 900
6.15.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 901
6.15.4 Unverzögerte Stufe....................................................................................................902
6.15.4.1 Beschreibung....................................................................................................... 902
6.15.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 902
6.15.5 Verzögerte Stufe........................................................................................................904
6.15.5.1 Beschreibung....................................................................................................... 904
6.15.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 905
6.15.6 Parameter................................................................................................................. 906
6.15.7 Informationen........................................................................................................... 907
6.16 Externe Einkopplung....................................................................................................... 908
6.16.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 908

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Inhaltsverzeichnis

6.16.2 Struktur der Funktion.................................................................................................908


6.16.3 Stufenbeschreibung.................................................................................................. 909
6.16.4 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................910
6.16.5 Parameter................................................................................................................. 910
6.16.6 Informationen........................................................................................................... 910
6.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium 3-polig............................................................. 911
6.17.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 911
6.17.2 Struktur der Funktion.................................................................................................911
6.17.3 Stufenbeschreibung.................................................................................................. 912
6.17.4 Anwendungs- und Einstellhinweise............................................................................913
6.17.5 Parameter................................................................................................................. 913
6.17.6 Informationen........................................................................................................... 913
6.18 Wiedereinschaltautomatik...............................................................................................915
6.18.1 Funktionsübersicht.................................................................................................... 915
6.18.2 Struktur der Funktion.................................................................................................916
6.18.3 Zusammenwirken von Wiedereinschaltautomatik und Schutzfunktionen.................... 918
6.18.4 Zyklische Wiedereinschaltautomatik.......................................................................... 920
6.18.4.1 Betriebsarten der zyklischen Wiedereinschaltautomatik........................................ 920
6.18.4.2 Struktur der zyklischen Wiedereinschaltautomatik................................................ 923
6.18.4.3 Eingangslogik bei Betriebsarten mit Auslösung..................................................... 925
6.18.4.4 Eingangslogik bei Betriebsarten mit Anregung......................................................926
6.18.4.5 Start.................................................................................................................... 927
6.18.4.6 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 1: Mit Auslösung/Mit Wirkzeit........................ 928
6.18.4.7 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 2: Mit Anregung/Mit Wirkzeit......................... 930
6.18.4.8 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 3: Mit Auslösung/Ohne Wirkzeit..................... 931
6.18.4.9 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 4: Mit Anregung/Ohne Wirkzeit......................932
6.18.4.10 Stufenfreigabe..................................................................................................... 933
6.18.4.11 Pausenzeit bei Betriebsarten mit Auslösung.......................................................... 934
6.18.4.12 Pausenzeit bei Betriebsarten mit Anregung...........................................................936
6.18.4.13 Folgefehlererkennung während der Pausenzeit.................................................... 938
6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschaltbefehl................................................................. 940
6.18.4.15 Sperrzeit.............................................................................................................. 943
6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und Leistungsschalterzustand................................. 944
6.18.4.17 Blockierungen...................................................................................................... 946
6.18.4.18 1-/3-polige Auslösung des Leistungsschalters........................................................950
6.18.4.19 Rückspannungsüberwachung (RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE)...... 951
6.18.4.20 Parameter............................................................................................................ 953
6.18.4.21 Informationen......................................................................................................955
6.18.5 Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver Pausenzeit (ASP).......................................... 957
6.18.5.1 Beschreibung....................................................................................................... 957
6.18.5.2 Parameter............................................................................................................ 958
6.18.5.3 Informationen......................................................................................................959
6.18.6 Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen.............................. 960
6.18.6.1 Beschreibung....................................................................................................... 960
6.18.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für AWE mit Lichtbogenerkennung.................963
6.18.6.3 Parameter............................................................................................................ 965
6.18.6.4 Informationen......................................................................................................966
6.18.7 Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik.......................................................... 968
6.18.7.1 Beschreibung....................................................................................................... 968
6.18.7.2 Informationen......................................................................................................969
6.18.8 Steuerung der internen Wiedereinschaltautomatik durch ein externes Schutzgerät.....970
6.18.9 Anwendungs- und Einstellhinweise für allgemeine Parameter.................................... 973

22 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Inhaltsverzeichnis

6.18.10 Anwendungs- und Einstellhinweise für 1 Zyklus der zyklischen AWE........................... 981
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen.......................................................................................... 985
6.19.1 Funktionsübersicht ................................................................................................... 985
6.19.2 Struktur der Funktion ................................................................................................985
6.19.3 Filter für Effektivwertverstärkung...............................................................................987
6.19.3.1 Beschreibung....................................................................................................... 987
6.19.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 988
6.19.3.3 Parameter............................................................................................................ 989
6.19.3.4 Informationen......................................................................................................989
6.19.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ.....................................................................990
6.19.4.1 Beschreibung ...................................................................................................... 990
6.19.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise...................................................................... 995
6.19.4.3 Parameter............................................................................................................ 998
6.19.4.4 Informationen....................................................................................................1001
6.19.5 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ und adaptiver Anregung.............................1002
6.19.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1002
6.19.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1003
6.19.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1003
6.19.5.4 Informationen....................................................................................................1006
6.19.6 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1007
6.19.6.1 Beschreibung .................................................................................................... 1007
6.19.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1012
6.19.6.3 Parameter.......................................................................................................... 1016
6.19.6.4 Informationen....................................................................................................1018
6.19.7 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie....................................................................1019
6.19.7.1 Beschreibung .................................................................................................... 1019
6.19.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1020
6.19.7.3 Parameter.......................................................................................................... 1022
6.19.7.4 Informationen....................................................................................................1025
6.19.8 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung..........1025
6.19.8.1 Beschreibung .................................................................................................... 1025
6.19.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1026
6.19.9 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter................................. 1027
6.19.9.1 Beschreibung .................................................................................................... 1027
6.19.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise (Erweitert-Stufe) ......................................... 1031
6.20 Überstromzeitschutz, Erde............................................................................................ 1033
6.20.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1033
6.20.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1033
6.20.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1034
6.20.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1034
6.20.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1035
6.20.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1036
6.20.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................1037
6.20.4.1 Beschreibung .................................................................................................... 1037
6.20.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1040
6.20.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1042
6.20.4.4 Informationen....................................................................................................1047
6.20.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1049
6.20.5.1 Beschreibung .................................................................................................... 1049
6.20.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1052
6.20.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1054
6.20.5.4 Informationen....................................................................................................1057
6.20.6 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie....................................................................1057
6.20.6.1 Beschreibung .................................................................................................... 1057

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Inhaltsverzeichnis

6.20.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1059


6.20.6.3 Parameter.......................................................................................................... 1060
6.20.6.4 Informationen....................................................................................................1062
6.20.7 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung..........1063
6.20.7.1 Beschreibung..................................................................................................... 1063
6.20.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1064
6.20.8 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter................................. 1065
6.20.8.1 Beschreibung .................................................................................................... 1065
6.20.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise (Erweitert-Stufe) ......................................... 1069
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen...................................................................... 1071
6.21.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1071
6.21.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1071
6.21.3 Stufensteuerung......................................................................................................1072
6.21.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1072
6.21.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1074
6.21.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................1075
6.21.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1075
6.21.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1077
6.21.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1079
6.21.4.4 Informationen....................................................................................................1084
6.21.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1086
6.21.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1086
6.21.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1089
6.21.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1091
6.21.5.4 Informationen....................................................................................................1094
6.21.6 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie....................................................................1095
6.21.6.1 Beschreibung .................................................................................................... 1095
6.21.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1096
6.21.6.3 Parameter.......................................................................................................... 1097
6.21.6.4 Informationen....................................................................................................1100
6.21.7 Richtungsbestimmung.............................................................................................1100
6.21.7.1 Beschreibung .................................................................................................... 1100
6.21.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1103
6.21.8 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter................................. 1104
6.21.9 Anwendungshinweise für Parallelleitungen und zweiseitig gespeiste Leitungszüge ..1104
6.21.10 Anwendungshinweise zum Richtungsvergleichsschutz ............................................ 1105
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz.................................................................................... 1108
6.22.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1108
6.22.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1108
6.22.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie............................................................................1109
6.22.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1109
6.22.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1110
6.22.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1112
6.22.3.4 Informationen....................................................................................................1112
6.22.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1114
6.22.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1114
6.22.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1115
6.22.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1116
6.22.4.4 Informationen....................................................................................................1116
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung..................................................................................... 1118
6.23.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1118
6.23.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1118

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Inhaltsverzeichnis

6.23.3 Standard-Freigabeverfahren.................................................................................... 1119


6.23.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1120
6.23.5 Freigabeverfahren über Wirkschnittstelle................................................................. 1121
6.23.6 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1123
6.23.7 Parameter............................................................................................................... 1123
6.23.8 Informationen......................................................................................................... 1124
6.24 Sammelmeldungen Überstromzeitschutz-Funktionen.................................................... 1125
6.24.1 Beschreibung ..........................................................................................................1125
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig...................................................................................... 1127
6.25.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1127
6.25.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1127
6.25.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................1129
6.25.3.1 Beschreibung .................................................................................................... 1129
6.25.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1130
6.25.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1130
6.25.3.4 Informationen....................................................................................................1131
6.25.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1132
6.25.4.1 Beschreibung .................................................................................................... 1132
6.25.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1133
6.25.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1134
6.25.4.4 Informationen....................................................................................................1135
6.25.5 Stufe mit abhängiger, logarithmisch-inverser Kennlinie............................................1136
6.25.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1136
6.25.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1138
6.25.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1139
6.25.5.4 Informationen....................................................................................................1139
6.25.6 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie....................................................................1140
6.25.6.1 Beschreibung .................................................................................................... 1140
6.25.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1141
6.25.6.3 Parameter.......................................................................................................... 1142
6.25.6.4 Informationen....................................................................................................1142
6.25.7 Schnellstufe............................................................................................................ 1143
6.25.7.1 Beschreibung .................................................................................................... 1143
6.25.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1143
6.25.7.3 Parameter.......................................................................................................... 1144
6.25.7.4 Informationen....................................................................................................1144
6.25.8 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung..........1144
6.25.8.1 Beschreibung..................................................................................................... 1144
6.25.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1145
6.25.9 Anwendungsbeispiel: Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz............................1146
6.25.9.1 Beschreibung .................................................................................................... 1146
6.25.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1148
6.25.10 Anwendungsbeispiel: Kesselschutz.......................................................................... 1152
6.25.10.1 Beschreibung .................................................................................................... 1152
6.25.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1153
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen..................................................... 1154
6.26.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1154
6.26.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1154
6.26.3 Stufenbeschreibung abhängiger Überstromzeitschutz, spannungsabhängig............. 1155
6.26.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1155
6.26.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1157
6.26.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1159

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Inhaltsverzeichnis

6.26.3.4 Informationen....................................................................................................1160
6.26.4 Stufenbeschreibung abhängiger Überstromzeitschutz, spannungsfreigegeben......... 1161
6.26.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1161
6.26.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1162
6.26.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1163
6.26.4.4 Informationen....................................................................................................1163
6.26.5 Stufe mit unabhängigem Überstromzeitschutz, Unterspannungshaltung.................. 1165
6.26.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1165
6.26.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1166
6.26.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1167
6.26.5.4 Informationen....................................................................................................1168
6.26.6 Stufe mit unabhängigem spannungsfreigegebenem Überstromzeitschutz,
Unterspannungshaltung.......................................................................................... 1169
6.26.6.1 Beschreibung..................................................................................................... 1169
6.26.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1170
6.26.6.3 Parameter.......................................................................................................... 1172
6.26.6.4 Informationen....................................................................................................1173
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung................................................................................. 1174
6.27.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1174
6.27.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1174
6.27.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1177
6.27.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1177
6.27.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1180
6.27.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1182
6.27.3.4 Informationen....................................................................................................1183
6.27.4 Gerichtete 3I0-Stufe mit Messung von cos φ oder sin φ............................................1184
6.27.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1184
6.27.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1190
6.27.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1193
6.27.4.4 Informationen....................................................................................................1194
6.27.5 Gerichtete Erdschlusswischer-Stufe..........................................................................1194
6.27.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1194
6.27.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1199
6.27.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1202
6.27.5.4 Informationen....................................................................................................1203
6.27.6 Gerichtete 3I0-Stufe mit Messung von φ (U0,3I0).................................................... 1203
6.27.6.1 Beschreibung..................................................................................................... 1203
6.27.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1207
6.27.6.3 Parameter.......................................................................................................... 1209
6.27.6.4 Informationen....................................................................................................1209
6.27.7 Gerichtete Y0-Stufe mit Messung von G0 oder B0.................................................... 1210
6.27.7.1 Beschreibung..................................................................................................... 1210
6.27.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1215
6.27.7.3 Parameter.......................................................................................................... 1219
6.27.7.4 Informationen....................................................................................................1220
6.27.8 Gerichtete Stufe mit Zeigermessung einer Harmonischen.........................................1220
6.27.8.1 Beschreibung..................................................................................................... 1220
6.27.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1225
6.27.8.3 Parameter.......................................................................................................... 1228
6.27.8.4 Informationen....................................................................................................1228
6.27.9 Ungerichtete U0-Stufe mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung................................ 1230
6.27.9.1 Beschreibung .................................................................................................... 1230
6.27.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1231
6.27.9.3 Parameter.......................................................................................................... 1234
6.27.9.4 Informationen....................................................................................................1234

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6.27.10 Ungerichtete 3I0-Stufe............................................................................................ 1235


6.27.10.1 Beschreibung .................................................................................................... 1235
6.27.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1236
6.27.10.3 Parameter.......................................................................................................... 1238
6.27.10.4 Informationen....................................................................................................1238
6.27.11 Ungerichtete Y0-Stufe............................................................................................. 1238
6.27.11.1 Beschreibung..................................................................................................... 1238
6.27.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1241
6.27.11.3 Parameter.......................................................................................................... 1242
6.27.11.4 Informationen....................................................................................................1242
6.27.12 Ungerichtete 3I0 Harmonische Stufe........................................................................1243
6.27.12.1 Beschreibung..................................................................................................... 1243
6.27.12.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1244
6.27.12.3 Parameter.......................................................................................................... 1245
6.27.12.4 Informationen....................................................................................................1246
6.27.13 Stufe zur Pulsmustererkennung............................................................................... 1246
6.27.13.1 Beschreibung..................................................................................................... 1246
6.27.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1251
6.27.13.3 Parameter.......................................................................................................... 1254
6.27.13.4 Informationen....................................................................................................1254
6.27.14 Intermittierende Erdfehlerblockierung-Stufe............................................................ 1255
6.27.14.1 Beschreibung..................................................................................................... 1255
6.27.14.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1256
6.27.14.3 Parameter.......................................................................................................... 1257
6.27.14.4 Informationen....................................................................................................1257
6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz............................................................ 1258
6.28.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1258
6.28.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1258
6.28.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1259
6.28.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1263
6.28.5 Parameter............................................................................................................... 1265
6.28.6 Informationen......................................................................................................... 1266
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz................................................................1267
6.29.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1267
6.29.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1267
6.29.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1268
6.29.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1274
6.29.5 Parameter............................................................................................................... 1277
6.29.6 Informationen......................................................................................................... 1278
6.30 Gegensystemschutz...................................................................................................... 1279
6.30.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1279
6.30.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1279
6.30.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1280
6.30.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1280
6.30.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1280
6.30.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................1282
6.30.4.1 Stufenbeschreibung .......................................................................................... 1282
6.30.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1283
6.30.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1283
6.30.4.4 Informationen....................................................................................................1284
6.30.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1285
6.30.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1285

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6.30.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1286


6.30.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1287
6.30.5.4 Informationen....................................................................................................1287
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit.............................1288
6.31.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1288
6.31.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1288
6.31.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1288
6.31.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Richtungsbestimmung............................1293
6.31.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für Stufen......................................................... 1294
6.31.6 Parameter............................................................................................................... 1296
6.31.7 Informationen......................................................................................................... 1297
6.32 Unterstromschutz......................................................................................................... 1298
6.32.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1298
6.32.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1298
6.32.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1299
6.32.4 Anwendungs- und Einstellhinweise .........................................................................1300
6.32.5 Parameter............................................................................................................... 1302
6.32.6 Informationen......................................................................................................... 1302
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung........................................................... 1304
6.33.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1304
6.33.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1304
6.33.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................1305
6.33.3.1 Beschreibung .................................................................................................... 1305
6.33.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1306
6.33.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1308
6.33.3.4 Informationen....................................................................................................1309
6.33.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1311
6.33.4.1 Beschreibung .................................................................................................... 1311
6.33.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise ................................................................... 1314
6.33.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1316
6.33.4.4 Informationen....................................................................................................1316
6.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung............................................................. 1317
6.34.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1317
6.34.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1317
6.34.3 Stufenbeschreibung ................................................................................................1318
6.34.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1318
6.34.5 Parameter............................................................................................................... 1319
6.34.6 Informationen......................................................................................................... 1319
6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung........................................................ 1321
6.35.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1321
6.35.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1321
6.35.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1322
6.35.4 Anwendungs- und Einstellhinweise .........................................................................1323
6.35.5 Parameter............................................................................................................... 1324
6.35.6 Informationen......................................................................................................... 1324
6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung...........................1326
6.36.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1326
6.36.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1326

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Inhaltsverzeichnis

6.36.3 Stufenbeschreibung ................................................................................................1327


6.36.4 Anwendungs- und Einstellhinweise .........................................................................1328
6.36.5 Parameter............................................................................................................... 1329
6.36.6 Informationen......................................................................................................... 1329
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung......................................1331
6.37.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1331
6.37.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1331
6.37.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1332
6.37.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1333
6.37.5 Parameter............................................................................................................... 1336
6.37.6 Informationen......................................................................................................... 1336
6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung............................................................ 1338
6.38.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1338
6.38.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1338
6.38.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1339
6.38.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1340
6.38.5 Parameter............................................................................................................... 1342
6.38.6 Informationen......................................................................................................... 1343
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung.......................................................... 1344
6.39.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1344
6.39.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1344
6.39.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................1345
6.39.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1345
6.39.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1348
6.39.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1351
6.39.3.4 Informationen....................................................................................................1352
6.39.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 1353
6.39.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1353
6.39.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1357
6.39.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1360
6.39.4.4 Informationen....................................................................................................1361
6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung............................................................1362
6.40.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1362
6.40.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1362
6.40.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1363
6.40.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1364
6.40.5 Parameter............................................................................................................... 1367
6.40.6 Informationen......................................................................................................... 1368
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung........................................................... 1369
6.41.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1369
6.41.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1369
6.41.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1370
6.41.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1371
6.41.5 Parameter............................................................................................................... 1373
6.41.6 Informationen......................................................................................................... 1374
6.42 Spannungsänderungsschutz..........................................................................................1376
6.42.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1376
6.42.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1376

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6.42.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1377


6.42.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1377
6.42.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1377
6.42.4 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1378
6.42.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1378
6.42.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1379
6.42.5 Parameter............................................................................................................... 1380
6.42.6 Informationen......................................................................................................... 1381
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz............................................................. 1383
6.43.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1383
6.43.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1383
6.43.3 Schutzstufe............................................................................................................. 1384
6.43.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1384
6.43.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1385
6.43.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1387
6.43.3.4 Informationen....................................................................................................1388
6.43.4 Wiedereinschaltstufe............................................................................................... 1389
6.43.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1389
6.43.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1390
6.43.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1391
6.43.4.4 Informationen....................................................................................................1391
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung............................................................................... 1393
6.44.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1393
6.44.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1393
6.44.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1394
6.44.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1394
6.44.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1397
6.44.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1398
6.44.3.4 Informationen....................................................................................................1398
6.45 Fehlerorter....................................................................................................................1399
6.45.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1399
6.45.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1399
6.45.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1400
6.45.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1408
6.45.5 Parameter............................................................................................................... 1413
6.45.6 Informationen......................................................................................................... 1414
6.46 Fehlerorter plus............................................................................................................ 1415
6.46.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1415
6.46.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1415
6.46.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1417
6.46.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1420
6.46.5 Parameter............................................................................................................... 1427
6.46.6 Informationen......................................................................................................... 1428
6.47 Überfrequenzschutz...................................................................................................... 1429
6.47.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1429
6.47.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1429
6.47.3 Stufe Überfrequenzschutz........................................................................................1430
6.47.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1431
6.47.5 Parameter............................................................................................................... 1433

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6.47.6 Informationen......................................................................................................... 1433


6.48 Unterfrequenzschutz.....................................................................................................1435
6.48.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1435
6.48.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1435
6.48.3 Stufe Unterfrequenzschutz...................................................................................... 1436
6.48.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1437
6.48.5 Parameter............................................................................................................... 1439
6.48.6 Informationen......................................................................................................... 1439
6.49 Frequenzänderungsschutz............................................................................................ 1441
6.49.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1441
6.49.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1441
6.49.3 Allgemeine Funktionen (Unterspannungsprüfung, df/dt-Berechnung)...................... 1441
6.49.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1441
6.49.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1442
6.49.4 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1443
6.49.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1443
6.49.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1443
6.49.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1445
6.49.4.4 Informationen....................................................................................................1445
6.50 Automatische Frequenzentlastung................................................................................ 1447
6.50.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1447
6.50.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1447
6.50.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1448
6.50.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1448
6.50.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1451
6.50.4 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1455
6.50.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1455
6.50.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1457
6.50.5 Parameter............................................................................................................... 1458
6.50.6 Informationen......................................................................................................... 1458
6.51 Drehfeldumschaltung................................................................................................... 1460
6.51.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1460
6.51.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1460
6.51.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1461
6.51.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1463
6.51.5 Parameter............................................................................................................... 1464
6.51.6 Informationen......................................................................................................... 1465
6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler...................................................................1466
6.52.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1466
6.52.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1466
6.52.3 Stufenbeschreibung................................................................................................ 1467
6.52.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1468
6.52.5 Parameter............................................................................................................... 1468
6.52.6 Informationen......................................................................................................... 1468
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert...........................................................1470
6.53.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1470
6.53.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1470

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 31
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

6.53.3 Filter für Effektivwertverstärkung.............................................................................1470


6.53.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1470
6.53.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1471
6.53.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1472
6.53.3.4 Informationen....................................................................................................1473
6.53.4 Stufe mit thermischem Überlastschutz, 3-phasig - Erweitert..................................... 1473
6.53.4.1 Beschreibung .................................................................................................... 1473
6.53.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1478
6.53.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1482
6.53.4.4 Informationen....................................................................................................1483
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig........................................................................... 1484
6.54.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1484
6.54.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1484
6.54.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1485
6.54.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1489
6.54.5 Parameter............................................................................................................... 1493
6.54.6 Informationen......................................................................................................... 1494
6.55 Temperaturüberwachung..............................................................................................1495
6.55.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1495
6.55.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1495
6.55.3 Funktionsbeschreibung ...........................................................................................1496
6.55.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1497
6.55.5 Parameter............................................................................................................... 1498
6.55.6 Informationen......................................................................................................... 1502
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz.................................................................................. 1505
6.56.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1505
6.56.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1505
6.56.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1506
6.56.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1516
6.56.5 Parameter............................................................................................................... 1524
6.56.6 Informationen......................................................................................................... 1526
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz...............................................................................1528
6.57.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1528
6.57.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1528
6.57.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1528
6.57.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1530
6.57.5 Parameter............................................................................................................... 1533
6.57.6 Informationen......................................................................................................... 1534
6.58 Außertrittfallschutz....................................................................................................... 1536
6.58.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1536
6.58.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1536
6.58.3 Beschreibung einer Zone......................................................................................... 1536
6.58.4 Anwendungs- und Einstellhinweise (Netzschutz)..................................................... 1542
6.58.5 Parameter............................................................................................................... 1551
6.58.6 Informationen......................................................................................................... 1552
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung............................................................ 1554
6.59.1 Einschaltstromerkennung........................................................................................ 1554
6.59.1.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1554

32 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Inhaltsverzeichnis

6.59.1.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1554


6.59.1.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1554
6.59.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1558
6.59.1.5 Parameter.......................................................................................................... 1559
6.59.1.6 Informationen....................................................................................................1560
6.59.2 2. Harmonische Erkennung Erde.............................................................................. 1560
6.59.2.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1560
6.59.2.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1561
6.59.2.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1561
6.59.2.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1562
6.59.2.5 Parameter.......................................................................................................... 1562
6.59.2.6 Informationen....................................................................................................1562
6.59.3 2. Harmonische Erkennung 1-phasig........................................................................1563
6.59.3.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1563
6.59.3.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1563
6.59.3.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1564
6.59.3.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1565
6.59.3.5 Parameter.......................................................................................................... 1565
6.59.3.6 Informationen....................................................................................................1565
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig..................................................................................... 1566
6.60.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1566
6.60.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1566
6.60.3 Stufe Wirkleistung .................................................................................................. 1567
6.60.4 Stufe Blindleistung ..................................................................................................1569
6.60.5 Anwendungsbeispiel............................................................................................... 1570
6.60.6 Einstellhinweise Wirkleistungsstufe..........................................................................1571
6.60.7 Einstellhinweise Blindleistungsstufe.........................................................................1572
6.60.8 Parameter............................................................................................................... 1573
6.60.9 Informationen......................................................................................................... 1575
6.61 Stromsprungerkennung................................................................................................ 1576
6.61.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1576
6.61.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1576
6.61.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1576
6.61.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1577
6.61.5 Parameter............................................................................................................... 1578
6.61.6 Informationen......................................................................................................... 1578
6.62 Spannungssprungerkennung........................................................................................ 1579
6.62.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1579
6.62.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1579
6.62.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1579
6.62.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1580
6.62.5 Parameter............................................................................................................... 1581
6.62.6 Informationen......................................................................................................... 1581
6.63 Vektorsprungschutz...................................................................................................... 1583
6.63.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1583
6.63.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1583
6.63.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1583
6.63.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1583
6.63.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1586
6.63.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1586

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 33
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6.63.3.4 Informationen....................................................................................................1586
6.63.4 Δφ-Stufe................................................................................................................. 1587
6.63.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1587
6.63.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1588
6.63.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1589
6.63.4.4 Informationen....................................................................................................1589
6.63.5 I1 < Freigabestufe....................................................................................................1589
6.63.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1589
6.63.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1590
6.63.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1590
6.63.5.4 Informationen....................................................................................................1590
6.64 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung.....................................................................1591
6.64.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1591
6.64.2 Struktur der Funktion ..............................................................................................1591
6.64.3 Beschreibung.......................................................................................................... 1591
6.64.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1593
6.64.5 Parameter............................................................................................................... 1594
6.64.6 Informationen......................................................................................................... 1594
6.65 Lichtbogenschutz..........................................................................................................1595
6.65.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1595
6.65.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1595
6.65.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1596
6.65.4 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter.................................... 1598
6.65.5 Anwendungs- und Einstellhinweise der Stufe........................................................... 1599
6.65.6 Parameter............................................................................................................... 1600
6.65.7 Informationen......................................................................................................... 1602
6.65.8 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit Punktsensoren in der Betriebsart:
nur Licht..................................................................................................................1604
6.65.8.1 Beschreibung..................................................................................................... 1604
6.65.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1605
6.65.9 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit Punktsensoren in der Betriebsart:
Licht und Strom....................................................................................................... 1606
6.65.9.1 Beschreibung..................................................................................................... 1606
6.65.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1608
6.65.10 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit Punktsensoren über externe
Einkopplung............................................................................................................ 1608
6.65.10.1 Beschreibung..................................................................................................... 1608
6.65.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1610
6.65.11 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit einem Liniensensor in der
Betriebsart: Licht und Strom.....................................................................................1612
6.65.11.1 Beschreibung..................................................................................................... 1612
6.65.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1614
6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl....................................................................................1615
6.66.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1615
6.66.2 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1615
6.66.3 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1616
6.66.4 Informationen......................................................................................................... 1617

7 Steuerungsfunktionen........................................................................................................................... 1619
7.1 Einführung................................................................................................................... 1620
7.1.1 Übersicht.................................................................................................................1620

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7.1.2 Konzept der Controllables........................................................................................ 1620


7.2 Schaltgeräte................................................................................................................. 1623
7.2.1 Gesamtübersicht..................................................................................................... 1623
7.2.2 Schaltgerät Leistungsschalter...................................................................................1623
7.2.2.1 Struktur des Schaltgerätes Leistungsschalter.......................................................1623
7.2.2.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1627
7.2.2.3 Anschaltvarianten des Leistungsschalters........................................................... 1630
7.2.2.4 Parameter.......................................................................................................... 1637
7.2.2.5 Informationen....................................................................................................1639
7.2.3 Schaltgerät Trennschalter........................................................................................ 1641
7.2.3.1 Struktur des Schaltgerätes Trennschalter............................................................ 1641
7.2.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1644
7.2.3.3 Anschaltvarianten des Trennschalters................................................................. 1647
7.2.3.4 Parameter.......................................................................................................... 1649
7.2.3.5 Informationen....................................................................................................1650
7.3 Schaltfolgen................................................................................................................. 1652
7.3.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1652
7.3.2 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1652
7.3.3 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1654
7.3.4 Parameter............................................................................................................... 1658
7.3.5 Informationen......................................................................................................... 1658
7.4 Steuerungsfunktionalität...............................................................................................1659
7.4.1 Befehlsprüfungen und Schaltfehlerschutz................................................................ 1659
7.4.2 Befehlsprotokollierung............................................................................................ 1680
7.4.3 Parameter............................................................................................................... 1684
7.4.4 Informationen......................................................................................................... 1685
7.5 Synchronisierungsfunktion............................................................................................1686
7.5.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1686
7.5.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1686
7.5.3 Anschluss und Definition......................................................................................... 1687
7.5.4 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1690
7.5.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1690
7.5.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1694
7.5.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1701
7.5.5 Dynamische Messstellenumschaltung...................................................................... 1702
7.5.6 Funktionsablauf.......................................................................................................1705
7.5.7 Stufe Synchrocheck................................................................................................. 1707
7.5.7.1 Beschreibung..................................................................................................... 1707
7.5.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1708
7.5.7.3 Parameter.......................................................................................................... 1708
7.5.7.4 Informationen....................................................................................................1709
7.5.8 Stufe Synchron/Asynchron.......................................................................................1710
7.5.8.1 Beschreibung..................................................................................................... 1710
7.5.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1714
7.5.8.3 Parameter.......................................................................................................... 1716
7.5.8.4 Informationen....................................................................................................1717
7.5.9 Erweiterte Prüfungen (df/dt und Glättung von Schwingungen).................................1718
7.5.10 Einschalten bei spannungsloser Leitung/Sammelschiene.......................................... 1719
7.5.10.1 Beschreibung..................................................................................................... 1719
7.5.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1721
7.5.11 Durchsteuern ..........................................................................................................1722

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7.5.12 Zusammenwirken mit Steuerung, automatischer Wiedereinschaltung (AWE) und


externer Ansteuerung..............................................................................................1723
7.5.13 Externe Synchronisierung........................................................................................ 1725
7.5.13.1 Beschreibung..................................................................................................... 1725
7.5.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise (Externe Synchronisierung)..........................1727
7.5.13.3 Parameter.......................................................................................................... 1728
7.5.13.4 Informationen....................................................................................................1730
7.6 Benutzerdefinierter Funktionsblock [Steuerung]............................................................ 1731
7.6.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1731
7.6.2 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1731
7.6.3 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1732
7.6.4 Parameter............................................................................................................... 1733
7.6.5 Informationen......................................................................................................... 1734
7.7 CFC-Plan-Parameter...................................................................................................... 1736
7.7.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1736
7.7.2 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1736
7.7.3 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1737
7.7.4 Parameter............................................................................................................... 1737
7.7.5 Informationen......................................................................................................... 1737
7.8 Transformatorstufenschalter......................................................................................... 1739
7.8.1 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1739
7.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1743
7.8.3 Parameter (Eigenschaften-Dialog)............................................................................1750
7.8.4 Parameter............................................................................................................... 1750
7.8.5 Informationen......................................................................................................... 1751
7.9 Spannungsregler...........................................................................................................1753
7.9.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1753
7.9.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1753
7.9.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1755
7.9.3.1 Allgemein.......................................................................................................... 1755
7.9.3.2 Logik der Funktion............................................................................................. 1762
7.9.3.3 Regelungsverhalten........................................................................................... 1764
7.9.3.4 Funktionsüberwachung......................................................................................1767
7.9.3.5 Dynamische Spannungsregelung (DSR).............................................................. 1767
7.9.3.6 Leitungskompensation....................................................................................... 1770
7.9.3.7 Grenzwerte........................................................................................................ 1772
7.9.3.8 Blockierungen.................................................................................................... 1772
7.9.3.9 Parallelregelung................................................................................................. 1773
7.9.3.10 Erstellung einer flexiblen GOOSE-Verknüpfung für die Parallelregelung ..............1786
7.9.3.11 Funktionsmesswerte.......................................................................................... 1794
7.9.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1798
7.9.4.1 Allgemein.......................................................................................................... 1798
7.9.4.2 Steuern..............................................................................................................1800
7.9.4.3 Spannungsregler................................................................................................1801
7.9.4.4 Dynamische Spannungsregelung (DSR).............................................................. 1806
7.9.4.5 Leitungskompensation....................................................................................... 1808
7.9.4.6 Grenzwerte........................................................................................................ 1811
7.9.4.7 Blockierungen.................................................................................................... 1812
7.9.4.8 Parallelregelung................................................................................................. 1813
7.9.5 Parameter............................................................................................................... 1814
7.9.6 Informationen......................................................................................................... 1827

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7.10 Phasengenaues Schalten............................................................................................... 1833

8 Überwachungsfunktionen......................................................................................................................1835
8.1 Übersicht...................................................................................................................... 1836
8.2 Überwachung des Ressourcenverbrauchs...................................................................... 1837
8.2.1 Lastmodell.............................................................................................................. 1837
8.2.2 Funktionspunkte..................................................................................................... 1839
8.2.3 CFC-Ressourcen....................................................................................................... 1840
8.3 Überwachung des sekundären Systems......................................................................... 1843
8.3.1 Übersicht.................................................................................................................1843
8.3.2 Messspannungsausfall.............................................................................................1843
8.3.2.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1843
8.3.2.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1844
8.3.2.3 Unsymmetrischer Messspannungsausfall............................................................1846
8.3.2.4 3-phasiger Messspannungsausfall...................................................................... 1847
8.3.2.5 Zuschalten auf 3-phasigen Messspannungsausfall, Schwachlast......................... 1849
8.3.2.6 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1850
8.3.2.7 Parameter.......................................................................................................... 1851
8.3.2.8 Informationen....................................................................................................1852
8.3.3 Meldespannungsüberwachung................................................................................ 1852
8.3.3.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1852
8.3.3.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1853
8.3.3.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1853
8.3.3.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1855
8.3.3.5 Parameter.......................................................................................................... 1856
8.3.3.6 Informationen....................................................................................................1858
8.3.4 Spannungswandler-Schutzschalter.......................................................................... 1858
8.3.4.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1858
8.3.4.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1859
8.3.4.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1859
8.3.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1859
8.3.4.5 Parameter.......................................................................................................... 1860
8.3.4.6 Informationen....................................................................................................1860
8.3.5 Drahtbrucherkennung............................................................................................. 1860
8.3.5.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1860
8.3.5.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1860
8.3.5.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1861
8.3.5.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1863
8.3.5.5 Parameter.......................................................................................................... 1863
8.3.5.6 Informationen....................................................................................................1863
8.3.6 Stromsymmetrie-Überwachung............................................................................... 1864
8.3.6.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1864
8.3.6.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1864
8.3.6.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1864
8.3.6.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1866
8.3.6.5 Parameter.......................................................................................................... 1866
8.3.6.6 Informationen....................................................................................................1867
8.3.7 Spannungssymmetrieüberwachung......................................................................... 1867
8.3.7.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1867
8.3.7.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1867
8.3.7.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1867
8.3.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1869
8.3.7.5 Parameter.......................................................................................................... 1869
8.3.7.6 Informationen....................................................................................................1870

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 37
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

8.3.8 Stromsummen-Überwachung.................................................................................. 1870


8.3.8.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1870
8.3.8.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1870
8.3.8.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1870
8.3.8.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1873
8.3.8.5 Parameter.......................................................................................................... 1873
8.3.8.6 Informationen....................................................................................................1874
8.3.9 Spannungssummenüberwachung............................................................................1874
8.3.9.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1874
8.3.9.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1874
8.3.9.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1874
8.3.9.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1876
8.3.9.5 Parameter.......................................................................................................... 1876
8.3.9.6 Informationen....................................................................................................1876
8.3.10 Stromdrehfeld-Überwachung...................................................................................1877
8.3.10.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1877
8.3.10.2 Struktur der Funktion ........................................................................................ 1877
8.3.10.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1878
8.3.10.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1879
8.3.10.5 Parameter.......................................................................................................... 1879
8.3.10.6 Informationen....................................................................................................1879
8.3.11 Spannungsdrehfeld-Überwachung...........................................................................1879
8.3.11.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1879
8.3.11.2 Struktur der Funktion ........................................................................................ 1880
8.3.11.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1880
8.3.11.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1881
8.3.11.5 Parameter.......................................................................................................... 1881
8.3.11.6 Informationen....................................................................................................1881
8.3.12 Sättigungserkennung.............................................................................................. 1881
8.3.12.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1881
8.3.12.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1882
8.3.12.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1882
8.3.12.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1882
8.3.12.5 Parameter.......................................................................................................... 1883
8.3.13 Auslösekreisüberwachung....................................................................................... 1883
8.3.13.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1883
8.3.13.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1883
8.3.13.3 Auslösekreisüberwachung mit 2 Binäreingängen................................................ 1884
8.3.13.4 Auslösekreisüberwachung mit 1 Binäreingang....................................................1885
8.3.13.5 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1888
8.3.13.6 Parameter.......................................................................................................... 1888
8.3.13.7 Informationen....................................................................................................1889
8.3.14 Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwachung................................................................1889
8.3.14.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1889
8.3.14.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1890
8.3.14.3 Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwachung mit 2 Binäreingängen.........................1890
8.3.14.4 Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwachung mit 1 Binäreingang............................ 1892
8.3.14.5 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1895
8.3.14.6 Parameter.......................................................................................................... 1895
8.3.14.7 Informationen....................................................................................................1896
8.3.15 Hilfsgleichspannungsüberwachung......................................................................... 1896
8.3.15.1 Funktionsübersicht ............................................................................................1896
8.3.15.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1896
8.3.15.3 Hilfsgleichspannungsmessung........................................................................... 1897
8.3.15.4 Stufenbeschreibung........................................................................................... 1898
8.3.15.5 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1899
8.3.15.6 Parameter.......................................................................................................... 1900

38 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

8.3.15.7 Informationen....................................................................................................1900
8.4 Überwachung der Geräte-Hardware.............................................................................. 1902
8.4.1 Übersicht.................................................................................................................1902
8.4.2 Analogkanalüberwachung über schnelle Stromsumme.............................................1903
8.4.2.1 Funktionsübersicht............................................................................................ 1903
8.4.2.2 Struktur der Funktion......................................................................................... 1904
8.4.2.3 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 1904
8.5 Überwachung der Geräte-Firmware...............................................................................1907
8.6 Überwachung der Hardware-Konfiguration................................................................... 1908
8.7 Überwachung der Kommunikationsverbindungen......................................................... 1909
8.8 Fehlerreaktionen und Abhilfemaßnahmen.....................................................................1910
8.8.1 Übersicht.................................................................................................................1910
8.8.2 Fehlerklasse 1..........................................................................................................1911
8.8.3 Fehlerklasse 2..........................................................................................................1916
8.8.4 Fehlerklasse 3..........................................................................................................1917
8.8.5 Fehlerklasse 4 (Gruppenalarm)................................................................................ 1918
8.9 Sammelmeldungen.......................................................................................................1919

9 Messwerte, Energiewerte und Monitoring des Primärsystems............................................................. 1921


9.1 Funktionsübersicht....................................................................................................... 1922
9.2 Struktur der Funktion.................................................................................................... 1923
9.3 Betriebsmesswerte........................................................................................................1925
9.4 Grundschwingungs- und Symmetrische Komponenten.................................................. 1927
9.5 Mittelwerte................................................................................................................... 1928
9.5.1 Funktionsbeschreibung Mittelwerte......................................................................... 1928
9.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise Mittelwerte....................................................... 1928
9.6 Minimal-/Maximalwerte................................................................................................ 1931
9.6.1 Funktionsbeschreibung Minimal-/Maximalwerte...................................................... 1931
9.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise Minimal-/Maximalwerte.....................................1932
9.7 Energiewerte................................................................................................................ 1933
9.7.1 Funktionsbeschreibung Energiewerte...................................................................... 1933
9.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise Energiewerte.................................................... 1934
9.8 Benutzerdefinierte Zählwerte........................................................................................ 1936
9.8.1 Funktionsbeschreibung Impulszählwerte................................................................. 1936
9.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise Impulszählwerte................................................1937
9.9 Statistikwerte des Primärsystems...................................................................................1940
9.10 Phasor Measurement Unit (PMU)...................................................................................1941
9.10.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1941
9.10.2 Struktur der Funktionsgruppe.................................................................................. 1941
9.10.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1941
9.10.4 Übertragene Daten.................................................................................................. 1946
9.10.5 PMU-Kommunikation (IEEE C37.118)....................................................................... 1946
9.10.6 Parametrierung der PMU mit DIGSI...........................................................................1948
9.10.7 Parametrierung der PMU am Gerät...........................................................................1959
9.10.8 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1960
9.10.9 Parameter............................................................................................................... 1964
9.10.10 Informationen......................................................................................................... 1965

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Inhaltsverzeichnis

9.11 Messumformer............................................................................................................. 1966


9.11.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 1966
9.11.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1966
9.11.3 Funktionsbeschreibung........................................................................................... 1966
9.11.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................1969
9.11.5 Parameter............................................................................................................... 1970
9.11.6 Informationen......................................................................................................... 1972
9.12 Leistungsschalterüberwachung .................................................................................... 1973
9.12.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 1973
9.12.2 Struktur der Funktion...............................................................................................1973
9.12.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................1974
9.12.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 1974
9.12.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1975
9.12.3.3 Parameter.......................................................................................................... 1976
9.12.3.4 Informationen....................................................................................................1976
9.12.4 ΣIx-Verfahren.......................................................................................................... 1977
9.12.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 1977
9.12.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1979
9.12.4.3 Parameter.......................................................................................................... 1979
9.12.4.4 Informationen....................................................................................................1979
9.12.5 2P-Verfahren........................................................................................................... 1981
9.12.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 1981
9.12.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1984
9.12.5.3 Parameter.......................................................................................................... 1985
9.12.5.4 Informationen....................................................................................................1986
9.12.6 I2t-Verfahren...........................................................................................................1988
9.12.6.1 Beschreibung..................................................................................................... 1988
9.12.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1989
9.12.6.3 Parameter.......................................................................................................... 1989
9.12.6.4 Informationen....................................................................................................1990
9.12.7 Einschaltzeit............................................................................................................ 1991
9.12.7.1 Beschreibung..................................................................................................... 1991
9.12.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1992
9.12.7.3 Parameter.......................................................................................................... 1992
9.12.7.4 Informationen....................................................................................................1993
9.12.8 Ausschaltzeit........................................................................................................... 1995
9.12.8.1 Beschreibung..................................................................................................... 1995
9.12.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1996
9.12.8.3 Parameter.......................................................................................................... 1996
9.12.8.4 Informationen....................................................................................................1997
9.12.9 Polstreuzeit Öffnen..................................................................................................1998
9.12.9.1 Beschreibung..................................................................................................... 1998
9.12.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 1999
9.12.9.3 Parameter.......................................................................................................... 1999
9.12.9.4 Informationen....................................................................................................2000
9.12.10 Polstreuzeit Schließen..............................................................................................2000
9.12.10.1 Beschreibung..................................................................................................... 2000
9.12.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2001
9.12.10.3 Parameter.......................................................................................................... 2001
9.12.10.4 Informationen....................................................................................................2002
9.12.11 Mechanische Zeit Öffnen......................................................................................... 2003
9.12.11.1 Beschreibung..................................................................................................... 2003
9.12.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2005
9.12.11.3 Parameter.......................................................................................................... 2006

40 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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9.12.11.4 Informationen....................................................................................................2007
9.12.12 Mechanische Zeit Schließen.....................................................................................2009
9.12.12.1 Beschreibung..................................................................................................... 2009
9.12.12.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2011
9.12.12.3 Parameter.......................................................................................................... 2012
9.12.12.4 Informationen....................................................................................................2013
9.13 Trennschalterüberwachung...........................................................................................2015
9.13.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 2015
9.13.2 Struktur der Funktion...............................................................................................2015
9.13.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................2015
9.13.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 2015
9.13.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2015
9.13.3.3 Parameter.......................................................................................................... 2015
9.13.3.4 Informationen....................................................................................................2016
9.13.4 Mechanische Zeit Öffnen......................................................................................... 2016
9.13.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 2016
9.13.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2017
9.13.4.3 Parameter.......................................................................................................... 2018
9.13.4.4 Informationen....................................................................................................2019
9.13.5 Mechanische Zeit Schließen.....................................................................................2020
9.13.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 2020
9.13.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2021
9.13.5.3 Parameter.......................................................................................................... 2022
9.13.5.4 Informationen....................................................................................................2023

10 Power Quality – Basis............................................................................................................................. 2025


10.1 Spannungsschwankung................................................................................................ 2026
10.1.1 Funktionsübersicht ................................................................................................. 2026
10.1.2 Struktur der Funktion...............................................................................................2026
10.1.3 Allgemeine Funktionalität........................................................................................2027
10.1.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 2027
10.1.4 Stufe Einbruch.........................................................................................................2027
10.1.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 2027
10.1.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2032
10.1.4.3 Parameter.......................................................................................................... 2032
10.1.4.4 Informationen....................................................................................................2033
10.1.5 Stufe Überspannung................................................................................................2033
10.1.5.1 Beschreibung..................................................................................................... 2033
10.1.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2036
10.1.5.3 Parameter.......................................................................................................... 2036
10.1.5.4 Informationen....................................................................................................2037
10.1.6 Stufe Unterbrechung............................................................................................... 2037
10.1.6.1 Beschreibung..................................................................................................... 2037
10.1.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2040
10.1.6.3 Parameter.......................................................................................................... 2040
10.1.6.4 Informationen....................................................................................................2041
10.2 Spannungsunsymmetrie............................................................................................... 2042
10.2.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 2042
10.2.2 Struktur der Funktion...............................................................................................2042
10.2.3 Stufe U2/U1.............................................................................................................2043
10.2.3.1 Beschreibung..................................................................................................... 2043
10.2.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2046
10.2.3.3 Parameter.......................................................................................................... 2048
10.2.3.4 Informationen....................................................................................................2048

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 41
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10.2.4 Stufe U0/U1.............................................................................................................2049


10.2.4.1 Beschreibung..................................................................................................... 2049
10.2.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2052
10.2.4.3 Parameter.......................................................................................................... 2053
10.2.4.4 Informationen....................................................................................................2053
10.3 THD und Harmonische.................................................................................................. 2055
10.3.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 2055
10.3.2 Struktur der Funktion...............................................................................................2055
10.3.3 Stufe Strom............................................................................................................. 2056
10.3.3.1 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 2056
10.3.3.2 Informationen....................................................................................................2057
10.3.4 Stufe Spannung.......................................................................................................2057
10.3.4.1 Funktionsbeschreibung...................................................................................... 2057
10.3.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.................................................................... 2062
10.3.4.3 Parameter.......................................................................................................... 2062
10.3.4.4 Informationen....................................................................................................2062
10.4 Total Demand Distortion............................................................................................... 2064
10.4.1 Funktionsübersicht.................................................................................................. 2064
10.4.2 Struktur der Funktion...............................................................................................2064
10.4.3 Stufe Strom............................................................................................................. 2065
10.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise..........................................................................2067
10.4.5 Parameter............................................................................................................... 2068
10.4.6 Informationen......................................................................................................... 2068

11 Funktionsprüfungen...............................................................................................................................2069
11.1 Allgemeine Hinweise.....................................................................................................2070
11.2 Applikationsmodus/Testmodus für das gesamte Gerät ein-/ausschalten..........................2071
11.3 Richtungsprüfung der Leitergrößen (Strom- und Spannungsanschluss).......................... 2073
11.4 Funktionsprüfung Schutzdatenkommunikation............................................................. 2074
11.4.1 Kontrolle der Schutzdatenkommunikation............................................................... 2074
11.4.2 Richtungsprüfung....................................................................................................2075
11.5 Funktionsprüfung Leitungsdifferentialschutz................................................................. 2076
11.5.1 Testoptionen und Testmodi .................................................................................... 2076
11.5.2 Funktionsprüfung in allen Geräten...........................................................................2077
11.5.2.1 Allgemeine Informationen .................................................................................2077
11.5.2.2 Vorgehensweise.................................................................................................2078
11.5.3 Funktionsprüfung im lokalen Gerät.......................................................................... 2078
11.5.3.1 Allgemeine Informationen .................................................................................2078
11.5.3.2 Funktionsprüfung bei unwirksamem Leitungsdifferentialschutz in den
entfernten Geräten – Vorgehensweise 1.............................................................2080
11.5.3.3 Funktionsprüfung bei unwirksamem Leitungsdifferentialschutz in den
entfernten Geräten – Vorgehensweise 2.............................................................2081
11.5.3.4 Funktionsprüfung bei wirksamem Leitungsdifferentialschutz in den
entfernten Geräten – Vorgehensweise 1.............................................................2082
11.5.3.5 Funktionsprüfung bei wirksamem Leitungsdifferentialschutz in den
entfernten Geräten – Vorgehensweise 2.............................................................2083
11.5.4 Überprüfung des Arbeitspunktes..............................................................................2084
11.5.5 Benutzung von Prüfschaltern................................................................................... 2087
11.6 Funktionsprüfung Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung .........2088
11.7 Primär- und Sekundärprüfung des Leistungsschalter-Versagerschutzes.......................... 2089
11.8 Leistungsschalterprüfung.............................................................................................. 2093

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11.9 Funktionsprüfung Außertrittfallschutz........................................................................... 2097


11.10 Funktionsprüfung der Einschaltstromerkennung........................................................... 2098
11.11 Funktionsprüfung der Auslösekreisüberwachung...........................................................2099
11.12 Funktionsprüfung der Pendelsperre...............................................................................2100
11.13 Funktionsprüfung der Drehfeldumschaltung................................................................. 2101
11.14 Funktionsprüfung Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung .........2102
11.15 Richtungsprüfung für isolierte oder gelöschte Netze...................................................... 2104
11.16 Primär- und Sekundärprüfung der Synchronisierungsfunktion........................................2106
11.17 Inbetriebsetzungshinweise Spannungsregelung............................................................ 2110
11.17.1 Sekundärprüfungen.................................................................................................2110
11.17.1.1 Allgemein.......................................................................................................... 2110
11.17.1.2 Prüfung der Trafostufenstellung......................................................................... 2110
11.17.1.3 Prüfung der Spannungsregelungsfunktion..........................................................2113
11.17.1.4 Weitere Prüfungen............................................................................................. 2114
11.17.1.5 Spannungsregelungsfunktion für parallele Transformatoren............................... 2117
11.17.2 Primärprüfungen..................................................................................................... 2122

12 Technische Daten................................................................................................................................... 2127


12.1 Allgemeine Gerätedaten............................................................................................... 2130
12.1.1 Analogeingänge...................................................................................................... 2130
12.1.2 Versorgungsspannung.............................................................................................2135
12.1.3 Binäreingänge......................................................................................................... 2136
12.1.4 Relaisausgänge........................................................................................................2138
12.1.5 Konstruktionsdaten................................................................................................. 2140
12.2 Wirkschnittstelle und Wirktopologie.............................................................................. 2143
12.3 Datums- und Zeitsynchronisation.................................................................................. 2145
12.4 Leitungsdifferentialschutz............................................................................................. 2146
12.5 Stub-Differentialschutz..................................................................................................2149
12.6 Erdfehler-Differentialschutz...........................................................................................2150
12.7 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)...................................................................2152
12.8 Distanzschutz mit klassischer Methode.......................................................................... 2154
12.9 Impedanzschutz............................................................................................................2157
12.10 Pendelsperre.................................................................................................................2159
12.11 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz.................................................. 2160
12.12 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen............................ 2161
12.13 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz.......................................2166
12.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung............................................................2167
12.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation..2168
12.16 Externe Einkopplung..................................................................................................... 2169
12.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium....................................................................... 2170
12.18 Automatische Wiedereinschaltung................................................................................ 2171
12.19 Überstromzeitschutz, Phasen........................................................................................ 2172
12.19.1 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................2172
12.19.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 2174
12.19.3 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie ...................................................................2182

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 43
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

12.20 Überstromzeitschutz, Erde............................................................................................ 2186


12.20.1 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ ..................................................................2186
12.20.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 2187
12.20.3 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie ...................................................................2189
12.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen...................................................................... 2191
12.21.1 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................2191
12.21.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 2192
12.21.3 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie....................................................................2195
12.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz.................................................................................... 2197
12.22.1 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................2197
12.22.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 2198
12.23 Hochstrom-Schnellabschaltung..................................................................................... 2200
12.24 Überstromzeitschutz, 1-phasig...................................................................................... 2201
12.24.1 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................2201
12.24.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 2202
12.24.3 Stufe mit abhängiger, logarithmisch-inverser Kennlinie............................................2204
12.24.4 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie ...................................................................2206
12.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig (Schnellstufe)................................................................ 2208
12.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen..................................................... 2209
12.27 Empfindliche Erdschlusserfassung................................................................................. 2212
12.27.1 Allgemein................................................................................................................2212
12.27.2 Gerichtete 3I0-Stufe mit Messung von cos φ oder sin φ............................................2213
12.27.3 Gerichtete Erdschlusswischer-Stufe..........................................................................2214
12.27.4 Gerichtete 3I0-Stufe mit Messung von φ(U0,3I0)..................................................... 2214
12.27.5 Gerichtete Y0-Stufe mit G0- oder B0-Messung (Admittanz).......................................2215
12.27.6 Gerichtete Stufe mit Zeigermessung einer Harmonischen.........................................2216
12.27.7 Ungerichtete U0-Stufe mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung................................ 2217
12.27.8 Ungerichtete 3I0-Stufe............................................................................................ 2218
12.27.9 Ungerichtete Y0-Stufe............................................................................................. 2219
12.27.10 Stufe zur Pulsmustererkennung............................................................................. 2220
12.27.11 Intermittierende Erdfehlerblockierung-Stufe............................................................ 2221
12.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz............................................................ 2223
12.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz................................................................2225
12.30 Gegensystemschutz...................................................................................................... 2227
12.30.1 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ...................................................................2227
12.30.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ....................................................................... 2228
12.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit stromunabhängiger Verzögerungszeit....................2231
12.32 Unterstromschutz......................................................................................................... 2233
12.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung........................................................... 2235
12.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung ............................................................ 2237
12.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung ....................................................... 2238
12.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung ..........................2239
12.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung......................................2240
12.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung............................................................ 2242
12.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung.......................................................... 2244

44 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

12.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung............................................................2247


12.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung .......................................................... 2248
12.42 Spannungsänderungsschutz..........................................................................................2250
12.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz............................................................. 2252
12.44 Spannungsvergleichsüberwachung............................................................................... 2254
12.45 Fehlerorter....................................................................................................................2255
12.46 Fehlerorter Plus.............................................................................................................2256
12.47 Überfrequenzschutz...................................................................................................... 2257
12.48 Unterfrequenzschutz.....................................................................................................2258
12.49 Frequenzänderungsschutz............................................................................................ 2259
12.50 Automatische Frequenzentlastung................................................................................ 2261
12.51 Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler.................................................................2263
12.52 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig – Erweitert..........................................................2264
12.53 Funktionsgruppe Analoge Umformer.............................................................................2268
12.54 Temperaturüberwachung..............................................................................................2269
12.55 Leistungsschalter-Versagerschutz ................................................................................. 2270
12.56 Leistungsschalter-Rückzündeschutz...............................................................................2272
12.57 Außertrittfallschutz....................................................................................................... 2273
12.58 Einschaltstromerkennung............................................................................................. 2274
12.59 2. Harmonische Erkennung Erde................................................................................... 2276
12.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig..................................................................................... 2278
12.61 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz............................................................. 2280
12.62 Stromsprungerkennung................................................................................................ 2282
12.63 Spannungssprungerkennung........................................................................................ 2283
12.64 Vektorsprungschutz...................................................................................................... 2284
12.65 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung.....................................................................2285
12.66 Lichtbogenschutz..........................................................................................................2286
12.67 Synchronisierungsfunktion............................................................................................2287
12.68 Spannungsregler...........................................................................................................2289
12.69 Messspannungsausfall-Erkennung.................................................................................2294
12.70 Spannungswandler-Schutzschalter................................................................................ 2296
12.71 Spannungssymmetrie-Überwachung............................................................................. 2297
12.72 Spannungssummen-Überwachung................................................................................2298
12.73 Spannungsdrehfeld-Überwachung ............................................................................... 2299
12.74 Drahtbrucherkennung...................................................................................................2300
12.75 Stromsymmetrie-Überwachung.....................................................................................2301
12.76 Stromsummen-Überwachung........................................................................................2302
12.77 Stromdrehfeld-Überwachung ....................................................................................... 2303
12.78 Auslösekreisüberwachung.............................................................................................2304
12.79 Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwachung..................................................................... 2305
12.80 Hilfsgleichspannungsüberwachung............................................................................... 2306
12.81 Analogkanalüberwachung über schnelle Stromsumme.................................................. 2307
12.82 Betriebsmesswerte und Statistikwerte........................................................................... 2308

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 45
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Inhaltsverzeichnis

12.83 Power Quality – Basis.................................................................................................... 2313


12.83.1 Spannungsschwankung...........................................................................................2313
12.83.2 Spannungsunsymmetrie.......................................................................................... 2313
12.83.3 THD und Harmonische............................................................................................. 2314
12.83.4 Total Demand Distortion.......................................................................................... 2315
12.84 Energiewerte................................................................................................................ 2316
12.85 Phasor Measurement Unit............................................................................................. 2317
12.86 Messumformer............................................................................................................. 2318
12.87 Leistungsschalterüberwachung..................................................................................... 2319
12.88 Trennschalterüberwachung...........................................................................................2320
12.89 CFC...............................................................................................................................2321
12.90 Phasengenaues Schalten............................................................................................... 2325

A Anhang................................................................................................................................................... 2327
A.1 Bestellkonfigurator und Bestelloptionen........................................................................ 2328
A.2 Zubehör bestellen......................................................................................................... 2329
A.3 Typografie- und Zeichenkonventionen.......................................................................... 2331
A.4 Standardvarianten für 7SA87, 7SD87, 7SL87, 7VK87..................................................... 2334
A.5 Anforderungen an die Leiterstromwandler ................................................................... 2345
A.6 Anschlussbeispiele für Stromwandler............................................................................ 2355
A.7 Anschlussbeispiele der Spannungswandler für modulare Geräte.................................... 2361
A.8 Anschlussbeispiele der Spannungswandler für nicht modulare Geräte............................2367
A.9 Anschlussbeispiele für spezielle Anwendungen..............................................................2371
A.10 Vorrangierungen 7SL87 (Basis)..................................................................................... 2372
A.11 Vorrangierungen 7SL87 (1,5 Leistungsschalter).............................................................2374

Literaturverzeichnis................................................................................................................................2377

Glossar.................................................................................................................................................... 2379

Stichwortverzeichnis.............................................................................................................................. 2401

46 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
1 Einführung

1.1 Allgemeines 48
1.2 Eigenschaften von SIPROTEC 5 50

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 47
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Einführung
1.1 Allgemeines

1.1 Allgemeines
Die digitalen multifunktionalen Schutz- und Feldleitgeräte der Geräteserie SIPROTEC 5 sind mit einem leis-
tungsfähigen Mikroprozessor ausgestattet. Damit werden alle Aufgaben von der Erfassung der Messgrößen bis
hin zur Kommandogabe an die Leistungsschalter digital verarbeitet.

Analogeingänge
Die Messeingänge transformieren die von den Messwandlern kommenden Ströme und Spannungen und
passen sie an die internen Verarbeitungspegel des Gerätes an. Ein SIPROTEC 5-Gerät verfügt über Eingänge
zur Strom- und Spannungsmessung. Die Stromeingänge sind dabei für die Erfassung der Leiterströme und
des Erdstromes vorgesehen. Der Erdstrom kann bei Verwendung eines Kabelumbauwandlers auch empfindlich
erfasst werden. Außerdem lassen sich für eine besonders genaue Messung die Leiterströme empfindlich (sehr
genau) erfassen. Die Spannungseingänge erfassen die Messspannung für Gerätefunktionen, die Spannungs-
messwerte benötigen.
Die analogen Werte werden intern für die Datenverarbeitung im Mikroprozessor digitalisiert.

Mikroprozessorsystem
Im Mikroprozessorsystem werden alle Gerätefunktionen bearbeitet.
Hierzu gehören z.B.:

• Filterung und Aufbereitung der Messgrößen

• Ständige Überwachung der Messgrößen

• Überwachung der Anregebedingungen für die einzelnen Schutzfunktionen

• Abfrage von Grenzwerten und Zeitabläufen

• Steuerung von Signalen für die logischen Funktionen

• Steuerung der Ausschalt- und Einschaltbefehle

• Speicherung von Meldungen, Störfalldaten und Störwerten für die Fehleranalyse

• Verwaltung des Betriebssystems und dessen Funktionen, wie z.B. Datenspeicherung, Echtzeituhr,
Kommunikation, Schnittstellen

• Verteilung der Informationen nach außen

Binäre Ein- und Ausgänge


Über die binären Ein- und Ausgänge erhält das Gerät Informationen aus der Anlage oder von anderen Geräten
(z.B. Blockierbefehle). Ausgegeben werden vor allem die Befehle zu den Schaltgeräten und die Meldungen für
die Fernsignalisierung wichtiger Ereignisse und Zustände.

Frontelemente
Bei den Geräten mit integrierter oder abgesetzter Bedieneinheit geben optische Anzeigen (LED) und ein Anzei-
gefeld (LC-Display) auf der Front Auskunft über die Funktion des Gerätes und melden Ereignisse, Zustände
und Messwerte. Das integrierte Tastaturfeld ermöglicht in Verbindung mit dem LC-Display die Bedienung
des Gerätes vor Ort. Hierüber können alle Informationen des Gerätes, wie Einstellparameter, Betriebs- und
Störfallmeldungen oder Messwerte abgerufen werden und Einstellparameter geändert werden. Außerdem ist
eine Steuerung von Betriebsmitteln der Anlage von der Benutzeroberfläche des Gerätes möglich.

Serielle Schnittstellen
Über die serielle Schnittstelle in der Frontabdeckung kann die Kommunikation mit einem Personal Computer
unter Verwendung des Bedienprogramms DIGSI erfolgen. Hiermit ist eine Bedienung aller Funktionen des
Gerätes möglich. Weitere rückseitige Schnittstellen dienen der Realisierung von diversen Kommunikationspro-
tokollen.

48 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Einführung
1.1 Allgemeines

Stromversorgung
Die einzelnen Funktionseinheiten des Gerätes werden von einer internen Stromversorgung versorgt. Kurzzei-
tige Einbrüche der Versorgungsspannung, die bei Kurzschlüssen im Hilfsspannungs-Versorgungssystem der
Anlage auftreten können, werden von einem Kondensatorspeicher überbrückt (siehe auch Technische Daten).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 49
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Einführung
1.2 Eigenschaften von SIPROTEC 5

1.2 Eigenschaften von SIPROTEC 5


Die SIPROTEC 5-Geräte der Feldebene sind kompakt und werden direkt in Mittel- und Hochspannungs-Schalt-
anlagen eingebaut. Sie zeichnen sich durch eine durchgängige Integration von Schutz- und Steuerungsfunkti-
onen aus.

Allgemeine Eigenschaften

• Leistungsfähiges Mikroprozessorsystem

• Komplett digitale Messwertverarbeitung und Steuerung, von der Abtastung und Digitalisierung der Mess-
größen bis zu den Einschalt- und Ausschaltentscheidungen für den Leistungsschalter

• Vollständige galvanische und störsichere Trennung der internen Verarbeitungsschaltungen von den
Mess-, Steuer- und Versorgungskreisen der Anlage durch Messwertübertrager, binäre Ein- und Ausgabe-
module und Gleich- bzw. Wechselspannungs-Umrichter

• Einfache Bedienung über integriertes Bedien- und Anzeigenfeld oder mittels angeschlossenem Personal-
computer mit Bedienerführung

• Ständige Berechnung und Anzeige von Mess- und Zählwerten auf der Frontseite

• Speicherung von Min/Max-Messwerten (Schleppzeigerfunktion) und Speicherung von Langzeit-Mittel-


werten

• Speicherung von Störfallmeldungen für Netzstörungen (Fehler im Netz) mit Echtzeitzuordnung sowie
Momentanwerten für Störschreibung

• Ständige Überwachung der Messgrößen sowie der Hard- und Software des Gerätes

• Kommunikation mit zentralen Steuer- und Speichereinrichtungen über die Geräteschnittstellen möglich

• Batteriegepufferte, synchronisierbare Uhr

Modulares Konzept
Das modulare Konzept von SIPROTEC 5 gewährleistet die Konsistenz und Integrität aller Funktionalitäten über
die gesamte Geräteserie. Wesentliche Merkmale sind hierbei:

• Modulares Systemdesign in Hardware, Software und Kommunikation

• Funktionale Integration verschiedenster Anwendungen, wie z.B. Schutz, Steuerung oder Störschreiber

• Gleiche Erweiterungs- und Kommunikationsmodule für alle Geräte der Familie

• Innovative Klemmentechnik mit einfacher Montage und Austauschbarkeit bei höchster Sicherheit

• Gleiche Funktionen mit individueller Konfigurierbarkeit in der gesamten Systemfamilie

• Nachrüstbarkeit von Innovationen sind jederzeit über Bibliotheken möglich

• Offene und skalierbare Architektur für IT-Integration und neue Funktionen

• Vielschichtige Sicherheitsmechanismen in allen Gliedern der Sicherheitskette

• Selbstüberwachungs-Routinen zur zuverlässigen Lokalisierung und Meldung von Gerätestörungen

• Automatische Protokollierung von Zugriffsversuchen und von sicherheitskritischen Handlungen an den


Geräten und Anlagen

Redundante Kommunikation
SIPROTEC 5-Geräte besitzen eine komplette Kommunikationsredundanz:

• Mehrere redundante Kommunikationsschnittstellen

• Redundante und unabhängige Protokolle zu Leitstellen möglich (z.B. IEC 60870-5-103 und IEC 61850,
einfach oder redundant)

• Redundante Zeitsynchronisation (z.B. IRIG-B, SNTP oder IEEE 1588).

50 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
2 Funktionale Grundstruktur

2.1 Funktionseinbettung im Gerät 52


2.2 Applikationsvorlagen/Funktionsumfang anpassen 59
2.3 Funktionssteuerung 61
2.4 Textstruktur und Referenznummer für Parameter und Meldungen 66
2.5 Informationslisten 68

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 51
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.1 Funktionseinbettung im Gerät

2.1 Funktionseinbettung im Gerät


Allgemeines
SIPROTEC 5-Geräte bieten hinsichtlich der Handhabung von Funktionen eine hohe Flexibilität. Funktionen
lassen sich einzeln in das Gerät laden. Weiterhin können Funktionen innerhalb eines Gerätes und zwischen
Geräten kopiert werden. Die hierfür notwendige Einbettung von Funktionen im Gerät wird anhand eines
Beispiels verdeutlicht.

HINWEIS

i Die Verfügbarkeit bestimmter Parameter und Einstelloptionen ist abhängig vom Gerätetyp und den im
Gerät vorhandenen Funktionen!

BEISPIEL
Als Beispiel dient eine Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendung des Distanzschutzes 7SA86. Für die Anwen-
dung werden folgende Schutzfunktionen benötigt (vereinfacht und reduziert):

• Distanzschutz (21)

• Überstromzeitschutz, Phasen (51)

• Leistungsschalter-Versagerschutz (50BF), für Leistungsschalter 1 und 2

• Grundfunktionalität (z.B. Behandlung der Auslösung)

Für jede Gerätefamilie existiert eine Anzahl vordefinierter Funktionspakete, die auf bestimmte Anwendungen
zugeschnitten sind. Ein vordefinierter Funktionsumfang wird als Applikationsvorlage bezeichnet. Wenn Sie
in DIGSI 5 ein neues Gerät anlegen, werden automatisch die vorhandenen Applikationsvorlagen zur Auswahl
angeboten.

BEISPIEL
Beim Anlegen des Gerätes in DIGSI 5 müssen Sie die passende Applikationsvorlage wählen. Im Beispiel wählen
Sie die Applikationsvorlage DIS Freileitung, geerdete Netze, 1,5 LS. Diese Applikationsvorlage deckt den
benötigten Funktionsumfang ab. Mit der Wahl dieser Applikationsvorlage ist der vorkonfigurierte Funktions-
umfang festgelegt. Dieser kann bei Bedarf geändert werden (siehe 2.2 Applikationsvorlagen/Funktionsum-
fang anpassen).

Funktionsgruppen (FG)
Funktionen werden in Funktionsgruppen zusammengefasst. Dadurch vereinfacht sich für Sie die Handhabung
von Funktionen (Ergänzen, Kopieren). Die Funktionsgruppen sind primären Objekten wie z.B. Leitung, Trans-
formator oder Leistungsschalter zugeordnet.
Die Funktionsgruppen bündeln Funktionen hinsichtlich der folgenden grundlegenden Aufgaben:

• Zuordnung von Funktionen zu Strom- und/oder Spannungswandlern (Zuordnung der Funktionen zu den
Messstellen und damit zum Schutzobjekt)

• Austausch von Informationen zwischen FG


Wenn eine Funktion in eine Funktionsgruppe kopiert wird, so arbeitet die Funktion automatisch mit den
der FG zugeordneten Messstellen. Ebenso werden ihre Ausgangssignale automatisch in die konfigurierten
Schnittstellen der FG einbezogen.

52 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.1 Funktionseinbettung im Gerät

BEISPIEL
Die gewählte Applikationsvorlage DIS Freileitung, geerdete Netze, 1,5 LS beinhaltet 3 Funktionsgruppen:

• Schutz-Funktionsgruppe Leitung 1

• Leistungsschalter-Funktionsgruppe QA 1

• Leistungsschalter-Funktionsgruppe QA 2
Das folgende Bild zeigt die Funktionseinbettung über Funktionsgruppen.

[dw_eifkfg, 1, de_DE]

Bild 2-1 Funktionseinbettung über Funktionsgruppen

Je nach Gerätetyp gibt es verschiedene Arten von Funktionsgruppen:

• Schutz-Funktionsgruppen

• Leistungsschalter-Funktionsgruppen
Schutz-Funktionsgruppen bündeln Funktionen, die einem Schutzobjekt – z.B. der Leitung – zugeordnet sind.
Je nach Gerätetyp und Art des Schutzobjektes gibt es unterschiedliche Typen von Schutz-Funktionsgruppen
(z.B. Leitung, Spannung/Strom 3-phasig, Transformator, Motor, Generator).
Schalter-Funktionsgruppen bündeln Funktionen die den lokalen Schaltern – z.B. Leistungsschalter und Trenner
– zugeordnet sind (z.B. Behandlung der Auslösung, Leistungsschalter-Versagerschutz, automatische Wieder-
einschaltung).
Je nach Gerätetyp und Anwendung unterscheiden sich Anzahl und Typen der Funktionsgruppen in den jewei-
ligen Applikationsvorlagen. Sie können anwendungsspezifisch Funktionsgruppen ergänzen, kopieren oder
auch löschen. Ebenso können Sie den Funktionsumfang innerhalb einer Funktionsgruppe an den konkreten
Anwendungsfall anpassen. Ausführliche Informationen dazu finden Sie in der Online-Hilfe DIGSI 5.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 53
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.1 Funktionseinbettung im Gerät

Schnittstelle zwischen Funktionsgruppe und Messstelle


Die Funktionsgruppen erhalten die Messgrößen der Strom- und Spannungswandler von Messstellen. Hierzu
sind die Funktionsgruppen mit 1 oder mehreren Messstellen verbunden.
Die Anzahl der Messstellen sowie die Zuordnung der Funktionsgruppen an die Messstellen ist durch die
gewählte Applikationsvorlage für die spezifische Anwendung passend vorgegeben. Damit ist für alle Funkti-
onen innerhalb der Funktionsgruppe festgelegt, mit welcher/welchen Messstelle(n) und den darüber ableit-
baren Messgrößen sie arbeiten.

BEISPIEL
In der Applikationsvorlage in Bild 2-1 sind die Messstellen den Funktionsgruppen wie folgt zugeordnet:

• Die Schutz-Funktionsgruppe Leitung ist den Messstellen I-3ph 1, I-3ph 2 und U-3ph 1 zugeordnet.
Damit erhält die FG die Messwerte der Stromwandler 1 und 2 sowie des Spannungswandlers 1. Für
eine abgangsbezogene Weiterverarbeitung werden die Ströme der Messstellen I-3ph 1 und I-3ph 2
geometrisch addiert.

• Die Leistungsschalter-Funktionsgruppe QA1 ist der Messstelle I-3ph 1 zugeordnet und erhält die Mess-
werte von Stromwandler 1.

• Die Leistungsschalter-Funktionsgruppe QA2 ist der Messstelle I-3ph 2 zugeordnet und erhält die Mess-
werte von Stromwandler 2.

Sie können die Zuordnung bei Bedarf ändern, d.h. Funktionsgruppen lassen sich zu den im Gerät verfügbaren
Messstellen frei zuordnen.
Wenn Sie die Zuordnung der Messstellen zu den Funktionsgruppen prüfen oder ändern wollen, doppelklicken
Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation auf Funktionsgruppenverbindungen.

[sc_fgverb, 1, de_DE]

Bild 2-2 Projektnavigation in DIGSI 5 (Ausschnitt)

Im Arbeitsbereich öffnet sich das Fenster zur Rangierung der Messstellen (siehe folgendes Bild, nicht zum
Beispiel passend).

54 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.1 Funktionseinbettung im Gerät

[scmscofg-180311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 2-3 Verbindung von Messstellen und Funktionsgruppen

Schnittstelle zwischen Schutz- und Leistungsschalter-Funktionsgruppen


Die Schutz-Funktionsgruppe/Schutz-Funktionsgruppen ist/sind mit einer oder mehreren Leistungsschalter-
Funktionsgruppen verbunden. Diese Verbindung legt allgemein fest:

• Welcher/welche Leistungsschalter wird/werden durch die Schutzfunktionen der Schutz-FG betätigt

• Start der Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz (sofern in der Leistungsschalter-Funktionsgruppe


vorhanden) durch die Schutzfunktionen der verbundenen Schutz-Funktionsgruppe

• Start der Funktion Wiedereinschaltautomatik (AWE, sofern in der Leistungsschalter-Funktionsgruppe


vorhanden) durch die Schutzfunktionen der verbundenen Schutz-Funktionsgruppe
Neben der allgemeinen Zuordnung der Schutzfunktionsgruppe/Schutzfunktionsgruppen zu den Leistungs-
schalter-Funktionsgruppen können Sie die Schnittstelle für bestimmte Funktionalitäten im Detail konfigu-
rieren. Nähere Informationen dazu finden Sie weiter unten. Bild 2-6 zeigt, wie Sie zur Detailkonfiguration
gelangen. Bild 2-7 zeigt, welche Zuordnungen im Detail möglich sind.
Auch diese Festlegungen sind durch die gewählte Applikationsvorlage für die spezifische Anwendung passend
vorgegeben.

BEISPIEL
In dem im Bild 2-1 dargestellten Beispiel besteht folgende Verknüpfung der FG:
Die Schutz-Funktionsgruppe Leitung ist mit den beiden Leistungsschalter-Funktionsgruppen QA1 und QA2
verknüpft.
Das bedeutet, dass eine Auslösemeldung der Funktion Distanzschutz in beiden Leistungsschalter-Funktions-
gruppen einen Auslösebefehl erzeugt und somit beide Leistungsschalter angesteuert werden. Ebenso wird
in beiden Leistungsschalter-Funktionsgruppen QA1 und QA2 die Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz
gestartet, wenn diese konfiguriert sind.

Sie können diese Verknüpfung bei Bedarf ändern. D.h. Schutz-Funktionsgruppen können den Leistungs-
schalter-Funktionsgruppen frei zugeordnet werden.
Wenn Sie die Zuordnung der Schutz-Funktionsgruppen zu den Leistungsschalter-Funktionsgruppen prüfen
oder ändern wollen, doppelklicken Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation → Name des Gerätes auf Funktions-
gruppenverbindungen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 55
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.1 Funktionseinbettung im Gerät

[sc_fgverb, 1, de_DE]

Bild 2-4 Projektnavigation in DIGSI 5 (Ausschnitt)

Im Arbeitsbereich öffnet sich das Fenster zur allgemeinen Rangierung der Funktionsgruppen.

[scfgcols-220211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 2-5 Verbindung von Schutz-Funktionsgruppe mit Leistungsschalter-Funktionsgruppe

Neben der allgemeinen Zuordnung der Schutzfunktionsgruppe/Schutzfunktionsgruppen zu den Leistungs-


schalter-Funktionsgruppen können Sie die Schnittstelle für bestimmte Funktionalitäten im Detail konfigu-
rieren. Gehen Sie wie folgt vor:

• Öffnen Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation den Ordner des SIPROTEC 5-Gerätes.

• Öffnen Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation den Ordner Funktionseinstellungen.

• Öffnen Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation die entsprechende Schutz-Funktionsgruppe, z.B. Leitung 1.

56 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.1 Funktionseinbettung im Gerät

[sclsinta-190214-01, 1, de_DE]

Bild 2-6 Projektnavigation in DIGSI 5 (Ausschnitt)

• Doppelklicken Sie auf Leistungsschalterinteraktion (siehe Bild 2-6).

• Im Arbeitsbereich öffnet sich das Fenster zur Detailkonfiguration der Schnittstelle zwischen der Schutz-
Funktionsgruppe und der Leistungsschalter-Funktionsgruppe/den Leistungsschalter-Funktionsgruppen.

• Konfigurieren Sie die Schnittstelle in dieser Ansicht über das Kontextmenü (rechte Maustaste), siehe
Bild 2-7.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 57
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.1 Funktionseinbettung im Gerät

[sc_detail, 1, de_DE]

Bild 2-7 Detailkonfiguration der Schnittstelle zwischen der Schutz-FGund der/den Leistungsschalter-FG/
Funktionsgruppen

Bei der Detailkonfiguration der Schnittstelle definieren Sie:

• Welche Auslösemeldungen der Schutzfunktionen in die Bildung des Auslösebefehls eingehen

• Welche Schutzfunktionen die Funktion Wiedereinschaltautomatik starten

• Welche Schutzfunktionen die Funktion Wiedereinschaltautomatik blockieren

• Welche Schutzfunktionen die Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz starten

Funktionen (FN), Stufen/Funktionsblöcke (FB)


Wie schon in Bild 2-1 dargestellt, werden Funktionen über Funktionsgruppen den Schutzobjekten oder
anderen primären Objekten zugeordnet.
Funktionen können weiter untergliedert sein. Beispielsweise bestehen Schutzfunktionen oft aus mehreren
Schutzstufen (z.B. die Funktion Überstromzeitschutz). Andere Funktionen können ein oder mehrere Funkti-
onsblöcke enthalten. So bietet z.B. der Distanzschutz unterschiedliche Zonentypen und eine Pendelsperre an.

BEISPIEL
In Bild 2-1 sehen Sie, dass die Funktion Überstromzeitschutz, Phasen (51) 3 Stufen hat. Die Anzahl der
Zonen der Funktion Distanzschutz ist nicht dargestellt.

Jede Stufe, jeder Funktionsblock und jede Funktion (ohne Stufen/Funktionsblöcke) lässt sich individuell in
bestimmte Betriebsarten schalten (z.B. ein- oder ausschalten). Dies wird als Funktionssteuerung bezeichnet
und ist in 2.3 Funktionssteuerung beschrieben.
Um die Funktionalität an die spezifische Anwendung anzupassen, lassen sich Funktionen, Stufen und Funkti-
onsblöcke ergänzen, kopieren und löschen (siehe 2.2 Applikationsvorlagen/Funktionsumfang anpassen).

58 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.2 Applikationsvorlagen/Funktionsumfang anpassen

2.2 Applikationsvorlagen/Funktionsumfang anpassen


Applikationsvorlage
Die Applikationsvorlage definiert den vorkonfigurierten Funktionsumfang des Gerätes für einen bestimmten
Anwendungsfall. Für jeden Gerätetyp ist eine bestimmte Anzahl von Applikationsvorlagen vordefiniert. Die
Applikationsvorlagen werden in DIGSI 5 beim Anlegen eines neuen Gerätes automatisch zur Auswahl ange-
boten. Die verfügbaren Applikationsvorlagen mit dem jeweiligen Funktionsumfang sind in 4 Applikationen
genauer beschrieben.
Mit der Wahl der Applikationsvorlage ist zunächst vordefiniert, welche Funktionsgruppen und Funktionen im
Gerät vorhanden sind (siehe auch Bild 2-1 in 2.1 Funktionseinbettung im Gerät).
Sie können den Funktionsumfang an Ihre spezifische Anwendung anpassen.

Funktionsumfang anpassen
Passen Sie den Funktionsumfang basierend auf der gewählten Applikationsvorlage an. Sie können Funktionen,
Stufen, Funktionsblöcke sowie ganze Funktionsgruppen ergänzen, kopieren oder löschen.
Dies ist in der DIGSI 5-Projektnavigation über folgende Editoren möglich:

• Single-Line-Konfiguration

• Informationsrangierung

• Funktionseinstellungen
Zum Anpassen des Funktionsumfangs empfiehlt Siemens den Editor Single-Line-Konfiguration.
Ergänzen Sie fehlende Funktionalitäten aus der globalen DIGSI 5-Bibliothek. Dann sind die Voreinstellungen
der ergänzten Funktionalität wirksam. Sie können innerhalb eines Gerätes und auch zwischen Geräten
kopieren. Wenn Sie Funktionalitäten kopieren, werden die aktuellen Einstellungen und Rangierungen mitko-
piert.

HINWEIS

i Wenn Sie eine parametrierte Funktionsgruppe, Funktion oder Stufe aus dem Gerät löschen, gehen alle
Einstellungen und Rangierungen verloren. Die Funktionsgruppe, Funktion oder Stufe lässt sich wieder
hinzufügen, allerdings sind dann die Voreinstellungen wirksam.

In den meisten Fällen besteht die Anpassung des Funktionsumfangs aus dem Hinzufügen und Entfernen
von Funktionen, Stufen und Funktionsblöcken. Wie weiter oben schon beschrieben koppeln sich Funktionen,
Stufen und Funktionsblöcke automatisch an die der Funktionsgruppe zugeordneten Messstellen an.
In wenigen Fällen kann es erforderlich sein, eine Schutz- oder Leistungsschalter-Funktionsgruppe zu ergänzen.
Diese neu hinzugefügten Funktionsgruppen enthalten keine (Schutz-) Funktionen. Sie müssen die (Schutz-)
Funktionen für ihre spezifische Anwendung einzeln laden. Sie müssen weiterhin die Schutz- oder Leistungs-
schalter-Funktionsgruppe mit einer oder mehreren Messstellen verbinden (siehe hierzu 2.1 Funktionseinbet-
tung im Gerät). Sie müssen neu hinzugefügte Schutz-Funktionsgruppen mit einer Leistungsschalter-Funkti-
onsgruppe verbinden (siehe 2.1 Funktionseinbettung im Gerät).
Funktionen, Stufen, Funktionsblöcke sowie Funktionsgruppen können bis zu einer bestimmten maximalen
Anzahl ergänzt werden. Diese maximale Anzahl finden Sie in den jeweiligen Funktionsbeschreibungen sowie
Funktionsgruppenbeschreibungen.

Funktionspunkte
Bestimmten Funktionen sind Funktionspunkte (FP) zugeordnet, anderen Funktionen nicht. Nähere Informati-
onen finden Sie in der Beschreibung der Applikationsvorlagen in 4 Applikationen.
Das Gerät wird mit dem erworbenen Funktionspunkteguthaben geliefert. Funktionen mit Funktionspunkten
lassen sich nur innerhalb des verfügbaren Punkteguthabens in das Gerät laden. Wenn die erforderliche Punkt-
zahl des gewählten Funktionsumfangs größer ist als das Punkteguthaben, so lässt sich der Funktionsumfang
nicht in das Gerät laden. Sie müssen entweder Funktionen entfernen oder das Punkteguthaben des Gerätes
erweitern.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 59
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.2 Applikationsvorlagen/Funktionsumfang anpassen

Ab der Firmware-Version V09.20 werden neben Funktionspunkteklassen (10, 20, 30, 40, 50, 75, 100 bis
1400) auch beliebige Funktionspunktewerte im Bereich 0 bis 5000 als Guthaben im Gerät unterstützt. Auf
diese Weise können Sie das exakt benötigte Funktionspunkteguthaben mit dem Funktionspunkte-Manager in
das Gerät laden. Alternativ können Sie die Geräte klassenlos mit 0 Punkten (neue Option ab V09.20) oder
klassengebunden mit der benötigten Funktionspunkteklasse bestellen.

Funktionspunkteguthaben erweitern
Wenn das Funktionspunkteguthaben des Gerätes für die Anwendung nicht ausreicht oder Sie ein Gerät
klassenlos mit 0 Punkten bestellt haben, können Sie Funktionspunkte nachbestellen. Gehen Sie wie folgt vor:

• Ermitteln Sie den Funktionspunktebedarf bestimmter Funktionen z.B. mit DIGSI 5 oder mit dem
SIPROTEC 5-Konfigurator.

• Erstellen Sie eine signierte Lizenzdatei für Ihr Gerät mit dem SIPROTEC Funktionspunkte-Manager
unter www.siprotec-function-point-manager.siemens.com oder bestellen Sie die Lizenzdatei über Ihren
Vertriebspartner.

• Wenn Sie die Lizenzdatei mit dem Funktionspunkte-Manager erstellt haben, können Sie diese direkt dort
herunterladen.

• Wenn Sie die Lizenzdatei bei Ihrem Vertriebspartner bestellt haben, erhalten Sie diese per E-Mail oder
zum Herunterladen.

• Laden Sie die signierte Lizenzdatei mit DIGSI 5 in Ihr Gerät. Die Prozedur ist in der Online-Hilfe von
DIGSI 5 beschrieben.

60 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.3 Funktionssteuerung

2.3 Funktionssteuerung
Die Funktionssteuerung wird angewendet für:

• Funktionen, die keine Stufen oder Funktionsblöcke enthalten

• Stufen innerhalb von Funktionen

• Funktionsblöcke innerhalb von Funktionen

HINWEIS

i Im Folgenden wird zur Vereinfachung von Funktionen und Funktionssteuerung gesprochen. Die
Beschreibung gilt gleichermaßen für Stufensteuerung und Funktionsblocksteuerung.

Funktionen lassen sich in unterschiedliche Betriebszustände schalten. Mit dem Parameter Modus legen Sie
fest, ob eine Funktion arbeiten soll (ein) oder nicht (aus). Weiterhin können Sie eine Funktion vorüberge-
hend blockieren oder für den Zweck der Inbetriebnahme in den Testbetrieb schalten (Parameter Modus
= Test). Darüber hinaus kann der Zustand der Stufe mit Hilfe des Controllables Mod in der IEC 61850-
Repräsentation beeinflusst werden. Das Controllable Mod (in der DIGSI 5-Informationsrangierung _:51
Modus (steuerbar)) unterstützt die Zustände Ein, Aus, Test, Relais blockiert und Test/Relais
block..
Die Funktion zeigt den aktuellen Status – z.B. einen Alarm – über das Signal Bereitschaft an.
Im Folgenden sind die unterschiedlichen Betriebszustände und Mechanismen beschrieben, wie Sie die Funkti-
onen in diese Zustände schalten. Die Funktionssteuerung ist in Bild 2-8 dargestellt. Sie ist für alle Funktionen
einheitlich. In den einzelnen Funktionsbeschreibungen wird daher auf diese Steuerung nicht mehr im Detail
eingegangen.

[lo_steurg, 2, de_DE]

Bild 2-8 Allgemeine Steuerung einer Funktion

Zustandssteuerung
Über den Parameter Modus, das Controllable Mod und den Eingang übergeordneter Zustand steuern Sie
den Zustand der Funktion.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 61
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.3 Funktionssteuerung

Über den Parameter Modus stellen Sie den Soll-Betriebszustand der Funktion ein. Sie können den Modus der
Funktion auf ein, aus und Test einstellen. Die Wirkungsweise ist in Tabelle 2-2 beschrieben. Sie können den
Parameter Modus einstellen über:

• DIGSI 5

• Vor-Ort-Bedienung am Gerät

• Browser-basierte Benutzeroberfläche

• Bestimmte Leittechnik-Protokolle (IEC 61850, IEC 60870-5-103)


Sie können ebenso über das Controllable Mod den Soll-Betriebszustand der Funktion einstellen. Sie können
den Modus der Funktion auf Ein, Aus, Test, Relais blockiert und Test/Relais block. einstellen.
Die Wirkungsweise ist in Tabelle 2-2 beschrieben. Sie können das Controllable Mod einstellen über:

• IEC 61850-8-1

• CFC
Der übergeordnete Zustand kann die Werte Ein, Relais blockiert, Test und Test/Relais block.
annehmen.
Der sich aus dem Parameter Modus, dem Controllable Mod und dem übergeordneten Zustand erge-
bende Zustand der Funktion ist in der folgenden Tabelle dargestellt. Der resultierende Zustand der Funktion
ergibt sich durch die Kombination aller Quellen (Parameter Modus, Controllable Mod und übergeordneter
Zustand). Zur Vereinfachung stellt die Tabelle nur die Kombination zweier Quellen dar.

Tabelle 2-1 Resultierender Zustand der Funktion

Eingänge Zustand der Funktion


Quelle A Quelle N
Ein Ein Ein
Ein Aus Aus
Ein Test Test1
Ein Relais blockiert Relais blockiert
Ein Test/Relais block. Test/Relais block.
Test Ein Test1
Test Aus Aus
Test Test Test1
Test Relais blockiert Test/Relais block.
Test Test/Relais block. Test/Relais block.
Aus Ein Aus
Aus Aus Aus
Aus Test Aus
Aus Relais blockiert Aus
Aus Test/Relais block. Aus
Relais blockiert Ein Relais blockiert
Relais blockiert Aus Aus
Relais blockiert Test Test/Relais block.
Relais blockiert Relais blockiert Relais blockiert
Relais blockiert Test/Relais block. Test/Relais block.
Test/Relais block. Ein Test/Relais block.
Test/Relais block. Aus Aus

1 Mit dem Parameter (_:151) Relaisausg. im Testmodus können Sie einstellen, ob die Relaisausgänge von Funktionen im Zustand
Test angeregt werden sollen. Wenn dieser Parameter inaktiv ist (Voreinstellung), dann wird der Zustand Test einer Funktion zu
Test/Relais block. geändert.

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Funktionale Grundstruktur
2.3 Funktionssteuerung

Eingänge Zustand der Funktion


Test/Relais block. Test Test/Relais block.
Test/Relais block. Relais blockiert Test/Relais block.
Test/Relais block. Test/Relais block. Test/Relais block.

HINWEIS

i Die browser-basierte Benutzeroberfläche zeigt eine übersichtliche Liste der Zustände aller Funktionen an,
sofern sie vom Zustand Ein abweichen.

Die folgende Tabelle beschreibt die möglichen Zustände einer Funktion:

Tabelle 2-2 Mögliche Zustände einer Funktion

Zustand der Erläuterung


Funktion
Ein Die Funktion ist eingeschaltet und arbeitet wie definiert. Voraussetzung ist, dass die Bereit-
schaft der Funktion OK ist.
Relais blockiert Die Funktion ist eingeschaltet und arbeitet wie definiert. Voraussetzung ist, dass die Bereit-
schaft der Funktion OK ist. Alle Ausgaben von Meldungen dieser Funktion auf Relais sind
blockiert.

Hinweis:
Logiken außerhalb dieses Funktionsblocks, z.B. übergeordnete Sammelmeldungen, sind von
der Blockierung nicht betroffen. Deren Ausgabe auf ein Relais führt weiter zur Ansteuerung.
Aus Die Funktion ist ausgeschaltet. Sie erzeugt keine Informationen. Die Bereitschaft einer
ausgeschalteten Funktion hat immer den Wert OK.

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Funktionale Grundstruktur
2.3 Funktionssteuerung

Zustand der Erläuterung


Funktion
Test Die Funktion ist in den Testbetrieb geschaltet. Dieser Zustand dient zur Unterstützung
der Inbetriebsetzung. Alle Ausgangsinformationen der Funktion (Meldungen und, wenn
vorhanden, Messwerte) werden mit einem Test-Bit versehen. Dieses Test-Bit beeinflusst
maßgeblich die weitere Verarbeitung der Information abhängig vom Ziel.
So lässt sich hiermit unter anderem die von SIPROTEC 4 bekannte Funktionalität Blockierung
Befehlsrelais umsetzen.
Ziel der Information Verarbeitung
Puffer Die Meldung wird mit der Kennzeichnung Test im Puffer
versehen.
Kontakt Eine auf Kontakt rangierte Meldung steuert den Kontakt nicht
an.
Leuchtdiode (LED) Eine auf LED rangierte Meldung steuert die LED an (normale
Bearbeitung).
CFC Hier hängt das Verhalten vom Zustand des CFC-Plans ab:

• CFC-Plan ist selber nicht im Testzustand:


Der CFC-Plan wird durch eine Zustandsänderung einer
Information mit gesetztem Test-Bit nicht getriggert. Bei
Ablauf des CFC-Plans wird der Grundzustand der Informa-
tion (Zustand, bevor das Test-Bit gesetzt wurde) verarbeitet.
• CFC-Plan ist selber auch im Testzustand:
Die Information (Meldung oder Messwert) wird im CFC-Plan
normal weiterverarbeitet. Die CFC-Ausgangsinformationen
sind mit dem Test-Bit versehen. Für ihre Weiterverarbeitung
gelten die Definitionen in dieser Tabelle.
Ein CFC-Plan kann nur in den Testzustand geschaltet werden,
indem das gesamte Gerät in den Testbetrieb versetzt wird.
Protokoll Meldung und Messwert wird mit gesetztem Test-Bit übertragen,
soweit das Protokoll diese Test-Bit-Funktionalität unterstützt.
Wenn ein Objekt als GOOSE-Meldung übertragen wird, wird das
Test-Bit spontan gesetzt und die GOOSE-Meldung spontan über-
tragen. Der Testbetrieb des Senders wird dem Empfänger der
GOOSE-Nachricht automatisch sofort mitgeteilt.
Wenn ein Objekt über die Wirkschnittstelle übertragen wird, wird
das Test-Bit nicht übertragen. Der Zustand Test muss zusätzlich
als Information gesendet werden, damit dieser Zustand auf der
Empfängerseite in der Applikation berücksichtigt werden kann.
Sie müssen das Signal Test in der DIGSI 5-Projektnavigation →
Gerät → Kommunikationsrangierung rangieren.
Der Testbetrieb des Differentialschutzes wird in der Applikation
besonders behandelt.
Test/Relais Die Funktion arbeitet wie unter Test beschrieben. Alle auf ein Relais rangierten Ausgangsin-
block. formationen (Meldungen) dieser Funktion sind blockiert.
Alle Ausgangsinformationen der Funktion (Meldungen und, wenn vorhanden, Messwerte)
werden mit einem Test-Bit versehen. Dieses Test-Bit beeinflusst maßgeblich die weitere
Verarbeitung der Information abhängig vom Ziel.
Logiken außerhalb dieses Funktionsblocks, z.B. übergeordnete Sammelmeldungen, sind von
der Blockierung nicht betroffen. Wenn der Zustand dieser Funktionen die Verarbeitung von
Meldungen mit Test-Bit erlaubt (Zielfunktion im Zustand Test oder Test/Relais block.),
führen die auf ein Relais rangierten Ausgangsinformationen weiter zur Ansteuerung der
Relais.

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Funktionale Grundstruktur
2.3 Funktionssteuerung

Bereitschaft (health)
Die Bereitschaft meldet, ob eine eingeschaltete Funktion ihrer bestimmungsgemäßen Funktionalität nach-
kommen kann. Wenn dies der Fall ist, dann ist die Bereitschaft OK. Wenn die Funktionalität aufgrund gerä-
teinterner Zustände oder Probleme nur noch eingeschränkt oder nicht mehr möglich ist, dann meldet die
Bereitschaft Warnung (eingeschränkte Funktionalität) oder Alarm (keine Funktionalität).
Interne Selbstüberwachungen können dazu führen, dass Funktionen die Bereitschaft Alarm annehmen
(siehe 8 Überwachungsfunktionen). Wenn eine Funktion die Bereitschaft Alarm annimmt, ist die Funktion
nicht wirksam (Meldung Nicht wirksam wird aktiv).
Nur wenige Funktionen können die Bereitschaft Warnung melden. Die Bereitschaft Warnung resultiert aus
funktionsspezifischen Überwachungen und ist – wenn gegeben – in der Funktionsbeschreibung beschrieben.
Wenn eine Funktion die Bereitschaft Warnung annimmt, bleibt die Funktion wirksam, d.h. die Funktion kann
eingeschränkt weiterarbeiten und im Fall einer Schutzfunktion auslösen.

Nicht wirksam
Über die Meldung Nicht wirksam wird ausgedrückt, dass eine Funktion aktuell nicht arbeitet. In folgenden
Fällen wird die Meldung Nicht wirksam aktiv:

• Funktion ist ausgeschaltet

• Bereitschaft der Funktion ist im Zustand Alarm

• Funktion ist über ein Eingangssignal blockiert (siehe Bild 2-8)

• Alle Schutzfunktionsstufen sind über das Controllable Schutz einschalten (Zustand = false) ausge-
schaltet. Dann wird die Meldung Schutz nicht wirksam aktiv.

Blockierung der Auslösemeldung, keine Fehleraufzeichnung bei Anregung


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. legen Sie fest, ob eine Funktion als Schutzfunktion oder
als Überwachungsfunktion arbeitet. Weiterhin bestimmen Sie damit die Art und den Umfang der Protokollie-
rung (siehe folgende Tabelle).
Parameterwert Beschreibung
Nein Die Funktion arbeitet als Schutzfunktion. Sie erzeugt eine Auslösemeldung
und startet mit der Anregung die Fehleraufzeichnung. Bei der Fehlerauf-
zeichnung wird ein Störfall angelegt, der als Störschrieb und im Störfallmel-
depuffer protokolliert wird.
Ja Die Funktion arbeitet als Überwachungsfunktion. Die Logik läuft normal ab,
allerdings ohne Bildung der Auslösemeldung. Die Zeitablaufmeldung wird
weiterhin erzeugt und kann bei Bedarf weiterverarbeitet werden. Mit der
Anregung startet keine Fehleraufzeichnung.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 65
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionale Grundstruktur
2.4 Textstruktur und Referenznummer für Parameter und Meldungen

2.4 Textstruktur und Referenznummer für Parameter und Meldungen


Jeder Parameter und jede Meldung besitzt innerhalb aller SIPROTEC 5-Geräte eine eindeutige Referenz-
nummer. Über die Referenznummer erhalten Sie einen eindeutigen Bezug z.B. zwischen einem Meldungsein-
trag im Puffer des Gerätes und der entsprechenden Handbuchbeschreibung. In diesem Dokument finden Sie
die Referenznummern z.B. in den Anwendungs- und Einstellhinweisen, in den Logikdiagrammen und in den
Parameter- und Informationslisten.
Um eindeutige Texte und Referenznummern zu bilden, hat jede Funktionsgruppe, Funktion, Funktions-
block/Stufe und Meldung oder Parameter einen Text und eine Nummer. Dies bedeutet, dass sich strukturierte
Gesamttexte und Gesamtnummern ergeben.
Die Struktur der Texte und Referenznummern folgt der bereits in Bild 2-1 dargestellten Hierarchie:

• Funktionsgruppe:Funktion:Stufe/Funktionsblock:Meldung

• Funktionsgruppe:Funktion:Stufe/Funktionsblock:Parameter
Der Doppelpunkt dient als Strukturierungselement zum Trennen der Hierarchieebenen. Je nach Funktionalität
sind nicht immer alle Hierarchieebenen vorhanden. Funktionsgruppe und Stufe/Funktionsblock sind optional.
Da sich Funktionsgruppen, Funktionen sowie Stufen/Funktionsblöcke vom gleichen Typ mehrfach anlegen
lassen, wird eine sogenannte Instanznummer an diese Elemente angehängt.

BEISPIEL
Die Text- und Referenznummerstruktur ist beispielhaft für den Parameter Schwellwert und die Meldung
Anregung der 2. UMZ-Stufe der Funktion Überstromzeitschutz, Phasen in der Schutz-Funktionsgruppe
Leitung dargestellt (siehe Bild 2-9). Funktion und Funktionsgruppe sind nur einmal im Gerät vorhanden. Die
Stufe ist stark vereinfacht dargestellt.

[lo_stuumz, 1, de_DE]

Bild 2-9 Stufe der Funktion Überstromzeitschutz, Phasen (ohne Darstellung der Stufensteuerung)

Die folgende Tabelle zeigt die Texte und Nummern der beteiligten Hierarchieelemente:
Name Nummer des Typs Instanznummer
Schutz-Funktionsgruppe Leitung 2 1
Funktion Überstrom-3ph 20 1
Stufe UMZ 66 2
Parameter Schwellwert 3 –
Meldung Anregung 55 –

Die Instanznummern ergeben sich wie folgt:

• Funktionsgruppe: Leitung 1
1 Instanz, da nur eine Funktionsgruppe Leitung im Gerät vorhanden ist

• Funktion: Überstrom-3ph 1
1 Instanz, da nur eine Funktion Überstrom-3ph in der Funktionsgruppe Leitung vorhanden ist

• Stufe: UMZ 2
2 Instanzen, da 2 UMZ-Stufen in der Funktion Überstrom-3ph vorhanden sind (hier die 2. Instanz als
Beispiel)

66 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionale Grundstruktur
2.4 Textstruktur und Referenznummer für Parameter und Meldungen

Damit ergeben sich folgende Texte und Nummern (einschließlich der Instanznummern):
Parameter: Nummer
Leitung 1:Überstrom 3-ph 1:UMZ 2:Schwellwert 21:201:662:3
Meldung: Nummer
Leitung 1:Überstrom 3-ph 1:UMZ 2:Anregung 21:201:662:55

Bei Parametern und Meldungen mit weniger Hierarchieebenen vereinfacht sich die Struktur entsprechend.

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Funktionale Grundstruktur
2.5 Informationslisten

2.5 Informationslisten
Für die Funktionsgruppen, Funktionen und Funktionsblöcke sind Parameter und verschiedene Signale defi-
niert, die in den Parameter- und Informationslisten dargestellt sind.
Die Informationslisten fassen die Signale zusammen. Die Informationen können sich im Datentyp unter-
scheiden. Mögliche Datentypen sind z.B. ENS, ACD, ACT, SPS, MV.
Den einzelnen Datentypen ist ein Typ zugeordnet. Die folgende Tabelle zeigt die möglichen Typen:
Typ Bedeutung
I Input – Eingangssignal
O Output – Ausgangssignal
C Controllable – Steuersignal

BEISPIEL:
Die folgende Tabelle zeigt beispielhaft die Typen für einige Datentypen:
Datentyp Typ
ENS O
ACD O
ACT O
SPS I oder O
SPC C
MV O

Weiterführende Informationen siehe 3.9.2 Basisdatentypen.

68 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
3 Systemfunktionen

3.1 Meldungen 70
3.2 Messwerterfassung 98
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen 100
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen 109
3.5 Störschreibung 127
3.6 Wirkkommunikation 136
3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten 221
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation 229
3.9 Benutzerdefinierte Objekte 237
3.10 Sonstige Funktionen 244
3.11 Allgemeine Hinweise zur Schwellwerteinstellung von Schutzfunktionen 257
3.12 Geräteeinstellungen 266
3.13 SIPROTEC 5-Gerät als Client oder Merging Unit verwenden 277

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 69
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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

3.1 Meldungen

3.1.1 Allgemein

Meldungen liefern im Betrieb Informationen über betriebliche Zustände. Dazu zählen:

• Messdaten

• Anlagendaten

• Geräteüberwachungen

• Gerätefunktionen

• Funktionsabläufe bei Prüfung und Inbetriebnahme des Gerätes


Darüber hinaus geben Meldungen nach einer Störung im Netz einen Überblick über wichtige Störfallereig-
nisse. Alle Meldungen werden zum Zeitpunkt ihres Auftretens mit einem Zeitstempel versehen.
Geräteintern werden Meldungen in Meldepuffern gespeichert und stehen für spätere Auswertungen zur
Verfügung. Folgende Anzahl der Meldungen werden mindestens im jeweiligen Puffer gespeichert (je nach
Umfang der Meldungen):

• Betriebsmeldepuffer 2000 Meldungen

• Störfallmeldepuffer 1000 Meldungen

• Schaltgerätemeldepuffer 2000 Meldungen

• Erdschlussmeldepuffer 100 Meldungen

• Benutzermeldepuffer 200 Meldungen

• Motoranlauf-Meldepuffer 200 Meldungen


Wenn die maximale Kapazität des Anwender- oder Betriebsmeldepuffers erschöpft ist, gehen die ältesten
Einträge zugunsten der neuesten Einträge verloren. Wenn die maximale Kapazität des Störfall- oder
Erdschlussmeldepuffers erreicht ist, wird die Nummer des letzten Störfalls über das Signal Störfallpuffer ist
voll ausgegeben. Dieses Signal können Sie in der Informationsrangierung rangieren. Wenn Meldungen in der
Informationsrangierung von DIGSI 5 in einen Meldepuffer rangiert wurden, werden sie auch gespeichert. Bei
einem Versorgungsspannungsausfall werden aufgezeichnete Daten durch Batteriepufferung oder Speicherung
im Flash-Speicher sicher gehalten. Die Meldepuffer können Sie mit DIGSI 5 aus dem Gerät auslesen und
auswerten. Vor Ort können Sie die Meldepuffer über das Geräte-Display und die Navigation per Tasten lesen
und auswerten.
Über die Kommunikationsschnittstellen des Gerätes können Meldungen spontan und durch externe Anforde-
rung per Generalabfrage ausgegeben werden. In DIGSI 5 können im Online-Betrieb Meldungen spontan in
einem speziellen Meldungsfenster verfolgt werden. Durch Mapping auf unterschiedliche Kommunikationspro-
tokolle können Meldungen übergeordneten Leittechniken zugängig gemacht werden.

HINWEIS

i Alle Meldungen sind bestimmten Gerätefunktionen zugeordnet. Der Text einer jeden Meldung enthält die
entsprechende Funktionsbezeichnung. Erläuterungen zur Bedeutung von Meldungen finden Sie in den
entsprechenden Gerätefunktionen. Sie können aber auch Meldungen selbst definieren und in eigenen
Funktionsblöcken gruppieren. Diese können dann durch Binäreingänge oder CFC-Logiken gesetzt werden.

Auslesen von Meldungen


Zum Auslesen der Meldungen Ihres SIPROTEC 5-Gerätes können Sie die Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes
oder einen PC benutzen, auf dem Sie DIGSI 5 installiert haben. Der nachfolgende Abschnitt beschreibt die
generelle Vorgehensweise.

70 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

3.1.2 Auslesen von Meldungen an der Vor-Ort-Bedieneinheit

Vorgehensweise
Die Menüs der Meldepuffer beginnen mit einer Überschrift und 2 Zahlen in der rechten oberen Ecke des
Displays. Die Zahl nach dem Schrägstrich besagt, wie viele Meldungen insgesamt vorhanden sind. Die Zahl
vor dem Schrägstrich zeigt an, die wievielte Meldung gerade ausgewählt oder angezeigt wird. Das Ende der
Meldungsliste wird mit dem Eintrag ***Ende*** abgeschlossen.

[sc_oprlog, 1, de_DE]

Bild 3-1 Vor-Ort-Anzeige einer Meldungsliste (Beispiel: Betriebsmeldungen)

Menüpfad Meldepuffer
Hauptmenü → Meldungen → Betriebsmeldungen
Störfallmeldungen
Schaltgerätemeld.
Erdschlussmeldg.
Param.änderungen
Anwendermeld. 1
Anwendermeld. 2
Motoranlauf-Meld.
Kom Überw.puffer
Hauptmenü → Test&Diagnose → Meldepuffer → Gerätediagnose
Security-Meldung.
Komm.-Meldungen

Um vom Hauptmenü zu dem gewünschten Meldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
² Navigieren Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb des Meldepuffers. Die aktuellste
Meldung finden Sie oben in der Liste. Die angewählte Meldung wird dunkel hinterlegt angezeigt.
Welche Meldungen im ausgewählten Meldepuffer angezeigt werden können, ist von den Zuordnungen in der
DIGSI 5-Informationsrangierungsmatrix abhängig oder fest vordefiniert. Jede Meldung enthält als Zusatzinfor-
mation Datum, Uhrzeit und ihren Zustand.
Hinweise dazu finden Sie im Kapitel 3.1.5.1 Allgemein.
Bei einigen Meldepuffern wird Ihnen in der Fußzeile des Displays die Option zum Löschen der gesamten
Meldungsliste per Softkey-Taste angeboten. Lesen Sie dazu Kapitel 3.1.6 Sichern und Löschen der Melde-
puffer.

HINWEIS

i Für das Auslesen von Meldungen aus dem Gerät ist keine Passworteingabe erforderlich.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 71
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

3.1.3 Auslesen von Meldungen vom PC mit DIGSI 5

Vorgehensweise

Menüpfad (Projekt) Meldepuffer


Projekt → Gerät → Prozessdaten → Meldepuffer → Betriebsmeldungen
Störfallmeldungen
Schaltgerätemeld.
Erdschlussmeldg.
Param.änderungen
Anwendermeld. 1
Anwendermeld. 2
Motoranlauf-Meld.
Kom Überw.puffer
Online Zugänge → Gerät → Geräteinformation → Gerätediagnosepuffer
Registerkarte Meldepuffer → Sicherheitsmeldungen
Online Zugänge → Gerät → Test-Suite → Kommuni- Kommunikationspuffer
kationsmodul → Hardware2

Zum Auslesen der Meldungen mit DIGSI 5 muss Ihr PC über die USB-Bedienschnittstelle der Vor-Ort-Bedien-
einheit oder über eine Ethernet-Schnittstelle des Gerätes verbunden sein. Über die Ethernet-Schnittstellen
können Sie eine direkte Verbindung zu Ihrem PC herstellen. Möglich ist auch der Zugriff über ein Datennetz
von Ihrem DIGSI 5-PC aus auf alle angeschlossenen SIPROTEC 5-Geräte.
² Über das Fenster der Projektnavigation gelangen Sie zu den gewünschten Meldepuffern des SIPROTEC 5-
Gerätes. Wenn Sie das Gerät noch nicht innerhalb eines Projektes angelegt haben, können Sie das Gerät
auch über den Menüeintrag Online-Zugänge erreichen.
Nach Anwahl des gewünschten Meldepuffers wird Ihnen der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des
Meldepuffers angezeigt. Für die Aktualisierung muss eine Synchronisation mit dem Meldepuffer im Gerät
erfolgen.
² Synchronisieren Sie den Meldepuffer. Klicken Sie dazu auf die entsprechende Schaltfläche in der Kopf-
zeile des Meldepuffers (siehe Beispiel Erdschlussmeldungen in Bild 3-2 a)).

2 Eventuell stehen mehrere Kommunikationsmodule zur Auswahl

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_grflmd, 1, de_DE]

Bild 3-2 DIGSI 5-Anzeige einer Meldungsliste (Beispiel Erdschlussmeldungen)

Nähere Informationen zum Löschen und Abspeichern von Meldepuffern finden Sie in Kapitel 3.1.6 Sichern
und Löschen der Meldepuffer.
Welche Meldungen im ausgewählten Meldepuffer angezeigt werden können, ist von den Zuordnungen in der
DIGSI 5-Informationsrangierungsmatrix abhängig oder fest vordefiniert. Hinweise dazu finden Sie im Kapitel
3.1.5.1 Allgemein.

Setzen der Relativzeit-Referenz


² Referenzieren Sie die Anzeige der Puffereinträge bei Bedarf auf die Echtzeit eines bestimmten Eintrages.
Damit bestimmen Sie für alle anderen Meldungen eine Relativzeit. Die Echtzeitstempel der Ereignisse
bleiben dabei unberührt.

3.1.4 Anzeige von Meldungen

Angezeigte Meldungen werden in DIGSI 5 und an der Vor-Ort-Bedieneinheit durch zusätzliche Informationen
ergänzt:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 73
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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Tabelle 3-1 Übersicht der Zusatzinformationen

Meldungen in DIGSI 5-Informationen Geräte-Display Informationen


Meldepuffer für Betriebsmel- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
dungen und Meldepuffer für Relative Zeit, Funktionsstruktur,
Benutzer- und Schaltgerätemel- Eintragsnummer, Name,
dungen
Funktionsstruktur, Wert
Name,
Wert,
Qualität,
Ursache,
Nummer
Meldepuffer für Störfallmeldungen Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
Relative Zeit, Fehlernummer,
Fehlernummer, Wert
Eintragsnummer,
Funktionsstruktur,
Name,
Wert,
Qualität,
Ursache,
Nummer
Meldepuffer für Motoranlauf- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
Meldungen Motoranlaufzeit, Funktionsstruktur,
Anlaufstrom, Name,
Anlaufspannung, Wert
Anlaufdauer
Meldepuffer für Erdschlussmel- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
dungen Relative Zeit, Fehlernummer,
Fehlernummer, Wert
Eintragsnummer,
Funktionsstruktur,
Name,
Wert,
Meldungsnummer,
Qualität,
Ursache,
Nummer
Meldepuffer für Parameterände- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
rungen Relative Zeit, Funktionsstruktur,
Eintragsnummer, Name,
Funktionsstruktur, Wert
Name,
Wert,
Qualität,
Ursache,
Nummer

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Meldungen in DIGSI 5-Informationen Geräte-Display Informationen


Spontanes Meldungsfenster Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
(DIGSI 5) Relative Zeit, Fehlernummer,
Meldung, Wert
Wert,
Qualität,
Zusätzliche Information
Meldepuffer für Sicherheitsmel- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
dungen3 Meldungsnummer, Meldung
Meldung
Meldepuffer für Gerätediagnose- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
meldungen3 Meldungsnummer, Meldung
Meldung
Meldepuffer für Kommunikations- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
meldungen3 Meldungsnummer, Meldung
Meldung
Meldepuffer für Kommunikations- Zeitstempel (Datum und Uhrzeit), Zeitstempel (Datum und Uhrzeit),
überwachung (GOOSE) Relative Zeit, Funktionsstruktur,
Eintragsnummer, Name,
Funktionsstruktur, Wert
Name,
Wert,
Qualität,
Ursache,
Nummer

Übersicht der angezeigten Qualitätsattribute


Wenn auf dem Geräte-Display oder in DIGSI Werte angezeigt werden, sind die folgenden Qualitätsattribute für
Messwerte und Zählwerte zu unterscheiden.

Tabelle 3-2 Messwerte

IEC 61850 Geräte-Display/ Beschreibung


Detail Quality Validity DIGSI
Good Invalid Questionable
– X Wert Der Messwert ist gültig.
Failure X Fehler Ein Defekt des Gerätes liegt vor.
Setzen Sie sich mit dem Support
in Verbindung.
Inaccurate X --- Der Messwert wurde nicht
berechnet (z.B. der Winkel
zwischen Strom und Spannung,
wenn eine der beiden Größen
fehlt).
Bad Reference X ≈ Wert Der Messwert kann ungenau sein
(z.B. außerhalb des Frequenz-
nachführbereiches).
Out of Range X > Wert Der Messwert überschreitet den
Messbereich.

3 Nur Online-Zugänge

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Tabelle 3-3 Zählwerte

IEC 61850 Geräte-Display/ Beschreibung


Validity DIGSI
Good Invalid Questionable
X Wert Der Zählwert ist gültig.
X --- Der Zählwert wurde nicht
berechnet.
X ≈ Wert Der Zählwert hat keinen Bezug.

Meldespalten
Die folgende Tabelle zeigt Ihnen die Bedeutung der einzelnen Spalten im Meldepuffer:
Meldespalte Bedeutung
Zeitstempel Zeitstempel der Meldung in Gerätezeit unter Verwendung der
lokalen Zeitzone des Gerätes oder der Abfragezeit für den Motor-
Meldepuffer
Relative Zeit Relative Zeit zu einem Referenzeintrag
Fehlernummer Nummer des Fehlers, der im Gerät aufgetreten ist. Diese Nummer
wird fortlaufend hochgezählt.
Eintragsnummer Eintragskennung der Puffereinträge. Diese Kennung zeigt die
Reihenfolge der Puffereinträge an.
Meldungsnummer Nummer der Meldung, die im Gerät aufgetreten ist. Diese Nummer
wird fortlaufend hochgezählt und ist für eine Analyse durch Siemens
notwendig.
Meldung Meldungstext
Funktionsstruktur Der Pfad des Signals mit dem Signalnamen
Name Signalname
Wert Aktueller Zustand des Befehls. Um zu prüfen, ob der Wert aktuell ist,
beachten Sie auch die Qualität des Wertes.
Qualität Die Qualität des Wertes zeigt die Quelle des Wertes an und ob dieser
aktuell ist.
Ursache Zusätzliche Informationen wie Ursache und Gültigkeit
Nummer DIGSI-Adresse des Signals
Motoranlaufzeit Zeitpunkt des Motoranlaufs
Anlaufstrom Strom, den der Motor zum Anlaufen braucht
Anlaufspannung Spannung, die der Motor zum Anlaufen braucht
Anlaufdauer Zeit, die der Motor zum Anlaufen braucht

3.1.5 Meldepuffer

3.1.5.1 Allgemein
Geräteintern werden Meldungen in Meldepuffern gespeichert und stehen für spätere Auswertungen zur
Verfügung. Unterschiedliche Meldepuffer gestatten dabei eine Kategorisierung der Meldeprotokollierung nach
Betriebszuständen (z.B. Betriebs- und Störfallmeldepuffer) und nach Anwendungsbereichen.

Tabelle 3-4 Übersicht Meldepuffer

Meldepuffer Protokollierung
Betriebsmeldepuffer Betriebsmeldungen
Störfallmeldepuffer Störfallmeldungen
Schaltgerätemeldepuffer Schalthandlungen und Schaltstatistik

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Meldepuffer Protokollierung
Erdschlussmeldepuffer Erdschlussmeldungen
Parametriermeldepuffer Parameteränderungen
Anwendermeldepuffer Benutzerdefinierter Meldungsumfang
Security-Meldepuffer Zugriffe mit Sicherheitsrelevanz
Gerätediagnosepuffer Fehler des Gerätes (Software, Hardware) und der Anschlusskreise
Kommunikationsmeldepuffer Status der Kommunikationsschnittstellen
Motoranlauf-Meldepuffer Informationen zum Motoranlauf
Kommunikationsüberwachungspuffer Kommunikationsüberwachung (GOOSE)

Verwaltung der Meldepuffer


Meldepuffer haben eine Ringstruktur und werden automatisch verwaltet. Wenn die maximale Kapazität eines
Meldepuffers erschöpft ist, gehen die ältesten Einträge zugunsten der neuesten Einträge verloren. Wenn
die maximale Kapazität des Störfall- oder Erdschlussmeldepuffers erreicht ist, wird die Nummer des letzten
Störfalls über das Signal Störfallpuffer ist voll ausgegeben. Dieses Signal können Sie in der Informationsran-
gierung rangieren. Wenn Meldungen in der Informationsrangierung von DIGSI 5 in einen Meldepuffer rangiert
wurden, werden sie auch gespeichert. Bei einem Versorgungsspannungsausfall werden aufgezeichnete Daten
durch Batteriepufferung oder Speicherung im Flash-Speicher sicher gehalten. Die Meldepuffer können Sie
mit DIGSI 5 aus dem Gerät auslesen und auswerten. Vorort ermöglichen Ihnen das Geräte-Display und die
Navigation per Tasten das Lesen und Auswerten der Meldepuffer.

Konfigurierbarkeit der Meldepuffer


Der aufzuzeichnende Meldeumfang konfigurierbarer Meldepuffer (z.B. Erdschlussmeldepuffer) wird in eigens
dafür definierten Spalten der Informationsrangierung (Matrix) von DIGSI 5 festgelegt.

Vorgehensweise
Um zur Informationsrangierung Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der Projekt-
navigation. Der Zugang erfolgt dabei ausschließlich über das Projekt:

• Öffnen Sie die Informationsrangierung.


Projekt → Gerät → Informationsrangierung

• Wählen Sie die zugehörige Rangierspalte aus.


Ziel → Meldepuffer → Spalte Erdschlussmeldepuffer (G)
Die Rangierung der ausgewählten Meldung erfolgt mit der rechten Maustaste.

• Wählen Sie in der aufgeblendeten Auswahlliste eine der Optionen:


– Rangiert (X)
– Nicht rangiert

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_infpuf, 2, de_DE]

Bild 3-3 Meldekonfiguration in DIGSI 5 (Beispiel: Erdschlussmeldepuffer, Spalte G)

Für nicht konfigurierbare Meldepuffer (z.B. Parametriermeldepuffer) werden Umfang und Art der protokol-
lierten Meldungen gesondert beschrieben (siehe folgende Kapitel zu den Meldepuffern).

3.1.5.2 Betriebsmeldepuffer
Betriebsmeldungen sind Informationen, die das Gerät während des Betriebes erzeugt. Dazu zählen Informati-
onen über:

• Zustand der Gerätefunktionen

• Messdaten

• Anlagendaten
Auch das Über- oder Unterschreiten von Grenzwerten wird als Betriebsmeldung ausgegeben. Kurzschlüsse
im Netz werden als Betriebsmeldung Störfall mit laufender Störfallnummer angegeben. Entnehmen Sie detail-
lierte Angaben zur Aufzeichnung von Netzstörungen aus der Beschreibung des Störfallmeldepuffers (Kapitel
3.1.5.3 Störfallmeldepuffer). Im Betriebsmeldepuffer können bis zu 2000 Meldungen gespeichert werden.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5

• Um zum Betriebsmeldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der
Projektnavigation.
Projekt → Gerät → Prozessdaten → Meldepuffer → Betriebsmeldepuffer

• Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des Betriebsmeldepuffers angezeigt. Für die
Aktualisierung (Synchronisation mit dem Gerät) klicken Sie auf die Schaltfläche Puffereinträge lesen in
der Kopfzeile der Meldungsliste (Bild 3-4 a)).

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_betrmd, 1, de_DE]

Bild 3-4 Auslesen des Betriebsmeldepuffers mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum Betriebsmeldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Meldungen → Betriebsmeldungen

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

• Kontextabhängig können Sie über die Softkey-Taste Info Zusatzinformationen zum Eintrag abrufen.

[sc_operlog1, 2, de_DE]

Bild 3-5 Vor-Ort-Anzeige einer Meldungsliste (Beispiel: Betriebsmeldungen)

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Löschbarkeit
Der Betriebsmeldepuffer ihres SIPROTEC 5-Gerätes kann gelöscht werden. Das erfolgt in der Regel nach dem
Test oder der Inbetriebnahme des Gerätes. Lesen Sie dazu Kapitel 3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer.

Konfigurierbarkeit
Der Meldeumfang des Betriebsmeldepuffers wird in einer eigens definierten Spalte der Informationsrangie-
rung (Matrix) von DIGSI 5 konfiguriert:
Ziel → Meldepuffer → Spalte Betriebsmeldepuffer
Ausgewählte Applikationsvorlagen und Funktionen aus der Bibliothek bringen einen vordefinierten Satz an
Betriebsmeldungen mit sich, den Sie jederzeit individuell anpassen können.

3.1.5.3 Störfallmeldepuffer
Störfallmeldungen sind Ereignisse, die während eines Störfalls auftreten. Sie werden im Störfallmeldepuffer
mit Echtzeitstempel und Relativzeitstempel (Bezugspunkt Störfalleintritt) protokolliert. Störfälle werden
aufsteigend durchnummeriert. Bei eingeschalteter Störschreibung existiert zu jedem im Störfallmeldepuffer
protokollierten Störfall ein entsprechender Störschrieb mit gleicher Nummer. Es können maximal 128 Störfall-
meldepuffer gespeichert werden. Pro Störfallmeldepuffer können maximal 1000 Meldungen aufgezeichnet
werden.

Störfalldefinition
Generell wird ein Störfall durch die kommende Anregung einer Schutzfunktion gestartet und endet nach dem
Auslösebefehl mit der gehenden Anregung.
Bei Verwendung einer Wiedereinschaltautomatik wird sinnvollerweise der komplette Wiedereinschaltzyklus
(erfolgreich oder erfolglos) in den Störfall integriert. Wenn innerhalb von Wiedereinschaltzyklen Folgefehler
auftreten, so wird der gesamte Klärungsvorgang auch bei mehrmaligen Anregezyklen unter einer Störfall-
nummer protokolliert. Ohne Wiedereinschaltautomatik wird jede Anregung auch als eigener Störfall protokol-
liert.
Auch die benutzerdefinierte Konfiguration eines Störfalls ist möglich.

HINWEIS

i Die Definition des Störfalls erfolgt durch Parameter der Störschreibung (siehe Gerätehandbuch). Die Proto-
kollierung von Ereignissen im Störfallmeldepuffer erfolgt auch bei ausgeschalteter Störschreibung.

Neben der Aufzeichnung von Störfallmeldungen im Störfallmeldepuffer erfolgt auch eine spontane Anzeige
von Störfallmeldungen des letzten Störfalls am Geräte-Display. Details dazu finden Sie in Kapitel 3.1.8 Spon-
tane Störfallanzeige an der Vor-Ort-Bedieneinheit.

Löschbarkeit
Der Störfallmeldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes kann gelöscht werden. Details dazu finden Sie in Kapitel
3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer.

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum Störfallmeldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Meldungen → Störfallmeldungen

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

80 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_faullg, 1, de_DE]

Bild 3-6 Auslesen des Störfallmeldepuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes

Konfigurierbarkeit
Der Meldeumfang des Störfallmeldepuffers wird in einer eigens definierten Spalte der Informationsrangierung
(Matrix) von DIGSI 5 konfiguriert:
Ziel → Meldepuffer → Spalte Störfallmeldepuffer
Ausgewählte Applikationsvorlagen und Funktionen aus der Bibliothek bringen bereits einen vordefinierten
Satz an Betriebsmeldungen mit sich, den Sie jederzeit individuell anpassen können.
Die Betriebsmesswerte und die Messwerte der Grundschwingungs- und Symmetrischen Komponenten (siehe
Gerätehandbuch) werden alle 9 Perioden berechnet (entspricht bei 50 Hz alle 180 ms) und sind damit unter
Umständen nicht synchron zu den Abtastwerten der Analogkanäle. Die Aufzeichnung dieser Messwerte kann
zur Analyse sich langsam ändernder Vorgänge verwendet werden.

3.1.5.4 Erdschlussmeldepuffer
Erdschlussmeldungen sind Ereignisse, die während eines Erdschlusses auftreten. Sie werden im Erdschluss-
meldepuffer mit Echtzeitstempel und Relativzeitstempel (Bezugspunkt Erdschlusseintritt) protokolliert.
Erdschlüsse werden aufsteigend durchnummeriert. Maximal 10 Erdschlussmeldepuffer werden gespeichert
und je Erdschlussmeldepuffer ist gewährleistet, dass mindestens 100 Meldungen aufgezeichnet werden.
Folgende Funktionen können die Protokollierung eines Erdschlusses mit der kommenden Erdschlussmeldung
starten:

• Ger. Empfindliche Erdfehlererfassung für gelöschte und isolierte Netze (67Ns)

• Empfindlicher Erdstromschutz mit I0 (50Ns/51Ns)

• Intermittierender Erdschlussschutz
Die Protokollierung endet mit der gehenden Erdschlussmeldung.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5

• Um zum Erdschlussmeldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der
Projektnavigation.
Projekt → Gerät → Prozessdaten → Meldepuffer → Erdschlussmeldungen
Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des Erdschlussmeldepuffers angezeigt.

• Für die Aktualisierung (Synchronisation mit dem Gerät) klicken Sie auf die Schaltfläche Puffereinträge
lesen in der Kopfzeile der Meldungsliste (Bild 3-7 a)).

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_grflmd, 1, de_DE]

Bild 3-7 Auslesen des Erdschlussmeldepuffers mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum Erdschlussmeldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Meldungen → Erdschlussmeldg.

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

[scgfllg1-191012-01.tif, 1, de_DE]

Bild 3-8 Auslesen des Erdschlussmeldepuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes

Löschbarkeit
Der Erdschlussmeldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes kann gelöscht werden. Lesen Sie Details dazu im Kapitel
3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer.

Konfigurierbarkeit
Der Meldeumfang des Erdschlussmeldepuffers wird in einer eigens definierten Spalte der Informationsrangie-
rung (Matrix) von DIGSI 5 konfiguriert:
Ziel → Meldepuffer → Spalte Erdschlussmeldepuffer

82 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Ausgewählte Applikationsvorlagen und Funktionen aus der Bibliothek bringen bereits einen vordefinierten
Satz an Betriebsmeldungen mit sich, den Sie jederzeit individuell anpassen können.

3.1.5.5 Parametriermeldepuffer
Im Meldepuffer für Parameteränderungen werden alle Einzelparameteränderungen und die heruntergela-
denen Dateien ganzer Parametersätze protokolliert. Das ermöglicht die Klärung, ob erfolgte Parameterände-
rungen im Zusammenhang mit protokollierten Ereignissen (z.B. Störfällen) stehen. Andererseits ist beispiels-
weise bei Störfallanalysen der Nachweis möglich, dass der aktuelle Status aller Einstellungen tatsächlich dem
zum Zeitpunkt des Störfalls entspricht. Im Parametriermeldepuffer können bis zu 200 Meldungen gespeichert
werden.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5

• Um zum Meldepuffer für Parameteränderungen Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das
Fenster der Projektnavigation.
Projekt → Gerät → Prozessdaten → Meldepuffer → Param.änderungen
Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des Parametriermeldepuffers angezeigt.

• Für die Aktualisierung (Synchronisation mit dem Gerät) klicken Sie auf die Schaltfläche Puffereinträge
lesen in der Kopfzeile der Meldungsliste (Bild 3-9).

[sc_paramd, 1, de_DE]

Bild 3-9 Auslesen des Meldepuffers für Parameteränderungen mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum Parametriermeldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Meldungen → Param.änderungen

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 83
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_hislog, 1, de_DE]

Bild 3-10 Auslesen des Meldepuffers für Parameteränderungen an der Vor-Ort-Bedieneinheit des
Gerätes

Meldungstypen im Parametriermeldepuffer
Für diesen Meldepuffer gibt es ausgewählte Informationen, die bei erfolgreichen als auch bei erfolglosen Para-
meteränderungen abgesetzt werden. Die folgende Liste gibt Ihnen einen Überblick über diese Informationen.

Tabelle 3-5 Übersicht der Meldungstypen

Angezeigte Information Erläuterung


Auswahl edit.+ Auswahl der zu editierenden Parametergruppe
Verwerfen+ Verwerfen aller Änderungen erfolgreich
PG-Aktivier.+ PG-Aktivierung über Befehl erfolgreich
PG-Aktivier.- PG-Aktivierung über Befehl fehlgeschlagen
gesetzt+ Parameterwert wurde geändert
Übernahme+ Änderungsübername erfolgreich
Übernahme- Änderungsübername fehlgeschlagen
DCF geladen DCF ins Gerät geladen
PG 1 Parametergruppe 1
PG 2 Parametergruppe 2
PG 3 Parametergruppe 3
PG 4 Parametergruppe 4
PG 5 Parametergruppe 5
PG 6 Parametergruppe 6
PG 7 Parametergruppe 7
PG 8 Parametergruppe 8

HINWEIS

i • Die protokollierten Meldungen sind unveränderbar vorkonfiguriert!

• Dieser als Ringspeicher organisierte Meldepuffer ist vom Benutzer nicht löschbar!

• Wollen Sie sicherheitsrelevante Informationen ohne Informationsverlust aus dem Gerät archivieren, so
müssen Sie diesen Meldepuffer regelmäßig auslesen.

• In den Parametriermeldepuffer können Sie keine weiteren Meldungsobjekte rangieren.

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

3.1.5.6 Anwendermeldepuffer
Mit 2 Anwendermeldepuffern haben Sie die Möglichkeit einer individuellen Meldungsprotokollierung parallel
zum Betriebsmeldepuffer. Das ist beispielsweise bei speziellen Überwachungsaufgaben hilfreich, aber auch bei
der Trennung in unterschiedliche Zuständigkeitsbereiche der Meldepuffer. Im Anwendermeldepuffer können
bis zu 200 Meldungen gespeichert werden.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5

• Um zum Anwendermeldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der
Projektnavigation.
Projekt → Gerät → Prozessdaten → Meldepuffer → Anwendermeld. 1/2
Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des Anwendermeldepuffers angezeigt.

• Für die Aktualisierung (Synchronisation mit dem Gerät) klicken Sie auf die Schaltfläche Puffereinträge
lesen in der Kopfzeile der Meldungsliste (Bild 3-11 a)).

[sc_application_md, 2, de_DE]

Bild 3-11 Auslesen des benutzerspezifischen Meldepuffers mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum benutzerspezifischen Meldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigations-
tasten der Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Meldungen → Anwendermeld. 1/2

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

• Kontextabhängig können Sie über die Softkey-Taste Info Zusatzinformationen zum Eintrag abrufen.

[sc_userrlog1, 1, de_DE]

Bild 3-12 Auslesen des benutzerspezifischen Meldepuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Löschbarkeit
Der Anwendermeldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes kann gelöscht werden. Details hierzu finden Sie in Kapitel
3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer.

Konfiguration eines Anwendermeldepuffers


Der Meldeumfang eines angelegten anwenderspezifischen Meldepuffers kann in der dazugehörigen Spalte der
Informationsrangierung (Matrix) von DIGSI 5 frei konfiguriert werden:
Ziel → Meldepuffer → U1 oder U2

[sc_diu1u2, 1, de_DE]

Bild 3-13 Meldekonfiguration in DIGSI 5 (Beispiel: Anwendermeldepuffer U1/2)

3.1.5.7 Security-Meldepuffer
Im Security-Meldepuffer erfolgt die Protokollierung von Zugriffen auf Bereiche des Gerätes mit einge-
schränktem Zugriffsrecht. Ebenso werden erfolglose und unberechtigte Zugriffsversuche aufgezeichnet. Im
Security-Meldepuffer können bis zu 2048 Meldungen gespeichert werden.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5

• Um zum Security-Meldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der
Projektnavigation. Das Gerät muss sich im Online-Zugang befinden.
Projekt → Online-Zugänge → Gerät → Geräteinformation → Registerkarte Meldepuffer → Sicherheits-
meldungen
Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des Security-Meldepuffers angezeigt.

• Aktualisieren Sie zuvor den Inhalt durch Klicken der Aktualisierungspfeile in der Kopfzeile.

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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_secmld, 2, de_DE]

Bild 3-14 Auslesen der Sicherheitsmeldungen mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum Security-Meldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Test&Diagnose → Meldepuffer → Security-Meldung.

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren

[sc_seclog, 1, de_DE]

Bild 3-15 Auslesen des Security-Meldepuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes

HINWEIS

i • Die protokollierten Meldungen sind unveränderbar vorkonfiguriert!

• Dieser als Ringspeicher organisierte Meldepuffer ist vom Benutzer nicht löschbar!

• Wollen Sie sicherheitsrelevante Informationen ohne Informationsverlust aus dem Gerät archivieren, so
müssen Sie diesen Meldepuffer regelmäßig auslesen.

3.1.5.8 Gerätediagnosepuffer
Bei den folgenden Punkten erfolgt im Gerätediagnosepuffer die Protokollierung und die Anzeige von
konkreten Handlungsanweisungen:

• erforderlichen Wartungen (z.B. Batterieüberwachung)

• erkannten Hardware-Defekten

• Kompatibilitätsproblemen

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 87
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Im Gerätediagnosepuffer können bis zu 500 Meldungen gespeichert werden. Im normalen Betrieb des Gerätes
reicht es zu Diagnosezwecken aus, den Einträgen des Betriebsmeldepuffers zu folgen. Die besondere Bedeu-
tung kommt dem Gerätediagnosepuffer zu, wenn das Gerät wegen eines Hardware-Defekts oder Kompatibili-
tätsproblemen nicht mehr betriebsbereit und das Fallback-System aktiv ist.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5 im Normalbetrieb

• Um zum Gerätediagnosepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der
Projektnavigation.
Projekt → Online-Zugänge → Gerät → Geräteinformation → Registerkarte Meldepuffer → Gerätediagno-
sepuffer
Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des Gerätediagnosepuffers angezeigt.

• Aktualisieren Sie zuvor den Inhalt durch Klicken der Aktualisierungspfeile in der Kopfzeile.

[sc_devdia, 1, de_DE]

Bild 3-16 Auslesen des Gerätediagnosepuffers mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit im Normalbetrieb

• Um vom Hauptmenü zum Diagnose-Meldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Test&Diagnose → Meldepuffer → Gerätediagnose

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren

[sc_devdia_01, 1, de_DE]

Bild 3-17 Auslesen des Gerätediagnosepuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes

HINWEIS

i • Der Gerätediagnosepuffer kann nicht gelöscht werden!

• Die protokollierten Meldungen sind unveränderbar vorkonfiguriert!

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

3.1.5.9 Kommunikationspuffer
Für alle hardware-mäßig konfigurierten Kommunikationsschnittstellen erfolgt die Protokollierung des jewei-
ligen Status wie z.B. auftretende Störungen, Test- und Diagnosebetrieb und Kommunikationsauslastungen. Im
Kommunikationspuffer können bis zu 500 Meldungen gespeichert werden. Die Protokollierung erfolgt separat
für jeden Kommunikations-Port der konfigurierten Kommunikationsmodule.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5

• Um zu den Kommunikationspuffern Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der
Projektnavigation.
Online-Zugänge → Gerät → Test-Suite → Kommunikationsmodul

• Wählen Sie anschließend:


J:Onboard Ethernet → Kommunikationspuffer
Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand der Kommunikationspuffer angezeigt.

• Aktualisieren Sie zuvor den Inhalt durch Klicken der Aktualisierungspfeile in der Kopfzeile.

[sc_compuf, 2, de_DE]

Bild 3-18 Auslesen der Kommunikationspuffer mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum Kommunikationspuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten der
Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Test&Diagnose → Meldepuffer → Komm.-Meldungen

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 89
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_commlg, 1, de_DE]

Bild 3-19 Auslesen des Kommunikationspuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes

Löschbarkeit
Die Kommunikationspuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes können gelöscht werden. Lesen Sie Details dazu im
Kapitel 3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer.

Konfigurierbarkeit
Die Kommunikationspuffer sind nicht frei konfigurierbar. Die Einträge sind fest vorkonfiguriert.

3.1.5.10 Kommunikationsüberwachungspuffer
Der Kommunikationsüberwachungspuffer dient dazu, Kommunikationsereignisse zu protokollieren.
Aktuell werden die folgenden Ereignisse protokolliert:

• Zustand für jede GOOSE-Anmeldung (wenn parametriert)


Protokolliert wird, ob die GOOSE-Anmeldung gültige Nachrichten empfangen hat oder nicht.

• Aggregierter Zustand über alle GOOSE-Anmeldungen


Dieser Zustand ist WAHR, wenn mindestens eine GOOSE-Anmeldung keine gültige Nachricht empfängt.

• Subscriber im Simulations-Modus
GOOSE-Nachrichten werden mit einem Simulations-Flag verarbeitet. Dieser Zustand ist WAHR, sobald
mindestens eine GOOSE-Anmeldung simulierte Nachrichten verarbeitet.

Auslesen vom PC mit DIGSI 5

• Um zum Kommunikationsüberwachungspuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das


Fenster der Projektnavigation.
Projekt → Gerät → Prozessdaten → Meldepuffer → Kom Überw.puffer
Ihnen wird der zuletzt aus dem Gerät geladene Zustand des Kommunikationsüberwachungspuffers angezeigt.

• Für die Aktualisierung (Synchronisation mit dem Gerät) klicken Sie auf die Schaltfläche Puffereinträge
lesen in der Kopfzeile der Meldungsliste.

90 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_comsuperv, 1, de_DE]

Bild 3-20 Auslesen des Kommunikationsüberwachungspuffers mit DIGSI 5

Auslesen am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum Kommunikationsüberwachungspuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigati-


onstasten der Vor-Ort-Bedieneinheit.
Hauptmenü → Meldungen → Kom Überw.puffer

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

[sc_comsupervlg, 1, de_DE]

Bild 3-21 Auslesen des Kommunikationsüberwachungspuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes

Löschbarkeit
Der Kommunikationsüberwachungspuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes kann gelöscht werden. Lesen Sie Details
dazu im Kapitel 3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer.

Konfigurierbarkeit
Der Kommunikationsüberwachungspuffer ist nicht frei konfigurierbar. Die Einträge sind fest vorkonfiguriert.

3.1.6 Sichern und Löschen der Meldepuffer

Ein Löschen der Meldepuffer des Gerätes im Betrieb ist nicht notwendig. Wenn die Speicherkapazität für die
neuen Meldungen nicht mehr ausreicht, werden bei neu eintretenden Ereignissen die ältesten Meldungen
automatisch überschrieben. Damit die Speicher z.B. nach einer Revision der Anlage künftig nur noch Informa-

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 91
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

tionen über neue Störfälle enthalten, kann ein Löschen der Meldepuffer sinnvoll sein. Das Rücksetzen der
Meldepuffer geschieht getrennt für die verschiedenen Meldepuffer.

HINWEIS

i Bevor Sie den Inhalt eines Meldepuffers Ihres SIPROTEC 5-Gerätes löschen, speichern Sie den Meldepuffer
mit DIGSI 5 auf der Festplatte Ihres PCs.

HINWEIS

i Nicht alle Meldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes lassen sich löschen. Diese Einschränkungen gelten speziell
für Meldepuffer mit Relevanz für Security und After Sales (Security-Meldepuffer, Gerätediagnosepuffer,
Parametriermeldepuffer).

HINWEIS

i Wenn Sie beliebige Dateien aus dem Störfallmeldepuffer oder dem Störschrieb direkt löschen, wird die
Fehlernummer für neu entstehende Störschriebe weiter hochgezählt bis zur maximalen Zahl 2^32. Sie wird
nicht auf 0 zurückgesetzt.
Wenn Sie die Flash-Partitionierung des Störfallmeldepuffers und des Störschreibers initialisieren, wird die
Fehlernummer für neu entstehende Störschriebe auf 0 zurückgesetzt.

HINWEIS

i Wenn das Gerät einen Erstanlauf durchführt, z.B. nach einem Update der Geräte-Software, werden
folgende Meldepuffer automatisch gelöscht:

• Betriebsmeldepuffer

• Störfallmeldepuffer

• Schaltgeräte-Meldepuffer

• Erdschlussmeldepuffer

• Parametriermeldepuffer

• Benutzermeldepuffer

• Motoranlauf-Meldepuffer

• Kommunikationsüberwachungspuffer
Sichern Sie die löschbaren Meldepuffer mittels DIGSI 5.

HINWEIS

i Wenn gerade ein Erdschluss aktiv ist, kann der Erdschlussmeldepuffer nicht gelöscht werden.

Löschen von Meldepuffern an der Vor-Ort-Bedieneinheit

• Um vom Hauptmenü zum ausgewählten Meldepuffer zu gelangen, benutzen Sie die Navigationstasten
der Vor-Ort-Bedieneinheit (Beispiel Betriebsmeldepuffer):
Hauptmenü → Meldungen → Betriebsmeldungen

92 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_oprlog, 1, de_DE]

Bild 3-22 Löschen des Betriebsmeldepuffers an der Vor-Ort-Bedieneinheit

• An der Vor-Ort-Bedieneinheit können Sie mit den Navigationstasten (oben/unten) innerhalb der ange-
zeigten Meldungsliste navigieren.

• In der Fußzeile des Displays wird Ihnen links unten die Option zum Löschen des gesamten Meldepuffers
angeboten. Benutzen Sie im Folgenden die Softkey-Tasten unter dem Display zum Aktivieren der Einga-
beaufforderungen. Bestätigen Sie nun die Aufforderung zum Löschen.

• Geben Sie nach Anforderung das Passwort ein und bestätigen Sie mit Enter.

• Bestätigen Sie nach Anforderung das Löschen aller Einträge mit Ok.

Löschen von Meldepuffern vom PC mit DIGSI 5

• Um zum ausgewählten Meldepuffer Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster der
Projektnavigation (z.B. Betriebsmeldepuffer).
Projekt → Gerät → Prozessdaten → Meldepuffer → Betriebsmeldepuffer

3.1.7 Spontane Meldungsanzeige in DIGSI 5

Mit DIGSI 5 haben Sie die Möglichkeit, alle aktuell abgesetzten Meldungen des angewählten Gerätes in einem
speziellen Meldungsfenster anzuzeigen.

Vorgehensweise

• Rufen Sie im Navigationsfenster unter Online-Zugänge die spontanen Meldungen Ihres ausgewählten
Gerätes ab.

• Klicken Sie auf Meldungen unter dem Pfad:


Online-Zugänge → Schnittstelle → Gerät → Meldungen

• Die einlaufenden Meldungen erscheinen sofort, ohne dass Sie eine zyklische Aktualisierung abwarten
oder die manuelle Aktualisierung anstoßen müssen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 93
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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

[sc_spnmld, 2, de_DE]

Bild 3-23 Anzeige spontaner Gerätemeldungen in DIGSI 5

3.1.8 Spontane Störfallanzeige an der Vor-Ort-Bedieneinheit

Nach einem Störfall können ohne weitere Bedienhandlungen die wichtigsten Daten des letzten Störfalles
automatisch am Geräte-Display angezeigt werden. In SIPROTEC 5-Geräten können Schutzobjekte (z.B.
Leitungen) und auch Leistungsschalter je nach Anwendung frei (auch mehrfach) angelegt und konfiguriert
werden. In DIGSI 5 lassen sich je nach Applikation auch mehrere spontane Störfallanzeigen konfigurieren,
wobei jede Einzelne einem bestimmten Leistungsschalter zugeordnet ist. Bis zu ihrer manuellen Quittierung
oder Rücksetzen per LED-Reset bleiben diese Display-Anzeigen im Gerät gespeichert.

Konfiguration einer spontanen Störfallanzeige mit DIGSI 5

• Um zur Störfallanzeige-Konfiguration Ihres SIPROTEC 5-Gerätes zu gelangen, benutzen Sie das Fenster
der Projektnavigation.
Projekt → Gerät → Display-Seiten → Störfallanzeige-Konfiguration

• Im Hauptfenster werden alle konfigurierten Leistungsschalter angezeigt. Pro Leistungsschalter wird


jeweils eine Liste von maximal 6 konfigurierbaren Display-Zeilen angeboten. Die Aktivierung einer spon-
tanen Störfallanzeige erfolgt für jeden Leistungsschalter durch die Anwahl per Häkchen in der Spalte
Display.

• Mit dem Parameter (_:139) Störfallanzeige (unter Gerät → Parameter → Geräteeinstellungen)


legen Sie fest, ob spontane Störfallanzeigen bei jeder Anregung oder nur bei Anregungen mit Auskom-
mando angezeigt werden sollen.

[sc_konstf, 2, de_DE]

Bild 3-24 Konfiguration der spontanen Störfallanzeige am Gerät

Für jede Display-Zeile kann zwischen folgenden Anzeigeoptionen gewählt werden:

94 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.1 Meldungen

Tabelle 3-6 Übersicht der Anzeigeoptionen

Angezeigte Information Erläuterung


Anregemeldung Anzeige der im Störfall zuerst angeregten Funktionsstufe, ggf. mit Zusatzinfor-
mation (Phasen, Erde, Richtung)
T-Anregung Anzeige der gesamten Anregedauer des Störfalls
Auslösemeldung Anzeige der im Störfall zuerst auslösenden Funktionsstufe, ggf. mit Zusatzinfor-
mation (Phasen)
T-Auslösung Anzeige der Auslösezeit bezogen auf den Beginn des Störfalls (Anregestart)
Fehlerentfernung Anzeige der gemessenen Fehlerortentfernung
Auslösebef.meldung Anzeige des im Störfall angeregten Steuer- oder Schaltgerätes, ggf. mit Zusatz-
information (Phasen)

Quittierung der spontanen Störfallanzeige am Gerät


Nach Störfällen wird Ihnen stets der zuletzt aufgetretene Störfall im Display angezeigt. Bei mehr als
einem konfigurierten Leistungsschalter können nach Störfällen auch mehrere gespeicherte Störfallanzeigen
vorliegen, wobei die zeitlich letzte angezeigt wird. Bis zu ihrer manuellen Quittierung oder dem Rücksetzen
per LED-Reset bleiben diese Bilder im Gerät gespeichert.

[sc_stfanz, 1, de_DE]

Bild 3-25 Spontane Störfallanzeige am Gerät

Methode 1: Manuelle Quittierung

• Drücken Sie die Softkeytaste Quit in der Basisleiste der Anzeige. Die Anzeige wird unwiederbringlich
geschlossen. Wiederholen Sie diesen Vorgang so oft, bis keine spontane Störfallanzeige mehr erscheint.

• Nach Abschluss aller Quittierungen wird Ihnen die letzte Display-Ansicht vor den Störfällen angezeigt.
Methode 2: Quittierung per LED-Reset

• Ein LED-Reset (Gerät) führt sowohl zum Rücksetzen aller gespeicherten LEDs und binären Ausgangskon-
takte des Gerätes als auch zum Quittieren aller gespeicherten Störfallanzeigen im Display.
Näheres zum Thema LED-Reset finden Sie im Kapitel 3.1.9 Gespeicherte Meldungen im SIPROTEC 5-Gerät.

3.1.9 Gespeicherte Meldungen im SIPROTEC 5-Gerät

In Ihrem SIPROTEC 5-Gerät können Sie Meldungen auch als gespeichert konfigurieren. Diese Art der Konfi-
guration kann sowohl für Leuchtdioden (LEDs) als auch für Ausgangskontakte angewendet werden. Der
konfigurierte Ausgang (LED oder Kontakt) bleibt solange angesteuert, bis er quittiert wird. Die Quittierung
erfolgt über:

• Vor-Ort-Bedieneinheit

• DIGSI 5

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

• Binäreingang

• Protokoll einer Stationsleittechnik

Konfiguration gespeicherter Meldungen mit DIGSI 5


In der Informationsrangierung eines jeden in DIGSI 5 angelegten Gerätes können Sie Binärsignale u.a. auf
Leuchtdioden und Ausgangskontakte rangieren.

• Gehen Sie dazu in die Projektnavigation unter:


Projekt → Gerät → Informationsrangierung

• Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Rangierfeld Ihrer Binärmeldung in der gewünschten LED-
oder Binärausgangs-Spalte im Rangierbereich der Ziele.
Folgende Optionen werden Ihnen angeboten:

Tabelle 3-7 Übersicht der Rangieroptionen

Rangieroptionen LEDs BAs BEs Beschreibung


H (aktiv) X Das Signal ist als aktiv mit Spannung rangiert.
L (aktiv) X Das Signal ist als aktiv ohne Spannung rangiert.
U (ungespeichert) X X Das Signal ist als ungespeichert rangiert. Ansteuerung und
Rücksetzen der Ausgabe (LED, BA) erfolgt automatisch über
den Wert des Binärsignals.
G (gespeichert) X X Das Binärsignal wird bei Ansteuerung auf der Ausgabe
(LED) gespeichert. Zum Rücksetzen muss eine gezielte Quit-
tierung erfolgen.
NT (bedingtes Speichern) X Störfallmeldungen werden bei Ansteuerung auf der
Ausgabe (LED) in Abhängigkeit vom Parameter
(_:91:139) Störfallanzeige gespeichert. Bei einem
erneuten Störfall werden die zuvor gespeicherten Zustände
zurückgesetzt.

• Wenn der Störfall durch einen Auslösebefehl des zuge-


ordneten Leistungsschalters beendet wird, bleibt mit
der Einstellmöglichkeit bei Auslösebefehl der
gespeicherte Zustand einer Meldung erhalten. Ohne
Auslösebefehl wird der vor dem Störfall angezeigte
Zustand (ggf. der des letzten Störfalls) wiederherge-
stellt.
• Mit der Einstellmöglichkeit bei Anregung wird das
aktuelle Meldeabbild einer Anregung gespeichert. Das
Abbild umfasst alle Meldungen von Funktionen, die
bei Auslösung auf denselben Leistungsschalter wirken
wie die angeregte Funktion.
AG (gespeichert nur mit Auslö- X Die Rangieroption AG (Auslösung gespeichert) ist nur beim
sung) Schaltobjekt Leistungsschalter möglich.
Die Ausgabe wird bei Schutzauslösung gespeichert. Der
Kontakt bleibt angezogen, bis quittiert wird.
Steuerbefehle sind davon nicht betroffen. Ein Steuerbe-
fehl steht über die parametrierte Kommandodauer bis zur
erfolgreichen Rückmeldung an.
Hinweis:
Über die Speicherung der Ausgangsrelais mit der Rangier-
option AG, können Sie die Funktionalität der Einschalt-
sperre (ANSI 86) realisieren.

96 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.1 Meldungen

3.1.10 Gespeicherte Meldungen der Funktionsgruppe zurücksetzen

In einer Funktionsgruppe können Sie Meldungen einzelner Funktionen als gespeichert konfigurieren. Diese Art
der Konfiguration kann sowohl für Leuchtdioden (LEDs) als auch für Ausgangskontakte angewendet werden.
Der konfigurierte Ausgang (LED oder Kontakt) bleibt solange angesteuert, bis er quittiert wird.
Schutz- und Leistungsschalter-Funktionsgruppen enthalten den Block Reset LED FG. Der Block Reset LED FG
ist nur in der Informationsrangierung in DIGSI 5 unter der jeweiligen Funktionsgruppe sichtbar. Über das
binäre Eingangssignal >LED rücksetzen, setzen Sie gespeicherten LEDs der jeweiligen Funktionsgruppe
zurück. Die konfigurierten Ausgänge (Kontakte) werden nicht zurückgesetzt.

3.1.11 Applikationsmodus/Testmodus und die Beeinflussung von Meldungen an eine


Stationsleittechnik

Mit dem Controllable Applikationsmodus = Test oder Test/Relais block. schalten Sie den Test-
modus für das gesamte Gerät ein- oder aus.
Weiterführende Informationen, siehe 11.2 Applikationsmodus/Testmodus für das gesamte Gerät ein-/
ausschalten.
Wenn der Testmodus des Gerätes oder einzelner Funktionen eingeschaltet ist, werden von einem SIPROTEC 5-
Gerät zu einer Stationsleittechnik abgesetzte Meldungen mit einem zusätzlichen Test-Bit gekennzeichnet.
Dieses Test-Bit ermöglicht es, festzustellen, dass eine Meldung während eines Tests abgesetzt wurde.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 97
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.2 Messwerterfassung

3.2 Messwerterfassung
Grundprinzip
Die SIPROTEC 5-Geräte verfügen über eine leistungsfähige Messwerterfassung. Sie haben neben einer hohen
Abtastfrequenz eine sehr hohe Messgrößenauflösung. Dadurch wird eine hohe Messgenauigkeit über einen
weiten Dynamikbereich erreicht. Kernstück der Messwerterfassung bildet ein 24-Bit-Sigma-Delta Analog-
Digital-Wandler. Ein Oversampling unterstützt zusätzlich die hohe Messgrößenauflösung. Abhängig von den
Anforderungen der einzelnen Messverfahren wird die Abtastfrequenz reduziert (Downsampling).
Abweichungen von der Nennfrequenz führen bei digitalen Systemen zu zusätzlichen Fehlern. Um diese zu
vermeiden, werden algorithmenabhängig in den SIPROTEC 5-Geräten 2 Verfahren umgesetzt:

• Abtastfrequenznachführung:
Die analogen Eingangskanäle werden zyklisch nach gültigen Signalen durchsucht. Die aktuelle Netz-
frequenz wird ermittelt und über einen Resampling-Algorithmus die erforderliche Abtastfrequenz
bestimmt. Die Nachführung wirkt im Frequenzbereich zwischen 10 Hz und 90 Hz.

• feste Abtastfrequenz – Korrektur der Filterkoeffizienten:


Diese Methode arbeitet in einem eingeschränkten Frequenzbereich (fnenn +/- 5 Hz). Die Netzfrequenz
wird bestimmt und in Abhängigkeit von der Höhe der Frequenzabweichung werden die Koeffizienten
der Filter korrigiert. Diese Methodik wird zum Beispiel bei den Funktionen Distanzschutz und Leitungsdif-
ferentialschutz angewandt.

Das folgende Bild zeigt in der Messwerterfassungskette den grundsätzlichen Umgang mit den Abtastwerten
(SAV). Bild 3-26 zeigt, wem die unterschiedlichen Abtastfrequenzen zur Verfügung gestellt werden. Zur
Bandbegrenzung der Eingangssignale ist dem Eingangsübertrager ein Tiefpassfilter (Anti-Aliasing-Filter zur
Einhaltung des Abtasttheorems) nachgeschaltet. Nach der Abtastung werden die Stromeingangskanäle abge-
glichen. D.h. Betrag und Phase sowie die Wandlerzeitkonstante werden korrigiert. Der Abgleich ist so gestaltet,
dass die Stromwandler-Klemmenblöcke beliebig zwischen den Geräten getauscht werden können.

[dw_meserf, 2, de_DE]

Bild 3-26 Messwerterfassungskette

fa Abtastfrequenz
SMV Sampled Measured Value
CMV Conventional Measured Value
LPIT Low-Power Instrument Transformer – Kleinsignal-Messwandler

98 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.2 Messwerterfassung

Die interne Abtastfrequenz in den SIPROTEC 5-Geräten beträgt fest 16 kHz (Abtastrate: 320 Abtastungen
pro 50-Hz-Periode). Damit werden alle Strom- und Spannungseingänge abgetastet. Wenn Betrag, Phase und
Wandlerzeitkonstante korrigiert sind, wird die Abtastfrequenz auf 8 kHz reduziert (160 Abtastungen pro
50-Hz-Periode). Das ist die Basisabtastfrequenz, auf die die unterschiedlichen Verfahren, wie z.B. Störschrei-
bung, Effektivwert-Messwerte zurückgreifen. Für die Effektivwertmessung wird netzfrequenzabhängig das
Messwertfenster angepasst. Für zahlreiche Mess- und Schutzapplikationen sind 20 Abtastungen pro Periode
ausreichend (bei fnenn = 50 Hz): Abtastung alle 1 ms, bei fnenn = 60 Hz: Abtastung alle 0,833 ms). Diese
Abtastrate ist ein guter Kompromiss zwischen Genauigkeit und der parallelen Abarbeitung von Funktionen
(Multifunktionalität).
Die 20 Abtastungen pro Periode werden den Algorithmen, die in den Funktionsgruppen abgearbeitet werden,
in 2 Varianten bereitgestellt:

• Fest (nicht nachgeführt)

• Nachgeführt (Frequenzbereich von 10 Hz bis 90 Hz)


Algorithmenabhängig (siehe Funktionsbeschreibungen) wird auf den jeweiligen Datenstrom zurückgegriffen.
Bei ausgewählten Messverfahren wird auf eine höhere Abtastfrequenz zurückgegriffen. Detaillierte Informati-
onen dazu entnehmen Sie der jeweiligen Funktionsbeschreibung.

HINWEIS

i In den Anlagendaten (ab 6.1 Anlagendaten) finden Sie die Messstellen für Strom und Spannung. Jede
Messstelle hat eigene Parameter.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 99
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

3.3.1 Übersicht

Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Messstellen in Frequenznachführgruppen


zusammenfassen. Das Gerät arbeitet mit maximal 6 Frequenznachführgruppen.
Das Kapitel 3.3.2 Abtastfrequenznachführung gibt notwendige Hinweise zur Wirkungsweise der Abtastfre-
quenznachführung und deren Anwendung.
Das Kapitel 3.3.3 Frequenznachführgruppen beschreibt das Prinzip und die Anwendung von Frequenznach-
führgruppen.

3.3.2 Abtastfrequenznachführung

Wie in 3.2 Messwerterfassung erläutert, verfügen die SIPROTEC 5-Geräte über eine leistungsfähige Abtastf-
requenznachführung. Diese gewährleistet eine hohe Messgenauigkeit über einen weiten Frequenzarbeitsbe-
reich (10 Hz bis 90 Hz).
Zur Ermittlung der aktuellen Abtastfrequenz werden die Spannungs- und Strommessstellen nach gültigen
Eingangssignalen durchsucht, die aktuelle Netzfrequenz ermittelt und die Nachführfrequenz (Abtastfre-
quenz = 20 ⋅ Nachführfrequenz) angepasst. Das Verfahren ist so realisiert, dass die Anzahl der Abtastungen
pro aktueller Netzfrequenz oder der Frequenz der Anlage immer konstant ist. Wie in 3.2 Messwerterfassung
beschrieben, beträgt die Anzahl der Abtastungen 20 pro Periode.
Während des Engineerings parametrieren Sie, welche Messstellen zur Frequenznachführung benutzt werden.
Alle 3-phasigen Spannungs- und Strommessstellen sowie die 1-phasigen Spannungs- und Strommessstellen
sind zulässig.

HINWEIS

i Die Verwendung einer Messstelle für die Abtastfrequenznachführung erfordert, dass diese Messstelle die
Netzfrequenz zuverlässig bestimmen kann. Das ist der Fall, solange die Messstelle mit dem Netz verbunden
ist und die Nennspannungen und die Nennströme gemessen werden. Wenn die Messwerte der Nenn-
spannungen und -Ströme nicht verfügbar sind, muss die Abtastfrequenznachführung für diese Messstelle
ausgeschaltet werden.
Beispiele für solche Bedingungen sind:

• 1-phasige Messstellen: Messstellen, die Nullspannungen oder Nullströme messen, dürfen nicht zur
Frequenznachführung verwendet werden.

• 3-phasige Messstellen: Messstellen, die Unsymmetrieströme oder -spannungen einer Kondensator-


bank messen, dürfen nicht zur Frequenznachführung verwendet werden.

Das folgende Bild zeigt, wo Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Parameter → Anlagendaten die
Parameter für die jeweilige Messstelle einstellen und die Abtastfrequenznachführung aktivieren.

100 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

[sc_MP_Powersys trackfreq, 1, de_DE]

Bild 3-27 Nutzung der Messstelle zur Bestimmung der Abtastfrequenz

Wenn der Parameter Nachführen = aktiv eingestellt ist, wird die Messstelle zur Bestimmung der aktu-
ellen Nachführfrequenz verwendet. Wenn der Parameter Nachführen für mehrere Messstellen auf aktiv
eingestellt ist, bestimmt die ID der Messstelle die Reihenfolge, in der diese nach gültigen Eingangssignalen
durchsucht werden. Der Algorithmus startet mit der niedrigsten ID-Nummer wie folgt:

• Zuerst werden die 3-phasigen Messstellen abgefragt. Wenn keine gültige Spannung vorhanden ist,
folgen die ausgewählten Strommessstellen. Dabei gilt folgende Reihenfolge:
3-phasige Spannungsmessstelle → 3-phasige Strommessstelle → 1-phasige Spannungsmessstelle → 1-
phasige Strommessstelle
Wenn auf eine Strommessstelle getriggert wird, werden die Spannungsmessstellen weiter kontinuierlich
nach gültigen Spannungswerten abgefragt und bei vorhandener Spannung sofort umgeschaltet.

• Wenn der Effektivwert (True RMS) größer ist als 2,5 % des eingestellten sekundären Gerätenennwertes,
ist eine Messstelle gültig. Das sind z.B. 2,5 V bei 100 V, 25 mA bei 1 A oder 125 mA bei 5 A.

• Eine 3-phasige Messstelle wird in der Reihenfolge Phase L1 → Phase L2 → Phase L3 abgefragt.
Bei der Spannungsmessstelle wird immer die Leiter-Leiter-Spannung UL12, UL23 und UL31 ausgewertet. Bei
Leiter-Erde-Anschluss wird die Leiter-Leiter-Spannung berechnet.

• Die Nachführfrequenz wird mit unterschiedlichen Intervallschritten nachgeführt. Wenn die Nachführfre-
quenz nur gering von der gemessenen Frequenz abweicht, wird die Frequenz in kleinen Schritten mit
0,010 Hz nachgeführt. Bei größeren Abweichungen beträgt das Intervall 1 Hz. Um bei großen Abwei-
chungen, z.B. bei Umschaltbedingungen, schneller zu reagieren, wird in 5-Hz-Schritten nachgeführt. Bei
Zuschaltung von Messgrößen wird sofort auf die gemessene Nachführfrequenz geschaltet.

• Wenn keine Nachführfrequenz bestimmt werden kann, wird die jeweilige Nennfrequenz des Netzes als
Nachführfrequenz verwendet. Dieser Fall tritt vor einer Zu- oder nach einer Abschaltung der Messgrößen
auf oder wenn das Gerät eingeschaltet wird. Wenn die Messgrößen zugeschaltet werden, ist die Startfre-
quenz die eingestellte Netzfrequenz, z.B. 50 Hz oder 60 Hz. Da bei den meisten Anwendungen von
nennfrequenten Eingangsgrößen ausgegangen werden kann, starten die Messalgorithmen mit der festen
Abtastfrequenz, z.B. 1 kHz bei 50 Hz und 1,2 kHz bei 60 Hz.
Bild 3-28 zeigt das Verhalten der Abtastfrequenznachführung über das Frequenzband und an den Frequenz-
grenzen.
Die x-Achse zeigt die aktuelle Netzfrequenz (fSys) und die y-Achse die eingestellte Nachführfrequenz (fN.führ). Im
Bereich zwischen 10 Hz und 90 Hz ist der Zusammenhang linear. Wenn die aktuelle Netzfrequenz kleiner als
10 Hz ist, wird die Nachführfrequenz auf 10 Hz gehalten. Dabei wird mit 20 ⋅ 10 Hz = 200 Hz abgetastet. Wenn
die Netzfrequenz größer ist als 90 Hz, wird die Nachführfrequenz konstant auf 90 Hz gehalten.
Wenn der Frequenzarbeitsbereich (10 Hz bis 90 Hz) verlassen wird, erzeugt die Frequenznachführung die
Meldung Freq.n.im Arbeitsber.. Die einzelnen Schutzfunktionen werten diese Meldung aus. Wenn eine
Überfunktion auftreten kann, werden die Schutzfunktionen intern blockiert und eine Fehlfunktion vermieden.
Weiterführende Informationen zu dem Verhalten der Schutzfunktionen finden Sie in 12 Technische Daten.

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Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

[dw_working-area_sampling-frequency-tracking, 2, de_DE]

Bild 3-28 Arbeitsbereich der Abtastfrequenznachführung

Siemens empfiehlt, die Rangierung der errechneten Netzfrequenz (fSys) und der ermittelten Nachführfrequenz
(fN.führ) als Messwertspur in den Störschrieb. Damit können Sie das Verhalten des Gerätes in Übergangszu-
ständen dokumentieren. Das folgende Bild zeigt, dass Sie die beiden Messwerte in der Informationsrangierung
in den Anlagedaten → Allgemein finden:

[sc_rout meas freq, 1, de_DE]

Bild 3-29 Rangierung der Frequenzmesswerte

BEISPIEL:
Bild 3-30 zeigt das Verhalten der Abtastfrequenznachführung an einem Beispiel.
Die Spannung wurde linear abgesenkt von 57,7 V (100 V verkettet) auf 35 V (60,6 V verkettet) und gleich-
zeitig die Frequenz von 50 Hz auf 35 Hz verringert, z.B. Motorauslauf. Danach wurde schlagartig auf die
Nennwerte 57,7 V bei 50 Hz umgeschaltet.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

Die obere Spur zeigt die Netzspannung beispielhaft an 1 Phase (L1). Die mittlere Spur ist die berechnete
Netzfrequenz und die untere Spur die ermittelte Nachführfrequenz. Wenn Sie die ermittelte Nachführfrequenz
der unteren Spur mit 20 multiplizieren, können Sie auf die Abtastfrequenz schließen.

[sc_example freqtrack, 1, de_DE]

Bild 3-30 Beispiel der Frequenznachführung und Reaktion auf einen Sprung der Eingangsgröße

3.3.3 Frequenznachführgruppen

In den SIPROTEC 5-Geräten vor der Plattformversion V07.80 gilt die Abtastfrequenznachführung für das
gesamte Gerät. Das bedeutet, dass die 1. gültige Messstelle – z.B. eine 3-phasige Spannungsmessstelle – mit
der erfassten Frequenz die gewählte Nachführfrequenz bestimmt.
Wenn alle Messstellen in einer Anlage miteinander galvanisch verbunden sind, ist die Netzfrequenz für alle
Messstellen gleich.
Problematisch sind Netz- oder Anlagenzustände, bei denen eine galvanische Trennung möglich ist und Mess-
stellen der getrennten Anlagenteile an das SIPROTEC 5-Gerät angeschlossen sind. Für diese problematischen
Netz- oder Anlagenzustände sind – zeitlich begrenzt – unterschiedliche Frequenzen möglich. Das Gerät
entscheidet sich – abhängig von der zur Nachführung festgelegten Messstelle – für die eine oder die andere
Frequenz. Dadurch sind Messfehler und ein Fehlverhalten von Schutzfunktionen möglich.
Ab der Plattformversion V7.80 können Sie die Messstellen verschiedenen Frequenznachführgruppen
zuordnen. Das gewährleistet für unterschiedliche Anwendungen eine hohe Flexibilität sowie eine hohe
Messgenauigkeit. Dabei bestimmt jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Bei galvanischer
Trennung und unterschiedlichen Anlagenfrequenzen werden sich auch unterschiedliche Abtastfrequenzen
ergeben. Dies tritt z.B. in Anlagen mit rotierenden elektrischen Maschinen zeitlich begrenzt auf. Eine galvani-
sche Trennung ist z.B. durch einen geöffneten Leistungsschalter möglich.

HINWEIS

i In der Messwerterfassungskette in Bild 3-26 im Kapitel 3.2 Messwerterfassung wird ausschließlich der als
nachgeführt bezeichnete Datenstrom angepasst. Der als fest dargestellte Datenstrom leitet seine Abtastfre-
quenz ausschließlich aus der eingestellten Nennfrequenz ab. Hier wird mit der konstanten Abtastfrequenz
von 1 kHz bei fnenn = 50 Hz und 1,2 kHz bei fnenn = 60 Hz gearbeitet. Das gilt für jede Messstelle unabhängig
davon, welchen Frequenznachführgruppen sie zugeordnet sind.

BEISPIEL:
Bild 3-31 zeigt ein Beispiel für die Notwendigkeit der Frequenznachführgruppen. Der Generatorleistungs-
schalter (G-LS) und der Hochspannungs-Leistungsschalter (HS-LS) sind die galvanischen Trennstellen. Damit
sind unterschiedliche Schaltzustände möglich. Das Gerät benutzt Strommessstellen (I-Wdl. 1 bis 6) und Span-
nungsmessstellen (U-Wdl. 1 bis 4), die sich auf unterschiedlichen Seiten der Leistungsschalter befinden.
Zusätzlich wird angenommen, dass der Generator über einen Anfahrumrichter gestartet wird. In einer Gastur-
binenanwendung schleppt der Anfahrumrichter den Generator von 0 Hz bis auf ca. 70 % der Nenndrehzahl
(ca. 35 Hz bei fnenn = 50 Hz). Danach wird die Gasturbine gezündet und bringt den Generator auf die
Nenndrehzahl. Anschließend wird auf Nennspannung auferregt und synchronisiert. Bei diesem Anfahrvorgang
ist der G-LS offen und HS-LS geschlossen. Somit haben die Messstellen U-Wdl.1, I-Wdl.1, 2, 4 für den Anfahr-

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Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

vorgang eine von den anderen Messstellen abweichende Frequenz. Durch den Anschluss an das Netz haben
die anderen Messstellen in der Regel Nennfrequenz.
Weiterhin kann sich durch Schutzauslösungen ein Schaltzustand ergeben, wo der HS-LS geöffnet ist und
der G-LS geschlossen bleibt. Dadurch können Generator- und Blocktransformator eine von der Netzfrequenz
abweichende Frequenz annehmen. Bei Lastabwurf beschleunigt der Generator, bevor der Drehzahlregler
eingreift. Deutlich ausgeprägt ist das bei Wasserkraftgeneratoren.
Die Bewertung der einzelnen Szenarien ergibt, dass an den jeweiligen Messstellen zeitlich begrenzt unter-
schiedliche Frequenzen auftreten können. Aus diesem Grund sind in diesem Beispiel 3 Frequenznachführ-
gruppen notwendig, die im folgenden Bild farbig markiert sind.

HINWEIS

i Auf die im folgenden Bild mit 1) gekennzeichnete Messstelle (I-Wdl.4) wird später noch eingegangen.

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Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

[dw_example_frequency-tracking-groups, 1, de_DE]

Bild 3-31 Beispiel für die Notwendigkeit von Frequenznachführgruppen

Für die Balance zwischen Anwendungsflexibilität und erforderlicher Rechenleistung wurde die Anzahl der
zusätzlichen Frequenznachführgruppen auf 5 begrenzt. Zusammen mit der Grundfunktionalität sind in
Summe 6 Frequenznachführgruppen möglich.
Wenn Sie Frequenznachführgruppen benutzen wollen, befolgen Sie nachfolgende Engineeringempfehlungen.
Verschaffen Sie sich vor Beginn der Arbeiten Klarheit darüber, wie viele Frequenznachführgruppen erforderlich
sind. Wählen Sie nur die erforderliche Anzahl aus.
Wenn Sie mit einer Applikationsvorlage starten, die Sie um die notwendigen Messstellen erweitert haben,
müssen Sie aus der DIGSI 5-Bibliothek die erforderliche Anzahl zusätzlicher Frequenznachführgruppen in den
Ordner Anlagendaten laden.

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Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

[sc_loading freq group, 1, de_DE]

Bild 3-32 Laden der erforderlichen Frequenznachführgruppen

Wenn Sie eine zusätzliche Frequenznachführgruppe instanziieren, vergibt das System in DIGSI automatisch
die ID der Frequenznachführgruppe mit fortlaufender Nummerierung. Da das Gerät schon über 1 Frequenz-
nachführgruppe verfügt, startet die ID-Nummerierung für zusätzliche Frequenznachführgruppen mit der
Nummer 2.

[sc_ID freqgroup, 1, de_DE]

Bild 3-33 ID der Frequenznachführgruppe

HINWEIS

i Wenn Sie mehrere Frequenznachführgruppen während des Engineering aktiviert haben und eine Frequenz-
nachführgruppe wieder löschen, wird auch die vergebene ID gelöscht. Alle anderen Frequenznachführ-
gruppen behalten ihre vergebene ID.
Vermeiden Sie Unstetigkeiten, indem Sie – wenn möglich – die Frequenznachführgruppe mit der größten
ID löschen.

In der Rangiermatrix finden Sie die Frequenzmesswerte und die Meldungen der jeweiligen Frequenznachführ-
gruppe (siehe Bild 3-29).
Im Editor Funktionsgruppenverbindungen ordnen Sie die Messstellen den Frequenznachführgruppen zu.
Sobald Sie eine zusätzliche Frequenznachführgruppe aus der DIGSI 5-Bibliothek instanziiert haben, erscheint
in der Rangiermatrix die zusätzliche Spalte Freq.nachf.gruppen ID. In dieser Spalte wählen Sie über die
Auswahlliste für jede Messstelle die Nummer der zugehörigen Frequenznachführgruppe aus.

[sc_routing MP to freqgroup, 1, de_DE]

Bild 3-34 Zuordnung der Messstelle zur Frequenznachführgruppe

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Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

HINWEIS

i Beachten Sie Folgendes bei der Zuordnung der Messstellen zu den Frequenznachführgruppen:

• Die Funktionsgruppen (FGs) können nur mit 1 Frequenznachführgruppe arbeiten.

• Das gilt auch für die Verschaltungen zwischen den Funktionsgruppen, wie beim Transformatordiffe-
rentialschutz.
Beim Transformatordifferentialschutz ist die FG Transformatorseite mit der FG Transformator
verschaltet und alle FG Transformatorseite eines Transformators müssen in der gleichen Frequenz-
nachführgruppe arbeiten.
Gleiches gilt auch, wenn der Sternpunktstrom über eine 1-phasige Funktionsgruppe erfasst wird.
Es gibt auch Ausnahmen, wie die FG Leistungsschalter (siehe Kapitel 5.5 Funktionsgruppentyp Leis-
tungsschalter). Die Spannungsmesswerte werden von der Synchronisierungsfunktion verarbeitet, die
ausschließlich mit einer festen Abtastfrequenz arbeitet. Somit können Spannungsmessstellen aus unter-
schiedlichen Frequenznachführgruppen angeschlossen werden.
Die genannten Regeln werden durch Skripte überprüft und Verletzungen während des Engineerings
gemeldet.

Nun können Sie, wie im Kapitel 3.3.2 Abtastfrequenznachführung erläutert, für die jeweilige Frequenznach-
führgruppe die Messstellen auswählen, die zur Bestimmung der Nachführfrequenz benutzt werden sollen.
Benutzen Sie wenn möglich mindestens 1 Spannungs- und 1 Strommessstelle. Bevorzugen Sie 3-phasige
Messstellen.
Wenn die Nachführfrequenz bestimmt wurde, werden alle Messstellen der Frequenznachführgruppe auf diese
Frequenz eingestellt und die nachgeführte Abtastfrequenz angepasst.

HINWEIS

i Wie in Kapitel 3.2 Messwerterfassung beschrieben, bleibt der Messwertstrom mit fester Abtastfrequenz
davon unbeeinflusst.

Um Fehler zu vermeiden, wird im Einstellblatt der Messstellen in DIGSI 5 neben der ID der Messstelle noch die
ID der zugeordneten Frequenznachführgruppe angezeigt (siehe Bild 3-35).

[sc_MP additional setting freqgroup, 1, de_DE]

Bild 3-35 Beispiel: Parameter der 3-phasigen Strommessstelle; zusätzlich Anzeige der ID für die
Frequenznachführgruppe

Weiterhin wird die ID der Frequenznachführgruppe in der Funktionsgruppe im Block Allgemein angezeigt
(siehe Bild 3-36). Hier können Sie auch die Konsistenz prüfen.

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Systemfunktionen
3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen

[sc_MP additional setting FG, 1, de_DE]

Bild 3-36 Anzeige der ID für Frequenznachführgruppe in der Funktionsgruppe im Block Allgemein

Am Beispiel von Bild 3-31 wird eine Besonderheit erläutert.


Die in Bild 3-31 mit 1) markierte Messstelle benutzt einen Stromwandler, der sich auf der Generatorseite
befindet, aber vom Transformatordifferentialschutz benutzt wird. Somit muss dieser Stromwandler nach den
obigen Regeln der Frequenznachführgruppe 2 zugeordnet werden. Da im Anwendungsbeispiel der Generator
über einen Anfahrumrichter gestartet wird, weicht die Frequenz an dieser Messstelle von der Frequenz an den
anderen Messstellen der Gruppe 2 ab. Aus diesem Grund darf die Messstelle mit I-Wdl.4 nicht zur Bestimmung
der Nachführfrequenz benutzt werden.
Applikationsabhängig wirkt der Strom von I-Wdl.4 bei der Bildung des Knotenpunktsatzes als Störgröße. In
der Regel ist dieser Strom nicht so groß (< 15 % von Inenn), so dass die Störbeeinflussung gering bleibt.
Gegebenenfalls müssen Sie den Differentialschutz unempfindlicher einstellen. Entscheiden Sie das für den
spezifischen Anwendungsfall.
Die folgende Tabelle zeigt für das Beispiel die mögliche Zuordnung der Messstellen, die zur Ermittlung der
nachgeführten Abtastfrequenz verwendet werden. Dazu muss in der jeweiligen Messstelle der Parameter
Nachführen = aktiv sein:
Frequenznachführ- 1 2 3
gruppe
Empfohlene Messstellen U-Wdl.4 U-Wdl.3 U-Wdl.1
zur Nachführung U-Wdl.2 I-Wdl.1
I-Wdl.5

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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

3.4.1 Übersicht

Der Standard IEC 61850 definiert für Datenobjekte (DO) bestimmte Qualitätsattribute, die sogenannte Qualität
(Quality). Einige dieser Qualitätsattribute verarbeitet das SIPROTEC 5-System automatisch. Um unterschiedli-
chen Anwendungen gerecht zu werden, können Sie bestimmte Qualitätsattribute beeinflussen und auch die
Werte der Datenobjekte in Abhängigkeit dieser Qualitätsattribute. So können Sie die erforderliche Funktiona-
lität sicherstellen.
Das folgende Bild beschreibt grob den allgemeinen Datenfluss innerhalb eines SIPROTEC 5-Gerätes. Das
folgende Bild zeigt auch, an welchen Stellen Sie die Qualität beeinflussen können. Im Folgenden werden
die im Bild dargestellten Bausteine genauer beschrieben.

[lo_quali1, 2, de_DE]

Bild 3-37 Datenfluss innerhalb eines SIPROTEC 5-Gerätes

Unterstützte Qualitätsattribute
Folgende Qualitätsattribute werden innerhalb des SIPROTEC 5-Systems automatisch verarbeitet:

• Validity, mit den Werten good oder invalid


Das Qualitätsattribut Validity zeigt an, ob ein über eine GOOSE-Nachricht übertragenes Objekt
empfangen (valid, invalid) oder nicht empfangen (invalid) wird. Der Zustand invalid lässt sich im
Empfängergerät unterdrücken, indem auch ein Ersatzwert für das nicht empfangene Objekt gesetzt wird
(siehe 3.4.2 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch den Benutzer für GOOSE-Empfangswerte). Der
Ersatzwert wird an die Funktionen weitergeleitet.
Wenn das Gerät einen dieser Werte empfängt, so wird dieser durch den Wert invalid ersetzt und somit
als invalid weiterverarbeitet.
Wenn eines der detaillierten Qualitätsattribute (detailQual) den Wert TRUE hat, wird die Validity – falls
nicht schon auf der Senderseite getan – auf den Wert invalid gesetzt.

• Test, mit den Werten TRUE, FALSE


Das Qualitätsattribut Test zeigt dem Empfängergerät an, dass das über eine GOOSE-Nachricht
empfangene Objekt unter Testbedingungen entstanden ist und nicht unter Betriebsbedingungen.

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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

• OperatorBlocked, mit den Werten TRUE, FALSE


Das Qualitätsattribut OperatorBlocked zeigt an, ob ein über eine GOOSE-Nachricht übertragenes Objekt
von einem Gerät stammt, dass sich im Zustand funktionales Abmelden befindet. Wenn das
sendende Gerät abgeschaltet wird, wird das Objekt nicht mehr empfangen und nimmt den Zustand
invalid an. Da zuvor aber am Empfängergerät die Qualität OperatorBlocked erkannt wurde, kann das
Objekt empfangsseitig anders behandelt werden (siehe 3.4.2 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch
den Benutzer für GOOSE-Empfangswerte). Das Objekt kann empfangsseitig wie ein ausgefallenes Signal
behandelt werden.

• Source, mit den Werten process, substituted


Das Qualitätsattribut Source zeigt an, ob das Objekt im sendenden Gerät nachgeführt wurde.
Weiterführende Informationen finden Sie in 3.10.2 Erfassungssperre und Nachführen.

Beeinflussung der Qualität durch Betriebsarten


Neben dem Normalbetrieb unterstützt das Gerät bestimmte weitere Betriebsarten, die die Qualität beein-
flussen:

• Testbetrieb des Gerätes


Sie können das gesamte Gerät in den Testbetrieb schalten. In diesem Fall erhalten alle im Gerät
erzeugten Datenobjekte (Zustandswerte und Messwerte) das Qualitätsattribut Test = TRUE.
Auch die CFC-Pläne befinden sich im Testbetrieb und alle Ausgangsdaten erhalten das Qualitätsattribut
Test =TRUE.

• Testbetrieb einzelner Funktionen, Stufen oder Funktionsblöcke


Sie können einzelne Funktionen, Stufen oder Funktionsblöcke in den Testbetrieb schalten. In diesem Fall
erhalten alle von der Funktion, Stufe oder Funktionsblock erzeugten Datenobjekte (Zustandswerte oder
Messwerte) das Qualitätsattribut Test = True.

• Funktionales Abmelden des Gerätes


Wenn Sie das Gerät außer Betrieb nehmen und von der Versorgungsspannung trennen wollen, können
Sie das Gerät vorher funktional abmelden. Wenn Sie das Gerät funktional abmelden, erhalten alle im
Gerät erzeugten Datenobjekte (Zustandswerte und Messwerte) das Qualitätsattribut OperatorBlocked
=TRUE. Dies gilt auch für die Ausgänge von CFC-Plänen.
Wenn Objekte über eine GOOSE-Nachricht übertragen werden, können die Empfängergeräte die Qualität
auswerten. Das Empfängergerät erkennt ein funktionales Abmelden des sendenden Gerätes. Dadurch
erkennt das Empfängergerät nach Ausschalten des sendenden Gerätes, dass das sendende Gerät betrieb-
lich abgemeldet wurde und nicht ausgefallen ist. Damit können die Empfangsobjekte automatisch auf
definierte Zustände gesetzt werden (siehe Kapitel 3.4.2 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch den
Benutzer für GOOSE-Empfangswerte).

• Ausschalten einzelner Funktionen, Stufen oder Funktionsblöcke


Sie können einzelne Funktionen, Stufen oder Funktionsblöcke ausschalten. In diesem Fall erhalten
alle von der Funktion, Stufe oder Funktionsblock erzeugten Datenobjekte (Zustandswerte oder Mess-
werte) geräteintern das Qualitätsattribut Aus. Die Zustände von Eingängen und Messwerten bleiben in
diesem Fall unverändert, Eingangsänderungen werden nicht verarbeitet. Da im Kommunikationsprotokoll
IEC61850 das Qualitätsattribut Aus nicht vorgesehen ist, werden die Datenobjekte mit dem Qualitätsat-
tribut Ungültig übertragen.

Beeinflussung der Qualität durch Hardware-Überwachungen


Überwachungsfunktionen überwachen die Hardware des Gerätes (siehe 8.4 Überwachung der Geräte-Hard-
ware). Wenn die Überwachungsfunktionen Störungen in der Datenerfassung des Gerätes erkennen, erhalten
alle erfassten Daten das Qualitätsattribut Validity = invalid.

Beeinflussung der Qualität durch Spannungswandler-Schutzschalter


Beim Erkennen einer Auslösung des Spannungswandler-Schutzschalters (siehe 8.3.4 Spannungswandler-
Schutzschalter), erhalten alle erfassten Daten das Qualitätsattribut Validity = invalid.

110 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Beeinflussung der Qualität durch den Benutzer


Sie können die Verarbeitung von Daten und ihrer Qualität unterschiedlich beeinflussen. Das ist in DIGSI 5 an
folgenden 3 Stellen möglich:

• Im Editor Informationsrangierung für externe Signale von GOOSE-Verknüpfungen

• Im CFC-Plan

• Im Editor Informationsrangierung für binäre Eingangssignale von geräteinternen Funktionen


In den folgenden Kapiteln sind die Möglichkeiten dieser Beeinflussung sowie die automatische Verarbeitung
der Qualität genauer beschrieben.
Wenn eine GOOSE-Verknüpfung die Datenquelle eines binären Eingangssignals einer geräteinternen Funktion
ist, können Sie an 2 Stellen Einfluss auf die Verarbeitung der Qualität nehmen: an der GOOSE-Verknüpfung
sowie am Eingangssignal der Funktion. Dies hat folgenden Hintergrund: Ein GOOSE-Datum kann innerhalb
des empfangenden Gerätes an mehrere Funktionen verteilt werden. Die Einstellung (Beeinflussung) an der
GOOSE-Verknüpfung wirkt auf alle Funktionen. Wenn dagegen bei unterschiedlichen Funktionen individuelle
Einstellungen erforderlich sind, stellen Sie diese direkt am binären Eingangssignal der Funktion ein.

3.4.2 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch den Benutzer für GOOSE-


Empfangswerte

Die Eigenschaften der Qualitätsverarbeitung haben sich mit Einführung der flexiblen GOOSE-Verknüpfung
geändert. Sie finden Informationen über die bisherige Qualitätsverarbeitung in Bisherige Qualitätsverarbei-
tung/Beeinflussung durch den Benutzer für GOOSE-Empfangswerte, Seite 116.
Im Editor Informationsrangierung können Sie den Datenwert und die Qualität aller Datentypen beeinflussen.
Folgendes Bild zeigt die mögliche Beeinflussung am Beispiel eines DPC-Datentyps. Alle Einstellmöglichkeiten
gelten für das Daten empfangende Gerät.

• Klicken Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation doppelt auf Informationsrangierung.

• Wählen Sie entweder das gewünschte Signal in der Gruppe Externe Signale oder das Signal einer
Funktion, das über die Spalte GOOSE aktiviert wird.

• Öffnen Sie das Fenster Eigenschaften und wählen Sie das Blatt Verarbeitung von Qualitätsattributen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 111
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

[sc_LB_GOOSE_2, 2, de_DE]

Bild 3-38 Einflussmöglichkeiten bei einer Verknüpfung eines Datenobjekts vom Typ DPC

Je nach gewähltem Datentyp des Objekts werden Ihnen verschiedene Auswahlmöglichkeiten für den Punkt
Sicherer Zustand im Bereich Allgemeine Einstellungen angeboten. An dieser Stelle wählen Sie nachge-
führte Werte aus, die einen sicheren Betriebszustand ermöglichen, sobald der Datenzugriff über die Kommuni-
kationsstrecke gestört ist.

• Wählen Sie die Eigenschaft für das ausgewählte Datenobjekt aus.


Sie können auch die Erweiterten Qualitätsattribute des Datenobjekts für die flexible GOOSE-Verknüpfung
einstellen.
Folgendes Bild zeigt die erweiterten Qualitätsattribute am Beispiel eines DPC-Datentyps.

• Öffnen Sie das Fenster Eigenschaften und wählen Sie das Blatt Erweiterte Qualitätsattribute.

112 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

[sc_LB_GOOSE_1, 2, de_DE]

Bild 3-39 Erweiterte Qualitätsattribute für die flexible GOOSE-Verknüpfung

Mit den folgenden erweiterten Qualitätsattributen können Sie die gesendeten GOOSE-Meldungen filtern und
prüfen sowie deren Qualität einstellen. Die gegebenenfalls angepassten Werte werden an den Empfänger
weitergeleitet.
Für die Prüfungen können Sie die folgenden Einstellmöglichkeiten je nach Datentyp auswählen.

Tabelle 3-8 Wertedefinitionen

Einstellwert Beschreibung
Gesicherten Zustandswert Der konfigurierte Wert Sicherer Zustand wird als gültig an die Applika-
verwenden tion weitergeleitet, sobald eine Störung der Kommunikation auftritt.
Wert beibehalten Das gestörte Qualitätsattribut wird mit good überschrieben und der
empfangene Wert wird als gültig an die Applikation weitergeleitet.
Wenn kein Wert empfangen wird, wird davon ausgegangen, dass der
Ausgangswert in einem sicheren Zustand ist.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 113
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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Einstellwert Beschreibung
Letzten gültigen Wert Wenn ein ungültiges Qualitätsattribut empfangen wird, wird der letzte
beibehalten gültige Wert an die Applikation weitergeleitet. Wenn noch kein Wert
empfangen wurde, wird davon ausgegangen, dass der Ausgangswert in
einem sicheren Zustand ist.
Wert auf 'false' setzen Gilt nur für boolesche Kommunikationsobjekte. Jedes ungültige Quali-
tätsattribut führt dazu, dass der gültige Wert false an die Applikation
weitergeleitet wird.
Wert auf 'true' setzen Gilt nur für boolesche Kommunikationsobjekte. Jedes ungültige Quali-
tätsattribut führt dazu, dass der gültige Wert true an die Applikation
weitergeleitet wird.

Diese Einstellungen der Erweiterten Qualitätsattribute gelten für die nachfolgend aufgelisteten Qualitätsatt-
ribute. Die Auswahl kann je nach Datentyp variieren.

[sc_LB_GOOSE_3, 2, de_DE]

Bild 3-40 Wertedefinition eines Datenobjekts vom Typ SPS

Sie können die Qualitätsattribute auch unverändert weiter senden. Markieren Sie dazu das Kontrollkästchen
Wert beibehalten.

HINWEIS

i Standardmäßig ist das Kontrollkästchen Wert beibehalten deaktiviert wenn das Signal auf die LED oder
den Binärausgang rangiert ist.

Funktionale Abmeldung durch Benutzer blockiert


Sie müssen die Betriebsart (Operation mode) im sendenden Gerät auf Gerät abmelden (Device
logoff) = true stellen. Als Ergebnis werden alle aus den Funktionen und bezüglich Gerät abmelden
(Device logoff) abgesetzten Meldungen mit den Qualitätsinformationen Benutzer blockiert
(operator blocked) und Validity = good gesendet. Der Empfänger erkennt diese für die Meldung und
reagiert entsprechend den Einstellungen (Tabelle 3-8). Es kann nur dann eine andere Qualitätsverarbeitung
stattfinden, wenn Sie die Betriebsart (Operation mode) im sendenden Gerät auf Gerät abmelden
(Device logoff) = true eingestellt haben.

Kommunikation unterbrochen
Es liegt eine Kommunikationsstörung (time allowed to live) zwischen Sender und Empfänger vor, die vom
Sender gemeldet wird. Die Meldung wird entsprechend den Einstellungen festgelegt (Tabelle 3-8).

Ungültigkeit
Das sendende Gerät sendet diese Meldung mit der Qualitätsinformation Validity = invalid. Der Empfänger
erkennt diese für die Meldung und reagiert entsprechend den Einstellungen (Tabelle 3-8).

Fragwürdig
Das sendende Gerät sendet diese Meldung mit der Qualitätsinformation Validity = questionable. Der
Empfänger erkennt diese für die Meldung und reagiert entsprechend den Einstellungen (Tabelle 3-8).

114 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Test-Diskrepanz
Das sendende Gerät oder die Funktion im sendenden Gerät, das diese Meldung absetzt, befindet sich im
Testmodus. Demzufolge wird die Meldung mit der Qualitätsinformation test versendet. Der empfangende
Funktionsblock erkennt diese für die Meldung und reagiert, je nach Status seines eigenen Testmodus (festge-
legt in IEC 61850-7-4 Anhang A), entsprechend den Einstellungen (Tabelle 3-8).

HINWEIS

i Folgen Sie der Sequenz der Tests. Zuerst wird Funktionale Abmeldung durch den Benutzer blockiert
(Functional logoff by operator blocked) getestet. Dann kommt Kommunikation unterbrochen
(Communication outage) und so weiter. Wenn ein Fall als aktiv (active) erkannt wird, wird die
Prüfkette mit der konfigurierten Einstellung für den aktiven Fall abgebrochen.

Im Fall einer Ungültigkeit (Invalidity) werden zuerst die Tests durchgeführt für Funktionale Abmeldung
durch Benutzer blockiert (Functional logoff by operator blocked) (nicht zutreffend) und dann für Kommu-
nikation unterbrochen (Communication outage) (nicht zutreffend) und mit der konfigurierten Aktion für
Ungültigkeit (Invalidity) abgebrochen.
Wenn eine Meldung in den Meldepuffer rangiert ist, wird auch das Nachführen eines Werts auf Grundlage
der oben genannten Bedingungen und anhand des Grunds für die Nachführung protokolliert. Das Nachführen
eines Werts basierend auf den oben genannten Bedingungen führt zu einer Änderung des Funktionsblocks
Bereitschaftswarnung (Health Warning), vererbt bis zum zum Gerätestatus (Device Health) (festge-
legt in IEC 61850-7-4).

Wert behalten
Die vom Sender angezeigten Qualitätsattribute und Werte werden unverändert angenommen. Die Qualitäts-
verarbeitung muss vom Benutzer über ein Logikdiagramm durchgeführt werden. Die Ausgänge des Logikdia-
gramms gefolgt von der benutzerspezifischen Qualitätsverarbeitung können wie gehabt mit den Eingängen
des Funktionsblocks verschaltet werden.

Datenersatzwerte
Je nach Datentyp müssen unterschiedliche Datenersatzwerte verwendet werden.
Datentyp Mögliche Datenersatzwerte
ACD, ACT general 0 (False), 1 (True)
Die Richtungsinformation wird mit unknown nachgeführt, wenn
die Optionen Gesicherten Zustandswert verwenden
(Apply safe state value), Wert auf 'false'
setzen (Set value to "false") und Wert auf
'true' setzen (Set value to "true") ausgewählt
werden; oder den empfangenen Wert mit den Optionen Wert
beibehalten (Keep value) oder Letzten gültigen
Wert beibehalten (Keep last valid value) beibe-
halten.
L1, L2, L3 und Nullleiter werden mit dem gleichen Wert nachge-
führt, auf den auch der allgemeine Wert eingestellt ist.
BAC, APC mxVal Gleitkommabereich und Wertebereich gemäß IEEE 754 (Single
Precision)
BCR actVal –263 bis 263 – 1
CMV mag, ang Gleitkommabereich und Wertebereich gemäß IEEE 754 (Single
Precision)
DPC, DPS stVal 0, 1, 2, 3 (intermediate-state, off, on, bad state)
INC stVal –2 147 483 648 bis 2 147 483 647
INS stVal –2 147 483 648 bis 2 147 483 647

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 115
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Datentyp Mögliche Datenersatzwerte


ISC, BSC valWTr.posVal –64 bis 64
valWTr.transInd 0 (False), 1 (True)
SPC, SPS stVal 0 (False), 1 (True)
MV mag Gleitkommabereich und Wertebereich gemäß IEEE 754 (Single
Precision)

Bei Controllable-Typen gelten neben den einstellbaren Statuswerten oder Messwerten folgende Ersatzwerte:
ctlNum = 0
stSeld = Falsch (False)
origin.orIdent = Ersetzt durch Qualitätsverarbeitung (Substituted by quality processing)
origin.orCat = AUTOMATIC_BAY

Bisherige Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch den Benutzer für GOOSE-Empfangswerte


Im Editor Informationsrangierung können Sie Datenwert und -qualität aller Datentypen beeinflussen.
Folgendes Bild zeigt die mögliche Beeinflussung am Beispiel eines DPC-Datentyps.

• Klicken Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation doppelt auf Informationsrangierung.

• Wählen Sie das gewünschte Signal in der Gruppe Externe Signale aus.

• Öffnen Sie das Fenster Eigenschaften und wählen Sie das Blatt Verarbeitung von Qualitätsattributen.

[sc_GOOSE values, 1, de_DE]

Bild 3-41 Einflussmöglichkeiten bei einer Verknüpfung eines Datenobjekts vom Typ DPC

Die Einstellmöglichkeiten wirken für das Daten empfangende Gerät.


Qualitätsattribut: Validity
Die Validity-Werte reserved und questionable werden empfangsseitig durch den Wert invalid ersetzt.
• Kontrollkästchen nicht gesetzt Das Validity-Attribut und der Datenwert werden
unverändert weitergeleitet.
• Kontrollkästchen gesetzt und Empfang von Vali-
dity = good
Kontrollkästchen gesetzt und Empfang von Validity = • Das Validity-Attribut ist auf good gesetzt und
invalid gesetzt (gilt auch für die Werte reserved wird mit diesem Wert weiter verarbeitet.
und questionable)
• Der Datenwert wird auf den definierten Ersatz-
wert gesetzt und mit dem Ersatzwert weiter
verarbeitet.

116 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Qualitätsattribut: OperatorBlocked (opBlk)


• Kontrollkästchen nicht gesetzt Das Attribut OperatorBlocked und der Datenwert
werden unverändert weitergeleitet.
• Kontrollkästchen gesetzt und Empfang von
OperatorBlocked = FALSE
Kontrollkästchen gesetzt und Empfang von Opera- • Das Attribut OperatorBlocked ist auf FALSE
torBlocked = TRUE gesetzt und wird mit diesem Wert weiter verar-
beitet.
• Der Datenwert wird auf den definierten Ersatz-
wert gesetzt und mit diesem Ersatzwert weiter
verarbeitet.

Interaktion der Qualitätsattribute Validity und OperatorBlocked


Kontrollkästchen OperatorBlocked ist gesetzt und Unabhängig davon, ob das Kontrollkästchen Validity
Empfang von OperatorBlocked = TRUE gesetzt ist oder nicht, und unabhängig von der
aktuellen Validity-Einstellung, wird das Attribut Vali-
dity auf good gesetzt und der Ersatzwert des Daten-
objekts OperatorBlocked wird gesetzt. Das heißt,
die OperatorBlocked-Einstellungen überschreiben die
Validity-Einstellungen.
Kontrollkästchen OperatorBlocked ist nicht gesetzt Das OperatorBlocked-Attribut bleibt gesetzt und wird
und Empfang von OperatorBlocked = TRUE weitergeleitet.
Wenn das Kontrollkästchen Validity gesetzt ist und
der Empfang von Validity = invalid gesetzt ist,
wird der entsprechende Ersatzwert des Datenobjekts
verwendet.
Für die weitere Signalverarbeitung und -beeinflus-
sung müssen Sie berücksichtigen, dass in dieser
Konfiguration der Ersatzwert des Datenobjekts Vali-
dity = invalid gesetzt ist, aber das Qualitätsattribut
OperatorBlocked noch nicht gesetzt ist.

3.4.3 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch Benutzer bei CFC-Plänen

In DIGSI 5 können Sie die Qualitätsverarbeitung von CFC-Plänen steuern. In der Projektnavigation finden Sie
unter Name des Gerätes → Parameter → Geräteeinstellungen im Editor den Block CFC (siehe folgendes
Bild):

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 117
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

[sc_quali_cfc, 1, de_DE]

Bild 3-42 Beeinflussung der CFC Qualitätsbehandlung in DIGSI 5

Mit dem Parameter CFC Qualitätsbehandlung steuern Sie, ob Sie die Qualität der CFC-Pläne Manuell
oder Automatisch (Voreinstellung) beeinflussen wollen.
Wenn Sie Manuell wählen, ist das Qualitätsattribut des CFC-Plans unabhängig von der Qualität einzelner
Signale immer gültig (Validity = good)!
Nur das Qualitätsattribut Test des CFC-Plans wird behandelt. Wenn sich das Gerät im Testbetrieb befindet oder
der Eingang TEST des CFC-Bausteins CHART_STATE gesetzt ist, wird das Qualitätsattribut des CFC-Plans auf
Test gesetzt.
Wenn Sie Automatisch wählen, wird die Qualitätsverarbeitung der CFC-Pläne wie folgt beeinflusst:
Bei CFC-Plänen muss unterschieden werden zwischen der allgemeinen Verarbeitung der Qualität und
bestimmten CFC-Bausteinen, die speziell auf die Bearbeitung der Qualität ausgelegt sind.

Allgemeine Verarbeitung
Die meisten CFC-Bausteine haben keine explizite Qualitätsverarbeitung. Für diese Bausteine gelten die
folgenden allgemeinen Mechanismen.
Qualitätsattribut: Validity
Wenn bei CFC-Eingangsdaten ein Signal mit invalid empfangen wird, dann werden alle CFC-Ausgangs-
daten auch auf invalid gesetzt, sofern sie von Bausteinen ohne explizite Qualitätsverarbeitung stammen.
D.h. die Qualität wird nicht von Baustein zu Baustein sequentiell verarbeitet, sondern die Ausgangsdaten
werden pauschal gesetzt.
Ausgenommen hiervon sind CFC-Ausgangsdaten, die von Bausteinen mit expliziter Qualitätsverarbeitung
stammen (siehe nächster Abschnitt).

118 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Qualitätsattribut: Test
CFC-Plan befindet sich im normalen CFC-Eingangsdaten mit dem Attribut Test = TRUE werden igno-
Zustand. riert. Wenn der CFC-Plan ausgeführt wird, so wird mit dem
Datenwert gearbeitet, der verwendet wurde bevor das Attribut
Test = TRUE wurde. Ebenso wird die Qualität dieses alten
Wertes verarbeitet.
D.h. ausgangsseitig ist das Attribut Test = FALSE.
CFC-Plan befindet sich im Zustand Test 1). Wenn der CFC-Plan ausgeführt wird, so wird bei allen den CFC-
Plan verlassenden Daten das Attribut Test = TRUE gesetzt. Dies
ist unabhängig davon, ob die Daten über CFC-Bausteine mit oder
ohne Qualitätsverarbeitung gebildet wurden.
1)Ein CFC-Plan kann in den Testzustand geschaltet werden, indem das gesamte Gerät in den Testbetrieb
versetzt wird oder der Eingang TEST des CFC-Bausteins CHART_STATE gesetzt wird.
Qualitätsattribut: OperatorBlocked
CFC-Plan befindet sich im normalen In CFC-Plänen wird bei eingehenden Daten das Attribut Opera-
Zustand torBlocked ignoriert.
Der CFC-Plan befindet sich im Zustand In CFC-Plänen wird bei eingehenden Daten das Attribut Opera-
funktional abgemeldet 1) torBlocked ignoriert. Alle Ausgangsdaten von CFC werden als
funktional abgemeldet gekennzeichnet.

Dieser Zustand ergibt sich nur, wenn das Gerät funktional abgemeldet ist. In diesem Fall werden die
1)

Qualitätsattribute aller CFC-Ausgänge als funktional abgemeldet gekennzeichnet.

Bausteine zur Qualitätsverarbeitung (Zustandsverarbeitung)


Die ersten 3 Bausteine (x_SPS) verarbeiten nach der angegebenen Logik automatisch die Qualität. Die
weiteren Bausteine dienen dazu, die Qualität von einem Datenobjekt zu trennen und sie nach einer separaten
logischen Bearbeitung wieder hinzuzufügen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 119
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Bausteine Beschreibung
OR_SPS Die Bausteine bearbeiten gemäß ihrer Logik auch die unterstützten Qualitätsattribute. Die
folgenden Tabellen beschreiben die Logik anhand der Eingangswerte in Verbindung mit
AND_SPS dem Qualitätsattribut Validity. Die Eingangswerte sind 0 oder 1, das Qualitätsattribut Vali-
dity kann den Wert good (=g) oder invalid (=i) haben.
NEG_SPS
x = Platzhalter für den Eingangswert und das Qualitätsattribut Validity
OR_SPS
A (Wert, Attr.) B (Wert, Attr.) Q (Wert, Attr.)
0, i 0, x 0, i
0, g 0, g 0, g
1, g x, x 1, g
1, i 0, x 1, i
1, i 1, i 1, i
Der Ausgang hat also den logischen Wert 1 mit Validity =good, sobald mindestens 1
Eingang den logischen Wert 1 mit Validity = good hat. Ansonsten werden die Eingänge
entsprechend der OR-Verknüpfung behandelt und für die Qualität das INVALID-Bit verodert.
AND_SPS
A (Wert, Attr.) B (Wert, Attr.) Q (Wert, Attr.)
0, g x, x 0, g
0, i 1, x 0, i
1, i 1, x 1, i
1, g 1, g 1, g
Der Ausgang hat also den logischen Wert 0 mit Validity =good, sobald mindestens 1
Eingang den logischen Wert 0 mit Validity = good hat. Ansonsten werden die Eingänge
entsprechend der AND-Verknüpfung behandelt und für die Qualität das INVALID-Bit
verodert.
NEG_SPS
A (Wert, Attr.) Q (Wert, Attr.)
0, i 1, i
0, g 1, g
1, i 0, i
1, g 0, g
SPLIT_SPS Die Bausteine trennen Datenwert und Qualität eines Datenobjektes.
Voraussetzung dazu ist, dass eingangsseitig die Qualität zur Verfügung steht. Dies ist der
SPLIT_DPS Fall, wenn der Block mit CFC-Eingangsdaten verschaltet ist oder einem qualitätsverarbei-
tenden Baustein (x_SPS) nachgeschaltet ist. In anderen Fällen lässt der CFC-Editor eine
SPLI_XMV
Verbindung nicht zu.
SPLIT_Q Der Block trennt die Qualität binär nach good, bad (= invalid), Test, Off und Opera-
torBlocked auf.
Diese 5 Attribute können dann binär individuell weiter verarbeitet werden. Der Baustein
muss einem SPLIT_(DO)-Baustein nachgeschaltet werden.

120 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Bausteine Beschreibung
BUILD_Q Der Baustein trägt jeweils einen Binärwert für good und bad (= invalid) in die Struktur
der Qualität ein. D.h. mit diesem Baustein können die Qualitätsattribute good und bad (=
invalid) explizit gesetzt werden, z.B. als Ergebnis einer Überwachungslogik.
Alle anderen Qualitätsattribute werden in ihren voreingestellten Zustand gesetzt, z.B. Test
= FALSE. Wenn sich z.B. der gesamte CFC-Plan im Testzustand befindet (siehe Qualitäts-
attribut: Test unter Allgemeine Verarbeitung), kann dieser voreingestellte Zustand CFC-
ausgangsseitig wieder überschrieben werden.
Der Baustein wird üblicherweise einem BUILD_(DO)-Baustein vorgeschaltet.
BUILD_ACD Diese Bausteine fügen Datenwert und Qualität zusammen. Der Ausgang des Bausteins wird
üblicherweise als CFC-Ausgang verwendet.
BUILD_ACT Diesen Bausteinen ist üblicherweise der BUILD_Q-Baustein vorgeschaltet.

BUILD_BSC

BUILD_DPS

BUILD_ENS

BUILD_SPS
BUILD_XMV

CFC-Pläne haben bei der Verarbeitung von Signalen ein Standardverhalten. Wenn ein Eingangssignal des
CFC-Plans die Qualität invalid hat, erhalten alle Ausgangssignale des CFC-Plans ebenfalls die Qualität
invalid. Dieses Standardverhalten ist in einigen Anwendungen nicht erwünscht. Wenn Sie die Bausteine zur
Qualitätsverarbeitung verwenden, werden die Qualitätsattribute der Eingangssignale im CFC-Plan verarbeitet.

BEISPIEL: Schaltverriegelung über GOOSE


Für das Beispiel gelten folgende Bedingungen:

• Die Verriegelungsbedingung für den Schaltfehlerschutz ist als CFC-Plan im Gerät hinterlegt.

• Ein entferntes Gerät sendet das Freigabesignal für die Verriegelungsbedingung über ein GOOSE-Tele-
gramm.
Wenn die Kommunikationsverbindung unterbrochen ist, bekommt das über GOOSE-Telegramm ankommende
Freigabesignal (GOOSEStr) die Qualität invalid. Wenn der CFC-Plan ein invalides Eingangssignal erhält, gibt
es folgende Möglichkeiten: Das letzte vor der Kommunikationsunterbrechung gültige Signal wird verwendet
(Qualität = good) oder ein Datenersatzwert mit der Qualität = good wird verwendet (True, False).
Sie müssen dazu einen separaten CFC-Plan zusätzlich zum Verriegelungsplan der Schaltverriegelung anlegen.
Verwenden Sie in dem separaten CFC-Plan die Bausteine zur Qualitätsverarbeitung. Splitten Sie mit dem
SPLIT_SPS-Baustein das Eingangssignal (Datentyp = SPS) in die Informationen Datenwert und Qualität auf.
Diese Signale können Sie im CFC-Plan dann separat weiterverarbeiten. Verwenden Sie die Qualitätsinforma-
tion als Eingangssignal eines BUILD_SPS-Bausteins und ordnen dem Signal die Qualität good zu. Als Ergebnis
erhalten Sie ein SPS-Signal mit der Qualität good. Dadurch können die Freigabemeldungen korrekt weiterver-
arbeitet werden. Die Freigabemeldungen mit der Qualität good können Sie im CFC-Plan der eigentlichen
Verriegelung verarbeiten. Das in der Verriegelungslogik gebildete Freigabesignal für einen Schalter ist dadurch
mit der Qualität good als valides Ergebnis verfügbar. Das folgende Bild zeigt beispielhaft den CFC-Plan mit den
Bausteinen zur Qualitätsverarbeitung:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 121
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

[sc_cfc_ran, 1, de_DE]

Bild 3-43 CFC-Plan mit Bausteinen zur Qualitätsverarbeitung (Schaltverriegelung über GOOSE)

Wenn Sie während der Kommunikationsunterbrechung das invalide Freigabesignal nicht wie beschrieben
in ein valides Signal umwandeln wollen, können Sie dem Freigabesignal auch einen definierten Datenwert
zuweisen. Gehen Sie wie folgt vor: Splitten Sie mit dem SPLIT_SPS-Baustein das Eingangssignal (Datentyp
= SPS) in die Informationen Datenwert und Qualität auf. Verknüpfen Sie den VALID-Ausgang des SPLIT_SPS-
Bausteins mit dem Datenwert des Eingangssignals (UND-Gatter). Dadurch können Sie bei invaliden Eingangs-
signalen den Wert auf einen ungefährlichen Zustand setzen. Im Beispiel wird der Ausgang des CFC-Plans bei
einem invaliden Eingangssignal auf den Wert FALSE gesetzt.

3.4.4 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch Benutzer bei geräteinternen


Funktionen

Bild 3-44 gibt eine Übersicht zur Verarbeitung der Qualität von Datenobjekten innerhalb einer geräteinternen
Funktion.
Eine Funktion kann interne Daten oder durch den Benutzer rangierbare Eingangsdaten (binäre Eingangssig-
nale oder Doppelbefehle) empfangen. Die jeweils unterstützten Qualitätsattribute werden von der Funktion
eingangsseitig ausgewertet. Durch den spezifischen Algorithmus/die spezifische Logik der Funktion werden
die Attribute nicht geführt. Die Ausgangsdaten werden wieder mit einer Qualität versehen, die durch Funkti-
onszustand und Gerätebetriebsart bestimmt wird.

HINWEIS

i Berücksichtigen Sie, dass ein Ansprechen der Flattersperre (siehe Kapitel 3.10.1 Meldungsfilterung und
Flattersperre für Eingangssignale) das entsprechende Validity-Attribut auf invalid setzt.

122 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

[lo_quali3, 2, de_DE]

Bild 3-44 Übersicht zur Verarbeitung der Qualität innerhalb einer internen Funktion

Interne Eingangsdaten
Bei internen Eingangsdaten erfolgt die Verarbeitung der Qualität automatisch.
Unterstützte Qualitätsattribute Beschreibung
Validity • Empfangsseitige, interne Werte können nur invalid oder
good sein.
• Bei invalid geht die Funktionsbereitschaft auf Alarm und
die Funktion wird zurückgesetzt.
Ursachen für invalide interne Daten sind z.B.:

• Der Frequenzarbeitsbereich des Gerätes wurde verlassen.


• Das Gerät ist nicht kalibriert.
• Die A/D-Wandlerüberwachung hat einen Fehler erkannt.

Rangierbare binäre Eingangssignale (SPS-Datentyp)


Bild 3-45 zeigt die möglichen Quellen zur Verknüpfung eines binären Eingangssignals. Abhängig von der
Quelle können unterschiedliche Qualitätsattribute gesetzt sein:

• CFC-Plan: siehe Beschreibung in Kapitel 3.4.3 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch Benutzer bei


CFC-Plänen

• GOOSE-Verknüpfung: siehe Beschreibung in Kapitel 3.4.2 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch den


Benutzer für GOOSE-Empfangswerte

• Geräte-Hardware: Keine Qualitätsattribute werden gesetzt und unterstützt.

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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

[lo_quali2, 2, de_DE]

Bild 3-45 Quellen für die Verknüpfung eines binären Eingangssignals

Bei diesem Signaltyp (SPS) können Sie Einfluss auf die Verarbeitung der Qualität nehmen, siehe Übersicht in
Bild 3-44.
Das folgende Bild zeigt die mögliche Beeinflussung an einem binären Eingangssignal einer Schutzstufe.

• Doppelklicken Sie hierzu in der DIGSI 5-Projektnavigation auf Informationsrangierung.

• Wählen Sie im Arbeitsbereich das gewünschte binäre Eingangssignal aus.

• Im Fenster Eigenschaften wählen Sie den Eintrag Details. Dort finden Sie unten den Punkt Verarbei-
tung von Qualitätsattrib..

[sc_influence, 1, de_DE]

Bild 3-46 Einflussmöglichkeiten bei einem binären Eingangssignal (SPS-Eingangssignal)

124 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Qualitätsattribut: Validity
Das Attribut Validity kann die Werte good oder invalid haben (reserved und questionable wurden
bereits geräteeingangsseitig durch den Wert invalid ersetzt).
Die Quelle des Eingangssignals ist Der aktuelle Datenwert des Quellsignals wird ignoriert. Sie
invalid. können zwischen folgenden Optionen wählen:

• Letzten gültigen Datenwert des Quellsignals weiter verar-


beiten (dies ist bis auf wenige Ausnahmen die Voreinstel-
lung)
• Den weiter zu verarbeitenden Binärwert auf 0 setzen
• Den weiter zu verarbeitenden Binärwert auf 1 setzen
Um unterschiedlichen Anwendungen gerecht zu werden, ist
diese Konfigurationsmöglichkeit erforderlich.
Die Funktionsbereitschaft geht auf Warnung.
Die Quelle des Eingangssignals ist good. Der Datenwert des Quellsignals wird weiter verarbeitet.

Qualitätsattribut: Test
• Die Quelle des Eingangssignals und Der Datenwert des Quellsignals wird weiter verarbeitet.
die verarbeitende Funktion befinden
sich im Testzustand.
• Die Quelle des Eingangssignals
befindet sich nicht im Testzustand
und die verarbeitende Funktion
befindet sich im Testzustand.
Die Quelle des Eingangssignals befindet Der Datenwert des Quellsignals wird ignoriert. Sie können
sich im Testzustand und die verarbeitende zwischen folgenden Optionen wählen:
Funktion befindet sich im Normalzustand.
• Weiterverarbeitung des letzten gültigen Datenwertes des
Quellsignals, bevor die Quelle in den Testzustand gewech-
selt ist (das ist die Voreinstellung)
• Der weiter zu verarbeitende Binärwert wird auf 0 gesetzt.
• Der weiter zu verarbeitende Binärwert wird auf 1 gesetzt.
Um unterschiedlichen Anwendungen gerecht zu werden, ist
diese Konfigurationsmöglichkeit erforderlich.

Qualitätsattribut OperatorBlocked
Die Qualität kann an dieser Stelle nicht beeinflusst werden und führt zu keiner Reaktion innerhalb der Logik

Ausgangsdaten
Die Qualität wird nicht durch den eigentlichen Algorithmus/die Logik der Funktion hindurch verarbeitet. Die
folgende Tabelle stellt dar, unter welchen Bedingungen die Qualität von Ausgangssignalen einer Funktion
gesetzt wird.
Ursache D0-Wert Qualitätsattribut
Nach intern (in das An die IEC 61850-
SIPROTEC 5-System Schnittstelle, in
hinein, also z.B. in Puffer
Richtung eines CFC-
Plans)
Funktionszustand = Test Unverändert Test = TRUE Test = TRUE
(also Folge von Gerätebe-
triebsart = Test oder Funktions-
modus = Test)

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 125
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.4 Verarbeitung von Qualitätsattributen

Ursache D0-Wert Qualitätsattribut


Funktionszustand = Aus Funktionsspezifisch, entspre- Validity = good Validity = invalid
(also Folge von Gerätebe- chend der Definition für ausge-
triebsart = Aus) schaltet
Funktionsbereitschaft = Alarm Funktionsspezifisch, entspre- Validity = good Validity = invalid
(z.B. Folge von ungültigen chend der Definition für rückge-
Empfangsdaten) setzt
Gerätebetriebsart = funktional Unverändert Validity = good Validity = good
abgemeldet OperatorBlocked = detailQual =
TRUE oldData
OperatorBlocked =
TRUE

126 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

3.5 Störschreibung

3.5.1 Funktionsübersicht

Alle SIPROTEC 5-Geräte verfügen über einen Störwertspeicher, in dem Störschreibungen sicher gehalten
werden. Die Störschreibung dokumentiert Vorgänge im Netz sowie die Reaktion der Schutzgeräte darauf. Sie
können die Störschreibungen aus dem Gerät auslesen und mit Auswerte-Tools wie z.B. SIGRA nachträglich
analysieren.
Ein Störschrieb beinhaltet folgende Informationen:

• Abtastwerte der analogen Eingangskanäle

• Intern berechnete Messwerte

• Beliebige binäre Signale (z.B. Anrege- und Auslösesignale von Schutzfunktionen)


Sie können die aufzuzeichnenden Signale individuell konfigurieren. Weiterhin können Sie die Startbedingung,
die Aufzeichnungsdauer und das Speicherkriterium einer Aufzeichnung definieren. Im Gerät gespeicherte
Störschreibungen sind auch nach einem Hilfsspannungsausfall verfügbar.

3.5.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Störschreiber ist eine zentrale Gerätefunktion. Durch die Applikationsvorlagen sind sowohl das
Aufzeichnungskriterium als auch die aufzuzeichnenden Messwert- und Binärkanäle funktionsfähig vorkonfigu-
riert. Sie können die Konfiguration in DIGSI 5 individuell anpassen. Die Störschreibung und der Störfallmelde-
puffer unterliegen der gleichen Steuerung. Dadurch ist die synchrone Datenhaltung gewährleistet bezüglich
der Echtzeit, der Relativzeit und der Nummerierung der Störfälle.
Bei Geräten mit Leitungsdifferentialschutz (7SD, 7SL) synchronisiert das Zeit-Management die Störfallaufzeich-
nungen aller Leitungsenden über die Wirkschnittstellen. Alle Störfallaufzeichnungen arbeiten mit gleicher
Echt- und Relativzeitbasis.
Die über DIGSI-PC ausgelesenen Daten werden im COMTRADE-Format abgespeichert. Über bestehende
Kommunikationsverbindungen (z. B. IEC 61850, IEC 60870-5-103) können Störwertdaten normkonform über
Anforderung zur Stationsleittechnik übertragen werden. Das Zentralgerät wertet die Daten mit entsprech-
enden Programmen aus.

3.5.3 Funktionsbeschreibung

Die Funktion Störschreiber zeichnet gerätespezifisch die Abtastwerte aller Analogeingänge, die intern berech-
neten Messwerte und die Binärsignale auf. Die für jedes Gerät über eine Applikationsvorlage vordefinierte
Konfiguration können Sie individuell anpassen.

HINWEIS

i Nähere Informationen zum Auslesen und Löschen von Störschreibungen finden Sie im Betriebshandbuch
(C53000-G5000-C003).

Bei jeder Aufzeichnung wird der Störwertspeicher des Gerätes automatisch aktualisiert. Wenn der Störwert-
speicher voll ist, werden automatisch die ältesten Aufzeichnungen überschrieben. Dadurch sind die neuesten
Aufzeichnungen immer sicher gespeichert. Die maximale Anzahl der Aufzeichnungen beträgt 128.

Abtastfrequenz
Die analogen Messkanäle werden für die Störschreibung mit einer eigenen Abtastrate abgetastet. Mit dem
Parameter Abtastfrequenz stellen Sie die gewünschte Abtastfrequenz ein. Mögliche Einstellwerte sind
1 kHz, 2 kHz, 4 kHz und 8 kHz . Der Einstellwert gilt nur für die Störschreibung und hat keinen Einfluss auf
Schutzfunktionen oder berechnete Messwerte.

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Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

Aufzeichnungsdauer
Die gesamte Dauer einer einzelnen Störschreibung setzt sich aus der Dauer des konfigurierbaren Aufzeich-
nungskriteriums, der Vorlaufzeit und der Nachlaufzeit zusammen. Diese Komponenten können Sie
einzeln parametrieren.

[dw_sigrar, 2, de_DE]

Bild 3-47 Beispiel einer Störschreibung

Mit dem Parameter Störfallaufzeichnung legen Sie das Startkriterium der Aufzeichnung fest.
Sie können folgende Werte einstellen:

• bei Anregung:
Die Störschreibung zeichnet den vollständigen Störfall bis zum Rückfall auf. Die resultierenden Anregesig-
nale aller Funktionsgruppen werden berücksichtigt.

• bei Anr. & AWE-Zyklus:


In Verbindung mit einer aktiven Wiedereinschaltautomatik (intern/extern) zeichnet die Störschreibung
den Störfall inklusive der Kurz- und Langunterbrechungen (Wiedereinschaltzyklen) auf.

• benutzerdefiniert:
Mit diesem Einstellwert können Sie das Aufzeichnungskriterium für die Störschreibung individuell in
DIGSI 5 festlegen. Damit lassen sich funktionsspezifische Aufzeichnungskriterien realisieren.
Wenn während der Anregezeit und der Nachlaufzeit erneut ein Aufzeichnungskriterium auftritt, wird die noch
laufende Aufzeichnung verlängert inklusive einer erneuten Nachlaufzeit.
Bei einer Abtastfrequenz von 8 kHz und 24 aufzuzeichnenden Analogkanälen kann die Dauer einer einzelnen
Störschreibung bis zu 20 s betragen.
Die maximale Aufzeichnungsdauer kann durch den Parameter Max. Aufzeichnungsdauer begrenzt
werden.
Neben dem Start der Störschreibung über die Anregung sind folgende Alternativen möglich:

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Externer Start (z.B. von einem externen Schutzgerät
ohne Störschreibung durch ein über eine GOOSE-Nachricht übertragenes Objekt)

• Über ein konfigurierbares Eingangssignal >Start manuell können Sie Störschriebe mit parametrier-
barer Länge (Parameter Man. Aufzeichnungszeit) starten.

• Von DIGSI 5 können Sie Teststörschriebe mit einer festen Länge von 1 s starten.

• Mit Befehl von einem Zentralgerät über bestehende Kommunikationsverbindungen (IEC 61850,
IEC 60870-5-103)

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Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

HINWEIS

i Wenn dauerhaft ein Anregesignal anliegt, wird der Störschrieb nach Ablauf der Max. Aufzeichnungs-
dauer geschlossen und die Störschreibung wird nicht neu gestartet!

Speichern der Aufzeichnung


Nicht jede gestartete Störschreibung soll auch tatsächlich gespeichert werden. Mit dem Parameter Speiche-
rung legen Sie fest, ob Sie jede gestartete Störschreibung speichern wollen oder nicht. Sie können auch
nur die Störfälle speichern, bei denen die Anregung einer Schutzfunktion auch zu einer Auslösung geführt
hat. Bei dieser Einstellung führen Fehler außerhalb des eigenen Schutzbereiches nicht zur Verdrängung schon
gespeicherter Störschreibungen.

Konfiguration aufzuzeichnender Signale


Alle konfigurierten Analogeingänge des Gerätes (Ströme und Spannungen) werden als Abtastkanäle aufge-
zeichnet.
Funktionsspezifische Binärsignale (z.B. Anrege- und Auslösesignale) und Messwertkanäle können in der DIGSI-
Informationsrangierungsmatrix individuell zur Aufzeichnung konfiguriert werden. Dafür steht eine separate
Spalte Schreiber zur Verfügung.
Sie können die Signale in der DIGSI-Informationsrangierungsmatrix umbenennen. Die Reihenfolge der aufzu-
zeichnenden Binärsignale und Messwertkanäle können Sie in DIGSI unter Signalreihenfolge ändern. Weiter-
führende Informationen dazu finden Sie in der DIGSI 5 Hilfe ab Version V07.50 (Bestellnummer: C53000-
D5000-C001-D).
Die Betriebsmesswerte und die Messwerte der Grundschwingungs- und Symmetrischen Komponenten (siehe
Gerätehandbuch, Kapitel 9.3 Betriebsmesswerte und 9.4 Grundschwingungs- und Symmetrische Kompo-
nenten) werden alle 9 Perioden berechnet (entspricht bei 50 Hz alle 180 ms) und sind damit unter Umständen
nicht synchron zu den Abtastwerten der Analogkanäle. Die Aufzeichnung dieser Messwerte kann zur Analyse
sich langsam ändernder Vorgänge verwendet werden.

Nummerierung und Zeitstempelung


Alle gespeicherten Störfallaufzeichnungen werden automatisch aufsteigend nummeriert und mit einem Echt-
zeitstempel für den Startzeitpunkt versehen. Die Störschreibung protokolliert den Störfall mit einer Relativzeit.
Der Bezugszeitpunkt ist der Beginn der Aufzeichnung. Zu jeder Störschreibung existiert ein entsprechender
Störfallmeldepuffer mit gleicher Nummer. Dadurch ist die eindeutige Zuordnung der Störschreibung zum
Ereignisprotokoll gesichert.

HINWEIS

i Wenn die Funktion Störschreiber einen negativen Zeitstempel der Messgröße oder des Binärsignals
erkennt, wird ein Eintrag zum Gerätediagnosepuffer in DIGSI hinzugefügt. Währenddessen wird die
Störschreibung fortgesetzt. Der Eintrag für falsche Messgrößen oder Binärsignale zeigt das Präfix schlechte
Qualität.

Störwertspeicher
Der im Gerät zur Verfügung stehende Störwertspeicher wird dynamisch verwaltet, so dass immer das
Maximum der Aufzeichnungskapazität verfügbar ist. Bei Überschreitung der Grenzen des Störwertspeichers
werden die ältesten Aufzeichnungen automatisch überschrieben. Die neuesten Aufzeichnungen sind somit
immer verfügbar. Die Abtastrate, Art und Anzahl aufzuzeichnender Messwertspuren sind die maßgeblich
beschränkenden Größen für die Länge und Anzahl möglicher Aufzeichnungen. Parallel zu den Abtastspuren
können bis zu 50 Spuren mit funktionsspezifischen Messwerten und bis zu 200 Binärspuren aufgezeichnet
werden. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über maximale Speicherkapazitäten in Sekunden bei
unterschiedlichen Anschlussvarianten der Schutzgeräte.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 129
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

Tabelle 3-9 Maximale Länge aller gespeicherten Aufzeichnungen

Anschlussbeispiele Abtastung Abtastung Abtastung Abtastung


1 kHz 2 kHz 4 kHz 8 kHz
Abzweig: 1365 s 819 s 455 s 241 s
4I, 6 Messwerte, 20 Binärspuren
Abzweig: 1125 s 566 s 284 s 142 s
4I, 4U, 20 Binärspuren
Abzweig: 890 s 500 s 266 s 137 s
4I, 4U, 6 Messwerte, 20 Binärspuren
Abzweig 1,5 LS: 525 s 281 s 145 s 74 s
8I, 8U, 6 Messwerte, 20 Binärspuren

Eingangs- und Ausgangssignale


Die Funktion Störschreiber stellt verschiedene Eingangssignale zur Verfügung, mit denen sich Aufzeich-
nungen gezielt starten und löschen lassen. Die Ausgangssignale informieren Sie über den Status der Funktion.
In der folgenden Tabelle sehen Sie die Eingangssignale der Funktion Störschreiber:
Name Typ Beschreibung
Steuerung: Aufzeichnung starten SPC Start einer Aufzeichnung per Funktionstaste
Steuerung: Speicher zurücksetzen SPC Löschen aller Aufzeichnungen per Funktions-
taste. Die Fehler-Nummern werden zurückge-
setzt.
Steuerung: Speicher löschen SPC Löschen aller Aufzeichnungen per Funktions-
taste. Die Fehler-Nummern bleiben erhalten.
Steuerung: >Externer Start SPS Start einer Aufzeichnung durch ein externes
Binärsignal, z.B. durch den Auslösebefehl eines
externen Schutzgerätes. Die eingestellten Vor-
und Nachlaufzeiten werden berücksichtigt.
Steuerung: >Manueller Start SPS Start einer Aufzeichnung mit fester Dauer (Para-
meter Man. Aufzeichnungszeit ) durch
ein externes Binärsignal, z.B. manuell per Funk-
tionstaste oder durch ein externes Binärsignal.

In der folgenden Tabelle sehen Sie die Ausgangssignale der Funktion Störschreiber:
Name Typ Beschreibung
Steuerung: Fehler-Nummer INS Die Meldung der aktuellen Fehlernummer
ermöglicht eine eindeutige Zuordnung von
Einträgen in den Meldepuffern zu aufgezeich-
neten Störschrieben.
Steuerung: Aufzeichnung gestart. SPS Störfallaufzeichnung läuft
Steuerung: Aufzeichnung fertig SPS Störfallaufzeichnung fertig
Steuerung: Tmax reduziert SPS Die Störfallaufzeichnung endet vor dem Ablauf
der eingestellten Max. Aufzeichnungs-
dauer, weil der Störfallmeldepuffer voll ist.
Steuerung: Störfallpuffer ist voll INS Der Störfallmeldepuffer ist voll.

Konfiguration der gespeicherten Meldungen mit DIGSI 5

• In der Informationsrangierung eines jeden in DIGSI 5 angelegten Gerätes können Sie Binärsignale auf
Leuchtdioden (LED) und Ausgangskontakte rangieren. Öffnen Sie dafür die Projektnavigation.
Projekt > Gerät > Informationsrangierung

• Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Rangierfeld Ihrer Binärmeldung in der gewünschten LED-
oder Binärausgangs-Spalte im Rangierbereich der Ziele.

130 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

[sc_FR_information routing, 1, de_DE]

Bild 3-48 Rangierung der Signale in der Informationsrangierung

3.5.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Störfallaufzeichnung

• Empfohlener Einstellwert (_:2761:130) Störfallaufzeichnung = bei Anregung


Mit dem Parameter Störfallaufzeichnung definieren Sie das Zeitintervall für eine Störfallaufzeichnung.
Die gesamte Aufzeichnungsdauer ergibt sich aus der Störfalldauer zuzüglich der Summe der Parameter
Vorlaufzeit, Nachlaufzeit und wird durch die maximale Aufzeichnungsdauer begrenzt.
Parameterwert Beschreibung
bei Anregung Die Dauer der Störfallaufzeichnung wird bestimmt durch die Summe
aller Schutzanregungen. Die resultierenden Anregesignale aller Funktions-
gruppen werden berücksichtigt.
Hinweis: Wenn die Nachlaufzeit abgelaufen ist, werden die Meldungen
einer Wiedereinschaltautomatik nicht aufgezeichnet. Folgefehler nach
Ablauf der Nachlaufzeit können zur Eröffnung eines neuen Störfalls mit
eigener Aufzeichnung führen.
bei Anr. & AWE-Zyklus Die Dauer der Störfallaufzeichnung wird bestimmt durch die Summe
aller Schutzanregungen einschließlich der Kurz- und Langunterbrechungen
(Wiedereinschaltzyklen). Die resultierenden Anregesignale aller Funktions-
gruppen und die Laufzeit angestoßener Wiedereinschaltzyklen aller aktiven
Wiedereinschaltautomatiken werden berücksichtigt.
benutzerdefiniert Die Dauer der Störfallaufzeichnung wird benutzerspezifisch definiert.
Hinweis: Legen Sie alle Signale für die individuelle Definition der Dauer
der Störfallaufzeichnung in der DIGSI 5-Informationsrangierungsmatrix fest.
Klicken Sie in der DIGSI 5-Informationsrangierungsmatrix mit der rechten
Maustaste auf das Rangierfeld Ihrer Binärmeldung in der Spalte Schreiber.
Die Aufzeichnungsdauer ergibt sich aus der logischen ODER-Verknüpfung
aller angesteuerten, konfigurierten Signale.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 131
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

Parameter: Speicherung

• Empfohlener Einstellwert (_:2761:131) Speicherung = immer


Mit dem Parameter Speicherung definieren Sie das Speicherkriterium für eine gestartete Störfallaufzeich-
nung.
Parameterwert Beschreibung
immer Jede gestartete Störfallaufzeichnung wird gespeichert.
bei Auslösebefehl Wenn während der Aufzeichnungszeit wenigstens eine Schutzfunktion eine
Auslösemeldung absetzt, dann wird eine gestartete Störfallaufzeichnung
gespeichert.

Parameter: Max. Aufzeichnungsdauer

• Voreinstellwert (_:2761:111) Max. Aufzeichnungsdauer = 5,00 s


Mit dem Parameter Max. Aufzeichnungsdauer stellen Sie die maximale Aufzeichnungsdauer einer
einzelnen Störschreibung ein. Wenn die eingestellte Zeit abgelaufen ist, wird eine laufende Störschreibung
abgebrochen. Dieser Parameter begrenzt ausschließlich die Dauer der Störschreibung. Er hat keinen Einfluss
auf die Störfallprotokollierung im Störfallmeldepuffer.

Parameter: Vorlaufzeit

• Empfohlener Einstellwert (_:2761:112) Vorlaufzeit = 0,50 s


Mit dem Parameter Vorlaufzeit stellen Sie die Vorlaufzeit einer einzelnen Störschreibung ein. Die einge-
stellte Vorlaufzeit wird dem eigentlichen Aufzeichnungskriterium der Störschreibung vorangestellt.

Parameter: Nachlaufzeit

• Empfohlener Einstellwert (_:2761:113) Nachlaufzeit= 0,50 s


Mit dem Parameter Nachlaufzeit stellen Sie die Nachlaufzeit einer einzelnen Störschreibung ein. Die einge-
stellte Nachlaufzeit wird dem eigentlichen Aufzeichnungskriterium der Störschreibung nach dessen Rückfall
hinzugefügt.
Die folgende Tabelle zeigt, wie sich der Einstellbereich für den Parameter Nachlaufzeit – abhängig von der
Abtastfrequenz – ändert.
Abtastfrequenz Einstellbereich für den Parameter Nachlaufzeit
8 kHz 0,05 s bis 4 s
4 kHz 0,05 s bis 8 s
2 kHz 0,05 s bis 16 s
1 kHz 0,05 s bis 24 s

Parameter: Man. Aufzeichnungszeit

• Empfohlener Einstellwert (_:2761:116) Man. Aufzeichnungszeit = 0,50 s


Mit dem Parameter Man. Aufzeichnungszeit bestimmen Sie die Länge einer Aufzeichnung für den
Fall, dass die Störschreibung dynamisch (flankengesteuert) aktiviert wird über ein separat konfigurierbares
Eingangssignal >Start manuell.
Vor- und Nachlaufzeiten sind in diesem Fall nicht wirksam.

Parameter: Abtastfrequenz

• Empfohlener Einstellwert (_:2761:140) Abtastfrequenz = 8 kHz


Mit dem Parameter Abtastfrequenz definieren Sie die Abtastfrequenz für Störschriebe, die Sie über DIGSI 5
herunterladen wollen. Mögliche Einstellwerte sind 8 kHz, 4 kHz, 2 kHz und 1 kHz.

132 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

Parameter: Abtastfrq IEC 61850-Schr.

• Empfohlener Einstellwert (_:2761:141) Abtastfrq IEC 61850-Schr. = 8 kHz


Mit dem Parameter Abtastfrq IEC 61850-Schr. definieren Sie die Abtastfrequenz für Störschriebe, die
Sie über das Kommunikationsprotokoll IEC 61850 herunterladen wollen. Mögliche Einstellwerte sind 8 kHz,
4 kHz, 2 kHz und 1 kHz.
Sie können den Parameter Abtastfrq IEC 61850-Schr. nicht größer als den Sollwert des Parameters
Abtastfrequenz einstellen. Die Einstellungsoptionen des Parameters Abtastfrq IEC 61850-Schr., die
größer als der Sollwert des Parameters Abtastfrequenz sind, sind unsichtbar.
Wenn die Größe der COMTRADE-Datei die maximal zulässige Speicherkapazität des Gerätes überschreitet, wird
die ursprüngliche Aufzeichnung abgeschnitten. Die abgeschnittenen Daten werden verworfen.

HINWEIS

i Wenn Sie einen Störschrieb mit einer bestimmten Abtastfrequenz angelegt haben und die Abtastfrequenz
danach auf einen kleineren Wert einstellen, können Sie diesen Störschrieb nicht mehr über das Kommuni-
kationsprotokoll IEC 61850 herunterladen.
Sie müssen die Abtastfrequenz auf den ursprünglichen Wert zurücksetzen. Danach können Sie den Stör-
schrieb wieder über das Kommunikationsprotokoll IEC 61850 herunterladen.

Parameter: Ber. Nullstromkanal

• Voreinstellwert (_:2761:129) Ber. Nullstromkanal = nein


Mit dem Parameter Ber. Nullstromkanal legen Sie fest, ob der berechnete Nullstrom 3I0 oder -3I0 in
einem separaten Kanal aufgezeichnet wird oder nicht. Der separate Kanal ist in der Informationsrangierung in
DIGSI 5 unter der Messstelle I 3-phasig sichtbar.
Die Nullströme können nur bei den folgenden Anschlussarten der Stromwandler berechnet werden:

• 3-phasig + IN-separat

• 3-phasig + IN

• 3-phasig

Parameterwert Beschreibung
nein Der aus den Abtastwerten der Ströme berechnete Nullstrom wird nicht
aufgezeichnet.
-3I0 Für jede Messstelle I 3-phasig wird der berechnete Nullstrom -3I0 aufge-
zeichnet.
-3I0 wird aus den Abtastwerten der Ströme nach folgender Formel
berechnet: -3I0 = - (IL1 + IL2 + IL3).
3I0 Für jede Messstelle I 3-phasig wird der berechnete Nullstrom 3I0 aufge-
zeichnet.
3I0 wird aus den Abtastwerten der Ströme nach folgender Formel
berechnet: 3I0 = (IL1 + IL2 + IL3).

Parameter: Ber. Nullsystemspg.kanal

• Voreinstellwert (_:2761:132) Ber. Nullsystemspg.kanal = nein


Mit dem Parameter Ber. Nullsystemspg.kanal legen Sie fest, ob die berechnete Nullsystemspannung
U0 oder3U0 in einem separaten Kanal aufgezeichnet wird oder nicht. Der separate Kanal ist in der Informati-
onsrangierung in DIGSI 5 unter der Messstelle U 3-ph sichtbar.
Die Nullsystemspannungen können nur bei den folgenden Anschlussarten der Stromwandler berechnet
werden:

• 3 Leiter-Erde Spg.+UN

• 3 Leiter-Erde Spg.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 133
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.5 Störschreibung

Parameterwert Beschreibung
nein Die aus den Abtastwerten der Spannungen berechnete Nullsystemspan-
nung wird nicht aufgezeichnet.
U0 Für jede Messstelle U 3-ph wird die berechnete Nullsystemspannung U0
aufgezeichnet.
U0 wird aus den Abtastwerten der Spannungen nach folgender Formel
berechnet: U0 = (UL1 + UL2 + UL3)/3.
3U0 Für jede Messstelle U 3-ph wird die berechnete Nullsystemspannung 3U0
aufgezeichnet.
3U0 wird aus den Abtastwerten der Spannungen nach folgender Formel
berechnet: 3U0 = (UL1 + UL2 + UL3).

3.5.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Steuerung
_:2761:130 Steuerung:Störfallauf- • bei Anregung bei Anregung
zeichnung
• bei Anr. & AWE-Zyklus
• benutzerdefiniert
_:2761:131 Steuerung:Speicherung • immer immer
• bei Auslösebefehl
_:2761:111 Steuerung:Max. 0,20 s bis 20,00 s 5,00 s
Aufzeichnungsdauer
_:2761:112 Steuerung:Vorlaufzeit 0,05 s bis 4,00 s 0,50 s
_:2761:113 Steuerung:Nachlaufzeit 0,05 s bis 0,50 s 0,50 s
_:2761:116 Steuerung:Man. 0,20 s bis 20,00 s 0,50 s
Aufzeichnungszeit
_:2761:140 Steuerung:Abtastfre- • 8 kHz 2 kHz
quenz
• 4 kHz
• 2 kHz
• 1 kHz
_:2761:141 Steuerung:Abtastfrq • 8 kHz 1 kHz
IEC 61850-Schr.
• 4 kHz
• 2 kHz
• 1 kHz
_:2761:129 Steuerung:Ber. Nullst- • nein nein
romkanal
• -3I0
• 3I0
_:2761:132 Steuerung:Ber. Nullsys- • nein nein
temspg.kanal
• U0
• 3U0

134 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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3.5 Störschreibung

3.5.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:2761:300 Steuerung:Aufzeichnung starten SPC C
_:2761:305 Steuerung:Speicher zurücksetzen SPC C
_:2761:306 Steuerung:Speicher löschen SPC C
_:2761:502 Steuerung:>Externer Start SPS I
_:2761:503 Steuerung:>Start manuell SPS I
_:2761:310 Steuerung:Fehler-Nummer INS O
_:2761:311 Steuerung:Aufzeichnung gestart. SPS O
_:2761:314 Steuerung:Aufzeichnung fertig SPS O
_:2761:327 Steuerung:Tmax reduziert SPS O
_:2761:324 Steuerung:Störfallpuffer ist voll INS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 135
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

3.6 Wirkkommunikation

3.6.1 Übersicht

Die Wirkkommunikation beinhaltet alle notwendigen Funktionalitäten für den Datenaustausch über die
Wirkschnittstelle (WS).
Geräte, die über Wirkschnittstellen miteinander kommunizieren, bilden einen Geräteverbund. Ein Gerätever-
bund besteht aus 2 bis 6 Geräten. Die Geräte kommunizieren über Punkt-zu-Punkt-Verbindungen (Wirkverbin-
dungen). Dabei hat ein Gerät über eine Wirkschnittstelle (WS) nur eine Verbindung zu einem anderen Gerät.
Mit einer 2. Wirkschnittstelle können Sie eine Verbindung zu einem weiteren Gerät oder eine redundante
Verbindung zu dem gleichen Gerät aufbauen. Die Geräte bilden mit ihren Wirkverbindungen eine Wirktopo-
logie in Form eines redundanten Ringes (Ringtopologie) oder als Kettenstruktur (Kettentopologie).

[dw_PDC_chain_3devices, 1, de_DE]

Bild 3-49 Geräteverbund aus 3 Geräten in einer Kettentopologie

[dw_PDC_ring_3devices, 1, de_DE]

Bild 3-50 Geräteverbund aus 3 Geräten in einer Ringtopologie

[dw_PDC_ring_2devices, 1, de_DE]

Bild 3-51 Geräteverbund aus 2 Geräten in einer Ringtopologie

Innerhalb eines Geräteverbundes können die Punkt-zu-Punkt-Verbindungen unterschiedliche Bandbreiten


aufweisen. Je nach Bandbreite kann eine bestimmte Anzahl von binären Informationen und Messwerten
zwischen den Geräten bidirektional übertragen werden. Die Verbindung mit der niedrigsten Bandbreite legt
die Anzahl der binären Informationen und der Messwerte fest.
Folgende Informationen sind für die Wirkkommunikation bedeutend und werden zusätzlich übertragen. Sie
können diese Informationen nicht ändern:

• Topologiedaten und Werte werden zur Überwachung und Prüfung der Verbindung ausgetauscht und am
Gerät oder mit DIGSI 5 angezeigt.

• Schutzdaten und -messwerte wie Leitungsdifferentialschutzdaten oder Binärdaten der Informationsübert-


ragungsverfahren für Distanzschutz und Erdkurzschlussschutz werden übertragen.

• Die Zeitsynchronisation der Geräte ist über die Verbindung möglich, wobei ein Gerät in der Wirktopologie
die Rolle des Timing-Masters einnimmt.
Die Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen den Geräten wird fortwährend auf Datenstörungen und Ausfall
überwacht und die Signallaufzeit der Daten wird gemessen.

136 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Die Wirkkommunikation wird typischerweise beim Leitungsdifferentialschutz und bei den Informationsübert-
ragungsverfahren für Distanzschutz und Erdkurzschlussschutz eingesetzt. Sie können in SIPROTEC 5 die Wirk-
kommunikation in allen Geräten projektieren und diese auch für weitere Schutzapplikationen verwenden.
Dabei lassen sich beliebige binäre Informationen und Messwerte zwischen den Geräten übertragen.

HINWEIS

i Die Wirkkomunikation ist ab der Firmwareversion V04.00 kompatibel mit den Nachfolgeversionen.

3.6.2 Wirkkommunikation im Gesamtsystem

Das folgende Bild veranschaulicht das Zusammenwirken von Wirkkommunikation, Schutzfunktionsgruppen


und Kommunikationsmodulen. Die Wirkkommunikation ordnet sich wie folgt in das Gesamtsystem ein:

[dw_protcom_compl_system, 2, de_DE]

Bild 3-52 Wirkkommunikation im Gesamtsystem

Wenn Schutzfunktionen die Wirkschnittstellen benutzen wollen, muss deren übergeordnete Schutzfunktions-
gruppe, z.B. die FG Leitung 1 mit einer Funktionsgruppe Wirkkommunikation verbunden sein. Mit dieser
Verbindung kann jede Schutzfunktion innerhalb der FG Leitung 1 die Wirkkommunikation benutzen.
Zusätzlich muss eine Verbindung zwischen der logischen Wirkschnittstelle in der FG Wirkkommunikation und
einem Kanal auf dem physischen Kommunikationsmodul konfiguriert sein. Das physische Kommunikations-
modul muss das Wirkschnittstellenprotokoll unterstützen.
Die folgenden Kapitel beschreiben die Konfiguration der Verbindungen.

3.6.3 Funktionsbeschreibung

Typ der Wirkkommunikation


Die Wirkkommunikation in einem Gerät kann die Ausprägungen Typ 1 oder Typ 2 haben. Die folgende Tabelle
zeigt die typischen Anwendungsfälle.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 137
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Typen Beschreibung
Typ 1 Bei Typ 1 stellt die Funktion Leitungsdifferentialschutz die primäre
Anwendung dar. Diese Anwendung benötigt den größten Teil der Band-
Anwendung beim Einsatz des
breite, so dass bei Typ 1 die Anzahl der verfügbaren, selbst angelegten
Leitungsdifferentialschutzes
Ferndaten geringer ist. Dies macht sich bei einer Wirkverbindung mit
64 kBit/s über eine G703.1- oder X21-Schnittstelle bemerkbar. Wenn eine
Mehrenden-Leitungsdifferentialschutz-Anwendung realisiert wird, müssen
die Wirkkommunikationen in den beteiligten Geräten vom Typ 1 sein.
Maximal 6 Leitungsenden (Geräte) sind möglich.
Wenn im Gerät die Funktionen Leitungsdifferentialschutz und Informati-
onsübertragungsverfahren parallel arbeiten sollen, darf die Bit-Rate nicht
kleiner als 512 kBit/s sein!
Typ 2 Der Typ 2 stellt deutlich mehr Bandbreite für selbst angelegte Ferndaten
zur Verfügung, da hier nicht die Leitungsdifferentialschutz-Anwendung zum
Anwendung ohne Einsatz des
Einsatz kommt. Hier stehen die Übertragung von Schutzdaten, sonstigen
Leitungsdifferentialschutzes
Daten z.B. auch Messwerten sowie die Informationsübertragungsverfahren
im Vordergrund. Über eine Wirkkommunikation vom Typ 2 können maximal
6 Geräte miteinander verbunden sein und unterschiedliche Gerätetypen
(z.B. 6MD, 7VK, 7SA und 7SJ) Daten austauschen.

HINWEIS

i Bei Geräten mit der Funktion Leitungsdifferentialschutz, z.B. 7SD und 7SL, ist in den Applikationsvorlagen
der Geräte der Typ 1 der Wirkkommunikation voreingestellt. Bei anderen Geräten ist in den Applikationsvor-
lagen der Typ 2 voreingestellt, der der sonstigen Datenübertragung dient.
Wirkkommunikationen vom Typ 1 und Typ 2 arbeiten nicht paarweise über eine Wirkverbindung
zusammen.

Die Wirkschnittstellen (WS) stellen eine direkte Punkt-zu-Punkt-Verbindung zwischen Geräten über unter-
schiedliche Kommunikationsmedien her. Über Wirkschnittstellen miteinander verbundene Geräte bilden eine
Wirktopologie. Siehe folgendes Bild.

[dw_intert, 1, de_DE]

Bild 3-53 Austausch von Daten zwischen 4 Geräten mit Wirkkommunikationen vom Typ 1 oder vom
Typ 2 in einer Wirktopologie

Geräteverbund mit 2 Geräten: Einfache oder redundante Übertragung


Bei einem Geräteverbund mit 2 Geräten wird pro Gerät eine Wirkkommunikation mit einer Wirkschnittstelle
zum Aufbau einer Wirkverbindung benötigt (siehe nächstes Bild).

138 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Häufigste Anwendung ist der Zweileitungsenden-Differentialschutz (die Wirkkommunikation ist vom Typ 1)
oder der Punkt-zu-Punkt-Austausch von Daten zwischen 2 Geräten (die Wirkkommunikation ist vom Typ 2),
wie sie von Schutzdaten-Übertragungsgeräten vorgenommen wird.

[dw_interface, 1, de_DE]

Bild 3-54 Datenaustausch für 2 Geräte mit je einer Wirkverbindung

HINWEIS

i Der Index beschreibt die fortlaufende Nummerierung der Geräte in einem Geräteverbund (siehe Parameter
(_:5131:101) Lokales Gerät ist Gerät).

In einem Gerät sind maximal 2 Wirkschnittstellen pro FG Wirkkommunikation möglich, siehe folgendes
Bild. Wenn die Funktionsgruppen Wirkkommunikation in den Geräten über 2 Wirkverbindungen desselben
Typs miteinander verbunden sind, ergibt dies eine 100-%-Redundanz bezüglich der Übertragungsstrecke.
Die Geräte suchen dann selbstständig die Kommunikationsverbindung mit größerer Bandbreite aus (z.B. Licht-
wellenleiter-Verbindung). Wenn diese Wirkverbindung ausfällt, wird automatisch auf die 2. Wirkverbindung
umgeschaltet, bis die 1. Wirkverbindung wieder zur Verfügung steht. Da die Wirkverbindung mit niedrigerer
Bandbreite die maximale Anzahl an übertragbaren Informationen festlegt, werden über beide Wirkverbin-
dungen dieselben Informationen übertragen. Eine Anwendung dafür ist ein Leitungsdifferentialschutz, der
über eine redundante Kommunikationsverbindung geführt ist. Beide Wirkkommunikationen im Gerät sind
dann vom Typ 1.

[dw_intera, 1, de_DE]

Bild 3-55 Datenaustausch für 2 Geräte mit je 2 Wirkverbindungen, redundante Übertragungsstrecke

Geräteverbund mit mehr als 2 Geräten: Ring- oder Kettentopologie


Bei mehr als 2 Geräten kann eine Kommunikationskette (Kettentopologie) oder ein Kommunikationsring
(Ringtopologie) aufgebaut werden. Maximal ist eine Anordnung mit 6 Geräten möglich.
Damit die Geräte in ihrem Geräteverbund untereinander kommunizieren können, müssen alle Geräte die FG
Wirkkommunikation desselben Typs enthalten. Die Geräte erkennen die Art der Topologie und ihre Position
innerhalb der Topologie automatisch.
Folgende Topologiearten werden unterschieden:

• Kettentopologie

• Ringtopologie
Die Kettentopologie ist im nachfolgenden Bild dargestellt.
Diese Konfiguration zeigt, dass die Indizierung der Geräte nicht mit der Reihenfolge in der Kommunikations-
kette übereinstimmen muss.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 139
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_chaint, 1, de_DE]

Bild 3-56 4 SIPROTEC-Geräte in einer Kettentopologie

Die Ringtopologie ist im nachfolgenden Bild dargestellt.


Der Kommunikationsring hat gegenüber der Kommunikationskette den Vorteil, dass das gesamte Kommunika-
tionssystem und z.B. die Funktion Leitungsdifferentialschutz auch dann funktioniert, wenn eine der Wirkver-
bindungen ausfällt oder wenn ein beliebiges Gerät innerhalb des Geräteverbundes außer Betrieb genommen
werden soll.
Nähere Informationen finden Sie in 3.6.5.5 Einstellhinweise für den Geräteverbund.
Die Geräte erkennen den Ausfall oder das Abmelden und schalten selbsttätig auf die verbleibenden Kommuni-
kationswege um.
Das folgende Bild zeigt z.B. eine Vierleitungsenden-Differentialschutzanwendung, wenn in den Geräten alle
FGs Wirkkommunikation vom Typ 1 sind. Eine typische Anwendung mit Wirkkommunikation vom Typ 2 ist
der Austausch von Meldungen und Messwerten zwischen 4 Geräten, z.B. zwischen Schaltanlagen, wobei die
Wirkverbindung über unterschiedliche Kommunikationsmedien erfolgen kann. Dies ist die Anwendung eines
Schutzdaten-Übertragungsgerätes.

140 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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3.6 Wirkkommunikation

[dw_ringto, 1, de_DE]

Bild 3-57 4 SIPROTEC-Geräte in einer Ringtopologie

HINWEIS

i Wenn eine Verbindung in der Ringtopologie ausfällt, arbeitet diese Anordnung als Kettentopologie weiter.
In einer Ringtopologie kann ein beliebiges Gerät aus dem Geräteverbund abgemeldet werden, z.B. bei
Revisionsarbeiten an einem Leitungsende ohne Stromfluss (Trenner offen).

Ferndaten
Mit der Funktion Ferndaten können selbst angelegte Meldungen und Messwerte über die Wirkschnittstelle
mit einstellbaren Aktualisierungszyklen (Prioritäten) übertragen werden.
Es gibt 3 wählbare Prioritäten bei der Übertragung von Ferndaten:

• Priorität 1: Benutzen Sie die Priorität 1 für die Übertragung von schnellen Schutzsignalen, die maximal
alle 20 ms in einem Telegramm übertragen und aktualisiert werden.

• Priorität 2: Benutzen Sie die Priorität 2 für die Übertragung von schnellen Einzel- oder Doppelmel-
dungen, die maximal alle 40 ms übertragen und aktualisiert werden.

• Priorität 3: Benutzen Sie die Priorität 3 für alle Meldungen, Mess- und Zählwerte, die maximal alle
100 ms übertragen und aktualisiert werden.
Die Anzahl der verfügbaren selbst angelegten Signale, Meldungen und Messwerte richtet sich nach der
verbleibenden Bandbreite. Die verfügbare Bandbreite ist bei Einsatz eines Leitungsdifferentialschutzes (Typ
1) geringer als bei allen anderen Schutzfunktionen (Typ 2). Kundenspezifische Messwerte konsumieren mehr
Bandbreite als Einzelmeldungen.

Kommunikationsmedien
Die Kommunikation erfolgt über direkte Lichtwellenleiter-Verbindungen (auch LWL-Verbindungen genannt)
oder über Kommunikationsnetze oder Zweidraht-Kupferadern. Siemens empfiehlt eine direkte LWL-Verbin-
dung, da diese eine hohe Übertragungsrate bietet, immun gegen Störungen des Kommunikationswegs ist
und die kürzeste Übertragungszeit bietet. Dies ermöglicht die Übertragung einer hohen Anzahl von Ferndaten
auch bei Leitungsdifferentialschutz-Anwendungen und die Fernsteuerung von entfernten Geräten mit DIGSI 5.
Die zu überbrückende Entfernung und die zur Verfügung stehenden Übertragungswege (Kommunikations-
medien) bestimmen die Parameter der Wirkschnittstelle. Externe Kommunikationskonverter werden für den
Anschluss an Kommunikationsnetzwerken über G703.1-, X21- oder G703.6-Schnittstellen eingesetzt. Auch
der Anschluss an Zweidraht-Kupferadern erfolgt über einen Kommunikationskonverter. Die C37.94-Schnitt-

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

stelle z.B. mit 2 MBit/s bietet einen direkten LWL-Anschluss an einen Multiplexer mit entsprechender Schnitt-
stelle.
Tabelle 3-10 bis Tabelle 3-11 zeigen Beispiele für Kommunikationsverbindungen.
Bei einer Direktverbindung hängt die überbrückbare Entfernung vom Fasertyp des Lichtwellenleiters ab. Diese
Entfernung lässt sich über externe Repeater auch verlängern.
Die Module am Gerät sind von außen austauschbar, so dass eine Anpassung an eine Übertragungsstrecke
möglich ist. Beim 820-nm-Doppelmodul USART-AE-2FO können 2 Wirkschnittstellen-Kanäle auf einem Modul
betrieben werden.
Die Module lassen sich auf die Steckplätze E und F im Basisgerät und auf die Steckplätze N und P auf der
Steckmodul-Trägerbaugruppe mit integrierter Stromversorgung platzieren.
Bei Einsatz von Kommunikationskonvertern erfolgt die Verbindung vom Gerät zum Kommunikationskonverter
mittels Modul über Lichtwellenleiter.

Tabelle 3-10 Steckmodule für Anwendungen mit Wirkkommunikation

Steckmodule

Modultyp: USART-AH-1LDFO4

Modultyp: USART-AX-2LDFO6

Modultyp: USART-AY-2LDFO7
Modultyp: USART-AW-2LDFO

Modultyp: USART-AJ-1LDFO5
Modultyp: USART-AG-1LDFO

Modultyp: USART-AU-2LDFO

Modultyp: USART-AK-1LDFO

Modultyp: USART-AV-2LDFO
Modultyp: USART-AF-1LDFO

Modultyp: ETH-BD-2F08
Physikalischer Anschluss
1 x optisch seriell, 1300 nm, Duplex-LC-Stecker, 24 km ●
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter, 4 km über
62,5/125 μm Multimode-Lichtwellenleiter
2 x optisch seriell, 1300 nm, Duplex-LC-Stecker, 24 km ●
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter, 4 km über
62,5/125 μm Multimode-Lichtwellenleiter
1 x optisch seriell, 1300 nm, Duplex-LC-Stecker, 60 km ●
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter
2 x optisch seriell, 1300 nm, Duplex-LC-Stecker, 60 km ●
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter
1 x optisch seriell, 1550 nm, Duplex-LC-Stecker, 100 km ●
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter
2 x optisch seriell, 1550 nm, Duplex-LC-Stecker, 100 km ●
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter
1 x optisch seriell, bidirektional über 1 LWL-Faser, ●
1300/1550 nm (Tx/Rx), LC-Simplex-Stecker, 40 km über
9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter
1 x optisch seriell, bidirektional über 1 LWL-Faser, ●
1550/1300 nm (Tx/Rx), LC-Simplex-Stecker, 40 km über
9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter
2 x optisch seriell, bidirektional über 1 LWL-Faser, ●
1300/1550 nm (Tx/Rx), 2 x LC-Simplex-Stecker, 40 km
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter

4 USART-AH-1LDFO nur in Verbindung mit USART-AJ-1LDFO oder USART-AY-2LDFO auf der Gegenseite
5 USART-AJ-1LDFO nur in Verbindung mit USART-AH-1LDFO oder USART-AX-2LDFO auf der Gegenseite
6 USART-AX-2LDFO nur in Verbindung mit USART-AJ-1LDFO oder USART-AY-2LDFO auf der Gegenseite
7 USART-AY-2LDFO nur in Verbindung mit USART-AH-1LDFO oder USART-AX-2LDFO auf der Gegenseite
8 Geeignet für DIGSI 5, IEC 61850, Prozessbus, Sammelschienenschutz etc.

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3.6 Wirkkommunikation

Steckmodule

Modultyp: USART-AH-1LDFO4

Modultyp: USART-AX-2LDFO6

Modultyp: USART-AY-2LDFO7
Modultyp: USART-AW-2LDFO

Modultyp: USART-AJ-1LDFO5
Modultyp: USART-AG-1LDFO

Modultyp: USART-AU-2LDFO

Modultyp: USART-AK-1LDFO

Modultyp: USART-AV-2LDFO
Modultyp: USART-AF-1LDFO

Modultyp: ETH-BD-2F08
Physikalischer Anschluss
2 x optisch seriell, bidirektional über 1 LWL-Faser, ●
1550/1300 nm (Tx/Rx), 2x LC-Simplex-Stecker, 40 km
über 9/125 μm Singlemode-Lichtwellenleiter
2 x optisch Ethernet 100 Mbit/s, 1300 nm, Duplex-LC- ●
Stecker, 2 km über 50/125 µm oder 62,5/125 µm Multi-
mode-Lichtwellenleiter,

Tabelle 3-11 Steckmodule USART-AD-1FO und USART-AE-2FO

Steckmodul

USART-AD-1FO

USART-AE-2FO
Physikalischer Anschluss
1 x optisch seriell, 820 nm, ST-Stecker, 2 km über 62,5/125 μm Multimode-Lichtwellenleiter ●
2 x optisch seriell, 820 nm, ST-Stecker, 2 km über 62,5/125 μm Multimode-Lichtwellenleiter ●
Anwendung
Wirkschnittstelle (Sync. HDLC, IEEE C37.94) ● ●

HINWEIS

i Die Steckmodule vom Typ USART sind auf den Steckplätzen E und F im Basismodul sowie auf den Steck-
plätzen N und P im Erweiterungsmodul CB202 verwendbar. Sie sind nicht für Port M im Erweiterungsmodul
CB202 geeignet.

[dw_multim, 1, de_DE]

Bild 3-58 Verbindung über kurze Entfernungen, bis 2 km über Multimode-Lichtwellenleiter

4 USART-AH-1LDFO nur in Verbindung mit USART-AJ-1LDFO oder USART-AY-2LDFO auf der Gegenseite
5 USART-AJ-1LDFO nur in Verbindung mit USART-AH-1LDFO oder USART-AX-2LDFO auf der Gegenseite
6 USART-AX-2LDFO nur in Verbindung mit USART-AJ-1LDFO oder USART-AY-2LDFO auf der Gegenseite
7 USART-AY-2LDFO nur in Verbindung mit USART-AH-1LDFO oder USART-AX-2LDFO auf der Gegenseite
8 Geeignet für DIGSI 5, IEC 61850, Prozessbus, Sammelschienenschutz etc.

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3.6 Wirkkommunikation

[dw_multim-02, 1, de_DE]

Bild 3-59 Verbindung über maximal 4 km über Multimode-Lichtwellenleiter

[dw_single2, 1, de_DE]

Bild 3-60 Verbindung über unterschiedliche Entfernungen über Singlemode-Lichtwellenleiter

[dw_attenuator, 2, de_DE]

Bild 3-61 Optische Fernverbindung mit Dämpfungsgliedern

HINWEIS

i Wenn Sie die Kommunikationsmodule USART-AV-2LDFO oder USART-AK-1LDFO für Übertragungsstrecken


unter 30 km verwenden, dann schließen Sie 2 Dämpfungsglieder 7XV5107-0AA00 an. Um die Duplex-LC-
Stecker weiterhin zu verwenden, montieren Sie beide Dämpfungsglieder an einem Ende der Wirkverbin-
dung (siehe Bild 3-61).

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3.6 Wirkkommunikation

[dw_single, 1, de_DE]

Bild 3-62 Verbindung über Singlemode-Lichtwellenleiter

[dw_multim-05, 1, de_DE]

Bild 3-63 Verbindung über ein Kommunikationsnetz mit einer G703.1-Schnittstelle

Der Anschluss an den Multiplexer erfolgt über einen Kommunikationskonverter mit einer G703.1-Schnittstelle
(64 kBit/s) oder X21-Schnittstelle (64 kBit/s bis 512 kBit/s). Die Einstellung der Bit-Rate KU-XG-512 (für X21),
KU-XG-256 (für X21), KU-XG-128 (für X21) und KU-XG-64 (für X21 oder G703.1) nehmen Sie mit dem
Parameter Verbindung über vor.
Nähere Informationen können Sie Tabelle 3-12 entnehmen.

[dw_multim-06, 1, de_DE]

Bild 3-64 Verbindung über ein Kommunikationsnetz mit einer G703.6-Schnittstelle

Der Anschluss an den Multiplexer erfolgt mit 512 kBit/s über einen Kommunikationskonverter mit einer
G703.6-Schnittstelle (E1 mit 2 MBit/s oder T1 mit 1,44 MBit/s). Der Kommunikationskonverter bietet eine
2. Schnittstelle zum Anschluss einer weiteren Wirkschnittstelle.
Nehmen Sie gemäß Tabelle 3-12 die Einstellung der Bit-Rate mit KU-2M-512 mit 512 kBit/s mit dem Parameter
(_:105) Verbindung über vor.

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3.6 Wirkkommunikation

[dw_multi_7, 1, de_DE]

Bild 3-65 Verbindung über 2-Draht-Kupferleitungen

Der Anschluss erfolgt mit 128 kBit/s (Einstellung KU-KU-128 gemäß Tabelle 3-12) an einem Kommunikations-
konverter mit integrierter 5-kV-Abriegelspannung. Durch einen externen Abriegelübertrager 7XR9516 ist eine
20-kV-Abriegelung der Zweidrahtverbindung möglich.

[dw_repeat, 1, de_DE]

Bild 3-66 Direkte Lichtwellenleiter-Verbindung über einen externen Repeater

Der Repeater bietet eine Schnittstelle zum Anschluss einer weiteren Wirkschnittstelle. Der Anschluss erfolgt
mit 512 kBit/s (Einstellung Repeater 512 kBit/s gemäß Tabelle 3-12) an einem Repeater.

[dw_mutip8, 1, de_DE]

Bild 3-67 Direkter optischer Anschluss an einem Multiplexer mit einer C37.94 N * 64 kBit/s-Schnittstelle
(Zeitfenster N = 1; 2 oder 8)

HINWEIS

i Die Redundanz verschiedener Kommunikationsverbindungen (bei der Ringtopologie) erfordert eine konse-
quente Trennung aller an der Kommunikation beteiligten Geräte. Vermeiden Sie daher verschiedene
Kommunikationswege über die gleiche Multiplexer-Karte, da bei Ausfall der Karte keine Ersatzwege mehr
möglich sind.

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3.6 Wirkkommunikation

Überwachung der Kommunikation


Die Kommunikation wird ständig von den Geräten überwacht und mit Meldungen und Messwerten angezeigt.
Wenn mehrere fehlerhafte oder keine Datentelegramme empfangen werden, gilt dies als Störung der
Kommunikation, sobald eine Störungszeit von 100 ms (Voreinstellung veränderbar) überschritten ist. Pro
Wirkschnittstelle wird eine Liste der Messwerte in einem Fenster in DIGSI 5 angezeigt (fehlerhafte Telegramme
pro Minute/Stunde; gesendete und empfangene Telegramme pro Minute/Stunde, prozentuale Fehlerrate pro
Minute/Stunde). Eine entsprechende Störungsmeldung steht ebenfalls zur Verfügung. Wenn kein alternativer
Kommunikationsweg (wie bei der Ringtopologie) existiert, ist damit die mit der Wirkschnittstelle arbeitende
Schutzfunktion außer Betrieb und die Ferndaten werden auf der Empfängerseite nicht aktualisiert.
Wenn die Kommunikation länger unterbrochen ist als eine einstellbare Zeit Ausfall Datenverbindung, gilt
dies als Ausfall der Kommunikation. Eine entsprechende Störungsmeldung steht ebenfalls zur Verfügung.

Zeitsynchronisation über die Wirkschnittstelle, Timing-Master


Alle Geräte eines Geräteverbundes können ihre Uhrzeit untereinander synchronisieren. Die Synchronisierung
erfolgt millisekundengenau. Die Synchronisierung arbeitet unabhängig von der Schutzfunktion und dient
ausschließlich zur zeitgleichen Zeitführung in den Geräten eines Geräteverbundes.
Das Gerät, das Sie unter dem Parameter (_:5131:102) Adresse von Gerät 1 einstellen, ist das Gerät
mit dem Index 1. Dieses Gerät übernimmt in einem Geräteverbund die Rolle des Timing-Masters. Wenn der
Timing-Master abgemeldet und ausgeschaltet ist, übernimmt das Gerät mit dem nächsthöheren Geräteindex
die Funktion des Timing-Masters. Der Timing-Master synchronisiert die Uhren der anderen Geräte über die
Wirkschnittstellen.
Die Uhrzeit des Timing-Masters selbst kann über folgende Zeitquellen synchronisiert werden:

• IRIG B

• DCF77

• IEEE 1588

• SNTP
Dazu müssen im Timing-Master diese Zeitquellen als 1. und optional als 2. Zeitquelle eingestellt werden.
Wenn vorhanden, wird bei Ausfall der 1. Zeitquelle im Timing-Master auf die 2. Zeitquelle umgeschaltet.
Folgende Kapitel beschreiben wie Sie ein Gerät als Timing-Master einstellen:

• Für die klassische Wirkkommunikation, siehe Parameter: Adresse von Gerät x, Seite 157.

• Für die erweiterte Wirkkommunikation, siehe Parameter: Geräteindex, Seite 195.


Stellen Sie in den anderen Geräten des Geräteverbundes die Wirkschnittstelle als 1. Zeitquelle ein. Sie finden
den Einstellwert in DIGSI 5 über die Projektnavigation → Parameter → Zeiteinstellungen → Zeitgeber →
Zeitquelle 1 → WS.
Dadurch werden alle Ereignisse in den Geräten des Geräteverbundes mit derselben Zeit registriert und sind
selbst über verschiedene Schaltanlagen hinweg zeitlich synchronisiert. Dies vereinfacht eine Störfallanalyse
und die Störschriebe werden in allen Geräten mit derselben Zeit aufgezeichnet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 147
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3.6 Wirkkommunikation

[dw_time_sy, 2, de_DE]

Bild 3-68 Zeitsynchronisation in einem Geräteverbund

Bild 3-68 zeigt, wie das Gerät 1 mit Index 1 mit den Geräten 2, 3 und 4 über die Wirkschnittstelle
synchronisiert wird. Gerät 1 ist der Timing-Master, dessen Uhrzeit mit einer auswählbaren, externen Zeitquelle
synchronisiert wird.

Mikrosekundengenaue Zeitsynchronisation der Messwerte des Leitungsdifferentialschutzes


Die Messwerte der über die Wirkschnittstellen verbundenen Geräte werden über die Telegrammmessung
mikrosekundengenau (1*10E-06 s) synchronisiert. Die Wirkschnittstelle zeigt diesen Zustand durch die
Meldung WS synchronisiert KOMMEND an.
Bei Kommunikationsproblemen kann es vorkommen, dass die Messwerte nicht ordnungsgemäß synchron-
isiert werden können. Die Wirkschnittstelle gibt dann die Meldung WS synchronisiert GEHEND aus. Der
Leitungsdifferentialschutz wird blockiert. Dieser Zustand kann nur manuell beseitigt werden.

HINWEIS

i Sie können die Synchronisierung der Wirkschnittstelle direkt im Gerät zurücksetzen. Gehen Sie wie folgt
vor:
Gerätefunktionen > x Geräte Wirkkom. > Wirkschnitts. y > Synchron. rücksetzen.

Für spezielle Leitungsdifferentialschutz-Anwendungen oder Synchrophasor-Messgeräte können Sie die Mess-


werte auch wie folgt mikrosekundengenau zeitlich synchronisieren:

• Über einen hochgenauen elektrischen Synchronimpuls (PPS elektrisch, 1-Sekunden-Impuls) eines Satelli-
tenempfängers am Zeitsynchronisations-Port G

• Über einen hochgenauen optischen Synchronimpuls (PPS optisch, 1-Sekunden-Impuls) eines Satelliten-
empfängers an einem USART-Kommunikationsmodul

• Über das Zeitsynchronisationsprotokoll IEEE 1588


Damit können Sie die Signallaufzeit des Kommunikationsweges in Sende- und Empfangsrichtung getrennt
messen und anzeigen. Damit erreichen Sie in Kommunikationsnetzen auch bei Differenzen der Signallaufzeit
in Sende- und Empfangsrichtung (unsymmetrische Laufzeiten) die maximale Empfindlichkeit beim Leitungs-
differentialschutz. Für die Übertragung von Schutzdaten bei der Wirkkommunikation des Typs 2 spielen
unterschiedliche Signallaufzeiten keine Rolle.

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Gerät abmelden
Ein Gerät kann wegen Schutzfunktionsprüfungen, Anlagenrevisionen oder einer betriebsbedingten Abschal-
tung eines Abzweiges aus dem Geräteverbund abgemeldet werden. Das abgemeldete Gerät nimmt nicht mehr
an der verteilten Funktionalität teil und ist somit nicht mehr aktiver Bestandteil des Geräteverbundes. Die
Schutzfunktionen sind weiterhin für das andere Ende oder die übrigen Enden in Betrieb.
Folgende Voraussetzungen sind für ein erfolgreiches Abmelden des Gerätes aus Sicht der Wirkkommunikation
notwendig:

• Der Geräteverbund befindet sich nicht in einem transienten Zustand und arbeitet stabil ohne Umschal-
tungen der Wirkverbindungen. Das zeigt die Meldung des Geräteverbundes Status Toplogieerk.
mit dem Wert gültig an.

• Bei einer vorliegenden Kettentopologie ist das abzumeldende Gerät eines der beiden Geräte am Ende der
Kommunikationskette.

• Der Leistungsschalter auf der Seite des abzumeldenden Gerätes muss offen sein und es darf kein Strom
fließen.

HINWEIS

i Wenn eine dieser Bedingungen nicht erfüllt ist, kann das Gerät nicht abgemeldet werden.

Weiterführende Informationen finden Sie in 3.10.4 Abmelden des Gerätes.

Konstellationsmesswerte
Konstellationsmesswerte sind von Siemens vordefinierte Messwerte mit folgenden Eigenschaften:

• Sie sind in den Geräten eines Geräteverbundes zeitlich synchronisiert.

• Sie werden über die Wirkschnittstellen ausgetauscht.

• Sie sind an jedem Gerät verfügbar.


Mit DIGSI 5 können Sie sich die Konstellationsmesswerte anzeigen lassen.
Im Gerät werden Strom- und Spannungsmesswerte in Betrag und Phase prozentual dargestellt. Dabei entspre-
chen 100 % dem Nennstrom oder der Nennspannung der Leitung (siehe nächstes Bild). Diese Messwerte
werden alle 2 Sekunden von den am Geräteverbund beteiligten Geräten aufgezeichnet und dann an die
jeweils anderen Geräte versendet. Dabei sind die Strom- und Spannungswerte der verschiedenen Geräte
zeitsynchron zueinander.
Bei der Darstellung der Konstellationsmesswerte wird das lokale Gerät bevorzugt. Das mit DIGSI 5 direkt
verbundene Gerät, ist das lokale Gerät.
Die Darstellung der Konstellationsmesswerte unterscheidet sich für die Wirkkommunikation vom Typ 1 und
Typ 2.

• Wirkkommunikation Typ 1:
Die Zeiger der Strom- und Spannungsmesswerte des lokalen Gerätes haben den Winkel 0°. Die Winkel der
Messwerte der anderen Geräte beziehen sich auf die lokalen Größen, d.h. es wird immer die Winkeldiffe-
renz zu den entfernten Enden dargestellt.

• Wirkkommunikation Typ 2:
Der Spannungszeiger UL1 des lokalen Gerätes hat den Winkel 0°. Die Winkel der anderen lokalen Mess-
werte und der Messwerte der entfernten Geräte beziehen sich auf UL1 (0°).

Sie finden diese Messwerte im Gerät unter folgender DIGSI-Maske:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 149
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[sc_const mv, 2, de_DE]

Bild 3-69 Beispiel für Konstellationsmesswerte mit Phasen

Multiplexbetrieb
Bei der erweiterten Wirkkommunikation haben Sie die Möglichkeit, einen physischen USART-Kanal von 2
logischen Wirkschnittstellen nutzen zu lassen. Auf diese Weise kann eine Kommunikationsstrecke doppelt
genutzt werden, um z.B. Parallelleitungsschutz mit Leitungsdifferentialschutz ohne zusätzlichen Hardware-
Aufwand zu realisieren. Konfigurieren Sie dazu den Kanal entsprechend 3.6.6.4 Konfiguration der erweiterten
Wirkkommunikation in DIGSI 5.

[dw_channel-mux, 1, de_DE]

Bild 3-70 Multiplexbetrieb

150 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Beachten Sie, dass sich bei Mehrfachnutzung eines physischen Kanals, die verfügbare Bandbreite auf die
logischen Wirkschnittstellen zu gleichen Teilen aufteilt. Daher ist diese Betriebsart nicht für Baudraten
kleiner als 128 kBit/s geeignet.

HINWEIS

i Bei Mehrfachnutzung einer physikalischen USART-Verbindung, z.B. für den Schutz einer Doppelleitung,
müssen Sie weitere Redundanzkonzepte vorsehen.

3.6.4 Verfügbare Varianten für die Wirkkommunikation

Für die Wirkkommunikation sind folgende Varianten verfügbar:

• Klassische Wirkkommunikation
Der Parametrierumfang ist bei der klassischen Wirkkommunikation gering. Folgende Einschränkungen
bestehen:
– Keine Unterstützung IP-basierter Kommunikationsprotokolle
– Erhöhter Parametrieraufwand bei nachträglicher Änderung der Geräteanzahl im Geräteverbund, z.B.
Schutz einer Mehrendenleitung

• Erweiterte Wirkkommunikation
Die erweiterte Wirkkommunikation bietet eine höhere Flexibilität und wird bei IP-basierten Kommunikati-
onsprotokollen benutzt. Dafür müssen die Geräte mit einem Ethernet-BD-Modul ausgestattet sein. Die
folgenden Vorteile bestehen auch bei Geräten, die mit USART-Kommunikationsmodulen ausgestattet
sind:
– Geräteanzahl im Geräteverbund nachträglich einfach erweiterbar
– Mehrere Funktionsgruppen Wirkkommunikation instanziierbar
– Multiplex-Betrieb einer physikalischen Wirkverbindung
– Hierarchisch strukturierte Darstellung in der DIGSI 5-Projektnavigation
Weiterführende Informationen zu den beiden Varianten, siehe 3.6.5 Klassische Wirkkommunikation und
3.6.6 Erweiterte Wirkkommunikation .

HINWEIS

i Verwechseln Sie die beiden Varianten der Wirkkommunikation nicht mit dem Typ 1 und Typ 2 der Wirkkom-
munikation!

HINWEIS

i Wenn Sie bei der Auswahl der für Ihren Anwendungsfall geeigneten Variante unsicher sind, benutzen Sie
die erweiterte Wirkkommunikation.

HINWEIS

i Wenn Sie eine vorhandene klassische Wirkkommunikation in eine erweiterte Wirkkommunikation ändern
möchten oder umgekehrt, erscheint in DIGSI ein Fenster mit der Frage, ob Sie das Mapping – bereits
vorgenommene Kommunikationsparametrierungen oder Rangierung von Kommunikationsinformationen –
beibehalten wollen. Beantworten Sie die Frage mit Nein.

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3.6 Wirkkommunikation

3.6.5 Klassische Wirkkommunikation

3.6.5.1 Übersicht
Die klassische Wirkkommunikation ermöglicht den Datenaustausch zwischen den Geräten über synchrone
serielle Punkt-zu-Punkt-Verbindungen von 64 kbit/s bis 2 Mbit/s. Diese Verbindungen können direkt über
Lichtwellenleiter (LWL) oder über andere Kommunikationsmedien erfolgen, z.B. über Standleitungen oder
über Kommunikationsnetzwerke. Eine IP-basierte Kommunikation wird nicht unterstützt.
Die Funktionsgruppen der klassischen Wirkkommunikation unterstützen immer eine feste Anzahl an Geräten
im Geräteverbund:

• 2-Geräte-Wirkkommunikation

• 3-Geräte-Wirkkommunikation

• 4-Geräte-Wirkkommunikation

• 5-Geräte-Wirkkommunikation

• 6-Geräte-Wirkkommunikation

3.6.5.2 Klassische Wirkkommunikation im Gesamtsystem


Die klassische Wirkkommunikation ordnet sich wie folgt in das Gesamtsystem ein:

[dw_simple_protcom_compl_system, 2, de_DE]

Bild 3-71 Klassische Wirkkommunikation im Gesamtsystem

(1) Das Gerät rangiert die Verbindung zwischen der Schutz-FG und der FG Wirkkommunikation in
DIGSI 5 automatisch.

3.6.5.3 Struktur der Funktionsgruppe


Wenn Sie das Kommunikationsprotokoll Wirkschnittstelle und die Anzahl der Geräte auf einem Kanal des
Kommunikationsmoduls auswählen, wird automatisch die klassische Funktionsgruppe Wirkkommunikation
in der DIGSI 5-Informationsrangierung angelegt.

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3.6 Wirkkommunikation

Die klassische Funktionsgruppe Wirkkommunikation beinhaltet folgende Funktionalitäten und Funktions-


blöcke (FB):

• Geräteverbund

• Wirkschnittstelle

• FBs für die Ferndaten

• FB Externe Synchronisierung für die Synchronisierung der übertragenen Daten durch einen externen
Synchronimpuls (1-Sekunden-Impuls, PPS9)

[dw_structure_FG_protcom_simple, 1, de_DE]

Bild 3-72 Struktur der klassischen FG Wirkkommunikation

Die Funktion Geräteverbund verwaltet die Geräte, die über die Wirkkommunikation Daten austauschen. In
den Geräteverbund-Einstellungen stellen Sie allgemeine Parameter für den Geräteverbund und die Adressen
der Geräte ein.
Die Funktion Geräteverbund gibt folgende Meldungen aus:

• Allgemeine Meldungen wie


– Geräteanzahl
– Art und Status der Gerätetopologie

• Meldungen der Geräte im Geräteverbund wie:


– Vorhandensein des Gerätes
– Zustand des Gerätes, d.h. ob das Gerät im Geräteverbund an- oder abgemeldet ist
Über die Wirkkommunikation werden Messwerte übertragen, die zeitlich synchron in den Geräten erfasst und
ausgetauscht werden. Die Synchronisierung der Messwerterfassung ist entweder intern über die Telegramm-
messung möglich oder über einen externen Synchronimpuls (1-Sekunden-Impuls, PPS) mit Hilfe des Funkti-
onsblocks Externe Synchronisierung. Die externe Synchronisierung wird im Funktionsblock der Wirkschnitt-
stelle eingeschaltet. Die Meldungen der externen Synchronisierung finden Sie im Funktionsblock Externe
Synchronisierung.
Der Funktionsblock Ferndaten dient der Übertragung von ausgewählten und selbst angelegten Signalen und
Messwerten aus dem SIPROTEC 5-System. Die zu übertragenden Signale und Messwerte wählen Sie in der
Kommunikationszuordnung von DIGSI aus. Die Ferndaten geben keine Statusmeldungen aus.
Der Funktionsblock Wirkschnittstelle ist automatisch mit einem physischen Kanal eines Kommunikationsmo-
duls verbunden und kann deshalb Signale und Messwerte zum Nachbargerät senden oder vom Nachbargerät
empfangen. Die Statusmeldungen des FBs Wirkschnittstelle n finden Sie in der DIGSI 5-Informationsrangie-
rung in der Funktionsgruppe Wirkkommunikation.

9 PPS - Pulse Per Second

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Die Wirkschnittstelle der klassischen Wirkkommunikation ist im Gegensatz zur Wirkschnittstelle in der
erweiterten Wirkkommunikation schon automatisch mit einem physischen Kanal des Kommunikationsmo-
duls verbunden (siehe Bild 3-71).

3.6.5.4 Konfiguration der Wirkschnittstelle in DIGSI 5


Wenn das Gerät mit Modulen versehen ist, gehen Sie wie folgt vor:

• Wählen Sie in der Rückansicht des Gerätes das gewünschte Kommunikationsmodul.

• Wählen Sie in den Eigenschaften des Kommunikationsmoduls > Protokolle > Kanal x Protokolle das
Protokoll Wirkschnittstelle aus.

[sc_PDC_classic_protocol, 1, de_DE]

Bild 3-73 Auswahl des Kommunikationsprotokolls

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3.6 Wirkkommunikation

• Wählen Sie danach unter Mapping die Anzahl der Geräte aus (siehe nächstes Bild).
Je nach Gerät kann die Auswahl an Geräteverbunden auf 2 oder 3 Geräte eingeschränkt sein.
Bezüglich des Leitungsdifferentialschutzes ist die Anzahl der Geräte eine Bestelloption.

[sc_PDC_classic_mapping, 1, de_DE]

Bild 3-74 Auswahl des Geräteverbundes

HINWEIS

i Die in Bild 3-74 dargestellten Funktionsgruppen sind nicht in der DIGSI-Bibliothek verfügbar.
Sie können die Geräteanzahl (z.B. 2 Geräte Wirkkom.) je nach Produkt-Code über das Texteingabefeld
Mapping beliebig ändern.
Wenn Sie die Geräteanzahl über das Texteingabefeld Mapping ändern, gehen alle bereits konfigurierten
Ferndaten, Einstellungen des Geräteverbundes und der Wirkschnittstelle verloren.

Wenn der Modulsteckplatz noch nicht mit Modulen versehen ist, gehen Sie wie folgt vor:

• Wählen Sie in der Rückansicht des Gerätes das gewünschte Kommunikationsmodul.

• Wählen Sie das Modul aus dem Katalog aus und ziehen Sie es auf einen Kanal. Damit ist der Kanal mit
einem Modul konfiguriert. DIGSI 5 zeigt unter Geräteinformation an, ob das Modul für die Wirkkommu-
nikation verwendet werden kann.

• Wählen Sie über das Texteingabefeld Protokolle die Wirkschnittstelle, siehe Bild 3-73.

• Wählen Sie danach über das Texteingabefeld Mapping die Anzahl der Geräte, z.B. 2 Geräte Wirkkom.,
siehe Bild 3-74.

3.6.5.5 Einstellhinweise für den Geräteverbund


Wählen Sie in der Projektnavigation > Hardware und Protokolle in der Gerätesicht das Kommunikations-
modul aus. In den Eigenschaften des Kommunikationsmoduls finden Sie die Einstellblätter für die Parametrie-
rung der Geräteverbund-Einstellungen und die Einstellungen für die Wirkkommunikation.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 155
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[sc_config1, 1, de_DE]

Bild 3-75 Auswahl des Protokolls: Kommunikation über die Wirkschnittstelle

[sc_config, 4, de_DE]

Bild 3-76 Initialisierung und Konfiguration der Wirkschnittstelle

Änderungen in den Geräteverbund-Einstellungen sind immer auch am anderen Kanal sichtbar. Alle weiteren
Parameter sind separat für die einzelnen Kanäle einstellbar.

156 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Parameter: Adresse von Gerät x

• Voreinstellwert (_:5131:102) Adresse von Gerät 1 = 101

• Voreinstellwert (_:5131:103) Adresse von Gerät 2 = 102

• Voreinstellwert (_:5131:104) Adresse von Gerät 3 = 103

• Voreinstellwert (_:5131:105) Adresse von Gerät 4 = 104

• Voreinstellwert (_:5131:106) Adresse von Gerät 5 = 105

• Voreinstellwert (_:5131:107) Adresse von Gerät 6 = 106


Mit den Parametern Adresse von Gerät 1 bis Adresse von Gerät 6 können Sie jedem Gerät eine
Adresse geben. Stellen Sie für jedes Gerät eine einmalige und eindeutige Adresse ein.

HINWEIS

i Die Anzahl der angezeigten Geräteadressen entspricht dem bei der Konfiguration ausgewähltem Gerätever-
bund.

HINWEIS

i Das Gerät 1 ist in einem Geräteverbund das Timing-Master-Gerät.


Wenn alle anderen Geräte des Geräteverbundes ihre Uhrzeit vom Timing-Master-Gerät beziehen sollen,
beachten Sie Folgendes:

• Unter Adresse von Gerät 1 stellen Sie die Adresse für das Timing-Master-Gerät ein.

• Parametrieren Sie die anderen Geräte so, dass sie ihre Uhrzeit über die Wirkverbindungen vom Timing-
Master-Gerät bekommen.
Weitere Informationen siehe 3.8.3 Funktionsbeschreibung. Wählen Sie als Einstellbare Synchronisier-
möglichkeit = Wirkschnittstelle aus.
Im Timing-Master-Gerät dürfen Sie als Synchronisierquelle nicht die Wirkschnittstelle einstellen!

Parameter: Lokales Gerät ist Gerät

• Voreinstellwert (_:5131:101) Lokales Gerät ist Gerät = 1


Mit dem Parameter Lokales Gerät ist Gerät stellen Sie ein, welchen Index (Nummer) Ihr Gerät im
Geräteverbund hat. In einem Geräteverbund können maximal 6 Geräte vorhanden sein.

ANWENDUNGSBEISPIEL
Sie haben einen Geräteverbund mit 2 Geräten.
Wählen Sie in DIGSI 5 z.B. bei Gerät 1 die Parametereinstellung Adresse von Gerät 1 mit dem Parameter-
wert 101 und bei Gerät 2 die Parametereinstellung Adresse von Gerät 2 mit dem Parameterwert 102.
Mit dem Parameter Lokales Gerät ist Gerät stellen Sie anschließend ein, welchen Index das lokale
Gerät hat. Das lokale Gerät ist das Gerät, das Sie parametrieren.
Die Adressen müssen bei allen Geräten des Geräteverbundes identisch eingestellt werden. Eine funktionsfä-
hige Wirkkommunikation erfordert, dass Sie für ein Gerät mit einer eindeutigen Adresse auch den gleichen
Index in allen Geräten des Geräteverbundes vergeben.

Parameter: Kleinste auftret. Bitrate

• Voreinstellwert (_:5131:122) Kleinste auftret. Bitrate = 64 kBit/s


Mit dem Parameter Kleinste auftret. Bitrate stellen Sie die kleinste im Geräteverbund auftretende
Bit-Rate ein. Stellen Sie bei einer Dreienden-Konstellation mit 2 LWL-Verbindungen (2 MBit/s) und einer
64-kBit/s-Verbindung den kleinsten Wert (64 kBit/s) in jedem Gerät ein. Dieser Wert legt die maximale Anzahl

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 157
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

von ausgewählten und selbst angelegten Signalen und Messwerten fest, die innerhalb des Geräteverbundes
übertragen werden sollen (siehe 3.6.5.9 Konfigurieren von Ferndaten).
Außer der Voreinstellung können Sie folgende Bit-Raten ebenso einstellen:

• 128 kBit/s

• 512 kBit/s

• 2048 kBit/s

HINWEIS

i Wenn Sie zwischen den Geräten eine Verbindung über Lichtwellenleiter verwenden, dann stellen Sie den
Wert auf 2048 kBit/s ein.

Parameter: Anzahl der Geräte

• Voreinstellwert (_:5131:125) Anzahl der Geräte = 6


Mit dem Parameter Anzahl der Geräte stellen Sie die Anzahl der tatsächlich über Wirkschnittstellen
verbundenen Geräte ein. Dieser Parameter ist mit der maximal erlaubten Geräteanzahl im Geräteverbund
voreingestellt.
Mit diesem Parameter können Sie einen geplanten Endausbau einer Anlage mit einer vorgesehenen Gerätean-
zahl schon zum jetzigen Zeitpunkt konfigurieren und mit einer geringeren Geräteanzahl in Betrieb zu nehmen.
Bei der Konfiguration der Wirkschnittstelle wählen Sie im Texteingabefeld Mapping aus, wie viele Geräte im
Endausbau der Anlage vorhanden sind. Wenn Sie den Parameter Anzahl der Geräte auf einen kleineren
Wert als den Maximalwert einstellen, erreichen Sie eine funktionsfähige Wirkkommunikation mit weniger
Geräten. Bei dieser Vorgehensweise bleiben alle Ihre für den Geräteverbund gemachten Einstellungen, z.B.
Rangierungen erhalten, auch wenn Sie die Anzahl der Geräte später erhöhen. Wenn Sie z.B. eine vorgesehene
3-Geräte-Wirkkommunikation als 2-Geräte-Wirkkommunikation betreiben, müssen Sie den Parameter Anzahl
der Geräte = 2 einstellen. Wenn Sie die Anlage später erweitern, passen Sie den Parameter Anzahl der
Geräte an die vorgesehene Maximalanzahl an.
Weiterführende Informationen zur Konfiguration der Wirkschnittstelle finden Sie in 3.6.5.4 Konfiguration der
Wirkschnittstelle in DIGSI 5.

HINWEIS

i Der Parameter Anzahl der Geräte ist erst bei Geräteverbünden mit mehr als 2 Geräten sichtbar.
Stellen Sie die Anzahl der verwendeten Geräte in allen Geräten des Geräteverbundes gleich ein.

Verbindungsmodus

• Voreinstellwert Verbindungsmodus = SIPROTEC 5


Mit dem Parameter Verbindungsmodus wählen Sie aus, mit welchem Gerätetyp das SIPROTEC 5-Gerät im
Geräteverbund arbeitet. Sobald im Geräteverbund ein SIPROTEC 4-Gerät arbeitet, müssen Sie den Parameter
Verbindungsmodus entsprechend einstellen.
Parameterwert Beschreibung
SIPROTEC 5 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet nur mit SIPROTEC 5-Geräten im Gerätever-
bund.
SIPROTEC 4 7SD610 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit mindestens einem SIPROTEC 4-Differenti-
alschutzgerät 7SD610 ab Firmware-Stand V4.72 im Geräteverbund.
SIPROTEC 4 7SD5 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit mindestens einem SIPROTEC 4-Differenti-
alschutzgerät 7SD5x ab Firmware-Stand V4.72 im Geräteverbund.
SIPROTEC 4 7SA5/6 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit mindestens einem SIPROTEC 4-Distanz-
schutzgerät 7SA522 und 7SA6x ab Firmware-Stand V4.72 im Gerätever-
bund.

158 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

3.6.5.6 Einstellhinweise zur Auswahl des Kommunikationsmediums

• Voreinstellung (_:105) Verbindung über = Lichtwellenleiter


Mit dem Parameter Verbindung über stellen Sie die für die Wirkschnittstelle nötige Bit-Rate ein. Je nach
Kommunikationsmittel (siehe folgende Tabelle) können verschiedene diskrete Werte eingegeben werden.
Siehe auch Kommunikationsmedien, Seite 141.

Tabelle 3-12 Kommunikationsmittel

Kommunikationsmittel Siehe Einstellwert Bit-Rate


LWL-Direktverbindung Bild 3-58 Lichtwellenleiter 2 MBit/s
bis
Bild 3-62
Kommunikationskonverter KU-XG-512 Bild 3-63 KUXG 512 kBit/s 512 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-XG-128 Bild 3-63 KUXG 128 kBit/s 128 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-XG-64 Bild 3-63 KUXG 64 kBit/s 64 kBit/s
Kommunikationskonverter Repeater 512 Bild 3-66 Repeater 512 kBit/s 512 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-KU-128 Bild 3-65 KUKU 128 kBit/s 128 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-2M-512 Bild 3-64 KU2M 512 kBit/s 512 kBit/s
Multiplexer mit C37.94-Schnittstelle Bild 3-67 C37.94 1 * 64 kBit/s 64 kBit/s
C37.94 2 * 64 kBit/s 128 kBit/s
C37.94 8 * 64 kBit/s 512 kBit/s
Andere (frei einstellbare Bit-Raten für eine 64 kBit/s 64 kBit/s
Direktverbindung für spezielle Anwendungen) 128 kBit/s 128 kBit/s
512 kBit/s 512 kBit/s
2048 kBit/s 2048 kBit/s

HINWEIS

i Für die gleichzeitige Nutzung der Informationsübertragungsverfahren und der Funktion Leitungsdiffe-
rentialschutz wird eine Bit-Rate von mindestens 512 kBit/s benötigt.

3.6.5.7 Einstellhinweise für die klassische Wirkschnittstelle

Parameter: Max. Fehlerrate/h

• Voreinstellwert (_:5161:105) Max. Fehlerrate/h = 1,0 %


Wenn die Anzahl der fehlerhaften Telegramme pro Stunde den im Parameter Max. Fehlerrate/h einge-
stellten Wert überschreitet, erhalten Sie die Fehlermeldung Fehlerrate/h übers..

Parameter: Max. Fehlerrate/min

• Voreinstellwert (_:5161:106) Max. Fehlerrate/min = 1,0 %


Wenn die Anzahl der fehlerhaften Telegramme pro Minute den im Parameter Max. Fehlerrate/min
eingestellten Wert überschreitet, erhalten Sie die Fehlermeldung Fehlerrate/min übers..

Parameter: Störungsmeldung nach

• Voreinstellwert (_:5161:107) Störungsmeldung nach = 100 ms


Mit dem Parameter Störungsmeldung nach bestimmen Sie, nach welcher Verzögerungszeit fehlerhafte
oder fehlende Telegramme mit der Meldung Status Schicht 1 und 2 = WS Störung als gestört
gemeldet werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 159
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Parameter: Ausfallmeldung nach

• Voreinstellwert (_:5161:108) Ausfallmeldung nach = 6,0 s


Mit dem Parameter Ausfallmeldung nach bestimmen Sie, nach welcher Verzögerungszeit ein Ausfall der
Kommunikation mit der Meldung Status Schicht 1 und 2 = WS Ausfall gemeldet wird.

Parameter: Signallaufzeitschwelle

• Voreinstellwert (_:5161:109) Signallaufzeitschwelle = 30,0 ms


Die Zeit für das Senden und Empfangen eines Signals über eine Wirkverbindung ist die Signallaufzeit.
Sie können die Signallaufzeit überwachen. Für die Signallaufzeitschwelle ist die Voreinstellung so
gewählt, dass übliche Kommunikationsnetze die Signallaufzeit nicht überschreiten. Wenn die Signallaufzeit
während des Betriebs überschritten wird, z.B. bei Umschaltung auf einen anderen Übertragungsweg, wird die
Meldung Laufzeit überschritten abgesetzt.
Erhöhte Laufzeiten wirken sich nur auf die Auslösezeit und damit auf die Fehlerklärungszeit der Schutzfunkti-
onen aus, die die Wirkschnittstelle benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.

Parameter: Diff. Sende-Empfangszeit

• Voreinstellwert (_:5161:110) Diff. Sende-Empfangszeit = 0,1 ms


Für die mikrosekundengenaue Zeitsynchronisation der Messwerte mit Hilfe der Telegrammmessung müssen
die Signallaufzeiten in Sende- und Empfangsrichtung in etwa gleich sein. Das Gerät überwacht die Signallauf-
zeiten in Sende- und Empfangsrichtung.
Mit dem Parameter Diff. Sende-Empfangszeit können Sie eine maximal zulässige Differenz in der
Signallaufzeit zwischen Sende- und Empfangsweg (Laufzeiten unsymmetrisch) einstellen. Stellen Sie den
Parameter Diff. Sende-Empfangszeit auf die maximal zu erwartende Differenz ein.
Stellen Sie bei direkter Lichtwellenleiter-Verbindung diesen Wert auf 0. Bei Übertragung über Kommunikati-
onsnetze ist ein höherer Wert nötig. Als Richtwert gilt 0,1 ms (empfohlener Einstellwert).
Wenn die Differenz der Signallaufzeiten zwischen Sende- und Empfangsweg den eingestellten Wert über-
schreitet, wird die Meldung Laufzeitsprung erkannt abgesetzt.
Wenn die Differenz aus aufeinanderfolgenden Messungen der Signallaufzeiten zwischen Sende- und
Empfangsweg den eingestellten Wert überschreitet und länger als 5 s bestehen bleibt, wird die Meldung
Laufzeiten unsymmetr. abgesetzt. Die Funktion Leitungsdifferentialschutz arbeitet nicht mehr
ordnungsgemäß und wird unwirksam.

HINWEIS

i Der Parameter Diff. Sende-Empfangszeit wird nur angezeigt, wenn die Funktion Leitungsdifferenti-
alschutz instanziiert ist und der Parameter Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron.
eingestellt ist.

HINWEIS

i Wenn Sie einen Multiplexer mit C37.94-Schnittstelle als Kommunikationsmittel verwenden, empfiehlt
Siemens einen Einstellwert von 0,25 ms bis 0,6 ms.

Parameter: Synchronisierung

• Voreinstellwert (_:5161:113) Synchronisierung = Externe Synchron. aus


Mit dem Parameter Synchronisierung steuern Sie die mikrosekundengenaue Zeitsynchronisation der
Messwerte.
Wenn das SIPROTEC-Gerät mit der externen Synchronisierung arbeitet, bestimmen Sie mit dem Parameter
Synchronisierung, wie der Schutz nach Wiederherstellung der Kommunikationsverbindung aktiviert wird
(Grundzustand oder nach Übertragungsfehler). Siehe Bild 3-78.

160 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Parameterwert Beschreibung
Externe Synchron. aus Die externe Synchronisierung ist ausgeschaltet:
An der Wirkschnittstelle wird keine externe Synchronisierung durchgeführt.
Wählen Sie diesen Einstellwert, wenn Sie keine Differenzen zwischen den
Signallaufzeiten in Sende- und Empfangsrichtung erwarten. Dann werden
die Messwerte nur intern mit der Telegrammmessung synchronisiert.
Teleg. und ext. Synchr. Synchronisierung über Telegrammmessung und über externe Synchronisie-
rung:
Die Messwerte werden intern mit der Telegrammmessung synchronisiert,
unterstützt durch die externe Synchronisierung. Die externe Synchronisie-
rung stellen Sie mit dem Parameter Externe Synchronisierung ein.
Damit ist die Synchronisierung über das Protokoll IEEE 1588 oder über den
Synchronimpuls eines Satellitenempfängers möglich.
In diesem Fall wird ein vorhandener Leitungsdifferentialschutz bei erneuter
Verbindungsaufnahme erst freigegeben, wenn eine der folgenden Bedin-
gungen erfüllt ist:

• Die Wirkverbindung ist mit Hilfe der externen Synchronisierung


synchronisiert.
• Über das binäre Eingangssignal >Sync-Reset oder das Controllable
Synchron. rücksetzen werden symmetrische Signallaufzeiten
signalisiert. Das bedeutet, dass die Signallaufzeiten in Sende- und
Empfangsrichtung gleich sind.
Teleg. oder ext. Synchronisierung über Telegrammmessung oder externe Synchronisierung:
Synchr. Die Messwerte werden intern mit der Telegrammmessung synchronisiert,
unterstützt durch die externe Synchronisierung. Die externe Synchronisie-
rung stellen Sie mit dem Parameter Externe Synchronisierung ein.
Damit ist die Synchronisierung über das Protokoll IEEE 1588 oder über den
Synchronimpuls eines Satellitenempfängers möglich.
Ein vorhandener Leitungsdifferentialschutz wird bei erneuter Verbindungs-
aufnahme sofort freigegeben (Datentelegramme werden empfangen). Bis
zur Synchronisierung wird mit der internen Synchronisierung gearbeitet.
Nur externe Synchron. Nur externe Synchronisierung:
Die Messwerte werden ausschließlich durch die externe Synchronisierung
synchronisiert.
Die externe Synchronisierung stellen Sie mit dem Parameter Externe
Synchronisierung ein. Damit ist die Synchronisierung über das Proto-
koll IEEE 1588 oder über den Synchronimpuls eines Satellitenempfängers
möglich.

Parameter: Externe Synchronisierung

• Voreinstellwert (_:5161:117) Externe Synchronisierung = PPS elektrisch(Port G)


Der Parameter Externe Synchronisierung ist nur sichtbar, wenn der Parameter Synchronisierung
nicht auf Externe Synchron. aus eingestellt ist.
Die externe Synchronisierung ist für jede Wirkschnittstelle getrennt möglich.
Parameterwert Beschreibung
PPS elektrisch(Port G) Der elektrische Synchronimpuls eines Satellitenempfängers (1-Sekunden-
Impuls, PPS10) ist die Synchronisierungsquelle am Port G, der Zeitsynchroni-
sationsschnittstelle.
IEEE 1588 Für die Synchronisierung wird das Zeitsynchronisationsprotokoll IEEE 1588
für ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul benutzt.

10 PPS - Pulse Per Second

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Die Einstelloption IEEE 1588 ist nur sichtbar, wenn das Gerät über ein Ethernet-BD-Kommunikations-
modul verfügt und Sie das Kommunikationsprotokoll IEEE 1588 ausgewählt haben, siehe folgendes Bild.

[sc_BD_1588, 1, de_DE]

Bild 3-77 Ethernet-BD-Kommunikationsmodul: Auswahl des Protokolls IEEE 1588

HINWEIS

i Die externe Synchronisierung berücksichtigt die Signallaufzeit in der Sende- und Empfangsrichtung. Wenn
die externe Synchronisierung kurzzeitig ausfällt, z.B. wegen einer Empfangsstörung oder einer kurzzeitig
ungünstigen Satellitenposition, ist die interne Synchronisierung über die Telegrammmessung weiterhin
aktiv.

HINWEIS

i Die Wirkschnittstelle der klassischen Wirkkommunikation ist im Gegensatz zur Wirkschnittstelle in der
erweiterten Wirkkommunikation schon automatisch mit einem Kanal eines Kommunikationsmoduls
verbunden (siehe Bild 3-71).

Parameter: Max. Ungenauigkeit

• Voreinstellwert (_:5161:119) Max. Ungenauigkeit = 0,500 ms


Mit dem Parameter Max. Ungenauigkeit stellen Sie die maximal erwartete Ungenauigkeit der benutzten
Synchronisierungsquelle ein. Der eingestellte Wert wird nur dann wirksam, wenn die benutzte Synchronisie-
rungsquelle keine Angaben über die aktuelle Ungenauigkeit in den Synchronisierungssignalen mitliefert.

162 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Wenn Sie keine Angaben über die Ungenauigkeit der benutzten Synchronisierungsquelle haben, verwenden
Sie den Voreinstellwert.

HINWEIS

i Die Ungenauigkeit der Synchronisierungsquelle geht als Fehlersignal in die Stabilisierung des Leitungsdif-
ferentialschutzes ein.
D.h. eine größere Ungenauigkeit erhöht die berechnete Stabilisierungsgröße und macht den Leitungsdiffe-
rentialschutz unempfindlicher.

Wenn als Synchronisierungsquelle IEEE 1588 im Synchronisierungsstatus SmpSynch = global verwendet


wird, werden Genauigkeitswerte mit den Synchronisierungssignalen mitgeliefert und der Parameter Max.
Ungenauigkeit wird nicht benutzt. Wenn die gelieferten Genauigkeitswerte ungültig werden, wird der im
Parameter Max. Ungenauigkeit eingestellte Wert verwendet.
Wenn die Synchronisierungsquelle IEEE 1588 im Synchronisierungsstatus SmpSynch = lokal arbeitet,
wird der im Parameter Max. Ungenauigkeit eingestellte Wert als permanent vorhandene Ungenauigkeit
verwendet.
Wenn als Synchronisierungsquelle PPS elektrisch (Port G) oder PPS optisch (USART) benutzt werden,
wird der im Parameter Max. Ungenauigkeit eingestellte Wert als permanent vorhandene Ungenauigkeit
verwendet.
Wenn ein USART-Kommunikationsmodul mit dem Protokoll PPS und der Betriebsart PPS-Generator gleich-
zeitig auch als Synchronisierungsquelle benutzt wird, wird der im Parameter Max. Ungenauigkeit einge-
stellte Wert als permanent vorhandene Ungenauigkeit verwendet.

Parameter: Überprüfe Synch.-quelle

• Voreinstellwert (_:5161:121) Überprüfe Synch.-quelle = ja


Mit dem Parameter Überprüfe Synch.-quelle können Sie die Überprüfung der Synchronisierungsquellen
ein- oder ausschalten. Bei der Überprüfung der Synchronisierungsquellen an den Enden einer Wirkverbindung
wird geprüft, ob beide Synchronisierungsquellen im gleichen Synchronisierungsstatus SmpSynch arbeiten.
Wenn beide Synchronisierungsquellen im Synchronisierungsstatus SmpSynch = global arbeiten, ist die
Überprüfung bestanden.
Wenn beide Synchronisierungsquellen im Synchronisierungsstatus SmpSynch = lokal arbeiten, also entkop-
pelt von einer globalen Referenzzeit, wird zusätzlich geprüft, ob die Synchronisierungsquelle (gmIdentity)
gleich ist. Synchronität kann nur dann gewährleistet werden, wenn es sich um die gleiche Synchronisierungs-
quelle handelt.
Wenn die Synchronisierungsquellen einen unterschiedlichen Synchronisierungsstatus anzeigen, also
eine den Synchronisierungsstatus SmpSynch = lokal und die andere den Synchronisierungsstatus
SmpSynch = global, kann keine Synchronität gewährleistet werden.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Überprüfe Synch.-quelle = ja beizubehalten.
Wenn Sie Probleme bei der Überprüfung der Synchronisierungsquellen haben, können Sie die Überprüfung
der Synchronisierungsquellen ausschalten. Schalten Sie die Überprüfung der Synchronisierungsquellen nur
aus, wenn die Synchronisierungsquellen an den Enden ihrer Wirkverbindung ausreichend synchron sind.
Der Parameter Überprüfe Synch.-quelle ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung = Nur externe Synchron. eingestellt ist.

HINWEIS

i Wenn Sie PPS elektrisch (Port G) als Synchronisierungsquelle benutzen, ist der Synchronisierungsstatus
(SmpSynch) fest auf global eingestellt.
Wenn Sie PPS optisch (USART) als Synchronisierungsquelle benutzen, können Sie mit dem Parameter
(_:107) Angenommen. SmpSynch den Synchronisierungsstatus auf (SmpSynch) lokal oder global
einstellen.
Für die mikrosekundengenaue Synchronisierung, z.B. beim Leitungsdifferentialschutz, stellen Sie den
Parameter (_:107) Angenommen. SmpSynch = global ein.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 163
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

3.6.5.8 Meldungen und Messwerte der klassischen Wirkschnittstelle


Zur Inbetriebnahme und Diagnose der Kommunikation stellt jede einzelne Wirkschnittstelle verschiedene
Meldungen zur Verfügung.

Meldung (_:5161:301) Status Schicht 1 und 2


Die Meldung (_:5161:301) Status Schicht 1 und 2 informiert Sie über den Verbindungsstatus.
Folgende Meldungen sind möglich:

Tabelle 3-13 Statusmeldungen Status Schicht 1 und 2

Meldung Beschreibung
initialisiert: Die Wirkschnittstelle ist nicht verbunden und befindet sich im Initial-
Zustand.
WS verbunden: Die Wirkschnittstelle ist mit der Wirkschnittstelle des Partnergerätes
verbunden.
WS Störung: Die Wirkschnittstelle hat für die im Parameter (_:5161:107) Störungs-
meldung nach eingestellte Zeit keine gültigen Telegramme mehr
erhalten.
WS Ausfall: Die Wirkschnittstelle hat für die im Parameter (_:5161:108) Ausfall-
meldung nach eingestellte Zeit keine gültigen Telegramme mehr
erhalten.
nicht vorhand.: Die Wirkschnittstelle ist keinem Kommunikationskanal zugewiesen.

Meldung (_:5161:302) Status Schicht 3 und 4


Die Meldung (_:5161:302) Status Schicht 3 und 4 informiert über Fehler beim Verbindungsaufbau.
Folgende Meldungen sind möglich:
Statusmeldung Beschreibung
kein Fehler: Beim Verbindungsaufbau ist kein Fehler aufgetreten.
SW-Ver.inkom.: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen inkompatibler Firmware-Versi-
onen der Geräte.
Aktualisieren Sie die Firmware.
Ger.adr. falsch: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen einer falschen oder falsch
eingestellten Geräteadresse des lokalen Gerätes oder des Partnergerätes.
Überprüfen Sie die Einstellungen für die Parameter Adresse von Gerät
1 bis Adresse von Gerät n (_:5131:102 und folgende).
Konst.para.fehl.: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen unterschiedlich eingestellter
Parameter.
Überprüfen Sie, ob der Parameter (_:5131:122) Kleinste auftret.
Bitrate in allen Geräten des Geräteverbundes gleich eingestellt ist.
Diff.Param.fehl.: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen unterschiedlich eingestellter
Parameter.
Die Einstellungen des Leitungsdifferentialschutzes der verbundenen Geräte
sind inkompatibel. Überprüfen Sie, ob in den Geräten mit oder ohne
Leitungsdifferentialschutz gearbeitet wird.
Der Nennstrom der Leitung (Parameter (_:9001:101) Nennstrom) muss
in allen Geräten gleich eingestellt sein.
Bei einem Transformator in der Leitung muss die (_:9001:103) Nenn-
scheinleistung in allen Geräten gleich eingestellt sein.
Weiterführende Informationen dazu siehe 6.2 Leitungsdifferentialschutz.

164 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Statusmeldung Beschreibung
Netzspiegelung Die Verbindung wird nicht aufgebaut. Die Wirkschnittstelle empfängt
eigene Daten.
Überprüfen Sie die Verdrahtung.
Ger.idx falsch Die Verbindung wird nicht aufgebaut, weil der Geräteindex des lokalen
Gerätes oder des Partnergerätes falsch ist.
Überprüfen Sie die Einstellung für den Parameter (_:5131:101)
Lokales Gerät ist Gerät.

Weiterhin sind folgende Ausgangssignale verfügbar:


Ausgangssignal Beschreibung
(_:5161:303) Verbindung Das Signal Verbindung unterbr. zeigt an, dass für eine parametrierte
unterbr. Zeit (Parameter (_:5161:107) Störungsmeldung nach) ununterbro-
chen fehlerhafte oder keine Telegramme empfangen wurden. Wenn die
Meldung Verbindung unterbr. ausgegeben wird, wird die betroffene
Wirkverbindung abgesteuert. Dadurch kann ein aktiver Leitungsdifferential-
schutz blockiert werden oder eine Ringtopologie in eine Kettentopologie
übergehen.
(_:5161:316) Fehler- Das Signal Fehlerrate/min übers. zeigt an, dass die eingestellte maxi-
rate/min übers. male Fehlerrate pro Minute (Parameter (_:5161:106) Max. Fehler-
rate/min) überschritten wurde.
Dadurch ist eine kurzzeitige Erhöhung der Auslösezeit und damit der Fehler-
klärungszeit bei den Schutzfunktionen möglich, die die Wirkschnittstelle
benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.
(_:5161:317) Fehler- Das Signal Fehlerrate/h übers. zeigt an, dass die eingestellte maxi-
rate/h übers. male Fehlerrate pro Stunde (Parameter (_:5161:105) Max. Fehler-
rate/h) überschritten wurde.
Dadurch ist eine kurzzeitige Erhöhung der Auslösezeit und damit der Fehler-
klärungszeit bei den Schutzfunktionen möglich, die die Wirkschnittstelle
benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.
(_:5161:318) Laufzeit Das Signal Laufzeit überschritten zeigt an, dass der Schwellwert für
überschritten die eingestellte Signallaufzeit (Parameter (_:5161:109) Signallauf-
zeitschwelle) überschritten wurde.
Erhöhte Laufzeiten wirken sich nur auf die Auslösezeit und damit auf
die Fehlerklärungszeit der Schutzfunktionen aus, die die Wirkschnittstelle
benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.
(_:5161:319) Laufzeiten Das Signal Laufzeiten unsymmetr. zeigt an, dass der Schwellwert
unsymmetr. für die Differenz der Signallaufzeiten in Sende- und Empfangsrichtung
(unsymmetrische Laufzeiten) überschritten wurde. Der Einstellwert ergibt
sich aus dem Einstellwert des Parameters (_:5161:110) Diff. Sende-
Empfangszeit.
Die Meldung ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron. eingestellt ist.
Wenn die Meldung Laufzeiten unsymmetr. auftritt, arbeitet die Funk-
tion Leitungsdifferentialschutz nicht mehr ordnungsgemäß und wird
unwirksam.
(_:5161:320) Laufzeit- Das Signal Laufzeitsprung erkannt zeigt an, dass sich die Signallauf-
sprung erkannt zeiten der Daten sprunghaft verändert haben. Grund dafür ist eine Umschal-
tung des Kommunikationspfades im Kommunikationsnetz.
Die Meldung ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron. eingestellt ist.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 165
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Ausgangssignal Beschreibung
(_:5161:321) WS Das Signal WS synchronisiert zeigt an, dass die mikrosekundengenaue
synchronisiert Synchronisierung der zwischen dem lokalen Gerät und dem Partnergerät
übertragenen Messwerte korrekt arbeitet.
Die Meldung ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron. eingestellt ist.
(_:5161:340) Telegramm- Das Signal Telegrammausfall zeigt an, dass ein erwartetes Telegramm
ausfall ausgefallen ist oder ein fehlerhaftes Telegramm empfangen wurde. Gründe
dafür können z.B. Schalthandlungen in der Primäranlage oder Handlungen
an den Komponenten des Kommunikationsnetzes sein.
Wenn Sie Kommunikationsausfälle oder -störungen zeitlich zu anderen
Ereignissen zuordnen wollen, rangieren Sie das Signal Telegrammaus-
fall vorübergehend in den Betriebsmeldepuffer.
Hinweis: Wenn Sie das Signal dauerhaft rangieren, kann der Betriebsmelde-
puffer überlaufen. Siemens empfiehlt die Rangierung des Signals nur zur
Klärung von Problemen.
(_:5161:343) Partner Die Meldung zeigt die Adresse des Partnergerätes an. Ein Wert von 0
bedeutet, dass keine Partneradresse vorhanden ist.
(_:5161:323) PPS: Lauf- Diese Meldung ist nur sichtbar, wenn Sie mit einem Synchronimpuls
zeit unsym. arbeiten. Die Meldung zeigt an, dass die Differenz der Signallaufzeiten
zwischen Sende- und Empfangsweg größer ist als der eingestellte Wert
beim Parameter (_:5161:110) Diff. Sende-Empfangszeit.
Hinweis: Die Funktion Leitungsdifferentialschutz bleibt wirksam.
(_:5161:324) WS mit PPS Diese Meldung ist nur sichtbar, wenn Sie mit einem Synchronimpuls
synchr. arbeiten. Die Meldung wird nur erzeugt, wenn Sie parallel zur Synchroni-
sierung mit dem Synchronimpuls auch mit der Synchronisierung über Tele-
grammmessung arbeiten. Wenn beide Synchronisierungsmethoden korrekt
arbeiten, wird die Meldung WS mit PPS synchr. = KOMMEND erzeugt.

Messwerte der Wirkschnittstelle


Die Wirkschnittstelle stellt folgende Messwerte zur Diagnose der Wirkschnittstellen-Kommunikation zur Verfü-
gung:
Messwert Beschreibung
(_:5161:308) Tx Tel/h Gesendete Telegramme in der letzten Stunde
(_:5161:309) Rx Tel/h Empfangene Telegramme in der letzten Stunde
(_:5161:310) Tx Tel/min Gesendete Telegramme in der letzten Minute
(_:5161:311) Rx Tel/min Empfangene Telegramme in der letzten Minute
(_:5161:312) Tx Fehl/h Sendefehlerrate in der letzten Stunde
(_:5161:313) Rx Fehl/h Empfangsfehlerrate in der letzten Stunde
(_:5161:314) Tx Sendefehlerrate in der letzten Minute
Fehl/min
(_:5161:315) Rx Empfangsfehlerrate in der letzten Minute
Fehl/min
(_:5161:325) Mittl. Δt Mittlere Signallaufzeit (Mittelwert aus Signallaufzeit für Sende- und
Empfangsweg geteilt durch 2, ohne externe Synchronisierung)
(_:5161:326) Empf Δt Signallaufzeit für Empfangsweg (mit externer Synchronisierung)
(_:5161:327) Sen. Δt Signallaufzeit für Sendeweg (mit externer Synchronisierung)
(_:5161:334) Anzahl Telegrammausfälle innerhalb der letzten Minute
Fehl.Tel/min
(_:5161:335) Fehl.Tel/h Anzahl Telegrammausfälle innerhalb der letzten Stunde
(_:5161:336) Fehl.Tel/d Anzahl Telegrammausfälle innerhalb des letzten Tages
(_:5161:337) Fehl.Tel/w Anzahl Telegrammausfälle innerhalb der letzten Woche

166 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Messwert Beschreibung
(_:5161:338) l.Ausfall Längster Telegrammausfall innerhalb des letzten Tages
d
(_:5161:339) l.Ausfall Längster Telegrammausfall innerhalb der letzten Woche
w
(_:5161:331) Empf. Empfang eines Telegramms (0 = kein Empfang, 1 = Empfang)
Mit dieser Meldung können Sie den Telegrammverkehr im Störschrieb
sichtbar machen.

HINWEIS

i Sie können die Messwerte der Wirkschnittstelle direkt im Gerät zurücksetzen. Gehen Sie wie folgt vor:
Gerätefunktionen > x Geräte Wirkkom. > Wirkschnitts. y > Messwerte rücksetzen.

Meldungen der externen Synchronisierung


Die folgenden Meldungen sind nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:117) Externe Synchroni-
sierung = PPS elektrisch(Port G) eingestellt ist.

• (_:9181:501) >PPS-Puls ausgefallen


• (_:9181:301) PPS-Puls ausgefallen
• (_:9181:302) PPS Puls
• (_:9181:303) PPS-Puls Signal OK
Die folgenden Meldungen sind nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:117) Externe Synchroni-
sierung =IEEE 1588 eingestellt ist.

• (_:304) Synchron. ausgefallen


• (_:305) Synchron. OK
• (_:306) Synchron. Puls
Meldung Beschreibung
(_:9181:500) >Blockie- Diese Meldung zeigt die Blockierung der externen Synchronisierung über
rung Stufe einen Binäreingang an. Über diese Binäreingangsmeldung kann die externe
Synchronisierung inaktiv geschaltet werden.
(_:9181:501) >PPS-Puls Mit Hilfe des Binäreingangs (_:9181:501) >PPS-Puls ausgefallen
ausgefallen kann eine extern erkannte Störung des PPS-Synchronimpulses, z.B. eine
Fehlermeldung des Satellitenempfängers, gemeldet werden. Das Setzen
dieses Binäreingangs führt auch zur Meldung (_:9181:301) PPS-Puls
ausgefallen. Die externe Synchronisierung erkennt damit sofort, dass
ein Problem mit dem angeschlossenen Synchronimpuls vorliegt. Ansonsten
wird das Problem erst nach ca. 2,1 s – nach dem Test auf Ausfall des
Synchronimpulses – bemerkt.
(_:9181:301) PPS-Puls Die Meldung zeigt an, dass die Synchronisierung ausgefallen ist. Folgende
ausgefallen Gründe sind möglich:

• Die Eingangsmeldung (_:9181:501) >PPS-Puls ausgefallen


ist aufgetreten.
• Der Synchronimpuls ist ausgefallen.
• Die Qualität des Synchronimpulses ist unzureichend.
• Es gibt ein anderes Problem mit der Synchronisierungsquelle.
Wenn innerhalb von 2,1 s kein PPS-Synchronimpuls mehr eingetroffen ist,
spricht die Überwachung der Zeitüberschreitung an. Wenn nach Ablauf der
Überwachungszeit kein neuer Sekundenimpuls eintritt, wird die Meldung
(_:9181:301) PPS-Puls ausgefallen abgesetzt (siehe Bild 3-78).

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Meldung Beschreibung
(_:9181:302) PPS Puls Diese Meldung zeigt den Synchronimpuls direkt an. In der Regel wird
ein Impuls pro Sekunde erzeugt. Diese Meldung eignet sich gut, um den
Synchronimpuls sichtbar zu machen.
(_:9181:303) PPS-Puls Diese Meldung zeigt an, dass die Synchronisierung ordnungsgemäß
Signal OK arbeitet.
(_:9181:304) Synchron. Die Synchronisierung ist ausgefallen. Ein Problem mit der Synchronisie-
ausgefallen rungsquelle kann die Ursache sein.
(_:9181:305) Synchron. Die Synchronisierung arbeitet ordnungsgemäß.
OK
(_:9181:306) Synchron. Mit dieser Meldung können Sie den virtuellen Synchronimpuls sichtbar
Puls machen. In der Regel wird ein Impuls pro Sekunde erzeugt.
(_:9181:307) Synchron. Wenn die eingestellte Synchronisierungsquelle im Synchronisierungsstatus
ungenau (SmpSynch) global arbeitet und die Uhrzeit der Synchronisierungsquelle
mehr als 0,5 ms von der globalen Uhrzeit abweicht, wird die Meldung
Synchron. ungenau erzeugt und der Leitungsdifferentialschutz wird
unwirksam.
Die Meldung Synchron. ungenau ist nur sichtbar, wenn der Parameter
Externe Synchronisierung = IEEE 1588 eingestellt ist.

[lo_pps_syn, 2, de_DE]

Bild 3-78 Logik zur Erzeugung der Meldung PPS-Puls ausgefallen

3.6.5.9 Konfigurieren von Ferndaten


Zwischen den Geräten eines Geräteverbundes wird eine Datenleiste ausgetauscht, die von den Geräten
beschrieben oder gelesen werden kann. Diese kann zum Austausch von verschiedenen Signalen zwischen
den Geräten genutzt werden. Jedes Signal nimmt dabei eine bestimmte Anzahl an Datenfeldern in Anspruch.

[dw_data, 1, de_DE]

Bild 3-79 Datenleiste, die zwischen den Geräten ausgetauscht wird

Die Datenleiste ist in 3 Prioritäten eingeteilt, die sich durch Übertragungsrate und Datenvolumen unter-
scheiden.

168 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Für alle Signale, die versendet werden sollen, gilt das Grundprinzip, dass nur die reinen Dateninhalte über-
tragen werden. Die Qualität (z.B. Valid) wird nicht automatisch mit übertragen. Wenn Sie die Qualität mit
übertragen wollen (z.B. zum Weiterverarbeiten von GOOSE-Nachrichten), dann muss die Qualität (z.B. mit
Hilfe von CFC) separat übertragen werden. Wenn ein Signal übertragen wird, das ein Test-Flag hat (etwa,
indem ihre Funktion im Testmodus ist), dann werden auf Empfangsseite alle Signale mit einem Test-Flag
versehen. Wenn die Verbindung unterbrochen wird, dann werden alle empfangenen Signale mit Qualität
Invalid gekennzeichnet. Zusätzlich dazu wird nach einer einstellbaren Rückfallzeit der Wert auf Wunsch auf
einen vordefinierten Zustand gesetzt oder der letzte empfangene Wert beibehalten (Einstellung Halten). Dies
kann für jedes empfangene Signal separat konfiguriert werden (siehe Tabelle 3-17).

HINWEIS

i Bei Signalen vom Typ ACT werden nur die Phaseninformationen übertragen.

Signale, die in Datenfeldern der Priorität 1 übertragen werden, werden mit jedem Telegramm geschickt.
Sie kommen bevorzugt für die Übertragung von schnellen Schutzsignalen in Frage, z.B. einer Auslösung zur
Schaltermitnahme. Dort ist eine streng deterministische, schnelle Übertragung gefordert.
Signale der Priorität 2 werden mindestens mit jedem 2. Telegramm übertragen. Bei Bit-Raten >256 kBit/s gibt
es keine Unterschiede zwischen Priorität 1 und Priorität 2.
Signale der Priorität 3 werden mindestens alle 100 ms übertragen. Diese Priorität dient zum Übertragen von
Mess- und Zählwerten. Komplexe Größen müssen als Real- und Imaginärteil getrennt zur Übertragung rangiert
werden. Die Messwertschwellen, die zu einer Aktualisierung eines Messwerts führen, werden als Eigenschaft
des Messwerts zentral eingestellt. Diese Messwertschwellen gelten mit der entsprechenden Berichterstattung,
z.B. auch für die Übertragung über IEC 61850 hin zu einer Stationsleittechnik.
Signale, die auf ein Datenfach x unter einer Priorität auf die Datenleiste geschrieben werden, müssen im
Gerät, das diese Information liest, auf eine Meldung desselben Typs rangiert werden. Andernfalls kommt es zu
einer fehlerhaften Verarbeitung auf Empfangsseite. Die Datenleiste ist bit-orientiert organisiert. Den Bedarf an
Bit je Signaltyp können Sie Tabelle 3-16 entnehmen.
Tabelle 3-14 und Tabelle 3-15 zeigen die Anzahl der Datenfächer in der Datenleiste in Abhängigkeit der
verfügbaren Baud-Rate.

HINWEIS

i Sie müssen den Parameter (_:5131:122) Kleinste auftret. Bitrate in jedem Gerät für die
Wirkschnittstellen eines Geräteverbundes einstellen. Damit legen Sie die Zahl der Datenfächer fest.

Wenn zum Beispiel in einem Geräteverbund mit 3 Geräten in Kettentopologie des Typs 2 zwei Geräte mit
direktem LWL und 2 Geräte mit einer Bitrate von 64 kBit/s verbunden sind, so ist die 64 kBit/s-Strecke der
limitierende Faktor für den gesamten Geräteverbund.

Tabelle 3-14 Verfügbare Bits - Minimale Konstellations-Baud-Rate 64/128 kBit/s

Priorität 1 Priorität 2 Priorität 3


Typ 1 8 Bit 24 Bit 128 Bit
Typ 2 32 Bit 64 Bit 256 Bit

Tabelle 3-15 Verfügbare Bits - Minimale Konstellations-Baud-Rate 512/2048 kBit/s

Priorität 1 Priorität 2 Priorität 3


Typ 1 48 Bit 128 Bit 384 Bit
Typ 2 96 Bit 200 Bit 1024 Bit

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Tabelle 3-16 Bedarf in Bits

Signaltyp Größe in Bits


SP (Einzelmeldung) 1 Bit
DP (Doppelmeldung) 2 Bit
IN (Zählwerte) 32 Bit
MW (Messwerte)11 32 Bit
ACT 4 Bit

Tabelle 3-17 Mögliche Rückfallwerte

Signaltyp Rückfallwerte
SP (Einzelmeldung) Gehend, Kommend, Halten
DP (Doppelmeldung) Ein, Aus, Zwischenstellung, Störstellung, Halten
IN (Zählwerte) 0, Halten
MW (Messwerte) 0, Halten
ACT Halten

HINWEIS

i Wenn die Wirkverbindung ausfällt, können diese Werte empfangsseitig gesetzt werden.

BEISPIEL
2 Geräte mit Leitungsdifferentialschutz werden über einen 64 kBit-Kanal verbunden. Dies ist eine Wirkkommu-
nikation vom Typ 1. Für Priorität 1 stehen 8 Bit zur freien Verfügung. Jetzt können z.B. 4 SPS und 2 DPS
rangiert werden:
4 x 1 Bit + 2 x 2 Bit = 8 Bit

HINWEIS

i Messwerte werden als Primärwerte übertragen.

BEISPIEL

Für die Anzeige des Nennstromes im empfangenden Gerät


Bei Inenn = 1000 A im sendenden Gerät und bei ILast = 200 A wird im empfangenden Gerät die Zahl 200
angezeigt.

Konfiguration von Ferndaten in DIGSI 5


Um Ferndaten zu konfigurieren, navigieren Sie in DIGSI 5 über die Projektnavigation zur Kommunikationszu-
ordnung.

11 Die komplexen Zeiger einer Messstelle sind vorrangiert

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3.6 Wirkkommunikation

[sc_comm_select, 1, de_DE]

Bild 3-80 Kommunikationszuordnung in DIGSI 5

Bild 3-81 bis Bild 3-85 zeigen die Rangierung für eine Wirkkommunikation des Typs 1.
Zum Versenden von Signalen an andere Geräte müssen diese Signale in der Kommunikationsmatrix unter
Übertragen rangiert werden. Die Binäreingänge 1 und 2 sind Einzelmeldungen (SPS) und werden auf Bit-
Position 1 und Bit-Position 2 der Übertragung mit der höchsten Priorität (Priorität 1) rangiert. Für 64 kBit/s
stehen bei der Wirkkommunikation des Typs 1 z.B. nur 8 dieser Datenfächer zur Verfügung, die mit jedem
Telegramm zwischen den Geräten ausgetauscht werden. Die Signale 3 und 4 sind Doppelmeldungen (DPS),
z.B. eine Schalterstellung, die vom Gerät 1 übermittelt wird. Eine Doppelmeldung belegt 2 Bit-Positionen auf
der Datenleiste. Außerdem werden ein Mess- und Zählwert mit der Priorität 3 übertragen.
Da ein Mess- oder Zählwert 32 Bits benötigt, startet der Wert 2 an Bit-Position 33. DIGSI 5 zeigt die nächste
freie Bit-Position an.

[sc_ran_sps, 1, de_DE]

Bild 3-81 Rangierung von Einzelmeldungen auf die Wirkkommunikation in Gerät 1

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3.6 Wirkkommunikation

[sc_rang_mw, 1, de_DE]

Bild 3-82 Rangierung von Messwerten auf die Wirkkommunikation in Gerät 1

[sc_rang_zw, 1, de_DE]

Bild 3-83 Rangierung von Zählwerten auf die Wirkkommunikation in Gerät 1

Gerät 1 empfängt auch Signale (in der Kommunikationszuordnung unter Empfangen, siehe nächstes Bild).
Diese Signale müssen bei den anderen Geräten unter Übertragen rangiert worden sein. Die Binärausgänge 1
und 2 in Gerät 1 erhalten ihre Information über die Wirkkommunikation. Dies sind Informationen der Priorität
1, die in einem anderen Gerät auf Position 3 und 4 der Datenleiste zum Übertragen rangiert worden sind.
Unter der Spalte Fallback-Wert wird der sichere Zustand vordefiniert. D.h. bei Ausfall der Wirkverbindung wird
als Fallback-Wert die Einzelmeldung auf kommend oder gehend zurückgesetzt oder ihr Wert bleibt erhalten
(Halten). Für die Signale der verschiedenen Prioritäten können Sie auch eine Rückfallzeit einstellen (siehe
folgendes Bild), nach der das Rücksetzen auf den Fallback-Wert erfolgt, um bei kurzen Unterbrechungen den
ursprünglichen Zustand noch kurze Zeit beizubehalten. Diese 3 Rückfallzeiten gelten jeweils für alle Signale
einer Übertragungspriorität und werden als Parameter eingestellt.

172 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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3.6 Wirkkommunikation

[sc_remotedata, 2, de_DE]

Bild 3-84 Parametrierung der Rückfallzeit für Signale der verschiedenen Prioritäten

[sc_spsemp, 1, de_DE]

Bild 3-85 Rangierung von Einzelmeldungen (Empfangen) auf die Wirkkommunikation in Gerät 1

Das folgende Bild zeigt die Rangierung im 2. Gerät. Dort werden die Binäreingänge 1 und 2 mit Priorität 1 auf
Bit-Position 3 und 4 rangiert. Im Gerät 1 sind Bit-Position 1 und 2 schon belegt worden (siehe Bild 3-81). Wenn
Sie die Signale auch auf Bit-Position 1 und 2 rangieren, dann werden die Signale der beiden Geräte auf der
entsprechenden Bit-Position logisch ODER verknüpft. Wenn Mess- oder Zählwerte in dieselben Datenfächer
rangiert werden, entstehen für die Empfänger unplausible Werte. Sie sind als Benutzer daher für die korrekte
Zuordnung verantwortlich.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 173
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[sc_baspsr, 1, de_DE]

Bild 3-86 Rangierung von zu sendenden Einzelmeldungen auf die Wirkkommunikation in Gerät 2

Mit den Binärausgängen 1 und 2 (Empfangen) im 2. Gerät sind die Signale 1 und 2 der Priorität 1 des 1.
Gerätes verknüpft. Dies erfolgt über die Datenfächer an Position 1 und 2 der Datenleiste, die den Zustand
der Signale übertragen. Auch andere Geräte können diese Informationen lesen und diese mit ihren internen
Signalen logisch verknüpfen. Auch hier wird wiederum der sichere Zustand eingegeben, der bei Unterbre-
chung der Wirkverbindung eingenommen wird. Dieser Zustand hängt von der Information ab. Bei Einzelmel-
dungen sind die Zustände 0 oder 1 sinnvoll. Bei Doppelmeldungen sind die Bit-Kombinationen 00, 01, 10 oder
11 möglich, um z.B. direkt eine Störstellung bei Ausfall der Wirkverbindung zu melden.
Mit Halten wird der Zustand vor dem Ausfall der Wirkverbindung beibehalten.

[sc_bausps, 1, de_DE]

Bild 3-87 Rangierung von empfangenen Einzelmeldungen auf die Wirkkommunikation in Gerät 2

[sc_bausmw, 1, de_DE]

Bild 3-88 Rangierung von empfangenen Messwerten auf die Wirkkommunikation in Gerät 2

174 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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3.6 Wirkkommunikation

[sc_bauszw, 1, de_DE]

Bild 3-89 Rangierung von Zählwerten auf die Wirkkommunikation in Gerät 2

3.6.5.10 Konstellationsmesswerte für Typ 1 und Typ 2

HINWEIS

i Die Konstellationsmesswerte sind nur für die FG Leitung verfügbar.

Jedes Gerät im Geräteverbund ermittelt von Siemens vordefinierte Messwerte, sogenannte Konstellations-
messwerte. Sie finden die Konstellationsmesswerte in der DIGSI 5-Informationsrangierung unter der FG n
Geräte Wirkkom. > Konstell.messwerte. Für jedes Gerät werden folgende Messwerte und Meldungen ausge-
geben:
Messwert Bedeutung
(_:1351:6811:302) Uph Dieser Messwert gibt die mit allen Geräten des Geräteverbundes synchron-
isierte Spannung der 3 Phasen aus. Pro Phase werden Betrag und Winkel
ausgegeben.
(_:1351:6811:303) Iph Dieser Messwert gibt den mit allen Geräten des Geräteverbundes synchron-
isierten Strom der 3 Phasen aus. Pro Phase werden Betrag und Winkel
ausgegeben.
(_:1351:6811:300) Ger.adr. Diese Meldung zeigt die Geräteadresse an. Damit können Sie die Messwerte
und den LS-Zustand besser zuordnen.
(_:1351:6811:301) LS Diese Meldung zeigt den Zustand des lokalen Leistungsschalters an und
kann folgende Werte annehmen:

• 0:
Der Schaltzustand des lokalen Leistungsschalters ist unbekannt.
• 1
Der lokale Leistungsschalter ist offen.
• 2
Der lokale Leistungsschalter ist geschlossen.

Die Konstellationsmesswerte haben folgenden Eigenschaften:

• Sie sind in den Geräten eines Geräteverbundes zeitlich synchronisiert.

• Sie werden über die Wirkschnittstellen ausgetauscht.

• Sie sind an jedem Gerät des Geräteverbundes verfügbar.


Mit DIGSI 5 können Sie sich die Konstellationsmesswerte anzeigen lassen.
Im Gerät werden Strom- und Spannungsmesswerte in Betrag und Phase prozentual dargestellt. Dabei entspre-
chen 100 % dem Nennstrom oder der Nennspannung der Leitung (siehe Bild 3-90). Diese Messwerte werden
alle 2 s von den Geräten aufgezeichnet und dann an die jeweils anderen Geräte versendet. Dabei sind die
Strom- und Spannungswerte der verschiedenen Geräte zeitsynchron zueinander.
Bei der Darstellung der Konstellationsmesswerte wird das lokale Gerät bevorzugt. Das mit DIGSI 5 direkt
verbundene Gerät, ist das lokale Gerät.

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Die Referenz der Winkelangaben hängt vom verwendeten Typ der FG Wirkkommunikation ab:

• Wirkkommunikation Typ 1:
– Die Winkelangaben der Spannungen zeigen die Winkeldifferenz zwischen der lokalen und der
entfernten Spannung. Die lokale Spannung dient als Referenz mit einem Winkel von 0°.
– Die Winkelangaben der Ströme zeigen die Winkeldifferenz zwischen dem lokalen und dem
entfernten Strom. Der lokale Strom dient als Referenz mit einem Winkel von 0°.

• Wirkkommunikation Typ 2:
Die Winkel der Leiter-Erde-Spannungen und Leiterströme beziehen sich auf die Spannung UL1 des
entfernten Gerätes.
Sie finden diese Messwerte im Gerät unter folgender DIGSI-Maske:

[sc_const mv, 2, de_DE]

Bild 3-90 Beispiel für Konstellationsmesswerte mit Phasen

3.6.5.11 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Geräteverbund
_:5131:102 Geräteverbund:Adresse 1 bis 65534 101
von Gerät 1
_:5131:103 Geräteverbund:Adresse 1 bis 65534 102
von Gerät 2
_:5131:104 Geräteverbund:Adresse 1 bis 65534 103
von Gerät 3
_:5131:105 Geräteverbund:Adresse 1 bis 65534 104
von Gerät 4
_:5131:106 Geräteverbund:Adresse 1 bis 65534 105
von Gerät 5
_:5131:107 Geräteverbund:Adresse 1 bis 65534 106
von Gerät 6

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3.6 Wirkkommunikation

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5131:101 Geräteverbund:Lokales 1 bis 6 1
Gerät ist Gerät
_:5131:122 Geräteverbund:Kleinste • 64 kBit/s 64 kBit/s
auftret. Bitrate
• 128 kBit/s
• 512 kBit/s
• 2048 kBit/s
_:5131:125 Geräteverbund:Anzahl 2 bis 6 6
der Geräte
_:5131:126 Geräteverbund:Verbin- • SIPROTEC 5 SIPROTEC 5
dungsmodus
• SIPROTEC 4 7SD610
• SIPROTEC 4 7SD5
• SIPROTEC 4 7SA5/6
_:5131:127 Geräteverbund:Geräte- • nein ja
verb. ist Zeitquelle
• ja
Wirkschnitts.1
_:5161:1 Wirkschnitts.1:Modus • aus ein
• ein
_:5161:105 Wirkschnitts.1:Max. 0,000 % bis 100,000 % 1,000 %
Fehlerrate/h
_:5161:106 Wirkschnitts.1:Max. 0,000 % bis 100,000 % 1,000 %
Fehlerrate/min
_:5161:107 Wirkschnitts.1:Störungs- 0,05 s bis 2,00 s 0,10 s
meldung nach
_:5161:108 Wirkschnitts.1:Ausfall- 0,0 s bis 6,0 s 6,0 s
meldung nach
_:5161:109 Wirkschnitts.1:Signal- 0,1 ms bis 30,0 ms 30,0 ms
laufzeitschwelle
_:5161:110 Wirkschnitts.1:Diff. 0,000 ms bis 3,000 ms 0,100 ms
Sende-Empfangszeit
_:5161:113 Wirkschnitts.1:Synchro- • Externe Synchron. aus Externe
nisierung Synchron. aus
• Teleg. und ext. Synchr.
• Teleg. oder ext. Synchr.
• Nur externe Synchron.
_:5161:117 Wirkschnitts.1:Externe • PPS elektrisch(Port G) PPS elek-
Synchronisierung trisch(Port G)
• IEEE 1588

3.6.5.12 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Geräteverbund
_:5131:52 Geräteverbund:Zustand ENS O
_:5131:53 Geräteverbund:Bereitschaft ENS O
_:5131:301 Geräteverbund:Status Toplogieerk. ENS O
_:5131:302 Geräteverbund:Topologie ist ENS O
_:5131:303 Geräteverbund:Geräte bilden eine ENS O
_:5131:304 Geräteverbund:Anzahl erkannt. Geräte INS O
_:5131:305 Geräteverbund:Fkt. Abmeld. Gerät 1 SPS O

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5131:306 Geräteverbund:Fkt. Abmeld. Gerät 2 SPS O
_:5131:307 Geräteverbund:Fkt. Abmeld. Gerät 3 SPS O
_:5131:309 Geräteverbund:Fkt. Abmeld. Gerät 4 SPS O
_:5131:310 Geräteverbund:Fkt. Abmeld. Gerät 5 SPS O
_:5131:311 Geräteverbund:Fkt. Abmeld. Gerät 6 SPS O
_:5131:312 Geräteverbund:Gerät 1 vorhanden SPS O
_:5131:313 Geräteverbund:Gerät 2 vorhanden SPS O
_:5131:314 Geräteverbund:Gerät 3 vorhanden SPS O
_:5131:315 Geräteverbund:Gerät 4 vorhanden SPS O
_:5131:316 Geräteverbund:Gerät 5 vorhanden SPS O
_:5131:317 Geräteverbund:Gerät 6 vorhanden SPS O
Wirkschnitts.1
_:5161:81 Wirkschnitts.1:>Blockierung Stufe SPS I
_:5161:500 Wirkschnitts.1:>Sync-Reset SPS I
_:5161:341 Wirkschnitts.1:Synchron. rücksetzen SPC C
_:5161:342 Wirkschnitts.1:Messwerte rücksetzen SPC C
_:5161:52 Wirkschnitts.1:Zustand ENS O
_:5161:53 Wirkschnitts.1:Bereitschaft ENS O
_:5161:301 Wirkschnitts.1:Status Schicht 1 und 2 ENS O
_:5161:302 Wirkschnitts.1:Status Schicht 3 und 4 ENS O
_:5161:303 Wirkschnitts.1:Verbindung unterbr. SPS O
_:5161:316 Wirkschnitts.1:Fehlerrate/min übers. SPS O
_:5161:317 Wirkschnitts.1:Fehlerrate/h übers. SPS O
_:5161:318 Wirkschnitts.1:Laufzeit überschritten SPS O
_:5161:319 Wirkschnitts.1:Laufzeiten unsymmetr. SPS O
_:5161:320 Wirkschnitts.1:Laufzeitsprung erkannt SPS O
_:5161:321 Wirkschnitts.1:WS synchronisiert SPS O
_:5161:340 Wirkschnitts.1:Telegrammausfall SPS O
_:5161:308 Wirkschnitts.1:Tx Tel/h MV O
_:5161:309 Wirkschnitts.1:Rx Tel/h MV O
_:5161:310 Wirkschnitts.1:Tx Tel/min MV O
_:5161:311 Wirkschnitts.1:Rx Tel/min MV O
_:5161:312 Wirkschnitts.1:Tx Fehl/h MV O
_:5161:313 Wirkschnitts.1:Rx Fehl/h MV O
_:5161:314 Wirkschnitts.1:Tx Fehl/min MV O
_:5161:315 Wirkschnitts.1:Rx Fehl/min MV O
_:5161:334 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/min MV O
_:5161:335 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/h MV O
_:5161:336 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/d MV O
_:5161:337 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/w MV O
_:5161:338 Wirkschnitts.1:l.Ausfall d MV O
_:5161:339 Wirkschnitts.1:l.Ausfall w MV O
_:5161:331 Wirkschnitts.1:Empf. MV O
_:5161:323 Wirkschnitts.1:PPS: Laufzeit unsym. SPS O
_:5161:324 Wirkschnitts.1:WS mit PPS synchr. SPS O
_:5161:325 Wirkschnitts.1:Mittl. Δt MV O

178 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5161:326 Wirkschnitts.1:Empf Δt MV O
_:5161:327 Wirkschnitts.1:Sen. Δt MV O
Ext. Synchron.
_:9181:500 Ext. Synchron.:>Blockierung Stufe SPS I
_:9181:501 Ext. Synchron.:>PPS-Puls ausgefallen SPS I
_:9181:52 Ext. Synchron.:Zustand ENS O
_:9181:54 Ext. Synchron.:Nicht wirksam SPS O
_:9181:53 Ext. Synchron.:Bereitschaft ENS O
_:9181:301 Ext. Synchron.:PPS-Puls ausgefallen SPS O
_:9181:303 Ext. Synchron.:PPS-Puls Signal OK SPS O
_:9181:302 Ext. Synchron.:PPS Puls SPS O
_:9181:304 Ext. Synchron.:Synchron. ausgefallen SPS O
_:9181:305 Ext. Synchron.:Synchron. OK SPS O
_:9181:306 Ext. Synchron.:Synchron. Puls SPS O
Messw. Gerät 1
_:1351:6811:300 Messw. Gerät 1:Ger.adr. INS O
_:1351:6811:301 Messw. Gerät 1:LS ENS O
_:1351:6811:302 Messw. Gerät 1:Uph WYE O
_:1351:6811:303 Messw. Gerät 1:Iph WYE O
Messw. Gerät 2
_:1351:6841:300 Messw. Gerät 2:Ger.adr. INS O
_:1351:6841:301 Messw. Gerät 2:LS ENS O
_:1351:6841:302 Messw. Gerät 2:Uph WYE O
_:1351:6841:303 Messw. Gerät 2:Iph WYE O
Messw. Gerät 3
_:1351:6871:300 Messw. Gerät 3:Ger.adr. INS O
_:1351:6871:301 Messw. Gerät 3:LS ENS O
_:1351:6871:302 Messw. Gerät 3:Uph WYE O
_:1351:6871:303 Messw. Gerät 3:Iph WYE O
Messw. Gerät 4
_:1351:6901:300 Messw. Gerät 4:Ger.adr. INS O
_:1351:6901:301 Messw. Gerät 4:LS ENS O
_:1351:6901:302 Messw. Gerät 4:Uph WYE O
_:1351:6901:303 Messw. Gerät 4:Iph WYE O
Messw. Gerät 5
_:1351:6931:300 Messw. Gerät 5:Ger.adr. INS O
_:1351:6931:301 Messw. Gerät 5:LS ENS O
_:1351:6931:302 Messw. Gerät 5:Uph WYE O
_:1351:6931:303 Messw. Gerät 5:Iph WYE O
Messw. Gerät 6
_:1351:6961:300 Messw. Gerät 6:Ger.adr. INS O
_:1351:6961:301 Messw. Gerät 6:LS ENS O
_:1351:6961:302 Messw. Gerät 6:Uph WYE O
_:1351:6961:303 Messw. Gerät 6:Iph WYE O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 179
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

3.6.6 Erweiterte Wirkkommunikation

3.6.6.1 Übersicht
Die erweiterte Wirkkommunikation beinhaltet alle Funktionalitäten der klassischen Wirkkommunikation. Die
Sicht auf Parameter und Meldungen ist in DIGSI 5 anders strukturiert. Zusätzlich unterstützt die erweiterte
Wirkkommunikation das IP-basierte Kommunikationsprotokoll.
Die Geräteanzahl im Geräteverbund können Sie auf einfache Weise verändern. Weitere Unterschiede bestehen
in der Unterstützung von externen Synchronisationsquellen und einem Tausch von phasenselektiven Informa-
tionen beim Senden und Empfangen.
In der DIGSI 5-Bibliothek finden Sie im Ordner Erweiterte Wirkkommunikation die verfügbaren Funktions-
gruppen für die erweiterte Wirkkommunikation. Folgende Funktionsgruppen-Typen sind instanziierbar:

• FG Wirkkommunikation Typ 1 (Leitungsdiffschutz)

• FG Wirkkommunikation Typ 2
Für Konfigurationen mit Leitungsdifferentialschutz instanziieren Sie die FG Wirkkommunikation Typ 1
(Leitungsdiffschutz). In allen anderen Fällen instanziieren Sie die FG Wirkkommunikation Typ 2.

3.6.6.2 Erweiterte Wirkkommunikation im Gesamtsystem


Die Erweiterte Wirkkommunikation ordnet sich wie folgt in das Gesamtsystem ein:

[dw_advanced_protcom_compl_system, 2, de_DE]

Bild 3-91 Erweiterte Wirkkommunikation im Gesamtsystem

(1) Für die FG Leitung und die FG Spannung/Strom 3-phasig gilt: Sie müssen die Verbindung
zwischen der Schutz-FG und der FG Wirkkommunikation in DIGSI 5 rangieren.
(2) Sie müssen der Wirkschnittstelle einen Kanal zuordnen, siehe Parameter: WS-Zuordnung,
Seite 186.

180 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

3.6.6.3 Struktur der FG Wirkkommunikation


Die instanziierte FG Wirkkommunikation beinhaltet die FBs für eine Wirkschnittstelle und für den Gerätever-
bund. Wenn Sie eine 2. Wirkschnittstelle benötigen, fügen Sie eine weitere Instanz hinzu.
Die FG Wirkkommunikation beinhaltet folgende Funktionalitäten und Funktionsblöcke (FB):

• FB Geräteverbund

• FB für die Wirkschnittstelle


Zusätzlich sind folgende FBs instanziierbar:

• Eine 2. Wirkschnittstelle
Sie finden die 2. Wirkschnittstelle in der DIGSI-Bibliothek unter Erweiterte Wirkkommunikation >
Zweite Wirkschnittstelle.

• 1 oder 2 FBs für die Externe Synchronisierung von übertragenen Messwerten durch einen externen
Synchronimpuls (1-Sekunden-Impuls, PPS) oder über das Synchronisierungsprotokoll IEEE 1588
Sie finden den FB Externe Synchronisierung in der DIGSI-Bibliothek unter Erweiterte Wirkkommunika-
tion > Synchronisierung.

• Der FB Ferndaten wird automatisch instanziiert, sobald Sie Ferndaten konfigurieren.

• Der FB Phasentausch

[dw_structure_FG_protcom_advanced, 2, de_DE]

Bild 3-92 Struktur der FG Erweiterte Wirkkommunikation

Geräteverbund
Die Funktion Geräteverbund verwaltet die Geräte, die über die Wirkkommunikation Daten austauschen.
Im Geräteverbund sind folgende FBs vorkonfiguriert:

• FB Allgemein

• FBs für jedes Gerät im Geräteverbund


Im Geräteverbund stellen Sie allgemeine Parameter für die Wirkkommunikation und die Geräteadressen ein.
Die Funktion Geräteverbund gibt folgende Meldungen aus:

• Allgemeine Meldungen wie:


– Geräteanzahl
– Art und Status der Gerätetopologie

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 181
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

• Meldungen der Geräte im Geräteverbund wie:


– Vorhandensein des Gerätes
– Zustand des Gerätes, d.h. ob das Gerät im Geräteverbund an- oder abgemeldet ist
– Messwerte des Gerätes, die über den Geräteverbund synchronisiert erfasst wurden (Konstellations-
messwerte)
– Test der Funktion Leitungsdifferentialschutz im Geräteverbund (nur für Wirkkommunikation Typ 1)
– Test der Funktion Leitungsdifferentialschutz im lokalen Gerät (nur für Wirkkommunikation Typ 1)

Wirkschnittstelle
Der FB Wirkschnittstelle sendet und empfängt Signale und Messwerte zum/vom Partnergerät. Die Wirk-
schnittstelle benutzt dazu den Kanal eines Kommunikationsmoduls.

Externe Synchronisierung
Über die Wirkkommunikation werden Messwerte übertragen, die zeitlich synchron, mikrosekundengenau, in
den Geräten erfasst und ausgetauscht werden. Die Messwerte können wie folgt synchronisiert werden:

• Intern über die Telegrammmessung mit dem Ping-Pong-Verfahren

• Extern über
– Einen externen Synchronimpuls 1-Sekunden-Impuls (PPS)
– Über das Protokoll IEEE 1588
Wenn Sie eine externe Synchronisierung benutzen wollen, müssen Sie den FB Externe Synchronisierung
instanziieren.
Für die 2. Wirkschnittstelle können Sie ein anderes Synchronisierungsverfahren verwenden als für die 1.
Wirkschnittstelle.

Ferndaten
Wenn Sie ausgewählte und selbst angelegte Daten oder Messwerte über die Wirkkommunikation austauschen
wollen, müssen Sie die Funktion Ferndaten benutzen. Wenn Sie ein bestimmtes Signal oder einen Messwert
auf die Wirkkommunikation rangieren, legt das Gerät die Funktionalität Ferndaten automatisch an. Die
rangierten Signale werden dann über die Wirkschnittstelle gesendet und empfangen. Die verfügbare Band-
breite begrenzt die Anzahl der übertragbaren Ferndaten.

Phasentausch
Wenn Sie über die Wirkkommunikation Informationen mit einem Gerät austauschen möchten, bei dem
die Phasen eine andere Reihenfolge, aber das gleiche Drehfeld aufweisen wie bei Ihrem Gerät, kann das
SIPROTEC 5-Gerät die Phaseninformation beim Senden und Empfangen tauschen. Der Tausch der Phasen beim
Anschluss der Stromwandler ist nicht mehr erforderlich.
Diesen Anwendungsfall gibt es auf einigen Kuppelleitungen verschiedener Netzbetreiber.
Weiterführende Informationen, siehe 3.6.6.12 Beschreibung Phasentausch und 3.6.6.13 Einstellhinweise für
den Phasentausch.

3.6.6.4 Konfiguration der erweiterten Wirkkommunikation in DIGSI 5

Schritte bei der Konfiguration


Siemens empfiehlt folgende Vorgehensweise bei der Konfiguration der erweiterten Wirkkommunikation:

• Wählen Sie das gewünschte Kommunikationsmodul aus.

• Wählen Sie das Protokoll Erw. Wirkschn.aus.

182 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

• Die weitere Parametrierung hängt vom ausgewählten Kommunikationsmodul ab und ist im Folgenden
beschrieben unter:
– Erweiterte Wirkschnittstelle für ein USART-Kommunikationsmodul, Seite 183
– Erweiterte Wirkschnittstelle für ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul, Seite 185

Erweiterte Wirkschnittstelle für ein USART-Kommunikationsmodul

[sc_USART_01, 1, de_DE]

Bild 3-93 USART-Kommunikationsmodul: Auswahl des Protokolls Erweiterte Wirkschnittstelle

Nach der Auswahl des Protokolls klicken Sie in der rechten Spalte auf Einstellungen, um zu den Verbindungs-
einstellungen des USART-Wirkschnittstellen-Moduls für den Kanal 1 zu gelangen.

[sc_USART_02, 1, de_DE]

Bild 3-94 USART-Kommunikationsmodul: Einstellungen für die erweiterte Wirkschnittstelle

Parameter: Verbindung über

• Voreinstellung (_:105) Verbindung über = Lichtwellenleiter


Mit dem Parameter Verbindung über stellen Sie die für die Wirkschnittstelle nötige Bit-Rate ein. Je nach
Kommunikationsmittel (siehe folgende Tabelle) können Sie verschiedene diskrete Werte auswählen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 183
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Tabelle 3-18 Kommunikationsmittel

Kommunikationsmittel Siehe Einstellwert Bit-Rate


LWL-Direktverbindung Bild 3-58 Lichtwellenleiter 2 MBit/s
bis
Bild 3-62
Kommunikationskonverter KU-XG-512 Bild 3-63 KUXG 512 kBit/s 512 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-XG-128 Bild 3-63 KUXG 128 kBit/s 128 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-XG-64 Bild 3-63 KUXG 64 kBit/s 64 kBit/s
Kommunikationskonverter Repeater 512 Bild 3-66 Repeater 512 kBit/s 512 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-KU-128 Bild 3-65 KUKU 128 kBit/s 128 kBit/s
Kommunikationskonverter KU-2M-512 Bild 3-64 KU2M 512 kBit/s 512 kBit/s
Multiplexer mit C37.94-Schnittstelle Bild 3-67 C37.94 1 * 64 kBit/s 64 kBit/s
C37.94 2 * 64 kBit/s 128 kBit/s
C37.94 8 * 64 kBit/s 512 kBit/s
Andere (frei einstellbare Bit-Raten für eine 64 kBit/s 64 kBit/s
Direktverbindung für spezielle Anwendungen) 128 kBit/s 128 kBit/s
512 kBit/s 512 kBit/s
2048 kBit/s 2048 kBit/s

HINWEIS

i Für die gleichzeitige Beutzung der Informationsübertragungsverfahren und der Funktion Leitungsdiffe-
rentialschutz wird eine Bit-Rate von mindestens 512 kBit/s benötigt.

Parameter: Multiplexbetrieb

• Voreinstellung (_:112) Multiplexbetrieb = nein


Mit dem Parameter Multiplexbetrieb können Sie den physischen Kanal für den Multiplexbetrieb zulassen.
Sie können dann 2 logische Wirkschnittstellen auf diesen Kanal rangieren.
Siehe hierzu Kapitel 3.6.3 Funktionsbeschreibung.

HINWEIS

i Aus Sicherheitsgründen können Sie keine 2 Wirkschnittstellen aus demselben Geräteverbund auf einen
Kanal rangieren, da dies eine scheinbare Redundanz ergibt.

184 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Erweiterte Wirkschnittstelle für ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul

[sc_ETH-BD_01, 1, de_DE]

Bild 3-95 Ethernet-BD-Kommunikationsmodul: Auswahl des Protokolls Erweiterte Wirkschnittstelle

Nach der Auswahl des Protokolls klicken Sie in der rechten Spalte auf Einstellungen, um zu den Verbindungs-
einstellungen des Ethernet-BD-Kommunikationsmoduls für den Kanal 1 zu gelangen.

[sc_ETH-BD_02, 1, de_DE]

Bild 3-96 Ethernet-BD-Kommunikationsmodul: Einstellungen für die erweiterte Wirkschnittstelle

Parameter: UDP-Port

• Voreinstellung (_:112)UDP-Port = 33000


Mit dem Parameter UDP-Port stellen Sie den Wert des Ziel-Ports im UDP-Header der Wirkschnittstellen-IP-
Nachrichten ein. Sie müssen für alle Schutzgeräte eines Geräteverbundes, die die IP-basierte Wirkschnittstelle

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 185
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

verwenden, denselben Wert für den Parameter UDP-Port einstellen. Verschiedene Geräteverbunde können
denselben Wert für den Parameter UDP-Port verwenden. Normalerweise können Sie immer den Voreinstell-
wert verwenden. Es kann notwendig sein, z.B. aufgrund von Firewall-Policies, einen von der Voreinstellung
abweichenden UDP-Port zu konfigurieren.
Parametrieren Sie die IP-Adresse des Ethernet-BD-Kommunikationsmoduls in den Eigenschaften des Moduls.

[sc_IPadr, 1, de_DE]

Bild 3-97 Parametrierung der IP-Adresse für das Ethernet-BD-Kommunikationsmodul

Damit ist die Konfiguration und Parametrierung des Wirkschnittstellen-Kommunikationsmoduls abge-


schlossen.

3.6.6.5 Einstellhinweise für die Wirkschnittstelle


Das Kapitel gibt Einstellhinweise für die logische Wirkschnittstelle (FB Wirkschnitts.).

Parameter: WS-Zuordnung

• Voreinstellwert (_:5161:120) WS-Zuordnung = Einstellmöglichkeiten anwendungsab-


hängig
Zusätzlich müssen Sie in DIGSI 5 den Kanal für die Wirkschnittstelle wie folgt auswählen: Projektnavigation >
Wirkkomm. > Wirkschnitts..
Wählen Sie im Eingabebereich unter WS-Zuordnung den Kanal eines Kommunikationsmoduls aus, der das
gewünschte Wirkschnittstellenprotokoll unterstützt. Voraussetzung dafür ist, dass Sie für den Kanal des
gewünschten Kommunikationsmoduls das Protokoll Erweiterte Wirkschnittstelle ausgewählt haben,
siehe 3.6.6.4 Konfiguration der erweiterten Wirkkommunikation in DIGSI 5.

[sc_WSselect, 1, de_DE]

Bild 3-98 Zuordnung des Wirkschnittstellen-Kanals zur Wirkschnittstelle

186 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Parameter: Max. Fehlerrate/h

• Voreinstellwert (_:5161:105) Max. Fehlerrate/h = 1,0 %


Wenn die Anzahl der fehlerhaften Telegramme pro Stunde den im Parameter Max. Fehlerrate/h einge-
stellten Wert überschreitet, erhalten Sie die Fehlermeldung Fehlerrate/h übers..

Parameter: Max. Fehlerrate/min

• Voreinstellwert (_:5161:106) Max. Fehlerrate/min = 1,0 %


Wenn die Anzahl der fehlerhaften Telegramme pro Minute den im Parameter Max. Fehlerrate/min
eingestellten Wert überschreitet, erhalten Sie die Fehlermeldung Fehlerrate/min übers..

Parameter: Störungsmeldung nach

• Voreinstellwert (_:5161:107) Störungsmeldung nach = 100 ms


Mit dem Parameter Störungsmeldung nach bestimmen Sie, nach welcher Verzögerungszeit fehlerhafte
oder fehlende Telegramme mit der Meldung Status Schicht 1 und 2 = WS Störung als gestört
gemeldet werden.

Parameter: Ausfallmeldung nach

• Voreinstellwert (_:5161:108) Ausfallmeldung nach = 6,0 s


Mit dem Parameter Ausfallmeldung nach bestimmen Sie, nach welcher Verzögerungszeit ein Ausfall der
Kommunikation mit der Meldung Status Schicht 1 und 2 = WS Ausfall gemeldet wird.

Parameter: Signallaufzeitschwelle

• Voreinstellwert (_:5161:109) Signallaufzeitschwelle = 30,0 ms


Die Zeit für das Senden und Empfangen eines Signals über eine Wirkverbindung ist die Signallaufzeit.
Sie können die Signallaufzeit überwachen. Für die Signallaufzeitschwelle ist die Voreinstellung so
gewählt, dass sie von üblichen Kommunikationsnetzen nicht überschritten wird. Wenn die Signallaufzeit
während des Betriebs überschritten wird (z.B. bei Umschaltung auf einen anderen Übertragungsweg), wird die
Meldung Laufzeit überschritten abgesetzt.
Erhöhte Laufzeiten wirken sich nur auf die Auslösezeit und damit auf die Fehlerklärungszeit der Schutzfunkti-
onen aus, die die Wirkschnittstelle benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.

Parameter: Diff. Sende-Empfangszeit

• Voreinstellwert (_:5161:110) Diff. Sende-Empfangszeit = 0,1 ms


Für die mikrosekundengenaue Zeitsynchronisation der Messwerte mit Hilfe der Telegrammmessung müssen
die Signallaufzeiten in Sende- und Empfangsrichtung in etwa gleich sein. Das Gerät überwacht die Signallauf-
zeiten in Sende- und Empfangsrichtung.
Mit dem Parameter Diff. Sende-Empfangszeit können Sie eine maximal zulässige Differenz in der
Signallaufzeit zwischen Sende- und Empfangsweg (Laufzeiten unsymmetrisch) einstellen. Stellen Sie den
Parameter Diff. Sende-Empfangszeit auf die maximal zu erwartende Differenz ein.
Stellen Sie bei direkter Lichtwellenleiter-Verbindung diesen Wert auf 0. Bei Übertragung über Kommunikati-
onsnetze ist ein höherer Wert nötig. Als Richtwert gilt 0,1 ms (empfohlener Einstellwert).
Wenn die Differenz der Signallaufzeiten zwischen Sende- und Empfangsweg den eingestellten Wert über-
schreitet, wird die Meldung Laufzeitsprung erkannt abgesetzt.
Wenn die Differenz der Signallaufzeiten zwischen Sende- und Empfangsweg den eingestellten Wert über-
schreitet und länger als 5 s bestehen bleibt, wird die Meldung Laufzeiten unsymmetr. abgesetzt. Die
Funktion Leitungsdifferentialschutz arbeitet nicht mehr ordnungsgemäß und wird unwirksam.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 187
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Der Parameter Diff. Sende-Empfangszeit wird nur angezeigt, wenn die Funktion Leitungsdifferenti-
alschutz instanziiert ist und der Parameter Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron.
eingestellt ist.

HINWEIS

i Wenn der Benutzer einen Multiplexer mit C37.94-Schnittstelle als Kommunikationsmittel verwendet,
empfiehlt Siemens einen Einstellwert von 0,25 ms bis 0,6 ms.

Parameter: Synchronisierung

• Voreinstellwert (_:5161:113) Synchronisierung = Externe Synchron. aus


Mit dem Parameter Synchronisierung steuern Sie die mikrosekundengenaue Zeitsynchronisation der
Messwerte.
Nur wenn Sie den FB Externe Synchronisierung aus der DIGSI 5-Bibliothek in die FG Wirkkommunikation
instanziiert haben, ist der Parameter Synchronisierung sichtbar.
Wenn Sie den FB Externe Synchronisierung nicht instanziiert haben, werden die Messwerte intern mikrose-
kundengenau zeitsynchronisiert.
Parameterwert Beschreibung
Externe Synchron. aus Die externe Synchronisierung ist ausgeschaltet:
An der Wirkschnittstelle wird keine externe Synchronisierung durchgeführt.
Wählen Sie diesen Einstellwert, wenn Sie keine Differenzen zwischen den
Signallaufzeiten in Sende- und Empfangsrichtung erwarten. Dann werden
die Messwerte nur intern mit der Telegrammmessung synchronisiert.
Teleg. und ext. Synchr. Synchronisierung über Telegrammmessung und über externe Synchronisie-
rung:
Die Messwerte werden intern mit der Telegrammmessung synchronisiert,
unterstützt durch die externe Synchronisierung. Die externe Synchronisie-
rung ist über das Protokoll IEEE 1588 oder über den Synchronimpuls
eines Satellitenempfängers möglich und im FB Externe Synchronisierung
einstellbar.
In diesem Fall wird ein vorhandener Leitungsdifferentialschutz bei erneuter
Verbindungsaufnahme erst freigegeben, wenn eine der folgenden Bedin-
gungen erfüllt ist:

• Die Wirkverbindung ist mit Hilfe der externen Synchronisierung


synchronisiert.
• Über das binäre Eingangssignal <Sync-Reset oder das Controllable
Synchron. rücksetzen werden symmetrische Signallaufzeiten
signalisiert. Das bedeutet, dass die Signallaufzeiten in Sende- und
Empfangsrichtung gleich sind.

188 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Parameterwert Beschreibung
Teleg. oder ext. Telegrammmessung oder externe Synchronisierung:
Synchr. Die Messwerte werden intern mit der Telegrammmmessung synchronisiert,
unterstützt durch die externe Synchronisierung. Die externe Synchronisie-
rung ist über das Protokoll IEEE 1588 oder über den Synchronimpuls
eines Satellitenempfängers möglich und im FB Externe Synchronisierung
einstellbar.
Ein vorhandener Leitungsdifferentialschutz wird bei erneuter Verbindungs-
aufnahme sofort freigegeben (Datentelegramme werden empfangen). Bis
zur Synchronisierung wird mit der internen Synchronisierung gearbeitet.
Nur externe Synchron. Nur externe Synchronisierung:
Die Messwerte werden ausschließlich durch die externe Synchronisierung
synchronisiert.
Die externe Synchronisierung stellen Sie im FB Externe Synchronisierung
ein. Damit ist die Synchronisierung über das Protokoll IEEE 1588 oder über
den Synchronimpuls eines Satellitenempfängers möglich.

HINWEIS

i Wenn die Wirkschnittstelle mit einem Kanal auf einem USART-Kommunikationsmodul verbunden ist (siehe
Parameter: WS-Zuordnung, Seite 186), wird die externe Synchronisierung zur Berücksichtigung der Signal-
laufzeiten in der Sende- und Empfangsrichtung benutzt.
Wenn die externe Synchronisierung kurzzeitig ausfällt, z.B. wegen einer Empfangsstörung oder einer
kurzzeitig ungünstigen Satellitenposition, ist die interne Synchronisierung über die Telegrammmessung
weiterhin aktiv.

HINWEIS

i Wenn die Wirkschnittstelle mit einem Kanal auf einem Ethernet-BD-Kommunikationsmodul verbunden
ist (siehe Parameter: WS-Zuordnung, Seite 186), ist der Parameter Synchronisierung fest auf Nur
externe Synchron. eingestellt.

Parameter: FB Externe Synchron.

• Voreinstellwert (_:5161:117) FB Externe Synchron. = Externe Synchron. 1


Mit der externen Synchronisierung ist die mikrosekundengenaue Zeitsynchronisation der Messwerte durch
eine externe Synchronisierungsquelle möglich.
Der Parameter FB Externe Synchron. ist nur sichtbar, wenn Sie mindestens einen FB Externe Synchroni-
sierung aus der DIGSI 5-Bibliothek in die FG Wirkkommunikation instanziiert haben. Sie können maximal 2
FBs für die externe Synchronisierung instanziieren.
Mit dem Parameter FB Externe Synchron. legen Sie fest, ob die Wirkschnittstelle für die Synchronisie-
rung den FB Externe Synchron. 1 oder den FB Externe Synchron. 2 benutzt. Die Synchronisierungsquelle
parametrieren Sie in dem jeweiligen FB Externe Synchronisierung, siehe 3.6.6.9 Einstellhinweise für die
externe Synchronisierung.

HINWEIS

i Die externe Synchronisierung ist für jede Wirkschnittstelle getrennt möglich.

Parameter: Überprüfe Synch.-quelle

• Voreinstellwert (_:5161:121) Überprüfe Synch.-quelle = ja


Mit dem Parameter Überprüfe Synch.-quelle können Sie die Überprüfung der Synchronisierungsquellen
ein- oder ausgeschalten. Bei der Überprüfung der Synchronisierungsquellen an den Enden einer Wirkverbin-

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 189
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

dung wird geprüft, ob beide Synchronisierungsquellen im gleichen im Synchronisierungsstatus SmpSynch


arbeiten.
Wenn beide Synchronisierungsquellen im Synchronisierungsstatus SmpSynch = global arbeiten, ist die
Überprüfung bestanden.
Wenn beide Synchronisierungsquellen im Synchronisierungsstatus SmpSynch = lokal arbeiten, also entkop-
pelt von einer globalen Referenzzeit, wird zusätzlich geprüft, ob die Synchronisierungsquelle (gmIdentity)
gleich ist. Synchronität kann nur dann gewährleistet werden, wenn es sich um die gleiche Synchronisierungs-
quelle handelt.
Wenn die Synchronisierungsquellen einen unterschiedlichen Synchronisierungsstatus anzeigen, also
eine den Synchronisierungsstatus SmpSynch = lokal und die andere den Synchronisierungsstatus
SmpSynch = global, kann keine Synchronität gewährleistet werden.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Überprüfe Synch.-quelle = ja beizubehalten.
Wenn Sie Probleme bei der Überprüfung der Synchronisierungsquellen haben, können Sie die Überprüfung
der Synchronisierungsquellen ausschalten. Schalten Sie die Überprüfung der Synchronisierungsquellen nur
aus, wenn die Synchronisierungsquellen an den Enden ihrer Wirkverbindung ausreichend synchron sind.
Der Parameter Überprüfe Synch.-quelle ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung = Nur externe Synchron. eingestellt ist.

HINWEIS

i Wenn Sie PPS elektrisch (Port G) als Synchronisierungsquelle benutzen, ist der Synchronisierungsstatus
(SmpSynch) fest auf global eingestellt.
Wenn Sie PPS optisch (USART) als Synchronisierungsquelle benutzen, können Sie mit dem Parameter
(_:107) Angenommen. SmpSynch den Synchronisierungsstatus auf (SmpSynch) lokal oder global
einstellen.
Für die mikrosekundengenaue Synchronisierung, z.B. beim Leitungsdifferentialschutz, stellen Sie den
Parameter (_:107) Angenommen. SmpSynch = global ein.

3.6.6.6 Meldungen und Messwerte der erweiterten Wirkschnittstelle


Zur Inbetriebnahme und Diagnose der Kommunikation stellt jede einzelne Wirkschnittstelle verschiedene
Meldungen zur Verfügung.

Meldung (_:5161:301) Status Schicht 1 und 2


Die Meldung (_:5161:301) Status Schicht 1 und 2 informiert Sie über den Verbindungsstatus.
Folgende Meldungen sind möglich:

Tabelle 3-19 Statusmeldungen Status Schicht 1 und 2

Meldung Beschreibung
initialisiert: Die Wirkschnittstelle ist nicht verbunden und befindet sich im Initial-
Zustand.
WS verbunden: Die Wirkschnittstelle ist mit der Wirkschnittstelle des Partnergerätes
verbunden.
WS Störung: Die Wirkschnittstelle hat für die im Parameter (_:5161:107) Störungs-
meldung nach eingestellte Zeit keine gültigen Telegramme mehr
erhalten.
WS Ausfall: Die Wirkschnittstelle hat für die im Parameter (_:5161:108) Ausfall-
meldung nach eingestellte Zeit keine gültigen Telegramme mehr
erhalten.
nicht vorhand.: Die Wirkschnittstelle ist keinem Kommunikationskanal zugewiesen.

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3.6 Wirkkommunikation

Meldung (_:5161:302) Status Schicht 3 und 4


Die Meldung (_:5161:302) Status Schicht 3 und 4 informiert über Fehler beim Verbindungsaufbau.
Folgende Meldungen sind möglich:
Statusmeldung Beschreibung
kein Fehler: Beim Verbindungsaufbau ist kein Fehler aufgetreten.
SW-Ver.inkom.: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen inkompatibler Firmware-Versi-
onen der Geräte.
Aktualisieren Sie die Firmware.
Ger.adr. falsch: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen einer falschen oder falsch
eingestellten Geräteadresse des lokalen Gerätes oder des Partnergerätes.
Überprüfen Sie die Einstellungen für die Parameter Adresse von Gerät
1 bis Adresse von Gerät n (_:5131:102 und folgende).
Konst.para.fehl.: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen unterschiedlich eingestellter
Parameter.
Überprüfen Sie, ob der Parameter (_:5131:122) Kleinste auftret.
Bitrate in allen Geräten des Geräteverbundes gleich eingestellt ist.
Diff.Param.fehl.: Die Verbindung wird nicht aufgebaut wegen unterschiedlich eingestellter
Parameter.
Die Einstellungen des Leitungsdifferentialschutzes der verbundenen Geräte
sind inkompatibel. Überprüfen Sie, ob in beiden Geräten mit oder ohne
Leitungsdifferentialschutz gearbeitet wird.
Der Nennstrom der Leitung (Parameter (_:9001:101) Nennstrom) muss
in allen Geräten gleich eingestellt sein.
Bei einem Transformator in der Leitung muss die (_:9001:103) Nenn-
scheinleistung in allen Geräten gleich eingestellt sein.
Weiterführende Informationen dazu siehe 6.2 Leitungsdifferentialschutz.
Netzspiegelung Die Verbindung wird nicht aufgebaut. Die Wirkschnittstelle empfängt
eigene Daten.
Überprüfen Sie die Verdrahtung.
Ger.idx falsch Die Verbindung wird nicht aufgebaut, weil der Geräteindex des lokalen
Gerätes oder des Partnergerätes falsch ist.
Überprüfen Sie die Einstellung für den Parameter (_:5131:101)
Lokales Gerät ist Gerät.

Weiterhin sind folgende Ausgangssignale verfügbar:


Ausgangssignal Beschreibung
(_:5161:303) Verbindung Das Signal Verbindung unterbr. zeigt an, dass für eine parametrierte
unterbr. Zeit (Parameter (_:5161:107) Störungsmeldung nach) ununterbro-
chen fehlerhafte oder keine Telegramme empfangen wurden. Wenn die
Meldung Verbindung unterbr. ausgegeben wird, wird die betroffene
Wirkverbindung abgesteuert. Dadurch kann ein aktiver Leitungsdifferential-
schutz blockiert werden oder eine Ringtopologie in eine Kettentopologie
übergehen.
(_:5161:316) Fehler- Das Signal Fehlerrate/min übers. zeigt an, dass die eingestellte maxi-
rate/min übers. male Fehlerrate pro Minute (Parameter (_:5161:106) Max. Fehler-
rate/min) überschritten wurde.
Dadurch ist eine kurzzeitige Erhöhung der Auslösezeit und damit der Fehler-
klärungszeit bei den Schutzfunktionen möglich, die die Wirkschnittstelle
benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.

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3.6 Wirkkommunikation

Ausgangssignal Beschreibung
(_:5161:317) Fehler- Das Signal Fehlerrate/h übers. zeigt an, dass die eingestellte maxi-
rate/h übers. male Fehlerrate pro Stunde (Parameter (_:5161:105) Max. Fehler-
rate/h) überschritten wurde.
Dadurch ist eine kurzzeitige Erhöhung der Auslösezeit und damit der Fehler-
klärungszeit bei den Schutzfunktionen möglich, die die Wirkschnittstelle
benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.
(_:5161:318) Laufzeit Das Signal Laufzeit überschritten zeigt an, dass der Schwellwert für
überschritten die eingestellte Signallaufzeit (Parameter (_:5161:109) Signallauf-
zeitschwelle) überschritten wurde.
Erhöhte Laufzeiten wirken sich nur auf die Auslösezeit und damit auf
die Fehlerklärungszeit der Schutzfunktionen aus, die die Wirkschnittstelle
benutzen. Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen,
bleibt diese weiter wirksam.
(_:5161:319) Laufzeiten Das Signal Laufzeiten unsymmetr. zeigt an, dass der Schwellwert
unsymmetr. für die Differenz der Signallaufzeiten in Sende- und Empfangsrichtung
(unsymmetrische Laufzeiten) überschritten wurde. Der Einstellwert ergibt
sich aus dem Einstellwert des Parameters (_:5161:110) Diff. Sende-
Empfangszeit.
Die Meldung ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron. eingestellt ist.
Wenn die Meldung Laufzeiten unsymmetr. auftritt, arbeitet die Funk-
tion Leitungsdifferentialschutz nicht mehr ordnungsgemäß und wird
unwirksam.
(_:5161:320) Laufzeit- Das Signal Laufzeitsprung erkannt zeigt an, dass sich die Signallauf-
sprung erkannt zeiten der Daten sprunghaft verändert haben. Grund dafür ist eine Umschal-
tung des Kommunikationspfades im Kommunikationsnetz.
Die Meldung ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron. eingestellt ist.
(_:5161:321) WS Das Signal WS synchronisiert zeigt an, dass die mikrosekundengenaue
synchronisiert Synchronisierung der zwischen dem lokalen Gerät und dem Partnergerät
übertragenen Messwerte korrekt arbeitet.
Die Meldung ist nur sichtbar, wenn der Parameter (_:5161:113)
Synchronisierung nicht auf Nur externe Synchron. eingestellt ist.
(_:5161:340) Telegramm- Das Signal Telegrammausfall zeigt an, dass ein erwartetes Telegramm
ausfall ausgefallen ist oder ein fehlerhaftes Telegramm empfangen wurde.
Wenn Sie Kommunikationsausfälle oder -störungen zeitlich zu anderen
Ereignissen zuordnen wollen, rangieren Sie das Signal Telegrammaus-
fall vorübergehend in den Betriebsmeldepuffer. Solche Ereignisse sind
z.B. Schalthandlungen in der Primäranlage oder Handlungen an den
Komponenten des Kommunikationsnetzes.
Hinweis: Wenn Sie das Signal dauerhaft rangieren, kann der Betriebsmelde-
puffer überlaufen. Siemens empfiehlt die Rangierung des Signals nur zur
Klärung von Problemen.
(_:5161:343) Partner Die Meldung zeigt die Adresse des Partnergerätes an. Ein Wert von 0
bedeutet, dass keine Partneradresse vorhanden ist.

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3.6 Wirkkommunikation

Ausgangssignal Beschreibung
(_:5161:323) PPS: Lauf- Diese Meldung ist nur sichtbar, wenn Sie mit einem Synchronimpuls
zeit unsym. arbeiten. Die Meldung zeigt an, dass die Differenz der Signallaufzeiten
zwischen Sende- und Empfangsweg größer ist als der eingestellte Wert
beim Parameter (_:5161:110) Diff. Sende-Empfangszeit.
Hinweis: Die Funktion Leitungsdifferentialschutz bleibt wirksam.
(_:5161:324) WS mit PPS Diese Meldung ist nur sichtbar, wenn Sie mit einem Synchronimpuls
synchr. arbeiten. Die Meldung wird nur erzeugt, wenn Sie parallel zur Synchroni-
sierung mit dem Synchronimpuls auch mit der Synchronisierung über Tele-
grammmessung arbeiten. Wenn beide Synchronisierungsmethoden korrekt
arbeiten, wird die Meldung WS mit PPS synchr. = KOMMEND erzeugt.

Messwerte der Wirkschnittstelle


Die Wirkschnittstelle stellt folgende Messwerte zur Diagnose der Wirkschnittstellen-Kommunikation zur Verfü-
gung:
Messwert Beschreibung
(_:5161:308) Tx Tel/h Gesendete Telegramme in der letzten Stunde
(_:5161:309) Rx Tel/h Empfangene Telegramme in der letzten Stunde
(_:5161:310) Tx Tel/min Gesendete Telegramme in der letzten Minute
(_:5161:311) Rx Tel/min Empfangene Telegramme in der letzten Minute
(_:5161:312) Tx Fehl/h Sendefehlerrate in der letzten Stunde
(_:5161:313) Rx Fehl/h Empfangsfehlerrate in der letzten Stunde
(_:5161:314) Tx Sendefehlerrate in der letzten Minute
Fehl/min
(_:5161:315) Rx Empfangsfehlerrate in der letzten Minute
Fehl/min
(_:5161:325) Mittl. Δt Mittlere Signallaufzeit (Mittelwert aus Laufzeit in Sende- und Empfangsrich-
tung geteilt durch 2, ohne externe Synchronisierung)
(_:5161:326) Empf Δt Signallaufzeit für Empfangsweg (mit externer Synchronisierung)
(_:5161:327) Sen. Δt Signallaufzeit für Sendeweg (mit externer Synchronisierung)
(_:5161:334) Anzahl Telegrammausfälle innerhalb der letzten Minute
Fehl.Tel/min
(_:5161:335) Fehl.Tel/h Anzahl Telegrammausfälle innerhalb der letzten Stunde
(_:5161:336) Fehl.Tel/d Anzahl Telegrammausfälle innerhalb des letzten Tages
(_:5161:337) Fehl.Tel/w Anzahl Telegrammausfälle innerhalb der letzten Woche
(_:5161:338) l.Ausfall Längster Telegrammausfall innerhalb des letzten Tages
d
(_:5161:339) l.Ausfall Längster Telegrammausfall innerhalb der letzten Woche
w
(_:5161:331) Empf. Empfang eines Telegramms (0 = kein Empfang, 1 = Empfang)
Mit dieser Meldung können Sie den Telegrammverkehr im Störschrieb
sichtbar machen.

HINWEIS

i Sie können die Messwerte der Wirkschnittstelle direkt im Gerät zurücksetzen. Gehen Sie wie folgt vor:
Gerätefunktionen > Wirkkom. (Typ x) > Wirkschnitts. y > Messwerte rücksetzen.

3.6.6.7 Einstellhinweise für den Geräteverbund


Wählen Sie in der Projektnavigation > Parameter > Wirkkom. (Typ 1) oder Wirkkom. (Typ 2) den Funk-
tionsblock Geräteverbund aus. Im Eingabebereich parametrieren Sie die allgemeinen Parameter für den

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3.6 Wirkkommunikation

Geräteverbund, instanziieren die Anzahl der Geräte im Geräteverbund und stellen die Parameter für jedes
Gerät ein. Ein Geräteverbund besteht aus mindestens 2 Geräten.

Parameter: Lokales Gerät ist Gerät

• Voreinstellwert (_:2311:101) Lokales Gerät ist Gerät = 1


Mit dem Parameter Lokales Gerät ist Gerät stellen Sie ein, welchen Index (Nummer) Ihr Gerät im
Geräteverbund hat. In einem Geräteverbund können maximal 6 Geräte vorhanden sein.

Parameter: Kleinste auftret. Bitrate

• Voreinstellwert (_:2311:122) Kleinste auftret. Bitrate = 64 kBit/s


Mit dem Parameter Kleinste auftret. Bitrate stellen Sie die kleinste im Geräteverbund auftretende
Bit-Rate ein. Dieser Wert legt die maximal Anzahl der zu übertragenden Signale und Messwerte in der Funktion
Ferndaten innerhalb des Geräteverbundes fest.

BEISPIEL:
Bei einem Geräteverbund aus 3 Geräten in einer Ringtopologie mit 2 LWL-Verbindungen (2 MBit/s) und einer
64-kBit/s-Verbindung stellen Sie in jedem Gerät den kleinsten Wert (64 kBit/s) ein.

Außer der Voreinstellung können Sie folgende Bit-Raten einstellen:

• 128 kBit/s

• 512 kBit/s

• 2048 kBit/s

HINWEIS

i Wenn Sie für alle Wirkverbindungen Lichtwellenleiter verwenden, dann stellen Sie den Wert auf
2048 kBit/s.

Verbindungsmodus

• Voreinstellwert (_:2311:126) Verbindungsmodus = SIPROTEC 5


Mit dem Parameter Verbindungsmodus wählen Sie aus, mit welchem Gerätetyp das SIPROTEC 5-Gerät über
die Wirkverbindungen im Geräteverbund arbeitet.

HINWEIS

i Sobald ein SIPROTEC 4-Gerät im Geräteverbund vorhanden ist, müssen die SIPROTEC 5-Geräte in einem
Kompatibilitätsmodus arbeiten. Deshalb muss der Parameter Verbindungsmodus in allen SIPROTEC 5-
Geräten des Geräteverbundes gleich eingestellt sein. Wählen Sie den Typ des SIPROTEC 4-Gerätes aus der
folgenden Tabelle aus:

Parameterwert Beschreibung
SIPROTEC 5 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 5-Gerät im Gerätever-
bund.
SIPROTEC 4 7SD610 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 4-Differentialschutz-
gerät 7SD610 ab Firmware-Stand V4.72 im Geräteverbund.
SIPROTEC 4 7SD5 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 4-Differentialschutz-
gerät 7SD5x ab Firmware-Stand V4.72 im Geräteverbund.
SIPROTEC 4 7SA5/6 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 4-Distanzschutzgerät
7SA522 und 7SA6x ab Firmware-Stand V4.70 im Geräteverbund.

194 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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3.6 Wirkkommunikation

Parameter: Geräteverb. ist Zeitquelle

• Voreinstellwert (_:2311:129) Geräteverb. ist Zeitquelle = ja


Der Parameter Geräteverb. ist Zeitquelle ist nur dann sichtbar, wenn Sie mehrere Funktionsgruppen
Wirkkomm. instanziiert haben und Sie für die Parameter Zeitquelle 1 oder Zeitquelle 2 den Einstell-
wert WS ausgewählt haben.
Der Parameter Geräteverb. ist Zeitquelle bestimmt, von welcher FG Wirkkomm. die Uhrzeit über-
nommen wird.

Parameter: Wirkkommunikation

• Voreinstellwert (_:2311:128) Wirkkommunikation = Typ 1 (Leitungsdiff.)


Der Parameter Wirkkommunikation ist schreibgeschützt und zeigt nur den Typ des instanziierten Gerätever-
bundes an.
Der Geräteverbund Typ 1 (Leitungsdiff.) unterstützt die Funktion Leitungsdifferentialschutz. Der
Geräteverbund Typ 2 (Kein Ltg.-diff.) unterstützt die Funktion Leitungsdifferentialschutz nicht.

HINWEIS

i In der DIGSI 5-Bibliothek sind für die erweiterte Wirkkommunikation die Funktionsgruppen Wirkkommuni-
kation Typ 1 (Leitungsdiffschutz) und Wirkkommunikation Typ 2 verfügbar. Bei der Instanziierung der
jeweiligen Funktionsgruppe wird automatisch der entsprechende Typ des Geräteverbundes vorinstanziiert.

HINWEIS

i Wenn Sie die FG Wirkkommunikation Typ 2 instanziiert haben, ist in dieser FG automatisch der Geräte-
verbund Typ 2 vorinstanziiert und die Funktion Leitungsdifferentialschutz wird nicht unterstützt.
Wenn Sie nachträglich doch die Funktion Leitungsdifferentialschutz im Geräteverbund der FG Wirkkom-
munikation Typ 2 anwenden wollen, gehen Sie wie folgt vor:

• Löschen Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation den Funktionsblock Geräteverbund aus der FG Wirkkom
(Typ 2).

• Instanziieren Sie den Funktionsblock Geräteverbund Typ 1 (Leitungsdiffschutz) aus der DIGSI 5-
Bibliothek in die FG Wirkkommunikation Typ 2

• Parametrieren Sie im Eingabebereich den Geräteverbund neu.

• Rangieren Sie in der DIGSI 5-Informationsrangierung die Meldungen des Geräteverbundes neu.
Alle anderen Parametrierungen und Rangierungen bleiben erhalten!

Parameter: Geräteindex

• Voreinstellwert (_:22711:101) Geräteindex = 1

• Voreinstellwert (_:22712:101) Geräteindex = 2

• Voreinstellwert (_:22713:101) Geräteindex = 3

• Voreinstellwert (_:22714:101) Geräteindex = 4

• Voreinstellwert (_:22715:101) Geräteindex = 5

• Voreinstellwert (_:22716:101) Geräteindex = 6


Der Wert des Parameters Geräteindex ist die Nummer des Gerätes im Geräteverbund. Stellen Sie den
Geräteindex in allen Geräten eines Geräteverbundes für gleiche Geräte gleich ein. Die Geräteindizes müssen
mit 1 beginnen und fortlaufend hochgezählt werden. DIGSI 5 vergibt die Geräteindizes automatisch. Sie
können die Geräteindizes bei Bedarf ändern.

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3.6 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Das Gerät mit dem Geräteindex = 1 ist in einem Geräteverbund das Timing-Master-Gerät.
Wenn alle anderen Geräte des Geräteverbundes ihre Uhrzeit vom Timing-Master-Gerät beziehen sollen,
beachten Sie Folgendes:

• Stellen Sie für das Timing-Master-Gerät den Geräteindex = 1 ein.

• Parametrieren Sie die anderen Geräte so, dass sie ihre Uhrzeit über die Wirkverbindungen vom Timing-
Master-Gerät bekommen.
Weitere Informationen siehe 3.8.3 Funktionsbeschreibung. Wählen Sie als Einstellbare Synchronisier-
möglichkeit = Wirkschnittstelle aus.
Im Timing-Master-Gerät dürfen Sie als Synchronisierquelle nicht die Wirkschnittstelle einstellen!

Parameter: Adresse im Geräteverb.

• Voreinstellwert (_:22711:102) Adresse im Geräteverb. = 101

• Voreinstellwert (_:22712:102) Adresse im Geräteverb. = 102

• Voreinstellwert (_:22713:102) Adresse im Geräteverb. = 103

• Voreinstellwert (_:22714:102) Adresse im Geräteverb. = 104

• Voreinstellwert (_:22715:102) Adresse im Geräteverb. = 105

• Voreinstellwert (_:22716:102) Adresse im Geräteverb. = 106


Mit dem Parameter Adresse im Geräteverb. vergeben Sie für jedes Gerät eine einmalige und eindeutige
Adresse.

HINWEIS

i Wenn die voreingestellten Werte nicht passen, empfiehlt Siemens folgende Vorgehensweise:
Legen Sie für den Geräteverbund eine Zahl fest, die in Ihrem Verantwortungsbereich eindeutig ist und die
mindestens zweistellig sein muss, z.B. 100. Der Einstellwert des Parameters Adresse im Geräteverb.
ergibt sich dann aus der Nummer im Geräteverbund + Geräteindex.
Damit ergibt sich z.B. für Gerät 2 die Adresse im Geräteverb. = 102.

Parameter: IP-Adresse

• Voreinstellwert (_:22711.103) IP-Adresse = 0.0.0.0

• Voreinstellwert (_:22712.103) IP-Adresse = 0.0.0.0

• Voreinstellwert (_:22713.103) IP-Adresse = 0.0.0.0

• Voreinstellwert (_:22714.103) IP-Adresse = 0.0.0.0

• Voreinstellwert (_:22715.103) IP-Adresse = 0.0.0.0

• Voreinstellwert (_:22716.103) IP-Adresse = 0.0.0.0


Die IP-Adresse des lokalen Gerätes wird aus den Parametern des Ethernet-BD-Kommunikationsmoduls über-
nommen und angezeigt. Die lokale IP-Adresse ist an dieser Stelle nicht editierbar.

HINWEIS

i Wenn alle Geräte eines Geräteverbundes mit einem Ethernet-BD-Kommunikationsmodul ausgestattet sind
und die IP-Kommunikation benutzen, müssen Sie hier die IP-Adressen für alle anderen Geräte im Gerätever-
bund angeben. Die Topologieerkennung stellt automatisch eine Ring- oder Kettentopologie ein.

196 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Wenn Sie eine Mischkonfiguration haben, d.h. nicht alle Wirkverbindungen eines Geräteverbundes
benutzen die IP-Kommunikation, müssen Sie Folgendes bei der Einstellung der IP-Adressen beachten:

• Die Topologieerkennung erzeugt die Topologie nicht automatisch.

• Legen Sie zuerst die Reihenfolge für die Kommunikation zwischen den Geräten fest. Definieren Sie
dazu Ketten- oder Ringtopologien.
Aus der definierten Topologie ergeben sich für jedes Gerät die Partnergeräte, mit denen das Gerät
direkt kommuniziert.
Stellen Sie hier nur die IP-Adressen für die Partnergeräte ein, die mit einem Ethernet-BD-Kommunika-
tionsmodul ausgestattet sind.

• Beispiele für die Parametrierung der IP-Adressen in Mischkonfigurationen finden Sie in den Kapiteln
3.6.8.4 Geräteverbund aus 3 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien und 3.6.8.5 Geräte-
verbund aus 6 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien.

Meldungen und Messwerte im Geräteverbund

Meldung Bedeutung
(_:3321:2311:301) Die Geräte bilden über die Wirkverbindungen eine Topologie. Diese
Status Toplogieerk. Meldung zeigt den Status der Topologieerkennung an und kann folgende
Werte annehmen:

• Unbekannt:
Die Topologie ist unbekannt.
• Ungültig:
Die erkannte Topologie wird nicht unterstützt.
• Transient:
Die Topologie hat sich gerade geändert.
Gültig:•
Die Topologie wurde erkannt. Die Meldung Geräte bilden eine
zeigt die Art der erkanntenTopologie an.
(_:3321:2311:302) Topo- Diese Meldung zeigt an, ob alle konfigurierten Geräte des Geräteverbundes
logie ist über die Wirkverbindungen miteinander kommunizieren. Die Meldung kann
folgende Werte annehmen:

• Unbekannt:
Die Topologie ist unbekannt.
• Unvollständig:
Mindestens ein Gerät des Geräteverbundes kommuniziert nicht über
die Wirkverbindungen.
• Vollständig:
Alle konfigurierten Geräte des Geräteverbundes kommunizieren über
die Wirkverbindungen.

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Meldung Bedeutung
(_:3321:2311:303) Diese Meldung zeigt die Art der erkannten Topologie an, die die Geräte
Geräte bilden eine im Geräteverbund über die Wirkverbindungen bilden. Die Meldung kann
folgende Werte annehmen:

• Unbekan.Topol.:
Die Topologie ist unbekannt.
• Kettentopologie:
Die Geräte und ihre Wirkverbindungen bilden eine Kettentopologie.
• Ringtopologie:
Die Geräte und ihre Wirkverbindungen bilden eine Ringtopologie.
(_:3321:2311:304) Diese Meldung zeigt die Anzahl der Geräte an, die im Geräteverbund über
Anzahl erkannt. Geräte die Wirkverbindungen kommunizieren.

Meldungen und Messwerte der Geräte


Die folgenden Meldungen und Messwerte werden für jedes Gerät im Geräteverbund angezeigt und am
Beispiel eines Gerätes erläutert.
Meldung Bedeutung
(_:22711:300) Ger.adr. Diese Meldung zeigt die Adresse des Gerätes an.
(_:22711:318) ist Diese Meldung zeigt an, ob das Gerät an der Wirkkommunikation teilnimmt.
vorhanden
(_:22711:317) ist abge- Diese Meldung zeigt an, ob das lokale Gerät abgemeldet wurde. Wenn das
meldet Gerät abgemeldet ist, nimmt es nicht mehr an der Kommunikation über die
Wirkschnittstellen teil. Wenn ein Gerät abgemeldet wurde, werden keine für
die Schutzfunktionen relevanten Informationen mehr ausgetauscht.
(_:22711:301) LS Diese Meldung zeigt den Zustand des Leistungsschalters an und kann
folgende Werte annehmen:

• 0:
Der Schaltzustand des Leistungsschalters ist unbekannt.
• 1
Der Leistungsschalter ist offen.
2 •
Der Leistungsschalter ist geschlossen.
(_:22711:328) Leitungs- Diese Meldung zeigt an, ob sich die Funktion Leitungsdifferentialschutz
diff. Test 12 im Zustand Test oder Test/Relais block. befindet.
(_:22711:329) Leitungs- Diese Meldung zeigt an, ob sich die Funktion Leitungsdifferentialschutz
diff. Test lokal 12 im speziellen Testmodus Test lokales Gerät befindet.

3.6.6.8 Konstellationsmesswerte für Typ 1 und Typ 2

HINWEIS

i Die Konstellationsmesswerte sind nur für die FG Leitung verfügbar.

Jedes Gerät im Geräteverbund ermittelt von Siemens vordefinierte Messwerte, sogenannte Konstellations-
messwerte. Sie finden die Konstellationsmesswerte in der DIGSI 5-Informationsrangierung unter der FG
Wirkkom. (Typ x) > Geräteverbund > Gerät x. Für jedes Gerät werden folgende Messwerte und Meldungen
ausgegeben:

12 Diese Meldung ist nur in der FG Wirkkommunikation Typ 1 (Leitungsdiffschutz) verfügbar.

198 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Messwert Bedeutung
(_:3321:22711:302) Uph Dieser Messwert gibt die mit allen Geräten des Geräteverbundes synchron-
isierte Spannung der 3 Phasen aus. Pro Phase werden Betrag und Winkel
ausgegeben.
(_:3321:22711:303) Iph Dieser Messwert gibt den mit allen Geräten des Geräteverbundes synchron-
isierten Strom der 3 Phasen aus. Pro Phase werden Betrag und Winkel
ausgegeben.
(_:3321:22711:304) f Der Messwert liefert die lokal ermittelte Frequenz der gemessenen Span-
nung oder des Stromes.

Die Konstellationsmesswerte haben folgenden Eigenschaften:

• Sie sind in den Geräten eines Geräteverbundes zeitlich synchronisiert.

• Sie werden über die Wirkschnittstellen ausgetauscht.

• Sie sind an jedem Gerät verfügbar.


Mit DIGSI 5 können Sie sich die Konstellationsmesswerte anzeigen lassen.
Im Gerät werden Strom- und Spannungsmesswerte in Betrag und Phase prozentual dargestellt. Dabei entspre-
chen 100 % dem Nennstrom oder der Nennspannung der Leitung (siehe Bild 3-99). Diese Messwerte werden
alle 2 s von den am Geräteverbund beteiligten Geräten aufgezeichnet und dann an die jeweils anderen Geräte
versendet. Dabei sind die Strom- und Spannungswerte der verschiedenen Geräte zeitsynchron zueinander.
Bei der Darstellung der Konstellationsmesswerte wird das lokale Gerät bevorzugt. Das mit DIGSI 5 direkt
verbundene Gerät, ist das lokale Gerät.
Die Referenz der Winkelangaben hängt davon ab, ob in der FG Leitung ein Leitungsdifferentialschutz instan-
ziiert wurde. Wenn ein Leitungsdifferentialschutz instanziiert ist, ist die Wirkkommunikation vom Typ 1,
ansonsten vom Typ 2.

• Wirkkommunikation Typ 1:
– Die Winkelangaben der Spannungen zeigen die Winkeldifferenz zwischen der lokalen und der
entfernten Spannung. Die lokale Spannung dient als Referenz mit einem Winkel von 0°.
– Die Winkelangaben der Ströme zeigen die Winkeldifferenz zwischen dem lokalen und dem
entfernten Strom. Der lokale Strom dient als Referenz mit einem Winkel von 0°.

• Wirkkommunikation Typ 2:
Die Winkel der Leiter-Erde-Spannungen und Leiterströme beziehen sich auf die Spannung UL1 des jewei-
ligen Gerätes.
Sie finden diese Messwerte im Gerät unter folgender DIGSI-Maske:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 199
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[sc_const mv, 2, de_DE]

Bild 3-99 Beispiel für Konstellationsmesswerte mit Phasen

3.6.6.9 Einstellhinweise für die externe Synchronisierung


Mit dem FB Externe Synchronisierung können Sie die Messwerte der Geräte, die über Wirkverbindungen
verbunden sind, mit Hilfe von externen Synchronisierungsquellen mikrosekundengenau zeitsynchronisieren
(1*10E-06 s).
Die über die Wirkkommunikation übertragenen Messwerte für den Leitungsdifferentialschutz müssen zeitsyn-
chronisiert werden. Die Synchronisierung ist wie folgt möglich:

• Intern über Telegrammmessung

• Extern über das Protokoll IEEE 1588

• Extern über einen Synchronimpuls von einem Satellitenempfänger


Wenn Sie für die Wirkkommunikation des Leitungsdifferentialschutzes Ethernet-BD-Kommunikationsmodule
einsetzen, benötigen Sie zwingend die externe Synchronisierung der über die Wirkschnittstelle übertragenen
Messwerte.
Wenn Sie USART-Kommunikationsmodule einsetzen, können Sie die übertragenen Messwerte entweder intern
über die Telegrammmessung oder über die externe Synchronisierung synchronisieren. Wenn Sie keine externe
Synchronisierung benutzen, benutzt das Gerät automatisch die interne Synchronisierung.
Wenn Sie die externe Synchronisierung der Messwerte benutzen wollen, müssen Sie den FB Externe Synchro-
nisierung aus der DIGSI 5-Bibliothek in die FG Wirkkom. instanziieren. Die Externe Synchronisierung finden
Sie in der DIGSI 5-Bibliothek unter Erweiterte Wirkkommunikation > Synchronisierung.
Die externe Synchronisierung ist für Leitungsdifferentialschutz-Anwendungen oder Synchrophasor-Messge-
räte wie folgt möglich:

• Über einen hochgenauen elektrischen Synchronimpuls (PPS elektrisch(Port G), 1 Sekundenim-


puls) eines Satellitenempfängers an der Zeitsynchronisationsschnittstelle (Port G)

• Über einen hochgenauen optischen Synchronimpuls (PPS optisch (USART), 1 Sekundenimpuls)


eines Satellitenempfängers an einem USART-Kommunikationsmodul

• Über das Zeitsynchronisationsprotokoll IEEE 1588

200 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Mit der externen Synchronisierung können Sie die Signallaufzeit des Sende- und Empfangsweges getrennt
messen und anzeigen. Damit erreichen Sie auch bei ungleichen (unsymmetrischen) Signallaufzeiten in
Kommunikationsnetzen beim Leitungsdifferentialschutz die maximale Empfindlichkeit. Für die Übertragung
von Schutzdaten bei der Wirkkommunikation des Typs 2 spielen unterschiedliche Signallaufzeiten keine Rolle.
Wenn ein FB Externe Synchronisierung instanziiert ist, wird im FB Wirkschnitts. der Parameter Synchroni-
sierung sichtbar. Mit diesem Parameter stellen Sie die Verbindung zwischen der Wirkschnittstelle und der Art
der externen Synchronisierung her. Siehe 3.6.6.5 Einstellhinweise für die Wirkschnittstelle.
Wenn Sie 2 Wirkschnittstellen in der FG Wirkkom. benutzen, können Sie bei Bedarf für jede Wirkschnitt-
stelle eine andere Synchronisierungsquelle einstellen. Für diesen Anwendungsfall müssen Sie 2 FBs Externe
Synchronisierung in die FG Wirkkom. instanziieren und die gewünschte Synchronisierungsquelle getrennt
einstellen.

Parameter: Name Synchron.-block

• Voreinstellwert (_:101) Name Synchron.-block = Externe Synchron. 1


Der Parameter FB Externe Synchron. zeigt den Namen des FBs Externe Synchronisierung an.
Wenn Sie 2 FBs Externe Synchronisierung in die FG Wirkkom. instanziiert haben, können Sie mit diesem
Parameter zwischen dem FB Externe Synchron. 1 und dem FB Externe Synchron. 2 umschalten.

Parameter: Synchronisierungsquelle

• Voreinstellwert (_:117) Synchronisierungsquelle = keine


Mit dem Parameter Synchronisierungsquelle wählen Sie die gewünschte Synchronisierungsquelle für
die externe Synchronisierung der Messwerte aus.

HINWEIS

i Die möglichen Einstelloptionen des Parameters Synchronisierungsquelle hängen von der Konfigura-
tion des Protokolls für den jeweiligen Kanal des Kommunikationsmoduls ab.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 201
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Damit der Auswahltext für die Auswahl eines optischen Synchronimpulses erscheint, müssen Sie das Protokoll
PPS auf einem USART-Kommunikationsmodul wie folgt konfigurieren:

[sc_PPS, 1, de_DE]

Bild 3-100 Konfiguration des optischen Synchronimpulses (PPS) auf einem Kanal eines USART-Kommuni-
kationsmodul

202 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Damit der Auswahltext für die Auswahl des Protokolls IEEE 1588 erscheint, müssen Sie das Protokoll
IEEE 1588 auf einem Ethernet-BD-Kommunikationsmodul wie folgt konfigurieren:

[sc_1588, 1, de_DE]

Bild 3-101 Konfiguration des Protokolls IEEE 1588 auf einem Ethernet-BD-Kommunikationsmodul

Die Einstelloptionen für den Parameter Synchronisierungsquelle sehen dann z.B. wie folgt aus:

[sc_syncopt, 1, de_DE]

Bild 3-102 Mögliche Einstelloptionen für die Synchronisierungsquelle

Folgende Synchronisierungsquellen werden, abhängig von der Konfiguration, angezeigt:


Parameterwert Beschreibung
G:Zeitsynchron..PPS Synchronisierungsquelle ist der elektrische Synchronimpuls eines Satelliten-
empfängers (PPS: 1 Pulse Per Second) an der Zeitsynchronisationsschnitt-
stelle Port G.
[Port]:USART-AD-1FO.Kanal Synchronisierungsquelle ist der optische Synchronimpuls eines Satelliten-
1.PPS empfängers (PPS: 1 Pulse Per Second) am Kanal 1 eines USART-Kommunika-
tionsmoduls.

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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Parameterwert Beschreibung
[Port]:USART-AE-2FO.Kanal Synchronisierungsquelle ist der optische Synchronimpuls eines Satelliten-
2.PPS empfängers (PPS: 1 Pulse Per Second) am Kanal 2 eines USART-Kommunika-
tionsmoduls.
[Port]:ETH-BD-2FO.Kanal 1.IEEE Synchronisierungsquelle ist der Zeitsynchronisationsstandard IEEE 1588 an
1588 einem Ethernet-BD-Kommunikationsmodul.

HINWEIS

i Sie können für die gleiche Wirkverbindung in den beteiligten Geräten unterschiedliche Synchronisierungs-
quellen auswählen, z.B. im Gerät 1 die Synchronisierung über das Protokoll IEEE 1588 und im Gerät 2 über
das Protokoll PPS elektrisch.
Siemens empfiehlt für die gleiche Wirkverbindung die Benutzung der gleichen Synchronisierungsquelle.
Wenn die Benutzung der gleichen Synchronisierungsquelle nicht möglich ist, kontrollieren Sie den Diffe-
renzstrom im Leitungsdifferentialschutz im Modus Test aller Geräte. Wenn der Differenzstrom nicht im
erwarteten Bereich liegt, sind die eingestellten Synchronisierungsquellen nicht synchron zueinander und
damit nicht benutzbar.

HINWEIS

i Detaillierte Informationen zu den Kommunikationsprotokollen finden Sie im Handbuch SIPROTEC 5


Kommunikationsprotokolle.

Parameter: Synchronisierung durch

• Voreinstellwert (_:118) Synchronisierung durch = keine


Dieser Parameter Synchronisierung durch ist nicht einstellbar. Der Parameter zeigt weitere Informati-
onen für die ausgewählte Synchronisierungsquelle an:
Parameterwert Beschreibung
keine Sie haben keine externe Synchronisierungsquelle ausgewählt.
PPS elektrisch(Port G) Synchronisierungsquelle ist der elektrische Synchronimpuls eines Satelliten-
empfängers (PPS: 1 Pulse Per Second) an der Zeitsynchronisationsschnitt-
stelle Port G.
PPS optisch (USART) Synchronisierungsquelle ist der optische Synchronimpuls eines Satelliten-
empfängers (PPS: 1 Pulse Per Second) am Kanal 1 eines USART-Kommunika-
tionsmoduls.
IEEE 1588 Synchronisierungsquelle ist der Zeitsynchronisationsstandard IEEE 1588 an
einem BD-Kommunikationsmodul.

Parameter: Max. Ungenauigkeit

• Voreinstellwert (_:119) Max. Ungenauigkeit = 0,500 ms


Mit dem Parameter Max. Ungenauigkeit stellen Sie die maximal erwartete Ungenauigkeit der benutzten
Synchronisierungsquelle ein. Der eingestellte Wert wird nur dann wirksam, wenn die benutzte Synchronisie-
rungsquelle keine Angaben über die aktuelle Ungenauigkeit in den Synchronisierungssignalen mitliefert.
Wenn Sie keine Angaben über die Ungenauigkeit der benutzten Synchronisierungsquelle haben, verwenden
Sie den Voreinstellwert.

HINWEIS

i Die Ungenauigkeit der Synchronisierungsquelle geht als Fehlersignal in die Stabilisierung des Leitungsdif-
ferentialschutzes ein.
D.h. eine größere Ungenauigkeit erhöht die berechnete Stabilisierungsgröße und macht den Leitungsdiffe-
rentialschutz unempfindlicher.

204 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Wenn als Synchronisierungsquelle IEEE 1588 im Synchronisierungsstatus SmpSynch = global verwendet


wird, werden Genauigkeitswerte mit den Synchronisierungssignalen mitgeliefert und der Parameter Max.
Ungenauigkeit wird nicht benutzt. Wenn die gelieferten Genauigkeitswerte ungültig werden, wird der im
Parameter Max. Ungenauigkeit eingestellte Wert verwendet.
Wenn die Synchronisierungsquelle IEEE 1588 im Synchronisierungsstatus SmpSynch = lokal arbeitet,
wird der im Parameter Max. Ungenauigkeit eingestellte Wert als permanent vorhandene Ungenauigkeit
verwendet.
Wenn als Synchronisierungsquelle PPS elektrisch (Port G) oder PPS optisch (USART) benutzt werden,
wird der im Parameter Max. Ungenauigkeit eingestellte Wert als permanent vorhandene Ungenauigkeit
verwendet.
Wenn ein USART-Kommunikationsmodul mit dem Protokoll PPS und der Betriebsart PPS-Generator gleich-
zeitig auch als Synchronisierungsquelle benutzt wird, wird der im Parameter Max. Ungenauigkeit einge-
stellte Wert als permanent vorhandene Ungenauigkeit verwendet.

3.6.6.10 Meldungen und Messwerte der externen Synchronisierung

Meldung Beschreibung
(_:501) >PPS-Puls Die Meldung (_:501) >PPS-Puls ausgefallen ist nur bei folgenden
ausgefallen Einstelloptionen des Parameters (_:117) Synchronisierungsquelle
sichtbar:

• G:Zeitsynchron.PPS
• [Port]:USART-AD-1FO.Kanal x.PPS
• [Port]:USART-AE-2FO.Kanal x.PPS
Mit Hilfe des Binäreinganges (_:501) >PPS-Puls ausgefallen kann
eine extern erkannte Störung des PPS-Synchronimpulses, z.B. eine Fehler-
meldung des Satellitenempfängers, gemeldet werden. Wenn der Binärein-
gang (_:501) >PPS-Puls ausgefallen gesetzt wird, führt das zu
der Meldung (_:304) Synchron. ausgefallen. Die externe Synchro-
nisierung erkennt damit sofort, dass ein Problem mit dem angeschlossenen
Synchronimpuls vorliegt. Ansonsten wird das Problem erst nach ca. 2,1 s –
nach dem Test auf Ausfall des Synchronimpulses – bemerkt.
(_:304) Synchron. Die Synchronisierung ist ausgefallen. Ein Problem mit der Synchronisie-
ausgefallen rungsquelle kann die Ursache sein.
Die Meldung (_:304) Synchron. ausgefallen zeigt an, dass die
Synchronisierung ausgefallen ist. Folgende Gründe sind möglich:

• Die Eingangsmeldung (_:501) >PPS-Puls ausgefallen ist


aufgetreten.
• Der Synchronimpuls ist ausgefallen.
• Die Qualität des Synchronimpulses ist unzureichend.
• Es gibt ein anderes Problem mit der Synchronisierungsquelle.
(_:305) Synchron. OK Die Synchronisierung arbeitet fehlerfrei.
(_:306) Synchron. Puls Mit dieser Meldung können Sie den Synchronimpuls sichtbar machen. In der
Regel wird ein Impuls pro Sekunde erzeugt.
(_:307) Synchron. Wenn die eingestellte Synchronisierungsquelle im Synchronisierungsstatus
ungenau global arbeitet und die Uhrzeit der Synchronisierungsquelle mehr als
0,5 ms von der globalen Uhrzeit abweicht, wird die Meldung Synchron.
ungenau erzeugt der Leitungsdifferentialschutz wird unwirksam.
Die Meldung Synchron. ungenau ist sichbar, wenn Sie im Parameter
_:103 Synchronisierungsquelle = ETH-BD-2FO.Kanal1.IEEE1588
auswählen. Der schreibgeschützte Parameter (_:118) Synchronisie-
rung durch zeigt dann IEEE 1588 an.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 205
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[lo_pps_syn, 2, de_DE]

Bild 3-103 Logik zur Erzeugung der Meldung >PPS-Puls ausgefallen

3.6.6.11 Einstellhinweise für die Ferndaten

Parameter: Rückfallzeit Prio. x

• Voreinstellwert (_:22741:111) Rückfallzeit Prio. 1 = 2,00 s

• Voreinstellwert (_:22741:112) Rückfallzeit Prio. 2 = 2,00 s

• Voreinstellwert (_:22741:113) Rückfallzeit Prio. 3 = 2,00 s


Wenn Sie selbstangelegte Ferndaten benutzen, können Sie bei einem Kommunikationsausfall einstellen, wie
lange der zuletzt empfangene Zustand Ihrer Ferndaten gehalten wird. Damit können Sie kurzeitige Kommuni-
kationsausfälle überbrücken. Die Zeit ist für jede Priorität der Ferndaten getrennt einstellbar.

3.6.6.12 Beschreibung Phasentausch

Phasentausch
Wenn Sie über die Wirkkommunikation Informationen mit einem Gerät austauschen möchten, bei dem
die Phasen eine andere Reihenfolge, aber das gleiche Drehfeld aufweisen wie bei Ihrem Gerät, kann das
SIPROTEC 5-Gerät die Phaseninformation beim Senden und Empfangen tauschen. Der Tausch der Phasen beim
Anschluss der Stromwandler ist nicht mehr erforderlich.
Diesen Anwendungsfall gibt es auf einigen Kuppelleitungen verschiedener Netzbetreiber.
Bild 3-104 zeigt ein Beispiel für die unterschiedliche Bezeichnung gleicher Leiter an den Leitungsenden.
Der Leiter L1 auf der linken Seite der Leitung wird z.B. zum Leiter L3 auf der rechten Seite. Wenn auf der
rechten Seite ein SIPROTEC 5-Gerät verwendet wird, können Sie in der FG Erweiterte Wirkkommunikation
den FB Phasentausch instanziieren. Im FB Phasentausch stellen Sie ein, wie die Phasen beim Senden und
Empfangen von phasenselektiven Informationen über die Wirkschnittstelle vertauscht werden.
Dadurch wird Folgendes im SIPROTEC 5-Gerät erreicht:

• Sie schließen die Strom- und Spannungswandler wie gewohnt an die Klemmen L1, L2 und L3 des
Schutzgerätes an.

• Der Leistungsschalter wird ohne einen Tausch der Leiter verkabelt.

• Die Schutzfunktionen in beiden Geräten, wie der Leitungsdifferentialschutz oder die Informations-
übertragungsverfahren mit Distanzschutz arbeiten problemlos zusammen.

• Die phasenselektiven Meldungen und Messwerte werden aus der Sicht des jeweiligen Gerätes korrekt
angezeigt.

206 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_different_phs-designation_are_compens_send-receive, 1, de_DE]

Bild 3-104 Unterschiedliche Leiterbezeichnungen werden beim Senden und Empfangen ausgeglichen

(1) Andere Phasenbezeichnungen als beim Gegenende für physikalisch dieselben Leiter

HINWEIS

i Der Phasentausch unterstützt nicht die Stufe I2-DIFF der Funktion Leitungsdifferentialschutz.
Der Tausch von benutzerspezifischen phasenselektiven Informationen, die mit der Funktion Ferndaten
gesendet und empfangen werden, wird nicht unterstützt.

3.6.6.13 Einstellhinweise für den Phasentausch

HINWEIS

i Wenn Sie den FB Phasentausch benutzen, muss die Drehfeldrichtung in allen Geräten des Gerätever-
bundes gleich eingestellt sein, siehe Parameter: Drehfeldrichtung, Seite 447.

Tausch in Senderichtung

• Voreinstellwert (_:101) Tausch in Senderichtung = Kein Phasentausch

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 207
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Mit dem Parameter Tausch in Senderichtung wählen Sie den Phasentausch aus. Die Phasen werden aus
Sicht der Senderichtung getauscht. Folgende Optionen sind möglich:

Parameterwert Beschreibung
Kein Phasentausch Beim Senden von phasenselektiven Informationen findet kein Phasentausch
statt.
L1 → L2, L2 → L3, L3 → Die lokalen Daten wie Messwerte und Statusinformationen der Phasen
L1 werden getauscht und wie folgt an das Nachbargerät gesendet:

• Die lokalen Daten der Phase L1 als Daten der Phase L2


• Die lokalen Daten der Phase L2 als Daten der Phase L3
• Die lokalen Daten der Phase L3 als Daten der Phase L1
L1 → L3, L2 → L1, L3 → Die lokalen Daten wie Messwerte und Statusinformationen der Phasen
L2 werden getauscht und wie folgt an das Nachbargerät gesendet:

• Die lokalen Daten der Phase L1 als Daten der Phase L3


• Die lokalen Daten der Phase L2 als Daten der Phase L1
• Die lokalen Daten der Phase L3 als Daten der Phase L2

Tausch in Empfangsrichtung
Abhängig vom Einstellwert des Parameters Tausch in Senderichtung ergibt sich aus der Sicht der
Empfangsrichtung die umgekehrte Tauschrichtung. Der schreibgeschützte Parameter (_:102) Tausch in
Empfangsricht. zeigt den sich ergebenden Phasentausch an.

Parameterwert Beschreibung
Kein Phasentausch Beim Empfangen von phasenselektiven Informationen findet kein Phasen-
tausch statt.
L1 → L3, L2 → L1, L3 → Die vom Nachbargerät empfangenen Daten wie Messwerte und Statusinfor-
L2 mationen der Phasen werden wie folgt benutzt:

• Die empfangenen Daten der Phase L1 als lokale Daten der Phase L3
• Die empfangenen Daten der Phase L2 als lokale Daten der Phase L1
• Die empfangenen Daten der Phase L3 als lokale Daten der Phase L2
L1 → L2, L2 → L3, L3 → Die vom Nachbargerät empfangenen Daten wie Messwerte und Statusinfor-
L1 mationen der Phasen werden wie folgt benutzt:

• Die empfangenen Daten der Phase L1 als lokale Daten der Phase L2
• Die empfangenen Daten der Phase L2 als lokale Daten der Phase L3
• Die empfangenen Daten der Phase L3 als lokale Daten der Phase L1

Beispiele eines Geräteverbundes mit 3 Geräten


Bei einem Geräteverbund mit mehr als 2 Geräten müssen Sie den Geräteverbund gedanklich in einen Bereich
teilen, der die Phasen vertauscht und in einen Bereich, der die Phasen nicht vertauscht. In dem Bereich,
der die Phasen vertauscht, müssen Sie in den SIPROTEC 5-Geräten den FB Phasentausch instanziieren. Bei
SIPROTEC 4-Geräten müssen Sie in diesem Fall die Phasen beim Anschluss der Wandler und des Leistungs-
schalters tauschen.
Das folgende Bild zeigt einen Geräteverbund mit 3 Geräten. Das linke Gerät kann ein SIPROTEC 4- oder
SIPROTEC 5-Gerät sein. Das mittlere Gerät ist ein SIPROTEC 5- und das rechte ein SIPROTEC 4-Gerät. Das
mittlere Gerät tauscht die Phasen durch Benutzung des FB Phasentausch. Der FB Phasentausch wird für
beide Wirkschnittstellen benutzt, aber nur einmal pro FG Erweiterte Wirkkommunikation instanziiert. Im
SIPROTEC 4-Gerät auf der rechten Seite können Sie den Phasentausch nur durch die Änderung der Verdrah-
tung der Strom- und Spannungswandler und des Leistungsschalters umsetzen. Dabei müssen Sie die phasen-
selektiven Meldungen entsprechend uminterpretieren.

208 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_Device combination with 3 devices, 1, de_DE]

Bild 3-105 Geräteverbund mit 3 Geräten

3.6.6.14 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Ferndaten
_:22741:111 Ferndaten:Rückfallzeit 0,00 s bis 300,00 s 2,00 s
Prio. 1
_:22741:112 Ferndaten:Rückfallzeit 0,00 s bis 300,00 s 2,00 s
Prio. 2
_:22741:113 Ferndaten:Rückfallzeit 0,00 s bis 300,00 s 2,00 s
Prio. 3
Wirkschnitts.1
_:5161:1 Wirkschnitts.1:Modus • aus ein
• ein
_:5161:105 Wirkschnitts.1:Max. 0,000 % bis 100,000 % 1,000 %
Fehlerrate/h
_:5161:106 Wirkschnitts.1:Max. 0,000 % bis 100,000 % 1,000 %
Fehlerrate/min
_:5161:107 Wirkschnitts.1:Störungs- 0,05 s bis 2,00 s 0,10 s
meldung nach
_:5161:108 Wirkschnitts.1:Ausfall- 0,0 s bis 6,0 s 6,0 s
meldung nach
_:5161:109 Wirkschnitts.1:Signal- 0,1 ms bis 30,0 ms 30,0 ms
laufzeitschwelle
_:5161:110 Wirkschnitts.1:Diff. 0,000 ms bis 3,000 ms 0,100 ms
Sende-Empfangszeit
_:5161:113 Wirkschnitts.1:Synchro- • Externe Synchron. aus Externe
nisierung Synchron. aus
• Teleg. und ext. Synchr.
• Teleg. oder ext. Synchr.
• Nur externe Synchron.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 209
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5161:117 Wirkschnitts.1:FB • Externe Synchron. 1 Externe
Externe Synchron. Synchron. 1
• Externe Synchron. 2
_:5161:120 Wirkschnitts.1:Überprüfe • nein ja
Synch.-quelle
• ja
_:5161:120 Wirkschnitts.1:WS- Einstellmöglichkeiten anwen-
Zuordnung dungsabhängig

3.6.6.15 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Wirkschnitts.1
_:5161:81 Wirkschnitts.1:>Blockierung Stufe SPS I
_:5161:500 Wirkschnitts.1:>Sync-Reset SPS I
_:5161:341 Wirkschnitts.1:Synchron. rücksetzen SPC C
_:5161:342 Wirkschnitts.1:Messwerte rücksetzen SPC C
_:5161:52 Wirkschnitts.1:Zustand ENS O
_:5161:53 Wirkschnitts.1:Bereitschaft ENS O
_:5161:301 Wirkschnitts.1:Status Schicht 1 und 2 ENS O
_:5161:302 Wirkschnitts.1:Status Schicht 3 und 4 ENS O
_:5161:303 Wirkschnitts.1:Verbindung unterbr. SPS O
_:5161:316 Wirkschnitts.1:Fehlerrate/min übers. SPS O
_:5161:317 Wirkschnitts.1:Fehlerrate/h übers. SPS O
_:5161:318 Wirkschnitts.1:Laufzeit überschritten SPS O
_:5161:319 Wirkschnitts.1:Laufzeiten unsymmetr. SPS O
_:5161:320 Wirkschnitts.1:Laufzeitsprung erkannt SPS O
_:5161:321 Wirkschnitts.1:WS synchronisiert SPS O
_:5161:340 Wirkschnitts.1:Telegrammausfall SPS O
_:5161:323 Wirkschnitts.1:PPS: Laufzeit unsym. SPS O
_:5161:324 Wirkschnitts.1:WS mit PPS synchr. SPS O
_:5161:343 Wirkschnitts.1:Partner INS O
_:5161:308 Wirkschnitts.1:Tx Tel/h MV O
_:5161:309 Wirkschnitts.1:Rx Tel/h MV O
_:5161:310 Wirkschnitts.1:Tx Tel/min MV O
_:5161:311 Wirkschnitts.1:Rx Tel/min MV O
_:5161:312 Wirkschnitts.1:Tx Fehl/h MV O
_:5161:313 Wirkschnitts.1:Rx Fehl/h MV O
_:5161:314 Wirkschnitts.1:Tx Fehl/min MV O
_:5161:315 Wirkschnitts.1:Rx Fehl/min MV O
_:5161:334 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/min MV O
_:5161:335 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/h MV O
_:5161:336 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/d MV O
_:5161:337 Wirkschnitts.1:Fehl.Tel/w MV O
_:5161:338 Wirkschnitts.1:l.Ausfall d MV O
_:5161:339 Wirkschnitts.1:l.Ausfall w MV O
_:5161:331 Wirkschnitts.1:Empf. MV O
_:5161:325 Wirkschnitts.1:Mittl. Δt MV O
_:5161:326 Wirkschnitts.1:Empf Δt MV O

210 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5161:327 Wirkschnitts.1:Sen. Δt MV O
Wirkschnitt.1B
_:23461:81 Wirkschnitt.1B:>Blockierung Stufe SPS I
_:23461:500 Wirkschnitt.1B:>Sync-Reset SPS I
_:23461:341 Wirkschnitt.1B:Synchron. rücksetzen SPC C
_:23461:342 Wirkschnitt.1B:Messwerte rücksetzen SPC C
_:23461:52 Wirkschnitt.1B:Zustand ENS O
_:23461:53 Wirkschnitt.1B:Bereitschaft ENS O
_:23461:301 Wirkschnitt.1B:Status Schicht 1 und 2 ENS O
_:23461:302 Wirkschnitt.1B:Status Schicht 3 und 4 ENS O
_:23461:303 Wirkschnitt.1B:Verbindung unterbr. SPS O
_:23461:316 Wirkschnitt.1B:Fehlerrate/min übers. SPS O
_:23461:317 Wirkschnitt.1B:Fehlerrate/h übers. SPS O
_:23461:318 Wirkschnitt.1B:Laufzeit überschritten SPS O
_:23461:340 Wirkschnitt.1B:Telegrammausfall SPS O
_:23461:323 Wirkschnitt.1B:PPS: Laufzeit unsym. SPS O
_:23461:324 Wirkschnitt.1B:WS mit PPS synchr. SPS O
_:23461:343 Wirkschnitt.1B:Partner INS O
_:23461:308 Wirkschnitt.1B:Tx Tel/h MV O
_:23461:309 Wirkschnitt.1B:Rx Tel/h MV O
_:23461:310 Wirkschnitt.1B:Tx Tel/min MV O
_:23461:311 Wirkschnitt.1B:Rx Tel/min MV O
_:23461:312 Wirkschnitt.1B:Tx Fehl/h MV O
_:23461:313 Wirkschnitt.1B:Rx Fehl/h MV O
_:23461:314 Wirkschnitt.1B:Tx Fehl/min MV O
_:23461:315 Wirkschnitt.1B:Rx Fehl/min MV O
_:23461:334 Wirkschnitt.1B:Fehl.Tel/min MV O
_:23461:335 Wirkschnitt.1B:Fehl.Tel/h MV O
_:23461:336 Wirkschnitt.1B:Fehl.Tel/d MV O
_:23461:337 Wirkschnitt.1B:Fehl.Tel/w MV O
_:23461:338 Wirkschnitt.1B:l.Ausfall d MV O
_:23461:339 Wirkschnitt.1B:l.Ausfall w MV O
_:23461:331 Wirkschnitt.1B:Empf. MV O
_:23461:325 Wirkschnitt.1B:Mittl. Δt MV O
_:23461:326 Wirkschnitt.1B:Empf Δt MV O
_:23461:327 Wirkschnitt.1B:Sen. Δt MV O

3.6.7 Zuordnung der Schutz-Funktionsgruppe zur FG Wirkkommunikation

Wenn Schutzfunktionen in einer Schutzfunktionsgruppe die Wirkschnittstellen benutzen wollen, müssen Sie
die Verbindung der Schutzfunktionsgruppe, z.B. die FG Leitung 1, mit einer Funktionsgruppe Wirkkommuni-
kation in DIGSI 5 rangieren. Dann kann jede Schutzfunktion in der FG Leitung 1 die Wirkkommunikation
benutzen.
Rangieren Sie die Verbindung zwischen der FG Leitung und der FG Wirkkommunikation in DIGSI 5 wie folgt:
Projektnavigation > Funktionsgruppenverbindungen > Registerkarte Schutz-FG ↔ Schutz-FG. Über die
rechte Maustaste rangieren Sie die Verbindung in der gewünschten Zeile/Spalte.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 211
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[sc_PDC_rout1, 1, de_DE]

Bild 3-106 Rangierung der Verbindung zwischen der Schutz-FG und der FG Wirkkommunikation in DIGSI 5

HINWEIS

i Wenn im Gerät nur eine Schutz-Funktionsgruppe und eine FG Wirkkommunikation instanziiert sind,
verbindet DIGSI 5 beide Funktionsgruppen automatisch.

3.6.8 Anwendungsbeispiele und Einstellhinweise für IP-Kommunikation

3.6.8.1 Übersicht

Die erweiterte Wirkkommunikation unterstützt die IP-Kommunikation über MPLS13-Kommunikationsnetze.

• Wenn Sie bestehende Anlagen für die Wirkschnittstellen-Kommunikation via IP ertüchtigen wollen,
müssen Sie in den jeweiligen SIPROTEC 5-Geräten ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul nachrüsten.

• Die Wirkschnittstellen-Kommunikation via IP erfordert ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul pro Gerät


im Geräteverbund.

• In einem Gerät darf pro Geräteverbund nur ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul benutzt werden.

• Andererseits kann ein weiterer Geräteverbund dasselbe Ethernet-BD-Kommunikationsmodul des Gerätes


benutzen.
Die folgenden Anwendungsbeispiele zeigen, was Sie bei der Anwendung der IP-Kommunikation über MPLS-
Kommunikationsnetze beachten müssen.

3.6.8.2 Geräteverbund aus 2 Geräten und redundanter Kommunikationsverbindung


Wenn bei einem Geräteverbund aus 2 Geräten eine Redundanz der Kommunikationsverbindung gefordert ist,
sind 2 unterschiedliche Vorgehensweisen möglich:

• Sie können die Redundanzmechanismen des LANs und des Ethernet-BD-Kommunikationsmoduls (PRP,
HSR, RSTP) benutzen. In diesem Fall verläuft der redundante Kommunikationsweg durch dasselbe
Ethernet-BD-Kommunikationsmodul.

• Sie können eine 2. Kommunikationsverbindung über einen physikalisch getrennten Weg einrichten.
Benutzen Sie dafür am besten ein anderes Medium, z.B. eine LWL-Direktverbindung, eine direkte Kabel-
verbindung (Pilot wire) oder eine auf C37.94-basierende Verbindung. D.h. für die 2. Kommunikationsver-
bindung müssen Sie ein weiteres Kommunikationsmodul in jedem Gerät benutzen. Das folgende Bild
veranschaulicht diesen Fall in der physischen und logischen Sicht:

13 MPLS = Multi-Protocol Label Switching

212 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_network_with_2-device_redundant-comm, 1, de_DE]

Bild 3-107 Geräteverbund mit 2 Geräten und redundanter Kommunikationsverbindung

3.6.8.3 Geräteverbund aus 3 Geräten und nur IP-Kommunikation


Wenn Sie einen Geräteverbund mit 3 Geräten konfigurieren und alle Geräte benutzen die IP-Kommunikation,
sind aus der Sicht eines Gerätes jeweils die 2 anderen Geräte im Netzwerk sichtbar und erreichbar. Dazu
konfigurieren Sie in jedem Gerät das Protokoll Erweiterte Wirkschnittstelle auf dem Ethernet-BD-
Kommunikationsmodul und die Wirkschnittstelle 1. Das Ethernet-BD-Kommunikationsmodul wird der Wirk-
schnittstelle 1 zugeordnet.
Das Besondere an dieser Konfiguration ist, dass die Topologieerkennung automatisch eine 3-Geräte-Ringtopo-
logie erzeugt (logische Sicht). D.h. 3 Punkt-zu-Punkt-Kommunikationsverbindungen werden zwischen den
Geräten aufgebaut. Zusätzlich wird automatisch eine weitere Wirkschnittstelle 1B in jedem Gerät sichtbar,
die den notwendigen 2. Kommunikationskanal für die Ringtopologie bereitstellt, siehe folgendes Bild:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 213
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_network_with_3-device_redundant-comm, 1, de_DE]

Bild 3-108 Geräteverbund mit 3 Geräten im IP-Kommunikationsnetz

Die Wirkschnittstelle 1B übernimmt die Parameter der Wirkschnittstelle 1, d.h. die Wirkschnittstelle 1B hat
keine eigene Parametersicht. Die Wirkschnittstelle 1B hat aber eigene Meldungen und Messwerte, die Sie in
der Informationsrangierung sehen können.

HINWEIS

i Wenn Sie 3 Geräte im Geräteverbund mit IP-Kommunikation verwenden, ist das Ziel der Topologieerken-
nung eine Ringtopologie zu bilden, da neben einer redundanten Verbindung auch kürzere Übertragungs-
zeiten möglich sind.

Wenn Sie eine 2. Wirkschnittstelle instanziiert haben, um z.B. eine Kommunikationsverbindung über ein
anderes Medium zu führen, blendet das Gerät die Wirkschnittstelle 1B aus.

HINWEIS

i In folgenden Fällen wird die Wirkschnittstelle 1B inaktiv und besitzt keine Meldungen und Messwerte:

• Eine 2. Wirkschnittstelle ist instanziiert.

• Im Geräteverbund sind nur 2 Geräte vorhanden.

• Keine Wirkschnittstelle ist einem Ethernet-BD-Kommunikationsmodul zugeordnet.

3.6.8.4 Geräteverbund aus 3 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien


Bei einer Anlagenerweiterung kann es erforderlich sein, einen Geräteverbund aus 2 bestehenden Geräten um
ein Gerät zu erweitern, siehe folgendes Bild.
Die bisherigen 2 Geräte sind z.B. über eine LWL-Direktverbindung oder über andere Kommunikationsmedien
miteinander verbunden. Das linke Gerät, z.B. ein SIPROTEC 4-Gerät, und das mittlere SIPROTEC 5-Gerät sind die
2 bisher in der Anlage vorhandenen Geräte. Dieser Geräteverbund soll um das rechte SIPROTEC 5-Gerät erwei-

214 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

tert werden. Die Kommunikation zwischen dem mittleren und dem rechten Gerät soll über ein IP-Kommunika-
tionsnetzwerk erfolgen.

[dw_network_with_3-device_mixed-comm, 1, de_DE]

Bild 3-109 Geräteverbund mit 3 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien

Für diese Konfiguration einer 3-Geräte-Kettentopologie müssen Sie in allen Geräten einen Geräteverbund mit
3 Geräten konfigurieren.
Im mittleren Gerät ist zusätzlich ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul notwendig. Konfigurieren Sie in den
Eigenschaften des Ethernet-BD-Kommunikationsmoduls das Protokoll Erweiterte Wirkschnittstelle.
Instanziieren Sie in der FG Wirkkommunikation den Funktionsblock Wirkschnittstelle 2. Ordnen Sie das
Ethernet-BD-Kommunikationsmodul der Wirkschnittstelle 2 zu.
Das rechte Gerät muss auch über ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul verfügen. Konfigurieren Sie
auch hier in den Eigenschaften des Ethernet-BD-Kommunikationsmoduls das Protokoll Erweiterte Wirk-
schnittstelle und ordnen das Ethernet-BD-Kommunikationsmodul der Wirkschnittstelle 1 zu. Als Beson-
derheit entsteht hier die Wirkschnittstelle 1B, die aber nicht benutzt wird.
Wenn für diese Konfiguration eine redundante Kommunikationsverbindung gefordert wird, empfiehlt Siemens
den Aufbau einer 3-Geräte-Ringtopologie. Dafür müssen Sie dann das linke und das rechte Gerät über
einen weiteren Kommunikationskanal miteinander verbinden. Damit entsteht die 3-Geräte-Ringtopologie. Das
folgende Bild zeigt diese Konfiguration:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 215
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_3-device_and_mixed-comm, 1, de_DE]

Bild 3-110 Geräteverbund mit 3 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien und redundanter
Kommunikationsverbindung

Das SIPROTEC 4-Gerät (linkes Gerät) unterstützt keine IP-Kommunikation. Sie müssen in diesem Fall auf ein
anderes Kommunikationsmedium ausweichen und ein entsprechendes SIPROTEC 4-Kommunikationsmodul
nachrüsten. In jedem Fall wird das benutzte Kommunikationsmedium auch vom SIPROTEC 5-Gerät auf der
rechten Seite unterstützt, indem Sie dort ein entsprechend gleichwertiges Kommunikationsmodul nachrüsten.
Konfigurieren Sie dieses Kommunikationsmodul mit dem Protokoll Erweiterte Wirkschnittstelle,
fügen Sie in die FG Wirkkommunikation zusätzlich eine Wirkschnittstelle 2 ein. Ordnen Sie die Wirkschnitt-
stelle 2 dem Kommunikationsmodul zu.

3.6.8.5 Geräteverbund aus 6 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien

IP-Adressen in gemischten Topologien


Für die Gewährleistung der Redundanz oder der Rückwärtskompatibilität lassen die Geräte auch eine
Mischung von klassischen und IP-basierten Kommunikationsmedien zu.
Bei solchen Anwendungen muss die Konfiguration der IP-Adressen besonders betrachtet werden. Bei der
Parametrierung der Geräte müssen Sie vorab klären, welchen Pfad die Kommunikation durch das Netzwerk
nehmen soll. D.h. es muss klar sein, welche Geräte miteinander kommunizieren. Um eine Route zu definieren,
dürfen Sie in einem Gerät nur seine geplanten Kommunikationspartner konfigurieren. Die folgenden Beispiele
veranschaulichen die korrekte IP-Konfiguration.
Für Geräteverbunde mit mehr als 3 Geräten und gemischten Kommunikationsmedien sind verschiedenste
Konfigurationen möglich. Wenn Sie die IP-Kommunikation benutzen wollen, müssen Sie beachten, dass für die
Wirkschnittstellen-Kommunikation pro Geräteverbund nur ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul unterstützt
wird.
Das folgende Bild zeigt einen Geräteverbund mit 6 Geräten. In dem Beispiel sind mehrere Geräte durch andere
Kommunikationsmedien verbunden, die 3 Gerätegruppen bilden. Die Gerätegruppen sind durch ein IP-Netz-
werk miteinander verbunden. Das Ergebnis ist eine 6-Geräte-Kettentopologie. Die gelbe Linie veranschaulicht
die Kommunikationsstrecke.
Um diese Kommunikationsstrecke zu realisieren, dürfen Sie in den Geräten nur die IP-Adressen ihrer direkten
Kommunikationspartner parametrieren. Für das folgende Beispiel gilt:

• Die Geräte 2 und 4 kennen nur die IP-Adresse vom Gerät 3.

• Das Gerät 3 kennt nur die IP-Adressen von den Geräten 2 und 4.

• Belassen Sie alle sonstigen IP-Adressen auf 0.0.0.0.

216 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_network_with_6-device_redundant-comm, 1, de_DE]

Bild 3-111 Beispiel 1 für einen Geräteverbund mit 6 Geräten

Ein weiteres Beispiel zeigt 2 Gerätegruppen, deren Geräte jeweils untereinander über IP-Netze verbunden
sind. Die 2 Gerätegruppen sind durch ein anderes Kommunikationsmedium miteinander verbunden. Die
Topologieerkennung formt wiederum eine 6-Geräte-Kettentopologie.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 217
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

Um diese Kommunikationsstrecke zu realisieren, dürfen Sie in den Geräten nur die IP-Adressen ihrer direkten
Kommunikationspartner parametrieren. Für das folgende Beispiel gilt:

• Das Gerät 1 kennt nur die IP-Adressen von den Geräten 2 und 3.

• Die Geräte 2 und 3 kennen nur die IP-Adresse vom Gerät 1.

• Das Gerät 5 kennt nur die IP-Adressen von den Geräten 4 und 6.

• Die Geräte 4 und 6 kennen nur die IP-Adresse vom Gerät 5.

• Belassen Sie alle sonstigen IP-Adressen auf 0.0.0.0.

218 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

[dw_network_with_6-device, 1, de_DE]

Bild 3-112 Beispiel 2 für einen Geräteverbund mit 6 Geräten

3.6.8.6 Nicht unterstützte Konfigurationen


Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für einen Geräteverbund mit 3 Geräten. Alle Geräte benutzen im Beispiel
die IP-Kommunikation. Das mittlere Gerät enthält 2 Ethernet-BD-Kommunikationsmodule, die beide mit dem
Protokoll Erweiterte Wirkschnittstelle konfiguriert sind.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 219
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Systemfunktionen
3.6 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Sie können in einem Gerät nur ein Ethernet-BD-Kommunikationsmodul benutzen!


2 Ethernet-BD-Kommunikationsmodule mit dem Protokoll Erweiterte Wirkschnittstelle werden
nicht unterstützt.

[dw_non-supported-confic_network_with_3-device, 1, de_DE]

Bild 3-113 Nicht unterstützte Konfiguration eines Geräteverbundes mit 3 Geräten

HINWEIS

i Wenn Sie die IP-Kommunikation benutzen, ist das Ziel der Topologieerkennung, bei 4 oder mehr Geräten
eine Kettentopologie zu formen. Für bestimmte Konfigurationen kann die Topologieerkennung keine funk-
tionierende Kettentopologie formen.

Das folgende Bild zeigt ein Beispiel eines Geräteverbundes mit 6 Geräten und gemischten Kommunikations-
medien. In diesem Fall kann die Topologieerkennung keine funktionierende 6-Geräte-Kettentopologie formen.

[dw_non-supported-confic_network_with_6-device, 1, de_DE]

Bild 3-114 Nicht unterstützte Konfiguration eines Geräteverbundes mit 6 Geräten

220 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

3.7.1 Allgemeine Informationen

Bei der Zusammenarbeit von SIPROTEC 5- und SIPROTEC 4-Geräten werden prinzipiell nur Funktionalitäten
unterstützt, die in beiden Gerätefamilien verfügbar sind. Das heißt, dass bei der Zusammenarbeit beider
SIPROTEC-Familien mindestens die Funktionalitäten der SIPROTEC 4-Geräte unterstützt werden.
Sie können SIPROTEC 5-Geräte über die Wirkschnittstelle mit folgenden SIPROTEC 4-Geräten verbinden:

• Distanzschutzgeräte 7SA522 und 7SA6x ab Firmware-Stand V4.70


• Differentialschutzgeräte 7SD5x ab Firmware-Stand V4.72
• Differentialschutzgeräte 7SD610 ab Firmware-Stand V4.72

Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Distanzschutzgeräten


Folgende Funktionalitäten werden unterstützt:

• Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz über die Wirkschnittstelle


Der Umfang der Zusammenarbeit ist durch die in den SIPROTEC 4-Geräten verfügbaren Signalverfahren
begrenzt.

• Konstellationsmesswerte

Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Differentialschutzgeräten


Folgende Funktionalitäten werden unterstützt:

• Leitungsdifferentialschutz, Stufe I-DIFF und Stufe I-DIFF schnell

• Konstellationsmesswerte

HINWEIS

i Die Stufe I-DIFF schnell 2 wird nicht unterstützt!

Unterstützte allgemeine Funktionalitäten bei der Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

• Funktionales Abmelden eines Gerätes aus dem Wirkschnittstellen-Geräteverbund

• Zeitsynchronisation über die Wirkschnittstelle

• Übertragung von Fernmeldungen und Fernbefehlen/Fernkommandos im möglichen Umfang der


SIPROTEC 4-Geräte

3.7.2 Kommunikationsmodule für die Wirkschnittstelle

HINWEIS

i Für die Wirkkommunikation zwischen SIPROTEC 4- und SIPROTEC 5-Geräten über eine direkte LWL-Verbin-
dung können Sie nicht alle Kommunikationsmodule benutzen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Kommu-
nikationsmodule Sie verwenden können.

Die folgende Tabelle zeigt, welche Kommunikationsmodule für eine direkte LWL-Verbindung von SIPROTEC 4-
und SIPROTEC 5-Geräten kompatibel sind:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 221
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

SIPROTEC 5 SIPROTEC 4
USART-AD-1FO: 1 x optisch seriell, 820 nm, ST- • FO5: Optisch 820 nm, ST-Stecker, Länge 1,5 km,
Stecker, 1,5 km über 62,5/125 μm Multimode-Licht- Multimode-Lichtwellenleiter
wellenleiter
• FO6: Optisch 820 nm, ST-Stecker, Länge 3 km
USART-AE-2FO: 2 x optisch seriell, 820 nm, ST- • FO5: Optisch 820 nm, ST-Stecker, Länge 1,5 km,
Stecker, 1,5 km über 62,5/125 μm Multimode-Licht- Multimode-Lichtwellenleiter
wellenleiter
• FO6: Optisch 820 nm, ST-Stecker, Länge 3 km

HINWEIS

i Eine direkte LWL-Verbindung über eine Distanz von 24 km und mehr ist nicht möglich.

HINWEIS

i Für eine Kommunikationsverbindung über eine Distanz von 24 km und mehr verwenden Sie die
SIPROTEC 4-Module FO17, FO18 oder FO19 und auf der Seite des SIPROTEC 5-Gerätes den Repeater
7V5461.

HINWEIS

i Bei der Kommunikation über Kommunikationsumsetzer wird die Zusammenarbeit zwischen SIPROTEC 4-
und SIPROTEC 5-Geräten immer unterstützt.

3.7.3 Wirkkommunikation

HINWEIS

i Am SIPROTEC 4-Gerät müssen Sie für die Zusammenarbeit mit einem SIPROTEC 5-Gerät nichts speziell
einstellen.
Überprüfen Sie die Adressen der SIPROTEC 4- und SIPROTEC 5-Geräte im Geräteverbund!

Damit ein SIPROTEC 5-Gerät mit einem SIPROTEC 4-Gerät arbeiten kann, müssen Sie im SIPROTEC 5-Gerät mit
dem Parameter (_:5131:126) Verbindungsmodus das gewünschte SIPROTEC 4-Gerät für den Gerätever-
bund auswählen.
Sie finden den Parameter in den Eigenschaften der Wirkschnittstelle unter Einstellungen → Einstellungen
der Wirkschnittstelle → Geräteverbund-Einstellungen.
Einstellwert Bedeutung
SIPROTEC 5 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 5-Gerät im Gerätever-
bund.
SIPROTEC 4 7SD610 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 4-Differentialschutz-
gerät 7SD610 im Geräteverbund.
SIPROTEC 4 7SD5 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 4-Differentialschutz-
gerät 7SD5x im Geräteverbund.
SIPROTEC 4 7SA5/6 Das SIPROTEC 5-Gerät arbeitet mit einem SIPROTEC 4-Distanzschutzgerät
7SA522 und 7SA6x im Geräteverbund.

Weiterführende Informationen zum Parameter finden Sie im Kapitel 3.6.5.5 Einstellhinweise für den Geräte-
verbund.
Überprüfen Sie in den SIPROTEC-Geräten, ob folgende Parameter für die Zusammenarbeit des Gerätever-
bundes korrekt eingestellt sind:

222 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

SIPROTEC 5-Parameter SIPROTEC 4-Parameter


(_:5131:102) Adresse von Gerät 1 (4701) G-ID-GERAET 1
(_:5131:103) Adresse von Gerät 2 (4702) G-ID-GERAET 2
(_:5131:104) Adresse von Gerät 3 (4703) G-ID-GERAET 3
(_:5131:105) Adresse von Gerät 4 (4704) G-ID-GERAET 4
(_:5131:106) Adresse von Gerät 5 (4705) G-ID-GERAET 5
(_:5131:107) Adresse von Gerät 6 (4706) G-ID-GERAET 6
(_:5131:101) Lokales Gerät ist Gerät (4710) LOKALES GERAET
(_:102:1031:0:105) Verbindung über (4502) WS1 VERBINDUNG
(_:102:1032:0:105) Verbindung über (4602) WS2 VERBINDUNG
(_:5161:1) Modus in den Einstellungen der Wirk- (4501) WS1
schnitts.1
(_:5162:1) Modus in den Einstellungen der Wirk- (4601) WS2
schnitts.2
(_:5161:110) Diff. Sende-Empfangszeit (4506A) WS1 UNSYMMETRIE
(_:5162:110) Diff. Sende-Empfangszeit (4606A) WS2 UNSYMMETRIE

Den SIPROTEC 5-Parameter (_:5131:122) Kleinste auftret. Bitrate gibt es im SIPROTEC 4-Gerät
nicht. Der Einstellwert des Parameters hat keine Bedeutung für die Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten.

3.7.4 Leitungsdifferentialschutz

HINWEIS

i Die Leitungsdifferentialschutz-Funktionen der SIPROTEC 4- und SIPROTEC 5-Geräte können nur zusammen-
arbeiten, wenn im SIPROTEC 5-Gerät die Stufe I-DIFF schnell instanziiert ist.
Wenn im SIPROTEC 5-Gerät die Stufe I-DIFF schn. 2 instanziiert ist, löschen Sie diese Stufe und instanzi-
ieren stattdessen die Stufe I-DIFF schnell.

Das Verfahren der SIPROTEC 5-Leitungsdifferentialschutz-Stufe I-DIFF schnell entspricht dem schnellen
Ladungsvergleich im Leitungsdifferentialschutz von SIPROTEC 4.
Rangieren Sie Informationen der Stufe I-DIFF schnell auf den Störschreiber. Siemens empfiehlt, mindestens
die (_:3481:57) Auslösung auf den Störschreiber zu rangieren.

HINWEIS

i Bei Verwendung des Leitungsdifferentialschutzes müssen Sie im SIPROTEC 4-Gerät den Parameter (254)
F bei N_N anpassen! Beachten Sie die folgenden Hinweise!

SIPROTEC 4- und SIPROTEC 5-Geräte unterscheiden sich in der verwendeten Hard- und Software zur Messwert-
erfassung. Bei der Verwendung des Leitungsdifferentialschutzes innerhalb einer Gerätefamilie – z.B. SIPROTEC
4 – kompensieren sich bestimmte Ungenauigkeiten der Messwerterfassung automatisch.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz im Geräteverbund mit SIPROTEC 4- und SIPROTEC 5-Geräten arbeitet,
treten erhöhte Ungenauigkeiten in der Messwerterfassung auf. Dadurch wird ein Differenzstrom berechnet,
der im Primärsystem der Anlage aber nicht vorhanden ist. Diesen erhöhten Fehler des Differenzstromes
müssen Sie durch eine erhöhte Stabilisierung kompensieren.
Siemens empfiehlt, in der Betriebsart SIPROTEC 4/SIPROTEC 5 andere Einstellwerte für die Parameter der
Stromwandlerfehler. Die folgende Tabelle zeigt die neuen Einstellempfehlungen.
Weiterführende Informationen zu den SIPROTEC 5-Parametern finden Sie im Kapitel 6.1.8 Anwendungs-
und Einstellhinweise für Leitungsdifferentialschutz-Parameter unter Einstellempfehlungen für übliche Schutz-
stromwandler, Seite 460 in Tabelle Tabelle 6-1.
Weiterführende Informationen zu den SIPROTEC 4-Parametern finden Sie im Kapitel 2.1 Allgemeines unter
Stromwandlerkennlinie, Tabelle 2-1.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 223
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

Wandler- Parameter
klasse
SIPROTEC 4 SIPROTEC 5 SIPROTEC 4 SIPROTEC 5
(253) F bei (_:8881:108) (254) F bei N_N (_:8881:109)
N_B/N_N Wandlerfehler A Wandlerfehler B
5P 3,0 % 12 %
10P 5,0 % 21 %
TPX 1,0 % 21 %
TPY 3,0 % 21 %
TPZ 6,0 % 28 %
PX 3,0 % 12 %
C100 bis 5,0 % 21 %
C800

Transformator im Schutzbereich
Schalten Sie die Nullstromeliminierung wie folgt ein:

• Stellen Sie im SIPROTEC 4-Gerät den Parameter (1163) TRAFO STERNPKT = geerdet ein.

• Stellen Sie im SIPROTEC 5-Gerät den Parameter (_:105) Nullstromeliminierung = ja ein.

Einschaltstromerkennung
Wenn Sie die Crossblock-Funktion nutzen, schalten Sie die Funktionalität in allen Geräten des Gerätever-
bundes mit dem Parameter (_:112) Cross-Blockierung ein. Stellen Sie die Dauer mit dem Parameter
(_:109) Dauer der Crossblock. in allen Geräten des Geräteverbundes gleich ein.
Bei der Zusammenarbeit von SIPROTEC 4- und 5-Geräten wird die Meldung (_:306) Cross-Blockierung
nur in den Geräten erzeugt, in denen der Einschaltstrom gemessen wurde.

Überwachung des Differenzstromes


Mit der Funktion Leitungsdifferentialschutz in SIPROTEC 5-Geräten können Sie den Differenzstrom überwa-
chen und bei einem ungewöhnlich hohen Differenzstrom über eine Dauer von 1 s rechtzeitig den Leitungsdif-
ferentialschutz blockieren. Weiterführende Informationen dazu finden Sie im Kapitel 6.2.3 Funktionsbeschrei-
bung unter Überwachung des Differenzstromes, Seite 485.
Der Leitungsdifferentialschutz in SIPROTEC 4-Geräten bietet keine Möglichkeit, den Differenzstrom zu überwa-
chen. Wenn SIPROTEC 4- und 5-Geräte zusammenarbeiten, dann können Sie die Überwachung des Differenz-
stromes in den SIPROTEC 5-Geräten nur zum Melden eines fehlerhaften Zustandes benutzen.
Stellen Sie dazu den Parameter (_:2311:104) Überwachung Idiff auf ja: nur Melden ein. In den
SIPROTEC 5-Geräten werden die Meldung (_:2311:316) Alarm: Idiff zu hoch und ein Störschrieb
für eine Analyse erzeugt.
In den SIPROTEC 4-Geräten wird keine Meldung und auch kein Störschrieb zur Analyse erzeugt. Wenn Sie die
Überwachung in den SIPROTEC 5-Geräten nicht benutzen möchten, stellen Sie den Parameter (_:2311:104)
Überwachung Idiff auf nein.

HINWEIS

i Die Einstelloption ja: Block. Diff.-schutz ist für den SIPROTEC 5-Parameter (_:2311:104)
Überwachung Idiff bei der Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten nicht verfügbar.

Fernauslösung
Die Stufe Fernauslösung im Leitungsdifferentialschutz der SIPROTEC 5-Geräte enthält Parameter, die entspre-
chend den Parametern der Funktion Schaltermitnahme und Fernauslösung im SIPROTEC 4-Gerät einzu-
stellen sind. Die Voreinstellungen der Parameter sind allerdings so gewählt, dass Sie im Normalfall nichts
ändern müssen.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

Die Stufe Fernauslösung im Leitungsdifferentialschutz der SIPROTEC 5-Geräte enthält Parameter, die
folgenden Parametern der Funktion Schaltermitnahme und Fernauslösung im SIPROTEC 4-Gerät entspre-
chen. Überprüfen Sie die Einstellwerte und gleichen Sie diese ab. Die Voreinstellungen der Parameter sind so
gewählt, dass Sie im Normalfall nichts ändern müssen.

Tabelle 3-20 Korrespondierende Parameter SIPROTEC 5/SIPROTEC 4

SIPROTEC 5 SIPROTEC 4
Parameter der Stufe Fernauslösung in der Funktion Parameter der Funktion Schaltermitnahme und
Leitungsdifferentialschutz Fernauslösung
(_:5551:100) Senden (1301) MITN. DIFF
(_:5551:101) Empfangen (1302) MITN. EMPF

Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 6.2.13 Fernauslösung.

SIPROTEC 4-Modus: Gerät abmelden


Der SIPROTEC 4-Modus Gerät abmelden entspricht in SIPROTEC 5 ebenfalls dem Modus Gerät abmelden.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 3.10.4 Abmelden des Gerätes.

SIPROTEC 4-Modus: Differentialschutz-Testmodus


Der SIPROTEC 4-Modus Differentialschutz-Testmodus entspricht in SIPROTEC 5 dem Leitungsdifferential-
schutz-Modus Test lokales Gerät.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 11.5 Funktionsprüfung Leitungsdifferentialschutz.

SIPROTEC 4-Modus: Differentialschutz-IBS-Modus (Inbetriebsetzungsmodus)


Der SIPROTEC 4-Modus Differentialschutz-IBS-Modus entspricht in SIPROTEC 5 dem Leitungsdifferential-
schutz-Modus Test aller Geräte.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 11.5 Funktionsprüfung Leitungsdifferentialschutz.

3.7.5 Fernbefehle/Fernkommandos und Fernmeldungen

Die Ferndaten in SIPROTEC 5 entsprechen den Fernkommandos in SIPROTEC 4.


Die Fernkommandos und Fernmeldungen sind in SIPROTEC 4 in ihrer Menge und vom Typ her festgelegt.
Folgende Signale werden in SIPROTEC 4 unterstützt:

• 4 Fernkommandos vom Typ SPS

• 24 Fernmeldungen vom Typ SPS


Wenn Sie die Fernkommandos und Fernmeldungen in SIPROTEC 5 benutzen wollen, müssen Sie die entsprech-
enden Informationen auf die Wirkschnittstelle rangieren. Weiterführende Informationen dazu finden Sie im
Kapitel3.6.5.9 Konfigurieren von Ferndaten.
Die folgende Tabelle zeigt die zu rangierenden Informationen von SIPROTEC 5 und deren Entsprechung in
SIPROTEC 4.
SIPROTEC 5 SIPROTEC 4
Bit Priorität
1 bis 4 PRIO 1 Fernkommandos 1 bis 4
5 PRIO 1 InterEin-Signal
6 PRIO 1 Manual Close von 7SD5x/7SD610
1 bis 24 PRIO 2 Fernmeldungen 1 bis 24.

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3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

3.7.6 Signalverfahren

Bei den Signalverfahren ist der Funktionsumfang durch die SIPROTEC 4-Geräte begrenzt. Folgende Konfigura-
tion und folgende Verfahren werden unterstützt:

• Maximal 3 Leitungsenden

• Bei den Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz die Mitnahme- und Vergleichsver-


fahren

• Bei den Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz das Vergleichsverfahren


Ein SIPROTEC 4-7SAx kann mit einem SIPROTEC 5-7SAx oder/und einem SIPROTEC 5-7SLx zusammenarbeiten.

3.7.7 Drahtbrucherkennung/Drahtbruchüberwachung

Bei der Zusammenarbeit von SIPROTEC 4 und 5-Geräten wird die Erkennung eines zeitgleichen Drahtbruches
auf allen 3 Phasen nicht unterstützt! Das Erkennen eines Drahtbruches auf einer Phase wird wie bisher
unterstützt.

3.7.8 Hinweise zum Tausch eines SIPROTEC 4-Gerätes gegen ein SIPROTEC 5-Gerät

Sie haben den folgenden Anwendungsfall:

• Sie betreiben einen Geräteverbund aus SIPROTEC 4-Geräten, die über die Wirkschnittstelle verbunden
sind.

• Sie möchten mindestens ein SIPROTEC 4-Gerät durch ein SIPROTEC 5-Gerät ersetzen.
Prinzipiell ist es möglich, ein SIPROTEC 4-Gerät, das über die Wirkschnittstelle mit weiteren SIPROTEC 4-
Geräten kommuniziert, durch ein gleichwertiges SIPROTEC 5-Gerät zu ersetzen, ohne die Parametrierung in
den verbliebenen SIPROTEC 4-Geräten zu ändern.
Dabei gibt es eine Ausnahme: Bei Verwendung des Leitungsdifferentialschutzes müssen Sie im SIPROTEC
4-Gerät den Parameter (254) F bei N_N erhöhen. Weiterführende Informationen dazu finden Sie im
Kapitel 3.7.4 Leitungsdifferentialschutz.
Wenn Sie im Geräteverbund ein SIPROTEC 4-Gerät durch ein SIPROTEC 5-Gerät ersetzen, gehen Sie wie folgt
vor:

• Schalten Sie das SIPROTEC 4-Gerät aus.

• Demontieren Sie das SIPROTEC 4-Gerät.

• Installieren Sie das SIPROTEC 5-Gerät.

• Stellen Sie noch keine Wirkverbindung her.

• Schalten Sie das SIPROTEC 5-Gerät ein.

• Parametrieren Sie das SIPROTEC 5-Gerät.

• Schalten Sie das SIPROTEC 5-Gerät aus.

• Stellen Sie die Wirkverbindung her.

• Schalten Sie das SIPROTEC 5-Gerät ein.


Für längere Umbaumaßnahmen können Sie das SIPROTEC 4-Gerät der betroffenen Station auch funktional
abmelden. Für die verbleibende Topologie arbeitet der Differentialschutz dann weiter.
Siemens empfiehlt: Stellen Sie die Wirkverbindung zur bestehenden Differentialschutztopologie erst nach
der Parametrierung und Verdrahtungsprüfung her, da sich das SIPROTEC 5-Gerät beim Hochlauf in der beste-
henden Topologie anmeldet.

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3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

HINWEIS

i Eine ungeeignete Parametrierung oder falsche Verdrahtung kann zu einer Fehlauslösung der gesamten
Differentialschutztopologie führen!

3.7.9 Checkliste für Parameter des SIPROTEC 5-Gerätes

Wenn Sie ein SIPROTEC 4-Gerät durch ein SIPROTEC 5-Gerät ersetzen, prüfen Sie im SIPROTEC 5-Gerät
folgende Parameter:

• Unter Einstellungen der Wirkschnittstelle → Geräteverbund-Einstellungen:


(_:5131:102) Adresse von Gerät 1
(_:5131:103) Adresse von Gerät 2
(_:5131:104) Adresse von Gerät 3
(_:5131:105) Adresse von Gerät 4
(_:5131:106) Adresse von Gerät 5
(_:5131:107) Adresse von Gerät 6
(_:5131:101) Lokales Gerät ist Gerät
(_:5131:126) Verbindungsmodus

• Unter Einstellungen der Wirkschnittstelle → Wirkschnitts.-Einstellungen:


(_:105) Verbindung über
Beachten Sie bei Verwendung des Leitungsdifferentialschutzes zusätzlich folgende Hinweise:

• Wenn Sie im SIPROTEC 4-Gerät die Ladestromkompensation benutzen, müssen Sie diese auch im
SIPROTEC 5-Gerät instanziieren und einschalten.
Sie finden den FB Ic-Kompensat. in der DIGSI 5-Bibliothek in der FG Leitung → Leitungsdifferential-
schutz → Funktionserweiterungen.

• Die Werte des SIPROTEC 5-Parameters (_:9001:101) Nennstrom in der FG Leitung unter Allgemein
und des SIPROTEC 4-Parameters (1104) IN-BTR PRIMÄR (Betriebs-Nennstrom der Primär-Anlage)
müssen gleich sein.

• Wenn ein Transformator im Schutzbereich liegt, muss im SIPROTEC 5-Gerät der FB Transformator im
Leitungsdifferentialschutz instanziiert sein.
Sie finden den FB Transformator in der DIGSI 5-Bibliothek in der FG Leitung → Leitungsdifferential-
schutz → Funktionserweiterungen.
Die Werte des SIPROTEC 5-Parameters (_:9001:103) Nennscheinleistung und des SIPROTEC 4-
Parameters (1106) BEZUGSLEISTUNG (Bezugsleistung primär) müssen gleich sein.

• Schalten Sie die Differenzstromüberwachung mit dem Parameter (_:2311:104) Überwachung


Idiff aus.

• Überprüfen Sie die Parameter der Fernauslösung mit den Einstellungen der Funktion Schaltermitnahme
und Fernauslösung in SIPROTEC 4. Die korrespondierenden Parameter finden Sie in Tabelle 3-20.

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3.7 Zusammenarbeit mit SIPROTEC 4-Geräten

3.7.10 Checkliste für den Ersatz aller SIPROTEC 4-Geräte durch SIPROTEC 5-Geräte

Für einen reibungslosen Ersatz aller SIPROTEC 4-Geräte, prüfen Sie folgende Parameter der Wirkschnittstelle in
den SIPROTEC 5-Geräten:

• Unter Einstellungen der Wirkschnittstelle → Geräteverbund-Einstellungen:


(_:5131:102) Adresse von Gerät 1
(_:5131:103) Adresse von Gerät 2
(_:5131:104) Adresse von Gerät 3
(_:5131:105) Adresse von Gerät 4
(_:5131:106) Adresse von Gerät 5
(_:5131:107) Adresse von Gerät 6
(_:5131:101) Lokales Gerät ist Gerät
(_:5131:126) Verbindungsmodus

• Unter Einstellungen der Wirkschnittstelle → Wirkschnitts.-Einstellungen:


(_:105) Verbindung über
Beachten Sie bei Verwendung des Leitungsdifferentialschutzes zusätzlich folgende Hinweise:

• Wenn Sie in einem SIPROTEC 5-Gerät die Ladestromkompensation benutzen, müssen Sie diese in allen
SIPROTEC 5-Geräten des Geräteverbundes instanziieren und einschalten.
Wenn die Einstellungen in den SIPROTEC 5-Geräten unterschiedlich sind, zeigt die Statusmeldung der
Wirkschnittstelle (_:5161:302) Status Schicht 3 und 4 den Wert Diff.Param.fehl. an.

• Der Einstellwert des Parameters (_:9001:101) Nennstrom in der FG Leitung unter Allgemein muss
in allen SIPROTEC 5-Geräten gleich sein.
Wenn die Einstellungen in den SIPROTEC 5-Geräten unterschiedlich sind, zeigt die Statusmeldung der
Wirkschnittstelle (_:5161:302) Status Schicht 3 und 4 den Wert Diff.Param.fehl. an.

• Wenn ein Transformator im Schutzbereich liegt, muss in allen SIPROTEC 5-Geräten der FB Transformator
im Leitungsdifferentialschutz instanziiert sein.
Die Werte des Parameters (_:9001.103) Nennscheinleistung müssen in allen SIPROTEC 5-Geräten
des Geräteverbundes gleich sein.

• Stellen Sie für die Differenzstromüberwachung den Parameter (_:2311:104) Überwachung


Idiff = ja: Block. Diff.-schutz ein.

• Überprüfen Sie die Parameter der Fernauslösung mit den Einstellungen in den anderen SIPROTEC 5-
Geräten.

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Systemfunktionen
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

3.8.1 Funktionsübersicht

Zeitgenaues Erfassen von Prozessdaten erfordert eine exakte Zeitsynchronisation der Geräte. Die integrierte
Datum-/Zeitsynchronisation ermöglicht die exakte zeitliche Zuordnung von Ereignissen zu einer intern
geführten Gerätezeit, mit der Ereignisse in Meldepuffern gestempelt werden und die bei deren Übertragung
an eine Stationsleittechnik oder über die Wirkschnittstelle mit übergeben wird. Ein batteriegepufferter, geräte-
interner Uhrenbaustein wird zyklisch mit der aktuellen Gerätezeit synchronisiert, so dass auch nach einem
Hilfsspannungsausfall mit der korrekten Gerätezeit weitergearbeitet wird. Damit wird gleichzeitig eine hard-
waregestützte Überwachung der Gerätezeit ermöglicht.

3.8.2 Struktur der Funktion

Die integrierte Datum-/Zeitsynchronisation ist eine übergreifende Gerätefunktion. Einstellparameter und


Meldungen finden Sie unter folgenden Menüs für DIGSI und das Gerät:
Datum und Uhrzeit einstellen:

• DIGSI: Online-Zugänge -> Schnittstelle -> Gerät -> Geräteinformation -> Zeitinformation

• Gerät: Hauptmenü -> Gerätefunktionen -> Datum & Zeit


Parameter:

• DIGSI: Projekt -> Gerät -> Parameter -> Zeiteinstellungen


Meldungen:

• DIGSI: Projekt -> Gerät -> Informationsrangierung -> Zeitführung oder Zeitsynch.

3.8.3 Funktionsbeschreibung

Jedes SIPROTEC 5-Gerät führt eine interne Gerätezeit mit Datum. Einstellungen zu Datum und Uhrzeit können
am Gerät über die Vor-Ort-Bedieneinheit oder per DIGSI 5 vorgenommen werden. Innerhalb einer Anlage oder
auch darüber hinaus ist in der Regel für das zeitgenaue Erfassen von Prozessdaten eine exakte Zeitsynchroni-
sation aller Geräte erforderlich. Für SIPROTEC 5-Geräte können sowohl Zeitquellen als auch unterschiedliche
Synchronisiermöglichkeiten konfiguriert werden.

Einstellbare Synchronisiermöglichkeiten:

• Keine (Voreinstellung)
Das Gerät arbeitet ohne externe Zeitsynchronisation. Die interne Zeitsynchronisation arbeitet auch bei
temporär abgeschalteter Hilfsspannung mit Hilfe der Pufferbatterie. Die Uhrzeit kann manuell verstellt
werden.

• Telegramm
Die Zeitsynchronisation erfolgt per Telegramm über eine entsprechend konfigurierte Kommunikations-
schnittstelle z.B. mit dem Protokoll IEC 60870-5-103 oder DNP3.

• Anschluss an eine Funkuhr


Die Zeitsynchronisation erfolgt durch die Zeittelegramme eines externen IRIG-B- oder DCF77-Empfängers
über die Zeitsynchronisationsschnittstelle des Gerätes.

• Ethernet
Die Zeitsynchronisation erfolgt über das Ethernet-basierte SNTP-Protokoll (Simple Network Time
Protocol), z.B. bei IEC 61850-Stationen oder über IEEE 1588. Wenn Sie beide Dienste bei der Konfigura-
tion von Ethernet-Schnittstellen aktivieren, stehen diese Protokolle als Option für die Zeitsynchronisation
zur Verfügung.

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Systemfunktionen
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

• Wirkschnittstelle
Die Zeitsynchronisation erfolgt über die konfigurierten Wirkschnittstellen Ihres SIPROTEC 5-Gerätes.
Hierbei übernimmt der Timing-Master die Zeitführung.

Konfigurierbare Zeitquellen:

• Mit SIPROTEC 5-Geräten können 2 Zeitquellen berücksichtigt werden. Dabei kann für jede Zeitquelle die
Synchronisierart gemäß den angebotenen Optionen ausgewählt werden.

• Zeitquelle 1 hat dabei Vorrang vor Zeitquelle 2, d.h. Zeitquelle 2 wird zur Synchronisierung
der Gerätezeit erst bei Ausfall von Zeitquelle 1 wirksam. Ist nur eine Zeitquelle verfügbar, wird
bei deren Ausfall die interne Uhrzeit unsynchronisiert weitergeführt. Der Status der Zeitquellen wird
gemeldet.

• Für jede Zeitquelle kann über den Parameter Zeitzone Zeitquelle 1 (oder Zeitzone Zeit-
quelle 2) definiert werden, ob diese ihre Zeit nach UTC (Weltzeit) sendet oder in der Einstellung lokal
der Zeitzone entspricht, in der das Gerät arbeitet.

HINWEIS

i Achten Sie darauf, dass die Einstellungen zu den Zeitquellen mit der tatsächlichen Hardware-Konfiguration
Ihres SIPROTEC 5-Gerätes übereinstimmen. In jedem Fall führen Fehleinstellungen zum Ansprechen der
Statusmeldungen der Zeitquellen.

Einstellbares Datumsformat
Unabhängig von einer speisenden Zeitsynchronisationsquelle wird geräteintern ein unabhängiges, einheit-
liches Format geführt. Für die ortsübliche Darstellungsweise des Datumsformates stehen Ihnen folgende
Optionen zur Verfügung:

• Tag.Monat.Jahr: 24.12.2009

• Monat/Tag/Jahr: 12/24/2009

• Jahr-Monat-Tag: 2009-12-24

Berücksichtigung lokaler Zeitzonen


Die interne Gerätezeit wird in Weltzeit (UTC) geführt. Zur Darstellung von Zeitstempeln in DIGSI als auch am
Geräte-Display können Sie die lokale Zeitzone des Gerätes (Parameter Offset Zeitzone zu GMT) inklusive der
geltenden Sommerzeitregeln (Beginn, Ende und Offset Sommerzeit) über Parameter definieren. Damit ist eine
Anzeige in Ortszeit möglich.

HINWEIS

i • Bei Zeitquellen, die den Status der Sommerzeitumschaltung mit übermitteln, wird dies bei der Bildung
der internen Gerätezeit im UTC-Format automatisch berücksichtigt. Dabei wird die im Gerät einge-
stellte Sommerzeit-Differenzzeit (Parameter Offset Sommerzeit) berücksichtigt. Dagegen werden die
Einstellungen Beginn Sommerzeit und Ende Sommerzeit bei der Umrechnung in das geräteinterne
UTC-Format ignoriert.

• Bei aktiven Zeitquellen ist eine Einstellung der Uhrzeit über das Geräte-Display oder DIGSI 5 nicht
möglich. Eine Ausnahme stellt die Einstellung des Kalenderjahres bei aktivem Zeitprotokoll IRIG-B dar.

Status, Überwachung und Meldungen der Zeitführung


Ihr SIPROTEC 5-Gerät erzeugt Status- und Überwachungsmeldungen, die während der Inbetriebsetzung und
im Betrieb des Gerätes wichtige Hinweise auf die richtige Konfiguration der Zeitquellen und den Zustand der
internen Zeitführung geben.
Die interne Zeitsynchronisation wird zyklisch überwacht. Wichtige Synchronisiervorgänge, der Status der
Zeitquellen und erkannte Fehler werden gemeldet. Eine ungültig gewordene Gerätezeit wird entsprechend
markiert, damit betroffene Funktionen in einen sicheren Zustand gehen können.

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Systemfunktionen
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

Meldung Beschreibung
Gerät: Diese Meldung signalisiert eine unzulässig hohe Diffe-
Uhrzeit Störung renz zwischen der intern geführten Zeit und der Zeit
des Uhrenbausteins. Das Ansprechen der Meldung
kann sowohl auf einen Fehler des Uhrenbausteins
hinweisen, als auch auf eine unzulässig hohe Drift
des Systemquarzes. Die intern geführte Zeit wird als
ungültig markiert.
Zeitführung: Diese Meldung signalisiert, ob die Sommerzeit gerade
Sommerzeit aktiv ist.
Zeitführung: Diese Meldung signalisiert das manuelle Stellen der
Zeit manuell gestellt Gerätezeit an der Vor-Ort-Bedieneinheit oder per
DIGSI 5.
Zeitsynchronisation: Diese beiden Meldungen zeigen an, ob die aktiven
Status Zeitquelle 1 Zeitquellen aus Gerätesicht als gültig und aktiv
Status Zeitquelle 2 erkannt werden. Das Ansprechen der Meldungen
kann auch ein Hinweis darauf sein, dass an der Vor-
Ort-Bedieneinheit eine falsche Konfiguration der Port-
oder Kanalnummer durchgeführt wurde.
Zeitsynchronisation: Diese Meldung signalisiert nach der parametrierten
Zeitsync. Fehler Zeit Störungsmeldung nach den erfolglosen
Versuch der Synchronisierung mit einer externen Zeit-
quelle.
Zeitsynchronisation: Diese Meldung signalisiert bei Zeitsynchronisation
Schaltsekunde durch einen externen GPS-Empfänger (Protokollvari-
ante IRIG-B 005(004) mit Erweiterung nach IEEE
C37.118-2005) das Auftreten einer Schaltsekunde.
Zeitsynchronisation: Diese Meldung signalisiert, dass das Gerät mit einer
Hochgenau Genauigkeit besser als 1 μs synchronisiert ist. Die
Meldung ist nur bei verwendeter PMU-Funktion von
Bedeutung.

HINWEIS

i Bei fehlender oder entladener Batterie läuft das Gerät ohne aktive externe Zeitsynchronisation mit der
Gerätezeit 2011-01-01 00:00:00 (UTC) an.

DIGSI 5 bietet Ihnen im Online-Modus mit dem Gerät eine kompakte Übersicht über den Status der Zeit-
synchronisation Ihres SIPROTEC 5-Gerätes. Alle Anzeigen werden permanent aktualisiert. Zu der Übersicht
gelangen Sie im Fenster der Projektnavigation über Online-Zugänge.
DIGSI: Online-Zugänge -> Schnittstelle -> Gerät -> Geräteinformation -> Zeitinformation

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 231
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

[sc_time_dg, 1, de_DE]

Bild 3-115 Zeitinformation in DIGSI

Für jede Zeitquelle wird Ihnen Folgendes angezeigt:

• die zuletzt empfangene Zeit (mit Datum)

• die Empfangszeit des zuletzt empfangenen Zeittelegramms

• der konfigurierte Typ des Zeitgebers

• Meldung des Ausfalls oder der Störung eines Zeitgebers

• ob die Gerätezeit aktuell von der Zeitquelle synchronisiert wird


Im unteren Bereich wird die sich permanent aktualisierende Gerätezeit angezeigt. Sofern die interne Gerä-
tezeit und die speisende Zeitquelle zum Zeitpunkt des Telegrammempfangs synchron waren, sind beide
angezeigten Zeiten identisch.

HINWEIS

i Alle angezeigten Zeiten (auch der Zeitquellen) berücksichtigen bereits die Einstellungen zur Lokalzeit (Zone
und Sommerzeit des Gerätes) in Form eines numerischen Offsets zu UTC (Weltzeit).

3.8.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Datumsformat

• Voreinstellwert Datumsformat = TT.MM.JJJJ


Mit dem Parameter Datumsformat definieren Sie das ortsübliche Format der Datumsanzeige.
Parameterwert Beschreibung
TT.MM.JJJJ Tag.Monat.Jahr: Typisch europäische Darstellung
Beispiel: 24.12.2010
MM/TT/JJJJ Monat/Tag/Jahr: US-typische Darstellung
Beispiel: 12/24/2010
JJJJ-MM-TT Jahr-Monat-Tag: Typisch chinesische Darstellung
Beispiel: 2010-12-24

Parameter: Zeitzone Zeitquelle 1, Zeitzone Zeitquelle 2

• Voreinstellwert Zeitzone Zeitquelle 1 = lokal, Zeitzone Zeitquelle 2 = lokal


Mit den Parametern Zeitzone Zeitquelle 1 und Zeitzone Zeitquelle 2 definieren Sie die Zeitzo-
nenbehandlung des externen Zeitgebers.

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Systemfunktionen
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

Parameterwert Beschreibung
lokal Lokale Zeitzone und Sommerzeit werden als Zeitzonen-Offset zu GMT
berücksichtigt.
UTC Zeitformat gemäß UTC (Weltzeit)

Parameter: Zeitquelle 1, Zeitquelle 2

• Voreinstellwert Zeitquelle 1 = kein, Zeitquelle 2 = kein


Mit den Parametern Zeitquelle 1 und Zeitquelle 2 können Sie einen externen Zeitgeber konfigurieren.
Voraussetzung dafür ist eine entsprechende Hardware-Konfiguration der Kommunikationsschnittstellen Ihres
SIPROTEC 5-Gerätes. Diese wird Ihnen bei der Auswahl in DIGSI 5 als Präfix mit angegeben.
Parameterwert Beschreibung
kein Die Zeitquelle ist nicht konfiguriert.
IRIG-B Zeitsynchronisation durch einen externen GPS-Empfänger:
SIPROTEC 5-Geräte unterstützen mehrere Protokollvarianten des IRIG-B
Standards:

• IRIG-B 002(003)
Die Control Function Bits des Signals sind nicht belegt. Die fehlende
Jahresangabe wird aus der aktuellen Gerätezeit gebildet. In diesem
Fall ist das Einstellen des Jahres per DIGSI 5 über den Online-Zugang
möglich.
• IRIG-B 006(007)
Die Bits für das Kalenderjahr sind ungleich 00. Das Kalenderjahr wird
vom Zeitprotokoll selbst eingestellt.
• IRIG-B 005(004) mit Erweiterung nach IEEE C37.118-2005
Wenn im Zeitsignal zusätzlich zum Kalenderjahr weitere Control Func-
tion Bits belegt sind, berücksichtigt das Gerät die zusätzlichen Informa-
tionen zu Schaltsekunden, Sommerzeit, Zeitoffset (Zone, Sommerzeit)
und Zeitgenauigkeit.
Zeitzone Zeitquelle 1 oder Zeitzone Zeitquelle 2: Der
Wert dieser Einstellung wird vom Gerät nicht ausgewertet, da dieses
Protokoll entweder in UTC sendet oder aber bei Lokalzeit den jewei-
ligen Offset zur UTC in jedem Stelltelegramm angibt.
DCF77 Zeitsynchronisation durch einen externen DCF77-Empfänger
Zeitzone Zeitquelle 1 oder Zeitzone Zeitquelle 2 =lokal
Bitte beachten Sie: Es gibt auch Uhren, die ein DCF77-Signal erzeugen, das
UTC darstellt. Dann wäre hier UTC einzustellen.
WS Die Zeitsynchronisation erfolgt über die konfigurierten Wirkschnittstellen
Ihres SIPROTEC 5-Gerätes. Hierbei übernimmt der Timing-Master die Zeit-
führung. Signallaufzeiten der Wirkschnittstellen-Kommunikation werden
automatisch herausgerechnet.
Zeitzone Zeitquelle 1 oder Zeitzone Zeitquelle 2 = UTC
Ein Slave, der eine Uhrzeit eines SIPROTEC5-Masters erhält, erhält dessen in
UTC geführte Systemzeit.

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3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

Parameterwert Beschreibung
SNTP Die Zeitsynchronisation erfolgt über den Ethernet-Dienst SNTP (SNTP-Server
oder per IEC 61850).
SIPROTEC 5-Geräte unterstützen sowohl Edition1 als auch Edition2 gemäß
IEC 61850-7-2. Bei Edition2 werden die logischen Attribute LeapSeconds-
Known, ClockFailure, ClockNotSynchronized und der Wert TimeAccuracy in
jedem Zeitstempel geführt. Bei Edition1 enthalten diese Signale Voreinstell-
werte. Somit ist die Interoperabilität zur Stationsleittechnik beider Editionen
gegeben!
Der SNTP-Dienst muss bei der Konfiguration von Ethernet-Schnittstellen
aktiviert werden, damit er als Option für die Zeitsynchronisation zur Verfü-
gung steht.
Zeitzone Zeitquelle 1 oder Zeitzone Zeitquelle 2 = UTC
IEC 60870-5-103 Die Zeitsynchronisation erfolgt per Telegramm über eine entspre-
chend konfigurierte Kommunikationsschnittstelle gemäß Protokoll IEC
60870-5-103.
Zeitzone Zeitquelle 1 oder Zeitzone Zeitquelle 2 = lokal
Es gibt jedoch auch T103-Anlagen, die UTC senden.
DNP3 Die Zeitsynchronisation erfolgt per Telegramm über eine entsprechend
konfigurierte Kommunikationsschnittstelle gemäß Protokoll DNP3.
Zwei Ausprägungen werden dabei unterstützt:

• Zeitsynchronisation via UTC


• Zeitsynchronisation mit Lokalzeit
Der Status der Sommerzeit wird nicht übermittelt. Das Gerät geht
davon aus, dass der DNP3-Master den selben Regeln für Beginn und
Ende der Sommerzeit folgt wie denen, die für das Gerät eingestellt
wurden.
Zeitzone Zeitquelle 1 oder Zeitzone Zeitquelle 2 = UTC
ist die aktuelle Implementierung, lokal betrifft ältere Implementie-
rungen.
IEEE 1588 Die Zeitsynchronisation erfolgt über einen IEEE 1588 Zeit-Master. SIPROTEC
5-Geräte arbeiten hierbei als Slave-only-clock. Unterstützt wird IEEE 1588 v2
mit P2P und Ethernet Transport.
Der IEEE 1588-Dienst muss bei der Konfiguration von Ethernet-Schnitt-
stellen aktiviert werden, damit dieser als Option für die Zeitsynchronisation
zur Verfügung steht.
Zeitzone Zeitquelle 1 oder Zeitzone Zeitquelle 2 = UTC.

Parameter: Störungsmeldung nach

• Voreinstellwert Störungsmeldung nach = 600 s


Mit dem Parameter Störungsmeldung nach stellen Sie die Verzögerungszeit ein, nach der erfolglose
Versuche der Zeitsynchronisation durch konfigurierte, externe Zeitquellen gemeldet werden.

Parameter: Zeitzone und Sommerzeit


Dieser Parameterblock enthält alle Einstellungen zur lokalen Zeitzone und Sommerzeit Ihres SIPROTEC 5-
Gerätes. Neben Einzelparametern nehmen Sie die Grundeinstellungen durch Vorauswahl per Optionsfeld oder
Kontrollkästchen vor.

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3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

[sc_time_zo, 1, de_DE]

Bild 3-116 Einstellungen zu Zeitzone und Sommerzeit in DIGSI

Auswahlschaltfläche Beschreibung
Manuelle Einstellung (lokale Diese Einstellung ist zu wählen, wenn Sie die Einstellungen bezüglich
Zeitzone und Sommerzeitrege- lokaler Zeitzone und Sommerzeitregelung Ihres SIPROTEC 5-Gerätes unab-
lung) hängig von den PC-Einstellungen durchführen wollen.
Eingabe: Offset Zeitzone zu GMT [min]
Auswahl: Sommerzeitumschaltung [ja/nein] per Kontrollkästchen

• Eingabe: Beginn Sommerzeit [Tag und Uhrzeit]


• Eingabe: Ende Sommerzeit [Tag und Uhrzeit]
• Eingabe: Offset Sommerzeit [min]
• Voreinstellungen wie im Bild oberhalb

3.8.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Zeitsynch.
_:102 Zeitsynch.:Zeitquelle 1 • kein kein
• IRIG-B
• DCF77
• WS
• SNTP
• IEC 60870-5-103
• PROFIBUS DP
• Modbus
• DNP3
• IEEE 1588
• IEC 60870-5-104
_:103 Zeitsynch.:Zeitquelle 1 • Port J
Port
• Port F
• Port E
• Port P
• Port N
• Port G
_:104 Zeitsynch.:Zeitquelle 1 • Ch1
Kanal
• Ch2

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.8 Datums- und Zeitsynchronisation

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:105 Zeitsynch.:Zeitquelle 2 • kein kein
• IRIG-B
• DCF77
• WS
• SNTP
• IEC 60870-5-103
• PROFIBUS DP
• Modbus
• DNP3
• IEEE 1588
• IEC 60870-5-104
_:106 Zeitsynch.:Zeitquelle 2 • Port J
Port
• Port F
• Port E
• Port P
• Port N
• Port G
_:107 Zeitsynch.:Zeitquelle 2 • Ch1
Kanal
• Ch2
_:108 Zeitsynch.:Zeitzone Zeit- • UTC lokal
quelle 1
• lokal
_:109 Zeitsynch.:Zeitzone Zeit- • UTC lokal
quelle 2
• lokal
_:101 Zeitsynch.:Störungsmel- 0 s bis 3600 s 600 s
dung nach

3.8.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Zeitführung
_:300 Zeitführung:Sommerzeit SPS O
_:301 Zeitführung:Zeit manuell gestellt SPS O

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Zeitsynch.
_:303 Zeitsynch.:Status Zeitquelle 1 SPS O
_:304 Zeitsynch.:Status Zeitquelle 2 SPS O
_:305 Zeitsynch.:Zeitsync. Fehler SPS O
_:306 Zeitsynch.:Schaltsekunde SPS O
_:307 Zeitsynch.:Hochgenau SPS O

236 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.9 Benutzerdefinierte Objekte

3.9 Benutzerdefinierte Objekte

3.9.1 Übersicht

Mit Hilfe von benutzerdefinierten Funktionsgruppen und benutzerdefinierten Funktionen kann eine Grup-
pierung von benutzerdefinierten Objekten, wie zum Beispiel benutzerdefinierten Funktionsblöcken, vorge-
nommen werden. Es stehen 2 benutzerdefinierte Funktionsblöcke zur Auswahl (siehe folgendes Bild).

[sc_udef_lib, 1, de_DE]

Bild 3-117 Benutzerdefinierte Objekte in der DIGSI 5-Bibliothek

Hierbei bietet der benutzerdefinierten Funktionsblock (siehe folgendes Bild) die Möglichkeit, Einzelmel-
dungen, Anrege- und Auslösemeldungen (ACD, ACT), Einzel- und Doppelbefehle, Befehle mit steuerbarem
ganzzahligen Wert sowie Messwerte einzufügen. Für die Gruppierung können Sie einen übergeordneten
Namen vergeben (z.B. Prozessmeldungen für eine Gruppe von Einzelmeldungen, die über Binäreingänge
eingelesen werden). Diese Funktion kann mittels des Modus deaktiviert werden. Außerdem wird die Bereit-
schaft ausgewertet beziehungsweise dargestellt.
Die benutzerdefinierten Funktionsblöcke können sowohl auf oberster Ebene (parallel zu anderen Funktions-
gruppen) als auch innerhalb von Funktionsgruppen und Funktionen instantiiert werden
Zusätzlich steht ein benutzerdefinierte Funktionsblock [Steuerung] zur Verfügung. Neben den erwähnten
Möglichkeiten des allgemeinen benutzerdefinierten Funktionsblocks bietet dieser Block für benutzerdefi-
nierte Steuersignale weitere Prüfungen an, wie zum Beispiel SPC oder DPC.
Diese werden im Kapitel 7.6.1 Funktionsübersicht näher erläutert.

[sc_user, 1, de_DE]

Bild 3-118 Informationsrangierung mit eingefügtem benutzerdefinierten Funktionsblock: Prozessmel-


dungen und einige Einzelmeldungen

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Systemfunktionen
3.9 Benutzerdefinierte Objekte

3.9.2 Basisdatentypen

Die folgenden Datentypen stehen in der DIGSI 5-Bibliothek unter der Überschrift Benutzerdefinierte Signale
für benutzerdefinierte Objekte zur Verfügung. Zusätzlich steht Ihnen ein Ordner für externe Signale zur
Verfügung (siehe Kapitel 3.9.5 Externe Signale).

Benutzerdefinierte Signale

[sc_LB_userdefsig, 1, de_DE]

Bild 3-119 Benutzerdefinierte Signale

Einzelmeldung (Typ SPS: Single Point Status)


Mit einer Einzelmeldung kann der Status eines Binäreinganges erfasst oder das binäre Ergebnis eines CFC-
Planes weitergeleitet werden.

BEISPIEL
Erfassung über Binäreingang, Weiterverarbeitung im CFC und/oder Signalisierung auf einer LED.

Einzelmeldung (Typ SPS ungespeichert: Single Point Status ungespeichert)


Im Gegensatz zur Einzelmeldung SPS bleibt der Zustand der Meldung SPS ungespeichert nach einem Geräte-
neustart nicht erhalten.
Unter Eigenschaften > Details > Initialisierung > Wiederanlauf stellen Sie zu diesem Zweck Wert ein.

238 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.9 Benutzerdefinierte Objekte

[sc_spsfas, 1, de_DE]

Bild 3-120 Einzelmeldung SPS ungespeichert (Beispiel: 7KE85 Störschreiber)

Doppelmeldung (Typ DPS: Double Point Status)


Mit einer Doppelmeldung kann der Status zweier Binäreingänge gleichzeitig erfasst und in eine Meldung mit 4
möglichen Zuständen (Ein, Zwischenstellung, Aus, Störstellung) abgebildet werden.

BEISPIEL
Erfassung einer Trenner- oder Leistungsschalterstellung.

Markierbefehl (Typ SPC, Single Point Controllable)


Dieser Datentyp kann als Befehl ohne Rückmeldung für einfache Signalisierungen oder als interne Variable
(Markierung) verwendet werden.

Zustand eines ganzzahligen Wertes (Typ INS)


Mit dem Datentyp INS wird ein ganzzahliger Wert erzeugt, der ein CFC-Ergebnis aufnehmen kann.

BEISPIEL
Der Ausgang des CFC-Blocks ADD_D kann z.B. mit einem Datentyp INS verbunden werden. Das Ergebnis
hiervon kann auf dem Gerätedisplay angezeigt werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 239
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3.9 Benutzerdefinierte Objekte

Zustand eines Aufzählungswertes (Typ ENS)


Mit dem Datentyp ENS wird ein Aufzählungswert erzeugt, der ein CFC-Ergebnis aufnehmen kann.

Steuerbare Einzelmeldung (SPC, Single Point Controllable)


Hiermit kann ein Befehl ausgegeben werden (auf ein oder mehrere Relais, wählbar in der Informationsrangie-
rung), der dann über eine einzelne Rückmeldung überwacht wird.

Befehl mit Doppelrückmeldung (DPC, Double Point Controllable)


Hiermit kann ein Befehl ausgegeben werden (auf ein oder mehrere Relais, wählbar in der Informationsrangie-
rung), der dann über eine Doppelmeldung als Rückmeldung überwacht wird.

Befehl mit ganzzahligem Wert (INC, Controllable Integer Status)


Hiermit kann ein Befehl ausgegeben werden (auf ein oder mehrere Relais, wählbar in der Informationsrangie-
rung), der dann über einen ganzzahligen Wert als Rückmeldung überwacht wird.

Komplexe Messwerte (CMV, Complex Measured Value)


Dieser Datentyp stellt einen komplexen Messwert zur Verfügung, der beispielsweise als CFC-Ergebnis
verwendet werden kann.

Messwerte (MV, Measured Value)


Dieser Datentyp stellt einen Messwert zur Verfügung, der beispielsweise als CFC-Ergebnis verwendet werden
kann.

HINWEIS

i Weitere Datentypen finden Sie unter anderen Überschriften in der DIGSI 5-Bibliothek sowie in den
passenden Funktionsblöcken. Dies trifft für die folgenden Datentypen zu:

• Impulszählwerte (siehe Benutzerdefinierte Funktionen in der DIGSI 5-Bibliothek)

• Transformatorstufen

• Zählwerte

Leiter-Erde-Messwerte (WYE)
Dieser Datentyp repräsentiert die Leiter-Erde-Messwerte eines Drehstromnetzes.

Leiter-Leiter-Messwerte (DEL, Delta)


Dieser Datentyp repräsentiert die Leiter-Leiter-Messwerte eines Drehstromnetzes.

Information über Schutzaktivierung (ACT)


Dieser Objekttyp wird von Schutzfunktionen für die Auslösung verwendet. Er steht in der Bibliothek für
den Empfang von Schutzinformationen über die Wirkschnittstelle zur Verfügung, die damit ebenfalls die
Auslösung signalisieren können.

240 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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3.9 Benutzerdefinierte Objekte

Die Statusmeldungen für den Datentyp ACT werden wie folgt gebildet:

[lo_ACT-information, 1, de_DE]

Bild 3-121 Bildung der ACT-Statusmeldungen

Information über Schutzaktivierung mit Richtung (ACD)


Dieser Objekttyp wird von Schutzfunktionen für die Anregung verwendet. Er steht in der Bibliothek für
den Empfang von Schutzinformationen über die Wirkschnittstelle zur Verfügung, die damit ebenfalls die
Anregung signalisieren können. Zusätzlich können sowohl ACD als auch ACT durch CFC-Pläne erzeugt und
verarbeitet werden.
Die Statusmeldungen für den Datentyp ACD werden wie folgt gebildet:

[lo_ACD-information, 1, de_DE]

Bild 3-122 Bildung der ACD-Statusmeldungen

(1) Weiterführende Informationen siehe Tabelle 3-21

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Systemfunktionen
3.9 Benutzerdefinierte Objekte

Tabelle 3-21 Bildung der Richtungsinformation für den Datentyp ACD

Richtungsinformation Beschreibung
vorwärts Alle angeregten Phasen haben in Vorwärtsrichtung angeregt.
rückwärts Alle angeregten Phasen haben in Rückwärtsrichtung angeregt.
unbestimmt Für die Anregung konnte keine Richtung bestimmt werden.
beide Mindestens eine Phase hat in Vorwärtsrichtung und mindestens eine Phase
hat in Rückwärtsrichtung angeregt.

3.9.3 Impuls- und Energiezählwerte

Impulszählwerte
Impulszählwerte stehen als Datentyp BCR (Binary Counter Reading) in der Funktionsgruppe Leitung sowie in
der DIGSI-Bibliothek unter Benutzerdefinierte Funktionen zur Verfügung.
Sie finden die Funktionsweise und die Parameter der Impulszählwerte in 9.8.1 Funktionsbeschreibung Impuls-
zählwerte.

Energiezählwerte
Energiezählwerte müssen vom Benutzer nicht mehr separat angelegt werden. Sie stehen bei jeder Funkti-
onsgruppe Leitung als Wirk- und Blindleistungsarbeit für Bezugs- und Abgaberichtung zur Verfügung. Die
Berechnung erfolgt aus den dem Schutzobjekt zugeordneten Strom- und Spannungswandlern.
Detaillierte Informationen finden Sie in 9.7.1 Funktionsbeschreibung Energiewerte.

3.9.4 Weitere Datentypen

Die folgenden Datentypen werden zusätzlich im System verwendet, stehen aber als benutzerdefinierte Signale
in der Bibliothek nicht zur freien Verwendung zur Verfügung:

• ENC (Enumerated Setting Controllable)


Der Datentyp ENC modelliert einen Befehl, mit dem der Benutzer vordefinierte Werte einstellen kann.

• SEQ (Abfolge)

• BSC (Binary Controlled Step Position)


Der Datentyp BSC kann z.B. für die Steuerung eines Transformatorstufenschalters verwendet werden. Es
können die Befehle Höher, Tiefer gegeben werden.

HINWEIS

i Transformatorstufen sind im Schaltelement Transformatorstufenschalter enthalten. Wenn dieses Schalt-


element im Gerät angelegt wird, steht die Transformatorstufenposition als Datenobjekt vom Typ BSC (binär
steuerbarer Stufenschalter mit Stufenstellungsinformation) zur Verfügung.

3.9.5 Externe Signale

Benutzerdefinierte Signale verschiedener Typen (siehe Bild 3-123) stehen Ihnen für eine flexible GOOSE-
Verknüpfung zur Verfügung. Nach der Instanziierung in einem Logical Node, wird eine externe Referenz beim
IID-Export generiert und einem IEC 61850-System-Tool (z.B.: Systemkonfigurator) für eine flexible GOOSE-
Verknüpfung angeboten (nach IEC 61850-6 spezifiziertem Later Binding-Verfahren).

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Systemfunktionen
3.9 Benutzerdefinierte Objekte

[sc_LB_extsign, 1, de_DE]

Bild 3-123 Externe Signale

HINWEIS

i Beachten Sie das Kapitel für die flexible GOOSE-Verknüpfung in der DIGSI Online Hilfe. Benutzerdefinierte
Signale existieren als externe Signale ebenso wie vorkonfigurierte Eingänge, die über die GOOSE-Spalte
aktiviert wurden.

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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

3.10 Sonstige Funktionen

3.10.1 Meldungsfilterung und Flattersperre für Eingangssignale

Eingangssignale können gefiltert werden, um kurzfristige Änderungen am Binäreingang zu unterdrücken. Mit


der Flattersperre kann verhindert werden, dass sich ständig ändernde Meldungen die Ereignisliste verstopfen.
Nach einer einstellbaren Anzahl von Änderungen wird die Meldung eine bestimmte Zeit gesperrt.
Die Parameter der Meldungsfilterung finden Sie an den einzelnen Signalen. Das nächste Bild zeigt die Para-
meter am Beispiel eines Controllables (Leistungsschalterposition).

HINWEIS

i Die Software-Filterzeit steht für Leistungsschalter und Trennschalter nur im Controllable Befehl mit Rück-
meldung (Funktionsblock Steuerung) zur Verfügung, da dieser für die Protokollierung verwendet wird.
Das Controllable Position (Funktionsblock Leistungsschalter oder Trennschalter) wird für Verriegelungbe-
dingungen verwendet und muss immer die ungefilterte Position des Schaltobjektes darstellen.

[sc_lposi, 1, de_DE]

Bild 3-124 Parameter der Leistungsschalterposition

Der Einstellbereich des Parameters Software-Filterzeit reicht von 0 ms bis 100 000 ms in ms-Schritten.
Mit dem Kontrollkästchen Filter retriggern können Sie wählen, ob bei einem erneuten Zustands-
wechsel innerhalb der Softwarefilterzeit die Filterzeit erneut gestartet werden soll. Das Kontrollkästchen
Meldezeit vor Filterung bewirkt bei Aktivierung, dass der Zeitstempel um die eingestellte Software-
Filterzeit zurückdatiert wird. Der Zeitstempel entspricht in diesem Fall der tatsächlichen Zustandsänderung
des Signals. Wenn Sie das Kontrollkästchen Zwischenstellung unterdrücken aktivieren, wird nur die
Zwischenstellung um die Dauer der Software-Filterzeit unterdrückt.

244 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

Wenn Sie die Software-Filterzeit bei 0 ms belassen, beträgt auch die Zeit für die Unterdrückung der Zwischen-
stellung 0 ms. Somit bleibt dann das aktivierte Kontrollkästchen Zwischenstellung unterdrücken ohne
Effekt.
Wenn Sie das Kontrollkästchen Zwischenstellung unterdrücken nicht aktivieren, wirkt die Software-
Filterzeit auf die Positionen Ein, Aus, Zwischenstellung und Störstellung des Leistungsschalters oder Trenn-
schalters.
Mit dem Parameter Spontane Positionsänderungen gefiltert durch: stellen Sie ein, wie solche
Positionsänderungen gefiltert werden sollen. Spontane Positionsänderungen werden z.B. durch externe
Schaltbefehle verursacht. Wenn Sie die Einstellung Allgemeiner Software-Filter wählen, gelten die
allgemeinen Einstellungen der Softwarefilterung für spontane Positionsänderungen sowie für Positionsän-
derungen, die durch einen Schaltbefehl hervorgerufen wurden. Die Parameter für spontane Positionsände-
rungen sind dann nicht editierbar. Durch die Einstellung Spontaner Software Filter wird eine separate
Filterung für spontane Positionsänderungen aktiviert und Sie können die diesbezüglichen Parameter bear-
beiten.
Die Flattersperre kann als Parameter an Eingängen, wie z.B. der Position im Funktionsblock Leistungsschalter
oder Trenner aktiviert oder deaktiviert werden.

[sc_flatte, 1, de_DE]

Bild 3-125 Einstellung der Flattersperre

Die Parameter der Flattersperre werden in DIGSI in den Geräteeinstellungen zentral für das gesamte Gerät
gleich eingestellt. Sie sind als Parameter der Funktionsgruppe Allgemein zugänglich (siehe hierzu nächstes
Bild).

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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

[sc_parafl, 2, de_DE]

Bild 3-126 Parameter der Flattersperre

Die Parameter der Flattersperre haben folgende Bedeutung (siehe hierzu auch Bild 3-127 und Bild 3-128 in
den weiter unten aufgeführten Beispielen):

• Anz.zuläs. Zustandswech.
Diese Zahl legt fest, wie oft der Zustand eines Signals innerhalb der Flatter-Testzeit und der Flatter-Prüf-
zeit wechseln darf. Wenn diese Anzahl überschritten wird, wird oder bleibt das Signal gesperrt.
Geben Sie in dieses Feld eine Zahl im Bereich von 0 bis 65535 ein. Bei Eingabe der Zahl 0 ist die
Flattersperre inaktiv.

• Flatter-Testzeit
Innerhalb dieser Zeit wird die Anzahl der Zustandsänderungen eines Signals überprüft. Diese Zeit wird
gestartet, wenn für mindestens ein Signal die Flattersperre parametriert ist und dieses Signal seinen
Zustand ändert. Wenn innerhalb der Flatter-Testzeit die parametrierte Anzahl der zulässigen Zustandsän-
derungen überschritten wird, wird das Signal temporär gesperrt und die Meldung Flattersperre wird
gesetzt.
Geben Sie in dieses Feld einen Wert im Bereich von 1 bis 65535 ein. Die eingegebene Zahl entspricht
der Zeit in Sekunden. Wenn die eingestellte Zeit abläuft, wird der Zeitgeber automatisch neu gestartet
(Umlaufzeit).

• Anzahl Flatterprüfungen
Diese Zahl gibt an, wie viele Prüfzyklen maximal durchlaufen werden sollen. Wenn innerhalb der Flatter-
Prüfzeit des letzten Prüfzyklusses die Anzahl der zulässigen Zustandsänderungen des Signals weiterhin
überschritten bleibt, wird das Signal endgültig gesperrt. In diesem Fall wird nach Ablauf der parame-
trierten Anzahl zusätzlich zur Meldung Flattersperre auch die Meldung Gruppenwarnung (Gruppe
Alarmbehandlg. und Gruppe Gerät) gesetzt. Ein Neustart des Gerätes hebt diese Sperre wieder auf.
Geben Sie in dieses Feld einen Wert im Bereich 0 bis 32767 ein. Der Wert unendlich (∞) ist hier auch
zulässig.
Geben Sie diesen Wert als Zeichenkette oo ein.

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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

• Flatter-Pausenzeit
Wenn innerhalb der Flatter-Testzeit oder der Flatter-Prüfzeit die Anzahl zulässiger Zustandsänderung
eines Signals überschritten wird, wird die Flatter-Pausenzeit gestartet. Innerhalb dieser Zeit
ist dieses Signal temporär gesperrt und die Meldung Flattersperre wird gesetzt. Das gesperrte
Eingangssignal wird mit der Qualität oszillierend versehen.
Geben Sie in dieses Feld einen Wert im Bereich von 1 bis 65535 ein. Die eingegebene Zahl entspricht
der Zeit in Minuten. Eine Eingabe an dieser Stelle wird nur berücksichtigt, wenn die Anzahl für Flatterprü-
fungen ungleich 0 ist.

• Flatter-Prüfzeit
Innerhalb dieser Zeit wird erneut die Anzahl der Zustandsänderungen des Signals überprüft. Die Zeit
beginnt nach Ablauf der Flatter-Pausenzeit. Wenn sich die Anzahl der Zustandsänderungen inner-
halb der zulässigen Grenzen befindet, wird das Signal freigegeben. Andernfalls wird, sofern noch nicht
die maximale Anzahl an Flatterprüfungen erreicht ist, ein weiteres Mal die Pausenzeit gestartet.
Geben Sie in dieses Feld einen Wert im Bereich von 2 bis 65535 ein. Die eingegebene Zahl entspricht
der Zeit in Sekunden. Eine Eingabe an dieser Stelle wird nur berücksichtigt, wenn die Anzahl für Flatter-
prüfungen ungleich 0 ist.

Beispiel 1: Permanente Blockierung


Die Parameter der Flattersperre sind wie folgt eingestellt:

• Anz.zuläs.Zustandswech. = 4

• Anzahl Flatterprüfungen = 2
Nach dem Auftreten von mehr als 4 Zustandsänderungen innerhalb der Flatter-Testzeit wird das
Eingangssignal durch die Flattersperre auf den ursprünglichen Zustand gesetzt und mit der Qualität oszillie-
rend versehen. Zusätzlich wird eine entsprechende Meldung in den Betriebsmeldepuffer eingetragen. Gleich-
zeitig wird die Meldung Flattersperre gesetzt. Nach Ablauf der einstellbaren Flatter-Pausenzeit
wird während der darauf folgenden Flatter-Prüfzeit getestet, ob das Eingangssignal weiterhin flattert.
Diese Prüfung wird wiederholt, weil die Anzahl Flatterprüfungen im Beispiel auf 2 parametriert ist.
Wenn in der 2. Flatter-Prüfzeit festgestellt wurde, dass die Anzahl der Zustandsänderungen des
Eingangssignals größer ist als die parametrierte Anz.zuläs.Zustandswech., erkennt die Flattersperre auf
eine dauerhafte Verletzung der Stabilität des Signals und setzt die Meldung Gruppenwarnung. Der ursprüng-
liche Zustand des Signals wird dauerhaft eingefroren. Diese permanente Blockierung durch die Flattersperre
wird erst durch einen Neustart des Gerätes wieder zurückgesetzt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 247
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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

[dw_chatter-block-01, 1, de_DE]

Bild 3-127 Signalwechsel bei der Flattersperre mit zu großer Anzahl von Signalpegeländerungen während
der 2. Flatterprüfung

(1) Ab diesem Zeitpunkt wird das Eingangssignal permanent blockiert.

Beispiel 2: Temporäre Blockierung


Die Parameter der Flattersperre sind wie folgt eingestellt:

• Anz.zuläs.Zustandswech. = 4

• Anzahl Flatterprüfungen = 2
Nach dem Auftreten von mehr als 4 Zustandsänderungen innerhalb der Flatter-Testzeit wird das
Eingangssignal durch die Flattersperre auf den ursprünglichen Zustand gesetzt und mit der Qualität oszillie-
rend versehen. Zusätzlich wird eine entsprechende Meldung in den Betriebsmeldepuffer eingetragen. Gleich-
zeitig wird die Meldung Flattersperre gesetzt. Nach Ablauf der eingestellten Flatter-Pausenzeit
wird während der darauf folgenden Flatter-Prüfzeit getestet, ob das Eingangssignal weiterhin flattert.
Diese Prüfung wird wiederholt, weil die Anzahl Flatterprüfungen im Beispiel auf 2 parametriert ist.
Wenn in der 2. Flatter-Prüfzeit festgestellt wurde, dass die Anzahl der Zustandsänderungen des
Eingangssignals innerhalb der parametrierten Anz.zuläs.Zustandswech. liegt, wird die temporäre
Blockierung der Signalpegeländerungen aufgehoben und der aktuell anliegende Signalpegel wird freige-
geben.
Das Qualitätsbit oszillierend wird wieder zurückgenommen und auch die Meldung Flattersperre wird
zurückgesetzt. Da die temporäre Blockierung des Signals aufgehoben ist, wird die Meldung Gruppenwarnung
nicht gesetzt. Die Flatterprüfung beginnt von vorn.

248 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

[dw_chatter-block-02, 1, de_DE]

Bild 3-128 Signalwechsel bei der Flattersperre mit zulässiger Anzahl von Signalpegeländerungen
während der 2. Flatterprüfung

3.10.2 Erfassungssperre und Nachführen

Während der Inbetriebnahme, Wartungsarbeiten oder eines Tests kann eine zeitweilige Unterbrechung der
Verbindung zwischen den logischen Signalen und den Binäreingängen sinnvoll sein. Damit können Sie den
Status eines nicht korrekt rückgemeldeten Schaltgerätes per Hand nachführen. Bevor dies geschehen kann,
müssen Sie immer erst die Erfassungssperre setzen.
Für das Setzen der Erfassungssperre gehen Sie wie folgt vor:

• Wechseln Sie mit den Navigationstasten im Hauptmenü des Geräte-Displays zu


Befehle → Betriebsmittel → Erf.sper/Nachführ..

• Wählen Sie bei mehreren Schaltgeräten mit den Navigationstasten das entsprechende Gerät (z.B. Leis-
tungsschalter).

• Drücken Sie die Softkey-Taste Ändern.

• Geben Sie den Bestätigungscode ein (nicht relevant bei aktiver rollenbasierter Zugriffskontrolle (RBAC) im
Gerät).

• Bestätigen Sie den Vorgang mit der Softkey-Taste, die im Display mit Ok beschriftet ist.
Nach Eingabe des Bestätigungscodes (nur bei RBAC inaktiv) wird die Erfassungssperre eingeschaltet.

[sc_detection, 1, de_DE]

Bild 3-129 Aktivieren der Erfassungssperre

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 249
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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

Das Nachführen des Schaltgerätes ist in demselben Menü möglich.

• Wählen Sie mit den Naviagtionstasten Nachführen (Bild 3-130).

• Wählen Sie die nachzuführende Stellung des Schaltgerätes mit den Navigationstasten aus (z.B. aus,
Bild 3-131).

• Bestätigen Sie den Vorgang mit der Softkey-Taste, die im Display mit Ok beschriftet ist.

[sc_status, 1, de_DE]

Bild 3-130 Nachführen aktivieren

[sc_statu2, 1, de_DE]

Bild 3-131 Stellung auswählen

Die nachgeführte Position des Schaltgerätes wird angezeigt.

[sc_statu3, 1, de_DE]

Bild 3-132 Stellung des Schaltgerätes

HINWEIS

i Ein Nachführen ist aus Sicherheitsgründen nur direkt vor Ort über die Bedieneinheit des Gerätes und nicht
über DIGSI 5 möglich.

HINWEIS

i Das Setzen der Erfassungssperre und das anschließende Nachführen sind auch über die Systemschnittstelle
IEC 61850 möglich.

Sie können die Erfassungssperre auch über einen Binäreingang setzen. Wenn Sie den Abzweig oder das
Schaltgerät in Revision nehmen wollen, können Sie über einen externen Knebelschalter für ein einzelnes oder
mehrere Schaltgeräte die Erfassungssperre setzen. Dafür hat jedes Schaltgerät im Funktionsblock Schalter
(Leistungsschalter oder Trennschalter) das Eingangssignal >Erfassungssperre. Dieses Signal kann auch
vom CFC aus gesetzt werden.

250 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

[sc_beerfa, 1, de_DE]

Bild 3-133 Eingangssignale >Erfassungssperre und >Rücksetzen Erfassungssperre & Nach-


führen am Schaltgerät

HINWEIS

i Verriegelungen werden mit den Statusänderungen des Schaltgerätes durchgeführt. Nehmen Sie die Erfas-
sungssperre manuell wieder zurück. Andernfalls werden Positionsänderungen des Schaltgerätes nicht
erfasst und Verriegelungen werden unwirksam.

Wenn die Erfassungssperre und die nachgeführte Stellung über die Bedieneinheit des Gerätes oder die
Systemschnittstelle IEC 61850 gesetzt sind, bleiben diese so lange erhalten, bis Sie die Erfassungssperre
manuell deaktivieren. Wenn Sie einen Erstanlauf des Gerätes ausführen, wird die Erfassungssperre deaktiviert.
Über einen Wiederanlauf hinweg, bleiben die Erfassungssperre und die nachgeführte Stellung erhalten.
Wenn die Erfassungssperre über das Eingangssignal >Erfassungssperre aktiviert ist, bleibt sie so lange
erhalten wie der Binäreingang aktiv ist.
Um die Erfassungssperre eines Schaltgerätes zu setzen, sind folgende Quellen möglich:

• Bedieneinheit des Gerätes

• Systemschnittstelle IEC 61850

• Eingangssignal >Erfassungssperre
Alle Quellen sind ODER-Verknüpft, d.h. die Erfassungssperre bleibt gesetzt, bis alle Quellen deaktiviert sind.
Nach Deaktivierung der Erfassungssperre wird die tatsächliche Stellung des Schaltgerätes übernommen und in
der Bedieneinheit des Gerätes angezeigt.

HINWEIS

i Wenn Sie die Erfassungssperre aktivieren oder das Schaltgerät nachführen während sich das gesamte
Gerät oder das Schaltgerät im Applikationsmodus befinden, werden diese Zustände nicht gespeichert. Die
Erfassungssperre und die nachgeführte Stellung bleiben nicht über einen Wiederanlauf erhalten.

Über den Binäreingang >Reset Erf.sp&Nachf. werden die Erfassungssperre und die Nachführung des
Leistungsschalters, des Trennschalters und des Stufenschalters zurückgesetzt. Bei aktiviertem Eingang wird
das Setzen der Erfassungssperre und der Nachführung blockiert.

3.10.3 Dauerbefehle

In Ergänzung zu den für die Standardschaltgeräte (Trennschalter, Leistungsschalter) hinterlegten Schaltbe-


fehlen, die als Impulsbefehle ausgegeben werden, sind auch Dauerbefehle möglich. Hier muss zwischen
Controllables mit der Betriebsart Dauerausgabe und einer gespeicherten Signalausgabe unterschieden
werden, die reset-fest ist.
Sie können ein benutzerdefiniertes Controllable über den Parameter Befehlsausgabe von Impuls auf Dauer-
befehl umstellen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 251
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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

[sc_command, 1, de_DE]

Bild 3-134 Einstellung des Befehlstyps in DIGSI 5

Wählen Sie Impulsausgabe oder Dauerausgabe für die Befehlsausgabeart. Wenn ein Dauerbefehl ausge-
wählt ist, sind die Impulsparameter irrelevant.

3.10.4 Abmelden des Gerätes

3.10.4.1 Übersicht
Bei feldübergreifenden Funktionen nutzt ein Gerät Informationen eines oder mehrerer anderer Geräte. Für
einige Anwendungen kann es notwendig sein, dass Sie ein Gerät mit allen wirksamen Funktionen vorrüberge-
hend aus der Anlage herausnehmen und auch ausschalten müssen. Solche Anwendungen sind z.B.:

• Wartungsarbeiten

• Anlagenausbau

• Test lokaler Schutzfunktionen, z.B. des lokalen Leitungsdifferentialschutzes


Die Funktionalität Gerät abmelden informiert die Empfängergeräte über die bevorstehende Abschaltung
der Sendergeräte. Dabei wird z.B. in den Empfängergeräten die letzte gültige empfangene Information gespei-
chert und für die feldübergreifenden Funktionen verwendet.

HINWEIS

i Wenn Sie ein Gerät aus der Anlage vorrübergehend herausnehmen müssen, müssen Sie das Gerät
abmelden.
Nur wenn Sie das Gerät abmelden, arbeiten auf mehrere Geräte verteilte Schutzfunktionen mit den
verbleibenden Geräten fehlerfrei!

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Systemfunktionen
3.10 Sonstige Funktionen

Sie können das Gerät wie folgt abmelden:

• Über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Über eine Kommunikationsschnittstelle mit dem Controllable Gerät abmelden (_:319)

• Über die Binäreingänge Allgemein: >Geräteabmeldung ein (_:507) oder >Geräteabmeldung aus
(_:508)
Sie finden das Controllable und die Binäreingänge in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes
→ Informationsrangierung im Arbeitsbereich im Block Allgemein.
Während des Abmeldevorganges prüft das Gerät, ob alle Bedingungen für ein Abmelden erfüllt sind. Wenn die
Bedingungen für das Abmelden nicht erfüllt sind, wird die Abmeldung abgewiesen.
Unter folgenden Bedingungen wird die Abmeldung abgewiesen:

• Die Geräte kommunizieren über die Wirkschnittstelle und das Ausschalten des Gerätes führt zu einer
Unterbrechung der Wirkschnittstellen-Kommunikation.

• Die Funktion Leitungsdifferentialschutz arbeitet im Gerät und der lokale Leistungsschalter ist noch
eingeschaltet.
In diesem Fall müssen Sie den lokalen Leistungsschalter ausschalten und den Abmeldevorgang für das
Gerät wiederholen. Nach dem Abmelden wird die lokale Funktion Leitungsdifferentialschutz aus der
Summation der Ströme beim Leitungsdifferentialschutz der anderen Geräte entfernt. In den anderen
Geräten bleibt die Funktion Leitungsdifferentialschutz aktiv.

HINWEIS

i Der Weg, über den Sie das Gerät abmelden, wird im Betriebsmeldepuffer gespeichert.
Auch wenn Sie das Gerät nach dem Abmelden ausschalten, wird der Zustand Gerät ist abgemeldet
(_:315) gespeichert.

Wenn Sie nach dem Abmelden des Gerätes wieder den Ausgangszustand hergestellen wollen, müssen Sie
das Gerät wieder anmelden. Für das Anmelden des Gerätes müssen Sie denselben Weg benutzen wie für
das Abmelden. Wenn Sie z.B. das Gerät über die Binäreingange abgemeldet haben, müssen Sie es auch
wieder über die Binäreingänge anmelden. Wenn Sie das Gerät über DIGSI oder über die Vor-Ort-Bedienung
abgemeldet haben, gilt das Gleiche sinngemäß.

3.10.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Abmeldemöglichkeiten für ein Gerät


Das Gerät können Sie wie folgt abmelden:

• Über die Vor-Ort-Bedieneinheit

• Über Kommunikation über das Controllable Gerät abmelden (_:319)

• Über die Binäreingänge Allgemein: >Geräteabmeldung ein (_:507) oder >Geräteabmeldung aus
(_:508)

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3.10 Sonstige Funktionen

Bedingungen für das Abmelden des Gerätes

[lo_functional logoff device, 1, de_DE]

Bild 3-135 Logik für das Abmelden des Gerätes

Die Bedingungen für eine erfolgreiche Abmeldung des Gerätes ergeben sich aus den Bedingungen jeder
aktivierten Schutzfunktion.

Abmelden eines Gerätes aus einem Geräteverbund mit Kommunikation über das Protokoll IEC 61850-8-1 (GOOSE)
Wenn Geräte über das Protokoll IEC 61850-8-1 (GOOSE) Daten austauschen – z.B. bei einer Anlagenverrieg-
lung – , können Sie im Empfängergerät für jeden empfangenen Datenpunkt einstellen, welchen Wert dieser
Datenpunkt beim Abmelden des Sendergerätes annehmen soll. Bis zur Rücknahme der Abmeldung durch
das Sendergerät bleibt dieser Wert im Empfängergerät wirksam, auch wenn Sender und/oder Empfänger
zwischenzeitlich ausgeschaltet werden.

Abmelden eines Gerätes aus einem Geräteverbund mit Wirkkommunikation


Wenn Geräte innerhalb eines Geräteverbundes über die Wirkschnittstelle kommunizieren, können Sie ein
Gerät nur unter folgenden Bedingungen abmelden:

• Das Abmelden und Ausschalten eines Gerätes im Geräteverbund darf nicht zu einer Unterbrechung der
Wirkkommunikation führen.

• Bei Kettentopologien muss sich das Gerät an einem Ende der Kommunikationskette befinden, da sonst
die Wirkkommunikation beim Abmelden und Ausschalten des Gerätes unterbrochen wird.
Geräte, die sich bei Kettentopologien nicht an den Enden befinden, können deshalb nicht abgemeldet
werden.

Abmelden eines Gerätes aus einer Schutzanwendung mit Leitungsdifferentialschutz


Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz benutzen, müssen Sie sicherstellen, dass die Funktionalität
auch nach dem Abmelden und Ausschalten eines Gerätes aus dem Geräteverbund noch wirksam ist. Das
folgende Beispiel beschreibt die Vorgehensweise:

BEISPIEL:
Das folgende Leitungsgebild wird durch den Leitungsdifferentialschutz mit 3 Geräten geschützt.

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3.10 Sonstige Funktionen

[dw_example logoff ldiff, 2, de_DE]

Bild 3-136 Differentialschutz mit 3 Geräten für eine Leitung mit Abzweig

Im Beispiel soll der Abzweig für Wartungs- oder Umbaumaßnahmen außer Betrieb genommen werden. Das
Gerät 3 soll deshalb auch ausgeschaltet werden. Ohne zusätzliche Maßnahmen kann der Leitungsdifferenti-
alschutz nicht mehr arbeiten und meldet sich unwirksam.
Für diesen Anwendungsfall muss die Funktion Leitungsdifferentialschutz im Gerät 3 abgemeldet werden.

HINWEIS

i Vor dem Abmelden müssen Sie den vom lokalen Leitungsdifferentialschutz geschützten Abzweig
stromlos schalten.

Der Leitungsdifferentialschutz im Gerät 3 kann nur abgemeldet werden, wenn kein Strom über den Abzweig
fließt. Während des Abmeldevorganges prüft das Gerät 3, ob der Leistungsschalter 3 auch wirklich ausge-
schaltet ist.
Die Leistungsschalter-Zustandserkennung in der Funktionsgruppe Leistungsschalter (LS) stellt den Leis-
tungsschalterzustand über das interne Signal LS-Zustand Schutzobj. zur Verfügung.
Wenn ein Schutzobjekt über 2 Leistungsschalter (LS) versorgt wird, z.B. bei der Eineinhalb-Leistungsschalter-
Methode, dann muss der LS-Zustand des Schutzobjektes mit Hilfe von beiden Leistungsschaltern ermittelt
werden. In diesem Fall übernimmt der Funktionsblock Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt die
Verknüpfung der einzelnen LS-Zustände.
Wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, hat das interne Signal LS-Zustand Schutzobj.
den Zustand Offen:

• Alle angeschlossenen Leistungsschalter signalisieren intern den Zustand Offen.

• Das binäre Eingangssignal >Trennschalter offen ist aktiv.


Weiterführende Informationen finden Sie in 5.1.4.6 Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz im Gerät 3 abgemeldet ist, speichern die verbleibenden Geräte 1 und 2
diesen Zustand und berechnen die Stromsumme mit dem Knotenpunktsatz dann nur noch mit den Strömen
der Geräte 1 und 2.
Wenn das Gerät 3 erfolgreich abgemeldet ist, können Sie es ausschalten. Die Abmeldung des Gerätes 3
wird auch nach dem Ausschalten in den verbleibenden Geräten gespeichert. Wenn Sie das Gerät 3 wieder
einschalten, müssen Sie es im Geräteverbund wieder anmelden.

Abmeldung über Binäreingaben


Die folgenden Bilder zeigen mögliche Varianten der Steuerung der Binäreingänge. Wenn Sie Tastschalter
verwenden wollen, schalten Sie diese wie im folgenden Bild an. Mit dem Tastschalter Ta2 melden Sie das
Gerät ab, mit dem Tastschalter Ta1 melden Sie das Gerät wieder an.

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3.10 Sonstige Funktionen

[lo_extta logoff device, 1, de_DE]

Bild 3-137 Externe Tastschalter-Verdrahtung zum Abmelden des Gerätes

Wenn ein Schalter zur Steuerung benutzt wird, rangieren Sie den Binäreingang >Geräteabmeldung ein
als H (aktiv mit Spannung) und den Binäreingang >Geräteabmeldung aus als L (aktiv ohne
Spannung). Wenn der Schalter S geschlossen ist, wird das Gerät abgemeldet.

[lo_extsx logoff device, 1, de_DE]

Bild 3-138 Externe Schalterverdrahtung zum Abmelden des Gerätes

Meldungen
Das abgemeldete Gerät meldet den Status ((_:315) Gerät ist abgemeldet) und die Ursache der
Abmeldung.
Wenn Sie das Gerät über die Binäreingänge abgemeldet haben, wird die Meldung (_:313) Abgemeldet
über BE ausgegeben.
Wenn Sie das Gerät über die Vor-Ort-Bedienung, über DIGSI 5 oder über die Wirkschnittstelle abgemeldet
haben, wird die Meldung (_:314) Abgemeldet über Steu. ausgegeben.
Die Meldungen werden im Betriebsmeldepuffer gespeichert.

3.10.4.3 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:507 Allgemein:>Geräteabmeldung ein SPS I
_:508 Allgemein:>Geräteabmeldung aus SPS I
_:319 Allgemein:Gerät abmelden SPC C
_:313 Allgemein:Abgemeldet über BE SPS O
_:314 Allgemein:Abgemeldet über Steu. SPS O
_:315 Allgemein:Gerät ist abgemeldet SPS O

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Systemfunktionen
3.11 Allgemeine Hinweise zur Schwellwerteinstellung von Schutzfunktionen

3.11 Allgemeine Hinweise zur Schwellwerteinstellung von


Schutzfunktionen

3.11.1 Übersicht

Die Schwellwerte von Schutzfunktionen können Sie direkt am Gerät oder mit DIGSI 5 einstellen.
Bei den Schutzeinstellungen wurde ein innovatives Konzept umgesetzt.
Sie können den Bearbeitungsmodus zwischen folgenden Einstellsichten umschalten:

• Primär

• Sekundär

• Prozent
Wenn Sie Parameter in einer Einstellsicht ändern, berechnet DIGSI 5 im Hintergrund die Parameter der beiden
nicht aktiven Sichten. Wenn Sie sich z.B. Umrechnung auf Sekundärwerte sparen wollen, dann wählen Sie die
Primärsicht. Nehmen Sie alle Einstellungen vor und schalten dann auf die Sekundärsicht um.

Bearbeitungsmodus: Primär
Die Parameter werden als Primärwerte eingestellt und beziehen sich damit direkt auf das Primärsystem. Das
manuelle Umrechnen auf die Sekundärseite entfällt.

Bearbeitungsmodus: Sekundär
Die Parameter beziehen sich auf die Sekundärseite der Wandler. Das bedeutet, dass die Parameter umge-
rechnet werden müssen. Die Sekundäreinstellung ist die bisher gewohnte Einstellsicht. Bei Sekundärprü-
fungen können die Anregewerte direkt ausgelesen werden.

Bearbeitungsmodus: Prozent
Diese Art der Einstellung ist bei elektrischen Maschinen (Generatoren, Transformatoren, Motoren und
Sammelschienen) vorteilhaft. Die Einstellwerte lassen sich unabhängig von der Maschinengröße standardi-
sieren. Die Bezugswerte für die Prozenteinstellung sind die Nenngrößen der Funktionsgruppe wie z.B. Nenn-
spannung und Nennstrom oder Nennscheinleistung. Damit sind die Einstellwerte ausschließlich auf Primär-
größen bezogen. Wenn andere Bezugswerte benutzt werden, ist das bei der jeweiligen Schutzfunktion in den
Anwendungs- und Einstellhinweisen dokumentiert.
Bei ausgewählten Parametern kann es vorkommen, dass sie in allen 3 Einstellsichten ausschließlich in Prozent
eingestellt werden.

Empfehlung zur Einstellreihenfolge


Bei der Einstellung der Schutzfunktionen empfiehlt Siemens folgende Vorgehensweise:

• Stellen Sie zuerst die Übersetzungsverhältnisse der Wandler ein. Diese finden Sie unter den Anlagen-
daten.

• Stellen Sie weiterhin die Referenzgrößen für die Prozenteinstellung ein. Diese Parameter finden Sie in der
Funktionsgruppe, z.B. bei der Funktionsgruppe Leitung unter den Leitungsdaten.

• Danach stellen Sie die Parameter der Schutzfunktionen ein.


Wenn sich nach Abschluss der Schutzeinstellung die Wandlerdaten ändern, bleiben Sie im Einstellblatt
(z.B. Primäreinstellung) und ändern die Wandlerdaten. Im Hintergrund ermittelt DIGSI 5 die neuen Para-
meter in den nicht aktiven Einstellsichten (z.B. neue Sekundärwerte).
Im folgenden Abschnitt wird das Ändern der Wandlerübersetzungsverhältnisse in DIGSI 5 mit den entsprech-
enden Alternativen an einem Beispiel erläutert.

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Systemfunktionen
3.11 Allgemeine Hinweise zur Schwellwerteinstellung von Schutzfunktionen

3.11.2 Ändern der Wandlerübersetzungsverhältnisse in DIGSI 5

In der Lieferstellung ist DIGSI 5 auf den Bearbeitungsmodus Sekundär eingestellt.


Das folgende Einstellbeispiel zeigt, wie Sie das Wandlerübersetzungsverhältnis in DIGSI 5 ändern und welche
Auswirkungen das auf die Parameter in den Einstellsichten Primär und Sekundär hat. Die Schutzeinstellung
wird am Beispiel der Funktion Überstromzeitschutz betrachtet.
Folgende Ausgangsdaten werden angenommen:
Stromwandler: 1000 A/1 A
Schutzanregewert: 1,5 A

Das folgende Bild zeigt die Schutzeinstellung der Funktion Überstromzeitschutz in der Sekundärsicht. Der
Schwellwert der Stufe ist auf 1,5 A eingestellt.

[scmodsek_1, 1, de_DE]

Bild 3-139 Schutzeinstellung, Anzeige des aktiven Einstellblattes

Wenn Sie im Einstellblatt links oben auf den grünen Pfeil klicken, gelangen Sie in das Fenster zum Umschalten
der Einstellsicht (siehe folgendes Bild). Wählen Sie die von Ihnen bevorzugte Einstellsicht aus.

[scmodums_2, 1, de_DE]

Bild 3-140 Umschaltung auf gewünschte Einstellsicht

Die folgenden Bilder zeigen die Einstellreihenfolge im Bearbeitungsmodus Primär. Stellen Sie die Wandler-
daten ein. Im Beispiel hat der Stromwandler ein Übersetzungsverhältnis von 1000 A/1 A.

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3.11 Allgemeine Hinweise zur Schwellwerteinstellung von Schutzfunktionen

[scpwandl_3, 1, de_DE]

Bild 3-141 Einstellblatt: Wandlerdaten

In der Funktionsgruppe Leitung stellen Sie die Leitungsdaten ein (siehe folgendes Bild). Nennstrom, Nenn-
spannung sind die Referenzgrößen für die Prozenteinstellung.

[scproref_4, 1, de_DE]

Bild 3-142 Referenzdaten für Prozenteinstellung

Das folgende Bild zeigt den Schwellwert der Funktion Überstromzeitschutz in der Primärsicht mit 1500 A.

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[scumzpri_5, 1, de_DE]

Bild 3-143 Beispiel für Schwellwert der UMZ-Stufe (Bearbeitungsmodus: Primär)

Bei der Umschaltung auf die Prozentsicht muss sich der folgende Wert ergeben:
1500 A/1000 A · 100 % = 150 %

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[scumzpro_6, 1, de_DE]

Bild 3-144 Beispiel für Schwellwert der UMZ-Stufe (Bearbeitungsmodus: Prozent)

Bei der Umschaltung auf die Sekundärsicht muss sich der folgende Wert ergeben:
1500 A/(1000 A/1 A) = 1,5 A

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[scumzsek_7, 1, de_DE]

Bild 3-145 Beispiel für Schwellwert der UMZ-Stufe (Bearbeitungsmodus: Sekundär)

Wenn Sie ausschließlich in der Sekundärsicht arbeiten wollen, unterstützt Sie DIGSI 5, wenn sich während der
Projektphase das Wandlerübersetzungsverhältnis ändert.
Im Beispiel ändert sich das Stromwandler-Übersetzungsverhältnis von 1000 A/1 A auf 1000 A/5 A. Ändern
Sie den sekundären Nennstrom des Stromwandlers im Einstellblatt der Wandlerdaten von 1 A auf 5 A (Bearbei-
tungsmodus: Sekundär). Wenn Sie die Wandlerdaten ändern, erscheint ein Fenster (siehe folgendes Bild), dass
Sie nach der gewünschten Aktion fragt.

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[scfragew_8, 1, de_DE]

Bild 3-146 Abfrage nach Ändern der Wandlerdaten (Einstellsicht: Sekundär)

Wenn Sie die Frage mit Ja beantworten, berechnet DIGSI 5 die Anregewerte (Schwellwerte) in der aktiven
Sekundärsicht neu. Für den neuen sekundären Wandlerstrom 5 A ergibt sich damit der neue sekundäre
Schwellwert von 7,5 A (1,5 A · 5 = 7,5 A ). Die Primär- und Prozentwerte bleiben unverändert.
Das folgende Bild zeigt den neu berechneten Schwellwert in der Sekundärsicht.

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[scsekneu_9, 1, de_DE]

Bild 3-147 Automatisch neu berechnete Sekundärwerte nach Änderung der Wandlerdaten

Wenn Sie die Parameter in der Sekundärsicht schon unter Einberechnung der neuen Wandlerübersetzungs-
verhältnisse eingestellt haben, beantworten Sie die Frage mit Nein. In diesem Fall bleiben alle Schutzeinstel-
lungen in der Sekundärsicht unverändert. DIGSI 5 berechnet dann die Parameter (Schwellwerte) der Primär-
sicht neu. Im Beispiel beträgt der primäre Schwellwert dann 300 A (1,5 A ·1000 A/5 A = 300 A).
Im Beispiel hat sich das Stromwandler-Übersetzungsverhältnis von 1000 A/1 A auf 1000 A/5 A geändert.
Die folgende Tabelle zeigt zusammengefasst, welche Anregewerte DIGSI 5 in den Einstellsichten danach neu
berechnet. Die neuen Werte (fett markiert) hängen von Ihrer Antwort auf die Abfrage ab (siehe Bild 3-146).
Antwort auf die Frage
Ja Nein
Schwellwert sekundär (aktive Einstellsicht) 7,5 A 1,5 A
Schwellwert primär (verdeckte Einstellsicht) 1500 A 300 A

Wandlerübersetzungsverhältnis im Single-Line-Editor ändern


Wenn Sie im Single-Line-Editor die Primär- oder Sekundärnennströme der Stromwandler ändern wollen, selek-
tieren Sie dazu den Stromwandler. In der Registerkarte Eigenschaften der Objektleiste können Sie die Ströme
sehen und ändern.
Wenn Sie die Nennströme ändern, wird das entsprechende Feld rot umrandet, um auf die unterschiedlichen
Ströme zwischen Single-Line-Editor und den Anlagendaten hinzuweisen. Beim Synchronisieren im Single-
Line-Editor werden diese Nennströme in die Anlagendaten übernommen.

3.11.3 Änderung der Wandlerübersetzungsverhältnisse am Gerät

Das Gerät ist in Lieferstellung auf Sekundärwerte voreingestellt. Direkt am Gerät können Sie nur sekundäre
Werte einstellen.

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3.11 Allgemeine Hinweise zur Schwellwerteinstellung von Schutzfunktionen

Wenn Sie Wandlerdaten direkt am Gerät ändern, folgt keine Abfrage wie in DIGSI 5 (siehe Bild 3-146).
Stattdessen geht das Gerät davon aus, dass alle Parameter der Sekundärsicht unverändert bleiben.

HINWEIS

i Wenn das Gerät mit IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie die Wandlerdaten nur über DIGSI 5 und nicht
direkt am Gerät. Wenn Sie die Wandlerdaten direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-Konfiguration der
Mess- und Zählwerte fehlerhaft sein.

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Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

3.12 Geräteeinstellungen

3.12.1 Parametergruppen-Umschaltung

3.12.1.1 Funktionsübersicht
Für unterschiedliche Anwendungsfälle können Sie die jeweiligen Funktionseinstellungen in sogenannte Para-
metergruppen speichern und bei Bedarf schnell aktivieren.
Sie können bis zu 8 unterschiedliche Parametergruppen im Gerät hinterlegen. Dabei ist immer nur eine
Parametergruppe aktiv. Sie können während des Betriebs zwischen den Parametergruppen umschalten. Die
Quelle der Umschaltung können Sie über Parameter auswählen.
Sie können die Parametergruppen über folgende Alternativen umschalten:

• Über die Vor-Ort-Bedieneinheit direkt am Gerät

• Über eine Online-DIGSI-Verbindung zum Gerät

• Über Binäreingänge

• Über eine Kommunikationsverbindung zu einer Stationsleittechnik.


Die Umschaltung der Parametergruppen ist über die Kommunikationsprotokolle IEC 60870-5-103,
IEC 60870-5-104, IEC 61850, DNP oder über Modbus TCP möglich.
Eine Parametergruppe umfasst alle umschaltbaren Parameter des Gerätes. Bis auf wenige Ausnahmen (z.B.
allgemeine Geräteparameter wie Nennfrequenz) sind alle Parameter des Gerätes umschaltbar.
Ausführliche Informationen zu den Parametergruppen finden Sie im Betriebshandbuch und in der DIGSI 5
Online-Hilfe.

3.12.1.2 Struktur der Funktion


Die Funktion der Parametergruppen-Umschaltung ist eine übergreifende Gerätefunktion. Dementsprechend
finden Sie die Parameter und Meldungen der Parametergruppen-Umschaltung in DIGSI 5 wie auch an der
Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes jeweils unter den allgemeinen Geräteeinstellungen.
Wenn Sie die Parametergruppe umschalten wollen, navigieren Sie in DIGSI 5 oder an der Vor-Ort-Bedienein-
heit des Gerätes wie folgt:

• Über die Projektnavigation in DIGSI 5:


Projekt → Gerät → Parameter → Geräteeinstellungen

• Über die Vor-Ort-Bedieneinheit des Gerätes:


Hauptmenü → Parameter → Allgemein → Para.grp.-Umschalt.
Die Meldungen zur Parametergruppen-Umschaltung finden Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation unter:
Projekt → Gerät → Informationsrangierung → Allgemein

3.12.1.3 Funktionsbeschreibung

Aktivierung
Wenn Sie die Funktion der Parametergruppen-Umschaltung verwenden wollen, müssen Sie zunächst in
DIGSI 5 mindestens 2 Parametergruppen einstellen (Parameter Anzahl der Parametergruppen > 1). Sie
können maximal 8 Parametergruppen einstellen. Die in DIGSI 5 eingestellten Parametergruppen werden
anschließend in das Gerät geladen.

Mechanismen der Umschaltung


Beim Umschalten von einer Parametergruppe zur anderen wird der Gerätebetrieb nicht unterbrochen. Mit
dem Parameter Aktive Parametergruppe legen Sie entweder eine bestimmte Parametergruppe fest, oder
Sie erlauben das Umschalten über Steuerung (IEC 60870-5-103, IEC 61850) oder über Binäreingang.

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Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

Umschalten über Steuerung


Beim Umschalten über Steuerung können Sie die Parametergruppen über eine Kommunikationsverbin-
dung von einer Stationsleittechnik oder über einen CFC-Plan umschalten.
Die Umschaltung der Parametergruppen über eine Kommunikationsverbindung ist über die Kommunikations-
protokolle IEC 60870-5-103, IEC 60870-5-104, IEC 61850, DNP oder über Modbus TCP möglich.
Für das Umschalten über einen CFC-Plan müssen Sie in DIGSI 5 einen neuen CFC-Plan anlegen. Legen Sie den
CFC-Plan in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes → Pläne → Neuen Plan hinzufügen an.
Verknüpfen Sie in dem CFC-Plan die Signale, die die Parametergruppen-Umschaltung steuern.

Umschalten über Binäreingang


Für das Umschalten über Binäreingänge stehen Ihnen 3 entsprechende Eingangssignale zur Verfügung. Diese
Eingangssignale erlauben eine Auswahl der Parametergruppe über einen Binär-Code. Wenn sich eines der
3 Signale ändert, führt das anliegende Signalbild nach 100 ms (Stabilisierungszeit) zum Umschalten auf die
entsprechende Parametergruppe. Sind lediglich 2 Parametergruppen umzuschalten, wird nur 1 Binäreingang
benötigt. Die folgende Tabelle zeigt mögliche Binär-Codes (BCD) und zugehörige Parametergruppen (PG).

Tabelle 3-22 Binär-Codes der Eingangssignale und zugehörige Parametergruppen

BCD Code über Binäreingänge PG 1 PG 2 PG 3 PG 4 PG 5 PG 6 PG 7 PG 8


>PG Auswahl Bit 3 0 0 0 0 1 1 1 1
>PG Auswahl Bit 2 0 0 1 1 0 0 1 1
>PG Auswahl Bit 1 0 1 0 1 0 1 0 1

Kopieren und Vergleichen von Parametergruppen


In DIGSI 5 können Sie Parametergruppen kopieren oder miteinander vergleichen.
Wenn Sie Parametergruppen kopieren wollen, wählen Sie in DIGSI 5 in den Geräteeinstellungen eine Quell-
und eine Zielparametergruppe aus und starten anschließend den Kopiervorgang. Die Geräteeinstellungen
finden Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Projekt → Gerät → Parameter → Geräteeinstellungen.
Wenn Sie Parametergruppen vergleichen wollen, ist das in allen Einstellblättern für Parameter möglich.
Sie wählen dann neben der aktiven Parametergruppe eine 2. Parametergruppe zum Vergleich aus. Aktive
Einstellwerte und die Vergleichswerte werden Ihnen nebeneinander angezeigt. Nicht umschaltbare Parameter
erkennen Sie daran, dass kein Vergleichswert angezeigt wird.

Meldung von Parametergruppen-Umschaltungen


Jede Parametergruppe zeigt durch eine zugehörige Binärmeldung sowohl ihre Aktivierung als auch ihre Deak-
tivierung an. Der Vorgang der Parametergruppen-Umschaltung wird zusätzlich im Meldepuffer für Parameter-
änderungen protokolliert.

3.12.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Anzahl Param.gruppen

• Voreinstellwert (_:113) Anzahl Param.gruppen = 1


Mit dem Parameter Anzahl Param.gruppen stellen Sie die Anzahl verfügbarer Parametergruppen ein,
zwischen denen umgeschaltet werden kann.

Parameter: Aktivierung Para.gruppe

• Voreinstellwert (_:114) Aktivierung Para.gruppe = Parametergruppe 1


Mit dem Parameter Aktivierung Para.gruppe legen Sie fest, welche Parametergruppe Sie aktivieren
möchten oder über welchen Mechanismus die Umschaltung erlaubt wird. Sie können nur zwischen den mit
Parameter Anzahl Param.gruppen festgelegten Parametergruppen umschalten.

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Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

Parameterwert Beschreibung
über Steuerung Die Umschaltung zwischen den Parametergruppen kann über eine Kommu-
nikationsverbindung von einer Stationsleittechnik oder über einen CFC-Plan
veranlasst werden.
Die Umschaltung der Parametergruppen über eine Kommunikations-
verbindung ist über die Kommunikationsprotokolle IEC 60870-5-103,
IEC 60870-5-104, IEC 61850, DNP oder über Modbus TCP möglich.
über Binäreingang Die Umschaltung zwischen den Parametergruppen funktioniert ausschließ-
lich über die der Parametergruppen-Umschaltung zugeordneten binären
Eingangssignale.
Parametergruppe 1 Sie definieren die aktive Parametergruppe. Sie können die aktive Parame-
... tergruppe in DIGSI 5 oder direkt am Gerät über die Vor-Ort-Bedienung defi-
Parametergruppe 8 nieren.

3.12.1.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Para.grp.-Umschalt
_:113 Allgemein:Anzahl 1 bis 8 1
Param.gruppen
_:114 Allgemein:Aktivierung • über Steuerung Parameter-
Para.gruppe gruppe 1
• über Binäreingang
• Parametergruppe 1
• Parametergruppe 2
• Parametergruppe 3
• Parametergruppe 4
• Parametergruppe 5
• Parametergruppe 6
• Parametergruppe 7
• Parametergruppe 8

3.12.1.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:500 Allgemein:>PG Auswahl Bit 1 SPS I
_:501 Allgemein:>PG Auswahl Bit 2 SPS I
_:502 Allgemein:>PG Auswahl Bit 3 SPS I
_:300 Allgemein:Akt. Param.gruppe 1 SPC C
_:301 Allgemein:Akt. Param.gruppe 2 SPC C
_:302 Allgemein:Akt. Param.gruppe 3 SPC C
_:303 Allgemein:Akt. Param.gruppe 4 SPC C
_:304 Allgemein:Akt. Param.gruppe 5 SPC C
_:305 Allgemein:Akt. Param.gruppe 6 SPC C
_:306 Allgemein:Akt. Param.gruppe 7 SPC C
_:307 Allgemein:Akt. Param.gruppe 8 SPC C

268 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

3.12.2 Allgemeine Geräteeinstellungen

3.12.2.1 Übersicht
Unter den Geräteeinstellungen in DIGSI 5 finden Sie die folgenden allgemeinen Einstellungen.

[sc_deSeDe2, 1, de_DE]

[sc_deSeAl, 4, de_DE]

[sc_measurement, 1, de_DE]

[sc_control, 1, de_DE]

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 269
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

[sc_deSeall, 1, de_DE]

Bild 3-148 Allgemeine Geräteeinstellungen

Die folgende Liste zeigt Ihnen, in welchen Kapiteln Sie die gewünschten Informationen finden.
Sie finden Näheres zu:

• Flattersperre in 3.10.1 Meldungsfilterung und Flattersperre für Eingangssignale.

• Steuern in 7.4 Steuerungsfunktionalität.

• Messwerte in 9.1 Funktionsübersicht

• Spontane Meldungen in 3.1.7 Spontane Meldungsanzeige in DIGSI 5.

• CFC Qualitätsbehandlung in 3.4.3 Qualitätsverarbeitung/Beeinflussung durch Benutzer bei CFC-Plänen.


Unter Gerät stellen Sie Parameter ein, die funktionsübergreifend für das Gerät gültig sind.
Mit der Testunterstützung können über Kommunikationsschnittstellen abgesetzte Meldungen mit einem
zusätzlichen Test-Bit gekennzeichnet werden, sofern dies vom Protokoll unterstützt wird. Mit diesem Test-Bit
können Sie feststellen, dass eine Meldung testweise erzeugt und sich alle oder einzelne Funktionen des
Gerätes im Testbetrieb befinden. Auf diese Weise können die Reaktionen, die im Normalbetrieb aufgrund
einer Meldung notwendig sind, in anderen Geräten unterdrückt werden, die diese Meldungen empfangen.
Weiterhin können Sie erlauben, dass z.B. ein Auslösebefehl zu Testzwecken einen angesteuerten Binäraus-
gang schließt. Siemens empfiehlt, die Testunterstützung nach der Testphase wieder zu deaktivieren.

3.12.2.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Der größte Teil der Parameter wird in den oben genannten Kapiteln beschrieben. Im Anschluss werden die
Parameter zum Bereich Gerät, Spontane Meldung und Testunterstützung beschrieben.

Parameter: Nennfrequenz

• Voreinstellwert (_:101) Nennfrequenz = 50 Hz


Mit dem Parameter Nennfrequenz stellen Sie die Nennfrequenz des Netzes ein.

Parameter: Mindestdauer Auslösung

• Voreinstellwert (_:102) Mindestdauer Auslösung = 0,00 s


Mit dem Parameter Mindestdauer Auslösung stellen Sie die minimale Dauer für den Auslösebefehl der
Funktionen ein. Der Auslösebefehl wird für die eingestellte Dauer aufrecht gehalten.

Parameter: Einstellform. Erdimp.anp.

• Voreinstellwert _:115 = Kr, Kx

270 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

Mit dem Parameter Einstellform. Erdimp.anp. legen Sie das Einstellformat für die Erdimpedanz-Anpas-
sungsfaktoren funktionsübergreifend fest. Sie können die Erdimpedanzanpassung mit den skalaren Faktoren
Kr, Kx einstellen oder als komplexer Faktor mit K0.
Das Einstellformat steuert die Sichtbarkeit der Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren beim Distanzschutz.

Parameter: Melde-/Messwertsperre

• Voreinstellwert (_:138) Melde-/Messwertsperre = aus


Mit dem ParameterMelde-/Messwertsperre stellen Sie ein, ob Meldungen über die Systemschnittstelle(n)
des SIPROTEC 5-Gerätes ausgegeben werden oder nicht.
Wenn die Melde-/Messwertsperre eingeschaltet ist, werden keine Meldungen über die Systemschnittstelle(n)
eines SIPROTEC 5-Gerätes ausgegeben, außer über die IEC 61850-Schnittstelle(n).
Um keine IEC 61850-Daten zu erhalten, muss der entsprechende IEC 61850-Client das Reporting stoppen
oder die Daten einfrieren. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Handbuch Kommunikationsprotokolle
(C53000-L1800-C055-3).

Parameter: Störfallanzeige

• Voreinstellwert (_:139) Störfallanzeige = bei Anregung


Mit dem Parameter Störfallanzeige stellen Sie ein, ob spontane Störfallmeldungen, die in der Matrix
mit der Option NT (bedingtes Speichern) gekennzeichnet sind, mit jeder Anregung oder nur bei einer
Auslösung gespeichert werden.
Beachten Sie hierzu die DIGSI 5-Rangieroptionen im Kapitel 3.1.7 Spontane Meldungsanzeige in DIGSI 5 und
3.1.9 Gespeicherte Meldungen im SIPROTEC 5-Gerät.

Parameter: Aktiviere Testmodus

• Voreinstellwert (_:150) Aktiviere Testmodus = inaktiv


Mit dem Parameter Aktiviere Testmodus können Sie den Testmodus für das gesamte Gerät aktivieren.
Das bedeutet, dass alle im Gerät erzeugten Meldungen mit einem Test-Bit versehen werden.
Weiterführende Informationen, siehe 11.2 Applikationsmodus/Testmodus für das gesamte Gerät ein-/
ausschalten.
Außer über diesen Parameter können Sie den Testmodus auch über das Protokoll IEC 61850-8-1 aktivieren.
Weitere Informationen finden Sie im Handbuch SIPROTEC 5 Kommunikationsprotokolle.
Wenn der Testmodus für das gesamte Gerät aktiviert wird, der Parameter Relaisausg. im Testmodus
aber nicht, werden die rangierten Relaisausgänge des Gerätes durch die erzeugten Meldungen nicht aktiviert.

HINWEIS

i Das Gerät verbleibt auch bei jedem Wiederanlauf im Testmodus, bis Sie das Gerät bewusst wieder in den
Prozessmodus gesetzt haben oder einen Erstanlauf durchgeführt haben.
In den Prozessmodus gelangen Sie, indem Sie den Parameter Aktiviere Testmodus wieder inaktiv
schalten (Haken entfernen) oder den Testmodus über das Protokoll IEC 61850-8-1 wieder deaktivieren.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 271
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

HINWEIS

i Neben dem geräteweiten Testmodus haben Sie auch die Möglichkeit, abhängig von den unterstützen
Betriebsarten einer Funktion oder Stufe, eine einzelne Funktion oder Stufe in den Testmodus zu versetzen.
Siehe hierzu die Beschreibung der jeweiligen Funktion oder Stufe.
Wenn Sie eine einzelne Funktion oder Stufe in den Testmodus versetzen, werden alle von dieser Funktion
oder Stufe abgesetzten Meldungen mit einem Test-Bit versehen.
Wenn Sie den Testmodus einer einzelnen Funktion oder Stufe aktivieren, den Parameter Relaisausg.
im Testmodus aber nicht, werden die rangierten Relaisausgänge der Funktion oder Stufe durch die
erzeugten Meldungen nicht aktiviert.
Eine einzelne Funktion oder Stufe verbleibt auch bei jedem Wiederanlauf im Testmodus, bis Sie den Test-
modus dieser Funktion oder Stufe bewusst wieder deaktiviert haben oder einen Erstanlauf durchgeführt
haben.

Parameter: Relaisausg. im Testmodus

• Voreinstellwert (_:151) Relaisausg. im Testmodus = inaktiv


Wenn Sie den Parameter Relaisausg. im Testmodus aktivieren, können die in dem Gerät erzeugten
und mit Test-Bit gekennzeichneten Meldungen an einen rangierten Relaisausgang des Gerätes ausgegeben
werden, d.h. Sie erlauben das Schließen oder Öffnen von Relaisausgängen des Gerätes.
Wenn sich nur eine einzelne Funktion oder Stufe des Gerätes im Testmodus befindet, d.h. der geräteweite
Testmodus ist nicht aktiviert, werden nur die Meldungen dieser Funktion oder Stufe mit Test-Bit gekenn-
zeichnet und die rangierten Relaisausgänge des Gerätes werden aktiviert.

HINWEIS

i Wenn der Parameter Relaisausg. im Testmodus inaktiv ist (Voreinstellung), wird der Zustand Test
einer Funktion oder Stufe zu Test/Relais blockiert geändert.

Ausgangssignal: Funktionen i. Testmod.


Normalerweise ist das Ausgangssignal Funktionen i. Testmod. auf die letzte LED des Basismoduls des
Gerätes vorrangiert. Wenn eine oder mehr Schutz- oder Steuerungsfunktionen im Testmodus sind, wird das
Ausgangssignal Funktionen i. Testmod. generiert und die entsprechende LED des Gerätes leuchtet rot
auf.

3.12.2.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Gerät
_:101 Allgemein:Nennfrequenz • 50 Hz 50 Hz
• 60 Hz
_:102 Allgemein:Mindestdauer 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
Auslösung
_:115 Allgemein:Einstellform. • Kr, Kx Kr, Kx
Erdimp.anp.
• K0
_:138 Allgemein:Melde-/Mess- • aus aus
wertsperre
• ein
Parameteränderung
_:163 Allgemein:Reserv.zeit für 0 s bis 65535 s 120 s
Kom.Prot.
Spontane Meld.
_:139 Allgemein:Störfallan- • bei Anregung bei Anregung
zeige
• bei Auslösebefehl

272 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Steuern
_:166 Allgemein:Zeigt • 0 False
Verriegel.bed. HMI
• 1
Testunterstützung
_:150 Allgemein:Aktiviere Test- • 0 false
modus
• 1
_:151 Allgemein:Relaisausg. im • 0 false
Testmodus
• 1

3.12.2.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:500 Allgemein:>PG Auswahl Bit 1 SPS I
_:501 Allgemein:>PG Auswahl Bit 2 SPS I
_:502 Allgemein:>PG Auswahl Bit 3 SPS I
_:503 Allgemein:>Sch.hoheit Vor-Ort SPS I
_:504 Allgemein:>Sch.hoheit Fern SPS I
_:505 Allgemein:>Sch.mod. verriegelt SPS I
_:506 Allgemein:>Sch.mod. unverriegelt SPS I
_:510 Allgemein:>Testmodus ein SPS I
_:511 Allgemein:>Testmodus aus SPS I
_:507 Allgemein:>Geräteabmeldung ein SPS I
_:508 Allgemein:>Geräteabmeldung aus SPS I
_:512 Allgemein:>LED rücksetzen SPS I
_:513 Allgemein:>Licht an SPS I
_:300 Allgemein:Akt. Param.gruppe 1 SPC C
_:301 Allgemein:Akt. Param.gruppe 2 SPC C
_:302 Allgemein:Akt. Param.gruppe 3 SPC C
_:303 Allgemein:Akt. Param.gruppe 4 SPC C
_:304 Allgemein:Akt. Param.gruppe 5 SPC C
_:305 Allgemein:Akt. Param.gruppe 6 SPC C
_:306 Allgemein:Akt. Param.gruppe 7 SPC C
_:307 Allgemein:Akt. Param.gruppe 8 SPC C
_:318 Allgemein:Akt. Param.gruppe INS O
_:308 Allgemein:Schalthoheit Station SPC C
_:324 Allgemein:Aktiv. Schlt.h. 1 SPC C
_:325 Allgemein:Aktiv. Schlt.h. 2 SPC C
_:326 Allgemein:Aktiv. Schlt.h. 3 SPC C
_:327 Allgemein:Aktiv. Schlt.h. 4 SPC C
_:328 Allgemein:Aktiv. Schlt.h. 5 SPC C
_:311 Allgemein:Schalthoheit ENS O
_:312 Allgemein:Schaltmodus ENS O
_:309 Allgemein:Sch.hoh. Schlüss/Par ENS O
_:310 Allgemein:Sch.mod.Schlüss/Para ENS O
_:52 Allgemein:Zustand ENS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:51 Allgemein:Test-Modus ENC C
_:321 Allgemein:Schutz einschalten SPC C
_:54 Allgemein:Schutz nicht wirksam SPS O
_:319 Allgemein:Gerät abmelden SPC C
_:313 Allgemein:Abgemeldet über BE SPS O
_:314 Allgemein:Abgemeldet über Steu. SPS O
_:315 Allgemein:Gerät ist abgemeldet SPS O
_:323 Allgemein:LED rücksetzen SPC C
_:320 Allgemein:LED rückgesetzt SPS O
_:509 Allgemein:>Melde-/ MWsperre SPS I
_:317 Allgemein:Melde-/Messw.sperre SPS O
_:329 Allgemein:Funktionen i. Testmod. SPS O

3.12.3 Display-Seiteneinstellung

3.12.3.1 Übersicht
Einige SIPROTEC 5-Geräte können mit der Bedienfeld-Option Großes Display, Dis.seitengröße konfig., 2-far.
LEDs bestellt werden. In diesem Fall kann die Größe der konfigurierbaren Display-Seiten vom Benutzer einge-
stellt werden und ist abhängig von Funktionspunkten:

• Kleine Display-Seiten können ohne zusätzliche Funktionspunkte konfiguriert werden.

• Große Display-Seiten für große Abzweigsteuerbilder erfordern zusätzliche Funktionspunkte.


Bei Geräten mit Bedieneinheit Großes Display, Dis.seitengröße konfig., 2-far. LEDs finden Sie den Block
Display-Seiten in DIGSI 5 unter den Geräteeinstellungen.

[sc_Display_page_Operation Panels, 1, de_DE]

Bild 3-149 Bedieneinheit Großes Display, Dis.seitengröße konfig., 2-far. LEDs in DIGSI 5

274 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

[sc_Functionality_block1, 2, de_DE]

Bild 3-150 Block Display-Seiten in DIGSI 5

3.12.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Funktionalität

• Voreinstellwert (_:139) Funktionalität = kleine Größe


Mit dem Parameter Funktionalität legen Sie die Größe der Display-Seiten fest, die in DIGSI 5 und in der
Bedieneinheit angezeigt werden.
Parameterwert Beschreibung
kleine Größe Die Größe der Display-Seite beträgt 240 x 128 Pixel.
Bei dieser Größe können normalerweise bis zu 8 Betriebswerte oder sehr kleine
Abzweigsteuerbilder mit z.B. bis zu 3 Schaltern konfiguriert werden.

Bild 3-152 Beispiel für eine Display-


Seite in der Bedieneinheit
(klein)
Bild 3-151 Beispiel für eine Display-
Seite in DIGSI 5 (klein)

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 275
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.12 Geräteeinstellungen

Parameterwert Beschreibung
Großes Die Größe der Display-Seite beträgt 240 x 320 Pixel.
Abzw.steuerb. Mit dieser Größe können große Abzweigsteuerbilder, zahlreiche Betriebswerte oder
eine Kombination aus beidem konfiguriert werden.

Bild 3-154 Beispiel für eine Display-


Seite in der Bedienein-
heit (großes Abzweigsteu-
Bild 3-153 Beispiel einer Display-Seite
erbild)
in DIGSI 5 (großes
Abzweigsteuerbild)

3.12.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Display-Seiten
_:139 Display-Seiten:Funktio- • kleine Größe kleine Größe
nalität
• Großes Abzw.steuerb.

276 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Systemfunktionen
3.13 SIPROTEC 5-Gerät als Client oder Merging Unit verwenden

3.13 SIPROTEC 5-Gerät als Client oder Merging Unit verwenden


Überblick am Beispiel des dezentralen Sammelschienenschutzes (IEC 61850 konform)

• Prozessbus: zur geräteübergreifenden Übertragung der Strom- und Spannungsmesswerte

• GOOSE: zur geräteübergreifenden Übertragung der Positionsangaben von Trennern und Leistungsschal-
tern, deren Auslösebefehle sowie weiterer Signale

• Dezentraler Sammelschienenschutz

• Weitere Informationen

Prozessbus:
Der Prozessbus ist für die modularen SIPROTEC 5-Geräte verfügbar. Mit dem Prozessbus können Strom- und
Spannungsmesswerte geräteübergreifend übertragen werden. Voraussetzung ist ein Kommunikationsmodul
ETH-BD-2FO mit den entsprechenden Kommunikationsprotokollen. Im folgenden Bild sehen Sie als Beispiel für
den Client das 7SS85 und als Merging Units das 6MU85 und andere modulare SIPROTEC 5-Geräte.

[dw_bb8_proj-71-star, 2, de_DE]

Bild 3-155 Sternstruktur für den dezentralen Sammelschienenschutz mit über Lichtwellenleiter verbun-
denen Merging Units

Voraussetzungen für die Merging Units für den dezentralen Sammelschienenschutz (IEC 61850 konform)
Sie können alle modularen SIPROTEC 5-Geräte (außer den Bahngeräten 7ST8x und 6MD89) und andere
IEC 61850 konforme Geräte als Merging Units verwenden. Dafür gelten folgende Voraussetzungen:

• Alle Clients und Merging Units benötigen die Firmware-Version V8.0x oder höher.

• Alle Clients und Merging Units müssen mit dem Kommunikationsmodul ETH-BD-2FO und den Prozessbus-
Protokollen verbunden sein. Dazu gehören:
– Einheitliche Verwendung der IEC 61850 Edition 2.x. Siemens empfiehlt IEC 61850 Edition 2.1.
– Prozessbus-Protokoll 9-2 Merg.Unit für Merging Units und 9-2 Client für Clients
– Gemeinsame Zeitsynchronisation. Siemens empfiehlt das IEEE 1588 Protokoll.

• In den Merging Units müssen die für die Zielapplikation im Client passenden Strom- oder Spannungs-
wandler vorhanden sein.

GOOSE:
Alternativ zur Verwendung der lokalen Binärein- und Binärausgänge eines SIPROTEC 5-Gerätes können Sie
die Ein- und Ausgänge von anderen SIPROTEC 5-Geräten verwenden und über IEC 61850 inclusive GOOSE
übertragen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 277
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.13 SIPROTEC 5-Gerät als Client oder Merging Unit verwenden

Beispiele für Binärrangierungen zur Übertragung mittels GOOSE.

• Positionsangaben der Leistungsschalter und Trenner von den Sendern an den Empfänger

• Auslösebefehle der Leistungsschalter von dem Sender an die Empfänger

Dezentraler Sammelschienenschutz
Der dezentrale Sammelschienenschutz ist ein verteiltes Schutzsystem mit dem 7SS85 als Zentralein-
heit/Central Unit (CU) und anderen SIPROTEC 5-Geräten, den Merging Units (MU), als Feldeinheiten.
Der dezentrale Sammelschienenschutz bietet folgende Vorteile gegenüber dem zentralen Sammelschienen-
schutz oder dem dezentralen Sammelschienenschutz (IEC 61850 konform):

• Übertragung der Strommesswerte (SMV) gemäß IEC 61850-9-2 (Prozessbus) von den Merging Units

• Automatisierte Verschaltung von Strommesswerten, Trenner- und Leistungsschalterstellungen

• Lokale Funktionserweiterungen der Merging Units

• Größte Anzahl von Feldern und Sammelschienenabschnitten

Funktionserweiterungen in den Geräten


Ab V8.40 gibt es für die Merging Units folgende, speziell für den Einsatz mit dem dezentralen Sammelschie-
nenschutz gedachten und dort ausgewerteten Funktionserweiterungen:

• Endfehlerschutz (1-/3-polig, 3-polig)

• Externe Auslösung

• Integrierter Leistungsschalter-Versagerschutz

• Erweiterung im Leistungsschalter-Versagerschutz

• Messstelle außer Betrieb

HINWEIS

i Diese Funktionserweiterungen finden Sie in der globalen DIGSI 5-Bibliothek im jeweiligen Gerät unter FG
Leistungsschalter > dez.SS-Schutz Funktionserw.. Die Funktion Messstelle außer Betrieb finden Sie im
jeweiligen Gerät unter Messeingänge > Strom 3-phasig > dez.SS-Schutz Funktionserw..

Funktionserweiterung in DIGSI 5
Wenn ein dezentraler Sammelschienenschutz im Projekt vorhanden ist, gibt es folgende, speziell für den
Einsatz mit dem dezentralen Sammelschienenschutz gedachte Funktionserweiterungen im Single-Line-Editor:

• Neue Registerkarte ZE - FE Zuordnung mit der Funktion Zentraleinheit aktualisieren.

• Zusätzliches Kontrollkästchen Zuordnung zum dezentralen Sammelschienenschutz für Stromwandler,


Leistungsschalter und Trennschalter in der Registerkarte Eigenschaften.

278 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Systemfunktionen
3.13 SIPROTEC 5-Gerät als Client oder Merging Unit verwenden

[sc_bbp8_SLE_incl, 1, de_DE]

Bild 3-156 Erweiterung in der Registerkarte Eigenschaften bei vorhandenem dezentralen Sammelschie-
nenschutz

Weitere Informationen

HINWEIS

i Geräteübergreifende Rangierungen der analogen Messwerte als auch der Binärein- und Binärausgänge
erfolgen im IEC 61850-Systemkonfigurator.

Eine detaillierte Beschreibung zur Verwendung als Merging Unit/Feldeinheit für den dezentralen Sammelschie-
nenschutz oder dezentralen Sammelschienenschutz (IEC 61850 konform) finden Sie im Kapitel Projektierung
im Sammelschienenschutz 7SS85-Gerätehandbuch.
Weitere Informationen zu Prozessbus, GOOSE, IEC 61850 Systemkonfigurator sowie Beschreibungen zu
Stream-Typen, flexiblen GOOSE-Verknüpfungen, VLAN-Priorität, Netzwerkredundanz z.B. PRP oder der Sample-
und Zeitsynchronisation über IEEE 1588 finden Sie in den Handbüchern Prozessbus, Kommunikationsproto-
kolle, IEC 61850 Systemkonfigurator und der DIGSI 5 Hilfe.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 279
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
280 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
4 Applikationen

4.1 Übersicht 282


4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87 283
4.3 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SD87 288
4.4 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SL87 292
4.5 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7VK87 296

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 281
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.1 Übersicht

4.1 Übersicht
Die Funktionsbibliothek in DIGSI 5 stellt für die Anwendungen der Geräte Applikationsvorlagen bereit. Die
Applikationsvorlage

• Unterstützt die schnelle Realisierung kompletter Schutzlösungen für Anwendungen

• Enthält die grundlegende Konfiguration für den Anwendungsfall

• Enthält Funktionen und Voreinstellungen für den Anwendungsfall


Bild 2-1 in 2.1 Funktionseinbettung im Gerät zeigt beispielhaft die Struktur einer Applikationsvorlage.

Wenn Sie eine Applikationsvorlage verwenden, beachten Sie Folgendes:

• Passen Sie die Applikationsvorlage an ihre spezifische Anwendung an (z.B. Voreinstellwerte über-
prüfen/anpassen, Funktionen löschen/ergänzen).
Nähere Informationen dazu finden Sie in 2.1 Funktionseinbettung im Gerät.

• Überprüfen Sie die Rangierung der Binärausgänge bezüglich schneller und normaler Relais.

• Überprüfen Sie die CFC Pläne für die Warnsammelmeldungen und die Störsammelmeldungen
Im Folgenden sind die Applikationsvorlagen und der maximale Funktionsumfang der in diesem Handbuch
dargestellten Geräte beschrieben.

HINWEIS

i Die Verfügbarkeit bestimmter Parameter und Einstelloptionen ist abhängig vom Gerätetyp und den im
Gerät vorhandenen Funktionen!

282 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87

4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87


Für die Anwendungen des Gerätes 7SA87 stehen in DIGSI 5 Applikationsvorlagen zur Verfügung. Die Applika-
tionsvorlagen enthalten die grundlegenden Konfigurationen, benötigten Funktionen und Voreinstellungen.
Folgende Applikationsvorlagen sind für das Gerät 7SA87 in der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 verfügbar:

• Basis

• Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze

• Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze mit Eineinhalb-Leistungsschalter-


Methode
Damit die Applikationsvorlagen im Gerät funktionieren, müssen die folgenden Mindestanforderungen an die
Hardware-Konfiguration erfüllt sein:
Applikationsvorlage Mindestanforderung an Hard-
ware-Konfiguration
Vorlage 1 Basis 7 BE, 8 BA, 4 I, 4 U
Vorlage 2 DIS RMD Freileitung, geerdete Netze

Vorlage 3 DIS RMD Freileitung, geerdete Netze, 1,5 LS 15 BE, 12 BA, 8 I, 8 U

Die folgende Tabelle zeigt den Funktionsumfang und den Funktionspunktebedarf der Applikationsvorlagen:

Tabelle 4-1 Funktionsumfang der Applikationsvorlagen für das Gerät 7SA87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SA87
Schutzfunktionen für 3-polige Auslösung 3-polig x x x x
Schutzfunktionen für 1-polige Auslösung 1-polig x x x x
Hardware-Mengengerüst erweiterbar E/A x x x x
21/21N Distanzschutz Z< x x x
Impedanzschutz x
25 Synchrocheck, Synchronisierfunktion Sync x x 2
27 Unterspannungsschutz, 3-phasig U< x x x
Unterspannungsschutz, Mitsystem U1< x
Unterspannungsschutz, 3-phasig, universal, Ux Ux< x
27R, 59R Spannungsänderungsschutz dU/dt x
32, 37 Leistungsschutz Wirk-/Blindleistung P<>, Q<> x
38 Temperaturüberwachung θ> x
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz I2>, I2/I1>
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz mit Rich- I2>, ∠ (U2/I2) x
tung
49 Thermischer Überlastschutz θ, I2t x x x
50/51 TD Überstromzeitschutz, Phasen I> x x x x
50N/51N TD Überstromzeitschutz, Erde IN> x x x x
50HS Hochstrom-Schnellabschaltung I>>> x x x
50 Überstromzeitschutz 1-phasig I1ph> x
50Ns/51Ns Empfindlicher Erdstromschutz für gelöschte INs> x
und isolierte Netze
50BF Leistungsschalter-Versagerschutz x x 2

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 283
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SA87
59 Überspannungsschutz, 3-phasig U> x x x
Überspannungsschutz, Mitsystem U1> x
Überspannungsschutz, Kompoundierung U1komp> x
Überspannungsschutz, Gegensystem U2> x
Überspannungsschutz, Nullsystem U0> x
Überspannungsschutz, 3-phasig, universal, Ux Ux> x
60 Spannungsvergleichsüberwachung ΔU> x
67 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen I>, ∠ (U,I) x
67Ns Empfindliche Erdfehlererfassung für gelöschte INs>, ∠(U,I), x
und isolierte Netze inkl. W0p,tr>, G0>,
B0>, IN-Puls
• U0>
• cos-/sinϕ
• Erdschlusswischer
• ϕ(U,I)
• Admittanz
• IN-Puls
68 Pendelsperre ΔZ/Δt x x x
74TC Auslösekreisüberwachung x
78 Außertrittfallschutz ΔZ/Δt x
79 Automatische Wiedereinschaltung AWE x x 2
81O Überfrequenzschutz f> x x x
81U Unterfrequenzschutz f< x x x
Automatische Frequenzentlastung f<(AFE) x
81R Frequenzänderungsschutz df/dt x
85/21 Informationsübertragungsverfahren für x x x
Distanzschutz
85/27 Schwache oder fehlende Einspeisung: Echo und x x x
Auslösung
Auslösung bei fehlender oder schwacher x
Einspeisung nach französischer Spezifikation
85/67N Informationsübertragungsverfahren für x x x
Erdkurzschlussschutz, gerichtet
86 Einschaltsperre x
87STUB STUB-Fehler-Differentialschutz (für 1,5 LS- x x
Anwendungen)
87N T Erdfehler-Differentialschutz ΔIN x
90V Spannungsregler Zweiwicklungstransformator x
Spannungsregler Dreiwicklungstransformator x
Spannungsregler Netzkupplungstransformator x
FL Fehlerorter, einseitig FO-ein x x x x
Fehlerorter plus FO+
PMU Synchrozeiger-Messung PMU x
SOTF Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler SOTF x
ARC Lichtbogenschutz ARC x
Vektorsprungschutz Δφ> x

284 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SA87
Messwerte, Standard x x x x
Messwerte, Erweitert: Min, Max Mittel (Funkti- x
onspunkte pro Typ)
Power Quality – Basis: x

• Spannungsschwankung
• Spannungsunsymmetrie
• THD und Harmonische
• Total Demand Distortion
Schaltstatistik x x x x
CFC (Standard, Steuerung) x x x x
CFC Arithmetik x
Schaltfolgen-Funktion x
Einschaltstromerkennung x
Externe Einkopplung x x x
Störschreibung analoger und binärer Signale x x x x
Überwachung x x x x
Wirkschnittstelle, seriell x
Leistungsschalter x x x 2
Phasengenaues Schalten14 x
Leistungsschalter Steuerung x x x x
Leistungsschalter Status x
Trenner/Erder x x
Trenner/Erder Status x
27Q Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz Q>/U< x
(QU-Schutz)
37 Unterstrom I< x
51V Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz t = f(I,U) x
Intermittierender Erdfehlerschutz IIE> x
50RS Leistungsschalter-Rückzündeüberwachung LSRZ x
Leistungsschalter-Überwachung ∑Ix, I2t, 2P x
Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwachung, 1 BE, x
2 BE
Frequenzgruppen Nachführung x x x x
Zugriffskontrolle x x x x
Sicherheitsprotokollierung x x x x
Summe Funktionspunkte: 0 225 400

Applikationsvorlage: Basis (7SA87)


Die Applikationsvorlage Basis ist für folgende Anwendungen vorkonfiguriert:

• Leitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung für Freileitungen und 3-poliger Auslösung für Kabel

• Für Netze mit allen Arten der Sternpunktbehandlung

• Hauptschutz ist der Distanzschutz

14 Die Beschreibung dieser Funktion finden Sie im Handbuch Phasengenaues Schalten

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 285
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion

• Informationsübertragungsverfahren

• Fehlerorter

Applikationsvorlage: Distanzschutz, isolierte/gelöschte Netze mit 3-poliger AWE (7SA87)


Die Applikationsvorlage Distanzschutz, isolierte/gelöschte Netze mit 3-poliger AWE ist für folgende Anwen-
dungen vorkonfiguriert:

• Leitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung für Freileitungen und Kabel

• Für Netze mit isoliertem oder gelöschtem Sternpunkt

• Hauptschutz ist der Distanzschutz

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion

• Informationsübertragungsverfahren

• Fehlerorter

Applikationsvorlage: Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze (7SA87)


Die Applikationsvorlage Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze ist für
folgende Anwendungen vorkonfiguriert:

• Leitungsschutz mit 3-poliger Auslösung für Freileitungen

• Für Netze mit geerdetem Sternpunkt

• Hauptschutz ist der Distanzschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion

• Informationsübertragungsverfahren

• Fehlerorter

Applikationsvorlage: Distanzschutz MHO, Freileitung geerdete Netze (7SA87)


Die Applikationsvorlage Distanzschutz MHO, Freileitung geerdete Netze ist für folgende Anwendungen
vorkonfiguriert:

• Leitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung für Freileitungen

• Für Netze mit geerdetem Sternpunkt

• Hauptschutz ist der Distanzschutz (Distanzzonen mit MHO-Kennlinien vorkonfiguriert)

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion

• Informationsübertragungsverfahren

• Fehlerorter

Applikationsvorlage: Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze mit Eineinhalb-
Leistungsschalter-Methode (7SA87)
Die Applikationsvorlage Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze mit
Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode ist für folgende Anwendungen vorkonfiguriert:

• Leitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung für Freileitungen und Kabel

• Für Netze mit allen Arten der Sternpunktbehandlung

• Vorbereitet für Anwendungen mit Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode

• Hauptschutz ist der Distanzschutz

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion

286 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.2 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SA87

• Informationsübertragungsverfahren

• Fehlerorter

Applikationsvorlage: Distanzschutz MHO, Freileitung mit Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode (7SA87)


Die Applikationsvorlage Distanzschutz MHO, Freileitung mit Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode ist für
folgende Anwendungen vorkonfiguriert:

• Leitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung für Freileitungen und Kabel

• Für Netze mit allen Arten der Sternpunktbehandlung

• Vorbereitet für Anwendungen mit Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode

• Hauptschutz ist der Distanzschutz (Distanzzonen mit MHO-Kennlinien vorkonfiguriert)

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion

• Informationsübertragungsverfahren

• Fehlerorter

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 287
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.3 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SD87

4.3 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SD87


Für die Anwendungen des 7SD87 stehen in DIGSI 5 Applikationsvorlagen zur Verfügung. Die Applikationsvor-
lagen enthalten die grundlegende Konfigurationen, benötigte Funktionen und Voreinstellungen.
Folgende Applikationsvorlagen sind für das Gerät 7SD87 in der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 verfügbar:

• Basis

• Differentialschutz Freileitung

• Differentialschutz Freileitung mit Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode


Damit die Applikationsvorlagen im Gerät funktionieren, müssen die folgenden Mindestanforderungen an die
Hardware-Konfiguration erfüllt sein:
Applikationsvorlage Mindestanforderung an Hard-
ware-Konfiguration
Vorlage 1 Basis 7 BE, 8 BA, 4 I, 4 U
Vorlage 2 DIFF Freileitung

Vorlage 3 DIS Freileitung, 1,5 LS Methode 15 BE, 12 BA, 8 I, 8 U

Die folgende Tabelle zeigt den funktionellen Umfang und Funktionspunktebedarf der nachfolgend beschrie-
benen Applikationsvorlagen:

Tabelle 4-2 Funktionsumfang der Applikationsvorlagen für das Gerät 7SD87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SD87
Schutzfunktionen für 3-polige Auslösung 3-polig x x x x
Schutzfunktionen für 1-polige Auslösung 1-polig x x x x
Hardware-Mengengerüst erweiterbar E/A x x x x
87L Differentialschutz für Leitungen mit 2-Enden ΔI x x x
Differentialschutz für Leitungen mit 3 bis 6 ΔI x x x
Enden (abh. von Maßgebliche Eigenschaften)
25 Synchrocheck, Synchronisierfunktion Sync x x 2
27 Unterspannungsschutz, 3-phasig U< x x x
Unterspannungsschutz, Mitsystem U1< x
Unterspannungsschutz, 3-phasig, universal, Ux< x
Ux
27R, 59R Spannungsänderungsschutz dU/dt x
32, 37 Leistungsschutz Wirk-/Blindleistung P<>, Q<> x
38 Temperaturüberwachung θ> x
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz I2>, I2/I1>
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz mit Rich- I2>, ∠ (U2/I2) x
tung
49 Thermischer Überlastschutz θ, I2t x x x
50/51 TD Überstromzeitschutz, Phasen I> x x x x
50N/51N TD Überstromzeitschutz, Erde IN> x x x x
50HS Hochstrom-Schnellabschaltung I>>> x x x
50 Überstromzeitschutz 1-phasig I1ph> x
50Ns/51Ns Empfindlicher Erdstromschutz für gelöschte INs> x
und isolierte Netze
50BF Leistungsschalter-Versagerschutz x x 2

288 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.3 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SD87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SD87
59 Überspannungsschutz, 3-phasig U> x x x
Überspannungsschutz, Mitsystem U1> x
Überspannungsschutz, Kompoundierung U1komp> x
Überspannungsschutz, Gegensystem U2> x
Überspannungsschutz, Nullsystem U0> x
Überspannungsschutz, 3-phasig, universal, Ux Ux> x
60 Spannungsvergleichsüberwachung ΔU> x
67 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen I>, ∠ (U,I) x
67Ns Empfindliche Erdfehlererfassung für gelöschte INs>, ∠(U,I), x
und isolierte Netze inkl. W0p,tr>, G0>,
B0>, IN-Puls
• U0>
• cos-/sinϕ
• Erdschlusswischer
• ϕ(U,I)
• Admittanz
• IN-Puls
74TC Auslösekreisüberwachung x
79 Automatische Wiedereinschaltung AWE x x 2
81O Überfrequenzschutz f> x x x
81U Unterfrequenzschutz f< x x x
Automatische Frequenzentlastung f<(AFE) x
81R Frequenzänderungsschutz df/dt x
86 Einschaltsperre x
87L/87T Option für Differentialschutz: Trafo im Schutz- ΔI x
bereich
Option für Differentialschutz: Ladestromkom- ΔI x
pensation
87STUB STUB-Fehler-Differentialschutz (für 1,5 LS- x x
Anwendungen)
87N T Erdfehler-Differentialschutz ΔIN x
90V Spannungsregler Zweiwicklungstransformator x
Spannungsregler Dreiwicklungstransformator x
Spannungsregler Netzkupplungstransformator x
Drahtbrucherkennung für Differentialschutz x
FL Fehlerorter, einseitig FO-ein x x x x
Fehlerorter plus FO+
PMU Synchrozeiger-Messung PMU x
SOTF Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler SOTF x
ARC Lichtbogenschutz ARC x
Vektorsprungschutz Δφ> x
Messwerte, Standard x x x x
Messwerte, Erweitert: Min, Max Mittel (Funkti- x
onspunkte pro Typ)

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 289
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.3 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SD87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SD87
Power Quality – Basis: x

• Spannungsschwankung
• Spannungsunsymmetrie
• THD und Harmonische
• Total Demand Distortion
Schaltstatistik x x x x
CFC (Standard, Steuerung) x x x x
CFC Arithmetik x
Schaltfolgen-Funktion x
Einschaltstromerkennung x
Externe Einkopplung x x x
Störschreibung analoger und binärer Signale x x x x
Überwachung x x x x
Wirkschnittstelle, seriell x x x
Leistungsschalter x x x 2
Phasengenaues Schalten15 x
Leistungsschalter Steuerung x
Leistungsschalter Status x
Trenner/Erder x x
Trenner/Erder Status x
27Q Blindleistungsrichtungs-Unterspannungs- Q>/U< x
schutz (QU-Schutz)
37 Unterstrom I< x
51V Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz t = f(I,U) x
Intermittierender Erdfehlerschutz IIE> x
50RS Leistungsschalter-Rückzündeüberwachung LSRZ x
Leistungsschalter-Überwachung ∑Ix, I2t, 2P x
Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwachung, 1 x
BE, 2 BE
Frequenzgruppen Nachführung x x x x
Zugriffskontrolle x x x x
Sicherheitsprotokollierung x x x x
Summe Funktionspunkte: 0 175 350

Applikationsvorlage: Basis (7SD87)


Die Applikationsvorlage Basis ist für folgende Anwendungen vorkonfiguriert:

• Leitungsschutz (z.B. Kabel) mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung

• Schutz von Freileitungen und Kabeln

• Hauptschutz ist ein phasenselektiver Differentialschutz

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion

15 Die Beschreibung dieser Funktion finden Sie im Handbuch Phasengenaues Schalten

290 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.3 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SD87

Applikationsvorlage: Differentialschutz Freileitung (7SD87)


Die Applikationsvorlage Differentialschutz Freileitung ist für folgende Anwendungen vorkonfiguriert:

• Freileitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung

• Hauptschutz ist ein phasenselektiver Differentialschutz

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion


Wichtige Zusatzfunktionen für den Freileitungsschutz:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Synchronisierungsfunktion

• Leistungsschalter-Versagerschutz

• Spannungs- und Frequenzschutz

Applikationsvorlage: Differentialschutz Freileitung mit Transformator im Schutzbereich (7SD87)


Die Applikationsvorlage Differentialschutz Freileitung mit Transformator im Schutzbereich ist für folgende
Anwendungen vorkonfiguriert:

• Freileitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung mit Transformator im Schutzbereich

• Hauptschutz ist ein phasenselektiver Differentialschutz mit Transformatoroption

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion


Wichtige Zusatzfunktionen für den Freileitungsschutz:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Synchronisierungsfunktion

• Leistungsschalter-Versagerschutz

• Spannungs- und Frequenzschutz

Applikationsvorlage: Differentialschutz Freileitung mit Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode (7SD87)


Die Applikationsvorlage Differentialschutz Freileitung mit Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode ist für
folgende Anwendungen vorkonfiguriert:

• Freileitungsschutz mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung

• Hauptschutz ist ein phasenselektiver Differentialschutz

• Ungerichteter Überstromzeitschutz als Not- und Reservefunktion


Wichtige Zusatzfunktionen speziell für Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode:

• 2 x Automatische Wiedereinschaltung

• 2 x Synchronisierungsfunktion

• 2 x Leistungsschalter-Versagerschutz

• Stub-Fehlerschutz

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 291
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.4 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SL87

4.4 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SL87


Für die Anwendungen des 7SL87 stehen in DIGSI 5 Applikationsvorlagen zur Verfügung. Die Applikationsvor-
lagen enthalten die grundlegende Konfigurationen, benötigte Funktionen und Voreinstellungen.
Für das Gerät 7SL87 sind folgende Applikationsvorlagen in der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 verfügbar:

• Basis

• Differentialschutz/Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze

• Differentialschutz/Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) Freileitung, geerdete Netze, mit Einein-


halb-Leistungsschalter-Methode
Damit die Applikationsvorlagen im Gerät funktionieren, müssen die folgenden Mindestanforderungen an die
Hardware-Konfiguration erfüllt sein:
Applikationsvorlage Mindestanforderung an Hard-
ware-Konfiguration
Vorlage 1 Basis 7 BE, 8 BA, 4 I, 4 U
Vorlage 2 DIFF/DIS RMD Freileitung, geerdete Netze
Vorlage 3 DIFF/DIS RMD Freileitung, geerdete Netze, 1,5 LS 15 BE, 12 BA, 8 I, 8 U

Die folgende Tabelle zeigt den funktionellen Umfang und Funktionspunktebedarf der nachfolgend beschrie-
benen Applikationsvorlagen:

Tabelle 4-3 Funktionsumfang der Applikationsvorlagen für das Gerät 7SL87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SL87
Schutzfunktionen für 3-polige Auslösung 3-polig x x x x
Schutzfunktionen für 1-polige Auslösung 1-polig x x x x
Hardware-Mengengerüst erweiterbar E/A x x x x
87L Differentialschutz für Leitungen mit 2 ΔI x x x
Enden
Differentialschutz für Leitungen mit 3 bis ΔI x x x
6 Enden (abh. von Maßgebliche Eigen-
schaften)
85/27 Schwache oder fehlende Einspeisung: x
Echo und Auslösung
Auslösung bei fehlender oder schwacher x
Einspeisung nach französischer Spezifika-
tion
25 Synchrocheck, Synchronisierfunktion Sync x x 2
Impedanzschutz x
27 Unterspannungsschutz, 3-phasig U< x x x
Unterspannungsschutz, Mitsystem U1< x
Unterspannungsschutz, 3-phasig, Ux< x
universal, Ux
27R, 59R Spannungsänderungsschutz dU/dt x
32, 37 Leistungsschutz Wirk-/Blindleistung P<>, Q<> x
38 Temperaturüberwachung θ> x
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz I2>, I2/I1>
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz mit I2>, ∠ (U2/I2) x
Richtung

292 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.4 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SL87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SL87
49 Thermischer Überlastschutz θ, I2t x x x
50/51 TD Überstromzeitschutz, Phasen I> x x x x
50N/51N TD Überstromzeitschutz, Erde IN> x x x x
50 HS Hochstrom-Schnellabschaltung I>>> x x x
50 Überstromzeitschutz 1-phasig I1ph> x
50Ns/51Ns Empfindlicher Erdstromschutz für INs> x
gelöschte und isolierte Netze
50BF Leistungsschalter-Versagerschutz x x 2
59 Überspannungsschutz, 3-phasig U> x x x
Überspannungsschutz, Mitsystem U1> x
Überspannungsschutz, Kompoundierung U1komp> x
Überspannungsschutz, Gegensystem U2> x
Überspannungsschutz, Nullsystem U0> x
Überspannungsschutz, 3-phasig, Ux> x
universal, Ux
60 Spannungsvergleichsüberwachung ΔU> x
67 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen I>, ∠ (U,I) x
67Ns Empfindliche Erdfehlererfassung für INs>, ∠(U,I), x
gelöschte und isolierte Netze inkl. W0p,tr>, G0>,
B0>, IN-Puls
• U0>
• cos-/sinϕ
• Erdschlusswischer
• ϕ(U,I)
• Admittanz
• IN-Puls
74TC Auslösekreisüberwachung x
79 Automatische Wiedereinschaltung AWE x x 2
81O Überfrequenzschutz f> x x x
81U Unterfrequenzschutz f< x x x
Automatische Frequenzentlastung f<(AFE) x
81R Frequenzänderungsschutz df/dt x
86 Einschaltsperre x
87L/87T Option für Differentialschutz: Trafo im ΔI x
Schutzbereich
Option für Differentialschutz: Ladestrom- ΔI x
kompensation
87STUB STUB-Fehler-Differentialschutz (für 1,5 x x
LS-Anwendungen)
87N T Erdfehler-Differentialschutz ΔIN x
90V Spannungsregler Zweiwicklungstransfor- x
mator
Spannungsregler Dreiwicklungstransfor- x
mator
Spannungsregler Netzkupplungstransfor- x
mator

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 293
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.4 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SL87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SL87
Drahtbrucherkennung für Differential- x
schutz
FL Fehlerorter, einseitig FO-ein x x x x
Fehlerorter plus FO+
PMU Synchrozeiger-Messung PMU x
SOTF Schnellauslösung bei Zuschaltung auf SOTF x
Fehler
ARC Lichtbogenschutz ARC x
Vektorsprungschutz Δφ> x
Messwerte, Standard x x x x
Messwerte, Erweitert: Min, Max Mittel x
(Funktionspunkte pro Typ)
Power Quality – Basis: x

• Spannungsschwankung
• Spannungsunsymmetrie
• THD und Harmonische
• Total Demand Distortion
Schaltstatistik x x x x
CFC (Standard, Steuerung) x x x x
CFC Arithmetik x
Schaltfolgen-Funktion x
Einschaltstromerkennung x
Externe Einkopplung x x x
Störschreibung analoger und binärer x x x x
Signale
Überwachung x x x x
Wirkschnittstelle, seriell x x x
Leistungsschalter x x x 2
Phasengenaues Schalten16 x
Leistungsschalter Steuerung x
Leistungsschalter Status x
Trenner/Erder x x
Trenner/Erder Status x
27Q Blindleistungsrichtungs-Unterspannungs- Q>/U< x
schutz (QU-Schutz)
37 Unterstrom I< x
51V Spannungsabhängiger Überstromzeit- t = f(I,U) x
schutz
Intermittierender Erdfehlerschutz IIE> x
50RS Leistungsschalter-Rückzündeüberwa- LSRZ x
chung
Leistungsschalter-Überwachung ∑Ix, I2t, 2P x
Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwa- x
chung, 1 BE, 2 BE

16 Die Beschreibung dieser Funktion finden Sie im Handbuch Phasengenaues Schalten

294 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.4 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7SL87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1

Vorlage 2

Vorlage 3
7SL87
Frequenzgruppen Nachführung x x x x
Zugriffskontrolle x x x x
Sicherheitsprotokollierung x x x x
Summe Funktionspunkte: 0 225 400

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 295
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.5 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7VK87

4.5 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7VK87


Für die Anwendung des 7VK87 steht in DIGSI 5 die Applikationsvorlage Basis zur Verfügung. Die Applikations-
vorlage enthält die grundlegenden Konfigurationen, benötigte Funktionen und Voreinstellungen.
Damit die Applikationsvorlagen im Gerät funktionieren, müssen die folgenden Mindestanforderungen an die
Hardware-Konfiguration erfüllt sein:
Applikationsvorlage Mindestanforderung an Hard-
ware-Konfiguration
Vorlage 1 Basis (AWE, Sync., Leistungsschalter-Versagerschutz) 7 BE, 8 BA, 4 I, 4 U

Die folgende Tabelle zeigt den funktionellen Umfang und Funktionspunktebedarf der Applikationsvorlage
Basis:

Tabelle 4-4 Funktionsumfang der Applikationsvorlagen für das Gerät 7VK87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1
7VK87
Schutzfunktionen für 3-polige Auslösung 3-polig x x
Schutzfunktionen für 1-polige Auslösung 1-polig x x
Hardware-Mengengerüst erweiterbar E/A x x
25 Synchrocheck, Synchronisierfunktion Sync x x
27 Unterspannungsschutz, 3-phasig U< x
27 Unterspannungsschutz, Mitsystem U1< x
27 Unterspannungsschutz, 3-phasig, universal, Ux< x
Ux
27R, 59R Spannungsänderungsschutz dU/dt x
32, 37 Leistungsschutz Wirk-/Blindleistung P<>, Q<> x
38 Temperaturüberwachung θ> x
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz I2>, I2/I1>
46 Gegensystem-Überstromzeitschutz mit Rich- I2>, ∠ (U2/I2) x
tung
50/51 TD Überstromzeitschutz, Phasen I> x
50N/51N TD Überstromzeitschutz, Erde IN> x
50HS Hochstrom-Schnellabschaltung I>>> x
50 Überstromzeitschutz 1-phasig I1ph> x
50BF Leistungsschalter-Versagerschutz x x
59 Überspannungsschutz, 3-phasig U> x
59 Überspannungsschutz, Mitsystem U1> x
59 Überspannungsschutz, Kompoundierung U1komp> x
59 Überspannungsschutz, Gegensystem U2> x
59 Überspannungsschutz, Nullsystem U0> x
59 Überspannungsschutz, 3-phasig, universal, Ux Ux> x
67 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen I>, ∠ (U,I) x
74TC Auslösekreisüberwachung x
79 Automatische Wiedereinschaltung AWE x x
81O Überfrequenzschutz f> x
81U Unterfrequenzschutz f< x
81R Frequenzänderungsschutz df/dt x
86 Einschaltsperre x

296 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Applikationen
4.5 Applikationsvorlagen und Funktionsumfang des Gerätes 7VK87

ANSI Funktion Abk.

Vorlage 1
7VK87
FL Fehlerorter, einseitig FO-ein x
Fehlerorter plus FO+
90V Spannungsregler Zweiwicklungstransformator x
90V Spannungsregler Dreiwicklungstransformator x
90V Spannungsregler Netzkupplungstransformator x
PMU Synchrozeiger-Messung PMU x
SOTF Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler SOTF x
ARC Lichtbogenschutz ARC x
Messwerte, Standard x x
Messwerte, Erweitert: Min, Max Mittel (Funkti- x
onspunkte pro Typ)
Power Quality – Basis: x

• Spannungsschwankung
• Spannungsunsymmetrie
• THD und Harmonische
• Total Demand Distortion
Schaltstatistik x x
CFC (Standard, Steuerung) x x
CFC Arithmetik x
Schaltfolgen-Funktion x
Einschaltstromerkennung x
Externe Einkopplung x x
Störschreibung analoger und binärer Signale x x
Überwachung x x
Wirkschnittstelle, seriell x
Leistungsschalter x x
Phasengenaues Schalten17 x
Leistungsschalter Steuerung x x
Leistungsschalter Status x
Trenner/Erder x
Trenner/Erder Status x
37 Unterstrom I< x
50RS Leistungsschalter-Rückzündeüberwachung LSRZ x
Leistungsschalter-Überwachung ∑Ix, I2t, 2P x
Leistungsschalter EIN-Kreis-Überwachung, 1 x
BE, 2 BE
Frequenzgruppen Nachführung x x
Zugriffskontrolle x x
Sicherheitsprotokollierung x x
Summe Funktionspunkte: 0

17 Die Beschreibung dieser Funktion finden Sie im Handbuch Phasengenaues Schalten

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 297
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
298 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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5 Funktionsgruppentypen

5.1 Funktionsgruppentyp Leitung 300


5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig 331
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig 345
5.4 Funktionsgruppentyp Spannung 3-phasig 352
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter 355
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer 379
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe 437
5.8 Funktionsgruppentyp Aufzeichnung 443

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

5.1.1 Übersicht

In der Funktionsgruppe Leitung lassen sich alle zum Schutz und zur Überwachung einer Leitung nötigen Funk-
tionen anwenden. Die Funktionsgruppe Leitung enthält auch die Messfunktionen (siehe hierzu 9 Messwerte,
Energiewerte und Monitoring des Primärsystems).
In der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 finden Sie unter jedem Gerätetyp die Funktionsgruppe Leitung. Die
Funktionsgruppe Leitung enthält alle Schutz- und Überwachungsfunktionen, die Sie für diesen Gerätetyp
anwenden können. Diese Funktionen sind in 6 Schutz- und Automatikfunktionen beschrieben. Das folgende
Bild zeigt am Beispiel eines Gerätes den Funktionsumfang der Funktionsgruppe Leitung.

300 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

[scbibofg-020311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-1 Funktionsgruppe Leitung – Funktionsumfang für den Gerätetyp 7SL86

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 301
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

[scbili2p-210213-01.tif, 1, --_--]

Bild 5-2 Funktionsgruppe Leitung

Weitere Informationen zur Funktionseinbettung im Gerät finden Sie in 2 Funktionale Grundstruktur. Den
Gesamtfunktionsumfang der Applikationsvorlagen finden Sie für die unterschiedlichen Gerätetypen in 4 Appli-
kationen.

5.1.2 Struktur der Funktionsgruppe

Die Funktionsgruppe Leitung enthält immer folgende Blöcke:

• Leitungsdaten

• Betriebsmessung

• Prozessmonitor

• Ausgangslogik der Funktionsgruppe


Diese Blöcke werden in der Funktionsgruppe Leitung grundsätzlich benötigt und sind deshalb nicht lad- und
löschbar.
Sie können die für ihre Anwendung notwendigen Schutz- und Überwachungsfunktionen in die Funktions-
gruppe Leitung laden. Die Funktionen sind über die Funktionsbibliothek in DIGSI 5 verfügbar. Nicht benötigte
Funktionen können Sie aus der Funktionsgruppe löschen.
Das folgende Bild zeigt die Struktur der Funktionsgruppe Leitung:

302 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

[dwfgline-160812-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-3 Struktur der Funktionsgruppe Leitung

Die Funktionsgruppe Leitung hat Schnittstellen zu

• Den Messstellen

• Der Funktionsgruppe Leistungsschalter

• Der Wirkkommunikation

Schnittstellen zu den Messstellen


Die Funktionsgruppe Leitung erhält die benötigten Messwerte über die Schnittstellen zu den Messstellen.
Bei Verwendung einer Applikationsvorlage ist die Funktionsgruppe Leitung bereits mit den notwendigen
Messstellen verbunden.
Wenn Sie Funktionen in die Funktionsgruppe Leitung einfügen, erhalten diese automatisch die Messwerte
der richtigen Messstellen. Wenn Sie Schutzfunktionen in die Funktionsgruppe einfügen, ohne dass die dafür
notwendige Messstelle verbunden ist, meldet DIGSI 5 eine Inkonsistenz. Konfigurieren Sie die Messstellen in
DIGSI 5 über den Editor Verbindungen der Funktionsgruppe.
Nähere Informationen finden Sie in 2 Funktionale Grundstruktur.
Die Funktionsgruppe Leitung hat folgende Schnittstellen zu den Messstellen:

• Spannung 3-phasig:
Über diese Schnittstelle werden die Messgrößen des 3-phasigen Spannungssystems bereitgestellt. Es sind
verschiedene Wandler-Anschlussarten möglich. Alle aus den gemessenen Größen berechenbaren Werte
werden ebenfalls über diese Schnittstelle bereitgestellt. Die Funktionsgruppe Leitung muss immer mit
der Messstelle U-3ph verknüpft sein.
Wenn Sie für ihren Anwendungsfall die Funktion Distanzschutz in der Funktionsgruppe Leitung
verwenden wollen, müssen Sie die 3 Leiter-Erde-Spannungen an die Messstelle U-3ph anschließen.
Wenn Sie die Verbindung der Spannungen mit der Messstelle U-3ph prüfen oder ändern wollen, doppel-
klicken Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation → 7SL86 (Name des Gerätes) auf Messstellenrangierung
(Verbindungstyp = 3 Leiter-Erde-Spg.).
Weitere Informationen dazu finden Sie in der Beschreibung der Anlagendaten ab 6.1.1 Übersicht.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 303
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

• Leiterstrom 3-phasig:
Über diese Schnittstelle werden die Messgrößen des 3-phasigen Stromsystems bereitgestellt. Je nach
Anschlussart der Wandler sind das z.B. IL1, IL2, IL3, IN oder 3I0. Alle aus den gemessenen Größen berechen-
baren Werte werden ebenfalls über diese Schnittstelle bereitgestellt. Die Funktionsgruppe Leitung muss
immer mit der Messstelle I-3ph verknüpft sein.
Sie können die Schnittstelle Leiterstrom 3-phasig mit maximal zwei 3-phasigen Strommessstellen
verbinden (z.B. für Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendungen). Wenn 2 Strommessstellen mit der
Schnittstelle Leiterstrom 3-phasig verbunden sind, wird in der Funktionsgruppe Leitung zusätzlich die
Stromsumme aus den Messwerten beider Messstellen gebildet. Alle Funktionen der Funktionsgruppe
Leitung haben Zugriff auf diese Werte.

• Erdstrom Parallelleitung:
Wenn das Gerät den Erdstrom der Parallelleitung misst, wird diese 1-phasige Messgröße der Funktions-
gruppe Leitung über diese Schnittstelle bereitgestellt.
Nur wenn Funktionen in der Funktionsgruppe Leitung mit dieser Messgröße arbeiten, müssen Sie die
Schnittstelle Erdstrom Parallelleitung mit der Messstelle I-1ph verbinden.

• Transform.-Sternpunktstrom:
Wenn das Gerät den Erdstrom im Transformatorsternpunkt misst, wird diese 1-phasige Messgröße der
Funktionsgruppe Leitung über diese Schnittstelle bereitgestellt.
Nur wenn Funktionen in der Funktionsgruppe Leitung mit dieser Messgröße arbeiten, müssen Sie die
Schnittstelle Transform.-Sternpunktstrom mit der Messstelle I-1ph verbinden.

HINWEIS

i Sie können die Schnittstelle Leiterstrom 3-phasig mit maximal zwei 3-phasigen Strommessstellen
verbinden (z.B. bei Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendungen).
Sie können die anderen Schnittstellen nur mit jeweils einer Messstelle verbinden!

Schnittstelle zur Funktionsgruppe Leistungsschalter


Über die Schnittstelle zur Funktionsgruppe Leistungsschalter werden zwischen Schutz- und Leistungs-
schalter-Funktionsgruppe alle benötigten Daten ausgetauscht. Dies sind z.B. die Anrege- und Auslösemel-
dungen der Schutzfunktionen in Richtung der Leistungsschalter-Funktionsgruppe und z.B. die Information des
Leistungsschalterzustandes in Richtung der Schutz-Funktionsgruppen.
Die Funktionsgruppe Leitung ist mit einer oder mehreren Leistungsschalter-Funktionsgruppen verbunden.
Diese Verbindung legt allgemein fest:

• Welcher/welche Leistungsschalter wird/werden durch die Schutzfunktionen der Schutz-Funktionsgruppe


Leitung betätigt

• Start der Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz (sofern in der Leistungsschalter-Funktionsgruppe


vorhanden) durch die Schutzfunktionen der verbundenen Schutz-Funktionsgruppe Leitung

• Start der Funktion Wiedereinschaltautomatik (AWE, sofern in der Leistungsschalter-Funktionsgruppe


vorhanden) durch die Schutzfunktionen der verbundenen Schutz-Funktionsgruppe Leitung
Neben der allgemeinen Zuordnung der Schutz-Funktionsgruppe Leitung zu den Leistungsschalter-Funktions-
gruppen können Sie die Schnittstelle für bestimmte Funktionalitäten im Detail konfigurieren. Konfigurieren Sie
die Details in DIGSI 5 über den Editor Leistungsschalterinteraktion in der Funktionsgruppe Leitung.
Bei der Detailkonfiguration der Schnittstelle definieren Sie:

• Welche Auslösemeldungen der Schutzfunktionen in die Bildung des Auslösebefehls eingehen

• Welche Schutzfunktionen die Funktion Wiedereinschaltautomatik starten

• Welche Schutzfunktionen die Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz starten


Bei Verwendung einer Applikationsvorlage sind die Funktionsgruppen bereits miteinander verbunden, da
diese Verknüpfung für den ordnungsgemäßen Betrieb zwingend erforderlich ist. Sie können die Verknüpfung
in DIGSI 5 über den Editor Verbindungen der Funktionsgruppe ändern. Nähere Informationen finden Sie in
2.1 Funktionseinbettung im Gerät. Wenn die Verknüpfung fehlt, meldet DIGSI 5 eine Inkonsistenz.

304 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Schnittstelle zur Wirkkommunikation


Über die Schnittstelle zur Wirkkommunikation werden zwischen der Schutz-Funktionsgruppe und der Wirk-
kommunikation alle benötigten Daten ausgetauscht. Dies sind z.B. binäre Signale, Messwerte und komplexe
Daten. Funktionen, wie z.B. Differentialschutz oder Informationsübertragungsverfahren, tauschen Informati-
onen mit anderen Schutzgeräten über die Wirkschnittstelle aus.
Bei Verwendung einer Applikationsvorlage sind die Schutz-Funktionsgruppe und die Wirkkommunikation
bereits miteinander verbunden, da diese Verknüpfung für den ordnungsgemäßen Betrieb zwingend erforder-
lich ist.
Nähere Informationen finden Sie in 3.6 Wirkkommunikation.
Wenn die Verknüpfung fehlt, meldet DISGI 5 eine Inkonsistenz.

Leitungsdaten
Die Leitungsdaten charakterisieren die zu schützende Leitung. Die Leitungsdaten gelten für alle Funktionen in
der Funktionsgruppe Leitung.

Prozessmonitor
Der Prozessmonitor ist immer in der Funktionsgruppe Leitung vorhanden und kann nicht entfernt werden.
Der Prozessmonitor stellt in der Funktionsgruppe Leitung folgende Informationen bereit:

• Stromkriterium:
Erkennung einer offenen/abgeschalteten Leitung anhand des fließenden Mindeststroms

• Spannungskriterium (optional):
Erkennung einer offenen/abgeschalteten Leitung anhand der anliegenden Mindestspannung

• Einschalterkennung:
Erkennung der Einschaltung der Leitung

• Kaltlast-Einschalterkennung (optional):
Erkennung eines Übergangszustandes des Netzes nach einer langen Abschaltung (wie großflächiger
Stromausfall) und erfolgter Wiedereinschaltung
Diese Informationen sind in der Funktionsgruppe Leitung für alle darin enthaltenen Funktionen verfügbar. Die
Beschreibung zum Prozessmonitor finden Sie ab 5.1.4 Prozessmonitor (FG Leitung).

Betriebsmesswerte
Die Betriebsmesswerte sind immer in der Funktionsgruppe Leitung vorhanden und können nicht gelöscht
werden.
Die folgende Tabelle zeigt die Betriebsmesswerte der Funktionsgruppe Leitung:

Tabelle 5-1 Betriebsmesswerte der Funktionsgruppe Leitung

Messwerte Primär Sekundär % bezogen auf


IL1, IL2, IL3 Leiterströme A A Betriebsnennstrom der Primäranlage
3I0 Berechneter Nullstrom A A Betriebsnennstrom der Primäranlage
IN Sternpunkt-Leiterstrom A A Betriebsnennstrom der Primäranlage
INS Empfindlicher Erdstrom A mA Betriebsnennstrom der Primäranlage
UL1, UL2, UL3 Leiter-Erde-Spannungen kV V Betriebsnennspannung der Primäran-
lage/√3
UL12, UL23, UL31 Leiter-Leiter-Spannung kV V Betriebsnennspannung der Primäranlage
U0 Nullspannung kV V Betriebsnennspannung der Primäran-
lage/√3
UNE Sternpunkt-Verlagerungsspannung kV V Betriebsnennspannung der Primäran-
lage/√3
f Frequenz Hz Hz Nennfrequenz

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Messwerte Primär Sekundär % bezogen auf


P Wirkleistung MW – Wirkleistung der Primäranlage
(Gesamtleistung) √3 · Unenn · Inenn
Q Blindleistung Mvar – Blindleistung der Primäranlage
(Gesamtleistung) √3 · Unenn · Inenn
S Scheinleistung MVA – Scheinleistung der Primäranlage
(Gesamtleistung) √3 · Unenn · Inenn
Cos φ Wirkfaktor (abs) (abs) 100 % entspricht cos φ = 1
PL1, PL2, PL3 Leiterbezogene Wirkleistung MW – Scheinleistung des Leiters
Unenn Lx · Inenn Lx
QL1, QL2, QL3 Leiterbezogene Blindleistung Mvar – Scheinleistung des Leiters
Unenn Lx · Inenn Lx
SL1, SL2, SL3 Leiterbezogene Scheinleistung MVA – Scheinleistung des Leiters
Unenn Lx · Inenn Lx

Invertierung leistungsbezogener Mess- und Statistikwerte (FB Allgemein)


Die folgenden, in den Betriebsmesswerten berechneten richtungsabhängigen Werte sind in Richtung auf das
Schutzobjekt als positiv definiert.

• Leistung

• Leistungsfaktor

• Energie

• Min-, Maxwerte

• Mittelwerte
Über den Parameter P, Q Vorzeichen können Sie das Vorzeichen dieser Betriebsmesswerte invertieren, so
dass ein Lastfluss von der Leitung zur Sammelschiene positiv angezeigt wird.
Weitere Informationen hierzu finden Sie in 9.1 Funktionsübersicht.

Ausgangslogik
Die Ausgangslogik behandelt Anrege- und Auslösemeldungen der in der Funktionsgruppe vorhandenen
Schutz- und Überwachungsfunktionen getrennt voneinander in jeweils einer Anregelogik und einer Ausgangs-
logik. Anrege- und Ausgangslogik erzeugen die übergreifenden Meldungen (Sammelsignale) der Funktions-
gruppe. Die Sammelsignale werden über die Schnittstelle Schutzinformationen an die Funktionsgruppe
Leistungsschalter übergeben und dort weiterverarbeitet.
Die Anregemeldungen der Schutz- und Überwachungsfunktionen in der Funktionsgruppe Leitung werden
phasenselektiv zusammengefasst und als Sammelmeldung ausgegeben.

[lo_anrlin, 3, de_DE]

Bild 5-4 Bildung der Anregemeldung der Funktionsgruppe Leitung

306 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Die Auslösemeldungen der Schutzfunktionen werden phasenselektiv zusammengefasst (siehe folgendes Bild).

[loauspha-100511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-5 Bildung der Auslösemeldung der Funktionsgruppe Leitung

Wenn das Gerät 1-polig auslösen kann und in einer Funktion (z.B. Distanzschutz) der Parameter 1-polige
Ausl. erlaubt = ja eingestellt ist, führt eine 1-phasige Anregung auch zu einer 1-poligen Auslösemel-
dung.
Wenn mindestens folgende Bedingungen erfüllt sind, erzeugt die angeschlossene Funktionsgruppe Leistungs-
schalter einen 1-poligen Auslösebefehl:

• Die Funktion Wiedereinschaltautomatik (AWE) ist vorhanden.

• Der Leistungsschalter kann 1-polig schalten.

• Der Leistungsschalter ist bereit.


Mit dem Parameter Ausl. bei 2ph Kurzschl. in der Funktionsgruppe Leistungsschalter steuern Sie das
Auslöseverhalten des Gerätes bei 2-poligen Kurzschlüssen (siehe 5.5.4.1 Funktionsbeschreibung).

5.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Schnittstelle zur Funktionsgruppe Leistungsschalter


Für Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendungen wird die Schutz-Funktionsgruppe Leitung mit 2 Leistungs-
schaltern (2 Leistungsschalter-Funktionsgruppen ) verknüpft.
Weitere Informationen dazu finden Sie im Kapitel 2 Funktionale Grundstruktur.

Leitungsdaten
Die folgenden Anwendungs- und Einstellhinweise gelten für die Leitungsdaten. Die Leitungsdaten werden in
der Funktionsgruppe Leitung eingestellt und gelten für alle Funktionen in der Funktionsgruppe.

HINWEIS

i Stellen Sie die Leitungsdaten für ihre spezifische Anwendung ein!

Parameter: Nennstrom

• Voreinstellung (_:9001:101) Nennstrom = 1000 A


Mit dem Parameter Nennstrom stellen Sie den primären Nennstrom der zu schützenden Leitung ein. Der
Parameter Nennstrom ist für die Funktion Differentialschutz von Bedeutung. Der hier eingestellte Nenn-
strom ist die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte und für Einstellwerte in Prozent.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 307
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

HINWEIS

i Wenn der optionale Funktionsblock Transformator in der Funktion Leitungsdifferentialschutz instanzi-


iert ist, ist der Parameter Nennscheinleistung einstellbar. Der Parameter Nennstrom wird dann intern
berechnet und als schreibgeschützter Parameter angezeigt.

Wenn das Gerät mit IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur über DIGSI 5
und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-Konfigura-
tion der Zählwerte fehlerhaft sein.

Parameter: Nennspannung

• Voreinstellung (_:9001:102) Nennspannung = 400 kV


Mit dem Parameter Nennspannung stellen Sie die primäre Nennspannung der zu schützenden Leitung ein.
Der Parameter Nennspannung ist für die Funktionen Differentialschutz, Distanzschutz und Spannungs-
schutz von Bedeutung. Die hier eingestellte Nennspannung ist die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte
und für Einstellwerte in Prozent.
Wenn das Gerät mit IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur über DIGSI 5
und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-Konfigura-
tion der Zählwerte fehlerhaft sein.

Parameter: Nennscheinleistung

• Voreinstellung _:9001:103 Nennscheinleistung = 692,8 MVA

HINWEIS

i Der Parameter Nennscheinleistung ist nur einstellbar, wenn der optionale Funktionsblock Transfor-
mator in der Funktion Leitungsdifferentialschutz instanziiert ist.
Wenn der Funktionsblock Transformator nicht instanziiert ist, wird die Nennscheinleistung aus
den Parametern Nennstrom und Nennspannung intern berechnet und als schreibgeschützter Parameter
angezeigt.

Mit dem Parameter Nennscheinleistung stellen Sie die primäre Nennscheinleistung des zu schützenden
Transformators ein. Der Parameter Nennscheinleistung ist für die Hauptschutzfunktion des Gerätes von
Bedeutung. Die hier eingestellte Nennscheinleistung ist die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte und
für Einstellwerte in Prozent.
Wenn das Gerät mit dem IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur über
DIGSI 5 und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-
Konfiguration der Zählwerte fehlerhaft sein.

Parameter: Sternpunkt

• Voreinstellung (_:9001:149) Sternpunkt = geerdet


Mit dem Parameter Sternpunkt stellen Sie ein, ob der Netzsternpunkt geerdet, isoliert oder gelöscht
(über Erdschlusslöschspule geerdet) ist.

Parameter: Cb-Belag

• Voreinstellung (_:9001:112) Cb-Belag = 0,010 μF/km


Mit dem Parameter Cb-Belag stellen Sie den kapazitiven Belag im Mitsystem für die zu schützende Leitung
ein. Sie stellen den Parameter Cb-Belag als bezogene Größe in μF/km oder μF/Meilen ein. Der kapazitive
Belag im Mitsystem ist identisch mit der Betriebskapazität cb´. Der Parameter Cb-Belag ist für die Funkti-
onen Differentialschutz, Überspannungsschutz mit Mitsystem und Kompoundierung und Fehlerorter von
Bedeutung.

308 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Parameter: C0-Belag

• Voreinstellung (_:9001:148) C0-Belag = 0,010 μF/km


Mit dem Parameter C0-Belag stellen Sie den kapazitiven Belag im Nullsystem für die zu schützende Leitung
ein. Sie stellen den Parameter C0-Belag als bezogene Größe in μF/km oder μF/Meilen ein. Der kapazitive
Belag im Nullsystem ist identisch mit der Erdkapazität cE´. Der Parameter C0-Belag ist für die Funktionen
Differentialschutz und Fehlerorter von Bedeutung.

BEISPIEL

110-kV-Einleiter-Ölkabel 3 · 185 mm2 Cu mit den Daten:


cb = cE = 0,27 μF/km
Der Einstellwert für die Parameter Cb-Belag und C0-Belag beträgt 0,27 μF/km.

Parameter: X-Belag

• Voreinstellung (_:9001:113) X-Belag = 0,0525 Ω/km


Mit dem Parameter X-Belag stellen Sie den Reaktanzbelag für die zu schützende Leitung ein. Sie stellen
den Parameter X-Belag als bezogene Größe in Ω/km oder Ω/Meilen ein. Der Parameter X-Belag ist für
die Funktionen Distanz-, Differential-, Überspannungsschutz mit Mitsystem und Kompoundierung und
Fehlerorter von Bedeutung.

Parameter: Leitungslänge

• Voreinstellung (_:9001:114) Leitungslänge = 60 km


Mit dem Parameter Leitungslänge stellen Sie die Länge der zu schützenden Leitung als Längenmaßeinheit
in km oder Meilen ein. Der Parameter Leitungslänge ist für die Funktionen Distanz-, Differential-, Über-
spannungsschutz mit Mitsystem und Kompoundierung,Fehlerorter und Fehlerorter plus von Bedeutung.

Parameter: Leitungswinkel

• Voreinstellung (_:9001:108) Leitungswinkel = 85°


Der Parameter Leitungswinkel ist für die Funktionen Distanz-, Differential-, Überspannungsschutz mit
Mitsystem und Kompoundierung,Fehlerorter und Fehlerorter plus von Bedeutung. Berechnen Sie den
Einstellwert für den Parameter Leitungswinkel aus den Leitungskonstanten der zu schützenden Leitung
wie folgt:

[fo_lwinkl, 1, de_DE]

mit:
RL Resistanz der zu schützenden Leitung
XL Reaktanz der zu schützenden Leitung

BEISPIEL

110-kV-Freileitung 150 mm2 mit den Daten


R´1 = 0,19 Ω/km
X´1 = 0,42 Ω/km
Den Einstellwert für den Leitungswinkel berechnen Sie wie folgt:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 309
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

[fo_tan_phi, 1, de_DE]

[fo_arctan_phi, 1, de_DE]

Parameter: Kr und Kx

• Voreinstellung (_:9001:104) Kr = 1,0

• Voreinstellung (_:9001:105) Kx = 1,0

HINWEIS

i Die Sichtbarkeit der Parameter Kr und Kx ist abhängig vom ausgewählten Einstellformat der Erdimpedanz-
Anpassungsfaktoren. Nur wenn Sie für das Gerät den Parameter Einstellform. Erdimp.anp. = Kr,
Kx eingestellt haben, sind die Parameter Kr und Kx sichtbar.

Mit den Parametern Kr und Kx stellen Sie die Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren als skalare Größen ein. Die
Parameter Kr und Kx sind für die Funktionen Distanzschutz und Fehlerorter von Bedeutung.

HINWEIS

i Sie können die hier eingestellten Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren in den Zonen des Distanzschutzes
durch spezifische Parameter pro Zone überschreiben.

Berechnen Sie die Einstellwerte für die Parameter Kr und Kx aus den Leitungsdaten wie folgt:
Resistanzverhältnis Reaktanzverhältnis

mit:
R0 Nullsystemresistanz der Leitung
X0 Nullsystemreaktanz der Leitung
R1 Mitsystemresistanz der Leitung
X1 Mitsystemreaktanz der Leitung

Diese Daten können entweder für die gesamte Leitung oder als längenbezogene Werte eingesetzt werden, da
die Quotienten längenunabhängig sind. Sie können die Daten sowohl aus den Primärgrößen als auch aus den
Sekundärgrößen berechnen.

BEISPIEL

110-kV-Freileitung 150 mm2 mit den Daten:

R1/s 0,19 Ω/km Mitsystemresistanz


X1/s 0,42 Ω/km Mitsystemreaktanz
R0/s 0,53 Ω/km Nullsystemresistanz
X0/s 1,19 Ω/km Nullsystemreaktanz
s Leitungslänge

Sie erhalten folgende Einstellwerte für die Parameter Kr und Kx:

310 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

[fo_kr, 1, de_DE]

[fo_kx, 1, de_DE]

Parameter: K0 und Winkel (K0)

• Voreinstellung (_:9001:118) K0 = 1,000

• Voreinstellung (_:9001:150) Winkel (K0) = 0,00°

HINWEIS

i Die Sichtbarkeit der Parameter K0 und Winkel (K0) ist abhängig vom ausgewählten Einstellformat
der Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren. Nur wenn Sie für das Gerät den Parameter Einstellform.
Erdimp.anp. = K0 eingestellt haben, sind die Parameter K0 und Winkel (K0) sichtbar.

Mit den Parametern K0 und Winkel (K0) stellen Sie den komplexen Erdimpedanzfaktor ein. Die Parameter
K0 und Winkel (K0) sind für die Funktionen Distanzschutz,Fehlerorter und Fehlerorter plus von Bedeu-
tung.

HINWEIS

i Sie können die hier eingestellten Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren in den Zonen des Distanzschutzes
durch lokale Parameter pro Zone überschreiben.

Achten Sie darauf, dass der Leitungswinkel richtig eingestellt ist, da das Gerät den Leitungswinkel zur Berech-
nung der Kompensationskomponenten aus dem K0-Faktor benötigt. Der komplexe Erdimpedanzfaktor ist
durch den Betrag und den Winkel definiert. Sie können den komplexen Erdimpedanzfaktor aus den Leitungs-
daten wie folgt berechnen:

[fo_K01, 1, de_DE]

mit:
Z0 (komplexe) Nullimpedanz
Z1 (komplexe) Mitimpedanz

Diese Daten können entweder für die gesamte Leitung oder als längenbezogene Werte eingesetzt werden,
da die Quotienten längenunabhängig sind. Die Daten können sowohl aus den Primärgrößen als auch aus den
Sekundärgrößen berechnet werden.
Bei Freileitungen können Sie mit den Beträgen rechnen, da sich die Winkel des Nullsystems und des Mitsys-
tems nur geringfügig unterscheiden. Bei Kabeln können aber erhebliche Winkeldifferenzen auftreten, wie das
folgende Beispiel zeigt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

BEISPIEL

110-kV-Einleiter-Ölkabel 3 · 185 mm2 Cu mit den Daten:

Z1/s 0,408 · ej73° Ω/km Mitimpedanz


Z0/s 0,632 · ej18,4° Ω/km Nullimpedanz
s Leitungslänge

Für die Berechnung des Erdimpedanzfaktors K0 ergibt sich:

[fo_1_k0, 1, de_DE]

[fo_2_k0, 1, de_DE]

Der Einstellwert des Parameters K0 ergibt sich zu:

[fo_3_k0, 1, de_DE]

Beachten Sie bei der Ermittlung des Winkels den Quadranten des Ergebnisses. Die folgende Tabelle gibt den
Quadranten und Bereich des Winkels an, die sich aus den Rechenvorzeichen von Real- und Imaginärteil von K0
ergeben.
Realteil Imaginärteil tan Phi (K0) Quadrant/Bereich Berechnungsmethode
+ + + I 0° bis 90° arc tan (|Im| / |Re|)
+ - - IV -90° bis 0° –arc tan (|Im| / |Re|)
- - + III -90° bis -180° arc tan (|Im| / |Re|) –180°
- + - II +90° bis +180° –arc tan (|Im| / |Re|) +180°

Im vorliegenden Beispiel ergibt sich der folgende Einstellwert für den Parameter Winkel (K0):

[fo_phi_K0, 1, de_DE]

Parameter: KmR und KmX

• Voreinstellung (_:9001:106) KmR = 0,00

• Voreinstellung (_:9001:107) KmX = 0,00


Mit den Parametern KmR und KmX stellen Sie die Koppelimpedanz für die Parallelleitungskompensation ein.
Mit dem Parameter KmR (= R0m/3RL) stellen Sie die Koppelresistanz ein. Mit dem Parameter KmX (= X0m/3XL)
stellen Sie die Koppelreaktanz ein. Die Parameter KmR und KmX sind nur für die Funktion Distanzschutz von
Bedeutung.

Parameter: Km0 und Winkel (Km0)

• Voreinstellung (_:9001:124) Km0 = 0,00

• Voreinstellung (_:9001:125) Winkel (Km0) = 0,00°


Mit den Parametern Km0 (= Z0m/3ZL) und Winkel (Km0) stellen Sie die Koppelimpedanz für die Parallellei-
tungskompensation als komplexen Wert in Betrag und Winkel ein. Mit dem Parameter Km0 stellen Sie den

312 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Betrag für den Koppelimpedanzfaktor ein. Mit dem Parameter Winkel (Km0) stellen Sie den Winkel des
Koppelimpedanzfaktors ein. Die Parameter Km0 und Winkel (Km0) sind nur für die Funktion Distanzschutz
von Bedeutung.

Parameter: Erdstr.verhältn. ParKomp

• Empfohlener Einstellwert (_:9001:109) Erdstr.verhältn. ParKomp = 85 %


Der Parameter Erdstr.verhältn. ParKomp ist nur für die Funktionen Distanzschutz und den einseitigen
Fehlerorter von Bedeutung. Mit dem Parameter Erdstr.verhältn. ParKomp definieren Sie die Erdstrom-
waage für die Parallelleitungskompensation. Dieser Parameter ist für die Parallelleitungskompensation bei
Erdkurzschlüssen außerhalb der zu schützenden Leitung relevant.
Der Einstellwert gibt für die Erdstromwaage des Distanzschutzes das Stromverhältnis IE/IEP für das Schutzgerät
am Einbauort II an (siehe Bild 5-6).

[dwparkomrw-161013, 1, de_DE]

Bild 5-6 Reichweite der Parallelleitungskompensation bei II

Die Parallelleitungskompensation wird nur dann durchgeführt, wenn der Erdstrom der zu schützenden Leitung
(IE) größer ist als der mit dem Parameter Erdstr.verhältn. ParKomp bewertete Erdstrom der Parallellei-
tung (IEP).
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Erdstr.verhältn. ParKomp = 85 % beizubehalten. Bei extrem
unsymmetrischen Netzverhältnissen und sehr kleinem Koppelfaktor (XM/XL unter 0,4) kann ein kleinerer Wert
sinnvoll sein.

Parameter: Sättigungserkennung

• Voreinstellung (_:9001:119) Sättigungserkennung = nein


Mit dem Parameter Sättigungserkennung stellen Sie ein, ob das Gerät mit Sättigungserkennung arbeitet
oder nicht. Die Sättigungserkennung erkennt Messfehler infolge von Sättigung der Stromwandler und schaltet
das Messverfahren für die Distanzmessung um. Der Parameter Sättigungserkennung ist nur für die Funk-
tion Distanzschutz relevant.

Parameter: Schwellwert ISätt>

• Voreinstellung (_:9001:120) Schwellwert ISätt> = 10 A


Mit dem Parameter Schwellwert ISätt> stellen Sie die Stromschwelle für die Sättigungserkennung ein.
Wenn der eingestellte Wert überschritten ist, wird die Sättigungserkennung aktiv. Wenn die Sättigungserken-
nung eine Stromwandlersättigung erkennt, schaltet das Gerät das Messverfahren für die Distanzmessung um.
Ermitteln Sie den Einstellwert für den Parameter Schwellwert ISätt> nach folgender Formel:

[fo1isaet-041210-01.tif, 1, de_DE]

mit:

effektiver Überstromfaktor

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

SN Nennbürde der Stromwandler [VA]


Si Eigenbürde der Stromwandler [VA]
S' tatsächlich angeschlossene Bürde (Schutzgerät + Sekundärleitungen)

HINWEIS

i Nur wenn Sie den Parameter Sättigungserkennung = ja eingestellt haben, ist der Parameter
Schwellwert ISätt> sichtbar.

Parameter: Reihenkompensation

• Voreinstellung (_:9001:111) Reihenkompensation = nein


Mit dem Parameter Reihenkompensation stellen Sie ein, ob die zu schützende Leitung mit oder ohne
Reihenkompensation arbeitet. Der Parameter Reihenkompensation ist für die Funktionen Distanzschutz
und Gerichteter Erdkurzschlussschutz von Bedeutung. Damit die Richtungsbestimmung bei Anwendungen
für oder in der Nähe von reihenkompensierten Leitungen korrekt arbeitet, stellen Sie den Parameter Reihen-
kompensation = ja ein.

Parameter: X Reihenkondensator

• Voreinstellung (_:9001:110) X Reihenkondensator = 0 Ω


Mit dem Parameter X Reihenkondensator stellen Sie die Mitsystemreaktanz des Reihenkondensators ein.
Die Reaktanz des Reihenkondensators berechnen Sie wie folgt aus der Kapazität des Kondensators (cs):

[foforcse-060509-01.tif, 1, de_DE]

Der Parameter X Reihenkondensator ist nur für die Funktion gerichteter Erdkurzschlussschutz von
Bedeutung.

Parameter: P, Q Vorzeichen

• Voreinstellung (_:9001:158) P, Q Vorzeichen = nicht invertiert


Die Leistungs- und Energiewerte sind werkseitig so definiert, dass Leistung in Richtung des Schutzobjektes
als positiv gilt. Sie können auch die Leistungsabgabe durch das Schutzobjekt (z.B. vom Verbraucher her
gesehen) positiv definieren. Mit Hilfe des Parameters P, Q Vorzeichen können Sie die Vorzeichen für diese
Komponenten invertieren. Diese Invertierung beeinflusst keine Schutzfunktion.

5.1.4 Prozessmonitor (FG Leitung)

5.1.4.1 Funktionsübersicht
In allen Funktionsgruppen, die Funktionen mit Abhängigkeiten zum Zustand des Schutzobjektes haben, ist ein
Prozessmonitor enthalten. Der Prozessmonitor erkennt den aktuellen Schaltzustand des Schutzobjektes.

5.1.4.2 Struktur der Funktion


Die Funktion Prozessmonitor wird in der Schutz-Funktionsgruppe Leitung mit Spannungs- und Strommes-
sung verwendet.
Werkseitig ist die Funktion Prozessmonitor mit folgenden Funktionsblöcken vorkonfiguriert:

• Einschalterkennung

• 1-polig-offen-Erkennung

• Kaltlast-Einschalterkennung (optional)

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

• Spannungskriterium (optional)

• Leistungsschalterzustand

• Stromkriterium

[dwpro1p1-050612-01.tif, 3, de_DE]

Bild 5-7 Struktur/Einbettung der Funktion

Das Spannungskriterium und die Kaltlast-Einschalterkennung können Sie bei Bedarf zuschalten. Die Leistungs-
schalter-Zustandserkennung und das Stromkriterium laufen permanent im Hintergrund und werden in DIGSI
nicht angezeigt.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Das folgende Bild zeigt den Zusammenhang der einzelnen Funktionsblöcke.

[lopro1p1-171012-01.tif, 3, de_DE]

Bild 5-8 Logikdiagramm der Gesamtfunktion Prozessmonitor

316 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

5.1.4.3 Stromkriterium

Logik

[lo_proire, 2, de_DE]

Bild 5-9 Logikdiagramm des Funktionsblockes Stromkriterium

Die Leiterströme werden über die Schnittstelle der Schutz-Funktionsgruppe bereitgestellt.


Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird das Signal I offen einer Phase erzeugt:

• Ein Leiterstrom unterschreitet die parametrierte Schwelle des Parameters Strom-Schwellw.LS


offen. Die Hysterese stabilisiert das Signal.

• Der entsprechende Leiterstrom, z.B. I L1, unterschreitet 10 % des Leiterstromes bei kommendem
Auslösebefehl. Wenn der Strom durch Stromwandlereinflüsse erst mit Verzögerung zurückgeht, kann
damit ein offener Pol auch nach einem stromstarken Fehler auf der Leitung schnell erkannt werden.
Mit dem Parameter Strom-Schwellw.LS offen legen Sie den Mindeststrom als Kriterium für eine abge-
schaltete Leitung fest. Der Parameter liegt in der Funktionsgruppe Leistungsschalter. Er wirkt sowohl in der
Funktionsgruppe Leistungsschalter, z.B. Leistungsschalter-Zustandserkennung, als auch für den Prozessmo-
nitor in der Schutzfunktionsgruppe.
Wenn eine Schutzfunktionsgruppe mit integriertem Prozessmonitor mit mehreren FG Leistungsschalter
verbunden ist, gibt es den Parameter Strom-Schwellw.LS offen in jeder FG Leistungsschalter. Dann
wird der kleinste Einstellwert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen verwendet.

5.1.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise (Stromkriterium)

Parameter: Strom-Schwellw.LS offen

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:112) Strom-Schwellw.LS offen = 0,100 A


Mit dem Parameter Strom-Schwellw.LS offen legen Sie die Schwelle für den Reststrom als Kriterium für
eine abgeschaltete Leitung fest.
Stellen Sie den Parameter Strom-Schwellw.LS offen so ein, dass der gemessene Strom bei abgeschal-
tetem Abzweig den Wert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen mit Sicherheit unterschreitet. Bei
einer Überschreitung wirkt zusätzlich noch die Hysterese.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Wenn bei abgeschaltetem Abzweig parasitäre Ströme, z.B. durch Induktion, ausgeschlossen sind, stellen Sie
den Parameter Strom-Schwellw.LS offen empfindlich ein.
Siemens empfiehlt den Einstellwert von 0,100 A.

5.1.4.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Lstg.schalter
_:2311:112 Allgemein:Strom- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
Schwellw.LS offen 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A
_:2311:136 Allgemein:Betriebsart • Verstimmung Verstimmung
SVS
• I> Abfrage

5.1.4.6 Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt

Logik

[lo_prolsz, 2, de_DE]

Bild 5-10 Logikdiagramm des Funktionsblockes Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt

Die Leistungsschalter-Zustandserkennung in der Funktionsgruppe Leistungsschalter (LS) stellt den Leistungs-


schalterzustand über das interne Signal LS-Zustand Schutzobj. zur Verfügung.
Wenn ein Schutzobjekt über 2 Leistungsschalter (LS) versorgt wird, z.B. bei der Eineinhalb-Leistungsschalter-
Methode, dann muss der LS-Zustand des Schutzobjektes mit Hilfe von beiden Leistungsschaltern ermit-
telt werden. In diesem Fall übernimmt der Funktionsblock Leistungsschalterzustand für das Schutzob-
jekt die Verknüpfung der einzelnen LS-Zustände. Die Verknüpfung stellt das interne Signal LS-Zustand
Schutzobj. den anderen Funktionsblöcken des Prozessmonitors und anderen Funktionen, z.B. Aus bei
schwacher Einspeisung und Echofunktion bei Informationsübertragungsverfahren, innerhalb derselben
Funktionsgruppe zur Verfügung.
Wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, dann hat das interne Signal LS-Zustand
Schutzobj. den Zustand Offen:
• Alle angeschlossenen Leistungsschalter signalisieren intern den Zustand Offen.

• Der Eingang >Trennschalter offen ist aktiv.


Wenn die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sind, dann hat das interne Signal LS-Zustand
Schutzobj. den Zustand Geschlossen:
• Mindestens einer der angeschlossenen Leistungsschalter signalisiert intern den Zustand Geschlossen.

• Der Eingang >Trennschalter offen ist nicht aktiv.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

5.1.4.7 Einschalterkennung

Logik
Die Einschalterkennung ermöglicht ausgewählten Schutzfunktionen oder Schutzstufen, bei Zuschaltung auf
Kurzschluss unverzögert auszulösen oder die Ansprechempfindlichkeit zu verringern. Die Einschalterkennung
ermittelt, ob das Schutzobjekt zugeschaltet wurde.

[loproein-121012-01.tif, 2, de_DE]

Bild 5-11 Logikdiagramm des Funktionsblockes Einschalterkennung

Bei einem anliegenden binären Eingangssignal Erkannt (vom Funktionsblock Hand-Ein) wird immer die
Meldung Einschaltung aktiv. Die Meldung Einschaltung kann auch über die Messgrößen aktiviert
werden. Dazu muss das Schutzobjekt mindestens für die Zeit Min. Zeit Abzweig offen ausgeschaltet
sein.
Diese Zeit wird in Abhängigkeit vom Parameter Betriebsart wie folgt gestartet:

• Bei Parameter Betriebsart = I offen,U offen,HE:


Wenn das Stromkriterium und das Spannungskriterium auf offen erkennen.

• Bei Parameter Betriebsart = LS, I offen, HE:


Wenn der oder die Leistungsschalter-Hilfskontakte und das Stromkriterium auf offen erkennen.

• Bei Parameter Betriebsart = I offen, HE:


Wenn das Stromkriterium auf offen erkennt.
Wenn das Schutzobjekt als ausgeschaltet erkannt wurde, wird das phasenselektive interne Ausgangssignal
Freigabe (Einschaltung) gebildet. Die Funktion Hochstrom-Schnellabschaltung kann z.B. mit dem
Signal Freigabe (Einschaltung) bei Zuschaltung auf einen Kurzschluss unverzögert auslösen.
Wenn alle folgenden Bedingungen aktiv sind, wird die Meldung Einschaltung über die Messgrößen akti-
viert:

• Das Schutzobjekt ist mindestens für die Zeit Min. Zeit Abzweig offen ausgeschaltet.

• Die Zeit Wirkzeit nach Einschalt. läuft.

• Das Stromkriterium erkennt nicht mehr den Zustand offen.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Die Zeit Wirkzeit nach Einschalt. wird in Abhängigkeit von Parameter Betriebsart gestartet:

• Bei Parameter Betriebsart = I offen,U offen,HE:


Wenn das Stromkriterium oder das Spannungskriterium nicht mehr auf offen erkennen.

• Bei Parameter Betriebsart = LS, I offen, HE:


Wenn der oder die Leistungsschalter-Hilfskontakte oder das Stromkriterium nicht mehr auf offen
erkennen.

• Bei Parameter Betriebsart = I offen, HE:


Wenn das Stromkriterium nicht mehr auf offen erkennt.

5.1.4.8 Anwendungs- und Einstellhinweise (Einschalterkennung)

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:4681:101) Betriebsart = nur Hand-Ein


Mit dem Parameter Betriebsart stellen Sie ein, mit welchen Kriterien der Funktionsblock Einschalterken-
nung arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
nur Hand-Ein Die Erkennung der Einschaltung des Abzweigs wird ausschließlich mit
dem binären Eingangssignal Erkannt (vom Funktionsblock Hand-Ein)
entschieden.
Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn die beiden folgenden Bedin-
gungen erfüllt sind:

• Das binäre Eingangssignal Hand-Ein steht anlagenseitig zur Verfü-


gung.
• Eine Einschalterkennung darf durch eine zusätzliche Strom- und Span-
nungsmessung nicht erfolgen, z.B. nach einer automatischen Wieder-
einschaltung.
I offen,U offen,HE Die Einschalterkennung erfolgt zusätzlich mit der Strom- und Spannungs-
messung.
Wenn die Spannungswandler sammelschienenseitig eingebaut sind oder
wenn ein Spannungsanschluss fehlt, dann dürfen Sie diese Einstellung nicht
verwenden.
LS, I offen, HE Die Einschalterkennung erfolgt zusätzlich mit der Strommessung und mit
der Auswertung angeschlossener Leistungsschalter-Positionskontakte.
I offen, HE Die Einschalterkennung erfolgt zusätzlich mit der Strommessung.
Stellen Sie bei dieser Einstellung sicher, dass der Parameter Strom-
Schwellw.LS offen kleiner als der kleinste mögliche Laststrom einge-
stellt ist. Wenn dies nicht sichergestellt ist, wird dauerhaft der Zustand offen
erkannt und jeder Stromwert, der den Parameter Strom-Schwellw.LS
offen überschreitet, wird als Einschaltung interpretiert und kann zu einer
ungewollten Auslösung führen.
Hinweis:
Siemens empfiehlt bei kleinen Lastströmen die Einstellwerte I offen,U
offen,HE oder LS, I offen, HE.

Parameter: Min. Zeit Abzweig offen

• Empfohlener Einstellwert (_:4681:103) Min. Zeit Abzweig offen = 0,25 s


Um fehlerhaftes Erkennen einer Einschaltung zu vermeiden, muss der Zustand Abzweig offen für eine
Mindestzeit (Parameter Min. Zeit Abzweig offen) anstehen, bevor die Meldung Einschaltung aktiv
werden kann. Mit dem Parameter Min. Zeit Abzweig offen legen Sie die Dauer dieser Freigabeverzöge-
rung fest.

320 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Siemens empfiehlt den Einstellwert von 0,25 s.

Parameter: Wirkzeit nach Einschaltung

• Empfohlener Einstellwert (_:4681:102) Wirkzeit nach Einschalt. = 0,05 s


Die Meldung Einschaltung signalisiert die erkannte Einschaltung. Mit dem Parameter Wirkzeit nach
Einschalt. stellen Sie die Meldung Einschaltung auf eine definierte Länge ein.
Siemens empfiehlt den Einstellwert von 0,05 s.

5.1.4.9 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Einschalterkn.
_:4681:101 Einschal- • nur Hand-Ein nur Hand-Ein
terkn.:Betriebsart
• I offen,U offen,HE
• LS, I offen, HE
• I offen, HE
_:4681:102 Einschalterkn.:Wirkzeit 0,01 s bis 60,00 s 0,05 s
nach Einschalt.
_:4681:103 Einschalterkn.:Min. Zeit 0,05 s bis 60,00 s 0,25 s
Abzweig offen

5.1.4.10 1-polig-offen-Erkennung
Oft behebt die 1-polige automatische Wiedereinschaltung Lichtbogenkurzschlüsse in Netzen mit geerdetem
Sternpunkt. Dies kann bei verschiedenen Schutz- und Überwachungsfunktionen zu unerwünschtem Anspre-
chen führen.
Wenn der Funktionsblock 1-polig-offen-Erkennung eine 1-polige Pause erkennt, werden die entsprechenden
Schutz- und Überwachungsfunktionen blockiert. Sie müssen dazu auf geerdeten Netzsternpunkt und 1-/3-
polige Auslösung parametrieren.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Logik

[loproopd-020211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-12 Logikdiagramm des Funktionsblockes 1-polig-offen-Erkennung

Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird die Meldung 1-polig offen erzeugt:

• Interner Auslösebefehl
Das eigene Schutzgerät hat einen 1-poligen Auslösebefehl abgegeben (nach 30 ms).
Nach Abgabe eines 1-poligen Auslösebefehls geht nur der entsprechende Leiterstrom unter den Einstell-
wert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen zurück. Gleichzeitig übersteigt der Erdstrom diesen
Wert.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

• Externer Auslösebefehl
Während einer 1-poligen Anregung (Meldung Anregung FG) des Schutzes geht nur der entsprechende
Leiterstrom unter den Einstellwert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen zurück. Gleichzeitig
übersteigt der Erdstrom diesen Wert.

• U und I
Der Funktionsblock 1-polig-offen-Erkennung erkennt eindeutig einen 1-polig geöffneten Leistungs-
schalter. Strom und Spannung der anderen Phasen müssen vorhanden sein.
Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, fällt die gespeicherte Meldung 1-polig offen zurück:

• In den beiden eingeschalteten Phasen ist der Einstellwert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen
nach 300 ms unterschritten.

• Der Strom in der ausgeschalteten Phase überschreitet nach 150 ms den Einstellwert des Parameters
Strom-Schwellw.LS offen wieder.
Zusätzlich wird die Meldung 1-polig offen auch in den folgenden Anwendungsfällen erzeugt:

• Für Anwendungen auf einer unbelasteten Leitung gilt: Wenn in einer Phase Strom und Spannung fehlen
und in den anderen Phasen eine Spannung anliegt, wird die Meldung 1-polig offen erzeugt. Wenn
diese Kriterien nicht mehr erfüllt sind, fällt die Meldung 1-polig offen unverzögert zurück. Dadurch
kann eine 1-polige automatische Wiedereinschaltung auf einer unbelasteten Leitung erkannt werden.

• Für Anwendungen mit sammelschienenseitigen Spannungswandlern gilt: Wenn ein phasenselektiver


Leistungsschalter-Hilfskontakt einen 1-polig geöffneten Leistungsschalter signalisiert und der Strom
dieser Phase den Wert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen unterschreitet, wird die Meldung
1-polig offen erzeugt.
Die Erkennung eines 1-polig geöffneten Leistungsschalters wird um 10 ms stabilisiert. Dadurch wird ein
Fehlansprechen in den Übergangszuständen 3-poliger Schalthandlungen vermieden.

5.1.4.11 Anwendungs- und Einstellhinweise (1-polig-offen-Erkennung)

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:4711:101) Betriebsart = mit Messung


Mit dem Parameter Betriebsart stellen Sie ein, mit welchem Kriterium der Funktionsblock 1-polig-offen-
Erkennung auf 1-polig offen erkennt.
Parameterwert Beschreibung
mit Messung Alle zur Verfügung stehenden Informationen werden ausgewertet, die auf
einen Zustand 1-polig offen hinweisen.
LS und I offen Die Erkennung des Zustandes 1-polig offen arbeitet mit Leistungs-
schalter-Hilfskontakten und dem Parameter I offen aus dem Funktions-
block Stromkriterium.
aus Die Erkennung eines Zustandes 1-polig offen ist nicht aktiv.

Siemens empfiehlt die Voreinstellung.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

5.1.4.12 Spannungskriterium (Optional)

Logik

[loproure-020211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-13 Logikdiagramm des Funktionsblockes Spannungskriterium

Wenn Sie eine Einschalterkennung oder eine 1-polig-offen-Erkennung über Spannung prüfen wollen, benö-
tigen Sie einen leitungsseitig eingebauten Spannungswandler und Netze mit geerdetem Sternpunkt. Fügen
Sie in diesem Fall dem Prozessmonitor den Funktionsblock Spannungskriterium hinzu.
Wenn die Spannungswandler sammelschienenseitig eingebaut sind oder wenn ein Spannungsanschluss fehlt,
dürfen Sie das Spannungskriterium nicht zur Erkennung einer abgeschalteten Phase nutzen.
Mit dem Parameter (_:101) Schwellwert U offen legen Sie die Restspannung als Kriterium für eine
abgeschaltete Leitung fest. Wenn die Leiter-Erde-Spannung den Wert des Parameters Schwellwert U
offen unterschreitet, wird das Signal U offen erzeugt. Die Funktion stabilisiert das Signal durch eine
Hysterese sowie eine Verzögerung der kommenden Flanke des Signals. Die gehende Flanke des Signals wird
unverzögert weitergeleitet.

5.1.4.13 Anwendungs- und Einstellhinweise (Spannungskriterium)

Parameter: Schwellwert U offen

HINWEIS

i Der Parameter Schwellwert U offen ist nur bei Verwendung des optionalen Funktionsblockes Span-
nungskriterium vorhanden. Verwenden Sie den Parameter nur bei einem leitungsseitig eingebauten Span-
nungswandler und in Netzen mit geerdetem Sternpunkt.

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Schwellwert U offen = 30,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert U offen legen Sie die Schwelle für die Restspannung als Kriterium für
einen abgeschalteten Abzweig fest.
Stellen Sie den Parameter Schwellwert U offen so ein, dass die gemessene Spannung bei abgeschal-
tetem Abzweig den Wert des Parameters Schwellwert U offen mit Sicherheit unterschreitet. Bei einer
Überschreitung wirkt zusätzlich noch die Hysterese. Der Wert des Parameters Schwellwert U offen muss
unterhalb der minimal zu erwartenden Leiter-Erde-Spannung liegen. Dabei müssen die Spannungswandler
leitungsseitig angeschlossen sein.
Stellen Sie den Wert des Parameters Schwellwert U offen wegen möglicher parasitärer Spannungen (z.B.
durch kapazitive Einkopplung) nicht zu empfindlich ein.
Siemens empfiehlt den Einstellwert von 30,000 V.

324 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

5.1.4.14 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Spannungskrit.
_:101 Spannungskrit.:Schwell- 0,300 V bis 170,000 V 30,000 V
wert U offen

5.1.4.15 Kaltlast-Einschalterkennung (optional)

Logik

[lo_pro_cls, 2, de_DE]

Bild 5-14 Logikdiagramm des Funktionsblockes Kaltlast-Einschalterkennung

Der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung (cold-load pickup detection) stellt fest, dass nach einem
Abschalten der Leitung oder des Schutzobjektes eine bestimmte Zeit überschritten wurde. Wenn Sie das
Schutzobjekt wieder zuschalten wollen, müssen Sie beachten, dass für eine begrenzte Zeit nach dem
Zuschalten ein erhöhter Laststrombedarf existiert. Dieser resultiert aus der Art der Last.
Der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung bewirkt, dass für eine einstellbare Zeit nach dem Zuschalten
mit anderen Parametern gearbeitet wird. Für die Zeit des Parameters Min. LS-offen Zeit können Sie z.B.
den Schwellwert einer Schutzfunktion erhöhen oder eine spezielle Kennlinie wählen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 325
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Wenn der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung einen offenen Abzweig erkennt und die eingestellte
Zeit des Parameters Min. LS-offen Zeit abgelaufen ist, wird die Meldung >Kaltlasteinschaltung
erzeugt.
Mit der Meldung >Kaltlasteinschaltung können Sie einen Parametersatz der Funktion Kaltlasteinschal-
tung (Cold load pickup) aktivieren. Über das binäre Eingangssignal >Kaltlasteinschaltung können Sie
die Meldung >Kaltlasteinschaltung auch direkt aktivieren.
Wenn der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung eine Einschaltung und den entsprechenden Laststrom
erkennt, startet die im Parameter Rückfallverz. LS geschl. eingestellte Zeit. Die Meldung >Kaltlas-
teinschaltung und der aktivierte Parametersatz werden nach Ablauf dieser Zeit deaktiviert.
Wenn der max. Leiterstrom für die im Parameter Rückfallverz. Stromkrit. eingestellte Zeit den
Schwellwert Rückfallschwelle Strom unterschreitet, wird auch der Parametersatz des Funktionsblockes
Kaltlast-Einschalterkennung deaktiviert. Dadurch kann bei einem sehr kleinen Laststrom die Wirkzeit Rück-
fallverz. Stromkrit. der Meldung >Kaltlasteinschaltung verkürzt werden.

5.1.4.16 Anwendungs- und Einstellhinweise (Kaltlast-Einschalterkennung)

HINWEIS

i Die in diesem Kapitel beschriebenen Parameter und Meldungen sind nur bei Verwendung des optionalen
Funktionsblockes Kaltlast-Einschalterkennung vorhanden.

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:101) Betriebsart = I offen


Mit dem Parameter Betriebsart stellen Sie ein, mit welchen Kriterien der Funktionsblock Einschalterken-
nung arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
I offen Wenn der Funktionsblock Stromkriterium eine gehende Offen-Bedingung
erkennt, wird auf Einschaltung entschieden. Beachten Sie für diese Einstel-
lung, dass der Parameter Strom-Schwellw.LS offen kleiner als der
mögliche Laststrom eingestellt ist. Wenn dies nicht der Fall ist, wird dauer-
haft auf offen erkannt und jeder Fehlerstrom, der den Parameter Strom-
Schwellw.LS offen überschreitet, wird als Einschaltung interpretiert.
LS und I offen Wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird die Einschal-
tung erkannt:

• Die Auswertung des Leistungsschalter-Hilfskontaktes erkennt eine


gehende Offen-Bedingung in mindestens einer Phase.
• Das Stromkriterium erkennt eine gehende Offen-Bedingung.

Parameter: Rückfallschwelle Strom

• Voreinstellwert (_:102) Rückfallschwelle Strom = 1,00 A


Mit dem Parameter Rückfallschwelle Strom stellen Sie die Schwelle ein, bei der das Ausgangssignal
Kaltlasteinschaltung deaktiviert wird, wenn der Strom in mindestens einer Phase diese Schwelle unter-
schreitet.

Parameter: Rückfallverzögerung Strom

• Voreinstellwert (_:103) Rückfallverz. Stromkrit. = 600 s


Mit dem Parameter Rückfallverz. Stromkrit. stellen Sie die Zeit ein, für die der Schwellwert Rück-
fallschwelle Strom unterschritten sein muss, damit das Ausgangssignal Kaltlasteinschaltung
vorzeitig deaktiviert werden kann.

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Parameter: Rückfallverzögerung LS geschlossen

• Voreinstellwert (_:104) Rückfallverz. LS geschl. = 3600 s


Mit dem Parameter Rückfallverz. LS geschl.stellen Sie die Wirkzeit für die dynamische Parametersatz-
Umschaltung bei Kaltlast-Einschalterkennung ein.

Parameter: Min. LS-offen Zeit

• Voreinstellwert (_:105) Min. LS-offen Zeit = 3600 s


Mit dem Parameter Min. LS-offen Zeit stellen Sie die Zeit ein, nach der der dynamische Parametersatz
bei Kaltlasteinschaltung aktiviert wird, wenn die Leitung geöffnet wird.

5.1.4.17 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


KaltlastErken.
_:1 KaltlastErken.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:101 KaltlastErken.:Betriebsart • I offen I offen
• LS und I offen
_:102 KaltlastErken.:Rückfall- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 1,000 A
schwelle Strom 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:103 KaltlastErken.:Rück- 1 s bis 600 s 600 s
fallverz. Stromkrit.
_:104 KaltlastErken.:Rück- 1 s bis 21600 s 3600 s
fallverz. LS geschl.
_:105 KaltlastErken.:Min. LS- 0 s bis 21600 s 3600 s
offen Zeit

5.1.4.18 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
KaltlastErken.
_:81 KaltlastErken.:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 KaltlastErken.:>Block. Schnellrückfall SPS I
_:501 KaltlastErken.:>Kaltlasteinschaltung SPS I
_:54 KaltlastErken.:Nicht wirksam SPS O
_:52 KaltlastErken.:Zustand ENS O
_:53 KaltlastErken.:Bereitschaft ENS O
_:300 KaltlastErken.:Kaltlasteinschaltung SPS O

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

5.1.4.19 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Einschalterkn.
_:4681:101 Einschal- • nur Hand-Ein nur Hand-Ein
terkn.:Betriebsart
• I offen und U offen
• LS und I offen
• I offen
_:4681:102 Einschalterkn.:Wirkzeit 0,01 s bis 60,00 s 0,05 s
nach Einschalt.
_:4681:103 Einschalterkn.:Min. Zeit 0,05 s bis 60,00 s 0,25 s
Abzweig offen
1pol.offenErk.
_:4711:101 1pol.offe- • aus mit Messung
nErk.:Betriebsart
• mit Messung
• LS und I offen

5.1.4.20 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Einschalterkn.
_:4681:500 Einschalterkn.:>Trennschalter offen SPS I
_:4681:300 Einschalterkn.:Einschaltung SPS O
1pol.offenErk.
_:4711:300 1pol.offenErk.:1-polig offen ACT O

5.1.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Nennwerte
_:9001:101 Allgemein:Nennstrom 1 A bis 100000 A 1000 A
_:9001:102 Allgemein:Nennspan- 0,10 kV bis 1200,00 kV 400,00 kV
nung
Leitungsdaten
_:9001:149 Allgemein:Sternpunkt • geerdet geerdet
• gelöscht
• isoliert
_:9001:112 Allgemein:Cb-Belag 1A 0,000 µF/km bis 100,000 0,010 µF/km
µF/km
5A 0,000 µF/km bis 500,000 0,050 µF/km
µF/km
_:9001:148 Allgemein:C0-Belag 1A 0,000 µF/km bis 100,000 0,010 µF/km
µF/km
5A 0,000 µF/km bis 500,000 0,050 µF/km
µF/km
_:9001:113 Allgemein:X-Belag 1A 0,0001 Ω/km bis 9,5000 Ω/km Ω/km
5A 0,0000 Ω/km bis 1,9000 Ω/km 0,0000 Ω/km
_:9001:114 Allgemein:Leitungslänge 0,10 km bis 1000,00 km 60,00 km

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:9001:108 Allgemein:Leitungs- 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
winkel
_:9001:104 Allgemein:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:9001:105 Allgemein:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:9001:118 Allgemein:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:9001:150 Allgemein:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
_:9001:106 Allgemein:KmR 0,00 bis 8,00 1,00
_:9001:107 Allgemein:KmX 0,00 bis 8,00 1,00
_:9001:124 Allgemein:Km0 0,000 bis 8,000 1,000
_:9001:125 Allgemein:Winkel (Km0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
_:9001:109 Allge- 50 % bis 95 % 85 %
mein:Erdstr.verhältn.
ParKomp
_:9001:119 Allgemein:Sättigungser- • nein nein
kennung
• ja
_:9001:120 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 100,000 A 10,000 A
ISätt> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 500,00 A 50,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 50,000 A 10,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 250,00 A 50,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 10,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 50,000 A
_:9001:111 Allgemein:Reihenkom- • nein nein
pensation
• ja
_:9001:110 Allgemein:X Reihenkon- 1A 0,000 Ω bis 600,000 Ω 0,000 Ω
densator 5A 0,000 Ω bis 120,000 Ω 0,000 Ω
Einschalterkn.
_:1131:4681: Einschal- • nur Hand-Ein nur Hand-Ein
101 terkn.:Betriebsart
• I offen,U offen,HE
• LS, I offen, HE
• I offen, HE
_:1131:4681: Einschalterkn.:Wirkzeit 0,01 s bis 60,00 s 0,05 s
102 nach Einschalt.
_:1131:4681: Einschalterkn.:Min. Zeit 0,05 s bis 60,00 s 0,25 s
103 Abzweig offen
1pol.offenErk.
_:1131:4711: 1pol.offe- • aus mit Messung
101 nErk.:Betriebsart
• mit Messung
• LS und I offen

5.1.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:9001:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:9001:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O

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Funktionsgruppentypen
5.1 Funktionsgruppentyp Leitung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
VWE
_:7381:500 Reset LED FG:>LED rücksetzen SPS I
_:7381:320 Reset LED FG:LED rückgesetzt SPS O
Einschalterkn.
_:1131:4681:500 Einschalterkn.:>Trennschalter offen SPS I
_:1131:4681:300 Einschalterkn.:Einschaltung SPS O
1pol.offenErk.
_:1131:4711:300 1pol.offenErk.:1-polig offen ACT O

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Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

5.2.1 Übersicht

In der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig lassen sich alle Funktionen zum Schutz und zur Überwa-
chung eines Schutzobjektes oder Betriebsmittels, welches eine 3-phasige Strom- und Spannungsmessung
erlaubt, anwenden. Die Funktionsgruppe enthält auch die Betriebsmessung zum Schutzobjekt oder zum
Betriebsmittel (siehe hierzu Kapitel 9 Messwerte, Energiewerte und Monitoring des Primärsystems).
In der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 finden Sie unter dem Gerätetyp die Funktionsgruppe Spannung-Strom
3-phasig. Unter der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig finden Sie alle Schutz- und Überwachungs-
funktionen, die Sie für diesen Funktionsgruppentyp anwenden können. Diese Funktionen sind im Kapitel
6 Schutz- und Automatikfunktionen beschrieben.
Weitere Informationen zur Funktionseinbettung im Gerät finden Sie im Kapitel 2 Funktionale Grundstruktur.
Den Gesamtfunktionsumfang der Applikationsvorlagen finden Sie für die unterschiedlichen Gerätetypen im
Kapitel 4 Applikationen.

5.2.2 Struktur der Funktionsgruppe

Die Funktionsgruppe enthält immer folgende Blöcke:

• Schutzobjekt-/Betriebsmitteldaten (FB Allgemein)

• Betriebsmesswerte

• Prozessmonitor

• Ausgangslogik der Funktionsgruppe

• LED-Gruppe zurücksetzen
Diese Blöcke werden in der Funktionsgruppe grundsätzlich benötigt und sind deshalb nicht lad- und löschbar.
Sie können die für ihre Anwendung notwendigen Schutz- und Überwachungsfunktionen in die Funktions-
gruppe laden. Die Funktionen sind über die Funktionsbibliothek in DIGSI 5 verfügbar. Nicht benötigte Funkti-
onen können Sie aus der Funktionsgruppe löschen.
Das folgende Bild zeigt die Struktur der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig:

[dw_fg_ui3p, 4, de_DE]

Bild 5-15 Struktur der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig

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Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Die Funktionsgruppe hat Schnittstellen zu:

• Messstellen

• Funktionsgruppe Leistungsschalter

Schnittstelle zu Messstellen
Die Funktionsgruppe erhält die benötigten Messwerte über die Schnittstellen zu den Messstellen. Bei Verwen-
dung einer Applikationsvorlage ist die Funktionsgruppe bereits mit den notwendigen Messstellen verbunden.
Wenn Sie Funktionen in die Funktionsgruppe einfügen, erhalten diese automatisch die Messwerte der rich-
tigen Messstellen. Wenn Sie Schutzfunktionen in die Funktionsgruppe einfügen, ohne dass die dafür notwen-
dige Messstelle verbunden ist, meldet DIGSI 5 eine Inkonsistenz. Konfigurieren Sie die Messstellen in DIGSI
5 über den Editor Verbindungen der Funktionsgruppe. Nähere Informationen finden Sie in 2 Funktionale
Grundstruktur.
Die Funktionsgruppe hat folgende Schnittstellen zu den Messstellen:

• Strom 3-phasig
Über diese Schnittstelle werden die Messgrößen des 3-phasigen Stromsystems bereitgestellt. Je nach
Anschlussart der Wandler sind das z.B. IL1, IL2, IL3, IN oder 3I0. Alle aus den gemessenen Größen berechen-
baren Werte werden ebenfalls über diese Schnittstelle bereitgestellt. Die Funktionsgruppe muss immer
mit der Messstelle I-3ph verknüpft sein.
Sie können die Schnittstelle Strom 3-phasig mit maximal vier 3-phasigen Strommessstellen verbinden
(z.B. für Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendungen). Wenn 2 Strommessstellen mit der Schnittstelle
Strom 3-phasig verbunden sind, wird in der Funktionsgruppe die Stromsumme aus den Messwerten
beider Messstellen gebildet. Alle Funktionen der Funktionsgruppe haben Zugriff auf diese Werte.

• Spannung 3-phasig (optional)


Über diese Schnittstelle werden die Messgrößen des 3-phasigen Spannungssystems bereitgestellt. Es sind
verschiedene Wandleranschlussarten möglich. Alle aus den gemessenen Größen berechenbaren Werte
werden ebenfalls über diese Schnittstelle bereitgestellt. Die Verbindung der Funktionsgruppe mit der
Messstelle U-3ph ist optional.
Sie können mehrere Messstellen mit dieser Schnittstelle verbinden. Weitere Informationen hierzu finden
Sie in 6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl.
Wenn Sie die Verbindung der Spannungen mit der Messstelle U-3ph prüfen oder ändern wollen, doppel-
klicken Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation → (Name des Gerätes) auf Messstellenrangierung (Verbin-
dungstyp = 3 Leiter-Erde-Spg.). Weitere Informationen dazu finden Sie in der Beschreibung der Anlagen-
daten ab 6.1 Anlagendaten.

Schnittstelle zur Funktionsgruppe Leistungsschalter


Über die Schnittstelle der Funktionsgruppe Leistungsschalter werden alle erforderlichen Daten zwischen der
Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig und der Funktionsgruppe Leistungsschalter ausgetauscht.
Dies sind z.B. die Anrege- und Auslösemeldungen der Schutzfunktionen in Richtung der Leistungsschalter-
Funktionsgruppe und z.B. die Information des Leistungsschalterzustandes in Richtung der Schutz-Funktions-
gruppen.
Die Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig ist mit einer oder mehreren Leistungsschalter-Funktions-
gruppen verbunden. Diese Verbindung legt allgemein fest:

• Welcher/welche Leistungsschalter wird/werden durch die Schutzfunktionen der Schutz-Funktionsgruppe


betätigt

• Start der Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz (sofern in der Leistungsschalter-Funktionsgruppe


vorhanden) durch die Schutzfunktionen der verbundenen Schutz-Funktionsgruppe

• Start der Funktion Wiedereinschaltautomatik (AWE, sofern in der Leistungsschalter-Funktionsgruppe


vorhanden) durch die Schutzfunktionen der verbundenen Schutz-Funktionsgruppe
Neben der allgemeinen Zuordnung der Schutz-Funktionsgruppe zu den Leistungsschalter-Funktionsgruppen
können Sie die Schnittstelle für bestimmte Funktionalitäten im Detail konfigurieren. Konfigurieren Sie die
Details in DIGSI 5 über den Editor Leistungsschalterinteraktion in der Schutz-Funktionsgruppe.

332 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Bei der Detailkonfiguration der Schnittstelle definieren Sie:

• Welche Auslösemeldungen der Schutzfunktionen in die Bildung des Auslösebefehls eingehen

• Welche Schutzfunktionen die Funktion Wiedereinschaltautomatik starten

• Welche Schutzfunktionen die Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz starten


Bei Verwendung einer Applikationsvorlage sind die Funktionsgruppen bereits miteinander verbunden, da
diese Verknüpfung für den ordnungsgemäßen Betrieb zwingend erforderlich ist. Sie können die Verknüpfung
in DIGSI 5 über den Editor Verbindungen der Funktionsgruppe ändern.
Nähere Informationen finden Sie in 2.1 Funktionseinbettung im Gerät.
Wenn die Verknüpfung fehlt, meldet DIGSI 5 eine Inkonsistenz.

Schutzobjekt-/Betriebsmitteldaten (FB Allgemein)


Hier werden Nennspannung und Nennstrom sowie die Sternpunktbehandlung des Schutzobjektes oder des
Betriebsmittels definiert. Diese Daten gelten für alle Funktionen in der Funktionsgruppe Spannung-Strom
3-phasig.

LED-Gruppe zurücksetzen
Mithilfe der Funktion LED-Gruppe zurücksetzen können Sie die gespeicherten LEDs der Funktionen in einer
bestimmten Funktionsgruppe zurücksetzen, während von anderen Funktionen in anderen Funktionsgruppen
aktivierte, gespeicherte LEDs aktiviert bleiben.
Weitere Informationen finden Sie im Kapitel 3.1.10 Gespeicherte Meldungen der Funktionsgruppe zurück-
setzen.

Prozessmonitor
Der Prozessmonitor ist immer in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig vorhanden und kann nicht
entfernt werden.
Der Prozessmonitor stellt in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig folgende Informationen bereit:

• Stromkriterium:
Erkennung des offenen/zugeschalteten Schutzobjektes/Betriebsmittels anhand des fließenden Reststroms

• Einschalterkennung:
Erkennung der Einschaltung der Schutzobjektes/Betriebsmittels

• Kaltlast-Einschalterkennung (optional, nur bei Schutzgeräten):


Diese Informationen sind in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig für alle darin enthaltenen Funk-
tionen verfügbar.
Die Beschreibung zum Prozessmonitor finden Sie ab Kapitel 5.2.7 Prozessmonitor.

Betriebsmesswerte
Die Betriebsmesswerte sind immer in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig vorhanden und
können nicht gelöscht werden.
Die folgende Tabelle zeigt die Betriebsmesswerte der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig:

Tabelle 5-2 Betriebsmesswerte der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig

Messwerte Primär Sekundär % bezogen auf


IL1, IL2, IL3 Leiterströme A A Betriebsnennstrom der Primärwerte
3I0 Berechneter Nullstrom A A Betriebsnennstrom der Primärwerte
IN Sternpunkt-Leiterstrom A A Betriebsnennstrom der Primärwerte
INS Empfindlicher Erdstrom A mA Betriebsnennstrom der Primärwerte
UL1, UL2, UL3 Leiter-Erde-Spannungen kV V Betriebsnennspannung der Primärwerte/√3
UL12, UL23, UL31 Leiter-Leiter-Spannungen kV V Betriebsnennspannung der Primärwerte

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Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Messwerte Primär Sekundär % bezogen auf


U0 Nullspannung kV V Betriebsnennspannung der Primärwerte/√3
UNE Sternpunkt-Verlagerungs- kV V Betriebsnennspannung der Primärwerte/√3
spannung
f Frequenz Hz Hz Nennfrequenz
PGes Wirkleistung MW W Wirkleistung der Primärwerte
(Gesamtleistung) √3 · Unenn · Inenn
QGes Blindleistung Mvar var Blindleistung der Primärwerte
(Gesamtleistung) √3 · Unenn · Inenn
SGes Scheinleistung MVA VA Scheinleistung der Primärwerte
(Gesamtleistung) √3 · Unenn · Inenn
Cos φ Wirkfaktor (abs) (abs) 100 % entspricht cos φ = 1
PL1, PL2, PL3 Leiterbezogene Wirkleistung MW W Wirkleistung des Leiters
Unenn Lx · Inenn Lx
QL1, QL2, QL3 Leiterbezogene Blindleistung Mvar var Blindleistung des Leiters
Unenn Lx · Inenn Lx
SL1, SL2, SL3 Leiterbezogene Scheinleis- MVA VA Scheinleistung des Leiters
tung Unenn Lx · Inenn Lx

Die Betriebsmesswerte sind in 9.3 Betriebsmesswerte näher erklärt.

Invertierung leistungsbezogener Mess- und Statistikwerte (FB Allgemein)


Die folgenden, in den Betriebsmesswerten berechneten richtungsabhängigen Werte sind in Richtung auf das
Schutzobjekt als positiv definiert.

• Leistung

• Wirkfaktor

• Energie

• Min-, Maxwerte

• Mittelwerte
Über den Parameter P, Q Vorzeichen können Sie das Vorzeichen dieser Betriebsmesswerte invertieren, so
dass ein Lastfluss von der Leitung zur Sammelschiene positiv angezeigt wird.
Weitere Informationen hierzu finden Sie in 9.1 Funktionsübersicht.

Ausgangslogik
Die Ausgangslogik behandelt Anrege- und Auslösesignale der in der Funktionsgruppe vorhandenen Schutz-
und Überwachungsfunktionen getrennt voneinander in jeweils einer Anregelogik und einer Auslöselogik.
Anrege- und Auslöselogik erzeugen die übergreifenden Meldungen (Sammelsignale) der Funktionsgruppe.
Die Sammelsignale werden über die Schnittstelle Schutzinformationen an die Funktionsgruppe Leistungs-
schalter übergeben und dort weiterverarbeitet.
Die Anregesignale der Schutz- und Überwachungsfunktionen in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-
phasig werden phasenselektiv zusammengefasst und als Sammelmeldung ausgegeben.

334 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

[lo_anrlin, 3, de_DE]

Bild 5-16 Bildung der Anregemeldung der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig

Die Auslösesignale der Schutz- und Überwachungsfunktionen der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-


phasig führen immer zu einer 3-poligen Auslösung des Gerätes.

[lo_auslin, 3, de_DE]

Bild 5-17 Bildung der Auslösemeldung der Funktionsgruppe Spannung-Strom 3-phasig

5.2.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Schnittstelle zur Funktionsgruppe Leistungsschalter


Hiermit definieren Sie auf welchen (welche) Leistungsschalter die Schutzfunktionen der Schutzfunktions-
gruppe wirken. In den Applikationsvorlagen ist bereits eine sinnvolle Voreinstellung getroffen worden. Weitere
Informationen dazu finden Sie im Kapitel 2.

Schutzobjekt-/Betriebsmitteldaten (FB Allgemein)


Die eingestellten Daten gelten für alle Funktionen in der Funktionsgruppe.
Stellen Sie die Schutzobjekt-/Betriebsmitteldaten für ihre spezifische Anwendung ein.

Parameter: Nennstrom

• Voreinstellung (_:9451:101) Nennstrom = 1000 A


Mit dem Parameter Nennstrom stellen Sie den primären Nennstrom des Schutzobjektes oder Betriebsmittels
ein. Der Parameter Nennstrom ist für Schutzfunktionen von Bedeutung, sofern Stromwerte in Prozent einge-
stellt werden. In dem Fall ist sie die Bezugsgröße. Zudem ist sie die Bezugsgröße für Messwerte in Prozent.
Wenn das Gerät mit IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur über DIGSI
5 und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-Konfigura-
tion der Zählwerte fehlerhaft sein.

Parameter: Nennspannung

• Voreinstellung (_:9451:102) Nennspannung = 400,00 kV


Mit dem Parameter Nennspannung stellen Sie die primäre Nennspannung des Schutzobjektes oder Betriebs-
mittels ein. Der Parameter Nennspannung ist für Schutzfunktionen von Bedeutung, sofern Stromwerte in
Prozent eingestellt werden. In dem Fall ist sie die Bezugsgröße. Zudem ist sie die Bezugsgröße für Messwerte
in Prozent.

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Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Wenn das Gerät mit IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur über DIGSI
5 und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-Konfigura-
tion der Zählwerte fehlerhaft sein.

Parameter: Netzsternpunkt

• Voreinstellung (_:9451:149) Netzsternpunkt = geerdet


Mit dem Parameter Netzsternpunkt stellen Sie ein, ob der Netzsternpunkt geerdet, isoliert oder
gelöscht (über Erdschlusslöschspule geerdet) ist. Der Parameter hat aktuell allerdings keine Auswirkungen
auf Schutzfunktionen, nur wenn die Funktion Wiedereinschaltautomatik Spannungsmessung nutzt.
Weitere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel 6.18.1 Funktionsübersicht.

Parameter: P, Q Vorzeichen

• Voreinstellung (_:9451:158) P, Q Vorzeichen = nicht invertiert


Die Leistungs- und Energiewerte sind werkseitig so definiert, dass Leistung in Richtung des Schutzobjektes
als positiv gilt. Sie können auch die Leistungsabgabe durch das Schutzobjekt (z.B. vom Verbraucher her
gesehen) positiv definieren. Mit Hilfe des Parameters P, Q Vorzeichen können Sie die Vorzeichen für diese
Komponenten invertieren. Diese Invertierung beeinflusst keine Schutzfunktion.

5.2.4 Schreibgeschützte Parameter

Parameter: Nennscheinleistung

• Voreinstellung (_:103) Nennscheinleistung = 692,82 MVA


Mit dem Parameter Nennscheinleistung stellen Sie die primäre Nennscheinleistung des zu schützenden
Spartransformators ein. Der Parameter Nennscheinleistung ist für die Hauptschutzfunktion des Gerätes
von Bedeutung. Die hier eingestellte Nennscheinleistung ist die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte
und für Einstellwerte in Prozent.

HINWEIS

i Wenn das Gerät mit dem IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur
über DIGSI 5 und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die
IEC 61850-Konfiguration der Zählwerte fehlerhaft sein.

Die hier aufgeführten Parameter dienen in erster Linie dem Verständnis bei der Konfiguration der Funktions-
gruppen. Sie werden in Abhängigkeit von anderen Parametern berechnet und können nicht direkt geändert
werden.
Adr. Parameter C Wertebereich Voreinstellung
Netzdaten
_:103 Allgemein:Nennscheinleistung 0,20 MVA bis 5 000,00 MVA 692,82 MVA

HINWEIS

i Nähere Informationen zum Prozessmonitor finden Sie im Kapitel 5.2.7 Prozessmonitor.

5.2.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Nennwerte
_:9451:101 Allgemein:Nennstrom 1,00 A bis 100000,00 A 1000,00 A

336 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:9451:102 Allgemein:Nennspan- 0,10 kV bis 1200,00 kV 400,00 kV
nung
Netzdaten
_:9451:149 Allgemein:Netzstern- • geerdet geerdet
punkt
• gelöscht
• isoliert
Messwerte
_:9451:158 Allgemein:P, Q Vorzei- • nicht invertiert nicht invertiert
chen
• invertiert

5.2.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:9451:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:9451:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Reset LED FG
_:7381:500 Reset LED FG:>LED rücksetzen SPS I
_:7381:320 Reset LED FG:LED rückgesetzt SPS O
Einschalterkn.
_:1131:4681:500 Einschalterkn.:>Trennschalter offen SPS I
_:1131:4681:300 Einschalterkn.:Einschaltung SPS O

5.2.7 Prozessmonitor

5.2.7.1 Funktionsübersicht
In allen Funktionsgruppen, die Funktionen mit Abhängigkeiten zum Zustand des Schutzobjektes haben, ist ein
Prozessmonitor enthalten. Der Prozessmonitor erkennt den aktuellen Schaltzustand des Schutzobjektes.

5.2.7.2 Struktur der Funktion


Die Funktion Prozessmonitor wird in der Schutz-Funktionsgruppe Standard U/I 3-phasig verwendet.
Werkseitig ist die Funktion Prozessmonitor mit folgenden Funktionsblöcken vorkonfiguriert:

• Kaltlast-Einschalterkennung (optional)

• Stromkriterium

• Leistungsschalterzustand

• Einschalterkennung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 337
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

[dw_pro3pt, 2, de_DE]

Bild 5-18 Struktur/Einbettung der Funktion

Die Kaltlast-Einschalterkennung können Sie bei Bedarf zuschalten. Alle anderen Stufen des Prozessmonitors
laufen permanent im Hintergrund und werden in DIGSI nicht angezeigt.
Das folgende Bild zeigt den Zusammenhang der einzelnen Funktionsblöcke.

[lo_pro_3pt, 2, de_DE]

Bild 5-19 Logikdiagramm der Gesamtfunktion Prozessmonitor

338 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

5.2.7.3 Stromkriterium

Logik

[lo_proire, 2, de_DE]

Bild 5-20 Logikdiagramm des Funktionsblockes Stromkriterium

Die Leiterströme werden über die Schnittstelle der Schutz-Funktionsgruppe bereitgestellt.


Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird das Signal I offen einer Phase erzeugt:

• Ein Leiterstrom unterschreitet die parametrierte Schwelle des Parameters Strom-Schwellw.LS


offen. Die Hysterese stabilisiert das Signal.

• Der entsprechende Leiterstrom, z.B. I L1, unterschreitet 10 % des Leiterstromes bei kommendem
Auslösebefehl. Wenn der Strom durch Stromwandlereinflüsse erst mit Verzögerung zurückgeht, kann
damit ein offener Pol auch nach einem stromstarken Fehler auf der Leitung schnell erkannt werden.
Mit dem Parameter Strom-Schwellw.LS offen legen Sie den Mindeststrom als Kriterium für eine abge-
schaltete Leitung fest. Der Parameter liegt in der Funktionsgruppe Leistungsschalter. Er wirkt sowohl in der
Funktionsgruppe Leistungsschalter, z.B. Leistungsschalter-Zustandserkennung, als auch für den Prozessmo-
nitor in der Schutzfunktionsgruppe.
Wenn eine Schutzfunktionsgruppe mit integriertem Prozessmonitor mit mehreren FG Leistungsschalter
verbunden ist, gibt es den Parameter Strom-Schwellw.LS offen in jeder FG Leistungsschalter. Dann
wird der kleinste Einstellwert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen verwendet.

5.2.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise (Stromkriterium)

Parameter: Strom-Schwellw.LS offen

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:112) Strom-Schwellw.LS offen = 0,100 A


Mit dem Parameter Strom-Schwellw.LS offen legen Sie die Schwelle für den Reststrom als Kriterium für
eine abgeschaltete Leitung fest.
Stellen Sie den Parameter Strom-Schwellw.LS offen so ein, dass der gemessene Strom bei abgeschal-
tetem Abzweig den Wert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen mit Sicherheit unterschreitet. Bei
einer Überschreitung wirkt zusätzlich noch die Hysterese.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Wenn bei abgeschaltetem Abzweig parasitäre Ströme, z.B. durch Induktion, ausgeschlossen sind, stellen Sie
den Parameter Strom-Schwellw.LS offen empfindlich ein.
Siemens empfiehlt den Einstellwert von 0,100 A.

5.2.7.5 Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt

Logik

[lo_prolsz, 2, de_DE]

Bild 5-21 Logikdiagramm des Funktionsblockes Leistungsschalterzustand für das Schutzobjekt

Die Leistungsschalter-Zustandserkennung in der Funktionsgruppe Leistungsschalter (LS) stellt den Leistungs-


schalterzustand über das interne Signal LS-Zustand Schutzobj. zur Verfügung.
Wenn ein Schutzobjekt über 2 Leistungsschalter (LS) versorgt wird, z.B. bei der Eineinhalb-Leistungsschalter-
Methode, dann muss der LS-Zustand des Schutzobjektes mit Hilfe von beiden Leistungsschaltern ermit-
telt werden. In diesem Fall übernimmt der Funktionsblock Leistungsschalterzustand für das Schutzob-
jekt die Verknüpfung der einzelnen LS-Zustände. Die Verknüpfung stellt das interne Signal LS-Zustand
Schutzobj. den anderen Funktionsblöcken des Prozessmonitors und anderen Funktionen, z.B. Aus bei
schwacher Einspeisung und Echofunktion bei Informationsübertragungsverfahren, innerhalb derselben
Funktionsgruppe zur Verfügung.
Wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, dann hat das interne Signal LS-Zustand
Schutzobj. den Zustand Offen:
• Alle angeschlossenen Leistungsschalter signalisieren intern den Zustand Offen.

• Der Eingang >Trennschalter offen ist aktiv.


Wenn die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sind, dann hat das interne Signal LS-Zustand
Schutzobj. den Zustand Geschlossen:
• Mindestens einer der angeschlossenen Leistungsschalter signalisiert intern den Zustand Geschlossen.

• Der Eingang >Trennschalter offen ist nicht aktiv.

5.2.7.6 Einschalterkennung
Die Einschalterkennung ermöglicht ausgewählten Schutzfunktionen oder Schutzstufen, bei Zuschaltung auf
einen Kurzschluss unverzögert auszulösen oder die Ansprechempfindlichkeit zu verringern. Die Einschalter-
kennung ermittelt, ob das Schutzobjekt zugeschaltet wurde.

340 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Logik

[lo_ein_6md, 1, de_DE]

Bild 5-22 Logikdiagramm der Einschalterkennung

Bei einem anliegenden binären Eingangssignal (_:6541:300) Erkannt (vom Funktionsblock Hand-Ein)
wird die Meldung (_:4681:300) Einschaltung(_:4681:300) Einschaltung aktiv.

5.2.7.7 Anwendungs- und Einstellhinweise (Einschalterkennung)

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:4681:101) Betriebsart = nur Hand-Ein


Mit dem Parameter Betriebsart stellen Sie ein, mit welchen Kriterien der Funktionsblock Einschalterken-
nung arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
nur Hand-Ein Die Erkennung der Einschaltung des Abzweigs wird ausschließlich mit
dem binären Eingangssignal Erkannt (vom Funktionsblock Hand-Ein)
entschieden.
Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn die beiden folgenden Bedin-
gungen erfüllt sind:

• Das binäre Eingangssignal Hand-Ein steht anlagenseitig zur Verfü-


gung.
• Eine Einschalterkennung darf durch eine zusätzliche Strom- und Span-
nungsmessung nicht erfolgen, z.B. nach einer automatischen Wieder-
einschaltung.
I offen,U offen,HE Die Einschalterkennung erfolgt zusätzlich mit der Strom- und Spannungs-
messung.
Wenn die Spannungswandler sammelschienenseitig eingebaut sind oder
wenn ein Spannungsanschluss fehlt, dann dürfen Sie diese Einstellung nicht
verwenden.
LS, I offen, HE Die Einschalterkennung erfolgt zusätzlich mit der Strommessung und mit
der Auswertung angeschlossener Leistungsschalter-Positionskontakte.
I offen, HE Die Einschalterkennung erfolgt zusätzlich mit der Strommessung.
Stellen Sie bei dieser Einstellung sicher, dass der Parameter Strom-
Schwellw.LS offen kleiner als der kleinste mögliche Laststrom einge-
stellt ist. Wenn dies nicht sichergestellt ist, wird dauerhaft der Zustand offen
erkannt und jeder Stromwert, der den Parameter Strom-Schwellw.LS
offen überschreitet, wird als Einschaltung interpretiert.

Parameter: Min. Zeit Abzweig offen

• Empfohlener Einstellwert (_:4681:103) Min. Zeit Abzweig offen = 0,25 s


Um fehlerhaftes Erkennen einer Einschaltung zu vermeiden, muss das Schutzobjekt für die Mindestzeit Min.
Zeit Abzweig offen ausgeschaltet sein, bevor die Meldung Einschaltung aktiv werden kann. Mit dem
Parameter Min. Zeit Abzweig offen legen Sie die Dauer dieser Freigabeverzögerung fest.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Siemens empfiehlt den Einstellwert von 0,25 s.

Parameter: Wirkzeit nach Einschaltung

• Empfohlener Einstellwert (_:4681:102) Wirkzeit nach Einschalt. = 0,05 s


Die Meldung Einschaltung signalisiert die erkannte Einschaltung. Mit dem Parameter Wirkzeit nach
Einschalt. stellen Sie die Meldung Einschaltung auf eine definierte Länge ein.
Siemens empfiehlt den Einstellwert von 0,05 s.

5.2.7.8 Kaltlast-Einschalterkennung (optional)

Logik

[lo_pro_cls, 2, de_DE]

Bild 5-23 Logikdiagramm des Funktionsblockes Kaltlast-Einschalterkennung

Der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung (cold-load pickup detection) stellt fest, dass nach einem
Abschalten der Leitung oder des Schutzobjektes eine bestimmte Zeit überschritten wurde. Wenn Sie das
Schutzobjekt wieder zuschalten wollen, müssen Sie beachten, dass für eine begrenzte Zeit nach dem
Zuschalten ein erhöhter Laststrombedarf existiert. Dieser resultiert aus der Art der Last.

342 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung bewirkt, dass für eine einstellbare Zeit nach dem Zuschalten
mit anderen Parametern gearbeitet wird. Für die Zeit des Parameters Min. LS-offen Zeit können Sie z.B.
den Schwellwert einer Schutzfunktion erhöhen oder eine spezielle Kennlinie wählen.
Wenn der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung einen offenen Abzweig erkennt und die eingestellte
Zeit des Parameters Min. LS-offen Zeit abgelaufen ist, wird die Meldung >Kaltlasteinschaltung
erzeugt.
Mit der Meldung >Kaltlasteinschaltung können Sie einen Parametersatz der Funktion Kaltlasteinschal-
tung (Cold load pickup) aktivieren. Über das binäre Eingangssignal >Kaltlasteinschaltung können Sie
die Meldung >Kaltlasteinschaltung auch direkt aktivieren.
Wenn der Funktionsblock Kaltlast-Einschalterkennung eine Einschaltung und den entsprechenden Laststrom
erkennt, startet die im Parameter Rückfallverz. LS geschl. eingestellte Zeit. Die Meldung >Kaltlas-
teinschaltung und der aktivierte Parametersatz werden nach Ablauf dieser Zeit deaktiviert.
Wenn der max. Leiterstrom für die im Parameter Rückfallverz. Stromkrit. eingestellte Zeit den
Schwellwert Rückfallschwelle Strom unterschreitet, wird auch der Parametersatz des Funktionsblockes
Kaltlast-Einschalterkennung deaktiviert. Dadurch kann bei einem sehr kleinen Laststrom die Wirkzeit Rück-
fallverz. Stromkrit. der Meldung >Kaltlasteinschaltung verkürzt werden.

5.2.7.9 Anwendungs- und Einstellhinweise (Kaltlast-Einschalterkennung)

HINWEIS

i Die in diesem Kapitel beschriebenen Parameter und Meldungen sind nur bei Verwendung des optionalen
Funktionsblockes Kaltlast-Einschalterkennung vorhanden.

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:101) Betriebsart = I offen


Mit dem Parameter Betriebsart stellen Sie ein, mit welchen Kriterien der Funktionsblock Einschalterken-
nung arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
I offen Wenn der Funktionsblock Stromkriterium eine gehende Offen-Bedingung
erkennt, wird auf Einschaltung entschieden. Beachten Sie für diese Einstel-
lung, dass der Parameter Strom-Schwellw.LS offen kleiner als der
mögliche Laststrom eingestellt ist. Wenn dies nicht der Fall ist, wird dauer-
haft auf offen erkannt und jeder Fehlerstrom, der den Parameter Strom-
Schwellw.LS offen überschreitet, wird als Einschaltung interpretiert.
LS und I offen Wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird die Einschal-
tung erkannt:

• Die Auswertung des Leistungsschalter-Hilfskontaktes erkennt eine


gehende Offen-Bedingung in mindestens einer Phase.
• Das Stromkriterium erkennt eine gehende Offen-Bedingung.

Parameter: Rückfallschwelle Strom

• Voreinstellwert (_:102) Rückfallschwelle Strom = 1,00 A


Mit dem Parameter Rückfallschwelle Strom stellen Sie die Schwelle ein, bei der das Ausgangssignal
Kaltlasteinschaltung deaktiviert wird, wenn der Strom in mindestens einer Phase diese Schwelle unter-
schreitet.

Parameter: Rückfallverzögerung Strom

• Voreinstellwert (_:103) Rückfallverz. Stromkrit. = 600 s

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 343
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.2 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 3-phasig

Mit dem Parameter Rückfallverz. Stromkrit. stellen Sie die Zeit ein, für die der Schwellwert Rück-
fallschwelle Strom unterschritten sein muss, damit das Ausgangssignal Kaltlasteinschaltung
vorzeitig deaktiviert werden kann.

Parameter: Rückfallverzögerung LS geschlossen

• Voreinstellwert (_:104) Rückfallverz. LS geschl. = 3600 s


Mit dem Parameter Rückfallverz. LS geschl.stellen Sie die Wirkzeit für die dynamische Parametersatz-
Umschaltung bei Kaltlast-Einschalterkennung ein.

Parameter: Min. LS-offen Zeit

• Voreinstellwert (_:105) Min. LS-offen Zeit = 3600 s


Mit dem Parameter Min. LS-offen Zeit stellen Sie die Zeit ein, nach der der dynamische Parametersatz
bei Kaltlasteinschaltung aktiviert wird, wenn die Leitung geöffnet wird.

5.2.7.10 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


KaltlastErken.
_:1 KaltlastErken.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:101 KaltlastErken.:Betriebsart • I offen I offen
• LS und I offen
_:102 KaltlastErken.:Rückfall- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 1,000 A
schwelle Strom 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:103 KaltlastErken.:Rück- 1 s bis 600 s 600 s
fallverz. Stromkrit.
_:104 KaltlastErken.:Rück- 1 s bis 21600 s 3600 s
fallverz. LS geschl.
_:105 KaltlastErken.:Min. LS- 0 s bis 21600 s 3600 s
offen Zeit

5.2.7.11 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
KaltlastErken.
_:81 KaltlastErken.:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 KaltlastErken.:>Block. Schnellrückfall SPS I
_:501 KaltlastErken.:>Kaltlasteinschaltung SPS I
_:54 KaltlastErken.:Nicht wirksam SPS O
_:52 KaltlastErken.:Zustand ENS O
_:53 KaltlastErken.:Bereitschaft ENS O
_:300 KaltlastErken.:Kaltlasteinschaltung SPS O

344 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

5.3.1 Übersicht

In der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig lassen sich alle Funktionen zum Schutz und zur Überwa-
chung eines Schutzobjektes oder Betriebsmittels anwenden, die eine 1-phasige Spannungs- und 1-phasige
Strommessung oder eine Nullsystem-Spannungsmessung über die 3-phasige Spannungsmessstelle erlauben.
Die Funktionsgruppe enthält auch die Betriebsmessung zum Schutzobjekt oder zum Betriebsmittel (siehe
Kapitel 9 Messwerte, Energiewerte und Monitoring des Primärsystems).

5.3.2 Struktur der Funktionsgruppe

Die Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig hat Schnittstellen zu den Messstellen und zur Funktions-
gruppe Leistungsschalter.

[dw_1spstr, 1, de_DE]

Bild 5-24 Struktur der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig

Schnittstelle zu Messstellen
Über die Schnittstelle zu den Messstellen verbinden Sie die Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig
mit den Strom- und Spannungsmessstellen. Dabei muss mindestens eine Messstelle verbunden werden. Die
andere ist optional. Diese Zuordnung ist nur in DIGSI über Projektnavigation → Verbindungen der Funkti-
onsgruppe möglich. Um die Schnittstellen zu verbinden, setzen Sie in der Matrix ein Kreuz im Schnittpunkt
der gewünschten Spalte und Zeile.
Die Funktionsgruppe verfügt über folgende Schnittstellen zu den Messstellen:

• Strom 1-phasig
Über diese Schnittstelle werden die 1-phasigen Strommesswerte bereitgestellt.
Sie können nur eine 1-phasige Strommessstelle mit der Schnittstelle Strom 1-phasig verbinden.

• Spannung 1-phasig oder Spannung 3-phasig


Die Spannungsschnittstelle der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig können Sie mit einer 1-
phasigen oder einer 3-phasigen Messstelle verbinden. Für die Verbindung mit einer 3-phasigen Mess-
stelle ist die berechnete Nullsystemspannung oder die gemessene Verlagerungsspannung verfügbar. Die
Leiterspannungen sind in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig nicht verfügbar. Sie können
die beiden Anschlusstypen gleichzeitig verwenden.
Die 1-phasigen Spannungsmessstellen konfigurieren Sie über die Spannungsschnittstelle (siehe
folgendes Bild).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 345
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

[scVI1ph_V1ph, 1, de_DE]

Bild 5-25 Messstellen an Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig anschließen

Wenn Sie für die 1-phasige Spannungsmessstelle den Spannungstyp UN offene Dreiecksw. in der
Messstellenrangierung auswählen (siehe folgendes Bild), misst das Gerät die Verlagerungsspannung UN an
der offenen Dreieckswicklung. Die Verlagerungsspannung wird in das Spannungsäquivalent der Nullsystem-
spannung konvertiert. Diese konvertierte Spannung wird als Spannungseingang für alle Funktionen in der
Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig verwendet.

[scvnopen, 1, de_DE]

Bild 5-26 Auswahl des Spannungstyps UN offene Dreieckswicklung für die 1-phasige Spannungs-
messstelle

Die aus dem 3-phasigen Spannungssystem berechnete Nullsystemspannung oder gemessene Verlagerungs-
spannung ist über die Spannungsschnittstelle verfügbar (siehe folgendes Bild).

[scVI1ph_V3ph, 1, de_DE]

Bild 5-27 Messstellen Spannung 3-phasig und Strom 1-phasig an Funktionsgruppe Spannung-Strom
1-phasig anschließen

Sie können die Spannungsschnittstelle der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig mit genau einer
3-phasigen Spannungsmessstelle verbinden. 3 Anschlusstypen von 3-phasigen Spannungsmessstellen werden
unterstützt. Mit den verschiedenen Anschlusstypen ändert sich auch der Typ des Spannungseingangs für die
Funktionen in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig.
Die folgende Tabelle zeigt die Eigenschaften des Spannungseingangs der Funktionsgruppe Spannung-Strom
1-phasig in Abhängigkeit von den Anschlusstypen.

346 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

Anschlusstyp der 3-phasigen Spannungseingang


Spannungsmessstelle
3 Leiter-Erde Spg. Die Nullsystemspannung wird aus den Leiter-Erde-Spannungen berechnet
und als Spannungseingang für alle Funktionen verwendet.
3 Leiter-Erde Spg.+UN Die Verlagerungsspannung UN wird in das Spannungsäquivalent der Null-
3 Leit.-Leit.-Spg+UN systemspannung konvertiert. Diese konvertierte Spannung wird als Span-
nungseingang für alle Funktionen verwendet.

Schnittstelle zur Funktionsgruppe Leistungsschalter


Über die Schnittstelle der Funktionsgruppe Leistungsschalter werden alle erforderlichen Daten zwischen der
Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig und der Funktionsgruppe Leistungsschalter ausgetauscht.
Hier sind es die Anrege- und Auslösemeldungen der Schutzfunktionen in Richtung der Leistungsschalter-Funk-
tionsgruppe.
Sie müssen die Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig mit der Funktionsgruppe Leistungsschalter
verbinden. Diese Zuordnung ist nur in DIGSI über Projektnavigation → Verbindungen der Funktionsgruppe
möglich. Um die Schnittstellen zu verbinden, setzen Sie in der Matrix ein Kreuz im Schnittpunkt der
gewünschten Spalte und Zeile. Wenn die Schnittstelle nicht verbunden ist, arbeiten die Funktionen in der
Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig als Überwachungsfunktionen.

[sc_1stspc, 1, de_DE]

Bild 5-28 Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig mit Funktionsgruppe Leistungsschalter verbinden

Grundschwingungen
Die Grundschwingungen sind immer in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig vorhanden und
können nicht gelöscht werden.
Die folgende Tabelle zeigt die Grundschwingungen der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig:

Tabelle 5-3 Grundschwingungungen der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig

Messwerte Primär Sekundär % bezogen auf


I 1-phasiger Strom A A Parameter Betriebsnennstrom
U18 1-phasige Spannung kV V Parameter Betriebsnennspannung
U019 Nullsystemspannung kV V Parameter Betriebsnennspannung /√3

UN20 Verlagerungsspannung kV V Parameter Betriebsnennspannung /√3

Sie finden die Parameter Betriebsnennstrom und Betriebsnennspannung im Funktionsblock Allge-


mein der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig.

18 Die 1-phasige Spannung U ist nur sichtbar, wenn sie mit einer 1-phasigen Spannungsmessstelle verbunden ist.
19 Die Nullsystemspannung U0 ist nur sichtbar, wenn sie mit einer 3-phasigen Spannungsmessstelle mit dem Anschlusstyp 3-phasige
Leiter-Erde-Spannung verbunden ist.
20 Die Verlagerungsspannung UN ist nur sichtbar, wenn sie mit einer 3-phasigen Spannungsmessstelle mit dem Anschlusstyp 3-phasige
Leiter-Erde-Spannung + UN oder 3-phasige Leiter-Leiter-Spannung + UN verbunden ist.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 347
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

Betriebsmesswerte
Die Betriebsmesswerte sind in der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig nicht vorkonfiguriert. Sie
können sie in die Funktionsgruppe instanziieren oder aus ihr löschen. Sie finden die Betriebsmesswerte in der
DIGSI-Bibliothek im Verzeichnis FG Spannung-Strom 1-phasig unter Messwerte → Betriebsmesswerte.

[scui1pom, 1, de_DE]

Bild 5-29 Betriebsmesswerte

Tabelle 5-4 Betriebsmesswerte der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig

Messwerte Primär Sekundär % bezogen auf


I 1-phasiger Strom A A Parameter Betriebsnennstrom
U21 1-phasige Spannung kV V Parameter Betriebsnennspannung
UN 22 Verlagerungsspannung kV V Parameter Betriebsnennspannung/√3

U023 Nullsystemspannung kV V Parameter Betriebsnennspannung/√3


f Frequenz Hz Hz Parameter Nennfrequenz
P Wirkleistung MW W Parameter Nennscheinleistung
Q Blindleistung Mvar var Parameter Nennscheinleistung

Sie finden die Parameter Betriebsnennstrom, Betriebsnennspannung und Nennscheinleistung im


Funktionsblock Allgemein der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig. Den Parameter Nennfrequenz
finden Sie im Funktionsblock Allgemein der Geräteeinstellungen.

HINWEIS

i Die Frequenz kann vom Spannungs- oder Strommesswert berechnet werden.


Die Wirk- und Blindleistung werden nur angezeigt, wenn sowohl die Spannung als auch der 1-phasige
Strom mit der Funktionsgruppe verbunden sind. Wenn die verbundene Spannung eine Leiter-Erde-Span-
nung ist (UL1, UL2 , UL3) oder eine beliebige Spannung Ux, werden die spezifischen Leistungswerte
angezeigt. Anderenfalls wird die Leistung als nicht verfügbar angezeigt.

5.3.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

HINWEIS

i Vor dem Anlegen von Schutzfunktionen in der Funktionsgruppe sollten Sie diese mit der passenden Funkti-
onsgruppe Leistungsschalter verbinden.

21 U ist nur sichtbar, wenn sie mit einer 1-phasigen Spannungsmessstelle verbunden ist.
22 UN ist nur sichtbar, wenn sie mit einer 3-phasigen Spannungsmessstelle vom Typ 3 Leiter-Erde Spg.+UN oder 3 Leit.-Leit.Spg+UN
verbunden ist.
23 U0 ist nur sichtbar, wenn sie mit einer 3-phasigen Spannungsmessstelle vom Typ 3 Leiter-Erde Spg. verbunden ist.

348 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

Parameter: Nennstrom

• Voreinstellung (_:9421:101) Nennstrom = 1000 A


Mit dem Parameter (_:9421:101) Nennstrom stellen Sie den primären Nennstrom des Schutzobjektes ein.
Der hier eingestellte Parameter (_:9421:101) Nennstrom ist die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte
und für Einstellwerte in Prozent.

Parameter: Nennspannung

• Voreinstellung (_:9421:102) Nennspannung = 400,00 kV


Mit dem Parameter Nennspannung stellen Sie die primäre Spannung des Schutzobjektes ein. Die hier einge-
stellte Parameter Nennspannung ist die Bezugsgröße für alle spannungsbezogenen %-Werte in der Funktions-
gruppe Leistungsschalter.
Wenn Sie die Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig mit der 1-phasigen Messstelle verbinden, gilt:

• Mit dem Verbindungstyp UL12, UL23, UL32 oder UN stellen Sie den Parameter Nennspannung als Leiter-
Leiter-Spannung ein.

• Mit dem Verbindungstyp UL1, UL2, UL3 oder UN (offene Dreieckswicklung) stellen Sie den Parameter Nennspan-
nung als Leiter-Erde-Spannung ein.

• Mit dem Verbindungstyp UX stellen Sie den Parameter Nennspannung entweder als Leiter-Leiter-Span-
nung oder als Leiter-Erde-Spannung ein.

Parameter: P, Q Vorzeichen

• Voreinstellung (_:9421:150) P, Q Vorzeichen = nicht invertiert


Die Leistungswerte sind werkseitig so definiert, dass Leistung in Richtung des Schutzobjektes als positiv gilt.
Sie können auch die Leistungsabgabe durch das Schutzobjekt als positiv definieren. Mit dem Parameter P,
Q Vorzeichen können Sie die Vorzeichen für die Wirk- und Blindleistung invertieren. Diese Invertierung hat
keinen Einfluss auf Schutzfunktionen.

Parameter: Nennstrom (schreibgeschützt)

• Voreinstellung (_9421:104) Nennstrom = 1000 A


Mit dem Parameter Nennstrom stellen Sie den primären Nennstrom ein. Der hier eingestellte Nennstrom ist
die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte und für Einstellwerte in Prozent.

HINWEIS

i Wenn einen Ankopplung zur einer 3phasigen-Funktionsgruppe besteht und U-Wdl bzw. I-Wdl zugeordnet
wurden, sind die schreibgeschützten Parameter: (_9421:104) Nennstrom und (_:9421:105) Nenn-
spannung vorhanden. Die Parameter (_:9451:101) Nennstrom bzw. (_:9421:102) Nennspan-
nung werden ausgeblendet.

Parameter: Nennspannung (schreibgeschützt)

• Voreinstellung (_:9421:105) Nennspannung = 400,00 kV


Mit dem Parameter Nennspannung stellen Sie die primäre Spannung ein, auf die alle spannungsbezogenen
%-Werte in der Funktionsgruppe Leistungsschalter bezogen sind.

Parameter: Nennscheinleistung (schreibgeschützt)

• Voreinstellung (_:91:103) Nennscheinleistung = 692,82 MVA


Mit dem Parameter Nennscheinleistung stellen Sie die primäre Nennscheinleistung des zu schützenden
Transformators ein.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

Der Parameter Nennscheinleistung ist für die Hauptschutzfunktion des Gerätes von Bedeutung. Die hier
eingestellte Parameter Nennscheinleistung ist die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte und für Einstell-
werte in Prozent.

Parameter: M I-1ph nutzt Messst. ID (schreibgeschützt)

• Voreinstellung (_:91:214) M I-1ph nutzt Messst. ID = 0


Der Parameter M I-1ph nutzt Messst. ID zeigt Ihnen, welche 1-phasige Messstelle mit der Transforma-
torseite verbunden ist. Jeder Messstelle ist eine eindeutige ID zugeordnet.

Parameter: Anpassfaktor M I-1ph (schreibgeschützt)

• Voreinstellung (_:91:223) Anpassfaktor M I-1ph = 0,000


Der Parameter Anpassfaktor M I-1ph zeigt Ihnen die Betragsanpassung des Transformator-Sternpunkt-
stromes an.

5.3.4 Schreibgeschützte Parameter

Die hier aufgeführten Parameter dienen in erster Linie dem Verständnis bei der Konfiguration der Funktions-
gruppen. Sie werden in Abhängigkeit von anderen Parametern berechnet und können nicht direkt geändert
werden.
Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung
Nennwerte
_:9421:103 Allgemein:Nennschein- -1,00 MVA bis -1,00 MVA 0,00 MVA
leistung
Netzdaten
_:9421:214 Allgemein:M I-1ph nutzt 0 bis 100 0
Messst. ID
_:9421:223 Allgemein:Anpassfaktor 0,00 bis 100,00 0,00
M I-1ph

5.3.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Nennwerte
_:9421:101 Allgemein:Nennstrom 1 A bis 100000 A 1000 A
_:9421:102 Allgemein:Nennspan- 0,10 kV bis 1200,00 kV 400,00 kV
nung
Messwerte
_:9421:150 Allgemein:P, Q Vorzei- • nicht invertiert nicht invertiert
chen
• invertiert

5.3.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:9421:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:9421:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O

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Funktionsgruppentypen
5.3 Funktionsgruppentyp Spannung/Strom 1-phasig

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Reset LED FG
_:13381:500 Reset LED FG:>LED rücksetzen SPS I
_:13381:320 Reset LED FG:LED rückgesetzt SPS O

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Funktionsgruppentypen
5.4 Funktionsgruppentyp Spannung 3-phasig

5.4 Funktionsgruppentyp Spannung 3-phasig

5.4.1 Übersicht

In der Funktionsgruppe Spannung 3-phasig lassen sich alle Funktionen zum Schutz und zur Überwachung
eines Schutzobjektes oder Betriebsmittels, welches eine 3-phasige Spannungsmessung erlaubt, anwenden.
Die Funktionsgruppe enthält auch die Betriebsmessung zum Schutzobjekt oder zum Betriebsmittel (siehe
hierzu Kapitel 9 Messwerte, Energiewerte und Monitoring des Primärsystems). Anwendbare Funktionen sind
z.B. der Spannungsschutz oder der Frequenzschutz.

5.4.2 Struktur der Funktionsgruppe

Die Funktionsgruppe Spannung 3-phasig hat Schnittstellen zu den Messstellen und zur Funktionsgruppe
Leistungsschalter.

[dw_3phase_voltage, 1, de_DE]

Bild 5-30 Struktur der Funktionsgruppe Spannung 3-phasig

Schnittstelle zu den Messstellen


Über die Schnittstelle zu den Messstellen verbinden Sie die Funktionsgruppe Spannung 3-phasig mit den
Spannungsmessstellen. Diese Zuordnung ist in DIGSI über Projektnavigation → Funktionsgruppenverbin-
dungen möglich. Um die Schnittstellen zu verbinden, setzen Sie in der Matrix ein Kreuz im Schnittpunkt der
gewünschten Spalte und Zeile.

[sc_3_voltage1, 1, de_DE]

Bild 5-31 Messstellen an Funktionsgruppe Spannung 3-phasig anschließen

Wenn Sie Funktionen in die Funktionsgruppe Spannung 3-phasig einfügen, verbinden sich diese automatisch
mit der Messstelle.
Sie können mehrere Messstellen mit dieser Schnittstelle verbinden. Weitere Informationen hierzu finden Sie
im Kapitel 6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl.
Über die Schnittstelle U 3-ph werden die Messgrößen des 3-phasigen Spannungssystems bereitgestellt. Je
nach Anschlussart der Wandler sind das z.B. UL1, UL2, UL3, Ue. Alle aus den gemessenen Größen berechenbaren
Werte werden ebenfalls über diese Schnittstelle bereitgestellt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.4 Funktionsgruppentyp Spannung 3-phasig

Schnittstelle zur Funktionsgruppe Leistungsschalter


Über die Schnittstelle der Funktionsgruppe Leistungsschalter werden alle erforderlichen Daten zwischen der
Funktionsgruppe Spannung 3-phasig und der Funktionsgruppe Leistungsschalter ausgetauscht.
Hier sind es die Anrege- und Auslösemeldungen der Schutzfunktionen in Richtung der Leistungsschalter-Funk-
tionsgruppe.
Sie müssen die Funktionsgruppe Spannung 3-phasig mit der Funktionsgruppe Leistungsschalter verbinden.
Diese Zuordnung ist nur in DIGSI über Projektnavigation → Funktionsgruppe verbinden möglich. Um die
Schnittstellen zu verbinden, setzen Sie in der Matrix ein Kreuz im Schnittpunkt der gewünschten Spalte und
Zeile.

[sc_3_voltage2, 1, de_DE]

Bild 5-32 Funktionsgruppe Spannung 3-phasig mit Funktionsgruppe Leistungsschalter verbinden

Betriebsmesswerte
Die Betriebsmesswerte sind immer in der Funktionsgruppe Spannung 3-phasig vorhanden und können nicht
gelöscht werden.
Die folgende Tabelle zeigt die Betriebsmesswerte der Funktionsgruppe Spannung 3-phasig:

Tabelle 5-5 Betriebsmesswerte der Funktionsgruppe Spannung 3-phasig

Messwerte Primär Sekundär % bezogen auf


UL1, UL2, UL3 Leiter-Erde-Spannungen kV V Betriebsnennspannung der Primär-
werte/√3
UL12, UL23, UL31 Leiter-Leiter-Spannung kV V Betriebsnennspannung der Primär-
werte
U0 Nullspannung kV V Betriebsnennspannung der Primär-
werte/√3
UNE Sternpunkt-Verlagerungs- kV V Betriebsnennspannung der Primär-
spannung werte/√3
f Frequenz Hz Hz Nennfrequenz

5.4.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

HINWEIS

i Vor dem Anlegen von Schutzfunktionen in der Funktionsgruppe sollten Sie diese mit der passenden Funkti-
onsgruppe Leistungsschalter verbinden.

Parameter: Nennspannung

• Voreinstellung (_:9421:102) Nennspannung = 400,00 kV


Mit dem Parameter Nennspannung stellen Sie die primäre Nennspannung ein. Die hier eingestellte Nenn-
spannung ist die Bezugsgröße für die Prozentmesswerte und für Einstellwerte in Prozent.

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Funktionsgruppentypen
5.4 Funktionsgruppentyp Spannung 3-phasig

5.4.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Nennwerte
_:9421:102 Allgemein:Nennspannung 0,10 kV bis 1200,00 kV 400,00 kV

5.4.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:9421:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:9421:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
VWE
_:4741:500 Reset LED FG:>LED rücksetzen SPS I
_:4741:320 Reset LED FG:LED rückgesetzt SPS O

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Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

5.5.1 Übersicht

Die Funktionsgruppe Leistungsschalter gruppiert die auf einen Leistungsschalter bezogenen Benutzerfunkti-
onen.
In der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 finden Sie unter jedem Gerätetyp die Funktionsgruppe Leistungs-
schalter. Die Funktionsgruppe Leistungsschalter enthält alle Schutz-, Steuerungs- und Überwachungsfunkti-
onen, die Sie für diesen Gerätetyp anwenden können. Das folgende Bild zeigt den Funktionsumfang der
Funktionsgruppe Leistungsschalter.

[scbicb1p-241013, 1, de_DE]

Bild 5-33 Funktionsgruppe Leistungsschalter - Beispiel für den Funktionsumfang

Diese Funktionen sind in den Kapiteln Schutz- und Automatikfunktionen und Steuerungsfunktionalitäten
beschrieben.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 355
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

5.5.2 Struktur der Funktionsgruppe

Die Funktionsgruppe Leistungsschalter enthält neben den Benutzerfunktionen bestimmte Funktionalitäten,


die grundsätzlich benötigt werden und deshalb nicht lad- und löschbar sind:

• Auslöselogik

• Abbildung des physischen Leistungsschalters

• Leistungsschalter-Zustandserkennung (LS-Zustandserkennung) für Schutzfunktionen

• Erkennung einer Hand-Einschaltung

• Allgemeine Parameter
Das folgende Bild zeigt die Struktur der Funktionsgruppe Leistungsschalter. Die einzelnen Funktionsblöcke
aus dem Bild sind in den nachfolgenden Kapiteln beschrieben.

[dwfgalle-080812-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-34 Struktur der Funktionsgruppe Leistungsschalter

Die Funktionsgruppe Leistungsschalter hat Schnittstellen zu:

• Messstellen

• Schutz-Funktionsgruppen, z.B. der Schutz-Funktionsgruppe Leitung

Schnittstellen zu den Messstellen


Die Funktionsgruppe erhält die benötigten Messwerte von den Messstellen, die mit dieser Funktionsgruppe
verbunden sind.
Bei Verwendung einer Applikationsvorlage ist die Funktionsgruppe mit der Messstelle des 3-phasigen Leiter-
stromes verbunden, da diese Verknüpfung erforderlich ist. Je nach Art der verwendeten Benutzerfunktionen
kann die Verbindung weiterer Messstellen mit der Funktionsgruppe erforderlich sein. Die Konfiguration erfolgt
über den Funktionsgruppenverbindungen-Editor in DIGSI 5. Nähere Informationen hierzu finden Sie unter
Kapitel 2.1 Funktionseinbettung im Gerät.

356 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Wenn eine Benutzerfunktion, z.B. die Synchronisierung, in der Funktionsgruppe (FG) verwendet wird, ohne
dass die benötigte Messstelle verknüpft ist, meldet DIGSI 5 eine Inkonsistenz. Diese Inkonsistenz weist auf die
fehlende Messstellenverknüpfung hin.
Die Funktionsgruppe Leistungsschalter hat folgende Schnittstellen zu den Messstellen:

• Leiterstrom 3-phasig
Über diese Schnittstelle werden die Messgrößen des 3-phasigen Stromsystems bereitgestellt. Die Funkti-
onsgruppe muss mit dieser Messstelle immer verknüpft sein.

• Spannung
Über diese Schnittstelle werden die Messgrößen des 3-phasigen Spannungssystems bereitgestellt. Je
nach Anschlussart der Wandler sind das beim 3-phasigen Spannungssystem z.B. UL1, UL2, UL3 der Leitung
oder des Abzweigs. Die Verknüpfung der Funktionsgruppe mit dieser Messstelle ist optional.

• Sync.-Spannung
Über diese Schnittstelle wird eine 1-phasige Synchronisierspannung (z.B. Spannung der Sammelschiene
bei 1-phasigem Anschluss) oder eine 3-phasige Synchronisierspannung (z.B. Spannung der Sammel-
schiene bei 3-phasigem Anschluss) bereitgestellt.
Nur wenn die Synchronisierung verwendet wird, ist die Verknüpfung zur entsprechenden Messstelle
erforderlich.

Schnittstelle zu Schutz-Funktionsgruppen
Über die Schnittstelle zur Schutz-Funktionsgruppe werden zwischen Schutz- und Leistungsschalter-Funktions-
gruppe alle benötigten Daten ausgetauscht. Dies sind z.B. die Anrege- und Auslösemeldungen der Schutzfunk-
tionen in Richtung der Leistungsschalter-Funktionsgruppe und z.B. die Information des Leistungsschalterzu-
standes in Richtung der Schutz-Funktionsgruppen.
Bei Verwendung einer Applikationsvorlage sind die Funktionsgruppen miteinander verbunden, da diese
Verknüpfung für den ordnungsgemäßen Betrieb erforderlich ist. Sie können die Verknüpfung über den Funkti-
onsgruppenverbindungen-Editor in DIGSI 5 ändern.
Nähere Informationen finden Sie unter Kapitel 2.1 Funktionseinbettung im Gerät.
Wenn die Verknüpfung fehlt, meldet DISGI 5 eine Inkonsistenz.
Neben der allgemeinen Zuordnung der Schutz-Funktionsgruppe oder Schutz-Funktionsgruppen zu den Leis-
tungsschalter-Funktionsgruppen können Sie die Schnittstelle für bestimmte Funktionalitäten im Detail konfi-
gurieren:

• Welche Auslösemeldungen der Schutzfunktionen gehen in die Bildung des Auslösebefehls ein?

• Welche Schutzfunktionen starten die Funktion Automatische Wiedereinschaltung?

• Welche Schutzfunktionen starten die Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz?


Nähere Informationen zu dieser Konfiguration finden Sie unter Kapitel 2.1 Funktionseinbettung im Gerät.

5.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Schnittstelle zu Messstellen
Die Schnittstelle zum 3-phasigen Stromsystem muss konfiguriert sein. Andernfalls liefert DIGSI 5 eine Inkonsis-
tenzmeldung.
Bei Verwendung der Funktion Synchronisierung müssen die Messstellen verknüpft werden, die die Span-
nungen U1 und U2 der zu synchronisierenden Netzteile repräsentieren.
Nähere Informationen finden Sie unter Kapitel Synchronisierung 7.5.1 Funktionsübersicht.
Die Funktion Wiedereinschaltautomatik bietet die Zusatzfunktionen Rückspannungsüberwachung und
verkürzte Wiedereinschaltung. Diese Zusatzfunktionen erfordern die Messung des 3-phasigen Spannungs-
systems. Wenn Sie diese Zusatzfunktionen verwenden wollen, muss die Messstelle des 3-phasigen Span-
nungssystems mit der Funktionsgruppen-Schnittstelle Spannung verknüpft werden. Diese Verknüpfung ist
auch erforderlich, wenn der Funktionstyp Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver Pausenzeit verwendet
wird.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 357
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Schnittstelle zu Schutz-Funktionsgruppen
Für Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendungen wird die Schutz-Funktionsgruppe Leitung mit 2 Leistungs-
schaltern (2 Funktionsgruppen Leistungsschalter) verknüpft.

Parameter: I-Referenz für %-Werte

• Voreinstellwert (_:2311:101) Bemessungs-Betriebsstr. = 1000 A


Mit dem Parameter Bemessungs-Betriebsstr. stellen Sie den primären Strom ein, auf den alle strom-
bezogenen %-Werte innerhalb der Leistungsschalter-Funktionsgruppe bezogen werden. Dies gilt sowohl für
Betriebsmesswerte als auch für Einstellwerte in %.
Geben Sie hier den primären Nennstrom des Schutzobjektes (z.B. der Leitung) ein.
Wenn das Gerät mit IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur über DIGSI 5
und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-Konfigura-
tion der Zählwerte fehlerhaft sein.

Parameter: U-Referenz für %-Werte

• Voreinstellwert (_:2311:102) Nennspannung = 400 kV


Mit dem Parameter Nennspannung stellen Sie die primäre Spannung ein, auf die alle spannungsbezogenen
%-Werte innerhalb der Leistungsschalter-Funktionsgruppe bezogen werden. Dies gilt sowohl für Betriebsmess-
werte als auch für Einstellwerte in %.
Geben Sie hier die primäre Nennspannung des Schutzobjektes (z.B. der Leitung) ein.
Wenn das Gerät mit IEC 61850-Protokoll arbeitet, ändern Sie den Einstellwert des Parameters nur über DIGSI 5
und nicht direkt am Gerät. Wenn Sie den Einstellwert direkt am Gerät ändern, kann die IEC 61850-Konfigura-
tion der Zählwerte fehlerhaft sein.

Parameter: Stromschwellwert Leistungsschalter offen

• Voreinstellwert (_:2311:112) Strom-Schwellw.LS offen = 0,10 A


Mit dem Parameter Strom-Schwellw.LS offen legen Sie die Stromschwelle fest, ab deren Unterschrei-
tung ein Leistungsschalterpol oder der Leistungsschalter als offen erkannt wird.
Stellen Sie den Parameter Strom-Schwellw.LS offen so ein, dass der gemessene Strom bei offenem Leis-
tungsschalterpol den parametrierten Wert sicher unterschreitet. Wenn bei abgeschalteter Leitung parasitäre
Ströme (z.B. durch Induktion) ausgeschlossen sind, können Sie den Wert sehr empfindlich auf z.B. 0,05 A
sekundär einstellen.
Wenn keine besonderen Anforderungen vorliegen, empfiehlt Siemens, den Einstellwert von 0,10 A sekundär
beizubehalten.

Parameter: 1-polige Auslösung erlaubt

• Voreinstellwert (_:2311:113) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob 1-polige Auslösungen zulässig sind oder
ob nur 3-polig ausgelöst werden soll.
Parameterwert Beschreibung
ja Die 3-polige Kopplung im Funktionsblock (FB) Auslöselogik (siehe
5.5.4.1 Funktionsbeschreibung) entscheidet, ob die aktuelle phasenselek-
tive Anregung zu einem 1- oder 3-poligen Auslösebefehl führt.
Die Grundbedingung für eine 1-polige Auslösung ist eine vorhandene
Erlaubnis zur 1-poligen Auslösung von der Funktion Wiedereinschaltauto-
matik.
Eine 1-polige Auslösung ist deshalb nur auf Freileitungen sinnvoll. Deren
Leistungsschalter müssen an beiden Enden für die 1-polige Auslösung
geeignet sein.
nein Die Funktion löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.

358 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

5.5.4 Auslöselogik

5.5.4.1 Funktionsbeschreibung
Der Funktionsblock Auslöselogik erhält von der Schutz-Funktionsgruppe oder von den Schutz-Funktions-
gruppen die Anrege- und Auslösesammelmeldungen und bildet den Schutzauslösebefehl, der an den Funk-
tionsblock Leistungsschalter weitergeleitet wird. Zudem kann eine 3-polige Auslösemeldung von der auto-
matischen Wiedereinschaltung (AWE) kommen (falls 1-polig ausgelöst wurde und die AWE nicht wieder
einschalten kann).
Der Funktionsblock Leistungsschalter betätigt den Gerätekontakt und veranlasst damit das Öffnen des Leis-
tungsschalters (siehe 5.5.5.1 Übersicht). Hier wirkt auch die Befehlsausgabezeit. In der Auslöselogik wird
entschieden, ob 1-polig ausgelöst wird oder nicht (3-polige Kopplung) (siehe Bild 5-35).
Die Auslöselogik entscheidet auch, wann der Schutzauslösebefehl abgesteuert wird (siehe Bild 5-36).

[loausl1p-070211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 5-35 1- oder 3-polige Auslösung und 3-polige Kopplung

1- oder 3-polige Auslösung


Unter bestimmten Bedingungen kann das Gerät bei 1- oder 2-phasigen Fehlern 1-polig auslösen. Bei 3-
phasigen Fehlern löst das Gerät immer 3-polig aus.

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Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Die Voraussetzungen für eine 1-polige Auslösung sind:

• Das Gerät ist für die 1-polige Auslösung ausgelegt (siehe Bestellbezeichnung).

• Die auslösende Schutzfunktion kann 1-polige Auslösemeldungen erzeugen und ist entsprechend einge-
stellt (Parameter 1-polige Ausl. erlaubt auf ja eingestellt).

• Die Leistungsschalter-Funktionsgruppe erlaubt 1-polige Auslösungen.


Stellen Sie dazu in der Leistungsschalter-Funktionsgruppe (siehe Allgemeine Parameter der FG) den
Parameter 1-polige Ausl. erlaubt auf ja ein.

• Die Funktion Wiedereinschaltautomatik ist aktiv und erzeugt das Signal AWE erlaubt 1p.Auslös..
Die Funktion signalisiert damit ihre Bereitschaft, nach einer 1-poligen Auslösung wieder 1-polig zuzu-
schalten.
In allen anderen Fällen wird 3-polig ausgelöst.

3-polige Kopplung
Als 3-polige Kopplung wird die Situation bezeichnet, wenn innerhalb der Auslöselogik trotz einer 1-poligen
Auslösemeldung auf 3-polige Auslösung entschieden wird.
Dies kann unter folgenden Umständen der Fall sein:

• Die Funktion Wiedereinschaltautomatik kann keinen 1-poligen Zyklus durchführen. Dies wird durch das
gehende Signal AWE erlaubt 1p.Auslös. ausgedrückt.

• Wenn ein vorgelagertes Gerät 1-polig ausgelöst hat und damit das eigene Gerät diesen Pol als offen
erkennt (über den Prozessmonitor in der Schutz-Funktionsgruppe Leitung) und das eigene Gerät einen
Fehler in einer anderen Phase erkennt

• Wenn nach einer gehenden 1-poligen Auslösung innerhalb von 50 ms eine erneute 1-polige Auslösung in
einer anderen Phase kommt

• Wenn nach einer gehenden 1-poligen Auslösung (während der 1-poligen Pause) durch die AWE (interne
oder externe) die Erlaubnis zur 1-poligen Auslösung zurückgenommen wird
Standardmäßig wird die 3-polige Kopplung basierend auf der Auslösesammelmeldung durchgeführt. Optional
kann auch die Anregesammelmeldung herangezogen werden (Parameter 3-polige Kopplung). In dem Fall
führt jede mehrphasige Anregung zur 3-poligen Kopplung, auch Anregungen unterschiedlicher Phasen von
unterschiedlichen Stufen/Funktionen.

2-polige Fehler
Bei 2-poligen Fehlern stellen Sie das Verhalten mit dem Parameter Ausl. bei 2ph Kurzschl. ein.

• 3-polig
Bei 2-poligen Fehlern wird ausgelöst.

• 1-polig, voreil. Phase


Bei 2-poligen Fehlern ohne Erdbeteiligung erfolgt eine 1-polige Auslösung. Die voreilende Phase wird
ausgelöst (siehe hierzu Tabelle 5-6). Bei einem Fehler L23 z.B. wird der Pol L2 ausgelöst. Bei 2-poligen
Fehlern mit Erdbeteiligung erfolgt eine 3-polige Auslösung.

• 1-polig, nacheil. Phase


Bei 2-poligen Fehlern ohne Erdbeteiligung erfolgt eine 1-polige Auslösung. Die nacheilende Phase wird
ausgelöst. Bei einem Fehler L23 z.B. wird der Pol L3 ausgelöst. Bei 2-poligen Fehlern mit Erdbeteiligung
erfolgt eine 3-polige Auslösung.

Kopplungstabelle
In der folgenden Tabelle ist die Kopplungstabelle von Bild 5-35 dargestellt. Diese Tabelle verdeutlicht auch den
Einfluss bei 2-phasigen Fehlern.

360 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Tabelle 5-6 Kopplung

Eingang Ausgang
Einfluss des Parameters Ausl. bei 2ph Kurzschl.
3-polig 1-polig, voreilende 1-polig, nacheilende
Phase Phase
L1 L2 L3 Erde L1 L2 L3 L1 L2 L3 L1 L2 L3
1 0 0 0 1 0 0 1 0 0 1 0 0
0 1 0 0 0 1 0 0 1 0 0 1 0
0 0 1 0 0 0 1 0 0 1 0 0 1
1 1 0 0 1 1 1 1 0 0 0 1 0
0 1 1 0 1 1 1 0 1 0 0 0 1
1 0 1 0 1 1 1 0 0 1 1 0 1
1 1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 0 0 1 1 0 0 1 0 0 1 0 0
0 1 0 1 0 1 0 0 1 0 0 1 0
0 0 1 1 0 0 1 0 0 1 0 0 1
1 1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1
1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

Absteuerung des Auslösebefehls

[loauslbe-190912-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-36 Absteuerung des Auslösebefehls

Ein erteilter Auslösebefehl wird gespeichert (siehe Bild 5-35).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 361
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Die Kriterien für das Rücksetzen eines erteilten Auslösebefehls bestimmen Sie mit dem Parameter
Ausl.befehl-Absteuerung. Folgende Einstelloptionen sind möglich:

• mit Anregerückfall
Wenn die auslösende Funktion ihre Auslösemeldung absteuert, wird der Auslösebefehl abgesteuert. Dies
geschieht typischerweise mit Anregerückfall. Die Absteuerung des Auslösebefehls erfolgt unabhängig
von der Verifizierung des Leistungsschalterzustands.

• mit I<

• mit I< & Hilfskontakt


Bei den Kriterien mit I< und mit I< & Hilfskontakt wird neben dem Rückfall der auslösenden
Funktion (Auslösemeldung wird abgesteuert) der Zustand des Leistungsschalters als zusätzliches Krite-
rium herangezogen. Sie können wählen, ob der Zustand über den Strom (mit I<) oder über den Strom
in Verbindung mit den Leistungsschalter-Hilfskontakten (mit I< & Hilfskontakt) ermittelt wird.
Das Verhalten dieser Einstelloptionen unterscheidet sich nur in einer Situation des Leistungsschalterzu-
stands. Wenn der Leistungsschalter sich im Zustand öffnend befindet, dann wird bei der Option mit I<
der Auslösebefehl abgesteuert, bei der Option mit mit I< & Hilfskontakt noch nicht. Der Zustand
öffnend wird erkannt, wenn die Hilfskontakte den Leistungsschalter noch als geschlossen erkennen und
über den verschwindenden Stromfluss das Öffnen erkannt wird.
Solange der Leistungsschalter eindeutig als geschlossen (zu) erkannt wird, wird der Auslösebefehl bei
diesen Einstelloptionen nicht abgesteuert.
Die Information über den Zustand des Leistungsschalters und die Ermittlung der unterschiedlichen
Zustände wird vom Funktionsblock Leistungsschalter-Zustandserkennung geliefert. Weiterführende
Informationen dazu finden Sie im Kapitel 5.5.6.1 Übersicht.

5.5.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: 1-polige Auslösung erlaubt


Siehe hierzu 5.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: 3-polige Kopplung

• Voreinstellung (_:5341:102) 3-polige Kopplung = mit Auslösebefehl

Parameterwert Beschreibung
mit Auslösebefehl Bei dieser Einstellung führt jeder mehrpolige Auslösebefehl zur 3-poligen
Auslösung. Wenn ein 1-poliger Kurzschluss im Auslösegebiet und ein
weiterer beliebiger Fehler außerhalb vorliegt, ist eine 1-polige Auslösung
möglich.
Auch ein weiterer Fehler während der 1-poligen Auslösung führt nur dann
zur 3-poligen Kopplung, wenn er innerhalb des Auslösegebietes auftritt.
mit Anregung Bei dieser Einstellung führt jede mehrphasige Anregung zur 3-poligen
Auslösung, auch wenn nur ein 1-phasiger Erdkurzschluss im Auslösegebiet
vorliegt und ein weiterer Fehler beispielsweise durch Überstrom erkannt
wird.
Auch wenn ein 1-poliger Auslösebefehl ansteht, führt jede weitere Anre-
gung zur 3-poligen Kopplung.

BEISPIEL
Wenn zwei 1-phasige Erdfehler auf verschiedene Leitungen – z.B. auch Parallelleitungen – auftreten (siehe
Bild 5-37), erkennen die Schutzgeräte an allen 4 Leitungsenden die Fehlerart L1-L2-E, d.h. das Anregebild
entspricht einem 2-phasigen Erdkurzschluss. Da jede der beiden Leitungen aber nur einen 1-phasigen Kurz-
schluss hat, ist eine 1-polige Kurzunterbrechung auf jeder der beiden Leitungen wünschenswert. Bei einer
Einstellung mit Auslösebefehl ist dies möglich. Jedes der 4 Geräte erkennt einen inneren 1-poligen Fehler und
kann daher 1-polig auslösen.

362 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

[dwfehler-030211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-37 Mehrpoliger Kurzschluss auf einer Doppelleitung

In manchen Fällen ist in diesem Fehlerfall eine 3-polige Abschaltung günstiger: Wenn die Doppelleitung in
der Nähe eines großen Generatorblocks liegt (siehe Bild 5-38). Für den Generator erscheinen die beiden
1-phasigen Erdkurzschlüsse als Doppelerdkurzschluss mit der entsprechend hohen dynamischen Belastung
der Turbinenwelle. Bei Einstellung mit Anregung werden beide Leitungen abgeschaltet, da jedes Gerät auf
Anregung L1-L2-E – also einen mehrphasigen Fehler – erkennt.

[dwgenfeh-030211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-38 Generatornaher mehrpoliger Kurzschluss auf einer Doppelleitung

Parameter: Auslöseverhalten bei 2-poligem Kurzschluss

• Voreinstellung (_:5341:101) Ausl. bei 2ph Kurzschl. = 1-polig, voreil. Phase


Mit dem Parameter Ausl. bei 2ph Kurzschl. bestimmen Sie, ob die Kurzschlussschutzfunktionen bei
isoliertem 2-phasigem Fehler (ohne Erdberührung) nur 1-polig auslösen, sofern 1-polige Auslösungen möglich
und erlaubt sind. Dies ermöglicht einen 1-poligen Unterbrechungszyklus bei dieser Fehlerart. Dabei können
Sie bestimmen, ob von den 2 Phasen die voreilende (1-polig, voreil. Phase) oder die nacheilende
Phase (1-polig, nacheil. Phase) ausgelöst wird.

HINWEIS

i Wenn Sie diese Möglichkeit anwenden wollen, achten Sie darauf, dass die Phasenauswahl im ganzen Netz
und an den Enden einer Leitung einheitlich ist.

Wenn bei dieser Fehlerart 3-polig ausgelöst werden soll, wählen Sie die Einstellung 3-polig.

Parameter: Auslösebefehlsabsteuerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5341:103) Ausl.befehl-Absteuerung = mit I<

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Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Parameterwert Beschreibung
mit I< Der Auslösebefehl wird unter folgenden Bedingungen zurückgesetzt:

• Rückfall der auslösenden Funktion


• Der Strom unterschreitet den Einstellwert des Parameters
(_:2311:112) Strom-Schwellw.LS offen
mit I< & Hilfskontakt Der Auslösebefehl wird unter folgenden Bedingungen zurückgesetzt:

• Der Strom unterschreitet den Einstellwert des Parameters


(_:2311:112) Strom-Schwellw.LS offen
• Der Leistungsschalter-Hilfskontakt meldet, dass der Schalter offen ist.
Diese Einstelloption setzt voraus, dass die Stellung des Hilfskontaktes
über einen Binäreingang rangiert ist (siehe hierzu 5.5.5.3 Erfassung
der Leistungsschalter-Hilfskontakte und weiterer Informationen).
mit Anregerückfall Wenn bei der Schutzgeräteprüfung der anlagenseitige Laststrom nicht
unterbrochen werden kann und der Prüfstrom parallel zum Laststrom einge-
speist wird, ist diese Einstelloption sinnvoll.
Für spezielle Anwendungen, bei denen der Auslösebefehl nicht in jedem
Fall zur vollständigen Unterbrechung des Stroms führt, kann die Einstellop-
tion gewählt werden. Der Auslösebefehl wird in diesem Fall zurückgesetzt,
wenn die Anregung der auslösenden Schutzfunktion zurückfällt.

5.5.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Auslöselogik
_:101 Auslöselogik:Ausl. bei 2ph • 3-polig 3-polig
Kurzschl.
• 1-polig, voreil. Phase
• 1-polig, nacheil. Phase
_:102 Auslöselogik:3-polige Kopp- • mit Anregung mit Auslösebe-
lung fehl
• mit Auslösebefehl
_:103 Auslöselogik:Ausl.befehl- • mit I< mit I<
Absteuerung
• mit I< & Hilfskontakt
• mit Anregerückfall

5.5.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Auslöselogik
_:300 Auslöselogik:Auslösebef.meldung ACT O

5.5.5 Leistungsschalter

5.5.5.1 Übersicht
Der Funktionsblock Leistungsschalter repräsentiert den physischen Leistungsschalter im SIPROTEC 5-Gerät.
Die grundlegenden Aufgaben dieses Funktionsblocks sind:

• Betätigen des Leistungsschalters (LS)

• Erfassung der Leistungsschalter-Hilfskontakte

• Erfassung weiterer LS-Informationen

364 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Der Funktionsblock Leistungsschalter bietet auch Informationen zu:

• Anzahl der Schaltspiele

• Ausschaltstrom, Ausschaltspannung, Ausschaltfrequenz

• Summenausschaltstrom

5.5.5.2 Auslösen, Ausschalten und Einschalten des Leistungsschalters


Der Leistungsschalter wird in folgenden Situationen betätigt:

• Auslösen des Leistungsschalters als Folge eines Schutzauslösebefehls

• Ausschalten des Leistungsschalters aufgrund von Steuerungshandlungen

• Einschalten des Leistungsschalters aufgrund einer automatischen Wiedereinschaltung oder von Steuer-
ungshandlungen
Eine Auslösung ist immer das Resultat einer Schutzfunktion. Die Auslösemeldungen der einzelnen Schutzfunk-
tionen werden im Funktionsblock Auslöselogik zusammengefasst. Dort wird der Auslösebefehl gebildet, der
im Funktionsblock Leistungsschalter die Auslösung veranlasst. Je nach Konfiguration, Parametrierung oder
aber Schutzfunktion sind 1- oder 3-polige Auslösungen möglich (siehe auch 5.5.4.1 Funktionsbeschreibung).
Zur Betätigung des Leistungsschalters stellt der Funktionsblock Leistungsschalter die Ausgangssignale (siehe
Tabelle 5-7) zur Verfügung, die auf die entsprechenden Binärausgänge des Gerätes rangiert werden müssen.

[loaussch-180912-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-39 Auslösen, Ausschalten und Einschalten des Leistungsschalters

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 365
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Tabelle 5-7 Beschreibung der Ausgangssignale

Signal Beschreibung Rangieroptionen


Ausl./Ausschalt. 3-pol Dieses Signal führt alle 3-poligen Auslösungen und • Ungespeichert
Ausschaltungen durch.
• Gespeichert nur
Der Parameter Ausgabezeit wirkt auf das Signal. bei Schutzaus-
Das Signal steht für die Dauer der Ausgabezeit an mit lösung (nicht
folgenden Ausnahmen: bei Ausschal-
tung)
• Nur bei Ausschalten durch die Steuerung:
Wenn die Hilfskontakte den LS vor Zeitablauf als
offen melden, wird das Signal vor Ablauf der Zeit
zurück genommen.
• Nur bei Schutzauslösung:
– Das Signal bleibt aktiv, solange nach dem
Zeitablauf der Auslösebefehl noch aktiv
ist (siehe auch 5.5.4.1 Funktionsbeschrei-
bung).
Wenn der Auslösebefehl nicht mehr aktiv ist
und die Hilfskontakte den LS vor Zeitablauf
als offen melden, wird das Signal vor Ablauf
der Zeit zurück genommen.
– Bei der Rangieroption gespeichert nur bei
Auslösung bleibt das Signal anstehen, bis
es manuell quittiert wird. Dies gilt nur für
eine Schutzauslösung.
Auslös.nur 1-polig L1 Dieses Signal führt nur 1-polige Auslösungen für den Normale Rangierung
Leiter L1 durch. Wenn bei aktivem 1-poligen Auslö-
sesignal eine 3-polige Auslösung erfolgt, fällt das 1-
polige Signal zurück.
Das Signal ist aktiv, solange der Auslösebefehl aktiv
ist, mindestens aber für die Dauer der Ausgabezeit.
Auslös.nur 1-polig L2 Dieses Signal führt nur 1-polige Auslösungen für den Normale Rangierung
Leiter L2 durch. Wenn bei aktivem 1-poligen Auslö-
sesignal eine 3-polige Auslösung erfolgt, fällt das 1-
polige Signal zurück.
Das Signal ist aktiv, solange der Auslösebefehl aktiv
ist, mindestens aber für die Dauer der Ausgabezeit.
Auslös.nur 1-polig L3 Dieses Signal führt nur 1-polige Auslösungen für den Normale Rangierung
Leiter L3 durch. Wenn bei aktivem 1-poligen Auslö-
sesignal eine 3-polige Auslösung erfolgt, fällt das 1-
polige Signal zurück.
Das Signal ist aktiv, solange der Auslösebefehl aktiv
ist, mindestens aber für die Dauer der Ausgabezeit.

366 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Signal Beschreibung Rangieroptionen


Einschaltbefehl Dieses Signal führt alle Einschaltungen durch. Normale Rangierung
Der Parameter Ausgabezeit wirkt auf das Signal.
Das Signal steht für die Dauer der Ausgabezeit an
mit folgender Ausnahme: Das Signal wird vor Ablauf
der Zeit zurückgenommen, wenn die Hilfskontakte
den Leistungsschalter vor Zeitablauf als geschlossen
melden.
Einschaltungen finden immer 3-polig statt.
Befehl aktiv Dieses Signal ist aktiv, wenn einer der folgenden Normale Rangierung
Binärausgänge aktiv ist:

• Ausl./Ausschalt. 3-pol
• Einschaltbefehl
Die Binärausgänge sind während der Ausführung
eines Schaltbefehls durch die Steuerung aktiv.

5.5.5.3 Erfassung der Leistungsschalter-Hilfskontakte und weiterer Informationen


Zur Ermittlung der LS-Position stellt der Funktionsblock Leistungsschalter Positionssignale zur Verfügung.
Diese Signale sind vom Typ Doppelmeldung (DPC). Eine Doppelmeldung kann auf 2 Binäreingänge rangiert
werden und so die offene und geschlossene Leistungsschalterstellung sicher erfassen.

[loerfass-091210-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-40 Erfassung von LS-Informationen

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 367
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Signal Typ Beschreibung


Position 3-polig DPC Erfassung der LS-Position 3-polig.
Die Position LS 3-polig offen und/oder die Position LS 3-polig
geschlossen kann durch Rangierung auf 1 oder 2 Binäreingänge erfasst
werden.
Position 1-polig DPC Erfassung der LS-Position 1-polig für Leiter 1.
L1 Die Position LS Leiter 1 1-polig offen und/oder die Position LS Leiter 1
1-polig geschlossen kann durch Rangierung auf 1 oder 2 Binäreingänge
erfasst werden.
Position 1-polig DPC Erfassung der LS-Position 1-polig für Leiter 2.
L2 Die Position LS Leiter 2 1-polig offen und/oder die Position LS Leiter 2
1-polig geschlossen kann durch Rangierung auf 1 oder 2 Binäreingänge
erfasst werden.
Position 1-polig DPC Erfassung der LS-Position 1-polig für Leiter 3.
L3 Die Position LS Leiter 3 1-polig offen und/oder die Position LS Leiter 3
1-polig geschlossen kann durch Rangierung auf 1 oder 2 Binäreingänge
erfasst werden.

Das Signal oder die Signale müssen auf die Binäreingänge rangiert werden, die mit den Leistungsschalter-
Hilfskontakten verbunden sind. Die Signale offen und geschlossen müssen nicht zwangsläufig parallel
rangiert werden. Die parallele Rangierung hat den Vorteil, eine Zwischen- oder Störstellung zu ermitteln.
Wenn Sie nur ein Signal rangieren (offen oder geschlossen), können Sie eine Zwischen- oder Störstellung
nicht ermitteln.
In Melderichtung erzeugen die Positionssignale bei Erfassung der offen und geschlossen Positionen die
folgenden Informationen (siehe nachfolgende Tabelle). Diese Informationen werden von den Funktionsblö-
cken LS-Zustandserkennung und Steuerung weiterverarbeitet.
Information Typ Beschreibung
Aus SPS Die LS-Position ist ausgeschaltet.
Ein SPS Die LS-Position ist eingeschaltet.
Zwischenstellung SPS Die LS-Position ist in Zwischenstellung.
Störstellung SPS Die LS-Position ist in Störstellung.
Nicht ausgewählt SPS Der Leistungsschalter ist für eine Steuerungshandlung nicht ausge-
wählt.

Die folgende Tabelle zeigt die weiteren Eingangssignale:


Signal Typ Beschreibung
>Erfassungssperre SPS Hierüber wird die Erfassungssperre der Leistungsschalter-Hilfskontakte
aktiviert (siehe Kapitel Sonstige Funktionen 3.10.3 Dauerbefehle zur
Beschreibung der Erfassungssperre).
>Reset SPS Hierüber wird die Erfassungsperre und die Nachführung des Leistungs-
Erf.sp&Nachf. schalters zurückgesetzt. Wenn das Signal aktiv ist, werden die Erfas-
sungssperre und die Nachführung zurückgesetzt.
>Bereit SPS Das aktive Signal signalisiert, dass der Leistungsschalter für einen AUS-
EIN-AUS-Zyklus bereit ist.
Das Signal bleibt so lange aktiv, bis der Leistungsschalter nicht mehr
auslösen kann. Das Signal wird in den Funktionen automatische
Wiedereinschaltung und Leistungsschalterprüfung verwendet.

Die folgende Tabelle zeigt ein weiteres Ausgangssignal:

368 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Externe Bereit- SPS Hiermit kann die Bereitschaft (Health) des physischen Leistungsschalters
schaft signalisiert werden. Dazu müssen alle Störungsinformationen des Leis-
tungsschalters über einen Binäreingang erfasst werden. Diese Störungs-
information kann mit Hilfe eines CFC-Plans (unter Verwendung des
Blocks BUILD_ENS) den entsprechenden Zustand des Signals Externe
Bereitschaft setzen.
Das Signal wirkt nicht auf die Bereitschaft des Funktionsblocks.

5.5.5.4 Endgültige Auslösung, Schalterfall-Meldungsunterdrückung

Endgültige Auslösung
Eine endgültige Auslösung liegt immer dann vor, wenn nach einer Auslösung die Funktion automatische
Wiedereinschaltung (AWE) keine Wiedereinschaltung mehr durchführt. Dies ist somit auch dann der Fall,
wenn keine AWE vorhanden ist oder die AWE ausgeschaltet ist.

Schalterfall-Meldungsunterdrückung
In bestimmten Anlagen wünscht der Benutzer, mit der Auslösung (dem Schalterfall) einen Alarm (z.B. eine
Hupe) anzusteuern. Dieser Alarm soll nicht erfolgen, wenn nach der Auslösung automatisch wieder einge-
schaltet wird oder über die Steuerung ein- oder ausgeschaltet wird. Der Alarm soll nur bei einer endgültigen
Auslösung erfolgen.
Je nachdem wie der Alarm erzeugt wird (z.B. ausgelöst von einem Wischerkontakt des Leistungsschalters)
kann das Signal Meldungsunterdrück. verwendet werden, um den Alarm zu unterdrücken.
Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird das Signal Meldungsunterdrück. erzeugt:

• Die endgültige Schutzauslösung liegt nicht vor.

• Die integrierte Wiedereinschaltautomatik schaltet ein.

• Die integrierte Steuerung schaltet ein- oder aus.

• Die Funktion Hand-Ein erkennt eine externe Einschaltung.


Weitere Informationen zur Anwendung finden Sie in 5.5.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

[lo_unterd, 2, de_DE]

Bild 5-41 Endgültige Auslösung, Schalterfall-Meldungsunterdrückung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 369
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

5.5.5.5 Auslöse- und Ausschaltinformationen


Mit dem Absetzen eines Auslöse- oder Ausschaltbefehls werden die im nächsten Bild dargestellten Ausschalt-
informationen im Störfallprotokoll gespeichert.

[lo_ausloe, 2, de_DE]

Bild 5-42 Ausschaltinformationen

Für den Leistungsschalter werden die folgenden Statistikinformationen gespeichert:

• Anzahl der Schaltspiele:


Alle Auslösungen, Ausschaltungen und Einschaltungen werden gezählt.

• Anzahl der Einschaltungen durch die Wiedereinschaltautomatik, getrennt nach 1- und 3-poligem sowie 1.
Zyklus und weiteren Zyklen

• Summe der Ausschaltströme, gesamt und polselektiv


Über die Gerätebedienung können die Statistikinformationen einzeln gesetzt und zurückgesetzt werden. Das
Rücksetzen aller Werte ist auch über das binäre Eingangssignal >Reset Schaltstatistik möglich.

[lo_statistics information circuit-breaker, 2, de_DE]

Bild 5-43 Statistikinformationen zum Leistungsschalter

5.5.5.6 Anwendungs- und Einstellhinweise

Rangierungen zur Ansteuerung des Leistungsschalters


Bild 5-44 zeigt die nötigen Rangierungen für das Gerät:

• 1- und 3-poliges Auslösen durch den Schutz

• 3-poliges Ausschalten durch die Steuerung

• 3-poliges Einschalten durch die AWE oder durch die Steuerung

370 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

[loansteu-071210-01.tif, 2, de_DE]

Bild 5-44 Ansteuerung des Leistungsschalters

HINWEIS

i Beachten Sie, dass Sie das Signal Ausl./Ausschalt. 3-pol für die 3-polige Auslösung/Ausschaltung
auf alle 3 Binärausgänge rangieren müssen.

Indem Sie die Signale Ausl./Ausschalt. 3-pol auf 1 oder 2 Binärausgänge rangieren, können sie 1-, 1,5-
und 2-polige Ansteuerungen des Leistungsschalters ausführen. Eine genaue Beschreibung hierzu finden Sie in
7.2.2.3 Anschaltvarianten des Leistungsschalters.

HINWEIS

i Verwechseln Sie diese 1-, 1,5- und 2-polige Ansteuerungen des Leistungsschalters nicht mit der Thematik
der 1- oder 3-poligen Auslösung des Leistungsschalters.

Rangierungen zur Auswertung der LS-Position


Für bestimmte Funktionen des Gerätes ist es vorteilhaft, die Position des Leistungsschalters über seine Hilfs-
kontakte zu erfassen. Im Folgenden einige Beispiele:

• Funktionsblock Leistungsschalter-Zustandserkennung

• Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz

• Funktionsblock Steuerung
Die Wirkungsweise der Hilfskontakte ist in den einzelnen Funktionen beschrieben.
Siemens empfiehlt folgende je nach Anwendung unterschiedliche Anschaltungen der Hilfskontakte:

• Das Gerät arbeitet als Schutz und Wiedereinschaltautomatik, ohne Steuerungsfunktionalität.


Für eine optimale Arbeitsweise von Schutz und Wiedereinschaltautomatik empfiehlt Siemens, die Infor-
mationen Pol geschlossen selektiv über die Hilfskontakte zu erfassen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 371
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

[lo_evaluation, 1, de_DE]

Bild 5-45 Empfohlene Auswertung der LS-Position bei Anwendung als Schutzgerät

Führen Sie die Rangierung auf den Binäreingang als G_ (geschlossen) aus. Im folgenden Bild ist die empfoh-
lene Rangierung dargestellt, wobei das GH für aktiv mit Spannung steht.

[sc_polges, 1, de_DE]

Bild 5-46 Pol geschlossen: Rangierung zur Erfassung der Pol geschlossen-Informationen

• Das Gerät arbeitet als Schutz, Wiedereinschaltautomatik und Steuerung


Für eine optimale Arbeitsweise der Steuerungsfunktionalität müssen Sie auch die Information Leis-
tungsschalter ist 3-polig offen über Hilfskontakte erfassen. Die Information Leistungs-
schalter ist 3-polig geschlossen (für die Steuerungsfunktionalität) leitet das Gerät selbsttätig
aus den 1-poligen Informationen ab.

[lo_ausw_3p, 1, de_DE]

Bild 5-47 Empfohlene Auswertung der LS-Position bei Anwendung als Schutz- und Steuerungsgerät

Führen Sie die Rangierung des Signals Position 3-polig als O_ (offen) aus. Im folgenden Bild ist die
empfohlene Rangierung dargestellt, wobei das OH für aktiv mit Spannung steht.

372 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

[sc_poloff, 1, de_DE]

Bild 5-48 Rangierung zur Erfassung der Information: LS ist 3-polig offen

Je nach Ausführung des Leistungsschalters können anlagenseitig andere Hilfskontakte zur Verfügung stehen.
Hier lässt das Gerät alle Rangieroptionen zu und ermittelt selbsttätig die erforderlichen Informationen. Da
geräteseitig alle Rangieroptionen möglich sind, gibt es keine Veranlassung für Reihenschaltungen von Hilfs-
kontakten.
Das Gerät kann auch ohne die Auswertung von Leistungsschalter-Hilfskontakten arbeiten, d.h. eine Rangie-
rung von Hilfskontakten ist nicht zwingend erforderlich. Für die Steuerungsfunktionen ist dies aber Vorausset-
zung.

Parameter: Ausgabezeit

• Voreinstellwert (_:101) Ausgabezeit = 0,10 s


Der Parameter Ausgabezeit wirkt auf die Signale zum Auslösen, Ausschalten und Einschalten des Leistungs-
schalters.

! VORSICHT
Stellen Sie keine zu kurze Zeit ein.
Wenn Sie eine zu kurze Zeit einstellen, besteht die Gefahr, dass die Gerätekontakte den Ansteuer-
kreis unterbrechen. Die Gerätekontakte brennen dabei ab.
² Stellen Sie hierfür eine Dauer ein, nach der der Leistungsschalter nach einer Ansteuerung sicher seine
Endposition (offen oder geschlossen) erreicht hat.

Parameter: Melden der Abschaltwerte

• Voreinstellwert (_:105) Melden der Abschaltwerte = immer


Mit dem Parameter Melden der Abschaltwerte legen Sie fest, ob die Messwerte gemeldet werden
sollen, wenn der Leistungsschalter über die Steuerungsfunktion ausgeschaltet wird.
Parameterwert Beschreibung
immer Mit dieser Einstellung werden die Messwerte gemeldet, wenn der Leistungs-
schalter entweder über die Steuerungsfunktion oder über den Auslösebe-
fehl einer Schutzfunktion ausgeschaltet wird.
mit Auslösebefehl Mit dieser Einstellung werden die Messwerte nur dann gemeldet, wenn
der Leistungsschalter über den Auslösebefehl einer Schutzfunktion ausge-
schaltet wird.

Messwerte
Wenn eine Schutzfunktion den Leistungsschalter auslöst, können die folgenden Messwerte im Störfallmel-
dungspuffer abgelegt werden:

• Auslösestrom L1
• Auslösestrom L2

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 373
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

• Auslösestrom L3
• Ausschaltstrom 3I0/IN
• Auslösespannung L1
• Auslösespannung L2
• Auslösespannung L3
Der Messwert Ausschaltstrom 3I0/IN ist der Sternpunktstrom. Abhängig von der Anschlussart der mit
der Funktionsgruppe Leistungsschalter verbundenen Messstelle I-3ph unterscheidet sich der Sternpunkt-
strom wie folgt:
Anschlussart der Messstelle Sternpunktstrom
I-3ph
3-phasig Berechneter Nullsystemstrom 3I0
3-phasig + IN Gemessener Sternpunktstrom IN
3-phasig + IN-separat Wenn bei empfindlichen Stromwandlern der sekundäre Erdstrom den line-
3ph, 2p. Wdl. + IN-sep aren Bereich des empfindlichen Messeingangs (1,6 Inenn) überschreitet,
2ph, 2p. Wdl. + IN-sep wird der Sternpunktstrom vom gemessenen IN auf den berechneten 3I0
umgeschaltet.

Ausgangssignal: Meldungsunterdrückung
Während an Abzweigen ohne Wiedereinschaltautomatik jeder Auslösebefehl durch eine Schutzfunktion
endgültig ist, soll bei Verwendung einer Wiedereinschaltautomatik der Bewegungsmelder des Leistungsschal-
ters (Wischerkontakt am Schalter) nur dann zum Alarm führen, wenn die Auslösung des Schalters endgültig
ist (siehe hierzu nächstes Bild). Bei Schalthandlungen durch die Steuerung soll ebenfalls kein Alarm ausgelöst
werden.
Dazu kann der Alarmansteuerkreis über einen entsprechend rangierten Ausgangskontakt des Gerätes
(Ausgangssignal Meldungsunterdrück.) geschleift werden. Im Ruhezustand und bei ausgeschaltetem
Gerät ist dieser Kontakt ständig geschlossen. Hierzu muss ein Ausgangskontakt mit Öffner rangiert werden.
Immer wenn das Ausgangssignal Meldungsunterdrück. aktiv wird, öffnet der Kontakt, so dass eine Auslö-
sung oder eine Schalthandlung nicht zum Alarm führt.
Weiterführende Informationen finden Sie in der Logik im Kapitel 5.5.5.3 Erfassung der Leistungsschalter-Hilfs-
kontakte und weiterer Informationen.

[lo_schalt, 2, de_DE]

Bild 5-49 Schalterfall-Meldungsunterdrückung

5.5.6 Leistungsschalter-Zustandserkennung für schutzbezogene Zusatzfunktionen

5.5.6.1 Übersicht
Dieser Funktionsblock ermittelt die Position des Leistungsschalters über die Bewertung der Hilfskontakte und
über den Stromfluss. Die Ermittlung erfolgt phasenselektiv.

374 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Diese Informationen werden in den folgenden schutzbezogenen Zusatzfunktionen benötigt:

• Auslöselogik (siehe 5.5.4.1 Funktionsbeschreibung)

• Erkennung der Hand-Einschaltung (siehe 5.5.7.1 Funktionsbeschreibung)

• Prozessmonitor (siehe 5.1.4.1 Funktionsübersicht)


Wie die schutzbezogenen Zusatzfunktionen die Informationen von diesem FB verarbeiten, beschreiben die
genannten Kapitel.
Die Steuerung greift nicht auf diese Informationen zurück. Sie bewertet die Hilfskontakte des Leistungsschal-
ters.

[lozust1p-170611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-50 Übersicht zur Leistungsschalter-Zustandserkennung

Aufgrund der in Bild 5-50 dargestellten Verknüpfung der Informationen von Hilfskontakten und Stromfluss
kann der Leistungsschalterzustand für jede Phase getrennt verschiedene Zustände annehmen. Die folgende
Tabelle zeigt die möglichen LS-Zustände:
Leistungsschalterzustand, Beschreibung
phasenselektiv
Offen Der Leistungsschalterpol wird über beide Kriterien eindeutig als offen
erkannt.
Geschlossen Der Leistungsschalterpol wird über beide Kriterien eindeutig als zu erkannt.
Vielleicht offen, viel- Diese Zustände können entstehen, wenn aufgrund der Hilfskontaktran-
leicht geschlossen , gierung die Informationen unvollständig sind und der Zustand nicht
sicher ermittelt werden kann. Diese unsicheren Zustände werden von
bestimmten Funktionen unterschiedlich bewertet.
Öffnend Dies ist ein dynamisch auftretender Zustand, der dann entsteht, wenn
bei aktivem Auslösebefehl und noch geschlossenem Hilfskontakt ein Unter-
schreiten vom Schwellwert erkannt wird, da das Stromkriterium schneller
wirkt als das Öffnen des Hilfskontaktes.

5.5.7 Erkennung Hand-Einschaltung (für AWE und Prozessmonitor)

5.5.7.1 Funktionsbeschreibung

Erkennung der Hand-Einschaltung (für AWE und Prozessmonitor)


Der Funktionsblock Hand-Einschaltung erkennt eine Einschaltung von Hand. Diese Information wird in den
Funktionen automatische Wiedereinschaltung (AWE) und Prozessmonitor (innerhalb von Schutzfunktions-
gruppen) verwendet.
Detaillierte Informationen finden Sie in den Kapiteln AWE und Prozessmonitor.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Das folgende Bild zeigt die Logik zur Erkennung einer Hand-Einschaltung.

[loghande-091210-01.tif, 3, de_DE]

Bild 5-51 Logik zur Erkennung der Hand-Einschaltung

Hand-Einschaltung von extern


Über das Eingangssignal >Eingang wird dem Gerät eine Hand-Einschaltung von extern mitgeteilt. Das
Eingangssignal kann auch direkt an den Steuerkreis der Einschaltspule des Leistungsschalters angeschlossen
werden. Aus diesem Grund wird die Erkennung im Fall eines Einschaltbefehls durch die AWE unterdrückt. Die
Erkennung über das Eingangssignal >Eingang ist auch blockiert, wenn der Leistungsschalter geschlossen ist
oder eine Schutzauslösung aktiv ist.

Hand-Einschaltung von intern


Eine Hand-Einschaltung wird grundsätzlich erkannt, wenn ein Einschaltbefehl durch die geräteinterne Steue-
rung abgesetzt wird. Dies ist möglich, da die Steuerung selber Plausibilitätsprüfungen ausführt und auch einer
Verriegelung unterliegt.

5.5.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Eingangssignale: >Eingang, >Blockierung Hand-Ein


In der Praxis wird das Eingangssignal >Eingang direkt an den Steuerkreis der Einschaltspule des Leistungs-
schalters angeschlossen (siehe folgendes Bild).

[lo_steuer, 1, de_DE]

Bild 5-52 Anschluss des Eingangssignals an den Steuerkreis der Einschaltspule des Leistungsschalters

Jede Einschaltung des Leistungsschalters wird hierbei erfasst. Deshalb wird die Erkennung im Fall eines
Einschaltbefehls durch die geräteinterne AWE automatisch unterdrückt.

376 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Wenn externe Einschaltbefehle möglich sind (Betätigung des Schalters durch andere Geräte), die keine Erken-
nung der Hand-Einschaltung bewirken sollen (z.B. bei externem Wiedereinschaltgerät), kann dies auf 2 Arten
sichergestellt werden:

• Das Eingangssignal wird so angeschlossen, dass es bei externen Einschaltbefehlen nicht betätigt wird.

• Der externe Einschaltbefehl wird mit dem Blockiereingang >Blockierung Hand-Ein der Hand-
Einschalterkennung verbunden.

Parameter: Wirkzeit

• Empfohlener Einstellwert (_:6541:101) Wirkzeit = 0,30 s


Um von der individuellen manuellen Betätigung des Eingangssignals unabhängig zu sein, wird die Erkennung
über den Parameter Wirkzeit auf eine definierte Länge gebracht.
Siemens empfiehlt eine Wirkzeit von 300 ms.

Parameter: LS offen Rückfallverz.

• Voreinstellwert (_:102) LS offen Rückfallverz. = 0 ms


Mit dem Parameter LS offen Rückfallverz. halten Sie die Wirksamkeit der internen Meldung LS
offen für die eingestellte Zeit aufrecht. Wenn das Eingangssignal >Eingang nach einer externen Hand-
Einschaltung zeitverzögert aktiv wird, wird die Meldung (_:300) Erkannt ausgegeben, solange die Rück-
fallverzögerung wirkt (siehe Bild 5-51).

5.5.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Hand-Ein
_:101 Hand-Ein:Wirkzeit 0,01 s bis 60,00 s 0,30 s
_:102 Hand-Ein:LS offen Rück- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
fallverz.

5.5.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Hand-Ein
_:501 Hand-Ein:>Blockierung Hand-Ein SPS I
_:500 Hand-Ein:>Eingang SPS I
_:300 Hand-Ein:Erkannt SPS O

5.5.8 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Ref. für %-Werte
_:2311:101 Allgemein:Bemessungs- 0,20 A bis 100000,00 A 1000,00 A
Betriebsstr.
_:2311:102 Allgemein:Nennspan- 0,10 kV bis 1200,00 kV 400,00 kV
nung

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Funktionsgruppentypen
5.5 Funktionsgruppentyp Leistungsschalter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Lstg.schalter
_:2311:112 Allgemein:Strom- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
Schwellw.LS offen 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A
_:2311:136 Allgemein:Betriebsart • Verstimmung Verstimmung
SVS
• I> Abfrage

5.5.9 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Leistungssch.
_:4261:500 Leistungssch.:>Bereit SPS I
_:4261:501 Leistungssch.:>Erfassungssperre SPS I
_:4261:502 Leistungssch.:>Reset Schaltstatistik SPS I
_:4261:504 Leistungssch.:>Reset Erf.sp&Nachf. SPS I
_:4261:503 Leistungssch.:Externe Bereitschaft ENS I
_:4261:53 Leistungssch.:Bereitschaft ENS O
_:4261:58 Leistungssch.:Position DPC C
_:4261:300 Leistungssch.:Ausl./Ausschaltbefehl SPS O
_:4261:301 Leistungssch.:Einschaltbefehl SPS O
_:4261:302 Leistungssch.:Befehl aktiv SPS O
_:4261:303 Leistungssch.:Endgült. Auslösebefehl SPS O
_:4261:304 Leistungssch.:Meldungsunterdrück. SPS O
_:4261:306 Leistungssch.:S.sp.zä. INS O
_:4261:307 Leistungssch.:ΣI Aus BCR O
_:4261:308 Leistungssch.:ΣIL1Aus BCR O
_:4261:309 Leistungssch.:ΣIL2Aus BCR O
_:4261:310 Leistungssch.:ΣIL3Aus BCR O
_:4261:311 Leistungssch.:Auslösestrom L1 MV O
_:4261:312 Leistungssch.:Auslösestrom L2 MV O
_:4261:313 Leistungssch.:Auslösestrom L3 MV O
_:4261:317 Leistungssch.:Auslösestrom 3I0/IN MV O
_:4261:314 Leistungssch.:Auslösespannung L1 MV O
_:4261:315 Leistungssch.:Auslösespannung L2 MV O
_:4261:316 Leistungssch.:Auslösespannung L3 MV O
_:4261:322 Leistungssch.:LS-offen Stunden INS O
_:4261:323 Leistungssch.:Betriebsstunden INS O

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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.1 Übersicht

Die Funktionsgruppe Analoge Umformer dient zur Abbildung von analogen Umformern und zur Kommuni-
kation mit diesen. Analoge Umformer sind externe Geräte, z.B. Thermoboxen, analoge Steckmodule oder
Messumformermodule.
Sie finden die Funktionsgruppe Analoge Umformer für viele Gerätetypen in der globalen DIGSI 5 Bibliothek.

[sc_20_maee, 3, de_DE]

Bild 5-53 Funktionsgruppe Analoge Umformer in DIGSI

5.6.2 Struktur der Funktionsgruppe

Wenn im Gerät Messumformer vorhanden sind, werden diese automatisch in der FG Analoge Umformer
abgebildet. Wenn eine oder mehrere Thermoboxen an das Gerät angeschlossen werden, müssen Sie eine oder
mehrere Funktionen Thermobox Ether. oder Thermobox Seriell aus der DIGSI 5-Bibliothek laden, um die
Thermoboxen abzubilden.
Wenn das Gerät an das Kraftwerksleitsystem oder an ein anderes Schutzgerät angeschlossen ist, müssen Sie
eine oder mehrere Funktionen Temperaturerfassung über Protokolle aus der globalen DIGSI 5-Bibliothek
laden, um die Protokolle abzubilden.
Das folgende Bild zeigt die Struktur der Funktionsgruppe.

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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[dw_str_the, 3, de_DE]

Bild 5-54 Struktur der Funktionsgruppe Analoge Umformer

Grau: Optional zu beschalten, optional vorhanden


Weiß: Immer zu beschalten, immer vorhanden

Die Funktionsgruppe Analoge Umformer hat Schnittstellen zu Schutzfunktionsgruppen. Die Funktionsgruppe


Analoge Umformer stellt z.B. Temperaturmesswerte bereit, die von einer externen Thermobox , einem
Messumformer oder über Protokolle kommen. Diese Temperaturmesswerte stehen für alle Schutzfunktions-
gruppen zur Verfügung, in denen eine Temperaturüberwachungsfunktion arbeitet.
Die Funktion Thermobox Ether. ist nicht durch den Hersteller vorkonfiguriert. Maximal 20 Funktionsinstanzen
können gleichzeitig arbeiten.
Die Funktion Thermobox Seriell ist identisch aufgebaut wie die Funktion Thermobox Ether..
Die Funktion 20-mA Ein. Ether. ist nicht durch den Hersteller vorkonfiguriert. Maximal 4 Funktionsinstanzen
können gleichzeitig arbeiten. Die Struktur der Funktion 20-mA Ein. Seriell ist identisch aufgebaut wie die
Funktion 20-mA Ein. Ether..

380 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Die Funktion Temperaturerfassung über Protokolle hat 2 Stufentypen: Die Temperaturerfassung über
PROFINET IO oder IEC 61850 und die Temperaturerfassung über GOOSE. Eine Instanz der Temperaturer-
fassung über PROFINET IO oder IEC 61850 ist durch den Hersteller vorkonfiguriert. Für beide Stufentypen
können maximal 12 Instanzen gleichzeitig arbeiten.

5.6.3 20-mA-Einheit Ethernet

5.6.3.1 Übersicht
Die Funktion 20-mA Ein. Ether.:

• Kommuniziert mit einer externen 20-mA-Einheit über das Slave Unit Protocol (SUP) und erfasst die von
der 20-mA-Einheit gemessenen Werte

• Formt die gemessenen 20-mA-Werte in langsam ändernde Prozessvariablen wie Temperatur oder
Gasdruck um

• Stellt die erfassten Prozessvariablen CFC, GOOSE, Protokollen und dem Geräte-Display zur Verfügung

• Überwacht die Kommunikation mit der 20-mA-Einheit

5.6.3.2 Struktur der Funktion


Die Funktion 20-mA Ein. Ether. kann nur in der Funktionsgruppe Analoge Umformer arbeiten. Maximal
4 Funktionsinstanzen können gleichzeitig arbeiten. Jede Instanz enthält 12 vorkonfigurierte Kanalfunktionsb-
löcke.
Die Funktion 20-mA Ein. Ether. enthält Ein- und Ausgangskanäle, die unabhängig voneinander konfigurierbar
sind.

[dw_str_fn2, 2, de_DE]

Bild 5-55 Struktur/Einbettung der Funktion

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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.3.3 Kommunikation mit 20-mA Einheit Ethernet

Logik

[lo_20mtcp, 1, de_DE]

Bild 5-56 Logik der Funktion 20-mA Einheit Ethernet

Kommunikation mit 20-mA-Einheit


Die Funktion dient zur Kommunikation mit einer 20-mA-Einheit, angeschlossen über eine Ethernet-Verbin-
dung. Wenn die Verbindung der Funktion über die Ethernet-Schnittstelle zur externen 20-mA-Einheit erfolg-
reich aufgebaut ist, sendet die 20-mA-Einheit die Messwerte aller angeschlossenen Kanäle an die Funktion
20‑mA Ein. Ether.. Damit die Verbindung erfolgreich aufgebaut werden kann, müssen Sie bestimmte Kommu-
nikationsparameter einstellen.
Weitere Informationen finden Sie in 5.6.3.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.
Die 20-mA-Messeinheit 7XV5674 wird unterstützt.

Fehlerreaktionen
Die folgende Tabelle listet die Bedingungen auf, unter denen der Status Bereitschaft in den Zustand Alarm
oder Warnung übergeht.

Tabelle 5-8 Fehlerreaktionen

Fehlerbeschreibung Status Bereitschaft


Die Funktion 20-mA Ein. Ether. kann keine Verbin- Alarm
dung mit einem Kommunikationsmodul aufbauen.
Die Funktion 20-mA Ein. Ether. sendet TCP-Einstel- Alarm
lungen an das Kommunikationsmodul, das sich
offenbar über ein serielles Protokoll mit der 20-mA-
Einheit verbinden möchte. Dieses Kommunikations-
modul stellt keine Verbindung zur 20-mA-Einheit her.

382 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Fehlerbeschreibung Status Bereitschaft


Die Verbindung zwischen dem Kommunikations- Warnung
modul und der 20-mA-Einheit bringt eine Zeitüber-
schreitungsmeldung.
Ein Kommunikationsmodul hat seit 9 s keinerlei Daten Warnung
mehr von der 20-mA-Einheit empfangen.

Das Signal Störung wird abgesetzt, sobald einer der Kanalfunktionsblöcke eine Störung gemeldet hat.

5.6.3.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Port

• Voreinstellung (_:2311:103) Port = Port J


Mit dem Parameter Port legen Sie fest, über welchen Port die 20-mA-Einheit an das SIPROTEC 5-Gerät
angeschlossen wird.

Parameter: IP-Adresse

• Voreinstellung (_:2311:104) IP-Adresse = 10.16.60.1


Mit dem Parameter IP-Adresse stellen Sie die vorhandene IP-Adresse der 20-mA-Einheit ein, die über das
TCP-Protokoll mit dem Kommunikationsmodul verbunden ist. Sie müssen jeder 20-mA-Einheit eine eineindeu-
tige IP-Adresse zuweisen. Die einzustellende IP-Adresse ist abhängig von Ihrer Netzwerkkonfiguration. Sie
können jede gültige IPv4-Adresse einstellen, die keine Konflikte mit anderen IP-Adressen im Netzwerk verur-
sacht. Stellen Sie zuerst eine IP-Adresse an der 7XV5674 20-mA-Einheit ein. Stellen Sie dann den Parameter
IP-Adresse für das Kommunikationsmodul auf die gleiche Adresse ein.

Einstellungen an der 20-mA-Einheit


Die 7XV5674 20-mA-Einheit wird mit einem Web-Browser auf dem Notebook über dessen Ethernet-Schnitt-
stelle eingestellt. Stellen Sie als Busprotokoll/Betriebsart Modbus TCP ein.
Detaillierte Hinweise zu den Einstellungen entnehmen Sie dem Handbuch 7XV5674, das
der 20-mA-Einheit beiliegt. Sie finden die Dokumente auch im SIPROTEC Download-Bereich
(www.support.industry.siemens.com).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 383
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.3.5 20-mA-Kanal

Logik

[lo_20mcha, 1, de_DE]

Bild 5-57 Logikdiagramm der Funktion 20-mA-Kanal

(1) Wenn der Parameter Bereich aktiv auf wahr eingestellt ist, wird der Parameter Umwand-
lungsfaktor nicht angezeigt.
(2) Wenn der Parameter Bereich aktiv auf unwahr eingestellt ist, werden die Parameter Obere
Grenze, Umwdl.Fakt. obere Grenze, Untere Grenze und Umwdl.Fakt. untere
Grenze nicht angezeigt.

Messwertberechnung
Die Funktion 20-mA-Kanal verarbeitet jeweils ein einfaches 20-mA-Stromsignal, das die 20-mA-Einheit des
entsprechenden Kanals liefert. Der 20-mA-Strommesswert wird in die korrekten physikalischen Größen wie
Temperatur oder Druck umgerechnet. In jeder 20-mA-Funktionseinheit (Ether. und seriell) gibt es immer
zwölf 20-mA-Kanal-Funktionsblöcke, auch wenn weniger Kanäle mit der 20-mA-Einheit verbunden sind. Die
berechneten Werte stehen zur Weiterverarbeitung über CFC, GOOSE, Protokollen und das Display-Bild zur
Verfügung.

Messwertverarbeitung
Die 20-mA-Einheit überträgt typischerweise einen Wert, der eine physikalische Größe wie eine Temperatur
oder einen Druck darstellt. Daher müssen Sie im Gerät eine Kennlinie einstellen, die die Zuordnung der physi-
kalischen Größe zu dem 20-mA-Wert angibt. Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv nicht aktivieren (kein
Kreuz im Kontrollkästchen), so geht die Funktion vom Bereich 0 mA bis 20 mA aus. Wenn ein Wert kleiner
als 0 mA oder größer als 20 mA an dem Eingang der 20-mA-Einheit anliegt, wird der Messwert als ungültig
gekennzeichnet. Die Einstellung des Bereiches für den skalierten Wert geht dabei von einem Nutzbereich von
0 mA bis 20 mA aus. Das folgende Bild zeigt ein Beispiel.

384 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[sckanumw-190214-01, 1, de_DE]

Bild 5-58 Parametereinstellungen für Beispiel 1

In diesem Beispiel bedeutet der Messwert 0 mA eine Temperatur von 0 °C und der Messwert 20 mA eine
Temperatur von 100 °C. Also geben Sie als Einheit = °C und als Umwandlungsfaktor = 100 ein. Die
Auflösung (Nachkommastelle) des Temperaturwertes ist wählbar, für eine Nachkommastelle wählen Sie
Auflösung = 0,1.

[dw_knges3, 1, de_DE]

Bild 5-59 Kennlinie eines 20-mA-Eingangs (Beispiel 1)

Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv aktivieren, dann erscheinen die 4 zusätzlichen Parameter Obere
Grenze, Untere Grenze, Obere Grenze - Sensor und Untere Grenze - Sensor. Die Parameter
Obere Grenze und Untere Grenze geben den Bereich des Eingangsstromes in mA an. Der Parameter
Obere Grenze - Sensor ist der berechnete Messwert, wenn der Eingangsstrom dem im Parameter
Obere Grenze eingestellten Wert entspricht. Der Parameter Untere Grenze - Sensor ist der berech-
nete Messwert, wenn der Eingangsstrom dem im Parameter Untere Grenze eingestellten Wert entspricht.
Die Einstellung des Bereichs für den skalierbaren Wert entspricht dem nutzbaren Bereich zwischen Untere
Grenze und Obere Grenze (siehe folgendes Bild).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 385
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[sckanumf-190214-01, 1, de_DE]

Bild 5-60 Parametereinstellungen für Beispiel 2

[dw_knges2, 1, de_DE]

Bild 5-61 Kennlinie einer 20-mA-Einheit (Beispiel 2)

In diesem Beispiel ist der Parameter Bereich aktiv ausgewählt. Die Einstellung Obere Grenze liegt bei
20 mA, die Einstellung Untere Grenze liegt bei 4 mA. Der Parameter Obere Grenze - Sensor liegt bei
55 und der Parameter Untere Grenze - Sensor liegt bei -33. Wenn der Eingangsstrom kleiner als 4 mA
oder größer als 20 mA ist, ist die Qualität des skalierten Messwertes in diesem Beispiel ungültig.
Jeder 20-mA-Kanal stellt in der Informationsrangierung den skalierten Messwert (in den Beispielen also
Temperaturwerte) und den Original-Strommesswert in mA zur Weiterverarbeitung zur Verfügung.
Die 20-mA-Werte können auf der Display-Seite angezeigt und mit CFC-Plänen verarbeitet werden.

Fehlerreaktionen
Wenn der Eingangsstromwert als nicht korrekt erkannt wurde, wird das Qualitätsattribut des Ausgangswertes
auf ungültig gesetzt. Der Status für Bereitschaft und der Fehlerstatus nehmen die in der Tabelle
gezeigten Zustände an.

386 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Tabelle 5-9 Fehlerreaktionen

Fehlerbeschreibung Status Bereitschaft Fehlerstatus


Eingangswert befindet sich außer- OK Ja
halb der angegebenen Grenzen
Kanal nicht verbunden OK Nein

5.6.3.6 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Einheit

• Voreinstellwert (_:13111:103) Einheit = °C


Mit dem Parameter Einheit stellen Sie ein, welche physikalische Maßeinheit die Messwerte repräsentieren.
Die möglichen Einstellwerte entnehmen Sie der Parametertabelle.

Parameter: Umwandlungsfaktor

• Voreinstellwert (_:13111:104) Umwandlungsfaktor = 100


Mit dem Parameter Umwandlungsfaktor stellen Sie den Umwandlungsfaktor des Messumformers ein.

Parameter: Auflösung

• Voreinstellwert (_:13111:108) Auflösung = 0,1


Mit dem Parameter Auflösung stellen Sie die Auflösung der skalierten Werte ein.

Parameter: Bereich aktiv

• Voreinstellwert (_:13111:107) Bereich aktiv = unwahr


Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv nicht aktivieren (kein Kreuz im Kontrollkästchen), so geht die
Funktion vom Bereich 0 mA bis 20 mA aus. Die Einstellung des Bereiches für den skalierten Wert geht dabei
von einem Nutzbereich von 0 mA bis 20 mA aus.
Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv aktivieren, dann erscheinen die 4 zusätzlichen Parameter Obere
Grenze, Obere Grenze - Sensor, Untere Grenze und Untere Grenze - Sensor.

Parameter: Obere Grenze, Untere Grenze, Obere Grenze - Sensor und Untere Grenze - Sensor

• Voreinstellwert (_:13111:105) Obere Grenze = 20,000 mA

• Voreinstellwert (_:13111:109) Obere Grenze - Sensor = 100

• Voreinstellwert (_:13111:106) Untere Grenze = 4,000 mA

• Voreinstellwert (_:13111:110) Untere Grenze - Sensor = 100


Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv aktivieren, dann erscheinen die 4 zusätzlichen Parameter Obere
Grenze, Untere Grenze, Obere Grenze - Sensor und Untere Grenze - Sensor. Der Parameter
Obere Grenze - Sensor ist der berechnete Messwert, wenn der Eingangsstrom dem im Parameter Obere
Grenze eingestellten Wert entspricht. Der Parameter Untere Grenze - Sensor ist der berechnete Mess-
wert, wenn der Eingangsstrom dem im Parameter Untere Grenze eingestellten Wert entspricht.
Die folgende Parameter- und Informationsübersicht zeigt nur einen der 12 Kanäle, da sich die Einstellmöglich-
keiten der 12 Kanäle nicht unterscheiden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 387
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.3.7 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:103 Allgemein:Port • Port E Port J
• Port F
• Port J
• Port N
• Port P

388 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Kanal 1
_:13111:103 Kanal 1:Einheit • % m
• °
• °C
• °F
• Ω
• Ω/km
• Ω/mi
• 1/s
• A
• As
• cos φ
• Perioden
• dB
• F/km
• F/mi
• h
• Hz
• Hz/s
• in
• J
• J/Wh
• K
• l/s
• m
• mi
• min
• p.u.
• Pa
• Perioden
• rad
• rad/s
• s
• V
• V/Hz
• VA
• VAh
• var
• varh
• Vs
• W

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 389
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


• W/s
• Wh
_:13111:108 Kanal 1:Auflösung • 1 0,1
• 0,1
• 0,01
• 0,001
_:13111:107 Kanal 1:Bereich aktiv • 0 false
• 1
_:13111:104 Kanal 1:Umwandlungs- 1 bis 1000000 100
faktor
_:13111:105 Kanal 1:Obere Grenze 0,00 mA bis 20,00 mA 20,00 mA
_:13111:109 Kanal 1:Obere Grenze - -1000000 bis 1000000 100
Sensor
_:13111:106 Kanal 1:Untere Grenze 0,00 mA bis 20,00 mA 4,00 mA
_:13111:110 Kanal 1:Untere Grenze - -1000000 bis 1000000 100
Sensor

5.6.3.8 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:56 Allgemein:Störung SPS O
Kanal 1
_:13111:53 Kanal 1:Bereitschaft ENS O
_:13111:71 Kanal 1:Störung SPS O
_:13111:301 Kanal 1:20-mA Ausg. skal.Wert MV O
_:13111:302 Kanal 1:20-mA Ausg. Rohwert MV O

5.6.4 20-mA-Einheit Seriell

5.6.4.1 Übersicht
Die Funktion 20-mA Ein. Seriell:

• Kommuniziert mit einer 20-mA-Einheit seriell über das Modbus-Protokoll und erfasst die von der 20-mA-
Einheit gemessenen Werte

• Formt die gemessenen 20-mA-Werte in sich langsam ändernde Prozessvariablen wie Temperatur oder
Gasdruck um

• Stellt die erfassten Prozessvariablen CFC, GOOSE, Protokollen und dem Geräte-Display zur Verfügung

• Überwacht die Kommunikation mit der 20-mA-Einheit


Die Funktion 20-mA Ein. Seriell ist in der gleichen Weise strukturiert wie die Funktion 20-mA Ein. Ether.. Die
Arbeitsweise ist auch identisch. Der einzige Unterschied ist, dass die Messwerte über eine serielle Verbindung
anstatt einer Ethernet-Verbindung zum Kommunikationsmodul übertragen werden.
Weitere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel 5.6.3.2 Struktur der Funktion.

390 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Port

• Voreinstellung (_:2311:103) Port = Port J


Mit dem Parameter Port legen Sie den Steckplatz für das Kommunikationsmodul fest, der für die Verbindung
mit einer externen 20-mA-Einheit verwendet wird.

Parameter: Kanalnummer

• Voreinstellung (_:2311:105) Kanalnummer = 1


Ein serielles Kommunikationsmodul verfügt optional über 2 Kanäle. Mit dem Parameter Kanalnummer legen
Sie die Kanalnummer (1 oder 2) fest, über die eine 20-mA-Einheit mit dem Gerät verbunden ist. Die Eingänge
des Kommunikationsmoduls sind mit den Kanalnummern beschriftet.

Parameter: Geräteadresse

• Voreinstellung (_:2311:106) Geräteadresse = 1


Mit dem Parameter Geräteadresse legen Sie die Geräteadresse der 20-mA-Einheit fest. Wenn nur eine
20-mA-Einheit an dem seriellen Bus angeschlossen ist, kann der voreingestellte Wert 1 verwendet werden.
Stellen Sie die gleiche Geräteadresse wie an der 20-mA-Einheit ein. Die Geräteadresse ist wichtig für die
Unterscheidung von mehreren, an einem seriellen Bus angeschlossenen 20-mA-Einheiten. Stellen Sie an jeder
20-mA-Einheit eine eindeutige Geräteadresse ein, z.B. 1, 2 und 3 bei Anschluss von drei 20-mA-Einheiten.
Stellen Sie an jeder 20-mA-Einheit für den Parameter Geräteadresse in den 3 Funktionen 20-mA Ein.
Seriell jeweils die gleiche Geräteadresse ein.

Parameter: Einheit

• Voreinstellwert (_:13111:103) Einheit = °C


Mit dem Parameter Einheit stellen Sie ein, welche physikalische Maßeinheit die Messwerte repräsentieren.
Die möglichen Einstellwerte entnehmen Sie der Parametertabelle.

Parameter: Umwandlungsfaktor

• Voreinstellwert (_:13111:104) Umwandlungsfaktor = 100


Mit dem Parameter Umwandlungsfaktor stellen Sie den Umwandlungsfaktor des Messumformers ein.

Parameter: Auflösung

• Voreinstellwert (_:13111:108) Auflösung = 0,1


Mit dem Parameter Auflösung stellen Sie die Auflösung der skalierten Werte ein.

Parameter: Bereich aktiv

• Voreinstellwert (_:13111:107) Bereich aktiv = unwahr


Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv nicht aktivieren (kein Kreuz im Kontrollkästchen), so geht die
Funktion vom Bereich 0 mA bis 20 mA aus. Die Einstellung des Bereiches für den skalierten Wert geht dabei
von einem Nutzbereich von 0 mA bis 20 mA aus.
Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv aktivieren, dann erscheinen die 4 zusätzlichen Parameter Obere
Grenze, Obere Grenze - Sensor, Untere Grenze und Untere Grenze - Sensor.

Parameter: Obere Grenze, Untere Grenze, Obere Grenze - Sensor und Untere Grenze - Sensor

• Voreinstellwert (_:13111:105) Obere Grenze = 20 mA

• Voreinstellwert (_:13111:109) Obere Grenze - Sensor = 100

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 391
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

• Voreinstellwert (_:13111:106) Untere Grenze = 4 mA

• Voreinstellwert (_:13111:110) Untere Grenze - Sensor = 100


Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv aktivieren, dann erscheinen die 4 zusätzlichen Parameter Obere
Grenze, Untere Grenze, Obere Grenze - Sensor und Untere Grenze - Sensor. Der Parameter
Obere Grenze - Sensor ist der berechnete Messwert, wenn der Eingangsstrom dem im Parameter Obere
Grenze eingestellten Wert entspricht. Der Parameter Untere Grenze - Sensor ist der berechnete Mess-
wert, wenn der Eingangsstrom dem im Parameter Untere Grenze eingestellten Wert entspricht.
Die folgende Parameter- und Informationsübersicht zeigt nur einen der 12 Kanäle, da sich die Einstellmöglich-
keiten der 12 Kanäle nicht unterscheiden.

5.6.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:103 Allgemein:Port • Port F Port J
• Port E
• Port J
• Port N
• Port P
_:2311:105 Allgemein:Kanalnummer 1 bis 2 1
_:2311:106 Allgemein:Geräteadresse 1 bis 247 1

392 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Kanal 1
_:13111:103 Kanal 1:Einheit • % m
• °
• °C
• °F
• Ω
• Ω/km
• Ω/mi
• 1/s
• A
• As
• cos φ
• Perioden
• dB
• F/km
• F/mi
• h
• Hz
• Hz/s
• in
• J
• J/Wh
• K
• l/s
• m
• mi
• min
• p.u.
• Pa
• Perioden
• rad
• rad/s
• s
• V
• V/Hz
• VA
• VAh
• var
• varh
• Vs
• W

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


• W/s
• Wh
_:13111:108 Kanal 1:Auflösung • 1 0,1
• 0,1
• 0,01
• 0,001
_:13111:107 Kanal 1:Bereich aktiv • 0 false
• 1
_:13111:104 Kanal 1:Umwandlungs- 1 bis 1000000 100
faktor
_:13111:105 Kanal 1:Obere Grenze 0,00 mA bis 20,00 mA 20,00 mA
_:13111:109 Kanal 1:Obere Grenze - -1000000 bis 1000000 100
Sensor
_:13111:106 Kanal 1:Untere Grenze 0,00 mA bis 20,00 mA 4,00 mA
_:13111:110 Kanal 1:Untere Grenze - -1000000 bis 1000000 100
Sensor

5.6.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:56 Allgemein:Störung SPS O
Kanal 1
_:13111:53 Kanal 1:Bereitschaft ENS O
_:13111:71 Kanal 1:Störung SPS O
_:13111:301 Kanal 1:20-mA Ausg. skal.Wert MV O
_:13111:302 Kanal 1:20-mA Ausg. Rohwert MV O

5.6.5 Kommunikation mit der 20-mA-Einheit

5.6.5.1 Einbindung einer seriellen 20-mA-Einheit

Anschluss der Kommunikationsleitungen


Bild 5-62 zeigt, wie Sie die 20-mA-Einheit an das SIPROTEC 5-Gerät anschließen. Beachten Sie, dass Pin 1 des
RJ45-Steckers mit RTD-B und Pin 2 mit RTD-A verbunden wird.

394 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[dwve20au-150213-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-62 Anschluss der 20-mA-Einheit an das SIPROTEC 5-Gerät

USART-Modul hinzufügen
Fügen Sie in DIGSI ein USART-Modul USART-AB-1EL oder USART-AC-2EL zum Gerät hinzu. Das USART-Modul
müssen Sie an einer der Einsteckpositionen für Kommunikationsmodule im Basismodul oder im Erweiterungs-
modul CB202 einfügen (siehe folgendes Bild).

[sc20ser3-220114-01-DE, 1, de_DE]

Bild 5-63 Einfügeposition für ein USART-Modul

SUP-Protokoll auswählen
Wählen Sie das Slave Unit Protocol (SUP) aus. Dieses Protokoll ist verantwortlich für die Kommunikation
zwischen dem SIPROTEC 5-Gerät und der 20-mA-Einheit.

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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[scauser4-301012-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-64 SUP-Protokoll auswählen

Kommunikationseinstellungen
Führen Sie die Kommunikationseinstellungen für die betreffenden seriellen Kanäle durch. Benutzen Sie hierfür
die durch die 20-mA-Einheit vorgegebenen Standardeinstellungen. Im Normalfall müssen Sie nur die Parame-
trierung des SIPROTEC 5-Gerätes an die Einstellungen der 20-mA-Einheit anpassen. Stellen Sie sicher, dass die
Einstellwerte in beiden Geräten gleich sind. Die Einstellung des Parameters Ruhelichtlage (ein/aus):
ist für die RS485-Schnittstelle nicht relevant.

HINWEIS

i Der Treiber für das USART-Modul für das SUP-Protokoll ist bei erstmaliger Benutzung dieser Schnittstelle
(nach Firmwareupdate) nicht standardmäßig vorinstalliert.

[scauser5-301012-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-65 Kommunikationseinstellungen vornehmen

Durch die Auswahl des SUP-Protokolls für die 20-mA-Einheit fügt DIGSI automatisch die Funktionsgruppe
Analoge Umformer zu Ihrer Gerätekonfiguration hinzu. Sie können nun die Funktion 20-mA Ein. Seriell 1
instanziieren (siehe folgendes Bild).

396 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[sc20ser6-220114-01-DE, 1, de_DE]

Bild 5-66 Einfügen der Funktion 20-mA Ein. Seriell 1

Stellen Sie nun noch die Kanalnummer ein, über die das SUP-Protokoll läuft. Stellen Sie außerdem die Slave-
Adresse der 20-mA-Einheit ein. Diese Adresse muss mit dem gleichen Wert in der 20-mA-Einheit eingestellt
werden (siehe folgendes Bild).
Bei erstmaliger Verwendung der 20-mA-Einheit muss die folgende Gerätekonfiguration an der 20-mA-Einheit
eingestellt werden:

• Bus-Protokoll: mod

• Geräteadresse: 1

• Baudrate: 9600

• Parität: kein

[scauser7-220114-01-DE, 1, de_DE]

Bild 5-67 Einstellung von Port, Kanalnummer und Geräteadresse

Laden Sie abschließend die Konfiguration in das Gerät.

5.6.5.2 Einbindung einer 20-mA-Einheit Ethernet

Gerätekonfiguration
Fügen Sie in DIGSI auf einem dafür vorgesehenen Steckplatz ein Ethernet-Modul in die Gerätekonfiguration
ein. Bild 5-68 zeigt die möglichen Steckplätze im Basismodul oder auf der Erweiterungsbaugruppe CB 202.
Alternativ können Sie auch die integrierte Ethernet-Schnittstelle Port J verwenden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 397
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[sc_autcp1, 1, de_DE]

Bild 5-68 Einfügen eines Ethernet-Moduls

Kommunikationseinstellungen
Aktivieren Sie das SUP Ethernet-Protokoll für das Ethernet-Modul.

[sc_autcp2, 1, de_DE]

Bild 5-69 Aktivierung des Protokolls

Dieses Protokoll ist auch für den Port J der integrierten Ethernet-Schnittstelle des Basismoduls verfügbar (siehe
folgendes Bild).

[sc_autcp3, 1, de_DE]

Bild 5-70 Auswahl des Protokolls

398 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Durch die Auswahl des SUP-Protokolls für die 20-mA-Einheit fügt DIGSI automatisch die Funktionsgruppe
Analoge Umformer und die Funktion 20-mA Ein. Ether. 1 zu Ihrer Gerätekonfiguration hinzu (siehe
folgendes Bild).

[sc_20tcp4, 1, de_DE]

Bild 5-71 Einfügen der Funktion 20-mA Ein. Ether. 1

Stellen Sie nun noch den Port ein, über den das SUP-Protokoll läuft. Stellen Sie außerdem die IP-Adresse der
20-mA-Einheit ein (siehe folgendes Bild). Diese Adresse muss mit dem gleichen Wert in der 20-mA-Einheit
eingestellt werden.

[sc_autcp5, 1, de_DE]

Bild 5-72 Einstellung von Port und IP-Adresse

Laden Sie abschließend die Konfiguration in das Gerät.

5.6.6 U/I-Messumformer-Einheit mit schnellen Eingängen

5.6.6.1 Übersicht
Die schnellen analogen Messumformereingänge verarbeiten Spannungsgrößen (-10 V DC bis +10 V DC) sowie
Stromgrößen (-20 mA DC bis 20 mA DC).
Die Funktion MU.schnelle Eing.:

• Stellt Abtastwerte zur Aufzeichnung im Störschrieb zur Verfügung (die maximale Abtastfrequenz ist
8 kHz). Die aufgezeichnete Abtastfrequenz ergibt sich aus der Einstellung der Störschreiberfunktion.

• Berechnet aus den Abtastwerten Messgrößen, die über den arithmetischen Mittelwert bestimmt werden.
Das Messfenster für die Mittelwertbildung ist im Intervall von 10 ms bis 100 ms einstellbar.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 399
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

• Formt die gemessenen Strom- oder Spannungswerte in Prozessgrößen, wie Temperatur, Gasdruck etc.
um.

• Stellt die erfassten Prozessgrößen zur Weiterverarbeitung im Störschreiber, im CFC, in GOOSE-Anwen-


dungen, zur Übertragung über Kommunikationsprotokolle sowie zur Visualisierung zur Verfügung
Die schnellen Messumformereingänge befinden sich auf der Baugruppe IO212 mit 8 Eingängen (wahlweise
Strom- oder Spannungseingänge) und der Baugruppe IO210 mit 4 Eingängen (wahlweise Strom- oder Span-
nungseingänge).

5.6.6.2 Struktur der Funktion


Die Funktion MU.schnelle Eing. arbeitet in der Funktionsgruppe Analoge Umformer und enthält je nach
konfigurierter Hardware die Anzahl der verfügbaren Messumformereingänge. Sie können diese Kanäle unab-
hängig voneinander als Strom- oder Spannungseingänge konfigurieren.

[dw_mu-structure, 1, de_DE]

Bild 5-73 Struktur/Einbettung der Funktion

5.6.6.3 Funktionsbeschreibung
Nachdem Sie die Funktion MU.schnelle Eing. instanziiert haben, ist sie im Projektbaum unter der Funktions-
gruppe Analoge Umformer sichtbar. Die Funktionsgruppe Analoge Umformer finden Sie in DIGSI unter dem
Ordner Parameter.
Wenn Sie den Unterordner MU.schnelle Eing. öffnen, gelangen Sie zum Einstellblatt für den jeweiligen
Eingang (Details siehe Kapitel 5.6.6.4 Anwendungs- und Einstellhinweise).
Die Hardware ist so ausgeführt, dass pro Eingang entweder ein Strom oder eine Spannung verarbeitet werden
kann. Benutzen Sie die entsprechenden Anschlusspunkte (siehe Hardwarehandbuch). Entsprechend dem
gewählten Anschluss konfigurieren Sie den Eingang (Parameter MU Eingangssignaltyp). Das Messfenster,
über das der arithmetische Mittelwert gebildet wird, stellen Sie über den Parameter Messfenster ein. Mit
dem Parameter Messfenster wird auch die Messgeschwindigkeit für den Eingang festgelegt. Eine Einstel-
lung von z.B. 100 ms bedeutet, das der Messwert alle 100 ms aktualisiert wird.

400 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[scmuio212, 2, de_DE]

Bild 5-74 Parameter der Messumformerkanäle

Die schnellen Messumformerkanäle sind als Strom- oder Spannungseingänge konfigurierbar. Ihre prinzipielle
Arbeitsweise entspricht der Arbeitsweise der 20-mA-Kanäle (siehe Kapitel 5.6.3.5 20-mA-Kanal).

5.6.6.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: MU Eingangssignaltyp

• Voreinstellung (_:101) MU Eingangssignaltyp = Stromeingang


Mit dem Parameter MU Eingangssignaltyp legen Sie fest, ob der Messumformer-Eingangangskanal als
Stromeingang oder als Spannungseingang arbeitet.
Vergewissern Sie sich, dass der ausgewählte Kanal auch richtig verdrahtet wurde (siehe Hardwarehandbuch,
Baugruppe IO212).

Parameter: Einheit

• Voreinstellung (_:103) Einheit = A


Mit dem Parameter Einheit stellen Sie ein, welche physikalische Maßeinheit die Messwerte repräsentieren.
Die möglichen Einstellwerte entnehmen Sie der Parametertabelle.

Parameter: Messfenster

• Voreinstellung (_:142) Messfenster = 10 ms


Mit dem Parameter Messfenster stellen Sie das Messfenster ein, über welches aus den Abtastwerten
der arithmentische Mittelwert bestimmt wird. Siemens empfiehlt, bei langsam veränderlichen Signalen den
oberen Wert von 100 ms einzustellen. Damit wird alle 100 ms ein neuer aktueller Messwert zur Weiterverar-
beitung bereitgestellt.

Parameter: Bereich aktiv

• Voreinstellwert (_:107) Bereich aktiv = unwahr


Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv nicht aktivieren, geht die Funktion vom Bereich -20 mA bis
+20 mA oder -10 V bis +10 V aus. Die Einstellung des Bereiches für den skalierten Wert geht dabei von einem
Nutzbereich von -20 mA bis +20 mA bzw. -10 V bis +10 V aus.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Wenn Sie den Parameter Bereich aktiv aktivieren, erscheinen die 4 zusätzlichen Parameter Obere
Grenze, Obere Grenze - Sensor, Untere Grenze und Untere Grenze - Sensor.
Beachten Sie, dass diese Einstellung durch Weglassen oder Setzen des entsprechenden Hakens in DIGSI
realisiert wird (siehe Bild 5-74).

Parameter: Umwandlungsfaktor

• Voreinstellwert (_:104) Umwandlungsfaktor = 1,00


Mit dem Parameter Umwandlungsfaktor stellen Sie den Umwandlungsfaktor des Messumformers ein.

Parameter: Obere Grenze, Obere Grenze - Sensor, Untere Grenze und Untere Grenze - Sensor
Mit den nachfolgenden Parametern nehmen Sie die Skalierung der Messgrößen vor. Sie können dabei anwen-
dungsspezifisch skalieren:

• Voreinstellwert Obere Grenze = 20,00 mA

• Voreinstellwert Obere Grenze - Sensor = 1,00

• Voreinstellwert Untere Grenze = -20,00 mA

• Voreinstellwert Untere Grenze - Sensor = 1,00


Mit diesen Einstellparametern legen Sie den Arbeitsbereich des Messumformers sowie die Umrechnung der
übertragenen Werte auf Sensorwerte fest. Stimmen Sie den Arbeitsbereich des Messumformers mit dem
Geber des Sensors ab. Durch eine freie Skalierbarkeit des Systems können Sie unterschiedliche Anforderungen
erfüllen. Nachfolgendes Bild zeigt die Einstellparameter in allgemeiner Form.

[dw_measured-value-scaling, 1, de_DE]

Bild 5-75 Prinzip der Skalierung

402 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Wenn Sie die voreingestellten Grenzwerte beibehalten, sind die folgenden Bedingungen möglich:

• Wenn der Eingangsstrom < 2,000 mA ist


Die Funktion setzt die Meldung Drahtbruch ab und die Qualität des Ausgangswertes ist ungültig. Die
Funktionen, die den Ausgangswert als Messwert verwenden, können deaktiviert werden.

• Wenn der Eingangsstrom > 2,500 mA ist


Die Meldung Drahtbruch fällt zurück.

Einstellbeispiel 1:
Als Geber wird ein Messumformer benutzt, der ein Stromsignal von 4 mA bis 20 mA überträgt. Ströme
deutlich unter -25,6 mA oder über +25,6 mA bedeuten einen Ausfall des Gebers. Am Geber ist ein Sensor
angeschlossen, der eine Temperatur erfasst. Der obere Wert entspricht 200 °C und der untere Wert -100 °C.
Damit ergibt sich die nachfolgende Charakteristik. Gemäß der eingestellten Kennlinie rechnet die Funktion
den Sensorwert aus dem gemessenen Strom. Aus den eingestellten Grenzwerten werden die Koeffizienten der
Geradengleichung (Anstieg und Fußpunkt) berechnet und darüber der Sensorwert ermittelt. Ein eingespeister
Strom von 9,333 mA entspricht einer Temperatur von 0 °C.

[dw_measuring-transducer-characteristic, 1, de_DE]

Bild 5-76 Kennlinie des Einstellbeispiels 1

HINWEIS

i Die Hardware des Messumformers ist so ausgelegt, dass Messgrößen über den Einstellbereich (Obere
Grenze bzw. Untere Grenze) übertragen und ausgewertet werden. Damit sind gegebenenfalls Sonder-
anwendungen möglich. Die Grenzen liegen bei ca. +20 mA und -20 mA oder +10 V und -10 V.

Einstellbeispiel 2:
Für eine Spezialanwendung sendet der Geber maximal ±12 V. Diese Spannung soll entsprechend als Sensor-
spannung ausgeben werden.
Stellen Sie die Parameter wie folgt ein:

• Obere Grenze = 10,00 V

• Obere Grenze - Sensor = 10,00 V

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Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

• Untere Grenze = -10,00 V

• Untere Grenze - Sensor = -10,00 V


Durch diese Einstellung wird ein eingespeistes Signal von 12 V als 12-V-Messwert ausgegeben (siehe
folgendes Bild).

[dw_measuring-transducer-setting, 1, de_DE]

Bild 5-77 Einstellung der Parameter und Darstellung eines Eingangssignals größer als 10 V

5.6.6.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


MU schnell #
_:101 MU-Eing. #:MU • Spannungseingang Stromeingang
Eingangssignaltyp
• Stromeingang

404 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:103 MU-Eing. #:Einheit • % A
• °
• °C
• °F
• Ω
• Ω/km
• Ω/mi
• 1/s
• A
• As
• cos φ
• Perioden
• dB
• F/km
• F/mi
• h
• Hz
• Hz/s
• in
• J
• J/Wh
• K
• l/s
• m
• mi
• min
• p.u.
• Pa
• Perioden
• rad
• rad/s
• s
• V
• V/Hz
• VA
• VAh
• var
• varh
• Vs
• W
• W/s
• Wh

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:142 MU-Eing. #:Messfenster • 10 ms 10 ms
• 20 ms
• 40 ms
• 60 ms
• 80 ms
• 100 ms
_:107 MU-Eing. #:Bereich aktiv • 0 false
• 1
_:104 MU-Eing. #:Umwand- -1000000,00 bis 1000000,00 1,00
lungsfaktor
_:105 MU-Eing. #:Obere -20,00 mA bis 20,00 mA 5,00 mA
Grenze
_:109 MU-Eing. #:Obere -1000000,00 bis 1000000,00 1,00
Grenze - Sensor
_:106 MU-Eing. #:Untere -20,00 mA bis 20,00 mA 4,00 mA
Grenze
_:110 MU-Eing. #:Untere -1000000,00 bis 1000000,00 1,00
Grenze - Sensor

5.6.6.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
MU-Eing. #
_:307 MU-Eing. #:Drahtbruch SPS O
_:302 MU-Eing. #:MU-MW skaliert MV O
_:306 MU-Eing. #:MU-SAV skaliert SAV O

5.6.7 Thermobox Ethernet

5.6.7.1 Übersicht
Die Funktion Thermobox Ether.:

• Kommuniziert mit einer externen Thermobox über das Slave Unit Protocol (SUP) und erfasst die von der
Thermobox gemessenen Temperaturen

• Stellt die erfassten Temperaturen der Temperatur-Überwachungsfunktion zur Verfügung

• Überwacht die Kommunikation mit der Thermobox

5.6.7.2 Struktur der Funktion


Die Funktion Thermobox Ether. kann nur in der Funktionsgruppe Analoge Umformer arbeiten. Maximal
20 Funktionsinstanzen können gleichzeitig arbeiten. Jede Instanz enthält 12 vorkonfigurierte Sensor-Funkti-
onsblöcke.

406 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[dw_str_fnc, 2, de_DE]

Bild 5-78 Struktur/Einbettung der Funktion

5.6.7.3 Kommunikation mit einer Thermobox

Logik

[lo_rtdtcp, 1, de_DE]

Bild 5-79 Logik der Funktion Thermobox Ether.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 407
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Kommunikation mit einer Thermobox


Die Funktion dient zur Kommunikation mit einer Thermobox, angeschlossen über eine Ethernet-Verbindung.
Wenn die Verbindung der Funktion über die Ethernet-Schnittstelle zur externen Thermobox erfolgreich
aufgebaut ist, sendet die Thermobox die Temperaturen aller angeschlossenen Sensoren an die Funktion Ther-
mobox Ether.. Damit die Verbindung erfolgreich aufgebaut werden kann, müssen Sie bestimmte Kommunika-
tionsparameter einstellen, siehe hierzu Kapitel 5.6.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.
Die Thermobox Ziehl TR1200 IP unterstützt nur einen Ethernetanschluss von 10 MBit/s. Deshalb ist kein
direkter Anschluss an ein 100 MBit-Kommunikationsmodul möglich. Sie müssen in diesem Fall die Ther-
mobox an das Kommunikationsmodul über einen 10/100 MBit/s-Autosensing-Switch anschließen, der die
Übertragungsraten automatisch erkennt und entsprechend anpasst. Weiter Informationen entnehmen Sie den
Anwendungs- und Einstellhinweisen, siehe Kapitel 5.6.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Fehlerreaktionen
Folgende Tabelle listet die Bedingungen auf, unter denen der Status Bereitschaft in den Zustand Alarm
oder Warnung übergeht.

Tabelle 5-10 Fehlerreaktionen

Fehlerbeschreibung Status Bereitschaft


Die Funktion Thermobox Ether. kann keine Verbin- Alarm
dung mit einem Kommunikationsmodul aufbauen.
Die Verbindung zwischen dem Kommunikations- Warnung
modul und der Thermobox bringt ein time-out.
Ein Kommunikationsmodul hat seit 9 s keinerlei Daten Warnung
mehr von der Thermobox empfangen.

Das Signal Störung wird abgesetzt, sobald einer der Sensor-Funktionsblöcke eine Störung gemeldet hat.

5.6.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Port

• Voreinstellung (_:2311:103) Port = Port J


Mit dem Parameter Port legen Sie fest, über welchen Port die externe Thermobox an das SIPROTEC 5-Gerät
angeschlossen wird.
Wenn Sie die externe Thermobox an die Integrierte Ethernet-Schnittstelle anschließen wollen, stellen Sie den
Parameter Port = Port J ein. Wenn Sie die externe Thermobox an ein Ethernet-Steckmodul anschließen
wollen, stellen Sie den Parameter Port = Port F, Port E, Port P oder Port N ein.
Sie können die Thermobox direkt über den internen 10 MBit-Ethernet-Port J an das Gerät anschließen. Wenn
Sie die Thermobox an einem anderen Port über ein 100 Mbit-Kommunikationsmodul betreiben, benötigen
Sie einen zwischengeschalteten 10/100 MBit-Autosensing-Switch, der die Übertragungsraten entsprechend
anpasst.

Parameter: IP-Adresse

• Voreinstellung (_:2311:104) IP-Adresse = 10.16.60.1


Mit dem Parameter IP-Adresse stellen Sie die vorhandene IP-Adresse der Thermobox ein, die über das SUP-
Protokoll mit dem Kommunikationsmodul verbunden ist. Jeder Thermobox muss eine eineindeutige IP-Adresse
zugewiesen werden. Die einzustellende IP-Adresse ist abhängig von Ihrer Netzwerkkonfiguration. Sie können
jede gültige IPv4-Adresse einstellen, die keine Konflikte mit anderen IP-Adressen im Netzwerk verursacht.
Stellen Sie zuerst eine entsprechende IP-Adresse an der Thermobox Ziehl TR1200 IP ein. Stellen Sie dann den
Parameter IP-Adresse für das Kommunikationsmodul auf die gleiche Adresse ein.

Einstellungen an der Thermobox


Die Thermobox Ziehl TR1200 IP wird mit den Fronttasten oder in einem Web-Browser auf dem Notebook
über seine Ethernet-Schnittstelle eingestellt. Sie müssen den Anschlusstyp der Sensoren (3-Leiter-Anschluss

408 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

oder Widerstandswert für 2-Leiter-Anschluss), die Ruhelage des Störmelderelais sowie die IP-Schnittstellenpa-
rameter einstellen.
Zur Parametrierung muss die Codesperre ausgeschaltet sein. Dies ist nur über die Fronttasten der Thermobox
möglich. Im Lieferzustand ist die Codesperre off (ausgeschaltet) und hat die Pin 504.
Detaillierte Hinweise zu den Einstellungen entnehmen Sie bitte dem Handbuch TR1200 IP, das der Ther-
mobox beiliegt. Sie finden die Dokumente auch im SIPROTEC-Downloadbereich (http://www.siprotec.de) unter
Zubehör -> 7XV5662-xAD.
Für die Ethernet-Verbindung zu einem SIPROTEC 5-Gerät, das über das SUP-Protokoll (Slave Unit Protocol) mit
der Thermobox TR1200 IP kommuniziert, muss in der Thermobox die Einstellung Modbus TCP aktiviert sein.
Das Modbus TCP-Protokoll kann mit den Funktionstasten unter dem Menüpunkt tcP. → Mod / on oder über
den Web-Browser in der Registerkarte TCP/UDP Config aktiviert werden. Die Einstellungen RTD (RTD-Protokoll)
und UDP Port haben hier keinen Einfluss. Der Modbus TCP-Port ist fest auf 502 eingestellt und kann nicht
verändert werden.

5.6.7.5 Temperatursensor

Logik

[lo_tmpval, 1, de_DE]

Bild 5-80 Logikdiagramm des Funktionsblocks Temperatursensor

Temperaturmesswert
Der Funktionsblock Temperatursensor verarbeitet jeweils einen einzelnen Temperaturmesswert, der von der
Thermobox für den zugeordneten Sensor geliefert wird. In jeder Thermobox-Funktion (sowohl über Ethernet
als auch seriell) sind immer 12 Temperatursensor-Funktionsblöcke vorhanden, auch wenn weniger Sensoren
an die Thermobox angeschlossen sind.
Es werden unterschiedliche Temperatursensortypen unterstützt: Pt100-, Ni100- oder Ni120-Sensoren. Die
Auswahl des angeschlossen Typs wird dem Funktionsblock über den Parameters Sensortyp mitgeteilt.
Als Ausgangsgröße liefert der Funktionsblock einen Temperaturmesswert in °C oder °F. Der Temperaturmess-
wert steht als Betriebsmesswert zur Verfügung und kann von der Funktion Temperaturüberwachung über-
wacht werden.

Fehlerreaktionen
Wenn der Eingangsmesswert als fehlerhaft erkannt wird, wird das Qualitätsattribut des Ausgangstemperatur-
messwertes auf ungültig gesetzt. Die Status für Bereitschaft und Störung nehmen dann die Zustände
entsprechend der folgenden Tabelle an.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 409
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Tabelle 5-11 Fehlerreaktion

Fehlerbeschreibung Status Bereitschaft Status Störung


Sensor oder Leitung kurzge- Alarm Ja
schlossen
Sensor oder Leitung unterbrochen Alarm Ja
Temperaturmesswert außerhalb Alarm Ja
des in den technischen Daten
spezifizierten gültigen Messbe-
reichs. Der gültige Messbereich ist
abhängig vom Sensortyp.
Sensor nicht angeschlossen OK Nein

5.6.7.6 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter Sensortyp

• Voreinstellung (_:11611:102) Sensortyp = Pt 100


Mit dem Parameter Sensortyp stellen Sie das verwendete Sensorelement ein. Sie können wählen zwischen
Pt 100, Ni 100 und Ni 120.

Parameter: Temperatureinheit
Wenn Sie die Anzeige und Auswertung der Temperaturmesswerte von °C in °F ändern möchten, müssen Sie
die Benutzer-Voreinstellungen von DIGSI entsprechend anpassen.
Gehen Sie folgendermaßen vor:

• Wählen Sie in DIGSI den Menüpunkt Extras --> Einstellungen.

• Wählen Sie in der Ansicht Einstellungen den Menüpunkt DIGSI 5-Benutzerpräferenzen.

• Ändern Sie unter Standardeinheitensystem den Einstellwert des verwendeten Einheitensystems von
SI-Einheiten auf US-Einheiten.

[scfahrht-190214-01, 1, de_DE]

Bild 5-81 Änderung der Anzeige zwischen °C und °F

Die folgende Parameter- und Informationsübersicht zeigt nur einen der 12 Sensoren, da sich die Einstellmög-
lichkeiten der 12 Sensoren nicht unterscheiden.

410 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.7.7 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:103 Allgemein:Port • Port E Port J
• Port F
• Port J
• Port N
• Port P
Sensor 1
_:11611:102 Sensor 1:Sensortyp • Pt 100 Pt 100
• Ni 100
• Ni 120

5.6.7.8 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:56 Allgemein:Störung SPS O
Sensor 1
_:11611:52 Sensor 1:Bereitschaft ENS O
_:11611:60 Sensor 1:Störung SPS O
_:11611:80 Sensor 1:Tmpaus MV O

5.6.8 Thermobox Seriell

5.6.8.1 Übersicht
Die Funktion Thermobox Seriell:

• Kommuniziert mit einer externen Thermobox seriell über das Slave Unit Protocol (SUP) und erfasst die
von der Thermobox gemessenen Temperaturen

• Stellt die erfassten Temperaturen der Temperatur-Überwachungsfunktion zur Verfügung

• Überwacht die Kommunikation mit der Thermobox


Die Funktion Thermobox Seriell ist in der gleichen Weise strukturiert wie die Funktion Thermobox Ether.. Die
Arbeitsweise ist auch identisch (siehe 5.6.7.3 Kommunikation mit einer Thermobox).

5.6.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Port

• Voreinstellung (_:2311:103) Port = F


Mit dem Parameter Port legen Sie den Steckplatz für das Kommunikationsmodul fest, das für die Verbindung
mit einer externen Thermobox verwendet wird.
Wenn Sie die externe Thermobox an ein Ethernet-Steckmodul anschließen wollen, stellen Sie den Parameter
Port = Port F , Port E, Port P oder Port N ein.

Parameter: Kanalnummer

• Voreinstellung (_:2311:105) Kanalnummer = 1

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 411
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Ein serielles Kommunikationsmodul verfügt optional über 2 Kanäle. Mit dem Parameter Kanalnummer legen
Sie die Kanalnummer (1 oder 2) fest, über die eine Thermobox mit dem Gerät verbunden ist. Die Eingänge des
Kommunikationsmoduls sind mit den Kanalnummern beschriftet.

Parameter: Geräteadresse

• Voreinstellung (_:2311:106) Geräteadresse = 1


Mit dem Parameter Geräteadresse legen Sie die Geräteadresse der Thermobox fest. Sofern nur eine Ther-
mobox an dem seriellen Bus angeschlossen ist, kann der voreingestellte Wert 1 verwendet werden. Die gleiche
Geräteadresse ist an der Thermobox einzustellen. Von Bedeutung ist die Geräteadresse, um mehrere an einen
seriellen Bus angeschlossene Thermoboxen unterscheiden zu können. Stellen Sie an jeder Thermobox eine
eineindeutige Geräteadresse (z.B. 1, 2 und 3, bei Anschluss von 3 Thermoboxen) und die jeweils gleiche
Geräteadresse für den Parameter Geräteadresse in den 3 Funktionen Thermobox Seriell ein.
Die folgende Parameter- und Informationsübersicht zeigt nur einen der 12 Sensoren, da sich die Einstellmög-
lichkeiten der 12 Sensoren nicht unterscheiden.

5.6.8.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:103 Allgemein:Port • Port F Port J
• Port E
• Port J
• Port N
• Port P
_:2311:105 Allgemein:Kanalnummer 1 bis 2 1
_:2311:106 Allgemein:Geräteadresse 1 bis 247 1
Sensor 1
_:11611:102 Sensor 1:Sensortyp • Pt 100 Pt 100
• Ni 100
• Ni 120

5.6.8.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:56 Allgemein:Störung SPS O
Sensor 1
_:11611:52 Sensor 1:Bereitschaft ENS O
_:11611:60 Sensor 1:Störung SPS O
_:11611:80 Sensor 1:Tmpaus MV O

5.6.9 Kommunikation mit der Thermobox

5.6.9.1 Einbindung einer seriellen Thermobox (Ziehl TR1200)

Anschluss der Kommunikationsleitungen


Bild 5-82 zeigt, wie Sie die Thermobox an das SIPROTEC 5-Gerät anschließen. Beachten Sie, dass Pin 1 des
RJ45-Steckers mit RTD-B und Pin 2 mit RTD-A verbunden wird.

412 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[dwverbau-201112-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-82 Anschluss der Thermobox an das SIPROTEC 5-Gerät

USART-Modul hinzufügen
Fügen Sie in DIGSI ein USART-Modul USART-AB-1EL oder USART-AC-2EL zum Gerät hinzu. Das USART-Modul
müssen Sie an einer der Einsteckpositionen für Kommunikationsmodule im Basismodul oder im Erweiterungs-
modul CB202 einfügen (siehe folgendes Bild).

[scauser3-190214-01, 1, de_DE]

Bild 5-83 Einfügeposition für ein USART-Modul

SUP-Protokoll auswählen
Wählen Sie das Slave Unit Protocol (SUP) aus. Dieses Protokoll ist verantwortlich für die Kommunikation
zwischen dem SIPROTEC 5-Gerät und der Thermobox.

[scauser4-301012-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-84 SUP-Protokoll auswählen

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 413
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Kommunikationseinstellungen
Führen Sie die Kommunikationseinstellungen für die betreffenden seriellen Kanäle durch. Benutzen Sie hierfür
die durch die Thermobox vorgegebenen Standardeinstellungen. Im Normalfall müssen Sie nur die Parametrie-
rung des SIPROTEC 5-Gerätes an die Einstellungen der Thermobox anpassen. Stellen Sie sicher, dass die
Einstellwerte in beiden Geräten gleich sind. Die Einstellung des Parameters Ruhelichtlage (ein/aus):
ist für die RS485-Schnittstelle nicht relevant.

HINWEIS

i Der Treiber für das USART-Modul für das SUP-Protokoll ist bei erstmaliger Benutzung dieser Schnittstelle
(nach Firmwareupdate) nicht standardmäßig vorinstalliert.

[scauser5-301012-01.tif, 1, de_DE]

Bild 5-85 Kommunikationseinstellungen vornehmen

Durch die Auswahl des SUP-Protokolls für die Thermobox fügt DIGSI automatisch die Funktionsgruppe
Analoge Umformer zu Ihrer Gerätekonfiguration hinzu. Sie können nun die Funktion Thermobox Seriell
1 instanziieren (siehe folgendes Bild).

[sc_auser6, 1, de_DE]

Bild 5-86 Instanz Analoge Umformer

Stellen Sie nun noch die Kanalnummer ein, über die das SUP-Protokoll läuft. Stellen Sie außerdem die Slave-
Adresse der Thermobox ein. Diese Adresse muss mit dem gleichen Wert in der Thermobox eingestellt werden
(siehe folgendes Bild).

414 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Bei erstmaliger Verwendung der Thermobox TR1200 muss die folgende Gerätekonfiguration an der Ther-
mobox eingestellt werden:

• Bus-Protokoll: mod

• Geräteadresse: 1

• Baudrate: 9600

• Parität: kein

[scauser7-220114-01-DE, 1, de_DE]

Bild 5-87 Einstellung von Port, Kanalnummer und Slave-Adresse

Laden Sie abschließend die Konfiguration in das Gerät.

5.6.9.2 Einbindung einer Thermobox Ether. (TR1200 IP)

Gerätekonfiguration
Fügen Sie in DIGSI auf einem dafür vorgesehenen Steckplatz ein Ethernet-Modul in die Gerätekonfiguration
ein. Bild 5-88 zeigt die möglichen Steckplätze im Basismodul oder auf der Erweiterungsbaugruppe CB 202.
Alternativ können Sie auch die integrierte Ethernet-Schnittstelle Port J verwenden.

[sc_autcp1, 1, de_DE]

Bild 5-88 Einfügen eines Ethernet-Moduls

Kommunikationseinstellungen
Aktivieren Sie das SUP Ethernet-Protokoll für das Ethernet-Modul.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 415
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[sc_autcp2, 1, de_DE]

Bild 5-89 Aktivierung SUP Ethernet-Protokoll

Dieses Protokoll ist auch für den Port J der integrierten Ethernet-Schnittstelle des Basismoduls verfügbar (siehe
folgendes Bild).

[sc_autcp3, 1, de_DE]

Bild 5-90 Aktivierung SUP Ethernet Protokoll (Basismodul)

Durch die Auswahl des SUP-Protokolls für die Thermobox fügt DIGSI automatisch die Funktionsgruppe
Analoge Umformer und die Funktion Thermobox Ether. zu Ihrer Gerätekonfiguration hinzu (siehe folgendes
Bild).

[sc_auser6, 1, de_DE]

Bild 5-91 Instanz Analoge Umformer

416 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Stellen Sie nun noch den Port ein, über den das SUP-Protokoll läuft. Stellen Sie außerdem die IP-Adresse
der Thermobox ein (siehe folgendes Bild). Diese Adresse muss mit dem gleichen Wert in der Thermobox
eingestellt werden.

[sc_autcp5, 1, de_DE]

Bild 5-92 Einstellung von Port und IP-Adresse

Laden Sie abschließend die Konfiguration in das Gerät.

5.6.9.3 Temperatursimulation ohne Sensoren


Schließen Sie einen Widerstand an die Sensorklemmen der Thermobox an. Mittels dieses Widerstandes simu-
lieren Sie eine konstante Temperatur. Der Widerstandswert sollte etwa 50 Ω bis 200 Ω betragen.
Wenn Sie eine veränderbare Temperatur simulieren wollen, schließen Sie statt eines Festwiderstandes einen
einstellbaren Widerstand von maximal 470 Ω an.

5.6.10 Temperaturerfassung über Protokolle

5.6.10.1 Übersicht
Die Funktion Temperaturerfassung über Protokolle:

• Erhält die Temperatur vom Leitsystem des Kraftwerks oder von einem anderen Schutzgerät

• Verarbeitet die Temperatur, überwacht beispielsweise die Temperatur im Funktionsplan (CFC)

• Überträgt die Temperatur an andere Schutzgeräte

5.6.10.2 Struktur der Funktion


Die Funktion Temperaturerfassung über Protokolle kann nur in der Funktionsgruppe Analoge Umformer
arbeiten. In dieser Funktion können die folgenden Stufen gleichzeitig betrieben werden:

• 12 Stufen Temperaturerfassung über PROFINET IO oder IEC 61850


Die Stufe kann die Temperatur von einem Leitsystem des Kraftwerks über das Protokoll PROFINET IO oder
über IEC 61850 erhalten.

• 12 Stufen Temperaturerfassung über GOOSE


Die Stufe kann die Temperatur von einem anderen SIPROTEC 5-Schutzgerät über GOOSE erhalten.
Die Funktion Temperaturerfassung über Protokolle ist werkseitig mit 1 Stufe Temperaturerfassung über
PROFINET IO oder IEC 61850 vorkonfiguriert.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 417
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[dw_structure_TmpviaProt, 1, de_DE]

Bild 5-93 Struktur/Einbettung der Funktion

5.6.10.3 Beschreibung der Stufe Temperaturerfassung über PROFINET IO oder IEC 61850

Logik

[lo_tmpval, 1, de_DE]

Bild 5-94 Logikdiagramm der Stufe

Die Stufe Temperaturerfassung über PROFINET IO oder IEC 61850 unterstützt 2 Protokolle:

• Protokoll PROFINET IO
Wenn Sie das PROFINET IO-Protokoll für die Temperaturerfassung einstellen, können Sie nur den
analogen Wert erhalten.

• Protokoll IEC 61850


Wenn Sie das IEC 61850-Protokoll für die Temperaturerfassung einstellen, erhalten Sie den analogen
Wert, die Qualität und den Zeitstempel.

Meldung Ungültige Temperatur


Wenn die empfangene Temperatur ungültig ist, wird die Störungsmeldung Temperaturfehler ausge-
geben.

418 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Stufenanwendung
Sie können die Stufe Temperaturerfassung über PROFINET IO oder IEC 61850 für folgende Zwecke
verwenden:

• Erfassung der Kaltgastemperatur vom Leitsystem des Kraftwerks

• Verarbeitung des empfangenen Kaltgas-Temperaturwerts

• Senden des verarbeiteten Kaltgas-Temperaturwerts zur Weiterverarbeitung an andere Funktionen

[dw_app-example_IEC, 1, de_DE]

Bild 5-95 Anwendungsbeispiel

Die folgende Tabelle erläutert die Daten.


Datenname Beschreibung
Tmp Mit dieser Variable können Sie das PROFINET IO-Protokoll oder das IEC 61850-Protokoll für die
Temperaturerfassung einstellen.
In der Stufe Temperaturerfassung über PROFINET IO oder IEC 61850 ist der Datentyp APC.
Einheit Mit diesem Parameter können Sie die Einheit °F oder °C für die Temperatur auswählen, die
vom Leitsystem des Kraftwerks erfasst wird.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 419
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.10.4 Erfassung der Temperatur der Stufe über GOOSE

Logik

[lo_tmpval, 1, de_DE]

Bild 5-96 Logikdiagramm der Stufe

Meldung Ungültige Temperatur


Wenn die empfangene Temperatur ungültig ist, wird die Störungsmeldung Temperaturfehler ausge-
geben.

Stufenanwendung
Für die Stufe Temperaturerfassung über GOOSE werden folgende Begriffe verwendet:

• Quellgerät
SIPROTEC 5-Schutzgerät, das Daten liefert

• Zielgerät
SIPROTEC 5-Schutzgerät, das Daten vom Quellgerät anfordert
Im Zielgerät können Sie die Stufe Temperaturerfassung über GOOSE für folgende Zwecke verwenden:

• Erfassung der Kaltgastemperatur vom Quellgerät

• Verarbeitung des empfangenen Kaltgas-Temperaturwerts

• Senden des verarbeiteten Kaltgas-Temperaturwerts zur Weiterverarbeitung an andere Funktionen

420 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Im folgenden Bild ist das Quellgerät das SIPROTEC 5-Gerät 2 und das Zielgerät ist das SIPROTEC 5-Gerät 1.

[dw_app-example_GOOSE, 2, de_DE]

Bild 5-97 Anwendungsbeispiel

Die folgende Tabelle erläutert die Daten.


Datenname Beschreibung
Tmp Mit dieser Variable können Sie das GOOSE-Protokoll für die Temperaturerfassung
einstellen.
In der Stufe Temperaturerfassung über GOOSE ist der Eingangsmesswert mit einer
COM-Vorlage so gestaltet, dass er Daten von einem anderen SIPROTEC 5-Schutzgerät
erfasst.
Einheit Mit diesem Parameter können Sie die Auswahl der Einheit °F oder °C für die Tempe-
ratur auswählen, die von einem anderen SIPROTEC 5-Schutzgerät erfasst wird.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 421
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

5.6.10.5 Anwendungs- und Einstellhinweise

Änderung der Temperatureinheit


Standardmäßig wird für die Anzeige und Auswertung der Temperaturmesswerte die Temperatureinheit °C
verwendet.

• Zum Ändern der Temperatureinheit von °C zu °F für alle Geräte im derzeitigen DIGSI-Projekt gehen Sie
wie folgt vor:
– Wählen Sie in DIGSI den Menüeintrag Extras > Einstellungen.
– Wählen Sie in der Ansicht Einstellungen den Menüeintrag DIGSI 5-Benutzerpräferenzen.
– Stellen Sie den Parameter Standardeinheitensystem auf US-Einheiten.

[scfahrht-190214-01, 1, de_DE]

Bild 5-98 Änderung der Temperatureinheit zwischen °C und °F für alle Geräte

• Zum Ändern der Temperatureinheit von °C zu °F für 1 Gerät gehen Sie wie folgt vor:
– Wählen Sie in der Projektnavigation Ihr Gerät aus und wählen Sie Parameter > Geräteeinstel-
lungen.
– Wählen Sie in der Ansicht Geräteeinstellungen den Menüeintrag Landeseinstellung.
– Stellen Sie den Parameter Einheitensystem auf ANSI ein.

[sc_SITmp, 1, de_DE]

Bild 5-99 Änderung der Temperatureinheit zwischen °C und °F für 1 Gerät

422 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

HINWEIS

i Wenn der Parameter Einheitensystem auf ANSI eingestellt ist, ändert sich nur die Einheit der Mess-
werte und Parameteränderungen zu °F.
Die Einheit der folgenden Daten ist weiterhin °C:

• Weitere Temperaturdaten im Gerät

• Die Temperaturschwellen in DCF

Parameter: Einheit

• Voreinstellwert (_:19801:101) Einheit = °C


Mit dem Parameter Einheit stellen Sie ein, welche physikalische Einheit der Quelldaten die Messwerte
repräsentieren. Die möglichen Einstellwerte entnehmen Sie der Parametertabelle.

5.6.10.6 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Tmp.Leittech.1
_:19801:101 Tmp.Leittech.1:Einheit • °C °C
• °F

5.6.10.7 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Tmp.Leittech.1
_:19801:300 Tmp.Leittech.1:Temp. APC L3
_:19801:53 Tmp.Leittech.1:Bereitschaft ENS O
_:19801:301 Tmp.Leittech.1:Störung SPS O
_:19801:302 Tmp.Leittech.1:Tmpaus MV O

5.6.11 LPIT-Modul IO240

5.6.11.1 Übersicht
Die Eingabebaugruppe IO240 für den Kleinsignal-Messwandler in der gasisolierten Schaltanlage (GIS-LPIT) und
für den ohmsch-kapazitiven Spannungswandler (RCVT) von Siemens Energy (LPIT-Modul IO240):

• Misst Temperaturwerte, Spannungswerte und Stromwerte

• Bietet eine Schnittstelle für modulare SIPROTEC 5-Geräte zur Verbindung mit Siemens Energy GIS-LPIT
(GIS-LPVT und GIS-LPCT) und RCVT

• Wandelt Stromwerte in Primärwerte um

• Wandelt Spannungswerte gemäß Sensortyp (GIS-LPVT oder RCVT) in Primärwerte um

• Stellt Primärwerte für Schutzfunktionen sowie die Spannungs- und Strommessung bereit
Die Eingabebaugruppe IO240 steht in einer Hardware-Variante des 6MU85-Gerätes als Teil des 1/3 Basismo-
duls oder als Erweiterungsmodul zur Installation in modularen SIPROTEC 5-Geräten zur Verfügung.

HINWEIS

i Aufgrund einer höheren Leistungsanforderung der IO240 Baugruppe sind maximal 2 IO240-Module pro
Gerätezeile zulässig, insgesamt sind maximal 4 IO240-Module in einem SIPROTEC 5-Gerät zulässig. Diese
Begrenzung gilt auch für den Fall, dass eines der IO240-Module im 1/3 Basisgehäuse verwendet wird.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 423
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Weitere Informationen zur Nutzung und Konfiguration des IO240-Moduls in Verbindung mit dem angeschlos-
senen LPIT finden Sie im Anwendungshinweis APN-090 IO240 und LPITs.

5.6.11.2 Struktur der Funktion


Die Funktion LPIT-Modul IO240 arbeitet in der Funktionsgruppe Analoge Umformer.
Die Funktion LPIT-Modul IO240 enthält folgende Funktionsblöcke:

• 3 für GIS-LPIT-Pol

• 3 für RCVT

• 1 für IO240-Kalibrierdaten

[dw_strIO240, 4, de_DE]

Bild 5-100 Struktur der Funktion LPIT-Modul IO240

(1) Ist verfügbar, wenn der Parameter RCVT als Spg.sens. verw. unter LPIT Allgem. markiert
ist.
(2) Ist verfügbar, wenn der Parameter Kalibr. der IO240 Baugr. unter IO240 allg. Daten
markiert ist.

[dw_strIO240_LPIT General, 3, de_DE]

Bild 5-101 Struktur des Funktionsblocks LPIT Allgem.

424 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[dw_strIO240_LPIT Sensor, 4, de_DE]

Bild 5-102 Struktur des Funktionsblocks GIS-LPIT-Pol

(1) Ist verfügbar, wenn der Parameter GIS-LPIT-Typ unter LPIT Allgem. auf LPIT 1-phasig
gesetzt ist.
(2) Ist verfügbar, wenn der Parameter RCVT als Spg.sens. verw. unter LPIT Allgem. markiert
ist.

5.6.11.3 Funktionsbeschreibung
Sobald Sie LPIT-Modul IO240 instanziiert haben, ist sie in der Projektnavigation in der Funktionsgruppe
Analoge Umformer sichtbar. Die Funktionsgruppe Analoge Umformer finden Sie in der DIGSI 5-Projektnavi-
gation im Ordner Parameter des Gerätes.
Wenn Sie das Unterverzeichnis LPIT-IO240 öffnen, erreichen Sie das Einstellblatt für die Funktionsblöcke LPIT
Allgem., GIS-LPIT-Pol, RCVT und IO240 Kal.dat.. Weitere Informationen siehe 5.6.11.4 Anwendungs- und
Einstellhinweise und 5.6.11.5 Parameter.

Logik des LPIT-Moduls IO240

[lo_IO240_logic_diagram, 3, de_DE]

Bild 5-103 Logik des LPIT-Moduls IO240

HINWEIS

i Der Parameter IO240 Produktions-ID wird nur zur Berechnung verwendet, wenn der Parameter
Kalibr. der IO240 Baugr. im Funktionsblock IO240 allg. Daten aktiviert ist.
Die Parameter Amplitudenkorr.faktor und Phasenoffsetkorrektur werden nur zur Berechnung
verwendet, wenn der Parameter RCVT als Spg.sens. verw. im Funktionsblock LPIT Allgem. aktiviert
ist.

Berechnung der Primärwerte


Wenn RCVT nicht verwendet wird, erhält das LPIT-Modul IO240 die Temperaturwerte und Sekundärwerte
vom GIS-LPIT-Sensor. Wenn RCVT verwendet wird, erhält das LPIT-Modul IO240 die Temperaturwerte und
Sekundärstromwerte vom GIS-LPIT-Sensor und die Sekundärspannungswerte vom RCVT-Sensor. Die Sekundär-
werte werden auf Basis der Einstellungen in den Funktionsblöcken LPIT Allgem., GIS-LPIT-Pol, RCVT und
IO240-Kalibrierdaten in die entsprechenden Primärwerte umgewandelt. Die Primärwerte werden anschlie-

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 425
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

ßend intern für Mess- oder Schutzfunktionen an das Gerät übertragen und können optional als Abtastwerte
veröffentlicht werden.

Temperaturwert des GIS-LPIT-Sensors


Das LPIT-Modul IO240 misst den Temperaturwert des GIS-LPIT-Sensors über die PT100-Sensoren des GIS-LPIT.
Die Temperatur wird zur Kompensation des Temperatureinflusses der gemessenen Sekundärwerte verwendet.
Dies ermöglicht eine genaue Berechnung der Primärwerte. Der gemessene Widerstand des PT100-Sensors
und die resultierende Temperatur liegen im Gerät als Informationen zur weiteren Verwendung vor, z.B. für
benutzerdefinierte Logikpläne (CFC) und Aufzeichnungen. Widerstand und Temperaturwerte werden auf dem
HMI angezeigt.
Wenn RCVT als Spannungseingang verwendet wird, hat der Temperaturwert des GIS-LPIT-Sensors keinen
Einfluss auf die Spannungsmessung.

5.6.11.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Kalibrierdaten
Die Kalibrierdaten des GIS-LPIT-Sensors, des GIS-LPIT-Anschlusskastens und der IO240-Baugruppe werden in
einem Cloud-Speicher abgelegt. Daher stehen die Kalibrierdaten für DIGSI unabhängig von der DIGSI 5-Version
zur Verfügung und können für neu produzierte GIS-LPIT und IO240-Baugruppe aktualisiert werden. Um die

lokale Kopie der Kalibrierdatendatei zu aktualisieren, können Sie die Schaltfläche zum Aktualisieren
anklicken. Die Rückmeldung über die erfolgreiche oder fehlgeschlagene Aktualisierung der Kalibrierdatendatei
ist in der Registerkarte Info verfügbar.

[sc_refresh button and message, 1, de_DE]

426 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Einstellungen von LPIT Allgemein

[sc_LPIT_General, 2, de_DE]

Bild 5-104 Einstellungen von LPIT Allgemein

Parameter: Steckplatznummer
Der Parameter legt den Montageort der IO240-Baugruppe im SIPROTEC 5-Gerät fest und wird verwendet, um
den Baugruppen-Montageort zu identifizieren, wenn mehrere IO240-Baugruppen in einem Gerät verwendet
werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 427
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Parameter: GIS-LPIT-Typ

• Voreinstellwert (_:20821:119) GIS-LPIT-Typ = LPIT 3-phasig


Mit dem Parameter GIS-LPIT-Typ legen Sie den verwendeten GIS-Typ fest.
Parameterwert Verbindung zum LPIT-Modul IO240 GIS-LPIT-Sensortyp
LPIT 3-phasig Kleinsignalwandler 3-phasig gekapselt
Kapazitiver Spannungssensor (8DN8-5, 8DN8-6, 8VN1)
3-phasig ohne LPVT Kleinsignalwandler
LPIT 1-phasig Kleinsignalwandler 1-phasig gekapselt
Kapazitiver Spannungssensor
1-phasig ohne LPVT Kleinsignalwandler

Parameter: LPIT-Produktions-ID
Um die Kalibrierdaten Ihres GIS-LPIT-Sensors von der Kalibrierdaten-Datei zu laden, geben Sie die entspre-
chende GIS-LPIT-Produktions-ID ein. Sie finden die GIS-LPIT-Produktions-ID auf dem Typenschild des GIS-LPIT-
Sensors.

Parameter: Werte manuell eingeben

• Voreinstellwert: der Parameter (_:20821:127) Werte manuell eingeben ist nicht aktiviert.
Mit dem Parameter Werte manuell eingeben entscheiden Sie, ob Sie mit den Voreinstellwerten arbeiten
oder die Werte manuell eingeben möchten.

HINWEIS

i Jede LPIT-Produktions-ID ist eindeutig.

Parameter: Primäre Leitung L1, Primäre Leitung L2, Primäre Leitung L3

• Voreinstellwert (_:142) Primäre Leitung L1 = LPIT-Sensor von GIS-Pol I

• Voreinstellwert (_:143) Primäre Leitung L2 = LPIT-Sensor v. GIS-Pol II

• Voreinstellwert (_:144) Primäre Leitung L3 = LPIT-Sensor v. GIS-Pol III


Mit diesen Parametern definieren Sie die Mapping-Beziehung zwischen der primären Leitung und dem LPIT-
Sensor des GIS-Pols gemäß der physikalischen Verbindung fest. Das LPIT-Modul IO240 verwendet die Einstel-
lung des entsprechenden Parameters LPIT-Sensor von GIS-Pol für jeden Leiter.

Parameter: RCVT als Spg.sens. verw.

• Voreinstellwert: der Parameter (_:20281:159) RCVT als Spg.sens. verw. ist nicht aktiviert.
Mit dem Parameter RCVT als Spg.sens. verw. legen Sie fest, ob GIS-LPVT oder RCVT als Spannungssen-
sortyp für die Primärspannungsmessung verwendet werden soll. Wenn dieser Parameter aktiviert ist, sind die 3
Funktionsblöcke für RCVTs verfügbar und alle Einstellungen bezüglich GIS-LPVT sind nicht sichtbar.

Parameter: Crosstalk RCVT 1 auf 2, Crosstalk RCVT 2 auf 1, Crosstalk RCVT 2 auf 3, Crosstalk
RCVT 3 auf 2, Crosstalk RCVT 3 auf 1, Crosstalk RCVT 1 auf 3

• Voreinstellwert (_:160) Crosstalk RCVT 1 auf 2 = 0,000 %

• Voreinstellwert (_:161) Crosstalk RCVT 2 auf 1 = 0,000 %

• Voreinstellwert (_:162) Crosstalk RCVT 2 auf 3 = 0,000 %

• Voreinstellwert (_:163) Crosstalk RCVT 3 auf 2 = 0,000 %

428 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

• Voreinstellwert (_:164) Crosstalk RCVT 3 auf 1 = 0,000 %

• Voreinstellwert (_:165) Crosstalk RCVT 1 auf 3 = 0,000 %


Mit diesen Parametern konfigurieren Sie den gegenseitigen Einfluss des Crosstalks vom RCVT in einer Phase zu
dem in einer anderen Phase.

Parameter: Kalibr. der IO240 Baugr.

• Voreinstellwert: der Parameter (_:20821:177) Kalibr. der IO240 Baugr. ist nicht aktiviert.
Mit dem Parameter Kalibr. der IO240 Baugr. entscheiden Sie, ob die Kalibrierdaten der IO240-
Baugruppe für die Primärwertberechnung verwendet werden, um die Messgenauigkeitsklasse 0,1 zu errei-
chen. Wenn dieser Parameter aktiviert ist, ist der Funktionsblock IO240 Kal.dat. verfügbar.

Parameter: Temperaturkoeffizient

• Voreinstellwert (_:105) Temperaturkoeffizient = 0 ppm/°C


Dieser Parameter bezieht sich auf den Einfluss der Temperatur des Kleinsignalwandlers auf den berech-
neten Primärstromwert.

• Voreinstellwert (_:110) Temperaturkoeffizient = 0 ppm/°C


Dieser Parameter bezieht sich auf Einfluss der Temperatur des Kleinsignal-Spannungswandlers auf den
berechneten Primärspannungswert.

Einstellungen des LPIT-GIS-Pols

[sc_LPIT-GIS_pole, 1, de_DE]

Bild 5-105 Einstellungen des LPIT-GIS-Pols, Beispiel

Parameter: LPIT-Anschl.kastentyp
Nach Eingabe der GIS-LPIT-Produktions-ID ist der Typ des LPIT-Anschlusskastens in DIGSI sichtbar. Dies ist nicht
konfigurierbar.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 429
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Einstellungen des RCVT-Sensors

[sc_settings_RCVT, 1, de_DE]

Bild 5-106 Einstellungen von RCVT

Parameter: Amplitudenkorr.faktor, Phasenoffsetkorrektur

• Voreinstellwert (_:101) Amplitudenkorr.faktor = 1,0000


Mit dem Parameter Amplitudenkorr.faktor stellen Sie die Amplitude für den Spannungseingang
ein.

• Voreinstellwert (_:102) Phasenoffsetkorrektur = 0,0 '


Mit dem Parameter Phasenoffsetkorrektur stellen Sie den Phasenwinkel für den Spannungseingang
ein.
Diese Parameter ermöglichen Ihnen, die Toleranzen des Primärspannungswandlers phasenselektiv zu
korrigieren. Eine Amplitudenkorrektur und Phasenversatzkorrektur sind wahrscheinlich für hochgenaue
Messungen erforderlich.

Einstellungen der IO240-Kalibrierdaten


Um die Messgenauigkeitsklasse 0,1 zu erreichen, sind die Kalibrierdaten der verwendeten IO240-Baugruppe
erforderlich. Die baugruppenspezifischen Kalibrierdaten können separat vom Lieferanten des LPIT-Sensors
bestellt werden.
Im Funktionsblock IO240 Kal.dat. gibt es 2 Parameter: IO240 Produktions-ID und Datenbankversion.

[sc_IO240 cal. data, 1, de_DE]

Bild 5-107 Einstellungen der IO240-Kalibrierdaten

Für den Parameter IO240 Produktions-ID müssen Sie den Wert manuell eingeben. Sie finden die
Produktions-ID der IO240-Baugruppe in DIGSI 5 über Online-Zugänge > Geräteinformationen > Hardware
inform. > HW-Module mit dem Baugruppentyp: IO240. Sie können die Produktions-ID der spezifischen IO240-
Baugruppe vom LPIT-Lieferanten abrufen.

430 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

[sc_IO240_production_ID, 1, de_DE]

Bild 5-108 IO240 Produktions-ID

Nach Eingabe der Produktions-ID ist die entsprechende Version der Datenbank in DIGSI sichtbar. Die Version ist
nicht konfigurierbar.

Messstellenrangierung
Das LPIT-Modul IO240 unterstützt in der Messstellenrangierung ausschließlich die Spannungsanschlussart 3
Leiter-Erde Spg. und die Stromanschlussart 3-phasig.
In der Messstellenrangierung stehen 2 Gruppen der 3-phasigen Spannungsmesskanäle mit unterschiedlichen
Spannungswandler-Typen, die aus dem angeschlossenen Spannungssensor abgeleitet werden, zur Verfügung.
Für jedes LPIT-Modul IO240 können Sie nur 1 Gruppe der 3-phasigen Spannungsmesskanäle gemäß dem
angeschlossenen Spannungssensor rangieren, entweder GIS-LPVT oder RCVT. Die Messstellenrangierung muss
mit der Konfiguration des Parameters RCVT als Spg.sens. verw. übereinstimmen. Andernfalls meldet
DIGSI 5 eine Inkonsistenz.

[sc_IO240 voltage connection type, 2, de_DE]

Bild 5-109 IO240-Spannungsanschlussart

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 431
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

HINWEIS

i Die Spannungen in folgenden Kanälen dienen dem GIS-LPVT-Sensor:

• LP-VT3.1

• LP-VT3.2

• LP-VT3.3
Die Spannungen in folgenden Kanälen dienen dem RCVT-Sensor:

• RC-VT3.1

• RC-VT3.2

• RC-VT3.3

2 Gruppen von 3-phasigen Strommesskanälen mit verschiedenen Messbereichen, die aus dem angeschlos-
senen Kleinsignalwandler abgeleitet werden, sind in der Messstellenrangierung verfügbar. Der Schutzkanal
stellt einen dynamischen Bereich mit dem 100-fachen des Primärnennstroms der zugewiesenen Strommess-
stelle bereit. Der Messkanal stellt einen dynamischen Bereich mit dem 1,6-fachen des Primärnennstroms der
zugewiesenen Messstelle bereit, mit einer höheren Genauigkeit als der Schutzkanal. Der Primärnennstrom
muss in den Einstellungen der Strommessstellen entsprechend eingestellt werden. Die Einstellungen für die
Strommessstellen finden Sie in den Geräteeinstellungen unter Parameter und Anlagendaten.

[sc_IO240 current connection type, 2, de_DE]

Bild 5-110 IO240-Stromanschlussart

HINWEIS

i Die Ströme in folgenden Kanälen dienen den Schutzfunktionen:

• LP-PT3.1

• LP-PT3.2

• LP-PT3.3
Die Ströme in folgenden Kanälen dienen der Messfunktion:

• LP-MS3.1

• LP-MS3.2

• LP-MS3.3

Messstelle Spannung 3-phasig (U-3ph)


Für die Spannungsmessstellen von LPIT-Modul IO240 ist der Wert des Parameters Nennspannung, sek.
die Basis für die Parametrierung der Einstellungen in den Sekundärwerten. Beim Anschluss an den GIS-LPVT-
Sensor ist die Sekundärnennspannung permanent auf eine Effektivspannung von 100 V voreingestellt und
in DIGSI unsichtbar. Beim Anschluss an den RCVT-Sensor ist die Sekundärnennspannung permanent auf eine
reale Spannung von 100 V voreingestellt, die in DIGSI sichtbar und schreibgeschützt ist.
Weitere Informationen zur Messstelle Spannung 3-phasig (U-3ph) siehe 6.1.6 Anwendungs- und Einstellhin-
weise für die Messstelle Spannung 3‑phasig (U-3ph).

432 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Messstelle Strom 3-phasig (I-3ph)


Für die Strommessstelle des LPIT-Moduls IO240 ist der Sekundärnennstrom sowohl für die Schutz- als auch
die Messkanäle dauerhaft auf einen Effektivstrom von 1 A eingestellt. Dieser Wert ist die Basis für die Parame-
trierung der Einstellungen in den Sekundärwerten. Der Parameter Nennstrom, sekundär wird in DIGSI
nicht angezeigt.
Weitere Informationen zur Messstelle Strom 3-phasig (I-3ph) siehe 6.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise
für die Messstelle Strom 3‑phasig (I 3-ph).

Unbefugten Zugriff auf IO240-Anschlussklemmen vermeiden


Für den Zweck der Verrechnungszählung kann es erforderlich sein, die Messkette vor unbefugtem Zugriff zu
schützen. Dafür gibt es folgende Möglichkeiten:

• Verwenden Sie eine Schutzabdeckung; diese kann bei Bedarf verplombt werden.

• Rüsten Sie die Schutzabdeckung mit einem optionalen Mikroschalter (Produkt-Code P1X596) aus.

Einsatz des optionalen Mikroschalters


Nach dem Anschluss der 2 Leitungen des Mikroschalters an Klemme D9 und D10, kann das Modul IO240
erkennen, ob die Schutzabdeckung geöffnet wurde, und dieses Ereignis an die SCADA-Kommunikation
melden. Wenn der verbundene Mikroschalter betätigt wird, ändert sich der Status der Information (_:76)
Schutzabdeckung. Die Information kann über die Informationsrangierung weiterverarbeitet und z.B. an das
Leitsystem gemeldet werden.
Weitere Informationen zur Installation siehe SIPROTEC 5 Hardware-Handbuch.

5.6.11.5 Parameter

Adr. Parameter Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


LPIT Allgem.
_:118 LPIT Allgem.:Steckplatz- 1 bis 12 Nummer des physi-
nummer Nicht einstellbar kalischen Steck-
platzes des IO240-
Platinenanschlusses
_:119 LPIT Allgem.:GIS-LPIT-Typ • LPIT 1-phasig LPIT 3-phasig
• LPIT 3-phasig
• 1-phasig ohne LPVT
• 3-phasig ohne LPVT
_:120 LPIT Allgem.:LPIT-Produktions- Produktions-ID des GIS-Sensors –
ID24
_:127 LPIT Allgem.:Werte manuell • nein nein
eingeben24
• ja
_:142 LPIT Allgem.:Primäre Leitung • LPIT-Sensor von GIS-Pol I LPIT-Sensor von GIS-
L1 Pol I
• LPIT-Sensor v. GIS-Pol II
• LPIT-Sensor v. GIS-Pol III
_:143 LPIT Allgem.:Primäre Leitung • LPIT-Sensor von GIS-Pol I LPIT-Sensor v. GIS-
L2 Pol II
• LPIT-Sensor v. GIS-Pol II
• LPIT-Sensor v. GIS-Pol III
_:144 LPIT Allgem.:Primäre Leitung • LPIT-Sensor von GIS-Pol I LPIT-Sensor v. GIS-
L3 Pol III
• LPIT-Sensor v. GIS-Pol II
• LPIT-Sensor v. GIS-Pol III

24 Dieser Parameter ist unter GIS-LPIT bei jedem Sensor sichtbar, wenn Sie GIS-LPIT-Typ auf LPIT 1-phasig setzen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 433
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:20821:157 LPIT Allgem.:Datenbankver- Die Datenbankversion, von der –
sion die LPIT-Kalibrierdaten abgeleitet
werden
Diese ist nicht konfigurierbar, wird
jedoch von den verwendeten Kalib-
rierdaten entnommen, nachdem
die LPIT Produktions-ID eingegeben
wurde.
_:20281:159 LPIT Allgem.:RCVT als • nein nein
Spg.sens. verw.
• ja
IO240 allg. Daten
_:20821:177 LPIT Allgem.:Kalibr. der IO240 • nein nein
Baugr.
• ja
Stromkanäle
_:101 LPIT Allgem.:I-Wandler-Typ GIS LPCT GIS LPCT
_:102 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol I auf -100,000 nH bis 100,000 nH 0,000 nH
II
_:130 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol II -100,000 nH bis 100,000 nH 0,000 nH
auf I
_:103 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol II -100,000 nH bis 100,000 nH 0,000 nH
auf III
_:131 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol III -100,000 nH bis 100,000 nH 0,000 nH
auf II
_:104 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol III -100,000 nH bis 100,000 nH 0,000 nH
auf I
_:132 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol I auf -100,000 nH bis 100,000 nH 0,000 nH
III
_:105 LPIT Allgem.:Temperaturkoef- -1000 ppm/°C bis 1000 ppm/°C 0 ppm/°C
fizient
Spannungskanäle für GIS-LPVT
_:106 LPIT Allgem.:U-Wandler-Typ GIS LPVT GIS LPVT
_:107 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol I auf -100,000 pF bis 100,000 pF 0,000 pF
II
_:133 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol II -100,000 pF bis 100,000 pF 0,000 pF
auf I
_:108 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol II -100,000 pF bis 100,000 pF 0,000 pF
auf III
_:134 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol III -100,000 pF bis 100,000 pF 0,000 pF
auf II
_:109 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol III -100,000 pF bis 100,000 pF 0,000 pF
auf I
_:135 LPIT Allgem.:Crosstalk Pol I auf -100,000 pF bis 100,000 pF 0,000 pF
III
_:110 LPIT Allgem.:Temperaturkoef- -1000 ppm/°C bis 1000 ppm/°C 0 ppm/°C
fizient
Spannungskanäle für RCVT
_:160 LPIT Allgem.:Crosstalk RCVT 1 -5,000 % bis 5,000 % 0,000 %
auf 2
_:161 LPIT Allgem.:Crosstalk RCVT 2 -5,000 % bis 5,000 % 0,000 %
auf 1

434 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:162 LPIT Allgem.:Crosstalk RCVT 2 -5,000 % bis 5,000 % 0,000 %
auf 3
_:163 LPIT Allgem.:Crosstalk RCVT 3 -5,000 % bis 5,000 % 0,000 %
auf 2
_:164 LPIT Allgem.:Crosstalk RCVT 3 -5,000 % bis 5,000 % 0,000 %
auf 1
_:163 LPIT Allgem.:Crosstalk RCVT 1 -5,000 % bis 5,000 % 0,000 %
auf 3
Kabel
_:111 LPIT Allgem.:Kabeltyp LEONI L45551-P42-B5 LEONI L45551-P42-
B5
_:112 LPIT Allgem.:Ohmsche Last d. 0,000 Ω/m bis 1,000 Ω/m 0,098 Ω/m
Kabels
_:113 LPIT Allgem.:Kapazitive Last d. 0,0 pF/m bis 100,0 pF/m 51,0 pF/m
Kabels
_:114 LPIT Allgem.:Induktive Last d. 0,0 nH/m bis 1000,0 nH/m 722,0 nH/m
Kabels
_:115 LPIT Allgem.:Kabellänge 0,1 m bis 100,0 m 10,0 m

Die folgende Parameterübersicht zeigt nur einen der 3 LPIT-GIS-Pole, da die Einstellmöglichkeiten für die 3
Pole dieselben sind.
Adr. Parameter Einstellmöglichkeiten Voreinstellung
GIS-LPIT25
_:102 LPIT-GIS-Pol #:LPIT-Produk- Produktions-ID des GIS-Sensors –
tions-ID
_:120 LPIT-GIS-Pol #:Werte manuell • nein nein
eingeben
• ja
GIS LPCT
_:103 LPIT-GIS-Pol #:Klnsign.wdl. 0,001 nH bis 8000000,000 nH 228,000 nH
gg.s. Indukt.
_:104 LPIT-GIS-Pol 0,1 bis 4000,0 2000,0
#:Klnsign.wdl.Selbst-Ind.Fk
_:105 LPIT-GIS-Pol 0,01 Ω bis 200,00 Ω 7,00 Ω
#:Klnsign.wdl.widerstand
_:106 LPIT-GIS-Pol #:Strompolarität • nein nein
invers
• ja
_:118 LPIT-GIS-Pol #:LPCT-Überset- 0,000 kA/V bis 3200000,000 kA/V 17,000 kA/V
zungsverh.
GIS LPVT
_:107 LPIT-GIS-Pol #:Kleinsig.VT - 0,001 pF bis 800000,000 pF 42,000 pF
Kapazität
_:119 LPIT-GIS-Pol #:LPVT-Überset- 0,000 kV/mA bis 3200000,000 75,000 kV/mA
zungsverh. kV/mA
LPIT-Verbindung
_:109 LPIT-GIS-Pol #:LPIT- Typ des LPIT-Anschlusskastens –
Anschl.kastentyp
_:110 LPIT-GIS-Pol #:Anschl.k. LPIT 0,01 Ω bis 10,00 Ω 1,50 Ω
Widerst.

25 Die folgenden Parameter sind unter LPIT Allgem. sichtbar, wenn Sie GIS-LPIT-Typ auf LPIT 3-phasig setzen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 435
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.6 Funktionsgruppentyp Analoge Umformer

Adr. Parameter Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:111 LPIT-GIS-Pol #:Anschl.k. LPIT 1,0 pF bis 10000,0 pF 6900,0 pF
Kapazität
_:112 LPIT-GIS-Pol #:Anschl.k. LPIT 0,1 nH bis 10000,0 nH 490,0 nH
Induktivit.
_:113 LPIT-GIS-Pol #:Anschl.k.LPVT 0,01 Ω bis 20,00 Ω 1,00 Ω
zus.Wider.
_:114 LPIT-GIS-Pol #:Anschl.k.LPVT 4000,0 pF bis 800000,0 pF 462000,0 pF
zus.Kap.

Die folgende Parameterübersicht zeigt nur einen der 3 RCVTs, da die Einstellmöglichkeiten für die 3 RCVTs
dieselben sind.
Der folgende Funktionsblock verfügbar ist nur dann verfügbar, wenn der Parameter RCVT als Spg.sens.
verw. ausgewählt ist.
Adr. Parameter Einstellmöglichkeiten Voreinstellung
RCVT #
_:101 RCVT #:Amplitudenkorr.faktor 0,9000 bis 1,1000 1,0000
_:102 RCVT #:Phasenoffsetkorrektur -300,0 ' bis 15,0 ' 0,0 '

Der folgende Funktionsblock ist nur dann verfügbar, wenn der Parameter Kalibr. der IO240 Baugr.
ausgewählt ist.
Adr. Parameter Einstellmöglichkeiten Voreinstellung
IO240 Kal.dat.
_:100 IO240 Kal.dat.:IO240 Produk- Produktions-ID der IO240-Baugruppe –
tions-ID
_:101 IO240 Kal.dat.:Datenbankver- Die Datenbankversion, von der –
sion die Kalibrierungsdaten der IO240-
Baugruppe abgeleitet werden
Diese ist nicht konfigurierbar,
wird jedoch von den verwendeten
Kalibrierungsdaten entnommen,
nachdem die IO240 Produktions-ID
eingegeben wurde.

5.6.11.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
LPIT Allgem.
_:20821:76 LPIT Allgem.:Schutzabdeckung SPS O
_:20821:77 LPIT Allgem.:GIS LPIT Kalib.dat.fehl. SPS O
_:20281:315 LPIT Allgem.:RCVT n. unterstützt SPS O
_:20281:316 LPIT Allgem.:RCVT Kalibr.dat.fehler SPS O

Die folgende Tabelle zeigt nur einen der 3 Sensoren, da die Einstellmöglichkeiten der 3 Sensoren identisch
sind.
Nr. Information Datenklasse Typ
(Typ)
LPIT-GIS-Pol #
_:80 LPIT-GIS-Pol #:Tmpaus MV O
_:79 LPIT-GIS-Pol #:R MV O

436 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe

5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe

5.7.1 Übersicht

Mit Hilfe von benutzerdefinierten Funktionsgruppen und benutzerdefinierten Funktionen kann eine Grup-
pierung von benutzerdefinierten Objekten, wie zum Beispiel benutzerdefinierten Funktionsblöcken, vorge-
nommen werden. Es stehen 2 benutzerdefinierte Funktionsblöcke zur Auswahl (siehe folgendes Bild).

[sc_udef_lib, 1, de_DE]

Bild 5-111 Benutzerdefinierte Objekte in der DIGSI 5-Bibliothek

Hierbei bietet der benutzerdefinierten Funktionsblock (siehe folgendes Bild) die Möglichkeit, Einzelmel-
dungen, Anrege- und Auslösemeldungen (ACD, ACT), Einzel- und Doppelbefehle, Befehle mit steuerbarem
ganzzahligen Wert sowie Messwerte einzufügen. Für die Gruppierung können Sie einen übergeordneten
Namen vergeben (z.B. Prozessmeldungen für eine Gruppe von Einzelmeldungen, die über Binäreingänge
eingelesen werden). Diese Funktion kann mittels des Modus deaktiviert werden. Außerdem wird die Bereit-
schaft ausgewertet beziehungsweise dargestellt.
Die benutzerdefinierten Funktionsblöcke können sowohl auf oberster Ebene (parallel zu anderen Funktions-
gruppen) als auch innerhalb von Funktionsgruppen und Funktionen instantiiert werden
Zusätzlich steht ein benutzerdefinierte Funktionsblock [Steuerung] zur Verfügung. Neben den erwähnten
Möglichkeiten des allgemeinen benutzerdefinierten Funktionsblocks bietet dieser Block für benutzerdefi-
nierte Steuersignale weitere Prüfungen an, wie zum Beispiel SPC oder DPC.
Diese werden im Kapitel 7.6.1 Funktionsübersicht näher erläutert.

[sc_user, 1, de_DE]

Bild 5-112 Informationsrangierung mit eingefügtem benutzerdefinierten Funktionsblock: Prozessmel-


dungen und einige Einzelmeldungen

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 437
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe

5.7.2 Basisdatentypen

Die folgenden Datentypen stehen in der DIGSI 5-Bibliothek unter der Überschrift Benutzerdefinierte Signale
für benutzerdefinierte Objekte zur Verfügung. Zusätzlich steht Ihnen ein Ordner für externe Signale zur
Verfügung (siehe Kapitel 3.9.5 Externe Signale).

Benutzerdefinierte Signale

[sc_LB_userdefsig, 1, de_DE]

Bild 5-113 Benutzerdefinierte Signale

Einzelmeldung (Typ SPS: Single Point Status)


Mit einer Einzelmeldung kann der Status eines Binäreinganges erfasst oder das binäre Ergebnis eines CFC-
Planes weitergeleitet werden.

BEISPIEL
Erfassung über Binäreingang, Weiterverarbeitung im CFC und/oder Signalisierung auf einer LED.

Einzelmeldung (Typ SPS ungespeichert: Single Point Status ungespeichert)


Im Gegensatz zur Einzelmeldung SPS bleibt der Zustand der Meldung SPS ungespeichert nach einem Geräte-
neustart nicht erhalten.
Unter Eigenschaften > Details > Initialisierung > Wiederanlauf stellen Sie zu diesem Zweck Wert ein.

438 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe

[sc_spsfas, 1, de_DE]

Bild 5-114 Einzelmeldung SPS ungespeichert (Beispiel: 7KE85 Störschreiber)

Doppelmeldung (Typ DPS: Double Point Status)


Mit einer Doppelmeldung kann der Status zweier Binäreingänge gleichzeitig erfasst und in eine Meldung mit 4
möglichen Zuständen (Ein, Zwischenstellung, Aus, Störstellung) abgebildet werden.

BEISPIEL
Erfassung einer Trenner- oder Leistungsschalterstellung.

Markierbefehl (Typ SPC, Single Point Controllable)


Dieser Datentyp kann als Befehl ohne Rückmeldung für einfache Signalisierungen oder als interne Variable
(Markierung) verwendet werden.

Zustand eines ganzzahligen Wertes (Typ INS)


Mit dem Datentyp INS wird ein ganzzahliger Wert erzeugt, der ein CFC-Ergebnis aufnehmen kann.

BEISPIEL
Der Ausgang des CFC-Blocks ADD_D kann z.B. mit einem Datentyp INS verbunden werden. Das Ergebnis
hiervon kann auf dem Gerätedisplay angezeigt werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 439
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe

Zustand eines Aufzählungswertes (Typ ENS)


Mit dem Datentyp ENS wird ein Aufzählungswert erzeugt, der ein CFC-Ergebnis aufnehmen kann.

Steuerbare Einzelmeldung (SPC, Single Point Controllable)


Hiermit kann ein Befehl ausgegeben werden (auf ein oder mehrere Relais, wählbar in der Informationsrangie-
rung), der dann über eine einzelne Rückmeldung überwacht wird.

Befehl mit Doppelrückmeldung (DPC, Double Point Controllable)


Hiermit kann ein Befehl ausgegeben werden (auf ein oder mehrere Relais, wählbar in der Informationsrangie-
rung), der dann über eine Doppelmeldung als Rückmeldung überwacht wird.

Befehl mit ganzzahligem Wert (INC, Controllable Integer Status)


Hiermit kann ein Befehl ausgegeben werden (auf ein oder mehrere Relais, wählbar in der Informationsrangie-
rung), der dann über einen ganzzahligen Wert als Rückmeldung überwacht wird.

Komplexe Messwerte (CMV, Complex Measured Value)


Dieser Datentyp stellt einen komplexen Messwert zur Verfügung, der beispielsweise als CFC-Ergebnis
verwendet werden kann.

Messwerte (MV, Measured Value)


Dieser Datentyp stellt einen Messwert zur Verfügung, der beispielsweise als CFC-Ergebnis verwendet werden
kann.

HINWEIS

i Weitere Datentypen finden Sie unter anderen Überschriften in der DIGSI 5-Bibliothek sowie in den
passenden Funktionsblöcken. Dies trifft für die folgenden Datentypen zu:

• Impulszählwerte (siehe Benutzerdefinierte Funktionen in der DIGSI 5-Bibliothek)

• Transformatorstufen

• Zählwerte

Leiter-Erde-Messwerte (WYE)
Dieser Datentyp repräsentiert die Leiter-Erde-Messwerte eines Drehstromnetzes.

Leiter-Leiter-Messwerte (DEL, Delta)


Dieser Datentyp repräsentiert die Leiter-Leiter-Messwerte eines Drehstromnetzes.

Information über Schutzaktivierung (ACT)


Dieser Objekttyp wird von Schutzfunktionen für die Auslösung verwendet. Er steht in der Bibliothek für
den Empfang von Schutzinformationen über die Wirkschnittstelle zur Verfügung, die damit ebenfalls die
Auslösung signalisieren können.

440 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe

Die Statusmeldungen für den Datentyp ACT werden wie folgt gebildet:

[lo_ACT-information, 1, de_DE]

Bild 5-115 Bildung der ACT-Statusmeldungen

Information über Schutzaktivierung mit Richtung (ACD)


Dieser Objekttyp wird von Schutzfunktionen für die Anregung verwendet. Er steht in der Bibliothek für
den Empfang von Schutzinformationen über die Wirkschnittstelle zur Verfügung, die damit ebenfalls die
Anregung signalisieren können. Zusätzlich können sowohl ACD als auch ACT durch CFC-Pläne erzeugt und
verarbeitet werden.
Die Statusmeldungen für den Datentyp ACD werden wie folgt gebildet:

[lo_ACD-information, 1, de_DE]

Bild 5-116 Bildung der ACD-Statusmeldungen

(1) Weiterführende Informationen siehe Tabelle 3-21

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 441
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.7 Funktionsgruppentyp Benutzerdefinierte Funktionsgruppe

Tabelle 5-12 Bildung der Richtungsinformation für den Datentyp ACD

Richtungsinformation Beschreibung
vorwärts Alle angeregten Phasen haben in Vorwärtsrichtung angeregt.
rückwärts Alle angeregten Phasen haben in Rückwärtsrichtung angeregt.
unbestimmt Für die Anregung konnte keine Richtung bestimmt werden.
beide Mindestens eine Phase hat in Vorwärtsrichtung und mindestens eine Phase
hat in Rückwärtsrichtung angeregt.

5.7.3 Impuls- und Energiezählwerte

Impulszählwerte
Impulszählwerte stehen als Datentyp BCR (Binary Counter Reading) in der Funktionsgruppe Leitung sowie in
der DIGSI-Bibliothek unter Benutzerdefinierte Funktionen zur Verfügung.
Sie finden die Funktionsweise und die Parameter der Impulszählwerte in 9.8.1 Funktionsbeschreibung Impuls-
zählwerte.

Energiezählwerte
Energiezählwerte müssen vom Benutzer nicht mehr separat angelegt werden. Sie stehen bei jeder Funkti-
onsgruppe Leitung als Wirk- und Blindleistungsarbeit für Bezugs- und Abgaberichtung zur Verfügung. Die
Berechnung erfolgt aus den dem Schutzobjekt zugeordneten Strom- und Spannungswandlern.
Detaillierte Informationen finden Sie in 9.7.1 Funktionsbeschreibung Energiewerte.

5.7.4 Weitere Datentypen

Die folgenden Datentypen werden zusätzlich im System verwendet, stehen aber als benutzerdefinierte Signale
in der Bibliothek nicht zur freien Verwendung zur Verfügung:

• ENC (Enumerated Setting Controllable)


Der Datentyp ENC modelliert einen Befehl, mit dem der Benutzer vordefinierte Werte einstellen kann.

• SEQ (Abfolge)

• BSC (Binary Controlled Step Position)


Der Datentyp BSC kann z.B. für die Steuerung eines Transformatorstufenschalters verwendet werden. Es
können die Befehle Höher, Tiefer gegeben werden.

HINWEIS

i Transformatorstufen sind im Schaltelement Transformatorstufenschalter enthalten. Wenn dieses Schalt-


element im Gerät angelegt wird, steht die Transformatorstufenposition als Datenobjekt vom Typ BSC (binär
steuerbarer Stufenschalter mit Stufenstellungsinformation) zur Verfügung.

442 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.8 Funktionsgruppentyp Aufzeichnung

5.8 Funktionsgruppentyp Aufzeichnung

5.8.1 Übersicht

Das Gerät verfügt über einen Flash-Speicher, in dem Schriebe abgespeichert werden. Die Aufzeichnung doku-
mentiert Vorgänge im Netz sowie die Reaktion der Geräte darauf. Sie können die Schriebe aus dem Gerät
auslesen und.
Abhängig vom Schreiber werden die Schriebe in verschiedenen Dateiformaten bereitgestellt (siehe folgende
Tabelle).

Tabelle 5-13 Von den individuellen Schreibern benutzte Dateiformate

Schnittstelle Dateiformat FR26 SSR27 CR28 TR29


DIGSI 5 SIPROTEC 5 – X X X
DIGSI 5 COMTRADE – – X X
IEC 61850 SIPROTEC 5 – X – –
IEC 61850 COMTRADE X X – –
IEC 61850 PQDIF – – X X
Browser-basierte Benutzer- SIPROTEC 5 – X – –
oberfläche
Browser-basierte Benutzer- COMTRADE X X – –
oberfläche
Browser-basierte Benutzer- PQDIF – – X X
oberfläche
T103 COMTRADE X – – –
T104 COMTRADE X – – –
DNP COMTRADE X – – –

5.8.2 Struktur der Funktionsgruppe

Die Funktionsgruppe Aufzeichnung besteht aus folgenden Funktionalitäten:

• Funktionsblock Allgemein

• Funktion Störschreiber

• Funktion Slow-Scan-Schreiber

• Funktion Kontinuierlicher Schreiber

• Funktion Trendschreiber
Das folgende Bild zeigt die Struktur der Funktionsgruppe Aufzeichnung. Die Funktionsblöcke sind in den
nachfolgenden Kapiteln beschrieben.

26 FR: Schutzstörschreiber
27 SSR: Slow-Scan-Schreiber
28 CR: Kontinuierlicher Schreiber
29 TR: Trendschreiber

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 443
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Funktionsgruppentypen
5.8 Funktionsgruppentyp Aufzeichnung

[dw_fg_recorder, 4, de_DE]

Bild 5-117 Struktur der Funktionsgruppe Aufzeichnung

HINWEIS

i Wenn Sie eine der folgenden Funktionen nutzen wollen, muss das Gerät mit der CPU-Baugruppe CP300,
CP150 oder CP050 ausgestattet sein:

• Slow-Scan-Schreiber

• Kontinuierlicher Schreiber

• Trendschreiber

Die Funktionsgruppe Aufzeichnung ist eine zentrale Gerätefunktion. Durch die Applikationsvorlagen sind
sowohl das Aufzeichnungskriterium als auch die aufzuzeichnenden Messwert- und Binärkanäle funktionsfähig
vorkonfiguriert. Sie können die Konfiguration in DIGSI 5 individuell anpassen.
Weitere Informationen über die Funktion Störschreiber siehe Störschreibung ab 3.5.1 Funktionsübersicht .
Weitere Informationen über die Funktionsgruppe Aufzeichnung siehe Handbuch der Funktionsgruppe
Aufzeichnung (C53000-H5000-C089).

444 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
6 Schutz- und Automatikfunktionen

6.1 Anlagendaten 447


6.2 Leitungsdifferentialschutz 477
6.3 Stub-Differentialschutz 540
6.4 Erdfehler-Differentialschutz 554
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) 576
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode 629
6.7 Impedanzschutz 745
6.8 Pendelsperre 763
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz 769
6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz 800
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen 807
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz 865
6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz 884
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung 890
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation 899
6.16 Externe Einkopplung 908
6.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium 3-polig 911
6.18 Wiedereinschaltautomatik 915
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen 985
6.20 Überstromzeitschutz, Erde 1033
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen 1071
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz 1108
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung 1118
6.24 Sammelmeldungen Überstromzeitschutz-Funktionen 1125
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig 1127
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen 1154
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung 1174
6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz 1258
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz 1267
6.30 Gegensystemschutz 1279
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit 1288
6.32 Unterstromschutz 1298
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung 1304
6.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung 1317

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 445
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen

6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung 1321


6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung 1326
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung 1331
6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung 1338
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung 1344
6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung 1362
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung 1369
6.42 Spannungsänderungsschutz 1376
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz 1383
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung 1393
6.45 Fehlerorter 1399
6.46 Fehlerorter plus 1415
6.47 Überfrequenzschutz 1429
6.48 Unterfrequenzschutz 1435
6.49 Frequenzänderungsschutz 1441
6.50 Automatische Frequenzentlastung 1447
6.51 Drehfeldumschaltung 1460
6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler 1466
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert 1470
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig 1484
6.55 Temperaturüberwachung 1495
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz 1505
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz 1528
6.58 Außertrittfallschutz 1536
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung 1554
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig 1566
6.61 Stromsprungerkennung 1576
6.62 Spannungssprungerkennung 1579
6.63 Vektorsprungschutz 1583
6.64 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung 1591
6.65 Lichtbogenschutz 1595
6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl 1615

446 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

6.1 Anlagendaten

6.1.1 Übersicht

Die Anlagendaten sind in jedem SIPROTEC 5-Gerät vorhanden und können nicht gelöscht werden. Sie finden
sie in DIGSI unter Parameter → Anlagendaten.

6.1.2 Struktur der Anlagendaten

Die Anlagendaten enthalten den Block Allgemein und die Messstellen des Gerätes. Das folgende Bild zeigt
die Struktur der Anlagendaten:

[dw_system data, 2, de_DE]

Bild 6-1 Struktur der Anlagendaten

Um seine Funktionen an die Verwendung anzupassen, benötigt das Gerät einige Daten des Netzes. Die dazu
notwendigen Parameter finden Sie in den Anlagendaten unter Allgemein sowie in den Messstellen.

HINWEIS

i Informationen zu den Parametern der Überwachungsfunktionen finden Sie in 8.3 Überwachung des sekun-
dären Systems.

Art und Umfang der erforderlichen Messstellen richten sich nach der Anwendung. Mögliche Messstellen sind:

• Spannung 3-phasig (Messstelle U-3ph)

• Strom 3-phasig (Messstelle I-3ph)

• Spannung 1-phasig (Messstelle U-1ph)

• Strom 1-phasig (Messstelle I-1ph)


Die Messstellen haben Schnittstellen zu den Funktionsgruppen, die Spannungs- und/oder Strommesswerte des
Netzes benötigen.

6.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter

Parameter: Drehfeldrichtung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Drehfeldrichtung= L1 L2 L3


Mit dem Parameter Drehfeldrichtung stellen Sie die Phasenfolge (L1 L2 L3) oder (L1 L3 L2) ein. Der
Einstellwert gilt für das gesamte SIPROTEC 5-Gerät.
Stellen Sie den Parameter in den Anlagendaten unter Allgemein ein.
Ausführliche Informationen zur Drehfeldumschaltung finden Sie ab Kapitel 6.51.1 Funktionsübersicht.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 447
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

6.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Strom 3‑phasig (I 3-ph)

In der Strommessstelle befinden sich auch Parameter der Überwachungsfunktionen. Die Beschreibung dieser
Parameter finden Sie in 8 Überwachungsfunktionen.

Parameter: Stromwandleranschluss

• Voreinstellwert (_:8881:115) Stromwandleranschluss = 3-phasig + IN-separat


Der Parameter Stromwandleranschluss zeigt die Anschlussart der Stromwandler für die 3‑phasige Strom-
messstelle an. Sie finden den Parameter in DIGSI 5-Projektnavigation unter Names des Gerätes → Parameter
→ Anlagendaten → Messstelle I-3-phasig. Sie können die Anschlussart der Stromwandler in den Anlagen-
daten nicht ändern.
Sie können die Anschlussart der Stromwandler nur in der Messstellenrangierung in DIGSI 5 ändern. Unter
Name des Gerätes → Messstellenrangierung → Strommessstellen wählen Sie unter Verbindungstyp die
gewünschte Anschlussart aus. Folgende Verbindungstypen sind möglich:

• 3-phasig + IN-separat

• 3-phasig + IN

• 3-phasig

• 3-phasig, 2 prim. Wdl.

• 3ph, 2p. Wdl. + IN-sep

• 2ph, 2p. Wdl. + IN-sep


Abhängig von der gewählten Anschlussart müssen Sie in DIGSI 5 die Messwerte auf die Klemmen der Strom-
messstelle rangieren. Im Kapitel A.6 Anschlussbeispiele für Stromwandler finden Sie im Anschlussbeispiele für
Stromwandler. Die Anschlussbeispiele unterstützen Sie bei der Auswahl der Anschlussart.

Parameter: Nachführen

• Voreinstellwert (_:8881:127) Nachführen = aktiv


Mit dem Parameter Nachführen stellen Sie ein, ob Sie mit Abtastfrequenznachführung arbeiten wollen oder
nicht.
Parameterwert Beschreibung
aktiv Wenn der Parameter Nachführen = aktiv eingestellt ist, wird die Mess-
stelle in die Ermittlung der Abtastfrequenz einbezogen. Hierzu sollten nach
Möglichkeit nur 3-phasige Messstellen herangezogen werden.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.
Hinweis: Wenn der Parameter Nachführen = aktiv ist, gilt die ermit-
telte Abtastfrequenz für alle Funktionen im Gerät, die keine festen Abtast-
raten verwenden.
Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Mess-
stellen in Frequenznachführgruppen zusammenfassen. Dabei bestimmt
jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu finden Sie im Kapitel 3.3 Abtastfrequenznachführung
und Frequenznachführgruppen.
inaktiv Wenn die Kanäle der Messstelle nicht zur Ermittlung der Abtastfrequenz
herangezogen werden sollen, wählen Sie den Einstellwert inaktiv.

Parameter: ID der Messstelle

• Voreinstellwert (_:8881:130) ID der Messstelle = 1


Der Parameter ID der Messstelle ist schreibgeschützt und zeigt die ID der Messstelle an. Wenn Sie
mehrere Messstellen benutzen, wird die ID der Messstelle fortlaufend hochgezählt.

448 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Messstellen in Frequenznachführgruppen


zusammenfassen. Dabei bestimmt jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu finden Sie im Kapitel 3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen.

Parameter: Nennstrom, primär

• Voreinstellwert (_:8881:101) Nennstrom, primär = 1000 A


Mit dem Parameter Nennstrom, primär stellen Sie den aktuellen primären Nennstrom des Stromwandlers
ein.

Parameter: Nennstrom, sekundär

• Voreinstellwert (_:8881:102) Nennstrom, sekundär = 1 A


Mit dem Parameter Nennstrom, sekundär stellen Sie den aktuellen sekundären Nennstrom des Strom-
wandlers ein.

Parameter: Strombereich

• Voreinstellwert (_:8881:117) Strombereich = 100 x Inenn


Mit dem Parameter Strombereich stellen Sie den Dynamikbereich für den Stromeingang ein. Behalten Sie
für Netzschutzanwendungen den Voreinstellwert bei. Bei der Anschlussart 3-phasig + IN-separat und
empfindlichem Stromeingang oder für Messeingänge gilt der Strommessbereich 1,6 x Inenn.

Parameter: Sternpkt. in Richt.Ref.Obj

• Voreinstellwert (_:8881:116) Sternpkt. in Richt.Ref.Obj = ja


Mit dem Parameter Sternpkt. in Richt.Ref.Obj stellen Sie ein, in welche Richtung der Sternpunkt
des Stromwandlers gebildet ist (siehe folgendes Bild). Oft wird der Stromwandler-Sternpunkt in Richtung
des Schutzobjektes (z.B. in Richtung Leitung, Kabel, Transformator) gebildet. Aus diesem Grund wurde der
Voreinstellwert des Parameters mit ja festgelegt.
Wenn Sie den Parameter umschalten, wird geräteintern die Richtung der Leiterströme und des Erdstromes IN
oder IN-separat gedreht.

[dw_polstromwdl, 1, de_DE]

Bild 6-2 Polung der Stromwandler

Parameter: Getauschte Phasen

• Voreinstellwert (_:8881:114) Getauschte Phasen = kein

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Der Parameter Getauschte Phasen ist für Sonderanwendungen, wie z.B. in Pumpspeicher-Kraftwerken
(siehe 6.51 Drehfeldumschaltung) vorgesehen. Für Netzschutzanwendungen können Sie die Voreinstellung
beibehalten.

Parameter: Fehlerübergang

• Voreinstellwert (_:8881:107) Fehlerübergang = 1,00


Der Parameter Fehlerübergang ist nur für die Funktion Leitungsdifferentialschutz relevant. Der Parameter
Fehlerübergang definiert den Übergangsbereich der Wandlerfehler von kleinen zu höheren Strömen.
Weitere Einstellhinweise und Berechnungsbeispiele finden Sie im Kapitel 6.1.8 Anwendungs- und Einstellhin-
weise für Leitungsdifferentialschutz-Parameter.

Parameter: Wandlerfehler A

• Voreinstellwert (_:8881:108) Wandlerfehler A = 5,0


Der Parameter Wandlerfehler A berücksichtigt den Wandlerfehler bei Nennstrom zuzüglich eines Sicher-
heitsfaktors.
Weitere Einstellhinweise und Berechnungsbeispiele finden Sie im Kapitel 6.1.8 Anwendungs- und Einstellhin-
weise für Leitungsdifferentialschutz-Parameter.

Parameter: Wandlerfehler B

• Voreinstellwert (_:8881:109) Wandlerfehler B = 15,0


Der Parameter Wandlerfehler B berücksichtigt den Wandlerfehler bei Nennüberstromfaktor zuzüglich
eines Sicherheitsfaktors. Er ergibt sich aus der Zahl vor dem P der Wandlerdaten.
Weitere Einstellhinweise und Berechnungsbeispiele finden Sie im Kapitel 6.1.8 Anwendungs- und Einstellhin-
weise für Leitungsdifferentialschutz-Parameter.

Parameter: Amplitudenkorrektur

• Voreinstellwert (_:3841:103) Amplitudenkorrektur = 1,000


Mit dem Parameter Amplitudenkorrektur passen Sie die Amplitude (Betragskorrektur) für den Stromein-
gang an. Damit können Sie leiterselektiv die Toleranzen der Primärwandler korrigieren. Die Amplitudenkor-
rektur kann für hochgenaue Messungen erforderlich sein. Ermitteln Sie den Einstellwert mit einer Vergleichs-
messung (z.B. mit einem hochgenauen Messspannungswandler). Wenn keine Primärkorrektur erforderlich ist,
behalten Sie den Voreinstellwert bei.

HINWEIS

i Der Parameter Amplitudenkorrektur hat nichts mit dem internen Abgleich des Eingangskreises zu tun.

Hinweise zu rangierbaren Informationen


In DIGSI 5 finden Sie in der Informationsrangierung unter Anlagendaten → Allgemein die Meldungen
zum aktuellen Drehfeld und die Informationen zur Abtastfrequenznachführung. Die Meldung Freq. n.im
Arbeitsber. bedeutet, dass der Frequenzarbeitsbereich verlassen wurde. Entweder ist die Frequenz außer-
halb des Bereiches (10 Hz bis 90 Hz) oder die Eingangssignale sind zu klein für eine genaue Nachführung.
Wenn dieser Zustand eintritt, schaltet das System die Nachführfrequenz auf eine Abtastrate um, die der
eingestellten Nennfrequenz entspricht.
Ferner stehen noch 2 Frequenzmesswerte zur Verfügung, f Sys und f N.führ:

• f Sys:
Der Messwert f Sys zeigt die aktuelle Frequenz der Anlage an. Sie wird mit dem Winkeldifferenzalgo-
rithmus berechnet. Wenn keine Spannung oder kein Strom vorhanden sind, ist der Standardwert 0 Hz.

450 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

• f N.führ:
Der Messwert f N.führ zeigt die eingestellte Abtastfrequenz an. Sie berechnet sich aus f Sys und
dem Winkel. Wenn sich die Spannungsfrequenz oder die Stromfrequenz ändern, passt sich f N.führ
automatisch an. Wenn keine Spannung oder kein Strom vorhanden sind, ist der Standardwert 50 Hz.
Siemens empfiehlt, beide Messwerte als Störschriebkanal zu rangieren.

6.1.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Strom 1‑phasig (I 1-ph)

Wenn Sie in DIGSI 5 eine Messstelle I 1-ph einfügen, müssen Sie unter Name des Gerätes → Messstellen-
rangierung → Strommessstellen einen Strom auf die Messstelle rangieren.
Sie können nur den Strom Ix rangieren.

Parameter: Nennstrom, primär

• Voreinstellwert (_:2311:101) Nennstrom, primär = 1000 A


Mit dem Parameter Nennstrom, primär stellen Sie den aktuellen primären Nennstrom des Stromwandlers
ein.

Parameter: Nennstrom, sekundär

• Voreinstellwert (_:2311:102) Nennstrom, sekundär = 1 A


Mit dem Parameter Nennstrom, sekundär stellen Sie den aktuellen sekundären Nennstrom des Strom-
wandlers ein.

Parameter: Strombereich

• Voreinstellwert (_:2311:103) Strombereich = 100 x Inenn


Mit dem Parameter Strombereich stellen Sie den Dynamikbereich für den Stromeingang ein. Behalten Sie
für Netzschutzanwendungen den Voreinstellwert bei.

Parameter: Klemme 1,3,5,7 in Rtg.Obj

• Voreinstellwert (_:2311:116) Klemme 1,3,5,7 in Rtg.Obj = ja


Mit dem Parameter Klemme 1,3,5,7 in Rtg.Obj definieren Sie die Richtung des Stromes. Wenn Sie den
Parameter Klemme 1,3,5,7 in Rtg.Obj = ja einstellen, ist die Richtung des Stromes zum Schutzobjekt
als vorwärts definiert.

Parameter: Nachführen

• Voreinstellwert (_:2311:105) Nachführen = aktiv


Mit dem Parameter Nachführen stellen Sie ein, ob Sie mit Abtastfrequenznachführung arbeiten wollen oder
nicht.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 451
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Parameterwert Beschreibung
aktiv Wenn der Parameter Nachführen = aktiv eingestellt ist, wird die Mess-
stelle in die Ermittlung der Abtastfrequenz einbezogen.
Hinweis: Wenn der Parameter Nachführen = aktiv ist, gilt die ermittelte
Abtastfrequenz für alle Funktionen im Gerät, die keine festen Abtastraten
verwenden.
Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Mess-
stellen in Frequenznachführgruppen zusammenfassen. Dabei bestimmt
jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu finden Sie in 3.3 Abtastfrequenznachführung und
Frequenznachführgruppen.
inaktiv Wenn die Kanäle der Messstelle nicht zur Ermittlung der Abtastfrequenz
herangezogen werden sollen, wählen Sie den Einstellwert inaktiv.

Parameter: ID der Messstelle

• Voreinstellwert (_:2311:130) ID der Messstelle = 1


Der Parameter ID der Messstelle ist schreibgeschützt und zeigt die ID der Messstelle an. Wenn Sie
mehrere Messstellen benutzen, wird die ID der Messstelle fortlaufend hochgezählt.
Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Messstellen in Frequenznachführgruppen
zusammenfassen. Dabei bestimmt jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu finden Sie in 3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen.

Parameter: Amplitudenkorrektur

• Voreinstellwert (_:3841:103) Amplitudenkorrektur = 1,000


Mit dem Parameter Amplitudenkorrektur passen Sie die Amplitude (Betragskorrektur) für den Stromein-
gang an. Damit können Sie leiterselektiv die Toleranzen der Primärwandler korrigieren. Die Amplitudenkor-
rektur kann für hochgenaue Messungen erforderlich sein. Ermitteln Sie den Einstellwert mit einer Vergleichs-
messung (z.B. mit einem hochgenauen Messspannungswandler). Wenn keine Primärkorrektur erforderlich ist,
behalten Sie den Voreinstellwert bei.

HINWEIS

i Der Parameter Amplitudenkorrektur hat nichts mit dem internen Abgleich des Eingangskreises zu tun.

6.1.6 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Spannung 3‑phasig


(U-3ph)

In der Spannungsmessstelle befinden sich auch Parameter der Überwachungsfunktionen. Die Beschreibung
dieser Parameter finden Sie in Überwachungsfunktionen.

Parameter: Nennspannung, primär

• Voreinstellwert (_:8911:101) Nennspannung, primär = 400,000 kV


Mit dem Parameter Nennspannung, primär stellen Sie die primäre Nennspannung des Spannungswand-
lers ein.

Parameter: Nennspannung, sek.

• Voreinstellwert (_:8911:102) Nennspannung, sek. = 100 V


Mit dem Parameter Nennspannung, sek. stellen Sie die sekundäre Nennspannung des Spannungswandlers
ein.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Parameter: Anpassfakt. Uph / UN

• Voreinstellwert (_:8911:103) Anpassfakt. Uph / UN = 1,73


Mit dem Parameter Anpassfakt. Uph / UN stellen Sie die Abweichung zwischen der berechneten Null-
spannung und der direkt über einen Messeingang gemessenen Verlagerungsspannung ein. Das unterschied-
liche Übersetzungsverhältnis der Spannungswandler ist die Ursache für die Abweichung (siehe Bild 6-3).
Der Anpassfakt. Uph / UN entspricht dem Verhältnis 3U0 sek/UN sek
mit
U0 sek Berechnete Nullspannung
UN sek Gemessene Verlagerungsspannung

Die Nullspannung wird aus den Leiter-Erde-Spannungen berechnet. Die Verlagerungsspannung wird an der
offenen Dreieckswicklung des Spannungswandlers gemessen. Bei 1-phasigen Spannungswandlern wird die
Verlagerungsspannung im Generator- oder Transformatorsternpunkt gemessen.

HINWEIS

i Die gemessene Verlagerungsspannung UN sek wird im Gerät wie folgt in eine Nullspannung umgerechnet:

BEISPIEL 1:

[dw_bsp1uwdl_anpassfaktor, 2, de_DE]

Bild 6-3 Spannungswandler 3-phasig: Anschluss = 3 Leiter-Erde-Spg. + UN

Wenn die Anschlussart der Spannungswandler 3 Leiter-Erde Spg.+UN ist (Parameter: Spg.wandler-
anschluss) und Sie den Spannungseingang U4 an die offene Dreieckswicklung des Spannungswandlers
(da-dn) anschließen, ergibt sich der Anpassfakt. Uph / UN wie folgt:
Bei voller Verlagerung des Sternpunktes gemäß Bild 6-3 ergeben sich nachfolgende Werte:

• Die berechnete sekundäre Nullspannung U0 sek entspricht der sekundären Leiter-Erde-Spannung. Ausge-
drückt mit der sekundären Wandlernennspannung ist das Unenn sek /√3.

• Die gemessene Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung ist die Summe der Spannungs-
abfälle an den 3 Schenkeln. Ausgedrückt mit der Schenkelübersetzung ergibt sich UN, sek = 3 Unenn,sek /3.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Berechnen Sie den Parameter Anpassfakt. Uph / UN wie folgt:

[fo_example_1, 2, de_DE]

Stellen Sie den Anpassfakt. Uph / UN = 1,73 ein.

In Beispiel 1 waren Unenn sek der Leiter-Erde-Spannung und die sekundäre Spannung an der offenen Dreiecks-
wicklung identisch. Wenn diese Spannungen unterschiedlich sind, rechnen Sie mit den tatsächlichen Zahlen-
werten.

BEISPIEL 2:

Leiter-Erde Spannung Unenn sek = 100 V


Offene Dreieckswicklung (z.B. Unenn sek = 500 V
Erdungstransformator im Gene- Der Spannungseingang des Gerätes ist für einen Dauerbetrieb mit maximal
ratorschutz) 230 V ausgelegt. Deshalb wird die Spannung an der offenen Dreieckswick-
lung (500 V) über einen ohmschen Teiler 5:2 herunter geteilt. Damit gilt für
die Berechnung des Anpassfaktors die sekundäre Spannung von 200 V.

Berechnen Sie den Parameter Anpassfakt. Uph / UN wie folgt:

[fo_example_2, 1, de_DE]

Stellen Sie den Anpassfakt. Uph / UN = 0,866 ein.


Interpretation des Ergebnisses:
Die aus der Leiter-Erde-Spannung berechnete Nullspannung beträgt 57,73 V (= 100V/√3). Die gemessene
Verlagerungsspannung ist 200 V. Der berechnete Anpassfaktor beträgt 0,866. Die gemessene Verlagerungs-
spannung wird geräteintern wie folgt in eine Nullspannung umgerechnet:

[fo_conversion2, 2, de_DE]

HINWEIS

i Während einer Erdschlussprüfung können Sie durch den Vergleich der Betriebsmesswerte den eingestellten
Anpassfaktor überprüfen. Sie finden in den Betriebsmesswerten die berechnete Nullspannung U0 sek und die
gemessene Verlagerungsspannung UN sek. Rechnen Sie wie folgt:

Der Parameter Anpassfakt. Uph / UN ist für folgende Funktionen von Bedeutung:

• Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

• Messwertüberwachung

• Skalierung der Stör- und Messwerte

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Parameter: Spg.wandleranschluss

• Voreinstellwert (_:8911:104) Spg.wandleranschluss = 3 Leiter-Erde Spg.+UN


Der Parameter Spg.wandleranschluss zeigt die Anschlussart der Spannungswandler für die 3-phasige
Spannungsmessstelle an. Sie finden den Parameter in DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes →
Parameter → Anlagendaten → Messstelle U-3-phasig. Sie können die Anschlussart der Spannungswandler
in den Anlagendaten nicht ändern.
Sie können die Anschlussart der Spannungswandler nur in der Messstellenrangierung in DIGSI 5 ändern. Unter
Name des Gerätes → Messstellenrangierung → Spannungsmessstellen wählen Sie unter Verbindungstyp
die gewünschte Anschlussart aus. Folgende Verbindungstypen sind möglich:

• 3 Leiter-Erde Spg.+UN

• 3 Leiter-Erde Spg.

• 3 Leit.-Leit.-Spg+UN

• 3 Leiter-Leiter Spg.

• 2 Leit.-Leit.-Spg+UN

• 2 Leiter-Leiter Spg.

HINWEIS

i Wenn Sie die Funktionsgruppe Leitung benutzen, müssen Sie bei der Rangierung der Spannungsmessstelle
die Anschlussart 3 Leiter-Erde Spg.+UN oder 3 Leiter-Erde Spg. auswählen!

Abhängig von der gewählten Anschlussart müssen Sie in DIGSI 5 die Messwerte auf die Klemmen der Span-
nungsmessstelle rangieren. In A.7 Anschlussbeispiele der Spannungswandler für modulare Geräte finden
Sie Anschlussbeispiele für Spannungswandler. Die Anschlussbeispiele unterstützen Sie bei der Auswahl der
Anschlussart.

Parameter: Getauschte Phasen

• Voreinstellwert (_:8911:106) Getauschte Phasen = kein


Der Parameter Getauschte Phasen ist für Sonderanwendungen, wie z.B. in Pumpspeicher-Kraftwerken
(siehe 6.51 Drehfeldumschaltung) vorgesehen. Für Netzschutzanwendungen können Sie die Voreinstellung
beibehalten.

Parameter: Nachführen

• Voreinstellwert (_:8911:111) Nachführen = aktiv


Mit dem Parameter Nachführen stellen Sie ein, ob die Messkanäle dieser Messstelle zur Ermittlung der
Abtastfrequenz herangezogen werden sollen oder nicht.
Die Abtastfrequenz des Gerätes wird der Netzfrequenz nachgeführt. Das Gerät wählt einen Messkanal aus,
über den die Abtastfrequenz bestimmt wird. Vorzugsweise ist das ein Spannungsmesskanal. Dieses Signal wird
auf Gültigkeit hin überwacht (Mindestpegel, Frequenzbereich). Bei Ungültigkeit wechselt das Gerät auf den
nächsten Kanal (usw.). Wenn einmal auf einen Stromkanal geschaltet wird, so wird bei erneuter Gültigkeit
eines Spannungskanals automatisch auf diesen zurückgeschaltet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 455
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Parameterwert Beschreibung
aktiv Wenn der Parameter Nachführen = aktiv eingestellt ist, wird die Mess-
stelle in die Ermittlung der Abtastfrequenz einbezogen. Hierzu sollten nach
Möglichkeit nur 3-phasige Messstellen herangezogen werden.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.
Hinweis: Wenn der Parameter Nachführen = aktiv ist, gilt die ermittelte
Abtastfrequenz für alle Funktionen im Gerät, die keine festen Abtastraten
verwenden.
Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Mess-
stellen in Frequenznachführgruppen zusammenfassen. Dabei bestimmt
jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu finden Sie in 3.3 Abtastfrequenznachführung und
Frequenznachführgruppen.
inaktiv Wenn die Kanäle der Messstelle nicht zur Ermittlung der Abtastfrequenz
herangezogen werden sollen, wählen Sie den Einstellwert inaktiv.

Parameter: ID der Messstelle

• Voreinstellwert (_:8911:130) ID der Messstelle = 1


Der Parameter ID der Messstelle ist schreibgeschützt und zeigt die ID der Messstelle an. Wenn Sie
mehrere Messstellen benutzen, wird die ID der Messstelle fortlaufend hochgezählt.
Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Messstellen in Frequenznachführgruppen
zusammenfassen. Dabei bestimmt jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu finden Sie in 3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen.

Parameter: Amplitudenkorrektur

• Voreinstellwert (_:3811:103) Amplitudenkorrektur = 1,000


Mit dem Parameter Amplitudenkorrektur passen Sie die Amplitude (Betragskorrektur) für den Spannungs-
eingang an. Damit können Sie leiterselektiv die Toleranzen der Primärwandler korrigieren. Die Amplitudenkor-
rektur kann für hochgenaue Messungen erforderlich sein. Ermitteln Sie den Einstellwert mit einer Vergleichs-
messung (z.B. mit einem hochgenauen Messspannungswandler). Wenn keine Primärkorrektur erforderlich ist,
behalten Sie den Voreinstellwert bei.

HINWEIS

i Der Parameter Amplitudenkorrektur hat nichts mit dem internen Abgleich des Eingangskreises zu tun.

6.1.7 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Spannung 1‑phasig


(U-1ph)

Wenn Sie in DIGSI 5 eine Messstelle U 1-ph einfügen, müssen Sie unter Name des Gerätes → Messstellen-
rangierung → Spannungsmessstellen eine Spannung auf die Messstelle rangieren.
Sie können folgende Spannungen rangieren:

• U L1

• U L2

• U L3

• U L12

• U L23

• U L31

456 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

• UN30

• Ux

• UN offene Dreiecksw.31

Parameter: Nennspannung, primär

• Voreinstellwert (_:2311:101) Nennspannung, primär = 400,000 kV


Mit dem Parameter Nennspannung, primär stellen Sie die primäre Nennspannung des Spannungswand-
lers ein.

Parameter: Nennspannung, sek.

• Voreinstellwert (_:2311:102) Nennspannung, sek. = 100 V


Mit dem Parameter Nennspannung, sek. stellen Sie die sekundäre Nennspannung des Spannungswandlers
ein.

Parameter: Anpassfakt. Uph / UN

• Voreinstellwert (_:2311:108) Anpassfakt. Uph / UN = 1,73


Mit dem Parameter Anpassfakt. Uph / UN stellen Sie die Abweichung zwischen der berechneten sekun-
dären Nullspannung und der direkt über einen Messeingang gemessenen sekundären Verlagerungsspannung
ein.
Weiterführende Informationen siehe 6.1.6 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Messstelle Spannung
3‑phasig (U-3ph).

HINWEIS

i Der Parameter Anpassfakt. Uph / UN ist in der Messstelle U 1-ph nur sichtbar, wenn die Spannung
UN offene Dreiecksw. rangiert ist.

Parameter: Nachführen

• Voreinstellwert (_:2311:103) Nachführen = inaktiv


Mit dem Parameter Nachführen stellen Sie ein, ob die Messkanäle dieser Messstelle zur Ermittlung der
Abtastfrequenz herangezogen werden sollen oder nicht.
Die Abtastfrequenz des Gerätes wird der Netzfrequenz nachgeführt. Das Gerät wählt einen Messkanal aus,
über den die Abtastfrequenz bestimmt wird. Vorzugsweise ist das ein Spannungsmesskanal. Dieses Signal wird
auf Gültigkeit hin überwacht (Mindestpegel, Frequenzbereich). Bei Ungültigkeit wechselt das Gerät auf den
nächsten Kanal (usw.). Wenn einmal auf einen Stromkanal geschaltet wird, so wird bei erneuter Gültigkeit
eines Spannungskanals automatisch auf diesen zurückgeschaltet.

30 Wenn Sie diese Spannung rangieren, arbeiten die Schutzfunktionen mit der Sternpunkt-Verlagerungsspannung.
31 Wenn Sie diese Spannung rangieren, arbeiten die Schutzfunktionen mit der direkt an der offenen Dreieckswicklung des Spannungs-
wandlers gemessenen Spannung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Parameterwert Beschreibung
inaktiv Wenn die Kanäle der Messstelle nicht zur Ermittlung der Abtastfrequenz
herangezogen werden sollen, wählen Sie den Einstellwert inaktiv.
aktiv Wenn der Parameter Nachführen = aktiv eingestellt ist, wird die Mess-
stelle in die Ermittlung der Abtastfrequenz einbezogen.
Hinweis: Wenn der Parameter Nachführen = aktiv ist, gilt die ermittelte
Abtastfrequenz für alle Funktionen im Gerät, die keine festen Abtastraten
verwenden.
Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Mess-
stellen in Frequenznachführgruppen zusammenfassen. Dabei bestimmt
jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu siehe 3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenz-
nachführgruppen.

Parameter: ID der Messstelle

• Voreinstellwert (_:2311:130) ID der Messstelle = 1


Der Parameter ID der Messstelle ist schreibgeschützt und zeigt die ID der Messstelle an. Wenn Sie
mehrere Messstellen benutzen, wird die ID der Messstelle fortlaufend hochgezählt.
Ab der Plattformversion V07.80 können Sie in SIPROTEC 5-Geräten Messstellen in Frequenznachführgruppen
zusammenfassen. Dabei bestimmt jede Frequenznachführgruppe ihre eigene Abtastfrequenz. Weiterführende
Informationen dazu siehe 3.3 Abtastfrequenznachführung und Frequenznachführgruppen.

Parameter: Amplitudenkorrektur

• Voreinstellwert (_:3811:103) Amplitudenkorrektur = 1,000


Mit dem Parameter Amplitudenkorrektur passen Sie die Amplitude (Betragskorrektur) für den Spannungs-
eingang an. Damit können Sie leiterselektiv die Toleranzen der Primärwandler korrigieren. Die Amplitudenkor-
rektur kann für hochgenaue Messungen erforderlich sein. Ermitteln Sie den Einstellwert mit einer Vergleichs-
messung (z.B. mit einem hochgenauen Messspannungswandler). Wenn keine Primärkorrektur erforderlich ist,
behalten Sie den Voreinstellwert bei.

HINWEIS

i Der Parameter Amplitudenkorrektur hat nichts mit dem internen Abgleich des Eingangskreises zu tun.

6.1.8 Anwendungs- und Einstellhinweise für Leitungsdifferentialschutz-Parameter

HINWEIS

i Die folgenden Parameter sind nur für die Funktion Leitungsdifferentialschutz von Bedeutung. Sie finden
die Parameter in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes (z.B. 7SL86) → Parameter →
Anlagendaten unter Messstelle I-3ph.

Stromwandlerkennlinie
Das Grundprinzip des Differentialschutzes geht davon aus, dass sich alle in ein fehlerfreies Schutzobjekt hinein
fließenden Ströme zu 0 summieren. Wenn die Stromwandlersätze an den Leitungsenden im Überstrombereich
unterschiedliche Übersetzungsfehler haben, kann die sekundär gemessene Stromsumme erhebliche Beträge
erreichen bei externen Kurzschlüssen und den daraus resultierenden hohen durchfließenden Strömen. Das
kann einen inneren Kurzschluss vortäuschen.
Das adaptive Stabilisierungsverfahren im Leitungsdifferentialschutz berücksichtigt das Fehlverhalten bei
Stromwandler-Übertragungsfehlern. Aus diesem Grund muss dem Schutz der Messfehler bekannt sein in
Bezug auf die Höhe des vom Stromwandler transformierten Stromes. Stellen Sie hierzu die charakteristischen

458 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Daten der Stromwandler sowie ihrer Sekundärkreise eint. In vielen Fällen können Sie die Voreinstellung
beibehalten. Sie berücksichtigt die Daten der ungünstigsten Schutzstromwandler. Mit den folgenden Parame-
tern approximiert der Leitungsdifferentialschutz die Wandlerfehlerkennlinie und errechnet daraus die Stabili-
sierung.

[dwctfail-310111-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-4 Übertragungsverhalten der Stromwandler

Parameter: Fehlerübergang

• Voreinstellwert (_:8881:107) Fehlerübergang = 1,00


Der Parameter Fehlerübergang definiert den Übergangsbereich der Wandlerfehler von kleinen zu höheren
Strömen.

[fofueber-090311-01.tif, 1, de_DE]

mit
n' Betriebsüberstromfaktor (effektiver Überstromfaktor)
n Nennüberstromfaktor der Stromwandler (Kennzahl hinter dem P)
PN Nennbürde der Stromwandler bei Nennstrom in [VA]
Pi Eigenbürde der Stromwandler bei Nennstrom in [VA]
P' tatsächlich angeschlossenen Bürde (Geräte und Sekundärleitungen) bei Nennstrom in [VA]

Den Nennüberstromfaktor n und die Nennleistung PN der Stromwandler finden Sie auf dem Typenschild der
Stromwandler. Diese Angaben beziehen sich auf Nennbedingungen (Nennstrom, Nennbürde).

BEISPIEL:

Stromwandler nach VDE 0414/Teil 1 oder IEC 60044

Stromwandler 10P10; 30 VA → n = 10; PN = 30 VA


Stromwandler 10P20; 20 VA → n = 20; PN = 20 VA

Der Betriebsüberstromfaktor n' ergibt sich aus diesen Nenndaten und der tatsächlichen sekundären Bürde P'.
Die Eigenbürde der Stromwandler ist im Normalfall im Prüfprotokoll vermerkt. Wenn sie unbekannt ist,
können Sie die Eigenbürde Pi näherungsweise aus dem Gleichstromwiderstand Ri der Sekundärwicklung
ermitteln:

[foeigbue-090311-01.tif, 1, de_DE]

Die Einstellempfehlungen von Siemens finden Sie in Tabelle 6-1.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Parameter: Wandlerfehler A

• Voreinstellwert (_:8881:108) Wandlerfehler A = 5,0


Der Parameter Wandlerfehler A berücksichtigt den Wandlerfehler bei Nennstrom zuzüglich eines Sicher-
heitsfaktors. Nach VDE 0414/Teil 1 oder IEC 60044 entspricht der Wandlerfehler A der Strommessabwei-
chung bei primärer Bemessungsstromstärke F1.

Beispiel:

Stromwandler 5P: 3%
Stromwandler 10P: 5%

Die Einstellempfehlungen von Siemens finden Sie in Tabelle Tabelle 6-1.

Parameter: Wandlerfehler B

• Voreinstellwert (_:8881:109) Wandlerfehler B = 15,0


Der Parameter Wandlerfehler B berücksichtigt den Wandlerfehler bei Nennüberstromfaktor zuzüglich
eines Sicherheitsfaktors. Er ergibt sich aus der Zahl vor dem P der Wandlerdaten.
Die Einstellempfehlungen von Siemens finden Sie in Tabelle 6-1.

Einstellempfehlungen für übliche Schutzstromwandler


In der folgenden Tabelle finden Sie übliche Schutz-Stromwandler mit den charakteristischen Daten und den
zugehörigen Einstellempfehlungen:

Tabelle 6-1 Einstellempfehlungen für Stromwandlerdaten


Nennüberstromfaktor

Wandlerfehler A32

Wandlerfehler B32
Fehlerübergang32
Übersetzungsfehler
bei Nennstrom

bei Nennstrom
Winkelfehler

Wandlerklasse Norm
Fehler bei

5P IEC 60044-1 1,0 % ± 60 min ≤ 5% 1,50 3,0 % 10,0 %


10P 3,0 % _ ≤ 10 % 1,50 5,0 % 15,0 %
TPX 0,5 % ± 30 min ε ≤ 10 % 1,50 1,0 % 15,0 %
TPY 1,0 % ± 30 min ε ≤ 10 % 1,50 3,0 % 15,0 %
TPZ 1,0 % 180 min ε ≤ 10 % 1,50 6,0 % 20,0 %
± 18 min (nur I ≈ )
PX IEC 60044-1 1,50 3,0 % 10,0 %
BS: Class X
C100 bis C800 ANSI 1,50 5,0 % 15,0 %
5TPE IEC 61869-10 1,0 % ± 60 min ≤ 5% 1,50 5,0 % 15,0 %
Kleinsignal- IEC 61869-6 < 1,0 % < ± 30 min <1% 1,50 3,0 % 3,0 %
wandler
Optische Strom- IEC 61869-6 < 1,0 % < ± 30 min <1% 1,50 3,0 % 3,0 %
wandler

32 Einstellempfehlungen für den Parameter

460 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

BEISPIEL:

Stromwandler 5P10; 20 VA
Übersetzungsverhältnis ÜI 600 A/5 A
Eigenbürde 2 VA
Sekundärleitungen 4 mm2 Kupfer (Cu)
spezifischer Widerstand für Cu 0,0175 Ω mm2/m
Länge 20 m
Inenn 5A
Bürde bei 5 A 0,1 VA

Der Widerstand der Sekundärleitungen berechnet sich wie folgt:

[fo_rl, 1, de_DE]

Für die Berechnung wurde der ungünstigste Fall angenommen, dass der Strom wie bei einem 1-poligen Fehler
über die Sekundärleitungen hin- und zurückfließt (Faktor 2). Danach berechnet sich die Leistung bei einem
Nennstrom Inenn = 5 A wie folgt:

[fo_pi, 1, de_DE]

Die gesamte angeschlossene Bürde setzt sich aus der Bürde der Zuleitungen und der des Gerätes zusammen
und berechnet sich wie folgt:

[fo_pges, 1, de_DE]

Das Verhältnis der Überstromfaktoren berechnet sich wie folgt:

[fo_fehlerueb, 1, de_DE]

Nach Tabelle 6-1 empfiehlt Siemens folgende Einstellwerte:


Fehlerübergang = 1,50
Wandlerfehler A = 3,0 %
Wandlerfehler B = 10,0 %

Transformator mit Spannungsregelung


Wenn sich ein Leistungstransformator mit Spannungsregelung im Schutzbereich befindet, beachten Sie
Folgendes: Schon im stationären Betrieb ergibt sich ein Differentialstrom, der von der Höhe des Stromes und
der Stellung des Stufenschalters abhängt. Das ist ein stromproportionaler Fehler. Deshalb wird er am besten
wie ein zusätzlicher Stromwandlerfehler behandelt.
Berechnen Sie die maximale Abweichung an den Grenzen des Regelbereiches (bezogen auf den mittleren
Strom des Regelbereiches). Addieren Sie die maximale Abweichung zu den ermittelten Wandlerfehlern A und
B. Führen Sie diese Korrektur nur für das Ende durch, das der geregelten Seite des Transformators zugewandt
ist.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 461
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

BEISPIEL:

für einen Transformator YNd5, 35 MV, 110 kV/25 kV, Y-Seite geregelt ± 10 %
Damit ergeben sich folgende Werte:
Nennstrom bei Nennspannung = 184 A
Nennstrom bei Unenn + 10 % Imin = 167 A
Nennstrom bei Unenn - 10 % Imax = 202 A

Für die geregelte Seite des Transformators ergibt sich der folgende mittlere Strom:

[foimittl-090311-01.tif, 1, de_DE]

Die maximale Abweichung von diesem mittleren Strom beträgt:

[fodelmax-090311-01.tif, 1, de_DE]

Addieren Sie diese maximale Abweichung zu den wie oben ermittelten Wandlerfehlern Wandlerfehler
A und Wandlerfehler B. Beachten Sie, dass sich diese Abweichung durch Spannungsregelung auf den
mittleren Strom bei Nennscheinleistung bezieht und nicht auf den Nennstrom bei Nennspannung.

6.1.9 Messstellenfreischaltung

6.1.9.1 Übersicht
Wartungsarbeiten oder bestimmte Betriebs- und Schaltzustände des Netzes können eine Messstellenfreischal-
tung erfordern. Daher ist es gelegentlich notwendig, einzelne Messstellen aus der Verarbeitung herauszu-
nehmen, damit es z.B. nicht zu einer Fehlauslösung des Differentialschutzes kommt. Mit der Funktionalität
Messstellenfreischaltung können Sie die Verbindung der Messstelle I-3ph zu einer Schutz-Funktionsgruppe
trennen.
Wenn die Messstelle freigeschaltet ist, können Sie jegliche Arbeiten durchführen, ohne dass die der Messstelle
zugeordneten Schutzfunktionen in ihrer Arbeit beeinflusst werden. Nach der Messstellenfreischaltung berück-
sichtigt z.B. der Differentialschutz die Messwerte dieser Messstelle nicht mehr in der Differenzstromberech-
nung.
Für folgende Schutzfunktionen der FG Leitung gilt eine Ausnahme:

• Distanzschutz mit klassischer Methode

• Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

• Pendelsperre

• Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen (67N)

• Messspannungsausfall-Erkennung

HINWEIS

i Wenn eine der Strommessstellen freigeschaltet wird, gehen die genannten Schutzfunktionen der FG
Leitung in den Zustand Alarm und sind nicht aktiv.

Bei der Messstellenfreischaltung gibt es eine weitere Ausnahme für die FG Leistungsschalter: Wenn die
FG Leistungsschalter mit einer freigeschalteten Messstelle verbunden ist, werden die Funktionsmesswerte
wie gewohnt angezeigt und von den Funktionen in der FG Leistungsschalter verwendet. D.h. die Funkti-

462 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

onsmesswerte werden durch die Freischaltung nicht auf 0 gesetzt. Wenn in der FG Leistungsschalter ein Leis-
tungsschalter-Versagerschutz instanziiert ist, empfiehlt Siemens bei Stromprüfungen die Blockierung der
Funktion.

6.1.9.2 Beschreibung

Logik

[lo_measuring point isolation, 1, de_DE]

Bild 6-5 Logik der Messstellenfreischaltung

Sie finden die Signale für die Messstellenfreischaltung in der DIGSI-Informationsrangiermatrix unter Para-
meter → Anlagendaten→ Messstelle I-3ph.
Für die Freischaltung der Messstelle I-3ph sind folgende Signale verfügbar:

• Die Binäreingänge (_:8881:500) >Freischaltung ein und (_:8881:501) >Freischaltung


aus
• Das Controllable (_:8881:308) Freischalten
Sie können steuern, ob die Messstelle I-3ph nur freigeschaltet werden darf, wenn die gemessenen Ströme
einen eingestellten Schwellwert unterschreiten. Wenn Sie die Messstelle ohne Schwellwertprüfung frei-
schalten wollen, beachten Sie, dass in der Primäranlage keine Ströme mehr fließen.
Die Freischaltungsmeldungen sind auch nach einem Neustart des Gerätes verfügbar. Das Gerät speichert
die Wirksamkeit der Freischaltung im NVRAM33. Die letzte Information über die Freischaltung bleibt auch
bei einem Hilfsspannungsausfall erhalten. Wenn die Hilfsspannung wiederkehrt, vergleicht das Gerät den
gespeicherten Zustand mit dem der Binäreingänge.

6.1.9.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Stromprüfung

• Voreinstellwert (_:8881:173) Stromprüfung = aktiv

33 NV-RAM = Non-Volatile Random Access Memory; RAM, das auch ohne Strom die gespeicherten Daten nicht verliert.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Mit dem Parameter Stromprüfung stellen Sie ein, ob Sie die Effektivwerte der Leiterströme IL1, IL2, IL3 und
des gemessenen Nullstroms IN mit einem Schwellwert vergleichen wollen oder nicht.
Parameterwert Beschreibung
aktiv Die Effektivwerte der Leiterströme IL1, IL2, IL3 und des gemessenen Null-
stroms IN werden mit dem Einstellwert des Parameters I< Schwellwert
verglichen.
Die Messstelle I-3-ph kann nur dann freigeschaltet werden, wenn die
Strommesswerte den Schwellwert unterschreiten.
inaktiv Die Effektivwerte der Leiterströme IL1, IL2, IL3 und des gemessenen Null-
stroms IN werden nicht mit dem Einstellwert des Parameters I< Schwell-
wert verglichen.

Parameter: I< Schwellwert

• Voreinstellwert (_:8881:112) I< Schwellwert = 0,100 A


Mit dem Parameter I< Schwellwert stellen Sie den Schwellwert für die Messstellenfreischaltung ein. Wenn
die Strommesswerte den Schwellwert unterschreiten, kann die Messstelle I-3-ph freigeschaltet werden.
Stellen Sie den Parameter I< Schwellwert so ein, dass der gemessene Strom z.B. bei geöffnetem Leistungs-
schalterpol den parametrierten Wert sicher unterschreitet. Wenn bei abgeschalteter Leitung/Abzweig parasi-
täre Ströme, z.B. durch Induktion, ausgeschlossen sind, können Sie den Wert sehr empfindlich einstellen, z.B.
auf 0,050 A sekundär. Wenn keine besonderen Anforderungen vorliegen, empfiehlt Siemens, den Einstellwert
von 0,100 A sekundär beizubehalten.

BEISPIEL

Vorrübergehende Trennung der Verbindung einer Strommessstelle zu einer Schutz-Funktionsgruppe am


Beispiel Leitungsdifferentialschutz

[dw_similar-application_7SD_with_2-MU, 1, de_DE]

Bild 6-6 Mögliche Messstellenfreischaltung für Leitungsdifferentialschutz

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

(1) Vorrübergehende Freischaltung der Verbindung der Messstelle I-3ph 1 zur FG Leitung und zur
Schutz-Funktionsgruppe 1

HINWEIS

i Wenn Sie die Messstelle I-3ph 1 freischalten, müssen Sie sicherstellen, dass kein Strom über M1 in
den Abzweig hinein fließt. Ansonsten führt das zu einer Fehlauslösung der Funktion Leitungsdifferential-
schutz.

BEISPIEL

Vorrübergehende Trennung der Verbindung einer Strommessstelle zur Schutz-Funktionsgruppe


Spannung/Strom 3-ph

[dw_similar-application_7SJ8_with_2-MU, 1, de_DE]

Bild 6-7 Mögliche Messstellenfreischaltung für Abzweigschutz

(1) Vorrübergehende Freischaltung der Verbindung der Messstelle I-3ph 1 zur FG Spannung/Strom
3-ph

6.1.9.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


MS-Freischaltung
_:8881:173 I-Wandler 3-ph:Strom- • inaktiv aktiv
prüfung
• aktiv
_:8881:112 I-Wandler 3-ph:I< 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
Schwellwert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A

6.1.9.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:8881:500 I-Wandler 3-ph:>Freischaltung ein SPS I

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:8881:501 I-Wandler 3-ph:>Freischaltung aus SPS I
_:8881:308 I-Wandler 3-ph:Freischalten SPC C
_:8881:322 I-Wandler 3-ph:Freischaltung über BE SPS O
_:8881:324 I-Wandler 3-ph:Freischalt.über Steu. SPS O
_:8881:319 I-Wandler 3-ph:Phasen AB getauscht SPS O
_:8881:320 I-Wandler 3-ph:Phasen BC getauscht SPS O
_:8881:321 I-Wandler 3-ph:Phasen AC getauscht SPS O

6.1.10 Parameter

Allgemein

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Drehfeldrich- • L1 L2 L3 L1 L2 L3
tung
• L1 L3 L2

Messstelle I-3ph

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:8881:115 I-Wandler 3-ph:Strom- • nicht zugeordnet 3-phasig + IN
wandleranschluss
• 3-phasig + IN
• 3-phasig
• 3-phasig + IN-separat
• 3-phasig, 2 prim. Wdl.
• 2ph, 2p. Wdl. + IN-sep
_:8881:127 I-Wandler 3-ph:Nach- • inaktiv aktiv
führen
• aktiv
_:8881:130 I-Wandler 3-ph:ID der 0 bis 100 0
Messstelle
Wandler Leiter
_:8881:101 I-Wandler 3-ph:Nenn- 1,0 A bis 100000,0 A 1000,0 A
strom, primär
_:8881:102 I-Wandler 3-ph:Nenn- • 1A 1A
strom, sekundär
• 5A
_:8881:117 I-Wandler 3-ph:Strombe- • 1,6 x Inenn 100 x Inenn
reich
• 8 x Inenn
• 20 x Inenn
• 100 x Inenn
• 50 x Inenn
_:8881:118 I-Wandler 3-ph:Interner • Stromwandler Schutz Stromwandler
Stromwandlertyp Schutz
• Stromwdler.messwert.
• Stromwandler Schutz
• Stromwdler.messwert.
• CT Prozessbus

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:8881:116 I-Wandler 3-ph:Sternpkt. • nein ja
in Richt.Ref.Obj
• ja
_:8881:114 I-Wandler 3- • kein kein
ph:Getauschte Phasen
• L1 L3
• L2 L3
• L1 L2
_:8881:107 I-Wandler 3-ph:Fehler- 1,00 bis 10,00 1,00
übergang
_:8881:108 I-Wandler 3-ph:Wandler- 0,5 % bis 50,0 % 5,0 %
fehler A
_:8881:109 I-Wandler 3-ph:Wandler- 0,5 % bis 50,0 % 15,0 %
fehler B
Wandler IN
_:8881:104 I-Wandler 3-ph:Nenn- 1,0 A bis 100000,0 A 1000,0 A
strom, primär
_:8881:105 I-Wandler 3-ph:Nenn- • 1A 1A
strom, sekundär
• 5A
_:8881:119 I-Wandler 3-ph:Strombe- • 1,6 x Inenn 100 x Inenn
reich
• 8 x Inenn
• 20 x Inenn
• 100 x Inenn
• 50 x Inenn
_:8881:120 I-Wandler 3-ph:Interner • Stromwandler Schutz Stromwandler
Stromwandlertyp Schutz
• Stromwdler.messwert.
• Stromwandler Schutz
• Stromwdler.messwert.
• CT Prozessbus
Stromwandler 1
_:3841:103 Stromwandler 1:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3841:117 Stromwandler 1:Phase • I L1
• I L2
• I L3
• IN
• INempf
• Ix
Stromwandler 2
_:3842:103 Stromwandler 2:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3842:117 Stromwandler 2:Phase • I L1
• I L2
• I L3
• IN
• INempf
• Ix

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 467
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stromwandler 3
_:3843:103 Stromwandler 3:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3843:117 Stromwandler 3:Phase • I L1
• I L2
• I L3
• IN
• INempf
• Ix
Stromwandler 4
_:3844:103 Stromwandler 4:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3844:117 Stromwandler 4:Phase • I L1
• I L2
• I L3
• IN
• INempf
• Ix
Drahtbr. Erk.
_:5581:1 Drahtbr. Erk.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:5581:101 Drahtbr. Erk.:Blockie- • Blockierung Blockierung
rungsbetriebsart
• automat. Blockierung
• keine Blockierung
_:5581:102 Drahtbr. Erk.:Delta-Wert 0,004 bis 5,000 1,000
für Autoblock.
Überw. Sym. I
_:2491:1 Überw. Sym. I:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2491:101 Überw. Sym. I:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,500 A
wert Freigabe 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 2,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 2,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 2,500 A
_:2491:102 Überw. Sym. I:Schwell- 0,10 bis 0,95 0,50
wert Min/Max
_:2491:6 Überw. Sym. I:Verzög. 0,00 s bis 100,00 s 5,00 s
Störungsmeld.
Überw.Phsfol.I
_:2551:1 Überw.Phsfol.I:Modus • aus aus
• ein
• Test

468 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2551:6 Überw.Phsfol.I:Verzög. 0,00 s bis 100,00 s 5,00 s
Störungsmeld.
Überw. Summe I
_:2431:1 Überw. Summe I:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2431:102 Überw. Summe 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
I:Schwellwert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A
_:2431:101 Überw. Summe I:Kennli- 0,00 bis 0,95 0,10
niensteigung
_:2431:6 Überw. Summe I:Verzög. 0,00 s bis 100,00 s 5,00 s
Störungsmeld.
Über.ADW Sum.I
_:2401:1 Über.ADW Sum.I:Modus • aus aus
• ein
• Test
Sättigungserk.
_:17731:1 Sättigungserk.:Modus • aus ein
• ein
_:17731:101 Sättigungserk.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 1,200 A bis 100,000 A 8,000 A
wert ISätt> 5 A @ 100 Inenn 6,00 A bis 500,00 A 40,00 A
1 A @ 50 Inenn 1,200 A bis 50,000 A 8,000 A
5 A @ 50 Inenn 6,00 A bis 250,00 A 40,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,040 A bis 1,600 A 8,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,200 A bis 8,000 A 40,000 A

Messstelle I-1ph

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Nennstrom, 1,0 A bis 100000,0 A 1000,0 A
primär
_:2311:102 Allgemein:Nennstrom, • 1A 1A
sekundär
• 5A
_:2311:103 Allgemein:Strombereich • 1,6 x Inenn 100 x Inenn
• 8 x Inenn
• 20 x Inenn
• 100 x Inenn
• 50 x Inenn
_:2311:104 Allgemein:Interner • Stromwandler Schutz Stromwandler
Stromwandlertyp Schutz
• Stromwdler.messwert.
• CT Prozessbus

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:116 Allgemein:Klemme • nein ja
1,3,5,7 in Rtg.Obj
• ja
_:2311:105 Allgemein:Nachführen • inaktiv inaktiv
• aktiv
_:2311:130 Allgemein:ID der Mess- 0 bis 100 0
stelle
Stromwandler 1
_:3841:103 Stromwandler 1:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3841:117 Stromwandler 1:Phase • I L1
• I L2
• I L3
• IN
• INempf
• Ix

Messstelle U-3ph

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:8911:101 U-Wandler 3-ph:Nenn- 0,100 kV bis 1200,000 kV 400,000 kV
spannung, primär
_:8911:102 U-Wandler 3-ph:Nenn- 80 V bis 230 V 100 V
spannung, sek.
_:8911:103 U-Wandler 3-ph:Anpass- 0,10 bis 9,99 1,73
fakt. Uph / UN
_:8911:104 U-Wandler • nicht zugeordnet 3 Leiter-Erde
3-ph:Spg.wandleran- Spg.+UN
schluss
• 3 Leiter-Erde Spg.+UN
• 3 Leiter-Erde Spg.
• 3 Leit.-Leit.-Spg+UN
• 3 Leiter-Leiter Spg.
_:8911:106 U-Wandler 3- • kein kein
ph:Getauschte Phasen
• L1 L3
• L2 L3
• L1 L2
_:8911:111 U-Wandler 3-ph:Nach- • inaktiv aktiv
führen
• aktiv
_:8911:130 U-Wandler 3-ph:ID der 0 bis 100 0
Messstelle
Spannungswdl.1
_:3811:103 Spannungswdl.1:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3811:108 Spannungswdl.1:Phase • U L1
• U L2
• U L3
• U L12
• U L23
• U L31
• UN
• Ux
• UL32
Spannungswdl.2
_:3812:103 Spannungswdl.2:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3812:108 Spannungswdl.2:Phase • U L1
• U L2
• U L3
• U L12
• U L23
• U L31
• UN
• Ux
• UL32
Spannungswdl.3
_:3813:103 Spannungswdl.3:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3813:108 Spannungswdl.3:Phase • U L1
• U L2
• U L3
• U L12
• U L23
• U L31
• UN
• Ux
• UL32
Spannungswdl.4
_:3814:103 Spannungswdl.4:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 471
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3814:108 Spannungswdl.4:Phase • U L1
• U L2
• U L3
• U L12
• U L23
• U L31
• UN
• Ux
• UL32
Überw. Sym. U
_:2521:1 Überw. Sym. U:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2521:101 Überw. Sym. U:Schwell- 0,300 V bis 170,000 V 50,000 V
wert Freigabe
_:2521:102 Überw. Sym. U:Schwell- 0,58 bis 0,95 0,75
wert Min/Max
_:2521:6 Überw. Sym. U:Verzög. 0,00 s bis 100,00 s 5,00 s
Störungsmeld.
Überw.Phsfol.U
_:2581:1 Überw.Phsfol.U:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2581:6 Überw.Phsfol.U:Verzög. 0,00 s bis 100,00 s 5,00 s
Störungsmeld.
Überw. Summe U
_:2461:1 Überw. Summe U:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2461:3 Überw. Summe 0,300 V bis 170,000 V 25,000 V
U:Schwellwert
_:2461:6 Überw. Summe 0,00 s bis 100,00 s 5,00 s
U:Verzög. Störungsmeld.
Spg.Wdl.-Stz.S
_:2641:101 Spg.Wdl.-Stz.S:Reakti- 0,00 s bis 0,03 s 0,00 s
onszeit

Messstelle U-1ph

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Nennspan- 0,100 kV bis 1200,000 kV 400,000 kV
nung, primär
_:2311:102 Allgemein:Nennspan- 80 V bis 340 V 100 V
nung, sek.
_:2311:108 Allgemein:Anpassfakt. 0,10 bis 9,99 1,73
Uph / UN

472 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:103 Allgemein:Nachführen • inaktiv inaktiv
• aktiv
_:2311:130 Allgemein:ID der Mess- 0 bis 100 0
stelle
Spannungswdl.1
_:3811:103 Spannungswdl.1:Ampli- 0,010 bis 10,000 1,000
tudenkorrektur
_:3811:108 Spannungswdl.1:Phase • U L1
• U L2
• U L3
• U L12
• U L23
• U L31
• UN
• Ux
• UL32
• UN offene Dreiecksw.
_:3811:107 Span- 1 bis 2147483647 2147483647
nungswdl.1:Sequenz-
nummer Gerät
Spg.Wdl.-Stz.S
_:2641:101 Spg.Wdl.-Stz.S:Reakti- 0,00 s bis 0,03 s 0,00 s
onszeit

6.1.11 Informationen

Allgemein

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Drehfeld umschalten SPS I
_:2311:501 Allgemein:>Phasen tauschen SPS I
Allgemein
_:2311:319 Allgemein:Drehfeld L1 L2 L3 SPS O
_:2311:320 Allgemein:Drehfeld L1 L3 L2 SPS O
_:2311:321 Allgemein:Freq. n.im Arbeitsber. SPS O
_:2311:322 Allgemein:f Sys MV O
_:2311:323 Allgemein:f N.führ MV O

Messstelle I-3ph

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:8881:319 I-Wandler 3-ph:Phasen AB getauscht SPS O
_:8881:320 I-Wandler 3-ph:Phasen BC getauscht SPS O
_:8881:321 I-Wandler 3-ph:Phasen AC getauscht SPS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 473
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Messw. Störung
_:8881:325 I-Wandler 3-ph:Messst.mehrfach vorh. SPS O
Stromwandler 1
_:3841:300 Stromwandler 1:Abtastwerte Strom SAV O
Stromwandler 2
_:3842:300 Stromwandler 2:Abtastwerte Strom SAV O
Stromwandler 3
_:3843:300 Stromwandler 3:Abtastwerte Strom SAV O
Stromwandler 4
_:3844:300 Stromwandler 4:Abtastwerte Strom SAV O
Berechn. IN
_:20191:300 Berechn. IN:Abtastwerte Strom SAV O
Drahtbr. Erk.
_:5581:82 Drahtbr. Erk.:>Blockierung Funktion SPS I
_:5581:54 Drahtbr. Erk.:Nicht wirksam SPS O
_:5581:52 Drahtbr. Erk.:Zustand ENS O
_:5581:53 Drahtbr. Erk.:Bereitschaft ENS O
_:5581:301 Drahtbr. Erk.:L1 Drahtbr. vermutet SPS O
_:5581:302 Drahtbr. Erk.:L2 Drahtbr. vermutet SPS O
_:5581:303 Drahtbr. Erk.:L3 Drahtbr. vermutet SPS O
_:5581:304 Drahtbr. Erk.:L1 Drahtbruch SPS O
_:5581:305 Drahtbr. Erk.:L2 Drahtbruch SPS O
_:5581:306 Drahtbr. Erk.:L3 Drahtbruch SPS O
_:5581:307 Drahtbr. Erk.:Drahtbruch vermutet SPS O
_:5581:308 Drahtbr. Erk.:Drahtbruch bestätigt SPS O
Überw. Sym. I
_:2491:82 Überw. Sym. I:>Blockierung Funktion SPS I
_:2491:54 Überw. Sym. I:Nicht wirksam SPS O
_:2491:52 Überw. Sym. I:Zustand ENS O
_:2491:53 Überw. Sym. I:Bereitschaft ENS O
_:2491:71 Überw. Sym. I:Störung SPS O
Überw.Phsfol.I
_:2551:82 Überw.Phsfol.I:>Blockierung Funktion SPS I
_:2551:54 Überw.Phsfol.I:Nicht wirksam SPS O
_:2551:52 Überw.Phsfol.I:Zustand ENS O
_:2551:53 Überw.Phsfol.I:Bereitschaft ENS O
_:2551:71 Überw.Phsfol.I:Störung SPS O
Überw. Summe I
_:2431:82 Überw. Summe I:>Blockierung Funktion SPS I
_:2431:54 Überw. Summe I:Nicht wirksam SPS O
_:2431:52 Überw. Summe I:Zustand ENS O
_:2431:53 Überw. Summe I:Bereitschaft ENS O
_:2431:71 Überw. Summe I:Störung SPS O
Über.ADW Sum.I
_:2401:82 Über.ADW Sum.I:>Blockierung Funktion SPS I
_:2401:54 Über.ADW Sum.I:Nicht wirksam SPS O

474 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:2401:52 Über.ADW Sum.I:Zustand ENS O
_:2401:53 Über.ADW Sum.I:Bereitschaft ENS O
_:2401:71 Über.ADW Sum.I:Störung SPS O
Sättigungserk.
_:17731:54 Sättigungserk.:Nicht wirksam SPS O
_:17731:52 Sättigungserk.:Zustand ENS O
_:17731:53 Sättigungserk.:Bereitschaft ENS O

Messstelle I-1ph

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Stromwandler 1
_:3841:300 Stromwandler 1:Abtastwerte Strom SAV O

Messstelle U-3ph

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:8911:315 U-Wandler 3-ph:Phasen AB getauscht SPS O
_:8911:316 U-Wandler 3-ph:Phasen BC getauscht SPS O
_:8911:317 U-Wandler 3-ph:Phasen AC getauscht SPS O
Spannungswdl.1
_:3811:300 Spannungswdl.1:Abtastwerte Spannung SAV O
Spannungswdl.2
_:3812:300 Spannungswdl.2:Abtastwerte Spannung SAV O
Spannungswdl.3
_:3813:300 Spannungswdl.3:Abtastwerte Spannung SAV O
Spannungswdl.4
_:3814:300 Spannungswdl.4:Abtastwerte Spannung SAV O
Überw. Sym. U
_:2521:82 Überw. Sym. U:>Blockierung Funktion SPS I
_:2521:54 Überw. Sym. U:Nicht wirksam SPS O
_:2521:52 Überw. Sym. U:Zustand ENS O
_:2521:53 Überw. Sym. U:Bereitschaft ENS O
_:2521:71 Überw. Sym. U:Störung SPS O
Überw.Phsfol.U
_:2581:82 Überw.Phsfol.U:>Blockierung Funktion SPS I
_:2581:54 Überw.Phsfol.U:Nicht wirksam SPS O
_:2581:52 Überw.Phsfol.U:Zustand ENS O
_:2581:53 Überw.Phsfol.U:Bereitschaft ENS O
_:2581:71 Überw.Phsfol.U:Störung SPS O
Überw. Summe U
_:2461:82 Überw. Summe U:>Blockierung Funktion SPS I
_:2461:54 Überw. Summe U:Nicht wirksam SPS O
_:2461:52 Überw. Summe U:Zustand ENS O
_:2461:53 Überw. Summe U:Bereitschaft ENS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.1 Anlagendaten

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:2461:71 Überw. Summe U:Störung SPS O
Unabhängig 1
_:2641:500 Spg.Wdl.-Stz.S:>Offen SPS I
Berechn. UN
_:20221:300 Berechn. UN:Abtastwerte Spannung SAV O

Messstelle U-1ph

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Spannungswdl.1
_:3811:300 Spannungswdl.1:Abtastwerte Spannung SAV O
Unabhängig 1
_:2641:500 Spg.Wdl.-Stz.S:>Offen SPS I

476 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.1 Funktionsübersicht

Der Leitungsdifferentialschutz (ANSI 87L):

• Ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Freileitungen, Kabel und Sammel-
schienen in radialen, ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen

• Erlaubt eine Schnellabschaltung von 1- oder 3-poligen Kurzschlüssen an 2 bis 6 Leitungsenden

• Arbeitet streng phasenselektiv

• Erlaubt den Schutz eines Transformators im Schutzbereich der Leitung

• Wird bei Benutzung der Ladestromkompensation (Ic-Kompensat.) empfindlicher

• Erlaubt einen separaten Schutz des Erdpfades

• Erlaubt einen separaten Schutz durch Überwachung des Gegensystemstroms

6.2.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Leitungsdifferentialschutz kommt in der Funktionsgruppe Leitung zur Anwendung.


Die Funktion Leitungsdifferentialschutz ist werkseitig mit dem Funktionsblock (FB) Allgemein, der Stufe
I-DIFF und der Stufe I-DIFF schn. 2 vorkonfiguriert.
In der DIGSI 5-Bibliothek sind weitere Stufentypen verfügbar:

• Die Stufe I-DIFF schnell als Alternative zur Stufe I-DIFF schn. 2.

• Die Stufe IN-DIFF zum separaten Schutz des Erdpfades.

• Die Stufe IN-DIFF unstab zum separaten Schutz des Erdpfades.

• Die Stufe I2-DIFF zur separaten Überwachung des Gegensystemstroms.

HINWEIS

i Beachten Sie, dass in allen Geräten des Geräteverbundes die gleichen Stufentypen instanziiert sein müssen.
D.h. zum Beispiel bei Verwendung der Stufe I-DIFF schnell muss in allen Geräten des Geräteverbundes
diese Stufe instanziiert sein.
Beachten Sie auch, dass die Geräte entweder mit der Stufe I-DIFF schn. 2 oder mit der Stufe I-DIFF schnell
arbeiten. Ein paralleler Betrieb der beiden Stufen ist nicht möglich.
Bei der Inbetriebnahme der Kommunikation über die Wirkschnittstelle wird überprüft, ob in den Geräten
des Geräteverbundes die gleichen Stufentypen instanziiert sind. Wenn in den Geräten unterschiedliche
Stufentypen instanziiert sind, ist die Kommunikation über die Wirkschnittstelle nicht möglich. Die Wirk-
schnittstelle gibt in dem Fall die Diagnosemeldung (_:5161:302) Status Schicht 3 und 4 =
Diff. Param. Fehl. aus.
Weiterführende Informationen finden Sie in den Kapiteln 3.6.5.8 Meldungen und Messwerte der klassi-
schen Wirkschnittstelle und 3.6.6.6 Meldungen und Messwerte der erweiterten Wirkschnittstelle.

Für spezielle Anwendungen sind die Funktionsblöcke Ic-Kompensat. und Transformator in der DIGSI 5-Biblio-
thek verfügbar und können in die Funktion instanziiert werden.
Die Schutzfunktion ist so aufgebaut, dass die Parameter im FB Allgemein übergreifend für alle Stufen gelten.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[dw_diff-structur_LP, 1, de_DE]

Bild 6-8 Struktur/Einbettung der Funktion

478 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Gesamtlogik

[lo_Group-indication_remote-trip_1-3p, 2, de_DE]

Bild 6-9 Logikdiagramm der Funktion Leitungsdifferentialschutz, Gesamtlogik

Arbeitsweise
Die Funktion Leitungsdifferentialschutz setzt sich aus mehreren Teilfunktionen zusammen.
Der Kern des Differentialschutzes besteht aus den Stufen I-DIFF und I-DIFF schn. 2. Beide arbeiten parallel und
sorgen je nach Fehlerart für hohe Empfindlichkeit oder schnelle Auslösung.
Für spezielle Anwendungen, in denen ein Erddifferentialschutz benötigt wird, können die Stufen IN-DIFF und/
oder IN-DIFF unstab benutzt werden.
Mit der Stufe I2-DIFF kann auch ein Gegensystem-Differentialschutz benutzt werden.
Die Ausgangssignale dieser Stufen sind Anrege- und Auslösesignale, die der Anregelogik und Auslöselogik
zugeführt werden und zu entsprechenden Schutzmeldungen führen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Die Funktionalität Fernauslösung sendet die intern gebildete Auslöse-Sammelmeldung an die entfernten
Geräte im Geräteverbund. Zusätzlich empfängt die Funktionalität Fernauslösung die Auslöse-Sammelmel-
dungen der entfernten Geräte und führt diese Meldungen der Auslöselogik zu. Weiterführende Informationen
finden Sie im Kapitel 6.2.13 Fernauslösung.
Der optionale FB Ic-Kompensat. beinhaltet die Ladestromkompensation. Der FB Ic-Kompensat. ist ausschließ-
lich der empfindlichen Stufe I-DIFF zugeordnet und sichert deren maximale Empfindlichkeit auch bei hohen
kapazitiven Ladeströmen.
Der optionale FB Transformator wird zum Schutz eines Transformators im Schutzbereich benötigt. Der
zusätzliche FB Transformator gewährleistet die richtige Auswertung von Amplituden und Phasenlage der
gemessenen Ströme an den Leitungsenden.

6.2.3 Funktionsbeschreibung

Der Leitungsdifferentialschutz ist für Schutzobjekte mit bis zu 6 Enden ausgelegt. Der Leitungsdifferential-
schutz arbeitet auf der Grundlage des Stromvergleiches (Knotenpunktsatz nach Kirchhoff). Hierzu muss an
jedem Ende eines zu schützenden Bereiches ein Gerät installiert werden. Über Kommunikationsverbindungen
tauschen die Geräte ihre Messgrößen miteinander aus. Jedes Gerät führt damit den Stromvergleich durch und
löst im Falle eines Kurzschlusses im Schutzbereich den zugeordneten Leistungsschalter aus. Die Stromwandler
grenzen den Schutzbereich selektiv ab.
Der Leitungsdifferentialschutz kann außer normalen Leitungen auch solche mit im Block geschaltetem
Transformator schützen. Mit der Funktion Einschaltstromerkennung und dem adaptiven Messverfahren
des Leitungsdifferentialschutzes lassen sich die Stufen gegen Auslösen aufgrund von Transformator-Einschalt-
strömen stabilisieren.

Messwertübertragung
Wenn das Schutzobjekt räumlich zusammenhängend ist – wie bei Generatoren, Transformatoren, Sammel-
schienen – lassen sich die Messgrößen unmittelbar verarbeiten. Anders ist das bei Leitungen, wo der Schutz-
bereich von einer Station zu einer anderen reicht. Damit die Messgrößen von allen Leitungsenden an jedem
Leitungsende verarbeitet werden können, müssen diese in geeigneter Form übertragen werden. Auf diese
Weise kann die Auslösebedingung an jedem Leitungsende überprüft werden und bei einem Fehler der jeweils
lokale Leistungsschalter ausgeschaltet werden.
Die Messgrößen werden in digitalen Telegrammen verschlüsselt und über Kommunikationskanäle übertragen.
Hierzu verfügt jedes Gerät über mindestens eine Schnittstelle zur Schutzdatenkommunikation, die im
Weiteren Wirkschnittstelle genannt wird.
Bild 6-10 zeigt dies für eine Leitung mit 2 Enden. Jedes Gerät erfasst den lokalen Strom und sendet die
Information über dessen Größe und Phasenlage an das Gegenende. Somit kann jedes Gerät die Ströme von
allen Enden addieren und weiterverarbeiten.

[dwdiff2e-150211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-10 Differentialschutz für eine Leitung mit 2 Enden

Bei mehr als 2 Enden wird eine Kommunikationskette aufgebaut, so dass jedes Gerät über die Summe
der in das Schutzobjekt einfließenden Ströme informiert ist. Bild 6-11 zeigt ein Beispiel für 3 Enden. Das
Grundprinzip hierbei ist die partielle Stromsummation. Jedes Gerät misst dabei die jeweils lokalen Ströme.
Gerät 1 erfasst den Strom i1 und überträgt dessen Daten als komplexen Zeiger I1 zum Gerät 2. Dieses addiert
den Anteil I2 aus seinem Messstrom i2 und sendet diese Teilsumme zum Gerät 3. Die Teilsumme I1 + I2
erreicht das Gerät 3, das seinen Anteil I3 hinzuaddiert. Umgekehrt läuft eine entsprechende Kette von Gerät 3

480 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

über Gerät 2 bis Gerät 1. Auf diese Weise verfügen alle 3 Geräte über die Summe aller 3 an den Messstellen
erfassten Ströme.
Wenn die Enden 1 und 2 dicht (bis ca. 500 m) beieinander liegen, kann auch 1 Schutzgerät die Ströme I1
und I2 erfassen. Dazu muss die Anzahl der analogen Stromeingänge (8I) am Schutzgerät ausreichen. Damit
kann die in Bild 6-11 dargestellte Topologie auch mit nur 2 physikalischen Geräten geschützt werden (siehe
Bild 6-12).
Die Reihenfolge der Geräte in der Kommunikationskette muss nicht mit deren Indizierung übereinstimmen.
Die Zuordnung geschieht bei der Parametrierung der Topologie.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 3.6.5.5 Einstellhinweise für den Geräteverbund.

[dwdiff3e-150211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-11 Differentialschutz für eine Leitung mit 3 Enden

[dw diff3e 2dev, 1, de_DE]

Bild 6-12 Differentialschutz für eine Leitung mit 3 Enden mit 2 Geräten

Die Kommunikationskette kann auch zu einem Ring zusammengeschlossen werden, wie dies in Bild 6-11
gestrichelt dargestellt ist. Dies ermöglicht eine Redundanz der Übertragung. Auch bei Ausfall einer Kommuni-
kationsverbindung bleibt das Differentialschutzsystem ohne Einschränkungen in Betrieb. Die Geräte erkennen
eine Störung in der Kommunikation und schalten selbsttätig auf einen anderen Kommunikationsweg um. Es

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

kann auch ein Leitungsende (z.B. für Prüfung oder Modifikation) abgeschaltet und der lokale Schutz außer
Betrieb gesetzt werden.
Weiterführende Informationen dazu finden Sie im Kapitel 6.2.15 Abmelden des lokalen Leitungsdifferential-
schutzes.
Bei einem Kommunikationsring kann dann der übrige Betrieb ungestört weiter gehen.

Messwertsynchronisation
Die Geräte erfassen die lokalen Ströme asynchron. Das bedeutet, dass jedes Gerät die zugehörigen Ströme von
den Stromwandlern in seinem eigenen, zufälligen Prozessortakt aufnimmt, digitalisiert und vorverarbeitet.
Wenn die Ströme von 2 oder mehreren Leitungsenden verglichen werden sollen, müssen alle Ströme mit der
gleichen Zeitbasis verarbeitet werden. Alle Geräte des Geräteverbundes tauschen mit jedem Telegramm ihren
Zeitstand aus. Das Gerät, dessen Adresse als Erstes in den Geräteverbundeinstellungen der Wirkschnittstelle
eingetragen ist, fungiert dabei als Timing-Master und gibt den Zeitrahmen vor. Jedes Gerät kann so die
zeitliche Verschiebung durch die Übertragungs- und Verarbeitungszeiten, bezogen auf den Timing-Master,
berechnen.
Für eine hinreichend exakte Synchronisierung der Messwerte bekommen die Stromwerte zusätzlich einen
Zeitstempel, bevor sie in digitalen Telegrammen von einem Gerät zu den anderen übertragen werden.
Der Zeitstempel erlaubt eine Aussage darüber, zu welchem Zeitpunkt die übertragenen Stromwerte gültig
waren. Die empfangenden Geräte können so aus dem Zeitstempel und ihrem eigenen Zeit-Management eine
Feinsynchronisierung vornehmen. D.h. die zum gleichen Zeitpunkt erfassten Ströme (< 5 μs Toleranz) werden
miteinander verglichen.
Durch den Zeitstempel im Messdatentelegramm überwachen die Geräte laufend die Übertragungszeiten und
berücksichtigen diese jeweils am empfangenden Ende. Die Frequenz der Messgrößen ist entscheidend für
die genaue Berechnung der komplexen Zeiger. Damit der Zeigervergleich synchron ist, messen die Geräte
auch ständig die Frequenz der Messgrößen und führen diese bei Bedarf mit der Berechnung nach. Wenn
das Gerät an Spannungswandler angeschlossen ist und mindestens eine Spannung in ausreichender Höhe
verfügbar ist, wird die Frequenz aus dieser Spannung ermittelt. Anderenfalls werden die Messströme zur
Frequenzermittlung herangezogen. Die Geräte tauschen die ermittelten Frequenzen über die Kommunikati-
onswege untereinander aus. Unter diesen Bedingungen arbeiten alle Geräte mit der aktuellen Frequenz.

Adaptive Selbststabilisierung
Das Grundprinzip des Differentialschutzes basiert auf der Voraussetzung, dass im ungestörten Betrieb die
Summe aller in das Schutzobjekt einfließenden Ströme gleich 0 ist. Das gilt für die Primäranlage und auch
dort nur, solange die Querkomponenten der Ströme, die z.B. durch die Kapazitäten von Leitungen oder die
Magnetisierungsströme von Transformatoren und Querdrosseln entstehen, vernachlässigbar sind. Dagegen
sind die sekundären Ströme, die den Geräten über die Stromwandler angeboten werden, mit Messfehlern
behaftet, die vom Messfehler der Stromwandler und der Eingangskreise der Geräte selbst herrühren. Auch
Übertragungsfehler, wie Signal-Jitter, können Messgrößenabweichungen hervorrufen.
All diese Einflüsse führen dazu, dass auch im ungestörten Betrieb die Summe der in den Geräten verarbeiteten
Ströme nicht exakt 0 ist. Gegen diese Einflüsse wird der Differentialschutz stabilisiert. Dabei kommt das beson-
dere Verfahren der Adaptiven Selbststabilisierung zum Einsatz, das die höchstmögliche Empfindlichkeit des
Differentialschutzes gewährleistet. Dazu berechnet die Funktion einen Stabilisierungsstrom Istab.

482 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[dwanspre-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-13 Auslösekennlinie des Differentialschutzes

Stromwandlerfehler
Um die Einflüsse von Stromwandlerfehlern zu berücksichtigen, berechnet jedes Gerät adaptiv den Stromwand-
lerfehler. Diese Größe ergibt sich aus der näherungsweisen Berechnung der möglichen lokalen Wandlerfehler
aus den Daten der lokalen Stromwandler und der Höhe der örtlich gemessenen Ströme.

[dwctfail-310111-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-14 Näherung der Stromwandlerfehler

Die Grundlage dafür sind die für jedes Gerät individuell einzugebenden Wandlerdaten der angeschlossenen
Stromwandler. Da jedes Gerät seinen abgeschätzten Fehler an die übrigen Geräte des Geräteverbundes über-
trägt, kann auch jedes Gerät die Summe der möglichen Fehler ermitteln und damit stabilisieren.

Weitere Messfehler
Weitere Messfehler, wie sie im Gerät selber durch Hardware-Toleranzen, Berechnungstoleranzen, Zeitabwei-
chungen oder auf Grund der Qualität der Messgrößen wie Oberschwingungen und Frequenzabweichungen
entstehen können, werden ebenfalls vom Gerät abgeschätzt und erhöhen adaptiv die lokale Selbststabilisie-
rungsgröße. Dabei werden auch die zulässigen Streuungen in den Übertragungs- und Verarbeitungszeiten
berücksichtigt.
Zeitabweichungen entstehen durch Restfehler bei der Synchronisierung der Messgrößen, Laufzeitstreuungen,
o.Ä. Mit der GPS-Synchronisierung wird die mögliche Erhöhung der Selbststabilisierung bei Laufzeitsprüngen
verhindert.
Wenn eine Einflussgröße nicht erfassbar ist – z.B. die Frequenz, weil keine ausreichenden Messgrößen zur
Verfügung stehen – geht das Gerät per Definition von Nenngrößen aus. Im Beispiel Frequenz heißt das:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 483
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Wenn die Frequenz nicht ermittelt werden kann, weil keine ausreichenden Messgrößen verfügbar sind, geht
das Gerät von der Nennfrequenz aus. Da die tatsächliche Frequenz aber innerhalb des zulässigen Bereiches
(±20 %) von der Nennfrequenz abweichen kann, wird automatisch die Stabilisierung entsprechend erhöht.
Sobald die Frequenz ermittelt worden ist (max. 100 ms nach Anliegen einer verwertbaren Messgröße),
wird die Stabilisierung wieder zurückgenommen. In der Praxis wirkt sich das aus, wenn vor Eintritt eines
Kurzschlusses im zu schützenden Bereich keine Messgrößen vorhanden sind, also z.B. beim Zuschalten einer
Leitung mit leitungsseitigen Spannungswandlern auf einen Fehler. Da die Frequenz zu diesem Zeitpunkt
noch nicht bekannt ist, tritt zunächst eine erhöhte Stabilisierung ein, bis die tatsächliche Frequenz ermittelt
ist. Dies kann zu einer Verzögerung der Auslösung führen, aber nur an der Anregeschwelle, d.h. bei sehr
stromschwachen Fehlern.

Stufen des Leitungsdifferentialschutzes


Der Leitungsdifferentialschutz hat 2 vorkonfigurierte Stufen:

• Die Stufe I-DIFF arbeitet mit hochgenauer Messung. Mit dieser Stufe kann die maximale Empfindlich-
keit erreicht werden. Sie können diese Stufe nicht löschen.
Die Stufe I-DIFF kann mit der Stufe Stromvergleich des Leitungsdifferentialschutzes der SIPROTEC
4-Geräte 7SD5x und 7SD61x zusammenarbeiten.

• Die Stufe I-DIFF schn. 2 arbeitet parallel zur Stufe I-DIFF. Ein besonders schneller Algorithmus
führt bei stromstarken Fehlern zu sehr schnellen Auslöseentscheidungen.
Wenn die Stufe I-DIFF schn. 2 instanziiert ist, ist der Block Sättigungserkennung mit dem Para-
meter Schwellwert ISätt> in der Messstelle Strom 3-phasig sichtbar.

• Die Stufe I-DIFF schnell ist alternativ zur Stufe I-DIFF schn. 2 in der DIGSI 5-Bibliothek
verfügbar. Wenn Sie diese Stufe instanziieren wollen, müssen Sie zuerst die Stufe I-DIFF schn. 2
löschen.
Wenn die Stufe I-DIFF schnell instanziiert ist, ist in der Strommessstelle der Block Sättigungserken-
nung mit dem Parameter Schwellwert ISätt> nicht sichtbar.
Die Stufe I-DIFF schnell arbeitet ebenfalls parallel zur Stufe I-DIFF. Ein besonders schneller Algo-
rithmus führt bei stromstarken Fehlern zu sehr schnellen Auslöseentscheidungen.
Die Stufe I-DIFF schnell kann mit der Stufe Schneller Ladungsvergleich des Leitungsdiffe-
rentialschutzes der SIPROTEC 4-Geräte 7SD5x und 7SD61x zusammenarbeiten.

• Die Stufe IN-DIFF arbeitet mit hochgenauer Messung entweder mit dem separat gemessenen Erdstrom
IN oder mit dem berechneten Nullstrom 3I0. Mit dieser Stufe können Sie die maximale Empfindlichkeit
erreichen.

• Die Stufe IN-DIFF unstab arbeitet mit hochgenauer Messung entweder mit dem separat gemessenen
Erdstrom IN oder mit dem berechneten Nullstrom 3I0. Mit dieser Stufe können Sie nicht die maximale
Empfindlichkeit erreichen, da hier keine adaptive Selbststabilisierung verwendet wird.

• Die Stufe I2-DIFF arbeitet mit hochgenauer Messung mit dem gemessenen Gegensystemstrom I2. Mit
dieser Stufe können Sie die maximale Empfindlichkeit erreichen.

Transformator im Schutzbereich
Optional kann ein Transformator im Schutzbereich mit berücksichtigt werden. An jedem Ende des Schutzbe-
reiches, d.h. an jedem Schutzgerät des Geräteverbundes, müssen zusätzliche Transformatorparameter einge-
geben werden, wie:

• Nennscheinleistung

• Primärspannungen

• Schaltgruppen der jeweiligen Wicklungen

• Ggf. vorhandene Sternpunkterdungen


Dazu müssen Sie den Funktionsblock Transformator in der Funktion Leitungsdifferentialschutz instanzi-
ieren. Sie finden den Funktionsblock Transformator in der DIGSI 5-Funktionsbibliothek oder Sie wählen eine
entsprechende Applikationsvorlage aus.

484 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Einschaltstromerkennung
Wenn der Schutzbereich über einen Transformator reicht, kann beim Zuschalten des Transformators ein hoher
Einschaltstrom auftreten, der in den Schutzbereich einfließt, ihn aber nicht wieder verlässt. Der Einschaltstrom
kann ein Mehrfaches des Nennstromes erreichen und ist durch einen relativ hohen Gehalt an der 2. Harmoni-
schen (doppelte Nennfrequenz) gekennzeichnet, die im Kurzschlussfall nahezu fehlt.
Der Algorithmus des Leitungsdifferentialschutzes erkennt Einschaltströme. Die adaptive Stabilisierung sorgt
temporär für einen erhöhten Stabilisierungsstrom, der eine Fehlauslösung verhindert.
Wenn im Gerät die Funktion Einschaltstromerkennung vorhanden ist, werden Einschaltströme korrekt
erfasst. Dazu muss der Funktionsblock Einschaltstr.erk. aus der DIGSI 5-Funktionsbibliothek instanziiert und
eingeschaltet sein. Hohe Einschaltströme können zu einer Überfunktion führen. Die Einschaltstromerkennung
verhindert die mögliche Überfunktion durch die Blockierung betroffener Phasen oder auch aller Phasen mittels
Crossblock-Funktion.

Ladestromkompensation
Verteilte Leitungs- oder Kabelkapazitäten verursachen einen permanenten kapazitiven Ladestrom. Dieser
Ladestrom muss bei den Anregewerten der Differentialschutzstufen berücksichtigt werden. Bei Kabeln kann
dieser Ladestrom beachtliche Werte annehmen. Die Ladestromkompensation dient hier zur Verbesserung der
Empfindlichkeit, sodass auch bei hohen Ladeströmen mit maximaler Empfindlichkeit geschützt werden kann.
Dazu muss der Funktionsblock Ic-Kompensat. aus der Funktionsbibliothek instanziiert und eingeschaltet sein.

Überwachung des Differenzstromes


Das Verfahren der adaptiven Selbststabilisierung basiert darauf, dass durch Störbeeinflussungen entstandene
Fehler des Differenzstromes, durch ursachenspezifische Zusatzstabilisierungen kompensiert werden. Das
Verfahren gewährleistet damit die höchstmögliche Empfindlichkeit des Differentialschutzes.
Die zusätzliche dynamische Überwachung des Differenzstromes ist sinnvoll, da es störende Einflüsse gibt, die
das Gerät nicht erkennen kann. Dazu zählen stationäre oder sich langsam aufbauende Laufzeitunsymmetrien
in der Wirkschnittstellen-Kommunikation über Kommunikationsnetze. Ohne externe GPS-Zeitsynchronisation
kann die Laufzeitüberwachung diese Laufzeitunsymmetrien nicht erfassen. Dadurch können die empfang-
enen Messwerte nicht genau synchronisiert werden und hohe durchfließende Ströme können zur Auslösung
führen.
Im laufenden Betrieb (Lastbetrieb) wird das Verhalten von Differenz- und Stabilisierungsstrom dahingehend
überwacht, ob sich der Differenzstrom trotz korrekter Stabilisierungsgröße in unerwarteter Weise der Auslöse-
kennlinie nähert, ohne dass Laufzeitsprünge erkannt wurden. Die Überwachung basiert auf einer Kennlinie,
die bei 80 % der Kennlinie der Stufe I-DIFF liegt. Wenn der Differenzstrom die Überwachungskennlinie
(Parameter Überwachung Idiff = ja: Block. Diff.-schutz) überschreitet und kein Stromsprung
vorliegt, wird nach Ablauf von 1 s der Leitungsdifferentialschutz blockiert und die Meldung Alarm: Idiff
zu hoch ausgegeben. Zusätzlich wird ein Störschrieb in allen Differentialschutzgeräten gestartet (siehe
6.2.2 Struktur der Funktion ).
Beachten Sie bei der Inbetriebsetzung, dass der Differenzstrom in der Auslösekennlinie maßgeblich durch
den Ladestrom und die Wandlerfehler bestimmt wird (DIGSI 5 Test-Suite). Wenn die Differenzstromüberwa-
chung schon bei der Inbetriebsetzung anspricht, prüfen Sie zuerst, ob die Einstellempfehlung der Stufe
I-DIFF eingehalten wurde. Wenn die Stufe I-DIFF korrekt eingestellt ist, deutet ein Ansprechen auf stati-
onäre Unsymmetrien der Signallaufzeiten hin. Der Netzwerkbetreiber muss die Ursachen durch geeignete
Maßnahmen beseitigen.

Fernauslösung
Die Funktion Leitungsdifferentialschutz überträgt zusätzlich zu den Messwerten auch die lokal erzeugte
Auslösemeldung zu den Leitungsdifferentialschutz-Funktionen der entfernten Geräte im Geräteverbund. Die
entfernten Geräte erzeugen auch dann eine Auslösemeldung, wenn der lokale Leitungsdifferentialschutz
noch keine Auslösemeldung erzeugt hat. Dieser Fall kann bei Anregebedingungen an der Anregeschwelle
eintreten (siehe 6.2.2 Struktur der Funktion ).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 485
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Notbetrieb

HINWEIS

i Wenn sich das Schutzgerät im Notbetrieb befindet, arbeitet die Funktion Leitungsdifferentialschutz nicht.

Wenn der Leitungsdifferentialschutz die Hauptschutzfunktion im Schutzgerät ist, kann der Leitungsdiffe-
rentialschutz den Notbetrieb des Gerätes aktivieren. Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird
der Notbetrieb aktiviert:

• Die Wirkschnittstellen-Kommunikation ist gestört.

• Der Leitungsdifferentialschutz ist über den Binäreingang (_:2311:82) >Blockierung Funktion


blockiert.
Wenn der Notbetrieb aktiv ist, kann z.B. die Funktion Überstromzeitschutz als Notfunktion arbeiten.
Wenn die Funktionen Leitungsdifferentialschutz und Distanzschutz gleichzeitig instanziiert sind, können Sie
die Distanzschutzzonen so einstellen, dass mit dem Ausfall des Leitungsdifferentialschutzes die Blockierung
der Distanzschutzzonen aufgehoben wird. Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird die Blockie-
rung der Distanzschutzzonen aufgehoben:

• Die Wirkschnittstellen-Kommunikation ist gestört.

• Der Leitungsdifferentialschutz ist über den Binäreingang (_:2311:82) >Blockierung Funktion


blockiert.

• Der Leitungsdifferentialschutz ist ausgeschaltet.

• Der Leitungsdifferentialschutz arbeitet in der Testbetriebsart (_:2311:308) Test aller Geräte.

Konstellationsmesswerte
Siehe Konstellationsmesswerte , Seite 149

6.2.4 Anwendungs- und Einstellhinweise - Allgemeine Parameter

HINWEIS

i Beachten Sie folgende Hinweise, damit der Leitungsdifferentialschutz an allen Leitungsenden korrekt
arbeitet:

• Die Nennwerte der Leitung ( Parameter (_:9001:101) Nennstrom und (_:9001:102) Nenn-
spannung) müssen an allen Leitungsenden gleich eingestellt sein.

• Bei einem Transformator in der Leitung müssen alle Parameter so eingestellt werden, dass der Wert
der Nennscheinleistung an allen Enden gleich ist (Parameter (_:9001:103) Nennscheinleis-
tung).

• Die Nennscheinleistung wird automatisch berechnet und in den allgemeinen Leitungsdaten der Funk-
tionsgruppe Leitung (Parameter _:9001:103) und in der Funktion Leitungsdifferentialschutz im
Block Transformator (Parameter Nennscheinleistung) angezeigt.

HINWEIS

i Zur Stabilisierung des Leitungsdifferentialschutzes gegen die Stromwandlerfehler sind die Parameter
für die Leiterströme (_:8881:107) Fehlerübergang, (_:8881:108) Wandlerfehler A und
(_:8881:109) Wandlerfehler B sowie die Parameter für den Erdstrom IN (_:8881:110) Fehler-
übergang, (_:8881:111) Wandlerfehler A und (_:8881:147) Wandlerfehler B bei den
Strommessstellen in den Anlagendaten relevant. Diese Parameter werden ausschließlich vom Leitungsdiffe-
rentialschutz verwendet.

486 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Parameter: Min. Strom für Freigabe

• Voreinstellwert (_:2311:102) Min. Strom für Freigabe = 0,00 A


Der Parameter gibt den minimalen lokalen Strom vor, der zur Freigabe der lokalen Auslösemeldung notwendig
ist.

Parameter: Überwachung Idiff

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) Überwachung Idiff = ja: Block. Diff.-schutz


Mit dem Parameter Überwachung Idiff legen Sie fest, ob die Funktion Leitungsdifferentialschutz mit oder
ohne Differenzstromüberwachung arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
nein Der Differenzstrom wird nicht überwacht.
ja: nur Melden Der Differenzstrom wird überwacht. Wenn der Differenzstrom die Über-
wachungsschwelle überschreitet und kein Stromsprung vorliegt, wird die
Meldung Alarm: Idiff zu hoch ausgegeben.
ja: Block. Diff.-schutz Der Differenzstrom wird überwacht. Wenn der Differenzstrom die Über-
wachungsschwelle überschreitet und kein Stromsprung vorliegt, wird der
Leitungsdifferentialschutz blockiert und die Meldung Alarm: Idiff zu
hoch ausgegeben.

Parameter: Verhalten im Zustand Test

• Voreinstellwert (_:2311:108) Verhalten im Zustand Test = Test lok. Gerät autom.


Mit dem Parameter Verhalten im Zustand Test legen Sie fest, ob der spezielle Testmodus Test
lokales Gerät für die Funktion Leitungsdifferentialschutz automatisch eingeschaltet wird oder nicht,
nachdem der Testmodus für das gesamte Gerät über das Controllable Applikationsmodus eingeschaltet
wurde.
Parameterwert Beschreibung
Test lok. Gerät autom. Wenn der Testmodus für das gesamte Gerät über das Controllable Appli-
kationsmodus eingeschaltet wird, wird automatisch der spezielle Test-
modus Test lokales Gerät für die Funktion Leitungsdifferential-
schutz eingeschaltet.
Wenn Sie zum Testen der lokalen Funktion Leitungsdifferentialschutz
einen Prüfschalter benutzen, der in einem Schaltvorgang den Testmodus
für das gesamte Gerät sowie den Testmodus Test lokales Gerät
einschaltet, ist diese Einstelloption sinnvoll.
Test lok. Gerät manuell Bei dieser Einstelloption wird die Funktion Leitungsdifferentialschutz nicht
automatisch in den Testmodus Test lokales Gerät geschaltet.

Wenn Sie das gesamte Gerät in den Testmodus schalten, gehen automatisch alle Schutzfunktionen in den
Zustand Test oder Test/Relais block.. Schutzfunktionen, die nur mit lokalen Messgrößen arbeiten,
können nun getestet werden.
Weiterführende Informationen, siehe Parameter: Aktiviere Testmodus , Seite 271 und 11.2 Applikations-
modus/Testmodus für das gesamte Gerät ein-/ausschalten.
Die Funktion Leitungsdifferentialschutz benötigt zusätzlich die Messgrößen der entfernten Geräte. Deshalb
müssen Sie auch in den entfernten Geräten den Testmodus für das gesamte Gerät einschalten, damit der
Leitungsdifferentialschutz in den entfernten Geräten in den Zustand Test oder Test/Relais block.
wechselt. Erst danach ist ein Test der gesamtem Funktion Leitungsdifferentialschutz möglich.
Wenn Sie die Funktion Leitungsdifferentialschutz nur im lokalen Gerät testen wollen, schalten Sie zuerst das
gesamte Gerät mit dem Controllable (_:56) Applikationsmodus in den Testmodus.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 487
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[sc_Applicationmode, 1, de_DE]

Bild 6-15 Testmodus für das gesamte Gerät einschalten mit dem Controllable Applikationsmodus

Schalten Sie dann in der Funktion Leitungsdifferentialschutz den speziellen Testmodus Test lokales
Gerät mit dem Controllable (_:2311:309) Test lokales Gerät ein.

[sc_Ldiff_testmode_controllable, 1, de_DE]

Bild 6-16 Speziellen Testmodus für die Funktion Leitungsdifferentialschutz einschalten mit dem
Controllable Ctrl:Test lokal. Gerät

In dieser Betriebsart interpretiert die Funktion Leitungsdifferentialschutz die lokalen Ströme als Differenz-
ströme. Diese Ströme werden nicht an die Leitungsdifferentialschutzfunktionen der entfernten Geräte
gesendet. Die Leitungsdifferentialschutzfunktionen der entfernten Geräte sind damit nicht wirksam.
Weiterführende Informationen, siehe 11.5 Funktionsprüfung Leitungsdifferentialschutz.

488 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:2311:11 Allgemein:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja
_:2311:102 Allgemein:Min. Strom 1 A @ 100 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
für Freigabe 5 A @ 100 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 1,600 A 0,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 8,000 A 0,000 A
_:2311:104 Allgemein:Überwachung • nein ja: Block. Diff.-
Idiff schutz
• ja: nur Melden
• ja: Block. Diff.-schutz
_:2311:108 Allgemein:Verhalten im • Test lok. Gerät manuell Test lok. Gerät
Zustand Test autom.
• Test lok. Gerät autom.

6.2.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:507 Allgemein:>Funkt.abmeldung ein SPS I
_:2311:508 Allgemein:>Funkt.abmeldung aus SPS I
_:2311:503 Allgemein:>Test lokal. Gerät ein SPS I
_:2311:504 Allgemein:>Test lokal. Gerät aus SPS I
_:2311:501 Allgemein:>Prüfung Arb.-pkt. ein SPS I
_:2311:502 Allgemein:>Prüfung Arb.-pkt. aus SPS I
_:2311:319 Allgemein:Funktion abmelden SPC C
_:2311:309 Allgemein:Test lokales Gerät SPC C
_:2311:308 Allgemein:Prüfung Arb.-pkt. SPC C
_:2311:51 Allgemein:Modus (steuerbar) ENC C
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:315 Allgemein:Funkt. ist abgemeldet SPS O
_:2311:313 Allgemein:Abgemeldet über BE SPS O
_:2311:314 Allgemein:Abgemeldet über Steu. SPS O
_:2311:300 Allgemein:Test lokal. Gerät akt. SPS O
_:2311:306 Allgemein:BE: Test lokales Gerät SPS O
_:2311:307 Allgemein:Ctrl:Test lokal. Gerät SPS O
_:2311:301 Allgemein:Prüfung Arb.-pkt. aktiv SPS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:2311:304 Allgemein:BE: Prüfung Arb.-pkt. SPS O
_:2311:305 Allgemein:Ctrl: Prüfung Arb.-pkt. SPS O
_:2311:302 Allgemein:Test entferntes Gerät SPS O
_:2311:316 Allgemein:Alarm: Idiff zu hoch SPS O

6.2.7 Stufe I-DIFF

6.2.7.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[loijump, 2, de_DE]

Bild 6-17 Logik der Stufe I-DIFF, Teil 1

490 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_13_idif, 3, de_DE]

Bild 6-18 Logik der Stufe I-DIFF, Teil 2

Arbeitsweise
Die I-DIFF-Stufe ist die empfindliche Stufe des Differentialschutzes. Das Prinzip der Stufe I-DIFF ist der
Vergleich der Stromzeiger. Verwertbare Stromzeiger stehen ab 1 Periode nach Störfalleintritt zur Verfügung.
Für die schnelle Auslösung bei stromstarken Fehlern ist die parallel arbeitende Stufe I-DIFF schn. 2
zuständig.
Die Auswertung der Messgrößen geschieht für jede Phase getrennt. Jedes Gerät berechnet einen Differenz-
strom Idiff aus der Summe der Stromzeiger, die an jedem Ende des Schutzobjektes berechnet und zu den

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 491
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

übrigen Enden übertragen werden. Sein Betrag entspricht dem Fehlerstrom, den das Differentialschutzsystem
sieht, im Idealfall also dem Kurzschlussstrom. Im fehlerfreien Betrieb ist er klein und entspricht bei Leitungen
in erster Näherung dem kapazitiven Ladestrom. Bei aktiver Ladestromkompensation wird die maximale
Empfindlichkeit erreicht und der Anregewert kann deutlich kleiner eingestellt werden.
Dem Differenzstrom entgegen wirkt der Stabilisierungsstrom Istab. Dieser ergibt sich aus der Summe der
maximalen Messfehler an den Enden des Schutzobjektes und wird adaptiv aus den aktuellen Messgrößen und
den eingestellten Anlagenparametern errechnet. Dazu wird der maximale Fehler der Stromwandler im Nenn-
bereich bzw. Kurzschlussstrombereich mit dem gerade fließenden Strom an jedem Ende des Schutzobjektes
multipliziert und – zusammen mit den ermittelten internen Fehlern – an die anderen Enden übertragen.
Dadurch ist der Stabilisierungsstrom Istab stets ein Abbild des maximal möglichen Messfehlers des Differential-
schutzsystems.
Bei der Berechnung der Differenz- und Stabilisierungsströme werden optionale Funktionen, wie die Lade-
stromkompensation (höhere Empfindlichkeit) und der Transformator im Schutzbereich automatisch
berücksichtigt.

Anregen der Stufe


Die Anregekennlinie des Differentialschutzes (siehe Bild 6-19) ergibt sich aus der Stabilisierungskennlinie
Idiff = Istab (45°-Linie), welche unterhalb des Einstellwertes des Parameters Schwellwert abgeschnitten ist. Sie
genügt der Gleichung
Istab = Schwellwert + Σ (Stromwandlerfehler und andere Messfehler).
Wenn der gemessene Differenzstrom die Summe aus der Anregeschwelle (Schwellwert) und dem maximal
möglichen Messfehler übersteigt, dann liegt ein innenliegender Fehler vor (grauer Bereich in Bild 6-19).
Bei einem innenliegenden Fehler können Sie mit dem Parameter Min. Strom für Freigabe ein Zusatzkri-
terium für die lokale Freigabe der Auslösung definieren.

[dwanspre-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-19 Anregekennlinie der Stufe I-DIFF

Anregen bei Zuschaltung


Beim Einschalten langer, unbelasteter Kabel, Freileitungen und kompensierter Leitungen kann es zu ausge-
prägten höherfrequenten Ausgleichsvorgängen kommen. Diese werden mittels digitaler Filter des Differential-
schutzes stark gedämpft. Mit dem Parameter Schwellwert bei Zuschalt. können Sie ein einseitiges
Anregen des Leitungsdifferentialschutzes beim Zuschalten sicher verhindern. Der Parameter Schwellwert
bei Zuschalt. wirkt immer, sobald ein Gerät des Geräteverbundes das Zuschalten seines Endes nach span-
nungsloser Pause erkannt hat. Alle Geräte des Geräteverbundes werden dann für die Dauer der Einschalter-

492 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

kennung (Parameter: Wirkzeit nach Einschalt.) auf diesen Anregewert umgeschaltet. Weiterführende
Informationen finden Sie im Kapitel 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Für das Zuschalten von Transformatoren und Querdrosseln verfügt das Gerät zusätzlich über die Funktion
Einschaltstromerkennung, über die eine Blockierung der betroffenen Phase des Differentialschutzes möglich
ist. Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 6.59.1 Einschaltstromerkennung.

Einschaltstromerkennung
Die Funktion Einschaltstromerkennung finden Sie in der DIGSI 5-Bibliothek unter FG Leitung →
Einschaltstr.erk.. Fügen Sie diese Funktionalität der Funktionsgruppe Leitung hinzu (unter DIGSI 5-Projekt-
navigation → Name des Gerätes → Parameter → Leitung).
In der Stufe I-DIFF des Leitungsdifferentialschutzes erscheint nun zusätzlich der Parameter Blk. b.
Einschaltstromerk..

Fehlerverhalten
Wenn schnelle Messwertüberwachungsfunktionen (Drahtbrucherkennung, Schnelle Summe I, A/D-Wandler)
einen Fehler melden oder ungültige Daten über die Wirkschnittstelle empfangen werden, wird die Meldung
Bereitschaft auf Alarm gesetzt. Die Gültigkeit der benutzten Ströme sowie die Gültigkeit der über die
Wirkschnittstelle empfangenen Daten wird ständig überwacht. Bei festgestellten, länger andauernden Fehlern
wird Bereitschaft auf Alarm und Nicht wirksam auf Ja gesetzt.

Messwerte der Stufe I-DIFF


Zur Klärung von Störfällen stellt die Stufe I-DIFF folgende Messwerte zur Verfügung:
Messwert Beschreibung
(_:3451:300) I Diff. Differenzstrom
(_:3451:301) I Stab. Stabilisierungsstrom (Gesamtstabilisierung)
(_:3451:307) I lokal Betrag des lokalen Stromzeigers
(_:3451:308) I l.Stab. Lokaler Stabilisierungsstrom
(_:3451:309) I l.Wdl. Teilkomponente des lokalen Stabilisierungsstromes, die den Wandlerfehler
berücksichtigt.
(_:3451:310) I l.Verz. Teilkomponente des lokalen Stabilisierungsstromes, die den Fehler durch
Signalverzerrungen berücksichtigt. Jede Abweichung der Signalform von
einer Sinusform wird als Signalverzerrung interpretiert. Die Abweichung
zwischen aktueller Signalform und Sinusform wird in einen Stabilisierungs-
anteil umgerechnet.
(_:3451:311) I Sync. Teilkomponente der Gesamtstabilisierung, die durch Fehler bei der Zeitsyn-
chronisation der Stromzeiger entsteht.

Die Messwerte sind im Störschrieb verfügbar. Sie können den Störschrieb aus dem Gerät auslesen und mit
Auswerte-Tools wie SIGRA nachträglich analysieren. Am Geräte-Display sind nur I Diff. und I Stab.
sichtbar. Am Gerät finden Sie die Messwerte unter Hauptmenü → Messwerte → Leitung x → Funktions-
messwerte → Leitungsdiffschutz → I-DIFF.
Nähere Informationen zum Auslesen und Löschen von Störschreibungen finden Sie im Betriebshandbuch.

6.2.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:3451:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird. Wenn die Einschaltstromerkennung die Auslösung der Stufe
I-DIFF blockiert, wird die Meldung Einschaltstr.blk.Ausl. erzeugt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 493
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:3451:3) Schwellwert = 0,300 A


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe I-DIFF ein. Maßgebend ist der
gesamte bei Kurzschluss in den Schutzbereich einfließende Strom, also der Gesamtfehlerstrom, unabhängig
davon, wie er sich auf die Enden des Schutzobjektes aufteilt.

Parameter: Schwellwert bei Zuschalt.

• Empfohlener Einstellwert (_:3451:101) Schwellwert bei Zuschalt. = 0,300 A


Mit dem Parameter Schwellwert bei Zuschalt. stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe I-DIFF während
einer erkannten Zuschaltung ein.
Eine Einstellung auf das 3- bis 4-fache des stationären Ladestromes gewährleistet im Allgemeinen die Stabi-
lität des Schutzes beim Einschalten.
Ungefähr zeitgleich benutzen alle Geräte im Geräteverbund die mit dem Parameter Schwellwert
bei Zuschalt. erhöhte Anregeschwelle während der eingestellten (_:4681:102) Wirkzeit nach
Einschalt.. Weiterführende Informationen, siehe 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Wenn Sie den Parameter genauso wie den Parameter Schwellwert einstellen, ist der Parameter Schwell-
wert bei Zuschalt. nicht wirksam.

Parameter: Anregeverzöger. 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:3451:102) Anregeverzöger. 1-pol. = 0,04 s


Wenn der Differentialschutz in einem isolierten oder gelöschten Netz eingesetzt wird, muss sichergestellt sein,
dass eine Auslösung auf Grund der Zündschwingung eines einfachen Erdschlusses unterbunden wird. Mit dem
Parameter Anregeverzöger. 1-pol. verzögern Sie die Anregung bei einem einfachen Erdschluss.
In ausgedehnten gelöschten Netzen empfiehlt Siemens einen höheren Einstellwert.

HINWEIS

i Dieser Parameter ist nur bei gelöscht/isolierter Sternpunktbehandlung wirksam!

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:3451:6) Auslöseverzögerung = 0,00 s


In speziellen Fällen kann es vorteilhaft sein, die Auslösung des Differentialschutzes mit einer Zusatzzeitstufe
zu verzögern, z.B. für rückwärtige Verriegelung. Die Verzögerungszeit wird gestartet, wenn die Stufe I-DIFF
anregt.

6.2.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


I-DIFF
_:3451:1 I-DIFF:Modus • aus ein
• ein
_:3451:2 I-DIFF:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3451:27 I-DIFF:Blk. b. Einschaltst- • nein nein
romerk.
• ja
_:3451:3 I-DIFF:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A

494 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3451:101 I-DIFF:Schwellwert bei 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
Zuschalt. 5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
_:3451:102 I-DIFF:Anregeverzöger. 0,00 s bis 0,50 s 0,04 s
1-pol.
_:3451:6 I-DIFF:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung

6.2.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
I-DIFF
_:3451:81 I-DIFF:>Blockierung Stufe SPS I
_:3451:54 I-DIFF:Nicht wirksam SPS O
_:3451:302 I-DIFF:Entfernt.Stufe unwirk. SPS O
_:3451:52 I-DIFF:Zustand ENS O
_:3451:53 I-DIFF:Bereitschaft ENS O
_:3451:55 I-DIFF:Anregung ACD O
_:3451:57 I-DIFF:Auslösung ACT O
_:3451:60 I-DIFF:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:3451:300 I-DIFF:I Diff. WYE O
_:3451:301 I-DIFF:I Stab. WYE O
_:3451:307 I-DIFF:I lokal WYE O
_:3451:308 I-DIFF:I l.Stab. WYE O
_:3451:309 I-DIFF:I l.Wdl. WYE O
_:3451:310 I-DIFF:I l.Verz. WYE O
_:3451:311 I-DIFF:I Sync. WYE O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.8 Stufe I-DIFF schn. 2

6.2.8.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[loijump, 2, de_DE]

Bild 6-20 Logik der Stufe I-DIFF schn. 2, Teil 1

496 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_stage_idiff_fast_sat_13p, 2, de_DE]

Bild 6-21 Logik der Stufe I-DIFF schn. 2, Fortsetzung

HINWEIS

i Wenn Sie die Stufe I-DIFF schn. 2 verwenden wollen, muss das Gerät mit der CPU-Baugruppe CP300
ausgestattet sein.

Das Differentialschutzverfahren der Stufe I-DIFF schn. 2 wurde verbessert gegenüber dem Verfahren in
der Stufe I-DIFF schnell.
Das neue Differentialschutzverfahren hat folgende Eigenschaften:

• Die Untergrenze des Einstellbereiches wurde verringert. Dadurch kann die Anregeschwelle empfindlicher
eingestellt werden.

• Verbesserte Stabilität gegenüber Wandlersättigungseffekten bei speziellen Störfällen

• Kürzere Auslösezeiten

• Verbessertes Verhalten bei Störfällen mit einem Wechsel von äußeren zu innenliegenden Fehlern

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Arbeitsweise
Die Stufe I-DIFF schn. 2 ist die Differentialschutzstufe, die für schnelle Auslösezeiten bei stromstarken
Fehlern optimiert ist. Sie ist der Stufe I-DIFF überlagert. Die Auswertung der Messgrößen wird für jede
Phase getrennt durchgeführt. Die schnelle Auslösung bei stromstarken Fehlern wird durch ein Verfahren
gefilterter Momentanwerte erreicht. Bei diesem Verfahren kann nicht gegen Signalverzerrungen (z.B. Strom-
wandlersättigung) stabilisiert werden, die bei stromstarken äußeren Fehlern auftreten können. Deshalb muss
eine Entscheidung auf inneren oder äußeren Fehler noch vor Eintritt der möglichen Sättigung erfolgen. Es
wird davon ausgegangen, dass die Stromwandler mindestens für 5 ms nach Fehlereintritt noch nicht in
Sättigung gehen.
Wenn Sie die Stufe I-DIFF schn. 2 benutzen, ist der Block Sättigungserk. in der Messstelle Strom
3-phasig mit dem Parameter Schwellwert ISätt> sichtbar. Dabei muss der Schwellwert ISätt> so
eingestellt sein, dass die Wandlersättigung erst eintritt, wenn die Ströme den Einstellwert überschreiten.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 8.3.12 Sättigungserkennung.
Wenn bei einem oder mehreren Stromwandlern, die den Schutzbereich abgrenzen, Sättigung eintritt, wird
die Stufe I-DIFF schn. 2 blockiert und eine Fehlanregung aufgrund von Wandlersättigung vermieden.
Die Stufe I-DIFF schn. 2 wird normalerweise höher als der Nennstrom eingestellt. Damit wird auch der
Einfluss von Ladeströmen und Querströmen von Transformatoren (stationär und transient) unterdrückt.
Ansonsten arbeitet die Stufe I-DIFF schn. 2 wie die empfindliche I-DIFF-Stufe. Jedes Gerät berechnet
pro Phase einen Differenzstrom Idiff aus der Summe der gefilterten Momentanwerte, die an jedem Ende des
Schutzobjektes berechnet und zu den übrigen Enden übertragen werden. Sein Betrag entspricht dem Fehler-
strom, den das Differentialschutzsystem berechnet, im Idealfall also dem Kurzschlussstrom. Im fehlerfreien
Betrieb ist er klein und entspricht bei Leitungen in erster Näherung dem kapazitiven Ladestrom.
Dem Differenzstrom entgegen wirkt der Stabilisierungsstrom Istab. Dieser ergibt sich aus der Summe der
maximalen Messfehler an den Enden des Schutzobjektes und wird adaptiv aus den aktuellen Messgrößen und
den eingestellten Anlagenparametern errechnet. Dazu wird der maximale Fehler der Stromwandler im Nenn-
strom- und Kurzschlussstrombereich mit dem gerade fließenden Strom an jedem Ende des Schutzobjektes
multipliziert und – zusammen mit den ermittelten inneren Fehlern – an die anderen Enden übertragen.
Dadurch ist der Stabilisierungsstrom Istab stets ein Abbild des maximal möglichen Messfehlers des Differential-
schutzsystems.
Bei der Berechnung der Differenz- und Stabilisierungsströme wird die Option eines Transformators im Schutz-
bereich automatisch berücksichtigt. Eine aktivierte Ladestromkompensation hat auf die Stufe I-DIFF schn.
2 keinen Einfluss.

Anregen der Stufe


Maßgebend ist der Effektivwert des Stromes. Die Anregekennlinie (siehe Bild 6-22) ergibt sich wie bei der
I-DIFF-Stufe aus der Stabilisierungskennlinie Idiff = Istab (45°-Linie), die unterhalb des Einstellwertes des Parame-
ters Schwellwert abgeschnitten ist. Sie genügt der Gleichung
Istab = Schwellwert + Σ (Stromwandlerfehler und andere Messfehler).
Wenn der gemessene Differenzstrom die Summe aus der Anregeschwelle (Schwellwert) und dem maximal
möglichen Messfehler übersteigt, dann liegt ein innerer Fehler vor (siehe Bild 6-22).
Bei einem inneren Fehler können Sie mit dem Parameter Min. Strom für Freigabe ein Zusatzkriterium
für die lokale Freigabe der Auslösung definieren.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[dwanspre-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-22 Anregekennlinie der Stufe I-DIFF schn. 2

Anregen bei Zuschaltung


Beim Einschalten langer, unbelasteter Kabel, Freileitungen und kompensierter Leitungen kann es zu ausge-
prägten höherfrequenten Ausgleichsvorgängen kommen.
Da der Schwellwert der Stufe I-DIFF schn. 2 wesentlich höher eingestellt werden muss als der
Schwellwert der Stufe I-DIFF, führen Einschaltvorgänge nicht zu einer Fehlanregung der Stufe I-DIFF
schn. 2.
Bei den o.g. Einschaltvorgängen kann es sinnvoll sein, den Parameter Schwellwert bei Zuschalt. höher
einzustellen als den Parameter Schwellwert. Dadurch können Sie eine Fehlanregung der Stufe I-DIFF
schn. 2 sicher verhindern. Immer wenn ein Gerät des Geräteverbundes an seinem Leitungsende das
Zuschalten nach spannungsloser Pause erkennt, wirkt der Schwellwert bei Zuschalt.. Alle Geräte
des Geräteverbundes werden dann für die Dauer der Einschalterkennung (Parameter Wirkzeit nach
Einschalt.) auf diesen Anregewert umgeschaltet.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 5.1.4.7 Einschalterkennung.

Fehlerverhalten
Wenn schnelle Messwert-Überwachungsfunktionen (Drahtbrucherkennung, Schnelle Summe I, A/D-Wandler)
einen Fehler melden oder ungültige Daten über die Wirkschnittstelle empfangen werden, wird die Meldung
Bereitschaft auf Alarm gesetzt. Die Gültigkeit der benutzten Ströme sowie die Gültigkeit der über die
Wirkschnittstelle empfangenen Daten wird ständig überwacht. Bei festgestellten, länger andauernden Fehlern
wird Bereitschaft auf Alarm und Nicht wirksam auf Ja gesetzt.

6.2.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:3481:3) Schwellwert = 1,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe I-DIFF schn. 2 ein.
Diese Stufe reagiert sehr schnell. Deshalb muss ein Anregen bei kapazitiven Ladeströmen (bei Leitungen)
und induktiven Magnetisierungsströmen bei Transformatoren oder Querdrosseln – auch bei Schaltvorgängen
– ausgeschlossen werden. Dies gilt auch bei eingeschalteter Ladestromkompensation, da diese für die Stufe
I-DIFF schn. 2 nicht wirksam ist. Stellen Sie den Anregewert größer ein als den Laststrom (1,2 · Inenn bis
2 · Inenn).

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

In gelöschten Netzen soll auch der Wert des ungelöschten Erdschlussstromes nicht unterschritten werden.
Dieser ergibt sich aus dem gesamten kapazitiven Erdschlussstrom ohne Berücksichtigung der Erdschlusslösch-
spule. Da die Erdschlusslöschspule in etwa den gesamten kapazitiven Erdschlussstrom kompensieren soll,
kann auch in etwa deren Nennstrom zu Grunde gelegt werden. Bei Transformatoren stellen Sie Inenn Trafo/Uk Trafo
ein.
Eine endgültige dynamische Kontrolle der Anregeschwellen wird bei der Inbetriebsetzung vorgenommen.

Parameter: Schwellwert bei Zuschalt.

• Empfohlener Einstellwert (_:3481:101) Schwellwert bei Zuschalt. = 1,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert bei Zuschalt. stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe I-DIFF
schn. 2 während einer erkannten Zuschaltung ein.
Wenn bei einem Trafo im zu schützendem Leitungsabschnitt Durchführungswandler verwendet werden, kann
es bei Wiedereinschaltung nach einem äußeren Fehler zu Streuflüssen durch die Durchführungswandler
hindurch kommen. Diese Streuflüsse können zur Verfälschung des Sekundärstromes und zur Überfunktion der
Stufe I-DIFF schn. 2 führen. Wenn Durchführungswandler verwendet werden, empfiehlt Siemens für den
Anregewert bei Zuschaltung den 2- bis 3-fachen Einstellwert vom Schwellwert der Stufe.
Ungefähr zeitgleich benutzen alle Geräte im Geräteverbund die mit dem Parameter Schwellwert
bei Zuschalt. erhöhte Anregeschwelle während der eingestellten (_:4681:102) Wirkzeit nach
Einschalt.. Weiterführende Informationen, siehe 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Wenn Sie den Parameter genauso wie den Parameter Schwellwert einstellen, ist der Parameter Schwell-
wert bei Zuschalt. nicht wirksam.

Parameter: Anregeverzöger. 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:3481:106) Anregeverzöger. 1-pol. = 0,04 s


Wenn der Differentialschutz in einem isolierten oder gelöschten Netz eingesetzt wird, muss sichergestellt sein,
dass eine Auslösung auf Grund der Zündschwingung eines einfachen Erdschlusses unterbunden wird. Mit dem
Parameter Anregeverzöger. 1-pol. verzögern Sie die Anregung bei einem einfachen Erdschluss.
In ausgedehnten gelöschten Netzen empfiehlt Siemens einen höheren Einstellwert.

HINWEIS

i Dieser Parameter ist nur bei gelöschter oder isolierter Sternpunktbehandlung wirksam!

6.2.8.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


I-DIFF schn. 2
_:18211:1 I-DIFF schn. 2:Modus • aus ein
• ein
_:18211:2 I-DIFF schn. 2:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:18211:3 I-DIFF schn. 2:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,500 A bis 100,000 A 1,000 A
wert 5 A @ 100 Inenn 2,50 A bis 500,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,500 A bis 100,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 2,50 A bis 500,00 A 5,00 A
_:18211:101 I-DIFF schn. 2:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,500 A bis 100,000 A 1,000 A
wert bei Zuschalt. 5 A @ 100 Inenn 2,50 A bis 500,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,500 A bis 100,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 2,50 A bis 500,00 A 5,00 A
_:18211:106 I-DIFF schn. 2:Anrege- 0,00 s bis 0,50 s 0,04 s
verzöger. 1-pol.

500 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.8.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
I-DIFF schn. 2
_:18211:81 I-DIFF schn. 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:18211:54 I-DIFF schn. 2:Nicht wirksam SPS O
_:18211:302 I-DIFF schn. 2:Entfernt.Stufe unwirk. SPS O
_:18211:52 I-DIFF schn. 2:Zustand ENS O
_:18211:53 I-DIFF schn. 2:Bereitschaft ENS O
_:18211:55 I-DIFF schn. 2:Anregung ACD O
_:18211:57 I-DIFF schn. 2:Auslösung ACT O

6.2.9 Stufe I-DIFF schnell

6.2.9.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[loijump, 2, de_DE]

Bild 6-23 Logik der Stufe I-DIFF schnell, Teil 1

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 501
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_13_idfs, 4, de_DE]

Bild 6-24 Logik der StufeI-DIFF schnell

HINWEIS

i Siemens empfiehlt :
Benutzen Sie die Stufe I-DIFF schnell nur noch, wenn Sie einen bestehenden Leitungsdifferentialschutz-
Geräteverbund erweitern wollen und Sie das bestehende Schutzverfahren beibehalten wollen.

502 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

HINWEIS

i Wenn Sie in einem Gerät mit der CPU-Baugruppe CP200 eine Applikationsvorlage ab der Plattform V07.50
laden, beachten Sie Folgendes:

• Ab der Plattform V07.50 ist in der Funktion Leitungsdifferentialschutz die Stufe I-DIFF schn. 2
vorinstanziiert.

• Die Konsistenzprüfung in DIGSI 5 meldet für Geräte mit der CPU-Baugruppe CP200 einen Fehler.

• Ersetzen Sie die Stufe I-DIFF schn. 2 durch die Stufe I-DIFF schnell.

Die Stufe I-DIFF schnell ist im Wesentlichen identisch mit der Stufe I-DIFF schn. 2.
Im Gegensatz zum Differentialschutzverfahren der Stufe I-DIFF schn. 2 erfordert das Verfahren der Stufe
I-DIFF schnell vom Stromwandler eine sättigungsfreie Zeit von mindestens 5 ms. Ab einem gewissen durch-
fließenden Strom (> 2,5 · Inenn, lokale Messung) wird sofort auf äußeren Fehler entschieden und die Stufe
I-DIFF schnell blockiert. Wenn bei einem oder mehreren Stromwandlern, die den Schutzbereich abgrenzen,
Sättigung eintritt, wird die Stufe I-DIFF schnell blockiert und eine Fehlauslösung aufgrund von Wandlersätti-
gung vermieden.

6.2.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Die Stufe I-DIFF schnell ist im Wesentlichen identisch mit der Stufe I-DIFF schn. 2.
Wenn Sie die Stufe I-DIFF schnell benutzen wollen, müssen Sie gegebenenfalls die vorinstanziierte Stufe
I-DIFF schn. 2 löschen. Danach können Sie die Stufe I-DIFF schnell instanziieren.
Wenn Sie die Stufe I-DIFF schnell benutzen, ist der Block Stromwandlersättigung in der Messstelle
Strom 3-phasig nicht vorhanden.
Die Anwendungs- und Einstellhinweise der Stufe I-DIFF schn. 2 finden Sie im Kapitel 6.2.8.2 Anwen-
dungs- und Einstellhinweise.

6.2.9.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


I-DIFF schnell
_:3481:1 I-DIFF schnell:Modus • aus ein
• ein
_:3481:2 I-DIFF schnell:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:3481:3 I-DIFF schnell:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,800 A bis 100,000 A 1,000 A
wert 5 A @ 100 Inenn 4,000 A bis 500,000 A 5,000 A
1 A @ 50 Inenn 0,800 A bis 100,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 4,000 A bis 500,000 A 5,000 A
_:3481:101 I-DIFF schnell:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,800 A bis 100,000 A 1,000 A
wert bei Zuschalt. 5 A @ 100 Inenn 4,000 A bis 500,000 A 5,000 A
1 A @ 50 Inenn 0,800 A bis 100,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 4,000 A bis 500,000 A 5,000 A
_:3481:106 I-DIFF schnell:Anregever- 0,00 s bis 0,50 s 0,04 s
zöger. 1-pol.

6.2.9.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
I-DIFF schnell
_:3481:81 I-DIFF schnell:>Blockierung Stufe SPS I

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:3481:54 I-DIFF schnell:Nicht wirksam SPS O
_:3481:302 I-DIFF schnell:Entfernt.Stufe unwirk. SPS O
_:3481:52 I-DIFF schnell:Zustand ENS O
_:3481:53 I-DIFF schnell:Bereitschaft ENS O
_:3481:55 I-DIFF schnell:Anregung ACD O
_:3481:57 I-DIFF schnell:Auslösung ACT O

6.2.10 Stufe IN-DIFF

6.2.10.1 Beschreibung
Der Erdstrom-Differentialschutz (ANSI 87LN):

• Ist ein selektiver Erdkurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Freileitungen, Kabel und
Sammelschienen in radialen, ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen

• Erlaubt eine Schnellabschaltung von Kurzschlüssen mit Erdberührung an 2 bis 6 Leitungsenden

• Erlaubt den Schutz eines Transformators im Schutzbereich der Leitung

• Wird bei Benutzung der Ladestromkompensation (Ic-Kompensat.) empfindlicher

• Als führende Messgröße ist entweder der gemessene Erdstrom IN oder der berechnete Nullstrom 3I0
einstellbar.

HINWEIS

i Für die Benutzung der Stufe IN-DIFF ist eine Baud-Rate von mindestens 512 Kbit/s notwendig.

Der Erdstrom ist unabhängig von auftretenden symmetrischen Lastflüssen. Bei der Stufe I-DIFF bewirkt ein
erhöhter Laststrom eine erhöhte Stabilisierung, siehe folgendes Bild. Dadurch wird der Schutz mit der Stufe
I-DIFF unempfindlicher. Bei hohem Lastfluss erfasst die Stufe I-DIFF in seltenen Fällen Erdfehler mit großem
Übergangswiderstand nicht zuverlässig.

[dw_pickup characteristic_more_load, 2, de_DE]

Bild 6-25 Verschiebung des Arbeitspunktes der Stufe I-DIFF bei einem Fehler mit hohem Laststrom

504 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Die Stufe IN-DIFF kann als führende Messgröße den gemessenen Erdstrom IN benutzen und damit unab-
hängig von unterschiedlichen symmetrischen Lastflüssen arbeiten. Die Stabilisierungsgröße INStab, abgeleitet
aus dem Erdstrom IN, ist damit ebenfalls unabhängig von symmetrischen Lastflussänderungen. Die Stufe IN-
DIFF kann in den oben beschriebenen Fällen empfindlicher sein als die Stufe I-DIFF und den Fehler zuverlässig
erfassen.

Logik der Stufe

[lo_meas-value_310, 2, de_DE]

Bild 6-26 Logik der Stufe IN-DIFF, Teil 1

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_stage IN-diff phs-N_part2, 1, de_DE]

Bild 6-27 Logik der Stufe IN-DIFF, Teil 2

Arbeitsweise
Die Stufe IN-DIFF ist die empfindliche Stufe des Differentialschutzes für den Erdpfad. Das Prinzip der Stufe
IN-DIFF ist der Vergleich der Erdstromzeiger. Jedes Gerät berechnet einen Differenzstrom INdiff aus der Summe
der Erdstromzeiger an jedem Ende des Schutzobjektes und überträgt den berechneten Wert zu den übrigen
Enden. Der Betrag entspricht dem Fehlerstrom, den das Differentialschutzsystem sieht, im Idealfall dem
Kurzschlussstrom. Im fehlerfreien unsymmetrischen Betrieb ist er klein und entspricht bei Leitungen in erster
Näherung dem kapazitiven Ladestrom gegen Erde. Bei aktiver Ladestromkompensation wird die maximale
Empfindlichkeit erreicht und der Anregewert kann deutlich kleiner eingestellt werden. Dem Erddifferenzstrom
entgegen wirkt der Erdstabilisierungsstrom INstab. Dieser ergibt sich aus der Summe der maximalen Messfehler

506 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

an den Enden des Schutzobjektes und wird adaptiv aus den aktuellen Messgrößen und den eingestellten
Anlagenparametern errechnet.
Wenn als Messwert IN gemessen eingestellt ist, wird der Fehler des Erdstromwandlers im Nennbereich
oder Kurzschlussstrombereich mit dem gerade fließenden Erdstrom an jedem Ende des Schutzobjektes multi-
pliziert und – zusammen mit den ermittelten internen Fehlern – an die anderen Enden übertragen. Wenn
als Messwert 3I0 berechnet eingestellt ist, wird der Fehler der Leiter-Stromwandler im Nennbereich und
Kurzschlussstrom-Bereich mit dem gerade fließenden maximalen Strom in einer Phase an jedem Ende des
Schutzobjektes multipliziert und – zusammen mit den ermittelten internen Fehlern – an die anderen Enden
übertragen.
Dadurch ist der Erdstabilisierungsstrom INstab ein Abbild des maximal möglichen Messfehlers des Differential-
schutzsystems. Bei der Berechnung der Erddifferenz- und Erdstabilisierungsströme werden optionale Funkti-
onen, wie die Ladestromkompensation (höhere Empfindlichkeit) oder der Transformator im Schutzbereich,
automatisch berücksichtigt.

Anregen der Stufe


Die Anregekennlinie des Differentialschutzes (siehe Bild 6-28) ergibt sich aus der Stabilisierungskennlinie INdiff
= INstab (45°-Linie), die unterhalb des Einstellwertes des Parameters Schwellwert abgeschnitten ist. Sie
entspricht der folgenden Gleichung:
INstab = Schwellwert + Σ(Stromwandlerfehler und andere Messfehler)
Wenn der gemessene Differenzstrom die Summe aus der Anregeschwelle (Schwellwert) und dem maximal
möglichen Messfehler übersteigt, dann liegt ein innenliegender Fehler vor (grauer Bereich in Bild 6-28).
Bei einem innenliegenden Fehler können Sie mit dem Parameter Min. Strom für Freigabe ein Zusatzkri-
terium für die lokale Freigabe der Auslösung definieren.

[dw_pickup characteristic_INdiff_INstab, 1, de_DE]

Bild 6-28 Anregekennlinie der Stufe IN-DIFF

Wenn die Stufe IN-DIFF einen Fehler im Erdpfad erkennt, erzeugt die Stufe das Anregesignal mit der Erdin-
formation. Wenn der Erdstrom-Differentialschutz anregt, übernimmt das Anregesignal der Stufe IN-DIFF die
Phaseninformation von den Stufen I-DIFF, I-DIFF schn. 2 und I-DIFF schnell.

Anregen bei Zuschaltung


Beim Einschalten langer, unbelasteter Kabel, Freileitungen und kompensierter Leitungen kann es zu ausge-
prägten höherfrequenten Ausgleichsvorgängen kommen. Diese werden mittels digitaler Filter des Differential-
schutzes stark gedämpft. Mit dem Parameter Schwellwert bei Zuschalt. können Sie ein Anregen des
Leitungsdifferentialschutzes beim Zuschalten sicher verhindern.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 507
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Der Parameter Schwellwert bei Zuschalt. wirkt immer, sobald ein Gerät des Geräteverbundes das
Zuschalten seines Endes nach spannungsloser Pause erkannt hat. Alle Geräte des Geräteverbundes werden
dann für die Dauer der Einschalterkennung (Parameter: Wirkzeit nach Einschalt.) auf diesen Anrege-
wert umgeschaltet.
Weiterführende Informationen finden Sie im 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Für das Zuschalten von Transformatoren und Querdrosseln verfügt das Gerät zusätzlich über die Funktion
Einschaltstromerkennung, über die eine Blockierung des Differentialschutzes möglich ist.
Weiterführende Informationen finden Sie im 6.59.1.1 Funktionsübersicht.

Einschaltstromerkennung
Die Funktion Einschaltstromerkennung finden Sie in der DIGSI 5-Bibliothek unter FG
Leitung > Einschaltstr.erk... Fügen Sie diese Funktionalität der Funktionsgruppe Leitung hinzu (unter DIGSI
5-Projektnavigation > Name des Gerätes > Parameter > Leitung). In der Stufe IN-DIFF des Leitungsdifferen-
tialschutzes erscheint zusätzlich der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk..

Fehlerverhalten
Wenn schnelle Messwert-Überwachungsfunktionen (Drahtbrucherkennung, Schnelle Summe I, A/D-
Wandler) einen Fehler melden oder ungültige Daten über die Wirkschnittstelle empfangen werden, wird
die Meldung Bereitschaft auf Alarm gesetzt. Die Gültigkeit der benutzten Ströme sowie die Gültigkeit der
über die Wirkschnittstelle empfangenen Daten werden ständig überwacht. Bei festgestellten, länger andau-
ernden Fehlern werden die Meldungen Bereitschaft auf Alarm und Nicht wirksam auf Ja gesetzt.

Messwerte der Stufe IN-DIFF


Zur Klärung von Störfällen stellt die Stufe IN-DIFF folgende Messwerte zur Verfügung:

Messwert Beschreibung
(_:300) IN Diff. • Wenn die Stufe IN-DIFF mit dem gemessenen Erdstrom IN arbeitet,
entspricht der Messwert dem Erddifferenzstrom.
• Wenn die Stufe IN-DIFF mit dem berechneten Nullstrom 3I0 arbeitet,
entspricht der Messwert der Nullstromdifferenz.
(_:301) IN Stab Erdstabilisierungsstrom (Gesamtstabilisierung)
(_:307) IN lokal • Wenn die Stufe IN-DIFF mit dem gemessenen Erdstrom IN arbeitet,
entspricht der Messwert dem Betrag des lokalen Erdstroms IN.
• Wenn die Stufe IN-DIFF mit dem berechneten Nullstrom 3I0 arbeitet,
entspricht der Messwert dem Betrag des lokalen Nullstroms 3I0.
(_:308) IN l.Stab Lokaler Erdstabilisierungsstrom
(_:309) IN l.Wdl Teilkomponente des lokalen Erdstabilisierungsstromes, die den Wandler-
fehler berücksichtigt.
Wenn Sie in der Messstellenrangierung der Messstelle I-3-phasig den
Verbindungstyp 3-phasig oder 3-phasig + IN einstellen, wird der
größte in L1, L2 oder L3 auftretende Wandlerfehler berücksichtigt.
Wenn Sie in der Messstellenrangierung der Messstelle I-3-phasig den
Verbindungstyp 3-phasig + IN-separat einstellen, wird der Wandler-
fehler des separaten Erdstromwandlers berücksichtigt.
(_:310) IN l.Verz Teilkomponente des lokalen Erdstabilisierungsstromes, die den Fehler durch
Signalverzerrungen berücksichtigt. Jede Abweichung der Signalform von
einer Sinusform wird als Signalverzerrung interpretiert. Die Abweichung
zwischen aktueller Signalform und Sinusform wird in einen Stabilisierungs-
anteil umgerechnet.
(_:311) IN Sync Teilkomponente der Gesamtstabilisierung, die durch Fehler bei der Zeitsyn-
chronisation der Erdstromzeiger entsteht.

Die Messwerte sind im Störschrieb verfügbar. Sie können den Störschrieb aus dem Gerät auslesen und mit
Auswerte-Tools wie SIGRA nachträglich analysieren. Am Geräte-Display sind nur IN Diff. und IN Stab

508 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

sichtbar. Am Gerät finden Sie die Messwerte unter Hauptmenü > Messwerte > Leitung x > Funktionsmess-
werte > Leitungsdiffschutz > IN-DIFF.
Nähere Informationen zum Auslesen und Löschen von Störschrieben finden Sie im Betriebshandbuch.

6.2.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messwert

• Voreinstellwert (_:2) Messwert = 3I0 berechnet


Mit dem Parameter Messwert stellen Sie ein, ob die Stufe IN-DIFF mit dem aus den Leiterströmen berech-
neten Nullstrom 3I0 oder mit dem direkt gemessenen Erdstrom IN arbeitet. Auf Basis des eingestellten
Messwertes werden Zeigermesswerte ermittelt und an die Gegenenden übertragen.
Andererseits werden die von den Gegenenden empfangenen Zeigermesswerte zur Berechnung eines Diffe-
renznullstromes oder eines Differenzerdstromes benutzt. Sie können an einem Leitungsende den Parameter
Messwert auf 3I0 berechnet einstellen und an einem weiteren Leitungsende auf IN gemessen.

HINWEIS

i Der Einstellwert des Parameters Messwert = IN gemessen ist bei Netzen mit isoliertem Sternpunkt nicht
möglich.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Empfohlener Einstellwert (_:8) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird. Wenn die Einschaltstromerkennung die Auslösung der Stufe IN-
DIFF blockiert, wird die Meldung Einschaltstr.blk.Ausl. erzeugt. Die Einschaltstromerkennung erfolgt
auf Basis der Leiterströme.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:4) Schwellwert = 0,300 A


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe IN-DIFF ein. Der gesamte, bei
Kurzschluss in den Schutzbereich einfließende Strom, d.h. der Gesamtfehlerstrom, ist maßgebend. Das gilt
unabhängig davon, wie er sich auf die Enden des Schutzobjektes aufteilt.
Wenn Sie den Parameter Messwert = 3I0 berechnet eingestellt haben, vergleicht die Stufe IN-DIFF den
berechneten Nullstrom 3I0 mit dem Schwellwert.
Wenn Sie den Parameter Messwert = IN gemessen eingestellt haben, vergleicht die Stufe IN-DIFF den
gemessenen Erdstrom IN mit dem Schwellwert.

Parameter: Schwellwert bei Zuschalt.

• Empfohlener Einstellwert (_:5) Schwellwert bei Zuschalt. = 0,300 A


Mit dem Parameter Schwellwert bei Zuschalt. stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe IN-DIFF
während einer erkannten Zuschaltung ein.
Eine Einstellung auf das 3- bis 4-fache des stationären Ladestromes gewährleistet die Stabilität des Schutzes
beim Einschalten.
Ungefähr zeitgleich benutzen alle Geräte im Geräteverbund die mit dem Parameter Schwellwert
bei Zuschalt. erhöhte Anregeschwelle während der eingestellten (_:4681:102) Wirkzeit nach
Einschalt.. Weiterführende Informationen siehe 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Wenn Sie den Parameter Schwellwert bei Zuschalt. genauso wie den Parameter Schwellwert
einstellen, ist der Parameter Schwellwert bei Zuschalt. nicht wirksam.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:7) Auslöseverzögerung = 0,00 s

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 509
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

In speziellen Fällen kann es vorteilhaft sein, die Auslösung des Differentialschutzes mit einer Zusatzzeitstufe
zu verzögern, z.B. für eine rückwärtige Verriegelung. Wenn die Stufe IN-DIFF anregt, startet die Verzögerungs-
zeit.
Wenn Sie die Auslöseverzögerung = ∞ einstellen, löst die Stufe IN-DIFF nicht aus.

Parameter: Betriebsgrenze Imax

• Empfohlener Einstellwert (_:9) Betriebsgrenze Imax = 2,500 A


Mit dem Parameter Betriebsgrenze Imax stellen Sie ein, bis zu welchem maximalen lokalen Strom die
Stufe IN-DIFF arbeitet. Bei lokalen Strömen oberhalb dieser Schwelle, wird die Stufe blockiert und die Meldung
Lokaler Strom zu hoch ausgegeben.
Wenn die Stufe IN-DIFF eine Auslösemeldung ausgegeben hat und der lokale Strom danach die eingestellte
Betriebsgrenze Imax übersteigt, bleibt die Auslösung bestehen. Die Stufe wird nicht blockiert.

6.2.10.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


IN-DIFF
_:1 IN-DIFF:Modus • aus ein
• ein
_:2 IN-DIFF:Messwert • 3I0 berechnet 3I0 berechnet
• IN gemessen
_:3 IN-DIFF:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:8 IN-DIFF:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:4 IN-DIFF:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
_:5 IN-DIFF:Schwellwert bei 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
Zuschalt. 5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
_:7 IN-DIFF:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
rung
_:9 IN-DIFF:Betriebsgrenze 1 A @ 100 Inenn 0,003 A bis 100,000 A 1,500 A
Imax 5 A @ 100 Inenn 0,02 A bis 500,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,003 A bis 50,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,02 A bis 250,00 A 7,50 A

6.2.10.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
IN-DIFF
_:81 IN-DIFF:>Blockierung Stufe SPS I
_:51 IN-DIFF:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 IN-DIFF:Nicht wirksam SPS O
_:302 IN-DIFF:Entfernt.Stufe unwirk. SPS O
_:52 IN-DIFF:Zustand ENS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:53 IN-DIFF:Bereitschaft ENS O
_:55 IN-DIFF:Anregung ACD O
_:57 IN-DIFF:Auslösung ACT O
_:60 IN-DIFF:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:312 IN-DIFF:Lokaler Strom zu hoch SPS O
_:300 IN-DIFF:IN Diff. MV O
_:301 IN-DIFF:IN Stab MV O
_:307 IN-DIFF:IN lokal MV O
_:308 IN-DIFF:IN l.Stab MV O
_:309 IN-DIFF:IN l.Wdl MV O
_:310 IN-DIFF:IN l.Verz MV O
_:311 IN-DIFF:IN Sync MV O

6.2.11 Stufe IN-DIFF unstab

6.2.11.1 Beschreibung
Der Erdstromdifferentialschutz (ANSI 87LN):

• Ist ein selektiver Erdkurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Freileitungen, Kabel und
Sammelschienen in radialen, ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen

• Erlaubt eine Schnellabschaltung von Kurzschlüssen mit Erdberührung an 2 bis 6 Leitungsenden

• Erlaubt den Schutz eines Transformators im Schutzbereich der Leitung

• Ist ein nicht stabilisierter Differentialschutz, der nur mit einem parametrierbaren Schwellwert arbeitet

• Zur Verringerung der Differenzströme kann die Ladestromkompensation (Ic-Kompensat.) benutzt


werden.

• Als führende Messgröße ist entweder der gemessene Erdstrom IN oder der berechnete Nullstrom 3I0
einstellbar.

HINWEIS

i Für die Benutzung der Stufe IN-DIFF unstab ist eine Baud-Rate von mindestens 512 Kbit/s notwendig.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Logik der Stufe

[lo_IN-DIFF-unstab, 2, de_DE]

Bild 6-29 Logik der Stufe IN-DIFF unstab, Teil 1

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6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_stage IN-diff-unstab phs-N, 2, de_DE]

Bild 6-30 Logik der Stufe IN-DIFF unstab, Teil 2

Arbeitsweise
Die Stufe IN-DIFF unstab ist die Stufe des Differentialschutzes für den Erdpfad. Das Prinzip der Stufe IN-DIFF
unstab ist der Vergleich der Erdstromzeiger. Jedes Gerät berechnet einen Differenzstrom INdiff aus der Summe
der Erdstromzeiger, die an jedem Ende des Schutzobjektes berechnet und zu den übrigen Enden übertragen
werden. Der Betrag des Differenzstroms entspricht dem Fehlerstrom, den das Differentialschutzsystem sieht,
im Idealfall dem Kurzschlussstrom. Im fehlerfreien unsymmetrischen Betrieb ist der Betrag des Differenzstroms
klein und entspricht bei Leitungen in erster Näherung dem kapazitiven Ladestrom gegen Erde. Bei aktiver
Ladestromkompensation wird die maximale Empfindlichkeit erreicht und der Anregewert kann deutlich kleiner
eingestellt werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Im Gegensatz zur Stufe IN-DIFF arbeitet die Stufe IN-DIFF unstab ohne den Stabilisierungsstrom Istab. D.h., das
einzige Kriterium für eine Anregung ist, dass der Differenzstrom den Parameter Schwellwert überschreiten
muss.
Bei der Berechnung der Differenzströme werden optionale Funktionen, wie die Ladestromkompensation
(höhere Empfindlichkeit) oder der Transformator im Schutzbereich, automatisch berücksichtigt.

Anregen der Stufe


Die Stufe IN-DIFF unstab regt an, sobald der Differenzstrom den Einstellwert des Parameters Schwellwert
übersteigt (siehe Bild 6-31). Damit liegt ein innenliegender Fehler vor.
Bei einem innenliegenden Fehler können Sie mit dem Parameter Min. Strom für Freigabe ein Zusatzkri-
terium für die lokale Freigabe der Auslösung definieren.

[dw_pickup characteristic_INdiff_INstab_01, 1, de_DE]

Bild 6-31 Anregekennlinie der Stufe IN-DIFF unstab

Wenn die Stufe IN-DIFF unstab einen Fehler im Erdpfad erkennt, erzeugt die Stufe das Anregesignal mit der
Erdinformation. Wenn der Erdstrom-Differentialschutz anregt, übernimmt das Anregesignal der Stufe IN-DIFF
unstab die Phaseninformation von den Stufen I-DIFF, I-DIFF schn. 2 und I-DIFF schnell.

Anregen bei Zuschaltung


Beim Einschalten langer, unbelasteter Kabel, Freileitungen und kompensierter Leitungen kann es zu ausge-
prägten höherfrequenten Ausgleichsvorgängen kommen. Diese werden mittels digitaler Filter des Differential-
schutzes stark gedämpft. Mit dem Parameter Schwellwert bei Zuschalt. können Sie ein Anregen des
Leitungsdifferentialschutzes beim Zuschalten sicher verhindern.
Der Parameter Schwellwert bei Zuschalt. wirkt immer, sobald ein Gerät des Geräteverbundes das
Zuschalten seines Endes nach spannungsloser Pause erkannt hat. Alle Geräte des Geräteverbundes werden
dann für die Dauer der Einschalterkennung (Parameter: Wirkzeit nach Einschalt.) auf diesen Anrege-
wert umgeschaltet.
Weiterführende Informationen siehe 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Für das Zuschalten von Transformatoren und Querdrosseln verfügt das Gerät zusätzlich über die Funktion
Einschaltstromerkennung, über die eine Blockierung des Differentialschutzes möglich ist.
Weiterführende Informationen siehe 6.59.1.1 Funktionsübersicht.

Einschaltstromerkennung
Die Funktion Einschaltstromerkennung finden Sie in der DIGSI 5-Bibliothek unter FG Leitung >
Einschaltstr.erk.. Fügen Sie diese Funktionalität der Funktionsgruppe Leitung hinzu (unter DIGSI 5-Projekt-

514 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

navigation > Name des Gerätes > Parameter > Leitung). In der Stufe IN-DIFF unstab des Leitungsdifferenti-
alschutzes erscheint zusätzlich der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk..

Fehlerverhalten
Wenn schnelle Messwert-Überwachungsfunktionen (Drahtbrucherkennung, Schnelle Summe I, A/D-
Wandler) einen Fehler melden oder ungültige Daten über die Wirkschnittstelle empfangen werden, wird
die Meldung Bereitschaft auf Alarm gesetzt. Die Gültigkeit der benutzten Ströme sowie die Gültigkeit der
über die Wirkschnittstelle empfangenen Daten werden ständig überwacht. Bei festgestellten, länger andau-
ernden Fehlern werden die Meldungen Bereitschaft auf Alarm und Nicht wirksam auf Ja gesetzt.

Messwerte der Stufe IN-DIFF unstab


Zur Klärung von Störfällen stellt die Stufe IN-DIFF unstab folgende Messwerte zur Verfügung:

Messwert Beschreibung
(_:300) IN Diff. • Wenn die Stufe IN-DIFF unstab mit dem gemessenen Erdstrom IN
arbeitet, entspricht der Messwert dem Erddifferenzstrom.
• Wenn die Stufe IN-DIFF unstab mit dem berechneten Nullstrom 3I0
arbeitet, entspricht der Messwert der Nullstromdifferenz.
(_:301) IN Schwellwert Schwellwert (Anregewert)
(_:307) IN lokal Betrag des lokalen Erdstromzeigers

Die Messwerte sind im Störschrieb verfügbar. Sie können den Störschrieb aus dem Gerät auslesen und
mit Auswerte-Tools wie SIGRA nachträglich analysieren. Am Geräte-Display sind nur IN Diff. und IN
Schwellwert sichtbar. Am Gerät finden Sie die Messwerte unter Hauptmenü > Messwerte > Leitung x >
Funktionsmesswerte > Leitungsdiffschutz → IN-DIFF unstab.
Nähere Informationen zum Auslesen und Löschen von Störschrieben finden Sie im Betriebshandbuch.

6.2.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messwert

• Voreinstellwert (_:2) Messwert = 3I0 berechnet


Mit dem Parameter Messwert stellen Sie ein, ob die Stufe IN-DIFF unstab mit dem aus den Leiterströmen
berechneten Nullstrom 3I0 oder mit dem direkt gemessenen Erdstrom IN arbeiten soll. Auf Basis des einge-
stellten Messwertes, werden Zeigermesswerte ermittelt und an die Gegenenden übertragen.
Andererseits werden die von den Gegenenden empfangenen Zeigermesswerte zur Berechnung eines Diffe-
renznullstromes oder eines Differenzerdstromes benutzt. Sie können an einem Leitungsende den Parameter
Messwert auf 3I0 berechnet und an einem weiteren Leitungsende die Einstellung IN gemessen
einstellen.

HINWEIS

i Der Einstellwert des Parameters Messwert = IN gemessen ist nicht bei Netzen mit isoliertem Sternpunkt
möglich.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Empfohlener Einstellwert (_:8) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird. Wenn die Einschaltstromerkennung die Auslösung der Stufe IN-
DIFF unstab blockiert, wird die Meldung Einschaltstr.blk.Ausl. erzeugt. Die Einschaltstromerkennung
erfolgt auf Basis der Leiterströme.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:4) Schwellwert = 0,300 A

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe IN-DIFF unstab ein. Der gesamte,
bei Kurzschluss in den Schutzbereich einfließende Strom, d.h. der Gesamtfehlerstrom, ist maßgebend. Das gilt
unabhängig davon, wie er sich auf die Enden des Schutzobjektes aufteilt.

Parameter: Schwellwert bei Zuschalt.

• Empfohlener Einstellwert (_:5) Schwellwert bei Zuschalt. = 0,300 A


Mit dem Parameter Schwellwert bei Zuschalt. stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe IN-DIFF unstab
während einer erkannten Zuschaltung ein.
Eine Einstellung auf das 3- bis 4-fache des stationären Ladestromes gewährleistet im Allgemeinen die Stabi-
lität des Schutzes beim Einschalten.
Ungefähr zeitgleich benutzen alle Geräte im Geräteverbund die mit dem Parameter Schwellwert
bei Zuschalt. erhöhte Anregeschwelle während der eingestellten (_:4681:102) Wirkzeit nach
Einschalt.. Weiterführende Informationen, siehe 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Wenn Sie den Parameter Schwellwert bei Zuschalt. genauso wie den Parameter Schwellwert
einstellen, ist der Parameter Schwellwert bei Zuschalt. nicht wirksam.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:7) Auslöseverzögerung = 0,00 s


In speziellen Fällen kann es vorteilhaft sein, die Auslösung des Differentialschutzes mit einer Zusatzzeitstufe
zu verzögern, z.B. für eine rückwärtige Verriegelung. Wenn die Stufe IN-DIFF unstab anregt, startet die
Verzögerungszeit.
Wenn Sie die Auslöseverzögerung = ∞ einstellen, löst die Stufe IN-DIFF unstab nicht aus.

Parameter: Betriebsgrenze Imax

• Empfohlener Einstellwert (_:9) Betriebsgrenze Imax = 2,500 A


Mit diesem Parameter stellen Sie ein, bis zu welchem maximalen lokalen Strom die Stufe IN-DIFF unstab
arbeitet. Bei lokalen Strömen oberhalb dieser Schwelle, wird die Stufe blockiert und die Meldung Lokaler
Strom zu hoch ausgegeben.

6.2.11.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


IN-DIFF unstab
_:1 IN-DIFF unstab:Modus • aus ein
• ein
_:2 IN-DIFF unstab:Messwert • 3I0 berechnet 3I0 berechnet
• IN gemessen
_:3 IN-DIFF unstab:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:8 IN-DIFF unstab:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:4 IN-DIFF unstab:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
_:5 IN-DIFF unstab:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
wert bei Zuschalt. 5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:7 IN-DIFF unstab:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
verzögerung
_:9 IN-DIFF unstab:Betriebs- 1 A @ 100 Inenn 0,003 A bis 100,000 A 1,500 A
grenze Imax 5 A @ 100 Inenn 0,02 A bis 500,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,003 A bis 50,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,02 A bis 250,00 A 7,50 A

6.2.11.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
IN-DIFF unstab
_:81 IN-DIFF unstab:>Blockierung Stufe SPS I
_:51 IN-DIFF unstab:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 IN-DIFF unstab:Nicht wirksam SPS O
_:302 IN-DIFF unstab:Entfernt.Stufe unwirk. SPS O
_:52 IN-DIFF unstab:Zustand ENS O
_:53 IN-DIFF unstab:Bereitschaft ENS O
_:55 IN-DIFF unstab:Anregung ACD O
_:57 IN-DIFF unstab:Auslösung ACT O
_:60 IN-DIFF unstab:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:312 IN-DIFF unstab:Lokaler Strom zu hoch SPS O
_:300 IN-DIFF unstab:IN Diff. MV O
_:301 IN-DIFF unstab:IN Schwellwert MV O
_:307 IN-DIFF unstab:IN lokal MV O

6.2.12 Stufe I2-DIFF

6.2.12.1 Beschreibung
Der Gegensystem-Differentialschutz (ANSI 87LQ):

• Ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Freileitungen, Kabel und Sammel-
schienen in radialen, ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen

• Erlaubt eine Schnellabschaltung von 1- oder 2-poligen Kurzschlüssen an 2 bis 6 Leitungsenden

• Erlaubt den Schutz eines Transformators im Schutzbereich der Leitung

• Wird bei Benutzung der Ladestromkompensation (Ic-Kompensat.) empfindlicher

HINWEIS

i Für die Benutzung der Stufe I2-DIFF ist eine Baud-Rate von mindestens 512 Kbit/s notwendig.

Die Stufe I2-DIFF überwacht den berechneten Gegensystemstrom I2. Dadurch ist der Einfluss von Lastströmen
bei allen unsymmetrischen Fehlern auf das Messverfahren gering. Reine Leiter-Leiter-Fehler haben keine
Auswirkungen auf den Erdpfad und werden von der Stufe IN-DIFF nicht erfasst. Diese Fehlerfälle erfasst die
Stufe I2-DIFF.

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6.2 Leitungsdifferentialschutz

Logik der Stufe

[lo_meas-value_310_02, 1, de_DE]

Bild 6-32 Logik der Stufe I2-DIFF, Teil 1

518 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_stage 3I2 phs-I2, 1, de_DE]

Bild 6-33 Logik der Stufe I2-DIFF, Teil 2

Arbeitsweise
Die Stufe I2-DIFF ist die empfindliche Stufe des Differentialschutzes unter Benutzung des Gegensystems.
Das Prinzip der Stufe I2-DIFF ist der Vergleich der Gegensystem-Stromzeiger. Jedes Gerät berechnet einen
Differenzstrom 3I2diff aus der Summe der Gegensystem-Stromzeiger, die an jedem Ende des Schutzobjektes
berechnet und zu den übrigen Enden übertragen werden. Der Betrag des Differenzstroms entspricht dem
Fehlerstrom, den das Differentialschutzsystem sieht, im Idealfall dem Kurzschlussstrom. Im fehlerfreien
symmetrischen Betrieb ist der Differenzstrom 0. Bei aktiver Ladestromkompensation wird die maximale
Empfindlichkeit erreicht und der Anregewert kann deutlich kleiner eingestellt werden.
Dem Differenzstrom entgegen wirkt der Stabilisierungsstrom 3I2stab. Der Stabilisierungsstrom ergibt sich aus
der Summe der maximalen Messfehler an den Enden des Schutzobjektes und wird adaptiv aus den aktuellen
Messgrößen und den eingestellten Anlagenparametern errechnet. Dazu wird der Fehler der Leiter-Strom-

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

wandler im Nennbereich oder Kurzschlussstrom-Bereich mit dem gerade fließenden maximalen Strom in einer
Phase an jedem Ende des Schutzobjektes multipliziert und – zusammen mit den ermittelten internen Fehlern
– an die anderen Enden übertragen. Dadurch ist der Stabilisierungsstrom 3I2stab ein Abbild des maximal
möglichen Messfehlers des Differentialschutzsystems.
Bei der Berechnung der Differenzströme werden optionale Funktionen, wie die Ladestromkompensation
(höhere Empfindlichkeit) oder der Transformator im Schutzbereich, automatisch berücksichtigt.

Anregen der Stufe


Die Anregekennlinie des Differentialschutzes (siehe Bild 6-34) ergibt sich aus der Stabilisierungskennlinie
3I2diff = 3I2stab (45°-Linie), die unterhalb des Einstellwertes des Parameters Schwellwert 3I2 abgeschnitten
ist. Sie entspricht der folgenden Gleichung:
3I2stab = Schwellwert 3I2 + Σ(Stromwandlerfehler und andere Messfehler)
Wenn der gemessene Differenzstrom die Summe aus der Anregeschwelle (Schwellwert 3I2) und dem
maximal möglichen Messfehler übersteigt, dann liegt ein innenliegender Fehler vor (grauer Bereich in
Bild 6-34).
Bei einem innenliegenden Fehler können Sie mit dem Parameter Min. Strom für Freigabe ein Zusatzkri-
terium für die lokale Freigabe der Auslösung definieren.

[dw_pickup characteristic_3I2diff_3I2stab_new, 1, de_DE]

Bild 6-34 Anregekennlinie der Stufe I2-DIFF

Anregen bei Zuschaltung


Beim Einschalten langer, unbelasteter Kabel, Freileitungen und kompensierter Leitungen kann es zu ausge-
prägten höherfrequenten Ausgleichsvorgängen kommen. Diese werden mittels digitaler Filter des Differential-
schutzes stark gedämpft. Mit dem Parameter Schwellw. 3I2 bei Zuschalt können Sie ein Anregen des
Leitungsdifferentialschutzes beim Zuschalten sicher verhindern.
Der Parameter Schwellw. 3I2 bei Zuschalt wirkt immer, sobald ein Gerät des Geräteverbundes das
Zuschalten seines Endes nach spannungsloser Pause erkannt hat. Alle Geräte des Geräteverbundes werden
dann für die Dauer der Einschalterkennung (Parameter: Min. Strom für Freigabe) auf diesen Anrege-
wert umgeschaltet.
Weiterführende Informationen siehe 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Für das Zuschalten von Transformatoren und Querdrosseln verfügt das Gerät zusätzlich über die Funktion
Einschaltstromerkennung, über die eine Blockierung des Differentialschutzes möglich ist.
Weiterführende Informationen siehe 6.59.1.1 Funktionsübersicht.

520 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Einschaltstromerkennung
Die Funktion Einschaltstromerkennung finden Sie in der DIGSI 5-Bibliothek unter FG Leitung >
Einschaltstr.erk. >. Fügen Sie diese Funktionalität der Funktionsgruppe Leitung hinzu (unter DIGSI 5-Projekt-
navigation > Name des Gerätes > Parameter > Leitung). In der Stufe I2-DIFF des Leitungsdifferential-
schutzes erscheint zusätzlich der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk..

Fehlerverhalten
Wenn schnelle Messwert-Überwachungsfunktionen (Drahtbrucherkennung, Schnelle Summe I, A/D-
Wandler) einen Fehler melden oder ungültige Daten über die Wirkschnittstelle empfangen werden, wird
die Meldung Bereitschaft auf Alarm gesetzt. Die Gültigkeit der benutzten Ströme sowie die Gültigkeit der
über die Wirkschnittstelle empfangenen Daten werden ständig überwacht. Bei festgestellten, länger andau-
ernden Fehlern werden die Meldungen Bereitschaft auf Alarm und Nicht wirksam auf Ja gesetzt.

Messwerte der Stufe I2-DIFF


Zur Klärung von Störfällen stellt die Stufe I2-DIFF folgende Messwerte zur Verfügung:

Messwert Beschreibung
(_:300) 3I2 Diff. Gegensystem-Differenzstrom
(_:301) 3I2 Stab Gegensystem-Stabilisierungsstrom (Gesamtstabilisierung)
(_:307) 3I2 lokal Betrag des lokalen Gegensystem-Stromzeigers
(_:308) 3I2 l.Sta Lokaler Gegensystem-Stabilisierungsstrom
(_:309) 3I2 l.Wdl Teilkomponente des lokalen Stabilisierungsstromes, die den Wandlerfehler
berücksichtigt.
(_:310) 3I2 l.Ver Teilkomponente des lokalen Gegensystem-Stabilisierungsstromes, die den
Fehler durch Signalverzerrungen berücksichtigt. Jede Abweichung der
Signalform von einer Sinusform wird als Signalverzerrung interpretiert. Die
Abweichung zwischen aktueller Signalform und Sinusform wird in einen
Stabilisierungsanteil umgerechnet.
(_:311) 3I2 Syn Teilkomponente der Gesamtstabilisierung, die durch Fehler bei der Zeitsyn-
chronisation der Stromzeiger entsteht.

Die Messwerte sind im Störschrieb verfügbar. Sie können den Störschrieb aus dem Gerät auslesen und mit
Auswerte-Tools wie SIGRA nachträglich analysieren. Am Geräte-Display sind nur 3I2 Diff. und 3I2 Stab
sichtbar. Am Gerät finden Sie die Messwerte unter Hauptmenü > Messwerte > Leitung x > Funktionsmess-
werte > Leitungsdiffschutz > I2-DIFF.
Nähere Informationen zum Auslesen und Löschen von Störschrieben finden Sie im Betriebshandbuch.

6.2.12.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:8) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird. Wenn die Einschaltstromerkennung die Auslösung der Stufe I2-
DIFF blockiert, wird die Meldung Einschaltstr.blk.Ausl. erzeugt. Die Einschaltstromerkennung erfolgt
auf Basis der Leiterströme.

Parameter: Schwellwert 3I2

• Empfohlener Einstellwert (_:4) Schwellwert 3I2 = 0,300 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I2 stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe I2-DIFF ein. Dabei ist der
gesamte Strom maßgebend, der bei einem Kurzschluss in den Schutzbereich einfließt. Das ist unabhängig
davon, wie sich der Strom auf die Enden des Schutzobjektes aufteilt.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Parameter: Schwellw. 3I2 bei Zuschalt

• Empfohlener Einstellwert Schwellw. 3I2 bei Zuschalt = 0,300 A


Mit dem Parameter (_:5) Schwellw. 3I2 bei Zuschalt stellen Sie die Anregeschwelle der Stufe
I2-DIFF während einer erkannten Zuschaltung ein.
Eine Einstellung auf das 3- bis 4-fache des stationären Ladestromes gewährleistet die Stabilität des Schutzes
beim Einschalten.
Ungefähr zeitgleich benutzen alle Geräte im Geräteverbund die mit dem Parameter Schwellwert
bei Zuschalt. erhöhte Anregeschwelle während der eingestellten (_:4681:102) Wirkzeit nach
Einschalt.. Weiterführende Informationen, siehe 5.1.4.7 Einschalterkennung.
Wenn Sie den Parameter Schwellw. 3I2 bei Zuschalt genauso wie den Parameter Schwellwert 3I2
einstellen, ist der Parameter Schwellw. 3I2 bei Zuschalt nicht wirksam.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:7) Auslöseverzögerung = 0,00 s


In speziellen Fällen kann es vorteilhaft sein, die Auslösung des Differentialschutzes mit einer Zusatzzeitstufe zu
verzögern, z.B. für eine rückwärtige Verriegelung. Wenn die Stufe I2-DIFF anregt, startet die Verzögerungszeit.
Wenn Sie die Auslöseverzögerung = ∞ einstellen, löst die Stufe I2-DIFF nicht aus.

Beispiel
Die Ringleitung im Bild 6-35 wird mit der empfindlichen Stufe I2-DIFF geschützt. Im fehlerfreien Betrieb
entsteht der Gegensystem-Differenzstrom 3I2diff an 1. Stelle wegen des unsymmetrischen Laststroms in den
Transformatoren der Ortsnetzstationen. In der Regel ist der Anteil I2 im Laststrom kleiner als 5 %.
Im Beispiel haben die Transformatoren der Ortsnetzstationen jeweils eine Nennscheinleistung von 1500 kVA.
Damit berechnen sich der maximal abfließende Laststrom und der Gegensystem-Differenzstrom 3I2diff wie
folgt:

[fo_sum_current_i_load, 1, de_DE]

Aufgrund von Unsymmetrie werden maximal 5 % I2 angenommen:

[fo_3I2_Load, 1, de_DE]

Der Schwellwert 3I2 mit 20 % Sicherheitsabstand wird wie folgt eingestellt:

[fo_3I2_Load_Thresh, 1, de_DE]

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6.2 Leitungsdifferentialschutz

[dw_ring-example, 1, de_DE]

Bild 6-35 Beispiel Ringleitung

Auslöseverzögerung
Wenn an den Ortsnetzstationen eine Sicherung eine selektive Fehlerabschaltung ermöglicht, muss die Stufe
I2-DIFF verzögert werden. Eine Staffelzeit von 300 ms reicht aus:
Auslöseverzögerung = 0,30 s
Bei Zuschaltung kann der Einschaltstrom größer als der maximale Laststrom sein. Um eine Überfunktion
zu vermeiden, wird die Schwelle bei Zuschaltung angepasst. Angenommen der maximale Einschaltstrom ist
400 % Nennstrom. Die Anregeschwelle der Stufe I2-DIFF wird um 400 % angehoben:
Schwellw. 3I2 bei Zuschalt = 400 % ⋅ Schwellwert 3I2 = 4 ⋅ 71 A = 284 A prim

6.2.12.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


I2-DIFF
_:1 I2-DIFF:Modus • aus ein
• ein
_:3 I2-DIFF:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:8 I2-DIFF:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:4 I2-DIFF:Schwellwert 3I2 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A

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6.2 Leitungsdifferentialschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5 I2-DIFF:Schwellw. 3I2 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
bei Zuschalt 5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
_:7 I2-DIFF:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
rung

6.2.12.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
I2-DIFF
_:81 I2-DIFF:>Blockierung Stufe SPS I
_:51 I2-DIFF:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 I2-DIFF:Nicht wirksam SPS O
_:302 I2-DIFF:Entfernt.Stufe unwirk. SPS O
_:52 I2-DIFF:Zustand ENS O
_:53 I2-DIFF:Bereitschaft ENS O
_:55 I2-DIFF:Anregung ACD O
_:57 I2-DIFF:Auslösung ACT O
_:60 I2-DIFF:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:300 I2-DIFF:3I2 Diff. MV O
_:301 I2-DIFF:3I2 Stab MV O
_:307 I2-DIFF:3I2 lokal MV O
_:308 I2-DIFF:3I2 l.Sta MV O
_:309 I2-DIFF:3I2 l.Wdl MV O
_:310 I2-DIFF:3I2 l.Ver MV O
_:311 I2-DIFF:3I2 Syn MV O

6.2.13 Fernauslösung

6.2.13.1 Beschreibung
Die Funktion Leitungsdifferentialschutz beinhaltet die Funktionalität Fernauslösung.
Die Fernauslösung bildet die phasenselektive Auslösemeldung (_:5551:300) Auslösung gesendet
durch die ODER-Verknüpfung der Auslösemeldungen der Stufen I-DIFF, I-DIFF schn. 2, IN-DIFF, IN-DIFF
unstab und I2-DIFF und sendet sie zu den Leitungsdifferentialschutz-Funktionen der entfernten Geräte im
Gerätverbund.
Wenn ein Gerät eine Fernauslösemeldung von einem entfernten Gerät empfängt, erzeugt die Funktionalität
Fernauslösung die (_:5551:57) Auslösung.
Die Meldungen der Fernauslösung finden Sie in der DIGSI 5-Informationsrangierung unter Leitung →
Leitungsdiffschutz → Fernauslösung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Logik der Stufe

[lo_Group-indication_operate-send, 1, de_DE]

Bild 6-36 Logik der Senderichtung

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_receive_direction_1-3pol, 1, de_DE]

Bild 6-37 Logik der Empfangsrichtung

6.2.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Fernauslösung

Parameter: Senden

• Empfohlener Einstellwert (_:5551:100) Senden = ein


Mit dem Parameter Senden stellen Sie ein, ob die Fernauslösemeldungen des Leitungsdifferentialschutzes
über die Wirkschnittstelle gesendet werden oder nicht.
Parameterwert Beschreibung
ein Die Funktionalität Fernauslösung bildet die Meldung (_:5551:300)
Auslösung gesendet durch die ODER-Verknüpfung der Auslösemel-
dungen der folgenden Stufen:

• I-DIFF
• I-DIFF schn. 2
• I-DIFF schnell
• IN-DIFF
• IN-DIFF unstab
• I2-DIFF
Die Funktionalität Fernauslösung sendet die Meldung Auslösung
gesendet über die Wirkschnittstelle zu den Leitungsdifferentialschutz-
Funktionen der entfernten Geräte im Geräteverbund.
aus Die Funktionalität Fernauslösung sendet keine Fernauslösemeldung über
die Wirkschnittstelle.

Parameter: Empfangen

• Empfohlener Einstellwert (_:5551:101) Empfangen = ja


Mit dem Parameter Empfangen steuern Sie das Verhalten des Gerätes, wenn eine Fernauslösemeldung von
einem entfernten Gerät eintrifft.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Parameterwert Beschreibung
ja Bei dieser Einstelloption werden die Meldungen (_:5551:301) Auslö-
sung empfangen und die (_:5551:57) Auslösung erzeugt.
Nur melden Bei dieser Einstelloption wird die (_:5551:57) Auslösung nicht
erzeugt.

Parameter: Sendeverzögerung und Sendeverlängerung

• Voreinstellwert (_:5551:103) Sendeverzögerung = 0,02 s

• Voreinstellwert (_:5551:104) Sendeverlängerung = 0,00 s


Mit der Rangierung der folgenden binären Signale können Sie phasenselektive und nicht phasenselektive
Fernauslösemeldungen erzeugen und zu den entfernten Geräten des Geräteverbundes senden:

• >Einkopplung L1

• >Einkopplung L2

• >Einkopplung L3

• >Einkopplung L123
Mit dem Parameter Sendeverzögerung verzögern Sie das Senden der Fernauslösemeldungen um die einge-
stellte Zeit.
Mit dem Parameter Sendeverlängerung verlängern Sie das Senden der Fernauslösemeldungen um die
eingestellte Zeit.

6.2.13.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:5551:1 Fernauslösung:Modus • aus ein
• ein
_:5551:100 Fernauslösung:Senden • nein ja
• ja
_:5551:101 Fernauslö- • ja ja
sung:Empfangen
• Nur melden
Mitnahme
_:5551:103 Fernauslösung:Sende- 0,00 s bis 30,00 s 0,02 s
verzögerung
_:5551:104 Fernauslösung:Sende- 0,00 s bis 30,00 s 0,00 s
verlängerung

6.2.13.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Fernauslösung
_:5551:502 Fernauslösung:>Einkopplung L1 SPS I
_:5551:503 Fernauslösung:>Einkopplung L2 SPS I
_:5551:504 Fernauslösung:>Einkopplung L3 SPS I
_:5551:505 Fernauslösung:>Einkopplung L123 SPS I
_:5551:54 Fernauslösung:Nicht wirksam SPS O
_:5551:52 Fernauslösung:Zustand ENS O
_:5551:53 Fernauslösung:Bereitschaft ENS O
_:5551:57 Fernauslösung:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5551:300 Fernauslösung:Auslösung gesendet ACT O
_:5551:301 Fernauslösung:Auslösung empfangen ACT O

6.2.14 Anregung und Auslösung

6.2.14.1 Anregelogik
Die Anregelogik fasst die Anregemeldungen der Stufen I-DIFF, I-DIFF schn. 2, I-DIFF schnell, IN-DIFF, IN-DIFF
unstab und I2-DIFF phasenselektiv zusammen und bildet die Anrege-Sammelmeldung der Funktion Leitungs-
differentialschutz.

[lo_Group-indication_pickup, 1, de_DE]

Bild 6-38 Anregelogik

6.2.14.2 Auslöselogik
Die Auslöselogik fasst die Auslösemeldungen der Stufen I-DIFF, I-DIFF schn. 2, IN-DIFF, IN-DIFF
unstab, I2-DIFF und von der Fernauslösung zusammen und bildet die Auslöse-Sammelmeldung der Funktion
Leitungsdifferentialschutz.
Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Funktion 1-polig auslösen darf oder
nicht. Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freileitungen erlaubt.
Wenn der Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = ja eingestellt ist, führt eine 1-phasige Anregung auch
zu einer 1-poligen Auslösemeldung. Mehrphasige Anregungen führen immer zu einer 3-poligen Auslösemel-
dung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[lo_Group-indication_operate, 1, de_DE]

Bild 6-39 Auslöselogik

6.2.14.3 Anwendungs- und Einstellhinweise von Anrege- und Auslöselogik

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Bei Schutzgeräten, die prinzipiell 1-polig auslösen können (7SD87, 7SL87), steuert dieser Parameter die
Erlaubnis für 1-polige Auslösung des Differentialschutzes.
Der Parameter befindet sich im Block Allgemein.
Parameterwert Beschreibung
ja Die Stufe darf bei 1-phasigen Fehlern 1-polig auslösen.
nein Die Stufe löst unabhängig von der Fehlerart immer 3-polig aus.

6.2.14.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.15 Abmelden des lokalen Leitungsdifferentialschutzes

Für einige Anwendungen kann es erforderlich sein, den lokalen Leitungsdifferentialschutz aus dem Gerätever-
bund des Leitungsdifferentialschutzes herauszunehmen und abzumelden. Solche Anwendungen sind z.B.:

• Wartungsarbeiten

• Anlagenausbau

• Test des lokalen Leitungsdifferentialschutzes

BEISPIEL:
Das folgende Leitungsgebilde wird durch den Leitungsdifferentialschutz mit 3 Geräten geschützt.

[dw_example logoff ldiff, 2, de_DE]

Bild 6-40 Differentialschutz mit 3 Geräten für eine Leitung mit Abzweig

Im Beispiel soll der Abzweig für Wartungs- oder Umbaumaßnahmen außer Betrieb genommen werden. Das
Gerät 3 soll deshalb auch ausgeschaltet werden. Ohne zusätzliche Maßnahmen kann der Leitungsdifferential-
schutz nicht mehr arbeiten und meldet sich unwirksam.
Für diesen Anwendungsfall muss die Funktion Leitungsdifferentialschutz im Gerät 3 abgemeldet werden.
Der Leitungsdifferentialschutz im Gerät 3 kann nur abgemeldet werden, wenn kein Strom über den Abzweig
fließt. Während des Abmeldevorganges prüft das Gerät 3, ob der Leistungsschalter 3 auch wirklich offen ist.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz im Gerät 3 abgemeldet ist, wird das in den verbleibenden Geräten 1 und
2 gespeichert und der Knotenpunktsatz dann nur noch mit den Strömen der Geräte 1 und 2 berechnet.
Wenn das Gerät 3 erfolgreich abgemeldet ist, können Sie es ausschalten. Die Abmeldung des Gerätes 3
wird auch nach dem Ausschalten in den verbleibenden Geräten gespeichert. Wenn Sie das Gerät 3 wieder
einschalten, müssen Sie es im Geräteverbund wieder anmelden.

HINWEIS

i Vor dem Abmelden müssen Sie den vom lokalen Leitungsdifferentialschutz geschützten Abzweig stromlos
schalten.

Abmeldemöglichkeiten des Leitungsdifferentialschutzes


Die Funktion Leitungsdifferentialschutz können Sie wie folgt abmelden:

• Im DIGSI-Onlinemodus über den Bediendialog Online Zugänge > Schnittstelle > Gerät > Geräteinfor-
mation, Test und Betrieb, Funktionale Abmeldung

• Über die Vor-Ort-Bedieneinheit unter Gerätefunktionen > Leitung n > Leitungsdiffschutz > Funktion
abmelden

• Über Kommunikation mit dem Controllable (_:2311:319) Funktion abmelden

530 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

• Über die Binäreingänge (_:2311:507) >Funkt.abmeldung ein oder (_:2311:508)


>Funkt.abmeldung aus
Sie finden die Binäreingänge in der DIGSI-Informationsrangierung bei der Funktion Leitungsdifferential-
schutz unter Allgemein.

Bedingungen für das Abmelden der Funktion

[lo functional logoff ldiff, 1, de_DE]

Bild 6-41 Logik für das Abmelden der Funktion

Vor dem Abmelden der Funktion müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

• Der Stromfluss am Leistungsschalter muss unterbrochen sein. Sie müssen den vom lokalen Leitungsdiffe-
rentialschutz geschützten Abzweig stromlos schalten.
Der lokal gemessene Strom des abgemeldeten Leitungsendes geht nicht mehr in die Summation der
Ströme ein. Die Funktion summiert nur noch die Ströme der nicht abgemeldeten Leitungsenden.

• Die Leistungsschalter-Zustandserkennung in der Funktionsgruppe Leistungsschalter (LS) stellt den Leis-


tungsschalterzustand über das interne Signal LS-Zustand Schutzobj. zur Verfügung.
Wenn ein Schutzobjekt über 2 Leistungsschalter (LS) versorgt wird, z.B. bei der Eineinhalb-Leistungs-
schalter-Methode, dann muss der LS-Zustand des Schutzobjektes mit Hilfe von beiden Leistungsschal-
tern ermittelt werden. In diesem Fall übernimmt der Funktionsblock Leistungsschalterzustand für das
Schutzobjekt die Verknüpfung der einzelnen LS-Zustände.
Wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, hat das interne Signal LS-Zustand
Schutzobj. den Zustand Offen:
– Alle angeschlossenen Leistungsschalter signalisieren intern den Zustand Offen.
– Der Eingang >Trennschalter offen ist aktiv.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 5.1.4.6 Leistungsschalterzustand für das Schutzob-
jekt.

• Die Überprüfung der Kommunikationstopologie im Geräteverbund ist nur wichtig, wenn mehr als 2
Geräte über die Wirkschnittstelle kommunizieren. Eine Funktion kann nur dann abgemeldet werden,
wenn dadurch nicht die Kommunikation der verbleibenden Geräte im Geräteverbund gestört wird.
Der abgemeldete lokale Leitungsdifferentialschutz kann auch für Testzwecke aktiviert werden (siehe
11.5 Funktionsprüfung Leitungsdifferentialschutz). Dabei wird die laufende Wirkschnittstellen-Kommunika-
tion nicht beeinflusst oder beeinträchtigt.
Die folgenden Bilder zeigen mögliche Varianten der Steuerung der Binäreingänge. Wenn Sie Tastschalter
verwenden wollen, schalten Sie diese wie im folgenden Bild an. Mit dem Tastschalter Ta2 melden Sie die
Funktion ab, mit dem Tastschalter Ta1 melden Sie die Funktion wieder an.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 531
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

[loexttx3-140311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-42 Externe Tastschalter-Verdrahtung zum Abmelden des lokalen Leitungsdifferentialschutzes

Wenn ein Schalter zur Steuerung benutzt wird, rangieren Sie den Binäreingang >Funkt.abmeldung ein
als H (aktiv mit Spannung) und den Binäreingang >Funkt.abmeldung aus als L (aktiv ohne
Spannung). Wenn der Schalter S geschlossen ist, wird die Funktion abgemeldet.

[loextsx4-020412-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-43 Externe Schalter-Verdrahtung zum Abmelden des lokalen Leitungsdifferentialschutzes

Meldungen
Die abgemeldete Funktion meldet den Status (Funkt. ist abgemeldet) und die Ursache der Abmeldung.
Wenn Sie die Funktion über Binäreingänge abgemeldet haben, wird die Meldung Abgemeldet über BE
ausgegeben.
Wenn Sie die Funktion über die Vor-Ort-Bedienung, über DIGSI 5 oder über die Wirkschnittstelle abgemeldet
haben, wird die Meldung Abgemeldet über Steu. ausgegeben.

6.2.16 Transformator im Schutzbereich

6.2.16.1 Beschreibung
Wenn Sie einen beliebigen Transformator (Zweiwicklungstransformator oder Mehrwicklungstransformator) im
zu schützenden Leitungsgebilde berücksichtigen wollen, müssen Sie den optionalen Funktionsblock Trans-
formator aus der DIGSI 5-Bibliothek in die Funktion Leitungsdifferentialschutz instanziieren. Sie finden den
Funktionsblock Transformator in der DIGSI 5-Bibliothek unter FG Leitung → Leitungsdifferentialschutz →
Funktionserweiterungen.
Die Nenndaten des Transformators geben Sie unter FG Leitung → Allgemein → Nennwerte ein. Die Nenn-
werte haben Einfluss auf Betrag und Phase des zu berechnenden Differenzstromes. Alle Messgrößen können
auf die Nenndaten des Leistungstransformators bezogen werden.
Zusätzlich müssen die jeweiligen Schaltgruppen für Strom und Spannung sowie die Art der Erdung des
Transformatorsternpunktes eingegeben werden.

6.2.16.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Nenndaten des Transformators


Die primären Nenndaten des Transformators geben Sie unter FG Leitung → Allgemein → Nennwerte ein.

• Geben Sie zuerst die Nennspannung der Transformatorwicklung (Seite) ein.

• Geben Sie anschließend die Nennscheinleistung des Transformators ein.

532 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Zur Kontrolle wird Ihnen der sich ergebende Nennstrom der Transformatorwicklung (Seite) als schreibge-
schützter Parameter bei den allgemeinen Nennwerten der FG Leitung angezeigt.

HINWEIS

i Beachten Sie, dass Sie in jedem Gerät auf einer Transformatorseite den gleichen Wert für die Nennschein-
leistung eingeben. Wenn die Werte unterschiedlich sind, ist die Funktion Leitungsdifferentialschutz
unwirksam.

Im Allgemeinen wählen Sie die Nennspannung der Wicklung, die dem betreffenden Gerät zugewandt ist.
Wenn eine Wicklung aber einen Spannungsregelbereich hat, verwenden Sie nicht die Nennspannung der
Wicklung, sondern die dem mittleren Strom des Regelbereiches entsprechende Spannung. Dadurch mini-
mieren Sie durch die Regelung auftretende Fehlerströme.

BEISPIEL:
Transformator mit den Daten
Schaltgruppe YNd5
Nennscheinleistung Snenn 35 MVA
Übersetzungsverhältnis ÜU 110 kV/25 kV
Regelung Y-Seite geregelt ±10 %

Daraus resultieren für die geregelte Wicklung (110 kV):


Maximale Spannung Umax = 121 kV
Minimale Spannung Umin = 99 kV
Berechnen Sie den Einstellwert für die primäre Nennspannung wie folgt:

[fo u rated transformer prim, 1, de_DE]

Stromwandlerfehler-Parameter
Wenn eine Transformatorwicklung einen Spannungsregelbereich hat, ergeben sich durch die Stufenschalter-
stellungen zusätzliche stromproportionale Fehler. Diese Fehler werden wie Stromwandlerfehler behandelt
und müssen bei der Einstellung der zugehörigen Parameter berücksichtigt werden. Beachten Sie dazu die
Einstellhinweise zu den Stromwandlern.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 6.1.8 Anwendungs- und Einstellhinweise für Leitungsdif-
ferentialschutz-Parameter.

Schutzparameter
Der intern berechnete Nennstrom wird Ihnen zur Kontrolle als schreibgeschützter Parameter angezeigt.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 5.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Parameter: Schaltgruppe U

• Voreinstellung (_:103) Schaltgruppe U = 0


Die Schaltgruppe U wird in der Regel genau so eingestellt wie die Schaltgruppe I. Wenn die Schalt-
gruppe des Transformators mit externen Mitteln angepasst wird, z.B. weil vorhandene Anpassungstransfor-
matoren im Messstromkreis vorhanden sind und weiter genutzt werden sollen, stellen Sie für alle Enden
Schaltgruppe U = 0 ein. In diesem Fall arbeitet der Differentialschutz ohne eigene Anpassungsrechnung.
Allerdings werden dann die Messspannungen über den Transformator hinweg nicht angepasst und folglich
nicht richtig berechnet und angezeigt. Die Schaltgruppe U behebt diesen Mangel. Geben Sie hier die
tatsächliche Schaltgruppe des Transformators nach den obigen Gesichtspunkten an.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 533
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Die Schaltgruppe I ist also für den Differentialschutz relevant, während die Schaltgruppe U als Basis
für die Berechnung der Messspannungen über den Transformator hinweg gültig ist.

Parameter: Schaltgruppe I

• Voreinstellung (_:104) Schaltgruppe I = 0


Die Schaltgruppe I ist die Schaltgruppe der dem Gerät zugewandten Transformatorwicklung. Das an
der Bezugsseite des Transformators eingesetzte Gerät ist also das an der Oberspannungsseite und muss die
Ziffer 0 (Voreinstellung) behalten. Für die andere(n) Wicklung(en) müssen Sie die entsprechende Schaltgrup-
penziffer angeben.

BEISPIEL:
Bei einem Transformator mit der Schaltgruppe Yy6d5 stellen Sie den Parameter Schaltgruppe I wie folgt
ein:
An der Y-Seite: Schaltgruppe I = 0
An der y-Seite: Schaltgruppe I = 6
An der d-Seite: Schaltgruppe I = 5

Parameter: Nullstromeliminierung

• Voreinstellung (_:105) Nullstromeliminierung = ja


Bei Erdungen im Schutzbereich können bei Erdkurzschlüssen außerhalb des Schutzbereiches Fehlerströme
über die Stromwandler fließen (siehe Bild 6-44). Mögliche Erdungen im Schutzbereich sind ein geerdeter
Transformator-Sternpunkt, Sternpunktbildner oder eine Erdschlusslöschspule. Mit dem Parameter Nullstro-
meliminierung können Sie diese Fehlerströme ohne besondere äußere Maßnahmen eliminieren.

[logfpaus-121210-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-44 Erdkurzschluss außerhalb des Transformators

Parameterwert Beschreibung
ja Aktive Nullstromeliminierung:
Siemens empfiehlt diesen Einstellwert bei Anwendungen mit Sternpunk-
terdung des Transformators im Schutzbereich (Transformator-Sternpunkt,
Sternpunktbildner, Erdschlusslöschspule).
nein Keine Nullstromeliminierung:
Siemens empfiehlt diesen Einstellwert bei Anwendungen ohne jegliche
Sternpunkterdung des Transformators im Schutzbereich.

HINWEIS

i Wenn die Nullstromeliminierung aktiv ist, wird der Differentialschutz bei Erdkurzschlüssen um den Faktor
1/3 unempfindlicher.
Eine höhere Empfindlichkeit erreichen Sie nur durch die Messung des Stromes, der über die Sternpunkter-
dung des Transformators fließt. Dazu muss ein Stromwandler in der Sternpunktzuführung des Transforma-
tors installiert sein, dessen gemessener Strom von einem am Gerät konfigurierten 1-phasigen Stromein-
gang erfasst wird.

534 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.16.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Transformator
_:103 Transformator:Schalt- 0 bis 11 0
gruppe U
_:104 Transformator:Schalt- 0 bis 11 0
gruppe I
_:105 Transformator:Nullstromeli- • nein ja
minierung
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.17 Ladestromkompensation Ic-Kompensation

6.2.17.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_lade_ko, 3, de_DE]

Bild 6-45 Ladestromkompensation

Arbeitsweise
Der optionale FB Ic-Kompensat. ist für die Ladestromkompensation verfügbar. Der FB Ic-Kompensat. ist den
Stufen I-DIFF, IN-DIFF, IN-DIFF unstab. und I2-DIFF zugeordnet und erhöht die Empfindlichkeit der Stufen
auch bei hohen kapazitiven Ladeströmen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Der Ladestrom wird durch die Kapazitäten der Freileitung oder des Kabels verursacht und fließt durch die
Erdkapazität der Leitung. Infolge der Leiter-Erde- und der Leiter-Leiter-Kapazitäten fließen auch im störungs-
freien Betrieb Ladeströme, die eine Differenz der Ströme an den Enden des Schutzbereiches zur Folge haben.
Bei Kabeln und langen Leitungen können die kapazitiven Ladeströme beachtliche Werte erreichen. Wenn die
abzweigseitigen Wandlerspannungen an die Geräte angeschlossen sind, kann der Einfluss der kapazitiven
Ladeströme rechnerisch kompensiert werden. Die Ladestromkompensation bestimmt den tatsächlichen Lade-
strom. Bei Leitungen mit 2 Enden übernimmt jedes Gerät die Hälfte der Ladestromkompensation, bei M
Geräten übernimmt jedes den M-ten Teil.

[dwladko2-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-46 Ladestromkompensation für eine Leitung mit 2 Enden (1-phasiges System)

Für den ungestörten Betrieb können Ladeströme stationär als annähernd konstant angesehen werden, da
sie nur von der Spannung und den Leitungskapazitäten abhängen. Wenn Sie ohne Ladestromkompensation
arbeiten, müssen Sie die Ladeströme beim Anregewert der Stufe I-DIFF berücksichtigen. Wenn Sie mit der
Ladestromkompensation arbeiten, ist eine Berücksichtigung an dieser Stelle nicht notwendig. Mit der Lade-
stromkompensation werden auch die stationären Magnetisierungsströme vor Querreaktanzen berücksichtigt.
Für transiente Einschaltströme verfügen die Geräte über eine gesonderte Einschaltstromerkennung.

HINWEIS

i Wenn Sie mit der Ladestromkompensation arbeiten wollen, beachten Sie Folgendes:

• Die lokalen Spannungswandler müssen leitungsseitig angeschlossen sein!

• Überwachen Sie die Spannungen mit der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung. Wenn die
Messspannungsausfall-Erkennung nicht in der Funktionsgruppe Leitung vorhanden ist, fügen Sie
die Funktion aus der DIGSI 5-Bibliothek in die Funktionsgruppe Leitung ein.
Sie finden die Funktion Messspannungsausfall-Erkennung in der DIGSI 5-Bibliothek unter FG
Leitung → Überwachung Sekundärsystem → Messp.ausfl.erk.
Wenn sich ein Transformator oder stromkompensierte Drosseln im zu schützenden Leitungsabschnitt
befinden, dürfen Sie die Ladestromkompensation nicht einschalten!

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

6.2.17.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Der Nennladestrom Ic-Nenn ist der zu erwartende kapazitive Ladestrom für die gesamte Leitung und ergibt
sich aus den Einstellwerten folgender Parameter:

Parameter Beschreibung
(_:101) Nennfrequenz Nennfrequenz des Gerätes
Sie finden den Parameter in DIGSI 5 unter Parameter → Geräteein-
stellungen.
(_:9001:102) Nennspannung Nennspannung der Leitung
(_:9001:112) Cb-Belag Kapazitive Beläge der Leitung
(_:9001:148) C0-Belag
(_:9001:113) X-Belag Reaktanzbelag der Leitung
(_:9001:104) Kr Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren
(_:9001:105) Kx
(_:9001:118) K0
(_:9001:150) Winkel (K0)
Sie finden die Parameter in DIGSI 5 unter Parameter → FG Leitung →
Allgemein.
(_:102) Leitungsgesamtlänge Leitungsgesamtlänge als Parameter der Ladestromkompensation
Sie finden den Parameter in DIGSI 5 unter Parameter → FG Leitung
→ Leitungsdiffschutz im FB Ic-Kompensat..

Der Nennladestrom wird Ihnen zur Kontrolle als schreibgeschützter Parameter im Funktionsblock Ic-
Kompensat. angezeigt ((_:110) Nennladestrom).
In folgenden Fällen kann kein Ladestrom berechnet werden:

• Die Spannungen sind nicht angeschlossen.

• Die Spannungen sind angeschlossen, aber die geräteinternen Überwachungsfunktionen Spannungs-


wandler-Schutzschalter oder die Messspannungsausfall-Erkennung (Fuse Failure Monitor) erkennen
einen Spannungsausfall.
Wenn einer der beiden Fälle eintritt, bleibt die Ladestromkompensation für die vorgesehene Leitungsstrecke
zuständig, muss aber zu der klassischen Stabilisierungsmethode zurückkehren (siehe Parameter Ic-Stabi-
lisierung/Ic-Nenn).

HINWEIS

i Bevor Sie die Ladestromkompensation mit dem Parameter Modus ausschalten, müssen Sie den Schwell-
wert der Stufe I-DIFF auf das 2- bis 3-fache von Ic-Nenn des Leitungsstreckenanteils erhöhen. Sonst kann
es zu einer unerwünschten Auslösung kommen!

HINWEIS

i Für die Ladestromkompensation müssen Sie einige ergänzende Leitungsparameter eingeben. Dazu zählen
folgende Parameter:

• Die Nennfrequenz

• Die Nennspannung der Leitung

• Die kapazitiven Beläge der Leitung (Cb-Belag, C0-Belag)

• Die Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren (Kr, Kx, K0, Winkel (K0))

• Die Leitungsgesamtlänge

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.2 Leitungsdifferentialschutz

Parameter: Ic-Stabilisierung/Ic-Nenn

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Ic-Stabilisierung/Ic-Nenn = 1,5


Erst durch die Benutzung der Ladestromkompensation (FB Ic-Kompensat.) ist es möglich, die Stufe I-DIFF
empfindlicher einzustellen. Wenn Sie die Ladestromkompensation verwenden, stellen Sie den Schwellwert
der Stufe I-DIFF auf 1 ⋅ Ic-Nenn ein.
Bei Ausfall oder Nichtvorhandensein der Spannungen muss sichergestellt werden, dass der Schwellwert der
Stufe I-DIFF wieder auf das 2- bis 3-fache von Ic-Nenn erhöht wird. Das realisieren Sie mit dem Parameter
Ic-Stabilisierung/Ic-Nenn.
Mit dem Parameter Ic-Stabilisierung/Ic-Nenn stellen Sie das Verhältnis zwischen Stabilisierungslade-
strom und Nennladestrom ein. Der Einstellwert des Parameters Ic-Stabilisierung/Ic-Nenn erhöht die
Stabilisierung der Stufe I-DIFF um eine additive Komponente (Stabilisierungsladestrom).

BEISPIEL:
Bei Ausfall oder Nichtvorhandensein der Spannungen soll der Schwellwert der Stufe I-DIFF auf das 2,5-
fache von Ic-Nenn erhöht werden. Der Schwellwert der Stufe I-DIFF ist auf 1 ⋅ Ic-Nenn eingestellt.
Wenn Sie den Schwellwert der Stufe I-DIFF auf das 2,5-fache erhöhen wollen, stellen Sie den Parameter
Ic-Stabilisierung/Ic-Nenn = 1,5 ein.
Beide Einstellwerte addieren sich bei Ausfall oder Nichtvorhandensein der Spannungen zu 2,5.

Da der Ladestrom von jedem Gerät nur für den jeweiligen Leitungsstreckenanteil berücksichtigt werden muss,
erhöht jedes Gerät seine normale Stabilisierung tatsächlich um den Wert Ic-Stabilisierung/Ic-Nenn
geteilt durch die Anzahl der Geräte.

Parameter: Leitungsgesamtlänge

• Voreinstellung (_:102) Leitungsgesamtlänge = 100,0 km


Der Parameter Leitungsgesamtlänge berücksichtigt die gesamte Länge der zu schützenden Leitung (2 bis
6 Leitungsenden) . Damit kann die Gesamtkapazität der Leitung und somit der resultierende Ladestrom der
Leitung bestimmt werden.

6.2.17.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Ic-Kompensat.
_:1 Ic-Kompensat.:Modus • aus ein
• ein
_:101 Ic-Kompensat.:Ic-Stabilisie- 1,0 bis 4,0 1,5
rung/Ic-Nenn
_:102 Ic-Kompensat.:Leitungsge- 0,1 km bis 1000,0 km 100,0 km
samtlänge

6.2.17.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Ic-Kompensat.
_:54 Ic-Kompensat.:Nicht wirksam SPS O
_:52 Ic-Kompensat.:Zustand ENS O
_:53 Ic-Kompensat.:Bereitschaft ENS O
_:300 Ic-Kompensat.:I Lade WYE O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

6.3 Stub-Differentialschutz

6.3.1 Funktionsübersicht

Der Stub-Differentialschutz (ANSI 87STUB):

• Ist ein selektiver, zweistufiger Kurzschlussschutz für Leitungen mit einem per Trenner abschaltbaren
Abzweig (Stub). Besondere Bedeutung hat er bei Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendungen.

• Erkennt Kurzschlüsse, die zwischen den Stromwandlern und dem Abzweigtrenner QB liegen

• Arbeitet streng phasenselektiv und erlaubt 3-polige Schnellabschaltungen


Der Stub-Differentialschutz arbeitet auf der Grundlage des Stromvergleichs. Die den Leitungsbereich selektiv
abgrenzenden Stromwandler werden dazu mit 2 konfigurierten, 3-phasigen Strommessstellen am Gerät
verbunden. Der Stub-Differentialschutz wird über die Rückmeldung der Trennerstellung (offen) aktiviert.

[dwstubap-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-47 Stub-Differentialschutz an einer Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendung

6.3.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Stub-Differentialschutz kommt in der Funktionsgruppe Leitung zur Anwendung.


Die Funktion Stub-Differentialschutz ist werkseitig mit der Stufe S-DIFF und der Stufe S-DIFF schn. 2
vorkonfiguriert.
Alternativ zur Stufe S-DIFF schn. 2 ist die Stufe S-DIFF schnell in der DIGSI 5-Bibliothek verfügbar.

[dwstubeb-150211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-48 Einbettung des Stub-Differentialschutzes

540 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

Arbeitsweise
Die Funktion Stub-Differentialschutz setzt sich aus den Stufen S-DIFF und S-DIFF schn. 2 zusammen,
die in den folgenden Abschnitten auch als Funktionsblöcke bezeichnet werden. Beide Stufen arbeiten parallel
und sorgen je nach Fehlerart für hohe Empfindlichkeit oder schnelle Auslösung. Der Stub-Differentialschutz
wird über einen Freigabe-Binäreingang (>Freigabe Funktion) aktiv geschaltet. Dieser Binäreingang
meldet die Stellung offen des Abzweigtrenners. Die Ausgangssignale dieser Stufen sind Anrege- und Auslöse-
signale, die der Ausgangslogik zugeführt werden und zu entsprechenden Schutzmeldungen führen.

Gesamtlogik

[lo_general sdiff, 2, de_DE]

Bild 6-49 Allgemeine Logik des Stub-Differentialschutzes

6.3.3 Funktionsbeschreibung

Adaptive Selbststabilisierung
Das Grundprinzip eines Differentialschutzes setzt voraus, dass im ungestörten Betrieb die Summe aller in
das Schutzobjekt einfließenden Ströme gleich 0 ist. Die am Gerät erfassten sekundären Ströme sind jedoch
mit Messfehlern behaftet, die vom Übertragungsverhalten der Stromwandler und der Eingangskreise der
Geräte herrühren. All diese Einflüsse führen dazu, dass auch im fehlerfreien Betrieb die Summe der in den
Geräten verarbeiteten Ströme nicht exakt 0 ist. Gegen diese Enflüsse wird der Differentialschutz stabilisiert.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 541
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

Dabei kommt das besondere Verfahren der adptiven Selbststabilisierung zum Einsatz, das die höchstmögliche
Empfindlichkeit des Differentialschutzes gewährleistet.
Die Selbststabilisierungsgröße Istab wird aus der Summe der möglichen Fehler berechnet:
Istab = Schwellwert + Σ(Stromwandlerfehler und andere Messfehler).
Wenn der gemessene Differenzstrom die Anregeschwelle und den maximal möglichen Messfehler übersteigt,
liegt ein innenliegender Fehler vor (grauer Bereich in Bild 6-50). Der adaptive Ansatz macht die Parametrie-
rung einer Kennlinie überflüssig.

[dwanstub-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-50 Auslösekennlinie des Stub-Differentialschutzes

Stromwandlerfehler
Um die Einflüsse von Stromwandlerfehlern zu berücksichtigen, wird für jede Messstelle eine Selbststabilisie-
rungsgröße IFehler berechnet. Diese ergibt sich aus der Summe aller Stromwandlerfehler, die sich aus den
Stromwandlerdaten und der Höhe der am Wandler gemessenen Ströme ergeben.

[dwctfail-310111-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-51 Näherung der Stromwandlerfehler

Die parametrierten Wandlerdaten gelten jeweils für die an dem Gerät konfigurierten Stromeingänge.

Weitere Messfehler
Weitere Messfehler werden ebenfalls vom Gerät abgeschätzt und erhöhen die örtliche Selbststabilisierungs-
größe selbsttätig.

542 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

Solche Messfehler können entstehen durch

• Hardware- und Berechnungstoleranzen im Gerät selbt

• Auf Grund der Qualität der Messgrößen wie Oberschwingungen und Frequenzabweichungen.

Stufen des Stub-Differentialschutzes


Der Stub-Differentialschutz hat 2 vorkonfigurierte Stufen:

• Die Stufe S-DIFF arbeitet mit hochgenauer Messung. Mit dieser Stufe kann die maximale Empfindlich-
keit erreicht werden. Sie können diese Stufe nicht löschen.

• Die Stufe S-DIFF schn. 2 arbeitet parallel zur Stufe S-DIFF. Ein besonders schneller Algorithmus
führt bei stromstarken Fehlern zu sehr schnellen Auslöseentscheidungen.
Wenn die Stufe S-DIFF schn. 2 instanziiert ist, ist der Block Sättigungserkennung mit dem Para-
meter Schwellwert ISätt> in der Messstelle Strom 3-phasig sichtbar.

• Die Stufe S-DIFF schnell ist alternativ zur Stufe S-DIFF schn. 2 in der DIGSI 5-Bibliothek
verfügbar. Wenn Sie diese Stufe instanziieren wollen, müssen Sie zuerst die Stufe S-DIFF schn. 2
löschen.
Wenn die Stufe S-DIFF schnell instanziiert ist, ist in der Strommessstelle der Block Sättigungserken-
nung mit dem Parameter Schwellwert ISätt> nicht sichtbar.
Die Stufe S-DIFF schnell arbeitet ebenfalls parallel zur Stufe S-DIFF. Ein besonders schneller Algo-
rithmus führt bei stromstarken Fehlern zu sehr schnellen Auslöseentscheidungen.

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6.3 Stub-Differentialschutz

6.3.4 Stufe S-DIFF

6.3.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_sdiff, 2, de_DE]

Bild 6-52 Logik der Stufe S-DIFF

Arbeitsweise
Die S-DIFF-Stufe ist die empfindliche Stufe des Stub-Differentialschutzes. Sie basiert auf dem Prinzip der
Stromzeigerberechnung. Verwertbare Stromzeiger stehen ab 1 Periode nach Störfalleintritt zur Verfügung. Für
die schnelle Auslösung bei stromstarken Fehlern ist die parallel arbeitende Stufe S-DIFF schn. 2 zuständig.

544 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

Die Messgrößen werden für jede Phase getrennt ausgewertet. Das Gerät berechnet einen Differenzstrom aus
der Summe der Stromzeiger an den Messeingängen. Der Differenzstrombetrag entspricht dem Fehlerstrom,
den das Differentialschutzsystem sieht. Im Idealfall ist dies der Kurzschlussstrom. Im fehlerfreien Betrieb ist er
klein und entspricht in erster Näherung dem kapazitiven Ladestrom.
Dem Differenzstrom entgegen wirkt der Stabilisierungsstrom. Dieser ergibt sich aus der Summe der maxi-
malen Messfehler an den Enden des Schutzobjektes und wird adaptiv aus den aktuellen Messgrößen und
den eingestellten Anlagenparametern errechnet. Dazu wird der maximale Fehler der Stromwandler im Nenn-
bereich oder Kurzschlussstrombereich mit den gerade fließenden Strömen an den Stromwandlern des Schutz-
objektes multipliziert.

Anregen der Stufe


Die Anregekennlinie des Stub-Differentialschutzes (siehe Bild 6-53) ergibt sich aus der Stabilisierungskennlinie
Stubdif = Istab (45°-Linie), die unterhalb des Einstellwertes des Parameters (_:8401:3) Schwellwert
abgeschnitten ist.
Sie genügt der Gleichung:
Istab = Schwellwert + Σ(Stromwandlerfehler und andere Messfehler).
Übersteigt der errechnete Differenzstrom die Anregeschwelle und den maximal möglichen Messfehler, so liegt
ein innenliegender Fehler vor (schraffierter Bereich in Bild 6-53).

[dwanspre-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-53 Anregekennlinie der Stufe S-DIFF

Fehlerverhalten
Wenn schnelle Messwert-Überwachungsfunktionen (Drahtbrucherkennung, Schnelle Summe I, A/D-Wandler)
einen Fehler melden, wird das Objekt (_:8401:53) Bereitschaft auf Alarm gesetzt. Die Gültig-
keit der benutzten Ströme wird ständig überwacht. Bei festgestellten, länger andauernden Fehlern wird
(_:8401:53) Bereitschaft auf Alarm und (_:8401:54) Nicht wirksam auf Ja gesetzt.

6.3.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert: (_:8401:3) Schwellwert = 0,300 A


Mit diesem Parameter stellen Sie die Anregeschwelle des Differenzstroms ein. Maßgebend ist der
gesamte bei Kurzschluss in den Schutzbereich einfließende Strom. Dies ist der Gesamtfehlerstrom, unab-
hängig davon, wie er sich die Enden des Schutzobjektes aufteilt.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert: (_:8401:6) Auslöseverzögerung = 0,00 s


In speziellen Fällen kann es vorteilhaft sein, die Auslösung des Stub-Differentialschutzes mit einer Zusatz-
zeitstufe zu verzögern, z.B. für rückwärtige Verriegelung. Wenn auf inneren Fehler erkannt worden ist
((_:8401:55) Anregung), wird die Verzögerungszeit gestartet.

6.3.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test
S-DIFF
_:8401:1 S-DIFF:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:8401:2 S-DIFF:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:8401:27 S-DIFF:Blk. b. Einschaltst- • nein nein
romerk.
• ja
_:8401:3 S-DIFF:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 100 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,50 A bis 100,00 A 1,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,100 A bis 20,000 A 0,300 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,500 A bis 100,000 A 1,500 A
_:8401:6 S-DIFF:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung

6.3.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:500 Allgemein:>Freigabe Funktion SPS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
S-DIFF
_:8401:81 S-DIFF:>Blockierung Stufe SPS I
_:8401:54 S-DIFF:Nicht wirksam SPS O
_:8401:52 S-DIFF:Zustand ENS O
_:8401:53 S-DIFF:Bereitschaft ENS O
_:8401:55 S-DIFF:Anregung ACD O
_:8401:57 S-DIFF:Auslösung ACT O
_:8401:60 S-DIFF:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:8401:300 S-DIFF:I Diff. WYE O

546 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:8401:301 S-DIFF:I Stab. WYE O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O

6.3.5 Stufe S-DIFF schn. 2

6.3.5.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_stage_sdiff_schn2, 2, de_DE]

Bild 6-54 Logik der Stufe S-DIFF schn. 2

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

HINWEIS

i Wenn Sie die Stufe S-DIFF schn. 2 verwenden wollen, muss das Gerät mit der CPU-Baugruppe CP300
ausgestattet sein.

Arbeitsweise
Die Stufe S-DIFF schn. 2 ist für schnelle Auslösezeiten bei stromstarken Fehlern optimiert. Sie ist der
Stufe S-DIFF überlagert. Die Auswertung der Messgrößen wird für jede Phase getrennt durchgeführt. Die
schnelle Auslösung bei stromstarken Fehlern wird durch ein Verfahren gefilterter Momentanwerte erreicht.
Bei diesem Verfahren kann nicht gegen Signalverzerrungen (z.B. Stromwandlersättigung) stabilisiert werden,
die bei stromstarken externen Fehlern auftreten können. Deshalb muss eine Entscheidung auf internen oder
externen Fehler noch vor Eintritt der möglichen Sättigung erfolgen. Es wird davon ausgegangen, dass die
Stromwandler mindestens für die Dauer eines Integrationsintervalls (5 ms) nach Fehlereintritt noch nicht in
Sättigung gehen.
Wenn Sie die Stufe S-DIFF schn. 2 benutzen, ist der Block Sättigungserk. in der Messstelle Strom
3-phasig mit dem Parameter Schwellwert ISätt> sichtbar. Dabei muss der Schwellwert ISätt> so
eingestellt sein, dass die Wandlersättigung erst eintritt, wenn die Ströme den Einstellwert überschreiten.
Weiterführende Informationen finden Sie im Kapitel 8.3.12 Sättigungserkennung.
Wenn bei einem oder mehreren Stromwandlern, die den Schutzbereich abgrenzen, Sättigung eintritt, wird die
Stufe S-DIFF schn. 2 blockiert und eine Fehlanregung aufgrund von Wandlersättigung vermieden.
Die Stufe S-DIFF schn. 2 wird normalerweise höher als der Nennstrom eingestellt. Ansonsten arbeitet
die Stufe S-DIFF schn. 2 wie die empfindliche S-DIFF-Stufe. Das Gerät berechnet pro Phase einen Diffe-
renzstrom aus der Summe der gefilterten Momentanwerte, die an jedem Ende des Schutzobjektes berechnet
werden. Der Differenzstrombetrag entspricht dem Fehlerstrom, den das Differentialschutzsystem sieht. Dies
ist im Idealfall der Kurzschlussstrom. Im fehlerfreien Betrieb ist er klein und entspricht bei Leitungen in erster
Näherung dem kapazitiven Ladestrom.
Dem Differenzstrom entgegen wirkt der Stabilisierungsstrom. Dieser ergibt sich aus der Summe der maxi-
malen Messfehler an den Enden des Schutzobjektes und wird adaptiv aus den aktuellen Messgrößen und
den eingestellten Anlagenparametern errechnet. Dazu wird der maximale Fehler der Stromwandler im Nenn-
bereich oder Kurzschlussstrombereich mit dem gerade fließenden Strom an jedem Ende des Schutzobjektes
multipliziert.

Anregen der Stufe


Die Anregekennlinie (siehe Bild 6-55) ergibt sich wie bei der S-DIFF-Stufe aus der Stabilisierungskennlinie
S-DIFF = Istab (45°-Linie), die unterhalb des Einstellwertes des Parameters Schwellwert abgeschnitten ist.
Sie genügt der Gleichung
Istab = Schwellwert + Σ(Stromwandlerfehler und andere Messfehler).
Wenn der errechnete Differenzstrom die Anregeschwelle und den maximal möglichen Messfehler übersteigt,
so liegt ein innenliegender Fehler vor (grauer Bereich im folgenden Bild).

548 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

[dwanspre-150211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-55 Anregekennlinie der Stufe S-DIFF schn. 2

Fehlerverhalten
Wenn schnelle Messwert-Überwachungsfunktionen (Drahtbrucherkennung, Schnelle Summe I, A/D-Wandler)
einen Fehler melden, wird das Objekt Bereitschaft auf Alarm gesetzt. Die Gültigkeit der benutzten Ströme
wird ständig überwacht. Bei festgestellten, länger andauernden Fehlern wird Bereitschaft auf Alarm und
Nicht wirksam auf Ja gesetzt.

6.3.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert: (_:18241:3) Schwellwert = 1,000 A


Mit diesem Parameter stellen Sie die Anregeschwelle des Differenzstroms ein, die an allen Enden des
Schutzobjektes primär gleich sein muss.
Diese Stufe reagiert sehr schnell. Deshalb muss ein Anregen bei kapazitiven Ladeströmen und induktiven
Magnetisierungsströmen wie bei Querdrosseln – auch bei Schaltvorgängen – ausgeschlossen werden.
Stellen Sie den Anregewert größer ein als den Laststrom (1,2 · Inenn bis 2 · Inenn).

6.3.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


S-DIFF schn. 2
_:18241:1 S-DIFF schn. 2:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:18241:2 S-DIFF schn. 2:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:18241:3 S-DIFF schn. 2:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,500 A bis 100,000 A 1,000 A
wert 5 A @ 100 Inenn 2,50 A bis 500,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,500 A bis 100,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 2,50 A bis 500,00 A 5,00 A

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

6.3.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
S-DIFF schn. 2
_:18241:81 S-DIFF schn. 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:18241:54 S-DIFF schn. 2:Nicht wirksam SPS O
_:18241:52 S-DIFF schn. 2:Zustand ENS O
_:18241:53 S-DIFF schn. 2:Bereitschaft ENS O
_:18241:55 S-DIFF schn. 2:Anregung ACD O
_:18241:57 S-DIFF schn. 2:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

6.3.6 Stufe S-DIFF schnell

6.3.6.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_stubi2, 2, de_DE]

Bild 6-56 Logik der Stufe S-DIFF schnell

Die Stufe S-DIFF schnell ist im Wesentlichen identisch mit der Stufe S-DIFF schn. 2.
Wenn Sie die Stufe S-DIFF schnell benutzen wollen, müssen Sie zuerst die vorinstanziierte Stufe S-DIFF
schn. 2 löschen. Danach können Sie die S-DIFF schnell instanziieren.
Wenn Sie die Stufe S-DIFF schnell benutzen, ist der Block Sättigungserk. in der Messstelle Strom
nicht vorhanden.
Die Beschreibung der S-DIFF schn. 2 finden Sie im Kapitel 6.3.5 Stufe S-DIFF schn. 2.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

6.3.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Die Stufe S-DIFF schnell ist im Wesentlichen identisch mit der Stufe S-DIFF schn. 2.
Wenn Sie die Stufe S-DIFF schnell benutzen wollen, müssen Sie zuerst die vorinstanziierte Stufe S-DIFF
schn. 2 löschen. Danach können Sie die Stufe S-DIFF schnell instanziieren.
Wenn Sie die Stufe S-DIFF schnell benutzen, ist der Block Sättigungserk. in der Messstelle Strom
nicht vorhanden.
Die Beschreibung der Stufe S-DIFF schn. 2 finden Sie im Kapitel 6.3.5 Stufe S-DIFF schn. 2.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert: (_:8431:3) Schwellwert = 1,000 A


Mit diesem Parameter stellen Sie die Anregeschwelle des Differenzstroms ein, die an allen Enden des
Schutzobjektes primär gleich sein muss.
Diese Stufe reagiert sehr schnell. Deshalb muss ein Anregen bei kapazitiven Ladeströmen und induktiven
Magnetisierungsströmen (bei Transformatoren oder Querdrosseln) – auch bei Schaltvorgängen – ausge-
schlossen werden. Der Anregewert sollte größer als der Laststrom (max 1,2·Inenn bis 2·Inenn) eingestellt
werden.

6.3.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


S-DIFF schnell
_:8431:1 S-DIFF schnell:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:8431:2 S-DIFF schnell:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:8431:3 S-DIFF schnell:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,800 A bis 100,000 A 1,000 A
wert 5 A @ 100 Inenn 4,00 A bis 500,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,800 A bis 100,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 4,00 A bis 500,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,800 A bis 100,000 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 4,000 A bis 500,000 A 5,000 A

6.3.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
S-DIFF schnell
_:8431:81 S-DIFF schnell:>Blockierung Stufe SPS I
_:8431:54 S-DIFF schnell:Nicht wirksam SPS O
_:8431:52 S-DIFF schnell:Zustand ENS O
_:8431:53 S-DIFF schnell:Bereitschaft ENS O
_:8431:55 S-DIFF schnell:Anregung ACD O
_:8431:57 S-DIFF schnell:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.3 Stub-Differentialschutz

6.3.7 Stufenbeschreibung der Ausgangslogik

Ausgangslogik

[lo_stubag, 3, de_DE]

Bild 6-57 Ausgangslogik

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

6.4 Erdfehler-Differentialschutz

6.4.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Erdfehler-Differentialschutz (ANSI 87N, EDS):

• Erfasst Erdkurzschlüsse in Transformatoren, Querdrosseln, Sternpunktbildnern oder rotierenden


Maschinen, bei denen der Sternpunkt geerdet ist.

• Hat eine hohe Empfindlichkeit bei Erdkurzschlüssen in Sternpunktnähe.

• Ist ergänzender Hauptschutz zum Längsdifferentialschutz.

• Schützt Transformatoren mit Sternpunktbildner im Schutzbereich. Voraussetzung ist, dass ein Strom-
wandler in der Sternpunktzuführung, also zwischen Sternpunkt und Erdungsleiter, eingesetzt ist. Der
Sternpunktwandler und die Leiterstromwandler grenzen den Schutzbereich ab.

• Passt sich automatisch an die stromstärkste Seite bei Spartransformatoren an und vermeidet dadurch
Überfunktion bei externen Erdkurzschlüssen.

6.4.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Erdfehler-Differentialschutz kommt in der Schutzfunktionsgruppe Transformatorseite oder


Spartransformator zur Anwendung. Weiterhin können Sie die Funktion in der Ausgleichswicklung des Spart-
ransformators oder auch in der Standard UI Funktion verwenden. Die Funktion ist anwendungsabhängig in
der entsprechenden Applikationsvorlage werkseitig vorkonfiguriert oder kann während des Engineerings in
die entsprechende Funktionsgruppe kopiert werden.
Die Funktion Erdfehler-Differentialschutz ist stufenlos.

[dw_stru_pt, 2, de_DE]

Bild 6-58 Struktur/Einbettung der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

6.4.3 Funktionsbeschreibung

Logik der Funktion

[lo_reffkt, 4, de_DE]

Bild 6-59 Logikdiagramm der Funktion Erdfehler-Differentialschutz

Die Schutzfunktion verarbeitet den Sternpunktstrom IY* und den aus den Leiterströmen berechneten Null-
strom 3I0* (siehe folgendes Bild). Mit dem *-Symbol werden die betragsangepassten Ströme beschrieben.
Dabei wird auf den Objektnennstrom der jeweiligen Seite normiert. Der Schutzbereich erstreckt sich
ausschließlich über die Transformatorwicklung einschließlich Stromwandler.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Im Falle eines inneren Erdkurzschlusses fließen die Nullströme zum Fehlerort. Beim äußeren Erdkurzschluss
dreht sich der Fehlerstrom in den Phasenstromwandlern um. Damit ist die Stromrichtung das Entscheidungs-
kriterium für einen inneren Fehler.

[dw_grdpri, 2, de_DE]

Bild 6-60 Grundprinzip der Funktion

HINWEIS

i Beachten Sie für die Polung der Stromwandler, dass sie entsprechend der Anschlussart parametriert sein
muss. Schließen Sie den Sternpunkt an die 3-poligen Messstellen auf der Geräteseite mit den geradzahligen
Anschlussklemmen an.

Die Schutzfunktion arbeitet gemäß dem Logikdiagramm Bild 6-59 in 3 Schritten:

• Anregewertbeeinflussung:
Anhebung der eingestellten Anregeschwelle mit dem Stabilisierungsstrom. Damit wird eine Überfunktion
bei stromstarken, äußeren Fehlern mit Erdbeteiligung vermieden.

• Anregung:
Wenn der berechnete Strom IDiff,EDS die angepasste Anregeschwelle überschreitet, startet die Anregung.

• Phasenwinkeldifferenz-basierte Auslösekennlinie:
Zur Unterscheidung zwischen inneren und äußeren Fehlern wird die Winkeldifferenz zwischen dem
Sternpunktstrom (Iy*) und dem berechneten Nullstrom (3I0*) in der Auslösekennlinie berücksichtigt.

Anregewertbeeinflussung
Aus den gemessenen Strömen wird der Stabilisierungsstrom (IStab,EDS) berechnet. Die Zählpfeile sind zum
Schutzobjekt positiv definiert (siehe Bild 6-60). Beachten Sie, dass der Sternpunktstrom (IY), der mit der
1-phasigen Messstelle erfasst wird, im Störschrieb und in der DIGSI 5-Test Suite als positiv angezeigt wird,
wenn der Strom vom Schutzobjekt weg zur Erde fließt.

HINWEIS

i Die folgende Rechnung stimmt für die Konstellationen mit einer Strommessstelle für die Seite. Bei einem
Spezialfall mit 2 Strommessstellen pro Seite muss die Berechnung des Stabilisierungsstromes detaillierter
ausgeführt werden.

IY* = kyx · 3Iy


3I0* = ksx · (IL1 + IL2 + IL3)
mit
kyx = IN,WandlerY/IN,Seite, bei gemessenem Sekundärstrom im Sternpunkt (Y)
ksx = IN,WandlerS/IN,Seite, bei gemessenem Sekundärstrom auf der Transformatorseite (S)

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

IDiff,EDS = |IY* + 3I0*|


IStab,EDS = |IY*| + |IL1*| + |IL2*| + |IL3*|, alle Ströme sind auf den Objektnennstrom normiert
mit:
IY Gemessener Nullstrom im Sternpunkt
kyx Faktor zur Betragsanpassung (Sternpunkt)
ksx Faktor zur Betragsanpassung (Seite)
IN,Wandler Primärer Wandlernennstrom
IN,Seite Primärer Nennstrom der Transformatorseite (Objektnennstrom)
IDiff,EDS Differentialstrom
IStab,EDS Stabilisierungsstrom

Mit dem berechneten Stabilisierungsstrom wird aus der Kennlinie (Bild 6-61) ein Strom IKennl ermittelt, der den
Anregewert für die Auslösung darstellt. Damit wird die Schutzfunktion bei äußeren mehrpoligen Erdfehlern,
z.B. 2-poligem Erdkurzschluss, stabilisiert. Das heißt, die Schutzfunktion wird unempfindlicher.
Wenn hier die Steigung = 0 (Ausnahmefall) eingestellt ist, wird unabhängig vom Stabilisierungsstrom der
eingestellte Schwellwert der Auslösekennlinie übergeben.

[dw_stab_ke, 2, de_DE]

Bild 6-61 Stabilisierte Kennlinie

In der Auslösekennlinie wird das Verhältnis zwischen dem Sternpunktstrom und dem aus Bild 6-61 ermittelten
Wert für den Strom IKennl betrachtet.

[fo_trip current, 1, de_DE]

Anregung
Wenn der berechnete Differentialstrom IDiff,EDS den berechneten Strom IKennl. (siehe Bild 6-59) überschreitet,
erfolgt eine Anregung und die interne Verarbeitung wird freigegeben. Die Anregung wird gemeldet.

Phasenwinkeldifferenz-basierte Auslösekennlinie
Die im folgenden Bild dargestellte Auslösekennlinie besteht aus 2 Teilen. Im rechten Teil (Winkelbetrag ≤ 90°)
der Kennlinie finden Sie den Fall eines inneren Erdkurzschlusses. Unter idealen Bedingungen ist bei einem
inneren Fehler der Winkel zwischen den ausgewerteten Strömen (∠(IY*, 3I0*)) gleich 0. Im rechten Bereich
der Kennlinie (innerer Fehler) ist die Auslöseschwelle für den Strom IAUS,Kennl >1.
Wenn der gemessene Strom auf der Transformatorseite nur einen sehr kleinen 3I0* Betrag ergibt, ist die
Winkeldifferenzbestimmung nicht sinnvoll. Wenn bei einem inneren Fehler ein kleiner Strom 3I0* aufgrund

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

eines Messfehlers einen Winkelfehler vortäuscht, erlaubt der erweiterte Auslösebereich eine sichere Auslö-
sung mit einem Winkeldifferenzbetrag > 90°.

[dw_ausken, 3, de_DE]

Bild 6-62 Auslösekennlinie in Abhängigkeit vom Phasenwinkel

HINWEIS

i Die in Bild 6-62 dargestellte Kennlinie stellt die Abgrenzung des Auslösebereichs mit Winkelkriterium dar.
Der erweiterte Auslösebereich ist symbolisch für 2 Bedingungen dargestellt:

• Bedingung 1: |IY*| = |3I0*|

• Bedingung 2: |IY*| = 3 ⋅ |3I0*|

Die Kennline mit |IY*| = |3I0*| stellt für diese Bedingung die Winkelgrenze des erweiterten Auslösebereiches
dar.
Bei einem äußeren Fehler mit |IY*| = |3I0*| beträgt der Phasenwinkel zwischen IY* und 3I0* ≈ 180° .
Wenn jetzt ein Messfehler den Winkel verändert und dieser Winkelfehler < 80° ist, kommt es zu keiner
Fehlauslösung. Im Bild 6-62 ist das der Bereich links von 100°.
Wenn zum Beispiel das Verhältnis |IY*| >> |3I0*| ist, wäre bei einer Winkeldifferenz von 180° theoretisch
keine Auslösung möglich. Das ist der Fall, wenn kein Fehlerstrom auf der Transformatorseite fließt und der
Strom 3I0* aufgrund eines Messfehlers zustande kommt. Mit dem erweiterten Auslösebereich werden
innere Fehler sicher abgeschaltet.

Im Falle eines äußeren Erdkurzschlusses dreht sich der aus den Leiterströmen berechnete Nullstrom um
180°. Damit ist der Phasenwinkel zwischen den Nullströmen (∠(IY*, 3I0*)) gleich ± 180°. Sie befinden sich im
linken Teil der Auslösekennlinie und erkennen einen deutlich angehobene Auslösegrenze.
Wie im Bild 6-62 angegeben, ist die Kennliniengrenze in Bezug zur Winkelangabe auf der x-Achse abhängig
von dem Verhältnis |IY*| zu |3I0*|. Wenn die Beträge unterschiedlich sind, verschiebt sich die Kennlinie.
Der Strom IWink,EDS für den Winkelentscheid wird mit nachfolgender Differenz- und Summenbildung ermittelt:
IWink,EDS = |IY* - 3I0*| - |IY* + 3I0*|

558 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Der resultierende Strom IWink,EDS ergibt sich durch die jeweiligen Fehlerbedingungen, die im folgenden Bild
illustriert sind. Bei einem inneren Fehler (Winkeldifferenz ≈ 0°) ergibt sich ein Wert für IWink,EDS, der ein nega-
tives Vorzeichen hat. Auch wenn Winkelfehler auftreten, bleibt das Vorzeichen negativ. Der IWink,EDS-Betrag
verringert sich.
Bei einem äußeren Kurzschluss (≈ 180°) ist der Wert für IWink,EDS positiv. Auch bei einem Winkelfehler bleibt der
Strom IWink,EDS positiv. Der Betrag verringert sich ebenfalls.

Die folgende Grafik verdeutlicht dies für IWink,EDS = (-Term) - (+Term).

[dw_angle-decision_for_external-faults, 1, de_DE]

Bild 6-63 Winkelentscheid bei innerem und äußerem Fehler

Damit eine Auslösung erfolgen kann, muss der Sternpunktstrom IY* den Wert IEDS,Aus erreichen. Die Kennlinie
im linken Teil des Bildes lässt sich über nachfolgende Beziehung ermitteln:
IEDS,Aus = IKennl + k · IWink,EDS
mit:
IKennl. Resultierender Anregewert aus der Anregewerterhöhung
k Faktor (fest eingestellt auf 4,05657)
Durch diesen Wert beträgt der Grenzwinkel bei |IY*| = |3I0*| genau 100°, ab diesem Winkel
ist keine Auslösung mehr möglich.

Das folgende Bild zeigt symbolisch die Beeinflussung der erweiterten Auslösung durch das unterschiedliche
Verhältnis IY* zu 3I0* (IStab,EDS wird in der Darstellung nicht berücksichtigt).

[dw_angle_trip_relationship, 1, de_DE]

Bild 6-64 Verhältnis IY* zu 3I0*

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Ab einem Verhältnis von IY* zu 3I0* > 8,2 ist eine Auslösung bei jedem Winkel möglich.

Verarbeitung von mehreren Messstellen einer Seite


Wenn an einer Seite einer Sternwicklung mehrere Messstellen vorhanden sind, wie bei einer Eineinhalb-Leis-
tungsschalter-Anwendung, erfolgt der Winkelentscheid für jede Messstelle separat. Für die Bildung des Auslö-
seentscheids wird der maximale Strom IWink,EDS verwendet.

HINWEIS

i Bei einem äußeren Fehler ist der Strom IWink,EDS immer > 0.

Das folgende Bild zeigt das Verhalten bei unterschiedlichen Fehlerbedingungen.


Beachten Sie weiterhin, dass sich der Stabilisierungsstrom (IStab,EDS) immer aus der Summe aller Ströme (Leiter-
ströme der Messstellen und des Sternpunktstromes) ergibt. Für die Anregung ist der Differenzstrom IDiff,EDS
notwendig. Dieser Differenzstrom ergibt sich aus der geometrischen Summe aller angepassten Nullströme.
Hier sind die Nullströme der abgangsseitigen Messstellen und des Sternpunktstromes gemeint.

[dw_fehler, 2, de_DE]

Bild 6-65 Verhalten bei unterschiedlichen Fehlerbedingungen

Verarbeitung einer Erdungsseite beim Spartransformator


Anstelle eines 1-phasigen Sternpunktes kann bei einem Spartransformator auch eine 3-phasige Erdungsseite
verwendet werden.

560 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

[dw_autraf, 1, de_DE]

Bild 6-66 Anschaltung einer Erdungsseite am Spartransformator

HINWEIS

i Als Bezugsstrom (IN,Seite) wird bei einem Spartransformator der größte Objektnennstrom der beiden Spart-
ransformatorseiten verwendet. In Bild 6-66 ist es der Objektnennstrom auf der 230 kV-Seite.

In diesem Fall berechnet sich der Sternpunktstrom als Summe der Leiterströme der Erdungsseite wie folgt:
IY* = kmy · (IErd,L1 + IErd,L2 + IErd,L3)
mit
kmy = INY,Wandler/IN,Seite M2
Für den Stabilisierungsstrom gilt:
IStab,EDS = |IErd,L1*| + |IErd,L2*| + |IErd,L3*| + |IM1L1*| + |IM1L2*| + |IM1L3*| + |IM2L1*| + |IM2L2*| + |IM2L3*|

HINWEIS

i Wenn sowohl der 1-phasige Sternpunkt als auch die 3-phasige Erdungsseite angeschlossen sind, verwendet
der Erdfehler-Differentialschutz nur den 1-phasigen Sternpunkt. Die 3-phasige Erdungsseite wird nicht in
die Betrachtung einbezogen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Funktionsmesswerte

Messwert Beschreibung
(_:306) I EDS,Aus Auslösegröße des Erdfehler-Differentialschutzes aus dem Winkel-
kriterium und kann im Störschrieb angezeigt werden
(_:307) I Wink.,EDS Stabilisierungsgröße (Winkelmaß) des Erdfehler-Differential-
schutzes aus dem Winkelkriterium und kann im Störschrieb
angezeigt werden
(_:311) I EDS,Aus bei Aus Auslösegröße des Erdfehler-Differentialschutzes bei AUS, wird im
Meldepuffer ausgegeben
(_:312) I wink,EDS bei Aus Stabilisierungsgröße des Erdfehler-Differentialschutzes bei AUS,
wird im Meldepuffer ausgegeben
(_:301) I Diff. Differentialstrom, kann im Störschrieb angezeigt werden
(_:302) I Stab. Stabilisierungsstrom, kann im Störschrieb angezeigt werden

Für den Erdfehler-Differentialschutz finden Sie die Messwerte unter den folgenden Menüeinträgen des
Gerätes:

• Hauptmenü → Messwerte → Funktion → Funktionsmessw. → Erdfehl.Diff.

6.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

HINWEIS

i Die Einstellgrenzen für die Schwellwerte können Sie wie folgt bestimmten (die Anpassung erfolgt automa-
tisch und eine Einstellung ist nur innerhalb des erlaubten Bereiches möglich):
Untergrenze:
Schwellwert ≥ max {0,05 I/Inenn,S ; 0,05 I/Inenn,S * Iprim Wdl max / Inenn, Schutzobjekt}
Obergrenze:
Schwellwert ≤ min {2,00 I/Inenn,S ; 100,00 I/Inenn,S * Iprim Wdl max / Inenn, Schutzobjekt}
Der Wert 0,05 I/Inenn,S ist der minimal mögliche Einstellwert und 2,00 I/Inenn,S der maximal
mögliche. Iprim,Wdl max ist der größte Wandlerstrom und Inenn,Schutzobjekt der Schutzobjekt-Nennstrom (Bezugs-
strom) 100,00 I/Inenn,S ist die obere Messgrenze.
Die Anpassung der Einstellgrenzen erfolgt automatisch. Außerdem wird eine Einstellung außerhalb dieser
Grenzen verhindert.

Nachfolgend werden typische Anwendungen für den Erdfehler-Differentialschutz beschrieben.

562 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Schutz einer starr geerdeten Sternwicklung (Y-Seite)

[dw_anster, 3, de_DE]

Bild 6-67 Anwendung Sternseite

Diese Applikation ist eine Standardanwendung. Hier werden die Leiterströme einer Seite und der Sternpunkt-
strom verarbeitet. Die Funktion liegt in der Funktionsgruppe Transformatorseite.
Nachfolgendes Bild zeigt die strukturelle Aufteilung der Funktion. Der Erdfehler-Differentialschutz erhält seine
Messgrößen von den Stromwandlern, die an die Funktionsgruppe Transformatorseite angeschlossen sind.
Der Sternpunktstrom wird über die Funktionsgruppe Transformatorsternpunkt zur Funktionsgruppe Trans-
formatorseite geführt. Der im Sternpunkt gemessene Strom Iy ist im Störschrieb (COMTRADE) um 180°
gedreht. Der Grund dafür ist, dass bei einem Holmgreen-Anschluss der Summenstrom über die Klemme
mit gerader Anschlussnummer fließt und bei einem 1-phasigem Anschluss über die Klemme mit ungerader
Anschlussnummer. Um zu SIPROTEC 4 (einschließlich Zählpfeildefinition des Erdfehler-Differentialschutzes)
kompatibel zu sein, wird in der Funktionsgruppe Transformatorsternpunkt neben der Betragsanpassung des
Sternpunktstromes auch eine Drehung der Polarität (Phasendrehung um 180°) vorgenommen.

HINWEIS

i Der Störschrieb zeichnet die Analogspuren gemäß der Anschaltung auf. Aus diesem Grunde wird der
Sternpunktstrom im Vergleich zu SIPROTEC 4 um 180° gedreht dargestellt. Der Grund dafür ist, dass bei
einem Holmgreen-Anschluss der Summenstrom über die Klemme mit gerader Anschlussnummer fließt und
bei einem 1-phasigem Anschluss über die Klemme mit ungerader Anschlussnummer.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

[dw_2wtyde, 3, de_DE]

Bild 6-68 Funktionsgruppenstrukur des Erdfehler-Differentialschutzes

Erläuterungen zum Anschluss und der Stromrichtungsdefinition


Für die SIPROTEC 5-Gerätereihe wurden einheitlich Zählpfeile und Wandleranschlüsse definiert. Diese Verein-
barungen gelten auch für die Transformatorschutzgeräte. Daraus resultiert die oben beschriebene Sonderbe-
handlung des Sternpunktstromes.
Die Stromdefinition bedeutet, dass der Strom in Richtung Schutzobjekt positiv ist. Für den 3-phasigen Strom-
wandleranschluss trifft die Darstellung in Bild 6-69 und Bild 6-70 zu. Der Summenstrom mit Holmgreen-
Anschluss wird immer mit Sternpunkt an den geraden Anschlussklemmen gebildet. Wenn ein separater IN
erfasst wird (Bild 6-70), z.B. mit Kabelumbauwandler, muss der Strom I4 den gleichen Richtungssinn wie
in Bild 6-69 mit Holmgreen haben. Das Schutzobjekt befindet sich rechts oder links vom Wandlersatz. Die
Polarität bei 3-phasigem Wandleranschluss wird mit dem Sternpunkt eingestellt (in Richtung Schutzobjekt
oder nicht). Daraus ergeben sich folgende grundsätzliche Anschaltungen.

[ti_phase_2, 4, de_DE]

Bild 6-69 Stromwandleranschluss (1) gemäß Definition

oder

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

[tileite4-260313-01.tif, 4, de_DE]

Bild 6-70 Stromwandleranschluss (2) gemäß Definition

Für den Transformator wurde nachfolgender Anschluss gemäß Bild 6-71 definiert. Gleichzeitig ist der Strom-
fluss für einen äußeren Erdkurzschluss eingetragen. Man erkennt, dass die sekundären Ströme jeweils aus
dem Gerät hinaus fließen. Damit würde sich gemäß der Zählpfeildefinition für den Erdfehler-Differentialschutz
(positiv zum Schutzobjekt) bei einem äußeren Erdkurzschluss ein Differenzstrom (IDiff,EDS = |IY + IL1 + IL2 + IL3|
= | -I4 - I3|) ergeben. Um das zu vermeiden, wird der Sternpunktstrom in der Funktionsgruppe Transformator-
sternpunkt gedreht. Damit gilt: IDiff, EDS = |I4 – I3| = 0.

[dw_stwnas, 2, de_DE]

Bild 6-71 Stromwandleranschluss am Transformator

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Aufgrund der Definition erfolgt die Einstellung der 1-phasigen Messstelle wie folgt:

[scedsall-200214-01, 1, de_DE]

Bild 6-72 DIGSI 5 Einstellung

Im Bild 6-71 beschreibt der Punkt die Polarität der Stromwandler. Gleichzeitig ist die Stromklemme so ausge-
führt, dass diese Seite an einem ungeradzahligen Klemmpunkt herausgeführt ist. Da im SIPROTEC 5-System
jeder Stromwandler einer 1-phasigen Messstelle zugeordnet werden kann, sind im Einstellparameter die
ungeradzahligen Klemmpunkte genannt. Gemäß Bild 6-71 muss die Einstellung ja sein.

• Voreinstellung (_:115) Klemme 1,3,5,7 in Rtg.Obj. = ja


Die Polarität beim 3-phasigen Wandleranschluss wird zur Orientierung des Sternpunktes immer auf die Seite
der geraden Anschlussklemmen parametriert.

Schwellwert
Zur Ableitung des Schwellwertes kann nachfolgende Betrachtung herangezogen werden. Der Transformator
wird beispielhaft über die Dreieckswicklung gespeist und auf der Sternseite tritt ein 1-poliger Erdkurzschluss
auf.

HINWEIS

i Beachten Sie zur Abschätzung des Kurzschlussstromes, dass sich die Induktivität quadratisch mit der
Windung und die Spannung linear ändern.

Der rechte Teil im folgenden Bild stellt die Fehlerströme als Funktion des Fehlerortes dar. Der Fehlerstromver-
lauf IF1 zeigt, dass der Längsdifferentialschutz bei Fehlern in Sternpunktnähe wegen des absinkenden Stroms
Empfindlichkeitsprobleme hat. Dagegen ist der Sternpunktstrom IF2 ausreichend groß. Somit gibt es keinen
Zwang, den Schwellwert (Strom durch den Sternpunktwandler) empfindlich einzustellen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

[dw_f1pole, 2, de_DE]

Bild 6-73 Prinzipielle Fehlerstromverläufe beim 1-poligen Erdkurzschluss

• Empfohlener Einstellwert (_:103) Schwellwert = 0,2 I/Inenn,S


Bei der Einstellung müssen die oben genannten Einstellgrenzen eingehalten werden. Für das folgende Beispiel
gilt:

[fo_schwe1, 1, de_DE]

Mit den Daten aus Bild 6-67 ergibt sich nachfolgender unterer Grenzwert:

[fo_schwe2, 1, de_DE]

Der empfohlene Einstellwert von 0,2 I/Inenn,S liegt darüber.

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Steigung = 0,07


Mit dem Parameter Steigung stabilisieren Sie die Schutzfunktion bei äußeren mehrpoligen Kurzschlüssen
gegen Erde. Um den Einstellwert zu ermitteln, darf bis zum Nennstrom keine Anregewerterhöhung eintreten.
Danach muss die Steigung wirken. Zur Ableitung der Steigung wird angenommen, dass die Verlängerung der

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Geraden durch den Koordinatenursprung gehen muss (siehe Bild 6-74). Ermitteln Sie den Schnittpunkt aus
dem Schwellwert und dem Stabilisierungsstrom bei Nennstrom. Berechnen Sie die Steigung wie folgt:

[fo_stbref, 2, de_DE]

[dw_steiga, 3, de_DE]

Bild 6-74 Ableitung des Einstellwertes für die Steigung

Wenn Sie mehrere Messstellen an einer Abgangsseite (siehe Bild 6-65) haben, so empfiehlt Siemens, für den
Stabilisierungsstrom bei der Schnittpunktberechnung den Wert 3 I/Inenn,S zu verwenden. Im Lastfall fließt der
maximale Transformatornennstrom auf einer Seite.
Wenn dagegen mehrere Messstellen auf der Einspeiseseite (z.B. Eineinhalb-Leistungsschalter-Anwendung)
sind, so empfiehlt Siemens, alle Leiterströme in die Stabilisierung bei der Schnittpunktberechnung einzube-
ziehen, um eine zu starke Stabilisierung zu vermeiden. Bei 2 Messstellen ergibt sich ein Wert von 6 I/Inenn,S
als Schnittpunkt mit dem Schwellwert. Der Anstieg wird flacher (0,2 I/Inenn,S / 6 I/Inenn,S ≈ 0,03).

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6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Schutz eines Spartransformators

[dw_sp_tran, 2, de_DE]

Bild 6-75 Anschaltung und Anwendungsbeispiel Spartransformator (500 MVA: 400 kV, 230 kV;
125 MVA: 34,5 kV)

(1) Basismodul
(2) Erweiterungsmodul

Bei einem Spartransformator wird zur Normierung der höchste Seitennennstrom verwendet. Im Beispiel
(Bild 6-75) ist es die Messstelle M2 (230 kV-Seite). Für diese Seite ergibt sich ein Nennstrom von 500 MVA/(√
(3) · 230 kV) = 1255 A. Der primäre Wandlernennstrom ist 1500 A. Damit können Sie den minimal zulässigen
Anregewert berechnen.

[fo_scwe01, 1, de_DE]

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Siemens empfiehlt den Einstellwert 0,2 I/Inenn,S.

• Empfohlener Einstellwert (_:103) Schwellwert = 0,2 I/Inenn,S


Zur Ermittlung der Steigung muss der Stabilisierungsstrom von beiden Seiten (400 kV und 230 kV) herange-
zogen werden. Als Startwert für die Steigung wird der Nennstrom herangezogen. Da die Seite 2 (230 kV) die
Bezugsseite für die Normierung ist, muss der Wert der 400-kV-Seite an diesen Nennstrom angepasst werden.
Der Anpassfaktor ergibt sich aus dem inversen Übersetzungsverhältnis (230 kV/400 kV). In die Berechnung
geht folgender Stabilisierungsstrom ein:

[fo_stbrst, 2, de_DE]

Siemens empfiehlt den Einstellwert 0,07.

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Steigung = 0,07

Schutz einer widerstandsgeerdeten Sternwicklung (Y-Seite)

[dw_ref_spa, 1, de_DE]

Bild 6-76 Anwendung bei widerstandsgeerdetem Sternpunkt

Mit den Beispieldaten aus Bild 6-76 lassen sich die Anregewerte ableiten. Als Seitennennstrom ergibt sich:
140 MVA/(√3 · 20 kV) = 4042 A

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Als Untergrenze ergibt sich nachfolgender Schwellwert:

[fo_schwe3, 1, de_DE]

Damit die Funktion empfindlich ist, wählen Sie einen Einstellwert von 0,08 I/Inenn,S.

• Empfohlener Einstellwert (_:103) Schwellwert = 0,08 I/Inenn,S


Als Steigung ergibt sich:

[fo_steig1, 2, de_DE]

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Steigung = 0,03


Durch den Erdungswiderstand RE ergibt sich ein reduzierter Schutzbereich. Dieser kann wie folgt abgeschätzt
werden: Der Erdungswiderstand ist viel größer als die Wicklungsreaktanz, damit ergibt sich folgender maxi-
maler Erdstrom:
IEmax = 20 kV/(√3 · 12 Ω) = 962 A
Aus dem Einstellwert können Sie den minimalen Auslösestrom ermitteln:
IEmin = Seitennennstrom * Schwellwert = 4042 A · 0,08 = 323 A
Damit ergibt sich nachfolgender Schutzbereich:

[fo_schwe4, 1, de_DE]

Der erzielbare Schutzbereich beträgt ca. 66,4 %. Um in Sternpunktnähe Erdfehler zu erfassen, wird zusätzlich
empfohlen, an den Sternpunktwandler einen empfindlichen Erdstromschutz anzuschließen. Dessen Auslöse-
zeit müssen Sie mit dem Netzschutz koordinieren.

HINWEIS

i Beachten Sie, dass sich der Schutzbereich bei größeren Sternpunktwiderständen weiter einschränkt oder
der Erdfehler-Differentialschutz nicht mehr eingesetzt werden kann.

Schutz mit Sternpunktbildner an der Dreieckseite


Zur Erzeugung von Erdströmen auf der Dreiecksseite eines Transformators werden Sternpunktbildner (Zick-
Zack-Drossel) eingesetzt. Weiterhin kann ein Widerstand zur Erdstrombegrenzung vorhanden sein. Der Wider-
stand ist dabei um ein Vielfaches größer als die Drossel- und Dreiecksreaktanz des Transformators. Eine
typische Ausführung zeigt das folgende Bild. Der Erdfehler-Differentialschutz wirkt zwischen abgangsseitigen
Leiterstromwandlern und dem Stromwandler im Sternpunkt des Sternpunktbildners.
Im Beispiel ist zusätzlich der Fehlerstromverlauf beim Erdfehler in einer Dreieckswicklung dargestellt. Zu sehen
ist auch der Fehlerort, in dem der geringste Fehlerstrom fließt. Dieser Strom beeinflusst die Schutzeinstellung.

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6.4 Erdfehler-Differentialschutz

[dw_strpkt, 1, de_DE]

Bild 6-77 Anwendung mit Sternpunktbildner

Als Seitennennstrom ergibt sich:


140 MVA/(√3 · 34,5 kV) = 2343 A
Damit können Sie die Untergrenze für den Schwellwert bestimmen:

[fo_schwe5, 1, de_DE]

Wenn der Fehler in der Wicklungsmitte ist, tritt wie in Bild 6-77 eingezeichnet, der minimale Erdstrom auf. Die
treibende Spannung ist:
UEmin = Unenn,S2/(2 √3) = 34,5 kV/(2 √3) = 9,96 kV
Als minimaler Erdstrom ergibt sich:
IEmin = UEmin/RE = 9,96 kV/19,05 Ω = 523 A
Bezogen auf den Seitennennstrom ist das Verhältnis:
IEmin/Inenn,S = 523 A/2343 A = 0,223
Mit einem Sicherheitsfaktor von 2 ergibt sich 0,223/2 = 0,1115. Wählen Sie diesen Wert als Schwellwert
(aufgerundet: 0,12 I/Inenn,S).

• Empfohlener Einstellwert (_:103) Schwellwert = 0,12 I/Inenn,S


Als Steigung ergibt sich:

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

[fo_steig2, 2, de_DE]

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Steigung = 0,04

Schutz einer Querdrossel

[dw_anquer, 2, de_DE]

Bild 6-78 Anwendung mit Sternpunktbildner

Als Seitennennstrom ergibt sich:


10 MVA/(√3 · 132 kV) = 43,7 A
Damit können Sie die Untergrenze für den Schwellwert bestimmen:

[fo_schwe6, 1, de_DE]

Wählen Sie als Schwellwert 0,35 I/Inenn,S.

• Empfohlener Einstellwert (_:103) Schwellwert = 0,35 I/Inenn,S


Durch den Schutzbereich der Querdrossel fließen keine Fehlerströme, die zu einer Stromwandlersättigung
führen können. Deshalb ist für die Kennlinie auch kein erhöhter Wert für die Stabilisierung notwendig (Para-
meter (_:11041:100) Steigung 1). Sie können die Auslösekennlinie sehr flach einstellen, da es keine
transienten Fehler durch Magnetisierung, Transformatorstufenschalter oder Wandlerfehler gibt. Siemens
empfiehlt einen minimalen Anstieg von 0,05.

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Steigung = 0,05

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.4 Erdfehler-Differentialschutz

6.4.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Erdfehl.Diff.#
_:1 Erdfehl.Diff.#:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Erdfehl.Diff.#:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:103 Erdfehl.Diff.#:Schwellwert 0,05 I/InObj bis 2,00 I/InObj 0,20 I/InObj
_:105 Erdfehl.Diff.#:Steigung 0,00 bis 0,95 0,07
_:109 Erdfehl.Diff.#:Auslöseverzö- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
gerung
_:191 Erdfehl.Diff.#:Referenzseite • nicht zugeordnet nicht zugeordnet
ist
• Seite 1
• Seite 2
• Seite 3
• Seite 4
• Seite 5
_:151 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 1 0 bis 100 0
Mp3ph 1
_:152 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 1 0 bis 100 0
Mp3ph 2
_:153 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 1 0 bis 100 0
Mp3ph 3
_:154 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 1 0 bis 100 0
Mp3ph 4
_:156 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 2 0 bis 100 0
Mp3ph 1
_:157 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 2 0 bis 100 0
Mp3ph 2
_:158 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 2 0 bis 100 0
Mp3ph 3
_:159 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 2 0 bis 100 0
Mp3ph 4
_:161 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 3 0 bis 100 0
Mp3ph 1
_:162 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 3 0 bis 100 0
Mp3ph 2
_:163 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 3 0 bis 100 0
Mp3ph 3
_:164 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 3 0 bis 100 0
Mp3ph 4
_:166 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 4 0 bis 100 0
Mp3ph 1
_:167 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 4 0 bis 100 0
Mp3ph 2
_:168 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 4 0 bis 100 0
Mp3ph 3

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6.4 Erdfehler-Differentialschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:169 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 4 0 bis 100 0
Mp3ph 4
_:171 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 5 0 bis 100 0
Mp3ph 1
_:172 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 5 0 bis 100 0
Mp3ph 2
_:173 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 5 0 bis 100 0
Mp3ph 3
_:174 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Seite 5 0 bis 100 0
Mp3ph 4
_:185 Erdfehl.Diff.#:MU-ID Mp1ph 0 bis 100 0

6.4.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Erdfehl.Diff.#
_:82 Erdfehl.Diff.#:>Blockierung Funktion SPS I
_:54 Erdfehl.Diff.#:Nicht wirksam SPS O
_:52 Erdfehl.Diff.#:Zustand ENS O
_:53 Erdfehl.Diff.#:Bereitschaft ENS O
_:55 Erdfehl.Diff.#:Anregung ACD O
_:57 Erdfehl.Diff.#:Auslösung ACT O
_:303 Erdfehl.Diff.#:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:305 Erdfehl.Diff.#:Blockierung durch WIK SPS O
_:306 Erdfehl.Diff.#:I EDS,Aus MV O
_:307 Erdfehl.Diff.#:I Wink.,EDS MV O
_:311 Erdfehl.Diff.#:I EDS,Aus bei Aus MV O
_:312 Erdfehl.Diff.#:I wink,EDS bei Aus MV O
_:301 Erdfehl.Diff.#:I Diff. MV O
_:302 Erdfehl.Diff.#:I Stab. MV O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

6.5.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) (ANSI 21/21 N):

• Ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Leitungen und Kabel in radialen,
ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen

• Dient als Reserveschutz für Sammelschienen, Transformatoren und weitere Leitungen

• Arbeitet nur in Netzen mit geerdetem Sternpunkt

• Ist für den Einsatz in allen Spannungsebenen geeignet


Unter extremen Bedingungen können Lastströme und hohe Fehlerwiderstände die Selektivität beeinflussen.
Der Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) vermindert den ungünstigen Einfluss von hohen Fehlerwi-
derständen bei hoher Last. Wenn das Netz Inhomogenitäten aufweist, z.B. unterschiedliche Impedanzwinkel
der Einspeisungen, kann das die Reichweite des Distanzschutzes beeinflussen. Die Reaktanzmethode kompen-
siert diesen Einfluss mit einstellbaren Kompensationswinkeln.

6.5.2 Struktur der Funktion

Die Funktion RMD kann in Funktionsgruppen eingefügt werden, die Spannungs- und Strommesswerte sowie
Leitungsparameter zur Verfügung stellen.
Die Funktion RMD besteht aus folgenden Blöcken:

• Allgemein

• Erdfehlererkennung

• Adaptive Schleifenauswahl

• Distanzzonen (Polygonkennlinie vorkonfiguriert)

• AWE-Zone (nicht vorkonfiguriert)

• Richtungsbestimmung

• Ausgangslogik
Die Funktion RMD ist mit 4 Zonen vorkonfiguriert. Die Zonen sind identisch aufgebaut. In der Funktion RMD
können maximal 16 Zonen mit Polygonkennlinie und 16 Zonen mit MHO-Kennlinie gleichzeitig betrieben
werden.

576 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dwstrdisrmd, 2, de_DE]

Bild 6-79 Struktur/Einbettung der Funktion

Arbeitsweise
Die Funktion RMD überwacht die Leiterströme. Wenn die Leiterströme den eingestellten Mindestleiter-
strom I> überschreiten, werden die Impedanzen der 3 Leiter-Leiter-Schleifen und der Mitsystemschleife
(Leiter-Leiter-Leiter) berechnet.
Die Erdfehlererkennung stellt fest, ob ein Fehler mit Erdberührung vorliegt. Wenn ein Erdfehler erkannt
wurde, werden zusätzlich die Impedanzen der Leiter-Erde-Schleifen berechnet.
Die berechnete Impedanz wird in die Auslösekennlinie (Polygonkennlinie) der Zonen eingeordnet. Bei langen,
hochbelasteten Leitungen besteht die Gefahr, dass die Mitsystemimpedanz in die Auslösekennlinie des
Distanzschutzes hineinragt. Für diesen Fall kann ein Lastausschnitt eingestellt werden, der Fehlanregungen
durch Überlast ausschließt. Die Beschreibung der Parameter finden Sie im Kapitel6.5.3 Anwendungs- und
Einstellhinweise - Allgemeine Parameter.
Für alle angeregten Schleifen wird anschließend die Richtung bestimmt. Die adaptive Schleifenauswahl stellt
fest, welche Schleifen tatsächlich ausgewählt werden und welche Schleifen innerhalb der Auslösekennlinien
der Zonen liegen (Schleifenanregung). Alle anderen Schleifen werden von der adaptiven Schleifenauswahl
nicht berücksichtigt. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel 6.5.6 Adaptive Schleifenauswahl.
Für die angeregten Schleifen startet die Verzögerungszeit in der Zonenlogik. Die Zonenlogik bildet die Anrege-
und Auslösesignale der Schleifen und Phasen für die Zone. Die Ausgangslogik verarbeitet die Anrege- und
Auslösesignale der Zonen und bildet die Anrege- und Auslösesignale des Distanzschutzes.

Erdfehlererkennung
Die Erdfehlererkennung prüft, ob ein Fehler mit Erdbeteiligung vorliegt. Wenn ein Fehler mit Erdbeteiligung
vorliegt, werden die Messschleifen für Leiter-Erde freigegeben.
Für die Erdfehlererkennung stehen folgende Kriterien zur Verfügung:

• Überwachung des Nullstroms 3I0

• Überwachung der Nullspannung U0

Strom- und Spannungskriterien ergänzen sich (siehe Bild 6-80). Wenn das Verhältnis von Nullimpedanz zu
Mitimpedanz größer ist, nimmt die Nullspannung zu. Wenn das Verhältnis von Nullimpedanz zu Mitimpedanz
klein ist, nimmt der Erdstrom zu.
Wenn ein Leiterstrom zur Stromwandlersättigung führt, muss das Spannungskriterium für die Erdfehlererken-
nung erfüllt sein. Die ungleichmäßige Sättigung der Stromwandler kann zu einem unerwünschten sekundären
Nullstrom führen, ohne dass ein primärer Nullstrom fließt. Die automatische Abfrage des Spannungskriteriums
bei einer Stromwandlersättigung verhindert unerwünschte Erdfehlererkennungen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Die Erdfehlererkennung allein führt nicht zur Generalanregung des Distanzschutzes, sondern steuert nur die
weiteren Anregemodule. Die Erdfehlererkennung wird auch nicht allein gemeldet.

[logroundfault RMD, 1, de_DE]

Bild 6-80 Logik der Erdfehlererkennung

Distanzzonen
Für jede Zone ist eine Auslösekennlinie in der R-X-Ebene definiert. Folgende Auslösekennlinien sind verfügbar:

• Polygonkennlinie
Sie können die Zonen als Basis- oder Erweitert-Zone einstellen. Mit der Einstellung Erweitert stehen
Ihnen in der Zone zusätzliche Parameter zur Verfügung. Dadurch können Sie die Zone besser an die
spezifischen Verhältnisse anpassen. Die Beschreibung finden Sie im Kapitel 6.5.8.3 Anwendungs- und
Einstellhinweise.

• MHO-Kennlinie
Die Beschreibung finden Sie ab Kapitel 6.5.9.1 Beschreibung.

Richtungsbestimmung
Sie können für jede Zone definieren, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet arbeiten soll.
Für gerichtete Zonen definieren Sie den Richtungssinn in der R-X-Ebene. Bei der Einordnung der Impedanz-
zeiger in die R-X-Ebene wird zusätzlich die Richtung ausgewertet.
Die Beschreibung der Richtungsbestimmung finden Sie im Kapitel 6.5.7 Richtungsbestimmung.

Adaptive Schleifenauswahl
Die Funktion RMD arbeitet mit einer adaptiven Schleifenauswahl. Verschiedene Schleifenauswahlkriterien
werden parallel abgearbeitet und gewichtet. Die Beschreibung und die Eigenschaften der verschiedenen
Kriterien finden Sie im Kapitel 6.5.6 Adaptive Schleifenauswahl.

Ausgangslogik
Die Ausgangslogik der Funktion RMD verknüpft die Ausgangsmeldungen der Zonen. Die Ausgangslogik bildet
die Sammelanrege- und -auslösemeldungen der Funktion. Die Beschreibung der Ausgangslogik finden Sie im
Kapitel 6.5.10 Ausgangslogik des Distanzschutzes.

6.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise - Allgemeine Parameter

Im Funktionsblock Allgemein der Funktion RMD stellen Sie folgende Parameter ein. Die Einstellwerte sind für
alle Zonen des Distanzschutzes gültig.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Parameter: Start der Zonenzeiten

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:110) Start der Zonenzeiten = mit Dis G-Anregung


Mit dem Parameter Start der Zonenzeiten legen Sie fest, zu welchem Zeitpunkt die Verzögerungszeiten
der Zonen gestartet werden.
Parameterwert Beschreibung
mit Dis G-Anregung Wenn die Verzögerungszeiten aller Zonen zeitgleich starten sollen, wählen
Sie diese Einstellung. Wenn die Fehlerart oder die Messschleifenauswahl
wechseln, laufen alle Verzögerungszeiten gemeinsam weiter.
Siemens empfiehlt diese Einstellung.
m. Zonen-Anregung Die Verzögerungszeit der Zone startet bei Anregung der Zone.
Wenn Sie die Funktion mit anderen Distanz- oder Überstromzeit-Schutzfunk-
tionen koordinieren müssen, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Schwellwert U0>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:102) Schwellwert U0> = 1,667 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> legen Sie die Nullsystem-Spannungsgrenze für die Erdfehlererken-
nung fest.
Bei Erdkurzschlüssen im geerdeten Netz ist eine Nullspannung vorhanden. Die Nullspannung nimmt mit
zunehmender Entfernung zwischen Fehlerort und Messstelle ab. Siemens empfiehlt, den Voreinstellwert von
1,667 V beizubehalten. Wenn durch Netzunsymmetrien während des Betriebs größere Nullspannungen
auftreten können, erhöhen Sie den Voreinstellwert.

Parameter: Parallelleitungskomp.

• Voreinstellwert: (_:2311:105) Parallelleitungskomp. = nein


Mit dem Parameter Parallelleitungskomp. legen Sie fest, ob Sie bei Doppelleitungen den Einfluss der
Koppelimpedanz auf die Schleifenimpedanz berücksichtigen wollen oder nicht.

HINWEIS

i Nur wenn der Erdstrom der Parallelleitung in der Funktionsgruppe Leitung verfügbar ist, sehen Sie den
Parameter Parallelleitungskomp.. Verbinden Sie dazu in DIGSI 5 die Messstelle I-1ph (Erdstrom der
Parallelleitung) mit der Funktionsgruppe Leitung.

Parameter: Mindestleiterstrom I>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Mindestleiterstrom I> = 0,100 A


Stellen Sie den Parameter Mindestleiterstrom I> sehr empfindlich ein (10 % von Inenn). Wenn der
Mindestleiterstrom überschritten wird, berechnet der Distanzschutz die Impedanz. Durch die empfindliche
Einstellung stellen Sie die Reservefunktion des Distanzschutzes bei Fernfehlern in anderen Abzweigen sicher.
Wenn der Mindestleiterstrom bei einigen Kurzschlüssen – bedingt durch die Netzverhältnisse – nicht über-
schritten wird, müssen Sie spezielle Maßnahmen für die schwache Einspeisung ergreifen. Siemens empfiehlt,
die Voreinstellung Mindestleiterstrom I> = 0,10 A zu verwenden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 579
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

HINWEIS

i Wenn Sie in einer Zone den Parameter Zoneneinstellungen = Basis eingestellt haben, arbeitet die
Zone mit folgenden Parametern der Funktion (aus dem Funktionsblock Allgemein):

• (_:2311:130) RF (L-E)

• (_:2311:131) RF (L-L)

• (_:2311:132) Ersatz für IF

• (_:2311:134) Komp.winkel Nullsystem

• (_:2311:135) Komp.winkel Gegensys.

• (_:2311:145) Delta Dist. Charakt. Wink.


Die Beschreibung der Parameter finden Sie im Kapitel 6.5.8.3 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Parameter: Lastausschnitt

• Voreinstellwert (_:2311:106) Lastausschnitt = nein


Mit dem Parameter Lastausschnitt legen Sie fest, ob Sie einen Lastausschnitt aus der Auslösekennlinie
in der R-X-Ebene ausschneiden wollen oder nicht. Sie können den Lastausschnitt für beide Richtungen,
vorwärts oder rückwärts einstellen.

Lastausschnitt
Nur wenn Sie den Parameter (_:2311:106) Lastausschnitt = vorwärts, rückwärts oder beide Rich-
tungen einstellen, sind die Lastausschnitt-Parameter sichtbar.
Mit folgenden Parametern stellen Sie den Lastausschnitt ein:

• Voreinstellung (_:2311:107) R Lastausschnitt = 2,500 Ω

• Voreinstellung (_:2311:108) Winkel Lastausschnitt = 45,0°


Der Lastausschnitt gilt nur für die Mitsystemschleife (Leiter-Leiter-Leiter-Schleife).
In der Impedanzebene muss der Lastbereich vom Auslösebereich der Distanzzone ausgeschlossen werden. Die
Zone darf nur unter Fehlerbedingungen und nicht bei Lastbedingungen ansprechen. Berechnen Sie für die
spezifische Anwendung die kleinste Lastimpedanz und den größten Lastimpedanzwinkel bei Starklast (siehe
folgendes Beispiel).

[dwlastke-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-81 Lastausschnitt wirkt nur auf Mitsystemschleife

Der R-Wert wird etwas kleiner eingestellt (ca. 10 %) als die minimal zu erwartende Lastimpedanz. Die mini-
male Lastimpedanz ergibt sich bei maximalem Laststrom und minimaler Betriebsspannung.

580 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

BEISPIEL

Berechnung der Lastausschnitt-Parameter bei symmetrischen Lastverhältnissen


110-kV-Freileitung 150 mm2 mit folgenden Daten:
Maximal übertragbare Leistung
Pmax = 100 MVA
Imax = 525 A
Minimale Betriebsspannung
Umin = 0,9 Unenn
Stromwandler 600 A/5 A
Spannungswandler 110 kV/0,1 kV

Die primäre minimale Lastimpedanz berechnen Sie wie folgt:

[fo_ltber1-210514, 1, de_DE]

Die sekundäre minimale Lastimpedanz beträgt:

[fo_ltber2-210514, 1, de_DE]

Mit einem Sicherheitsabstand von 10 % ergeben sich bei der Einstellung der Primär- und Sekundärgrößen
folgende Einstellwerte:
Primär: R Lastausschnitt = 0,9 ⋅108,9 Ω = 98 Ω oder
Sekundär: R Lastausschnitt = 0,9 ⋅11,9 Ω = 10,7 Ω

Stellen Sie den Öffnungswinkel des Lastausschnitts (Parameter Winkel Lastausschnitt) größer ein (ca.
5°) als der maximal auftretenden Lastwinkel (entsprechend dem minimalen Leistungsfaktor cos φ).

BEISPIEL
Minimaler Leistungsfaktor bei Starklast cos φ = 0,8
φmax = 36,9°
Einstellwert Winkel Lastausschnitt = φmax + 5° = 41,9°
Weitere Einstellhinweise finden Sie im Anwendungsbeispiel ab Kapitel 6.5.11.1 Übersicht.

HINWEIS

i Nur wenn Sie mit MHO-Kennlinien arbeiten, sind folgende Parameter sichtbar:

• Speicherpolarisation(L-L)

• Kreuzpolarisation (L-L)
Die Parameter sind für alle MHO-Zonen gültig!

Parameter: Speicherpolarisation(L-L)

• Voreinstellwert (_:2311:112) Speicherpolarisation(L-L) = 15,0 %


Mit dem Parameter Speicherpolarisation(L-L) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer gespei-
cherten Spannung für Leiter-Leiter-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Kennlinie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, stellen Sie den Parameter Speicherpolarisation(L-L) auf 0,0 %.

Parameter: Kreuzpolarisation (L-L)

• Voreinstellwert (_:2311:114) Kreuzpolarisation (L-L) = 15,0 %


Mit dem Parameter Kreuzpolarisation (L-L) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer fehler-
fremden Spannung für Leiter-Leiter-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-
Kennlinie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, stellen Sie den Parameter Kreuzpolarisation (L-L) auf 0,0 %.

6.5.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:110 Allgemein:Start der • m. Zonen-Anregung mit Dis G-Anre-
Zonenzeiten gung
• mit Dis G-Anregung
_:2311:102 Allgemein:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 1,667 V
U0>
_:2311:105 Allgemein:Parallellei- • nein nein
tungskomp.
• ja
_:2311:101 Allgemein:Mindestleiter- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 4,000 A 0,100 A
strom I> 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 20,000 A 0,500 A
_:2311:130 Allgemein:RF (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:2311:131 Allgemein:RF (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:2311:132 Allgemein:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:2311:134 Allgemein:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Nullsystem
_:2311:135 Allgemein:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:2311:136 Allgemein:Delta Dist. 0,00 ° bis 80,00 ° 0,00 °
Charakt. Wink.
_:2311:106 Allgemein:Lastausschnitt • nein nein
• beide Richtungen
• vorwärts
• rückwärts
_:2311:107 Allgemein:R Lastaus- 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
schnitt 5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:2311:108 Allgemein:Winkel Last- 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
ausschnitt

582 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

6.5.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
_:4501:301 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L1E ACD O
_:4501:302 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L2E ACD O
_:4501:303 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L3E ACD O
_:4501:304 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L12 ACD O
_:4501:305 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L23 ACD O
_:4501:306 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L31 ACD O

6.5.6 Adaptive Schleifenauswahl

In Netzen mit wirksam oder niederohmig geerdetem Sternpunkt ist jede Berührung eines Leiters mit Erde ein
Kurzschluss. Die nächstgelegene Schutzeinrichtung muss den Fehler sofort abschalten.
Beim Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) werden 7 Leiterschleifen berechnet (3 L-E-Schleifen, 3 L-L-
Schleifen, 1 Mitsystemschleife). Dabei beeinflussen die Kurzschlussströme und -spannungen der kurzschluss-
behafteten Leiter auch die Impedanzen der fehlerfreien Schleifen. Bei einem Fehler L1-E zum Beispiel, beein-
flusst der Kurzschlussstrom im Leiter L1 auch die Messwerte in den Messschleifen L1-L2, L3-L1 und L1-L2-L3.
Der Erdstrom wird auch in den Schleifen L2-E und L3-E gemessen. Zusammen mit fließenden Lastströmen
resultieren in den fehlerfremden Schleifen sogenannte Scheinimpedanzen, die nichts mit der wirklichen
Fehlerentfernung zu tun haben.
Diese Scheinimpedanzen der fehlerfreien Schleifen sind typischerweise größer als die Fehlerimpedanz der
Kurzschlussschleife. Die fehlerfreien Schleifen erhalten nur einen Teil des Kurzschlussstromes und immer eine
größere Spannung als die fehlerbehaftete Schleife.
Bei Doppelerdkurzschlüssen regen im Allgemeinen 2 Leiter-Erde-Schleifen an. Wenn beide Erdkurzschlüsse in
der gleichen Richtung liegen, kann das auch zu einer Anregung der zugehörigen Leiter-Leiter-Schleife führen.
Bei einer symmetrischen Last und 3-poligen Fehlern wird die Mitsystemschleife (Leiter-Leiter-Leiter-Schleife)
ausgewertet. In diesem Fall wird die Anregung über die 3 Leiter-Leiter-Schleifen gemeldet. Wenn ein Fehler
mit Erdberührung erkannt wird, werden auch die Leiter-Erde-Schleifen ausgewertet.
Die Funktion RMD arbeitet mit einer adaptiven Schleifenauswahl. Verschiedene Schleifenauswahlkriterien
werden parallel abgearbeitet und gewichtet. Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Kriterien und ihre
Eigenschaften:
Kriterium Eigenschaft
Stromhöhe Das Kriterium basiert auf der Annahme, dass bei einem Kurzschluss der
Strom in den kurzschlussbehafteten Schleifen ansteigt. Dabei gibt das
Verhältnis aus Stromeffektivwert und Nennstrom Aufschluss über die Kurz-
schlussart.
Spannungshöhe Das Kriterium basiert auf der Annahme, dass bei einem Kurzschluss die
Spannung in den kurzschlussbehafteten Schleifen einbricht. Dabei gibt das
Verhältnis aus Spannungseffektivwert und Nennspannung Aufschluss über
die Kurzschlussart.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Kriterium Eigenschaft
Delta-Stromhöhe Bei diesem Kriterium werden die sogenannten Deltagrößen der Ströme
herangezogen. Folgende Deltagrößen werden gebildet:

• Differenz aus dem aktuellen Effektivwert und einem gespeicherten


Wert
• Differenz aus dem aktuellen Momentanwert und dem vor einer Nomi-
nalperiode zurückliegenden Momentanwert
• Differenz aus momentanen Zeigerwerten und einem gespeicherten
Wert
Die Höhe der berechneten Deltagrößen gibt Aufschluss über die Kurz-
schlussart.
Delta-Spannungshöhe Bei diesem Kriterium werden die sogenannten Deltagrößen der Spannungen
herangezogen. Folgende Deltagrößen werden gebildet:

• Differenz aus dem aktuellen Effektivwert und einem gespeicherten


Wert
• Differenz aus dem aktuellen Momentanwert und dem vor einer Nomi-
nalperiode zurückliegenden Momentanwert
• Differenz aus momentanen Zeigerwerten und einem gespeicherten
Wert
Die Höhe der berechneten Deltagrößen gibt Aufschluss über die Kurz-
schlussart.
Impedanz Das Kriterium berechnet Impedanzen für alle Fehlerschleifen. Dabei gibt das
Verhältnis aus dem niedrigsten Impedanzwert und der jeweils berechneten
Schleifenimpedanz Aufschluss über die Kurzschlussart.
Symmetrische Komponenten Das Kriterium basiert auf den symmetrischen Komponenten. Das Verhältnis
zwischen Null-, Gegen- und Mitsystemzeiger gibt Aufschluss über die Kurz-
schlussart.
Sprungerkennung Das Kriterium ist ein logisches Kriterium, das Strom- und Spannungs-
sprünge als Eingangsgrößen hat. Anhand einer logischen Verknüpfung der
vorhandenen Strom- und Spannungssprünge wird auf die Kurzschlussart
geschlossen.

Das Überprüfen der Schleifen mit der adaptiven Schleifenauswahl sichert zuverlässig die Selektivität. Die
von den Kriterien ausgewählte Schleife führt nur dann zu einer Anregung, wenn die Schleifenimpedanz im
Anregebereich liegt.
Hierdurch werden auf der einen Seite fehlerfremde Scheinimpedanzen eliminiert, gleichzeitig aber auch
unsymmetrische Mehrphasenfehler und Mehrfachfehler richtig erfasst. Die als gültig gefundenen Schleifen
werden in Phaseninformationen umgesetzt. Dadurch wird die Anregung phasenselektiv gemeldet.

6.5.7 Richtungsbestimmung

Für die Bestimmung der Kurzschlussrichtung wird für jede Schleife ein Impedanzzeiger herangezogen. Die
Kurzschlussrichtung wird mit verschiedenen Verfahren bestimmt. Die Verfahren werden parallel abgearbeitet
und gewichtet. Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Eingangsgrößen der Verfahren und ihre Eigen-
schaften:

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Eingangsgrößen für die Rich- Eigenschaft


tungsbestimmung
Kurzschlussgetreue, aktuelle Diese Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem aktuellen Span-
Spannung nungszeiger und dem aktuellen Stromzeiger.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das
Verfahren funktioniert bei allen Kurzschlussarten und ist schleifenselektiv.
Kurzschlussgetreue, gespei- Das Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem gespeicherten Span-
cherte Spannung nungszeiger und dem aktuellen Stromzeiger. Dabei wird der an die aktuelle
Phasenlage angepasste Spannungszeiger verwendet.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Sie
wird bevorzugt bei serienkompensierten Netzen angewendet. Das Verfahren
funktioniert bei allen Kurzschlussarten und ist schleifenselektiv.
Kurzschlussfremde, aktuelle Das Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem um 90° gedrehten
Spannung aktuellen, fehlerfremden Spannungszeiger und dem aktuellen Stromzeiger.

Bild 6-82 Richtungsbestimmung mit kurzschlussfremden Spannungen

Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das


Verfahren funktioniert nur bei 1-poligen und 2-poligen Kurzschlüssen ohne
Erdbeteiligung und ist schleifenselektiv.
Kurzschlussfremde, gespei- Das Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem um 90° gedrehten
cherte Spannung gespeicherten, fehlerfremden Spannungszeiger und dem aktuellen Strom-
zeiger.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das
Verfahren funktioniert nur bei 1-poligen und 2-poligen Kurzschlüssen ohne
Erdbeteiligung und ist schleifenselektiv.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Eingangsgrößen für die Rich- Eigenschaft


tungsbestimmung
Deltagrößen Die Richtungsbestimmung mit Deltagrößen arbeitet mit statischen oder
dynamischen Deltagrößen.

• Richtungsbestimmung mit statischen Deltagrößen:


Das Verfahren verwendet die Deltazeiger von Strom und Spannung. Die
Deltazeiger von Strom und Spannung berechnen sich aus der Differenz
zwischen dem aktuellen, gemessenen Zeiger und dem vor Fehlerbe-
ginn gespeicherten Zeiger.
Das Verhältnis zwischen dem Deltaspannungszeiger und dem Delta-
stromzeiger gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das
Verfahren funktioniert bei allen Kurzschlussarten und ist schleifense-
lektiv.

• Richtungsbestimmung mit dynamischen Deltagrößen:


Das Verfahren verwendet die Delta-Abtastwerte von Strom und Span-
nung. Die Delta-Abtastwerte von Strom und Spannung berechnen sich
aus der Differenz zwischen dem aktuellen, gemessenen Abtastwert und
dem vor einer Netzperiode erfassten Abtastwert. Das Produkt aus Delta-
strom und Deltaspannung wird integriert.
Das Ergebnis der Integration gibt Aufschluss über die Kurzschlussrich-
tung. Das Verfahren funktioniert bei allen Kurzschlussarten und ist
schleifenselektiv.
Symmetrische Komponenten Die Richtungsbestimmung basiert auf den symmetrischen Komponenten.

• Die Richtungsbestimmung mit Nullsystemgrößen bestimmt die Nullsys-


temimpedanz aus den Spannungs- und Stromzeigern des Nullsystems.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung.
Das Verfahren funktioniert nur bei Kurzschlüssen mit Erdbeteiligung
und ist nicht schleifenselektiv.
• Die Richtungsbestimmung mit Gegensystemgrößen bestimmt die
Gegensystemimpedanz aus den Spannungs- und Stromzeigern des
Gegensystems.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung.
Sie wird bevorzugt bei Kurzschlüssen während Netzpendelungen ange-
wendet. Sie funktioniert nur bei unsymmetrischen Kurzschlüssen und
ist nicht schleifenselektiv.
Delta-Mitsystemgrößen Die Richtungsbestimmung mit Delta-Mitsystemgrößen bestimmt das
Verhältnis zwischen dem Delta-Spannungszeiger und dem Delta-Strom-
zeiger des Mitsystems.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Richtung. Sie funktioniert
bei allen Kurzschlussarten und ist nicht schleifenselektiv.

Richtungskennlinie
Die theoretische stationäre Richtungskennlinie ist in Bild 6-83 dargestellt.
Wenn gespeicherte Spannungen verwendet werden, beeinflussen folgende Faktoren die Lage der Richtungs-
kennlinie:

• Vorimpedanz

• Leistung, die vor Kurzschlusseintritt über die Leitung transportiert wurde


Aus diesem Grund hat die Richtungskennlinie (vorwärts) einen Reserveabstand zu den Grenzen des 1. Quad-
ranten im R-X-Diagramm:

586 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dwritg kl disrm, 2, de_DE]

Bild 6-83 Richtungskennlinie im R-X-Diagramm

(1) Bei ungerichtet ebenfalls gültig

Da jede Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet eingestellt werden kann, gibt es für vorwärts und
rückwärts unterschiedliche Richtungskennlinien. Eine ungerichtete Zone hat keine Richtungskennlinie. Für sie
gilt der gesamte Auslösebereich.

Eigenschaften der Richtungsbestimmung


Die theoretische stationäre Richtungskennlinie in Bild 6-83 gilt für kurzschlussgetreue Spannungen.
Bild 6-84 zeigt die Richtungskennlinie unter Berücksichtigung der Vorimpedanz bei kurzschlussfremden oder
gespeicherten Spannungen (ohne Lasttransport). Da diese Spannungen gleich der entsprechenden Generator-
spannung E sind und sie sich nach einem Kurzschlusseintritt nicht ändern, erscheint die Richtungskennlinie im
Impedanzdiagramm um die Vorimpedanz ZV1 = E1/I1 verschoben. Bei Fehlerort F1 (Bild 6-84a) liegt der Kurz-
schluss in Vorwärtsrichtung und die Vorimpedanz in Rückwärtsrichtung. Für alle Fehlerorte bis unmittelbar
am Geräteeinbauort (Stromwandler) wird die Kurzschlussrichtung eindeutig auf vorwärts erkannt (Bild 6-84b).
Wenn sich der Strom umkehrt, ändert sich schlagartig die Lage der Richtungskennlinie (Bild 6-84c). Über die
Messstelle (Stromwandler) fließt jetzt ein umgekehrter Strom I2. Die Vorimpedanz ZV2 + ZL bestimmt die
Größe von I2. Bei einem Lasttransport über die Leitung kann sich die Richtungskennlinie zusätzlich um den
Lastwinkel drehen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 587
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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dwrspeiu-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-84 Richtungskennlinie mit kurzschlussfremden oder gespeicherten Spannungen

Richtungsbestimmung bei reihenkompensierten Leitungen


Die Richtungskennlinien und ihre Verschiebung durch die Vorimpedanz gelten auch für Leitungen mit Reihen-
kondensatoren. Bei einem Kurzschluss hinter dem örtlichen Reihenkondensator kehrt sich die Kurzschluss-
spannung um, solange nicht die Schutzfunkenstrecke SF angesprochen hat (siehe Bild 6-85).

[dwrserko-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-85 Spannungsverlauf bei einem Kurzschluss hinter einem Reihenkondensator

(1) Ohne Ansprechen der Schutzfunkenstrecke


(2) Mit Ansprechen der Schutzfunkenstrecke

Dadurch wird dem Distanzschutz eine falsche Fehlerrichtung vorgetäuscht. Die Richtungsmessung ist aber
auch in diesem Fall durch die Verwendung von gespeicherten Spannungen korrekt (siehe Bild 6-86a).
Zur Richtungsbestimmung wird die Spannung vor dem Fehlereintritt verwendet. Daher erscheinen die Schei-
telpunkte der Richtungskennlinien in Abhängigkeit von der Vorimpedanz und den Lastverhältnissen vor dem
Fehlereintritt so weit verschoben, dass die Kondensatorreaktanz nicht zur scheinbaren Richtungsumkehr führt
(siehe Bild 6-86b). Die Kondensatorreaktanz ist immer kleiner als die Vorreaktanz.
Wenn der Kurzschluss vor dem Kondensator ist – also vom Geräteeinbauort (Stromwandler) in Rückwärtsrich-
tung – sind die Scheitelpunkte der Richtungskennlinien zur anderen Richtung verschoben (siehe Bild 6-86c).
Dadurch ist auch hier eine korrekte Richtungsbestimmung gewährleistet.

588 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dwrklser-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-86 Richtungskennlinien bei reihenkompensierten Leitungen

Damit die Richtungsbestimmung für Leitungen mit Reihenkompensation korrekt arbeitet, müssen Sie in der
Funktionsgruppe Leitung den Parameter Reihenkompensation = ja einstellen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 589
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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

6.5.8 Zone mit Polygonkennlinie

6.5.8.1 Beschreibung

Logik der Basis-Zone

[lopolydisrmd, 3, de_DE]

Bild 6-87 Logikdiagramm einer Zone mit Polygonkennlinie (Zoneneinstellung = Basis)

(1) Wenn die Zoneneinstellungen = Erweitert ist, stellen Sie die im FB Allgemein dargestellten Para-
meter direkt in der Zone ein!

590 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[lo_block_i, 3, de_DE]

Bild 6-88 Logikdiagramm einer Zone mit Polygonkennlinie (Fortsetzung)

Arbeitsweise
Die Zone erfüllt folgende Aufgaben:

• Berechnung der Reaktanz (X) und der Fehlerresistanz (RF) aus den Strom- und Spannungsmesswerten

• Einordnung der Impedanz in die Zone

• Erzeugen der Anregung und Auslösung der Zone


Wenn die Fehlerimpedanz einer Schleife sicher im Arbeitspolygon einer Distanzzone liegt und die Richtung
des Impedanzzeigers mit dem Richtungssinn der Zone übereinstimmt, regt die Zone an. Die Schleifeninfor-
mationen werden in phasenselektive Anregemeldungen umgesetzt. Die phasenselektiven Anregemeldungen
der Zonen werden in der Ausgangslogik des Distanzschutzes und von externen Zusatzfunktionen (z.B.
Informationsübertragungsverfahren) weiter verarbeitet. Die Ausgangslogik des Distanzschutzes ist in Kapitel
6.5.10 Ausgangslogik des Distanzschutzes beschrieben.

Arbeitspolygon
Die polygonale Auslösekennlinie (Arbeitspolygon) der Zone ist ein abgeschrägtes Parallelogramm in der
R-X-Ebene. Das Arbeitspolygon wird durch die Parameter X Reichweite, RF (L-L), RF (L-E) und die
Neigungswinkel Delta Dist. Charakt. Wink. und Leitungswinkel definiert.
Zur Stabilisierung an den Polygongrenzen haben die Kennlinien eine Hysterese von 5 % . Wenn die Fehlerim-
pedanz innerhalb eines Polygons liegt, werden die Grenzen in alle Richtungen um 5 % erhöht.
Das folgende Bild zeigt ein Beispiel mit 4 Zonen für den Distanzschutz mit polygonaler Auslösecharakteristik.

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dwklpolygon-DisRM, 1, de_DE]

Bild 6-89 Auslösekennlinie mit polygonaler Charakteristik

HINWEIS

i Sie können die Zonen in DIGSI umbenennen oder löschen. Sie können auch weitere Zonen aus der Funkti-
onsbibliothek in DIGSI hinzufügen.

6.5.8.2 Impedanzberechnung
Die Funktion RMD berechnet die Leiterschleifen L1-E, L2-E, L3-E, L1-L2, L2-L3, L3-L1 und L1-L2-L3.
Eine Sprungerkennung synchronisiert alle Berechnungen auf den Fehlereintritt. Die Synchronisierung führt zu
minimalen und reproduzierbaren Auslösezeiten. Wenn während der Auswertung ein weiterer Fehler auftritt,
werden die Impedanzen mit den aktuellen, zyklischen Messgrößen berechnet. Die Auswertung arbeitet also
immer mit den Messgrößen des aktuellen Fehlerzustandes.
Das folgende Bild dient als Beispiel für die Beschreibung der Impedanzberechnung:

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dw_ueb_impedanzber, 2, de_DE]

Bild 6-90 Zweiseitig gespeiste Leitung (1-polige Darstellung)

Es wird ein Fehler mit Fehlerübergangswiderstand angenommen. Die gemessene Schleifenimpedanz enthält
neben der eigentlichen Leitungsimpedanz mZL auch den Fehlerübergangswiderstand RF.
Der Fehlerstrom IF wird von beiden Seiten gespeist. Bei der klassischen Impedanzmessung erzeugt der antei-
lige Fehlerstrom IB vom Gegenende einen Messfehler im Schutzgerät auf Seite A. Dieser Messfehler hängt von
der Vorlast auf der Leitung ab. Durch die Vorlast entsteht eine Phasendifferenz der Spannungen UA und UB.
Das folgende Bild zeigt die Auswirkungen dieser Phasendifferenz auf die gemessene Impedanz:

[dw_merr_underreach_rmd, 1, de_DE]

Bild 6-91 Messfehler beim klassischen Distanzschutz

In Bild 6-91 ist der durch die Speisung vom Gegenende B entstehende Messfehler aufgrund eines zusätzlichen
Spannungsabfalls als IB/IA ⋅ RF dargestellt. Dieser Spannungsabfall bildet sich als Messfehler Δ X in der
Reaktanz ab.
Zur Vermeidung des Messfehlers arbeitet der Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD) mit einem Ersatz-
strom (ISubst.), der den Einfluss von RF in der Messschleife kompensiert.

Impedanzberechnung für Leiter-Erde-Schleifen


Für die Berechnung einer Leiter-Erde-Schleife muss berücksichtigt werden, dass die Impedanz der Erdrücklei-
tung im Allgemeinen nicht mit der Impedanz der Leiter übereinstimmt. Das ist z.B. bei einem Kurzschluss L1-E
der Fall.

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dw_leschleife_rmd, 2, de_DE]

Bild 6-92 Kurzschluss einer Leiter-Erde-Schleife

Die Schleifengleichung für die Impedanzberechnung lautet:

[fo schl le ohne icomp, 3, de_DE]

Die Schleifengleichung wird auf beiden Seiten mit dem Ersatzstrom ISubst. erweitert und nach der Impedanz
umgestellt:

[fo schl le mit icomp, 4, de_DE]

Es gilt:

[fo_x_impber, 1, de_DE]

Damit berechnet sich X wie folgt:

[fo xf impber, 2, de_DE]

Sie können den Ersatzstrom ISubst. so wählen, dass der Einfluss des Fehlerstroms IB am Fehlerwiderstand RF
aufgehoben wird. Dadurch wird der Messfehler in der Reaktanz vermieden.
Der entstehende Messfehler in RF kann nur teilweise kompensiert werden.
Die R-Reichweite berechnet sich wie folgt:

[fo_rf_impber, 4, de_DE]

IF kann vom Schutzgerät nicht gemessen werden. Deshalb wird als Ersatz für IF entweder 3I0 oder 3I2
verwendet. Das Verfahren verwendet den größeren der beiden Ersatzströme, um das beste Ergebnis zu
erhalten.
Die beiden möglichen Ersatzströme 3I2 und 3I0 erreichen nur bei einheitlichen Impedanzwinkeln ein perfektes
Ergebnis. Wenn die Impedanzwinkel nicht einheitlich sind, können Sie die Inhomogenität mit den Kompensati-
onswinkeln ausgleichen.
Die Kompensationswinkel δkomp hängen von den Netzbedingungen ab und können mit folgenden Formeln für
das Null- und Gegensytem berechnet werden:

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[fo_kompwi_nullsys_impber, 1, de_DE]

[fo_kompwi_gegensys_impber, 1, de_DE]

Der betragsmäßig kleinere Kompensationswinkel deutet darauf hin, dass das zugehörige System (Null- oder
Gegensystem) homogener ist und den Fehlerstrom durch die Fehlerresistanz am Fehlerort besser approxi-
miert.
Weitere Informationen finden Sie im Kapitel 6.5.8.3 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Impedanzberechnung für Leiter-Leiter-Schleifen


Als Beispiel für die Berechnung wird ein 2-poliger Kurzschluss L2-L3 angenommen:

[dw_llschleife_rmd, 3, de_DE]

Bild 6-93 Kurzschluss einer Leiter-Leiter-Schleife

Für die Berechnung der Leiter-Leiter-Schleife lautet die Schleifengleichung:

[fo schl ll ohne icomp, 2, de_DE]

Damit berechnet sich X wie folgt:

[fo xf impber LLschl, 2, de_DE]

wobei für die Schleife L2-L3 gilt: Isubst = (a - a2)⋅I2 und a = e j120°
Die R-Reichweite berechnet sich wie folgt:

[fo rf impber LLschl, 4, de_DE]

Solange einer der beteiligten Leiter abgeschaltet ist, z.B. während der 1-poligen Pause der AWE, werden die
betroffenen Leiter-Leiter-Schleifen nicht berechnet. Während der 1-poligen Pause der AWE in L2 werden also
z.B. die Schleifen L1-L2 und L2-L3 blockiert. Dadurch wird eine Fehlmessung mit undefinierten Messgrößen
verhindert. Der Prozessmonitor in der Funktionsgruppe Leitung überwacht den Zustand der AWE und liefert
das Blockiersignal.

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Messwertkorrektur bei Parallelleitungen


Bei Doppelleitungen beeinflussen sich beide Leitungssysteme durch gegenseitige Koppelimpedanzen (siehe
Bild 6-94). Bei Erdkurzschlüssen ergeben sich dort ohne besondere Maßnahmen Fehler im Ergebnis der
Impedanzberechnung. Sie können deshalb eine Parallelleitungskompensation wirksam schalten (Parameter
Parallelleitungskomp.).Diese berücksichtigt den Erdstrom der Parallelleitung in der Leitungsgleichung
und kompensiert dadurch den Koppeleinfluss. Dazu muss dieser Erdstrom dem Gerät zugeführt werden. Die
Schleifengleichung lautet in diesem Fall wie folgt:

[fo mwkorr parltg1, 2, de_DE]

[fo mwkorr parltg, 2, de_DE]

IEP ist der Erdstrom der Parallelleitung. Der Faktor k0M ist eine Leitungskonstante, die sich aus der Geometrie
der Doppelleitung und der Beschaffenheit des Erdreichs ergibt.

[dweksdol-140211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-94 Erdkurzschluss auf einer Doppelleitung

Ohne Parallelleitungskompensation führt der Erdstrom der Parallelleitung in den meisten Fällen zu einer
Zurückverlegung des Kipppunktes (Untergreifen der Distanzmessung, d.h. die Impedanz wird zu groß
gemessen). Wenn die beiden Leitungen auf verschiedenen Sammelschienen enden und die Erdungsstelle
an einer fernen Sammelschiene liegt (bei B in Bild 6-94), kann es auch zum Übergreifen kommen.
Die Parallelleitungskompensation gilt nur für Fehler auf der zu schützenden Leitung. Für Fehler auf der
Parallelleitung darf die Kompensation nicht durchgeführt werden, da sie dann ein erhebliches Übergreifen
verursacht. An der Einbaustelle II in Bild 6-94 darf bei diesem Fehlerbild nicht kompensiert werden.
Deshalb enthält das Gerät eine zusätzliche Erdstromwaage, die einen Quervergleich der Erdströme der beiden
Leitungen durchführt. Die Kompensation wird nur dann verwendet, wenn der Erdstrom der parallelen Leitung
kleiner ist als der Erdstrom der eigenen Leitung. Im Beispiel Bild 6-94 ist IE größer als IEP: Bei der Einbaustelle I
wird kompensiert, indem ZM · IEP eingekoppelt wird, bei der Einbaustelle II wird nicht kompensiert.

6.5.8.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blockiert bei aktivem Diff

• Empfohlener Einstellwert (_:121) Blockiert bei aktivem Diff = nein


Der Parameter Blockiert bei aktivem Diff ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Leitungsdifferentialschutz vorhanden ist.
Mit dem Parameter Blockiert bei aktivem Diff legen Sie fest, ob die Distanzschutzzone blockiert ist
oder nicht, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz aktiv ist.

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = nein eingestellt ist, arbeitet
die Zone unabhängig vom Leitungsdifferentialschutz.
Wenn die Zone anregt, erzeugt die Zone nach Ablauf der Verzögerungszeit
eine Auslösemeldung.
ja Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = ja eingestellt ist, ist die Zone
blockiert, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz arbeitet.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz blockiert ist, ist die Zone nicht
blockiert.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Zone 1-polig auslösen darf oder nicht.
Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freileitungen erlaubt. Für
praktische Anwendungsfälle soll nur die schnelle und selektive Auslösung 1-polig sein. Stellen Sie für die 1.
Distanzzone den Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = ja ein. Für alle höheren Zonen stellen Sie den
Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = nein ein. Die schnelle und selektive Auslösung ist auch im Zusam-
menwirken mit den Informationsübertragungsverfahren und der Wiedereinschaltautomatik von Bedeutung.
Stellen Sie die 1-polige Auslöseerlaubnis in diesen Funktionen über die dort vorhandenen eigenen Parameter
ein.

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Arbeitsweise = L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L.
Parameterwert Beschreibung
L-E und L-L Die Zone arbeitet mit den Messwerken Leiter-Erde und Leiter-Leiter.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.
nur L-E Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Erde.
nur L-L Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Leiter.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:109) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet
arbeitet. Stellen Sie den Parameter Richtungssinn für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: X Reichweite

• Voreinstellwert (_:102) X Reichweite = 2,500 Ω


Mit dem Parameter X Reichweite stellen Sie die Polygongrenze in X-Richtung ein. Ermitteln Sie den Einstell-
wert für die spezifische Anwendung.

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Voreinstellwert (_:110) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. stellen Sie die Staffelzeit der Zone für 1-polige Fehler ein. Die
Verzögerung 1-pol. muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Voreinstellwert (_:112) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) stellen Sie die Staffelzeit der Zone für mehrpolige Fehler
ein. Die Verzögerung (mehrpol.)muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Zoneneinstellungen

• Empfohlener Einstellwert (_:129) Zoneneinstellungen = Basis


Mit dem Parameter Zoneneinstellungen legen Sie fest, ob Sie bestimmte Parameter zonenübergreifend
oder zonenspezifisch einstellen.
Parameterwert Beschreibung
Basis Wenn Sie diese Einstellung wählen, arbeitet die Zone mit folgenden zonen-
übergreifend eingestellten Parametern:

• RF (L-E)
• RF (L-L)
• Ersatz für IF
• Komp.winkel Nullsystem
• Komp.winkel Gegensys.
• Delta Dist. Charakt. Wink.
Sie finden die Parameter in der Funktion Distanzschutz mit Reaktanzme-
thode unter Allgemein.

Hinweis:
Wenn die Zoneneinstellungen = Basis ist, gelten folgende Parameter
aus der Funktionsgruppe Leitung für die Zone:

• Leitungswinkel
• Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren (Kr, Kx oder K0 und Winkel
(K0))
Erweitert Wenn Sie diese Einstellung wählen, stellen Sie folgende Parameter pro Zone
ein:

• RF (L-E)
• RF (L-L)
• Ersatz für IF
• Komp.winkel Nullsystem
• Komp.winkel Gegensys.
• Delta Dist. Charakt. Wink.
• Leitungswinkel
• Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren (Kr, Kx oder K0 und Winkel
(K0))
Wenn Sie z.B. einen der oben genannten Parameter zonenspezifisch
einstellen wollen, stellen Sie den Parameter Zoneneinstellungen =
Erweitert ein.
Ein möglicher Anwendungsfall sind gemischte Strecken mit Freileitungs-
und Kabelabschnitten. Hier können Sie z.B. den Parameter K0 exakt an der
Kippgrenze der Zone einstellen.

Parameter: RF (L-E)

• Voreinstellwert (_:130) RF (L-E) = 2,500 Ω

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Mit dem Parameter RF (L-E) stellen Sie die Polygongrenze in R-Richtung für Leiter-Erde-Schleifen ein. Der
Einstellwert RF (L-E) berücksichtigt die Fehlerresistanz am Fehlerort. Die Fehlerresistanz addiert sich als
zusätzlicher Wirkwiderstand zur Impedanz der Fehlerschleife. Diese Fehlerresistanz ist z.B. der Lichtbogenwi-
derstand oder der Ausbreitungswiderstand von Erdungsleitern.
Die R-Reichweite bei Erdfehlern wird ähnlich wie der Einstellwert RF (L-L) für Leiter-Leiter-Fehler berechnet.
Bei Leiter-Erde-Fehlern ist der Fehlerübergangswiderstand größer als bei Leiter-Leiter-Fehlern. Bei Freilei-
tungen muss bei einem Erdkurzschluss nicht nur der Lichtbogenwiderstand berücksichtigt werden, sondern
auch der Masterdungswiderstand.
Ermitteln Sie den maximalen Fehlerübergangswiderstand (RFmax, L-E) für Ihre spezifische Anwendung.
Bei einseitiger Einspeisung stellen Sie den Parameter RF (L-E) auf den maximal zu erwartenden Fehlerüber-
gangswiderstand RFmax, L-E plus Sicherheitsreserve ein (siehe folgendes Bild). Der maximale Fehlerübergangswi-
derstand setzt sich aus dem Lichtbogen- und Masterdungsanteil zusammen.

[dwrfmale-260513-01.tif, 2, de_DE]

Bei zweiseitiger Einspeisung müssen Sie die Einspeiseverhältnisse berücksichtigen. Berechnen Sie den Einstell-
wert für den Parameter RF (L-E) wie folgt:

[fo zone rf L-E, 2, de_DE]

mit:
IB/IA Verhältnis der Erdkurzschlussströme von Gegenende zum eigenen Ende
RF LB, L-E Maximaler Lichtbogenanteil im Fehlerübergangswiderstand für Leiter-Erde-Fehler
RF Masterdung Maximaler Masterdungsanteil im Fehlerübergangswiderstand für Leiter-Erde-Fehler
Faktor = 1,2 Mit diesem Faktor erreichen Sie eine Sicherheitsreserve von 20 %.

Parameter: RF (L-L)

• Voreinstellwert (_:131) RF (L-L) = 1,250 Ω


Mit dem Parameter RF (L-L) stellen Sie die Polygongrenze in R-Richtung für Leiter-Leiter-Schleifen ein. Der
Einstellwert RF (L-L) berücksichtigt die Fehlerresistanz am Fehlerort. Die Fehlerresistanz addiert sich als
zusätzlicher Wirkwiderstand zur Impedanz der Fehlerschleife. Diese Fehlerresistanz ist z.B. der Lichtbogenwi-
derstand.
Bei Freileitungen bestimmt vor allem der Lichtbogenwiderstand den Einstellwert. In Kabeln ist kein nennens-
werter Lichtbogen möglich. Achten Sie bei sehr kurzen Kabeln darauf, dass der Lichtbogenüberschlag am
örtlichen Kabelendverschluss innerhalb der eingestellten Resistanz der Zone 1 erscheint.
Bei einseitiger Einspeisung stellen Sie den Parameter RF (L-L) auf die Hälfte des maximal zu erwartenden
Fehlerübergangswiderstandes RFmax, L-L plus Sicherheitsreserve ein:

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dwrfmall-260513-01.tif, 2, de_DE]

Parameter: Ersatz für IF

• Voreinstellwert (_:132) Ersatz für IF = 3I2


Mit dem Parameter Ersatz für IF definieren Sie für Erdimpedanzschleifen, welchen Ersatzwert Sie für den
nicht messbaren Fehlerstrom IF durch die Fehlerresistanz am Fehlerort verwenden.
Berechnen Sie zuerst die Kompensationswinkel für das Null- und Gegensystem. Stellen Sie den Parameter
Ersatz für IF entsprechend dem betragsmäßig kleineren Kompensationswinkel ein. Der betragsmäßig
kleinere Kompensationswinkel deutet darauf hin, dass das zugehörige System (Nullsystem oder Gegensystem)
homogener ist und den Fehlerstrom durch die Fehlerresistanz am Fehlerort besser approximiert.

Parameter: Kompensationswinkel für Nullsystem/Gegensystem

• Voreinstellwert (_:134) Komp.winkel Nullsystem = 0,00°

• Voreinstellwert (_:135) Komp.winkel Gegensys. = 0,00°


Wenn Sie anhand von Netzmodellversuchen oder Berechnungen eine Winkeldifferenz zwischen dem gemes-
senem 3I0 oder 3I2 und IF ermittelt haben, können Sie diese mit den Parametern Komp.winkel Nullsystem
oder Komp.winkel Gegensys. kompensieren.
Eine von 0 abweichende Einstellung der Kompensationswinkel ist nur für nicht homogene Systeme relevant.
Mit dem Parameter Komp.winkel Nullsystem kompensieren Sie die Winkeldifferenz zwischen dem vom
Gerät berechneten 3I0 und dem Fehlerstrom IF.
Mit dem Parameter Komp.winkel Gegensys. kompensieren Sie die Winkeldifferenz zwischen dem vom
Gerät berechneten 3I2 und dem Fehlerstrom IF.

BEISPIEL:
Berechnung der Kompensationswinkel

[dwkomprm-300413-01.tif, 2, de_DE]

Mit:
ZS,A Einspeiseimpedanz Seite A
ZS,B Einspeiseimpedanz Seite B
ZL Leitungsimpedanz
m Zonenreichweite

Berechnen Sie den Kompensationswinkel für das Nullsystem wie folgt:

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[fo kompwi nullsys zone, 1, de_DE]

Berechnen Sie den Kompensationswinkel für das Gegensystem wie folgt:

[fo kompwi gegensys zone, 1, de_DE]

Wenn der eingestellte Kompensationswinkel mit den Netzverhältnissen bei Störfall übereinstimmt, ist die
gemessene Fehlerreaktanz nicht vom Laststrom, dem Fehlerwiderstand oder anderen Einflüssen beeinträch-
tigt. Die Messung erfolgt laststromkompensiert.
Eine Änderung der Einspeiseimpedanz kann bei Bedarf durch Anpassen des Kompensationswinkels berück-
sichtigt werden. Dafür stellen Sie für untergreifende Zonen (Zone 1) den Kompensationswinkel kleiner als
berechnet ein, ggf. auch negativ. Die effektive X-Reichweite ist dann nach unten geneigt (siehe Bild 6-95) und
erhöht somit die Sicherheit gegen Überreichweite.
Für übergreifende Zonen stellen Sie den Kompensationswinkel größer als berechnet ein. Die effektive X-Reich-
weite ist dann nach oben geneigt und verbessert so die Tendenz zur Unterreichweite.

[dwreikom-050613-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-95 Beispiel für reduzierte Reichweite mit dem Kompensationswinkel

Parameter: Leitungswinkel

• Voreinstellwert (_:108) Leitungswinkel = 85°


Berechnen Sie den Einstellwert für den Parameter Leitungswinkel aus den Daten der Mitsystem-Leitungs-
impedanz der zu schützenden Leitung.
Ein Beispiel für die Berechnung des Parameters Leitungswinkel aus den Leitungsdaten finden Sie im
Kapitel 5.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Parameter: Delta Dist. Charakt. Wink.

• Voreinstellwert (_:136) Delta Dist. Charakt. Wink. = 0,0°

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Mit dem Parameter Delta Dist. Charakt. Wink. stellen Sie eine zusätzliche Neigung für die Distanz-
schutzkennlinie ein. Der Delta Dist. Charakt. Wink.(φΔ ) wird zum Leitungswinkel (φLtg ) addiert
(siehe folgendes Bild). Beachten Sie dabei folgende Bedingung:
90° ≥ φLtg + φΔ≥ 30°

[dwneipol-050613-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-96 Beispiel für zusätzliche Neigung der Polygonkennlinie

Siemens empfiehlt, die Polygonkennlinie (Winkel φPol) parallel zur Leitungsgeraden (Winkel φLtg) zu neigen.
Für diesen Fall behalten Sie den Voreinstellwert φΔ = 0° bei.
Wenn Sie eine, von der Neigung der Leitungsgeraden abweichende Neigung für die Polygonkennlinie
einstellen möchten, verfahren Sie nach folgendem Beispiel:

BEISPIEL:
Leitungswinkel φLtg= 60°
Anforderung: Polygonkennlinie im 90°-Winkel zur R-Achse
Rechnung:
φPol = φLtg+ φΔ
90° = 60° + φΔ
φΔ = 30°
Ergebnis: Stellen Sie den Parameter Delta Dist. Charakt. Wink. auf + 30° ein.

Parameter: Kr und Kx

• Voreinstellwert (_:104) Kr = 1,00

• Voreinstellwert (_:105) Kx = 1,00


Mit den Parametern Kr und Kx stellen Sie die Erdimpedanzanpassung mit skalaren Faktoren ein.
Ein Beispiel für die Berechnung der Parameter Kr und Kx aus den Leitungsdaten finden Sie im Kapitel
5.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise.

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Parameter: K0 und Winkel (K0)

• Voreinstellwert (_:118) K0 = 1,000

• Voreinstellwert (_:150) Winkel (K0) = 0,00°


Mit den Parametern K0 und Winkel (K0) stellen Sie die Erdimpedanzanpassung mit dem komplexen Erdim-
pedanzfaktor ein.
Ein Beispiel für die Berechnung der Parameter K0 und Winkel (K0) aus den Leitungsdaten finden Sie im
Kapitel 5.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise.

6.5.8.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Z 1
_:14191:1 Z 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14191:2 Z 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:14191:121 Z 1:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:14191:11 Z 1:1-polige Ausl. erlaubt • nein ja
• ja
_:14191:101 Z 1:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:14191:109 Z 1:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:14191:102 Z 1:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:14191:110 Z 1:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
_:14191:112 Z 1:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
(mehrpol.)
_:14191:129 Z 1:Zoneneinstellungen • Basis Basis
• Erweitert
_:14191:130 Z 1:RF (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:14191:131 Z 1:RF (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:14191:132 Z 1:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:14191:134 Z 1:Komp.winkel Null- -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
system
_:14191:135 Z 1:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:14191:108 Z 1:Leitungswinkel 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
_:14191:136 Z 1:Delta Dist. Charakt. 0,00 ° bis 80,00 ° 0,00 °
Wink.
_:14191:104 Z 1:Kr -0,33 bis 11,00 1,00

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Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:14191:105 Z 1:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:14191:118 Z 1:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:14191:150 Z 1:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.5.8.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Z 1
_:14191:81 Z 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:14191:500 Z 1:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:14191:501 Z 1:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:14191:54 Z 1:Nicht wirksam SPS O
_:14191:52 Z 1:Zustand ENS O
_:14191:53 Z 1:Bereitschaft ENS O
_:14191:55 Z 1:Anregung ACD O
_:14191:300 Z 1:Anregung Schleife L1E ACD O
_:14191:301 Z 1:Anregung Schleife L2E ACD O
_:14191:302 Z 1:Anregung Schleife L3E ACD O
_:14191:303 Z 1:Anregung Schleife L12 ACD O
_:14191:304 Z 1:Anregung Schleife L23 ACD O
_:14191:305 Z 1:Anregung Schleife L31 ACD O
_:14191:56 Z 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:14191:57 Z 1:Auslösung ACT O

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

6.5.9 Zone mit MHO-Kennlinie

6.5.9.1 Beschreibung

Logik einer Zone

[lo_MHO_RMD, 3, de_DE]

Bild 6-97 Logikdiagramm einer Zone mit MHO-Kennlinie

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Arbeitsweise
Die Zone erfüllt folgende Aufgaben:

• Berechnung der Polarisationsspannung aus den Strommesswerten

• Einordnung der Polarisations- und Schleifenspannung in die Zone

• Erzeugen der Anregung und Auslösung der Zone


Zur Einordnung der Messgrößen in die Auslöseebene der MHO-Kennlinie wird der Winkel zwischen 2 Diffe-
renzzeigern ΔZ1 und ΔZ2 bestimmt (siehe Bild 6-98). Diese Zeiger werden aus der Differenz zwischen den
beiden Scheiteln des Kreisdurchmessers und der Fehlerimpedanz ermittelt. Der Scheitel Zr entspricht dem
Einstellwert der Zone (Parameter Zr Impedanzreichweite und φ wie in Bild 6-99), der Scheitel k· ZV der
Polarisationsgröße. Die Differenzzeiger berechnen sich wie folgt:

[fofdltzr-130709-01.tif, 1, de_DE]

Im Grenzfall liegt ZF auf der Kreisperipherie. Dann ist der Winkel zwischen den beiden Differenzzeigern 90°
(Thales-Satz). Innerhalb der Kennlinie ist der Winkel größer, außerhalb kleiner als 90°.

[dwmhomes-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-98 Zeigerdiagramm der Messgrößen bei der MHO-Kennlinie

Mit dem Parameter Zr Impedanzreichweite stellen Sie die Reichweite der Zone ein. Mit dem Parameter
Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts oder rückwärts gerichtet arbeitet. In Rückwärts-
richtung ist die MHO-Kennlinie im Koordinatenursprung gespiegelt. Sobald die Fehlerimpedanz einer Schleife
sicher innerhalb der MHO-Kennlinie einer Distanzzone liegt, regt die Zone an. Die Schleifeninformationen

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

werden in phasenselektive Anregemeldungen umgesetzt. Die phasenselektiven Anregemeldungen der Zonen


werden in der Ausgangslogik des Distanzschutzes und von externen Zusatzfunktionen (z.B. Informationsübert-
ragungsverfahren) weiter verarbeitet. Die Ausgangslogik des Distanzschutzes ist in Kapitel 6.5.10 Ausgangs-
logik des Distanzschutzes beschrieben.

Grundkennlinie MHO-Kreis
Die Grundform der MHO-Kennlinie ist in Bild 6-99 dargestellt. Die MHO-Kennlinie der Zone ist in der R-X-Ebene
ein Kreis durch den Koordinatenursprung. Der Durchmesser wird durch den Parameter Zr Impedanzreich-
weite definiert. Die Neigung wird durch den Parameter Winkel Dist.schutzchar. definiert.

[dwmhogru-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-99 Grundform der MHO-Kennlinie

Polarisierte MHO-Kennlinie
Die MHO-Kennlinie verläuft durch den Koordinatenursprung. Die Grenze um den Ursprung ist nicht definiert,
da die Messspannung hier zu klein ist für eine sichere Auswertung . Die Phasenlage der Spannung kann nicht
mehr bestimmt werden. Deshalb wird die MHO-Kennlinie nach dem Fehlereintritt entweder mit einer gespei-
cherten Spannung oder einer fehlerfremden Spannung polarisiert. Die Polarisation bestimmt den unteren
Scheitelpunkt des Kreises, d.h. den unteren Schnittpunkt der Durchmessergeraden mit der Kreisperipherie. Der
obere Scheitel bleibt dabei unverändert. Er ist durch den Parameter Zr Impedanzreichweite definiert.
Unmittelbar nach Fehlereintritt wird der aktuell gemessenen Spannung ein Anteil einer vor dem Fehler
gespeicherten Spannung hinzugemischt (Speicherpolarisation). Dadurch wird der untere Scheitelpunkt des
Kreises verlagert. Die Lage des Scheitelpunktes wird durch die Vorimpedanz des Netzes ZV sowie durch den
Polarisationsgrad k festgelegt (siehe Bild 6-100). Wenn die vor dem Fehlereintritt gespeicherte Spannung
zu klein ist, wird mit einer fehlerfremden Spannung polarisiert, die senkrecht auf dem Spannungszeiger der
kurzschlussbehafteten Schleife liegt (Kreuzpolarisation). Diese Spannung wird durch eine Drehung um 90° an

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

die Phasenlage der Kurzschlussspannung angepasst. Die Verlagerung des unteren Scheitelpunktes ist dann
identisch mit der Verlagerung bei Speicherpolarisation.

[dwmhopol-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-100 Polarisierte MHO-Kennlinie

Eigenschaften der MHO-Kennlinie


Die kurzschlussfremde oder gespeicherte Spannung (ohne Lasttransport) ist gleich der entsprechenden Gene-
ratorspannung E. Sie ändert sich nach dem Kurzschlusseintritt nicht (siehe auch Bild 6-101). Deshalb erscheint
der untere Scheitel des Kreisdurchmessers im Impedanzdiagramm um die Polarisationsgröße k·ZV1 = k·E1/I1
verschoben. Der obere Scheitelpunkt bleibt durch den Einstellwert Zr Impedanzreichweite definiert. Bei
Fehlerort F1 (Bild 6-101 a) liegt der Kurzschluss in Vorwärtsrichtung, die Vorimpedanz in Rückwärtsrichtung.
Alle Fehlerorte bis unmittelbar am Geräteeinbauort (Stromwandler) liegen eindeutig innerhalb der MHO-Kenn-
linie (Bild 6-101 b). Wenn sich der Strom umkehrt, ändert sich schlagartig der Scheitel des Kreisdurchmessers
(Bild 6-101 c). Über die Messstelle (Stromwandler) fließt jetzt ein umgekehrter Strom I2. Die Vorimpedanz ZV2
+ ZL bestimmt den Strom I2. Der Scheitelpunkt Zr bleibt bestehen. Er ist jetzt die Untergrenze des Kreisdurch-
messers. Bei Lasttransport über die Leitung kann sich der Scheitelzeiger zusätzlich um den Lastwinkel drehen.

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[dwksfrsp-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-101 Polarisierte MHO-Kennlinie mit kurzschlussfremden oder gespeicherten Spannungen

Auswahl der Polarisation


Bei kurzen Leitungen muss die Reichweite der Zone klein eingestellt werden. Bei kleinen Schleifenspannungen
wird der Phasenwinkelvergleich zwischen Differenzspannung und der Schleifenspannung unsicher. Das kann
zu falschen Richtungsentscheiden führen (Auslösung oder Sperren trotz Rückwärtsfehler). Wenn für den
Phasenwinkelvergleich eine Polarisationsspannung verwendet wird, werden diese Probleme umgangen. Die
Polarisationsspannung setzt sich anteilig zusammen aus der Schleifenspannung, die vor dem Fehlereintritt
gespeichert wurde, und der aktuellen Schleifenspannung. Die Polarisationsspannung UP für eine Leiter-Leiter-
Schleife berechnet sich wie folgt:

[fo MHO up spol, 1, de_DE]

Sie können den Polarisationsgrad getrennt für Speicher- und Kreuzpolarisation einstellen. Bei Leiter-Leiter-
Schleifen muss der Effektivwert der Speicherspannung größer als 70 % Unenn sein.
Bei einem Folgefehler oder bei Zuschaltung auf einen Fehler kann die Vorfehlerspannung fehlen. In diesem
Fall kann die Speicherspannung aus Genauigkeitsgründen nur für begrenzte Zeit verwendet werden. Bei
1-poligen Fehlern und bei 2-poligen Fehlern ohne Erdbeteiligung können Sie für die Polarisation auf eine nicht
am Fehler beteiligte Spannung zurückgreifen. Diese Spannung ist gegenüber der fehlergetreuen Spannung
um 90° gedreht (Kreuzpolarisation). Die Polarisationsspannung UP ist eine Mischspannung aus der aktuellen
Spannung und der entsprechenden fehlerfremden Spannung und berechnet sich wie folgt:

[fo MHO up kpol, 1, de_DE]

Wenn die Speicherspannung nicht zur Verfügung steht, kann auf die Kreuzpolarisation zurückgegriffen
werden. Für Leiter-Leiter-Schleifen können Sie mit dem Faktor kKreuz die Bewertung der Spannung einstellen.

HINWEIS

i Als Bewertungsfaktoren zur Polarisation gibt es die Parameter Speicherpolarisation(L-L) und


Kreuzpolarisation (L-L).
Stellen Sie die Parameter zonenübergreifend in den allgemeinen Parametern der Funktion Distanzschutz
ein.

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

6.5.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blockiert bei aktivem Diff

• Empfohlener Einstellwert (_:121) Blockiert bei aktivem Diff = nein


Der Parameter Blockiert bei aktivem Diff ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Leitungsdifferentialschutz vorhanden ist.
Mit dem Parameter Blockiert bei aktivem Diff legen Sie fest, ob die Distanzschutzzone blockiert ist
oder nicht, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz aktiv ist.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = nein eingestellt ist, arbeitet
die Zone unabhängig vom Leitungsdifferentialschutz.
Wenn die Zone anregt, erzeugt die Zone nach Ablauf der Verzögerungszeit
eine Auslösemeldung.
ja Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = ja eingestellt ist, ist die Zone
blockiert, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz arbeitet.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz blockiert ist, ist die Zone nicht
blockiert.

Parameter: Arbeitsweise

• Voreinstellwert (_:101) Arbeitsweise = nur L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Die Zone
arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Leiter.

Parameter: Richtungssinn

• Empfohlener Einstellwert (_:109) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts oder rückwärts arbeitet. Stellen
Sie den Parameter Richtungssinn für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Zr Impedanzreichweite

• Empfohlener Einstellwert (_:102) Zr Impedanzreichweite = 2,500 Ω


Mit dem Parameter Zr Impedanzreichweite legen Sie die Reichweite der Zone fest. Ermitteln Sie den
Einstellwert für die spezifische Anwendung.
Stellen Sie zuerst einen Staffelplan für das gesamte galvanisch zusammenhängende Netz auf. Tragen Sie
die Streckenlängen mit ihren primären Reaktanzen X in Ω/km in den Staffelplan ein. Die Reaktanzen X sind
maßgebend für die Reichweite der Distanzschutzzonen.

[dwstaffz-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-102 Einstellung der Reichweite – Beispiel für Gerät A

Stellen Sie die Reichweite der Zone Z1 auf ca. 85 % der zu schützenden Leitungsstrecke ein. Die Zone Z1 soll
in Schnellzeit auslösen. Stellen Sie die Verzögerungszeit der Zone Z1 auf 0,00 s ein. Der Schutz schaltet dann

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Fehler auf dieser Distanz mit seiner Eigenzeit ab. Für die höheren Stufen erhöhen Sie die Verzögerungszeit um
je eine Staffelzeit.
Die Staffelzeit muss folgende Faktoren berücksichtigen:

• Leistungsschalter-Ausschaltzeit einschließlich Streuung

• Rückfallzeit der Schutzeinrichtungen

• Streuung der Verzögerungszeiten


Übliche Staffelzeiten sind 0,2 s bis 0,4 s. Stellen Sie die Reichweite der Zone Z2 so ein, dass sie bis ca. 80 % der
unterlagerten Zone des Schutzes für die kürzeste Folgeleitung reicht (siehe Bild 6-102).
Bei der Parametrierung mittels PC und DIGSI können Sie die Werte wahlweise in Primär- oder Sekundärgrößen
eingeben. Wenn Sie bei der Parametrierung Sekundärgrößen eingeben wollen, rechnen Sie die Primärwerte
aus dem Staffelplan wie folgt auf Sekundärwerte um:

[fofpmsek-140409-01.tif, 1, de_DE]

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Voreinstellwert (_:112) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) stellen Sie die Staffelzeit der Zone für mehrpolige Fehler
ein. Sie müssen die Verzögerung (mehrpol.) für die spezifische Anwendung einstellen.

6.5.9.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Z (MHO) #
_:1 Z (MHO) #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Z (MHO) #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:121 Z (MHO) #:Blockiert bei • nein nein
aktivem Diff
• ja
_:101 Z (MHO) #:Arbeitsweise • nur L-L nur L-L
_:109 Z (MHO) #:Richtungssinn • vorwärts vorwärts
• rückwärts
_:102 Z (MHO) #:Zr Impedanz- 1 A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
reichweite 5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:112 Z (MHO) #:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
(mehrpol.)

6.5.9.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Z (MHO) #
_:81 Z (MHO) #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 Z (MHO) #:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:54 Z (MHO) #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Z (MHO) #:Zustand ENS O
_:53 Z (MHO) #:Bereitschaft ENS O

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:55 Z (MHO) #:Anregung ACD O
_:303 Z (MHO) #:Anregung Schleife L12 ACD O
_:304 Z (MHO) #:Anregung Schleife L23 ACD O
_:305 Z (MHO) #:Anregung Schleife L31 ACD O
_:56 Z (MHO) #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Z (MHO) #:Auslösung ACT O

6.5.10 Ausgangslogik des Distanzschutzes

Arbeitsweise
Die Ausgangslogik behandelt Anrege- und Auslösesignale der Distanzzonen getrennt voneinander in jeweils
einer Anregelogik und einer Auslöselogik. Anrege- und Auslöselogik erzeugen die übergreifenden Meldungen
des Distanzschutzes.

Generalanregung
Bei der Impedanzanregung wird die Sammelmeldung Anregung erzeugt, sobald ein Fehler sicher im Arbeits-
bereich einer Zone erkannt wird.
Das Signal Anregung wird gemeldet und kann von internen und externen Zusatzfunktionen, z.B. Informati-
onsübertragungsverfahren oder automatische Wiedereinschaltung, weiterverarbeitet werden.

Anregelogik
Die Anregungen der Distanzzonen werden phasenselektiv zusammengefasst und als Sammelmeldungen
ausgegeben.

[lo pickup RMD, 2, de_DE]

Bild 6-103 Anregelogik

Auslöselogik
Die Auslösesignale der Distanzzonen werden phasenselektiv zusammengefasst.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Zone 1-polig auslösen darf oder nicht.
Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freileitungen erlaubt.
Wenn das Gerät 1-polig auslösen kann und der Parameter1-polige Ausl. erlaubt = ja eingestellt ist,
führt eine 1-phasige Anregung auch zu einer 1-poligen Auslösemeldung. Mehrphasige Anregungen führen
immer zu einer 3-poligen Auslösemeldung.

[lo operate RMD, 2, de_DE]

Bild 6-104 Auslöselogik

6.5.11 Anwendungsbeispiel

6.5.11.1 Übersicht
Der Distanzschutz klärt Fehler in vermaschten Netzen 100 % selektiv.
Unter extremen Bedingungen können Lastströme und hohe Fehlerwiderstände die Selektivität beeinflussen.
Die Funktion RMD vermindert den ungünstigen Einfluss von hohen Fehlerwiderständen und Lastströmen.
Wenn das Netz Inhomogenitäten aufweist, z.B. unterschiedliche Impedanzwinkel der Einspeisungen, kann das
ebenfalls die Reichweite des Distanzschutzes beeinflussen. Die Reaktanzmethode kompensiert diesen Einfluss
mit einstellbaren Kompensationswinkeln.
Das Beispiel beschreibt die Anwendung der Funktion RMD zum Schutz einer 380-kV-Übertragungsfreileitung.
Für das Beispiel gilt:

• Funktion RMD ist in der Funktionsgruppe Leitung angelegt.

• Distanzschutz arbeitet mit Lastausschnitt.

• Distanzschutz hat 4 Zonen.


Dabei werden folgende Einstellwerte schrittweise erläutert:

• Übergreifende Parameter der Funktionsgruppe Leitung

• Übergreifende Parameter der Funktion RMD

• Parameter der Zonen mit Polygonkennlinie


Das Beispiel beschreibt nur die Parameter der Funktion RMD detailliert, die sich vom klassischen Distanzschutz
unterscheiden.
Die für die Zonen relevanten Parameter sind tabellarisch zusammengefasst.
Ergänzende Funktionen, wie z.B. Informationsübertragungsverfahren, Leistungspendelungen, Zuschalten auf
einen Fehler und gerichteter Erdkurzschlussschutz werden hier nicht behandelt.

HINWEIS

i Wenn Sie neue Funktionen einfügen wollen, beachten Sie, dass die Sichtbarkeit einzelner Parameter von
der Konfiguration abhängig ist. Daher definieren Sie zuerst die Funktionen für Ihren speziellen Anwen-
dungsfall und stellen Sie danach die Parameter ein.

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6.5.11.2 Übersichtschaltplan und Anlagendaten

Übersichtsschaltplan
Das folgende Bild zeigt den Übersichtsschaltplan mit der zu schützenden Leitung:

[dw ueb example, 1, de_DE]

Bild 6-105 Übersichtsschaltplan

Für das Anwendungsbeispiel gelten folgende Netzdaten (Primärwerte):


R1 [Ω] X1 [Ω] Winkel Z1 [°] R0 [Ω] X0 [Ω] Winkel Z0 [°]
Einspeisung A 2,363 22,487 84 1,534 14,596 84,00
Einspeisung B 15,635 33,530 65 14,001 25,761 61,48
Freileitung 2,384 25,6 84,68 13,112 82,432 80,96
(80 km)

Im Anwendungsbeispiel wurden die Einspeiseimpedanzen mit einer großen Winkeldifferenz ausgewählt,


um den Vorteil der Reaktanzmethode hervorzuheben (Kompensationswinkel). In den meisten realen Anwen-
dungsfällen ist die Winkeldifferenz klein, so dass Sie die Voreinstellwerte von 0° für die Kompensationswinkel
verwenden können.
Die folgende Tabelle zeigt die Staffelung der Distanzzonen für das Schutzgerät am Einbauort A:
Zone Richtungssinn Reichweite X Reichweite [Ω]
[% der Leitungslänge]
Zone 1 vorwärts 80 % 20,48
Zone 2 vorwärts 120 % 30,72
Zone 3 vorwärts 150 % 38,4
Zone 4 rückwärts -50 % 12,8

6.5.11.3 Einstellhinweise – Allgemeine Parameter in der Funktionsgruppe Leitung


Im folgenden werden nur die Parameter der Funktionsgruppe Leitung beschrieben, die für die Funktion RMD
relevant sind.

Parameter: Leitungswinkel
Berechnen Sie den Einstellwert für den Parameter Leitungswinkel aus den Daten der Mitsystem-Leitungs-
impedanz der zu schützenden Leitung wie folgt:

[fo ltgwinkel, 1, de_DE]

Parameter: Erdimpedanzanpassung mit Kr und Kx


Aus den Leitungsdaten berechnen Sie die Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren Kr und Kx wie folgt:

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[fo kr, 1, de_DE]

[fo kx, 1, de_DE]

HINWEIS

i Für andere Anwendungen, z.B. gemischte Strecken mit Kabel und Freileitung, können Sie die hier einge-
stellten Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren in den Distanzzonen durch spezifische Parameter überschreiben.

Die folgende Tabelle zeigt die für das Anwendungsbeispiel relevanten Parameter in der Funktionsgruppe
Leitung:
Parameter Einstellwert Beschreibung
(_:9001:108) 84,68° Impedanzwinkel Mitsystem
Leitungswinkel
(_:9001:104) Kr 1,58 RE/RL der Leitung
(_:9001:105) Kx 0,74 XE/XL der Leitung

6.5.11.4 Einstellhinweise – Allgemeine Parameter der Funktion RMD


Stellen Sie die folgenden Parameter unter Allgemein in der Funktion RMD ein. Die Einstellwerte sind für alle
Zonen des Distanzschutzes gültig.
Für die Anregung der Funktion RMD sind die Parameter Schwellwert U0> und Mindestleiterstrom I>
relevant. Für die Anwendung im geerdeten Netz empfiehlt Siemens die Voreinstellung.
Parameter Einstellwert [primär] Beschreibung
(_:2311:102) 6,335 kV Voreinstellwert
Schwellwert U0> Der sekundäre Einstellwert berechnet sich wie folgt:
Schwellwert U0> (sekundär) = 6,335 kV ⋅
100 V/380 kV = 1,667 V
(_:2311:101) 100,000 A Voreinstellwert
Mindestleiterstrom Der sekundäre Einstellwert berechnet sich wie folgt:
I> Mindestleiterstrom I> (sekundär) = 100 A ⋅
1 A/1000 A = 0,1 A

Lastausschnitt
Der Lastausschnitt ist durch die Parameter R Lastausschnitt und Winkel Lastausschnitt definiert.
Bei der Reaktanzmethode ist der Lastausschnitt nur für 3-polige Fehler von Bedeutung. Für die Berechnung der
Lastausschnittparameter muss der maximale Betriebsstrom bekannt sein.
Für die Berechnung der Lastausschnittparameter im Anwendungsbeispiel werden folgende Ausgangsdaten
angenommen:
Maximaler Betriebsstrom Ilast, max = 2000 A
bei einem ungünstigen Leistungsfaktor cosϕ = 0,9
Berechnen Sie den primären Einstellwert für den Parameter R Lastausschnitt und den Winkel Last-
ausschnitt mit einer Sicherheitsreserve von 10 % wie folgt:

[fo r lastaus, 1, de_DE]

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[fo winkel lastaus, 1, de_DE]

Parameter: RF (L-E) und RF (L-L)


Für die Berechnung der Fehlerresistanz bei Erdfehlern gilt folgendes Ersatzschaltbild:

[dwfernei-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-106 Kombination aus Lichtbogenspannung und Masterdungswiderstand

Die Ferneinspeisung (IFern) führt zu einem zusätzlichen Spannungsabfall im effektiven Masterdungswider-


stand. Der zusätzliche Spannungsabfall wird in der Fehlerschleife vom Schutzgerät gemessen (siehe
Bild 6-106). Um diesen Einfluss zu kompensieren, benötigen Sie den Höchstwert des Verhältnisses IFern/IOrt.
Den effektiven Masterdungswiderstand können Sie in Bild 6-162 ablesen. Im Beispiel beträgt der primäre
effektive Masterdungswiderstand 1,9 Ω. Berücksichtigen Sie bei der Berechnung des Einstellwertes für RF
(L-E) die Einspeisung vom Gegenende bei der Berechnung von RTF wie folgt:

[fo rtf RMD, 1, de_DE]

Das Verhältnis IFern/IOrt können Sie nur näherungsweise mit der Reaktanz berechnen. Für die Berechnung wird
ein 1-poliger Kurzschluss am Gegenende der Leitung angenommen. Damit berechnet sich das Verhältnis IFern/
IOrt wie folgt:

[fo rtf iOrt, 1, de_DE]

[fo rtf iFern, 1, de_DE]

[fo rtf iFern_iOrt, 1, de_DE]

[fo_rtf iFern_iOrt, 1, de_DE]

Der maximale, vom Schutzgerät in der Fehlerschleife gemessene Masterdungswiderstand, beträgt daher:

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[fo rtf max, 1, de_DE]

Die Lichtbogenspannung für die Erdkurzschlüsse wird mit Hilfe des Abstands zwischen Leiter und Mast/Boden
berechnet. Die Lichtbogenlänge soll im Beispiel 7 m betragen. Wenn Sie die doppelte Lichtbogenlänge
annehmen, berücksichtigen Sie die Krümmung eines brennenden Lichtbogens:
ULB = 2500 V· lLB
ULB = 2500 V· 2· 7 m = 35 kV
Bei der Ermittlung des Einstellwertes ist der größte Wert von RLB relevant. Berechnen Sie den größten Wert von
RLB unter Verwendung des kleinsten Fehlerstroms. Mit Ik min = 1500 A berechnen Sie RLB wie folgt:

[fo r lb, 1, de_DE]

Bei Erdkurzschlüssen muss der Gesamtwiderstand – die Summe von RLB und RTF – abgedeckt werden. Mit einer
Sicherheitsreserve von 20 % berechnet sich der primäre Einstellwert für den Parameter RF (L-E) wie folgt:

[fo rf L-E, 1, de_DE]

Für Leiter-Leiter-Fehler muss nur die Lichtbogenspannung berücksichtigt werden. Wenn Sie für die Lichtbo-
genlänge den doppelten Wert annehmen und für den minimalen Fehlerstrom denselben Wert verwenden,
ergibt sich der oben berechnete Wert von 2 ⋅ 23,3 Ω für den Lichtbogenwiderstand. Mit einer Sicherheitsre-
serve von 20 % berechnet sich der primäre Einstellwert für den Parameter RF (L-L) wie folgt. Bei dem
Parameter RF (L-L) wird die Hälfte des berechneten Lichtbogenwiderstands eingestellt.

[fo rf L-L, 1, de_DE]

Parameter: Ersatz für IF


Der Parameter Ersatz für IF ist für die Berechnung des Spannungsabfalls über der Fehlerresistanz (RF)
in Leiter-Erde-Schleifen bestimmt. In Netzen mit geerdetem Sternpunkt (Nullsystemeinspeisung) können Sie
den Nullsystemstrom (3I0) verwenden. Alternativ können Sie für den Parameter Ersatz für IF den
Gegensystemstrom 3I2 auswählen.
Für die Entscheidung, welchen Ersatzwert Sie für IF auswählen, ermitteln Sie die Änderung des Phasenwinkels
der relevanten Einspeiseimpedanz unter verschiedenen Betriebsbedingungen.
Im Anwendungsbeispiel ist der Sternpunkt an beiden Leitungsenden geerdet. Deshalb gibt es eine starke
Nullsystemeinspeisung sowohl am Relaiseinbauort als auch am entfernten Leitungsende. Die Impedanz der
Nullsystemeinspeisungen ändert sich nicht signifikant aufgrund von entfernten Änderungen der Einspeiseim-
pedanz (z.B. durch entfernte Schalthandlungen im Netz). Deshalb sind im Anwendungsbeispiel die Impedanz-
winkel der Nullsystemeinspeisung stabiler als die des Gegensystems. Stellen Sie im Anwendungsbeispiel den
Parameter Ersatz für IF = 3I0 ein.
In Anwendungen mit einer nicht konstanten Nullsystemimpedanz, verwenden Sie besser den Einstellwert 3I2
für den Parameter Ersatz für IF. Große Unterschiede in der Nullsystemimpedanz treten z.B. auf, wenn die
Sternpunkterdung an der Einspeisesammelschiene zu- oder abgeschaltet werden kann.

Parameter: Komp.winkel Nullsystem und Komp.winkel Gegensys.


Für optimale Ergebnisse muss die Funktion RMD den Phasenwinkel vom Strom durch den Fehlerwiderstand
kennen. Da dieser Strom nicht gemessen werden kann, wird zur Schätzung des Phasenwinkels der Null- oder
Gegensystemstrom als Ersatzstrom verwendet.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[dw_ueb_impedanzber, 2, de_DE]

Das Schutzgerät kann den Fehlerstrom IF nicht direkt messen. Für eine genaue Impedanzmessung muss
zumindest der Phasenwinkel des Fehlerstroms geschätzt werden. In der Messung wird der Phasenwinkel des
Fehlerstroms IF aus dem Null- oder Gegensystemstrom abgeleitet. In Netzen mit inhomogenen Einspeisungen,
d.h. die Einspeisungen haben große Unterschiede in den Impedanzwinkeln, kann ein Kompensationswinkel
angewendet werden. Die Kompensationswinkel für Null- und Gegensystem werden im Beispiel für die Grenze
der Zone Z1 mit m = 80 % berechnet.
Berechnen Sie den Kompensationswinkel für das Nullsystem wie folgt:

[fo1 comp zero sequence example, 1, de_DE]

[fo2 comp zero sequence example, 1, de_DE]

[fo comp zero sequence example, 1, de_DE]

Stellen Sie den Parameter Komp.winkel Nullsystem = 8,35° ein.


Berechnen Sie den Kompensationswinkel für das Gegensystem wie folgt:

[fo1 comp neg sequence example, 1, de_DE]

[fo2 comp neg sequence example, 1, de_DE]

[fo comp neg sequence example, 1, de_DE]

Stellen Sie den Parameter Komp.winkel Gegensys. = 8,61° ein.

Parameter: Delta Dist. Charakt. Wink.


Per Voreinstellung ist die Neigung der Zonen-R-Grenze parallel zur Leitungsimpedanz. Bei Anwendungen mit
kleinen Leitungsimpedanzwinkeln, z.B. Kabelabzweige mit Impedanzwinkeln < 50°, ist es manchmal besser,
die R-Grenze vertikaler einzustellen. Mit dem Parameter Delta Dist. Charakt. Wink. drehen Sie die
R-Grenze entgegengesetzt zum Uhrzeigersinn (siehe Bild 6-95).

618 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Im Anwendungsbeispiel ist der Leitungswinkel mit einem Wert von 84,68° so groß, dass die Neigung der
R-Grenze parallel zum Leitungswinkel verlaufen sollte. Stellen Sie den Parameter Delta Dist. Charakt.
Wink. = 0,00° ein.

Allgemeine Parameter der Funktion RMD


Die folgende Tabelle fasst die allgemeinen Parameter der Funktion RMD für das Anwendungsbeispiel
zusammen. Die Einstellwerte sind für alle Zonen des Distanzschutzes gültig.
Parameter Empfohlener Einstellwert [Primärwerte]
(_:2311:102) Schwellwert U0> 6,335 kV
(_:2311:101) Mindestleiterstrom I> 100,000 A
(_:2311:130) RF (L-E) 35,200 Ω
(_:2311:131) RF (L-L) 27,960 Ω
(_:2311:132) Ersatz für IF 3I0
(_:2311:134) Komp.winkel Nullsystem 8,35°
(_:2311:135) Komp.winkel Gegensys. 8,61°
(_:2311:136) Delta Dist. Charakt. Wink. 0,00°
(_:2311:106) Lastausschnitt beide Richtungen
(_:2311:107) R Lastausschnitt 99,700 Ω
(_:2311:108) Winkel Lastausschnitt 28,4°

6.5.11.5 Einstellhinweise Zone Z1 bis Z4


Die folgenden Tabellen fassen die Parameter der Zonen Z1 bis Z4 zusammen. Die empfohlenen Einstellwerte
gelten für das Anwendungsbeispiel.

HINWEIS

i Der Parameter (_:14191:11) 1-polige Ausl. erlaubt ist nur in den Gerätevarianten sichtbar, die
1-polig auslösen können!

Zone Z1

Parameter Empfohlener Beschreibung


Einstellwert
[Primärwerte]
(_:14191:121) Blockiert nein Der Parameter ist nur in den Geräten 7SLx relevant.
bei aktivem Diff
(_:14191:11) 1-polige ja Die Zone Z1 soll 1-polig auslösen.
Ausl. erlaubt
(_:14191:101) Arbeits- L-E und L-L Dieser Einstellwert ist für alle Fehlerarten geeignet.
weise
(_:14191:109) Rich- vorwärts Die Zone Z1 wirkt für Fehler in Vorwärtsrichtung.
tungssinn
(_:14191:102) X Reich- 20,480 Ω X Reichweite der Zone Z1
weite
(_:14191:110) Verzöge- 0,00 s Die Zone Z1 arbeitet unverzögert.
rung 1-pol.
(_:14191:112) Verzöge- 0,00 s Die Zone Z1 arbeitet unverzögert.
rung (mehrpol.)
(_:14191:129) Zonenein- Basis Die Zone Z1 verwendet die allgemeinen Parameter
stellungen der Funktion RMD.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

HINWEIS

i Wenn die Zone nicht mit den allgemeinen Parametern der Funktion RMD arbeiten soll, stellen Sie den
Parameter Zoneneinstellungen = Erweitert ein.
Dann arbeitet die jeweilige Zone mit folgenden zonenspezifischen Parametern (Beispiel für Zone Z1):

• (_:14191:130) RF (L-E)

• (_:14191:131) RF (L-L)

• (_:14191:132) Ersatz für IF

• (_:14191:134) Komp.winkel Nullsystem

• (_:14191:135) Komp.winkel Gegensys.

• (_:14191:108) Leitungswinkel

• (_:14191:136) Delta Dist. Charakt. Wink.

• (_:14191:104) Kr

• (_:14191:105) Kx

Zone Z2

Parameter Empfohlener Beschreibung


Einstellwert
[Primärwerte]
(_:14192:121) Blockiert nein Der Parameter ist nur in den Geräten 7SLx relevant.
bei aktivem Diff
(_:14192:11) 1-polige nein Die Zone Z2 soll 3-polig auslösen.
Ausl. erlaubt
(_:14192:101) Arbeits- L-E und L-L Dieser Einstellwert ist für alle Fehlerarten geeignet.
weise
(_:14192:109) Rich- vorwärts Die Zone Z2 wirkt für Fehler in Vorwärtsrichtung.
tungssinn
(_:14192:102) X Reich- 30,720 Ω X Reichweite der Zone Z2
weite
(_:14192:110) Verzöge- 0,30 s Auslöseverzögerung der Zone Z2
rung 1-pol.
(_:14192:112) Verzöge- 0,30 s Auslöseverzögerung der Zone Z2
rung (mehrpol.)
(_:14192:129) Zonenein- Basis Die Zone Z2 verwendet die allgemeinen Parameter
stellungen der Funktion RMD.

Zone Z3

Parameter Empfohlener Beschreibung


Einstellwert
[Primärwerte]
(_:14193:121) Blockiert nein Der Parameter ist nur in den Geräten 7SLx relevant.
bei aktivem Diff
(_:14193:11) 1-polige nein Die Zone Z3 soll 3-polig auslösen.
Ausl. erlaubt
(_:14193:101) Arbeits- L-E und L-L Dieser Einstellwert ist für alle Fehlerarten geeignet.
weise
(_:14193:109) Rich- vorwärts Die Zone Z3 wirkt für Fehler in Vorwärtsrichtung.
tungssinn

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Parameter Empfohlener Beschreibung


Einstellwert
[Primärwerte]
(_:14193:102) X Reich- 38,400 Ω X Reichweite der Zone Z3
weite
(_:14193:110) Verzöge- 0,60 s Auslöseverzögerung der Zone Z3
rung 1-pol.
(_:14193:112) Verzöge- 0,60 s Auslöseverzögerung der Zone Z3
rung (mehrpol.)
(_:14193:129) Zonenein- Basis Die Zone Z3 verwendet die allgemeinen Parameter
stellungen der Funktion RMD.

Zone Z4

Parameter Empfohlener Beschreibung


Einstellwert
[Primärwerte]
(_:14194:121) Blockiert nein Der Parameter ist nur in den Geräten 7SLx relevant.
bei aktivem Diff
(_:14194:11) 1-polige nein Die Zone Z4 soll 3-polig auslösen.
Ausl. erlaubt
(_:14194:101) Arbeits- L-E und L-L Dieser Einstellwert ist für alle Fehlerarten geeignet.
weise
(_:14194:109) Rich- rückwärts Die Zone Z4 wirkt für Fehler in Rückwärtsrichtung.
tungssinn
(_:14194:102) X Reich- 12,800 Ω X Reichweite der Zone Z4
weite
(_:14194:110) Verzöge- 0,90 s Auslöseverzögerung der Zone Z4
rung 1-pol.
(_:14194:112) Verzöge- 0,90 s Auslöseverzögerung der Zone Z4
rung (mehrpol.)
(_:14194:129) Zonenein- Basis Die Zone Z4 verwendet die allgemeinen Parameter
stellungen der Funktion RMD.

Überprüfen Sie die Einstellwerte anhand der folgenden grafischen Darstellung der Auslösekennlinie:

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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

[sc_KL_RMD_examble, 1, de_DE]

Bild 6-107 Auslösekennlinie in DIGSI 5

6.5.12 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:110 Allgemein:Start der • m. Zonen-Anregung mit Dis G-Anre-
Zonenzeiten gung
• mit Dis G-Anregung
_:2311:102 Allgemein:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 1,667 V
U0>

622 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:105 Allgemein:Parallellei- • nein nein
tungskomp.
• ja
_:2311:101 Allgemein:Mindestleiter- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 4,000 A 0,100 A
strom I> 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 20,000 A 0,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 4,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 20,000 A 0,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A
_:2311:130 Allgemein:RF (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:2311:131 Allgemein:RF (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:2311:132 Allgemein:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:2311:134 Allgemein:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Nullsystem
_:2311:135 Allgemein:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:2311:136 Allgemein:Delta Dist. 0,00 ° bis 80,00 ° 0,00 °
Charakt. Wink.
_:2311:106 Allgemein:Lastausschnitt • nein nein
• beide Richtungen
• vorwärts
• rückwärts
_:2311:107 Allgemein:R Lastaus- 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
schnitt 5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:2311:108 Allgemein:Winkel Last- 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
ausschnitt
_:2311:112 Allgemein:Speicherpola- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
risation(L-L)
_:2311:114 Allgemein:Kreuzpolarisa- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
tion (L-L)
Z 1
_:14191:1 Z 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14191:2 Z 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:14191:121 Z 1:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:14191:11 Z 1:1-polige Ausl. erlaubt • nein ja
• ja
_:14191:101 Z 1:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:14191:109 Z 1:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:14191:102 Z 1:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:14191:110 Z 1:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
_:14191:112 Z 1:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
(mehrpol.)
_:14191:129 Z 1:Zoneneinstellungen • Basis Basis
• Erweitert
_:14191:130 Z 1:RF (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:14191:131 Z 1:RF (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:14191:132 Z 1:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:14191:134 Z 1:Komp.winkel Null- -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
system
_:14191:135 Z 1:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:14191:108 Z 1:Leitungswinkel 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
_:14191:136 Z 1:Delta Dist. Charakt. 0,00 ° bis 80,00 ° 0,00 °
Wink.
_:14191:104 Z 1:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:14191:105 Z 1:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:14191:118 Z 1:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:14191:150 Z 1:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 2
_:14192:1 Z 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14192:2 Z 2:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:14192:121 Z 2:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:14192:11 Z 2:1-polige Ausl. erlaubt • nein ja
• ja
_:14192:101 Z 2:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:14192:109 Z 2:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:14192:102 Z 2:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:14192:110 Z 2:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s

624 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:14192:112 Z 2:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
(mehrpol.)
_:14192:129 Z 2:Zoneneinstellungen • Basis Basis
• Erweitert
_:14192:130 Z 2:RF (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:14192:131 Z 2:RF (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:14192:132 Z 2:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:14192:134 Z 2:Komp.winkel Null- -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
system
_:14192:135 Z 2:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:14192:108 Z 2:Leitungswinkel 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
_:14192:136 Z 2:Delta Dist. Charakt. 0,00 ° bis 80,00 ° 0,00 °
Wink.
_:14192:104 Z 2:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:14192:105 Z 2:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:14192:118 Z 2:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:14192:150 Z 2:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 3
_:14193:1 Z 3:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14193:2 Z 3:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:14193:121 Z 3:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:14193:11 Z 3:1-polige Ausl. erlaubt • nein nein
• ja
_:14193:101 Z 3:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:14193:109 Z 3:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:14193:102 Z 3:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,000 Ω
_:14193:110 Z 3:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,60 s
_:14193:112 Z 3:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,60 s
(mehrpol.)
_:14193:129 Z 3:Zoneneinstellungen • Basis Basis
• Erweitert
_:14193:130 Z 3:RF (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,000 Ω

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 625
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:14193:131 Z 3:RF (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:14193:132 Z 3:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:14193:134 Z 3:Komp.winkel Null- -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
system
_:14193:135 Z 3:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:14193:108 Z 3:Leitungswinkel 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
_:14193:136 Z 3:Delta Dist. Charakt. 0,00 ° bis 80,00 ° 0,00 °
Wink.
_:14193:104 Z 3:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:14193:105 Z 3:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:14193:118 Z 3:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:14193:150 Z 3:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 4
_:14194:1 Z 4:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14194:2 Z 4:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:14194:121 Z 4:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:14194:11 Z 4:1-polige Ausl. erlaubt • nein nein
• ja
_:14194:101 Z 4:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:14194:109 Z 4:Richtungssinn • ungerichtet ungerichtet
• vorwärts
• rückwärts
_:14194:102 Z 4:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:14194:110 Z 4:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,90 s
_:14194:112 Z 4:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,90 s
(mehrpol.)
_:14194:129 Z 4:Zoneneinstellungen • Basis Basis
• Erweitert
_:14194:130 Z 4:RF (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:14194:131 Z 4:RF (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:14194:132 Z 4:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:14194:134 Z 4:Komp.winkel Null- -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
system

626 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:14194:135 Z 4:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:14194:108 Z 4:Leitungswinkel 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
_:14194:136 Z 4:Delta Dist. Charakt. 0,00 ° bis 80,00 ° 0,00 °
Wink.
_:14194:104 Z 4:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:14194:105 Z 4:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:14194:118 Z 4:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:14194:150 Z 4:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.5.13 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
_:4501:301 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L1E ACD O
_:4501:302 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L2E ACD O
_:4501:303 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L3E ACD O
_:4501:304 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L12 ACD O
_:4501:305 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L23 ACD O
_:4501:306 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L31 ACD O
Z 1
_:14191:81 Z 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:14191:500 Z 1:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:14191:501 Z 1:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:14191:54 Z 1:Nicht wirksam SPS O
_:14191:52 Z 1:Zustand ENS O
_:14191:53 Z 1:Bereitschaft ENS O
_:14191:55 Z 1:Anregung ACD O
_:14191:300 Z 1:Anregung Schleife L1E ACD O
_:14191:301 Z 1:Anregung Schleife L2E ACD O
_:14191:302 Z 1:Anregung Schleife L3E ACD O
_:14191:303 Z 1:Anregung Schleife L12 ACD O
_:14191:304 Z 1:Anregung Schleife L23 ACD O
_:14191:305 Z 1:Anregung Schleife L31 ACD O
_:14191:56 Z 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:14191:57 Z 1:Auslösung ACT O
Z 2
_:14192:81 Z 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:14192:500 Z 2:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:14192:501 Z 2:>Block. L-L-Schleifen SPS I

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 627
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.5 Distanzschutz mit Reaktanzmethode (RMD)

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:14192:54 Z 2:Nicht wirksam SPS O
_:14192:52 Z 2:Zustand ENS O
_:14192:53 Z 2:Bereitschaft ENS O
_:14192:55 Z 2:Anregung ACD O
_:14192:300 Z 2:Anregung Schleife L1E ACD O
_:14192:301 Z 2:Anregung Schleife L2E ACD O
_:14192:302 Z 2:Anregung Schleife L3E ACD O
_:14192:303 Z 2:Anregung Schleife L12 ACD O
_:14192:304 Z 2:Anregung Schleife L23 ACD O
_:14192:305 Z 2:Anregung Schleife L31 ACD O
_:14192:56 Z 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:14192:57 Z 2:Auslösung ACT O
Z 3
_:14193:81 Z 3:>Blockierung Stufe SPS I
_:14193:500 Z 3:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:14193:501 Z 3:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:14193:54 Z 3:Nicht wirksam SPS O
_:14193:52 Z 3:Zustand ENS O
_:14193:53 Z 3:Bereitschaft ENS O
_:14193:55 Z 3:Anregung ACD O
_:14193:300 Z 3:Anregung Schleife L1E ACD O
_:14193:301 Z 3:Anregung Schleife L2E ACD O
_:14193:302 Z 3:Anregung Schleife L3E ACD O
_:14193:303 Z 3:Anregung Schleife L12 ACD O
_:14193:304 Z 3:Anregung Schleife L23 ACD O
_:14193:305 Z 3:Anregung Schleife L31 ACD O
_:14193:56 Z 3:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:14193:57 Z 3:Auslösung ACT O
Z 4
_:14194:81 Z 4:>Blockierung Stufe SPS I
_:14194:500 Z 4:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:14194:501 Z 4:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:14194:54 Z 4:Nicht wirksam SPS O
_:14194:52 Z 4:Zustand ENS O
_:14194:53 Z 4:Bereitschaft ENS O
_:14194:55 Z 4:Anregung ACD O
_:14194:300 Z 4:Anregung Schleife L1E ACD O
_:14194:301 Z 4:Anregung Schleife L2E ACD O
_:14194:302 Z 4:Anregung Schleife L3E ACD O
_:14194:303 Z 4:Anregung Schleife L12 ACD O
_:14194:304 Z 4:Anregung Schleife L23 ACD O
_:14194:305 Z 4:Anregung Schleife L31 ACD O
_:14194:56 Z 4:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:14194:57 Z 4:Auslösung ACT O

628 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Distanzschutz (ANSI 21, 21N) ist in 3 Funktionsausprägungen verfügbar:

• Distanzschutz für geerdete Netze mit 3-poliger Auslösung

• Distanzschutz für isolierte/gelöschte Netze mit 3-poliger Auslösung

• Distanzschutz für geerdete Netze mit 1-/3-poliger Auslösung

6.6.2 Distanzschutz für geerdete Netze

6.6.2.1 Funktionsübersicht
Die Funktion Distanzschutz für geerdete Netze (ANSI 21 N):

• Ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Leitungen und Kabel in radialen,
ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen

• Dient als Reserveschutz für Sammelschienen, Transformatoren und weitere Leitungen

• Arbeitet nur in Netzen mit geerdetem Sternpunkt

• Löst 1-/3-polig aus

• Ist für den Einsatz in allen Spannungsebenen geeignet

6.6.2.2 Struktur der Funktion


Die Funktion Distanzschutz für geerdete Netze kann in Funktionsgruppen eingefügt werden, die Spannungs-
und Strommesswerte sowie Leitungsparameter zur Verfügung stellen.
Die Funktion Distanzschutz für geerdete Netze besteht aus folgenden Blöcken:

• Allgemein

• Anregeverfahren

• Distanzzonen (Polygonkennlinie vorkonfiguriert)

• Ausgangslogik 1-/3-polig
Die Funktion Distanzschutz für geerdete Netze ist werkseitig mit 4 Zonen vorkonfiguriert. Die Zonen sind
identisch aufgebaut.
In der Funktion Distanzschutz für geerdete Netze können maximal folgende Zonen gleichzeitig betrieben
werden:

• 16 Zonen mit Polygonkennlinie

• 1 Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung

• 16 Zonen mit MHO-Kennlinie

• 16 Zonen mit Kreiskennlinie


Das folgende Bild zeigt den prinzipiellen Aufbau der Funktion Distanzschutz für geerdete Netze.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 629
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwstg13p-140611-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-108 Struktur/Einbettung der Funktion

Arbeitsweise
Die Erdfehlererkennung stellt fest, ob ein Fehler mit Erdberührung vorliegt. Das Anregeverfahren gibt die
Messschleifen frei. Für die freigegebenen Schleifen wird die Impedanz berechnet. Die berechnete Impedanz
wird in die Auslösekennlinien (Polygon-, MHO- oder Kreiskennlinie) der Zonen eingeordnet.
Beim Anregeverfahren Impedanzanregung werden nach dem Einordnen der berechneten Impedanz in die
Auslösekennlinien der Lastausschnitt ausgewertet und die Scheinimpedanzen eliminiert. Für alle angeregten
Schleifen wird anschließend die Richtung zum Kurzschlussort bestimmt. Die Schleifenauswahl legt fest, für
welche der angeregten Schleifen die Einordnung in die festgelegten Zonen vorgenommen wird. Die Schleifen-
bereinigung entfernt alle Schleifen, die nach der Richtungsbestimmung und Abfrage des Lastausschnittes
nicht mehr angeregt sind. Für die angeregten Schleifen startet die Verzögerungszeit in der Zonenlogik. Die
Zonenlogik bildet die Anrege- und Auslösesignale der Schleifen und Phasen für die Zone. Die Ausgangslogik
verarbeitet die Anrege- und Auslösesignale der Zonen und bildet die Anrege- und Auslösesignale des Distanz-
schutzes.
In der Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung wird der Lastausschnitt direkt in der Zone
eingestellt und zonenübergreifend ausgewertet.

Erdfehlererkennung
Die Erdfehlererkennung prüft, ob ein Fehler mit Erdbeteiligung vorliegt. Wenn ein Fehler mit Erdbeteiligung
vorliegt, werden die Messwerke für Leiter-Erde-Schleifen freigegeben.
Für die Erdfehlererkennung stehen folgende Kriterien zur Verfügung:

• Überwachung des Nullstroms 3I0

• Überwachung des Verhältnisses Nullstrom/Gegensystemstrom (3I0/3I2)

• Überwachung der Nullspannung U0

Strom- und Spannungskriterien ergänzen sich (siehe Bild 6-109). Wenn das Verhältnis von Nullimpedanz zu
Mitimpedanz größer ist, nimmt die Nullspannung zu. Wenn das Verhältnis von Nullimpedanz zu Mitimpedanz
klein ist, nimmt der Erdstrom zu. Mit dem Parameter Erdfehlererkennung legen Sie fest, welches Krite-
rium zur Erkennung von Erdfehlern genutzt wird.

630 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Wenn ein Leiterstrom zur Stromwandlersättigung führt, muss das Spannungskriterium für die Erdfehlererken-
nung erfüllt sein. Die ungleichmäßige Sättigung der Stromwandler kann zu einem sekundären Nullstrom
führen, ohne dass ein primärer Nullstrom fließt. Die automatische Abfrage des Spannungskriteriums bei
Stromwandlersättigung verhindert unerwünschte Erdfehlererkennungen.
Die Erdfehlererkennung allein führt nicht zur Generalanregung des Distanzschutzes, sondern steuert nur die
weiteren Anregemodule. Die Erdfehlererkennung wird auch nicht allein gemeldet.

[loerdfeh-240511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-109 Logik der Erdfehlererkennung für geerdete Netze

Erdfehlererkennung: Nullstrom 3I0

Das Nullstromkriterium überwacht die Grundschwingung der Summe der Leiterströme auf Überschreiten eines
einstellbaren Betrages (Parameter Schwellwert 3I0>).
Das Nullstromkriterium ist für folgende Fälle gegen Fehlansprechen stabilisiert:

• Nullströme infolge unsymmetrischer Lastverhältnisse

• Nullströme bei Fehlern ohne Erdbeteiligung durch unterschiedliche Sättigung der Leiterstromwandler

• Bei erkannter Wandlersättigung (siehe Bild 6-109)


Bild 6-110 zeigt die Ansprechkennlinie des Nullstromkriteriums. Mit zunehmenden Leiterströmen erhöht sich
der tatsächliche Anregewert automatisch. Der Rückfallwert liegt bei ca. 95 % des Anregewertes.

[dwklerds-060611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-110 Nullstromkriterium: Ansprechkennlinie

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 631
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Erdfehlererkennung: Nullstrom/Gegensystemstrom (3I0/3I2)

Bei langen, hochbelasteten Leitungen können hohe Lastströme zu einer Überstabilisierung des Nullstromkri-
teriums führen (siehe Bild 6-110). Zur Erkennung von Erdfehlern wird das lastunabhängige Gegensystem-
strom-Kriterium ergänzt. Zusätzlich zum Nullstrom wird das Verhältnis von Nullstrom/Gegensystemstrom
überwacht. Bei einem 1-poligen Fehler ist der Gegensystemstrom I2 annähernd so groß wie der Nullstrom
I0. Wenn das Verhältnis Nullstrom/Gegensystemstrom eine vorgegebene Grenze überschreitet, wird das Krite-
rium freigegeben. Das Nullstrom/Gegensystemstrom-Kriterium ist bei hohen Gegensystemströmen durch eine
parabelförmige Kennlinie stabilisiert. Bild 6-111 zeigt den Zusammenhang. Voraussetzung für die Freigabe des
Nullstrom-/Gegensystemstrom-Kriteriums ist ein Mindeststrom von 0,2· Inenn für 3I0.

[dwkli0i2-140611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-111 I0/I2-Kriterium: Ansprechkennlinie

Erdfehlererkennung: Nullspannung U0

Die Nullspannung wird auf Überschreiten eines eingestellten Betrages überwacht (Parameter Schwellwert
U0>). Der Rückfallwert liegt bei ca. 95 % des Anregewertes. In geerdeten Netzen kann die Überwachung der
Nullspannung als zusätzliches Erdfehlerkriterium eingesetzt werden.

Erdfehlererkennung während 1-poliger Pause


Lastströme dürfen während der 1-poligen Abschaltung im geerdeten Netz nicht zum Ansprechen der Erdfeh-
lererkennung führen. Dazu wird die Erdfehlererkennung während der 1-poligen Abschaltung modifiziert.
Zusätzlich zu den Beträgen werden auch die Phasenwinkel zwischen Strom und Spannung überwacht (siehe
folgendes Bild).

632 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[loerdawe-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-112 Erdfehlererkennung während 1-poliger Abschaltung (Beispiel: 1-polige Pause L1)

Anregeverfahren
Das Anregeverfahren wählt die zu messenden Fehlerschleifen aus. Folgende Anregeverfahren sind verfügbar:

• Impedanzanregung

• Überstromanregung

• U-/I-Anregung

• U-/I-φ-Anregung
Als Anregeverfahren ist die Impedanzanregung vorkonfiguriert. Sie können verschiedene Anregeverfahren
parallel benutzen.

Zoneneinordnung
Die berechneten Impedanzzeiger der Fehlerschleifen werden in die Zonen eingeordnet. Für jede Zone ist eine
Auslösekennlinie in der R-X-Ebene definiert. Folgende Auslösekennlinien sind verfügbar:

• Polygonkennlinie (Beschreibung ab Kapitel 6.6.9.1 Beschreibung)

• Polygonkennlinie mit adaptiver Anregung (Beschreibung ab Kapitel 6.6.10 Zone mit Polygonkennlinie
und adaptiver Anregung)

• MHO-Kennlinie (Beschreibung ab Kapitel 6.6.11.1 Beschreibung)

• Kreiskennlinie (Beschreibung ab Kapitel 6.6.12 Zone mit Kreiskennlinie

Richtungsbestimmung
Sie können für jede Zone definieren, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet arbeiten soll.
Für gerichtete Zonen definieren Sie den Richtungssinn in der R-X-Ebene. Bei der Einordnung der Impedanz-
zeiger in die R-X-Ebene wird dann zusätzlich die Richtung ausgewertet. Die Beschreibung finden Sie im Kapitel
6.6.4 Richtungsbestimmung.

Schleifenauswahl im geerdeten Netz


In Netzen mit wirksam oder niederohmig geerdetem Sternpunkt ist jede Berührung eines Leiters mit Erde ein
kurzschlussartiger Vorgang. Die nächstgelegene Schutzeinrichtung muss den Fehler sofort abschalten.
Bei Doppelerdkurzschlüssen regen im Allgemeinen 2 Leiter-Erde-Schleifen an. Wenn beide Erdkurzschlüsse
in der gleichen Richtung liegen, kann das auch zu einer Anregung der zugehörigen Leiter-Leiter-Schleife
führen. Mit dem Parameter Schleifenausw. L-L-E-Anr beschränken Sie die Auswertung auf bestimmte
Schleifen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 633
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Bei einem 3-poligen Fehler regen i.Allg. alle Leiter-Leiter-Schleifen an. In diesem Fall werden die 3 Leiter-
Leiter-Schleifen ausgewertet. Wenn ein Fehler mit Erdberührung erkannt wird, werden auch die Leiter-Erde-
Schleifen ausgewertet.

Ausgangslogik
Die Ausgangslogik der Funktion Distanzschutz für geerdete Netze verknüpft die Ausgangsmeldungen der
Zonen und bildet die Sammelauslösemeldungen der Funktion. Die Beschreibung der Ausgangslogik finden Sie
im Kapitel 6.6.14 Ausgangslogik des Distanzschutzes.

Einfluss der Einschaltstromerkennung


Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, kann der Distanzschutz gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisiert werden. Im Zusammenwirken mit der
Einschaltstromerkennung sind folgende Konfigurationen möglich:

• Blockierung der Anregung für die Anregeverfahren Überstromanregung, U-/I-Anregung und U-/I-/ϕ-Anre-
gung

• Blockierung einzelner Distanzzonen

• Blockierung der Anregung bei Impedanzanregung durch Blockierung der äußeren Distanzzone(n)
Die Einschaltstromerkennung kann für die Blockierung der genannten Anregeverfahren und Distanzzonen
separat konfiguriert werden. Im Fall der Blockierung regt die mit der Einschaltstromerkennung verknüpfte
Distanzzone oder das Anregeverfahren nicht an. Die Funktion Einschaltstromerkennung signalisiert die
Blockierung durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurückfällt und die Anregebedingung
für das entsprechende Verfahren oder die verknüpfte Distanzzone noch erfüllt ist, wird die Anregung
gemeldet und die entsprechende Verzögerungszeit gestartet. Nach deren Ablauf wird die Auslösemeldung
erzeugt. Nur wenn die zentrale Funktion Einschaltstromerkennung (siehe Kapitel 6.59.1.1 Funktionsüber-
sicht) wirksam ist, lässt sich die Blockierung einstellen.

6.6.2.3 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter


Stellen Sie die folgenden Parameter unter Allgemein in der Funktion Distanzschutz für geerdete Netze ein.
Die Einstellwerte sind für alle Zonen des Distanzschutzes gültig.

Parameter: Start der Zonenzeiten

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:110) Start der Zonenzeiten = m. Zonen-Anregung


Mit dem Parameter Start der Zonenzeiten legen Sie fest, zu welchem Zeitpunkt die Verzögerungszeiten
der Zonen gestartet werden.
Parameterwert Beschreibung
mit Dis G-Anregung Wenn die Verzögerungszeiten aller Zonen zeitgleich starten sollen, wählen
Sie diese Einstellung. Wenn die Fehlerart oder die Messschleifenauswahl
wechseln, laufen alle Verzögerungszeiten gemeinsam weiter.
Siemens empfiehlt diese Einstellung.
m. Zonen-Anregung Die Verzögerungszeit der Zone startet bei Anregung der Zone.
Wenn Sie die Funktion mit anderen Distanz- oder Überstromzeit-Schutzfunk-
tionen koordinieren müssen, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Winkel Dist.schutzchar.

• Voreinstellwert (_:2311:107) Winkel Dist.schutzchar. = 85,0°


Mit dem Parameter Winkel Dist.schutzchar. stellen Sie den Neigungswinkel der Distanzschutzkennlinie
ein. Der hier eingestellte Neigungswinkel der Distanzschutzkennlinie gilt für alle Zonen der Funktion.
Siemens empfiehlt, den Parameter Winkel Dist.schutzchar. auf den Leitungswinkel einzustellen.

Berechnen Sie den Leitungswinkel aus den Daten der Mitsystemimpedanz der zu schützenden Leitung wie
folgt:

634 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[fo1 line angle, 1, de_DE]

[fo2 line angle, 1, de_DE]

[fo3 line angle, 1, de_DE]

Wenn Sie die Funktion mit anderen Geräten koordinieren müssen, können Sie den Neigungswinkel der
Distanzschutzkennlinie auch davon abweichend einstellen.

Parameter: Erdfehlererkennung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:105) Erdfehlererkennung = 3I0> oder U0>


Mit dem Parameter Erdfehlererkennung legen Sie fest, welche Kriterien zur Erdfehlererkennung genutzt
werden.
Parameterwert Beschreibung
3I0> oder U0> Wenn entweder das Nullstromkriterium (3I0>) oder das Nullspannungskrite-
rium (U0>) zur Erdfehlererkennung führt, wählen Sie diese Einstellung.
Für geerdete Netze ist die ODER-Verknüpfung der Kriterien 3I0> und
U0> ein sehr zuverlässiges Kriterium zur Erdfehlererkennung. Die Kriterien
ergänzen sich. Bei einer schwachen Einspeisung ist der Nullstrom gering
und die Nullspannung hoch. Bei einer starken Einspeisung sind die Verhält-
nisse umgekehrt.
Siemens empfiehlt diese Einstellung für geerdete Netze.
3I0> und U0> Wenn Sie beide Kriterien zur Erdfehlererkennung nutzen wollen (logische
UND-Verknüpfung von Nullstrom- und Nullspannungskriterium), wählen Sie
diese Einstellung.
nur 3I0> Wenn Sie nur das Nullstromkriterium zur Erdfehlererkennung nutzen
wollen, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Schwellwert 3I0>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:103) Schwellwert 3I0> = 0,10 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> legen Sie die Nullstromgrenze für die Erdfehlererkennung fest.
Der Parameter Schwellwert 3I0> muss kleiner eingestellt werden als der kleinste erwartete Erdstrom
bei Erdkurzschlüssen am geschützten Abzweig. Damit der Distanzschutz auch bei externen Fernfehlern als
Reserveschutz anspricht, stellen Sie den Parameter Schwellwert 3I0> empfindlicher ein als für interne
Fehler notwendig. Siemens empfiehlt, den Voreinstellwert von 0,10 A beizubehalten.

Parameter: Schwellwert U0>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:102) Schwellwert U0> = 1,66 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> legen Sie die Nullsystem-Spannungsgrenze für die Erdfehlererken-
nung fest.
Bei Erdkurzschlüssen im geerdeten Netz ist eine Nullspannung vorhanden. Die Nullspannung nimmt mit
zunehmender Entfernung zwischen Fehlerort und Messstelle ab. Siemens empfiehlt, den Voreinstellwert
von 1,66 V beizubehalten. Wenn durch Netzunsymmetrien während des Betriebs größere Nullspannungen
auftreten können, erhöhen Sie den Voreinstellwert.

Parameter: 3I0 Anregestabilisierung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) 3I0 Anregestabilisierung = 0,10

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 635
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Mit dem Parameter 3I0 Anregestabilisierung legen Sie die Steigung der 3I0>-Kennlinie der Erdfehler-
erkennung fest.
Netzunsymmetrie (z.B. unverdrillte Leitungen) sowie Stromwandlerfehler können bei großen Leiterströmen
einen Nullstromfluss am Schutzgerät verursachen, obwohl kein Erdfehler vorhanden ist. Mit dem Parameter
3I0 Anregestabilisierung wird eine Erdanregung vermieden. Wenn keine extreme Netzunsymmetrie
und außergewöhnlich große Stromwandlerfehler erwartet werden, empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert
von 0,10 nicht zu verändern.

Parameter: Schleifenausw. L-L-E-Anr

• Voreinstellwert (_:2311:108) Schleifenausw. L-L-E-Anr = block voreil. Ph.


Mit dem Parameter Schleifenausw. L-L-E-Anr legen Sie fest, welche Schleifen bei Doppelerdfehlern
vom Distanzschutz ausgewertet werden. Sie beschränken die Auswertung auf bestimmte Schleifen. Wenn Sie
die Auswertung auf bestimmte Schleifen beschränken wollen, müssen diese die gleiche Richtung haben.
Bei zweiseitiger Speisung auf eine gemeinsame Fehlerresistanz gegen Erde neigt die Leiter-Erde-Schleife
der voreilenden Phase zum Übergreifen. Wenn Sie den Parameter Schleifenausw. L-L-E-Anr = block
voreil. Ph. einstellen, werden diese Schleifen nicht ausgewertet.
Die folgende Tabelle zeigt, welche Schleifen bei unterschiedlichen Einstellungen des Parameters Schleifen-
ausw. L-L-E-Anr ausgewertet werden:
Parameterwert Angeregte Schleifen Ausgewertete Schleife(n)
block voreil. Ph. L1-E, L2-E, L1-L2 L2-E, L1-L2
L2-E, L3-E, L2-L3 L3-E, L2-L3
L1-E, L3-E, L3-L1 L1-E, L3-L1
block nacheil. Ph. L1-E, L2-E, L1-L2 L1-E, L1-L2
L2-E, L3-E, L2-L3 L2-E, L2-L3
L1-E, L3-E, L3-L1 L3-E, L3-L1
alle L1-E, L2-E, L1-L2 L1-E, L2-E, L1-L2
L2-E, L3-E, L2-L3 L2-E, L3-E, L2-L3
L1-E, L3-E, L3-L1 L1-E, L3-E, L3-L1
nur L-L L1-E, L2-E, L1-L2 L1-L2
L2-E, L3-E, L2-L3 L2-L3
L1-E, L3-E, L3-L1 L3-L1
nur L-E L1-E, L2-E, L1-L2 L1-E, L2-E
L2-E, L3-E, L2-L3 L2-E, L3-E
L1-E, L3-E, L3-L1 L1-E, L3-E

Bei einer Doppelleitung können Erdkurzschlüsse an beiden Leitungen gleichzeitig vorkommen. Um eine
Blockierung der internen Fehlerschleife zu vermeiden, müssen Sie für diese Anwendung den Parameter
Schleifenausw. L-L-E-Anrauf nur L-E oder alle einstellen. Damit die Selektivität gesichert ist, redu-
zieren Sie die Reichweite der untergreifenden Zone.

Parameter: Parallelleitungskomp.

• Voreinstellwert: (_:2311:106) Parallelleitungskomp. = nein


Mit dem Parameter Parallelleitungskomp. legen Sie fest, ob Sie bei Doppelleitungen den Einfluss der
Koppelimpedanz auf die Schleifenimpedanz berücksichtigen wollen oder nicht.

HINWEIS

i Nur wenn der Erdstrom der Parallelleitung in der Funktionsgruppe Leitung verfügbar ist, sehen Sie den
Parameter Parallelleitungskomp. . Verbinden Sie dazu in DIGSI 5 die Messstelle I-1ph (Erdstrom der
Parallelleitung) mit der Funktionsgruppe Leitung.

636 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Nur wenn Sie mit MHO-Kennlinien arbeiten, sind folgende Parameter sichtbar:

• Speicherpolarisation L-E

• Speicherpolarisation(L-L)

• Kreuzpolarisation (L-E)

• Kreuzpolarisation (L-L)
Die Parameter sind für alle MHO-Zonen gültig!

Parameter: Speicherpolarisation L-E

• Voreinstellwert: (:_2310:_111) Speicherpolarisation L-E = 15,0 %


Mit dem Parameter Speicherpolarisation L-E legen Sie den Grad der Polarisation mit einer gespei-
cherten Spannung für Leiter-Erde-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-Kenn-
linie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, stellen Sie den Parameter Speicherpolarisation L-E auf 0,0 %.

Parameter: Speicherpolarisation(L-L)

• Voreinstellwert (:_2310:_112) Speicherpolarisation(L-L) = 15,0 %


Mit dem Parameter Speicherpolarisation(L-L) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer gespei-
cherten Spannung für Leiter-Leiter-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-
Kennlinie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, stellen Sie den Parameter Speicherpolarisation(L-L) auf 0,0 %.

Parameter: Kreuzpolarisation (L-E)

• Voreinstellwert (:_2310:_113) Kreuzpolarisation (L-E) = 15,0 %


Mit dem Parameter Kreuzpolarisation (L-E) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer fehler-
fremden Spannung für Leiter-Erde-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-
Kennlinie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, stellen Sie den Parameter Kreuzpolarisation (L-E) auf 0,0 %.

Parameter: Kreuzpolarisation (L-L)

• Voreinstellwert (:_2310:_114) Kreuzpolarisation (L-L) = 15,0 %


Mit dem Parameter Kreuzpolarisation (L-L) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer fehler-
fremden Spannung für Leiter-Leiter-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-
Kennlinie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, stellen Sie den Parameter Kreuzpolarisation (L-L) auf 0,0 %.

6.6.2.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:110 Allgemein:Start der • m. Zonen-Anregung mit Dis G-Anre-
Zonenzeiten gung
• mit Dis G-Anregung
_:2311:107 Allgemein:Winkel 30,0 ° bis 90,0 ° 85,0 °
Dist.schutzchar.
_:2311:105 Allgemein:Erdfehlerer- • 3I0> oder U0> 3I0> oder U0>
kennung
• 3I0> und U0>
• nur 3I0>

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:103 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
_:2311:102 Allgemein:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 1,667 V
U0>
_:2311:104 Allgemein:3I0 Anrege- 0,05 bis 0,30 0,10
stabilisierung
_:2311:108 Allgemein:Schleifen- • block voreil. Ph. block voreil. Ph.
ausw. L-L-E-Anr
• block nacheil. Ph.
• alle
• nur L-L
• nur L-E
_:2311:106 Allgemein:Parallellei- • nein nein
tungskomp.
• ja
_:2311:111 Allgemein:Speicherpola- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
risation L-E
_:2311:112 Allgemein:Speicherpola- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
risation(L-L)
_:2311:113 Allgemein:Kreuzpolarisa- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
tion (L-E)
_:2311:114 Allgemein:Kreuzpolarisa- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
tion (L-L)
Impedanzanr.
_:3661:101 Impedanzanr.:Mindest- 1 A @ 100 Inenn 0,050 A bis 35,000 A 0,100 A
leiterstrom I> 5 A @ 100 Inenn 0,25 A bis 175,00 A 0,50 A
_:3661:102 Impedanzanr.:L-E-Last- • nein nein
ausschnitt
• ja
_:3661:103 Impedanzanr.:R Lastaus- 1 A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 25,000 Ω
schnitt (L-E) 5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 5,000 Ω
_:3661:104 Impedanzanr.:Winkel 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
Lastausschn (L-E)
_:3661:105 Impedanzanr.:L-L-Last- • nein nein
ausschnitt
• ja
_:3661:106 Impedanzanr.:R Lastaus- 1 A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 20,000 Ω
schnitt (L-L) 5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 4,000 Ω
_:3661:107 Impedanzanr.:Winkel 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
Lastausschn (L-L)
Z 1
_:3571:1 Z 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3571:2 Z 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3571:121 Z 1:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3571:27 Z 1:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3571:11 Z 1:1-polige Ausl. erlaubt • nein ja
• ja
_:3571:101 Z 1:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:3571:114 Z 1:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3571:109 Z 1:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:3571:102 Z 1:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:3571:103 Z 1:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:3571:104 Z 1:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:3571:113 Z 1:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3571:110 Z 1:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
_:3571:112 Z 1:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
(mehrpol.)
_:3571:105 Z 1:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3571:106 Z 1:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:3571:107 Z 1:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3571:108 Z 1:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 2
_:3572:1 Z 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3572:2 Z 2:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3572:121 Z 2:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3572:27 Z 2:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:3572:11 Z 2:1-polige Ausl. erlaubt • nein ja
• ja
_:3572:101 Z 2:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:3572:114 Z 2:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3572:109 Z 2:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 639
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3572:102 Z 2:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:3572:103 Z 2:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:3572:104 Z 2:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:3572:113 Z 2:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3572:110 Z 2:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
_:3572:112 Z 2:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
(mehrpol.)
_:3572:105 Z 2:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3572:106 Z 2:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:3572:107 Z 2:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3572:108 Z 2:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 3
_:3573:1 Z 3:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3573:2 Z 3:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3573:121 Z 3:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3573:27 Z 3:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:3573:11 Z 3:1-polige Ausl. erlaubt • nein nein
• ja
_:3573:101 Z 3:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:3573:114 Z 3:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3573:109 Z 3:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:3573:102 Z 3:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,000 Ω
_:3573:103 Z 3:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,000 Ω
_:3573:104 Z 3:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:3573:113 Z 3:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3573:110 Z 3:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,60 s
_:3573:112 Z 3:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,60 s
(mehrpol.)
_:3573:105 Z 3:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3573:106 Z 3:Kx -0,33 bis 11,00 1,00

640 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3573:107 Z 3:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3573:108 Z 3:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 4
_:3574:1 Z 4:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3574:2 Z 4:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3574:121 Z 4:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3574:27 Z 4:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:3574:11 Z 4:1-polige Ausl. erlaubt • nein nein
• ja
_:3574:101 Z 4:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:3574:114 Z 4:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3574:109 Z 4:Richtungssinn • ungerichtet ungerichtet
• vorwärts
• rückwärts
_:3574:102 Z 4:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:3574:103 Z 4:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:3574:104 Z 4:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:3574:113 Z 4:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3574:110 Z 4:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,90 s
_:3574:112 Z 4:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,90 s
(mehrpol.)
_:3574:105 Z 4:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3574:106 Z 4:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:3574:107 Z 4:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3574:108 Z 4:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.6.2.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:300 Allgemein:Z Ph-E WYE O
_:2311:301 Allgemein:Z Ph-Ph DEL O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 641
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
_:4501:301 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L1E ACD O
_:4501:302 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L2E ACD O
_:4501:303 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L3E ACD O
_:4501:304 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L12 ACD O
_:4501:305 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L23 ACD O
_:4501:306 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L31 ACD O
Impedanzanr.
_:3661:51 Impedanzanr.:Modus (steuerbar) ENC C
_:3661:52 Impedanzanr.:Zustand ENS O
_:3661:53 Impedanzanr.:Bereitschaft ENS O
Z 1
_:3571:81 Z 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:3571:500 Z 1:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3571:501 Z 1:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3571:54 Z 1:Nicht wirksam SPS O
_:3571:52 Z 1:Zustand ENS O
_:3571:53 Z 1:Bereitschaft ENS O
_:3571:55 Z 1:Anregung ACD O
_:3571:300 Z 1:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3571:301 Z 1:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3571:302 Z 1:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3571:303 Z 1:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3571:304 Z 1:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3571:305 Z 1:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3571:56 Z 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3571:57 Z 1:Auslösung ACT O
Z 2
_:3572:81 Z 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:3572:500 Z 2:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3572:501 Z 2:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3572:54 Z 2:Nicht wirksam SPS O
_:3572:52 Z 2:Zustand ENS O
_:3572:53 Z 2:Bereitschaft ENS O
_:3572:55 Z 2:Anregung ACD O
_:3572:300 Z 2:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3572:301 Z 2:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3572:302 Z 2:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3572:303 Z 2:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3572:304 Z 2:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3572:305 Z 2:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3572:56 Z 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3572:57 Z 2:Auslösung ACT O

642 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Z 3
_:3573:81 Z 3:>Blockierung Stufe SPS I
_:3573:500 Z 3:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3573:501 Z 3:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3573:54 Z 3:Nicht wirksam SPS O
_:3573:52 Z 3:Zustand ENS O
_:3573:53 Z 3:Bereitschaft ENS O
_:3573:55 Z 3:Anregung ACD O
_:3573:300 Z 3:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3573:301 Z 3:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3573:302 Z 3:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3573:303 Z 3:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3573:304 Z 3:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3573:305 Z 3:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3573:56 Z 3:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3573:57 Z 3:Auslösung ACT O
Z 4
_:3574:81 Z 4:>Blockierung Stufe SPS I
_:3574:500 Z 4:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3574:501 Z 4:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3574:54 Z 4:Nicht wirksam SPS O
_:3574:52 Z 4:Zustand ENS O
_:3574:53 Z 4:Bereitschaft ENS O
_:3574:55 Z 4:Anregung ACD O
_:3574:300 Z 4:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3574:301 Z 4:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3574:302 Z 4:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3574:303 Z 4:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3574:304 Z 4:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3574:305 Z 4:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3574:56 Z 4:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3574:57 Z 4:Auslösung ACT O

6.6.3 Distanzschutz für isolierte/gelöschte Netze

6.6.3.1 Funktionsübersicht
Die Funktion Distanzschutz für isolierte oder gelöschte Netze (ANSI 21 N):

• Ist ein selektiver Kurzschlussschutz für ein- und mehrseitig gespeiste Leitungen und Kabel in radialen,
ringförmigen oder beliebig vermaschten Netzen

• Arbeitet nur in Netzen mit isoliertem oder über Erdschlusslöschspule geerdetem Sternpunkt

• Löst 3-polig aus

• Ist für den Einsatz in allen Spannungsebenen geeignet

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 643
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.3.2 Struktur der Funktion


Die Funktion Distanzschutz für isolierte oder gelöschte Netze kann in Funktionsgruppen eingefügt werden,
die Spannungs- und Strommesswerte sowie Leitungsparameter zur Verfügung stellen.
Die Funktion Distanzschutz für isolierte oder gelöschte Netze besteht aus folgenden Blöcken:

• Allgemein

• Anregeverfahren

• Distanzzonen (Polygonkennlinie vorkonfiguriert)

• AWE-Zonen (nicht vorkonfiguriert)

• Ausgangslogik 3-polig
Die Funktion Distanzschutz für isolierte oder gelöschte Netze ist werkseitig mit 4 Zonen vorkonfiguriert. Die
Zonen sind identisch aufgebaut. In der Funktion Distanzschutz für isolierte oder gelöschte Netze können
maximal 16 Zonen mit Polygonkennlinie und 16 Zonen mit MHO-Kennlinie gleichzeitig betrieben werden.
Das folgende Bild zeigt den prinzipiellen Aufbau der Funktion Distanzschutz für isolierte oder gelöschte
Netze.

[dwstriso-090212-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-113 Struktur/Einbettung der Funktion

Arbeitsweise
Die Erdfehlererkennung stellt fest, ob ein Fehler mit Erdberührung vorliegt. Das Anregeverfahren gibt die
Messschleifen frei. Für die freigegebenen Schleifen wird die Impedanz berechnet. Die berechnete Impedanz
wird in die Auslösekennlinien (Polygon-, MHO- oder Kreiskennlinie34) der Zonen eingeordnet. Beim Anre-
geverfahren Impedanzanregung werden dann der Lastausschnitt ausgewertet und die Scheinimpedanzen
eliminiert. Für alle angeregten Schleifen wird anschließend die Richtung zum Kurzschlussort bestimmt. Die
Schleifenauswahl legt fest, für welche der angeregten Schleifen die Einordnung in die festgelegten Zonen
vorgenommen wird. Die Schleifenbereinigung entfernt alle Schleifen, die nach der Richtungsbestimmung und
Abfrage des Lastausschnittes nicht mehr angeregt sind. Für die angeregten Schleifen startet die Verzögerungs-
zeit in der Zonenlogik. Die Zonenlogik bildet die Anrege- und Auslösesignale der Schleifen und Phasen für die
Zone. Die Ausgangslogik verarbeitet die Anrege- und Auslösesignale der Zonen und bildet die Anrege- und
Auslösesignale des Distanzschutzes.

34 in Vorbereitung

644 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Erdfehlererkennung
Die Erdfehlererkennung prüft, ob ein Fehler mit Erdbeteiligung vorliegt. Wenn ein Fehler mit Erdbeteiligung
vorliegt, werden die Messwerke für Leiter-Erde-Schleifen freigegeben.
Für die Erdfehlererkennung stehen folgende Kriterien zur Verfügung:

• Überwachung des Nullstroms 3I0

• Überwachung des Verhältnisses Nullstrom/Gegensystemstrom (3I0/3I2)

• Überwachung der Nullspannung U0

• Überwachung der Symmetrie der Leiter-Leiter-Spannungen


In isolierten/gelöschten Netzen ist das Ansprechen der Erdfehlererkennung bei einfachen Erdschlüssen uner-
wünscht. Bei 1-poliger Anregung wird zunächst ein einfacher Erdschluss vermutet. Damit die Zündschwin-
gung bei Erdschlusseintritt nicht zum Fehlansprechen der Funktion führt, wird die Anregung für eine einstell-
bare Zeit unterdrückt. Nach Ablauf der Zeit Anregeverzöger. 1-pol. wird die Anregung wieder freige-
geben. Das ist notwendig, damit der Distanzschutz einen Doppelerdschluss mit einem Fußpunkt auf einer
Ausläuferleitung noch erkennt. Wenn die Leiter-Leiter-Spannungen unsymmetrisch sind, lässt das auf einen
Doppelerdschluss schließen. In diesem Fall wird die Anregung sofort freigegeben. Das Symmetriekriterium
verhindert die unerwünschte Anregung bei einem einfachen Erdschluss oder unsymmetrischen Lastverhält-
nissen (siehe Bild 6-114). Mit dem Parameter Max. Unsymmetrie ULL legen Sie die maximal zulässige
Unsymmetrie für den Lastfall oder bei einem einfachen Erdschluss fest.

[losymerk-140211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-114 Symmetrieerkennung für Leiter-Leiter-Spannungen

Bild 6-115 zeigt die Logik der Erdfehlererkennung in isolierten oder gelöschten Netzen.
Wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind, spricht die Erdfehlererkennung bei Doppelerdschlüssen mit
sehr geringem Erdstrom an:

• Der Nullstrom beträgt 10 % des gemessenen Gegensystemstroms I2

• Der Nullstrom beträgt mindestens 5 % des sekundären Nennstroms

• Die Leiter-Leiter-Spannungen sind unsymmetrisch


Die Überwachung der Symmetrie der Leiter-Leiter-Spannungen verhindert ein Fehlansprechen bei einfachen
Erdschlüssen.
Nur bei Stromwandlersättigung wird das Nullspannungskriterium zur Freigabe der Erdfehlererkennung bei
Doppelerdschlüssen berücksichtigt. Wenn U0 die fest eingestellte Schwelle von 0,23 V · Unenn überschreitet,
wird das Nullspannungskriterium freigegeben.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[loisolie-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-115 Erdfehlererkennung in isolierten oder gelöschten Netzen

Erdfehlererkennung: Nullstrom 3I0

Das Nullstromkriterium überwacht die Grundschwingung der Summe der Leiterströme auf Überschreiten eines
einstellbaren Betrages (Parameter Schwellwert 3I0>).
Das Nullstromkriterium ist für folgende Fälle gegen Fehlansprechen stabilisiert:

• Nullströme infolge unsymmetrischer Lastverhältnisse

• Nullströme bei Fehlern ohne Erdbeteiligung infolge unterschiedlicher Sättigung der Leiterstromwandler

• Bei erkannter Wandlersättigung (siehe Bild 6-115)


Bild 6-116 zeigt die Anregekennlinie des Nullstromkriteriums. Mit zunehmenden Leiterströmen erhöht sich der
tatsächliche Anregewert automatisch. Der Rückfallwert liegt bei ca. 95 % des Anregewertes.

[dwklerds-060611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-116 Nullstromkriterium: Anregekennlinie

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Erdfehlererkennung: Nullstrom/Gegensystemstrom (3I0/3I2)

Bei langen Leitungen können hohe Lastströme zu einer Überstabilisierung des Nullstromkriteriums führen
(siehe Bild 6-116). Zur Erkennung von Doppelerdschlüssen wird das lastunabhängige Gegensystemstrom-
Kriterium ergänzt. Zusätzlich zum Nullstrom wird das Verhältnis von Nullstrom/Gegensystemstrom überwacht.
Wenn das Verhältnis Nullstrom/Gegensystemstrom eine vorgegebene Grenze überschreitet, wird das Kriterium
freigegeben. Das Nullstrom-/Gegensystemstrom-Kriterium ist bei hohen Gegensystemströmen durch eine
parabelförmige Kennlinie stabilisiert. Bild 6-117 zeigt den Zusammenhang. Voraussetzung für die Freigabe
des Nullstrom/Gegensystemstrom-Kriteriums ist ein Mindeststrom von 0,2· Inenn für 3I0.

[dwkli0i2-140611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-117 I0/I2-Kriterium: Anregekennlinie

Erdfehlererkennung: Nullspannung U0

Nur bei Stromwandlersättigung wird das Nullspannungskriterium zur Freigabe der Erdfehlererkennung bei
Doppelerdschlüssen berücksichtigt. Wenn U0 die fest eingestellte Schwelle von 0,23 V · Unenn überschreitet,
wird das Nullspannungskriterium freigegeben.

Anregeverfahren
Das Anregeverfahren wählt die zu messenden Fehlerschleifen aus. Folgende Anregeverfahren sind verfügbar:

• Impedanzanregung

• Überstromanregung

• U-/I-Anregung

• U-/I-φ-Anregung
Als Anregeverfahren ist die Impedanzanregung vorkonfiguriert. Sie können verschiedene Anregeverfahren
parallel benutzen.

Zoneneinordnung
Die berechneten Impedanzzeiger der Fehlerschleifen werden in die Zonen eingeordnet. Für jede Zone ist eine
Auslösekennlinie in der R-X-Ebene definiert. Folgende Auslösekennlinien sind verfügbar:

• Polygonkennlinie (vorkonfiguriert)

• MHO-Kennlinie

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Die Beschreibung der Auslösekennlinien finden Sie in den Kapiteln 6.6.9.1 Beschreibung und
6.6.11.1 Beschreibung.

Richtungsbestimmung
Sie können für jede Zone definieren, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet arbeiten soll.
Für gerichtete Zonen definieren Sie den Richtungssinn in der R-X-Ebene. Bei der Einordnung der Impedanz-
zeiger in die R-X-Ebene wird dann zusätzlich die Richtung ausgewertet. Die Beschreibung finden Sie im Kapitel
6.6.4 Richtungsbestimmung.

Schleifenauswahl für Doppelfehler im isolierten/gelöschten Netz


In isolierten oder gelöschten Netzen fließen bei einem 1-poligen Erdschluss keine kurzschlussartigen Ströme.
Es gibt nur eine Verlagerung des Spannungsdreiecks (siehe Bild 6-118). Für den Netzbetrieb ist dieser
Zustand keine unmittelbare Gefahr. Im gesamten galvanisch zusammenhängenden Netz ist die Spannung
der erdschlussbehafteten Phase annähernd 0 V. Damit ergibt jeder Laststrom eine Impedanz von annähernd
0 Ω. Der Distanzschutz darf in diesem Fall nicht ansprechen. Deshalb wird eine 1-polige Anregung Leiter-Erde
ohne Erdstromanregung verhindert.

[dwerdslu-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-118 Erdschluss im nicht geerdeten Netz

Wenn ein Erdschluss eintritt, kann in ausgedehnten gelöschten Netzen ein erheblicher Zündstrom fließen.
Dieser kann ein Ansprechen der Erdstromanregung zur Folge haben. Um Fehlanregungen bei Erdschlussein-
tritt zu verhindern, sind besondere Maßnahmen getroffen.
Legen Sie für das galvanisch zusammenhängende Netz eine einheitliche Doppelerdschluss-Bevorzugung fest.
Damit bestimmen Sie, welcher Fehler abgeschaltet wird.
Bei einem Doppelerdschluss im isolierten oder gelöschten Netz genügt es, einen Fußpunkt abzuschalten. Der
2. Fehler kann als einfacher Erdschluss im Netz bleiben. Legen Sie für das galvanisch zusammenhängende
Netz eine einheitliche Doppelerdschluss-Bevorzugung fest. Damit bestimmen Sie, welcher Fehler abgeschaltet
wird. Mit dem Parameter Bevorzugung (L-L-E) legen Sie die Reihenfolge der Bevorzugung fest. Folgende
Doppelerdschluss-Bevorzugungen sind wählbar:
Einstellwert Parameter Bevorzugung (L-L-E) Prinzip der Bevorzugung
L3 (L1) azyklisch Azyklisch L3 vor L1 vor L2
L1 (L3) azyklisch Azyklisch L1 vor L3 vor L2
L2 (L1) azyklisch Azyklisch L2 vor L1 vor L3
L1 (L2) azyklisch Azyklisch L1 vor L2 vor L3
L3 (L2) azyklisch Azyklisch L3 vor L2 vor L1
L2 (L3) azyklisch Azyklisch L2 vor L3 vor L1
L3 (L1) zyklisch Zyklisch L3 vor L1 vor L2 vor L3
L1 (L3) zyklisch Zyklisch L1 vor L3 vor L2 vor L1

In den 8 Bevorzugungsfällen wird ein Erdschluss nach dem Bevorzugungsprogramm abgeschaltet. Der 2.
Fehler verbleibt als einfacher Erdschluss im Netz und kann durch die Funktion Erdschlusserfassung erkannt
werden.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Einfluss der Einschaltstromerkennung


Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, kann der Distanzschutz gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisiert werden. Im Zusammenwirken mit der
Einschaltstromerkennung sind folgende Konfigurationen möglich:

• Blockierung der Anregung für die Anregeverfahren Überstromanregung, U-/I-Anregung und U-/I-/ϕ-Anre-
gung

• Blockierung einzelner Distanzzonen

• Blockierung der Anregung bei Impedanzanregung durch Blockierung der äußeren Distanzzone(n)
Die Einschaltstromerkennung kann für die Blockierung der genannten Anregeverfahren und Distanzzonen
separat konfiguriert werden. Im Fall der Blockierung regt die mit der Einschaltstromerkennung verknüpfte
Distanzzone oder das Anregeverfahren nicht an. Die Funktion Einschaltstromerkennung signalisiert die
Blockierung durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurückfällt und die Anregebedingung
für das entsprechende Verfahren oder die verknüpfte Distanzzone noch erfüllt ist, wird die Anregung
gemeldet und die entsprechende Verzögerungszeit gestartet. Nach deren Ablauf wird die Auslösemeldung
erzeugt. Nur wenn die zentrale Funktion Einschaltstromerkennung (siehe Kapitel 6.59.1 Einschaltstromer-
kennung) wirksam ist, lässt sich die Blockierung einstellen.

6.6.3.3 Anwendungs- und Einstellhinweise - Allgemeine Parameter

Parameter: Start der Zonenzeiten

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:110) Start der Zonenzeiten= mit Dis G-Anregung


Mit dem Parameter Start der Zonenzeiten legen Sie fest, zu welchem Zeitpunkt die Verzögerungszeiten
der Zonen gestartet werden.
Parameterwert Beschreibung
mit Dis G-Anregung Wenn die Verzögerungszeiten aller Zonen zeitgleich starten sollen, wählen
Sie diese Einstellung. Wenn die Fehlerart oder die Messschleifenauswahl
wechseln, laufen alle Verzögerungszeiten gemeinsam weiter.
Siemens empfiehlt diese Einstellung.
m. Zonen-Anregung Die Verzögerungszeit der Zone startet bei Anregung der Zone.
Wenn Sie die Funktion mit anderen Distanz- oder Überstromzeit-Schutzfunk-
tionen koordinieren müssen, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Winkel Dist.schutzchar.

• Voreinstellwert (_:2311:107) Winkel Dist.schutzchar.= 85,0°


Mit dem Parameter Winkel Dist.schutzchar. stellen Sie den Neigungswinkel der Distanzschutzkennlinie
ein (siehe Bild 6-130). Der hier eingestellte Neigungswinkel der Distanzschutzkennlinie gilt für alle Zonen der
Funktion.
Siemens empfiehlt, den Parameter Winkel Dist.schutzchar. auf den Leitungswinkel einzustellen.

BEISPIEL:
Berechnen Sie den Leitungswinkel aus den Daten der Mitsystemimpedanz (Z1) der zu schützenden Leitung wie
folgt:

[fo1 line angle, 1, de_DE]

[fo2 line angle, 1, de_DE]

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[fo3 line angle, 1, de_DE]

Wenn Sie die Funktion mit anderen Geräten koordinieren müssen, können Sie den Neigungswinkel der
Distanzschutzkennlinie auch davon abweichend einstellen.

Parameter: Schwellwert 3I0>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:103) Schwellwert 3I0> = 0,10 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> legen Sie die Nullstromgrenze für die Erdfehlererkennung fest.
Ermitteln Sie den maximalen Erdstrom bei einem einfachen Erdschluss. Stellen Sie den Parameter Schwell-
wert 3I0> etwas größer ein.

Parameter: 3I0 Anregestabilisierung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) 3I0 Anregestabilisierung = 0,10


Mit dem Parameter 3I0 Anregestabilisierung legen Sie die Steigung der 3I0>-Kennlinie der Erdfehler-
erkennung fest.
Netzunsymmetrie (z.B. unverdrillte Leitungen) sowie Stromwandlerfehler können bei großen Leiterströmen
einen Nullstromfluss am Schutzgerät verursachen, obwohl kein Erdfehler vorhanden ist. Mit dem Parameter
3I0 Anregestabilisierung wird eine unerwünschte Erdanregung vermieden. Wenn keine extreme Netz-
unsymmetrie und außergewöhnlich große Stromwandlerfehler erwartet werden, empfiehlt Siemens, den
empfohlenen Einstellwert von 0,10 nicht zu verändern.

Parameter: Anregeverzöger. 1-pol.

• Voreinstellwert (_:2311:108) Anregeverzöger. 1-pol. = 0,04 s


Mit dem Parameter Anregeverzöger. 1-pol. verzögern Sie die Anregung bei einfachen Erdschlüssen im
isolierten/gelöschten Netz für die Dauer des Einschwingvorganges.
In gelöschten Netzen (Sternpunkterdung über Erdschlusslöschspule) kommt es bei Erdschlusseintritt zu nicht
netzfrequenten Einschwingvorgängen. Die Zündschwingung kann zum Ansprechen des I0>-Kriteriums führen.
Mit dem Parameter Anregeverzöger. 1-pol. verzögern Sie die Anregung.

Parameter: Bevorzugung (L-L-E)

• Voreinstellwert (_:2311:116) Bevorzugung (L-L-E)= L3 (L1) azyklisch


Mit dem Parameter Bevorzugung (L-L-E) legen Sie die Reihenfolge der Bevorzugung für Doppelerd-
schlüsse fest.
Die folgende Tabelle zeigt, welche Schleifen bei unterschiedlichen Einstellungen des Parameters Bevorzu-
gung (L-L-E) ausgewertet werden:
Parameterwert Angeregte Schleife(n) Ausgewertete Schleife(n)
L3 (L1) azyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L1-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L3-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L3-E
L1 (L3) azyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L1-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L3-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L1-E
L2 (L1) azyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L2-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L2-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L1-E
L1 (L2) azyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L1-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L2-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L1-E

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Parameterwert Angeregte Schleife(n) Ausgewertete Schleife(n)


L3 (L2) azyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L2-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L3-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L3-E
L2 (L3) azyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L2-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L2-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L3-E
L3(L1) zyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L1-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L2-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L3-E
L1(L3) zyklisch L1-E, L2-E, (L1-L2) L2-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L3-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L1-E
alle L1-E, L2-E, (L1-L2) L1-E, L2-E
L2-E, L3-E, (L2-L3) L2-E, L3-E
L1-E, L3-E, (L3-L1) L3-E; L1-E

Wenn Sie beide Fußpunkte eines Erdschlusses abschalten wollen, stellen Sie für den Parameter Bevorzugung
(L-L-E) = alle ein.

Parameter: Max. Unsymmetrie ULL

• Voreinstellwert (_:2311:115) Max. Unsymmetrie ULL= 25 %


Mit dem Parameter Max. Unsymmetrie ULL legen Sie die maximal zulässige Unsymmetrie für die Leiter-
Leiter-Spannungen im fehlerfreien Zustand fest. Ermitteln Sie den Einstellwert für den spezifischen Anwen-
dungsfall.

HINWEIS

i Nur wenn Sie mit MHO-Kennlinien arbeiten, sind folgende Parameter sichtbar:

• Speicherpolarisation L-E

• Speicherpolarisation(L-L)

• Kreuzpolarisation (L-E)

• Kreuzpolarisation (L-L)
Die Parameter sind für alle MHO-Zonen gültig!

Parameter: Speicherpolarisation L-E

• Voreinstellwert (:_2310:_111) Speicherpolarisation L-E = 15,0 %


Mit dem Parameter Speicherpolarisation L-E legen Sie den Grad der Polarisation mit einer fehlerge-
treuen Spannung für Leiter-Erde-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-Kenn-
linie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, Stellen Sie den Parameter Speicherpolarisation L-E auf 0,0 %.

Parameter: Speicherpolarisation(L-L)

• Voreinstellwert (:_2310:_112) Speicherpolarisation(L-L) = 15,0 %


Mit dem Parameter Speicherpolarisation(L-L) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer fehlerge-
treuen Spannung für Leiter-Leiter-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-Kenn-
linie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, Stellen Sie den Parameter Speicherpolarisation(L-L) auf 0,0 %.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Kreuzpolarisation (L-E)

• Voreinstellwert (:_2310:_113) Kreuzpolarisation (L-E) = 15,0 %


Mit dem Parameter Kreuzpolarisation (L-E) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer fehler-
fremden Spannung für Leiter-Erde-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-
Kennlinie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, Stellen Sie den Parameter Kreuzpolarisation (L-E) auf 0,0 %.

Parameter: Kreuzpolarisation (L-L)

• Voreinstellwert (:_2310:_114) Kreuzpolarisation (L-L) = 15,0 %


Mit dem Parameter Kreuzpolarisation (L-L) legen Sie den Grad der Polarisation mit einer fehler-
fremden Spannung für Leiter-Leiter-Schleifen fest. Dieser Parameter beeinflusst die Erweiterung der MHO-
Kennlinie in Abhängigkeit von der Vorimpedanz. Wenn Sie mit der Grundkennlinie ohne Erweiterung arbeiten
wollen, Stellen Sie den Parameter Kreuzpolarisation (L-L) auf 0,0 %.

6.6.3.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:110 Allgemein:Start der • m. Zonen-Anregung mit Dis G-Anre-
Zonenzeiten gung
• mit Dis G-Anregung
_:2311:107 Allgemein:Winkel 30,0 ° bis 90,0 ° 85,0 °
Dist.schutzchar.
_:2311:103 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
_:2311:104 Allgemein:3I0 Anrege- 0,05 bis 0,30 0,10
stabilisierung
_:2311:108 Allgemein:Anregever- 0,00 s bis 0,50 s 0,04 s
zöger. 1-pol.
_:2311:116 Allgemein:Bevorzugung • L3 (L1) azyklisch L3 (L1) azyklisch
(L-L-E)
• L1 (L3) azyklisch
• L3 (L2) azyklisch
• L2 (L3) azyklisch
• L1 (L2) azyklisch
• L2 (L1) azyklisch
• L3(L1) zyklisch
• L1(L3) zyklisch
• alle
_:2311:115 Allgemein:Max. Unsym- 5 % bis 50 % 25 %
metrie ULL
_:2311:111 Allgemein:Speicherpola- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
risation L-E
_:2311:112 Allgemein:Speicherpola- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
risation(L-L)
_:2311:113 Allgemein:Kreuzpolarisa- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
tion (L-E)
_:2311:114 Allgemein:Kreuzpolarisa- 0,0 % bis 100,0 % 15,0 %
tion (L-L)
Impedanzanr.
_:3661:101 Impedanzanr.:Mindest- 1 A @ 100 Inenn 0,050 A bis 35,000 A 0,100 A
leiterstrom I> 5 A @ 100 Inenn 0,25 A bis 175,00 A 0,50 A

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3661:102 Impedanzanr.:L-E-Last- • nein nein
ausschnitt
• ja
_:3661:103 Impedanzanr.:R Lastaus- 1 A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 25,000 Ω
schnitt (L-E) 5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 5,000 Ω
_:3661:104 Impedanzanr.:Winkel 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
Lastausschn (L-E)
_:3661:105 Impedanzanr.:L-L-Last- • nein nein
ausschnitt
• ja
_:3661:106 Impedanzanr.:R Lastaus- 1 A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 20,000 Ω
schnitt (L-L) 5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 4,000 Ω
_:3661:107 Impedanzanr.:Winkel 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
Lastausschn (L-L)
Z 1
_:3571:1 Z 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3571:2 Z 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3571:121 Z 1:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3571:27 Z 1:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:3571:101 Z 1:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:3571:114 Z 1:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3571:109 Z 1:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:3571:102 Z 1:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:3571:103 Z 1:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:3571:104 Z 1:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:3571:113 Z 1:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3571:110 Z 1:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
_:3571:112 Z 1:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,00 s
(mehrpol.)
_:3571:105 Z 1:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3571:106 Z 1:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:3571:107 Z 1:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3571:108 Z 1:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Z 2
_:3572:1 Z 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3572:2 Z 2:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3572:121 Z 2:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3572:27 Z 2:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:3572:101 Z 2:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:3572:114 Z 2:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3572:109 Z 2:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:3572:102 Z 2:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:3572:103 Z 2:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:3572:104 Z 2:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:3572:113 Z 2:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3572:110 Z 2:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
_:3572:112 Z 2:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
(mehrpol.)
_:3572:105 Z 2:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3572:106 Z 2:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:3572:107 Z 2:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3572:108 Z 2:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 3
_:3573:1 Z 3:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3573:2 Z 3:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3573:121 Z 3:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3573:27 Z 3:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:3573:101 Z 3:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L

654 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3573:114 Z 3:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3573:109 Z 3:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:3573:102 Z 3:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,000 Ω
_:3573:103 Z 3:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,000 Ω
_:3573:104 Z 3:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 5,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 1,000 Ω
_:3573:113 Z 3:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3573:110 Z 3:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,60 s
_:3573:112 Z 3:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,60 s
(mehrpol.)
_:3573:105 Z 3:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3573:106 Z 3:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:3573:107 Z 3:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3573:108 Z 3:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
Z 4
_:3574:1 Z 4:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3574:2 Z 4:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:3574:121 Z 4:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:3574:27 Z 4:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:3574:101 Z 4:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:3574:114 Z 4:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:3574:109 Z 4:Richtungssinn • ungerichtet ungerichtet
• vorwärts
• rückwärts
_:3574:102 Z 4:X Reichweite 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:3574:103 Z 4:R (L-E) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:3574:104 Z 4:R (L-L) 1A 0,050 Ω bis 600,000 Ω 12,000 Ω
5A 0,010 Ω bis 120,000 Ω 2,400 Ω
_:3574:113 Z 4:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:3574:110 Z 4:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,90 s

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3574:112 Z 4:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,90 s
(mehrpol.)
_:3574:105 Z 4:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:3574:106 Z 4:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:3574:107 Z 4:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:3574:108 Z 4:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.6.3.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:300 Allgemein:Z Ph-E WYE O
_:2311:301 Allgemein:Z Ph-Ph DEL O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
_:4501:301 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L1E ACD O
_:4501:302 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L2E ACD O
_:4501:303 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L3E ACD O
_:4501:304 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L12 ACD O
_:4501:305 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L23 ACD O
_:4501:306 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L31 ACD O
Impedanzanr.
_:3661:51 Impedanzanr.:Modus (steuerbar) ENC C
_:3661:52 Impedanzanr.:Zustand ENS O
_:3661:53 Impedanzanr.:Bereitschaft ENS O
Z 1
_:3571:81 Z 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:3571:500 Z 1:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3571:501 Z 1:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3571:54 Z 1:Nicht wirksam SPS O
_:3571:52 Z 1:Zustand ENS O
_:3571:53 Z 1:Bereitschaft ENS O
_:3571:55 Z 1:Anregung ACD O
_:3571:300 Z 1:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3571:301 Z 1:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3571:302 Z 1:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3571:303 Z 1:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3571:304 Z 1:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3571:305 Z 1:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3571:56 Z 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3571:57 Z 1:Auslösung ACT O
Z 2
_:3572:81 Z 2:>Blockierung Stufe SPS I

656 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:3572:500 Z 2:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3572:501 Z 2:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3572:54 Z 2:Nicht wirksam SPS O
_:3572:52 Z 2:Zustand ENS O
_:3572:53 Z 2:Bereitschaft ENS O
_:3572:55 Z 2:Anregung ACD O
_:3572:300 Z 2:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3572:301 Z 2:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3572:302 Z 2:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3572:303 Z 2:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3572:304 Z 2:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3572:305 Z 2:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3572:56 Z 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3572:57 Z 2:Auslösung ACT O
Z 3
_:3573:81 Z 3:>Blockierung Stufe SPS I
_:3573:500 Z 3:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3573:501 Z 3:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3573:54 Z 3:Nicht wirksam SPS O
_:3573:52 Z 3:Zustand ENS O
_:3573:53 Z 3:Bereitschaft ENS O
_:3573:55 Z 3:Anregung ACD O
_:3573:300 Z 3:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3573:301 Z 3:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3573:302 Z 3:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3573:303 Z 3:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3573:304 Z 3:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3573:305 Z 3:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3573:56 Z 3:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3573:57 Z 3:Auslösung ACT O
Z 4
_:3574:81 Z 4:>Blockierung Stufe SPS I
_:3574:500 Z 4:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:3574:501 Z 4:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:3574:54 Z 4:Nicht wirksam SPS O
_:3574:52 Z 4:Zustand ENS O
_:3574:53 Z 4:Bereitschaft ENS O
_:3574:55 Z 4:Anregung ACD O
_:3574:300 Z 4:Anregung Schleife L1E ACD O
_:3574:301 Z 4:Anregung Schleife L2E ACD O
_:3574:302 Z 4:Anregung Schleife L3E ACD O
_:3574:303 Z 4:Anregung Schleife L12 ACD O
_:3574:304 Z 4:Anregung Schleife L23 ACD O
_:3574:305 Z 4:Anregung Schleife L31 ACD O
_:3574:56 Z 4:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3574:57 Z 4:Auslösung ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.4 Richtungsbestimmung

Für die Bestimmung der Kurzschlussrichtung wird für jede Schleife ein Impedanzzeiger herangezogen.
Für die Richtungsbestimmung sind verschiedene Verfahren implementiert. Abhängig von den verfügbaren
Eingangsgrößen bei Kurzschlusseintritt wählt die Funktion das am besten geeignete Verfahren aus.
Folgende Faktoren bei Kurzschlusseintritt beeinflussen z.B. die Auswahl des Verfahrens:

• Vorhandene Messgrößen

• Vorhandene Speichergrößen

• Aktuelle Netzkonstellation
Die folgende Tabelle zeigt die verschiedenen Eingangsgrößen der Verfahren und ihre Eigenschaften:
Eingangsgrößen für die Rich- Eigenschaft
tungsbestimmung
Kurzschlussgetreue, aktuelle Diese Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem aktuellen Span-
Spannung nungszeiger und dem aktuellen Stromzeiger.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das
Verfahren funktioniert bei allen Kurzschlussarten und ist schleifenselektiv.
Kurzschlussgetreue, gespei- Das Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem gespeicherten Span-
cherte Spannung nungszeiger und dem aktuellen Stromzeiger. Dabei wird der an die aktuelle
Phasenlage angepasste Spannungszeiger verwendet.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Sie
wird bevorzugt bei serienkompensierten Netzen angewendet. Das Verfahren
funktioniert bei allen Kurzschlussarten und ist schleifenselektiv.
Kurzschlussfremde, aktuelle Das Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem um 90° gedrehten
Spannung aktuellen, fehlerfremden Spannungszeiger und dem aktuellen Stromzeiger.

Bild 6-119 Richtungsbestimmung mit kurzschlussfremden Spannungen

Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das


Verfahren funktioniert nur bei 1-poligen und 2-poligen Kurzschlüssen ohne
Erdbeteiligung und ist schleifenselektiv.
Kurzschlussfremde, gespei- Das Verfahren bestimmt das Verhältnis zwischen dem um 90° gedrehten
cherte Spannung gespeicherten, fehlerfremden Spannungszeiger und dem aktuellen Strom-
zeiger.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das
Verfahren funktioniert nur bei 1-poligen und 2-poligen Kurzschlüssen ohne
Erdbeteiligung und ist schleifenselektiv.

658 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Eingangsgrößen für die Rich- Eigenschaft


tungsbestimmung
Deltagrößen Die Richtungsbestimmung arbeitet mit statischen Deltagrößen.
Das Verfahren verwendet die Deltazeiger von Strom und Spannung. Die
Deltazeiger von Strom und Spannung berechnen sich aus der Differenz
zwischen dem aktuellen, gemessenen Zeiger und dem vor Fehlerbeginn
gespeicherten Zeiger.
Das Verhältnis zwischen dem Deltaspannungszeiger und dem Deltastrom-
zeiger gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung. Das Verfahren funktio-
niert bei allen Kurzschlussarten und ist schleifenselektiv.
Symmetrische Komponenten Die Richtungsbestimmung basiert auf den symmetrischen Komponenten.

• Die Richtungsbestimmung mit Nullsystemgrößen bestimmt die Nullsys-


temimpedanz aus den Spannungs- und Stromzeigern des Nullsystems.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung.
Das Verfahren funktioniert nur bei Kurzschlüssen mit Erdbeteiligung
und ist nicht schleifenselektiv.
• Die Richtungsbestimmung mit Gegensystemgrößen bestimmt die
Gegensystemimpedanz aus den Spannungs- und Stromzeigern des
Gegensystems.
Die berechnete Impedanz gibt Aufschluss über die Kurzschlussrichtung.
Sie wird bevorzugt bei Kurzschlüssen während Netzpendelungen ange-
wendet. Sie funktioniert nur bei unsymmetrischen Kurzschlüssen und
ist nicht schleifenselektiv.

Richtungskennlinie
Die theoretische stationäre Richtungskennlinie ist in Bild 6-120 dargestellt.
Wenn gespeicherte Spannungen verwendet werden, beeinflussen folgende Faktoren die Lage der Richtungs-
kennlinie:

• Vorimpedanz

• Leistung, die vor Kurzschlusseintritt über die Leitung transportiert wurde


Aus diesem Grund hat die Richtungskennlinie (vorwärts) einen Reserveabstand zu den Grenzen des 1. Quad-
ranten im R-X-Diagramm:

[dw_ritgkl, 2, de_DE]

Bild 6-120 Richtungskennlinie im R-X-Diagramm

(1) Bei ungerichtet ebenfalls gültig

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 659
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Da jede Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet eingestellt werden kann, gibt es für vorwärts und
rückwärts unterschiedliche Richtungskennlinien. Eine ungerichtete Zone hat keine Richtungskennlinie. Für sie
gilt der gesamte Auslösebereich.

Eigenschaften der Richtungsbestimmung


Die theoretische stationäre Richtungskennlinie in Bild 6-120 gilt für kurzschlussgetreue Spannungen.
Bild 6-121 zeigt die Richtungskennlinie unter Berücksichtigung der Vorimpedanz bei kurzschlussfremden oder
gespeicherten Spannungen (ohne Lasttransport). Da diese Spannungen gleich der entsprechenden Genera-
torspannung E sind und sie sich nach Kurzschlusseintritt nicht ändern, erscheint die Richtungskennlinie im
Impedanzdiagramm um die Vorimpedanz ZV1 = E1/I1 verschoben. Bei Fehlerort F1 (Bild 6-121a) liegt der
Kurzschluss in Vorwärtsrichtung, die Vorimpedanz in Rückwärtsrichtung. Für alle Fehlerorte bis unmittelbar
am Geräteeinbauort (Stromwandler) wird eindeutig auf vorwärts erkannt (Bild 6-121b). Wenn sich der Strom
umkehrt, ändert sich schlagartig die Lage der Richtungskennlinie (Bild 6-121c). Über die Messstelle (Strom-
wandler) fließt jetzt ein umgekehrter Strom I2. Die Vorimpedanz ZV2 + ZL bestimmt die Größe von I2. Bei
Lasttransport über die Leitung kann sich die Richtungskennlinie zusätzlich um den Lastwinkel drehen.

[dwrspeiu-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-121 Richtungskennlinie mit kurzschlussfremden oder gespeicherten Spannungen

Richtungsbestimmung bei reihenkompensierten Leitungen


Die Richtungskennlinien und ihre Verschiebung durch die Vorimpedanz gelten auch für Leitungen mit
Reihenkondensatoren. Bei einem Kurzschluss hinter dem örtlichen Reihenkondensator kehrt sich aber die
Kurzschlussspannung um, solange nicht die Schutzfunkenstrecke SF angesprochen hat (siehe Bild 6-122).

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwrserko-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-122 Spannungsverlauf bei einem Kurzschluss hinter einem Reihenkondensator

(1) Ohne Ansprechen der Schutzfunkenstrecke


(2) Mit Ansprechen der Schutzfunkenstrecke

Dadurch wird dem Distanzschutz eine falsche Fehlerrichtung vorgetäuscht. Die Richtungsmessung ist aber
auch in diesem Fall durch die Verwendung von gespeicherten Spannungen korrekt (siehe Bild 6-123a).
Zur Richtungsbestimmung wird die Spannung vor Fehlereintritt verwendet. Daher erscheinen die Scheitel-
punkte der Richtungskennlinien in Abhängigkeit von Vorimpedanz und Lastverhältnissen vor Fehlereintritt so
weit verschoben, dass die Kondensatorreaktanz nicht zur scheinbaren Richtungsumkehr führt (Bild 6-123b).
Die Kondensatorreaktanz ist immer kleiner als die Vorreaktanz.
Wenn der Kurzschluss vor dem Kondensator ist – also vom Geräteeinbauort (Stromwandler) in Rückwärts-
richtung – sind die Scheitelpunkte der Richtungskennlinien zur anderen Richtung verschoben (Bild 6-123c).
Dadurch ist auch hier eine korrekte Richtungsbestimmung gewährleistet.

[dwrklser-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-123 Richtungskennlinien bei reihenkompensierten Leitungen

Damit die Richtungsbestimmung für Leitungen mit Reihenkompensation korrekt arbeitet, müssen Sie in der
Funktionsgruppe Leitung den Parameter Reihenkompensation = ja einstellen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.5 Anregeverfahren: Impedanzanregung

6.6.5.1 Beschreibung
Bei der Impedanzanregung werden die Leiterströme überwacht. Wenn die Leiterströme den eingestellten
Mindestleiterstrom I> überschreiten, werden die Impedanzen der Leiter-Leiter-Schleifen berechnet.
Wenn ein Erdfehler erkannt wurde, werden zusätzlich die Impedanzen der Leiter-Erde-Schleifen berechnet.
Die Impedanzanregung enthält die Scheinimpedanzeliminierung und – wenn aktiviert – die Lastausschnittab-
frage.

Fehlerfremde Schleifen
Bei der Impedanzanregung werden alle 6 Leiterschleifen berechnet. Dabei beeinflussen die Kurzschlussströme
und -spannungen der kurzschlussbehafteten Leiter auch die Impedanzen der fehlerfreien Schleifen. Bei einem
Fehler L1-E zum Beispiel beeinflusst der Kurzschlussstrom im Leiter L1 auch die Messwerte in den Mess-
schleifen L1-L2 und L3-L1. Der Erdstrom wird auch in den Schleifen L2-E und L3-E gemessen. Zusammen mit
fließenden Lastströmen resultieren in den fehlerfremden Schleifen sog. Scheinimpedanzen, die nichts mit der
wirklichen Fehlerentfernung zu tun haben.
Diese Scheinimpedanzen der fehlerfreien Schleifen sind typischerweise größer als die Fehlerimpedanz der
Kurzschlussschleife. Die fehlerfreien Schleifen erhalten nur einen Teil des Kurzschlussstromes und immer eine
größere Spannung als die fehlerbehaftete Schleife. Für die Zonenselektivität des Schutzes sind sie also ohne
Belang.
Neben der Zonenselektivität ist auch die Phasenselektivität wichtig. Die Phasenselektivität umfasst die Identifi-
zierung der fehlerbehafteten Leiter, das Erzeugen der phasenselektiven Meldungen und die Möglichkeit der
Durchführung einer 1-poligen automatischen Wiedereinschaltung (AWE). Je nach Speiseverhältnissen kann
es bei stationsnahen Kurzschlüssen dazu kommen, dass fehlerfremde Schleifen den Kurzschluss zwar weiter
entfernt, aber noch innerhalb eines Auslösebereiches sehen. Dieser Fall führt zu einer Abschaltung ohne die
Möglichkeit einer 1-poligen AWE. Die 3-polige Abschaltung der Leitung ist dann die Folge.
Das Überprüfen der Schleifen sichert zuverlässig die Zonen- und Phasenselektivität. Die Schleifen werden in 2
Schritten überprüft:

• Aus der berechneten Schleifenimpedanz und ihren Teilimpedanzen (Leiter oder Erde) wird zunächst eine
Nachbildung der Leitung simuliert.

• Wenn die Nachbildung plausibel ist, wird die entsprechende Schleifenanregung als gültig gekenn-
zeichnet.
Wenn die Impedanzen von mehr als einer Schleife innerhalb des Bereiches der Zone liegen, wird weiterhin
die Kleinste für gültig erklärt. Weiter werden alle Schleifen für gültig erklärt, deren Impedanz um nicht mehr
als 50 % größer ist als die der kleinsten Impedanz. Schleifen mit größeren Impedanzen werden eliminiert.
Ausnahme sind solche Schleifen, die im 1. Schritt als plausibel erkannt wurden. Diese können dann nicht mehr
eliminiert werden.
Hierdurch werden auf der einen Seite fehlerfremde Scheinimpedanzen eliminiert, gleichzeitig aber auch
unsymmetrische Mehrphasenfehler und Mehrfachfehler richtig erfasst. Die als gültig gefundenen Schleifen
werden in Phaseninformationen umgesetzt. Dadurch wird die Anregung phasenselektiv gemeldet.

Lastausschnitt
Bei langen, hochbelasteten Leitungen besteht die Gefahr, dass die Lastimpedanz in die Auslösekennlinie des
Distanzschutzes hineinragt. Für Auslösekennlinien mit hohen R-Abschnitten kann ein Lastausschnitt eingestellt
werden, der Fehlanregungen durch Überlast ausschließt. Der Lastausschnitt (siehe Bild 6-124 kann für Leiter-
Leiter-Schleifen und Leiter-Erde-Schleifen eingestellt werden.
Die Parameter sind im Kapitel 6.6.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise erläutert.

662 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Wenn Sie eine Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung in die Funktion Distanzschutz für
geerdete Netze einfügen, beachten Sie Folgendes:

• Die Parameter für den Lastausschnitt sind nicht mehr in der Impedanzanregung verfügbar.

• Sie stellen die Parameter für den Lastausschnitt direkt in der Zone mit Polygonkennlinie und adap-
tiver Anregung ein.

• Dort stehen Ihnen noch weitere Parameter für den Lastausschnitt zur Verfügung.
Weiterführende Informationen dazu finden Sie im Kapitel 6.6.10 Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver
Anregung.

6.6.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Mindestleiterstrom I>

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Mindestleiterstrom I> = 0,10 A


Stellen Sie den Parameter Mindestleiterstrom I> sehr empfindlich ein (10 % von Inenn). Wenn der
Mindestleiterstrom überschritten wird, berechnet der Distanzschutz die Impedanz. Durch die empfindliche
Einstellung stellen Sie die Reservefunktion des Distanzschutzes bei Fernfehlern in anderen Abzweigen sicher.
Wenn der Mindestleiterstrom bei einigen Kurzschlüssen – bedingt durch die Netzverhältnisse – nicht über-
schritten wird, müssen Sie spezielle Maßnahmen für die schwache Einspeisung ergreifen. Siemens empfiehlt,
die Voreinstellung Mindestleiterstrom I> = 0,10 A zu verwenden.

Lastausschnitt
Der Lastausschnitt ist mit folgenden Parametern einstellbar:

• Voreinstellung (_:102) L-E-Lastausschnitt = ja

• Voreinstellung (_:103) R Lastausschnitt (L-E) = 20,000 Ω

• Voreinstellung (_:104) Winkel Lastausschn (L-E) = 45,0°

• Voreinstellung (_:105) L-L-Lastausschnitt = ja

• Voreinstellung (_:106) R Lastausschnitt (L-L)= 25,000 Ω

• Voreinstellung (_:107) Winkel Lastausschn (L-L)= 45,0°


Der Lastausschnitt wird für Leiter-Erde-Schleifen (L-E) und für Leiter-Leiter-Schleifen (L-L) getrennt eingestellt.
Mit den Parametern L-E-Lastausschnitt und L-L-Lastausschnitt legen Sie fest, ob der Lastbereich
aus der Impedanzebene ausgeschnitten wird oder nicht. Nur wenn Sie die Parameter L-E-Lastausschnitt
= ja und L-L-Lastausschnitt = ja einstellen, sind die Lastausschnittparameter sichtbar.
Da in der Last kein Nullstrom vorhanden ist, führen Lastbedingungen nicht zu einer Erdanregung. Bei einer
1-poligen Auslösung angrenzender Stromkreise können gleichzeitig eine Erdanregung sowie ein erhöhter
Laststromfluss vorhanden sein. Für diese Fälle muss der Lastausschnitt für die Erdcharakteristik eingestellt
werden.
In der Impedanzebene muss der Lastbereich vom Auslösebereich der Distanzzone ausgeschlossen werden. Die
Zone darf nur unter Fehlerbedingungen und nicht bei Lastbedingungen ansprechen. Berechnen Sie für die
spezifische Anwendung die kleinste Lastimpedanz und den größten Lastimpedanzwinkel bei Starklast (siehe
Bild 6-124).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwlastke-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-124 Lastausschnitt

Die Werte werden etwas kleiner eingestellt (ca. 10 %) als die minimal zu erwartende Lastimpedanz. Die
minimale Lastimpedanz ergibt sich bei maximalem Laststrom und minimaler Betriebsspannung.

BEISPIEL

Berechnung der Lastausschnittparameter bei symmetrischen Lastverhältnissen


110-kV-Freileitung 150 mm2 mit den Daten:
Maximal übertragbare Leistung
Pmax = 100 MVA
Imax = 525 A
Minimale Betriebsspannung
Umin = 0,9 Unenn
Stromwandler 600 A/5 A
Spannungswandler 110 kV/0,1 kV

Die primäre minimale Lastimpedanz berechnen Sie wie folgt:

[fo_ltber1-210514, 1, de_DE]

Die sekundäre minimale Lastimpedanz beträgt:

[fo_ltber2-210514, 1, de_DE]

Mit einem Sicherheitsabstand von 10 % ergeben sich bei der Einstellung der Primär- und Sekundärgrößen
folgende Einstellwerte:
Primär: R Lastausschnitt (L-L) = 108,9 Ω oder
Sekundär: R Lastausschnitt (L-L) = 11,9 Ω

Stellen Sie den Öffnungswinkel des Lastausschnitts (Parameter Winkel Lastausschn (L-L) und Winkel
Lastausschn (L-E)) größer ein (ca. 5°) als der maximal auftretenden Lastwinkel (entsprechend dem
minimalen Leistungsfaktor cos φ).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

BEISPIEL
Minimaler Leistungsfaktor bei Starklast (cos φmax)min = 0,8
φmax = 36,9°
Einstellwert Winkel Lastausschn (L-L) = φmax + 5° = 41,9°
Weitere Einstellhinweise finden Sie im Anwendungsbeispiel Hochspannungsfreileitung im 6.6.15.5 Einstell-
hinweise Anregeverfahren.

Wenn sich bei Doppelleitungen 2 Leitungssysteme auf einem Mast befinden, besteht eine deutliche Kopplung
zwischen den Leitungssystemen. Bei einer 1-poligen Auslösung angrenzender Stromkreise können erhöhte
Lastströme und eingekoppelte Erdströme eine Erdanregung verursachen. Durch getrennte Einstellung des
Lastausschnitts für Leiter-Erde-Schleifen kann diese Anregung verhindert werden.
Während der 1-poligen spannungslosen Pause auf der Parallelleitung fließt ein signifikanter Erdstrom auf der
gesunden Leitung. Der fließende Erdstrom wird durch die Kopplung im Nullsystem verursacht. Der Erdstrom
während der 1-poligen Pause auf der Parallelleitung muss bei der Einstellung des Parameters R Lastaus-
schnitt (L-E) berücksichtigt werden.

BEISPIEL

Berechnung der Lastausschnittparameter für die Anwendung an einer Doppelleitung


Das Beispiel gilt für eine Doppelleitung mit Nullsystemkopplung beider Leitungssysteme und 1-poliger Auslö-
sung auf einem System der Doppelleitung.
Die Einstellwerte der Lastausschnittparameter werden für eine 400-kV-Freileitung mit folgenden Daten
berechnet:
220 km Doppelleitung auf einem Mast (Nullsystemkopplung beider Leitungssysteme)
Maximaler Lastfluss pro Leitung mit beiden Leitungen in Betrieb:
Pmax = 1200 MVA
Imax = 1732 A

Minimale Betriebsspannung = 0,9 UNenn


Umin
Stromwandler 2000 A/5 A
Spannungswandler 400 kV/100 V
Parameter kr = 1,54

Die minimale Lastimpedanz ergibt sich zu:

[fo_zl prim, 1, de_DE]

Der berechnete Wert gilt für Leiter-Leiter-Schleifen. Bei Doppelleitungen muss für Leiter-Erde-Schleifen auch
die 1-polige Pause auf der Parallelleitung berücksichtigt werden. Während der 1-poligen Pause steigt der Last-
strom auf der gesunden Leitung. Gleichzeitig fließt während der 1-poligen Pause auf der Parallelleitung ein
Laststrom im Erdpfad. Berechnen Sie die minimale Lastimpedanz für Leiter-Erde-Schleifen mit dem Laststrom
im Erdpfad. Für die Berechnung in diesem Beispiel wird dieser Erdstrom im Verhältnis zum Laststrom Imax
angegeben.
Für das Verhältnis IE auf gesunder Leitung zu Imax in der 1-poligen Pause der Parallelleitung wird der folgende
Wert angenommen:

[fo_ie 1pol imax, 1, de_DE]

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Die Leitungslänge sowie Vor- und Leitungsimpedanz haben einen Einfluss auf dieses Verhältnis. Wenn Sie den
Wert nicht durch Netzsimulation bestimmen können, rechnen Sie mit folgenden Näherungswerten:
lange Leitungen (ca. 200 km) IE1pol:Pause/Imax: ca. 0,4
kurze Leitungen (ca. 25 km) IE1pol:Pause/Imax: ca. 0,6

Die minimale Lastimpedanz für Leiter-Erde-Schleifen ergibt sich für das Rechenbeispiel zu:

[fo_rl prim L-E, 1, de_DE]

Bei der Parametrierung mittels PC und DIGSI können Sie diese Werte als Primär- oder Sekundärgrößen
eingeben. Die Umrechnung in Sekundärgrößen ergibt:

[fo_rl sek, 1, de_DE]

[fo_rl sek L-E, 1, de_DE]

Mit einem Sicherheitsabstand von 10 % wird eingestellt:


R Lastausschnitt (L-L) = 108 Ω (primär) = 10.8 Ω (sekundär)
R Lastausschnitt (L-E) = 53,5 Ω (primär) = 5,35 Ω (sekundär)

Der Öffnungswinkel des Lastausschnitts wird wie im 1. Beispiel für die einfache Leitung mit dem minimalen
Leistungsfaktor berechnet.

6.6.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Impedanzanr.
_:101 Impedanzanr.:Mindest- 1 A @ 100 Inenn 0,050 A bis 35,000 A 0,100 A
leiterstrom I> 5 A @ 100 Inenn 0,25 A bis 175,00 A 0,50 A
_:102 Impedanzanr.:L-E-Last- • nein nein
ausschnitt
• ja
_:103 Impedanzanr.:R Lastaus- 1 A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 25,000 Ω
schnitt (L-E) 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 5,000 Ω
_:104 Impedanzanr.:Winkel 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
Lastausschn (L-E)
_:105 Impedanzanr.:L-L-Last- • nein nein
ausschnitt
• ja
_:106 Impedanzanr.:R Lastaus- 1 A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 20,000 Ω
schnitt (L-L) 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 4,000 Ω
_:107 Impedanzanr.:Winkel 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
Lastausschn (L-L)

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Impedanzanr.
_:51 Impedanzanr.:Modus (steuerbar) ENC C
_:52 Impedanzanr.:Zustand ENS O
_:53 Impedanzanr.:Bereitschaft ENS O

6.6.6 Anregeverfahren: Überstromanregung

6.6.6.1 Beschreibung
Die Überstromanregung ist ein phasenbezogenes Anregeverfahren, das die Leiterströme pro Phase überwacht.
Wenn ein Leiterstrom den eingestellten Schwellwert Iph>> überschreitet, wird ein phasenselektives Anrege-
signal ausgegeben.
Die phasenselektiven Anregesignale werden für die Distanzzonen in Schleifeninformationen umgewandelt.
Im geerdeten Netz hängt die Schleifenauswahl bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlererkennung vom
Parameter Messung bei 1-ph. Anr. ab. Weiterführende Informationen dazu finden Sie im Kapitel
6.6.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.
Weitere Informationen zur Erdfehlererkennung in geerdeten Netzen finden Sie im Kapitel 6.6.2.2 Struktur der
Funktion.
Im nicht geerdeten Netz hängt die Auswahl bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlererkennung immer vom
maximalen Strom in den nicht angeregten Phasen ab.
Weitere Informationen zur Erdfehlererkennung in isolierten/gelöschten Netzen finden Sie im Kapitel
6.6.3.2 Struktur der Funktion.
Die Anregung wird phasenselektiv gemeldet. Wenn ein Erdfehler erkannt wird, wird dieser auch gemeldet.

6.6.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Empfohlener Einstellwert (_:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. legen Sie fest, ob die Zone eine Auslösemeldung erzeugt
oder nicht.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn die Überstromanregung anregt, erzeugt sie nach Ablauf der Verzöge-
rungszeit eine Auslösemeldung.
Siemens empfiehlt, diesen Einstellwert für typische Anwendungen beizube-
halten.
ja Die Überstromanregung erzeugt keine Auslösemeldung.
Die Auslösemeldung geht nicht in die Bildung der Sammelmeldung auf
Funktions- oder Funktionsgruppenebene ein. Die Fehleraufzeichnung wird
nicht automatisch gestartet.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Einschaltstromerkennung vorhanden ist. Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie
fest, ob während der Erkennung eines Transformator-Einschaltstroms die Anregung blockiert ist oder nicht.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Wenn Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja eingestellt haben, beträgt die minimale
Anregezeit ca. 1,5 Netzperioden, auch wenn kein Transformator-Einschaltstrom erkannt wird. Nur wenn
Sie die Blockierung durch die Einschaltstromerkennung wirklich benötigen, stellen Sie den Parameter
Blk. b. Einschaltstromerk. = ja ein.

Parameter: Iph>>

• Voreinstellwert (_:105) Iph>> = 1,8 A


Mit dem Parameter Iph>> stellen Sie die Anregeschwelle der Überstromanregung ein. Stellen Sie den Para-
meter Iph>> für die spezifische Anwendung ein. Der maximale Strom bei fehlerfreiem Betrieb darf die
Anregeschwelle nicht überschreiten.

Parameter: Messung bei 1-ph. Anr.

• Empfohlener Einstellwert (_:114) Messung bei 1-ph. Anr. = L-L- oder L-E-Schleife

HINWEIS

i Nur wenn Sie den Distanzschutz für geerdete Netze instanziiert haben, ist der Parameter Messung bei
1-ph. Anr. gültig und sichtbar.

Mit dem Parameter Messung bei 1-ph. Anr. legen Sie fest, welche Schleifen bei 1-phasiger Anregung
ohne Erdfehlererkennung gemessen werden.
Parameterwert Beschreibung
L-L- oder L-E-Schleife Die Auswahl der Schleife hängt bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlerer-
kennung vom maximalen Strom in den nicht angeregten Phasen ab. Wenn
ein Strom in den nicht angeregten Phasen größer ist als 2/3 des Stromes
der angeregten Phase, wird die entsprechende Leiter-Leiter-Schleife ausge-
wählt, z.B.:

• Anregung L1, IL2 > IL3 und IL2 > 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-L2

• Anregung L1, IL3 > IL2 und IL3 > 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-L3
Ansonsten wird die Leiter-Erde-Schleife ausgewählt, z.B.:
Anregung L1, IL2 und IL3 < 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-E
Leiter-Erde-Schleife Die Zone arbeitet bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlererkennung mit
dem Messwerk Leiter-Erde. Wenn z.B. L1 angeregt hat, wird die Schleife
L1-E ausgewählt.

Parameter: Aus.Verz. bei. Anr. vorw.

• Voreinstellwert (_:115) Aus.Verz. bei. Anr. vorw. = 1,2 s


Wenn ein Vorwärtsfehler vorliegt und die Zeit Aus.Verz. bei. Anr. vorw. (gerichtete Endzeit) abge-
laufen ist, setzt die Überstromanregung eine Auslösemeldung ab. Die Zeit Aus.Verz. bei. Anr. vorw.
wirkt unabhängig von der Anregung der Distanzzonen.
Stellen Sie den Parameter Aus.Verz. bei. Anr. vorw. für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Aus.Verz. bei jeder Anr.

• Voreinstellwert (_:116) Aus.Verz. bei jeder Anr. = 1,2 s


Wenn ein Vorwärtsfehler vorliegt und die Zeit Aus.Verz. bei jeder Anr. (gerichtete Endzeit) abge-
laufen ist, setzt die Überstromanregung eine Auslösemeldung ab. Die Zeit Aus.Verz. bei jeder
Anr.wirkt unabhängig von der Anregung der Distanzzonen.
Stellen Sie den Parameter Aus.Verz. bei jeder Anr. für die spezifische Anwendung ein.

668 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Überstromanr.
_:1 Überstromanr.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Überstromanr.:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:27 Überstromanr.:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:105 Überstromanr.:Iph>> 1 A @ 100 Inenn 0,250 A bis 35,000 A 1,800 A
5 A @ 100 Inenn 1,25 A bis 175,00 A 9,000 A
_:114 Überstromanr.:Messung • Leiter-Erde-Schleife L-L- oder L-E-
bei 1-ph. Anr. Schleife
• L-L- oder L-E-Schleife
_:115 Überstromanr.:Aus.Verz. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 1,20 s
bei. Anr. vorw.
_:116 Überstromanr.:Aus.Verz. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 1,20 s
bei jeder Anr.

6.6.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Überstromanr.
_:51 Überstromanr.:Modus (steuerbar) ENC C
_:52 Überstromanr.:Zustand ENS O
_:53 Überstromanr.:Bereitschaft ENS O
_:55 Überstromanr.:Anregung ACD O
_:56 Überstromanr.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Überstromanr.:Auslösung ACT O

6.6.7 Anregeverfahren: U-/I-Anregung

6.6.7.1 Beschreibung
Die U/I-Anregung ist ein phasen- und schleifenbezogenes Anregeverfahren. Voraussetzung für die Anregung
ist, dass die Leiterströme den eingestellten Schwellwert Mindestleiterstrom Iph> überschreiten. Wenn
Leiter-Leiter-Spannungen bewertet werden, müssen die beiden zugeordneten Leiterströme den Mindest-
leiterstrom Iph> überschreiten.
Wenn die Leiterströme größer sind als der Mindestleiterstrom Iph>, hängt der Anregewert von der
Spannung ab. Die Spannungsparameter in Bild 6-125 bestimmen den Anstieg der U-/I-Kennlinie.
In Netzen mit nicht geerdetem Sternpunkt wird eine Anregung durch Erdschlüsse wirksam unterdrückt.
Weiterführende Informationen dazu finden Sie im Kapitel 6.6.3.2 Struktur der Funktion im Abschnitt Erdfeh-
lererkennung.
Das folgende Bild zeigt die Kennlinie der U-/I-Anregung:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 669
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[DwUIanreg-160813-01, 1, de_DE]

Bild 6-125 U-/I-Kennlinie

Die Geometrie der U-/I-Kennlinie ist durch die im Bild dargestellten Parameter bestimmt (Punkte).
Die folgende Tabelle zeigt, welche Spannungsparameter die Kennlinie in Bild 6-125 definieren:

Tabelle 6-2 Zuordnung der Parameter in der U-/I-Kennlinie

Parameter bei Auswertung von Leiter- Parameter bei Auswertung von Leiter-
Erde-Spannungen Leiter-Spannungen
U(Iph>) Unterspg. L-E bei Iph> Unterspg. L-L bei Iph>
U(Iph>>) Unterspg. L-E bei Iph>> Unterspg. L-L bei Iph>>

Für stromstarke Kurzschlüsse ist die Überstromanregung Iph>> überlagert. Wenn die Leiterströme den
Schwellwert Iph>> überschreiten, führt das unabhängig von der Spannung immer zu einer Anregung. Die
folgende Tabelle zeigt die von den Anregemodulen verwendeten Messgrößen:
Anregemodul Spannung Strom
L1 UL135 IL1
L2 UL235 IL2
L3 UL335 IL3
L1-L2 UL1236 IL1
L2-L3 UL2336 IL2
L3-L1 UL3136 IL3

In isolierten/gelöschten Netzen ist die Anregung bei einfachen Erdschlüssen unerwünscht. Die Erdfehlererken-
nung verhindert die unerwünschte Anregung bei einfachen Erdschlüssen.
Weitere Informationen zur Erdfehlererkennung in isolierten/gelöschten Netzen finden Sie im Kapitel
6.6.3.2 Struktur der Funktion.
Die Anregung wird phasenselektiv gemeldet. Erdfehler werden nur gemeldet, wenn mindestens eine Phasen-
anregung vorliegt.

35 Leiter-Erde-Spannung
36 Leiter-Leiter-Spannung

670 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Anregeprogramme
Die Anregeprogramme ermöglichen die Anpassung an verschiedene Netzverhältnisse. Mit dem Parameter
Anregeprogramm steuern Sie die Auswahl der Messgrößen. Für verschiedene Fehlerarten können Sie fest-
legen, ob die Leiter-Leiter-Schleifen oder die Leiter-Erde-Schleifen maßgebend sind, oder ob die Auswahl der
Messgrößen von der Erdfehlererkennung abhängt. Dadurch ist eine sehr flexible Anpassung an die Netzver-
hältnisse möglich. Die optimale Steuerung hängt wesentlich von der Sternpunkterdung ab.
Weiterführende Informationen dazu finden Sie im Kapitel 6.6.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

6.6.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Einschaltstromerkennung vorhanden ist. Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie
fest, ob während der Erkennung eines Transformator-Einschaltstroms die Anregung blockiert ist oder nicht.

HINWEIS

i Wenn Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja eingestellt haben, beträgt die minimale
Anregezeit ca. 1,5 Netzperioden, auch wenn kein Transformator-Einschaltstrom erkannt wird. Nur wenn
Sie die Blockierung durch die Einschaltstromerkennung wirklich benötigen, stellen Sie den Parameter
Blk. b. Einschaltstromerk. = ja ein.

Parameter: Anregeprogramm

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Anregeprogramm = LE: U(L-E)/LL: U(L-L)


Mit dem Parameter Anregeprogramm definieren Sie die Spannungsauswahl für verschiedene Fehlerarten.
Die 1. Position der Einstelloption gilt für Erdfehler. Die 2. Position der Einstelloption gilt für Leiter-Leiter-Fehler.
Parameterwert Beschreibung
LE: U(L-E)/LL: U(L-L) Wenn ein Erdfehler erkannt wurde, werden die Leiter-Erde-Spannungen
ausgewertet. Wenn kein Erdfehler erkannt wurde, werden die Leiter-Leiter-
Spannungen ausgewertet.
Siemens empfiehlt diesen Einstellwert für alle Netzarten. Mit dieser Einstel-
lung erreichen Sie die maximale Empfindlichkeit für alle Fehlerarten.
LE: U(L-L)/LL: U(L-L) Unabhängig von der Erdfehlererkennung werden immer die Leiter-Leiter-
Spannungen ausgewertet.
Einfache Erdschlüsse und Doppelerdschlüsse werden nicht immer korrekt
erkannt.
Wenn Sie die Parametrierung kompatibel zu schon vorhandenen Geräten
einstellen wollen, wählen Sie diesen Einstellwert.
LE: U(L-E)/LL: U(L-E) Unabhängig von der Erdfehlererkennung werden immer die Leiter-Erde-
Spannungen ausgewertet.
Dieser Einstellwert kann auch für alle Fehlerarten verwendet werden. Wenn
Sie bei Leiter-Leiter-Fehlern die Leiter-Erde-Spannungen auswerten, ist die
Empfindlichkeit der Anregung geringer.
Wenn Sie die Parametrierung kompatibel zu schon vorhandenen Geräten
einstellen wollen, wählen Sie diesen Einstellwert.
LE: U(L-E)/LL: Iph>> Wenn ein Erdfehler erkannt wurde, werden die Leiter-Erde-Spannungen
ausgewertet.
Wenn kein Erdfehler erkannt wurde, gilt nur die Überstromanregung
(Iph>>).
Wenn Sie die Parametrierung kompatibel zu schon vorhandenen Geräten
einstellen wollen, wählen Sie diesen Einstellwert.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Mindestleiterstrom Iph>

• Voreinstellwert (_:102) Mindestleiterstrom Iph> = 0,200 A


Mit dem Parameter Mindestleiterstrom Iph> stellen Sie die untere Anregeschwelle für den Strom
ein. Stellen Sie den Schwellwert so ein, dass Sie die Reservefunktion des Distanzschutzes bei Fernfehlern
in anderen Abzweigen ermöglichen. Wenn der Mindestleiterstrom Iph> bei einigen Kurzschlüssen –
bedingt durch die Netzverhältnisse – nicht überschritten wird, müssen Sie spezielle Maßnahmen für die
schwache Einspeisung ergreifen. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Mindestleiterstrom Iph> =
0,200 A zu verwenden.

Parameter: Unterspg. L-E bei Iph>

• Voreinstellwert (_:103) Unterspg. L-E bei Iph> = 48,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-E bei Iph> definieren Sie in der U-/I-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Erde-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Mindestleiterstrom Iph>).

Parameter: Unterspg. L-L bei Iph>

• Voreinstellwert (_:104) Unterspg. L-L bei Iph> = 80,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-L bei Iph> definieren Sie in der U-/I-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Leiter-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Mindestleiterstrom Iph>).

Parameter: Iph>>

• Voreinstellwert (_:105) Iph>> = 1,800 A


Mit dem Parameter Iph>> stellen Sie die obere Anregeschwelle der Überstromanregung ein. Stellen Sie den
Parameter Iph>> für die spezifische Anwendung ein. Der maximale Strom bei fehlerfreiem Betrieb darf die
Anregeschwelle nicht überschreiten.

Parameter: Unterspg. L-E bei Iph>>

• Voreinstellwert (_:106) Unterspg. L-E bei Iph>> = 48,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-E bei Iph>> definieren Sie in der U-/I-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Erde-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Iph>>).

Parameter: Unterspg. L-L bei Iph>>

• Voreinstellwert (_:107) Unterspg. L-L bei Iph>> = 80,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-L bei Iph>> definieren Sie in der U-/I-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Leiter-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Iph>>).

Parameter: Messung bei 1-ph. Anr.

• Empfohlener Einstellwert (_:114) Messung bei 1-ph. Anr. = L-L- oder L-E-Schleife

HINWEIS

i Nur wenn Sie den Distanzschutz für geerdete Netze instanziiert haben, ist der Parameter Messung bei
1-ph. Anr. gültig und sichtbar.

Mit dem Parameter Messung bei 1-ph. Anr. legen Sie fest, welche Schleifen bei 1-phasiger Anregung
ohne Erdfehlererkennung gemessen werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameterwert Beschreibung
L-L- oder L-E-Schleife Die Auswahl der Schleife hängt bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlerer-
kennung vom maximalen Strom in den nicht angeregten Phasen ab. Wenn
ein Strom in den nicht angeregten Phasen größer ist als 2/3 des Stromes
der angeregten Phase, wird die entsprechende Leiter-Leiter-Schleife ausge-
wählt, z.B.:

• Anregung L1, IL2 > IL3 und IL2 > 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-L2

• Anregung L1, IL3 > IL2 und IL3 > 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-L3
Ansonsten wird die Leiter-Erde-Schleife ausgewählt, z.B.:
Anregung L1, IL2 und IL3 < 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-E
Leiter-Erde-Schleife Die Zone arbeitet bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlererkennung mit
dem Messwerk Leiter-Erde. Wenn z.B. L1 angeregt hat, wird die Schleife
L1-E ausgewählt.

Parameter: Aus.Verz. bei. Anr. vorw.

• Voreinstellwert (_:115) Aus.Verz. bei. Anr. vorw. = 1,20 s


Wenn ein Vorwärtsfehler vorliegt und die Zeit Aus.Verz. bei. Anr. vorw. (gerichtete Endzeit) abge-
laufen ist, setzt die Anregung eine Auslösemeldung ab. Die Zeit Aus.Verz. bei. Anr. vorw. wirkt
unabhängig von der Anregung der Distanzzonen.
Stellen Sie den Parameter Aus.Verz. bei. Anr. vorw. für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Aus.Verz. bei jeder Anr.

• Voreinstellwert (_:116) Aus.Verz. bei jeder Anr. = 1,20 s


Wenn ein Vorwärtsfehler vorliegt und die Zeit Aus.Verz. bei jeder Anr. (gerichtete Endzeit) abge-
laufen ist, setzt die Anregung eine Auslösemeldung ab. Die Zeit Aus.Verz. bei jeder Anr.wirkt unab-
hängig von der Anregung der Distanzzonen.
Stellen Sie den Parameter Aus.Verz. bei jeder Anr. für die spezifische Anwendung ein.

6.6.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U/I-Anregung
_:1 U/I-Anregung:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 U/I-Anregung:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:27 U/I-Anregung:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:101 U/I-Anregung:Anrege- • LE: U(L-E)/LL: U(L-L) LE: U(L-E)/LL:
programm U(L-L)
• LE: U(L-L)/LL: U(L-L)
• LE: U(L-E)/LL: U(L-E)
• LE: U(L-E)/LL: Iph>>
_:102 U/I-Anregung:Mindestlei- 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 35,000 A 0,200 A
terstrom Iph> 5 A @ 100 Inenn 0,500 A bis 175,000 A 1,000 A
_:103 U/I-Anregung:Unterspg. 0,500 V bis 200,000 V 48,000 V
L-E bei Iph>
_:104 U/I-Anregung:Unterspg. 1,000 V bis 200,000 V 80,000 V
L-L bei Iph>

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:105 U/I-Anregung:Iph>> 1 A @ 100 Inenn 0,250 A bis 35,000 A 1,800 A
5 A @ 100 Inenn 1,249 A bis 175,000 A 9,000 A
_:106 U/I-Anregung:Unterspg. 0,500 V bis 200,000 V 48,000 V
L-E bei Iph>>
_:107 U/I-Anregung:Unterspg. 1,000 V bis 200,000 V 80,000 V
L-L bei Iph>>
_:114 U/I-Anregung:Messung • Leiter-Erde-Schleife L-L- oder L-E-
bei 1-ph. Anr. Schleife
• L-L- oder L-E-Schleife
_:115 U/I-Anregung:Aus.Verz. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 1,20 s
bei. Anr. vorw.
_:116 U/I-Anregung:Aus.Verz. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 1,20 s
bei jeder Anr.

6.6.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U/I-Anregung
_:51 U/I-Anregung:Modus (steuerbar) ENC C
_:52 U/I-Anregung:Zustand ENS O
_:53 U/I-Anregung:Bereitschaft ENS O
_:55 U/I-Anregung:Anregung ACD O
_:56 U/I-Anregung:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 U/I-Anregung:Auslösung ACT O

6.6.8 Anregeverfahren: U-/I-/φ-Anregung

6.6.8.1 Beschreibung
Die U-/I-/ϕ-Anregung ist ein phasen- und schleifenbezogenes Anregeverfahren. Das folgende Bild zeigt die
Kennlinie der U/I –Anregung:

674 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[DwUIPhia-160813-01, 1, de_DE]

Bild 6-126 U-/I-/ϕ-Kennlinie (normale Kennlinie: a-b-c/empfindliche Kennlinie: a-d-e)

Der grundsätzliche Aufbau der U-/I-/ϕ-Kennlinie ist identisch mit der U/I-Anregung mit einer zusätzlichen
empfindlichen winkelgesteuerten Kennlinie (Kurzschlussbereich ϕ> in Bild 6-126). Die empfindliche Kennlinie
(a-d-e) wird verwendet, wenn die Fehlerimpedanz nahe der Leitungsgeraden liegt. Damit kann auch in Fällen,
in denen die einfache U/I-Anregung versagt, zuverlässig zwischen Last- und Kurzschlussverhältnissen unter-
schieden werden.
Mögliche Anwendungen sind z.B. der Schutz von langen Leitungen oder Leitungszügen mit Mitteleinspeisung
und gleichzeitig geringer Vorimpedanz. Bei einem Kurzschluss am Leitungsende oder im Reservebereich des
Distanzschutzes bricht die örtliche Messspannung nur geringfügig ein. Hier dient der Phasenwinkel zwischen
Strom und Spannung als zusätzliches Kriterium zur Fehlererkennung.
Der winkelabhängige Bereich der Kennlinie (schraffierte Fläche in Bild 6-126) kann wahlweise nur in Vorwärts-
richtung (Richtung Leitung) oder in beiden Richtungen wirken.

Voraussetzung für die Anregung ist, dass die Leiterströme den eingestellten Schwellwert Mindestleiter-
strom Iph> überschreiten. Wenn Leiter-Leiter-Spannungen bewertet werden, müssen die beiden zugeord-
neten Leiterströme den Mindestleiterstrom Iph> überschreiten.
Wenn die Leiterströme größer sind als der Mindestleiterstrom Iph> , hängt der Anregewert von der
Spannung und vom Phasenwinkel zwischen Strom und Spannung ab. Die Spannungsparameter in Bild 6-126
bestimmen den Anstieg der U-/I-/ϕ-Kennlinie.
Mit dem Parameter Anregeprogramm steuern Sie, welche Spannungen bei Erdfehlern oder Leiter-Leiter-
Fehlern ausgewertet werden. Dadurch können Sie die U-/I-/ϕ-Kennlinie optimal an verschiedene Fehlerarten
und Netzverhältnisse anpassen. Die folgende Tabelle zeigt, welche Spannungsparameter die Kennlinie in
Bild 6-126 definieren:
Parameter bei Auswertung von Parameter bei Auswertung von
Leiter-Erde-Spannungen Leiter-Leiter-Spannungen
U(Iph>) Unterspg. L-E bei Iph> Unterspg. L-L bei Iph>
U(Iph>>) Unterspg. L-E bei Iph>> Unterspg. L-L bei Iph>>
U(Iphi>) Unterspg. L-E bei Iphi> Unterspg. L-L bei Iphi>

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Der Phasenwinkel zwischen Strom und Spannung wird wie folgt bestimmt:

• Wenn Sie Leiter-Erde-Spannungen auswerten, wird der Phasenwinkel aus der Leiter-Erde-Spannung und
dem zugehörigen Leiterstrom ohne Berücksichtigung des Erdstromes bestimmt. Als Voraussetzung muss
der entsprechende Leiterstrom den Mindestleiterstrom Iph> überschritten haben.

• Wenn Sie Leiter-Leiter-Spannungen auswerten, wird der Winkel aus der Leiter-Leiter-Spannung und der
zugehörigen Stromdifferenz bestimmt. Als Voraussetzung müssen beide Leiterströme und der für die
Schleife maßgebende Differenzstrom den Mindestleiterstrom Iph> überschritten haben.
Mit den Parametern ϕ< und ϕ> definieren Sie die obere und die untere Grenze des Kurzschlusswinkelbereiches
(siehe folgendes Bild).

[DwUIphiK-160813-01, 1, de_DE]

Bild 6-127 Grenzwinkel des Kurzschlusswinkelbereiches

Wenn der Phasenwinkel oberhalb des Grenzwinkels ϕ> und unterhalb des Grenzwinkels ϕ< liegt, gilt die
empfindliche U-/I-/ϕ-Kennlinie (a-d-e). Ansonsten gilt die untere Kennlinie (a-b-c).

6.6.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Einschaltstromerkennung vorhanden ist. Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie
fest, ob während der Erkennung eines Transformator-Einschaltstroms die Anregung blockiert ist oder nicht.

HINWEIS

i Wenn Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja eingestellt haben, beträgt die minimale
Anregezeit ca. 1,5 Netzperioden, auch wenn kein Transformator-Einschaltstrom erkannt wird. Nur wenn
Sie die Blockierung durch die Einschaltstromerkennung wirklich benötigen, stellen Sie den Parameter
Blk. b. Einschaltstromerk. = ja ein.

Parameter: Anregeprogramm

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Anregeprogramm = LE: U(L-E)/LL: U(L-L)


Mit dem Parameter Anregeprogramm definieren Sie die Spannungsauswahl für verschiedene Fehlerarten.
Die 1. Position der Einstelloption gilt für Erdfehler. Die 2. Position der Einstelloption gilt für Leiter-Leiter-Fehler.

676 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameterwert Beschreibung
LE: U(L-E)/LL: U(L-L) Wenn ein Erdfehler erkannt wurde, werden die Leiter-Erde-Spannungen
ausgewertet. Wenn kein Erdfehler erkannt wurde, werden die Leiter-Leiter-
Spannungen ausgewertet.
Siemens empfiehlt diesen Einstellwert für alle Netzarten. Mit dieser Einstel-
lung erreichen Sie die maximale Empfindlichkeit für alle Fehlerarten.
LE: U(L-L)/LL: U(L-L) Unabhängig von der Erdfehlererkennung werden immer die Leiter-Leiter-
Spannungen ausgewertet.
Einfache Erdschlüsse und Doppelerdschlüsse werden nicht immer korrekt
erkannt.
Wenn Sie die Parametrierung kompatibel zu schon vorhandenen Geräten
einstellen wollen, wählen Sie diesen Einstellwert.
LE: U(L-E)/LL: U(L-E) Unabhängig von der Erdfehlererkennung werden immer die Leiter-Erde-
Spannungen ausgewertet.
Dieser Einstellwert kann auch für alle Fehlerarten verwendet werden. Wenn
Sie bei Leiter-Leiter-Fehlern die Leiter-Erde-Spannungen auswerten, ist die
Empfindlichkeit der Anregung geringer.
Wenn Sie die Parametrierung kompatibel zu schon vorhandenen Geräten
einstellen wollen, wählen Sie diesen Einstellwert.
LE: U(L-E)/LL: Iph>> Wenn ein Erdfehler erkannt wurde, werden die Leiter-Erde-Spannungen
ausgewertet.
Wenn kein Erdfehler erkannt wurde, gilt nur die Überstromanregung
(Iph>>).
Wenn Sie die Parametrierung kompatibel zu schon vorhandenen Geräten
einstellen wollen, wählen Sie diesen Einstellwert.

Parameter: Mindestleiterstrom Iph>

• Voreinstellwert (_:102) Mindestleiterstrom Iph> = 0,200 A


Mit dem Parameter Mindestleiterstrom Iph> stellen Sie die untere Anregeschwelle für den Strom
ein. Stellen Sie den Schwellwert so ein, dass Sie die Reservefunktion des Distanzschutzes bei Fernfehlern
in anderen Abzweigen ermöglichen. Wenn der Mindestleiterstrom Iph> bei einigen Kurzschlüssen –
bedingt durch die Netzverhältnisse – nicht überschritten wird, müssen Sie spezielle Maßnahmen für die
schwache Einspeisung ergreifen. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Mindestleiterstrom Iph> =
0,200 A zu verwenden.

Parameter: Unterspg. L-E bei Iph>

• Voreinstellwert (_:103) Unterspg. L-E bei Iph> = 48,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-E bei Iph> definieren Sie in der U-/I-/ϕ-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Erde-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Mindestleiterstrom Iph>).

Parameter: Unterspg. L-L bei Iph>

• Voreinstellwert (_:104) Unterspg. L-L bei Iph> = 80,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-L bei Iph> definieren Sie in der U-/I/ϕ-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Leiter-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Mindestleiterstrom Iph>).

Parameter: Iph>>

• Voreinstellwert (_:105) Iph>> = 1,800 A


Mit dem Parameter Iph>> stellen Sie die obere Anregeschwelle der Überstromanregung ein. Stellen Sie den
Parameter Iph>> für die spezifische Anwendung ein. Der maximale Strom bei fehlerfreiem Betrieb darf die
Anregeschwelle nicht überschreiten.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Unterspg. L-E bei Iph>>

• Voreinstellwert (_:106) Unterspg. L-E bei Iph>> = 48,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-E bei Iph>> definieren Sie in der U-/I-/ϕ-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Erde-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Iph>>).

Parameter: Unterspg. L-L bei Iph>>

• Voreinstellwert (_:107) Unterspg. L-L bei Iph>> = 80,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-L bei Iph>> definieren Sie in der U-/I-/ϕ-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Leiter-Spannung für die untere Überstromschwelle (Parameter: Iph>>).

Parameter: Iφ>

• Voreinstellwert (_:108) Iφ> = 1,800 A


Mit dem Parameter Iφ> definieren Sie in der U-/I-/ϕ-Kennlinie die Anregeschwelle für die winkelabhängige
Anregung (ϕ-Anregung).

Parameter: Unterspg. L-E bei Iφ>

• Voreinstellwert (_:109) Unterspg. L-E bei Iφ> = 48,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-E bei Iφ> definieren Sie in der U-/I-/ϕ-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Erde-Spannung für die Stromschwelle Iφ>.

Parameter: Unterspg. L-L bei Iφ>

• Voreinstellwert (_:110) Unterspg. L-L bei Iφ> = 80,000 V


Mit dem Parameter Unterspg. L-L bei Iφ> definieren Sie in der U-/I-/ϕ-Kennlinie den Schwellwert der
Leiter-Erde-Spannung für die Stromschwelle Iφ>.

Parameter: Wirkrichtung φ-Anregung

• Voreinstellwert (_:111) Wirkrichtung φ-Anregung = vorwärts + rückwärts


Mit dem Parameter Wirkrichtung φ-Anregung legen Sie fest, ob die U-/I-/ϕ-Anregung vorwärts oder
vorwärts + rückwärts arbeitet. Stellen Sie den Parameter Wirkrichtung φ-Anregung für die spezifi-
sche Anwendung ein.

Parameter: φ>

• Voreinstellwert (_:112) φ> = 50,0° V


Mit dem Parameter φ> definieren Sie die untere Grenze des Kurzschlusswinkelbereiches (ϕK).
Stellen Sie den Parameter φ> zwischen dem Lastwinkel ϕL und dem Kurzschlusswinkel ϕK ein. Stellen Sie
den Parameter φ> 10° bis 20° kleiner als den Leitungswinkel (ϕL = arctan(XL/RL)) ein. Stellen Sie sicher, dass
ungünstige Lastverhältnisse nicht zu einer Anregung führen.

Parameter: φ<

• Voreinstellwert (_:113) φ< = 110,0° V


Mit dem Parameter φ< definieren Sie die obere Grenze des Kurzschlusswinkelbereiches (ϕK). Diese Grenze ist
unkritisch. Siemens empfiehlt Einstellwerte zwischen 110° bis 120°.

Parameter: Messung bei 1-ph. Anr.

• Empfohlener Einstellwert (_:114) Messung bei 1-ph. Anr. = L-L- oder L-E-Schleife

678 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Nur wenn Sie den Distanzschutz für geerdete Netze instanziiert haben, ist der Parameter Messung bei
1-ph. Anr. gültig und sichtbar.

Mit dem Parameter Messung bei 1-ph. Anr. legen Sie fest, welche Schleifen bei 1-phasiger Anregung
ohne Erdfehlererkennung gemessen werden.
Parameterwert Beschreibung
L-L- oder L-E-Schleife Die Auswahl der Schleife hängt bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlerer-
kennung vom maximalen Strom in den nicht angeregten Phasen ab. Wenn
ein Strom in den nicht angeregten Phasen größer ist als 2/3 des Stromes
der angeregten Phase, wird die entsprechende Leiter-Leiter-Schleife ausge-
wählt, z.B.:

• Anregung L1, IL2 > IL3 und IL2 > 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-L2

• Anregung L1, IL3 > IL2 und IL3 > 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-L3
Ansonsten wird die Leiter-Erde-Schleife ausgewählt, z.B.:
Anregung L1, IL2 und IL3 < 2/3 IL1 → Auswahl Schleife L1-E
Leiter-Erde-Schleife Die Zone arbeitet bei 1-phasiger Anregung ohne Erdfehlererkennung mit
dem Messwerk Leiter-Erde. Wenn z.B. L1 angeregt hat, wird die Schleife
L1-E ausgewählt.

Parameter: Aus.Verz. bei. Anr. vorw.

• Voreinstellwert (_:115) Aus.Verz. bei. Anr. vorw. = 1,2 s


Wenn ein Vorwärtsfehler vorliegt und die Zeit Aus.Verz. bei. Anr. vorw. (gerichtete Endzeit) abge-
laufen ist, setzt die Anregung eine Auslösemeldung ab. Die Zeit Aus.Verz. bei. Anr. vorw. wirkt
unabhängig von der Anregung der Distanzzonen.
Stellen Sie den Parameter Aus.Verz. bei. Anr. vorw. für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Aus.Verz. bei jeder Anr.

• Voreinstellwert (_:116) Aus.Verz. bei jeder Anr. = 1,2 s


Wenn ein Vorwärtsfehler vorliegt und die Zeit Aus.Verz. bei jeder Anr. (ungerichtete Endzeit) abge-
laufen ist, setzt die Anregung eine Auslösemeldung ab. Die Zeit Aus.Verz. bei jeder Anr.wirkt unab-
hängig von der Anregung der Distanzzonen.
Stellen Sie den Parameter Aus.Verz. bei jeder Anr. für die spezifische Anwendung ein.

6.6.8.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U/I/φ-Anr.
_:1 U/I/φ-Anr.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 U/I/φ-Anr.:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:27 U/I/φ-Anr.:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 679
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:101 U/I/φ-Anr.:Anregepro- • LE: U(L-E)/LL: U(L-L) LE: U(L-E)/LL:
gramm U(L-L)
• LE: U(L-L)/LL: U(L-L)
• LE: U(L-E)/LL: U(L-E)
• LE: U(L-E)/LL: Iph>>
_:102 U/I/φ-Anr.:Mindestleiter- 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 35,000 A 0,200 A
strom Iph> 5 A @ 100 Inenn 0,500 A bis 175,000 A 1,000 A
_:103 U/I/φ-Anr.:Unterspg. L-E 0,500 V bis 200,000 V 48,000 V
bei Iph>
_:104 U/I/φ-Anr.:Unterspg. L-L 1,000 V bis 200,000 V 80,000 V
bei Iph>
_:105 U/I/φ-Anr.:Iph>> 1 A @ 100 Inenn 0,250 A bis 35,000 A 1,800 A
5 A @ 100 Inenn 1,249 A bis 175,000 A 9,000 A
_:106 U/I/φ-Anr.:Unterspg. L-E 0,500 V bis 200,000 V 48,000 V
bei Iph>>
_:107 U/I/φ-Anr.:Unterspg. L-L 1,000 V bis 200,000 V 80,000 V
bei Iph>>
_:108 U/I/φ-Anr.:Iφ> 1 A @ 100 Inenn 0,100 A bis 35,000 A 1,800 A
5 A @ 100 Inenn 0,500 A bis 175,000 A 9,000 A
_:109 U/I/φ-Anr.:Unterspg. L-E 0,500 V bis 200,000 V 48,000 V
bei Iφ>
_:110 U/I/φ-Anr.:Unterspg. L-L 1,000 V bis 200,000 V 80,000 V
bei Iφ>
_:111 U/I/φ-Anr.:Wirkrichtung • vorwärts + rückwärts vorwärts + rück-
φ-Anregung wärts
• vorwärts
_:112 U/I/φ-Anr.:φ> 30,0 ° bis 60,0 ° 50,0 °
_:113 U/I/φ-Anr.:φ< 90,0 ° bis 120,0 ° 110,0 °
_:114 U/I/φ-Anr.:Messung bei • Leiter-Erde-Schleife L-L- oder L-E-
1-ph. Anr. Schleife
• L-L- oder L-E-Schleife
_:115 U/I/φ-Anr.:Aus.Verz. bei. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 1,20 s
Anr. vorw.
_:116 U/I/φ-Anr.:Aus.Verz. bei 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 1,20 s
jeder Anr.

6.6.8.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U/I/φ-Anr.
_:51 U/I/φ-Anr.:Modus (steuerbar) ENC C
_:52 U/I/φ-Anr.:Zustand ENS O
_:53 U/I/φ-Anr.:Bereitschaft ENS O
_:55 U/I/φ-Anr.:Anregung ACD O
_:300 U/I/φ-Anr.:Anregung Phi ACT O
_:56 U/I/φ-Anr.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 U/I/φ-Anr.:Auslösung ACT O

680 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.9 Zone mit Polygonkennlinie

6.6.9.1 Beschreibung

Logik einer Zone

[lopoly13-230511-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-128 Logikdiagramm einer Zone mit Polygonkennlinie

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 681
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[lo_block_i, 3, de_DE]

Bild 6-129 Logikdiagramm einer Zone mit Polygonkennlinie (Fortsetzung)

Arbeitsweise
Die Zone erfüllt folgende Aufgaben:

• Impedanzberechnung aus den Strom- und Spannungsmesswerten

• Einordnung der Impedanz in die Zone

• Erzeugen der Anregung und Auslösung der Zone


Wenn die Fehlerimpedanz einer Schleife sicher im Arbeitspolygon einer Distanzzone liegt und die Richtung
des Impedanzzeigers mit dem Richtungssinn der Zone übereinstimmt, regt die Zone an. Die Schleifeninfor-
mationen werden in phasenselektive Anregemeldungen umgesetzt. Die phasenselektiven Anregemeldungen
der Zonen werden in der Ausgangslogik des Distanzschutzes und von externen Zusatzfunktionen (z.B.
Informationsübertragungsverfahren) weiter verarbeitet. Die Ausgangslogik des Distanzschutzes ist in Kapitel
6.6.14 Ausgangslogik des Distanzschutzes beschrieben.

Arbeitspolygon
Die polygonale Auslösekennlinie (Arbeitspolygon) der Zone ist ein abgeschrägtes Parallelogramm in der R-X-
Ebene. Das Arbeitspolygon wird durch die Parameter X Reichweite, R (L-L), R (L-E)und die Zonenab-
schrägung definiert.
Zur Stabilisierung an den Polygongrenzen haben die Kennlinien eine Hysterese von 5 %. Wenn die Fehlerimpe-
danz innerhalb eines Polygons liegt, werden die Grenzen in alle Richtungen um 5 % erhöht.
Das folgende Bild zeigt ein Beispiel mit 4 Zonen für den Distanzschutz mit polygonaler Auslösecharakteristik.

682 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwklpoly-060611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-130 Auslösekennlinie mit polygonaler Charakteristik

HINWEIS

i Sie können die Zonen in DIGSI umbenennen oder löschen. Sie können auch weitere Zonen aus der Funkti-
onsbibliothek in DIGSI hinzufügen.

6.6.9.2 Impedanzberechnung
Für die 6 möglichen Leiterschleifen L1-E, L2-E, L3-E, L1-L2, L2-L3, L3-L1 steht je ein Impedanzmesswerk zur
Verfügung.
Eine Sprungerkennung synchronisiert alle Berechnungen auf den Fehlereintritt. Durch die Synchronisierung
werden minimale und reproduzierbare Auslösezeiten erreicht. Wenn während der Auswertung ein weiterer
Fehler auftritt, werden die Impedanzen mit den aktuellen, zyklischen Messgrößen berechnet. Die Auswertung
arbeitet also immer mit den Messgrößen des aktuellen Fehlerzustandes.

Impedanzberechnung für Leiter-Leiter-Schleifen


Für die Berechnung einer Leiter-Leiter-Schleife, z.B. bei einem 2-poligen Kurzschluss L1-L2 (Bild 6-131) lautet
die Schleifengleichung:

[foflschl-160909-01.tif, 1, de_DE]

mit

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

(komplexe) Messgrößen

(komplexe) Leitungsimpedanz

Die Leitungsimpedanz berechnet sich wie folgt:

[folimped-240609-01.tif, 1, de_DE]

[dwllschl-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-131 Kurzschluss einer Leiter-Leiter-Schleife

Solange einer der beteiligten Leiter abgeschaltet ist, z.B. während der 1-poligen Pause der AWE, werden die
betroffenen Leiter-Leiter-Schleifen nicht berechnet. Während der 1-poligen Pause der AWE in L1 werden also
z.B. die Schleifen L1-L2 und L3-L1 blockiert. Dadurch wird eine Fehlmessung mit undefinierten Messgrößen
verhindert. Der Prozessmonitor in der Funktionsgruppe Leitung überwacht den Zustand der AWE und liefert
das Blockiersignal.

Impedanzberechnung für L-E-Schleifen


Für die Berechnung einer Leiter-Erde-Schleife muss berücksichtigt werden, dass die Impedanz der Erdrücklei-
tung im Allgemeinen nicht mit der Impedanz der Leiter übereinstimmt. Das ist z.B. bei einem Kurzschluss L3-E
(Bild 6-132) der Fall.

[dwleschl-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-132 Kurzschluss einer Leiter-Erde-Schleife

Die Spannung UL3-E, der Leiterstrom IL3 und der Erdstrom IE der fehlerhaften Schleife werden gemessen.

[fofeschl-150909-01.tif, 1, de_DE]

Die Impedanz zum Fehlerort ergibt sich aus:

[foreform-240609-01.tif, 1, de_DE]

und

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[foxeform-240609-01.tif, 1, de_DE]

mit
UL3-E Zeiger der Kurzschlussspannung
IL3 Zeiger des Kurzschlussstroms (Leiter 3)
IE Zeiger des Erdkurzschlussstroms
φU Phasenwinkel der Kurzschlussspannung
φL Phasenwinkel des Kurzschlussstroms (Leiter 3)
φE Phasenwinkel des Erdkurzschlussstroms

Dabei sind die Faktoren Kr = RE/RL und Kx = XE/XL allein von den Leitungskonstanten abhängig und nicht von
der Fehlerentfernung.

HINWEIS

i Bei der Impedanzberechnung werden die Faktoren Kr und Kx für die Erdimpedanzanpassung verwendet.
Wenn Sie die Erdimpedanzfaktoren im Format k0 mit Phi(k0) eingeben, werden diese automatisch in
Kr und Kx umgerechnet. Die Umrechnung erfolgt unter Berücksichtigung des Leitungswinkels. Achten Sie
deshalb auf die korrekte Einstellung des Leitungswinkels in den allgemeinen Daten der Funktionsgruppe
Leitung (Parameter (_:9001:108) Leitungswinkel).

Solange einer der beteiligten Leiter abgeschaltet ist, z.B. während der 1-poligen Pause der AWE, werden die
betroffenen Leiter-Erde-Schleifen nicht berechnet. Während der 1-poligen Pause der AWE in L3 wird beispiels-
weise die Schleife L3-E blockiert. Dadurch wird eine Fehlmessung mit undefinierten Messgrößen verhindert.
Der Prozessmonitor überwacht den Zustand der AWE und liefert das Blockiersignal.

Messwertkorrektur bei Parallelleitungen


Bei Doppelleitungen beeinflussen sich beide Leitungssysteme durch gegenseitige Koppelimpedanzen (siehe
Bild 6-133). Bei Erdkurzschlüssen ergeben sich dort ohne besondere Maßnahmen Fehler im Ergebnis der Impe-
danzberechnung. Sie können deshalb eine Parallelleitungskompensation wirksam schalten. Diese berücksich-
tigt den Erdstrom der Parallelleitung in der Leitungsgleichung und kompensiert dadurch den Koppeleinfluss.
Dazu muss dieser Erdstrom dem Gerät zugeführt werden. Die Schleifengleichung lautet in diesem Fall ähnlich
wie bei Bild 6-132:

[fofokpl1-150909-01.tif, 1, de_DE]

[fofokpl2-150909-01.tif, 1, de_DE]

IEP ist der Erdstrom der Parallelleitung. Die Verhältnisse R0M/3RL und X0M/3XL sind Leitungskonstanten, die sich
aus der Geometrie der Doppelleitung und der Beschaffenheit des Erdreichs ergeben.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dweksdol-140211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-133 Erdkurzschluss auf einer Doppelleitung

Ohne Parallelleitungskompensation führt der Erdstrom der Parallelleitung typischerweise zur Unterreichweite
des Distanzschutzes (die vom Distanzschutz gesehene Schleifenimpedanz scheint größer zu sein). Wenn die
beiden Leitungen auf verschiedenen Sammelschienen enden und die Erdungsstelle an einer fernen Sammel-
schiene liegt (bei B in Bild 6-133), kann es auch zum Übergreifen kommen.
Die Parallelleitungskompensation gilt nur für Fehler auf der zu schützenden Leitung. Für Fehler auf der
Parallelleitung darf die Kompensation nicht durchgeführt werden, da sie dann ein erhebliches Übergreifen
verursacht. An der Einbaustelle II in Bild 6-133 darf bei diesem Fehlerbild nicht kompensiert werden.
Deshalb enthält das Gerät eine zusätzliche Erdstromwaage, die einen Quervergleich der Erdströme der beiden
Leitungen durchführt. Die Kompensation wird nur für die Leitungsenden zugeschaltet, wo der Erdstrom der
parallelen Leitung kleiner ist als der Erdstrom der eigenen Leitung. Im Beispiel Bild 6-133 ist IE größer als IEP:
Bei I wird kompensiert, indem ZM · IEP eingekoppelt wird, bei II wird nicht kompensiert.

6.6.9.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blockiert bei aktivem Diff

• Empfohlener Einstellwert (_:121) Blockiert bei aktivem Diff = nein


Der Parameter Blockiert bei aktivem Diff ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Leitungsdifferentialschutz vorhanden ist.
Mit dem Parameter Blockiert bei aktivem Diff legen Sie fest, ob die Distanzschutzzone blockiert ist
oder nicht, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz aktiv ist.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = nein eingestellt ist, arbeitet
die Zone unabhängig vom Leitungsdifferentialschutz.
Wenn die Zone anregt, erzeugt die Zone nach Ablauf der Verzögerungszeit
eine Auslösemeldung.
ja Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = ja eingestellt ist, ist die Zone
blockiert, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz arbeitet.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz blockiert ist, ist die Zone nicht
blockiert.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Einschaltstromerkennung vorhanden ist. Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie
fest, ob während der Erkennung eines Transformator-Einschaltstroms die Distanzschutzzone blockiert ist oder
nicht.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Wenn Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja eingestellt haben, beträgt die minimale
Anrege- und Auslösezeit für diese Distanzschutzzone ca. 1,5 Netzperioden, auch wenn kein Transformator-
Einschaltstrom erkannt wird. Nur wenn Sie die Blockierung durch die Einschaltstromerkennung wirklich
benötigen, stellen Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja ein.

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Arbeitsweise = L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L.
Parameterwert Beschreibung
L-E und L-L Die Zone arbeitet mit den Messwerken Leiter-Erde und Leiter-Leiter.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.
nur L-E Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Erde.
nur L-L Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Leiter.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:109) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet
arbeitet. Stellen Sie den Parameter Richtungssinn für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Zone 1-polig auslösen darf oder nicht.
Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freileitungen erlaubt. Für
praktische Anwendungsfälle sollen nur die 1. Distanzzone und die Übergreifzone 1-polig auslösen. Stellen Sie
für die 1. Distanzzone und die Übergreifzone den Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = ja ein. Für alle
höheren Zonen stellen Sie den Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = nein ein.

Parameter: X Reichweite

• Voreinstellwert (_:102) X Reichweite = 2,500 Ω


Mit dem Parameter X Reichweite stellen Sie die Polygongrenze in X-Richtung ein. Ermitteln Sie den Einstell-
wert für die spezifische Anwendung.
Stellen Sie zuerst einen Staffelplan für das gesamte galvanisch zusammenhängende Netz auf. Tragen Sie die
Strecklängen mit ihren Reaktanzen X in Ω/km in den Staffelplan ein. Die Reaktanzen X sind maßgebend für die
Reichweite der Distanzzonen.
Unter dem Randtitel Hinweise zum R/X-Verhältnis der Zoneneinstellung am Ende des Abschnitts finden Sie
Hinweise zur R/X-Einstellung.
Weitere Einstellhinweise finden Sie im Anwendungsbeispiel Hochspannungsfreileitung.

Parameter: R (L-E)

• Voreinstellwert (_:103) R (L-E) = 2,500 Ω


Mit dem Parameter R (L-E) stellen Sie die Polygongrenze in R-Richtung für Leiter-Erde-Schleifen ein. Die
R-Reichweite bei Erdfehlern wird ähnlich wie der Einstellwert R (L-L) für Leiter-Leiter-Fehler berechnet. Bei
Leiter-Erde-Fehlern ist der Fehlerübergangswiderstand größer als bei Leiter-Leiter-Fehlern. Bei Freileitungen
muss bei einem Erdkurzschluss nicht nur der Lichtbogenwiderstand berücksichtigt werden, sondern auch der
Masterdungswiderstand.
Unter dem Randtitel Hinweise zum R/X-Verhältnis der Zoneneinstellung am Ende des Abschnitts finden Sie
Hinweise zur R/X-Einstellung.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Weitere Einstellhinweise finden Sie im Anwendungsbeispiel Hochspannungsfreileitung.

Parameter: R (L-L)

• Voreinstellwert (_:104) R (L-L) = 1,250 Ω


Mit dem Parameter R (L-L) stellen Sie die Polygongrenze in R-Richtung für Leiter-Leiter-Schleifen ein. Der
Einstellwert R (L-L) berücksichtigt die Fehlerresistanz am Fehlerort. Die Fehlerresistanz addiert sich als
zusätzlicher Wirkwiderstand zur Impedanz der Fehlerschleife. Diese Fehlerresistanz ist z.B. der Lichtbogenwi-
derstand oder der Ausbreitungswiderstand von Erdungsleitern. Stellen Sie die Resistanzreserve nicht größer als
notwendig ein. Bei langen, hoch belasteten Leitungen darf der Einstellwert in den Lastbereich hineinragen.
Ein einstellbarer Lastkegel verhindert die Anregung der Zone bei Überlast (siehe Randtitel Lastkegel im Kapitel
6.6.5.1 Beschreibung.
Bei Freileitungen bestimmt vor allem der Lichtbogenwiderstand den Einstellwert. In Kabeln ist kein nennens-
werter Lichtbogen möglich. Achten Sie bei sehr kurzen Kabeln darauf, dass der Lichtbogenüberschlag am
örtlichen Kabelendverschluss innerhalb der eingestellten Resistanz der Zone 1 erscheint.
Unter dem Randtitel Hinweise zum R/X-Verhältnis der Zoneneinstellung am Ende des Abschnitts finden Sie
Hinweise zur R/X-Einstellung.
Weitere Einstellhinweise finden Sie im Anwendungsbeispiel Hochspannungsfreileitung.

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Voreinstellwert (_:110) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. stellen Sie die Staffelzeit der Zone für 1-polige Fehler ein. Die
Verzögerung 1-pol. muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Voreinstellwert (_:112) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) stellen Sie die Staffelzeit der Zone für mehrpolige Fehler
ein. Die Verzögerung (mehrpol.)muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Zonenabschrägung

• Voreinstellwert (_:113) Zonenabschrägung = 0,0°


Mit dem Parameter Zonenabschrägung stellen Sie ein, um welchen Winkel die Obergrenze des Polygons im
1. Quadranten geneigt wird.
Die Zone 1 darf unter keinen Umständen bei externen Fehlern ansprechen, da dies den Verlust der Selektivität
bedeutet. Um den Verlust der Selektivität zu verhindern, wird die Grenze der X-Einstellung für Zone 1 durch
den eingestellten Winkel nach unten geneigt. Für höhere Distanzzonen wird der voreingestellte Winkel von 0°
typischerweise beibehalten.
Weitere Einstellhinweise finden Sie im Anwendungsbeispiel Hochspannungsfreileitung.

Parameter: Zonenspez. Erdimp.anp.

• Voreinstellwert (_:114) Zonenspez. Erdimp.anp. = nein


Mit dem Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. legen Sie fest, ob die Zone mit eigenen, spezifischen
Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren arbeitet oder nicht.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Zone arbeitet mit den in der Funktionsgruppe Leitung eingestellten
Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren.
ja Die Zone arbeitet mit den spezifischen Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren
der Zone.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Nur wenn Sie in der Zone den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = ja eingestellt haben, sind die
hier eingestellten Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren gültig und sichtbar. Wenn Sie den Parameter Zonen-
spez. Erdimp.anp. = nein einstellen, gelten die für das Gerät eingestellten Erdimpedanz-Anpassungs-
faktoren.

Parameter: Kr und Kx

• Voreinstellwert (_:105) Kr = 1,00

• Voreinstellwert (_:106) Kx = 1,00


Mit den Parametern Kr und Kx stellen Sie die Erdimpedanzanpassung mit skalaren Faktoren ein.

HINWEIS

i Nur wenn Sie in der Zone den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = ja und für das Gerät den
Parameter Einstellform. Erdimp.anp. = Kr, Kx eingestellt haben, sind die Parameter Kr und Kx
in der Zone sichtbar! Sie können den Einstellwert des Parameters Einstellform. Erdimp.anp. nur in
DIGSI 5 bei den Geräteeinstellungen ändern.

Ein Beispiel für die Berechnung der Parameter Kr und Kx aus den Leitungsdaten finden Sie im Anwendungs-
beispiel Hochspannungsfreileitung im Kapitel 6.6.15.3 Einstellhinweise Funktionsgruppe Leitung.

Parameter: K0 und Winkel (K0)

• Voreinstellwert (_:107) K0 = 1,000

• Voreinstellwert (_:108) Winkel (K0) = 0,00°


Mit den Parametern K0 und Winkel (K0) stellen Sie die Erdimpedanzanpassung mit dem komplexen Erdim-
pedanzfaktor ein.

HINWEIS

i Nur wenn Sie in der Zone den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = ja und für das Gerät den
Parameter Einstellform. Erdimp.anp. = K0 eingestellt haben, sind die Parameter K0 und Winkel
(K0) in der Zone sichtbar! Sie können den Einstellwert des Parameters Einstellform. Erdimp.anp.
nur in DIGSI 5 bei den Geräteeinstellungen ändern.

Hinweise zum R/X-Verhältnis der Zoneneinstellung


In der Praxis liegt das Verhältnis von Resistanz- zu Reaktanzeinstellung in folgenden Bereichen:
Streckenart R/X-Verhältnis der Zoneneinstellung
Kurze Kabelstrecken (ca. 0,5 km bis 3 km) 3 bis 5
Längere Kabelstrecken (> 3 km) 2 bis 3
Kurze Freileitungsstrecken < 10 km 2 bis 5
Freileitungen < 100 km 1 bis 2
Lange Freileitungen 100 km bis 200 km 0,5 bis 1
Lange Höchstspannungsleitungen > 200 km ≤ 0,5

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Bei kurzen Leitungen mit großem R/X-Verhältnis beachten Sie Folgendes bei der Zoneneinstellung: Die
Winkelfehler der Strom- und Spannungswandler verursachen eine Drehung der gemessenen Impedanz in
Richtung R-Achse. Wenn wegen Polygon-, kr- und kx-Einstellung die Schleifenreichweite in R-Richtung im
Verhältnis zur X-Richtung für Zone 1 groß ist, erhöht sich das Risiko, dass externe Fehler dadurch in die 1.
Zone verschoben werden. Verwenden Sie den Staffelfaktor von 85 % nur bis zu einem R/X-Verhältnis ≤ 1
(Schleifenreichweite).

Bei größeren R/X Einstellungen können Sie einen reduzierten Staffelfaktor für die Zone 1 nach folgender
Formel berechnen:
STF Staffelfaktor = Reichweite der Zone 1 in Bezug zur Leitungslänge
R Schleifenreichweite in Richtung R für Zone 1 = R1· (1 + kr)
X Schleifenreichweite in Richtung X für Zone 1 = X1 · (1 + kx)
δU Winkelfehler des Spannungswandlers (Typisch: 1°)
δI Winkelfehler des Stromwandlers (Typisch: 1°)

[fofdustf-060709-01.tif, 1, de_DE]

Alternativ oder zusätzlich können Sie mit dem Parameter Zonenabschrägung das Polygon der Zone im
1.Quadranten abschrägen. Dadurch wird ebenfalls ein Übergreifen verhindert (siehe Bild 6-130).

6.6.9.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Z #
_:1 Z #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Z #:Blk. Ausl. & Fehleraufz. • nein nein
• ja
_:121 Z #:Blockiert bei aktivem • nein nein
Diff
• ja
_:27 Z #:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:11 Z #:1-polige Ausl. erlaubt • nein ja
• ja
_:101 Z #:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:114 Z #:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:109 Z #:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:102 Z #:X Reichweite 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:103 Z #:R (L-E) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:104 Z #:R (L-L) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:113 Z #:Zonenabschrägung 0 ° bis 45 ° 0°
_:110 Z #:Verzögerung 1-pol. 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
_:112 Z #:Verzögerung (mehrpol.) 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
_:105 Z #:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:106 Z #:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:107 Z #:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:108 Z #:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.6.9.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Z #
_:81 Z #:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 Z #:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:501 Z #:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:54 Z #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Z #:Zustand ENS O
_:53 Z #:Bereitschaft ENS O
_:55 Z #:Anregung ACD O
_:300 Z #:Anregung Schleife L1E ACD O
_:301 Z #:Anregung Schleife L2E ACD O
_:302 Z #:Anregung Schleife L3E ACD O
_:303 Z #:Anregung Schleife L12 ACD O
_:304 Z #:Anregung Schleife L23 ACD O
_:305 Z #:Anregung Schleife L31 ACD O
_:56 Z #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Z #:Auslösung ACT O

6.6.10 Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung

6.6.10.1 Beschreibung
Die Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung gleicht im Wesentlichen der Zone mit Polygon-
kennlinie.
Das Kapitel beschreibt nur die Erweiterungen der Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung.
Die Beschreibung für die Zone mit Polygonkennlinie finden Sie ab Kapitel 6.6.9.1 Beschreibung.
Die Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung hat folgende Erweiterungen:

• Sie stellen den Lastausschnitt direkt in der Zone ein. Der Lastausschnitt gilt übergreifend für alle weiteren
Zonen in der Funktion Distanzschutz für geerdete Netze.

• Der Lastausschnitt gilt sowohl für Leiter-Leiter- als auch für Leiter-Erde-Schleifen.

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• Sie können den Lastausschnitt zusätzlich durch benutzerspezifische Min-/Maxwerte einschränken.


Dadurch können Sie den Lastausschnitt besser an den Lastgang anpassen.

• Die Lastausschnitt-Parameter sind als Messwerte R Lastausschnitt und Winkel Lastausschnitt


verfügbar.

Sie können mehrere Kennlinien mit unterschiedlichen Lastausschnitten definieren und in verschiedenen Para-
metergruppen speichern. Wenn Sie die Parametergruppe umschalten, können Sie den Lastausschnitt in der
Auslösekennlinie des Distanzschutzes schnell und flexibel an unterschiedliche Lastverhältnisse anpassen. Das
erhöht die Sicherheit gegen Fehlanregungen durch Überlast.
Weiterführende Informationen zur Parametergruppen-Umschaltung finden Sie im Kapitel 3.12.1 Parameter-
gruppen-Umschaltung.

Messwerte der Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung


Die Messwerte sind auf den Betriebs- und Störfallmeldepuffer vorrangiert. Dadurch wird die Störfallanalyse
unterstützt, wenn die Funktion auslöst.
Messwert Beschreibung
(_:306) R Lastausschnitt Resistanz zur Definition des Lastausschnitts in der R-X-
Ebene
(_:307) Winkel Lastausschnitt Öffnungswinkel des Lastausschnitts

6.6.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

HINWEIS

i Wenn Sie eine Zone mit Polygonkennlinie und adaptiver Anregung in die Funktion Distanzschutz
einfügen, wandern die Lastausschnitt-Parameter von der Impedanzanregung in diese Zone.
Wenn Sie diese Zone in der Funktion löschen, müssen Sie die Lastausschnitt-Parameter wieder in der
Impedanzanregung einstellen.
In der Impedanzanregung können Sie den Lastausschnitt wieder getrennt für Leiter-Leiter- und Leiter-Erde-
Schleifen einstellen.

HINWEIS

i Wenn Sie den Lastausschnitt in der Polygonzone mit adaptiver Anregung einstellen, gilt der Lastaus-
schnitt für alle Zonen sowohl für Leiter-Leiter- als auch für Leiter-Erde-Schleifen.

Lastausschnitt
Der Lastausschnitt ist mit folgenden Parametern einstellbar:

• Voreinstellwert (_:122) R Lastausschnitt = 25,000 Ω

• Voreinstellwert (_:123) Max. R Lastausschnitt = 600,000 Ω

• Voreinstellwert (_:124) Min. R Lastausschnitt = 0,050 Ω

• Voreinstellwert (_:125) Winkel Lastausschnitt = 45,0°

• Voreinstellwert (_:126) Max. Winkel Lastaussch. = 60,0°

• Voreinstellwert (_:127) Min. Winkel Lastaussch. = 20,0°


Der Lastausschnitt wird für Leiter-Erde-Schleifen (L-E) und für Leiter-Leiter-Schleifen (L-L) gemeinsam einge-
stellt.
Anwendungs- und Einstellhinweise für die Parameter R Lastausschnitt und Winkel Lastausschnitt
finden Sie in der Beschreibung Impedanzanregung im Kapitel 6.6.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Max. R Lastausschnitt, Min. R Lastausschnitt

• Voreinstellwert (_:123) Max. R Lastausschnitt = 600,000 Ω

• Voreinstellwert (_:124) Min. R Lastausschnitt = 0,050 Ω


Mit den Parametern Max. R Lastausschnitt und Min. R Lastausschnitt können Sie einen oberen
und einen unteren Grenzwert für den Parameter R Lastausschnitt festlegen. Damit können Sie den
Einstellbereich des Parameters R Lastausschnitt zusätzlich einschränken und an spezifische Lastverhält-
nisse anpassen. Wenn Sie die Parameter Max. R Lastausschnitt und Min. R Lastausschnitt auf
den gleichen Wert einstellen, kann der Parameter R Lastausschnitt keinen anderen Wert annehmen.

Parameter: Max. Winkel Lastaussch., Min. R Lastausschnitt

• Voreinstellwert (_:126) Max. Winkel Lastaussch. = 60,0°

• Voreinstellwert (_:127) Min. Winkel Lastaussch. = 20,0°


Mit den Parametern Max. Winkel Lastaussch. und Min. Winkel Lastaussch. können Sie einen
oberen und einen unteren Grenzwert für den Parameter Winkel Lastausschnitt festlegen. Damit können
Sie den Einstellbereich des Parameters Winkel Lastausschnitt zusätzlich einschränken und an spezifi-
sche Lastverhältnisse anpassen. Wenn Sie die Parameter Max. Winkel Lastaussch. und Min. Winkel
Lastaussch. auf den gleichen Wert einstellen, kann der Parameter Winkel Lastausschnitt keinen
anderen Wert annehmen.

6.6.10.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Z adapt.Anr.
_:1 Z adapt.Anr.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Z adapt.Anr.:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:121 Z adapt.Anr.:Blockiert • nein nein
bei aktivem Diff
• ja
_:27 Z adapt.Anr.:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:11 Z adapt.Anr.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:101 Z adapt.Anr.:Arbeits- • L-E und L-L L-E und L-L
weise
• nur L-E
• nur L-L
_:114 Z adapt.Anr.:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:109 Z adapt.Anr.:Richtungs- • ungerichtet vorwärts
sinn
• vorwärts
• rückwärts
_:102 Z adapt.Anr.:X Reich- 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 25,000 Ω
weite 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 5,000 Ω
_:103 Z adapt.Anr.:R (L-E) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 25,000 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 5,000 Ω
_:104 Z adapt.Anr.:R (L-L) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 12,500 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 2,500 Ω

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 693
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:113 Z adapt.Anr.:Zonenab- 0 ° bis 45 ° 0°
schrägung
_:110 Z adapt.Anr.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
rung 1-pol.
_:112 Z adapt.Anr.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
rung (mehrpol.)
_:105 Z adapt.Anr.:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:106 Z adapt.Anr.:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:107 Z adapt.Anr.:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:108 Z adapt.Anr.:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
_:122 Z adapt.Anr.:R Lastaus- 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 25,000 Ω
schnitt 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 5,000 Ω
_:123 Z adapt.Anr.:Max. R Last- 1 A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 300,000 Ω
ausschnitt 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 60,000 Ω
_:124 Z adapt.Anr.:Min. R Last- 1 A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 0,100 Ω
ausschnitt 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,020 Ω
_:125 Z adapt.Anr.:Winkel Last- 20,0 ° bis 60,0 ° 45,0 °
ausschnitt
_:126 Z adapt.Anr.:Max. 20,0 ° bis 60,0 ° 60,0 °
Winkel Lastaussch.
_:127 Z adapt.Anr.:Min. Winkel 20,0 ° bis 60,0 ° 20,0 °
Lastaussch.

6.6.10.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Z adapt.Anr.
_:81 Z adapt.Anr.:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 Z adapt.Anr.:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:501 Z adapt.Anr.:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:54 Z adapt.Anr.:Nicht wirksam SPS O
_:52 Z adapt.Anr.:Zustand ENS O
_:53 Z adapt.Anr.:Bereitschaft ENS O
_:55 Z adapt.Anr.:Anregung ACD O
_:300 Z adapt.Anr.:Anregung Schleife L1E ACD O
_:301 Z adapt.Anr.:Anregung Schleife L2E ACD O
_:302 Z adapt.Anr.:Anregung Schleife L3E ACD O
_:303 Z adapt.Anr.:Anregung Schleife L12 ACD O
_:304 Z adapt.Anr.:Anregung Schleife L23 ACD O
_:305 Z adapt.Anr.:Anregung Schleife L31 ACD O
_:56 Z adapt.Anr.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Z adapt.Anr.:Auslösung ACT O
_:306 Z adapt.Anr.:R Lastausschnitt MV O
_:307 Z adapt.Anr.:Winkel Lastausschnitt MV O

694 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.11 Zone mit MHO-Kennlinie

6.6.11.1 Beschreibung

Logik einer Zone

[lomho13p-230511-01.tif, 3, de_DE]

Bild 6-134 Logikdiagramm einer Zone mit MHO-Kennlinie

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 695
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[lo_block_i, 3, de_DE]

Bild 6-135 Logikdiagramm einer Zone mit MHO-Kennlinie (Fortsetzung)

Arbeitsweise
Die Zone erfüllt folgende Aufgaben:

• Berechnung der Polarisationsspannung aus den Strommesswerten

• Einordnung der Polarisations- und Schleifenspannung in die Zone

• Erzeugen der Anregung und Auslösung der Zone


Zur Einordnung der Messgrößen in die Auslöseebene der MHO-Kennlinie wird der Winkel zwischen 2 Diffe-
renzzeigern ΔZ1 und ΔZ2 bestimmt (siehe Bild 6-136). Diese Zeiger werden aus der Differenz zwischen den
beiden Scheiteln des Kreisdurchmessers und der Fehlerimpedanz ermittelt. Der Scheitel Zr entspricht dem
Einstellwert der Zone (Parameter Zr Impedanzreichweite und φ wie in Bild 6-137), der Scheitel k· ZV der
Polarisationsgröße. Die Differenzzeiger berechnen sich wie folgt:

[fofdltzr-130709-01.tif, 1, de_DE]

Im Grenzfall liegt ZF auf der Kreisperipherie. Dann ist der Winkel zwischen den beiden Differenzzeigern 90°
(Thales-Satz). Innerhalb der Kennlinie ist der Winkel größer, außerhalb kleiner als 90°.

696 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwmhomes-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-136 Zeigerdiagramm der Messgrößen bei der MHO-Kennlinie

Mit dem Parameter Zr Impedanzreichweite definieren Sie die Zone. Sie legen fest, ob die Zone
vorwärts oder rückwärts gerichtet arbeitet. In Rückwärtsrichtung ist die MHO-Kennlinie im Koordinaten-
ursprung gespiegelt. Sobald die Fehlerimpedanz einer Schleife sicher innerhalb der MHO-Kennlinie einer
Distanzzone liegt, regt die Zone an. Die Schleifeninformationen werden in phasenselektive Anregemeldungen
umgesetzt. Die phasenselektiven Anregemeldungen der Zonen werden in der Ausgangslogik des Distanz-
schutzes und von externen Zusatzfunktionen (z.B. Informationsübertragungsverfahren) weiter verarbeitet. Die
Ausgangslogik des Distanzschutzes ist in Kapitel 6.6.14 Ausgangslogik des Distanzschutzes beschrieben.

Grundkennlinie MHO-Kreis
Die Grundform der MHO-Kennlinie ist in Bild 6-137 dargestellt. Die MHO-Kennlinie der Zone ist in der R-X-
Ebene ein Kreis durch den Koordinatenursprung. Der Durchmesser wird durch den Parameter Zr Impedanz-
reichweite definiert. Die Neigung wird durch den Parameter Winkel Dist.schutzchar. definiert.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 697
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwmhogru-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-137 Grundform der MHO-Kennlinie

Polarisierte MHO-Kennlinie
Die MHO-Kennlinie verläuft durch den Koordinatenursprung. Die Grenze um den Ursprung ist nicht definiert,
da die Messspannung hier zu klein ist für eine sichere Auswertung. Deshalb wird die MHO-Kennlinie polari-
siert. Die Polarisation bestimmt den unteren Scheitelpunkt des Kreises, d.h. den unteren Schnittpunkt der
Durchmessergeraden mit der Kreisperipherie. Der obere Scheitel bleibt dabei unverändert. Er ist durch den
Parameter Zr Impedanzreichweite definiert. Unmittelbar nach Fehlereintritt ist die Kurzschlussspannung
durch Ausgleichsvorgänge beeinflusst. Deshalb wird mit der vor Kurzschlusseintritt gespeicherten Spannung
polarisiert. Dadurch wird der untere Scheitelpunkt verlagert um die der gespeicherten Spannung entspre-
chende Impedanz (siehe Bild 6-138). Wenn die gespeicherte Kurzschlussspannung zu klein ist, wird eine
kurzschlussfremde Spannung verwendet. Diese steht theoretisch sowohl für die Leiter-Erde-Schleifen als
auch für die Leiter-Leiter-Schleifen senkrecht auf den kurzschlussgetreuen Spannungen. Dies wird bei der
Berechnung durch eine 90°-Drehung berücksichtigt. Die kurzschlussfremde Spannung verlagert ebenfalls den
unteren Scheitel der MHO-Kennlinie.

698 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwmhopol-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-138 Polarisierte MHO-Kennlinie

Eigenschaften der MHO-Kennlinie


Die kurzschlussfremde oder gespeicherte Spannung (ohne Lasttransport) ist gleich der entsprechenden Gene-
ratorspannung E. Sie ändert sich nach dem Kurzschlusseintritt nicht (siehe auch Bild 6-139). Deshalb erscheint
der untere Scheitel des Kreisdurchmessers im Impedanzdiagramm um die Polarisationsgröße k·ZV1 = k·E1/I1
verschoben. Der obere Scheitelpunkt bleibt durch den Einstellwert Zr Impedanzreichweite definiert. Bei
Fehlerort F1 (Bild 6-139a) liegt der Kurzschluss in Vorwärtsrichtung, die Vorimpedanz in Rückwärtsrichtung.
Alle Fehlerorte bis unmittelbar am Geräteeinbauort (Stromwandler) liegen eindeutig innerhalb der MHO-Kenn-
linie (Bild 6-139b). Wenn sich der Strom umkehrt, ändert sich schlagartig der Scheitel des Kreisdurchmessers
(Bild 6-139c). Über die Messstelle (Stromwandler) fließt jetzt ein umgekehrter Strom I2. Die Vorimpedanz ZV2
+ ZL bestimmt den Strom I2. Der Scheitelpunkt Zr bleibt bestehen. Er ist jetzt die Untergrenze des Kreisdurch-
messers. Bei Lasttransport über die Leitung kann sich der Scheitelzeiger zusätzlich um den Lastwinkel drehen.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwksfrsp-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-139 Polarisierte MHO-Kennlinie mit kurzschlussfremden oder gespeicherten Spannungen

Auswahl der Polarisation


Bei kurzen Leitungen muss die Reichweite der Zone klein eingestellt werden. Bei kleinen Schleifenspannungen
wird der Phasenwinkelvergleich zwischen Differenzspannung und der Schleifenspannung unsicher. Das kann
zu falschen Richtungsentscheiden führen (Auslösung oder Sperren trotz Rückwärtsfehler). Wenn für den
Phasenwinkelvergleich eine Polarisationsspannung verwendet wird, werden diese Probleme umgangen. Die
Polarisationsspannung setzt sich anteilig zusammen aus der Schleifenspannung, die vor dem Fehlereintritt
gespeichert wurde, und der aktuellen Schleifenspannung. Folgende Gleichung zeigt die Polarisationsspan-
nung UP für eine Leiter-Erde-Schleife:

[fofuspch-090709-01.tif, 1, de_DE]

Eine Bewertung (Faktor kVor) der Vorfehlerspannung kann getrennt für Leiter-Erde- und Leiter-Leiter-Schleifen
eingestellt werden. Die Speicherpolarisation wird nur dann durchgeführt, wenn der Effektivwert der
entsprechenden Speicherspannung bei L-E-Schleifen größer als 40 % der Nennspannung (Unenn) ist. Bei Leiter-
Leiter-Schleifen muss der Effektivwert der Speicherspannung größer als 70 % Unenn sein.
Bei einem Folgefehler oder bei Zuschaltung auf einen Fehler kann die Vorfehlerspannung fehlen. In diesem
Fall kann die Speicherspannung aus Genauigkeitsgründen nur für begrenzte Zeit verwendet werden. Bei
1-poligen Fehlern und bei 2-poligen Fehlern ohne Erdbeteiligung können Sie für die Polarisation auf eine nicht
am Fehler beteiligte Spannung zurückgreifen. Diese Spannung ist gegenüber der fehlergetreuen Spannung
um 90° gedreht (Kreuzpolarisation). Die Polarisationsspannung UP ist eine Mischspannung aus der aktuellen
Spannung und der entsprechenden fehlerfremden Spannung. Folgende Gleichung zeigt die Polarisationsspan-
nung UP für eine Leiter-Erde-Schleife:

[fofukrzp-090709-01.tif, 1, de_DE]

Wenn die Speicherspannung nicht zur Verfügung steht, dann kann auf die Kreuzpolarisation zurückgegriffen
werden. Eine Bewertung (Faktor kKreuz) der Spannung können Sie getrennt für Leiter-Erde- und Leiter-Leiter-
Schleifen einstellen.

700 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Als Bewertungsfaktoren zur Polarisation gibt es folgende Parameter:

• Speicherpolarisation L-E

• Speicherpolarisation(L-L)

• Kreuzpolarisation (L-E)

• Kreuzpolarisation (L-L)
Stellen Sie die Parameter zonenübergreifend in den allgemeinen Parametern der Funktion Distanzschutz
ein.

6.6.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blockiert bei aktivem Diff

• Empfohlener Einstellwert (_:121) Blockiert bei aktivem Diff = nein


Der Parameter Blockiert bei aktivem Diff ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Leitungsdifferentialschutz vorhanden ist.
Mit dem Parameter Blockiert bei aktivem Diff legen Sie fest, ob die Distanzschutzzone blockiert ist
oder nicht, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz aktiv ist.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = nein eingestellt ist, arbeitet
die Zone unabhängig vom Leitungsdifferentialschutz.
Wenn die Zone anregt, erzeugt die Zone nach Ablauf der Verzögerungszeit
eine Auslösemeldung.
ja Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = ja eingestellt ist, ist die Zone
blockiert, solange die Funktion Differentialschutz arbeitet.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz blockiert ist, ist die Zone nicht
blockiert.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Einschaltstromerkennung vorhanden ist. Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie
fest, ob während der Erkennung eines Transformator-Einschaltstroms die Distanzschutzzone blockiert ist oder
nicht.

HINWEIS

i Wenn Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja eingestellt haben, beträgt die minimale
Anrege- und Auslösezeit für diese Distanzschutzzone ca. 1,5 Netzperioden, auch wenn kein Transformator-
Einschaltstrom erkannt wird. Nur wenn Sie die Blockierung durch die Einschaltstromerkennung wirklich
benötigen, stellen Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja ein.

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Arbeitsweise = L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 701
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameterwert Beschreibung
L-E und L-L Die Zone arbeitet mit den Messwerken Leiter-Erde und Leiter-Leiter.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.
nur L-E Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Erde.
nur L-L Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Leiter.

Parameter: Richtungssinn

• Empfohlener Einstellwert (_:109) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts oder rückwärts arbeitet. Stellen
Sie den Parameter Richtungssinn für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Zone 1-polig auslösen darf oder nicht.
Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freileitungen erlaubt. Für
praktische Anwendungsfälle sollen nur die 1. Distanzzone und die Übergreifzone 1-polig auslösen. Stellen Sie
für die 1. Distanzzone und die Übergreifzone den Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = ja ein. Für alle
höheren Zonen stellen Sie den Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = nein ein.

Parameter: Zr Impedanzreichweite

• Empfohlener Einstellwert (_:102) Zr Impedanzreichweite = 2,500 Ω


Mit dem Parameter Zr Impedanzreichweite legen Sie die Reichweite der Zone fest. Ermitteln Sie den
Einstellwert für die spezifische Anwendung.
Stellen Sie zuerst einen Staffelplan für das gesamte galvanisch zusammenhängende Netz auf. Tragen Sie
die Streckenlängen mit ihren primären Reaktanzen X in Ω/km in den Staffelplan ein. Die Reaktanzen X sind
maßgebend für die Reichweite der Distanzschutzzonen.

[dwstaffz-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-140 Einstellung der Reichweite – Beispiel für Gerät A

Stellen Sie die Reichweite der Zone Z1 auf ca. 85 % der zu schützenden Leitungsstrecke ein. Die Zone Z1 soll
in Schnellzeit auslösen. Stellen Sie die Verzögerungszeit der Zone Z1 auf 0,00 s ein. Der Schutz schaltet dann
Fehler auf dieser Distanz mit seiner Eigenzeit ab. Für die höheren Stufen erhöhen Sie die Verzögerungszeit um
je eine Staffelzeit.
Die Staffelzeit muss folgende Faktoren berücksichtigen:

• Leistungsschalter-Ausschaltzeit einschließlich Streuung

• Rückfallzeit der Schutzeinrichtungen

• Streuung der Verzögerungszeiten


Übliche Staffelzeiten sind 0,2 s bis 0,4 s. Stellen Sie die Reichweite der Zone Z2 so ein, dass sie bis ca. 80 % der
unterlagerten Zone des Schutzes für die kürzeste Folgeleitung reicht (siehe Bild 6-140).

702 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Bei der Parametrierung mittels PC und DIGSI können Sie die Werte wahlweise in Primär- oder Sekundärgrößen
eingeben. Wenn Sie bei der Parametrierung Sekundärgrößen eingeben wollen, rechnen Sie die Primärwerte
aus dem Staffelplan wie folgt auf Sekundärwerte um:

[fofpmsek-140409-01.tif, 1, de_DE]

6.6.11.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Z (MHO) #
_:1 Z (MHO) #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Z (MHO) #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:121 Z (MHO) #:Blockiert bei • nein nein
aktivem Diff
• ja
_:27 Z (MHO) #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:11 Z (MHO) #:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja
_:101 Z (MHO) #:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:114 Z (MHO) #:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:109 Z (MHO) #:Richtungssinn • vorwärts vorwärts
• rückwärts
_:102 Z (MHO) #:Zr Impedanz- 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
reichweite 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:110 Z (MHO) #:Verzögerung 1- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
pol.
_:112 Z (MHO) #:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
(mehrpol.)
_:105 Z (MHO) #:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:106 Z (MHO) #:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:107 Z (MHO) #:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:108 Z (MHO) #:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.6.11.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Z (MHO) #
_:81 Z (MHO) #:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 Z (MHO) #:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:501 Z (MHO) #:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:54 Z (MHO) #:Nicht wirksam SPS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:52 Z (MHO) #:Zustand ENS O
_:53 Z (MHO) #:Bereitschaft ENS O
_:55 Z (MHO) #:Anregung ACD O
_:300 Z (MHO) #:Anregung Schleife L1E ACD O
_:301 Z (MHO) #:Anregung Schleife L2E ACD O
_:302 Z (MHO) #:Anregung Schleife L3E ACD O
_:303 Z (MHO) #:Anregung Schleife L12 ACD O
_:304 Z (MHO) #:Anregung Schleife L23 ACD O
_:305 Z (MHO) #:Anregung Schleife L31 ACD O
_:56 Z (MHO) #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Z (MHO) #:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.12 Zone mit Kreiskennlinie

6.6.12.1 Beschreibung

Logik einer Zone

[locircle, 1, de_DE]

Bild 6-141 Logikdiagramm einer Zone mit Kreiskennlinie

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[lo_block_i, 3, de_DE]

Bild 6-142 Logikdiagramm einer Zone mit Kreiskennlinie (Fortsetzung)

Arbeitsweise
Die Zone erfüllt folgende Aufgaben:

• Einordnung der berechneten Impedanz in die Zone

• Erzeugen der Anregung und Auslösung der Zone


Wenn die Fehlerimpedanz einer Schleife sicher innerhalb der Kreiskennlinie einer Distanzzone liegt und die
Richtung des Impedanzzeigers mit dem Richtungssinn der Zone übereinstimmt, regt die Zone an. Die Schlei-
feninformationen werden in phasenselektive Anregemeldungen umgesetzt. Die phasenselektiven Anregemel-
dungen der Zonen werden in der Ausgangslogik des Distanzschutzes und von externen Zusatzfunktionen (z.B.
Informationsübertragungsverfahren) weiter verarbeitet. Die Ausgangslogik des Distanzschutzes ist in Kapitel
6.6.14 Ausgangslogik des Distanzschutzes beschrieben.

Grundkreis
Die Auslösekennlinie der Zone ist ein zentrischer Impedanzkreis um den Ursprung des R-X-Koordinatensys-
tems. Der Grundkreis der Kreiskennlinie ist durch den Parameter Zr Impedanzreichweite definiert.
Da der Kreis nicht zwischen positiver (Vorwärtsrichtung) und negativer (Rückwärtsrichtung) Impedanz unter-
scheiden kann, begrenzen Richtungskennlinien die Auslösegebiete auf den gewünschten Quadranten.
Weiterführende Informationen zur Richtungsbestimmung finden Sie im Kapitel 6.6.4 Richtungsbestimmung.
Bild 6-143 zeigt die Form der Impedanzkreise als Beispiel. Dabei ist der Kreis für die erste Zone als vorwärts
gerichtete Zone schattiert. Die dritte Zone ist als rückwärts gerichtete Zone dargestellt. Die Zone Z5 ist
ungerichtet.
Der Impedanzkreis ist definiert durch seinen Radius, er bildet die Ortskurve konstanter Impedanz.

[fo_7sa6_fkt-beschr-Grundkreis, 1, de_DE]

Der Radius bestimmt also die Reichweite einer Distanzschutzzone im R-X-Diagramm und ist unabhängig vom
Kurzschlusswinkel φk.

706 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dw_kreis-charakteristik, 1, de_DE]

Bild 6-143 Beispiel für Zonen mit Kreiskennlinie

Erhöhte Resistanzreserve
Die Kreiskennlinie beinhaltet durch ihre zentrische Symmetrie nur eine begrenzte Resistanzreserve bei Fehlern
nahe dem Kipppunkt. Dadurch ist – bei Freileitungen – nur eine geringe Berücksichtigung von Lichtbogenwi-
derständen möglich. Bei Nahfehlern (X ≈ 0) können Fehlerwiderstände R bis zur Größe der eingestellten
Impedanz Z (Parameter: (_:102) Zr Impedanzreichweite) erfasst werden. Dies ist bei längeren Kabeln
ausreichend, wenn der Lichtbogenwiderstand am örtlichen Endverschluss durch den R-Abschnitt des Kreises
abgedeckt ist. Im Kabel selber ist ein nennenswerter Lichtbogenwiderstand nicht möglich.
Um bei Freileitungen auch in der Nähe des Kipppunktes eine hinlängliche Resistanzreserve zu erzielen, ist eine
Erweiterung der Auslösekennlinie in R-Richtung einstellbar. Diese ist auch sinnvoll, wenn – bei kurzen Kabeln
– eine erhöhte Resistanzreserve nötig wird. Letzteres ist dann der Fall, wenn der Widerstand eines Lichtbogen-
überschlages am örtlichen Endverschluss des Kabels größer ist als die Kabelimpedanz am Kipppunkt der ersten
Zone des Distanzschutzes.
Die Erhöhung der Resistanzreserve wirkt unterhalb eines einstellbaren Grenzwinkels α (Parameter: (_:113)
Winkel für Resistanzres.), der in etwa dem Leitungswinkel entsprechen soll. Das folgende Bild zeigt
ein Beispiel für die 1. Zone und α = 60°. Der etwas dunkler schattierte Bereich ist der Resistanzgewinn
gegenüber dem heller schattierten Impedanzkreis.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 707
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dw_bsp-erhoehte-resistanzreserve, 1, de_DE]

Bild 6-144 Beispiel für erhöhte Resistanzreserve

Der Grenzwinkel α kann für jede Zone getrennt eingestellt werden. Wenn eine Zone in Rückwärtsrichtung
eingestellt ist, erscheint der Bereich der erhöhten Resistanzreserve am Koordinatenursprung gespiegelt.
Die Resistanzreserve wird nach folgender Gleichung erhöht:

[fo_resist_up_circlezone, 1, de_DE]

mit
ZKipp Kippimpedanz = tatsächliche Grenze der Zone
Zr Eingestellte Impedanz (Parameter Zr Impedanzreichweite) = Radius des Grundkreises
α Eingestellter Grenzwinkel (Parameter Winkel für Resistanzres.) = Winkel, unterhalb
dessen die erhöhte Resistanzreserve wirksam ist
φk Tatsächlicher Kurzschlusswinkel = Winkel der errechneten Kurzschlussimpedanz

Beim eingestellten Grenzwinkel α liegt der Kipppunkt also noch auf dem Impedanzkreis: wegen φk = α ist dann
sin(α – α) = 0, also ZKipp = Zr. Wenn φk größer ist als der eingestellte Grenzwinkel α, gilt per Definition der
Impedanzkreis, die Erhöhung der Resistanzreserve ist dort sinnlos und unwirksam. Für kleinere Winkel bis -45°
erhöht sich die Resistanzreserve um den Ausdruck sin(α – φk), bei φk = 0° also um sin(α).

Lastbereich
Wenn der Impedanzkreis als implizites Anregeverfahren verwendet wird, kann an langen hochbelastbaren
Leitungen die Gefahr bestehen, dass die Lastimpedanz in die Auslösekennlinien des Distanzschutzes hinein-
ragt. Um Fehlanregung des Distanzschutzes bei hohem Leistungstransport auszuschließen, können Sie hier
einen Lastausschnitt einstellen. Bei Auslösekennlinien mit hoher R-Reichweite schließt der Lastausschnitt
Fehlanregungen durch Überlast aus. Bei den anderen Anregeverfahren erübrigt sich dieser Lastausschnitt, da
die Distanzzonen nur nach erfolgter Anregung freigegeben werden. D.h. dort unterscheidet die Anregung
wirkungsvoll zwischen Lastbetrieb und Kurzschluss.
Der Lastausschnitt schneidet den Bereich der Lastimpedanz aus den Kreiskennlinien aus (Bild 6-145). Er wirkt
auch auf den Bereich der erhöhten Resistanzreserve, wie im Bild für die 1. Zone dargestellt. Seine Form wird
bestimmt durch den Lastabschnitt RLast und den Lastbereichswinkel φLast. Diese Werte gelten für alle Zonen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dw_kreis-charakteristik-mit-lastk, 1, de_DE]

Bild 6-145 Kreiskennlinie mit Lastausschnitt – Beispiel

Richtungsbestimmung
Da jede Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet eingestellt werden kann, gibt es für vorwärts
und rückwärts unterschiedliche (zentrisch gespiegelte) Richtungskennlinien. Eine ungerichtete Zone hat
keine Richtungskennlinie. Für sie gilt das gesamte Auslösegebiet.

6.6.12.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blockiert bei aktivem Diff

• Empfohlener Einstellwert (_:121) Blockiert bei aktivem Diff = nein


Der Parameter Blockiert bei aktivem Diff ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Leitungsdifferentialschutz vorhanden ist.
Mit dem Parameter Blockiert bei aktivem Diff legen Sie fest, ob die Distanzschutzzone blockiert ist
oder nicht, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz aktiv ist.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = nein eingestellt ist, arbeitet
die Zone unabhängig vom Leitungsdifferentialschutz.
Wenn die Zone anregt, erzeugt die Zone nach Ablauf der Verzögerungszeit
eine Auslösemeldung.
ja Wenn die Zone eingeschaltet ist (Parameter Modus = ein) und der Para-
meter Blockiert bei aktivem Diff = ja eingestellt ist, ist die Zone
blockiert, solange die Funktion Leitungsdifferentialschutz arbeitet.
Wenn der Leitungsdifferentialschutz blockiert ist, ist die Zone nicht
blockiert.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Einschaltstromerkennung vorhanden ist. Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie
fest, ob während der Erkennung eines Transformator-Einschaltstroms die Distanzschutzzone blockiert ist oder
nicht.

HINWEIS

i Wenn Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja eingestellt haben, beträgt die minimale
Anrege- und Auslösezeit für diese Distanzschutzzone ca. 1,5 Netzperioden, auch wenn kein Transformator-
Einschaltstrom erkannt wird. Nur wenn Sie die Blockierung durch die Einschaltstromerkennung wirklich
benötigen, stellen Sie den Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. = ja ein.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Zone 1-polig auslösen darf oder nicht.
Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freileitungen erlaubt. Für
praktische Anwendungsfälle sollen nur die 1. Distanzzone und die Übergreifzone 1-polig auslösen. Stellen Sie
für die 1. Distanzzone und die Übergreifzone den Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = ja ein. Für alle
höheren Zonen stellen Sie den Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = nein ein.

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Arbeitsweise= L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L.
Parameterwert Beschreibung
L-E und L-L Die Zone arbeitet mit den Messwerken Leiter-Erde und Leiter-Leiter.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.
nur L-E Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Erde.
nur L-L Die Zone arbeitet nur mit dem Messwerk Leiter-Leiter.

Parameter: Zonenspez. Erdimp.anp.

• Voreinstellwert (_:114) Zonenspez. Erdimp.anp. = nein


Mit dem Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. legen Sie fest, ob die Zone mit eigenen, spezifischen
Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren arbeitet oder nicht.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Zone arbeitet mit den in der Funktionsgruppe Leitung eingestellten
Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren.
ja Die Zone arbeitet mit den spezifischen Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren
der Zone.

HINWEIS

i Nur wenn Sie in der Zone den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = ja eingestellt haben, sind die
hier eingestellten Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren gültig und sichtbar. Wenn Sie den Parameter Zonen-
spez. Erdimp.anp. = nein einstellen, gelten die für das Gerät eingestellten Erdimpedanz-Anpassungs-
faktoren.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Richtungssinn

• Empfohlener Einstellwert (_:109) Richtungssinn= vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet
arbeitet. Stellen Sie den Parameter Richtungssinn für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Erhöhte Resistanzres.

• Voreinstellwert (_:103) Erhöhte Resistanzres. = nein


Mit dem Parameter Erhöhte Resistanzres. stellen Sie ein, ob die Zone eine erhöhte Resistanzreserve
haben soll (= ja) oder nicht (= nein).

Parameter: Zr Impedanzreichweite

• Voreinstellwert (_:102) Zr Impedanzreichweite= 2,500 Ω


Mit dem Parameter Zr Impedanzreichweite legen Sie die Reichweite der Zone fest. Ermitteln Sie den
Einstellwert für die spezifische Anwendung.
Stellen Sie zuerst einen Staffelplan für das gesamte galvanisch zusammenhängende Netz auf. Tragen Sie
die Streckenlängen mit ihren primären Reaktanzen X in Ω/km in den Staffelplan ein. Die Reaktanzen X sind
maßgebend für die Reichweite der Distanzschutzzonen.

[dwstaffz-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-146 Einstellung der Reichweite – Beispiel für Gerät A

Stellen Sie die Reichweite der Zone Z1 auf ca. 85 % der zu schützenden Leitungsstrecke ein. Die Zone Z1 soll
in Schnellzeit auslösen. Stellen Sie die Verzögerungszeit der Zone Z1 auf 0,00 s ein. Der Schutz schaltet dann
Fehler auf dieser Distanz mit seiner Eigenzeit ab. Für die höheren Stufen erhöhen Sie die Verzögerungszeit um
je eine Staffelzeit.
Die Staffelzeit muss folgende Faktoren berücksichtigen:

• Leistungsschalter-Ausschaltzeit einschließlich Streuung

• Rückfallzeit der Schutzeinrichtungen

• Streuung der Verzögerungszeiten


Übliche Staffelzeiten sind 0,2 s bis 0,4 s. Stellen Sie die Reichweite der Zone Z2 so ein, dass sie bis ca. 80 % der
unterlagerten Zone des Schutzes für die kürzeste Folgeleitung reicht (siehe Bild 6-146).
Bei der Parametrierung mittels PC und DIGSI können Sie die Werte wahlweise in Primär- oder Sekundärgrößen
eingeben. Wenn Sie bei der Parametrierung Sekundärgrößen eingeben wollen, rechnen Sie die Primärwerte
aus dem Staffelplan wie folgt auf Sekundärwerte um:

[fofpmsek-140409-01.tif, 1, de_DE]

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

BEISPIEL:

Gürtelkabel 10 kV mit Al-Mantel 3 x 120 mm2 mit den Daten:

s (Länge) 8,5 km
R1/s 0,15 Ω/km
X1/s 0,10 Ω/km
R0/s 0,83 Ω/km
X0/s 0,31 Ω/km
Stromwandler 500 A/5 A
Spannungswandler 10 kV/0,1 kV

Mit den Daten berechnen Sie die Leitungsimpedanz wie folgt:

[fo_zl_circlezone, 1, de_DE]

Wenn Sie die erste Zone auf 85 % der Leitungslänge einstellen, ergeben sich folgende Einstellwerte:
Primär:

Sekundär:

Parameter: Winkel für Resistanzres.

• Voreinstellwert (_:113) Winkel für Resistanzres. = 60,0°


Mit dem Parameter Winkel für Resistanzres. bestimmen Sie den Übergang vom Impedanzkreis auf die
Kurve der erhöhten Resistanzreserve (siehe Bild 6-150).
Die natürliche Resistanzreserve des Impedanzkreises besteht im horizontalen Abstand der Leitungsgeraden
von der Kreisperipherie.

BEISPIEL:

Resistanzreserve bei Freileitungen


Bei Freileitungen führt das Vorhandensein eines Fehlerwiderstandes (Lichtbogen) zum Untergreifen der
Distanzzonen, weil die Resistanzreserve am Kipppunkt 0 ist, dann aber in Richtung Koordinatenursprung
schnell stark zunimmt (siehe folgendes Bild).

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dw_resistanzreserve-impedanzkreis-bei-freiltg, 1, de_DE]

Bild 6-147 Resistanzreserve des Impedanzkreises bei Freileitungen

Zr Eingestellte Reichweite
ZL Leitungsimpedanz
φLtg Leitungswinkel
RLB Lichtbogenwiderstand
Zk Kurzschlussimpedanz
φk Kurzschlusswinkel

Die Resistanzreserve RLB hängt in diesem Fall vom Leitungswinkel und vom zu tolerierenden Untergreifen
der Distanzzone ab. Bei einem Leitungswinkel von φLtg = 80° und 10 % Unterreichweite beträgt die Resistanz-
reserve z.B. 30 % von der Kippimpedanz.
Die folgende Tabelle zeigt weitere Werte für die Resistanzreserve beim Impedanzkreis:
Leitungswinkel φLtg Resistanzreserve RLB für tolerierbare Unterreichweite von
10 % 15 % 20 %
85° 36 % 45 % 53 %
80° 30 % 40 % 47 %
75° 26 % 35 % 42 %
70° 22 % 31 % 38 %
65° 19 % 27 % 35 %
60° 17 % 25 % 32 %
Alle %-Angaben beziehen sich auf die Kippimpedanz (= Kreisradius)

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

BEISPIEL:

Resistanzreserve bei Kabeln


Bei Kabeln interessiert nicht die Resistanzreserve in der Nähe des Kipppunktes, sondern die örtliche Resistanz-
reserve. Da im Kabel selber praktisch kein Lichtbogen möglich ist, muss die Resistanzreserve nur Lichtbogen-
überschläge im Bereich des örtlichen Kabelendverschlusses berücksichtigen (Bild 6-148).
Der Impedanzkreis überdeckt dabei Fehlerwiderstände bis zur Größe des Betrags der Kippimpedanz
(Bild 6-149).

[dw_kabelabg-mit-lichtbogenfehler-am-oertl-endverschluss, 1, de_DE]

Bild 6-148 Kabelabgang mit Lichtbogenfehler am örtlichen Kabelendverschluss

[dw_oertl-resistanzreserve-impedanzkreis-bei-kabel, 1, de_DE]

Bild 6-149 Örtliche Resistanzreserve des Impedanzkreises bei Kabeln

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

BEISPIEL:

Erhöhte Resistanzreserve
Wenn Sie die Reserve für Fehlerwiderstände erhöhen wollen, müssen Sie den Parameter Erhöhte Resis-
tanzres. = ja einstellen. In diesem Fall wird der Impedanzkreis durch eine Erweiterung in R-Richtung
ergänzt (Bild 6-150). Dabei bestimmt der Winkel α den Übergang vom Impedanzkreis auf die Kurve der
erhöhten Resistanzreserve.

[dw_bsp-eine-erhoehte-resistanzreserve-mit-erweiterung, 1, de_DE]

Bild 6-150 Beispiel für erhöhte Resistanzreserve

Diese Erweiterung führt sowohl in der Nähe der Kippgrenze als auch in der Nähe des Einbauortes zu einer
erhöhten Resistanzreserve. Die Wölbung der Erweiterungskurve in X-Richtung kann eine Überreichweite
bedingen. Diese Überreichweite kann aber in gewissen Grenzen toleriert werden, da die Kippgrenze ohnehin
meist 15 % Reserveabstand zur nächsten Station, d.h. zum Leitungsende hat.
Bei Grenzwinkeln α (z.B. Parameter (_:113) Winkel für Resistanzres. für die 1. Zone) von 45° und
darunter gibt es keine erweiterungsbedingte Überreichweite. Je größer α eingestellt wird, umso größer ist die
mögliche Überreichweite. Das folgende Bild zeigt qualitativ die Form der Auslösekennlinie bei verschiedenen
Winkeln α.

[dw_quali-verlauf-ausloesekennl-erhoeht-resistanzreserve, 1, de_DE]

Bild 6-151 Qualitativer Verlauf der Auslösekennlinie bei erhöhter Resistanzreserve

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Da Überreichweite und Resistanzreserve also sowohl vom Leitungswinkel φLtg als auch vom eingestellten
Grenzwinkel α abhängig sind, werden im Folgenden einige Anhaltswerte gegeben.
Bei Freileitungen interessiert in erster Linie die Resistanzreserve bei Lichtbogen-Kurzschlüssen in der Nähe des
Kipppunktes. Wählen Sie den Grenzwinkel α (z.B. Parameter (_:113) Winkel für Resistanzres. für
die 1. Zone) so, dass eine hohe Resistanzreserve ohne unzulässig hohe Überreichweite wirksam wird.
Beachten Sie dabei Folgendes:

• Stellen Sie den Parameter Winkel für Resistanzres. nicht größer als den Leitungswinkel ein.

• Stellen Sie den Parameter Winkel für Resistanzres. nicht über 75° ein.
Anderenfalls kann es bei Lichtbogenfehlern zu einer erhöhten Überreichweite kommen. Die folgende Tabelle
zeigt die Verhältnisse an einigen Beispielen für die ungefähre Überreichweite, bedingt durch die Einstellung
erhöhter Resistanzreserve.
α Mögliche Überreichweite durch Lichtbogenfehler bei einem Leitungswinkel von
90° 85° 80° 75° 70° 65° 60° 55° 50°
75° 10 % 11 % 12 % 14 % -37 -37 -37 -37 -37
70° 3% 4% 5% 7% 10 % -37 -37 -37 -37
65° 0% 0% 0% 0% 3% 7% -37 -37 -37
60° 0% 0% 0% 0% 0% 0% 4% -37 -37
55° 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 2% -37
50° 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 0% 1%

Die Höhe der Resistanzreserve RLB hängt, wie beim Grundkreis, vom Leitungswinkel und vom zu tolerierenden
Untergreifen der Distanzzone ab (siehe auch Bild 6-150). Die folgende Tabelle zeigt die ungefähre Resistanzre-
serve bei einer tolerierbaren Unterreichweite von 15 %.
α Resistanzreserve RLB für tolerierbare Unterreichweite von 15 % bei einem Leitungswinkel
von
90° 85° 80° 75° 70° 65° 60° 55° 50°
75° 148 % 141 % 135 % 129 % -37 -37 -37 -37 -37
70° 137 % 131 % 125 % 120 % 116 % -37 -37 -37 -37
65° 125 % 118 % 112 % 108 % 105 % 102 % -37 -37 -37
60° 107 % 100 % 96 % 93 % 91 % 90 % 89 % -37 -37
55° -38 -38 59 % 86 % 71 % 73 % 75 % 77 % -37
50° -38 -38 -38 -38 -38 36 % 55 % 61 % 65 %

Bei Kabeln interessiert nicht die Resistanzreserve in der Nähe des Kipppunktes, sondern die örtliche Resis-
tanzreserve, also für φk = 0°. Um eine Überreichweite zu vermeiden, stellen Sie auch hier den Parameter
Winkel für Resistanzres. nicht größer ein als den Leitungswinkel. Die Resistanzreserve ergibt sich aus
dem R-Achsabschnitt (X = 0) der erweiterten Auslösekennlinie. Die folgende Tabelle zeigt einige Werte für
verschiedene Einstellwerte des Parameters Winkel für Resistanzres.:
α Resistanzreserve RLB bei X = 0
65° 190 %
60° 186 %
55° 181 %
50° 176 %
45° 170 %
40° 164 %
35° 157 %

37 Hier ist die Bedingung α ≤ φLtg nicht erfüllt.


38 Unterreichweite größer als 15 %

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

α Resistanzreserve RLB bei X = 0


30° 150 %
25° 142 %
20° 134 %
15° 125 %
10° 117 %
Alle %-Angaben beziehen sich auf die Kippimpedanz (= Kreisradius)

Für die höheren Zonen ist eine geringere Resistanzreserve sinnvoll als für die 1. Zone (jeweils bezogen auf die
Impedanzreichweite). Stellen Sie dafür den Parameter Winkel für Resistanzres. kleiner ein.

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Voreinstellwert (_:110) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. stellen Sie die Staffelzeit der Zone für 1-polige Fehler ein. Stellen
Sie die Verzögerung 1-pol. für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Voreinstellwert (_:112) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) stellen Sie die Staffelzeit der Zone für mehrpolige Fehler
ein. Stellen Sie die Verzögerung (mehrpol.) für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Kr und Kx

• Voreinstellwert (_:105) Kr = 1,00

• Voreinstellwert (_:106) Kx = 1,00


Mit den Parametern Kr und Kx stellen Sie die Erdimpedanzanpassung mit skalaren Faktoren ein.

HINWEIS

i Nur wenn Sie in der Zone den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = ja und für das Gerät den
Parameter Einstellform. Erdimp.anp. = Kr, Kx eingestellt haben, sind die Parameter Kr und Kx
in der Zone sichtbar! Sie können den Einstellwert des Parameters Einstellform. Erdimp.anp. nur in
DIGSI 5 in den Geräteeinstellungen ändern.

Ein Beispiel für die Berechnung der Parameter Kr und Kx aus den Leitungsdaten finden Sie im Anwendungs-
beispiel Hochspannungsfreileitung im Kapitel 6.6.15.3 Einstellhinweise Funktionsgruppe Leitung.

Parameter: K0 und Winkel (K0)

• Voreinstellwert K0 = 1,000

• Voreinstellwert Winkel (K0) = 0,00°


Mit den Parametern K0 und Winkel (K0) stellen Sie die Erdimpedanzanpassung mit dem komplexen Erdim-
pedanzfaktor ein.

HINWEIS

i Nur wenn Sie in der Zone den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = ja und für das Gerät den
Parameter Einstellform. Erdimp.anp. = K0 eingestellt haben, sind die Parameter K0 und Winkel
(K0) in der Zone sichtbar! Sie können den Einstellwert des Parameters Einstellform. Erdimp.anp.
nur in DIGSI 5 in den Geräteeinstellungen ändern.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.12.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Z (Kreis) #
_:1 Z (Kreis) #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Z (Kreis) #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:121 Z (Kreis) #:Blockiert bei • nein nein
aktivem Diff
• ja
_:27 Z (Kreis) #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:11 Z (Kreis) #:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja
_:101 Z (Kreis) #:Arbeitsweise • L-E und L-L L-E und L-L
• nur L-E
• nur L-L
_:114 Z (Kreis) #:Zonenspez. • nein nein
Erdimp.anp.
• ja
_:109 Z (Kreis) #:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:103 Z (Kreis) #:Erhöhte Resis- • nein nein
tanzres.
• ja
_:102 Z (Kreis) #:Zr Impedanz- 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
reichweite 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:113 Z (Kreis) #:Winkel für 10 ° bis 90 ° 60 °
Resistanzres.
_:110 Z (Kreis) #:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
1-pol.
_:112 Z (Kreis) #:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
(mehrpol.)
_:105 Z (Kreis) #:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:106 Z (Kreis) #:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:107 Z (Kreis) #:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:108 Z (Kreis) #:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.6.12.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Z (Kreis) #
_:81 Z (Kreis) #:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 Z (Kreis) #:>Block. L-E-Schleifen SPS I
_:501 Z (Kreis) #:>Block. L-L-Schleifen SPS I
_:54 Z (Kreis) #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Z (Kreis) #:Zustand ENS O
_:53 Z (Kreis) #:Bereitschaft ENS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:55 Z (Kreis) #:Anregung ACD O
_:300 Z (Kreis) #:Anregung Schleife L1E ACD O
_:301 Z (Kreis) #:Anregung Schleife L2E ACD O
_:302 Z (Kreis) #:Anregung Schleife L3E ACD O
_:303 Z (Kreis) #:Anregung Schleife L12 ACD O
_:304 Z (Kreis) #:Anregung Schleife L23 ACD O
_:305 Z (Kreis) #:Anregung Schleife L31 ACD O
_:56 Z (Kreis) #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Z (Kreis) #:Auslösung ACT O

6.6.13 Freigabe der Auslösung durch AWE-Zone

6.6.13.1 Beschreibung
Die AWE-Zone arbeitet mit der Funktion Wiedereinschaltautomatik zusammen. Damit eine automatische
Wiedereinschaltung erfolgreich ist, müssen Kurzschlüsse auf der gesamten Freileitungsstrecke an allen
Leitungsenden gleichzeitig und möglichst unverzögert abgeschaltet werden. Beim Distanzschutz kann dazu
vor der automatischen Wiedereinschaltung die AWE-Zone als übergreifende Distanzzone, z.B. Zone Z1B,
wirksam sein. Nach der automatischen Wiedereinschaltung wird die AWE-Zone typischerweise unwirksam.
Für den jeweiligen AWE-Zyklus werden dann Kurzschlüsse bis zum Kipppunkt der AWE-Zone schnell abge-
schaltet (siehe folgendes Bild). Vor der automatischen Wiedereinschaltung ist eine begrenzte Unselekti-
vität zugunsten der schnellen gleichzeitigen Abschaltung akzeptabel. Die automatische Wiedereinschaltung
schaltet ja anschließend wieder ein. Die normalen Stufen des Distanzschutzes (Z1, Z2, usw.) werden typischer-
weise unabhängig von der Wiedereinschaltautomatik betrieben.

[dw_reichweite_ar_zone, 1, de_DE]

Bild 6-152 Reichweitensteuerung vor der ersten Wiedereinschaltung beim Distanzschutz

Die AWE-Zone ist in der Funktionsbibliothek in DIGSI unter FG Leitung → Distanzschutz → Zonentypen
verfügbar. Bei Bedarf können Sie die AWE-Zone in die Funktion Distanzschutz einfügen. Die AWE-Zone
kann sowohl von der internen Wiedereinschaltautomatik angesteuert werden als auch von extern über die
AWE-Funktionsart Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Logik

[loarzo13-310112-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-153 Logik der AWE-Zone

Arbeitsweise
Die AWE-Zone ist eine gesteuerte Auslöselogik. Über den Parameter Auslösen mit wählen Sie aus, welche
Distanzzonen die Anregeinformation liefern. Wenn die ausgewählten Distanzzonen angeregt haben und eine
Freigabe von der AWE vorliegt, erzeugt die AWE-Zone eine Auslösemeldung.
Mit dem Parameter Einfluss AWE-Zyklus wählen Sie den AWE-Zyklus für die Freigabe der Auslösung
aus. Wenn Sie eine Zonenfreigabe in mehreren AWE-Zyklen wünschen, müssen Sie mehrere AWE-Zonen
instanziieren und für jede Zone einen andereren AWE-Zyklus auswählen. Wenn der ausgewählte AWE-Zyklus
nur 1-polig parametriert ist (Meldung (_:6601:308) Zyklus nur 1-p. param.), löst die AWE-Zone nur
dann aus, wenn diese Auslösemeldung in der Auslöselogik der Funktionsgruppe Leistungsschalter zu einem
1-poligen Auslösebefehl führt.
Dabei wird sowohl die 3-polige Kopplung über Anregung oder Auslösebefehl als auch die Behandlung von
2-poligen Leiter-Leiter-Fehlern berücksichtigt.
Wenn der ausgewählte AWE-Zyklus 1-polig parametriert ist und der Parameter 1-polige Ausl. erlaubt
auf nein eingestellt ist, meldet die AWE-Zone Nicht wirksam.
Wenn die Funktion Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz vorhanden und wirksam ist,
können Sie die AWE-Zone mit dem Parameter Blockiert bei akt. Dis.Sign. blockieren. Nur wenn
das Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz unwirksam ist, z.B. bei einer Störung der Kommuni-
kation, wird die AWE-Zone aktiv. Wenn das Informationsverfahren mit Distanzschutz wirksam ist, erreichen
Sie die 100%-ige Selektivität durch das Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz nur, wenn die
übergreifende AWE-Zone blockiert ist.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

6.6.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Auslösen mit = Z1B


Mit dem Parameter Auslösen mit legen Sie fest, welche Distanzzonen bei Anregung und gleichzeitig
vorliegender AWE-Freigabe eine Auslösemeldung erzeugen. Verwenden Sie typischerweise eine übergreifende
Distanzzone. In den Applikationsvorlagen heißt diese Z1B.
Die Auswahltexte beim Parameter Auslösen mit sind identisch mit den Texten, die Sie bei der Zonenkonfi-
guration in der Funktion Distanzschutz vergeben.

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:102) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. stellen Sie die Auslöseverzögerung der AWE-Zone für 1-polige
Fehler ein. Stellen Sie den Parameter Verzögerung 1-pol. für die spezifische Anwendung ein. Wenn die
mit dem Parameter Auslösen mit ausgewählte Distanzzone anregt und alle Freigabebedingungen erfüllt
sind, löst die Distanzzone mit der hier eingestellten Verzögerung 1-pol. aus.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:103) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) stellen Sie die Auslöseverzögerung für mehrpolige Fehler
ein. Stellen Sie den Parameter Verzögerung (mehrpol.) für die spezifische Anwendung ein. Wenn die mit
dem Parameter Auslösen mit ausgewählte Distanzzone anregt und alle Freigabebedingungen erfüllt sind,
löst die Distanzzone mit der hier eingestellten Verzögerung (mehrpol.) aus.

Parameter: Einfluss AWE-Zyklus

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Einfluss AWE-Zyklus = 1


Mit dem Parameter Einfluss AWE-Zyklus wählen Sie den AWE-Zyklus für die Freigabe der Auslösung aus.
Wenn Sie eine Zonenfreigabe in mehreren AWE-Zyklen wünschen, müssen Sie mehrere AWE-Zonen instanzi-
ieren und für jede Zone einen andereren AWE-Zyklus auswählen. Wenn Sie die Funktion Wiedereinschaltau-
tomatik mit der Funktionsart Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik oder Wiedereinschaltauto-
matik mit Adaptiver Pausenzeit (ASP) verwenden, müssen Sie den Voreinstellwert 1 beibehalten.
Wenn der ausgewählte AWE-Zyklus nur 1-polig parametriert ist (Meldung(_:6601:308) Zyklus nur
1-p. param.), löst die AWE-Zone nur dann aus, wenn diese Auslösemeldung in der Auslöselogik der
Funktionsgruppe Leistungsschalter zu einem 1-poligen Auslösebefehl führt. Wenn Sie die Funktion Wieder-
einschaltautomatik nicht verwenden, müssen Sie die AWE-Zone in der Funktion Distanzschutz löschen, um
eine konsistente Parametrierung in DIGSI zu erhalten.

Parameter: Blockiert bei akt. Dis.Sign.

• Empfohlener Einstellwert (_:121) Blockiert bei akt. Dis.Sign. = ja


Mit dem Parameter Blockiert bei akt. Dis.Sign. können Sie die AWE-Zone bei wirksamem Informati-
onsübertragungsverfahren blockieren. Wenn die Funktion Informationsübertragungsverfahren mit Distanz-
schutz vorhanden und wirksam ist, empfiehlt Siemens die Blockierung der AWE-Zone. Stellen Sie dafür den
Parameter Blockiert bei akt. Dis.Sign. = ja ein. Wenn der Parameter Blockiert bei akt.
Dis.Sign. = ja eingestellt ist, wird die AWE-Zone nur aktiv, wenn das Informationsübertragungsverfahren
mit Distanzschutz unwirksam ist (z.B. bei einer Störung der Kommunikation).

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6.6.13.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


AWE-Zone #
_:1 AWE-Zone #:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:11 AWE-Zone #:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja
_:102 AWE-Zone #:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
1-pol.
_:103 AWE-Zone #:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
(mehrpol.)
_:101 AWE-Zone #:Einfluss AWE- 1 bis 1 1
Zyklus
_:121 AWE-Zone #:Blockiert bei • nein ja
akt. Dis.Sign.
• ja
_:105 AWE-Zone #:Auslösen mit Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig

6.6.13.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
AWE-Zone #
_:81 AWE-Zone #:>Blockierung Stufe SPS I
_:54 AWE-Zone #:Nicht wirksam SPS O
_:52 AWE-Zone #:Zustand ENS O
_:53 AWE-Zone #:Bereitschaft ENS O
_:56 AWE-Zone #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 AWE-Zone #:Auslösung ACT O

6.6.14 Ausgangslogik des Distanzschutzes

Arbeitsweise
Die Ausgangslogik behandelt Anrege- und Auslösesignale der Distanzzonen getrennt voneinander in jeweils
einer Anregelogik und einer Auslöselogik. Anrege- und Auslöselogik erzeugen die übergreifenden Meldungen
des Distanzschutzes.

Generalanregung
Bei der Impedanzanregung wird das Signal General erzeugt, sobald ein Fehler sicher im Arbeitsbereich einer
Zone erkannt wird. Bei den Anregeverfahren I>, U</I> und U</I>/Phi wird das Signal General erzeugt, sobald
eine Anregebedingung erfüllt ist.
Das Signal General wird gemeldet und kann von internen und externen Zusatzfunktionen, z.B. Informations-
übertragungsverfahren oder automatische Wiedereinschaltung, weiterverarbeitet werden.

Anregelogik
Die Anregungen der Distanzzonen werden phasenselektiv zusammengefasst und als Meldungen ausgegeben.

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[loanrdis-140211-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-154 Anregelogik

Auslöselogik
Die Auslösesignale der Distanzzonen werden phasenselektiv zusammengefasst.
Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Zone 1-polig auslösen darf oder nicht.
Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freileitungen erlaubt.
Wenn das Gerät 1-polig auslösen kann und der Parameter 1-polige Ausl. erlaubt = ja eingestellt ist,
führt eine 1-phasige Anregung auch zu einer 1-poligen Auslösemeldung. Mehrphasige Anregungen führen
immer zu einer 3-poligen Auslösemeldung.

[loaus13p-060511-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-155 1-/3-polige Auslöselogik

6.6.15 Anwendungsbeispiel für Hochspannungsfreileitung

6.6.15.1 Übersicht
Das Beispiel beschreibt die Anwendung des Distanzschutzes zum Schutz einer 400-kV-Übertragungsfreilei-
tung. Für das Beispiel gilt:

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• In der Funktionsgruppe Leitung ist die Funktion Distanzschutz für geerdete Netze (3-polig auslösend)
angelegt.

• Der Distanzschutz arbeitet mit dem Anregeprogramm Impedanzanregung mit Lastausschnitt.

• Der Distanzschutz hat 4 Zonen mit Polygonkennlinie.


Dabei werden schrittweise folgende Einstellwerte erläutert:

• Leitungsparameter der Funktionsgruppe Leitung

• Übergreifende Parameter der Funktion Distanzschutz für geerdete Netze (3-polig auslösend) (ANSI 21)

• Parameter des Anregeprogramms Impedanzanregung mit Lastausschnitt

• Parameter der Zonen mit Polygonkennlinie


Ergänzende Funktionen, wie z.B. Informationsübertragungsverfahren, Leistungspendelungen, Zuschalten auf
einen Fehler, gerichteter Erdkurzschlussschutz usw., werden hier nicht behandelt.

HINWEIS

i Wenn Sie neue Funktionen einfügen wollen, beachten Sie folgende Schritte:

• Die Sichtbarkeit einzelner Parameter ist abhängig von der Konfiguration.

• Definieren Sie zuerst die Funktionen für Ihren speziellen Anwendungsfall.

• Stellen Sie danach die Parameter ein.

6.6.15.2 Übersichtsschaltplan und Anlagendaten

Übersichtsschaltplan
Das folgende Bild zeigt den Übersichtsschaltplan mit der zu schützenden Leitung 1:

[dwplanab-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-156 Übersichtsschaltplan

Staffelplan
Das folgende Bild zeigt den Staffelplan für das Anwendungsbeispiel:

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[dwstaffp-070611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-157 Staffelplan

Der Distanzschutz arbeitet mit 4 zeitgestaffelten Distanzzonen. Die Distanzzonen haben folgende Funktion:

Tabelle 6-3 Einstellhinweise für Distanzzonen

Zonennummer Funktion Reichweite Verzögerung


Zone 1 Selektivzone in Schnellzeit für 80 % Leitung 1 0,00 s
Leitung 1
Zone 1B Übergreifzone in Schnellzeit für 150 % Leitung 1 0,00 s
Leitung 1
Zone 3 Vorwärtsgerichtete, verzögerte 20 % geringer als Z1-Reich- 1 Staffelzeit
Reservestufe, übergreifend weite in Leitung 3
Zone 4 Ungerichtet 120 % Leitung 2 2 Staffelzeit

HINWEIS

i Wenn Sie eine Applikationsvorlage verwenden, ist beim Distanzschutz die Nummerierung der Stufen Z1,
Z1B, Z3 und Z4. Wenn Sie die Funktion Distanzschutz aus der DIGSI 5-Bibliothek neu laden, ist die
Nummerierung der Stufen Z1, Z2, Z3 und Z4.

Die polygonalen Kennlinien der Zonen sind in Bild 6-158 in der R-X-Ebene dargestellt. Die Einstellhinweise zu
den Parametern der Zonen finden Sie in den Kapiteln 6.6.15.6 Einstellhinweise Zone Z1 bis 6.6.15.9 Einstell-
hinweise Zone Z4.

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[dwklpoly-060611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-158 R-X-Diagramm der polygonalen Zonen

Anlagendaten
Für das Anwendungsbeispiel gelten folgende Netzdaten und Leitungsparameter:

Tabelle 6-4 Netzdaten und Leitungsparameter

Parameter Wert
Anlagendaten Netznennspannung Leiter-Leiter 400 kV
Netzfrequenz 50 Hz
Maximale Mitsystem-Quellenimpedanz (10 + j 100) Ω
Maximale Nullsystem-Quellenimpedanz (25 + j 200) Ω
Minimale Mitsystem-Quellenimpedanz (1 + j 10) Ω
Minimale Nullsystem-Quellenimpedanz (2,5 + j 20) Ω
Maximales Verhältnis Ferneinspeisung/Lokaleinspeisung (IFern/ 3
IOrt)
Wandler Spannungswandler-Übersetzungsverhältnis (ÜU, LEITUNG) 380 kV/100 V
Stromwandler-Übersetzungsverhältnis (ÜI) 1000 A/1 A
Stromwandlerdaten 5PR20, 20 VA, Pi = 3 VA
Stromwandler-Anschlusskabel 2,5 mm2, 50 m
ÜI/ÜU zur Impedanzumwandlung 0,2632

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Parameter Wert
Leitungsdaten Leitung 1 - Länge 80 km
Maximaler Laststrom 250 % der vollen Last
Mindestbetriebsspannung 85 % Nennspannung
Zeichenkonvention für Lastfluss Export = negativ
Volllast-Scheinleistung (S) 600 MVA
Leitung 1 Mitsystemimpedanz pro km Z1 (0,025 + j 0,21) Ω/km
Leitung 1 - Nullsystemimpedanz pro km Z0 (0,13 + j 0,81) Ω/km
Leitung 2 - Gesamte Mitsystemimpedanz (3,5 + j 39,5) Ω
Leitung 2 - Gesamte Nullsystemimpedanz (6,8 + j 148) Ω
Leitung 3 - Gesamte Mitsystemimpedanz (1,5 + j 17,5) Ω
Leitung 3 - Gesamte Nullsystemimpedanz (7,5 + j 86,5) Ω
Maximaler Fehlerwiderstand, Leiter-Erde 250 Ω
Ungünstigster Leistungsfaktor bei Volllast 0,9
Mastdaten Durchschnittlicher Mastfußwiderstand 15 Ω
Erdungsleiter 60 mm2 Stahl
Abstand: Leiter-Mast/Leiter-Erde (Spannfeldmitte) 3m
Abstand: Leiter-Leiter 5m
Leistungsschalter Auslösungsansprechzeit 60 ms
Einschaltansprechzeit 70 ms

Auf der Grundlage der Quellen- und Leitungsimpedanz berechnen sich die Mindestfehlerstrom-Ebenen wie
folgt:

[fofiklg1-160309-01.tif, 1, de_DE]

Wenn der Fehlerübergangswiderstand für 3-polige Fehler vernachlässigt wird, gilt:


Zges = Summe der synchronen Quellenimpedanz und Leitungsimpedanz (da nur der Strombetrag berechnet
werden soll, ist nur der Betrag der Impedanz relevant)

Bei einem 3-poligen Kurzschluss am Leitungsende berechnet sich Zges wie folgt:

[fofztt3p-160309-01.tif, 1, de_DE]

Damit ergibt sich für 3-polige Fehler ohne Fehlerübergangswiderstand ein Mindestfehlerstrom von:

[fofi3pmi-160309-01.tif, 1, de_DE]

Wenn der Fehlerübergangswiderstand für 1-polige Fehler vernachlässigt wird, gilt:


Zges = 1/3 (Summe der Mit-, Gegen- und Null-Quellen- sowie Leitungsimpedanz)

Zges berechnet sich wie folgt:

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[fofztt1p-160309-01.tif, 1, de_DE]

Damit ergibt sich für 1-polige Fehler ohne Fehlerübergangswiderstand ein Mindestfehlerstrom von:

[fofi1pmi-160309-01.tif, 1, de_DE]

Wenn der Fehlerübergangswiderstand für 1-polige Fehler berücksichtigt wird, ergibt sich Zges wie folgt:

[fofi1prf-160309-01.tif, 1, de_DE]

Für 1-polige Fehler mit hohem Fehlerübergangswiderstand beträgt der Mindestfehlerstrom:

[fofi1pir-160309-01.tif, 1, de_DE]

6.6.15.3 Einstellhinweise Funktionsgruppe Leitung


Die folgenden Einstellhinweise gelten für das Anwendungsbeispiel zum Schutz einer 400-kV-Übertragungs-
Freileitung.
Basis für die Berechnung der Einstellwerte sind die Netzdaten und Leitungsparameter aus Tabelle 6-4. Die
Leitungsparameter werden in der Funktionsgruppe Leitung eingestellt und gelten für alle Funktionen in der
Funktionsgruppe.

Parameter: Nennstrom

• Einstellwert (_:9001:101) Nennstrom = 866 A


Mit dem Parameter Nennstrom stellen Sie den primären Nennstrom der zu schützenden Leitung ein. Die
Nennscheinleistung der Leitung beträgt 600 MVA. Damit berechnet sich der Nennstrom der Leitung wie folgt:

[fofinelg-160309-01.tif, 1, de_DE]

Parameter: Nennspannung

• Einstellwert (_:9001:102) Nennspannung = 400 kV


Mit dem Parameter Nennspannung stellen Sie die primäre Nennspannung der zu schützenden Leitung ein. Im
Anwendungsbeispiel beträgt dieser Wert 400 kV.

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Parameter: Sternpunkt

• Einstellwert (_:9001:149) Sternpunkt = geerdet


Mit dem Parameter Sternpunkt stellen Sie die Art der Sternpunkterdung ein. Im Anwendungsbeispiel ist der
Netzsternpunkt geerdet.

Parameter: X-Belag

• Einstellwert (_:9001:113) X-Belag = 0,0553 Ω/km (sekundär)


Mit dem Parameter X-Belag stellen Sie den Reaktanzbelag der zu schützenden Leitung als Leitungsreaktanz
pro Längenmaßeinheit ein (in diesem Beispiel in Ω/km). Die Eingabe des X-Belages ist für die Funktion
Fehlerorter zur Ermittlung der Fehlerentfernung notwendig. In Tabelle 6-4 ist der X-Belag für Leitung 1 mit
0,21 Ω/km primär angegeben. Stellen Sie den Parameter X-Belag auf diesen Wert ein. Wenn Sie Sekundär-
werte einstellen, berechnen Sie den sekundären Einstellwert wie folgt:

[fofxstek-160309-01.tif, 1, de_DE]

Parameter: Leitungslänge

• Einstellwert (_:9001:114) Leitungslänge = 80 km


Mit dem Parameter Leitungslänge stellen Sie die Länge der zu schützenden Leitung (Leitung 1) ein.

Parameter: Leitungswinkel

• Voreinstellwert (_:9001:108) Leitungswinkel = 83,2°


Berechnen Sie den Einstellwert für den Parameter Leitungswinkel aus den Daten der Mitsystem-Leitungs-
impedanz der zu schützenden Leitung wie folgt:

[foflwink-290411-01.tif, 1, de_DE]

Parameter: Erdimpedanzanpassung mit Kr und Kx

• Einstellwert (_:9001:104) Kr = 1,40

• Einstellwert (_:9001:105) Kx = 0,95


Der Einstellwert für Kr berechnet sich aus den Leitungsdaten wie folgt:

[fof1rerl-160309-01.tif, 1, de_DE]

Der Einstellwert für Kx berechnet sich aus den Leitungsdaten wie folgt:

[fofdxexl-160309-01.tif, 1, de_DE]

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HINWEIS

i Für andere Anwendungen können Sie die hier eingestellten Erdanpassungsfaktoren in den Distanzzonen
durch spezifische Parameter überschreiben.

6.6.15.4 Einstellhinweise Distanzschutz für geerdete Netze – Allgemeine Parameter


Stellen Sie die folgenden Parameter unter Allgemein in der Funktion Distanzschutz für geerdete Netze ein.
Die Einstellwerte sind für alle Zonen des Distanzschutzes gültig.

Parameter: Start der Zonenzeiten

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:110) Start der Zonenzeiten = mit Dis G-Anregung


Mit dem Parameter Start der Zonenzeiten legen Sie fest, zu welchem Zeitpunkt die Verzögerungszeiten
der Zonen gestartet werden.
Parameterwert Beschreibung
mit Dis G-Anregung Wenn die Verzögerungszeiten aller Zonen zeitgleich starten sollen, wählen
Sie diese Einstellung. Bei Wechsel von Fehlerart oder Messschleifenauswahl
laufen alle Verzögerungszeiten gemeinsam weiter.
Siemens empfiehlt diese Einstellung.
m. Zonen-Anregung Die Verzögerungszeit der Zone startet bei Anregung der Zone.
Wenn Sie die Funktion mit anderen Distanz- oder Überstrom-Schutzfunkti-
onen koordinieren müssen, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Winkel Dist.schutzchar.

• Voreinstellwert (_:2311:107) Winkel Dist.schutzchar.= 83,2°


Mit dem Parameter Winkel Dist.schutzchar. stellen Sie den Neigungswinkel der Distanzschutzkennlinie
ein. Der hier eingestellte Neigungswinkel der Distanzschutzkennlinie gilt für alle Zonen der Funktion.
Stellen Sie den Winkel der Distanzschutzkennlinie z.B. identisch mit dem Leitungswinkel ein. Damit ist die
Widerstandsabdeckung für alle Fehler entlang der Leitung gleich (siehe Bild 6-159).

[dwlwpoly-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-159 Polygon und Leitungswinkel

Parameter: Erdfehlererkennung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:105) Erdfehlererkennung = 3I0> oder U0>


Mit dem Parameter Erdfehlererkennung legen Sie fest, welche Kriterien zur Erdfehlererkennung genutzt
werden.

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Parameterwert Beschreibung
3I0> oder U0> Wenn entweder das Nullstromkriterium (3I0>) oder das Nullspannungskrite-
rium (U0>) zur Erdfehlererkennung führt, wählen Sie diese Einstellung.
Für geerdete Netze ist die ODER-Verknüpfung der Kriterien 3I0> und
U0> ein sehr zuverlässiges Kriterium zur Erdfehlererkennung. Die Kriterien
ergänzen sich. Bei einer schwachen Einspeisung ist der Nullstrom gering
und die Nullspannung hoch. Bei einer starken Einspeisung sind die Verhält-
nisse umgekehrt.
Siemens empfiehlt diese Einstellung für geerdete Netze.
3I0> und U0> Wenn Sie beide Kriterien zur Erdfehlererkennung nutzen wollen (logische
UND-Verknüpfung von Nullstrom- und Nullspannungskriterium), wählen Sie
diese Einstellung.
nur 3I0> Wenn nur das Nullstromkriterium zur Erdfehlererkennung dient, wählen Sie
diese Einstellung.

Im Anwendungsbeispiel ist das Netz geerdet. Für geerdete Netze ist die Kombination der Kriterien 3I0> und
U0> ein sehr zuverlässiges Kriterium zur Erdfehlererkennung. Die Kriterien ergänzen sich. Bei einer schwachen
Einspeisung ist der Nullstrom gering und die Nullspannung hoch. Bei einer starken Einspeisung sind die
Verhältnisse umgekehrt. Stellen Sie den Parameter Erdfehlererkennung = 3I0> oder U0> ein.

Parameter: Schwellwert 3I0>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:103) Schwellwert 3I0> = 0,10 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> legen Sie die Nullstromgrenze für die Erdfehlererkennung fest.
Der Parameter Schwellwert 3I0> muss kleiner eingestellt werden als der kleinste erwartete Erdstrom
bei Erdkurzschlüssen am geschützten Abzweig . Damit der Distanzschutz auch bei externen Fernfehlern als
Reserveschutz anspricht, stellen Sie den Parameter Schwellwert 3I0> empfindlicher ein als für interne
Fehler notwendig. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung von 0,10 A beizubehalten.

Parameter: 3I0 Anregestabilisierung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) 3I0 Anregestabilisierung = 0,10


Mit dem Parameter 3I0 Anregestabilisierung legen Sie die Steigung der 3I0>-Kennlinie der Erdfehler-
erkennung fest.
Netzunsymmetrie (z.B. unverdrillte Leitungen) sowie Stromwandlerfehler können bei großen Leiterströmen
einen Nullstromfluss am Schutzgerät verursachen, obwohl kein Erdfehler vorhanden ist. Mit dem Parameter
3I0 Anregestabilisierung wird eine Erdanregung vermieden. Wenn keine extreme Netzunsymmetrie
und außergewöhnlich große Stromwandlerfehler erwartet werden, empfiehlt Siemens, die Voreinstellung von
0,10 nicht zu verändern.

Parameter:Schwellwert U0>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:102) Schwellwert U0> = 1,66 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> legen Sie die Nullspannungsgrenze für die Erdfehlererkennung fest.
Bei Erdkurzschlüssen im geerdeten Netz ist eine Nullspannung vorhanden. Die Nullspannung nimmt mit
zunehmender Entfernung zwischen Fehlerort und Messstelle ab. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung von
1,66 V beizubehalten. Wenn durch Netzunsymmetrien während des Betriebs größere Nullspannungen
auftreten können, erhöhen Sie den Voreinstellwert.
Die Nullspannung ergibt sich nach folgender Formel:

[fou0bere-011010-01.tif, 1, de_DE]

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Parameter: Schleifenausw. L-L-E-Anr

• Voreinstellwert (_:2311:108) Schleifenausw. L-L-E-Anr = block voreil. Ph.


Wenn eine Fehlerresistanz (Lichtbogenspannung) vorhanden ist, verursacht diese einen zusätzlichen Span-
nungsabfall für die gemessene Schleifenimpedanz in der Fehlerschleife. Bei 2-poligen Erdkurzschlüssen ist
dieser Einfluss besonders stark, da der Strom in der Fehlerresistanz aus 3 verschiedenen Kurzschlussschleifen
stammt. Untersuchungen ergaben für 2-polige Erdkurzschlüsse die folgende Verteilung der gemessenen
Schleifenimpedanzen:

[dwzverte-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-160 Impedanzverteilung bei 2-poligen Erdkurzschlüssen mit Fehlerresistanz

Der Einfluss der Last (Ferneinspeisung und Lastwinkel) kann die Drehung der gemessenen Fehlerresistanzen
erhöhen oder verringern (siehe Bild 6-160). Die voreilende Leiter-Erde-Schleife neigt dazu, ein Übergreifen
zu produzieren. Stellen Sie deshalb für das Anwendungsbeispiel den Parameter Schleifenausw. L-L-E-
Anr = block voreil. Ph. ein. Bei einer Doppelleitung können Erdkurzschlüsse an beiden Leitungen
gleichzeitig vorkommen. Um eine Blockierung der internen Fehlerschleife zu vermeiden, müssen Sie für
diese Anwendung den Parameter Schleifenausw. L-L-E-Anr auf nur L-E oder alle einstellen. Um
ein Übergreifen zu vermeiden, müssen Sie die Reichweite reduzieren und/oder die Zonenabschrägung (Alpha-
winkel) anpassen.

6.6.15.5 Einstellhinweise Anregeverfahren


Im Anwendungsbeispiel arbeitet der Distanzschutz mit dem Anregeverfahren Impedanzanregung mit Last-
ausschnitt. Die Einstellung der Parameter des Anregeverfahrens wird im folgenden Abschnitt erläutert.

Parameter: Mindestleiterstrom I>

• Empfohlener Einstellwert (_:3661:101) Mindestleiterstrom I> = 0,10 A


Stellen Sie den Parameter Mindestleiterstrom I> sehr empfindlich ein (10 % von Inenn). Wenn der
Mindestleiterstrom überschritten wird, berechnet der Distanzschutz die Impedanz. Durch die empfindliche
Einstellung stellen Sie die Reservefunktion des Distanzschutzes bei Fernfehlern in anderen Abzweigen sicher.
Wenn der Mindestleiterstrom bei einigen Kurzschlüssen – bedingt durch die Netzverhältnisse – nicht über-
schritten wird, müssen Sie spezielle Maßnahmen für die schwache Einspeisung ergreifen. Siemens empfiehlt,
die Voreinstellung Mindestleiterstrom I> = 0,10 A zu verwenden.

Lastausschnitt
Sie können den Lastausschnitt für Leiter-Leiter-Schleifen und Leiter-Erde-Schleifen getrennt mit folgenden
Parametern einstellen:

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

• Voreinstellwert (_:3661:102) L-E-Lastausschnitt = nein

• Voreinstellwert (_:3661:103) R Lastausschnitt (L-E) = 23,8 Ω

• Voreinstellwert (_:3661:104) Winkel Lastausschn (L-E) = 26°

• Voreinstellwert (_:3661:105) L-L-Lastausschnitt = nein

• Voreinstellwert (_:3661:106) R Lastausschnitt (L-L) = 23,8 Ω

• Voreinstellwert (_:3661:107) Winkel Lastausschn (L-L) = 26°


In der Impedanzebene muss der Lastbereich vom Auslösebereich der Distanzschutz-Zone ausgeschlossen
werden. Die Zone darf nur unter Fehlerbedingungen und nicht bei Lastbedingungen ansprechen. Berechnen
Sie für den spezifischen Anwendungsfall die kleinste Lastimpedanz und den größten Lastimpedanzwinkel
(siehe Bild 6-161).

[dwlastke-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-161 Lastausschnitt

Der Lastausschnitt wird für Leiter-Erde-Schleifen und für Leiter-Leiter-Schleifen getrennt eingestellt. Da in der
Last kein Nullstrom vorhanden ist, führen Lastbedingungen nicht zu einer Erdanregung. Bei einer 1-poligen
Auslösung angrenzender Stromkreise können gleichzeitig eine Erdanregung sowie ein erhöhter Laststromfluss
vorhanden sein. Für diese Fälle muss der Lastausschnitt für die Erdcharakteristik eingestellt werden. Die
kleinste Lastimpedanz berechnet sich wie folgt:

[formnalg-160309-01.tif, 1, de_DE]

Die Mindestbetriebsspannung beträgt 85 % der Nennspannung und der maximale Laststrom 250 % der
Volllast-Scheinleistung (siehe Tabelle 6-4).

[foumnmax-160309-01.tif, 1, de_DE]

Damit berechnet sich die primäre minimale Lastimpedanz (Parameter R Lastausschnitt (L-L)) wie
folgt:

[formnpri-160309-01.tif, 1, de_DE]

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Der sekundäre Einstellwert für den Parameter R Lastausschnitt (L-L) berechnet sich wie folgt:

[formnsek-160309-01.tif, 1, de_DE]

Im folgenden Schritt bestimmen Sie den Öffnungswinkel des Lastausschnitts für Leiter-Leiter-Schleifen.
Der größte Winkel den die Lastimpedanz annehmen kann, ergibt sich aus dem größten Winkel zwischen
Betriebsspannung und Laststrom. Da der Laststrom idealerweise phasengleich mit der Spannung ist, wird
der Unterschied mit dem Leistungsfaktor cos φ angegeben. Der größte Winkel der Lastimpedanz ergibt sich
beim ungünstigsten, kleinsten Leistungsfaktor. Für diese Berechnung muss der Leistungsfaktor für Volllastbe-
dingungen verwendet werden, da unter leichten Lastbedingungen der Blindlastfluss dominieren kann. Die
Lastimpedanz liegt unter diesen Bedingungen nicht nahe an der eingestellten Impedanzreichweite. Gemäß
Tabelle 6-4 beträgt der ungünstigste Leistungsfaktor unter Volllastbedingungen 0,9. Damit berechnet sich der
maximale Lastwinkel wie folgt:

[fophlmax-160309-01.tif, 1, de_DE]

Der Einstellwert für den Parameter Winkel Lastausschn (L-L) beträgt 26°.
In diesem Beispiel wird nicht zwischen der Maximallast bei Leiter-Leiter-Anregung und bei Leiter-Erde-Anre-
gung unterschieden. Unter dieser Annahme stellen Sie die Lastausschnittparameter für Leiter-Erde-Schleifen
auf die gleichen Werte ein. Der Einstellwert für den Parameter R Lastausschnitt (L-E) beträgt 23,8 Ω,
der Einstellwert für den Parameter Winkel Lastausschn (L-E) beträgt 26°.

6.6.15.6 Einstellhinweise Zone Z1

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert: (_:3571:101) Arbeitsweise = L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L. Im Anwendungsbeispiel stellen Sie für die Zone Z1
den Parameter Arbeitsweise = L-E und L-L ein.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert: (_:3571:109) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet
arbeitet. Im Anwendungsbeispiel stellen Sie für die Zone Z1 den Richtungssinn = vorwärts ein.

Parameter: X Reichweite

• Empfohlener Einstellwert (_:3571:102) X Reichweite = 3,537 Ω


Die X Reichweite wird berechnet aus der gestaffelten Reichweite, die diese Zone bereitstellen muss. In
Tabelle 6-3 wird die Reichweite der Zone 1 als 80 % der Leitung 1 festgelegt. Daher gilt:
X Reichweite = 0,8 · XLtg 1
X Reichweite = 0,8 · 80· 0,21 = 13,44 Ω (primär)
Mit dem Umrechnungsfaktor aus Tabelle 6-4 berechnet sich der sekundäre Einstellwert des Parameters X
Reichweite wie folgt:
X Reichweite = 13,44 · 0,2632 = 3,537 Ω (sekundär)

Parameter: R (L-L)

• Empfohlener Einstellwert ) R (L-L) = 2,83 Ω

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Mit dem Parameter R (L-L) stellen Sie die Resistanzreichweite (R) für Leiter-Leiter-Schleifen ein. Mit dem
Parameter Winkel Dist.schutzchar. wird die polygonale R-Reichweite so geneigt, dass sie parallel zur
Leitungsimpedanz verläuft (siehe Bild 6-159). Die Resistanzeinstellungen der einzelnen Zonen müssen daher
nur die Fehlerresistanz am Fehlerort abdecken. Für die Einstellung der Zone 1 werden Lichtbogenfehler
berücksichtigt. Zu diesem Zweck wird der Lichtbogenwiderstand mit der folgenden Gleichung berechnet:

[foz1rlbx-160309-01.tif, 1, de_DE]

Die Lichtbogenspannung (ULB) wird nach der folgenden Faustregel berechnet:

[foz1ulbx-160309-01.tif, 1, de_DE]

Die Faustregel ist eine sehr konservative Schätzung. Der geschätzte Wert RLB ist größer als der tatsächliche
Wert. Der Lichtbogen wird aufgrund der thermischen und magnetischen Kräfte in eine Kurve gezerrt. Daher ist
die Länge des Lichtbogens (lLB) größer als der Abstand zwischen den Leitern (Leiter-Leiter). Für eine Schätzung
wird angenommen, dass ILB das 2-Fache des Leiterabstands beträgt. Bei der Ermittlung des Einstellwertes
berechnen Sie zunächst den größten Wert von RLB. Dazu müssen Sie RLB mit dem kleinsten Wert des Fehler-
stroms berechnen (berechnet in Kapitel 6.6.15.2 Übersichtsschaltplan und Anlagendaten):

[foz1rbwr-160309-01.tif, 1, de_DE]

Durch Hinzufügen einer Sicherheitsreserve von 20 % berechnet sich der sekundäre Mindesteinstellwert wie
folgt: Die Division durch 2 ist notwendig, da RLB in der Schleifenmessung erscheint, während der Einstellwert
der Leiterimpedanz oder Mitimpedanz entspricht.

[foz1rsst-160309-01.tif, 1, de_DE]

Dieser berechnete Wert entspricht der kleinsten, erforderlichen Einstellung, um die gewünschte Abdeckung
von Lichtbogenwiderständen zu erzielen. Um die gewünschte Polygonsymmetrie für Zone 1 zu erzielen, kann
der Einstellwert – abhängig von der oben berechneten X Reichweite (Z1) – erhöht werden.
Für die Zone 1 beträgt der Einstellwert der X Reichweite 3,537 Ω. Beim Schutz einer Freileitung in der
Hoch- und Höchstspannungsebene kann die folgende Faustregel für die Einstellung des Parameters R (L-L)
für die Zone 1 verwendet werden:
0,8 · X Reichweite < R (L-L) < 2,5 · X Reichweite
In diesem Beispiel gilt die Untergrenze. Der sekundäre Einstellwert des Parameters R (L-L) berechnet sich
wie folgt:
R(L-L) = 0,8 ⋅ 3,537 = 2,830 Ω
Stellen Sie den Parameter R (L-L) in der Zone 1 auf 2,830 Ω ein.

Parameter: R (L-E)

• Empfohlener Einstellwert (_:3571:103) R (L-E) = 3,537 Ω


Die R-Reichweite bei Erdfehlern wird ähnlich wie der Einstellwert R (L-L) für Leiter-Leiter-Fehler berechnet.
Für den Erdkurzschluss muss nicht nur die Lichtbogenspannung berücksichtigt werden, sondern auch der
Masterdungswiderstand. Aus dem Diagramm in Bild 6-162 ist ersichtlich, dass der resultierende Masterdungs-
widerstand durch die Parallelschaltung mehrerer Masterdungswiderstände weniger als 1,5 Ω beträgt.

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[dwmaster-100611-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-162 Effektiver Masterdungswiderstand

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[dwfernei-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-163 Kombination aus Lichtbogenspannung und Masterdungswiderstand

Die Ferneinspeisung (IFern) führt zu einem zusätzlichen Spannungsabfall im effektiven Masterdungswider-


stand. Der zusätzliche Spannungsabfall wird in der Fehlerschleife vom Schutzgerät gemessen (siehe
Bild 6-163). Um diesen Einfluss zu kompensieren, benötigen Sie den Höchstwert des Verhältnisses IFern/IOrt.
In Tabelle 6-4 wird dieser Wert mit 3 angegeben. Der maximale, vom Schutzgerät in der Fehlerschleife
gemessene Masterdungswiderstand beträgt daher:

[foz1rtfx-160309-01.tif, 1, de_DE]

Die Lichtbogenspannung für die Erdkurzschlüsse wird mit Hilfe des Abstands zwischen Leiter zum Mast/Boden
berechnet (siehe Tabelle 6-4):
ULB = 2500 V· lLB
ULB = 2500 V· 2· 3 m = 15 kV
Bei der Ermittlung des Einstellwertes ist der größte Wert von RLB relevant. Berechnen Sie den größten Wert
von RLB unter Verwendung des kleinsten Fehlerstroms (berechnet in Kapitel 6.6.15.2 Übersichtsschaltplan und
Anlagendaten):

[foz1rbmx-160309-01.tif, 1, de_DE]

Bei Erdkurzschlüssen muss der Gesamtwiderstand – also die Summe von RLB und RTF – abgedeckt werden. Mit
einer Sicherheitsreserve von 20 % berechnet sich der sekundäre Einstellwert R (L-E) wie folgt: Die Division
durch den Faktor (1 + kr) ist notwendig, da RLB und RTF in der Schleifenmessung erscheinen, während der
Einstellwert der Leiterimpedanz oder Mitsystemimpedanz entspricht.

[foz1rsku-250309-01.tif, 1, de_DE]

Dieser berechnete Wert entspricht der kleinsten, erforderlichen Einstellung, um die gewünschte Widerstands-
abdeckung zu erzielen. Um die gewünschte Polygonsymmetrie für Zone 1 zu erzielen, kann der Einstellwert in
Abhängigkeit von der oben berechneten X Reichweite (Z1) erhöht werden.
Für die Zone 1 beträgt der Einstellwert der X Reichweite 3,537 Ω. Beim Schutz einer Freileitung kann die
folgende Faustregel für die Einstellung des Parameters R (L-E) für die Zone 1 verwendet werden:

[foz1rez1-160309-01.tif, 1, de_DE]

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

HINWEIS

i Die Untergrenze ist die gleiche wie bei Leiter-Leiter-Fehlern. Dadurch ist eine schnelle Auslösung gewähr-
leistet. Die Obergrenze entspricht der Schleifenreichweite. Dadurch wird ein Übergreifen verhindert.

In diesem Beispiel gilt die Untergrenze. Der Einstellwert für den Parameter R (L-E) berechnet sich für die
Zone 1 wie folgt:
R (L-E) = 0,8· 3,537 = 2,83 Ω

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:3571:110) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Die Zone Z1 muss so schnell wie möglich auslösen. Stellen Sie den Parameter Verzögerung 1-pol. =
0,00 s ein.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:3571:112) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Die Zone Z1 muss so schnell wie möglich auslösen. Stellen Sie den Parameter Verzögerung (mehrpol.) =
0,00 s ein.

Parameter: Zonenabschrägung

• Empfohlener Einstellwert (_:3571:113) Zonenabschrägung = 15°


Mit dem Parameter Zonenabschrägung stellen Sie ein, um welchen Winkel die Obergrenze des Polygons im
1.Quadranten geneigt wird.
Die Zone 1 darf unter keinen Umständen bei externen Fehlern ansprechen, da dies den Verlust der Selektivität
bedeutet. Deshalb muss der Einfluss der Ferneinspeisung zusammen mit der Fehlerresistanz berücksichtigt
werden. Aus den Spannungs- und Stromzeigern in Bild 6-164 ist der Einfluss des Übertragungswinkels (σ)
auf die gemessene Fehlerresistanz erkennbar. Der Übertragungswinkel (σ) ist der Winkel zwischen den Span-
nungen UA und UB. Der Übertragungswinkel dreht den Zeiger IFern/IOrt· RF in der Impedanzebene nach unten.
Das Risiko, dass ein externer Fehler in Zone 1 vordringt, wird aufgezeigt. Um dies zu verhindern, wird die
Grenze der X-Einstellung für Zone 1 durch die Zonenabschrägung nach unten geneigt.

[dwalphae-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-164 Übertragungswinkel für die Alphawinkeleinstellung (Parameter: Zonenabschrägung)

Um den Einstellwert für die Zonenabschrägung festzulegen, wird der ungünstigste praktische Fall ange-
nommen. Ermitteln Sie zunächst den maximalen Übertragungswinkel (Computer-Simulation). Für das Anwen-
dungsbeispiel beträgt der maximale Übertragungswinkel 35° (siehe Tabelle 6-4). Das R/X-Verhältnis der Zone
1 beträgt 0,8 (2,830/3,537 = 0,8). Aus Bild 6-165 lesen Sie mit diesen Werten den Alphawinkel ab. Für

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

das Anwendungsbeispiel ist der Punkt mittig zwischen der Kurve 30° und 40° gültig. Damit ergibt sich ein
Alphawinkel von 15°. Stellen Sie für den Parameter Zonenabschrägung = 15° ein.

[dwklalph-140211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-165 Kurven für die Auswahl der Zonenabschrägung

Parameter: Zonenspez. Erdimp.anp.

• Empfohlener Einstellwert (_:3571:114) Zonenspez. Erdimp.anp. = nein


Mit dem Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. legen Sie fest, ob Sie mit den lokalen Erdanpassungsfak-
toren der Zone arbeiten wollen oder nicht.
Im Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = nein ein. Für die Zone Z1
sind damit die in der Funktionsgruppe Leitung eingestellten Erdanpassungsfaktoren gültig.

6.6.15.7 Einstellhinweise Zone Z1B

Zone Z1B
Die Zone Z1B arbeitet im Anwendungsbeispiel als Übergreifzone für Leitung 1. Nutzen Sie die Zone Z1B für
die Zusammenarbeit mit den Funktionen Automatische Wiedereinschaltung (AWE) und/oder Informations-
übertragungsverfahren . Diese Funktionen verarbeiten die Ausgangssignale (Anregemeldung) der Zone Z1B.
Im Anwendungsbeispiel löst die Zone Z1B nicht selbstständig aus, sondern nur über die Funktionen AWE und
Informationsübertragungsverfahren. Die selbstständige Auslösung der Zone Z1B wird unterdrückt. Stellen
Sie dazu die Verzögerungszeiten der Zone Z1B auf ∞.

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert (_:3572:101) Arbeitsweise = L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L. Im Anwendungsbeispiel stellen Sie für die Zone
Z1B den Parameter Arbeitsweise = L-E und L-L ein.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:3572:109) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet
arbeitet. Im Anwendungsbeispiel stellen Sie für die Zone Z1B den Richtungssinn = vorwärts ein.

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: X Reichweite

• Empfohlener Einstellwert (_:3572:102) X Reichweite = 6,633 Ω


Die Zone Z1B muss so eingestellt werden, dass sie auf Leitung 1 übergreift. Die Mindesteinstellung beträgt
120 % der Leitungsreaktanz. Wenn die Leitung nicht extrem lang ist, wird in der Praxis eine Einstellung von
150 % oder mehr verwendet. Bei dieser Anwendung, einer Leitung mit mittlerer Länge, wird eine Reichweite
von 150 % gewählt:
X Reichweite = 1,5 · XLtg1
X Reichweite = 1,5 · 80· 0,21 = 25,2 Ω (primär)
Der sekundäre Einstellwert der X Reichweite der Zone Z1B berechnet sich wie folgt:
X Reichweite = 25,2 Ω · 0,2632 = 6,633 Ω

Parameter: R (L-L)

• Empfohlener Einstellwert R (L-L) = 6,633 Ω


Wie bei den Einstellungen für Zone 1 muss diese Einstellung alle internen Lichtbogenfehler abdecken. Der
Mindesteinstellwert ist daher gleich dem Einstellwert R (L-L) = 2,83 Ω. Die Zone 1 ist auf Unterreichweite
eingestellt (80 % von Leitung 1). Z1B arbeitet als Übergreifzone. Stellen Sie deshalb eine zusätzliche Reich-
weite im Vergleich zu Z1 ein. Die Größe der zusätzlichen Reichweite R hängt vorwiegend vom Verhältnis
der Einstellung für die Reichweite R zur Reichweite X ab. Für die Zone Z1B wird der folgende Grenzwert
empfohlen:
X Reichweite < R (L-L) < 4 · X Reichweite
Der Einstellwert der X Reichweite der Zone Z1B beträgt 6,633 Ω. Der Mindesteinstellwert für den Para-
meter R (L-L) beträgt also 6,633 Ω. Stellen Sie den Parameter R (L-L) der Zone Z1B auf 6,633 Ω ein.

Parameter: R (L-E)

• Empfohlener Einstellwert (_:3572:103) R (L-E) = 5,389 Ω


Stellen Sie den Parameter R (L-E) analog zu den Einstellungen für Zone 1 so ein, dass alle internen Lichtbo-
genfehler abgedeckt sind. Der Mindesteinstellwert für den Parameter R (L-E) in der Zone Z1B beträgt also
2,83 Ω. Da Z1B als Übergreifzone arbeitet, stellen Sie eine zusätzliche Reichweite nach folgender Faustregel
ein:

[foz1brgl-290309-01.tif, 1, de_DE]

Im Anwendungsbeispiel gilt die Untergrenze. Der Einstellwert für den Parameter R (L-E) der Zone Z1B
berechnet sich wie folgt:

[foz1brsk-290309-01.tif, 1, de_DE]

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:3572:110) Verzögerung 1-pol. = ∞


Im Anwendungsbeispiel soll die Zone Z1B nicht selbstständig auslösen. Stellen Sie dazu den Parameter
Verzögerung 1-pol. = ∞ ein.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:3572:112) Verzögerung (mehrpol.) = ∞


Im Anwendungsbeispiel soll die Zone Z1B nicht selbstständig auslösen. Stellen Sie dazu den Parameter
Verzögerung (mehrpol.) = ∞ ein.

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Parameter: Zonenabschrägung

• Empfohlener Einstellwert (_:3572:113) Zonenabschrägung = 0°


Das Polygon der Zone Z1B wird nicht abgeschrägt. Stellen Sie den Parameter Zonenabschrägung = 0° ein.

Parameter: Zonenspez. Erdimp.anp.

• Empfohlener Einstellwert (_:3572:114) Zonenspez. Erdimp.anp. = nein


Mit dem Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. legen Sie fest, ob Sie mit den lokalen Erdanpassungsfak-
toren der Zone arbeiten wollen oder nicht.
Im Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = nein ein. Für die Zone
Z1B sind die in der Funktionsgruppe Leitung eingestellten Erdanpassungsfaktoren gültig.

6.6.15.8 Einstellhinweise Zone Z3

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:101) Arbeitsweise = L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L. Im Anwendungsbeispiel stellen Sie für die Zone Z3
den Parameter Arbeitsweise = L-E und L-L ein.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:3573:109) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet
arbeitet. Im Anwendungsbeispiel wird die Zone 3 als 1. zeitgestaffelte Übergreifzone genutzt. Stellen Sie für
die Zone Z3 den Richtungssinn = vorwärts ein.

Parameter: X Reichweite

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:102) X Reichweite = 6,485 Ω


Gemäß der Staffelungsanforderung nach Tabelle 6-3 berechnet sich der Einstellwert für die X Reichweite
wie folgt:

[foz2xrch-310309-01.tif, 1, de_DE]

Stellen Sie für die Zone Z3 den Parameter X Reichweite = 6,485 Ω ein.

Parameter: R (L-L)

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:104) R (L-L) = 4,15 Ω


Der Parameter R (L-L) der Zone 3 muss so eingestellt werden, dass er alle Lichtbogenfehler bis zur einge-
stellten Reichweite (siehe Tabelle 6-3) abdeckt. Im Anwendungsbeispiel arbeitet die Zone Z3 als zeitgestaf-
felte Übergreifzone. Basis für die Berechnung des Einstellwertes sind die Widerstandsabdeckung für interne
Lichtbogenfehler in Zone 1 (R (L-L)) sowie die X Reichweite der Zone Z3. Berechnen Sie den Einstellwert
für den Parameter R (L-L) der Zone Z3 nach folgender Formel:

[fo1_rll_z3, 1, de_DE]

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6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

[fo2_rll_z3, 1, de_DE]

Parameter: R (L-E)

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:103) R (L-E) = 4,98 Ω


Die Mindestreichweite für diese Einstellung basiert auf dem Einstellwert R (L-E) der Zone Z1 und dem
Einstellwert der X Reichweite der Zone 3. Der Einstellwert R (L-E) der Zone Z1 deckt die gesamte interne
Fehlerresistanz ab, der Einstellwert X Reichweite der Zone Z3 bestimmt den Umfang des Übergreifens.
Alternativ dazu können Sie den Einstellwert R (L-E) für die Zone Z3 nach folgender Formel berechnen:

[fo1_rle_z3, 1, de_DE]

[fo2_rle_z3, 1, de_DE]

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:110) Verzögerung 1-pol. = 0,25 s


Stellen Sie für die Zone Z3 die Verzögerungszeit nach dem Staffelplan ein (siehe Bild 6-157 und Tabelle 6-3).
Für das Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Verzögerung 1-pol. = 0,25 s ein.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:112) Verzögerung (mehrpol.) = 0,25 s


Stellen Sie für die Zone Z3 die Verzögerungszeit nach dem Staffelplan ein (siehe Bild 6-157 und Tabelle 6-3).
Für das Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Verzögerung (mehrpol.) = 0,25 s ein.

Parameter: Zonenabschrägung

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:113) Zonenabschrägung = 0°


Das Polygon der Zone 3 wird nicht abgeschrägt. Stellen Sie den Parameter Zonenabschrägung = 0° ein.

Parameter: Zonenspez. Erdimp.anp.

• Empfohlener Einstellwert (_:3573:114) Zonenspez. Erdimp.anp. = nein


Mit dem Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. legen Sie fest, ob Sie mit den lokalen Erdanpassungsfak-
toren der Zone arbeiten wollen oder nicht.
Im Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = nein ein. Für die Zone 3
sind die in der Funktionsgruppe Leitung eingestellten Erdanpassungsfaktoren gültig.

6.6.15.9 Einstellhinweise Zone Z4


Die Zone Z4 wird im Anwendungsbeispiel als ungerichtete, endgültige Reservezone verwendet.

Parameter: Arbeitsweise

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:101) Arbeitsweise = L-E und L-L


Mit dem Parameter Arbeitsweise legen Sie fest, mit welchen Messwerken die Zone arbeitet. Mögliche
Alternativen sind L-E und L-L, nur L-E und nur L-L. Im Anwendungsbeispiel stellen Sie für die Zone Z4
den Parameter Arbeitsweise = L-E und L-L ein.

742 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:3574:109) Richtungssinn = ungerichtet


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts oder ungerichtet
arbeitet. Im Anwendungsbeispiel wird Z4 als ungerichtete Reservestufe verwendet. Stellen Sie für die Zone 4
den Parameter Richtungssinn = ungerichtet ein.

Parameter: X Reichweite

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:102) X Reichweite = 17,782 Ω


Stellen Sie den Parameter X Reichweite der Zone Z4 nach der Staffelungsanforderung ein (siehe
Tabelle 6-3). Der Einstellwert berechnet sich wie folgt:

[foz3xrch-130509-01.tif, 1, de_DE]

Stellen Sie für die Zone Z4 den Parameter X Reichweite = 17,782 Ω ein.

Parameter: R (L-L)

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:104) R (L-L) = 26,32 Ω


Die Widerstandsreserveeinstellungen für den Reserveschutz mit Distanzzonen werden durch eine Unter- und
eine Obergrenze definiert. Die Untergrenze ist der Mindestfehlerwiderstand (Lichtbogenwiderstand), der
abgedeckt werden muss. Die Obergrenze basiert auf der entsprechenden Einstellung für die X-Reichweite.
Beachten Sie, dass bei ohmschem Übergangswiderstand – keine reinen Lichtbogenfehler – die anderen
Einspeisungen in den Fehler eine bedeutsame Unterreichweite verursachen. Da keine detaillierten Werte
zur Verfügung stehen, berechnen Sie die erforderliche Lichtbogenreserve unter folgenden Annahmen:
Verwenden Sie für die Berechnung der Lichtbogenspannung den 2-fachen Leiterabstand (5 m) als Lichtbogen-
länge und für den Fehlerstrom 50 % des Nennstroms oder 500 A (primär).

[foz3rlmn-020409-01.tif, 1, de_DE]

Unter den getroffenen Annahmen stellt der berechnete Einstellwert R (L-L)min eine Fehlererkennung in
Zone Z4 sicher. Die Obergrenze ergibt sich durch Einschränkungen der Reichweitensymmetrie. Es gilt:
R (L-L) < 6· X Reichweite
Die X Reichweite der Zone Z4 beträgt 17,782 Ω (siehe Kapitel 6.6.15.9 Einstellhinweise Zone Z4Para-
meter: X Reichweite). Daher lautet die Obergrenze 106,69 Ω. Dies reicht weit in den Lastbereich hinein
(siehe Parameter R Lastausschnitt (L-E) im Kapitel 6.6.15.5 Einstellhinweise Anregeverfahren). Stellen Sie den
Parameter R (L-L) in der Zone Z4 auf das Doppelte des Minimalwertes ein. Dies ist ein sicherer Kompromiss:
R (L-L) = R (L-L)min· 2
R (L-L) = 13,16 · 2 = 26,32 Ω
Stellen Sie für die Zone Z4 den Parameter R (L-L) = 26,32 Ω ein.

Parameter: R (L-E)

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:103) R (L-E) = 26,32 Ω


Die Ober- und Untergrenzen werden durch die Mindestreichweite und die Symmetrie definiert – analog zur
Einstellung des Parameters R (L-E). Im Anwendungsbeispiel werden die Parameter R (L-L) und R (L-E)
der Zone Z4 auf den gleichen Wert eingestellt, also auf 26,32 Ω.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.6 Distanzschutz mit klassischer Methode

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:110) Verzögerung 1-pol. = 0,75 s


Stellen Sie für die Zone Z4 die Verzögerungszeit nach dem Staffelplan ein (siehe Bild 6-157 und Tabelle 6-3).
Für das Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Verzögerung 1-pol. = 0,75 s ein.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:112) Verzögerung (mehrpol.) = 0,75 s


Stellen Sie für die Zone Z4 die Verzögerungszeit nach dem Staffelplan ein (siehe Bild 6-157 und Tabelle 6-3).
Für das Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Verzögerung (mehrpol.) = 0,75 s ein.

Parameter: Zonenabschrägung

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:113) Zonenabschrägung = 0°


Das Polygon der Zone Z4 wird nicht abgeschrägt. Stellen Sie den Parameter Zonenabschrägung = 0° ein.

Parameter: Zonenspez. Erdimp.anp.

• Empfohlener Einstellwert (_:3574:114) Zonenspez. Erdimp.anp. = nein


Mit dem Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. legen Sie fest, ob Sie mit den lokalen Erdanpassungsfak-
toren der Zone arbeiten wollen oder nicht.
Im Anwendungsbeispiel stellen Sie den Parameter Zonenspez. Erdimp.anp. = nein ein. Für die Zone Z4
sind die in der Funktionsgruppe Leitung eingestellten Erdanpassungsfaktoren gültig.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

6.7 Impedanzschutz

6.7.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Impedanzschutz (ANSI 21):

• Schützt Transformatoren als Reserveschutz zum Transformatordifferentialschutz

• Dient beim Einsatz in Kraftwerksblöcken als Reserveschutz für den Transformator und den Generator

• Dient als Reserveschutz bei Rückspeisung auf Fehler im vorgelagerten Netz über einen Transformator
hinweg

6.7.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Impedanzschutz wird in Schutzfunktionsgruppen verwendet, die Strom- und Spannungsmess-
werte zur Verfügung stellen.
Die Funktion Impedanzschutz ist werkseitig mit dem Funktionsblock (FB) Allgemein und einer Zone vorkon-
figuriert. Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 4 Zonen gleichzeitig betreiben. Die Zonen sind identisch
aufgebaut.
Die Schutzfunktion ist so aufgebaut, dass die Parameter im Funktionsblock (FB) Allgemein übergreifend für
alle Zonen gelten.

[dw_strimpedanceprot, 3, de_DE]

Bild 6-166 Struktur/Einbettung der Funktion

6.7.3 Beschreibung

Impedanzmessung über den Transformator


Beachten Sie folgende Besonderheiten bei der Impedanzmessung in oder über Transformatoren:

• Die Impedanz wird mit dem Quadrat des Übersetzungsverhältnisses auf die zu messende Seite über-
tragen.

• Bei Stern-Dreieck-Transformatoren ergibt sich eine gegensätzliche Phasendrehung im Mit- und Gegen-
system abhängig von der Schaltgruppe. Damit ändert sich das Fehlerbild auf der jeweils anderen Seite.
Ein 2‑poliger Kurzschluss auf der Sternseite erscheint als 3-poliger Kurzschluss mit unterschiedlicher
Stromverteilung auf der Dreieckseite (siehe Bild 6-167).
Da bei Stern-Dreieck-Transformatoren das Nullsystem nicht übertragen werden kann, erscheint ein 1-
poliger Erdkurzschluss auf der Sternseite als 2-poliger Kurzschluss auf der Dreieckseite (siehe Bild 6-168).

• Bei Spartransformatoren und beidseitig geerdeten Transformatoren in Stern-Stern-Schaltung ist die


Messung durch den Transformator möglich. Hier kann auch der Distanzschutz für Leitungen ohne
Probleme eingesetzt werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

[dw_ratio-2pol-ifault, 2, de_DE]

Bild 6-167 Transformation eines 2-poligen Kurzschlussstroms

[dw_ratio-1pol-fault, 2, de_DE]

Bild 6-168 Transformation eines 1-poligen Kurzschlussstroms

Die veränderte Messgrößenabbildung führt auch zu einer unterschiedlichen Impedanzabbildung. Bild 6-169
und Bild 6-170 zeigen z.B. für einen 2- oder 1-poligen Kurzschluss auf der Sternseite die sich ergebenden
Zeiger auf der Dreieckseite. Als Vereinfachung wurde das Transformator-Übersetzungsverhältnis mit 1 ange-
nommen.

[dw_imp-2pol-short-ciruit, 2, de_DE]

Bild 6-169 Impedanzmessung bei einem 2-poligen Kurzschluss

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

[dw_imp-1pol-short-ciruit, 2, de_DE]

Bild 6-170 Impedanzmessung bei einem 1-poligen Kurzschluss

Bei einem 2-poligen Kurzschluss entspricht die Leiter-Erde-Impedanz des Leiters dem doppelten Leiterstrom
der tatsächlichen Fehlerimpedanz über den Transformator. Die Impedanz wird korrekt gemessen. Alle anderen
Impedanzen werden deutlich größer gemessen. Durch die Subtraktion der Ströme ergibt sich für die Schleife
L3-L1 ein unendlicher Impedanzmesswert.
Bei einem 1-poligen Erdkurzschluss ergibt sich der kleinste Impedanzwert aus der Berechnung mit verketteten
Größen (im Beispiel L3-L1). Da das Nullsystem über einen Stern-Dreieck-Transformator nicht übertragen wird,
wird eine um die Nullimpedanzen (Transformator, Leitung) zu große Impedanz gemessen. Der tatsächliche
Fehlerort wird weiter weg gesehen.
Bei einem 3-poligen Kurzschluss ist die Impedanzmessung für alle Messschleifen korrekt.
Die folgende Tabelle fasst die Ergebnisse der Impedanzmessung über einen Stern-Dreieck-Transformator
zusammen:

Tabelle 6-5 Fehlerabbildung und Messfehler bei Impedanzmessung über einen Stern-Dreieck-
Transformator

Netzfehler Fehlerabbildung Korrekte Impedanzmess- Messfehler


sternseitig dreieckseitig schleife
3-poliger Kurzschluss 3-poliger Kurzschluss LE- und LL-Schleife Richtige Messung
2-poliger Kurzschluss 3-poliger Kurzschluss, LE-Schleife mit größtem Richtige Messung
unterschiedliche Fehler- Fehlerstrom
stromverteilung
1-poliger Erdkurzschluss 2-poliger Kurzschluss LL-Schleife, aber mit Impedanz wird um die
Messfehler Nullimpedanz (0,5 Z0) zu
groß gemessen

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

Logik der Funktion

[lo_dis-impedance-protection, 3, de_DE]

Bild 6-171 Logikdiagramm Impedanzschutz

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6.7 Impedanzschutz

[lo_block_imp, 3, de_DE]

Bild 6-172 Logikdiagramm Impedanzschutz (Fortsetzung)

Schleifenauswahl
Die Funktion Impedanzschutz kann in Netzen und Anlagen mit unterschiedlicher Sternpunkterdung einge-
setzt werden. Mit dem Parameter Schleifenauswahl steuern Sie, welche Parameter die Schleifenfreigabe
beeinflussen.
In Netzen mit wirksamer Sternpunkterdung – mit starr oder niederohmig geerdetem Sternpunkt – können
alle Impedanzschleifen (Leiter-Erde- und Leiter-Leiter-Schleifen) parallel arbeiten. Wenn alle Schleifen parallel
arbeiten, wird die Schleifenfreigabe über den Parameter Mindestleiterstrom I> gesteuert (siehe
folgendes Bild).

[lo_loopselect1 impprot, 3, de_DE]

Bild 6-173 Wirksamer Parameter bei Schleifenfreigabe für alle Schleifen

In Netzen mit nicht wirksamer Sternpunkterdung – mit isoliertem, gelöschtem oder hochohmig geerdetem
Sternpunkt – ist die Steuerung der Schleifenauswahl notwendig, um eine Überfunktion z.B. bei einem
Erdschluss zu vermeiden. Die Schleifenauswahl wird über den Parameter stromabhängig gesteuert. Das
folgende Bild zeigt, welcher Parameter die Schleifenauswahl steuert.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

[lo_loopselect2 impprot, 3, de_DE]

Bild 6-174 Wirksamer Parameter bei stromabhängiger Schleifenfreigabe

Bei einem Erdschluss bricht die Spannung – im Idealfall auf 0 – zusammen und die Leiter-Erde-Schleife misst
eine kleine Impedanz oder 0 Ω. Die leiterselektive Überstromerkennung gibt die Schleifen frei (Parameter
Überstrom-Schwellwert). Die Unterspannungshaltung (Parameter Unterspannungshaltung) hält die
Überstromanregung aufrecht. Die Unterspannungshaltung ist bei der Anwendung in Kraftwerken notwendig,
wenn der Erregertransformator an der Generatorableitung angeschlossen ist. Bei einem nahen Kurzschluss
bricht die Erregerspannung ein, was zu einer verringerten Polradspannung führt. Daher sinkt der Fehlerstrom
unter den Nennstrom und damit unter den Stromschwellwert (Parameter Überstrom-Schwellwert). Der
Parameter Schwellwert U<-Haltung überwacht die Mitsystemspannung. Die Unterspannungshaltung fällt
zurück, wenn der Schwellwert Schwellwert U<-Haltung überschritten wird oder die Unterspannungshal-
tezeit (Parameter Dauer der U<-Haltung) abgelaufen ist.

Für die Schleifenauswahl gelten folgende Regeln:

• Bei 1-poliger Anregung wird die zugehörige Leiter-Erde-Schleife verwendet.

• Bei 2-poliger Anregung wird die zugehörige Leiter-Leiter-Schleife mit der entsprechenden Leiter-Leiter-
Spannung für die Impedanzberechnung verwendet.

• Bei 3-poliger Anregung hängt die Schleifenauswahl vom Verhältnis der Stromamplituden der Phasen
zueinander ab.
Die folgende Tabelle zeigt die Messschleifenauswahl:
Anregung Messschleifen
1-polig L1 Leiter-Erde L1-E
L2 L2-E
L3 L3-E
2-polig L1, L2 Leiter-Leiter L1-L2
L2, L3 L2-L3
L3, L1 L3-L1

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

Anregung Messschleifen
3-polig ungleichen Ampli- L1, 2⋅ L2, L3 Wenn der Strom in 1 Leiter doppelt L2-E
tuden der Leiterströme L2, 2⋅ L3, L1 so groß ist, werden die Leiter-Erde- L3-E
L3, 2⋅ L1, L2 Schleifen gemessen. L1-E
(L1, L2) ≈ 2 ⋅ L3 Wenn der Strom in 2 Leitern L1-L2
(L2, L3) ≈ 2 ⋅ L1 doppelt so groß ist, werden die L2-L3
(L3, L1) ≈ 2 ⋅ L2 Leiter-Leiter-Schleifen gemessen. L3-L1
3-polig mit gleichen Ampli- L1, L2, L3 Wenn alle Spannungen fast gleich L1-L2
tuden sind, werden die Leiter-Leiter- L2-L3
Schleifen gemessen. L3-L1
Alle 3 Schleifen werden freige-
geben.

Impedanzmessung
Aus den Abtastwerten der Leiterströme und der Leiter-Erde-Spannungen werden pro Periode über einen
FIR-Filter (FIR = Finite Impulse Response) die Grundschwingungszeiger bestimmt. Aus den Grundschwingungs-
zeigern werden die Impedanzen berechnet. Durch die Benutzung der frequenznachgeführten Abtastwerte
wird die Impedanz über einen weiteren Frequenzbereich gemessen. Das ist bei Inselnetzen oder an Kraft-
werksblöcken z.B. bei Anfahrvorgängen vorteilhaft.
Für die 6 möglichen Leiterschleifen L1-E, L2-E, L3-E, L1-L2, L2-L3, L3-L1 steht je ein Impedanzmesswerk zur
Verfügung. Wenn während der Auswertung ein weiterer Fehler auftritt, werden die Impedanzen mit den
aktuellen, zyklischen Messgrößen berechnet. Die Auswertung arbeitet also immer mit den Messgrößen des
aktuellen Fehlerzustandes.
Die Impedanz für Leiter-Leiter-Schleifen berechnet sich wie folgt:

[fo_loop_ZLL, 2, de_DE]

Die Impedanz für Leiter-Erde-Schleifen berechnet sich wie folgt:

[fo_loop_ZLE, 2, de_DE]

Arbeitsweise
Wenn die Leiterströme den eingestellten Mindestleiterstrom I> überschreiten, werden alle freigege-
benen Impedanzschleifen berechnet.
Zur Freigabe von Leiter-Erde-Schleifen reicht es, wenn der entsprechende Leiterstrom den Mindestleiter-
strom I> überschreitet. Für Leiter-Leiter-Schleifen müssen beide Leiterströme und der Schleifenstrom den
Mindestleiterstrom I> überschreiten.
Es gibt keine spezielle Erdfehlererkennung wie z.B. beim Distanzschutz für Leitungen.
Wenn die freigegebene(n) Impedanzschleife(n) in einer Zone liegen, erzeugt die Funktion Impedanzschutz
eine Anregemeldung mit Angabe der Schleife. Gleichzeitig erfolgt eine Anregemeldung der angeregten Zone
mit Angabe der betroffenen Leiter und der Richtung. Für alle angeregten Impedanzschleifen wird anschlie-
ßend die Richtung bestimmt und die zugehörige Verzögerungszeit gestartet. Die Ausgangslogik verarbeitet die
Anrege- und Auslösesignale der Zonen und bildet die Anrege- und Auslösesignale der Funktion.

Richtungsbestimmung
Die Richtung wird entweder mit einer gespeicherten Vorfehlerspannung oder mit Gegensystemgrößen
bestimmt. Wenn die gemessene Gegensystemspannung oder der Gegensystemstrom 10 % der Gerätenenn-
größen überschreiten, werden ausschließlich die Gegensystemgrößen verwendet. Für den Richtungsentscheid

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

wird der Winkel zwischen dem Gegensystemstrom I2 und der Gegensystemspannung U2 bewertet. Bild 6-175
zeigt die definierten Richtungsbereiche auf der Impedanzebene.
Bei 3-poligen symmetrischen Kurzschlüssen gibt es kein Gegensystem. In diesem Fall wird die Speicherspan-
nung verwendet. Wenn die Speicherspannung auch nicht vorhanden ist, wie z.B. beim Zuschalten auf einen
Fehler, regen alle Zonen – unabhängig von ihrer parametrierten Richtung – an und erzeugen nach Ablauf der
Verzögerungszeit eine Auslösemeldung.
Wahlweise können Sie die Funktion Impedanzschutz auch mit der Funktion Schnellauslösung bei Zuschal-
tung auf Fehler verknüpfen (siehe Kapitel 6.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise). Damit können ausge-
wählte Zonen des Impedanzschutzes unverzögert auslösen.

[dw_ritgkl, 2, de_DE]

Bild 6-175 Richtungskennlinie im R-X-Diagramm

Einschaltstromerkennung
Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, können Sie die Zonen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.

Impedanzpolygon
Die polygonale Auslösekennlinie (Impedanzpolygon) der Zone ist ein Rechteck in der R-X-Ebene. Das Polygon
ist durch die Parameter X Reichweite (L-E), X Reichweite (L-L), R Reichweite (L-E) und R
Reichweite (L-L) und den Richtungssinn definiert. Damit ist in Sonderfällen für Leiter-Leiter- und
Leiter-Erde-Schleifen eine unterschiedliche Einstellung möglich.
Zur Stabilisierung an den Polygongrenzen haben die Kennlinien eine Hysterese von 5 %. Wenn die Fehlerimpe-
danz innerhalb eines Polygons liegt, werden die Grenzen in alle Richtungen um 5 % erhöht. Das folgende Bild
zeigt ein Beispiel mit 2 ungerichteten Zonen:

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

[dw_klpoly-impedanceprot, 2, de_DE]

Bild 6-176 Auslösekennlinie mit polygonaler Charakteristik

6.7.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Beispielkonfiguration
Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für die Anwendung der Funktion Impedanzschutz an einer Einspeisestelle
in ein Mittelspannungsnetz.

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6.7 Impedanzschutz

[dw_example-protection, 1, de_DE]

Bild 6-177 Beispiel für Netzschutzanwendung

Das Mittelspannungsnetz wird hochspannungsseitig über einen Transformator YNd5 gespeist. Zusätzlich gibt
es an der Mittelspannung eine Einspeisung, über die bei hochspannungsseitigen Fehlern eine Rückspeisung
möglich ist.
Das auf der Dreieckseite des Transformators vorhandene Schutzgerät hat die Funktion Distanzschutz. Der
Distanzschutz ist der Reserveschutz für das Mittelspannungsnetz.
Zusätzlich zum Distanzschutz hat das Schutzgerät auf der Dreieckseite die Funktion Impedanzschutz, die in
Richtung Transformator schaut. Das Netz auf der Hochspannungsseite ist vermascht und enthält ebenfalls
Distanzschutzeinrichtungen.
Nachfolgend finden Sie Empfehlungen für die Schutzeinstellwerte und eine Betrachtung der Einstellproble-
matik. Bild 6-178 zeigt einen möglichen Einstellansatz.
Die Zone TZ 1 soll mit dem Netzschutz koordiniert und um ca. 100 ms verzögert werden. Durch die Verzöge-
rung ist eine bevorzugte Auslösung durch den Differentialschutz und ein Rückfall der Zone möglich.
Die Zone TZ 2 ist als gerichtete Reservestufe vorgesehen. Deren Zeit muss unbedingt mit dem Netzschutz
koordiniert werden. Gleichzeitig kann diese Stufe genutzt werden, wenn bei Einschalten des Transformators
auf einen Fehler geschaltet wird.
Dafür muss die Funktion Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler vorhanden und entsprechend einge-
stellt sein (siehe Funktionsbeschreibung in Kapitel 6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

[dw_config-staffel, 1, de_DE]

Bild 6-178 Netzkonfiguration und mögliche Staffelung

Für das Beispiel gelten folgende Daten:

Tabelle 6-6 Daten für Rechenbeispiele

Transformator Schaltgruppe YNd5


Nennspannungen Oberspannungsseite Unenn, OS = 230 kV
Unterspannungs- Unenn, US = 20 kV
seite
Nennleistung Snenn = 50 MVA
Kurzschlussspannung uk = 12 %
Freileitung Reaktanzbelag X´ = 0,3 Ω/km
Länge bis zu Z1, Dis I = 50 km
Wandler Spannungswandler 20 kV/√3 / 100 V/√3 / 100 V/3
Stromwandler unterspannungsseitig 1500 A/1 A

Die primärseitigen Reaktanzen berechnen sich wie folgt:


Transformator:

Leitung (auf 20 kV
transformiert):

Das Rechenbeispiel zeigt deutlich, dass die Leitungsreaktanz gegenüber der Transformatorreaktanz aufgrund
der quadratischen Transformation vernachlässigt werden kann.
Um eine Überfunktion zu vermeiden, können Sie für die 1. Zone (TZ 1) folgenden Einstellwert wählen:
X1 = 0,9 ⋅ XTr = 0,9 ⋅ 0,96 Ω = 0,864 Ω
Für die 2. Zone können Sie die doppelte Transformatorimpedanz wählen und die Verzögerung entsprechend
hoch einstellen.
X2 = 2 ⋅ XTr = 2 ⋅ 0,96 Ω = 1,92 Ω.
Mit der gewählten Einstellung schützt die Zone TZ 1 den Transformator nicht vollständig, insbesondere wenn
Sie die Fehlmessung beim 1-poligen Fehler berücksichtigen.
Wenn Sie für alle Fehlerfälle (siehe Tabelle 6-5) eine sichere Auslösung erreichen wollen, muss der Einstell-
wert weit über den Transformator hinaus reichen. Eine mögliche Strategie für die Staffelung ist ein Einstell-
wert von ca. 1,5 XTr. Die Selektivität müssen Sie über das Kriterium Zeit gewährleisten. Das folgende Bild zeigt
den Staffelplan:

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6.7 Impedanzschutz

[dw_grading-x1-xtr, 3, de_DE]

Bild 6-179 Netzkonfiguration und mögliche Staffelung

Die Zonenreichweite in R-Richtung muss die Fehlerresistanz am Fehlerort mit berücksichtigen. Die Fehlerresis-
tanz addiert sich als zusätzlicher Wirkwiderstand zur Impedanz der Fehlerschleife. Diese Fehlerresistanz ist
z.B. der Lichtbogenwiderstand oder der Ausbreitungswiderstand von Erdungsleitern. Bei der Zonenreichweite
in R-Richtung müssen der Fehlerwiderstand auf der Oberspannungsseite und der Leitungswiderstand nicht
berücksichtigt werden. Diese werden ebenfalls durch das Quadrat des Übersetzungsverhältnisses des Transfor-
mators heruntergeteilt und können meistens vernachlässigt werden. Allerdings wirken sich Fehlerwiderstände
auf der Oberspannungsseite bei stromstarker oberspannungsseitiger Speisung auch auf die Reaktanz- und
Resistanzmessung auf der Unterspannungsseite aus. Dieser Einfluss ist unvermeidbar und kann dazu führen,
dass ein Kurzschluss mit Fehlerwiderstand auf der Oberspannungsseite von der Unterspannungsseite her
erst erkannt wird, wenn die stromstarke oberspannungsseitige Speisung abgeschaltet wird. Stellen Sie die
Resistanzreserve nicht größer als notwendig ein. Die Einstellung kann sich an der maximalen Last in Richtung
des zu schützenden Leitungsabschnitts orientieren, also in Richtung des Transformators. Der Einstellwert für
die R-Reichweite muss kleiner sein als die Resistanz unter maximalen Lastbedingungen (RL max). Für einen
genügenden Abstand zum Lastbereich empfiehlt Siemens einen Wert von etwa 20 % bis 50 % RL max. Damit
wird eine Fehlmessung durch die Scheinimpedanzen (siehe Bild 6-169 und Bild 6-170) vermieden.

Parameter: Schleifenauswahl

• Voreinstellwert (_:2311:102) Schleifenauswahl = Alle Schleifen


Mit dem Parameter Schleifenauswahl steuern Sie die Auswahl der Messschleifen.
Parameterwert Beschreibung
Alle Schleifen Die Funktion wertet alle 6 Impedanzschleifen aus.
Siemens empfiehlt diesen Einstellwert in Netzen oder Anlagen mit wirk-
samer Sternpunkterdung. Bei wirksamer Sternpunkterdung ist der Stern-
punkt starr oder niederohmig geerdet.
stromabhängig Verwenden Sie diesen Einstellwert in Netzen oder Anlagen mit nicht wirk-
samer Sternpunkterdung. Bei nicht wirksamer Sternpunkterdung ist der
Sternpunkt isoliert, gelöscht oder hochohmig geerdet.
Siemens empfiehlt diesen Einstellwert für die Anwendung beim Generator-
schutz.

Parameter: Mindestleiterstrom I>

• Voreinstellwert (_:2311:103) Mindestleiterstrom I> = 0,100 A


Mit dem Parameter Mindestleiterstrom I> stellen Sie die untere Anregeschwelle für den Strom ein.
Stellen Sie den Parameter Mindestleiterstrom I> kleiner als den Laststrom ein. Ein praktikabler Einstell-
wert ist ca. 10 % bis 20 % vom Nennstrom des Schutzobjektes.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

HINWEIS

i Nur wenn Sie den Parameter (_:2311:102) Schleifenauswahl = Alle Schleifen einstellen, ist
der Parameter Mindestleiterstrom I> sichtbar.

Parameter: Überstrom-Schwellwert

• Voreinstellwert (_:2311:104) Überstrom-Schwellwert = 1,300 A


Mit dem Parameter Überstrom-Schwellwert stellen Sie die untere Anregeschwelle für die Überstromanre-
gung ein.
Stellen Sie den Parameter Überstrom-Schwellwert größer als den maximal möglichen Laststrom ein. Ein
praktikabler Einstellwert ist ca. das 1,2- bis 1,4-fache vom Generatornennstrom.

BEISPIEL:
Der Generatornennstrom berechnet sich wie folgt:

[fo_1 irated gen, 2, de_DE]

Der primäre Einstellwert berechnet sich wie folgt:

[fo_2 irated gen, 3, de_DE]

Der sekundäre Einstellwert berechnet sich unter Berücksichtigung der Wandlerübersetzungsverhältnisse wie
folgt:

[fo_3 irated gen, 3, de_DE]

Parameter: Unterspannungshaltung

• Voreinstellwert (_:2311:105) Unterspannungshaltung = nein


Mit dem Parameter Unterspannungshaltung stellen Sie ein, ob Sie die Anregung bei Unterspannung
aufrecht halten wollen.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn der Fehlerstrom während der gesamten Fehlerdauer größer ist als der
Einstellwert des Parameters Überstrom-Schwellwert, behalten Sie den
Voreinstellwert bei.
ja Siemens empfiehlt diesen Einstellwert für Generatorschutzanwendungen,
wenn bei statischer Erregung der Erregertransformator an die Generatorab-
leitung angeschlossen ist.
In diesem Fall bricht bei einem nahen Kurzschluss die Erregerspannung
ein. Dadurch verringert sich die Polradspannung und der Fehlerstrom kann
einige Zeit nach Fehlereintritt unter den Generatornennstrom absinken.
Bei Fehlereintritt liegt der Fehlerstrom deutlich über dem Nennstrom. Die
Unterspannungshaltung hält die Anregung aufrecht.
Wenn Sie diesen Einstellwert wählen, sind die folgenden Parameter
sichtbar:

• (_:2311:106) Schwellwert U<-Haltung


• (_:2311:107) Dauer der U<-Haltung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 757
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

Parameter: Schwellwert U<-Haltung

• Voreinstellwert (_:2311:106) Schwellwert U<-Haltung = 46,200 V


Mit dem Parameter Schwellwert U<-Haltung stellen Sie die untere Anregeschwelle für die Unterspan-
nungshaltung ein.
Ein typischer Einstellwert ist ca. 80 % der Generatornennspannung. Da die Spannungswandler exakt an die
Objektnennspannung angepasst sind, können Sie 80 % der sekundären Nennspannung einstellen. Der Para-
meter Schwellwert U<-Haltung wertet die Mitsystemspannung aus. Bei einer sekundären Nennspannung
Unenn, sek = 100 V berechnet sich der Einstellwert wie folgt:

[fo_undervolt pickup, 2, de_DE]

Parameter: Dauer der U<-Haltung

• Voreinstellwert (_:2311:107) Dauer der U<-Haltung = 4,00 s


Mit dem Parameter Dauer der U<-Haltung stellen Sie ein, wie lange die Anregung gehalten wird. Wenn
die Dauer der U<-Haltung abgelaufen ist, fällt die Anregung zurück. Wenn vor dem Ablauf der Dauer
der U<-Haltung der Fehler geklärt ist, fällt die Unterspannungshaltung zurück. Wenn vor Ablauf
der Schwellwert U<-Haltung die Spannung den eingestellten Dauer der U<-Haltung wieder über-
schreitet, fällt die Unterspannungshaltung auch zurück.
Stellen Sie die Dauer der U<-Haltung größer ein als die maximale Auslöseverzögerung. Der Vorein-
stellwert von 4 s ist ein praktikabler Wert.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:15301:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Der Parameter ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion Einschaltstromerkennung vorhanden
ist. Mit dem Parameter legen Sie fest, ob die Zone während der Erkennung des Transformator-Einschaltstroms
blockiert ist oder nicht.

Parameter: X Reichweite (L-E)

• Voreinstellwert (_:15301:102) X Reichweite (L-E) = 2,500 Ω


Mit dem Parameter X Reichweite (L-E) stellen Sie die Polygongrenze in X-Richtung für Leiter-Erde-Impe-
danzschleifen ein. Ermitteln Sie den Einstellwert für die spezifische Anwendung.
Wenn der Impedanzschutz über den Transformator hinweg bis in das vorgelagerte Netz messen soll, empfiehlt
Siemens als Einstellwert für die X Reichweite (L-E) ca. das 1,5-fache der Transformatorreaktanz. Stellen
Sie die zugehörige Verzögerungszeit so hoch ein, dass Kurzschlüsse hinter dem Transformator zunächst
selektiv abgeschaltet werden können.

BEISPIEL:
Für die Berechnung gelten die Daten aus Tabelle 6-6.
X Reichweite = 150 %
Der primäre Einstellwert berechnet sich wie folgt:
Xprim = 150 %/100 % ⋅ ZKT = 1,5 ⋅ 0,96 Ω = 1,44 Ω (primär)
Der sekundäre Einstellwert berechnet sich unter Berücksichtigung der Wandlerübersetzungsverhältnisse wie
folgt:

[fo_Xrange_sec, 2, de_DE]

758 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

Parameter: X Reichweite (L-L)

• Voreinstellwert (_:15301:103) X Reichweite (L-L) = 2,500 Ω


Mit dem Parameter X Reichweite (L-L) stellen Sie die Polygongrenze in X-Richtung für Leiter-Leiter-Impe-
danzschleifen ein. Ermitteln Sie den Einstellwert für die spezifische Anwendung.
Wenn der Impedanzschutz über den Transformator hinweg bis in das vorgelagerte Netz messen soll, empfiehlt
Siemens als Einstellwert für die X Reichweite (L-L) ca. das 1,5-fache der Transformatorreaktanz. Stellen
Sie die zugehörige Verzögerungszeit so hoch ein, dass Kurzschlüsse hinter dem Transformator zunächst
selektiv abgeschaltet werden können.
Da die Leiter-Leiter-Schleife sowohl bei einem 3-poligen Kurzschluss als auch bei einem 1-poligen Kurzschluss
gilt, wird der 3-polige Kurzschluss zugrunde gelegt.
Die Reichweite bei 1-poligen Kurzschlüssen können Sie unter Berücksichtigung der Nullimpedanz (Reaktanz)
abschätzen. Es gilt:
ZK = (ZKT + 0,5 ⋅ Z0T)
Bei Stern-Deiecktransformatoren beträgt die Nullimpedanz ca. 0,8 ⋅ ZKT. Damit ergibt sich der Impedanzmess-
wert wie folgt:
ZK = (ZKT + 0,5 ⋅ Z0T) = (ZKT + 0,5 ⋅ 0,8 ⋅ ZKT) = 1,4 ZKT
Bei einer Staffelung von 1,5 ZKT erfassen Sie bei einem 1-poligen Erdkurzschluss die gesamte Transformator-
wicklung.
Im Beispiel gelten für die Leiter-Leiter-Schleife die gleichen Einstellwerte wie für die Leiter-Erde-Schleife.

Parameter: R Reichweite (L-E)

• Voreinstellwert (_:15301:104) R Reichweite (L-E) = 2,500 Ω


Mit dem Parameter R Reichweite (L-E) stellen Sie die Polygongrenze in R-Richtung für Leiter-Erde-
Schleifen ein. Bei Leiter-Erde-Fehlern kann der Fehlerübergangswiderstand größer sein als bei Leiter-Leiter-
Fehlern.

BEISPIEL:
Für die Berechnung gelten die Daten aus Tabelle 6-6.
Der Transformatornennstrom wird als Lastnennstrom angenommen. Der Strom beträgt auf der 20-kV-Seite
1443 A.
Die kleinste unter maximalen Lastbedingungen gemessene Impedanz (Zmax) wird wie folgt berechnet unter
der Annahme von 10 % Unterspannung und 10 % Überstrom:

[fo_Zmax_trafo_RLE, 2, de_DE]

Für die R-Reichweite wird 20 % ⋅ Zmax vorgegeben. Damit berechnet sich der primäre Einstellwert des Parame-
ters R Reichweite (L-E) wie folgt:
R Reichweite (L-E) = 0,2 ⋅ 6,55 Ω = 1,31 Ω
Dieser Wert entspricht in etwa dem X-Wert, so dass man als praktikable Einstellung R-Reichweite = X-Reich-
weite wählen kann.
Der sekundäre Einstellwert berechnet sich unter Berücksichtigung der Wandlerübersetzungsverhältnisse wie
folgt:

[fo_r_range_sek, 2, de_DE]

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 759
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

Parameter: R Reichweite (L-L)

• Voreinstellwert (_:15301:105) R Reichweite (L-L) = 1,250 Ω


Mit dem Parameter R Reichweite (L-L) stellen Sie die Polygongrenze in R-Richtung für Leiter-Leiter-
Schleifen ein.

BEISPIEL:
Für die Berechnung gelten die Daten aus Tabelle 6-6.
Stellen Sie die Reichweite für Leiter-Leiter-Schleifen genauso ein wie für Leiter-Erde-Schleifen. Damit ergeben
sich folgende Einstellwerte:
R Reichweite (L-L) = R Reichweite (L-E) = 1,45 Ω (primär)
R Reichweite (L-L) = R Reichweite (L-E) = 10,9 Ω (sekundär)

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:15301:109) Richtungssinn = rückwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Zone vorwärts, rückwärts, oder unge-
richtet arbeitet. Stellen Sie den Parameter Richtungssinn für die spezifische Anwendung ein.
Wenn die Funktion Impedanzschutz in einer Netzschutzeinrichtung vorhanden ist, ist der Richtungssinn in
Richtung der Leitung vorwärts. Wenn Sie die Impedanzzone als Reserveschutz für einen Transformator
verwenden wollen, müssen Sie den Parameter Richtungssinn = rückwärts einstellen.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:15301:6) Auslöseverzögerung = 0,30 s


Mit dem Parameter Auslöseverzögerung stellen Sie die Staffelzeit der Zone ein. Stellen Sie den Parameter
Auslöseverzögerung für die spezifische Anwendung ein.
Wählen Sie die zugehörige Zeitstufe für die Zone TZ so, dass sie die Netzschutzeinrichtungen der folgenden
Leitungen überstaffelt. Prüfen Sie deshalb die Staffelzeiten im überlagerten Netz sowie die Reichweite ins
Netz, wenn 1,5 ZKT eingestellt wird.

6.7.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:2311:102 Allgemein:Schleifenaus- • Alle Schleifen Alle Schleifen
wahl
• stromabhängig
_:2311:103 Allgemein:Mindestleiter- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
strom I> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A

760 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:104 Allgemein:Überstrom- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,300 A
Schwellwert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,300 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,300 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 6,500 A
_:2311:105 Allgemein:Unterspan- • nein nein
nungshaltung
• ja
_:2311:106 Allgemein:Schwellwert 0,300 V bis 340,000 V 80,019 V
U<-Haltung
_:2311:107 Allgemein:Dauer der U<- 0,00 s bis 60,00 s 4,00 s
Haltung
TZ 1
_:15301:1 TZ 1:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:15301:2 TZ 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:15301:27 TZ 1:Blk. b. Einschaltstro- • nein nein
merk.
• ja
_:15301:102 TZ 1:X Reichweite (L-E) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:15301:103 TZ 1:X Reichweite (L-L) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:15301:104 TZ 1:R Reichweite (L-E) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 2,500 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,500 Ω
_:15301:105 TZ 1:R Reichweite (L-L) 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 1,250 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 0,250 Ω
_:15301:109 TZ 1:Richtungssinn • ungerichtet rückwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:15301:6 TZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ 0,30 s
rung

6.7.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:55 Allgemein:Überstromanregung ACT O
_:2311:56 Allgemein:Anr. I>+U-Haltung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 761
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.7 Impedanzschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
_:4501:301 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L1E ACD O
_:4501:302 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L2E ACD O
_:4501:303 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L3E ACD O
_:4501:304 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L12 ACD O
_:4501:305 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L23 ACD O
_:4501:306 Sammelmeldung:Ausgew. Schleife L31 ACD O
TZ 1
_:15301:81 TZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:15301:54 TZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:15301:52 TZ 1:Zustand ENS O
_:15301:53 TZ 1:Bereitschaft ENS O
_:15301:55 TZ 1:Anregung ACD O
_:15301:56 TZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:15301:57 TZ 1:Auslösung ACT O

762 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.8 Pendelsperre

6.8 Pendelsperre

6.8.1 Funktionsübersicht

Die Pendelsperre

• Erkennt Netzpendelungen

• Wertet dazu die Impedanzen pro Phase aus

• Prüft den Impedanzverlauf kontinuierlich

• Meldet die Pendelerkennung pro Phase

• Blockiert ausgewählte Zonen des Distanzschutzes bei Pendelung

• Erkennt 1-, 2- und 3-polige Kurzschlüsse während der Pendelung und nimmt dann die Blockierung
phasenbezogen zurück

• Arbeitet auch in 1-poliger spannungsloser Pause

• Kann nur zusätzlich zum Distanzschutz aktiviert werden

• Erzeugt keine Außertrittfall-Auslösung; dafür ist eine separate Außertrittfall-Schutzfunktion verfügbar

6.8.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Pendelsperre ist eine Zusatzfunktion zum Distanzschutz. Sie arbeitet nur, wenn die Distanz-
schutzfunktion aktiviert ist. Wenn eine Pendelung erkannt wird, blockiert die Pendelsperre die Anregung und
Auslösung durch den Distanzschutz. Jede Distanzschutzzone kann einzeln blockiert werden.
Die Funktion Pendelsperre liegt in einer Funktionsgruppe mit mindestens 3 Spannungs- und Stromeingängen.
Über den Prozessmonitor werden der Funktion Statusinformationen (speziell offene Pole) bezüglich des
Schutzobjektes geliefert.

[dwpsdstr-010612-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-180 Die Pendelsperre arbeitet mit dem Distanzschutz zusammen

6.8.3 Funktionsbeschreibung

Pendelvorgang
Nach dynamischen Vorgängen wie Lastsprüngen, Kurzschlüssen, automatischer Wiedereinschaltung oder
Schalthandlungen kann es dazu kommen, dass sich die Generatoren unter pendelartigen Vorgängen auf
die neue Leistungsbilanz des Netzes einstellen müssen. Dem Distanzschutz werden bei Pendelungen hohe
Ausgleichströme und – besonders in der elektrischen Mitte – kleine Spannungen zugeführt (Bild 6-181).
Kleine Spannungen bei gleichzeitig hohen Strömen bedeuten scheinbar kleine Impedanzen, die zur Auslösung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 763
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.8 Pendelsperre

durch den Distanzschutz führen können. Die Pendelsperre verhindert bei Pendelungen eine Auslösung durch
den Distanzschutz.

[dwpendel-160211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-181 Pendelung

Netzpendelungen sind 3-phasige symmetrische Vorgänge. In der Regel ist also von einer gewissen Symmetrie
der Messgrößen auszugehen. Netzpendelungen können aber auch während unsymmetrischer Vorgänge
eintreten, z.B. nach Kurzschlüssen oder während einer 1-poligen spannungslosen Pause. Deshalb ist die
Pendelerfassung mit 3 Messsystemen aufgebaut. Für jede Phase ist ein Messsystem vorhanden, wodurch
eine phasenselektive Pendelerfassung gewährleistet ist. Bei eintretenden Kurzschlüssen wird die erkannte
Pendelung in den betroffenen Phasen abgeworfen, wodurch dem Distanzschutz eine selektive Auslösung
ermöglicht wird.

Funktionsweise
Zur Erfassung einer Pendelung wird die Änderungsgeschwindigkeit der Impedanzzeiger gemessen.

[dwzvekto-220311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-182 Impedanzvektoren während einer Pendelung und während eines Kurzschlusses

Um ein stabiles und sicheres Funktionieren der Pendelerfassung ohne das Risiko einer Überfunktion während
eines Kurzschlusses zu gewährleisten, werden folgende Messkriterien verwendet:

• Verlaufsmonotonie:
Während einer Pendelung weist die gemessene Impedanz einen gerichteten Bewegungsverlauf auf.
Dieser entsteht genau dann, wenn innerhalb eines Messfensters höchstens einer der beiden Kompo-
nenten ΔR und ΔX einen Richtungswechsel ausweist. Tritt ein Kurzschluss auf, so verursacht dieser in der
Regel innerhalb eines Messfensters einen Richtungswechsel sowohl in ΔR als auch in ΔX.

• Verlaufskontinuität:
Während einer Pendelung weist der Abstand zweier aufeinanderfolgender Impedanzwerte eine klare
Änderung bei ΔR oder ΔX auf. Bei Eintritt eines Kurzschlusses springt der Impedanzvektor zur Kurz-
schlussimpedanz und bewegt sich dann nicht mehr.

• Verlaufsgleichmäßigkeit:
Während einer Pendelung wird das Verhältnis zwischen 2 aufeinanderfolgenden Änderungen von ΔR
oder ΔX eine Schwelle nicht überschreiten. Tritt ein Kurschluss auf, so verursacht dieser in der Regel
eine sprunghafte Bewegung, da der Impedanzzeiger schlagartig von der Lastimpedanz zur Kurzschlussim-
pedanz springt.
Die Meldung einer Pendelung erfolgt, wenn der Impedanzzeiger in den Pendel-Messbereich PPOL (siehe
folgendes Bild) eintritt und die Kriterien der Pendelerfassung erfüllt sind. Der Anregebereich APOL setzt sich
bei Polygoncharakteristik aus den betragsmäßig größten Einstellwerten für R und X aller wirksamen Zonen
zusammen. Der Pendel-Messbereich hat vom Anregebereich einen Mindestabstand ZDiff von 5 Ω (bei ΙN = 1 A)

764 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.8 Pendelsperre

bzw. 1 Ω (bei ΙN = 5 A) in allen Richtungen. Bei der MHO-Charakteristik gilt Entsprechendes. Der Pendel-Mess-
bereich hat ebenfalls einen Abstand von 5 Ω (bei ΙN = 1 A) bzw. 1 Ω (bei ΙN = 5 A) vom betragsmäßig größten
Anregekreis. Der Pendel-Messbereich besitzt keinen Lastkegelausschnitt.

[arbeitsbereich-21062010, 1, de_DE]

Bild 6-183 Arbeitsbereich der Pendelerfassung bei Polygon- und MHO-Charakteristik

Im Bild 6-184 sehen Sie ein vereinfachtes Logikdiagramm zur Funktion der Pendelerfassung. Die Messung wird
pro Phase durchgeführt. Bevor ein Pendelerfassungssignal ((_:55) Zonen blockieren) ausgegeben wird,
muss sich die gemessene Impedanz innerhalb des Pendel-Messbereichs befinden (PPOL). Wird ein Pendeler-
fassungssignal ausgegeben, bleibt dieses so lange aktiv, bis ein Kurzschluss auftritt oder die Pendelung
abgeklungen ist. Es besteht die Möglichkeit mit dem binären Eingangssignal >Blockierung Funktion die
Pendelerfassung über einen Binäreingang zu blockieren.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 765
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.8 Pendelsperre

[lopendel-190413-01.tif, 3, de_DE]

Bild 6-184 Logik der Pendelsperre

Mit dem Parameter Max. Blockierzeit können Sie die blockierende Wirkung der Pendelsperre zeitlich
begrenzen. Damit kann die Pendelsperre zum Beispiel bei Spannungsabsenkung durch langsam auseinander-
driftende Netze aufgehoben werden.
Wenn die Impedanz in den Pendel-Messbereich PPOL eintritt, wird die maximale Blockierzeit gestartet. Wenn
die Impedanz den Pendel-Messbereich PPOL während der laufenden maximalen Blockierzeit verlässt, wird die
maximale Blockierzeit zurückgesetzt.

766 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.8 Pendelsperre

Logik

[lo_psd_log, 3, de_DE]

Bild 6-185 Funktionalität der Pendelsperre

Der Distanzschutz liefert Informationen über die Schleifen im Pendel-Messbereich PPOL an die Pendelsperre.
Wenn die Pendelsperre Pendelungen in angeregten Schleifen erkennt, liefert sie phasenselektive Informati-
onen über die zu blockierenden Zonen an den Distanzschutz. Die Blockierung selbst wird im Distanzschutz
durchgeführt.

6.8.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Auswahl der zu blockierenden Distanzschutzzonen

• Empfohlener Einstellwert (_:102) Zu blockierende Zonen = Zone x

Parameterwert Beschreibung
Zu blockierende Zonen Der Benutzer kann über einen Parameter einzeln jede in der Distanz-
schutzfunktion vorhandene Zone auswählen, die während einer Pendelung
blockiert werden soll.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.8 Pendelsperre

Maximale Blockierzeit

• Voreinstellwert (_:103) Max. Blockierzeit = ∞


Mit dem Parameter Max. Blockierzeit können Sie die maximale Blockierdauer des Distanzschutzes
während einer Pendelung begrenzen. Damit kann die Pendelsperre zum Beispiel bei Spannungsabsenkung
durch langsam auseinanderdriftende Netze aufgehoben werden.
Für Auslösungen bei asynchronen lang andauernden Pendelungen ist die Max. Blockierzeit nicht rele-
vant. Verwenden Sie für diese Anwendung die Funktion Außertrittfallschutz.
Wenn es keine betriebsbedingten Anforderungen bezüglich einer zeitlichen Begrenzung der Pendelsperre gibt,
empfiehlt Siemens den Voreinstellwert ∞ (= unwirksam).

Weitere Anwendungshinweise
In der folgenden Tabelle werden Anwendungshinweise für die Zusammenarbeit mit anderen internen oder
externen Funktionen gegeben.
Zusammenarbeit mit anderen Hinweis
Funktionen:
Distanzschutz Der Distanzschutz liefert die Information, welche Impedanzschleifen ange-
regt haben. Bei Pendelung werden Anregung und Auslösung des Distanz-
schutzes phasen- und zonenselektiv blockiert. Die Pendelsperre arbeitet nur
bei eingeschaltetem Distanzschutz.

6.8.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Pendelsperre
_:1 Pendelsperre:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:103 Pendelsperre:Max. Block- 0,00 s bis 60,00 s; ∞ -1 s
ierzeit
_:102 Pendelsperre:Zu blockie- Einstellmöglichkeiten anwen-
rende Zonen dungsabhängig

6.8.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Pendelsperre
_:82 Pendelsperre:>Blockierung Funktion SPS I
_:54 Pendelsperre:Nicht wirksam SPS O
_:52 Pendelsperre:Zustand ENS O
_:53 Pendelsperre:Bereitschaft ENS O
_:55 Pendelsperre:Zonen blockieren ACD O
_:301 Pendelsperre:Ende SPS O
_:302 Pendelsperre:Max. Block.zeit abgel. SPS O

768 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9.1 Funktionsübersicht

Damit der Distanzschutz auf der gesamten Leitungsstrecke bei allen Fehlern unverzögert und selektiv
abschaltet, werden Informationen mit der Gegenstation ausgetauscht. Sie können die Informationsübertra-
gung mittels binären Ein-/Ausgängen (Sende- und Empfangskontakten) oder über eine digitale Kommunikati-
onsverbindung implementieren.

6.9.2 Struktur der Funktion

Die Verfahren mit Informationsübertragung werden in der Schutzfunktionsgruppe Leitung in Kombination


mit der Distanzschutzfunktion angewendet.
Die im folgenden Bild dargestellten Funktionen stehen zur Verfügung:

[dw_fkt-line_DIS_Mitnahme-Freigabe-Blockierverfahren, 1, de_DE]

Bild 6-186 Struktur/Einbettung der Funktion

Bild 6-187 zeigt die Funktionssteuerung sowie die Funktionsblöcke.


Die Sendelogik wertet die Anregesignale des Distanzschutzes aus und erzeugt das zugehörige Sendesignal zur
Übertragung an das andere Leitungsende.
Das Empfangssignal vom anderen Leitungsende wird wahlweise über einen Binäreingang, über die Unblock-
logik oder über die Kommunikation eingekoppelt. Zum Schutz von Mehrendenleitungen sind die Funktions-

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 769
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

blöcke Empf. Binärs. und Empf. Unblocks mehrmals verfügbar, je einmal für jedes entfernte Leitungs-
ende.
Die für das Informationsübertragungsverfahren parametrierte Distanzzone liefert die Anregeinformation.
Diese Anregeinformation wird mit der Empfangsinformation zur Auslösebedingung verknüpft. Wenn die
Auslösebedingung erfüllt ist, erzeugt das Informationsübertragungsverfahren die Auslösemeldung.
Ein Auslösesignal ergibt sich durch das gleichzeitige Vorhandensein eines Anrege- und eines Freigabesignals.

[lo_struct_teleprot-wth_des-protec, 4, de_DE]

Bild 6-187 Funktionsblöcke und Funktionssteuerung

Nachfolgend werden die einzelnen Funktionsblöcke der Informationsübertragungsverfahren beschrieben.


Weiterführende Informationen siehe 2.3 Funktionssteuerung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9.3 Empfangsblöcke

Zur Einkopplung der Empfangssignale vom Gegenende sind die die Empfangsblocktypen Empf. Binärs.,
Empf. Unblocks und Empf. WS verfügbar. Die nachfolgend beschriebenen Informationsübertragungsver-
fahren können nach Bedarf mit den passenden Empfangsblöcken betrieben werden.
Eine Mischung zwischen über eine Wirkschnittstelle angeschlossenen Leitungsenden und binär angeschlos-
senen Leitungsenden ist nicht möglich.

Empfangsblock Binär (in DIGSI 5: Empf. Binärs.)

[lotprxbi-100611-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-188 Logikdiagramm des Empfangsblocks: Empf. Binärs.

Diese Empfangslogik findet Verwendung, wenn die Kommunikation über Binärsignale stattfindet. Wird ein
Informationsübertragungsverfahren mit z.B. insgesamt 3 Enden konfiguriert, werden 2 Funktionsblöcke
Empf. Binärs. benötigt.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung lässt sich die Selektivität des Mitnahmeverfahrens bei Doppelfeh-
lern auf parallelen Leitungen verbessern, wenn pro Kommunikationsrichtung 3 phasenselektive Sendesignale
übertragen werden. Die Empfangssignale können deshalb phasenspezifisch für L1, L2 und L3 oder phasenge-
meinsam als Einzelsignal verwendet werden.
Für phasengemeinsame Informationsübertragung wird das Signal >Empfang General verwendet, für
phasenselektive Informationsübertragung die 3 Signale >Empfang L1, >Empfang L2 und >Empfang L3.
Der Binäreingang >Empfang Störung wirkt auf die Statusmeldungen der Funktionssteuerung, siehe
Bild 6-187.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Empfangsblock Unblock (in DIGSI 5: Empf. Unblocks)

[lotpsunb-140611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-189 Logikdiagramm des Empfangsblocks: Empf. Unblocks

Die Informationsübertragungsverfahren können wahlweise mit der Unblock-Methode verwendet werden. Der
Unterschied zum konventionellen Binärempfang besteht darin, dass eine Auslösung auch dann möglich ist,
wenn kein Freigabesignal vom Gegenende ankommt.
Die Unblock-Methode wird daher unter folgenden Bedingungen bevorzugt:

• Bei langen Leitungen

• Wenn das Signal mittels TFH (Trägerfrequenz-Hochspannungsübertragung) über die zu schützende


Leitung übertragen wird

• Wenn die Dämpfung des Übertragungssignals am Fehlerort so groß sein kann, dass der Empfang vom
anderen Leitungsende nicht unbedingt gewährleistet ist.
Für die Übertragung des Signals sind 2 Signalfrequenzen notwendig, die vom Sendesignal des Schutzgeräts
umgetastet werden. Wenn das Übertragungsgerät über eine Kanalüberwachung verfügt, wird von einer Über-
wachungsfrequenz (Blockierfrequenz) auf eine Arbeitsfrequenz (Unblockierfrequenz) umgetastet. Im Ruhezu-
stand oder bei einem externen Fehler wird die Überwachungsfrequenz gesendet, die dem Binäreingang
>Block. General (oder bei phasenselektiver Informationsübertragung den Binäreingängen >Block. L1,
>Block. L2 und >Block. L3) der Unblocklogik signalisiert wird.
Wenn bei einem Störfall durch das Sendesignal vom gegenüberliegenden Leitungsende die Arbeitsfrequenz
störungsfrei empfangen wird, erscheint am Binäreingang der Unblock-Logik das Empfangssignal >Unblock.
General. Bei phasenselektiver Informationsübertragung werden an Stelle von >Unblock. General die
3 Empfangssignale >Unblock. L1, >Unblock. L2 und >Unblock. L3 verwendet. Das Blockiersignal
>Block. General verschwindet dann. Bei phasenselektiver Informationsübertragung werden hier die 3
Blockiersignale >Block. L1, >Block. L2 und >Block. L3 verwendet. Damit wird das Signal >Unblock.
General (bzw. entsprechend die Signale >Unblock. L1, >Unblock. L2 und >Unblock. L3) weiterge-
leitet und der Empfang für die Auslöselogik des Informationsübertragungsverfahrens freigegeben.
Ein Kurzschluss auf der Leitung kann eine Dämpfung oder Reflexion des Signals verursachen und das zu
übertragende Signal erreicht nicht mehr das andere Leitungsende. In diesem Zustand sind die beiden Binärein-
gänge >Unblock. General und >Block. General nicht aktiv. Nach einer Verzögerungszeit von 20 ms
wird die Freigabe jetzt dennoch erzeugt und zur Empfangslogik weitergeleitet. Die Freigabe wird über die
Zeitstufe nach weiteren 100 ms wieder aufgehoben.
Wenn die Signale wieder störungsfrei empfangen werden, ist nach einer Rückfallverzögerung von 100 ms die
Freigabe wieder möglich.

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6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Wenn das Gerät für 10 s keines der Signale empfängt, wird die Meldung UB Empf Stör erzeugt. Diese
Meldung wirkt auch auf die Statusmeldungen der Funktionssteuerung, vgl. Bild 6-187.

Empfangsblock Wirkschnittstelle (in DIGSI 5: Empf. WS)

[lotprxws-310511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-190 Logikdiagramm des Empfangsblocks: Empf. WS

Diese Empfangslogik findet Verwendung, wenn die Kommunikation über eine Wirkschnittstelle (digital) statt-
findet. Unabhängig von der Anzahl der konfigurierten Geräte wird immer nur ein Funktionsblock Empf. WS
benötigt. Die Anzahl und die Identität der Geräte, die am Informationsübertragungsverfahren zum Schutz
des Leitungsgebildes teilnehmen, werden mit der Konfiguration der Wirkschnittstelle eingestellt, siehe dazu
3.6.5.4 Konfiguration der Wirkschnittstelle in DIGSI 5.

HINWEIS

i Wenn Sie die folgenden Funktionen bei der Kommunikation über eine Wirkschnittstelle parallel betreiben
wollen, benötigen Sie eine Mindestbandbreite von 512 kBit/s.

• Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz oder

• Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz und

• Leitungsdifferentialschutz

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6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9.4 Mitnahmeverfahren

6.9.4.1 Beschreibung

[dwtpsmit-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-191 Funktionsblock: Mitnahmeverfahren (DIS Mitnahmeverf.)

Wenn ein Fehler innerhalb der untergreifenden Zone auftritt - beim Distanzschutz ist das in der Regel die Zone
Z1 - wird ein Mitnahmesignal an das Gegenende gesendet. Im Gerät am Gegenende führt das empfangene
Signal zur beschleunigten Auslösung.

Sendelogik Mitnahmeverfahren

[lotpssem-270511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-192 Sendelogik für Mitnahmeverfahren

Bei einer Anregung in der als Sendebedingung ausgewählten Distanzzone wird gesendet. Mit dem Parameter
(_:5671:101) Sendeverlängerung können Sie Differenzen in den Anregezeiten an beiden Leitungs-
enden ausgleichen.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung lässt sich die Selektivität des Mitnahmeverfahrens bei Doppelfeh-
lern auf parallelen Leitungen verbessern, wenn pro Kommunikationsrichtung 3 phasenselektive Sendesignale
übertragen werden. Sende- und Empfangssignale können deshalb phasenspezifisch für L1, L2 und L3 oder
phasengemeinsam als Einzelsignal (General) verwendet werden.
Wenn von der Auslöselogik die interne Meldung Echobestätigung ansteht, setzt die Sendelogik auch das
Signal Senden ab. Wenn bei einem anstehenden Empfangssignal eine auf Auslösen mit parametrierte
Zone angeregt hat, kommt die Echobestätigung an. Auch wenn die Sendezone kleiner eingestellt ist als
die Auslösezone, ist dadurch eine sichere Auslösung an allen Leitungsenden möglich.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Auslöselogik Mitnahmeverfahren

[lotpsalm-110611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-193 Auslöselogik für Mitnahmeverfahren

Der Distanzschutz liefert dem Informationsübertragungsverfahren die Anregeinformation. Das Auslösen für
die betroffene Zone übernimmt das Informationsübertragungsverfahren, mit dem der Distanzschutz zusam-
menarbeitet.
Bei anstehendem Empfangssignal wird die über den Parameter Auslösen mit eingestellte Zone zur
Auslösung freigegeben. Die Auslösung kann verzögert werden. Für 1-phasige Fehler stellen Sie die Verzöge-
rungszeit unter (_:5671:102) Verzögerung 1-pol. ein, für mehrphasige Fehler verwenden Sie den
Parameter (_:5671:103) Verzögerung (mehrpol.).
Wenn das Mitnahmeverfahren zum Schutz eines Leitungsgebildes mit mehr als 2 Enden eingesetzt wird,
werden die Empfangssignale von allen Leitungsenden mit ODER verknüpft.
Ein Auslösesignal ergibt sich durch ein gleichzeitiges Vorhandensein der Distanzzonenanregung, des Freigabe-
signals und des Zeitablaufs. Durch den Parameter (_:5671:11) 1-polige Ausl. erlaubt kann die
Auslöselogik die 1-polige Auslösung in 1-/3-polig auslösenden Geräten erlauben. In Geräten, die nur 3-polig
auslösen, entfällt dieser Parameter.
Für Anwendungen mit zeitverzögerter Auslösung wird ein einmal empfangenes Empfangssignal so lange
festgehalten, bis die Distanzzonenanregung zurückfällt. Dadurch ist sichergestellt, dass das Freigabesignal
auch dann noch ansteht, wenn der Ablauf der entsprechenden Verzögerungszeit die Auslösung frei gibt und
das Sendesignal des Schutzes vom Gegenende nicht mehr ansteht.

Maßnahmen bei schwacher Einspeisung


Wenn an einem Leitungsende keine oder nur eine schwache Einspeisung vorhanden ist, regt der Schutz
nicht oder möglicherweise mit falscher Phaseninformation an. Damit kann dort kein Auslösebefehl abgesetzt
werden. In SIPROTEC 5-Geräten kann die Auslösung bei schwacher Einspeisung auch zusammen mit den
Mitnahmeverfahren benutzt werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Beim Mitnahmeverfahren löst der Schutz am Leitungsende mit starker Einspeisung parallel zum Sendesignal
mit der untergreifenden Distanzzone sofort aus. Daher ist ein Echo vom Leitungsende mit schwacher Einspei-
sung als Freigabesignal unnötig. Zum manuellen Test der Signalverbindung zwischen den Schutzgeräten ist
das Echo aber sinnvoll einsetzbar.
Die Funktionen sind detailliert in 6.14.4 Auslösung bei schwacher Einspeisung (ASE-Funktion) beschrieben.

6.9.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Mitnahmeverfahren, allgemein

Einstellung des Verfahrens


Die Realisierung der unterschiedlichen Mitnahmeverfahren lässt sich anhand der beiden Parameter Senden
mit und Auslösen mit (siehe Bild 6-192 und Bild 6-193) durchführen. Zusätzlich muss die Auswahl des
Empfangsblocks beachtet werden.
Folgende Verfahren sind einstellbar:
Verfahren Parameter: Senden mit Parameter: Auslösen mit
DIS Mitnahmeverfahren über Anre- Untergreifende Zone, typ. Z1 Anregung allgemein
gung, ungerichtet
DIS Mitnahmeverfahren über Untergreifende Zone, typ. Z1 Übergreifende Zone, typ. Z1B
erweiterten Bereich
DIS Mitnahmeverfahren direkt Untergreifende Zone, typ. Z1 Mitnahmeverfahren Empfang
(direkte Auslösung)

Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen, die Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanz-
schutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die untergreifende Distanzzone auch anders lauten
als Z1.

Parameter: Sendeverlängerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:101) Sendeverlängerung = 0,05 s


Mit dem Parameter Sendeverlängerung in der Sendelogik können Sie Differenzen in den Anregezeiten an
beiden Leitungsenden ausgleichen. Wenn an allen Leitungsenden SIPROTEC-Distanzschutzgeräte eingesetzt
werden, empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,05 s.

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:102) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. können Sie die Auslöseverzögerung für 1-phasige Erdfehler
einstellen. Da das Informationsübertragungsverfahren zur schnellen und selektiven Auslösung führen soll,
empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,00 s.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:103) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) können Sie die Auslöseverzögerung für mehrphasige Fehler
einstellen. Da das Informationsübertragungsverfahren zur schnellen und selektiven Auslösung führen soll,
empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,00 s.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:11) 1-polige Ausl. erlaubt = Ja


Mit diesem Parameter erlauben Sie die 1-polige Auslösung des Informationsübertragungsverfahrens bei 1-
phasigen Fehlern oder bei mehrphasigen Fehlern und 1-phasigem Empfang. In Geräten mit 1-poliger Auslö-
sung empfiehlt Siemens die Einstellung Ja. In Geräten mit 3-poliger Auslösung entfällt dieser Parameter.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9.4.3 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Mitnahme über erweiterten Messbereich (Distanzschutz mit
Unterreichweite und Staffelzeitverkürzung)
Bei einem Fehler innerhalb der untergreifenden Zone wird ein Mitnahmesignal an das Gegenende gesendet.
Wenn der Fehler dort innerhalb der Übergreifzone erkannt wird, führt das empfangene Signal zur Auslösung.

[dwtpsmeb-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-194 Funktionsschema des Mitnahmeverfahrens über erweiterten Messbereich

Mit den folgenden Parametern konfigurieren Sie das Mitnahmeverfahren über erweiterten Messbereich:

Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:140) Senden mit = Z1


Mit dem Parameter Senden mit wählen Sie die untergreifende Distanzzone aus. Die untergreifende Distanz-
zone wird typischerweise mit Z1 bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen, die
Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
untergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1.

Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:141) Auslösen mit = Dis Z1B


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die übergreifende Distanzzone Z1B aus. Die Auswahltexte sind
identisch mit den Bezeichnungen, die Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben.
Somit kann der Auswahltext für die übergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1B.
Für Anwendungen, bei denen die Reichweite für Phasen- und Erdfehler unterschiedlich eingestellt werden
soll, existieren 2 untergreifende bzw. 2 übergreifende Distanzzonen. Für Erdfehler wirkt dann z.B. Z1(Ph-E)
und für Phasenfehler Z1(Ph-Ph). Im Informationsübertragungsverfahren müssen Sie in diesem Fall beide
Zonen als Sende- bzw. auslösende Zonen auswählen. Dies betrifft die Parameter Senden mit und Auslösen
mit.

6.9.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Mitnahme über Anregung (Distanzschutz mit
Unterreichweite und Fernauslösung mit Freigabe)
Bei einem Fehler in der untergreifenden Zone wird ein Mitnahmesignal an das Gegenende gesendet. Wenn
die Distanzschutzfunktion am Gegenende anregt, führt das dort empfangene Signal zur Auslösung.

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6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

[dwtpsmua-010311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-195 Funktionsschema der Mitnahmeverfahren über Anregung

Mit den folgenden Parametern konfigurieren Sie das Mitnahmeverfahren über Anregung:

Parameter: Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:140) Senden mit = Z1


Mit dem Parameter Senden mit wählen Sie die untergreifende Distanzzone aus. Die untergreifende Distanz-
zone wird typischerweise mit Z1 bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen, die
Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
untergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1.

Parameter: Auslösen mit

• Voreinstellwert (_:5671:141) Auslösen mit = Anregung allgemein


Mit dem Parameter Auslösen mit stellen Sie die Anregung für die beschleunigte Auslösung ein.
Parameterwert Beschreibung
Anregung allgemein Wählen Sie diesen Einstellwert für das ungerichtete Mitnahmeverfahren
über Anregung.
Empfang (direk. Ausl.) Wählen Sie diesen Einstellwert für die direkte Auslösung mit empfangenem
Signal.

6.9.4.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für das direkte Mitnahmeverfahren


Bei einem Fehler in der untergreifenden Zone wird ein Mitnahmesignal an das Gegenende gesendet. Das dort
empfangene Signal führt direkt zur Auslösung.

778 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

[dwtpsdim-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-196 Funktionsschema des direkten Mitnahmeverfahrens

Parameter: Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:140) Senden mit = Z1


Mit dem Parameter Senden mit wählen Sie die untergreifende Distanzzone aus. Die untergreifende Distanz-
zone wird typischerweise mit Z1 bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen, die
Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
untergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5671:141) Auslösen mit = direkt


Für das direkte Mitnahmeverfahren stellen Sie den Parameter auf direkt ein.

6.9.4.6 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DIS Mitnahme.
_:5671:1 DIS Mitnahme.:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:5671:101 DIS Mitnahme.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
längerung
_:5671:11 DIS Mitnahme.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5671:102 DIS Mitnahme.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.
_:5671:103 DIS Mitnahme.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung (mehrpol.)
_:5671:140 DIS Mitnahme.:Senden mit Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
_:5671:141 DIS Mitnahme.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig

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6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9.4.7 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
DIS Mitnahme.
_:5671:81 DIS Mitnahme.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5671:501 DIS Mitnahme.:>Block. Echo SPS I
_:5671:502 DIS Mitnahme.:>Blk. Schwache Einsp. SPS I
_:5671:54 DIS Mitnahme.:Nicht wirksam SPS O
_:5671:52 DIS Mitnahme.:Zustand ENS O
_:5671:53 DIS Mitnahme.:Bereitschaft ENS O
_:5671:304 DIS Mitnahme.:Senden ACT O
_:5671:301 DIS Mitnahme.:Sendesignal ist Echo SPS O
_:5671:302 DIS Mitnahme.:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
_:5671:56 DIS Mitnahme.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5671:57 DIS Mitnahme.:Auslösung ACT O
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I

6.9.5 Vergleichsverfahren

6.9.5.1 Beschreibung

[dwtpsver-010612-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-197 Funktionsblock: Freigabeverfahren (DIS Freigabeverf.)

Wenn ein Fehler innerhalb der übergreifenden Zone auftritt, z.B. Zone Z1B beim Distanzschutz, wird ein
Sendesignal an das Gegenende gesendet. Im Distanzschutzgerät am Gegenende führt das empfangene Signal
zur beschleunigten Auslösung, wenn der Fehler ebenfalls in Vorwärtsrichtung erkannt wird.

780 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Sendelogik Freigabeverfahren

[lotpssmv-270511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-198 Sendelogik für Freigabeverfahren

Bei einer Anregung in der ausgewählten Übergreifzone oder wahlweise bei einer Anregung in Vorwärtsrich-
tung wird gesendet. Das Sendesignal kann um eine parametrierbare Zeit (_:5701:101) Sendeverlänge-
rung verlängert werden, wenn der Schutz bereits einen Auslösebefehl abgegeben hat. Dies ermöglicht die
Freigabe des anderen Leitungsendes auch dann, wenn der Kurzschluss dort erst zur Anregung führt, nachdem
am Gegenende der Kurzschlussstom abgeschaltet ist. Damit können Anregezeitdifferenzen zwischen den
Leitungsenden und Signallaufzeiten berücksichtigt werden.
Bei Bedarf kann das Sendesignal mit (_:5701:102) Sendeverzögerung verzögert werden.
Die transiente Blockierung (Signal Transiente Block.) sorgt für zusätzliche Sicherheit gegen Fehlsignale,
die durch Richtungsumkehr nach Abschalten von äußeren Fehlern (z.B. auf Parallelleitungen) verursacht
werden. Bei transienter Blockierung wird kein Sendesignal gesendet.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung lässt sich die Selektivität des Freigabeverfahrens bei Doppelfeh-
lern auf parallelen Leitungen verbessern, wenn pro Kommunikationsrichtung 3 phasenselektive Sendesignale
übertragen werden. Sende- und Empfangssignale können deshalb phasenspezifisch für L1, L2 und L3 oder
phasengemeinsam als Einzelsignal (General) verwendet werden.

Verwandte Themen
6.9.8.1 Beschreibung

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Auslöselogik Freigabeverfahren

[lotpsavv-140611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-199 Auslöselogik für Freigabeverfahren

Der Distanzschutz liefert dem Informationsübertragungsverfahren die Anregeinformation. Das Auslösen


für die betroffene Zone übernimmt das Informationsübertragungsverfahren, mit dem der Distanzschutz
zusammen arbeitet.
Bei anstehendem Empfangssignal wird die über den Parameter (_:5701:141) Auslösen mit eingestellte
Zone zur Auslösung freigegeben. Die Auslösung kann verzögert werden. Für 1-phasige Fehler stellen Sie die
Verzögerungszeit unter (_:5701:103) Verzögerung 1-pol. ein. Für mehrphasige Fehler verwenden Sie
den Parameter (_:5701:104) Verzögerung (mehrpol.).
Durch den Parameter (_:5701:11) 1-polige Ausl. erlaubt kann die Auslöselogik die 1-polige
Auslösung in 1-/3-polig auslösenden Geräten erlauben. In Geräten, die nur 3-polig auslösen, entfällt dieser
Parameter.
Wenn das Freigabeverfahren zum Schutz eines Leitungsgebildes mit mehr als 2 Enden eingesetzt wird,
werden die Empfangssignale von allen Leitungsenden für die Auslösung mit UND verknüpft.
Ein Auslösesignal ergibt sich durch gleichzeitiges Vorhandensein der Distanzzonenanregung, des Freigabesig-
nals und des Zeitablaufs. Für Anwendungen mit zeitverzögerter Auslösung wird ein einmal empfangenes
Empfangssignal so lange festgehalten, bis die Distanzzonenanregung zurückfällt. Dadurch ist sichergestellt,
dass das Freigabesignal auch dann noch ansteht, wenn der Ablauf der entsprechenden Verzögerungszeit die
Auslösung frei gibt und das Sendesignal des Schutzes vom Gegenende nicht mehr ansteht.
Die transiente Blockierung (Signal Transiente Block.) verhindert die Freigabe der Auslösung beim
Freigabeverfahren. Sie sorgt für zusätzliche Sicherheit gegen Fehlsignale, die durch Richtungsumkehr nach
Abschalten von äußeren Fehlern (z.B. auf Parallelleitungen) verursacht werden.

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6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Verwandte Themen
6.9.8.1 Beschreibung

Maßnahmen bei schwacher Einspeisung


Wenn an einem Leitungsende keine oder nur eine schwache Einspeisung vorhanden ist, regt der Schutz
nicht oder möglicherweise mit falscher Phaseninformation an. Damit kann dort weder ein Auslösebefehl
noch ein Sendesignal abgesetzt werden. Bei den Freigabeverfahren kann dann das Leitungsende mit starker
Einspeisung nicht in Schnellzeit auslösen, da vom Ende mit der schwachen Einspeisung kein Freigabesignal
übertragen wird.
Um in solchen Fällen eine schnelle Auslösung an beiden Leitungsenden zu ermöglichen, verfügen die Informa-
tionsübertragungsverfahren über besondere Maßnahmen:

• Für die Auslösung des Leitungsendes mit starker Einspeisung kann am Leitungsende mit schwacher
Einspeisung die Echofunktion wirksam gemacht werden.

• Damit auch das Leitungsende mit schwacher Einspeisung selbst auslösen kann, verfügen die Informati-
onsübertragungsverfahren über eine Funktion zur Auslösung bei schwacher Einspeisung.

Verwandte Themen
6.14.4 Auslösung bei schwacher Einspeisung (ASE-Funktion)

6.9.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für Freigabeverfahren, allgemein

Einstellung des Verfahrens


Die Realisierung der unterschiedlichen Freigabeverfahren lässt sich anhand der beiden Parameter Senden
mit und Auslösen mit (siehe Bild 6-198 und Bild 6-199) durchführen. Zusätzlich muss die Auswahl des
Empfangsblocks beachtet werden.
Folgende Verfahren sind einstellbar:
Verfahren Parameter: Senden mit Parameter: Auslösen mit
Signalvergleichsverfahren Übergreifende Zone, typ. Z1B Übergreifende Zone, typ. Z1B
Richtungsvergleichsverfahren Anregung vorwärts Anregung vorwärts
Richtungsunblockverfahren Übergreifende Zone, typ. Z1B Übergreifende Zone, typ. Z1B

Die Auswahltexte sind jedoch identisch mit den Bezeichnungen, die Sie bei der Zonenkonfiguration in der
Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die übergreifende Distanzzone auch anders
lauten als Z1B.

Voraussetzungen beim Distanzschutz


Bei allen Vergleichsverfahren ist unbedingt zu beachten, dass die Anregung des Distanzschutzes in Rückwärts-
richtung weiter reicht als die Übergreifzone des Gegenendes (siehe schraffierte Flächen im folgenden Bild
rechts)! Dazu muss mindestens eine der Distanzstufen auf rückwärts oder ungerichtet eingestellt sein.
Bei einem Fehler in Z1B des Schutzes in B, der bei falscher Einstellung im schraffierten Bereich (links im Bild)
auftritt, würde der Distanzschutz anregen. Da typischerweise eine Echofunktion verwendet wird, würde ein
unerwünschtes Echo-Signal von Schutz A gesendet werden und Schutz B unselektiv auslösen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 783
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

[dw_Dis-prot-vergleich-200314-01.vsd, 1, de_DE]

Bild 6-200 Distanzschutz-Einstellung mit Vergleichsverfahren

Parameter: Sendeverlängerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:101) Sendeverlängerung = 0,05 s


Mit dem Parameter Sendeverlängerung in der Sendelogik können Sie Differenzen in den Anregezeiten an
beiden Leitungsenden ausgleichen. Wenn an allen Leitungsenden SIPROTEC-Distanzschutzgeräte eingesetzt
werden, empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,05 s.

Parameter: Sendeverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:102) Sendeverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Sendeverzögerung können Sie eine zusätzliche Auslöseverzögerung einstellen. Da das
Informationsübertragungsverfahren zur schnellen und selektiven Auslösung führen soll, empfiehlt Siemens
den Einstellwert 0,00 s.

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:103) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. können Sie die Auslöseverzögerung für 1-phasige Erdfehler
einstellen. Da das Informationsübertragungsverfahren zur schnellen und selektiven Auslösung führen soll,
empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,00 s.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:104) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) können Sie die Auslöseverzögerung für mehrphasige Fehler
einstellen. Da das Informationsübertragungsverfahren zur schnellen und selektiven Auslösung führen soll,
empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,00 s.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:11) 1-polige Ausl. erlaubt = Ja


Mit diesem Parameter erlauben Sie die 1-polige Auslösung des Informationsübertragungsverfahrens bei 1-
phasigen Fehlern oder bei mehrphasigen Fehlern und 1-phasigem Empfang. In Geräten mit 1-poliger Auslö-
sung empfiehlt Siemens die Einstellung Ja. In Geräten mit 3-poliger Auslösung entfällt dieser Parameter.

6.9.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Signalvergleichsverfahren (Distanzschutz mit


Überreichweite und Freigabe)
Bei einem Fehler in der übergreifenden Zone wird ein Sendesignal zum Gegenende geschickt. Wenn der
Fehler dort ebenfalls in der übergreifenden Zone erkannt wird, führt das empfangene Signal zur Auslösung.

784 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

[dwtpssiv-010311-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-201 Funktionsschema des Signalvergleichsverfahrens

Mit den folgenden Parametern konfigurieren Sie das Signalvergleichsverfahren:

Parameter: Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:140) Senden mit = Z1B


Mit dem Parameter Senden mit wählen Sie die übergreifende Distanzzone aus. Die übergreifende Distanz-
zone wird typischerweise mit Z1B bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen, die
Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
übergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1B.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:141) Auslösen mit = Z1B


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die übergreifende Distanzzone aus. Die übergreifende
Distanzzone wird typischerweise mit Z1B bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen,
die Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
übergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1B.
Für Anwendungen, bei denen die Reichweite für Phasen- und Erdfehler unterschiedlich eingestellt werden
sollen, existieren 2 übergreifende Distanzzonen. Für Erdfehler wirkt dann z.B. Z1B(Ph-E) und für Phasenfehler
Z1B(Ph-Ph). Im Informationsübertragungsverfahren müssen Sie in diesem Fall beide Zonen als Sendezonen
oder auslösende Zonen auswählen. Dies betrifft die Parameter Senden mit und Auslösen mit.

6.9.5.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Richtungsvergleichsverfahren


Wenn der Distanzschutz nach einer Anregung einen Fehler in Leitungsrichtung erkennt, sendet er ein Freiga-
besignal zum Gegenende. Wenn das Gegenende das Freigabesignal empfängt und ebenfalls einen Fehler in
Leitungsrichtung erkennt, wird das Auslösesignal erzeugt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

[dwtpsriv-010311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-202 Funktionsschema des Richtungsvergleichsverfahrens

Mit den folgenden Parametern konfigurieren Sie das Richtungsvergleichsverfahren:

Parameter: Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:140) Senden mit = Dis Anr vorw.


Mit dem Parameter Senden mit stellen Sie die Sendebedingung auf Dis Anr vorw. ein.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:141) Auslösen mit = Dis Anr vorw.


Mit dem Parameter Auslösen mit stellen Sie die Auslösebedingung auf Dis Anr vorw. ein.

6.9.5.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Richtungsunblock-Verfahren (Distanzschutz mit


Überreichweite und Deblockieren)
Das Richtungsunblock-Verfahren entspricht dem Signalvergleichsverfahren mit einem vorgeschalteten Funk-
tionsblock Empf. Unblocks. Daher ist im Unterschied zum Signalvergleichsverfahren eine Auslösung auch
ohne ein Freigabesignal vom Gegenende möglich. Das Richtungsunblock-Verfahren kann durch seine Funkti-
onsweise nicht mit einer Kommunikation über eine Wirkschnittstelle betrieben werden.

786 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

[dwtpsubl-010311-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-203 Funktionsschema des Richtungsunblock-Verfahrens

Mit den folgenden Parametern konfigurieren Sie das Richtungsunblock-Verfahren:

Parameter: Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:140) Senden mit = Z1B


Mit dem Parameter Senden mit wählen Sie die übergreifende Distanzzone aus. Die übergreifende Distanz-
zone wird typischerweise mit Z1B bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen, die
Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
übergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1B.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5701:141) Auslösen mit = Z1B


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die übergreifende Distanzzone aus. Die übergreifende
Distanzzone wird typischerweise mit Z1B bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen,
die Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
übergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1B.
Für Anwendungen, bei denen die Reichweite für Phasen- und Erdfehler unterschiedlich eingestellt werden
sollen, existieren 2 übergreifende Distanzzonen. Für Erdfehler wirkt dann z.B. Z1B(Ph-E) und für Phasenfehler
Z1B(Ph-Ph). Im Informationsübertragungsverfahren müssen Sie in diesem Fall beide Zonen als Sende- bzw.
auslösende Zonen auswählen. Dies betrifft die Parameter Senden mit und Auslösen mit.

6.9.5.6 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DIS Freigabe.
_:5701:1 DIS Freigabe.:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:5701:101 DIS Freigabe.:Sendeverlän- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
gerung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 787
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5701:102 DIS Freigabe.:Sendeverzö- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
gerung
_:5701:105 DIS Freigabe.:Trans. Block. 0,00 s bis 60,00 s 0,04 s
Wartezeit
_:5701:106 DIS Freigabe.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5701:11 DIS Freigabe.:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja
_:5701:103 DIS Freigabe.:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
1-pol.
_:5701:104 DIS Freigabe.:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
(mehrpol.)
_:5701:140 DIS Freigabe.:Senden mit Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
_:5701:141 DIS Freigabe.:Auslösen mit Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
_:5701:142 DIS Freigabe.:Trans. Einstellmöglichkeiten anwen-
Blockierung mit dungsabhängig

6.9.5.7 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
DIS Freigabe.
_:5701:81 DIS Freigabe.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5701:501 DIS Freigabe.:>Block. Echo SPS I
_:5701:502 DIS Freigabe.:>Blk. Schwache Einsp. SPS I
_:5701:54 DIS Freigabe.:Nicht wirksam SPS O
_:5701:52 DIS Freigabe.:Zustand ENS O
_:5701:53 DIS Freigabe.:Bereitschaft ENS O
_:5701:305 DIS Freigabe.:Senden ACT O
_:5701:302 DIS Freigabe.:Sendesignal ist Echo SPS O
_:5701:303 DIS Freigabe.:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
_:5701:301 DIS Freigabe.:Transiente Block. SPS O
_:5701:56 DIS Freigabe.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5701:57 DIS Freigabe.:Auslösung ACT O
_:5701:347 DIS Freigabe.:Funktion ein SPC C
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I

788 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9.6 Blockierverfahren

6.9.6.1 Beschreibung

[dwtpsblo-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-204 Funktionsblock: Blockierverfahren (DIS Blockierverf.)

Wenn der Distanzschutz einen Fehler in Rückwärtsrichtung erkennt, wird das Blockiersignal zum Gegenende
gesendet. Wenn das Schutzgerät am empfangenden Leitungsende kein Blockiersignal erhält, erzeugt das
Blockierverfahren nach kurzer Verzögerungszeit das Auslösesignal.

Sendelogik Blockierverfahren

[lotpssbl-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-205 Sendelogik für das Blockierverfahren

Bei Anregung des Distanzschutzes in Richtung rückwärts oder ungerichtet wird das Blockiersignal erzeugt.
Die Logik ist phasenselektiv aufgebaut. Mit dem Parameter (_:5731:101) Sendeverlängerung können
Sie das Blockiersignal verlängern. Dadurch kann das Gegenende weiterhin blockiert werden, auch wenn der
Fehler lokal bereits geklärt ist.
Das Blockiersignal kann auch unverzögert mit Sprungerkennung gesendet werden (Parameter
(_:5731:102) Senden mit Sprung). Wenn der Kommunikationskanal sehr schnell auf das
Verschwinden des Blockiersignals reagieren kann, können Sie dieses Sprungsignal nutzen, da das Sprung-

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 789
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

signal bei jedem Sprung der Messgrößen erscheint. Wenn der Distanzschutz einen Fehler in Vorwärtsrichtung
erkennt, wird das Blockiersignal sofort gestoppt und die Meldung Stopp erzeugt.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung lässt sich die Selektivität des Blockierverfahrens bei Doppelfehlern
auf parallelen Leitungen verbessern, wenn pro Kommunikationsrichtung 3 phasenselektive Sendesignale
übertragen werden. Sende- und Empfangssignale können deshalb phasenspezifisch für L1, L2 und L3 oder
phasengemeinsam als Einzelsignal verwendet werden.

Verwandte Themen
6.9.8.1 Beschreibung

Auslöselogik Blockierverfahren

[lotpsaub-140611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-206 Auslöselogik für das Blockierverfahren

Der Distanzschutz liefert dem Informationsübertragungsverfahren die Anregeinformation. Das Auslösen für
die betroffene Zone übernimmt das Informationsübertragungsverfahren, mit dem der Distanzschutz zusam-
menarbeitet.
Bei nicht anstehendem Empfangssignal wird die über den Parameter (_:5731:140) Auslösen mit einge-
stellte Zone zur Auslösung freigegeben. Wegen möglicher Unterschiede in den Anregezeiten der Geräte an
beiden Leitungsenden und wegen der Übertragungszeit muss die Auslösung des Blockierverfahrens verzögert
werden. Die Verzögerungszeit wird mit dem Parameter (_:5731:107) Freigabeverzögerung einge-
stellt.
Die Auslösung kann zusätzlich verzögert werden. Für 1-phasige Fehler stellen Sie die Verzögerungszeit
unter Verzögerung 1-pol. ein, für mehrphasige Fehler verwenden Sie den Parameter Verzögerung
(mehrpol.).

790 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Die Auslösemeldung ergibt sich also bei gleichzeitigem Vorhandensein der Distanzzonenanregung, des
internen Freigabesignals und der Zeitabläufe.
Bei anstehendem Empfangssignal erfolgt keine Freigabe der Auslösung. Die Auslösung wird blockiert, damit
eine Anregung in der ausgewählten Übergreifzone in Vorwärtsrichtung nicht den äußeren Fehler am Gegen-
ende schnell abschaltet.
Wenn das Blockierverfahren zum Schutz eines Leitungsgebildes mit mehr als 2 Enden eingesetzt wird, werden
die Empfangssignale von allen Leitungsenden mit ODER verknüpft.
Durch den Parameter (_:5731:11) 1-polige Ausl. erlaubt kann die Auslöselogik die 1-polige
Auslösung in 1-/3-polig auslösenden Geräten erlauben. In Geräten, die nur 3-polig auslösen, entfällt dieser
Parameter.

Maßnahmen bei schwacher Einspeisung


Beim Blockierverfahren gibt es verfahrensbedingt keine Möglichkeit, bei schwacher Einspeisung durch das
Gegenende eine Auslösebefehlfreigabe zu erreichen. Vielmehr besteht der Vorteil des Blockierverfahrens
darin, dass am einspeisenden Ende auch ohne Freigabe schnell ausgelöst werden kann, da kein Blockiersignal
vom nicht speisenden Ende gebildet werden kann.

6.9.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Blockierverfahren


Das Blockierverfahren kommt häufig zur Anwendung:

• Wenn das Signal mittels TFH39 über die zu schützende Leitung übertragen wird und wenn die Dämpfung
des Übertragungssignals am Fehlerort so groß ist, dass der Empfang vom anderen Leitungsende nicht
gewährleistet ist

• Für den Schutz von Leitungsgebilden mit mehr als 2 Enden bei unterschiedlichen Einspeisungen
Wenn die Schutzfunktion einen Fehler in Rückwärtsrichtung erkennt, wird ein Blockiersignal gesendet. Wenn
das andere Leitungsende kein Blockiersignal empfängt, löst die Schutzfunktion bei einem Fehler in der Über-
greifzone aus. Dazu muss die Übergreifzone auf ca. 120 % der Leitungslänge eingestellt sein. Bei Mehrenden-
leitungen muss die Übergreifzone über die längere Leitungsstrecke reichen, unabhängig davon, ob über den
Verzweigungspunkt eine zusätzliche Einspeisung möglich ist. Da kein Freigabesignal vom Gegenende benötigt
wird, werden mit dem Blockierverfahren auch einseitig gespeiste Kurzschlüsse schnell abgeschaltet.

39 TFH = Trägerfrequenz-Hochspannungsübertragung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 791
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

[dwtpsrib-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-207 Funktionsschema des Richtungsblockierverfahrens

Voraussetzungen beim Distanzschutz


Beim Blockierverfahren ist unbedingt zu beachten, dass die Anregung des Distanzschutzes in Rückwärtsrich-
tung weiter reicht als die Übergreifzone des Gegenendes! Dazu muss mindestens eine der Distanzstufen auf
rückwärts oder ungerichtet eingestellt sein. Bei einem entfernten Fehler in Z1B (hinter B) des Schutzes
in A Bild 6-207 muss der Distanzschutz in B sicher in Rückwärtsrichtung anregen, um ein Blockiersignal von
Schutz B zu Schutz in A senden zu können.

Parameter: Senden mit Sprung

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:102) Senden mit Sprung = Ja


Mit dem Parameter Senden mit Sprung können Sie einstellen, ob das Blockiersignal unverzögert mit
Sprungerkennung gesendet wird. Siemens empfiehlt, die schnelle Blockierung mit Sprung zu benutzen und
die Einstellung beizubehalten.

Parameter: Sendeverlängerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:101) Sendeverlängerung = 0,05 s


Mit dem Parameter Sendeverlängerung in der Sendelogik können Sie Differenzen in den Anrege- und Rück-
fallzeiten an beiden Leitungsenden ausgleichen. Wenn an allen Leitungsenden SIPROTEC-Distanzschutzgeräte
eingesetzt werden, empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,05 s.

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:103) Verzögerung 1-pol. = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. können Sie die Auslöseverzögerung für 1-phasige Erdfehler
einstellen. Da das Informationsübertragungsverfahren zur schnellen selektiven Auslösung führen soll,
empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,00 s.

792 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:104) Verzögerung (mehrpol.) = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) können Sie die Auslöseverzögerung für mehrphasige
Fehler einstellen. Da das Informationsübertragungsverfahren zur schnellen selektiven Auslösung führen soll,
empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,00 s.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:140) Auslösen mit = Z1B


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die übergreifende Distanzzone aus. Die übergreifende
Distanzzone wird typischerweise mit Z1B bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen,
die Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
übergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1B.
Für Anwendungen, bei denen die Reichweite für Phasen- und Erdfehler unterschiedlich eingestellt wird, exis-
tieren 2 übergreifende Distanzzonen. Für Erdfehler wirkt dann z.B. Z1B(Ph-E) und für Phasenfehler Z1B(Ph-Ph).
In diesem Fall müssen Sie beide Zonen als auslösende Zonen auswählen.

Parameter: Freigabeverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:107) Freigabeverzögerung = 0,020 s


Mit dem Parameter Freigabeverzögerung müssen Sie die Freigabeverzögerung nach einer Anregung
einstellen. Wegen möglicher Unterschiede in den Anregezeiten der Geräte an beiden Leitungsenden und
wegen der Signalübertragungszeit muss die Auslösung des Blockierverfahrens verzögert werden. Siemens
empfiehlt den Einstellwert 0,020 s.

6.9.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DIS Blockierv.
_:5731:1 DIS Blockierv.:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:5731:101 DIS Blockierv.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
längerung
_:5731:102 DIS Blockierv.:Senden • nein ja
mit Sprung
• ja
_:5731:108 DIS Blockierv.:Senden • nein nein
phaseselektiv
• ja
_:5731:105 DIS Blockierv.:Trans. 0,00 s bis 60,00 s 0,02 s
Block. Wartezeit
_:5731:106 DIS Blockierv.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5731:107 DIS Blockierv.:Freigabe- 0,000 s bis 60,000 s 0,020 s
verzögerung
_:5731:11 DIS Blockierv.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5731:103 DIS Blockierv.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.
_:5731:104 DIS Blockierv.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung (mehrpol.)

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5731:140 DIS Blockierv.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5731:141 DIS Blockierv.:Trans. Einstellmöglichkeiten anwen-
Blockierung mit dungsabhängig

6.9.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
DIS Blockierv.
_:5731:81 DIS Blockierv.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5731:54 DIS Blockierv.:Nicht wirksam SPS O
_:5731:52 DIS Blockierv.:Zustand ENS O
_:5731:53 DIS Blockierv.:Bereitschaft ENS O
_:5731:305 DIS Blockierv.:Blockiersignal ACT O
_:5731:307 DIS Blockierv.:Stopp ACT O
_:5731:301 DIS Blockierv.:Transiente Block. SPS O
_:5731:56 DIS Blockierv.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5731:57 DIS Blockierv.:Auslösung ACT O
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I

6.9.7 Rückwärtige Verriegelung

6.9.7.1 Beschreibung

[dwtpsrwv-260613-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-208 Funktionsblock: Rückwärtige Verriegelung (DIS Rückw. Verrieg.)

Wenn ein Fehler innerhalb der übergreifenden Zone auftritt und wenn keines der untergeordneten Schutzge-
räte ein Blockiersignal sendet, führt das zur Auslösung der Rückwärtigen Verriegelung.

794 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Auslöselogik Rückwärtige Verriegelung

[loruever-260613-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-209 Auslöselogik für die Rückwärtige Verriegelung

Der Distanzschutz liefert dem Informationsübertragungsverfahren die Anregeinformation. Das Auslösen für
die betroffene Zone übernimmt das Informationsübertragungsverfahren, mit dem der Distanzschutz zusam-
menarbeitet.
Bei nicht anstehendem Empfangssignal wird die über den Parameter (_:14311:140) Auslösen mit
eingestellte Zone zur Auslösung freigegeben.
Die Auslösung kann zusätzlich verzögert werden. Für 1-polige Kurzschlüsse stellen Sie die Verzögerungszeit
unter Verzögerung 1-pol. ein, für mehrpolige Fehler verwenden Sie den Parameter Verzögerung
(mehrpol.).
Die Auslösemeldung ergibt sich also bei gleichzeitigem Vorhandensein der Distanzzonenanregung, des
internen Freigabesignals und der Zeitabläufe.
Bei anstehendem Empfangssignal wird die Auslösung blockiert, damit eine Anregung in der ausgewählten
Übergreifzone den Kurzschluss auf der abgehenden Leitung nicht schnell abschaltet.
Wenn die Rückwärtige Verriegelung mit mehreren Empfangsblöcken eingesetzt wird, werden die Empfangs-
signale von allen Empfangsblöcken mit ODER verknüpft.
Durch den Parameter (_:14311:11) 1-polige Ausl. erlaubt kann die Auslöselogik die 1-polige
Auslösung in 1-/3-polig auslösenden Geräten erlauben. Wenn das Gerät nur 3-polig auslösen kann, ist der
Parameter 1-polige Ausl. erlaubt nicht gültig und sichtbar.

6.9.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Rückwärtige Verriegelung


Wenn der Distanzschutz in einem einseitig eingespeisten Transformatorabgang als Reserveschutz eingesetzt
wird, können Sie die Sammelschiene durch die Rückwärtige Verriegelung in Schnellzeit schützen. Die Selekti-
vität des Distanzschutzes für Fehler auf den abgehenden Leitungen ist dadurch nicht gefährdet.
Die Distanzzonen Z1 und Z2 dienen dabei nach Bild 6-210 als Reservestufen für Fehler auf den abgehenden
Leitungen, z.B. in F2. Für Distanzstaffelung berücksichtigen Sie die kürzeste Folgeleitung.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 795
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Die Übergreifzone Z1B liefert typischerweise die Anregeinformation für die Rückwärtige Verriegelung. Die
Verzögerungszeit der Rückwärtigen Verriegelung müssen Sie größer einstellen als die Anregezeit Ta der
Schutzgeräte an den abgehenden Leitungen. Bei Anregung eines untergeordneten Schutzes wird die Auslö-
sung der Rückwärtigen Verriegelung blockiert. Die Anregesignale der untergeordneten Schutzgeräte werden
der Rückwärtigen Verriegelung als Empfangssignal zugeführt (siehe Bild 6-210). Wenn keines der untergeord-
neten Schutzgeräte anregt, erzeugt die Rückwärtige Verriegelung eine Auslösemeldung. Damit ist die schnelle
Abschaltung in folgenden Fällen möglich:

• Kurzschluss auf der Sammelschiene, z.B. in F1

• Wenn der Leistungsschalter z.B. bei einem Fehler in F2 versagt


Wenn die Anregesignale der untergeordneten Schutzgeräte schneller zurückfallen als die Anregung der ausge-
wählten Übergreifzone, verhindert die transiente Blockierzeit eine Fehlauslösung der Rückwärtigen Verriege-
lung.

[dwrckver-180613-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-210 Funktionsschema der Rückwärtigen Verriegelung

Parameter: Verzögerung 1-pol.

• Empfohlener Einstellwert (_:14311:103) Verzögerung 1-pol. = 0,04 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. können Sie die Auslöseverzögerung für 1-phasige Erdfehler
einstellen. Wegen möglicher Unterschiede in den Anregezeiten der Geräte und wegen der Signalübertra-
gungszeit muss die Auslösung der Rückwärtigen Verriegelung verzögert werden. Siemens empfiehlt den
Einstellwert 0,04 s.

Parameter: Verzögerung (mehrpol.)

• Empfohlener Einstellwert (_:14311:104) Verzögerung (mehrpol.) = 0,04 s


Mit dem Parameter Verzögerung (mehrpol.) können Sie die Auslöseverzögerung für mehrphasige Fehler
einstellen. Wegen möglicher Unterschiede in den Anregezeiten der Geräte und wegen der Signalübertra-

796 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

gungszeit muss die Auslösung der Rückwärtigen Verriegelung verzögert werden. Siemens empfiehlt den
Einstellwert 0,04 s.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:14311:140) Auslösen mit = Z1B


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die übergreifende Distanzzone aus. Die übergreifende
Distanzzone wird typischerweise mit Z1B bezeichnet. Die Auswahltexte sind identisch mit den Bezeichnungen,
die Sie bei der Zonenkonfiguration in der Distanzschutzfunktion vergeben. Somit kann der Auswahltext für die
übergreifende Distanzzone auch anders lauten als Z1B.
Für Anwendungen, bei denen die Reichweite für Phasen- und Erdfehler unterschiedlich eingestellt wird,
existieren 2 übergreifende Distanzzonen. Für Erdfehler wirkt dann z.B. Z1B (L-E) und für Phasenfehler Z1B
(L-L). In diesem Fall müssen Sie beide Zonen als auslösende Zonen auswählen.

Parameter: Rückf.verz. Trans. Block.

• Empfohlener Einstellwert (_:14311:106) Rückf.verz. Trans. Block. = 0,05 s


Mit dem Parameter Rückf.verz. Trans. Block. bestimmen Sie die Dauer der transienten Blockierung.
Stellen Sie die Rückf.verz. Trans. Block. so ein, dass eine Fehlauslösung der Rückwärtigen Verriege-
lung bei schnellerem Rückfall der Anregesignale der untergeordneten Schutzgeräte verhindert wird. Siemens
empfiehlt den Einstellwert 0,05 s.

6.9.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DIS Rückw.Verrieg
_:14311:1 DIS Rückw.Verrieg:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:14311:106 DIS 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Rückw.Verrieg:Rückf.verz.
Trans. Block.
_:14311:11 DIS Rückw.Verrieg:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:14311:103 DIS Rückw.Verrieg:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,04 s
rung 1-pol.
_:14311:104 DIS Rückw.Verrieg:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,04 s
rung (mehrpol.)
_:14311:140 DIS Rückw.Verrieg:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig

6.9.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
DIS Rückw.Verrieg
_:14311:81 DIS Rückw.Verrieg:>Blockierung Stufe SPS I
_:14311:54 DIS Rückw.Verrieg:Nicht wirksam SPS O
_:14311:52 DIS Rückw.Verrieg:Zustand ENS O
_:14311:53 DIS Rückw.Verrieg:Bereitschaft ENS O
_:14311:56 DIS Rückw.Verrieg:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:14311:57 DIS Rückw.Verrieg:Auslösung ACT O
_:14311:347 DIS Rückw.Verrieg:Funktion ein SPC C

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I

6.9.8 Transiente Blockierung

6.9.8.1 Beschreibung
Die transiente Blockierung sorgt für zusätzliche Sicherheit gegen Fehlsignale, die durch Richtungsumkehr nach
Abschalten von äußeren Fehlern, z.B. auf Parallelleitungen, verursacht werden. Die transiente Blockierung
findet Anwendung bei Blockier- und bei Vergleichsverfahren, aber nicht bei Mitnahmeverfahren.

[lotpstrb-310511-01.tif, 3, de_DE]

Bild 6-211 Logikdiagramm der transienten Blockierung

Wenn eine Anregung rückwärts oder ungerichtet vorliegt (Nicht-Vorwärtsfehler), erfolgt nach einer Warte-
zeit Trans. Block. Wartezeit die transiente Blockierung. Das Signal Transiente Block. wirkt auf
Sende- und Auslöselogik der Vergleichsverfahren sowie auf die Auslöselogik des Blockierverfahrens. Nach
dem Wegfall des Blockierkriteriums wird die transiente Blockierung für eine einstellbare Zeit Rückf.verz.
Trans. Block. aufrechterhalten. Wenn während einer laufenden transienten Blockierung ein Auslöse-
befehl in der Untergreifzone erzeugt wird (Signal Freig Aus vorw(DIS)), wird die transiente Blockierzeit
abgeworfen. Damit wird die Blockierung des Informationsübertragungsverfahrens bei einem internen Fehler
verhindert.
Die Informationsübertragungsverfahren für Distanzschutz und Erdfehlerschutz können sich gegenseitig beein-
flussen. Mit dem Parameter Trans. Blockierung mit kann eingestellt werden, ob die transiente Blockie-
rung des Informationsübertragungsverfahrens für den Erdfehlerschutz auf das des Distanzschutzes wirken soll.
Die gegenseitige Beeinflussung ist dann sinnvoll, wenn die Informationsübertragungsverfahren für Distanz-
schutz und Erdfehlerschutz mit einem gemeinsamen Kommunikationskanal arbeiten.

798 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.9.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Transiente Blockierung

Trans. Block durch

• Voreinstellung (_:5731:141) Trans. Blockierung mit = EF: TrBlock XBlk


Stellen Sie den Parameter Trans. Blockierung mit auf EF: TrBlock XBlk, wenn das Informations-
übertragungsverfahren für den Distanzschutz auf dem selben Kommunikationskanal arbeitet, wie ein Informa-
tionsübertragungsverfahren für den Erdfehlerschutz. Stellen Sie den Parameter auf unwirksam, wenn Sie
getrennte Kommunikationskanäle verwenden. Wenn kein Informationsübertragungsverfahren für Erdfehler-
schutz verwendet wird, ist die Parametereinstellung nicht möglich und die Verknüpfung automatisch deakti-
viert.

Parameter: Trans. Block. Wartezeit

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:105) Trans. Block. Wartezeit = 0,02 s


Mit dem Parameter Trans. Block. Wartezeit stellen Sie ein, wie lange eine rückwärts oder ungerichtete
Anregung anstehen sollen, bevor die transiente Blockierung eintritt. Siemens empfiehlt den Einstellwert
0,02 s.

HINWEIS

i Die Zeit Trans. Block. Wartezeit darf nicht auf Null eingestellt werden. Damit wird verhindert, dass
die Transiente Blockierzeit Rückf.verz. Trans. Block. nicht bereits gestartet wird, wenn die Rich-
tungsinformation zeitlich verzögert gegenüber der Funktionsanregung eintritt. Abhängig von der Eigen-
zeit des Leistungsschalters auf der Parallelleitung oder in Rückwärtsrichtung liegender Leistungsschalter
werden Einstellungen zwischen 10 ms und 20 ms empfohlen.

Parameter: Rückf.verz. Trans. Block.

• Empfohlener Einstellwert (_:5731:106) Rückf.verz. Trans. Block. = 0,05 s


Mit dem Parameter Rückf.verz. Trans. Block. bestimmen Sie die Dauer der transienten Blockierung.
Die Zeit muss länger eingestellt sein als die Dauer der transienten Ausgleichsvorgänge bei Eintritt oder
Abschalten von äußeren Kurzschlüssen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

6.10.1 Funktionsübersicht

Die Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz (DIS Uni.-verfahren) beinhalten die


gleichen Funktionalitäten, wie sie in 6.9 Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz beschrieben
sind. Der Unterschied besteht darin, dass alle Funktionalitäten, mit Ausnahme des Verfahrens DIS Rückw.
Verrieg., kompakt innerhalb der Funktion DIS Uni.-verfahren zusammengefasst sind. Dies kann dann
von Vorteil sein, wenn eine Umschaltung der Funktionalitäten über Parameteränderungen gewünscht ist.
Da es keine Funktionsunterschiede zu den Informationsverfahren mit Distanzschutz gibt, werden im
Folgenden nur die Besonderheiten beschrieben.

6.10.2 Struktur der Funktion

Die Funktion DIS Uni.-verfahren wird in der Funktionsgruppe Leitung in Kombination mit der Distanzschutz-
funktion angewendet.
Die im folgenden Bild dargestellten Funktionen stehen zur Verfügung:

[dw_funct-line_universal, 1, de_DE]

Bild 6-212 Struktur/Einbettung der Funktion

Zusätzlich zu den einzelnen Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz enthalten die Universal-


Informationsübertragungsverfahren die Funktionsblöcke (FB) Allgemein und Sammelmeldung.

800 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Sie finden die Funktion DIS Uni.-verfahren in der DIGSI-Bibliothek unter FG Leitung > Informationsübertra-
gungsverfahren > DIS Universalverfahren.
Mit der Instanziierung der Funktion DIS Uni.-verfahren sind folgende Funktionalitäten vorinstanziiert:

• FB Allgemein

• FB Sammelmeldung

• FB Mitnahmeverfahren (DIS Mitnahme.)

• FB Freigabeverfahren (DIS Freigabe.)

• FB Blockierverfahren (DIS Blockierv.)

• FB Empfangsblock für Binärsignal 1 (Empf. Binärs. 1)

• FB Empfangsblock für Binärsignal 2 (Empf. Binärs. 2)

• FB Empfangsblock Wirkschnittstelle für Binärsignale (Empf. WS)


Die Funktionsblöcke besitzen folgende Eigenschaften:
Funktionsblock Löschbar Anzahl Instanzen Voreinstellung Modus
Allgemein Nein 1 Ein
Sammelmeldung Nein 1 Ein (nicht veränderbar)
DIS Mitnahme. Ja 5 Aus
DIS Freigabe. Ja 5 Aus
DIS Blockierv. Ja 5 Aus
Empf. Binärs. Ja 5 Aus
Empf. WS Ja 1 Aus
Empf. Unblocks Ja 5 Aus

HINWEIS

i Da die meisten Funktionsblöcke nach der Vorinstanziierung ausgeschaltet sind, empfiehlt Siemens, diese
Voreinstellwerte zu überprüfen.

HINWEIS

i Im Unterschied zu den einzelnen Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz besitzen die Funk-


tionsblöcke Empf. Binärs., Empf. WS und Empf. Unblocks den Parameter Modus und erscheinen
deshalb auch in der Parametrieransicht.

FB Allgemein
Mit dem FB Allgemein können Sie die Funktion DIS Uni.-verfahren über den Parameter Modus oder das
Controllable Modus (steuerbar) ein- oder ausschalten.
Weiterhin werden allgemeine Meldungen der Funktion DIS Uni.-verfahren bereitgestellt.

FB Sammelmeldung
Der FB Sammelmeldung fasst die Informationen aller Mitnahmeverfahren, Freigabeverfahren und Block-
ierverfahren an einem zentralen Ort zusammen. Wenn Sie mehrere Informationsübertragungsverfahren
verwenden, zwischen denen durch Parameteränderung umgeschaltet wird, kann so die Rangierung von
Meldungen vereinfacht werden.

Weiterführende Informationen zu den Informationsübertragungsverfahren, siehe:

• 6.9.4 Mitnahmeverfahren

• 6.9.5 Vergleichsverfahren

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

• 6.9.6 Blockierverfahren

• 6.10.3 Empfangsblöcke

6.10.3 Empfangsblöcke

Mehrere Empfangsblöcke Empf. Binärs. und auch der Empfangsblock Empf. WS können gleichzeitig
vorhanden sein.
Wenn die Kommunikation der Leitungsenden über Binärsignale erfolgt, werden die benötigten Empfangs-
blöcke über den Parameter Modus auf ein geschaltet. Wenn ein Informationsübertragungsverfahren mit z.B.
insgesamt 3 Enden konfiguriert wird, dann müssen genau 2 Empfangsblöcke eingeschaltet sein. Alle weiteren
möglicherweise vorhandenen Empfangsblöcke, auch der Empfangsblock Empf. WS, müssen ausgeschaltet
sein.
Wenn die Kommunikation der Leitungsenden über eine Wirkschnittstelle erfolgen soll, müssen Sie den
Empfangsblock Empf. WS einschalten. Alle anderen vorhandenen Empfangsblöcke müssen ausgeschaltet
sein. Eine Mischung der Kommunikation zu den Leitungsenden über Wirkschnittstelle und über Binärsignale ist
nicht möglich.
Weitere Informationen zur Funktionsweise der Empfangsblöcke siehe 6.9.3 Empfangsblöcke.

6.10.4 Anwendung

Die Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz ermöglichen Ihnen, eine gemeinsame


Konfiguration für mehrere Anwendungsfälle zu erstellen. Wenn Sie z.B. in Ihren Anlagen sowohl die Mitnahme
über erweiterten Messbereich als auch die Mitnahme über Anregung einsetzen, können Sie im Universal-
Informationsübertragungsverfahren zweimal das Mitnahmeverfahren instanziieren und entsprechend der
jeweiligen Anwendung konfigurieren. Für den konkreten Einsatz in einer Anlage müssen Sie nur noch das
gewünschte Verfahren über den Parameter Modus auf ein schalten.
Genauso ist es möglich, eine gemeinsame Konfiguration für die verschiedenen Möglichkeiten der Kommunika-
tion mit den anderen Leitungsenden zu erstellen. Wenn Sie z.B. Anlagen sowohl mit 2 als auch mit 3 Enden
haben und die Kommunikation entweder über Binärsignale oder Wirkschnittstelle erfolgt, dann können Sie
dafür 2 Empfangsblöcke Empf. Binärs. und auch einen Empfangsblock Empf. WS erstellen, entsprechend
parametrieren und die Meldungen rangieren. Die für den konkreten Einsatz benötigten Empfangsblöcke
werden über den Parameter Modus auf ein geschaltet.
Bei Kommunikation mit Wirkschnittstelle stellen Sie die Anzahl und die Identität der Geräte, die am Infor-
mationsübertragungsverfahren zum Schutz des Leitungsgebildes teilnehmen, bei der Konfiguration der Wirk-
schnittstelle ein. Siehe dazu 3.6.5.4 Konfiguration der Wirkschnittstelle in DIGSI 5 oder 3.6.6.4 Konfiguration
der erweiterten Wirkkommunikation in DIGSI 5.

6.10.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:25111:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test
DIS Blockierv.
_:5731:1 DIS Blockierv.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:5731:101 DIS Blockierv.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
längerung

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5731:102 DIS Blockierv.:Senden • nein ja
mit Sprung
• ja
_:5731:108 DIS Blockierv.:Senden • nein nein
phaseselektiv
• ja
_:5731:105 DIS Blockierv.:Trans. 0,00 s bis 60,00 s 0,02 s
Block. Wartezeit
_:5731:106 DIS Blockierv.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5731:107 DIS Blockierv.:Freigabe- 0,000 s bis 60,000 s 0,020 s
verzögerung
_:5731:11 DIS Blockierv.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5731:103 DIS Blockierv.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.
_:5731:104 DIS Blockierv.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung (mehrpol.)
_:5731:140 DIS Blockierv.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5731:141 DIS Blockierv.:Trans. Einstellmöglichkeiten anwen-
Blockierung mit dungsabhängig
DIS Freigabe.
_:5701:1 DIS Freigabe.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:5701:101 DIS Freigabe.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
längerung
_:5701:102 DIS Freigabe.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
_:5701:105 DIS Freigabe.:Trans. 0,00 s bis 60,00 s 0,02 s
Block. Wartezeit
_:5701:106 DIS Freigabe.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5701:11 DIS Freigabe.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5701:103 DIS Freigabe.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.
_:5701:104 DIS Freigabe.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung (mehrpol.)
_:5701:140 DIS Freigabe.:Senden Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5701:141 DIS Freigabe.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5701:142 DIS Freigabe.:Trans. Einstellmöglichkeiten anwen-
Blockierung mit dungsabhängig
DIS Mitnahme.
_:5671:1 DIS Mitnahme.:Modus • aus aus
• ein
• Test

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Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5671:101 DIS Mitnahme.:Sende- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
verlängerung
_:5671:11 DIS Mitnahme.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5671:102 DIS Mitnahme.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.
_:5671:103 DIS Mitnahme.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung (mehrpol.)
_:5671:140 DIS Mitnahme.:Senden Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5671:141 DIS Mitnahme.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
Empf. Binärs.1
_:5851:1 Empf. Binärs.1:Modus • aus aus
• ein
• Test
Empf. Binärs.2
_:5852:1 Empf. Binärs.2:Modus • aus aus
• ein
• Test
Empf. WS1
_:5911:1 Empf. Wirkschn:Modus • aus aus
• ein
• Test

6.10.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:25111:81 Allgemein:>Blockierung Stufe SPS I
_:25111:51 Allgemein:Modus (steuerbar) ENC C
_:25111:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:25111:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:25111:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
Sammelmeldung
_:9061:303 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
_:9061:302 Sammelmeldung:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:9061:304 Sammelmeldung:Blockiersignal ACT O
_:9061:305 Sammelmeldung:Stopp ACT O
_:9061:301 Sammelmeldung:Transiente Block. SPS O
_:9061:308 Sammelmeldung:Senden ACT O
_:9061:306 Sammelmeldung:Sendesignal ist Echo SPS O
_:9061:307 Sammelmeldung:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
DIS Blockierv.
_:5731:81 DIS Blockierv.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5731:51 DIS Blockierv.:Modus (steuerbar) ENC C

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5731:54 DIS Blockierv.:Nicht wirksam SPS O
_:5731:52 DIS Blockierv.:Zustand ENS O
_:5731:53 DIS Blockierv.:Bereitschaft ENS O
_:5731:305 DIS Blockierv.:Blockiersignal ACT O
_:5731:307 DIS Blockierv.:Stopp ACT O
_:5731:301 DIS Blockierv.:Transiente Block. SPS O
_:5731:56 DIS Blockierv.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5731:57 DIS Blockierv.:Auslösung ACT O
_:5731:347 DIS Blockierv.:Funktion ein SPC C
DIS Freigabe.
_:5701:81 DIS Freigabe.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5701:501 DIS Freigabe.:>Block. Echo SPS I
_:5701:502 DIS Freigabe.:>Blk. Schwache Einsp. SPS I
_:5701:51 DIS Freigabe.:Modus (steuerbar) ENC C
_:5701:54 DIS Freigabe.:Nicht wirksam SPS O
_:5701:52 DIS Freigabe.:Zustand ENS O
_:5701:53 DIS Freigabe.:Bereitschaft ENS O
_:5701:305 DIS Freigabe.:Senden ACT O
_:5701:302 DIS Freigabe.:Sendesignal ist Echo SPS O
_:5701:303 DIS Freigabe.:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
_:5701:301 DIS Freigabe.:Transiente Block. SPS O
_:5701:56 DIS Freigabe.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5701:57 DIS Freigabe.:Auslösung ACT O
_:5701:347 DIS Freigabe.:Funktion ein SPC C
DIS Mitnahme.
_:5671:81 DIS Mitnahme.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5671:501 DIS Mitnahme.:>Block. Echo SPS I
_:5671:502 DIS Mitnahme.:>Blk. Schwache Einsp. SPS I
_:5671:51 DIS Mitnahme.:Modus (steuerbar) ENC C
_:5671:54 DIS Mitnahme.:Nicht wirksam SPS O
_:5671:52 DIS Mitnahme.:Zustand ENS O
_:5671:53 DIS Mitnahme.:Bereitschaft ENS O
_:5671:304 DIS Mitnahme.:Senden ACT O
_:5671:301 DIS Mitnahme.:Sendesignal ist Echo SPS O
_:5671:302 DIS Mitnahme.:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
_:5671:56 DIS Mitnahme.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5671:57 DIS Mitnahme.:Auslösung ACT O
_:5671:347 DIS Mitnahme.:Funktion ein SPC C
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:301 Empf. Binärs.1:Empfangen ACT O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.10 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I
Empf. Binärs.2
_:5852:52 Empf. Binärs.2:Zustand ENS O
_:5852:53 Empf. Binärs.2:Bereitschaft ENS O
_:5852:301 Empf. Binärs.2:Empfangen ACT O
_:5852:501 Empf. Binärs.2:>Empfang L1 SPS I
_:5852:502 Empf. Binärs.2:>Empfang L2 SPS I
_:5852:503 Empf. Binärs.2:>Empfang L3 SPS I
_:5852:504 Empf. Binärs.2:>Empfang General SPS I
_:5852:505 Empf. Binärs.2:>Empfang Störung SPS I
Empf. WS1
_:5911:52 Empf. Wirkschn:Zustand ENS O
_:5911:53 Empf. Wirkschn:Bereitschaft ENS O
_:5911:301 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 1 ACT O
_:5911:302 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 2 ACT O
_:5911:303 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 3 ACT O
_:5911:304 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 4 ACT O
_:5911:305 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 5 ACT O
_:5911:306 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 6 ACT O
_:5911:307 Empf. Wirkschn:Empfang Störung SPS O

806 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten


Netzen

6.11.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen (ANSI 67N):

• Erfasst hochohmige Erdfehler an elektrischen Betriebsmitteln in geerdeten Netzen

• Erfasst Kurzschlüsse leiterselektiv

• Löst 1- oder 3-polig aus

6.11.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen wird in der Schutz-
Funktionsgruppe Leitung verwendet. Die Funktion ist werkseitig mit 2 Stufen mit stromunabhängiger Verzö-
gerung (UMZ-Stufen) vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 6 UMZ-Stufen sowie von
jedem inversen Typ jeweils eine gleichzeitig betreiben. Innerhalb der Funktionsgruppe lassen sich maximal
2 Funktionen betreiben.
Folgende Stufentypen stehen zur Verfügung:

• Erdkurzschlussschutz mit stromunabhängiger Verzögerung (UMZ)

• Erdkurzschlussschutz mit stromabhängiger Verzögerung nach IEC und ANSI (AMZ-3I0-IEC/ANSI)

• Erdkurzschlussschutz mit stromabhängiger Verzögerung mit logarithmisch inverser Kennlinie (AMZ-3I0-


log)

• Erdkurzschlussschutz mit nullsystemleistungsabhängiger Verzögerung (S0 invers)

• Erdkurzschlussschutz mit nullsystemspannungsabhängiger Verzögerung (U0 invers)


Das Verfahren zur Richtungsbestimmung und Leiterselektion liegt auf der Funktionsebene und wirkt auf
die Stufen gleichermaßen (siehe Bild 6-213 und Kapitel 6.11.9.1 Beschreibung). Damit wird sichergestellt,
dass alle Stufen einer Funktion das gleiche Richtungsergebnis bekommen. Jede Stufe kann ungerichtet oder
gerichtet – vorwärts oder rückwärts – eingestellt werden. Das Verfahren zur Richtungsbestimmung ist unab-
hängig von der Richtungsbestimmung für den Distanzschutz.
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen (siehe Bild 6-213) erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselek-
tiven Meldungen die folgenden Sammelmeldungen der gesamten Funktion Erdkurzschlussschutz:

• Anregung

• Auslöseverz. abgelauf.

• Auslösung

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

[dwgfpstr-030311-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-213 Struktur/Einbettung der Funktion

Wenn die nachfolgend aufgelisteten, geräteinternen Funktionen im Gerät vorhanden sind, können diese
Funktionen die Anregewerte und Verzögerungszeiten der Stufen beeinflussen oder die Stufen blockieren. Die
Stufe kann auch von extern über ein binäres Eingangssignal beeinflusst werden.

• Automatische Wiedereinschaltung (AWE)

• Binäres Eingangssignal
Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, so lassen sich die Stufen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren (siehe Kapitel 6.11.11.1 Beschreibung).
Die Stufen lassen sich bei Bedarf mittels der Funktion Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurz-
schlussschutz zum Richtungsvergleichsschutz verwenden (siehe Kapitel 6.12.1 Funktionsübersicht).

6.11.3 Stufensteuerung

Logik
Das folgende Bild stellt die Stufensteuerung für die Stufentypen UMZ, AMZ nach IEC und ANSI und AMZ mit
logarithmisch inverser Kennlinie dar.

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

[lo_ggfp_02, 2, de_DE]

Bild 6-214 Stufensteuerung für die Stufentypen UMZ, AMZ und Logarithmisch invers

Neben der allgemein geltenden Stufensteuerung wird die Stufe bei einem Messspannungsausfall blockiert,
sofern die Stufe gerichtet arbeitet und der Transformator-Sternpunktstrom nicht angeschlossen ist.
Das folgende Bild stellt die Stufensteuerung für die Stufentypen S0-invers und U0-invers dar.

[lo_ggfp_12, 2, de_DE]

Bild 6-215 Stufensteuerung für die Stufentypen S0-invers und U0-invers

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Neben der allgemein geltenden Stufensteuerung wird die Stufe bei einem Messspannungsausfall blockiert.

6.11.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.11.4.1 Beschreibung

Logik einer Stufe

[loggfp01-170611-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-216 Logikdiagramm Erdkurzschlussschutz mit stromunabhängiger Verzögerung (UMZ)

Messgröße
Der Nullstrom wird als Messgröße verwendet. Der Nullstrom wird gemäß seiner Definitionsgleichung

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

aus der Summe der 3 Leiterströme gebildet. Je nach Verwendung der Stromeingänge des Gerätes kann der
Nullstrom gemessen oder errechnet werden.
Wenn Sie einen Stromeingang in der Sternpunktzuführung des Stromwandlersatzes oder an einen separaten
Erdstromwandler der zu schützenden Leitung anschließen, steht der Erdstrom (Nullstrom) dem Gerät unmit-
telbar zur Verfügung.
Wenn das Gerät mit einem empfindlichen Stromeingang INsens ausgestattet ist, verwendet das Gerät diesen
Erdstrom (Nullstrom). Der Linearbereich dieses Messeinganges endet bei einer Amplitude von ca. 1,5 A. Bei
höheren Strömen schaltet das Gerät automatisch auf Auswertung des aus den Leiterströmen berechneten
Nullstromes um.
Wenn der Erdstrom nicht als direkt gemessene Größe am Gerät anliegt, dann errechnet das Gerät den Null-
strom aus den Leiterströmen.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren wählen Sie je nach Applikation die jeweilige Messmethode aus:

• Messung der Grundschwingung über 1 Periodenfilter (Standardfilter)


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung der Grundschwingung über 2 Periodenfilter


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus. Über die erweiterte Filterlänge gegenüber dem Standardfilter werden Oberschwingungen und
transiente Störungen besonders stark gedämpft. Aufgrund der größeren Filterlänge ergibt sich eine
etwas verlängerte Anregezeit gegenüber dem Standardfilter (siehe technische Daten).

Stabilisierung mit den Leiterströmen


In geerdeten Netzen verursachen unsymmetrische Leitungs- und Lastverhältnisse im normalen Betriebsfall
einen Nullstrom. Ebenso führen unterschiedliche Stromwandlerfehler zu einem sekundären Nullstrom. Die
Amplitude dieses unerwünschten Nullstroms steigt mit wachsendem Leiterstrom an. Ein unerwünschter Null-
strom kann bei kleinen Einstellwerten der Erdstromstufen zu Fehlanregungen und Fehlauslösungen führen.
Um Fehlanregungen und Fehlauslösungen zu vermeiden, wird die Erdstromstufe mit den Leiterströmen stabi-
lisiert. Der Schwellwert erhöht sich mit steigenden Leiterströmen (siehe folgendes Bild).
Sie können den Stabilisierungsfaktor (= Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom
verändern.

[logfpsta-030311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-217 Stabilisierung mit den Leiterströmen

Richtungssinn
Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Stufe in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
arbeitet. Der Betrieb ist auch ungerichtet möglich.
Die Richtungsbestimmung arbeitet stufenübergreifend (siehe Kapitel 6.11.9.1 Beschreibung).

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Selektion des Leiters


Der Leiterselektor erkennt anhand der Verteilung der Ströme und Spannungen, ob ein 1-poliger (Ermittlung
des betroffenen Leiters) oder mehrpoliger Kurzschluss vorliegt (siehe Kapitel 6.11.10 Selektion des Leiters).

Anregung für Signalzusatz


Mit Hilfe der Funktion Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz können Sie die
Stufe auch zum Richtungsvergleichsschutz verwenden. Hierzu stellt die Stufe das interne Signal Anregung
Signalzusatz zur Verfügung. Nehmen Sie die nötigen Einstellungen in der Funktion Informationsübertra-
gungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz vor (siehe Kapitel 6.12.1 Funktionsübersicht).

Betriebsart bei 1-poliger Pause


Mit dem Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause wird definiert, ob die Stufe während einer 1-poligen
Pause blockiert ist oder ungerichtet arbeitet, auch wenn sie auf gerichteten Betrieb eingestellt ist. Wenn
die 1-polige Pause beendet ist, so wird das entsprechende geräteinterne Signal um die Zeit des Parameters
Verläng.Betr.art 1p Pause verlängert (gehalten).

Blockierung der Anregung der Stufe


Folgende Blockierungen unterdrücken die Anregung der Stufe und setzen die angeregte Stufe vollständig
zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe (siehe auch Bild 6-214
und Bild 6-215)

• Während einer 1-poligen Pause durch die Funktion Automatische Wiedereinschaltung, sofern der Para-
meter Betriebsart b. 1-pol.Pause auf blockiert eingestellt ist.

• Über die Funktionalität der dynamischen Parameter (siehe Kapitel 6.11.13.1 Beschreibung )
Die Blockierungsursache wird gemeldet.

Blockierung der Auslösung durch die Anregung der Distanzschutz- oder Differentialschutzfunktion
Die Anregung und die Anregeart der Hauptschutzfunktion (Distanz- oder Differentialschutz) können die Auslö-
sung der Stufe blockieren. Diese Einstellung können Sie über 2 Parameter vornehmen:

• Parameter Blockierung durch


Mit diesem Parameter wählen Sie die Distanzschutzzone oder die Differentialschutzstufe, bei deren
Anregung die Blockierung erfolgen soll.

• Parameter Blockier. bei Schutz.anr.


Mit diesem Parameter wird die Anregeart definiert, bei der die Blockierung erfolgen soll. Die Blockierung
kann bei jeder Anregung oder nur bei 1-poligen oder nur bei mehrpoligen Anregungen erfolgen.
Über den Parameter wird auch eingestellt, dass keine Blockierung bei Anregung des Hauptschutzes
erfolgen soll. Dies gilt auch, wenn Sie unter dem Parameter Blockierung durch eine oder mehrere
Zonen/Stufen ausgewählt haben.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Funktion Einschaltstromerkennung


Die Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Funktion Einschaltstromerkennung ist im Kapitel
6.11.11.1 Beschreibung beschrieben.

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter


Wenn die folgenden Funktionen im Gerät vorhanden sind, können sie einen Einfluss auf die dynamischen
Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung der Stufe nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist im Kapitel 6.11.13.1 Beschreibung
beschrieben.

6.11.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Wahl des Stufentyps


Wenn die Verzögerung der Auslösung von der Stromhöhe unabhängig sein soll, wählen Sie diesen Stufentyp
(UMZ).
Eine mehrstufige UMZ-Funktion wird durch den parallelen Betrieb mehrerer UMZ-Stufen realisiert.

Parameter: Blockierung durch den Hauptschutz

• Voreinstellwert (_:4861:140) Blockierung durch = keine

• Voreinstellwert (_:4861:130) Blockier. bei Schutz.anr. = jede Anr.


Wenn Sie der selektiven Fehlerklärung durch die Hauptschutzfunktion (z.B. Differential- oder Distanzschutz)
Vorrang vor einer Auslösung durch den Erdkurzschlussschutz geben wollen, können Sie dies über die beiden
Parameter definieren. Über den Parameter Blockierung durch werden die Zonen oder Stufen der Haupt-
schutzfunktion(en) gewählt, bei deren Anregung der Erdkurzschlussschutz blockiert werden soll.
Mit dem Parameter Blockier. bei Schutz.anr. können Sie die Art der Anregung bestimmen, die zur
Blockierung führen soll.
Parameterwert Beschreibung
jede Anr. Blockierung bei jeder Anregung
1-pol. Anr. Blockierung nur bei 1-poliger Anregung
mehr-pol. Anr. Blockierung nur bei mehrpoliger Anregung
keine Anr. Keine Blockierung bei Anregung der Hauptschutzfunktion

Parameter: Betriebsart bei 1-poliger Pause

• Voreinstellwert (_:4861:129) Betriebsart b. 1-pol.Pause = blockiert


Mit dem Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause legen Sie das Verhalten der Stufe im Fall einer
1-poligen Pause fest.
Parameterwert Beschreibung
blockiert Da der Laststrom in der 1-poligen Pause auch eine Nullkomponente hat, ist
eine Blockierung mit dieser Einstellung sinnvoll, wenn die Ansprechschwelle
der Stufe kleiner/gleich dem maximalen Laststrom ist.
ungerichtet Wenn der Erdkurzschlussschutz in der 1-poligen Pause weiter arbeiten soll,
wählen Sie diese Einstellung, da eine verlässliche Richtungsmessung wegen
Laststrom im Null- und Gegensystem bei 1-polig offenem Leistungsschalter
nicht möglich ist.
Stellen Sie die Ansprechschwelle der Stufe größer als der maximale Laststrom
ein.

Parameter: Verlängerung der Betriebsart bei 1-poliger Pause nach gehender 1-poliger Pause

• Voreinstellwert (_:4861:112) Verläng.Betr.art 1p Pause = 0,040 s


Mit dem Parameter Verläng.Betr.art 1p Pause definieren Sie die Zeit, um die Betriebsart bei 1-poligen
Pause nach Ende der 1-poligen Pause noch verlängert wird.
An allen Leitungsenden wird nach einer 1-poligen Pause nicht zeitgleich zugeschaltet. Daher muss die para-
metrierte Betriebsart bei 1-poliger Pause für eine bestimmte Zeit nach der Zuschaltung (Ende der 1-poligen
Pause) beibehalten werden, bis auch das andere Ende oder die anderen Enden sicher zugeschaltet haben. Die
hier einzustellende Zeit entspricht der maximalen Zeit zwischen dem Zuschalten des 1. Leistungsschalters und
dem Zuschalten des letzten Leistungsschalters an allen Enden des Abzweigs nach einer 1-poligen Pause.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:4861:114) Richtungssinn = ungerichtet


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie den Richtungssinn der Stufe fest.
Parameterwert Beschreibung
ungerichtet Wenn die Stufe in Vorwärts- und Rückwärtsrichtung (in Richtung der Leitung
und der Sammelschiene) arbeiten soll, dann wählen Sie diese Einstellung.
Die Stufe arbeitet auch dann mit dieser Einstellung, wenn keine Richtungsmes-
sung möglich ist, z.B. wegen zu kleiner oder keiner Polarisationsspannung.
vorwärts Wenn die Stufe nur in Vorwärtsrichtung (in Richtung der Leitung) arbeiten soll,
wählen Sie diese Einstellung.
rückwärts Wenn die Stufe nur in Rückwärtsrichtung (in Richtung der Sammelschiene)
arbeiten soll, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:4861:8) Messverfahren = 1-Periodenfilter


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Messgröße über 1 oder 2 Periodenfilter ermittelt
wird.
Parameterwert Beschreibung
1-Periodenfilter Mit diesem Messverfahren werden die Oberschwingungen oder transiente
Spannungsspitzen unterdrückt.
Siemens empfiehlt, diese Einstellung als Standardverfahren zu verwenden.
2-Periodenfilter Wenn Oberschwingungen und transiente Störungen besonders stark gedämpft
werden sollen, wählen Sie die Einstellung 2-Periodenfilter. Beachten Sie, dass
sich in diesem Fall die Anregezeit der Stufe etwas verlängert (siehe technische
Daten).

Parameter: Stabilisierung mit Leiterströmen

• Empfohlener Einstellwert (_:4861:111) Stabilis. mit Leiterstrom = 10 %


In geerdeten Netzen verursachen unsymmetrische Leitungs- und Lastverhältnisse im normalen Betriebsfall
einen Nullstrom. Ebenso führen unterschiedliche Stromwandlerfehler zu einem sekundären Nullstrom. Die
Amplitude dieses unerwünschten Nullstroms steigt mit wachsendem Leiterstrom an. Ein unerwünschter Null-
strom kann bei kleinen Einstellwerten der Erdstromstufen zu Fehlanregungen und Fehlauslösungen führen.
Um Fehlanregungen und Fehlauslösungen zu vermeiden, wird die Erdstromstufe mit den Leiterströmen stabi-
lisiert. Der Schwellwert erhöht sich mit steigenden Leiterströmen. Sie können den Stabilisierungsfaktor (=
Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom verändern.
Unter normalen Bedingungen empfiehlt Siemens, eine Einstellung von 10 % zu verwenden.

Dynamischer Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:4861:3) Schwellwert = 1500 A


Legen Sie den Anregewert entsprechend der Applikation fest.
Bei sehr empfindlicher Einstellung müssen Sie darauf achten, dass ein Nullstrom wegen Unsymmetrie (z.B.
unverdrillte Leitung) nicht zum Ansprechen der Stufe führt.

Dynamischer Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:4861:6) Auslöseverzögerung= 300 ms


Die einzustellende Verzögerungszeit ergibt sich aus dem Staffelplan für Erdfehler, der für das Netz aufgestellt
ist.
Achten Sie bei der Wahl der Strom- und Zeiteinstellung darauf, ob die Stufe richtungsabhängig arbeiten muss
und ob eine Signalübertragung verwendet wird. Siehe Kapitel 6.12.1 Funktionsübersicht.

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Wenn Sie eine Stufe richtungsabhängig und mit Signalübertragung verwenden, kann sie beim Freigabever-
fahren auch unverzögert wirken. Parametrieren Sie beim Blockierverfahren eine kurze Verzögerung in Höhe
der Signalübertragungszeit plus einer Reserve von ca. 20 ms.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:4861:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Stellen Sie den Parameter für die spezifische Applikation ein.
Parameterwert Beschreibung
ja Die Stufe erzeugt eine phasenselektive Auslösung. Die Entscheidung, welche
Pole des Leistungsschalters geöffnet werden, erfolgt erst in der zentralen Auslö-
sebefehl-Steuerung.
nein Die Stufe löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.

6.11.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:114 Allgemein:Richtungsbe- • U0 + IY oder U2 + I2 U0 + IY oder U2
stimmung mit + I2
• U0 + IY
• nur mit IY
• mit U2 + I2
• Nullleistung
_:2311:101 Allgemein:Grenzwinkel 0 ° bis 360 ° 338 °
vorwärts α
_:2311:102 Allgemein:Grenzwinkel 0 ° bis 360 ° 122 °
vorwärts β
_:2311:103 Allgemein:Min. Nullsys- 0,150 V bis 34,000 V 1,213 V
temspg. U0
_:2311:115 Allge- • nein nein
mein:Richt.erg=vorw.b.U
0<min
• ja

_:2311:104 Allgemein:Min. 3I0 f. 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,030 A


erhöh. Ri.empf. 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,15 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,030 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,15 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,030 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,150 A
_:2311:105 Allgemein:Min. Stern- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
punktstrom IY 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
_:2311:107 Allgemein:Min. Gegen- 0,150 V bis 34,000 V 1,213 V
systemspg.U2

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Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:106 Allgemein:Min. Gegen- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
systemstr. I2 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
_:2311:108 Allgemein:Kompensati- 0 ° bis 360 ° 255 °
onswinkel
_:2311:109 Allgemein:Nullleistung f. 1 A 0,08 VA bis 10,00 VA 0,52 VA
Richt. vorw. 5A 0,42 VA bis 50,00 VA 2,60 VA
_:2311:116 Allgemein:Richt.korr. bei • nein nein
Reih.komp.
• ja
Allgemein
_:4861:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:4861:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:4861:114 UMZ 1:Richtungssinn • ungerichtet ungerichtet
• vorwärts
• rückwärts
_:4861:11 UMZ 1:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:4861:8 UMZ 1:Messverfahren • 1-Periodenfilter 1-Periodenfilter
• 2-Periodenfilter
_:4861:116 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:4861:131 UMZ 1:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. Erde
• ja
_:4861:130 UMZ 1:Blockier. bei • jede Anr. jede Anr.
Schutz.anr.
• 1-pol. Anr.
• mehr-pol. Anr.
• keine Anr.
_:4861:129 UMZ 1:Betriebsart b. 1- • blockiert blockiert
pol.Pause
• ungerichtet
_:4861:112 UMZ 1:Verläng.Betr.art 0,000 s bis 60,000 s 0,040 s
1p Pause
_:4861:115 UMZ 1:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:4861:111 UMZ 1:Stabilis. mit 0 % bis 30 % 10 %
Leiterstrom

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Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:4861:3 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4861:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP:AWE aus/n.ber.
_:4861:117 UMZ 1:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:4861:123 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:4861:118 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:4861:124 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4861:101 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4861:106 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP: AWE-Zyklus 2
_:4861:119 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:4861:125 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4861:102 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4861:107 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP: AWE-Zyklus 3
_:4861:120 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:4861:126 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 817
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:4861:103 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4861:108 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP: AWE-Zyklus>3
_:4861:121 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:4861:127 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4861:104 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4861:109 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP: Binäreingang
_:4861:122 UMZ 1:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:4861:128 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4861:105 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4861:110 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
_:4861:140 UMZ 1:Blockierung Einstellmöglichkeiten anwen-
durch dungsabhängig
Allgemein
_:4862:1 UMZ 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:4862:2 UMZ 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:4862:114 UMZ 2:Richtungssinn • ungerichtet ungerichtet
• vorwärts
• rückwärts

818 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:4862:11 UMZ 2:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:4862:8 UMZ 2:Messverfahren • 1-Periodenfilter 1-Periodenfilter
• 2-Periodenfilter
_:4862:116 UMZ 2:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:4862:131 UMZ 2:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. Erde
• ja
_:4862:130 UMZ 2:Blockier. bei • jede Anr. jede Anr.
Schutz.anr.
• 1-pol. Anr.
• mehr-pol. Anr.
• keine Anr.
_:4862:129 UMZ 2:Betriebsart b. 1- • blockiert blockiert
pol.Pause
• ungerichtet
_:4862:112 UMZ 2:Verläng.Betr.art 0,000 s bis 60,000 s 0,040 s
1p Pause
_:4862:115 UMZ 2:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:4862:111 UMZ 2:Stabilis. mit 0 % bis 30 % 10 %
Leiterstrom
_:4862:3 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4862:6 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP:AWE aus/n.ber.
_:4862:117 UMZ 2:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:4862:123 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:4862:118 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:4862:124 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4862:101 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4862:106 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 819
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP: AWE-Zyklus 2
_:4862:119 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:4862:125 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4862:102 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4862:107 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP: AWE-Zyklus 3
_:4862:120 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:4862:126 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4862:103 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4862:108 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP: AWE-Zyklus>3
_:4862:121 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:4862:127 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:4862:104 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4862:109 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
DP: Binäreingang
_:4862:122 UMZ 2:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:4862:128 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

820 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:4862:105 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:4862:110 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 0,300 s
rung
_:4862:140 UMZ 2:Blockierung Einstellmöglichkeiten anwen-
durch dungsabhängig

6.11.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:501 Allgemein:>Test der Richtung SPS I
_:2311:301 Allgemein:Richtungstest ACD O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:4861:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:4861:84 UMZ 1:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:4861:51 UMZ 1:Modus (steuerbar) ENC C
_:4861:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:4861:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:4861:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:4861:60 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:4861:301 UMZ 1:Betr.art 1p.Pause akt. SPS O
_:4861:302 UMZ 1:Schutzanr. blk. Ausl. SPS O
_:4861:62 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:4861:63 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:4861:64 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:4861:65 UMZ 1:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:4861:67 UMZ 1:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:4861:68 UMZ 1:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:4861:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:4861:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:4861:57 UMZ 1:Auslösung ACT O
UMZ 2
_:4862:81 UMZ 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:4862:84 UMZ 2:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:4862:51 UMZ 2:Modus (steuerbar) ENC C
_:4862:54 UMZ 2:Nicht wirksam SPS O
_:4862:52 UMZ 2:Zustand ENS O
_:4862:53 UMZ 2:Bereitschaft ENS O
_:4862:60 UMZ 2:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:4862:301 UMZ 2:Betr.art 1p.Pause akt. SPS O
_:4862:302 UMZ 2:Schutzanr. blk. Ausl. SPS O
_:4862:62 UMZ 2:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:4862:63 UMZ 2:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:4862:64 UMZ 2:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:4862:65 UMZ 2:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:4862:67 UMZ 2:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:4862:68 UMZ 2:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:4862:55 UMZ 2:Anregung ACD O
_:4862:56 UMZ 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:4862:57 UMZ 2:Auslösung ACT O

822 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

6.11.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie nach IEC und ANSI (AMZ)

6.11.5.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[loggfp03-300511-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-218 Logikdiagramm Erdkurzschlussschutz mit stromabhängiger Verzögerung nach IEC und ANSI

Messgrößen
Der Nullstrom wird als Messgröße verwendet. Der Nullstrom wird gemäß seiner Definitionsgleichung

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

aus der Summe der 3 Leiterströme gebildet. Je nach Verwendung der Stromeingänge des Gerätes kann der
Nullstrom gemessen oder errechnet werden.
Wenn Sie einen Stromeingang in der Sternpunktzuführung des Stromwandlersatzes oder an einen separaten
Erdstromwandler der zu schützenden Leitung anschließen, steht der Erdstrom (Nullstrom) dem Gerät unmit-
telbar zur Verfügung.
Sofern das Gerät mit einem empfindlichen Stromeingang INsens ausgestattet ist, verwendet das Gerät diesen
Strom. Der Linearbereich dieses Messeinganges endet bei einer Amplitude von ca. 1,6 A. Bei höheren Strömen
schaltet das Gerät automatisch auf Auswertung des aus den Leiterströmen berechneten Nullstromes um.
Wenn der Erdstrom nicht als direkt gemessene Größe am Gerät anliegt, so errechnet das Gerät den Nullstrom
aus den Leiterströmen.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren wählen Sie abhängig von der Applikation die jeweilige Messmethode
aus:

• Messung der Grundschwingung über 1-Periodenfilter (Standardfilter)


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung der Grundschwingung über 2-Periodenfilter


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus. Über die erweiterte Filterlänge gegenüber dem Standardfilter werden Oberschwingungen und
transiente Störungen besonders stark gedämpft. Aufgrund der größeren Filterlänge ergibt sich eine
etwas verlängerte Anregezeit gegenüber dem Standardfilter (siehe technische Daten).

Stabilisierung mit den Leiterströmen


In geerdeten Netzen verursachen unsymmetrische Leitungs- und Lastverhältnisse im normalen Betriebsfall
einen Nullstrom. Ebenso führen unterschiedliche Stromwandlerfehler zu einem sekundären Nullstrom. Die
Amplitude dieses unerwünschten Nullstroms steigt mit wachsendem Leiterstrom an. Ein unerwünschter Null-
strom kann bei kleinen Einstellwerten der Erdstromstufen zu Fehlanregungen und Fehlauslösungen führen.
Um Fehlanregungen und Fehlauslösungen zu vermeiden, wird die Erdstromstufe mit den Leiterströmen stabi-
lisiert. Der Schwellwert erhöht sich mit steigenden Leiterströmen (siehe folgendes Bild).
Sie können den Stabilisierungsfaktor (= Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom
verändern.

[loggfpst-030810-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-219 Stabilisierung mit den Leiterströmen

Richtungssinn
Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Stufe in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
arbeitet. Der Betrieb ist auch ungerichtet möglich.
Die Richtungsbestimmung arbeitet stufenübergreifend (siehe Kapitel 6.11.9.1 Beschreibung).

824 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Selektion des Leiters


Der Leiterselektor erkennt anhand der Verteilung der Ströme und Spannungen, ob ein 1-poliger (Ermittlung
des betroffenen Leiters) oder ein mehrpoliger Kurzschluss vorliegt (siehe Kapitel 6.11.10 Selektion des
Leiters).

Anregung für Signalzusatz


Mit Hilfe der Funktion Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz können Sie die
Stufe auch zum Richtungsvergleichsschutz verwenden. Hierzu stellt die Stufe das interne Signal Anregung
Signalzusatz zur Verfügung. Nehmen Sie die nötigen Einstellungen in der Funktion Informationsübertra-
gungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz vor (siehe Kapitel 6.12.1 Funktionsübersicht).

Anrege-, Rückfall- und Auslöseverhalten der abhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI
Wenn die Eingangsgröße das 1,1-Fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abge-
arbeitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Diese Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-Fache des Anregewertes (0,95 × 1,1 × Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen folgenden Möglichkeiten wählen:

• Unverzögerter Rückfall: Die summierte Zeit wird gelöscht.

• Rückfall nach der Kennlinie: Sie summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert.
Der Rückfall nach der Kennlinie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das
gewichtete Reduzieren der Zeit wird ab 0,9 des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den technischen Daten dargestellt.
Das Abarbeiten der inversen Kennlinie nach Überschreitung des 1,1-Fachen des Schwellwertes kann um eine
konstante Zeit (Parameter Zusatzverzögerung) verzögert werden.

Betriebsart bei 1-poliger Pause


Mit dem Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause wird definiert, ob die Stufe während einer 1-poligen
Pause blockiert ist oder ungerichtet arbeitet, auch wenn sie auf gerichteten Betrieb eingestellt ist. Wenn
die 1-polige Pause beendet ist, so wird das entsprechende geräteinterne Signal um die Zeit des Parameters
Betriebsart b. 1-pol.Pause verlängert (gehalten).

Blockierung der Anregung der Stufe


Folgende Blockierungen unterdrücken die Anregung der Stufe und setzen die angeregte Stufe vollständig
zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe (siehe auch Bild 6-214
und Bild 6-215)

• Während einer 1-poligen Pause durch die Funktion Automatische Wiedereinschaltung, sofern der Para-
meter Betriebsart b. 1-pol.Pause auf blockiert eingestellt ist.

• Über die Funktionalität der dynamischen Parameter (siehe Kapitel 6.11.13.1 Beschreibung und Kapitel
6.11.6.1 Beschreibung)
Die Blockierungsursache wird gemeldet.

Blockierung der Auslösung durch die Anregung der Distanzschutz- oder Differentialschutzfunktion
Die Anregung und die Anregeart der Hauptschutzfunktion (Distanz- oder Differentialschutz) können die Auslö-
sung der Stufe blockieren. Diese Einstellung können Sie über 2 Parameter vornehmen:

• Parameter Blockierung durch


Mit diesem Parameter wählen Sie die Distanzschutzzone oder die Differentialschutzstufe, bei deren
Anregung die Blockierung erfolgen soll.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

• Parameter Blockier. bei Schutz.anr.


Mit diesem Parameter wird die Anregeart definiert, bei der die Blockierung erfolgen soll. Die Blockierung
kann bei jeder Anregung oder nur bei 1-poligen oder nur bei mehrpoligen Anregungen erfolgen.
Über den Parameter wird außerdem eingestellt, dass keine Blockierung bei Anregung des Hauptschutzes
erfolgen soll. Dies gilt auch, wenn Sie unter dem Parameter Blockierung durch eine oder mehrere
Zonen/Stufen ausgewählt haben.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Funktion Einschaltstromerkennung


Die Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung ist im Kapitel
6.11.11.1 Beschreibung beschrieben.

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter


Wenn die folgenden Funktionen im Gerät vorhanden sind, können sie einen Einfluss auf die dynamischen
Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung der Stufe nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist im Kapitel 6.11.13.1 Beschreibung
beschrieben.

6.11.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Wahl des Stufentyps


Wenn die Verzögerung der Auslösung von der Stromhöhe nach IEC oder ANSI-Standard abhängig sein soll,
wählen Sie diesen Stufentyp.

Parameter: Blockierung durch den Hauptschutz

• Voreinstellwert (_:140) Blockierung durch = keine

• Voreinstellwert (_:131) Blockier. bei Schutz.anr. = jede Anr.


Wenn Sie der selektiven Fehlerklärung durch die Hauptschutzfunktion (z.B. Differential- oder Distanzschutz)
Vorrang vor einer Auslösung durch den Erdkurzschlussschutz geben wollen, können Sie dies über die beiden
Parameter definieren. Über den Parameter Blockierung durch werden die Zonen oder Stufen der Haupt-
schutzfunktion(en) gewählt, bei deren Anregung der Erdkurzschlussschutz blockiert werden soll.
Mit dem Parameter Blockier. bei Schutz.anr. können Sie die Art der Anregung bestimmen, die zur
Blockierung führen soll.
Parameterwert Beschreibung
jede Anr. Blockierung bei jeder Anregung
1-pol. Anr. Blockierung nur bei 1-poliger Anregung
mehr-pol. Anr. Blockierung nur bei mehrpoliger Anregung
keine Anr. Keine Blockierung bei Anregung der Hauptschutzfunktion

Parameter: Betriebsart bei 1-poliger Pause

• Voreinstellwert (_:130) Betriebsart b. 1-pol.Pause = blockiert


Mit dem Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause legen Sie das Verhalten der Stufe im Fall einer
1-poligen Pause fest.

826 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameterwert Beschreibung
blockiert Da der Laststrom in der 1-poligen Pause auch eine Nullkomponente hat, ist
eine Blockierung mit dieser Einstellung sinnvoll, wenn die Ansprechschwelle
der Stufe kleiner/gleich dem maximalen Laststrom ist.
ungerichtet Wenn der Erdkurzschlussschutz in der 1-poligen Pause weiter arbeiten soll,
wählen Sie diese Einstellung, da eine verlässliche Richtungsmessung wegen
Laststrom im Null- und Gegensystem bei 1-polig offenem Leistungsschalter
nicht möglich ist.
Stellen Sie die Ansprechschwelle der Stufe größer als der maximale Laststrom
ein.

Parameter: Verlängerung der Betriebsart bei 1-poliger Pause nach gehender 1-poliger Pause

• Voreinstellwert (_:113) Verläng.Betr.art 1p Pause = 0,040 s


Mit dem Parameter Verläng.Betr.art 1p Pause definieren Sie die Zeit, um die Betriebsart bei 1-poligen
Pause nach Ende der 1-poligen Pause noch verlängert wird.
An allen Leitungsenden wird nach einer 1-poligen Pause nicht zeitgleich zugeschaltet. Daher muss die para-
metrierte Betriebsart bei 1-poliger Pause für eine bestimmte Zeit nach der Zuschaltung (Ende der 1-poligen
Pause) beibehalten werden, bis auch das andere Ende oder die anderen Enden sicher zugeschaltet haben. Die
hier einzustellende Zeit entspricht der maximalen Zeit zwischen dem Zuschalten des 1. Leistungsschalters und
dem Zuschalten des letzten Leistungsschalters an allen Enden des Abzweigs nach einer 1-poligen Pause.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:115) Richtungssinn = ungerichtet


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie den Richtungssinn der Stufe fest.
Parameterwert Beschreibung
ungerichtet Wenn die Stufe in Vorwärts- und Rückwärtsrichtung (in Richtung der Leitung
und der Sammelschiene) arbeiten soll, dann wählen Sie diese Einstellung.
Die Stufe arbeitet auch dann mit dieser Einstellung, wenn keine Richtungsmes-
sung möglich ist, z.B. wegen zu kleiner oder keiner Polarisationsspannung.
vorwärts Wenn die Stufe nur in Vorwärtsrichtung (in Richtung der Leitung) arbeiten soll,
wählen Sie diese Einstellung.
rückwärts Wenn die Stufe nur in Rückwärtsrichtung (in Richtung der Sammelschiene)
arbeiten soll, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:8) Messverfahren = 1-Periodenfilter


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Messgröße über einen 1- oder einen 2-Perioden-
filter ermittelt wird.
Parameterwert Beschreibung
1-Periodenfilter Mit diesem Messverfahren werden die Oberschwingungen oder transiente
Spannungsspitzen unterdrückt.
Siemens empfiehlt, diese Einstellung als Standardverfahren zu verwenden.
2-Periodenfilter Wenn Oberschwingungen und transiente Störungen besonders stark gedämpft
werden sollen, wählen Sie die Einstellung 2-Periodenfilter. Beachten Sie, dass
sich in diesem Fall die Anregezeit der Stufe etwas verlängert (siehe technische
Daten).

Parameter: Stabilisierung mit Leiterströmen

• Empfohlener Einstellwert (_:112) Stabilis. mit Leiterstrom = 10 %

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

In geerdeten Netzen verursachen unsymmetrische Leitungs- und Lastverhältnisse im normalen Betriebsfall


einen Nullstrom. Ebenso führen unterschiedliche Stromwandlerfehler zu einem sekundären Nullstrom. Die
Amplitude dieses unerwünschten Nullstroms steigt mit wachsendem Leiterstrom an. Ein unerwünschter Null-
strom kann bei kleinen Einstellwerten der Erdstromstufen zu Fehlanregungen und Fehlauslösungen führen.
Um Fehlanregungen und Fehlauslösungen zu vermeiden, wird die Erdstromstufe mit den Leiterströmen stabi-
lisiert. Der Schwellwert erhöht sich mit steigenden Leiterströmen. Sie können den Stabilisierungsfaktor (=
Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom verändern.
Unter normalen Bedingungen empfiehlt Siemens, eine Einstellung von 10 % zu verwenden.

Dynamischer Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 1500 A


Legen Sie den Anregewert entsprechend der Applikation fest.
Bei sehr empfindlicher Einstellung müssen Sie darauf achten, dass ein Nullstrom wegen Unsymmetrie (z.B.
unverdrillte Leitung) nicht zum Ansprechen der Stufe führt.

Parameter: Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:133) Kennlinientyp = IEC normal invers


Wählen Sie den für das Netz vorgegebenen Kennlinientyp. Die Kennlinien und ihre zugehörigen Formeln sind
in den technischen Daten dargestellt.

Dynamischer Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:106) Zeitmultiplikator = 1.00


Der Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem für das Netz aufgestellten Staffelplan für Erdfehler.
Achten Sie bei der Wahl der Strom- und Zeiteinstellung darauf, ob die Stufe richtungsabhängig arbeiten muss
und ob eine Signalübertragung verwendet wird. Siehe auch Kapitel 6.11.12 Informationsübertragung und
Kapitel 6.12.1 Funktionsübersicht.
Wenn Sie eine Stufe richtungsabhängig und mit Signalübertragung verwenden, kann sie beim Freigabever-
fahren auch unverzögert wirken. Parametrieren Sie beim Blockierverfahren eine kurze Verzögerung in Höhe
der Signalübertragungszeit plus einer Reserve von ca. 20 ms.

Parameter: Zusatzverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:132) Zusatzverzögerung = 0 s


Diese Zusatzverzögerung ist für Sonderapplikationen vorgesehen.
Siemens empfiehlt, diese Zeit zu 0 einzustellen, damit sie keinen Einfluss nimmt.

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:134) Rückfall = unverzögert


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten, die
einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, wählen Sie diese Einstel-
lung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen muss, sondern ein
unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: 1-polige Auslösung erlaubt

• Voreinstellwert (_:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Stellen Sie den Parameter für die spezifische Applikation ein.

828 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameterwert Beschreibung
ja Die Stufe erzeugt eine phasenselektive Auslösung. Die Entscheidung, welche
Pole des Leistungsschalters geöffnet werden, erfolgt erst in der zentralen
Auslösebefehl-Steuerung.
nein Die Stufe löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.

6.11.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 AMZ #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 AMZ #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:115 AMZ #:Richtungssinn • ungerichtet ungerichtet
• vorwärts
• rückwärts
_:11 AMZ #:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:8 AMZ #:Messverfahren • 1-Periodenfilter 1-Periodenfilter
• 2-Periodenfilter
_:117 AMZ #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:135 AMZ #:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. Erde
• ja
_:131 AMZ #:Blockier. bei • jede Anr. jede Anr.
Schutz.anr.
• 1-pol. Anr.
• mehr-pol. Anr.
• keine Anr.
_:130 AMZ #:Betriebsart b. 1- • blockiert blockiert
pol.Pause
• ungerichtet
_:113 AMZ #:Verläng.Betr.art 0,000 s bis 60,000 s 0,040 s
1p Pause
_:116 AMZ #:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:112 AMZ #:Stabilis. mit 0 % bis 30 % 10 %
Leiterstrom
_:3 AMZ #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:133 AMZ #:Kennlinientyp
_:106 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
_:132 AMZ #:Zusatzverzöge- 0,000 s bis 60,000 s 1,200 s
rung

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:134 AMZ #:Rückfall • unverzögert unverzögert
• Disk-Emulation
DP:AWE aus/n.ber.
_:118 AMZ #:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:124 AMZ #:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:119 AMZ #:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:125 AMZ #:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:101 AMZ #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:107 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus 2
_:120 AMZ #:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:126 AMZ #:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:102 AMZ #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:108 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus 3
_:121 AMZ #:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:127 AMZ #:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:103 AMZ #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:109 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus>3
_:122 AMZ #:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja

830 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:128 AMZ #:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:104 AMZ #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:110 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP: Binäreingang
_:123 AMZ #:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:129 AMZ #:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:105 AMZ #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:111 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
_:140 AMZ #:Blockierung Einstellmöglichkeiten anwen-
durch dungsabhängig

6.11.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
AMZ #
_:81 AMZ #:>Blockierung Stufe SPS I
_:84 AMZ #:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:51 AMZ #:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 AMZ #:Nicht wirksam SPS O
_:52 AMZ #:Zustand ENS O
_:53 AMZ #:Bereitschaft ENS O
_:60 AMZ #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:301 AMZ #:Betr.art 1p.Pause akt. SPS O
_:302 AMZ #:Schutzanr. blk. Ausl. SPS O
_:62 AMZ #:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:63 AMZ #:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:64 AMZ #:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:65 AMZ #:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:67 AMZ #:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:68 AMZ #:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:59 AMZ #:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 AMZ #:Anregung ACD O
_:56 AMZ #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 AMZ #:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 831
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

6.11.6 Stufe mit abhängiger, logarithmisch-inverser Kennlinie

6.11.6.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[loggfp05-300511-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-220 Logikdiagramm Erdkurzschlussschutz mit stromabhängiger Verzögerung mit logarithmisch


inverser Kennlinie (AMZ-3I0-log)

Dieser Stufentyp ist bis auf die Auslösekennlinie identisch mit dem Typ Erdkurzschlussschutz mit stromabhän-
giger Verzögerung nach IEC und ANSI (AMZ-3I0-IEC/ANSI) (siehe Kapitel 6.11.5.1 Beschreibung).
Das vorliegende Kapitel geht nur auf die Ausprägung der Auslösekennlinie ein. Für die weitere Funktionalität
verweist Siemens auf das Kapitel 6.11.5.1 Beschreibung.

832 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Auslösekennlinie
Bild 6-221 zeigt qualitativ die Wirkung der Parameter der Kennlinie.
Die Einstellung des Parameters Schwellwert ist der Bezugswert für alle Stromwerte. Dabei bildet der Para-
meter Schwellwertmultiplikator den Beginn der Kennlinie, d.h. den unteren Arbeitsbereich auf der
Stromachse bezogen auf den Schwellwert. Der Zeitwert Max.zeit der Kennlinie bestimmt den Anfangs-
wert der Kennlinie (für 3I0 = Schwellwert). Der Parameter Zeitmultiplikator verändert die Steilheit der
Kennlinie. Bei hohen Strömen gibt der Parameter Min.zeit der Kennlinie die untere Zeitgrenze an.

[loggfp04-030810-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-221 Auslösekennlinie

6.11.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Dieser Stufentyp ist bis auf die Kennlinie identisch mit dem Typ Erdkurzschlussschutz mit stromabhängiger
Verzögerung nach IEC und ANSI (AMZ-3I0-IEC/ANSI) (siehe Kapitel 6.11.5.1 Beschreibung).
Das vorliegende Kapitel geht nur auf die Ausprägung der Auslösekennlinie ein. Für die weitere Funktionalität
verweist Siemens auf das Kapitel 6.11.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise .

Wahl des Stufentyps


Wenn die Verzögerung der Auslösung von der Stromhöhe nach einer logarithmischen Kennlinie abhängig sein
soll, dann wählen Sie diesen Stufentyp.

Dynamischer Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 1500 A


Legen Sie den Anregewert entsprechend der Applikation fest. Dabei müssen Sie bei zeitgestaffelten Stufen die
Einstellung der über- und untergeordneten Stufen im Staffelplan berücksichtigen.

Parameter: Schwellwertmultiplikator

• Voreinstellwert (_:106) Schwellwertmultiplikator = 1,1

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Mit dem Parameter Schwellwertmultiplikator können Sie den Beginn der Kennlinie auf der Stromachse
(bezogen auf den Schwellwert) definieren.
Allgemeingültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Dynamischer Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:106) Zeitmultiplikator = 300 ms


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator können Sie die Steilheit der Kennlinie verändern.
Allgemein gültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Parameter: Max.zeit der Kennlinie

• Voreinstellwert (_:113) Max.zeit der Kennlinie = 1,200 s


Der Zeitwert Max.zeit der Kennlinie bestimmt den Anfangswert der Kennlinie (für 3I0 = Schwell-
wert).
Allgemeingültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Parameter: Min.zeit der Kennlinie

• Voreinstellwert (_:112) Min.zeit der Kennlinie = 1,200 s


Der Zeitwert Min.zeit der Kennlinie bestimmt die untere Zeitgrenze (bei hohen Strömen).
Allgemeingültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

6.11.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 Log.-invers #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Log.-invers #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:118 Log.-invers #:Richtungs- • ungerichtet ungerichtet
sinn
• vorwärts
• rückwärts
_:11 Log.-invers #:1-polige • nein nein
Ausl. erlaubt
• ja
_:8 Log.-invers #:Messver- • 1-Periodenfilter 1-Periodenfilter
fahren
• 2-Periodenfilter
_:120 Log.-invers #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:135 Log.-invers #:Blk. b. Erk. • nein nein
d. 2. Harm. Erde
• ja
_:134 Log.-invers #:Blockier. • jede Anr. jede Anr.
bei Schutz.anr.
• 1-pol. Anr.
• mehr-pol. Anr.
• keine Anr.

834 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:133 Log.-invers #:Betriebsart • blockiert blockiert
b. 1-pol.Pause
• ungerichtet
_:116 Log.-invers 0,000 s bis 60,000 s 0,040 s
#:Verläng.Betr.art 1p
Pause
_:119 Log.-invers #:Dynami- • nein nein
sche Parameter
• ja
_:115 Log.-invers #:Stabilis. mit 0 % bis 30 % 10 %
Leiterstrom
_:3 Log.-invers #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:106 Log.-invers #:Schwell- 1,00 bis 4,00 1,10
wertmultiplikator
_:6 Log.-invers #:Zeitmulti- 0,000 s bis 60,000 s 1,250 s
plikator
_:112 Log.-invers #:Min.zeit 0,000 s bis 60,000 s 1,200 s
der Kennlinie
_:113 Log.-invers #:Max.zeit 0,000 s bis 60,000 s 5,800 s
der Kennlinie
_:114 Log.-invers #:Zusatzver- 0,000 s bis 60,000 s 1,200 s
zögerung
DP:AWE aus/n.ber.
_:121 Log.-invers • nein nein
#:EinflussAWE aus/
n.bereit
• ja

_:127 Log.-invers #:Blockie- • nein nein


rung der Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:122 Log.-invers #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 1
• ja
_:128 Log.-invers #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:101 Log.-invers #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:107 Log.-invers #:Zeitmulti- 0,000 s bis 60,000 s 1,250 s
plikator
DP: AWE-Zyklus 2
_:123 Log.-invers #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 2
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:129 Log.-invers #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:102 Log.-invers #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:108 Log.-invers #:Zeitmulti- 0,000 s bis 60,000 s 1,250 s
plikator
DP: AWE-Zyklus 3
_:124 Log.-invers #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 3
• ja
_:130 Log.-invers #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:103 Log.-invers #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:109 Log.-invers #:Zeitmulti- 0,000 s bis 60,000 s 1,250 s
plikator
DP: AWE-Zyklus>3
_:125 Log.-invers #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus >3
• ja
_:131 Log.-invers #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:104 Log.-invers #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:110 Log.-invers #:Zeitmulti- 0,000 s bis 60,000 s 1,250 s
plikator
DP: Binäreingang
_:126 Log.-invers #:Einfluss • nein nein
Binäreingang
• ja
_:132 Log.-invers #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:105 Log.-invers #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A

836 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:111 Log.-invers #:Zeitmulti- 0,000 s bis 60,000 s 1,250 s
plikator
_:140 Log.-invers #:Blockie- Einstellmöglichkeiten anwen-
rung durch dungsabhängig

6.11.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Log.-invers #
_:81 Log.-invers #:>Blockierung Stufe SPS I
_:84 Log.-invers #:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:51 Log.-invers #:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 Log.-invers #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Log.-invers #:Zustand ENS O
_:53 Log.-invers #:Bereitschaft ENS O
_:60 Log.-invers #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:301 Log.-invers #:Betr.art 1p.Pause akt. SPS O
_:302 Log.-invers #:Schutzanr. blk. Ausl. SPS O
_:62 Log.-invers #:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:63 Log.-invers #:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:64 Log.-invers #:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:65 Log.-invers #:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:67 Log.-invers #:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:68 Log.-invers #:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:55 Log.-invers #:Anregung ACD O
_:56 Log.-invers #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Log.-invers #:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 837
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

6.11.7 Stufe mit S0 invers-Kennlinie

6.11.7.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[loggfp10-300511-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-222 Logikdiagramm Erdkurzschlussschutz mit nullsystemleistungsabhängiger Verzögerung (S0


invers)

Dieser Stufentyp ist bis auf die Auslösekennlinie identisch mit dem Typ Erdkurzschlussschutz mit stromabhän-
giger Verzögerung nach IEC und ANSI (AMZ-3I0-IEC/ANSI) (siehe Kapitel 6.11.5.1 Beschreibung).
Das vorliegende Kapitel geht nur auf die Ausprägung der Auslösekennlinie ein. Für die weitere Funktionalität
verweist Siemens auf das Kapitel 6.11.5.1 Beschreibung.

838 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Auslösekennlinie
Bild 6-223 zeigt die Auslösekennlinie der Stufe.
Der Nullsystem-Leistungsschutz arbeitet nach einer leistungsabhängigen Auslösekennlinie.
Die Nullsystemleistung wird aus der Nullsystemspannung und dem Nullsystemstrom berechnet. Die Kompo-
nente Sr in Richtung eines einstellbaren Kompensationswinkels φKomp ist maßgebend. Diese Komponente wird
als kompensierte Nullleistung bezeichnet:
Sr = 3I0 3U0 cos(φ-φKomp) mit φ = φU0-φI0
φKomp gibt also die Richtung der maximalen Empfindlichkeit an (cos(φ-φKomp) = 1, wenn φ = φKomp). Die
Leistungsberechnung beinhaltet durch ihre Vorzeicheninformation automatisch die Richtung. Durch Vorzei-
chentausch kann auch die Leistung für die Gegenrichtung bestimmt werden. Bild 6-229 stellt die Richtungs-
kennlinie dar.
Die Auslösezeit ergibt sich nach der Gleichung:

[fogfp003-300511-01.tif, 1, de_DE]

Die Leistung-Zeit-Kennlinie kann mit dem Bezugswertes Sref (S ref für Sr-Kennlinie = Basiswert für die
inverse Kennlinie für φ= φKomp) in Leistungsrichtung verschoben werden. Mit dem Faktor k-Faktor für
Sr-Kennlinie kann die Leistung-Zeit-Kennlinie in Zeitrichtung verschoben werden.
Mit der Zeiteinstellung Zusatzverzögerung können Sie eine zusätzliche leistungsunabhängige Verzöge-
rung einstellen.

[loggfp11-250111-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-223 Auslösekennlinie

6.11.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Dieser Stufentyp ist bis auf die Kennlinie identisch mit dem Typ Erdkurzschlussschutz mit stromabhängiger
Verzögerung nach IEC und ANSI (AMZ-3I0-IEC/ANSI) (siehe Kapitel 6.11.5.1 Beschreibung).
Das vorliegende Kapitel geht nur auf die Ausprägung der Auslösekennlinie ein. Für die weitere Funktionalität
verweist Siemens auf das Kapitel 6.11.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Wahl des Stufentyps


Wenn die Verzögerung der Auslösung von der Nullleistung nach einer inversen Kennlinie abhängig sein soll,
dann wählen Sie diesen Stufentyp.

Parameter: Kompensationswinkel

• Voreinstellwert (_:2311:108) Kompensationswinkel = 255°

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Mit dem Parameter Kompensationswinkel definieren Sie die Richtung der maximalen Empfindlichkeit.
Allgemeingültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Parameter: k-Faktor für Sr-Kennlinie

• Voreinstellwert (_:102) k-Faktor für Sr-Kennlinie = 0,500 s


Mit dem Parameter k-Faktor für Sr-Kennlinie können Sie die Leistung-Zeit-Kennlinie auf der Zeit-
achse verschieben.
Allgemeingültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Parameter: S ref für Sr-Kennlinie

• Voreinstellwert (_:103) S ref für Sr-Kennlinie = 10 VA


Mit dem Parameter S ref für Sr-Kennlinie können Sie die Leistung-Zeit-Kennlinie auf der Leistung-
sachse verschieben.
Allgemeingültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Parameter: Zusatzverzögerung

• Voreinstellwert (_:104) Zusatzverzögerung = 1,200 s


Mit dem Parameter Zusatzverzögerung können Sie eine zusätzliche leistungsunabhängige Verzögerung
einstellen.
Allgemeingültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

6.11.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 S0 invers #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 S0 invers #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:108 S0 invers #:Richtungs- • ungerichtet ungerichtet
sinn
• vorwärts
• rückwärts
_:11 S0 invers #:1-polige • nein nein
Ausl. erlaubt
• ja
_:8 S0 invers #:Messver- • 1-Periodenfilter 1-Periodenfilter
fahren
• 2-Periodenfilter
_:109 S0 invers #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:112 S0 invers #:Blk. b. Erk. d. • nein nein
2. Harm. Erde
• ja

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:111 S0 invers #:Blockier. bei • jede Anr. jede Anr.
Schutz.anr.
• 1-pol. Anr.
• mehr-pol. Anr.
• keine Anr.
_:106 S0 invers 0,000 s bis 60,000 s 0,040 s
#:Verläng.Betr.art 1p
Pause
_:105 S0 invers #:Stabilis. mit 0 % bis 30 % 10 %
Leiterstrom
_:3 S0 invers #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:101 S0 invers #:Schwellwert- 1,00 bis 4,00 1,10
multiplikator
_:102 S0 invers #:k-Faktor für 0,000 s bis 60,000 s 0,500 s
Sr-Kennlinie
_:103 S0 invers #:S ref für Sr- 1A 0,84 VA bis 100,00 VA 17,32 VA
Kennlinie 5A 4,20 VA bis 500,00 VA 86,61 VA
_:104 S0 invers #:Zusatzverzö- 0,000 s bis 60,000 s 1,200 s
gerung
_:140 S0 invers #:Blockierung Einstellmöglichkeiten anwen-
durch dungsabhängig

6.11.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
AMZ #
_:81 S0 invers #:>Blockierung Stufe SPS I
_:51 S0 invers #:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 S0 invers #:Nicht wirksam SPS O
_:52 S0 invers #:Zustand ENS O
_:53 S0 invers #:Bereitschaft ENS O
_:60 S0 invers #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:301 S0 invers #:Betr.art 1p.Pause akt. SPS O
_:302 S0 invers #:Schutzanr. blk. Ausl. SPS O
_:55 S0 invers #:Anregung ACD O
_:56 S0 invers #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 S0 invers #:Auslösung ACT O

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6.11.8 Stufe mit U0 invers-Kennlinie

6.11.8.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo gfp stage V0 invers 1-/3-pol, 2, de_DE]

Bild 6-224 Logikdiagramm Erdkurzschlussschutz mit nullsystemspannungsabhängiger Verzögerung (U0


invers)

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Messgrößen
Das Gerät misst die Verlagerungsspannung. Die gemessene Spannung wird auf die Nullsystemspannung U0
umgerechnet. Wenn die Verlagerungsspannung dem Gerät nicht als Messgröße von der offenen Dreieckswick-
lung zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach Definitionsgleichung aus den gemessenen
Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet:

[fo_U0 nullspannung, 1, de_DE]

Der Nullstrom wird als Messgröße verwendet. Der Nullstrom wird gemäß seiner Definitionsgleichung aus der
Summe der 3 Leiterströme gebildet:

[fo_I0 nullstrom, 1, de_DE]

Je nach Verwendung der Stromeingänge des Gerätes kann der Nullstrom gemessen oder errechnet werden.
Wenn Sie einen Stromeingang an die Sternpunktzuführung des Stromwandlersatzes oder an einen separaten
Erdstromwandler der zu schützenden Leitung anschließen, steht der Erdstrom (Nullstrom) dem Gerät unmit-
telbar zur Verfügung.
Sofern das Gerät mit einem empfindlichen Stromeingang INsens ausgestattet ist, verwendet das Gerät diesen
Strom. Der Linearbereich dieses Messeinganges endet bei einer Amplitude von ca. 1,6 A. Bei höheren Strömen
schaltet das Gerät automatisch auf Auswertung des aus den Leiterströmen berechneten Nullstromes um.
Wenn der Erdstrom nicht als direkt gemessene Größe am Gerät anliegt, so errechnet das Gerät den Nullstrom
aus den Leiterströmen.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren wählen Sie je nach Applikation die jeweilige Messmethode aus:

• Messung der Grundschwingung über 1-Periodenfilter (Standardfilter)


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung der Grundschwingung über 2-Periodenfilter


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus. Über die erweiterte Filterlänge gegenüber dem Standardfilter werden Oberschwingungen und
transiente Störungen besonders stark gedämpft. Aufgrund der größeren Filterlänge ergibt sich eine
etwas verlängerte Anregezeit gegenüber dem Standardfilter (siehe technische Daten).

Stabilisierung mit den Leiterströmen


In geerdeten Netzen verursachen unsymmetrische Leitungs- und Lastverhältnisse im normalen Betriebsfall
einen Nullstrom. Ebenso führen unterschiedliche Stromwandlerfehler zu einem sekundären Nullstrom. Die
Amplitude dieses unerwünschten Nullstroms steigt mit wachsendem Leiterstrom an. Ein unerwünschter Null-
strom kann bei kleinen Einstellwerten der Erdstromstufen zu Fehlanregungen und Fehlauslösungen führen.
Um Fehlanregungen und Fehlauslösungen zu vermeiden, wird die Erdstromstufe mit den Leiterströmen stabi-
lisiert. Der Schwellwert erhöht sich mit steigenden Leiterströmen (siehe folgendes Bild).
Sie können den Stabilisierungsfaktor (= Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom
verändern.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

[logfpsta-030311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-225 Stabilisierung mit den Leiterströmen

Richtungssinn
Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Stufe in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
arbeitet. Der Betrieb ist auch ungerichtet möglich.
Die Richtungsbestimmung arbeitet stufenübergreifend (siehe Kapitel 6.11.9.1 Beschreibung).

Spannungsabhängige Auslösekennlinie
Die spannungsabhängige Auslösekennlinie basiert auf folgender Formel:

[fo_U0 kennl, 1, de_DE]

mit
U0 Tatsächlich auftretende Nullsystemspannung
U0 min Einstellwert des Parameters Min. Nullsystemspg. U0

Das folgende Bild zeigt die spannungsabhängige Kennlinie der U0 invers-Stufe:

[dw-GFP-kennl, 1, de_DE]

Bild 6-226 Parameter der spannungsabhängigen Kennlinie der U0 invers-Stufe (ohne Zusatzzeiten)

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Die Auslösezeit hängt von der Höhe der Nullsystemspannung ab. In vermaschten, geerdeten Netzen nimmt
die Nullsystemspannung zur Erdkurzschlussstelle hin zu. Durch die inverse Kennlinie nimmt die Auslösezeit
mit steigender Nullsystemspannung ab.
Der Parameter Schwellwert U0> definiert die untere Spannungsgrenze (gestrichelte Linie c in Bild 6-226).
Die untere Spannungsgrenze c schneidet die Kennlinie b ab.
Der Parameter Min. Nullsystemspg. U0 verschiebt die spannungsabhängige Kennlinie in U0-Richtung.
Der Parameter Verzögerungszeit gericht. verschiebt die spannungsabhängige Kennlinie in Zeitrich-
tung.
Der Einstellwert des Parameters Min. Nullsystemspg. U0 ist die Asymptote a´ der Kennlinie a für t → ∞.
Das Abarbeiten der inversen Kennlinie nach Überschreitung des Schwellwertes Schwellwert U0> kann um
die unter Parameter Verzögerungszeit gericht. eingestellte Zeit verzögert werden.

Blockierung der Anregung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung ist möglich von extern oder
intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe (siehe Bild 6-215).

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Funktion Einschaltstromerkennung


Die Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung ist im Kapitel
6.11.11.1 Beschreibung beschrieben.

6.11.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Wahl des Stufentyps


Wenn die Verzögerung der Auslösung von der Nullsystemspannung nach einer inversen Kennlinie abhängig
sein soll, dann wählen Sie diesen Stufentyp.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:108) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie den Richtungssinn der Stufe fest.
Parameterwert Beschreibung
vorwärts Wenn die Stufe nur in Vorwärtsrichtung (in Richtung der Leitung) arbeiten
soll, wählen Sie diese Einstellung.
rückwärts Wenn die Stufe nur in Rückwärtsrichtung (in Richtung der Sammelschiene)
arbeiten soll, wählen Sie diese Einstellung.
ungerichtet Wenn die Stufe in Vorwärts- und Rückwärtsrichtung (in Richtung der
Leitung und der Sammelschiene) arbeiten soll, dann wählen Sie diese
Einstellung.
Die Stufe arbeitet auch dann mit dieser Einstellung, wenn keine Richtungs-
messung möglich ist, z.B. wegen zu kleiner oder keiner Polarisationsspan-
nung.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Stellen Sie den Parameter für die spezifische Applikation ein.
Parameterwert Beschreibung
ja Die Stufe erzeugt eine phasenselektive Auslösemeldung. Die Entscheidung,
welche Pole des Leistungsschalters geöffnet werden, erfolgt erst in der
zentralen Auslösebefehl-Steuerung.
nein Die Stufe löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameter: Messverfahren

• Voreinstellwert (_:8) Messverfahren = 1-Periodenfilter


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Messgröße über einen 1- oder 2-Periodenfilter
ermittelt wird.
Parameterwert Beschreibung
1-Periodenfilter Mit diesem Messverfahren werden die Oberschwingungen oder transiente
Spannungsspitzen unterdrückt.
Siemens empfiehlt, diese Einstellung als Standardverfahren zu verwenden.
2-Periodenfilter Wenn Oberschwingungen und transiente Störungen besonders stark
gedämpft werden sollen, wählen Sie die Einstellung 2-Periodenfilter.
Beachten Sie, dass sich in diesem Fall die Anregezeit der Stufe etwas verlän-
gert (siehe technische Daten).

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:109) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Transformator-Einschaltstroms die U0 invers-Stufe blockiert ist oder nicht.
Der Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. ist nur sichtbar, wenn in der Applikation die Funktion
Einschaltstromerkennung vorhanden ist.

Parameter: Blockierung durch den Hauptschutz

• Voreinstellwert (_:140) Blockierung durch = keine

• Voreinstellwert (_:111) Blockier. bei Schutz.anr. = jede Anr.


Wenn Sie der selektiven Fehlerklärung durch die Hauptschutzfunktion (z.B. Differential- oder Distanzschutz)
Vorrang vor einer Auslösung durch den Erdkurzschlussschutz geben wollen, können Sie dies über die beiden
Parameter definieren. Über den Parameter Blockierung durch werden die Zonen oder Stufen der Haupt-
schutzfunktion(en) gewählt, bei deren Anregung der Erdkurzschlussschutz blockiert werden soll.
Mit dem Parameter Blockier. bei Schutz.anr. können Sie die Art der Anregung bestimmen, die zur
Blockierung führen soll.
Parameterwert Beschreibung
jede Anr. Blockierung bei jeder Anregung
1-pol. Anr. Blockierung nur bei 1-poliger Anregung
mehr-pol. Anr. Blockierung nur bei mehrpoliger Anregung
keine Anr. Keine Blockierung bei Anregung der Hauptschutzfunktion

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6.11.11.1 Beschreibung

Parameter: Verläng.Betr.art 1p Pause

• Voreinstellwert (_:106) Verläng.Betr.art 1p Pause = 0,040 s


Mit dem Parameter Verläng.Betr.art 1p Pause definieren Sie die Zeit, um die das Verhalten bei
1-poliger Pause noch verlängert wird.
An allen Leitungsenden wird nach einer 1-poligen Pause nicht zeitgleich zugeschaltet. Daher muss das geräte-
interne Signal zur 1-poligen Pause für eine bestimmte Zeit nach der Zuschaltung (Ende der 1-poligen Pause)
beibehalten werden, bis auch das andere Ende oder die anderen Enden sicher zugeschaltet haben. Die hier
einzustellende Zeit entspricht der maximalen Zeit zwischen dem Zuschalten des 1. Leistungsschalters und
dem Zuschalten des letzten Leistungsschalters an allen Enden des Abzweigs nach einer 1-poligen Pause.

846 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameter: Stabilis. mit Leiterstrom

• Voreinstellwert (_:105) Stabilis. mit Leiterstrom = 10 %


In geerdeten Netzen verursachen unsymmetrische Leitungs- und Lastverhältnisse im normalen Betriebsfall
einen Nullstrom. Ebenso führen unterschiedliche Stromwandlerfehler zu einem sekundären Nullstrom. Die
Amplitude dieses unerwünschten Nullstroms steigt mit wachsendem Leiterstrom an. Ein unerwünschter Null-
strom kann bei kleinen Einstellwerten der Erdstromstufen zu Fehlanregungen und Fehlauslösungen führen.
Um Fehlanregungen und Fehlauslösungen zu vermeiden, wird die Erdstromstufe mit den Leiterströmen stabi-
lisiert. Der Schwellwert erhöht sich mit steigenden Leiterströmen. Sie können den Stabilisierungsfaktor (=
Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom verändern.
Unter normalen Bedingungen empfiehlt Siemens, eine Einstellung von 10 % zu verwenden.

Parameter: Schwellwert 3I0

• Voreinstellwert (_:101) Schwellwert 3I0 = 1,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I0 definieren Sie den Anregewert für den Nullstrom. Stellen Sie den
Schwellwert 3I0 kleiner ein als den minimalen Erdkurzschlussstrom.
Legen Sie den Anregewert entsprechend der Applikation fest.

Parameter: Schwellwert U0>

• Voreinstellwert (_:102) Schwellwert U0> = 1,667 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> legen Sie die untere Spannungsgrenze der spannungsabhängigen
Auslösekennlinie fest (siehe Bild 6-226). Die untere Spannungsgrenze schneidet die Kennlinie ab.

Parameter: Min. Nullsystemspg. U0

• Voreinstellwert (_:103) Min. Nullsystemspg. U0 = 0,200 V


Mit dem Parameter Min. Nullsystemspg. U0 verschieben Sie die spannungsabhängige Kennlinie in
U0-Richtung (siehe Bild 6-226).

Parameter: Verzögerungszeit gericht.

• Voreinstellwert (_:104) Verzögerungszeit gericht. = 0,90 s


Mit dem Parameter Verzögerungszeit gericht. verschieben Sie die spannungsabhängige Kennlinie in
Zeitrichtung (siehe Bild 6-226).

Parameter: Verz.zeit ungerichtet

• Voreinstellwert (_:112) Verz.zeit ungerichtet = 1,20 s


Mit dem Parameter Verz.zeit ungerichtet können Sie eine zusätzliche richtungsunabhängige Verzöge-
rung einstellen. Die Höhe der Nullsystemspannung hat keinen Einfluss auf die eingestellte Verzögerung.
Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation fest.

6.11.8.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U0 invers #
_:1 U0 invers #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 U0 invers #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:108 U0 invers #:Richtungs- • ungerichtet vorwärts
sinn
• vorwärts
• rückwärts
_:11 U0 invers #:1-polige • nein nein
Ausl. erlaubt
• ja
_:8 U0 invers #:Messver- • 1-Periodenfilter 1-Periodenfilter
fahren
• 2-Periodenfilter
_:109 U0 invers #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:113 U0 invers #:Blk. b. Erk. d. • nein nein
2. Harm. Erde
• ja
_:111 U0 invers #:Blockier. bei • jede Anr. jede Anr.
Schutz.anr.
• 1-pol. Anr.
• mehr-pol. Anr.
• keine Anr.
_:106 U0 invers 0,000 s bis 60,000 s 0,040 s
#:Verläng.Betr.art 1p
Pause
_:105 U0 invers #:Stabilis. mit 0 % bis 30 % 10 %
Leiterstrom
_:101 U0 invers #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
3I0 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:102 U0 invers #:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 1,667 V
U0>
_:103 U0 invers #:Min. Nullsys- 0,000 V bis 200,000 V 0,200 V
temspg. U0
_:104 U0 invers #:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,90 s
rungszeit gericht.
_:112 U0 invers #:Verz.zeit 0,00 s bis 60,00 s 1,20 s
ungerichtet
_:140 U0 invers #:Blockierung Einstellmöglichkeiten anwen-
durch dungsabhängig

6.11.8.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U0 invers #
_:81 U0 invers #:>Blockierung Stufe SPS I
_:51 U0 invers #:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 U0 invers #:Nicht wirksam SPS O
_:52 U0 invers #:Zustand ENS O
_:53 U0 invers #:Bereitschaft ENS O
_:60 U0 invers #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O

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Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:301 U0 invers #:Betr.art 1p.Pause akt. SPS O
_:302 U0 invers #:Schutzanr. blk. Ausl. SPS O
_:55 U0 invers #:Anregung ACD O
_:56 U0 invers #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 U0 invers #:Auslösung ACT O

6.11.9 Richtungsbestimmung

6.11.9.1 Beschreibung
Die Richtungsbestimmung arbeitet stufenübergreifend. Zur Richtungsbestimmung und zur Erhöhung der
Genauigkeit der Bestimmung stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.
Das folgende Diagramm zeigt, welche Größen und Parameter zur Richtungsbestimmung verwendet werden.

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[logfpri1-010311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-227 Logikdiagramm der Richtungsbestimmung

Verfahren zur Richtungsbestimmung


Mit dem Parameter Richtungsbestimmung mit bestimmen Sie, mit welchem Verfahren und welchen
Größen die Richtungsbestimmung arbeitet:

• Mit U0 + IY oder U2 + I2 (Richtungsbestimmung mit Nullsystem/Trafo-Sternpunktstrom oder


Gegensystem)

• Mit U0 + IY (Richtungsbestimmung mit Nullsystem/Trafo-Sternpunktstrom)

• nur mit IY (Richtungsbestimmung mit Trafo-Sternpunktstrom)

• mit U2 + I2 (Richtungsbestimmung mit Gegensystem)

• Nullleistung (Richtungsbestimmung mit Nullsystemleistung)


Im Folgenden sind die einzelnen Verfahren genauer beschrieben.
Bei der Einstellung U0 + IY oder U2 + I2 wählt das Gerät selbsttätig das geeignete Verfahren aus.

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Richtungsbestimmung mit Strom-/Spannung-Nullsystemgrößen/Transformator-Sternpunktstrom


Das Vorwärts- und Rückwärtsgebiet wird über die beiden Parameter Grenzwinkel vorwärts β und
Grenzwinkel vorwärts α definiert (siehe auch Bild 6-229). Der Bezug für die beiden einzustellenden
Winkel ist die positive, reelle Achse. Die Winkel sind im mathematischen Sinn positiv definiert (also gegen den
Uhrzeigersinn). Das Gebiet zwischen dem Grenzwinkel α, von diesem aus in mathematisch positiver Richtung
und dem Grenzwinkel β ist das Vorwärtsgebiet. Das restliche Gebiet ist das Rückwärtsgebiet
Die Richtung wird aus dem Messstrom IN und einer Referenzspannung Up bestimmt. Sofern kein Trafo-Stern-
punktstrom an das Gerät angeschlossen ist, ist die Referenzspannung Up die Nullsystemspannung U0.
Die Nullsystemspannung ergibt sich durch ihre Definitionsgleichung:

Je nach Geräteanschaltung wird sie gemessen oder errechnet. Wenn ein Spannungseingang an der offenen
Dreieckswicklung Udadn eines Spannungswandlersatzes angeschlossen ist, so verwendet das Gerät diese Span-
nung unter Berücksichtigung des Anpassfakt. Uph / UN (siehe Kapitel 8.3.9.3 Funktionsbeschreibung).
Anderenfalls errechnet das Gerät die Nullsystemspannung aus den Leiter-Erde-Spannungen.
Wenn der Sternpunktstrom IY eines geerdeten Transformators (Speisetrafo) angeschlossen ist, so ist die
Referenzspannung UP die Summe aus der Nullsystemspannung U0 und einer dem Sternpunktstrom IY propor-
tionalen Größe (siehe Bild 6-228). Diese entspricht bei Nennstrom 20 V. Bei der Einstellung nur mit IY wird
UP nur aus dem Transformator-Sternpunktstrom abgeleitet.
Zur Richtungsbestimmung legt das Gerät den Messstrom IN (= -3I0) auf die reelle Achse. Wenn sich der Zeiger
der Referenzspannung UP innerhalb des definierten Vorwärtsgebietes befindet, so bestimmt das Gerät die
Richtung als vorwärts. Im anderen Fall bestimmt das Gerät die Richtung als rückwärts.
Voraussetzung für die Richtungsbestimmung ist, dass die einstellbaren Mindestgrößen für die Nullsystemspan-
nung oder den Trafo-Sternpunktstrom überschritten sind (Parameter Min. Nullsystemspg. U0 und Min.
Sternpunktstrom IY).
Wenn das Gerät einen Fehler im Spannungswandler-Sekundärkreis erkennt, wird die Richtungsbestimmung
mit U0 unterbunden. Wenn der Trafo-Sternpunktstrom an das Gerät angeschlossen ist, so kann die Richtung
über diesen bestimmt werden.

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[logfpri2-010311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-228 Zeigerdiagramm zur Richtungsbestimmung mit Nullsystemgrößen

Richtungsbestimmung mit Gegensystemgrößen


Dieses Verfahren arbeitet wie die Richtungsbestimmung mit Nullsystemstrom und Nullsystemspannung. Statt
3I0 und U0 werden die Gegensystemgrößen I2 und U2 zur Messung verwendet. Auch diese Messgrößen
müssen eine Min. Gegensystemspg.U2 und einen Min. Gegensystemstr. I2 aufweisen.

Richtungsbestimmung mit Nullsystemleistung


Für die Richtungsbestimmung kann auch die Nullsystemleistung verwendet werden. Dann ist das Vorzeichen
der kompensierten Nullsystemleistung maßgebend. Dies ist die im Kapitel 6.11.7.1 Beschreibung unter Auslö-
sekennlinie erwähnte Komponente Sr der Nullsystemleistung in Richtung eines einstellbaren Kompensations-
winkels φKomp, also Sr = 3I0·3U0·cos(φ – φKomp).
Die Richtungsbestimmung ergibt:

• Vorwärts, wenn Sr positiv und |Sr| > Nullleistung f. Richt. vorw.

• Rückwärts, wenn Sr negativ und |Sr| > Nullleistung f. Richt. vorw.

Die Richtungsbestimmung erfordert eine Mindestverlagerungsspannung, die als Min. Nullsystemspg. U0


einstellbar ist. Voraussetzung ist weiterhin, dass die kompensierte Nullleistung einen einstellbaren Mindestbe-
trag (Parameter Nullleistung f. Richt. vorw.) aufweist.
Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für die Richtungskennlinie.

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[logfpri4-010311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-229 Richtungskennlinie für die Richtungsbestimmung mit Nullsystemleistung

Messspannungsausfall, 1-polige Pause


Wenn das Gerät einen Fehler im Spannungswandler-Sekundärkreis oder eine 1-polige Pausenzeit erkennt,
wird die Richtungsbestimmung unterbunden.
Verfahren zur Richtungsbestim- Reaktion auf Messspannungsausfall und 1-polige Pause
mung
U0 + IY oder U2 + I2 Wenn IY nicht verfügbar ist, ändert sich die Bereitschaft (Health) nicht
und die gerichteten Stufen werden inaktiv.
U0 + IY Wenn IY nicht verfügbar ist, ändert sich die Bereitschaft (Health) nicht
und die gerichteten Stufen werden inaktiv.
nur mit IY Keine Änderung der gerichteten Stufen
mit U2 + I2 Wenn IY nicht verfügbar ist, ändert sich die Bereitschaft (Health) nicht
und die gerichteten Stufen werden inaktiv.
Nullleistung Bereitschaft (Health) ändert sich nicht und gerichteten Stufen werden
inaktiv

Erhöhte Richtungsempfindlichkeit bei kleiner U0-Spannung


Das folgende Bild zeigt das Prinzip zur Erhöhung der Richtungsempfindlichkeit.

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[logfpri5-010311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-230 Prinzip der erhöhten Richtungsempfindlichkeit bei kleiner U0-Spannung

Die U0-Spannung bei einem Erdfehler mit Richtung = rückwärts wird mit folgender Gleichung bestimmt:
U0F0=rückwärts = I0 · (Z0trf + Z0L)
Mit dieser Gleichung kann eine I0-Schwelle mit entsprechender U0-Schwelle bestimmt werden. Wenn die
I0-Schwelle überschritten ist, muss die gemessene U0-Spannung bei einem rückwärtigen Fehler die entspre-
chende U0-Schwelle überschreiten. Wenn die I0-Schwelle überschritten ist und die gemessene U0-Spannung
kleiner als die U0-Schwelle ist, kann damit die Richtung = vorwärts bestimmt werden.
Das Verfahren kann bei langen Leitungen (großem Z0L) die Richtungsempfindlichkeit verbessern.
Schalten Sie diese Funktionalität über den Parameter Richt.erg=vorw.b.U0<min ein.
Wenn die gemessene U0-Spannung den Minimalwert Min. Nullsystemspg. U0 unterschreitet und 3I0 die
Stromschwelle Min. 3I0 f. erhöh. Ri.empf. überschreitet wird auf vorwärts entschieden.

Richtungsbestimmung für Leitungen mit Reihenkompensation


Die Richtungsbestimmung/Richtungskennlinie des Erdfehlerschutzes basiert auf der Annahme einer überwie-
gend induktiven Nullsystemimpedanz. Im Falle einer reihenkompensierten Leitung gilt diese Annahme aber
nicht mehr. Je nach Kompensationsgrad wird die Nullsystemimpedanz mehr oder weniger stark kapazitiv
beeinflusst. Wenn der Kondensator vom Spannungswandler aus gesehen in Richtung Sammelschienenseite
angeordnet ist, ist die Situation besonders ungünstig.
Wenn auf der Leitung eine Reihenkompensation zum Einsatz kommt, können Sie die Richtung der gemes-
senen Nullspannung U0mess korrigieren. Schalten Sie die Korrektur über den Parameter Richt.korr. bei
Reih.komp. ein. Die nötigen Daten für die Korrektur (Blindwiderstand der Kondensatorbank) stellen Sie in
der Funktionsgruppe Leitung ein (siehe Kapitel 5.1.3 Anwendungs- und Einstellhinweise).
Bei Fehlern auf der zu schützenden Leitung setzt sich die Nullspannung bei Reihenkompensation aus 2
Komponenten zusammen: Dem Spannungsabfall über der Quellenimpedanz (überwiegend induktiv) und dem
Spannungsabfall über dem Reihenkondensator.
Wenn die Kapazität des Reihenkondensators bekannt (und konstant) ist, kann der Spannungsabfall über dem
Reihenkondensator nach folgender Formel ermittelt werden:

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

mit

XC0 Parameter X Reihenkondensator in der FG Leitung

[dw_corr_series_comp_direction_with-0, 1, de_DE]

Bild 6-231 Korrektur der Reihenkompensation bei Richtungsbestimmung mit Nullsystem

Von der gemessenen Spannung 3U0mess wird die über den Reihenkondensator abfallende Spannung UC0
abgezogen. Die resultierende Spannung 3U0Richt wird dann in die Richtungskennlinie des Erdfehlerschutzes
eingeordnet (siehe Bild Bild 6-231).

6.11.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Richtungsbestimmung mit

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:114) Richtungsbestimmung mit = U0 + IY oder U2 +


I2

HINWEIS

i Wenn Sie ein Informationsübertragungsverfahren mit dem Erdkurzschlussschutz verwenden, müssen Sie
sicherstellen, dass die Richtungsmessung an allen Leitungsenden mit dem gleichen Verfahren durchgeführt
wird. Der Parameter Richtungsbestimmung mit muss an allen Leitungsenden gleich eingestellt sein.
Wenn an einem Leitungsende ein Gerät verwendet wird, das nicht alle Einstellmöglichkeiten bietet, dann
müssen Sie die Richtungsmessung auf ein Verfahren beschränken, das an allen Leitungsenden möglich ist,
z.B. nur U0 (Einstelloption U0 + IY).

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameterwert Beschreibung
U0 + IY oder U2 + I2 Die Voreinstellung U0 + IY oder U2 + I2 ist universell. Das Gerät
wählt selbsttätig die besten (größten) Messwerte zur Richtungsbestimmung
aus. Auch wenn der Transformator-Sternpunktstrom IY nicht am Gerät
angeschlossen ist, können Sie diese Einstellung verwenden.
Siemens empfiehlt, diese Einstellung zu verwenden (siehe Hinweis zum
Informationsübertragungsverfahren).
U0 + IY Wenn die Ermittlung der Richtung über Gegensystemgrößen (U2 und
I2) bewusst ausgeschossen werden soll, wählen Sie diese Einstellung.
Auch diese Einstellung können Sie unabhängig davon verwenden, ob der
Transformator-Sternpunktstrom IY am Gerät angeschlossen ist oder nicht.
Wenn der Transformator-Sternpunktstrom nicht am Gerät angeschlossen
ist, arbeitet die Richtungsmessung nur mit U0.
Bei Informationsübertragungsverfahren kann es notwendig sein, die Rich-
tungsmessung nur mit dem Nullsystem durchzuführen, wenn ein Gerät am
Gegenende nur diese Möglichkeit bietet.
nur mit IY Wenn zu jeder Zeit zuverlässig ein Transformator-Sternpunktstrom IY am
Geräteeingang zur Verfügung steht, kann diese Einstellung sinnvoll sein.
Die Richtungsbestimmung ist dann unbeeinflusst von Störungen im Sekun-
därkreis der Spannungswandler. Sie arbeitet auch bei einem Fehler im Span-
nungswandler-Sekundärkreis.
Diese Einstellung setzt aber voraus, dass Erdkurzschlussströme zumindest
überwiegend über den Transformator gespeist werden, dessen Sternpunkt-
strom gemessen wird.
mit U2 + I2 Wenn Sie die Richtung ausschließlich mit den Gegensystemgrößen I2 und
U2 bestimmen wollen, so wählen Sie diese Einstellung.
Wenn bei Erdfehlern Nullsystemspannungen auftreten, die für die Auswer-
tung der Nullsystemgrößen zu klein sind, ist die Richtungsbestimmung mit
Gegensystemgrößen vorteilhaft.
Auch wenn z.B. Parallelleitungen durch gegenseitige Kopplung die Null-
systemgrößen verfälschen, ist die Richtungsbestimmung mit Gegensystem-
größen vorteilhaft.
Wenn die Nullsystemspannung nicht am Gerät zur Verfügung steht, können
Sie auch diese Einstellung verwenden.
Nullleistung Diese Einstellung ist für Spezialanwendungen vorgesehen.

Parameter: Grenzwinkel des Vorwärtsgebietes

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:102) Grenzwinkel vorwärts β = 122°

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Grenzwinkel vorwärts α = 338°


Mit den Parametern Grenzwinkel vorwärts β und Grenzwinkel vorwärts α können Sie bei allen
Methoden, die auf der Winkelmessung zwischen Mess- und Bezugswert basieren, die Lage der Richtungskenn-
linie verändern. Ausgenommen ist nur die Methode der Richtungsbestimmung über die Nullleistung.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellungen zu verwenden, da die Funktion mit ihr die Richtung von Erdkurz-
schlüssen zuverlässig ermittelt.

Parameter: Richtungskorrektur bei Reihenkompensation

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:116) Richt.korr. bei Reih.komp. = nein

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6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn auf der Leitung keine Reihenkompensation zum Einsatz kommt,
stellen Sie diesen Parameter auf nein .
ja Wenn auf der Leitung eine Reihenkompensation zum Einsatz kommt, stellen
Sie diesen Parameter auf ja . Die Richtungsbestimmung mit U0 wird
daraufhin korrigiert.

Parameter: Minimale Nullsystemspannung U0

• Voreinstellwert (_:2311:103) Min. Nullsystemspg. U0 = 0,15 V


Mit dem Parameter Min. Nullsystemspg. U0 definieren Sie die minimale Nullsystemspannung für die
Richtungsbestimmung mit U0. Die minimale Nullsystemspannung U0 muss größer eingestellt sein als die
maximale betriebliche Unsymmetrie (Nullsystem) plus Spannungswandler-Messfehler. Da sich der Messfehler
der einzelnen Spannungswandler im Nullsystem nicht aufsummiert ist der maßgebende Messfehlereinfluss die
Unsymmetrie des Primärsystems.
Siemens empfiehlt, die betriebliche Nullsystemspannung U0 des Schutzobjektes (z.B. der Leitung) über die
Betriebsmesswerte des Gerätes zu beobachten und den maximalen Wert mit einer Sicherheit von 20 % zu
versehen.
Min. Nullsystemspg. U0 = 1,2 · max. Betriebsmesswert Spannungsnullsystem U0
Beispiel:
Max. Betriebsmesswert Spannungsnullsystem U0 = 0,5 Vsek
Min. Nullsystemspg. U0 = 1,2 0,5 V = 0,60 Vsek
Der Einstellwert bezieht sich auf die Nullsystemspannung U0 nach Definitionsgleichung und nicht auf 3U0,
wie bei den SIPROTEC 4-Geräten.

Parameter: Minimaler Sternpunktstrom IY

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:105) Min. Sternpunktstrom IY = 0,05 A


Mit dem Parameter Min. Sternpunktstrom IY stellen Sie die untere Schwelle für den Bezugsstrom
vom Sternpunkt eines Speisetransformators ein. Sie können den Wert relativ empfindlich einstellen (siehe
empfohlener Einstellwert), da die Erfassung des Sternpunktstromes von Natur aus genau ist.

Parameter: Minimale Gegensystemgrößen U2 und I2

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:107) Min. Gegensystemspg.U2 = 0,7 V

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:106) Min. Gegensystemstr. I2 = 0,05 A


Mit den Parametern definieren Sie die minimalen Gegensystemgrößen für die Richtungsbestimmung mit U2
und I2. Die eingestellten Grenzwerte dürfen durch betriebliche Unsymmetrien nicht überschritten werden.

Parameter: Kompensationswinkel

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:108) Kompensationswinkel = 255°


Mit dem Parameter Kompensationswinkel wird der Winkel der maximalen Empfindlichkeit eingestellt,
cos(φ - φKomp) = 1, wenn φ = φKomp.
Die Voreinstellung 255° entspricht also einem Nullimpedanzwinkel von 75° (255° – 180°). Siemens empfiehlt,
die Voreinstellungen zu verwenden, da mit ihr die Richtung von Erdkurzschlüssen zuverlässig ermittelt wird.

Parameter: Nullsystemleistung für Richtung vorwärts

• Voreinstellwert (_:2311:109) Nullleistung f. Richt. vorw. = 0,3 VA


Mit dem Parameter Nullleistung f. Richt. vorw. definieren Sie den Wert der kompensierten Null-
systemleistung, oberhalb dessen die Richtung vorwärts erkannt wird. Damit auch bei kleineren Nullsystemleis-
tungen die Richtungsbestimmung gewährleistet ist, soll dieser Wert unterhalb der Referenzleistung S ref
für Sr-Kennlinie (siehe Kapitel 6.11.7.1 Beschreibung) liegen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameter: Richtungsergebnis = vorwärts bei U0 < minimale Nullsystemspannung

• Voreinstellwert (_:2311:115) Richt.erg=vorw.b.U0<min = nein


Bei langen Leitungen kann der Fall auftreten, dass die Nullsystemspannung bei einem entfernten Fehler
auf der zu schützenden Leitung sehr klein wird. Dies ist bedingt durch das große Verhältnis zwischen der
Nullsystemimpedanz der Leitung und der Einspeisung (Quelle). Wenn die Einstellung des Parameters Min.
Nullsystemspg. U0 unterschritten wird, so ist eine Richtungsbestimmung durch Winkelmessung nicht
mehr möglich. Bei rückwärtigen Fehlern kann dagegen bei langen Leitungen die Nullsystemspannung nicht
so stark absinken, wenn der eingestellte 3I0-Schwellwert (Parameter Min. 3I0 f. erhöh. Ri.empf. )
überschritten ist.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn unter der beschriebenen Bedingung die Richtung unbestimmt bleiben
muss und damit eine Stufenanregung bei gerichteter Stufe nicht möglich
ist, so wählen Sie die Einstellung nein .
ja Wenn unter der beschriebenen Bedingung die Richtung automatisch als
vorwärts erkannt werden muss, so wählen Sie die Einstellung ja .

Parameter: Minimaler Nullsystemstrom 3I0 für erhöhte Richtungsempfindlichkeit

• Voreinstellwert (_:2311:104) Min. 3I0 f. erhöh. Ri.empf. = 0,05 A


Den Parameter Min. 3I0 f. erhöh. Ri.empf. müssen Sie nur einstellen, wenn Sie den Parameter
Richt.erg=vorw.b.U0<min auf ja eingestellt haben.
Berechnen Sie den Einstellwert dann mit folgender Gleichung (siehe auch Bild 6-230):

[fofrbest-060110-01.tif, 1, de_DE]

In dieser Gleichung ist U0 der Einstellwert des Parameters Min. Nullsystemspg. U0 . SM ist eine Reserve
(z.B. 1,2).

6.11.10 Selektion des Leiters

Da der Erdkurzschlussschutz mit den Größen des Nullsystems oder des Gegensystems arbeitet, ist eine
unmittelbare Bestimmung des kurzschlussbehafteten Leiters nicht möglich. Um bei hochohmigen Erdfehlern
trotzdem eine 1-polige automatische Wiedereinschaltungen durchführen zu können, verfügt der Erdkurz-
schlussschutz über einen Leiterselektor. Der Leiterselektor erkennt anhand der Verteilung der Ströme, ob
ein 1-poliger oder mehrpoliger Kurzschluss vorliegt. Bei einem 1-poligen Fehler erkennt der Leiterselektor,
welcher Leiter betroffen ist.
Der Leiterselektor filtert aus den Leiterströmen das Gegensystem und das Nullsystem heraus. Aus der Phasen-
verschiebung zwischen Gegensystemstrom und Nullsystemstrom wird die Fehlerart ermittelt, d.h. ob ein
1-poliger oder mehrpoliger Kurzschluss vorliegt. Hierzu werden auch die, von dem Laststrom bereinigten,
Leiterströme bewertet. Dabei wird die Tatsache ausgenutzt, dass die fehlerfreien Leiter beim 1-poligen Kurz-
schluss entweder nur keine oder nur gleichphasige Fehlerströme führen können.
Der Leiterselektor hat eine Wirkzeit von ca. 40 ms. Wenn der Leiterselektor in dieser Zeit keine Entscheidung
treffen kann, wird 3-polig signalisiert.

6.11.11 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

6.11.11.1 Beschreibung
Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung regt
die Stufe an. Die S0 invers- und die U0 invers-Stufe regen nicht an. Der Start der Verzögerungszeit sowie
die Auslösung werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Blockierung zurückfällt und der Schwellwert der Stufe weiterhin überschritten ist, wird die Verzögerungszeit
gestartet. Nach deren Ablauf löst die Stufe aus.
Mit dem Parameter Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde legen Sie fest, ob die Auslösemeldung der
Stufe bei einer Schwellwertüberschreitung aufgrund einer erkannten 2. Harmonischen im Erdstrom blockiert
werden soll. Wenn die Bedingungen für die 2. Harmonische Erde und die Anregbedingung der Schutzfunktion
erfüllt sind, ist die Einschaltstromblockierung aktiv. Im Fall der Blockierung und wenn die Anregebedingungen
erfüllt sind, regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung werden blockiert.
Die Funktion signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurückfällt und die
Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren Ablauf löst die
Stufe aus.
Das folgende Bild zeigt nur den Ausschnitt der Stufe (am Beispiel der 1. UMZ-Stufe), der den Einfluss der
Einschaltstromerkennung darstellt. Die Blockierung kann nur dann eingestellt werden, wenn die Funktion
Einschaltstromerkennung wirksam ist.

[loggfp13-260111-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-232 Teillogikdiagramm zum Einfluss der Einschaltstromerkennung am Beispiel der 1. UMZ-Stufe

(1) Vom FB Einschaltstrom-Erkennung


(2) Vom FB 2. Harmonische Erkennung Erde

6.11.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blockierung bei Einschaltstromerkennung

• Voreinstellwert (_:4861:116) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 859
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Parameterwert Beschreibung
nein Die Transformator-Einschaltstromerkennung beeinflusst die Stufe nicht.
Wählen Sie diese Einstellung in den folgenden Fällen:
1) Wenn das Gerät nicht an Transformatoren eingesetzt wird.
2) Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der
Schwellwert der Stufe oberhalb des maximalen Transformator-Einschaltst-
romes eingestellt ist. Dies gilt z.B. für die Hochstromstufe. Die Hochstrom-
stufe ist entsprechend der Kurzschlussspannung Uk des Transformators so
eingestellt, dass sie nur auf oberspannungsseitige Fehler anspricht. Der
Transformator-Einschaltstrom kann nicht größer werden als der maximale
übertragbare Kurzschlussstrom.
ja Wenn die Transformator-Einschaltstromerkennung einen Einschaltstrom
erkennt, der zur Auslösung der Stufe führen kann, werden der Start der
Verzögerungszeit und die Auslösung der Stufe blockiert.
Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der Schwell-
wert der Stufe unterhalb des maximalen Transformator-Einschaltstromes
eingestellt ist, wählen Sie diese Einstellung. Dies gilt für die Überstromzeit-
schutz-Stufe, die als Reservestufe mit Staffelzeit für Fehler auf der Unter-
spannungsseite des Transformators eingesetzt wird.

Parameter: Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde

• Voreinstellwert (_:4861:131) Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn kein 3I0/IN-Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung über der
Auslöseschwelle erwartet wird, wählen Sie diese Einstellung.
ja Wenn ein 3I0/IN-Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung über der
Auslöseschwelle erwartet wird, muss die Blockierung aktiviert werden. Dies
liefert die Stabilität für die folgenden Bedingungen:

• Stromwandlersättigung ohne Einschaltstrom, da ein gesättigtes Signal


auch eine 2. Harmonische enthält
• Phaseneinschaltstrom, der zu Stromwandlersättigung führt und daher
dazu führt, dass der Einschaltstrom der 2. Harmonischen auch im para-
sitären 3I0-Strom vorhanden ist

6.11.12 Informationsübertragung

Den Erdkurzschlussschutz können Sie mittels der integrierten Informationsübertragungslogik zum Richtungs-
vergleichsschutz erweitern. Näheres über die möglichen Übertragungsverfahren und deren Funktion ist in
Kapitel 6.12.1 Funktionsübersicht beschrieben.

6.11.13 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter

6.11.13.1 Beschreibung
Die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung der Auslösung sind so genannte dynamische
Parameter (DP). Ihre Einstellungen lassen sich in Abhängigkeit von anderen Funktionen dynamisch verändern
(siehe Bild 6-233). Ebenso lässt sich die Stufe in Abhängigkeit von anderen Funktionen dynamisch blockieren.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

[lodynpar-260111-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-233 Prinzip der dynamischen Parameter am Beispiel der 1. UMZ-Stufe

Wenn folgende Funktionalitäten im Gerät vorhanden sind, können sie die Überstromzeitschutz-Stufen beein-
flussen:
Funktionalitäten Priorität
Automatische Wiedereinschaltung Priorität 1
Kaltlast-Einschalterkennung Priorität 2
Binäres Eingangssignal Priorität 3

Diese Funktionalitäten erzeugen Signale, die bei Bedarf die Einstellungen der dynamischen Parameter der
Schutzstufe ändern oder auch die Stufe blockieren. Im letzteren Fall sind die Einstellungen für den Schwell-
wert und die Verzögerungszeit bedeutungslos. Zu jedem dieser Signale gibt es innerhalb der Schutzstufe
einen Konfigurationsparameter Einfluss Funktion ... und eigene dynamische Parameter (Auslöse-
verzögerung und Schwellwert). Mit den Konfigurationsparametern stellen Sie ein, ob das Signal wirken
soll, d. h. ob die dynamischen Parameter aktiviert werden sollen. Wenn eines dieser Signale (z.B. Signal Funk-
tion x) aktiv wird und wirken soll, so werden diese Parametereinstellungen dynamisch, also augenblicklich
aktiv. Das heißt die dem Signal zugeordnete Einstellung ersetzt die Standardeinstellung. Wenn das Signal

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

inaktiv wird, so werden die Standardeinstellungen wieder gültig. Die Aktivierung der dynamische Parameter
wird gemeldet.
Wenn mehrere Signale parallel aktiv sind, so gilt die angegebene Priorität. Das heißt, ein Signal mit der
Priorität 1 hat Vorrang gegenüber einem Signal mit der Priorität 2. Die dem Signal 1 zugeordneten Parameter
werden aktiv.
Die Funktionalität der dynamischen Parameter lässt sich abschalten. In diesem Fall sind die den Signalen
zugeordneten Parameter nicht sichtbar und wirkungslos.

Verknüpfung mit der geräteinternen Funktion Automatische Wiedereinschaltung

[loeinawe-260111-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-234 Einfluss der AWE-Signale auf die Überstromzeitschutz-Stufe

862 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Mehrere AWE-Signale können die Einstellung für den Schwellwert und die Verzögerungszeit der Schutzstufe
sowie deren Blockierung beeinflussen:

• AWE ist bereit für 1. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 1)

• AWE ist bereit für 2. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 2)

• AWE ist bereit für 3. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 3)

• AWE ist bereit für 4. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus >3)


Das folgende Signal kann die Schutzstufe nur blockieren:

• AWE ist ausgeschaltet oder nicht bereit (= AWE aus/n. bereit)


Sie können die Einflussnahme für jedes Signal einzeln einschalten. Weiterhin müssen Sie die Einstellungen
Schwellwert und Auslöseverzögerung oder Blockierung der Stufe parametrieren, die bei aktivem
Signal wirken.
Die Erzeugung der AWE-Signale ist in Kapitel 6.18.2 Struktur der Funktion beschrieben.

Verknüpfung mit der geräteinternen Funktion Kaltlast-Einschalterkennung

[logfpkal-300511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-235 Einfluss der Kaltlast-Einschalterkennung auf die Überstromzeitschutz-Stufe

Sie haben die Möglichkeit, bei einer Kaltlasteinschaltung die Einstellungen für die Parameter Schwellwert
und Auslöseverzögerung der Schutzstufe zu ändern. Sie können auch die Blockierung der Stufe veran-
lassen. Dazu müssen Sie die Einflussnahme bei Kaltlasteinschaltung einschalten. Weiterhin müssen Sie die
Einstellungen Schwellwert und Auslöseverzögerung oder Blockierung der Stufe parametrieren,
die bei aktivem Signal wirken.
Die Erzeugung des Signals Kaltlasteinschaltung ist in Kapitel 5.1.4.15 Kaltlast-Einschalterkennung
(optional) beschrieben.

Verknüpfung zu einer externen Funktion über ein binäres Eingangssignal

[loeinbin-270111-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-236 Einfluss durch den Binäreingang auf die Überstromzeitschutz-Stufe

Mit dem binären Eingangssignal >Dyn. Par. aktivieren können Sie die Einstellungen für den Schwell-
wert und die Auslöseverzögerung der Schutzstufe ändern. Sie können auch die Blockierung der Stufe
veranlassen. Dazu müssen Sie die Einflussnahme durch den Binäreingang einschalten. Weiterhin müssen

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.11 Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen

Sie die Einstellungen Schwellwert und Auslöseverzögerung oder Blockierung der Stufe parame-
trieren, die bei aktivem Signal wirken.

6.11.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Dynamische Parameter

• Voreinstellwert (_:4861:115) Dynamische Parameter = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Eine Einflussnahme von geräteinternen oder von externen Funktionen auf
die Schutzstufe ist nicht erforderlich.
ja Wenn eine geräteinterne Funktion (z.B. Wiedereinschaltautomatik) oder
eine externe Funktion die Schutzstufe beeinflussen soll (z.B. Änderung der
Einstellung des Schwellwertes oder der Verzögerungszeit, Blockierung der
Stufe), müssen Sie auf ja einstellen.
Damit werden die Konfigurationsparameter Einfluss Funktion...
sowie die dynamischen Parameter (DP) Schwellwert, Auslöseverzö-
gerung und Blockierung der Stufe der Stufe sichtbar und Sie
können die spezifische Einflussnahme parametrieren.

Weitere Anwendungs- und Einstellhinweise sind in der Funktion Überstromzeitschutz, Phasen, im Kapitel
6.19.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise (Erweitert-Stufe) gegeben.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

6.12.1 Funktionsübersicht

Damit der Erdkurzschlussschutz auf der gesamten Leitungsstrecke bei allen Fehlern unverzögert und selektiv
abschaltet, werden Informationen mit der Gegenstation ausgetauscht. Sie können die Informationsübertra-
gung mittels Empfangs- und Sendekontakten oder mittels digitaler Kommunikationsverbindung realisieren.

6.12.2 Struktur der Funktion

Die Verfahren mit Informationsübertragung werden in Schutzfunktionsgruppen mit Spannungsmessstelle


in Kombination mit der Erdkurzschlussschutz-Funktion angewendet. Die im folgenden Bild dargestellten
Verfahren der Funktion stehen zur Verfügung.

[dw_fkt-line_EF_Freigabe-Blockierverfahren, 1, de_DE]

Bild 6-237 Struktur/Einbettung der Funktion

Bild 6-238 zeigt die Funktionssteuerung sowie die Funktionsblöcke.


Die Sendelogik wertet die Anregesignale des Erdkurzschlussschutzes aus und erzeugt das zugehörige Sende-
signal zur Übertragung an das andere Leitungsende.
Das Empfangssignal vom anderen Leitungsende wird wahlweise eingekoppelt über:

• Binäreingang (FB Empf. Binärs.)

• die Unblocklogik (FB Empf. Unblocks)

• die Kommunikation (FB Empf. WS)


Zum Schutz von Mehrendenleitungen sind die Funktionsblöcke Empf. Binärs. und Empf. Unblocks
mehrmals verfügbar, je einmal für jedes entfernte Leitungsende.
Die für das Informationsübertragungsverfahren parametrierte Stufe liefert die Anregeinformation. Diese Anre-
geinformation wird mit der Empfangsinformation zur Auslösebedingung verknüpft. Wenn die Auslösebedin-
gung erfüllt ist, erzeugt das Informationsübertragungsverfahren die Auslösemeldung.
Ein Auslösesignal ergibt sich durch das gleichzeitige Vorhandensein eines Anregungs- und eines Freigabesig-
nals.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

[lo_tefste, 3, de_DE]

Bild 6-238 Funktionsblöcke und Funktionssteuerung

Nachfolgend werden die einzelnen Funktionsblöcke der Informationsübertragungsverfahren beschrieben.


Detaillierte Informationen zur Funktionssteuerung finden Sie in 2.3 Funktionssteuerung.

6.12.3 Empfangsblöcke

Zur Einkopplung der Empfangssignale vom Gegenende sind die Empfangsblocktypen Empf. Binärs.,
Empf. Unblocks und Empf. WS verfügbar. Die nachfolgend beschriebenen Informationsübertragungsver-
fahren können Sie nach Bedarf mit den passenden Empfangsblöcken betreiben.
Eine Mischung zwischen über eine Wirkschnittstelle angeschlossenen Leitungsenden und binär angeschlos-
senen Leitungsenden ist nicht möglich.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Empfangsblock Binär (in DIGSI 5: Empf. Binärs.)

[lotprxbi-100611-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-239 Logikdiagramm des Empfangsblocks:Empf. Binärs.

Wenn die Kommunikation über Binärsignale stattfindet, findet diese Empfangslogik Verwendung. Wenn ein
Informationsübertragungsverfahren mit z.B. insgesamt 3 Enden konfiguriert wird, werden 2 Funktionsblöcke
Empf. Binärs. benötigt.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung lässt sich die Selektivität bei Doppelfehlern auf parallelen
Leitungen verbessern, wenn pro Kommunikationsrichtung 3 phasenselektive Sendesignale übertragen
werden. Die Empfangssignale können deshalb phasenspezifisch für L1, L2 und L3 oder phasengemeinsam
als Einzelsignal verwendet werden.
Für phasengemeinsame Informationsübertragung wird das Signal >Empfang General verwendet, für
phasenselektive Informationsübertragung die 3 Signale >Empfang L1, >Empfang L2 und >Empfang L3.
Der Binäreingang >Empfang Störung wirkt auf die Statusmeldungen der Funktionssteuerung, vgl.
Bild 6-238.

Empfangsblock Unblock (in DIGSI 5: Empf. Unblocks)

[lotpsunb-140611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-240 Logikdiagramm des Empfangsblocks: Empf. Unblocks

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Sie können die Informationsübertragungsverfahren wahlweise mit der Unblock-Methode verwenden. Der
Unterschied zum konventionellen Binärempfang besteht darin, dass eine Auslösung auch dann möglich ist,
wenn kein Freigabesignal vom Gegenende ankommt.
Die Unblock-Methode wird daher unter folgenden Bedingungen bevorzugt:

• Bei langen Leitungen

• Wenn das Signal mittels TFH (Trägerfrequenz-Hochspannungsübertragung) über die zu schützende


Leitung übertragen wird

• Wenn die Dämpfung des Übertragungssignals am Fehlerort so groß sein kann, dass der Empfang vom
anderen Leitungsende nicht gewährleistet ist
Für die Übertragung des Signals sind 2 Signalfrequenzen notwendig, die vom Sendesignal des Schutzgeräts
umgetastet werden. Wenn das Übertragungsgerät über eine Kanalüberwachung verfügt, wird von einer Über-
wachungsfrequenz (Blockierfrequenz) auf eine Arbeitsfrequenz (Unblockierfrequenz) umgetastet. Im Ruhezu-
stand oder bei einem externen Fehler wird die Überwachungsfrequenz gesendet, die dem Binäreingang
>Block. General (oder bei phasenselektiver Informationsübertragung den Binäreingängen >Block. L1,
>Block. L2 und >Block. L3) der Unblocklogik signalisiert wird.
Wenn bei einem Störfall durch das Sendesignal vom gegenüberliegenden Leitungsende die Arbeitsfrequenz
störungsfrei empfangen wird, erscheint am Binäreingang der Unblock-Logik das Empfangssignal >Unblock.
General. Bei phasenselektiver Informationsübertragung werden anstelle von >Unblock. General die
3 Empfangssignale >Unblock. L1, >Unblock. L2 und >Unblock. L3 verwendet. Das Blockiersignal
>Block. General verschwindet dann. Bei phasenselektiver Informationsübertragung werden hier die 3
Blockiersignale >Block. L1, >Block. L2 und >Block. L3 verwendet. Damit wird das Signal >Unblock.
General (oder entsprechend die Signale >Unblock. L1, >Unblock. L2 und >Unblock. L3) weiterge-
leitet und der Empfang für die Auslöselogik des Informationsübertragungsverfahrens freigegeben.
Ein Kurzschluss auf der Leitung kann eine Dämpfung oder Reflexion des Signals verursachen und das zu
übertragende Signal erreicht nicht mehr das andere Leitungsende. In diesem Zustand sind die beiden Binärein-
gänge >Unblock. General und >Block. General nicht aktiv. Nach einer Verzögerungszeit von 20 ms
wird die Freigabe jetzt dennoch erzeugt und zur Empfangslogik weitergeleitet. Die Freigabe wird über die
Zeitstufe nach weiteren 100 ms wieder aufgehoben.
Wenn die Signale wieder störungsfrei empfangen werden, ist nach einer Rückfallverzögerung von 100 ms die
Freigabe wieder möglich.
Wenn das Gerät für 10 s keines der Signale empfängt, wird die Meldung UB Empf Stör erzeugt. Diese
Meldung wirkt auch auf die Statusmeldungen der Funktionssteuerung, vgl. Bild 6-238.

Empfangsblock Wirkschnittstelle (in DIGSI 5: Empf. WS)

[lotprxws-310511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-241 Logikdiagramm des Empfangsblocks: Empf. WS

868 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Wenn die Kommunikation über eine Wirkschnittstelle (digital) stattfindet, findet diese Empfangslogik Verwen-
dung. Unabhängig von der Anzahl der konfigurierten Geräte wird immer nur ein Funktionsblock Empf. WS
benötigt. Die Anzahl und die Identität der Geräte, die am Informationsübertragungsverfahren zum Schutz des
Leitungsgebildes teilnehmen, stellen Sie in der Funktionsgruppe Wirkkommunikation unter Geräteverbund
ein.

HINWEIS

i Die Informationsübertragungsverfahren benötigen bei der Kommunikation über eine Wirkschnittstelle


eine Mindestbandbreite.
Wenn im Gerät die Funktion Leitungsdifferentialschutz vorhanden ist, darf die Bit-Rate nicht kleiner als
512 kBit/s sein!

6.12.4 Vergleichsverfahren

6.12.4.1 Beschreibung

[dwtevgve-100611-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-242 Funktionsblock: EF Freigabeverfahr.

Wenn der Erdkurzschlussschutz einen Fehler in Vorwärtsrichtung erkennt, wird ein Sendesignal an das Gegen-
ende gesendet. Wenn der Fehler ebenfalls in Vorwärtsrichtung erkannt wird, führt das empfangene Signal im
Gerät am Gegenende zur beschleunigten Auslösung.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 869
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Sendelogik Freigabeverfahren

[loteseve-310511-01.tif, 3, de_DE]

Bild 6-243 Sendelogik für Freigabeverfahren

Mit dem Parameter Senden mit wird ausgewählt, welche Stufe des Erdkurzschlussschutzes auf das Sende-
signal wirkt. Die Sendebedingung ist erfüllt, wenn die ausgewählte Stufe - oder die Stufen - in Vorwärtsrich-
tung anregen. Wenn der Schutz bereits einen Auslösebefehl abgegeben hat, kann das Sendesignal um eine
parametrierbare Zeit (_:5761:101) Sendeverlängerung verlängert werden. Dies ermöglicht die Frei-
gabe des anderen Leitungsendes auch dann, wenn der Kurzschluss dort sehr schnell abgeschaltet wird. Damit
können Anregezeitdifferenzen zwischen den Leitungsenden und Signallaufzeiten berücksichtigt werden.
Bei Bedarf kann das Sendesignal mit (_:5761:102) Sendeverzögerung verzögert werden.
Die transiente Blockierung (Signal Transiente Block.) sorgt für zusätzliche Sicherheit gegen Fehlsignale
durch transiente Ausgleichsschwingungen, die durch Richtungsumkehr nach Abschalten von äußeren Fehlern
(z.B. auf Parallelleitungen) verursacht werden. Die detaillierte Beschreibung finden Sie in 6.12.6.1 Beschrei-
bung. Bei transienter Blockierung wird kein Sendesignal gesendet.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung lässt sich die Selektivität des Freigabeverfahrens bei Doppelfeh-
lern auf parallelen Leitungen verbessern, wenn pro Kommunikationsrichtung 3 phasenselektive Sendesignale
übertragen werden. Sende- und Empfangssignale können deshalb phasenspezifisch für L1, L2 und L3 oder
phasengemeinsam als Einzelsignal (General) verwendet werden.

870 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Auslöselogik Freigabeverfahren

[loteausv-310511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-244 Auslöselogik für Freigabeverfahren

Der Erdkurzschlussschutz liefert dem Informationsübertragungsverfahren die Anregeinformation. Das


Auslösen für die betroffene Stufe übernimmt das Informationsübertragungsverfahren, mit dem der Erdkurz-
schlussschutz zusammen arbeitet.
Wenn ein Empfangssignal ansteht, wird die über den Parameter (_:5761:141) Auslösen mit einge-
stellte Stufe zur Auslösung freigegeben. Die Auslösung kann verzögert werden. Die Verzögerungszeit stellen
Sie unter Sendeverzögerung ein.
Mit dem Parameter (_:5761:11) 1-polige Ausl. erlaubt kann die Auslöselogik die 1-polige Auslö-
sung in 1-/3-polig auslösenden Geräten erlauben. In Geräten, die nur 3-polig auslösen, entfällt dieser Para-
meter.
Wenn das Freigabeverfahren zum Schutz eines Leitungsgebildes mit mehr als 2 Enden eingesetzt wird,
werden die Empfangssignale von allen Leitungsenden für die Auslösung mit UND verknüpft.
Ein Auslösesignal ergibt sich durch gleichzeitiges Vorhandensein

• der Stufenanregung

• des Freigabesignals

• des Zeitablaufs
Für Anwendungen mit zeitverzögerter Auslösung wird ein einmal empfangenes Empfangssignal so lange
festgehalten, bis die Stufenanregung zurückfällt. Dadurch ist sichergestellt, dass das Freigabesignal auch
dann noch ansteht, wenn der Ablauf der entsprechenden Verzögerungszeit die Auslösung freigibt und das
Sendesignal des Schutzes vom Gegenende nicht mehr ansteht.
Die transiente Blockierung (Signal Transiente Block.) verhindert die Freigabe der Auslösung beim Freiga-
beverfahren. Sie sorgt für zusätzliche Sicherheit gegen Fehlsignale durch transiente Ausgleichsschwingungen,

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 871
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

die durch Richtungsumkehr nach Abschalten von äußeren Fehlern (z.B. auf Parallelleitungen) verursacht
werden. Die detaillierte Beschreibung finden Sie in 6.12.6.1 Beschreibung.

Maßnahmen bei schwacher Einspeisung


Wenn an einem Leitungsende keine oder nur eine schwache Einspeisung vorhanden ist, regt der Schutz
nicht oder möglicherweise mit falscher Phaseninformation an. Damit kann dort weder ein Auslösebefehl
noch ein Sendesignal abgesetzt werden. Bei den Freigabeverfahren kann dann das Leitungsende mit starker
Einspeisung nicht in Schnellzeit auslösen, da vom Ende mit der schwachen Einspeisung kein Freigabesignal
übertragen wird.
Um in solchen Fällen eine schnelle Abschaltung an beiden Leitungsenden zu ermöglichen, verfügen die
Informationsübertragungsverfahren über besondere Maßnahmen:

• Für die Auslösung des Leitungsendes mit starker Einspeisung kann am Leitungsende mit schwacher
Einspeisung die Echofunktion wirksam gemacht werden.

• Damit auch das Leitungsende mit schwacher Einspeisung selbst auslösen kann, verfügen die Informati-
onsübertragungsverfahren über eine Funktion zur Auslösung bei schwacher Einspeisung.
Die Funktionen sind detailliert im Kapitel Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung beschrieben.

6.12.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Auslöselogik der Freigabeverfahren


Die Realisierung der unterschiedlichen Freigabeverfahren lässt sich anhand der beiden Parameter Senden
mit und Auslösen mit (siehe Bild 6-243 und Bild 6-244) durchführen. Zusätzlich müssen Sie die Auswahl
des Empfangsblocks beachten.
Folgende Verfahren sind einstellbar:
Verfahren Parameter: Senden mit Parameter: Auslösen mit
EF Freigabeverfahr. Eine oder mehrere Stufen Eine oder mehrere Stufen
EF Unblockverfahren (Empf. Eine oder mehrere Stufen Eine oder mehrere Stufen
Unblocks als Empfangsblock)

Parameter: Sendeverlängerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5761:101) Sendeverlängerung = 0,05 s


Mit dem Parameter Sendeverlängerung in der Sendelogik können Sie Differenzen in den Anregezeiten
an beiden Leitungsenden ausgleichen. Wenn an allen Leitungsenden SIPROTEC-Geräte eingesetzt werden,
empfiehlt Siemens den Einstellwert 0,05 s.

Parameter: Sendeverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5761:102) Sendeverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Sendeverzögerung können Sie eine zusätzliche Auslöseverzögerung einstellen. Da das
Informationsübertragungsverfahren zur schnellen und selektiven Auslösung führen soll, empfiehlt Siemens
den Einstellwert 0,00 s.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:5761:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt erlauben Sie die 1-polige Auslösung des Informationsübert-
ragungsverfahrens bei 1-phasigen Fehlern oder bei mehrphasigen Fehlern und 1-phasigem Empfang. In
Geräten mit 1-poliger Auslösung empfiehlt Siemens die Einstellung ja. In Geräten mit 3-poliger Auslösung
entfällt dieser Parameter.

6.12.4.3 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Freigabeverfahren


Wenn der Erdkurzschlussschutz nach einer Anregung einen Fehler in Leitungsrichtung erkennt, sendet er
ein Freigabesignal zum Gegenende. Wenn das Gegenende das Freigabesignal empfängt und ebenfalls einen
Fehler in Leitungsrichtung erkennt, wird das Auslösesignal erzeugt.

872 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

[dwtevgvf-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-245 Funktionsschema des Freigabeverfahren

Mit den folgenden Parametern konfigurieren Sie das Freigabeverfahren:

Parameter: Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5761:140) Senden mit = EF-Stufe


Mit dem Parameter Senden mit wählen Sie eine oder mehrere Stufen des Erdkurzschlussschutzes als Sende-
kriterium aus. Die Auswahltexte der Stufen sind identisch mit den Bezeichnungen, die Sie im Erdkurzschluss-
schutz vergeben.

Parameter: (_:5761:141) Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5761:141) Auslösen mit = EF-Stufe


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die Stufe oder die Stufen des Erdkurzschlussschutzes aus, die
bei Signalempfang zur Auslösung führen. Die Auswahltexte der Stufen sind identisch mit den Bezeichnungen,
die Sie im Erdkurzschlussschutz vergeben.

6.12.4.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Richtungsunblock-Verfahren


Das Richtungsunblock-Verfahren entspricht dem Freigabeverfahren mit einem vorgeschalteten Funktionsblock
Empf. Unblocks. Daher ist im Unterschied zum Freigabeverfahren eine Auslösung auch ohne ein Freiga-
besignal vom Gegenende möglich. Das Richtungsunblock-Verfahren können Sie durch seine Funktionsweise
nicht mit einer Kommunikation über eine Wirkschnittstelle (WS) betreiben.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 873
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

[dwteublv-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-246 Funktionsschema des Richtungsunblock-Verfahrens

Mit den folgenden Parametern konfigurieren Sie das Richtungsunblock-Verfahren:

Parameter: Senden mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5761:140) Senden mit = EF-Stufe


Mit dem Parameter Senden mit wählen Sie eine oder mehrere Stufen des Erdkurzschlussschutzes als Sende-
kriterium aus. Die Auswahltexte der Stufen sind identisch mit den Bezeichnungen, die Sie im Erdkurzschluss-
schutz vergeben.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5761:141) Auslösen mit = EF-Stufe


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die Stufe oder die Stufen des Erdkurzschlussschutzes aus, die
bei Signalempfang zur Auslösung führen. Die Auswahltexte der Stufen sind identisch mit den Bezeichnungen,
die Sie im Erdkurzschlussschutz vergeben.

6.12.4.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


EF Freigabe.
_:5761:1 EF Freigabe.:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:5761:101 EF Freigabe.:Sendeverlän- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
gerung
_:5761:102 EF Freigabe.:Sendeverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:5761:105 EF Freigabe.:Trans. Block. 0,00 s bis 60,00 s 0,04 s
Wartezeit
_:5761:106 EF Freigabe.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5761:104 EF Freigabe.:3I0 Schwll. 0 % bis 100 % 75 %
Rückw./Vorw.

874 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5761:11 EF Freigabe.:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja
_:5761:103 EF Freigabe.:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
1-pol.
_:5761:140 EF Freigabe.:Senden mit Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
_:5761:141 EF Freigabe.:Auslösen mit Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
_:5761:142 EF Freigabe.:Trans. Blockie- Einstellmöglichkeiten anwen-
rung mit dungsabhängig

6.12.4.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
EF Freigabe.
_:5761:81 EF Freigabe.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5761:501 EF Freigabe.:>Block. Echo SPS I
_:5761:502 EF Freigabe.:>Blk. Schwache Einsp. SPS I
_:5761:54 EF Freigabe.:Nicht wirksam SPS O
_:5761:52 EF Freigabe.:Zustand ENS O
_:5761:53 EF Freigabe.:Bereitschaft ENS O
_:5761:305 EF Freigabe.:Senden ACT O
_:5761:302 EF Freigabe.:Sendesignal ist Echo SPS O
_:5761:303 EF Freigabe.:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
_:5761:301 EF Freigabe.:Transiente Block. SPS O
_:5761:308 EF Freigabe.:Anregung 3I0 ACD O
_:5761:56 EF Freigabe.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5761:57 EF Freigabe.:Auslösung ACT O
_:5761:347 EF Freigabe.:Funktion ein SPC C
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I

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6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

6.12.5 Blockierverfahren

6.12.5.1 Beschreibung

[dwtefblo-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-247 Funktionsblock: EF Blockierv.

Wenn der Erdkurzschlussschutz einen Fehler in Rückwärtsrichtung erkennt, wird das Blockiersignal zum
Gegenende gesendet (Signal Blockieren). Wenn das Schutzgerät am empfangenden Leitungsende kein Block-
iersignal erhält, erzeugt das Blockierverfahren nach kurzer Verzögerungszeit das Auslösesignal.

Sendelogik Blockierverfahren

[lotesblk-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-248 Sendelogik für das Blockierverfahren

Bei Anregung des Erdkurzschlussschutzes in Richtung rückwärts oder ungerichtet wird das Blockiersignal
erzeugt. Der Schwellwert für die Erzeugung des Blockiersignals ist der prozentuale Anteil des Schwellwerts
der Stufe, die im Blockierverfahren auf die Auslösung wirkt. Der prozentuale Anteil wird mit dem Para-
meter (_:5761:104) 3I0 Schwll. Rückw./Vorw. im Informationsübertragungsverfahren eingestellt.
Weitere Informationen finden Sie in 6.12.7.1 Beschreibung.

876 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Die Logik ist phasenselektiv aufgebaut. Mit dem Parameter (_:5791:101) Sendeverlängerung können
Sie das Blockiersignal verlängern. Auch wenn der Fehler bereits lokal geklärt ist, kann dadurch das Gegenende
weiterhin blockiert werden.
Das Blockiersignal kann auch unverzögert mit Sprungerkennung gesendet werden (Parameter
(_:5791:102) Senden mit Sprung). Wenn der Kommunikationskanal sehr schnell auf das
Verschwinden des Blockiersignals reagieren kann, können Sie dieses Sprungsignal nutzen, da das Sprungsignal
bei jedem Sprung der Messgrößen erscheint. Wenn der Erdkurzschlussschutz einen Fehler in Vorwärtsrichtung
erkennt, wird das Blockiersignal sofort gestoppt und die Meldung Stopp erzeugt.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung lässt sich die Selektivität des Blockierverfahrens bei Doppelfehlern
auf parallelen Leitungen verbessern, wenn pro Kommunikationsrichtung 3 phasenselektive Sendesignale
übertragen werden. Sende- und Empfangssignale können deshalb phasenspezifisch für L1, L2 und L3 oder
phasengemeinsam als Einzelsignal verwendet werden.

Auslöselogik Blockierverfahren

[loteaubv-300511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-249 Auslöselogik für das Blockierverfahren

Der Erdkurzschlussschutz liefert dem Informationsübertragungsverfahren die Anregeinformation. Das


Auslösen für die betroffene Stufe übernimmt das Informationsübertragungsverfahren, mit dem der Erdkurz-
schlussschutz zusammenarbeitet.
Wenn kein Empfangssignal ansteht, wird die über den Parameter (_:5791:140) Auslösen mit einge-
stellte Zone zur Auslösung freigegeben. Wegen möglicher Unterschiede in den Anregezeiten der Geräte an
beiden Leitungsenden und wegen der Übertragungszeit muss die Auslösung des Blockierverfahrens verzögert
werden. Die Verzögerungszeit stellen Sie mit dem Parameter (_:5791:107) Freigabeverzögerung ein.
Die Auslösung kann zusätzlich verzögert werden. Die Verzögerungszeit stellen Sie unter (_:5761:102)
Sendeverzögerung ein.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Die Auslösemeldung ergibt sich also bei gleichzeitigem Vorhandensein

• der Stufenanregung des Erdkurzschlussschutzes

• des internen Freigabesignals

• der Zeitabläufe
Bei anstehendem Empfangssignal erfolgt keine Freigabe der Auslösung. Damit die Anregung der ausge-
wählten Stufe(n) nicht den äußeren Fehler am Gegenende schnell abschaltet, wird die Auslösung bei anste-
hendem Empfangssignal blockiert.
Wenn das Blockierverfahren zum Schutz eines Leitungsgebildes mit mehr als 2 Enden eingesetzt wird, werden
die Empfangssignale von allen Leitungsenden mit ODER verknüpft.
Mit dem Parameter (_:5791:11) 1-polige Ausl. erlaubt kann die Auslöselogik die 1-polige Auslö-
sung in 1-/3-polig auslösenden Geräten erlauben. In Geräten, die nur 3-polig auslösen, entfällt dieser Para-
meter.

Maßnahmen bei schwacher Einspeisung


Beim Blockierverfahren gibt es verfahrensbedingt keine Möglichkeit, bei schwacher Einspeisung durch das
Gegenende eine Auslösebefehl-Freigabe zu erreichen. Vielmehr besteht der Vorteil des Blockierverfahrens
darin, dass am einspeisenden Ende auch ohne Freigabe schnell ausgelöst werden kann, da das nicht speisende
Ende kein Blockiersignal bilden kann.

6.12.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für das Blockierverfahren


Das Blockierverfahren kommt oft zur Anwendung:

• Wenn das Signal mittels TFH über die zu schützende Leitung übertragen wird und wenn die Dämpfung
des Übertragungssignals am Fehlerort so groß ist, dass der Empfang vom anderen Leitungsende nicht
gewährleistet ist

• Für den Schutz von Leitungsgebilden mit mehr als 2 Enden bei unterschiedlichen Einspeisungen
Wenn der Erdkurzschlussschutz einen Fehler in Rückwärtsrichtung erkennt, wird ein Blockiersignal gesendet.
Wenn das andere Leitungsende kein Blockiersignal empfängt, löst der Erdkurzschlussschutz bei einem Erdkurz-
schluss in Vorwärtsrichtung aus. Da kein Freigabesignal vom Gegenende benötigt wird, werden mit dem
Blockierverfahren auch einseitig gespeiste Kurzschlüsse schnell abgeschaltet.

[dwteblve-140611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-250 Funktionsschema des Blockierverfahrens

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6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Parameter: Senden mit Sprung

• Empfohlener Einstellwert (_:5791:102) Senden mit Sprung = Ja


Mit dem Parameter Senden mit Sprung können Sie einstellen, ob das Blockiersignal unverzögert mit
Sprungerkennung gesendet wird. Siemens empfiehlt, die schnelle Blockierung mit Sprung zu benutzen und
die Einstellung beizubehalten.

Parameter: Sendeverlängerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5791:101) Sendeverlängerung = 0,05 s


Mit dem Parameter T SENDEVERL. in der Sendelogik können Sie Differenzen in den Anregezeiten an beiden
Leitungsenden ausgleichen. Wenn an allen Leitungsenden SIPROTEC-Geräte eingesetzt werden, empfiehlt
Siemens den Einstellwert 0,05 s.

Parameter: Auslösen mit

• Empfohlener Einstellwert (_:5791:140) Auslösen mit = EF-Stufe


Mit dem Parameter Auslösen mit wählen Sie die Erdfehlerstufe aus.

Parameter: Freigabeverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5791:107) Freigabeverzögerung = 0,020 s


Mit dem Parameter Freigabeverzögerung müssen Sie die Freigabeverzögerung nach einer Anregung
einstellen. Wegen möglicher Unterschiede in den Anregezeiten der Geräte an beiden Leitungsenden und
wegen der Signalübertragungszeit muss die Auslösung des Blockierverfahrens verzögert werden. Siemens
empfiehlt den Einstellwert 0,020 s.

6.12.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


EF Blockierv.
_:5791:1 EF Blockierv.:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:5791:101 EF Blockierv.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
längerung
_:5791:102 EF Blockierv.:Senden mit • nein ja
Sprung
• ja
_:5791:108 EF Blockierv.:Senden • nein nein
phaseselektiv
• ja
_:5791:105 EF Blockierv.:Trans. 0,00 s bis 60,00 s 0,02 s
Block. Wartezeit
_:5791:106 EF Blockierv.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5791:107 EF Blockierv.:Freigabe- 0,000 s bis 60,000 s 0,020 s
verzögerung
_:5791:104 EF Blockierv.:3I0 Schwll. 0 % bis 100 % 75 %
Rückw./Vorw.
_:5791:11 EF Blockierv.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5791:103 EF Blockierv.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.

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6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5791:140 EF Blockierv.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5791:141 EF Blockierv.:Trans. Einstellmöglichkeiten anwen-
Blockierung mit dungsabhängig

6.12.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
EF Blockierv.
_:5791:81 EF Blockierv.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5791:54 EF Blockierv.:Nicht wirksam SPS O
_:5791:52 EF Blockierv.:Zustand ENS O
_:5791:53 EF Blockierv.:Bereitschaft ENS O
_:5791:305 EF Blockierv.:Blockiersignal ACT O
_:5791:307 EF Blockierv.:Stopp ACT O
_:5791:301 EF Blockierv.:Transiente Block. SPS O
_:5791:308 EF Blockierv.:Anregung 3I0 ACD O
_:5791:56 EF Blockierv.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5791:57 EF Blockierv.:Auslösung ACT O
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I

6.12.6 Transiente Blockierung

6.12.6.1 Beschreibung
Die transiente Blockierung sorgt für zusätzliche Sicherheit gegen Fehlsignale durch transiente Ausgleichs-
schwingungen, die durch Richtungsumkehr nach Abschalten von äußeren Fehlern, z.B. auf Parallelleitungen,
verursacht werden.

880 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

[lotetrbl-310511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-251 Logikdiagramm der transienten Blockierung

Wenn eine Anregung rückwärts oder ungerichtet vorliegt (Nicht-Vorwärtsfehler), erfolgt nach einer Wartezeit
((_:5791:105) Trans. Block. Wartezeit) die transiente Blockierung. Nach dem Wegfall des Blockier-
kriteriums wird die transiente Blockierung für eine einstellbare Zeit ((_:5791:106) Rückf.verz. Trans.
Block.) aufrechterhalten.
Die Informationsübertragungsverfahren für Erdkurzschlussschutz und Distanzschutz können sich gegenseitig
beeinflussen. Mit dem Parameter Trans. Block durch können Sie einstellen, ob die transiente Blockie-
rung des Informationsübertragungsverfahrens für den Distanzschutz auf das Informationsübertragungsver-
fahren des Erdkurzschlussschutzes wirken soll. Die gegenseitige Beeinflussung ist dann sinnvoll, wenn die
Informationsübertragungsverfahren für Erdkurzschlussschutz und Distanzschutz mit einem gemeinsamen
Kommunikationskanal arbeiten.

6.12.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die transiente Blockierung

Parameter: Trans. Blockierung mit

• Voreinstellung (_:5791:141) Trans. Blockierung mit = DIS: TrBlock XBlk


Stellen Sie den Parameter Trans. Blockierung mit auf DIS: TrBlock XBlk, wenn das Informa-
tionsübertragungsverfahren für den Distanzschutz auf demselben Kommunikationskanal arbeitet, wie ein
Informationsübertragungsverfahren für den Erdkurzschlussschutz. Stellen Sie den Parameter auf unwirksam,
wenn Sie getrennte Kommunikationskanäle verwenden. Wenn kein Informationsübertragungsverfahren für
Distanzschutz verwendet wird, ist die Parametereinstellung nicht möglich und die Verknüpfung automatisch
deaktiviert.

Parameter: Trans. Block. Wartezeit

• Empfohlener Einstellwert (_:5791:105) Trans. Block. Wartezeit = 0,04 s


Mit dem Parameter Trans. Block. Wartezeit stellen Sie ein, wie lange eine rückwärts oder ungerichtete
Anregung anstehen sollen, bevor die transiente Blockierung eintritt. Siemens empfiehlt den Einstellwert
0,04 s.

HINWEIS

i Die Zeit Trans. Block. Wartezeit darf nicht auf 0 eingestellt werden. Damit wird verhindert, dass die
Transiente Blockierzeit Rückf.verz. Trans. Block. nicht bereits gestartet wird, wenn die Richtungs-
information zeitlich verzögert gegenüber der Funktionsanregung eintritt. Abhängig von der Eigenzeit des
Leistungsschalters auf der Parallelleitung oder in Rückwärtsrichtung liegender Leistungsschalter werden
Einstellungen zwischen 10 ms und 40 ms empfohlen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 881
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Parameter: Rückf.verz. Trans. Block.

• Empfohlener Einstellwert (_:5791:106) Rückf.verz. Trans. Block. = 0,05 s


Mit dem Parameter Rückf.verz. Trans. Block. bestimmen Sie die Dauer der transienten Blockierung.
Die Zeit muss länger eingestellt sein als die Dauer der transienten Ausgleichsvorgänge bei Eintritt oder
Abschalten von äußeren Kurzschlüssen.

6.12.7 Empfindliche Messstufe des Erdkurzschlussschutzes

6.12.7.1 Beschreibung
Um ein fehlerhaftes Echo bei Freigabeverfahren zu vermeiden, ist zu beachten, dass ein äußerer Erdkurz-
schluss bei durchfließendem Erdkurzschlussstrom an beiden Leitungsenden erkannt wird. Beim Blockierver-
fahren und bei der transienten Blockierung muss unter diesen Bedingungen ein sicheres Blockiersignal erzeugt
werden.
Wenn bei einem Erdkurzschluss gemäß Bild 6-252 der Schutz in B den Fehler nicht erkennt, würde dies
als einseitig von A gespeister Fehler interpretiert. Bei Freigabeverfahren würde Schutz B ein Echo-Signal
senden. Beim Blockierverfahren und bei der transienten Blockierung würde das erforderliche Blockiersignal
nicht erzeugt werden. Die Folge wäre eine fehlerhafte Auslösung des Erdkurzschlussschutzes in A.

[dwt3i0v1-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-252 Mögliche Stromverteilung bei einem äußeren Erdkurzschluss

Das Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz verfügt deshalb über eine empfindliche


Erdstromstufe (_:5791:104) 3I0 Schwll. Rückw./Vorw..

[lotsigzu-310511-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-253 Logik der empfindlichen Stufe des Erdkurzschlussschutzes

Bei den Freigabeverfahren wirkt die empfindliche Erdstromstufe auf die Echofunktion und die transiente
Blockierung. Wenn die Stufe für die Erkennung eines Rückwärtsfehlers in B also immer empfindlicher ist als die
Stufenanregung des Erdkurzschlussschutzes, der den Fehler vom anderen Leitungsende A in Vorwärtsrichtung
sieht, kann kein fehlerhaftes Echosignal entstehen und die transiente Blockierung arbeitet ebenfalls korrekt.
Beim Blockierverfahren ist die empfindliche Erdstromstufe die Schwelle, ab der bei Rückwärtsfehlern das
Blockiersignal erzeugt wird. Auch für diese Anwendung gilt, dass die Erkennung eines Rückwärtsfehlers in
B empfindlicher sein muss als die Stufenanregung des Erdkurzschlussschutzes, der den Fehler vom anderen
Leitungsende A in Vorwärtsrichtung sieht. Somit führt das von B gesendete Blockiersignal zur erforderlichen
Blockierung der auslösenden Erdstromstufe am Leitungsende A.

882 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Der Einstellwert für die empfindliche Erdstromstufe ist ein Prozentwert. Bei Freigabeverfahren bezieht er
sich automatisch auf die Schwellwerte der Stufe oder der Stufen des Erdkurzschlussschutzes, die mit dem
Freigabeverfahren über den Parameter Senden mit verknüpft sind.
Beim Blockierverfahren bezieht sich der prozentuale Einstellwert automatisch auf die Stufe oder die Stufen des
Erdkurzschlussschutzes, die mit dem Blockierverfahren über den Parameter Auslösen mit verknüpft sind.

6.12.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für die empfindliche Stufe des Erdkurzschlussschutzes

Parameter: 3I0 Schwll. Rückw./Vorw.

• Voreinstellung (_:5761:104) 3I0 Schwll. Rückw./Vorw. und (_:5791:104) 3I0 Schwll.


Rückw./Vorw. = 75%
Mit dem Parameter 3I0 Schwll. Rückw./Vorw.stellen Sie den Schwellwert für die EF-Signalzusatzstufe
prozentual zu den Schwellwerten der unter Senden mit ausgewählten Erdfehlerstufen ein.
Die empfindliche Stufe des Erdkurzschlussschutzes muss für die korrekte Funktion der Informationsübertra-
gungsverfahren empfindlicher wirken als die Erdstromstufe, die mit der Sende- oder Auslösestufe arbeitet. Die
empfindliche Stufe muss umso empfindlicher eingestellt werden, je größer der kapazitive Erdstrom ist (3I0c
in Bild 6-252). Meist sind bei Freileitungen 70 % bis 80 % der Einstellung der Erdstromstufe ausreichend.
Siemens empfiehlt für diese Anwendung die Einstellung 75 %.
Bei Kabeln oder sehr langen Freileitungen, wenn die kapazitiven Ströme im Erdkurzschlussfall die gleiche
Größenordnung wie die Erdkurzschlussströme aufweisen, sollte man auf die Echofunktion verzichten oder sie
nur bei offenem Leistungsschalter betreiben; das Blockierverfahren sollte dann überhaupt nicht angewendet
werden.
Bei Leitungen mit drei Enden (Abzweig) ist weiter zu bedenken, dass sich der Erdkurzschlussstrom bei
äußerem Erdfehler auf die Enden der Leitung ungleichmäßig verteilt. Der kritische Fall ist in Bild 6-254 darge-
stellt. Im ungünstigsten Fall teilt sich der von A einfließende Erdstrom je zur Hälfte auf die Leitungsenden
B und C auf. Der für das Echo bzw. das Blockiersignal maßgebliche Einstellwert 3I0 Schwll. Rückw./
Vorw.muss also unter der Hälfte des Ansprechwertes der für die Signalübertragung benutzten Erdstromstufe
liegen. Zusätzlich gelten die oben beschriebenen Überlegungen bezüglich des kapazitiven Erdstromes, der
in Bild 6-254 weggelassen ist. Bei einer anderen als der hier angenommenen Erdstromverteilung werden
die Verhältnisse günstiger, da dann einer der beiden Erdströme 3I0b oder 3I0c größer sein muss als bei
vorstehender Überlegung.

[dwt3i0v2-040311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-254 Mögliche ungünstige Stromverteilung über eine Abzweigleitung bei einem äußeren Erdkurz-
schluss

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit


Erdkurzschlussschutz

6.13.1 Funktionsübersicht

Die Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz (EF Uni.-verfahren) bein-


halten die gleichen Funktionalitäten, wie sie in 6.12 Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschluss-
schutz beschrieben sind. Der Unterschied besteht darin, dass alle Funktionalitäten kompakt innerhalb der
Funktion EF Uni.-verfahren zusammengefasst sind. Dies kann dann von Vorteil sein, wenn eine Umschal-
tung der Funktionalitäten über Parameteränderungen gewünscht ist.
Da es keine Funktionsunterschiede zu den Informationsverfahren mit Erdkurzschlussschutz gibt, werden im
Folgenden nur die Besonderheiten beschrieben.

6.13.2 Struktur der Funktion

Die Funktion EF Uni.-verfahren wird in der Funktionsgruppe Leitung in Kombination mit der Erdkurzschluss-
schutzfunktion angewendet.
Die im folgenden Bild dargestellten Funktionen stehen zur Verfügung:

[dw_funct-line_universal_Erdkurzschluss, 1, de_DE]

Bild 6-255 Struktur/Einbettung der Funktion

Zusätzlich zu den einzelnen Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz enthalten die


Universal-Informationsübertragungsverfahren die Funktionsblöcke (FB) Allgemein und Sammelmeldung.
Sie finden die Funktion EF Uni.-verfahren in der DIGSI-Bibliothek unter FG Leitung > Informationsübertra-
gungsverfahren > EF Universalverfahren.
Mit der Instanziierung der Funktion EF Uni.-verfahren sind folgende Funktionalitäten vorinstanziiert:

• FB Allgemein

• FB Sammelmeldung

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6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

• FB Freigabeverfahren (EF Freigabeverfahr.)

• FB Blockierverfahren (EF Blockierv.)

• FB Empfangsblock für Binärsignal 1 (Empf. Binärs. 1)

• FB Empfangsblock für Binärsignal 2 (Empf. Binärs. 2)

• FB Empfangsblock Wirkschnittstelle für Binärsignale (Empf. WS)


Die Funktionsblöcke besitzen folgende Eigenschaften:
Funktionsblock Löschbar Anzahl Instanzen Voreinstellung Modus
Allgemein Nein 1 Ein
Sammelmeldung Nein 1 Ein (nicht veränderbar)
EF Freigabeverfahr. Ja 5 Aus
EF Blockierv. Ja 5 Aus
Empf. Binärs. Ja 5 Aus
Empf. WS Ja 1 Aus
Empf. Unblocks Ja 5 Aus

HINWEIS

i Da die meisten Funktionsblöcke nach der Vorinstanziierung ausgeschaltet sind, empfiehlt Siemens, diese
Voreinstellwerte zu überprüfen.

HINWEIS

i Im Unterschied zu den einzelnen Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz besitzen


die Funktionsblöcke Empf. Binärs., Empf. WS und Empf. Unblocks den Parameter Modus und
erscheinen deshalb auch in der Parametrieransicht.

FB Allgemein
Mit dem FB Allgemein können Sie die Funktion EF Uni.-verfahren über den Parameter Modus oder das
Controllable Modus (steuerbar) ein- oder ausschalten.
Weiterhin werden allgemeine Meldungen der Funktion EF Uni.-verfahren bereitgestellt.

FB Sammelmeldung
Der FB Sammelmeldung fasst die Informationen aller Freigabeverfahren und Blockierverfahren an einem
zentralen Ort zusammen. Wenn Sie mehrere Informationsübertragungsverfahren verwenden, zwischen denen
durch Parameteränderung umgeschaltet wird, kann so die Rangierung von Meldungen vereinfacht werden.

Weiterführende Informationen zu den Informationsübertragungsverfahren, siehe:

• 6.9.5 Vergleichsverfahren

• 6.9.6 Blockierverfahren

• 6.12.3 Empfangsblöcke

6.13.3 Empfangsblöcke

Mehrere Empfangsblöcke Empf. Binärs. und auch der Empfangsblock Empf. WS können gleichzeitig
vorhanden sein.
Wenn die Kommunikation der Leitungsenden über Binärsignale erfolgt, werden die benötigten Empfangs-
blöcke über den Parameter Modus auf ein geschaltet. Wenn ein Informationsübertragungsverfahren mit z.B.
insgesamt 3 Enden konfiguriert wird, dann müssen genau 2 Empfangsblöcke eingeschaltet sein. Alle weiteren

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

möglicherweise vorhandenen Empfangsblöcke, auch der Empfangsblock Empf. WS, müssen ausgeschaltet
sein.
Wenn die Kommunikation der Leitungsenden über eine Wirkschnittstelle erfolgen soll, müssen Sie den
Empfangsblock Empf. WS einschalten. Alle anderen vorhandenen Empfangsblöcke müssen ausgeschaltet
sein. Eine Mischung der Kommunikation zu den Leitungsenden über Wirkschnittstelle und über Binärsignale ist
nicht möglich.
Weitere Informationen zur Funktionsweise der Empfangsblöcke siehe 6.12.3 Empfangsblöcke.

6.13.4 Anwendung

Die Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz ermöglichen Ihnen, eine gemein-


same Konfiguration für mehrere Anwendungsfälle zu erstellen. Wenn Sie z.B. in Ihren Anlagen verschie-
dene Stufentypen im Erdkurzschlussschutz in Verbindung mit Informationsübertragungsverfahren einsetzen,
können Sie im Universal-Informationsübertragungsverfahren das Vergleichs- oder Blockierverfahren mehrfach
instanziieren. Konfigurieren Sie die Verfahren entsprechend der jeweiligen Anwendung und verknüpfen diese
mit der gewünschten Stufe des Erdkurzschlussschutzes. Für den konkreten Einsatz in einer Anlage müssen Sie
nur noch das gewünschte Verfahren über den Parameter Modus auf ein schalten.
Genauso ist es möglich, eine gemeinsame Konfiguration für die verschiedenen Möglichkeiten der Kommunika-
tion mit den anderen Leitungsenden zu erstellen. Wenn Sie z.B. Anlagen sowohl mit 2 als auch mit 3 Enden
haben und die Kommunikation entweder über Binärsignale oder Wirkschnittstelle erfolgt, dann können Sie
dafür 2 Empfangsblöcke Empf. Binärs. und auch einen Empfangsblock Empf. WS erstellen, entsprechend
parametrieren und die Meldungen rangieren. Die für den konkreten Einsatz benötigten Empfangsblöcke
werden über den Parameter Modus auf ein geschaltet.
Bei Kommunikation mit Wirkschnittstelle stellen Sie die Anzahl und die Identität der Geräte, die am Infor-
mationsübertragungsverfahren zum Schutz des Leitungsgebildes teilnehmen, bei der Konfiguration der Wirk-
schnittstelle ein. Siehe dazu 3.6.5.4 Konfiguration der Wirkschnittstelle in DIGSI 5 oder 3.6.6.4 Konfiguration
der erweiterten Wirkkommunikation in DIGSI 5.

6.13.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:25111:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test
EF Blockierv.
_:5791:1 EF Blockierv.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:5791:101 EF Blockierv.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
längerung
_:5791:102 EF Blockierv.:Senden mit • nein ja
Sprung
• ja
_:5791:108 EF Blockierv.:Senden • nein nein
phaseselektiv
• ja
_:5791:105 EF Blockierv.:Trans. 0,00 s bis 60,00 s 0,02 s
Block. Wartezeit
_:5791:106 EF Blockierv.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5791:107 EF Blockierv.:Freigabe- 0,000 s bis 60,000 s 0,020 s
verzögerung

886 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:5791:104 EF Blockierv.:3I0 Schwll. 0 % bis 100 % 75 %
Rückw./Vorw.
_:5791:11 EF Blockierv.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5791:103 EF Blockierv.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.
_:5791:140 EF Blockierv.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5791:141 EF Blockierv.:Trans. Einstellmöglichkeiten anwen-
Blockierung mit dungsabhängig
EF Freigabe.
_:5761:1 EF Freigabe.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:5761:101 EF Freigabe.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
längerung
_:5761:102 EF Freigabe.:Sendever- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
_:5761:105 EF Freigabe.:Trans. 0,00 s bis 60,00 s 0,02 s
Block. Wartezeit
_:5761:106 EF Freigabe.:Rückf.verz. 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Trans. Block.
_:5761:104 EF Freigabe.:3I0 Schwll. 0 % bis 100 % 75 %
Rückw./Vorw.
_:5761:11 EF Freigabe.:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:5761:103 EF Freigabe.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung 1-pol.
_:5761:140 EF Freigabe.:Senden mit Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
_:5761:141 EF Freigabe.:Auslösen Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig
_:5761:142 EF Freigabe.:Trans. Einstellmöglichkeiten anwen-
Blockierung mit dungsabhängig
Empf. Binärs.1
_:5851:1 Empf. Binärs.1:Modus • aus aus
• ein
• Test
Empf. Binärs.2
_:5852:1 Empf. Binärs.2:Modus • aus aus
• ein
• Test
Empf. WS1
_:5911:1 Empf. Wirkschn:Modus • aus aus
• ein
• Test

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 887
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

6.13.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:25111:81 Allgemein:>Blockierung Stufe SPS I
_:25111:51 Allgemein:Modus (steuerbar) ENC C
_:25111:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:25111:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:25111:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
Sammelmeldung
_:9061:303 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
_:9061:302 Sammelmeldung:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:9061:304 Sammelmeldung:Blockiersignal ACT O
_:9061:305 Sammelmeldung:Stopp ACT O
_:9061:301 Sammelmeldung:Transiente Block. SPS O
_:9061:308 Sammelmeldung:Senden ACT O
_:9061:306 Sammelmeldung:Sendesignal ist Echo SPS O
_:9061:307 Sammelmeldung:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
EF Blockierv.
_:5791:81 EF Blockierv.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5791:51 EF Blockierv.:Modus (steuerbar) ENC C
_:5791:54 EF Blockierv.:Nicht wirksam SPS O
_:5791:52 EF Blockierv.:Zustand ENS O
_:5791:53 EF Blockierv.:Bereitschaft ENS O
_:5791:305 EF Blockierv.:Blockiersignal ACT O
_:5791:307 EF Blockierv.:Stopp ACT O
_:5791:301 EF Blockierv.:Transiente Block. SPS O
_:5791:308 EF Blockierv.:Anregung 3I0 ACD O
_:5791:56 EF Blockierv.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5791:57 EF Blockierv.:Auslösung ACT O
_:5791:347 EF Blockierv.:Funktion ein SPC C
EF Freigabe.
_:5761:81 EF Freigabe.:>Blockierung Stufe SPS I
_:5761:501 EF Freigabe.:>Block. Echo SPS I
_:5761:502 EF Freigabe.:>Blk. Schwache Einsp. SPS I
_:5761:51 EF Freigabe.:Modus (steuerbar) ENC C
_:5761:54 EF Freigabe.:Nicht wirksam SPS O
_:5761:52 EF Freigabe.:Zustand ENS O
_:5761:53 EF Freigabe.:Bereitschaft ENS O
_:5761:305 EF Freigabe.:Senden ACT O
_:5761:302 EF Freigabe.:Sendesignal ist Echo SPS O
_:5761:303 EF Freigabe.:Ausl. Schwache Einsp. SPS O
_:5761:301 EF Freigabe.:Transiente Block. SPS O
_:5761:308 EF Freigabe.:Anregung 3I0 ACD O
_:5761:56 EF Freigabe.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:5761:57 EF Freigabe.:Auslösung ACT O
_:5761:347 EF Freigabe.:Funktion ein SPC C

888 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.13 Universal-Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Empf. Binärs.1
_:5851:52 Empf. Binärs.1:Zustand ENS O
_:5851:53 Empf. Binärs.1:Bereitschaft ENS O
_:5851:301 Empf. Binärs.1:Empfangen ACT O
_:5851:501 Empf. Binärs.1:>Empfang L1 SPS I
_:5851:502 Empf. Binärs.1:>Empfang L2 SPS I
_:5851:503 Empf. Binärs.1:>Empfang L3 SPS I
_:5851:504 Empf. Binärs.1:>Empfang General SPS I
_:5851:505 Empf. Binärs.1:>Empfang Störung SPS I
Empf. Binärs.2
_:5852:52 Empf. Binärs.2:Zustand ENS O
_:5852:53 Empf. Binärs.2:Bereitschaft ENS O
_:5852:301 Empf. Binärs.2:Empfangen ACT O
_:5852:501 Empf. Binärs.2:>Empfang L1 SPS I
_:5852:502 Empf. Binärs.2:>Empfang L2 SPS I
_:5852:503 Empf. Binärs.2:>Empfang L3 SPS I
_:5852:504 Empf. Binärs.2:>Empfang General SPS I
_:5852:505 Empf. Binärs.2:>Empfang Störung SPS I
Empf. WS1
_:5911:52 Empf. Wirkschn:Zustand ENS O
_:5911:53 Empf. Wirkschn:Bereitschaft ENS O
_:5911:301 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 1 ACT O
_:5911:302 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 2 ACT O
_:5911:303 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 3 ACT O
_:5911:304 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 4 ACT O
_:5911:305 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 5 ACT O
_:5911:306 Empf. Wirkschn:Empf. von Gerät 6 ACT O
_:5911:307 Empf. Wirkschn:Empfang Störung SPS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 889
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

6.14.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung wird zur Unterstützung der Informations-
übertragungsverfahren für Distanzschutz und Erdkurzschlussschutz verwendet. Die Funktion ist deshalb nur
sinnvoll einsetzbar, wenn Sie ein entsprechendes Informationsübertragungsverfahren nutzen.
In folgenden Situationen erhält ein Vergleichsverfahren (Signalvergleich, Richtungsvergleich, Richtungsun-
block-Verfahren) kein Freigabesignal vom gegenüberliegenden Leitungsende:

• Bei Leitungen mit einseitiger Einspeisung, vom nicht gespeisten Leitungsende

• Bei Sternpunkterdung an nur einem Leitungsende, vom nullstromfreien Leitungsende

• Vom Leitungsende mit keiner oder nur einer schwachen Einspeisung


Um in diesen Fällen eine schnelle Abschaltung an beiden Leitungsenden zu ermöglichen, enthält die Funktion
Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung die Echofunktion und die ASE-Funktion (ASE = Auslösung
bei schwacher Einspeisung).
Für die Auslösung des Leitungsendes mit starker Einspeisung kann am Leitungsende mit schwacher Einspei-
sung die Echofunktion wirksam werden. Die Echofunktion bewirkt, dass bei fehlender Anregung an einem
Leitungsende das empfangene Signal als Echo zum anderen Leitungsende zurückgesendet wird. Dieses
ermöglicht dort die Freigabe des Auslösebefehls.
Die Echofunktion kann auch bei Mitnahmeverfahren zum Test der Signalverbindung zwischen den Schutzge-
räten sinnvoll eingesetzt werden.
Mit der ASE-Funktion können Sie zusätzlich auch die Auslösung am Leitungsende mit fehlender oder schwa-
cher Einspeisung wirksam schalten. Sie können die ASE-Funktion zusammen mit Vergleichsverfahren und
Mitnahmeverfahren verwenden.
Beachten Sie, dass die Funktion im Zusammenhang mit Blockierverfahren nicht verwendet werden darf.

6.14.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung besteht aus den im folgenden Bild darge-
stellten Teilfunktionen. Die Funktion kommt in der Funktionsgruppe Leitung zur Anwendung.

[dwwnstru-070311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-256 Struktur/Einbettung der Funktion

Die beiden Teilfunktionen Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung erhalten Steuersignale von den
Informationsübertragungsverfahren des Distanzschutzes und des Erdkurzschlussschutzes im lokalen Gerät,
siehe folgendes Bild.

890 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

[dwwnfblk-070311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-257 Funktionsblöcke

Nachfolgend werden die einzelnen Funktionsblöcke beschrieben.

6.14.3 Echofunktion

Die Echofunktion sendet bei fehlender Anregung an einem Leitungsende das empfangene Signal als Echo zum
anderen Leitungsende zurück und ermöglicht dort die Freigabe des Auslösebefehls.

Echofreigabe
Das Freigabesignal für die Echofunktion im Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz wird wie
folgt gebildet:

[lodisecf-070311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-258 Freigabelogik für die Echofunktion mit Distanzschutz

Das Freigabesignal für die Echofunktion im Informationsübertragungsverfahren mit Erdkurzschlussschutz wird


wie folgt gebildet:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 891
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

[loeksecf-070311-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-259 Freigabelogik für die Echofunktion mit Erdkurzschlussschutz

Echologik
Es existieren 2 identisch aufgebaute Echologiken, die den Funktionen Distanzschutz und Erdfehlerschutz
zugeordnet sind. Die Echologik ist im folgenden Bild dargestellt.

[lodisecl-070311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-260 Logikdiagramm der Echofunktion

Wenn die Echofreigabe für den Distanzschutz oder für den Erdkurzschlussschutz gegeben ist, wird die Verzö-
gerungszeit (_:5821:102) Echo-/Auslöseverzöger. wirksam. Wenn die Schutzfunktion am schwa-
chen Leitungsende bei rückwärtigem Fehler eine höhere Anregezeit hat oder wegen ungünstiger Kurzschluss-
oder Erdstromverteilung später anregt, ist diese Verzögerung notwendig. Nach Ablauf der Verzögerungszeit
wird das Echo gesendet. Wenn der Leistungsschalter am nicht speisenden Leitungsende 3-polig offen ist, dann
ist die Verzögerung des Echos nicht notwendig. Die Echoverzögerungszeit wird umgangen.
Die Länge des Echoimpulses können Sie mit dem Parameter (_:5821:103) Echo Impulsdauer
einstellen.
Die Leistungsschalterstellung wird zentral vom Prozessmonitor signalisiert.

892 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

Nach Abgabe des Echoimpulses oder während der Dauer des Sendesignals des jeweiligen Freigabeverfahrens
wird das Senden eines erneuten Echos für mindestens 50 ms (Voreinstellung des Parameters (_:5821:101)
Echo Blockierdauer) unterbunden. Dies verhindert die Wiederholung eines Echos direkt nach Abschalten
der Leitung.

Gemeinsamer Kommunikationskanal
Wenn die Informationsübertragungsverfahren mit Distanzschutz und Erdkurzschlussschutz parallel verwendet
werden und für die Sendesignale ein gemeinsamer Kommunikationskanal genutzt wird, kann am entfernten
Leitungsende nicht mehr unterschieden werden, ob das ursprüngliche Echosignal vom Distanzschutz oder
vom Erdkurzschlussschutz herrührt. Der 1-Kanal-Koordinator stellt sicher, dass nur dann ein Echo gesendet
wird, wenn von beiden Schutzfunktionen eine Echo-Freigabe vorliegt, also beide Schutzfunktionen nicht
anregen.

[lokankoo-070311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-261 Logik des 1-Kanal-Koordinators

Erkennung der schwachen Einspeisung


Bei einem Kurzschluss ist davon auszugehen, dass am Leitungsende mit schwacher Einspeisung nur eine
kleine Spannung auftritt, da der schwache Kurzschlussstrom nur einen geringen Spannungsabfall in der Kurz-
schlussschleife hervorrufen kann. Bei fehlender Einspeisung ist die Schleifenspannung annähernd Null. Daher
wird die Auslösung bei schwacher Einspeisung von der gemessenen Unterspannung U< abhängig gemacht,
die ebenfalls die Auswahl der fehlerbehafteten Phase erlaubt.
Für Netze mit geerdetem Sternpunkt wird die Erkennung der schwachen Einspeisung phasenselektiv durchge-
führt. Auf schwache Einspeisung wird entschieden, wenn in der betroffenen Phase keine Anregung vorhanden
ist und bei geschlossenem Leistungsschalter Unterspannung (Parameter (_:5821:106) U< Schwellwert)
erkannt wird. Die Information über den Leistungsschalterzustand wird vom Prozessmonitor geliefert.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 893
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

HINWEIS

i Wenn keine Leistungsschalter-Hilfskontakte rangiert sind und ein Betriebsfall ohne Stromfluss vorliegt,
kann die Logik des Prozessmonitors den Leistungsschalterzustand nicht erkennen. In diesen Fällen können
Sie das Verhalten der Logiken in Bild 6-262 und Bild 6-263 mit dem Parameter LS geschlossen bei
I=0 beeinflussen (siehe 6.14.5 Anwendungs- und Einstellhinweise).

[loasephe-070311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-262 Erkennung der schwachen Einspeisung bei Leiter-Erde-Spannungen (geerdete Netze)

Für Netze mit isoliert oder gelöscht betriebenem Sternpunkt werden zur Unterspannungserkennung die Leiter-
Leiter-Spannungen herangezogen. Eine phasenselektive Erkennung der schwachen Einspeisung ist dabei nicht
möglich.

[loasephp-170912-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-263 Erkennung der schwachen Einspeisung bei Leiter-Leiter-Spannungen (isolierte oder gelöschte
Netze)

894 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

6.14.4 Auslösung bei schwacher Einspeisung (ASE-Funktion)

Mit der ASE-Funktion kann eine Auslösung des Leistungsschalters am Leitungsende mit fehlender oder schwa-
cher Einspeisung erreicht werden.

Logik für ASE

[lownfrei-310511-01.tif, 3, de_DE]

Bild 6-264 Freigabelogik der Auslösung bei schwacher Einspeisung

Bei Erkennung einer schwachen Einspeisung und gleichzeitigem Vorliegen eines Empfangssignals der Informa-
tionsübertragungsverfahren von Distanzschutz oder Erdkurzschlussschutz wird die phasenselektive ASE-Anre-
gung erzeugt. Mit der ASE-Anregung erzeugt die Auslöselogik des zugehörigen Verfahrens die Auslösemel-
dung.
Die ASE-Anregung und damit die Auslösung kann mit der parametrierbaren Zeit (_:5821:102)
Echo-/Auslöseverzöger. verzögert werden. Außerdem wird die ASE-Anregung um die Freigabezeit
(_:5821:103) Echo Impulsdauer verlängert. Ein Gleichlauf zwischen Echo und ASE wird dadurch
erreicht, dass beide Funktionen dieselben Zeitparameter verwenden.
Über die phasenselektiven Signale ASE block kann die ASE-Funktion blockiert werden. Dadurch werden
Fehlanregungen, z.B. durch Abschaltvorgänge auf der eigenen Leitung oder auf der Parallelleitung, verhin-
dert. Es werden alle nicht angeregten Phasen bei einer 3-poligen ASE-Auslösung für 250 ms blockiert. Wenn
eine andere Schutzfunktion auslöst, werden alle 3 Phasen für 250 ms blockiert. Bei gehender Rückwärtsanre-
gung einer Phase der zugehörigen Funktion (je nach Quelle von Dis oder EF) werden alle 3 Phasen für 50 ms
blockiert.

6.14.5 Anwendungs- und Einstellhinweise

Die Funktion Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung wählen Sie über die Funktionsbibliothek mit
DIGSI aus.
Die Funktion ist für die Zusammenarbeit mit Mitnahmeverfahren und Vergleichsverfahren bestimmt. Im
Zusammenhang mit Blockierverfahren darf die Funktion nicht verwendet werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 895
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

Die Funktion enthält die folgenden Parameter:

Parameter: Betriebsart Schw. Einsp.

• Empfohlener Einstellwert (_:5821:104) Betriebsart Schw. Einsp.= nur Echo


Mit dem Parameter Betriebsart Schw. Einsp. bestimmen Sie die grundsätzliche Funktionsweise.
Parameterwert Beschreibung
nur Echo Die Echofunktion ist wirksam. Es erfolgt keine Auslösung bei Kurzschlüssen
mit fehlender oder schwacher Einspeisung
aus Bei fehlender oder schwacher Einspeisung werden weder Echo noch Auslö-
sung erzeugt.
Echo u. Auslösg. b. SE Die Echofunktion und die Auslösung bei Kurzschlüssen mit fehlender oder
schwacher Einspeisung sind wirksam.
nur Auslösung bei SE Nur die Auslösung bei Kurzschlüssen mit fehlender oder schwacher Einspei-
sung ist wirksam.

Parameter: Echo: Dis+EF üb. 1 Kanal

• Voreinstellwert (_:5821:105) Echo: Dis+EF üb. 1 Kanal= nein


Wenn der Distanzschutz und der Erdkurzschlussschutz einen Kommunikationskanal gemeinsam nutzen und
unabhängig voneinander ein Echo erzeugen, müssen Sie den Parameter Echo: Dis+EF üb. 1 Kanal auf
ja einstellen, um Fehlauslösungen zu verhindern.

Parameter: Echo-/Auslöseverzöger.

• Empfohlener Einstellwert (_:5821:102) Echo-/Auslöseverzöger. = 0,04 s


Die Echoverzögerungszeit Echo-/Auslöseverzöger. muss so lang gewählt werden, dass unterschiedliche
Reaktionszeiten der Anregung der Distanzschutzfunktionen oder der Erdkurzschlussschutz-Funktionen an allen
Leitungsenden nicht zu einem Fehl-Echo bei außenliegenden Fehlern führen können.

Parameter: Echo Impulsdauer

• Empfohlener Einstellwert (_:5821:103) Echo Impulsdauer = 0,05 s


Die Echoimpulsdauer Echo Impulsdauer kann an die Gegebenheiten der Übertragungsanlage angepasst
werden. Sie muss so lang sein, dass auch bei unterschiedlichen Eigenzeiten der Schutz- und Übertragungsge-
räte an den Leitungsenden die Erkennung des Empfangssignals gewährleistet ist.

Parameter: Echo Blockierdauer

• Empfohlener Einstellwert (_:5821:101) Echo Blockierdauer= 0,05 s


Um ein Endlos-Echo zwischen den Leitungsenden zu vermeiden, wird nach jedem gehenden Echosignal ein
neues Echo für die Zeit (_:5821:101) Echo Blockierdauer blockiert. Ein Endlos-Echo könnte sonst
z.B. durch Störungseinkopplung auf dem Signalweg ausgelöst werden. Nach dem Senden des Distanzschutzes
oder des Erdkurzschlussschutzes wird das Echo ebenfalls für diese Zeit blockiert.

Parameter: U< Schwellwert

• Voreinstellwert (_:5821:106) U< Schwellwert= 25,000 V


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung, wenn Sie die Funktion ASE (Auslösung bei fehlender oder schwacher
Einspeisung) verwenden.
Die Obergrenze für diesen Schwellwert U< Schwellwert muss unterhalb der minimal im Betrieb zu erwar-
tenden Spannung liegen. Als Untergrenze gilt der maximal zu erwartende Spannungsabfall am Leitungsende
mit schwacher Einspeisung bei einem Kurzschluss auf der zu schützenden Leitung, bei dem ein Distanzschutz
möglicherweise nicht mehr anregt.

896 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

Bei Netzen mit geerdetem Sternpunkt gelten Leiter-Erde-Spannungen als Bezugsgrößen, bei Netzen mit
isoliert oder gelöscht betriebenem Sternpunkt sind es die Leiter-Leiter-Spannungen.

Parameter: LS geschlossen bei I=0

• Voreinstellwert (_:5821:108) LS geschlossen bei I=0 = nein


Mit dem Parameter LS geschlossen bei I=0 können Sie das Verhalten der Logik für Echo und Auslösung
bei schwacher Einspeisung beeinflussen, wenn keine Leistungsschalter-Hilfskontakte rangiert sind und ein
Betriebsfall ohne Stromfluss vorliegt. Bei einem solchen Betriebsfall kann die Logik des Prozessmonitors den
Leistungsschalterzustand nicht erkennen.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn Sie den Parameter LS geschlossen bei I=0 = nein einstellen,
arbeiten die Logiken zur Erkennung der schwachen Einspeisung in
Bild 6-262 und Bild 6-263 so, als wäre der Leistungsschalter geöffnet.
In diesem Fall wird keine Schwache Einspeisung erkannt und die Auslö-
sung bei schwacher Einspeisung ist nicht möglich.
ja Wenn Sie den Parameter LS geschlossen bei I=0 = ja einstellen,
arbeiten die Logiken zur Erkennung der schwachen Einspeisung in
Bild 6-262 und Bild 6-263 so, als wäre der Leistungsschalter geschlossen.
In diesem Fall wird die Schwache Einspeisung erkannt und die Auslö-
sung bei schwacher Einspeisung ist möglich.

Wenn die Leistungsschalter-Hilfskontakte rangiert sind oder Stromfluss erkannt wird, wird die Leistungsschal-
terposition basierend auf diesen Informationen erkannt.
Weiterführende Informationen finden Sie in 6.14.3 Echofunktion unter Erkennung der schwachen Einspei-
sung, Seite 893.

6.14.6 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Schw.Einspeis.
_:5821:101 Schw.Einspeis.:Echo 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Blockierdauer
_:5821:102 Schw.Einspeis.:Echo-/ 0,00 s bis 60,00 s 0,04 s
Auslöseverzöger.
_:5821:103 Schw.Einspeis.:Echo 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
Impulsdauer
_:5821:104 Schw.Einspeis.:Betriebsa • aus nur Echo
rt Schw. Einsp.
• nur Auslösung bei SE
• nur Echo
• Echo u. Auslösg. b. SE
_:5821:105 Schw.Einspeis.:Echo: • nein nein
Dis+EF üb. 1 Kanal
• ja
_:5821:106 Schw.Einspeis.:U< 0,300 V bis 200,000 V 25,000 V
Schwellwert
_:5821:108 Schw.Einspeis.:LS • nein nein
geschlossen bei I=0
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 897
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.14 Echo und Auslösung bei schwacher Einspeisung

6.14.7 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Schw.Einspeis.
_:5821:52 Schw.Einspeis.:Zustand ENS O
_:5821:53 Schw.Einspeis.:Bereitschaft ENS O
_:5821:81 Schw.Einspeis.:>Blockierung Stufe SPS I

898 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach


französischer Spezifikation

6.15.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation:

• Schaltet bei einem Kurzschluss auf der Leitung auch das Leitungsende mit schwacher Einspeisung ab

• Wählt die fehlerbehafteten Phasen über eine relative Unterspannungsschwelle aus

• Löst unverzögert oder verzögert aus

6.15.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation wird
in der Funktionsgruppe Leitung verwendet.
Die Funktion ist mit einer Unverzögerten Stufe und einer Verzögerten Stufe vorkonfiguriert. Die Parameter
der Unterspannungs- und 3I0-Erkennung befinden sich im Block Allgemein und wirken stufenübergreifend.

[dw_struck-3I0-erkennung, 1, de_DE]

Bild 6-265 Struktur/Einbettung der Funktion

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

6.15.3 Unterspannungs- und 3I0-Erkennung

6.15.3.1 Beschreibung

Logik

[lo_unterspann-3I0-erkennung, 2, de_DE]

Bild 6-266 Logik der Unterspannungs- und 3I0-Erkennung

Unterspannungserkennung
Die fehlerbehafteten Phasen werden über eine Unterspannungserkennung ausgewählt. Der Schwellwert der
Unterspannungserkennung ist dynamisch und ergibt sich aus dem Produkt der gemessenen Leiter-Leiter-Span-
nung mit dem UL-E< Faktor. Dadurch werden betriebsbedingte Abweichungen von der Nennspannung in
der Unterspannungsschwelle berücksichtigt.
Aus den gemessenen Leiter-Leiter-Spannungen der letzten 500 ms wird der Mittelwert gebildet. Der Mittel-
wert wird über einen Spannungsspeicher für eine einstellbare Zeit (Zeitkonstante Tau) gehalten. Damit
wirken sich Änderungen der Leiter-Leiter-Spannung zeitverzögert auf die Unterspannungsschwelle aus. Wenn
eine Phase anregt, wird die zuletzt ermittelte Spannungsschwelle der angeregten Phase bis zum Erzeugen
der Auslösemeldung festgehalten. Dadurch wird bei langen Verzögerungszeiten die Spannungsschwelle nicht
durch den Fehler beeinflusst. Die Unterspannung wird für alle 3 Phasen ermittelt.
Wenn die gespeicherte Leiter-Leiter-Spannung die Schwelle √3 ⋅ Schwellwert UL-E< unterschreitet, wird in
der entsprechenden Phase keine Unterspannung mehr erkannt.
Da es bei der Auslösung zu einer Mitkopplung kommt, d. h. der gemessene Fehlerzustand kann durch eine
Abschaltung nicht beseitigt werden, fällt die Anregung beider Stufen nach der Auslösung mindestens einer
Stufe automatisch wieder zurück. Wenn die aktuelle Spannung die Rückfallschwelle wieder überschreitet, ist
eine neue Anregung nach höchstens 1 s möglich.

HINWEIS

i Die Funktion Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation
ist nur für die Anwendung in geerdeten Netzen geeignet.

3I0-Erkennung
Die Unverzögerte und die Verzögerte Stufe benutzen die 3I0-Erkennung gemeinsam. Wenn der Nullstrom
den Schwellwert 3I0> überschreitet, regt die 3I0-Erkennung an und erzeugt die Meldung 3I0> über-
schritten. Wenn die Anregung zurückfällt, wird die Meldung 3I0> überschritten für die einstellbare
Zeit Verlängerung 3I0> gehalten.
Bei einem Messspannungsausfall wird die Bereitschaft der Funktion auf Warnung gesetzt.

900 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

Wenn die Spannungsmesswerte oder die 3I0-Messwerte ungültig sind, wird die Bereitschaft auf Alarm
gesetzt und die Stufe/Funktion blockiert.

6.15.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: (_:2311:2) UL-E< Faktor

• Voreinstellwert UL-E< Faktor = 0,70


Mit dem Parameter UL-E< Faktor stellen Sie den Faktor für die Berechnung der Unterspannungsschwelle
ein. Der Schwellwert der Unterspannungserkennung ergibt sich aus dem Produkt der gemessenen Leiter-
Leiter-Spannung mit dem UL-E< Faktor. Aus den gemessenen Leiter-Leiter-Spannungen der letzten 500 ms
wird der Mittelwert gebildet und für die Berechnung der Unterspannungsschwelle verwendet.
Stellen Sie den Parameter UL-E< Faktor für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: (_:2311:3) Schwellwert UL-E<

• Voreinstellwert Schwellwert UL-E< = 30,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert UL-E< stellen Sie die Leiter-Erde-Spannung für die Ermittlung der Rück-
fallschwelle ein. Die Rückfallschwelle der Unterspannungserkennung berechnet sich aus √3 ⋅ Schwellwert
UL-E<.
Wenn in der Funktion Prozessmonitor das Spannungskriterium instanziiert ist, müssen Sie dort den
Schwellwert U offen einstellen. Stellen Sie den Schwellwert UL-E< genauso ein wie den Parameter
Schwellwert U offen.

Parameter: (_:2311:4) Zeitkonstante Tau

• Voreinstellwert Zeitkonstante Tau = 5 s


Mit dem Parameter Zeitkonstante Tau legen Sie fest, wie lange der Mittelwert aus den gemessenen
Leiter-Leiter-Spannungen gespeichert wird.
Stellen Sie den Parameter Zeitkonstante Tau für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Schwellwert 3I0>

• Voreinstellwert (_:2311:5) Schwellwert 3I0> = 0,500 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> legen Sie die Anregeschwelle für den Nullstrom fest.
Stellen Sie den Parameter Schwellwert 3I0> für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Verlängerung 3I0>

• Voreinstellwert (_:2311:6) Verlängerung 3I0> = 0,60 s


Mit dem Parameter Verlängerung 3I0> legen Sie fest, wie lange die Meldung 3I0> überschritten
gehalten wird.
Stellen Sie den Parameter Verlängerung 3I0> für die spezifische Anwendung ein.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

6.15.4 Unverzögerte Stufe

6.15.4.1 Beschreibung

Logik

[lo_unverz-Stufe-3I0, 1, de_DE]

Bild 6-267 Logik der unverzögerten Stufe

(1) Nicht bei Geräten mit nur 3-poliger Auslösung

Wenn das Eingangssignal >Empfang vom Gegenende empfangen wird und gleichzeitig eine Unterspannung
erkannt wird, erzeugt die Unverzögerte Stufe eine Auslösemeldung. Das Eingangssignal >Empfang wird
für die einstellbare Zeit (Parameter: Empfangsverlängerung) gehalten, damit auch bei einem schnellen
Rückfall des Signals vom Gegenende noch eine Auslösung möglich ist.
Solange die Funktion Distanzschutz in einer Phase angeregt hat oder nach dem Abschalten der Leitung, wird
die Anregung der Unverzögerten Stufe blockiert. Die Unverzögerte Stufe wird solange blockiert, bis das
Eingangssignal >Empfang wieder geht.
Wenn bei einem anliegenden Eingangssignal >Empfang keine Unterspannung erkannt wird, aber der
Schwellwert 3I0> überschritten ist, deutet das auf einen Fehler auf der Leitung hin. Wenn dieser Zustand
länger als 500 ms dauert, wird eine 3-polige Auslösemeldung erzeugt.
Nur wenn das Binäreingangssignal >Empfang OK die korrekte Funktion des Kommunikationskanals meldet,
arbeitet die Unverzögerte Stufe.
Die Unverzögerte Stufe kann auch über die phasenselektiven Signale ASE block blockiert werden. Dadurch
werden Fehlanregungen z.B. nach Abschalten des eigenen Leitungsendes verhindert.

6.15.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:15451:1) Betriebsart = ein

902 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

Mit dem Parameter Betriebsart legen Sie fest, ob die Unverzögerte Stufe ein- oder ausgeschaltet ist.

Parameter: Empfangsverlängerung

• Voreinstellwert (_:15451:2) Empfangsverlängerung = 0,65 s


Mit dem Parameter Empfangsverlängerung legen Sie fest, wie lange das binäre Eingangssignal >Empfang
aufrecht gehalten wird. Damit kann die Funktion Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung
nach französischer Spezifikation auch bei einem schnellen Rückfall der Sendeseite noch auslösen.
Stellen Sie den Parameter Empfangsverlängerung für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Verzögerung 3I0> Alarm

• Voreinstellwert (_:15451:3) Verzögerung 3I0> Alarm = 10,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung 3I0> Alarm definieren Sie die Verzögerungszeit für die Ausgangsmel-
dung 3I0> erkannt. Wenn die Verzögerung 3I0> Alarm abgelaufen ist und der Nullstrom den Schwell-
wert Schwellwert 3I0> noch überschreitet, wird die Meldung 3I0> erkannt abgesetzt.
Stellen Sie den Parameter Verzögerung 3I0> Alarm für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:15451:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Unverzögerte Stufe 1-polig auslösen
darf oder nicht. Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freilei-
tungen erlaubt.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

6.15.5 Verzögerte Stufe

6.15.5.1 Beschreibung

Logik

[lo_verz-Stufe-3I0, 1, de_DE]

Bild 6-268 Logik der verzögerten Stufe

Mit der Verzögerten Stufe können Sie das eigene Leitungsende auch bei einer Störung des Kommunikations-
kanals noch abschalten. Die Verzögerte Stufe regt bei erkannter Unterspannung phasenselektiv an und löst
nach einer parametrierbaren Zeit aus. Abhängig von der Arbeitsweise der Stufe (1-polige Ausl. erlaubt
oder 3-polige Ausl. erlaubt), wirken unterschiedliche Verzögerungszeiten (Verzögerung 1-pol.
(TM) oder Verzögerung mehrp. (TT)). Wenn bei einer Anregung auch nach Ablauf der Zeiten TM und TT
keine Auslösung gemeldet wird, wird der Spannungsspeicher zurückgesetzt und die Anregung fällt zurück.

904 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

In folgenden Fällen wird die Phasenauswahl über die Unterspannungserkennung blockiert:

• Die geräteinternen Überwachungsfunktionen Spannungswandler-Schutzschalter oder die Messspan-


nungsausfall-Erkennung (Fuse Failure Monitor) erkennen einen Spannungsausfall.

• Die Funktion Distanzschutz hat angeregt.

6.15.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:15481:1) Betriebsart = ein


Mit dem Parameter Betriebsart legen Sie die Arbeitsweise für die Verzögerte Stufe fest.
Parameterwert Beschreibung
ein Die Verzögerte Stufe ist eingeschaltet.
aus Die Verzögerte Stufe ist ausgeschaltet.
bei Empf. Stör. Die Verzögerte Stufe arbeitet nur bei einer Empfangsstörung.
In diesem Fall liegt das Signal >Empfang OK nicht an.

Parameter: Verzögerung 1-pol. (TM)

• Voreinstellwert (_:15481:2) Verzögerung 1-pol. (TM) = 0,40 s


Mit dem Parameter Verzögerung 1-pol. (TM) stellen Sie die Auslöseverzögerung für die 1-polige Auslö-
sung ein.
Die Verzögerte Stufe erzeugt nach Ablauf der Verzögerung 1-pol. (TM) eine phasenselektive Auslöse-
meldung.

Parameter: Verzögerung mehrp. (TT)

• Voreinstellwert (_:15481:3) Verzögerung mehrp. (TT) = 1,00 s


Mit dem Parameter Verzögerung mehrp. (TT) stellen Sie die Auslöseverzögerung für die 3-polige Auslö-
sung ein.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:15481:11) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Verzögerte Stufe 1-polig auslösen
darf oder nicht. Wenn der Leistungsschalter 1-polig schalten kann, ist eine 1-polige Auslösung bei Freilei-
tungen erlaubt.

Parameter: 1-polige Ausl. mit 3I0>

• Voreinstellwert (_:15481:5) 1-polige Ausl. mit 3I0> = ja


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. mit 3I0> stellen Sie ein, ob abhängig vom Nullstrom eine 1-polige
Auslösemeldung erzeugt wird oder nicht.
Parameterwert Beschreibung
ja Wenn der Parameter 1-polige Ausl. mit 3I0> = ja eingestellt ist und der
Nullstrom den Schwellwert 3I0> überschreitet, erzeugt die Verzögerte Stufe
eine 1-polige Auslösemeldung.
nein Wenn der Parameter 1-polige Ausl. mit 3I0> = nein eingestellt ist,
erzeugt die Verzögerte Stufe unabhängig von der Nullstromüberwachung eine
1-polige Auslösemeldung.

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6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

Parameter: 3-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:15481:6) 3-polige Ausl. erlaubt = ja


Mit dem Parameter 3-polige Ausl. erlaubt legen Sie fest, ob die Verzögerte Stufe 3-polig auslösen
darf oder nicht.

6.15.6 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:1 Allgemein:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2311:2 Allgemein:UL-E< Faktor 0,10 bis 1,00 0,70
_:2311:3 Allgemein:Schwellwert 0,300 V bis 100,000 V 30,000 V
UL-E<
_:2311:4 Allgemein:Zeitkonstante 1 s bis 60 s 5s
Tau
_:2311:5 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,050 A bis 1,000 A 0,500 A
3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,250 A bis 5,000 A 2,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,050 A bis 0,500 A 0,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,250 A bis 2,500 A 2,500 A
_:2311:6 Allgemein:Verlängerung 0,00 s bis 60,00 s 0,60 s
3I0>
Unverzögert
_:15451:1 Unverzögert:Betriebsart • aus ein
• ein
_:15451:2 Unverzögert:Empfangs- 0,00 s bis 60,00 s 0,65 s
verlängerung
_:15451:3 Unverzögert:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 10,00 s
rung 3I0> Alarm
_:15451:11 Unverzögert:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
Verzögert
_:15481:1 Verzögert:Betriebsart • aus ein
• ein
• bei Empf. Stör.
_:15481:2 Verzögert:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,40 s
1-pol. (TM)
_:15481:3 Verzögert:Verzögerung 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
mehrp. (TT)
_:15481:11 Verzögert:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja
_:15481:5 Verzögert:1-polige Ausl. • nein ja
mit 3I0>
• ja
_:15481:6 Verzögert:3-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja

906 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.15 Auslösung bei fehlender oder schwacher Einspeisung nach französischer Spezifikation

6.15.7 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:83 Allgemein:>Empfang SPS I
_:2311:84 Allgemein:>Empfang OK SPS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:55 Allgemein:Unterspannung ACT O
_:2311:56 Allgemein:3I0> überschritten SPS O
Unverzögert
_:15451:55 Unverzögert:Anregung ACD O
_:15451:57 Unverzögert:Auslösung ACT O
_:15451:58 Unverzögert:Ausl. 3I0> SPS O
_:15451:59 Unverzögert:3I0> erkannt SPS O
Verzögert
_:15481:81 Verzögert:>Blockierung Stufe SPS I
_:15481:55 Verzögert:Anregung ACD O
_:15481:56 Verzögert:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:15481:57 Verzögert:Auslösung ACT O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 907
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.16 Externe Einkopplung

6.16 Externe Einkopplung

6.16.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Externe Einkopplung für phasenselektive Signale:

• Verarbeitet beliebige Signale von externen Schutz- oder Überwachungsgeräten

• Ermöglicht die Einbindung beliebiger Signale von externen Schutzeinrichtungen in die Melde- und Auslö-
severarbeitung, zum Beispiel Erdschlusswischer-Relais oder Buchholz-Schutz

• Ermöglicht die direkte Auslösung des Leistungsschalters in Zusammenhang mit Sammelschienenschutz-


Anwendungen

• Ermöglicht die direkte Auslösung des Leistungsschalters bei Leistungsschalterversagen am anderen


Leitungsende

• Verknüpft die Informationsübertragungsverfahren (Mitnahme- und Vergleichsverfahren) zur direkten


Auslösebefehlsmitnahme mit dem Signal vom anderen Leitungsende

6.16.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Externe Einkopplung für phasenselektive Signale ist werkseitig mit 1 Stufe vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lässt sich maximal 1 Stufe betreiben. Sie können die Funktion Externe Einkopplung
für phasenselektive Signale mehrfach in DIGSI 5 instanzieren.

[dw_strext, 2, de_DE]

Bild 6-269 Struktur/Einbettung der Funktion

908 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.16 Externe Einkopplung

6.16.3 Stufenbeschreibung

Logik der Stufe

[lo_ext-trip-phs_select-signal, 2, de_DE]

Bild 6-270 Logikdiagramm der Stufe Externe Einkopplung für phasenselektive Signale

3-phasige und phasenselektive binäre Eingangssignale


Das 3-phasige binäre Eingangssignal >Einkopplung L123 und die phasenselektiven Eingangssignale
>Einkopplung L1, >Einkopplung L2, >Einkopplung L3 starten die Anregung und die Auslösever-
zögerung. Die Stufe ist durchgängig phasenselektiv aufgebaut.

Ausgangssignale
Die Funktion liefert die binären Ausgangssignale Anregung, Auslöseverz. abgelauf. und Auslösung.
Die Signale sind phasenselektiv verfügbar.

Blockierung der Stufe


Die Stufe kann durch mehrere Signale unwirksam geschaltet werden. Wenn sich die Stufe zum Blockierzeit-
punkt im Anregezustand befindet, wird sie sofort zurückgesetzt. Die Auslösung bleibt aber für die minimale
Betriebszeit Min.Op.T stehen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 909
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.16 Externe Einkopplung

6.16.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:931:6) Auslöseverzögerung = 0.00 s


Der Parameter Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden. Nach Ablauf
der Auslöseverzögerung werden Zeitüberschreitung und Auslösung gemeldet. Die Dauer des Anstoßsig-
nals sowie die einstellbare Mindestbefehlszeit bestimmen die Signaldauer der Auslösung.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:931:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Mit dem Parameter 1-polige Ausl. erlaubt stellen Sie die Auslösemöglichkeit der Stufe ein. Wenn die
1-polige Auslösung erlaubt ist, wird eine phasenselektive Auslösung möglich.

6.16.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:931:1 Stufe 1:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:931:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:931:11 Stufe 1:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:931:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung

6.16.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Stufe 1
_:931:82 Stufe 1:>Blockierung Funktion SPS I
_:931:501 Stufe 1:>Einkopplung L123 SPS I
_:931:502 Stufe 1:>Einkopplung L1 SPS I
_:931:503 Stufe 1:>Einkopplung L2 SPS I
_:931:504 Stufe 1:>Einkopplung L3 SPS I
_:931:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:931:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:931:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:931:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:931:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:931:57 Stufe 1:Auslösung ACT O

910 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium 3-polig

6.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium 3-polig

6.17.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Externe Einkopplung mit Stromkriterium ermöglicht die Verwendung eines Stromkriteriums.
Ansonsten arbeitet die Funktion wie die Externe Einkopplung (siehe 6.16.1 Funktionsübersicht).

6.17.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Externe Einkopplung mit Stromkriterium beinhaltet 2 feste Stufen. Sie können die Funktion
Externe Einkopplung mit Stromkriterium mehrfach in DIGSI 5 instanziieren.

[dw_strext_CfC-051021, 1, de_DE]

Bild 6-271 Struktur/Einbettung der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium 3-polig

6.17.3 Stufenbeschreibung

Logik der Stufe

[lo_ext-trip-initiation_CfC, 1, de_DE]

Bild 6-272 Logikdiagramm der Stufe Externe Einkopplung mit Schwellwert I>

Binäres Eingangssignal >Einkopplung


Das binäre Eingangssignal >Einkopplung startet die Anregung und die Auslöseverzögerung.

Blockierung der Stufe


Die Stufe kann durch mehrere Signale unwirksam geschaltet werden. Wenn sich die Stufe zum Blockierzeit-
punkt im Anregezustand befindet, wird sie sofort zurückgesetzt. Die Auslösemeldung bleibt aber für die
minimale Betriebszeit (_:102) Mindestdauer Auslösung stehen.

912 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium 3-polig

6.17.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:901:6) Auslöseverzögerung = 0,00 s


Der Parameter Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden. Nach Ablauf
der Auslöseverzögerung werden Zeitablauf und Auslösung gemeldet. Die Dauer des Anstoßsignals sowie
die einstellbare Mindestbefehlszeit bestimmen die Signaldauer der Auslösung.

Parameter: Stromkriterium

• Empfohlener Einstellwert (_:4) Stromkriterium = ein


Mit dem Parameter Stromkriterium können Sie die Stufe abschalten. Im ausgeschalteten Zustand kann die
externe Einkopplung ohne Stromkriterium arbeiten.

Parameter: Schwellwert I>

• Empfohlener Einstellwert (_:2) Schwellwert I> = 0,05 A


Der Parameter Schwellwert I> muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden. Erst wenn der
Strom den Schwellwert I> überschreitet, wird die Auslösung ausgegeben. Dies wird auch durch (_:55)
Stromkriterium erfüllt signalisiert.

6.17.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:901:1 Stufe 1:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:901:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:901:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
Stromkriterium
_:4 Stromkriterium:Stromkri- • aus ein
terium
• ein
_:2 Stromkriterium:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
wert I> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A

6.17.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Stufe 1
_:901:82 Stufe 1:>Blockierung Funktion SPS I
_:901:501 Stufe 1:>Einkopplung SPS I

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.17 Externe Einkopplung mit Stromkriterium 3-polig

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:901:51 Stufe 1:Modus (steuerbar) ENC C
_:901:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:901:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:901:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:901:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:901:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:901:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stromkriterium
_:51 Stromkriterium:Modus (steuerbar) ENC C
_:52 Stromkriterium:Zustand ENS O
_:53 Stromkriterium:Bereitschaft ENS O
_:55 Stromkriterium:Stromkriterium erfüllt SPS O

914 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

6.18 Wiedereinschaltautomatik

6.18.1 Funktionsübersicht

Die Wiedereinschaltautomatik (ANSI 79/RREC)

• Schaltet Freileitungen nach Lichtbogen-Kurzschlüssen automatisch wieder zu

• Ist nur bei Freileitungen zulässig, weil nur dort die Möglichkeit des selbsttätigen Verlöschens eines
Kurzschlusslichtbogens besteht

• Kann von integrierten Schutzfunktionen und von externen Schutzgeräten angesteuert werden

• Die automatische Wiedereinschaltung kann über eine externe Wiedereinschaltautomatik über binäre
Eingangssignale angesteuert werden.
Die Wiedereinschaltautomatik (AWE) übernimmt die automatische Wiedereinschaltung nach der Abschaltung
durch einen Kurzschlussschutz. Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für den normalen zeitlichen Ablauf einer
zweimaligen Wiedereinschaltung, bei der der 2. Wiedereinschaltversuch erfolgreich ist.

[dw_2awewz, 1, de_DE]

Bild 6-273 Ablaufdiagramm einer zweimaligen Wiedereinschaltung mit Wirkzeit (2. WE erfolgreich)

Die integrierte Wiedereinschaltautomatik erlaubt bis zu 8 Wiedereinschaltversuche. Dabei kann jeder der 8
Unterbrechungszyklen mit unterschiedlichen Parametern arbeiten.
Das folgende Bild zeigt ein Beispiel für den normalen zeitlichen Ablauf einer zweimaligen Wiedereinschaltung
nach der Abschaltung durch den internen Überlastschutz. Der 2. Wiedereinschaltversuch ist erfolgreich.

[dw_ablaufdiagramm_2-AWE-nach Abschalt-Thermo, 1, de_DE]

Bild 6-274 Ablaufdiagramm einer zweimaligen Wiedereinschaltung nach Abschaltung durch den Über-
lastschutz

Die integrierte Wiedereinschaltautomatik erlaubt auch hier bis zu 8 Wiedereinschaltversuche. Dabei arbeitet,
im Gegensatz zur Abschaltung durch den Kurzschlussschutz, jeder der 8 Unterbrechungszyklen mit eigenen
und für alle Zyklen gleichen Parametern.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 915
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

6.18.2 Struktur der Funktion

Die Wiedereinschaltautomatik kommt in Funktionsgruppen für Leistungsschalter zur Anwendung. In einer


Funktionsgruppe für Leistungsschalter kann jeweils eine der 3 in den folgenden Bildern dargestellten Funkti-
onsarten verwendet werden. Die Wiedereinschaltautomatik verfügt über eine zentrale Funktionssteuerung.

[dw_fkt_awe_SAD, 1, de_DE]

Bild 6-275 Struktur/Einbettung der Funktion

Zyklische Wiedereinschaltautomatik
Die zyklische Wiedereinschaltautomatik (Bild 6-276) erlaubt bis zu 8 Wiedereinschaltversuche. Dabei kann
jeder Unterbrechungszyklus mit unterschiedlichen Detaileinstellungen arbeiten.
Für die zyklische Wiedereinschaltautomatik ist 1 Zyklus voreingestellt. Der voreingestellte Zyklus ist nicht
löschbar. Sie können weitere Zyklen aus der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 einfügen und auch wieder löschen

[dw_zyk_awe, 1, de_DE]

Bild 6-276 Struktur/Einbettung der zyklischen Wiedereinschaltautomatik

Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver Pausenzeit


Die Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver Pausenzeit (ASP) arbeitet ohne feste Unterbrechungszyklen
(Bild 6-277). Voraussetzung für die Verwendung der ASP ist, dass leitungsseitig angeordnete Spannungs-
wandler angeschlossen sind oder eine Möglichkeit zur Übertragung eines Einschaltbefehls zum fernen
Leitungsende besteht. Bei der ASP entscheidet die Wiedereinschaltautomatik selbsttätig, ob und wann eine
Wiedereinschaltung sinnvoll und zulässig ist und wann nicht. Kriterium ist die Leiter-Erde-Spannung, die
nach Wiedereinschaltung vom gegenüberliegenden Leitungsende aus durchgeschaltet wird. Die Wiederein-
schaltung mit ASP erfolgt also, sobald feststeht, dass die Leitung vom Gegenende aus wieder unter Spannung
gesetzt worden ist.

916 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[dw_aweasp, 1, de_DE]

Bild 6-277 Struktur/Einbettung der Wiedereinschaltautomatik mit Adaptiver Pausenzeit (ASP)

Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen (SAD)

Die Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen (SAD40) ist eine adaptive zeitunabhän-
gige AWE basierend auf der Erkennung sekundärer Lichtbögen.
Voraussetzung für die Verwendung der SAD ist, dass leitungsseitig angeordnete Spannungswandler an die FG
Leistungsschalter angeschlossen sind. Die Funktion ist nur verfügbar, wenn eine FG Leitung vorhanden ist
und der Leistungsschalter 1-polig schalten kann.
Die SAD-Stufe zur Lichtbogenerkennung ist vorinstanziiert und kann nicht gelöscht werden. Zusätzlich sind
maximal 7 Zyklen der klassischen AWE instanziierbar. Wenn der sekundäre Lichtbogen nicht erlischt, muss ein
zusätzlicher AWE-Zyklus instanziiert sein, damit eine 3-polige Kurzunterbrechung möglich ist.

[dw_str_awe_SAD, 1, de_DE]

Bild 6-278 Struktur/Einbettung der Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen


(SAD)

Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik


Wenn ein externes Wiedereinschaltgerät mit dem SIPROTEC-Schutzgerät zusammenarbeitet, verwenden Sie
die Funktionsart Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik (Bild 6-279). Die Funktion stellt lediglich
Binäreingänge zur Beeinflussung der Schutzfunktionen im SIPROTEC-Schutzgerät zur Verfügung. Das externe
Wiedereinschaltgerät liefert den Einschaltbefehl. Die SIPROTEC-Schutzfunktionen sorgen dann für die Auslöse-
befehle.

[dw_extawe, 1, de_DE]

Bild 6-279 Struktur/Einbettung der Betriebsfunktion mit externer Wiedereinschaltautomatik

40 SAD = Secondary Arc Detection

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 917
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Funktionssteuerung
Die Wiedereinschaltautomatik enthält eine zentrale Funktionssteuerung, siehe folgendes Bild. Detaillierte
Informationen zur Funktionssteuerung entnehmen Sie dem Kapitel Funktions-/Stufensteuerung.

[lo_arc_fkt, 2, de_DE]

Bild 6-280 Funktionssteuerung für die Wiedereinschaltautomatik

6.18.3 Zusammenwirken von Wiedereinschaltautomatik und Schutzfunktionen

Die Wiedereinschaltautomatik (AWE) kann von den Schutzfunktionen in folgender Weise beeinflusst werden:

• Die AWE wird gestartet durch Anregemeldungen und Auslösemeldungen von ausgewählten Schutzfunk-
tionen oder Schutzstufen. Der Start ist abhängig von der eingestellten Betriebsart der AWE.

• Einzelne Schutzfunktionen oder Schutzstufen können so konfiguriert werden, dass ihre Auslösemeldung
die AWE blockiert. Wenn eine derartige Blockierung vorliegt, kann die AWE nicht gestartet werden. Wenn
die AWE bereits gestartet ist, führt die Blockierung zum Abbruch der AWE.
Die Wiedereinschaltautomatik selbst kann auch auf die Wirkungsweise der Schutzfunktionen Einfluss nehmen.
Es bestehen folgende Einflussmöglichkeiten:

• Die AWE stellt Signale bereit, die von Schutzfunktionen zur Blockierung oder Freigabe spezieller Stufen
oder Zonen verwendet werden können. Ein Beispiel ist die Freigabe einer Übergreifzone beim Distanz-
schutz.

• Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung stellt die AWE ein Signal bereit, aufgrund dessen die Schutz-
funktionen den Leistungsschalter 1-polig ausschalten können.

• Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung und Stufen- oder Zonenfreigabe durch die AWE stellt die
AWE ein Signal bereit, das die Schutzfunktionen dazu verwenden, die Stufen- oder Zonenfreigabe nur für
1-polige Fehler wirken zu lassen.

918 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[loawesig-160611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-281 Signale zwischen Schutzfunktionen und Wiedereinschaltautomatik

Die Konfiguration des Zusammenwirkens zwischen internen Schutzfunktionen und Wiedereinschaltautomatik


kann für jede Schutzfunktion separat eingestellt werden, siehe Bild 6-281. Die Konfiguration erfolgt in einer
Matrixansicht in DIGSI, siehe Bild 6-282.
Wenn eine Schutzfunktion oder die Stufe einer Schutzfunktion über die Matrix mit der AWE verknüpft wird,
bedeutet dies konkret, dass die zugehörigen Anrege- und Auslösemeldungen zur AWE weitergeleitet werden.
Die Verknüpfungen können getrennt vorgenommen werden

• für den Start der Wiedereinschaltautomatik und

• für die Blockierung der Wiedereinschaltautomatik.


Die Wiedereinschaltautomatik verfügt auch über entsprechende Binäreingänge und Binärausgänge, über die
externe Schutzgeräte an die interne Wiedereinschaltautomatik anschließbar sind.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 919
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[scdigsia-080311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-282 Konfiguration der Schutzfunktionen zum Starten und Blockieren der Wiedereinschaltautomatik
in DIGSI 5

6.18.4 Zyklische Wiedereinschaltautomatik

6.18.4.1 Betriebsarten der zyklischen Wiedereinschaltautomatik


Für die zyklische Wiedereinschaltautomatik existieren 4 Betriebsarten, von denen eine bei der Parametrierung
ausgewählt wird (Parameter (_:6601:101) Betriebsart der AWE).
Die Auswahlmöglichkeit der Betriebsart ist abhängig vom Auslöseverhalten der Schutzfunktionen und des
Leistungsschalters.
Für Anwendungen mit ausschließlich 3-poliger Auslösung stehen alle 4 Betriebsarten zur Auswahl. Für Anwen-
dungen mit 1- und 3-poliger Auslösung kann zwischen 2 Betriebsarten ausgewählt werden.
Die Zusammenhänge sind in der folgenden Tabelle dargestellt.

Tabelle 6-7 Betriebsarten der zyklischen Wiedereinschaltautomatik in Abhängigkeit vom Auslöseverhalten

Betriebsart der zyklischen AWE Auslöseverhalten


3-polige Auslösung 1-polige und 3-polige Auslösung
Betriebsart 1 X X
mit Aus., mit Wirkzeit
Betriebsart 2 X -
mit Anr.,mit Wirkzeit
Betriebsart 3 X X
mit Aus.,ohne Wirkzt.
Betriebsart 4 X -
mit Anr.,ohne Wirkzt.

920 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Betriebsart 1: mit Aus., mit Wirkzeit


Die Betriebsart mit Aus., mit Wirkzeit ermöglicht unterschiedliche AWE-Zyklen in Abhängigkeit von
Auslöseart und Auslösezeit der Schutzfunktion(en). Bei dieser Betriebsart wird die AWE mit den Auslösemel-
dungen gestartet. Zusätzlich wird auch die Generalanregung mit berücksichtigt.
Bei kommender Generalanregung starten die Wirkzeiten der konfigurierten AWE-Zyklen. Die Generalanregung
ist in diesem Zusammenhang die Sammelmeldung aller internen, für den Start der AWE-konfigurierten Schutz-
funktionen und des externen Binäreingangs für Generalanregung >Gen.-Anreg. für Start.
Über die Zeit zwischen kommender Generalanregung und kommender Auslösemeldung wird der zu startende
AWE-Zyklus bestimmt. Damit ist bei mehreren AWE-Zyklen die Reihenfolge der ablaufenden AWE-Zyklen nicht
fest vorgegeben, wie bei Betriebsarten ohne Wirkzeit.

• Bei 3-poliger Auslösemeldung erfolgt der Start des AWE-Zyklus oder der AWE-Zyklen, für die 3-polige
Pausenzeiten eingestellt sind.

• Bei 1-poliger Auslösemeldung erfolgt der Start des AWE-Zyklus oder der AWE-Zyklen, für die 1-polige
Pausenzeiten eingestellt sind.
Das folgende Beispiel in Bild 6-283 zeigt zunächst eine 1-polige Auslösung, die nach Ablauf der Wirkzeit von
Zyklus 1 kommt, aber noch vor Ablauf der Wirkzeiten von Zyklus 2 und Zyklus 3. Zyklus 2 ist so eingestellt,
dass eine 1-polige Auslösung möglich ist. Zyklus 2 wird nun aktiv mit den Einstellungen für 1-polige Auslö-
sungen.
Innerhalb der nachfolgenden Sperrzeit kommt es zu einer weiteren Anregung und einer 3-poligen Auslösung.
Da Zyklus 2 bereits abgeschlossen ist, sind dieser und alle niedrigeren Zyklen nicht mehr ablauffähig. Die 2.
Auslösemeldung kommt während der noch laufenden Wirkzeit von Zyklus 3. Somit wird Zyklus 3 aktiv, mit
den Einstellungen für 3-polige Auslösungen.

[dwawebx1-170311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-283 Signalbeispiel für die Betriebsart: Mit Auslösung/Mit Wirkzeit

Über die Wirkzeit wird direkt Einfluss auf das Pausenzeitverhalten der AWE genommen. Bei Nahfehlern mit
kurzer Auslösezeit können somit andere Pausenzeiten realisiert werden als bei entfernten Fehlern mit längerer
Auslösezeit. Bei Nahfehlern mit kurzer Auslösezeit wird eine automatische Wiedereinschaltung durchgeführt,
bei entfernten Fehlern mit längerer Auslösezeit nicht. Die Betriebsart mit Aus., mit Wirkzeit ermög-
licht also unterschiedliche AWE-Zyklen in Abhängigkeit von 1- oder 3-poliger Auslösung und von der Auslöse-
zeit der Schutzfunktion(en).

Betriebsart 2: mit Anr.,mit Wirkzeit


Die Betriebsart mit Anr.,mit Wirkzeit ermöglicht unterschiedliche AWE-Zyklen in Abhängigkeit von
Auslösezeit und Fehlerart. Sie ist nur für Anwendungen mit ausschließlich 3-poliger Auslösung geeignet und
verwendbar.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 921
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Bei dieser Betriebsart wird die AWE mit den Auslösemeldungen der Schutzfunktionen gestartet. Zusätzlich
werden auch das Anregemuster der Leiteranregungen und die Generalanregung mit berücksichtigt:

• Bei 1-phasiger Anregung werden die für 1-phasige Pausenzeit(en) eingestellten AWE-Zyklen aktiviert. Zu
1-phasiger Anregung zählen die beiden Anregemuster Leiter-Erde und nur Erde.

• Bei 2-phasiger Anregung werden die für 2-phasige Pausenzeiten eingestellten AWE-Zyklen aktiviert.

• Bei 3-phasiger Anregung werden die für 3-phasige Pausenzeiten eingestellten AWE-Zyklen aktiviert.
Bei jedem AWE-Zyklus wird neu geprüft, ob eine 1-phasige, 2-phasige oder 3-phasige Anregung vorliegt.
Bei kommender Generalanregung starten die Wirkzeiten der konfigurierten AWE-Zyklen. Die Generalanregung
ist in diesem Zusammenhang die Sammelmeldung aller internen, für den Start der AWE-konfigurierten Schutz-
funktionen und des externen Binäreingangs für Generalanregung >Gen.-Anreg. für Start.
Über die Zeit zwischen kommender Generalanregung und kommendem Auslösebefehl wird der zu startende
AWE-Zyklus bestimmt. Damit ist bei mehreren AWE-Zyklen die Reihenfolge der ablaufenden AWE-Zyklen nicht
mehr fest, wie bei Betriebsarten ohne Wirkzeit.
Das folgende Beispiel zeigt zunächst eine Auslösung, die nach Ablauf der Wirkzeit von Zyklus 1 kommt, aber
noch vor Ablauf der Wirkzeiten von Zyklus 2 und Zyklus 3. Da es sich um eine 2-phasige Anregung handelt,
wird Zyklus 2 aktiv, mit der Pausenzeiteinstellung für 2-phasige Fehler.
Nach Wiedereinschaltung kommt es innerhalb der nachfolgenden Sperrzeit zu einer weiteren, diesmal 3-
phasigen Anregung und zur Auslösung. Da Zyklus 2 bereits abgeschlossen ist, sind dieser und alle niedrigeren
Zyklen nicht mehr ablauffähig. Der Auslösebefehl kommt während der noch laufenden Wirkzeit von Zyklus 3.
Somit wird Zyklus 3 aktiv, mit der Pausenzeiteinstellung für 3-phasige Fehler.

[dw_arcbm2, 1, de_DE]

Bild 6-284 Signalbeispiel für die Betriebsart: Mit Anregung/Mit Wirkzeit

Betriebsart 3: mit Aus.,ohne Wirkzt.


Mit der Betriebsart mit Aus.,ohne Wirkzt. wird nach jedem Auslösebefehl die zugehörige Pausenzeit
gestartet. Der Ablauf der automatischen Wiedereinschaltung wird also ausschließlich von den Auslösemel-
dungen gesteuert. Die Anregungen werden nicht berücksichtigt. Bei 3-poliger Auslösemeldung erfolgt der
3-polige Pausenzeitstart, bei 1-poliger Auslösemeldung der 1-polige Pausenzeitstart, sofern entsprechend
parametriert. Falls mehr als nur ein AWE-Zyklus konfiguriert ist, ist die Reihenfolge der ablaufenden AWE-
Zyklen identisch mit der Zyklusnummer (1, 2, 3, usw.).

922 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[dwawebs3-010612-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-285 Signalbeispiel für die Betriebsart: Mit Auslösung/Ohne Wirkzeit

Betriebsart 4: mit Anr.,ohne Wirkzt.


Bei der Betriebsart mit Anr.,ohne Wirkzt. wird die AWE mit den Auslösemeldungen der Schutz-
funktionen gestartet. Sie ist nur für Anwendungen mit ausschließlich 3-poliger Auslösung geeignet und
verwendbar.
Der Start der Pausenzeit erfolgt nach jedem Auslösebefehl. Zusätzlich wird das Anregemuster der Leiter-Anre-
gungen mit berücksichtigt:

• Bei 1-phasiger Anregung werden die für 1-phasige Pausenzeit(en) eingestellten AWE-Zyklen aktiviert. Zu
1-phasiger Anregung zählen die beiden Anregemuster Leiter-Erde und nur Erde.

• Bei 2-phasiger Anregung werden die für 2-phasige Pausenzeit(en) eingestellten AWE-Zyklen aktiviert.

• Bei 3-phasiger Anregung werden die für 3-phasige Pausenzeit(en) eingestellten AWE-Zyklen aktiviert.
Bei jedem AWE-Zyklus wird erneut geprüft, ob eine 1-phasige, 2-phasige oder 3-phasige Anregung vorliegt.
Wenn mehr als nur ein AWE-Zyklus konfiguriert ist, ist die Reihenfolge der ablaufenden AWE-Zyklen identisch
mit der Zyklusnummer (1, 2, 3, usw.).

[dw_arcbs4, 1, de_DE]

Bild 6-286 Signalbeispiel für die Betriebsart: Mit Anregung/Ohne Wirkzeit

6.18.4.2 Struktur der zyklischen Wiedereinschaltautomatik


In Bild 6-287 ist die funktionale Struktur der zyklischen Wiedereinschaltautomatik als Blockschaltbild darge-
stellt. Im Bild sind die wesentlichen, von außerhalb der zyklischen Wiedereinschaltautomatik kommenden
Signale sowie die wichtigsten Signale zwischen den einzelnen Funktionsblöcken dargestellt.
Die Wiedereinschaltautomatik arbeitet als Zustandsautomat. Aus dem Ruhezustand AWE bereit gelangt
die Wiedereinschaltautomatik durch Auslöse- oder Anregemeldungen der Schutzfunktionen in den Zustand
Pausenzeit. Nach Ablauf der Pausenzeit wird mit der Einschaltmeldung der Folgezustand erreicht. Zusammen
mit der Einschaltmeldung wird auch die Sperrzeit gestartet. Wenn die Sperrzeit ohne weitere Auslöse- oder
Anregemeldungen ablaufen kann, ist die automatische Wiedereinschaltung erfolgreich und die Wiederein-
schaltautomatik schaltet zurück in den Ruhezustand.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 923
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Wenn die Wiedereinschaltautomatik während der laufenden Sperrzeit erneut gestartet wird, kommt es
entweder zur dynamischen Blockierung oder weitere AWE-Zyklen werden durchgeführt. Wenn weitere AWE-
Zyklen möglich sind, kommt es erneut zum Pausenzeitstart und der beschriebene Ablauf startet von Neuem.
Nach dem Ende einer dynamischen Blockierung schaltet die Wiedereinschaltautomatik zurück in den Ruhezu-
stand oder sie geht in den Zustand Statische Blockierung, wenn die Blockierbedingung dauerhaft ansteht. In
den folgenden Abschnitten werden die einzelnen Funktionsblöcke detailliert beschrieben.

[lo_zyk_awe, 2, de_DE]

Bild 6-287 Zyklische AWE: Blockschaltbild der Automatischen Wiedereinschaltung

924 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

6.18.4.3 Eingangslogik bei Betriebsarten mit Auslösung


Als Startsignale werden die Auslösemeldungen verwendet. Bei Betriebsarten mit Wirkzeit erfolgt mit den
Anregemeldungen der Start der Wirkzeit(en). Bei allen Betriebsarten werden die Anregemeldungen auch bei
der Bearbeitung von Folgefehlern und für die Überwachung während der Sperrzeit benötigt.

Anwendungen mit 3-poliger Auslösung


Bei Anwendungen mit ausschließlich 3-poliger Auslösemöglichkeit sind die internen Auslösemeldungen
immer 3-polig. Für den Start von extern steht ein Binäreingang zur Verfügung, der eine 3-polige Auslösung
des externen Schutzgerätes signalisiert.
Die Ausgänge der Eingangslogik signalisieren, dass der AWE-Start durch eine 3-polige Auslösemeldung statt-
gefunden hat.

Anwendungen mit 1-poliger und 3-poliger Auslösung


Bei Anwendungen mit 1-poliger und 3-poliger Auslösemöglichkeit können die internen Auslösemeldungen
phasenselektiv oder 3-phasig sein, abhängig von der erzeugenden Schutzfunktion. Bei externem Start über
Binäreingänge stehen sowohl phasenselektive Eingänge als auch ein Eingang für 3-poligen Start zur Verfü-
gung.
Die Ausgänge der Eingangslogik signalisieren, ob der AWE-Start durch eine 1-polige oder eine 3-polige Auslö-
semeldung stattgefunden hat. Auf Start durch 3-polige Auslösung wird erkannt, wenn im Zeitraum von
kommender erster Auslösemeldung bis zur gehenden letzten Auslösemeldung zu mindestens einem Zeitpunkt
mehr als ein einziger Pol eine Auslösung signalisieren.
Zum Zeitpunkt der gehenden Auslösemeldung werden die insgesamt ausgelösten Pole gespeichert. Diese
Information wird zur Plausibilitätsprüfung zwischen Leistungsschalter-Hilfskontakten und erteilter Auslösemel-
dung verwendet, siehe Kapitel 6.18.4.11 Pausenzeit bei Betriebsarten mit Auslösung.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 925
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_bta_aus, 2, de_DE]

Bild 6-288 Eingangslogik bei Betriebsarten: Mit Auslösung

6.18.4.4 Eingangslogik bei Betriebsarten mit Anregung


Als Startsignale werden die Auslösemeldungen und die Anregemeldungen verwendet. Die internen Anrege-
meldungen werden phasenselektiv verarbeitet. Über Binäreingänge kann die Anregeinformation ebenfalls
phasenselektiv von externen Schutzgeräten eingekoppelt werden (>Anregung L1 für Start, >Anre-
gung L2 für Start und >Anregung L3 für Start). Wahlweise kann die Anregeinformation auch
als Anregemuster von extern erfasst werden, also als Anregung 1-phasig, Anregung 2-phasig und Anregung
3-phasig.
Die Ausgänge der Eingangslogik signalisieren, ob der AWE-Start durch eine 1-phasige, 2-phasige oder 3-
phasige Anregung erfolgt ist:

• Auf Start mit 3-phasiger Anregung wird erkannt, wenn im Zeitraum von kommender erster Anregemel-
dung bis zu gehender letzter Anregemeldung zu einem Zeitpunkt alle 3 Phasen angeregt waren.

• Auf Start mit 2-phasiger Anregung wird erkannt, wenn im Zeitraum von kommender erster Anregemel-
dung bis zu gehender letzter Anregemeldung zu einem Zeitpunkt 2 Phasen angeregt waren und zu keiner
Zeit 3 Phasen.

• Auf Start mit 1-phasiger Anregung wird erkannt, wenn im Zeitraum von kommender erster Anregemel-
dung bis zu gehender letzter Anregemeldung nur eine Phase angeregt war.
Bei Betriebsarten Mit Wirkzeit erfolgt mit den Anregemeldungen der Start der Wirkzeit(en). Bei den Betriebs-
arten Mit Anregung wirken die Anregemeldungen auf die Auswahl der Pausenzeiten. Bei allen Betriebsarten
werden die Anregemeldungen auch bei der Bearbeitung von Folgefehlern und für die Überwachung während
der Sperrzeit benötigt.

926 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Die AWE-Betriebsarten Mit Anregung sind nur für Anwendungen mit ausschließlich 3-poliger Auslösung
geeignet. Deswegen signalisieren die Ausgänge der Eingangslogik immer 3-polige Auslösemeldungen.

[lo_btaanr, 1, de_DE]

Bild 6-289 Eingangslogik bei Betriebsarten: Mit Anregung

6.18.4.5 Start
Im Funktionsblock Start wird die Wiedereinschaltautomatik aus dem Ruhezustand AWE bereit in den Zustand
Pausenzeit geschaltet, siehe Bild 6-290. Die Länge der Startsignale wird mit einer Überwachungszeit kontrol-
liert.

Startsignal-Überwachungszeit
Die Startsignal-Überwachung unterbindet die automatische Wiedereinschaltung, wenn der Kurzschluss nicht
innerhalb der üblichen Zeit abgeschaltet wird, z.B. im Fall eines Versagens des Leistungsschalters.
Mit der ersten kommenden Auslösemeldung wird die Startsignal-Überwachungszeit gestartet, Parameter
Startüberwachungszeit. Die Zeit wird angehalten, sobald keine Auslösemeldung mehr aktiv ist.
Die AWE wird blockiert, wenn es zum Ablauf der Startsignal-Überwachungszeit durch eine unzulässig lange
Auslösemeldung kommt. Die Blockierung dauert bis zum Rückfall der Auslösemeldung, verlängert um weitere
0,5 s.

Übergang in den Zustand Pausenzeit


Der Übergang der AWE in den Zustand Pausenzeit erfolgt:

• bei gehender Auslösemeldung, wenn also keiner der Meldeeingänge für Auslösemeldungen mehr aktiv
ist

• oder wenn der Leistungsschalter nicht mehr als 3-polig geschlossen erkannt wird

• und die Startsignal-Überwachungszeit nicht abgelaufen ist

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Zusätzlich müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

• Der Leistungsschalter signalisiert die Bereitschaft zur automatischen Wiedereinschaltung typischerweise


über einen Binäreingang. Wenn der Leistungsschalter nicht bereit ist, kann die AWE statisch blockiert
werden. In dieser Situation ist die AWE dann nicht im Ruhezustand AWE bereit. Die Kontrolle der Leis-
tungsschalterbereitschaft ist optional und kann über Parameter abgeschaltet werden, vgl. auch Kapitel
6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und Leistungsschalterzustand und 6.18.4.17 Blockierungen.

• Der Leistungsschalter muss vor dem Auslösebefehl 3-polig geschlossen sein. Diese Bedingung wird nicht
berücksichtigt, wenn die Leistungsschalter-Hilfskontakte nicht am Schutzgerät angeschlossen sind.
Sie können den Übergang in den Zustand Pausenzeit über den Binäreingang >Pausenzt.Start Verzög. verzö-
gern. Solange das entsprechende Binärsignal ansteht, wird dann die Pausenzeit der AWE nicht gestartet.
Die maximale Dauer dieses Binärsignals wird über eine parametrierbare Zeitstufe überwacht, Parameter
Max.Verzög. d. Pausenzt.. Bei Ablauf dieser Zeitstufe, d.h. wenn das Binärsignal länger ansteht als
zulässig, wird die AWE bis zum Rückfall des Binärsignals blockiert, zusätzlich verlängert um weitere 0,5 s, siehe
auch Kapitel 6.18.4.17 Blockierungen.

[lo_gistar, 1, de_DE]

Bild 6-290 Logik für Funktionsblock Start

6.18.4.6 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 1: Mit Auslösung/Mit Wirkzeit


Die Zyklussteuerung überprüft die Bereitschaft für jeden AWE-Zyklus und steuert den Ablauf der Wirkzeit(en).
In Bild 6-291 ist die Zyklussteuerung dargestellt.

Zyklusbereitschaft
Die Zyklusbereitschaft wird durch die Parametrierung der Pausenzeiten und durch einen Binäreingang
beeinflusst. So verhindert die Einstellung der Pausenzeit n. 3-pol. Aus. auf unwirksam die auto-
matische Wiedereinschaltung nach 3-poliger Auslösung. Entsprechend erfolgt keine automatische Wiederein-
schaltung, wenn die Pausenzeit n. 1-pol. Aus. auf unwirksam steht. Wenn beide Pausenzeiten
auf unwirksam eingestellt sind, wird der jeweilige AWE-Zyklus komplett blockiert. Mit dem Binäreingang
>Zyklus blockieren können Sie den zugehörigen AWE-Zyklus blockieren.
Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung stellt die Zyklussteuerung ein Signal bereit, aufgrund dessen die
Schutzfunktionen erkennen können, dass die automatische Wiedereinschaltung nur nach 1-poliger Auslösung
erfolgt (Zyklus nur 1-p. param.). Die Freigabe oder Umschaltung spezieller Schutzstufen erfolgt dann
nur für Fehlerarten, die zur 1-poligen Auslösung führen.

928 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Wirkzeit
Wenn die Wiedereinschaltautomatik im Ruhezustand AWE bereit ist, bewirkt eine kommende Generalanre-
gung den Start der Wirkzeiten. Dies gilt für diejenigen AWE-Zyklen, die über den Parameter Start aus
Ruhezustd. erl. hierzu freigegeben und nicht blockiert sind.
Bei Ablauf einer der gestarteten Wirkzeiten wird der entsprechende AWE-Zyklus blockiert und der AWE-Zyklus
mit der nächsthöheren Zyklusnummer freigegeben, dessen Wirkzeit läuft und der nicht blockiert ist.
Bei kommendem Auslösebefehl werden die Wirkzeiten gestoppt und zurückgesetzt. Der in diesem Moment
existierende Ablaufzustand der Wirkzeiten bestimmt den zu startenden AWE-Zyklus.
Wenn alle gestarteten Wirkzeiten ablaufen, ohne dass eine Auslösung erfasst wird, erfolgt keine automatische
Wiedereinschaltung. Kommt es erst nach dem Ablauf der Wirkzeiten zu einer Auslösung, wird die AWE für eine
Dauer von 3 s blockiert. Ein erneuter Start der AWE ist danach erst wieder möglich, wenn die Generalanregung
zurückgefallen ist.

[lo_auswir, 2, de_DE]

Bild 6-291 Zyklussteuerung bei der Betriebsart: Mit Auslösung/Mit Wirkzeit

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

6.18.4.7 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 2: Mit Anregung/Mit Wirkzeit


Die Zyklussteuerung überprüft die Bereitschaft für jeden AWE-Zyklus und steuert den Ablauf der Wirkzeit(en).
In Bild 6-292 ist die Zyklussteuerung dargestellt.

Zyklusbereitschaft
Die Zyklusbereitschaft wird durch die Parametrierung der Pausenzeiten und durch einen Binäreingang beein-
flusst. So verhindert die Einstellung des Parameters Pausenzeit n. 1-ph. Anr. auf unwirksam die
automatische Wiedereinschaltung nach 3-poliger Auslösung aufgrund 1-poliger Kurzschlüsse. Sinngemäß
gilt dies auch für Pausenzeit n. 2-ph. Anr. und Pausenzeit n. 3-ph. Anr.. Wenn alle 3
Pausenzeiten auf unwirksam eingestellt sind, wird der jeweilige AWE-Zyklus komplett blockiert. Mit dem
Binäreingang >Zyklus blockieren können Sie den zugehörigen AWE-Zyklus blockieren.

Wirkzeit
Wenn die Wiedereinschaltautomatik im Ruhezustand AWE bereit ist, bewirkt eine kommende Generalanre-
gung den Start der Wirkzeiten. Dies gilt für diejenigen AWE-Zyklen, die über den Parameter Start aus
Ruhezustd. erl. hierzu freigegeben und nicht blockiert sind.
Bei Ablauf einer der gestarteten Wirkzeiten wird der entsprechende AWE-Zyklus blockiert und der AWE-Zyklus
mit der nächsthöheren Zyklusnummer freigegeben, dessen Wirkzeit läuft und der nicht blockiert ist.
Bei kommendem Auslösebefehl werden die Wirkzeiten gestoppt und zurückgesetzt. Der in diesem Moment
existierende Ablaufzustand der Wirkzeiten bestimmt den zu startenden AWE-Zyklus.
Wenn alle gestarteten Wirkzeiten ablaufen, ohne dass eine Auslösung erfasst wird, erfolgt keine automatische
Wiedereinschaltung. Kommt es erst nach dem Ablauf der Wirkzeiten zu einer Auslösung, wird die AWE für eine
Dauer von 3 s blockiert. Ein erneuter Start der AWE ist danach erst wieder möglich, wenn die Generalanregung
zurückgefallen ist.

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6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_anrwir, 2, de_DE]

Bild 6-292 Zyklussteuerung bei der Betriebsart: Mit Anregung/Mit Wirkzeit

6.18.4.8 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 3: Mit Auslösung/Ohne Wirkzeit


Die Zyklussteuerung überprüft die Bereitschaft für jeden AWE-Zyklus. In Bild 6-293 ist die Zyklussteuerung für
den 1. AWE-Zyklus und weitere AWE-Zyklen dargestellt. Die weiteren AWE-Zyklen werden allgemein mit der
Zyklusnummer n beschrieben und gelten sinngemäß für alle konfigurierten weiteren AWE-Zyklen.
Die Zyklusbereitschaft wird durch die Parametrierung der Pausenzeiten und durch einen Binäreingang beein-
flusst.
So verhindert die Einstellung der Pausenzeit n. 3-pol. Aus. auf unwirksam die automatische
Wiedereinschaltung nach 3-poliger Auslösung. Entsprechend erfolgt keine automatische Wiedereinschaltung
nach 1-poliger Auslösung, wenn die Pausenzeit n. 1-pol. Aus. auf unwirksam steht. Wenn beide
Pausenzeiten auf unwirksam eingestellt sind, wird der jeweilige AWE-Zyklus komplett blockiert. Mit dem
Binäreingang >Zyklus blockieren können Sie den zugehörigen AWE-Zyklus blockieren.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung stellt die Zyklussteuerung ein Signal bereit, aufgrund dessen die
Schutzfunktionen erkennen können, dass die automatische Wiedereinschaltung nur nach 1-poliger Auslösung
erfolgt (Zyklus nur 1-p. param.). Die Freigabe oder Umschaltung spezieller Schutzstufen erfolgt dann
nur für Fehlerarten, die zur 1-poligen Auslösung führen.

[lo_auowrk, 2, de_DE]

Bild 6-293 Zyklussteuerung bei der Betriebsart: Mit Auslösung/Ohne Wirkzeit

6.18.4.9 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 4: Mit Anregung/Ohne Wirkzeit


Die Zyklussteuerung überprüft die Bereitschaft für jeden AWE-Zyklus. In Bild 6-294 ist die Zyklussteuerung für
den 1. AWE-Zyklus und weitere AWE-Zyklen dargestellt. Die weiteren AWE-Zyklen werden allgemein mit der
Zyklusnummer n beschrieben und gelten sinngemäß für alle konfigurierten weiteren AWE-Zyklen.
Die Zyklusbereitschaft wird durch die Parametrierung der Pausenzeiten und durch einen Binäreingang beein-
flusst. So verhindert die Einstellung von Pausenzeit n. 1-ph. Anr. auf unwirksam die automatische
Wiedereinschaltung nach 3-poliger Auslösung aufgrund 1-poliger Kurzschlüsse. Sinngemäß gilt dies auch
für Pausenzeit n. 2-ph. Anr. und Pausenzeit n. 3-ph. Anr.. Wenn alle 3 Pausenzeiten

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

auf unwirksam eingestellt sind, wird der jeweilige AWE-Zyklus komplett blockiert. Mit dem Binäreingang
>Zyklus blockieren können Sie den zugehörigen AWE-Zyklus blockieren.

[lo_anowrk, 2, de_DE]

Bild 6-294 Zyklussteuerung bei der Betriebsart: Mit Anregung/Ohne Wirkzeit

6.18.4.10 Stufenfreigabe
Der Funktionsblock Stufenfreigabe erzeugt Ausgangsmeldungen zur Freigabe oder Umschaltung spezieller
Stufen für Schutzfunktionen (Stufenfreigabe im 1. Zyklus oder Stufenfreigabe im n. Zyklus). Beispiele hierfür
sind die Freigabe einer Übergreifzone beim Distanzschutz und die dynamische Anpassung von Verzögerungs-
zeiten oder Schwellwerten beim Überstromzeitschutz.
Bild 6-295 zeigt die Stufenfreigabe für den 1. AWE-Zyklus. Bei betriebsbereiter AWE erfolgt die Stufenfreigabe
typischerweise bis zum Ablauf der Pausenzeit. Die Zyklusnummer steht in diesem Zustand auf 1. Wenn der
AWE-Zyklus jedoch nur 1-polig eingestellt ist, wird die Stufenfreigabe zu Beginn der 1-poligen Pausenzeit
zurückgenommen. Dies ist erforderlich, weil jeder weitere in der Pausenzeit auftretende Folgefehler immer
3-polig abgeschaltet wird und danach keine Wiedereinschaltung mehr stattfinden kann.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_1awezk, 1, de_DE]

Bild 6-295 Stufenfreigabe für Schutzfunktionen im 1. AWE-Zyklus

Die Stufenfreigabe für höhere AWE-Zyklen wird bei kommendem Einschaltbefehl zu Beginn der Sperrzeit
gesetzt. Gleichzeitig wird die Zyklusnummer erhöht. Die Rücksetzbedingung ist identisch mit der für den 1.
AWE-Zyklus. Wenn der Modus VWE eingestellt ist und es kommt zu keiner verkürzten Wiedereinschaltung,
wird die Freigabe im 2. Zyklus beibehalten, weil davon ausgegangen werden kann, dass das Gegenende der
Leitung noch offen ist.

[lo_2awezk, 2, de_DE]

Bild 6-296 Stufenfreigabe für Schutzfunktionen ab dem 2. AWE-Zyklus

6.18.4.11 Pausenzeit bei Betriebsarten mit Auslösung


Im Funktionsblock Pausenzeit wird die Pausenzeit gestartet, die dem vorangegangenen Auslösebefehl
entspricht. Nach Ablauf der Pausenzeit schaltet die Wiedereinschaltautomatik in den Zustand Einschalten.
Bild 6-297 zeigt die Pausenzeitlogik.
3 Zeitstufen existieren, die unterschiedlich parametriert werden können:

• Pausenzeit nach 3-poliger Auslösung,

• Pausenzeit nach 1-poliger Auslösung (nur verfügbar bei Anwendungen mit 1-poliger Auslösung),

• Pausenzeit nach Folgefehler


Die Einstellung des Parameters Pausenzeit n. 3-pol. Aus. auf unwirksam verhindert die automati-
sche Wiedereinschaltung nach 3-poliger Auslösung. Entsprechend erfolgt nach 1-poliger Auslösung keine
automatische Wiedereinschaltung, wenn Pausenzeit n. 1-pol. Aus. auf unwirksam steht.
Sobald ein Folgefehler erkannt wird (siehe Kapitel 6.18.4.13 Folgefehlererkennung während der Pausenzeit),
wird auf einen AWE-Zyklus für 3-polige Unterbrechung umgeschaltet. Mit dem 3-poligen Abschalten des
Folgefehlers beginnt eine gesondert einstellbare Pausenzeit für Folgefehler. Die gesamte Pausenzeit setzt sich
in diesem Fall zusammen aus dem bis zum Abschalten des Folgefehlers abgelaufenen Teil der Pausenzeit für
die 1. Unterbrechung plus der Pausenzeit für den Folgefehler.

934 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

3-polige Leistungsschaltermitnahme bei 1-poliger Auslösung und unplausiblem Leistungsschalterzustand


Bei Anwendungen mit 1-poliger Auslösemöglichkeit findet während der Pausenzeit eine Plausibilitätsprüfung
statt zwischen dem erteilten Auslösebefehl und dem Stromfluss im geöffneten Leiter. Wenn Leistungsschalter-
Hilfskontakte polselektiv angeschlossen sind, erfolgt die Plausibilitätsprüfung auch mit den Leistungsschalter-
Hilfskontakten. Weitere Informationen finden Sie auch im Kapitel 6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und
Leistungsschalterzustand.
Die Plausibilitätsprüfung kontrolliert, ob nach einem 1-poligen Auslösebefehl die nicht ausgeschalteten Leis-
tungsschalterpole geschlossen bleiben.
Bei unplausiblem Leistungsschalterzustand wird eine 3-polige Auslösebefehlmitnahme für den Leistungs-
schalter durchgeführt, sofern die Auslösebefehl-Mitnahme über Parameter zugelassen ist (Parameter 3-pol.
Auslösung v. AWE). Nach dieser 3-poligen Auslösung können, sofern entsprechend parametriert und nicht
blockiert, weitere 3-polige AWE Zyklen folgen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 935
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_pauaul, 3, de_DE]

Bild 6-297 Zyklische AWE - Logik der Pausenzeit für die Betriebsarten: Mit Auslösung

6.18.4.12 Pausenzeit bei Betriebsarten mit Anregung


Im Funktionsblock Pausenzeit wird die Pausenzeit gestartet, die der Kurzschlussart entspricht, die zum Auslö-
sebefehl geführt hat. Die AWE-Betriebsarten Mit Anregung sind nur für Anwendungen mit ausschließlich 3-
poliger Auslösung geeignet. Nach Ablauf der Pausenzeit schaltet die Wiedereinschaltautomatik in den Zustand
Einschalten. Bild 6-298 zeigt die Pausenzeitlogik.

936 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Es existieren 4 Zeitstufen, die unterschiedlich parametriert werden können:

• Pausenzeit nach 1-phasigen Kurzschlüssen

• Pausenzeit nach 2-phasigen Kurzschlüssen

• Pausenzeit nach 3-phasigen Kurzschlüssen

• Pausenzeit für Folgefehler


Die Einstellung des Parameters Pausenzeit n. 1-ph. Anr. auf unwirksam verhindert die automatische
Wiedereinschaltung nach 3-poliger Auslösung aufgrund 1-poliger Kurzschlüsse. Sinngemäß gilt dies auch für
Pausenzeit n. 2-ph. Anr. und Pausenzeit n. 3-ph. Anr..
Sobald ein Folgefehler erkannt wird (siehe Kapitel 6.18.4.13 Folgefehlererkennung während der Pausenzeit),
beginnt mit dem Abschalten des Folgefehlers eine gesondert einstellbare Pausenzeit für Folgefehler. Die
gesamte Pausenzeit in diesem Fall setzt sich zusammen aus dem bis zum Abschalten des Folgefehlers abgelau-
fenen Teil der Pausenzeit für die 1. Unterbrechung plus der Pausenzeit für den Folgefehler. Mit der Einstellung
der Pausenzeit n. Folgefehler auf unwirksam wird kein weiterer AWE-Zyklus nach Auslösung durch
Folgefehler durchgeführt. Die Auslösung durch Folgefehler ist dann endgültig.

[lo_pauare, 2, de_DE]

Bild 6-298 Zyklische AWE - Logik der Pausenzeit für die Betriebsarten: Mit Anregung

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

6.18.4.13 Folgefehlererkennung während der Pausenzeit


Mit Folgefehlern werden Kurzschlüsse bezeichnet, die nach Abschalten des ersten Kurzschlusses während der
Pausenzeit eintreten. Dies kann der Fall sein, wenn 1-polig ausgelöst wird und es danach zu einem Kurzschluss
in den nicht abgeschalteten Leitern kommt.
Auch nach 3-poliger Auslösung kann es zu Folgefehlern kommen, wenn die Leitung über einen zweiten –
nicht 3-polig geöffneten Leistungsschalter – gespeist wird, z.B. bei Anlagen mit Eineinhalb-Leistungsschalter-
Methode. Die Folgefehlererkennung startet erst 50 ms nach dem Start der Pausenzeit.
Die Folgefehlererkennung gliedert sich in die Teilkomponenten:

• Erkennung von Folgefehlern

• Folgefehlerbehandlung

• 3-polige Leistungsschaltermitnahme bei Folgefehlern


Der Ablauf der Bearbeitung bei Folgefehlern ist in Bild 6-299 dargestellt.

Erkennung von Folgefehlern


Für die Erkennung eines Folgefehlers können folgende Kriterien über Parameter ausgewählt werden:

• Parameter Folgefehlererkennung = mit Auslösebefehl


Bei dieser Einstellung führt eine beliebige Auslösung während der Pausenzeit zur Folgefehlererken-
nung. Auf beliebige Auslösung wird entschieden, wenn eine interne Schutzfunktion auslöst oder wenn
die Auslösung über Binäreingang signalisiert wird. Dabei ist es bedeutungslos, ob die auslösende Schutz-
funktion für den Start der AWE konfiguriert ist oder nicht.

• Parameter Folgefehlererkennung = mit Anregung


Die Folgefehlererkennung beginnt dann, wenn in der Pausenzeit eine für den AWE-Start konfigurierte
Schutzfunktion anregt oder wenn eine über Binäreingang erfasste externe Anregung erkannt wird.

• Binäreingang >Anregung Folgefehler


Die Folgefehlererkennung kann auch über Binäreingang eingeleitet werden, ohne dass eine interne
Schutzanregung vorhanden sein muss.

Reaktion auf Folgefehler


Nach erkanntem Folgefehler kann die Wiedereinschaltautomatik auf 2 Arten beeinflusst werden:

• Parameter Reaktion auf Folgefehler = blockiert AWE


Sobald ein Folgefehler erkannt ist, wird die Wiedereinschaltung blockiert. Es gibt keine weiteren Wieder-
einschaltversuche und die Wiedereinschaltautomatik wird bis zum Rückfall der den Folgefehler verursach-
enden Anrege- und Auslösemeldungen blockiert.

• Parameter Reaktion auf Folgefehler = Start Folgefeh.Pause


Sobald ein Folgefehler erkannt ist, wird auf einen AWE-Zyklus für 3-polige Unterbrechung umgeschaltet.
Die AWE erlaubt daraufhin bis zur Klärung des Fehlers oder dessen endgültiger Abschaltung keine 1-
polige Auslösung, so dass jeder folgende Auslösebefehl 3-polig ist. Mit dem Abschalten des Folgefehlers
beginnt die gesondert einstellbare Pausenzeit für Folgefehler, vgl. auch Kapitel Pausenzeit. Der weitere
Ablauf ist wie bei 3-poligen Zyklen.

938 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[dw_bspffe, 1, de_DE]

Bild 6-299 Zyklische AWE - Beispiel für einen Folgefehler

Bei Auslösungen durch Folgefehler setzt sich die gesamte Pausenzeit aus dem bis zum Abschalten des
Folgefehlers abgelaufenen Teil der Pausenzeit für die 1-polige Unterbrechung plus der Pausenzeit für den
Folgefehler zusammen, siehe Bild 6-300.
Die Pausenzeit für Folgefehler wird gestartet mit der Rücknahme der Auslösemeldung oder mit dem Öffnen
aller 3 Leistungsschalter-Pole, sofern die Leistungsschalter-Hilfskontakte angeschlossen sind.

3-polige Auslösung des Leistungsschalters bei AWE-Blockierung durch Folgefehler in einer 1-poligen Pausenzeit
Wenn es aufgrund eines Folgefehlers zur Blockierung der automatischen Wiedereinschaltung in der 1-poligen
Pausenzeit kommt, ohne dass eine Schutzfunktion einen 3-poligen Auslösebefehl abgibt, z.B. bei Folgefeh-
lererkennung mit Anregung, kann die Funktion Wiedereinschaltautomatik einen 3-poligen Auslösebefehl
veranlassen. Damit wird der Leistungsschalter in dem Moment 3-polig ausgelöst, in dem die Blockierung
der Wiedereinschaltautomatik erfolgt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 939
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_fofeer, 1, de_DE]

Bild 6-300 Zyklische AWE – Logik der Folgefehlererkennung

6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschaltbefehl


Nach Ablauf der Pausenzeit befindet sich die Wiedereinschaltautomatik im Zustand Einschalten.
Der Zustand Einschalten kann noch von folgenden Einflüssen abhängen, siehe Bild 6-301:

• einen Synchrocheck, wenn der Leistungsschalter in der Pausenzeit 3-polig geöffnet war

• die über Binäreingang signalisierte Einschaltbereitschaft des Leistungsschalters

• einen Binäreingang zur Verzögerung des Einschaltbefehls (>Verzög. Einschalt.)


Die Einschaltmeldung ist Voraussetzung für die Erteilung des wirklichen Einschaltbefehls an den Leis-
tungsschalter.
Die genannten Kriterien müssen nicht unbedingt direkt nach Ablauf der Pausenzeit erfüllt sein. Wenn eine
Pausenzeitverlängerung eingestellt ist, werden die genannten Kriterien dann während der Verlängerungszeit
geprüft. Mit Freigabe der Einschaltmeldung schaltet die Wiedereinschaltautomatik in den Zustand Sperrzeit.

940 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_einsha, 1, de_DE]

Bild 6-301 Zyklische AWE: Logik für die Einschaltmeldung

Prüfung der Leistungsschalterbereitschaft direkt vor der Einschaltung


Für jeden der konfigurierten AWE-Zyklen ist einstellbar, ob eine Prüfung der Leistungsschalterbereitschaft
direkt vor Wiedereinschaltung stattfinden soll (Parameter LS-Bereit. v.Einschlt. prüf, Bild 6-302).
Unabhängig hiervon kann eine Prüfung der Leistungsschalterbereitschaft vor dem Start des 1. AWE-Zyklus
eingestellt werden, siehe Kapitel 6.18.4.5 Start und Kapitel 6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und Leis-
tungsschalterzustand.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_ls_voei, 1, de_DE]

Bild 6-302 Zyklische AWE: Logik für die Abfrage der Leistungsschalterbereitschaft direkt vor der Einschal-
tung

Synchrocheck
Für jeden der konfigurierten AWE-Zyklen ist einstellbar, ob ein Synchrocheck durchgeführt werden soll und
welche Funktionalität hierbei zu verwenden ist, siehe Bild 6-303. Sie können den internen Synchrocheck nur
benutzen, wenn das Gerät an Spannungswandler angeschlossen ist.
Alternativ kann über Binäreingang auch ein externes Gerät mit Synchrocheck angekoppelt werden.
Die Messanforderung an den Synchrocheck wird gestellt, wenn die optionale Prüfung der Leistungsschalter-
Bereitschaft positiv war. Die Messanforderung an den Synchrocheck steht solange an, bis der Synchrocheck
die Erlaubnis für die Einschaltung erteilt. Falls die Erlaubnis nicht innerhalb der eingestellten maximalen
Pausenzeitverlängerung eintrifft, wird der Einschaltvorgang durch Blockierung der AWE abgebrochen. Die
Mindestdauer der Messanforderung beträgt 50 ms.

[lo_syncro, 1, de_DE]

Bild 6-303 Zyklische AWE: Logik für die Abfrage der Synchronität

Einschaltbefehl
Sobald die Prüfung der Leistungsschalter-Bereitschaft und der Synchrocheck ein positives Ergebnis liefern,
wird die Einschaltmeldung erzeugt. Sie wird für 100 ms erteilt. Der eigentliche Einschaltbefehl wird nicht von
der AWE-Funktion, sondern vom Funktionsblock Leistungsschalter außerhalb der AWE-Funktion erzeugt. Dort
wird auch die parametrierte maximale Dauer des Einschaltbefehls berücksichtigt.

942 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Neben der Einschaltmeldung werden zusätzliche Meldungen erzeugt, die die Art der Einschaltung näher
beschreiben. Dies sind im Einzelnen:

• Einschaltbefehl nach 1-poliger Auslösung im 1. Zyklus (Ein nach 1-pol. 1.Zyk.)

• Einschaltbefehl nach 3-poliger Auslösung im 1. Zyklus (Ein nach 3-pol. 1.Zyk.

• Einschaltbefehl nach 1-poliger oder 3-poliger Auslösung ab dem 2. Zyklus (Ein ab 2. Zyklus)

Erzeugung des Signals Senden Inter-Einbefehl


Die zyklische Wiedereinschaltautomatik kann eine Information Senden Inter-Einbefehl erzeugen. Diese
Information kann als Binärsignal zum Schutzgerät an das Gegenende der zu schützenden Leitung übertragen
werden und von der dortigen AWE-Funktion in der Betriebsart adaptive Pausenzeit verarbeitet werden.
Außerdem kann dieses Binärsignal als Information zur Übertragung über eine vorhandene Wirkschnittstelle
rangiert werden.
Die Information Senden Inter-Einbefehl wird von der Einschalt-Logik erzeugt. Sie kann gegenüber
der lokalen Einschaltmeldung um eine parametrierbare Zeit verzögert werden. Mit dieser Verzögerung wird
erreicht, dass die Information nur dann gesendet wird, wenn die Wiedereinschaltung erfolgreich war und es
zu keiner weiteren Auslösung kam. Die Pulsdauer des Inter-Einschaltsignals hat eine feste Länge von 500 ms.

6.18.4.15 Sperrzeit
Mit dem Erteilen des Einschaltbefehls geht die AWE in den Zustand Sperrzeit. Während dieser Zeit wird
entschieden, ob der aktuell laufende Wiedereinschaltzyklus erfolgreich war oder nicht:

• Wenn während der Sperrzeit keine weitere Auslösung stattfindet, war der aktuell laufende Wiederein-
schaltzyklus und somit die gesamte Wiedereinschaltung erfolgreich.

• Wenn während der Sperrzeit eine weitere Auslösung stattfindet, ist der aktuell laufende Wiedereinschalt-
zyklus nicht erfolgreich. Falls weitere AWE-Zyklen zulässig sind, wird mit einem dieser Zyklen weiter
verfahren. Wenn hingegen der aktuell durchgeführte Zyklus der letzte zulässige Zyklus war, wird der
Wiedereinschaltvorgang beendet und als nicht erfolgreich gemeldet.
In beiden Fällen schaltet die Wiedereinschaltautomatik anschließend zurück in den Ruhezustand AWE bereit.

Kurzschlüsse während laufender Sperrzeit


Ein während der laufenden Sperrzeit auftretender Auslösebefehl führt zum Abbruch der Sperrzeit. Wenn
weitere AWE-Zyklen erlaubt sind, hängt die Bestimmung des Folgezyklus davon ab, ob die AWE in einer
Betriebsart ohne Wirkzeiten oder mit Wirkzeiten ausgeführt wird, siehe Bild 6-304.

• Bei den Betriebsarten mit Wirkzeit werden mit Beginn der neuen Generalanregung die Wirkzeiten aller
höheren Zyklen gestartet, sofern diese nicht blockiert sind. Der Zyklus mit der niedrigsten Zyklusnummer
wird ausgewählt, dessen Wirkzeit bei kommender Auslösemeldung noch nicht abgelaufen ist. Wenn
keine weiteren Zyklen mehr möglich sind oder wenn die Wirkzeiten aller möglichen Zyklen abgelaufen
sind, bevor die Auslösemeldung kommt, findet keine weitere Wiedereinschaltung mehr statt.

• Bei den Betriebsarten ohne Wirkzeit wird immer in der parametrierten Reihenfolge der auf den aktuellen
Zyklus folgende Zyklus ausgewählt. Wenn dieser blockiert ist, wird der darauf folgende Zyklus ausge-
wählt usw. Wenn keine höheren Zyklen vorhanden sind oder wenn diese alle blockiert sind, findet keine
weitere automatische Wiedereinschaltung mehr statt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 943
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_sperre, 2, de_DE]

Bild 6-304 Zyklische AWE: Logik für die Sperrzeit

6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und Leistungsschalterzustand


Die AWE benötigt die Leistungsschalterbereitschaft für folgende Zwecke, siehe Bild 6-305:

• Erkennung der Leistungsschalterbereitschaft vor dem Start:


Im Ruhezustand der AWE führt ein nicht bereiter Leistungsschalter zur Blockierung der AWE. Diese
Überwachung ist optional und muss über Parameter ausgeschaltet werden, wenn das Bereitschaftssignal
dem Schutzgerät nicht zur Verfügung steht.

• Auswertung der Leistungsschalterbereitschaft direkt vor dem Einschaltbefehl:


Für jeden der konfigurierten AWE-Zyklen kann eingestellt werden, ob die Leistungsschalterbereitschaft
Voraussetzung ist für die Erteilung des Einschaltbefehls. Auch diese Überwachung ist optional.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_lsbere, 1, de_DE]

Bild 6-305 Zyklische AWE: Logik für die Leistungsschalterbereitschaft

Die AWE verwendet die Stellungsinformationen des Leistungsschalters für folgende Zwecke (siehe Bild 6-306):

• Erkennung eines nicht geschlossenen Leistungsschalters vor dem Start:


Im Ruhezustand der AWE führt ein nicht 3-polig geschlossener Leistungsschalter zur Blockierung der
AWE, siehe auch Kapitel 6.18.4.17 Blockierungen. Diese Überwachung entfällt, wenn die Hilfskontaktsig-
nale nicht verfügbar sind.

• Erkennung der Reaktion des Leistungsschalters nach einem Auslösebefehl:


Die AWE-Pausenzeit wird unmittelbar mit der Öffnung des Leistungsschalters gestartet, wenn die
Leistungsschalter-Hilfskontakte angeschlossen sind. Dabei wird auf Öffnung des Leistungsschalters
entschieden, wenn der Leistungsschalter nicht mehr 3-polig geschlossen ist.
Eine Ausnahme bildet die Reaktion auf einen Folgefehler. Weil vor Eintritt des Folgefehlers der Leistungs-
schalter bereits 1-polig geöffnet ist, wird die Pausenzeit gestartet, wenn der Leistungsschalter als 3-polig
geöffnet erkannt wird.
Wenn die Leistungsschalter-Hilfskontakte nicht angeschlossen sind, startet die AWE-Pausenzeit mit dem
Rückfall der Auslösemeldung.

• Nach einer 1-poligen Auslösung wird während der Pausenzeit geprüft, ob die nicht ausgeschalteten
Leistungsschalterpole geschlossen bleiben. Die Leistungsschalterinformation wird von der zentralen Leis-
tungsschalter-Zustandserkennung der Funktionsgruppe Leistungsschalter geliefert.
Bei unplausiblem Leistungsschalter-Zustand wird eine 3-polige Auslösebefehlsmitnahme für den Leis-
tungsschalter durchgeführt, sofern diese über Parameter zugelassen ist. Nach dieser 3-poligen Auslösung
können weitere 3-polige AWE-Zyklen folgen, sofern sie entsprechend parametriert und nicht blockiert
sind, siehe auch Kapitel 6.18.4.11 Pausenzeit bei Betriebsarten mit Auslösung.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_lsuebe, 1, de_DE]

Bild 6-306 Zyklische AWE: Logik für Leistungsschalterzustand und -überwachung

6.18.4.17 Blockierungen
Die Wiedereinschaltautomatik unterscheidet zwischen 2 Arten von Blockierungen, siehe Bild 6-307:

• Die statische Blockierung und

• Die dynamische Blockierung.

Statische Blockierung
Die Wiedereinschaltautomatik ist statisch blockiert, wenn die Funktion eingeschaltet ist, aber nicht zur Wieder-
einschaltung bereit ist und auch nicht gestartet werden kann, solange diese Blockierung vorliegt. Die statische
Blockierung wird mit der Meldung Nicht wirksam signalisiert.
Folgende Bedingungen führen zur statischen Blockierung:
Bedingung Meldung
Manuelle Zuschaltung des Leistungsschalters, Erkennung über Nicht wirksam
Binäreingang oder geräteinterne Steuerung.
Die Blockierung ist temporär, die Dauer ist mit Parameter
Blockierzeit bei Hand-Ein parametrierbar.
Leistungsschalter nicht bereit für AWE, Erkennung über Binär- Nicht wirksam
eingang. Diese Ursache kann über Parameter LS-Bereit.
v.Einschlt. prüf ein- oder ausgeschaltet werden.

946 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Bedingung Meldung
Leistungsschalter nicht 3-polig geschlossen, Erkennung über Nicht wirksam
Binäreingang.
Dieses Kriterium wird verwendet, wenn die Leistungsschalter-
Hilfskontakte angeschlossen sind.
Kein Wiedereinschaltzyklus möglich Nicht wirksam
Erkennung aufgrund folgender Ursachen:

• Kein AWE-Zyklus parametriert.


• Zwar sind AWE-Zyklen parametriert, aber alle sind blockiert,
z.B. über Binäreingang.
• Keine geräteinterne Funktion und kein Binäreingang für
den Start der Wiedereinschaltautomatik konfiguriert.
• Bei Betriebsarten mit Auslösung:
– Sowohl 1-polige wie 3-polige Zyklen sind über Binär-
eingänge blockiert
• Bei Betriebsarten mit Anregung:
– 1-phasige, 2-phasige und 3-phasige AWE-Zyklen sind
über Binäreingänge blockiert.
• Bei Betriebsarten ohne Wirkzeit:
– Der erste AWE-Zyklus ist über Binäreingang blockiert.
• Bei Funktionalität mit Rückspannungsüberwachung:
– Wenn die Spannungsmessung nicht vorhanden oder
gestört ist

Dynamische Blockierung
Die Wiedereinschaltautomatik wird dynamisch blockiert, wenn eine Blockierbedingung auftritt, während eine
automatische Wiedereinschaltung bereits läuft. Die dynamische Blockierung wird mit der Meldung Nicht
bereit signalisiert.
Nach Auftreten einer dynamischen Blockierung wird in Intervallen von 0,5 s geprüft, ob die Blockierung
aufgehoben werden kann. Wenn die Blockierbedingung weiterhin ansteht oder inzwischen eine andere Block-
ierbedingung eingetreten ist, so bleibt die Blockierung bestehen. Ist dagegen die Ursache der Blockierung
verschwunden, wird die dynamische Blockierung aufgehoben, sofern keine Generalanregung oder keine für
den AWE-Start konfigurierte Auslösung vorliegt.
Zu jeder einzelnen Blockierursache existiert eine separate Meldung zur Protokollierung.
Folgende Bedingungen führen zur dynamischen Blockierung:

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Bedingung Meldung
Wenn kein zur Fehlerart passender Wiedereinschaltzyklus freige- Nicht bereit
geben ist: Block. kein Zyklus
• Bei Betriebsarten mit Auslösung:
Wenn eine 1-polige oder 3-polige Auslösemeldung am AWE-
Starteingang eintrifft, die AWE aber gemäß Parametrierung
mit dieser Art von Auslösung nicht gestartet werden darf,
die zugehörige Pausenzeit also auf unwirksam eingestellt
ist.
• Bei Betriebsarten mit Anregung:
Wenn eine 1-phasige, 2-phasige oder 3-phasige Anregemel-
dung am AWE-Starteingang eintrifft, die AWE aber gemäß
Parametrierung mit dieser Art der Anregung nicht gestartet
werden darf.
Wenn eine Schutzfunktion auslöst, die gemäß Konfiguration die Nicht bereit
Wiedereinschaltautomatik blockieren soll Block. durch Schutz
Wenn die maximal eingestellte Wartezeit für die Verzögerung Nicht bereit
des Starts der Pausenzeit durch Binäreingang abläuft, ohne dass Blk.max.Vrz.Pausenzt
der Binäreingang >Pausenzt.Strt.Verz. während dieses
Zeitraums inaktiv wurde
Wenn der Synchrocheck parametriert ist und die Synchronbedin- Nicht bereit
gungen nach Ablauf der maximalen Pausenzeit-Verlängerung vor Blk. max.Verläng.Paus.
Erteilung des Einschaltbefehls nicht erfüllt sind
Wenn die Abfrage der Leistungsschalterbereitschaft direkt vor Nicht bereit
dem Einschaltbefehl über Parameter eingeschaltet ist und die Block. LS-Bereit.Ü.w.
maximale Pausenzeit-Verlängerung abläuft Blk. max.Verläng.Paus.
Wenn die Einschaltmeldung über den Binäreingang >Verzög. Nicht bereit
Einschalt. so lange verzögert wird, bis die maximale Blk. max.Verläng.Paus.
Pausenzeit-Verlängerung vor Erteilung des Einschaltbefehls über-
schritten ist
Wenn ein Folgefehler auftritt und der Parameter Reaktion auf Nicht bereit
Folgefehler auf blockiert AWE eingestellt ist Block. Folgefehler
Wenn die Startsignal-Überwachungszeit für die die AWE Nicht bereit
startende Auslösemeldung oder den startenden Binäreingang Block. Startüberw.
abläuft.
In diesem Fall wird von einem Leistungsschalterversagen ausge-
gangen.
Wenn nach dem Start der AWE eine Pausenzeit bereits läuft Nicht bereit
und ein Blockierbinäreingang aktiv wird, mit folgenden Binärein- Block. durch BE
gängen:
>Blk. 1-polige AWE, >Blk. 3-polige AWE, >Blk. bei
1-ph. Anr., >Blk. bei 2-ph. Anr., >Blk. bei 3-ph. Anr.
Wenn die maximale Anzahl von Wiedereinschaltversuchen Nicht bereit
erreicht ist und innerhalb der Sperrzeit ein Auslösebefehl kommt Block. max. Zykl.anz.
Bei Betriebsarten mit Wirkzeit: Nicht bereit
Wenn die Wirkzeiten aller freigegebenen AWE-Zyklen ablaufen, Block. Ablauf Wirkzeit
ohne dass bis zum Wirkzeitablauf ein Auslösebefehl kommt

948 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Bedingung Meldung
Bei Anwendungen mit Spannungsmessung und eingeschalteter Nicht bereit
Funktionalität mit Rückspannungsüberwachung: Block. Rückspg.überw.
Wenn während laufender Pausenzeit das erforderliche Span-
nungskriterium nicht erfüllt wird
Bei Anwendungen mit Spannungsmessung und eingeschalteter Nicht bereit
Funktionalität mit Rückspannungsüberwachung: Block. Spg.-ausfall
Wenn während eines laufenden AWE-Zyklus eine Störung der
Messspannung festgestellt wird.
Nach Ende des AWE-Zyklus wird bei weiter anstehender Störung
der Messspannung die dynamische Blockierung zu einer stati-
schen Blockierung.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 949
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_blo_awe, 3, de_DE]

Bild 6-307 Zyklische AWE: Logik der Blockierungen am Beispiel für einen 1-poligen Zyklus (statische und
dynamische Blockierungen)

6.18.4.18 1-/3-polige Auslösung des Leistungsschalters


Der Leistungsschalter kann bei Kurzschlüssen 1-polig ausgeschaltet werden, wenn die entsprechenden Schutz-
funktionen gemäß Parametrierung und Kurzschlussart 1-polige Auslösemeldungen erzeugen und die Wieder-
einschaltautomatik so parametriert ist, dass 1-polige Wiedereinschaltzyklen erlaubt sind.

950 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Mit der Meldung AWE erlaubt 1p.Auslös. (siehe Bild 6-307 im Kapitel 6.18.4.17 Blockierungen) signal-
isiert die Wiedereinschaltautomatik die 1-polige Auslösemöglichkeit des Leistungsschalters in der zugehörigen
Funktionsgruppe Leistungsschalter.
Unter folgenden Bedingungen wird die Meldung AWE erlaubt 1p.Auslös. nicht erzeugt oder zurückge-
setzt:

• Wenn es während eines laufenden 1-poligen AWE-Zyklus vor der Wiedereinschaltung zur Blockierung der
AWE kommt

• Wenn ein AWE-Start mit 2-poliger Auslösung signalisiert wird, z.B. durch Binäreingänge von extern

• Bei Betriebsarten mit Auslösung, wenn es zu einer 1-poligen Auslösemeldung kommt und die AWE
gemäß ihrer Parametrierung keine 1-poligen Zyklen erlaubt

• Wenn während eines 1-poligen AWE-Zyklus die Überwachung der Leistungsschalter-Pole einen unplau-
siblen Zustand erkennt
Die Funktion Wiedereinschaltautomatik kann einen 3-poligen Auslösebefehl (3-polige Mitnahme) erzeugen,
wenn es auf Grund der oben genannten Bedingungen zu einer Blockierung der AWE kommt, z.B. bei Folge-
fehlererkennung mit Anregung und Blockierung bei Folgefehlern. Damit wird der Leistungsschalter in dem
Moment 3-polig ausgelöst, in dem die Blockierung der Wiedereinschaltautomatik eintritt, siehe auch Kapitel
6.18.4.11 Pausenzeit bei Betriebsarten mit Auslösung.

6.18.4.19 Rückspannungsüberwachung (RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE)


Die Zusatzfunktionen Rückspannungsüberwachung (RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE) sind
nur bei Anwendungen mit Spannungswandleranschluss möglich. Weitere Voraussetzung ist, dass die Span-
nung der einzuschaltenden Leitung bei geöffnetem Leistungsschalter korrekt gemessen werden kann. Dies ist
nur möglich, wenn die Spannungswandler, vom Leistungsschalter aus betrachtet, leitungsseitig angeordnet
sind.
Die beiden Zusatzfunktionen RSÜ und VWE schließen sich gegenseitig aus, weil die RSÜ die Unterschreitung
eines Spannungsschwellwerts prüft und die VWE die Überschreitung.
Die jeweils ausgewählte Zusatzfunktion läuft im AWE-Zustand Pausenzeit.

Verkürzte Wiedereinschaltung (VWE)


Mit der verkürzten Wiedereinschaltung (VWE) kann ein Einschaltbefehl schon vor Ablauf der eingestellten
Pausenzeiten erteilt werden, wenn die einzuschaltende Leitung über die Messung der Spannung der Leitung
als fehlerfrei erkannt wird.
Die Spannungsmessung erfolgt immer mit den 3 Leiter-Leiter-Spannungen.
In Netzen mit starr geerdetem Sternpunkt werden zusätzlich die 3 Leiter-Erde-Spannungen betrachtet.
In Netzen mit kompensiertem oder mit isoliertem Sternpunkt werden zusätzlich die größten 2 der 3 Leiter-
Erde-Spannungen berücksichtigt. Dadurch kann eine VWE auch bei anstehenden 1-phasigen Erdschlüssen
durchgeführt werden.
Für die Freigabe des Einschaltbefehls bei VWE gelten folgende Bedingungen:

• Die AWE befindet sich im Zustand Pausenzeit.

• Jede gemessene Spannung liegt oberhalb des eingestellten Schwellwertes Grenzw. fehlerfreie
Spg.
Die Leiter-Leiter-Spannungen werden vor dem Schwellwertvergleich durch √3 dividiert. Somit gilt die
Leiter-Erde-Spannung UN/√3 als Bezugsgröße für die Parametrierung.

• Die Überschreitung des Schwellwerts ist für die eingestellte Dauer Überwach.zeit für Spg. erfüllt.

Rückspannungsüberwachung (RSÜ)
Wenn nach Abschaltung eines Kurzschlusses die Spannung auf der ausgeschalteten Leitung nicht
verschwindet, kann die automatische Wiedereinschaltung mit der Rückspannungsüberwachung (RSÜ)
verhindert werden.
Die Spannungsmessung erfolgt immer mit den 3 Leiter-Erde-Spannungen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 951
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Für die Freigabe des Einschaltbefehls bei RSÜ gelten folgende Bedingungen:

• Die AWE befindet sich im Zustand Pausenzeit.

• Alle gemessenen Spannungen liegen gleichzeitig für die eingestellte Dauer Überwach.zeit für Spg.
unterhalb des eingestellten Schwellwerts Grenzw. fehlerfreie Spg..

• Die eingestellte Pausenzeit ist abgelaufen.


Sobald die Spannungen den Schwellwert für die eingestellte Dauer unterschreiten, wird die Erlaubnis zur
automatischen Wiedereinschaltung mit RSÜ erteilt. Dies gilt auch dann, wenn bis zum Ablauf der eingestellten
Pausenzeit die Unterschreitung des Spannungsschwellwerts nicht mehr erfüllt sein sollte. Auf diese Weise
wird auch dann eine automatische Wiedereinschaltung durchgeführt, wenn die Wiedereinschaltautomatik am
Gegenende der geschützten Leitung zuerst zuschaltet und damit die Leitung wieder unter Spannung setzt.
Die automatische Wiedereinschaltung wird durch die RSÜ unter folgenden Bedingungen blockiert:

• Die AWE befindet sich im Zustand Einschalten, die Pausenzeit ist also abgelaufen.

• Alle gemessenen Spannungen lagen während der Pausenzeit nicht gleichzeitig für die eingestellte Dauer
Überwach.zeit für Spg. unterhalb des eingestellten Schwellwerts Grenzw. Spg. losigkeit.

952 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_vrkarc, 1, de_DE]

Bild 6-308 Zyklische AWE: Logik der Funktionen Verkürzte Wiedereinschaltung und Rückspannungsüber-
wachung

6.18.4.20 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:6601:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 953
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:6601:101 Allgemein:Betriebsart • mit Aus.,ohne Wirkzt. mit Aus., mit
der AWE Wirkzeit
• mit Aus., mit Wirkzeit
• mit Anr.,ohne Wirkzt.
• mit Anr.,mit Wirkzeit
_:6601:102 Allgemein:LS-Bereit vor • nein nein
Start prüfen
• ja
_:6601:103 Allgemein:Sperrzeit 0,50 s bis 300,00 s 3,00 s
n.Wiedereinsch.
_:6601:104 Allgemein:Blockierzeit 0,00 s bis 300,00 s 1,00 s
bei Hand-Ein
_:6601:105 Allgemein:Startüberwa- 0,01 s bis 300,00 s 0,13 s
chungszeit
_:6601:106 Allgemein:LS-Bereit.- 0,01 s bis 300,00 s 3,00 s
Überw.zeit
_:6601:107 Allgemein:3-pol. Auslö- • nein ja
sung v. AWE
• ja
_:6601:108 Allgemein:Folgefehlerer- • mit Auslösebefehl mit Auslösebe-
kennung fehl
• mit Anregung
_:6601:109 Allgemein:Reaktion auf • Start Folgefeh.Pause blockiert AWE
Folgefehler
• blockiert AWE
_:6601:110 Allgemein:Max.Verzög. 0,01 s bis 300,00 s 0,50 s
d. Pausenzt.
_:6601:111 Allge- 0,00 s bis 300,00 s; ∞ 1,20 s
mein:Max.Verläng.d.Pau
senzt.
_:6601:112 Allgemein:Sendeverzög. 0,00 s bis 300,00 s; ∞ ∞
Inter-Ein.
RSÜ, VWE
_:6601:113 Allge- • ohne ohne
mein:Rückspg.übw./
Verkür.WE
• verkürzte WE (VWE)
• Rückspg.-Überwach.
_:6601:114 Allgemein:Überwach.zeit 0,10 s bis 30,00 s 0,10 s
für Spg.
_:6601:115 Allgemein:Grenzw. 0,300 V bis 340,000 V 48,000 V
fehlerfreie Spg.
_:6601:116 Allgemein:Grenzw. Spg. 0,300 V bis 340,000 V 30,000 V
losigkeit
Zyklus 1
_:6571:102 Zyklus 1:Start aus Ruhe- • nein ja
zustd. erl.
• ja
_:6571:103 Zyklus 1:Wirkzeit 0,00 s bis 300,00 s; ∞ 0,20 s
_:6571:108 Zyklus 1:Pausenzeit n. 3- 0,00 s bis 1800,00 s; ∞ 0,50 s
pol. Aus.
_:6571:107 Zyklus 1:Pausenzeit n. 1- 0,00 s bis 1800,00 s; ∞ 1,20 s
pol. Aus.
_:6571:104 Zyklus 1:Pausenzeit n. 1- 0,00 s bis 1800,00 s; ∞ 1,20 s
ph. Anr.

954 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:6571:105 Zyklus 1:Pausenzeit n. 2- 0,00 s bis 1800,00 s; ∞ 1,20 s
ph. Anr.
_:6571:106 Zyklus 1:Pausenzeit n. 3- 0,00 s bis 1800,00 s; ∞ 0,50 s
ph. Anr.
_:6571:109 Zyklus 1:Pausenzeit n. 0,01 s bis 1800,00 s 1,20 s
Folgefehler
_:6571:111 Zyklus 1:LS-Bereit. • nein nein
v.Einschlt. prüf
• ja
_:6571:110 Zyklus 1:Synchroch. n. • keine keine
3pol. Paus.
• intern
• extern
_:6571:112 Zyklus 1:Intern. Synchro- Einstellmöglichkeiten anwen-
check mit dungsabhängig

6.18.4.21 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:6601:51 Allgemein:Modus (steuerbar) ENC C
_:6601:87 Allgemein:>Funktion aus SPS I
_:6601:524 Allgemein:>Funktion ein SPS I
_:6601:347 Allgemein:Funktion ein SPC C
_:6601:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:6601:501 Allgemein:>Sync.Freigabe v.ext. SPS I
_:6601:502 Allgemein:>Blk. bei 1-ph. Anr. SPS I
_:6601:503 Allgemein:>Blk. bei 2-ph. Anr. SPS I
_:6601:504 Allgemein:>Blk. bei 3-ph. Anr. SPS I
_:6601:505 Allgemein:>Blk. 1-polige AWE SPS I
_:6601:506 Allgemein:>Blk. 3-polige AWE SPS I
_:6601:507 Allgemein:>Anregung L1 für Start SPS I
_:6601:508 Allgemein:>Anregung L2 für Start SPS I
_:6601:509 Allgemein:>Anregung L3 für Start SPS I
_:6601:510 Allgemein:>Anr.1-phasig für Start SPS I
_:6601:511 Allgemein:>Anr.2-phasig für Start SPS I
_:6601:512 Allgemein:>Anr.3-phasig für Start SPS I
_:6601:513 Allgemein:>Gen.-Anreg. für Start SPS I
_:6601:514 Allgemein:>General-Ausl. f. Start SPS I
_:6601:515 Allgemein:>Auslösung L1 f. Start SPS I
_:6601:516 Allgemein:>Auslösung L2 f. Start SPS I
_:6601:517 Allgemein:>Auslösung L3 f. Start SPS I
_:6601:518 Allgemein:>Auslösg. 1pol. f. Start SPS I
_:6601:519 Allgemein:>Auslösg. 3pol. f. Start SPS I
_:6601:520 Allgemein:>Anregung Folgefehler SPS I
_:6601:521 Allgemein:>Pausenzt.Strt.Verz. SPS I
_:6601:522 Allgemein:>Verzög. Einschalt. SPS I
_:6601:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:6601:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:6601:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:6601:301 Allgemein:AWE Zustand ENS O
_:6601:302 Allgemein:Tatsächl. Zyklusnr. INS O
_:6601:303 Allgemein:Nicht bereit SPS O
_:6601:304 Allgemein:AWE erfolgreich SPS O
_:6601:305 Allgemein:LS-Überwach.zeit abgl. SPS O
_:6601:306 Allgemein:LS nicht bereit SPS O
_:6601:307 Allgemein:AWE erlaubt 1p.Auslös. SPS O
_:6601:308 Allgemein:Zyklus nur 1-p. param. SPS O
_:6601:309 Allgemein:Angeworfen SPS O
_:6601:310 Allgemein:Sperrzeit läuft SPS O
_:6601:311 Allgemein:Startüberw.zeit abgel SPS O
_:6601:313 Allgemein:Folgefehler erkannt SPS O
_:6601:314 Allgemein:VWE Einschaltmeld. SPS O
_:6601:315 Allgemein:Paus.zeit nach 1p.Aus SPS O
_:6601:316 Allgemein:Paus.zeit nach 3p.Aus SPS O
_:6601:317 Allgemein:Paus.zeit nach 1phAnr SPS O
_:6601:318 Allgemein:Paus.zeit nach 2phAnr SPS O
_:6601:319 Allgemein:Paus.zeit nach 3phAnr SPS O
_:6601:320 Allgemein:Folgefehl. Pause läuft SPS O
_:6601:321 Allgemein:Einschaltmeldung ACT O
_:6601:322 Allgemein:Ein nach 1-pol. 1.Zyk. SPS O
_:6601:323 Allgemein:Ein nach 3-pol. 1.Zyk. SPS O
_:6601:324 Allgemein:Ein ab 2. Zyklus SPS O
_:6601:325 Allgemein:3-pol. Aus. durch AWE SPS O
_:6601:326 Allgemein:Senden Inter-Einbefehl SPS O
_:6601:327 Allgemein:Block. durch BE SPS O
_:6601:328 Allgemein:Block. LS-Bereit.Ü.w. SPS O
_:6601:329 Allgemein:Block. Startüberw. SPS O
_:6601:330 Allgemein:Block. Ablauf Wirkzeit SPS O
_:6601:331 Allgemein:Blk. max.Verläng.Paus. SPS O
_:6601:332 Allgemein:Blk.max.Vrz.Pausenzt SPS O
_:6601:333 Allgemein:Block. Folgefehler SPS O
_:6601:337 Allgemein:Block. kein Zyklus SPS O
_:6601:338 Allgemein:Block. durch Schutz SPS O
_:6601:334 Allgemein:Block. Rückspg.überw. SPS O
_:6601:335 Allgemein:Block. Spg.-ausfall SPS O
_:6601:336 Allgemein:Block. max. Zykl.anz. SPS O
_:6601:339 Allgemein:1.Zyk 1p AWE INS O
_:6601:340 Allgemein:1.Zyk 3p AWE INS O
_:6601:341 Allgemein:2+Zyk 1p AWE INS O
_:6601:342 Allgemein:2+Zyk 3p AWE INS O
Zyklus 1
_:6571:51 Zyklus 1:Modus (steuerbar) ENC C
_:6571:500 Zyklus 1:>Zyklus blockieren SPS I
_:6571:52 Zyklus 1:Zustand ENS O

956 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:6571:53 Zyklus 1:Bereitschaft ENS O
_:6571:301 Zyklus 1:Zyklus läuft SPS O
_:6571:302 Zyklus 1:Stufenfreigabe Schutz SPS O
_:6571:303 Zyklus 1:Syn.check Messanford SPS O

6.18.5 Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver Pausenzeit (ASP)

6.18.5.1 Beschreibung
Bei der zyklischen Wiedereinschaltautomatik wird davon ausgegangen, dass an beiden Leitungsenden defi-
nierte und gleiche Pausenzeiten eingestellt sind, ggf. für verschiedene Fehlerarten und/oder Unterbrechungs-
zyklen.
Sie können auch die Pausenzeiten nur an einem Leitungsende einstellen und am anderen oder den anderen
Enden die adaptive Pausenzeit konfigurieren. Voraussetzung ist, dass die Spannungswandler leitungsseitig
angeordnet sind oder eine Möglichkeit zur Übertragung eines Einschaltbefehls zum fernen Leitungsende
besteht.
Bild 6-309 zeigt ein Beispiel mit Spannungsmessung. Es sei angenommen, das Gerät I arbeitet mit definierten
Pausenzeiten, während in Gerät II die adaptive Pausenzeit projektiert ist. Wichtig ist, dass die Leitung mindes-
tens von der Sammelschiene A, also der Seite mit den definierten Pausenzeiten, gespeist wird.
Bei der adaptiven Pausenzeit entscheidet die Wiedereinschaltautomatik am Leitungsende II selbsttätig, ob
und wann eine Wiedereinschaltung sinnvoll und zulässig ist und wann nicht. Kriterium ist die Spannung der
Leitung am Ende II, die nach Wiedereinschaltung vom Ende I aus durchgeschaltet wird. Die Wiedereinschal-
tung am Ende II erfolgt also, sobald feststeht, dass die Leitung vom Ende I aus wieder unter Spannung gesetzt
worden ist. Grundsätzlich werden alle Leiter-Leiter- und Leiter-Erde-Spannungen überwacht.
Beim angedeuteten Kurzschluss werden im Beispiel die Leitungen an den Stellen I, II und III abgeschaltet.
Bei I wird nach der dort parametrierten Pausenzeit wieder eingeschaltet. Bei III kann bei entsprechender
Konfiguration die verkürzte Wiedereinschaltung (VWE) durchgeführt werden (siehe Kapitel 6.18.4.19 Rück-
spannungsüberwachung (RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE)), wenn auch an der Sammelschiene
B eine Einspeisung vorhanden ist.
Ist der Kurzschluss nach erfolgreicher Wiedereinschaltung beseitigt, wird die Leitung A-B von der Sammel-
schiene A über die Stelle I wieder unter Spannung gesetzt. Gerät II erkennt diese Spannung und schaltet nach
einer kurzen Verzögerung zur Sicherung einer ausreichenden Spannungsmesszeit ebenfalls wieder ein. Die
Netzstörung ist damit erfolgreich behoben.
Ist der Kurzschluss nach erfolgloser Wiedereinschaltung bei I nicht beseitigt, wird bei I wieder auf den Fehler
geschaltet. Am Leitungsende II erscheint nun keine gesunde Spannung. Das dortige Gerät erkennt dies und
schaltet nicht wieder ein.
Bei mehrfacher Wiedereinschaltung kann sich der Vorgang bei erfolgloser Wiedereinschaltung mehrmals
wiederholen, bis eine der Wiedereinschaltungen erfolgreich ist oder eine endgültige Abschaltung erfolgt.

[dw_arcasp, 1, de_DE]

Bild 6-309 Beispiel für adaptive Pausenzeit (ASP)

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 957
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Wie das Beispiel zeigt, bringt die adaptive Pausenzeit folgende Vorteile:

• Der Leistungsschalter an der Stelle II schaltet bei bleibendem Fehler nicht wieder zu und wird dadurch
geschont.

• Bei einer unselektiven Auslösung durch Übergreifen an der Stelle III können dort keine weiteren Unter-
brechungszyklen entstehen, da die Kurzschlussbahn über Sammelschiene B und die Stelle II auch bei
mehrfacher Wiedereinschaltung unterbrochen bleibt.

• An der Stelle I ist bei mehrfacher Wiedereinschaltung und selbst bei endgültiger Auslösung ein Über-
greifen erlaubt, da die Leitung an der Stelle II offen bleibt und somit bei I keine tatsächliche Überreich-
weite entstehen kann.
Die adaptive Pausenzeit beinhaltet auch die verkürzte Wiedereinschaltung (VWE), da die Kriterien die gleichen
sind. Eine besondere Einstellung der verkürzten Wiedereinschaltung (VWE) erübrigt sich somit, wenn die
Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver Pausenzeit (ASP) verwendet wird.

6.18.5.2 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:6601:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:6601:101 Allgemein:Betriebsart der • mit Aus.,ohne Wirkzt. mit Aus., mit
AWE Wirkzeit
• mit Aus., mit Wirkzeit
• mit Anr.,ohne Wirkzt.
• mit Anr.,mit Wirkzeit
_:6601:102 Allgemein:LS-Bereit vor • nein nein
Start prüfen
• ja
_:6601:103 Allgemein:Sperrzeit 0,50 s bis 300,00 s 3,00 s
n.Wiedereinsch.
_:6601:104 Allgemein:Blockierzeit bei 0,00 s bis 300,00 s 1,00 s
Hand-Ein
_:6601:105 Allgemein:Startüberwa- 0,01 s bis 300,00 s 0,13 s
chungszeit
_:6601:106 Allgemein:LS-Bereit.- 0,01 s bis 300,00 s 3,00 s
Überw.zeit
_:6601:107 Allgemein:3-pol. Auslösung • nein ja
v. AWE
• ja
_:6601:111 Allge- 0,00 s bis 300,00 s; ∞ 1,20 s
mein:Max.Verläng.d.Pause
nzt.
_:6601:114 Allgemein:Überwach.zeit 0,10 s bis 30,00 s 0,10 s
für Spg.
_:6601:115 Allgemein:Grenzw. fehler- 0,300 V bis 340,000 V 48,000 V
freie Spg.
ASP
_:6631:101 ASP:1-pol. Auslösebef. • nein nein
erlaubt
• ja
_:6631:104 ASP:Wirkzeit 0,00 s bis 300,00 s; ∞ 0,20 s
_:6631:105 ASP:Maximale Pausenzeit 0,50 s bis 3000,00 s 5,00 s
_:6631:102 ASP:LS-Bereit. v.Einschlt. • nein nein
prüf
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:6631:103 ASP:Synchroch. n. 3pol. • keine keine
Paus.
• intern
• extern
_:6631:106 ASP:Intern. Synchrocheck Einstellmöglichkeiten anwen-
mit dungsabhängig

6.18.5.3 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:6601:51 Allgemein:Modus (steuerbar) ENC C
_:6601:87 Allgemein:>Funktion aus SPS I
_:6601:524 Allgemein:>Funktion ein SPS I
_:6601:347 Allgemein:Funktion ein SPC C
_:6601:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:6601:501 Allgemein:>Sync.Freigabe v.ext. SPS I
_:6601:502 Allgemein:>Blk. bei 1-ph. Anr. SPS I
_:6601:503 Allgemein:>Blk. bei 2-ph. Anr. SPS I
_:6601:504 Allgemein:>Blk. bei 3-ph. Anr. SPS I
_:6601:505 Allgemein:>Blk. 1-polige AWE SPS I
_:6601:506 Allgemein:>Blk. 3-polige AWE SPS I
_:6601:507 Allgemein:>Anregung L1 für Start SPS I
_:6601:508 Allgemein:>Anregung L2 für Start SPS I
_:6601:509 Allgemein:>Anregung L3 für Start SPS I
_:6601:510 Allgemein:>Anr.1-phasig für Start SPS I
_:6601:511 Allgemein:>Anr.2-phasig für Start SPS I
_:6601:512 Allgemein:>Anr.3-phasig für Start SPS I
_:6601:513 Allgemein:>Gen.-Anreg. für Start SPS I
_:6601:514 Allgemein:>General-Ausl. f. Start SPS I
_:6601:515 Allgemein:>Auslösung L1 f. Start SPS I
_:6601:516 Allgemein:>Auslösung L2 f. Start SPS I
_:6601:517 Allgemein:>Auslösung L3 f. Start SPS I
_:6601:518 Allgemein:>Auslösg. 1pol. f. Start SPS I
_:6601:519 Allgemein:>Auslösg. 3pol. f. Start SPS I
_:6601:522 Allgemein:>Verzög. Einschalt. SPS I
_:6601:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:6601:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:6601:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:6601:301 Allgemein:AWE Zustand ENS O
_:6601:302 Allgemein:Tatsächl. Zyklusnr. INS O
_:6601:303 Allgemein:Nicht bereit SPS O
_:6601:304 Allgemein:AWE erfolgreich SPS O
_:6601:305 Allgemein:LS-Überwach.zeit abgl. SPS O
_:6601:306 Allgemein:LS nicht bereit SPS O
_:6601:307 Allgemein:AWE erlaubt 1p.Auslös. SPS O
_:6601:308 Allgemein:Zyklus nur 1-p. param. SPS O
_:6601:309 Allgemein:Angeworfen SPS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:6601:310 Allgemein:Sperrzeit läuft SPS O
_:6601:311 Allgemein:Startüberw.zeit abgel SPS O
_:6601:312 Allgemein:Max.Paus.zt. überschr. SPS O
_:6601:315 Allgemein:Paus.zeit nach 1p.Aus SPS O
_:6601:316 Allgemein:Paus.zeit nach 3p.Aus SPS O
_:6601:317 Allgemein:Paus.zeit nach 1phAnr SPS O
_:6601:318 Allgemein:Paus.zeit nach 2phAnr SPS O
_:6601:319 Allgemein:Paus.zeit nach 3phAnr SPS O
_:6601:321 Allgemein:Einschaltmeldung ACT O
_:6601:322 Allgemein:Ein nach 1-pol. 1.Zyk. SPS O
_:6601:323 Allgemein:Ein nach 3-pol. 1.Zyk. SPS O
_:6601:325 Allgemein:3-pol. Aus. durch AWE SPS O
_:6601:327 Allgemein:Block. durch BE SPS O
_:6601:328 Allgemein:Block. LS-Bereit.Ü.w. SPS O
_:6601:329 Allgemein:Block. Startüberw. SPS O
_:6601:330 Allgemein:Block. Ablauf Wirkzeit SPS O
_:6601:331 Allgemein:Blk. max.Verläng.Paus. SPS O
_:6601:337 Allgemein:Block. kein Zyklus SPS O
_:6601:338 Allgemein:Block. durch Schutz SPS O
_:6601:335 Allgemein:Block. Spg.-ausfall SPS O
_:6601:336 Allgemein:Block. max. Zykl.anz. SPS O
_:6601:339 Allgemein:1.Zyk 1p AWE INS O
_:6601:340 Allgemein:1.Zyk 3p AWE INS O
ASP
_:6631:51 ASP:Modus (steuerbar) ENC C
_:6631:501 ASP:>Inter-Ein v. Gegenst. SPS I
_:6631:52 ASP:Zustand ENS O
_:6631:53 ASP:Bereitschaft ENS O
_:6631:301 ASP:ASP läuft SPS O
_:6631:302 ASP:Stufenfreigabe Schutz SPS O
_:6631:303 ASP:Syn.check Messanford SPS O

6.18.6 Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen

6.18.6.1 Beschreibung

Die Funktion Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen (SAD41)

• Ist eine adaptive AWE basierend auf der Erkennung sekundärer Lichtbögen.

• Schaltet bei 1-poligen, temporären Fehlern nach einer verkürzten Pausenzeit wieder ein.
Wenn der sekundäre Lichtbogen vor dem Ablauf der Pausenzeit erlischt und kein metallischer Fehler
vorliegt, schaltet die Wiedereinschaltautomatik früher ein.

41 SAD = Secondary Arc Detection

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

• Arbeitet verschiedene Algorithmen zur Erkennung von sekundären Lichtbögen parallel ab und gewichtet
sie.
– Nach einer 1-poligen Auslösung kann der Einschaltbefehl frühestens nach Ablauf der minimalen
Pausenzeit erteilt werden.
– Wenn der Lichtbogen erloschen ist, wird der Einschaltbefehl erst nach 100 ms erteilt um die Rück-
zündung des Lichtbogens zu verhindern.
– Wenn der sekundäre Lichtbogen nach dem Ablauf der maximalen Pausenzeit noch brennt, wird
3-polig ausgeschaltet, entweder endgültig oder – wenn instanziiert – ein weiterer AWE-Zyklus
gestartet.

• Verhält sich wie folgt, wenn kein sekundärer Lichtbogen erkannt wird:
– Die Funktion setzt bei einem metallischen Fehler einen endgültigen Auslösebefehl ab.
– Die Funktion setzt bei einem nicht metallischen Fehler einen Einschaltbefehl nach Ablauf der mini-
malen Pausenzeit ab.
Die Funktion ersetzt die zyklische AWE am Master-Ende der Leitung. Am Slave-Ende der Leitung empfiehlt
Siemens weiterhin die Benutzung der AWE mit adaptiver Pausenzeit (ASP).
Bild 6-278 zeigt die Struktur der Funktion.
Die Beschreibung der allgemeinen Parameter finden Sie in Kapitel 6.18.9 Anwendungs- und Einstellhinweise
für allgemeine Parameter.

Logik der Stufe

[lo_sad, 1, de_DE]

Bild 6-310 Logik der Stufe SAD

ULxy Spannung der fehlerbehafteten Schleife

Wenn der Leistungsschalter 1-polig offen ist und die AWE bereit ist, starten die Pausenzeiten (Parameter:
Min. Pausenzt. n. 1p.Aus. und Max. Pausenzt. n. 1p. Aus.) und der SAD-Zyklus läuft. Wenn
die maximale Pausenzeit abgelaufen ist und die Spannung der fehlerbehafteten Schleife kleiner als 2 % Unenn
ist, wird die Meldung (_:22621:306) Kein Ein.: metall. Fehl. – kein Einschaltbefehl wegen eines
metallischen Fehlers – für die Dauer von 50 ms abgesetzt und der SAD-Zyklus beendet. Wenn innerhalb der
maximalen Pausenzeit ein Sekundärlichtbogen erkannt wurde, wird die Meldung (_:22621:304) Sek.
LB erkannt abgesetzt. Wenn der Lichtbogen während der maximalen Pausenzeit nicht erlischt, wird die
Meldung (_:22621:305) Kein Ein:sek.LB nicht aus für 50 ms abgesetzt und der SAD-Zyklus
beendet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 961
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Nach einer 1-poligen Abschaltung ist eine Wiedereinschaltung erst nach Ablauf der minimalen Pausenzeit
möglich (siehe folgendes Bild).

[dw_SAD-times_1-legend, 2, de_DE]

Bild 6-311 Beispiel 1: Kein sekundärer Lichtbogen; Einschaltbefehl nach Ablauf der minimalen Pausenzeit

Wenn ein sekundärer Lichtbogen erkannt wurde, wirkt nach dem Erlöschen des Lichtbogens eine zusätzliche
Überwachungszeit mit einer Dauer von 100 ms. Erst danach wird der Einschaltbefehl abgesetzt. Dadurch wird
die Wiedereinschaltung bei einer möglichen Rückzündung des Lichtbogens vermieden. Wenn kein sekundärer
Lichtbogen erkannt wurde, ist diese Zeit nicht relevant. Wenn kein metallischer Fehler erkannt wurde, wird
nach Ablauf der minimalen Pausenzeit wieder eingeschaltet. Die folgenden Bilder zeigen Beispiele, wann der
Einschaltbefehl – abhängig von der Brenndauer des Lichtbogens – erteilt wird.

[dw_SAD-times_2-legend, 2, de_DE]

Bild 6-312 Beispiel 2: Sekundärer Lichtbogen brennt sehr kurz (120 ms); Einschaltbefehl nach Ablauf der
minimalen Pausenzeit

962 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[dw_SAD-times_3-legend, 2, de_DE]

Bild 6-313 Beispiel 3: Sekundärer Lichtbogen brennt 320 ms; Einschaltbefehl nach 420 ms (320 ms +
100 ms)

6.18.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise für AWE mit Lichtbogenerkennung

Parameter: Start aus Ruhezustd. erl.

• Voreinstellung (_:22621:102) Start aus Ruhezustd. erl. = ja


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung und einstellbar, wenn Sie die AWE in einer Betriebsart mit Wirk-
zeit verwenden.
Mit dem Parameter Start aus Ruhezustd. erl. legen Sie fest, ob die Wirkzeit dieses AWE-Zyklus
gestartet wird, wenn sich die Wiedereinschaltautomatik bei kommender Generalanregung im Ruhezustand
befindet. Wenn die AWE nur für 1 Zyklus konfiguriert ist, stellen Sie den Parameter immer auf ja ein. Wenn
mehrere Zyklen konfiguriert sind, können Sie mit diesem Parameter und unterschiedlichen Wirkzeiten die
Wirksamkeit der AWE-Zyklen steuern.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität siehe Kapitel 6.18.4.6 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 1: Mit
Auslösung/Mit Wirkzeit und 6.18.4.7 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 2: Mit Anregung/Mit Wirkzeit.

Parameter: Wirkzeit

• Voreinstellung (_:22621:103) Wirkzeit = 0,20 s


Mit dem Parameter Wirkzeit legen Sie fest, innerhalb welcher Zeit ein Auslösebefehl erscheinen muss,
um die Wiedereinschaltautomatik zu starten. Wenn der Auslösebefehl erst nach Ablauf der Wirkzeit kommt,
erfolgt keine Wiedereinschaltung im aktiven AWE-Zyklus.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität siehe Kapitel 6.18.4.6 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 1: Mit
Auslösung/Mit Wirkzeit und 6.18.4.7 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 2: Mit Anregung/Mit Wirkzeit.

Parameter: Pausenzeit n. 3-pol. Aus.

• Voreinstellung (_:22621:108) Pausenzeit n. 3-pol. Aus. = 0,50 s


Mit dem Parameter Pausenzeit n. 3-pol. Aus. legen Sie fest, nach welcher Pausenzeit die automati-
sche Wiedereinschaltung durchgeführt wird.
Nach einer 3-poligen Auslösung des Leistungsschalters steht die Stabilität des Netzes im Vordergrund. Da die
abgeschaltete Leitung keine synchronisierenden Kräfte entwickeln kann, ist häufig nur eine kurze Pausenzeit
zulässig. Übliche Werte liegen bei 0,3 s bis 0,6 s. Eine längere Zeit kann dann toleriert werden, wenn vor
der Wiedereinschaltung ein Synchrocheck durchgeführt wird. Auch in radialen Netzen sind längere 3-polige
Pausenzeiten möglich.

Parameter: Pausenzeit n. Folgefehler


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung, wenn Sie den Parameter (_:6601:109) Reaktion auf Folge-
fehler auf Start Folgefeh.Pause eingestellt haben.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

• Voreinstellung (_:22621:109) Pausenzeit n. Folgefehler = 1,20 s


Mit dem Parameter Pausenzeit n. Folgefehler legen Sie fest, nach welcher Pausenzeit die automa-
tische Wiedereinschaltung durchgeführt wird, wenn es während der schon laufenden Pausenzeit zu einer
3-poligen Auslösung auf Grund eines Folgefehlers gekommen ist. Für diese 3-polige Pausenzeit sind eben-
falls die Stabilitätsgesichtspunkte des Netzes maßgebend. Häufig kann die Pausenzeit so wie Parameter
(_:22621:108) Pausenzeit n. 3-pol. Aus. eingestellt werden.
Detaillierte Informationen zur Funktion bei Folgefehlern während der Pausenzeit siehe Kapitel
6.18.4.13 Folgefehlererkennung während der Pausenzeit.

Parameter: LS-Bereit. v.Einschlt. prüf

• Voreinstellung (_:22621:111) LS-Bereit. v.Einschlt. prüf = nein


Mit dem Parameter LS-Bereit. v.Einschlt. prüf legen Sie fest, ob nach Ablauf der Pausenzeit, also
direkt vor der Erteilung des Einschaltbefehls, die Bereitschaft des Leistungsschalters abgefragt werden soll.
Parameterwert Beschreibung
nein Mit der Einstellung nein prüft die AWE die Bereitschaft des Leistungsschal-
ters nicht noch einmal direkt vor der Erteilung des Einschaltbefehls.
Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn es ausreicht, die Bereitschaft
des Leistungsschalters für einen kompletten Schaltzyklus, bestehend aus
Auslösung-Wiedereinschaltung-Auslösung, einmal vor dem Start der AWE
zu prüfen. Die Einstellung zur Prüfung der Leistungsschalterbereitschaft
vor dem Start der AWE erfolgt über den Parameter (_:6601:102) LS-
Bereit vor Start prüfen.
ja Mit der Einstellung ja kann sich die Pausenzeit verlängern, wenn nach
Ablauf der Pausenzeit der Leistungsschalter nicht für den nächsten EIN-AUS-
Zyklus bereit ist. Die maximale Verlängerung der Pausenzeit stellen Sie mit
dem Parameter (_:6601:111) Max.Verläng.d.Pausenzt. ein.
Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn damit zu rechnen ist, dass der
Leistungsschalter seine Bereitschaft zur Einschaltung und Wiederausschal-
tung nur nach einer zusätzlichen Wartezeit erlangt.

Detaillierte Informationen zur Funktion siehe Kapitel 6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und Leistungs-
schalterzustand und 6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschaltbefehl.

Parameter: Synchroch. n. 3pol. Paus.

• Voreinstellung (_:22621:110) Synchroch. n. 3pol. Paus. = keine


Mit dem Parameter Synchroch. n. 3pol. Paus. legen Sie fest, ob für den jeweils konfigurierten AWE-
Zyklus ein Synchrocheck durchgeführt werden soll.
Wenn es im Netz während einer 3-poligen Unterbrechung zu Stabilitätsproblemen kommen kann, empfiehlt
Siemens, einen Synchrocheck durchzuführen. Wenn nur 1-polige Unterbrechungszyklen möglich sind oder
keine Stabilitätsprobleme während 3-poliger Pausen zu erwarten sind, z.B. wegen hochgradiger Vermaschung
des Netzes oder in Strahlennetzen, stellen Sie den Parameter auf keine ein.

964 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Parameterwert Beschreibung
keine In dem konfigurierten AWE-Zyklus wird kein Synchrocheck durchgeführt.
intern In dem konfigurierten AWE-Zyklus wird nach einer 3-poligen Pause vor dem
Einschaltbefehl an den Leistungsschalter ein Synchrocheck durchgeführt.
Für den Synchrocheck wird eine Synchrocheck-Stufe der internen Synchron-
isierungsfunktion verwendet, die in der selben Funktionsgruppe Leistungs-
schalter wie die AWE-Funktion enthalten ist. Die Auswahl der für diesen
AWE-Zyklus benutzten Synchrocheck-Stufe erfolgt über den nachfolgend
beschriebenen Parameter Intern. Synchrocheck mit.
extern In dem konfigurierten AWE-Zyklus wird nach einer 3-poligen Pause vor dem
Einschaltbefehl an den Leistungsschalter ein Synchrocheck durchgeführt.
Der Synchrocheck erfolgt von einem externen Synchrocheck-Gerät. Das
externe Synchrocheck-Gerät wird dazu über die Binärsignale Syn.check
Messanford und >Sync.Freigabe v.ext. angeschlossen. Detaillierte
Informationen zur Funktion siehe Kapitel 6.18.4.14 Einschaltmeldung und
Einschaltbefehl unter dem Randtitel Synchrocheck, Seite 942.

Parameter: Min. Pausenzt. n. 1p.Aus.

• Voreinstellung (_:22621:113) Min. Pausenzt. n. 1p.Aus. = 0,35 s


Mit dem Parameter Min. Pausenzt. n. 1p.Aus. legen Sie die minimale Pausenzeit nach einer 1-poligen
Ausschaltung fest. Die Wiedereinschaltung ist frühestens nach Ablauf der minimalen Pausenzeit möglich.

Parameter: Max. Pausenzt. n. 1p. Aus.

• Voreinstellung (_:22621:114) Max. Pausenzt. n. 1p. Aus. = 1,20 s


Mit dem Parameter Max. Pausenzt. n. 1p. Aus. legen Sie die maximale Pausenzeit nach einer 1-
poligen Ausschaltung fest.
Wenn der sekundäre Lichtbogen nach dem Ablauf der maximalen Pausenzeit noch brennt, wird 3-polig
ausgeschaltet, entweder endgültig oder – wenn instanziiert – ein weiterer AWE-Zyklus gestartet.

Parameter: Intern. Synchrocheck mit


Mit dem Parameter (_:22621:112) Intern. Synchrocheck mit legen Sie fest, welcher Funktionsblock
der Synchronisierungsfunktion für die automatische Wiedereinschaltung nach einer 3-poligen Pausenzeit
verwendet wird. Die Auswahl ist nur für Funktionsblöcke der Synchronisierungsfunktion möglich, die in der
selben FG Leistungsschalter enthalten sind wie die AWE-Funktion. Die Einstellmöglichkeiten des Parameters
werden dynamisch, entsprechend der aktuellen Parametrierung erzeugt.

6.18.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:6601:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:6601:101 Allgemein:Betriebsart • mit Aus.,ohne Wirkzt. mit Aus., mit
der AWE Wirkzeit
• mit Aus., mit Wirkzeit
_:6601:102 Allgemein:LS-Bereit vor • nein nein
Start prüfen
• ja
_:6601:103 Allgemein:Sperrzeit 0,50 s bis 300,00 s 3,00 s
n.Wiedereinsch.
_:6601:104 Allgemein:Blockierzeit 0,00 s bis 300,00 s 1,00 s
bei Hand-Ein

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 965
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:6601:105 Allgemein:Startüberwa- 0,01 s bis 300,00 s 0,13 s
chungszeit
_:6601:106 Allgemein:LS-Bereit.- 0,01 s bis 300,00 s 3,00 s
Überw.zeit
_:6601:107 Allgemein:3-pol. Auslö- • nein ja
sung v. AWE
• ja
_:6601:108 Allgemein:Folgefehlerer- • mit Auslösebefehl mit Auslösebe-
kennung fehl
• mit Anregung
_:6601:109 Allgemein:Reaktion auf • Start Folgefeh.Pause blockiert AWE
Folgefehler
• blockiert AWE
_:6601:110 Allgemein:Max.Verzög. 0,01 s bis 300,00 s 0,50 s
d. Pausenzt.
_:6601:111 Allge- 0,00 s bis 300,00 s; ∞ 1,20 s
mein:Max.Verläng.d.Pau
senzt.
_:6601:112 Allgemein:Sendeverzög. 0,00 s bis 300,00 s; ∞ -1 s; ∞
Inter-Ein.
AWE SAD
_:22621:102 SAD-Zyklus:Start aus • nein ja
Ruhezustd. erl.
• ja
_:22621:103 SAD-Zyklus:Wirkzeit 0,00 s bis 300,00 s; ∞ 0,20 s
_:22621:108 SAD-Zyklus:Pausenzeit n. 0,00 s bis 1800,00 s; ∞ 0,50 s
3-pol. Aus.
_:22621:109 SAD-Zyklus:Pausenzeit n. 0,01 s bis 1800,00 s 1,20 s
Folgefehler
_:22621:111 SAD-Zyklus:LS-Bereit. • nein nein
v.Einschlt. prüf
• ja
_:22621:110 SAD-Zyklus:Synchroch. • keine keine
n. 3pol. Paus.
• intern
• extern
_:22621:113 SAD-Zyklus:Min. 0,10 s bis 1800,00 s; ∞ 0,35 s
Pausenzt. n. 1p.Aus.
_:22621:114 SAD-Zyklus:Max. 0,10 s bis 1800,00 s; ∞ 1,20 s
Pausenzt. n. 1p. Aus.
_:22621:112 SAD-Zyklus:Intern. Einstellmöglichkeiten anwen-
Synchrocheck mit dungsabhängig

6.18.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:6601:87 Allgemein:>Funktion aus SPS I
_:6601:524 Allgemein:>Funktion ein SPS I
_:6601:347 Allgemein:Funktion ein SPC C
_:6601:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:6601:501 Allgemein:>Sync.Freigabe v.ext. SPS I
_:6601:502 Allgemein:>Blk. bei 1-ph. Anr. SPS I
_:6601:503 Allgemein:>Blk. bei 2-ph. Anr. SPS I

966 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:6601:504 Allgemein:>Blk. bei 3-ph. Anr. SPS I
_:6601:505 Allgemein:>Blk. 1-polige AWE SPS I
_:6601:506 Allgemein:>Blk. 3-polige AWE SPS I
_:6601:507 Allgemein:>Anregung L1 für Start SPS I
_:6601:508 Allgemein:>Anregung L2 für Start SPS I
_:6601:509 Allgemein:>Anregung L3 für Start SPS I
_:6601:510 Allgemein:>Anr.1-phasig für Start SPS I
_:6601:511 Allgemein:>Anr.2-phasig für Start SPS I
_:6601:512 Allgemein:>Anr.3-phasig für Start SPS I
_:6601:513 Allgemein:>Gen.-Anreg. für Start SPS I
_:6601:514 Allgemein:>General-Ausl. f. Start SPS I
_:6601:515 Allgemein:>Auslösung L1 f. Start SPS I
_:6601:516 Allgemein:>Auslösung L2 f. Start SPS I
_:6601:517 Allgemein:>Auslösung L3 f. Start SPS I
_:6601:518 Allgemein:>Auslösg. 1pol. f. Start SPS I
_:6601:519 Allgemein:>Auslösg. 3pol. f. Start SPS I
_:6601:520 Allgemein:>Anregung Folgefehler SPS I
_:6601:521 Allgemein:>Pausenzt.Strt.Verz. SPS I
_:6601:522 Allgemein:>Verzög. Einschalt. SPS I
_:6601:51 Allgemein:Modus (steuerbar) ENC C
_:6601:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:6601:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:6601:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:6601:301 Allgemein:AWE Zustand ENS O
_:6601:302 Allgemein:Tatsächl. Zyklusnr. INS O
_:6601:303 Allgemein:Nicht bereit SPS O
_:6601:304 Allgemein:AWE erfolgreich SPS O
_:6601:305 Allgemein:LS-Überwach.zeit abgl. SPS O
_:6601:306 Allgemein:LS nicht bereit SPS O
_:6601:307 Allgemein:AWE erlaubt 1p.Auslös. SPS O
_:6601:308 Allgemein:Zyklus nur 1-p. param. SPS O
_:6601:309 Allgemein:Angeworfen SPS O
_:6601:310 Allgemein:Sperrzeit läuft SPS O
_:6601:311 Allgemein:Startüberw.zeit abgel SPS O
_:6601:313 Allgemein:Folgefehler erkannt SPS O
_:6601:315 Allgemein:Paus.zeit nach 1p.Aus SPS O
_:6601:316 Allgemein:Paus.zeit nach 3p.Aus SPS O
_:6601:317 Allgemein:Paus.zeit nach 1phAnr SPS O
_:6601:318 Allgemein:Paus.zeit nach 2phAnr SPS O
_:6601:319 Allgemein:Paus.zeit nach 3phAnr SPS O
_:6601:320 Allgemein:Folgefehl. Pause läuft SPS O
_:6601:321 Allgemein:Einschaltmeldung ACT O
_:6601:322 Allgemein:Ein nach 1-pol. 1.Zyk. SPS O
_:6601:323 Allgemein:Ein nach 3-pol. 1.Zyk. SPS O
_:6601:324 Allgemein:Ein ab 2. Zyklus SPS O
_:6601:325 Allgemein:3-pol. Aus. durch AWE SPS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 967
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:6601:326 Allgemein:Senden Inter-Einbefehl SPS O
_:6601:327 Allgemein:Block. durch BE SPS O
_:6601:328 Allgemein:Block. LS-Bereit.Ü.w. SPS O
_:6601:329 Allgemein:Block. Startüberw. SPS O
_:6601:330 Allgemein:Block. Ablauf Wirkzeit SPS O
_:6601:331 Allgemein:Blk. max.Verläng.Paus. SPS O
_:6601:332 Allgemein:Blk.max.Vrz.Pausenzt SPS O
_:6601:333 Allgemein:Block. Folgefehler SPS O
_:6601:337 Allgemein:Block. kein Zyklus SPS O
_:6601:338 Allgemein:Block. durch Schutz SPS O
_:6601:335 Allgemein:Block. Spg.-ausfall SPS O
_:6601:336 Allgemein:Block. max. Zykl.anz. SPS O
_:6601:339 Allgemein:1.Zyk 1p AWE INS O
_:6601:340 Allgemein:1.Zyk 3p AWE INS O
_:6601:341 Allgemein:2+Zyk 1p AWE INS O
_:6601:342 Allgemein:2+Zyk 3p AWE INS O
_:6601:348 Allgemein:Blk. durch Fehlerorter SPS O
AWE SAD
_:22621:500 SAD-Zyklus:>Zyklus blockieren SPS I
_:22621:52 SAD-Zyklus:Zustand ENS O
_:22621:53 SAD-Zyklus:Bereitschaft ENS O
_:22621:301 SAD-Zyklus:Zyklus läuft SPS O
_:22621:302 SAD-Zyklus:Stufenfreigabe Schutz SPS O
_:22621:303 SAD-Zyklus:Syn.check Messanford SPS O
_:22621:304 SAD-Zyklus:Sek. LB erkannt SPS O
_:22621:305 SAD-Zyklus:Kein Ein:sek.LB nicht aus SPS O
_:22621:306 SAD-Zyklus:Kein Ein.: metall. Fehl. SPS O

6.18.7 Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik

6.18.7.1 Beschreibung
Die Zusammenarbeit eines externen Wiedereinschaltgeräts mit dem SIPROTEC-Schutzgerät erfolgt über die
Funktionsart Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik. In dieser Funktionsart erzeugen die SIPROTEC-
Schutzfunktionen den Auslösebefehl und das externe Wiedereinschaltgerät den Einschaltbefehl.
Das folgende Bild zeigt schematisch das Zusammenwirken eines externen Wiedereinschaltgeräts mit den
Funktionen des SIPROTEC 5-Geräts.

968 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_aweext, 1, de_DE]

Bild 6-314 Anschluss einer externen Wiedereinschaltautomatik

Für den Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik existieren keine Einstellparameter. Die Funktion stellt
ausschließlich die nachfolgend beschriebenen Binäreingänge zur Verfügung. Das externe Wiedereinschalt-
gerät kann damit auf die Wirkungsweise der internen Schutzfunktionen Einfluss nehmen.
Folgende Anschlussmöglichkeiten bestehen:

• Von der externen AWE kann das Signal >Freigabe Stufen eingekoppelt werden, das die Schutz-
funktionen zur Freigabe spezieller Stufen oder Zonen verwenden. Ein Beispiel ist die Freigabe einer
Übergreifzone beim Distanzschutz oder die unverzögerte Auslösung einer Überstromzeitschutz-Stufe im
1. AWE-Zyklus.

• Für Anwendungen mit 1-poliger Auslösung kann die externe AWE das Signal >1-polige Ausl.
erlaubt bereitstellen, aufgrund dessen die Schutzfunktionen den Leistungsschalter 1-polig ausschalten
können.

• Für Anwendungen mit AWE nur bei 1-poligen Fehlern und Stufen- oder Zonenfreigabe durch die AWE
kann das Signal >nur 1-polig progr. angeschlossen werden. Die Schutzfunktionen verwenden
diese Information dazu, die Stufen- oder Zonenfreigabe nur bei 1-poligen Fehlern wirken zu lassen.

6.18.7.2 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Ext
_:6661:51 Ext:Modus (steuerbar) C
_:6661:501 Ext:>Freigabe Stufen I
_:6661:502 Ext:>1-polige Ausl. erlaubt I
_:6661:503 Ext:>nur 1-polig progr. I
_:6661:52 Ext:Zustand O
_:6661:53 Ext:Bereitschaft O
_:6661:54 Ext:Nicht wirksam O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 969
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

6.18.8 Steuerung der internen Wiedereinschaltautomatik durch ein externes


Schutzgerät

Die interne Wiedereinschaltautomatik (AWE) kann über die Anregemeldungen von L1, L2, L3 oder über
den Auslösebefehl eines externen Schutzgerätes gestartet werden. Der Start hängt von der eingestellten
Betriebsart der AWE ab, siehe Parameter: Betriebsart der AWE, Seite 974.
Weiterführende Informationen, siehe 6.18.3 Zusammenwirken von Wiedereinschaltautomatik und Schutz-
funktionen.

Start der internen AWE über den Auslösebefehl eines externen Schutzgerätes
Wenn die interne AWE des SIPROTEC 5-Gerätes über den Auslösebefehl eines externen Schutzgerätes starten
darf, empfiehlt Siemens für 1-polige Zyklen Folgendes:
Rangieren Sie folgende Ausgangssignale des externen Schutzgerätes auf die Binäreingänge des SIPROTEC 5-
Gerätes:

Adresse Binärsignal Beschreibung


_:6601:513 >Gen.-Anreg. für Start Generalanregung für die Wiedereinschaltautomatik
_:6601:515 >Auslösung L1 f. Start Auslösebefehl L1 für die Wiedereinschaltautomatik
_:6601:516 >Auslösung L2 f. Start Auslösebefehl L2 für die Wiedereinschaltautomatik
_:6601:517 >Auslösung L3 f. Start Auslösebefehl L3 für die Wiedereinschaltautomatik

Die Generalanregung ist für den Start der Wirkzeiten maßgebend. Die Generalanregung ist auch notwendig,
damit die interne AWE Folgefehler über eine Anregung erkennt. In anderen Fällen wird das Signal >Gen.-
Anreg. für Start nicht benötigt.
Mit den Auslösebefehlen wird entschieden, ob die Pausenzeit für 1-polige oder für 3-polige Unterbrechungs-
zyklen wirksam wird oder ob bei 3-poliger Auslösung die Wiedereinschaltung gesperrt wird. Das hängt von der
Parametrierung der Pausenzeiten ab.
Wenn 1-polige Zyklen erwünscht sind, zeigt Bild 6-315 ein Beispiel für die Zusammenschaltung der internen
AWE des SIPROTEC 5-Gerätes und einem externen Schutzgerät.

970 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Um den externen Schutz 3-polig zu koppeln und seine beschleunigten Stufen vor einer Wiedereinschaltung
freizugeben, können Sie folgende Signale der internen AWE auf die Binärausgänge des SIPROTEC 5-Gerätes
rangieren:

Adresse Binärsignal Beschreibung


_:6601:307 AWE erlaubt 1p.Auslös. Die interne AWE ist bereit für den 1-poligen Unterbre-
chungszyklus.
D.h., die interne AWE erlaubt die 1-polige Auslösung (logi-
sche Inversion der 3-poligen Kopplung).
_:6571:302 Stufenfreigabe Schutz Der Zyklus der internen AWE ist bereit für den 1. Unter-
brechungszyklus und gibt die für die Wiedereinschaltung
maßgebende Stufe des externen Schutzes frei.
Für weitere Zyklen stehen im jeweiligen Zyklus entspre-
chende Ausgangsmeldungen zur Verfügung. Rangieren Sie
diese Ausgangsmeldungen bei Bedarf auf einen Binäraus-
gang.
Wenn der externe Schutz keine Übergreifstufe benötigt,
entfällt die Rangierung des Signals auf einen Binärausgang.
Das ist z.B. bei den Funktionen Differentialschutz oder
Vergleichsverfahren mit Distanzschutz der Fall.
_:6601:308 Zyklus nur 1-p. param. Die interne AWE ist 1-polig programmiert. D.h., die interne
AWE schaltet nur nach 1-poliger Auslösung wieder ein.
Wenn der externe Schutz keine von der AWE freigegebene
Übergreifstufe benötigt, entfällt die Rangierung des Signals
auf einen Binärausgang. Das ist z.B. bei den Funktionen
Differentialschutz oder Vergleichsverfahren mit Distanz-
schutz der Fall.

Wenn das externe Schutzgerät das zulässt, können Sie der internen AWE statt der 3 phasenselektiven Auslöse-
befehle auch die 1-polige und 3-polige Auslösung mitteilen. Rangieren Sie dafür die folgenden Signale auf die
Binäreingänge des SIPROTEC 5-Gerätes:

Adresse Binärsignal Beschreibung


_:6601:513 >Gen.-Anreg. für Start Generalanregung für die interne Wiedereinschaltautomatik
Die Generalanregung ist für den Start der Wirkzeiten
maßgebend.
_:6601:518 >Auslösg. 1pol. f. Auslösebefehl 1-polig für die interne Wiedereinschaltauto-
Start matik
_:6601:519 >Auslösg. 3pol. f. Auslösebefehl 3-polig für die interne Wiedereinschaltauto-
Start matik

HINWEIS

i Sie dürfen die phasenselektiven Signale, z.B. >Auslösung L1 f. Start, und die gruppierten Signale,
z.B. >Auslösg. 3pol. f. Start, nicht gleichzeitig rangieren. Entscheiden Sie sich für eine Variante.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 971
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_connect-example_with_ext-prot_1-3pole_reclose_AR, 1, de_DE]

Bild 6-315 Anschlussbeispiel, phasenselektive Signale mit externem Schutzgerät für 1-/3-polige AWE;
Parameter (_:6601:101) Betriebsart der AWE = mit Aus., mit Wirkzeit

(1) Jeder AWE-Zyklus hat ein eigenes Stufenfreigabe-Signal

Für 3-polige Unterbrechungszyklen reicht es aus, den Auslösebefehl (_:6601:519) >Auslösg. 3pol.
f. Start auf einen Binäreingang des SIPROTEC 5-Gerätes zu rangieren. Übergreifstufen des externen
Schutzes können Sie über das Signal (_:6571:302) Stufenfreigabe Schutz freigeben. Bild 6-316
zeigt ein Beispiel.

[lo_connect-example_with_ext-prot_3pole_reclose_AR, 1, de_DE]

Bild 6-316 Anschlussbeispiel mit externem Schutzgerät für 3-polige AWE; Parameter (_:6601:101)
Betriebsart der AWE = mit Aus., mit Wirkzeit

(1) Jeder AWE-Zyklus hat ein eigenes Stufenfreigabe-Signal

Start der internen AWE über Anregemeldungen eines externen Schutzgerätes


Der Start der internen AWE über Anregemeldungen ist explizit nur bei 3-poliger Auslösung möglich. In
SIPROTEC 5-Geräten, die 1-/3-polig auslösen können, muss der Parameter (_:2311:113) 1-polige
Ausl. erlaubt = nein eingestellt sein, siehe 5.5.3 Anwendungs- und Einstellhinweise.
Wenn die interne Wiedereinschaltautomatik von der Anregung gestartet wird und Sie eine Unterscheidung
der AWE-Reaktion wünschen, müssen Sie die phasenselektiven Anregesignale vom externen Schutz auf die
Binäreingänge des SIPROTEC 5-Gerätes rangieren.
Für die Auslösung genügt der generelle Auslösebefehl über das Signal (_:6601:514) >General-Ausl.
f. Start. Bild 6-317 zeigt Anschlussbeispiele.

972 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[lo_connect-example_with_ext-prot_1pole-2pole-3pole_reclose_AR, 1, de_DE]

Bild 6-317 Anschlussbeispiel mit externem Schutzgerät für fehlerartabhängige Pausenzeit — Pausenzeit-
steuerung durch Anregesignale des Schutzgerätes; Parameter Betriebsart der AWE = mit
Anr.,mit Wirkzeit

(1) Jeder AWE-Zyklus hat ein eigenes Stufenfreigabe-Signal

6.18.9 Anwendungs- und Einstellhinweise für allgemeine Parameter

Für die Wiedereinschaltautomatik stehen 3 Funktionsausprägungen in der Funktionsbibliothek des Gerätes zur
Verfügung. In jeder Funktionsgruppe Leistungsschalter kann jeweils eine Funktionsausprägung der Wieder-
einschaltautomatik verwendet werden.
Konfigurieren Sie eine der folgenden Funktionsausprägungen:

• Zyklische Wiedereinschaltautomatik

• Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver Pausenzeit (ASP)

• Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen (SAD)

• Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik

Start der Wiedereinschaltautomatik


Die Konfiguration des Zusammenwirkens zwischen internen Schutzfunktionen und Wiedereinschaltautomatik
kann für jede Schutzfunktion separat eingestellt werden. Die Konfiguration erfolgt in einer Matrixansicht in
DIGSI. Die Wiedereinschaltautomatik verfügt auch über entsprechende Binäreingänge und Binärausgänge,
über die externe Schutzgeräte an die interne Wiedereinschaltautomatik anschließbar sind.
Konfigurieren Sie die Start- und Blockierbedingung für die Wiedereinschaltautomatik an der in Bild 6-318
gezeigten Stelle in DIGSI oder rangieren Sie die entsprechenden Binäreingänge.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 973
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

[scdigsia-080311-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-318 Konfiguration der Schutzfunktionen zum Starten und Blockieren der Wiedereinschaltautomatik
in DIGSI

Allgemeine Parameter
Wenn Sie die Funktionsausprägung Zyklische Wiedereinschaltautomatik, Wiedereinschaltautomatik mit
adaptiver Pausenzeit (ASP) oder Wiedereinschaltautomatik mit Erkennung sekundärer Lichtbögen (SAD)
verwenden, stellen Sie die folgenden Parameter unter Allgemein ein.
Für die Funktionsausprägung Betrieb mit externer Wiedereinschaltautomatik existieren keine Parameter.
Die Steuerung erfolgt hier ausschließlich über Binäreingänge und Binärausgänge.

Parameter: Betriebsart der AWE

• Voreinstellung (_:6601:101) Betriebsart der AWE = mit Aus., mit Wirkzeit


Mit dem Parameter Betriebsart der AWE legen Sie fest, mit welchem Startkriterium die AWE arbeitet.

974 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Parameterwert Beschreibung
mit Aus., mit Wirkzeit Die AWE-Zyklen sind abhängig von der Auslösezeit der Schutzfunktion(en).
Der Start erfolgt mit allen Schutzfunktion(en) oder Schutzstufen, die über
die AWE-Startmatrix konfiguriert sind.
Siemens empfiehlt diese Einstellung generell für Anwendungen mit 1-/3-
poliger Auslösung und für Anwendungen mit 3-poliger Auslösung, wenn
im AWE-Zyklus eine einzige, unabhängig von der Kurschlussart arbeitende,
Pausenzeit benötigt wird.
Detaillierte Informationen finden Sie im Kapitel 6.18.4.1 Betriebsarten der
zyklischen Wiedereinschaltautomatik, Randtitel Betriebsart 1.
mit Anr.,mit Wirkzeit Die AWE-Zyklen sind abhängig von der Auslösezeit der Schutzfunktion(en)
und von der Fehlerart. Der Start erfolgt mit allen Schutzfunktion(en) oder
Schutzstufen, die über die AWE-Start-Matrix konfiguriert sind.
Für Anwendungen mit 3-poliger Auslösung und von der Kurzschlussart
abhängigen Pausenzeiten empfiehlt Siemens diese Einstellung.
Detaillierte Informationen finden Sie im Kapitel 6.18.4.1 Betriebsarten der
zyklischen Wiedereinschaltautomatik, Randtitel Betriebsart 2.
mit Aus.,ohne Wirkzt. Jede Auslösemeldung startet die AWE. Der Start erfolgt mit allen Schutz-
funktion(en) oder Schutzstufen, die über die AWE-Start-Matrix konfiguriert
sind.
Der AWE-Start muss so konfiguriert werden, dass er nur von den Schutz-
stufen/-zonen erfolgt, für die nach Auslösung eine automatische Wiederein-
schaltung erfolgen soll.
Detaillierte Informationen finden Sie im Kapitel 6.18.4.1 Betriebsarten der
zyklischen Wiedereinschaltautomatik, Randtitel Betriebsart 3.
mit Anr.,ohne Wirkzt. Jede Auslösemeldung startet die AWE. Die AWE-Zyklen sind abhängig von
der Fehlerart. Der Start erfolgt mit allen Schutzfunktion(en) oder Schutz-
stufen, die über die AWE-Start-Matrix konfiguriert sind.
Der AWE-Start muss so konfiguriert werden, dass er nur von den Schutz-
stufen/-zonen erfolgt, für die nach Auslösung eine automatische Wiederein-
schaltung erfolgen soll.
Detaillierte Informationen finden Sie im Kapitel 6.18.4.1 Betriebsarten der
zyklischen Wiedereinschaltautomatik, Randtitel Betriebsart 4.

Parameter: LS-Bereit vor Start prüfen

• Voreinstellung (_:6601:102) LS-Bereit vor Start prüfen = nein


Mit dem Parameter LS-Bereit vor Start prüfen legen Sie fest, ob die Bereitschaft des Leistungsschal-
ters vor dem Start der AWE geprüft wird.
Zusätzlich oder alternativ ist es möglich, die Bereitschaft des Leistungsschalters nach Ablauf der Pausenzeit,
direkt vor Erteilung des Einschaltbefehls, zu prüfen. Für diese Funktionalität existiert ein weiterer Parameter,
der im Kapitel 6.18.10 Anwendungs- und Einstellhinweise für 1 Zyklus der zyklischen AWE beschrieben ist.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 975
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Parameterwert Beschreibung
ja Die AWE prüft die Bereitschaft des Leistungsschalters für einen Schaltzyklus,
bestehend aus Auslösung-Wiedereinschaltung-Auslösung.
Wenn der Leistungsschalter bereit ist - signalisiert über einen Binäreingang -
kann ein Start der AWE erfolgen. Wenn der Leistungsschalter nicht bereit ist,
meldet die AWE statische Blockierung.
Siemens empfiehlt diese Einstellung.
Hinweis: Die Voreinstellung dieses Parameters entspricht nicht dem für den
Betrieb empfohlenen Einstellwert. Die AWE wäre sonst für Testzwecke mit
nicht vorhandenem Leistungsschalter-bereit-Signal blockiert. Bitte stellen
Sie den Parameter wie empfohlen ein.
nein Die Bereitschaft des Leistungsschalters wird vor dem Start der AWE nicht
geprüft. Die Überprüfung erfolgt auch dann nicht, wenn das Bereitschafts-
signal vom Leistungsschalter an einen Binäreingang des Gerätes ange-
schlossen ist.

Parameter: Sperrzeit n.Wiedereinsch.

• Voreinstellung (_:6601:103) Sperrzeit n.Wiedereinsch. = 3,00 s


Mit dem Parameter Sperrzeit n.Wiedereinsch. legen Sie die Zeit fest, über die entschieden wird, ob
der aktuell laufende Wiedereinschaltzyklus erfolgreich war oder nicht. Detaillierte Informationen zur Funktion
der Sperrzeit finden Sie in Kapitel 6.18.4.15 Sperrzeit.
Die Voreinstellung für die Sperrzeit kann häufig beibehalten werden. In gewitterreichen oder sturmreichen
Gegenden ist eine kürzere Sperrzeit sinnvoll, um die Gefahr der endgültigen Abschaltung infolge kurz aufei-
nander folgender Blitzeinschläge oder Seilüberschläge (Seiltanzen) zu mindern.
Wählen Sie eine lange Sperrzeit, wenn bei mehrfacher Wiedereinschaltung keine Möglichkeit der Leistungs-
schalterüberwachung besteht, z.B. wegen fehlender Hilfskontakte oder fehlender Leistungsschalter-bereit-
Information. Dann muss die Sperrzeit länger als die Wiederbereitschaftszeit des Leistungsschalters sein.

Parameter: Blockierzeit bei Hand-Ein

• Voreinstellung (_:6601:104) Blockierzeit bei Hand-Ein = 1,00 s


Mit dem Parameter Blockierzeit bei Hand-Ein legen Sie die Zeit fest, für die automatische Wiederein-
schaltungen nach einer manuellen Zuschaltung blockiert sein sollen.
Stellen Sie die Zeit so ein, dass der Leistungsschalter sicher eingeschaltet und, bei Zuschalten auf einen
Kurzschluss, wieder ausgeschaltet werden kann, ohne dass die AWE erneut automatisch wiedereinschalten
kann.

Parameter: Startüberwachungszeit

• Voreinstellung (_:6601:105) Startüberwachungszeit = 0,25 s


Mit dem Parameter Startüberwachungszeit legen Sie die maximale Zeit fest, nach der ein Leistungs-
schalter nach einem Auslösebefehl geöffnet haben muss. Wenn die Zeit abläuft, wird ein Versagen des
Leistungsschalters angenommen und die AWE dynamisch blockiert.
Detaillierte Informationen zur Funktion der Startüberwachungszeit finden Sie in Kapitel 6.18.4.5 Start.

976 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

HINWEIS

i Beachten Sie bei Einsatz eines internen oder externen Leistungsschalter-Versagerschutzes am selben
Leitungsabzweig Folgendes:

• Die Startüberwachungszeit soll möglichst gleich der Verzögerungszeit des Leistungsschalter-Versager-


schutzes sein. Damit erreichen Sie, dass im Fall eines Versagens des Leistungsschalters mit anschließ-
ender Auslösung der Sammelschiene keine automatische Wiedereinschaltung durchgeführt wird.
(Hinweis: Eine Ausnahme von dieser Empfehlung wird weiter unten beschrieben.)

• Bei 1-poliger Auslösebefehlwiederholung durch den Leistungsschalter-Versagerschutz muss die Start-


überwachungszeit länger sein als die Verzögerungszeit für die 1-polige Auslösebefehlwiederholung
+ die in der Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz eingestellte Mindestdauer Auslösung.
Damit erreichen Sie, dass der Auslösebefehl nicht schon vor der 1-poligen Auslösebefehl-Wiederho-
lung durch den Leistungsschalter-Versagerschutz von der Auslösebefehlsmitnahme der AWE 3-polig
gekoppelt wird.

• Die Startüberwachungszeit muss dann länger sein als die Verzögerungszeit zur Auslösung der
Sammelschiene, wenn ein 1-poliger Auslösebefehl für den Leitungsabzweig nicht von der AWE oder
dem Leistungsschalter-Versagerschutz 3-polig gekoppelt werden soll, bevor der Leistungsschalter-
Versagerschutz die Sammelschiene auslösen kann. Bei diesem Anwendungsfall muss die AWE mit
dem Auslösebefehl für Sammelschiene bewusst blockiert werden. Damit verhindern Sie, dass nach der
Auslösung der Sammelschiene für den Leitungsabzweig eine automatische Wiedereinschaltung durch-
geführt wird. Die Blockierung der automatischen Wiedereinschaltung kann mit einer CFC-Verknüpfung
auf den Binäreingang >Blockierung Funktion erfolgen.

Parameter: LS-Bereit.-Überw.zeit
Die Einstellung dieses Parameters ist nur von Bedeutung, wenn einer der zyklusspezifischen Parameter LS-
Bereit. v.Einschlt. prüf auf ja eingestellt ist. Anderenfalls ist dieser Parameter wirkungslos.

• Voreinstellung (_:6601:106) LS-Bereit.-Überw.zeit = 3,00 s


Mit dem Parameter LS-Bereit vor Start prüfen legen Sie fest, nach welcher maximalen Zeit nach
Auslösung der Leistungsschalter zur Wiedereinschaltung bereit sein muss.
Stellen Sie die Zeit etwas länger ein als die Regenerationszeit des Leistungsschalters nach einem AUS-EIN-AUS-
Zyklus.
Detaillierte Informationen zur Funktion finden Sie in den Kapiteln 6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und
Leistungsschalterzustandsowie 6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschaltbefehl.

Parameter: 3-pol. Auslösung v. AWE


Dieser Parameter ist nicht relevant und nicht einstellbar, wenn der Leistungsschalter für ausschließlich 3-
polige Auslösung konfiguriert ist.

• Empfohlener Einstellwert (_:6601:107) 3-pol. Auslösung v. AWE = ja


Mit dem Parameter 3-pol. Auslösung v. AWE legen sie fest, ob die Wiedereinschaltautomatik bei Bedarf
eine 3-polige Auslösemeldung zur 3-poligen Kopplung der Leistungsschalterpole erzeugt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Parameterwert Beschreibung
ja Die AWE kann unter folgenden Bedingungen eine 3-polige Auslösemeldung
erzeugen:

• Bei Blockierung der AWE in der 1-poligen Pausenzeit, z.B. durch Folge-
fehler oder Blockierung von extern
• Wenn ein AWE-Start mit 2-poliger Auslösung signalisiert wird, z.B.
durch Binäreingänge von extern
• Bei Betriebsarten mit Auslösung, wenn es zu einer 1-poligen Auslö-
semeldung kommt und die AWE gemäß ihrer Parametrierung keine
1-poligen Zyklen erlaubt.
• Wenn während eines 1-poligen AWE-Zyklusses die Überwachung der
Leistungsschalterpole einen unplausiblen Zustand erkennt.
Siemens empfiehlt diese Einstellung.
nein Die Wiedereinschaltautomatik erzeugt keine 3-polige Auslösung.

Detaillierte Informationen zur Funktion finden Sie in den Kapiteln 6.18.4.11 Pausenzeit bei Betriebsarten mit
Auslösung,6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und Leistungsschalterzustand und 6.18.4.13 Folgefehler-
erkennung während der Pausenzeit.

Parameter: Folgefehlererkennung
Dieser Parameter ist nicht von Bedeutung und nicht einstellbar, wenn Sie die Funktion ASP (Wiedereinschalt-
automatik mit Adaptiver Pausenzeit) verwenden.

• Voreinstellung (_:6601:108) Folgefehlererkennung = mit Auslösebefehl


Mit dem Parameter Folgefehlererkennung legen Sie fest, mit welchem Kriterium ein Folgefehler erkannt
wird. Die eigentliche Wirkung des erkannten Folgefehlers auf die AWE parametrieren Sie mit dem weiter unten
beschriebenen Parameter Reaktion auf Folgefehler.
Mit Folgefehlern sind Kurzschlüsse gemeint, die nach Abschalten eines Kurzschlusses während der Pausenzeit
eintreten.
Detaillierte Informationen zur Folgefehlererkennung finden Sie im Kapitel 6.18.4.13 Folgefehlererkennung
während der Pausenzeit.
Parameterwert Beschreibung
mit Auslösebefehl Auf Folgefehler wird erkannt, wenn während der Pausenzeit eine Auslöse-
meldung auftritt. Dabei ist es bedeutungslos, ob die auslösende Schutzfunk-
tion für den Start der AWE konfiguriert ist oder nicht.
Die Anregung einer Schutzfunktion ohne Auslösemeldung führt nicht zur
Folgefehlererkennung.
mit Anregung Auf Folgefehler wird erkannt, wenn in der Pausenzeit eine für den AWE-
Start konfigurierte Schutzfunktion anregt oder wenn eine über Binärein-
gang erfasste externe Anregung erkannt wird.

Für Anwendungen mit 1-/3-poliger Auslösung empfiehlt Siemens die Einstellung mit Auslösebefehl,
wenn das Netz ausreichend vermascht ist.
Wenn mehrere einzelne Leitungen in Reihe eine Gesamtübertragungsstrecke bilden, kann die Einstellung
mit Anregung besser geeignet sein. Mit dieser Einstellung verhindern Sie, dass 2 hintereinander liegende
Leitungen bei Folgefehlern jeweils 1-polig in verschiedenen Leitern ausgeschaltet werden können. Die Folge
dieses Fehlerbilds wäre der Verbleib eines einzigen Leiters in den Pausenzeiten für die Gesamt-Übertragungs-
strecke. Diese Überlegung ist besonders wichtig, wenn über die Gesamt-Übertragungsstrecke Kraftwerke
angekoppelt sind.

Parameter: Reaktion auf Folgefehler


Dieser Parameter ist nicht von Bedeutung und nicht einstellbar, wenn Sie die Funktion ASP (Wiedereinschalt-
automatik mit Adaptiver Pausenzeit) verwenden.

978 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

• Voreinstellung (_:6601:109) Reaktion auf Folgefehler = blockiert AWE


Mit dem Parameter Reaktion auf Folgefehler legen Sie fest, wie die Wiedereinschaltautomatik auf
erkannte Folgefehler reagiert.
Detaillierte Informationen zur AWE-Funktion bei Folgefehlern finden Sie im Kapitel 6.18.4.13 Folgefehlerer-
kennung während der Pausenzeit.
Parameterwert Beschreibung
blockiert AWE Die Wiedereinschaltautomatik wird sofort blockiert bis zur Abschaltung des
Folgefehlers.
Bei Blockierungen durch Folgefehler während 1-poliger Pausenzeiten
können Sie eine 3-polige Auslösebefehlsmitnahme durch die AWE
erzwingen, wenn Sie Parameter 3-pol. Auslösung v. AWE auf ja
einstellen.
Start Folgefeh.Pause Nach dem 3-poligen Auslösebefehl zur Klärung des Folgefehlers startet die
AWE einen neuen 3-poligen AWE-Zyklus mit der eingestellten Pausenzeit
n. Folgefehler.

Parameter: Max.Verzög. d. Pausenzt.


Dieser Parameter ist nicht von Bedeutung und nicht einstellbar, wenn Sie die Funktion ASP (Wiedereinschalt-
automatik mit Adaptiver Pausenzeit) verwenden.

• Voreinstellung (_:6601:110) Max.Verzög. d. Pausenzt. = 0,5 s


Mit dem Parameter Max.Verzög. d. Pausenzt. legen Sie fest, um welche Zeit der Start der Pausenzeit
maximal verzögert werden darf, bevor die automatische Wiedereinschaltung dynamisch blockiert wird.
Die Verzögerung des Starts der Pausenzeit ist mit dem Binäreingang >Pausenzt.Strt.Verz. möglich.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie in Kapitel 6.18.4.5 Start.

Parameter: Max.Verläng.d.Pausenzt.

• Voreinstellung (_:6601:111) Max.Verläng.d.Pausenzt. = 1,2 s


Mit dem Parameter Max.Verläng.d.Pausenzt. legen Sie fest, um welche Zeit die Pausenzeit maximal
verlängert werden darf, bevor die automatische Wiedereinschaltung dynamisch blockiert wird.
Bei der Einstellung oo (unwirksam) ist die Verlängerung unbegrenzt.
Eine Verlängerung der Pausenzeit kann unter folgenden Bedingungen erforderlich sein:

• Abwarten der Wiederbereitschaft des Leistungsschalters

• Abfrage einer Synchronprüfung

• Verzögerung durch Binäreingang, um z.B. der führenden AWE den Vorrang zu geben in einer Anlage mit
Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode
Berücksichtigen Sie, dass längere Pausenzeiten nach 3-poliger Abschaltung nur zulässig sind, wenn keine
Stabilitätsprobleme auftreten oder wenn vor der Wiedereinschaltung eine Synchronprüfung stattfindet.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie in Kapitel 6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschalt-
befehl.

Parameter: Überwach.zeit für Spg.


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung, wenn sie die Teilfunktionen VWE, RSÜ oder die Funktion ASP
verwenden. Wenn Sie keine dieser Funktionen verwenden, ist der Einstellwert dieses Parameters beliebig.

• Voreinstellung (_:6601:114) Überwach.zeit für Spg. = 0,1 s


Mit dem Parameter Überwach.zeit für Spg. legen Sie die Messzeit fest, die als Kriterium für einen
Spannungsentscheid zur Verfügung steht. Sie soll länger sein als etwaige transiente Ausgleichschwingungen
durch Schalthandlungen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 979
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Für die Teilfunktionen verkürzte Wiedereinschaltung (VWE) und Wiedereinschaltautomatik mit adaptiver
Pausenzeit (ASP) gilt diese Messzeit für die Feststellung der Überschreitung einer Spannungsschwelle. Für die
Teilfunktion Rückspannungsüberwachung (RSÜ) wird die Unterschreitung einer Spannungsschwelle geprüft.
Siemens empfiehlt die Einstellung 0,10 s.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie bei nachfolgenden Parametern sowie in den
Kapiteln 6.18.4.19 Rückspannungsüberwachung (RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE) und
6.18.5.1 Beschreibung.

Parameter: Grenzw. fehlerfreie Spg.


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung, wenn sie die Teilfunktion VWE oder die Funktion ASP verwenden.
Wenn Sie diese Funktionen nicht verwenden, ist der Einstellwert dieses Parameters beliebig.

• Voreinstellung (_:6601:115) Grenzw. fehlerfreie Spg. = 48 V


Mit dem Parameter Grenzw. fehlerfreie Spg. legen Sie Grenzspannung fest, oberhalb der die Leitung
als fehlerfrei gelten soll. Sie muss niedriger sein als die kleinste zu erwartende betriebliche Spannung. Als
Bezugswert gilt die Leiter-Erde-Spannung.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden sie bei nachfolgenden Parametern sowie in den
Kapiteln6.18.4.19 Rückspannungsüberwachung (RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE) und
6.18.5.1 Beschreibung.

Parameter: Rückspg.übw./Verkür.WE
Dieser Parameter ist nicht von Bedeutung und nicht einstellbar, wenn Sie die Funktion ASP (Wiedereinschalt-
automatik mit Adaptiver Pausenzeit) verwenden.

• Voreinstellung (_:6601:113) Rückspg.übw./Verkür.WE = ohne


Mit dem Parameter Rückspg.übw./Verkür.WE legen Sie fest, ob die AWE mit einer der Zusatzfunktionen
Rückspg.-Überwach. oder verkürzte WE (VWE) arbeiten soll.
Parameterwert Beschreibung
ohne Die automatische Wiedereinschaltung erfolgt nach Ablauf der parame-
trierten Pausenzeiten. RSÜ oder VWE sind nicht aktiviert.
verkürzte WE (VWE) Die automatische Wiedereinschaltung arbeitet mit verkürzter Wiederein-
schaltung (VWE).
Rückspg.-Überwach. Die automatische Wiedereinschaltung arbeitet mit Rückspannungsüberwa-
chung. Die Einschaltmeldung wird also nur dann erteilt, wenn die Leitung
während der Pausenzeit wirklich spannungslos war.

Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie in Kapitel 6.18.4.19 Rückspannungsüberwachung


(RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE).

HINWEIS

i Verwenden Sie VWE oder RSÜ nur dann, wenn die Spannungen der einzuschaltenden Leitung bei
geöffnetem Leistungsschalter korrekt gemessen werden können. Dies ist nur möglich, wenn die Span-
nungswandler, vom Leistungsschalter aus betrachtet, leitungsseitig angeordnet sind.

Parameter: Grenzw. Spg. losigkeit


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung, wenn Sie die Teilfunktion RSÜ verwenden. Wenn Sie diese Teilfunk-
tion nicht verwenden, ist der Einstellwert dieses Parameters beliebig.

• Voreinstellung (_:6601:116) Grenzw. Spg. losigkeit = 30 V


Mit dem Parameter Grenzw. Spg. losigkeit legen Sie die Grenzspannung fest, unterhalb der die Leitung
mit Sicherheit als spannungslos, also als abgeschaltet, gelten soll. Der Spannungsschwellwert wird von der
Teilfunktion RSÜ (Rückspannungsüberwachung) verwendet. Bezugsgröße ist die Leiter-Erde-Spannung.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie in Kapitel 6.18.4.19 Rückspannungsüberwachung
(RSÜ) und verkürzte Wiedereinschaltung (VWE).

980 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Parameter: Sendeverzög. Inter-Ein.


Mit dem Parameter Sendeverzög. Inter-Ein. legen Sie fest, nach welcher Zeit nach automatischer
Wiedereinschaltung die Information zur Inter-Einschaltung gesendet wird.

• Voreinstellung (_:6601:112) Sendeverzög. Inter-Ein. = oo (unwirksam)


Die Sendeverzögerung verhindert, dass das im ASP-Modus arbeitende Gerät am Gegenende unnötig wieder-
einschaltet, wenn die örtliche Wiedereinschaltung erfolglos bleibt. Andererseits ist zu bedenken, dass die
Leitung nicht für den Energietransport zur Verfügung steht, solange nicht auch das Gegenende eingeschaltet
hat. Für die Betrachtung der Netzstabilität muss die Sendeverzög. Inter-Ein. also zur Pausenzeit addiert
werden.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie im Kapitel 6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschalt-
befehl.

6.18.10 Anwendungs- und Einstellhinweise für 1 Zyklus der zyklischen AWE

Für die Funktion zyklische AWE ist 1 Zyklus voreingestellt. Der voreingestellte Zyklus ist nicht löschbar. Sie
können weitere Zyklen aus der Funktionsbibliothek in DIGSI 5 einfügen und auch wieder löschen.

Parameter: Start aus Ruhezustd. erl.


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung und einstellbar, wenn Sie die AWE in einer Betriebsart mit Wirk-
zeit verwenden.

• Voreinstellung (_:6571:102) Start aus Ruhezustd. erl. = ja


Mit dem Parameter Start aus Ruhezustd. erl. legen Sie fest, ob die Wirkzeit dieses AWE-Zyklus
gestartet wird, wenn sich die Wiedereinschaltautomatik bei kommender Generalanregung im Ruhezustand
befindet. Stellen Sie den Parameter immer auf ja ein, wenn die AWE nur für 1 Zyklus konfiguriert ist. Wenn
mehrere Zyklen konfiguriert sind, können Sie mit diesem Parameter und unterschiedlichen Wirkzeiten die
Wirksamkeit der AWE-Zyklen steuern.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie in den Kapiteln 6.18.4.6 Zyklussteuerung bei der
Betriebsart 1: Mit Auslösung/Mit Wirkzeit und 6.18.4.7 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 2: Mit Anre-
gung/Mit Wirkzeit.

Parameter: Wirkzeit
Dieser Parameter ist nur von Bedeutung und einstellbar, wenn Sie die AWE in einer Betriebsart mit Wirk-
zeit verwenden.

• Voreinstellung (_:6571:103) Wirkzeit = 0,2 s


Mit dem Parameter Wirkzeit legen Sie fest, innerhalb welcher Zeit ein Auslösebefehl erscheinen muss, um
die Wiedereinschaltautomatik zu starten. Wenn der Auslösebefehl erst nach Ablauf der Wirkzeit auftritt, erfolgt
keine Wiedereinschaltung im aktiven AWE-Zyklus.
Detaillierte Informationen zur Funktionalität finden Sie in den
Kapiteln 6.18.4.6 Zyklussteuerung bei der Betriebsart 1: Mit Auslösung/Mit Wirkzeit und 6.18.4.7 Zyklussteue-
rung bei der Betriebsart 2: Mit Anregung/Mit Wirkzeit.

Parameter: Pausenzeit n. 3-pol. Aus., Pausenzeit n. 1-pol. Aus.


Diese Parameter sind nur von Bedeutung und einstellbar, wenn Sie die AWE in einer Betriebsart mit Auslö-
sung verwenden.

• Voreinstellung (_:6571:108) Pausenzeit n. 3-pol. Aus. = 0,5 s

• Voreinstellung (_:6571:107) Pausenzeit n. 1-pol. Aus. = 1,2 s


Mit den Parametern Pausenzeit n. 3-pol. Aus. und Pausenzeit n. 1-pol. Aus. legen Sie fest,
nach welcher Pausenzeit die automatische Wiedereinschaltung durchgeführt wird. Sie können verschiedene
Pausenzeiten für 1-polige und 3-polige Unterbrechungszyklen einstellen. Ob 1-polig oder 3-polig ausgelöst

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 981
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

wird, hängt vom Typ der Schutzfunktion ab und davon, ob die auslösende Schutzfunktion für den Start der
Wiedereinschaltautomatik konfiguriert ist.

HINWEIS

i Wenn Sie die automatische Wiedereinschaltung nur nach 1-poliger Auslösung des Leistungsschalters
zulassen wollen, stellen Sie die Pausenzeit nach 3-poliger Auslösung (Parameter Pausenzeit n. 3-pol. Aus.)
auf ∞ ein. Wenn die automatische Wiedereinschaltung nur nach 3-poliger Auslösung erfolgen soll, stellen
Sie die Pausenzeit nach 1-poliger Auslösung (Parameter Pausenzeit n. 1-pol. Aus.) auf ∞ ein. Die
Auslösung aller Schutzfunktionen erfolgt dann bei jeder Fehlerart 3-polig.

Nach einer 3-poligen Auslösung des Leistungsschalters steht die Stabilität des Netzes im Vordergrund. Da die
abgeschaltete Leitung keine synchronisierenden Kräfte entwickeln kann, ist häufig nur eine kurze Pausenzeit
zulässig. Übliche Werte liegen bei 0,3 s bis 0,6 s. Eine längere Zeit kann dann toleriert werden, wenn vor
der Wiedereinschaltung ein Synchrocheck durchgeführt wird. Auch in radialen Netzen sind längere 3-polige
Pausenzeiten möglich. Die Pausenzeit nach 1-poliger Auslösung des Leistungsschalters soll so lang sein, dass
der Kurzschlusslichtbogen verlöschen kann und die ihn umgebende Luft entionisiert ist. Nur dann verspricht
die Wiedereinschaltung erfolgreich zu sein. Wegen der Umladung der Leiterkapazitäten ist diese Zeit umso
länger, je länger die Leitung ist. Übliche Werte liegen bei 0,9 s bis 1,5 s.

Parameter: Pausenzeit n. 1-ph. Anr., Pausenzeit n. 2-ph. Anr., Pausenzeit n. 3-ph. Anr.
Dieser Parameter ist nur von Bedeutung und einstellbar, wenn Sie die AWE in einer Betriebsart mit Anre-
gung verwenden.

• Voreinstellung (_:6571:104) Pausenzeit n. 1-ph. Anr. = 1,2 s

• Voreinstellung (_:6571:105) Pausenzeit n. 2-ph. Anr. = 1,2 s

• Voreinstellung (_:6571:106) Pausenzeit n. 3-ph. Anr. = 0,5 s


Mit den 3 Pausenzeit-Parametern legen Sie fest, nach welcher Pausenzeit die automatische Wiedereinschal-
tung durchgeführt wird. Stellen Sie die Zeiten so ein, wie dies für die jeweilige Kurzschlussart gewünscht ist.

• Der Parameter Pausenzeit n. 1-ph. Anr. gilt für Pausenzeiten nach 1-phasigen Kurzschlüssen,
also nach folgenden Schutzanregungen: L1, L2, L3 oder L1-E, L2-E, L3_E

• Der Parameter Pausenzeit n. 2-ph. Anr. gilt für Pausenzeiten nach 2-phasigen Kurzschlüssen,
also nach folgenden Schutzanregungen: L1-L2, L2-L3, L3-L1 oder L1-L2-E, L2-L3-E, L3-L1-E

• Der Parameter Pausenzeit n. 3-ph. Anr. gilt für Pausenzeiten nach 3-phasigen Kurzschlüssen,
also nach folgenden Schutzanregungen: L1-L2-L3 oder L1-L2-L3-E

HINWEIS

i Wenn Sie die automatische Wiedereinschaltung bei einzelnen Kurzschlussarten verhindern wollen, stellen
Sie die entsprechenden Pausenzeiten auf oo (unwirksam) ein.

Beispiel:
Nach 1-phasigen Kurzschlüssen soll eine automatische Wiedereinschaltung nach 1,2 s durchgeführt werden,
für 2-phasige und 3-phasige Kurzschlüsse soll keine automatische Wiedereinschaltung erfolgen.
Die Parameter müssen für diese Anwendung wie folgt eingestellt werden:

• Pausenzeit n. 1-ph. Anr. = 1,2 s

• Pausenzeit n. 2-ph. Anr. = oo (unwirksam)

• Pausenzeit n. 3-ph. Anr. = oo (unwirksam)

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.18 Wiedereinschaltautomatik

Parameter: Pausenzeit n. Folgefehler


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung, wenn Sie den Parameter (_:6601:109) Reaktion auf Folge-
fehler auf Start Folgefeh.Pause eingestellt haben.

• Voreinstellung (_:6571:109) Pausenzeit n. Folgefehler = 1,2 s


Mit dem Parameter Pausenzeit n. Folgefehler legen Sie fest, nach welcher Pausenzeit die automa-
tische Wiedereinschaltung durchgeführt wird, wenn es während der schon laufenden Pausenzeit zu einer
3-poligen Auslösung auf Grund eines Folgefehlers gekommen ist. Für diese 3-polige Pausenzeit sind ebenfalls
die Stabilitätsgesichtspunkte des Netzes maßgebend. Häufig kann sie so wie Parameter (_:6571:108)
Pausenzeit n. 3-pol. Aus. eingestellt werden.
Detaillierte Informationen zur Funktion bei Folgefehlern während der Pausenzeit sind in Kapitel
6.18.4.13 Folgefehlererkennung während der Pausenzeit beschrieben.

Parameter: LS-Bereit. v.Einschlt. prüf

• Voreinstellung (_:6571:111) LS-Bereit. v.Einschlt. prüf = nein


Mit dem Parameter LS-Bereit. v.Einschlt. prüf legen Sie fest, ob nach Ablauf der Pausenzeit, also
direkt vor der Erteilung des Einschaltbefehls, die Bereitschaft des Leistungsschalters abgefragt werden soll.
Parameterwert Beschreibung
nein Mit der Einstellung nein prüft die AWE die Bereitschaft des Leistungsschalters
nicht noch einmal direkt vor der Erteilung des Einschaltbefehls.
Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn es ausreicht, die Bereitschaft des
Leistungsschalters für einen kompletten Schaltzyklus, bestehend aus Auslö-
sung-Wiedereinschaltung-Auslösung, einmal vor dem Start der AWE zu prüfen.
Die Einstellung zur Prüfung der Leistungsschalterbereitschaft vor dem Start der
AWE erfolgt über den anderen Parameter (_:6601:102) LS-Bereit vor
Start prüfen.
ja Mit der Einstellung ja kann sich die Pausenzeit verlängern, wenn nach Ablauf
der Pausenzeit der Leistungsschalter nicht für den nächsten EIN-AUS-Zyklus
bereit ist. Die maximale Verlängerung der Pausenzeit stellen Sie mit dem Para-
meter (_:6601:111) Max.Verläng.d.Pausenzt. ein.
Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn damit zu rechnen ist, dass der Leis-
tungsschalter seine Bereitschaft zur Einschaltung und Wiederausschaltung nur
nach einer zusätzlichen Wartezeit erlangt.

Detaillierte Informationen zur Funktion finden Sie in den Kapiteln 6.18.4.16 Leistungsschalterbereitschaft und
Leistungsschalterzustand sowie 6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschaltbefehl.

Parameter: Synchroch. n. 3pol. Paus.

• Voreinstellung (_:6571:110) Synchroch. n. 3pol. Paus. = keine


Mit dem Parameter Synchroch. n. 3pol. Paus. legen Sie fest, ob für den jeweils konfigurierten AWE-
Zyklus ein Synchrocheck durchgeführt werden soll.
Wenn es im Netz während einer 3-poligen Unterbrechung zu Stabilitätsproblemen kommen kann, sollte
ein Synchrocheck durchgeführt werden. Wenn nur 1-polige Unterbrechungszyklen möglich sind oder keine
Stabilitätsprobleme während 3-poliger Pausen zu erwarten sind, z.B. wegen hochgradiger Vermaschung des
Netzes oder in Strahlennetzen, stellen Sie den Parameter auf keine ein.

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6.18 Wiedereinschaltautomatik

Parameterwert Beschreibung
keine In dem konfigurierten AWE-Zyklus wird kein Synchrocheck durchgeführt.
intern In dem konfigurierten AWE-Zyklus wird nach einer 3-poligen Pause vor dem
Einschaltbefehl an den Leistungsschalter ein Synchrocheck durchgeführt.
Für den Synchrocheck wird eine Synchrocheck-Stufe der internen Synchronisie-
rungsfunktion verwendet, die in der selben Funktionsgruppe Leistungsschalter
wie die AWE-Funktion enthalten ist. Die Auswahl der für diesen AWE-Zyklus
benutzten Synchrocheck-Stufe erfolgt über den nachfolgend beschriebenen
Parameter Interner Synchrocheck.
extern In dem konfigurierten AWE-Zyklus wird nach einer 3-poligen Pause vor dem
Einschaltbefehl an den Leistungsschalter ein Synchrocheck durchgeführt.
Der Synchrocheck erfolgt von einem externen Synchrocheck-Gerät. Das externe
Synchrocheck-Gerät wird dazu über die Binärsignale Syn.check Messanford
und >Sync.Freigabe v.ext. angeschlossen. Detaillierte Informationen zur
Funktion finden Sie in Kapitel 6.18.4.14 Einschaltmeldung und Einschaltbefehl
unter dem Randtitel Synchrocheck.

Parameter: Interner Synchrocheck


Dieser Parameter ist nur von Bedeutung, wenn der zuvor beschriebene Parameter (_:6571:110)
Synchroch. n. 3pol. Paus. auf intern eingestellt ist.
Mit dem Parameter Interner Synchrocheck legen Sie fest, welcher Funktionsblock der Synchronisierfunk-
tion für die automatische Wiedereinschaltung nach einer 3-poligen Pausenzeit verwendet wird. Die Auswahl
ist nur für Funktionsblöcke der Synchronisierfunktion möglich, die in der selben Leistungsschalter-Funktions-
gruppe enthalten sind wie die AWE-Funktion. Die Einstellmöglichkeiten des Parameters werden dynamisch,
entsprechend der aktuellen Parametrierung erzeugt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überstromzeitschutz, Phasen (ANSI 50/51):

• Erkennt Kurzschlüsse an elektrischen Betriebsmitteln

• Kann als Reserve- oder Not-Überstromzeitschutz zusätzlich zum Hauptschutz eingesetzt werden

6.19.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überstromzeitschutz, Phasen wird in Schutzfunktionsgruppen verwendet. 2 Funktionstypen


stehen für den 3-phasigen Überstromzeitschutz zur Verfügung:

• Überstromzeitschutz, Phasen – Erweitert (50/51 OC-3ph-A)

• Überstromzeitschutz, Phasen – Basis (50/51 OC-3ph-B)


Für die Geräte der Leitungsschutzfamilie steht nur der Funktionstyp Erweitert zur Verfügung. Der Funktionstyp
Basis ist für Standardapplikationen vorgesehen. Der Funktionstyp Erweitert bietet erweiterte Funktionalität
und ist für komplexere Applikationen vorgesehen.
Beide Funktionstypen sind vom Hersteller mit 2 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz und 1 Stufe
Abhängiger Überstromzeitschutz vorkonfiguriert.
Im Funktionstyp Überstromzeitschutz, Phasen – Erweitert können folgende Stufen gleichzeitig betrieben
werden:

• Maximal 4 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert

• 1 Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert

• 1 Stufe Benutzerdefinierte Kennlinie Überstromzeitschutz

• 1 Stufe Unabhängiger Überstromzeitschutz – Stufe mit adaptiver Anregung


Im Funktionstyp Überstromzeitschutz, Phasen – Basis können folgende Stufen gleichzeitig betrieben
werden:

• Maximal 4 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz – Basis

• 1 Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Basis


Der Funktionstyp Erweitert ist so aufgebaut, dass der Notbetrieb übergreifend alle erweiterten Überstromzeit-
schutz-Stufen beeinflussen kann (siehe Bild 6-319).
Die nicht vorkonfigurierten Stufen sind in den folgenden Bildern grau dargestellt. Abgesehen von der Kenn-
linie der Auslöseverzögerung sind die Stufen identisch aufgebaut.
Der optionale Funktionsblock Filter in der Funktion Erweitert ermöglicht die Verstärkung von Harmonischen
oder den Abgleich der Amplitudendämpfung für den Effektivwert.
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselektiven Meldungen die
folgenden Sammelmeldungen für die Schutzfunktion:

• Anregung

• Auslösung

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6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

[dw_ocp_ap1, 4, de_DE]

Bild 6-319 Struktur/Einbettung der Funktion Überstromzeitschutz, Phasen – Erweitert

[dw_ocp_bp_1, 3, de_DE]

Bild 6-320 Struktur/Einbettung der Funktion Überstromzeitschutz, Phasen – Basis

Wenn die nachfolgend aufgelisteten, geräteinternen Funktionen im Gerät vorhanden sind, können diese
Funktionen die Anregewerte und Auslöseverzögerungen der Stufen beeinflussen oder die Stufen blockieren.
Über ein binäres Eingangssignal kann die Stufe auch von extern beeinflusst werden.

• Automatische Wiedereinschaltung (AWE)

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, so lassen sich die Stufen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren (in beiden Funktionstypen verfügbar).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.3 Filter für Effektivwertverstärkung

6.19.3.1 Beschreibung
Der Funktionsblock Filter kann für die Anpassung des Effektivwertes wie folgt verwendet werden:

• Verstärken von Oberschwingungen auf eine definierte Weise. Höhere Oberschwingungen können das
Schutzobjekt thermisch stärker belasten als niedrigere Oberschwingungen. Dies gilt für Drosseln in AC-
Filtern. Zusätzlich wird die Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch den Anti-Aliasing-Filter des
Gerätes automatisch abgeglichen.

• Nur zum Abgleich der Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch den Anti-Aliasing-Filter.
Die Filterverstärkung (Amplitudengang) wird von einem FIR-Filter 9. Ordnung realisiert.

Logik

[lo_tolp_filter_stage, 1, de_DE]

Bild 6-321 Logikdiagramm des Funktionsblocks Filter

Der FIR-Filter erhält die 8-kHz-Abtastwerte gemäß der gesetzten Filterkoeffizienten. Danach wird der Effek-
tivwert berechnet. Die symmetrischen Filterkoeffizienten 9. Ordnung werden über die Werte der entsprech-
enden Parameter h(0), h(1), h(2), h(3) und h(4) eingestellt.

HINWEIS

i Ein Tool für die Konfiguration des FIR-Filters ist als Hilfs-Tool auf dem PC vorgesehen. Mit diesem PC-Tool
werden die Koeffizienten h(0), h(1), h(2), h(3), h(4) des FIR-Filters gemäß dem erforderlichen Verstär-
kungsfaktor (Amplitudengang) generiert. Das Tool steht im SIPROTEC Download-Bereich zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Tool finden Sie in der Hilfe zum Tool.

Der verstärkte Effektivwert wird nur an die Schutzstufen gemeldet, wenn der Funktionsblock Filter instanziiert
ist und der Parameter Filter freigeben auf ja gesetzt ist. Andernfalls wird der normale Effektivwert
verwendet.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Funktionsmesswerte

Werte Beschreibung Primär Sekundär % bezogen auf


Iph:L1 Verstärkter Effektivmess- kA Α Parameter Nennstrom
wert von Strom L1
Iph:L2 Verstärkter Effektivmess- kA Α Parameter Nennstrom
wert von Strom L2
Iph:L3 Verstärkter Effektivmess- kA Α Parameter Nennstrom
wert von Strom L3

Den Parameter Nennstrom finden Sie im FB Allgemein der Funktionsgruppen, in denen die Funktion Über-
stromzeitschutz, Phasen – Erweitert verwendet wird.
Wenn der Parameter Filter freigeben auf nein gesetzt ist, werden die Funktionsmesswerte als ---
angezeigt.

6.19.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Filter freigeben

• Voreinstellwert (_:1) Filter freigeben = nein


Mit dem Parameter Filter freigeben legen Sie fest, ob der Filter freigegeben ist.
Parameterwert Beschreibung
ja Wenn erhaltene Effektivwerte in einer der Schutzstufen verwendet werden
sollen, stellen Sie den Parameter Filter freigeben = ja ein.
nein Werden keine erhaltenen Effektivwerte benötigt, stellen Sie den Parameter
Filter freigeben = nein ein.

Parameter: h(0), h(1), h(2), h(3), h(4)

• Voreinstellwert (_:2) h(0) = 0,000

• Voreinstellwert (_:3) h(1) = 0,000

• Voreinstellwert (_:4) h(2) = 0,000

• Voreinstellwert (_:5) h(3) = 0,000

• Voreinstellwert (_:6) h(4) = 1,000


Mit dem Voreinstellwert der Koeffizienten hat der Filter keinen Einfluss und es wird kein erhaltener Effektiv-
wert berücksichtigt.
Soll der Filter zur Anpassung der Effektivwertberechnung für ein bestimmtes Schutzobjekt wie eine Drossel
übernommen werden, muss der Hersteller der Drossel den erforderlichen Amplitudengang (Verstärkungsfak-
toren) für die Drossel zur Verfügung stellen. Zur Bestimmung der Koeffizienten h(0) bis h(4) für den FIR-Filter
müssen Sie die Verstärkungsfaktoren in das Hilfs-PC-Tool aus dem SIPROTEC Download-Bereich eingeben. Die
5 erforderlichen Koeffizienten werden vom Tool erzeugt. Sie müssen manuell als Einstellungen zur Konfigu-
ration des Filters eingegeben werden. Die Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch den Anti-Aliasing-
Filter des Gerätes wird automatisch berücksichtigt und durch den Filter abgeglichen.
Soll nur die Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch das Gerät abgeglichen werden, müssen
folgende Koeffizienten im Filter eingestellt werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Nennfrequenz Filterkoeffizienten nur zum Abgleich der Amplitudendämpfung des


Geräts
50 Hz h(0) = -0,002
h(1) = -0,012
h(2) = 0,045
h(3) = -0,110
h(4) = 1,151
60 Hz h(0) = -0,005
h(1) = -0,020
h(2) = 0,058
h(3) = -0,128
h(4) = 1,170

6.19.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Filter
_:1 Filter:Filter freigeben • nein nein
• ja
_:2 Filter:h(0) -100,000 bis 100,000 0,000
_:3 Filter:h(1) -100,000 bis 100,000 0,000
_:4 Filter:h(2) -100,000 bis 100,000 0,000
_:5 Filter:h(3) -100,000 bis 100,000 0,000
_:6 Filter:h(4) -100,000 bis 100,000 1,000

6.19.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Filter
_:301 Filter:Iph:L1 MV O
_:302 Filter:Iph:L2 MV O
_:303 Filter:Iph:L3 MV O

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6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.19.4.1 Beschreibung

Logik der Basis-Stufe

[lo_ocp_3b1, 4, de_DE]

Bild 6-322 Logikdiagramm des unabhängigen Überstromzeitschutzes, Phasen – Basis

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6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Logik der Erweitert-Stufe

[lo_ocp_umz_ad, 2, de_DE]

Bild 6-323 Logikdiagramm zur Stufensteuerung

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6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

[lo_ocp_3p1, 5, de_DE]

Bild 6-324 Logikdiagramm des unabhängigen Überstromzeitschutzes, Phasen – Erweitert

Notbetrieb (Erweitert-Stufe)
Mit dem Parameter Notbetrieb legen Sie fest, ob die Stufe als Notfall-Überstromzeitschutz oder Reserve-
Überstromzeitschutz betrieben wird. Bei der Einstellung Notbetrieb = durch Hauptschutz tritt der
Not-Überstromzeitschutz automatisch in Kraft, wenn der Hauptschutz gestört ist. Dies wäre z.B. beim Distanz-
schutz der Fall, wenn ein Kurzschluss auf der Spannungswandler-Sekundärseite auftritt oder die Spannungs-
wandler-Sekundärseite ausfällt; oder beim Leitungsdifferentialschutz, wenn die Wirkkommunikation ausfällt.
Der Notbetrieb ersetzt also den Hauptschutz als Kurzschlussschutz. Mit der entsprechenden Einstellung
(Notbetrieb = durch Binäreingang) kann der Notbetrieb auch von extern aktiviert werden.
Wenn der Überstromzeitschutz als Reserve-Überstromzeitschutz eingestellt ist (Parameter Notbetrieb =
nein), arbeitet er unabhängig vom Hauptschutz und damit parallel zu diesem. Der Reserve-Überstromzeit-
schutz kann auch als alleiniger Kurzschlussschutz wirken, wenn z.B. bei einer Erstinbetriebnahme noch keine
Spannungswandler zur Verfügung stehen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Messverfahren (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Effektivwertauswahl (Erweitert-Stufe)
Wird Effektivwert als Messverfahren ausgewählt, unterstützt die Schutzfunktion 2 Arten der Effektivwert-
messung.

• Normaler Effektivwert

• Erhaltener Effektivwert vom Funktionsblock Filter


Ist der Funktionsblock Filter eingestellt und der Filter aktiv, wird automatisch der erhaltene Effektivwert
verwendet.

HINWEIS

i Wenn der Funktionsblock Filter verwendet wird, kann nur eine 3-phasige Strommessstelle mit der 3-
phasigen Stromschnittstelle der Funktionsgruppe verbunden werden.

I0-Elimination (Erweitert-Stufe)
Um die Empfindlichkeit für 2-polige Kurzschlüsse auf der Niederspannungsseite des Wandlers zu erhöhen,
verwenden Sie die I0 -Elimination der Leiterströme der Applikation Überstromzeitschutz auf einem Wandler.
Um die I0-Elimination der Leiterströme zu ermitteln, muss der Sternpunktstrom IY des Wandlers gemessen
werden.

[dw_sgaocp, 1, de_DE]

Bild 6-325 Prinzip I0-Elimination

Der Sternpunktstrom IY des Wandlers wird über eine 1-Phasen-Strommessstelle gemessen, die mit der Strom-
schnittstelle der Funktionsgruppe Phase verbunden ist. In der Funktionsgruppe Leitung wird die Funktion
Überstromzeitschutz, Phasen verwendet.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

[sc_cmpo_int, 1, de_DE]

Bild 6-326 Verbindung der Messstelle "Strom 1-phasig" mit dem Sternpunkteingang der Funktionsgruppe
"Leitung"

Für die I0-Elimination gelten die folgenden Berechnungen:


IL1-elim. = IL1 - 1/3 IY
IL2-elim. = IL2 - 1/3 IY
IL3-elim. = IL3 - 1/3 IY
Der Leiterstrom ILx-elim wird für den weiteren Schutzprozess benötigt.
Wenn der Parameter Messverfahren auf Grundschwingung gesetzt ist, wird die I0-Elimination
verwendet.
Die Ströme ILx-elim. stehen als Funktionswerte zur Verfügung.

Anregeverzögerung (Erweitert-Stufe)
Wenn der Strom den Schwellwert überschreitet, wird die Anregeverzögerung generiert. Wenn die Schwelle
während der Anregeverzögerungszeit weiter überschritten wird, wird das Anregesignal generiert.

Rückfallverzögerung (Erweitert-Stufe)
Wenn der Strom unter die Rückfallschwelle fällt, kann der Rückfall für die durch den Parameter Rück-
fallverzögerung festgelegte Zeit verzögert werden. Während der Rückfallverzögerung wird die Anre-
gung beibehalten. Währenddessen läuft die Auslöseverzögerungszeit weiter (Parameter Modus Auslöse-
verzög. = Läuft wäh.Rückf.verz.) oder wird eingefroren (Parameter Modus Auslöseverzög. =
Halt wäh.Rückf.verz.). Wenn die Auslöseverzögerung abläuft, während die Anregung noch gehalten
wird, löst die Stufe aus.

Blockierung der Stufe (Basis- und Erweitert-Stufe)


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Über die Funktion der dynamischen Parameter (nur für den Funktionstyp Erweitert verfügbar; siehe
Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter sowie 6.19.9.1 Beschreibung )

Blockierung der Verzögerungszeit (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und der Störfall wird protokolliert und aufgezeichnet.

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung (Basis- und Erweitert-Stufe)
Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion zur
Einschaltstromerkennung ist in 6.19.8.1 Beschreibung beschrieben.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter (Erweitert-Stufe)


Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionen einen Einfluss auf die Überstromzeitschutz-Stufen
nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist in 6.19.9.1 Beschreibung beschrieben.

6.19.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Notbetrieb

• Voreinstellwert (_:2311:101) Notbetrieb = nein


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Der Parameter Notbetrieb wird stufenübergreifend eingestellt. Die Einstellung wirkt auf alle Stufen inner-
halb der Funktion gleichermaßen.
Parameterwert Beschreibung
nein Der Überstromzeitschutz arbeitet nicht im Notbetrieb. Er ist parallel zum
Hauptschutz immer aktiv.
durch Hauptschutz Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Wenn der Hauptschutz
nicht mehr arbeiten kann, wird der Überstromzeitschutz automatisch aktiv.
Situationen, in denen der Hauptschutz nicht mehr arbeitsfähig ist, sind:

• Hauptschutz, Distanzschutz: Ausfall der Messspannung


• Hauptschutz, Leitungsdifferentialschutz: Ausfall der Schutzdatenüber-
tragung
durch Binäreingang Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Die Aktivierung erfolgt
nicht automatisch vom internen Hauptschutz, sondern über ein binäres
Eingangssignal, z.B. von einem externen Hauptschutz.

Parameter: Messverfahren

• Voreinstellwert (_:661:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Modus Auslöseverzög.

• Voreinstellwert (_:661:7) Modus Auslöseverzög. = Läuft wäh.Rückf.verz.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.


Mit dem Parameter Modus Auslöseverzög. legen Sie fest, ob die Auslöseverzögerung weiter läuft oder bei
der Rückfallverzögerung eingefroren wird.
Diese Einstellung ist nur gültig, wenn der Parameter Rückfallverzögerung nicht 0 ist.
Parameterwert Beschreibung
Läuft wäh.Rückf.verz. Während der Rückfallverzögerung läuft die Auslöseverzögerung weiter.
Halt wäh.Rückf.verz. Während der Rückfallverzögerung wird die Auslöseverzögerungszeit einge-
froren. Wenn der Strom den Schwellwert erneut überschreitet, läuft die
Auslöseverzögerung weiter.

Parameter: Schwellwert, Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:661:3) Schwellwert = 1,500 A (für die 1. Stufe)

• Voreinstellwert (_:661:6) Auslöseverzögerung = 0,30 s (für die 1. Stufe)


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung für die spezifische Anwendung ein.
Die folgenden Angaben gelten für eine 2-stufige Kennlinie (1. Stufe = Unabhängiger Überstromzeitschutz und
2. Stufe = Hochstromstufe).
1. Stufe (Überstromzeitschutz-Stufe):
Für die Einstellung ist der maximal auftretende Betriebsstrom maßgebend. Anregung durch Überlast muss
ausgeschlossen sein, da der Überstromzeitschutz mit kurzen Auslösezeiten als Kurzschlussschutz und nicht als
Überlastschutz arbeitet. Setzen Sie daher den Parameter Schwellwert für Leitungen auf ca. 10 % und für
Transformatoren und Motoren auf ca. 20 % über der maximal zu erwartenden Last.

BEISPIEL
Überstromzeitschutz-Stufe: 110-kV-Freileitung, 150 mm2 Querschnitt
Maximal übertragbare Leistung
Pmax = 120 MVA
Entsprechend
Imax = 630 A
Stromwandler = 600 A/5 A
Sicherheitsfaktor = 1,1

Aus den Einstellungen der Primärgrößen und Sekundärgrößen ergeben sich die Einstellwerte:

[fo_ocp_ph1, 2, de_DE]

Die einzustellende Auslöseverzögerung ergibt sich aus dem Zeitstaffelplan, der für das System aufgestellt
wurde. Wenn der Überstromzeitschutz im Notbetrieb verwendet wird, können kürzere Verzögerungszeiten
angebracht sein (eine Staffelzeit über der Schnellauslösung), weil der Notbetrieb nur bei Ausfall der Haupt-
schutzfunktion arbeitet.

2. Stufe (Hochstromstufe):
Die Stufe kann auch zur Stromstaffelung verwendet werden. Dies trifft zu bei sehr langen Leitungen mit
kleiner Vorimpedanz oder vor großen Reaktanzen (z.B. Transformatoren, Querdrosseln). Stellen Sie den Para-
meter Schwellwert so ein, dass sichergestellt ist, dass die Stufe bei einem Kurzschluss am Ende der Leitung
nicht anspricht.
Stellen Sie den Parameter Auslöseverzögerung auf 0 oder auf einen niedrigen Wert ein.
Siemens empfiehlt, die Schwellwerte mit einer Netzstudie zu ermitteln. Das folgende Beispiel verdeutlicht das
Prinzip der Staffelung mit Stromschwelle auf einer langen Leitung.

996 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

BEISPIEL
Hochstromstufe: 110-kV-Freileitung, 150 mm2 Querschnitt
S (Länge) = 60 km
ZL/s = 0,46 Ω/km
Verhältnis von Null- zu Mitimpedanz der Leitung: ZL0/ZL1 = 4
Kurzschlussleistung am Leitungsanfang:
Sk' = 2,5 GVA
Verhältnis von Null- zu Mitimpedanz der Vorimpedanz am Leitungsanfang: ZV0/ZV1 = 2
Stromwandler = 600 A/5 A

Daraus ergeben sich die Leitungsimpedanz ZL und die Vorimpedanz ZV:

[fo_ocp_002, 1, de_DE]

[fo_ocp_003, 1, de_DE]

Der 3-polige Kurzschlussstrom am Leitungsende ist Ik Ende:

[fo_ocp_ph4, 1, de_DE]

Mit einem Sicherheitsfaktor von 10 % ergeben sich bei der Einstellung der Primär- und Sekundärgrößen die
Einstellwerte:

[fo_ocp_004, 2, de_DE]

Wenn Kurzschlussströme 2365 A (primär) oder 19,7 A (sekundär) überschreiten, liegt ein Kurzschluss auf der
zu schützenden Leitung vor. Der Überstromzeitschutz kann diesen Kurzschluss sofort abschalten.
Anmerkung: Die Beträge in dem Rechnungsbeispiel sind für Freileitungen hinreichend genau. Wenn Vorimpe-
danz und Leitungsimpedanz über unterschiedliche Winkel verfügen, müssen Sie zur Berechnung des Parame-
ters Schwellwert komplexe Zahlen heranziehen.

Parameter: I0-Elimination

• Voreinstellwert (_:661:120) I0-Elimination = nein


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Sie können die I0-Elimination in Leiterströmen für Überstromzeitschutzanwendungen an einem Transformator
verwenden. Damit erhöhen Sie die Empfindlichkeit für 2-polige Kurzschlüsse auf der Unterspannungsseite des
Transformators. Es müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

• Der Transformator-Sternpunktstrom IY wird gemessen und steht der Schutzfunktionsgruppe zur Verfü-
gung.

• Der Parameter Messverfahren ist auf Grundschwingung eingestellt.


Mit dem Parameter I0-Elimination können Sie die Funktion I0-Elimination ein- oder ausschalten.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:661:102) Anregeverzögerung = 0,00 s


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Für spezielle Anwendungen kann es erwünscht sein, dass eine kurze Überschreitung der Stromschwelle nicht
dazu führen soll, dass die Stufe anregt und die Störfallprotokollierung und -aufzeichnung beginnt. Wenn
Sie diese Stufe als eine Funktion für die thermische Überlastfunktion verwenden, ist dies eine spezielle
Anwendung.
Mit dem Parameter Anregeverzögerung definieren Sie ein Zeitintervall, innerhalb dessen bei Überschreiten
der aktuellen Stromschwelle keine Anregung erfolgt.
Für alle Kurzschlussschutzanwendungen ist dieser Wert standardmäßig auf 0,00 s eingestellt.

Parameter: Rückfallverzögerung

• Voreinstellwert (_:661:101) Rückfallverzögerung = 0,00 s


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung von 0 zu verwenden, da der Rückfall einer Schutzstufe so schnell wie
möglich erfolgen muss.
Mit dem Parameter Rückfallverzögerung ≠ 0 können Sie beim gemeinsamen Einsatz mit elektromechani-
schen Relais ein einheitliches Rückfallverhalten realisieren. Dies ist für eine zeitliche Staffelung erforderlich.
Hierzu muss die Rückfallzeit des elektromechanischen Relais bekannt sein. Ziehen Sie davon die Rückfallzeit
des eigenen Gerätes ab (siehe technische Daten) und stellen Sie das Ergebnis ein.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Voreinstellwert (_:661:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Anwendungen geeignet.
Für hochgenaue Messungen kann der Einstellwert des Parameters Rückfallverhältnis verkleinert
werden, z.B. auf 0,98. Wenn Sie mit stark schwankenden Messgrößen an der Ansprechschwelle rechnen,
können Sie den Einstellwert des Parameters Rückfallverhältnis vergrößern. Damit wird das Flattern der
Auslösestufe vermieden.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:661:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Der Parameter muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Stufe löst immer 3-polig aus.
ja Die Stufe löst phasenselektiv aus. Die Auslösung durch das Gerät (in der Auslöselogik
der Funktionsgruppe Leistungsschalter generiert) ist jedoch immer 3-polig, da das
Gerät keine phasenselektive Auslösung unterstützt.

6.19.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Notbetrieb • nein nein
• durch Hauptschutz
• durch Binäreingang

998 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:661:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:661:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:661:11 UMZ 1:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:661:26 UMZ 1:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:661:27 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:661:8 UMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:661:120 UMZ 1:I0-Elimination • nein nein
• ja
_:661:3 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:661:4 UMZ 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:661:102 UMZ 1:Anregeverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:661:101 UMZ 1:Rückfallverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:661:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung
_:661:7 UMZ 1:Modus Auslöse- • Läuft wäh.Rückf.verz. Läuft
verzög. wäh.Rückf.verz.
• Halt wäh.Rückf.verz.
DP:AWE aus/n.ber.
_:661:28 UMZ 1:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:661:35 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:661:29 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:661:36 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 999
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:661:14 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:661:20 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 2
_:661:30 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:661:37 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:661:15 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:661:21 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 3
_:661:31 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:661:38 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:661:16 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:661:22 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus>3
_:661:32 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:661:39 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:661:17 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:661:23 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung

1000 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP:Kaltlast-Ein.erk
_:661:33 UMZ 1:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:661:40 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:661:18 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:661:24 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung
DP: Binäreingang
_:661:34 UMZ 1:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:661:41 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:661:19 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:661:25 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung

6.19.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Notbetrieb aktivieren SPS I
_:2311:300 Allgemein:Notbetrieb SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:661:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:661:84 UMZ 1:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:661:500 UMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:661:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:661:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:661:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:661:60 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:661:62 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:661:63 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:661:64 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1001
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:661:65 UMZ 1:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:661:66 UMZ 1:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:661:67 UMZ 1:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:661:68 UMZ 1:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:661:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:661:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:661:57 UMZ 1:Auslösung ACT O
_:661:302 UMZ 1:I0El.Iph WYE O
UMZ 2
_:662:81 UMZ 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:662:84 UMZ 2:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:662:500 UMZ 2:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:662:54 UMZ 2:Nicht wirksam SPS O
_:662:52 UMZ 2:Zustand ENS O
_:662:53 UMZ 2:Bereitschaft ENS O
_:662:60 UMZ 2:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:662:62 UMZ 2:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:662:63 UMZ 2:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:662:64 UMZ 2:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:662:65 UMZ 2:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:662:66 UMZ 2:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:662:67 UMZ 2:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:662:68 UMZ 2:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:662:55 UMZ 2:Anregung ACD O
_:662:56 UMZ 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:662:57 UMZ 2:Auslösung ACT O
_:662:302 UMZ 2:I0El.Iph WYE O

6.19.5 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ und adaptiver Anregung

6.19.5.1 Beschreibung
Die Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ und adaptiver Anregung gleicht im Wesentlichen der Stufe
mit unabhängiger Kennlinie, UMZ.
Das Kapitel beschreibt nur die Erweiterungen der Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ und adaptiver
Anregung.
Die Beschreibung für die Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ finden Sie ab Kapitel 6.19.4.1 Beschrei-
bung .
Die Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ und adaptiver Anregung hat folgende Erweiterungen:

• Sie können den Einstellbereich für den Parameter Schwellwert zusätzlich durch benutzerspezifische
Min-/Maxwerte einschränken.
Dadurch können Sie den Einstellbereich für den Parameter Schwellwert besser an spezifische Anwen-
dungsfälle anpassen.

Sie können für den Einstellbereich des Parameters Schwellwert zusätzlich einen Min- und Maxwert defi-
nieren und z.B. in verschiedenen Parametergruppen speichern. Wenn Sie die Parametergruppen umschalten,
können Sie den Einstellbereich für den Parameter Schwellwert schnell und flexibel an unterschiedliche
Anwendungsfälle anpassen.

1002 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Weiterführende Informationen zur Parametergruppen-Umschaltung finden Sie im Kapitel 3.12.1 Parameter-


gruppen-Umschaltung.

6.19.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Max Schwellwert, Min Schwellwert

• Voreinstellwert Max Schwellwert = 35,000 A

• Voreinstellwert Min Schwellwert = 0,030 A


Mit den Parametern Max Schwellwert und Min Schwellwert können Sie einen oberen und einen
unteren Grenzwert für den Parameter Schwellwert festlegen. Damit können Sie den Einstellbereich des
Parameters Schwellwert zusätzlich einschränken und an spezifische Anwendungsfälle anpassen. Wenn Sie
die Parameter Max Schwellwert und Min Schwellwert auf den gleichen Wert einstellen, kann der
Parameter Schwellwert keinen anderen Wert annehmen.

HINWEIS

i Die Beschreibung der weiteren Parameter der Stufe finden Sie im Kapitel 6.19.4.1 Beschreibung .

6.19.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 UMZ adapt.Anr.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 UMZ adapt.Anr.:Blk. • nein nein
Ausl. & Fehleraufz.
• ja
_:11 UMZ adapt.Anr.:1-polige • nein nein
Ausl. erlaubt
• ja
_:26 UMZ adapt.Anr.:Dynami- • nein nein
sche Parameter
• ja
_:27 UMZ adapt.Anr.:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:8 UMZ adapt.Anr.:Mess- • Grundschwingung Grundschwin-
verfahren gung
• Effektivwert
_:120 UMZ adapt.Anr.:I0-Elimi- • nein nein
nation
• ja
_:3 UMZ adapt.Anr.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:42 UMZ adapt.Anr.:Max 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 35,000 A
Schwellwert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 175,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 35,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 175,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 35,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 175,000 A

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1003
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:43 UMZ adapt.Anr.:Min 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
Schwellwert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,030 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,150 A
_:4 UMZ adapt.Anr.:Rückfall- 0,90 bis 0,99 0,95
verhältnis
_:102 UMZ adapt.Anr.:Anrege- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
verzögerung
_:101 UMZ adapt.Anr.:Rückfall- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
verzögerung
_:6 UMZ adapt.Anr.:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
verzögerung
DP:AWE aus/n.ber.
_:28 UMZ • nein nein
adapt.Anr.:EinflussAWE
aus/n.bereit
• ja

_:35 UMZ adapt.Anr.:Blockie- • nein nein


rung der Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:29 UMZ adapt.Anr.:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 1
• ja
_:36 UMZ adapt.Anr.:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:14 UMZ adapt.Anr.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:20 UMZ adapt.Anr.:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
verzögerung
DP: AWE-Zyklus 2
_:30 UMZ adapt.Anr.:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 2
• ja
_:37 UMZ adapt.Anr.:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:15 UMZ adapt.Anr.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:21 UMZ adapt.Anr.:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
verzögerung

1004 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP: AWE-Zyklus 3
_:31 UMZ adapt.Anr.:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 3
• ja
_:38 UMZ adapt.Anr.:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:16 UMZ adapt.Anr.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:22 UMZ adapt.Anr.:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
verzögerung
DP: AWE-Zyklus>3
_:32 UMZ adapt.Anr.:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus >3
• ja
_:39 UMZ adapt.Anr.:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:17 UMZ adapt.Anr.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:23 UMZ adapt.Anr.:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
verzögerung
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:33 UMZ adapt.Anr.:Einfl. bei • nein nein
Kaltlast-Einsch.
• ja
_:40 UMZ adapt.Anr.:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:18 UMZ adapt.Anr.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:24 UMZ adapt.Anr.:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
verzögerung
DP: Binäreingang
_:34 UMZ adapt.Anr.:Einfluss • nein nein
Binäreingang
• ja
_:41 UMZ adapt.Anr.:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1005
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:19 UMZ adapt.Anr.:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:25 UMZ adapt.Anr.:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
verzögerung

6.19.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
UMZ adapt.Anr.
_:81 UMZ adapt.Anr.:>Blockierung Stufe SPS I
_:84 UMZ adapt.Anr.:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:500 UMZ adapt.Anr.:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 UMZ adapt.Anr.:Nicht wirksam SPS O
_:52 UMZ adapt.Anr.:Zustand ENS O
_:53 UMZ adapt.Anr.:Bereitschaft ENS O
_:60 UMZ adapt.Anr.:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:62 UMZ adapt.Anr.:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:63 UMZ adapt.Anr.:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:64 UMZ adapt.Anr.:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:65 UMZ adapt.Anr.:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:66 UMZ adapt.Anr.:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:67 UMZ adapt.Anr.:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:68 UMZ adapt.Anr.:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:55 UMZ adapt.Anr.:Anregung ACD O
_:56 UMZ adapt.Anr.:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 UMZ adapt.Anr.:Auslösung ACT O
_:302 UMZ adapt.Anr.:I0El.Iph WYE O
_:303 UMZ adapt.Anr.:Schwellwert MV O

1006 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.6 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.19.6.1 Beschreibung

Logik der Basis-Stufe

[lo_ocp3b2, 3, de_DE]

Bild 6-327 Logikdiagramm abhängiger Überstromzeitschutz (Phasen) – Basis

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Logik der Erweitert-Stufe

[lo_ocp_amz_ad, 2, de_DE]

Bild 6-328 Logikdiagramm Stufensteuerung

1008 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

[lo_ocp_3p2, 4, de_DE]

Bild 6-329 Logikdiagramm abhängiger Überstromzeitschutz (Phasen) – Erweitert

Effektivwertauswahl (Erweitert-Stufe)
Wenn Effektivwert als Messverfahren ausgewählt ist, unterstützt die Schutzfunktion 2 Arten der Effektiv-
wertmessung.

• Normaler Effektivwert

• Verstärkter Effektivwert vom Funktionsblock Filter


Wenn der Funktionsblock Filter eingestellt und der Filter aktiv ist, wird automatisch der verstärkte Effektivwert
verwendet.

HINWEIS

i Wenn der Funktionsblock Filter verwendet wird, kann nur eine 3-phasige Strommessstelle mit der 3-
phasigen Stromschnittstelle der Funktionsgruppe verbunden werden.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Notbetrieb (Erweitert-Stufe)
Mit dem Parameter Notbetrieb legen Sie fest, ob die Stufe als Überstromzeitschutz im Notbetrieb oder
als Reserve-Überstromzeitschutz betrieben wird. Bei der Einstellung Notbetrieb = durch Hauptschutz
tritt der Überstromzeitschutz im Notbetrieb automatisch in Kraft, wenn der Hauptschutz gestört ist. Dies
ist z.B. beim Distanzschutz der Fall, wenn ein Kurzschluss im Spannungswandler-Sekundärkreis auftritt,
wenn der Spannungswandler-Sekundärkreis unterbrochen ist oder beim Leitungsdifferentialschutz, wenn die
Schutzkommunikation unterbrochen ist. Dies bedeutet, dass der Notbetrieb also den Hauptschutz als Kurz-
schlussschutz ersetzt. Mit der entsprechenden Einstellung (Notbetrieb = durch Binäreingang) kann der
Notbetrieb auch von extern aktiviert werden.
Wenn der Überstromzeitschutz als Reserve-Überstromzeitschutz eingestellt ist (Parameter Notbetrieb =
nein), arbeitet er unabhängig vom Hauptschutz und damit parallel zu diesem. Der Reserve-Überstromzeit-
schutz kann auch als alleiniger Kurzschlussschutz wirken, wenn z.B. bei einer Erstinbetriebnahme noch keine
Spannungswandler zur Verfügung stehen.

Anrege- und Rückfallverhalten der abhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI (Basis- und Erweitert-Stufe)

Wenn die Eingangsgröße das 1,1-fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abgear-
beitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-fache des Anregewertes (0,95 ⋅ 1,1 ⋅ Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den technischen Daten dargestellt.

Minimalzeit der Kennlinie (Erweitert-Stufe)


Mit dem Parameter Min.zeit der Kennlinie definieren Sie eine minimale Auslöseverzögerungszeit. Die
Auslöseverzögerungszeit der abhängigen Kennlinie fällt niemals unter die minimale Auslöseverzögerungszeit.

[dw_ocp_3_mi, 1, de_DE]

Bild 6-330 Minimale Auslöseverzögerungszeit der Kennlinie

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Zusatzverzögerung (Erweitert-Stufe)
Mit dem Parameter Zusatzverzögerung definieren Sie zusätzlich zur abhängigen eine unabhängige Auslö-
severzögerungszeit. Mit diesem Parameter wird die gesamte Kennlinie auf der Zeitachse um diese zusätzliche
unabhängige Zeit verschoben.

Messverfahren (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

I0-Elimination (Erweitert-Stufe)
Um die Empfindlichkeit für 2-polige Kurzschlüsse auf der Transformator-Unterspannungsseite zu erhöhen,
verwenden Sie für Überstromzeitschutz-Anwendungen an einem Transformator die I0-Elimination der Leiter-
ströme.
Um die I0-Elimination der Leiterströme zu ermitteln, muss der Transformator-Sternpunktstrom IY gemessen
werden.

[dw_sgaocp, 1, de_DE]

Bild 6-331 Prinzip I0-Elimination

Der Transformator-Sternpunktstrom IY wird über eine 1-phasige Strommessstelle gemessen, die mit der Strom-
schnittstelle der Funktionsgruppe Phase verbunden ist. In der Funktionsgruppe Phase wird die Funktion
Überstromzeitschutz, Phasen angewendet.

[sc_cmpo_int, 1, de_DE]

Bild 6-332 Verbindung der Messstelle Strom 1-phasig mit dem Sternpunkteingang der Funktionsgruppe
Leitung

Für die I0-Elimination ergeben sich folgende Berechnungen:


IL1-elim. = IL1 - 1/3 IY
IL2-elim. = IL2 - 1/3 IY

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1011
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

IL3-elim. = IL3 - 1/3 IY


Der Leiterstrom ILx-elim wird für den weiteren Schutzprozess benötigt.
Wenn der Parameter Messverfahren auf Grundschwingung eingestellt ist, wird die I0-Elimination
verwendet.
Die Ströme ILx-elim. stehen als Funktionswerte zur Verfügung.

Anregeverzögerung (Erweitert-Stufe)
Wenn der Strom den Schwellwert überschreitet, wird die Anregeverzögerung gestartet. Wenn der Schwellwert
während der Anregeverzögerungszeit überschritten bleibt, wird das Anregesignal generiert.

Blockierung der Stufe (Basis- und Erweitert-Stufe)


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Über die Funktionalität der dynamischen Parameter (nur für den Funktionstyp Erweitert verfügbar;
siehe Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter sowie 6.19.9.1 Beschreibung )

Blockierung der Verzögerungszeit (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und der Störfall wird protokolliert und aufgezeichnet.

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung (Basis- und Erweitert-Stufe)
Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion Einschalt-
stromerkennung ist in 6.19.8.1 Beschreibung beschrieben.

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter (Erweitert-Stufe)


Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionen einen Einfluss auf die Überstromzeitschutz-Stufen
nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist in 6.19.9.1 Beschreibung beschrieben.

6.19.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Notbetrieb

• Voreinstellwert (_:2311:101) Notbetrieb = nein


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Der Parameter Notbetrieb wird stufenübergreifend eingestellt. Die Einstellung wirkt auf alle Stufen inner-
halb der Funktion gleichermaßen.

1012 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Parameterwert Beschreibung
nein Der Überstromzeitschutz arbeitet nicht im Notbetrieb. Er ist parallel zum
Hauptschutz immer aktiv.
durch Hauptschutz Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Wenn der Hauptschutz
nicht mehr arbeiten kann, wird der Überstromzeitschutz automatisch aktiv.
Situationen, in denen der Hauptschutz nicht mehr arbeitsfähig ist, sind:

• Hauptschutz, Distanzschutz: Ausfall der Messspannung

• Hauptschutz, Leitungsdifferentialschutz: Ausfall der Schutzdatenüber-


tragung
durch Binäreingang Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Die Aktivierung erfolgt
nicht automatisch vom internen Hauptschutz, sondern über ein binäres
Eingangssignal, z.B. von einem externen Hauptschutz.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:691:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:691:130) Kennlinientyp = IEC normal invers


Das Gerät bietet alle üblichen abhängigen Kennlinien nach IEC und ANSI an. Wählen Sie den für Ihre spezi-
fische Anwendung erforderlichen Kennlinientyp aus. Weitere Informationen zum Parameter Kennlini-
entyp finden Sie im Kapitel 12.19.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ.

Parameter: Min.zeit der Kennlinie

• Voreinstellwert (_:691:113) Min.zeit der Kennlinie = 0,00 s


Dieser Parameter steht nur in der Erweitert-Stufe zur Verfügung.
Mit dem Parameter Min.zeit der Kennlinie definieren Sie eine minimale Auslöseverzögerungszeit. Die
Auslöseverzögerungszeit der abhängigen Kennlinie fällt niemals unter die minimale Auslöseverzögerungszeit.
Wenn Sie den Parameter auf dem Voreinstellwert von 0 s belassen, dann hat dieser Parameter auf die
abhängige Kennlinie keinen Einfluss.
Dieser Parameter ist nur für die zeitliche Koordinierung beim Einsatz von Leistungsschaltern mit Wiederein-
schaltautomatik erforderlich. Für alle anderen Anwendungen empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert von 0 s
beizubehalten.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1013
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

HINWEIS

i Wenn der eingestellte Wert kleiner ist als die kleinstmögliche Verzögerungszeit der abhängigen Kennlinie,
dann hat der Parameter keinen Einfluss auf die Verzögerungszeit.

Parameter: Zusatzverzögerung

• Voreinstellwert (_:691:115) Zusatzverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Zusatzverzögerung definieren Sie zusätzlich zur abhängigen eine unabhängige Verzö-
gerungszeit.
Wenn Sie den Parameter auf dem Voreinstellwert 0 s belassen, dann hat dieser Parameter auf die abhängige
Kennlinie keinen Einfluss.
Dieser Parameter ist nur für die zeitliche Koordinierung beim Einsatz von Leistungsschaltern mit Wiederein-
schaltautomatik erforderlich. Für alle anderen Anwendungen empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert von 0 s
beizubehalten.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:691:3) Schwellwert = 1,500 A


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Kennlinientyp für die spezifische Anwendung ein.
Für die Einstellung ist der maximal auftretende Betriebsstrom maßgebend. Anregung durch Überlast muss
ausgeschlossen sein, da der Überstromzeitschutz mit kurzen Auslösezeiten als Kurzschlussschutz und nicht als
Überlastschutz arbeitet. Stellen Sie den Parameter Schwellwert für Leitungen auf ca. 10 %, bei Transforma-
toren und Motoren auf ca. 20 % über der maximal zu erwartenden Last.
Beachten Sie, dass zwischen Anregewert und Schwellwert eine Sicherheitsmarge eingearbeitet ist. Die Stufe
regt erst ca. 10 % über dem Schwellwert an.

BEISPIEL
Überstromzeitschutz-Stufe: 110-kV-Freileitung, Querschnitt 150 mm2
Maximal übertragbare Leistung
Pmax = 120 MVA
Entsprechend
Imax = 630 A
Stromwandler = 600 A/5 A

Aus den Einstellungen der Primär- und Sekundärgrößen ergeben sich die Einstellwerte:

[fo_ocp_005, 2, de_DE]

Parameter: I0-Elimination

• Voreinstellwert (_:661:120) I0-Elimination = nein


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.

1014 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Sie können die I0-Elimination in Leiterströmen für Überstromzeitschutz-Anwendungen an einem Transfor-


mator verwenden. Damit erhöhen Sie die Empfindlichkeit für 2-polige Kurzschlüsse auf der Transformator-
Unterspannungsseite. Es müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:

• Der Transformator-Sternpunktstrom IY wird gemessen und steht der Schutzfunktionsgruppe zur Verfü-
gung.

• Der Parameter Messverfahren ist auf Grundschwingung eingestellt.


Mit dem Parameter I0-Elimination können Sie die Funktion I0-Elimination ein- oder ausschalten.

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:661:102) Anregeverzögerung = 0,00 s


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Für spezielle Anwendungen kann es erwünscht sein, dass eine kurze Überschreitung der Stromschwelle nicht
dazu führen soll, dass die Stufe anregt und die Störfallprotokollierung und -aufzeichnung startet. Wenn Sie
diese Stufe als eine Funktion für die thermische Überlastfunktion verwenden, gilt dies als besondere Anwen-
dung.
Mit dem Parameter Anregeverzögerung definieren Sie ein Zeitintervall, innerhalb dessen bei Überschrei-
tung der aktuellen Stromschwelle keine Anregung erfolgt.
Bei allen Kurzschlussschutz-Anwendungen bleibt dieser Wert auf 0,00 s, was als Voreinstellwert anzusehen ist.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:691:101) Zeitmultiplikator = 1,00


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Zeitstaffelplan, der für das
Netz aufgestellt wurde. Wenn der Überstromzeitschutz im Notbetrieb verwendet wird, sind auch kürzere
Verzögerungszeiten sinnvoll (eine Staffelzeit über der Schnellauslösung), da der Notbetrieb nur bei Ausfall der
Hauptschutzfunktion arbeitet.
Wenn keine Zeitstaffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, belassen Sie den
Parameter Zeitmultiplikator auf 1 (Voreinstellwert).

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:691:131) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:691:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Der Parameter muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Stufe löst immer 3-polig aus.
ja Die Stufe löst phasenselektiv aus. Die Auslösung durch das Gerät (in der
Auslöselogik der Funktionsgruppe Leistungsschalter generiert) ist jedoch
immer 3-polig, da das Gerät keine phasenselektive Auslösung unterstützt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1015
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Notbetrieb • nein nein
• durch Hauptschutz
• durch Binäreingang
Allgemein
_:691:1 AMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:691:2 AMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:691:11 AMZ 1:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:691:26 AMZ 1:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:691:27 AMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:691:8 AMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:691:120 AMZ 1:I0-Elimination • nein nein
• ja
_:691:3 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:691:108 AMZ 1:Anregeverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:691:130 AMZ 1:Kennlinientyp
_:691:113 AMZ 1:Min.zeit der 0,00 s bis 1,00 s 0,00 s
Kennlinie
_:691:131 AMZ 1:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:691:101 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
_:691:115 AMZ 1:Zusatzverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
DP:AWE aus/n.ber.
_:691:28 AMZ 1:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:691:35 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:691:29 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja

1016 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:691:36 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:691:14 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:691:102 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus 2
_:691:30 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:691:37 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:691:15 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:691:103 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus 3
_:691:31 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:691:38 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:691:16 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:691:104 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus>3
_:691:32 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:691:39 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:691:17 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:691:105 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP:Kaltlast-Ein.erk
_:691:33 AMZ 1:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:691:40 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:691:18 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:691:106 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: Binäreingang
_:691:34 AMZ 1:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:691:41 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:691:19 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:691:107 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00

6.19.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Notbetrieb aktivieren SPS I
_:2311:300 Allgemein:Notbetrieb SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
AMZ 1
_:691:81 AMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:691:84 AMZ 1:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:691:500 AMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:691:54 AMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:691:52 AMZ 1:Zustand ENS O
_:691:53 AMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:691:60 AMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:691:62 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:691:63 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:691:64 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:691:65 AMZ 1:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O

1018 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:691:66 AMZ 1:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:691:67 AMZ 1:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:691:68 AMZ 1:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:691:59 AMZ 1:Disk-Emulation läuft SPS O
_:691:55 AMZ 1:Anregung ACD O
_:691:56 AMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:691:57 AMZ 1:Auslösung ACT O
_:691:302 AMZ 1:I0El.Iph WYE O

6.19.7 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie

6.19.7.1 Beschreibung
Diese Stufe ist nur im Funktionstyp Erweitert verfügbar.
Diese Stufe ist wie die Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert aufgebaut (siehe Kapitel
6.19.6.1 Beschreibung ). Die Unterschiede sind wie folgt:

• Die Kennlinie kann nach Bedarf definiert werden.

• Das Anrege- und Rückfallverhalten dieser Stufe wird durch den Standardparameter Schwellwert und
ggf. zusätzlich durch den Parameter Schwellwert (absolut) bestimmt.

Benutzerdefinierte Kennlinie
Bei der benutzerdefinierten Kennlinie können Sie die Auslösekennlinie punktweise über bis zu 30 Wertpaare
von Strom und Zeit definieren. Das Gerät berechnet daraus die Kennlinie durch lineare Interpolation. Wahl-
weise können Sie zusätzlich eine Rückfallkennlinie definieren.

Anrege- und Rückfallverhalten bei der benutzerdefinierten Kennlinie


Wenn die Eingangsgröße den Schwellwert um das 1,1-Fache überschreitet, wird die Kennlinie abgearbeitet.
Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-Fache des Anregewertes (0,95 × 1,1 × Schwellwert) unterschreitet, wird
der Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstell-
parameter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-Fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1019
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

[dw_ocp_ken_02, 2, de_DE]

Bild 6-333 Anrege- und Rückfallverhalten bei Verwendung einer benutzerdefinierten Kennlinie

HINWEIS

i Niedrigere Ströme als die des Stromwertes des kleinsten Kennlinienpunktes verlängern die Auslösezeit
nicht. Die Anregekennlinie verläuft bis zum kleinsten Kennlinienpunkt parallel zur Stromachse. Ströme, die
größer sind als der Stromwert des größten Kennlinienpunktes, führen zu keiner Verkürzung der Auslösezeit.
Die Anregekennlinie verläuft ab dem größten Kennlinienpunkt parallel zur Stromachse.

Wenn Sie die Anregeschwelle der Stufe ändern möchten, ohne alle Punkte der Kennlinie zu ändern, können
Sie den zusätzlichen Parameter Schwellwert (absolut) verwenden.
Den Parameter Schwellwert (absolut) können Sie auf mehr als das 1,1-Fache vom Schwellwert
einstellen. Dann ist das Stufenverhalten wie folgt:

• Die Stufe regt an, wenn der gemessene Stromwert den Schwellwert (absolut) überschreitet.

• Der Rückfall der Stufe wird eingeleitet, wenn der gemessene Stromwert den Schwellwert (absolut)
um das 0,95-Fache unterschreitet.

• Bei gemessenen Stromwerten unter dem Schwellwert (absolut) findet keine Anregung statt und
die Kennlinie wird nicht abgearbeitet.
Wenn Sie den Parameter Schwellwert (absolut) auf weniger als das 1,1-Fache des Parameters
Schwellwert einstellen, werden Anrege- und Rückfallverhalten nicht vom Parameter Schwellwert
(absolut) beeinflusst.

6.19.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Der Aufbau dieser Stufe ist identisch zu dem der Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert.
Die einzigen Unterschiede sind im Kapitel 6.19.7.1 Beschreibung beschrieben. In diesem Kapitel werden
nur Anwendungs- und Einstellhinweise für die Kennlinieneinstellung sowie die Einstellung des Parameters
Schwellwert (absolut) beschrieben. Detaillierte Informationen zu den weiteren Parametern der Stufe
erhalten Sie im Kapitel 6.19.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise .

Parameter: Strom/Zeit Wertepaare (der Auslösekennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.

1020 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:101) Zeitmultiplikator = 1


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator können Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung verschieben.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das Netz
aufgestellt wurde. Wenn keine Staffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, so
belassen Sie den Parameter Zeitmultiplikator auf 1.

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:110) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Bei dieser Einstellung muss neben der Auslösekennlinie auch eine Rückfall-
kennlinie eingestellt werden.
Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Strom/Zeit Wertepaare (der Rückfallkennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.
Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Der Parameter muss für die jeweilige Anwendung eingestellt werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1021
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Parameterwert Beschreibung
nein Die Stufe löst immer 3-polig aus.
ja Die Stufe löst phasenselektiv aus. Die Auslösung durch das Gerät (in der Auslö-
selogik der Funktionsgruppe Leistungsschalter generiert) ist jedoch immer
3‑polig, da das Gerät keine phasenselektive Auslösung unterstützt.

Parameter: Schwellwert (absolut)

• Voreinstellwert (_:113) Schwellwert (absolut) = 0,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert (absolut) definieren und ändern Sie die absolute Anregeschwelle der
Stufe, ohne alle Punkte der Kennlinie zu ändern.
Der Parameter wird nur für spezeille Anwendungen verwendet. In der Voreinstellung ist diese Funktion deakti-
viert. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel Anrege- und Rückfallverhalten bei der benutzerdefinierten
Kennlinie , Seite 1019.

6.19.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 Benutzerkl. #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Benutzerkl. #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:11 Benutzerkl. #:1-polige • nein nein
Ausl. erlaubt
• ja
_:26 Benutzerkl. #:Dynami- • nein nein
sche Parameter
• ja
_:27 Benutzerkl. #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:8 Benutzerkl. #:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:120 Benutzerkl. #:I0-Elimina- • nein nein
tion
• ja
_:3 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:113 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
wert (absolut) 5 A @ 100 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 1,600 A 0,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 8,000 A 0,000 A
_:111 Benutzerkl. #:Anregever- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung

1022 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:110 Benutzerkl. #:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:101 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
_:115 Benutzerkl. #:Zusatzver- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
DP:AWE aus/n.ber.
_:28 Benutzerkl. • nein nein
#:EinflussAWE aus/
n.bereit
• ja

_:35 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein


rung der Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:29 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 1
• ja
_:36 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:14 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:102 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP: AWE-Zyklus 2
_:30 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 2
• ja
_:37 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:15 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:103 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP: AWE-Zyklus 3
_:31 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 3
• ja
_:38 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1023
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:16 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:104 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP: AWE-Zyklus>3
_:32 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus >3
• ja
_:39 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:17 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:105 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:33 Benutzerkl. #:Einfl. bei • nein nein
Kaltlast-Einsch.
• ja
_:40 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:18 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:106 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP: Binäreingang
_:34 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
Binäreingang
• ja
_:41 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:19 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:107 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator

1024 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Benutzerkl. #
_:81 Benutzerkl. #:>Blockierung Stufe SPS I
_:84 Benutzerkl. #:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:500 Benutzerkl. #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 Benutzerkl. #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Benutzerkl. #:Zustand ENS O
_:53 Benutzerkl. #:Bereitschaft ENS O
_:60 Benutzerkl. #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:62 Benutzerkl. #:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:63 Benutzerkl. #:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:64 Benutzerkl. #:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:65 Benutzerkl. #:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:66 Benutzerkl. #:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:67 Benutzerkl. #:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:68 Benutzerkl. #:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:59 Benutzerkl. #:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 Benutzerkl. #:Anregung ACD O
_:56 Benutzerkl. #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Benutzerkl. #:Auslösung ACT O

6.19.8 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

6.19.8.1 Beschreibung
Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.
Das folgende Bild zeigt nur den Ausschnitt der Stufe (am Beispiel der 1. Stufe des Unabhängigen Überstrom-
zeitschutzes), die den Einfluss der Blockierung darstellt. Die Blockierung kann nur eingestellt werden, wenn
die zentrale Funktion Einschaltstromerkennung wirksam ist (siehe Kapitel 12.58 Einschaltstromerkennung).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1025
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

[lo_ocp3pha, 1, de_DE]

Bild 6-334 Ausschnitt Logikdiagramm bei Einfluss der Einschaltstromerkennung am Beispiel der 1. Unab-
hängigen Überstromzeitschutz-Stufe

6.19.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:661:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Die Transformator-Einschaltstromerkennung beeinflusst die Stufe nicht.
Wählen Sie diese Einstellung in den folgenden Fällen:

• Wenn das Gerät nicht an Transformatoren eingesetzt wird.

• Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und


der Schwellwert der Stufe oberhalb des maximalen Transformator-
Einschaltstroms eingestellt ist. Dies gilt z.B. für die Hochstromstufe,
die entsprechend der Kurzschlussspannung Uk des Transformators so
eingestellt ist, dass die Stufe nur auf oberspannungsseitige Fehler
anspricht. Der Transformator-Einschaltstrom kann nicht größer werden
als der maximale übertragbare Kurzschlussstrom.
ja Wenn die Transformator-Einschaltstromerkennung einen Einschaltstrom
erkennt, der zur Auslösung der Stufe führen würde, werden der Start der
Verzögerungszeit und die Auslösung der Stufe blockiert.
Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der Schwell-
wert der Stufe unterhalb des maximalen Transformator-Einschaltstroms
eingestellt ist, wählen Sie diese Einstellung. Dies gilt für die Überstromzeit-
schutz-Stufe, die als Reservestufe mit Staffelzeit für Fehler auf der Unter-
spannungsseite des Transformators eingesetzt wird.

1026 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.9 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter

6.19.9.1 Beschreibung
Die für die Auslösung verwendeten Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung sind so genannte
dynamische Parameter. In Abhängigkeit von anderen Funktionen können die Einstellungen dieser Para-
meter dynamisch verändert werden (siehe Bild 6-335). Ebenso lässt sich die Stufe in Abhängigkeit von
anderen Funktionen dynamisch blockieren. Diese Funktionalität ist nur im Funktionstyp Erweitert verfügbar.

[lo_ocp_3dpa, 2, de_DE]

Bild 6-335 Prinzip der dynamischen Parameter, gezeigt am Beispiel der 1. Stufe des Unabhängigen Über-
stromzeitschutzes

Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionalitäten die Überstromzeitschutz-Stufen beeinflussen:


Funktionalitäten Priorität
Wiedereinschaltautomatik (AWE) Priorität 1
Kaltlast-Einschalterkennung Priorität 2
Binäres Eingangssignal Priorität 3

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1027
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Diese Funktionalitäten erzeugen Signale, die bei Bedarf die Einstellungen der dynamischen Parameter der
Überstromzeitschutz-Stufe ändern oder auch die Stufe blockieren. Im letzteren Fall sind die Einstellwerte der
Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung nicht relevant. Zu jedem dieser Signale gibt es inner-
halb der Überstromzeitschutz-Stufe einen Konfigurationsparameter Einfluss Funktion ... und eigene
dynamische Parameter (Auslöseverzögerung und Schwellwert). Über die Konfigurationsparameter wird
eingestellt, ob das Signal wirken soll, d.h. ob die dynamischen Parameter aktiviert werden sollen. Wenn eines
dieser Signale (z.B. Signalfunktion x) aktiviert und wirksam wird, werden diese Parameter dynamisch, d.h.
sie werden sofort aktiv. Dies bedeutet, dass die dem Signal zugewiesene Einstellung die Standardeinstellung
ersetzt. Wenn das Signal inaktiv wird, so werden die Standardeinstellungen wieder gültig. Die Aktivierung der
dynamische Parameter wird gemeldet.
Wenn mehrere Signale parallel aktiv sind, so gilt die oben angegebene Priorität. Das heißt ein Signal mit der
Priorität 2 hat Vorrang gegenüber einem Signal mit der Priorität 3. Die dem Signal 2 zugeordnetem Parameter
werden aktiv.
Die Funktionalität der dynamischen Parameter lässt sich abschalten. In diesem Fall sind die den Signalen
zugeordneten Parameter nicht sichtbar und wirkungslos.

1028 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Verknüpfung mit der geräteinternen Funktion Automatische Wiedereinschaltung (Erweitert-Stufe)

[lo_ocp3_awe, 1, de_DE]

Bild 6-336 Einfluss der AWE-Signale auf die Überstromzeitschutz-Stufe

Verschiedene AWE-Signale können Einfluss auf die Einstellung der Parameter Schwellwert und Auslöse-
verzögerung der Schutzstufe und ihre Blockierung nehmen.

• AWE ist bereit für 1. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 1)

• AWE ist bereit für 2. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 2)

• AWE ist bereit für 3. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 3)

• AWE ist bereit für 4. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus >3)

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1029
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

Das folgende Signal kann die Schutzstufe nur blockieren:

• AWE ist nicht bereit oder ausgeschaltet (= AWE aus/n. bereit)


Das bedeutet, dass bei bereiter AWE im Ruhezustand der Schutzstufe die Parameter für AWE Zyklus 1 aktiv
sind und nicht die Standardparameter. Die Standardparameter sind im Fall von AWE aus/nicht bereit
aktiv.
Die Einflussnahme kann für jedes Signal einzeln eingeschaltet werden. Außerdem müssen die Parameter
Schwellwert und Auslöseverzögerung oder Blockierung der Stufe eingestellt werden, die bei
aktiviertem Signal wirksam werden.
Die Generierung von AWE-Signalen wird in 6.18.1 Funktionsübersicht beschrieben.

Verknüpfung mit der geräteinternen Funktion Kaltlast-Einschalterkennung (Erweitert-Stufe)

[lo_ocp3kal, 1, de_DE]

Bild 6-337 Einfluss der Kaltlast-Einschalterkennung auf die Überstromzeitschutz-Stufe

Sie haben die Möglichkeit, bei einer Kaltlasteinschaltung den Einstellwert für die Parameter Schwellwert
und Auslöseverzögerung der Schutzstufe zu ändern. Sie können auch die Blockierung der Stufe veran-
lassen. Dazu müssen Sie die Einflussnahme der Kaltlasteinschaltung einschalten. Außerdem müssen Sie die
Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung einstellen oder die Einstellwerte für die Blockie-
rung der Stufe zuweisen, die bei aktiviertem Signal wirksam werden.
Die Generierung der Signale für die Kaltlasteinschaltung wird in 5.1.4.1 Funktionsübersicht
beschrieben.

Verknüpfung mit einer externen Funktion über ein binäres Eingangssignal (Erweitert-Stufe)

[lo_ocp3bin, 1, de_DE]

Bild 6-338 Einfluss durch den Binäreingang auf die Überstromzeitschutz-Stufe

Mit dem binären Eingangssignal >Dyn. Par. aktivieren ändern Sie die Einstellungen für Schwellwert
und Auslöseverzögerung der Schutzstufe. Sie können auch die Blockierung der Schutzstufe veranlassen.
Dazu müssen Sie die Einflussnahme des Binäreingangs einschalten. Außerdem müssen Sie die Parameter
Schwellwert und Auslöseverzögerung einstellen oder die Einstellwerte für die Blockierung der
Stufe zuweisen, die bei aktiviertem Signal wirksam werden.

1030 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

6.19.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise (Erweitert-Stufe)

Parameter: Dynamische Parameter

• Voreinstellwert (_:661:26) Dynamische Parameter = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Eine Einflussnahme von geräteinternen oder von externen Funktionen auf
die Überstromzeitschutz-Stufe ist nicht erforderlich.
ja Wenn eine geräteinterne Funktion (Wiedereinschaltautomatik oder Kaltlast-
Einschalterkennung) oder eine externe Funktion die Überstromzeitschutz-
Stufe beeinflussen soll (z.B. Änderung der Einstellung des Schwellwertes
oder der Verzögerungszeit, Blockierung der Stufe), muss der Parameter auf
ja eingestellt werden.
Damit werden die Konfigurationsparameter Einfluss Funktion ...
und die dynamischen Parameter (DP) Schwellwert, Auslöseverzöge-
rung und Blockierung der Stufe der Stufe sichtbar und die spezifi-
sche Einflussnahme kann parametriert werden.

Einflussnahme durch die AWE


Das Beispiel Verwendung der Überstromzeitschutz-Stufe (1. Stufe) als Schnellstufe vor der automatischen
Wiedereinschaltung beschreibt die Einflussnahme durch die AWE.
Die Einstellung der Überstromzeitschutz-Stufe (1. Stufe) ergibt sich aus dem Staffelplan. Sie soll zudem als
Schnellstufe vor einer automatischen Wiedereinschaltung benutzt werden. Da vor einer Wiedereinschaltung
die schnelle Abschaltung des Kurzschlussstroms Vorrang gegenüber der Selektivität hat, kann die Auslösever-
zögerung auf 0 oder einen sehr kleinen Wert gesetzt werden. Um die Selektivität zu erzielen, muss die
endgültige Abschaltung mit der Staffelzeit erfolgen.
Die AWE ist auf 2 Wiedereinschaltungen eingestellt. Für die Überstromzeitschutz-Stufe werden ein sekundärer
Schwellwert von 1,5 A und eine Auslöseverzögerung von 600 ms (laut Staffelplan) angenommen.
Die Standardparameter der Stufe sind auf diese Werte eingestellt.
Um die Anwendung zu realisieren, werden in dem Beispiel die Konfigurationsparameter Einfluss AWE
Zyklus 1 und Einfluss AWE Zyklus 2 auf ja (= Einflussnahme) eingestellt. Damit wirken die Eingangs-
signale AWE Zyklus 1 und AWE Zyklus 2 innerhalb der Stufe. Wenn sie aktiv werden, schalten sie auf die
zugeordneten dynamischen Parameter um.
Die beiden diesen Eingangssignalen (Einflussquellen) zugeordneten dynamischen Parameter Auslösever-
zögerung werden auf die Verzögerungszeit 0 (unverzögerte Auslösung) eingestellt. Die beiden diesen
Eingangssignalen zugeordneten dynamischen Parameter Schwellwert werden auf den normalen Schwell-
wert von 1,5 A eingestellt.
Bei Überschreitung des Schwellwertes (1,5 A) vor der 1. und 2. AWE löst die Überstromzeitschutz-Stufe
unverzögert aus. Wenn der Fehler nach der 2. AWE (erfolglose AWE) immer noch vorhanden ist, löst die Stufe
mit der Verzögerungszeit nach dem Staffelplan von 600 ms aus.

Einflussnahme durch externe Geräte


Die Einflussnahme durch ein externes Gerät lässt sich auch konfigurieren. Als Beispiel dient das obige Beispiel
Verwendung der Überstromzeitschutz-Stufe (1. Stufe) als Schnellstufe vor der automatischen Wiedereinschal-
tung, wobei die AWE-Funktion mit einem externen Gerät realisiert ist.
Um die Anwendung zu realisieren, muss der Konfigurationsparameter Einfluss Binäreingang auf ja
(= Einflussnahme) eingestellt werden. Damit wirkt das Eingangssignal >Dyn. Par. aktivieren innerhalb
der Stufe. Wenn das Eingangssignal aktiv wird, schaltet es auf die zugeordneten dynamischen Parameter
um. Das externe Gerät muss die Signale Zyklus 1 und Zyklus 2 oder alternativ das Signal AWE bereit
zur Verfügung stellen. Die Signale müssen mit dem binären Eingangssignal >Dyn. Par. aktivieren
verbunden werden.
Der dynamische Parameter Auslöseverzögerung, der dem Eingangssignal (Einflussquelle) >Dyn. Par.
aktivieren zugeordnet ist, wird auf die Verzögerungszeit 0 (unverzögerte Auslösung) eingestellt. Der

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1031
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.19 Überstromzeitschutz, Phasen

diesem Eingangssignal zugeordnete dynamische Parameter Schwellwert wird auf den normalen Schwell-
wert von 1,5 A eingestellt.
Bei Überschreitung des Schwellwertes (1,5 A) vor der 1. und 2. AWE löst die Überstromzeitschutz-Stufe
unverzögert aus. Wenn der Fehler nach der 2. AWE (erfolglose AWE) immer noch vorhanden ist, löst die Stufe
mit der Verzögerungszeit nach dem Staffelplan von 600 ms aus.

1032 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

6.20 Überstromzeitschutz, Erde

6.20.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überstromzeitschutz, Erde (ANSI 50N/51N):

• Erkennt Kurzschlüsse an elektrischen Betriebsmitteln

• Ist als Reserve- oder als Not-Überstromzeitschutz neben dem Hauptschutz einsetzbar

6.20.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überstromzeitschutz, Erde wird in den Schutz-Funktionsgruppen verwendet. 2 Funktionsarten


sind für den 3-phasigen Überstromzeitschutz verfügbar:

• Überstromzeitschutz, Erde – Erweitert (50N/51N OC-gnd-A)

• Überstromzeitschutz, Erde – Basis (50N/51N OC-gnd-B)


In den Geräten der Leitungsschutzgerät-Familie ist nur der Funktionstyp Erweitert verfügbar. Der Funktionstyp
Basis ist für Standardapplikationen vorgesehen. Der Funktionstyp Erweitert bietet mehr Funktionalität und ist
für komplexere Anwendungen vorgesehen.
Beide Funktionstypen sind vom Hersteller mit 2 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz und 1 Stufe
Abhängiger Überstromzeitschutz vorkonfiguriert.
Im Funktionstyp Überstromzeitschutz, Erde – Erweitert können die folgenden Stufen gleichzeitig betrieben
werden:

• Maximal 3 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert

• 1 Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert

• 1 Stufe Benutzerdefinierte Kennlinie Überstromzeitschutz


Im Funktionstyp Überstromzeitschutz, Erde – Basis können die folgenden Stufen gleichzeitig betrieben
werden:

• Maximal 3 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz – Basis

• 1 Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Basis


Der Funktionstyp Erweitert ist so aufgebaut, dass der Notbetrieb über alle erweiterten Überstromzeitschutz-
Stufen agieren kann (siehe Bild 6-339).
Die nicht vorkonfigurierten Stufen sind in den folgenden Bildern grau dargestellt. Abgesehen von der Kenn-
linie der Auslöseverzögerung sind die Stufen identisch aufgebaut.
Die Messwertauswahl (nur Erweitert-Stufe) ist eine allgemeine Funktionalität und hat die gleichen Auswir-
kungen auf alle Stufen (siehe Bild 6-339 und 6.20.3.1 Beschreibung). Damit wird garantiert, dass alle Stufen
der Funktion denselben gemessenen Stromwert erhalten.
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselektiven Meldungen die
folgenden Sammelmeldungen für die Schutzfunktion:

• Anregung

• Auslösung

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

[dw_ocp_ga1, 5, de_DE]

Bild 6-339 Struktur/Einbettung der Funktion Überstromzeitschutz, Erde – Erweitert

[dw_ocp_gb1, 4, de_DE]

Bild 6-340 Struktur/Einbettung der Funktion Überstromzeitschutz, Erde – Basis

Wenn die nachfolgend aufgelisteten, geräteinternen Funktionen im Gerät vorhanden sind, können diese
Funktionen die Anregewerte und Auslöseverzögerungen der Stufen beeinflussen oder die Stufen blockieren.
Über ein binäres Eingangssignal kann die Stufe auch von extern beeinflusst werden.

• Automatische Wiedereinschaltung (AWE)

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, so lassen sich die Stufen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren (in beiden Funktionstypen verfügbar).

6.20.3 Allgemeine Funktionalität

6.20.3.1 Beschreibung

Messwertauswahlbefehl
Die Funktion bietet die Möglichkeit, zwischen den Werten IN gemessen oder 3I0 berechnet zu wählen.

1034 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

[lo_meas_value_02, 1, de_DE]

Bild 6-341 Logikdiagramm des Messwertauswahlbefehls

Beide Optionen sind nur für die Stromwandleranschlussarten 3-phasig + IN und 3-phasig + IN -
getrennt verfügbar. Bei anderen Anschlussarten ist nur eine Option möglich. Wenn Sie eine nicht zulässige
Option wählen, wird eine Inkonsistenzmeldung ausgegeben.
Der sekundäre Einstellbereich der Schwelle ist unterschiedlich, je nach sekundärem Nennstrom des Strom-
wandlers, Anschlussart des Stromwandlers und ausgewählter Einstellung. Die Werte sind in der folgenden
Tabelle angegeben.

Tabelle 6-8 Einstellbereich der Schwelle

Anschlus Messwert Klem- Einstellbereich der Einstellbereich der Einstellbereich der Einstellbereich der
sart mentyp Schwelle (Nenn- Schwelle (Nenn- Schwelle (Nenn- Schwelle (Nenn-
des strom sek.: ph = 1 strom sek.: ph = 1 strom sek.: ph = 5 strom sek.: ph =
Strom- A, IN = 1 A) A, IN = 5 A) A, IN = 1 A) 5 A, IN = 5 A)
wandlers
3I0 4 * Schutz 0,010 A bis k. A. k. A. 0,050 A bis
berechnet 35,000 A 175,00 A
4 * Messu 0,001 A bis 1,600 A k. A. k. A. 0,002 A bis 8,000 A
3ph + IN

ng
IN 4 * Schutz 0,010 A bis k. A. k. A. 0,050 A bis
gemessen 35,000 A 175,00 A
4 * Messu 0,001 A bis 1,600 A k. A. k. A. 0,002 A bis 8,000 A
ng
3I0 4 * Schutz 0,010 A bis 0,010 A bis 0,050 A bis 0,050 A bis
berechnet 35,000 A 35,000 A 175,00 A 175,00 A
3 * Schutz, 0,010 A bis 0,010 A bis 0,050 A bis 0,050 A bis
1 * empfin 35,000 A 35,000 A 175,00 A 175,00 A
dl.
3ph + IN - getrennt

4 * Messu 0,001 A bis 1,600 A 0,001 A bis 1,600 A 0,002 A bis 8,000 A 0,002 A bis 8,000 A
ng
IN 4 * Schutz 0,010 A bis 0,050 A bis 0,010 A bis 0,050 A bis
gemessen 35,000 A 175,00 A 35,000 A 175,00 A
3 * Schutz, 0,001 A bis 1,600 A 0,002 A bis 8,000 A 0,001 A bis 1,600 A 0,002 A bis 8,000 A
1 * empfin
dl.
4 * Messu 0,001 A bis 1,600 A 0,002 A bis 8,000 A 0,001 A bis 1,600 A 0,002 A bis 8,000 A
ng

6.20.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messwert

• Empfohlener Einstellwert Messwert = IN gemessen


Dieser Parameter ist in der Basis-Funktion nicht verfügbar.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1035
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Parameterwert Beschreibung
IN gemessen Die Funktion verwendet den gemessenen Erdstrom IN. Diese Einstellung ist
die empfohlene Einstellung, sofern kein bestimmter Grund dafür besteht,
den berechneten Nullstrom 3I0 zu verwenden.
3I0 berechnet Die Funktion verwendet den berechneten Nullstrom 3I0. Diese Einstellungs-
alternative kann verwendet werden, wenn aus Sicherheitsgründen eine
redundante Funktion Überstromzeitschutz, Erde (50N/51N) angewendet
wird.

6.20.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:9 Allgemein:Messwert • 3I0 berechnet IN gemessen
• IN gemessen

1036 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

6.20.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.20.4.1 Beschreibung

Logik der Basis-Stufe

[lo_ocp_gb1, 4, de_DE]

Bild 6-342 Logikdiagramm unabhängiger Überstromzeitschutz (Erde) – Basis

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Logik der Erweitert-Stufe

[lo_ocp_gr1, 4, de_DE]

Bild 6-343 Logikdiagramm unabhängiger Überstromzeitschutz (Erde) – Erweitert

Notbetrieb (Erweitert-Stufe)
Mit dem Parameter Notbetrieb legen Sie fest, ob die Stufe als Überstromzeitschutz im Notbetrieb oder
Reserve-Überstromzeitschutz betrieben wird. Bei der Einstellung Notbetrieb = durch Hauptschutz tritt
der Überstromzeitschutz im Notbetrieb automatisch in Kraft, wenn der Hauptschutz gestört ist. Dies ist z.B.
beim Distanzschutz der Fall, wenn ein Kurzschluss im Spannungswandler-Sekundärkreis auftritt oder der
Spannungswandler-Sekundärkreis unterbrochen ist oder beim Leitungsdifferentialschutz, wenn die Schutz-
kommunikation unterbrochen ist. Der Notbetrieb ersetzt also den Hauptschutz als Kurzschlussschutz. Mit der

1038 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

entsprechenden Einstellung (Notbetrieb = durch Binäreingang) kann der Notbetrieb auch von extern
aktiviert werden.
Wenn der Überstromzeitschutz als Reserve-Überstromzeitschutz eingestellt ist (Parameter Notbetrieb =
nein), arbeitet er unabhängig vom Hauptschutz und damit parallel zu diesem. Der Reserve-Überstromzeit-
schutz kann auch als alleiniger Kurzschlussschutz wirken, wenn z.B. bei einer Erstinbetriebnahme noch keine
Spannungswandler zur Verfügung stehen.

Messverfahren (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Rückfallverzögerung (Erweitert-Stufe)
Wenn der Strom unter die Rückfallschwelle fällt, kann der Rückfall für die durch den Parameter Rück-
fallverzögerung festgelegte Zeit verzögert werden. Während der Rückfallverzögerung wird die Anre-
gung beibehalten. Währenddessen läuft die Auslöseverzögerungszeit weiter (Parameter Modus Auslöse-
verzög. = Läuft wäh.Rückf.verz.) oder wird eingefroren (Parameter Modus Auslöseverzög. =
Halt wäh.Rückf.verz.). Wenn die Auslöseverzögerung abläuft, während die Anregung noch gehalten
wird, löst die Stufe aus.

Blockierung der Stufe (Basis- und Erweitert-Stufe)


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Über die Funktionalität der dynamischen Parameter (siehe Einfluss anderer Funktionen über die
dynamischen Parameter und 6.20.8.1 Beschreibung ).

Blockierung der Verzögerungszeit (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und der Störfall wird protokolliert und aufgezeichnet.

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung (Basis- und Erweitert-Stufe)
Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion zur
Einschaltstromerkennung ist in 6.20.7.1 Beschreibung beschrieben.

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter (Erweitert-Stufe)


Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionen einen Einfluss auf die Überstromzeitschutz-Stufen
nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist in 6.20.8.1 Beschreibung beschrieben.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1039
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

6.20.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Notbetrieb

• Voreinstellwert (_:2311:101) Notbetrieb = nein


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Der Parameter Notbetrieb wird stufenübergreifend eingestellt. Die Einstellung wirkt auf alle Stufen inner-
halb der Funktion gleichermaßen.
Parameterwert Beschreibung
nein Der Überstromzeitschutz arbeitet nicht im Notbetrieb. Er ist parallel zum
Hauptschutz immer aktiv.
durch Hauptschutz Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Wenn der Hauptschutz
nicht mehr arbeiten kann, wird der Überstromzeitschutz automatisch aktiv.
Situationen, in denen der Hauptschutz nicht mehr arbeitsfähig ist, sind:

• Hauptschutz, Distanzschutz: Ausfall der Messspannung

• Hauptschutz, Leitungsdifferentialschutz: Ausfall der Schutzdaten-


übertragung
durch Binäreingang Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Die Aktivierung erfolgt
nicht automatisch vom internen Hauptschutz, sondern über ein binäres
Eingangssignal, z.B. von einem externen Hauptschutz.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:751:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Modus Auslöseverzög.

• Voreinstellwert (_:661:7) Modus Auslöseverzög. = Läuft wäh.Rückf.verz.


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Mit dem Parameter Modus Auslöseverzög. legen Sie fest ob die Auslöseverzögerung weiter läuft oder bei
der Rückfallverzögerung eingefroren wird.
Diese Einstellung ist nur gültig, wenn der Parameter Rückfallverzögerung nicht 0 ist.
Parameterwert Beschreibung
Läuft wäh.Rückf.verz. Während der Rückfallverzögerung läuft die Auslöseverzögerung weiter.
Halt wäh.Rückf.verz. Während der Rückfallverzögerung wird die Auslöseverzögerungszeit einge-
froren. Wenn der Strom den Schwellwert erneut überschreitet, läuft die
Auslöseverzögerung weiter.

1040 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Parameter: Schwellwert, Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:751:3) Schwellwert = 1,20 A (für die 1. Stufe)

• Voreinstellwert (_:751:6) Auslöseverzögerung = 0,300 s (für die 1. Stufe)


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung für die spezifische Anwendung ein.
Die folgenden Angaben gelten für eine 2-stufige Kennlinie (1. Stufe = Unabhängiger Überstromzeitschutz und
2. Stufe = Hochstromstufe).

1. Stufe (Überstromzeitschutz-Stufe):
Für die Einstellung ist der minimal auftretende Erdkurzschlussstrom maßgebend. Dieser muss ermittelt
werden.
Siemens empfiehlt für sehr kleine Erdfehlerströme die Verwendung der Funktion Erdkurzschlussschutz für
hochohmige Erdfehler in geerdeten Netzen.
Die einzustellende Auslöseverzögerung ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das Netz aufgestellt
wurde. Wenn der Überstromzeitschutz im Notbetrieb verwendet wird, können kürzere Verzögerungszeiten
angebracht sein (eine Staffelzeit über der Schnellauslösung), weil der Notbetrieb nur bei Ausfall der Haupt-
schutzfunktion arbeitet.

2. Stufe (Hochstromstufe):
Die Stufe kann auch zur Stromstaffelung verwendet werden. Dies trifft zu bei sehr langen Leitungen mit
kleiner Vorimpedanz oder vor großen Reaktanzen (z.B. Transformatoren, Querdrosseln). Stellen Sie den Para-
meter Schwellwert so ein, dass sichergestellt ist, dass die Stufe beim Kurzschluss am Ende der Leitung nicht
anspricht.
Stellen Sie den Parameter Auslöseverzögerung auf 0 oder auf einen niedrigen Wert ein.
Siemens empfiehlt, die Schwellwerte mit einer Netzstudie zu ermitteln. Das folgende Beispiel verdeutlicht das
Prinzip der Staffelung mit Stromschwelle auf einer langen Leitung.

BEISPIEL
Hochstromstufe: 110-kV-Freileitung, 150 mm2 Querschnitt
S (Länge) = 60 km
ZL/s = 0,46 Ω/km
Verhältnis von Null- zu Mitimpedanz der Leitung: ZL0/ZL1 = 4
Kurzschlussleistung am Leitungsanfang:
S k' = 2,5 GVA
Verhältnis von Null- zu Mitimpedanz der Vorimpedanz am Leitungsanfang: ZV0/ZV1 = 2
Stromwandler = 600 A/5 A

Daraus ergeben sich die Leitungsimpedanz ZL und die Vorimpedanz ZV:

[fo_ocp_002, 1, de_DE]

[fo_ocp_003, 1, de_DE]

Der 1-polige Kurzschlussstrom am Ende der Leitung ist IkE, Ende:

[fo_ocp_005, 1, de_DE]

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1041
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Mit einem Sicherheitsfaktor von 10 % ergeben sich bei der Einstellung der Primär- und Sekundärgrößen die
Einstellwerte:

[fo_ocp_gr4, 3, de_DE]

Bei Erdkurzschlussströmen über 1246 A (primär) oder 10,39 A (sekundär) liegt ein Kurzschluss auf der zu
schützenden Leitung vor. Der Überstromzeitschutz kann diesen Kurzschluss sofort abschalten.
Anmerkung: Die Beträge in dem Rechnungsbeispiel sind für Freileitungen hinreichend genau. Wenn Vorimpe-
danz, Leitungsimpedanz und Nullimpedanz sehr unterschiedliche Winkel haben, müssen Sie den Schwell-
wert komplex berechnen.

Parameter: Rückfallverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:751:101) Rückfallverzögerung = 0


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung von 0 zu verwenden, da der Rückfall einer Schutzstufe so schnell wie
möglich erfolgen muss.
Mit dem Parameter Rückfallverzögerung ≠ 0 können Sie beim gemeinsamen Einsatz mit elektromechani-
schen Relais ein einheitliches Rückfallverhalten realisieren. Dies ist für eine zeitliche Staffelung erforderlich.
Hierzu muss die Rückfallzeit des elektromechanischen Relais bekannt sein. Ziehen Sie davon die Rückfallzeit
des eigenen Gerätes ab (siehe technische Daten) und stellen Sie das Ergebnis ein.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:751:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Applikationen geeignet.
Für hochgenaue Messungen kann der Einstellwert des Parameters Rückfallverhältnis verkleinert
werden, z.B. auf 0,98. Wenn Sie mit stark schwankenden Messgrößen an der Ansprechschwelle rechnen,
können Sie den Einstellwert des Parameters Rückfallverhältnis vergrößern. Damit wird das Flattern der
Stufe vermieden.

6.20.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Notbetrieb • nein nein
• durch Hauptschutz
• durch Binäreingang
_:2311:9 Allgemein:Messwert • 3I0 berechnet IN gemessen
• IN gemessen
Allgemein
_:751:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:751:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:751:26 UMZ 1:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja

1042 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:751:27 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:751:102 UMZ 1:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. Erde
• ja
_:751:8 UMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:751:3 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:751:4 UMZ 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:751:101 UMZ 1:Rückfallverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:751:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
_:751:7 UMZ 1:Modus Auslöse- • Läuft wäh.Rückf.verz. Läuft
verzög. wäh.Rückf.verz.
• Halt wäh.Rückf.verz.
DP:AWE aus/n.ber.
_:751:28 UMZ 1:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:751:35 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:751:29 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:751:36 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:751:14 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:751:20 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 2
_:751:30 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:751:37 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1043
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:751:15 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:751:21 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 3
_:751:31 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:751:38 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:751:16 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:751:22 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus>3
_:751:32 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:751:39 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:751:17 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:751:23 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:751:33 UMZ 1:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:751:40 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:751:18 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:751:24 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung

1044 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP: Binäreingang
_:751:34 UMZ 1:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:751:41 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:751:19 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:751:25 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
Allgemein
_:752:1 UMZ 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:752:2 UMZ 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:752:26 UMZ 2:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:752:27 UMZ 2:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:752:102 UMZ 2:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. Erde
• ja
_:752:8 UMZ 2:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:752:3 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:752:4 UMZ 2:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:752:101 UMZ 2:Rückfallverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:752:6 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
_:752:7 UMZ 2:Modus Auslöse- • Läuft wäh.Rückf.verz. Läuft
verzög. wäh.Rückf.verz.
• Halt wäh.Rückf.verz.
DP:AWE aus/n.ber.
_:752:28 UMZ 2:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:752:35 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1045
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP: AWE-Zyklus 1
_:752:29 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:752:36 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:752:14 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:752:20 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 2
_:752:30 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:752:37 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:752:15 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:752:21 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 3
_:752:31 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:752:38 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:752:16 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:752:22 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus>3
_:752:32 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:752:39 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

1046 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:752:17 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:752:23 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:752:33 UMZ 2:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:752:40 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:752:18 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:752:24 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: Binäreingang
_:752:34 UMZ 2:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:752:41 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:752:19 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:752:25 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung

6.20.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Notbetrieb aktivieren SPS I
_:2311:300 Allgemein:Notbetrieb SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:751:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:751:84 UMZ 1:>Dyn. Par. aktivieren SPS I

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1047
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:751:500 UMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:751:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:751:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:751:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:751:60 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:751:62 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:751:63 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:751:64 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:751:65 UMZ 1:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:751:66 UMZ 1:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:751:67 UMZ 1:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:751:68 UMZ 1:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:751:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:751:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:751:57 UMZ 1:Auslösung ACT O

1048 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

6.20.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.20.5.1 Beschreibung

Logik der Basis-Stufe

[lo_ocp_gr2, 6, de_DE]

Bild 6-344 Logikdiagramm Abhängiger Überstromzeitschutz (Erde) – Basis

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1049
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Logik der Erweitert-Stufe

[lo_ocp_gn2, 5, de_DE]

Bild 6-345 Logikdiagramm Abhängiger Überstromzeitschutz (Erde) – Erweitert

Notbetrieb (Erweitert-Stufe)
Mit dem Parameter Notbetrieb legen Sie fest, ob die Stufe als Überstromzeitschutz im Notbetrieb oder
Reserve-Überstromzeitschutz betrieben wird. Bei der Einstellung Notbetrieb = durch Hauptschutz
tritt der Not-Überstromzeitschutz automatisch in Kraft, wenn der Hauptschutz gestört ist. Dies ist z.B.
beim Distanzschutz der Fall, wenn ein Kurzschluss im Spannungswandler-Sekundärkreis auftritt oder der
Spannungswandler-Sekundärkreis unterbrochen ist oder beim Leitungsdifferentialschutz, wenn die Schutz-
kommunikation unterbrochen ist. Der Notbetrieb ersetzt also den Hauptschutz als Kurzschlussschutz. Mit der
entsprechenden Einstellung (Notbetrieb = durch Binäreingang) kann der Notbetrieb auch von extern
aktiviert werden.

1050 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Wenn der Überstromzeitschutz als Reserve-Überstromzeitschutz eingestellt ist (Parameter Notbetrieb =


nein), arbeitet er unabhängig vom Hauptschutz und damit parallel zu diesem. Der Reserve-Überstromzeit-
schutz kann auch als alleiniger Kurzschlussschutz wirken, wenn z.B. bei einer Erstinbetriebnahme noch keine
Spannungswandler zur Verfügung stehen.

Anrege- und Rückfallverhalten der stromabhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI (Basis- und Erweitert-Stufe)

Wenn die Eingangsgröße das 1,1-fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abgear-
beitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-fache des Anregewertes (0,95 ⋅ 1,1 ⋅ Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den technischen Daten dargestellt.

Minimalzeit der Kennlinie (Erweitert-Stufe)


Mit dem Parameter Min.zeit der Kennlinie definieren Sie eine minimale Auslöseverzögerungszeit.
Die Auslöseverzögerungszeit der stromabhängigen Kennlinie fällt niemals unter die minimale Auslöseverzöge-
rungszeit.

[dw_ocp_gr3_mi, 1, de_DE]

Bild 6-346 Minimale Auslöseverzögerungszeit der Kennlinie

Zusatzverzögerung (Erweitert-Stufe)
Mit dem Parameter Zusatzverzögerung definieren Sie zusätzlich zur stromabhängigen eine stromunab-
hängige Verzögerungszeit. Mit diesem Parameter wird die gesamte Kennlinie auf der Zeitachse um diese
zusätzliche stromunabhängige Zeit verschoben.

Messverfahren (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1051
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Blockierung der Stufe (Basis- und Erweitert-Stufe)


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Über die Funktionalität der dynamischen Parameter (siehe Einfluss anderer Funktionen über die
dynamischen Parameter und 6.20.8.1 Beschreibung ).

Blockierung der Verzögerungszeit (Basis- und Erweitert-Stufe)


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und der Störfall wird protokolliert und aufgezeichnet.

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung (Basis- und Erweitert-Stufe)
Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion zur
Einschaltstromerkennung ist in 6.20.7.1 Beschreibung beschrieben.

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter (Erweitert-Stufe)


Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionen einen Einfluss auf die Überstromzeitschutz-Stufen
nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist in 6.20.8.1 Beschreibung beschrieben.

6.20.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Notbetrieb

• Voreinstellwert (_:2311:101) Notbetrieb = nein


Dieser Parameter ist in der Basis-Stufe nicht sichtbar.
Der Parameter Notbetrieb wird stufenübergreifend eingestellt. Die Einstellung wirkt auf alle Stufen inner-
halb der Funktion gleichermaßen.
Parameterwert Beschreibung
nein Der Überstromzeitschutz arbeitet nicht im Notbetrieb. Er ist parallel zum
Hauptschutz immer aktiv.
durch Hauptschutz Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Wenn der Hauptschutz
nicht mehr arbeiten kann, wird der Überstromzeitschutz automatisch aktiv.
Situationen, in denen der Hauptschutz nicht mehr arbeitsfähig ist, sind:

• Hauptschutz, Distanzschutz: Ausfall der Messspannung

• Hauptschutz, Leitungsdifferentialschutz: Ausfall der Schutzdatenüber-


tragung
durch Binäreingang Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Die Aktivierung erfolgt
nicht automatisch vom internen Hauptschutz, sondern über ein binäres
Eingangssignal, z.B. von einem externen Hauptschutz.

1052 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:781:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:781:108) Kennlinientyp = IEC normal invers


Das Gerät bietet alle üblichen abhängigen Kennlinien nach IEC und ANSI an. Wählen Sie den für Ihre jeweilige
Anwendung erforderlichen Kennlinientyp aus. Weitere Informationen zum Parameter Kennlinientyp
finden Sie im Kapitel 12.20.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ.

Parameter: Min.zeit der Kennlinie

• Voreinstellwert (_:781:113) Min.zeit der Kennlinie = 0,00 s


Dieser Parameter steht nur in der Erweitert-Stufe zur Verfügung.
Mit dem Parameter Min.zeit der Kennlinie definieren Sie eine minimale Auslöseverzögerungszeit. Die
Auslöseverzögerungszeit der abhängigen Kennlinie fällt niemals unter die minimale Auslöseverzögerungszeit.
Wenn Sie den Parameter auf dem Voreinstellwert von 0 s belassen, dann hat er keinen Einfluss auf die
abhängige Kennlinie.
Dieser Parameter ist nur zur Zeitkoordination von Leistungsschaltern mit Wiedereinschaltautomatik erforder-
lich. Für alle anderen Anwendungen empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert von 0 s beizubehalten.

HINWEIS

i Wenn der eingestellte Wert kleiner ist als der kleinstmögliche Wert für die Verzögerungszeit der abhän-
gigen Kennlinie ist, dann hat der Parameter keinen Einfluss auf die Verzögerungszeit.

Parameter: Zusatzverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:781:115) Zusatzverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Zusatzverzögerung definieren Sie zusätzlich zur abhängigen eine unabhängige Verzö-
gerungszeit.
Wenn Sie den Parameter auf dem Voreinstellwert von 0 s belassen, dann hat er keinen Einfluss auf die
abhängige Kennlinie.
Dieser Parameter ist nur zur Zeitkoordination von Leistungsschaltern mit Wiedereinschaltautomatik erforder-
lich. Für alle anderen Anwendungen empfiehlt Siemens die Verwendung des Voreinstellwertes von 0 s.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:781:3) Schwellwert = 1,20 A

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Für die Einstellung ist der minimal auftretende Erdkurzschlussstrom maßgebend. Dieser muss ermittelt
werden.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:781:101) Zeitmultiplikator = 1


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Zeitstaffelplan, der für das
elektrische Netz aufgestellt wurde. Wenn der Überstromzeitschutz im Notbetrieb verwendet wird, können
kürzere Verzögerungszeiten angebracht sein (eine Staffelzeit über der Schnellauslösung), weil der Notbetrieb
nur bei Ausfall der Hauptschutzfunktion arbeitet.
Wenn keine Staffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, belassen Sie den Para-
meter Zeitmultiplikator auf 1.

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:781:109) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

6.20.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Notbetrieb • nein nein
• durch Hauptschutz
• durch Binäreingang
_:2311:9 Allgemein:Messwert • 3I0 berechnet IN gemessen
• IN gemessen
Allgemein
_:781:1 AMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:781:2 AMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:781:26 AMZ 1:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:781:27 AMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:781:111 AMZ 1:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. Erde
• ja
_:781:8 AMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:781:3 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:781:108 AMZ 1:Kennlinientyp
_:781:113 AMZ 1:Min.zeit der 0,00 s bis 1,00 s 0,00 s
Kennlinie
_:781:109 AMZ 1:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:781:101 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
_:781:115 AMZ 1:Zusatzverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
DP:AWE aus/n.ber.
_:781:28 AMZ 1:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:781:35 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:781:29 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:781:36 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:781:14 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:781:102 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus 2
_:781:30 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:781:37 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:781:15 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:781:103 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus 3
_:781:31 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:781:38 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:781:16 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:781:104 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus>3
_:781:32 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:781:39 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:781:17 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:781:105 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:781:33 AMZ 1:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:781:40 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:781:18 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:781:106 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00
DP: Binäreingang
_:781:34 AMZ 1:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:781:41 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:781:19 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:781:107 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,00 bis 15,00 1,00

1056 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

6.20.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Notbetrieb aktivieren SPS I
_:2311:300 Allgemein:Notbetrieb SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
AMZ 1
_:781:81 AMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:781:84 AMZ 1:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:781:500 AMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:781:54 AMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:781:52 AMZ 1:Zustand ENS O
_:781:53 AMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:781:60 AMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:781:62 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:781:63 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:781:64 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:781:65 AMZ 1:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:781:66 AMZ 1:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:781:67 AMZ 1:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:781:68 AMZ 1:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:781:59 AMZ 1:Disk-Emulation läuft SPS O
_:781:55 AMZ 1:Anregung ACD O
_:781:56 AMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:781:57 AMZ 1:Auslösung ACT O

6.20.6 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie

6.20.6.1 Beschreibung
Diese Stufe ist nur im Funktionstyp Erweitert verfügbar.
Der Aufbau dieser Stufe ist identisch zu dem der Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert (siehe
Kapitel 6.20.5.1 Beschreibung ). Die Unterschiede sind wie folgt:

• Die Kennlinie kann nach Bedarf definiert werden.

• Das Anrege- und Rückfallverhalten der Stufe wird durch den Standardparameter Schwellwert und ggf.
zusätzlich durch den Parameter Schwellwert (absolut) bestimmt.

Benutzerdefinierte Kennlinie
Bei der benutzerdefinierten Kennlinie können Sie die Auslösekennlinie punktweise über bis zu 30 Wertpaare
von Strom und Zeit definieren. Das Gerät berechnet daraus die Kennlinie durch lineare Interpolation. Wahl-
weise können Sie zusätzlich eine Rückfallkennlinie definieren.

Anrege- und Rückfallverhalten bei der benutzerdefinierten Kennlinie


Wenn die Eingangsgröße den Schwellwert um das 1,1-Fache überschreitet, wird die Kennlinie abgearbeitet.
Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1057
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-Fache des Anregewertes (0,95 × 1,1 × Schwellwert) unterschreitet, wird
der Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstell-
parameter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-Fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.

[dw_ocp_ken_02, 2, de_DE]

Bild 6-347 Anrege- und Rückfallverhalten bei Verwendung einer benutzerdefinierten Kennlinie

HINWEIS

i Ströme, die kleiner sind als der Stromwert des kleinsten Kennlinienpunktes, führen zu keiner Verlängerung
der Auslösezeit. Die Anregekennlinie verläuft bis zum kleinsten Kennlinienpunkt parallel zur Stromachse.
Ströme, die größer sind als der Stromwert des größten Kennlinienpunktes, führen zu keiner Verkürzung der
Auslösezeit. Die Anregekennlinie verläuft ab dem größten Kennlinienpunkt parallel zur Stromachse.

Wenn Sie die Anregeschwelle der Stufe ändern möchten, ohne alle Punkte der Kennlinie zu ändern, können
Sie den zusätzlichen Parameter Schwellwert (absolut) verwenden.
Den Parameter Schwellwert (absolut) können Sie auf mehr als das 1,1-Fache vom Schwellwert
einstellen. Dann ist das Stufenverhalten wie folgt:

• Die Stufe regt an, wenn der gemessene Stromwert den Schwellwert (absolut) überschreitet.

• Der Rückfall der Stufe wird eingeleitet, wenn der gemessene Stromwert den Schwellwert (absolut)
um das 0,95-Fache unterschreitet.

• Bei gemessenen Stromwerten unter dem Schwellwert (absolut) findet keine Anregung statt und
die Kennlinie wird nicht abgearbeitet.
Wenn Sie den Parameter Schwellwert (absolut) auf weniger als das 1,1-Fache des Parameters
Schwellwert einstellen, werden Anrege- und Rückfallverhalten nicht vom Parameter Schwellwert
(absolut) beeinflusst.

1058 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

6.20.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Der Aufbau dieser Stufe ist identisch zu dem der Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz – Erweitert.
Die einzigen Unterschiede sind im Kapitel 6.20.6.1 Beschreibung beschrieben. In diesem Kapitel werden
nur Anwendungs- und Einstellhinweise für die Kennlinieneinstellung sowie die Einstellung des Parameters
Schwellwert (absolut) gegeben. Detaillierte Informationen zu den weiteren Parametern der Stufe
erhalten Sie im Kapitel 6.20.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise .

Parameter: Strom / Zeit Wertepaare (der Auslösekennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.
Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:101) Zeitmultiplikator = 1


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator können Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung verschieben.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das Netz
aufgestellt wurde. Wenn keine Staffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, so
belassen Sie den Parameter Zeitmultiplikator auf 1.

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:110) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Bei dieser Einstellung muss neben der Auslösekennlinie auch eine Rückfall-
kennlinie eingestellt werden.
Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Strom / Zeit Wertepaare (der Rückfallkennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.
Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1059
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

Parameter: Schwellwert (absolut)

• Voreinstellwert (_:113) Schwellwert (absolut) = 0,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert (absolut) definieren und ändern Sie den absolute Anregeschwellwert
der Stufe, ohne alle Punkte der Kennlinie zu ändern.
Der Parameter wird nur für spezielle Anwendungen eingesetzt. In der Voreinstellung ist diese Funktion deakti-
viert. Nähere Informationen finden Sie im Kapitel Anrege- und Rückfallverhalten bei der benutzerdefinierten
Kennlinie , Seite 1057.

6.20.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 Benutzerkl. #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Benutzerkl. #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:26 Benutzerkl. #:Dynami- • nein nein
sche Parameter
• ja
_:27 Benutzerkl. #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:111 Benutzerkl. #:Blk. b. Erk. • nein nein
d. 2. Harm. Erde
• ja
_:8 Benutzerkl. #:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:3 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:113 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
wert (absolut) 5 A @ 100 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 1,600 A 0,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 8,000 A 0,000 A
_:110 Benutzerkl. #:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:101 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
_:115 Benutzerkl. #:Zusatzver- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung

1060 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP:AWE aus/n.ber.
_:28 Benutzerkl. • nein nein
#:EinflussAWE aus/
n.bereit
• ja

_:35 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein


rung der Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:29 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 1
• ja
_:36 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:14 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:102 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP: AWE-Zyklus 2
_:30 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 2
• ja
_:37 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:15 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:103 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP: AWE-Zyklus 3
_:31 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 3
• ja
_:38 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:16 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:104 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1061
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP: AWE-Zyklus>3
_:32 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus >3
• ja
_:39 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:17 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:105 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:33 Benutzerkl. #:Einfl. bei • nein nein
Kaltlast-Einsch.
• ja
_:40 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:18 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:106 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator
DP: Binäreingang
_:34 Benutzerkl. #:Einfluss • nein nein
Binäreingang
• ja
_:41 Benutzerkl. #:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:19 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:107 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator

6.20.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Benutzerkl. #
_:81 Benutzerkl. #:>Blockierung Stufe SPS I
_:84 Benutzerkl. #:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:500 Benutzerkl. #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I

1062 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:54 Benutzerkl. #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Benutzerkl. #:Zustand ENS O
_:53 Benutzerkl. #:Bereitschaft ENS O
_:60 Benutzerkl. #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:62 Benutzerkl. #:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:63 Benutzerkl. #:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:64 Benutzerkl. #:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:65 Benutzerkl. #:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:66 Benutzerkl. #:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:67 Benutzerkl. #:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:68 Benutzerkl. #:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:59 Benutzerkl. #:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 Benutzerkl. #:Anregung ACD O
_:56 Benutzerkl. #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Benutzerkl. #:Auslösung ACT O

6.20.7 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

6.20.7.1 Beschreibung
Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.
Mit dem Parameter Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde legen Sie fest, ob die Auslösemeldung der Stufe
blockiert werden soll, wenn die erkannte 2. Harmonische des Erdstroms einen Schwellwert überschreitet.
Bei Blockierung und erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit und die
Auslösemeldung werden blockiert. Die Funktion signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn
die Blockierung zurückfällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit
gestartet. Nach Ablauf dieser Zeit löst die Stufe aus.
Das folgende Bild zeigt nur den Ausschnitt der Stufe (am Beispiel der 1. Stufe des Unabhängigen Über-
stromzeitschutzes), der den Einfluss der Einschaltstromerkennung darstellt. Nur wenn die zentrale Funktion
Einschaltstromerkennung (siehe Kapitel 12.58 Einschaltstromerkennung) wirksam ist, lässt sich die Blockie-
rung einstellen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

[lo_ocp_grd, 2, de_DE]

Bild 6-348 Ausschnitt Logikdiagramm bei Einfluss der Einschaltstromerkennung am Beispiel der 1. Unab-
hängigen Überstromzeitschutz-Stufe

(1) Vom FB Einschaltstromerkennung


(2) Vom FB 2. Harm. Erdstromerkennung

6.20.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:751:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Die Transformator-Einschaltstromerkennung beeinflusst die Stufe nicht.
Wählen Sie diese Einstellung in den folgenden Fällen:

• Wenn das Gerät nicht an Transformatoren eingesetzt wird.

• Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und


der Schwellwert der Stufe oberhalb des maximalen Transformator-
Einschaltstroms eingestellt ist. Dies gilt z.B. für die Hochstromstufe,
die entsprechend der Kurzschlussspannung Uk des Transformators so
eingestellt ist, dass die Stufe nur auf oberspannungsseitige Fehler
anspricht. Der Transformator-Einschaltstrom kann nicht größer werden
als der maximale übertragbare Kurzschlussstrom.
ja Wenn die Transformator-Einschaltstromerkennung einen Einschaltstrom
erkennt, der zur Auslösung der Stufe führen würde, werden der Start der
Verzögerungszeit und die Auslösung der Stufe blockiert.
Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der Schwell-
wert der Stufe unterhalb des maximalen Transformator-Einschaltstroms
eingestellt ist, wählen Sie diese Einstellung. Dies gilt für die Überstromzeit-
schutz-Stufe, die als Reservestufe mit Staffelzeit für Fehler auf der Unter-
spannungsseite des Transformators eingesetzt wird.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Parameter: Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde

• Voreinstellwert (_:751:102) Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn kein 3I0/IN-Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung über der
Anregeschwelle erwartet wird, wählen Sie diese Einstellung.
ja Wenn 3I0/IN-Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung über der
Anregeschwelle erwartet wird, muss die Blockierung aktiviert werden.
Dadurch wird Stabilität für die folgenden Bedingungen hergestellt:

• Stromwandlersättigung ohne Einschaltstrom, da ein gesättigtes Signal


auch einen 2. Harmonischen-Anteil enthält
• Phaseneinschaltstrom, der zur Stromwandlersättigung führt und damit
zu einer 2. Harmonischen des Einschaltstroms auch im parasitären
3I0-Strom

6.20.8 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter

6.20.8.1 Beschreibung
Die für die Auslösung verwendeten Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung sind so genannte
dynamische Parameter. Ihre Einstellungen lassen sich in Abhängigkeit von anderen Funktionen dyna-
misch verändern. Ebenso lässt sich die Stufe in Abhängigkeit von anderen Funktionen dynamisch blockieren.
Diese Funktionalität ist nur im Funktionstyp Erweitert verfügbar.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

[lo_ocp_gnd, 2, de_DE]

Bild 6-349 Prinzip der dynamischen Parameter am Beispiel der 1. UMZ-Stufe

Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionalitäten die Überstromzeitschutz-Stufen beeinflussen:


Funktionalitäten Priorität
Wiedereinschaltautomatik (AWE) Priorität 1
Kaltlast-Einschalterkennung Priorität 2
Binäres Eingangssignal Priorität 3

Diese Funktionalitäten erzeugen Signale, die bei Bedarf die Einstellungen der dynamischen Parameter der
Überstromzeitschutz-Stufe ändern oder auch die Stufe blockieren. Im letzteren Fall sind die Einstellungen
für die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung nicht relevant. Zu jedem dieser Signale gibt
es innerhalb der Überstromzeitschutz-Stufe einen Konfigurationsparameter Einfluss Funktion ... und
eigene dynamische Parameter (Auslöseverzögerung und Schwellwert). Über die Konfigurationspara-
meter wird eingestellt, ob das Signal wirken soll, d.h. ob die dynamischen Parameter aktiviert werden sollen.
Wenn eines dieser Signale (z.B. Signal Funktion x) aktiv wird und wirken soll, so werden diese Parameterein-
stellungen dynamisch, also augenblicklich aktiv. Das heißt die dem Signal zugeordnete Einstellung ersetzt die
Standardeinstellung. Wenn das Signal inaktiv wird, so werden die Standardeinstellungen wieder gültig. Die
Aktivierung der dynamische Parameter wird gemeldet.

1066 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Wenn mehrere Signale parallel aktiv sind, so gilt die oben angegebene Priorität. Das heißt ein Signal mit der
Priorität 2 hat Vorrang gegenüber einem Signal mit der Priorität 3. Die dem Signal 2 zugeordnetem Parameter
werden aktiv.
Die Funktionalität der dynamischen Parameter lässt sich abschalten. In diesem Fall sind die den Signalen
zugeordneten Parameter nicht sichtbar und wirkungslos.

Verknüpfung mit der geräteinternen Funktion Automatische Wiedereinschaltung (Erweitert-Stufe)

[lo_ocp_grnd, 1, de_DE]

Bild 6-350 Einfluss der AWE-Signale auf die Überstromzeitschutz-Stufe

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1067
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Mehrere AWE-Signale können die Einstellung für die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung
der Schutzstufe und deren Blockierung beeinflussen.

• AWE ist bereit für 1. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 1)

• AWE ist bereit für 2. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 2)

• AWE ist bereit für 3. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus 3)

• AWE ist bereit für 4. Wiedereinschaltung (= AWE Zyklus >3)


Das folgende Signal kann die Schutzstufe nur blockieren:

• AWE ist nicht bereit oder ausgeschaltet (= AWE aus/n. bereit)


Das bedeutet, dass bei bereiter AWE im Ruhezustand der Schutzstufe die Parameter für AWE Zyklus 1 aktiv
sind und nicht die Standardparameter. Die Standardparameter sind im Fall von AWE aus/nicht bereit
aktiv.
Die Einflussnahme kann für jedes Signal einzeln eingeschaltet werden. Außerdem müssen Sie die Parameter
Schwellwert und Auslöseverzögerung oder Blockierung der Stufe einstellen, die bei aktiviertem
Signal wirksam werden.
Die Generierung der AWE-Signale ist im Kapitel 6.18.1 Funktionsübersicht beschrieben.

Verknüpfung mit der geräteinternen Funktion Kaltlast-Einschalterkennung (Erweitert-Stufe)

[lo_ocp_kal_gnd, 1, de_DE]

Bild 6-351 Einfluss der Kaltlast-Einschalterkennung auf die Überstromzeitschutz-Stufe

Sie haben die Möglichkeit, bei einer Kaltlasteinschaltung die Einstellungen für den Schwellwert und die
Auslöseverzögerung der Schutzstufe zu ändern. Sie können auch die Blockierung der Schutzstufe veran-
lassen. Dazu müssen Sie die Einflussnahme bei Kaltlasteinschaltung einschalten. Außerdem müssen Sie die
Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung einstellen oder die Einstellungen der Blockierung
der Stufe zuweisen, die bei aktiviertem Signal wirksam werden.
Die Generierung von Signalen für die Kaltlasteinschaltung wird in Kapitel 5.1.4.15 Kaltlast-Einschalter-
kennung (optional) beschrieben.

Verknüpfung mit der geräteinternen Funktion Kaltlast-Einschalterkennung (Erweitert-Stufe)

[lo_ocp_kal_gnd, 1, de_DE]

Bild 6-352 Einfluss der Kaltlast-Einschalterkennung auf die Überstromzeitschutz-Stufe

1068 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Sie haben die Möglichkeit, bei einer Kaltlasteinschaltung die Einstellungen für den Schwellwert und die
Auslöseverzögerung der Schutzstufe zu ändern. Sie können auch die Blockierung der Schutzstufe veran-
lassen. Dazu müssen Sie die Einflussnahme bei Kaltlasteinschaltung einschalten. Außerdem müssen Sie die
Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung einstellen oder die Einstellungen der Blockierung
der Stufe zuweisen, die bei aktiviertem Signal wirksam werden.
Die Generierung von Signalen für die Kaltlasteinschaltung wird in Kapitel 5.1.4.15 Kaltlast-Einschalter-
kennung (optional) beschrieben.

Verknüpfung mit einer externen Funktion über ein binäres Eingangssignal (Erweitert-Stufe)

[lo_ocp_bin_gnd, 1, de_DE]

Bild 6-353 Einfluss durch den Binäreingang auf die Überstromzeitschutz-Stufe

Mit dem binären Eingangssignal >Dyn. Par. aktivieren können Sie die Einstellungen für den Schwell-
wert und die Auslöseverzögerung der Schutzstufe ändern. Sie können auch die Blockierung der Schutz-
stufe veranlassen. Dazu müssen Sie die Einflussnahme durch den Binäreingang einschalten. Außerdem
müssen Sie die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung einstellen oder die Einstellungen der
Blockierung der Stufe zuweisen, die bei aktiviertem Signal wirksam werden.

6.20.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise (Erweitert-Stufe)

Binäres Eingangssignal: Dynamische Parameter

• Voreinstellwert (_:751:26) Dynamische Parameter = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Eine Einflussnahme von geräteinternen oder von externen Funktionen auf
die Überstromzeitschutz-Stufe ist nicht erforderlich.
ja Wenn eine geräteinterne Funktion (Wiedereinschaltautomatik oder Kaltlast-
Einschalterkennung) oder eine externe Funktion die Überstromzeitschutz-
Stufe beeinflussen soll (z.B. Änderung der Einstellung des Schwellwertes
oder der Verzögerungszeit, Blockierung der Stufe), muss der Parameter auf
ja eingestellt werden.
Damit werden die Konfigurationsparameter Einfluss Funktion ...
und die dynamischen Parameter (DP) Schwellwert, Auslöseverzöge-
rung und Blockierung der Stufe der Stufe sichtbar und die spezifi-
sche Einflussnahme kann parametriert werden.

Einflussnahme durch die AWE


Das Beispiel Verwendung der Überstromzeitschutz-Stufe (1. Stufe) als Schnellstufe vor der automatischen
Wiedereinschaltung beschreibt die Einflussnahme durch die AWE.
Die Einstellung der Überstromzeitschutz-Stufe (1. Stufe) ergibt sich aus dem Staffelplan. Sie soll als Schnell-
stufe vor einer automatischen Wiedereinschaltung benutzt werden. Da vor einer Wiedereinschaltung die
schnelle Abschaltung des Kurzschlussstromes Vorrang vor der Selektivität hat, kann der Parameter Auslöse-
verzögerung auf 0 oder einen sehr kleinen Wert gesetzt werden. Um die Selektivität zu erzielen, muss die
endgültige Abschaltung mit der Staffelzeit erfolgen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1069
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.20 Überstromzeitschutz, Erde

Die AWE ist auf 2 Wiedereinschaltungen eingestellt. Für die Überstromzeitschutz-Stufe werden ein sekundärer
Schwellwert von 1,5 A und eine Auslöseverzögerung von 600 ms (laut Staffelplan) angenommen.
Die Standardparameter der Stufe sind auf diese Werte eingestellt.
Um die Anwendung zu realisieren, werden in dem Beispiel die Konfigurationsparameter Einfluss AWE
Zyklus 1 und Einfluss AWE Zyklus 2 auf ja (= Einflussnahme) eingestellt. Damit wirken die Eingangs-
signale AWE Zyklus 1 und AWE Zyklus 2 innerhalb der Stufe. Wenn sie aktiv werden, schalten sie auf die
zugeordneten dynamischen Parameter um.
Die beiden diesen Eingangssignalen (Einflussquellen) zugeordneten dynamischen Parameter Auslösever-
zögerung werden auf die Verzögerungszeit 0 (unverzögerte Auslösung) eingestellt. Die beiden diesen
Eingangssignalen zugeordneten dynamischen Parameter Schwellwert werden auf den normalen Schwell-
wert von 1,5 A eingestellt.
Bei Überschreitung des Schwellwertes (1,5 A) vor der 1. und 2. AWE löst die Überstromzeitschutz-Stufe
unverzögert aus. Wenn der Fehler nach der 2. AWE (erfolglose AWE) immer noch vorhanden ist, löst die Stufe
mit der Verzögerungszeit nach dem Staffelplan von 600 ms aus.

Einflussnahme durch externe Geräte


Die Einflussnahme durch ein externes Gerät lässt sich auch konfigurieren. Als Beispiel dient das obige Beispiel
Verwendung der Überstromzeitschutz-Stufe (1. Stufe) als Schnellstufe vor der automatischen Wiedereinschal-
tung, wobei die AWE-Funktion mit einem externen Gerät realisiert ist.
Um die Anwendung zu realisieren, muss der Konfigurationsparameter Einfluss Binäreingang auf ja
(= Einflussnahme) eingestellt werden. Dadurch wird das Eingangssignal >Dyn. Par. aktivieren inner-
halb der Stufe aktiviert. Wenn das Eingangssignal aktiv wird, schaltet es auf die zugeordneten dynamischen
Parameter um. Das externe Gerät muss die Signale Zyklus 1 und Zyklus 2 oder alternativ ein Signal
AWE bereit zur Verfügung stellen. Die Signale müssen mit dem binären Eingangssignal >Dyn. Par. akti-
vieren verbunden werden.
Der dynamische Parameter Auslöseverzögerung, der dem Eingangssignal (Einflussquelle) >Dyn. Par.
aktivieren zugewiesen ist, wird auf die Verzögerungszeit 0 (unverzögerte Auslösung) eingestellt. Der
diesem Eingangssignal zugeordnete dynamische Parameter Schwellwert wird auf den normalen Schwell-
wert von 1,5 A eingestellt.
Bei Überschreitung des Schwellwertes (1,5 A) vor der 1. und 2. AWE löst die Überstromzeitschutz-Stufe
unverzögert aus. Wenn der Fehler nach der 2. AWE (erfolglose AWE) immer noch vorhanden ist, löst die Stufe
mit der Verzögerungszeit nach dem Staffelplan von 600 ms aus.

1070 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

6.21.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen (ANSI 67):

• Erkennt Kurzschlüsse an elektrischen Betriebsmitteln

• Ist als Reserve- oder als Not-Überstromzeitschutz neben dem Hauptschutz einsetzbar

• Gewährleistet eine selektive Fehlererkennung bei einseitig gespeisten Parallelleitungen oder -transforma-
toren

• Stellt in zweiseitig gespeisten Leitungszügen oder in ringförmig zusammengeschalteten Leitungen eine


selektive Fehlererkennung sicher

• Löst 1- oder 3-polig aus

6.21.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen wird in Schutz-Funktionsgruppen mit 3-phasigem


Strom- und Spannungsmessungen verwendet.
Die Funktion Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen ist werkseitig mit 2 unabhängigen Überstromzeit-
schutz-Stufen und 1 abhängigen Überstromzeitschutz-Stufe vorkonfiguriert. In dieser Funktion lassen sich
die folgenden Stufen gleichzeitig betreiben:

• Maximal 4 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz

• 1 Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz

• 1 Stufe Überstromzeitschutz mit benutzerdefinierter Kennlinie


Nicht vorkonfigurierte Stufen werden im folgenden Bild grau dargestellt. Die Stufen sind, abgesehen von der
Auslöseverzögerungskennlinie, identisch aufgebaut.
Die Schutzfunktion ist so aufgebaut, dass der Notbetrieb übergreifend die Überstromzeitschutz-Stufen beein-
flussen kann (siehe folgendes Bild).
Die Einstellung der Richtungscharakteritik liegt auf der Funktionsebene und wirkt auf die Stufen gleicher-
maßen (siehe folgendes Bild und Kapitel 6.21.7.1 Beschreibung ). Damit wird sichergestellt, dass alle Stufen
einer Funktion dasselbe Richtungsergebnis erhalten. Jede Stufe kann in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
eingestellt werden. Das Verfahren zur Richtungsbestimmung ist unabhängig von der Richtungsbestimmung
anderer Funktionen (z.B. des Distanzschutzes, falls für das Gerät zulässig und vorhanden).
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen (siehe Bild 6-354) erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselek-
tiven Meldungen die folgenden Sammelmeldungen der Funktion Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen:

• Anregung

• Auslösung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1071
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

[dwdocp01-190912-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-354 Struktur/Einbettung der Funktion Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Sofern die nachfolgend aufgelisteten, geräteinternen Funktionen im Gerät vorhanden sind, können diese
Funktionen die Anregewerte und Auslöseverzögerungen der Stufen beeinflussen oder die Stufen blockieren.
Über ein binäres Eingangssignal kann die Stufe auch von extern beeinflusst werden.

• Automatische Wiedereinschaltung (AWE)

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, lassen sich die Stufen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.

6.21.3 Stufensteuerung

6.21.3.1 Beschreibung

Logik
Das folgende Bild stellt die Stufensteuerung dar. Sie gilt für alle Stufentypen.

1072 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

[lo_docp_02, 3, de_DE]

Bild 6-355 Logikdiagramm der Stufensteuerung

Notbetrieb
Mit dem Parameter Notbetrieb legen Sie fest, ob die Stufe als Not-Überstromzeitschutz oder Reserve-Über-
stromzeitschutz arbeitet. Bei der Einstellung Notbetrieb = durch Hauptschutz tritt der Not-Überstrom-
zeitschutz automatisch in Kraft, wenn der Hauptschutz gestört ist. Mit der Einstellung Notbetrieb = durch
Binäreingang kann der Notbetrieb auch von extern aktiviert werden.
Wenn der Überstromzeitschutz als Reserve-Überstromzeitschutz eingestellt ist (Parameter Notbetrieb =
nein), arbeitet er unabhängig vom Hauptschutz und damit parallel zu diesem.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung (siehe Kapitel 8.3.2.1 Funk-
tionsübersicht)

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall
des Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt.
Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

6.21.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Notbetrieb

• Voreinstellwert (_:2311:101) Notbetrieb = nein


Der Parameter Notbetrieb wird stufenübergreifend eingestellt. Die Einstellung wirkt auf alle Stufen inner-
halb der Funktion gleichermaßen.
Parameterwert Beschreibung
nein Der Überstromzeitschutz arbeitet nicht im Notbetrieb. Er ist parallel zum
Hauptschutz immer aktiv.
durch Hauptschutz Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Wenn der Hauptschutz
nicht mehr arbeiten kann, wird der gerichtete Überstromzeitschutz automa-
tisch aktiv. In den folgenden Situationen ist der Hauptschutz nicht mehr
arbeitsfähig:

• Hauptschutz, Distanzschutz: Ausfall der Messspannung


Die Verwendung des gerichteten Überstromzeitschutzes im Notbetrieb
ist in diesem Fall nicht sinnvoll, da die Funktion ebenfalls die Span-
nungsmessung (zur Richtungsbestimmung) benötigt. Der ungerichtete
Überstromzeitschutz ist der geeignete Notbetrieb.

• Hauptschutz, Leitungsdifferentialschutz: Ausfall der Schutzdatenüber-


tragung
durch Binäreingang Der Überstromzeitschutz arbeitet im Notbetrieb. Die Aktivierung erfolgt
nicht automatisch vom internen Hauptschutz, sondern über ein binäres
Eingangssignal, z.B. von einem externen Hauptschutz.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:8311:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S ist mit dem Spannungs-
wandler-Schutzschalter verknüpft (siehe Kapitel 8.3.4.1 Funktionsübersicht).

Parameterwert Beschreibung
ja Die gerichtete Überstromzeitschutz-Stufe wird blockiert. Siemens empfiehlt,
die Voreinstellung beizubehalten, da eine ordnungsgemäße Richtungsbe-
stimmung bei einem Messspannungsausfall nicht sichergestellt ist.
nein Die gerichtete Überstromzeitschutz-Stufe wird nicht blockiert.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

6.21.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.21.4.1 Beschreibung

Logik einer Stufe

[lodocp01-141013, 2, de_DE]

Bild 6-356 Logikdiagramm des gerichteten, unabhängigen Überstromzeitschutzes (Phasen)

Richtungssinn
Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Stufe in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
arbeitet.
Die Richtungsbestimmung selbst arbeitet stufenübergreifend (siehe Kapitel 6.21.7.1 Beschreibung ).

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Ungerichtete Anregung, Spannungsspeicher


Bei einem 3-poligen Nahfehler brechen alle 3 Leiter-Erde-Spannungen auf nahezu 0 ein. In diesem Fall kann
die Richtungsbestimmung auf einen Spannungsspeicher zurückgreifen (siehe Kapitel 6.21.7.1 Beschreibung ).
Wenn im Spannungsspeicher keine zur Richtungsbestimmung verwertbaren Spannungsmesswerte vorhanden
sind, kann über den Parameter Ungerichtete Anregung das Verhalten der Stufe bestimmt werden. Bei der
Einstellung b. Spg.< & Speich.leer regt die Funktion in dieser Situation ohne Richtungsbestimmung an.
Bei der Einstellung auf nein regt die Funktion nicht an.

Richtungsvergleichsschutz
Die Stufe kann für einen Richtungsvergleichsschutz verwendet werden. Dieser wird über den Parameter
Richtungssvergleichstz. eingestellt. Bei der Einstellung auf ja bestimmt die Funktion mit der Schwell-
wertüberschreitung die Richtung (vorwärts oder rückwärts) und gibt die Meldung Richtung aus. Das Melden
der Richtung ist unabhängig vom eingestellten Richtungssinn der Stufe.
Mit dem Richtungsvergleichsschutz sind der Parameter Freig.über Eingangssignal und das Eingangs-
signal >Freig. Verz. & Ausl. verfügbar. Wenn der Parameter Freig.über Eingangssignal auf
ja eingestellt wird, dann der Start der Verzögerungszeit und damit auch die Auslösung der Stufe nur freige-
geben, wenn das Eingangssignal Freig.über Eingangssignal aktiv ist.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Rückfallverzögerung
Der Anregerückfall bei Unterschreitung der Rückfallschwelle lässt sich verzögern. Die Anregung wird um
die eingestellte Zeit gehalten. Die Verzögerungszeit der Auslösung läuft weiter. Wenn die Verzögerungszeit
abläuft, während die Anregung noch gehalten wird, löst die Stufe aus.

Blockierung der Stufe


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe (siehe Kapitel
6.21.3.1 Beschreibung)

• Messspannungsausfall (siehe Kapitel 6.21.3.1 Beschreibung)

• Über die Funktionalität der dynamischen Parameter (siehe Abschnitt Einfluss anderer Funktionen über
die dynamischen Parameter, Seite 1077 und Kapitel 6.19.9.1 Beschreibung ).

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und der Störfall wird protokolliert und aufgezeichnet.

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung
Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion Einschalt-
stromerkennung ist im Kapitel 6.19.8.1 Beschreibung beschrieben.

1076 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter


Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionen einen Einfluss auf die Überstromzeitschutz-Stufen
nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal
Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist im Kapitel 6.19.9.1 Beschreibung
beschrieben.

6.21.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:8311:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Stellen Sie den Parameter für die spezifische Applikation ein.
Parameterwert Beschreibung
ja Die Stufe erzeugt eine phasenselektive Auslösung. Die Entscheidung,
welche Pole des Leistungsschalters geöffnet werden, erfolgt erst in der
zentralen Auslösebefehl-Steuerung.
nein Die Stufe löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:8311:105) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie den Richtungssinn der Stufe fest.
Parameterwert Beschreibung
vorwärts Wenn die Stufe nur in Vorwärtsrichtung (in Richtung der Leitung) arbeiten
soll, wählen Sie diese Einstellung.
rückwärts Wenn die Stufe nur in Rückwärtsrichtung (in Richtung der Sammelschiene)
arbeiten soll, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:8311:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder dem berechneten Parameter Effektivwert arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass aperiodische Gleichstromanteile, die im Sekundärkreis vorliegen,
gemessen werden und eine Überfunktion erzeugen können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0.1 Inenn,sek. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der Strom-
schnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, stellen Sie den
Einstellwert nicht kleiner ein als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
hinzugefügter Ströme.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Parameter: Richtungssvergleichstz., Freig.über Eingangssignal

• Voreinstellwert (_:8311:104) Richtungssvergleichstz. = nein

• Voreinstellwert (_:8311:106) Freig.über Eingangssignal = nein


Mit diesen Parametern legen Sie fest, ob die Stufe für einen Richtungsvergleichsschutz verwendet wird. Über
die Signale Richtung und >Freig. Verz. & Ausl. wird der Richtungsvergleichsschutz ausgeführt.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Stufe wird nicht für den Richtungsvergleichsschutz verwendet.
ja Mit der Parametereinstellung Richtungssvergleichstz. auf ja
werden der Parameter Freig.über Eingangssignal, das Ausgangs-
signal Richtung und das Eingangssignal >Freig. Verz. & Ausl.
verfügbar.
Wenn der Parameter Freig.über Eingangssignal auf ja eingestellt
ist, dann wird der Start der Verzögerungszeit und damit auch das Auslö-
sesignal der Stufe nur freigegeben, wenn das Eingangssignal >Freig.
Verz. & Ausl. aktiv ist. Das Eingangssignal >Freig. Verz. & Ausl.
muss mit der Freigabeinformation vom Gegenende (Vorwärtsinformation
des Ausgangssignals Richtung) verknüpft werden (siehe auch Anwen-
dungsbeispiel in Kapitel 6.21.10 Anwendungshinweise zum Richtungsver-
gleichsschutz .

Parameter: Ungerichtete Anregung

• Voreinstellwert (_:8311:107) Ungerichtete Anregung = b. Spg.< & Speich.leer

Parameterwert Beschreibung
b. Spg.< & Speich.leer Wenn die Stufe bei einem leeren Spannungsspeicher und für eine Rich-
tungsbestimmung zu geringen Spannungen (3‑poliger Nahfehler) unge-
richtet anregen soll, wählen Sie diese Einstellung. Der Fall eines leeren
Spannungsspeichers tritt z.B. bei einem leitungsseitigen Spannungswandler
und Zuschaltung des Leistungsschalters (LS) auf.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.
nein Wenn unter allen Umständen, also auch beim Zuschalten auf einen 3-
poligen Nahfehler, eine Richtungsbestimmung erforderlich ist, wählen Sie
diese Einstellung.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:8311:3) Schwellwert = 1,50 A (für die 1. Stufe)


Für die Einstellung des Schwellwertes gelten die gleichen Überlegungen wie beim ungerichteten Überstrom-
zeitschutz. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel 6.19.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:8311:6) Auslöseverzögerung = 0,300 s (für die 1. Stufe)


Die einzustellende Auslöseverzögerung ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das Netz aufgestellt
wurde. Wenn der Überstromzeitschutz im Notbetrieb verwendet wird, sind auch kürzere Verzögerungszeiten
(eine Staffelzeit über der Schnellauslösung) sinnvoll, da der Notbetrieb nur bei Ausfall der Hauptschutzfunk-
tion arbeitet.
Typische Beispiele für Staffelzeiten werden in den Kapiteln 6.21.9 Anwendungshinweise für Parallelleitungen
und zweiseitig gespeiste Leitungszüge und 6.21.10 Anwendungshinweise zum Richtungsvergleichsschutz
gegeben.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:8311:4) Rückfallverhältnis = 0,95

1078 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Applikationen geeignet.
Für hochgenaue Messungen kann der Einstellwert des Parameters Rückfallverhältnis verkleinert
werden, z.B. auf 0,98. Wenn Sie mit stark schwankenden Messgrößen an der Ansprechschwelle rechnen,
können Sie den Einstellwert des Parameters Rückfallverhältnis vergrößern. Damit wird das Flattern der
Auslösestufe vermieden.

Parameter: Rückfallverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:8311:101) Rückfallverzögerung = 0 s


Siemens empfiehlt, diesen Einstellwert zu verwenden, da der Rückfall einer Schutzstufe so schnell wie möglich
erfolgen soll.
Mit dem Parameter Rückfallverzögerung ≠ 0 s können Sie beim gemeinsamen Einsatz mit elektrome-
chanischen Relais ein einheitliches Rückfallverhalten realisieren. Dies ist für eine zeitliche Staffelung erfor-
derlich. Hierzu muss die Rückfallzeit des elektromechanischen Relais bekannt sein. Ziehen Sie davon die
Rückfallzeit des eigenen Gerätes ab (siehe technische Daten) und stellen Sie das Ergebnis ein.

6.21.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Notbetrieb • nein nein
• durch Hauptschutz
• durch Binäreingang
_:2311:102 Allgemein:Drehwinkel d. -180 ° bis 180 ° 45 °
Referz.spg.
Allgemein
_:8311:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:8311:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:8311:105 UMZ 1:Richtungssinn • vorwärts vorwärts
• rückwärts
_:8311:11 UMZ 1:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:8311:8 UMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:8311:107 UMZ 1:Ungerichtete • nein b. Spg.< &
Anregung Speich.leer
• b. Spg.< & Speich.leer
_:8311:104 UMZ 1:Richtungssver- • nein nein
gleichstz.
• ja
_:8311:106 UMZ 1:Freig.über • nein nein
Eingangssignal
• ja
_:8311:10 UMZ 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:8311:26 UMZ 1:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:8311:27 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:8311:3 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8311:4 UMZ 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:8311:101 UMZ 1:Rückfallverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:8311:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP:AWE aus/n.ber.
_:8311:28 UMZ 1:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:8311:35 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:8311:29 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:8311:36 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8311:14 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8311:20 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 2
_:8311:30 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:8311:37 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8311:15 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8311:21 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus 3
_:8311:31 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:8311:38 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

1080 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:8311:16 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8311:22 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: AWE-Zyklus>3
_:8311:32 UMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:8311:39 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8311:17 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8311:23 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:8311:33 UMZ 1:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:8311:40 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8311:18 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8311:24 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
DP: Binäreingang
_:8311:34 UMZ 1:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:8311:41 UMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8311:19 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8311:25 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung

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6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:8312:1 UMZ 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:8312:2 UMZ 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:8312:105 UMZ 2:Richtungssinn • vorwärts vorwärts
• rückwärts
_:8312:11 UMZ 2:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja
_:8312:8 UMZ 2:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:8312:107 UMZ 2:Ungerichtete • nein b. Spg.< &
Anregung Speich.leer
• b. Spg.< & Speich.leer
_:8312:104 UMZ 2:Richtungssver- • nein nein
gleichstz.
• ja
_:8312:106 UMZ 2:Freig.über • nein nein
Eingangssignal
• ja
_:8312:10 UMZ 2:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:8312:26 UMZ 2:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:8312:27 UMZ 2:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:8312:3 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:8312:4 UMZ 2:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:8312:101 UMZ 2:Rückfallverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:8312:6 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung
DP:AWE aus/n.ber.
_:8312:28 UMZ 2:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:8312:35 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:8312:29 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:8312:36 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

1082 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:8312:14 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:8312:20 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung
DP: AWE-Zyklus 2
_:8312:30 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:8312:37 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8312:15 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:8312:21 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung
DP: AWE-Zyklus 3
_:8312:31 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:8312:38 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8312:16 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:8312:22 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung
DP: AWE-Zyklus>3
_:8312:32 UMZ 2:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:8312:39 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8312:17 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:8312:23 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1083
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP:Kaltlast-Ein.erk
_:8312:33 UMZ 2:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:8312:40 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8312:18 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:8312:24 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung
DP: Binäreingang
_:8312:34 UMZ 2:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:8312:41 UMZ 2:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8312:19 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:8312:25 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung

6.21.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Notbetrieb aktivieren SPS I
_:2311:501 Allgemein:>Test der Richtung SPS I
_:2311:300 Allgemein:Notbetrieb SPS O
_:2311:301 Allgemein:Richtungstest ACD O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:8311:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:8311:501 UMZ 1:>Freig. Verz. & Ausl. SPS I
_:8311:84 UMZ 1:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:8311:500 UMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:8311:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:8311:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:8311:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:8311:60 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:8311:62 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:8311:63 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:8311:64 UMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:8311:65 UMZ 1:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:8311:66 UMZ 1:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:8311:67 UMZ 1:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:8311:68 UMZ 1:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:8311:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:8311:300 UMZ 1:Richtung ACD O
_:8311:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:8311:57 UMZ 1:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1085
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

6.21.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.21.5.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lodocp03-120612-01.tif, 3, de_DE]

Bild 6-357 Logikdiagramm des gerichteten, abhängigen Überstromzeitschutzes (Phasen)

Richtungssinn
Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Stufe in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
arbeitet.
Die Richtungsbestimmung arbeitet stufenübergreifend (siehe Kapitel 6.21.7.1 Beschreibung ).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Ungerichtete Anregung, Spannungsspeicher


Bei einem 3-poligen Nahfehler brechen alle 3 Leiter-Erde-Spannungen auf nahezu 0 ein. In diesem Fall kann
die Richtungsbestimmung auf einen Spannungsspeicher zurückgreifen (siehe Kapitel 6.21.7.1 Beschreibung ).
Wenn im Spannungsspeicher keine zur Richtungsbestimmung verwertbaren Spannungsmesswerte vorhanden
sind, kann über den Parameter Ungerichtete Anregung das Verhalten der Stufe bestimmt werden. Bei der
Einstellung b. Spg.< & Speich.leer regt die Funktion in dieser Situation ohne Richtungsbestimmung an.
Bei der Einstellung auf nein regt die Funktion nicht an.

Richtungsvergleichsschutz
Die Stufe kann für einen Richtungsvergleichsschutz verwendet werden. Dieser wird über den Parameter
Richtungssvergleichstz. eingestellt. Bei der Einstellung auf ja bestimmt die Funktion anhand der
Schwellwertüberschreitung die Richtung (vorwärts oder rückwärts) und gibt die Meldung Richtung aus. Das
Melden der Richtung ist unabhängig vom eingestellten Richtungssinn der Stufe.
Mit dem Richtungsvergleichsschutz sind der Parameter Freig.über Eingangssignal und das Eingangs-
signal >Freig. Verz. & Ausl. verfügbar. Wenn der Parameter Freig.über Eingangssignal auf
ja eingestellt wird, dann wird der Start der Verzögerungszeit und damit auch die Auslösung der Stufe nur
freigegeben, wenn das Eingangssignal >Freig. Verz. & Ausl. aktiv ist.

Anrege- und Rückfallverhalten der stromabhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI
Wenn die Eingangsgröße das 1,1-Fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abge-
arbeitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus
der Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-Fache des Anregewertes (0,95 × 1,1 × Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-Fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den Technischen Daten dargestellt.

Minimalzeit der Kennlinie


Mit dem Parameter Min.zeit der Kennlinie legen Sie die minimale Auslöseverzögerungszeit fest. Die
Auslöseverzögerungszeit der stromabhängigen Kennlinie fällt niemals unter die minimale Auslöseverzöge-
rungszeit.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1087
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

[DwDocpMin_040715-01, 1, de_DE]

Bild 6-358 Minimale Auslöseverzögerungszeit der Kennlinie

Zusatzverzögerung
Mit dem Parameter Zusatzverzögerung legen Sie zusätzlich zur stromabhängigen Auslöseverzögerungszeit
eine stromunabhängige Auslöseverzögerungszeit fest. Mit diesem Parameter wird die gesamte Kennlinie auf
der Zeitachse um diese zusätzliche stromunabhängige Zeit verschoben.

Blockierung der Stufe


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe (siehe Kapitel
6.21.3.1 Beschreibung)

• Messspannungsausfall (siehe Kapitel 6.21.3.1 Beschreibung)

• Über die Funktionalität der dynamischen Parameter (siehe Abschnitt Einfluss anderer Funktionen
über die dynamischen Parameter , Seite 1088 und Kapitel 6.19.9.1 Beschreibung ).

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und ein Störfall eröffnet.

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung
Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion Einschalt-
stromerkennung ist im Kapitel 6.19.8.1 Beschreibung beschrieben.

Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter


Sofern im Gerät vorhanden, können folgende Funktionen einen Einfluss auf die Überstromzeitschutz-Stufen
nehmen:

• Automatische Wiedereinschaltung

• Kaltlast-Einschalterkennung

• Binäres Eingangssignal

1088 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Der Einfluss dieser Funktionen über die dynamischen Parameter ist im Kapitel 6.19.9.1 Beschreibung
beschrieben.

6.21.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Voreinstellwert (_:8341:11) 1-polige Ausl. erlaubt = nein


Stellen Sie den Parameter für die spezifische Applikation ein.
Parameterwert Beschreibung
ja Die Stufe erzeugt eine phasenselektive Auslösung. Die Entscheidung,
welche Pole des Leistungsschalters geöffnet werden, erfolgt erst in der
zentralen Auslösebefehl-Steuerung.
nein Die Stufe löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:8341:111) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie den Richtungssinn der Stufe fest.
Parameterwert Beschreibung
vorwärts Wenn die Stufe in Vorwärtsrichtung (in Richtung der Leitung) arbeiten soll,
wählen Sie diese Einstellung.
rückwärts Wenn die Stufe in Rückwärtsrichtung (in Richtung der Sammelschiene)
arbeiten soll, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:8341:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder dem berechneten Parameter Effektivwert arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass aperiodische Gleichstromanteile, die im Sekundärkreis vorliegen,
gemessen werden und eine Überfunktion erzeugen können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0.1 Inenn,sek. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der Strom-
schnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, stellen Sie den
Einstellwert nicht kleiner ein als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
hinzugefügter Ströme.

Parameter: Richtungssvergleichstz., Freig.über Eingangssignal

• Voreinstellwert (_:8341:110) Richtungssvergleichstz. = nein

• Voreinstellwert (_:8341:112) Freig.über Eingangssignal = nein


Mit diesen Parametern legen Sie fest, ob die Stufe für einen Richtungsvergleichsschutz verwendet wird. Über
die Signale Richtung und >Freig. Verz. & Ausl. wird der Richtungsvergleichsschutz ausgeführt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1089
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Parameterwert Beschreibung
nein Die Stufe wird nicht für den Richtungsvergleichsschutz verwendet.
ja Mit der Parametereinstellung Richtungssvergleichstz. auf ja
werden der Parameter Freig.über Eingangssignal, das Ausgangs-
signal Richtung und das Eingangssignal >Freig. Verz. & Ausl.
verfügbar.
Wenn der Parameter Freig.über Eingangssignal auf ja eingestellt
ist, dann wird der Start der Verzögerungszeit und damit auch das Auslö-
sesignal der Stufe nur freigegeben, wenn das Eingangssignal >Freig.
Verz. & Ausl. aktiv ist. Das Eingangssignal >Freig. Verz. & Ausl.
muss mit der Freigabeinformation vom Gegenende (Vorwärtsinformation
des Ausgangssignals Richtung) verknüpft werden (siehe auch das Anwen-
dungsbeispiel in Kapitel 6.21.10 Anwendungshinweise zum Richtungsver-
gleichsschutz .

Parameter: Ungerichtete Anregung

• Empfohlener Einstellwert (_:8341:113) Ungerichtete Anregung = b. Spg.< & Speich.leer

Parameterwert Beschreibung
b. Spg.< & Speich.leer Wenn die Stufe bei einem leeren Spannungsspeicher und für eine Rich-
tungsbestimmung zu geringen Spannungen (3-poliger Nahfehler) unge-
richtet anregen soll, wählen Sie diese Einstellung. Der Fall eines leeren
Spannungsspeichers tritt z.B. bei einem leitungsseitigen Spannungswandler
und Zuschaltung des Leistungsschalters (LS) auf.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.
nein Wenn unter allen Umständen, also auch beim Zuschalten auf einen
3‑poligen Nahfehler, eine Richtungsbestimmung erforderlich ist, wählen Sie
diese Einstellung.

Parameter: Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:8341:130) Kennlinientyp = IEC normal invers


Das Gerät bietet alle üblichen stromabhängigen Kennlinien nach IEC und ANSI an. Wählen Sie den für Ihre
Anwendung erforderlichen Kennlinientyp aus.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:8341:3) Schwellwert = 1,50 A


Für die Einstellung des Schwellwertes gelten die gleichen Überlegungen wie beim ungerichteten Überstrom-
zeitschutz. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel 6.19.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise .

Parameter: Min.zeit der Kennlinie

• Voreinstellwert (_:8341:114) Min.zeit der Kennlinie = 0,00 s


Mit dem Parameter Min.zeit der Kennlinie definieren Sie eine minimale Auslöseverzögerungszeit.
Die Auslöseverzögerungszeit der stromabhängigen Kennlinie fällt niemals unter die minimale Auslöseverzöge-
rungszeit. Wenn Sie den Parameter auf dem Voreinstellwert von 0 s belassen, hat er keinen Einfluss auf die
abhängige Kennlinie.
Dieser Parameter ist nur zur Zeitkoordination von Leistungsschaltern mit Wiedereinschaltautomatik erforder-
lich. Bei allen anderen Applikationen empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert von 0 s beizubehalten.

HINWEIS

i Wenn der eingestellte Wert kleiner ist als der kleinstmögliche Wert für die Verzögerungszeit der abhän-
gigen Kennlinie, dann hat der Parameter keinen Einfluss auf die Verzögerungszeit.

1090 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Parameter: Zusatzverzögerung

• Voreinstellwert (_:8341:115) Zusatzverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Zusatzverzögerung definieren Sie zusätzlich zur abhängigen eine unabhängige Verzö-
gerungszeit.
Wenn Sie den Parameter auf dem Voreinstellwert von 0 s belassen, dann hat er keinen Einfluss auf die
abhängige Kennlinie.
Dieser Parameter ist nur zur Zeitkoordination von Leistungsschaltern mit Wiedereinschaltautomatik erforder-
lich. Bei allen anderen Applikationen empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert von 0 s beizubehalten.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:8341:101) Zeitmultiplikator = 1,00


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das Netz
aufgestellt wurde. Wenn der Überstromzeitschutz im Notbetrieb verwendet wird, sind auch kürzere Verzö-
gerungszeiten (eine Staffelzeit über der Schnellauslösung) sinnvoll, da der Notbetrieb nur bei Ausfall der
Hauptschutzfunktion arbeitet.
Wenn keine Staffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, so belassen Sie den
Parameter Zeitmultiplikator auf 1,00 (Voreinstellung).

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:8341:131) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

6.21.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Notbetrieb • nein nein
• durch Hauptschutz
• durch Binäreingang
_:2311:102 Allgemein:Drehwinkel d. -180 ° bis 180 ° 45 °
Referz.spg.
Allgemein
_:8341:1 AMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:8341:2 AMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:8341:111 AMZ 1:Richtungssinn • vorwärts vorwärts
• rückwärts
_:8341:11 AMZ 1:1-polige Ausl. • nein nein
erlaubt
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:8341:8 AMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:8341:113 AMZ 1:Ungerichtete • nein b. Spg.< &
Anregung Speich.leer
• b. Spg.< & Speich.leer
_:8341:110 AMZ 1:Richtungssver- • nein nein
gleichstz.
• ja
_:8341:112 AMZ 1:Freig.über • nein nein
Eingangssignal
• ja
_:8341:10 AMZ 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:8341:26 AMZ 1:Dynamische Para- • nein nein
meter
• ja
_:8341:27 AMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:8341:3 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8341:130 AMZ 1:Kennlinientyp
_:8341:114 AMZ 1:Min.zeit der 0,00 s bis 1,00 s 0,00 s
Kennlinie
_:8341:131 AMZ 1:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:8341:101 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
_:8341:115 AMZ 1:Zusatzverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
DP:AWE aus/n.ber.
_:8341:28 AMZ 1:EinflussAWE aus/ • nein nein
n.bereit
• ja
_:8341:35 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:8341:29 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 1
• ja
_:8341:36 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8341:14 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8341:102 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00

1092 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP: AWE-Zyklus 2
_:8341:30 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 2
• ja
_:8341:37 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8341:15 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8341:103 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus 3
_:8341:31 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus 3
• ja
_:8341:38 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8341:16 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8341:104 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP: AWE-Zyklus>3
_:8341:32 AMZ 1:Einfluss AWE • nein nein
Zyklus >3
• ja
_:8341:39 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8341:17 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8341:105 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:8341:33 AMZ 1:Einfl. bei Kaltlast- • nein nein
Einsch.
• ja
_:8341:40 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:8341:18 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8341:106 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00
DP: Binäreingang
_:8341:34 AMZ 1:Einfluss Binärein- • nein nein
gang
• ja
_:8341:41 AMZ 1:Blockierung der • nein nein
Stufe
• ja
_:8341:19 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8341:107 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00

6.21.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Notbetrieb aktivieren SPS I
_:2311:501 Allgemein:>Test der Richtung SPS I
_:2311:300 Allgemein:Notbetrieb SPS O
_:2311:301 Allgemein:Richtungstest ACD O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
AMZ 1
_:8341:81 AMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:8341:501 AMZ 1:>Freig. Verz. & Ausl. SPS I
_:8341:84 AMZ 1:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:8341:500 AMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:8341:54 AMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:8341:52 AMZ 1:Zustand ENS O
_:8341:53 AMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:8341:60 AMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:8341:62 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:8341:63 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:8341:64 AMZ 1:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:8341:65 AMZ 1:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:8341:66 AMZ 1:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:8341:67 AMZ 1:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:8341:68 AMZ 1:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O

1094 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:8341:59 AMZ 1:Disk-Emulation läuft SPS O
_:8341:55 AMZ 1:Anregung ACD O
_:8341:301 AMZ 1:Richtung ACD O
_:8341:56 AMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:8341:57 AMZ 1:Auslösung ACT O

6.21.6 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie

6.21.6.1 Beschreibung
Der Aufbau dieser Stufe ist identisch mit der gerichteten abhängigen Kennlinie. Der einzige Unterschied
besteht darin, dass Sie die Kennlinie frei definieren können.

Benutzerdefinierte Kennlinie
Bei der gerichteten, benutzerdefinierten Kennlinie können Sie die Auslösekennlinie punktweise über bis zu
30 Wertpaare von Strom und Zeit definieren. Das Gerät berechnet daraus die Kennlinie durch lineare Interpo-
lation. Wahlweise können Sie zusätzlich eine Rückfallkennlinie definieren.

Anrege- und Rückfallverhalten bei der benutzerdefinierten Kennlinie


Wenn die Eingangsgröße das 1,1-Fache des Schwellwertes überschreitet, wird die Kennlinie abgearbeitet.
Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-Fache des Anregewertes (0,95 × 1,1 × Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-Fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1095
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

[dw_ocp_ken_02, 2, de_DE]

Bild 6-359 Anrege- und Rückfallverhalten bei Verwendung einer gerichteten, benutzerdefinierten Kenn-
linie

HINWEIS

i Beachten Sie, dass Ströme, die kleiner sind als der Stromwert des kleinsten Kennlinienpunktes, zu keiner
Verlängerung der Auslösezeit führen. Die Anregekennlinie verläuft bis zum kleinsten Kennlinienpunkt
parallel zur Stromachse. Ströme, die größer sind als der Stromwert des größten Kennlinienpunktes, führen
zu keiner Verkürzung der Auslösezeit. Die Anregekennlinie verläuft ab dem größten Kennlinienpunkt
parallel zur Stromachse.

6.21.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Der Aufbau dieser Stufe ist identisch zu dem der Stufe mit gerichteter, abhängiger Kennlinie. Der einzige
Unterschied besteht darin, dass Sie die Kennlinie frei definieren können. In diesem Kapitel werden nur Anwen-
dungs- und Einstellhinweise für die Kennlinieneinstellung gegeben.

Parameter: Strom/Zeit Wertepaare (der Auslösekennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.
Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:101) Zeitmultiplikator = 1,00


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.

1096 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das Netz
aufgestellt wurde. Wenn keine Staffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, so
belassen Sie den Zeitmultiplikator auf 1,00.

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:115) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Bei dieser Einstellung muss neben der Auslösekennlinie auch eine Rückfall-
kennlinie eingestellt werden.
Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Strom/Zeit Wertepaare (der Rückfallkennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.
Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

6.21.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 Benutzerkenl.#:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Benutzerkenl.#:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:110 Benutzerkenl.#:Rich- • vorwärts vorwärts
tungssinn
• rückwärts
_:11 Benutzerkenl.#:1-polige • nein nein
Ausl. erlaubt
• ja
_:8 Benutzerkenl.#:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:112 Benutzerkenl.#:Unge- • nein b. Spg.< &
richtete Anregung Speich.leer
• b. Spg.< & Speich.leer
_:109 Benutzerkenl.#:Rich- • nein nein
tungssvergleichstz.
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1097
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:111 Benutzer- • nein nein
kenl.#:Freig.über
Eingangssignal
• ja

_:10 Benutzerkenl.#:Blk. bei • nein ja


Messspg.ausfall
• ja
_:26 Benutzerkenl.#:Dynami- • nein nein
sche Parameter
• ja
_:27 Benutzerkenl.#:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:3 Benutzerkenl.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:115 Benutzerkenl.#:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:101 Benutzerkenl.#:Zeitmul- 0,05 bis 15,00 1,00
tiplikator
DP:AWE aus/n.ber.
_:28 Benutzer- • nein nein
kenl.#:EinflussAWE
aus/n.bereit
• ja

_:35 Benutzerkenl.#:Blockie- • nein nein


rung der Stufe
• ja
DP: AWE-Zyklus 1
_:29 Benutzerkenl.#:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 1
• ja
_:36 Benutzerkenl.#:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:14 Benutzerkenl.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:102 Benutzerkenl.#:Zeitmul- 0,05 bis 15,00 1,00
tiplikator
DP: AWE-Zyklus 2
_:30 Benutzerkenl.#:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 2
• ja
_:37 Benutzerkenl.#:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja

1098 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:15 Benutzerkenl.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:103 Benutzerkenl.#:Zeitmul- 0,05 bis 15,00 1,00
tiplikator
DP: AWE-Zyklus 3
_:31 Benutzerkenl.#:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus 3
• ja
_:38 Benutzerkenl.#:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:16 Benutzerkenl.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:104 Benutzerkenl.#:Zeitmul- 0,05 bis 15,00 1,00
tiplikator
DP: AWE-Zyklus>3
_:32 Benutzerkenl.#:Einfluss • nein nein
AWE Zyklus >3
• ja
_:39 Benutzerkenl.#:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:17 Benutzerkenl.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:105 Benutzerkenl.#:Zeitmul- 0,05 bis 15,00 1,00
tiplikator
DP:Kaltlast-Ein.erk
_:33 Benutzerkenl.#:Einfl. bei • nein nein
Kaltlast-Einsch.
• ja
_:40 Benutzerkenl.#:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:18 Benutzerkenl.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:106 Benutzerkenl.#:Zeitmul- 0,05 bis 15,00 1,00
tiplikator

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


DP: Binäreingang
_:34 Benutzerkenl.#:Einfluss • nein nein
Binäreingang
• ja
_:41 Benutzerkenl.#:Blockie- • nein nein
rung der Stufe
• ja
_:19 Benutzerkenl.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 7,500 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:107 Benutzerkenl.#:Zeitmul- 0,05 bis 15,00 1,00
tiplikator

6.21.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Benutzerkenl.#
_:81 Benutzerkenl.#:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 Benutzerkenl.#:>Freig. Verz. & Ausl. SPS I
_:84 Benutzerkenl.#:>Dyn. Par. aktivieren SPS I
_:500 Benutzerkenl.#:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 Benutzerkenl.#:Nicht wirksam SPS O
_:52 Benutzerkenl.#:Zustand ENS O
_:53 Benutzerkenl.#:Bereitschaft ENS O
_:60 Benutzerkenl.#:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:62 Benutzerkenl.#:Dy.Par.AWE-Zyk.1ak SPS O
_:63 Benutzerkenl.#:Dy.Par.AWE-Zyk.2ak SPS O
_:64 Benutzerkenl.#:Dy.Par.AWE-Zyk.3ak SPS O
_:65 Benutzerkenl.#:Dy.Pa.AWE Zyk.>3akt. SPS O
_:66 Benutzerkenl.#:Dyn.Par.Kalt.-Ein.akt. SPS O
_:67 Benutzerkenl.#:Dyn.Par. BE aktiv SPS O
_:68 Benutzerkenl.#:Dyn. Par. blk. Anreg. SPS O
_:59 Benutzerkenl.#:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 Benutzerkenl.#:Anregung ACD O
_:309 Benutzerkenl.#:Richtung ACD O
_:56 Benutzerkenl.#:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Benutzerkenl.#:Auslösung ACT O

6.21.7 Richtungsbestimmung

6.21.7.1 Beschreibung

Allgemeines
Für jeden Leiter existiert ein eigenes Richtungsmessglied. Wenn der Schwellwert in einem Leiter überschritten
ist, wird die Richtungsbestimmung für diesen Leiter gestartet. Bei einem mehrpoligen Fehler führen alle betei-

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6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

ligten Messglieder eine eigenständige Richtungsbestimmung durch. Wenn eine der ermittelten Richtungen
mit der eingestellten übereinstimmt, regt die Stufe an (siehe Beschreibungen der Stufenlogik).
Die Richtung wird über die Ermittlung des Phasenwinkels zwischen dem Kurzschlussstrom und einer Referenz-
spannung bestimmt.

Messgrößen für die Richtungsbestimmung


Das Richtungsmessglied zieht zur Richtungsbestimmung den Kurzschlussstrom des betroffenen Leiters und die
kurzschlussfremde Leiter-Leiter-Spannung als Referenzspannung heran. Dies erlaubt auch dann eine eindeu-
tige und richtige Richtungsbestimmung, wenn die Kurzschlussspannungen bei 1- oder 2-poligen Fehlern
vollständig zusammengebrochen sind (Nahkurzschluss).
Bei Anschluss von Leiter-Erde-Spannungen werden die Leiter-Leiter-Spannungen berechnet.
Die kurzschlussfremde Spannung (Referenzspannung) steht bei Leiter-Erde-Fehlern senkrecht auf den Kurz-
schlussspannungen (Bild 6-360, links). Bei Leiter-Leiter-Fehlern ändert sich die Lage der Referenzspannungen,
abhängig vom Grad des Zusammenbruchs der Kurzschlussspannungen bis zu 30o (Bild 6-360, rechts).

[dw_docp_02, 1, de_DE]

Bild 6-360 Kurzschlussfremde Spannungen für die Richtungsbestimmung

Die folgende Tabelle zeigt die Zuordnung der Messgrößen für die Richtungsbestimmung bei verschiedenen
Fehlerarten.

Tabelle 6-9 Messgrößen für die Richtungsbestimmung

Schwellwert Messglied
L1 L2 L3 Erde
Strom Span- Strom Span- Strom Span- Strom Span-
nung nung nung nung
L1 IL1 UL23 – – – – – –
L2 – – IL2 UL31 – – – –
L3 – – – – IL3 UL12 – –
Erde – – – – – – IN U0
L1, Erde – UL23 – – – – IN U0
L2, Erde – – IL2 UL31 – – IN U0
L3, Erde – – – – IL3 UL12 IN U0
L1, L2 IL1 UL23 IL2 UL31 – – – –
L2, L3 – – IL2 UL31 IL3 UL12 – –
L1, L3 IL1 UL23 – – IL3 UL12 – –
L1, L2, Erde IL1 UL23 IL2 UL31 – – IN U0
L2, L3, Erde – – IL2 UL31 IL3 UL12 IN U0
L1, L3, Erde IL1 UL23 – – IL3 UL12 IN U0

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6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

L1, L2, L3 IL1 UL23 IL2 UL31 IL3 UL12 – –


L1, L2, L3, Erde IL1 UL23 IL2 UL31 IL3 UL12 IN U0

Spannungsspeicher
Wenn die Messspannungen bei 3-poligem Nahkurzschluss nicht für eine zuverlässige Richtungsbestimmung
ausreichen, wird auf gespeicherte Spannungen zurückgegriffen. Sofern und solange nach Ablauf der Speicher-
zeit (2 s) keine ausreichende Messspannung zur Verfügung steht, wird die erkannte Richtung festgehalten.
Wenn keine Spannung im Speicher vorhanden ist (z.B. beim Zuschalten auf einen Kurzschluss) wird das
Verhalten der Stufe über den Parameter Ungerichtete Anregung definiert.

Richtungsbestimmung
Wie im Abschnitt Allgemeines erwähnt, wird die Richtung über die Ermittlung des Phasenwinkels zwischen
Kurzschlussstrom und Referenzspannung bestimmt. Um unterschiedlichen Netzgegebenheiten und Applika-
tionen Rechnung zu tragen, kann die Referenzspannung um einen einstellbaren Winkel gedreht werden
(Parameter Drehwinkel d. Referz.spg.). Damit lässt sich der Vektor der gedrehten Referenzspannung
nah an den Vektor des Kurzschlussstroms führen. Das Ergebnis der Richtungsbestimmung erhält so die größt-
mögliche Sicherheit. Bild 6-361 verdeutlicht den Zusammenhang anhand eines 1-poligen Erdfehlers in L1.
Der Kurzschlussstrom IkL1 eilt der Kurzschlussspannung um den Kurzschlusswinkel φk nach. Die Referenzspan-
nung, in diesem Fall UL23 für das Messglied L1, wird um den Einstellwert des Parameters Drehwinkel d.
Referz.spg. positiv (entgegen dem Uhrzeigersinn) gedreht. In dem hier dargestellten Fall beträgt die
Drehung +45o.

[dwdocp03-240611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-361 Drehung der Referenzspannung, Phasenmessglied

Die gedrehte Referenzspannung definiert das Vorwärts- und Rückwärtsgebiet, siehe Bild 6-362. Das Vorwärts-
gebiet ergibt sich als Bereich ±88o um die gedrehte Referenzspannung Uref,dreh. Wenn der Vektor des Kurz-
schlussstroms in diesem Bereich liegt, so erkennt das Gerät auf Vorwärtsrichtung. In dem gespiegelten Bereich
erkennt das Gerät auf Rückwärtsrichtung. Im Zwischenbereich ist das Richtungsergebnis unbestimmt.

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6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

[dwdocp04-240611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-362 Vorwärtscharakteristik der gerichteten Funktion, Phasenmessglied

Ermittlung der Richtung zu Testzwecken


Wenn Sie das binäre Eingangssignal >Test der Richtung aktivieren, dann wird die Richtung auch ohne
Strom-Schwellwertüberschreitung einer der Stufen bestimmt und gemeldet. Die Richtung kann ermittelt
werden, sobald Strom und Spannung größer als ca. 7 % ihrer sekundären Nenngrößen sind.

6.21.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Drehwinkel d. Referz.spg.

• Voreinstellwert (_:2311:102) Drehwinkel d. Referz.spg. = 45o


Die Richtungscharakteristik, d.h. die Lage der Bereiche vorwärts und rückwärts, wird mit dem Parameter
Drehwinkel d. Referz.spg. eingestellt. Der Kurzschlusswinkel liegt typischerweise in einem Bereich von
30° bis 60° induktiv. Deshalb kann in den meisten Fällen die Voreinstellung von +45o zum Positionieren der
Referenzspannung beibehalten werden, da sie ein sicheres Richtungsergebnis gewährleistet.
Im Folgenden sind einige Einstellbeispiele für spezielle Anwendungen gegeben (Tabelle 6-10). Beachten Sie
dabei, dass für Leiter-Erde-Fehler (LE-Fehler) die Referenzspannung (fehlerfreie Spannung) senkrecht auf der
Kurzschlussspannung steht. Daraus ergibt sich für die Einstellung des Drehwinkels:
Drehwinkel d. Referz.spg. = 90 - φk Phasenmessglieder (LE-Fehler)
Beachten Sie auch, dass bei Leiter-Leiter-Fehlern die Referenzspannung abhängig vom Zusammenbruch der
fehlerbehafteten Spannung zwischen 0° (Fernfehler) und 30o (Nahfehler) gedreht wird (siehe Bild 6-361). Sie
können das durch einen mittleren Wert von 15° berücksichtigen.
Drehwinkel d. Referz.spg. = 90 - φk - 15o Phasenmessglieder (LL-Fehler)

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Tabelle 6-10 Einstellbeispiele

Applikation φk typisch Einstellung


Drehwinkel d. Referz.spg.
60o Bereich 30o bis 0o bei LL-Fehlern
Gewählt: 15o

30o Bereich 60o bis 30o bei LL-Fehlern


Gewählt: 45o

30o Bereich 60o bis 30o bei LL-Fehlern


Gewählt: 45o

Eingangssignal: >Test der Richtung


Wenn Sie das binäre Eingangssignal >Test der Richtung aktivieren, dann wird die Richtung auch
ohne Strom-Schwellwertüberschreitung einer der Stufen bestimmt und gemeldet. Hiermit kann die Richtung
während der Inbetriebsetzung auf einfache Weise geprüft werden, ohne die Schwellwerte der Stufen zu
ändern.

6.21.8 Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter

Der Einfluss anderer Funktionen über die dynamischen Parameter ist in den Kapiteln 6.19.9.1 Beschrei-
bung und 6.19.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise (Erweitert-Stufe) (Anwendungs- und Einstellhinweise)
beschrieben.

6.21.9 Anwendungshinweise für Parallelleitungen und zweiseitig gespeiste


Leitungszüge

Parallelleitungen oder -transformatoren


Ohne Richungsmessglied löst bei einseitig gespeisten Parallelleitungen oder -transformatoren (siehe
Bild 6-363) bei einem Fehler auf Zweig T1 der andere Zweig T2 mit aus. Ein Richtungsmessglied in den
Geräten an der Sammelschiene B verhindert dagegen die Auslösung des Schalters im Parallelzweig. In
Bild 6-363 ist daher an den mit Richtungspfeilen gekennzeichneten Stellen ein gerichteter Überstromzeit-
schutz eingesetzt. Beachten Sie, dass die Vorwärtsrichtung des Schutzgerätes die Richtung auf das zu schüt-
zende Objekt darstellt, die nicht mit der Leistungsrichtung des normalen Lastflusses identisch sein muss.
Stellen Sie die zeitliche Staffelung entgegen dem Lastfluss mit zunehmender Zeit ein. Da ein Lastfluss nur in
eine Richtung möglich ist, können Sie die gerichteten Geräte unverzögert einstellen.

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6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

[dw_docp_05, 1, de_DE]

Bild 6-363 Parallelleitung mit Transformatoren

Legende für Bild 6-363


Stufe ▶: Gerichtete Stufe, Richtung vorwärts eingestellt
Stufe: Ungerichtete Stufe
T: Staffelzeit

Zweiseitig gespeiste Leitungszüge


Auch in zweiseitig gespeisten Leitungszügen oder in ringförmig zusammen geschalteten Leitungen ist es
notwendig, dass Sie den Überstromzeitschutz durch das Richtungskriterium ergänzen. Bild 6-364 zeigt
ein Ringnetz als Abwicklung, wobei die beiden gezeichneten Einspeisungen im Ring zu einer Einspeisung
verschmelzen. Stellen Sie für die gerichteten Geräte, deren Vorwärtsrichtung der Lastflussrichtung entspricht,
die zeitliche Staffelung entgegen dem Lastfluss mit zunehmender Zeit ein. Da ein Lastfluss von beiden Seiten
aus möglich ist, müssen Sie von beiden Seiten aus gestaffelt einstellen.

[dw_docp_06, 1, de_DE]

Bild 6-364 Zweiseitig gespeister Leitungszug

Legende für Bild 6-364


Stufe ▶: Gerichtete Stufe, Richtung vorwärts eingestellt
Stufe: Ungerichtete Stufe
T: Staffelzeit

6.21.10 Anwendungshinweise zum Richtungsvergleichsschutz

Mit Hilfe der Richtungsbestimmung des gerichteten Überstromzeitschutzes lässt sich bei zweiseitig gespeisten
Leitungszügen ein Richtungsvergleichsschutz realisieren. Der Richtungsvergleichsschutz dient der selektiven
Herausschaltung eines fehlerbehafteten Leitungsabschnittes (z.B. Teilabschnitte geschlossener Ringe) in
Schnellzeit, d.h. ohne den Nachteil langer Staffelzeiten.
Voraussetzung für dieses Verfahren ist, dass zwischen den einzelnen Schutzstationen Richtungsinformationen
ausgetauscht werden können. Diesen Informationsaustausch können Sie über einen Kommunikationskanal
(Wirkschnittstelle oder IEC 61850 GOOSE) oder über Hilfsadern zur Signalübertragung mittels einer Hilfsspan-
nungsschleife realisieren.

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6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Schutzprinzip
Das Schutzprinzip ist in Bild 6-365 angedeutet. Pro Leitungsabschnitt arbeiten 2 Geräte (am Leitungsanfang
und Leitungsende) zusammen. Zwischen ihnen wird die Information Fehler in Vorwärtsrichtung übertragen.
In beiden Geräten ist eine gerichtete UMZ-Stufe in Vorwärtsrichtung in Betrieb (1. Stufe). Allerdings ist diese
Stufe im Ruhezustand nicht freigegeben. Die Freigabe der Stufe erfolgt erst mit dem Empfang der Information
Fehler in Vorwärtsrichtung vom Gegenende. Wenn die freigegebene Stufe den Fehler ebenfalls in Vorwärts-
richtung bestimmt, so muss der Fehler auf diesem Leitungsabschnitt sein und die Stufe löst sofort aus. Da
dieses Schutzprinzip mit einem Freigabeverfahren (und nicht mit einem Blockierverfahren) arbeitet, ist eine
Verzögerung der Stufe nicht erforderlich.
Eine 2. gerichtete UMZ-Stufe mit normal gestaffelter Zeit arbeitet als selektive Reservestufe parallel zur 1.
Stufe. Damit ist in folgenden Situationen die volle Selektivität gegeben:

• Einseitige Einspeisung oder schwache Einspeisung von einer Seite: In diesem Fall wird kein Freigabe-
signal erzeugt.

• Ausfall der Übertragungsstrecke: In diesem Fall wird das Freigabesignal nicht übertragen.
Um auch Sammelschienen zwischen den Leitungsabschnitten selektiv und in Schnellzeit zu schützen, können
Sie dieses Schutzprinzip mit dem Prinzip der rückwärtigen Verriegelung kombinieren. Auf dieses Prinzip wird
hier nicht weiter eingegangen.

[dw_docp_07, 2, de_DE]

Bild 6-365 Selektivität durch Richtungsvergleichsschutz

Legende für Bild 6-365


Stufe ▶: Stufe ist in Richtung vorwärts eingestellt; 1. Stufe unverzögert, 2. Stufe gestaffelt.
▶, ◀: Bei Schwellwertüberschreitung meldet die Stufe die Richtung (vorwärts oder rück-
wärts).

Wenn Sie einen Kommunikationskanal verwenden, erkennen Überwachungsverfahren des Protokolls eine
Unterbrechung des Kommunikationskanals. Bei der Verwendung von Hilfsadern empfiehlt sich der Betrieb
über eine Ruhestromschaltung. Über einen CFC-Plan überprüft und meldet das Gerät, ob der Binäreingang
unerwartet lange spannungslos ist. Im Gegensatz zum Blockierverfahren ist bei Kommunikationsverlust keine
Überfunktion möglich. Ein Kommunikationsverlust ist bei diesem Verfahren also nicht kritisch, muss aber
erkannt und gemeldet werden.
Der Richtungsvergleichsschutz lässt sich auch als Blockierverfahren realisieren. Dieses Verfahren arbeitet unter
allen Schaltzuständen der Anlage, also auch bei einseitiger (oder schwacher) Einspeisung. Dazu müssen Sie
die Stufe aber so verzögern (typisch 100 ms), dass das Blockiersignal unter allen Umständen rechtzeitig
empfangen wird. Weiterhin müssen Sie den Kommunikationskanal zwingend überwachen, da es sonst beim
Ausfall und anschließendem Netzfehler zu einer Überfunktion kommt.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.21 Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

Konfiguration der Stufe, CFC-Plan


Bei der Konfiguration der Stufe gehen Sie wie folgt vor:

• Der Parameter Richtungssinn beider Stufen muss auf vorwärts eingestellt werden.

• Die Parameter Richtungssvergleichstz. und Freig.über Eingangssignal der ersten Stufe


müssen auf ja eingestellt werden. Damit wird die 1. Stufe nur freigegeben, wenn das Eingangssignal
>Freig. Verz. & Ausl. aktiv ist. Weiterhin wird die Richtung bei Schwellwertüberschreitung
gemeldet.

• Die 1. Stufe kann unverzögert eingestellt werden. Die 2. Stufe muss gestaffelt werden.

• Die Information vorwärts des Signals Richtung der 1. Stufe muss zum Gegenende übertragen
werden. Die Rangierung hängt von der Art der Übertragung ab.

• Je nach Art der Übertragung muss auf der Empfangsseite ein CFC-Plan zum Verknüpfen von Empfangs-
(Information vorwärts) und Freigabesignal implementiert werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

6.22.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Mitsystem-Überstromzeitschutz (ANSI 50/51):

• Erkennt Kurzschlüsse an elektrischen Betriebsmitteln

• Kann verwendet werden, wenn der Nullstrom oder Gegensystemstrom die Auslösung nicht beeinflussen
soll, z.B. an der tertiären Dreieckswicklung eines Spartransformators
Ein typisches Anwendungsszenario finden Sie in Kapitel 6.22.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

6.22.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Mitsystem-Überstromzeitschutz wird in Schutz-Funktionsgruppen mit 3‑phasiger Strommes-


sung verwendet.
Die Funktion ist werkseitig mit 2 Stufen unabhängiger Mitsystem-Überstromzeitschutz vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich folgende Stufen gleichzeitig betreiben:

• 3 Stufen unabhängiger Mitsystem-Überstromzeitschutz

• 2 Stufen abhängiger Mitsystem-Überstromzeitschutz


Nicht vorkonfigurierte Stufen werden im folgenden Bild grau dargestellt. Die Stufen sind, abgesehen von der
Auslöseverzögerungskennlinie, identisch aufgebaut.
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselektiven Meldungen die
folgenden Sammelmeldungen für die Schutzfunktion:

• Anregung

• Auslösung

[dw_PSP_structure, 1, de_DE]

Bild 6-366 Struktur/Einbettung der Funktion

Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, lassen sich die Stufen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

6.22.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie

6.22.3.1 Beschreibung

Logik

[lo_PSP_definite, 2, de_DE]

Bild 6-367 Logikdiagramm der Stufe Unabhängiger Mitsystem-Überstromzeitschutz

Messverfahren
Die Grundschwingungszeiger werden aus den 3-phasigen Leiterströmen ermittelt. Darauf basierend wird der
Mitsystemstrom berechnet.

Blockierung der Stufe


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Funktion Einschaltstromerkennung


Wenn das Gerät mit der Zusatzfunktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, lassen sich die Stufen
gegen Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.
Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung regt
die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösung werden aber blockiert. Die Stufe signalisiert
dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurückfällt und der Schwellwert der Stufe

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

weiterhin überschritten ist, wird die Auslöseverzögerung (Verzögerungszeit) gestartet. Nach deren Ablauf löst
die Stufe aus.

6.22.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Anwendungsbeispiel
Die Funktion Mitsystem-Überstromzeitschutz wird, wie im folgenden Bild gezeigt, an der tertiären Dreiecks-
wicklung des Spartransformators eingesetzt.
Kurzschlüsse in der Dreieckswicklung müssen erkannt werden. Die Stufe sollte so empfindlich wie möglich
eingestellt sein, darf aber bei Störfällen in den Stromkreisen, die an die Unterspannungsseite des Eigen-
bedarfstransformators angeschlossen sind, nicht anregen. Hierzu wird eine einzelne Mitsystem-Überstrom-
zeitschutz-Stufe ohne Verzögerungszeit eingesetzt und ist mit den im folgenden Bild gekennzeichneten
Stromwandlern verbunden. Bei Auslösung der Stufe werden sowohl die Hochspannungsseite als auch die
Unterspannungsseite des Spartransformators ausgelöst.

[dw_PSP_application_example, 1, de_DE]

Bild 6-368 Spartransformator mit tertiärer Dreieckswicklung

Bei Erdfehlern auf der Hochspannungsseite (220 kV) oder der Unterspannungsseite (110 kV) des Spartransfor-
mators fließen innerhalb der Dreieckswicklung hohe Ströme. Dieser kreisende Strom ist ein reiner Nullstrom.
Die auf die Dreieckswicklung angewandte Schutzfunktion darf auf diesen Nullstrom nicht ansprechen. Zu
diesem Zweck wird die Funktion Mitsystem-Überstromzeitschutz eingesetzt.
In diesem Anwendungsbeispiel ist an der Dreieckswicklung kein Leistungsschalter vorhanden und die Last an
der Dreieckswicklung ist direkt über den 500-kVA-Eigenbedarfstransformator angeschlossen.
Die Applikationsdaten dieses Anwendungsbeispiels lauten wie folgt:
Applikationsdaten Wert
Nennscheinleistung des Spartransformators 300 MVA
Nennscheinleistung des Eigenbedarfstransformators (Snenn, eigen) 500 kVA
Kurzschlussspannung des Eigenbedarfstransformators (uk-eigen) 12 %
Nennscheinleistung der Dreieckswicklung 30 MVA
Nennspannung der Dreieckswicklung (Unenn, Dreieck) 22 kV
Angeschlossene Last an der Dreieckswicklung 500 kVA
Stromwandler-Übersetzungsverhältnis in der Dreieckswicklung (ÜI) 800 A/1 A

Im Allgemeinen ist bei der Dreieckswicklung der Kurzschlussstrom deutlich höher als der Nennstrom, während
der erwartete maximale Laststrom deutlich kleiner als der Nennstrom ist. Daher müssen Sie bei der Ermitt-
lung der Anregeschwelle der Funktion Mitsystem-Überstromzeitschutz nur den Kurzschlussstrom berück-
sichtigen.

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6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

Da zwischen der Dreieckswicklung und dem angeschlossenen Eigenbedarfstransformator kein Leistungs-


schalter vorhanden ist, wird die Anregeschwelle der Funktion Mitsystem-Überstromzeitschutz gegen den
maximalen Kurzschlussstrom aufgrund eines Kurzschlusses auf der Unterspannungsseite (400 V) des Eigen-
bedarfsformators gestaffelt. Daher muss zum Festlegen der Anregeschwelle der maximale Fehlerstrom für
Störfälle auf der Unterspannungsseite des Eigenbedarfsformators ermittelt werden.
Um die Anregeschwelle (Einstellung des Parameters Schwellwert) der Stufe zu ermitteln, müssen folgende
Berechnungen durchgeführt werden:

• Maximaler Kurzschlussstrom (IK, max) auf der Hochspannungsseite des Eigenbedarfsformators aufgrund
eines Kurzschlusses auf der Unterspannungsseite (400 V)

[fo_max_fault_current, 1, de_DE]

• Primärstrom-Anregeschwelle (I1Stufe 1, prim)


In diesem Beispiel wird ein Sicherheitsfaktor (kS) von 200 % angewandt.

[fo_prim_threshold, 1, de_DE]

• Sekundärstrom-Anregeschwelle (I1Stufe 1, sek), die der Einstellung des Parameters Schwellwert


entspricht

[fo_sec_threshold, 1, de_DE]

Parameter: Schwellwert, Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:20581:3) Schwellwert = 1,200 A (für die 1. Stufe)

• Voreinstellwert (_:20581:6) Auslöseverzögerung = 0,50 s (für die 1. Stufe)


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung für die spezifische Anwendung ein.
Da keine Zeitkoordination mit anderen Schutzfunktionen erforderlich ist, können Sie den Parameter Auslö-
severzögerung auf den eher kleinen Wert 0,03 s einstellen.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:20581:104) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. stabilisieren Sie die Stufe gegen Auslösen aufgrund
von Transformator-Einschaltströmen. Wenn Transformatoren im Schutzbereich sind, stellen Sie den Parameter
auf ja.
Wenn die Anregeschwelle auf das 2-Fache des maximalen Kurzschlussstroms eingestellt wurde, sollte der
Schwellwert über dem Strom liegen, der im Falle eines Einschaltstroms zum Eigenbedarfstransformator fließt.
Entsprechend kann die Einstellung von Blk. b. Einschaltstromerk. auf nein verbleiben. Für empfind-
lichere Anregeschwellen sollte Blk. b. Einschaltstromerk. auf ja gesetzt werden.

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:20581:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer.

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6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

6.22.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


UMZ 1
_:20581:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:20581:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:20581:3 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 6,000 A
_:20581:104 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:20581:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
rung
UMZ 2
_:20582:1 UMZ 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:20582:2 UMZ 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:20582:3 UMZ 2:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:20582:104 UMZ 2:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:20582:6 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
rung

6.22.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:20581:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:20581:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:20581:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:20581:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:20581:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O

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6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:20581:300 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:20581:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:20581:57 UMZ 1:Auslösung ACT O
UMZ 2
_:20582:81 UMZ 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:20582:52 UMZ 2:Zustand ENS O
_:20582:53 UMZ 2:Bereitschaft ENS O
_:20582:54 UMZ 2:Nicht wirksam SPS O
_:20582:56 UMZ 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:20582:300 UMZ 2:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:20582:55 UMZ 2:Anregung ACD O
_:20582:57 UMZ 2:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1113
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

6.22.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.22.4.1 Beschreibung

Logik

[lo_PSP_inverse, 2, de_DE]

Bild 6-369 Logikdiagramm des abhängigen Mitsystem-Überstromzeitschutzes

Messverfahren
Die Grundschwingungszeiger werden aus den 3-phasigen Leiterströmen ermittelt. Darauf basierend wird der
Mitsystemstrom berechnet.

Anrege- und Rückfallverhalten der stromabhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI

Wenn die Eingangsgröße das 1,1-fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abgear-
beitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-fache des Anregewertes (0,95 ⋅ 1,1 ⋅ Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall

1114 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den technischen Daten dargestellt.

Blockierung der Stufe


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

6.22.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:105) Kennlinientyp = IEC normal invers


Das Gerät bietet alle üblichen stromabhängigen Kennlinien nach IEC und ANSI an. Wählen Sie den für Ihre
Anwendung erforderlichen Kennlinientyp aus. Weitere Informationen zum Parameter Kennlinientyp
finden Sie im Kapitel 12.22.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 1,200 A


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Kennlinientyp für die spezifische Anwendung ein.
Beachten Sie, dass zwischen Anregewert und Schwellwert ein Sicherheitsfaktor eingearbeitet ist. Die Stufe
regt erst ca. 10 % über dem Schwellwert an.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:107) Zeitmultiplikator = 1,00


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator können Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung verschieben.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Zeitstaffelplan, der für das Netz
aufgestellt wurde.
Wenn keine Zeitstaffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, so belassen Sie den
Parameter Zeitmultiplikator auf 1,00 (Voreinstellung).

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:106) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:104) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. stabilisieren Sie die Stufen gegen Auslösen aufgrund
von Transformator-Einschaltströmen. Wenn Transformatoren im Schutzbereich sind, stellen Sie den Parameter
auf ja.

6.22.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


AMZ #
_:1 AMZ #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 AMZ #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:3 AMZ #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 6,000 A
_:104 AMZ #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:105 AMZ #:Kennlinientyp • ANSI langzeit invers IEC normal
invers
• ANSI Kurzzeit Invers
• ANSI extrem invers
• ANSI stark invers
• ANSI normal invers
• ANSI mäßig invers
• ANSI definite invers
• IEC normal invers
• IEC stark invers
• IEC extrem invers
• IEC langzeit invers
_:106 AMZ #:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:107 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00

6.22.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
AMZ #
_:81 AMZ #:>Blockierung Stufe SPS I
_:52 AMZ #:Zustand ENS O
_:53 AMZ #:Bereitschaft ENS O
_:54 AMZ #:Nicht wirksam SPS O
_:56 AMZ #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.22 Mitsystem-Überstromzeitschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:60 AMZ #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:59 AMZ #:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 AMZ #:Anregung ACD O
_:57 AMZ #:Auslösung ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

6.23.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Hochstrom-Schnellabschaltung hat folgende Aufgaben:

• Unverzögertes Abschalten beim Zuschalten auf einen vorhandenen Fehler, z. B. im Fall eines eingelegten
Erdungstrenners.

• Unverzögertes Abschalten sehr hoher Ströme oberhalb der höchsten Überstromzeitschutz-Stufe.

• Löst 1- oder 3-polig aus.

6.23.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Hochstrom-Schnellabschaltung bietet 2 unterschiedliche Stufentypen an:

• Stufe mit Standard-Freigabeverfahren

• Stufe mit Freigabeverfahren über Wirkschnittstelle (nur anwendbar, wenn das Gerät über eine Wirk-
schnittstelle verfügt)
Werksseitig ist die Funktion mit der Stufe mit Standard-Freigabeverfahren vorkonfiguriert.

[dw_ihc_str, 1, de_DE]

Bild 6-370 Struktur / Einbettung der Funktion

1118 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

6.23.3 Standard-Freigabeverfahren

Logik

[lo_hlore1, 2, de_DE]

Bild 6-371 Logikdiagramm der Hochstrom-Schnellabschaltung mit Standard-Freigabeverfahren

Aktivierung
Mit dem Parameter (_:3961:101) Aktivierung stellen Sie ein, unter welchen Bedingungen die Stufe
freigegeben ist.

• bei LS-Zuschaltung
Bei diesem Verfahren ist die Stufe nur freigegeben, wenn eine Zuschaltung des Leistungsschalters bevor steht
(der LS offen ist), der Leistungsschalter gerade zugeschaltet wird oder das binäre Eingangssignal >Freigabe
aktiv ist. Die Erzeugung des Signals Freig. d. LS-Zuschalt. ist in Kapitel 5.1.4.7 Einschalterkennung
beschrieben.

• immer aktiv

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

Die Stufe ist immer freigegeben und damit unabhängig vom Zuschalten des Leistungsschalters und vom
binären Eingangssignal >Freigabe.

• nur über Binärsignal


Die Stufe wird nur freigegeben, wenn das binäre Eingangssignal >Freigabe aktiv ist.

Messverfahren, Schwellwert
Die Stufe arbeitet mit zwei unterschiedlichen Messverfahren.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Ströme und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus. Damit wird ein Gleichanteil eliminiert. Der Grundschwingungs-Effektivwert wird mit dem einge-
stellten Schwellwert verglichen.

• Bewertung der ungefilterten Messgröße:


Wenn der Strom den eingestellten Schwellwert um den Betrag
Strom ≥ 2·√2·Schwellwert
überschreitet, benutzt die Stufe zusätzlich ungefilterte Messgrößen. Dadurch sind sehr kurze Auslöse-
zeiten möglich.

6.23.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Aktivierung

• Empfohlener Einstellwert (_:3961:101) Aktivierung = bei LS-Zuschaltung


Mit dem Parameter Aktivierung legen Sie fest, unter welchen Bedingungen die Stufe freigegeben ist.
Parameterwert Beschreibung
bei LS-Zuschaltung Diese Einstellung wird gewählt, wenn die Stufe nur beim Zuschalten des Leis-
tungsschalters aktiv sein soll.
immer aktiv Diese Einstellung ist zu wählen, wenn die Stufe statisch freigegben sein soll.
nur über Binärsignal Diese Einstellung ist zu wählen, wenn die Stufe von einem externen Signal
freigegben werden soll.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:3961:3) Schwellwert = 10,0 A bei Inenn = 1 A oder


50,0 A bei Inenn = 5 A

Die Stufe arbeitet unabhängig von der Stellung der entfernten Leistungsschalter. Deshalb müssen Sie den
Schwellwert so einstellen, dass die Stufe auf den durchfließenden Fehlerstrom nicht anregt. Sie ist also
nur dann anzuwenden, wenn eine Stromstaffelung über das Schutzobjekt möglich ist, also z. B. bei Trans-
formatoren, Längsdrosseln oder langen Leitungen mit kleiner Vorimpedanz. In anderen Fällen ist die Stufe
auszuschalten.

BEISPIEL

Rechenbeispiel zur Stromstaffelung bei einer 110 kV Freileitung 150 mm2


s (Länge) = 100 km;
R1/s = 0,21 Ω/km;
X1/s = 0,43 Ω/km
Da die Stufe ungerichtet ist, muss für die Berechnung die maximale Kurzschlussleistung am Leitungsanfang
oder am Gegenende berücksichtigt werden:
Sk" = 3,5 GVA (subtransient, weil die Funktion auf den 1. Scheitelwert ansprechen kann)
Stromwandler: 600 A / 5 A

1120 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

Daraus errechnen sich die Leitungsimpedanz ZL und die minimale Vorimpedanz ZV:

[fo_glchzv, 1, de_DE]

Der maximal durchfließende 3-phasige Kurzschlussstrom I"k ist (bei einer Quellspannung von 1,1·UN):

[fo_glchik, 1, de_DE]

Mit einem Sicherheitsfaktor von 10 % ergibt sich folgender Einstellwert:

[fo_glnste, 1, de_DE]

Bei Kurzschlussströmen über 1496 A (primär) oder 12,5 A (sekundär) liegt ein Kurzschluss auf der zu schüt-
zenden Leitung vor. Dieser kann sofort abgeschaltet werden.

HINWEIS

i Die Rechnung wurde mit Beträgen durchgeführt, was bei Freileitungen hinreichend genau ist. Nur wenn
Vorimpedanz und Leitungsimpedanz extrem unterschiedliche Winkel haben, ist die Rechnung komplex
durchzuführen.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:3961:102) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Der Parameter muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Funktion löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.
ja Die Funktion erzeugt eine phasenselektive Auslösung. Die Entscheidung,
welche Pole des Leistungsschalters geöffnet werden, erfolgt allerdings erst in
der zentralen Auslösebefehl-Steuerung.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:3961:4) Rückfallverhältnis = 0,90


Der Voreinstellwert von 0,90 reicht für viele Anwendungen aus. Für hochgenaue Messungen kann das
Rückfallverhältnis verkleinert werden. Wenn Sie mit stark schwankenden Messgrößen an der Ansprech-
schwelle rechnen, können Sie das Rückfallverhältnis vergrößern. Damit wird ein Klappern der Stufe
vermieden.

6.23.5 Freigabeverfahren über Wirkschnittstelle

Diese Stufe kann nur angewandt werden, wenn das Gerät mit einer Wirkschnittstelle ausgerüstet ist.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1121
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

Logik

[lo_hinre1, 2, de_DE]

Bild 6-372 Logikdiagramm der Hochstrom-Schnellabschaltung mit Freigabeverfahren über Wirkschnitt-


stelle

Freigabe
Die Freigabe der Stufe (das interne Signal Freigabe liegt an) erfolgt unter einer der folgenden Bedingungen
(weitere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel 5.1.4 Prozessmonitor (FG Leitung)):

• Am Schutzobjekt liegt noch keine Spannung an, d. h. die entfernten Leistungsschalter sind offen oder

• Die Zuschaltung des örtlichen Leistungsschalters steht bevor.


Diese Bedingungen werden intern erkannt an einem geöffneten oder gerade zuschaltenden Leistungsschalter.
Zudem kann die Stufe von extern über das binäre Eingangssignal >Freigabe aktiviert werden.

HINWEIS

i Damit es zu einer internen Freigabe der Stufe kommen kann, müssen die Geräte an allen Enden des
Schutzobjektes über die Stellung der Leistungsschalter informiert sein (die Leistungsschalter-Hilfskontakte
müssen an die Geräte angeschlossen sein; die entsprechenden Binäreingangssignale müssen rangiert sein).

1122 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

Messverfahren, Schwellwert
Die Stufe arbeitet mit zwei unterschiedlichen Messverfahren:

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Ströme und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus. Damit wird ein Gleichanteil eliminiert. Der Grundschwingungs-Effektivwert wird mit dem einge-
stellten Schwellwert verglichen.

• Bewertung der ungefilterten Messgröße:


Wenn der Strom den eingestellten Schwellwert um den Betrag
Strom ≥ 2·√2·Schwellwert
überschreitet, benutzt die Stufe zusätzlich ungefilterte Messgrößen. Dadurch sind sehr kurze Auslöse-
zeiten möglich.

6.23.6 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:3961:3) Schwellwert = 2,5 A bei Inenn = 1 A oder


12,5 A bei Inenn = 5 A

Wählen Sie den Wert so hoch, dass der Schutz nicht auf den Effektivwert des Einschaltstromes anspricht, der
beim Einschalten des lokalen Leistungsschalters entsteht. Auf durchfließende Kurzschlussströme brauchen Sie
dagegen keine Rücksicht zu nehmen, da die Stufe nur freigegeben ist, wenn an allen entfernten Enden des
Schutzobjektes die Leistungsschalter geöffnet sind oder die Freigabe durch den Binäreingang >Freigabe
erfolgt ist.

Parameter: 1-polige Ausl. erlaubt

• Empfohlener Einstellwert (_:3961:102) 1-polige Ausl. erlaubt = ja


Der Parameter muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Funktion löst den Leistungsschalter immer 3-polig aus.
ja Die Funktion erzeugt eine phasenselektive Auslösung. Die Entscheidung,
welche Pole des Leistungsschalters geöffnet werden, erfolgt allerdings erst in
der zentralen Auslösebefehl-Steuerung.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:3961:4) Rückfallverhältnis = 0,90


Der Voreinstellwert von 0,90 reicht für viele Anwendungen aus. Für hochgenaue Messungen kann das Rück-
fallverhältnis verkleinert werden. Wenn Sie mit stark schwankenden Messgrößen an der Ansprechschwelle
rechnen, können Sie das Rückfallverhältnis vergrößern. Damit wird ein Klappern der Stufe vermieden.

6.23.7 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Standard 1
_:3961:1 Standard 1:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:3961:102 Standard 1:1-polige Ausl. • nein ja
erlaubt
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1123
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.23 Hochstrom-Schnellabschaltung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:3961:101 Standard 1:Aktivierung • bei LS-Zuschaltung bei LS-Zuschal-
tung
• nur über Binärsignal
• immer aktiv
_:3961:3 Standard 1:Schwellwert 1A 0,030 A bis 100,000 A 10,000 A
5A 0,150 A bis 500,000 A 50,000 A
_:3961:4 Standard 1:Rückfallver- 0,50 bis 0,90 0,90
hältnis

6.23.8 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Standard 1
_:3961:500 Standard 1:>Freigabe SPS I
_:3961:81 Standard 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:3961:54 Standard 1:Nicht wirksam SPS O
_:3961:52 Standard 1:Zustand ENS O
_:3961:53 Standard 1:Bereitschaft ENS O
_:3961:300 Standard 1:Freig. d. LS-Zuschalt. ACT O
_:3961:55 Standard 1:Anregung ACD O
_:3961:57 Standard 1:Auslösung ACT O

1124 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.24 Sammelmeldungen Überstromzeitschutz-Funktionen

6.24 Sammelmeldungen Überstromzeitschutz-Funktionen

6.24.1 Beschreibung

Der Funktionsblock Sammelmeldungen der Überstromzeitschutz-Funktionen verwendet die Anrege- und


Auslösemeldungen der folgenden Funktionen:

• Überstromzeitschutz, Phasen

• Überstromzeitschutz, Erde

• Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz

• Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

• Gerichteter Überstromzeitschutz, Erde

• Erdkurzschlussschutz für hochohmige Erdschlüsse in Netzen mit Erdschlusskompensation

• Hochstrom-Schnellabschaltung
Die Sammelmeldungen des Überstromzeitschutzes werden von einem logischen ODER von den stufenselek-
tiven Anrege- und Auslösemeldungen der oben aufgeführten Funktionen generiert (siehe auch Bild 6-373):

• Anregung

• Auslösung
Die Anrege- und Auslösemeldungen werden mit Richtungsinformationen ausgegeben, sofern vorhanden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1125
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.24 Sammelmeldungen Überstromzeitschutz-Funktionen

[lo_oc_grin, 4, de_DE]

Bild 6-373 Logikdiagramm der Überstromzeitschutz-Sammelmeldungen

1126 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.25.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig (ANSI 50N/51N):

• Erkennt und überwacht den Strom, der in einer Sternpunkt-Erdung eines Transformators gemessen wird.

• Kann als empfindlicher Kesselschutz betrieben werden

• Erkennt und überwacht den kreisenden Strom zwischen den Sternpunkten zweier Kondensatorbänke

• Schaltet Hochstromstörfälle unverzögert ab

6.25.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig wird in Schutzfunktionsgruppen mit 1-phasiger Strommessung


verwendet. 2 Funktionstypen stehen zur Verfügung:

• Überstromzeitschutz, 1-phasig – Erweitert (Überstrom-1ph-A)

• Überstromzeitschutz, 1-phasig – Basis (Überstrom-1ph-B)


Der Funktionstyp Basis ist für Standardapplikationen vorgesehen. Der Funktionstyp Erweitert bietet mehr
Funktionalität und ist für komplexere Applikationen vorgesehen.
Beide Funktionstypen sind vom Hersteller mit 2 unabhängigen Überstromzeitschutz-Stufen und 1 abhän-
gigen Überstromzeitschutz-Stufe vorkonfiguriert.
Im Funktionstyp Überstromzeitschutz, 1-phasig – Erweitert können folgende Stufen gleichzeitig betrieben
werden:

• Maximal 3 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz (UMZ)

• 1 Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz (AMZ)

• 1 Stufe Logarithmischer abhängiger Überstromzeitschutz

• 1 Stufe Benutzerdefinierte Kennlinie Überstromzeitschutz

• 1 Schnellstufe
Im Funktionstyp Überstromzeitschutz, 1-phasig – Basis können folgende Stufen gleichzeitig betrieben
werden:

• Maximal 3 Stufen Unabhängiger Überstromzeitschutz

• 1 Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz


Die nicht vorkonfigurierten Stufen in Bild 6-374 und Bild 6-375 sind grau dargestellt. Neben der Kennlinie der
Auslöseverzögerung sind die Stufe Unabhängiger Überstromzeitschutz, die Stufe Abhängiger Überstrom-
zeitschutz, die Stufe Logarithmischer abhängiger Überstromzeitschutz und die Stufe Benutzerdefinierte
Kennlinie Überstromzeitschutz identisch aufgebaut.
Die Schnellstufe verwendet einen Schnellauslösealgorithmus. Sie eignet sich daher vor allem für die empfind-
liche Erdschlusserfassung nach dem Hochimpedanzverfahren.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1127
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

[dw_ocp_1pa, 4, de_DE]

Bild 6-374 Struktur/Einbettung der Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig – Erweitert

[dw_ocp_1pb, 3, de_DE]

Bild 6-375 Struktur/Einbettung der Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig – Basis

Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, so lassen sich die Stufen gegen
die Ausgabe der Auslösemeldung aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.

1128 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.25.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.25.3.1 Beschreibung

Logik einer Stufe

[lo_inv_ocp, 3, de_DE]

Bild 6-376 Logikdiagramm des Unabhängigen Überstromzeitschutzes, 1-phasig

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1129
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Blockierung der Stufe


Die angeregte Stufe kann über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe vollständig zurückgesetzt
werden.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungs-
zeit und damit auch die Auslösung. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet, und ein Störfall wird geöffnet.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung


Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion Einschalt-
stromerkennung ist im Kapitel 6.11.11 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromer-
kennung beschrieben.

6.25.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:12661:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Schwellwert, Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:12661:3) Schwellwert = 1,200 A (für die 1. Stufe)

• Voreinstellwert (_:12661:6) Auslöseverzögerung = 0,300 s (für die 1. Stufe)


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung für die spezifische Applikation ein.

6.25.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


UMZ 1
_:12661:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:12661:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:12661:27 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:12661:102 UMZ 1:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. 1ph
• ja
_:12661:8 UMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:12661:3 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:12661:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung

6.25.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:12661:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:12661:500 UMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:12661:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:12661:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:12661:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:12661:60 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:12661:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:12661:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:12661:57 UMZ 1:Auslösung ACT O
UMZ 2
_:12662:81 UMZ 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:12662:500 UMZ 2:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:12662:54 UMZ 2:Nicht wirksam SPS O
_:12662:52 UMZ 2:Zustand ENS O
_:12662:53 UMZ 2:Bereitschaft ENS O
_:12662:60 UMZ 2:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:12662:55 UMZ 2:Anregung ACD O
_:12662:56 UMZ 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:12662:57 UMZ 2:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1131
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.25.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.25.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_def_ocp, 3, de_DE]

Bild 6-377 Logikdiagramm des Abhängigen Überstromzeitschutzes, 1-phasig

Anrege- und Rückfallverhalten der abhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI

Wenn die Eingangsgröße das 1,1-fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abgear-
beitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-fache des Anregewertes (0,95 ⋅ 1,1 ⋅ Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-

1132 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den technischen Daten dargestellt.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Blockierung der Stufe


Die angeregte Stufe kann über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe vollständig zurückgesetzt
werden.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungs-
zeit und damit auch die Auslösung. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet, und ein Störfall wird geöffnet.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung


Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals durch die geräteinterne Funktion Einschalt-
stromerkennung ist im Kapitel 6.11.11 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromer-
kennung beschrieben.

6.25.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:12691:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:12691:108) Kennlinientyp = IEC normal invers

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Das Gerät bietet alle üblichen abhängigen Kennlinien nach IEC und ANSI an. Wählen Sie den für Ihre jeweilige
Anwendung erforderlichen Parameter Kennlinientyp aus.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:12691:3) Schwellwert = 1,200 A


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Kennlinientyp für die spezifische Anwendung ein.
Beachten Sie, dass zwischen Anregewert und Schwellwert eine Sicherheitsmarge eingearbeitet ist. Die Stufe
regt erst ca. 10 % über dem Schwellwert an.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:12691:101) Zeitmultiplikator = 1


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Wenn keine Staffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, belassen Sie den Para-
meter Zeitmultiplikator auf 1 (Voreinstellwert).

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:12691:109) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

6.25.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


AMZ 1
_:12691:1 AMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:12691:2 AMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:12691:27 AMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:12691:102 AMZ 1:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. 1ph
• ja
_:12691:8 AMZ 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:12691:3 AMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A

1134 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:12691:108 AMZ 1:Kennlinientyp • ANSI langzeit invers IEC normal
invers
• ANSI Kurzzeit Invers
• ANSI extrem invers
• ANSI stark invers
• ANSI normal invers
• ANSI mäßig invers
• ANSI definite invers
• IEC normal invers
• IEC stark invers
• IEC extrem invers
• IEC langzeit invers
_:12691:109 AMZ 1:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:12691:101 AMZ 1:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00

6.25.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
AMZ 1
_:12691:81 AMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:12691:500 AMZ 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:12691:54 AMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:12691:52 AMZ 1:Zustand ENS O
_:12691:53 AMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:12691:60 AMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:12691:59 AMZ 1:Disk-Emulation läuft SPS O
_:12691:55 AMZ 1:Anregung ACD O
_:12691:56 AMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:12691:57 AMZ 1:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1135
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.25.5 Stufe mit abhängiger, logarithmisch-inverser Kennlinie

6.25.5.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_ocp 1phase logarithmic, 3, de_DE]

Bild 6-378 Logikdiagramm des logarithmischen abhängigen Überstromzeitschutzes, 1-phasig

Abgesehen von der Auslösekennlinie ist diese Stufe mit der Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz identisch
(siehe Kapitel 6.25.4.1 Beschreibung ).
Das vorliegende Kapitel geht nur auf die Ausprägung der Auslösekennlinie ein. Informationen zu weiteren
Funktionalitäten finden Sie im Kapitel 6.25.4.1 Beschreibung .

1136 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Auslösekennlinie
Bei Anregung der Funktion wird die logarithmische abhängige Kennlinie abgearbeitet. Für jeden Eingangs-
wert, der über 95 % des Anregewertes liegt, wird ein Zeitwert TAusl berechnet. Ein Integrator akkumuliert den
Wert 1/TAusl. Wenn das akkumulierte Integral den festen Wert 1 erreicht, löst die Stufe aus.
Die für die Berechnung des Zeitwerts TAusl verwendete Kennlinie wird in folgendem Bild gezeigt. Der Parameter
Schwellwertmultiplikator bestimmt, ab welchem Stromwert die Kennlinie abgearbeitet wird. Der Para-
meter Max.zeit der Kennlinie den Startwert der Kennlinie auf der Zeitachse fest. Der Parameter Zeit-
multiplikator verändert die Steilheit der Kennlinie. Bei hohen Strömen gibt der Parameter Min.zeit
der Kennlinie die untere Zeitgrenze an.

[dw_ocp 1phase logarithmic, 1, de_DE]

Bild 6-379 Auslösekennlinie der logarithmischen abhängigen Kennlinie

Die Auslösezeit wird mit folgender Formel berechnet:

[fo_ocp 1phase logarithmic, 1, de_DE]

mit:
Tmax Maximalzeit der Auslösekennlinie (Parameter: Max.zeit der Kennlinie)
Td Zeitmultiplikator (Parameter Zeitmultiplikator)
TAusl Auslösezeit
I 1-phasiger Strom
ISchwelle Schwellwert (Parameter Schwellwert)
IMul. Schwellwertmultiplikator (Parameter Schwellwertmultiplikator)

Wenn die berechnete Zeit weniger als Tmin beträgt (Parameter Min.zeit der Kennlinie), wird Tmin
verwendet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1137
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.25.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Dieser Stufentyp ist bis auf die Auslösekennlinie identisch mit dem Typ Erdkurzschlussschutz mit stromabhän-
giger Verzögerung nach IEC und ANSI (siehe Kapitel 6.25.4.1 Beschreibung ).
Das vorliegende Kapitel geht nur auf die Ausprägung der Auslösekennlinie ein. Informationen zu weiteren
Funktionalitäten finden Sie im Kapitel 6.25.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise .

Wahl des Stufentyps


Wenn die Auslöseverzögerung vom Strompegel nach einer logarithmischen Kennlinie abhängig sein soll, dann
wählen Sie diesen Stufentyp.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 1,20 A


Mit dem Parameter Schwellwert legen Sie den Anregewert entsprechend der Applikation fest. Dabei
müssen Sie bei zeitlich gestaffelten Stufen die Einstellung der über- und untergeordneten Stufen im Staffel-
plan berücksichtigen.

Parameter: Schwellwertmultiplikator

• Voreinstellwert (_:116) Schwellwertmultiplikator = 1,1


Mit dem Parameter Schwellwertmultiplikator definieren Sie den Startpunkt der Kennlinie auf der
Stromachse (bezogen auf den Schwellwert).
Allgemein gültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

BEISPIEL

Schwellwert (Sekundärstrom) ISchwelle = 1,2 A


Schwellwertmultiplikator IMul. = 1,1
Anregewert (Sekundärstrom) IAnr = 1,2 A × 1,1 = 1,32 A

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:6) Zeitmultiplikator = 1,250 s


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verändern Sie die Steilheit der Kennlinie.
Allgemein gültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Parameter: Max.zeit der Kennlinie

• Voreinstellwert (_:114) Max.zeit der Kennlinie = 5,800 s


Der Parameter Max.zeit der Kennlinie bestimmt den Startwert der Kennlinie (für I = Schwellwert).
Allgemein gültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

Parameter: Min.zeit der Kennlinie

• Voreinstellwert (_:113) Min.zeit der Kennlinie = 1,200 s


Der Parameter Min.zeit der Kennlinie bestimmt die untere Zeitgrenze (bei hohen Strömen).
Allgemein gültige Hinweise können nicht gegeben werden. Legen Sie den Wert entsprechend der Applikation
fest.

1138 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Parameter: Zusatzverzögerung

• Voreinstellwert (_:115) Zusatzverzögerung = 0 s


Mit dem Parameter Zusatzverzögerung stellen Sie eine zusätzliche stromunabhängige Verzögerungszeit
ein. Diese Zusatzverzögerung ist für Sonderapplikationen vorgesehen.
Siemens empfiehlt, diese Zeit auf 0 s einzustellen, damit sie keinen Einfluss nimmt.

6.25.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Log.-invers #
_:1 Log.-invers #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Log.-invers #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:27 Log.-invers #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:102 Log.-invers #:Blk. b. Erk. • nein nein
d. 2. Harm. 1ph
• ja
_:8 Log.-invers #:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:3 Log.-invers #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,002 A bis 8,000 A 6,000 A
_:6 Log.-invers #:Zeitmulti- 0,000 s bis 60,000 s 1,250 s
plikator
_:113 Log.-invers #:Min.zeit 0,000 s bis 60,000 s 1,200 s
der Kennlinie
_:114 Log.-invers #:Max.zeit 0,000 s bis 60,000 s 5,800 s
der Kennlinie
_:116 Log.-invers #:Schwell- 1,00 bis 4,00 1,10
wertmultiplikator
_:115 Log.-invers #:Zusatzver- 0,000 s bis 60,000 s 0,000 s
zögerung

6.25.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Log.-invers #
_:81 Log.-invers #:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 Log.-invers #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 Log.-invers #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Log.-invers #:Zustand ENS O
_:53 Log.-invers #:Bereitschaft ENS O
_:60 Log.-invers #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:55 Log.-invers #:Anregung ACD O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:56 Log.-invers #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Log.-invers #:Auslösung ACT O

6.25.6 Stufe mit benutzerdefinierter Kennlinie

6.25.6.1 Beschreibung
Die Stufe Überstromzeitschutz mit benutzerdefinierter Kennlinie ist nur im Funktionstyp Erweitert
verfügbar.
Diese Stufe ist identisch aufgebaut zur Stufe mit stromabhängiger Kennlinie. Der einzige Unterschied besteht
darin, dass Sie die Kennlinie frei definieren können.

Benutzerdefinierte Kennlinie
Bei der benutzerdefinierten Kennlinie können Sie die Auslösekennlinie punktweise über bis zu 30 Wertpaare
von Strom und Zeit definieren. Das Gerät berechnet daraus die Kennlinie durch lineare Interpolation. Wahl-
weise können Sie zusätzlich eine Rückfallkennlinie definieren.

Anrege- und Rückfallverhalten bei benutzerdefinierten Kennlinien


Wenn die Eingangsgröße das 1,1-Fache des Schwellwertes überschreitet, wird die Kennlinie abgearbeitet.
Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-Fache des Anregewertes (0,95 × 1,1 × Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
gemäß Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kennlinie
(Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-Fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.

[dw_ocp_ken_02, 2, de_DE]

Bild 6-380 Anrege- und Rückfallverhalten bei Verwendung einer benutzerdefinierten Kennlinie

1140 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

HINWEIS

i Beachten Sie, dass Ströme, die kleiner sind als der Stromwert des kleinsten Kennlinienpunktes, zu keiner
Verlängerung der Auslösezeit führen. Die Anregekennlinie verläuft bis zum kleinsten Kennlinienpunkt
parallel zur Stromachse. Ströme, die größer sind als der Stromwert des größten Kennlinienpunktes,
verkürzen die Auslösezeit nicht. Die Anregekennlinie verläuft ab dem größten Kennlinienpunkt parallel
zur Stromachse.

6.25.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Diese Stufe ist identisch zur Stufe mit abhängiger Kennlinie aufgebaut. Der einzige Unterschied besteht darin,
dass Sie die Kennlinie frei definieren können. In diesem Kapitel werden nur Anwendungs- und Einstellhinweise
für die Kennlinieneinstellung gegeben.

Parameter: Strom/Zeit-Wertepaare (der Auslösekennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.
Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:101) Zeitmultiplikator = 1


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Wenn keine Zeitstaffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, so belassen Sie den
Parameter Zeitmultiplikator auf dem Wert 1.

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Bei dieser Einstellung muss zusätzlich zur Auslösekennlinie eine Rückfall-
kennlinie eingestellt werden.
Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Strom/Zeit-Wertepaare (der Rückfallkennlinie)


Mit diesen Parametern definieren Sie den Kennlinienverlauf. Für jeden Kennlinienpunkt stellen Sie ein Strom/
Zeit-Wertepaar ein. Die Einstellung richtet sich nach der Kennlinie, die Sie realisieren wollen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Stellen Sie den Stromwert als ein Vielfaches des Schwellwertes ein. Siemens empfiehlt, den Parameter
Schwellwert auf 1,00 einzustellen, um eine einfache Relation zu erhalten. Wenn Sie dann die Kennlinie
verschieben wollen, so können Sie die Einstellung des Schwellwertes nachträglich verändern.
Stellen Sie den Zeitwert in Sekunden ein. Das Verschieben der Kennlinie wird über den Parameter Zeitmul-
tiplikator erzielt.

HINWEIS

i Die Wertepaare müssen in stetiger Reihenfolge eingegeben werden.

6.25.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:1 Benutzerkl. #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Benutzerkl. #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:27 Benutzerkl. #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:102 Benutzerkl. #:Blk. b. Erk. • nein nein
d. 2. Harm. 1ph
• ja
_:8 Benutzerkl. #:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:3 Benutzerkl. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,010 A bis 35,000 A 1,200 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,05 A bis 175,00 A 6,00 A
_:110 Benutzerkl. #:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:101 Benutzerkl. #:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator

6.25.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Benutzerkl. #
_:81 Benutzerkl. #:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 Benutzerkl. #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 Benutzerkl. #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Benutzerkl. #:Zustand ENS O
_:53 Benutzerkl. #:Bereitschaft ENS O
_:60 Benutzerkl. #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:59 Benutzerkl. #:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 Benutzerkl. #:Anregung ACD O
_:56 Benutzerkl. #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Benutzerkl. #:Auslösung ACT O

1142 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.25.7 Schnellstufe

6.25.7.1 Beschreibung

Logik einer Stufe


Die Schnellstufe ist nur im Funktionstyp Erweitert verfügbar.

[lo_ocp_1phs, 3, de_DE]

Bild 6-381 Logikdiagramm der Schnellstufe, 1-phasig

Messverfahren, Anregung und Rückfallverhalten der Schnellstufe


Diese Stufe bewertet die ungefilterten Messgrößen. Somit sind sehr kurze Reaktionszeiten möglich. Wenn
die Absolutwerte von 2 aufeinanderfolgenden Abtastwerten der letzten halben Periode den Schwellwert
überschreiten, regt die Stufe an. Wenn alle Abtastwerte der vorangegangenen Periode kleiner sind als die
Rückfallschwelle, fällt die Stufe zurück.

Blockierung der Stufe


Die angeregte Stufe kann über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe vollständig zurückgesetzt
werden.

6.25.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert, Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 10,00 A

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 0,00 s


Stellen Sie die Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung für die spezifische Anwendung ein.
Beachten Sie, dass die Abtastwerte ohne einen zusätzlichen Faktor direkt mit dem eingestellten Schwellwert
verglichen werden.

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6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:4) Rückfallverhältnis = 0,90


Der empfohlene Einstellwert von 0,90 ist für viele Anwendungen ausreichend. Für hochgenaue Messungen
kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden. Wenn Sie mit stark schwankenden Messgrößen an der
Anregeschwelle rechnen, können Sie das Rückfallverhältnis vergrößern. Damit wird ein Klappern der
Auslösestufe vermieden.

6.25.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Schnellstufe #
_:1 Schnellstufe #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Schnellstufe #:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:3 Schnellstufe #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 10,000 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 50,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 10,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 50,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 10,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 50,000 A
_:4 Schnellstufe #:Rückfall- 0,90 bis 0,99 0,90
verhältnis
_:6 Schnellstufe #:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
verzögerung

6.25.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Schnellstufe #
_:81 Schnellstufe #:>Blockierung Stufe SPS I
_:54 Schnellstufe #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Schnellstufe #:Zustand ENS O
_:53 Schnellstufe #:Bereitschaft ENS O
_:55 Schnellstufe #:Anregung ACD O
_:56 Schnellstufe #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Schnellstufe #:Auslösung ACT O

6.25.8 Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

6.25.8.1 Beschreibung
Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

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6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Mit dem Parameter Blk. b. Erk. d. 2. Harm. 1ph legen Sie fest, ob die Auslösemeldung der Stufe
blockiert werden soll, wenn die erkannte 2. Harmonische des 1-phasigen Stroms einen Schwellwert über-
schreitet. Bei Blockierung und erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit
und die Auslösemeldung werden blockiert. Die Funktion signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung.
Wenn die Blockierung zurückfällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungs-
zeit gestartet. Nach Ablauf dieser Zeit löst die Stufe aus.
Das folgende Bild zeigt nur den Ausschnitt der Stufe (am Beispiel der 1. Stufe des Unabhängigen Über-
stromzeitschutzes), der den Einfluss der Einschaltstromerkennung darstellt. Nur wenn die zentrale Funktion
Einschaltstromerkennung (siehe Kapitel 12.58 Einschaltstromerkennung) wirksam ist, lässt sich die Blockie-
rung einstellen.

[lo_blk_by_inrush_ocp_1phase, 1, de_DE]

Bild 6-382 Ausschnitt Logikdiagramm bei Einfluss der Einschaltstromerkennung am Beispiel der 1. Unab-
hängigen Überstromzeitschutz-Stufe

(1) Vom FB Einschaltstromerkennung


(2) Vom FB 2.Harm. Erkennung 1-phasig

6.25.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:12661:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Parameterwert Beschreibung
nein Die Transformator-Einschaltstromerkennung beeinflusst die Stufe nicht.
Wählen Sie diese Einstellung in den folgenden Fällen:

• Wenn das Gerät nicht an Transformatoren eingesetzt wird.

• Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und


der Schwellwert der Stufe oberhalb des maximalen Transformator-
Einschaltstroms eingestellt ist. Dies gilt z.B. für die Hochstromstufe,
die entsprechend der Kurzschlussspannung Uk des Transformators so
eingestellt ist, dass die Stufe nur auf oberspannungsseitige Fehler
anspricht. Der Transformator-Einschaltstrom kann nicht größer werden
als der maximale übertragbare Kurzschlussstrom.
ja Wenn die Transformator-Einschaltstromerkennung einen Einschaltstrom
erkennt, der zur Auslösung der Stufe führen würde, werden der Start der
Verzögerungszeit und die Auslösung der Stufe blockiert.
Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der Schwell-
wert der Stufe unterhalb des maximalen Transformator-Einschaltstroms
eingestellt ist, wählen Sie diese Einstellung. Dies gilt für die Überstromzeit-
schutz-Stufe, die als Reservestufe mit Staffelzeit für Fehler auf der Unter-
spannungsseite des Transformators eingesetzt wird.

Parameter: Blk. b. Erk. d. 2. Harm. 1ph

• Voreinstellwert (_:12661:102) Blk. b. Erk. d. 2. Harm. 1ph = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn kein 1-phasiger Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung
über der Anregeschwelle erwartet wird, wählen Sie diese Einstellung.
ja Wenn 1-phasiger Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung über
der Anregeschwelle erwartet wird, muss die Blockierung aktiviert werden.
Dadurch wird Stabilität für die folgenden Bedingungen hergestellt:

• Stromwandlersättigung ohne Einschaltstrom, da ein gesättigtes Signal


auch einen 2. Harmonischen-Anteil enthält
• Phaseneinschaltstrom, der zur Stromwandlersättigung führt und damit
zu einer 2. Harmonischen des Einschaltstroms auch im parasitären
1‑phasigen Strom

6.25.9 Anwendungsbeispiel: Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz

6.25.9.1 Beschreibung
Beim Hochimpedanzverfahren arbeiten alle Stromwandler an den Grenzen des Schutzbereiches parallel auf
einen gemeinsamen, relativ hochohmigen Widerstand R, dessen Spannung gemessen wird.
Die Stromwandler müssen gleicher Bauform sein und zumindest einen eigenen Kern für den Hochimpedanz
Erdfehler-Differentialschutz aufweisen. Weiterhin müssen sie die gleiche Übersetzung und annähernd die
gleiche Kniepunktspannung haben.
Das Hochimpedanzprinzip eignet sich besonders für die Erdfehlererfassung in geerdeten Netzen an Transfor-
matoren, Generatoren, Motoren und Querdrosseln.
Bild 6-383 zeigt links ein Anwendungsbeispiel für eine geerdete Trafowicklung oder einen geerdeten Motor/
Generator. Das rechte Beispiel zeigt eine nicht geerdete Trafowicklung oder einen nicht geerdeten Motor/
Generator. Bei diesem Beispiel wird angenommen, dass das Netz an einer anderen Stelle geerdet ist.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

[dw_himpef, 2, de_DE]

Bild 6-383 Erdfehler-Differentialschutz nach dem Hochimpedanzprinzip

Funktion des Hochimpedanzprinzips


Das Hochimpedanzprinzip wird am Beispiel einer geerdeten Transformatorwicklung erläutert.
Im Normalzustand fließen keine Nullströme, d.h. im Trafosternpunkt ist IY = 0 und in den Leitern
3I0 = IL1 + IL2 + IL3 = 0.
Bei einem äußeren Erdfehler (links im Bild 6-384), dessen Kurzschlussstrom über den geerdeten Sternpunkt
gespeist wird, fließt im Trafosternpunkt und in den Leitern der gleiche Strom. Die entsprechenden Sekundär-
ströme (bei gleicher Übersetzung aller Stromwandler) saugen sich gegenseitig ab. Sie sind in Reihe geschaltet.
Am Widerstand R entsteht nur eine geringe Spannung, die aus den Innenwiderständen der Wandler und
denen der Wandleranschlussleitungen resultiert. Selbst wenn ein Stromwandler kurzzeitig in Sättigung gerät,
wird dieser für die Zeit der Sättigung niederohmig und bildet einen niederohmigen Nebenschluss zum
hochohmigen Widerstand R. Die hohe Resistanz des Widerstandes wirkt sich also stabilisierend aus (sog.
Widerstandsstabilisierung).

[dw_prhimp, 2, de_DE]

Bild 6-384 Prinzip des Erdfehler-Differentialschutzes nach dem Hochimpedanzprinzip

Bei einem Erdfehler im Schutzbereich (im Bild 6-384 rechts) fließt auf jeden Fall ein Sternpunktstrom IY. Die
Höhe des Nullstromes in den Leiterströmen hängt von den Erdungsverhältnissen im übrigen Netz ab. Ein
dem Gesamtkurzschlussstrom entsprechender Sekundärstrom versucht, über den Widerstand R zu fließen. Da
dieser Widerstand aber hochohmig ist, baut sich dort sofort eine hohe Spannung auf, die die Stromwandler
in Sättigung treibt. Die effektive Spannung am Widerstand entspricht also ca. der Kniepunktspannung der
Stromwandler.
Der Widerstand R wird also so dimensioniert, dass er schon beim kleinsten zu erfassenden Erdfehlerstrom zu
einer Sekundärspannung führt, die der halben Kniepunktspannung der Stromwandler entspricht (siehe auch
Abschnitt 2.5.4).
Weitere Informationen finden Sie unter Empfindlichkeitsbetrachtung für Hochimpedanz Erdfehler-Differential-
schutz im Kapitel 6.25.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise .

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1147
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6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz mit einem SIPROTEC 5-Gerät


Verwenden Sie für den Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz den I4-Messeingang des SIPROTEC 5-
Gerätes. Dieser Eingang ist für diese Anwendung als empfindlicher Messeingang auszuführen. Da dies ein
Stromeingang ist, wird statt der Spannung am Widerstand R der Strom durch diesen Widerstand erfasst.
Bild 6-385 zeigt das Anschlussschema. Das Schutzgerät ist mit dem Widerstand R in Reihe geschaltet und misst
also dessen Strom.
Der Varistor V dient zur Spannungsbegrenzung bei einem inneren Fehler. Der Varistor schneidet die bei
Wandlersättigung entstehenden hohen momentanen Spannungsspitzen ab. Gleichzeitig entsteht dadurch
eine Glättung der Spannung ohne nennenswerte Verringerung des Mittelwertes.

[dw_anedif, 2, de_DE]

Bild 6-385 Anschlussschema des Erdfehler-Differentialschutzes nach dem Hochimpedanzprinzip

Als Schutzmaßnahme gegen Überspannungen ist es wichtig, dass Sie das Gerät direkt an der geerdeten Seite
der Stromwandler anschließen. Damit wird die hohe Spannung am Widerstand vom Gerät fern gehalten.
In analoger Weise kann der Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz für Generatoren, Motoren und Quer-
drosseln verwendet werden. Bei Spartransformatoren müssen Sie die oberspannungsseitigen und unterspan-
nungsseitigen Stromwandler und den Sternpunktwandler parallel schalten.
Das Verfahren lässt sich für jedes Schutzobjekt realisieren. Als Sammelschienenschutz wird das Gerät z.B. über
den Widerstand an die Parallelschaltung der Wandler aller Abzweige angeschlossen.

6.25.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Voraussetzung für die Anwendung als Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz ist, dass anlagenseitig
neben der Leiterstromerfassung eine Sternpunktstrom-Erfassung möglich ist (siehe Beispiel in Bild 6-385).
Weiterhin muss ein empfindlicher Eingangsübertrager am Geräteeingang I4 zur Verfügung stehen. Stellen Sie
bei der Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig den Anregewert für den Strom am Eingang I4 ein.
Beachten Sie für die Gesamtfunktion des Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutzes das Zusammenspiel
zwischen Stromwandler-Kennlinien, äußerem Widerstand R und der Spannung an R. Hinweise dazu finden Sie
nachfolgend.

Stromwandlerdaten für Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz


Alle beteiligten Stromwandler müssen dieselbe Übersetzung haben und annähernd die gleiche Kniepunkt-
spannung. Wenn die Stromwandler gleicher Bauart sind und die gleichen Nenndaten haben, ist dies normaler-
weise gegeben. Sie können die Kniepunktspannung aus den Nenndaten wie folgt berechnen:

[fo_ukniep, 1, de_DE]

UKP Kniepunktspannung
Ri Innenwiderstand des Stromwandlers
Pnenn Nennleistung des Stromwandlers

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6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Inenn Sekundärer Nennstrom des Stromwandlers


n Nennüberstromfaktor

Nennstrom, Nennleistung und Überstromfaktor sind auf dem Typenschild des Wandlers angegeben.

BEISPIEL
Stromwandler mit folgenden Angaben auf dem Typenschild: 800/5; 5P10; 30 VA
Aus diesen Angaben können Sie folgende Wandlerdaten ablesen:
Inenn = 5 A (aus 800/5)
n = 10 (aus 5P10)
Pnenn = 30 VA

Der Innenwiderstand ist häufig aus dem Prüfprotokoll des Wandlers ersichtlich. Wenn er nicht bekannt ist,
kann er näherungsweise aus einer Gleichstrommessung an der Sekundärwicklung ermittelt werden.

BEISPIEL
Berechnung der Kniepunktspannung
Stromwandler 800/5; 5P10; 30 VA mit Ri = 0,3 Ω

[fo_ukp5aw, 1, de_DE]

Stromwandler 800/1; 5P10; 30 VA mit Ri = 5 Ω

[fo_ukp1aw, 1, de_DE]

Außer den Stromwandlerdaten muss noch der Widerstand der längsten Anschlussleitung zwischen Wandler
und Gerät bekannt sein.

Stabilitätsbetrachtung für Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz


Die Stabilitätsbedingung geht von der vereinfachten Annahme aus, dass bei äußerem Fehler ein Stromwandler
vollständig gesättigt ist und die übrigen ihre Teilströme proportional übertragen. Dies ist der theoretisch
ungünstigste Fall. Da in der Praxis auch der gesättigte Wandler noch einen Strombeitrag liefert, ist eine
Sicherheitsreserve automatisch gegeben.
Bild 6-386 zeigt ein Ersatzschaltbild dieser Vereinfachung. Dabei sind W1 und W2 als ideale Wandler mit ihren
Innenwiderständen Ri1 und Ri2 angenommen. Ra sind die Adernwiderstände der Anschlussleitungen zwischen
Wandler und Widerstand R; sie gehen doppelt ein (Hin- und Rückleitung). Ra2 ist der Widerstand der längsten
Anschlussleitung.
W1 überträgt den Strom I1. W2 ist laut Annahme gesättigt. Das wird durch die gestrichelte Kurzschlusslinie
angedeutet. Der Wandler stellt also durch seine Sättigung einen niederohmigen Nebenschluss dar.
Eine weitere Voraussetzung ist R >> (2Ra2 + Ri2).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

[dw_vebhdi, 2, de_DE]

Bild 6-386 Vereinfachtes Ersatzschaltbild einer Anordnung für Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz

Die Spannung an R ist dann


UR = I1· (2Ra2 + Ri2)
Eine weitere Annahme ist, dass der Anregewert des SIPROTEC 5-Gerätes der halben Kniepunktspannung der
Stromwandler entspricht. Im Grenzfall ist also
UR = UKP/2
Damit ergibt sich das Stabilitätslimit ISL, das heißt der Durchgangsfehlerstrom, bis zu dem die Anordnung stabil
bleibt:

[fo_istabl, 1, de_DE]

BEISPIEL
Für den 5-A-Wandler wie oben mit UKP = 75 V und Ri = 0,3 Ω
Längste Anschlussleitung = 22 m mit 4 mm2 Querschnitt; das entspricht Ra = 0,1 Ω

[fo_isl5aw, 1, de_DE]

Das Stabilitätslimit liegt im Beispiel bei 15 × Nennstrom oder 12 kA primär.


Für den 1-A-Wandler wie oben mit UKP = 350 V und Ri = 5 Ω
Längste Anschlussleitung = 107 m mit 2,5 mm2 Querschnitt; das entspricht Ra = 0,75 Ω

[fo_isl1aw, 1, de_DE]

Das Stabilitätslimit liegt im Beispiel bei 27 × Nennstrom oder 21,6 kA primär.

Empfindlichkeitsbetrachtung für Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz


Die am Stromwandlersatz auftretende Spannung wird dem Schutzgerät über einen Vorwiderstand R als
proportionaler Strom zur Bewertung zugeführt. Für die Dimensionierung des Widerstandes gelten folgende
Überlegungen:
Der Hochimpedanz Erdfehler-Differentialschutz soll bei ca. halber Kniepunktspannung der Stromwandler
ansprechen. Daraus können Sie den Widerstand R berechnen.
Da das Gerät den Strom durch den Widerstand misst, müssen Widerstand und Messeingang des Gerätes in
Reihe geschaltet sein. Da weiterhin der Widerstand hochohmig sein soll (o.g. Bedingung R >> 2Ra2 + Ri2),
kann der Eigenwiderstand des Messeingangs vernachlässigt werden. Der Widerstand ergibt sich dann aus dem
Anregestrom Ian und der halben Kniepunktspannung:

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6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

[fo_berecr, 1, de_DE]

BEISPIEL
Für den 5-A-Wandler wie oben
Gewünschter Anregewert Ian = 0,1 A (entspricht 16 A primär)

[fo_ber5aw, 1, de_DE]

Für den 1-A-Wandler wie oben


Gewünschter Anregewert Ian = 0,05 A (entspricht 40 A primär)

[fo_ber1aw, 1, de_DE]

Der Vorwiderstand R muss für eine minimale Dauerbelastung Pdauer ausgelegt sein.

[fo_pdau5a, 1, de_DE]

[fo_pdau1a, 1, de_DE]

Ferner muss der Vorwiderstand R für einen über ca. 0,5 s anstehenden Fehlerstrom ausgelegt sein. Diese Zeit
reicht normalerweise für die Fehlerklärung durch den Reserveschutz aus.
Die thermische Belastung des Vorwiderstandes hängt von der während eines internen Fehlers anstehenden
Spannung URMS,stab ab. Sie errechnet sich nach folgenden Formeln:

[fo_usta5a, 1, de_DE]

[fo_usta1a, 1, de_DE]

IK,max,int entspricht dabei dem maximalen Fehlerstrom bei einem internen Fehler.
Beim 5-A-Stromwandler 800/5 mit 40 kA primär entspricht IK,max,int = 250 A sekundär.
Beim 1-A-Stromwandler 800/1 mit 40 kA primär entspricht IK,max,int = 50 A sekundär.
Daraus ergibt sich für den Vorwiderstand eine Kurzzeitbelastung über 0,5 s von:

[fo_p05s5a, 1, de_DE]

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

[fo_p05s1a, 1, de_DE]

Beachten Sie, dass bei Wahl eines höheren Anregewertes Ian der Widerstandswert verkleinert werden muss
und damit die Verlustleistung stark ansteigt.
Der Varistor (siehe folgendes Bild) muss so dimensioniert werden, dass er bis zur Kniepunktspannung hoch-
ohmig bleibt, z.B.:

• Ca. 100 V beim 5-A-Wandler

• Ca. 500 V beim 1-A-Wandler

[dw_anedif, 2, de_DE]

Bild 6-387 Anschlussschema des Erdfehlerdifferentialschutzes nach dem Hochimpedanzprinzip

Auch bei ungünstiger externer Verdrahtung sollten die maximal auftretenden Spannungsspitzen 2 kV aus
Sicherheitsgründen nicht überschreiten.
Wenn aus Leistungsgründen mehrere Varistoren parallel geschaltet werden müssen, bevorzugen Sie Typen
mit flacher Kennlinie, um eine unsymmetrische Belastung zu vermeiden. Siemens empfiehlt deshalb die
folgenden Typen der Fa. METROSIL:
600A/S1/S256 (k = 450, β = 0,25)
600A/S1/S1088 (k = 900, β = 0,25)
Stellen Sie für das Beispiel den Anregewert der 1. UMZ-Stufe (Parameter Schwellwert) auf 0,1 A für
5-A-Wandler oder 0,05 A für 1-A-Wandler ein. Weitere Schutzstufen werden nicht benötigt. Löschen Sie diese
oder schalten Sie sie aus. Stellen Sie für den Parameter Auslöseverzögerung 0 s ein.
Wenn viele Stromwandler parallel geschaltet sind, z.B. bei Verwendung als Sammelschienenschutz mit vielen
Abzweigen, können die Magnetisierungsströme der parallel geschalteten Wandler nicht mehr vernachlässigt
werden. Summieren Sie in diesem Fall die Magnetisierungsströme bei halber Kniepunktspannung (entspricht
dem eingestellten Schwellwert). Diese Magnetisierungsströme verringern den Strom durch den Wider-
stand R. Daher ist der tatsächliche Anregewert entsprechend höher.

6.25.10 Anwendungsbeispiel: Kesselschutz

6.25.10.1 Beschreibung
Der Kesselschutz erfasst Masseschlüsse – auch hochohmige – zwischen einem Leiter und dem Kessel eines
Transformators. Hierbei wird der Kessel isoliert oder zumindest hochohmig gegen Erde aufgebaut. Der Kessel
muss mit einer Leitung nach Erde verbunden sein. Der Strom, der durch diese Leitung fließt, wird dem
Schutzgerät zugeführt. Wenn ein Masseschluss im Kessel auftritt, fließt ein Fehlerstrom (Kesselstrom) über die
Erdverbindung zur Stationserde ab.
Die Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig erkennt den Kesselstrom. Wenn der Kesselstrom den einge-
stellten Schwellwert überschreitet, erzeugt die Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig eine Auslösemel-
dung. Abhängig von der eingestellten Auslöseverzögerung wird der Transformator sofort oder zeitverzö-
gert allseitig abgeschaltet.

1152 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.25 Überstromzeitschutz, 1-phasig

Für den Kesselschutz wird ein empfindlicher 1-phasiger Strommesseingang benutzt.

[dw_prkess, 2, de_DE]

Bild 6-388 Kesselschutz-Prinzip

6.25.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Voraussetzung für die Anwendung als Kesselschutz ist, dass ein empfindlicher Eingangsübertrager am Geräte-
eingang I4 zur Verfügung steht.
Wenn Sie die Messstelle I 1-ph mit der Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig verbinden, arbeitet die
Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig mit dem am Eingang I4 angeschlossenen 1-phasigen Strom.
Verwenden Sie nur die 1. UMZ-Stufe der Funktion Überstromzeitschutz, 1-phasig. Mit dem Parameter
Schwellwert stellen Sie den Anregewert ein. Weitere Schutzstufen werden nicht benötigt. Löschen Sie diese
oder schalten Sie sie aus. Stellen Sie für den Parameter Auslöseverzögerung 0 s ein.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

6.26.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz (ANSI 51V):

• erkennt Kurzschlüsse an elektrischen Betriebsmitteln

• Kann bei besonderen Netzbedingungen eingesetzt werden, wenn das Überstrom-Anregungsniveau in


Abhängigkeit von der Fehlerspannung verringert werden soll.

• Kann bei Generatoren verwendet werden, bei denen die Erregerspannung von den Anschlussklemmen
abgeleitet wird und die Überstromanregung in Abhängigkeit von den Fehlerspannungen beibehalten
werden soll.

6.26.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz wird in Schutzfunktionsgruppen mit 3-phasigem


Strom und Spannungsmessung eingesetzt.
Die Funktion Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz ist mit folgenden Stufen werkseitig vorkonfigu-
riert:

• Stufe Abhängiger Überstromzeitschutz, spannungsabhängig

• Stufe Unabhängiger Überstromzeitschutz, Unterspannungshaltung


In dieser Funktion können die folgenden Stufen gleichzeitig betrieben werden:

• Maximal 2 abhängige Überstromzeitschutz-Stufen, spannungsabhängig

• Maximal 2 abhängige, spannungsfreigegebene Überstromzeitschutz-Stufen

• Maximal 2 unabhängige Überstromzeitschutz-Stufen mit Unterspannungshaltung

• Maximal 2 unabhängige, spannungsfreigegebene Überstromzeitschutz-Stufen mit Unterspannungshal-


tung

[dw_stuvol_release, 3, de_DE]

Bild 6-389 Struktur/Einbettung der Funktion

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

6.26.3 Stufenbeschreibung abhängiger Überstromzeitschutz, spannungsabhängig

6.26.3.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_ocp_volt-dependent, 3, de_DE]

Bild 6-390 Logikdiagramm des Abhängigen Überstromzeitschutzes, spannungsabhängig

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder dem berechneten Effektivwert arbeitet.

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Spannungsabhängige Anregeschwelle
Die Anregeschwelle der Überstromstufe ist vom Spannungswert abhängig. Bei niedrigerer Spannung sinkt
der Stromanregewert (siehe Bild 6-391). Im Bereich zwischen U/Unenn = 1,00 bis 0,25 gilt eine lineare, direkt
proportionale Abhängigkeit.

[dw_volpic, 1, de_DE]

Bild 6-391 Einfluss der Spannung auf die Anregeschwelle

Dabei gilt:
U = Gemessene Leiter-Leiter-Spannung
UNenn = Nennspannung (Parameter Nennspannung im Funktionsblock Allgemein der Schutz-
funktionsgruppe)
Anr. Einst. = Einstellwert für die Anregeschwelle (Parameteradresse: _11491:3)
Anr.(U) = Tatsächlich angewendete Anregeschwelle in Abhängigkeit von der Spannung

Der Mindestwert für die Stromanregeschwelle beträgt 0,03 * Inenn. Dieser Wert kann nicht noch weiter
gesenkt werden, auch nicht durch den spannungsabhängigen Anregeschwellenfaktor.
Die Senkung der Anregeschwelle erfolgt phasenselektiv. Die folgende Tabelle zeigt die für die jeweiligen
stromführenden Phasen geltenden Spannungen.

Tabelle 6-11 Steuerspannungen in Beziehung zum Fehlerstrom

Strom Steuerspannung
IL1 UL12
IL2 UL23
IL3 UL31

Anrege- und Rückfallverhalten der stromabhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI

Wenn die Eingangsgröße das 1,1-fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abgear-
beitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-fache des Anregewertes (0,95 ⋅ 1,1 ⋅ Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den technischen Daten dargestellt.

Einfluss auf die Auslösekennlinie


Die Stromanregeschwelle nimmt proportional mit der Spannung ab. Bei einem konstanten Strom I wird also
das Verhältnis I/Schwellwert größer und die Auslösezeit nimmt ab. Gegenüber den Standardkennlinien, die
in den Technischen Daten dargestellt sind, verschiebt sich die Auslösekennlinie bei abnehmender Spannung
nach links.

Messspannungsausfall-Erkennung
Wenn ein Ausfall der Messspannung erkannt wird, wird die Eingangsspannung automatisch auf Unenn gesetzt;
der Anregeschwellenfaktor beträgt dann 1.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
angezeigt und der Störfall wird protokolliert und aufgezeichnet.

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung
Die Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion zur
Einschaltstromerkennung wird in Kapitel 6.19.8.1 Beschreibung beschrieben.

6.26.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:11491:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Parameterwert Beschreibung
nein Die Transformator-Einschaltstromerkennung beeinflusst die Stufe nicht.
Wählen Sie diese Einstellung in den folgenden Fällen:

• Wenn das Gerät nicht an Transformatoren eingesetzt wird.


• In Fällen, in denen das Gerät an Transformatoren eingesetzt wird und
der Schwellwert der Stufe höher als der maximale Einschaltstrom des
Transformators eingestellt ist. Dies gilt z.B. für die Hochstromstufe,
die entsprechend der Kurzschlussspannung uk des Transformators so
eingestellt ist, dass die Stufe nur bei Fehlern auf der Hochspannungs-
seite auslöst. Der Transformator-Einschaltstrom kann nicht größer
werden als der maximale übertragbare Kurzschlussstrom.
ja Wenn die Transformator-Einschaltstromerkennung einen Einschaltstrom
erkennt, der zur Auslösung der Stufe führen würde, werden der Start der
Verzögerungszeit und die Auslösung der Stufe blockiert.
Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der Schwell-
wert der Stufe unterhalb des maximalen Transformator-Einschaltstroms
eingestellt ist, wählen Sie diese Einstellung. Dies gilt für die Überstromzeit-
schutz-Stufe, die als Reservestufe mit Staffelzeit für Fehler auf der Unter-
spannungsseite des Transformators eingesetzt wird.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:11491:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:11491:3) Schwellwert = 1,500 A


Der empfohlene Einstellwert von 1,500 A ist für die meisten Anwendungen geeignet.
Wählen Sie die für Ihre Anwendung erforderlichen Parameter Schwellwert und Kennlinientyp aus.
Für die Einstellung ist der maximal auftretende Betriebsstrom maßgebend. Eine Anregung durch Überlast
muss ausgeschlossen werden, da ein Überstromzeitschutz mit kurzen Auslösezeiten als Kurzschlussschutz und
nicht als Überlastschutz arbeitet.
Setzen Sie den Parameter Schwellwert für Leitungen auf ca. 10 %, für Transformatoren und Motoren auf ca.
20 % über der höchsten erwarteten Last.
Beachten Sie, dass zwischen Anregewert und Schwellwert eine Sicherheitsmarge eingearbeitet ist. Die Stufe
regt erst ca. 10 % über dem Schwellwert an.

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Parameter Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:11491:101) Kennlinientyp = IEC normal abhängig


Das Gerät bietet alle üblichen abhängigen Kennlinien nach IEC und ANSI an. Wählen Sie den für Ihre Anwen-
dung erforderlichen Parameter Kennlinientyp aus.

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:11491:102) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe gemäß der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.
Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:11491:103) Zeitmultiplikator = 1


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator können Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung verschieben.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das elektri-
sche Netz aufgestellt wurde.
Wenn keine Staffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, belassen Sie den Para-
meter Zeitmultiplikator auf 1 (Voreinstellung).

6.26.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U-Abhängig1
_:11491:1 U-Abhängig1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11491:2 U-Abhängig1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:11491:27 U-Abhängig1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:11491:8 U-Abhängig1:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:11491:3 U-Abhängig1:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:11491:101 U-Abhängig1:Kennlini-
entyp

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:11491:102 U-Abhängig1:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:11491:103 U-Abhängig1:Zeitmulti- 0,05 bis 15,00 1,00
plikator

6.26.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
U-Abhängig1
_:11491:81 U-Abhängig1:>Blockierung Stufe SPS I
_:11491:500 U-Abhängig1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:11491:54 U-Abhängig1:Nicht wirksam SPS O
_:11491:52 U-Abhängig1:Zustand ENS O
_:11491:53 U-Abhängig1:Bereitschaft ENS O
_:11491:60 U-Abhängig1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:11491:59 U-Abhängig1:Disk-Emulation läuft SPS O
_:11491:55 U-Abhängig1:Anregung ACD O
_:11491:56 U-Abhängig1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:11491:57 U-Abhängig1:Auslösung ACT O

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

6.26.4 Stufenbeschreibung abhängiger Überstromzeitschutz, spannungsfreigegeben

6.26.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_ocp_volt-release, 3, de_DE]

Bild 6-392 Logikdiagramm des Abhängigen Überstromzeitschutzes, spannungsfreigegeben

Diese Stufe ist wie die Stufe Spannungsabhängigee Überstromzeitschutz aufgebaut (siehe 6.26.3.1 Beschrei-
bung). Die einzigen Unterschiede bestehen in den Anregungsbedingungen und dem Einfluss auf die Auslöse-
kennlinie.

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Messglied-Freigabe
Wenn die Steuerspannung unter den Parameter U< Schwellwert abfällt, wird das entsprechende Messglied
freigegeben.
Die Freigabe der Messglieder erfolgt phasenselektiv. Die für die jeweiligen stromführenden Phasen geltenden
Spannungen sind aus Bild 6-391 ersichtlich.

Blockieren der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Im Falle einer Blockierung wird die ange-
sprochene Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Anregen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das zur
Auslösung des Spannungswandler-Schutzschalters führt
Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass bei Erkennung eines Mess-
spannungsausfalls die Stufe blockiert wird oder nicht.

6.26.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise


Diese Stufe ist wie die Stufe Überstromzeitschutz, spannungsabhängig aufgebaut. Die einzigen Unter-
schiede bestehen in den Anregungsbedingungen und dem Einfluss auf die Auslösekennlinie. In diesem Kapitel
werden nur die Anwendungs- und Einstellhinweise für die Parameter Blk. bei Messspg.ausfall und U<
Schwellwert erläutert.Hinweise zu den anderen Parametern der Stufe finden Sie in 6.26.3.2 Anwendungs-
und Einstellhinweise.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie die Reaktion der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Funktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und eingeschaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
nein Die Überstromzeitschutz-Stufe wird nicht blockiert, wenn ein Messspan-
nungsausfall erkannt wird.
ja Die Überstromzeitschutz-Stufe wird blockiert, wenn ein Messspannungsaus-
fall erkannt wird. Siemens empfiehlt, den Voreinstellwert zu verwenden, da
eine ordnungsgemäße Funktion der Stufe bei einem Messspannungsausfall
nicht gewährleistet ist.

Parameter: U< Schwellwert

• Voreinstellwert (_:104) U< Schwellwert = 75,0 V


Wenn die Steuerspannung unter den eingestellten Wert abfällt, wird die Stufe Abhängiger Überstromzeit-
schutz freigegeben.
Der Parameter wird auf einen Wert knapp unter der niedrigsten im Betrieb zulässigen Leiter-Leiter-Spannung
eingestellt, beispielsweise auf 75 % bis 80 % von Unenn.

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6.26.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U-Freigabe#
_:1 U-Freigabe#:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 U-Freigabe#:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:10 U-Freigabe#:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:27 U-Freigabe#:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:8 U-Freigabe#:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:3 U-Freigabe#:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:101 U-Freigabe#:Kennlini- • ANSI langzeit invers IEC normal
entyp inverse
• ANSI kurzzeit invers
• ANSI extrem invers
• ANSI stark invers
• ANSI normal invers
• ANSI mäßig invers
• ANSI definite invers
• IEC normal invers
• IEC stark invers
• IEC extrem invers
• IEC langzeit invers
_:102 U-Freigabe#:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:103 U-Freigabe#:Zeitmultipli- 0,05 bis 15,00 1,00
kator
_:104 U-Freigabe#:U< Schwell- 0,300 V bis 175,000 V 75,000 V
wert

6.26.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U-Freigabe#
_:81 U-Freigabe#:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 U-Freigabe#:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 U-Freigabe#:Nicht wirksam SPS O
_:52 U-Freigabe#:Zustand ENS O

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Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:53 U-Freigabe#:Bereitschaft ENS O
_:60 U-Freigabe#:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:59 U-Freigabe#:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 U-Freigabe#:Anregung ACD O
_:56 U-Freigabe#:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 U-Freigabe#:Auslösung ACT O

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6.26.5 Stufe mit unabhängigem Überstromzeitschutz, Unterspannungshaltung

6.26.5.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_seal-in, 3, de_DE]

Bild 6-393 Logikdiagramm des unabhängigen Überstromzeitschutzes, Unterspannungshaltung

Unterspannungshaltung
In Generatoren, bei denen die Erregerspannung von den Anschlussklemmen abgeleitet wird, fällt der Kurz-
schlussstrom im Falle von Nahfehlern schnell ab (z.B. in einem Generator oder einem Generator-Wandler-
Bereich). Der Strom fällt innerhalb weniger Sekunden auf einen Wert unter der Stromschwelle ab, da keine

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6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Erregerspannung vorhanden ist. Um einen Rückfall des Relais zu vermeiden, werden die Mitsystemspan-
nungen als zusätzliches Kriterium für die Erkennung eines Kurzschlusses verwendet.
Das Anregesignal wird für eine einstellbare Nachlaufzeit Dauer der U<-Haltung beibehalten, wenn die
Mitsystemspannung nach einer Überstromanregung eine einstellbare Schwelle Schwellwert U<-Haltung
unterschreitet, selbst wenn der Strom die Schwelle erneut unterschreitet. Wenn die Spannung wiederkehrt,
bevor die Nachlaufzeit abgelaufen ist, oder wenn die Unterspannungshaltung durch einen Binäreingang
>Block. U-Haltung blockiert wird, fällt das Signal Anr. I>+U-Haltung sofort zurück.
Sie können die Unterspannungshaltung über den Parameter Unterspannungshaltung ausschalten.

Blockieren der Unterspannungshaltung bei Messspannungsausfall


Die Unterspannungshaltung kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Im Falle einer Blockie-
rung fällt das Anregesignal Anr. I>+U-Haltung sofort zurück. Folgende Blockierungen der Unterspan-
nungshaltung sind möglich:

• Von intern bei Anregen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das zur Auslö-
sung des Spannungswandler-Schutzschalters führt
Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann verwendet werden, um die Messspannungsausfall-
Erkennung zu steuern. Die Unterspannungshaltung wird nicht beeinflusst, wenn der Parameter Blk. bei
Messspg.ausfall ausgeschaltet ist.

6.26.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:16951:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. können Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung und
den Störfallmeldepuffer blockieren.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:16951:3) Schwellwert = 1,350 A


Der Parameter wird hauptsächlich von dem maximalen Betriebsstrom bestimmt.
Eine Anregung durch Überlast muss ausgeschlossen werden, da der Schutz auslösen kann, wenn eine kurze
Auslöseverzögerungszeit eingestellt ist. Stellen Sie den Parameter Schwellwert für Generatoren auf einen
Wert zwischen 20 % und 30 % und für Transformatoren und Motoren auf ca. 40 % über der erwarteten
Spitzenlast ein.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellung (_:16951:6) Auslöseverzögerung = 3,00 s


Der Parameter Auslöseverzögerung muss mit der Zeitstaffelung des Netzschutzes koordiniert werden, um
die Schutzselektivität zu gewährleisten. Praktikable Verzögerungszeiten liegen zwischen 1 s und 2 s.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Voreinstellwert (_:16951:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall können Sie die Blockierung durch die Funktion Mess-
spannungsausfall-Erkennung aktivieren (ja) oder deaktivieren (nein). Die empfohlene Einstellung ist die
Voreinstellung.

Parameter: Unterspannungshaltung

• Voreinstellwert (_:16951:101) Unterspannungshaltung = aus

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Mit dem Parameter Unterspannungshaltung kann die Selbsthaltungsfunktion aktiviert (eingeschaltet)


werden. Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn der Erregertransformator mit der Hauptleitung des Gene-
rators verbunden ist.

Parameter: Schwellwert U<-Haltung

• Voreinstellwert (_:16951:102) Schwellwert U<-Haltung = 46,2 V


Der Schwellwert U<-Haltung (Mitsystemspannung) wird auf einen Wert unter der niedrigsten im Betrieb
zulässigen Leiter-Leiter-Spannung eingestellt, z.B. auf 80 % der Nennspannung eines Generators. Die Mitsys-
temspannung wird ausgewertet. Der realisierbare Wert für einen Spannungswandler mit einer Sekundärnenn-
spannung von 100 V ist 46,2 V.
In der folgenden Tabelle finden Sie ein Beispiel einer Spezifikation:
Schwellwert 1,4 * Inenn, Gen
Auslöseverzögerung 3,00 s
Unterspannungshaltung 0,8 * Unenn, Gen
Dauer der U<-Haltung 4,00 s
Rückfallverhältnis 0,95
Nennstrom Inenn, Gen 483 A Nennspannung Unenn, Gen 6,3 kV
Nennstrom Inenn, Wdl., prim 500 A Nennspannung Unenn, Wdl., prim 6,3 kV
Nennstrom Inenn, Wdl., sek 1A Nennspannung Unenn, Wdl., sek 100 V

Aus dieser Spezifikation ergeben sich die folgenden sekundären Einstellwerte:

[fo_ocp_uvsi_threshold, 1, de_DE]

[fo_ocp_uvsi_seal-in, 1, de_DE]

Parameter: Dauer der U<-Haltung

• Voreinstellung (_:16951:104) Dauer der U<-Haltung = 4,00 s


Der Parameter Dauer der U<-Haltung begrenzt die Anregehaltung durch einen Überstrom oder eine
Unterspannung. Der eingestellte Wert muss höher als der Wert des Parameters Auslöseverzögerung sein.
Die Differenz sollte größer als 0,5 s sein. Für den Voreinstellwert wird eine Differenz von 1 s verwendet.

6.26.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U-Haltung 1
_:16951:1 U-Haltung 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:16951:2 U-Haltung 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1167
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:16951:3 U-Haltung 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,350 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,75 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,350 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 6,75 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,350 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 6,750 A
_:16951:6 U-Haltung 1:Auslösever- 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
zögerung
_:16951:10 U-Haltung 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:16951:101 U-Haltung 1:Unterspan- • aus aus
nungshaltung
• ein
_:16951:102 U-Haltung 1:Schwellwert 0,300 V bis 175,000 V 46,200 V
U<-Haltung
_:16951:104 U-Haltung 1:Dauer der 0,10 s bis 60,00 s 4,00 s
U<-Haltung

6.26.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U-Haltung 1
_:16951:81 U-Haltung 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:16951:500 U-Haltung 1:>Block. U-Haltung SPS I
_:16951:52 U-Haltung 1:Zustand ENS O
_:16951:53 U-Haltung 1:Bereitschaft ENS O
_:16951:54 U-Haltung 1:Nicht wirksam SPS O
_:16951:55 U-Haltung 1:Anregung ACD O
_:16951:300 U-Haltung 1:Anr. I>+U-Haltung SPS O
_:16951:56 U-Haltung 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:16951:57 U-Haltung 1:Auslösung ACT O

1168 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

6.26.6 Stufe mit unabhängigem spannungsfreigegebenem Überstromzeitschutz,


Unterspannungshaltung

6.26.6.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_seal-in_rel, 3, de_DE]

Bild 6-394 Logikdiagramm des unabhängigen Überstromzeitschutzes, spannungsfreigegeben, Unterspan-


nungshaltung, Teil 1

Im folgenden Bild bezieht sich Signal 4 auf Bild 6-394.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1169
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

[lo_seal-in_rel2, 1, de_DE]

Bild 6-395 Logikdiagramm des unabhängigen Überstromzeitschutzes, spannungsfreigegeben, Unterspan-


nungshaltung, Teil 2

Spannungsfreigabe
Neben dem Stromkriterium mit Unterspannungshaltung muss eine spannungsfreigegebene Logik vorhanden
sein, um die Meldung Anregung auszulösen. Die spannungsfreigegebene Logik überwacht die Gegensystem-
spannung und die Leiter-Leiter-Spannungen zur Erkennung unsymmetrischer und symmetrischer Fehler. Mit
der spannungsfreigegebenen Logik kann der Einstellwert des Parameters Schwellwert in einem bestimmten
Bereich reduziert werden und die Zuverlässigkeit und Empfindlichkeit dieser Funktion kann entsprechend
verbessert werden.

Unterspannungshaltung
In Generatoren, bei denen die Erregerspannung von den Anschlussklemmen abgeleitet wird, fällt der Kurz-
schlussstrom im Falle von Nahfehlern schnell ab (z.B. in einem Generator oder einem Generator-Wandler-
Bereich). Der Strom fällt innerhalb weniger Sekunden auf einen Wert unter der Stromschwelle ab, da keine
Erregerspannung vorhanden ist. Um einen Rückfall des Relais zu vermeiden, werden die Mitsystemspan-
nungen als zusätzliches Kriterium für die Erkennung eines Kurzschlusses verwendet.
Das Anregesignal wird für eine einstellbare Nachlaufzeit Dauer der U<-Haltung beibehalten, wenn die
Mitsystemspannung nach einer Überstromanregung eine einstellbare Schwelle Schwellwert U<-Haltung
unterschreitet, selbst wenn der Strom die Schwelle erneut unterschreitet. Wenn die Spannung wiederkehrt,
bevor die Nachlaufzeit abgelaufen ist, oder wenn die Unterspannungshaltung durch einen Binäreingang
>Block. U-Haltung blockiert wird, fällt das Signal Anr. I>+U-Haltung sofort zurück.
Sie können die Unterspannungshaltung über den Parameter Unterspannungshaltung ausschalten.

Blockieren der Unterspannungshaltung bei Messspannungsausfall


Die Unterspannungshaltung kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Im Falle einer Blockie-
rung fällt das Anregesignal Anr. I>+U-Haltung sofort zurück. Folgende Blockierungen der Unterspan-
nungshaltung sind möglich:

• Von intern bei Anregen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das zur Auslö-
sung des Spannungswandler-Schutzschalters führt
Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann verwendet werden, um die Messspannungsausfall-
Erkennung zu steuern. Die Unterspannungshaltung wird nicht beeinflusst, wenn der Parameter Blk. bei
Messspg.ausfall ausgeschaltet ist.

6.26.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. können Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung und
den Störfallmeldepuffer blockieren.

1170 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 1,350 A


Der Parameter wird hauptsächlich von dem maximalen Betriebsstrom bestimmt.
Eine Anregung durch Überlast muss ausgeschlossen werden, da der Schutz auslösen kann, wenn eine kurze
Auslöseverzögerungszeit eingestellt ist. Stellen Sie den Parameter Schwellwert für Generatoren auf einen
Wert zwischen 20 % und 30 % und für Transformatoren und Motoren auf ca. 40 % über der erwarteten
Spitzenlast ein.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 3,00 s


Der Parameter Auslöseverzögerung muss mit der Zeitstaffelung des Netzschutzes koordiniert werden, um
die Schutzselektivität zu gewährleisten. Praktikable Verzögerungszeiten liegen zwischen 1 s und 2 s.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Voreinstellwert (_:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall können Sie die Blockierung durch die Funktion Mess-
spannungsausfall-Erkennung aktivieren (ja) oder deaktivieren (nein). Die empfohlene Einstellung ist die
Voreinstellung.

Parameter: Unterspannungshaltung

• Voreinstellwert (_:101) Unterspannungshaltung = aus


Mit dem Parameter Unterspannungshaltung kann die Selbsthaltungsfunktion aktiviert (eingeschaltet)
werden. Siemens empfiehlt diese Einstellung, wenn der Erregertransformator mit der Hauptleitung des Gene-
rators verbunden ist.

Parameter: Schwellwert U<-Haltung

• Voreinstellwert (_:102) Schwellwert U<-Haltung = 46,2 V


Der Schwellwert U<-Haltung (Mitsystemspannung) wird auf einen Wert unter der niedrigsten im Betrieb
zulässigen Leiter-Leiter-Spannung eingestellt, z.B. auf 80 % der Nennspannung eines Generators. Die Mitsys-
temspannung wird ausgewertet. Der realisierbare Wert für einen Spannungswandler mit einer Sekundärnenn-
spannung von 100 V ist 46,2 V.
In der folgenden Tabelle finden Sie ein Beispiel einer Spezifikation:
Schwellwert 1,4 * Inenn, Gen
Auslöseverzögerung 3,00 s
Unterspannungshaltung 0,8 * Unenn, Gen
Dauer der U<-Haltung 4,00 s
Rückfallverhältnis 0,95
Nennstrom Inenn, Gen 483 A Nennspannung Unenn, Gen 6,3 kV
Nennstrom Inenn, Wdl., prim 500 A Nennspannung Unenn, Wdl., prim 6,3 kV
Nennstrom Inenn, Wdl., sek 1A Nennspannung Unenn, Wdl., sek 100 V

Aus dieser Spezifikation ergeben sich die folgenden sekundären Einstellwerte:

[fo_ocp_uvsi_threshold, 1, de_DE]

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

[fo_ocp_uvsi_seal-in, 1, de_DE]

Parameter: Dauer der U<-Haltung

• Voreinstellwert (_:104) Dauer der U<-Haltung = 4,00 s


Der Parameter Dauer der U<-Haltung begrenzt die Anregehaltung durch einen Überstrom oder eine
Unterspannung. Der eingestellte Wert muss höher als der Wert des Parameters Auslöseverzögerung sein.
Die Differenz sollte größer als 0,5 s sein. Für den Voreinstellwert wird eine Differenz von 1 s verwendet.

Parameter: ULL< Schwellwert

• Voreinstellwert (_:105) ULL< Schwellwert = 60,000 V


Mit dem Parameter ULL< Schwellwert stellen Sie die Schwelle ein, bei der das Ausgangssignal Span-
nungsfreigabe aktiviert wird, wenn die minimale Leiter-Leiter-Spannung diese Schwelle unterschreitet.

Parameter: U2> Schwellwert

• Voreinstellwert (_:106) U2> Schwellwert = 4,600 V


Mit dem Parameter U2> Schwellwert stellen Sie die Schwelle ein, bei der das Ausgangssignal Span-
nungsfreigabe ausgegeben wird, wenn U2 die Schwelle überschreitet.

6.26.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U-Hltg.+Frg. #
_:1 U-Hltg.+Frg. #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 U-Hltg.+Frg. #:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:3 U-Hltg.+Frg. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,350 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 6,750 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,350 A
5 A @ 50 Inenn 0,150 A bis 175,000 A 6,750 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,350 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 6,750 A
_:6 U-Hltg.+Frg. #:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
verzögerung
_:10 U-Hltg.+Frg. #:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:101 U-Hltg.+Frg. #:Unter- • aus aus
spannungshaltung
• ein
_:102 U-Hltg.+Frg. #:Schwell- 0,300 V bis 175,000 V 46,200 V
wert U<-Haltung
_:104 U-Hltg.+Frg. #:Dauer der 0,10 s bis 60,00 s 4,00 s
U<-Haltung
_:105 U-Hltg.+Frg. #:ULL< 0,300 V bis 175,000 V 60,000 V
Schwellwert
_:106 U-Hltg.+Frg. #:U2> 0,300 V bis 200,000 V 4,600 V
Schwellwert

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.26 Spannungsabhängiger Überstromzeitschutz, Phasen

6.26.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U-Hltg.+Frg. #
_:81 U-Hltg.+Frg. #:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 U-Hltg.+Frg. #:>Block. U-Haltung SPS I
_:52 U-Hltg.+Frg. #:Zustand ENS O
_:53 U-Hltg.+Frg. #:Bereitschaft ENS O
_:54 U-Hltg.+Frg. #:Nicht wirksam SPS O
_:55 U-Hltg.+Frg. #:Anregung ACD O
_:300 U-Hltg.+Frg. #:Anr. I>+U-Haltung SPS O
_:301 U-Hltg.+Frg. #:Spannungsfreigabe SPS O
_:56 U-Hltg.+Frg. #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 U-Hltg.+Frg. #:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1173
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.1 Funktionsübersicht

Zur Erdschlusserfassung werden 2 Funktionen angeboten: eine gerichtete und eine ungerichtete Erdschlusser-
fassung.
Die Gerichtete empfindliche Erdschlusserfassung (ANSI 67Ns) dient:

• Zur gerichteten Erfassung stehender Erdschlüsse in isolierten oder gelöschten Netzen

• Zur gerichteten Erfassung schnell erlöschender Erdschlüsse (Wischer) in isolierten oder gelöschten
Netzen

• Zur Bestimmung der erdschlussbehafteten Phase

• Zur Erfassung von hochohmigen Erdkurzschlüssen in effektiv (starr) oder niederohmig (halbstarr) geer-
deten Netzen
Die Ungerichtete empfindliche Erdschlusserfassung (ANSI 51Ns) dient:

• Zur Erdschlusserfassung in isolierten oder gelöschten Netzen

• Zur Erfassung von hochohmigen Erdkurzschlüssen in effektiv (starr) oder niederohmig (halbstarr) geer-
deten Netzen

6.27.2 Struktur der Funktion

Gerichtete empfindliche Erdschlusserfassung


Die Funktion Gerichtete empfindliche Erdschlusserfassung kann in Schutzfunktionsgruppen verwendet
werden, die Strom- und Spannungsnullsystem (3I0 und U0) zur Verfügung stellen. Die Funktion ist werkseitig
mit einer ungerichteten U0>-Stufe mit Nullsystemspannung/Verlagerungsspannung, einer gerichteten
3I0>-Stufe mit cos φ- oder sin φ-Messung, einer gerichteten Wischer-Stufe und einer Stufe Intermittie-
rende Erdfehlerblockierung vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich folgende Stufen gleichzeitig betreiben:

• 2 ungerichtete U0>-Stufen mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

• 4 gerichtete 3I0>-Stufen mit cos φ- oder sin φ-Messung

• 2 gerichtete Wischer-Stufen

• 4 gerichtete 3I0>-Stufen mit φ(U0, 3I0)-Messung

• 4 gerichtete Y0>-Stufen mit G0 oder B0-Messung (Admittanz-Verfahren)

• 4 gerichtete Stufen mit Zeigermessung einer Harmonischen

• 4 ungerichtete 3I0>-Stufen

• 2 ungerichtete Y0>-Stufen

• 2 ungerichtete Pulsmustererkennungsstufen

• 1 Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung


Die allgemeine Funktionalität wirkt stufenübergreifend auf der Funktionsebene.
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselektiven Meldungen die
folgenden Sammelmeldungen der gesamten Funktion:

• Anregung

• Auslösemeldung

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_str_GFP, 6, de_DE]

Bild 6-396 Struktur/Einbettung der gerichteten Funktion in Schutzfunktionsgruppen

Ungerichtete empfindliche Erdschlusserfassung


Die Funktion Ungerichtete empfindliche Erdschlusserfassung kann auch in Schutzfunktionsgruppen
verwendet werden, die nur das Nullsystem (3I0) zur Verfügung stellen. Die Funktion ist werkseitig mit einer
ungerichteten 3I0>-Stufe vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich folgende Stufen gleichzeitig betreiben:

• 4 ungerichtete 3I0>-Stufen

• 2 ungerichtete Y0>-Stufen

• 4 ungerichtete 3I0> Harmonische Stufen

• 2 ungerichtete Pulsmustererkennungsstufen
Die allgemeine Funktionalität wirkt stufenübergreifend auf der Funktionsebene.
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselektiven Meldungen die
folgenden Sammelmeldungen der gesamten Funktion:

• Anregung

• Auslösemeldung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1175
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_SGFP_u4, 5, de_DE]

Bild 6-397 Struktur/Einbettung der ungerichteten Funktion in Schutzfunktionsgruppen

1176 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.3 Allgemeine Funktionalität

6.27.3.1 Beschreibung

Logik

[lo_gfp_ger, 8, de_DE]

Bild 6-398 Logikdiagramm der stufenübergreifenden Funktionalität bei der gerichteten Funktion

[lo_gfp_non, 6, de_DE]

Bild 6-399 Logikdiagramm der stufenübergreifenden Funktionalität bei der ungerichteten Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1177
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Betriebsmesswert φ(I,U)
Der Funktionsblock berechnet den Winkel zwischen IN und U0 und stellt den Winkel als Funktionsmesswert
Phi(I,U) zur Verfügung.

[dw_ph_I_N_U0, 1, de_DE]

Bild 6-400 Vorzeichendefinition des Messwertes

Topologiefestlegung
Der Parameter Netztopologie wird nur in der Stufe gerichteter Erdschlusswischer verwendet.
Mit diesem Parameter wird die Verarbeitung eines betrieblichen 3I0 im Algorithmus der Stufe gerichteter
Erdschlusswischer aufgenommen.

Erkennung der Fehlerlöschung


Die Löschung des Fehlers ist dadurch gekennzeichnet, dass die Nullspannung abklingt. Abhängig von den
Netzgegebenheiten und der Fehlerausprägung kann dieser Vorgang viele 100 ms dauern. Wenn während der
eingestellten Zeit Abklingzeit U0 eine kontinuierlich fallende Nullspannung erkannt wird, gilt der Fehler
als gelöscht. Das Signal Fehlerlösch. erkannt wird abgesetzt.
Damit besteht z.B. die Möglichkeit, die Stufe 3I0> mit cos φ- oder sin φ-Messung direkt nach Erkennung der
Fehlerlöschung zu blockieren, um bei sehr empfindlicher Einstellung der Stufe eine Überfunktion während des
Abklingvorgangs zu vermeiden.

Winkelfehlerkompensation
Der hohe Blindstromanteil im gelöschten Netz und der unvermeidliche Luftspalt des Kabelumbauwandlers
machen häufig eine Kompensation des Winkelfehlers des Kabelumbauwandlers notwendig. Mit der im
folgenden Bild dargestellten Kennlinie nähert sich das Gerät mit hinreichender Genauigkeit dem Winkelfehler
des Kabelumbauwandlers an.

1178 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_erdwdl, 1, de_DE]

Bild 6-401 Korrektur der Übertragungskennlinie eines Kabelumbauwandlers

Erdschlussmeldung, Stabilisierung beim intermittierenden Erdschluss


Über die Meldung Erdschluss wird der Erdschluss angezeigt und der Erdschlussmeldepuffer verwaltet
(siehe Erdschlussmeldepuffer, Seite 1179). Zur Erzeugung der Meldung wird auf die entsprechenden Informa-
tionen der verwendeten Stufen zurückgegriffen.
Die Meldung Erdschluss enthält die Richtungsinformation, unabhängig von der parametrierten Arbeitsrich-
tung einer Stufe. Damit eignet sich die Meldung zur Übertragung zu einer Station.
Um im Fall eines intermittierenden Erdschlusses eine Meldungsflut für diese Meldung zu vermeiden, werden
pro Erdschluss maximal 30 Zustandswechsel dieser Meldung protokolliert. Damit die Stabilisierung greifen
kann, muss ein intermittierender Erdschluss als ein Erdschluss behandelt werden. Dies wird mit dem Para-
meter Rückfallverzögerung sichergestellt, indem der Rückfall der Meldung Erdschluss verzögert wird.
Wenn die nächste Zündung des Erdschlusses während der Rückfallverzögerung erfolgt, fällt die Meldung nicht
zurück und der Puffer bleibt offen.

HINWEIS

i Die Meldung Erdschluss in der Stufe Allgemein muss auf den Erdschlussmeldepuffer rangiert werden.
Wenn dies nicht der Fall ist, kann bei einem intermittierenden Erdschluss eine Flut an Erdschlussmeldepuf-
fern auftreten.

Erdschlussmeldepuffer
Erdschlüsse können in einem eigenen Puffer, dem Erdschlussmeldepuffer, protokolliert werden. Wenn der
Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. auf ja eingestellt ist, werden alle Meldungen, die für den
Erdschlussmeldepuffer bestimmt sind, in den Erdschlussmeldepuffer geschrieben.
Das Kriterium zum Eröffnen des Erdschlussmeldepuffers ist das Eingehen einer Meldung, die auf den
Erdschlussmeldepuffer rangiert ist, zum Beispiel der Meldung Erdschluss. Das Kriterium zum Schließen
ist das Gehen aller rangierter Meldungen.

Verwandte Themen
Allgemeine Hinweise zum Erdschlussmeldepuffer finden Sie im Kapitel Meldungen unter 3.1.5.4 Erdschluss-
meldepuffer.

Wertmeldungen im Meldepuffer und Echtzeit-Funktionswerte


Wenn sich die in Tabelle 6-12 aufgeführten Wertmeldungen berechnen lassen, werden sie zum Zeitpunkt der
1. kommenden Erdschlussmeldung und der 1. Auslösemeldung einer Stufe in den Meldepuffer (Erdschluss-
oder Störfallmeldepuffer) geschrieben.
Die Funktion bietet auch Echtzeit-Funktionswerte, siehe Tabelle 6-12.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1179
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Tabelle 6-12 Wertmeldungen im Meldepuffer und Echtzeit-Funktionswerte

Wertmeldung im Meldepuffer Echtzeit-Funktionswert Beschreibung


IN – Sternpunktstrom IN
IN wirk IN wirk Wirkkomponente IN
IN blind IN blind Blindkomponente IN
U0 – Nullsystemspannung U0
Phi(IN, U0) Phi(I,U) Winkel zwischen IN und U0
Siehe dazu Betriebsmesswert φ(I,U) ,
Seite 1178.

Wenn der Erdstrom über einen empfindlichen Eingang gemessen wird und der gemessene Wert den Mess-
bereich von 1,6 ⋅ Inenn überschreitet, schaltet die Funktion vom gemessenen IN-Wert auf den berechneten
3I0-Wert und es werden die 3I0-Werte angezeigt.

Blockierung von Sammelmeldungen

[lo_SGFP block group ind., 1, de_DE]

Bild 6-402 Logikdiagramm der Blockierung von Sammelmeldungen bei der gerichteten und der ungerich-
teten Funktion

Wenn Sie den Parameter Block. Sammelmeldungen auf ja einstellen, werden folgende Meldungen
blockiert:

• Die Sammelmeldungen der Funktion und die entsprechenden Sammelmeldungen der Funktionsgruppe

• Der Auslösebefehl von der Funktion Empfindliche Erdschlusserfassung an den FB Leistungsschalter


Auf die Störschreibung und Störfallprotokollierung hat die Einstellung keine Auswirkungen.

6.27.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Meldung: Erdschluss
Um den Erdschluss und dessen Richtung über Protokoll zu melden, empfiehlt Siemens, die Meldung
(_:2311:302) Erdschluss zu verwenden. Zum einen enthält diese Meldung die Richtungsinformation,
unabhängig von der parametrierten Arbeitsrichtung einer Stufe. Zum anderen ist diese Meldung gegen eine
Meldungsflut beim intermittierenden Erdschluss stabilisiert.

Parameter: Abklingzeit U0

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Abklingzeit U0 = 0,10 s

1180 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Mit dem Parameter Abklingzeit U0 legen Sie das Zeitfenster für die Erkennung einer Fehlerlöschung
fest. Wenn U0 innerhalb dieser Zeit kontinuierlich fällt, wird eine Fehlerlöschung erkannt und die Meldung
Fehlerlösch. erkannt ausgegeben.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

Parameter: Rückfallverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:102) Rückfallverzögerung = 1,00 s


Um beim intermittierenden Erdschluss ein Flattern der Meldung Erdschluss und damit ein häufiges Öffnen
und Schließen des Erdschlussmeldepuffers zu vermeiden, kann der Rückfall der Meldung Erdschluss (und
damit das Schließen des Puffers) um die Zeit Rückfallverzögerung verzögert werden.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.
Mit Verwendung der Voreinstellung wird sichergestellt, dass es bei einem intermittierenden Erdschluss bei
der Meldung Erdschluss zu keiner Meldungsflut kommt. Der intermittierende Erdschluss wird dann als ein
Erdschluss behandelt und somit kann die Stabilisierung der Meldung Erdschluss greifen.

Winkelfehlerkompensation des Kabelumbauwandlers

• Voreinstellwert (_:2311:103) Kabelumbauwdl.-Strom 1 = 0,050 A

• Voreinstellwert (_:2311:104) Kabelumbauwdl.-Strom 2 = 1,000 A

• Voreinstellwert (_:2311:105) Kabelubw. F1 = 0,0°

• Voreinstellwert (_:2311:106) Kabelubw. F2 = 0,0°


Der hohe Blindstromanteil im gelöschten Netz und der unvermeidliche Luftspalt des Kabelumbauwandlers
machen häufig eine Kompensation des Winkelfehlers des Kabelumbauwandlers notwendig. Für die tatsäch-
lich angeschlossene Bürde werden der maximale Winkelfehler Kabelubw. F1 und der zugehörige Sekun-
därstrom Kabelumbauwdl.-Strom 1 sowie ein weiterer Arbeitspunkt Kabelubw. F2/Kabelumbauwdl.-
Strom 2 eingegeben, ab dem sich der Winkelfehler nicht mehr nennenswert ändert.
Im isolierten oder geerdeten Netz ist die Winkelkompensation nicht erforderlich.

Parameter: Block. Sammelmeldungen

• Voreinstellwert (_:2311:119) Block. Sammelmeldungen = nein


Der Parameter Block. Sammelmeldungen unterstützt bei der Anwendung der Funktion Empfindliche
Erdschlusserfassung als Überwachungsfunktion. Wenn Sie diesen Parameter auf ja einstellen, werden
folgende Meldungen blockiert:

• Die Sammelmeldungen der Funktion und die entsprechenden Sammelmeldungen der Funktionsgruppe
werden blockiert.
Die Sammelmeldungen der Funktionsgruppe beziehen sich daraufhin auf die Funktionen für den Kurz-
schlussschutz und können an ein Stationsleitgerät für den Kurzschlussschutz weitergeleitet werden.

• Der Auslösebefehl von der Funktion Gerichtete empfindliche Erdschlusserfassung an den FB Leis-
tungsschalter wird blockiert.
Die Einstellung hat keine Auswirkungen auf die Störschreibung und die Störfallprotokollierung.

Parameter: Netztopologie

• Voreinstellwert (_:2311:121) Netztopologie = Ring/vermascht


Dieser Parameter wird nur in der gerichteten Erdschlusswischer-Stufe verwendet.
Mit dem Parameter Netztopologie stellen Sie die Netztopologie mit Bezug auf den Netzabschnitt ein, der
vom jeweiligen Gerät geschützt werden soll.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Topologiefestlegung Beschreibung
Ring/vermascht Das Gerät wird in einem vermaschten Netz oder einem geschlossenen
Abzweigring eingesetzt.
radial Das Gerät wird in einer Stichleitung mit einer Sterntopologie eingesetzt.
Diese Einstellung muss auch ausgewählt werden, wenn Parallelabzweige
geschlossene Ringe sind, solange der eigene Abzweig eine Stichleitung ist.

6.27.3.3 Parameter

Gerichtete empfindliche Erdfehlererfassung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:121 Allgemein:Netztopologie • Ring/vermascht Ring/vermascht
• radial
_:2311:101 Allgemein:Abklingzeit 0,03 s bis 0,20 s 0,10 s
U0
_:2311:102 Allgemein:Rückfallverzö- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
gerung
_:2311:103 Allgemein:Kabelum- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,050 A
bauwdl.-Strom 1 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
_:2311:104 Allgemein:Kabelum- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
bauwdl.-Strom 2 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:2311:105 Allgemein:Kabelubw. F1 0,0 ° bis 5,0 ° 0,0°
_:2311:106 Allgemein:Kabelubw. F2 0,0 ° bis 5,0 ° 0,0°
_:2311:119 Allgemein:Block. • nein nein
Sammelmeldungen
• ja

Ungerichtete Erdschlusserfassung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:102 Allgemein:Rückfallverzö- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
gerung
_:2311:119 Allgemein:Block. • nein nein
Sammelmeldungen
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.3.4 Informationen

Gerichtete empfindliche Erdfehlererfassung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:302 Allgemein:Erdschluss ACD O
_:2311:303 Allgemein:Fehlerlösch. erkannt SPS O
_:2311:309 Allgemein:Position Messfenster SPS O
_:2311:301 Allgemein:Phi(I,U) MV O
_:2311:306 Allgemein:IN MV O
_:2311:307 Allgemein:U0 MV O
_:2311:304 Allgemein:IN wirk MV O
_:2311:305 Allgemein:IN blind MV O

Ungerichtete Erdschlusserfassung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:302 Allgemein:Erdschluss ACD O

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.4 Gerichtete 3I0-Stufe mit Messung von cos φ oder sin φ

6.27.4.1 Beschreibung

Logik

[lo_gfp_3i0_stufe, 4, de_DE]

Bild 6-403 Logikdiagramm zur Stufensteuerung

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[lo_gfp_3i0f, 5, de_DE]

Bild 6-404 Logikdiagramm der gerichteten 3I0-Stufe mit cos φ- oder sin φ-Messung

Messwert U0, Messverfahren


Das Gerät kann die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung messen. Die gemessene Span-
nung UN wird auf einen Wert bezogen auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlage-
rungsspannung dem Gerät nicht als Messgröße zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach
Definitionsgleichung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet.
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

Messwert 3I0, Messverfahren


Die Funktion bewertet üblicherweise den über einen Kabelumbauwandler empfindlich gemessenen Erdstrom
3I0. Da der Linearitätsbereich des empfindlichen Messeingangs bei ca. 1,6 A endet, schaltet die Funktion bei

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

größeren sekundären Erdströmen auf den aus den Leiterströmen berechneten Strom 3I0 um. Damit ergibt sich
ein sehr großer Linearitäts- und Einstellbereich.
Abhängig von der Einstellung des Parameters Anschlussart der Messstelle I-3ph sowie des verwendeten
Stromklemmenblocks ergeben sich neben der allgemeinen Anwendung unterschiedliche Linearitäts- und
Einstellbereiche:
Anschlussart der Mess- Stromschwelle 3I0/IN Stromklemmenblock Einstellbereich
stelle I-3ph 3I0-Schwellwert
(sekundär) 42
3-phasig Berechneter 3I043 4 × Schutz 0,030 A bis 35,000 A
3 × Schutz, 1 × empfindlich 0,030 A bis 35,000 A
4 × Messung 0,001 A bis 1,600 A
3-phasig + IN Gemessener IN44 4 × Schutz 0,030 A bis 35,000 A
3-phasig + IN-separat 4 × Messung 0,001 A bis 1,600 A
2ph, 2p.Wdl. + 2 IN-sep Gemessener IN und berech- 3 × Schutz, 1 × empfindlich 0,001 A bis 35,000 A
neter 3I0 bei IN > 1,6 A
3ph, 2p. Wdl. + IN-sep Gemessener IN 4 × Schutz 0,030 A bis 35,000 A
2ph, 2p. Wdl. + IN-sep 4 × Messung 0,001 A bis 1,600 A
3 × Schutz, 1 × empfindlich 0,001 A bis 1,600 A

Bei der Verwendung der Funktion innerhalb einer 1-phasigen Funktionsgruppe und damit an einer 1-phasigen
Messstelle I-1ph ergeben sich folgende unterschiedliche Linearitäts- und Einstellbereiche:
Messstelle I-1ph Stromschwelle Stromklemmenblock Einstellbereich 3I0-
Schwellwert (sekundär)
45

Gemessen Empfindlich 0,001 A bis 1,600 A


Schutz 0,030 A bis 35,000 A

Das Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.
Die Messverfahren zeichnen sich durch hohe Genauigkeit sowie durch Unempfindlichkeit gegenüber Ober-
schwingungen – insbesondere der im Erdschlussstrom oder Erdschluss-Reststrom häufig vorhandenen 3. und
5. Harmonischen – aus.

Erdschlusserkennung, Anregung
Wenn der Betrag des Erdstroms 3I0 den Schwellwert Schwellwert 3I0> und der Betrag der Nullspan-
nung U0 den Schwellwert Schwellwert U0> überschreiten, erkennt die Stufe den Erdschluss. Mit den
Überschreitungen des Schwellwerts U0 wird die Richtungsbestimmung (siehe nächsten Absatz) gestartet. Das
Richtungsergebnis wird über das Signal Erdschluss (im Funktionsblock Allgemein) gemeldet. Wenn das
Richtungsergebnis mit der parametrierten Richtung (Parameter Richtungssinn) übereinstimmt, regt die
Stufe an.

Richtungsbestimmung
Die Schwellwertüberschreitung durch die Nullspannung U0 ist ein Kriterium für den Erdschluss. Um einge-
schwungene Messgrößen zu erzielen, können Sie die Richtungsbestimmung gegenüber dem Auftreten der
Nullsystemspannung mit dem Parameter Richt.-Best. Verzöger. verzögern. Das Ergebnis der Rich-
tungsbestimmung wird nur gültig, wenn auch der Betrag des Erdstroms 3I0 seinen Schwellwert überschritten
hat.

42 Diese Werte gelten für einen Sekundärnennstrom von 1 A. Wenn der Sekundärnennstrom 5 A beträgt, müssen die Werte mit 5
multipliziert werden.
43 Wenn die Anschlussart ohne IN ist, z.B. 3-phasig, ist der Strom-Schwellwert ein berechneter 3I0-Wert.
44 Wenn die Anschlussart mit IN ist, z.B. 3-phasig + IN, ist der Strom-Schwellwert ein gemessener IN-Wert.
45 Diese Werte gelten für einen Sekundärnennstrom von 1 A. Wenn der Sekundärnennstrom 5 A beträgt, müssen die Werte mit 5
multipliziert werden.

1186 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Das folgende Bild zeigt ein Beispiel der Richtungsbestimmung im komplexen Zeigerdiagramm für das cos-φ-
Richtungsmessverfahren mit einem Korrekturwert der Richtungsgeraden von 0 (Parameter φ Korrektur).
Das Beispiel eignet sich für die Erdschlussrichtungserfassung in einem gelöschten Netz, wo die Größe 3I0⋅ cos
φ maßgebend für die Richtungsbestimmung ist.

[dw_cosphi, 3, de_DE]

Bild 6-405 Richtungskennlinie bei cos φ-Messung

Die Nullspannung U0 ist grundsätzlich die Bezugsgröße für die reelle Achse. Die Symmetrieachse der Rich-
tungskennlinie fällt für dieses Beispiel mit der 3I0blind-Achse zusammen. Für die Richtungsbestimmung ist
grundsätzlich der Anteil des Stromes senkrecht zu der eingestellten Richtungskennlinie (= Symmetrieachse)
maßgebend (3I0 ger.). In diesem Beispiel ist dies der Wirkanteil 3I0wirk des Stromes 3I0. Der Strom 3I0ger.
(hier = 3I0wirk) wird errechnet und mit dem Einstellwert Min.ger.3I0> für Ri.Best. verglichen. Wenn
der Strom 3I0 ger. den positiven Einstellwert überschreitet, dann ist die Richtung vorwärts. Wenn der Strom
3I0 ger. den negativen Einstellwert überschreitet, dann ist die Richtung rückwärts. Im Gebiet dazwischen ist
die Richtung unbestimmt.
Mit den Parametern α1 Einschr. Richtungsber. und α2 Einschr. Richtungsber. können Sie die
Vorwärts- und Rückwärtsbereiche wie im Bild dargestellt einschränken. Damit lässt sich das Richtungsergebnis
bei hohen Strömen in Richtung der Symmetrieachse absichern.
Die Symmetrieachse kann über einen Korrekturwinkel (Parameter φ Korrektur) im Bereich von ± 45°
gedreht werden. Dadurch ist es z.B. möglich, in geerdeten Netzen durch eine Drehung um -45° die größte
Empfindlichkeit im ohmsch–induktiven Bereich zu erreichen. Bei elektrischen Maschinen in Sammelschienen-
schaltung im isolierten Netz ist durch eine Drehung um +45° die größte Empfindlichkeit im ohmsch-kapazi-
tiven Bereich zu erreichen.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_phicor, 2, de_DE]

Bild 6-406 Drehung der Richtungskennlinien bei cos φ-Messung mit Winkelkorrektur

Wenn Sie den Parameter Richtungsmessverfahren auf sin φ und den Parameter φ Korrektur auf 0
einstellen, fällt die Symmetrieachse der Richtungskennlinie mit der 3I0wirk- und U0-Achse zusammen. Da der
Anteil des Stromes senkrecht zu der Richtungskennlinie (= Symmetrieachse) maßgebend ist (3I0ger.), wird
hier der Strom 3I0blind zur Richtungsbestimmung herangezogen. Wenn der Strom 3I0ger. (hier = 3I0blind)
den negativen Einstellwert Min.ger.3I0> für Ri.Best. überschreitet, dann ist die Richtung vorwärts.
Wenn der Strom 3I0ger. den positiven Einstellwert überschreitet, dann ist die Richtung rückwärts. Im Gebiet
dazwischen ist die Richtung unbestimmt.
Dieses Richtungsmessverfahren eignet sich somit für die Erdschlussrichtungserfassung in isolierten Netzen.

1188 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_sin_phi, 4, de_DE]

Bild 6-407 Richtungskennlinie bei sin φ-Messung

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt.
Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall des
Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt.
Sie können den Parameter Blk. bei Messspg.ausfall so einstellen, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

Blockierung der Stufe bei intermittierendem Erdschluss


Bei einem intermittierenden Erdschluss kann die Stufe nach Empfang des internen Signals Interm.
Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert werden. Bei einer Blockie-
rung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.
Nach Freigabe der Blockierung wird der Zeitgeber Richt.-Best. Verzöger. neu gestartet, der vor
Meldung eines neuen Erdschlusses oder einer neuen Anregung ablaufen muss.
Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES können Sie die Blockierung der Stufe bei intermittierendem
Erdschluss aktivieren oder deaktivieren.

Blockierung der Anregung bei Erkennung der Fehlerlöschung


Über die Bewertung des Momentanwerteverlaufs der Nullsystemspannung kann die Fehlerlöschung schneller
erkannt werden als über den Rückfall des U0-Grundschwingungswertes unter den Anregewert. Mit der
schnellen Erkennung der Fehlerlöschung wird die Anregung der Stufe blockiert. Damit lassen sich Anregungen

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

aufgrund des Ausschwingvorgangs im Nullsystem nach der Fehlerlöschung vermeiden. Mit dem Parameter
Blk.nach Fehlerlöschung schalten Sie diese beschleunigte Erkennung der Fehlerlöschung ein oder aus.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem Binäreingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch die Auslösemeldung. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet, und ein Störschrieb wird eröffnet.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

6.27.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:12601:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. können Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung und
den Störfallmeldepuffer blockieren. In diesem Fall wird anstelle des Störfallmeldepuffers ein Erdschlussmelde-
puffer angelegt.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:12601:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellwert). Wenn U0 aus den Leiter-
Erde-Spannungen berechnet wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung zu
verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert. Wenn U0 der UN-Messung einer Drei-
eckswicklung entnommen wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung nicht
zu verwenden.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Empfohlener Einstellwert (_:12601:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird.
Siemens empfiehlt, die Blockierung auszuschalten. Die Grundschwingung der Nullsystemspannung ist ein
sicheres Kriterium für den Erdschluss und bleibt von einem Einschaltvorgang unberührt.

Parameter: Block.bei intermit.ES

• Voreinstellwert (_:12601:111) Block.bei intermit.ES = nein

1190 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES legen Sie fest, ob die Stufe bei Empfang des internen Signals
Interm. Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert wird.
Bei intermittierenden Erdschlüssen neigen Stufen für die Erkennung stehender Erdschlüsse (basierend
auf kontinuierlicher Effektivwertmessung) dazu, eine Flut von Signalen zu erzeugen und sogar zeitweise
falsche Richtungsinformationen. Dies kann durch die Blockierung dieser Stufen bei einem intermittierenden
Erdschluss verhindert werden.
Wenn das Auftreten intermittierender Erdschlüsse in Ihrem Netz wahrscheinlich ist, empfiehlt Siemens, die
Blockierung zu aktivieren.

Parameter: Blk.nach Fehlerlöschung

• Empfohlener Einstellwert (_:12601:110) Blk.nach Fehlerlöschung = ja


Wenn der Parameter Blk.nach Fehlerlöschung auf ja eingestellt ist, wird die Anregung nach dem
Erkennen der Fehlerlöschung blockiert. Damit lassen sich Anregungen aufgrund des Ausschwingvorgangs im
Nullsystem nach der Fehlerlöschung vermeiden. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:12601:108) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Anregung der Stufe bei Erkennung des Fehlers in
Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung erfolgt.

Parameter: Richtungsmessverfahren, φ Korrektur, Min.ger.3I0> für Ri.Best., Schwellwert 3I0>

• Voreinstellwert (_:12601:109) Richtungsmessverfahren = cos φ

• Voreinstellwert (_:12601:107) φ Korrektur = 0,0°

• Voreinstellwert (_:12601:102) Min.ger.3I0> für Ri.Best. = 0,030 A

• Voreinstellwert (_:12601:101) Schwellwert 3I0> = 0,050 A


Mit diesen Parametern legen Sie die Richtungscharakteristik der Stufe fest. Die zu verwendende Richtungscha-
rakteristik ist von der Sternpunktbehandlung des Netzes abhängig.
Beachten Sie, dass für die Richtungsbestimmung grundsätzlich nur der Anteil des Stromes senkrecht zu der
eingestellten Richtungskennlinie (3I0ger.) entscheidend ist, siehe auch 6.27.4.1 Beschreibung. Dieser Strom-
anteil wird mit dem Schwellwert Min.ger.3I0> für Ri.Best. verglichen. Dagegen wird der Absolutwert
des Stromes 3I0 mit dem Parameter Schwellwert 3I0> verglichen.

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Netztyp / Stern- Beschreibung


punktbehandlung
Gelöscht Im gelöschten Netz ist der wattmetrische Reststrom 3I0 · cos φ der Erdschlusslösch-
spule entscheidend für die Richtungsbestimmung.
Um den wattmetrischen Reststrom zu bewerten, stellen Sie die Parameter wie folgt ein:

• Richtungsmessverfahren = cos φ
• φ Korrektur = 0,0°
Die Richtungsbestimmung beim Erdschluss wird dadurch erschwert, dass dem kleinen
wattmetrischen Reststrom in der Regel ein viel größerer kapazitiver oder induktiver
Blindstrom überlagert ist. Der gesamte dem Gerät zugeführte Erdstrom kann also,
abhängig von der Netzkonfiguration und Fehlerausprägung, sehr verschiedene Werte
in Betrag und Phasenlage annehmen. Das Gerät soll aber nur die Wirkkomponente des
Erdschlussstromes bewerten.
Dies erfordert ein extremes Maß an Genauigkeit, insbesondere der winkelmäßigen
Übertragungstreue aller Wandler. Außerdem darf das Gerät nicht unnötig empfind-
lich eingestellt werden. Nur bei Anschluss an einen Kabelumbauwandler ist eine
zuverlässige Richtungsmessung zu erwarten. Für die Einstellung des Parameters
Min.ger.3I0> für Ri.Best. gilt die Faustregel: Einstellung des Anregewertes auf
die Hälfte des zu erwartenden Messstromes, wobei nur der wattmetrische Reststrom in
Ansatz gebracht werden darf.
Der Parameter Schwellwert 3I0> kann ebenfalls auf die Hälfte des zu erwartenden
Messstromes eingestellt werden, wobei hier der gesamte Restnullstrom in Ansatz zu
bringen ist.
Isoliert Im isolierten Netz ist der kapazitive Erdblindstrom 3I0 · sin φ entscheidend für die
Richtungsbestimmung.
Um den kapazitiven Erdblindstrom zu bewerten, stellen Sie die Parameter wie folgt ein:

• Richtungsmessverfahren = sin φ
• φ Korrektur = 0,0°
Im isolierten Netz fließen bei einem Erdschluss die kapazitiven Erdschlussströme des
galvanisch zusammenhängenden Netzes über die Messstelle. Der im erdschlussbehaf-
teten Abzweig erzeugte Erdstrom wird dabei in der Messstelle kompensiert. Als Anre-
gewert der Parameter Min.ger.3I0> für Ri.Best. und Schwellwert 3I0>
wählen Sie etwa die Hälfte dieses kapazitiven Erdschlussstromes, der über die Mess-
stelle fließt.
Widerstandsgeerdet Im widerstandsgeerdeten Netz ist der ohmsch–induktive Erdkurzschlussstrom entschei-
dend für die Richtungsbestimmung.
Um diesen Kurzschlussstrom zu bewerten, stellen Sie die Parameter wie folgt ein:

• Richtungsmessverfahren = cos φ
• φ Korrektur = -45,0°
Stellen Sie die Parameter Min.ger.3I0> für Ri.Best. und Schwellwert 3I0>
auf einen Wert unterhalb des minimal zu erwartenden Erdkurzschlussstromes ein.

Parameter: α1 Einschr. Richtungsber., α2 Einschr. Richtungsber.

• Empfohlener Einstellwert (_:12601:105) α1 Einschr. Richtungsber. = 2°

• Empfohlener Einstellwert (_:12601:106) α2 Einschr. Richtungsber. = 2°


Mit den Parametern α1 Einschr. Richtungsber. und α2 Einschr. Richtungsber. legen Sie die
Winkel für die Begrenzung des Richtungsbereiches fest. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung von 2° zu
verwenden.
In einem gelöschten Netz in Abzweigen mit sehr großem kapazitivem Strom kann es sinnvoll sein, einen etwas
größeren Winkel α1 einzustellen, um ein Fehlansprechen aufgrund von Wandler- und Algorithmustoleranzen
zu vermeiden.

1192 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameter: Schwellwert U0>

• Voreinstellwert (_:12601:103) Schwellwert U0> = 30,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> stellen Sie die Nullspannungsempfindlichkeit der Stufe ein. Stellen
Sie den Schwellwert kleiner als den minimalen Betrag der Nullspannung U0 ein, die noch detektiert werden
muss.

Parameter: Richt.-Best. Verzöger.

• Voreinstellwert (_:12601:104) Richt.-Best. Verzöger. = 0,00 s


Der Beginn eines Erdschlusses zeigt meistens ein deutliches transientes Verhalten. Dieses kann zu einem
falschen Richtungsentscheid führen. Um eingeschwungene Messgrößen zu erzielen, können Sie die Rich-
tungsbestimmung gegenüber dem Auftreten der Nullsystemspannung mit dem Parameter Richt.-Best.
Verzöger. verzögern. Die Dauer des transienten Vorgangs ist bestimmt von den Netzgegebenheiten und
der jeweiligen Fehlerausprägung. Wenn Sie keine Kenntnis über eine geeignete Verzögerungszeit haben,
empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert beizubehalten.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:12601:6) Auslöseverzögerung = 2,0 s


Der Parameter Auslöseverzögerung gibt die Mindestzeit vor, in der die Anregebedingungen anstehen
müssen, damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemeldung abge-
setzt.

6.27.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


3I0> cos/sinφ1
_:12601:1 3I0> cos/sinφ1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:12601:2 3I0> cos/sinφ1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:12601:10 3I0> cos/sinφ1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:12601:111 3I0> cos/sinφ1:Block.bei • nein nein
intermit.ES
• ja
_:12601:27 3I0> cos/sinφ1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:12601:110 3I0> cos/sinφ1:Blk.nach • nein ja
Fehlerlöschung
• ja
_:12601:108 3I0> cos/sinφ1:Rich- • vorwärts vorwärts
tungssinn
• rückwärts
_:12601:109 3I0> cos/sinφ1:Rich- • cos φ cos φ
tungsmessverfahren
• sin φ
_:12601:107 3I0> cos/sinφ1:φ -45 ° bis 45 ° 0°
Korrektur
_:12601:102 3I0> 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
cos/sinφ1:Min.ger.3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
für Ri.Best.
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 0,150 A

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1193
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:12601:105 3I0> cos/sinφ1:α1 1 ° bis 15 ° 2°
Einschr. Richtungsber.
_:12601:106 3I0> cos/sinφ1:α2 1 ° bis 15 ° 2°
Einschr. Richtungsber.
_:12601:101 3I0> cos/sinφ1:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,050 A
wert 3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 0,250 A
_:12601:103 3I0> cos/sinφ1:Schwell- 0,300 V bis 200,000 V 30,000 V
wert U0>
_:12601:104 3I0> cos/sinφ1:Richt.- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
Best. Verzöger.
_:12601:6 3I0> cos/sinφ1:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 2,00 s
verzögerung

6.27.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
3I0> cos/sinφ1
_:12601:81 3I0> cos/sinφ1:>Blockierung Stufe SPS I
_:12601:501 3I0> cos/sinφ1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:12601:54 3I0> cos/sinφ1:Nicht wirksam SPS O
_:12601:52 3I0> cos/sinφ1:Zustand ENS O
_:12601:53 3I0> cos/sinφ1:Bereitschaft ENS O
_:12601:60 3I0> cos/sinφ1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:12601:302 3I0> cos/sinφ1:Erdschluss ACD O
_:12601:55 3I0> cos/sinφ1:Anregung ACD O
_:12601:56 3I0> cos/sinφ1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:12601:57 3I0> cos/sinφ1:Auslösung ACT O

6.27.5 Gerichtete Erdschlusswischer-Stufe

6.27.5.1 Beschreibung

Übersicht
In gelöschten Netzen erlöschen Erdschlüsse oft kurze Zeit nach der Zündung, innerhalb von wenigen Milli-
sekunden. Solche transienten Vorgänge werden als Erdschlusswischer bezeichnet. Zur Erdschlussrichtungs-
erfassung auf Basis dieser transienten Vorgänge ist ein spezielles Messverfahren erforderlich, das auch
hohe Frequenzen erfassen kann. Klassische, auf Zeigerberechnung basierende Verfahren sind hierfür nicht
geeignet. Auch bei nur kurz andauernden Erdschlüssen tritt ein meist höherfrequenter Aufladevorgang in den
fehlerfreien Leitern auf. Dieser transiente Aufladevorgang wird durch ein Energie-integrierendes Verfahren zur
Erdschluss-Richtungsermittlung bewertet. Durch dieses Verfahren wird sowohl eine hohe Empfindlichkeit als
auch eine gute Stabilität gegen parasitäre Signale im Nullsystem erreicht.
Da auch stehende Erdschlüsse mit dem transienten Aufladevorgang der fehlerfreien Leiter beginnen, werden
auch diese Fehler erkannt.
Für die Anwendung in geschlossenen Ringen oder vermaschten Netzen ist diese Stufe bestens geeignet.
Betriebliche, kreisende Nullströme werden eliminiert und können somit keinen Einfluss auf das Richtungser-
gebnis nehmen.

1194 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Logik der Stufensteuerung

[lo_stu_wis, 3, de_DE]

Bild 6-408 Logikdiagramm der Stufensteuerung

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall des
Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt.
Den Parameter Blk. bei Messspg.ausfall können Sie so einstellen, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Logik der Wischerfunktionalität

[lo_wisfut, 10, de_DE]

Bild 6-409 Logikdiagramm der gerichteten Erdschlusswischer-Stufe

Messwerte, Messverfahren
Nullsystemspannung und Nullsystemstrom werden direkt gemessen oder aus den Leitergrößen berechnet. Bei
direkter Messung wird Folgendes erfasst:

• Nullsystemspannung an der offenen Dreieckswicklung

• Nullsystemstrom über Holmgreen-Schaltung oder über Kabelumbauwandler


Die an der offenen Dreieckswicklung gemessene Spannung wird auf die Nullsystemspannung U0 umge-
rechnet.
Die mit hoher Frequenz (8 kHz) abgetasteten Momentanwerte der Nullsystemspannung u0(t) dienen zur
Ermittlung des Erdschlusseintritt-Zeitpunktes T0.
Die mit hoher Frequenz (8 kHz) abgetasteten Momentanwerte der Nullsystemspannung u0(t) und des Erdst-
roms 3i0(t) sind die Grundlage für die Richtungsbestimmung.
Die Grundschwingungswerte der Nullsystemspannung U0 dienen zur Freigabe des Richtungsergebnisses und
der Anregung sowie als Kriterium zur Stabilisierung gegen Schalthandlungen.

1196 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Das Mitsystem (sofern als Messwert vorhanden) dient als ein zusätzliches Kriterium zur Stabilisierung gegen
Schalthandlungen.
Der Grundschwingungswert von U0 und der Effektivwert von 3I0 werden für die Anregung und die optionale
Auslöselogik verwendet.
In geschlossenen Ringen oder vermaschten Netzen können betriebliche, d.h. kreisende Nullströme auftreten.
Ein solcher betrieblicher Nullsystemstrom fließt auch im Fehlerfall und kann das Richtungsergebnis verfäl-
schen. Deshalb wird ein betrieblicher Nullsystemstrom eliminiert.

Bestimmung des Zeitpunktes der Erdschlusszündung


Über die Bewertung der Momentanwerte der Nullsystemspannung prüft der Algorithmus permanent, ob
ein Erdschluss eingetreten ist. Dies erfolgt unabhängig davon, ob der eingestellte Schwellwert für U0 über-
schritten wurde. Wenn ein Erdschluss eintritt, wird das Messfenster zur Richtungsbestimmung positioniert
und die Richtungsbestimmung ausgeführt. Die Position des Messfensters wird über die Meldung Position
Messfenster protokolliert (im FB Allgemein). Für eine korrekte Richtungsbestimmung ist die genaue
Bestimmung des Zeitpunkts T0 des Erdschlusseintritts entscheidend.

Richtungsbestimmung, Messverfahren
Für die Richtungsbestimmung wird die Wirkenergie des Nullsystems berechnet. Die Wirkenergie des Nullsys-
tems wird über ca. 1 Netzperiode nach erkanntem Erdschlusseintritt berechnet. Wenn die Wirkenergie des
Nullsystems negativ ist, liegt ein Vorwärtsfehler vor, andernfalls ein Rückwärtsfehler.

Gerichtetes Erdschlusssignal, Anregung


Die Bestimmung des Zeitpunktes der Erdschlusszündung und die Richtungsbestimmung arbeiten immer mit
maximaler Empfindlichkeit. Mit den Parametern Schwellwert U0> und Schwellwert 3I0> für Anr.
definieren Sie die Empfindlichkeit zum Melden der Richtung und der Anregung der Stufe.
Das Richtungsergebnis wird gemeldet, wenn die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sind:

• Der Grundschwingungswert der Nullsystemspannung U0 überschreitet den Schwellwert U0> inner-


halb von 100 ms nach Erkennung der Erdschlusszündung.

• Der Effektivwert des Nullsystemstroms 3I0 überschreitet den Schwellwert 3I0> für Anr..
So werden auch hochohmige Erdfehler gemeldet, bei denen die Nullsystemwerte nur langsam ansteigen,
und aus diesem Grund der Erdschlusseintritt deutlich früher erkannt wird als die Überschreitung des parame-
trierten Schwellwerts.
Das Richtungsergebnis wird über die Meldung (_:2311:302) Erdschluss des Funktionsblocks Allgemein
der Funktion gemeldet. Diese Meldung wird unabhängig von der parametrierten Richtung der Funktion ausge-
geben.
Wenn die ermittelte Richtung mit der parametrierten Richtung (Parameter Richtungssinn) übereinstimmt,
kommt es zur Anregung.

Rücksetzen des Algorithmus


Um eine neue Richtungsbestimmung zuzulassen, muss der Algorithmus zurückgesetzt werden. Das normale
Rücksetzen findet statt, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:

• Die Grundschwingung der Nullsystemspannung U0 unterschreitet den Rückfallschwellwert U0. Dieser


Rückfallschwellwert ist ein kleiner, geräteinterner Schwellwert U0. Dieser hängt auch von der Betriebs-
nullspannung U0 ab und ist daher ein dynamischer Schwellwert. Der Schwellwert ist 2,0 V sekundär ohne
dynamischen Einfluss.

• Die Dauer von 120 ms nach T0 ist abgelaufen.

Stabilisierung gegen Schalthandlungen


Schaltvorgänge im zu schützenden Netz können zu transienten Signalen im Nullsystem führen. Die Stufe ist
gegen eine mögliche Überfunktion durch Schaltvorgänge stabilisiert.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1197
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Folgende Mechanismen kommen dabei zur Anwendung:

• Der Grundschwingungswert der Nullsystemspannung U0 wird normalerweise nur wenig von Schalthand-
lungen beeinflusst und ist somit ein gutes Kriterium, um den Erdschluss von einer Schalthandlung zu
unterscheiden. Die Bedingung, dass zum Melden des Richtungsergebnisses der Grundschwingungswert
den Schwellwert U0> überschreiten muss, unterdrückt den Einfluss von Schalthandlungen wirksam.
Für seltene Fälle, in denen nach dem Abschalten des Abzweiges oder der Leitung hohe Nullsystem-
spannungen über längere Zeiträume auftreten, wirkt zusätzlich ein Kriterium auf Basis des Mitsystemst-
roms. Dieses Kriterium vergleicht den Mitsystemstrom vor und nach dem transienten Ereignis und
erkennt damit einen Abschaltvorgang. Im Fall eines Abschaltvorgangs wird das Richtungsergebnis nicht
gemeldet.
Durch die Stabilisierungsmechanismen wird das Richtungsergebnis 100 ms nach der Erdschlusszündung
gemeldet. Somit erfolgt auch eine Anregung mit 100 ms Verzögerung.
Wenn die Stufe in einer 1-phasigen Funktionsgruppe angewendet wird, ist das Zusatzkriterium über den
Mitsystemstrom nicht wirksam.

• Die Funktion erkennt transiente Erdschlüsse mit Hilfe der Nullsystemspannung. In Netzen mit betriebli-
chen Nullsystemspannungen kann die Funktion intern gestartet werden, wenn die Messspannung zuge-
schaltet wird. Wenn der Grundschwingungswert der Nullsystemspannung den Schwellwert des Parame-
ters Maximale betriebliche U0 in einem Zeitfenster von 100 ms nach dem Start der Funktion nicht
überschreitet, wird die Funktion intern zurückgesetzt. Für den unerwarteten Fall, dass eine Funktion
aufgrund eines transienten Schaltereignisses gestartet wird, ist ein weiteres Reset-Kriterium vorhanden,
das sicherstellt, dass die Funktion nicht dauerhaft im Startzustand bleibt. Wenn der Grundschwingungs-
wert für 10 s kontinuierlich unter der Schwelle Maximale betriebliche U0 liegt, wird die Funktion
nach 100 ms ebenfalls zurückgesetzt.

Auslöselogik

[lo_auswis, 4, de_DE]

Bild 6-410 Logikdiagramm der Auslöselogik

1198 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

In vielen Anwendungen wird die Erdschlusswischer-Stufe nur zum Melden der Richtung verwendet. In diesem
Fall wird die Auslöselogik nicht benötigt und bleibt ausgeschaltet. Sie können die Stufe aber auch dazu
verwenden, einen stehenden Erdschluss auszulösen. Hierzu schalten Sie die optionale Auslöselogik mit dem
Parameter Auslösefunktionalität ein. Sofern der Grundschwingungswert von U0 und der Effektivwert
von 3I0 die eingestellten Schwellwerte überschreiten, startet die Auslöseverzögerung (Parameter Auslöse-
verzögerung) mit der Anregung. Wenn der Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. auf nein eingestellt
ist, löst die Stufe aus, wenn die Auslöseverzögerung abläuft.
Intermittierende Erdschlüsse zeichnen sich dadurch aus, dass sie periodisch erlöschen und innerhalb von einer
halben Periode bis zu einigen Perioden wieder zünden. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel
6.29.1 Funktionsübersicht. Durch die Auslöseverzögerung und die zu kurze Fehlerdauer (Kontakt zu Erde) ist
keine sichere Auslösung möglich. Mit dem Parameter Rückfallverzögerung kann eine sichere Auslösung
unter solchen Bedingungen sichergestellt werden. Wenn der Fehler erlischt, fallen der Grundschwingungswert
von U0 und der Effektivwert von 3I0 unter die Schwellwerte. Ein Rückfall kann für eine mit dem Parameter
Rückfallverzögerung festgelegte Zeit verzögert werden. Die Auslöseverzögerung läuft weiter. Wenn die
Verzögerungszeit während der Rückfallverzögerung abläuft, löst die Stufe aus. Sie können die Rückfall-
verzögerung abhängig von der Anwendung einstellen. Der Voreinstellwert ist 0 s. Die Einstellung für die
Rückfallverzögerung hat keinen Einfluss auf die Richtungsbestimmung. Wenn der Fehler wieder zündet, wird
die Richtung neu bestimmt, sofern sich die Funktion vorher zurückgesetzt hat. Wenn die bestimmte Richtung
entgegengesetzt zur konfigurierten Richtung oder unbekannt ist, dann wird die Auslöseverzögerung sofort
zurückgesetzt.

Blockierung der Auslöseverzögerung bei Erkennung der Fehlerlöschung


Über die Bewertung des Momentanwerteverlaufs der Nullsystemspannung kann die Erdschlusslöschung
schneller erkannt werden als über den Rückfall des U0-Grundschwingungswertes unter den Anregewert. Mit
der schnellen Erkennung der Fehlerlöschung (Funktionsblock Allgemein) wird die Auslöseverzögerung nach
Ablauf der Rückfallverzögerung blockiert. Mit dem Parameter Blk.nach Fehlerlöschung schalten Sie
diesen beschleunigten Blockiermechanismus ein oder aus.

6.27.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Auslösefunktionalität

• Voreinstellwert (_:13021:108) Auslösefunktionalität = nein


Wenn die Erdschlusswischer-Stufe nur zum Melden der Richtung verwendet wird, wird die optionale Auslöse-
logik nicht benötigt und bleibt ausgeschaltet. Wenn mit der Erdschlusswischer-Stufe auch stehende Fehler
ausgelöst werden, muss diese optionale Auslöselogik aktiviert werden. Die Anregung der Stufe startet die
Auslöseverzögerung.

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:13021:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer. In diesem Fall wird anstelle des Störfallmeldepuffers ein Erdschlussmeldepuffer
angelegt.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:13021:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellwert). Wenn U0 aus den Leiter-
Erde-Spannungen berechnet wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung zu
verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert. Wenn U0 der UN-Messung einer Drei-
eckswicklung entnommen wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung nicht
zu verwenden.

Parameter: Blk.nach Fehlerlöschung

• Empfohlener Einstellwert (_:13021:107) Blk.nach Fehlerlöschung = ja


Wenn der Parameter Blk.nach Fehlerlöschung auf ja eingestellt ist, wird die Auslöseverzögerung nach
dem Erkennen der Fehlerlöschung zurückgesetzt. Damit wird bei kurz eingestellten Auslöseverzögerungen
die Möglichkeit einer Überfunktion vermieden. Der Grund einer Überfunktion ist ein langsamer Ausschwing-
vorgang im Nullsystem nach der Fehlerlöschung. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten, sofern
die Stufe zur Auslösung verwendet wird.
Zum Schutz gegen intermittierende Erdschlüsse verwendet die Stufe den Parameter Rückfallverzöge-
rung, um einen Rückfall aufgrund der Fehlerlöschung zu verzögern. Wenn Sie die Stufe zum Schutz gegen
intermittierende Erdschlüsse verwenden, schalten Sie die Blockierung aus.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:13021:106) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Anregung der Stufe bei Erkennung des Fehlers in
Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung erfolgt.

Parameter: Schwellwert U0>

• Voreinstellwert (_:13021:103) Schwellwert U0> = 15,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> definieren Sie die Empfindlichkeit zum Melden der Richtung und der
Anregung der Stufe.
Beachten Sie, dass damit nicht die Empfindlichkeit der Richtungsbestimmung selbst beeinflusst wird. Die
Richtungsbestimmung arbeitet immer mit maximaler Empfindlichkeit.
Wenn auch hochohmige Erdschlüsse gemeldet werden sollen, sind somit auch problemlos sehr empfindliche
Einstellungen möglich, z.B. Schwellwert U0> = 5 V sekundär.

Parameter: Maximale betriebliche U0

• Empfohlener Einstellwert (_:13021:105) Maximale betriebliche U0 = 3,000 V


Mit dem Parameter Maximale betriebliche U0 definieren Sie die maximale betriebliche Nullsystem-
spannung U0. Wenn der Grundschwingungswert der Nullsystemspannung U0 den Parameter Maximale
betriebliche U0 nicht innerhalb von 100 ms nach Starten der Funktion überschreitet, wird die Stufe
zurückgesetzt.
Die Einstellung wird bezogen auf die Nullsystemspannung U0 gemäß deren Definition durchgeführt.

1200 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Netzwerkstruktur Beschreibung
Strahlennetz In Strahlennetzen sind die betrieblichen Nullsystemspannungen eher klein.
Siemens empfiehlt, den Voreinstellwert 3,000 V zu verwenden.
Ringnetz, vermaschtes Netz In Ringnetzen und vermaschten Netzen können größere betriebliche Null-
systemspannungen auftreten.
Die sekundären betrieblichen Nullsystemspannungen können durch das
Auslesen der Verlagerungsspannung UN sek oder der Nullsystemspannung
U0 sek unter den symmetrischen Komponenten des Geräts oder über DIGSI
bestimmt werden.
Wenn Sie die sekundäre Verlagerungsspannung UN sek auslesen, wandeln Sie
diese mit dem Parameter Anpassfakt. Uph / UN in U0 sek um. Weitere
Informationen hierzu finden Sie in 6.1.6 Anwendungs- und Einstellhinweise
für die Messstelle Spannung 3‑phasig (U-3ph).
Wenn U0 sek größer als 2,5 V ist, soll der Wert von Maximale betrieb-
liche U0 auf U0 sek ⋅ 1,2 erhöht werden.
Beispiel:
UN sek = 5,000 V
Anpassfakt. Uph / UN = √3
U0 sek = 5,000 V ⋅ √3 / 3 = 2,887 V
Maximale betriebliche U0 = 2,887 V ⋅ 1,2 = 3,464 V
In den meisten Fällen sind die betrieblichen Nullsystemspannungen kleiner
als 2,500 V. Siemens empfiehlt, den Voreinstellwert von 3,000 V zu
verwenden.

Parameter: Schwellwert 3I0> für Anr.

• Voreinstellwert (_:13021:109) Schwellwert 3I0> für Anr. = 0,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> für Anr. definieren Sie die Empfindlichkeit der Melderichtung
und der Anregung der Stufe.
In Ringnetzen oder vermaschten Netzen können Sie mit diesem Parameter die Anzahl der Geräte, die
Erdschlüsse melden, reduzieren. Der Parameter muss gemäß den Benutzererfahrungen mit dem jeweiligen
System eingestellt werden. In Strahlensystemen können Sie den Wert üblicherweise auf dem Standardwert
von 0 A belassen, mit dem der Parameter deaktiviert wird.

Parameter: Schwellwert 3I0> für Ausl.

• Voreinstellwert (_:13021:104) Schwellwert 3I0> für Ausl. = 0,030 A


Die Einstellung ist nur für die optionale Auslöselogik zum Abschalten stehender Erdschlüsse von Bedeutung.
Wählen Sie die Einstellung so, dass der statische Erdschlussstrom den Schwellwert überschreitet. Sie können
dieses Kriterium deaktivieren, indem Sie den Wert auf 0 A einstellen.

Parameter: Rückfallverzögerung

• Voreinstellwert (_:13021:7) Rückfallverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Rückfallverzögerung können Sie die Funktion auch zum Schutz gegen intermittie-
rende Fehler verwenden. Mit dem Parameter Rückfallverzögerung wird der Rückfall des Anregezustands
nach der Fehlerlöschung verzögert oder bis zum erneuten Zünden gehalten. Damit kann die Auslöseverzöge-
rung weiterlaufen und den Fehler auslösen.
Stellen Sie die Zeit auf einen Wert ein, währenddessen die erneute Zündung noch dem vorherigen Fehler
zugeordnet werden kann. Typische Werte liegen im Bereich zwischen mehreren Hundert Millisekunden und
wenigen Sekunden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:13021:6) Auslöseverzögerung = 0,50 s


Der Parameter Auslöseverzögerung gibt die Zeit vor, in der die Anregebedingungen erfüllt sein müssen,
damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemeldung abgesetzt.
Die Einstellung der Auslöseverzögerung richtet sich nach der spezifischen Anwendung. Berücksichtigen
Sie, dass die Anregung gegenüber dem Zeitpunkt der Erdschlusszündung um 100 ms verzögert ist.

6.27.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Wischer 1
_:13021:1 Wischer 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:13021:2 Wischer 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:13021:10 Wischer 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:13021:107 Wischer 1:Blk.nach • nein ja
Fehlerlöschung
• ja
_:13021:108 Wischer 1:Auslösefunkti- • nein nein
onalität
• ja
_:13021:106 Wischer 1:Richtungssinn • vorwärts vorwärts
• rückwärts
_:13021:103 Wischer 1:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 15,000 V
U0>
_:13021:105 Wischer 1:Maximale 0,300 V bis 200,000 V 3,000 V
betriebliche U0
_:13021:109 Wischer 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
3I0> für Anr. 5 A @ 100 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 1,600 A 0,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 8,000 A 0,000 A
_:13021:104 Wischer 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,030 A
3I0> für Ausl. 5 A @ 100 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 50 Inenn 0,000 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 50 Inenn 0,00 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 1,600 A 0,030 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 8,000 A 0,150 A
_:13021:6 Wischer 1:Auslöseverzö- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
gerung
_:13021:7 Wischer 1:Rückfallverzö- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
gerung

1202 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Wischer 1
_:13021:81 Wischer 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:13021:54 Wischer 1:Nicht wirksam SPS O
_:13021:52 Wischer 1:Zustand ENS O
_:13021:53 Wischer 1:Bereitschaft ENS O
_:13021:302 Wischer 1:Erdschluss ACD O
_:13021:55 Wischer 1:Anregung ACD O
_:13021:56 Wischer 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:13021:57 Wischer 1:Auslösung ACT O

6.27.6 Gerichtete 3I0-Stufe mit Messung von φ (U0,3I0)

6.27.6.1 Beschreibung

Logik

[lo_gfp_pvi, 3, de_DE]

Bild 6-411 Logikdiagramm der Stufensteuerung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1203
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[lo_dir sensGFP 3I0 phi VI, 1, de_DE]

Bild 6-412 Logikdiagramm der gerichteten 3I0-Stufe mit Messung von φ (U0,3I0)

Messwert U0, Messverfahren


Das Gerät kann die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung messen. Die gemessene Span-
nung wird auf einen Wert bezogen auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlagerungs-
spannung dem Gerät nicht als Messgröße zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach Definiti-
onsgleichung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet.
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

Messwert 3I0, Messverfahren


Die Funktion bewertet üblicherweise den über einen Kabelumbauwandler empfindlich gemessenen Erdstrom
3I0. Da der Linearitätsbereich des empfindlichen Messeingangs bei ca. 1,6 A endet, schaltet die Funktion bei
größeren sekundären Erdströmen auf den aus den Leiterströmen berechneten Strom 3I0 um. Damit ergibt sich
ein sehr großer Linearitäts- und Einstellbereich.
Das Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

1204 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Abhängig von der Anschlussart der Messstelle sowie des verwendeten Stromklemmenblocks ergeben sich
unterschiedliche Linearitäts- und Einstellbereiche. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel Mess-
wert 3I0, Messverfahren , Seite 1185.

Erdschlusserkennung, Anregung
Wenn der Betrag des Erdstromvektors 3I0 den Schwellwert Schwellwert 3I0> und der Betrag des Null-
spannungsvektors U0 den Schwellwert Min. U0> für Richt.-Best. überscheiten, erkennt die Stufe
den Erdschluss. Mit der Schwellwertüberschreitung der Nullspannung wird die Richtungsbestimmung (siehe
folgenden Absatz) gestartet. Das Ergebnis der Richtungsbestimmung wird nur gültig, wenn auch der Betrag
des Erdstromvektors 3I0 seinen Schwellwert überschritten hat. Das Richtungsergebnis wird über das Signal
Erdschluss (im Funktionsblock Allgemein) gemeldet.
Wenn das Richtungsergebnis mit der parametrierten Richtung (Parameter Richtungssinn) übereinstimmt,
regt die Stufe an.

Richtungsbestimmung
Die Schwellwertüberschreitung durch die Nullspannung U0 ist ein Kriterium für den Erdschluss. Um einge-
schwungene Messgrößen zu erzielen, können Sie die Richtungsbestimmung gegenüber dem Auftreten der
Nullsystemspannung mit dem Parameter Richt.-Best. Verzöger. verzögern.
Die Richtung wird über die Ermittlung des Phasenwinkels zwischen dem winkelfehlerkompensierten Erdstrom
-3I0kom. und der gedrehten Nullspannung U0 – im Folgenden als Referenzspannung Uref,dreh bezeichnet –
bestimmt. Um unterschiedlichen Netzgegebenheiten und Applikationen Rechnung zu tragen, kann die Refe-
renzspannung um einen einstellbaren Winkel gedreht werden (Parameter Drehwinkel d. Referz.spg.).
Damit lässt sich der Vektor der gedrehten Referenzspannung nahe an den Vektor des Erdstroms -3I0kom.
führen. Das Ergebnis der Richtungsbestimmung erhält so die größtmögliche Sicherheit.
Die gedrehte Referenzspannung Uref,dreh und der Parameter Vorwärtsbereich +/- definieren den
Vorwärts- und Rückwärtsbereich. Der Vorwärtsbereich ergibt sich als Bereich ± Δφ um die gedrehte Refe-
renzspannung Uref,dreh. Der Wert ± Δφ wird mit dem Parameter Vorwärtsbereich +/- eingestellt. Der
verbleibende Bereich neben dem Vorwärtsbereich ist der Rückwärtsbereich. Zwischen Vorwärts- und Rück-
wärtsbereich ist eine Hysterese festgelegt, siehe Bild 6-413.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1205
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_dirrot, 1, de_DE]

Bild 6-413 Richtungscharakteristik im Vorwärtsmodus

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt.
Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall des
Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt.
Den Parameter Blk. bei Messspg.ausfall können Sie so einstellen, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

Blockierung der Stufe bei intermittierendem Erdschluss


Bei einem intermittierenden Erdschluss kann die Stufe nach Empfang des internen Signals Interm.
Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert werden. Bei einer Blockie-
rung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.
Nach Freigabe der Blockierung wird der Zeitgeber Richt.-Best. Verzöger. neu gestartet, der vor
Meldung eines neuen Erdschlusses oder einer neuen Anregung ablaufen muss.
Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES können Sie die Blockierung der Stufe bei intermittierendem
Erdschluss aktivieren oder deaktivieren.

1206 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch die Auslösemeldung. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet, und ein Störfall wird eröffnet.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

6.27.6.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. können Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung und
den Störfallmeldepuffer blockieren. In diesem Fall wird anstelle des Störfallmeldepuffers ein Erdschlussmelde-
puffer angelegt.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellwert). Wenn U0 aus den Leiter-
Erde-Spannungen berechnet wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung zu
verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert. Wenn U0 der UN-Messung einer Drei-
eckswicklung entnommen wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung nicht
zu verwenden.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Empfohlener Einstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird.
Siemens empfiehlt, die Blockierung auszuschalten. Die Grundschwingung der Nullsystemspannung ist ein
sicheres Kriterium für den Erdschluss und bleibt von einem Einschaltvorgang unberührt.

Parameter: Block.bei intermit.ES

• Voreinstellwert (_:111) Block.bei intermit.ES = nein


Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES legen Sie fest, ob die Stufe bei Empfang des internen Signals
Interm. Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert wird.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1207
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Bei intermittierenden Erdschlüssen neigen Stufen für die Erkennung stehender Erdschlüsse (basierend
auf kontinuierlicher Effektivwertmessung) dazu, eine Flut von Signalen zu erzeugen und sogar zeitweise
falsche Richtungsinformationen. Dies kann durch die Blockierung dieser Stufen bei einem intermittierenden
Erdschluss verhindert werden.
Wenn das Auftreten intermittierender Erdschlüsse in Ihrem Netz wahrscheinlich ist, empfiehlt Siemens, die
Blockierung zu aktivieren.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:106) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Anregung der Stufe bei Erkennung des Fehlers in
Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung erfolgt.
Wenn der Parameter Richtungssinn als ungerichtet eingestellt ist, wird die Richtungsbestimmung nicht
berücksichtigt. Die Anregebedingung ist nur abhängig von den Beträgen 3I0 und V0 sowie von den entsprech-
enden Schwellwerten. Die Vorwärtsrichtung ist die Richtung zum Motor hin.

Parameter: Drehwinkel d. Referz.spg.,Vorwärtsbereich +/-

• Voreinstellwert (_:104) Drehwinkel d. Referz.spg. = -45°

• Voreinstellwert (_:103) Vorwärtsbereich +/- = 88°


Mit den Parametern Drehwinkel d. Referz.spg. und Vorwärtsbereich +/- stellen Sie die Rich-
tungscharakteristik, d.h. die Vorwärts- und Rückwärtsbereiche ein. Damit stellen Sie die Richtungscharakte-
ristik auf die Netzgegebenheiten und die Sternpunktbehandlung ein.
Typische Einstellungen für den Parameter Drehwinkel d. Referz.spg. sind:

• Gelöschtes Netz: 0°

• Isoliertes Netz: +45° bis +90°

• Geerdetes Netz: -45°


Der Parameter Vorwärtsbereich +/- kann üblicherweise auf seiner Voreinstellung belassen werden.
Eine Reduzierung des Vorwärtsbereiches um ein paar Grad ist z.B. sinnvoll im gelöschten Netz mit langen
Kabelabzweigen, die hohe kapazitive Fehlerströme erzeugen.

HINWEIS

i In isolierten Netzen liegt die Einstellung nahe +90°.


Der Generatorschutz ist ebenfalls ein isoliertes Netz. Um aber den Lastwiderstand in der Sammelschienen-
schaltung des Generators zu berücksichtigen, muss die Einstellung nahe +45° liegen.

Parameter: Min. U0> für Richt.-Best.

• Voreinstellwert (_:102) Min. U0> für Richt.-Best. = 2,000 V


Mit dem Parameter Min. U0> für Richt.-Best. legen Sie die für die Freigabe der Richtungsbestimmung
notwendige Mindestspannung U0 fest, die innerhalb der Verzögerungszeit Richt.-Best. Verzöger.
erreicht werden muss.

Parameter: Schwellwert 3I0>

• Voreinstellwert (_:101) Schwellwert 3I0> = 0,050 A


Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> stellen Sie die Erdstromempfindlichkeit der Stufe ein. Stellen Sie den
Schwellwert kleiner als den minimalen Betrag des Erdschlussstroms 3I0 ein, der noch detektiert werden muss.

Parameter: Richt.-Best. Verzöger.

• Voreinstellwert (_:105) Richt.-Best. Verzöger. = 0,10 s

1208 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Der Beginn eines Erdschlusses zeigt meistens ein deutliches transientes Verhalten. Dieses kann zu einem
falschen Richtungsentscheid führen. Um eingeschwungene Messgrößen zu erzielen, können Sie die Rich-
tungsbestimmung gegenüber dem Auftreten der Nullsystemspannung mit dem Parameter Richt.-Best.
Verzöger. verzögern. Die Dauer des transienten Vorgangs ist bestimmt von den Netzgegebenheiten und
der jeweiligen Fehlerausprägung. Wenn Sie keine Kenntnis über eine geeignete Verzögerungszeit haben,
empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert beizubehalten.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 0,50 s


Der Parameter Auslöseverzögerung gibt die Zeit vor, in der die Anregebedingungen erfüllt sein müssen,
damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemeldung abgesetzt.

6.27.6.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


3I0> φ(UI) #
_:1 3I0> φ(UI) #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 3I0> φ(UI) #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:10 3I0> φ(UI) #:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:111 3I0> φ(UI) #:Block.bei • nein nein
intermit.ES
• ja
_:27 3I0> φ(UI) #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:106 3I0> φ(UI) #:Richtungs- • ungerichtet vorwärts
sinn
• vorwärts
• rückwärts
_:104 3I0> φ(UI) #:Drehwinkel -180 ° bis 180 ° -45 °
d. Referz.spg.
_:103 3I0> φ(UI) #:Vorwärtsbe- 0 ° bis 180 ° 88 °
reich +/-
_:102 3I0> φ(UI) #:Min. U0> 0,300 V bis 200,000 V 2,000 V
für Richt.-Best.
_:101 3I0> φ(UI) #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,050 A
wert 3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 0,250 A
_:105 3I0> φ(UI) #:Richt.-Best. 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
Verzöger.
_:6 3I0> φ(UI) #:Auslösever- 0,00 s bis 100,00 s 0,50 s
zögerung

6.27.6.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
3I0> φ(UI) #
_:81 3I0> φ(UI) #:>Blockierung Stufe SPS I

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1209
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:501 3I0> φ(UI) #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 3I0> φ(UI) #:Nicht wirksam SPS O
_:52 3I0> φ(UI) #:Zustand ENS O
_:53 3I0> φ(UI) #:Bereitschaft ENS O
_:301 3I0> φ(UI) #:Feh.nicht im Aus.-Geb. SPS O
_:60 3I0> φ(UI) #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:303 3I0> φ(UI) #:Erdschluss ACD O
_:55 3I0> φ(UI) #:Anregung ACD O
_:56 3I0> φ(UI) #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 3I0> φ(UI) #:Auslösung ACT O

6.27.7 Gerichtete Y0-Stufe mit Messung von G0 oder B0

6.27.7.1 Beschreibung

Logik

[lo_stage_control_Y0G0B0, 3, de_DE]

Bild 6-414 Logikdiagramm der Stufensteuerung

1210 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[lo_Y0_G0_B0, 6, de_DE]

Bild 6-415 Logikdiagramm der gerichteten Y0-Stufe mit G0- oder B0-Messung

Messwert U0, Messverfahren


Das Gerät kann die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung messen. Die gemessene Span-
nung UN wird auf einen Wert bezogen auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlage-
rungsspannung dem Gerät nicht als Messgröße zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach
Definitionsgleichung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet.
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

Messwert 3I0, Messverfahren


Die Funktion bewertet üblicherweise den über einen Kabelumbauwandler empfindlich gemessenen Erdstrom
3I0. Da der Linearitätsbereich des empfindlichen Messeingangs bei ca. 1,6 A endet, schaltet die Funktion bei
größeren sekundären Erdströmen auf den aus den Leiterströmen berechneten 3I0 um. Damit ergibt sich ein
sehr großer Linearitäts- und Einstellbereich.
Das Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus. Die Messverfahren zeichnen sich durch hohe Genauigkeit sowie durch Unempfindlichkeit gegenüber

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1211
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Oberschwingungen – insbesondere der im Erdschluss(rest)strom häufig vorhandenen 3. und 5. Harmonischen


– aus.
Abhängig von der Anschlussart der Messstelle sowie des verwendeten Stromklemmenblocks ergeben sich
unterschiedliche Linearitäts- und Einstellbereiche. Nähere Informationen finden Sie im Kapitel Messwert 3I0,
Messverfahren , Seite 1185.

Y0, G0, B0
Die Grundschwingungswerte von U0 und 3I0 werden zur Berechnung der Admittanz Y0 = G0 + jB0 verwendet.
Um die Richtung zu bestimmen, verwenden Sie entweder G0 oder B0.

Erdfehlererkennung, Anregung
Die Stufe erkennt den Erdfehler, wenn der Betrag des Erdstroms 3I0 den Schwellwert Freigabe Schwellw.
3I0> und der Betrag der Nullspannung U0 den Schwellwert Schwellwert U0> überschreiten. Mit den
Schwellwertüberschreitungen wird die Berechnung von G0 oder B0 gestartet und anschließend die Richtungs-
bestimmung (siehe unten) ausgeführt. Das Richtungsergebnis wird über das Signal Erdschluss (im Funkti-
onsblock Allgemein) gemeldet. Wenn das Richtungsergebnis mit der parametrierten Richtung (Parameter
Richtungssinn) übereinstimmt, regt die Stufe an.

Richtungsbestimmung
Die Schwellwertüberschreitung durch die Nullspannung U0 ist ein Kriterium für den Erdschluss. Um einge-
schwungene Messgrößen zu erzielen, können Sie die Richtungsbestimmung gegenüber dem Auftreten der
Nullsystemspannung mit dem Parameter Richt.-Best. Verzöger. verzögern. Das Ergebnis der Rich-
tungsbestimmung wird nur gültig, wenn auch der Betrag des Erdstroms 3I0 seinen Freigabeschwellwert
überschritten hat.
Das folgende Bild zeigt ein Beispiel der Richtungsbestimmung im komplexen Zeigerdiagramm für das G0-Rich-
tungsmessverfahren mit einem Korrekturwert der Richtungsgeraden von 0 (Parameter φ Korrektur). Das
Beispiel eignet sich für die Erdschlussrichtungserfassung in einem gelöschten Netz, wo die Größe G0 entschei-
dend für die Richtungsbestimmung ist.

[dw_Y0_dire, 1, de_DE]

Bild 6-416 Richtungskennlinie bei G0-Messung

Die Nullspannung U0 ist grundsätzlich die Bezugsgröße für die reelle Achse und identisch mit der G0-Achse.
Die Symmetrieachse der Richtungskennlinie fällt für dieses Beispiel mit der B0 (blind)-Achse zusammen. Für
die Richtungsbestimmung ist grundsätzlich der Anteil der Admittanz senkrecht zu der eingestellten Richtungs-
kennlinie (= Symmetrieachse) entscheidend G0ger (= Y0ger). In diesem Beispiel ist dies der Wirkanteil G0
wirk der Admittanz Y0. Die Konduktanz G0ger. (hier = G0wirk) wird errechnet und mit dem Einstellwert Ger.
G0/B0 Schwellwert verglichen. Wenn die Konduktanz G0ger. den positiven Einstellwert überschreitet,
dann ist die Richtung vorwärts. Wenn die Konduktanz G0ger. den negativen Einstellwert überschreitet, dann
ist die Richtung rückwärts. Im Gebiet dazwischen ist die Richtung unbestimmt.

1212 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Mit den Parametern α1 Einschr. Richtungsber. und α2 Einschr. Richtungsber. können Sie die
Vorwärts- und Rückwärtsbereiche wie im Bild 6-417 dargestellt einschränken. Damit lässt sich das Richtungser-
gebnis bei hohen Strömen in Richtung der Symmetrieachse absichern.
Die Symmetrieachse kann über einen Korrekturwinkel (Parameter φ Korrektur) im Bereich von ± 45°
gedreht werden. Dadurch ist es z.B. möglich, in geerdeten Netzen durch eine Drehung um -45° die größte
Empfindlichkeit im ohmsch–induktiven Bereich zu erreichen. Bei elektrischen Maschinen in Sammelschienen-
schaltung im isolierten Netz ist durch eine Drehung um +45° die größte Empfindlichkeit im ohmsch–kapazi-
tiven Bereich zu erreichen (siehe folgendes Bild).

[dw_Y0_meas, 1, de_DE]

Bild 6-417 Drehung der Richtungskennlinien bei G0-Messung mit Winkelkorrektur

Wenn Sie den Parameter Richtungsmessverfahren auf B0 und den Parameter φ Korrektur auf 0
einstellen, fällt die Symmetrieachse der Richtungskennlinie mit der G0- und U0-Achse zusammen. Da der
Anteil der Admittanz Y0 senkrecht zu der Richtungskennlinie (= Symmetrieachse) entscheidend ist (B0ger (=
Y0ger)), wird hier die Suszeptanz B0 (blind) zur Richtungsbestimmung herangezogen. Wenn die Suszeptanz
B0ger. (B0blind) den negativen Einstellwert Ger. G0/B0 Schwellwert überschreitet, dann ist die Richtung
vorwärts. Wenn die Suszeptanz B0ger. den positiven Einstellwert überschreitet, dann ist die Richtung rück-
wärts. Im Gebiet dazwischen ist die Richtung unbestimmt.
Dieses Richtungsmessverfahren eignet sich somit für die Erdschlussrichtungserfassung in isolierten Netzen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1213
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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_si_co_Y0, 1, de_DE]

Bild 6-418 Richtungskennlinie bei B0-Messung

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt.
Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall des
Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt.
Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

Blockierung der Stufe bei intermittierendem Erdschluss


Bei einem intermittierenden Erdschluss kann die Stufe nach Empfang des internen Signals Interm.
Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert werden. Bei einer Blockie-
rung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.
Nach Freigabe der Blockierung wird der Zeitgeber Richt.-Best. Verzöger. neu gestartet, der vor
Meldung eines neuen Erdschlusses oder einer neuen Anregung ablaufen muss.
Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES können Sie die Blockierung der Stufe bei intermittierendem
Erdschluss aktivieren oder deaktivieren.

Blockierung der Anregung bei Erkennung der Fehlerlöschung


Über die Bewertung des Momentanwerteverlaufs der Nullsystemspannung kann die Fehlerlöschung schneller
erkannt werden als über den Rückfall des U0-Grundschwingungswertes unter den Anregewert. Mit der
schnellen Erkennung der Fehlerlöschung wird die Anregung der Stufe blockiert. Damit lassen sich Anregungen

1214 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

aufgrund des Ausschwingvorgangs im Nullsystem nach der Fehlerlöschung vermeiden. Mit dem Parameter
Blk.nach Fehlerlöschung schalten Sie diese beschleunigte Erkennung der Fehlerlöschung ein oder aus.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch die Auslösemeldung. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und ein Störfall eröffnet.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

6.27.7.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellwert). Wenn U0 aus den Leiter-
Erde-Spannungen berechnet wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung zu
verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert. Wenn U0 der UN-Messung einer Drei-
eckswicklung entnommen wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung nicht
zu verwenden.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Empfohlener Einstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird.
Siemens empfiehlt, die Blockierung auszuschalten. Die Grundschwingung der Nullsystemspannung ist ein
sicheres Kriterium für den Erdfehler und bleibt von einem Einschaltvorgang unberührt.

Parameter: Block.bei intermit.ES

• Voreinstellwert (_:111) Block.bei intermit.ES = nein


Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES legen Sie fest, ob die Stufe bei Empfang des internen Signals
Interm. Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert wird.
Bei intermittierenden Erdschlüssen neigen Stufen für die Erkennung stehender Erdschlüsse (basierend
auf kontinuierlicher Effektivwertmessung) dazu, eine Flut von Signalen zu erzeugen und sogar zeitweise
falsche Richtungsinformationen. Dies kann durch die Blockierung dieser Stufen bei einem intermittierenden
Erdschluss verhindert werden.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Wenn das Auftreten intermittierender Erdschlüsse in Ihrem Netz wahrscheinlich ist, empfiehlt Siemens, die
Blockierung zu aktivieren.

Parameter: Blk.nach Fehlerlöschung

• Empfohlener Einstellwert (_:110) Blk.nach Fehlerlöschung = ja


Wenn der Parameter Blk.nach Fehlerlöschung auf ja eingestellt ist, wird die Anregung nach dem
Erkennen der Fehlerlöschung blockiert. Damit lassen sich Anregungen aufgrund des Ausschwingvorgangs im
Nullsystem nach der Fehlerlöschung vermeiden. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:108) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Anregung der Stufe bei Erkennung des Fehlers in
Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung erfolgt.

Parameter: Richtungsmessverfahren, φ Korrektur, Ger. G0/B0 Schwellwert, Freigabe Schwellw.


3I0>

• Voreinstellwert (_:109) Richtungsmessverfahren = G0

• Voreinstellwert (_:107) φ Korrektur = 0,0°

• Voreinstellwert (_:102) Ger. G0/B0 Schwellwert = 2,00 mS

• Voreinstellwert (_:101) Freigabe Schwellw. 3I0> = 0,002 A


Mit diesen Parametern legen Sie die Richtungscharakteristik der Stufe fest. Die zu verwendende Richtungscha-
rakteristik ist von der Sternpunktbehandlung des Netzes abhängig.
Beachten Sie, dass für die Richtungsbestimmung grundsätzlich nur der Anteil der Admittanz senkrecht zu der
eingestellten Richtungskennlinie maßgebend ist, siehe auch 6.27.7.1 Beschreibung. Dieser Admittanzanteil
wird mit dem Schwellwert Ger. G0/B0 Schwellwert verglichen. Dagegen wird der Absolutwert des
Stromes 3I0 mit dem Parameter Freigabe Schwellw. 3I0> verglichen.

1216 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Netztyp/Stern- Beschreibung
punktbehandlung
Gelöscht Im gelöschten Netz ist der wattmetrische Reststrom 3I0 · cos φ der Erdschlusslösch-
spule entscheidend für die Richtungsbestimmung.
Um den wattmetrischen Reststrom zu bewerten, stellen Sie die Parameter wie folgt ein:

• Richtungsmessverfahren = G0
• φ Korrektur = 0,0°
Die Richtungsbestimmung beim Erdschluss wird dadurch erschwert, dass dem kleinen
wattmetrischen Reststrom in der Regel ein viel größerer Blindstrom kapazitiven oder
induktiven Charakters überlagert ist. Der gesamte dem Gerät zugeführte Erdstrom
kann also, abhängig von der Netzkonfiguration und Fehlerausprägung, sehr verschie-
dene Werte in Betrag und Phasenlage annehmen. Das Gerät soll aber nur die Wirkkom-
ponente des Erdschlussstromes bewerten.
Dies erfordert ein extremes Maß an Genauigkeit, insbesondere der winkelmäßigen
Übertragungstreue aller Wandler. Außerdem darf das Gerät nicht unnötig empfindlich
eingestellt werden. Nur bei Anschluss an einen Kabelumbauwandler ist eine zuverläs-
sige Richtungsmessung zu erwarten. Für die Einstellung des Parameters Ger. G0/B0
Schwellwert gilt die folgende Formel:

Mit:
ks Sicherheitsfaktor, ks = 1.2 (Kabelnetze), ks = 2.0 (Freileitungen)
I0wirk: Wirkanteil des Erdschlussstromes (wattmetrischer Reststrom) der geschützten
Leitung
Unenn: sek. Nennspannung im fehlerfreien Fall
I0min: min. Erdstrom im fehlerfreien Fall, 5 mA bis 10 mA (Kabelumbauwandler), 50 mA
bis 100 mA (Holmgreenwandler)
U0>: Anregeschwelle der Verlagerungsspannung ≈ 0.1
Wenn an der Erdschlusslöschspule ein paralleler Widerstand Rp eingesetzt wird, dann
muss der Schwellwert G0 zusätzlich kleiner sein als:

Mit:
ks Sicherheitsfaktor ≥ 1,5
IRp: sekundärer Nennstrom des Parallelwiderstandes
Unenn: sek. Nennspannung im fehlerfreien Fall
Der Parameter Freigabe Schwellw. 3I0> kann auf die Hälfte des zu erwartenden
Messstromes eingestellt werden, wobei hier der gesamte Restnullstrom in Ansatz zu
bringen ist.
Isoliert Im isolierten Netz ist der kapazitive Erdblindstrom 3I0 · sin φ entscheidend für die
Richtungsbestimmung.
Um den kapazitiven Erdblindstrom zu bewerten, stellen Sie die Parameter wie folgt ein:

• Richtungsmessverfahren = B0
• φ Korrektur = 0,0°
Im isolierten Netz fließen bei einem Erdschluss die kapazitiven Erdschlussströme des
galvanisch zusammenhängenden Netzes mit Ausnahme des im erdschlussbehafteten
Kabel erzeugten Erdstromes über die Messstelle, da letzterer direkt zum Fehlerort

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Netztyp/Stern- Beschreibung
punktbehandlung
abfließt (also nicht über die Messstelle). Für die Bestimmung des Anregewertes
des Parameters Ger. G0/B0 Schwellwert kann die folgende Formel verwendet
werden.

Mit:
I0min: Erdstrom im fehlerfreien Fall

U0>: Anregeschwelle der Verlagerungsspannung ≈ 0,02


Im fehlerfreien Betrieb ist B0 ≤ 0.
Für den Parameter Freigabe Schwellw. 3I0> wählen Sie etwa die Hälfte dieses
kapazitiven Erdschlussstromes, der über die Messstelle fließt.
Widerstandsgeerdet Im widerstandsgeerdeten Netz ist der ohmsch–induktive Erdkurzschlussstrom entschei-
dend für die Richtungsbestimmung.
Um diesen Kurzschlussstrom zu bewerten, stellen Sie die Parameter wie folgt ein:

• Richtungsmessverfahren = G0
• φ Korrektur= -45,0°
Für die Einstellung des Parameters Ger. G0/B0 Schwellwert gilt die Faustregel:
Einstellung des Anregewertes nach folgender Formel, wobei nur der Wirkstrom in
Ansatz gebracht werden darf.

Mit:
ks Sicherheitsfaktor, ks = 1.2 (Kabelnetze), ks = 2.0 (Freileitungen)
I0wirk: Wirkanteil des Erdschlussstromes der geschützten Leitung
Unenn: sek. Nennspannung im fehlerfreien Fall
I0min: min. Erdstrom im fehlerfreien Fall, 5 mA bis 10 mA (Kabelumbauwandler), 50 mA
bis 100 mA (Holmgreenwandler)
U0>: Anregeschwelle der Verlagerungsspannung ≈ 0,02
Der Parameter Freigabe Schwellw. 3I0> muss auf einen Wert unterhalb des
minimal zu erwarteten Erdkurzschlussstromes eingestellt werden.

Parameter: α1 Einschr. Richtungsber., α2 Einschr. Richtungsber.

• Empfohlener Einstellwert (_:105) α1 Einschr. Richtungsber. = 2°

• Empfohlener Einstellwert (_:106) α2 Einschr. Richtungsber. = 2°


Mit den Parametern α1 Einschr. Richtungsber. und α2 Einschr. Richtungsber. legen Sie die
Winkel für die Begrenzung des Richtungsbereiches fest. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung von 2° zu
verwenden.
In einem gelöschten Netz in Abzweigen mit sehr großem kapazitivem Strom kann es sinnvoll sein, einen etwas
größeren Winkel α1 einzustellen, um ein Fehlansprechen aufgrund von Wandler- und Algorithmustoleranzen
zu vermeiden.

Parameter: Schwellwert U0>

• Voreinstellwert (_:103) Schwellwert U0> = 30,000 V

1218 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Mit dem Parameter Schwellwert U0> stellen Sie die Nullspannungsempfindlichkeit der Stufe ein. Der
Schwellwert muss kleiner als der minimale Betrag der Nullspannung U0 eingestellt werden, die noch detek-
tiert werden muss.

Parameter: Richt.-Best. Verzöger.

• Voreinstellwert (_:104) Richt.-Best. Verzöger. = 0,10 s


Der Beginn eines Erdschlusses zeigt meistens ein deutliches transientes Verhalten. Dieses kann zu einem
falschen Richtungsentscheid führen. Um eingeschwungene Messgrößen zu erzielen, kann deshalb die
Richtungsbestimmung gegenüber dem Auftreten der Nullspannung mit dem Parameter Richt.-Best.
Verzöger. verzögert werden. Die Dauer des transienten Vorgangs ist bestimmt von den Netzgegebenheiten
und der jeweiligen Fehlerausprägung. Wenn Sie keine Kenntnis über eine geeignete Verzögerungszeit haben,
empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert beizubehalten.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 2,0 s


Der Parameter Auslöseverzögerung gibt die Zeit vor, in der die Anregebedingungen anstehen müssen,
damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemeldung abgesetzt.

6.27.7.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Y0> G0/B0 #
_:1 Y0> G0/B0 #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Y0> G0/B0 #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:10 Y0> G0/B0 #:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:111 Y0> G0/B0 #:Block.bei • nein nein
intermit.ES
• ja
_:27 Y0> G0/B0 #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:110 Y0> G0/B0 #:Blk.nach • nein ja
Fehlerlöschung
• ja
_:108 Y0> G0/B0 #:Richtungs- • vorwärts vorwärts
sinn
• rückwärts
_:109 Y0> G0/B0 #:Richtungs- • G0 G0
messverfahren
• B0
_:107 Y0> G0/B0 #:φ Korrektur -45 ° bis 45 ° 0°
_:102 Y0> G0/B0 #:Ger. G0/B0 0,10 mS bis 100,00 mS 2,00 mS
Schwellwert
_:105 Y0> G0/B0 #:α1 Einschr. 1 ° bis 15 ° 2°
Richtungsber.
_:106 Y0> G0/B0 #:α2 Einschr. 1 ° bis 15 ° 2°
Richtungsber.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:101 Y0> G0/B0 #:Freigabe 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
Schwellw. 3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 0,150 A
_:103 Y0> G0/B0 #:Schwell- 0,300 V bis 200,000 V 30,000 V
wert U0>
_:104 Y0> G0/B0 #:Richt.-Best. 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
Verzöger.
_:6 Y0> G0/B0 #:Auslösever- 0,00 s bis 60,00 s 2,00 s
zögerung

6.27.7.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Y0> G0/B0 #
_:81 Y0> G0/B0 #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 Y0> G0/B0 #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 Y0> G0/B0 #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Y0> G0/B0 #:Zustand ENS O
_:53 Y0> G0/B0 #:Bereitschaft ENS O
_:60 Y0> G0/B0 #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:55 Y0> G0/B0 #:Anregung ACD O
_:56 Y0> G0/B0 #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Y0> G0/B0 #:Auslösung ACT O

6.27.8 Gerichtete Stufe mit Zeigermessung einer Harmonischen

6.27.8.1 Beschreibung
Die Gerichtete Stufe mit Zeigermessung einer Harmonischen basiert auf einer kontinuierlichen Messung
mit Richtungsbestimmung. Die Stufe bestimmt die Richtung anhand der Zeiger der 3., 5. oder 7. Harmoni-
schen der Nullsystemspannung U0 und des Nullstroms 3I0.

1220 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Logik

[lo_sensGFP V0 dir harmonic, 3, de_DE]

Bild 6-419 Logikdiagramm der gerichteten Stufe mit Zeigermessung einer Harmonischen

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[lo_start condition and dir. determ, 1, de_DE]

Bild 6-420 Logikdiagramm der Startbedingungen und der Richtungsbestimmung

Messwerte, Messverfahren
Das Gerät kann die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung messen. Die gemessene Span-
nung wird in einen Wert in Bezug auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlagerungsspan-
nung dem Gerät nicht als Messgröße zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach Definitions-
gleichung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet.
Weitere Informationen zum Messwert 3I0 und zum Messverfahren finden Sie im Kapitel Messwert 3I0, Mess-
verfahren , Seite 1185.
Die Funktion verwendet den Grundschwingungswert von U0 und den Zeiger der 3., 5. oder 7. Harmonischen
von U0 und 3I0 zur Richtungsbestimmung. Der jeweils zu verwendende harmonische Zeiger wird von der
Einstellung der Auswahl Harmonische bestimmt.

Erdschlusserkennung, Anregung
Wenn der Grundschwingungswert der Nullsystemspannung U0 den Schwellwert Schwellwert U0>, über-
schreitet, erkennt die Stufe den Erdschluss und der Zeitgeber Richt.-Best. Verzöger. startet.

1222 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Die Erdschlusssignalisierung und die Richtungsbestimmung werden gestartet, wenn die beiden folgenden
Bedingungen erfüllt sind:

• Der Grundschwingungswert der Nullsystemspannung U0 überschreitet den Schwellwert Schwellwert


U0> dauerhaft während der Zeitgeber Richt.-Best. Verzöger. abläuft.

• Der Betrag des Oberschwingungs-Nullstroms 3I0harm. überschreitet den Schwellwert Min. 3I0>-
Harmonische, wenn der Zeitgeber Richt.-Best. Verzöger. abläuft.
Zur Durchführung der Richtungsbestimmung muss zusätzlich zu den beiden oben genannten Bedingung noch
folgende Bedingung erfüllt sein:
Die Oberschwingungs-Nullspannung U0harm. muss den Schwellwert überschreiten, der 0,02 % der sekun-
dären Nennspannung des Spannungswandlers beträgt. Wenn diese Bedingung nicht erfüllt ist, dann ist das
Richtungsergebnis unbekannt.
Das Richtungsergebnis wird über das Signal Erdschluss gemeldet.
Die Auslösung der Stufe hängt vom Richtungsergebnis und dem Parameter Richtungssinn ab:

• Wenn der Parameter Richtungssinn auf vorwärts oder rückwärts eingestellt ist, dann regt die
Stufe an, wenn das Richtungsergebnis der konfigurierten Richtung entspricht, und die Anregung wird
mit der ermittelten Richtung signalisiert.

• Wenn der Parameter Richtungssinn auf ungerichtet eingestellt ist, dann regt die Stufe unabhängig
vom Richtungsergebnis an und die Anregung wird mit unbekannt signalisiert.

Richtungsbestimmung
Mit dem Parameter Auswahl Harmonische können Sie den Zeiger der 3., 5. oder 7. Harmonischen zur Rich-
tungsbestimmung auswählen. Die Richtung wird über die Berechnung des Phasenwinkels zwischen folgenden
Werten bestimmt:

• Oberschwingungs-Nullstrom 3I0harm.

• Gedrehte Oberschwingungs-Nullspannung U0harm., im Folgenden bezeichnet als Referenzspannung


Uref,dreh

Die Referenzspannung ist gegenüber U0 um +90° gedreht. Dadurch wird eine maximale Sicherheit für die
Richtungsbestimmung erreicht, da davon ausgegangen wird, dass 3I0harm. ein Blindstrom ist.
Die gedrehte Referenzspannung Uref,dreh und der Parameter Vorwärtsbereich +/- definieren den
Vorwärts- und Rückwärtsbereich. Weitere Informationen finden Sie im Bild 6-421.
Die Bereiche im folgenden Bild sind wie folgt:

• Der Vorwärtsbereich ergibt sich als Bereich ± Δφ um die gedrehte Referenzspannung Uref,dreh. Der Wert
± Δφ wird mit dem Parameter Vorwärtsbereich +/- eingestellt. Wenn der Vektor des sekundären
Erdstroms -3I0harm. in diesem Bereich liegt, ist die resultierende Richtung vorwärts.

• Der Spiegelbereich des Vorwärtsbereichs ist der Rückwärtsbereich. Wenn der Vektor des sekundären
Erdstroms -3I0harm. in diesem Bereich liegt, ist die resultierende Richtung rückwärts.

• Im Zwischenbereich ist das Richtungsergebnis unbekannt.

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_sensGFP V0 dir harmonic, 1, de_DE]

Bild 6-421 Richtungscharakteristik

Stabilisierungszähler
Die Funktion verwendet einen Stabilisierungszähler, um ein verlässliches Richtungsergebnis zu bestimmen.
Um ein Richtungsergebnis anzuzeigen, muss die bestimmte Richtung für 4 aufeinanderfolgende Messzyklen
stabil sein. Die Zykluszeit beträgt 10 ms.

Verlängerung des Richtungsergebnisses


Mit dem Zeitgeber Verläng. Richt.ergebnis können Sie das zuletzt ermittelte Richtungsergebnis verlän-
gern, wenn die Bedingungen für eine weitere Richtungsbestimmung nicht mehr erfüllt sind. Das letzte Rich-
tungsergebnis wird gehalten, bis die Bedingungen für eine weitere Richtungsbestimmung wieder erfüllt sind
(Zeitgeber wird zurückgesetzt) oder bis der Zeitgeber abgelaufen ist. Das Verhalten der Verlängerung des
Richtungsergebnisses wird von der Einstellung des Parameters Richtungssinn bestimmt:

• Richtungssinn = vorwärts oder rückwärts


Sobald der Oberschwingungs-Nullstrom 3I0harm. oder die Oberschwingungs-Nullspannung U0harm. den
jeweiligen Rückfallwert unterschreiten, startet der Zeitgeber Verläng. Richt.ergebnis. Wenn das
Richtungsergebnis mit der Einstellung des Parameters Richtungssinn übereinstimmt, wird das letzte
Anregung-Signal auch verlängert.
Wenn sowohl 3I0harm. als auch U0harm. ihren Schwellwert wieder überschreiten, wird der Zeitgeber
Verläng. Richt.ergebnis sofort zurückgesetzt und die Richtungsbestimmung wird erneut durchge-
führt.

• Richtungssinn = ungerichtet
Sobald der Oberschwingungs-Nullstrom 3I0harm. den Rückfallwert unterschreitet, startet der Zeitgeber
Verläng. Richt.ergebnis.
In diesem Richtungsmodus wird die Anregung nur mit der Richtungsinformation unbekannt signal-
isiert, unabhängig von der tatsächlichen Richtung, die über das Signal Erdschluss gemeldet wird.
Daher wird das Anregung-Signal mit der Information unbekannt verlängert.
Wenn 3I0harm. den Schwellwert wieder überschreitet, wird der Zeitgeber Verläng.
Richt.ergebnis sofort zurückgesetzt und die Richtungsbestimmung wird erneut durchgeführt.

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Messwertanzeige
Wenn der U0-Grundschwingungswert den Richt.-Best. Verzöger. nach Ablauf des Zeitgebers
Schwellwert U0> weiterhin überschreitet, werden die folgenden Messwerte ausgegeben:

• U0 Harm.
• 3I0 Harm.
• Phi(I,U) Harm.
Diese Messwerte werden als --- angezeigt, wenn 3I0harm. oder U0harm. kleiner als 0,005 % des sekundären
Nennstroms oder der sekundären Nennspannung ist.

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt.
Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall des
Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt.
Den Parameter Blk. bei Messspg.ausfall können Sie so einstellen, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

Blockierung der Stufe bei intermittierendem Erdschluss


Bei einem intermittierenden Erdschluss kann die Stufe nach Empfang des internen Signals Interm.
Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert werden. Bei einer Blockie-
rung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.
Nach Freigabe der Blockierung wird der Zeitgeber Richt.-Best. Verzöger. neu gestartet, der vor
Meldung eines neuen Erdschlusses oder einer neuen Anregung ablaufen muss.
Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES können Sie die Blockierung der Stufe bei intermittierendem
Erdschluss aktivieren oder deaktivieren.

6.27.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert U0>

• Voreinstellwert (_:102) Schwellwert U0> = 20,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> stellen Sie die Empfindlichkeit der Nullsystemspannung (Grund-
schwingung) der Stufe ein. Stellen Sie den Schwellwert kleiner als den minimalen Betrag der Nullsystemspan-
nung U0 ein, die noch detektiert werden muss. Typische Werten liegen im Bereich von 15 V bis 25 V.

Parameter: Richt.-Best. Verzöger.

• Voreinstellwert (_:105) Richt.-Best. Verzöger. = 0,00 s


Der Beginn eines Erdschlusses zeigt meistens ein deutliches transientes Verhalten. Das kann zu einem falschen
Richtungsentscheid führen. Um eingeschwungene Messgrößen zu erzielen, können Sie die Richtungsbestim-
mung gegenüber dem Auftreten der Nullsystemspannung mit dem Parameter Richt.-Best. Verzöger.
verzögern. Die Dauer des transienten Vorgangs wird durch die Netzgegebenheiten und die jeweilige Fehler-
ausprägung bestimmt. Wenn Sie keine Kenntnis über eine geeignete Verzögerungszeit haben, empfiehlt
Siemens, den Voreinstellwert beizubehalten.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1225
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Parameter: Vorwärtsbereich +/-

• Voreinstellwert (_:103) Vorwärtsbereich +/- = 80°


Mit dem Parameter Vorwärtsbereich +/- stellen Sie die Richtungscharakteristik, d.h. die Vorwärts- und
Rückwärtsbereiche ein.
Der Parameter Vorwärtsbereich +/- kann üblicherweise auf seiner Voreinstellung belassen werden.
Durch die Reduzierung des Vorwärtsbereichs wird das Richtungsergebnis sicherer, andererseits erhöht sich die
Wahrscheinlichkeit einer Unterfunktion.

Parameter: Verläng. Richt.ergebnis

• Voreinstellwert (_:110) Verläng. Richt.ergebnis = 5,00 s


Mit dem Parameter Verläng. Richt.ergebnis legen Sie die Zeit für die Verlängerung des zuletzt ermit-
telten Richtungsergebnisses fest, wenn die Bedingungen für eine weitere Richtungsbestimmung nicht mehr
erfüllt sind.
Dieser Zeitgeber kann zur Generierung einer stabilen Richtungsangabe bei schwankenden Nullsystemharmo-
nischen verwendet werden. Eine stabile Richtungsanzeige kann wiederum für die Implementierung eines
Prioritätenschemas zwischen verschiedenen parallel arbeitenden Erkennungsmethoden (Stufen) notwendig
sein.

Parameter: Auswahl Harmonische

• Voreinstellwert (_:201) Auswahl Harmonische = 5. Harmonische


Mit dem Parameter Auswahl Harmonische wählen Sie aus, ob der Zeiger der 3., 5. oder 7. Harmonischen
der Nullsystemspannung U0 und des Nullsystemstroms 3I0 zur Richtungsbestimmung verwendet wird.

Parameter: Min. 3I0>-Harmonische

• Voreinstellwert (_:203) Min. 3I0>-Harmonische = 0,030 A


Mit dem Parameter Min. 3I0>-Harmonische legen Sie den Schwellwert des Oberschwingungs-Nullstroms
3I0harm. zur Erkennung des Erdschlusses und zum Starten der Richtungsbestimmung fest. Weitere Informati-
onen dazu siehe auch Erdschlusserkennung, Anregung, Seite 1222.
Dieser Parameter muss gemäß der Erfahrungen mit dem jeweiligen Netz eingestellt werden. Dies erfordert die
Analyse von stehenden Erdschlüssen aus dem Netz. Wenn diese Information nicht vorliegt, empfiehlt Siemens
eine eher niedrige Einstellung im Bereich von 5 mA bis 10 mA sekundär.

Parameter: 3I0-Harm. Rückfallverh.

• Voreinstellwert (_:204) 3I0-Harm. Rückfallverh. = 0,60


Mit dem Parameter 3I0-Harm. Rückfallverh. definieren Sie die Rückfallschwelle für den Parameter
Min. 3I0>-Harmonische.
Eine Reduzierung der Rückfallschwelle vergrößert den Bereich und den Zeitraum der Richtungsbestimmung
unter schwankenden Nullsystemharmonischen. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:106) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, für welches Richtungsergebnis die Funktion die Anregung
erzeugt:

• Wenn der Parameter Richtungssinn als vorwärts oder rückwärts eingestellt ist, regt die Stufe an,
wenn das Richtungsergebnis der konfigurierten Richtung entspricht, und die Anregung wird mit der
ermittelten Richtung signalisiert.

• Wenn der Parameter Richtungssinn als ungerichtet eingestellt ist, regt die Stufe unabhängig vom
Richtungsergebnis an und die Anregung wird mit unbekannt signalisiert.

1226 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 1,00 s


Der Parameter Auslöseverzögerung gibt die Zeit vor, in der die Anregebedingungen erfüllt sein müssen,
damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemeldung abgesetzt.

HINWEIS

i Wenn sowohl Auslöseverzögerung als auch Verläng. Richt.ergebnis aktiv sind, sollte die
Auslöseverzögerung üblicherweise wesentlich höher als die Verläng. Richt.ergebnis eingestellt
sein. Wenn die Auslöseverzögerung kleiner als die Verläng. Richt.ergebnis ist, wird die Funk-
tion unabhängig von der Fehlerdauer bei jedem Fehler auslösen, solange die Fehlerrichtung der einge-
stellten Richtung entspricht.

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer. In diesem Fall wird anstelle des Störfallmeldepuffers ein Erdschlussmeldepuffer
angelegt.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Voreinstellwert (_:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellwert). Wenn U0 aus den Leiter-
Erde-Spannungen berechnet wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung zu
verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert. Wenn U0 der UN-Messung einer Drei-
eckswicklung entnommen wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung nicht
zu verwenden.

Parameter: Block.bei intermit.ES

• Voreinstellwert (_:111) Block.bei intermit.ES = nein


Mit dem Parameter Block.bei intermit.ES legen Sie fest, ob die Stufe bei Empfang des internen Signals
Interm. Erdfehlererk. von der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung blockiert wird.
Bei intermittierenden Erdschlüssen neigen Stufen für die Erkennung stehender Erdschlüsse (basierend
auf kontinuierlicher Effektivwertmessung) dazu, eine Flut von Signalen zu erzeugen und sogar zeitweise
falsche Richtungsinformationen. Dies kann durch die Blockierung dieser Stufen bei einem intermittierenden
Erdschluss verhindert werden.
Wenn das Auftreten intermittierender Erdschlüsse in Ihrem Netz wahrscheinlich ist, empfiehlt Siemens, die
Blockierung zu aktivieren.

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.8.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U0>ger.Harm.#
_:1 U0>ger.Harm.#:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 U0>ger.Harm.#:Blk. • nein nein
Ausl. & Fehleraufz.
• ja
_:10 U0>ger.Harm.#:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:111 U0>ger.Harm.#:Block.bei • nein nein
intermit.ES
• ja
_:106 U0>ger.Harm.#:Rich- • ungerichtet vorwärts
tungssinn
• vorwärts
• rückwärts
_:103 U0>ger.Harm.#:Vorwärts 0° bis 90° 80°
bereich +/-
_:102 U0>ger.Harm.#:Schwell- 0,300 V bis 200,000 V 20,000 V
wert U0>
_:201 U0>ger.Harm.#:Auswahl • 3. Harmonische 5. Harmonische
Harmonische
• 5. Harmonische
• 7. Harmonische
_:203 U0>ger.Harm.#:Min. 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
3I0>-Harmonische 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 0,150 A
_:204 U0>ger.Harm.#:3I0- 0,10 bis 0,95 0,60
Harm. Rückfallverh.
_:110 U0>ger.Harm.#:Verläng. 0,00 s bis 60,00 s 5,00 s
Richt.ergebnis
_:105 U0>ger.Harm.#:Richt.- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
Best. Verzöger.
_:6 U0>ger.Harm.#:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
verzögerung

6.27.8.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U0>ger.Harm.#
_:81 U0>ger.Harm.#:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 U0>ger.Harm.#:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 U0>ger.Harm.#:Nicht wirksam SPS O
_:52 U0>ger.Harm.#:Zustand ENS O
_:53 U0>ger.Harm.#:Bereitschaft ENS O
_:303 U0>ger.Harm.#:Erdschluss ACD O
_:55 U0>ger.Harm.#:Anregung ACD O

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:56 U0>ger.Harm.#:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 U0>ger.Harm.#:Auslösung ACT O
_:308 U0>ger.Harm.#:Phi(I,U) Harm. MV O
_:307 U0>ger.Harm.#:U0 Harm. MV O
_:306 U0>ger.Harm.#:3I0 Harm. MV O

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.9 Ungerichtete U0-Stufe mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

6.27.9.1 Beschreibung

Logik

[lo_gfps v0, 5, de_DE]

Bild 6-422 Logikdiagramm der ungerichteten U0-Stufe mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

Messwert, Messverfahren
Das Gerät kann die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung messen. Die gemessene Span-
nung UN wird auf einen Wert bezogen auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlage-

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

rungsspannung dem Gerät nicht als Messgröße zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach
Definitionsgleichung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet.
Mit dem Parameter Messverfahren wählen Sie abhängig von der Anwendung die jeweilige Messmethode
aus:

• Messung der Grundschwingung (Standardfilter):


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes.

• Messung der Grundschwingung über 2 Periodenfilter mit Dreiecksfenster:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus. Über die erweiterte Filterlänge gegenüber dem Standardfilter und die Verwendung
des Dreiecksfensters werden Oberschwingungen und transiente Störungen besonders stark gedämpft.
Aufgrund der größeren Filterlänge ergibt sich eine etwas verlängerte Anregezeit gegenüber dem Stan-
dardfilter (siehe 12.27.7 Ungerichtete U0-Stufe mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung).

Anregung, Rückfall
Die Stufe vergleicht den Schwellwert mit der Nullsystemspannung U0. Mit dem Parameter Anregeverzö-
gerung können Sie die Anregung der Stufe gegenüber dem Auftreten der Verlagerungsspannung verzögern.
Mit dem Parameter Rückfallverhältnis legen Sie das Verhältnis des Rückfallwertes bezogen auf den
Schwellwert fest.

Bestimmung der erdschlussbehafteten Phase


Mit dem Parameter Best. erdschl.beh. Phase können Sie die Bestimmung der erdschlussbehafteten
Phase ein- oder ausschalten. Mit der Anregung der Stufe ist die Ermittlung freigegeben. Wenn 2 Phasen den
Schwellwert U> fehlerfreie L-E-Spg. überschreiten und eine Phase den Schwellwert U< fehlerbeh.
L-E-Spg. unterschreitet, gilt letztere Phase als erdschlussbehaftet und wird gemeldet.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung Der Parameter Blk. bei
Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe
blockiert oder nicht.

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den
Fall des Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt. Sie können den Parameter Blk. bei
Messspg.ausfall so einstellen, dass die Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder
nicht.

6.27.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:12391:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Mit diesem Messverfahren werden die Oberschwingungen oder transiente
Spannungsspitzen unterdrückt.
Siemens empfiehlt, diese Einstellung als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind, z.B. an
Kondensatorbänken, wählen Sie dieses Messverfahren.
Grundschw. lang. Filter Wenn Oberschwingungen und transiente Störungen besonders stark
gedämpft werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren. Die Filterlänge
erweitert sich gegenüber dem Standardfilter auf 2 Perioden.
Beachten Sie, dass sich in diesem Fall die Anregezeit der Stufe etwas verlän-
gert (siehe 12.27.7 Ungerichtete U0-Stufe mit Nullsystem-/Verlagerungs-
spannung).

Parameter: Anregeverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:12391:107) Anregeverzögerung = 0 ms


Mit dem Parameter Anregeverzögerung können Sie die Bewertung der Messgröße (zur Bildung der Anre-
gung) gegenüber dem Auftreten der Verlagerungsspannung verzögern. Wenn mit hohen Transienten nach
Fehlereintritt aufgrund großer Leitungs- und Erdkapazitäten zu rechnen ist, kann eine Anregeverzögerung
notwendig sein.
Siemens empfiehlt die Voreinstellung Anregeverzögerung = 0 ms.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:12391:3) Schwellwert = 30 V


Der Schwellwert der Funktion wird als Nullsystemspannung U0 eingestellt. Das Gerät berechnet die Nullsys-
temspannung U0 entweder aus der über die offene Dreieckswicklung gemessenen Verlagerungsspannung
oder aus den 3 Leiter-Erde-Spannungen.
Der Einstellwert richtet sich nach der Erdung des Netzes:

• Da beim Erdschluss im isolierten oder gelöschten Netz nahezu die volle Verlagerungsspannung auftritt,
ist der Einstellwert dort unkritisch. Siemens empfiehlt, den Wert zwischen 20 V und 40 V einzustellen.
Bei hohen Fehlerübergangswiderständen kann eine höhere Empfindlichkeit (= niedrigerer Schwellwert)
notwendig sein.

• Siemens empfiehlt, im geerdeten Netz einen empfindlicheren (kleineren) Wert einzustellen. Dieser Wert
muss oberhalb der maximal betrieblich zu erwartenden Verlagerungsspannung liegen, die durch Unsym-
metrien im Netz entsteht.

BEISPIEL
Für ein isoliertes Netz
Die Verlagerungsspannung wird über die offene Dreieckswicklung gemessen:

• Bei vollverlagertem Erdschluss liegt an den Geräteklemmen eine Verlagerungsspannung von 100 V an.

• Der Schwellwert soll so eingestellt werden, dass die Stufe bei 50 % der vollen Verlagerungsspannung
anspricht.

• Bei voller Verlagerungsspannung beträgt die Nullsystemspannung 100 V / √3 = 57,7 V


Einstellwert: 0,5 ⋅ 57,7 V = 28,9 V ≈ 30 V

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:12391:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 0,98.

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Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:12391:6) Auslöseverzögerung = 3,00 s


Mit der Auslöseverzögerung vermeiden Sie, dass kurzzeitige Verlagerungsspannungen zur Auslösung
führen. Die Einstellung richtet sich nach der spezifischen Anwendung.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:12391:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellwert). Wenn U0 aus den Leiter-
Erde-Spannungen berechnet wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung zu
verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert. Wenn U0 der UN-Messung einer Drei-
eckswicklung entnommen wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung nicht
zu verwenden.

Parameter: Best. erdschl.beh. Phase

• Voreinstellwert (_:12391:109) Best. erdschl.beh. Phase = nein


Mit dem Parameter Best. erdschl.beh. Phase steuern Sie das Verhalten der Stufe zur Bestimmung der
erdschlussbehafteten Phase.
Parameterwert Beschreibung
nein Die erdschlussbehaftete Phase wird nicht bestimmt.
Wenn die Stufe nicht zur Erdschlusserkennung verwendet wird, z.B. bei
Anwendungen im geerdeten Netz, wählen Sie die Voreinstellung.
ja Nach Anregung durch die Verlagerungsspannung versucht das Gerät, die
erdschlussbehaftete Phase zu ermitteln.
Bei Anwendungen im isolierten oder gelöschten Netz wählen Sie diese
Einstellung.

Parameter: U< fehlerbeh. L-E-Spg.

• Voreinstellwert (_:12391:104) U< fehlerbeh. L-E-Spg. = 30 V


Mit dem Parameter U< fehlerbeh. L-E-Spg. stellen Sie den Schwellwert zur Bestimmung der erdschluss-
behafteten Phase ein. Der Einstellwert ist eine Leiter-Erde-Größe.
Der eingestellte Wert muss niedriger als die minimale betrieblich auftretende Leiter-Erde-Spannung sein.
Siemens empfiehlt die Voreinstellung U< fehlerbeh. L-E-Spg. = 30 V.

Parameter: U> fehlerfreie L-E-Spg.

• Voreinstellwert (_:12391:101) U> fehlerfreie L-E-Spg. = 70 V


Mit dem Parameter U> fehlerfreie L-E-Spg. stellen Sie den Schwellwert von den beiden fehlerfreien
Phasen ein. Der Einstellwert ist eine Leiter-Erde-Größe.
Der eingestellte Wert muss oberhalb der maximalen, betrieblich auftretenden Leiter-Erde-Spannung liegen,
aber unterhalb der minimalen betrieblich auftretenden Leiter-Leiter-Spannung. Bei Unenn = 100 V liegt der

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

einzustellende Wert z.B. bei 70 V. Siemens empfiehlt die Voreinstellung U> fehlerfreie L-E-Spg. =
70 V.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, können Sie die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallproto-
kollierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abschalten.

6.27.9.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U0> 1
_:12391:1 U0> 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:12391:2 U0> 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:12391:10 U0> 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:12391:109 U0> 1:Best. erdschl.beh. • nein nein
Phase
• ja
_:12391:8 U0> 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Grundschw. lang. Filter
• Effektivwert
_:12391:3 U0> 1:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 30,000 V
_:12391:4 U0> 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:12391:107 U0> 1:Anregeverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:12391:6 U0> 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 3,00 s
rung
_:12391:101 U0> 1:U> fehlerfreie L-E- 0,300 V bis 200,000 V 70,000 V
Spg.
_:12391:104 U0> 1:U< fehlerbeh. L-E- 0,300 V bis 200,000 V 30,000 V
Spg.

6.27.9.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U0> 1
_:12391:81 U0> 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:12391:54 U0> 1:Nicht wirksam SPS O
_:12391:52 U0> 1:Zustand ENS O
_:12391:53 U0> 1:Bereitschaft ENS O
_:12391:300 U0> 1:Fehlerbehaftete Phase ACT O
_:12391:55 U0> 1:Anregung ACD O
_:12391:56 U0> 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:12391:57 U0> 1:Auslösung ACT O

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.10 Ungerichtete 3I0-Stufe

6.27.10.1 Beschreibung
In der Funktion Gerichtete empfindliche Erdschlusserfassung arbeitet bei Bedarf auch die Stufe 3I0 unge-
richtet.

Logik

[lo_sensitive ground-current protection 3I0, 3, de_DE]

Bild 6-423 Logikdiagramm der Stufe 3I0 ungerichtet

Messwert 3I0
Die Funktion bewertet üblicherweise den über einen Kabelumbauwandler empfindlich gemessenen Erdstrom
3I0. Da der Linearitätsbereich des empfindlichen Messeingangs bei ca. 1,6 A endet, schaltet die Funktion bei
größeren sekundären Erdströmen auf den aus den Leiterströmen berechneten Strom 3I0 um. Damit ergibt sich
ein sehr großer Linearitäts- und Einstellbereich.

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Abhängig von der Anschlussart der Messstelle sowie des verwendeten Stromklemmenblocks ergeben sich
unterschiedliche Linearitäts- und Einstellbereiche. Nähere Informationen finden Sie im Kapitel Messwert 3I0,
Messverfahren , Seite 1185.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem Binäreingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch die Auslösemeldung. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet, und ein Störfall eröffnet.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.
Mit dem Parameter Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde legen Sie fest, ob die Auslösemeldung der Stufe
blockiert werden soll, wenn die erkannte 2. Harmonische des Erdstroms einen Schwellwert überschreitet.
Bei Blockierung und erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit und die
Auslösemeldung werden blockiert. Die Funktion signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn
die Blockierung zurückfällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit
gestartet. Nach Ablauf dieser Zeit löst die Stufe aus.

6.27.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird.

Parameter: Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde

• Voreinstellwert (_:103) Blk. b. Erk. d. 2. Harm. Erde = nein

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn kein 3I0/IN-Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung über der
Anregeschwelle erwartet wird, wählen Sie diese Einstellung.
ja Wenn 3I0/IN-Stromfluss aufgrund von Stromwandlersättigung über der
Anregeschwelle erwartet wird, muss die Blockierung aktiviert werden.
Dadurch wird Stabilität für die folgenden Bedingungen hergestellt:

• Stromwandlersättigung ohne Einschaltstrom, da ein gesättigtes Signal


auch einen 2. Harmonischen-Anteil enthält
• Phaseneinschaltstrom, der zur Stromwandlersättigung führt und damit
zu einer 2. Harmonischen des Einschaltstroms auch im parasitären
3I0-Strom

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 0,050 A


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie den Schwellwert des Erdstroms 3I0 ein.

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:102) Anregeverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Anregeverzögerung stellen Sie ein, ob die Anregung der Stufe verzögert wird oder
nicht. Wenn der transiente Vorgang des Erdschlusseintritts nicht bewertet werden soll, stellen Sie eine Verzö-
gerung von z.B. 100 ms ein.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 0,30 s


Der Parameter Auslöseverzögerung gibt die Zeit vor, in der die Anregebedingungen anstehen müssen,
damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemeldung abgesetzt.

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6.27.10.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


3I0> #
_:1 3I0> #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 3I0> #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:27 3I0> #:Blk. b. Einschaltst- • nein nein
romerk.
• ja
_:103 3I0> #:Blk. b. Erk. d. 2. • nein nein
Harm. Erde
• ja
_:8 3I0> #:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:3 3I0> #:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,050 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 0,250 A
_:102 3I0> #:Anregeverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:6 3I0> #:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 100,00 s 0,30 s
rung

6.27.10.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
3I0> #
_:81 3I0> #:>Blockierung Stufe SPS I
_:500 3I0> #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 3I0> #:Nicht wirksam SPS O
_:52 3I0> #:Zustand ENS O
_:53 3I0> #:Bereitschaft ENS O
_:60 3I0> #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:55 3I0> #:Anregung ACD O
_:56 3I0> #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 3I0> #:Auslösung ACT O

6.27.11 Ungerichtete Y0-Stufe

6.27.11.1 Beschreibung
In der Funktion Gerichtete Erdschlusserfassung arbeitet bei Bedarf auch die ungerichtete Y0-Stufe.

1238 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Logik

[lo_gfp_sy_0, 3, de_DE]

Bild 6-424 Logikdiagramm der ungerichteten Y0-Stufe

Messwert U0, Messverfahren


Das Gerät kann die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung messen. Die gemessene Span-
nung UN wird auf einen Wert bezogen auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlagerungs-
spannung nicht zur Verfügung steht, berechnet das Gerät die Nullsystemspannung U0 nach Definitionsglei-
chung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3.
Das Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1239
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Messwert 3I0, Messverfahren


Die Funktion bewertet üblicherweise den über einen Kabelumbauwandler empfindlich gemessenen Erdstrom
3I0. Da der Linearitätsbereich des empfindlichen Messeingangs bei ca. 1,6 A endet, schaltet die Funktion bei
größeren sekundären Erdströmen auf den aus den Leiterströmen berechneten Strom 3I0 um. Damit ergibt sich
ein sehr großer Linearitäts- und Einstellbereich.
Das Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.
Abhängig von der Anschlussart der Messstelle sowie des verwendeten Stromklemmenblocks ergeben sich
unterschiedliche Linearitäts- und Einstellbereiche. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel Messwert 3I0,
Messverfahren , Seite 1185.

Y0
Die Grundschwingungswerte von U0 und 3I0 werden zur Berechnung der Admittanz Y0 mit der Formel Y0 =
3I0/U0 verwendet. Diese Stufe verwendet Y0 als Bedingung für die Erkennung eines Erdschlusses.

Mindestschwelle 3I0
Für die Berechnung von Y0 muss der IN/3I0-Wert eine Mindestschwelle von 3I0 überschreiten. Für Schutz-
wandler beträgt der Schwellwert 30 mA (Inenn, sek = 1 A) oder 150 mA (Inenn, sek = 5 A). Für empfindliche
Stromwandler beträgt der Schwellwert 1 mA (Inenn, sek = 1 A) oder 5 mA (Inenn, sek = 5 A).

Erdfehlererkennung, Anregung
Die Stufe erkennt den Erdfehler, wenn der Betrag der Nullsystemspannung U0 den Schwellwert Schwell-
wert U0> und Y0 den Schwellwert Schwellwert Y0> überschreiten. Wenn die Schwellwerte während der
Anregeverzögerung weiterhin überschritten werden, regt die Stufe an.

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe
blockieren. Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt.
Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall des
Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt.
Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch die Auslösemeldung. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet und ein Störfall eröffnet.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

1240 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. können Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung und
den Störfallmeldepuffer blockieren. In diesem Fall wird anstelle des Störfallmeldepuffers ein Erdschlussmelde-
puffer angelegt.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellwert). Wenn U0 aus den Leiter-
Erde-Spannungen berechnet wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung zu
verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert. Wenn U0 der UN-Messung einer Drei-
eckswicklung entnommen wird, empfiehlt Siemens, die Blockierung nicht
zu verwenden.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob während der Erkennung eines
Einschaltstroms die Auslösung blockiert wird.

Parameter: Schwellwert U0>

• Voreinstellwert (_:101) Schwellwert U0> = 5,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> stellen Sie die Nullspannungsempfindlichkeit der Stufe ein. Der
Schwellwert muss kleiner als der minimale Betrag der Nullspannung U0 eingestellt werden, die noch detek-
tiert werden muss.

Parameter: Schwellwert Y0>

• Voreinstellwert (_:102) Schwellwert Y0> = 2,00 mS


Mit dem Parameter Schwellwert Y0> stellen Sie den Schwellwert der Erdadmittanz Y0 ein. Wenn die
Erdadmittanz für den Einstellwert nicht bekannt ist, können Sie von folgendem Zusammenhang ausgehen:

[fo_se_g_f_Y0, 2, de_DE]

ks Faktor, berücksichtigt ohmsche Stromanteile


(1,2 für Freileitungen, 1,0 bis 1,05 für Kabelnetze)
Ic,Leitung Sekundärer kapazitiver Erdschlussstrom der zu schützenden Leitung
ULE Sekundäre Leiter-Erde-Spannung im fehlerfreien Fall

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

3I0min Sekundärer Erdstrom im fehlerfreien Fall (bedingt durch Wandlerfehler),


5 mA bis 10 mA (Kabelumbauwandler), 50 mA bis 100 mA (Holmgreenwandler)
U0> Sekundäre Anregeschwelle der Verlagerungsspannung

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:103) Anregeverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Anregeverzögerung stellen Sie ein, ob die Anregung der Stufe verzögert wird oder
nicht. Wenn der transiente Vorgang des Erdschlusseintritts nicht bewertet werden soll, stellen Sie eine Verzö-
gerung von z.B. 100 ms ein.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 0,30 s


Der Parameter Auslöseverzögerung gibt die Zeit vor, in der die Anregebedingungen erfüllt sein müssen,
damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemeldung abgesetzt.

6.27.11.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Y0> #
_:1 Y0> #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Y0> #:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:10 Y0> #:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:27 Y0> #:Blk. b. Einschaltst- • nein nein
romerk.
• ja
_:101 Y0> #:Schwellwert U0> 0,300 V bis 200,000 V 5,000 V
_:102 Y0> #:Schwellwert Y0> 0,10 mS bis 100,00 mS 2,00 mS
_:103 Y0> #:Anregeverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:6 Y0> #:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung

6.27.11.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Y0> #
_:81 Y0> #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 Y0> #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 Y0> #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Y0> #:Zustand ENS O
_:53 Y0> #:Bereitschaft ENS O
_:60 Y0> #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:55 Y0> #:Anregung ACD O
_:56 Y0> #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Y0> #:Auslösung ACT O

1242 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.12 Ungerichtete 3I0 Harmonische Stufe

6.27.12.1 Beschreibung
Die ungerichtete 3I0 Harmonische Stufe erkennt Erdschlüsse über die 3., 5. oder 7. Harmonische des
Nullstroms 3I0.

Logik

[lo_3I0_harmonic, 2, de_DE]

Bild 6-425 Logikdiagramm der ungerichteten Stufe 3I0 Harmonische

Messwert 3I0, Messverfahren


Die Funktion bewertet üblicherweise den über einen Kabelumbauwandler empfindlich gemessenen Erdstrom
3I0. Da der Linearitätsbereich des empfindlichen Messeingangs bei ca. 1,6 A endet, schaltet die Funktion bei
größeren sekundären Erdströmen auf den aus den Leiterströmen berechneten Strom 3I0 um. Damit ergibt sich
ein sehr großer Linearitäts- und Einstellbereich.
Abhängig von der Anschlussart der Messstelle sowie des verwendeten Stromklemmenblocks ergeben
sich unterschiedliche Linearitäts- und Einstellbereiche. Weitere Informationen hierzu finden Sie im Kapitel
6.27.4.1 Beschreibung.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1243
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Die Funktion verwendet die 3., 5. oder 7. Harmonische des Erdstroms 3I0 zur Erfassung des Erdschlusses. Die
jeweils zu verwendende Harmonische wird von der Einstellung der Auswahl Harmonische bestimmt.

Stabilisierung, Anregung
Zur Vermeidung einer Fehlanregung bei transienten Stromspitzen verwendet die Funktion den Parameter
Stabilisierungszähler. Wenn der Betrag des Oberschwingungs-Nullstroms 3I0harm. den 3I0-Harmon.
Schwellwert überschreitet, fängt der Stabilisierungszähler zu zählen an. Wenn der Oberschwingungsstrom
3I0harm. den 3I0-Harmon. Schwellwert dauerhaft für eine bestimmte Anzahl von Messzyklen über-
schreitet, regt die Stufe an. Sie können diese Anzahl über den Parameter Stabilisierungszähler fest-
legen.

Anregungsverlängerung
Angesichts der Unstetigkeit des Oberschwingungsstroms 3I0harm. fällt das Signal Anregung nicht sofort
zurück, wenn der Strom 3I0harm. den 3I0-Harmon. Schwellwert unterschreitet.
Wenn der Oberschwingungsstrom 3I0harm. den 3I0-Harmon. Schwellwert unterschreitet, hält der
Zähler Anregeverlängerung das Signal Anregung so lange aufrecht, bis der Zähler abgelaufen ist. Der
Zähler wird zurückgesetzt, wenn der Strom 3I0harm. den 3I0-Harmon. Schwellwert während der Verlän-
gerungszeit wieder überschreitet.

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Verzögerungszeit


Mit dem binären Eingangssignal >Block. Verz. & Ausl. verhindern Sie den Start der Verzögerungszeit
und damit auch das Auslösesignal. Eine laufende Verzögerungszeit wird zurückgesetzt. Die Anregung wird
gemeldet. Fehlerprotokollierung und Störschreibung werden durchgeführt.

Funktionsmesswerte

Werte Beschreibung Primär Sekundär % bezogen auf


3I0 Harm. 3., 5. oder 7. Harmoni- A A Parameter Nennstrom
sche des Erdstroms

Den Parameter Nennstrom finden Sie im FB Allgemein der Funktionsgruppe, in der die Funktion Empfind-
liche Erdschlusserfassung verwendet wird. Wenn der Oberschwingungsstrom 3I0harm. kleiner als 0,005 %
des sekundären Nennstroms ist, wird der Funktionsmesswert als --- angezeigt.

6.27.12.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Auswahl Harmonische

• Voreinstellwert (_:201) Auswahl Harmonische = 5. Harmonische


Mit dem Parameter Auswahl Harmonische wählen Sie aus, ob die 3., 5. oder 7. Harmonische des Null-
stroms 3I0 zur Erkennung des Erdschlusses verwendet wird.

Parameter: 3I0-Harmon. Schwellwert

• Voreinstellwert (_:202) 3I0-Harmon. Schwellwert = 0,030 A


Mit dem Parameter 3I0-Harmon. Schwellwert legen Sie den Schwellwert des Oberschwingungs-Null-
stroms 3I0harm. zur Erkennung des Erdschlusses fest.
Dieser Parameter muss gemäß der Erfahrungen mit den jeweiligen Netz eingestellt werden. Dies erfordert die
Analyse von stehenden Erdschlüssen aus dem Netz. Wenn diese Information nicht vorliegt, empfiehlt Siemens
eine eher niedrige Einstellung zwischen 5 und 10 mA sekundär.

1244 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameter: Stabilisierungszähler

• Voreinstellwert (_:204) Stabilisierungszähler = 4


Mit dem Parameter Stabilisierungszähler legen Sie die Anzahl der Messzyklen fest, in denen der
Oberschwingungsstrom 3I0harm. den 3I0-Harmon. Schwellwert dauerhaft überschreiten muss, um die
Anregebedingung zu erfüllen. Mit dieser Einstellung optimieren Sie die Zuverlässigkeit der Anregung gegen-
über der Anregezeit.
Zum Beispiel ist der Wert des Parameters Stabilisierungszähler 4. Wenn der Strom 3I0harm. den
3I0-Harmon. Schwellwert überschreitet und dauerhaft 4 Messzyklen lang überschreitet, regt die Stufe
an. Die Messzykluszeit beträgt eine halbe Netzperiode. Bei 50 Hz beträgt die Messzykluszeit 10 ms. Um eine
Fehlanregung aufgrund von Schaltvorgängen des Leistungsschalters zu verhindern, empfiehlt Siemens, die
Voreinstellung zu verwenden.

Parameter: 3I0-Harm. Rückfallverh.

• Voreinstellwert (_:203) 3I0-Harm. Rückfallverh. = 0,60


Mit dem Parameter 3I0-Harm. Rückfallverh. definieren Sie die Rückfallschwelle für den Parameter
3I0-Harmon. Schwellwert. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

Parameter: Anregeverlängerung

• Voreinstellwert (_:110) Anregeverlängerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Anregeverlängerung legen Sie die Verlängerungszeit für das Signal Anregung
fest, wenn der Oberschwingungs-Nullstrom 3I0harm. den Parameter 3I0-Harmon. Schwellwert unter-
schreitet.
Diese Verlängerungszeit kann zur Generierung einer stabilen Anregemeldung bei schwankendem Oberschwin-
gungs-Nullstrom verwendet werden.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:6) Auslöseverzögerung = 1,00 s


Mit dem Parameter Auslöseverzögerung geben Sie die Mindestzeit vor, in der die Anregebedingungen
anstehen müssen, damit die Auslösemeldung abgesetzt wird. Nach Ablauf dieser Zeit wird die Auslösemel-
dung abgesetzt.

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer. In diesem Fall wird anstelle des Störfallmeldepuffers ein Erdschlussmeldepuffer
angelegt.

6.27.12.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


3I0> Harmon. #
_:1 3I0> Harmon. #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 3I0> Harmon. #:Blk. • nein nein
Ausl. & Fehleraufz.
• ja
_:201 3I0> Harmon. #:Auswahl • 3. Harmonische 5. Harmonische
Harmonische
• 5. Harmonische
• 7. Harmonische

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:202 3I0> Harmon. #:3I0- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
Harmon. Schwellwert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,15 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,030 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 0,150 A
_:203 3I0> Harmon. #:3I0- 0,10 bis 0,95 0,60
Harm. Rückfallverh.
_:204 3I0> Harmon. #:Stabili- 1 bis 10 4
sierungszähler
_:110 3I0> Harmon. #:Anrege- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
verlängerung
_:6 3I0> Harmon. #:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
verzögerung

6.27.12.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
3I0> Harmon. #
_:81 3I0> Harmon. #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 3I0> Harmon. #:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:54 3I0> Harmon. #:Nicht wirksam SPS O
_:52 3I0> Harmon. #:Zustand ENS O
_:53 3I0> Harmon. #:Bereitschaft ENS O
_:55 3I0> Harmon. #:Anregung ACD O
_:56 3I0> Harmon. #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 3I0> Harmon. #:Auslösung ACT O
_:306 3I0> Harmon. #:3I0 Harm. MV O

6.27.13 Stufe zur Pulsmustererkennung

6.27.13.1 Beschreibung

Übersicht
Die Stufe Pulsmustererkennung erkennt einen fehlerbehafteten Abzweig während eines stehenden
Erdschlusses in überkompensierten Systemen. Diese Methode ist bei unterkompensierten Systemen nicht
zuverlässig anwendbar.
Das folgende Bild zeigt ein vereinfachtes Netz, das die Methode zur Pulsmusterkennung anwendet.
Das Pulsmuster im Erdstrom 3I0 wird durch das Ein- und Ausschalten eines Kondensators parallel zur
Erdschlusslöschspule erzeugt:

• Wenn der Kondensator eingeschaltet wird, entsteht ein zusätzlicher kapazitiver Erdstrom und die 3I0-
Kompensation ändert sich.

• Wenn der Kondensator ausgeschaltet wird, geht der zusätzliche kapazitive Erdstrom und die 3I0-Kompen-
sation kehrt zum normalen Zustand zurück.

1246 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_pulse detection network, 2, de_DE]

Bild 6-426 Netzwerk mit Pulsmustererkennung

Cs Kapazität des zugeschalteten Kondensators


L Induktivität der Erdschlusslöschspule

Pulsmuster während eines Erdschlusses


Das folgende Bild zeigt das 3I0-Pulsmuster in einem überkompensierten System für einen niederohmigen
Erdschluss und einen hochohmigen Erdschluss.

• Bei niederohmigen Erdschlüssen besteht das 3I0-Pulsmuster nur im fehlerbehafteten Abzweig.

• Bei hochohmigen Erdschlüssen ist das Pulsmuster auch in den fehlerfreien Abzweigen mit niedrigerer
Amplitude vorhanden, allerdings gegenphasig zum fehlerbehafteten Abzweig.
Die Verwendung einer unterschiedlichen Einschalt-/Ausschaltdauer ermöglicht die Unterscheidung von
fehlerbehafteten und fehlerfreien Abzweigen bei hochohmigen Erdschlüssen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1247
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

[dw_pulse pattern in overcompensation network, 1, de_DE]

Bild 6-427 Strompulsmuster im überkompensierten System

Beim fehlerbehafteten Abzweig liegt ein Strompulsmuster wie folgt vor:

• Wenn der Taktimpuls Ein ist, wird der Kondensator eingeschaltet, der Nullstrom 3I0 im fehlerbehafteten
Abzweig wird reduziert und das entsprechende Strompulsmuster ist Aus.

• Wenn der Taktimpuls Aus ist, wird der Kondensator ausgeschaltet, 3I0 im fehlerbehafteten Abzweig wird
erhöht und das Strompulsmuster ist Ein.

Taktimpuls Kondensator 3I0 im fehlerbehafteten Strompulsmuster des fehlerbehafteten


Abzweig Abzweigs
Ein Ein Reduziert Aus
Aus Aus Erhöht Ein

1248 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Logik

[lo_sensGFP pulse detection, 2, de_DE]

Bild 6-428 Logikdiagramm der Stufe Pulsmustererkennung

Messwert U0, Messverfahren


Das Gerät kann die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung messen. Die gemessene Span-
nung UN wird auf einen Wert bezogen auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlage-
rungsspannung dem Gerät nicht als Messgröße zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach
Definitionsgleichung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet.
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

Messwert 3I0, Messverfahren


Die Funktion bewertet üblicherweise den über einen Kabelumbauwandler empfindlich gemessenen Erdstrom
3I0. Da der Linearitätsbereich des empfindlichen Messeingangs bei ca. 1,6 A endet, schaltet die Funktion bei

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1249
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

größeren sekundären Erdströmen auf den aus den Leiterströmen berechneten 3I0 um. Damit ergibt sich ein
sehr großer Linearitäts- und Einstellbereich.
Das Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.
Abhängig von der Anschlussart der Messstelle sowie des verwendeten Stromklemmenblocks ergeben sich
unterschiedliche Linearitäts- und Einstellbereiche. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel Messwert 3I0,
Messverfahren , Seite 1185.

Pulsortung, Impulszähler
Für diese Stufe ist die Spannungsrangierung optional und die Stromrangierung ist obligatorisch.

• Wenn UN oder U0 vorhanden ist, ist die Spannung das einzige Kriterium für den Start der Pulsortungs-
logik. Wenn der Grundschwingungswert von U0 den Schwellwert U0> überschreitet, wird die Pulsor-
tungslogik gestartet.

• Wenn UN oder U0 nicht verfügbar ist, ist der Strom das einzige Kriterium für den Start der Pulsortungs-
logik. Wenn der Grundschwingungswert des Nullstroms 3I0 den Schwellwert 3I0> überschreitet,
wird die Pulsortungslogik gestartet.
Wenn die gemessene Strom-Puls-Aus-Dauer gleich dem Wert des Parameters Puls-Ein-Dauer und die
gemessene Strom-Puls-Ein-Dauer gleich dem Wert des Parameters Puls-Aus-Dauer ist, wird ein gültiger
Impuls erkannt.
Nachdem der erste gültige Impuls erkannt wurde, wird der Impulszähler gestartet und zählt die Anzahl von
Impulsen, bis die Stufe zurückgesetzt wird.

Anregung, Auslösung
Nachdem der erste gültige Impuls erkannt wurde, regt die Stufe an.
Wenn die Anzahl der erkannten Impulse innerhalb der Impulsüberwachungszeit die Einstellung des Parame-
ters Anz.Impulse für Auslös. erreicht, löst die Stufe aus. Die Impulsüberwachungszeit wird mit der
folgenden Formel berechnet:
Impulsüberwachungszeit = Wert Überwach.zeit(in Pulsen) ⋅ (Wert Puls-Ein-Dauer + Wert Puls-
Aus-Dauer)
Beispielsweise ist der Wert des Parameters Anz.Impulse für Auslös. 3 und der Wert der Über-
wach.zeit(in Pulsen) ist 5. Dann sieht das Anrege- und Auslösezeitdiagramm wie folgt aus:

[dw_pulse pickup and operate, 1, de_DE]

Bild 6-429 Anrege- und Auslösezeit

1250 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

• Nachdem der 3. gültige Impuls erkannt wurde, löst die Stufe nicht aus, weil die Zeit zwischen dem 1. und
dem 3. gültigen Impuls größer ist als die Impulsüberwachungszeit, die 5 Taktimpulse beträgt.

• Nachdem der 4. gültige Impuls erkannt wurde, löst die Stufe aus, weil die Zeit zwischen dem 2. und dem
4. gültigen Impuls innerhalb der Impulsüberwachungszeit liegt, die 5 Taktimpulse beträgt.

Rückfallverzögerung
Das Einschalten des Kondensators führt gewöhnlich zu einem Absinken von 3I0 im fehlerbehafteten Abzweig.
Das darf nicht zu einem Rückfall der Stufe führen. Daher ist eine Rückfallverzögerung für die Summe der Werte
Puls-Ein-Dauer und Puls-Aus-Dauer aktiv.

Erkannte Impulse des Erdschlusses


Die Stufe protokolliert die Gesamtanzahl der erkannten Impulse während des stehenden Erdschlusses. Wenn
die Funktion zurückgesetzt oder die Auslösebedingung erfüllt wird, wird diese Anzahl über das Signal
Erkannte Pulse ausgegeben.

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

6.27.13.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert U0>

• Voreinstellwert (_:102) Schwellwert U0> = 30,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert U0> stellen Sie die Nullspannungsempfindlichkeit (Grundschwingung) der
Stufe ein. Stellen Sie den Schwellwert kleiner ein als den minimalen Betrag der Nullspannung U0, der noch
erkannt werden muss.
Wenn UN oder U0 nicht verfügbar ist, wird der Parameter Schwellwert U0> ausgeblendet und der Para-
meter Schwellwert 3I0> wird angezeigt und verwendet.

Parameter: Schwellwert 3I0>

• Voreinstellwert (_:101) Schwellwert 3I0> = 0,200 A


Wenn UN oder U0 nicht verfügbar ist, wird der Parameter Schwellwert 3I0> angezeigt und verwendet.
Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> stellen Sie die Nullstromempfindlichkeit (Grundschwingung) der
Stufe ein. Stellen Sie den Schwellwert kleiner ein als den minimalen Betrag des Nullstroms 3I0, der noch
erkannt werden muss.

Parameter: Puls-Ein-Dauer, Puls-Aus-Dauer

• Voreinstellwert (_:104) Puls-Ein-Dauer = 1,00 s

• Voreinstellwert (_:105) Puls-Aus-Dauer = 1,50 s


Mit den Parametern Puls-Ein-Dauer und Puls-Aus-Dauer definieren Sie die Ein- und Ausschaltdauer des
Kondensators.
Diese Werte müssen entsprechend der Betriebsweise des Taktgebers eingestellt werden, der die Ein- und
Ausschaltdauer des Kondensators festlegt. Wenn diese beiden Parameter auf gleiche oder ähnliche Werte
eingestellt werden, besteht das Risiko einer Fehlfunktion, da die Stufe nicht in der Lage ist, die fehler-
freien und fehlerbehafteten Abzweige nur anhand der Auswertung des Erdstroms bei einem hochohmigen
Erdschluss zu unterscheiden.

Parameter: Max.Toler.Puls-ein od. aus

• Voreinstellwert (_:109) Max.Toler.Puls-ein od. aus = 0,15 s

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Mit dem Parameter Max.Toler.Puls-ein od. aus definieren Sie die Toleranz für die gemessene Puls-
Ein-/Puls-Aus-Dauer. Die Toleranz ist die maximale Abweichung der für die Parameter Puls-Ein-Dauer und
Puls-Aus-Dauer eingestellten Werte.
Die für diesen Parameter empfohlene Einstellung ist die maximale Toleranz des Taktgebers plus 40 ms (Tole-
ranz des SIPROTEC 5-Gerätes). Für die Toleranz des Taktgebers müssen Sie die Toleranzen der Puls-Ein- und der
Puls-Aus-Dauer einzeln berücksichtigen und die größere der beiden wählen.

BEISPIEL

Taktgeber:

Eingestellte Puls-Ein-Dauer für den Taktgeber 1,00 s


Max. Toleranz der Puls-Ein-Dauer des Taktgebers 70 ms
Eingestellte Puls-Aus-Dauer für den Taktgeber 1,50 s
Max. Toleranz der Puls-Aus-Dauer des Taktgebers 110 ms
Größere der beiden 110 ms

Einzustellende Toleranz:

Toleranz des SIPROTEC 5-Gerätes 40 ms


Gesamte einzustellende Toleranz 110 ms + 40 ms = 150 ms

Daher müssen Sie die entsprechenden Geräteparameter wie folgt einstellen:

• Puls-Ein-Dauer = 1,00 s

• Puls-Aus-Dauer = 1,50 s

• Max.Toler.Puls-ein od. aus = 0,15 s


Das folgende Bild zeigt die gemessene Pulsdauer, die innerhalb der im Beispiel angegebenen maximalen
Toleranz liegt.

[dw_tolerance, 1, de_DE]

Wenn Sie keine Informationen über die Toleranz des Taktgebers haben, können Sie während des Betriebs
des Taktgebers eine Testaufzeichnung durchführen. Aus der Testaufzeichnung können Sie die Ungenauigkeit
der Puls-Ein-/Puls-Aus-Dauer lesen. Addieren Sie zur ausgelesenen Ungenauigkeit einen Sicherheitsfaktor von
20 ms und verwenden Sie diesen Wert als maximale Toleranz des Taktgebers.Für die Einstellung addieren Sie
weitere 40 ms für die Toleranz des SIPROTEC 5-Gerätes.

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6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Parameter: 3I0 Delta Puls Aus-Ein

• Voreinstellwert (_:103) 3I0 Delta Puls Aus-Ein = 10 %


Mit dem Parameter 3I0 Delta Puls Aus-Ein legen Sie den Mindestprozentwert des Erdstromdeltas
zwischen dem ein- und dem ausgeschalteten Zustand des Kondensators für die Erkennung des Pulsmusters
fest. Das bedeutet, dass für eine Pulsmustererkennung folgende Voraussetzung erfüllt sein muss:

[fo_delta ratio, 1, de_DE]

Damit geringfügige Stromschwankungen nicht zu einer Störung der Funktion führen, darf der Einstellwert des
Parameters 3I0 Delta Puls Aus-Ein nicht unter 2 % liegen.
Für die Einstellung des Parameters 3I0 Delta Puls Aus-Ein gilt die folgende Formel:

[fo_3I0_delta_pulse_off-on, 1, de_DE]

mit:
Kf Sicherheitsfaktor
Siemens empfiehlt die Verwendung des Faktors 0,6, um auch hochohmige Erdschlüsse zu
erkennen.
Cs Kapazität des zugeschalteten Kondensators
ω Kreisfrequenz, die gleich 2πf ist, wobei f die Netzfrequenz ist
L Induktivität der Erdschlusslöschspule
C0Σ Nullsystemkapazität des gesamten Netzes
C0i Nullsystemkapazität des geschützten Abzweigs

BEISPIEL

Kf 0,6
Cs 1,1 ⋅ 10-6 F
ω 314 rad/s
L 0,577 H
C0Σ 5,4297 ⋅ 10-6 F
C0i 1,5502 ⋅ 10-6 F

Damit berechnet sich die Einstellung des Parameters 3I0 Delta Puls Aus-Ein wie folgt:

[fo_delta calculate, 1, de_DE]

Wenn keine Netzinformation für die Einstellungsberechnung vorhanden ist, empfiehlt Siemens, die Voreinstel-
lung von 10 % zu verwenden.

Parameter: Anz.Impulse für Auslös., Überwach.zeit(in Pulsen)

• Voreinstellwert (_:107) Anz.Impulse für Auslös. = 3

• Voreinstellwert (_:108) Überwach.zeit(in Pulsen) = 5

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Mit dem Parameter Anz.Impulse für Auslös. legen Sie die Anzahl der innerhalb der Impulsüberwa-
chungszeit zu erkennenden Impulse fest, damit die Stufe auslöst.
Mit dem Parameter Überwach.zeit(in Pulsen) legen Sie die Impulsüberwachungszeit fest, die mit der
folgenden Formel berechnet wird:
Impulsüberwachungszeit = Wert Überwach.zeit(in Pulsen) ⋅ (Wert Puls-Ein-Dauer + Wert Puls-
Aus-Dauer)

6.27.13.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Pulsortung #
_:1 Pulsortung #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Pulsortung #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:102 Pulsortung #:Schwell- 0,300 V bis 200,000 V 30,000 V
wert U0>
_:101 Pulsortung #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,200 A
wert 3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 1,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,200 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 1,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 35,000 A 0,200 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 35,000 A 1,000 A
_:103 Pulsortung #:3I0 Delta 2 % bis 50 % 10 %
Puls Aus-Ein
_:104 Pulsortung #:Puls-Ein- 0,20 s bis 10,00 s 1,00 s
Dauer
_:105 Pulsortung #:Puls-Aus- 0,20 s bis 10,00 s 1,50 s
Dauer
_:109 Pulsortung 0,02 s bis 2,00 s 0,15 s
#:Max.Toler.Puls-ein od.
aus
_:107 Pulsortung 2 bis 100 3
#:Anz.Impulse für
Auslös.
_:108 Pulsortung #:Über- 2 bis 100 5
wach.zeit(in Pulsen)

6.27.13.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Pulsortung #
_:81 Pulsortung #:>Blockierung Stufe SPS I
_:54 Pulsortung #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Pulsortung #:Zustand ENS O
_:53 Pulsortung #:Bereitschaft ENS O
_:302 Pulsortung #:Erkannte Pulse MV O
_:55 Pulsortung #:Anregung ACD O
_:56 Pulsortung #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Pulsortung #:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

6.27.14 Intermittierende Erdfehlerblockierung-Stufe

6.27.14.1 Beschreibung
Die meisten Funktionen für die Erkennung stehender Erdschlüsse können sich bei intermittierenden
Erdschlüssen nachteilig verhalten. Zu diesen Funktionen gehört z.B. die 3I0>-Stufe mit cos φ- oder sin φ-
Messung. Bei einem intermittierenden Erdschluss können diese Funktionen aufgrund des ständigen Über-
oder Unterschreitens von Grenzwerten eine Informationsflut auslösen. Auch vorübergehend falsche Rich-
tungsergebnisse sind aufgrund der Charakteristik der intermittierenden Signale möglich. Um diesen Nachteil
zu vermeiden, sollten diese Funktionen im Falle von intermittierenden Erdschlüssen blockiert werden.
Die Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung erkennt einen Erdschluss, stuft ihn als intermittierend ein
und sendet ein Blockiersignal an die folgenden Stufen:

• Gerichtete 3I0>-Stufe mit cos φ- oder sin φ-Messung

• Gerichtete 3I0>-Stufe mit φ(U0, 3I0)-Messung

• Gerichtete Y0>-Stufe mit G0 oder B0-Messung

• Gerichtete Stufe mit Zeigermessung einer Harmonischen

Logik

[lo_sensGFP_IGFB, 2, de_DE]

Bild 6-430 Logikdiagramm der Stufe Intermittierende Erdfehlerblockierung

(1) Dieses Signal wird an die im vorhergehenden Abschnitt beschriebenen Schutzstufen gesendet.

Messwert 3I0
Der Algorithmus wertet den Effektivwert des Erdstroms aus, um sicherzustellen, dass die Erdstromimpulse
berücksichtigt werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Weitere Informationen über mögliche Anschlussarten und Messwinkel finden Sie in Kapitel Messwert 3I0,
Messverfahren , Seite 1185.

Impulszählung und Meldung des intermittierenden Erdschlusses


Wenn der Effektivwert von 3I0 den Wert Schwellwert überschreitet, findet die Erkennung von Stromim-
pulsen (Stromspitzen) statt. Während des intermittierenden Erdschlusses werden alle Stromimpulse gezählt.
Wenn der Impulszähler den im Parameter Anz.Impulse für interm.EF festgelegten Schwellwert
erreicht, wird das Signal Intermittierender EF ausgegeben. Das interne Signal Interm. Erdfeh-
lererk. wird umgehend an folgende Stufen gesendet:
• Gerichtete 3I0>-Stufe mit cos φ- oder sin φ-Messung

• Gerichtete 3I0>-Stufe mit φ(U0, 3I0)-Messung

• Gerichtete Stufe mit Zeigermessung einer Harmonischen

• Gerichtete Y0>-Stufe mit G0 oder B0-Messung


Wenn der Parameter Block.bei intermit.ES in einer dieser Stufen auf ja eingestellt ist, wird die Stufe
blockiert.

Rücksetzzeit für die Festlegung der Zeitspanne zwischen unabhängigen Erdschlüssen


Wenn zwischen Erdfehlern größere Zeitintervalle vergehen oder ein Erdfehler nach dem Löschen innerhalb
einer größeren Zeitspanne nicht wieder zündet, kann ein intermittierender Erdfehler als endgültig beendet
betrachtet werden.
Die Zeitspanne zwischen Erdfehlern wird mit der Rücksetzzeit überwacht. Beim Auftreten eines Erdfehlers
wird der Zeitgeber T-reset mit der Einstellung Rücksetzzeit gestartet. Die Rücksetzzeit wird bei jedem
neuen Erdstromimpuls auf den Startwert zurückgesetzt. Wenn der Zeitgeber T-reset abgelaufen ist, d.h. kein
neuer Erdfehler in diesem Zeitraum erkannt wurde, werden alle Speicher und Stufenlogiken zurückgesetzt.
Mit dem Zeitgeber T-reset wird also ermittelt, in welchem Zeitraum der nächste Erdfehler auftreten muss,
damit er in Verbindung mit dem vorherigen Erdfehler verarbeitet wird. Ein Erdfehler, der nach dieser Zeit-
spanne auftritt, gilt als neues Erdfehlerereignis.

Start- und Rücksetzbedingungen des Zeitgebers T-reset


Der Zeitgeber T-reset wird gestartet, wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:

• Der Effektivwert von 3I0 überschreitet den Wert Schwellwert.

• Ein neuer Impuls wird erkannt. D.h. mit jedem neuen Impuls beginnt der Zeitgeber wieder mit seinem
Startwert.
Der Zeitgeber T-reset kann über das Binäreingangssignal >Rückst. Blk. zurückgesetzt werden.

Rücksetzbedingungen des Zählwerks und der Blockierung der Schutzstufe


Die gesamte Stufe, einschließlich des Zählwerks und des Blockiersignals der Schutzstufe, wird zurückgesetzt,
wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist:

• Der Zeitgeber T-reset läuft ab.

• Das Binäreingangssignal >Rückst. Blk. wird aktiviert.

6.27.14.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:20161:3) Schwellwert = 1,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert legen Sie die Anregeschwelle der intermittierenden Erdschlusserkennung
fest. Diese Einstellung muss mit der angewendeten Schutzstufe zur Erkennung eines stehenden Erdschlusses
koordiniert werden, die bei einem intermittierenden Fehler blockiert werden soll, z.B. die 3I0>-Stufe mit
cos φ- oder sin φ-Messung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.27 Empfindliche Erdschlusserfassung

Der Parameter Schwellwert muss auf denselben Wert wie der Parameter Schwellwert 3I0> der Schutz-
stufe eingestellt werden. Zum Beispiel muss im Fall der 3I0>-Stufe mit cos φ- oder sin φ-Messung der
Wert des Parameters (_:12601:101) Schwellwert 3I0> für den Parameter Schwellwert angewendet
werden. Es ist nicht erforderlich, einen niedrigeren Wert einzustellen als den entsprechenden Schwellwert
3I0> der Schutzstufe.
Wenn der Schwellwert 3I0> der Schutzstufe auf einen höheren Wert als der Einstellbereich für den Para-
meter Schwellwert eingestellt ist, setzen Sie den maximalen Einstellwert für den Parameter Schwellwert.

Parameter: Anz.Impulse für interm.EF

• Voreinstellwert (_:20161:104) Anz.Impulse für interm.EF = 3


Mit dem Parameter Anz.Impulse für interm.EF stellen Sie die Gesamtanzahl der Impulse ein, bei
deren Erreichen der Erdschluss als intermittierend angesehen wird. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu
verwenden.

Parameter: Rücksetzzeit

• Voreinstellwert (_:20161:107) Rücksetzzeit = 5,00 s


Mit dem Parameter Rücksetzzeit stellen Sie die minimale Zeitspanne zwischen 2 aufeinanderfolgenden
Erdschlüssen/Impulsen ein. Wenn die Zeitspanne länger ist als die Rücksetzzeit, wird der intermittierende
Fehler als beendet betrachtet. Dies kann bedeuten, dass der Erdschluss gegangen ist oder dass der intermit-
tierende Erdschluss in einen statischen Erdschluss übergegangen ist. Die Stufe wird zurückgesetzt und eine
Blockierung aufgehoben.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

6.27.14.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Blk.interm.ES
_:20161:1 Blk.interm.ES:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:20161:3 Blk.interm.ES:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:20161:104 Blk.interm.ES:Anz.Impuls 2 bis 50 3
e für interm.EF
_:20161:107 Blk.interm.ES:Rücksetz- 1,00 s bis 600,00 s 5,00 s
zeit

6.27.14.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Blk.interm.ES
_:20161:81 Blk.interm.ES:>Rückst. Blk. SPS I
_:20161:304 Blk.interm.ES:Intermittierender EF SPS O
_:20161:305 Blk.interm.ES:Rücksetzzeit läuft SPS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.28.1 Funktionsübersicht

Intermittierende Erdfehler zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sie oft von selbst erlöschen
und nach einiger Zeit wieder zünden. Die Fehlerdauer kann zwischen wenigen Millisekunden und vielen
Sekunden liegen. Daher werden solche Erdfehler vom üblichen Überstromzeitschutz nicht selektiv oder gar
nicht erkannt. Bei extrem kurzer Impulsdauer ist eine Anregung nicht für alle Schutzgeräte im Kurzschlusspfad
möglich. Dadurch ist keine selektive Auslösung gewährleistet.
Wegen der Verzögerung des Überstromzeitschutzes reicht die Dauer der Erfehler oft nicht aus, das schadhafte
Kabel abzuschalten. Erst wenn sie sich zum Dauerfehler ausgeweitet haben, können die Erdfehler selektiv vom
Kurzschlussschutz beseitigt werden.
Intermittierende Erdfehler sind aber stets mit dem Risiko thermischer Schäden an den Betriebsmitteln
verbunden. Daher bieten SIPROTEC 5-Geräte eine Schutzfunktion, die solche intermittierenden Erdfehler
erkennen und ihre Dauer erfassen und summieren kann. Wenn die Summe innerhalb einer gewissen Zeit-
spanne einen einstellbaren Wert erreicht, ist die Grenze der thermischen Belastbarkeit erreicht. Wenn inter-
mittierende Erdfehler über einen großen Zeitraum hinweg auftreten oder nach dem erstmaligen Auftreten
innerhalb einer Zeitspanne nicht wieder auftreten, wird davon ausgegangen, dass sich die betreffenden
Betriebsmittel wieder abkühlen. Eine Auslösung ist in diesem Fall nicht erforderlich.
Die Funktion Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz dient dem Schutz gegen intermittierende
Erdfehler, die beispielsweise durch schlechte Isolierung in Kabeln oder in Kabelmuffen eindringendes Wasser
ausgelöst werden.

6.28.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz kann in Schutzfunktionsgruppen mit Strom-


messung eingesetzt werden. Die Funktion ist werkseitig mit 1 Stufe vorkonfiguriert. Maximal lassen sich
2 Stufen parallel betreiben. Die nicht vorkonfigurierten Stufen werden im folgenden Bild grau dargestellt.

[dw_int_GFP, 1, de_DE]

Bild 6-431 Struktur/Einbettung der Funktion

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6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.28.3 Stufenbeschreibung

Logik

[lo_Intnon, 2, de_DE]

Bild 6-432 Logik des ungerichteten intermittierenden Erdfehlerschutzes

Messwert 3I0
Der intermittierende Erdfehlerstrom 3I0 kann über den Standard-Erdstromeingang IN oder den empfindlichen
Erdstromeingang INS gemessen werden. Er kann außerdem aus der Summe der Leiterströme berechnet

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

werden. Der Stromwert und sein Einstellbereich hängen vom Parameter Anschlussart der Messstelle I-3ph
ab.

Tabelle 6-13 Einstellbereich der Schwellwerte mit unterschiedlichen Anschlussarten

Anschlussart der Stromschwelle 3I0/IN Klemmentyp des Strom- Einstellbereich Schwell-


Messstelle I-3ph wandlers wert
(sekundär)46
3-phasig Berechneter 3I047 4 x Schutz 0,030 A bis 35,000 A
3 x Schutz, 1 x Empfindlich 0,030 A bis 35,000 A
4 x Messung 0,001 A bis 1,600 A
3-phasig + IN Gemessener IN48 4 x Schutz 0,030 A bis 35,000 A
3-phasig + IN - 4 x Messung 0,001 A bis 1,600 A
getrennt Gemessener IN und berech- 3 x Schutz, 1 x Empfindlich 0,001 A bis 35,000 A
neter 3I0 bei IN > 1,6 A

Messverfahren
Die Stufe berechnet den Effektivwert von 3I0, da in diesem Wert die Harmonischen höherer Ordnung und der
Gleichstromanteil berücksichtigt sind. Beide Komponenten tragen zur thermischen Last bei.

Maximalwert 3I0 des Erdfehlers


Die Stufe zeichnet den maximalen 3I0-Effektivwert während des intermittierenden Erdfehlers auf. Der statisti-
sche Wert 3I0 max. ist ein Prozentwert, der durch Division des primären maximalen Effektivwertes durch
den Nennstromwert des Schutzobjekts berechnet wird. Mit dem kommenden Auslösesignal wird dieser Wert
mithilfe der Information 3I0 max. protokolliert.

Anregung und Meldung des intermittierenden Erdfehlers


Wenn 3I0 den Schwellwert überschreitet, werden die Anregesignale Anregung und Anr. begrenzt
(Puffer) ausgegeben. Die Stufe generiert das Signal Anregung stabilisiert, indem die Anregung
für eine gewisse Zeit (Parameter Anregeverlängerung) verlängert wird.
Die Stufe zählt die Anregung-Signale. Wenn die gezählte Anzahl den eingestellten Wert Anz.Anr. bis
interm.Erdf. erreicht, wird das Signal Intermittierender EF ausgegeben. Nach Ausgabe des Signals
Intermittierender EF wird das Signal Anr. begrenzt (Puffer) nicht mehr ausgegeben.

46 Diese Werte gelten für einen sekundären Nennstrom von 1 A. Wenn der sekundäre Nennstrom 5 A beträgt, müssen die Werte mit 5
multipliziert werden.
47 Wenn die Anschlussart ohne IN ist, z.B. 3-phasig, ist der Strom-Schwellwert ein berechneter 3I0-Wert.
48 Wenn die Anschlussart mit IN ist, z.B. 3-phasig + IN, ist der Strom-Schwellwert ein gemessener IN-Wert.

1260 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

[dw_int_FaD, 2, de_DE]

Bild 6-433 Fehlererkennung des intermittierenden Erdfehlerschutzes

TVerläng. Festgelegte Zeit zur Verlängerung des Signals Anregung

Anzahl der Anregungen


Die Stufe zählt die Anregung-Signale während des intermittierenden Erdfehlers. Mit der Auslösung der Stufe
wird diese Anzahl mithilfe der Information Anzahl Anregungen protokolliert.

Summieren des Stroms aus intermittierenden Erdfehlern und Ausgabe des Auslösesignals
Intermittierende Erdfehler können thermischen Stress auf die Schutzobjekte ausüben. Für das Ausmaß des
thermischen Stresses sind Stärke und Dauer des Erdfehlerstroms entscheidend. Um den thermischen Stress
zu berechnen, summiert die Stufe die Dauer der stabilisierten Anregungen mit einer Summenzeit. Wenn der
Integrationswert die vordefinierte Summenzeit (verl.Anreg.) erreicht, ist die Grenze der thermischen
Last erreicht. Die Stufe gibt das Signal Sum.grenzwert err. aus und löst aus, wenn das Signal Anregung
aktiv ist.

Rücksetz-Zeitgeber für die Festlegung der Zeitspanne zwischen einzelnen Erdfehlern


Wenn zwischen Erdfehlern größere Zeitintervalle vergehen oder ein Erdfehler nach dem Auftreten innerhalb
einer größeren Zeitspanne nicht wieder auftritt, können die belasteten Betriebsmittel wieder abkühlen. In
diesem Fall ist die Auslösung nicht erforderlich. Die Zeitspanne zwischen Erdfehlern wird mit dem Rücksetz-
Zeitgeber überwacht. Bei Auftreten eines Erdfehlers wird Zeitgeber T-reset mit der Einstellung Rücksetz-
zeit gleichzeitig mit Summenzeit T-sum gestartet. Im Gegensatz zur Summenzeit wird der Rücksetz-Zeit-
geber bei jedem neuen Erdfehler auf den Startwert zurückgesetzt. Wenn Zeitgeber T-reset abgelaufen
ist, d.h., kein neuer Erdfehler in diesem Zeitraum erkannt wurde, werden alle Speicher und Stufenlogiken
zurückgesetzt. Mit Zeitgeber T-reset wird also ermittelt, in welchem Zeitraum der nächste Erdfehler auftreten
muss, damit er in Verbindung mit dem vorherigen Erdfehler verarbeitet wird. Ein Erdfehler, der nach dieser
Zeitspanne auftritt, gilt als neues Fehlerereignis.

Rücksetzbedingungen
Zeitgeber T-reset wird unter einer der folgenden beiden Bedingungen zurückgesetzt:

• Die Stufe intermittierender Erdfehlerschutz löst aus.

• Die allgemeine Auslösemeldung ist gehend.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Unter einer der folgenden Bedingungen werden der Summenzeit T-sum und der Zähler zurückgesetzt, und
die gesamte Stufe kehrt wieder in den Ruhezustand zurück.

• Zeitgeber T-reset läuft ab, ohne dass ein Auslösesignal dieser Stufe oder einer anderen Funktion ausge-
geben wurde.

• Das Auslösesignal des intermittierenden Erdfehlerschutzes ist gehend.

• Die allgemeine Auslösemeldung ist gehend, ohne dass das Auslösesignal der Stufe intermittierender
Erdfehlerschutz ausgegeben wurde.

Störfallmeldepuffer und Störschreibung


Sie können zwischen dem Erdschlussmeldepuffer ohne Störschreibung und dem normalen Störfallmeldepuffer
mit Störschreibung wählen. Wenn Sie den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. auf ja setzen,
werden die Auslösung der Stufe und die Störschreibung blockiert, und die Daten erscheinen automatisch
im Erdschlussmeldepuffer. Anderenfalls werden die Auslösung und die Störschreibung nicht blockiert und die
Daten erscheinen im normalen Störfallmeldepuffer.

Start und Ende der Störschreibung, Störfallprotokollierung und Generalanregung


Mit dem Signal Anregung stabilisiert werden Störschreibung, Störfallprotokollierung und die General-
anregung der Funktionsgruppe gestartet. Die Störschreibung beginnt gemäß der Vorlaufzeit, bevor das Signal
Anregung stabilisiert ausgegeben wird.
Wenn eine Rücksetzbedingung der Stufe erfüllt ist, werden Störschreibung, Störfallprotokollierung und Gene-
ralanregung der Funktionsgruppe wieder beendet.

Einfluss auf andere Funktionen zur Vermeidung von Signalhäufungen


Intermittierende Erdfehler können dazu führen, dass andere auf Überstrommessung basierende Funktionen
anregen, wodurch Signalhäufungen auftreten können. Um eine Überflutung des Störfallmeldepuffers zu
vermeiden, gilt für die Signale dieser Funktionen nach der Erkennung eines intermittierenden Erdfehlers ein
besonderer Mechanismus (Signal Intermittierender EF).
Der spezielle Mechanismus gilt für die im Folgenden aufgelisteten Funktionen. Andere Funktionen sind nicht
betroffen.

• Überstromzeitschutz, Phasen

• Überstromzeitschutz, Erde

• Gerichteter Überstromzeitschutz, Phasen

• Gerichteter Überstromzeitschutz, Erde

• Überstromzeitschutz, 1-phasig

• Gegensystemschutz mit unabhängiger Kennlinie

• Gerichteter Gegensystemschutz mit stromunabhängiger Verzögerungszeit

• Gerichtete Überstromzeitschutz-Stufe mit Messung von cos phi oder sin phi

• Gerichtete Überstromzeitschutz-Stufe mit Messung von 3I0-phi (U,I)

• Empfindlicher Erdstromschutz mit 3I0


Bei Anregung einer Funktion werden ihre Ausgangssignale üblicherweise direkt zu den Informationszielen
geleitet; z. B. wird das Anregesignal in den Störfallmeldepuffer geschrieben. Um eine Überflutung der Proto-
kolle durch intermittierende Erdfehler zu vermeiden, wird ein spezieller Puffermechanismus verwendet. Wenn
nach Erkennung eines intermittierenden Erdfehlers (Signal Intermittierender EF wurde ausgegeben)
eine der vorangehenden Funktionen oder Stufen anregt, werden deren Ausgangssignale wie in den folgenden
2 Tabellen angegeben verarbeitet.

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6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Tabelle 6-14 Verarbeitung der Signalzustandsänderungen

Verarbeitung der Signalzustandsänderungen Beschreibung


Spezieller Puffermechanismus Die Signalzustandsänderungen werden in einen spezi-
ellen Puffer geschrieben. Der Puffer speichert bis zu
2 Zustandsänderungen (die letzten beiden) für jedes
Signal.
So wird beispielsweise das Anregesignal nicht in
den Störfallmeldepuffer geschrieben, wenn eine
der vorangehenden Schutzfunktionen oder Stufen
während eines aktiven Signals Intermittierender
EF anregt, es sei denn, diese löst aus. Nach Auslö-
sung werden die gepufferten Signale mit dem
ursprünglichen Zeitstempel in das Informationsziel
geschrieben. Mit dieser Vorgehensweise wird sicher-
gestellt, dass Anregesignale – wenn auch mit Verzö-
gerung – immer zusammen mit jedem Auslösebefehl
erfasst werden.
Verwerfen Die Signalzustandsänderungen werden verworfen.
Weiterleiten Das Signal wird ohne Einschränkung an das Informati-
onsziel weitergeleitet.
Der spezielle Puffermechanismus gilt nicht für beson-
dere Informationsziele, da diese Signale für den
ordnungsgemäßen Betrieb von Schutzmaßnahmen
wie z.B. der rückwärtigen Verriegelung benötigt
werden.

Tabelle 6-15 Informationsziel mit anderer Verarbeitung der Signalzustandsänderungen

Informationsziel Verarbeitung der Signalzustandsände-


rungen
Verarbeitung der Signalzustands- Betriebsmeldepuffer Spezieller Puffermechanismus
änderungen Störfallmeldepuffer
Erdschlussmeldepuffer
Benutzermeldepuffer
Kommunikationsschnittstelle IEC 61850-8-1 Client/Server Spezieller Puffermechanismus
IEC 60870-5-103/104
DNP V3.0
Wirkschnittstelle PDI Weiterleiten
IEC 61850-8-1 GOOSE Weiterleiten
CFC Weiterleiten
LEDs Weiterleiten
Binärausgang Weiterleiten
Störschreiber Weiterleiten
Wiedereinschaltautomatik Verwerfen
Leistungsschalter-Versagerschutz Verwerfen
Sammelmeldungen Verwerfen

6.28.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Kein Start der Wiedereinschaltautomatik


Eine automatische Wiedereinschaltung ist als Maßnahme gegen intermittierende Erdfehler nicht geeignet, da
die Schutzfunktion nur nach Erkennung mehrerer intermittierender Erdfehler auslöst, das heißt, wenn der

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6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Summenwert die vordefinierte Summenzeit (verl.Anreg.) erreicht. Außerdem ist die Funktion darauf
ausgelegt, thermische Überlast zu verhindern. Daher ist nicht vorgesehen, dass der intermittierende Erdfehler-
schutz die Wiedereinschaltautomatik startet.

Rangierung der Anregesignale


Das Signal Anregung ist zur Rangierung auf LED und Relais vorgesehen. Das Signal Anr. begrenzt
(Puffer) wird nur an den Störfallmeldepuffer und die Kommunikationsschnittstelle geleitet, bevor das
Signal Intermittierender EF ausgegeben wird. Mit dieser Vorgehensweise werden Meldungshäufungen
vermieden.

HINWEIS

i Um Meldungshäufungen zu vermeiden, rangieren Sie das Signal Anregung nicht in den Betriebsmelde-
puffer und den Störfallmeldepuffer.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:11341:3) Schwellwert = 1,00 A


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie den Schwellwert des Erdstroms 3I0 ein, der als Effektivwert
gemessen wird.
Da die Anregezeit mit erhöhtem Erdfehlerstrom sinkt, kann eine empfindlichere Einstellung gewählt werden,
um auch auf kurze Erdfehler zu reagieren.

Parameter: Anz.Anr. bis interm.Erdf.

• Voreinstellwert (_:11341:101) Anz.Anr. bis interm.Erdf. = 3


Mit dem Parameter Anz.Anr. bis interm.Erdf. stellen Sie ein, wie viele Anregung-Signale summiert
werden, bevor der Erdfehler als intermittierender Erdfehler gilt.

Parameter: Anregeverlängerung

• Voreinstellwert (_:11341:102) Anregeverlängerung = 0,10 s


Mit dem Parameter Anregeverlängerung erhalten Sie ein stabilisiertes Anregesignal. Die Stabilisierung ist
besonders für die Koordinierung mit vorhandenen statischen und elektromechanischen Überstromzeitschutz-
Einrichtungen von Bedeutung.

Parameter: Summenzeit (verl.Anreg.)

• Voreinstellwert (_:11341:103) Summenzeit (verl.Anreg.) = 20 s


Mit dem Parameter Summenzeit (verl.Anreg.) stellen Sie den Schwellwert für die Summenzeit ein.
Wenn die Summenzeit die Summenzeit (verl.Anreg.) erreicht, löst die Stufe bei aktiver Anregung aus.
Der Parameter Summenzeit (verl.Anreg.) steht für eines der 4 Schutzselektivitätskriterien (Anrege-
schwelle, Anregungsverlängerungszeit, Rücksetzzeit und Integratorschwellwert) für die Koordinierung der
Relais eines Leitungszuges. Sie ist mit der Zeitstaffelung des Überstromzeitschutzes vergleichbar. Die
Summenzeit (verl.Anreg.) ist für den Schutz in dem Strahlennetz, das dem intermittierenden Erdfehler
am nächsten liegt und angeregt wird, am kürzesten eingestellt.

Parameter: Rücksetzzeit

• Voreinstellwert (_:11341:104) Rücksetzzeit = 300 s


Mit dem Parameter Rücksetzzeit stellen Sie die maximale Zeitspanne zwischen 2 aufeinanderfolgenden
Erdfehlern ein. Wenn die Zeitspanne größer ist als die Rücksetzzeit, werden der Zähler und die Summen-
zeit zurückgesetzt.
Der Wert des Parameters Rücksetzzeit muss weit über dem Wert des Parameters Summenzeit
(verl.Anreg.) liegen.

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6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:11341:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer. In diesem Fall wird anstelle des Störfallmeldepuffers ein Erdfehlermeldepuffer
erzeugt.

BEISPIEL

[TiExaInt, 1, de_DE]

Bild 6-434 Beispiel für die Schutzselektivitätskriterien des intermittierenden Erdfehlerschutzes

6.28.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:11341:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11341:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:11341:3 Stufe 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:11341:101 Stufe 1:Anz.Anr. bis 2 bis 10 3
interm.Erdf.
_:11341:102 Stufe 1:Anregeverlänge- 0,00 s bis 10,00 s 0,10 s
rung
_:11341:103 Stufe 1:Summenzeit 0,00 s bis 100,00 s 20,00 s
(verl.Anreg.)
_:11341:104 Stufe 1:Rücksetzzeit 1,00 s bis 600,00 s 300,00 s

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6.28 Ungerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.28.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:11341:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:11341:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:11341:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:11341:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:11341:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:11341:302 Stufe 1:Anregung stabilisiert ACD O
_:11341:303 Stufe 1:Anr. begrenzt (Puffer) ACD O
_:11341:304 Stufe 1:Intermittierender EF SPS O
_:11341:301 Stufe 1:Sum.grenzwert err. SPS O
_:11341:305 Stufe 1:Rücksetzzeit läuft SPS O
_:11341:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
_:11341:306 Stufe 1:3I0 max. MV O
_:11341:307 Stufe 1:Anzahl Anregungen MV O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.29.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz:

• Erkennt intermittierende Erdfehler selektiv in geerdeten, kompensierten oder isolierten Kabelnetzen

• Kann in 2 Betriebsarten betrieben werden:


– Auslösung nur durch Zählen gerichteter Erdstromimpulse
– Auslösung durch Integration des Fehlerstroms in Kombination mit einem gerichteten Kriterium
durch Zählen der gerichteten Erdstromimpulse
Intermittierende Erdfehler in Kabelnetzen werden häufig durch schlechte Isolierung oder Wassereintritt in den
Kabelmuffen verursacht. Die Erdfehler zeichnen sich üblicherweise durch folgende Eigenschaften aus:

• Intermittierende Erdfehler zeigen einen sehr hohen Erdstromimpuls (von bis zu Hunderten Ampere) mit
einer Dauer von weniger als 1 ms.

• Intermittierende Erdfehler sind selbsterlöschend und zünden innerhalb von einer Halbperiode bis zu
einigen Perioden wieder, abhängig von den Netzgegebenheiten und der Fehlerausprägung

• Intermittierende Erdfehler können sich über längere Zeiträume erstrecken (mehrere Sekunden oder
Minuten) und sich zu statischen Erdfehlern entwickeln.

6.29.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz kann in Schutzfunktionsgruppen mit Strom-


und Spannungsmessung verwendet werden. Die Funktion ist werkseitig mit 1 Stufe vorkonfiguriert. Maximal
lassen sich 2 Stufen parallel betreiben.

[dw_structure_dirI_GFP, 1, de_DE]

Bild 6-435 Struktur/Einbettung der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.29.3 Stufenbeschreibung

Übersicht

[lo_overview, 2, de_DE]

Bild 6-436 Logik des gerichteten intermittierenden Erdfehlerschutzes

Blockieren der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Anregen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutz-
schalter, das zur Auslösung des Spannungswandler-Schutzschalters führt
Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Stufe bei Erkennung
eines Messspannungsausfalls blockiert wird oder nicht.

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6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Logik zur Richtungsbestimmung und Impulszählung

[lo_int_dir1, 3, de_DE]

Bild 6-437 Logikdiagramm der Richtungsbestimmung und Impulszählung

(1) Das Eingangssignal 3 kommt aus Bild 6-438.

Messwerte für die Richtungsbestimmung


Die Funktion Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz ermittelt die Richtung des Erdstromimpulses
durch den Vergleich des Maximalwerts von 3I0 mit der UN-Kurvenänderung des Erdstromimpulses.
Die Nullsystemspannung v0(t) kann über den Spannungseingang VN gemessen oder als Summe der 3 Leiter-
Erde-Spannungen berechnet werden. Der Messwert hängt vom Parameter Anschlussart der Messstelle U-3ph
ab.
Der intermittierende Erdfehlerstrom 3i0(t) kann über den Erdstromeingang IN oder den empfindlichen
Erdstromeingang INS gemessen werden. Er kann außerdem aus der Summe der 3 Leiterströme berechnet
werden. Der Stromwert und sein Einstellbereich hängen vom Parameter Anschlussart der Messstelle I-3ph ab.

Tabelle 6-16 Einstellbereich der Schwellwerte mit unterschiedlichen Anschlussarten

Anschlussart der Stromschwelle 3I0/IN Klemmentyp des Strom- Schwellwert-Einstellbe-


Messstelle I-3ph wandlers reich
(Sekundär)49
3-phasig Berechnet 3I050 4 x Schutz 0,030 A bis 35,000 A
3 x Schutz, 1 x empfindlich 0,030 A bis 35,000 A
4 x Messung 0,001 A bis 1,600 A

49 Diese Werte gelten für einen sekundären Nennstrom von 1 A. Wenn der sekundäre Nennstrom 5 A beträgt, müssen die Werte mit 5
multipliziert werden.
50 Wenn der Verbindungstyp ohne IN ist, z.B. 3-phasig, dann ist der Stromschwellwert ein berechneter 3I0-Wert.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Anschlussart der Stromschwelle 3I0/IN Klemmentyp des Strom- Schwellwert-Einstellbe-


Messstelle I-3ph wandlers reich
(Sekundär)49
3-phasig + IN Gemessen IN51 4 x Schutz 0,030 A bis 35,000 A
3-phasig + IN - 4 x Messung 0,001 A bis 1,600 A
getrennt Gemessener IN und berech- 3 x Schutz, 1 x empfindlich 0,001 A bis 35,000 A
neter 3I0, wenn IN > 1,6 A

Richtungsbestimmung und Impulszählung


Wenn der Effektivwert von 3I0 den eingestellten Schwellwert überschreitet (Signal 3 aus Bild 6-437), wird
die Richtungsbestimmung gestartet und bis zum Rücksetzen der Funktion kontinuierlich weitergeführt. Zuerst
findet die Erkennung des Stromimpulses (Stromspitze) statt. Wenn ein Stromimpuls erkannt wird, wird die
Richtung des Impulses bestimmt.
Die Richtung wird durch den Maximalwert von 3I0 und die UN-Kurvenänderung des Erdstromimpulses ermit-
telt. Das positive oder negative Vorzeichen des Maximalwertes von 3I0 wird mit dem positiven oder negativen
Vorzeichen der UN-Kurvenänderung verglichen. Das führt zum Richtungsentscheid vorwärts oder rück-
wärts. Wenn die UN-Kurvenänderung kleiner als 0,03 Unenn oder der Maximalwert von 3I0 kleiner als 0,1 Inenn
ist, ist die Richtung unbestimmt.
Während des intermittierenden Erdfehlers werden die Richtungsergebnisse aller Stromimpulse gezählt.

Richtungssinn und Zählerkriterium der gerichteten Impulse


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Funktion in Vorwärts- oder Rückwärts-Rich-
tung betrieben wird. Die Impulse in der festgelegten Richtung werden gezählt. Wenn der Impulszähler den
im Parameter Anz.Impulse für Auslös. festgelegten Schwellwert erreicht, wird das Signal Anzahl
Impulse erreicht ausgegeben. Abhängig von der Betriebsart (Zähler oder Integrator und Zähler)
der Funktion wird das Signal direkt zur Auslösung führen (Betriebsart Zähler) oder wird als gerichtetes
Freigabekriterium verarbeitet (Betriebsart Integrator und Zähler). Weitere Einzelheiten finden Sie den
nachfolgenden Abschnitten.
Der Zähler der gerichteten Impulse wird zurückgesetzt, wenn ein anderer als der festgelegte Richtungssinn
erkannt wird. Ein unbestimmtes Richtungsergebnis führt nicht zum Rücksetzen des Zählers.

Betriebsart
2 Funktionsbetriebsarten stehen zur Verfügung: Zähler und Integrator und Zähler. Über den Para-
meter Betriebsart können Sie die Betriebsart auswählen.

• Betriebsart Zähler:
Viele Erdstromimpulse während eines intermittierenden Erdfehlers können das Schutzobjekt beschä-
digen. In dieser Betriebsart ist das einzige Kriterium für die Auslösung die Anzahl der gerichteten Strom-
impulse. Dies ist vergleichbar mit der SIPROTEC 4-Implementierung.

• Betriebsart Integrator und Zähler:


Intermittierende Erdfehler können thermischen Stress auf das Schutzobjekt ausüben. Für das Ausmaß
des thermischen Stresses sind Stärke und Dauer der Erdstromimpulse entscheidend. Um den thermischen
Stress zu berechnen, summiert die Stufe die Dauer der stabilisierten Anregungen mit einem Integrator.
Wenn der Integratorwert den Schwellwert erreicht, ist ein Kriterium für die Auslösung erfüllt. Das 2. Krite-
rium für die Auslösung ist die Erdfehlerrichtung. Die Erdfehlerrichtung wird durch Zählen der gerichteten
Stromimpulse bestimmt.

49 Diese Werte gelten für einen sekundären Nennstrom von 1 A. Wenn der sekundäre Nennstrom 5 A beträgt, müssen die Werte mit 5
multipliziert werden.
51 Wenn der Verbindungstyp mit IN ist, z.B. 3-phasig + IN, dann ist der Stromschwellwert ein gemessener IN-Wert.

1270 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Logik für Anregung, Auslösung und Zurücksetzen der Betriebsart Zähler

[lo_int_dir2, 4, de_DE]

Bild 6-438 Logik für Anregung, Auslösung und Zurücksetzen der Betriebsart Zähler

(1) Das interne Signal 4 kommt aus Bild 6-437.

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Logik für Anregung, Auslösung und Zurücksetzen der Betriebsart Integrator und Zähler

[lo_int_dir3, 5, de_DE]

Bild 6-439 Logik für Anregung, Auslösung und Zurücksetzen der Betriebsart Integrator und Zähler

(1) Die internen Signale 4 und 5 kommen aus Bild 6-437.

Messwert für Anregung und Integration


Die Stufe berechnet den Effektivwert von 3I0, da in diesem Wert die Harmonischen höherer Ordnung und der
Gleichstromanteil berücksichtigt sind. Beide Komponenten tragen zur thermischen Last bei.

Anregung, begrenzte Anregung und stabilisierte Anregung


Immer wenn 3I0 den Schwellwert überschreitet, wird das Signal Anregung von der Stufe ausgegeben. Das
Signal ist für die Verwendung für LED und Relais-Ausgänge vorgesehen.
Anregung stabilisiert wird gebildet, indem die Anregemeldung um die einstellbare Zeit Anregever-
längerung verlängert wird. Die Stabilisierung ist besonders für die Koordinierung mit vorhandenen stati-
schen und elektromechanischen Überstromzeitschutz-Einrichtungen von Bedeutung.
Das Signal Anr. begrenzt (Puffer) ist für die Verwendung des Meldepuffers und der Kommunikations-
schnittstellen vorgesehen. Das Signal Anr. begrenzt (Puffer) wird so lange in den Störfallmeldepuffer
eingetragen und über die Systemschnittstelle gemeldet, bis die Meldung Intermittierender EF ausge-
geben wird. Mit dieser Vorgehensweise wird eine Meldungsflut vermieden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Meldung intermittierender Erdfehler


Die Stufe zählt die 3I0-Impulse. Wenn die Summe der Vorwärts-, Rückwärts- oder gerichteten Impulszäh-
lungen mindestens der Anz.Impulse für interm.EF entspricht, wird das Signal Intermittierender
EF ausgegeben.
Wenn das Signal Intermittierender EF ausgegeben wurde, werden die Anregemeldungen anderer
Schutzfunktionen eingeschränkt, um eine Meldungsflut während eines intermittierenden Erdfehlers zu
vermeiden.

Auslösung
Die Bedingungen für die Ausgabe des Signals Auslösung hängen von der Betriebsart ab.
Betriebsart Bedingungen zur Ausgabe des Auslösesignals
Zähler • Der Stromimpulszähler hat die Anz.Impulse für Auslös. erreicht.
Dies wird über die Meldung Impulsanzahl erreicht angezeigt.
• Der Zeitgeber Mindestauslöseverz. ist abgelaufen. Der Zeitgeber
wird mit der ersten Auslösung gestartet und wird mit dem Rücksetzen
der Funktion zurückgesetzt.
• Die Anregung ist aktiv. Dies wird über die Meldung Anregung ange-
zeigt.
Integrator und Zähler • Der Integrationswert des 3I0-Stroms erreicht die vordefinierte Summen-
zeit (verl.Anreg.). Dies wird über die Meldung Sum.grenzwert
err. angezeigt.
• Der Stromimpulszähler hat die Anz.Impulse für Auslös. erreicht.
Dies wird über die Meldung Impulsanzahl erreicht angezeigt.
• Die Anregung ist aktiv. Dies wird über die Meldung Anregung ange-
zeigt.

Wenn ein Stromimpuls in entgegengesetzter Richtung als im Parameter Richtungssinn festgelegt erkannt
wird, werden Integrator T-sum und der Zähler zurückgesetzt.

Rücksetzzeit für die Festlegung der Zeitspanne zwischen unabhängigen Erdfehlern


Wenn zwischen unabhängigen Erdfehlern lange Zeitintervalle vergehen oder wenn ein Erdfehler nach dem
Auftreten innerhalb einer längeren Zeitspanne nicht wieder auftritt, darf die Funktion nicht auslösen. Die
Zeitspanne zwischen Erdfehlern wird mit der Rücksetzzeit überwacht. Im Falle eines Erdfehlers werden der
Timer T-reset mit der Einstellung Rücksetzzeit und Integrator T-sum gleichzeitig gestartet. Im Gegensatz
zum Integrator wird die Rücksetzzeit bei jedem neuen Erdstromimpuls auf den Startwert zurückgesetzt. Wenn
der Timer T-reset abgelaufen ist, d.h., kein neuer Erdfehler in diesem Zeitraum erkannt wurde, werden alle
Speicher und Stufenlogiken zurückgesetzt. Mit dem Timer T-reset wird also ermittelt, in welchem Zeitraum
der nächste Erdfehler auftreten muss, damit er in Verbindung mit dem vorherigen Erdfehler verarbeitet wird.
Ein Erdfehler, der nach dieser Zeitspanne auftritt, gilt als neues Erdfehlerereignis.

Rücksetzbedingungen
Der Timer T-reset wird unter einer der folgenden beiden Bedingungen zurückgesetzt:

• Die Stufe intermittierender Erdfehlerschutz löst aus.

• Die General-Auslösemeldung ist gehend.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Unter einer der folgenden Bedingungen werden der Integrator T-sum und der Zähler zurückgesetzt, und die
gesamte Stufe kehrt wieder in den Ruhezustand zurück:

• Der Timer T-reset läuft ab, ohne dass ein Auslösesignal dieser Stufe oder einer anderen Funktion ausge-
geben wurde.

• Das Auslösesignal des intermittierenden Erdfehlerschutzes ist gehend.

• Die General-Auslösemeldung ist gehend, ohne dass das Auslösesignal der Stufe intermittierender Erdfeh-
lerschutz ausgegeben wurde.

Maximalwert 3I0 des Erdfehlers


Die Stufe zeichnet den maximalen 3I0-Effektivwert während des intermittierenden Erdfehlers auf. Der statisti-
sche Wert 3I0 max. ist ein Prozentwert, der durch Division des primären maximalen Effektivwertes durch
den Nennstromwert des Schutzobjekts berechnet wird. Wenn die Funktion zurückgesetzt oder ausgelöst wird,
wird der Wert über die Information 3I0 max. ausgegeben.

Störfallmeldepuffer und Störschreibung


Sie können zwischen dem Erdschlussmeldepuffer ohne Störschreibung und dem normalen Störfallmeldepuffer
mit Störschreibung wählen. Wenn Sie den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. auf ja setzen,
werden die Auslösung der Stufe und die Störschreibung blockiert, und die Daten erscheinen automatisch
im Erdschlussmeldepuffer. Anderenfalls werden die Auslösung und die Störschreibung nicht blockiert und die
Daten erscheinen im normalen Störfallmeldepuffer.

Start und Ende der Störschreibung, Störfallprotokollierung und Generalanregung


Mit dem Signal Anregung stabilisiert werden Störschreibung, Störfallprotokollierung und die General-
anregung der Funktionsgruppe eingeleitet. Die Störschreibung beginnt gemäß der Vorlaufzeit, bevor das
Signal Anregung stabilisiert ausgegeben wird.
Wenn eine Rücksetzbedingung der Stufe erfüllt ist, werden Störschreibung, Störprotokollierung und General-
anregung der Funktionsgruppe wieder beendet.

Einfluss auf andere Funktionen zur Vermeidung von Meldungsfluten


Hierzu werden die gleichen Mechanismen wie bei der Funktion Ungerichteter intermittierender Erdfehler-
schutz angewendet. Weitere Informationen finden Sie im Kapitel Einfluss auf andere Funktionen zur Vermei-
dung von Signalhäufungen, Seite 1262.

6.29.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Kein Start der Wiedereinschaltautomatik


Die automatische Wiedereinschaltung stellt keinen wirksamen Schutz vor intermittierenden Erdfehlern dar.
Daher ist nicht vorgesehen, dass der Gerichtete intermittierende Erdfehlerschutz die Wiedereinschaltauto-
matik startet.

Rangierung der Anregesignale


Das Signal Anregung sollte auf eine LED und ein Relais rangiert werden. Das Signal Anr. begrenzt
(Puffer) wird nur so lange an den Störfallmeldepuffer und die Kommunikationsschnittstelle geleitet bis
das Signal Intermittierender EF ausgegeben wird. Mit dieser Vorgehensweise wird eine Meldungsflut
vermieden.

HINWEIS

i Um Meldungsfluten zu vermeiden, rangieren Sie das Signal Anregung nicht in den Betriebsmeldepuffer
und den Störfallmeldepuffer.

1274 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:16291:3) Schwellwert = 1,00 A


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie den Schwellwert des Erdstroms 3I0 ein, der als Effektivwert
gemessen wird.
Der Schwellwert kann relativ empfindlich eingestellt werden, wenn die Funktion auch auf kurze Erdfehler
reagieren soll, da die Ansprechzeit bei einem höheren Stromüberschuss kürzer wird.

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellwert (_:16291:101) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Funktion in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
auslöst.

Parameter: Anregemodus

• Voreinstellwert (_:16291:102) Anregemodus = mit 3I0>


Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, unter welchen Bedingungen die Anregung erkannt wird und
die Störfallprotokollierung und Störschreibung beginnt:

• Wenn der Parameter Anregemodus auf mit 3I0> gesetzt wird, wird das Signal Anregung ohne
Berücksichtigung der Erdfehlerrichtung ausgegeben. Das Signal Anregung wird ausgegeben, sobald
IN/3I0 den Schwellwert überschreitet.

• Wenn der Parameter Anregemodus auf mit Richtung gesetzt ist, wird das Signal Anregung ausge-
geben, sobald mindestens eine Impulsrichtung der über den Parameter Richtungssinn festgelegten
Richtung entspricht.

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:16291:103) Betriebsart = Zähler


Mit dem Parameter Betriebsart legen Sie fest, ob die Funktion in der Betriebsart Zähler oder Integ-
rator und Zähler betrieben wird.
Betriebsart Anwendungs- und Einstellhinweise
Zähler Das bestimmende Auslösekriterium ist die Anzahl der gerichteten Impulse.
Dies stellt ein einfaches Verfahren dar, das mit der Implementierung der
SIPROTEC 4-Geräte der Reihe 7SJ vergleichbar ist. Siemens empfiehlt die
Verwendung dieses Verfahrens, wenn keine Zeitstaffelung oder nur eine
einfache Zeitstaffelung zwischen Schutzgeräten (nur 2 bis 3 Geräte) erfor-
derlich ist.
Die Zeitstaffelung erfolgt dann durch Erhöhung des Parameterwerts
Anz.Impulse für Auslös. in Richtung der Einspeisung.
Integrator und Zähler Der Integrator und der Zähler sind die bestimmenden Auslösekriterien,
wobei das Zählerkriterium nur für die Richtungsbestimmung verwendet
wird. Der Integrator arbeitet auf die gleiche Weise wie beim ungerich-
teten intermittierenden Erdfehlerschutz. Daher können die gleichen Zeit-
staffelungsprinzipien wie beim ungerichteten intermittierenden Erdfehler-
schutz verwendet werden. Weitere Informationen dazu finden Sie in der
entsprechenden Beschreibung.

Parameter: Anz.Impulse für interm.EF

• Voreinstellwert (_:16291:104) Anz.Impulse für interm.EF = 3


Mit dem Parameter Anz.Impulse für interm.EF stellen Sie die Gesamtanzahl der Impulse ein
(Vorwärtsimpulse, Rückwärtsimpulse und Ungerichtete Impulse), bei deren Erreichen der
Erdfehler als intermittierend angesehen wird. Siemens empfiehlt die Verwendung der Voreinstellung.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Parameter: Anregeverlängerung

• Voreinstellwert (_:16291:105) Anregeverlängerung = 0,10 s


Mit dem Parameter Anregeverlängerung erreichen Sie ein verlängertes und damit stabilisiertes Anrege-
signal. Die Stabilisierung ist besonders für die Koordinierung mit vorhandenen statischen und elektromechani-
schen Überstromzeitschutz-Einrichtungen von Bedeutung.

Parameter: Anz.Impulse für Auslös.

• Voreinstellwert (_:16291:108) Anz.Impulse für Auslös. = 5


Die Impulse in der mit dem Parameter Richtungssinn festgelegten Richtung werden gezählt. Wenn der
Impulszähler den mit dem Parameter Anz.Impulse für Auslös. eingestellten Wert erreicht, ist das
gerichtete Zählerkiterium erfüllt.
Die Einstellung des Parameters Anz.Impulse für Auslös. hängt von der Betriebsart ab.
Betriebsart Anwendungs- und Einstellhinweise
Zähler Das bestimmende Auslösekriterium ist die Anzahl der gerich-
teten Impulse. Legen Sie daher den Wert für den Parameter
Anz.Impulse für Auslös. nicht zu niedrig fest. Berück-
sichtigen Sie, dass ein permanenter intermittierender Erdfehler
viele Stromimpulse verursacht. Wenn keine Zeitstaffelung erfor-
derlich ist, empfiehlt Siemens einen Einstellwert zwischen 10
und 20.
Integrator und Zähler Der Integrator und der Zähler sind die bestimmenden Auslö-
sekriterien, wobei das Zählerkriterium nur für die Richtungsbe-
stimmung verwendet wird. Der Parameter Anz.Impulse für
Auslös. zur Erfüllung des Richtungskriteriums kann auf einen
kleinen Wert zwischen 3 und 5 gesetzt werden.

Parameter: Summenzeit (verl.Anreg.)

• Voreinstellwert (_:16291:106) Summenzeit (verl.Anreg.) = 20,00 s


Dieser Parameter ist nur für die Betriebsart Integrator und Zähler relevant.
Mit dem Parameter Summenzeit (verl.Anreg.) stellen Sie den Schwellwert für den Integrator ein. Wenn
der Integrator die Summenzeit (verl.Anreg.) erreicht, löst die Stufe bei aktiver Anregung und aktivem
Signal Impulsanzahl erreicht aus.
Der Parameter Summenzeit (verl.Anreg.) steht für eines der 5 Schutzselektivitätskriterien (Erdfehler-
richtung, Anregeschwelle, Anregungsverlängerungszeit, Rücksetzzeit und Integratorschwellwert) für die Koor-
dinierung des Geräts mit unterlagerten Geräten. Sie ist mit der Zeitstaffelung des Überstromzeitschutzes
vergleichbar.
Die Summenzeit (verl.Anreg.) ist im Strahlennetz für das Gerät, das dem intermittierenden Erdfehler
am nächsten liegt und angeregt wird, am kürzesten.

Parameter: Rücksetzzeit

• Voreinstellwert (_:16291:107) Rücksetzzeit = 300 s


Mit dem Parameter Rücksetzzeit stellen Sie die maximale Zeitspanne zwischen 2 aufeinanderfolgenden
Erdfehlern ein. Wenn die Zeitspanne größer ist als die Rücksetzzeit, werden der Zähler und der Integrator
zurückgesetzt.
Der Wert des Parameters Rücksetzzeit muss weit über dem Auslösewert des Parameters Summenzeit
(verl.Anreg.) liegen.

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:16291:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein

1276 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer. In diesem Fall wird statt des Störfallmeldepuffers ein Erdschlussmeldepuffer
erzeugt.

Parameter: Mindestauslöseverz.

• Voreinstellwert (_:16291:112) Mindestauslöseverz. = 0,00 s


Dieser Parameter ist nur in der Betriebsart Zähler relevant.
Der Parameter Mindestauslöseverz. wird verwendet, um eine zu schnelle Auslösung bei häufiger Rück-
zündung (z.B. bei Rückzündung alle 30 ms) zu vermeiden.

6.29.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:16291:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:16291:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:16291:10 Stufe 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:16291:101 Stufe 1:Richtungssinn • vorwärts vorwärts
• rückwärts
_:16291:102 Stufe 1:Anregemodus • mit 3I0> mit 3I0>
• mit Richtung
_:16291:103 Stufe 1:Betriebsart • Zähler Zähler
• Integrator und Zähler
_:16291:3 Stufe 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:16291:105 Stufe 1:Anregeverlänge- 0,00 s bis 10,00 s 0,10 s
rung
_:16291:104 Stufe 1:Anz.Impulse für 2 bis 10 3
interm.EF
_:16291:106 Stufe 1:Summenzeit 0,00 s bis 100,00 s 20,00 s
(verl.Anreg.)
_:16291:107 Stufe 1:Rücksetzzeit 1,00 s bis 600,00 s 300,00 s
_:16291:108 Stufe 1:Anz.Impulse für 2 bis 100 5
Auslös.
_:16291:112 Stufe 1:Mindestauslö- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
severz.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.29 Gerichteter intermittierender Erdfehlerschutz

6.29.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:16291:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:16291:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:16291:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:16291:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:16291:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:16291:302 Stufe 1:Anregung stabilisiert ACD O
_:16291:303 Stufe 1:Anr. begrenzt (Puffer) ACD O
_:16291:304 Stufe 1:Intermittierender EF SPS O
_:16291:301 Stufe 1:Sum.grenzwert err. SPS O
_:16291:308 Stufe 1:Impulsanzahl erreicht SPS O
_:16291:305 Stufe 1:Rücksetzzeit läuft SPS O
_:16291:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
_:16291:306 Stufe 1:3I0 max. MV O
_:16291:310 Stufe 1:Vorwärtsimpulse MV O
_:16291:311 Stufe 1:Rückwärtsimpulse MV O
_:16291:312 Stufe 1:Ungerichtete Impulse MV O

1278 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

6.30 Gegensystemschutz

6.30.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Gegensystemschutz (ANSI 46):

• Erfasst 1-polige oder 2-polige Kurzschlüsse im elektrischen Netz mit deutlich höherer Empfindlichkeit als
beim klassischen Überstromzeitschutz

• Schützt elektrische Maschinen bei zu lang anhaltender unsymmetrischer Belastung

• Meldet unsymmetrische Lastzustände im Energiesystem

• Erfasst Leiterunterbrechungen im Primärsystem

• Lokalisiert Kurzschlüsse oder Vertauschungen in den Anschlüssen zu den Stromwandlern

6.30.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Gegensystemschutz wird in Schutzfunktionsgruppen mit Strommessung verwendet.


Die Funktion ist werkseitig mit 2 Stufen Stromunabhängiger Gegensystemschutz vorkonfiguriert.
Die folgenden Stufen können in der Funktion Gegensystemschutz gleichzeitig betrieben werden:

• 3 Stufen Stromunabhängiger Gegensystemschutz

• 2 Stufen Stromabhängiger Gegensystemschutz


Die Stufen sind identisch aufgebaut. Nicht vorkonfigurierte Stufen werden im folgenden Bild grau dargestellt.

[dw_nsp_str, 3, de_DE]

Bild 6-440 Struktur/Einbettung der Funktion

Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, so lassen sich die Stufen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

6.30.3 Allgemeine Funktionalität

6.30.3.1 Beschreibung

Logik
Das folgende Bild zeigt die Logik der allgemeinen Funktionalität, die für alle konfigurierten Stufen gilt. Sie
umfasst:

• Bezugswertauswahl

• Freigabestromkriterium

[lo_general_functionality_01, 1, de_DE]

Bild 6-441 Logikdiagramm der allgemeinen Funktionalität

(1) Umschaltung auf I1 bei (_:2311:106) Bezugswert = Mitsystemstrom

Bezugswert
Mit dem Parameter Bezugswert wird der Gegensystemstrom I2 auf den Objektnennstrom Inenn, Obj oder
den Mitsystemstrom I1 normiert. Wenn I2 auf I1 normiert wird, steigt die Empfindlichkeit der Funktion für
stromschwache Kurzschlüsse.

Strombegrenzung und maximaler Leiterstrom


Mit den Parametern Strombegrenzung Imax und Maximaler Leiterstrom begrenzen Sie den Arbeits-
bereich der Funktion. Bei aktivierter Begrenzung wird die Anregung der Stufen blockiert, sobald der Schwell-
wert für den maximalen Leiterstrom überschritten wurde. Weitere Informationen finden Sie in der Stufenbe-
schreibung.

Freigabestrom
Der Schwellwert für den Freigabestrom dient zur Freigabe des Gegensystemschutzes.

6.30.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Bezugswert

• Voreinstellwert (_:2311:106) Bezugswert = Objektnennstrom


Mit dem Parameter Bezugswert legen Sie fest, ob der Gegensystemstrom I2 auf den Objektnennstrom Inenn,
Obj (I2/Inenn, Obj) oder den Mitsystemstrom I1 (I2/I1) normiert wird.

1280 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

Parameterwert Beschreibung
I2/Inenn, Obj Der Gegensystemstrom wird auf den Nennstrom des Schutzobjektes
bezogen. Das ist eine bevorzugte Normierung bei elektrischen Maschinen,
da zulässige Grenzwerte ausschließlich mit Bezug auf den Maschinennenn-
strom angegeben werden. Sie können diese Normierung auch für andere
Applikationen nutzen.
I2/I1 Mit einer Normierung des Gegensystems auf das Mitsystem wird eine
höhere Empfindlichkeit erzielt. Verwenden Sie diese Art der Normierung
bei der Erfassung von Unterbrechungen im Primärsystem.

Stellen Sie den Parameter anwendungsabhängig ein.

Parameter: Strombegrenzung Imax , Maximaler Leiterstrom

• Voreinstellwert (_:2311:107) Strombegrenzung Imax = nein

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Maximaler Leiterstrom = 10,0 A bei 1 A


Wenn die Schutzfunktion einen Grenzwert für den maximalen Strom erfordert, stellen Sie den Parameter
Strombegrenzung Imax von nein auf ja . Mit dem Parameter Maximaler Leiterstrom legen
Sie den oberen Grenzwert für den Leiterstrom fest. Stromwandlersättigung führt zu Gegensystemstrom im
Sekundärsystem. Um Überfunktion aufgrund von Stromwandlersättigung zu vermeiden, ist als Grenzwert für
den Leiterstrom das 10-Fache des Nennstroms des Schutzobjektes angemessen.

Parameter: Freigabestrom

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) Freigabestrom = 0,05 A bei 1 A


Damit die Gegensystemströme zuverlässig berechnet werden können, muss mindestens ein Leiterstrom über
5 % des sekundären Nennstroms des Geräts liegen. Für ein 1-A-Gerät beträgt der Wert für den Freigabe-
strom 0,05 A (0,25 A für ein 5-A-Gerät).

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

6.30.4 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.30.4.1 Stufenbeschreibung

Logik einer Stufe

[lo_giknsp, 3, de_DE]

Bild 6-442 Logikdiagramm der Stufe Gegensystemschutz mit unabhängiger Kennlinie

Messverfahren
Die Grundschwingungszeiger werden aus den 3-phasigen Leiterströmen ermittelt. Auf deren Basis werden
Gegensystem und Mitsystem berechnet. Danach wird der Gegensystemstrom auf den Referenzstrom normiert.
Die Auswahl des Referenzstroms erfolgt im FB Allgemein.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.
Die Stufe kann extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe blockiert werden.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-

1282 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

6.30.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:1981:3) Schwellwert = 10 %


Die Einstellung des Parameters Schwellwert hängt von der jeweiligen Anwendung ab. Ein Schwellwert von
10 % ist ein praktikabler Wert für Störungsmeldungen bei elektrischen Maschinen.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:1981:6) Auslöseverzögerung = 1500 ms


Die Einstellung der Auslöseverzögerung hängt von der Anwendung ab. Beachten Sie die Zeitstaffelung im
Netzschutz und stellen Sie die Überwachungszeiten nicht zu kurz ein. Der Voreinstellwert ist praktikabel. Bei
Motoren hängt die Zeit von der zulässigen Zeitdauer für die eingestellte Schieflast ab.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:1981:104) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. lässt sich die Stufe gegen Auslösung bei Transfor-
mator-Einschaltströmen stabilisieren. Wenn Transformatoren im Schutzbereich sind, stellen Sie den Parameter
auf ja.

6.30.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:106 Allgemein:Bezugswert • Mitsystemstrom Objektnenn-
strom
• Objektnennstrom
_:2311:107 Allgemein:Strombegren- • nein nein
zung Imax
• ja
_:2311:101 Allgemein:Maximaler 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 10,000 A
Leiterstrom 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 50,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 10,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 50,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 10,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 50,000 A
_:2311:104 Allgemein:Freigabe- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
strom 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
UMZ 1
_:1981:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:1981:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:1981:3 UMZ 1:Schwellwert 5,0 % bis 999,9 % 10,0 %

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:1981:4 UMZ 1:Rückfallverhältnis 0,40 bis 0,99 0,95
_:1981:104 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:1981:101 UMZ 1:Rückfallverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:1981:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 1,50 s
rung
UMZ 2
_:1982:1 UMZ 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:1982:2 UMZ 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:1982:3 UMZ 2:Schwellwert 5,0 % bis 999,9 % 65,0 %
_:1982:4 UMZ 2:Rückfallverhältnis 0,40 bis 0,99 0,95
_:1982:104 UMZ 2:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:1982:101 UMZ 2:Rückfallverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:1982:6 UMZ 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
rung

6.30.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:301 Allgemein:Überstromblockierung SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:1981:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:1981:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:1981:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:1981:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:1981:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:1981:300 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:1981:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:1981:57 UMZ 1:Auslösung ACT O
UMZ 2
_:1982:81 UMZ 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:1982:52 UMZ 2:Zustand ENS O
_:1982:53 UMZ 2:Bereitschaft ENS O
_:1982:54 UMZ 2:Nicht wirksam SPS O
_:1982:56 UMZ 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:1982:300 UMZ 2:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O

1284 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:1982:55 UMZ 2:Anregung ACD O
_:1982:57 UMZ 2:Auslösung ACT O

6.30.5 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.30.5.1 Beschreibung

Logik einer Stufe

[lo_nsp_inverse, 2, de_DE]

Bild 6-443 Logikdiagramm der Stufe Gegensystemschutz mit abhängiger Kennlinie

Messverfahren
Die Grundschwingungszeiger werden aus den 3-phasigen Leiterströmen ermittelt. Auf deren Basis werden
Gegensystem und Mitsystem ermittelt. Danach wird der Gegensystemstrom auf den Referenzstrom normiert.
Die Auswahl des Referenzstroms erfolgt im FB Allgemein.

Anrege- und Rückfallverhalten der stromabhängigen Kennlinie nach IEC und ANSI

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1285
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

Wenn die Eingangsgröße das 1,1-fache des Schwellwertes überschreitet, wird die abhängige Kennlinie abgear-
beitet. Ein integrierendes Messverfahren summiert die gewichtete Zeit. Die gewichtete Zeit ergibt sich aus der
Kennlinie. Dazu wird zum aktuellen Stromwert die dazugehörige Zeit aus der Kennlinie ermittelt. Wenn die
gewichtete Zeit den Wert 1 überschreitet, löst die Stufe aus.
Wenn der Messwert das 1,045-fache des Anregewertes (0,95 ⋅ 1,1 ⋅ Schwellwert) unterschreitet, wird der
Rückfall eingeleitet. Die Anregung wird gehend gemeldet. Sie können das Rückfallverhalten über Einstellpara-
meter steuern. Sie können zwischen unverzögertem Rückfall (summierte Zeit wird gelöscht) oder Rückfall
nach der Kennlinie (summierte Zeit wird kennlinienabhängig reduziert) wählen. Der Rückfall nach der Kenn-
linie (Disk-Emulation) entspricht dem Zurückdrehen einer Ferraris-Scheibe. Das gewichtete Reduzieren der Zeit
wird ab dem 0,9-fachen des eingestellten Schwellwertes eingeleitet.
Die Kennlinie und ihre zugehörigen Formeln sind in den technischen Daten dargestellt.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Schutzstufe zurückgesetzt.
Die Stufe kann extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe blockiert werden.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Einschaltstromerkennung

Mit dem Blk. b. Einschaltstromerk. Parameter legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung und
erfüllten Anregebedingungen regt die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösemeldung
werden blockiert. Die Stufe signalisiert dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurück-
fällt und die Anregebedingungen weiterhin erfüllt sind, wird die Verzögerungszeit gestartet. Nach deren
Ablauf löst die Stufe aus.

6.30.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Kennlinientyp

• Voreinstellwert (_:105) Kennlinientyp = IEC normal invers


Das Gerät bietet alle üblichen stromabhängigen Kennlinien nach IEC und ANSI an. Wählen Sie den für Ihre
Anwendung erforderlichen Kennlinientyp aus. Weitere Informationen zum Parameter Kennlinientyp
finden Sie im Kapitel 12.30.2 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:3) Schwellwert = 10,0 %


Die Einstellung des Parameters Schwellwert hängt von der jeweiligen Anwendung ab. Ein Schwellwert von
10 % ist ein praktikabler Wert für die Sförfallerkennung bei verschiedenen Anwendungen.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Empfohlener Einstellwert (_:107) Zeitmultiplikator = 1,00


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Der Einstellwert für den Parameter Zeitmultiplikator ergibt sich aus dem Zeitstaffelplan, der für das
elektrische Netz aufgestellt wurde.
Wenn keine Zeitstaffelung und somit keine Verschiebung der Kennlinie erforderlich ist, belassen Sie den
Parameter Zeitmultiplikator auf 1,00 (Voreinstellung).

Parameter: Rückfall

• Voreinstellwert (_:106) Rückfall = Disk-Emulation


Mit dem Parameter Rückfall legen Sie fest, ob die Stufe nach der Rückfallkennlinie (nach dem Verhalten
einer Disk-Emulation = Ferraris-Scheibe) oder unverzögert zurückfällt.

1286 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.30 Gegensystemschutz

Parameterwert Beschreibung
Disk-Emulation Wenn das Gerät mit elektromechanischen Geräten oder anderen Geräten,
die einen Rückfall nach einer Disk-Emulation durchführen, koordiniert wird,
wählen Sie diese Einstellung.
unverzögert Wenn der Rückfall nicht nach einer Disk-Emulation erfolgen soll, sondern
ein unverzögerter Rückfall gewünscht ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:104) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. lässt sich die Stufe gegen Auslösung bei Transfor-
mator-Einschaltströmen stabilisieren. Wenn Transformatoren im Schutzbereich sind, stellen Sie den Parameter
auf ja.

6.30.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


AMZ #
_:1 AMZ #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 AMZ #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:3 AMZ #:Schwellwert 5,0 % bis 999,9 % 10,0 %
_:104 AMZ #:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:105 AMZ #:Kennlinientyp
_:106 AMZ #:Rückfall • unverzögert Disk-Emulation
• Disk-Emulation
_:107 AMZ #:Zeitmultiplikator 0,05 bis 15,00 1,00

6.30.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
AMZ #
_:81 AMZ #:>Blockierung Stufe SPS I
_:52 AMZ #:Zustand ENS O
_:53 AMZ #:Bereitschaft ENS O
_:54 AMZ #:Nicht wirksam SPS O
_:56 AMZ #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:300 AMZ #:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:59 AMZ #:Disk-Emulation läuft SPS O
_:55 AMZ #:Anregung ACD O
_:57 AMZ #:Auslösung ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger


Verzögerungszeit

6.31.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Gerichteter Gegensystemschutz mit stromunabhängiger Verzögerungszeit (ANSI 46) dient
als Reserve-Kurzschlussschutz für unsymmetrische Fehler.
Mit dem Gegensystem können unterschiedliche Überwachungs- und Schutzaufgaben realisiert werden, wie
z.B.:

• Erfassung von 1- oder 2-poligen Kurzschlüssen im Netz mit höherer Empfindlichkeit als beim klassischen
Überstromzeitschutz. Den Anregewert können Sie dabei unter dem Objektnennstrom einstellen.

• Erfassung von Leiterunterbrechungen im Primärsystem und in Stromwandler-Sekundärkreisen

• Lokalisierung von Kurzschlüssen oder Vertauschungen in den Anschlüssen zu den Stromwandlern

• Meldung von unsymmetrischen Zuständen im Energiesystem

• Schutz von elektrischen Maschinen infolge unsymmetrischer Belastungen, die durch unsymmetrische
Spannungen oder Leiterunterbrechungen (z.B. durch eine defekte Sicherung) hervorgerufen werden

6.31.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Gerichteter Gegensystemschutz mit stromunabhängiger Verzögerungszeit kann in Schutz-


funktionsgruppen mit 3-phasiger Strom- und Spannungsmessung verwendet werden.
Die Funktion ist werkseitig mit 1 Stufe vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 6 Stufen
gleichzeitig betreiben.

[dw_nsp_dir, 1, de_DE]

Bild 6-444 Struktur/Einbettung der Funktion

Wenn das Gerät mit der Funktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, lassen sich die Stufen gegen
Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.

6.31.3 Funktionsbeschreibung

Stufensteuerung
Das nachfolgende Bild stellt eine Stufensteuerung dar. Sie ist für jede Stufe separat verfügbar.

1288 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

[lo_stensp, 2, de_DE]

Bild 6-445 Stufensteuerung des gerichteten Gegensystemschutzes

Neben der allgemein geltenden Stufensteuerung wird die Stufe bei einem Messspannungsausfall blockiert,
sofern die Stufe gerichtet arbeitet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1289
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

Logik der Stufe

[lo_nsp_dir, 1, de_DE]

Bild 6-446 Logikdiagramm der Funktion Gerichteter Gegensystemschutz mit stromunabhängiger Verzö-
gerungszeit

Messgröße
Der Gegensystemstrom I2 wird als Messgröße verwendet. Aus den 3-phasigen Leiterströmen werden die
Grundschwingungszeiger über einen 1-Periodenfilter ermittelt und daraus, entsprechend der Definitionsglei-
chung der symmetrischen Komponenten, das Gegensystem berechnet.

1290 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

Funktionsweise
Die Stufe regt an, wenn der Gegensystemstrom den eingestellten Schwellwert überschreitet und die paramet-
rierte Richtung mit der gemessenen Richtung übereinstimmt. Die Anregung fällt zurück, wenn der Gegensys-
temstrom unter 95 % der eingestellten Schwelle fällt.

Stabilisierung mit Leiterstrom


Betriebsmäßige Unsymmetrien und ungleiche Wandlerübersetzungen können zu Fehlanregungen und Fehl-
auslösungen führen. Um dies zu vermeiden, wird die gerichtete Gegensystemstufe mit den Leiterströmen
stabilisiert. Der Schwellwert erhöht sich mit steigenden Leiterströmen (siehe nächstes Bild).
Sie können den Stabilisierungsfaktor (= Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom
verändern.

[dw_stabil, 1, de_DE]

Bild 6-447 Stabilisierung mit den Leiterströmen

Richtungsbestimmung
Die Richtungsbestimmung erfolgt mit den Gegensystemgrößen I2 und U2.
Das Vorwärts- und Rückwärtsgebiet wird über die beiden Parameter Grenzwinkel vorwärts α und
Grenzwinkel vorwärts β definiert (siehe nächstes Bild). Der Bezug für die beiden einzustellenden Winkel
ist die positive, reelle Achse. Die Winkel sind im mathematischen Sinne positiv definiert (gegen den Uhrzeiger-
sinn). Das Gebiet zwischen dem Grenzwinkel α und dem – von diesem aus in positiver Richtung gezählten –
Grenzwinkel β ist das Vorwärtsgebiet. Das restliche Gebiet ist das Rückwärtsgebiet.
Zur Richtungsbestimmung legt die Funktion den Messstrom I2 auf die reelle Achse. Wenn sich der Zeiger der
Gegensystemspannung U2 innerhalb des definierten Vorwärtsgebietes befindet, bestimmt die Funktion die
Richtung als vorwärts. Im anderen Fall bestimmt die Funktion die Richtung als rückwärts.
Voraussetzung für die Richtungsbestimmung ist, dass die einstellbaren Mindestgrößen für Gegensystemstrom
und Gegensystemspannung überschritten sind (Parameter Min. Gegensystemstr. I2 und Min. Gegen-
systemspg.U2).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1291
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

[dw_phasor, 1, de_DE]

Bild 6-448 Zeigerdiagramm zur Richtungsbestimmung mit Gegensystemgrößen

Wenn das Gerät einen Fehler im Spannungswandler-Sekundärkreis feststellt (durch Binäreingang Span-
nungswandler-Schutzschalter gefallen oder durch Messspannungsausfall-Erkennung), wird die
Richtungsbestimmung unterbunden und jede gerichtet eingestellte Stufe blockiert. Ungerichtet eingestellte
Stufen sind bei Fehlern im Spannungswandler-Sekundärkreis weiter aktiv.

[lo_richtu, 1, de_DE]

Bild 6-449 Logik der Richtungsbestimmung

Richtungssinn
Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie fest, ob die Stufe in Vorwärts- oder Rückwärtsrichtung
arbeitet. Der Betrieb ist auch ungerichtet möglich.

1292 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

Betriebsart bei 1-poliger Pause


Mit dem Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause bestimmen Sie, ob die Stufe während einer 1-poligen
Pausenzeit blockiert ist oder ungerichtet arbeitet, auch wenn sie auf gerichteten Betrieb eingestellt ist. Wenn
die 1-polige Pause beendet ist, wird das entsprechende geräteinterne Signal um die Zeit des Parameters
Verläng.Betr.art 1p Pause verlängert (gehalten).

HINWEIS

i Der Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause ist nur in Geräten mit 1-/3-poliger Auslösung verfügbar.
In Geräten mit 3-poliger Auslösung steht dieser Parameter nicht zur Verfügung.

Blockierung der Auslösung durch die Anregung der Hauptschutzfunktionen


Die Anregung und die Anregeart der Hauptschutzfunktionen können die Auslösung der Stufe blockieren. Diese
Einstellung können Sie über 2 Parameter vornehmen:

• Blockierung durch
Mit diesem Parameter wählen Sie die Zone oder die Stufe, bei deren Anregung die Blockierung erfolgen
soll.

• Blockier. bei Schutz.anr.


Mit diesem Parameter wird die Anregeart definiert, bei der die Blockierung erfolgen soll. Die Blockierung
kann bei jeder Anregung oder nur bei 1-poligen oder nur bei mehrpoligen Anregungen erfolgen.
Über diesen Parameter wird auch eingestellt, dass keine Blockierung bei Anregung des Hauptschutzes
erfolgen soll.

Blockierung der Auslösung durch die geräteinterne Funktion Einschaltstromerkennung


Wenn das Gerät mit der Zusatzfunktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, lassen sich die Stufen
gegen Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.
Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob die Auslösung der Stufe bei einer
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Einschaltstroms blockiert werden soll. Im Fall der Blockierung regt
die Stufe an. Der Start der Verzögerungszeit sowie die Auslösung werden aber blockiert. Die Stufe signalisiert
dies durch eine entsprechende Meldung. Wenn die Blockierung zurückfällt und der Schwellwert der Stufe
weiterhin überschritten ist, wird die Auslöseverzögerung (Verzögerungszeit) gestartet. Nach deren Ablauf löst
die Stufe aus.

6.31.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für die Richtungsbestimmung

Parameter: Grenzwinkelgebiet vorwärts

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Grenzwinkel vorwärts α = 338°

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:102) Grenzwinkel vorwärts β = 122°


Mit den Parametern Grenzwinkel vorwärts α und Grenzwinkel vorwärts β können Sie die Lage der
Richtungskennlinie verändern.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellungen zu verwenden, da die Funktion mit diesen Voreinstellungen die
Richtung zuverlässig ermittelt.

Parameter: Minimale Gegensystemgrößen U2 und I2

• Voreinstellung (_:2311:107) Min. Gegensystemspg.U2 = 0,7 V

• Voreinstellung (_:2311:106) Min. Gegensystemstr. I2 = 0,05 A


Mit den Parametern Min. Gegensystemspg.U2 und Min. Gegensystemstr. I2 legen Sie die mini-
malen Gegensystemgrößen für die Richtungsbestimmung mit U2 und I2 fest. Die eingestellten Grenzwerte
dürfen durch betriebliche Unsymmetrien nicht überschritten werden.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

6.31.5 Anwendungs- und Einstellhinweise für Stufen

Parameter: Richtungssinn

• Voreinstellung (_:8101:114) Richtungssinn = vorwärts


Mit dem Parameter Richtungssinn legen Sie den Richtungssinn der Stufe fest.
Parameterwert Beschreibung
ungerichtet Wenn die Stufe in Vorwärts- und Rückwärtsrichtung (in Richtung der Leitung
und der Sammelschiene) arbeiten soll, dann wählen Sie diese Einstellung.
Die Stufe arbeitet mit dieser Einstellung auch dann, wenn keine Richtungsmes-
sung möglich ist, z.B. wegen zu kleiner oder keiner Polarisationsspannung oder
wegen Ausfall der Messspannung.
vorwärts Wenn die Stufe nur in Vorwärtsrichtung (in Richtung der Leitung) arbeiten soll,
wählen Sie diese Einstellung.
rückwärts Wenn die Stufe nur in Rückwärtsrichtung (in Richtung der Sammelschiene)
arbeiten soll, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Blockierung bei Einschaltstromerkennung


Wenn das Gerät mit der Zusatzfunktion Einschaltstromerkennung ausgerüstet ist, lassen sich die Stufen
gegen Auslösen aufgrund von Transformator-Einschaltströmen stabilisieren.

• Voreinstellung (_:8101:116) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Die Transformator-Einschaltstromerkennung beeinflusst die Stufe nicht.
Wählen Sie diese Einstellung in den folgenden Fällen:
1) Wenn das Gerät nicht an Transformatoren eingesetzt wird.
2) Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der Schwell-
wert der Stufe oberhalb des maximalen Transformator-Einschaltstromes einge-
stellt ist.
ja Wenn die Transformator-Einschaltstromerkennung einen Einschaltstrom
erkennt, der zur Auslösung der Stufe führen kann, werden der Start der Verzö-
gerungszeit und die Auslösung der Stufe blockiert.
Wenn das Gerät an Transformatoren zum Einsatz kommt und der Schwellwert
der Stufe unterhalb des maximalen Transformator-Einschaltstromes eingestellt
ist, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Blockierung durch den Hauptschutz

• Empfohlener Einstellwert (_:8101:140) Blockierung durch = -


Wenn Sie der selektiven Fehlerklärung durch die Hauptschutzfunktion Vorrang vor einer Auslösung durch den
gerichteten Gegensystemschutz geben wollen, können Sie dies über die beiden Parameter Blockierung
durch und Blockier. bei Schutz.anr. definieren. Über den Parameter Blockierung durch werden
die Zonen oder Stufen der Hauptschutzfunktion(en) gewählt, bei deren Anregung der Gegensystemschutz
blockiert werden soll.

Parameter: Blockierung bei Schutzanregung

• Voreinstellung (_:8101:130) Blockier. bei Schutz.anr. = jede Anr.


Mit dem Parameter Blockier. bei Schutz.anr. können Sie die Art der Anregung bestimmen, die zur
Blockierung führen soll.
Parameterwert Beschreibung
jede Anr. Blockierung bei jeder Anregung
1-pol. Anr. Blockierung nur bei 1-poliger Anregung

1294 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

Parameterwert Beschreibung
mehr-pol. Anr. Blockierung nur bei mehrpoliger Anregung
keine Anr. Wenn die Anregung der Hauptschutzfunktion nicht zur Blockierung des Gegen-
systemschutzes führen soll, wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Betriebsart bei 1-poliger Pause

• Voreinstellung (_:8101:129) Betriebsart b. 1-pol.Pause = blockiert


Mit dem Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause legen Sie das Verhalten der Stufe im Fall einer
1-poligen Pause fest.
Parameterwert Beschreibung
blockiert In der 1-poligen Pausenzeit ist das Energieübertragungssystem unsymmetrisch.
Daraus resultiert ein betriebsbedingtes Gegensystem, das zur ungewollten
Anregung des gerichteten Gegensystemschutzes führen kann. Deshalb ist eine
Blockierung mit dieser Einstellung sinnvoll, wenn die Ansprechschwelle der
Stufe kleiner/gleich dem maximalen betriebsbedingten Gegensystemstrom in
der 1-poligen Pausenzeit ist.
ungerichtet Wenn der gerichtete Gegensystemschutz in der 1-poligen Pause weiter arbeiten
soll, wählen Sie diese Einstellung. Die Richtungsmessung arbeitet ungerichtet,
da eine verlässliche Richtungsmessung wegen Laststroms im Null- und Gegen-
system bei 1-polig offenem Leistungsschalter (LS) nicht möglich ist.
Stellen Sie die Ansprechschwelle der Stufe größer ein als der maximale betriebs-
bedingte Gegensystemstrom in der 1-poligen Pausenzeit.

HINWEIS

i Der Parameter Betriebsart b. 1-pol.Pause ist nur in Geräten mit 1-/3-poliger Auslösung verfügbar.
In Geräten mit 3-poliger Auslösung steht dieser Parameter nicht zur Verfügung.

Parameter: Blockierung der Verlängerung nach 1-poliger Pause

• Voreinstellung (_:8101:112) Verläng.Betr.art 1p Pause = 0,040 s


Mit dem Parameter Verläng.Betr.art 1p Pause definieren Sie die Zeit, um die das geräteinterne Signal
zur 1-poligen Pause nach Ende der 1-poligen Pause noch verlängert wird.
An allen Leitungsenden wird nach einer 1-poligen Pause nicht zeitgleich zugeschaltet. Daher muss die para-
metrierte Betriebsart bei 1-poliger Pause für eine bestimmte Zeit nach der Zuschaltung (Ende der 1-poligen
Pause) beibehalten werden, bis auch das andere Ende oder die anderen Enden sicher zugeschaltet haben. Die
hier einzustellende Zeit entspricht der maximalen Zeit zwischen der Zuschaltung des 1. Leistungsschalters und
der Zuschaltung des letzten Leistungsschalters an allen Enden des Abzweigs nach einer 1-poligen Pause.

HINWEIS

i Der Parameter Verläng.Betr.art 1p Pause ist nur in Geräten mit 1-/3-poliger Auslösung verfügbar.
In Geräten mit 3-poliger Auslösung steht dieser Parameter nicht zur Verfügung.

Parameter: Stabilisierung mit Leiterstrom

• Empfohlener Einstellwert (_:8101:111) Stabilis. mit Leiterstrom = 10 %


Um Fehlanregungen und Fehlauslösungen zu vermeiden, wird die Gegensystem-Stromstufe mit den Leiter-
strömen stabilisiert.
Nähere Informationen entnehmen Sie Kapitel 6.31.3 Funktionsbeschreibung.
Mit steigenden Leiterströmen wird der Schwellwert erhöht.
Sie können den Stabilisierungsfaktor (= Steigung) mithilfe des Parameters Stabilis. mit Leiterstrom
verändern.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1295
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.31 Gerichteter Gegensystemschutz mit unabhängiger Verzögerungszeit

Unter normalen Bedingungen empfiehlt Siemens, die Voreinstellung von 10 % zu verwenden.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellung (_:8101:3) Schwellwert = 1,5 A


Legen Sie den Anregewert entsprechend der Applikation fest. Dabei müssen Sie bei zeitgestaffelten Stufen die
Einstellung der über- und untergeordneten Stufen im Staffelplan berücksichtigen.
Bei sehr empfindlicher Einstellung müssen Sie darauf achten, dass der Gegensystemstrom wegen Unsymme-
trie (z.B. unverdrillte Leitung) nicht zum unerwünschten Ansprechen der Stufe führt.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellung (_:8101:6) Auslöseverzögerung = 0,30 s


Die einzustellende Auslöseverzögerung (Verzögerungszeit) ergibt sich aus dem Staffelplan, der für das Netz
aufgestellt ist.
Achten Sie bei der Wahl der Strom- und Zeiteinstellung darauf, ob die Stufe richtungsabhängig arbeiten muss.

6.31.6 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Grenzwinkel 0 ° bis 360 ° 338 °
vorwärts α
_:2311:102 Allgemein:Grenzwinkel 0 ° bis 360 ° 122 °
vorwärts β
_:2311:107 Allgemein:Min. Gegen- 0,150 V bis 34,000 V 1,213 V
systemspg.U2
_:2311:106 Allgemein:Min. Gegen- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
systemstr. I2 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
UMZ 1
_:8101:1 UMZ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:8101:2 UMZ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:8101:114 UMZ 1:Richtungssinn • ungerichtet vorwärts
• vorwärts
• rückwärts
_:8101:111 UMZ 1:Stabilis. mit 0 % bis 30 % 10 %
Leiterstrom
_:8101:3 UMZ 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,500 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 7,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 7,500 A
_:8101:6 UMZ 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,30 s
rung
_:8101:116 UMZ 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja

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Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:8101:130 UMZ 1:Blockier. bei • jede Anr. jede Anr.
Schutz.anr.
• 1-pol. Anr.
• mehr-pol. Anr.
• keine Anr.
_:8101:129 UMZ 1:Betriebsart b. 1- • blockiert blockiert
pol.Pause
• ungerichtet
_:8101:112 UMZ 1:Verläng.Betr.art 0,000 s bis 60,000 s 0,040 s
1p Pause
_:8101:140 UMZ 1:Blockierung Einstellmöglichkeiten anwen-
durch dungsabhängig

6.31.7 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Test der Richtung SPS I
_:2311:300 Allgemein:Richtungstest ACD O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
UMZ 1
_:8101:81 UMZ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:8101:54 UMZ 1:Nicht wirksam SPS O
_:8101:52 UMZ 1:Zustand ENS O
_:8101:53 UMZ 1:Bereitschaft ENS O
_:8101:60 UMZ 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:8101:302 UMZ 1:Schutzanr. blk. Ausl. SPS O
_:8101:301 UMZ 1:Betr.art 1p.Pause akt. SPS O
_:8101:55 UMZ 1:Anregung ACD O
_:8101:56 UMZ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:8101:57 UMZ 1:Auslösung ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.32 Unterstromschutz

6.32 Unterstromschutz

6.32.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Unterstromschutz: (ANSI 37):

• Erkennt den gehenden Strom im Abzweig nach dem Öffnen des Einspeisungsleistungsschalters

• Erkennt das Abschalten von Last

• Erkennt und schützt vor leerlaufenden Pumpen.

6.32.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Unterstromschutz wird in Schutzfunktionsgruppen mit Strommessung verwendet.


Die Funktion Unterstromschutz ist werkseitig mit 1 Schutzstufe vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen
sich maximal 2 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Schutzstufen sind identisch aufgebaut.

[lo_stuundcu, 2, de_DE]

Bild 6-450 Struktur/Einbettung der Funktion

1298 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.32 Unterstromschutz

6.32.3 Stufenbeschreibung

Logik der Stufe

[lo_UCP-3pol, 4, de_DE]

Bild 6-451 Logikdiagramm des Unterstromschutzes

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder dem berechneten Effektivwert arbeitet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1299
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.32 Unterstromschutz

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte des Stroms und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus.

• Messung des Parameterwertes Effektivwert:


Dieses Messverfahren bestimmt die Stromamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsgleichung
des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Messwertwiederholung
Zur Aktivierung der Anregestabilisierung stellen Sie den Parameter Messwiederholung auf einen Wert
ungleich 0 ein. Wenn der Eingangsstrom den Schwellwert dauerhaft für eine bestimmte Anzahl (Wert der
Messwiederholung) aufeinanderfolgender Messzyklen unterschreitet, regt die Stufe an. Bei 50 Hz beträgt
die Messzykluszeit 5 ms (Messverfahren = Grundschwingung) oder 10 ms (Messverfahren = Effek-
tivwert).
Wenn Sie den Parameter auf 0 (Voreinstellwert) einstellen, ist die Stabilisierung nicht aktiv. Das Anregesignal
wird sofort nach Unterschreiten des Eingangsstroms unter den Parameter Schwellwert ausgegeben.

Anregemodus
Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder den
Unterstrom erkennen (3 aus 3), oder ob zur Anregung der Stufe die Erkennung des Unterstroms durch 1
Messglied ausreicht (1 aus 3).

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Schutzstufe zurückgesetzt. Die Stufe kann extern oder intern über
das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe blockiert werden.

Aktivierung und Blockierung der Stufe abhängig vom Leistungsschalterzustand


Mit dem Parameter Aktivierung legen Sie fest, ob die Stufe Unterstromschutz immer aktiv ist oder nur,
wenn der Leistungsschalter als geschlossen erkannt wird.
Wenn der Parameter Aktivierung auf mit geschl. LS gesetzt ist und der lokale Leistungsschalter nicht
geschlossen ist, wird die Funktion Unterstromschutz blockiert und keine Anregung ausgelöst.
Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird die Leistungsschalterstellung als geschlossen erfasst:

• Die Binäreingänge sind mit den Hilfskontakten des Leistungsschalters verbunden. Die Leistungsschalter-
stellung wird über die entsprechenden Binäreingänge der Meldung Position als geschlossen erkannt.
Dies gilt auch, wenn kein Leiterstrom fließt.

• Das Stromkriterium signalisiert, dass der Leistungsschalter geschlossen ist. Dies gilt auch, wenn die
Hilfskontakte melden, dass der Leistungsschalter offen ist.

Verhalten bei Verlassen des Arbeitsbereiches


Durch die Abtastfrequenznachführung wird ein weiter Frequenzarbeitsbereich ermöglicht. Wenn die Stufe vor
Verlassen des Frequenzarbeitsbereiches angeregt hat, bleibt die Anregung bestehen. Das Signal Anregung
wird zurückgesetzt, wenn eine Blockierbedingung aktiv wird.

6.32.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Aktivierung

• Voreinstellwert (_:13051:103) Aktivierung = mit geschl. LS

1300 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.32 Unterstromschutz

Parameterwert Beschreibung
mit geschl. LS Der Unterstromschutz ist nur aktiv, wenn die Leistungsschalterstellung als
geschlossen erkannt wird.
Eine Vorbedingung dafür ist, dass die Meldung Position auf Binäreingänge
rangiert ist, um die Information der Leistungsschalterstellung über die Leis-
tungsschalter-Hilfskontakte zu erhalten. Wenn das nicht der Fall ist, ist die
Funktion immer inaktiv.
immer aktiv Die Stufe Unterstromschutz ist unabhängig von der Leistungsschalterstel-
lung immer aktiv.

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:13051:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren definieren Sie, ob die Stufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Stromspitzen unterdrückt werden
sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Berücksichtigen
Sie, dass im Sekundärkreis vorhandene aperiodische Gleichstromanteile
gemessen werden und eine Überfunktion bewirken können.
Stellen Sie für dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht
unter 0,1 Inenn,sek ein. Wenn Ströme von mehr als einer Messstelle in der
Stromschnittstelle einer Funktionsgruppe hinzugefügt werden, darf der
Einstellwert nicht auf weniger als 0,1 Inenn,sek multipliziert mit der Anzahl
der hinzugefügten Ströme eingestellt sein.

Parameter: Anregemodus

• Voreinstellwert (_:13051:102) Anregemodus = 3 aus 3


Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder den
Unterstrom erkennen (3 aus 3), oder ob zur Anregung der Stufe die Erkennung des Unterstroms durch
1 Messglied ausreicht (1 aus 3).

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:13051:104) Anregeverzögerung = 0,00 s


Bei besonderen Applikationen kann es wünschenswert sein, dass eine kurze Unterschreitung der Strom-
schwelle nicht zu einer Anregung der Stufe führt und die Störfallprotokollierung und -aufzeichnung nicht
beginnt.
Mit dem Parameter Anregeverzögerung legen Sie ein Zeitintervall fest, in dem bei Unterschreitung der
Stromschwelle keine Anregung erfolgt.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:13051:3) Schwellwert = 0,050 A


Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Messwiederholung

• Voreinstellwert (_:13051:105) Messwiederholung = 0

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1301
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.32 Unterstromschutz

Bei besonderen Applikationen kann es wünschenswert sein, dass eine kurze Unterschreitung des Anrege-
wertes durch den Eingangsstrom nicht zu einer Anregung der Stufe führt und die Störfallprotokollierung und
‑aufzeichnung beginnt. Dies kann durch Einstellung des Parameters Messwiederholung auf einen Wert
ungleich 0 erreicht werden.
Wenn Sie den Parameter beispielsweise auf 2 setzen, wird das Anregesignal ausgegeben, wenn der Strom den
Schwellwert bei 2 aufeinanderfolgenden Messzyklen unterschreitet. Bei 50 Hz beträgt die Messzykluszeit
5 ms (Messverfahren = Grundschwingung) oder 10 ms (Messverfahren = Effektivwert).

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:13051:6) Auslöseverzögerung = 0,05 s


Die Auslöseverzögerung muss anhand der speziellen Applikation eingestellt werden. Allgemeine Anwendungs-
hinweise können nicht gegeben werden.

6.32.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:13051:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:13051:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:13051:103 Stufe 1:Aktivierung • immer aktiv mit geschl. LS
• mit geschl. LS
_:13051:8 Stufe 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:13051:105 Stufe 1:Messwiederho- 0 bis 10 0
lung
_:13051:102 Stufe 1:Anregemodus • 1 aus 3 3 aus 3
• 3 aus 3
_:13051:3 Stufe 1:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,050 A
5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
_:13051:104 Stufe 1:Anregeverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
rung
_:13051:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
rung

6.32.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:13051:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.32 Unterstromschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:13051:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:13051:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:13051:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:13051:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:13051:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:13051:57 Stufe 1:Auslösung ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.33.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung (ANSI 59):

• Überwacht das zulässige Spannungsband

• Schützt Betriebsmittel (z.B. Anlagenteile, Maschinen, etc.) vor Folgeschäden durch Überspannung

• Dient zur Entkupplung von Anlagen (z.B. Windkrafteinspeisungen)


Im Netzbereich entstehen Spannungserhöhungen durch fehlerhaftes Arbeiten eines Spannungsreglers am
Transformator oder auf schwach belasteten Leitungen großer Länge.
Wenn stromkompensierte Drosseln im zu schützenden Netz eingesetzt werden, muss das Gerät bei Ausfall der
Drosseln (z.B. durch Kurzschlussabschaltung) die Leitung in kurzer Zeit abschalten. Die Isolierung ist durch die
Überspannung gefährdet.
An Kondensatorbänken können z.B. Überspannungen durch Resonanzen mit Leitungs- oder Transformator-
Induktivitäten entstehen.
Im Kraftwerksbereich entstehen Spannungserhöhungen durch:

• Fehlbedienung bei manueller Steuerung des Erregersystems

• Fehlerhaftes Arbeiten des automatischen Spannungsreglers

• Nach Voll-Lastabwurf eines Generators

• Generatoren, die vom Netz getrennt sind oder im Inselbetrieb

6.33.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung wird in Schutzfunktionsgruppen mit Span-
nungsmessung verwendet.
Die Funktion Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung ist vom Hersteller mit 2 Stufen Unabhän-
giger Überspannungsschutz vorkonfiguriert. In dieser Funktion können die folgenden Stufen gleichzeitig
betrieben werden:

• 3 Stufen Unabhängiger Überspannungsschutz

• 2 Stufen Abhängiger Überspannungsschutz


Nicht vorkonfigurierte Stufen werden in der nachfolgenden Abbildung grau dargestellt.

[dw_3-phase_ovp, 5, de_DE]

Bild 6-452 Struktur/Einbettung der Funktion

1304 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.33.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.33.3.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_3phas_i, 5, de_DE]

Bild 6-453 Logikdiagramm der Stufe Unabhängiger Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1305
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit dem Wert Grundschwingung oder
Effektivwert arbeitet:

• Messung Grundschwingung:
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

• Messung Effektivwert:
Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Anregestabilisierung
Zur Aktivierung der Anregestabilisierung stellen Sie den Parameter Stabilisierungszähler auf einen
Wert ungleich 0 ein. Wenn die Eingangsspannung den Schwellwert dauerhaft für eine bestimmte Anzahl
(1 + Stabilisierungszähler-Wert) von aufeinanderfolgenden Messzyklen überschreitet, regt die Stufe
an. Bei 50 Hz beträgt die Messzykluszeit 10 ms.
Wenn Sie den Parameter auf 0 (Voreinstellwert) einstellen, dann ist die Stabilisierung nicht aktiv. Das Anrege-
signal wird ausgegeben unmittel nachdem die Eingangsspannung den Schwellwert überschritten hat.

Anregemodus
Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder die
Überspannung erkennen (3 aus 3), oder ob zur Anregung der Stufe die Erkennung der Überspannung durch
1 Messglied ausreicht (1 aus 3).

Messwert
Mit dem Parameter Messwert definieren Sie, ob die Auslösestufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und
UL31 oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 bewertet.
Wenn der Messwert auf Leiter-Leiter eingestellt ist, werden die Messglieder gemeldet, die angeregt haben.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung von extern oder intern ist über
das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe möglich.

6.33.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:181:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung (Standardver-
fahren = Voreinstellung) oder dem berechneten Effektivwert arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Spannungsspitzen unterdrückt
werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt dieses Messverfahren als Standardeinstellung.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Stellen Sie für
dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht unter 10 V ein.

Parameter: Messwert

• Voreinstellwert (_:181:9) Messwert = Leiter-Leiter

1306 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, ob die Stufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und UL31
oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 überwacht.

Parameterwert Beschreibung
Leiter-Leiter Wenn Sie das Spannungsband überwachen wollen, behalten Sie die Vorein-
stellung Leiter-Leiter bei. Bei Erdschlüssen spricht die Funktion dann
nicht an.
Siemens empfiehlt den Messwert Leiter-Leiter als Standardeinstellung.
Leiter-Erde Wenn Sie Spannungsunsymmetrien und Überspannungen, hervorgerufen
durch Erdschlüsse, erfassen wollen, wählen Sie die Einstellung Leiter-
Erde.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:181:3) Schwellwert = 110 V


Der Schwellwert wird gemäß dem Messwert entweder als Leiter-Leiter- oder Leiter-Erde-Größe einge-
stellt. Bei der Voreinstellung wurde die Überwachung des Spannungsbandes auf langen schwach belasteten
Leitungen angenommen.
Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Stabilisierungszähler

• Voreinstellwert (_:2311:101) Stabilisierungszähler = 0


Sie können den Parameter Stabilisierungszähler im Funktionsblock Allgemein einstellen.
Bei besonderen Anwendungen kann es erwünscht sein, dass eine kurze Überschreitung des Anregewertes
durch die Eingangsspannung nicht zu einer Anregung der Stufe führt und die Störfallprotokollierung und
-aufzeichnung nicht beginnt. Dies erreichen Sie, indem Sie den Parameter Stabilisierungszähler auf
einen Wert ungleich 0 setzen.
Wenn Sie den Parameter beispielsweise auf 1 einstellen, wird das Anregesignal ausgegeben, wenn die
Spannung den Schwellwert bei 2 aufeinanderfolgenden Messzyklen überschreitet. Bei 50 Hz beträgt die
Messzykluszeit 10 ms.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:181:6) Auslöseverzögerung = 3 s


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:181:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Applikationen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 0,98.

Parameter: Anregemodus

• Empfohlener Einstellwert (_:181:101) Anregemodus = 1 aus 3


Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder die
Überspannung erkennen (3 aus 3), oder ob zur Anregung der Stufe die Erkennung der Überspannung durch
1 Messglied ausreicht (1 aus 3).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1307
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Parameterwert Beschreibung
1 aus 3 Wählen Sie die Einstellung für Schutzapplikationen oder zur Überwachung
des Spannungsbandes.
Siemens empfiehlt die Einstellung 1 aus 3 als Standardeinstellung. Sie
entspricht dem Verhalten der Funktion in den Vorgängergenerationen
(SIPROTEC 4, SIPROTEC 3).
3 aus 3 Wenn die Stufe zur Netzentkupplung z.B. bei Windparks verwendet wird,
wählen Sie diese Einstellung.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, können die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokol-
lierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abgeschaltet werden.

BEISPIEL
Für Überspannungsschutz mit 2 Stufen
Das Beispiel beschreibt die mögliche Einstellung für einen 2-stufigen Überspannungsschutz. Dabei wird die
Einstellung der Parameter Schwellwert und Auslöseverzögerung betrachtet.

• 1. Stufe:
Wenn Sie stationäre Überspannungen erfassen wollen, stellen Sie den Schwellwert der 1. Überspan-
nungsschutz-Stufe mindestens 10 % über der maximal betrieblich zu erwartenden stationären Leiter-
Leiter-Spannung ein. Bei Einstellung des Parameters Messwert auf Leiter-Leiter-Spannung und einer
sekundären Nennspannung von 100 V berechnet sich der sekundäre Einstellwert der 1. Überspannungs-
schutz-Stufe wie folgt:

Schwellwert: 10 % über Unenn

USchwellwert, sek = 1,1 Unenn, sek = 1,1 × 100 V = 110 V


Dies setzt voraus, dass die primären Nennspannungen von Schutzobjekt und Spannungswandler gleich sind.
Wenn diese unterschiedlich sind, dann passen Sie den Anregewert an.
Für die Auslöseverzögerung stellen Sie einen Wert von 3 s ein.

• 2. Stufe:
Für hohe kurzzeitige Überspannungen ist die 2. Überspannungsschutz-Stufe vorgesehen. Hier wird ein
hoher Anregewert eingestellt, z.B. das 1,5-Fache der Nennspannung. Für die Verzögerungszeit genügen
dann 0,1 s bis 0,2 s.

Stufe Einstellwerte
Schwellwert Verzögerungszeit
1 1,1 Unenn 3s
2 1,5 Unenn 0,1 s bis 0,2 s

6.33.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Stabilisie- 0 bis 10 0
rungszähler
Unabhängig 1
_:181:1 Unabhängig 1:Modus • aus aus
• ein
• Test

1308 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:181:2 Unabhängig 1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:181:9 Unabhängig 1:Messwert • Leiter-Erde Leiter-Leiter
• Leiter-Leiter
_:181:8 Unabhängig 1:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:181:101 Unabhängig 1:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:181:3 Unabhängig 1:Schwell- 0,300 V bis 340,000 V 110,000 V
wert
_:181:4 Unabhängig 1:Rückfall- 0,90 bis 0,99 0,95
verhältnis
_:181:6 Unabhängig 1:Auslöse- 0,00 s bis 300,00 s 3,00 s
verzögerung
Unabhängig 2
_:182:1 Unabhängig 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:182:2 Unabhängig 2:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:182:9 Unabhängig 2:Messwert • Leiter-Erde Leiter-Leiter
• Leiter-Leiter
_:182:8 Unabhängig 2:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:182:101 Unabhängig 2:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:182:3 Unabhängig 2:Schwell- 0,300 V bis 340,000 V 130,000 V
wert
_:182:4 Unabhängig 2:Rückfall- 0,90 bis 0,99 0,95
verhältnis
_:182:6 Unabhängig 2:Auslöse- 0,00 s bis 300,00 s 0,50 s
verzögerung

6.33.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Unabhängig 1
_:181:81 Unabhängig 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:181:54 Unabhängig 1:Nicht wirksam SPS O
_:181:52 Unabhängig 1:Zustand ENS O
_:181:53 Unabhängig 1:Bereitschaft ENS O
_:181:55 Unabhängig 1:Anregung ACD O
_:181:300 Unabhängig 1:Anregung Schleife L12 SPS O
_:181:301 Unabhängig 1:Anregung Schleife L23 SPS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1309
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:181:302 Unabhängig 1:Anregung Schleife L31 SPS O
_:181:56 Unabhängig 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:181:57 Unabhängig 1:Auslösung ACT O
Unabhängig 2
_:182:81 Unabhängig 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:182:54 Unabhängig 2:Nicht wirksam SPS O
_:182:52 Unabhängig 2:Zustand ENS O
_:182:53 Unabhängig 2:Bereitschaft ENS O
_:182:55 Unabhängig 2:Anregung ACD O
_:182:300 Unabhängig 2:Anregung Schleife L12 SPS O
_:182:301 Unabhängig 2:Anregung Schleife L23 SPS O
_:182:302 Unabhängig 2:Anregung Schleife L31 SPS O
_:182:56 Unabhängig 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:182:57 Unabhängig 2:Auslösung ACT O

1310 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.33.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.33.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_3ph_inv, 4, de_DE]

Bild 6-454 Logikdiagramm der Stufe Abhängiger Überspannungszeitschutz mit 3-phasiger Spannung

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1311
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit dem Wert Grundschwingung oder
Effektivwert arbeitet.

• Messung Grundschwingung:
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

• Messung Effektivwert:
Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Anregestabilisierung
Zur Aktivierung der Anregestabilisierung stellen Sie den Parameter Stabilisierungszähler auf einen
Wert ungleich 0 ein. Wenn die Eingangsspannung den Anregewert für eine bestimmte Anzahl (1 + Stabili-
sierungszähler-Wert) von aufeinanderfolgenden Messzyklen überschreitet, regt die Stufe an. Bei 50 Hz
beträgt die Messzykluszeit 10 ms.
Wenn Sie diesen Parameter auf 0 (Voreinstellwert) einstellen, dann ist die Stabilisierung nicht aktiv. Das
Anregesignal wird ausgegeben unmittelbar nachdem die Eingangsspannung den Anregewert überschritten
hat.

Anregemodus
Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder die
Überspannung erkennen (3 aus 3), oder ob zur Anregung der Stufe die Erkennung der Überspannung durch
1 Messglied ausreicht (1 aus 3).

Messwert
Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, ob die Stufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und UL31
oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 bewertet.
Wenn der Messwert auf Leiter-Leiter eingestellt ist, werden die Messglieder gemeldet, die angeregt haben.

Anrege- und Auslösekennlinie


Wenn die Eingangsspannung den Schwellwert um einen einstellbaren Wert Anregefaktor überschreitet,
regt die Stufe an und die abhängige Kennlinie wird abgearbeitet. Die Auslöseverzögerung beginnt. Die Auslö-
severzögerung ist die Summe der abhängigen Verzögerung und der Zusatzverzögerung.

mit:
TAusl. Auslöseverzögerung
Tinv Abhängige Verzögerung
Tzus Zusatzverzögerung (Parameter Zusatzverzögerung)

Nach der Anregung wird der Zeitwert Tinv für jede Eingangsspannung berechnet, die die Schwelle über-
schreitet. Ein Integrator akkumuliert den Wert 1/Tinv. Sobald das akkumulierte Integral den festen Wert 1
erreicht, läuft die abhängige Verzögerung ab. Die Zusatzverzögerung Tzus startet. Die Stufe löst aus, nachdem
die Zusatzverzögerung abgelaufen ist.

1312 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Die abhängige Kennlinie ist im folgenden Bild dargestellt.

[dw_ovp_inv, 2, de_DE]

Bild 6-455 Auslösekennlinie der abhängigen Kennlinie

Die abhängige Verzögerung wird mit folgender Formel berechnet:

mit:
Tinv Abhängige Verzögerung
Tp Zeitmultiplikator (Parameter Zeitmultiplikator)
U Messspannung
USchwellwert Schwellwert (Parameter Schwellwert)
k Kennlinienkonstante k (Parameter Kennlinienkonstante k)
α Kennlinienkonstante α (Parameter Kennlinienkonstante α)
c Kennlinienkonstante c (Parameter Kennlinienkonstante c)

Wenn U/USchwellwert mindestens 20 beträgt, verringert sich die abhängige Verzögerung nicht weiter.

Rückfallverhalten
Wenn die Spannung unter die Rückfallschwelle fällt (0,95 × Anregefaktor × Schwellwert), geht das Anrege-
signal und der Rückfall wird gestartet. Sie können das Rückfallverhalten über den Parameter Rücksetzzeit
festlegen. Ein sofortiges Rücksetzen wird durchgeführt, wenn die Rücksetzzeit auf 0 s gesetzt wird. Ein
verzögertes Rücksetzen findet statt durch Setzen der gewünschten Verzögerungszeit.
Während der Rücksetzzeit (> 0 s) wird die abgelaufene Auslöseverzögerung eingefroren. Wenn der Anre-
gewert in diesem Zeitraum erneut überschritten wird, löst die Stufe aus, wenn der Rest der Auslöseverzöge-
rung abläuft.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1313
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung von extern oder intern über das
binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe ist möglich.

6.33.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Auslösestufe mit der Grundschwingung (Standard-
verfahren = Voreinstellung) oder dem berechneten Effektivwert arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Spannungsspitzen unterdrückt
werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt dieses Messverfahren als Standardeinstellung.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Stellen Sie für
dieses Messverfahren den Schwellwert der Auslösestufe nicht unter 10 V
ein.

Parameter: Messwert

• Voreinstellwert (_:9) Messwert = Leiter-Leiter


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, ob die Auslösestufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und
UL31 oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 überwacht.

Parameterwert Beschreibung
Leiter-Leiter Wenn Sie das Spannungsband überwachen wollen, behalten Sie die Vorein-
stellung Leiter-Leiter bei. Bei Erdschlüssen spricht die Funktion dann
nicht an.
Siemens empfiehlt den Messwert Leiter-Leiter als Standardeinstellung.
Leiter-Erde Wenn Sie Spannungsunsymmetrien und Überspannungen hervorgerufen
durch Erdschlüsse erfassen wollen, wählen Sie die Einstellung Leiter-
Erde

Parameter: Schwellwert, Anregefaktor

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 110,000 V

• Voreinstellwert (_:101) Anregefaktor = 1,10


Die Stufe regt an, wenn der gemessene Spannungswert den Anregewert Schwellwert× Anregefaktor
überschreitet.
Der Schwellwert wird gemäß dem Messwert entweder als Leiter-Leiter- oder Leiter-Erde-Größe eingestellt.
Mit dem Parameter Anregefaktor können Sie den Anregewert ändern. Siemens empfiehlt, den Voreinstell-
wert zu verwenden, um eine lange Auslöseverzögerung nach der Anregung zu vermeiden, wenn der Messwert
geringfügig über dem Schwellwert liegt.
Geben Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) und den Anregefaktor für die spezielle Applikation an.

Parameter: Stabilisierungszähler

• Voreinstellwert (_:2311:101) Stabilisierungszähler = 0


Sie können den Parameter Stabilisierungszähler im Funktionsblock Allgemein einstellen.
Bei besonderen Applikationen könnte es nicht erwünscht sein, dass eine kurze Überschreitung des Anrege-
wertes durch die Eingangsspannung zu einer Anregung der Stufe führt und die Störfallprotokollierung und

1314 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

-aufzeichnung beginnt. Dies können Sie erreichen, indem Sie den Parameter Stabilisierungszähler auf
einen Wert ungleich 0 einstellen.
Wenn Sie den Parameter z.B. auf 1 setzen, wird das Anregesignal ausgegeben, wenn die Spannung den Anre-
gewert bei 2 aufeinanderfolgenden Messzyklen überschreitet. Bei 50 Hz beträgt die Messzykluszeit 10 ms.

Parameter: Anregemodus

• Empfohlener Einstellwert (_:182:101) Anregemodus = 1 aus 3


Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder die
Überspannung erkennen (3 aus 3), oder ob zur Anregung der Stufe die Erkennung der Überspannung durch
1 Messglied ausreicht (1 aus 3).
Parameterwert Beschreibung
1 aus 3 Wählen Sie die Einstellung für Schutzapplikationen oder zur Überwachung
des Spannungsbandes.
Siemens empfiehlt die Einstellung 1 aus 3 als Standardeinstellung. Sie
entspricht dem Verhalten der Funktion in den Vorgängergenerationen
(SIPROTEC 4, SIPROTEC 3).
3 aus 3 Wenn die Stufe zur Netzentkupplung z.B. bei Windparks verwendet wird,
wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Kennlinienkonstante k, Kennlinienkonstante α, Kennlinienkonstante c

• Voreinstellwert (_:102) Kennlinienkonstante k = 1,00

• Voreinstellwert (_:103) Kennlinienkonstante α = 1,000

• Voreinstellwert (_:104) Kennlinienkonstante c = 0,000


Mit den Parametern Kennlinienkonstante k, Kennlinienkonstante α und Kennlinienkonstante
c definieren Sie die erforderliche abhängige Kennlinie.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:105) Zeitmultiplikator = 1,00


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Da beim Spannungsschutz üblicherweise keine Zeitstaffelung stattfindet und somit keine Verschiebung der
Kennlinie erforderlich ist, empfiehlt Siemens den Parameter Zeitmultiplikator auf 1,00 (Voreinstellung)
zu belassen.

Parameter: Zusatzverzögerung

• Voreinstellwert (_:106) Zusatzverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Zusatzverzögerung definieren Sie zusätzlich zur unabhängigen eine abhängige Verzö-
gerungszeit.
Wenn der Parameter auf dem Voreinstellwert von 0 s bleibt, wirkt nur die abhängige Verzögerung.

Parameter: Rücksetzzeit

• Voreinstellwert (_:107) Rücksetzzeit = 0,00 s


Mit dem Parameter Rücksetzzeit definieren Sie die Rücksetzzeitverzögerung, die beginnt, wenn die Span-
nung unter die Rückfallschwelle fällt. Setzen Sie den Parameter Rücksetzzeit auf 0 s, wenn ein sofortiges
Rücksetzen gewünscht ist.
Bei Netzbedingungen mit intermittierenden Fehlern oder schnell aufeinanderfolgenden Fehlern empfiehlt
Siemens, die Rücksetzzeit auf einen geeigneten Wert (> 0 s) zu setzen, um eine Auslösung sicherzustellen.
Ansonsten empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert beizubehalten, um ein möglichst schnelles Rücksetzen der
Funktion zu gewährleisten.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1315
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.33 Überspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.33.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Abhängig #
_:1 Abhängig #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Abhängig #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:9 Abhängig #:Messwert • Leiter-Erde Leiter-Leiter
• Leiter-Leiter
_:8 Abhängig #:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:108 Abhängig #:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:3 Abhängig #:Schwellwert 0,300 V bis 340,000 V 110,000 V
_:101 Abhängig #:Anrege- 1,00 bis 1,20 1,10
faktor
_:102 Abhängig #:Kennlinien- 0,00 bis 300,00 1,00
konstante k
_:103 Abhängig #:Kennlinien- 0,010 bis 5,000 1,000
konstante α
_:104 Abhängig #:Kennlinien- 0,000 bis 5,000 0,000
konstante c
_:105 Abhängig #:Zeitmultipli- 0,05 bis 15,00 1,00
kator
_:106 Abhängig #:Zusatzverzö- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
gerung
_:107 Abhängig #:Rücksetzzeit 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s

6.33.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Abhängig #
_:81 Abhängig #:>Blockierung Stufe SPS I
_:54 Abhängig #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Abhängig #:Zustand ENS O
_:53 Abhängig #:Bereitschaft ENS O
_:55 Abhängig #:Anregung ACD O
_:300 Abhängig #:Anregung Schleife L12 SPS O
_:301 Abhängig #:Anregung Schleife L23 SPS O
_:302 Abhängig #:Anregung Schleife L31 SPS O
_:56 Abhängig #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Abhängig #:Auslösung ACT O

1316 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung

6.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung

6.34.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung (ANSI 59):

• Erfasst symmetrische stationäre Überspannungen

• Überwacht das Spannungsband, wenn die Mitsystemspannung die bestimmende Größe ist
Unsymmetrische Überspannungen, die z.B. durch Erdschlüsse und unsymmetrische Fehler entstehen, werden
aufgrund der Bewertung der Mitsystemspannung nicht erfasst.

6.34.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung wird in Schutzfunktionsgruppen mit Span-


nungsmessung verwendet.
Die Funktion Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung ist werkseitig mit 2 Stufen vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufge-
baut.

[dw_ovp_u1s, 1, de_DE]

Bild 6-456 Struktur/Einbettung der Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1317
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung

6.34.3 Stufenbeschreibung

Logik einer Stufe

[lo_govpu1, 2, de_DE]

Bild 6-457 Logikdiagramm einer Stufe: Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Messverfahren
Die Stufe arbeitet mit der Mitsystemspannung. Die Mitsystemspannung wird nach der Definitionsgleichung
aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen berechnet.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung von extern oder intern über das
binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe ist möglich.

6.34.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:211:3) Schwellwert = 65 V


Der Schwellwert wird nach der Definition des Mitsystems eingestellt.
Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:211:6) Auslöseverzögerung = 3 s


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

1318 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:211:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Der Voreinstellwert von 0,95 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue Messungen kann
das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 0,98.

Allgemeine Hinweise
Bei hoher Überspannung kann die 1. Stufe mit einer Kurzzeitverzögerung abschalten. Bei geringeren Über-
spannungen wird mit der 2. Stufe die Schwellwertüberschreitung entweder nur gemeldet (siehe Betrieb
als Überwachungsfunktion) oder mit einer längeren Verzögerung abgeschaltet, um dem Spannungsregler
Gelegenheit zu geben, die Spannung wieder in den Nennbereich zu regeln.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, kann die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokollie-
rung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abgeschaltet werden.

6.34.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:211:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:211:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:211:3 Stufe 1:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 65,000 V
_:211:4 Stufe 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:211:6 Stufe 1:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
Stufe 2
_:212:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:212:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:212:3 Stufe 2:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 75,000 V
_:212:4 Stufe 2:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:212:6 Stufe 2:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s

6.34.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:211:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:211:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.34 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:211:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:211:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:211:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:211:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:211:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stufe 2
_:212:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:212:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:212:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:212:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:212:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:212:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:212:57 Stufe 2:Auslösung ACT O

1320 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung

6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung

6.35.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung (ANSI 47) überwacht das Netz auf Span-
nungsunsymmetrie.
Spannungsunsymmetrien können verschiedene Ursachen haben:

• Die häufigste Ursache ist unsymmetrische Last, z.B. durch unterschiedliche Verbraucher in den einzelnen
Phasen.

• Weitere Ursachen können Fehler im Primärsystem sein, wie z.B. am Transformator oder in Einrichtungen
zur Blindleistungskompensation.

• Spannungsunsymmetrie kann auch durch einen Phasenausfall entstehen, z.B. aufgrund einer ausge-
lösten 1-phasigen Sicherung.

• In der DIGSI 5-Bibliothek stehen 2 Varianten dieser Funktion für die Schutzgeräte der Serie 87 zur
Verfügung: mit und ohne Blockierung mit 1-poligem offenen Leistungsschalter

6.35.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung kommt in Schutz-Funktionsgruppen mit


Spannungsmessung zur Anwendung.
Die Funktion Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung ist werkseitig mit 2 Stufen vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufge-
baut.

[dw_u2_ovps, 2, de_DE]

Bild 6-458 Struktur/Einbettung der Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1321
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung

6.35.3 Stufenbeschreibung

Logik einer Stufe

[lo_ovp_v2_1-3pol, 4, de_DE]

Bild 6-459 Logikdiagramm Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung

(1) Dies gilt nur für die Funktionsvariante mit Blockierung mit 1-poligem offenem Leistungsschalter.

Messverfahren
Die Stufe arbeitet mit der Gegensystemspannung. Die Gegensystemspannung wird gemäß der Definitionsglei-
chung aus den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen berechnet.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Während einer 1-poligen spannungslosen Pause der geräteinternen AWE-Funktion. Dies gilt nur für die
Funktionsvariante mit Blockierung mit 1-poligem offenem Leistungsschalter.
Die auftretende Gegensystemgröße ist nur durch den unsymmetrischen Lastfluss bedingt.

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

1322 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung (siehe 8.3.2.1 Funktions-
übersicht). Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Mess-
spannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall
des Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt. Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann
so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

6.35.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:301:3) Schwellwert = 5,800 V52


Der Parameter Schwellwert wird nach der Definition des Gegensystems eingestellt.
Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:301:6) Auslöseverzögerung = 3,00 s


Der Parameter Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:301:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 0,98.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:301:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S ist mit dem Spannungs-
wandler-Schutzschalter verknüpft (siehe Kapitel 8.3.4.1 Funktionsübersicht).

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellung). Siemens empfiehlt, die
Voreinstellung zu verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, können die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokol-
lierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abgeschaltet werden.

Weitere Anwendungshinweise
Die folgende Tabelle enthält Anwendungshinweise für die Zusammenarbeit mit anderen internen oder
externen Funktionen.

52 Die konkreten Einstellgrenzen sind von den eingestellten Wandlerdaten und -anschlüssen abhängig.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1323
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung

Zusammenarbeit mit: Hinweis


Externer Wiedereinschaltauto- Wenn das Gerät mit einer externen Wiedereinschaltautomatik zusammenar-
matik beitet oder ein anderes (parallel arbeitendes) Schutzgerät 1-polig auslösen
Externem 1-polig auslösenden kann, muss die Stufe während der 1-poligen Abschaltung über das binäre
Schutz Eingangssignal >Blockierung Stufe blockiert werden.

6.35.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:301:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:301:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:301:10 Stufe 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:301:3 Stufe 1:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 5,800 V
_:301:4 Stufe 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:301:6 Stufe 1:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
Stufe 2
_:302:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:302:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:302:10 Stufe 2:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:302:3 Stufe 2:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 9,000 V
_:302:4 Stufe 2:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:302:6 Stufe 2:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s

6.35.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:301:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:301:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:301:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:301:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:301:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:301:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:301:57 Stufe 1:Auslösung ACT O

1324 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.35 Überspannungsschutz mit Gegensystemspannung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Stufe 2
_:302:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:302:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:302:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:302:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:302:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:302:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:302:57 Stufe 2:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1325
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung

6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und


Kompoundierung

6.36.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung (ANSI 59) erfasst stati-
onäre Überspannungen am Gegenende der Leitung
Auf langen, leer laufenden oder schwach belasteten Übertragungsleitungen entstehen stationäre Spannungs-
erhöhungen durch den kapazitiven Belag (Ferranti-Effekt). Die Überspannung besteht in diesem Fall am
anderen Leitungsende, kann aber nur durch Abschalten des örtlichen Leitungsendes beseitigt werden.

6.36.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung wird in Schutz-Funkti-


onsgruppen mit Spannungsmessung verwendet.
Die Funktion Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung ist werkseitig mit 2
Stufen vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen
sind identisch aufgebaut.
Die Schutzfunktion ist so aufgebaut, dass die Leitungsdaten-Parameter die Stufen übergreifend beeinflussen
(siehe Bild 6-460).

[dwovpuko-030211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-460 Struktur/Einbettung der Funktion

1326 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung

6.36.3 Stufenbeschreibung

Logik einer Stufe

[lo_ovp_v1_compounding, 2, de_DE]

Bild 6-461 Logikdiagramm einer Stufe: Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundie-
rung

Messverfahren
Die Kompoundierung berechnet das Mitsystem der Spannung am anderen Leitungsende. Dafür verwendet die
Funktion die Leitungsdaten (X-Belag, Cb-Belag, Leitungswinkel, Leitungslänge).

HINWEIS

i Die Kompoundierung ist nicht für Leitungen mit Längskondensatoren oder stromkompensierter Drossel
geeignet.

Die Spannung UEnde am fernen Leitungsende wird aus der am örtlichen Leitungsende gemessenen Spannung
und dem fließenden Strom anhand des Ersatzschaltbildes für die Leitung berechnet (siehe Bild 6-462):

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1327
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung

[fofuende-170309-01.tif, 2, de_DE]

mit
UEnde Berechnete Spannung am anderen Leitungsende
UMess Gemessene Spannung am örtlichen Leitungsende
IMess Gemessener Strom am örtlichen Leitungsende
CB Betriebskapazität der Leitung
RL Ohmscher Betriebswiderstand der Leitung
LL Betriebsinduktivität der Leitung

[dwerskom-190912-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-462 Ersatzschaltbild der Leitung

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung von extern oder intern über das
binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe ist möglich.

6.36.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Leitungsdaten/Messverfahren
Für die richtige Berechnung benötigt die Kompoundierung die Leitungsdaten. Nicht praxisgerechte Werte
führen dazu, dass die Kompoundierung eine zu hohe Spannung am Leitungsende berechnet, die bei
angelegten Messgrößen sofort zur Anregung führt. Die Leitungsdaten (X-Belag, Cb-Belag, C0-Belag,
Leitungswinkel, Leitungslänge) werden zentral in den Anlagendaten eingestellt (siehe Kapitel Anla-
gendaten).
Nur wenn der Spannungswandler leitungsseitig der Kondensatoren eingebaut ist, ist die Kompoundierung
zusammen mit Längskondensatoren möglich. In diesem Fall berechnet das Modell (siehe Bild 6-462) die
Spannung am Gegenende ohne Verfälschung durch die Reihenspannung über dem Längskondensator.
Um bei stromkompensierten Drosseln das Ergebnis der Kompoundierung nicht zu verfälschen, bauen Sie
(entgegen der normalen Empfehlung) den Stromwandler leitungsseitig ein. Bei vorhandenen stromkompen-
sierten Drosseln muss die Funktion nur an dem Leitungsende ohne Drossel aktiv sein. Bei beidseitiger
Kompensation muss die Funktion inaktiv sein.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:241:3) Schwellwert = 65 V


Der Schwellwert wird nach der Definition des Mitsystems eingestellt.
Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:241:6) Auslöseverzögerung = 3 s


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:241:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 0,98.

Allgemeine Hinweise
Bei hoher Überspannung kann die 1. Stufe mit einer Kurzzeitverzögerung abschalten. Bei geringeren Über-
spannungen wird mit der 2. Stufe die Schwellwertüberschreitung entweder nur gemeldet (siehe Betrieb
als Überwachungsfunktion) oder mit einer längeren Verzögerung abgeschaltet, um dem Spannungsregler
Gelegenheit zu geben, die Spannung wieder in den Nennbereich zu regeln.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, kann die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokollie-
rung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abgeschaltet werden.

6.36.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:241:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:241:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:241:3 Stufe 1:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 65,000 V
_:241:4 Stufe 1:Rückfallver- 0,90 bis 0,99 0,95
hältnis
_:241:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
rung
Stufe 2
_:242:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:242:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:242:3 Stufe 2:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 75,000 V
_:242:4 Stufe 2:Rückfallver- 0,90 bis 0,99 0,95
hältnis
_:242:6 Stufe 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
rung

6.36.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:300 Allgemein:U1 Kompoundierung MV O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.36 Überspannungsschutz mit Mitsystemspannung und Kompoundierung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:241:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:241:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:241:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:241:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:241:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:241:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:241:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stufe 2
_:242:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:242:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:242:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:242:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:242:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:242:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:242:57 Stufe 2:Auslösung ACT O

1330 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

6.37.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung (ANSI 59):

• Erkennt Erdschlüsse in isolierten oder gelöschten Netzen

• Bestimmt die erdschlussbehaftete Phase

• In der DIGSI 5-Bibliothek stehen 2 Varianten dieser Funktion für die Schutzgeräte der Serie 87 zur
Verfügung: mit und ohne Blockierung mit 1-poligem offenen Leistungsschalter

6.37.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung kommt in Schutz-Funktions-


gruppen mit Spannungsmessung zur Anwendung.
Die Funktion Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung ist werkseitig mit 1 Stufe
vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben.
Die Stufen sind identisch aufgebaut.

[dw_u0_ovps, 2, de_DE]

Bild 6-463 Struktur/Einbettung der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

6.37.3 Stufenbeschreibung

Logik einer Stufe

[lo_ovp_v0_1-3pol, 4, de_DE]

Bild 6-464 Logikdiagramm des Überspannungsschutzes mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

(1) Dies gilt nur für die Funktionsvariante mit Blockierung mit 1-poligem offenem Leistungsschalter.

Messwert, Messverfahren
Das Gerät misst die Verlagerungsspannung an der offenen Dreieckswicklung. Die gemessene Spannung wird
auf die Nullsystemspannung U0 umgerechnet. Wenn die Verlagerungsspannung dem Gerät nicht als Mess-

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

größe zur Verfügung steht, wird die Nullsystemspannung U0 nach Definitionsgleichung aus den gemessenen
Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 berechnet.
Mit dem Parameter Messverfahren wählen Sie abhängig von der Anwendung die jeweilige Messmethode
aus.

• Messung der Grundschwingung (Standardfilter):


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

• Messung des Parameterwertes Effektivwert (True-RMS):


Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes.

• Grundschw. lang. Filter (Grundschwingung über 2 Periodenfilter mit Dreiecksfenster):


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus. Über die erweiterte Filterlänge gegenüber dem Standardfilter und die Verwendung des
Dreiecksfensters werden Harmonische und transiente Störungen besonders stark gedämpft. Aufgrund
der größeren Filterlänge ergibt sich eine etwas verlängerte Anregezeit gegenüber dem Standardfilter
(siehe technische Daten).

Anregung, Rückfall
Die Stufe vergleicht den Schwellwert mit der Nullsystemspannung U0. Sie können die Anregung der Stufe mit
dem Parameter Anregeverzögerung gegenüber dem Auftreten der Verlagerungsspannung verzögern.
Mit dem Parameter Rückfallverhältnis legen Sie das Verhältnis des Rückfallwertes bezogen auf den
Schwellwert fest.

Bestimmung der erdschlussbehafteten Phase


Sie können die Bestimmung der erdschlussbehafteten Phase über den Parameter Best. erdschl.beh.
Phase ein- oder ausschalten. Mit der Anregung der Stufe ist die Ermittlung freigegeben. Wenn 2 Phasen den
Schwellwert U> fehlerfreie L-E-Spg. überschreiten und 1 Phase den Schwellwert U< fehlerbeh.
L-E-Spg. unterschreitet, gilt letztere Phase als erdschlussbehaftet und wird gemeldet.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Während einer 1-poligen spannungslosen Pause der geräteinternen automatischen Wiedereinschaltung


(AWE). Dies gilt nur für die Funktionsvariante mit Blockierung mit 1-poligem offenem Leistungsschalter.

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung (siehe 8.3.2.1 Funktions-
übersicht). Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Mess-
spannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall
des Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt. Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann
so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

6.37.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:361:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1333
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Mit diesem Messverfahren werden die Harmonischen oder transiente Span-
nungsspitzen unterdrückt.
Siemens empfiehlt, diese Einstellung als Standardverfahren zu verwenden.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Stellen Sie für
dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht unter 10 V ein.
Grundschw. lang. Filter Wenn Oberschwingungen und transiente Störungen besonders stark
gedämpft werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren. Die Filterlänge
erweitert sich gegenüber dem Standardfilter auf 2 Perioden.
Beachten Sie, dass sich in diesem Fall die Ansprechzeit der Stufe etwas
verlängert (siehe Technische Daten).

Parameter: Anregeverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:361:107) Anregeverzögerung = 0,00 ms


Mit dem Parameter Anregeverzögerung können Sie die Bewertung der Messgröße (zur Bildung der Anre-
gung) gegenüber dem Auftreten der Verlagerungsspannung verzögern. Wenn mit hohen Transienten nach
Fehlereintritt aufgrund großer Leitungs- und Erdkapazitäten zu rechnen ist, kann eine Anregeverzögerung
notwendig sein.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Anregeverzögerung = 0,00 ms zu verwenden.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:361:3) Schwellwert = 30,000 V53


Der Schwellwert der Funktion wird als Nullsystemspannung U0 eingestellt. Das Gerät berechnet die Nullsys-
temspannung U0 entweder aus der über die offene Dreieckswicklung gemessenen Verlagerungsspannung
oder aus den 3 Leiter-Erde-Spannungen.
Der Einstellwert richtet sich nach der Erdung des Netzes:

• Da beim Erdschluss im isolierten oder gelöschten Netz nahezu die volle Verlagerungsspannung auftritt,
ist der Einstellwert dort unkritisch. Er sollte zwischen 20 V und 40 V liegen. Bei hohen Fehlerübergangs-
widerständen kann eine höhere Empfindlichkeit (= niedrigerer Schwellwert) notwendig sein.

• Im geerdeten Netz sollten Sie einen empfindlicheren (kleineren) Wert einstellen. Dieser Wert muss ober-
halb der maximal betrieblich zu erwartenden Verlagerungsspannung liegen, die durch Unsymmetrien im
Netz entsteht.

Beispiel
Für ein isoliertes Netz
Die Verlagerungsspannung wird über die offene Dreieckswicklung gemessen:

• Bei vollverlagertem Erdschluss liegt an den Geräteklemmen eine Verlagerungsspannung von 100 V an.

• Der Schwellwert soll so eingestellt werden, dass die Stufe bei 50 % der vollen Verlagerungsspannung
anspricht.

• Bei voller Verlagerungsspannung beträgt die Nullsystemspannung 100 V/√3 = 57,7 V


Einstellwert: 0,5 ⋅ 57,7 V = 28,9 V ≈ 30 V

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:361:4) Rückfallverhältnis = 0,95

53 Die konkreten Einstellgrenzen sind von den eingestellten Wandlerdaten und -anschlüssen abhängig.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 0,98.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:361:6) Auslöseverzögerung = 3,00 s


Mit der Auslöseverzögerung vermeiden Sie, dass kurzzeitige Verlagerungsspannungen zur Auslösung
führen. Die Einstellung richtet sich nach der spezifischen Anwendung.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:361:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S ist mit dem Spannungs-
wandler-Schutzschalter verknüpft (siehe Kapitel 8.3.4.1 Funktionsübersicht).

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellung). Siemens empfiehlt, die
Voreinstellung zu verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert.

Parameter: Best. erdschl.beh. Phase

• Voreinstellwert (_:361:109) Best. erdschl.beh. Phase = nein


Mit dem Parameter Best. erdschl.beh. Phase steuern Sie das Verhalten der Stufe zur Bestimmung der
erdschlussbehafteten Phase.
Parameterwert Beschreibung
nein Die erdschlussbehaftete Phase wird nicht bestimmt.
Wenn die Stufe nicht zur Erdschlusserkennung verwendet wird, z.B. bei
Anwendungen im geerdeten Netz, wählen Sie die Voreinstellung.
ja Nach Anregung durch die Verlagerungsspannung versucht das Gerät, die
erdschlussbehaftete Phase zu ermitteln.
Bei Anwendungen im isolierten oder gelöschten Netz wählen Sie diese
Einstellung.

Parameter: U< fehlerbeh. L-E-Spg.

• Empfohlener Einstellwert (_:361:104) U< fehlerbeh. L-E-Spg. = 40,000 V54


Mit dem Parameter U< fehlerbeh. L-E-Spg. stellen Sie den Schwellwert zur Bestimmung der erdschluss-
behafteten Phase ein. Der Einstellwert ist eine Leiter-Erde-Größe.
Der eingestellte Wert muss niedriger als die minimale betrieblich auftretende Leiter-Erde-Spannung sein.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung U< fehlerbeh. L-E-Spg. = 40,000 V.

Parameter: U> fehlerfreie L-E-Spg.

• Empfohlener Einstellwert (_:361:101) U> fehlerfreie L-E-Spg. = 75,000 V55

54 Die konkreten Einstellgrenzen sind von den eingestellten Wandlerdaten und -anschlüssen abhängig.
55 Die konkreten Einstellgrenzen sind von den eingestellten Wandlerdaten und -anschlüssen abhängig.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

Mit dem Parameter U> fehlerfreie L-E-Spg. stellen Sie den Schwellwert von den beiden fehlerfreien
Phasen ein. Der Einstellwert ist eine Leiter-Erde-Größe.
Der eingestellte Wert muss oberhalb der maximalen, betrieblich auftretenden Leiter-Erde-Spannung liegen,
aber unterhalb der minimalen betrieblich auftretenden verketteten Spannung. Bei Unenn = 100 V ist der
einzustellende Wert z. B. bei 75 V. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung U> fehlerfreie L-E-Spg. =
75,000 V zu verwenden.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, können die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokol-
lierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abgeschaltet werden.

6.37.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:361:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:361:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:361:10 Stufe 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:361:109 Stufe 1:Best. erdschl.beh. • nein nein
Phase
• ja
_:361:8 Stufe 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwingung
• Grundschw. lang. Filter
• Effektivwert
_:361:3 Stufe 1:Schwellwert 0,300 V bis 340,000 V 30,000 V
_:361:4 Stufe 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:361:107 Stufe 1:Anregeverzögerung 0,00 s bis 320,00 s 0,00 s
_:361:6 Stufe 1:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
_:361:101 Stufe 1:U> fehlerfreie L-E- 0,300 V bis 200,000 V 75,000 V
Spg.
_:361:104 Stufe 1:U< fehlerbeh. L-E- 0,300 V bis 200,000 V 40,000 V
Spg.

6.37.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:361:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:361:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:361:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:361:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.37 Überspannungsschutz mit Nullsystem-/Verlagerungsspannung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:361:300 Stufe 1:Fehlerbehaftete Phase ACT O
_:361:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:361:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:361:57 Stufe 1:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.38.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung (ANSI 59) erfasst beliebige 1-phasige Über-
spannungen und ist für Sonderanwendungen vorgesehen.

6.38.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung wird in Schutzfunktionsgruppen mit Span-
nungsmessung verwendet.
Die Funktion Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung ist werkseitig mit 2 Stufen vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufge-
baut.

[dw_ovp_uxs, 1, de_DE]

Bild 6-465 Struktur/Einbettung der Funktion

1338 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.38.3 Stufenbeschreibung

Logik einer Stufe

[lo_ovp_Vx_any-volt, 2, de_DE]

Bild 6-466 Logikdiagramm einer Stufe: Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

HINWEIS

i Wenn die Funktion Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung in einer 1-phasigen Funktionsgruppe
verwendet wird, ist der Parameter Messwert nicht sichtbar.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet:

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

• Messung des Parameterwertes Effektivwert:


Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Messwert
Mit dem Parameter Messwert wählen Sie aus, ob die Stufe mit einer gemessenen (direkt angeschlossenen)
Spannung oder mit einer berechneten Leiter-Leiter-Spannung arbeitet.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

Wenn die Funktion Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung in einer 1-phasigen Funktionsgruppe
verwendet wird, ist der Parameter Messwert nicht sichtbar.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung von extern oder intern über das
binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe ist möglich.

6.38.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:391:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Auslösestufe die Grundschwingung (Standardver-
fahren = Voreinstellung) oder den berechneten Effektivwert verwendet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Spannungsspitzen unterdrückt
werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt dieses Messverfahren als Voreinstellung.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Stellen Sie den
Schwellwert der Auslösestufe bei diesem Messverfahren nicht unter 10 V
ein.

Parameter: Messwert

• Voreinstellwert (_:391:9) Messwert = gemess. Spg. L1


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, welche Spannung von der Stufe überwacht wird.
Der Umfang der Einstelloptionen hängt von der Anschlussart der Spannungswandler und der Rangierung der
Messwerte auf die Klemmen der Spannungsmessstelle ab. Anschlussbeispiele für Spannungswandler finden
Sie im Anhang.
Es können folgende Einstelloptionen zur Verfügung stehen:

• Gemessene Leiter-Erde-Spannung UL1 (gemess. Spg. L1)

• Gemessene Leiter-Erde-Spannung UL2 (gemess. Spg. L2)

• Gemessene Leiter-Erde-Spannung UL3 (gemess. Spg. L3)

• Gemessene Leiter-Leiter-Spannung UL12 (gemess. Spg. L12)

• Gemessene Leiter-Leiter-Spannung UL23 (gemess. Spg. L23)

• Gemessene Leiter-Leiter-Spannung UL31 (gemess. Spg. L31)

• Berechnete Leiter-Leiter-Spannung UL12 (berech. Spg. L12)

• Berechnete Leiter-Leiter-Spannung UL23 (berech. Spg. L23)

• Berechnete Leiter-Leiter-Spannung UL31 (berech. Spg. L31)

• Berechnete Spannung U0 (berech. Spg. U0)


Die Auswahl hängt von der entsprechenden Anwendung ab.

1340 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

HINWEIS

i Ab V7.30 steht der Wert UN gemessen nicht mehr bereit. Wenn Sie diesen Wert in einer Vorgängerversion
ausgewählt haben, können Sie nach dem Upgrade der Konfiguration auf V7.30 oder höher stattdessen
eines der folgenden Verfahren anwenden:

• Wählen Sie den Wert berech. Spg. U0 für den Parameter Messwert in der Funktion Überspan-
nungsschutz mit beliebiger Spannung aus.

• Verwenden Sie die Funktion Überspannungsschutz mit Nullsystemspannung/Verlagerungsspan-


nung.
Wenn die Funktion Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung in einer 1-phasigen Funktionsgruppe
verwendet wird, ist der Parameter Messwert nicht sichtbar.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:391:3) Schwellwert = 110 V


Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.
Der Schwellwert wird gemäß dem Messwert entweder als gemessene Spannung oder als Leiter-
Leiter-Größe eingestellt.

HINWEIS

i Wenn die Funktion in einer Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig verwendet wird, die mit der
1-phasigen Spannungsmessstelle mit dem Spannungstyp UN offene Dreiecksw. verbunden ist, stellen
Sie den Schwellwert auf Basis der äquivalenten Nullsystemspannung ein.
Berechnen Sie die äquivalente Nullsystemspannung U0 äqui. sek aus der gemessenen Spannung UN sek mit
folgender Formel:

Weitere Informationen zum Parameter Anpassfakt. Uph / UN siehe 6.1.6 Anwendungs- und Einstell-
hinweise für die Messstelle Spannung 3‑phasig (U-3ph).

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:391:6) Auslöseverzögerung = 3 s


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:391:4) Rückfallverhältnis = 0,95


Der empfohlene Einstellwert von 0,95 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 0,98.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Auslösestufe nur meldend wirken soll, können die Generierung einer Auslösemeldung und die
Störfallprotokollierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. deaktiviert werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1341
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.38.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:391:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:391:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:391:9 Stufe 1:Messwert • gemess. Spg. L1 gemess. Spg. L1
• gemess. Spg. L2
• gemess. Spg. L3
• berech. Spg. L12
• berech. Spg. L23
• berech. Spg. L31
• berech. Spg. U0
_:391:8 Stufe 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwingung
• Effektivwert
_:391:3 Stufe 1:Schwellwert 0,300 V bis 340,000 V 110,000 V
_:391:4 Stufe 1:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:391:6 Stufe 1:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
Stufe 2
_:392:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:392:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:392:9 Stufe 2:Messwert • gemess. Spg. L1 gemess. Spg. L1
• gemess. Spg. L2
• gemess. Spg. L3
• gemess. Spg. L12
• gemess. Spg. L23
• gemess. Spg. L31
• berech. Spg. L12
• berech. Spg. L23
• berech. Spg. L31
• berech. Spg. U0
_:392:8 Stufe 2:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwingung
• Effektivwert
_:392:3 Stufe 2:Schwellwert 0,300 V bis 340,000 V 130,000 V
_:392:4 Stufe 2:Rückfallverhältnis 0,90 bis 0,99 0,95
_:392:6 Stufe 2:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s

1342 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.38 Überspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.38.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:391:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:391:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:391:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:391:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:391:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:391:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:391:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stufe 2
_:392:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:392:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:392:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:392:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:392:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:392:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:392:57 Stufe 2:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.39.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung (ANSI 27):

• Überwacht das zulässige Spannungsband

• Schützt Betriebsmittel (z.B. Anlagenteile, Maschinen) vor Schäden durch Unterspannung

• In der DIGSI 5-Bibliothek stehen 2 Varianten dieser Funktion für die Schutzgeräte der Serie 87 zur
Verfügung: mit und ohne Blockierung mit 1-poligem offenen Leistungsschalter

6.39.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung wird in Schutz-Funktionsgruppen mit Span-
nungsmessung verwendet.
Die Funktion Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung ist werkseitig mit 2 Stufen Unabhängiger
Unterspannungsschutz vorkonfiguriert.
In der Funktion Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung können folgende Stufen gleichzeitig
betrieben werden:

• 3 Stufen Unabhängiger Unterspannungsschutz

• 2 Stufen Abhängiger Unterspannungsschutz


Nicht vorkonfigurierte Stufen werden im folgenden Bild grau dargestellt.
Die Schutzfunktion ist so aufgebaut, dass ein Stromkriterium die Unterspannungsschutz-Stufen übergreifend
beeinflussen kann (siehe Bild 6-467). Wenn die verwendete Schutzfunktionsgruppe keine Strommessung hat,
können Sie das Stromkriterium nur über das entsprechende binäre Eingangssignal als erfüllt setzen.

[dw_stru_3p, 5, de_DE]

Bild 6-467 Struktur/Einbettung der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.39.3 Stufe mit unabhängiger Kennlinie, UMZ

6.39.3.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_uvp_3phs_stage-control, 4, de_DE]

Bild 6-468 Logikdiagramm Stufensteuerung

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

[lo_uvp_3ph_1-3pol, 1, de_DE]

Bild 6-469 Logikdiagramm der Stufe Unabhängiger Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

(1) Dies gilt nur für die Funktionsvariante mit Blockierung mit 1-poligem offenem Leistungsschalter.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren wählen Sie abhängig von der Anwendung das jeweilige Messverfahren
aus.

• Messung Grundschwingung:
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

• Messung Effektivwert:
Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Messwert
Mit dem Parameter Messwert definieren Sie, ob die Stufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und UL31
oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 bewertet.
Wenn der Messwert auf Leiter-Leiter eingestellt ist, werden die Messglieder gemeldet, die angeregt haben.

1346 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Anregestabilisierung
Zur Aktivierung der Anregestabilisierung stellen Sie den Parameter Stabilisierungszähler auf einen
Wert ungleich 0 ein. Wenn die Eingangsspannung den Schwellwert dauerhaft für eine bestimmte Anzahl
(1 + Stabilisierungszähler-Wert) aufeinanderfolgender Messzyklen unterschreitet, regt die Stufe an.
Bei 50 Hz beträgt die Messzykluszeit 10 ms.
Wenn Sie den Parameter auf 0 (Voreinstellwert) einstellen, ist die Stabilisierung nicht aktiv. Das Anregesignal
wird ausgegeben, nachdem die Eingangsspannung den Schwellwert unterschritten hat.

Anregemodus
Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Stufe bei Schwellwertunterschreitung in einem
Messglied (1 aus 3) oder bei Schwellwertunterschreitung in allen 3 Messgliedern (3 aus 3) anregt.

Anregeverzögerung
Nur wenn Sie das Stromkriterium der Funktion verwenden (Parameter Stromkriterium = ein), ist der
Parameter Anregeverzögerung verfügbar und von Bedeutung.
Wenn der Leistungsschalter ausgeschaltet wird, kommt es bei der Verwendung des Stromkriteriums zu einer
Wettlaufschaltung zwischen Erkennung der Unterspannung und dem Rückfall des Stromkriteriums. Je nach
Einstellung der Schwellwerte von Unterspannungsanregung und Stromkriterium wird die Unterspannung
erkannt, bevor das Stromkriterium zurückgefallen ist. In dem Fall regt die Stufe kurz an. Mit dem Parameter
Anregeverzögerung verhindern Sie, dass die Stufe auf diese Weise kurz angeregt wird, wenn der Leistungs-
schalter geöffnet wird. Legen Sie dazu eine Anregeverzögerung von etwa 40 ms fest.

Stromkriterium
Die Stufen des Unterspannungsschutzes arbeiten optional mit einem Stromkriterium. Das Stromkriterium
arbeitet stufenübergreifend.
Wenn der Parameter Stromkriterium eingeschaltet ist, regen die Stufen des Unterspannungsschutzes nur
an, wenn ein einstellbarer Mindeststrom (Schwellwert I>) überschritten ist. Ein Strom unterhalb des
Mindeststroms wirkt blockierend auf die Stufen.
Das Stromkriterium kann auch über das binäre Eingangssignal >Stromkriterium als erfüllt gesetzt werden.
Das erfüllte Stromkriterium wird gemeldet.
Bild 6-469 veranschaulicht den Einfluss des Stromkriteriums.

HINWEIS

i Wenn der Parameter (_:2311:104) Stromkriterium ausgeschaltet ist, regt das Gerät bei aktivem
Unterspannungsschutz und fehlender Messspannung sofort an. Eine Änderung der Parametrierung bei
angeregtem Gerät ist möglich.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Von intern bei Anregung der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung (siehe 8.3.2.1 Funktionsüber-
sicht). Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Messspan-
nungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S,
das die Auslösung des Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt. Der Parameter Blk. bei
Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe
blockiert oder nicht.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.39.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:421:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung (Standardver-
fahren = Voreinstellung) oder dem berechneten Effektivwert arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Spannungsspitzen unterdrückt
werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt diesen Parameterwert als Standardeinstellung.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Stellen Sie für
dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht unter 10 V ein.

Parameter: Messwert

• Empfohlener Einstellwert (_:421:9) Messwert = Leiter-Leiter


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, ob die Stufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und UL31
oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 überwacht.

Parameterwert Beschreibung
Leiter-Leiter Wenn Sie Spannungseinbrüche durch mehrpolige Fehler erfassen oder
generell das Spannungsband überwachen wollen, behalten Sie die Vorein-
stellung Leiter-Leiter bei. Bei Erdschlüssen spricht die Funktion nicht an.
Siemens empfiehlt den Messwert Leiter-Leiter als Standardeinstellung.
Leiter-Erde Wenn Sie Spannungsunsymmetrien oder Überspannungen infolge von
Erdschlüssen erfassen möchten, wählen Sie die Einstellung Leiter-Erde.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:421:3) Schwellwert = 80 V


Der Schwellwert wird gemäß dem Messwert entweder als Leiter-Leiter oder Leiter-Erde-Größe
eingestellt.
Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.
Für die Voreinstellung wurde die untere Grenze des zu überwachenden Spannungsbandes bei 80 % der
Nennspannung des Schutzobjektes angesetzt.

BEISPIEL:

Nennspannung des Schutzobjektes: Unenn, Obj.= 10 kV


Spannungswandler:

Schwellwert: 80 % von Unenn, Obj.

Der sekundäre Einstellwert ergibt sich zu:

[fo_schw_lw, 2, de_DE]

Parameter: Stabilisierungszähler

• Voreinstellwert (_:2311:103) Stabilisierungszähler = 0

1348 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Sie können den Parameter Stabilisierungszähler im Funktionsblock Allgemein einstellen.


Bei besonderen Anwendungen kann es erwünscht sein, dass eine kurze Unterschreitung des Anregewertes
durch die Eingangsspannung nicht zu einer Anregung der Stufe führt und die Störfallprotokollierung und
-aufzeichnung nicht beginnt. Dies erreichen Sie durch die Einstellung des Parameters Stabilisierungs-
zähler auf einen Wert ungleich 0.
Wenn Sie den Parameter beispielsweise auf 1 einstellen, wird das Anregesignal ausgegeben, wenn die
Spannung den Schwellwert bei 2 aufeinanderfolgenden Messzyklen unterschreitet. Bei 50 Hz beträgt die
Messzykluszeit 10 ms.

Parameter: Anregemodus

• Empfohlener Einstellwert (_:421:101) Anregemodus = 1 aus 3


Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Stufe bei Schwellwertunterschreitung in einem
Messglied (1 aus 3) oder bei Schwellwertunterschreitung in allen 3 Messgliedern (3 aus 3) anregt.
Parameterwert Beschreibung
1 aus 3 Verwenden Sie diese Einstellung für Schutzapplikationen oder zur Überwa-
chung des Spannungsbandes.
Siemens empfiehlt die Einstellung 1 aus 3 als Standardeinstellung. Sie
entspricht dem Verhalten der Funktion in den Vorgängergenerationen
(SIPROTEC 4, SIPROTEC 3).
3 aus 3 Wenn die Stufe zur Netzentkupplung z.B. bei Windparks verwendet wird,
wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:421:102) Anregeverzögerung = nein


Nur wenn Sie das Stromkriterium der Funktion verwenden (Parameter Anregeverzögerung = ein) ist der
Parameter Stromkriterium verfügbar. Wenn das Stromkriterium ausgeschaltet ist, ist keine Anregeverzöge-
rung notwendig.
Mit dem Parameter Anregeverzögerung stellen Sie ein, ob die Anregung der Stufe um ca. 40 ms verzögert
wird. Die Verzögerung vermeidet ein mögliches kurzes Anregen der Stufe beim Ausschalten des Leistungs-
schalters.
Bei gleichzeitiger Anwendung summieren sich Anregeverzögerung und die Verzögerungszeit durch die Anre-
gestabilisierung.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn Sie die Anregung der Stufe im Fehlerfall auf keinen Fall verzögern
wollen, verwenden Sie diese Einstellung. Diese Einstellung führt dann zu
einer schnellstmöglichen Anregung und ggf. Auslösung.
Beachten Sie, dass Schaltvorgänge (Ausschalten des LS) abhängig von der
Einstellung der Schwellwerte der Unterspannungsanregung und des Strom-
kriteriums zu einer kurzen Anregung der Stufe führen können. Um eine
mögliche Fehlauslösung zu vermeiden, müssen Sie eine Auslöseverzöge-
rung von mindestens 50 ms einstellen.
ja Wenn Schaltvorgänge (Ausschalten des LS) nicht zu einer Anregung der
Stufe führen dürfen, verwenden Sie diese Einstellung.
Beachten Sie, dass die Anregung um ca. 40 ms verzögert wird. Die Auslöse-
zeit wird um diese Verzögerungszeit verlängert.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:421:6) Auslöseverzögerung = 3 s


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:421:4) Rückfallverhältnis = 1,05


Der empfohlene Einstellwert von 1,05 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis reduziert werden, z.B. auf 1,02.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Voreinstellwert (_:421:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit


dem Spannungswandler-Schutzschalter verknüpft (siehe 8.3.4.1 Funktionsübersicht).

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellung). Siemens empfiehlt, die
Voreinstellung zu verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert.

Parameter: Stromkriterium

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) Stromkriterium = ein


Die Spannungswandler sind je nach Anlage speiseseitig oder auf der Seite des Abzweigs angeordnet. Die
2 möglichen Anordnungen der Spannungswandler führen zu unterschiedlichem Verhalten der Funktion nach
Auslösung und Ausschalten des Leistungsschalters:

• Bei speiseseitiger Anordnung bleibt die Spannung bestehen.

• Bei abzweigseitiger Anordnung wird die Spannung weggeschaltet.

Parameterwert Beschreibung
ein Mit dem Stromkriterium erreichen Sie bei abzweigseitiger Anordnung der
Spannungswandler einen Rückfall der Anregung bei Unterschreiten eines
Mindeststroms (Parameter Schwellwert I>).
aus Im Fall einer Unterspannung bleibt die Anregung der Unterspannungs-
schutz-Stufe bei Betrieb ohne Stromkriterium bestehen.

Parameter: Schwellwert I>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Schwellwert I> = 0,05 A


Über den Parameter Schwellwert I> kann der Leistungsschalter als geschlossen erkannt werden. Siemens
empfiehlt die Einstellung des Parameters Schwellwert I> auf 5 % des Nennstroms. Bei einem sekundären
Wandlernennstrom von 1 A ergibt sich für den Schwellwert I> der sekundäre Einstellwert von 0,05 A.
Wenn der Parameter Schwellwert I> zu empfindlich eingestellt ist, verlängern Ausgleichsvorgänge im
Stromwandler-Sekundärkreis beim Abschalten extrem hoher Ströme die Rückfallzeit. Wenn Sie den Rückfall
beschleunigen wollen, erhöhen Sie den Voreinstellwert.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, können die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokol-
lierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abgeschaltet werden.

1350 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.39.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:104 Allgemein:Stromkrite- • aus ein
rium
• ein
_:2311:101 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
I> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
_:2311:103 Allgemein:Stabilisie- 0 bis 10 0
rungszähler
Unabhängig 1
_:421:1 Unabhängig 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:421:2 Unabhängig 1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:421:10 Unabhängig 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:421:9 Unabhängig 1:Messwert • Leiter-Erde Leiter-Leiter
• Leiter-Leiter
_:421:8 Unabhängig 1:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:421:101 Unabhängig 1:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:421:102 Unabhängig 1:Anrege- • nein nein
verzögerung
• ja
_:421:3 Unabhängig 1:Schwell- 0,300 V bis 175,000 V 80,000 V
wert
_:421:4 Unabhängig 1:Rückfall- 1,01 bis 1,20 1,05
verhältnis
_:421:6 Unabhängig 1:Auslöse- 0,00 s bis 300,00 s 3,00 s
verzögerung
Unabhängig 2
_:422:1 Unabhängig 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:422:2 Unabhängig 2:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:422:10 Unabhängig 2:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:422:9 Unabhängig 2:Messwert • Leiter-Erde Leiter-Leiter
• Leiter-Leiter
_:422:8 Unabhängig 2:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:422:101 Unabhängig 2:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:422:102 Unabhängig 2:Anrege- • nein nein
verzögerung
• ja
_:422:3 Unabhängig 2:Schwell- 0,300 V bis 175,000 V 65,000 V
wert
_:422:4 Unabhängig 2:Rückfall- 1,01 bis 1,20 1,05
verhältnis
_:422:6 Unabhängig 2:Auslöse- 0,00 s bis 300,00 s 0,50 s
verzögerung

6.39.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Stromkriterium SPS I
_:2311:300 Allgemein:Stromkriterium erfüllt SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Unabhängig 1
_:421:81 Unabhängig 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:421:54 Unabhängig 1:Nicht wirksam SPS O
_:421:52 Unabhängig 1:Zustand ENS O
_:421:53 Unabhängig 1:Bereitschaft ENS O
_:421:55 Unabhängig 1:Anregung ACD O
_:421:300 Unabhängig 1:Anregung Schleife L12 SPS O
_:421:301 Unabhängig 1:Anregung Schleife L23 SPS O
_:421:302 Unabhängig 1:Anregung Schleife L31 SPS O
_:421:56 Unabhängig 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:421:57 Unabhängig 1:Auslösung ACT O
Unabhängig 2
_:422:81 Unabhängig 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:422:54 Unabhängig 2:Nicht wirksam SPS O
_:422:52 Unabhängig 2:Zustand ENS O
_:422:53 Unabhängig 2:Bereitschaft ENS O
_:422:55 Unabhängig 2:Anregung ACD O
_:422:300 Unabhängig 2:Anregung Schleife L12 SPS O
_:422:301 Unabhängig 2:Anregung Schleife L23 SPS O
_:422:302 Unabhängig 2:Anregung Schleife L31 SPS O
_:422:56 Unabhängig 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:422:57 Unabhängig 2:Auslösung ACT O

1352 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

6.39.4 Stufe mit abhängiger Kennlinie, AMZ

6.39.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_UVP3ph_in_stage control, 4, de_DE]

Bild 6-470 Logikdiagramm der Stufensteuerung

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

[lo_UVP3ph_In, 5, de_DE]

Bild 6-471 Logikdiagramm der Stufe Abhängiger Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder dem
Effektivwert arbeitet:

• Messung Grundschwingung:
Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

• Messung Effektivwert:
Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Messwert
Mit dem Parameter Messwert definieren Sie, ob die Stufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und UL31
oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 bewertet.
Wenn der Messwert auf Leiter-Leiter eingestellt ist, werden die Messglieder gemeldet, die angeregt haben.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Anregestabilisierung
Zur Aktivierung der Anregestabilisierung stellen Sie den Parameter Stabilisierungszähler auf einen
Wert ungleich 0 ein. Wenn die Eingangsspannung den Anregewert dauerhaft für eine bestimmte Anzahl
(1 + Stabilisierungszähler-Wert) aufeinanderfolgender Messzyklen unterschreitet, regt die Stufe an.
Bei 50 Hz beträgt die Messzykluszeit 10 ms.
Wenn Sie den Parameter auf 0 (Voreinstellwert) einstellen, ist die Stabilisierung nicht aktiv. Das Anregesignal
wird nach Unterschreiten des Anregewerts der Eingangsspannung ausgegeben.

Anregemodus
Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Stufe bei Schwellwertunterschreitung in einem
Messglied (1 aus 3) oder bei Schwellwertunterschreitung in allen 3 Messgliedern (3 aus 3) anregt.

Anrege- und Auslösekennlinie


Wenn die Eingangsspannung den Schwellwert um einen einstellbaren Wert Anregefaktor unterschreitet,
regt die Stufe an und die abhängige Kennlinie wird abgearbeitet. Die Auslöseverzögerung beginnt. Die Auslö-
severzögerung ist die Summe der abhängigen Verzögerung und der Zusatzverzögerung.
TAusl.=Tinv+ Tzus
Mit:
TAusl. Auslöseverzögerung
Tinv Abhängige Verzögerung
Tzus Zusatzverzögerung (Parameter Zusatzverzögerung)

Nach der Anregung wird der Zeitwert Tinv für jede Eingangsspannung berechnet, die unter dem Rückfallwert
liegt. Ein Integrator akkumuliert den Wert 1/Tinv. Wenn das akkumulierte Integral den festen Wert 1 erreicht,
läuft die abhängige Verzögerung ab. Die Stufe löst nach der zusätzlichen Verzögerungszeit aus.
Die abhängige Verzögerung wird mit folgender Formel berechnet:

[fo_uvp_3ph_inverse, 2, de_DE]

Mit:
Tinv Abhängige Verzögerung
Tp Zeitmultiplikator (Parameter Zeitmultiplikator)
U Gemessene Unterspannung
USchwellwert Schwellwert (Parameter Schwellwert)
k Kennlinienkonstante k (Parameter Kennlinienkonstante k)
α Kennlinienkonstante α (Parameter Kennlinienkonstante α)
c Kennlinienkonstante c (Parameter Kennlinienkonstante c)

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Die abhängige Kennlinie ist in folgendem Bild dargestellt:

[dw_uvp_3ph_inverse, 1, de_DE]

Bild 6-472 Abhängige Kennlinie zum Unterspannungsschutz

Anregeverzögerung
Nur wenn Sie das Stromkriterium der Funktion verwenden (Parameter Stromkriterium = ein), ist der
Parameter Anregeverzögerung verfügbar und von Bedeutung.
Wenn der Leistungsschalter ausgeschaltet wird, kommt es bei der Verwendung des Stromkriteriums zu einer
Wettlaufschaltung zwischen Erkennung der Unterspannung und dem Rückfall des Stromkriteriums. Je nach
Einstellung der Schwellwerte von Unterspannungsanregung und Stromkriterium wird die Unterspannung
erkannt, bevor das Stromkriterium zurückgefallen ist. In dem Fall regt die Stufe kurz an. Mit dem Parameter
Anregeverzögerung verhindern Sie, dass die Stufe auf diese Weise kurz angeregt wird, wenn der Leistungs-
schalter ausgeschaltet wird. Legen Sie dazu eine Anregeverzögerung von etwa 40 ms fest.

Rückfallverhalten
Wenn die Spannung den Rückfallschwellwert überschreitet (1,05 x Anregefaktor x Schwellwert), geht das
Anregesignal und der Rückfall wird gestartet. Sie können das Rückfallverhalten über den Parameter Rück-
setzzeit festlegen. Ein sofortiges Rücksetzen wird durchgeführt, wenn die Rücksetzzeit auf 0 s gesetzt
wird. Ein verzögertes Rücksetzen findet statt durch Setzen der gewünschten Verzögerungszeit.
Während der Rücksetzzeit (> 0 s) wird die abgelaufene Auslöseverzögerung eingefroren. Wenn die Stufe in
dieser Periode erneut anregt, löst die Stufe aus, wenn der Rest der Auslöseverzögerung abläuft.

Stromkriterium
Die Stufen des Unterspannungsschutzes arbeiten optional mit einem Stromkriterium. Das Stromkriterium
arbeitet stufenübergreifend.
Wenn der Parameter Stromkriterium eingeschaltet ist, regen die Stufen des Unterspannungsschutzes nur
an, wenn ein einstellbarer Mindeststrom (Schwellwert I>) überschritten ist. Ein Strom unterhalb des
Mindeststroms wirkt blockierend auf die Stufen.
Das Stromkriterium kann auch über das binäre Eingangssignal >Stromkriterium als erfüllt gesetzt werden.
Das erfüllte Stromkriterium wird gemeldet.
Bild 6-471 veranschaulicht den Einfluss des Stromkriteriums.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

HINWEIS

i Wenn der Parameter (_:2311:104) Stromkriterium ausgeschaltet ist, regt das Gerät bei aktivem
Unterspannungsschutz und fehlender Messspannung sofort an. Eine Änderung der Parametrierung bei
angeregtem Gerät ist möglich.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung (siehe 8.3.2.1 Funktions-
übersicht). Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass die Mess-
spannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.- Stz.S, das zur
Auslösung des Spannungswandler-Schutzschalters führt. Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall
kann so eingestellt werden, dass die Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

6.39.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung (Standardver-
fahren = Voreinstellung) oder dem berechneten Effektivwert arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Spannungsspitzen unterdrückt
werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt diesen Parameterwert als Standardeinstellung.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Stellen Sie für
dieses Messverfahren den Schwellwert der Stufe nicht unter 10 V ein.

Parameter: Messwert

• Empfohlener Einstellwert (_:9) Messwert = Leiter-Leiter


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, ob die Stufe die Leiter-Leiter-Spannungen UL12, UL23 und UL31
oder die Leiter-Erde-Spannungen UL1, UL2 und UL3 überwacht.

Parameterwert Beschreibung
Leiter-Leiter Wenn Sie Spannungseinbrüche durch mehrpolige Fehler erfassen oder
generell das Spannungsband überwachen wollen, behalten Sie die Vorein-
stellung Leiter-Leiter bei. Bei Erdschlüssen spricht die Funktion nicht an.
Siemens empfiehlt den Messwert Leiter-Leiter als Standardeinstellung.
Leiter-Erde Wenn Sie Spannungsunsymmetrien oder Überspannungen infolge von
Erdschlüssen erfassen möchten, wählen Sie die Einstellung Leiter-Erde.

Parameter: Schwellwert, Anregefaktor

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 80,000 V

• Voreinstellwert (_:109) Anregefaktor = 0,90


Die Stufe regt an, wenn der gemessene Spannungswert den Anregewert Schwellwert × Anregefaktor
unterschreitet.

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6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Abhängig vom Messwert wird der Schwellwert entweder als Leiter-Leiter-Größe oder als Leiter-
Erde-Größe eingestellt.
Mit dem Parameter Anregefaktor können Sie den Anregewert ändern. Siemens empfiehlt, den Voreinstell-
wert des Parameters Anregefaktor zu verwenden, um eine lange Auslöseverzögerung nach der Anregung
zu vermeiden.
Geben Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) und den Anregefaktor für die spezifische Anwendung an.

Parameter: Stabilisierungszähler

• Voreinstellwert (_:2311:103) Stabilisierungszähler = 0


Sie können den Parameter Stabilisierungszähler im Funktionsblock Allgemein einstellen.
Bei besonderen Applikationen kann es nicht erwünscht sein, dass eine kurze Unterschreitung des Anrege-
wertes durch die Eingangsspannung zu einer Anregung der Stufe führt und die Störfallprotokollierung und
-aufzeichnung beginnt. Dies kann durch Einstellung des Parameters Stabilisierungszähler auf einen
Wert ungleich 0 erreicht werden.
Wenn Sie den Parameter beispielsweise auf 1 einstellen, wird das Anregesignal ausgegeben, wenn die
Spannung den Anregewert bei 2 aufeinanderfolgenden Messzyklen unterschreitet. Bei 50 Hz beträgt die
Messzykluszeit 10 ms.

Parameter: Anregemodus

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Anregemodus = 1 aus 3


Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Stufe bei Schwellwertunterschreitung in einem
Messglied (1 aus 3) oder bei Schwellwertunterschreitung in allen 3 Messgliedern (3 aus 3) anregt.
Parameterwert Beschreibung
1 aus 3 Verwenden Sie diese Einstellung für Schutzapplikationen oder zur Überwa-
chung des Spannungsbandes.
Siemens empfiehlt die Einstellung 1 aus 3 als Standardeinstellung. Sie
entspricht dem Verhalten der Funktion in den Vorgängergenerationen
(SIPROTEC 4, SIPROTEC 3).
3 aus 3 Wenn die Stufe zur Netzentkupplung z.B. bei Windparks verwendet wird,
wählen Sie diese Einstellung.

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:102) Anregeverzögerung = nein


Nur wenn Sie das Stromkriterium der Funktion verwenden (Parameter Anregeverzögerung = ein) ist der
Parameter Stromkriterium verfügbar. Wenn das Stromkriterium ausgeschaltet ist, ist keine Anregeverzöge-
rung notwendig.
Mit dem Parameter Anregeverzögerung stellen Sie ein, ob die Anregung der Stufe um ca. 40 ms verzögert
wird. Die Verzögerung vermeidet ein mögliches kurzes Anregen der Stufe beim Ausschalten des Leistungs-
schalters.
Bei gleichzeitiger Anwendung summieren sich Anregeverzögerung und die Verzögerungszeit durch die Anre-
gestabilisierung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn Sie die Anregung der Stufe im Fehlerfall auf keinen Fall verzögern
wollen, verwenden Sie diese Einstellung. Diese Einstellung führt dann zu
einer schnellstmöglichen Anregung und ggf. Auslösung.
Beachten Sie, dass Schaltvorgänge (Ausschalten des LS) abhängig von der
Einstellung der Schwellwerte der Unterspannungsanregung und des Strom-
kriteriums zu einer kurzen Anregung der Stufe führen können. Um eine
mögliche Fehlauslösung zu vermeiden, müssen Sie eine Auslöseverzöge-
rung von mindestens 50 ms einstellen.
ja Wenn Schaltvorgänge (Ausschalten des LS) nicht zu einer Anregung der
Stufe führen dürfen, verwenden Sie diese Einstellung.
Beachten Sie, dass die Anregung um ca. 40 ms verzögert wird. Die Auslöse-
zeit wird um diese Verzögerungszeit verlängert.

Parameter: Kennlinienkonstante k, Kennlinienkonstante α, Kennlinienkonstante c

• Voreinstellwert (_:103) Kennlinienkonstante k = 1,00

• Voreinstellwert (_:104) Kennlinienkonstante α = 1,000

• Voreinstellwert (_:105) Kennlinienkonstante c = 0,000


Mit den Parametern Kennlinienkonstante k, Kennlinienkonstante α und Kennlinienkonstante
c definieren Sie die erforderliche abhängige Kennlinie.

Parameter: Zeitmultiplikator

• Voreinstellwert (_:106) Zeitmultiplikator = 1,00


Mit dem Parameter Zeitmultiplikator verschieben Sie die Kennlinie in der Zeitrichtung.
Da beim Spannungsschutz üblicherweise keine Zeitstaffelung stattfindet und somit keine Verschiebung der
Kennlinie erforderlich ist, empfiehlt Siemens den Parameter Zeitmultiplikator auf 1,00 (Voreinstellung)
zu belassen.

Parameter: Rücksetzzeit

• Voreinstellwert (_:108) Rücksetzzeit = 0,00 s


Mit dem Parameter Rücksetzzeit definieren Sie die Rücksetzverzögerungszeit, die beginnt, wenn die
Spannung die Rückfallschwelle überschreitet. Setzen Sie den Parameter Rücksetzzeit auf 0 s, wenn ein
sofortiges Rücksetzen gewünscht ist.
Bei Netzbedingungen mit intermittierenden Fehlern oder schnell aufeinanderfolgenden Fehlern empfiehlt
Siemens, die Rücksetzzeit auf einen geeigneten Wert > 0 s zu setzen, um eine Auslösung sicherzustellen.
Ansonsten empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert beizubehalten, um ein möglichst schnelles Rücksetzen der
Funktion zu gewährleisten.

Parameter: Zusatzverzögerung

• Voreinstellwert (_:107) Zusatzverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Zusatzverzögerung definieren Sie zusätzlich zur abhängigen eine unabhängige Verzö-
gerungszeit.
Wenn der Parameter auf dem Voreinstellwert von 0 s bleibt, wirkt nur die spannungsabhängige Verzögerung.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Voreinstellwert (_:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Nur wenn eine der beiden folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit


dem Spannungswandler-Schutzschalter verbunden (siehe 8.3.4.1 Funktionsübersicht).

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellung). Siemens empfiehlt, die
Voreinstellung zu verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert.

Parameter: Stromkriterium

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) Stromkriterium = ein


Die Spannungswandler sind je nach Anlage speiseseitig oder auf der Seite des Abzweigs angeordnet. Die
2 möglichen Anordnungen der Spannungswandler führen zu unterschiedlichem Verhalten der Funktion nach
Auslösung und Ausschalten des Leistungsschalters:

• Bei speiseseitiger Anordnung bleibt die Spannung bestehen.

• Bei abzweigseitiger Anordnung wird die Spannung weggeschaltet.

Parameterwert Beschreibung
ein Mit dem Stromkriterium erreichen Sie bei abzweigseitiger Anordnung der
Spannungswandler einen Rückfall der Anregung bei Unterschreiten eines
Mindeststroms (Parameter Schwellwert I>).
aus Im Fall einer Unterspannung bleibt die Anregung der Unterspannungs-
schutz-Stufe bei Betrieb ohne Stromkriterium bestehen.

6.39.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Abhängig #
_:1 Abhängig #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Abhängig #:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:10 Abhängig #:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:9 Abhängig #:Messwert • Leiter-Erde Leiter-Leiter
• Leiter-Leiter
_:8 Abhängig #:Messver- • Grundschwingung Grundschwin-
fahren gung
• Effektivwert
_:101 Abhängig #:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:102 Abhängig #:Anregever- • nein nein
zögerung
• ja
_:3 Abhängig #:Schwellwert 0,300 V bis 175,000 V 80,000 V
_:109 Abhängig #:Anrege- 0,80 bis 1,00 0,90
faktor
_:103 Abhängig #:Kennlinien- 0,00 bis 300,00 1,00
konstante k

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.39 Unterspannungsschutz mit 3-phasiger Spannung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:104 Abhängig #:Kennlinien- 0,010 bis 5,000 1,000
konstante α
_:105 Abhängig #:Kennlinien- 0,000 bis 5,000 0,000
konstante c
_:106 Abhängig #:Zeitmultipli- 0,05 bis 15,00 1,00
kator
_:107 Abhängig #:Zusatzverzö- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
gerung
_:108 Abhängig #:Rücksetzzeit 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s

6.39.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Abhängig #
_:81 Abhängig #:>Blockierung Stufe SPS I
_:54 Abhängig #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Abhängig #:Zustand ENS O
_:53 Abhängig #:Bereitschaft ENS O
_:55 Abhängig #:Anregung ACD O
_:300 Abhängig #:Anregung Schleife L12 SPS O
_:301 Abhängig #:Anregung Schleife L23 SPS O
_:302 Abhängig #:Anregung Schleife L31 SPS O
_:56 Abhängig #:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:57 Abhängig #:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

6.40.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung (ANSI 27):

• Überwacht das zulässige Spannungsband

• Schützt Betriebsmittel (z.B. Anlagenteile, Maschinen etc.) vor Folgeschäden durch Unterspannung

• In the DIGSI 5 library, 2 variants of this function are available for the protection devices of the 87 series:
with and without blocking with 1-pole open circuit breaker.
In der DIGSI 5-Bibliothek stehen 2 Varianten dieser Funktion für die Schutzgeräte der Serie 87 zur
Verfügung: mit und ohne Blockierung mit 1-poligem offenen Leistungsschalter
2-polige Kurzschlüsse oder Erdschlüsse haben einen unsymmetrischen Zusammenbruch der Spannungen zur
Folge. Im Vergleich zu drei 1-phasigen Messsystemen beeinflussen diese Vorgänge die Mitsystemspannung
nur wenig. Deshalb ist die Funktion besonders für die Beurteilung von Stabilitätsproblemen geeignet.

6.40.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung wird in Schutz-Funktionsgruppen mit Span-


nungsmessung verwendet.
Die Funktion Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung ist werkseitig mit 2 Stufen vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufge-
baut.
Die Schutzfunktion ist so aufgebaut, dass ein Stromkriterium die Unterspannungsschutz-Stufen übergreifend
beeinflussen kann (siehe Bild 6-473). Wenn die verwendete Schutz-Funktionsgruppe keine Strommessung
hat, können Sie das Stromkriterium nur über das entsprechende binäre Eingangssignal als erfüllt setzen.

[dw_stuvu1, 3, de_DE]

Bild 6-473 Struktur/Einbettung der Funktion

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6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

6.40.3 Stufenbeschreibung

Logik der Stufe

[lo_uvp_V1_1-3pol, 4, de_DE]

Bild 6-474 Logikdiagramm Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

(1) Dies gilt nur für die Funktionsvariante mit Blockierung mit 1-poligem offenem Leistungsschalter.

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6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Messverfahren
Die Stufe arbeitet mit der Mitsystemspannung. Die Mitsystemspannung wird nach Definitionsgleichung aus
den gemessenen Leiter-Erde-Spannungen berechnet.

Anregeverzögerung
Nur wenn Sie das Stromkriterium der Funktion verwenden (Parameter Stromkriterium = ein), ist der
Parameter Anregeverzögerung verfügbar und von Bedeutung.
Wenn der Leistungsschalter ausgeschaltet wird, kommt es bei der Verwendung des Stromkriteriums zu einer
Wettlaufschaltung zwischen Erkennung der Unterspannung und dem Rückfall des Stromkriteriums. Je nach
Einstellung der Schwellwerte von Unterspannungsanregung und Stromkriterium wird die Unterspannung
erkannt, bevor das Stromkriterium zurückgefallen ist. In dem Fall regt die Stufe kurz an. Mit dem Parameter
Anregeverzögerung kann diese kurze Anregung der Stufe beim Ausschalten des Leistungsschalters verhin-
dert werden, indem die Anregung um ca. 40 ms verzögert wird.

Stromkriterium
Die Stufen des Unterspannungsschutzes arbeiten optional mit einem Stromkriterium. Das Stromkriterium
arbeitet stufenübergreifend.
Wenn der Parameter Stromkriterium eingeschaltet ist, regen die Stufen des Unterspannungsschutzes nur
an, wenn in mindestens einer Phase ein einstellbarer Mindeststrom (Schwellwert I>) überschritten ist. Ein
Strom unterhalb des Mindeststroms wirkt blockierend auf die Stufen.
Das Stromkriterium kann auch über das binäre Eingangssignal Schwellwert I> als erfüllt gesetzt werden.
Das erfüllte Stromkriterium wird gemeldet.
Bild 6-474 stellt den Einfluss des Stromkriteriums dar.

HINWEIS

i Wenn der Parameter Stromkriterium ausgeschaltet ist, regt das Gerät bei aktivem Unterspannungs-
schutz und fehlender Messspannung sofort an. Eine Änderung der Parametrierung bei angeregtem Gerät
ist möglich.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Während einer 1-poligen spannungslosen Pause der geräteinternen AWE-Funktion. Dies gilt nur für die
Funktionsvariante mit Blockierung mit 1-poligem offenem Leistungsschalter.
Die verminderte Mitsystemgröße, die bei abgangsseitig angeordneten Spannungswandlern auftritt, ist
nur durch den unsymmetrischen Lastfluss bedingt. Diese verminderte Mitsystemgröße ist nicht durch
einen Fehler im elektrischen Netz bedingt.

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Von intern bei Ansprechen der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung (siehe 8.3.2.1 Funktions-
übersicht). Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann so eingestellt werden, dass das Anspre-
chen der Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

• Von extern über das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S, das den Fall
des Spannungswandler-Schutzschalters einkoppelt. Der Parameter Blk. bei Messspg.ausfall kann
so eingestellt werden, dass das Ansprechen der Messspannungsausfall-Erkennung die Stufe blockiert
oder nicht.

6.40.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:511:3) Schwellwert = 46 V

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein. Für die Voreinstellung
wurde die untere Grenze des zu überwachenden Spannungsbandes bei 80 % der Nennspannung des Schutz-
objektes angesetzt.

BEISPIEL:

Nennspannung des Schutzobjektes (z.B. der Leitung): Unenn,Obj. = 120 kV


Spannungswandler:

Schwellwert: 80 % von Unenn,Obj.

Beachten Sie bei der Einstellung, dass die Nullsystemspannung laut Definition bei symmetrischen Span-
nungen einem Wert der Größe Unenn/√3 entspricht.

[foswprim-280211-01.tif, 2, de_DE]

Der sekundäre Einstellwert ergibt sich zu:

[foswseku-280211-01.tif, 2, de_DE]

Parameter: Anregeverzögerung

• Voreinstellwert (_:511:101) Anregeverzögerung = nein


Nur wenn Sie das Stromkriterium der Funktion verwenden (Parameter Anregeverzögerung = ein), ist der
Parameter Stromkriterium verfügbar. Wenn das Stromkriterium ausgeschaltet ist, ist keine Anregeverzöge-
rung notwendig.
Mit dem Parameter Anregeverzögerung stellen Sie ein, ob die Anregung der Stufe um ca. 40 ms verzögert
wird oder nicht. Die Verzögerung vermeidet ein mögliches kurzes Anregen der Stufe beim Ausschalten des
Leistungsschalters.
Parameterwert Beschreibung
nein Wenn Sie die Anregung der Stufe im Fehlerfall auf keinen Fall verzögern
wollen, verwenden Sie diese Einstellung. Diese Einstellung führt dann zu
einer schnellstmöglichen Anregung und ggf. Auslösung.
Beachten Sie, dass Schaltvorgänge (Ausschalten des LS) abhängig von der
Einstellung der Schwellwerte der Unterspannungsanregung und des Strom-
kriteriums zu einer kurzen Anregung der Stufe führen können. Um eine
mögliche Fehlauslösung zu vermeiden, müssen Sie eine Auslöseverzöge-
rung von mindestens 50 ms einstellen.
ja Wenn Schaltvorgänge (Ausschalten des LS) nicht zu einer Anregung der
Stufe führen dürfen, verwenden Sie diese Einstellung.
Beachten Sie, dass die Anregung um ca. 40 ms verzögert wird. Diese Verzö-
gerung addiert sich zu der Auslösezeit.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:511:6) Auslöseverzögerung = 3 s


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:511:4) Rückfallverhältnis = 1,05

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Der empfohlene Einstellwert von 1,05 ist für viele Anwendungen ausreichend. Für hochgenaue Meldungen
kann das Rückfallverhältnis reduziert werden, z.B. auf 1,02.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Voreinstellwert (_:511:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der 2 folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und einge-


schaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spg.Wdl.-Stz.S ist mit dem Spannungs-
wandler-Schutzschalter verknüpft (siehe Kapitel 8.3.4.1 Funktionsübersicht).

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellung). Siemens empfiehlt, die
Voreinstellung zu verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert.

Parameter: Stromkriterium

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:104) Stromkriterium = ein


Die Spannungswandler sind je nach Anlage speiseseitig oder abgangsseitig angeordnet. Die 2 möglichen
Anordnungen der Spannungswandler führen zu unterschiedlichem Verhalten der Funktion nach Auslösung
und Ausschalten des Leistungsschalters:

• Bei speiseseitiger Anordnung bleibt die Spannung bestehen.

• Bei abgangsseitiger Anordnung existiert die Spannung nicht.

Parameterwert Beschreibung
ein Mit dem Stromkriterium erreichen Sie bei abgangsseitiger Anordnung der
Spannungswandler einen Rückfall der Anregung bei Unterschreiten eines
Mindeststroms (Parameter Schwellwert I>).
aus Bei einer Unterspannung bleibt die Anregung der Unterspannungsschutz-
Stufe bei Betrieb ohne Stromkriterium bestehen.

Parameter: Schwellwert I>

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Schwellwert I> = 0,05 A


Über den Parameter Schwellwert I> kann der Leistungsschalter als geschlossen erkannt werden. Siemens
empfiehlt die Einstellung des Parameters Schwellwert I> auf 5 % des Nennstroms. Bei einem sekundären
Wandlernennstrom von 1 A ergibt sich für den Schwellwert I> der sekundäre Einstellwert von 0,05 A.
Wenn der Parameter Schwellwert I> zu empfindlich eingestellt ist, verlängern Ausgleichsvorgänge im
Stromwandler-Sekundärkreis beim Abschalten extrem hoher Ströme die Rückfallzeit. Wenn Sie den Rückfall
beschleunigen wollen, erhöhen Sie den Voreinstellwert.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, kann die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokollie-
rung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. abgeschaltet werden.

Weitere Anwendungshinweise
Die folgende Tabelle enthält Anwendungshinweise für die Zusammenarbeit mit anderen internen oder
externen Funktionen.

1366 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Zusammenarbeit mit: Hinweis


Externer Wiedereinschaltauto- Wenn das Gerät mit einer externen Wiedereinschaltautomatik zusammen-
matik arbeitet oder ein anderer (parallel arbeitender) Schutz 1-polig auslösen
Externem 1-polig auslösenden kann, muss die Stufe des Unterspannungsschutzes während der 1-poligen
Schutz Abschaltung über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe
blockiert werden. Sonst regt die Stufe an und löst aus.

6.40.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:104 Allgemein:Stromkrite- • aus ein
rium
• ein
_:2311:101 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
I> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,050 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,050 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,250 A
Stufe 1
_:511:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:511:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:511:10 Stufe 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:511:101 Stufe 1:Anregeverzöge- • nein nein
rung
• ja
_:511:3 Stufe 1:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 46,000 V
_:511:4 Stufe 1:Rückfallver- 1,01 bis 1,20 1,05
hältnis
_:511:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
rung
Stufe 2
_:512:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:512:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:512:10 Stufe 2:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:512:101 Stufe 2:Anregeverzöge- • nein nein
rung
• ja
_:512:3 Stufe 2:Schwellwert 0,300 V bis 200,000 V 40,000 V

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1367
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.40 Unterspannungsschutz mit Mitsystemspannung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:512:4 Stufe 2:Rückfallver- 1,01 bis 1,20 1,05
hältnis
_:512:6 Stufe 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
rung

6.40.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Stromkriterium SPS I
_:2311:300 Allgemein:Stromkriterium erfüllt SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:511:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:511:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:511:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:511:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:511:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:511:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:511:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stufe 2
_:512:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:512:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:512:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:512:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:512:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:512:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:512:57 Stufe 2:Auslösung ACT O

1368 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.41.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung (ANSI 27) erfasst beliebige 1-phasige Unter-
spannungen und ist für Sonderanwendungen vorgesehen.

6.41.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung wird in Schutzfunktionsgruppen mit Span-
nungsmessung verwendet.
Die Funktion Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung ist werkseitig mit 2 Stufen vorkonfiguriert.
Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufge-
baut.
Die Schutzfunktion ist so aufgebaut, dass ein Stromkriterium die Unterspannungsschutzstufen übergreifend
beeinflussen kann (siehe Bild 6-475).

[dw_stuvux, 1, de_DE]

Bild 6-475 Struktur/Einbettung der Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1369
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

6.41.3 Stufenbeschreibung

Logik einer Stufe

[lo_uvp_Vx_any-volt, 2, de_DE]

Bild 6-476 Logikdiagramm einer Stufe: Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

HINWEIS

i Wenn die Funktion Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung in einer 1-phasigen Funktions-
gruppe verwendet wird, ist der Parameter Messwert nicht sichtbar.

Messverfahren
Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Stufe mit der Grundschwingung oder mit dem
berechneten Effektivwert arbeitet.

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Spannung und filtert numerisch die Grundschwin-
gung heraus.

1370 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

• Messung des Effektivwertes:


Dieses Messverfahren bestimmt die Spannungsamplitude aus den Abtastwerten nach der Definitionsglei-
chung des Effektivwertes. Oberschwingungen werden mitbewertet.

Messwert
Mit dem Parameter Messwert wählen Sie aus, ob die Stufe mit einer gemessenen (direkt angeschlossenen)
Spannung oder mit einer berechneten Leiter-Leiter-Spannung arbeitet.
Wenn die Funktion Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung in einer 1-phasigen Funktionsgruppe
verwendet wird, ist der Parameter Messwert nicht sichtbar.

Stromkriterium
Die Stufen des Unterspannungsschutzes arbeiten optional mit einem Stromkriterium. Das Stromkriterium
arbeitet stufenübergreifend.
Wenn der Parameter Stromkriterium eingeschaltet ist, regen die Stufen des Unterspannungsschutzes nur
an, wenn das Stromkriterium über das binäre Eingangssignal >Stromkriterium als erfüllt gesetzt ist. Das
erfüllte Stromkriterium wird gemeldet.
Bild 6-476 stellt den Einfluss des Stromkriteriums dar.

HINWEIS

i Wenn der Parameter (_:2311:101) Stromkriterium ausgeschaltet ist, regt das Gerät bei aktivem
Unterspannungsschutz und fehlender Messspannung sofort an. Eine Änderung der Parametrierung bei
angeregtem Gerät ist möglich.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung der Stufe ist von extern oder
intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe möglich.

6.41.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messverfahren

• Empfohlener Einstellwert (_:571:8) Messverfahren = Grundschwingung


Mit dem Parameter Messverfahren legen Sie fest, ob die Auslösestufe mit der Grundschwingung (Standard-
verfahren = Voreinstellung) oder dem berechneten Effektivwert arbeitet.
Parameterwert Beschreibung
Grundschwingung Wenn Oberschwingungen oder transiente Spannungsspitzen unterdrückt
werden sollen, wählen Sie dieses Messverfahren.
Siemens empfiehlt diesen Parameterwert als Standardeinstellung.
Effektivwert Wenn Oberschwingungen durch die Stufe zu berücksichtigen sind (z.B.
an Kondensatorbänken), wählen Sie dieses Messverfahren. Stellen Sie für
dieses Messverfahren den Schwellwert der Auslösestufe nicht unter 10 V
ein.

Parameter: Messwert

• Voreinstellwert (_:571:9) Messwert = gemess. Spg. L1


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, welche Spannung von der Stufe überwacht wird.
Der Umfang der Einstelloptionen hängt von der Anschlussart der Spannungswandler und der Rangierung der
Messwerte auf die Klemmen der Spannungsmessstelle ab. Anschlussbeispiele für Spannungswandler finden
Sie im Anhang.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1371
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

Es können folgende Einstelloptionen zur Verfügung stehen:

• Gemessene Leiter-Erde-Spannung UL1 (gemess. Spg. L1)

• Gemessene Leiter-Erde-Spannung UL2 (gemess. Spg. L2)

• Gemessene Leiter-Erde-Spannung UL3 (gemess. Spg. L3)

• Gemessene Leiter-Leiter-Spannung UL12 (gemess. Spg. L12)

• Gemessene Leiter-Leiter-Spannung UL23 (gemess. Spg. L23)

• Gemessene Leiter-Leiter-Spannung UL31 (gemess. Spg. L31)

• Berechnete Leiter-Leiter-Spannung UL12 (berech. Spg. L12)

• Berechnete Leiter-Leiter-Spannung UL23 (berech. Spg. L23)

• Berechnete Leiter-Leiter-Spannung UL31 (berech. Spg. L31)

• Berechnete Spannung U0 (berech. Spg. U0)


Die Auswahl hängt von der entsprechenden Anwendung ab.

HINWEIS

i Ab V7.30 wird der Wert UN gemessen nicht länger bereitgestellt. Wenn Sie diesen Wert in einer Vorgän-
gerversion ausgewählt haben, wählen Sie nach Aktualisieren der Konfiguration auf V7.30 oder höher
stattdessen den Wert berech. Spg. U0.
Wenn die Funktion Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung in einer 1-phasigen Funktions-
gruppe verwendet wird, ist der Parameter Messwert nicht sichtbar.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:571:3) Schwellwert = 80 V


Stellen Sie den Schwellwert (Anregeschwelle) für die spezifische Anwendung ein.
Der Messwert wird gemäß dem Schwellwert entweder als gemessene Spannung oder als Leiter-
Leiter-Größe eingestellt.

HINWEIS

i Wenn die Funktion in einer Funktionsgruppe Spannung-Strom 1-phasig verwendet wird, die mit der
1-phasigen Spannungsmessstelle mit dem Spannungstyp UN offene Dreiecksw. verbunden ist, stellen
Sie den Schwellwert auf Basis der äquivalenten Nullsystemspannung ein.
Berechnen Sie die äquivalente Nullsystemspannung U0 äqui. sek aus der gemessenen Spannung UN sek mit
folgender Formel:

Weitere Informationen zum Parameter Anpassfakt. Uph / UN siehe 6.1.6 Anwendungs- und Einstell-
hinweise für die Messstelle Spannung 3‑phasig (U-3ph).

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:571:6) Auslöseverzögerung = 3 s


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:571:4) Rückfallverhältnis = 1,05

1372 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

Der empfohlene Einstellwert von 1,05 ist für die meisten Anwendungen geeignet. Für hochgenaue
Messungen kann das Rückfallverhältnis verkleinert werden, z.B. auf 1,02.

Parameter: Stromkriterium

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Stromkriterium = ein

Parameterwert Beschreibung
ein Aufgrund der Anwendung ist es sinnvoll, dass die Stufe nur aktiv ist
(d.h. nicht blockiert), wenn ein bestimmter Stromfluss vorliegt (siehe
Hinweis).
aus Eine Stromflussüberwachung ist für diese Anwendung nicht sinnvoll.

HINWEIS

i Die Funktion bestimmt aufgrund der flexiblen Einstellmöglichkeiten für die Spannungsmessgröße den
zur Spannung gehörenden Strom nicht selbst. Eine geeignete Überwachungsfunktion für den Stromfluss
muss vom Benutzer über CFC (Continuous Function Chart) erstellt und mit dem binären Eingangssignal
>Stromkriterium verbunden werden.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Auslösestufe nur Meldewirkung haben soll, kann das Generieren der Auslösemeldung und der
Störfallprotokollierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. deaktiviert werden.

6.41.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Stromkrite- • aus ein
rium
• ein
Stufe 1
_:571:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:571:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:571:9 Stufe 1:Messwert • gemess. Spg. L1 gemess. Spg. L1
• gemess. Spg. L2
• gemess. Spg. L3
• gemess. Spg. L12
• gemess. Spg. L23
• gemess. Spg. L31
• berech. Spg. L12
• berech. Spg. L23
• berech. Spg. L31
• berech. Spg. U0
_:571:8 Stufe 1:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:571:3 Stufe 1:Schwellwert 0,300 V bis 340,000 V 80,000 V

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1373
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:571:4 Stufe 1:Rückfallver- 1,01 bis 1,20 1,05
hältnis
_:571:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
rung
Stufe 2
_:572:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:572:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:572:9 Stufe 2:Messwert • gemess. Spg. L1 gemess. Spg. L1
• gemess. Spg. L2
• gemess. Spg. L3
• gemess. Spg. L12
• gemess. Spg. L23
• gemess. Spg. L31
• berech. Spg. L12
• berech. Spg. L23
• berech. Spg. L31
• berech. Spg. U0
_:572:8 Stufe 2:Messverfahren • Grundschwingung Grundschwin-
gung
• Effektivwert
_:572:3 Stufe 2:Schwellwert 0,300 V bis 340,000 V 65,000 V
_:572:4 Stufe 2:Rückfallver- 1,01 bis 1,20 1,05
hältnis
_:572:6 Stufe 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
rung

6.41.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:500 Allgemein:>Stromkriterium SPS I
_:2311:300 Allgemein:Stromkriterium erfüllt SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:571:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:571:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:571:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:571:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:571:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:571:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:571:57 Stufe 1:Auslösung ACT O

1374 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.41 Unterspannungsschutz mit beliebiger Spannung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Stufe 2
_:572:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:572:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:572:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:572:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:572:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:572:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:572:57 Stufe 2:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1375
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.42 Spannungsänderungsschutz

6.42 Spannungsänderungsschutz

6.42.1 Funktionsübersicht

In Netzen können neben Kurzschlüssen weitere Situationen auftreten, die Spannungsänderungen verursa-
chen. Hohe Lasten können z.B. den Spannungspegel am Leitungsende reduzieren, während eine zu hohe
Energieerzeugung zu einem Anstieg des Spannungspegels führen kann.
Die Funktion Spannungsänderungsschutz wird für Folgendes verwendet:

• Verhindern unsicherer Zustände des Systems, die durch ein Ungleichgewicht zwischen erzeugter und
verbrauchter Wirkleistung verursacht werden

• Erkennen eines Netzinselzustands

• Erweiterte Lastabwurfapplikationen

• Erkennen von relativ schnellen Spannungsänderungen durch Störungen im Netz

6.42.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Spannungsänderungsschutz kann in Schutz-Funktionsgruppen mit 3‑phasiger Spannungsmes-


sung verwendet werden.
Die folgenden 2 Stufentypen sind verfügbar:

• dU/dt steigend

• dU/dt fallend
Die Funktion Spannungsänderungsschutz ist werkseitig mit 1 Stufe dU/dt steigend und 1 Stufe dU/dt
fallend vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 5 Stufen dU/dt steigend und 5 Stufen
dU/dt fallend gleichzeitig betreiben. Beide Stufentypen sind ähnlich aufgebaut.
Die allgemeine Funktionalität wirkt stufenübergreifend auf der Funktionsebene.
Die Ausgangslogik Sammelmeldungen erzeugt durch logisches ODER aus den stufenselektiven Meldungen die
folgenden Sammelmeldungen für die Schutzfunktion:

• Anregung

• Auslösung

[dw_dVdt structure, 1, de_DE]

Bild 6-477 Struktur/Einbettung der Funktion

1376 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.42 Spannungsänderungsschutz

6.42.3 Allgemeine Funktionalität

6.42.3.1 Beschreibung

Logik
Das folgende Bild zeigt die Logik zur Berechnung von dU/dt. Sie gilt für alle konfigurierten Stufen.

[lo_dvdt_general, 1, de_DE]

Bild 6-478 Logik zur Allgemeinen Funktionalität

Berechnung von dU/dt


Für die Berechnung der Spannungsänderung werden die gemessenen Leiter-Leiter-Spannungen verwendet.
Der dU/dt-Mittelwert wird mithilfe des Messfensterintervalls zur weiteren Verarbeitung berechnet. Ein
größeres Messfenster erhöht die Genauigkeit des dU/dt-Mittelwerts bei gleichzeitiger Erhöhung der Anrege-
zeit.
Das Verhältnis zwischen Spannungsdifferenz und Zeitdifferenz gibt die Spannungsänderung an, die positiv
oder negativ sein kann.

Funktionaler Messwert

Wert Beschreibung
dU/s Berechnete mittlere Spannungsänderung pro Sekunde

6.42.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messfenster

• Voreinstellwert (_:13171:137) Messfenster = 5 Perioden


Mit dem Parameter Messfenster optimieren Sie die Messgenauigkeit oder die Anregezeit der Funktion.
Mit Erhöhung des Messfensters erhöht sich die Messgenauigkeit und damit ebenfalls die Anregezeit.
Weitere Informationen zur Anregezeit und Messgenauigkeit finden Sie in den technischen Daten im Kapitel
12.42 Spannungsänderungsschutz.
Wenn Sie keine besonders kurze Ansprechzeit benötigen, empfiehlt Siemens die Verwendung des Voreins-
tellwertes. Der Voreinstellwert ist ein praktikabler Kompromiss aus Messgenauigkeit und Anregezeit. Ein
Messfenster von weniger als 5 Perioden beeinflusst die Genauigkeit des berechneten dU/dt-Wertes.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1377
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.42 Spannungsänderungsschutz

6.42.4 Stufenbeschreibung

6.42.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_dvdt_stage, 1, de_DE]

Bild 6-479 Logikdiagramm der Stufe dU/dt fallend

(1) Für den Stufentyp dU/dt steigend wird der Wert dU/dt steigend (L12) verwendet.

Spannungsänderung
Die Stufe dU/dt fallend wird verwendet, um eine fallende Netzspannung zu erkennen, und die Stufe dU/dt
steigend, um eine steigende Netzspannung zu erkennen.
Der Schwellwert dU/Sekunde wird als absolute Spannungsänderung pro Sekunde eingestellt. Die Richtung
der Spannungsänderung legen Sie über den Stufentyp fest.

1378 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.42 Spannungsänderungsschutz

Anregemodus
Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder die
Spannungsänderung erkennen (3 aus 3), oder wenn nur 1 Messglied die Spannungsänderung erkennt (1
aus 3).

Rückfallverzögerung
Wenn der dU/dt-Wert die Rückfallschwelle unterschreitet, kann der Rückfall der Stufe verzögert werden. Die
Anregung wird um die eingestellte Zeit gehalten. Die Auslöseverzögerung läuft weiter. Wenn die Auslösever-
zögerung abläuft, während die Anregung noch gehalten wird, löst die Stufe aus.

Blockierung der Stufe über Binäreingangssignal


Sie können die Stufe von extern oder intern über das Binäreingangssignal >Blockierung Stufe blockieren.
Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt.

Blockierung der Stufe bei Messspannungsausfall


Die Stufe kann bei einem Messspannungsausfall blockiert werden. Bei einer Blockierung wird die angeregte
Stufe zurückgesetzt. Die folgenden Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von intern bei Anregung der Funktion Messspannungsausfall-Erkennung

• Von extern über das Binäreingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutz-


schalter, das zur Auslösung des Spannungswandler-Schutzschalters führt.
Sie können den Parameter Blk. bei Messspg.ausfall so einstellen, dass die Messspannungsausfall-
Erkennung die Stufe blockiert oder nicht.

6.42.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: dU/Sekunde

• Voreinstellwert (_:22831:3) dU/Sekunde = 20,000 V


Mit dem Parameter dU/Sekunde stellen Sie den Anregewert der Stufe ein. Der Anregewert hängt von der
Anwendung ab.
Bei Lastabwurfanwendungen ist es erforderlich, eher schnellere Spannungsänderungen im Bereich von 20 V
bis 30 V pro Sekunde zu erkennen.
Für eine Inselerkennung des Netzes kann der Anregewert auf einen deutlich geringeren Wert, im Bereich von
1 V pro Sekunde oder weniger, eingestellt werden.

Parameter: Rückfallverzögerung

• Voreinstellwert (_:22831:101) Rückfallverzögerung = 0,00 s


Mit dem Parameter Rückfallverzögerung kann die Anregung gehalten werden, auch wenn der Messwert
den Schwellwert kurzzeitig unterschreitet. Um ein Flattern der Funktion zu verhindern, ist eine Verzögerung
bei sehr kleinen Anregewerten erforderlich.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:22831:6) Auslöseverzögerung = 3,00 s


Mit dem Parameter Auslöseverzögerung können Sie eine Überfunktion durch Störbeeinflussungen (z.B.
Schalthandlungen) vermeiden. Wenn die Schutzfunktion unverzögert reagieren soll, stellen Sie den Parameter
Auslöseverzögerung auf 0,00 s ein.

Parameter: Anregemodus

• Voreinstellwert (_:22831:102) Anregemodus = 1 aus 3

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1379
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.42 Spannungsänderungsschutz

Mit dem Parameter Anregemodus legen Sie fest, ob die Schutzstufe anregt, wenn alle 3 Messglieder die
fallende/steigende Spannung erkennen (3 aus 3), oder wenn nur 1 Messglied die fallende/steigende Span-
nung erkennt (1 aus 3).
Parameterwert Beschreibung
1 aus 3 Wählen Sie die Einstellung für Schutzapplikationen oder zur Überwachung
des Spannungsbandes.
Diese Einstellung entspricht dem Verhalten der Funktion in den Vorgänger-
generationen (SIPROTEC 4).
3 aus 3 Wenn die Stufe zur Netzentkupplung z.B. bei Windparks verwendet wird,
wählen Sie diese Einstellung.

Betrieb als Überwachungsfunktion


Wenn die Stufe nur meldend wirken soll, können die Erzeugung der Auslösemeldung und die Störfallprotokol-
lierung über den Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. deaktiviert werden.

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Voreinstellwert (_:22831:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie das Verhalten der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Ein Messspannungsausfall kann nur dann erkannt werden, wenn eine der beiden folgenden Bedingungen
erfüllt ist:

• Die geräteinterne Überwachungsfunktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und akti-


viert.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert (= Voreinstellung). Siemens empfiehlt, die
Voreinstellung zu verwenden.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert.

6.42.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:13171:137 Allgemein:Messfenster 2 Perioden bis 50 Perioden 5 Perioden
dU/dt fallend1
_:22831:1 dU/dt fallend1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:22831:2 dU/dt fallend1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:22831:10 dU/dt fallend1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:22831:102 dU/dt fallend1:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:22831:3 dU/dt fallend1:dU/ 0,500 V bis 200,000 V 20,000 V
Sekunde

1380 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.42 Spannungsänderungsschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:22831:6 dU/dt fallend1:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
verzögerung
_:22831:101 dU/dt fallend1:Rückfall- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
verzögerung
dU/dt steignd1
_:22801:1 dU/dt steignd1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:22801:2 dU/dt steignd1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:22801:10 dU/dt steignd1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:22801:102 dU/dt steignd1:Anrege- • 1 aus 3 1 aus 3
modus
• 3 aus 3
_:22801:3 dU/dt steignd1:dU/ 0,500 V bis 200,000 V 20,000 V
Sekunde
_:22801:6 dU/dt steignd1:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 3,00 s
verzögerung
_:22801:101 dU/dt steignd1:Rückfall- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
verzögerung

6.42.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:13171:320 Allgemein:dU/s DEL O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
dU/dt fallend1
_:22831:81 dU/dt fallend1:>Blockierung Stufe SPS I
_:22831:51 dU/dt fallend1:Modus (steuerbar) ENC C
_:22831:54 dU/dt fallend1:Nicht wirksam SPS O
_:22831:52 dU/dt fallend1:Zustand ENS O
_:22831:53 dU/dt fallend1:Bereitschaft ENS O
_:22831:55 dU/dt fallend1:Anregung ACD O
_:22831:303 dU/dt fallend1:Anregung Schleife L12 SPS O
_:22831:304 dU/dt fallend1:Anregung Schleife L23 SPS O
_:22831:305 dU/dt fallend1:Anregung Schleife L31 SPS O
_:22831:56 dU/dt fallend1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:22831:57 dU/dt fallend1:Auslösung ACT O
dU/dt steignd1
_:22801:81 dU/dt steignd1:>Blockierung Stufe SPS I
_:22801:51 dU/dt steignd1:Modus (steuerbar) ENC C
_:22801:54 dU/dt steignd1:Nicht wirksam SPS O
_:22801:52 dU/dt steignd1:Zustand ENS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1381
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.42 Spannungsänderungsschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:22801:53 dU/dt steignd1:Bereitschaft ENS O
_:22801:55 dU/dt steignd1:Anregung ACD O
_:22801:303 dU/dt steignd1:Anregung Schleife L12 SPS O
_:22801:304 dU/dt steignd1:Anregung Schleife L23 SPS O
_:22801:305 dU/dt steignd1:Anregung Schleife L31 SPS O
_:22801:56 dU/dt steignd1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:22801:57 dU/dt steignd1:Auslösung ACT O

1382 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

6.43.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz (ANSI 27/Q):

• Erkennt kritische Netzsituationen, vor allem bei der regenerativen Energieerzeugung.

• Verhindert einen Spannungszusammenbruch im Energieerzeugungssystem, indem die Anlage vom Netz


getrennt wird.

• Gewährleistet die Wiederzuschaltung unter stabilen Netzbedingungen.

6.43.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz kann in Schutzfunktionsgruppen mit 3-


phasiger Spannung und Strommessung verwendet werden. In Abhängigkeit vom Gerät ist sie werkseitig mit
1 Schutzstufe und 1 Wiedereinschaltstufe vorkonfiguriert. Innerhalb dieser Funktion lassen sich maximal
2 Schutzstufen sowie 1 Wiedereinschaltstufe gleichzeitig betreiben.

[dw_qvprot, 1, de_DE]

Bild 6-480 Struktur/Einbettung der Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1383
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

6.43.3 Schutzstufe

6.43.3.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_qvprst, 2, de_DE]

Bild 6-481 Logikdiagramm der Schutzstufe des Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutzes

1384 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

Messgröße
Um kritische Netzsituationen zu erkennen, verwendet die Funktion Blindleistungsrichtungs-Unterspan-
nungsschutz die Grundwerte der Leiter-Leiter-Spannungen, des Mitsystemstroms sowie der Blindleistung.

Q-Messrichtung
Die Standardrichtung der positiven Blindleistung Q und die Vorwärtsrichtung des Kurzschlussschutzes
stimmen überein: in Richtung des Schutzobjektes. Über den Parameter Q Vorzeichen lässt sich die Richtung
der positiven Blindleistung Q durch Umkehren des Vorzeichens der Blindleistung Q ändern.

Anregung
Die Schutzstufe regt unter folgenden Bedingungen an:

• Alle 3 Leiter-Leiter-Spannungen liegen unterhalb des eingestellten Schwellwertes.

• Der Mitsystemstrom I1 liegt über dem eingestellten Schwellwert.

• Die Anlage benötigt mehr als die eingestellte Blindleistung (Q liegt über dem eingestellten Schwellwert).

Auslöseschnittstelle
Die Stufe bietet 2 Auslösesignale: Auslösung (Generator) und Auslösung (Netz). Abhängig vom
Parameter Ausl.schnittst. beinhaltet wird entweder ein oder kein Signal zur Auslöseschnittstelle der
Leistungsschalterinteraktion weitergeleitet.

Blockierung der Stufe


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Messspannungsausfall

Blockierung der Auslöseverzögerung und des Auslösesignals über die geräteinterne Funktion
Einschaltstromerkennung
Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob die Auslöseverzögerung durch eine
Schwellwertüberschreitung aufgrund eines Transformator-Einschaltstromes blockiert wird.
Weitere Informationen zur geräteinternen Funktion Einschaltstromerkennung finden Sie im Kapitel
6.19.8.1 Beschreibung .

6.43.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. bei Messspg.ausfall

• Empfohlener Einstellwert (_:13921:10) Blk. bei Messspg.ausfall = ja


Mit dem Parameter Blk. bei Messspg.ausfall steuern Sie die Reaktion der Stufe beim Erkennen eines
Messspannungsausfalls.
Nur wenn eine der 2 folgenden Bedingungen erfüllt ist, kann ein Messspannungsausfall erkannt werden:

• Die geräteinterne Funktion Messspannungsausfall-Erkennung ist konfiguriert und eingeschaltet.

• Das binäre Eingangssignal >Offen des Funktionsblocks Spannungswandler-Schutzschalter ist mit dem
Spannungswandler-Schutzschalter verbunden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1385
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

Parameterwert Beschreibung
ja Die Schutzstufe wird blockiert, wenn ein Messspannungsausfall
erkannt wird. Siemens empfiehlt die Verwendung des Voreinstell-
wertes, da im Falle eines Messspannungsausfalls nicht gewährleistet
werden kann, dass die Schutzstufe ordnungsgemäß funktioniert.
nein Die Schutzstufe wird nicht blockiert, wenn ein Messspannungsausfall
erkannt wird.

Parameter: Blk. b. Einschaltstromerk.

• Voreinstellwert (_:13921:27) Blk. b. Einschaltstromerk. = nein


Mit dem Parameter Blk. b. Einschaltstromerk. legen Sie fest, ob Auslöseverzögerung und Auslöse-
signal bei Erkennung eines Transformator-Einschaltstromes blockiert werden.

Parameter: I> Freigabeschwelle

• Empfohlener Einstellwert (_:13921:105) I> Freigabeschwelle = 0,100 A


Mit dem Parameter I> Freigabeschwelle legen Sie eine Vorbedingung für das Anregen der Stufe fest.
Der Voreinstellwert ist 10 % vom Nennstrom. Siemens empfiehlt die Verwendung der Voreinstellung.

Parameter: U< Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:13921:103) U< Schwellwert = 85,000 V


Mit dem Parameter U< Schwellwert legen Sie das erste von 2 Anregekriterien fest. Wenn alle 3 Leiter-
Leiter-Spannungen unter den parametrierten Unterspannungsschwellwert fallen, ist das Anregekriterium
erfüllt.
Der Parameter sollte auf einen Wert unterhalb des niedrigeren Wertes des zulässigen Spannungsbereiches
gemäß der Netz- und Systemregeln der Netzbetreiber eingestellt werden. In Deutschland liegt der empfohlene
Unterspannungsschwellwert bei 85 % der Nennspannung. Daher empfiehlt Siemens die Verwendung der
Voreinstellung.

Parameter: Q> Schwellwert

• Default setting (_:13921:3) Q> Schwellwert = 5 %


Mit dem Parameter Q> Schwellwert legen Sie das zweite der 2 Anregekriterien fest. Wenn die positive
Blindleistung den eingestellten Schwellwert ( Q> Schwellwert ) überschreitet, ist das Anregekriterium
erfüllt.
Im folgenden Beispiel wird die Anregung eingeleitet, wenn Q 5 % der Nennleistung der Anlage überschreitet.

BEISPIEL
Das folgende Beispiel arbeitet mit Einstellungen der Sekundärwerte.
Nennspannung: Unenn, sek = 100 V
Nennstrom: Inenn, sek = 1 A
Schwellwert: 5 % der Nennleistung der Anlage
Der Einstellwert lässt sich wie folgt berechnen:

[fo_qvprot, 1, de_DE]

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:13921:6) Auslöseverz. Netz-LS = 1,50 s

• Voreinstellwert (_:13921:108) Auslöseverz. Generat.-LS = 0,50 s

1386 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

Für den Leistungsschalter an der Anschlussstelle des Stromversorgungssystems stellen Sie Auslöseverz.
Netz-LS ein, für den Leistungsschalter der Anlage, z.B. des Generators, stellen Sie Auslöseverz.
Generat.-LS ein.
Die Zeit für die Einstellung Auslöseverz. Netz-LS sollte immer länger sein als die der Einstellung
Auslöseverz. Generat.-LS .

Parameter: Ausl.schnittst. beinhaltet

• Voreinstellwert (_:13921:101) Ausl.schnittst. beinhaltet = Auslösung (Netz)


Die Stufe bietet 2 Auslösesignale: Auslösung (Generator) und Auslösung (Netz) .
Mit dem Parameter Ausl.schnittst. beinhaltet legen Sie fest, ob entweder ein oder kein Signal zur
Auslöseschnittstelle der Leistungsschalterinteraktion weitergeleitet wird. Das gewählte Auslösesignal löst den
Leistungsschalter aus, der mit der Schutzfunktionsgruppe verbunden wurde.
Die Einstellung hängt von der speziellen Applikation ab.

Parameter: Q Vorzeichen

• Voreinstellwert (_:13921:102) Q Vorzeichen = nicht invertiert


Die Standardrichtung der positiven Blindleistung Q und die Vorwärtsrichtung des Kurzschlussschutzes
stimmen überein: in Richtung des Hauptschutzobjektes (z.B. ein Abzweig). Mit dem Parameter Q Vorzei-
chen kehren Sie das Vorzeichen und damit die Richtung der Blindleistung Q um. Diese Umkehrung kann bei
einer speziellen Applikation erforderlich sein, bei der das Hauptschutzobjekt (z.B. eine Leitung zum Hauptnetz)
in einer andere Richtung als die Stromerzeugungsanlage liegt.
Parameterwert Beschreibung
nicht invertiert Das Schutzobjekt verläuft in die gleiche Richtung wie die Anlage.
invertiert Das Schutzobjekt verläuft nicht in die gleiche Richtung wie die
Anlage.

6.43.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Schutzstufe 1
_:13921:1 Schutzstufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:13921:2 Schutzstufe 1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:13921:10 Schutzstufe 1:Blk. bei • nein ja
Messspg.ausfall
• ja
_:13921:27 Schutzstufe 1:Blk. b. • nein nein
Einschaltstromerk.
• ja
_:13921:101 Schutzstufe • keine Auslösung Auslösung
1:Ausl.schnittst. bein- (Netz)
haltet
• Auslösung (Generator)
• Auslösung (Netz)
_:13921:102 Schutzstufe 1:Q Vorzei- • nicht invertiert nicht invertiert
chen
• invertiert
_:13921:3 Schutzstufe 1:Q> 1,00 % bis 200,00 % 5,00 %
Schwellwert
_:13921:103 Schutzstufe 1:U< 3,000 V bis 175,000 V 85,000 V
Schwellwert

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1387
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:13921:105 Schutzstufe 1:I> Freiga- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
beschwelle 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A
_:13921:108 Schutzstufe 1:Auslö- 0,00 s bis 60,00 s 0,50 s
severz. Generat.-LS
_:13921:6 Schutzstufe 1:Auslö- 0,00 s bis 60,00 s 1,50 s
severz. Netz-LS

6.43.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Schutzstufe 1
_:13921:81 Schutzstufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:13921:54 Schutzstufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:13921:52 Schutzstufe 1:Zustand ENS O
_:13921:53 Schutzstufe 1:Bereitschaft ENS O
_:13921:60 Schutzstufe 1:Einschaltstr.blk.Ausl. ACT O
_:13921:55 Schutzstufe 1:Anregung ACD O
_:13921:301 Schutzstufe 1:Aus.verz. abgel.(Gen.) ACT O
_:13921:302 Schutzstufe 1:Auslösung (Generator) ACT O
_:13921:56 Schutzstufe 1:Aus.verz. abgel.(Netz) ACT O
_:13921:57 Schutzstufe 1:Auslösung (Netz) ACT O

1388 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

6.43.4 Wiedereinschaltstufe

6.43.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_qvclst, 4, de_DE]

Bild 6-482 Logikdiagramm der Wiederzuschaltstufe des Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutzes

Messgröße
Die Stufe arbeitet mit Grundschwingungen von Spannung und Strom.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1389
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

Freigabe der Wiederzuschaltung


Die Freigabe der Wiederzuschaltung der Anlage wird unter folgenden Bedingungen erteilt:

• Alle 3 Leiter-Leiter-Spannungen liegen oberhalb des Schwellwertes.

• Die Netzfrequenz liegt innerhalb eines spezifizierten Bereiches.

• Die Verzögerungszeit für die Wiederzuschaltung, die durch die Auslösung der speziellen Schutzfunkti-
onen gestartet wurde, ist abgelaufen. Die Verzögerungszeit wird vom ersten Auslösesignal der Schutz-
stufen gestartet, die über den Parameter Konfiguration konfiguriert werden. Alle Schutzstufen des
Spannungsschutzes, Frequenzschutzes und des Q-U-Schutzes können konfiguriert werden.

Externer Start der Verzögerungszeit für die Wiederzuschaltung


Die Verzögerungszeit für die Wiederzuschaltung lässt sich über das binäre Eingangssignal >U, f Auslösung
starten, das mit externen Auslösesignalen des Spannungs- und Frequenzschutzes verbunden werden kann.

Blockierung der Stufe


Die Stufe kann über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe blockiert werden.

6.43.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Konfiguration

• Voreinstellwert (_:13951:102) Konfiguration = keine Stufe


Mit dem Parameter Konfiguration legen Sie fest, welches Auslösesignal der spezifischen Schutzfunktionen
die Verzögerungszeit für die Wiedereinschaltstufe startet.

• Überfrequenzschutz

• Unterfrequenzschutz

• Überspannungsschutz

• Unterspannungsschutz

• Schutzstufe des Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutzes


Wenn die Schutzstufe des Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutzes ausgewählt wurde, kann die Frei-
gabeverzögerungszeit dieser Stufe nur durch das Signal Auslösung (Generator) gestartet werden. Die
Freigabeverzögerungszeit kann nicht durch das Signal Auslösung (Netz) gestartet werden.
Die Konfiguration hängt von der speziellen Applikation ab.

Parameter: I> Freigabeschwelle

• Empfohlener Einstellwert (_:13951:106) I> Freigabeschwelle = 0,100 A


Mit dem Parameter I> Freigabeschwelle legen Sie eine Vorbedingung für das Funktionieren der Stufe
fest.
Der Voreinstellwert ist 10 % vom Nennstrom. Siemens empfiehlt die Verwendung der Voreinstellung.

Parameter: U> Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:13951:101) U> Schwellwert = 95,000 V


Mit dem Parameter U> Schwellwert legen Sie eines von 2 Freigabekriterien fest. Der Parameter sollte auf
einen Wert oberhalb des niedrigeren Wertes des zulässigen Spannungsbereiches gemäß der Netz- und System-
regeln der Netzbetreiber eingestellt werden. In Deutschland liegt der empfohlene Überspannungsschwellwert
bei 95 % der Nennspannung. Daher empfiehlt Siemens die Verwendung der Voreinstellung.

1390 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

Parameter: Frequenzbereich

• Empfohlener Einstellwert (_:13951:104) f-Differenz positiv = 0,05 Hz

• Empfohlener Einstellwert (_:13951:105) f-Differenz negativ = -2,50 Hz


Mit diesen 2 Parametern legen Sie die zulässige Abweichung von der Nennfrequenz fest. f-Differenz
positiv steht für die Obergrenze des Frequenzbereiches. f-Differenz negativ steht für die Unter-
grenze des Frequenzbereiches.
Siemens empfiehlt die Verwendung der Voreinstellwerte, da diese die gängige Praxis in Deutschland
darstellen. Bei anderen Netz- und Systemregeln der Netzbetreiber kann ein leicht veränderter Frequenzbereich
gelten.

Parameter: Verzögerungszeit

• Voreinstellwert (_:13951:108) Verzögerungszeit = 0,00 s


Mit dem Parameter Verzögerungszeit legen Sie die minimale Verzögerungszeit für die Freigabe der
Wiedereinschaltung der Erzeugungsanlage nach der Auslösung durch die Schutzfunktion fest.
Die Einstellung hängt von der speziellen Applikation ab.

6.43.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


WE-Stufe
_:13951:1 WE-Stufe:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:13951:101 WE-Stufe:U> Schwell- 3,000 V bis 340,000 V 95,000 V
wert
_:13951:104 WE-Stufe:f-Differenz 0,01 Hz bis 5,00 Hz 0,05 Hz
positiv
_:13951:105 WE-Stufe:f-Differenz -5,00 Hz bis -0,01 Hz -2,50 Hz
negativ
_:13951:106 WE-Stufe:I> Freigabe- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
schwelle 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A
_:13951:108 WE-Stufe:Verzögerungs- 0,00 s bis 3600,00 s 0,00 s
zeit
_:13951:102 WE-Stufe:Konfiguration Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig

6.43.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
WE-Stufe
_:13951:81 WE-Stufe:>Blockierung Stufe SPS I
_:13951:501 WE-Stufe:>U, f Auslösung SPS I
_:13951:54 WE-Stufe:Nicht wirksam SPS O
_:13951:52 WE-Stufe:Zustand ENS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1391
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.43 Blindleistungsrichtungs-Unterspannungsschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:13951:53 WE-Stufe:Bereitschaft ENS O
_:13951:301 WE-Stufe:Freigabe Einschaltung ACT O

1392 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung

6.44 Spannungsvergleichsüberwachung

6.44.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Spannungsvergleichsüberwachung (ANSI 60):

• Überwacht die Spannungswandlerkreise durch Vergleich der Spannungen von 2 Spannungswandlern


Wenn Fehler in den Spannungskreisen erkannt werden, können spannungsbezogene Schutzfunktionen
blockiert werden.

• Erfordert den Anschluss von 2 Spannungsmessstellen an die Spannungsschnittstelle der Funktionsgruppe


Sie können eine der Spannungen als Referenzspannung verwenden, die andere Spannung ist dann die
Hauptspannung. Die Referenzspannung dient ausschließlich zum Vergleich.

HINWEIS

i Die Spannungsauswahl für die Schutzfunktion in der FG funktioniert unabhängig vom Zustand der Span-
nungsvergleichsüberwachung.

6.44.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Spannungsvergleichsüberwachung kann in den folgenden Funktionsgruppen verwendet


werden:

• Generator Ständer

• Generator Seite

• Spannung-Strom 3-phasig (UI 3ph)

• Transformatorseite

• Spartransformator Sparseite (Spartransf. Spars.)


Die Funktion Spannungsvergleichsüberwachung unterstützt nur 1 Stufe. Die Stufe ist werkseitig vorkonfigu-
riert.

[dw_structure_VBP, 1, de_DE]

Bild 6-483 Struktur/Einbettung der Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1393
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung

6.44.3 Stufenbeschreibung

6.44.3.1 Beschreibung

Funktionsanwendung
Das folgende Bild zeigt ein Anwendungsbeispiel.

[dw_VBP application, 1, de_DE]

Bild 6-484 Anwendungsbeispiel

Messstellen mit Funktionsgruppe verbinden


Das folgende Bild zeigt die Verbindung der Funktionsgruppe Generator Ständer mit mehreren Messstellen in
DIGSI. Die ID jeder Messstelle erscheint nach dem Namen in Klammern.

[sc_VBStoFG, 1, de_DE]

Bild 6-485 Messstellen mit der Funktionsgruppe Generator Ständer verbinden

Mit Hilfe von Konsistenzprüfungen werden die Verbindungen zwischen Spannungsmessstellen und Funktions-
gruppe validiert:

• Der Verbindungstyp muss bei allen Messstellen, die mit derselben Schnittstelle der Funktionsgruppe
verbunden sind, gleich sein.

• Die (primäre und sekundäre) Nennspannung muss bei allen Messstellen, die mit derselben Schnittstelle
verbunden sind, identisch sein.

• 2 Spannungsmessstellen müssen mit einer Spannungsschnittstelle verbunden sein.

• Eine der beiden Funktionen Spannungsvergleichsüberwachung und Spannungsmessstellen-Auswahl


muss instanziiert sein. Sie dürfen nicht gleichzeitig instanziiert sein.
Weitere Informationen zur Funktion Spannungsmessstellen-Auswahl finden Sie im Kapitel 6.66 Span-
nungsmessstellen-Auswahl.

1394 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung

Spannungsauswahl
2 Spannungsmessstellen sind mit einer Spannungsschnittstelle der Funktionsgruppe verbunden. In der Funk-
tion Spannungsvergleichsüberwachung können Sie eine der Spannungen mit dem Parameter Referenz-
spannung, als Referenzspannung und die andere als Hauptspannung einstellen.

• Die Referenzspannung wird für den Spannungsvergleich verwendet.

• Die Hauptspannung wird für alle spannungsbezogenen Funktionen in Funktionsgruppen mit der Funk-
tion Spannungsvergleichsüberwachung verwendet.
Wenn der Hauptspannungswandler getrennt ist, dann gibt die Funktion Spannungsvergleichsüber-
wachung das Blockiersignal Messspannungsausfall aus. Das Signal wird an alle spannungsbezo-
genen Schutzfunktionen in derselben Funktionsgruppe wie die Spannungsvergleichsüberwachung
übertragen.

Logik der Stufe

[lo_stage VBP, 3, de_DE]

Bild 6-486 Logikdiagramm der Überwachungsstufe

Die Spannungseingänge im vorhergehenden Bild werden mit folgenden Gleichungen berechnet:


ΔU1 = |u(n)ref| - |u(n)Hpt|
ΔU2 = |u(n)Hpt| - |u(n)ref|

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung

ΔU3 = |Uref - UHpt|


ΔU4 = Max. (U1ref, U1Hpt)

Die folgende Tabelle zeigt die Beschreibung der Spannungen.

Tabelle 6-17 Beschreibung der Spannungen

Spannungen Beschreibung
u(n)ref Abtastwert der Referenzspannung
u(n)Hpt Abtastwert der Hauptspannung
Uref Grundschwingungswert der Referenzspannung
UHpt Grundschwingungswert der Hauptspannung
U1ref Mitsystemwert der Referenzspannung
U1Hpt Mitsystemwert der Hauptspannung

Anregung
Wenn die Spannungsdifferenz zwischen 2 von 3 kontinuierlichen Abtaststellen über 8 % von Unenn der
Anlage liegt, regt die Überwachungsstufe an.

Spannungsüberwachung
Die folgenden beiden Verbindungstypen sind für die Funktion Spannungsvergleichsüberwachung zulässig:

• Leiter-Erde
Die Leiter-Erde-Spannungen werden für den Spannungsdifferenzvergleich herangezogen.

• Leiter-Leiter
Die Leiter-Leiter-Spannungen werden für den Spannungsdifferenzvergleich herangezogen.

HINWEIS

i Die Verbindungstypen 2 Leiter-Leiter-Spg. + UN und 2 Leiter-Leiter-Spg. sind nicht zulässig.

Spannungsausfallmeldung
Die Meldungen unterscheiden sich je nach Verbindungstyp.

• Leiter-Erde
Die Spannungsausfallinformation entnehmen Sie den Ausgangssignalen Fehler Hpt-Spg. und
Fehler Ref-Spg..
• Leiter-Leiter
– Wenn ein Leiter betroffen ist, wird die Leiterinformation angezeigt.
– Wenn mehr als ein Leiter betroffen ist, wird die Leiter-Leiter-Information angezeigt.
Um den Hauptspannungswandler als Beispiel zu nehmen: Sie können den fehlerbehafteten Leiter
mit folgender Tabelle ermitteln.

Kriterien zur Ermittlung Berechnetes Ergebnis


(|uAB(n)ref| - |uAB(n)Hpt|) - 8 % Unenn >0 >0 <0
(|uBC(n)ref| - |uBC(n)Hpt|) - 8 % Unenn <0 >0 >0
(|uAC(n)ref| - |uAC(n)Hpt|) - 8 % Unenn >0 <0 >0
Fehlerinformation Leiter 1 ist ausge- Leiter 2 ist ausge- Leiter 3 ist ausge-
fallen. fallen. fallen.

1396 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung

Freigabespannung
Wenn die Haupt-Mitsystemspannung oder die Referenz-Mitsystemspannung zwischen 50 % Unenn und 130 %
Unenn liegt, wird die Funktion freigegeben.

Ungültige Auswahl
Eine ungültige Messstellenauswahl führt zu Folgendem:

• Die Spannungsmesswerte werden als Störung dargestellt.

• Die Gültigkeit der Spannungsmesswerte wird auf ungültig gesetzt.

• Die Meldung Bereitschaft wird auf Alarm gesetzt.

• Die Meldung Auswahl ungültig wird auf wahr gesetzt.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Funktion zurückgesetzt. Eine Blockierung ist von extern oder intern
über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe möglich.

6.44.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Referenzspannung

• Voreinstellwert (_:2311:101) Referenzspannung = Keine


Mit dem Parameter Referenzspannung stellen Sie eine gemessene Spannung als Referenzspannung ein.

HINWEIS

i Sie müssen dem Parameter Referenzspannung eine Spannungsmessstelle zuordnen. Dies hat Einfluss
auf die spannungsbezogenen Schutzfunktionen, die sich in denselben Funktionsgruppe wie die Funktion
Spannungsvergleichsüberwachung befinden. Diese spannungsbezogenen Schutzfunktionen nutzen die
nicht zugeordnete Spannungsmessstelle, die in der Funktion Spannungsvergleichsüberwachung als
Hauptspannung bezeichnet wird. Weitere Informationen finden Sie im Abschnitt Spannungsauswahl,
Seite 1395.

BEISPIEL
Messstelle U-3ph 1 und Messstelle U-3ph 2 sind mit der Funktion Spannungsvergleichsüberwachung
verbunden. Dann haben Sie 2 weitere Einstelloptionen, siehe folgendes Bild. Sie müssen eine dieser Optionen
für den Parameter Referenzspannung einstellen.

[sc_VBS_ref_voltage, 1, de_DE]

Parameter: Modus

• Voreinstellwert (_:18571:1) Modus = aus


Mit dem Parameter Modus können Sie die Funktion Spannungsvergleichsüberwachung aktivieren und deak-
tivieren. Wenn Sie in den Test-Modus wechseln, wird die Funktion Spannungsvergleichsüberwachung als
ungültig markiert.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.44 Spannungsvergleichsüberwachung

6.44.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Spg.vergl. 1
_:2311:1 Allgemein:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2311:101 Allgemein:Referenzspan- Einstellmöglichkeiten anwen- Keine
nung dungsabhängig

6.44.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Spg.vergl. 1
_:2311:81 Allgemein:>Blockierung Stufe SPS I
_:2311:501 Allgemein:>MS-ID-Auswahl INS I
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:307 Allgemein:Fehler Hpt-Spg. ACD O
_:2311:308 Allgemein:Fehler Ref-Spg. ACD O
_:2311:309 Allgemein:Auswahl ungültig SPS O

1398 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

6.45 Fehlerorter

6.45.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Fehlerorter dient zur Ermittlung der Entfernung zum Fehlerort.
Das schnelle Ermitteln des Fehlerortes und die damit verbundene schnelle Störungsbeseitigung erhöhen
die Verfügbarkeit der Leitung für die Energieübertragung im Netz. Die Fehlerortberechnung basiert auf der
Ermittlung der Reaktanz der kurzschlussbehafteten Messschleifen.

6.45.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Fehlerorter kann in Schutzfunktionsgruppen mit 3-phasiger Strom- und Spannungsmessung
verwendet werden, z.B. in der FG Leitung und der FG Spannung/Strom 3-phasig.

[dw_stbafo, 1, de_DE]

Bild 6-487 Struktur/Einbettung der Funktion

Der Fehlerort wird auf der Basis der Leitungsparameter berechnet. Die Fehlerortberechnung wird immer mit
gehender Anregung des Kurzschlussschutzes durchgeführt. Wahlweise kann die Fehlerortberechnung auf
die Fälle mit Auslösung beschränkt werden (Einstellwert Parameter Start = bei Auslösemeldung).
Der Fehlerorter kann wie folgt gestartet werden:

• Durch die phasenselektiven Binäreingänge >Fehler erkannt L1, >Fehler erkannt L2, >Fehler
erkannt L3 und >Fehler erkannt Erde
• Durch den Differentialschutz

• Durch den Distanzschutz

• Durch den Gerichteten Überstromzeitschutz, Phasen oder Erde

• Durch den Überstromzeitschutz, Phasen oder Erde

• Durch den nicht phasenselektiven Binäreingang >Feh. erk. o. Leit&Erde


Wenn mehrere Schutzfunktionen parallel arbeiten, wird der Fehlerorter nur durch die Anregung der Schutz-
funktion gestartet, die die höchste Priorität aufweist. In der Liste sind die Funktionen nach abfallender Priorität
angegeben.
Die Funktion Fehlerorter kann nur bei folgenden Anschlussarten der Strom- und Spannungswandler arbeiten
(siehe Parameterwert):
Parameter Parameterwert
Stromwandleranschluss • 3-phasig + IN-separat
• 3-phasig + IN
• 3-phasig
• 2ph, 2p.Wdl. + 2 IN-sep
Spg.wandleranschluss • 3 Leiter-Erde Spg.+UN
• 3 Leiter-Erde Spg.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

HINWEIS

i Die Funktion Fehlerorter arbeitet nicht bei allen möglichen Anschlussarten der Strom- und Spannungs-
wandler! Wenn die Funktion Fehlerorter nicht mit den eingestellten Anschlussarten arbeiten kann,
erscheint in DIGSI 5 eine Fehlermeldung. Überprüfen Sie in diesem Fall die Anschlussart der Strom- und
Spannungswandler. Die Parameter Stromwandleranschluss oder Spg.wandleranschluss finden
Sie in DIGSI 5 unter Anlagendaten → Messstelle I-3ph oder unter Anlagendaten → Messstelle U-3ph.

6.45.3 Funktionsbeschreibung

Startbedingungen
Jede Schutzfunktion, die den Fehlerorter starten kann, stellt dem Fehlerorter auch die Information über
die Anrege- und Auslösezeiten zur Verfügung. Wenn mehrere Schutzfunktionen zeitgleich anregen, wird
der Fehlerorter nur durch die Funktion mit der höchsten Priorität gestartet. Das Angeregebild der anderen
Schutzfunktionen wird verworfen.
Aus der Anrege- und Auslöseinformation der startenden Schutzfunktion bildet der Fehlerorter einen eigenen
Messgrößenspeicher für die folgenden Berechnungen. Abhängig von der Anregedauer der Schutzfunktion
wird der Messgrößenspeicher so positioniert, dass sowohl Vorfehler-, Kurzschluss- als auch Abschaltvorgänge
im Speicher enthalten sind. Wenn die Anregung für eine längere Zeit ansteht, erfasst der Messgrößenspeicher
nur die Kurzschluss- und Abschaltvorgänge . Die Fehlerortberechnung startet immer erst nach dem Rückfall
einer Anregung.
Über die Startbedingung mit gehender Anregung ist die Fehlerortberechnung auch dann möglich, wenn
das Schutzgerät nur anregt und nicht auslöst. Über die Startbedingung bei Auslösemeldung wird die
Fehlerortberechnung nur dann durchgeführt, wenn das Schutzgerät die Auslösung gemeldet hat und die
Anregung zurückgefallen ist.
Alternativ kann der Fehlerorter über einen oder mehrere Binäreingänge gestartet werden. Wenn die phasen-
selektiven Meldungen >Fehler erkannt L1, >Fehler erkannt L2, >Fehler erkannt L3 und
>Fehler erkannt Erde in der DIGSI 5-Informationsrangierung rangiert sind, interpretiert der Fehlerorter
die Binäreingänge als eine phasenselektive externe Schutzfunktion und behandelt sie mit der höchsten Prio-
rität.

HINWEIS

i Nur wenn Sie alle 4 Meldungen in der DIGSI 5-Informationsrangierung rangiert haben, ist der phasenselek-
tive Start des Fehlerorters möglich.

Bei der Rangierung des Binäreinganges >Feh. erk. o. Leit&Erde wird der Binäreingang als eine nicht
selektive externe Schutzfunktion interpretiert und mit niedrigster Priorität behandelt. Der Fehlerorter startet
beim Rückfall des Binäreingangs.
Bei der Einstellung bei Auslösemeldung und Start des Fehlerorters über Binäreingang startet die Fehler-
ortberechnung nur, wenn eine geräteinterne Schutzfunktion eine Auslösemeldung erzeugt oder der Binärein-
gang >Start Fehlerorter zusätzlich zu den oben genannten Binäreingängen angesteuert wird.

[sc_rout_BE, 1, de_DE]

Bild 6-488 Rangiermatrix für den Anstoß des Fehlerorters über Binäreingang

1400 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Fehlerortberechnung
Die aufgezeichneten Abtastwerte der Kurzschlussströme und -spannungen werden in einen eigenen Messgrö-
ßenspeicher übertragen. Die Anregemeldungen werden zur Bestimmung der kurzschlussbehafteten Schleifen
verwendet. In dem Messgrößenspeicher wird nach einem optimalen Messfenster gesucht. Das größtmögliche
Messfenster wird ausgewählt. Nach Möglichkeit wird das Messfenster am Ende des Kurzschlussvorganges
positioniert. Dadurch haben der Einschwing- sowie der Abklingvorgang einen möglichst geringen Einfluss auf
das Messergebnis.

[dw_sigra_flo, 1, de_DE]

Bild 6-489 Ermittlung des Messfensters

Mit den Daten des Messfensters werden die Impedanzen der Kurzschlussschleifen berechnet. Bei mehreren
kurzschlussbehafteten Schleifen wird mithilfe eines Auswahlverfahrens eine Schleife ausgewählt und das
Ergebnis ausgegeben.
Wenn kein hinreichendes Datenfenster mit verwertbaren Messwerten oder keine plausible kurzschlussbehaf-
tete Schleife ermittelt werden können, signalisiert die Meldung FLO ungültig das ungültige Messergebnis.

Ausgabe des Fehlerortes


Folgende Ergebnisse der Fehlerortung werden ausgegeben:

• Die Fehlerreaktanz X in Ω primär

• Die Fehlerresistanz R in Ω primär

• Die zur Reaktanz proportionale Fehlerentfernung d der Leitung in Kilometer oder Meilen, umgerechnet
auf Basis des parametrierten Reaktanzbelages der Leitung

• Die Fehlerentfernung d in Prozent der Leitungslänge, berechnet auf Basis des parametrierten Reaktanzbe-
lages und der parametrierten Leitungslänge

• Die ausgewählte Fehlerschleife zur Berechnung des Fehlerortes

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

HINWEIS

i Die Angabe der Entfernung in Kilometern, Meilen oder Prozent ist nur für homogene Leitungsstre-
cken zutreffend. Wenn sich die Leitung aus Teilen zusammensetzt, die unterschiedliche Reaktanzbeläge
aufweisen (z.B. Freileitung-Kabel-Strecken), können Sie die von der Fehlerortung ermittelte Reaktanz zur
separaten Berechnung der Fehlerentfernung auswerten. Alternativ können Sie die Funktion Fehlerorter
plus verwenden, mit der nicht homogene Leitungen in Leitungsabschnitten parametriert werden können.

Impedanzbasierte Fehlerortung
Die Ermittlung der Fehlerentfernung basiert auf der Auswertung des imaginären Anteils der berechneten
Kurzschlussimpedanz. Die Fehlerentfernung wird durch die Division der berechneten Reaktanz X durch den
parametrierbaren Reaktanzbelag (Parameter X-Belag) bestimmt. Vom Fehlerorter werden sowohl die Impe-
danz bis zum Fehlerort als auch die Fehlerentfernung ausgegeben.
Für die 6 möglichen Kurzschlussschleifen L1-E, L2-E, L3-E, L1-L2, L2-L3, L3-L1 steht je ein Impedanzmesswerk
zur Verfügung. Die zu messende Schleife wird abhängig von der Fehlerart ausgewählt.
Bei 2‑poligen Fehlern mit Erdbeteiligung wird für die Fehlerortung die Leiter-Leiter-Schleife bevorzugt. Bei
3‑poligen Fehlern wird der Mittelwert der Reaktanz verwendet, der aus der Reaktanz der 3 Leiter-Leiter-
Schleifen berechnet wird.
Für die Berechnung der Leiter-Leiter-Schleife wird z.B. ein 2-poliger Kurzschluss L2-L3 angenommen.

[dw_llschleife_flo, 1, de_DE]

Bild 6-490 Kurzschluss einer Leiter-Leiter-Schleife

Die Schleifengleichung für die Berechnung der Kurzschlussimpedanz der Leiter-Leiter-Schleife L2-L3 lautet:

[fo_L2-L3_schl, 1, de_DE]

mit:
UL2, UL3 Zeiger der Kurzschlussspannung Leiter 2 und 3
IL2, IL3 Zeiger der Kurzschlussströme Leiter 2 und 3
m Anteilige Entfernung zum Fehler
mZL = m ⋅ (RL + jXL) Leitungsimpedanz bis zum Fehlerort

Die Leitungsimpedanz berechnet sich wie folgt:

[fo_R_L2-L3_schl, 1, de_DE]

[fo_X_L2-L3_schl, 1, de_DE]

1402 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Bei einem Leiter-Erde-Kurzschluss, z.B. L1-E muss bei der Berechnung der Leiter-Erde-Schleife berücksichtigt
werden, dass die Impedanz der Erdrückleitung nicht mit der Impedanz der Leiter übereinstimmt.

[dw_leschleife_flo, 1, de_DE]

Bild 6-491 Kurzschluss einer Leiter-Erde-Schleife

Bei einem Kurzschluss L1-E werden die Leiter-Erde-Spannung UL1, der Leiterstrom IL1 und der Erdstrom IE
gemessen.

[fo_L1-E_schl, 1, de_DE]

Die Impedanz zum Fehlerort ergibt sich aus:

[fo_R_L1-E_schl, 1, de_DE]

und

[fo_X_L1-E_schl, 1, de_DE]

mit:
UL1 Zeiger der Kurzschlussspannung
IL1 Zeiger des Kurzschlussstroms Leiter 1
IE Zeiger des Erdkurzschlussstroms
IR = IL1 - kr⋅IE Hilfsgröße
Ix = IL1 - kx⋅IE Hilfsgröße

Dabei hängen die Faktoren kr = RE/RL und kx = XE/XL allein von den Leitungskonstanten ab und nicht von der
Fehlerentfernung.

Messwertkorrektur bei Laststrom auf beidseitig gespeisten Leitungen


Bei Fehlern auf Leitungen mit beidseitiger Speisung und Lasttransport sowie einem Übergangswiderstand
(siehe Bild 6-492) wird die Fehlerspannung UA nicht nur von der Spannungsquelle auf Seite A, sondern auch
von der Spannungsquelle auf Seite B beeinflusst, wenn beide Spannungsquellen auf den Fehlerort speisen.
Hierdurch ergeben sich ohne besondere Maßnahmen Messfehler in der Impedanz, da der Stromanteil IB an der
Messstelle A nicht erfasst werden kann. Bei langen und hochbelasteten Leitungen kann dieser Messfehler im
X-Anteil der Fehlerimpedanz erheblich sein. Dieser X-Anteil ist für die Entfernungsberechnung maßgebend.
Bei Verwendung der Lastkompensation ist die Korrektur des X-Anteils möglich. Bei Verwendung der Lastkom-
pensation setzt sich der berechnete R-Anteil aus der Kombination zwischen dem zu ermittelnden Fehlerwider-
stand und dem Widerstand der Leitung bis zum Fehlerort zusammen. Diese Form der Impedanzberechnung

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

entspricht der Messvorschrift des Distanzschutzes mit Reaktanzmethode. Die Lastkompensation wirkt sowohl
auf die 1-poligen als auch auf die 2-poligen Kurzschlüsse. Sie können die Lastkompensation über den Para-
meter Lastkompensation zu- und abschalten. Wenn der Distanzschutz mit der Reaktanzmethode arbeitet,
empfiehlt Siemens, die Lastkompensation auch beim Fehlerorter einzuschalten.
Das folgende Bild dient als Beispiel für die Beschreibung der Impedanzberechnung:

[dw_ueb_impedanzber, 2, de_DE]

Bild 6-492 Fehlerströme und -spannungen bei einer beidseitig gespeisten Leitung (1-polige Darstellung)

A Messstelle
UA, UB Spannungsquelle
IA, IB Teilfehlerströme
IF Gesamtfehlerstrom
UA Fehlerspannung an der Messstelle A
RF Gemeinsame Fehlerresistanz
mZL, (1-m) ZL Fehlerimpedanzen
ZA, ZB Vorimpedanzen
m Anteilige Entfernung zum Fehler

Impedanzberechnung für Leiter-Erde-Schleifen


Für die Berechnung einer Leiter-Erde-Schleife muss berücksichtigt werden, dass die Impedanz der Erdrücklei-
tung im Allgemeinen nicht mit der Impedanz der Leiter übereinstimmt. Das ist z.B. bei einem Kurzschluss L1-E
der Fall.

[dw_leschleife_rmd, 2, de_DE]

Bild 6-493 Kurzschluss einer Leiter-Erde-Schleife

Die Schleifengleichung für die Impedanzberechnung lautet:

[fo schl le ohne icomp, 3, de_DE]

Die Schleifengleichung wird auf beiden Seiten mit dem Ersatzstrom ISubst. erweitert und nach der Impedanz
umgestellt:

1404 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

[fo schl le mit icomp, 4, de_DE]

Es gilt:

[fo_x_impber, 1, de_DE]

Damit berechnet sich die Reaktanz X der Leiter-Erde-Schleife wie folgt:

[fo xf impber, 2, de_DE]

mit:
A Messstelle
UL1, Fehlerspannung an der Messstelle A (Leiter-Erde-Spannung)
IL1, IE Teilfehlerströme
IF Gesamtfehlerstrom
RF Gemeinsame Fehlerresistanz
ZL, ZB Leitungsimpedanz
m Anteilige Entfernung zum Fehler
ISubst. Ersatzfehlerstrom
k0 Erdfehlerfaktor
δkomp Kompensationswinkel

Sie können den Ersatzstrom ISubst. so wählen, dass der Einfluss des Fehlerstroms IB am Fehlerwiderstand RF
aufgehoben wird. Dadurch wird der Messfehler in der Reaktanz vermieden.
Der entstehende Messfehler in RF kann nur teilweise kompensiert werden.
RF berechnet sich wie folgt:

[fo_rf_impber, 3, de_DE]

Das Schutzgerät kann den Fehlerstrom IF nicht messen. Deshalb wird als Ersatz für IF entweder 3I0 oder
3I2 verwendet. Um das beste Ergebnis zu erhalten, verwendet das Verfahren den größeren der beiden Ersatz-
ströme. Wenn die Winkel der Vorimpedanzen und der Leitungsimpedanz nicht einheitlich sind, können Sie die
Inhomogenität mit den Kompensationswinkeln ausgleichen.
Die Kompensationswinkel δkomp hängen von den Netzbedingungen ab und können mit folgenden Formeln für
das Null- und Gegensystem berechnet werden:

[fo_kompwi_nullsys_impber, 1, de_DE]

[fo_kompwi_gegensys_impber, 1, de_DE]

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

mit:
ZA,0, ZB,0 Vorimpedanzen im Nullsystem
ZL,0 Leitungsimpedanz im Nullsystem
m Anteilige Entfernung zum Fehler
δkomp,0 Kompensationswinkel im Nullsystem
ZA,2, ZB,2 Vorimpedanzen im Gegensystem
ZL,2 Leitungsimpedanz im Gegensystem
δkomp,2 Kompensationswinkel im Gegensystem

Impedanzberechnung für Leiter-Leiter-Schleifen


Als Beispiel für die Berechnung wird ein 2-poliger Kurzschluss L2-L3 angenommen:

[dw_llschleife_rmd, 3, de_DE]

Bild 6-494 Kurzschluss einer Leiter-Leiter-Schleife

Für die Berechnung der Leiter-Leiter-Schleife lautet die Schleifengleichung:

[fo schl ll ohne icomp, 2, de_DE]

Damit berechnet sich X wie folgt:

[fo xf impber LLschl, 2, de_DE]

wobei für die Schleife L2-L3 gilt: Isubst = (a - a2)⋅I2 und a = e j120°.
Die von der Fehlerschleife abhängige Drehung des Gegensystems führt der Fehlerorter-Algorithmus intern
aus.
RF berechnet sich wie folgt:

[fo rf impber LLschl, 3, de_DE]

Messwertkorrektur bei Parallelleitungen


Bei Erdkurzschlüssen auf Doppelleitungen werden die für die Impedanzberechnung ermittelten Werte durch
die Kopplung der Erdimpedanzen beider Leitungssysteme beeinflusst. Hierdurch ergeben sich ohne besondere
Maßnahmen Messfehler im Ergebnis der Impedanzberechnung. Das Gerät ist deshalb mit einer Parallellei-
tungskompensation ausgerüstet. Diese Parallelleitungskompensation berücksichtigt den Erdstrom der Parallel-
leitung in der Leitungsgleichung und kompensiert dadurch den Koppeleinfluss, ähnlich wie bei der Ermittlung
der Distanz beim Distanzschutz. Dazu müssen Sie den Erdstrom der Parallelleitung an das Gerät anschließen
und konfigurieren. Die Parallelleitungskompensation liefert nur für 1-polige Fehler auf der zu schützenden

1406 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Leitung korrekte Werte. Für außen liegende Fehler – einschließlich solcher auf der Parallelleitung – ist eine
Kompensation nicht möglich und führt zu keiner Verbesserung der Messwerte.
Sie können die Parallelleitungskompensation mit dem Parameter Parallelleitungskomp. ein- und
ausschalten. Darüber hinaus wird die Parallelleitungskompensation nur dann freigegeben, wenn das
Verhältnis zwischen dem berechneten Erdstrom IE der eigenen Leitung und dem Erdstrom der Parallelleitung
IEP über der parametrierten Schwelle Erdstr.verhältn. ParKomp liegt.

[dw_parkomp_L3-E, 1, de_DE]

Bild 6-495 Erdkurzschluss auf einer Doppelleitung

Der Einfluss des Parallelleitungsstromes berechnet sich wie folgt:

Berechnung ohne Lastkompensation:

[fo_parkomp1, 1, de_DE]

[fo_parkomp2, 1, de_DE]

IEP ist der Erdstrom der Parallelleitung. Die Verhältnisse kmR = R0M/3RL und kmx = X0M/3XL sind Leitungskons-
tanten, die sich aus der Geometrie der Doppelleitung und der Beschaffenheit des Erdreichs ergeben.

Berechnung mit Lastkompensation:

[fo_parkomp1_rmd, 1, de_DE]

[fo_parkomp2_rmd, 1, de_DE]

Der Faktor k0M = Z0M/(3ZL) ist eine Leitungskonstante, die sich aus der Geometrie der Doppelleitung und der
Beschaffenheit des Erdreichs ergibt.
mit:
Z0M Koppelimpedanz im Nullsystem
R0M Koppelresistanz im Nullsystem
X0M Koppelreaktanz im Nullsystem
k0M Koppelfaktor im Nullsystem

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

6.45.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Zur Berechnung der Fehlerentfernung benötigt die Funktion folgende wichtige Leitungsdaten:

• Den Reaktanzbelag der Leitung pro Kilometer oder pro Meile

• Die Leitungslänge zur korrekten Ausgabe der Fehlerentfernung in Prozent der Leitungslänge

• Die Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren im Einstellformat Kr und Kx oder K0 und Winkel (K0).

Parameter: Start

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Start = mit gehender Anregung


Mit dem Parameter Start legen Sie das Kriterium zum Start einer Fehlerortung fest.
Parameterwert Beschreibung
mit gehender Anregung Wenn ein Anregesignal der für den Start vorgesehenen Schutzfunktionen
zurückgefallen ist, startet die Berechnung des Fehlerortes.
bei Auslösemeldung Wenn eine der für den Start vorgesehenen Schutzfunktion die Auslösung
gemeldet hat und die Anregung zurückgefallen ist, startet die Berechnung
des Fehlerortes.

Alternativ dazu können Sie den Fehlerorter über einen externen Binäreingang starten.

Parameter: Parallelleitungskompensation

• Voreinstellung (_:102) Parallelleitungskomp. = nein


Der Parameter Parallelleitungskomp. ist nur sichtbar, wenn der Erdstrom der Parallelleitung an die FG
Leitung angeschlossen ist.

[scParkomp, 1, de_DE]

Bild 6-496 Rangierung in DIGSI

Wenn Sie die Parallelleitungskompensation bei Doppelleitungen anwenden wollen, stellen Sie den Parameter
Parallelleitungskomp. auf ja ein.
Parameterwert Beschreibung
nein Mit dieser Einstellung ist die Parallelleitungskompensation nicht wirksam.
ja Mit dieser Einstellung ist die Parallelleitungskompensation wirksam.

1408 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Damit die Parallelleitungskompensation funktioniert, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

• Schließen Sie den Erdstrom der Parallelleitung in richtiger Polarität an einem zusätzlichen Stromeingang
an.

• Stellen Sie bei den Anlagendaten den für den Parallelstrom verwendeten Eingang im richtigen Verhältnis
zu den Leiterströmen ein.
Die Parallelleitungskompensation wird nur dann durchgeführt, wenn der Erdstrom der zu schützenden
Leitung (IE) größer ist als der mit dem Parameter Erdstr.verhältn. ParKomp bewertete Erdstrom
der Parallelleitung (IEP).
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Erdstr.verhältn. ParKomp = 85 % beizubehalten. Bei
extrem unsymmetrischen Netzverhältnissen und sehr kleinem Koppelfaktor (XM/XL unter 0,4) kann ein
kleinerer Wert sinnvoll sein.

• Stellen Sie bei den Leitungsdaten die Koppelimpedanzen zum Parallelsystem richtig ein.

Parameter: Lastkompensation

• Voreinstellung (_:103) Lastkompensation = nein


Mit dem Parameter Lastkompensation können Sie den Messfehler bei 1-poligen und 2-poligen Kurz-
schlüssen auf beidseitig gespeisten Leitungen korrigieren.
Parameterwert Beschreibung
nein Mit dieser Einstellung ist die Lastkompensation nicht wirksam.
ja Mit dieser Einstellung ist die Lastkompensation wirksam.
Wenn Sie mit Lastkompensation arbeiten, sind die folgenden Parameter
relevant und werden automatisch eingeblendet:

• (_:104) Ersatz für IF


• (_:106) Komp.winkel Nullsystem
• (_:107) Komp.winkel Gegensys.
Wenn der Distanzschutz mit der Reaktanzmethode arbeitet, empfiehlt
Siemens, die Lastkompensation einzuschalten.

Parameter: Ersatz für IF

• Voreinstellwert (_:104) Ersatz für IF = 3I0


Der Parameter Ersatz für IF ist nur sichtbar und relevant, wenn Sie mit Lastkompensation arbeiten.
Mit dem Parameter Ersatz für IF definieren Sie für Erdimpedanzschleifen, welchen Ersatzwert Sie für den
nicht messbaren Fehlerstrom IF durch die Fehlerresistanz am Fehlerort verwenden.
Berechnen Sie zuerst die Kompensationswinkel für das Null- und Gegensystem. Stellen Sie den Parameter
Ersatz für IF entsprechend dem betragsmäßig kleineren Kompensationswinkel ein. Der betragsmäßig
kleinere Kompensationswinkel deutet darauf hin, dass das zugehörige System (Nullsystem oder Gegensystem)
homogener ist und den Fehlerstrom durch die Fehlerresistanz am Fehlerort besser approximiert.

Parameter: Kompensationswinkel für Nullsystem/Gegensystem

• Voreinstellwert (_:106) Komp.winkel Nullsystem = 0,00°

• Voreinstellwert (_:107) Komp.winkel Gegensys. = 0,00°


Die Parameter Komp.winkel Nullsystem und Komp.winkel Gegensys. sind nur sichtbar und relevant,
wenn Sie mit Lastkompensation arbeiten.
Wenn Sie anhand von Netzmodellversuchen oder Berechnungen eine Winkeldifferenz zwischen dem gemes-
senem 3I0 oder 3I2 und IF ermittelt haben, können Sie diese mit den Parametern Komp.winkel Nullsystem
oder Komp.winkel Gegensys. kompensieren.
Eine von 0 abweichende Einstellung der Kompensationswinkel ist nur für nicht homogene Systeme relevant.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Mit dem Parameter Komp.winkel Nullsystem kompensieren Sie die Winkeldifferenz zwischen dem vom
Gerät berechneten 3I0 und dem Fehlerstrom IF.
Mit dem Parameter Komp.winkel Gegensys. kompensieren Sie die Winkeldifferenz zwischen dem vom
Gerät berechneten 3I2 und dem Fehlerstrom IF.

HINWEIS

i Wenn Sie die Funktion Fehlerorter in der Funktionsgruppe Leitung verwenden, arbeitet die Funktion mit
den Leitungsparametern der Funktionsgruppe.
Wenn Sie die Funktion Fehlerorter in der Funktionsgruppe Spannung/Strom 3-phasig verwenden,
müssen Sie die folgenden Leitungsparameter in der Funktionsgruppe Spannung/Strom 3-phasig
eingeben.

Parameter: X-Belag

• Voreinstellung (_:113) X-Belag = 0,0525 Ω/km


Mit dem Parameter X-Belag stellen Sie den Reaktanzbelag für die zu schützende Leitung ein. Sie stellen den
Parameter X-Belag als bezogene Größe in Ω/km oder Ω/Meilen ein.

Parameter: Leitungslänge

• Voreinstellung (_:114) Leitungslänge = 60 km


Mit dem Parameter Leitungslänge stellen Sie die Länge der zu schützenden Leitung als Längenmaßeinheit
in km oder Meilen ein.

Parameter: Leitungswinkel

• Voreinstellung (_:108) Leitungswinkel = 85,00°


Berechnen Sie den Einstellwert für den Parameter Leitungswinkel aus den Leitungskonstanten der zu
schützenden Leitung wie folgt:

[fo_lwinkl, 1, de_DE]

mit:
RL Resistanz der zu schützenden Leitung
XL Reaktanz der zu schützenden Leitung

BEISPIEL

110-kV-Freileitung 150 mm2 mit den Daten


R´1 = 0,19 Ω/km
X´1 = 0,42 Ω/km
Den Einstellwert für den Leitungswinkel berechnen Sie wie folgt:

[fo_tan_phi, 1, de_DE]

[fo_arctan_phi, 1, de_DE]

1410 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Parameter: Kr und Kx

• Voreinstellung (_:104) Kr = 1,00

• Voreinstellung (_:105) Kx = 1,00


Mit den Parametern Kr und Kx stellen Sie die Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren als skalare Größen ein. Die
Parameter Kr und Kx sind für die Funktion Fehlerorter von Bedeutung.
Berechnen Sie die Einstellwerte für die Parameter Kr und Kx aus den Leitungsdaten wie folgt:
Resistanzverhältnis Reaktanzverhältnis

mit:
R0 Nullsystemresistanz der Leitung
X0 Nullsystemreaktanz der Leitung
R1 Mitsystemresistanz der Leitung
X1 Mitsystemreaktanz der Leitung

Diese Daten können entweder für die gesamte Leitung oder als längenbezogene Werte eingesetzt werden, da
die Quotienten längenunabhängig sind. Sie können die Daten sowohl aus den Primärgrößen als auch aus den
Sekundärgrößen berechnen.

BEISPIEL

110-kV-Freileitung 150 mm2 mit den Daten:

R1/s 0,19 Ω/km Mitsystemresistanz


X1/s 0,42 Ω/km Mitsystemreaktanz
R0/s 0,53 Ω/km Nullsystemresistanz
X0/s 1,19 Ω/km Nullsystemreaktanz
s Leitungslänge

Sie erhalten folgende Einstellwerte für die Parameter Kr und Kx:

[fo_kr, 1, de_DE]

[fo_kx, 1, de_DE]

Parameter: K0 und Winkel (K0)

• Voreinstellung K0 = 1,000

• Voreinstellung Winkel (K0) = 0,00°

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

HINWEIS

i Die Sichtbarkeit der Parameter K0 und Winkel (K0) ist abhängig vom ausgewählten Einstellformat der
Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren. Die Parameter K0 und Winkel (K0) sind nur dann sichtbar, wenn
Sie für das Gerät den Parameter Einstellform. Erdimp.anp. = K0 eingestellt haben. Sie finden den
Parameter Einstellform. Erdimp.anp.in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes →
Parameter → Geräteeinstellungen.

Mit den Parametern K0 und Winkel (K0) stellen Sie den komplexen Erdimpedanzfaktor ein.
Achten Sie darauf, dass der Leitungswinkel richtig eingestellt ist, da das Gerät den Leitungswinkel zur Berech-
nung der Kompensationskomponenten aus dem K0-Faktor benötigt. Der komplexe Erdimpedanzfaktor ist
durch den Betrag und den Winkel definiert. Sie können den komplexen Erdimpedanzfaktor aus den Leitungs-
daten wie folgt berechnen:

[fo_K01, 1, de_DE]

mit:
Z0 (Komplexe) Nullimpedanz
Z1 (Komplexe) Mitimpedanz

Diese Daten können entweder für die gesamte Leitung oder als längenbezogene Werte eingesetzt werden, da
die Quotienten längenunabhängig sind. Sie können die Daten sowohl aus den Primärgrößen als auch aus den
Sekundärgrößen berechnen.
Bei Freileitungen können Sie mit den Beträgen rechnen, da sich die Winkel des Nullsystems und des Mitsys-
tems nur geringfügig unterscheiden. Bei Kabeln können aber erhebliche Winkeldifferenzen auftreten, wie das
folgende Beispiel zeigt.

BEISPIEL

110-kV-Einleiter-Ölkabel 3 · 185 mm2 Cu mit den Daten:

Z1/s 0,408 · ej73° Ω/km Mitimpedanz


Z0/s 0,632 · ej18,4° Ω/km Nullimpedanz
s Leitungslänge

Für die Berechnung des Erdimpedanzfaktors K0 ergibt sich:

[fo_1_k0, 1, de_DE]

[fo_2_k0, 1, de_DE]

Der Einstellwert des Parameters K0 ergibt sich zu:

[fo_3_k0, 1, de_DE]

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Beachten Sie bei der Ermittlung des Winkels den Quadranten des Ergebnisses. Die folgende Tabelle gibt den
Quadranten und Bereich des Winkels an, die sich aus den Rechenvorzeichen von Real- und Imaginärteil von K0
ergeben.
Realteil Imaginärteil tan Phi (K0) Quadrant/Bereich Berechnungsmethode
+ + + I 0° bis 90° arc tan (|Im| / |Re|)
+ - - IV -90° bis 0° –arc tan (|Im| / |Re|)
- - + III -90° bis -180° arc tan (|Im| / |Re|) –180°
- + - II +90° bis +180° –arc tan (|Im| / |Re|) +180°

Im vorliegenden Beispiel ergibt sich der folgende Einstellwert für den Parameter Winkel (K0):

[fo_phi_K0, 1, de_DE]

6.45.5 Parameter

Parameter bei Instanziierung des Fehlerorters in der FG Leitung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Fehlerorter
_:1 Fehlerorter:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:101 Fehlerorter:Start • bei Auslösemeldung mit gehender
Anregung
• mit gehender Anregung
_:102 Fehlerorter:Parallellei- • nein ja
tungskomp.
• ja
_:103 Fehlerorter:Lastkompen- • nein nein
sation
• ja
_:104 Fehlerorter:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:106 Fehlerorter:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Nullsystem
_:107 Fehlerorter:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.

Parameter bei Instanziierung des Fehlerorters in der FG U/I 3-phasig

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Fehlerorter
_:1 Fehlerorter:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:101 Fehlerorter:Start • bei Auslösemeldung mit gehender
Anregung
• mit gehender Anregung
_:103 Fehlerorter:Lastkompen- • nein nein
sation
• ja

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.45 Fehlerorter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:122 Fehlerorter:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:124 Fehlerorter:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Nullsystem
_:125 Fehlerorter:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
_:113 Fehlerorter:X-Belag 1A 0,0005 Ω/km bis 9,5000 Ω/km 0,0525 Ω/km
5A 0,0001 Ω/km bis 1,9000 Ω/km 0,0105 Ω/km
_:114 Fehlerorter:Leitungs- 0,10 km bis 1000,00 km 60,00 km
länge
_:108 Fehlerorter:Leitungs- 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
winkel
_:104 Fehlerorter:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:105 Fehlerorter:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:118 Fehlerorter:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:150 Fehlerorter:Winkel (K0) -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °

6.45.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Fehlerorter
_:501 Fehlerorter:>Fehler erkannt L1 SPS I
_:502 Fehlerorter:>Fehler erkannt L2 SPS I
_:503 Fehlerorter:>Fehler erkannt L3 SPS I
_:504 Fehlerorter:>Fehler erkannt Erde SPS I
_:505 Fehlerorter:>Feh. erk. o. Leit&Erde SPS I
_:506 Fehlerorter:>Start Fehlerorter SPS I
_:54 Fehlerorter:Nicht wirksam SPS O
_:52 Fehlerorter:Zustand ENS O
_:53 Fehlerorter:Bereitschaft ENS O
_:302 Fehlerorter:Fehlerresistanz prim. MV O
_:303 Fehlerorter:Fehlerreaktanz prim. MV O
_:308 Fehlerorter:Fehlerresistanz sek. MV O
_:309 Fehlerorter:Fehlerreaktanz sek. MV O
_:304 Fehlerorter:Fehlerdistanz MV O
_:305 Fehlerorter:Fehlerdistanz in % MV O
_:306 Fehlerorter:Fehlerschleife ENS O
_:307 Fehlerorter:FLO ungültig ENS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

6.46 Fehlerorter plus

6.46.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Fehlerorter plus

• Dient zur 2-seitigen Messung der Entfernung zum Fehlerort

• Bestimmt den Fehlerort auch zuverlässig bei beidseitiger Einspeisung, Fehlern mit Erdbeteiligung und bei
Fehlerwiderständen

• Kann zur Fehlerortbestimmung bei inhomogenen Leitungen verwendet werden


Die Funktion Fehlerorter plus berechnet den Fehlerort mit den Messwerten beider Leitungsenden. Für die
Übertragung der Messwerte zwischen den beiden Leitungsenden muss eine Kommunikationsverbindung über
die Wirkschnittstelle vorhanden sein.
Wenn eine 2-seitige Fehlerortung nicht möglich ist, wird ersatzweise die 1-seitige Methode mit Ermittlung der
Reaktanz der kurzschlussbehafteten Messschleifen verwendet.
Durch die schnelle Berechnung des Fehlerortes und die damit verbundene schnelle Störungsbeseitigung
erhöht sich die Verfügbarkeit der Leitung für die Energieübertragung im Netz.

6.46.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Fehlerorter plus kann in Schutzfunktionsgruppen mit 3-phasiger Strom- und Spannungsmes-
sung verwendet werden, z.B. in der FG Leitung und der FG Spannung/Strom 3-phasig.

[dwst fo_double, 1, de_DE]

Bild 6-497 Struktur/Einbettung der Funktion

Der Fehlerort wird auf der Basis der Leitungsparameter berechnet. Die Fehlerortbestimmung wird immer mit
gehender Anregung des Kurzschlussschutzes durchgeführt. Wahlweise kann die Fehlerortbestimmung auf
die Fälle mit Auslösung beschränkt werden (Einstellwert Parameter Start = bei Auslösemeldung).
Für inhomogene Leitungen wie Freileitungs-/Kabelstrecken können Sie separate Leitungsabschnitte mit
eigenen Leitungsdaten parametrieren. Sie können maximal 9 Leitungsabschnitte instanziieren.
Für die 2-seitige Fehlerortbestimmung müssen die Messwerte von beiden Leitungsenden an jedem Leitungs-
ende verfügbar sein. Hierzu muss an jedem Ende eines zu schützenden Bereiches ein SIPROTEC 5-Gerät mit
einer Wirkschnittstelle installiert sein. Über die Wirkschnittstelle tauschen die Geräte ihre Messgrößen aus. Die
Messgrößen werden in digitalen Telegrammen verschlüsselt und über die Wirkkommunikation übertragen. Die
Strom- und Spannungswandler grenzen den Schutzbereich selektiv ab.
Unter folgenden Bedingungen ist die 2-seitige Fehlerortung mit der Funktion Fehlerorter plus z.B. nicht
möglich:

• Der Fehler liegt nicht auf der Leitung.

• Die Geräte an den Leitungsenden haben keine Wirkschnittstelle.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1415
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

• Die Wirkkommunikation ist gestört.

• Bei 1-seitiger Einspeisung tritt ein metallischer Fehler auf.

HINWEIS

i Wenn die 2-seitige Fehlerortbestimmung nicht möglich ist, arbeitet die Funktion Fehlerorter plus ersatz-
weise mit der 1-seitigen Methode der Fehlerortbestimmung.

[dw_example_WS, 1, de_DE]

Bild 6-498 Datenaustausch für 2 Geräte mit je einer Wirkkommunikation

Der Fehlerorter plus kann wie folgt gestartet werden:

• Durch die phasenselektiven Binäreingänge >Fehler erkannt L1, >Fehler erkannt L2, >Fehler
erkannt L3 und >Fehler erkannt Erde
• Durch den Differentialschutz

• Durch den Distanzschutz

• Durch den Gerichteten Überstromzeitschutz, Phasen oder Erde

• Durch den Überstromzeitschutz, Phasen oder Erde

• Durch den nicht phasenselektiven Binäreingang >Feh. erk. o. Leit&Erde


Wenn mehrere Schutzfunktionen parallel arbeiten, wird der Fehlerorter nur durch die Anregung der Funktion
gestartet, die die höchste Priorität aufweist. In der Liste sind die Funktionen nach abfallender Priorität ange-
geben.

Anschlussarten der Strom- und Spannungswandler

HINWEIS

i Die Funktion Fehlerorter plus arbeitet nicht bei allen möglichen Anschlussarten der Strom- und Span-
nungswandler!
Wenn die Funktion nicht mit der eingestellten Anschlussart arbeiten kann, erscheint in DIGSI 5 eine
Fehlermeldung. Überprüfen Sie in diesem Fall die Anschlussart der Strom- und Spannungswandler.
Die Parameter Stromwandleranschluss oder Spg.wandleranschluss finden Sie in DIGSI 5 unter
Anlagendaten → Messstelle I-3ph oder unter Anlagendaten → Messstelle U-3ph.

Die Funktion Fehlerorter plus arbeitet nur bei folgenden Anschlussarten der Strom- und Spannungswandler
(siehe Parameterwert):
Parameter Parameterwert
Stromwandleranschluss • 3-phasig + IN-separat
• 3-phasig + IN
• 3-phasig
Spg.wandleranschluss • 3 Leiter-Erde Spg.+UN
• 3 Leiter-Erde Spg.

1416 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

6.46.3 Funktionsbeschreibung

Startbedingungen
Jede Schutzfunktion, die den Fehlerorter starten kann, stellt dem Fehlerorter plus auch die Information über
die Anrege- und Auslösezeiten zur Verfügung. Wenn mehrere Schutzfunktionen zeitgleich anregen, wird der
Fehlerorter plus nur durch die Funktion mit der höchsten Priorität gestartet.
Aus der Anrege- und Auslöseinformation der startenden Schutzfunktion bildet der Fehlerorter einen eigenen
Messgrößenspeicher für die folgenden Berechnungen. Abhängig von der Anregedauer der Schutzfunktion
wird der Messgrößenspeicher so positioniert, dass sowohl Vorfehler-, Kurzschluss- als auch Abschaltvorgänge
im Speicher enthalten sind. Wenn die Anregung für eine längere Zeit ansteht, erfasst der Messgrößenspeicher
nur die Kurzschluss- und Abschaltvorgänge. Die Fehlerortbestimmung startet immer erst nach dem Rückfall
einer Anregung.
Über die Startbedingung mit gehender Anregung ist die Fehlerortbestimmung auch dann möglich, wenn
das Schutzgerät nur anregt und nicht auslöst. Über die Startbedingung bei Auslösemeldung wird die
Fehlerortbestimmung nur dann durchgeführt, wenn das Schutzgerät die Auslösung gemeldet hat und die
Anregung zurückgefallen ist.
Alternativ kann der Fehlerorter über einen oder mehrere Binäreingänge gestartet werden. Wenn die phasen-
selektiven Meldungen >Fehler erkannt L1, >Fehler erkannt L2, >Fehler erkannt L3 und
>Fehler erkannt Erde in der DIGSI 5-Informationsrangierung rangiert sind, interpretiert der Fehlerorter
die Binäreingänge als eine phasenselektive externe Schutzfunktion und behandelt sie mit der höchsten Prio-
rität.

HINWEIS

i Nur wenn Sie alle 4 Meldungen in der DIGSI 5-Informationsrangierung rangiert haben, ist der phasenselek-
tive Start des Fehlerorters möglich.

Bei der Rangierung des Binäreinganges >Feh. erk. o. Leit&Erde wird der Binäreingang als eine nicht
selektive externe Schutzfunktion interpretiert und mit niedrigster Priorität behandelt. Der Fehlerorter startet
beim Rückfall des Binäreingangs.
Bei der Einstellung bei Auslösemeldung und Start des Fehlerorters über Binäreingang startet die Fehler-
ortbestimmung nur, wenn eine geräteinterne Schutzfunktion eine Auslösemeldung erzeugt oder der Binärein-
gang >Start Fehlerorter zusätzlich zu den oben genannten Binäreingängen angesteuert wird.

[scRang_FOplus, 1, de_DE]

Bild 6-499 Rangiermatrix für den Anstoß des Fehlerorters über Binäreingang

Definition der Leitungsabschnitte


Für inhomogene Leitungen, z.B. Kabel-/Freileitungsstrecken, können Sie mehrere Leitungsabschnitte defi-
nieren und die Leitungsparameter für jeden Leitungsabschnitt separat einstellen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1417
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

HINWEIS

i Wenn Sie eine inhomogene Leitung mit mehreren Leitungsabschnitten haben, müssen Sie die Leitungs-
abschnitte im Gerät am Gegenende spiegelverkehrt eingeben! Die Funktion überprüft die korrekte Para-
metrierung und gibt bei einem Fehler die Inkonsistenzmeldung (_:2311:310) Ltg.-Abschnitt
Eins.Fh aus.

BEISPIEL:
Die Leitung zwischen den Leitungsenden A und B besteht aus den Leitungsabschnitten Kabel A – Freileitung –
Kabel B. Beachten Sie Folgendes bei der Parametrierung der Funktion:

• Instanziieren Sie im Gerät am Leitungsende A und am Leitungsende B jeweils 3 Leitungsabschnitte und


geben Sie die Leitungsdaten pro Abschnitt ein.

• Beachten Sie dabei, dass Sie die Daten für die Leitungsabschnitte im Gerät B spiegelverkehrt zum Gerät A
eingeben.

[dw def line sections, 1, de_DE]

Bild 6-500 Leitung mit 3 Leitungsabschnitten

Einbauort Definition der Leitungsabschnitte


Gerät A Definieren Sie die Leitungsabschnitte am Gerät A wie folgt:

• Ltg.-Abschnitt 1: Leitungsdaten von Kabel A


• Ltg.-Abschnitt 2: Leitungsdaten der Freileitung
• Ltg.-Abschnitt 3: Leitungsdaten von Kabel B
Gerät B Definieren Sie die Leitungsabschnitte am Gerät B wie folgt:

• Ltg.-Abschnitt 1: Leitungsdaten von Kabel B


• Ltg.-Abschnitt 2: Leitungsdaten der Freileitung
• Ltg.-Abschnitt 3: Leitungsdaten von Kabel A

Sie können die instanziierten Leitungsabschnitte umbenennen!

Algorithmus der 2-seitigen Fehlerortbestimmung


Bei einer unverzweigten Leitung mit bekanntem Strom und bekannter Spannung an den Leitungsenden kann
die Spannung an jeder Stelle x der Leitung berechnet werden. Der Algorithmus berechnet die Spannung von
beiden Seiten der Leitung. Am Fehlerort selbst muss die von beiden Leitungsenden berechnete Spannung
übereinstimmen. Wenn beide Spannungsverläufe grafisch dargestellt werden, ist deren Schnittpunkt die Lage
des Fehlerortes dFO. Bild 6-501 veranschaulicht das Grundprinzip der 2-seitigen Fehlerortung. Der Algorithmus
berechnet die Spannungsverläufe mit den Messdaten der Schutzgeräte beider Leitungsenden A und B. Der
Spannungsverlauf ist nicht linear und wird mit der Telegraphengleichung wie folgt berechnet:

[fo telegraph equation line, 1, de_DE]

1418 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

mit

Wellenausbreitungskonstante

Wellenimpedanz

d Distanz
U, I Messwerte an den Leitungsenden

[dw fault locator voltage char, 1, de_DE]

Bild 6-501 Spannungsverlauf, berechnet von beiden Seiten der Leitung

mit:
1 Spannungsverlauf berechnet mit den Messwerten am Leitungsende A
2 Spannungsverlauf berechnet mit den Messwerten am Leitungsende B
dFO Fehlerort

Der Algorithmus der 2-seitigen Fehlerortbestimmung bietet gegenüber der 1-seitigen Methode folgende
Vorteile:

• Die korrekte Fehlerortung ist auch bei Lastfluss, 2-seitiger Speisung und hohen Fehlerwiderständen
möglich.

• Der Algorithmus ist unabhängig vom Nullsystem und damit auch von deren Einflussgrößen, wie induktive
Einkopplungen von Parallelleitungen.

• Eine ungenaue Einstellung der Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren hat keinen Einfluss auf die Genauigkeit
des Fehlerortes.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

Ausgabe des Fehlerortes


Folgende Ergebnisse der Fehlerortung werden ausgegeben:

• Die Fehlerresistanz in Ω primär und sekundär

• Der Fehlerübergangswiderstand in Ω primär und sekundär


Dieser Wert wird nur ausgegeben, wenn die 2-seitige Fehlerortbestimmung möglich ist.

• Die Fehlerreaktanz bis zum Fehlerort in Ω primär und sekundär

• Die Fehlerentfernung d in km oder Meilen

• Die Fehlerentfernung d in Prozent der Leitungslänge

• Die Nummer des Leitungsabschnittes, in dem der Fehler lokalisiert wurde

• Die ausgewählte Fehlerschleife zur Berechnung des Fehlerortes


Die Angabe der Entfernung in Kilometern, Meilen oder Prozent gilt auch für inhomogene Leitungsstrecken
(z.B. Freileitungs-Kabel-Strecken). Wenn Sie für eine inhomogene Leitung mehrere Leitungsabschnitte defi-
niert haben, gibt die Funktion Fehlerorter plus die Nummer des fehlerbehafteten Leitungsabschnittes aus.

HINWEIS

i Wenn die 2-seitige Fehlerortbestimmung durch die Funktion Fehlerorter plus nicht möglich ist, arbeitet
die Funktion automatisch mit dem Algorithmus der 1-seitigen Fehlerortbestimmung.
Die Beschreibung für den 1-seitigen Fehlerorter finden Sie in 6.45.1 Funktionsübersicht.

6.46.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Folgende Leitungsdaten sind für die 2-seitige Fehlerortbestimmung relevant:

• Reaktanzbelag der Leitung pro Kilometer oder pro Meile

• Leitungslänge zur korrekten Ausgabe der Fehlerentfernung in Prozent der Leitungslänge


Folgende Parameter sind nur für die 1-seitige Fehlerortung relevant:

• Parallelleitungskomp.

• Erdstr.verhältn. ParKomp

• Lastkompensation

• Die Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren im Einstellformat Kr und Kx oder K0 und Winkel (K0)

HINWEIS

i Parallelleitungskompensation und Lastkompensation sind nur bei homogenen Leitungen möglich.


Wenn Sie mehr als einen Leitungsabschnitt definieren und den Parameter Parallelleitungskomp.
oder Lastkompensation = ja einstellen, meldet DIGSI eine Inkonsistenz.

Parameter: Start

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Start = mit gehender Anregung


Mit dem Parameter Start legen Sie das Kriterium zum Start einer Fehlerortung fest.
Parameterwert Beschreibung
mit gehender Anregung Wenn ein Anregesignal der für den Start vorgesehenen Schutzfunktionen
zurückgefallen ist, startet die Berechnung des Fehlerortes.
bei Auslösemeldung Wenn eine der für den Start vorgesehenen Schutzfunktion die Auslösung
gemeldet hat und die Anregung zurückgefallen ist, startet die Berechnung
des Fehlerortes.

1420 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

Alternativ dazu können Sie den Fehlerorter über einen externen Binäreingang starten.

Parameter: Parallelleitungskomp.

• Voreinstellwert (_:2311:102) Parallelleitungskomp. = nein


Der Parameter Parallelleitungskomp. ist nur sichtbar, wenn der Erdstrom der Parallelleitung an die FG
Leitung angeschlossen ist.

[scParkomp, 1, de_DE]

Bild 6-502 Rangierung in DIGSI

Dieser Parameter ist nur für die 1-seitige Fehlerortbestimmung relevant!


Wenn Sie die Parallelleitungskompensation bei Doppelleitungen anwenden wollen, stellen Sie den Parameter
Parallelleitungskomp. auf ja ein.
Parameterwert Beschreibung
nein Mit dieser Einstellung ist die Parallelleitungskompensation nicht wirksam.
ja Mit dieser Einstellung ist die Parallelleitungskompensation wirksam.

Damit die Parallelleitungskompensation funktioniert, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

• Schließen Sie den Erdstrom der Parallelleitung in richtiger Polarität an einem zusätzlichen Stromeingang
an.

• Stellen Sie bei den Anlagendaten den für den Parallelstrom verwendeten Eingang im richtigen Verhältnis
zu den Leiterströmen ein.
Die Parallelleitungskompensation wird nur dann durchgeführt, wenn der Erdstrom der zu schützenden
Leitung (IE) größer ist als der mit dem Parameter Erdstr.verhältn. ParKomp bewertete Erdstrom
der Parallelleitung (IEP).
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Erdstr.verhältn. ParKomp = 85 % beizubehalten. Bei
extrem unsymmetrischen Netzverhältnissen und sehr kleinem Koppelfaktor (XM/XL unter 0,4) kann ein
kleinerer Wert sinnvoll sein.

• Stellen Sie bei den Leitungsdaten die Koppelimpedanzen zum Parallelsystem richtig ein.

Parameter: Erdstr.verhältn. ParKomp

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:109) Erdstr.verhältn. ParKomp = 85 %


Dieser Parameter ist nur für die 1-seitige Fehlerortbestimmung relevant!
Mit dem Parameter Erdstr.verhältn. ParKomp definieren Sie die Erdstromwaage für die Parallelleitungs-
kompensation. Dieser Parameter ist für die Parallelleitungskompensation bei Erdkurzschlüssen außerhalb der
zu schützenden Leitung relevant.
Der Einstellwert gibt für die Erdstromwaage des Distanzschutzes das Stromverhältnis IE/IEP für das Schutzgerät
am Einbauort II an (siehe Bild 5-6).

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

[dwparkomrw-161013, 1, de_DE]

Bild 6-503 Reichweite der Parallelleitungskompensation bei II

Die Parallelleitungskompensation wird nur dann durchgeführt, wenn der Erdstrom der zu schützenden Leitung
(IE) größer ist als der mit dem Parameter Erdstr.verhältn. ParKomp bewertete Erdstrom der Parallellei-
tung (IEP).
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung Erdstr.verhältn. ParKomp = 85 % beizubehalten. Bei extrem
unsymmetrischen Netzverhältnissen und sehr kleinem Koppelfaktor (XM/XL unter 0,4) kann ein kleinerer Wert
sinnvoll sein.

Parameter: Lastkompensation

• Voreinstellwert (_:2311:103) Lastkompensation = nein


Dieser Parameter ist nur für die 1-seitige Fehlerortbestimmung relevant!
Mit dem Parameter Lastkompensation können Sie den Messfehler bei 1-poligen Kurzschlüssen auf beid-
seitig gespeisten Leitungen korrigieren. Dies ist der Fall bei Freileitungen ohne Erdungsseil oder bei ungüns-
tigen Erdungsbedingungen der Masten, wenn hohe Übergangswiderstände bei 1-poligen Kurzschlüssen
auftreten können.
Parameterwert Beschreibung
nein Mit dieser Einstellung ist die Lastkompensation nicht wirksam.
ja Mit dieser Einstellung ist die Lastkompensation wirksam.
Wenn Sie mit Lastkompensation arbeiten, sind die folgenden Parameter
relevant und werden automatisch eingeblendet:

• Ersatz für IF
• Komp.winkel Nullsystem
• Komp.winkel Gegensys.
Wenn der Distanzschutz mit der Reaktanzmethode arbeitet, empfiehlt
Siemens, die Lastkompensation einzuschalten.

Parameter: Ersatz für IF

• Voreinstellwert (_:2311:104) Ersatz für IF = 3I0


Der Parameter Ersatz für IF ist nur sichtbar und relevant, wenn Sie mit Lastkompensation arbeiten.
Mit dem Parameter Ersatz für IF definieren Sie für Erdimpedanzschleifen, welchen Ersatzwert Sie für den
nicht messbaren Fehlerstrom IF durch die Fehlerresistanz am Fehlerort verwenden.
Berechnen Sie zuerst die Kompensationswinkel für das Null- und Gegensystem. Stellen Sie den Parameter
Ersatz für IF entsprechend dem betragsmäßig kleineren Kompensationswinkel ein. Der betragsmäßig
kleinere Kompensationswinkel deutet darauf hin, dass das zugehörige System (Nullsystem oder Gegensystem)
homogener ist und den Fehlerstrom durch die Fehlerresistanz am Fehlerort besser approximiert.

Parameter: Kompensationswinkel für Nullsystem/Gegensystem

• Voreinstellwert (_:2311:106) Komp.winkel Nullsystem = 0,00°

• Voreinstellwert (_:2311:107) Komp.winkel Gegensys. = 0,00°

1422 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

Die Parameter Komp.winkel Nullsystem und Komp.winkel Gegensys. sind nur sichtbar und relevant,
wenn Sie mit Lastkompensation arbeiten.
Wenn Sie anhand von Netzmodellversuchen oder Berechnungen eine Winkeldifferenz zwischen dem gemes-
senem 3I0 oder 3I2 und IF ermittelt haben, können Sie diese mit den Parametern Komp.winkel Nullsystem
oder Komp.winkel Gegensys. kompensieren.
Eine von 0 abweichende Einstellung der Kompensationswinkel ist nur für nicht homogene Systeme relevant.
Mit dem Parameter Komp.winkel Nullsystem kompensieren Sie die Winkeldifferenz zwischen dem vom
Gerät berechneten 3I0 und dem Fehlerstrom IF.
Mit dem Parameter Komp.winkel Gegensys. kompensieren Sie die Winkeldifferenz zwischen dem vom
Gerät berechneten 3I2 und dem Fehlerstrom IF.

HINWEIS

i Für inhomogene Leitungen, z.B. Kabel-/Freileitungsstrecken, können Sie mehrere Leitungsabschnitte defi-
nieren und die Leitungsparameter für jeden Leitungsabschnitt separat einstellen.
Weiterführende Informationen zu den Leitungsparametern finden Sie in 6.45.4 Anwendungs- und Einstell-
hinweise.

Parameter: Cb-Belag

• Voreinstellwert (_:16921:112) Cb-Belag = 0,010 μF/km


Mit dem Parameter Cb-Belag stellen Sie den kapazitiven Belag im Mitsystem für die zu schützende Leitung
ein. Sie stellen den Parameter Cb-Belag als bezogene Größe in μF/km oder μF/Meilen ein. Der kapazitive
Belag im Mitsystem ist identisch mit der Betriebskapazität cb´.

Parameter: C0-Belag

• Voreinstellwert (_:16921:148) C0-Belag = 0,010 μF/km


Mit dem Parameter C0-Belag stellen Sie den kapazitiven Belag im Nullsystem für die zu schützende Leitung
ein. Sie stellen den Parameter C0-Belag als bezogene Größe in μF/km oder μF/Meilen ein. Der kapazitive
Belag im Nullsystem ist identisch mit der Erdkapazität cE´.

Parameter: X-Belag

• Voreinstellwert (_:16921:113) X-Belag = 0,0525 Ω/km


Mit dem Parameter X-Belag stellen Sie den Reaktanzbelag für die zu schützende Leitung ein. Sie stellen den
Parameter X-Belag als bezogene Größe in Ω/km oder Ω/Meilen ein.

Parameter: Leitungslänge

• Voreinstellwert (_:16921:114) Leitungslänge = 60 km


Mit dem Parameter Leitungslänge stellen Sie die Länge der zu schützenden Leitung als Längenmaßeinheit
in km oder Meilen ein.

Parameter: Leitungswinkel

• Voreinstellwert (_:16921:108) Leitungswinkel = 85,00°


Berechnen Sie den Einstellwert für den Parameter Leitungswinkel aus den Leitungskonstanten der zu
schützenden Leitung wie folgt:

[fo_lwinkl, 1, de_DE]

mit:

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

RL Resistanz der zu schützenden Leitung


XL Reaktanz der zu schützenden Leitung

BEISPIEL

110-kV-Freileitung 150 mm2 mit den Daten


R´1 = 0,19 Ω/km
X´1 = 0,42 Ω/km
Den Einstellwert für den Leitungswinkel berechnen Sie wie folgt:

[fo_tan_phi, 1, de_DE]

[fo_arctan_phi, 1, de_DE]

Parameter: Kr und Kx

• Voreinstellwert (_:16921:104) Kr = 1,00

• Voreinstellwert (_:16921:105) Kx = 1,00


Mit den Parametern Kr und Kx stellen Sie die Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren als skalare Größen ein. Die
Parameter Kr und Kx sind für die Funktion Fehlerorter von Bedeutung.
Berechnen Sie die Einstellwerte für die Parameter Kr und Kx aus den Leitungsdaten wie folgt:
Resistanzverhältnis Reaktanzverhältnis

mit:
R0 Nullsystemresistanz der Leitung
X0 Nullsystemreaktanz der Leitung
R1 Mitsystemresistanz der Leitung
X1 Mitsystemreaktanz der Leitung

Diese Daten können entweder für die gesamte Leitung oder als längenbezogene Werte eingesetzt werden, da
die Quotienten längenunabhängig sind. Sie können die Daten sowohl aus den Primärgrößen als auch aus den
Sekundärgrößen berechnen.

BEISPIEL

110-kV-Freileitung 150 mm2 mit den Daten:

R1/s 0,19 Ω/km Mitsystemresistanz


X1/s 0,42 Ω/km Mitsystemreaktanz
R0/s 0,53 Ω/km Nullsystemresistanz
X0/s 1,19 Ω/km Nullsystemreaktanz
s Leitungslänge

Sie erhalten folgende Einstellwerte für die Parameter Kr und Kx:

1424 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

[fo_kr, 1, de_DE]

[fo_kx, 1, de_DE]

Parameter: K0 und Winkel (K0)

• Voreinstellwert (_:16921:118) K0 = 1,000

• Voreinstellwert (_:16921:150) Winkel (K0) = 0,00°

HINWEIS

i Die Sichtbarkeit der Parameter K0 und Winkel (K0) ist abhängig vom ausgewählten Einstellformat der
Erdimpedanz-Anpassungsfaktoren. Die Parameter K0 und Winkel (K0) sind nur dann sichtbar, wenn
Sie für das Gerät den Parameter Einstellform. Erdimp.anp. = K0 eingestellt haben. Sie finden den
Parameter Einstellform. Erdimp.anp.in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes →
Parameter → Geräteeinstellungen.

Mit den Parametern K0 und Winkel (K0) stellen Sie den komplexen Erdimpedanzfaktor ein.
Achten Sie darauf, dass der Leitungswinkel richtig eingestellt ist, da das Gerät den Leitungswinkel zur Berech-
nung der Kompensationskomponenten aus dem K0-Faktor benötigt. Der komplexe Erdimpedanzfaktor ist
durch den Betrag und den Winkel definiert. Sie können den komplexen Erdimpedanzfaktor aus den Leitungs-
daten wie folgt berechnen:

[fo_K01, 1, de_DE]

mit:
Z0 (Komplexe) Nullimpedanz
Z1 (Komplexe) Mitimpedanz

Diese Daten können entweder für die gesamte Leitung oder als längenbezogene Werte eingesetzt werden, da
die Quotienten längenunabhängig sind. Sie können die Daten sowohl aus den Primärgrößen als auch aus den
Sekundärgrößen berechnen.
Bei Freileitungen können Sie mit den Beträgen rechnen, da sich die Winkel des Nullsystems und des Mitsys-
tems nur geringfügig unterscheiden. Bei Kabeln können aber erhebliche Winkeldifferenzen auftreten, wie das
folgende Beispiel zeigt.

BEISPIEL

110-kV-Einleiter-Ölkabel 3 · 185 mm2 Cu mit den Daten:

Z1/s 0,408 · ej73° Ω/km Mitimpedanz


Z0/s 0,632 · ej18,4° Ω/km Nullimpedanz
s Leitungslänge

Für die Berechnung des Erdimpedanzfaktors K0 ergibt sich:

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1425
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

[fo_1_k0, 1, de_DE]

[fo_2_k0, 1, de_DE]

Der Einstellwert des Parameters K0 ergibt sich zu:

[fo_3_k0, 1, de_DE]

Beachten Sie bei der Ermittlung des Winkels den Quadranten des Ergebnisses. Die folgende Tabelle gibt den
Quadranten und Bereich des Winkels an, die sich aus den Rechenvorzeichen von Real- und Imaginärteil von K0
ergeben.
Realteil Imaginärteil tan Phi (K0) Quadrant/Bereich Berechnungsmethode
+ + + I 0° bis 90° arc tan (|Im| / |Re|)
+ - - IV -90° bis 0° –arc tan (|Im| / |Re|)
- - + III -90° bis -180° arc tan (|Im| / |Re|) –180°
- + - II +90° bis +180° –arc tan (|Im| / |Re|) +180°

Im vorliegenden Beispiel ergibt sich der folgende Einstellwert für den Parameter Winkel (K0):

[fo_phi_K0, 1, de_DE]

Parameter: Blockierung der AWE

• Voreinstellwert (_:16921:120) Blockierung der AWE = nein


Mit dem Parameter Blockierung der AWE können Sie bei inhomogenen Leitungen die Wiedereinschalt-
automatik für Fehler auf einzelnen Leitungsabschnitten blockieren, z.B. auf Kabelabschnitten.

HINWEIS

i Der Parameter Blockierung der AWE ist nur sichtbar, wenn Sie in der Funktion Wiedereinschaltauto-
matik den Funktionsblock Blk durch FO # instanziiert haben.

Sie finden den Funktionsblock Blk durch FO # in der DIGSI 5-Bibliothek in der FG Leistungsschalter →
Wiedereinschaltautomatik → Blockierung durch Fehlerorter.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Funktion Fehlerorter plus hat keine Wirkung auf die Funktion Wieder-
einschaltautomatik.
ja Die Funktion Fehlerorter plus blockiert die Funktion Wiedereinschaltauto-
matik.
Die Blockierung funktioniert nur, wenn der Funktionsblock (FB) Blk durch
FO # in der Funktion Wiedereinschaltautomatik instanziiert ist. In dem FB
befindet sich der Parameter (_:102) Kl. Pausenzeit der Block..
Stellen Sie den Parameter Kl. Pausenzeit der Block. auf die kleinste
Pausenzeit aller instanziierten AWE-Zyklen ein.

1426 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

6.46.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Steuern
_:2311:1 Allgemein:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2311:101 Allgemein:Start • bei Auslösemeldung mit gehender
Anregung
• mit gehender Anregung
Kompensation
_:2311:102 Allgemein:Parallellei- • nein nein
tungskomp.
• ja
_:2311:109 Allge- 50 % bis 95 % 85 %
mein:Erdstr.verhältn.
ParKomp
_:2311:103 Allgemein:Lastkompen- • nein nein
sation
• ja
_:2311:104 Allgemein:Ersatz für IF • 3I2 3I0
• 3I0
_:2311:106 Allgemein:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Nullsystem
_:2311:107 Allgemein:Komp.winkel -40,00 ° bis 40,00 ° 0,00 °
Gegensys.
Leitungsdaten 1
_:16921:112 Ltg.-Abschn. 1:Cb-Belag 1A 0,000 µF/km bis 100000,000 0,010 µF/km
µF/km
5A 0,000 µF/km bis 500000,000 0,050 µF/km
µF/km
_:16921:148 Ltg.-Abschn. 1:C0-Belag 1A 0,000 µF/km bis 100000,000 0,010 µF/km
µF/km
5A 0,000 µF/km bis 500000,000 0,050 µF/km
µF/km
_:16921:113 Ltg.-Abschn. 1:X-Belag 1A 0,0005 Ω/km bis 9,5000 Ω/km 0,0525 Ω/km
5A 0,0001 Ω/km bis 1,9000 Ω/km 0,0105 Ω/km
_:16921:114 Ltg.-Abschn. 1:Leitungs- 0,10 km bis 1000,00 km 60,00 km
länge
_:16921:108 Ltg.-Abschn. 1:Leitungs- 10,00 ° bis 89,00 ° 85,00 °
winkel
_:16921:104 Ltg.-Abschn. 1:Kr -0,33 bis 11,00 1,00
_:16921:105 Ltg.-Abschn. 1:Kx -0,33 bis 11,00 1,00
_:16921:118 Ltg.-Abschn. 1:K0 0,000 bis 11,000 1,000
_:16921:150 Ltg.-Abschn. 1:Winkel -180,00 ° bis 180,00 ° 1,00 °
(K0)
_:16921:106 Ltg.-Abschn. 1:KmR 0,00 bis 8,00 1,00
_:16921:107 Ltg.-Abschn. 1:KmX 0,00 bis 8,00 1,00
_:16921:124 Ltg.-Abschn. 1:Km0 0,000 bis 8,000 1,000

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1427
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.46 Fehlerorter plus

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:16921:125 Ltg.-Abschn. 1:Winkel -180,00 ° bis 180,00 ° 0,00 °
(Km0)
_:16921:120 Ltg.-Abschn. 1:Blockie- • nein nein
rung der AWE
• ja

Parameter in der AWE

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Blk durch FO #
_:102 Blk durch FO #:Kl. 0,00 s bis 1800,00 s 0,50 s
Pausenzeit der Block.

6.46.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:81 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:501 Allgemein:>Fehler erkannt L1 SPS I
_:2311:502 Allgemein:>Fehler erkannt L2 SPS I
_:2311:503 Allgemein:>Fehler erkannt L3 SPS I
_:2311:504 Allgemein:>Fehler erkannt Erde SPS I
_:2311:505 Allgemein:>Feh. erk. o. Leit&Erde SPS I
_:2311:506 Allgemein:>Start Fehlerorter SPS I
_:2311:52 Allgemein:Zustand ENS O
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:54 Allgemein:Nicht wirksam SPS O
_:2311:302 Allgemein:Fehlerresistanz prim. MV O
_:2311:321 Allgemein:Feh.-Überg.-Wid. prim. MV O
_:2311:303 Allgemein:Fehlerreaktanz prim. MV O
_:2311:308 Allgemein:Fehlerresistanz sek. MV O
_:2311:322 Allgemein:Feh.-Überg.-Wid. sek. MV O
_:2311:309 Allgemein:Fehlerreaktanz sek. MV O
_:2311:304 Allgemein:Fehlerdistanz MV O
_:2311:305 Allgemein:Fehlerdistanz in % MV O
_:2311:306 Allgemein:Fehlerschleife ENS O
_:2311:307 Allgemein:Status ENS O
_:2311:310 Allgemein:Ltg.-Abschnitt Eins.Fh SPS O
Ltg.-Abschn. 1
_:16921:52 Ltg.-Abschn. 1:Zustand ENS O
_:16921:53 Ltg.-Abschn. 1:Bereitschaft ENS O
_:16921:301 Ltg.-Abschn. 1:Ltg-Abs. fehlerhaft SPS O

1428 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.47 Überfrequenzschutz

6.47 Überfrequenzschutz

6.47.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Überfrequenzschutz (ANSI 81O):

• Erkennt Überfrequenzen im Netz oder an elektrischen Maschinen

• Überwacht das Frequenzband und setzt Alarmmeldungen ab

• Trennt Kraftwerksblöcke bei kritischer Netzfrequenz

• Schützt zusätzlich die Turbinen bei Versagen der Drehzahlbegrenzung


Frequenzabweichungen entstehen durch das Ungleichgewicht zwischen erzeugter und verbrauchter Wirkleis-
tung. Überfrequenz entsteht durch Lastabwürfe (Inselnetz), Netztrennung oder Fehlverhalten der Frequenzre-
gelung. Bei Überfrequenz besteht die Gefahr einer Selbsterregung von Maschinen, die auf lange und leer
laufende Leitungen arbeiten.
Der Überfrequenzschutz ist in zwei Funktionsausprägungen verfügbar (auswählbar über die Funktionsbibli-
othek in DIGSI). Die Funktionsausprägungen unterscheiden sich durch das verwendete Frequenz-Messver-
fahren.

6.47.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Überfrequenzschutz wird in Schutz-Funktionsgruppen mit Spannungsmessung verwendet.


Die Funktion Überfrequenzschutz ist werkseitig mit 2 Stufen vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen
sich maximal 3 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufgebaut.
Die Parameter Rückfalldifferenz und Mindestspannung werden stufenübergreifend eingestellt.

[dw_stofqp, 1, de_DE]

Bild 6-504 Struktur/Einbettung der Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1429
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.47 Überfrequenzschutz

6.47.3 Stufe Überfrequenzschutz

Logik einer Stufe

[lo_stofqp, 2, de_DE]

Bild 6-505 Logikdiagramm einer Stufe Überfrequenzschutz

Frequenz-Messverfahren
Der Überfrequenzschutz ist in zwei Funktionsausprägungen verfügbar. Diese arbeiten mit verschiedenen
Frequenz-Messverfahren. Mit dem Frequenz-Messverfahren wählen Sie abhängig von der Anwendung die
jeweilige Messmethode aus.

• Winkeldifferenzverfahren (Methode A):


Beim Winkeldifferenzverfahren wird in mehrphasigen Systemen der Zeiger der Mitsystemspannung
bestimmt. Bei 1-phasigem Anschluss wird immer der Zeiger der angeschlossenen Spannung verarbeitet.
Da die Winkeländerung des Spannungszeigers über ein Zeitintervall proportional zur Frequenzänderung
ist, lässt sich daraus die aktuelle Frequenz bestimmen.

1430 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.47 Überfrequenzschutz

• Das Filter-Messverfahren (Methode B):


Das Filterverfahren verarbeitet die Momentanwerte der Spannung und bestimmt über eine geeignete
Kombination von Filtern die aktuelle Frequenz. Der Frequenzschutz wählt als Messgröße selbsttätig die
Größte der Spannungen aus. Beim mehrphasigen Anschluss ist immer die Leiter-Leiter-Spannung die
Größte. Wenn bei einem mehrphasigen Anschluss die ausgewählte Spannung nicht mehr zur Verfügung
steht, so wird automatisch auf die nächste maximale Spannung umgeschaltet. Die Funktion kann auch
nur an einer Spannung arbeiten.
Beide Messverfahren zeichnen sich durch eine hohe Messgenauigkeit, verbunden mit einer kurzen Anregezeit
aus. Störgrößen wie Oberschwingungen, höherfrequente Störeinflüsse, Phasenwinkelsprünge bei Schalthand-
lungen sowie Ausgleichsvorgänge infolge von Leistungspendelungen werden wirksam unterdrückt.

HINWEIS

i Das Winkeldifferenzverfahren (Methode A) benötigt die Abtastfrequenznachführung.


Wenn Sie das Winkeldifferenzverfahren als Messverfahren verwenden, stellen Sie sicher, dass die Abtastfre-
quenznachführung aktiv ist (siehe 3.3.2 Abtastfrequenznachführung).

Funktionsmesswert
Das Winkeldifferenzverfahren stellt den folgenden Messwert zur Verfügung:
Messwert Beschreibung
f Mit dem Winkeldifferenzverfahren berechnete Frequenz

Verhalten bei Verlassen des Arbeitsbereiches


Durch die Abtastfrequenznachführung wird ein weiter Frequenzarbeitsbereich ermöglicht. Wenn die Stufe
vor Verlassen des Frequenzarbeitsbereiches weiter angeregt ist und die Messspannung größer ist als die
eingestellte Mindestspannung, bleibt die Anregung bestehen. Ein Rückfall der Anregung ist nur über eine
Blockierung möglich.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird eine angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind
möglich:

• Von extern oder intern über den logischen Binäreingang >Blockierung Stufe

• Intern bei Unterschreiten der Mindestspannung

6.47.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Frequenz-Messverfahren
Das Frequenz-Messverfahren wählen Sie mit der entsprechenden Funktionsausprägung aus der Funktionsbibli-
othek in DIGSI. Der Buchstabe am Ende des Funktionsnamens beschreibt das Messverfahren.
Durch Kombination von 2 unterschiedlichen Frequenz-Messverfahren können Sie redundante Lösungen reali-
sieren. Wenn Sie die Auslösemeldungen beider Funktionen im CFC logisch über ein UND-Gatter verknüpfen,
realisieren Sie einen 2-aus-2- Entscheid. Dadurch erhöhen Sie die Sicherheit des Schutzes.
Frequenz-Messverfahren Beschreibung
Winkeldifferenzverfahren Wenn die Frequenzschutz-Stufe zum Schutz von Maschinen eingesetzt wird,
(Methode A) wählen Sie dieses Messverfahren.
Filterverfahren (Methode B) Wenn die Frequenzschutz-Stufe im Netzbereich eingesetzt wird, wählen Sie
dieses Messverfahren.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:31:3) Schwellwert = 50,20 Hz bei fnenn = 50 Hz

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1431
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.47 Überfrequenzschutz

Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie anwendungsabhängig die Ansprechschwelle der Überfrequenz-
schutz-Stufe ein. 50,20 Hz ist eine typische Warnschwelle in 50-Hz-Netzen.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:31:6) Auslöseverzögerung = 10 s


Mit dem Parameter Auslöseverzögerung stellen Sie die Stufe so ein, dass Überfunktionen infolge von
Störeinflüssen (z.B. Schalthandlungen) vermieden werden. Für Warnmeldungen sind größere Verzögerungen
ausreichend.

Parameter: Mindestspannung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Mindestspannung = 37,500 V


Für die Unterspannungsblockierung empfiehlt Siemens als Einstellwert 65 % der Nennspannung des
Schutzobjektes.
Berechnen Sie den sekundären oder primären Einstellwert mit der Leiter-Erde-Spannung, also Unenn/√3.
Für Unenn = 100 V sekundär berechnet sich der Einstellwert der Mindestspannung wie folgt:

[fo_minimal voltage A, 1, de_DE]

Beim Winkeldifferenzverfahren bezieht sich der Einstellwert auf das Mitsystem.

HINWEIS

i Wenn Sie in DIGSI die Einstellsicht der Parameter auf Prozent umschalten, ist bei beiden Messverfahren
die Leiter-Leiter-Größe der Nennspannung die Bezugsgröße für die Mindestspannung.

Parameter: Rückfalldifferenz

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:109) Rückfalldifferenz = 20 mHz


Durch die hochgenaue Frequenzmessung können Sie den empfohlenen Einstellwert für die Rückfalldif-
ferenz auf 20 mHz belassen. Wenn Sie in ihrer Anwendung einen späteren Rückfall der Stufe wünschen,
dann erhöhen Sie den Einstellwert der Rückfalldifferenz. Wenn z.B. der Anregewert (Parameter Schwell-
wert ) der Stufe auf 50,20 Hz und die Rückfalldifferenz auf 100 mHz eingestellt sind, fällt die Stufe bei
50,10 Hz zurück.

Anwendungsbeispiel für den Überfrequenzschutz


Der Überfrequenzschutz kann zur Überwachung des Frequenzbandes eingesetzt werden. Wenn z.B. die
Frequenz um 0,2 Hz von der Nennfrequenz abweicht, wird eine Alarmmeldung abgesetzt. Um Überfunktionen
infolge von Störeinflüssen (z.B. Schalthandlungen) zu vermeiden, wird der Auslösebefehl verzögert. Eine Zeit
von einigen Sekunden (z.B. 10 s) wird als sinnvoll erachtet. Sie können die Rückfalldifferenz auf der
Voreinstellung von 20 mHz belassen. Den Einstellvorschlag entnehmen Sie der folgenden Tabelle.
Für die Anwendung wird 1 Stufe des Überfrequenzschutzes benutzt. Den Einstellvorschlag entnehmen Sie der
folgenden Tabelle.
Stufe Veranlassung Einstellwerte
bei fnenn = 50 Hz bei fnenn = 60 Hz Verzögerung
f1> Warnung 50,20 Hz 60,20 Hz 10,00 s
f2> Nicht genutzt (AUS) - - -

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.47 Überfrequenzschutz

HINWEIS

i Diese Tabelle stellt das Beispiel einer möglichen Frequenzschutzeinstellung dar. Anwendungsabhängig
können die Einstellwerte auch hiervon abweichen.

6.47.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Mindestspan- 3,000 V bis 175,000 V 37,500 V
nung
_:2311:109 Allgemein:Rückfalldiffe- 20 mHz bis 2000 mHz 20 mHz
renz
Stufe 1
_:31:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:31:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:31:3 Stufe 1:Schwellwert Überfrequenz-A 40,00 Hz bis 90,00 Hz 51,50 Hz
Überfrequenz-B 40,00 Hz bis 70,00 Hz
_:31:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 600,00 s 10,00 s
rung
Stufe 2
_:32:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:32:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:32:3 Stufe 2:Schwellwert Überfrequenz-A 40,00 Hz bis 90,00 Hz 54,00 Hz
Überfrequenz-B 40,00 Hz bis 70,00 Hz
_:32:6 Stufe 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 600,00 s 5,00 s
rung

6.47.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:300 Allgemein:Unterspannungsblock. SPS O
_:2311:301 Allgemein:f MV O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:31:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:31:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.47 Überfrequenzschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:31:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:31:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:31:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:31:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:31:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stufe 2
_:32:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:32:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:32:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:32:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:32:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:32:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:32:57 Stufe 2:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.48 Unterfrequenzschutz

6.48 Unterfrequenzschutz

6.48.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Unterfrequenzschutz (ANSI 81U):

• Erkennt Unterfrequenzen im Netz oder an elektrischen Maschinen

• Überwacht das Frequenzband und setzt Alarmmeldungen ab

• Entkuppelt Netze

• Wirft Last zur Sicherung der Netzstabilität und zum Schutz von Motoren ab

• Trennt Kraftwerksblöcke bei kritischer Netzfrequenz (z.B. f < 0,95 fnenn)

Frequenzabweichungen entstehen durch das Ungleichgewicht zwischen erzeugter und verbrauchter Wirk-
leistung. Unterfrequenz entsteht durch erhöhten Wirkleistungsbedarf der Verbraucher oder durch Verminde-
rung der generierten Leistung. Diese Zustände treten bei Netztrennung, Generatorausfall oder fehlerhaftem
Arbeiten der Leistungs- und Frequenzregelung auf.
Der Unterfrequenzschutz ist in zwei Funktionsausprägungen verfügbar (auswählbar über die Funktionsbib-
liothek in DIGSI). Die Funktionsausprägungen unterscheiden sich durch das verwendete Frequenz-Messver-
fahren.

6.48.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Unterfrequenzschutz wird in Schutz-Funktionsgruppen mit Spannungsmessung verwendet.


Die Funktion Unterfrequenzschutz ist werkseitig mit 3 Stufen vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen
sich maximal 5 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufgebaut.
Die Parameter Rückfalldifferenz und Mindestspannung werden stufenübergreifend eingestellt.

[dw_stufqp, 1, de_DE]

Bild 6-506 Struktur/Einbettung der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.48 Unterfrequenzschutz

6.48.3 Stufe Unterfrequenzschutz

Logik einer Stufe

[lo_stuf_qp, 3, de_DE]

Bild 6-507 Logikdiagramm einer Stufe Unterfrequenzschutz

Frequenz-Messverfahren
Der Überfrequenzschutz ist in zwei Funktionsausprägungen verfügbar. Diese arbeiten mit verschiedenen
Frequenz-Messverfahren. Mit dem Frequenz-Messverfahren wählen Sie abhängig von der Anwendung die
jeweilige Messmethode aus.

• Winkeldifferenzverfahren (Methode A):


Beim Winkeldifferenzverfahren wird in mehrphasigen Systemen der Zeiger der Mitsystemspannung
bestimmt. Bei 1-phasigem Anschluss wird immer der Zeiger der angeschlossenen Spannung verarbeitet.
Da die Winkeländerung des Spannungszeigers über ein Zeitintervall proportional zur Frequenzänderung
ist, lässt sich daraus die aktuelle Frequenz bestimmen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.48 Unterfrequenzschutz

• Das Filter-Messverfahren (Methode B):


Das Filterverfahren verarbeitet die Momentanwerte der Spannung und bestimmt über eine geeignete
Kombination von Filtern die aktuelle Frequenz. Der Frequenzschutz wählt als Messgröße selbsttätig die
Größte der Spannungen aus. Beim mehrphasigen Anschluss ist immer die Leiter-Leiter-Spannung die
Größte. Wenn bei einem mehrphasigen Anschluss die ausgewählte Spannung nicht mehr zur Verfügung
steht, so wird automatisch auf die nächste maximale Spannung umgeschaltet. Die Funktion kann auch
nur an einer Spannung arbeiten.
Beide Messverfahren zeichnen sich durch eine hohe Messgenauigkeit, verbunden mit einer kurzen Anregezeit
aus. Störgrößen wie Oberschwingungen, höherfrequente Störeinflüsse, Phasenwinkelsprünge bei Schalthand-
lungen sowie Ausgleichsvorgänge infolge von Leistungspendelungen werden wirksam unterdrückt.

HINWEIS

i Das Winkeldifferenzverfahren (Methode A) benötigt die Abtastfrequenznachführung.


Wenn Sie das Winkeldifferenzverfahren als Messverfahren verwenden, stellen Sie sicher, dass die Abtastfre-
quenznachführung aktiv ist (siehe 3.3.2 Abtastfrequenznachführung).

Verhalten bei Verlassen des Arbeitsbereiches


Durch die Abtastfrequenznachführung wird ein weiter Frequenzarbeitsbereich ermöglicht. Wenn die Stufe
vor Verlassen des Frequenzarbeitsbereiches weiter angeregt ist und die Messspannung größer ist als die
eingestellte Mindestspannung, bleibt die Anregung bestehen. Ein Rückfall der Anregung ist nur über eine
Blockierung möglich.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird eine angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind
möglich:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Intern bei Unterschreiten der Mindestspannung

6.48.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Frequenz-Messverfahren
Das Frequenz-Messverfahren wählen Sie mit der entsprechenden Funktionsausprägung aus der Funktionsbibli-
othek in DIGSI. Der Buchstabe am Ende des Funktionsnamens beschreibt das Messverfahren.
Durch Kombination von 2 unterschiedlichen Frequenz-Messverfahren können Sie redundante Lösungen reali-
sieren. Wenn Sie die Auslösemeldungen beider Funktionen im CFC logisch über ein UND-Gatter verknüpfen,
realisieren Sie einen 2-aus-2-Entscheid. Dadurch erhöhen Sie die Sicherheit des Schutzes.
Messverfahren Beschreibung
Winkeldifferenzverfahren Wenn die Frequenzschutz-Stufe zum Schutz von Maschinen eingesetzt wird,
(Methode A) wählen Sie dieses Messverfahren.
Filterverfahren (Methode B) Wenn die Frequenzschutz-Stufe im Netzbereich eingesetzt wird, wählen Sie
dieses Messverfahren.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:61:3) Schwellwert = 49,80 Hz bei fnenn = 50 Hz

Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie anwendungsabhängig die Ansprechschwelle der Unterfrequenz-
schutz-Stufe ein. 49,8 Hz ist eine typische Warnschwelle in 50-Hz-Netzen.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:61:6) Auslöseverzögerung = 10,00 s

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.48 Unterfrequenzschutz

Mit dem Parameter Auslöseverzögerung stellen Sie die Stufe so ein, dass Überfunktionen infolge von
Störeinflüssen (z.B. Schalthandlungen) vermieden werden. Für Warnmeldungen sind größere Verzögerungen
ausreichend.

Parameter: Mindestspannung

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:101) Mindestspannung = 37,500 V


Für die Unterspannungsblockierung empfiehlt Siemens als Einstellwert 65 % der Nennspannung des
Schutzobjektes.
Berechnen Sie den sekundären oder primären Einstellwert mit der Leiter-Erde-Spannung, also Unenn/√3.
Für Unenn = 100 V sekundär berechnet sich der Einstellwert der Mindestspannung wie folgt:

[fo_minimal voltage A, 1, de_DE]

Beim Winkeldifferenzverfahren bezieht sich der Einstellwert auf das Mitsystem.

HINWEIS

i Wenn Sie in DIGSI die Einstellsicht der Parameter auf Prozent umschalten, ist bei beiden Messverfahren
die Leiter-Leiter-Größe der Nennspannung die Bezugsgröße für die Mindestspannung.

Parameter: Rückfalldifferenz

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:109) Rückfalldifferenz = 20 mHz


Durch die hochgenaue Frequenzmessung können Sie den empfohlenen Einstellwert für die Rückfalldif-
ferenz auf 20 mHz belassen. Wenn Sie in ihrer Anwendung einen späteren Rückfall der Stufe wünschen,
dann erhöhen Sie den Einstellwert der Rückfalldifferenz. Wenn z.B. der Anregewert (Parameter Schwell-
wert ) der Stufe auf 49,8 Hz und die Rückfalldifferenz auf 100 mHz eingestellt sind , fällt die Stufe bei
49,9 Hz zurück.

Anwendungsbeispiel für den Unterfrequenzschutz


Der Frequenzschutz kann für den Lastabwurf eingesetzt werden. Die UCTE hat für das westeuropäische
Verbundnetz einen 5-Stufenplan festgelegt. Die Einstellwerte der Stufen orientieren sich daran (siehe
folgende Tabelle).

Tabelle 6-18 Stufenplan

Frequenz Aktivität
49,80 Hz Alarm und Aktivierung von Reserven nach einem festgelegten Plan
49,00 Hz Unverzögerte Abschaltung von 10 % bis 15 % der Netzlast
48,70 Hz Unverzögerte Abschaltung von weiteren 10 % bis 15 % der Netzlast
48,40 Hz 3. Lastabwurfstufe. Weitere 15 % bis 20 % der Netzlast werden abgeschaltet
47,50 Hz Kraftwerke trennen sich vom Netz

Für die Anwendung werden 3 Stufen des Unterfrequenzschutzes benutzt. Davon werden 2 Stufen für den
Lastabwurf genutzt. Den Einstellvorschlag entnehmen Sie der folgenden Tabelle.
Stufe Veranlassung Einstellwerte
bei fnenn = 50 Hz bei fnenn = 60 Hz Verzögerung
f1< Warnung 49,80 Hz 59,80 Hz 10,00 s
f2< 1. Lastabwurf 49,00 Hz 59,00 Hz 0,00 s
f3< 2. Lastabwurf 48,70 Hz 58,70 Hz 0,00 s

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.48 Unterfrequenzschutz

HINWEIS

i Diese Tabelle stellt das Beispiel einer möglichen Frequenzschutzeinstellung dar. Anwendungsabhängig
können die Einstellwerte auch hiervon abweichen.

6.48.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:Mindestspan- 3,000 V bis 175,000 V 37,500 V
nung
_:2311:109 Allgemein:Rückfalldiffe- 20 mHz bis 2000 mHz 20 mHz
renz
Stufe 1
_:61:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:61:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:61:3 Stufe 1:Schwellwert 30,00 Hz bis 70,00 Hz 49,80 Hz
_:61:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 600,00 s 10,00 s
rung
Stufe 2
_:62:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:62:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:62:3 Stufe 2:Schwellwert 30,00 Hz bis 70,00 Hz 47,50 Hz
_:62:6 Stufe 2:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 600,00 s 10,00 s
rung
Stufe 3
_:63:1 Stufe 3:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:63:2 Stufe 3:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:63:3 Stufe 3:Schwellwert 30,00 Hz bis 70,00 Hz 47,00 Hz
_:63:6 Stufe 3:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 600,00 s 10,00 s
rung

6.48.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:300 Allgemein:Unterspannungsblock. SPS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.48 Unterfrequenzschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:61:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:61:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:61:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:61:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:61:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:61:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:61:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stufe 2
_:62:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:62:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:62:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:62:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:62:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:62:56 Stufe 2:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:62:57 Stufe 2:Auslösung ACT O
Stufe 3
_:63:81 Stufe 3:>Blockierung Stufe SPS I
_:63:54 Stufe 3:Nicht wirksam SPS O
_:63:52 Stufe 3:Zustand ENS O
_:63:53 Stufe 3:Bereitschaft ENS O
_:63:55 Stufe 3:Anregung ACD O
_:63:56 Stufe 3:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:63:57 Stufe 3:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.49 Frequenzänderungsschutz

6.49 Frequenzänderungsschutz

6.49.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Frequenzänderungsschutz dient Folgendem:

• Schnelle Erkennung einer Frequenzänderung

• Verhindern unsicherer Zustände des Systems, die durch ein Ungleichgewicht zwischen erzeugter und
verbrauchter Wirkleistung verursacht werden

• Netzentkopplung

• Lastabwurf

6.49.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Frequenzänderungsschutz kann in Schutzfunktionsgruppen verwendet werden, die eine 3-


phasige Spannungsmessung beinhalten.
2 Funktionsbausteinarten sind verfügbar:

• df/dt steigend

• df/dt fallend
Die Funktion Frequenzänderungsschutz ist vom Hersteller mit einer Stufe "df/dt steigend" und einer Stufe
"df/dt fallend" vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion können maximal 5 Stufen "df/dt steigend" und 5 Stufen
"df/dt fallend" betrieben werden. Beide Funktionsbausteinarten sind ähnlich aufgebaut.
Die Unterspannungsprüfung sowie die df/dt-Berechnung sind allgemeine Funktionen auf der Funktionsebene.
Diese allgemeinen Funktionen werden von allen Stufen verwendet.

[dw_dfdt 01, 1, de_DE]

Bild 6-508 Struktur/Einbettung der Funktion

6.49.3 Allgemeine Funktionen (Unterspannungsprüfung, df/dt-Berechnung)

6.49.3.1 Beschreibung

Logik
Die folgende Abbildung zeigt die Logik der Unterspannungsprüfung sowie der df/dt-Berechnung. Sie gilt für
alle Stufentypen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.49 Frequenzänderungsschutz

[lo_dfdtgf, 2, de_DE]

Bild 6-509 Logikdiagramm der allgemeinen Funktionalität

Messgröße
Diese Funktion verwendet die Frequenz, die über den Winkeldifferenzalgorithmus berechnet wird.
Die Frequenzdifferenz wird mittels eines einstellbaren Zeitintervalls berechnet (Voreinstellwert: 5 Perioden).
Das Verhältnis zwischen Frequenzdifferenz und Zeitdifferenz gibt die Frequenzänderung an, die positiv oder
negativ sein kann.
Ein Stabilisierungszähler soll eine Überfunktion vermeiden. Wenn der eingestellte Schwellwert überschritten
wird, wird dieser Zähler erhöht. Wenn der Wert den Schwellwert unterschreitet, wird der Zähler sofort zurück-
gesetzt. Der Zähler ist intern auf 8 eingestellt und wird bei jeder halben Netzperiode aktiviert.

Unterspannungsblockierung
Wenn die Messspannung unter die Mindestspannung fällt, wird der Frequenzänderungsschutz blockiert,
da keine genauen Frequenzwerte mehr gemessen werden können.

Funktionsmesswert

Wert Beschreibung
df/dt Berechnete Frequenzänderung

6.49.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Mindestspannung

• Empfohlener Einstellwert (_:13171:101) Mindestspannung = 37,500 V


Für die Unterspannungsblockierung werden 65 % der Nennspannung des Schutzobjektes empfohlen.
Für das Messverfahren wird der Phasor der Mitsystemspannung verwendet. Beachten Sie bei der Ermittlung
des Einstellwertes, dass der Betrag der fehlerfreien Mitsystemspannung dem Betrag der Leiter-Erde-Spannung
entspricht. Der Voreinstellwert bezieht sich auf diesen Wert.

Parameter: Messfenster

• Voreinstellwert (_:13171:137) Messfenster = 5 Perioden


Mit dem Parameter Messfenster optimieren Sie die Messgenauigkeit oder die Anregezeit der Funktion.
Informationen zu Anregezeit und Messgenauigkeit finden Sie in den Technischen Daten.
Der Voreinstellwert ist ein sinnvoller Kompromiss zwischen Messgenauigkeit und Anregezeit. Für eine unemp-
findliche Einstellung (hoher Schwellwert) können Sie den Parameter Messfenster auf einen niedrigeren
Wert einstellen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.49 Frequenzänderungsschutz

6.49.4 Stufenbeschreibung

6.49.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_dfdt_st, 2, de_DE]

Bild 6-510 Logikdiagramm des Frequenzänderungsschutzes

(1) Für den Stufentyp df/dt steigend wird der Wert df/dt steigend verwendet.

Steigende / fallende Frequenz


Die Stufe df/dt fallend wird verwendet, um eine fallende Frequenz zu erkennen, und die Stufe df/dt steigend,
um eine steigende Frequenz zu erkennen.
Den Schwellwert stellen Sie als Absolutwert ein. Über den gewählten Stufentypen legen Sie die Frequenzände-
rungsrichtung fest.

Blockierung der Stufe


Folgende Blockierungen setzen die angeregte Stufe vollständig zurück:

• Über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Über die Unterspannungsblockierung, wenn die Spannung unter die Mindestspannung absinkt

6.49.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:13231:3) Schwellwert = 3,000 Hz/s

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.49 Frequenzänderungsschutz

Der Anregewert hängt von der Applikation und den Gegebenheiten des Netzes ab. In den meisten Fällen wird
eine Netzanalyse erforderlich sein. Eine plötzliche Lastabschaltung führt zu einem Überschuss an Wirkleistung.
Dadurch steigt die Frequenz und bewirkt damit eine positive Frequenzänderung. Auf der anderen Seite führt
ein Generatorenausfall zu einem Mangel an Wirkleistung. Dadurch sinkt die Frequenz und bewirkt damit eine
negative Frequenzänderung.
Zur Schätzung können die folgenden Beziehungen herangezogen werden. Sie beziehen sich auf die Ände-
rungsrate bei Beginn einer Frequenzänderung (ca. 1 s).

Mit:
fnenn Nennfrequenz
ΔP Änderung der Wirkleistung
ΔP = PVerbrauch - PErzeugung
Snenn Nennscheinleistung der Maschinen
H Trägheitskonstante

Typische Werte für H:


Für Wasserkraftgeneratoren (Schenkelpolmaschinen) H = 1,5 s bis 6 s
Für Turbogeneratoren (Vollpolläufer) H = 2 s bis 10 s
Für industrielle Turbogeneratoren H = 3 s bis 4 s

BEISPIEL

fnenn = 50 Hz
H=3s
Fall 1: ΔP/Snenn = 0,12
Fall 2: ΔP/Snenn = 0,48
Fall 1: df/dt = -1 Hz/s
Fall 2: df/dt = -4 Hz/s

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:13231:6) Auslöseverzögerung = 1,00 s


Über den Parameter Auslöseverzögerung können Sie eine Überfunktion durch Störeinflüsse (wie z.B.
Schalthandlungen) vermeiden. Wenn die Schutzfunktion schnell reagieren soll, setzen Sie den Parameter
Auslöseverzögerung auf 0 s.
Um kleine Änderungen (< 1 Hz/s) zu überwachen, eignet sich eine kleine Zeitverzögerung zur Vermeidung
einer Überfunktion.

Parameter: Rückfalldifferenz

• Empfohlener Einstellwert (_:13231:4) Rückfalldifferenz = 0,10 Hz/s


Über den Parameter Rückfalldifferenz legen Sie den Wert für die Rückfalldifferenz fest. Der empfohlene
Einstellwert ist 0,10 Hz/s.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.49 Frequenzänderungsschutz

HINWEIS

i Bei Netzstörungen, insbesondere bei Übertragungsstörungen und Beeinflussung durch Spannungsstabili-


sierungsmaßnahmen über elektronische Komponenten (Blindleistungskompensation über SVC), können
sich der Betrag und der Phasenwinkel der Spannung ändern. Einstellungen auf empfindliche Werte können
zu einer Überfunktion führen. Daher ist es sinnvoll, den Frequenzänderungsschutz zu blockieren, wenn
andere Schutzfunktionen, wie z.B. Restspannung oder Gegensystemspannung anregen. Verwenden Sie
dazu den Blockiereingang >Blockierung Stufe über CFC.

6.49.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:13171:101 Allgemein:Mindestspan- 3,000 V bis 175,000 V 37,500 V
nung
_:13171:137 Allgemein:Messfenster 2 Perioden bis 5 Perioden 5 Perioden
df/dt fallend1
_:13231:1 df/dt fallend1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:13231:2 df/dt fallend1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:13231:3 df/dt fallend1:Schwell- 0,100 Hz/s bis 20,000 Hz/s 3,000 Hz/s
wert
_:13231:4 df/dt fallend1:Rückfall- 0,02 Hz/s bis 0,99 Hz/s 0,10 Hz/s
differenz
_:13231:6 df/dt fallend1:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
verzögerung
df/dt steigend1
_:13201:1 df/dt steigend1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:13201:2 df/dt steigend1:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:13201:3 df/dt steigend1:Schwell- 0,100 Hz/s bis 20,000 Hz/s 3,000 Hz/s
wert
_:13201:4 df/dt steigend1:Rückfall- 0,02 Hz/s bis 0,99 Hz/s 0,10 Hz/s
differenz
_:13201:6 df/dt steigend1:Auslöse- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
verzögerung

6.49.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:13171:300 Allgemein:Unterspannungsblock. SPS O
_:13171:301 Allgemein:df/dt MV O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1445
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.49 Frequenzänderungsschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
df/dt fallend1
_:13231:81 df/dt fallend1:>Blockierung Stufe SPS I
_:13231:54 df/dt fallend1:Nicht wirksam SPS O
_:13231:52 df/dt fallend1:Zustand ENS O
_:13231:53 df/dt fallend1:Bereitschaft ENS O
_:13231:55 df/dt fallend1:Anregung ACD O
_:13231:56 df/dt fallend1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:13231:57 df/dt fallend1:Auslösung ACT O
df/dt steigend1
_:13201:81 df/dt steigend1:>Blockierung Stufe SPS I
_:13201:54 df/dt steigend1:Nicht wirksam SPS O
_:13201:52 df/dt steigend1:Zustand ENS O
_:13201:53 df/dt steigend1:Bereitschaft ENS O
_:13201:55 df/dt steigend1:Anregung ACD O
_:13201:56 df/dt steigend1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:13201:57 df/dt steigend1:Auslösung ACT O

1446 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

6.50 Automatische Frequenzentlastung

6.50.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Automatische Frequenzentlastung:

• Erkennt Unterfrequenzen im Netz

• Schaltet zur Frequenzstabilisierung die Mittelspannungssammelschiene oder Abzweige ab, die Wirkleis-
tung verbrauchen

• Lässt die Mittelspannungssammelschiene oder Abzweige, die Wirkleistung erzeugen, in Betrieb

6.50.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Automatische Frequenzentlastung kann in der Funktionsgruppe Spannung/Strom 3-phasig


und in der Funktionsgruppe Leitung verwendet werden.
Die Funktion Automatische Frequenzentlastung ist werkseitig mit 8 Stufen vorkonfiguriert. Innerhalb der
Funktion lassen sich maximal 12 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufgebaut.

[dw_load shedding_structure, 1, de_DE]

Bild 6-511 Struktur/Einbettung der Funktion

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1447
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

6.50.3 Allgemeine Funktionalität

6.50.3.1 Beschreibung

Logik

[lo_UFLS_general functionality, 2, de_DE]

Bild 6-512 Logik zur Allgemeinen Funktionalität

(1) n steht für die Nummer der Schutzstufe.

1448 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

Messgrößen
Die allgemeine Funktionalität erfordert folgende Eingangsmessgrößen:

• Mitsystemspannung U1

• Mitsystemstrom I1

• Mitsystem-Scheinleistung S1

• Mitsystem-Wirkleistung P1

• Frequenz
S1 und P1 werden aus U1 und I1 berechnet. Die Frequenz wird aus U1 berechnet.
Die Frequenz und die Frequenzänderungsrate df/dt werden über den Winkeldifferenzalgorithmus berechnet.
Mehr dazu erfahren Sie in 6.47.3 Stufe Überfrequenzschutz.

Unterspannungsblockierung
Die Frequenz der Funktion Automatische Frequenzentlastung wird aus der Mitsystemspannung U1
berechnet. Der Betrag von U1 wird überwacht, um ein verlässliches und genaues Ergebnis der Frequenzbe-
rechnung zu erhalten. Wenn der Betrag von U1 kleiner ist als die Mindestspannung, werden alle Schutz-
stufen blockiert und die Meldung U1< block wird ausgegeben.

Leistungskriterium
Wenn ein Abzweig Wirkleistung an die Sammelschiene liefert oder die Mittelspannungssammelschiene Wirk-
leistung an die Hochspannungssammelschiene liefert, ist eine Abschaltung dieses Abzweigs oder der Mittels-
pannungssammelschiene während des Lastabwurfs zwecklos. Das Leistungskriterium bestimmt die Lastfluss-
richtung und schließt diese Information als Blockierkriterium in die Entscheidung über den Lastabwurf aller
Schutzstufen ein.
Der Parameter Pos. Leistungsrichtung legt die positive Flussrichtung der Wirkleistung der Funktion
im Bezug zur standardmäßigen Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion fest. Mehr dazu erfahren Sie in
6.50.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.
In den folgenden Bildern werden die Schutzstufen freigegeben, wenn sich der Lastfluss im grau markierten
Freigabebereich befindet. Im übrigen Bereich werden die Schutzstufen blockiert.
Der Freigabebereich wird über folgende Parameter eingestellt:

• Der Parameter Phi (Leistungskriterium) bestimmt den Bereich, der den Leistungswinkelbereich
begrenzt.

• Der Parameter Min.strom(Leistungskrit.) bestimmt den minimalen Mitsystemstrom, der zur


zuverlässigen Berechnung der Wirkleistung vorliegen muss. In den folgenden Bildern wird der Mindest-
strom als Kreis angezeigt, dessen Mitte der Ursprung für die Koordinaten ist.
Das Leistungskriterium wird nur geprüft, wenn die folgenden 2 Bedingungen erfüllt sind:

• Der Mitsystemstrom I1 überschreitet die Schwelle Min.strom(Leistungskrit.), das heißt, I1 liegt in


den folgenden Bildern außerhalb des Kreises.

• Die Unterspannungsblockierung ist nicht erfüllt, d.h., der Betrag von U1 ist nicht kleiner als die
Mindestspannung.
Die gestrichelten Linien in den Bildern zeigen die Rückfallkennlinien an. Die Rückfalldifferenz des Leistungs-
winkels beträgt 1°.
Das Symbol φ in den folgenden Bildern steht für den Einstellwert des Parameters Phi (Leistungskrite-
rium).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1449
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

[dw_load_shedding_power_crit<0, 1, de_DE]

Bild 6-513 Prüfung des Leistungskriteriums bei Phi (Leistungskriterium) ≤ 0

[dw_load shedding_power_crit>0, 2, de_DE]

Bild 6-514 Prüfung des Leistungskriteriums bei Phi (Leistungskriterium) > 0 (gemäß
VDE‑AR‑N 4142:2020-04)

Das Leistungskriterium beeinhaltet die Prüfung des Stromkriteriums und des Leistungswinkelkriteriums.
Mit der Einstellung des Parameters Leistungskriterium können Sie festlegen, ob das Leistungskriterium
geprüft wird oder nicht. Das Leistungskriterium wird nur ausgeführt, wenn der Parameter Leistungskrite-
rium auf ja eingestellt ist.
Die Arbeitsweise des Stromkriteriums und des Leistungswinkelkriteriums unterscheiden sich bei Phi (Leis-
tungskriterium) ≤ 0 und Phi (Leistungskriterium) > 0.

1450 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

Bei Phi (Leistungskriterium) ≤ 0 wird das Leistungskriterium wie folgt geprüft:

• Wenn der Mitsystemstrom I1 unter den Min.strom(Leistungskrit.) fällt, ist das Stromkriterium
nicht erfüllt und die Meldung I1< Blockierung wird ausgegeben. Daher werden alle Schutzstufen
blockiert und das Leistungswinkelkriterium wird nicht berücksichtigt.

• Wenn I1 den Min.strom(Leistungskrit.) überschreitet und der Leistungswinkel sich außerhalb


des Freigabebereichs befindet, wird die Meldung P Krit. Blockierung ausgegeben und alle Schutz-
stufen werden blockiert.
Bei Phi (Leistungskriterium) > 0 wird das Leistungskriterium wie folgt geprüft:

• Wenn I1 unter den Min.strom(Leistungskrit.) fällt, werden alle Schutzstufen freigegeben und das
Leistungswinkelkriterium wird nicht berücksichtigt.

• Wenn I1 den Min.strom(Leistungskrit.) überschreitet und der Leistungswinkel sich außerhalb


des Freigabebereichs befindet, wird die Meldung P Krit. Blockierung ausgegeben und alle Schutz-
stufen werden blockiert.

df/dt-Blockierung
Wenn die Änderungsrate df/dt zu hoch ist, kann es sein, dass die Funktion Automatische Frequenzentlas-
tung nicht mehr anwendbar ist.
Die df/dt-Blockierung umfasst die df/dt-steigend-Blockierung und die df/dt-fallend-Blockierung.
Das df/dt-steigend-Kriterium und das df/dt-fallend-Kriterium können einzeln ein- oder ausgeschaltet werden.
Diese 2 df/dt-Kriterien sind nur wirksam, wenn der Betrag der Mitsystemspannung U1 größer ist als die
Mindestspannung:

• Die df/dt-steigend-Blockierung findet statt, wenn der Wert von df/dt-steigend den Einstellwert des Para-
meters df/dt-steig. Blk.schwellw. überschreitet. Dies wird durch die Meldung df/dt-stei-
gend Block. signalisiert.
• Die df/dt-fallend-Blockierung findet statt, wenn der Wert df/dt-fallend den Einstellwert des Parame-
ters df/dt-fall. Blk.schwellw. überschreitet. Dies wird durch die Meldung df/dt-fallend
Block. signalisiert.

Frequenznachführungskriterium
Das Frequenznachführungskriterium wird nur geprüft, wenn keine Unterspannungsblockierung vorliegt.
Die Frequenz der Funktion Automatische Frequenzentlastung wird über den Winkeldifferenzalgorithmus
berechnet, der eine aktive Abtastfrequenznachführung erfordert (siehe 3.3.2 Abtastfrequenznachführung).
Wenn die Abtastfrequenznachführung inaktiv ist, werden alle Schutzstufen blockiert und das Signal Ungül-
tige Freq. Block. wird ausgegeben.

Schutzstufen aktivieren/deaktivieren
Der Mechanismus der alleinigen Stufenaktivierung wird in Alleinige Stufenaktivierung, Seite 1456
beschrieben.

Funktionsmesswert

Wert Beschreibung
df/dt Berechnete Frequenzänderung

6.50.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Mindestspannung

• Voreinstellwert (_:18121:101) Mindestspannung = 0,700 p. u.


Wenn der Betrag von U1 kleiner als die Mindestspannung ist, werden alle Schutzstufen blockiert.
Der Parameter Mindestspannung wird bezogen auf die Nennspannung der verbundenen Spannungsmess-
stelle eingestellt. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

Parameter: Pos. Leistungsrichtung

• Voreinstellwert (_:18121:115) Pos. Leistungsrichtung = inv.zu Wdl.St.pkt.Einst.


Mit dem Parameter Pos. Leistungsrichtung legen Sie die positive Flussrichtung der Wirkleistung der
Funktion mit Bezug zur standardmäßigen Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion fest.
Das folgende Bild zeigt 2 Anwendungsszenarien für Schutzgeräte mit der Funktion Automatische Frequenz-
entlastung.

[dw_UFLS_positive power direction, 1, de_DE]

Bild 6-515 Anwendungsszenarien

Gestrichelter Pfeil: Standardmäßige Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion


Durchgehender Pfeil: Positive Flussrichtung der Wirkleistung

Die standardmäßige Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion verläuft von der Sammelschiene zum Schutzob-
jekt, das im Fall von Gerät 1 der Transformator oder im Fall von Gerät 2 der Abzweig ist. Die standard-
mäßige Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion wird über den Parameter (_:8881:116) Sternpkt. in
Richt.Ref.Obj der Messstelle I-3ph eingestellt (siehe Kapitel 6.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise für
die Messstelle Strom 3‑phasig (I 3-ph)). Für die Lastabwurffunktion kann die positive Flussrichtung der Wirk-
leistung von der standardmäßigen Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion abweichen, wie bei Gerät 1. Um die
Funktion an diese Bedingung anzupassen, wird der Parameter Pos. Leistungsrichtung verwendet. Mit
dem Parameter Pos. Leistungsrichtung können Sie die positive Flussrichtung der Wirkleistung gleich
oder entgegengesetzt zu der standardmäßigen Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion einstellen.

1452 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

• Stellen Sie den Parameter Pos. Leistungsrichtung für Gerät 1 auf inv.zu Wdl.St.pkt.Einst.
ein. Dann ist die positive Flussrichtung der Wirkleistung des Leistungskriteriums entgegengesetzt zur
standardmäßigen Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion. Folglich wirft die Automatische Frequenzent-
lastung die Mittelspannungssammelschiene ab, wenn die positive Flussrichtung der Wirkleistung von der
Hochspannungssammelschiene zur Mittelspannungssammelschiene verläuft.

• Stellen Sie den Parameter Pos. Leistungsrichtung für Gerät 2 auf entsp.Wdl.St.pkt.Einst.
ein. Dann ist die positive Flussrichtung der Wirkleistung des Leistungskriteriums gleich der standardmä-
ßigen Vorwärtsrichtung der Schutzfunktion. Folglich wirft die Automatische Frequenzentlastung den
Abzweig ab, wenn die positive Flussrichtung der Wirkleistung von der Mittelspannungssammelschiene
zum Abzweig verläuft.

Parameter: Leistungskriterium, Phi (Leistungskriterium), Min.strom(Leistungskrit.)

• Voreinstellwert (_:18121:103) Leistungskriterium = ja

• Voreinstellwert (_:18121:106) Phi (Leistungskriterium) = -5°

• Voreinstellwert (_:18121:104) Min.strom(Leistungskrit.) = 0,050 p. u.


Das Leistungskriterium bewertet die Energieflussrichtung als Blockierkriterium für die Schutzstufen.

• Mit dem Parameters Leistungskriterium können Sie festlegen, ob das Leistungskriterium ange-
wandt wird oder nicht.
Wenn ein Abzweig Wirkleistung an die Sammelschiene liefern kann oder die Mittelspannungssammel-
schiene Wirkleistung an die Hochspannungssammelschiene liefern kann, empfiehlt Siemens die Verwen-
dung des Leistungskriteriums, um einen Abwurf des Abzweigs oder der Mittelspannungssammelschiene
unter dieser Bedingung auszuschließen. Wenn ein Abzweig oder die Mittelspannungssammelschiene
ständig Wirkleistung verbraucht, wird das Leistungskriterium nicht benötigt.

• Mit dem Parameter Phi (Leistungskriterium) legen Sie fest, ob die Schutzstufe bei niedrigem
Wirkleistungsfluss blockiert oder freigegeben wird. Wenn der Wirkleistungsfluss niedrig ist, ist die
bestimmte Wirkleistungsflussrichtung nicht immer zuverlässig.
Bei Phi (Leistungskriterium) ≤ 0 wird die Schutzstufe bei eindeutiger Vorwärtsrichtung des
Wirkleistungsflusses freigegeben. Wenn die Wirkleistungsflussrichtung nicht zuverlässig ist, werden die
Schutzstufen blockiert. Bei Phi (Leistungskriterium) > 0 ist das Verhalten entgegengesetzt.
Der Parameter Phi (Leistungskriterium) kann entsprechend Ihrer Philosophie eingestellt werden.

• Mit dem Parameter Min.strom(Leistungskrit.) stellen Sie den minimalen Schwellwert für den
Mitsystemstrom ein, um ein zuverlässiges Ergebnis für das Wirkleistungskriterium zu erreichen. Der
Parameter Min.strom(Leistungskrit.) wird bezogen auf den Nennstrom der verbundenen Strom-
messstelle eingestellt. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

Parameter: df/dt-steigend Blk.krit., df/dt-steig. Blk.schwellw., df/dt-fallend Blk.krit.,


df/dt-fall. Blk.schwellw.

• Voreinstellwert (_:18121:107) df/dt-steigend Blk.krit. = nein

• Voreinstellwert (_:18121:108) df/dt-steig. Blk.schwellw. = 1,0 Hz/s

• Voreinstellwert (_:18121:109) df/dt-fallend Blk.krit. = nein

• Voreinstellwert (_:18121:110) df/dt-fall. Blk.schwellw. = 3,0 Hz/s


Wenn die Änderungsrate df/dt zu hoch ist, kann es sein, dass die Funktion Automatische Frequenzentlas-
tung nicht mehr anwendbar ist.
Mit den Parametern df/dt-steigend Blk.krit. und df/dt-fallend Blk.krit. legen Sie fest, ob
die df/dt-steigend-Blockierung und die df/dt-fallend-Blockierung geprüft werden soll.
Mit den Parametern df/dt-steig. Blk.schwellw. und df/dt-fall. Blk.schwellw. stellen Sie die
Schwellwertraten für df/dt-steigend und df/dt-fallend ein.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

Parameter: df/dt Messfenster

• Voreinstellwert (_:18121:111) df/dt Messfenster = 5 Perioden


Mit dem Parameter df/dt Messfenster optimieren Sie die Messgenauigkeit oder die Anregezeit der Funk-
tion.
Der Voreinstellwert bietet die höchste Messgenauigkeit. Wenn Sie keine verringerte Anregezeit benötigen,
empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert zu verwenden.
Für eine nichtempfindliche Einstellung (hoher Schwellwert) können Sie den Parameter df/dt Messfenster
auf einen Wert kleiner als 5 Perioden setzen.

Parameter: df/dt Rückfalldifferenz

• Voreinstellwert (_:18121:112) df/dt Rückfalldifferenz = 0,1 Hz/s


Mit dem Parameter df/dt Rückfalldifferenz legen Sie die Rückfallschwelle für die Parameter df/dt-
steig. Blk.schwellw. und df/dt-fall. Blk.schwellw. fest.
Der Voreinstellwert ist ein praktikabler Wert. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

1454 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

6.50.4 Stufenbeschreibung

6.50.4.1 Beschreibung

Logik der Stufe

[lo_load shedding_stage, 2, de_DE]

Bild 6-516 Logikdiagramm der Stufe Automatische Frequenzentlastung

Anregung und Auslösung


Wenn die 3 folgenden Bedingungen erfüllt sind, wird die Meldung Anregung ausgegeben:

• Der Frequenzwert fällt unter den Schwellwert.

• Der Eingang Blockierung vom Funktionsbaustein Allgemein ist inaktiv.

• Die vorausgehenden 2 Bedingungen werden während der eingestellten Anzahl von Frequenzmesszyklen
(Zykluszeit = 10 ms) erfüllt. Die Anzahl stellen Sie mit dem Parameter f< Stabilisierungszähler
ein.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1455
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

Wenn das Signal Anregung während der gesamten Auslöseverzögerung beibehalten wird, wird die
Auslösemeldung abgesetzt.

Alleinige Stufenaktivierung
Ein Lastabwurfschema legt fest, in welcher Reihenfolge Abzweige (Leistungsverbraucher) abgeschaltet
werden. Um keinen Leistungsverbraucher zu benachteiligen, wird die Reihenfolge regelmäßig geändert. Der
Mechanismus der alleinigen Stufenaktivierung stellt eine wirksame Unterstützung der Änderung der Reihen-
folge dar.
Obwohl mehrere Schutzstufen instanziiert sind und die Parameter Modus auf ein gesetzt sind, kann bei der
Funktion Automatische Frequenzentlastung nur eine Stufe gleichzeitig über die alleinige Stufenaktivierung
aktiviert werden.
Die alleinige Stufenaktivierung umfasst folgende Eingangssignale:

• Das SPS-Signal >Alleinige Aktivierung, das in der Schutzstufe angeboten wird.

• Das SPC-Signal Alleinige Aktivierung, das in der Schutzstufe angeboten wird.


Dieses SPC-Signal erlaubt die alleinige Stufenaktivierung von einem Stationsleitgerät.

• Das SPS-Signal >Alle Stufen aktivieren, das im Funktionsbaustein Allgemein angeboten wird.
Die Schutzstufe, die das aktuellste SPS-Signal >Alleinige Aktivierung oder SPC-Signal Alleinige
Aktivierung empfängt, bleibt aktiv und alle anderen Stufen werden deaktiviert. Wenn 2 oder mehr
Schutzstufen gleichzeitig die SPS-Signale >Alleinige Aktivierung und/oder die SPC-Signale Alleinige
Aktivierung empfangen, wird nur die Schutzstufe mit der höchsten Stufennummer aktiviert.
Wenn das SPS-Signal >Alle Stufen aktivieren aktiviert wird, wird die alleinige Stufenaktivierung
zurückgesetzt, d.h., alle Schutzstufen, bei denen die Modus-Parameter auf ein gesetzt sind, werden wieder
aktiv.
Nach einem normalen Geräteneustart (Reset) wird der Status der Schutzstufen, die vom SPS-Signal >Allei-
nige Aktivierung oder dem SPC-Signal Alleinige Aktivierung beeinflusst wurden, beibehalten.
Nach einem Erstanlauf wird die alleinige Stufenaktivierung zurückgesetzt.

BEISPIEL
Konfigurierte Schutzstufen: Schutzstufen 1 bis 8
Schutzstufen, deren Modus-Parameter auf ein gesetzt sind: Schutzstufen 1 bis 8

Folgende Fälle treten nacheinander auf:

• Fall 1:
Szenario: In Schutzstufe 1 wird das SPS-Signal >Alleinige Aktivierung oder das SPC-Signal
Alleinige Aktivierung aktiviert.
Folge: Die Schutzstufe 1 bleibt aktiv und die Stufen 2 bis 8 werden deaktiviert.

• Fall 2:
Szenario: In Schutzstufe 2 wird das SPS-Signal >Alleinige Aktivierung oder das SPC-Signal
Alleinige Aktivierung aktiviert.
Folge: Die Schutzstufe 2 wird aktiviert, Stufe 1 wird deaktiviert und die Stufen 3 bis 8 bleiben deaktiviert.

• Fall 3:
Szenario: Das SPS-Signal >Alle Stufen aktivieren wird aktiviert.
Folge: Die Schutzstufen 1 bis 8 werden aktiviert.

• Fall 4:
Szenario: In den Schutzstufen 2 bis 4 wird das SPS-Signal >Alleinige Aktivierung oder das SPC-
Signal Alleinige Aktivierung gleichzeitig aktiviert.
Folge: Die Schutzstufe 4 wird aktiviert und die anderen Stufen werden deaktiviert.

1456 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

• Fall 5:
Szenario: Ein normaler Geräteneustart (Reset) findet statt.
Folge: Nach dem Geräteneustart bleibt Schutzstufe 4 aktiviert und die anderen Stufen bleiben deakti-
viert.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Von extern oder intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe

• Über den Eingang Nicht wirksam vom Funktionsbaustein Allgemein

Verhalten bei Verlassen des Arbeitsbereiches


Durch die Abtastfrequenznachführung wird ein weiter Frequenzarbeitsbereich ermöglicht. Wenn die Stufe vor
Verlassen des Frequenzarbeitsbereiches angeregt hat, bleibt die Anregung bestehen. Das Signal Anregung
wird zurückgesetzt, wenn eine Blockierbedingung aktiv wird.

6.50.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:18151:3) Schwellwert = 49,00 Hz bei fnenn = 50 Hz

Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie den Unterfrequenz-Anregewert der Stufe ein. Der spezifische
Wert hängt von der Anwendung und der Gesamtanzahl der parallel angewendeten Stufen ab.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:18151:6) Auslöseverzögerung = 0,10 s


Stellen Sie den Parameter Auslöseverzögerung für die spezifische Anwendung ein.

Parameter: Rückfalldifferenz

• Voreinstellwert (_:18151:5) Rückfalldifferenz = 20 mHz


Mit dem Parameter Rückfalldifferenz definieren Sie die Rückfallschwelle. Wenn Sie z.B. den Schwell-
wert auf 49,00 Hz und die Rückfalldifferenz auf 20 mHz einstellen, dann fällt die Stufe bei 49,02 Hz zurück.
Durch die hochgenaue Frequenzmessung können Sie den Einstellwert auf dem Voreinstellwert von 20 mHz
belassen.

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:18151:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer.

Parameter: f< Stabilisierungszähler

• Voreinstellwert (_:18121:113) f< Stabilisierungszähler = 6


Sie können den Parameter f< Stabilisierungszähler im Funktionsblock Allgemein einstellen.
Mit dem Parameter f< Stabilisierungszähler legen Sie die Anzahl der Messzyklen fest, in denen
der gemessene Frequenzwert niedriger als der Frequenzschwellwert sein muss, um die Anregebedingung
zu erfüllen. Mit dieser Einstellung optimieren Sie die Zuverlässigkeit der Anregebedingung gegenüber der
Anregezeit.
Die Messzykluszeit beträgt 10 ms. Mit dem Voreinstellwert 6 ist die Anregezeit die Summe aus der Eigenzeit
der Frequenzmessung (ca. 10 ms bis 30 ms) plus der 6-fachen Messwiederholung von 60 ms; insgesamt ergibt
dies 70 ms bis 90 ms.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1457
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

Um eine falsche Anregung bei einem Phasensprung zu verhindern, empfiehlt Siemens, den Wert des Parame-
ters f< Stabilisierungszähler nicht unter 5 einzustellen.

6.50.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:18121:101 Allgemein:Mindestspan- 0,300 p.u. bis 0,900 p.u. 0,700 p.u.
nung
_:18121:103 Allgemein:Leistungskri- • nein ja
terium
• ja
_:18121:104 Allge- 0,020 p.u. bis 0,200 p.u. 0,050 p.u.
mein:Min.strom(Leis-
tungskrit.)
_:18121:115 Allgemein:Pos. Leis- • inv.zu Wdl.St.pkt.Einst. inv.zu
tungsrichtung Wdl.St.pkt.Einst.
• entsp.Wdl.St.pkt.Einst.
_:18121:106 Allgemein:Phi (Leis- -30° bis 30° -5°
tungskriterium)
_:18121:107 Allgemein:df/dt-steigend • nein nein
Blk.krit.
• ja
_:18121:108 Allgemein:df/dt-steig. 0,1 Hz/s bis 20,0 Hz/s 1,0 Hz/s
Blk.schwellw.
_:18121:109 Allgemein:df/dt-fallend • nein nein
Blk.krit.
• ja
_:18121:110 Allgemein:df/dt-fall. 0,1 Hz/s bis 20,0 Hz/s 3,0 Hz/s
Blk.schwellw.
_:18121:111 Allgemein:df/dt Mess- 2 Perioden bis 5 Perioden 5 Perioden
fenster
_:18121:112 Allgemein:df/dt Rückfall- 0,02 Hz/s bis 0,99 Hz/s 0,10 Hz/s
differenz
_:18121:113 Allgemein:f< Stabilisie- 1 bis 20 6
rungszähler
Stufe 1
_:18151:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:18151:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:18151:3 Stufe 1:Schwellwert 40,00 Hz bis 70,00 Hz 49,00 Hz
_:18151:5 Stufe 1:Rückfalldifferenz 20 mHz bis 2000 mHz 20 mHz
_:18151:6 Stufe 1:Auslöseverzöge- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
rung

6.50.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:18121:501 Allgemein:>Alle Stufen aktivieren SPS I

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.50 Automatische Frequenzentlastung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:18121:300 Allgemein:U1< block SPS O
_:18121:306 Allgemein:Ungültige Freq. Block. SPS O
_:18121:301 Allgemein:P Krit. Blockierung SPS O
_:18121:302 Allgemein:I1< Blockierung SPS O
_:18121:303 Allgemein:df/dt-steigend Block. SPS O
_:18121:304 Allgemein:df/dt-fallend Block. SPS O
_:18121:305 Allgemein:df/dt MV O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:18151:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:18151:500 Stufe 1:>Block. Verz. & Ausl. SPS I
_:18151:502 Stufe 1:>Alleinige Aktivierung SPS I
_:18151:347 Stufe 1:Alleinige Aktivierung SPC C
_:18151:51 Stufe 1:Modus (steuerbar) ENC C
_:18151:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:18151:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:18151:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O
_:18151:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:18151:56 Stufe 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:18151:57 Stufe 1:Auslösung ACT O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1459
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.51 Drehfeldumschaltung

6.51 Drehfeldumschaltung

6.51.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Umschaltung der Phasenfolge ermöglicht eine korrekte Ausführung der Schutz- und Überwa-
chungsfunktionen des Gerätes, unabhängig von der Phasenfolge der Leiter in einer Anlage oder in einem
Anlagenteil.
Die Phasenfolge wird über Parameter eingestellt. Sie können zwischen den Phasenfolgen L1 L2 L3 oder L1
L3 L2 wählen.
Zusätzlich haben Sie die Möglichkeit, über Binäreingänge die Phasenfolge gegenüber der Parametereinstel-
lung umzuschalten. Durch Tausch der Phasenfolge ändern Sie beispielsweise bei Motoren bzw. Motor-/Gene-
ratorbetrieb in Pumpspeicherkraftwerken temporär die Drehrichtung.
Die Phasenfolge wirkt sich auf die Berechnung der Mitsystem- und Gegensystemgrößen und die Berechnung
verketteter Größen aus. Eine Drehfeldumschaltung hat damit Einfluss auf alle Schutz- und Überwachungsfunk-
tionen, die diese Größen verwenden.
Die Phasenfolge können Sie auf 2 Wegen über Binäreingänge ändern.

• Tauschen der Phasenfolge für das gesamte Gerät.


Dabei werden alle 3-phasigen Messstellen umgeschaltet. Damit sind alle Analogeingänge betroffen (z.B.
Strom- und Spannungseingänge gleichzeitig).

• Tauschen der Phasenfolge pro Messstelle.


Dabei wird nur die aktivierte Messstelle umgeschaltet. Die anderen Messstellen bleiben unbeeinflusst.

6.51.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Umschaltung der Phasenfolge ist in die Anlagendaten integriert. Die Anlagendaten finden Sie
in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes → Parameter. Dort finden Sie den Parameter für die
Einstellung der Phasenfolge und die Binäreingänge, über die Sie eine Änderung der Phasenfolge beeinflussen
können.

[dw_ph_rein, 1, de_DE]

Bild 6-517 Struktur/Einbettung der Funktion

1460 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.51 Drehfeldumschaltung

6.51.3 Funktionsbeschreibung

Allgemeines
Die Phasenfolge der Anlage wird im Gerät über den Parameter Drehfeldrichtung eingestellt. Den Para-
meter finden Sie in der DIGSI 5-Projektnavigation unter Name des Gerätes → Parameter → Anlagendaten →
Allgemein. Für unterschiedliche betriebliche Anforderungen gibt es 3 Methoden, die Phasenfolge zu ändern.

• Änderung der Phasenfolge über den Einstellparameter.


– Hinweis: Ab der Version V7.50 ist dieser Einstellparameter ein Resetparameter. Wird der Parameter
geändert und zum Gerät übertragen, führt das Gerät einen Anlauf aus. Die Parameteränderung wirkt
auf alle 3-phasigen Messstellen. Ist das Gerät in Betrieb und an den Messstellen liegen Messgrössen
an, gehen Sie sorgfältig mit einer Parameteränderung um, da diese auf alle Messstellen wirkt.

• Mit dem Binärsignal >Drehfeld umschalten tauschen Sie die Phasenfolge aller Messstellen.

• Mit dem Binärsignal >Phasen tauschen tauschen Sie die Phasenfolge pro Messstelle.
Über den pro Messstelle verfügbaren Parameter Getauschte Phasen wird eingestellt, welche Leiter-
größen der Messstelle zu tauschen sind. Den Parameter finden Sie bei jeder 3-phasigen Messstelle.
Die beiden Binärsignal-Mechanismen werden nachfolgend getrennt erläutert.

Umschaltung der Phasenfolge aller Messstellen


Der Drehsinn des Drehfeldes der Ströme und Spannungen ist abhängig von der Phasenfolge. Die folgende
Zeichnung zeigt die Zeigerdefinitionen für die beiden Phasenfolgen.

[dw_ph_rdrf, 1, de_DE]

Bild 6-518 Zeiger bei unterschiedlichen Phasenfolgen

Die Phasenfolge einer Anlage oder eines Anlagenteils legen Sie bei der Parametrierung durch die Parameter
Drehfeldrichtung fest. Der Einstellparameter wirkt auf alle Messstellen.
Die betriebsbedingte Umschaltung zwischen der Phasenfolge L1 L2 L3 und der Phasenfolge L1 L3 L2 initi-
ieren Sie über den Binäreingang >Drehfeld umschalten. Damit wird die Phasenfolge bei allen 3-phasigen
Messstellen gleichzeitig umgeschaltet.
Das nachfolgende Bild zeigt ein Logikdiagramm zur Ermittlung der aktuellen Phasenzuordnung und Umschal-
tung. Die rechts dargestellten Meldungen zeigen die aktuelle Phasenfolge an. Wenn die Phasenfolge über den
Parameter Drehfeldrichtung auf L1 L2 L3 eingestellt ist, so führt die Aktivierung des Binäreinganges zur
Umschaltung auf die Phasenfolge L1 L3 L2.

HINWEIS

i Die Umschaltung der Phasenfolge wird nur zu einem Zeitpunkt zugelassen, an dem keine Messwerte
anstehen. Der Umschaltbefehl muss für mindestens 200 ms anstehen. Die Änderung der Phasenfolge
ist nur bei Stillstand der Maschine zulässig. Wenn die Strom- und Spannungswerte aller 3-phasigen Mess-
stellen unter 5 % der Nenngrößen liegen, wird dies als „Maschinenstillstand” erkannt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.51 Drehfeldumschaltung

Für eine Rückschaltung der Phasenfolge in die eingestellte Vorzugslage muss ein erneuter Maschinenstillstand
erkannt werden.

[dw_phrpsys1, 2, de_DE]

Bild 6-519 Phasenfolge umschalten

Tausch der Phasenfolge pro Messstelle


Betriebsbedingt kann auch eine Umschaltung der Phasenfolge pro Messstelle erforderlich sein. Diese Umschal-
tung ermöglicht das ordnungsgemäße Verhalten der Schutzeinrichtungen, zum Beispiel beim Übergang von
Generatorbetrieb zu Motorbetrieb (Pumpbetrieb).
Das nachfolgende Beispiel zeigt einen Anwendungsfall in einem Pumpspeicherwerk. Die Umschaltung der
Phasenfolge (Drehrichtungsänderung) realisiert dort den Übergang vom Generatorbetrieb in den Motorbe-
trieb. Welche Leiter und Messstellen getauscht werden, hängt von den Gegebenheiten in der Anlage ab.

[dw_phrapp, 2, de_DE]

Bild 6-520 Applikationsbeispiel für Drehfeldumschaltung in einer Pumpstation

Das Beispiel zeigt 2 Differentialschutzeinrichtungen (IED1 und IED2) und einen Impedanzschutz (IED3) mit den
angeschlossenen Messstellen.
Für den Differentialschutz von IED1 ist die Phasenfolge bedeutungslos, da das Schutzobjekt nicht von der
Umschaltmöglichkeit der Phasenfolge betroffen ist.
Für den Differentialschutz von IED2 ist die Phasenfolge relevant, da sich das Schutzobjekt über die Umschalt-
möglichkeit hinweg erstreckt.

1462 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.51 Drehfeldumschaltung

Für den Impedanzschutz (IED3) ist die Phasenfolge ebenfalls relevant. Abhängig von der Schalterstellung
haben die Spannungsmesswerte 1 und die Strommesswerte 3 eine unterschiedliche Phasenfolge.
Für den Generatorbetrieb wird die Phasenfolge der Anlage im Gerät über den Parameter Drehfeldrichtung
eingestellt. Über den Parameter Getauschte Phasen ist für die jeweilige Messstelle eingestellt, welche
Leiter getauscht werden. Der Tausch wird der Messstelle über das Binäreingangssignal >Phasen tauschen
mitgeteilt. Die geänderte Phasenfolge wird dann zur Berechnung der Messgrößen der Messstelle herange-
zogen.
Gemäß Bild 6-520 ist die Phasenfolge auf L1 L2 L3 eingestellt. Im Motorbetrieb wird L1 mit L3 getauscht.
Der Parameter Getauschte Phasen muss für die Messstellen Strommesswerte 2 und Strommesswerte 3
auf L1 L3 eingestellt werden. Damit stimmt die Leiterzuordnung für den Differentialschutz IED2 und den
Impedanzschutz IED3. Der Mit- und Gegensystemstrom wird richtig berechnet.
Das nachfolgende Logikdiagramm zeigt das Prinzip für die Ermittlung der aktuellen Phasenzuordnung und der
Messgrößen am Beispiel der Ströme.
Die Umschaltung der Phasenfolge wird nur zu einem Zeitpunkt zugelassen, an dem keine Messwerte an den
ausgewählten Messstellen anstehen. Der Umschaltbefehl muss für mindestens 200 ms anstehen. Die Ände-
rung der Phasenfolge wird nur durchgeführt, wenn an den umzuschaltenden Messstellen die Messgrößen
unter 5 % der Nenngrößen liegen. Wenn die Ströme der Messstellen Strommesswerte 2 und Strommesswerte
3 des Beispiels 5 % ihrer Nenngrößen unterschreiten, wird die Umschaltung freigegeben und mit aktivem
Binäreingang werden die eingestellten Phasen getauscht.

[lo_phrgph, 1, de_DE]

Bild 6-521 Messgrößen bei getauschten Phasen

6.51.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Drehfeldrichtung

• Voreinstellung (_:101) Drehfeldrichtung = L1 L2 L3

L1 L2 L3 Phasenfolge L1, L2, L3


L1 L3 L2 Phasenfolge L1, L3, L2

Parameter: Getauschte Phasen

• Voreinstellung (_:106) Getauschte Phasen = kein

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.51 Drehfeldumschaltung

kein Kein Phasentausch


L1 L3 Leiter L1 getauscht mit Leiter L3
L2 L3 Leiter L2 getauscht mit Leiter L3
L1 L2 Leiter L1 getauscht mit Leiter L2

HINWEIS

i Wenn Sie den Einstellwert des Parameters Getauschte Phasen ändern, beachten Sie Folgendes:
Der neue Einstellwert wird nur vom Gerät übernommen, wenn das binäre Eingangssignal >Phasen
tauschen nicht aktiv ist.

Eingangssignal: >Drehfeld umschalten


Über den Binäreingang >Drehfeld umschalten schalten Sie zwischen der Phasenfolge L1 L2 L3 und
der Phasenfolge L1 L3 L2 um. Die Umschaltrichtung hängt von der Einstellung des Parameters Drehfeld-
richtung ab. Dabei wird die Phasenfolge aller 3-phasigen Messstellen geändert. Die Änderung der Drehfeld-
richtung über Binäreingang ist nur möglich, wenn an allen 3-phasigen Messstellen keine Messgrößen (< 5%
der Nenngrößen) anliegen.

Eingangssignal: >Phasen tauschen


Über den Binäreingang >Phasen tauschen aktivieren Sie die Einstellung des Parameters Getauschte
Phasen. Dabei wird die Phasenfolge der ausgewählten Messstelle geändert. Die Änderung der Phasenfolge
über Binäreingang ist nur möglich, wenn an der jeweiligen 3-phasigen Messstelle keine Messgröße (< 5% der
Nenngröße) anliegt.

6.51.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:101 Allgemein:Drehfeldrichtung • L1 L2 L3 L1 L2 L3
• L1 L3 L2
Allgemein
_:101 U-Wandler 3-ph:Nennspan- 0,10 kV bis 1200,00 kV 400,00 kV
nung, primär
_:102 U-Wandler 3-ph:Nennspan- 80 V bis 230 V 100 V
nung, sek.
_:103 U-Wandler 3-ph:Anpass- 0,10 bis 9,99 1,73
fakt. Uph / UN
_:104 U-Wandler 3-ph:Spg.wand- • 3 Leiter-Erde Spg.+UN 3 Leiter-Erde
leranschluss Spg.+UN
• 3 Leiter-Erde Spg.
• 3 Leit.-Leit.-Spg+UN
• 3 Leiter-Leiter Spg.
_:106 U-Wandler 3-ph:Getauschte • kein kein
Phasen
• L1 L3
• L2 L3
• L1 L2
_:111 U-Wandler 3-ph:Nach- • inaktiv aktiv
führen
• aktiv
_:107 U-Wandler 3-ph:ID der 0 bis 100 0
Messstelle

1464 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.51 Drehfeldumschaltung

6.51.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:500 Allgemein:>Drehfeld umschalten SPS I
_:501 Allgemein:>Phasen tauschen SPS I
Allgemein
_:319 Allgemein:Drehfeld L1 L2 L3 SPS O
_:320 Allgemein:Drehfeld L1 L3 L2 SPS O
_:321 Allgemein:Freq. n.im Arbeitsber. SPS O
_:322 Allgemein:f Sys MV O
_:323 Allgemein:f N.führ MV O
Allgemein
_:315 U-Wandler 3-ph:Phasen AB getauscht SPS O
_:316 U-Wandler 3-ph:Phasen BC getauscht SPS O
_:317 U-Wandler 3-ph:Phasen AC getauscht SPS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler

6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler

6.52.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler dient für eine sofortige Auslösung, wenn auf
einen Fehler geschaltet wird.
Die Funktion hat keine eigene Messung und muss mit der Anregung (Messung) einer anderen Schutzfunktion
verknüpft werden.

6.52.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler kann in allen Schutz-Funktionsgruppen
verwendet werden. Die Funktion ist werkseitig mit einer Stufe vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen
sich maximal 2 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufgebaut.

[dw_strsto, 1, de_DE]

Bild 6-522 Struktur/Einbettung der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler

6.52.3 Stufenbeschreibung

Logik der Stufe

[lo_gisotf, 2, de_DE]

Bild 6-523 Logikdiagramm der Stufe Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler

Verknüpfung der Stufe


Die Stufe soll eine schnelle Auslösung bewirken, wenn auf einen Fehler zugeschaltet wird. Hierzu muss
die Stufe mit einer oder mehreren Anregungen von Schutzfunktionen oder Schutzstufen verknüpft werden,
z.B. mit der Distanzschutzanregung oder der Anregung einer Überstromzeitschutz-Stufe. D.h. die Stufe der
Funktion Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler hat keine eigene Messfunktion, sondern benötigt
zum Ansprechen die Anregung einer anderen Schutzfunktion/Schutzstufe.
Die Stufe ist nur aktiv, wenn eine Zuschaltung bevorsteht oder ausgeführt wird (siehe 6.6 Distanzschutz mit
klassischer Methode oder 6.19 Überstromzeitschutz, Phasen).

HINWEIS

i Wenn eine Schutzstufe anregt und die Auslösung durch die Funktion Einschaltstromerkennung blockiert
ist, regt die Funktion Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler nicht an. In diesem Fall erfolgt auch
keine Fehleraufzeichnung.
Wenn trotzdem eine Fehleraufzeichnung erforderlich ist, können Sie das mit dem Parameter (_:114)
Störschreibung starten der Funktion Einschaltstromerkennung aktivieren (siehe 6.59.1 Einschalt-
stromerkennung).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler

6.52.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Konfiguration

• Voreinstellwert (_:5941:102) Konfiguration = keine Stufe


Mit dem Parameter Konfiguration legen Sie fest, mit welcher Anregung einer Schutzfunktion oder Schutz-
stufe die Funktion Schnellauslösung bei Zuschaltung auf Fehler anspricht.
Üblicherweise werden die Anregungen von Schutzfunktionen und -stufen mit hohem Fehlerstrom ausgewählt:

• Distanzschutz

• Überstromzeitschutz (Phase und Erde)

• Gerichteter Überstromzeitschutz (Phase und Erde)

• Erdkurzschlussschutz für geerdete Netze


In der Regel wird eine bestimmte Schutzstufe verwendet. Dies kann eine der für die Schutzapplikation vorge-
sehenen Schutzstufen sein, die selber mit einer Verzögerung auslöst. Auch eine zusätzliche Schutzstufe mit
für diesen Anwendungsfall optimierten Einstellungen, z.B. erhöhter Schwellwert und Blockierung der eigenen
Auslösung, kann verwendet werden.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:5941:6) Auslöseverzögerung = 0,00 s


Beim Zuschalten auf einen Fehler soll üblicherweise unverzögert ausgelöst werden. Die Auslöseverzögerung
wird deshalb auf 0 eingestellt.

6.52.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe 1
_:5941:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:5941:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & Fehler- • nein nein
aufz.
• ja
_:5941:6 Stufe 1:Auslöseverzögerung 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
_:5941:102 Stufe 1:Konfiguration Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig

6.52.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:5941:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:5941:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:5941:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:5941:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.52 Schnellauslösung bei Zuschalten auf Fehler

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5941:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:5941:57 Stufe 1:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

6.53.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Thermischer Überlastschutz 3-phasig – Erweitert (ANSI 49):

• Schützt die Betriebsmittel (Motoren, Generatoren, Transformatoren, Kondensatoren, Freileitungen und


Kabel) vor thermischer Überbeanspruchung

• Überwacht den thermischen Zustand von Motoren, Generatoren, Transformatoren, Kondensatoren, Frei-
leitungen und Kabeln

6.53.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Thermischer Überlastschutz, 3-phasig – Erweitert wird in Schutz-Funktionsgruppen mit Strom-
messung verwendet.
Die Funktion ist werkseitig mit 1 Stufe Thermischer Überlastschutz, 3-phasig – Erweitert vorkonfiguriert.
Der nicht vorkonfigurierte Funktionsblock Filter kann optional für die Verstärkung des von der Stufe Thermi-
scher Überlastschutz, 3-phasig – Erweitert genutzten Effektivwerts verwendet werden.

[dw_TOLP_with_filter_stage, 2, de_DE]

Bild 6-524 Struktur/Einbettung der Funktion

6.53.3 Filter für Effektivwertverstärkung

6.53.3.1 Beschreibung
Der Funktionsblock Filter kann zur Anpassung des Effektivwertes für 2 Dinge verwendet werden:

• Verstärken von Harmonischen auf eine definierte Weise. Höhere Harmonische können das geschützte
Objekt thermisch stärker belasten als niedrigere Harmonische. Dies gilt für Drosseln in AC-Filtern. Zusätz-
lich wird die Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch den Anti-Aliasing-Filter des Gerätes auto-
matisch abgeglichen.

• Nur zum Abgleich der Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch das Gerät (Anti-Aliasing-Filter)
Die Filterverstärkung (Amplitudengang) wird von einem FIR-Filter 9. Ordnung realisiert.

1470 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Logik

[lo_tolp_filter_stage, 1, de_DE]

Bild 6-525 Logikdiagramm des Funktionsblocks Filter

Der FIR-Filter verstärkt die 8-kHz-Abtastwerte gemäß der gesetzten Filterkoeffizienten. Danach wird der Effek-
tivwert berechnet. Die symmetrischen Filterkoeffizienten 9. Ordnung werden über die entsprechenden Para-
meter h(0), h(1), h(2), h(3) und h(4) eingestellt.

HINWEIS

i Ein Tool für die Konfiguration des FIR-Filters ist als Hilfs-Tool auf dem PC vorgesehen. Mit diesem PC-Tool
werden die Koeffizienten h(0), h(1), h(2), h(3), h(4) des FIR-Filters gemäß dem erforderlichen Verstär-
kungsfaktor (Amplitudengang) generiert. Das Tool steht im SIPROTEC Download-Bereich zur Verfügung.
Weitere Informationen zum Tool finden Sie in der Hilfe zum Tool.

Der verstärkte Effektivwert wird nur an die Schutzstufen gemeldet, wenn der Funktionsblock Filter instanziiert
ist und der Parameter Filter freigeben auf ja gesetzt ist. Andernfalls wird der normale Effektivwert
verwendet.

Funktionsmesswerte

Werte Beschreibung Primär Sekundär % bezogen auf


Iph:L1 Gefilterter Effektivmess- kA Α Parameter Nennstrom
wert von Strom L1
Iph:L2 Gefilterter Effektivmess- kA Α Parameter Nennstrom
wert von Strom L2
Iph:L3 Gefilterter Effektivmess- kA Α Parameter Nennstrom
wert von Strom L3

Den Parameter Nennstrom finden Sie im FB Allgemein der Funktionsgruppen, in denen die Funktion Ther-
mischer Überlastschutz, 3-phasig - Erweitert verwendet wird.
Wenn der Parameter Filter freigeben auf nein gesetzt ist, werden die Funktionswerte als---angezeigt.

6.53.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Filter freigeben

• Voreinstellwert (_:1) Filter freigeben = nein

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1471
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Mit dem Parameter Filter freigeben legen Sie fest, ob der Filter freigegeben ist.
Parameterwert Beschreibung
ja Wenn erhaltene Effektivwerte in einer der Schutzstufen verwendet werden
sollen, stellen Sie den Parameter Filter freigeben = ja ein.
nein Werden keine erhaltenen Effektivwerte benötigt, stellen Sie den Parameter
Filter freigeben = nein ein.

Parameter: h(0), h(1), h(2), h(3), h(4)

• Voreinstellwert (_:2) h(0) = 0,000

• Voreinstellwert (_:3) h(1) = 0,000

• Voreinstellwert (_:4) h(2) = 0,000

• Voreinstellwert (_:5) h(3) = 0,000

• Voreinstellwert (_:6) h(4) = 1,000


Mit dem Voreinstellwert der Koeffizienten hat der Filter keinen Einfluss und es wird kein erhaltener Effektiv-
wert berücksichtigt.
Soll der Filter zur Anpassung der Effektivwertberechnung für ein bestimmtes Schutzobjekt wie eine Drossel
übernommen werden, muss der Hersteller der Drossel den erforderlichen Amplitudengang (Verstärkungsfak-
toren) für die Drossel zur Verfügung stellen. Zur Bestimmung der Koeffizienten h(0) bis h(4) für den FIR-Filter
müssen Sie die Verstärkungsfaktoren in das Hilfs-PC-Tool aus dem SIPROTEC Download-Bereich eingeben. Die
5 erforderlichen Koeffizienten werden vom Tool erzeugt. Sie müssen manuell als Einstellungen zur Konfigu-
ration des Filters eingegeben werden. Die Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch den Anti-Aliasing-
Filter des Gerätes wird automatisch berücksichtigt und durch den Filter abgeglichen.
Soll nur die Amplitudendämpfung höherer Frequenzen durch das Gerät abgeglichen werden, müssen
folgende Koeffizienten im Filter eingestellt werden.
Nennfrequenz Filterkoeffizienten nur zum Abgleich der Amplitudendämpfung des
Geräts
50 Hz h(0) = -0,002
h(1) = -0,012
h(2) = 0,045
h(3) = -0,110
h(4) = 1,151
60 Hz h(0) = -0,005
h(1) = -0,020
h(2) = 0,058
h(3) = -0,128
h(4) = 1,170

6.53.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Filter
_:1 Filter:Filter freigeben • nein nein
• ja
_:2 Filter:h(0) -100,000 bis 100,000 0,000
_:3 Filter:h(1) -100,000 bis 100,000 0,000
_:4 Filter:h(2) -100,000 bis 100,000 0,000
_:5 Filter:h(3) -100,000 bis 100,000 0,000
_:6 Filter:h(4) -100,000 bis 100,000 1,000

1472 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

6.53.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Filter
_:301 Filter:Iph:L1 MV O
_:302 Filter:Iph:L2 MV O
_:303 Filter:Iph:L3 MV O

6.53.4 Stufe mit thermischem Überlastschutz, 3-phasig - Erweitert

6.53.4.1 Beschreibung

Logik

[lo_tolp_with_filter_stage, 2, de_DE]

Bild 6-526 Logikdiagramm der Stufe Thermischer Überlastschutz, 3-phasig – Erweitert

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

[lo_stage_control_TOLP, 2, de_DE]

Bild 6-527 Logikdiagramm zur Stufensteuerung

Effektivwertauswahl
Die Schutzfunktion unterstützt 2 Arten der Effektivwertmessung:

• Normaler Effektivwert

• Verstärkter Effektivwert vom Funktionsblock Filter


Wenn der Funktionsblock Filter eingestellt und der Filter aktiv ist, wird automatisch der verstärkte Effektivwert
verwendet.

HINWEIS

i Wenn der Funktionsblock Filter verwendet wird, kann nur eine 3-phasige Strommessstelle mit der
3‑phasigen Stromschnittstelle der Funktionsgruppe verbunden werden.

Thermisches Abbild
Die Schutzfunktion errechnet die Übertemperatur aus den Leiterströmen gemäß einem thermischen Einkör-
permodell nach der thermischen Differentialgleichung mit

[fo_diffgl-170914, 2, de_DE]

Mit folgender Normierung:

[fo_normie_01, 3, de_DE]

Θ Aktuelle Übertemperatur, bezogen auf die Endtemperatur bei maximal zulässigem Leiter-
strom K Inenn,Obj.
ΘUmg Normierte Umgebungstemperatur, wobei ϑUmg die eingekoppelte Umgebungstemperatur
beschreibt. Die eingekoppelte Umgebungstemperatur ϑUmg kann die gemessene Umge-
bungstemperatur sein oder die über den Parameter Voreingest. Temperatur einge-
stellte Umgebungstemperatur.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Δ ϑnenn,Obj. Übertemperatur des Schutzobjektes, die sich bei Nennstrom einstellt


τ th Thermische Zeitkonstante (Erwärmung/Abkühlung) des Schutzobjektes
k Dieser Faktor gibt den maximal dauernden zulässigen Leiterstrom an. Der Faktor bezieht
sich auf den Nennstrom des Schutzobjektes (k = Imax/Inenn,Obj.)
Inenn,Obj. Nennstrom des Schutzobjektes

Dabei ist Inenn,Obj der Nennstrom der zugeordneten Schutzobjektseite:

• Bei Transformatoren ist der Nennstrom der zu schützenden Wicklung maßgebend, den das Gerät aus der
eingestellten Nennscheinleistung und Nennspannung berechnet.

• Bei Transformatoren mit Spannungsregelung wird die ungeregelte Wicklung zugrunde gelegt.

• Bei Generatoren, Motoren, Drosseln ist der Nennstrom maßgebend, den das Gerät aus der eingestellten
Nennscheinleistung und Nennspannung berechnet.

• Bei Leitungen, Knoten, Sammelschienen wird der Nennstrom des Schutzobjektes unmittelbar eingestellt.
Die Lösung der thermischen Differentialgleichung ist im stationären Fall eine e-Funktion, deren Asymptote
die Endübertemperatur ΘEnd darstellt. Die Zeitkonstante τth bestimmt den Anstieg. Nach dem Erreichen einer
einstellbaren Übertemperaturschwelle ΘWarn (Thermische Warnschwelle) wird eine Warnmeldung abge-
geben.
Wenn die Übertemperaturgrenze ΘAus (Auslöseübertemperatur) überschritten wird, wird unmittelbar eine
Auslösemeldung abgesetzt und das Betriebsmittel vom Netz getrennt. Diese Schwelle ist auf 100 % festgelegt
und entspricht der Endtemperatur, die sich bei fließendem zulässigem Dauerstrom (Imax, zul.) einstellt.
Bild 6-528 zeigt die Erwärmung bei unterschiedlichen Überlastströmen und die Überwachungsschwellen.

[dw_temp_ve, 1, de_DE]

Bild 6-528 Temperaturverlauf bei unterschiedlichen Überlastströmen (K-Faktor = 1,1)

Die Übertemperatur wird für jede Phase separat berechnet. Die aktuelle Übertemperatur kann aus den
Betriebsmesswerten entnommen werden. Sie wird in Prozent dargestellt. Eine Anzeige von 100 % bedeutet,
dass die thermische Schwelle erreicht ist. Als Auslösetemperatur wird die maximale Übertemperatur der
Phasen herangezogen. Dies bedeutet, dass immer vom größten der 3 Leiterströme ausgegangen wird.
Die Bewertung der Effektivwerte der Ströme über ein breites Frequenzband berücksichtigt auch die Ober-
schwingungen. Diese Oberschwingungen tragen zur Erwärmung des Betriebsmittels bei.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Wenn der fließende Strom einen einstellbaren Mindeststrom Imin Abkühlung unterschreitet, wird die
Abkühlzeitkonstante aktiviert.

Auslösekennlinie
Wenn die Umgebungstemperatur nicht gemessen und auf 40 °C gesetzt wird, können Sie die Auslösekennlinie
wie folgt erhalten:

[fo_auslos, 1, de_DE]

t Auslösezeit
τth Zeitkonstante
I Gemessener Laststrom
IVorlast Vorlaststrom
k Einstellfaktor gemäß VDE 0435 Teil 3011 oder IEC 60255-149 (K-Faktor)
Inenn,Obj. Nennstrom des Schutzobjektes

Umgebungstemperatur
Diese Funktion kann die Umgebungstemperatur berücksichtigen. Die Referenztemperatur des thermischen
Modells beträgt 40 °C. Wenn die Umgebungstemperatur unter der Referenztemperatur liegt, vergrößert sich
die thermische Grenze. Das Betriebsmittel ist stärker belastbar. Bei größerer Umgebungstemperatur drehen
sich die Verhältnisse um.
Die Umgebungstemperatur kann über den Parameter Voreingest. Temperatur fest eingestellt oder
gemessen werden. Der Parameter Minimaltemperatur begrenzt die eingekoppelte Umgebungstemperatur.
Wenn die gemessene Umgebungstemperatur kleiner ist als die Minimaltemperatur, dann wird im thermischen
Modell die Minimaltemperatur verarbeitet.
Die Umgebungstemperatur wird auf die Übertemperatur des Schutzobjektes, die sich bei Nennstrom einstellt,
bezogen (Parameter Übertemperatur bei Inenn).
Die gemessene Umgebungstemperatur wird über eine externe Thermobox (RTD = Resistance Temperature
Detector) oder eine Baugruppe IO111 gemessen und durch die Funktionen Thermobox Ether., Thermobox
seriell oder Temperaturbaugruppe IO111 der Funktionsgruppe Analoge Umformer bereitgestellt. Über den
Parameter Temperatursensor wird der entsprechende Temperatursensor ausgewählt.
Wenn die Temperaturmessung gestört ist, z.B. wegen einer Verbindungsunterbrechung zwischen Gerät und
Thermobox, wechselt der Bereitschaftszustand der Funktion Thermischer Überlastschutz, 3-phasig – Erwei-
tert zu Warnung. In diesem Fall wird entweder mit der zuletzt gemessenen Temperatur oder dem unter
Parameter Voreingest. Temperatur eingestellten Wert weiter gearbeitet, je nachdem, welcher Wert
höher ist.

Strombeeinflussung
Das thermische Abbild nach dem Einkörpermodell ist für große Überströme (Kurzschlüsse, Motoranlauf-
ströme) eingeschränkt gültig. Um eine Überfunktion des Überlastschutzes zu vermeiden, muss das thermische
Abbild bei Überströmen (Überschreiten von I Schwellwert) beeinflusst werden. Sie können dabei zwischen 2
Strategien auswählen:

• Einfrieren des thermischen Speichers

• Begrenzung des Eingangsstromes für das thermische Abbild auf den eingestellten Strom. Hiermit wird die
Erwärmung bei großen Strömen abgebremst.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Warnschwellen
Die thermische Warnschwelle setzt eine Warnmeldung ab, bevor die Auslöseschwelle (Auslösetemperatur)
erreicht wird. Somit kann z.B. eine Last rechtzeitig reduziert und eine Abschaltung vermieden werden. Bei
einem üblichen K-Faktor von 1,1 stellt sich bei dauerhaft fließendem Nennstrom ein thermischer Speicher-
wert von 83 % ein.
Der Überlastschutz besitzt außer der thermischen Warnschwelle auch eine Stromwarnschwelle. Diese Strom-
warnschwelle kann frühzeitig einen Überlaststrom melden, bevor die Übertemperatur die Warn- oder Auslöse-
schwelle erreicht hat.

Rückfall der Auslösung


Wenn der thermische Speicher den Einstellwert der Rückfallschw. Auslösem. unterschritten hat, wird
bei Auslösung der Auslösebefehl zurückgenommen. Dagegen fallen die Stromwarnschwelle und die thermi-
sche Warnschwelle bei einem festen Rückfallwert zurück (siehe Technische Daten).

Verhalten bei Hilfsspannungsausfall


Das Verhalten des thermischen Abbildes kann bei Hilfsspannungsausfall über den Einstellparameter Spei-
cherung therm. Abb. gesteuert werden. Sie können den thermischen Zustand über 500 min speichern.
Wenn die Versorgungsspannung wiederhergestellt ist, arbeitet das thermische Abbild mit dem gespeicherten
thermischen Zustand weiter.
Wenn das thermische Abbild nicht gespeichert wird, wird es bei Ausfall der Hilfsspannung auf 0 zurückgesetzt.

Rücksetzen des thermischen Abbildes


Sie können den thermischen Speicher über die binäre Eingangsmeldung >Rücks. therm. Abbild zurück-
setzen. Der thermische Speicher erhält dann den Wert 0. Ein Umparametrieren führt ebenfalls zu einem
Rücksetzen des thermischen Speichers.

Notanlauf
Je nach Betriebsbedingung kann trotz Überschreitung der zulässigen thermischen Grenzen eine Auslösung
blockiert oder eine Einschaltung ermöglicht werden. Bei Aktivierung des binären Eingangssignals >Nota-
nlauf wird die Auslösung blockiert und eine Einschaltung ermöglicht. Dies hat keinen Einfluss auf den
Zustand des thermischen Speichers. Nach Absteuerung des Einganges >Notanlauf bleibt die Blockierung für
die eingestellte Notanlauf Nachlaufzeit bestehen.

Blockierung der Funktion


Bei einer Blockierung wird eine angeregte Funktion zurückgesetzt. Eine Blockierung der Auslösefunktion über
das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe von extern oder intern ist möglich.
Alle Meldungen fallen damit zurück und der thermische Speicher wird auf den Wert 0 gesetzt.

Blockierung der Einschaltung


Um eine Einschaltung des Schutzobjektes bei hoher thermischer Belastung zu verhindern, kann das Signal
Blk. der Einschaltung verwendet werden. Das Signal wird bei Überschreiten der Auslöseübertempe-
ratur gesetzt und bei Unterschreiten der Rückfallschwelle zurückgenommen.

Funktionsmesswerte

Werte Beschreibung Primär Sekundär % bezogen auf


(_:601:305) Zeit bis Auslösung Voraussichtliche Zeit bis zur s s s
Auslösung
(_:601:304) Zeit bis Einschal- Zeit bis Einschaltfreigabe s s s
tung
(_:601:306) Überlast L1 Thermische Messwerte der % % Auslösetemperatur
(_:601:307) Überlast L2 Leiter
(_:601:308) Überlast L3

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6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Werte Beschreibung Primär Sekundär % bezogen auf


(_:601:309) Überlast Maximum Thermischer Messwert des Α Α Auslösetemperatur
Überlastschutzes
(_:601:310) Äquivalenter Strom Strommesswert, der die Basis A A Betriebsnennstrom der
L1 für den Überlastmesswert bildet Primärwerte
(_:601:311) Äquivalenter Strom
L2
(_:601:312) Äquivalenter Strom
L3
(_:601:313) Äquival. Strom Maximaler Strommesswert der A A Betriebsnennstrom der
max. die Basis für den Überlastmess- Primärwerte
wert bildet

6.53.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Stromwarnschwelle

• Voreinstellwert (_:101) Stromwarnschwelle = 1,000 A bei Inenn = 1 A

Stellen Sie die Schwelle auf den maximal zulässigen Dauerstrom (Imax, zul) ein. Damit ergibt sich der gleiche
Einstellwert wie für den K-Faktor.

Parameter: Thermische Warnschwelle

• Voreinstellwert (_:104) Thermische Warnschwelle = 90 %


Die Voreinstellung kann bei einem K-Faktor von 1,1 belassen werden, da bei dauernd fließendem Nenn-
strom sich der thermische Speicher zu 83 % ergibt. Die Berechnung erfolgt über den Dreisatz: 100 % entspricht
(K-Faktor)2 und x % entspricht 12.

[fo_warnsc, 2, de_DE]

Bei einem K-Faktor von 1,05 ist der thermische Speicher bei Nennstrom bereits zu 91 % gefüllt. Erhöhen Sie
die Thermische Warnschwelle auf 95 %.

Parameter: Rückfallschw. Auslösem.

• Voreinstellwert (_:105) Rückfallschw. Auslösem. = 90 %


Mit dem Parameter Rückfallschw. Auslösem. wird die Anregung und Auslösung zurückgenommen,
wenn diese Schwelle unterschritten wird. Eine Einstellung in der Größenordnung der Warnschwelle wird
empfohlen. Für Sonderanwendungen, gewünschtes weiteres Abkühlen oder eine längere Einschaltblockie-
rung können Sie einen niedrigeren Einstellwert wählen.
Beachten Sie, dass sich die Berechnung des Betriebsmesswertes Zeit bis Einschaltung auf diesen Wert
bezieht.

Parameter: Notanlauf Nachlaufzeit

• Voreinstellwert (_:112) Notanlauf Nachlaufzeit = 300 s


Diese Funktionalität wird beim Schutz von Leitungen und Kabeln nicht benötigt. Wenn die logische Binärein-
gangsmeldung nicht rangiert ist, ist die Notanlauf Nachlaufzeit unwirksam. Die Voreinstellung Nota-
nlauf Nachlaufzeit kann deshalb beibehalten werden.

Parameter: K-Faktor

• Voreinstellwert (_:106) K-Faktor = 1,10

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6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Mit dem Parameter K-Faktor beschreiben Sie den Grenzwert der dauernd maximal zulässigen Belastung. Der
Nennstrom Inenn, Obj des Schutzobjektes (z.B. Kabel) ist der Basisstrom für die Überlasterfassung.
Sie können den K-Faktor anhand des thermisch zulässigen Dauerstroms Imax, zul. ermitteln:

[fo_tolp_kf, 2, de_DE]

HINWEIS

i Der thermisch zulässige Dauerstrom für das Schutzobjekt ist aus einschlägigen Tabellen oder den Herstel-
lerangaben bekannt!

Bei Kabeln hängt der zulässige Dauerstrom vom Querschnitt, Isolationsmaterial, Bauart und Verlegungsart des
Kabels ab. Bei Freileitungen ist eine Überlastung von 10 % zulässig.

BEISPIEL
Für den zulässigen Dauerstrom
VPE-Kabel (N2XS2Y): 10 kV 150 mm2 (Cu)
Strombelastbarkeit (Erdverlegung): Imax, zul = 406 A
Gewählter K-Faktor von 1,1
Damit ergibt sich ein Nennstrom von Inenn, Obj = 369 A

Parameter: Thermische Zeitkonst.

• Voreinstellwert (_:110) Thermische Zeitkonst. = 900 s


Mit dem Parameter Thermische Zeitkonst. legen Sie das Auslöseverhalten der Stufe fest. Wenn keine
Angaben über die Thermische Zeitkonst. vorliegen, bestimmen Sie sie aus der Kurzzeitbelastbarkeit
des Kabels, z.B. aus dem 1-s-Strom. Der 1-s-Strom ist der maximal für 1 s Einwirkdauer zulässige Strom.
Den 1-s-Strom entnehmen Sie den Angaben zum Kabel. Berechnen Sie die Thermische Zeitkonst. nach
folgender Formel:

[fo_perm_1.0-s-continuous-current, 1, de_DE]

Wenn die Kurzzeitbelastbarkeit für eine andere Einwirkdauer als 1 s angegeben ist, setzen Sie den Kurzzeit-
strom statt des 1-s-Stromes ein. Das Ergebnis multiplizieren Sie mit der angegebenen Einwirkdauer.
Für eine gegebene Kurzzeitbelastbarkeit von 0,5 s benutzen Sie nachfolgende Formel:

[fo_perm_0.5-s-continuous-current, 1, de_DE]

BEISPIEL für ein Kabel


Für ein Kabel
Zulässiger Dauerstrom: Imax, zul = 406 A
Maximaler Kurzschlussstrom für 1 s: I1s = 21,4 kA
Daraus folgt für die Thermische Zeitkonst.

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6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

[fo_konsta, 2, de_DE]

mit 46,29 min = 2777 s

Parameter: Abkühlzeitkonstante

• Voreinstellwert (_:111) Abkühlzeitkonstante = 3600 s


Mit dem Parameter Abkühlzeitkonstante legen Sie das Rückfallverhalten der Stufe fest. Kabel und Freilei-
tungen haben sowohl für das Erwärmen als auch für das Abkühlen dieselbe Zeitkonstante. Stellen Sie darum
für die Abkühlzeitkonstante den gleichen Wert ein wie für den Parameter Thermische Zeitkonst..

Parameter: Imax thermisch

• Voreinstellwert (_:107) Imax thermisch = 2,5 A bei Inenn = 1 A

Mit dem Parameter Imax thermisch stellen Sie die Stromschwelle für den Parameter Verh. bei I>
Imax therm. ein. Die gewählte Stromschwelle von 2,5 Inenn, Obj ist ein praktikabler Wert.

Parameter: Imin Abkühlung

• Voreinstellwert (_:108) Imin Abkühlung = 0,500 A


Wenn nur die thermische Zeitkonstante (Parameter Thermische Zeitkonst.) wirken muss, stellen Sie den
Stromparameter Imin Abkühlung auf 0 A ein.

Parameter: Übertemperatur bei Inenn

• Voreinstellwert (_:109) Übertemperatur bei Inenn = 70 K


Stellen Sie als Wert die Übertemperatur ein, die sich ergibt, wenn das Betriebsmittel dauerhaft bei 40 °C
Umgebungstemperatur mit Nennstrom betrieben wird. Der Nennstrom bezieht sich hierbei auf das Schutzob-
jekt. Den Temperaturwert finden Sie in den Technischen Daten des Betriebsmittels. Ansonsten können Sie ihn
messen. Wenn Sie mit einem Temperatursensor bei Nennstrom messen, ziehen Sie von dem Messwert die
aktuelle Umgebungstemperatur oder die Kühlmitteltemperatur ab.
Bei der Wahl des Einstellwertes können Sie sich auch an den angebenden Temperaturklassen orientieren. In
der Regel finden Sie die Übertemperatur als Angabe in Kelvin (K), die Sie direkt übernehmen können. Wenn
eine Absoluttemperatur angegeben wird, müssen Sie die Umgebungstemperatur abziehen. Das ist in der Regel
ein Wert von 40 °C.
Die Übertemperatur bei maximal zulässigem Strom (ϑmax) und die Übertemperatur bei Inenn
(ϑnenn,Obj.) lassen sich anhand folgender Formel ineinander überführen:

[fo_ueb_for_Irated, 3, de_DE]

BEISPIEL:
Temperaturklasse B für dauerhaften Betrieb: Zulässige Übertemperatur = 80 K
Daraus leitet sich eine Temperatur für Inenn von 120 °C (80 K + 40 °C) ab, die sich bei der Messung mit einem
Temperatursensor ergeben würde.
Temperaturklasse F als thermischer Grenzwert: Zulässige Übertemperatur = 105 K.
Daraus leitet sich eine maximale Temperatur von 145 °C (105 K + 40 °C) ab.

1480 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Aus diesen Werten kann der K-Faktor abgeleitet werden:

[fo_bsp_kfaktor, 3, de_DE]

Mit einem Einstellwert von 1,1 für den K-Faktor liegen Sie auf der sicheren Seite.

HINWEIS

i Bei elektrischen Maschinen können die Grenzen in Abhängigkeit von der Kühlungsart unterschiedlich sein.
Stimmen Sie den Einstellwert für die Übertemperatur mit dem Motorhersteller ab.

Parameter: Speicherung therm. Abb.

• Voreinstellwert (_:113) Speicherung therm. Abb. = nein


Wenn eine kontinuierliche Hilfsspannung für die Feldeinheiten gewährleistet wird, kann die Feldvoreinstel-
lung beibehalten werden.

Parameter: Verh. bei I> Imax therm.

• Voreinstellwert (_:114) Verh. bei I> Imax therm. = Strombegrenzung


Mit dem Parameter Verh. bei I> Imax therm. wählen Sie das Verfahren, mit dem die Funktion auf
Kurzschlussströme reagiert. Damit der Überlastschutz bei kleinen Zeitkonstanten, großer Vorbelastung und
hohen Kurzschlussströmen nicht vorzeitig auslöst, kann das thermische Abbild beeinflusst werden.
Parameterwert Beschreibung
Einfr. d. therm. Wenn die Eingangsströme den Parameter Imax thermisch überschreiten,
Abbilds wird das thermische Abbild für die Zeit der Überschreitung eingefroren. Um
die Kompatibilität zu älteren Produkten zu ermöglichen, ist dieser Parame-
terwert vorgesehen!
Strombegrenzung Die Eingangsströme werden auf den eingestellten Wert im Parameter
Imax thermisch begrenzt. Wenn der gemessene Strom den eingestellten
Stromwert überschreitet, wird der begrenzte Stromwert dem thermischen
Abbild zugeführt. Eine sinnvolle Stromschwelle liegt bei ca. 2 bis 2,5 Inenn,
Obj.

Parameter: Temperatursensor

• Voreinstellwert (_:44) Temperatursensor = Keiner


Mit dem Parameter Temperatursensor legen Sie fest, welcher Temperatursensor die Umgebungstempe-
ratur erfasst.
Die Umgebungstemperatur des Schutzobjektes wird durch einen Temperatursensor gemessen und dem Gerät
über eine Thermobox (RTD = Resistance Temperature Detector) oder eine Baugruppe IO111 zugeführt. Die
Funktion Thermischer Überlastschutz, 3-phasig – Erweitert erhält den Temperaturmesswert über die Funk-
tionen Thermobox Ether. oder Thermobox Seriell oder Temperaturbaugruppe IO111 aus der Funktions-
gruppe Analoge Umformer.

Parameter: Voreingest. Temperatur

• Voreinstellwert (_:118) Voreingest. Temperatur = 40 °C


Die Voreingest. Temperatur wird unter folgenden Bedingungen als Umgebungstemperatur gesetzt:

• Es ist kein Temperatursensor zur Messung der Umgebungstemperatur angeschlossen.

• Die Temperaturmessung ist fehlerbehaftet und der zuletzt gemessene Temperaturwert ist kleiner als die
Voreingest. Temperatur.

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6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

Parameter: Minimaltemperatur

• Voreinstellwert (_:117) Minimaltemperatur = -20 °C


Wenn die gemessene Umgebungstemperatur unter den eingestellten Wert fällt, wird der eingestellte Wert als
Umgebungstemperatur angenommen. Wenn der Überlastschutz mit einer vorgegebenen Außentemperatur
arbeitet und diese den im Parameter Minimaltemperatur eingestellten Wert unterschreitet, wird die einge-
stellte Minimaltemperatur auch verwendet.

6.53.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Überl.schutz #
_:1 Überl.schutz #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Überl.schutz #:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:101 Überl.schutz #:Strom- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
warnschwelle 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:104 Überl.schutz #:Thermi- 50 % bis 100 % 90 %
sche Warnschwelle
_:105 Überl.schutz #:Rück- 50 % bis 99 % 90 %
fallschw. Auslösem.
_:112 Überl.schutz #:Notanlauf 0 s bis 15 000 s 300 s
Nachlaufzeit
_:106 Überl.schutz #:K-Faktor 0,10 bis 4,00 1,10
_:110 Überl.schutz #:Thermi- 10 s bis 60 000 s 900 s
sche Zeitkonst.
_:111 Überl.schutz #:Abkühl- 10 s bis 60 000 s 3600 s
zeitkonstante
_:107 Überl.schutz #:Imax 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 2,500 A
thermisch 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 12,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 12,500 A
_:108 Überl.schutz #:Imin 1 A @ 100 Inenn 0,000 A bis 10,000 A 0,500 A
Abkühlung 5 A @ 100 Inenn 0,00 A bis 50,00 A 2,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 1,600 A 0,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,000 A bis 8,000 A 2,500 A
_:109 Überl.schutz #:Übertem- 40 K bis 200 K 70 K
peratur bei Inenn
_:113 Überl.schutz #:Speiche- • nein nein
rung therm. Abb.
• ja
_:114 Überl.schutz #:Verh. bei • Strombegrenzung Strombegren-
I> Imax therm. zung
• Einfr. d. therm. Abbilds
_:118 Überl.schutz #:Vorein- -55°C bis 55°C 40°C
gest. Temperatur

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.53 Thermischer Überlastschutz, 3-phasig - erweitert

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:117 Überl.schutz #:Minimal- -55°C bis 40°C -20°C
temperatur
_:44 Überl.schutz #:Tempera- Einstellmöglichkeiten anwen-
tursensor dungsabhängig

6.53.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Überl.schutz #
_:500 Überl.schutz #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 Überl.schutz #:>Rücks. therm. Abbild SPS I
_:502 Überl.schutz #:>Notanlauf SPS I
_:54 Überl.schutz #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Überl.schutz #:Zustand ENS O
_:53 Überl.schutz #:Bereitschaft ENS O
_:301 Überl.schutz #:Stromwarnung SPS O
_:302 Überl.schutz #:Thermische Warnung SPS O
_:303 Überl.schutz #:Blk. der Einschaltung SPS O
_:55 Überl.schutz #:Anregung ACD O
_:300 Überl.schutz #:Auslösung nur melden ACT O
_:57 Überl.schutz #:Auslösung ACT O
_:304 Überl.schutz #:Zeit bis Einschaltung MV O
_:305 Überl.schutz #:Zeit bis Auslösung MV O
_:306 Überl.schutz #:Überlast L1 MV O
_:307 Überl.schutz #:Überlast L2 MV O
_:308 Überl.schutz #:Überlast L3 MV O
_:309 Überl.schutz #:Überlast Maximum MV O
_:310 Überl.schutz #:Äquivalenter Strom L1 MV O
_:311 Überl.schutz #:Äquivalenter Strom L2 MV O
_:312 Überl.schutz #:Äquivalenter Strom L3 MV O
_:313 Überl.schutz #:Äquival. Strom max. MV O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1483
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

6.54.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Thermischer Überlastschutz 1-phasig (ANSI 49):

• Schützt die Betriebsmittel (Drosseln oder Widerstände im Sternpunkt eines Transformators) vor thermi-
scher Überbeanspruchung

6.54.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Thermischer Überlastschutz 1-phasig wird in 1-phasigen Schutz-Funktionsgruppen mit Strom-
messung verwendet.
Die Funktion Thermischer Überlastschutz 1-phasig ist stufenlos vorkonfiguriert.

[dw_tolp1p, 2, de_DE]

Bild 6-529 Struktur/Einbettung der Funktion

1484 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

6.54.3 Funktionsbeschreibung

Logik

[lo_tolp_1p, 3, de_DE]

Bild 6-530 Logikdiagramm der Funktion Thermischer Überlastschutz

Thermisches Abbild
Die Schutzfunktion errechnet die Übertemperatur aus dem fließenden Strom durch das Schutzobjekt (z.B.
Drossel oder Widerstand im Transformator-Sternpunkt) gemäß einem thermischen Einkörpermodell nach der
thermischen Differentialgleichung mit

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

[fo_diffgl, 2, de_DE]

Mit folgender Normierung:

[fo_normie, 2, de_DE]

Θ Aktuelle Übertemperatur, bezogen auf die Endtemperatur bei maximal zulässigem Strom
k Inenn, Obj
ΘUmg Normierte Umgebungstemperatur, wobei ϑUmgdie eingekoppelte Umgebungstemperatur
beschreibt. Die eingekoppelte Umgebungstemperatur ϑUmg kann die gemessene Umge-
bungstemperatur sein oder die über den Parameter Voreingest. Temperatur einge-
stellte Umgebungstemperatur.
Δ ϑnenn,Obj Übertemperatur des Schutzobjektes, die sich bei Nennstrom einstellt
τth Thermische Zeitkonstante (Erwärmung/Abkühlung) des Schutzobjektes
k Dieser Faktor gibt den maximal dauernden zulässigen Leiterstrom an. Der Faktor bezieht
sich auf den Nennstrom des Schutzobjektes (k = Imax/Inenn,Obj)
Inenn,Obj Nennstrom des Schutzobjektes

Dabei ist Inenn, Obj der Nennstrom des Schutzobjektes.


Die Lösung der thermischen Differentialgleichung ist im stationären Fall eine e-Funktion, deren Asymptote
die Endübertemperatur ΘEnd darstellt. Die Zeitkonstante τth bestimmt den Anstieg. Nach dem Erreichen einer
einstellbaren Übertemperaturschwelle ΘWarn (Thermische Warnschwelle) wird eine Warnmeldung abge-
geben.
Wenn die Übertemperaturgrenze ΘAus (Auslöseübertemperatur) überschritten wird, wird unmittelbar eine
Auslösemeldung abgesetzt und das Betriebsmittel vom Netz getrennt. Diese Schwelle ist auf 100 % festgelegt
und entspricht der Endtemperatur, die sich bei fließendem zulässigem Dauerstrom (Imax, zul.) einstellt.
Bild 6-531 zeigt die Erwärmung bei unterschiedlichen Überlastströmen und die Überwachungsschwellen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

[dw_temp_ve, 1, de_DE]

Bild 6-531 Temperaturverlauf bei unterschiedlichen Überlastströmen (K-Faktor = 1,1)

Die aktuelle Übertemperatur kann aus den Betriebsmesswerten entnommen werden. Sie wird in Prozent
dargestellt. Eine Anzeige von 100 % bedeutet, dass die thermische Auslöseschwelle erreicht ist.
Die Bewertung des Effektivwertes des Stromes über ein breites Frequenzband berücksichtigt auch die Ober-
schwingungen. Diese Oberschwingungen tragen zur Erwärmung des Betriebsmittels bei.

Auslösekennlinie
Wenn die Umgebungstemperatur nicht gemessen und auf 40 °C gesetzt wird, erhalten Sie die folgende
Auslösekennlinie:

[fo_auslos, 1, de_DE]

t Auslösezeit
τth Zeitkonstante
I Gemessener Laststrom
IVorlast Vorlaststrom
k Einstellfaktor gemäß VDE 0435 Teil 3011 oder IEC 60255-149 (K-Faktor)
Inenn, Obj Nennstrom des Schutzobjektes

Umgebungstemperatur
Diese Funktion kann die Umgebungstemperatur berücksichtigen. Die Referenztemperatur des thermischen
Modells beträgt 40 °C. Wenn die Umgebungstemperatur unter der Referenztemperatur liegt, vergrößert sich
die thermische Grenze. Das Betriebsmittel ist stärker belastbar. Bei größerer Umgebungstemperatur drehen
sich die Verhältnisse um.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

Die Umgebungstemperatur kann über den Parameter Voreingest. Temperatur fest eingestellt oder
gemessen werden. Der Parameter Minimaltemperatur begrenzt die eingekoppelte Umgebungstemperatur.
Wenn die gemessene Umgebungstemperatur kleiner ist als die Minimaltemperatur, dann wird im thermischen
Modell die Minimaltemperatur verarbeitet.
Die Umgebungstemperatur wird auf die Übertemperatur des Schutzobjektes, die sich bei Nennstrom einstellt,
bezogen (Parameter Übertemperatur bei Inenn).
Die gemessene Umgebungstemperatur wird über eine externe Thermobox (RTD = Resistance Temperature
Detector) oder eine Baugruppe IO111 gemessen und durch die Funktionen Thermobox Ether., Thermobox
seriell oder Temperaturbaugruppe IO111 der Funktionsgruppe Analoge Umformer bereitgestellt. Über den
Parameter Temperatursensor wird der entsprechende Temperatursensor ausgewählt.
Wenn die Temperaturmessung gestört ist, z.B. wegen einer Verbindungsunterbrechung zwischen Gerät
und Thermobox, wechselt der Bereitschaftszustand der Funktion Thermischer Überlastschutz, 1-phasig zu
Warnung. In diesem Fall wird entweder mit der zuletzt gemessenen Temperatur oder dem unter Parameter
Voreingest. Temperatur eingestellten Wert weiter gearbeitet, je nachdem, welcher Wert höher ist.

Strombeeinflussung
Das thermische Abbild nach dem Einkörpermodell ist für große Überströme (Kurzschlüsse) eingeschränkt
gültig. Um eine Überfunktion des Überlastschutzes zu vermeiden, muss das thermische Abbild bei Über-
strömen (Überschreiten von Igrenz) beeinflusst werden. Sie können dabei zwischen 2 Strategien auswählen:

• Einfrieren des thermischen Speichers

• Begrenzung des Eingangsstromes für das thermische Abbild auf den eingestellten Strom. Hiermit wird die
Erwärmung bei großen Strömen abgebremst.

Warnschwellen
Die thermische Warnschwelle setzt eine Warnmeldung ab, bevor die Auslöseschwelle (Auslösetemperatur)
erreicht wird. Somit kann z.B. eine Last rechtzeitig reduziert und eine Abschaltung vermieden werden. Bei
einem üblichen K-Faktor von 1,1 stellt sich bei dauerhaft fließendem Nennstrom ein thermischer Speicher-
wert von 83 % ein.
Der Überlastschutz besitzt außer der thermischen Warnschwelle auch eine Stromwarnschwelle. Diese Strom-
warnschwelle kann frühzeitig einen Überlaststrom melden, bevor die Übertemperatur die Warn- oder Auslöse-
schwelle erreicht hat.

Rückfall der Auslösung


Wenn der thermische Speicher den Einstellwert der Rückfallschw. Auslösem. unterschritten hat, wird
bei Auslösung der Auslösebefehl zurückgenommen. Dagegen fallen die Stromwarnschwelle und die thermi-
sche Warnschwelle bei einem festen Rückfallwert zurück (siehe technische Daten).

Verhalten bei Hilfsspannungsausfall


Das Verhalten des thermischen Abbildes bei Hilfsspannungsausfall kann über den Parameter Speicherung
therm. Abb. gesteuert werden. Sie können den thermischen Zustand für eine Ausfallzeit von 500 min
speichern. Wenn die Versorgungsspannung wiederhergestellt ist, arbeitet das thermische Abbild mit dem
gespeicherten thermischen Zustand weiter.
Wenn das thermische Abbild nicht gespeichert wird, wird es bei Ausfall der Hilfsspannung auf 0 zurückgesetzt.

Rücksetzen des thermischen Abbildes


Sie können den thermischen Speicher über die binäre Eingangsmeldung >Rücks. therm. Abbild zurück-
setzen. Der thermische Speicher erhält dann den Wert 0. Ein Umparametrieren führt ebenfalls zu einem
Rücksetzen des thermischen Speichers.

Blockierung der Funktion


Bei einer Blockierung wird eine angeregte Funktion zurückgesetzt. Eine Blockierung der Funktion über das
binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe von extern oder intern ist möglich.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

Alle Meldungen fallen damit zurück und der thermische Speicher wird auf den Wert 0 gesetzt.

Blockierung der Einschaltung


Um eine Einschaltung des Schutzobjektes bei hoher thermischer Belastung zu verhindern, kann das Signal
Blk. der Einschaltung verwendet werden. Das Signal wird bei Überschreiten der Auslöseübertempe-
ratur gesetzt und bei Unterschreiten der Rückfallschwelle zurückgenommen.

Funktionsmesswerte

Messwert Beschreibung
(_:310) Äquivalenter Neben den thermischen Messwerten in Prozent wird zusätzlich der äqui-
Strom valente Strom als thermischer Strommesswert (A oder kA) ausgegeben.
Das Stromäquivalent ist der primäre Strom, der unter Annahme stationärer
Bedingungen dem thermischen Messwert in Prozent entspricht.
(_:304) Zeit bis Die Zeit bis Einschaltung ist die voraussichtliche Zeit, bis ein Wieder-
Einschaltung einschalten des Schutzobjektes möglich ist. Die Berechnung dieses Wertes
basiert auf der Annahme konstanter Ströme. Das thermische Abbild hat
dann den Einstellwert der Rückfallschwelle unterschritten.
(_:305) Zeit bis Auslö- Die Zeit bis Auslösung ist die voraussichtliche Zeit, bis eine Auslösung
sung (Überschreiten des 100 % Wertes) erfolgt. Die Berechnung dieses Wertes
basiert auf der Annahme konstanter Ströme.
(_:306) Überlast Der Wert Überlast gibt die aktuelle Temperatur des Schutzobjektes in
Prozent an. Bei Überschreitung von 100 % erfolgt die Auslösung.

6.54.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Stromwarnschwelle

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Stromwarnschwelle = 1,1 A bei lnenn = 1 A

Stellen Sie die Schwelle auf den maximal zulässigen Dauerstrom (Imax, zul) ein. Dadurch ergibt sich der gleiche
Einstellwert wie für denK-Faktor.

Parameter: Thermische Warnschwelle

• Empfohlener Einstellwert (_:104) Thermische Warnschwelle = 90 %


Die Voreinstellung kann bei einem K-Faktor von 1,1 belassen werden, weil der thermische Speicher sich bei
dauernd fließendem Nennstrom auf 83 % einstellt. Die Berechnung erfolgt über den Dreisatz: 100 % entspricht
(K-Faktor)2 und x % entspricht 12.

[fo_warnsc, 2, de_DE]

Bei einem K-Faktor von 1,05 ist der thermische Speicher bei Nennstrom zu 91 % gefüllt. Erhöhen Sie die
Thermische Warnschwelle auf 95 %.

Parameter: Rückfallschw. Auslösem.

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Rückfallschw. Auslösem. = 90 %


Mit dem Parameter Rückfallschw. Auslösem. wird die Anregung und Auslösung zurückgenommen,
wenn diese Schwelle unterschritten wird. Eine Einstellung in der Größenordnung der Warnschwelle wird
empfohlen. Für Sonderanwendungen, gewünschtes weiteres Abkühlen oder eine längere Einschaltblockie-
rung können Sie einen niedrigeren Einstellwert wählen.
Die Berechnung des Betriebsmesswertes Zeit bis Einschaltung bezieht sich auf diesen Wert.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

Parameter: K-Faktor

• Empfohlener Einstellwert (_:106) K-Faktor = 1,1


Mit dem Parameter K-Faktor beschreiben Sie den Grenzwert der dauernd maximal zulässigen Belastung. Der
Nennstrom Inenn, Obj des Schutzobjektes (z.B. Widerstand) ist der Basisstrom für die Überlasterfassung.
Sie können den K-Faktor anhand des thermisch zulässigen Dauerstroms Imax, zul. ermitteln:

[fo_tolp_kf, 2, de_DE]

HINWEIS

i Der thermisch zulässige Dauerstrom für das Schutzobjekt ist aus einschlägigen Tabellen oder den Herstel-
lerangaben bekannt!

Siemens empfiehlt, den Voreinstellwert zu verwenden, da dieser ein typischer Wert für viele Anwendungen
ist.

Parameter: Thermische Zeitkonst.

• Voreinstellwert (_:110) Thermische Zeitkonst. = 900 s (15 min)


Mit dem Parameter Thermische Zeitkonst. legen Sie die Auslösekennlinie der Stufe fest. Wenn keine
Zeitkonstante angegeben ist, können Sie diese aus den anderen Angaben ableiten.

BEISPIEL

Schutz eines strombegrenzenden Widerstandes


Nennstrom des Widerstandes: Inenn = 100 A
Angabe zur Überlastbarkeit:

• 1,1 Inenn dauernd (K-Faktor = 1,1; k = 1,1)

• 1,5 Inenn für 20 s bei Belastung aus dem Kalten

Unter obiger Annahme ergibt sich folgende Zeitkonstante:

[fo_time_constance, 1, de_DE]

Stellen Sie die Thermische Zeitkonst. auf 26 s ein.


Aus den Daten ergibt sich die folgende zeitabhängige Kennlinie. Bei einer Stromerhöhung auf 1,5 Inenn erfolgt
die Auslösung in 20 s.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

[dw_time-dependent, 1, de_DE]

Parameter: Imax thermisch

• Empfohlener Einstellwert (_:107) Imax thermisch= 2,5 A bei Inenn = 1 A

Mit dem Parameter Imax thermisch stellen Sie die Stromschwelle für den Parameter Verh. bei I>
Imax therm. ein. Die gewählte Stromschwelle von 2,5 Inenn, Obj ist ein praktikabler Wert.

Parameter: Übertemperatur bei Inenn

• Voreinstellwert (_:109) Übertemperatur bei Inenn = 70 K

HINWEIS

i Bei der Anwendung als 1-phasiger Überlastschutz wird die Umgebungstemperatur über externen Tempe-
raturfühler nicht berücksichtigt. Deshalb hat der Einstellparameter keine Wirkung. Sie können den Vorein-
stellwert beibehalten. Wenn Sie die Umgebungstemperatur berücksichtigen, dann beachten Sie nachfol-
gende Erläuterungen.

Stellen Sie als Wert die Übertemperatur ein, die sich ergibt, wenn das Betriebsmittel dauerhaft bei 40 °C
Umgebungstemperatur mit Nennstrom betrieben wird. Der Nennstrom bezieht sich hierbei auf das Schutzob-
jekt. Den Temperaturwert können Sie den technischen Daten des Betriebsmittels entnehmen oder den Wert
messen. Wenn Sie mit einem Temperatursensor bei Nennstrom messen, ziehen Sie von dem Messwert die
aktuelle Umgebungstemperatur oder die Kühlmitteltemperatur ab.
Bei der Wahl des Einstellwertes können Sie sich auch an den angebenden Temperaturklassen orientieren. In
der Regel finden Sie die Übertemperatur als Angabe in Kelvin (K), die Sie direkt übernehmen können. Wenn
eine Absoluttemperatur angegeben wird, müssen Sie die Umgebungstemperatur abziehen. Das ist in der Regel
ein Wert von 40 °C.

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6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

Die Übertemperatur (ϑmax) bei maximal zulässigem Strom und die Übertemperatur bei Inenn
(ϑnenn,Obj.) lassen sich anhand folgender Formel ineinander überführen:

[fo_ueb_for_Irated, 3, de_DE]

BEISPIEL:
Temperaturklasse B für dauerhaften Betrieb: zulässige Übertemperatur = 80 K
Daraus leitet sich eine Temperatur für Inenn von 120 °C (80 K + 40 °C) ab, die sich bei der Messung mit einem
Messfühler ergeben würde.
Temperaturklasse F als thermischer Grenzwert: zulässige Übertemperatur = 105 K.
Daraus leitet sich eine maximale Temperatur von 145 °C (105 K + 40 °C) ab.
Aus den Werten kann auch die Größenordnung des K-Faktors abgeleitet werden.

[fo_bsp_kfaktor, 3, de_DE]

Mit einem Einstellwert von 1,1 für den K-Faktor liegen Sie auf der sicheren Seite.

Parameter: Speicherung therm. Abb.

• Empfohlener Einstellwert (_:113) Speicherung therm. Abb. = nein


Wenn eine kontinuierliche Hilfsspannung der Feldeinheiten gewährleistet wird, kann die Voreinstellung beibe-
halten werden.

Parameter: Verh. bei I> Imax therm.

• Empfohlener Einstellwert (_:114) Verh. bei I> Imax therm. = Strombegrenzung


Mit dem Parameter Verh. bei I> Imax therm. wählen Sie das Verfahren, mit dem die Funktion auf
Kurzschlussströme reagiert. Damit der Überlastschutz bei kleinen Zeitkonstanten, großer Vorbelastung und
hohen Kurzschlussströmen nicht vorzeitig auslöst, kann das thermische Abbild beeinflusst werden.
Die Voreinstellung wurde kompatibel mit SIPROTEC 4-Geräten gewählt. Wenn Sie eine weitere Erwärmung
berücksichtigen möchten, wird das Verfahren Strombegrenzung empfohlen.
Parameterwert Beschreibung
Strombegrenzung Der Eingangsstrom wird auf den eingestellten Wert im Parameter Imax ther-
misch begrenzt. Wenn der gemessene Strom den eingestellten Stromwert
überschreitet, wird der begrenzte Stromwert dem thermischen Abbild zuge-
führt. Eine sinnvolle Stromschwelle liegt bei ca. 2 bis 2,5 Inenn, Obj.
Einfr. d. therm. Wenn der Eingangsstrom den Parameter Imax thermisch überschreitet, wird
Abbilds das thermische Abbild für die Zeit der Überschreitung eingefroren. Um die
Kompatibilität zu älteren Produkten zu ermöglichen, ist dieser Parameterwert
vorgesehen!

Parameter: Temperatursensor

• Voreinstellwert (_:44) Temperatursensor = Kein


Mit dem Parameter Temperatursensor legen Sie fest, welcher Temperatursensor die Umgebungstempe-
ratur erfasst.
Die Umgebungstemperatur des Schutzobjektes wird durch einen Temperatursensor gemessen und dem
Gerät über eine Thermobox (Resistance Temperature Detector, RTD) oder eine Baugruppe IO111 zuge-
führt. Die Funktion Thermischer Überlastschutz erhält den Temperaturmesswert über die Funktionen Ther-

1492 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

mobox Ether., Thermobox Seriell oder Temperaturbaugruppe IO111 aus der Funktionsgruppe Analoge
Umformer.

Parameter: Voreingest. Temperatur

• Empfohlener Einstellwert (_:118) Voreingest. Temperatur = 40 °C


Die Voreingest. Temperatur wird unter folgenden Bedingungen als Umgebungstemperatur gesetzt:

• Es ist kein Temperatursensor zur Messung der Umgebungstemperatur angeschlossen.

• Die Temperaturmessung ist gestört und der zuletzt gemessene Temperaturwert ist kleiner als die
Voreingest. Temperatur.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellung zu verwenden.

Parameter: Minimaltemperatur

• Voreinstellwert (_:117) Minimaltemperatur = -20 °C


Wenn die gemessene Umgebungstemperatur unter den eingestellten Wert fällt, wird der eingestellte Wert als
Umgebungstemperatur angenommen. Wenn der Überlastschutz mit einer vorgegebenen Außentemperatur
arbeitet und diese den im Parameter Minimaltemperatur eingestellten Wert unterschreitet, kann auch die
eingestellte Minimaltemperatur verwendet werden.

6.54.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Überl.schutz #
_:1 Überl.schutz #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:2 Überl.schutz #:Blk. Ausl. • nein nein
& Fehleraufz.
• ja
_:101 Überl.schutz #:Strom- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
warnschwelle 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
_:104 Überl.schutz #:Thermi- 50 % bis 100 % 90 %
sche Warnschwelle
_:105 Überl.schutz #:Rück- 50 % bis 99 % 90 %
fallschw. Auslösem.
_:106 Überl.schutz #:K-Faktor 0,10 bis 4,00 1,10
_:110 Überl.schutz #:Thermi- 10 s bis 60 000 s 900 s
sche Zeitkonst.
_:107 Überl.schutz #:Imax 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 2,500 A
thermisch 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 12,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 12,500 A
_:109 Überl.schutz #:Übertem- 40 K bis 200 K 70 K
peratur bei Inenn
_:113 Überl.schutz #:Speiche- • nein nein
rung therm. Abb.
• ja
_:114 Überl.schutz #:Verh. bei • Strombegrenzung Strombegren-
I> Imax therm. zung
• Einfr. d. therm. Abbilds

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6.54 Thermischer Überlastschutz, 1-phasig

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:118 Überl.schutz #:Vorein- -55°C bis 55°C 40°C
gest. Temperatur
_:117 Überl.schutz #:Minimal- -55°C bis 40°C -20°C
temperatur
_:44 Überl.schutz #:Tempera- Einstellmöglichkeiten anwen-
tursensor dungsabhängig

6.54.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Überl.schutz #
_:500 Überl.schutz #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 Überl.schutz #:>Rücks. therm. Abbild SPS I
_:54 Überl.schutz #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Überl.schutz #:Zustand ENS O
_:53 Überl.schutz #:Bereitschaft ENS O
_:301 Überl.schutz #:Stromwarnung SPS O
_:302 Überl.schutz #:Thermische Warnung SPS O
_:303 Überl.schutz #:Blk. der Einschaltung SPS O
_:55 Überl.schutz #:Anregung ACD O
_:300 Überl.schutz #:Auslösung nur melden ACT O
_:57 Überl.schutz #:Auslösung ACT O
_:304 Überl.schutz #:Zeit bis Einschaltung MV O
_:305 Überl.schutz #:Zeit bis Auslösung MV O
_:306 Überl.schutz #:Überlast MV O
_:310 Überl.schutz #:Äquivalenter Strom MV O

1494 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

6.55 Temperaturüberwachung

6.55.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Temperaturüberwachung überwacht den thermischen Zustand von:

• Motoren

• Generatoren

• Transformatoren
Bei rotierenden Maschinen werden zusätzlich die Lagertemperaturen auf Grenzwertüberschreitung kontrol-
liert.
Die Temperaturen werden an verschiedenen Stellen des Schutzobjektes durch Temperatursensoren (RTD =
Resistance Temperature Detector) gemessen und dem Gerät über eine oder mehrere Thermoboxen zugeführt.
Die Funktion Temperaturüberwachung erhält ihre Temperaturmesswerte über die Funktionen Thermobox
Ether. oder Thermobox Seriell aus der Funktionsgruppe Analoge Umformer.

6.55.2 Struktur der Funktion

Die Temperaturüberwachungsfunktion kann in allen Schutzfunktionsgruppen arbeiten. Maximal 48 Tempera-


turüberwachungsstellen können gleichzeitig in der Funktion Temperaturüberwachung betrieben werden.
Jede Temperaturüberwachungsstelle verfügt über 2 Schwellwertstufen.

[dw_str_tmp, 1, de_DE]

Bild 6-532 Struktur/Einbettung der Funktion

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6.55 Temperaturüberwachung

6.55.3 Funktionsbeschreibung

Logik

[lo_temp_supervision, 3, de_DE]

Bild 6-533 Logikdiagramm für eine Temperaturüberwachungsstelle

Der Funktionsblock Temperaturüberwachungsstelle (FB Stelle) erhält als Eingangsgröße einen Temperatur-
messwert in °C oder °F, der von einem der Temperatursensor-Funktionsblöcke aus der Funktionsgruppe
Analoge Umformer geliefert wird. Die Auswahl des Temperatursensors erfolgt über den Parameter Sensor-
nummer.
Für jede Messstelle können 2 Schwellwertentscheidungen durchgeführt werden. Wenn der Temperaturmess-
wert gleich oder größer als die eingestellten Schwellwerte ist, erzeugen die Stufen unabhängig voneinander
eine Anregemeldung und nach einer parametrierbaren Auslöseverzögerungszeit eine Auslösemeldung.
Die Meldungen der Überwachungsstelle stehen für eine beliebige Weiterverarbeitung zur Verfügung.

HINWEIS

i Die Anregung der Stufen führt nicht zu einer Störfallprotokollierung. Die Auslösemeldungen der Stufen
gehen nicht in die Auslöselogik des Gerätes ein.

1496 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

6.55.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Wenn Sie eine externe Thermobox verwenden, schließen Sie die Thermobox über eine Schnittstelle (Ethernet
oder seriell) an das SIPROTEC 5 -Gerät an. Beachten Sie die Einstellhinweise zur Konfiguration der Schnitt-
stellen im Kapitel Funktionsgruppentyp Analoge Umformer unter 5.6.7.3 Kommunikation mit einer Ther-
mobox.

Parameter: Sensor-Einbauort

• Voreinstellwert (_:11101:46) Sensor-Einbauort = Andere


Den Einbauort des Sensors teilen Sie dem Gerät mit dem Parameter Sensor-Einbauort mit. Zur Auswahl
stehen Öl, Umgebung, Windung, Lager und Andere. Die Auswahl wird im Gerät nicht ausgewertet, sondern
dient lediglich informativen Zwecken über das Medium, in dem die Temperaturmessung erfolgt.

Parameter: Sensornummer

• Voreinstellwert (_:11101:44) Sensornummer = kein Funktionsblock ausgewählt


Mit dem Parameter Sensornummer ordnen Sie dem Funktionsblock Stelle einen bestimmten Sensor zu,
dessen Temperaturmesswert überwacht werden soll. Die Zuordnung nehmen Sie in DIGSI anhand einer
Auswahlliste vor, in der sämtliche angeschlossene Thermoboxen mit ihren Sensoren aufgelistet sind.

Parameter: Schwellwert Stufe 1

• Voreinstellwert (_:11101:40) Schwellwert Stufe 1 = 100 °C


Mit dem Parameter Schwellwert Stufe 1 legen Sie den Temperaturwert fest, bei dessen Überschreitung
eine Anregung der 1. Auslösestufe erfolgen soll.

Parameter: Auslöseverzögerung st1

• Voreinstellwert (_:11101:41) Auslöseverzögerung st1 = 5 s


Mit dem Parameter Auslöseverzögerung st1 legen Sie die Zeit fest, mit der die Auslösemeldung der
Auslösestufe 1 nach der Anregung verzögert werden soll. Diese Verzögerungszeit ist abhängig von der spezifi-
schen Anwendung. Wenn Sie die Verzögerungszeit auf ∞ einstellen, ist die Auslösemeldung blockiert.

Parameter: Schwellwert Stufe 2

• Voreinstellwert (_:11101:42) Schwellwert Stufe 2 = 120 °C


Mit dem Parameter Schwellwert Stufe 2 legen Sie den Temperaturwert fest, bei dessen Überschreitung
eine Anregung der 2. Auslösestufe erfolgen soll.

Parameter: Auslöseverzögerung st2

• Voreinstellwert (_:11101:43) Auslöseverzögerung st2 = 0 s


Mit dem Parameter Auslöseverzögerung st2 legen Sie die Zeit fest, mit der die Auslösemeldung der
Auslösestufe 2 nach der Anregung verzögert werden soll. Diese Verzögerungszeit ist abhängig von der spezifi-
schen Anwendung. Wenn Sie die Verzögerungszeit auf ∞ einstellen, ist die Auslösemeldung blockiert.

Temperatureinheit
Wenn Sie die Anzeige und Auswertung der Temperaturmesswerte von °C in °F ändern möchten, müssen Sie
die Benutzervoreinstellungen von DIGSI entsprechend anpassen (siehe 5.6.7.5 Temperatursensor).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1497
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

6.55.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stelle 1
_:11101:46 Stelle 1:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11101:1 Stelle 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11101:40 Stelle 1:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11101:41 Stelle 1:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11101:42 Stelle 1:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11101:43 Stelle 1:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11101:44 Stelle 1:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 2
_:11102:46 Stelle 2:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11102:1 Stelle 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11102:40 Stelle 2:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11102:41 Stelle 2:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11102:42 Stelle 2:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11102:43 Stelle 2:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11102:44 Stelle 2:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 3
_:11103:46 Stelle 3:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11103:1 Stelle 3:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11103:40 Stelle 3:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C

1498 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:11103:41 Stelle 3:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11103:42 Stelle 3:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11103:43 Stelle 3:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11103:44 Stelle 3:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 4
_:11104:46 Stelle 4:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11104:1 Stelle 4:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11104:40 Stelle 4:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11104:41 Stelle 4:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11104:42 Stelle 4:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11104:43 Stelle 4:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11104:44 Stelle 4:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 5
_:11105:46 Stelle 5:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11105:1 Stelle 5:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11105:40 Stelle 5:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11105:41 Stelle 5:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11105:42 Stelle 5:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11105:43 Stelle 5:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11105:44 Stelle 5:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 6
_:11106:46 Stelle 6:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1499
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:11106:1 Stelle 6:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11106:40 Stelle 6:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11106:41 Stelle 6:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11106:42 Stelle 6:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11106:43 Stelle 6:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11106:44 Stelle 6:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 7
_:11107:46 Stelle 7:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11107:1 Stelle 7:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11107:40 Stelle 7:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11107:41 Stelle 7:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11107:42 Stelle 7:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11107:43 Stelle 7:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11107:44 Stelle 7:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 8
_:11108:46 Stelle 8:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11108:1 Stelle 8:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11108:40 Stelle 8:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11108:41 Stelle 8:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11108:42 Stelle 8:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11108:43 Stelle 8:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11108:44 Stelle 8:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig

1500 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stelle 9
_:11109:46 Stelle 9:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11109:1 Stelle 9:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11109:40 Stelle 9:Schwellwert Stufe 1 -50°C bis 250°C 100°C
_:11109:41 Stelle 9:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 5s
st1
_:11109:42 Stelle 9:Schwellwert Stufe 2 -50°C bis 250°C 120°C
_:11109:43 Stelle 9:Auslöseverzögerung 0 s bis 60 s; ∞ 0s
st2
_:11109:44 Stelle 9:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 10
_:11110:46 Stelle 10:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11110:1 Stelle 10:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11110:40 Stelle 10:Schwellwert Stufe -50°C bis 250°C 100°C
1
_:11110:41 Stelle 10:Auslöseverzöge- 0 s bis 60 s; ∞ 5s
rung st1
_:11110:42 Stelle 10:Schwellwert Stufe -50°C bis 250°C 120°C
2
_:11110:43 Stelle 10:Auslöseverzöge- 0 s bis 60 s; ∞ 0s
rung st2
_:11110:44 Stelle 10:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 11
_:11111:46 Stelle 11:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11111:1 Stelle 11:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11111:40 Stelle 11:Schwellwert Stufe -50°C bis 250°C 100°C
1

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1501
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:11111:41 Stelle 11:Auslöseverzöge- 0 s bis 60 s; ∞ 5s
rung st1
_:11111:42 Stelle 11:Schwellwert Stufe -50°C bis 250°C 120°C
2
_:11111:43 Stelle 11:Auslöseverzöge- 0 s bis 60 s; ∞ 0s
rung st2
_:11111:44 Stelle 11:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stelle 12
_:11112:46 Stelle 12:Sensor-Einbauort • Öl Andere
• Umgebung
• Windung
• Lager
• Andere
_:11112:1 Stelle 12:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:11112:40 Stelle 12:Schwellwert Stufe -50°C bis 250°C 100°C
1
_:11112:41 Stelle 12:Auslöseverzöge- 0 s bis 60 s; ∞ 5s
rung st1
_:11112:42 Stelle 12:Schwellwert Stufe -50°C bis 250°C 120°C
2
_:11112:43 Stelle 12:Auslöseverzöge- 0 s bis 60 s; ∞ 0s
rung st2
_:11112:44 Stelle 12:Sensor Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig

6.55.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Stelle 1
_:11101:81 Stelle 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:11101:54 Stelle 1:Nicht wirksam SPS O
_:11101:52 Stelle 1:Zustand ENS O
_:11101:53 Stelle 1:Bereitschaft ENS O
_:11101:61 Stelle 1:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11101:62 Stelle 1:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11101:63 Stelle 1:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11101:64 Stelle 1:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 2
_:11102:81 Stelle 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:11102:54 Stelle 2:Nicht wirksam SPS O
_:11102:52 Stelle 2:Zustand ENS O
_:11102:53 Stelle 2:Bereitschaft ENS O
_:11102:61 Stelle 2:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11102:62 Stelle 2:Auslösemeldung St1 SPS O

1502 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:11102:63 Stelle 2:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11102:64 Stelle 2:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 3
_:11103:81 Stelle 3:>Blockierung Stufe SPS I
_:11103:54 Stelle 3:Nicht wirksam SPS O
_:11103:52 Stelle 3:Zustand ENS O
_:11103:53 Stelle 3:Bereitschaft ENS O
_:11103:61 Stelle 3:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11103:62 Stelle 3:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11103:63 Stelle 3:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11103:64 Stelle 3:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 4
_:11104:81 Stelle 4:>Blockierung Stufe SPS I
_:11104:54 Stelle 4:Nicht wirksam SPS O
_:11104:52 Stelle 4:Zustand ENS O
_:11104:53 Stelle 4:Bereitschaft ENS O
_:11104:61 Stelle 4:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11104:62 Stelle 4:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11104:63 Stelle 4:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11104:64 Stelle 4:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 5
_:11105:81 Stelle 5:>Blockierung Stufe SPS I
_:11105:54 Stelle 5:Nicht wirksam SPS O
_:11105:52 Stelle 5:Zustand ENS O
_:11105:53 Stelle 5:Bereitschaft ENS O
_:11105:61 Stelle 5:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11105:62 Stelle 5:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11105:63 Stelle 5:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11105:64 Stelle 5:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 6
_:11106:81 Stelle 6:>Blockierung Stufe SPS I
_:11106:54 Stelle 6:Nicht wirksam SPS O
_:11106:52 Stelle 6:Zustand ENS O
_:11106:53 Stelle 6:Bereitschaft ENS O
_:11106:61 Stelle 6:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11106:62 Stelle 6:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11106:63 Stelle 6:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11106:64 Stelle 6:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 7
_:11107:81 Stelle 7:>Blockierung Stufe SPS I
_:11107:54 Stelle 7:Nicht wirksam SPS O
_:11107:52 Stelle 7:Zustand ENS O
_:11107:53 Stelle 7:Bereitschaft ENS O
_:11107:61 Stelle 7:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11107:62 Stelle 7:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11107:63 Stelle 7:Anregung Stufe 2 SPS O

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1503
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.55 Temperaturüberwachung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:11107:64 Stelle 7:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 8
_:11108:81 Stelle 8:>Blockierung Stufe SPS I
_:11108:54 Stelle 8:Nicht wirksam SPS O
_:11108:52 Stelle 8:Zustand ENS O
_:11108:53 Stelle 8:Bereitschaft ENS O
_:11108:61 Stelle 8:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11108:62 Stelle 8:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11108:63 Stelle 8:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11108:64 Stelle 8:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 9
_:11109:81 Stelle 9:>Blockierung Stufe SPS I
_:11109:54 Stelle 9:Nicht wirksam SPS O
_:11109:52 Stelle 9:Zustand ENS O
_:11109:53 Stelle 9:Bereitschaft ENS O
_:11109:61 Stelle 9:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11109:62 Stelle 9:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11109:63 Stelle 9:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11109:64 Stelle 9:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 10
_:11110:81 Stelle 10:>Blockierung Stufe SPS I
_:11110:54 Stelle 10:Nicht wirksam SPS O
_:11110:52 Stelle 10:Zustand ENS O
_:11110:53 Stelle 10:Bereitschaft ENS O
_:11110:61 Stelle 10:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11110:62 Stelle 10:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11110:63 Stelle 10:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11110:64 Stelle 10:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 11
_:11111:81 Stelle 11:>Blockierung Stufe SPS I
_:11111:54 Stelle 11:Nicht wirksam SPS O
_:11111:52 Stelle 11:Zustand ENS O
_:11111:53 Stelle 11:Bereitschaft ENS O
_:11111:61 Stelle 11:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11111:62 Stelle 11:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11111:63 Stelle 11:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11111:64 Stelle 11:Auslösemeldung St2 SPS O
Stelle 12
_:11112:81 Stelle 12:>Blockierung Stufe SPS I
_:11112:54 Stelle 12:Nicht wirksam SPS O
_:11112:52 Stelle 12:Zustand ENS O
_:11112:53 Stelle 12:Bereitschaft ENS O
_:11112:61 Stelle 12:Anregung Stufe 1 SPS O
_:11112:62 Stelle 12:Auslösemeldung St1 SPS O
_:11112:63 Stelle 12:Anregung Stufe 2 SPS O
_:11112:64 Stelle 12:Auslösemeldung St2 SPS O

1504 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

6.56.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz (ANSI 50BF) überwacht das Ausschalten des zugeordneten
Leistungsschalters (LS) und erzeugt beim Versagen eine Reserveabschaltung.
Ab Version V7.50 gibt es statt der bisherigen Funktion LS-Versager den neuen Leistungsschalter-Versager-
schutz mit adaptivem Algorithmus Ad. LS-Vers.. Dadurch erreichen Sie eine schnellere und sichere Erkennung
des Ausschaltens des Leistungsschalters bei komplexen Signalverläufen. Bis auf eine geringfügig angehobene
Prozessorlast gleichen sich die beiden Funktionen bei Einstellmöglichkeiten, Logik und Meldungen. Siemens
empfiehlt, den adaptiven Leistungsschalter-Versagerschutz zu verwenden und Mischformen in einem Gerät zu
vermeiden. Weitere Informationen zur Prozessorlast finden Sie in DIGSI für jedes Gerät unter Geräteinforma-
tion in der Registerkarte Ressourcenverbrauch.
Der adaptive Algorithmus ermöglicht eine schnelle und sichere Erkennung des Ausschaltens des Leistungs-
schalters bei komplexen Signalverläufen.

6.56.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz (LSVS) kann in der Funktionsgruppe Leistungsschalter


verwendet werden.

[dw_strbfp, 1, de_DE]

Bild 6-534 Struktur/Einbettung der Funktion

Bild 6-535 zeigt die Funktionalitäten sowie die Funktionssteuerung der Funktion.
Der Start erfolgt durch die geräteinternen Schutzfunktionen oder von einem externen Schutz. Mit dem
Start wird über das Stromkriterium oder auch über das Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium geprüft, ob
der Leistungsschalter geschlossen ist. Bei geschlossenem Leistungsschalter regt die Funktion an und startet
die Verzögerungszeit. Während der Verzögerungszeit wird kontinuierlich geprüft, ob der Leistungsschalter
geöffnet hat. Wenn dies der Fall ist, fällt die Funktion zurück. Wenn der Leistungsschalter nicht geöffnet hat,
löst die Funktion nach Ablauf der Verzögerungszeit aus.
Die folgende Beschreibung geht auf die Detailfunktionalität der einzelnen Funktionsblöcke ein.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1505
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

[lo_svs_bfp, 3, de_DE]

Bild 6-535 Übersicht zur Logik der Funktion

6.56.3 Funktionsbeschreibung

Der Start der Funktion erfolgt durch geräteinterne Schutzfunktionen und/oder von extern (über Binäreingang
oder Schnittstelle, z.B. GOOSE). Der Start kann 1- oder 3-polig erfolgen. Bild 6-536 und Bild 6-537 zeigen die
Funktionalität.

Start intern
Standardmäßig startet jede geräteinterne Schutzstufe, die den lokalen Leistungsschalter ansteuern muss, den
Leistungsschalter-Versagerschutz. Der Start erfolgt mit der Auslösung der Schutzstufe. Bei phasenselektiven
Auslösungen erfolgt auch der Start phasenselektiv. Zudem wird der Leistungsschalter-Versagerschutz mit der
3-poligen Auslösung der automatischen Wiedereinschaltung (AWE) gestartet. In der Voreinstellung wird das
Startsignal Start intern (siehe Bild 6-536) bei gehender Anregung oder Auslösung der Schutzfunktion
gehalten. Dadurch erfolgt der Rückfall der LSVS-Funktion ausschließlich über die Erkennung des offenen LS
mit Hilfe des Strom- oder Leistungsschalter-Hilfskontaktkriteriums. Wenn erforderlich, kann der Rückfall der
LSVS-Funktion auch mit gehender Anregung oder Auslösung der Schutzfunktion erfolgen (kein Halten des
internen Startsignals).
Über die Rangierung können Sie festlegen, ob einzelne Schutzstufen oder Schutzfunktionen als Startquelle
verwendet werden, oder ob der Start nur von extern erfolgen soll.
Das Rangieren der internen Startquellen erfolgt in den Schutzfunktionsgruppen über den Eintrag Leis-
tungsschalterinteraktion (siehe hierzu 2.1 Funktionseinbettung im Gerät, Projektnavigation in DIGSI 5
(Ausschnitt)).

1506 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

[lo_intsta, 3, de_DE]

Bild 6-536 LSVS Start intern

Start extern
Über den Parameter Start über Binäreingang wird eingestellt, ob der Start von extern 1- oder 2-kanalig
erfolgt. Die nötige Rangierung der Eingangssignale wird mit der Einstellung verglichen. Wenn eine Rangierung
fehlt, wird eine Fehlermeldung erzeugt. Die Funktionsbereitschaft nimmt den Zustand Warnung an.

[lo_anwext2, 2, de_DE]

Bild 6-537 Konfiguration des Starts des LSVS von extern

Beim 1-kanaligen Betrieb erfolgt der Start bei 1-poligen Auslösungen nur mit den binären Eingangssignalen
>Start L1, >Start L2 oder >Start L3. Bei einer 3-poligen Auslösung erfolgt der Start nur mit dem
Eingangssignal >Start 3-polig (siehe Bild 6-538).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1507
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Beim 2-kanaligen Betrieb muss zusätzlich das binäre Eingangssignal >Freigabe 1-polig im Fall des
1-poligen Starts und >Freigabe 3-polig im Fall des 3-poligen Starts aktiviert werden, damit der Start
erfolgen kann. In der Voreinstellung fallen die internen Startsignale Start extern Lx und Start extern
3pol bei gehenden binären Eingangssignalen sofort zurück (siehe Bild 6-538). Wenn erforderlich, können
die internen Startsignale gehalten werden. In diesem Fall bleibt der Start auch nach dem Gehen der binären
Eingangssignale aktiv.
Um Fehlanregungen der Funktion zu vermeiden, werden die Eingangssignale überwacht.
Wenn eines der Signale >Start oder >Freigabe länger als die eingestellte Überwachungszeit des jeweiligen
Signals aktiv ist, ohne dass die Funktion angeregt ist, wird von einem Fehler im Binäreingangskreis ausge-
gangen. Das entsprechende Signal wird blockiert, so dass die Funktion von extern nicht mehr anregen kann.
Eine entsprechende Meldung wird abgesetzt und die Funktionsbereitschaft nimmt den Zustand Warnung an.
Die Blockierung wird aufgehoben, sobald das binäre Eingangssignal zurückfällt.
Die Überwachung wird in folgenden Fällen inaktiv geschaltet:

• Mit der Anregung des LSVS (nur bei Start von extern). Dadurch wird ein Fehlansprechen der Überwa-
chung vermieden, wenn der anwerfende externe Schutz eine Lockout-Funktionalität verwendet. Wenn
das Startsignal zurückfällt, wird die Überwachung wieder aktiv geschaltet.

• Solange sich die Funktion oder das Gerät im Testbetrieb befindet. Dies ermöglicht das Prüfen der
Funktion, ohne dass die Überwachung die Funktion blockiert.
Wenn das Signal >Start aktiv ist und nach Ablauf der einstellbaren Überwachungszeit des Startsignals
kein Freigabesignal vorliegt, wird die Anregung blockiert und eine entsprechende Meldung abgesetzt. Die
Funktionsbereitschaft nimmt den Zustand Warnung an. Mit dem Rückfall des Startsignals wird die Blockierung
aufgehoben.
Damit die binären Eingangssignale gültig werden, müssen die Binäreingänge mindestens 10 ms aktiviert sein
(SW-Filter, siehe Bild 6-538).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

[lo_ex_lsvs, 4, de_DE]

Bild 6-538 Start des LSVS von extern, Logik

Start 1-polig oder mehrpolig


Über die Startsignale wird bestimmt, ob es sich um einen nur 1-poligen oder einen mehrpoligen Start handelt
(siehe Bild 6-539). Diese Information wird zum Starten der unterschiedlichen Verzögerungszeiten benötigt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

[lo_veranw, 2, de_DE]

Bild 6-539 Verarbeitung der Startsignale des LSVS

Stromkriterium
Das primäre Kriterium zur Ermittlung der Leistungsschalterposition ist das Stromkriterium. Sobald einer der
Leiterströme den Schwellwert für Leiterströme überschreitet und parallel dazu ein Plausibilisierungsstrom den
zugeordneten Schwellwert überschreitet, gilt der entsprechende Leistungsschalterpol als geschlossen und das
Stromkriterium als erfüllt. Der Plausibilisierungsstrom kann entweder ein 2. Leiterstrom sein (zu vergleichen
mit dem Schwellwert für Leiterströme) oder der Null- oder Gegensystemstrom (zu vergleichen mit dem
empfindlichen Schwellwert). Die zusätzliche Bewertung des Plausibilisierungsstroms erhöht die Sicherheit des
Kriteriums.
Wenn Sie die Wandleranschlussart 3-phasig, 2prim.Wdl. verwenden, wird der Erdstrom nicht gemessen oder
berechnet. Die Plausibilitätsprüfung durch den Erdstrom ist dadurch nicht möglich. Die Einstellung direkte
Freigabe durch den Erdstrom führt nicht zu einer Anregung des Leistungsschalter-Versagerschutzes.
Bei Erdschlüssen oder Erdkurzschlüssen kann der empfindliche Schwellwert dynamisch auch auf die Leiter-
ströme angewandt werden. Wenn die Ströme den empfindlichen Schwellwert überschreiten, wird das Strom-
kriterium erfüllt. Der Schwellwert für Leiterströme ist dann unwirksam. Die Umschaltung erfolgt über das
Binärsignal >Schwellw. empfindl..
Wenn Sie den Parameter 3I0-Kriterium auf Direkte Freigabe einstellen, verhindern Sie die Plausibili-
tätsprüfung des Nullsystemstroms. Dadurch kann eine Anregung alleine durch diesen Strom erreicht werden.
Mit dem Parameter Schwellw.3I0 dir. Freigabe stellen Sie den zu überschreitenden Schwellwert ein.
Wenn Sie den Parameter I2-Kriterium auf Direkte Freigabe einstellen, schalten Sie auch die Plausibili-
tätsprüfung des Gegensystemstroms aus. Mit dem Parameter Schwellw. I2 dir. Freigabe stellen Sie
den zu überschreitenden Schwellwert ein.
Wenn Sie den Parameter I2-Kriterium auf Direkte Freigabe einstellen, erfolgt eine Plausibilitätsprü-
fung über die Leiterströme mit 1/3 * Schwellw. I2 dir. Freigabe. Damit soll ein Fehlansprechen des
Stromkriteriums in dem offenen Pol nach 1-poligem AUS verhindert werden.
Der Messalgorithmus ist hinsichtlich eines schnellen Rückfalls bei Schwellwertunterschreitung optimiert.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

[lo_currentk, 4, de_DE]

Bild 6-540 Stromkriterium

Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium
Über Parameter stellen Sie ein, ob die Leistungsschalter-Hilfskontakte als Kriterium zur Bestimmung der Leis-
tungsschalterposition zugelassen sind.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Folgende Einstellungen sind möglich:

• Leistungsschalter-Hilfskontakte werden in dieser Funktion nicht zur Ermittlung der LS-Position


verwendet.

• Die Position wird über die Doppelmeldungen Position Lx (aus dem Funktionsblock Leistungs-
schalter) polselektiv ermittelt.

• Über die Doppelmeldung Position 3-polig (aus dem Funktionsblock Leistungsschalter) wird ermit-
telt, ob alle 3 Pole des LS geschlossen sind.
Wenn die Doppelmeldungen nicht rangiert sind, wird eine Fehlermeldung abgesetzt. Die Funktionsbereit-
schaft nimmt auch den Zustand Warnung an. Die Rangierung müssen Sie mit dem geschlossen Kontakt oder
geschlossen und offen Kontakt rangieren. Wenn dies nicht der Fall ist, wird eine Fehlermeldung abgesetzt und
die Funktionsbereitschaft nimmt den Zustand Warnung an.
Eine erkannte statische Störstellung (keine Zwischenstellung) führt dazu, dass das Leistungsschalter-Hilfskon-
taktkriterium nicht verwendet wird (die Signale Hi.ko.krit.: LS Ein Lx sind inaktiv).

[lo_hikols, 1, de_DE]

Bild 6-541 Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium

Anregung/Rückfall
Mit erfolgtem Start wird geprüft, ob der Leistungsschalter oder der einzelne Leistungsschalterpol geschlossen
ist. Hierfür stehen das Strom- und das Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium zur Verfügung.
Auch bei zugelassenem Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium wird das erfüllte Stromkriterium bevorzugt, da
das Stromkriterium das sichere Kriterium zur Erkennung des geschlossenen LS oder LS-Pols ist. Das heißt,
wenn der LS oder LS-Pol über das Stromkriterium als geschlossen und parallel über das Leistungsschalter-Hilfs-
kontaktkriterium als offen erkannt wird, gilt er als geschlossen.
Wenn kein Stromfluss zum Startzeitpunkt vorliegt, kann die Funktion nur über das Leistungsschalter-Hilfskon-
taktkriterium anregen. Dazu müssen die Leistungsschalter-Hilfskontakte als Kriterium zugelassen sein. Ein
nachträglich auftretender Strom schaltet auf das Stromkriterium um.
Wenn der Leistungsschalter oder ein Leistungsschalterpol als geschlossen erkannt wird und ein Anwurf in
diesem Pol erfolgt, regt die Funktion an.
Mit der Anregung wird die Verzögerungszeit gestartet (siehe Verzögerung/Auslösung). Während der laufenden
Verzögerung wird kontinuierlich geprüft, ob sich der Leistungsschalter oder der LS-Pol geöffnet hat. In der
Voreinstellung wird das Öffnen des LS über das aktuell gültige Kriterium – aufgrund der Strombevorzugung

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

in der Regel das Stromkriterium – geprüft. Wenn während des Ablaufs der Verzögerungszeit kein Stromfluss
oberhalb der eingestellten Schwellwerte auftritt, dann ist das Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium wirksam.
Die Funktion lässt sich auch so einstellen, dass für den Rückfall beide Kriterien parallel den LS oder den LS-Pol
als offen erkennen müssen (Rückfall mit Hilfskontakt- und Stromkriterium).
In der Voreinstellung ist das Halten des internen Startsignals eingestellt (siehe Bild 6-536 und Bild 6-538). D.h.
der Rückfall wird ausschließlich über das Strom- oder das Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium gesteuert.
Wenn der Rückfall auch bei gehendem Startsignal erfolgen soll (also gehender Anregung oder Auslösung der
Schutzfunktion), dann muss das Halten des Startsignals abgeschaltet werden.

[lo_pickup, 3, de_DE]

Bild 6-542 Anregung/Rückfall des LSVS

Verzögerung/Auslösung
Die Auslösung auf den lokalen LS kann zunächst wiederholt werden. Diese Wiederholung der Auslösung
erfolgt nach Ablauf der einstellbaren Verzögerung T1. Sie können unterschiedliche T1-Zeiten für einen 1-
und mehrpoligen Start einstellen. Die Wiederholung der Auslösung kann bei nur 1-poligem Start je nach
Einstellung 1- oder 3-polig erfolgen. Wenn der lokale LS noch nicht ausgelöst wurde, z.B. bei externem
Start des LSVS, wird mit Ablauf der Verzögerungszeit T1 auch die Auslöselogik des Leistungsschalters selbst
angesteuert.
Die Verzögerungszeit T2 (der Reserveauslösung) kann parallel mit dem Start der Zeit T1 oder nach Ablauf der
Zeit T1 gestartet werden. Sie können unterschiedliche T2-Zeiten für einen 1- und mehrpoligen Start einstellen.
Wenn zunächst aufgrund eines 1-poligen Starts die zugeordnete 1-polige Zeit gestartet wird und ein mehr-
poliger Kurzschluss und mehrpoliger Start nachträglich erfolgen, wird die entsprechende mehrpolige Zeit
ebenfalls gestartet, so dass beide Zeiten parallel laufen. Die zuerst ablaufende Zeit bestimmt die Auslösung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Wenn ein 1-poliger Start mit 3-poliger Wiederholung der Auslösung vorliegt, wird die 3-polige T2-Zeit
gestartet.
Wenn die Verzögerungszeit T2 abläuft, ohne dass die Funktion zurückgefallen ist, wird vom Leistungsschalter-
versagen ausgegangen und die Reserveauslösung Auslösebefehl T2 wird abgesetzt. Diese Auslösung ist
immer 3-polig. Wenn im Gerät eine Wirkschnittstelle vorhanden ist, kann bei Bedarf ein Mitnahmesignal an
das Gegenende gesendet werden (siehe Kapitel 3.6 Wirkkommunikation).
Wenn das Eingangssignal >LS-Störung gültig ist, wird eine vorgesehene Wiederholung der Auslösung
unterdrückt und die Reserveauslösung T2 wird sofort (unverzögert) abgesetzt. Damit das Eingangssignal
>LS-Störung gültig wird, muss der entsprechende Binäreingang mindestens 20 ms lang aktiviert sein.
Mit Hilfe der Meldung Schalterversagen Pol können Sie die Leiterströme, die zum Zeitpunkt der Auslö-
sung T2 über dem eingestellten Schwellwert liegen, bestimmen.
Mit dem Parameter Mindestdauer Auslösung wird die Mindestdauer für die Auslösungen der Funktion
definiert. Der Parameter wird im Gegensatz zu allen anderen Schutzfunktionen innerhalb der eigenen Funk-
tion eingestellt. Damit ist die Einstellung unabhängig von dem gleichnamigen übergreifenden Parameter, der
in den Geräteeinstellungen eingestellt wird.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

[lo_bbp-verzau-1ph, 7, de_DE]

Bild 6-543 Verzögerung/Auslösung des LSVS

Mit dem Parameter Sofortiger Rückfall legen Sie fest, ob die Leistungsschalterstellung kontinuierlich
oder bei Ablauf der Verzögerungszeiten T1 und T2 geprüft wird. Wenn die Leistungsschalterstellung mit
Ablauf der Verzögerungszeiten geprüft wird, regt die Funktion mit Start an. Die 1-poligen und 3-poligen
Verzögerungs-Timer sind für den Wechsel der Anwurfbedingungen (1-polig oder 3-polig) stabilisiert.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

6.56.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Bild 6-544 gibt einen Überblick über das Funktionsschema beim Start der LSVS-Funktion von extern. Beim
Start von intern entfällt das externe Schutzgerät und die Schutzfunktionalität befindet sich im LSVS-Gerät.

[lo_schema, 2, de_DE]

Bild 6-544 Leistungsschalter-Versagerschutz mit externem polselektivem Start, polselektiver Wiederho-


lung der Auslösung und 3-poliger Auslösung (T2)

Rangierung: Konfiguration der internen Startquellen (interne Schutzfunktion)


Die Konfiguration der internen Startquellen erfolgt in den Schutzfunktionsgruppen über den Eintrag Leis-
tungsschalterinteraktion (siehe hierzu 2.1 Funktionseinbettung im Gerät).
Standardmäßig erfolgt der Start durch jede Auslösung der internen Schutzfunktionen, die den lokalen Leis-
tungsschalter ansteuern. Je nach spezifischer Anwendung kann es erforderlich sein, dass nicht jede gerätein-
terne Schutzfunktion den LSVS anwerfen darf. Die Abschaltung der Sammelschiene als Folge des lokalen
Leistungsschalterversagens kann z.B. im Fall von Lastabwurfanwendungen oder Erdkurzschlüssen in isolierten/
gelöschten Netzen unerwünscht sein.
Wenn ein Start ausschließlich von extern erforderlich ist, müssen alle internen Schutzfunktionen als Start-
quelle wegrangiert werden.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Parameter: Start über Binäreingang

• Voreinstellwert (_:107) Start über Binäreingang = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn kein Start von extern vorgesehen ist, wird der Parameter auf nein
eingestellt.
2-kanalig Wenn die Gefahr besteht, dass der Leistungsschalter-Versagerschutz durch
eine fehlerhafte Aktivierung des Startbinäreingangs eine Auslösung erzeugt,
wird der 2-kanalige Start eingesetzt. Dies ist in folgenden Situationen der
Fall:
a) Der LSVS-Ansprechwert (Schwellwert) ist kleiner eingestellt als der Last-
strom.
b) Betriebsbedingungen mit Stromfluss oberhalb des Anregewerts können
vorliegen.
Um eine mögliche Überfunktion zu vermeiden, empfiehlt Siemens die
Verwendung des 2-kanaligen Starts.
1-kanalig Wenn nur ein Ansteuerungskreis zum Start des LSVS zur Verfügung steht,
muss der 1-kanalige Start verwendet werden.

Eingangssignale: >Start, >Freigabe


Start- und Freigabe-Eingangssignale haben als Voreinstellung eine Filterzeit von 10 ms. Wenn aufgrund der
Ausführung der externen Ansteuerungskreise der Binäreingänge und aufgrund der Umgebungsbedingungen
mit transienter Ansteuerung der Binäreingänge gerechnet werden muss, kann die Filterzeit verlängert werden.
Dadurch verzögert sich der Start der LSVS-Funktion.
Eingangssignale Beschreibung
>Start L1 Das Starteingangssignal wird mit der Auslösung des externen Schutzgerätes
>Start L2 verknüpft. Wenn der externe Schutz phasenselektiv auslöst, kann der LSVS
>Start L3 phasenselektiv über die Eingangssignale >Start Lx gestartet werden
(Bild 6-544).
>Start 3-polig
>Freigabe 1-polig Das Freigabeeingangssignal wird üblicherweise mit der Anregung des
>Freigabe 3-polig externen Schutzgerätes verknüpft (Bild 6-544). Eine weitere gebräuchliche
Konfiguration ist die parallele Verdrahtung der externen Auslösung auf die
beiden Binäreingänge (Start und Freigabe).

Parameter: Überwachungszeit Freigabesignal

• Voreinstellwert (_:108) Überw.zeit Freigabesignal = 0,06 s


Die Einstellung hängt davon ab, welche externe Funktion das Freigabesignal bildet. Wenn die Anregung oder
die Auslösung des externen Schutzes als Freigabesignal verwendet wird, kann die Voreinstellung beibehalten
werden. Wenn sichergestellt ist, dass das Freigabesignal immer vor dem Startsignal vorliegt, kann die Zeit zu 0
gesetzt werden.

Parameter: Internes Signal halten

• Empfohlener Einstellwert (_:105) Intern. Startsignal halten = ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Parameterwert Beschreibung
ja Das Startsignal wird bei internem Start gehalten. Der Rückfall des LSVS
erfolgt ausschließlich über die Ermittlung des LS-Zustands.
Wenn nicht gewährleistet ist, dass der LS mit gehender Anregung der
Schutzfunktion auch 3-polig geöffnet hat, muss diese Einstellung gewählt
werden.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
nein Wenn aufgrund der Anwendung sichergestellt ist, dass der LS mit
gehendem Startsignal sicher geöffnet hat, können Sie das Halten des
Startsignals abschalten. Wenn explizit gefordert ist, dass der LSVS mit
gehendem Startsignal zurückfällt, können Sie das Halten des Startsignals
auch abschalten.

BEISPIEL

Halten des internen Startsignals (Parameterwert: ja)


Bei einem 2-poligen Fehler öffnet nur ein Leistungsschalterkontakt. Damit reduziert sich der Fehlerstrom und
der anwerfende Leiterkurzschlussschutz fällt zurück.

Parameter: Externes Signal halten

• Empfohlener Einstellwert (_:106) Ext. Startsignal halten = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Der LSVS fällt mit gehendem externem Startsignal zurück. Dadurch wird
vermieden, dass der LSVS bei einem ungewollten Impuls auf den Binärein-
gang und bei entsprechend hohem Stromfluss eine Auslösung erzeugt.
Siemens empfiehlt, dieses Verfahren als Standardverfahren zu verwenden.
ja Wenn nicht sichergestellt ist, dass der Leistungsschalter mit gehendem
externem Startsignal auch offen ist, können Sie das Startsignal halten.

BEISPIEL

Halten des externen Startsignals (Parameterwert: Ja)


Der Start erfolgt vom Gegenende über eine Hilfseinrichtung zur Befehlsübertragung. Diese Einrichtung
erzeugt nur einen Signalimpuls.

HINWEIS

i Siemens weist daraufhin, dass der LSVS bei Haltung mit jedem Startimpuls und entsprechend hohem
Stromfluss eine Auslösung erzeugt. Bedenken Sie dies besonders beim externen Start!

Parameter: Schwellwert Leiterstrom/Schwellwert empfindlich

• Empfohlener Einstellwert (_:102) Schwellwert Leiterstrom = ca. 0,50 Ik,min

• Empfohlener Einstellwert (_:101) Schwellwert empfindlich = ca. 0,50 Ik,min

Siemens empfiehlt, beide Schwellen auf die Hälfte des minimalen Kurzschlussstromes (Ik,min) einzustellen,
damit das Abschalten des Fehlers schnell erkannt wird und die Funktion dadurch schnell zurückfallen kann.
Wenn sich – abhängig von der Sternpunktbehandlung und/oder den Lastbedingungen – bei Erdfehlern relativ
geringe Fehlerströme ergeben, muss die Einstellung des Parameters Schwellwert empfindlich gemäß
der Regel (0,5 Ik,min) empfindlich gewählt werden. Auch Werte deutlich unter Nenn- oder Laststrom können
sich ergeben.

1518 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Eingangssignal: >Schwellw. empfindl.


Damit die Funktion bei allen Schalterstellungen des Energiesystems (z.B. Gegenende der Leitung offen,
Zuschalten auf einen Erdfehler) sicher anregt, kann die Einstellung des Parameters Schwellwert empfind-
lich bei Erdfehlern dynamisch auf alle Ströme – auch auf die Leiterströme – angewandt werden. Hierzu muss
das Binärsignal >Schwellw. empfindl. aktiviert werden. Dies kann über eine geräteinterne Funktion zur
Erdfehlererkennung (wenn im Gerät vorhanden) erfolgen, z.B. über den Überspannungsschutz mit Nullsys-
temspannung. In diesem Fall muss die Anregung der U0>-Funktion mit dem Binärsignal verknüpft werden.
Alternativ kann das Signal von einem separaten Gerät zur Erdschlusserkennung über einen Binäreingang
eingekoppelt werden.

Parameter: Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium zulassen

• Empfohlener Einstellwert (_:103) LS-Hilfskon.krit. zulassen = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn unter allen Bedingungen bei geschlossenem LS ein ausreichender
Stromfluss gegeben ist, empfiehlt Siemens die Hilfskontakte als weiteres
Kriterium zur Bestimmung der LS-Position nicht zuzulassen, da die Messung
über den Stromfluss das sichere Kriterium ist.
mit 'LS ein 3-pol' Bei Anwendungen (siehe Beispiele unten), bei denen der Strom kein
mit 'LS ein Lx' sicheres Kriterium zur Bestimmung der Leistungsschalterposition ist,
müssen die Hilfskontakte als weiteres Kriterium zugelassen werden.
Wenn der Schutz phasenselektiv auslöst, ist es sinnvoll, auch die Hilfskont-
akte polselektiv mit dem Gerät zu verknüpfen, um die Position polselektiv zu
erfassen. Hierzu müssen Sie mit 'LS ein Lx' wählen.
Wenn keine polselektive Erfassung möglich ist, müssen Sie auf mit 'LS
ein 3-pol' einstellen. Hier müssen Sie beachten, dass der LS als offen
erkannt wird, sobald der 1. Pol geöffnet hat.

Parameter: 3I0-Kriterium

• Empfohlener Einstellwert (_:120) 3I0-Kriterium = Plausibilisierung

Parameterwert Beschreibung
Plausibilisierung Der Erdstrom dient nur zur Plausibilitätsprüfung der Leiterströme. Als
Schwelle für den Erdstrom wird der unter Parameter Schwellwert
empfindlich eingestellte Wert verwendet.
Direkte Freigabe Das Stromkriterium kann alleine durch den Erdstrom erfüllt werden, ohne
dass die Leiterströme ihren eingestellten Schwellwert überschreiten. Als
Schwelle für den Erdstrom wird in diesem Fall der unter Parameter
Schwellw.3I0 dir. Freigabe eingestellte Wert benutzt.

HINWEIS

i Der Einstellwert Direkte Freigabe kann bei 1-poliger Auslösung des Leistungsschalters zu einer uner-
wünschten Auslösung des Leistungsschalter-Versagerschutzes führen.

Wenn Sie den Schwellwert Leiterstrom größer als den maximalen Laststrom eingestellt haben, ist
eine Überfunktion wegen eines falschen Startes ausgeschlossen. Um auch bei dieser Einstellung bei klei-
neren Erdfehlern einen Leistungsschalter-Versagerschutz zu haben, können Sie das 3I0-Kriterium auf
Direkte Freigabe einstellen und den Schwellw.3I0 dir. Freigabe entsprechend kleiner als den
Schwellwert Leiterstrom wählen.

Parameter: I2-Kriterium

• Empfohlener Einstellwert (_:121) I2-Kriterium = Plausibilisierung

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6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Parameterwert Beschreibung
Plausibilisierung Der Gegensystemstrom dient nur zur Plausibilitätsprüfung der Leiter-
ströme. Als Schwelle für den Gegensystemstrom wird der unter Parameter
Schwellwert empfindlich eingestellte Wert verwendet.
Direkte Freigabe Wenn ein Leiterstrom 1/3 des Schwellw. I2 dir. Freigabe über-
schreitet, kann das Stromkriterium alleine durch den Gegensystemstrom
erfüllt werden, ohne dass die Leiterströme ihren eingestellten Schwellwert
überschreiten. Als Schwelle für den Gegensystemstrom wird in diesem Fall
der unter Parameter Schwellw. I2 dir. Freigabe eingestellte Wert
benutzt.

Wenn Sie den Schwellwert Leiterstrom größer als den maximalen Laststrom eingestellt haben, ist eine
Überfunktion wegen eines falschen Startes ausgeschlossen. Um auch bei dieser Einstellung bei kleineren
unsymmetrischen Fehlern eine Leistungsschalter-Versagerschutz Funktion zu haben, können Sie das I2-
Kriterium auf Direkte Freigabe einstellen und den Schwellw.3I0 dir. Freigabe entsprechend
kleiner als den Schwellwert Leiterstrom wählen.

Parameter: Schwellw.3I0 dir. Freigabe


Empfohlener Einstellwert (_:122) Schwellw.3I0 dir. Freigabe = ca. 0,5 Ikmin
Dieser Parameter wirkt nur, wenn der Parameter 3I0-Kriterium auf Direkte Freigabe eingestellt ist.
Siemens empfiehlt, die Schwelle auf die Hälfte des minimalen Kurzschlussstromes (Ikmin) einzustellen, damit
das Abschalten des Fehlers schnell erkannt wird und die Funktion dadurch schnell zurückfallen kann.

Parameter: Schwellw. I2 dir. Freigabe


Empfohlener Einstellwert (_:123) Schwellw. I2 dir. Freigabe = ca. 0,5 I2min
Dieser Parameter wirkt nur, wenn der Parameter I2-Kriterium auf Direkte Freigabe gestellt ist.
Siemens empfiehlt, den Parameter auf die Hälfte des zulässigen Gegensystemstroms (I2min) einzustellen, um
im Fall einer unerwünschten Gegensystemkomponente eine schnelle Fehlerklärung zu erreichen.

Parameter: Überw.zeit BE ">Start"/Überw.zt. BE ">Freigabe"

• Voreinstellwert (_:124) Überw.zeit BE ">Start" = 15 s

• Voreinstellwert (_:125) Überw.zt. BE ">Freigabe" = 15 s


Mit den Parametern stellen Sie die Überwachungszeit der Binäreingänge >Start/>Freigabe ein. Wenn der
Leistungsschalter-Versagerschutz während dieser Überwachungszeit nicht anregt, wird von einer Störung
im Binäreingangskreis ausgegangen. Siemens empfiehlt, die Voreinstellung von 15 s beizubehalten.

BEISPIELE

Anwendungen, die das Zulassen des Leistungsschalter-Hilfskontaktkriteriums erfordern

• Bei Auslösung des ober- und unterspannungsseitigen LS am Transformator: Wenn nur einer der beiden LS
auslöst, so ist kein Stromfluss mehr gegeben.

• Bei Auslösungen von Schutzfunktionen, deren Auslöseentscheid nicht auf einer Strommessung basiert, in
Verbindung mit Spannungs- oder Frequenzschutzfunktionen

• Bei Einkopplung der Auslösung eines Buchholz-Schutzes

Parameter: Rückfall

• Empfohlener Einstellwert (_:104) Rückfall = mit gültigem Kriterium


Wenn das Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium zugelassen ist, ist der Parameter Rückfall verfügbar
(siehe Parameter LS-Hilfskon.krit. zulassen).

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Parameterwert Beschreibung
mit gültigem Kriterium Siemens empfiehlt, die Voreinstellung beizubehalten, da sie den Strom als
sicheres Kriterium zur Erkennung des offenen LS - und damit des Rückfalls
der LSVS-Funktion - bevorzugt.
mit Hi.Ko. u.Stromkrit. Wählen Sie diese Einstellung für Anwendungen am Transformator oder
Generator (siehe Beispiele oben), bei denen nach vorhandenem Stromfluss
der Strom kein sicheres Kriterium mehr ist, um das Öffnen des LS zu
erkennen.

Parameter: Auslösewiederholung

• Voreinstellwert (_:110) Auslösewiederh. nach T1 = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Wenn keine redundante LS-Ansteuerung vorhanden ist, ist eine Wiederho-
lung der Auslösung auf dem lokalen LS nicht erforderlich.
Start T2 nach T1 Wenn eine redundante LS-Ansteuerung (2. Auslösespule mit 2 Auslöse-
kreisen) vorhanden ist, ist eine Wiederholung der Auslösung auf dem
lokalen LS sinnvoll.
Siemens empfiehlt die Einstellung Start T2 nach T1, da sie die
Vorgänge zur Wiederholung der Auslösung und Reserveauslösung im zeitli-
chen Ablauf klar voneinander trennt. Hierbei müssen Sie beachten, dass die
Gesamtfehler-Klärungszeit beim Versagen des lokalen LS die Summe von T1
und T2 ist.
Start T2, T1 parallel Alternativ zu der Einstellung Start T2 nach T1 können Sie Start T2,
T1 parallel starten.

Parameter: Auslösewiederh. 1-/3-pol.

• Voreinstellwert (_:109)Auslösewiederh. 1-/3-pol. = 3-polig


Bei 1-poligen Fehlern können Sie für die Auslösewiederholung 1-polig oder 3-polig wählen.

Parameter: Verz. T1 Ausl.wdh. 1-polig, Verz. T1 Ausl.wdh. 3-polig

• Voreinstellwert (_:113) Verz.T1 Ausl.wdh. 1-polig = 0,05 s

• Voreinstellwert (_:111) Verz.T1 Ausl.wdh. 3-polig = 0,25 s


Nur wenn eine Wiederholung der Auslösung eingestellt ist, sind die Parameter sichtbar.
Für die meisten Anwendungen werden die Verzögerungszeiten für den 1-poligen und 3-poligen (mehrpo-
ligen) Start gleich eingestellt.
Die Einstellung richtet sich nach der Benutzerphilosophie.
Die folgenden Einstellungen sind sinnvoll:

• Wenn die minimale Fehlerklärungszeit oberste Priorität hat, empfiehlt Siemens, die Zeit zu 0 zu setzen.
Dadurch wird die Wiederholung der Auslösung unmittelbar mit dem Start initiiert. Der Nachteil ist, dass
ein Defekt des 1. Auslösekreises nicht erkannt wird.

• Mit einer geringen Verzögerungszeit von beispielsweise 50 ms lässt sich der Defekt des 1. Auslösekreises
anhand der Bewertung des Störschriebes erkennen.

• Mit einer langen Verzögerungszeit, die den sicheren Rückfall des LSVS bei geöffneten LS gewährleistet,
ist die kommende Meldung der Auslösewiederholung Ausl.wiederholung T1 ein sicheres Signal für
einen Fehler im 1. Auslösekreis. Die Ermittlung dieser Zeit ist im folgenden Beispiel gegeben.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

BEISPIEL

Ermittlung der T1-Zeit, die den sicheren Rückfall des LSVS bei geöffneten LS gewährleistet

Zeit Gerätebinärausgang 5 ms
(bei Auslösung durch den geräteinternen Schutz)
LS-Eigenzeit bis zur Stromunterbrechung 2 Perioden (Annahme Nennfrequenz = 50 Hz)
Rückfallzeit LSVS-Funktion 1 Periode
Zwischensumme 65 ms
Sicherheit Faktor 2
Summe (T1-Zeit) 130 ms

BEISPIEL

Unterschiedliche T1-Zeiten, je nachdem, ob der Start 1- oder 3-polig erfolgt ist


Der Schutz kann 1-polig auslösen. Bei 1-poliger Auslösung erfolgt eine 1-polige AWE. Die Wiederholung der
Auslösung durch den LSVS soll grundsätzlich 3-polig erfolgen.
Unter diesen Bedingungen kann die T1-Zeit bei 3-poligem Start kurz (z.B. 50 ms) eingestellt werden. Die
T1-Zeit für 1-poligen Start dagegen muss auf die volle Klärungszeit (z.B. 130 ms) eingestellt werden, da die
beiden fehlerfreien Phasen nur bei einem echten Leistungsschalterversagen ausgelöst werden sollen.

HINWEIS

i Wenn die Funktion Wiedereinschaltautomatik instanziiert ist, beachten Sie die Einstellhinweise für den
Parameter: Startüberwachungszeit, Seite 976.

Parameter: Verzögerung T2 1-polig, Verzögerung T2 3-polig

• Voreinstellwert (_:114) Verzögerung T2 1-polig = 0,13 s

• Voreinstellwert (_:112) Verzögerung T2 3-polig = 0,13 s


Die Einstellung muss gewährleisten, dass die Funktion nach dem Öffnen des lokalen LS sicher zurückfällt und
eine Reserveauslösung unter allen Umständen vermieden wird. Die Einstellung ist vom Parameter Auslöse-
wiederh. nach T1 abhängig.
Wenn T2 nach T1 gestartet wird, muss die Zeit T1 bei der Einstellung von T2 nicht betrachtet werden.

BEISPIEL

Ermittlung der T2-Zeit, die den sicheren Rückfall des LSVS bei geöffneten LS gewährleistet

Zeit Gerätebinärausgang 5 ms
(bei Auslösung durch den geräteinternen Schutz)
LS-Eigenzeit bis zur Stromunterbrechung 2 Perioden (Annahme Nennfrequenz = 50 Hz)
Rückfallzeit LSVS-Funktion 1 Periode
Zwischensumme 65 ms
Sicherheit Faktor 2
Summe (T2-Zeit) 130 ms

Wenn T1 und T2 parallel gestartet werden, müssen Sie die Zeit T1 bei der Einstellung von T2 berücksichtigen.

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6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

BEISPIEL

Paralleler Start von T2 und T1

Zeit für den sicheren Rückfall nach dem Öffnen des 130 ms
lokalen LS
Einstellung von T1 50 ms
Summe (= T2) 180 ms

Für einen 1-poligen und 3-poligen (mehrpoligen) Start lassen sich unterschiedliche Zeiten einstellen. Bei
1-poligen Fehlern – die nicht die Netzstabilität gefährden – kann es sinnvoll sein, dem lokalen LS mehr Zeit zu
geben (z.B. die doppelte volle Klärungszeit: 2 x 130 ms = 260 ms), in der Hoffnung, dass der LS noch öffnet.
So kann die Auslösung der umliegenden LS vermieden werden.

Parameter: Mindestdauer Auslösung

• Voreinstellwert (_:115) Mindestdauer Auslösung = -


Mit dem Parameter Mindestdauer Auslösung wird die Mindestdauer für die Auslösungen der Funktion
eingestellt.

! VORSICHT
Zu kurze Einstellzeiten für die Mindestdauer der Auslösung
Wenn Sie eine zu kurze Zeit für die Auslösung einstellen, besteht die Gefahr des Rückfalls der
Funktion ohne Stromkriterium, so dass die Gerätekontakte den Ansteuerkreis unterbrechen. Die
Gerätekontakte brennen dabei ab.
² Stellen Sie eine Mindestdauer ein, nach der der Leistungsschalter nach einer Ansteuerung sicher die
Endposition Offen erreicht hat.

Eingangssignal: >LS Störung


Für das Eingangssignal >LS-Störung ist eine Filterzeit von 20 ms voreingestellt. Wenn eine kurzfristige
Aktivierung des physikalischen Binäreingangs erfolgt - dies ist durch die Druckänderung beim Öffnen des LS
möglich - wird mit dieser Filterzeit das Eingangssignal nicht wirksam.
Wenn ein solches transientes Ansprechen des physikalischen Binäreingangs aufgrund der konstruktiven
Ausführung des LS ausgeschlossen werden kann, kann die Zeit zu 0 gesetzt werden.

Ausgangssignal: Ausl. Wiederholung T1


Wenn nur 1 Ansteuerungskreis für den lokalen LS zur Verfügung steht, muss das Ausgangssignal nicht zwin-
gend rangiert werden, da das Signal auch die LS-Auslöselogik ansteuert.
Wenn ein 2. Ansteuerungskreis vorhanden ist, muss das Ausgangssignal Ausl.wiederholung T1 auf den
dazugehörigen Binärausgang rangiert werden.

Ausgangssignal: Auslösung T2
Die Reserveauslösung (Meldung Auslösebefehl T2) muss zur Betätigung der umliegenden Leistungs-
schalter auf einen Binärausgang undbei Bedarf auf eine Schnittstelle (Mitnahme zum Gegenende) rangiert
werden.

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6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Parameter: LSVS Anknüpfung an SSS

• Voreinstellwert (_:153) LSVS Anknüpfung an SSS = nein


Wenn Sie eine Merging Unit als Feldeinheit des dezentralen Sammelschienenschutzes verwenden, wird
der Parameter LSVS Anknüpfung an SSS nach erfolgreicher Aktualisierung der Zentraleinheit in der
Merging Unit sichtbar.

Parameterwert Beschreibung
nein Mit diesem Parameter legen Sie fest, dass diese Funktion unabhängig von
dem dezentralen Sammelschienenschutz arbeitet.
ja Mit dieser Einstellung arbeitet die Funktion mit dem dezentralen Sammel-
schienenschutz zusammen.

Parameter: Sofortiger Rückfall

• Empfohlene Einstellung (_:154) Sofortiger Rückfall =

Parameterwert Beschreibung
Die Kriterien werden kontinuierlich überprüft und der Leistungsschalter-
Versagerschutz fällt sofort zurück, sobald die Kriterien nicht mehr erfüllt
sind.
Siemens empfiehlt, diese Einstellung beizubehalten.
Mit dieser Einstellung werden wechselnde Lastfälle während des Fehlerfalls,
z.B. bei Anwendung der Eineinhalb-Leistungsschalter-Methode, berücksich-
tigt. Die Verzögerungszeiten und die Anregung der Funktion werden allein
durch einen Anwurf gestartet. Die Kriterien zur Bestimmung eines geschlos-
senen Leistungsschalters werden erst bei Ablauf der Verzögerungszeiten
geprüft. Wählen Sie die Überwachungszeiten der Binäreingänge >Start
und >Freigabe so, dass die Überwachung dieser Eingänge nicht vor Errei-
chen des Strom- oder Leistungsschalter-Hilfskontaktkriterium anspricht.

Parameter: BE Start ext. gespeich.

• Voreinstellwert (_:155) BE Start ext. gespeich. =

Parameterwert Beschreibung
Bei gespeicherten Quellen (z.B. Lock-Out Mechanismus nach Auslösung)
wird das Start-Binärsignal nach einer Schutzauslösung von extern gehalten.
Deshalb bleibt die Binäreingangsüberwachung inaktiv, bis die Quelle des
Binäreingangs zurückgesetzt wurde. Erst danach wird die Überwachung
wieder aktiviert.
Bei ungespeicherten Quellen eines externen Starts wird erwartet, dass
diese nach einer Anregung des Leistungsschalter-Versagerschutzes zurück-
fallen. Sollte dies nicht der Fall sein kann eine Störung des Binäreingangs
zugrunde liegen. Deshalb wird bei dieser Einstellung die Überwachung der
Binäreingänge mit Rückfall der Funktion Leistungsschalter-Versagerschutz
reaktiviert.

6.56.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Ad. LS-Vers. #
_:1 Ad. LS-Vers. #:Modus • aus ein
• ein
• Test

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6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:105 Ad. LS-Vers. #:Intern. • nein ja
Startsignal halten
• ja
_:107 Ad. LS-Vers. #:Start über • nein nein
Binäreingang
• 2-kanalig
• 1-kanalig
_:106 Ad. LS-Vers. #:Ext. Start- • nein nein
signal halten
• ja
_:108 Ad. LS-Vers. 0,00 s bis 1,00 s 0,06 s
#:Überw.zeit Freigabe-
signal
_:103 Ad. LS-Vers. #:LS- • nein nein
Hilfskon.krit. zulassen
• mit 'LS ein 3-pol'
• mit 'LS ein Lx'
_:104 Ad. LS-Vers. #:Rückfall • mit gültigem Kriterium mit gültigem
Kriterium
• mit Hi.Ko. u.Stromkrit.
_:110 Ad. LS-Vers. #:Auslöse- • nein nein
wiederh. nach T1
• Start T2 nach T1
• Start T2, T1 parallel
_:109 Ad. LS-Vers. #:Auslöse- • 3-polig 3-polig
wiederh. 1-/3-pol.
• 1-polig
_:102 Ad. LS-Vers. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,500 A
wert Leiterstrom 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 2,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 2,500 A
_:101 Ad. LS-Vers. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,250 A
wert empfindlich 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 1,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,250 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 1,250 A
_:111 Ad. LS-Vers. #:Verz.T1 0,000 s bis 60,000 s 0,250 s
Ausl.wdh. 3-polig
_:113 Ad. LS-Vers. #:Verz.T1 0,000 s bis 60,000 s 0,050 s
Ausl.wdh. 1-polig
_:112 Ad. LS-Vers. #:Verzöge- 0,050 s bis 60,000 s 0,130 s
rung T2 3-polig
_:114 Ad. LS-Vers. #:Verzöge- 0,050 s bis 60,000 s 0,130 s
rung T2 1-polig
_:115 Ad. LS-Vers. #:Mindest- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
dauer Auslösung
_:120 Ad. LS-Vers. #:3I0-Krite- • Direkte Freigabe Plausibilisierung
rium
• Plausibilisierung
_:121 Ad. LS-Vers. #:I2-Krite- • Direkte Freigabe Plausibilisierung
rium
• Plausibilisierung
_:122 Ad. LS-Vers. 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,250 A
#:Schwellw.3I0 dir. Frei- 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 1,25 A
gabe
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,250 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 1,250 A

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Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:123 Ad. LS-Vers. #:Schwellw. 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,250 A
I2 dir. Freigabe 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 1,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,250 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 1,250 A
_:124 Ad. LS-Vers. 0,05 s bis 60,00 s 15,00 s
#:Überw.zeit BE ">Start"
_:125 Ad. LS-Vers. #:Überw.zt. 0,05 s bis 60,00 s 15,00 s
BE ">Freigabe"
_:154 Ad. LS-Vers. #:Sofortiger • 0 true
Rückfall
• 1
_:155 Ad. LS-Vers. #:BE Start • 0 true
ext. gespeich.
• 1

Tabelle 6-19 Ab V8.40 gibt es für die Merging Units folgende, speziell für den Einsatz mit dem dezentralen
Sammelschienenschutz gedachte und dort ausgewertete Erweiterung:

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Ad. LS-Vers. #
_:153 Ad. LS-Vers. #:LSVS • nein nein
Anknüpfung an SSS
• ja

6.56.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Ad. LS-Vers. #
_:501 Ad. LS-Vers. #:>Start 3-polig SPS I
_:502 Ad. LS-Vers. #:>Start L1 SPS I
_:503 Ad. LS-Vers. #:>Start L2 SPS I
_:504 Ad. LS-Vers. #:>Start L3 SPS I
_:506 Ad. LS-Vers. #:>Freigabe 3-polig SPS I
_:505 Ad. LS-Vers. #:>Freigabe 1-polig SPS I
_:82 Ad. LS-Vers. #:>Blockierung Funktion SPS I
_:507 Ad. LS-Vers. #:>LS-Störung SPS I
_:500 Ad. LS-Vers. #:>Schwellw. empfindl. SPS I
_:54 Ad. LS-Vers. #:Nicht wirksam SPS O
_:52 Ad. LS-Vers. #:Zustand ENS O
_:53 Ad. LS-Vers. #:Bereitschaft ENS O
_:55 Ad. LS-Vers. #:Anregung ACD O
_:309 Ad. LS-Vers. #:Ausl.wiederholung T1 ACT O
_:310 Ad. LS-Vers. #:Auslösebefehl T2 ACT O
_:306 Ad. LS-Vers. #:BE Start-Rangier.fehlt SPS O
_:308 Ad. LS-Vers. #:BE Hi.ko.Rangier.fehlt SPS O
_:300 Ad. LS-Vers. #:Stör. BE 'Start 3p.' SPS O
_:301 Ad. LS-Vers. #:Stör. BE 'Start L1' SPS O
_:302 Ad. LS-Vers. #:Stör. BE 'Start L2' SPS O
_:303 Ad. LS-Vers. #:Stör. BE 'Start L3' SPS O
_:305 Ad. LS-Vers. #:Stör. BE 'Freigabe3p.' SPS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.56 Leistungsschalter-Versagerschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:304 Ad. LS-Vers. #:Stör. BE 'Freigabe1p.' SPS O
_:311 Ad. LS-Vers. #:Stör. kein.BE Freig.3p SPS O
_:312 Ad. LS-Vers. #:Stör. kein.BE Freig.L1 SPS O
_:313 Ad. LS-Vers. #:Stör. kein.BE Freig.L2 SPS O
_:314 Ad. LS-Vers. #:Stör. kein.BE Freig.L3 SPS O
_:315 Ad. LS-Vers. #:Unverz. Auslösung SPS O
_:316 Ad. LS-Vers. #:Schalterversagen Pol ACD O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

6.57.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Leistungsschalter-Rückzündeschutz:

• Überwacht den Leistungsschalter auf Rückzündungen, die z.B. durch Überspannung an den Leistungs-
schalterpolen nach Abschaltung einer Kondensatorbank ausgelöst werden können

• Generiert im Falle einer Leistungsschalter-Rückzündung ein Reserve-Auslösesignal

6.57.2 Struktur der Funktion

Der Leistungsschalter-Rückzündeschutz wird in der Funktionsgruppe Leistungsschalter verwendet. Inner-


halb der Funktionsgruppe lassen sich maximal 2 Funktionen gleichzeitig betreiben.

[lo_strrestrike, 2, de_DE]

Bild 6-545 Struktur/Einbettung der Funktion

Die Logik der Funktion ist wie in Bild 6-546 gezeigt unterteilt. Diese Teile der Logik werden im folgenden
Kapitel detailliert beschrieben.

[lo_respro, 2, de_DE]

Bild 6-546 Überblick Logik der Funktion

6.57.3 Funktionsbeschreibung

Plausibilitätsfreigabe
Die Funktion Leistungsschalter-Rückzündeschutz gibt einen Auslösebefehl an einen übergeordneten Leis-
tungsschalter aus, üblicherweise den Einspeisungsleistungsschalter einer Sammelschiene. Eine Überfunktion
dieser Schutzfunktion kann extreme Probleme für die gesamte Applikation bedeuten.

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6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

Die Logik der Plausibilitätsfreigabe reduziert das Risiko einer Fehlauslösung deutlich, indem zusätzliche Krite-
rien für den Start der Funktion geschaffen werden.
Jedes Kriterium kann einzeln an- oder abgeschaltet werden.
Die Logik der Plausibilitätsfreigabe prüft die folgenden Bedingungen:

• Wenn der Parameter Plausib. mit LSVS auf Ja gesetzt ist, wird das Anregesignal des Leistungs-
schalter-Versagerschutzes überwacht. Wenn der Leistungsschalter-Versagerschutz anregt, wird die
Plausibilitätsfreigabe erteilt.

• Wenn der Parameter Plausib. mit Ausl./A.bef. auf Ja gesetzt ist, wird der Auslösebefehl über-
wacht. Wenn der Auslösebefehl erzeugt wurde, wird die Plausibilitätsfreigabe erteilt.

• Wenn der Parameter Plausib. mit Binärsignal auf Ja gesetzt ist, wird das Signal >Freigabe
überwacht. Wenn das Signal >Freigabe empfangen wurde, wird die Plausibilitätsfreigabe erteilt.
Wenn eine der Bedingungen erfüllt ist, wird die Plausibilitätsfreigabe für 5 s erteilt. Die 5-Sekunden-Dauer
stellt sicher, dass sich das Freigabekriterium und die Startbedingung auf den selben Leistungsschalter-Auslöse-
prozess beziehen.
Wenn alle 3 Plausibilitätsparameter auf nein gesetzt sind, betrachtet die Logik Überwachung starten/stoppen
die Freigabe als erteilt.
Aus Sicherheitsgründen verfügt das Eingangssignal >Freigabe über eine voreingestellte Software-Filterzeit
von 20 ms.

Überwachung starten/stoppen
Über die Logik Überwachung starten/stoppen wird die Dauer der Überwachung des Stromsignals auf Rückzün-
dungen festgelegt.
Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird die Überwachung gestartet:

• Die Leistungsschalterstellung wird während der Zeit, die mit dem Parameter Verzög. Positionserk.
eingestellt wurde, über die Leistungsschalter-Hilfskontakte als Offen erkannt.
Die Verzög. Positionserk. wird verwendet, um sicherzugehen, dass der Leistungsschalter beim
Start der Überwachung definitiv offen ist. Mit diesem Parameter kann das Startkriterium an alle Arten von
Hilfskontakt-Konfigurationen angepasst werden.
Aus Sicherheitsgründen verfügt das Eingangssignal über eine voreingestellte Software-Filterzeit von 20 ms.
Um die Überwachungsdauer zu starten, muss zusätzlich zum aktiven Startkriterium auch die Plausibilitätsfrei-
gabe (siehe Plausibilitätsfreigabe, Seite 1528) vorhanden sein.
Wenn das Startkriterium erfüllt ist, wird der Zeitgeber für die Überwachungsdauer gestartet. Mit diesem
Zeitgeber wird festgelegt, wie lange das Stromsignal auf Rückzündung überwacht wird. Nach Ablauf der Zeit
wird die Überwachung beendet.
Wenn eine der folgenden Bedingungen erfüllt ist, wird die Überwachung ebenfalls sofort beendet:

• Die Leistungsschalterstellung wird nicht länger als offen erkannt.

• Ein Einschaltbefehl wird vom Gerät gegeben.

• Das binäre Eingangssignal >Stop wird aktiviert.


Aus Sicherheitsgründen verfügt das Eingangssignal über eine voreingestellte Software-Filterzeit von
20 ms.

Messwert, Anregung/Rückfall
Während der Überwachungsdauer wird das Stromsignal phasenselektiv auf Rückzündung überwacht.
Als Messwert dient die Grundschwingung des Stroms.

• Auf der einen Seite werden Stromspitzen gedämpft, aber immer noch zuverlässig anhand des Grund-
schwingungswerts erkannt.

• Auf der anderen Seite wird ein Gleichstromanteil unterdrückt. Solch ein Gleichstromanteil kann nach
Abschaltung eines Leistungsschalters auftreten.
Daher ist der Grundschwingungswert eine gute Wahl für eine zuverlässige Rückzündeerkennung.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

Wenn ein Leiterstrom den eingestellten Stromschwellenwert überschreitet, wird die Funktion angeregt. Die
eingehende Anregung zeigt den ersten Rückzünde-Stromimpuls an. Mit der Anregung wird die Auslöseverzö-
gerung gestartet (siehe Beschreibung in Verzögerung/Auslösung, Seite 1530).
Bei Auftreten einer Rückzündung sinkt das Stromsignal unter die Stromschwelle, wenn die Zeit zwischen den
Rückzündeimpulsen lang genug ist. In diesem Fall darf die Auslöseverzögerung nicht zurückgesetzt werden.
Während der Rückfallverzögerung wird die Anregung verlängert, um sicherzustellen, dass die Auslöseverzöge-
rung nicht zurückgesetzt wird. Wenn die Rückfallverzögerungszeit allerdings abgelaufen ist (und keine neue
Stromspitze aufgetreten ist), fällt die Funktion zurück und die Auslöseverzögerung wird zurückgesetzt.

Verzögerung/Auslösung
Im ersten Schritt kann die Auslösung des lokalen Leistungsschalters wiederholt werden. Die Auslösung wird
nach Ablauf der einstellbaren Verzögerung T1 wiederholt. Diese Auslösewiederholung des lokalen Leistungs-
schalters ist ebenfalls ein Sicherheitsmechanismus. So wird im Falle eines falschen Starts und falscher Anre-
gung lediglich der lokale Leistungsschalter anstatt des übergeordneten geöffnet.
Die Verzögerungszeit T2 (Reserveauslösung) kann entweder parallel zum Start der Zeit T1 und nach deren
Ablauf starten.
Wenn die Verzögerungszeit T2 abgelaufen ist, liegt eine Leistungsschalter-Rückzündung vor und das Reserve-
auslösesignal Auslösebefehl T2 wird generiert.
Wenn das Eingangssignal >LS-Störung gültig ist, wird jegliche Wiederholung des Auslösesignals unter-
drückt, und das Reserveauslösesignal Auslösung T2 wird sofort (ohne Verzögerung) generiert. Aus Sicher-
heitsgründen verfügt das Binäreingangssignal >LS-Störung über eine voreingestellte Software-Filterzeit von
20 ms, die in DIGSI konfiguriert werden kann.
Mit dem Parameter Mindestdauer Auslösung wird die minimale Dauer für den Auslösebefehl der Funk-
tion festgelegt. Im Gegensatz zu anderen Schutzfunktionen wird der Parameter innerhalb der eigenen Funk-
tion gesetzt. Daher ist diese Einstellung unabhängig vom gleichnamigen umfassenden Parameter, der in den
Geräteeinstellungen gesetzt wird.

[lo_del_trip, 2, de_DE]

Bild 6-547 Logikdiagramm Verzögerung/Auslösung Leistungsschalter-Rückzündeschutz

6.57.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: An- und Abschaltung zusätzlicher Plausibilitätsfreigabe-Kriterien

• Voreinstellwert (_:101) Plausib. mit LSVS = nein

• Voreinstellwert (_:102) Plausib. mit Ausl./A.bef. = nein

• Voreinstellwert (_:103) Plausib. mit Binärsignal = nein

1530 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

Bei Verwendung der Plausibilitätsfreigabe müssen die Startbedingung und die Freigabebedingung erfüllt sein,
um die Stromüberwachung auf Rückzündung zu starten. Da die Stromschwelle niedriger als der Betriebsstrom
eingestellt ist, würde ein Fehlstart direkt zur Auslösung führen. Daher wird mit der Plausibilitätsfreigabe das
Risiko stark reduziert, dass ein falsches Startkriterium zu einer Falschauslösung des übergeordneten Leistungs-
schalters führt.
3 verschiedene Freigabekriterien stehen Ihnen zur Verfügung. Sie können ein Kriterium, mehrere oder keines
verwenden. Die Auswahl hängt von der Applikation ab.

HINWEIS

i Bei Verwendung von Freigabekriterien muss sichergestellt werden, dass die Kriterien für alle Bedingungen
erfüllt sind, unter denen der Leistungsschalter-Rückzündeschutz gestartet werden soll. Wenn Sie kein
Freigabekriterium auswählen, wird die Freigabe permanent erteilt.

• Auslösebefehl durch das Gerät


Verwenden Sie dieses Kriterium, wenn alle Steuer- oder Auslösebefehle vom Schutzgerät ausgegeben werden.

HINWEIS

i Der Leistungsschalter-Rückzündeschutz wird nicht durch manuelles Öffnen des Leistungsschalters, ohne
das Gerät, gestartet.

• Anregung des Leistungsschalter-Versagerschutzes


Verwenden Sie dieses Kriterium, wenn der Leistungsschalter-Rückzündeschutz nur dann gestartet werden
soll, wenn zuvor der Leistungsschalter-Versagerschutz gestartet (angeregt) wurde.

HINWEIS

i Das Öffnen des Leistungsschalters durch die Steuerung oder manuell, ohne das Gerät, startet den
Leistungsschalter-Versagerschutz nicht. Daher kann auch der Leistungsschalter-Rückzündeschutz nicht
gestartet werden.

• Binäreingangssignal
Verwenden Sie diese Option, wenn die beiden oben genannten Freigabekriterien nicht zur Applikation passen
und Sie Ihr eigenes Freigabekriterium definieren wollen.

Parameter: Verzög. Positionserk.

• Voreinstellwert (_:105) Verzög. Positionserk. = 0,02 s


Mit dem Parameter Verzög. Positionserk. legen Sie fest, wie lange der Leistungsschalter (über die
Leistungsschalter-Hilfskontakte) als offen erkannt werden muss, bevor die Überwachungszeit gestartet wird.
Diese Festlegung dient als Sicherheitsmaßnahme, damit die Überwachung nicht zu früh startet. Das wäre z.B.
der Fall, wenn der Leistungsschalter durch eine individuelle Konfiguration der Hilfskontakte bereits als offen
erkannt wird, während der Strom immer noch fließt.
Die Einstellung hängt von der Konfiguration der Leistungsschalter-Hilfskontakte ab. Wenn sichergestellt ist,
dass die Hilfskontakte den Leistungsschalter als offen erkennen, nachdem der Stromfluss unterbrochen
wurde, kann diese Zeit auf 0 gestellt werden.

Parameter: Überwachungsdauer

• Voreinstellwert (_:104) Überwachungsdauer = 200,00 s


Mit dem Parameter Überwachungsdauer legen Sie fest, wie lange das Stromsignal auf Rückzündung über-
wacht wird, nachdem der Leistungsschalter geöffnet wurde.
Mit der laufenden Entladung der Kondensatorbank sinkt die Wahrscheinlichkeit von Rückzündungen. Daher
besteht keine Notwendigkeit, die Überwachungszeit höher als die Entladungszeit einzustellen. Siemens
empfiehlt die Einstellung der Überwachungszeit im Bereich von 0,5 * Entladungszeit bis 1 * Entladungszeit.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellwert (_:3) Schwellwert = 0,250 A


Nach Öffnen des Leistungsschalters werden die Leiterströme mit dem Schwellwert verglichen. Wenn keine
Rückzündung auftritt, liegt der Strom bei 0. Daher kann der Schwellwert zur Erkennung von Rückzündungen
auf einen deutlich niedrigeren Wert als der Betriebsstrom eingestellt werden. Ein typischer Wert ist 25 % des
Betriebsstroms.
Mit einer Schwelle unterhalb des Betriebsstroms führt ein falscher Start direkt zur Auslösung. Um das Risiko zu
minimieren, empfiehlt Siemens die Verwendung eines zusätzlichen Freigabekriteriums. Siehe auch Parameter:
An- und Abschaltung zusätzlicher Plausibilitätsfreigabe-Kriterien , Seite 1530.

Parameter: Rückfallverzögerung

• Voreinstellwert (_:7) Rückfallverzögerung = 0,05 s


Mit dem Parameter Rückfallverzögerung wird sichergestellt, dass bei einem kurzzeitigen Abfallen unter
die Stromschwelle die Auslöseverzögerung nicht zurückgesetzt wird.
Da Rückzündungen üblicherweise periodisch auftreten, kann die Rückfallverzögerung auf einen eher kleinen
Wert eingestellt werden. Siemens empfiehlt den Standardwert von 50 ms.

Eingangssignal: >LS-Störung
Für das Eingangssignal >LS-Störung ist eine Filterzeit von 20 ms voreingestellt. Diese Filterzeit verhindert,
dass das Eingangssignal bei einer transienten Aktivierung des physikalischen Binäreingangs aktiv wird. Dies
kann durch die Druckänderung beim Öffnen des Leistungsschalters ausgelöst werden.
Wenn eine solche transiente Reaktion des physikalischen Binäreingangs aufgrund des Leistungsschalterauf-
baus ausgeschlossen werden kann, kann diese Zeit auf 0 gestellt werden.

Parameter: Auslösewiederh. nach T1

• Voreinstellwert (_:106) Auslösewiederh. nach T1 = Start T2 nach T1

Parameterwert Beschreibung
Start T2 nach T1 Die Auslösewiederholung des lokalen Leistungsschalters ist ein Sicher-
heitsmechanismus, um eine falsche Auslösung des übergeordneten
Leistungsschalters zu verhindern. Wenn eine Auslösewiederholung
generiert wird, wird im Falle eines Fehlstarts nur der lokale Leistungs-
schalter ausgelöst. Danach fällt die Funktion Leistungsschalter-Rück-
zündeschutz während der Verzögerungszeit T2 zurück.
Siemens empfiehlt die Anwendung einer Auslösewiederholung des
lokalen Leistungsschalters.
Siemens empfiehlt außerdem die Verwendung des Parameterwerts
Start T2 nach T1. Mit diesem Parameterwert werden die Prozesse
für die Auslösewiederholung und die Reserveauslösung chronologisch
deutlich voneinander getrennt. Beachten Sie, dass die Gesamtausschalt-
zeit im Falle einer Leistungsschalter-Rückzündung die Summe aus T1
und T2 ist.
nein Keine Auslösewiederholung
Start T2, T1 parallel Alternativ zur Einstellung Start T2, T1 parallel können Sie T2
und T1 parallel starten.

Parameter: Verz.T1 Ausl.wdh. 3-polig

• Voreinstellwert (_:109) Verz.T1 Ausl.wdh. 3-polig = 0,00 s


Der Parameter ist nur sichtbar, wenn der Parameter Auslösewiederh. nach T1 auf Start T2 nach T1
oder Start T2, T1 parallel gesetzt wurde.
Die Auslösewiederholung des lokalen Leistungsschalters ist ein Sicherheitsmechanismus, um eine falsche
Auslösung des übergeordneten Leistungsschalters zu verhindern. Im Fall eines Fehlstarts wird durch die

1532 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

Auslösewiederholung nur der lokale Leistungsschalter ausgelöst. Danach fällt die Funktion Leistungsschalter-
Rückzündeschutz während der Verzögerungszeit T2 zurück.
Siemens empfiehlt die Anwendung einer Auslösewiederholung des lokalen Leistungsschalters. Da die Auslöse-
wiederholung ein Sicherheitsmechanismus ist, kann sie ohne Verzögerungszeit gestartet werden. Siemens
empfiehlt daher den Einstellwert 0 s für die Verzögerungszeit.

Parameter: Verzögerung T2 3-polig

• Voreinstellwert (_:110) Verzögerung T2 3-polig = 0,15 s


Mit diesem Parameter wird die Dauer der Rückzündungen festgelegt, nach der die Reserveauslösung abgesetzt
wird. Dabei ist Folgendes zu beachten:

• Bei Verwendung der Auslösewiederholung muss diese Verzögerungszeit sicherstellen, dass die Funktion
nach Wiederauslösen des lokalen Leistungsschalters sicher zurückfallen kann.
Siemens empfiehlt für die Verzögerungszeit die Verwendung der Voreinstellung von 150 ms.

Parameter: Mindestdauer Auslösung

• Voreinstellwert (_:109) Mindestdauer Auslösung = 0,15 s


Mit dem Parameter Mindestdauer Auslösung wird die minimale Dauer des Auslösebefehls der Funktion
festgelegt.

! VORSICHT
Stellen Sie eine ausreichend lange Zeit ein.
Wenn die eingestellte Zeit zu kurz ist, besteht die Gefahr (durch Zurückfallen der Funktion ohne
Stromflusskriterium), dass die Gerätekontakte den Steuerstromkreis unterbrechen. Dadurch brennen
die Gerätekontakte durch.
² Stellen Sie unbedingt eine Mindestdauer ein, die ausreichend ist, damit der Leistungsschalter nach
einer Ansteuerung sicher seine Endstellung (offen) erreichen kann.

Ausgangssignal: Ausl.wiederholung T1
Das Ausgangssignal Ausl.wiederholung T1 muss auf einen Binärausgang rangiert werden.
Wenn für den lokalen Leistungsschalter nur ein Steuerstromkreis zur Verfügung steht, muss das Ausgangs-
signal auf den Binärausgang rangiert werden, auf den der allgemeine Leistungsschalter-Auslösebefehl rangiert
wurde (Befehl Position).
Wenn ein zweiter Steuerstromkreis vorhanden ist, kann das Ausgangssignal Ausl.wiederholung T1 auf
den zugehörigen Binärausgang rangiert werden.

Ausgangssignal: Auslösebefehl T2
Um die angrenzenden Leistungsschalter auszulösen, muss die Reserveauslösung (Meldung Auslösebefehl
T2) auf einen Binärausgang und ggf. auf eine Schnittstelle (Mitnahmeauslösung des Gegenendes) rangiert
werden. So kann der Leistungsschalter des Gegenendes ohne Verzögerung ausgelöst werden.

6.57.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Rückzündestz.#
_:1 Rückzündestz.#:Modus • aus aus
• ein
• Test

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1533
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:101 Rückzündestz.#:Plausib. • nein nein
mit LSVS
• ja
_:102 Rückzündestz.#:Plausib. • nein nein
mit Ausl./A.bef.
• ja
_:103 Rückzündestz.#:Plausib. • nein nein
mit Binärsignal
• ja
_:106 Rückzündestz.#:Auslöse- • nein Start T2 nach T1
wiederh. nach T1
• Start T2 nach T1
• Start T2, T1 parallel
_:104 Rückzündestz.#:Überwa- 1,00 s bis 600,00 s 200,00 s
chungsdauer
_:105 Rückzündestz.#:Verzög. 0,00 s bis 60,00 s 0,02 s
Positionserk.
_:3 Rückzündestz.#:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,250 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 1,25 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,250 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 1,25 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,250 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 1,250 A
_:7 Rückzündestz.#:Rückfall- 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s
verzögerung
_:107 Rückzündestz.#:Verz.T1 0,00 s bis 60,00 s 0,25 s
Ausl.wdh. 3-polig
_:108 Rückzündestz.#:Verzöge- 0,05 s bis 60,00 s 0,15 s
rung T2 3-polig
_:109 Rückzündestz.#:Mindest- 0,00 s bis 60,00 s 0,15 s
dauer Auslösung

6.57.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Rückzündestz.#
_:82 Rückzündestz.#:>Blockierung Funktion SPS I
_:502 Rückzündestz.#:>Start 3-polig SPS I
_:503 Rückzündestz.#:>Start L1 SPS I
_:504 Rückzündestz.#:>Start L2 SPS I
_:505 Rückzündestz.#:>Start L3 SPS I
_:506 Rückzündestz.#:>Stop SPS I
_:501 Rückzündestz.#:>Freigabe SPS I
_:500 Rückzündestz.#:>LS-Störung SPS I
_:54 Rückzündestz.#:Nicht wirksam SPS O
_:52 Rückzündestz.#:Zustand ENS O
_:53 Rückzündestz.#:Bereitschaft ENS O
_:304 Rückzündestz.#:Freigabe durch Plausib. SPS O
_:303 Rückzündestz.#:Überwachung läuft ACT O
_:55 Rückzündestz.#:Anregung ACD O

1534 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.57 Leistungsschalter-Rückzündeschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:301 Rückzündestz.#:Ausl.wiederholung T1 ACT O
_:302 Rückzündestz.#:Auslösebefehl T2 ACT O
_:308 Rückzündestz.#:Unverz. Auslösung SPS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

6.58 Außertrittfallschutz

6.58.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Außertrittfallschutz (ANSI 78)

• Erkennt einen Außertrittfall (Asynchronlauf) von Maschinen mit dem Netz und von Netzen untereinander

• Schützt Generatoren vor unzulässiger elektromechanischer Beanspruchung

• Vermeidet das Zerstören und unzulässige Altern der Betriebsmittel

• Gewährleistet die Stabilität des Gesamtnetzes durch eine Netztrennung

• Eignet sich zur Integration in komplexeren Automatiken zur Netzüberwachung und Trennung

• Ist eine Grundfunktion zum Schutz von größeren Kraftwerksblöcken

• Wird bei Pendelungen im Netzschutz zur gezielten Netztrennung eingesetzt

6.58.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Außertrittfallschutz ist werkseitig mit einer Zone vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen
sich maximal 4 Zonen gleichzeitig betreiben (siehe Bild 6-548). Alle Zonen sind identisch aufgebaut.
Die Funktion Außertrittfallschutz liegt in einer Funktionsgruppe mit mindestens 3 Spannungs- und Stromein-
gängen. Über den Prozessmonitor werden der Funktion Statusinformationen (speziell offene Pole auf der
Leitung) bezüglich des Schutzobjektes geliefert. Das Schutzobjekt kann eine Leitung oder ein Kraftwerksblock
(Generator mit Blocktransformator) sein.

[dwoosstr-190912-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-548 Struktur der Funktion

6.58.3 Beschreibung einer Zone

Messprinzip des Außertrittfallschutzes


Der Außertrittfallschutz basiert auf der Impedanzmessung und der Auswertung des Verlaufes des Impedanz-
zeigers. Dafür wird das im folgenden Bild dargestellte vereinfachte 2-Maschinen-Modell genutzt. Das Bild zeigt
auf der linken Seite den Generator mit der treibenden Spannung UG. Die Impedanzen – Generatorimpedanz
ZG, Transformatorimpedanz ZTr und Netzimpedanz ZN – liegen zwischen den beiden Quellen. Als Ersatzma-
schine auf der rechten Seite liegt das Netz mit der Spannung UN.

1536 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[dwmodlpe-230211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-549 2-Maschinen-Modell zum Verdeutlichen einer Pendelung

Die Messstelle m teilt die Gesamtimpedanz in 2 Impedanzen m· Zges und (1-m)· Zges. Für die Impedanz an der
Messstelle m gilt:

[foimpdnz-170309-01.tif, 1, de_DE]

Der Strom I ist unabhängig von der Messstelle m und ergibt sich zu:

[fostroms-170309-01.tif, 1, de_DE]

Die Spannung U an der Messstelle m errechnet sich zu:

[fospanng-170309-01.tif, 1, de_DE]

Diese Daten ergeben mit

[foumesor-170309-01.tif, 1, de_DE]

die Formel:

[fozmesrt-170309-01.tif, 1, de_DE]

Dabei ist δ der Winkel zwischen der Generatorspannung und der Netzspannung. Dieser Winkel ist im Normal-
betrieb abhängig von der Lastsituation und relativ konstant. Bei einem Außertrittfall ändert sich der Winkel
dagegen kontinuierlich und durchläuft alle Werte zwischen 0° und 360°. Bild 6-550 zeigt den Impedanzverlauf
an der Messstelle m nach oben genannter Gleichung. Der Koordinatenursprung entspricht dem Einbauort
des Schutzgerätes (Messstelle des Spannungswandlersatzes). Bei konstantem Verhältnis UN/UG und variablem
Winkel δ ergeben sich Kreise als Ortskurve. Der Mittelpunkt und der Radius werden durch das Verhältnis UN/UG
bestimmt. Die Mittelpunkte der Kreise liegen alle auf einer Achse, die durch die Richtung von Zges bestimmt
wird. Für die beiden Extremwerte δ = 0° und δ = 180° ergeben sich der maximale und der minimale Impedanz-
wert. Wenn die Messstelle unmittelbar mit der elektrischen Mitte des Systems zusammenfällt, werden bei δ =
180° die gemessene Spannung und damit auch die Betriebsimpedanz zu 0.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1537
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[dwzverla-230211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-550 Impedanzverläufe für unterschiedliche Spannungsverhältnisse

Impedanzmessverfahren
Die Grundschwingungen werden aus den Leiter-Erde-Spannungen und den Leiterströmen ermittelt und
daraus die Mitsystemzeiger berechnet. Diese Mitsystemzeiger bilden die Basis für die Impedanzberechnung.
Sonderfälle:

• Wenn während der Pendelung ein unsymmetrischer Fehler auftritt, führt dies zum Blockieren der Zone
(Zonen).

• Bei einem erkannten offenen Leistungsschalterpol wird temporär die Schleifenimpedanz einer gesunden
Schleife berechnet.
Die Außertrittfallerkennung arbeitet, wenn ein ausreichend hoher Mitsystemstrom fließt. Wird die einstellbare
Mitsystemstromschwelle I1<Schw. blockiert Zone unterschritten, erfolgt eine Blockierung der Zone
(Zonen).

Verhalten bei unsymmetrischen Fehlern


Zur Vermeidung von Überfunktionen des Außertrittfallschutzes bei unsymmetrischen Fehlern (z.B. Kurz-
schluss) wird der Gegensystemstrom bewertet. Überschreitet der Gegensystemstrom die Anregeschwelle
I2>Schw. blockiert Zone, werden die Zonen für die Erkennung eines Außertrittfalls blockiert. Bild 6-551
zeigt die Teillogik und die Eingangsgrößen zur Impedanzberechnung.

1538 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[lo0imped-100611-01.tif, 2, de_DE]

Bild 6-551 Impedanzmessung und Überwachung des Mitsystems und Gegensystems der Ströme

Ermitteln des Außertrittfalls / zentrale Logik


Bild 6-552 zeigt die zentrale Logik. Es wird das Durchlaufen des Mitsystemimpedanzzeigers durch die einge-
stellte Impedanzzone überwacht und gezählt. Der Pendelzähler wird abhängig von der Einstellung des
Parameters (_:3691:108) Zählen bei erhöht. Jede Zählererhöhung wird gemeldet. Die Meldedauer
kann über den Parameter (_:3691:100) Meldezeit eingestellt werden. Wenn nach dem Hochzählen
der eingestellte Zählerstand (Parameter (_:3691:107) Anzahl Pendelungen) erreicht wird, wird der
Auslösebefehl abgesetzt. Zwischen jeder Zählererhöhung wird auf ein erneutes Durchpendeln innerhalb einer
vorgegebenen Zeit (Parameter (_:3691:101) Wiedereintrittszeit geprüft. Wenn das nicht der Fall
ist, wird der Zähler zurückgesetzt. Ferner stellt die zentrale Logik die Richtung der Pendelung fest und gibt
eine Meldung aus. Im Generatorbetrieb pendelt zum Beispiel die Impedanz von rechts in die Zone.

HINWEIS

i Wenn der Impedanzzeiger durch die Geraden eintritt, die durch die Parameter Zonengrenze X oben
oder Zonengrenze X unten einstellbar sind, wird die Richtung der Pendelung nicht bestimmt. Da die
Richtungsbestimmung mit dem Einstellparameter Zählen bei koordiniert ist, gilt obige Einschränkung
nur bei der Einstellung Eintritt, Eintritt links und Eintritt rechts.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1539
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[lo_ost_zon, 2, de_DE]

Bild 6-552 Logikdiagramm einer Zone

Impedanzzone (Kennlinie)
Wenn sich der Impedanzzeiger innerhalb der Impedanzzone befindet, ist dies das wesentliche Kriterium für
das Außertrittfallen. Um unterschiedliche Anwendungen zu realisieren, sind die Resistanz und die Reaktanz
frei einstellbar. Der Resistanzeinstellparameter Zonengrenze R wirkt spiegelbildlich zur imaginären Achse.
Für die Reaktanz kann ein unterer und oberer Einstellwert (Zonengrenze X unten und Zonengrenze X
oben) gewählt werden. Damit ist die Zone in beliebiger X-Richtung verschiebbar. Bild 6-553 zeigt 2 mögliche
Einstellbeispiele. Um die Netzimpedanz (R, jX) abzubilden, kann die Zone noch um einen Winkel Drehwinkel
gedreht werden. Werden mehrere Zonen bei Netzschutzanwendungen benutzt, sind sie typischerweise inei-
nander geschachtelt.

1540 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[dwzonein-230211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-553 Zoneneinstellung

Pendelzähler
Das Durchschreiten der Impedanzzone ist das Kriterium für das Erhöhen des Pendelzählers. Über den Einstell-
parameter (Zählen bei) wird eingestellt, wann der Zähler erhöht wird. Je nach Applikation stehen für
diesen Parameter verschiedene Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung. Bei Maschinenschutzanwendungen
sehen Sie nur die 3 Auswahlmöglichkeiten ohne Richtungsabhängigkeit.
Eintritt Der Zähler wird bei Eintritt in die Zone erhöht.
Eintritt links Der Zähler wird bei Eintritt von links in die Zone erhöht.
Eintritt rechts Der Zähler wird bei Eintritt von rechts in die Zone erhöht.
Achse Der Zähler wird bei Überschreiten der Mittelhalbierenden der Zone erhöht.
Achse von links Der Zähler wird bei Überschreiten der Mittelhalbierenden der Zone von links erhöht.
Achse von Der Zähler wird bei Überschreiten der Mittelhalbierenden der Zone von rechts erhöht.
rechts
Austritt Der Zähler wird bei Austritt aus der Zone erhöht.
Austritt links Der Zähler wird bei Austritt aus der linken Seite der Zone erhöht.
Austritt rechts Der Zähler wird bei Austritt aus der rechten Seite der Zone erhöht.
Der Impedanzzeiger muss in allen Fällen zuvor Eintritt und Mittelhalbierende über-
schritten haben.

Bild 6-554 zeigt, wie für unterschiedliche Verläufe des Impedanzzeigers gezählt wird. Exemplarisch werden 2
Zonen dargestellt. Jede Zone hat ihren eigenen Zähler.
4 Fälle werden betrachtet:
Fall A: Nur, wenn Eintritt oder Eintritt rechts für Zone 1 eingestellt ist, wird der Zähler für Zone 1
erhöht.
Fall B: Der Zähler für Zone 1 wird erhöht. Der Zeitpunkt der Erhöhung ist einstellabhängig (Eintritt,
Eintritt rechts, Achse, Achse von rechts, Austritt, Austritt links).
Fall C: Nur, wenn Eintritt oder Eintritt rechts für Zone 2 eingestellt ist, wird der Zähler für Zone
2 erhöht. Der Zähler für Zone 1 wird erhöht. Der Zeitpunkt der Erhöhung ist einstellabhängig (Eintritt,
Eintritt rechts, Achse, Achse von rechts, Austritt, Austritt links).
Fall D: Nur, wenn Eintritt oder Eintritt rechts für Zone 1 eingestellt ist, wird der Zähler für Zone
1 erhöht. Der Zähler für Zone 2 wird erhöht. Der Zeitpunkt der Erhöhung ist einstellabhängig (Eintritt,
Eintritt links, Achse, Achse von links, Austritt, Austritt rechts).

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1541
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[dwerhzae-100611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-554 Erhöhung des Pendelzählers für unterschiedliche Impedanzzeigerverläufe

6.58.4 Anwendungs- und Einstellhinweise (Netzschutz)

Die Schutzeinstellung wird am Beispiel einer Netzkonfiguration erläutert. Wenn eine Pendelung im Netz
auftritt, muss der Außertrittfallschutz das Netz in Netzinseln separieren. Jede Netzinsel soll dann in der Lage
sein, einen stabilen Betriebszustand herzustellen. Obwohl ein gewisser Lastabwurf in die Betrachtung einbe-
zogen werden muss, soll der Leistungsverlust minimiert werden. Bild 6-555 zeigt die im Beispiel verwendete
Netzkonfiguration.

[dwbspnet-210211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-555 Netzwerk-Konfiguration

1542 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

Bei einer asynchronen Pendelbedingung trennt die Außertrittfall-Schutzfunktion die beiden Netze A und
C voneinander. Damit das Subnetz mit Leistungsüberschuss mit der Sammelschiene (und örtlicher Last)
verbunden bleibt, sollen abhängig von der Richtung des Impedanzverlaufs entweder die Leitungen A1 und
A2 oder die Leitungen C1 und C2 von der Sammelschiene getrennt werden. So wird sichergestellt, dass die
einspeisende Seite mit der Sammelschiene und der lokalen Last verbunden bleibt.

Schwerpunkt des Beispiels


Im Beispiel (Bild 6-555) werden die Einstellwerte für das Relais A ermittelt. Alle Hinweise und Berechnungen in
diesem Abschnitt beziehen sich daher auf Relais A. Die Außertrittfall-Auslösung durch dieses Relais wird gleich-
zeitig auf die Leistungsschalter der Leitung A1 und A2 gegeben, da sich bei Außertrittfall beide Leitungen
trennen müssen. Dementsprechend wirkt Relais C auf die Leistungsschalter der Leitung C1 und C2. Weil die
Außertrittfall-Impedanzmessung in Relais A auch von den Leistungsflüssen der Leitung A2 beeinflusst wird,
werden 2 separate Einstellwerte für das Relais A ermittelt. Die zutreffende Einstellkennlinie wird abhängig von
der Schalterstellung des Leistungsschalters der Leitung A2 (Ein oder Aus) freigegeben.
Im Folgenden sind die Parameter für die beiden Zonen (Zone 1 und 2) anhand des Betriebszustandes der
Leitung A2 (in Betrieb oder offen) zu erkennen. In der Praxis muss die entsprechende Zone mittels Binärein-
gang (GOOSE) blockiert oder freigegeben werden. Die für beide Zonen gleichen Einstellungen werden nicht
getrennt erwähnt.

Blockierung der Zone

• Empfohlener Einstellwert (_:2311:100) I2>Schw. blockiert Zone = 20 %


Bei asymmetrischen Fehlern und einzelnen offenen Polbedingungen darf keine Außertrittfall-Auslösung
wirksam werden. Hierzu wird die Gegensystemschwelle (Parameter I2>Schw. blockiert Zone) auf 20 %
eingestellt (Voreinstellwert).
Bei zu erwartenden Pendelfrequenzen >7 Hz empfiehlt Siemens eine Erhöhung des Einstellwertes auf 40 % bis
45 %.
Der Einstellwert sollte im Falle einer 1-poligen AWE nicht zu empfindlich eingestellt werden. Bitte überprüfen
Sie den möglichen Gegensystemstrom auf der zu schützenden Leitung, wenn auf der Nachbarleitung im Falle
einer 1-poligen AWE ein Pol offen ist. Damit fließt auf der gesunden Leitung (Parallelleitung) ein Gegensystem-
strom.

Zonenimpedanzberechnung
Um die Zonen einzustellen, muss das elektrische Zentrum des Netzes aus Sicht des Relais bestimmt werden.

HINWEIS

i Beachten Sie, dass die Einspeisebedingungen nicht an den Quellen fixiert sind und die Parallelleitung nicht
immer verfügbar ist. Deshalb befindet sich auch das elektrische Zentrum des Netzes nicht an einem festen
Punkt.

Für die Einstellung der Zonengrenze müssen Sie das elektrische Zentrum bei maximaler und minimaler
Einspeisung und mit paralleler Leitung in Betrieb und offen berechnen. Die Vorimpedanzen der Einspei-
sungen und Leitungen in Bild 6-556 werden beispielhaft vorgegeben. Alle Impedanzwerte sind Sekundärwerte
und auf einen sekundären Nennstrom von 1 A bezogen. In der Praxis sind Netzmodellversuche zur Ermittlung
der Zonengrenzen sinnvoll.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1543
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[dwvorimp-020211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-556 Vorimpedanzen der Einspeisungen und Abzweige

Um die Quellenimpedanzen aus Sicht von Relais A zu ermitteln, wird Bild 6-556 für den Zustand = Leitung A2
offen (Zone 2 aktiv) wie folgt vereinfacht:

1544 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[dwvrimp2-020211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-557 Berechnung der Quellenimpedanzen mit offener Leitung A2 (Zone 2 aktiv)

In Bild 6-557 sind die Impedanzen der Leitungen C1 und C2 sowie der Einspeisung C zusammengefasst. Bei
schwacher Einspeisung wird mit nur einem der beiden Leitungen gerechnet (10 Ω), bei starker Einspeisung
mit beiden parallel (5 Ω). Da hier die Werte für Zone 2 mit offener Leitung A2 berechnet werden, ist die
Impedanz in Richtung Netz A für starke Einspeisung einfach mit der Leitungsimpedanz von 10 Ω und für
schwache Einspeisung von 25 Ω zu addieren. Die Ergebnisse sind für Zone 2 in Tabelle 6-20 eingetragen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1545
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

[dwvorim1-020211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-558 Berechnung der Quellenimpedanzen mit geschlossener Leitung A2 (Zone 1 aktiv)

Wenn Leitung A2 in Betrieb ist, teilt sich der Strom zwischen Leitung A1 und A2. Die Impedanz aus Sicht
von Relais A ist daher an den Einspeisungen verdoppelt. Bild 6-558 zeigt die relevanten Werte für starke und
schwache Einspeisung. In Tabelle 6-20 sind die Impedanzen für Zone 1 eingetragen. Zone 1 ist wirksam, wenn
Leitung A2 in Betrieb ist.

Tabelle 6-20 Extrembedingungen: Impedanz aus Sicht von Relais A

Bedingung Aktivierte Zone in Leitung A2 Impedanz / Ωsekundär Impedanz / Ωsekundär


Relais A Richtung Quelle A Richtung Quelle C
Starke Quelle Netz A Zone 1 In Betrieb 50 Ω 70 Ω
Schwache Quelle Zone 2 Offen 30 Ω 35 Ω
Netz C
Schwache Quelle Zone 1 In Betrieb 110 Ω 30 Ω
Netz A Zone 2 Offen 60 Ω 15 Ω
Starke Quelle Netz C

Die Bedingung mit schwacher oder starker Quelle von beiden Seiten ist nicht relevant für die Bestimmung der
äußersten Enden des elektrischen Zentrums.
Wenn das eine Ende eine maximale und das andere Ende eine minimale Quellenimpedanz aufweist, erhalten
Sie das äußerste Ende des elektrischen Zentrums. Verwenden Sie zur Berechnung die folgende Gleichung
(gezeigt für Relais A):

[foeztrum-170309-01.tif, 1, de_DE]

Die Ergebnisse müssen getrennt berechnet werden für Zone 2 und Zone 1 entsprechend der offenen oder
geschlossenen Schalterstellung von Einspeisung B. Tabelle 6-21 zeigt das elektrische Zentrum, wie es von
Relais A gesehen wird.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

Tabelle 6-21 Berechnungsergebnisse für das elektrische Zentrum

Quelle Seite A / Quelle Seite C / Aktivierte Zone in Leitung A2 Elektrisches


Ωsekundär Ωsekundär Relais A Zentrum (Impe-
danz gesehen von
Relais A) / Ωsekundär
50 Ω 70 Ω Zone 1 In Betrieb -10 Ω
30 Ω 35 Ω Zone 2 Offen -2,5 Ω
110 Ω 30 Ω Zone 1 In Betrieb 40 Ω
60 Ω 15 Ω Zone 2 Offen 22,5 Ω

Wenn die Spannungshöhe der beiden Quellen unterschiedlich ist, weicht die Pendelungsimpedanz vom elekt-
rischen Zentrum ab. Dies muss bei der Bestimmung der äußeren Enden des elektrischen Zentrums berücksich-
tigt werden:

[fodvitio-170309-01.tif, 1, de_DE]

Tabelle 6-22 zeigt die erhaltenen Resultate für Relais A.

Tabelle 6-22 Impedanzabweichung vom elektrischen Zentrum

ZTotal / Ωsekundär Aktivierte Zone Leitung A2 Elektrisches Abweichung Äußeres Ende


in Relais A Zentrum mit 10 % Span- des elektri-
(gesehen von nungshöhen- schen Zent-
Relais A) / Unterschied / rums / Ωsekundär
Ωsekundär Ωsekundär
50 + 70 Ω Zone 1 In Betrieb -10 Ω -6 Ω -16 Ω
30 + 35 Ω Zone 2 Offen -2,5 Ω -3,25 Ω -5,75 Ω
110 + 30 Ω Zone 1 In Betrieb 40 Ω 7Ω 47 Ω
60 + 15 Ω Zone 2 Offen 22,5 Ω 3,75 Ω 26,25 Ω

Bild 6-559 zeigt die äußeren Enden des elektrischen Zentrums für Relais A, Zone 2 (Leitung A2 ist offen) mit
den möglichen Pendelungsimpedanzorten.

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6.58 Außertrittfallschutz

[dwimpelo-070611-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-559 Pendelungsimpedanzorte und äußere Enden des elektrischen Zentrums für Relais A (Leitung
A2 offen)

Damit die Pendelzone in Bild 6-559 die dargestellten Pendelverläufe sicher abdeckt, werden die Zonengrenzen
X oben und unten wie folgt berechnet, um die ermittelten äußeren elektrischen Zentren in Tabelle 6-22 sicher
abzudecken. Der Sicherheitsabstand beträgt die Hälfte der Strecke zwischen den ermittelten Zentren. Applika-
tionsabhängig kann eine andere Formel eingesetzt werden, damit die Geometrie der Zone den Anforderungen
gerecht wird:

[foznengr-310111-01.tif, 1, de_DE]

Basierend hierauf zeigt Tabelle 6-23 die Zonengrenze X-Einstellung für Relais A.

Tabelle 6-23 jX-Einstellung der Zonen

Aktivierte Zone Leitung A2 Extremstes Extremstes Zonengrenze Zonengrenze


in Relais A elektrisches elektrisches X oben X unten
Zentrum 1. Zentrum 3.
Quadrant Quadrant
Zone 1 In Betrieb 47 Ω -16 Ω 78,5 Ω -47,5 Ω
Zone 2 Offen 26,25 Ω -5,75 Ω 42,25 Ω -21,75 Ω

Für die Bestimmung der Zonengrenze R muss der Modus der Außertrittfall-Auslösung berücksichtigt
werden:

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6.58 Außertrittfallschutz

• Bei einer Außertrittfall-Auslösung beim Eintritt muss die R-Einstellung gleich dem kleinsten Wert sein, der
auftreten kann, wenn die Pendelung den transienten Stabilitätsgrenzwinkel erreicht.

• Bei einer Außertrittfall-Auslösung beim Überschreiten der Symmetrieachse ist die R-Einstellung weniger
kritisch. Sie kann auf das 0,9-fache der minimalen stabilen Lastimpedanz oder das 0,25-fache des
Abstands zwischen den Zonengrenze X-Werten gelegt werden. Beachten Sie, dass der Leistungsschalter
nach dem Schalten einer sehr starken Erholungsspannung ausgesetzt ist.

• Bei einer Außertrittfall-Auslösung beim Austritt wird die R-Einstellung danach bestimmt, wie lange nach
Überschreiten der Symmetrieachse (180°-Bedingung) der Auslösebefehl erfolgen soll. Die R-Einstellung
kann basierend auf dem aktuell parametrierten Pendelortwinkel berechnet werden.
Im Beispiel soll eine Auslösung bei Eintritt in die Zone erfolgen. Daher müssen Sie die R-Einstellung mit
Hilfe des transienten Stabilitätsgrenzwinkels δ berechnen. Basierend auf dem maximalen Übertragungswinkel
während stabiler Betriebsbedingungen berechnet sich der transiente Stabilitätsgrenzwinkel wie folgt:
Transienter Stabilitätswinkel = 180 - maximaler Übertragungswinkel.
In den meisten Fällen kann ein maximaler Übertragungswinkel von 60° angenommen werden. Daraus folgt
ein transienter Stabilitätsgrenzwinkel δ von 120°.
Um sicherzustellen, dass die R-Einstellung nicht zu groß ist, muss sie anhand der minimalen Quellenimpe-
danzen bestimmt werden. Die minimalen Quellenimpedanzen (mit geschlossener/offener Leitung A2) für
Relais A sind in Tabelle 6-24 dargestellt.

Tabelle 6-24 Berechnete R-Einstellwerte

Bedingung Aktivierte Zone Leitung A2 Impedanz in Impedanz in Zonengrenze


in Relais A Richtung Quelle Richtung Quelle R-Einstellung
A C
Starke Quelle A Zone 1 In Betrieb 50 Ω 30 Ω 23,1 Ω
Starke Quelle C Zone 2 Offen 30 Ω 15 Ω 13,0 Ω

[dwreinst-210211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-560 Berechnung der R-Einstellung mit minimalen Quellenimpedanzen (Leitung A2 in Betrieb, Zone
1)

[forfmel1-310111-01.tif, 1, de_DE]

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6.58 Außertrittfallschutz

Bestimmen des Drehwinkels der Kennlinie


Im Netz haben nicht alle Impedanzen den gleichen Winkel. Stellen Sie den Drehwinkel gleich dem Impedanz-
winkel der Gesamtimpedanz zwischen den beiden Quellen ein (Summe der Impedanzen von Netz A und Netz
C). In diesem Beispiel wird der typische Winkel von 85° für Übertragungsstrecken verwendet.
(_:3691:102) Drehwinkel = 85°

Zählen der Pendelung


Bei dieser Anwendung soll die Pendelauslösung sofort bei Eintritt erfolgen. Die Anzahl der Pendelungen wird
daher auf 1 eingestellt:
(_:3691:107) Anzahl Pendelungen = 1
Die Pendelauslösung soll selektiv abschalten, damit die Sammelschiene mit dem einspeisenden Netz
verbunden bleibt. In Bild 6-561 und Bild 6-562 wird in Abhängigkeit des Energieflusses der Pendelimpedanz-
verlauf für Relais C und A gezeigt. Die Pendelauslösung soll selektiv das Netz abkuppeln, das Energie von der
Sammelschiene bezieht. Daher erfolgt die Pendelauslösung bei Eintritt von rechts. In Bild 6-561 wird dann die
Leitung A1 durch Relais A mit der Pendelauslösung von der Sammelschiene getrennt. Netz C bleibt mit den
Leitungen C1 und C2 an der Sammelschiene verbunden und speist die dort verbundene Last.
(_:3691:108) Zählen bei = Eintritt rechts

[dwenergc-020211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-561 Richtung des Pendelungsimpedanzortes mit Energietransfer von Netz C zu Netz A

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6.58 Außertrittfallschutz

[dwenerga-020211-01.tif, 1, de_DE]

Bild 6-562 Richtung des Pendelungsimpedanzortes mit Energietransfer von Netz A zu Netz C

In Bild 6-562 ist der Energiefluss umgekehrt. Die Außertrittfall-Auslösung muss an den Leitungen C1 und C2
erfolgen. Netz A bleibt in diesem Fall mit der lokalen Last an der Sammelschiene verbunden.

Einstellung der Zeitglieder

• Empfohlener Einstellwert (_:3691:101) Wiedereintrittszeit = 20 s


Mit dem Parameter Wiedereintrittszeit legen Sie die Rücksetzbedingung des Zählers fest. Wenn der
Zähler hochgezählt wurde und innerhalb der Wiedereintrittszeit kein erneutes Durchpendeln auftritt, wird der
Pendelzähler auf 0 zurückgesetzt. Unter der Annahme langsamer Pendelungen von ca. 0,2 Hz (entspricht 5 s
Periodendauer) bietet der Einstellwert von 20 s ausreichend Sicherheit.

• Empfohlener Einstellwert (_:3691:100) Meldezeit = 0,05 s


Mit dem Parameter Meldezeit legen Sie fest, wie lange eine binäre Meldung (Hochzählen oder Pendelrich-
tung) z.B. über Kontakt ansteht. Die Zeit richtet sich nach der Geschwindigkeit von nachfolgenden Auswer-
teeinheiten. Ein Wert zwischen 50 ms und 100 ms reicht bei schneller Weiterverarbeitung aus.

6.58.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:101 Allgemein:I1<Schw. 10 % bis 400 % 20 %
blockiert Zone
_:2311:100 Allgemein:I2>Schw. 5 % bis 500 % 20 %
blockiert Zone

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Zone 1
_:3691:1 Zone 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:3691:2 Zone 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:3691:103 Zone 1:Zonengrenze R 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 2,000Ω
_:3691:104 Zone 1:Zonengrenze X 1A 0,100 Ω bis 600,000 Ω 10,000 Ω
oben 5A 0,020 Ω bis 120,000 Ω 2,000 Ω
_:3691:105 Zone 1:Zonengrenze X 1A -600,000 Ω bis 600,000 Ω -10,000 Ω
unten 5A -120,000 Ω bis 120,000 Ω -2,000 Ω
_:3691:102 Zone 1:Drehwinkel 60,0 ° bis 90,0 ° 90,0 °
_:3691:108 Zone 1:Zählen bei • Austritt Austritt
• Achse
• Eintritt
• Austritt links
• Austritt rechts
• Achse von links
• Achse von rechts
• Eintritt links
• Eintritt rechts
_:3691:107 Zone 1:Anzahl Pende- 1 bis 20 1
lungen
_:3691:101 Zone 1:Wiedereintritts- 0,00 s bis 60,00 s 20,00 s
zeit
_:3691:100 Zone 1:Meldezeit 0,00 s bis 60,00 s 0,05 s

6.58.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:300 Allgemein:Zone blockiert SPS O
_:2311:302 Allgemein:I1< Blockierung SPS O
_:2311:301 Allgemein:I2> Blockierung SPS O
Zone 1
_:3691:81 Zone 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:3691:54 Zone 1:Nicht wirksam SPS O
_:3691:52 Zone 1:Zustand ENS O
_:3691:53 Zone 1:Bereitschaft ENS O
_:3691:55 Zone 1:Anregung ACD O
_:3691:56 Zone 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:3691:57 Zone 1:Auslösung ACT O
_:3691:300 Zone 1:Zählerstand erreicht SPS O
_:3691:301 Zone 1:Außertrittfall SPS O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.58 Außertrittfallschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:3691:302 Zone 1:Pendelung von links SPS O
_:3691:303 Zone 1:Pendelung von rechts SPS O
_:3691:304 Zone 1:Anzahl Pendelungen INS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

6.59.1 Einschaltstromerkennung

6.59.1.1 Funktionsübersicht
Die Funktion Einschaltstromerkennung

• Erkennt einen Einschaltvorgang an Transformatoren

• Erzeugt ein Blockiersignal für Schutzfunktionen, die das Schutzobjekt Transformator schützen oder für
Schutzfunktionen, die durch Einschaltvorgänge von Transformatoren unerwünscht beeinflusst werden

• Ermöglicht eine empfindliche Einstellung der Schutzfunktionen


Folgende Schutzfunktionen werten das Blockiersignal aus

• Überstromzeitschutz mit einem Ansprechwert unterhalb des maximal möglichen Einschaltstroms

• Gegensystemschutz als empfindlicher Reserveschutz für Transformatoren

• Distanzschutz bei über den Transformator gestaffelten Impedanzstufen

6.59.1.2 Struktur der Funktion


Die Funktion Einschaltstromerkennung ist keine eigene Schutzfunktion. Sie sendet bei einem Einschalt-
vorgang eines Transformators ein Blockiersignal an andere Schutzfunktionen. Aus diesem Grund muss die
Einschaltstromerkennung in der gleichen Funktionsgruppe liegen, wie die Funktionen, die zu blockieren sind.
Das folgende Bild zeigt die Einbettung der Funktion. Der Einstellparameter Blk. b. Einschaltstromerk.
stellt die Verbindung zwischen der Einschaltstromerkennung und den zu blockierenden Funktionen her. Wenn
der Parameter auf ja steht, ist die Verbindung wirksam.
Als Trigger-Signal zur Synchronisierung der internen Messverfahren wird eine Sprungerkennung oder die
Schwellwertüberschreitung der zu blockierenden Funktionen benutzt.
Die Sprungerkennung reagiert auf eine Stromänderung. Die Schwellwertüberschreitung wird aufgrund einer
internen Anregung der zu blockierenden Schutzfunktion erkannt.

[dw_irsh01, 1, de_DE]

Bild 6-563 Struktur/Einbettung der Funktion

6.59.1.3 Funktionsbeschreibung
Die Funktion Einschaltstromerkennung wertet das Trigger-Signal der Sprungerkennung oder die Schwell-
wertüberschreitung der zu blockierenden Funktion in einer Startlogik aus und synchronisiert die Messver-
fahren. Zur sicheren Erfassung von Einschaltvorgängen verwendet die Funktion die Messverfahren Harmoni-
sche Analyse und CWA-Verfahren (Stromkurvenformanalyse). Die beiden Verfahren arbeiten parallel und
verknüpfen das Ergebnis durch ein logisches ODER.
Wenn Sie nur mit einem Verfahren arbeiten wollen, deaktivieren Sie das andere Verfahren über die Parameter
Blockierung mit 2. Harm. oder Blockierung mit CWA .

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

[lo_inru_02, 3, de_DE]

Bild 6-564 Grundstruktur der Einschaltstromerkennung

Harmonische Analyse
Bei diesem Messverfahren wird für jeden der Leiterströme IL1, IL2 und IL3 der Anteil der 2. Harmonischen und
der Grundschwingung (1. Harmonische) ermittelt und daraus der Quotient I2.Harm / I1.Harm gebildet. Wenn dieser
Quotient den eingestellten Schwellwert überschreitet, wird ein phasenselektives Signal abgesetzt.
Wenn 75 % des eingestellten Schwellwertes unterschritten werden, führt dies zu einem Anregerückfall (Rück-
fallverhältnis = 0,75).

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

[lo_inrush_10, 1, de_DE]

Bild 6-565 Logik der Funktion Harmonische Analyse (T = 1 Periode)

CWA-Verfahren (Current Wave shape Analysis = Stromkurvenformanalyse)


Das CWA-Verfahren führt eine Kurvenformanalyse der Leiterströme IL1, IL2 und IL3 durch. Wenn alle 3
Leiterströme zum gleichen Zeitpunkt flache Bereiche aufweisen, wird das Signal Einschaltstromerkennung
abgesetzt. Dieses Signal gilt für alle 3 Leiter gleichzeitig. Das folgende Bild zeigt einen typischen Einschaltst-
romverlauf, bei dem die gleichzeitig auftretenden flachen Bereiche deutlich zu erkennen sind.

[dw_inrush_03, 1, de_DE]

Bild 6-566 Einschaltstromverlauf

Das folgende Bild zeigt das Logikdiagramm des CWA-Verfahrens.


Aus dem aktuellen Grundschwingungsstrom (1. Harmonische) wird der Schwellwert zur Identifikation der
flachen Bereiche über einen internen Faktor abgeleitet.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

[lo_inrush_05, 1, de_DE]

Bild 6-567 Logik der Funktion CWA-Verfahren (T = 1 Periode)

Logik der Einschaltstromerkennung


Das nachfolgende Logikdiagramm zeigt die Verknüpfung der beiden Messverfahren Harmonische Analyse
und CWA-Verfahren.
Die Crossblock-Funktion beeinflusst das Verfahren Harmonische Analyse. Wenn Sie den Parameter Cross-
Blockierung auf ja gestellt haben, erhalten Sie bei Schwellwertüberschreitung eines Leiterstroms eine
Blockiermeldung für alle 3 Leiterströme und den gemessenen oder berechneten Nullstrom (I2.Harm / I1.Harm). Die
Crossblock-Funktion arbeitet zeitgesteuert über ein Zeitglied. Parametrieren Sie die Zeit abhängig von der zu
erwartenden Einschaltdauer über den Parameter Dauer der Crossblock..
Wenn der Leiterstrom den maximal zulässigen Strom Betriebsgrenze Imax überschreitet, wird die
Einschaltstromerkennung blockiert.

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6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

[lo_inrush_12, 2, de_DE]

Bild 6-568 Logikdiagramm der Einschaltstromerkennung

6.59.1.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Betriebsgrenze Imax

• Empfohlener Einstellwert (_:106) Betriebsgrenze Imax = 7,5 A


Mit dem Parameter Betriebsgrenze Imax legen Sie fest, bei welchem Strom die Einschaltstromer-
kennung intern blockiert wird. Stellen Sie den Wert größer ein als den Effektivwert des maximalen
Einschaltstromes des Transformators. Ein praktikabler Wert ist der 7,5-fache Transformatornennstrom.

Parameter: Blockierung mit CWA

• Empfohlener Einstellwert = (_:111) Blockierung mit CWA = ja

Parameterwert Beschreibung
ja CWA-Verfahren aktiviert.
nein CWA-Verfahren deaktiviert.

Parameter: Blockierung mit 2. Harm.

• Empfohlener Einstellwert (_:110) Blockierung mit 2. Harm. = ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

Parameterwert Beschreibung
ja Verfahren Harmonische Analyse aktiviert.
nein Verfahren Harmonische Analyse deaktiviert

HINWEIS

i Beachten Sie, dass mindestens ein Verfahren aktiviert sein muss. Siemens empfiehlt, die empfohlenen
Einstellwerte beizubehalten.

Parameter: Anteil 2. Harmonische

• Empfohlener Einstellwert (_:102) Anteil 2. Harmonische = 15 %


Mit dem Parameter Anteil 2. Harmonische legen Sie den Ansprechwert der Funktion Harmonische
Analyse fest. Der Einstellwert 15 % ist für die Mehrzahl von Transformatoren praktikabel.

Parameter: Cross-Blockierung

• Empfohlener Einstellwert (_:112) Cross-Blockierung = nein

Parameterwert Beschreibung
nein Durch das bei der Einschaltstromerkennung parallel wirkende CWA-
Verfahren ist die Funktion standardmäßig nicht aktiviert.
ja Wenn bei den Einschaltversuchen während der Inbetriebnahme eine Unter-
funktion der Einschaltstromerkennung festgestellt wird, stellen Sie den
Parameter Cross-Blockierung auf ja.

Parameter: Dauer der Crossblock.

• Voreinstellwert (_:109) Dauer der Crossblock. = 0,06 s


Mit dem Parameter Dauer der Crossblock. legen Sie die zeitliche Dauer der Blockierung fest. Der
Voreinstellwert von 0,06 s (ca. 3 Perioden) hat sich als praktikabel erwiesen. Stellen Sie die Zeit so
kurz wie möglich ein und überprüfen Sie den Wert während der Einschaltversuche. Der Parameter Dauer
der Crossblock. ist bei Cross-Blockierung = nein inaktiv.

Parameter: Störschreibung starten

• Voreinstellwert (_:114) Störschreibung starten = ja


Mit dem Parameter Störschreibung starten legen Sie fest, ob bei Anregung der Einschaltstromer-
kennung ein Störschrieb gestartet werden soll. Die folgenden Einstellungen sind möglich:

Parameterwert Beschreibung
nein Mit der Anregung startet keine Fehleraufzeichnung.
ja Mit der Anregung startet die Fehleraufzeichnung. Bei einer Blockierung
der Schutzfunktion durch die Einschaltstromerkennung, wird trotzdem eine
Fehleraufzeichnung gestartet.

6.59.1.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Einschaltstr.erk.
_:1 Einschaltstr.erk.:Modus • aus ein
• ein
• Test

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6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:106 Einschaltstr.erk.:Betriebs 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 7,500 A
grenze Imax 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 37,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 7,500 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 37,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 7,500 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 37,500 A
_:111 Einschaltstr.erk.:Blockie- • nein ja
rung mit CWA
• ja
_:110 Einschaltstr.erk.:Blockie- • nein ja
rung mit 2. Harm.
• ja
_:102 Einschaltstr.erk.:Anteil 2. 10 % bis 45 % 15 %
Harmonische
_:112 Einschaltstr.erk.:Cross- • nein nein
Blockierung
• ja
_:109 Einschaltstr.erk.:Dauer 0,03 s bis 200,00 s 0,06 s
der Crossblock.
_:114 Einschaltstr.erk.:Stör- • nein ja
schreibung starten
• ja

6.59.1.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Einschaltstr.erk.
_:81 Einschaltstr.erk.:>Blockierung Stufe SPS I
_:54 Einschaltstr.erk.:Nicht wirksam SPS O
_:52 Einschaltstr.erk.:Zustand ENS O
_:53 Einschaltstr.erk.:Bereitschaft ENS O
_:300 Einschaltstr.erk.:2.Harmonische L1 SPS O
_:301 Einschaltstr.erk.:2.Harmonische L2 SPS O
_:302 Einschaltstr.erk.:2.Harmonische L3 SPS O
_:305 Einschaltstr.erk.:CWA SPS O
_:306 Einschaltstr.erk.:Cross-Blockierung SPS O
_:55 Einschaltstr.erk.:Anregung ACD O

6.59.2 2. Harmonische Erkennung Erde

6.59.2.1 Funktionsübersicht
Die Funktion 2. Harmonische Erkennung Erde:

• Erkennt den Anteil der 2. Harmonischen im Sternpunkt-Leiterstrom IN oder im berechneten Null-


strom 3I0

• Erzeugt ein Blockiersignal für Schutzfunktionen, die den Sternpunkt-Leiterstrom IN oder den berechneten
Nullstrom 3I0 als Messwert nutzen

• Ermöglicht eine empfindliche Einstellung der Schutzfunktionen

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

Folgende Schutzfunktionen werten das Blockiersignal aus:

• Überstromzeitschutz, Erde

• Gerichtete empfindliche Erdschlusserfassung

• Ungerichtete empfindliche Erdschlusserfassung

6.59.2.2 Struktur der Funktion


Die Funktion 2. Harmonische Erkennung Erde ist keine eigene Schutzfunktion. Sie sendet bei einem
Einschaltvorgang eines Transformators ein Blockiersignal an andere Schutzfunktionen. Aus diesem Grund
muss die Funktion 2. Harmonische Erkennung Erde in der gleichen Funktionsgruppe liegen, wie die Funkti-
onen, die zu blockieren sind.

6.59.2.3 Funktionsbeschreibung

Logik

[lo_2harm_detec_gnd, 2, de_DE]

Bild 6-569 Logik der 2. Harmonischen Erkennung Erde

Harmonische Analyse
Bei diesem Messverfahren wird für den Sternpunkt-Leiterstrom IN oder den berechneten Nullstrom 3I0 der
Anteil der 2. Harmonischen und der Grundschwingung (1. Harmonische) ermittelt und daraus der Quotient
I2.Harm./I1.Harm. gebildet. Wenn dieser Quotient den eingestellten Schwellwert überschreitet, wird ein Blockier-
signal abgesetzt.

HINWEIS

i Während einer Wandlersättigung darf der hohe Anteil an der 2. Harmonischen im Erdstrom nicht zum
Anregen der Funktion führen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

HINWEIS

i Wenn der Erdstrom im Falle eines empfindlichen Wandlers gemessen wird und der gemessene Wert die
Sättigungsschwelle von 1,6 ⋅ IN überschreitet, wird auf den berechneten 3I0 Wert umgeschaltet.

[lo_harmon-analyse, 1, de_DE]

Bild 6-570 Logik der Funktion Harmonische Analyse

6.59.2.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messwert

• Voreinstellwert = (_:9) Messwert = IN gemessen

Parameterwert Beschreibung
IN gemessen Die Funktion wertet den gemessenen Sternpunkt-Leiterstrom IN aus.
3I0 berechnet Die Funktion wertet den berechneten Nullstrom 3I0 aus.

Parameter: Anteil 2. Harmonische

• Voreinstellwert (_:102) Anteil 2. Harmonische = 15 %


Mit dem Parameter Anteil 2. Harmonische legen Sie fest, bei welchem prozentualen Anteil der 2.
Harmonischen in IN gemessen oder 3I0 berechnet die Einschaltstromerkennung intern blockiert wird.

6.59.2.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


2.Harm. Erk. E
_:1 2.Harm. Erk. E:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:9 2.Harm. Erk. E:Messwert • 3I0 berechnet IN gemessen
• IN gemessen
_:102 2.Harm. Erk. E:Anteil 2. 10 % bis 45 % 15 %
Harmonische

6.59.2.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
2.Harm. Erk. E
_:81 2.Harm. Erk. E:>Blockierung Stufe SPS I

1562 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:51 2.Harm. Erk. E:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 2.Harm. Erk. E:Nicht wirksam SPS O
_:52 2.Harm. Erk. E:Zustand ENS O
_:53 2.Harm. Erk. E:Bereitschaft ENS O
_:55 2.Harm. Erk. E:Anregung ACD O

6.59.3 2. Harmonische Erkennung 1-phasig

6.59.3.1 Funktionsübersicht
Die Funktion 2. Harmonische Erkennung 1-phasig:

• Erkennt den Anteil der 2. Harmonischen eines 1-phasigen Stromes

• Erzeugt ein Blockiersignal für Schutzfunktionen, die diesen 1-phasigen Strom als Messwert nutzen

• Ermöglicht eine empfindliche Einstellung der Schutzfunktionen


Folgende Schutzfunktionen werten das Blockiersignal aus:

• Überstromzeitschutz, 1-phasig

6.59.3.2 Struktur der Funktion


Die Funktion 2. Harmonische Erkennung 1-phasig ist keine eigene Schutzfunktion. Sie sendet bei einem
Einschaltvorgang eines Transformators ein Blockiersignal an andere Schutzfunktionen. Aus diesem Grund
muss die Funktion 2. Harmonische Erkennung 1-phasig in der gleichen Funktionsgruppe liegen, wie die
Funktion Einschaltstromerkennung und die Funktionen, die zu blockieren sind.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

6.59.3.3 Funktionsbeschreibung

Logik

[lo_2harm_detec_1ph, 2, de_DE]

Bild 6-571 Logik der 2. Harmonischen Erkennung 1-phasig

Harmonische Analyse
Bei diesem Messverfahren wird für den 1-phasigen Strom der Anteil der 2. Harmonischen und der Grund-
schwingung (1. Harmonische) ermittelt und daraus der Quotient I2.Harm./I1.Harm. gebildet. Wenn dieser Quotient
den eingestellten Schwellwert überschreitet, wird ein Blockiersignal abgesetzt.

HINWEIS

i Während einer Wandlersättigung darf der hohe Anteil an der 2. Harmonischen im 1-phasigen Strom nicht
zum Anregen der Funktion führen.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.59 Einschaltstrom- und 2. Harmonische Erkennung

[lo_harmon-analyse_1ph, 1, de_DE]

Bild 6-572 Logik der Funktion Harmonische Analyse

6.59.3.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Anteil 2. Harmonische

• Voreinstellwert (_:102) Anteil 2. Harmonische = 15 %


Mit dem Parameter Anteil 2. Harmonische legen Sie fest, bei welchem prozentualen Anteil der 2.
Harmonischen die Einschaltstromerkennung intern blockiert wird.

6.59.3.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


2.Hm. Erk. 1ph
_:1 2.Hm. Erk. 1ph:Modus • aus ein
• ein
• Test
_:102 2.Hm. Erk. 1ph:Anteil 2. 10 % bis 45 % 15 %
Harmonische

6.59.3.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
2.Hm. Erk. 1ph
_:81 2.Hm. Erk. 1ph:>Blockierung Stufe SPS I
_:51 2.Hm. Erk. 1ph:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 2.Hm. Erk. 1ph:Nicht wirksam SPS O
_:52 2.Hm. Erk. 1ph:Zustand ENS O
_:53 2.Hm. Erk. 1ph:Bereitschaft ENS O
_:55 2.Hm. Erk. 1ph:Anregung ACD O

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

6.60.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig (ANSI 32):

• Erkennt je nach Einstellung ein Über- oder Unterschreiten einer eingestellten Wirkleistungs- oder Blind-
leistungsschwelle

• Überwacht vereinbarte Leistungsgrenzen und setzt Warnmeldungen ab

• Erfasst eine Rückspeisung sowohl von Wirk- als auch Blindleistung im Netz oder an elektrischen
Maschinen

• Erkennt leerlaufende Maschinen (Motoren, Generatoren) und setzt eine entsprechende Meldung zur
Stillsetzung ab

• Kann in beliebige Automatisierungslösungen eingebunden werden, z.B. wenn ganz bestimmte Leistungs-
bänder überwacht werden sollen (logische Weiterverarbeitung im CFC)

6.60.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig kann in Funktionsgruppen eingefügt werden, die Spannungs-
und Strommesswerte der 3 Phasen zur Leistungsberechnung zur Verfügung stellen.
Die Funktion Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig ist werkseitig mit je einem Stufentyp einer Wirkleistungsstufe
und einer Blindleistungsstufe vorkonfiguriert. Folgende Stufentypen sind vorkonfiguriert:

• Leistung P>

• Leistung Q>

• Leistung P<

• Leistung Q<
Innerhalb der Funktion lassen sich maximal 4 Wirkleistungsstufen und 4 Blindleistungsstufen gleichzeitig
betreiben. Die Stufen sind identisch aufgebaut.

[dw_GPP 3-phase structure, 2, de_DE]

Bild 6-573 Struktur/Einbettung der Funktion

Logische Verknüpfung der Ausgangssignale


Die Auslösemeldungen der Wirk- und Blindleistungsstufe(n) können im CFC logisch verknüpft werden. Wenn
in der Wirk- und in der Blindleistungsstufe eine Auslösemeldung vorliegt, wird eine Alarmmeldung erzeugt.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

[lo_GPP operate indication logical comb, 2, de_DE]

Bild 6-574 Logische Verknüpfung der Auslösemeldungen im CFC

6.60.3 Stufe Wirkleistung

Logik einer Stufe

[lo_3-phase active power, 3, de_DE]

Bild 6-575 Logikdiagramm einer Stufe Wirkleistung (Stufentyp: Leistung P<)

Messwert
Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, welcher Leistungsmesswert von der Stufe ausgewertet wird.
Mögliche Einstellwerte sind Mitsystemleistung und die phasenselektiven Leistungen Leistung von
L1, Leistung von L2 oder Leistung von L3.

Anregekennlinie
Mit dem Typ der Stufe legen Sie fest, ob die Stufe als größer Stufe (Stufentyp: Leistung P>) oder als kleiner
Stufe (Stufentyp: Leistung P<) arbeitet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1567
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

Mit dem Parameter Schwellwert legen Sie die Ansprechschwelle der Stufe fest. Mit dem Parameter
Neigung Leistungsgerade legen Sie die Neigung der Anregekennlinie fest. Die Definition der Vorzeichen
entnehmen Sie dem folgenden Bild.

[dw_tilt-power active power, 2, de_DE]

Bild 6-576 Neigung der Leistungsgeraden

Anregung
Die Stufe vergleicht den ausgewählten Leistungswert mit dem eingestellten Schwellwert. Abhängig vom
Typ der Stufe (Leistung P> oder Leistung P<) führt ein Über- oder Unterschreiten des Schwellwertes zur
Anregung.

Rückfallverzögerung
Der Anregerückfall bei Unterschreiten der Rückfallschwelle lässt sich verzögern. Die Anregung wird um die
eingestellte Zeit gehalten. Die Verzögerungszeit der Auslösung (Parameter Auslöseverzögerung) läuft
weiter. Wenn die Auslöseverzögerung abgelaufen ist, löst die Stufe aus.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird eine angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind
möglich:

• Von intern oder extern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe.

• Die Frequenz ist kleiner oder gleich 10 Hz.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

6.60.4 Stufe Blindleistung

Logik einer Stufe

[lo_3phase reactive power, 3, de_DE]

Bild 6-577 Logikdiagramm einer Stufe Blindleistung (Stufentyp: Leistung Q<)

Messwert
Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, welcher Leistungsmesswert von der Stufe verarbeitet wird.
Mögliche Einstellwerte sind Mitsystemleistung und die phasenselektiven Leistungen Leistung von
L1, Leistung von L2 oder Leistung von L3.

Anregekennlinie
Mit dem Typ der Stufe legen Sie fest, ob die Stufe als größer Stufe (Stufentyp: Leistung Q>) oder als kleiner
Stufe (Stufentyp: Leistung Q<) arbeitet.
Mit dem Parameter Schwellwert legen Sie die Ansprechschwelle der Stufe fest. Mit dem Parameter
Neigung Leistungsgerade legen Sie die Neigung der Anregekennlinie fest. Die Definition der Vorzeichen
entnehmen Sie dem folgenden Bild.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

[dw_tilt-power reactive power, 2, de_DE]

Bild 6-578 Neigung der Leistungsgeraden

Anregung
Die Stufe vergleicht den ausgewählten Leistungswert mit dem eingestellten Schwellwert. Abhängig vom
Typ der Stufe (Leistung Q> oder Leistung Q<) führt ein Über- oder Unterschreiten des Schwellwertes zur
Anregung.

Rückfallverzögerung
Der Anregerückfall bei Unterschreiten der Rückfallschwelle lässt sich verzögern. Die Anregung wird um die
eingestellte Zeit gehalten. Die Verzögerungszeit der Auslösung (Parameter Auslöseverzögerung) läuft
weiter. Wenn die Auslöseverzögerung abgelaufen ist, löst die Stufe aus.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Die Blockierung der Stufe ist von extern oder
intern über das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe möglich.

6.60.5 Anwendungsbeispiel

Die Einstellung der Funktion wird am Beispiel eines Wirk-/Blindleistungsbereiches erläutert. Wenn der
komplexe Leistungszeiger sich innerhalb des Leistungsbereichs befindet (in Bild 6-579 durch Kennlinien
definierter Auslösebereich), wird eine Alarmmeldung abgesetzt. Hierzu müssen Sie im CFC eine UND-Verknüp-
fung der Stufenmeldungen von Wirk- und Blindleistungsstufe vornehmen. Die verwendete Funktion ist die
3-phasige Leistungsmessung. Bild 6-579 zeigt die Schwellwerte und die Lage der Kennlinien im PQ-Diagramm.

1570 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

[dw_GPP PQ diagram, 2, de_DE]

Bild 6-579 Anregewerte und Kennlinien

6.60.6 Einstellhinweise Wirkleistungsstufe

Stufentyp
Im Beispiel soll das Unterschreiten der Wirkleistung überwacht werden. Arbeiten Sie in der Funktion Leis-
tungsschutz (P, Q) 3-phasig mit dem Stufentyp Leistung P<.

Parameter: Messwert

• Empfohlener Einstellwert (_:6271:105) Messwert = Mitsystemleistung


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, welcher Leistungsmesswert ausgewertet wird. Bei einer 3-
phasigen Messung empfiehlt Siemens die Auswertung der Mitsystemleistung.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:6271:3) Schwellwert = 0 %


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Ansprechschwelle der Wirkleistungsstufe ein. Im Beispiel
verläuft die Ansprechgerade durch den Koordinatenursprung. Stellen Sie den Parameter Schwellwert auf
0 % ein.

HINWEIS

i Bei der Verwendung von mehreren Parametergruppen berücksichtigen Sie Folgendes:

• Der Schwellwert einer Stufe muss in allen Parametergruppen dasselbe Vorzeichen haben.

• Es ist nicht zulässig, von einem positiven Schwellwert zu einem negativen Schwellwert oder umge-
kehrt zu wechseln. DIGSI meldet entsprechend eine Inkonsistenz.

• Wenn Sie das Vorzeichen des Schwellwerts einer Stufe in einer zusätzlichen Parametergruppe ändern
möchten, instanziieren Sie eine neue Stufe und aktivieren Sie diese. Wenn die neue Stufe in einer
anderen Parametergruppe nicht wirksam sein soll, deaktivieren Sie die Stufe dort.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:6271:101) Rückfallverhältnis = 1,05


Eine Hysterese von 5 % ist für die meisten Anwendungen ausreichend. Damit ergibt sich für die kleiner Stufe
ein Einstellwert von 1,05.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

Parameter: Neigung Leistungsgerade

• Empfohlener Einstellwert (_:6271:103) Neigung Leistungsgerade = +70


Mit dem Parameter Neigung Leistungsgerade können Sie die Anregekennlinie neigen. Im Beispiel ist
eine Neigung erforderlich. Der Einstellwert beträgt +70° (siehe Vorzeichendefinition in Bild 6-576).

Parameter: Rückfallverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:6271:7) Rückfallverzögerung = 20 ms


Mit dem Parameter Rückfallverzögerung kann die Anregung bei kurzzeitigem Unterschreiten des
Schwellwertes gehalten werden. Um ein sogenanntes Klappern der Funktion zu verhindern, ist eine Verzöge-
rung bei sehr kleinen Anregewerten erforderlich. Im Beispiel beträgt der Einstellwert 20 ms.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:6271:6) Auslöseverzögerung = 100 ms


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden. Im konkreten Fall wurde
ein Einstellwert von 100 ms gewählt.

6.60.7 Einstellhinweise Blindleistungsstufe

Stufentyp
Im Beispiel soll das Unterschreiten der Blindleistung überwacht werden. Arbeiten Sie in der Funktion Leis-
tungsschutz (P, Q) 3-phasig mit dem Stufentyp Leistung Q<.

Parameter: Messwert

• Empfohlener Einstellwert (_:6331:105) Messwert = Mitsystemleistung


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, welcher Leistungsmesswert ausgewertet wird. Bei einer 3-
phasigen Messung empfiehlt Siemens die Auswertung der Mitsystemleistung.

Parameter: Schwellwert

• Empfohlener Einstellwert (_:6331:3) Schwellwert = 0 %


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Ansprechschwelle der Blindleistungsstufe ein. Im Beispiel
verläuft die Ansprechgerade durch den Koordinatenursprung. Stellen Sie den Parameter Schwellwert auf
0 % ein.

HINWEIS

i Bei der Verwendung von Parametergruppen berücksichtigen Sie Folgendes:

• Der Schwellwert einer Stufe muss in allen Parametergruppen dasselbe Vorzeichen haben.

• Es ist nicht zulässig, von einem positiven zu einem negativen Schwellwert und umgekehrt zu wech-
seln. DIGSI meldet entsprechend eine Inkonsistenz.

• Wenn Sie das Vorzeichen des Schwellwerts einer Stufe in einer zusätzlichen Parametergruppe ändern
möchten, instanziieren Sie eine neue Stufe und geben Sie sie frei. Wenn die neue Stufe in einer
anderen Parametergruppe nicht wirken soll, deaktivieren Sie die Stufe dort.

Parameter: Rückfallverhältnis

• Empfohlener Einstellwert (_:6331:101) Rückfallverhältnis = 0,95


Eine Hysterese von 5 % ist für die meisten Anwendungen ausreichend. Damit ergibt sich für die kleiner Stufe
ein Einstellwert von 0,95.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

Parameter: Neigung Leistungsgerade

• Empfohlener Einstellwert (_:6331:103) Neigung Leistungsgerade = +20


Mit dem Parameter Neigung Leistungsgerade können Sie die Anregekennlinie neigen. Im Beispiel (siehe
Bild 6-579) ist die Leistungsgerade um 20° geneigt. Stellen Sie den Parameter Neigung Leistungsgerade
auf +20° ein (siehe Vorzeichendefinition in Bild 6-578).

Parameter: Rückfallverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:6331:7) Rückfallverzögerung = 20 ms


Mit dem Parameter Rückfallverzögerung kann die Anregung bei kurzzeitigem Unterschreiten des
Schwellwertes gehalten werden. Um ein sogenanntes Klappern der Funktion zu verhindern, ist eine Verzöge-
rung bei sehr kleinen Anregewerten erforderlich. Im Beispiel beträgt der Einstellwert 20 ms.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Empfohlener Einstellwert (_:6331:6) Auslöseverzögerung = 100 ms


Die Auslöseverzögerung muss für die spezifische Anwendung eingestellt werden. Im konkreten Fall wurde
ein Einstellwert von 100 ms gewählt.

6.60.8 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Leistung P> 1
_:6241:1 Leistung P> 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:6241:2 Leistung P> 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:6241:104 Leistung P> 1:Messwert • Leistung von L1 Mitsystemleis-
tung
• Leistung von L2
• Leistung von L3
• Mitsystemleistung
_:6241:3 Leistung P> 1:Schwellwert -200,0 % bis -1,0 % 80,0 %
1,0 % bis 200,0 %
_:6241:101 Leistung P> 1:Rückfallver- 0,90 bis 0,99 0,95
hältnis
_:6241:103 Leistung P> 1:Neigung Leis- -89,0 ° bis 89,0 ° 0,0 °
tungsgerade
_:6241:7 Leistung P> 1:Rückfallver- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
_:6241:6 Leistung P> 1:Auslöseverzö- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
gerung
Leistung P< 1
_:6271:1 Leistung P< 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:6271:2 Leistung P< 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:6271:105 Leistung P< 1:Messwert • Leistung von L1 Mitsystemleis-
tung
• Leistung von L2
• Leistung von L3
• Mitsystemleistung
_:6271:3 Leistung P< 1:Schwellwert -200,0 % bis -1,0 % 5,0 %
1,0 % bis 200,0 %
_:6271:101 Leistung P< 1:Rückfallver- 1,01 bis 1,10 1,05
hältnis
_:6271:103 Leistung P< 1:Neigung Leis- -89,0 ° bis 89,0 ° 0,0 °
tungsgerade
_:6271:7 Leistung P< 1:Rückfallver- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
_:6271:6 Leistung P< 1:Auslöseverzö- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
gerung
Leistung Q> 1
_:6301:1 Leistung Q> 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:6301:2 Leistung Q> 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:6301:105 Leistung Q> 1:Messwert • Leistung von L1 Mitsystemleis-
tung
• Leistung von L2
• Leistung von L3
• Mitsystemleistung
_:6301:3 Leistung Q> 1:Schwellwert -200,0 % bis -1,0 % 70,0 %
1,0 % bis 200,0 %
_:6301:101 Leistung Q> 1:Rückfallver- 0,90 bis 0,99 0,95
hältnis
_:6301:103 Leistung Q> 1:Neigung -89,0 ° bis 89,0 ° 0,0 °
Leistungsgerade
_:6301:7 Leistung Q> 1:Rückfallver- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
_:6301:6 Leistung Q> 1:Auslösever- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
zögerung
Leistung Q< 1
_:6331:1 Leistung Q< 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:6331:2 Leistung Q< 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:6331:105 Leistung Q< 1:Messwert • Leistung von L1 Mitsystemleis-
tung
• Leistung von L2
• Leistung von L3
• Mitsystemleistung
_:6331:3 Leistung Q< 1:Schwellwert -200,0 % bis -1,0 % -30,0 %
1,0 % bis 200,0 %

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.60 Leistungsschutz (P, Q) 3-phasig

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:6331:101 Leistung Q< 1:Rückfallver- 0,90 bis 0,99 0,95
hältnis
_:6331:103 Leistung Q< 1:Neigung -89,0 ° bis 89,0 ° 0,0 °
Leistungsgerade
_:6331:7 Leistung Q< 1:Rückfallver- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
_:6331:6 Leistung Q< 1:Auslösever- 0,00 s bis 60,00 s 1,00 s
zögerung

6.60.9 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Leistung P> 1
_:6241:81 Leistung P> 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:6241:54 Leistung P> 1:Nicht wirksam SPS O
_:6241:52 Leistung P> 1:Zustand ENS O
_:6241:53 Leistung P> 1:Bereitschaft ENS O
_:6241:55 Leistung P> 1:Anregung ACD O
_:6241:56 Leistung P> 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:6241:57 Leistung P> 1:Auslösung ACT O
Leistung P< 1
_:6271:81 Leistung P< 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:6271:54 Leistung P< 1:Nicht wirksam SPS O
_:6271:52 Leistung P< 1:Zustand ENS O
_:6271:53 Leistung P< 1:Bereitschaft ENS O
_:6271:55 Leistung P< 1:Anregung ACD O
_:6271:56 Leistung P< 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:6271:57 Leistung P< 1:Auslösung ACT O
Leistung Q> 1
_:6301:81 Leistung Q> 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:6301:54 Leistung Q> 1:Nicht wirksam SPS O
_:6301:52 Leistung Q> 1:Zustand ENS O
_:6301:53 Leistung Q> 1:Bereitschaft ENS O
_:6301:55 Leistung Q> 1:Anregung ACD O
_:6301:56 Leistung Q> 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:6301:57 Leistung Q> 1:Auslösung ACT O
Leistung Q< 1
_:6331:81 Leistung Q< 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:6331:54 Leistung Q< 1:Nicht wirksam SPS O
_:6331:52 Leistung Q< 1:Zustand ENS O
_:6331:53 Leistung Q< 1:Bereitschaft ENS O
_:6331:55 Leistung Q< 1:Anregung ACD O
_:6331:56 Leistung Q< 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:6331:57 Leistung Q< 1:Auslösung ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.61 Stromsprungerkennung

6.61 Stromsprungerkennung

6.61.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Stromsprungerkennung hat folgende Aufgaben:

• Erkennung von Sprüngen im Leiter- oder Nullstrom (ΔI)

• Ausgabe einer Meldung, wenn sich die Messgrößen von einer Netzperiode zur nächsten um mehr als
einen parametrierten Schwellwert ändern.
Die Funktion zur Erkennung von Stromsprüngen im Leiter- oder Nullstrom ist eine Zusatzfunktion für Melde-
zwecke oder für die weitere Verarbeitung in benutzerspezifischen CFC-Logiken. Das Ansprechen der Funktion
eröffnet deshalb keinen eigenen Störfall im Störfallmeldepuffer und erzeugt keine Auslösemeldung.

6.61.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Stromsprungerkennung wird in Schutz-Funktionsgruppen mit Strommessung verwendet. Sie


kann mehrfach instanziiert werden.

[dw_struki, 1, de_DE]

Bild 6-580 Struktur/Einbettung der Funktion

6.61.3 Funktionsbeschreibung

Die Stromsprungerkennung arbeitet direkt mit den Abtastwerten ohne weitere numerische Filterung. Damit
werden sehr kurze Reaktionszeiten auf sprungartige Änderungen im Stromverlauf erreicht. Das verwendete
Verfahren reagiert unempfindlich bei langsamen Veränderungen von Amplitude oder Frequenz.
Über eine parametrierbare Messwertauswahl können Sie zwischen 3 Leiterströmen oder dem Nullstrom
auswählen. Die Stromsprungerkennung für die Leiterströme erfolgt leiterselektiv für L1, L2 und L3.
Für jeden Abtastwert wird die Differenz zu dem 1 Netzperiode zurückliegenden Abtastwert berechnet. Von
diesem Differenzsignal Δi(t) wird anschließend der Gleichrichtmittelwert über ½ Netzperiode bestimmt. Die
anschließende Multiplikation mit 1,11 rechnet den Gleichrichtmittelwert für sinusförmige Messgrößen in
einen Effektivwert ΔI um. Die resultierende Messgröße ΔI wird anschließend mit dem Schwellwert verglichen.
Bei Überschreitung des Parameters (_:101) Schwellwert wird die Ausgangsmeldung Sprung erzeugt.
Wenn Sie die Leiterströme zur Messung ausgewählt haben, dann beinhaltet der verwendete Datentyp der
Ausgangsmeldung die separaten Leiterinformationen. Wenn Sie den Nullstrom zur Messung ausgewählt
haben, dann beinhaltet der verwendete Datentyp der Ausgangsmeldung die Nl-Information. Wenn die Strom-
sprungerkennung anspricht (ΔIGrenze), wird in jedem Fall die General-Information in der Ausgangsmeldung
erzeugt.
Der Rückfall erfolgt mit einem dynamisch erhöhten Schwellwert (ΔIGrenze) entsprechend der Logik in
Bild 6-581. Mit der dynamischen Erhöhung des Rückfallschwellwerts werden optimal kurze Rückfallzeiten
erreicht.
Die Ausgangsmeldung Puls wird mit dem parametrierbaren Zeitglied (_:102) Minimale Pulsdauer
gebildet. Diese Ausgangsmeldung hat damit eine zuverlässige Mindestlänge. Wenn Sie den Binäreingang
>Verlängerung Puls aktivieren, können Sie die Pulsdauer noch zusätzlich verlängern. Wenn der Binärein-
gang >Verlängerung Puls aktiviert ist, dann fällt die Meldung Puls zurück, wenn die parametrierte Zeit
abgelaufen ist und die fallende Flanke des Binäreingangs erkannt wird.

1576 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.61 Stromsprungerkennung

Logik

[lo_jump_ii, 2, de_DE]

Bild 6-581 Logik der Stromsprungerkennung

6.61.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messwert

• Voreinstellung (_:9) Messwert = Leiterströme


Mit dem Parameter Messwert stellen Sie ein, ob Sie die Leiterströme oder den Nullstrom für die Sprungerken-
nung verwenden möchten.
Parameterwert Beschreibung
Leiterströme Die Stufe bewertet leiterselektiv die Leiterströme IL1,
IL2 und IL3 für die Sprungerkennung.
Nullsystemstrom Die Stufe bewertet den Nullstrom IN/3I0 für die
Sprungerkennung.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellung (_:101) Schwellwert = 0,10 A bei Inenn = 1A oder 0,50 A bei Inenn = 5 A

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1577
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.61 Stromsprungerkennung

Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Schwelle für die Messgröße ein, bei deren Überschreitung
die Ausgangsmeldung Sprung erzeugt wird.

Parameter: Minimale Pulsdauer

• Voreinstellung (_:102) Minimale Pulsdauer = 0,10 s


Mit dem Parameter Minimale Pulsdauer legen Sie eine zuverlässige Mindestlänge für die Ausgangsmel-
dung Puls fest.

6.61.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


I-Sprungerk. #
_:1 I-Sprungerk. #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:9 I-Sprungerk. #:Messwert • Leiterströme Leiterströme
• Nullsystemstrom
_:101 I-Sprungerk. #:Schwell- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
wert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A
_:102 I-Sprungerk. #:Minimale 0,01 s bis 60,00 s 0,10 s
Pulsdauer

6.61.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
I-Sprungerk. #
_:81 I-Sprungerk. #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 I-Sprungerk. #:>Verlängerung Puls SPS I
_:54 I-Sprungerk. #:Nicht wirksam SPS O
_:52 I-Sprungerk. #:Zustand ENS O
_:53 I-Sprungerk. #:Bereitschaft ENS O
_:301 I-Sprungerk. #:Sprung ACT O
_:302 I-Sprungerk. #:Puls ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.62 Spannungssprungerkennung

6.62 Spannungssprungerkennung

6.62.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Spannungssprungerkennung hat folgende Aufgaben:

• Erkennung von Sprüngen in der Leiter- oder Nullspannung (ΔU)

• Ausgabe einer Meldung, wenn sich die Messgrößen von einer Netzperiode zur nächsten um mehr als
einen parametrierten Schwellwert ändern.
Die Funktion zur Erkennung von Sprüngen in der Leiter- oder Nullspannung ist eine Zusatzfunktion für Melde-
zwecke oder für die weitere Verarbeitung in benutzerspezifischen CFC-Logiken. Das Ansprechen der Funktion
eröffnet deshalb keinen eigenen Störfall im Störfallmeldepuffer und erzeugt keine Auslösemeldung.

6.62.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Spannungssprungerkennung wird in Schutz-Funktionsgruppen mit Spannungsmessung


verwendet. Sie kann mehrfach instanziiert werden.

[dw_struku, 1, de_DE]

Bild 6-582 Struktur/Einbettung der Funktion

6.62.3 Funktionsbeschreibung

Die Spannungssprungerkennung arbeitet direkt mit den Abtastwerten ohne weitere numerische Filterung.
Damit werden sehr kurze Reaktionszeiten auf sprungartige Änderungen im Spannungsverlauf erreicht. Das
verwendete Verfahren reagiert unempfindlich bei langsamen Veränderungen von Amplitude oder Frequenz.
Über eine parametrierbare Messwertauswahl können Sie zwischen den Leiter-Erde-Spannungen, den Leiter-
Leiter-Spannungen oder der Nullspannung auswählen. Die Spannungssprungerkennung erfolgt leiterselektiv.
Für jeden Abtastwert wird die Differenz zu dem einer Netzperiode zurückliegenden Abtastwert berechnet.
Von diesem Differenzsignal Δu(t) wird anschließend der Gleichrichtmittelwert über ½ Netzperiode bestimmt.
Die anschließende Multiplikation mit 1,11 rechnet den Gleichrichtmittelwert für sinusförmige Messgrößen
in einen Effektivwert ΔU um. Die resultierende Messgröße ΔU wird anschließend mit dem Schwellwert vergli-
chen.
Bei Überschreitung des Parameters (_:101) Schwellwert wird die Ausgangsmeldung Sprung erzeugt.
Wenn der Messwert auf Leiter-Leiter eingestellt ist, wird die sprungartige Änderung im Spannungsverlauf
selektiv für die einzelnen Messglieder gemeldet, die angeregt haben (Sprung UL12, Sprung UL23 oder
Sprung UL31). Wenn Sie die Leiter-Leiter- oder Leiter-Erde-Spannungen zur Messung ausgewählt haben,
dann beinhaltet der verwendete Datentyp der Ausgangsmeldung die separaten Leiterinformationen. Wenn Sie
die Nullspannung zur Messung ausgewählt haben, dann beinhaltet der verwendete Datentyp der Ausgangs-
meldung die N-Information. Wenn die Spannungssprungerkennung anspricht (ΔUGrenze), wird in jedem Fall die
General-Information in der Ausgangsmeldung erzeugt.
Der Rückfall erfolgt mit einem dynamisch erhöhten Schwellwert ΔUGrenze entsprechend den Angaben in
Bild 6-583. Mit der dynamischen Erhöhung des Rückfallschwellwerts werden optimal kurze Rückfallzeiten
erreicht.
Die Meldung Sprung wird zusätzlich einem Zeitglied zugeführt, das daraus einen Puls erzeugt. Die Länge
dieses Pulses ist über den Parameter (_:102) Minimale Pulsdauer einstellbar. Die Ausgangsmeldung
Puls erhält damit eine zuverlässige Mindestlänge. Wenn Sie den Binäreingang >Verlängerung Puls

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.62 Spannungssprungerkennung

aktivieren, können Sie die Pulsdauer noch zusätzlich verlängern. Wenn der Binäreingang >Verlängerung
Puls aktiviert ist, dann fällt die Meldung Puls zurück, wenn die parametrierte Zeit abgelaufen ist und die
fallende Flanke des Binäreingangs erkannt wird. Wenn der Messwert auf Leiter-Leiter eingestellt ist, wird die
Pulsdauer selektiv für die einzelnen Messglieder gemeldet, die angeregt haben (Puls UL12, Puls UL23
oder Puls UL31).

Logik

[lo_jump_uu, 3, de_DE]

Bild 6-583 Logik der Spannungssprungerkennung

6.62.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Messwert

• Voreinstellung (_:9) Messwert = Leiter-Erde


Mit dem Parameter Messwert legen Sie fest, welche Spannungsmesswerte für die Ermittlung von Span-
nungssprüngen herangezogen werden.

1580 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.62 Spannungssprungerkennung

Parameterwert Beschreibung
Leiter-Erde Die Stufe bewertet die Leiter-Erde-Spannungen UL1,
UL2 und UL3.
Leiter-Leiter Die Stufe bewertet die Leiter-Leiter-Spannungen
UL12, UL23 und UL31.
Nullspannung Die Stufe bewertet die Nullspannung UN/U0.

Parameter: Schwellwert

• Voreinstellung (_:101) Schwellwert = 5,000 V


Mit dem Parameter Schwellwert stellen Sie die Schwelle für die Messgröße ein, bei deren Überschreitung
die Ausgangsmeldung Sprung erzeugt wird.

Parameter: Minimale Pulsdauer

• Voreinstellung (_:102) Minimale Pulsdauer = 0,10 s


Mit dem Parameter Minimale Pulsdauer legen Sie eine zuverlässige Mindestlänge für die Ausgangsmel-
dung Puls fest.

6.62.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


U-Sprungerk. #
_:1 U-Sprungerk. #:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:9 U-Sprungerk. #:Mess- • Leiter-Erde Leiter-Erde
wert
• Leiter-Leiter
• Nullspannung
_:101 U-Sprungerk. #:Schwell- 0,300 V bis 340,000 V 5,000 V
wert
_:102 U-Sprungerk. #:Minimale 0,01 s bis 60,00 s 0,10 s
Pulsdauer

6.62.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U-Sprungerk. #
_:81 U-Sprungerk. #:>Blockierung Stufe SPS I
_:501 U-Sprungerk. #:>Verlängerung Puls SPS I
_:54 U-Sprungerk. #:Nicht wirksam SPS O
_:52 U-Sprungerk. #:Zustand ENS O
_:53 U-Sprungerk. #:Bereitschaft ENS O
_:301 U-Sprungerk. #:Sprung ACT O
_:302 U-Sprungerk. #:Sprung UL12 SPS O
_:303 U-Sprungerk. #:Sprung UL23 SPS O
_:304 U-Sprungerk. #:Sprung UL31 SPS O
_:305 U-Sprungerk. #:Puls ACT O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.62 Spannungssprungerkennung

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:306 U-Sprungerk. #:Puls UL12 SPS O
_:307 U-Sprungerk. #:Puls UL23 SPS O
_:308 U-Sprungerk. #:Puls UL31 SPS O

1582 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

6.63 Vektorsprungschutz

6.63.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Vektorsprungschutz:

• Wird zur Netzentkupplung der Energieerzeugungseinheit im Falle eines Lastverlusts verwendet

• Wertet den Phasenwinkelsprung der Spannungszeiger aus

6.63.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Vektorsprungschutz kann in folgenden Funktionsgruppen verwendet werden:

• Spannung/Strom 3-phasig

• Spannung 3-phasig
Die Funktion Vektorsprungschutz ist werkseitig mit einer Δφ-Stufe vorkonfiguriert.
In dieser Funktion können die folgenden Stufen gleichzeitig betrieben werden:

• 1 Δφ-Stufe

• 1 I1 < Freigabestufe

[dw_VJP_structure, 1, de_DE]

Bild 6-584 Struktur/Einbettung der Funktion

6.63.3 Allgemeine Funktionalität

6.63.3.1 Beschreibung

Grundprinzip des Vektorsprungschutzes


Die folgenden beiden Bilder zeigen das Grundprinzip der Funktion Vektorsprungschutz.
Das folgende Bild zeigt den Spannungsvektor des stationären Zustands. Der Laststrom verursacht einen Span-
nungsabfall zwischen der internen Spannung Up und der generatorseitigen Klemmenspannung U.
Wenn die Last abgeschaltet wird, hat dies folgende Auswirkungen:

• Der Strom wird reduziert.

• Ein kleinerer Spannungsabfall wird verursacht.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1583
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

[dw_load loss, 1, de_DE]

Bild 6-585 Spannungsvektor des stationären Zustands

Das folgende Bild zeigt die Situation nachdem die Last abgeschaltet wurde:

• Die Klemmenspannung U ändert sich zu U'.

• Ein zusätzlicher Phasenwinkelsprung tritt auf.


Ein Phasenwinkelsprung tritt bei Lastverlust auf und ist das Auswertungskriterium für die Funktion Vektor-
sprungschutz. Überschreitet die Phasenwinkeldifferenz einen vorgegebenen Schwellwert, ist der Leistungs-
schalter des Generators oder der des Netzschalters geöffnet. So kann die Generatoreinheit vor unzulässiger
Beanspruchung geschützt werden.

[dw_vector change, 1, de_DE]

Bild 6-586 Vektoränderung nach Lastabwurf

Tabelle 6-25 Vektorbeschreibung

Vektor Beschreibung
Up Vektor der internen Generatorspannung (Polradspannung)
U Vektor der Klemmenspannung des Generators
ΔU Vektor der Spannungsdifferenz
U' Vektor der Klemmenspannung nach Lastabwurf
ΔU' Vektor der Spannungsdifferenz nach Lastabwurf

1584 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

Folgende Maßnahmen werden ergriffen, um eine unerwünschte Auslösung zu vermeiden:

• Korrektur stationärer Abweichungen von der Nennfrequenz

• Begrenzung des Frequenzarbeitsbereiches auf fnenn ± 3 Hz

• Hohe Messgenauigkeit durch frequenznachgeführte Messwerte und Auswertung des Zeigers der Mitsys-
temspannung

• Freigabe der Mindestspannung für die Funktion Vektorsprungschutz

• Blockierung der Funktion, wenn die Primärspannung zu- oder abgeschaltet wird, da Schaltvorgänge zu
einem Phasenwinkelsprung führen können

Logik

[lo_VJP_general, 1, de_DE]

[lo_VJP_general_2, 2, de_DE]

Bild 6-587 Logik zur Allgemeinen Funktionalität

Berechnung des Phasenwinkels


Die Phasenwinkeldifferenz wird über verschiedene Zeitintervalle (t-T, t-2T, t-3T) vom Vektor der Mitsystem-
spannung durch eine Delta-Intervallmessung berechnet. Mit der aktuell gemessenen Netzfrequenz werden die
Messfehler der Winkelmessung kompensiert, die durch die Frequenzabweichungen verursacht werden.

Bereich
Wenn die gemessene Frequenz oder Spannung unter dem eingestellten Schwellwert liegt, wird der Vektor-
sprungschutz blockiert.
Die Spannungs- und Frequenzbänder haben folgende Grenzen:

• Die Schwelle der Spannungsbegrenzung ist konfigurierbar.

• Der Bereich des Frequenzbandes ist festgelegt auf fnenn - 3 Hz bis fnenn + 3 Hz.

Messgröße
Die allgemeine Funktionalität berechnet die Phasenwinkelverschiebung Δφ und sendet diese an die Δφ-Stufe.
Δφ wird für den Vergleich mit dem Parameter Schwellwert Δφ verwendet. Δφ wird im Funktionsmesswert
angezeigt und kann in einen Störschrieb rangiert und im Störmeldepuffer angezeigt werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1585
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

Die Funktionsmesswerte Δφ im HMI werden situationsabhängig unterschiedlich dargestellt:

• Wenn die Funktion Vektorsprungschutz inaktiv ist, wird der Funktionsmesswert Δφ als “---” angezeigt.

• Wenn die Funktion Vektorsprungschutz aktiv ist und nicht angeregt hat, wird der Funktionsmesswert
Δφ als 0.0° dargestellt.

• Wenn die Funktion Vektorsprungschutz aktiv ist und angeregt hat, wird der Funktionsmesswert Δφ als
berechneter Wert (z.B. 12,0°) angezeigt und bleibt unverändert bis zur nächsten Anregung der Funktion
Vektorsprungschutz.

6.63.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Schwellwert U1 min

• Voreinstellwert (_:2311:102) Schwellwert U1 min = 46,189 V


Mit dem Parameter Schwellwert U1 min legen Sie den minimalen Schwellwert des Spannungsbandes fest.
Der Einstellwert liegt nah beim erlaubten unteren Grenzwert des Spannungsbandes. Der Voreinstellwert liegt
bei 80 % der Nenn-Mitsystemspannung. Der Wert Nenn-Mitsystemspannung ist 100 V/√3.

Parameter: Schwellwert U1 max

• Voreinstellwert (_:2311:101) Schwellwert U1 max = 75,058 V


Mit dem Parameter Schwellwert U1 max legen Sie den maximalen Schwellwert des Spannungsbandes
fest.
Der Einstellwert liegt nah beim erlaubten oberen Grenzwert des Spannungsbandes. Der Voreinstellwert liegt
bei 130 % der Nenn-Mitsystemspannung. Der Wert Nenn-Mitsystemspannung ist 100 V/√3.

Parameter: T-Block

• Voreinstellwert (_:2311:6) T-Block = 0,10 s


Mit dem Parameter T-Block legen Sie die Rückfallverzögerung der Δφ-Stufe fest.
Werden Spannungen zugeschaltet oder getrennt, kann eine Überfunktion mit dem Zeitgeber T-Block verhin-
dert werden.
Siemens empfiehlt, die Voreinstellwerte des Parameters T-Block zu verwenden. Beachten Sie, dass der Para-
meter T-Block immer auf 2 Perioden größer als das Messfenster für die Vektorsprungmessung einzustellen
ist.

6.63.3.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:102 Allgemein:Schwellwert 0,300 V bis 175,000 V 46,189 V
U1 min
_:2311:101 Allgemein:Schwellwert 0,300 V bis 175,000 V 75,058 V
U1 max
_:2311:6 Allgemein:T-Block 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s

6.63.3.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:301 Allgemein:Δφ MV O
_:2311:300 Allgemein:Δφ nicht im Arb.ber. SPS O

1586 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

6.63.4 Δφ-Stufe

6.63.4.1 Beschreibung

Logik

[lo_delta_phi_stage, 2, de_DE]

Bild 6-588 Logikdiagramm der Δφ-Stufe

Im Logikdiagramm wird die I1 < Freigabestufe instanziiert. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie im
Kapitel 6.63.5.1 Beschreibung.
Wenn die I1 < Freigabestufe nicht instanziiert wird, hat die UND-Verknüpfung keine Auswirkung. Unter
folgenden Bedingungen wird die Meldung Auslösung abgesetzt:

• Der Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. wird auf nein eingestellt.

• Die Auslöseverzögerung läuft ab.

• Die Phasenwinkeldifferenz überschreitet den Parameter Schwellwert Δφ.

Messgröße
Die Δφ-Stufe erhält den Messwert Δφ von der allgemeinen Funktionalität.

Anregung
Die Δφ-Stufe vergleicht den Wert des Vektorsprungs Δφ mit dem Schwellwert Δφ.
Wird der Schwellwert Δφ überschritten, beginnt die Anregeverzögerung.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1587
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

Der Vektorsprung Δφ wird in einem RS-Flip-Flop gespeichert. Auslösungen können durch die jeweilige Verzö-
gerungszeit verzögert werden.

Blockierung der Stufe


Bei einer Blockierung wird die angeregte Stufe zurückgesetzt. Folgende Blockierungen der Stufe sind möglich:

• Der Parameter Modus ist im Zustand aus.

• Das binäre Eingangssignal >Blockierung Stufe ist aktiv.

• Das Signal Δφ nicht im Arb.ber. ist aktiv.

6.63.4.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz.

• Voreinstellwert (_:19261:2) Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Mit dem Parameter Blk. Ausl. & Fehleraufz. blockieren Sie die Auslösemeldung, die Störschreibung
und den Störfallmeldepuffer. Wenn die Stufe nur eine Warnmeldung haben soll, setzen Sie den Parameter
Blk. Ausl. & Fehleraufz. auf ja.

Parameter: Schwellwert Δφ

• Voreinstellwert (_:19261:101) Schwellwert Δφ = 10°


Der Anregewert der Δφ-Stufe kann mit dem Parameter Schwellwert Δφ eingestellt werden.
Der Parameterwert für den Vektorsprung richtet sich nach den Einspeise- und Lastverhältnissen. Lastwechsel
verursachen eine sprunghafte Veränderung des Spannungsvektors. Der einzustellende Wert muss abhängig
vom jeweiligen Netz festgelegt werden. Basierend auf der vereinfachten Netzersatzschaltung in Bild 6-586
kann eine Abschätzung vorgenommen werden. Eine Netzberechnung unter Einbeziehung der jeweiligen
Einspeise- und Lastverhältnisse liefert präzisere Ergebnisse.
Wenn der Parameter Schwellwert Δφ zu empfindlich eingestellt ist, nimmt die Schutzfunktion bei jedem
Zu- oder Abschalten einer Last eine Netzentkupplung vor. Daher empfiehlt Siemens, den Voreinstellwert
beizubehalten, sofern kein anderer berechneter Wert vorliegt.

Parameter: Auslöseverzögerung

• Voreinstellwert (_:19261:6) Auslöseverzögerung = 0,00 s


Die Auslöseverzögerung der Δφ-Stufe kann mit dem Parameter Auslöseverzögerung eingestellt werden.
Für die Auslösestufe stellen Sie die Auslöseverzögerung zwischen 0,00 s und 60,00 s ein.
Siemens empfiehlt die Verwendung des Voreinstellwerts.
Nachfolgende Anforderungen können eine Änderung des Auslöseverzögerung gegenüber der Voreinstel-
lung erforderlich machen:

• Die Auslösemeldung mit Verzögerung sollte an eine programmierbare Logik übertragen werden.

• Es soll genug Zeit für eine externe Blockierung bleiben.

Parameter: T-Rückfall

• Voreinstellwert T-Rückfall = 5,00 s


Mit dem Parameter T-Rückfall stellen Sie die Rücksetzzeit für die Meldung Anregung ein, die im RS-Flip-
Flop gespeichert wird. Wenn der Zeitgeber T-Rückfall abläuft, wird die Schutzfunktion automatisch zurückge-
setzt.
Für die Rücksetzzeit gelten folgende Bedingungen:

• Die Rücksetzzeit richtet sich nach den Entkupplungsanforderungen.

• Vor einer Wiedereinschaltung des Leistungsschalters muss die Rücksetzzeit abgelaufen sein.

1588 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

6.63.4.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Stufe Δφ 1
_:19261:1 Stufe Δφ 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:19261:2 Stufe Δφ 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:19261:101 Stufe Δφ 1:Schwellwert 2,0° bis 30,0° 10,0°
Δφ
_:19261:6 Stufe Δφ 1:Auslösever- 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
zögerung
_:19261:7 Stufe Δφ 1:T-Rückfall 0,00 s bis 60,00 s 5,00 s

6.63.4.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Stufe Δφ 1
_:19261:81 Stufe Δφ 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:19261:54 Stufe Δφ 1:Nicht wirksam SPS O
_:19261:52 Stufe Δφ 1:Zustand ENS O
_:19261:53 Stufe Δφ 1:Bereitschaft ENS O
_:19261:55 Stufe Δφ 1:Anregung ACD O
_:19261:56 Stufe Δφ 1:Auslöseverz. abgelauf. ACT O
_:19261:57 Stufe Δφ 1:Auslösung ACT O

6.63.5 I1 < Freigabestufe

6.63.5.1 Beschreibung

Logik

[lo_undercurrent_release_stage, 1, de_DE]

Bild 6-589 Logikdiagramm der I1 < Freigabestufe

Die I1 < Freigabestufe ist eine optionale Stufe und wird zur Verringerung der Gefahr einer Überfunktion
verwendet.
Die Meldung Unterstromfreigabe ist ein zusätzliches Sicherheitskriterium zur Vermeidung einer unerwar-
teten Auslösung. Sie zeigt einen Lastverlust auf der Verbindungsleitung zum Netz an und das Phasenwinkel-
kriterium wird freigegeben. Wird eine Last im Netz zu- oder abgeschaltet, kann eine unerwartete Auslösung
auftreten.
Wird die I1 < Freigabestufe nicht instanziiert, arbeitet die Δφ-Stufe ohne Stromkriterium. Weitere Informati-
onen erhalten Sie im Kapitel 6.63.4.1 Beschreibung.
Fällt der Mitsystemstrom unter den Wert des Parameters I< Schwellwert, wird die Meldung Unter-
stromfreigabe erzeugt und an die Δφ-Stufe weitergeleitet.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1589
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.63 Vektorsprungschutz

6.63.5.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: I< Schwellwert

• Voreinstellwert (_:101) I< Schwellwert = 0,100 A


Mit dem Parameter I< Schwellwert können Sie entsprechend der jeweiligen Applikation den Anregewert
der I < Freigabestufe anpassen. Beachten Sie, dass sich die Strommessstelle auf der Leitungsseite befinden
muss. Der Parameter I< Schwellwert hängt von der Lastsituation ab.

6.63.5.3 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


I1< Freigabe #
_:101 I1< Freigabe #:I< 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
Schwellwert 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A

6.63.5.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
I1< Freigabe #
_:300 I1< Freigabe #:Unterstromfreigabe SPS O

1590 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.64 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung

6.64 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung

6.64.1 Funktionsübersicht

Durch die hohe Wahrscheinlichkeit von 1-poligen Kurzschlüssen in Netzen werden die 1-polige Auslösung
und die automatische Wiedereinschaltung hauptsächlich in der Übertragung verwendet, um den zuverlässigen
und stabilen Netzbetrieb sicherzustellen. Dies bringt allerdings neue Probleme mit sich, d.h., der Betrieb mit
abgeschalteter Phase führt zu zusätzlichen Risiken im Netz.
Daher muss eine Funktion, die den Zustand abgeschaltete Phase des Leistungsschalters erkennt, installiert
werden, um den Leistungsschalter bei abnormalem Zustand zu öffnen. Siemens hat zu diesem Zweck den
Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung entwickelt.
Die Aufgabe des Funktionsblocks Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung besteht darin, Unterschiede
in der Position der 3 Leistungsschalterpole zu erkennen. Unter stationären Betriebsbedingungen müssen
entweder alle 3 Pole des Leistungsschalters geschlossen oder alle 3 Pole geöffnet sein. Eine Abweichung ist
lediglich für eine kurze Zeitspanne während eines 1-poligen Zyklus der Wiedereinschaltautomatik zulässig.

6.64.2 Struktur der Funktion

Sie finden den Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung in DIGSI 5 im Verzeichnis Globale


DIGSI 5-Bibliotheken > FG Leistungsschalter.
Sie können einen Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung in der Funktionsgruppe Leis-
tungsschalter 1-polig instanziieren.

[dw_structure_PD, 1, de_DE]

Bild 6-590 Struktur/Einbettung des Funktionsblocks

6.64.3 Beschreibung

Rangierung 1-poliger Positionen


Wenn die folgenden LS-Signale rangiert sind, kann der Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwa-
chung die Position der phasenselektiven LS-Hilfskontakte erhalten:

• Position 1-polig L1

• Position 1-polig L2

• Position 1-polig L3
Wenn eines der Signale nicht rangiert ist, wird die Bereitschaft des Funktionsblocks Leistungsschalter-
Gleichlaufüberwachung auf Alarm gesetzt.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.64 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung

Logik

[lo_PD, 1, de_DE]

Bild 6-591 Logikdiagramm des Funktionsblocks Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung

(1) Vom FB Leistungsschalter


(2) Vom FB LS-Zustandserkennung

1592 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.64 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung

Position der LS-Pole


Die Position der Pole lässt sich auf 2 Arten ermitteln:

• Mit Stromprüfung
Der Funktionsblock Leistungsschalter-Zustandserkennung berechnet die Position der LS-Pole aus der
Bewertung der LS-Hilfskontakte und des Stromflusses.
Wenn Sie den Stromfluss im Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung berücksich-
tigen möchten, stellen Sie den Parameter Stromprüfung auf ja ein. Dann verwendet der Funk-
tionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung die Ergebnisse des Funktionsblocks Leistungs-
schalter-Zustandserkennung.
Weitere Informationen siehe 5.5.6 Leistungsschalter-Zustandserkennung für schutzbezogene Zusatz-
funktionen.

• Ohne Stromprüfung
Wenn Sie den Parameter Stromprüfung auf nein einstellen, wird der Stromfluss nicht berücksichtigt
und der Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung erhält die Position der LS-Pole vom
Funktionsblock Leistungsschalter.

Stromkriterium
Das interne Signal LX mit Strom jeder Phase stammt vom Funktionsblock Leistungsschalter-Zustandserken-
nung. Wenn der Leiterstrom den Wert des Parameters Strom-Schwellw.LS offen überschreitet, wird der
Wert des entsprechenden Signals LX mit Strom auf wahr gesetzt.

Anregung
Wenn eine Polabweichung erkannt wird, gibt der Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung
das Signal Anregung aus.

Auslösung
Wenn der Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung den Leistungsschalter auslösen soll,
stellen Sie den Parameter Nur melden auf nein ein. Wenn eine 1-polige oder 2-polige Abweichung erkannt
wird, gibt der Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung das Signal Auslösemeldung aus.
Das Signal Auslösemeldung kann die Funktion Wiedereinschaltautomatik blockieren.

Störschreibung und Störfallprotokollierung


Wenn Sie den Funktionsblock Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung aktivieren, werden mit Ausgabe
des Signals Auslösemeldung die Störschreibung und Störfallprotokollierung ausgelöst.

Blockierung des Funktionsblocks


Bei einer Blockierung wird die Funktion zurückgesetzt. Die Blockierung ist möglich von extern oder intern über
das Binäreingangssignal >Blockierung Funktion.

6.64.4 Anwendungs- und Einstellhinweise

Parameter: Nur melden

• Voreinstellwert (_:101) Nur melden = nein


Mit dem Parameter Nur melden legen Sie fest, ob der Leistungsschalter ausgelöst werden soll oder nicht.
Beim Voreinstellwert nein wird nach Anregung und Ablauf der Verzögerungszeit das Signal Auslösemel-
dung ausgegeben.

Parameter: Stromprüfung

• Voreinstellwert (_:102) Stromprüfung = ja

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.64 Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung

Mit dem Parameter Stromprüfung legen Sie fest, ob der Stromfluss berücksichtigt werden soll oder nicht.
Weitere Informationen siehe Position der LS-Pole, Seite 1593.
Siemens empfiehlt, zur Gewährleistung präziser Positionen die Voreinstellung beizubehalten.

Parameter: Verzögerung 1-pol. offen, Verzögerung 2-pol. offen

• Voreinstellwert (_:103) Verzögerung 1-pol. offen = 2,00 s

• Voreinstellwert (_:104) Verzögerung 2-pol. offen = 2,00 s


Mit diesen Parametern legen Sie die minimale Verzögerungszeit für die Auslösung des Funktionsblocks Leis-
tungsschalter-Gleichlaufüberwachung fest.
Wenn Sie die Funktion Wiedereinschaltautomatik aktivieren, stellen Sie diese Parameter auf einen höheren
Wert als den Parameter Pausenzeit n. 1-pol. Aus. ein.

Parameter: Mindestdauer Auslösung

• Voreinstellwert (_:105) Mindestdauer Auslösung = 0,12 s


Mit dem Parameter Mindestdauer Auslösung stellen Sie die Mindestdauer für den Auslösebefehl des
Funktionsblocks Leistungsschalter-Gleichlaufüberwachung ein.

6.64.5 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Zwangsgleichl.
_:1 Zwangsgleichl.:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:101 Zwangsgleichl.:Nur • nein nein
melden
• ja
_:102 Zwangsgleichl.:Strom- • nein ja
prüfung
• ja
_:103 Zwangsgleichl.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 2,00 s
rung 1-pol. offen
_:104 Zwangsgleichl.:Verzöge- 0,00 s bis 60,00 s 2,00 s
rung 2-pol. offen
_:105 Zwangsgleichl.:Mindest- 0,00 s bis 60,00 s 0,12 s
dauer Auslösung

6.64.6 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Zwangsgleichl.
_:82 Zwangsgleichl.:>Blockierung Funktion SPS I
_:51 Zwangsgleichl.:Modus (steuerbar) ENC C
_:54 Zwangsgleichl.:Nicht wirksam SPS O
_:52 Zwangsgleichl.:Zustand ENS O
_:53 Zwangsgleichl.:Bereitschaft ENS O
_:55 Zwangsgleichl.:Anregung ACD O
_:300 Zwangsgleichl.:Alarm SPS O
_:57 Zwangsgleichl.:Auslösemeldung ACT O

1594 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

6.65 Lichtbogenschutz

6.65.1 Funktionsübersicht

Die Funktion Lichtbogenschutz:

• Erfasst Lichtbögen im luftisolierten Anlagenteil von Schaltanlagen unverzögert und störsicher

• Begrenzt Anlagenschäden durch eine Schnellabschaltung

• Schützt Anlagen vor thermischer Überbeanspruchung

• Erhöht die Personensicherheit

• Löst 3-polig aus

• Ist für den Einsatz in allen Spannungsebenen geeignet

6.65.2 Struktur der Funktion

Die Funktion Lichtbogenschutz kann in Funktionsgruppen eingefügt werden, die Strommesswerte zur Verfü-
gung stellen.
Die Funktion Lichtbogenschutz besteht aus folgenden Blöcken:

• Allgemein

• 3 Stufen

• Ausgangslogik 3-polig
Die Funktion Lichtbogenschutz ist mit 3 Stufen vorkonfiguriert. Innerhalb der Funktion lassen sich maximal
17 Stufen gleichzeitig betreiben. Die Stufen sind identisch aufgebaut.
Das folgende Bild zeigt den prinzipiellen Aufbau der Funktion Lichtbogenschutz.

[dw_structure_arcprot, 2, de_DE]

Bild 6-592 Struktur/Einbettung der Funktion Lichtbogenschutz

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

6.65.3 Funktionsbeschreibung

Logik des Funktionsblocks Allgemein

[lo_fb0_arcprot, 3, de_DE]

Bild 6-593 Logikdiagramm des Funktionsblocks Allgemein

1596 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Logik der Stufe

[lo_stage_arcprotection, 2, de_DE]

Bild 6-594 Logikdiagramm der Stufe

Die Funktion Lichtbogenschutz erkennt Lichtbögen direkt über einen lokal angeschlossenen optischen Licht-
bogen-Sensor oder über eine externe Einkopplung von anderen Geräten.

HINWEIS

i Platzieren Sie die Lichtbogen-Sensoren in der Schaltanlage so, dass sie nicht von Anlagenteilen verdeckt
werden!
Vermeiden Sie eine Abschattung der Lichtbogen-Sensoren!

HINWEIS

i Wenn ein optischer Sensor einen Lichtbogen erkannt hat, müssen Sie den betroffenen optischen Sensor
austauschen!

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Innerhalb der Funktion Lichtbogenschutz können Sie ein schnelles Stromkriterium als zusätzliches Freigabe-
kriterium verwenden. Die Parameter für das Stromkriterium befinden sich im Block Allgemein. Sie können für
jede Stufe individuell einstellen, ob das Stromkriterium zusätzlich ausgewertet wird.

Messverfahren, Stromkriterium
Das Stromkriterium arbeitet mit 2 unterschiedlichen Messverfahren:

• Messung der Grundschwingung:


Dieses Messverfahren verarbeitet die Abtastwerte der Ströme und filtert numerisch die Grundschwingung
heraus. Damit wird ein Gleichstromanteil eliminiert. Der Grundschwingungs-Effektivwert wird mit dem
eingestellten Schwellwert verglichen.

• Bewertung der ungefilterten Messgröße:


Wenn der Strom den eingestellten Schwellwert um den Betrag Strom ≥ 2 ⋅ √2 ⋅ Schwellwert über-
schreitet, benutzt die Stufe zusätzlich ungefilterte Messgrößen. Dadurch sind sehr kurze Auslösezeiten
möglich.

HINWEIS

i Wenn Sie das Stromkriterium zusätzlich zum Licht verwenden, vermeiden Sie eine mögliche Überfunktion
durch ein plötzlich auftretendes Lichtsignal.
Wenn Sie das Stromkriterium verwenden, werden Lichtbögen typischerweise in 4 ms erkannt!

Selbstüberwachung
Die Funktion Lichtbogenschutz verfügt über eine Selbstüberwachung. Diese überwacht die optischen Licht-
bogen-Sensoren und die Lichtwellenleiter-Kabel. Das Lichtbogenschutz-Modul sendet zyklisch ein Testsignal
(Licht) über die Lichtwellenleiter-Kabel an die Lichtbogen-Sensoren. Wenn der Kanal störungsfrei ist, empfängt
das Lichtbogenschutz-Modul das Testsignal wieder. Wenn das Testsignal nicht wieder am Lichtbogenschutz-
Modul ankommt, wird die Meldung Kanal # Sensorstörung abgesetzt.
Wenn die Selbstüberwachung eine Störung erkennt, wird die Meldung Bereitschaft auf Alarm gesetzt
und die Stufe/Funktion blockiert.

6.65.4 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter

Stellen Sie die folgenden Parameter unter Allgemein in der Funktion Lichtbogenschutz ein. Die Einstellwerte
sind für alle Stufen gültig.

Parameter: Sensorüberwachung

• Voreinstellwert (_:2311:2) Sensorüberwachung = ja


Mit dem Parameter Sensorüberwachung stellen Sie ein, ob Sie die Lichtbogensensoren überwachen wollen
oder nicht.

Parameter: Schwellwert I>

• Voreinstellwert (_:2311:3) Schwellwert I> = 2,000 A


Mit dem Parameter Schwellwert I> legen Sie die Auslöseschwelle für die Leiterströme fest. Der Schwell-
wert I> ist für das Stromkriterium der Funktion Lichtbogenschutz relevant.
Stellen Sie den Schwellwert I> der Funktion Lichtbogenschutz so ein, dass beim Einschalten des lokalen
Leistungsschalters der Effektivwert des Einschaltstromes den Schwellwert I> nicht überschreitet.
Weitere Informationen zur Berechnung des Einstellwertes finden Sie unter 6.19.4.2 Anwendungs- und
Einstellhinweise.

Parameter: Schwellwert 3I0>

• Voreinstellwert (_:2311:4) Schwellwert 3I0> = 1,000 A

1598 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Mit dem Parameter Schwellwert 3I0> legen Sie die Auslöseschwelle für den Nullstrom fest. Der
Schwellwert 3I0> ist für das Stromkriterium der Funktion Lichtbogenschutz relevant.
Stellen Sie den Schwellwert 3I0> der Funktion Lichtbogenschutz so ein, dass beim Einschalten
des lokalen Leistungsschalters der Effektivwert des Einschaltstromes den Schwellwert 3I0> nicht über-
schreitet.
Weitere Informationen zur Berechnung des Einstellwertes finden Sie unter 6.20.4.2 Anwendungs- und
Einstellhinweise

HINWEIS

i Wenn Sie für die Messstelle Strom 3-phasig den Parameter Stromwandleranschluss = 3-phasig, 2
prim. Wdl. einstellen, ist der Parameter Schwellwert 3I0> unwirksam.
Wenn Sie für die Messstelle Strom 3-phasig den Parameter Stromwandleranschluss = 3-phasig +
IN einstellen, arbeitet die Funktion mit dem gemessenen Strom IN.
Wenn Sie für die Messstelle Strom 3-phasig den Parameter Stromwandleranschluss = 3-phasig +
IN-separat einstellen, arbeitet die Funktion mit dem berechneten Strom 3I0.

6.65.5 Anwendungs- und Einstellhinweise der Stufe

Parameter: Externe Einkopplung

• Voreinstellwert (_:14551:9) Externe Einkopplung = nein


Mit dem Parameter Externe Einkopplung legen Sie fest, ob die Stufe über ein externes Eingangssignal
angestoßen wird.
Parameterwert Beschreibung
nein Die Stufe arbeitet nicht mit einem externen Eingangssignal.
Strom Die Stufe arbeitet mit einem externen Eingangssignal.
Wenn die Stufe mit einem externen Eingangssignal arbeitet, müssen Sie das
Binäreingangssignal >Externer Strom in der DIGSI 5-Informationsrangie-
rung rangieren. Das Binäreingangssignal >Externer Strom ist nur bei
dieser Einstelloption in der DIGSI 5-Informationsrangierung sichtbar.
Licht Die Stufe arbeitet mit einem externen Eingangssignal.
Wenn die Stufe mit einem externen Eingangssignal arbeitet, müssen Sie das
Binäreingangssignal >Externes Licht in der DIGSI 5-Informationsrangie-
rung rangieren. Das Binäreingangssignal >Externes Licht ist nur bei
dieser Einstelloption in der DIGSI 5-Informationsrangierung sichtbar.
Hinweis: Wenn Sie mit der externen Einkopplung Licht arbeiten, dürfen
Sie keinen Kanal auswählen. Wenn Sie bei diesem Einstellwert zusätzlich
einen Kanal auswählen, meldet DIGSI 5 eine Inkonsistenz.

Parameter: Betriebsart

• Voreinstellwert (_:14551:8) Betriebsart = Strom und Licht


Mit dem Parameter Betriebsart bestimmen Sie die grundsätzliche Funktionsweise der Stufe.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1599
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Parameterwert Beschreibung
Strom und Licht Die Stufe arbeitet mit den Eingangsgrößen Strom und Licht.
Das Stromkriterium stellt sicher, dass das Lichtsignal von einem Lichtbogen
stammt.
Siemens empfiehlt diesen Einstellwert.
nur Licht Die Stufe arbeitet nur mit dem Eingangssignal Licht und löst auch ohne
gemessenen Strom aus.
Diese Betriebsart kann bei plötzlichen Lichteinflüssen zu einer Überfunktion
führen.
Verwenden Sie diesen Einstellwert nur, wenn der Einfluss externer Lichtsig-
nale ausgeschlossen ist.

Parameter: Sensor

• Voreinstellwert (_:14551:11) Sensor = Punktsensor


Mit dem Parameter Sensor stellen Sie ein, welcher Sensortyp am Gerät angeschlossen ist.
Parameterwert Beschreibung
Punktsensor Am Gerät ist ein Punktsensor angeschlossen.
Liniensensor Am Gerät ist ein Liniensensor angeschlossen.
benutzerdef. Wenn Sie diese Einstelloption wählen, wird der Parameter Schwellwert
Licht sichtbar.
Siemens empfiehlt die Standardeinstellwerte Punktsensor oder Lini-
ensensor. Damit werden Lichtbögen unabhängig von Streulicht sicher
erkannt.

Parameter: Schwellwert Licht

• Voreinstellwert (_:14551:7) Schwellwert Licht = -20,00 dB


Mit dem Parameter Schwellwert Licht stellen Sie die Lichtempfindlichkeit manuell ein. Wenn Sie den
Schwellwert Licht kleiner einstellen, erhöht sich die Empfindlichkeit. Wenn Sie den Schwellwert
Licht höher einstellen, sinkt die Empfindlichkeit. Wenn die Sensoren schon bei einem Schaltlichtbogen des
Leistungsschalters ansprechen, stellen Sie den Parameter Schwellwert Licht höher ein.
Siemens empfiehlt die Voreinstellwerte für Punkt- oder Liniensensoren.
Nur wenn Sie spezielle Vorgaben zur Lichtempfindlichkeit haben, stellen Sie den Parameter Schwellwert
Licht manuell ein.

Parameter: Kanal

• Voreinstellwert (_:14551:10) Kanal = Kein Kanal ist ausgewählt


Mit dem Parameter Kanal wählen Sie aus, welcher Sensorkanal von der Stufe verwendet wird.
Wenn die Funktion Lichtbogenschutz mehrere Stufen hat, müssen Sie für jede Stufe einen anderen Kanal
auswählen.
Die Auswahltexte beim Parameter Kanal sind identisch mit dem Namen des Lichtbogenschutz-Moduls und
seiner Kanäle.

6.65.6 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Allgemein
_:2311:1 Allgemein:Modus • aus ein
• ein
• Test

1600 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:2 Allgemein:Sensorüber- • nein ja
wachung
• ja
_:2311:3 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
I> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 2,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 10,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 2,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 10,000 A
_:2311:4 Allgemein:Schwellwert 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
3I0> 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 35,000 A 1,000 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 175,00 A 5,00 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 1,000 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 5,000 A
Stufe 1
_:14551:1 Stufe 1:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14551:2 Stufe 1:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:14551:9 Stufe 1:Externe Einkopp- • nein nein
lung
• Licht
• Strom
_:14551:8 Stufe 1:Betriebsart • nur Licht Strom und Licht
• Strom und Licht
_:14551:11 Stufe 1:Sensor • Punktsensor Punktsensor
• Liniensensor
• benutzerdef.
_:14551:7 Stufe 1:Schwellwert -34,00 dB bis -10,00 dB -20,00 dB
Licht
_:14551:10 Stufe 1:Kanal Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stufe 2
_:14552:1 Stufe 2:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14552:2 Stufe 2:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:14552:9 Stufe 2:Externe Einkopp- • nein nein
lung
• Licht
• Strom
_:14552:8 Stufe 2:Betriebsart • nur Licht Strom und Licht
• Strom und Licht

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:14552:11 Stufe 2:Sensor • Punktsensor Punktsensor
• Liniensensor
• benutzerdef.
_:14552:7 Stufe 2:Schwellwert -34,00 dB bis -10,00 dB -20,00 dB
Licht
_:14552:10 Stufe 2:Kanal Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig
Stufe 3
_:14553:1 Stufe 3:Modus • aus aus
• ein
• Test
_:14553:2 Stufe 3:Blk. Ausl. & • nein nein
Fehleraufz.
• ja
_:14553:9 Stufe 3:Externe Einkopp- • nein nein
lung
• Licht
• Strom
_:14553:8 Stufe 3:Betriebsart • nur Licht Strom und Licht
• Strom und Licht
_:14553:11 Stufe 3:Sensor • Punktsensor Punktsensor
• Liniensensor
• benutzerdef.
_:14553:7 Stufe 3:Schwellwert -34,00 dB bis -10,00 dB -20,00 dB
Licht
_:14553:10 Stufe 3:Kanal Einstellmöglichkeiten anwen-
dungsabhängig

6.65.7 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Allgemein
_:2311:82 Allgemein:>Blockierung Funktion SPS I
_:2311:51 Allgemein:Modus (steuerbar) ENC C
_:2311:53 Allgemein:Bereitschaft ENS O
_:2311:301 Allgemein:Strom erkannt SPS O
Sammelmeldung
_:4501:55 Sammelmeldung:Anregung ACD O
_:4501:57 Sammelmeldung:Auslösung ACT O
Stufe 1
_:14551:81 Stufe 1:>Blockierung Stufe SPS I
_:14551:82 Stufe 1:>Externes Licht SPS I
_:14551:501 Stufe 1:>Externer Strom SPS I
_:14551:51 Stufe 1:Modus (steuerbar) ENC C
_:14551:54 Stufe 1:Nicht wirksam SPS O
_:14551:52 Stufe 1:Zustand ENS O
_:14551:53 Stufe 1:Bereitschaft ENS O

1602 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:14551:318 Stufe 1:Lichtbogenzähler INC C
_:14551:58 Stufe 1:Lichtbogen erkannt SPS O
_:14551:301 Stufe 1:Licht erkannt SPS O
_:14551:55 Stufe 1:Anregung ACD O
_:14551:57 Stufe 1:Auslösung ACT O
Stufe 2
_:14552:81 Stufe 2:>Blockierung Stufe SPS I
_:14552:82 Stufe 2:>Externes Licht SPS I
_:14552:501 Stufe 2:>Externer Strom SPS I
_:14552:51 Stufe 2:Modus (steuerbar) ENC C
_:14552:54 Stufe 2:Nicht wirksam SPS O
_:14552:52 Stufe 2:Zustand ENS O
_:14552:53 Stufe 2:Bereitschaft ENS O
_:14552:318 Stufe 2:Lichtbogenzähler INC C
_:14552:58 Stufe 2:Lichtbogen erkannt SPS O
_:14552:301 Stufe 2:Licht erkannt SPS O
_:14552:55 Stufe 2:Anregung ACD O
_:14552:57 Stufe 2:Auslösung ACT O
Stufe 3
_:14553:81 Stufe 3:>Blockierung Stufe SPS I
_:14553:82 Stufe 3:>Externes Licht SPS I
_:14553:501 Stufe 3:>Externer Strom SPS I
_:14553:51 Stufe 3:Modus (steuerbar) ENC C
_:14553:54 Stufe 3:Nicht wirksam SPS O
_:14553:52 Stufe 3:Zustand ENS O
_:14553:53 Stufe 3:Bereitschaft ENS O
_:14553:318 Stufe 3:Lichtbogenzähler INC C
_:14553:58 Stufe 3:Lichtbogen erkannt SPS O
_:14553:301 Stufe 3:Licht erkannt SPS O
_:14553:55 Stufe 3:Anregung ACD O
_:14553:57 Stufe 3:Auslösung ACT O

Informationen der Selbstüberwachung vom Lichtbogenschutz-Modul

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Kanal #
_:307 Kanal #:Sensorstörung SPS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

6.65.8 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit Punktsensoren in der


Betriebsart: nur Licht

6.65.8.1 Beschreibung

Übersicht
Das Beispiel beschreibt die Anwendung der Funktion Lichtbogenschutz in einer Mittelspannungs-Schaltan-
lage mit einer Einspeisung und 2 Abzweigen. Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit der Betriebsart
= nur Licht.
Folgende Punkte werden im Beispiel betrachtet:

• Platzierung der optischen Punktsensoren in der Schaltanlage

• Anschluss der optischen Punktsensoren an die Schutzgeräte in den Abzweigen und der Einspeisung

• Anzahl der notwendigen Stufen der Funktion in den Schutzgeräten der Abzweige und der Einspeisung

• Einstellhinweise zu ausgewählten Parametern in den Stufen der Funktion


Das folgende Bild zeigt die Anordnung und den Anschluss der optischen Punktsensoren:

[dw_arcprot-light-only, 2, de_DE]

Bild 6-595 Anordnung und Anschluss der optischen Punktsensoren (Betriebsart = nur Licht)

Für das Beispiel gilt:

• Der Leistungsschalter der Einspeisung muss ausgeschaltet werden, damit Lichtbögen in den Sammel-
schienenräumen der Einspeisung und der Abzweige oder im Leistungsschalterraum der Abzweige sicher
erlöschen.
Platzieren Sie optische Punktsensoren in den Sammelschienenräumen (SS-Raum) der Einspeisung und
der Abzweige. Platzieren Sie weitere optische Punktsensoren im Leistungsschalterraum (LS-Raum) der
Abzweige. Schließen Sie alle optischen Punktsensoren an das Schutzgerät der Einspeisung an.

1604 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

• Die optischen Punktsensoren im Kabelanschlussraum der Abzweige erfassen Lichtbögen in diesem Raum.
Platzieren Sie je einen optischen Punktsensor im Kabelanschlussraum der Abzweige und schließen diesen
an das Schutzgerät im Abzweig an. Dadurch können Lichtbögen im Kabelanschlussraum selektiv abge-
schaltet werden.
Durch die Druckwelle, die beim Auftreten eines Lichtbogens entsteht, kann es zu Verformungen der
Trennwände und damit zu nicht erwünschten Lichteinflüssen in den benachbarten Räumen kommen.
Das kann zu einer unselektiven Auslösung führen.

• Bei einem Lichtbogen im LS-Raum und im Kabelanschlussraum der Einspeisung muss das übergeordnete
Schutzgerät abschalten.

HINWEIS

i Wenn die Funktion Lichtbogenschutz mit der Betriebsart = nur Licht arbeitet, können externe
Lichteinflüsse zu unselektiven Auslösungen führen.

HINWEIS

i Beachten Sie, dass die Anzahl der am Gerät anschließbaren Lichtbogenschutz-Module von der Hardware-
Konfiguration des Gerätes abhängt.
Bei modularen Geräten können Sie maximal 15 Sensoren anschließen, bei nicht modularen Geräten
maximal 6 Sensoren (3 Sensoren pro Modul).

6.65.8.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Allgemeine Hinweise

• Schließen Sie einen optischen Punktsensor aus dem Kabelanschlussraum im Abzweig 1 an das Schutz-
gerät im Abzweig 1 an. Lichtbögen im Kabelanschlussraum werden vom Leistungsschalter in Abzweig 1
selektiv abgeschaltet.

• Schließen Sie einen optischen Punktsensor aus dem Kabelanschlussraum im Abzweig 2 an das Schutz-
gerät im Abzweig 2 an. Lichtbögen im Kabelanschlussraum werden vom Leistungsschalter in Abzweig 2
selektiv abgeschaltet.

• Schließen Sie optische Punktsensoren aus allen SS-Räumen und den LS-Räumen der Abzweige 1 und
2 an das Schutzgerät in der Einspeisung an. Lichtbögen in diesen Räumen werden vom Gerät in der
Einspeisung erfasst und abgeschaltet.

Einstellhinweise für das Schutzgerät in Abzweig 1


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit einer Stufe.
Stellen Sie die Parameter der Stufe wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = nur Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = nein

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1


Die Parameter im Block Allgemein sind nicht relevant, da die Betriebsart = nur Licht ist.

Einstellhinweise für das Schutzgerät in Abzweig 2


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit einer Stufe.
Stellen Sie die Parameter der Stufe wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = nur Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

• Parameter: Externe Einkopplung = nein

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1


Die Parameter im Block Allgemein sind nicht relevant, da die Betriebsart = nur Licht ist.

Einstellhinweise für das Schutzgerät in der Einspeisung


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit 5 Stufen.
Stellen Sie die Parameter der Stufen wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = nur Licht (gilt für alle Stufen)

• Parameter: Sensor = Punktsensor (gilt für alle Stufen)

• Parameter: Externe Einkopplung = nein (gilt für alle Stufen)

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1 (Stufe 1) → Überwachung SS-Raum in Abzweig 1


Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 2 (Stufe 2) → Überwachung LS-Raum in Abzweig 1
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 3 (Stufe 3) → Überwachung SS-Raum in Abzweig 2
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 2 Kanal 1 (Stufe 4) → Überwachung LS-Raum in Abzweig 2
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 2 Kanal 2 (Stufe 5) → Überwachung SS-Raum in der
Einspeisung
Die Parameter im Block Allgemein sind nicht relevant, da die Betriebsart = nur Licht ist.

6.65.9 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit Punktsensoren in der


Betriebsart: Licht und Strom

6.65.9.1 Beschreibung

Übersicht
Das Beispiel beschreibt die Anwendung der Funktion Lichtbogenschutz in einer Mittelspannungs-Schaltan-
lage mit einer Einspeisung und 2 Abzweigen. Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit der Betriebsart
= Strom und Licht. Im Beispiel werden alle Lichtbögen von dem Schutzgerät in der Einspeisung erfasst.
Folgende Punkte werden im Beispiel betrachtet:

• Platzierung der optischen Punktsensoren in der Schaltanlage

• Anschluss der optischen Punktsensoren an die Schutzgeräte in den Abzweigen und der Einspeisung

• Anzahl der notwendigen Stufen der Funktion in den Schutzgeräten der Abzweige und der Einspeisung

• Einstellhinweise zu ausgewählten Parametern in den Stufen der Funktion

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

[dw_light-and-current, 2, de_DE]

Bild 6-596 Anordnung und Anschluss der optischen Punktsensoren (Betriebsart = Strom und Licht)

Für das Beispiel gilt:

• Das Stromkriterium bietet Ihnen zusätzliche Sicherheit gegenüber Fehlauslösungen aufgrund von plötzli-
chen Lichteinflüssen.
Je nachdem wo der Lichtbogen im Kabelanschlussraum der Abzweige entsteht, kann nicht immer ein
Strom gemessen werden. Wenn ein Lichtbogen im Kabelanschlussraum der Abzweige erkannt wird, wird
deshalb der Strom in der Einspeisung ausgewertet.

• Platzieren Sie optische Punktsensoren im SS-Raum, LS-Raum und Kabelanschlussraum der Abzweige
sowie im SS-Raum der Einspeisung. Schließen Sie die optischen Punktsensoren an das Schutzgerät in der
Einspeisung an.

• Das Schutzgerät in der Einspeisung schaltet Lichtbögen im SS-Raum, LS-Raum und Kabelanschlussraum
der Abzweige 1 und 2 ab. Weiterhin schaltet das Schutzgerät in der Einspeisung Lichtbögen im SS-Raum
der Einspeisung ab.

• Wenn die optischen Punktsensoren im SS-Raum, LS-Raum und Kabelanschlussraum der Abzweige oder
im SS-Raum der Einspeisung einen Lichtbogen erkennen, wertet das Schutzgerät in der Einspeisung
zusätzlich den Strom aus.

• Bei einem Lichtbogen im LS-Raum und Kabelanschlussraum der Einspeisung muss das übergeordnete
Schutzgerät abschalten.

HINWEIS

i Wenn die Funktion Lichtbogenschutz mit der Betriebsart = Strom und Licht arbeitet, vermeidet
das zusätzliche Stromkriterium Fehlauslösungen durch externe Lichteinflüsse.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

HINWEIS

i Dieses Anwendungsbeispiel erfordert den Anschluss zahlreicher optischer Punktsensoren an ein einzelnes
Schutzgerät. Beachten Sie, dass die Anzahl der am Gerät anschließbaren Lichtbogenschutz-Module von der
Hardware-Konfiguration des Gerätes abhängt.
Bei modularen Geräten können Sie maximal 15 Sensoren anschließen, bei nicht modularen Geräten
maximal 6 Sensoren (3 Sensoren pro Modul).

6.65.9.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Allgemeine Hinweise

• Schließen Sie optische Punktsensoren aus dem SS-Raum, LS-Raum und Kabelanschlussraum der Abzweige
1 und 2 an das Schutzgerät in der Einspeisung an. Lichtbögen im SS-Raum, LS-Raum und Kabelanschluss-
raum der Abzweige 1 und 2 werden vom Gerät in der Einspeisung erfasst und abgeschaltet.

• Schließen Sie einen optischen Punktsensor aus dem SS-Raum der Einspeisung an das Schutzgerät in der
Einspeisung an. Lichtbögen im SS-Raum der Einspeisung werden vom Leistungsschalter der Einspeisung
selektiv abgeschaltet.

Einstellhinweise für das Schutzgerät in der Einspeisung


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit 7 Stufen.
Stellen Sie die Parameter der Stufen wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = Strom und Licht (gilt für alle Stufen)

• Parameter: Sensor = Punktsensor (gilt für alle Stufen)

• Parameter: Externe Einkopplung = nein (gilt für alle Stufen)

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1 (Stufe 1) → Überwachung SS-Raum in Abzweig 1


Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 2 (Stufe 2) → Überwachung LS-Raum in Abzweig 1
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 3 (Stufe 3) → Überwachung Kabelanschlussraum in
Abzweig 1
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 2 Kanal 1 (Stufe 4) → Überwachung SS-Raum in Abzweig 2
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 2 Kanal 2 (Stufe 5) → Überwachung LS-Raum in Abzweig 2
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 2 Kanal 3 (Stufe 6 → Überwachung Kabelanschlussraum in
Abzweig 2
Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 3 Kanal 1 (Stufe 7) → Überwachung SS-Raum in der
Einspeisung
Die Einstellhinweise für die Parameter Schwellwert I> und Schwellwert 3I0> finden Sie im Kapitel
6.65.4 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter.

6.65.10 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit Punktsensoren über externe


Einkopplung

6.65.10.1 Beschreibung

Übersicht
Das Beispiel beschreibt die Anwendung der Funktion Lichtbogenschutz in einer Mittelspannungs-Schaltan-
lage mit einer Einspeisung und 2 Abzweigen. Die Stufen der Funktion Lichtbogenschutz werden über
Externe Einkopplung angestoßen.
Folgende Punkte werden im Beispiel betrachtet:

• Platzierung der optischen Punktsensoren in der Schaltanlage

• Anschluss der optischen Punktsensoren an die Schutzgeräte in den Abzweigen und der Einspeisung

1608 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

• Anzahl der notwendigen Stufen der Funktion in den Schutzgeräten der Abzweige und der Einspeisung

• Einstellhinweise zu ausgewählten Parametern in den Stufen der Funktion

[dw_arcprot-extern-input, 3, de_DE]

Bild 6-597 Lichtbogenschutz mit externer Einkopplung

Für das Beispiel gilt:

• Platzieren Sie optische Punktsensoren im SS-Raum, LS-Raum und Kabelanschlussraum der Abzweige
und der Einspeisung. Schließen Sie die optischen Punktsensoren an das jeweilige Schutzgerät in den
Abzweigen und der Einspeisung an.

• Wenn die optischen Punktsensoren im SS-Raum oder im LS-Raum der Abzweige einen Lichtbogen
erkennen, wird die Meldung Licht erkannt über Binärein-/-ausgänge, eine Wirkschnittstelle oder
IEC 61850 GOOSE an das Schutzgerät in der Einspeisung gesendet. Das Schutzgerät in der Einspeisung
wertet dann zusätzlich den Strom aus. Wenn der gemessene Strom die Schwellwerte Schwellwert I>
und/oder Schwellwert 3I0> überschreitet, schaltet das Schutzgerät in der Einspeisung den Fehler ab.
Weitere Informationen finden Sie im Kapitel 6.65.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

• Lichtbögen im Kabelanschlussraum der Abzweige können auch selektiv vom Schutzgerät des betroffenen
Abzweiges abgeschaltet werden. Dazu müssen Sie die Anregemeldung Strom erkannt vom Einspeise-
gerät an das entsprechende Schutzgerät im Abzweig senden.

• Bei einem Lichtbogen im LS-Raum und Kabelanschlussraum der Einspeisung muss das übergeordnete
Schutzgerät abschalten.

HINWEIS

i Wenn die Funktion Lichtbogenschutz über die Externe Einkopplung arbeitet, benötigen Sie pro
Abzweigschutzgerät nur 3 optische Punktsensoren für die Erfassung der Lichtbögen (nur ein Lichtbogen-
schutz-Modul).
Die Anzahl der GOOSE-Meldungen ist nicht begrenzt. Dadurch ist die Anzahl der Abzweige nicht begrenzt
und der Schutz komplexer Anlagen möglich.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

6.65.10.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Allgemeine Hinweise:

• Schließen Sie optische Punktsensoren aus dem SS-Raum, LS-Raum und Kabelanschlussraum der
Abzweige und der Einspeisung an die jeweiligen Schutzgeräte an.

• Lichtbögen im SS-Raum und LS-Raum der Abzweige müssen vom Schutzgerät in der Einspeisung abge-
schaltet werden. Dazu muss die Meldung Licht erkannt von den Schutzgeräten in den Abzweigen
an das Einspeisegerät gesendet werden. Verwenden Sie dafür Binärein-/-ausgänge, eine Wirkschnittstelle
oder IEC 61850 GOOSE.
Das Schutzgerät in der Einspeisung wertet den Strom aus. Wenn der gemessene Strom die Schwellwerte
Schwellwert I> und/oder Schwellwert 3I0> überschreitet, schaltet das Schutzgerät in der Einspei-
sung Fehler auf der Sammelschiene und den LS-Räumen der Abzweige ab.
Realisieren Sie die Verknüpfung der Signale über 4 Stufen mit Externer Einkopplung oder über einen
CFC-Plan.

• Lichtbögen im Kabelanschlussraum der Abzweige werden lokal abgeschaltet. Das Schutzgerät in der
Einspeisung wertet den Strom aus. Wenn der gemessene Strom die Schwellwerte Schwellwert I>
und/oder Schwellwert 3I0> überschreitet, wird die Meldung Strom erkannt an die Schutzgeräte
in den Abzweigen gesendet. Wenn zeitgleich ein optischer Sensor in einem Kabelanschlussraum Licht
detektiert, löst das Schutzgerät im entsprechenden Abzweig aus.

Einstellhinweise für Schutzgerät in Abzweig 1


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit 3 Stufen.
Stufe 1 und 2 (Überwachung SS-Raum und LS-Raum):
Stellen Sie die Parameter der Stufen wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = nur Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = nein

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = ja

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1 (Stufe 1) → Überwachung SS-Raum in Abzweig 1


Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 2 (Stufe 2) → Überwachung LS-Raum in Abzweig 1
Stufe 3 (Überwachung Kabelanschlussraum):
Stellen Sie die Parameter der Stufe wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = Strom und Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = Strom


Das Schutzgerät in der Einspeisung wertet den Strom aus. Wenn der gemessene Strom die Schwellwerte
Schwellwert I> und/oder Schwellwert 3I0> überschreitet, sendet das Schutzgerät in der Einspei-
sung die Meldung Strom erkannt an das Schutzgerät im Abzweig.
Nur wenn Sie im Abzweiggerät die Meldung Strom erkannt mit dem Signal >Externer Strom
verknüpfen, ist die externe Einkopplung für diese Stufe wirksam.

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 3

Einstellhinweise für Schutzgerät in Abzweig 2


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit 3 Stufen.
Stufe 1 und 2 (Überwachung SS-Raum und LS-Raum):

1610 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Stellen Sie die Parameter der Stufen wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = nur Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = nein

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = ja

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1 (Stufe 1) → Überwachung SS-Raum in Abzweig 2


Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 2 (Stufe 2) → Überwachung LS-Raum in Abzweig 2
Stufe 3 (Überwachung Kabelanschlussraum):
Stellen Sie die Parameter der Stufe wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = Strom und Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = Strom


Das Schutzgerät in der Einspeisung wertet den Strom aus. Wenn der gemessene Strom die Schwellwerte
Schwellwert I> und/oder Schwellwert 3I0> überschreitet, sendet das Schutzgerät in der Einspei-
sung die Meldung Strom erkannt an das Schutzgerät im Abzweig.
Nur wenn Sie im Abzweiggerät die Meldung Strom erkannt mit dem Signal >Externer Strom
verknüpfen, ist die externe Einkopplung für diese Stufe wirksam.

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 3

Einstellhinweise für Schutzgerät in Einspeisung


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit 7 Stufen.
Stufe 1 (Überwachung SS-Raum):

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein


Wenn im SS-Raum der Einspeisung ein Lichtbogen erkannt wird und die Schwellwerte Schwellwert I>
und/oder Schwellwert 3I0> überschritten sind, wird sofort eine Auslösemeldung erzeugt.

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1

• Parameter: Betriebsart = Strom und Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = nein


Stufe 2 (Überwachung LS-Raum):

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = ja


Wenn im LS-Raum der Einspeisung ein Lichtbogen erkannt wird (hellgraue Punktsensoren in Bild 6-597),
wird sofort eine Anregemeldung erzeugt. Der Lichtbogen wird vom übergeordneten Schutzgerät abge-
schaltet.

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 2

• Parameter: Betriebsart = Strom und Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = nein

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1611
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

Stufe 3 (Überwachung Kabelanschlussraum):

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = ja


Wenn im Kabelanschlussraum der Einspeisung ein Lichtbogen erkannt wird (hellgraue Punktsensoren
in Bild 6-597), wird sofort eine Anregemeldung erzeugt. Der Lichtbogen wird vom übergeordneten
Schutzgerät abgeschaltet.
Je nachdem wo der Lichtbogen im Kabelanschlussraum der Einspeisung entsteht, kann nicht immer ein
Strom gemessen werden. Wenn ein Lichtbogen im Kabelanschlussraum der Einspeisung erkannt wird,
muss deshalb der Strom vom übergeordneten Schutzgerät ausgewertet werden.

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 3

• Parameter: Betriebsart = nur Licht

• Parameter: Sensor = Punktsensor

• Parameter: Externe Einkopplung = nein


Stufe 4 bis 7 (Externe Einkopplung):

• Parameter: Blk. Ausl. & Fehleraufz. = nein

• Parameter: Betriebsart = Strom und Licht

• Parameter: Externe Einkopplung = Licht


Wenn im SS-Raum oder LS-Raum der Abzweige ein Lichtbogen erkannt wird, sendet das Abzweiggerät die
Meldung Licht erkannt an das Einspeisegerät. Nur wenn Sie im Einspeisegerät die Meldung Licht
erkannt mit dem Signal >Externes Licht verknüpfen, ist die externe Einkopplung über diese Stufen
wirksam.
Das Schutzgerät in der Einspeisung wertet den Strom aus. Wenn der gemessene Strom die Schwellwerte
Schwellwert I> und/oder Schwellwert 3I0> überschreitet, schaltet das Schutzgerät in der Einspei-
sung den Lichtbogen ab.

6.65.11 Anwendungsbeispiel für Lichtbogenschutz mit einem Liniensensor in der


Betriebsart: Licht und Strom

6.65.11.1 Beschreibung

Übersicht
Das Beispiel beschreibt die Anwendung der Funktion Lichtbogenschutz in einer Mittelspannungs-Schaltan-
lage mit einer Einspeisung und 2 Abzweigen. Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit der Betriebsart
= Strom und Licht. Im Beispiel werden alle Lichtbögen von dem Schutzgerät in der Einspeisung erfasst.
Folgende Punkte werden im Beispiel betrachtet:

• Platzierung des optischen Liniensensors in der Schaltanlage

• Anschluss des optischen Liniensensors an das Schutzgerät in der Einspeisung

• Anzahl der notwendigen Stufen der Funktion in dem Schutzgerät der Einspeisung

• Einstellhinweise zu ausgewählten Parametern in den Stufen der Funktion

1612 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

[dw_line sensor, 1, de_DE]

Bild 6-598 Anordnung und Anschluss des optischen Liniensensors (Betriebsart = Strom und Licht)

Für das Beispiel gilt:

• Das Stromkriterium bietet Ihnen zusätzliche Sicherheit gegenüber Fehlauslösungen aufgrund von plötzli-
chen Lichteinflüssen.

• Bild 6-598 zeigt, wie Sie den optischen Liniensensor verlegen müssen. Beginnen Sie im Sammelschienen-
raum der Einspeisung und verlegen Sie den optischen Liniensensor entlang der Sammelschiene und
wieder zurück zum Schutzgerät in der Einspeisung. Schließen Sie den optischen Liniensensor an das
Schutzgerät in der Einspeisung an.

• Abhängig von den Durchführungsmöglichkeiten im Schaltschrank, können Sie den optischen Liniensenor
auch durch die Leistungsschalter- und Kabelanschlussräume der Abzweige führen.
Wenn das nicht möglich ist, können Sie Lichtbögen in diesen Räumen über Punktsensoren erfassen.
Weiterführende Informationen dazu finden Sie in den Kapiteln 6.65.8 Anwendungsbeispiel für Lichtbo-
genschutz mit Punktsensoren in der Betriebsart: nur Licht und 6.65.9 Anwendungsbeispiel für Lichtbo-
genschutz mit Punktsensoren in der Betriebsart: Licht und Strom.

• Bei einem Lichtbogen im LS-Raum und Kabelanschlussraum der Einspeisung muss das übergeordnete
Schutzgerät abschalten.

HINWEIS

i Wenn die Funktion Lichtbogenschutz mit der Betriebsart = Strom und Licht arbeitet, vermeidet
das zusätzliche Stromkriterium Fehlauslösungen durch externe Lichteinflüsse.

HINWEIS

i Beachten Sie, dass die Anzahl der am Gerät anschließbaren Lichtbogenschutz-Module von der Hardware-
Konfiguration des Gerätes abhängt.
Bei modularen Geräten können Sie maximal 15 Sensoren anschließen, bei nicht modularen Geräten
maximal 6 Sensoren (3 Sensoren pro Modul).
Abhängig vom Anwendungsfall können Sie Punkt- und Liniensensoren kombinieren.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.65 Lichtbogenschutz

6.65.11.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Einstellhinweise für das Schutzgerät in der Einspeisung


Die Funktion Lichtbogenschutz arbeitet mit 1 Stufe.
Stellen Sie die Parameter der Stufe wie folgt ein:

• Parameter: Betriebsart = Strom und Licht

• Parameter: Sensor = Liniensensor

• Parameter: Externe Einkopplung = nein

• Parameter: Kanal = Lichtbogen Mod. 1 Kanal 1 (Stufe 1) → Überwachung der SS-Räume (Einspei-
sung, Abzweig 1, Abzweig 2)
Die Einstellhinweise für die Parameter Schwellwert I> und Schwellwert 3I0> finden Sie im Kapitel
6.65.4 Anwendungs- und Einstellhinweise – Allgemeine Parameter.

1614 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Schutz- und Automatikfunktionen
6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl

6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl

6.66.1 Funktionsübersicht

Der Funktionsblock Spannungsmessstellen-Auswahl leistet Folgendes:

• Umschaltung zwischen den anzuwendenden Spannungsmessstellen, wenn mehrere Spannungsmess-


stellen mit der Spannungsschnittstelle der Funktionsgruppe verbunden sind.

• Auswahl der korrekten Spannung auf Basis der Schalterstellung der Anlage.
Wenn mehr als eine Spannungsmessstelle mit derselben Spannungsschnittstelle der Funktionsgruppe
verbunden ist, verwenden Sie den Funktionsblock Spannungsmessstellen-Auswahl der Funktionsgruppe,
um die korrekte Spannung auf Basis der Schalterstellung der Anlage auszuwählen.
Die Spannungsmessstellen-Auswahl ist eine gemeinsame Funktionalität für die Funktionsgruppen der
Schutzobjekte.

6.66.2 Funktionsbeschreibung

Die Auswahl der 1-phasigen oder 3-phasigen Spannungsmessstellen mit dem Funktionsblock Spannungs-
messstellen-Auswahl erfolgt über einen Logikbaustein-Plan. Der Logikbaustein-Plan steuert den Eingang
>MS-ID-Auswahl abhängig von der Schalterstellung der Trennschalter.

Beispiel
Bild 6-599 zeigt ein Beispiel für die Spannungsmessstellen-Auswahl der Funktionsgruppe Kondensatorbank in
einer Doppelsammelschienen-Applikation.

[dw_busbar_double, 2, de_DE]

Bild 6-599 Doppelsammelschiene mit Kondensatorbank

Messstellen mit der Funktionsgruppe Kondensatorbank verbinden


Bild 6-600 zeigt, wie die Funktionsgruppe Kondensatorbank in DIGSI mit mehreren Messstellen verbunden
wird. Die ID jeder Messstelle erscheint nach dem Namen in Klammern.

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Schutz- und Automatikfunktionen
6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl

[sc_connection, 1, de_DE]

Bild 6-600 Verbinden mehrerer Messstellen mit der Funktionsgruppe Kondensatorbank

Mit Hilfe von Konsistenzprüfungen werden die Verbindungen zwischen Spannungsmessstellen und Funktions-
gruppe validiert:

• Der Verbindungstyp muss bei allen Messstellen, die mit derselben Schnittstelle der Funktionsgruppe
verbunden werden, gleich sein.

• Die (primäre und sekundäre) Nennspannung muss bei allen Messstellen, die mit derselben Schnittstelle
verbunden werden, identisch sein.

• Wenn mehrere Messstellen mit einer Spannungsschnittstelle verbunden sind, muss ein Funktionsblock
hinzugefügt werden, der die Auswahl der Spannungsmessstellen ermöglicht.

6.66.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

CFC-Steuerung
Die Auswahl der Spannungsmessstelle erfolgt durch den Logikbaustein-Plan auf Basis der Messstellen-IDs.
Wenn mehrere Messstellen mit der Schnittstelle der Funktionsgruppe verbunden sind, ist der Funktionsblock
Spannungsmessstellen-Auswahl aus der Bibliothek der entsprechenden Funktionsgruppe zu instanziieren.
Um die korrekte Verbindung zwischen Messstelle und Funktionsgruppe zu gewährleisten, müssen die aktuell
gültigen IDs für den Eingang >MS-ID-Auswahl des Funktionsblocks durch einen Logikbaustein-Plan definiert
werden.
Die folgende Logikbaustein-Plan-Implementierung basiert auf dem Beispiel in Bild 6-599.
Wenn Trennschalter 1 (QB1) geschlossen ist, wird unabhängig von der Stellung des Trennschalters 2 (QB2)
vom CFC-Baustein mux_d_1 der Wert 2 ausgegeben und an den Eingang >MS-ID-Auswahl übertragen.
Dann wird die Messstelle Messstelle U-3ph mit der ID 2 als Referenzspannung ausgewählt. Entsprechend wird
die Messstelle Messstelle U-3ph mit der ID 3 als Referenzspannung ausgewählt, wenn Trennschalter 1 (QB1)
nicht geschlossen (offen oder in Zwischenstellung) und Trennschalter 2 (QB2) geschlossen ist.

[sc_lo-cfcVP, 1, de_DE]

Bild 6-601 Logikbaustein-Plan: Spannungsauswahl mit der Messstellen-ID

Die Trennschalter könnten sich jedoch in einem Übergangszustand befinden oder offen sein. In diesem
Fall wird der Eingang IN3 des Bausteins bool_int_1 auf wahr gesetzt und als ID für den Spannungsauswahl-
Eingang ( >MS-ID-Auswahl) wird der Wert 0 verwendet. Wenn ID 0 ausgewählt wird, werden alle Span-
nungswerte der entsprechenden Funktionsgruppen-Schnittstelle unverzüglich auf 0 V gesetzt. Eine Alarmmel-

1616 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Schutz- und Automatikfunktionen
6.66 Spannungsmessstellen-Auswahl

dung Auswahl ungültig wird abgesetzt, und die Meldung Zustand wird als OK abgesetzt. Wenn die
Funktionsgruppe mit Spannungswerten versorgt werden soll, wenn beide Trennschalter offen oder in einem
Übergangszustand von einer Sammelschiene zur anderen sind, können Sie den Logikbaustein-Plan entspre-
chend ändern.

HINWEIS

i Die Auswahl einer ungültigen Messstelle (ID < 0 oder ID einer nicht verbundenen Messstelle) für Eingang
>MS-ID-Auswahl hat folgende Auswirkungen:
• Die betroffenen Spannungsmesswerte werden als gestört dargestellt.

• Die Gültigkeit der Spannungsmesswerte wird auf ungültig gesetzt.

• Die Meldung Bereitschaft wird auf Alarm gesetzt.

• Die Meldung Auswahl ungültig wird auf wahr gesetzt.

6.66.4 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
U-Messst.Ausw.
_:501 U-Messst.Ausw.:>MS-ID-Auswahl INS I
_:53 U-Messst.Ausw.:Bereitschaft ENS O
_:301 U-Messst.Ausw.:Auswahl ungültig SPS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
7 Steuerungsfunktionen

7.1 Einführung 1620


7.2 Schaltgeräte 1623
7.3 Schaltfolgen 1652
7.4 Steuerungsfunktionalität 1659
7.5 Synchronisierungsfunktion 1686
7.6 Benutzerdefinierter Funktionsblock [Steuerung] 1731
7.7 CFC-Plan-Parameter 1736
7.8 Transformatorstufenschalter 1739
7.9 Spannungsregler 1753
7.10 Phasengenaues Schalten 1833

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Steuerungsfunktionen
7.1 Einführung

7.1 Einführung

7.1.1 Übersicht

Die SIPROTEC 5-Gerätereihe verfügt über eine leistungsfähige Befehlsverarbeitung sowie alle weiteren Funkti-
onen, die für einen Einsatz als Feldleitgeräte der Stationsleittechnik oder als Kombischutz notwendig sind.
Das Objektmodell der Geräte basiert auf dem IEC 61850-Standard, so dass sich die SIPROTEC 5-Gerätereihe
besonders gut in Anlagen mit dem Kommunikationsprotokoll IEC 61850 integrieren lässt. Andere Protokolle
werden hinsichtlich ihrer für die Steuerungsfunktionen notwendiger Funktionsblöcke auch unterstützt.

7.1.2 Konzept der Controllables

Das Konzept der sogenannten Controllables ist an das Datenmodell der IEC 61850 angelehnt. Die Controlla-
bles sind steuerbare Objekte, wie z.B. ein Schalter mit Rückmeldung. Das Modell eines Transformatorstufen-
schalters enthält beispielsweise Controllables. Die Controllables sind am letzten Buchstaben C des Datentyps
(z.B. DPC = Double Point Controllable/Doppelbefehl mit Rückmeldung oder BSC = Binary controlled Step
Position Indication / Transformatorstufenbefehl mit Rückmeldung) erkennbar.

1620 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.1 Einführung

[sc_control, 1, de_DE]

(1) Position (mit Binäreingängen verbinden)


(2) Signalisierung des aktuellen Zustandes
(3) Befehlsausgabe (mit Relais verbinden)

Der Auslöse-, Ausschalt- sowie der Einschaltbefehl wird mit den Relais verbunden. Für den Auslösebefehl ist
die Auswahl zwischen gespeicherter und ungespeicherter Ausgabe möglich. Die Position wird mit 2 Binärein-
gängen verbunden (Doppelmeldung). Zusätzlich stehen Signale zur Verfügung, die den aktuellen Zustand des
Schalters anzeigen (nicht ausgewählt, aus, ein, Zwischenstellung, Störstellung). Diese Signale können z.B.
im CFC abgefragt werden, um Verriegelungsbedingungen zu bilden.

Steuerungsmodelle
Sie können die Betriebsart der Controllables durch die Auswahl des Steuerungsmodells einstellen.

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Steuerungsfunktionen
7.1 Einführung

4 verschiedene Steuerungsmodelle stehen zur Auswahl:

• Direkt ohne Rückmeldeüberwachung (direkt ohne Rück.übw.)

• Mit Reservierung (SBO)56 ohne Rückmeldeüberwachung (SBO ohne Rück.übw.)

• Direkt mit Rückmeldeüberwachung (direkt mit Rückm.übw.)

• Mit Reservierung (SBO) mit Rückmeldeüberwachung (SBO mit Rück.übw.)


Das nächste Bild zeigt die Befehlsquellen, Befehlstypen und die Steuerungsmodelle.

[dw_steuer, 2, de_DE]

Bild 7-1 Befehlsquellen, Befehlstypen und Steuerungsmodelle

Das Bild zeigt die Steuerungsmodelle (rechts) mit ihren jeweils zugeordneten Befehlsmechanismen (Mitte).
Das Standardsteuerungsmodell für einen Schaltbefehl in einer IEC 61850-Anlage ist Mit Reservierung (SBO)
mit Rückmeldeüberwachung (SBO mit Rück.übw.). Dieses Steuerungsmodell ist bei neu angelegten
Schaltgeräten die Voreinstellung.

56 SBO: Select Before Operate

1622 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

7.2 Schaltgeräte

7.2.1 Gesamtübersicht

Die folgenden Schaltgeräte befinden sich in der DIGSI 5-Bibliothek unter Funktionsgruppe Leistungsschalter
und unter Schaltgeräte (siehe hierzu die folgenden Bilder).

[sc_cb_ausw, 1, de_DE]

Bild 7-2 Auswahl des Schaltgerätes Leistungsschalter über das DIGSI-Menü Funktionsgruppe Leistungs-
schalter

[scswausw, 1, de_DE]

Bild 7-3 Auswahl der übrigen Schaltgeräte über das DIGSI-Menü Schaltgeräte

7.2.2 Schaltgerät Leistungsschalter

7.2.2.1 Struktur des Schaltgerätes Leistungsschalter


In dem vorliegenden Kapitel werden die steuerungsrelevanten Eigenschaften des Schaltgeräts Leistungs-
schalter beschrieben.
Das Schaltgerät Leistungsschalter enthält folgende Funktionsblöcke, die für die Steuerung notwendig sind:

• Der Funktionsblock Leistungsschalter

• Der Funktionsblock Steuerung

• Der Funktionsblock Verriegl.


Dies entspricht in der IEC 61850 den Logical Nodes XCBR, CSWI und CILO.
Bei Schutzgeräten oder kombinierten Schutz- und Steuerungsgeräten können noch weitere Funktionen in dem
Schaltgerät Leistungsschalter enthalten sein, z.B. der Synchrocheck, die automatische Wiedereinschaltung
(AWE), die Auslöselogik, oder die Hand-Ein-Funktion. Für die Steuerungsfunktion sind diese aber nicht rele-
vant. Die Beschreibung dieser Funktionen finden Sie im Kapitel Schutz- und Automatikfunktionen. Zusätzlich
können weitere Funktionen initialisiert werden. Die Beschreibung dieser Funktionen finden Sie im Kapitel
Schutzfunktionen.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1623
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

[dw_breake, 1, de_DE]

Bild 7-4 Steuerungsrelevante Funktionsblöcke des Schaltgerätes Leistungsschalter

Der Leistungsschalter wird in DIGSI 5 über die Informationsrangierung mit den Binäreingängen verbunden, die
die Schalterstellung erfassen. Der Leistungsschalter wird in DIGSI 5 auch mit den Binärausgängen verbunden,
die die Schaltbefehle ausgeben.
Das Schaltgerät Leistungsschalter steht in der DIGSI 5-Bibliothek in 3 verschiedenen Varianten zur Verfügung:

• Leistungsschalter 3-polig
In diesem Schaltgerät sind zusätzlich Basisfunktionsblöcke für Schutzfunktionen enthalten (z.B. Auslöse-
logik, Hand-Einschaltung, Leistungsschalterprüfung).

• Leistungsschalter 1-polig
Dieses Schaltgerät ist für das 1-polige Ausschalten durch die Schutzfunktionen vorgesehen und enthält
die gleichen Basisfunktionsblöcke für den Schutz wie das Schaltgerät Leistungsschalter 3-polig.

• Leistungsschalter [nur Status]


Dieses Schaltgerät enthält nur den Funktionsblock Leistungsschalter. Es dient zur Erfassung der Stellung
eines Schalters, z.B. aus dem Nachbarfeld. Mit diesem Objekttyp können Schalter modelliert werden, die
vom SIPROTEC 5-Gerät nur eingelesen werden, aber nicht gesteuert werden können.

1624 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

HINWEIS

i Beim Parametrieren eines Geräts finden Sie in der DIGSI 5-Bibliothek 2 Leistungsschaltertypen zur Auswahl:
- Leistungsschalter 3-polig oder Leistungsschalter 1-polig je nach gewähltem Gerätetyp (3-polige oder
1-polige Auslösung)
- Leistungsschalter [nur Status]

Funktionsblöcke des Leistungsschalters

Tabelle 7-1 Funktionsblöcke der Funktionsgruppe Leistungsschalter

Funktions- Beschreibung Parameter Funktion


block
Leistungs- Der Funktionsblock Leistungs- Ausgabezeit Der Leistungsschalter bildet
schalter schalter im SIPROTEC 5-Gerät die Schalterstellung aus der
repräsentiert den physikali- Stellung der Binäreingänge
schen Schalter. und setzt auch den Befehl
über die Binärausgänge ab.
Steuerung Befehlsverarbeitung Steuerungsmodell Befehlsprüfungen, Kommuni-
SBO-Zeitüberschreitung kation mit der Befehlsquelle
Rückmeld.überwach.zeit und mit dem Funktionsblock
Leistungsschalter
Prüfung der Schalthoheit
Prfg., ob Stellung
erreicht
Prfg. Dppelbe-
tätig.sperre
Prfg. Blockier. v.
Schutz
Verriegl. Schaltfehlerschutz Verriegelungsbedingungen (im Die Funktion Verriegl. bildet
CFC hinterlegt) die Freigaben für den Schalt-
fehlerschutz.

Die Einstellwerte der Parameter können Sie 7.2.2.2 Anwendungs- und Einstellhinweise entnehmen.

Weitere Einstellmöglichkeiten des Schaltelements Leistungsschalter


Die Einstellmöglichkeiten des Leistungsschalters sind den Funktionsblöcken gemäß ihrer Bedeutung zuge-
ordnet. Weitere Einstellmöglichkeiten des Leistungsschalters, die nicht direkt einem der 3 Funktionsblöcke
zugeordnet sind, werden angeboten:

Tabelle 7-2 Einstellmöglichkeiten des Controllables Befehl mit Rückmeld. im Funktionsblock


Steuerung des Leistungsschalters

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Software-Filterzeit Software-Filterzeit für die Stel- Position des Funktionsblocks Steu-
lungserfassung erung 57
Filter retriggern (ja/nein) Ein-/Ausschalten des Retriggers der Position des Funktionsblocks Steu-
Filterzeit durch Stellungsänderung erung 57
Meldezeit vor Filterung (ja/ Berücksichtigung der HW-Filterzeit Position des Funktionsblocks Steu-
nein) beim Zeitstempel der Stellungser- erung 57
fassung
Zwischenstellung unterdrü- Bei Aktivierung wird nur die Position des Funktionsblocks Steu-
cken (ja/nein) Zwischenstellung um die Dauer der erung 57
Software-Filterzeit unterdrückt.

57 Klicken Sie hierfür erst auf Position und anschließend auf die Taste Details im Fenster Eigenschaften (unten).

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Behandlung spontaner Posi- Wenn Sie die Einstellung Allgem- Position des Funktionsblocks Steu-
tionsänderungen (Allg. Soft- einer Software-Filter erung 57
ware-Filt./Spont. Software Filt.) wählen, gelten die allgemeinen
Einstellungen der Software-Filte-
rung für spontane Positionsände-
rungen sowie für Positionsände-
rungen, die durch einen Schalt-
befehl hervorgerufen wurden.
Durch die Auswahl von Spon-
taner Software-Filter wird
eine separate Filterung für spon-
tane Positionsänderungen aktiviert.
Software-Filterzeit für Software-Filterzeit für spontane Position des Funktionsblocks Steu-
spontane Änderung Positionsänderungen erung 57
Retriggern bei spontaner Ein-/Ausschalten des Retriggers der Position des Funktionsblocks Steu-
Änderung (ja/nein) Filterzeit durch spontane Stellungs- erung 57
änderung
Meldezeit vor Filterung Berücksichtigung der HW-Filterzeit Position des Funktionsblocks Steu-
von spontaner Änderung (ja/ beim Zeitstempel der Stellungser- erung 57
nein) fassung bei spontaner Änderung
Zwischenstellung unterdrü- Bei Aktivierung wird nur die spon- Position des Funktionsblocks Steu-
cken bei spontaner Änd. (ja/ tane Änderung auf Zwischenstel- erung 57
nein) lung um die Dauer der Software-
Filterzeit unterdrückt.

Tabelle 7-3 Einstellmöglichkeiten des Controllables Position im Funktionsblock Leistungsschalter


(Flattersperre)

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Flattersperre (ja/nein) Ein-/Ausschalten der Flattersperre Position des Funktionsblocks Leis-
tungsschalter 57

Tabelle 7-4 Weitere Einstellungen in den Geräteeinstellungen mit Auswirkungen auf den Leistungsschalter

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Anzahl zulässiger Einstellwert der Flattersperre: Geräteeinstellungen (zu finden
Zustandswechsel Einmal für das gesamte Gerät unter Parameter)
Flatter-Testzeit
Anzahl Flatterprüfungen
Flatter-Pausenzeit
Flatter-Prüfzeit

Die Ein- und Ausgänge sowie die Einstellmöglichkeiten der Funktionsblöcke Leistungsschalter und Steue-
rung werden im nächsten Kapitel beschrieben (siehe 7.2.2.3 Anschaltvarianten des Leistungsschalters).

Verriegelung
Der Funktionsblock Verriegl. bildet die Freigaben für den Schaltfehlerschutz. Die eigentlichen Verriegelungs-
bedingungen sind im CFC hinterlegt. Siehe dazu das übergreifende Kapitel 7.4.1 Befehlsprüfungen und Schalt-
fehlerschutz.

1626 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

7.2.2.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Leistungsschalter
Der Funktionsblock Leistungsschalter im SIPROTEC 5-Gerät repräsentiert den physikalischen Schalter. Der
Leistungsschalter hat die Aufgabe, die Schalterstellung aus der Stellung der Binäreingänge zu bilden.
Das folgende Bild stellt die logischen Ein- und Ausgänge des Funktionsblocks Leistungsschalter dar.

[dw_func_ls, 2, de_DE]

Bild 7-5 Logische Ein- und Ausgänge des Funktionsblocks Leistungsschalter

Tabelle 7-5 und Tabelle 7-6 listen die Ein- und Ausgänge mit einer Beschreibung ihrer Funktion und des Typs
auf. Bei Eingängen ist die Auswirkung von Qualität = ungültig auf den Wert des Signals beschrieben.

BEISPIEL
Wenn das Signal >Bereit die Qualität = ungültig annimmt, wird der Wert auf gehend gesetzt. Bei prob-
lematischen Betriebszuständen soll der Leistungsschalter signalisieren, dass er nicht für einen Aus-Ein-Aus-
Zyklus bereit ist. .

Tabelle 7-5 Eingänge des Funktionsblocks Leistungsschalter

Signalname Beschreibung Typ Voreingestellter


Wert, wenn Signal-
qualität = ungültig
>Bereit Das Signal >Bereit gibt an, dass beim Leistungs- SPS Gehend
schalter der AUS-EIN-AUS-Zyklus möglich ist.
Dieses Signal wird für die AWE-Bereitschaft genutzt.
>Erfassungs- Der Binäreingang aktiviert die Erfassungssperre. Sie SPS Unverändert
sperre können diesen Binäreingang auch durch z.B. einen
externen Knebelschalter setzen.
>Reset Hierüber wird die Erfassungssperre und die Nachfüh- SPS Unverändert
Erf.sp&Nachf. rung des Leistungschalters zurückgesetzt. Bei aktivi-
ertem Eingang wird das Setzen der Erfassungssperre
und der Nachführung blockiert.

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Signalname Beschreibung Typ Voreingestellter


Wert, wenn Signal-
qualität = ungültig
>Reset Schalt- Der Binäreingang setzt unter anderem den Schalt- SPS Unverändert
statistik spielzähler des Schalters auf den Wert 0.
Externe Bereit- Externe Bereitschaft bildet den Status des ENS Unverändert
schaft Leistungsschalters ab (EHealth).
Dieser Eingang kann vom CFC aus mit dem Baustein
BUILD_ENS gesetzt werden. BUILD_ENS wiederum
kann dann Binäreingänge abfragen, die die Zustände
OK, Warnung, Alarm repräsentieren (als Resultat der
Funktion Auslösekreisüberwachung).
Position Mit dem Signal Position kann die Leistungsschal- DPC Unverändert
terposition über Doppelmeldung eingelesen werden.

Wenn eines dieser Eingangssignale die Qualität = ungültig annimmt, wird die Bereitschaft (Health) des
Funktionsblocks Leistungsschalter auf Warnung gestellt.

Tabelle 7-6 Ausgänge des Funktionsblocks Leistungsschalter

Signalname Beschreibung Typ


Endgült. Auslöse- Der Schutz hat endgültig ausgelöst. SPS
befehl
Meldungsunter- Der Meldekontakt zur externen Alarmunterdrückung wird während SPS
drück. der Laufzeit der automatischen Wiedereinschaltung (optional) sowie
während der Befehlsausgabe von Schaltbefehlen unterdrückt.
S.sp.zä. Die Information zählt die Anzahl der Schaltspiele des Leistungsschalters. INS
Ausl./Ausschaltbe- Dieser logische Ausgang ist für die Befehlsausgabe Aus zuständig. SPS
fehl
Einschaltbefehl Dieser logische Ausgang ist für die Befehlsausgabe Ein zuständig. SPS
Befehl aktiv Der Binärausgang Befehl aktiv ist für die Signalisierung eines SPS
laufenden Befehls (Relais aktiv oder Schaltgerät ausgewählt (SEL))
zuständig.
LS-offen Stunden Der Statistikwert zählt die Stunden, während der der Leistungsschalter INS
offen ist.
Betriebsstunden Der Statistikwert zählt die Betriebsstunden, während der mindestens INS
ein Phasenstrom größer ist als der eingestellte Parameter Strom-
Schwellw.LS offen.

Steuerung
Die Steuerung hat die Aufgabe, Befehlsprüfungen durchzuführen und die Kommunikation zwischen der
Befehlsquelle und dem Leistungsschalter herzustellen. Mit den Parametern der Steuerung legen Sie fest,
wie die Befehlsverarbeitung erfolgen soll (siehe hierzu auch Kapitel 7.4.1 Befehlsprüfungen und Schaltfehler-
schutz).
Durch die Funktion SBO (Select Before Operate, Reservierung58) wird das Schaltgerät vor dem eigentlichen
Schalten reserviert, so dass es für weitere Befehle gesperrt ist. Die Rückmeldeüberwachung sorgt für eine
Information des Befehlsverursachers über den Ablauf des Befehls, d.h., ob er erfolgreich durchgeführt wurde
oder nicht. Bei der Auswahl des Steuerungsmodells können diese beiden Optionen einzeln ausgewählt
werden, so dass in Summe 4 Kombinationen zur Verfügung stehen (siehe hierzu nachfolgende Tabelle).
Die Steuerung stellt folgende Parameter zur Verfügung (siehe nächste Tabelle).

58 In der Norm IEC 61850 ist die Reservierung als Select before Operate (SBO) bezeichnet.

1628 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Parameter Voreinstellwert Mögliche Parameterwerte


(_:4201:101) Steuerungsmodell SBO mit direkt ohne Rück.übw.
Rück.übw. 59 SBO ohne Rück.übw.
direkt mit Rückm.übw.
SBO mit Rück.übw.
(_:4201:102) SBO-Zeitüberschreitung 30,00 s 0,01 s bis 1800 s
(Stufung: 0,01 s)
(_:4201:103) Rückmeld.überwach.zeit 1,00 s 0,01 s bis 1800 s
(Stufung: 0,01 s)
(_:4201:104) Prüfung der Schalthoheit ja nein
ja
erweitert
(_:4201:105) Prfg., ob Stellung ja nein
erreicht ja
(_:4201:106) Prfg. Dppelbetätig.sperre ja nein
ja
(_:4201:107) Prfg. Blockier. v. Schutz ja nein
ja

Das folgende Bild stellt die logischen Ein- und Ausgänge des Funktionsblocks Steuerung dar.

[dw_steue1, 1, de_DE]

Bild 7-6 Logische Ein- und Ausgänge des Funktionsblocks Steuerung

Tabelle 7-7 Eingang und Ausgang des Funktionsblocks Steuerung

Signalname Beschreibung Typ Wert, wenn Signalqua-


lität=ungültig
Befehl Mit dem Signal Befehl mit Rückmeld. wird die Controllable Unverändert
mit Rück- Leistungsschalterposition über Doppelmeldung vom (DPC)
meld. Funktionsblock Leistungsschalter übernommen und
der Befehl abgegeben.

Sie können in der Informationsrangierung von DIGSI 5 eine Funktionstaste als mögliche Befehlsquelle
auswählen. Zusätzlich wird hier angezeigt, ob der Befehl vom CFC aus angestoßen wird. Zudem wird die
Protokollierung hier rangiert.

59 Diese Voreinstellung ist das Standardsteuerungsmodell für einen Schaltbefehl in einer IEC 61850-Anlage.

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

7.2.2.3 Anschaltvarianten des Leistungsschalters


Sie können für jedes Schaltgerät bestimmen, mit welcher Ansteuerungsart (1-, 1,5- oder 2-polig) mit oder
ohne Rückmeldung geschaltet wird. Daraus ergibt sich die notwendige Anzahl der zu verarbeitenden Informa-
tionen und der Befehlstyp ist damit festgelegt.
Ob die Ansteuerung des Leistungsschalters 1-, 1,5- oder 2-polig erfolgt, hängt davon ab, wie der Aufbau des
Hilfs- und Steuerspannungsnetzes gestaltet ist. Die Ansteuerung der Ausschaltspulen der Leistungsschalter
erfolgt in den meisten Fällen 1-polig.

Tabelle 7-8 Bedeutung der Abkürzungen in den Anschaltvarianten

Abkürzung Bedeutung der Abkürzung in den Anschaltvarianten


BA Binärausgang
L+; L- Steuerspannung
A Auslösebefehl
E Einschaltbefehl

Tabelle 7-9 Bedeutung der Abkürzungen in DIGSI

Abkürzung Beschreibung und Eingabe in DIGSI


U Ungespeicherter Auslöse-/Ausschaltbefehl
Klicken Sie mit der rechten Maustaste und geben Sie U ein.
X Einschaltbefehl
Klicken Sie mit der rechten Maustaste und geben Sie für den entsprechenden Binäraus-
gang X ein.
OH Die Schaltgerät-Rückmeldung ist in der Position AUS, wenn am rangierten Binärein-
gang eine Spannung anliegt (H).
Klicken Sie mit der rechten Maustaste und geben Sie OH ein.
OL Die Schaltgerät-Rückmeldung ist in der Position AUS, wenn am rangierten Binärein-
gang keine Spannung anliegt (L).
Klicken Sie mit der rechten Maustaste und geben Sie OL ein.
GH Die Schaltgerät-Rückmeldung ist in der Position EIN, wenn am rangierten Binäreingang
eine Spannung anliegt (H).
Klicken Sie mit der rechten Maustaste und geben Sie GH ein.
GL Die Schaltgerät-Rückmeldung ist in der Position EIN, wenn am rangierten Binäreingang
keine Spannung anliegt (L).
Klicken Sie mit der rechten Maustaste und geben Sie GL ein.
AG Auslösebefehl gespeichert
Klicken Sie mit der rechten Maustaste und geben Sie AG ein.

Anschaltvariante: 3-poliger Leistungsschalter


Dies ist der Standardtyp für die Steuerungsfunktion. Alle 3 Einzelpole des Leistungsschalters werden durch
einen Doppelbefehl gemeinsam angesteuert.

1630 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

[dw_3-pole_ls, 1, de_DE]

Bild 7-7 Leistungsschalter 3-polig

1-polige Ansteuerung

[dw_1-pole, 1, de_DE]

Bild 7-8 1-polige Ansteuerung

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

[sc_rang1p_cb1p, 1, de_DE]

Bild 7-9 1-polige Ansteuerung, Rangierung in DIGSI

Die Kontakte für Ein und Aus können beliebig gewählt werden. Sie müssen nicht unbedingt nebeneinander
liegen. Der Buchstabe U steht für einen ungespeicherten Befehl. Alternativ kann AG (gespeicherte Auslösung)
gewählt werden.

1,5-polige Ansteuerung

[dw_5-pole, 1, de_DE]

Bild 7-10 1,5-polige Ansteuerung

1632 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

[sc_rang_1p_cb15p, 1, de_DE]

Bild 7-11 1,5-polige Ansteuerung, Rangierung in DIGSI

2-polige Ansteuerung

[dw_2-pole-open, 1, de_DE]

Bild 7-12 2-polige Ansteuerung

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

[sc_rang_1p_cb13p, 1, de_DE]

Bild 7-13 2-polige Ansteuerung, Rangierung in DIGSI

Anschaltvariante: 1-poliger Leistungsschalter


Der 1-polige Leistungsschalter wird für die separate Ansteuerung und Erfassung der einzelnen Pole eines
Leistungsschalters verwendet. Er ist für die gemeinsame Nutzung durch 1-polig arbeitende Schutz- und Steu-
erungsfunktionen vorgesehen.

HINWEIS

i Die Verdrahtung der Funktionsgruppe Leistungsschalter mit Binäreingängen und Binärausgängen erfolgt
1 Mal pro Gerät.

Die Steuerungsfunktion schaltet bei diesem Typ immer alle 3 Pole gleichzeitig ein oder aus.
Die Schutzfunktionen können 1-polig ausschalten. Der Einschaltbefehl ist immer 3-polig. Gegebenenfalls
werden nur die offenen Pole geschlossen.

[dw_1polls, 1, de_DE]

Bild 7-14 Leistungsschalter mit 1-poliger Ansteuerung

1634 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Für den Leistungsschalter mit 1-poliger Ansteuerung erfolgt die Ansteuerung mit einem Relais je Phase für den
Auslösebefehl und mit einem 4. Relais für den Einschaltbefehl (siehe hierzu nächstes Bild).

[dw_1panls, 1, de_DE]

Bild 7-15 1-poliger Anschluss eines Leistungsschalters

[sc_rang_1p_cb13pz, 1, de_DE]

Bild 7-16 Rangierung in DIGSI

Im vorhergehenden Bild ist der Schalter 1-polig angeschlossen. Der Schutzauslösebefehl ist einzeln für die
3 Phasen rangiert (Auslös.nur 1-polig L1 bis Auslös.nur 1-polig L3). Der Schutzauslösebefehl
ist für die 3 Phasen rangiert (Ausl./Ausschalt. 3-pol). Die Steuerung wird den Schalter immer 3-polig
ausschalten. Hierfür sind dann zusätzlich die 3 U (Ungespeichert-)Rangierungen des Auslöse- und Ausschalt-
befehls 3-polig gesetzt. Diese Rangierung wird auch von 3-polig auslösenden Schutzfunktionen verwendet.
Der Einschaltbefehl wird für alle 3 Phasen gleichzeitig erteilt.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1635
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Beispiel: Auslösebefehle beim Übergang von 1-polig auf 3-polig


Beim Übergang von einer 1-poligen zu einer 3-poligen Auslösung bleibt Auslös.nur 1-polig L1 aktiv.
Um zum Beispiel einer externen AWE mitzuteilen, ob es sich um eine 1-polige oder 3-polige Auslösung
handelt, können Sie die Meldungen Auslöselogik:Auslösebef.meldung:1-polig und Auslöse-
logik:Auslösebef.meldung:3-polig verwenden.

[dw_trip-command_between_1p-3p, 1, de_DE]

Erfassung der LS-Position


Die Rangierung der Binäreingänge zur Rückmeldung der Schalterposition erfolgt wie im vorhergehenden Bild
dargestellt (siehe auch 5.5.5.3 Erfassung der Leistungsschalter-Hilfskontakte und weiterer Informationen ).

1636 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

[sc_rang_1p_cb_Hk, 1, de_DE]

Bild 7-17 Rangierung der Einzelpole in DIGSI

Die Bedeutung der Abkürzungen finden Sie in Tabelle 7-8 und Tabelle 7-9.
Die Meldung Befehl aktiv kann zusätzlich auf einen Binärausgang rangiert werden. Dieser Binärausgang
ist immer dann aktiv, wenn entweder ein Ein- oder ein Auslösebefehl anliegt oder das Schaltgerät von der
Befehlssteuerung ausgewählt wurde.

7.2.2.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Ref. für %-Werte
_:2311:101 Allgemein:Bemes- 0,20 A bis 100000,00 A 1000,00 A
sungs-Betriebsstr.
_:2311:102 Allgemein:Nenn- 0,10 kV bis 1200,00 kV 400,00 kV
spannung
Lstg.schalter
_:2311:112 Allgemein:Strom- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
Schwellw.LS offen 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:2311:113 Allgemein:1-polige • nein ja
Ausl. erlaubt
• ja
_:2311:136 Allge- • Verstimmung Verstimmung
mein:Betriebsart
SVS
• I> Abfrage

Auslöselogik
_:5341:101 Auslöselogik:Ausl. • 3-polig 3-polig
bei 2ph Kurzschl.
• 1-polig, voreil. Phase
• 1-polig, nacheil. Phase
_:5341:102 Auslöselogik:3- • mit Anregung mit Auslösebe-
polige Kopplung fehl
• mit Auslösebefehl
_:5341:103 Auslöse- • mit I< mit I<
logik:Ausl.befehl-
Absteuerung
• mit I< & Hilfskontakt
• mit Anregerückfall
Leistungssch.
_:4261:101 Leis- 0,02 s bis 1800,00 s 0,10 s
tungssch.:Ausgabe-
zeit
_:4261:105 Leis- • mit Auslösebefehl immer
tungssch.:Melden
der Abschaltwerte
• immer

Hand-Ein
_:6541:101 Hand-Ein:Wirkzeit 0,01 s bis 60,00 s 0,30 s
_:6541:102 Hand-Ein:LS offen 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
Rückfallverz.
Steuerung
_:4201:101 Steuerung:Steuer- • nur Status SBO mit
ungsmodell Rück.übw.
• direkt ohne Rück.übw.
• SBO ohne Rück.übw.
• direkt mit Rückm.übw.
• SBO mit Rück.übw.
_:4201:102 Steuerung:SBO- 0,01 s bis 1800,00 s 30,00 s
Zeitüberschreitung
_:4201:103 Steuerung:Rück- 0,01 s bis 1800,00 s 1,00 s
meld.überwach.zeit
_:4201:104 Steuerung:Prüfung • nein ja
der Schalthoheit
• ja
• erweitert
_:4201:105 Steuerung:Prfg., ob • nein ja
Stellung erreicht
• ja
_:4201:106 Steuerung:Prfg. • nein ja
Dppelbetätig.sperre
• ja
_:4201:107 Steuerung:Prfg. • nein ja
Blockier. v. Schutz
• ja
Schalthoheit
_:4201:151 Steuerung:Geräte- • 0 false
spez. Schalth.prüf.
• 1

1638 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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7.2 Schaltgeräte

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:4201:152 Steuerung:Spezif. • 0 true
Schalthoheit.
• 1
_:4201:115 Steuerung:Spezif. • Station Station/Fern
Schalth. gültig für
• Station/Fern
• Fern
_:4201:153 Steuerung:Anz. d. 2 bis 5 2
spez. Schalth.
_:4201:155 Steue- Frei editierbarer Text
rung:Bezeichn.
Schalthoh. 1
_:4201:156 Steue- Frei editierbarer Text
rung:Bezeichn.
Schalthoh. 2
_:4201:157 Steue- Frei editierbarer Text
rung:Bezeichn.
Schalthoh. 3
_:4201:158 Steue- Frei editierbarer Text
rung:Bezeichn.
Schalthoh. 4
_:4201:159 Steue- Frei editierbarer Text
rung:Bezeichn.
Schalthoh. 5
_:4201:154 Steuerung:Mehr- • 0 false
fache spez. Schalth.
• 1
LS-Prüfung
_:6151:101 LS-Prüfung:Pausen- 0,00 s bis 60,00 s 0,10 s
zeit
_:6151:102 LS-Prüfung:Nur • 0 false
Auslösebefehl
• 1
_:6151:103 LS-Prüfung:Strom- • 0 false
kriterium nutzen
• 1
_:6151:104 LS-Prüfung:Strom- 1 A @ 100 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
schwelle 5 A @ 100 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 50 Inenn 0,030 A bis 10,000 A 0,100 A
5 A @ 50 Inenn 0,15 A bis 50,00 A 0,50 A
1 A @ 1,6 Inenn 0,001 A bis 1,600 A 0,100 A
5 A @ 1,6 Inenn 0,005 A bis 8,000 A 0,500 A

7.2.2.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Auslöselogik
_:5341:300 Auslöselogik:Auslösebef.meldung ACT O
Leistungssch.
_:4261:500 Leistungssch.:>Bereit SPS I
_:4261:501 Leistungssch.:>Erfassungssperre SPS I
_:4261:502 Leistungssch.:>Reset Schaltstatistik SPS I
_:4261:504 Leistungssch.:>Reset Erf.sp&Nachf. SPS I

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7.2 Schaltgeräte

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:4261:503 Leistungssch.:Externe Bereitschaft ENS I
_:4261:53 Leistungssch.:Bereitschaft ENS O
_:4261:58 Leistungssch.:Position 3-polig DPC C
_:4261:459 Leistungssch.:Position 1-polig L1 DPC C
_:4261:460 Leistungssch.:Position 1-polig L2 DPC C
_:4261:461 Leistungssch.:Position 1-polig L3 DPC C
_:4261:300 Leistungssch.:Ausl./Ausschalt. 3-pol SPS O
_:4261:401 Leistungssch.:Auslös.nur 1-polig L1 SPS O
_:4261:402 Leistungssch.:Auslös.nur 1-polig L2 SPS O
_:4261:403 Leistungssch.:Auslös.nur 1-polig L3 SPS O
_:4261:301 Leistungssch.:Einschaltbefehl SPS O
_:4261:302 Leistungssch.:Befehl aktiv SPS O
_:4261:303 Leistungssch.:Endgült. Auslösebefehl SPS O
_:4261:304 Leistungssch.:Meldungsunterdrück. SPS O
_:4261:306 Leistungssch.:S.sp.zä. INS O
_:4261:407 Leistungssch.:S.zä. L1 INS O
_:4261:408 Leistungssch.:S.zä. L2 INS O
_:4261:409 Leistungssch.:S.zä. L3 INS O
_:4261:307 Leistungssch.:ΣI Aus BCR O
_:4261:308 Leistungssch.:ΣIL1Aus BCR O
_:4261:309 Leistungssch.:ΣIL2Aus BCR O
_:4261:310 Leistungssch.:ΣIL3Aus BCR O
_:4261:311 Leistungssch.:Auslösestrom L1 MV O
_:4261:312 Leistungssch.:Auslösestrom L2 MV O
_:4261:313 Leistungssch.:Auslösestrom L3 MV O
_:4261:317 Leistungssch.:Ausschaltstrom 3I0/IN MV O
_:4261:314 Leistungssch.:Auslösespannung L1 MV O
_:4261:315 Leistungssch.:Auslösespannung L2 MV O
_:4261:316 Leistungssch.:Auslösespannung L3 MV O
_:4261:322 Leistungssch.:LS-offen Stunden INS O
_:4261:323 Leistungssch.:Betriebsstunden INS O
Hand-Ein
_:6541:501 Hand-Ein:>Blockierung Hand-Ein SPS I
_:6541:500 Hand-Ein:>Eingang SPS I
_:6541:300 Hand-Ein:Erkannt SPS O
Reset LED FG
_:13381:500 Reset LED FG:>LED rücksetzen SPS I
_:13381:320 Reset LED FG:LED rückgesetzt SPS O
Steuerung
_:4201:503 Steuerung:>Sch.hoheit Vor-Ort SPS I
_:4201:504 Steuerung:>Sch.hoheit Fern SPS I
_:4201:505 Steuerung:>Sch.mod. verriegelt SPS I
_:4201:506 Steuerung:>Sch.mod. unverriegelt SPS I
_:4201:53 Steuerung:Bereitschaft ENS O
_:4201:58 Steuerung:Befehl mit Rückmeld. DPC C
_:4201:302 Steuerung:Schalthoheit Station SPC C

1640 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:4201:308 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 1 SPC C
_:4201:309 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 2 SPC C
_:4201:310 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 3 SPC C
_:4201:311 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 4 SPC C
_:4201:312 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 5 SPC C
_:4201:313 Steuerung:Schalthoheit ENS O
_:4201:314 Steuerung:Schaltmodus ENS O
Verriegelung
_:4231:500 Verriegelung:>Freig. Ausschaltung SPS I
_:4231:501 Verriegelung:>Freig. Einschaltung SPS I
_:4231:502 Verriegelung:>Freig. Ausschlt.(fest) SPS I
_:4231:503 Verriegelung:>Freig. Einsch. (fest) SPS I
_:4231:53 Verriegelung:Bereitschaft ENS O
LS-Prüfung
_:6151:53 LS-Prüfung:Bereitschaft ENS O
_:6151:301 LS-Prüfung:Testausführung ENS O
_:6151:302 LS-Prüfung:Auslösebef. abgesetzt ENS O
_:6151:303 LS-Prüfung:Einschaltb. abgesetzt ENS O
_:6151:304 LS-Prüfung:Test abgebrochen ENS O
_:6151:311 LS-Prüfung:3-pol. öffnen-schließen SPC C
_:6151:312 LS-Prüfung:Pol L1 öffnen-schließen SPC C
_:6151:313 LS-Prüfung:Pol L2 öffn.-schließen SPC C
_:6151:314 LS-Prüfung:Pol L3 öffn.-schließen SPC C

7.2.3 Schaltgerät Trennschalter

7.2.3.1 Struktur des Schaltgerätes Trennschalter


Das Schaltgerät Trennschalter enthält wie der Leistungsschalter folgende 3 Funktionsblöcke:

• Der Funktionsblock Trennschalter

• Der Funktionsblock Steuerung

• Der Funktionsblock Verriegelung


Dies entspricht in der IEC 61850 den Logical Nodes XSWI, CSWI und CILO.

HINWEIS

i Im Gegensatz zum Schaltgerät Leistungsschalter kann das Schaltgerät Trennschalter keine weiteren
Funktionen enthalten, weil Schutzfunktionen oder die Synchronisierung nicht auf den Trennschalter wirken
können.

Das folgende Bild zeigt die Struktur des Schaltelements Trennschalter:

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7.2 Schaltgeräte

[dw_discon, 2, de_DE]

Bild 7-18 Steuerungsrelevante Funktionsblöcke des Schaltgerätes Trennschalter

Das Schaltgerät Trennschalter verhält sich wie das Schaltgerät Leistungsschalter. Einziger Unterschied ist
die Benennung des Funktionsblocks, die den physikalischen Schalter nachbildet (Trennschalter statt Leistungs-
schalter). Bei den Auswertungen im Funktionsblock Steuerung entfällt die Blockierung durch den Schutz.
Das Schaltgerät Trennschalter steht in der DIGSI 5-Bibliothek in 2 verschiedenen Varianten zur Verfügung:

• Trennschalter mit 3-poliger Anschaltung


Das Gerät schaltet alle 3 Pole des Trennschalters gemeinsam ein oder aus.

• Trennschalter ohne Ansteuerung (nur Statuserkennung, keine Steuerung)


Diese Variante kommt selten vor. Sie kommt bei Erdungsschaltern vor, die oft nicht gesteuert werden
können, sondern nur ihre aktuelle Stellung liefern. Außerdem kann hier die Stellung eines Trenners im
Nachbarfeld erfasst werden.

1642 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Funktionsblöcke des Trennschalters

Tabelle 7-10 Funktionsblöcke der Funktionsgruppe Trennschalter

Funktions- Beschreibung Parameter Funktion


block
Trenn- Der Trennschalter repräsen- Maximale Ausgabezeit Der Trennschalter bildet
schalter tiert den physikalischen Nachlaufzeit die Schalterstellung aus der
Schalter im SIPROTEC 5-Gerät. Schaltgerätetyp Stellung der Binäreingänge
und setzt auch den Befehl
über die Binärausgänge ab.
Steuerung Befehlsverarbeitung Steuerungsmodell Befehlsprüfungen, Kommu-
SBO-Zeitüberschreitung nikation mit der Befehls-
Rückmeld.überwach.zeit quelle und mit dem Funkti-
onsblock Trennschalter
Prüfung der Schalthoheit
Prfg., ob Stellung
erreicht
Prfg. Dppelbetätig.sperre
Verriege- Schaltfehlerschutz Verriegelungsbedingungen (im Die Verriegelung bildet die
lung CFC hinterlegt) Freigaben für den Schaltfeh-
lerschutz.

Die Einstellwerte der Parameter finden Sie in 7.2.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Weitere Einstellmöglichkeiten des Schaltelements Trennschalter


Die Einstellmöglichkeiten des Trennschalters sind den Funktionsblöcken gemäß ihrer Bedeutung zugeordnet.
Weitere Einstellmöglichkeiten des Trennschalters, die nicht direkt einem der 3 Funktionsblöcke zugeordnet
und identisch mit den Einstellmöglichkeiten des Leistungsschalters sind, werden angeboten:

Tabelle 7-11 Einstellmöglichkeiten des Controllables Befehl mit Rückmeldung im Funktionsblock


Steuerung des Leistungsschalters

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Software-Filterzeit Software-Filterzeit für die Stel- Position des Funktionsblocks Steu-
lungserfassung erung(1)
Filter retriggern (ja/nein) Ein-/Ausschalten des Retriggers der Position des Funktionsblocks Steu-
Filterzeit durch Stellungsänderung erung(1)
Meldezeit vor Filterung (ja/ Berücksichtigung der HW-Filterzeit Position des Funktionsblocks Steu-
nein) beim Zeitstempel der Stellungser- erung(1)
fassung
Zwischenstellung unterdrü- Bei Aktivierung wird nur die Position des Funktionsblocks Steu-
cken (ja/nein) Zwischenstellung um die Dauer der erung(1)
Software-Filterzeit unterdrückt.
Behandlung spontaner Posi- Wird die Einstellung Allgemeiner Position des Funktionsblocks Steu-
tionsänderungen (Allg. Soft- Software-Filter gewählt, erung(1)
ware-Filt./Spont. Software Filt.) gelten die allgemeinen Einstel-
lungen der Softwarefilterung
für spontane Positionsänderungen
sowie für Positionsänderungen,
die durch einen Schaltbefehl
hervorgerufen wurden. Durch die
Auswahl von Spontaner Soft-
ware Filter wird eine separate
Filterung für spontane Positionsän-
derungen aktiviert.

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Software-Filterzeit für Software-Filterzeit für spontane Position des Funktionsblocks Steu-
spontane Änderung Positionsänderungen erung(1)
Retriggern bei spontaner Ein-/Ausschalten des Retriggers der Position des Funktionsblocks Steu-
Änderung (ja/nein) Filterzeit durch spontane Stellungs- erung(1)
änderung
Meldezeit vor Filterung Berücksichtigung der HW-Filterzeit Position des Funktionsblocks Steu-
von spontaner Änderung (ja/ beim Zeitstempel der Stellungser- erung(1)
nein) fassung bei spontaner Änderung
Zwischenstellung unterdrü- Bei Aktivierung wird nur die spon- Position des Funktionsblocks Steu-
cken bei spontaner Änd. (ja/ tane Änderung auf Zwischenstel- erung(1)
nein) lung um die Dauer der Software-
Filterzeit unterdrückt.
(1) Klicken Sie hierfür erst auf Position und anschließend auf die Taste Details im Fenster Eigen-
schaften (unten).

Tabelle 7-12 Einstellmöglichkeiten des Controllables Position im Funktionsblock Trennschalter


(Flattersperre)

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Flattersperre (ja/nein) Ein-/Ausschalten der Flattersperre Position des Funktionsblocks
Trennschalter (1)
(1) Klicken Sie hierfür erst auf Position und anschließend auf die Taste Details im Fenster Eigen-
schaften (unten).

Tabelle 7-13 Weitere Einstellungen in den Geräteeinstellungen mit Auswirkungen auf den Trennschalter

Eigenschaften Funktion Zu finden in


Anzahl zulässiger Einstellwert der Flattersperre: Geräteeinstellungen (zu finden
Zustandswechsel Einmal für das gesamte Gerät unter Parameter)
Flatter-Testzeit
Anzahl Flatterprüfungen
Flatter-Pausenzeit
Flatter-Prüfzeit

Die Ein- und Ausgänge sowie die Einstellmöglichkeiten des Funktionsblocks Trennschalter werden in
7.2.3.3 Anschaltvarianten des Trennschalters beschrieben. Der Funktionsblock Steuerung ist identisch mit
der im Funktionsblock Leistungsschalter beschrieben, mit der Ausnahme, dass die Befehlsprüfung Blockie-
rung durch Schutz nur beim Leistungsschalter zur Verfügung steht.
Nähere Informationen hierzu finden Sie in 7.2.2.2 Anwendungs- und Einstellhinweise.

Verriegelung
Der Funktionsblock Verriegelung bildet die Freigaben für den Schaltfehlerschutz. Die eigentlichen Verriege-
lungsbedingungen sind im CFC hinterlegt. Siehe dazu auch 7.4.1 Befehlsprüfungen und Schaltfehlerschutz.

7.2.3.2 Anwendungs- und Einstellhinweise

Trennschalter
Der Trennschalter repräsentiert den physikalischen Schalter im SIPROTEC 5-Gerät. Der Trennschalter hat die
Aufgabe, die Schalterstellung aus der Stellung der Binäreingänge zu bilden.
Der Funktionsblock Trennschalter wird über die Informationsmatrix mit den Binäreingängen verbunden, die
die Schalterstellung erfassen, und mit den Binärausgängen, die die Schaltbefehle ausgeben.
Der Funktionsblock Trennschalter stellt folgende Parameter zur Verfügung (siehe nächste Tabelle).

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Parameter Voreinstellwert Mögliche Parameterwerte


(_:5401:101) Maximale Ausgabezeit 10,00 s 0,02 s bis 1800 s
Die Maximale Ausgabezeit legt die Dauer des (Stufung: 0,01 s)
durch den Schaltbefehl erzeugten Ausgabeimpulses
fest.
(_:5401:102) Nachlaufzeit 0,00 s 0 s bis 60 s
Wenn die Sollschaltstellung noch nicht erreicht ist,
obwohl die Rückmeldung bereits eingetroffen ist,
wird die Ausgabezeit um die Nachlaufzeit verlän-
gert. Die Nachlaufzeit ist relevant für solche Betriebs-
mittel, die eine Rückmeldung absetzen, bevor die
Schalthandlung vollständig ausgeführt ist. Die Nach-
laufzeit wird nur für Steuerungsmodelle mit Rückmel-
deüberwachung berücksichtigt.
(_:5401:103) Schaltgerätetyp Trenn- Lasttrennschalter
Der Schaltgerätetyp spezifiziert den Typ des schalter Trennschalter
Schaltgerätes. Erdungsschalter
schneller Erdg.schalter

HINWEIS

i Der Parameter Schaltgerätetyp ist nur auf der IEC 61850-Schnittstelle wirksam. Mit diesem Parameter
wird der Schaltgerätetyp des Trennschalters bei der IEC 61850-Kommunikation eingestellt. Dies ist ein
Pflichtdatenobjekt im IEC 61850-Standard.

Das folgende Bild stellt die logischen Ein- und Ausgänge des Funktionsblocks Trennschalter dar.

[dw_out_inp, 2, de_DE]

Bild 7-19 Logische Ein- und Ausgänge des Funktionsblocks Trennschalter

Tabelle 7-14 und Tabelle 7-15 listen die Ein- und Ausgänge auf mit einer Beschreibung ihrer Funktion und des
Typs. Bei Eingängen ist die Auswirkung von Qualität = ungültig auf den Wert des Signals beschrieben.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1645
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Tabelle 7-14 Eingänge des Funktionsblocks Trennschalter

Signalname Beschreibung Typ Wert, wenn Signal-


qualität=ungültig
>Erfassungs- Der Binäreingang aktiviert die Erfassungssperre. Sie SPS Unverändert
sperre können diesen Binäreingang z.B. auch durch einen
externen Knebelschalter setzen.
>Reset Hierüber wird die Erfassungsperre und die Nach- SPS Unverändert
Erf.sp&Nachf. führung des Trennschalters zurückgesetzt. Bei aktivi-
ertem Eingang wird das Setzen der Erfassungssperre
und der Nachführung blockiert.
>Reset Schalt- Der Binäreingang setzt den Schaltspielzähler des SPS Unverändert
statistik Schalters auf den Wert 0.
Position Mit dem Binäreingang Position können Sie die DPC Unverändert
Trennschalterposition über Doppelmeldung einlesen.

Wenn eines dieser Eingangssignale die Qualität = ungültig annimmt, wird die Bereitschaft (Health) des
Funktionsblocks Trennschalter auf Warnung gestellt.

Tabelle 7-15 Ausgänge des Funktionsblocks Trennschalter

Signalname Beschreibung Typ


Ausschaltbefehl Dieser Binärausgang ist für die Befehlsausgabe Aus SPS
zuständig.
Einschaltbefehl Dieser Binärausgang ist für die Befehlsausgabe Ein SPS
zuständig.
Befehl aktiv Der Binärausgang Befehl aktiv ist für die Signa- SPS
lisierung eines laufenden Befehls (Befehl aktiv oder
Schaltgerät ausgewählt) zuständig. Es liegt bei Befehl
aktiv entweder ein Ein- oder ein Ausbefehl an.
S.sp.zä. Die Information zählt die Anzahl der Schaltspiele des INS
Trennschalters.

Steuerung
Die Steuerung hat die Aufgabe, Befehlsprüfungen durchzuführen und die Kommunikation zwischen der
Befehlsquelle und dem Trennschalter herzustellen. Mit den Parametern der Steuerung legen Sie fest, wie die
Befehlsverarbeitung erfolgen soll (siehe hierzu auch Kapitel 7.4.1 Befehlsprüfungen und Schaltfehlerschutz).
Durch die Funktion SBO (Select Before Operate, Reservierung60) wird das Schaltgerät vor dem eigentlichen
Schalten reserviert, so dass es für weitere Befehle gesperrt ist. Die Rückmeldeüberwachung sorgt für eine
Information des Befehlsverursachers über den Ablauf des Befehls, d.h., ob er erfolgreich durchgeführt wurde
oder nicht. Bei der Auswahl des Steuerungsmodells können diese beiden Optionen einzeln ausgewählt
werden, so dass in Summe 4 Kombinationen zur Verfügung stehen (siehe hierzu nachfolgende Tabelle).
Die Steuerung stellt folgende Parameter zur Verfügung (siehe nächste Tabelle).
Parameter Voreinstellwert Mögliche Parameterwerte
(_:4201:101) Steuerungsmodell SBO mit direkt ohne Rück.übw.
Rück.übw.61 SBO ohne Rück.übw.
direkt mit Rückm.übw.
SBO mit Rück.übw.
(_:4201:102) SBO-Zeitüberschreitung 30,00 s -
(_:4201:103) Rückmeld.überwach.zeit 10,00 s -

60 In der Norm IEC 61850 ist die Reservierung als Select before Operate (SBO) bezeichnet.
61 Diese Voreinstellung ist das Standardsteuerungsmodell für einen Schaltbefehl in einer IEC 61850-Anlage.

1646 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Parameter Voreinstellwert Mögliche Parameterwerte


(_:4201:104) Prüfung der Schalthoheit ja nein
ja
erweitert
(_:4201:105) Prfg., ob Stellung ja nein
erreicht ja
(_:4201:106) Prfg. Dppelbetätig.sperre ja nein
ja

7.2.3.3 Anschaltvarianten des Trennschalters


Die Ansteuerarten sind mit denen des Leistungsschalters identisch. Die Bedeutung der Abkürzungen können
Sie Tabelle 7-8 und Tabelle 7-9 entnehmen.
Ob die Ansteuerung des Trennschalters 1-, 1,5- oder 2-polig erfolgt, hängt davon ab, wie der Aufbau des Hilfs-
und Steuerspannungsnetzes gestaltet ist.

1-polige Ansteuerung

[dw_1ptren, 1, de_DE]

Bild 7-20 1-polige Ansteuerung

[scrangtrenn1p, 1, de_DE]

Bild 7-21 1-polige Ansteuerung, Rangierung in DIGSI

Sie können die Kontakte für Ein und Aus beliebig wählen. Sie müssen nicht unbedingt nebeneinander
liegen.

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

1,5-polige Ansteuerung

[dw_5-pole, 1, de_DE]

Bild 7-22 1,5-polige Ansteuerung

[scrangtrenn15p, 1, de_DE]

Bild 7-23 1,5-polige Ansteuerung, Rangierung in DIGSI

1648 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

2-polige Ansteuerung

[dw_2-pole-open, 1, de_DE]

Bild 7-24 2-polige Ansteuerung

[scrangtrenn2p, 1, de_DE]

Bild 7-25 2-polige Ansteuerung, Rangierung in DIGSI

Die Rückmeldung wird beim Trennschalter über die Position rangiert.

7.2.3.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Steuerung
_:4201:101 Steuerung:Steuerungsmo- • nur Status SBO mit
dell Rück.übw.
• direkt ohne Rück.übw.
• SBO ohne Rück.übw.
• direkt mit Rückm.übw.
• SBO mit Rück.übw.
_:4201:102 Steuerung:SBO-Zeitüber- 0,01 s bis 1800,00 s 30,00 s
schreitung

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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


_:4201:103 Steuerung:Rückmeld.über- 0,01 s bis 1800,00 s 10,00 s
wach.zeit
_:4201:104 Steuerung:Prüfung der • nein ja
Schalthoheit
• ja
_:4201:105 Steuerung:Prfg., ob Stel- • nein ja
lung erreicht
• ja
_:4201:106 Steuerung:Prfg. Dppelbe- • nein ja
tätig.sperre
• ja
Trennschalter
_:5401:101 Trennschalter:Maximale 0,01 s bis 1800,00 s 10,00 s
Ausgabezeit
_:5401:102 Trennschalter:Nachlaufzeit 0,00 s bis 60,00 s 0,00 s
_:5401:103 Trennschalter:Schaltgerä- • Lasttrennschalter Trennschalter
tetyp
• Trennschalter
• Erdungsschalter
• schneller Erdg.schalter

7.2.3.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Steuerung
_:4201:503 Steuerung:>Sch.hoheit Vor-Ort SPS I
_:4201:504 Steuerung:>Sch.hoheit Fern SPS I
_:4201:505 Steuerung:>Sch.mod. verriegelt SPS I
_:4201:506 Steuerung:>Sch.mod. unverriegelt SPS I
_:4201:53 Steuerung:Bereitschaft ENS O
_:4201:58 Steuerung:Befehl mit Rückmeld. DPC C
_:4201:302 Steuerung:Schalthoheit Station SPC C
_:4201:308 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 1 SPC C
_:4201:309 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 2 SPC C
_:4201:310 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 3 SPC C
_:4201:311 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 4 SPC C
_:4201:312 Steuerung:Aktiv. Schlt.h. 5 SPC C
_:4201:313 Steuerung:Schalthoheit ENS O
_:4201:314 Steuerung:Schaltmodus ENS O
Verriegelung
_:4231:500 Verriegelung:>Freig. Ausschaltung SPS I
_:4231:501 Verriegelung:>Freig. Einschaltung SPS I
_:4231:502 Verriegelung:>Freig. Ausschlt.(fest) SPS I
_:4231:503 Verriegelung:>Freig. Einsch. (fest) SPS I
_:4231:53 Verriegelung:Bereitschaft ENS O
Trennschalter
_:5401:500 Trennschalter:>Erfassungssperre SPS I
_:5401:501 Trennschalter:>Reset Schaltstatistik SPS I
_:5401:53 Trennschalter:Bereitschaft ENS O
_:5401:58 Trennschalter:Position DPC C
_:5401:300 Trennschalter:Ausschaltbefehl SPS O

1650 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.2 Schaltgeräte

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
_:5401:301 Trennschalter:Einschaltbefehl SPS O
_:5401:302 Trennschalter:Befehl aktiv SPS O
_:5401:305 Trennschalter:S.sp.zä. INS O

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C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.3 Schaltfolgen

7.3 Schaltfolgen

7.3.1 Funktionsübersicht

Im Gerät können Schaltfolgen ablaufen, die automatisch Schaltgeräte in einer vorgegebenen Reihenfolge
schalten.
Eine Schaltfolge besteht aus einem speziellen Funktionsblock Schaltfolge aus der DIGSI 5-Bibliothek und der
projektspezifischen Liste der Schaltbefehle, die im CFC erzeugt wird.

7.3.2 Funktionsbeschreibung

Der Funktionsblock Schaltfolge befindet sich im Ordner Benutzerdefinierte Funktionen in der DIGSI 5-Biblio-
thek.

[sc_udeffb, 1, de_DE]

Bild 7-26 Funktionsblock Schaltfolge in der Bibliothek

Diesen Funktionsblock können Sie in der Informationsmatrix auf der höchsten Ebene (Ebene der Funktions-
gruppen) oder in einer benutzerdefinierten Funktionsgruppe verwenden.
Pro Schaltfolge wird ein Funktionsblock Schaltfolge verwendet. Der Funktionsblock ist die Schnittstelle zum
Steuern und zur Zustandsüberwachung der CFC-Schaltfolge. Die Aufgabe des Funktionsblocks ist es, die
relevanten Bedingungen für Steuerbefehle zu prüfen, z.B. Schalthoheit, Verriegelungsbedingungen usw. Sie
können die Signale des Funktionsblocks mit dem CFC-Plan verbinden. Sie starten und stoppen die Schaltfolge
und liefern Informationen über den Zustand der Schaltfolge (siehe Bild 7-27). Die Ansteuerung der zu schal-
tenden Schaltgeräte erfolgt aus dem CFC-Plan heraus. Die CFC-Bausteine definieren unter anderem die zu
schaltenden Schaltgeräte.

1652 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.3 Schaltfolgen

[dw_swseq1, 1, de_DE]

Bild 7-27 Funktionsblock Schaltfolge

Starten und Abbrechen einer Schaltfolge


Das Starten einer Schaltfolge kann über einen der folgenden Wege erfolgen:

• Vor-Ort-Bedienung: Menu oder Display-Seite

• Eingang >Start bei steigender Flanke, z.B. über Binäreingang

• Controllable Start für den Start über ein Kommunikationsprotokoll, z.B. IEC 61850, T103 oder DNP

• Eingang >Start über Funktionstaste

• Controllable Start über Funktionstaste


Der Abbruch einer Schaltfolge kann über einen der folgenden Wege erfolgen:

• Vor-Ort-Bedienung: Menu oder Display-Seite

• Eingang >Abbruch bei steigender Flanke, z.B. über Binäreingang

• Controllable Abbruch für den Abbruch über ein Kommunikationsprotokoll, z.B. IEC 61850, T103 oder
DNP

• Eingang >Abbruch über Funktionstaste

• Controllable Abbruch über Funktionstaste

Vor-Ort Bedienung
Wenn mindestens ein Funktionsblock Schaltfolge im Gerät verwendet wird, so erscheint ein neuer Eintrag
Schaltfolgen in der 1. Zeile des Menüs Steuerung. Wenn dieser Menüeintrag ausgewählt wird, wird eine
Übersicht über alle Schaltfolgen und der aktuelle Status angezeigt (siehe Bild 7-28, Beispiel mit 2 Schalt-
folgen). Aus diesem Menü heraus, können Sie die Schaltfolgen starten oder abbrechen.

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Steuerungsfunktionen
7.3 Schaltfolgen

Bild 7-28
Übersicht der Schaltfolgen am Geräte-Display

7.3.3 Anwendungs- und Einstellhinweise

Der Funktionsblock bietet ähnliche Parameter wie der Funktionsblock Steuerung eines Leistungs- oder Trenn-
schalters (siehe Kapitel 7.2.1 Gesamtübersicht).

[sc_ccs4pa, 1, de_DE]

Bild 7-29 Parameter des Funktionsblocks Schaltfolge

Parameter: Prüfung der Schalthoheit

• Voreinstellwert (_:101) Prüfung der Schalthoheit = ja


Mit dem Parameter Prüfung der Schalthoheit legen Sie fest, ob die Schalthoheit vor Ablauf der Schalt-
folge geprüft wird.
Parameter: Prfg. Dppelbetätig.sperre

• Voreinstellwert (_:102) Prfg. Dppelbetätig.sperre = ja


Mit dem Parameter Prfg. Dppelbetätig.sperre legen Sie fest, ob eine Doppelbetätigung von Schaltge-
räten geprüft werden soll. Der Einstellwert ja bedeutet, dass eine Schaltfolge nur gestartet wird, wenn kein
Schaltbefehl für einen Leistungsschalter und Trennschalter aktiv ist, sofern für diese Schaltgeräte ebenfalls die
Doppelbetätigungssperre aktiviert wurde.
Parameter: Überw. d. Zeitüberschreit.
Mit dem Parameter Überw. d. Zeitüberschreit. legen Sie fest, ob die Rückmeldung vom Prozess
ausgewertet wird. Die Rückmeldung wird über die Eingänge >Erfolgreich und >Fehlgeschlagen erfasst.
Parameter: Überwachungszeit

• Voreinstellwert (_:104) Überwachungszeit = 30,00 s


Mit dem Parameter Überwachungszeit legen Sie die Dauer der Überwachungszeit fest.

1654 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.3 Schaltfolgen

Parameter: Steuerungsmodell

• Voreinstellwert (_:105) Steuerungsmodell = SBO ohne Rück.übw.


Mit dem Parameter Steuerungsmodell wählen Sie für den Start der Schaltfolge zwischen direkt ohne
Rück.übw. oder SBO ohne Rück.übw..
Für den Abbruch der Schaltfolge können Sie kein Steuerungsmodell einstellen. Der Abbruch erfolgt immer mit
dem Steuerungsmodell direkt ohne Rück.übw..

Informationen
Folgende Informationen stellt der Funktionsblock Schaltfolge zur Verfügung:

[sc_infof1, 1, de_DE]

Bild 7-30 Informationen des Funktionsblockes Schaltfolge

Im Funktionsblock Schaltfolge ist die Verriegelung analog zum Funktionsblock Verrieglung eines Schaltge-
rätes möglich:

• >Freigabe Start: Verbindung zu Verriegelungsbedingungen (CFC) für den Start der gesamten Schalt-
folge. Nicht wirksam im Schaltmodus unverriegelt.

• >Freigabe Start (fest): Nicht aufhebbare Verriegelungsbedingungen für den Start der gesamten
Schaltfolge. Wirksam unabhängig vom Schaltmodus.
Bei aktivierter Überwachung der Zeitüberschreitung (Parameter Überw. d. Zeitüberschreit.) muss die
Rückmeldung vom Prozess über die Eingänge >Erfolgreich und >Fehlgeschlagen erfolgen. Wenn der
letzte Schaltbefehl der Schaltfolge erfolgreich ausgeführt wurde, wird typischerweise der Eingang >Erfolg-
reich gesetzt. Verbinden Sie dazu in der Geräteparametrierung die Rückmeldung des letzten Schaltbefehls
aus dem CFC mit diesem Eingang des Funktionsblocks.
Wenn ein Schaltbefehl fehlschlägt, kann diese Rückmeldung über den Eingang >Fehlgeschlagen erfasst
werden. Die aktive Schaltfolge wird sofort beendet und muss nicht auf eine Zeitüberschreitung warten.
Die Meldung Ausführung signalisiert den aktuellen Zustand der Schaltfolge. Die Ereignisse läuft, abge-
brochen, fehlgeschlagen und erfolgreich werden nur bei aktivierter Überwachung der Zeitüber-
schreitung generiert. Das Ereignis Start-Trigger dient dem Starten der Schaltfolge im CFC-Plan.

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Steuerungsfunktionen
7.3 Schaltfolgen

Beispiel für eine Schaltfolge mit CFC


Das folgende Bild zeigt ein Single-Line-Diagramm für eine Unterstation mit 4 Feldern: Sammelschienen-
Erdung, Einspeisung, Sammelschienen-Kuppelschalter und Abzweigfeld.

[dw_bspunt, 1, de_DE]

Bild 7-31 Beispiel für eine Unterstation

Die Schaltfolge C4 Aus (Bild 7-32) soll eine Abschaltung des Abzweigfeldes C4 bewirken. Der Leistungs-
schalter wird geöffnet, gefolgt vom Öffnen einer der beiden Sammelschienentrenner.

[sc_ssc4as, 1, de_DE]

Bild 7-32 CFC-Schaltfolge C4 Aus

1656 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.3 Schaltfolgen

Befehlsausführung
Wie in Abschnitt Starten und Abbrechen einer Schaltfolge, Seite 1653 beschrieben, wird die Schaltfolge
z.B über die Display-Seite oder das Menü Steuerung gestartet. Das Signal Start-Trigger der Meldung
Ausführung dient der Starterkennung und startet die Schaltfolge durch Anregung von TRIG des Baust-
eins DPC-DEF des Leistungsschalters QA1. Die Bausteine DPC-DEF und DPC-EXE werden immer paarweise
verwendet. Dabei steuert der DEF-Baustein die Art und Weise des Befehls:

• VAL = Schaltrichtung (0 = Aus, 1=Ein)

• SELECT = Schaltgerät auswählen (2 = Auswahl mit Wert, passend zum voreingestellten Steuerungsmodell
SBO mit Rück.übw.)

• OPERATE = Schaltgerät schalten (1 = Schaltgerät wird ein- oder ausgeschaltet)


Über den verbundenen Baustein DPC-EXE können die Befehlsprüfungen deaktiviert werden (REL_...). Im
Anwendungsbeispiel sind alle Eingänge mit 0 eingestellt und somit alle Prüfungen aktiviert.
Nachdem der Öffnen-Befehl des Leistungsschalters QA1 über die Hilfskontakte erfolgreich bestätigt wurde,
wird der Ausgang OK des CFC-Blocks DPC_EXE aktiv und steuert seinerseits das nächste Schaltobjekt an.
Mit dem Eingang PT wird das Signal des Ausgangs OK verzögert (im Beispiel um 10 ms) und bewirkt eine
Pause zwischen einzelnen Schaltbefehlen der Schaltfolge. Diese Pause ist wichtig für die Aktualisierung von
Verriegelungsbedingungen.
Wenn QB1 geschlossen ist, wird QB1 geöffnet. Wenn QB2 geschlossen ist, wird QB2 geöffnet. Für die Realisie-
rung dieser Logik wird das Ausgangssignal OK von QA1 mit den jeweiligen Positionen der Trennschalter QB1
und QB2 über die logische AND-Funktion verknüpft. Dieses Signal dient als Trigger für den Öffnen-Befehl von
QB1 oder QB2.
Da in diesem Beispiel eine Überwachung der Zeitüberschreitung aktiviert ist, muss eine Rückmeldung über
die erfolgreiche oder nicht erfolgreiche Ausführung der Schaltfolge parametriert werden. Der Funktionsblock
Schaltfolge stellt dafür die Eingänge >Erfolgreich und >Fehlgeschlagen zur Verfügung. Für die posi-
tive Quittierung der gesamten Schaltfolge genügt die ODER-Verknüpfung der OK-Ausgänge für die Trenn-
schalter QB1 und QB2. Die Rückmeldung der fehlerhaften Ausführung erfolgt über die ODER-Verknüpfung
aller ERR-Ausgänge der Schaltgeräte. Der Vorteil dieser Auswertung liegt darin, dass im Fehlerfall nicht auf
eine Zeitüberschreitung gewartet werden muss, sondern die aktive Schaltfolge sofort beendet wird.
Die Verwendung des Eingangs EN_I des Bausteins DPC-DEF erfüllt in diesem Beispiel 2 Aufgaben:

• Abbruch der gesamten Schaltfolge

• Rücksetzen der Ausgänge OK und ERR am Baustein DPC-EXE


Durch die Verknüpfung aller Eingänge EN_I und Ausgänge EN_O der Bausteine DPC-DEF und DPC-EXE kann
die Ausführung der Schaltfolge zentral gesteuert werden, da der Wert zwischen den Bausteinen weitergeleitet
wird. Nur wenn der Eingang EN_I am DPC-EXE auf 1 gesetzt ist, wird ein Schaltbefehl ausgegeben. Wenn der
Eingang auf 0 zurückfällt, während ein Befehl läuft, wird dieser Befehl abgebrochen. Mit diesem Verhalten
kann der Abbruch einer gesamten Schaltfolge umgesetzt werden. Im CFC-Plan wird als Erkennung eines
Abbruchs das Signal abgebrochen der Meldung Ausführung verwendet und mit dem Eingang EN_I des
ersten Schaltgerätes verknüpft, in diesem Beispiel mit dem Baustein DPC-DEF des Leistungsschalters QA1.
Da die Ausgänge OK und ERR des Bausteins DPC-EXE ihren Wert bis zur nächsten Befehlsausführung beibe-
halten, muss für eine mehrmalige korrekte Ausführung der gesamten CFC-Schaltfolge die Dauerausgabe
nach jeder Ausführung der Schaltfolge zurückgesetzt werden. In diesem Fall hilft ebenfalls die Verwendung
des Eingangs EN_I weiter. Wenn der Eingang auf 0 zurückfällt, werden auch die Ausgänge OK und ERR
auf 0 gesetzt. Der Trigger für die Beendigung einer Schaltfolge sind die Ereignisse fehlgeschlagen und
erfolgreich. Aus diesem Grund wurden im Beispiel die Signale fehlgeschlagen und erfolgreich der
Meldung Ausführung mit dem EN_I des Bausteins DPC-DEF verknüpft.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1657
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.3 Schaltfolgen

7.3.4 Parameter

Adr. Parameter C Einstellmöglichkeiten Voreinstellung


Schaltfolge #
_:101 Schaltfolge #:Prüfung • nein ja
der Schalthoheit
• ja
• erweitert
_:102 Schaltfolge #:Prfg. • nein ja
Dppelbetätig.sperre
• ja
_:103 Schaltfolge #:Überw. d. • 0 true
Zeitüberschreit.
• 1
_:104 Schaltfolge #:Überwa- 0,02 s bis 3600,00 s 30,00 s
chungszeit
_:105 Schaltfolge #:Steuer- • direkt ohne Rück.übw. SBO ohne
ungsmodell Rück.übw.
• SBO ohne Rück.übw.
_:106 Schaltfolge #:SBO-Zeit- 0,01 s bis 1800,00 s 30,00 s
überschreitung
Schalthoheit
_:151 Schaltfolge #:Geräte- • 0 false
spez. Schalth.prüf.
• 1
_:152 Schaltfolge #:Spezif. • 0 true
Schalthoheit.
• 1
_:115 Schaltfolge #:Spezif. • Station Station/Fern
Schalth. gültig für
• Station/Fern
• fern
_:153 Schaltfolge #:Anz. d. 2 bis 5 2
spez. Schalth.
_:154 Schaltfolge #:Mehrfache • 0 false
spez. Schalth.
• 1

7.3.5 Informationen

Nr. Information Datenklasse Typ


(Typ)
Schaltfolge #
_:501 Schaltfolge #:>Freigabe Start SPS I
_:502 Schaltfolge #:>Freigabe Start (fest) SPS I
_:503 Schaltfolge #:>Start SPS I
_:504 Schaltfolge #:>Abbruch SPS I
_:505 Schaltfolge #:>Erfolgreich SPS I
_:506 Schaltfolge #:>Fehlgeschlagen SPS I
_:53 Schaltfolge #:Bereitschaft ENS O
_:302 Schaltfolge #:Ausführung ENS O
_:304 Schaltfolge #:Start SPC C
_:305 Schaltfolge #:Abbruch SPC C

1658 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.4 Steuerungsfunktionalität

7.4 Steuerungsfunktionalität

7.4.1 Befehlsprüfungen und Schaltfehlerschutz

Bevor Schaltbefehle vom SIPROTEC 5-Gerät ausgegeben werden, erfolgt die Befehlsprüfung in mehreren
Schritten:

• Schaltmodus (verriegelt/unverriegelt)

• Schalthoheit (Vor-Ort/DIGSI/Station/Fern)

• Schaltrichtung (Soll=Ist)

• Feldverriegelung und Anlagenverriegelung

• 1-aus-n-Prüfung (Doppelbetätigungssperre)

• Blockierung durch Schutzfunktion

Bestätigungscodes (bei inaktiver RBAC)


SIPROTEC 5-Geräte können mit rollenbasierter Zugriffskontrolle (RBAC) arbeiten. Wenn RBAC im Gerät aktiv ist,
sind die Berechtigungen zum Ausführen verschiedener Aktionen direkt an das Rollenkonzept gebunden.
Wenn RBAC im Gerät inaktiv ist, sind verschiedene Aktionen mit sogenannten Bestätigungscodes gesichert.
Die folgenden Bestätigungscodes aus dem Menü Sicherheit betreffen die Steuerungsfunktionen:

[sc_conf, 2, de_DE]

Bild 7-33 Bestätigungscodes in DIGSI 5: Einstellmenü

In folgender Tabelle sind die Bedeutungen der Bestätigungscodes aufgeführt:

Tabelle 7-16 Relevante Bestätigungscodes für die Steuerung

Bestätigungscode Bedeutung Beschreibung


Einstellen Parameter ändern Der Bestätigungscode wird abgefragt, bevor Para-
meter am Gerät geändert werden können.
Betät. Fkt/Drucktaste Prozessdatenzugriff über Mit Hilfe von Drucktasten und Funktionstasten ist
Funktionstasten der Zugriff auf Prozessdaten möglich. Der Bestä-
tigungscode von Einstellen/Betrieb wird abge-
fragt.
Schalten Allgemeine Freigabe für Der Bestätigungscode wird bei Feldleitgeräten
Steuerung von Schaltge- üblicherweise nicht benötigt. Mit diesem Bestäti-
räten gungscode kann bei Schutzgeräten das Steuern
von Schaltgeräten abgesichert werden.

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Steuerungsfunktionen
7.4 Steuerungsfunktionalität

Bestätigungscode Bedeutung Beschreibung


Schalten/Verrieg.prüf. Unverriegeltes Schalten Schaltmodus:
Freigabe für Schalten ohne Abfrage der
Verriegelungsbedingungen (S1-Betrieb). Die
festen Verriegelungsbedingungen (z.B. >Freig.
Ausschlt.(fest) und >Freig. Einsch.
(fest)) werden trotzdem abgefragt, falls para-
metriert.
Der Bestätigungscode wird nur bei Geräten ohne
Schlüsselschalter abgefragt, ansonsten wird er
durch die Stellung des Schlüsselschalters ersetzt.
Schalten/Schalthoheit Freigabe für Schalthoheit Der Bestätigungscode wird nur bei Geräten ohne
Vor-Ort Schlüsselschalter abgefragt, ansonsten wird er
durch die Stellung des Schlüsselschalters ersetzt.

Die Bestätigungscodes sind mit den folgenden Werten voreingestellt:

• Einstellen 222222

• Schalten 333333

• Schalten/Verrieg.prüf. 444444

• Schalten/Schalthoheit 666666
Wenn Sie ein Gerät mit Schlüsselschaltern konfiguriert haben, werden die Bestätigungscodes für unverrie-
geltes Schalten und Schalthoheit nicht in DIGSI angezeigt bzw. zur Änderung angeboten; die Funktion wird
von der Position der Schlüsselschalter übernommen.
Zur Erhöhung der Sicherheit ändern Sie diese Codes mit DIGSI.

Schaltmodus (verriegelt/unverriegelt)
Der Schaltmodus entscheidet, ob die Schaltverriegelungen, die im CFC projektiert werden, vor Befehlsausgabe
geprüft werden oder nicht.
Sie können den Schaltmodus über den Schlüsselschalter S1 (interlocking off/normal) ändern. Bei Geräten
ohne Schlüsselschalter können Sie den Schaltmodus über einen entsprechenden Menüeintrag im Display
(nach Eingabe eines Bestätigungscodes) ändern. Bei Schaltbefehlen von den Quellen DIGSI, Station oder Fern
können Sie ebenfalls den Schaltmodus setzen.

! GEFAHR
Wenn der Schaltmodus = Unverriegelt ist, sind die Schaltfehlerschutzprüfungen abgeschaltet.
Fehlerhafte Schalthandlungen können zum Tode oder schweren Verletzungen führen.
² Stellen Sie manuell sicher, dass alle Prüfungen durchgeführt sind.

Zusätzlich können Sie den Schaltmodus direkt über Binäreingang oder vom CFC aus setzen. Verwenden Sie
den Funktionsblock Allgemein (siehe hierzu nächstes Bild).

1660 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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7.4 Steuerungsfunktionalität

[sc_moscha, 1, de_DE]

Bild 7-34 Schaltmodus im Funktionsblock Allgemein

Die folgende Tabelle zeigt Auswirkungen der Änderung des Schaltmodus auf die Befehlsprüfungen.

Tabelle 7-17 Zusammenhang zwischen Schaltmodus und Befehlsprüfungen

Befehlsprüfung Schaltmodus
Verriegelt Unverriegelt
Schalthoheit Geprüft Geprüft
Schaltrichtung (Soll=Ist) Geprüft Geprüft
Feste Verriegelungsbedingungen Geprüft Geprüft
Verriegelungsbedingungen Geprüft Ungeprüft
1-aus-n-Prüfung (Doppelbetätigungssperre) Geprüft Ungeprüft
Blockierung durch Schutzfunktion Geprüft Ungeprüft

Schalthoheit
Die Schalthoheit bestimmt, welche Befehlsquelle zulässig ist. Folgende Befehlsquellen sind möglich:

• Vor-Ort:
Ein Schaltbefehl von der Vor-Ort-Steuerung (Verursachungsquelle Ort) ist nur möglich, wenn die Schalt-
hoheit auf Vor-Ort steht und das Gerät über eine Vor-Ort-Bedienung verfügt. Das Setzen der Schalthoheit
auf Vor-Ort geschieht typischerweise über den Schlüsselschalter S5 (Vor-Ort/Fern). In diesem Fall werden
Befehle mit allen anderen Ursprüngen abgelehnt. Wenn die Schalthoheit auf Vor-Ort steht, kann sie nicht
von Fern anders gesetzt werden.

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1661
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Steuerungsfunktionen
7.4 Steuerungsfunktionalität

• DIGSI:
Ein Schaltbefehl von DIGSI (angeschlossen über USB oder Ethernet, Verursachungsquelle Wartung) wird
nur akzeptiert, wenn die Schalthoheit im Gerät auf Fern steht. Wenn sich DIGSI am Gerät für die
Befehlsausgabe angemeldet hat, werden keine Befehle von anderen Befehlsquellen oder einem anderen
DIGSI-PC ausgeführt.

• Station:
Diese Schalthoheitsebene kann über einen Parameter des Funktionsblocks Allgemein aktiviert werden.
Ein Schaltbefehl von der Stationsebene (Verursachungsquelle Station oder Station-Automatik) wird
angenommen, wenn die Schalthoheit auf Fern steht und das Controllable Schalthoheit Station gesetzt
ist. Dies geschieht durch einen Befehl von der Stationsleittechnik. Schaltbefehle aus dem Gerät oder von
außerhalb der Station (Verursachungsquelle Vor-Ort, Fern oder Fern-Automatik) werden abgewiesen.
Eine volle Unterstützung dieser Schalthoheitsebene ist nur bei Nutzung des Protokolls IEC 61850 gewähr-
leistet.

• Fern:
Diese Schalthoheitsebene steht für eine Fernsteuerung direkt von der Netzleitstelle oder (bei nicht aktivi-
erter Schalthoheitsebene Station) allgemein für die Steuerung von Fern. Die Verursachungsquelle ist die
Fern-Automatik. Befehle aus dieser Ebene werden angenommen, wenn die Schalthoheit auf Fern steht
und das Controllable Schalthoheit Station nicht gesetzt ist. Schaltbefehle aus dem Gerät oder von der
Station (Verursachungsquelle Vor-Ort, Station oder Station-Automatik) werden abgewiesen.

[sc_moscha, 1, de_DE]

Bild 7-35 Anzeige von Schalthoheit und Schaltmodus in der Informationsrangierung (im Funktionsblock
Allgemein)

1662 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
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Steuerungsfunktionen
7.4 Steuerungsfunktionalität

Sch.hoh. Schlüss/Par. und Sch.mod.Schlüss/Par stellen dabei den aktuellen Zustand von Schlüsselschalter
oder Parameter für Schalthoheit oder Schaltmodus dar und stellen diese Informationen zur Weiterverarbeitung
im CFC bereit. Im CFC kann beispielsweise eine Automatik erstellt werden, die dafür sorgt, dass die Schaltho-
heit automatisch auf Vor-Ort gestellt wird, wenn der Schlüsselschalter auf unverriegelt gestellt wird.
Die folgende Tabelle zeigt die Abhängigkeit des Schaltmodus von Schlüsselschalterposition und Schalthoheit.
Bei Schaltbefehlen von Fern wird die Information mitgesendet, ob verriegelt oder unverriegelt geschaltet
werden soll. Deshalb ist die Stellung des Schlüsselschalters für den Schaltmodus in diesen Fällen irrelevant.
Die Tabellenangaben gehen davon aus, dass bei Schaltbefehlen von Fern oder von Station der Schaltmodus
jeweils auf verriegelt steht.

Tabelle 7-18 Abhängigkeit des Schaltmodus von Schlüsselschalterposition und Schalthoheit

Schalthoheit
Schlüsselschalter für Schalt- Vor-Ort Fern Station
modus
Verriegelt Verriegelt Verriegelt Verriegelt
Unverriegelt Unverriegelt Verriegelt Verriegelt

Die in Bild 7-35 gezeigten Signale in der DIGSI 5-Informationsrangierung hängen wie folgt zusammen:

• Für die Schalthoheit und den Schaltmodus gelten die jeweilige Schlüsselschalterposition als Eingangs-
signal und die Eingangssignale in der Matrix.

• Der Zustand von Schalthoheit und Schaltmodus wird durch entsprechende Ausgangssignale angezeigt.

• Die Funktionen Schalthoheit und Schaltmodus verknüpfen die Eingangssignale und ermitteln so die
Ausgangssignale (siehe Bild 7-36 und Bild 7-37).

[dw_authority, 1, de_DE]

Bild 7-36 Bildung der Schalthoheit

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1663
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.4 Steuerungsfunktionalität

[dw_modsch, 1, de_DE]

Bild 7-37 Bildung des Schaltmodus

Bei beiden Funktionen überschreiben die Eingangssignale den Zustand des Schlüsselschalters. Damit können
externe Eingaben ebenfalls die Schalthoheit oder den Schaltmodus setzen, falls gewünscht (zum Beispiel
durch Abfrage externer Schlüsselschalter).
Für die Schalthoheit gibt es folgende weitere Einstellungen:

• Aktivg.Sch.hoheit Station (definiert in IEC61850 Edition 2):


Wenn Sie diese Schalthoheit verwenden möchten, aktivieren Sie das Häkchen unter Allgemein /
Steuern.

• Mehre.Sch.hoheitsebenen:
Mit dieser Option werden bei Schalthoheit Fern im Gerät Schaltbefehle von mehreren Befehlsquellen
zulässig und diese können dann auch unterschieden werden. Weitere Details finden Sie in der folgenden
Tabelle. Aktivieren Sie diese Option durch Setzen eines Häkchens unter Allgemein / Steuern.

• Spezif. Schalthoheit.:
Für die Schalthoheitsprüfung können weitere Optionen freigeschaltet werden. Weitere Informationen zu
diesen Optionen finden Sie im Abschnitt Spezifische Schalthoheit, Seite 1666. Im Standardfall werden sie
nicht verwendet.

• Zeigt Verriegel.bed. HMI:


Sie können den Parameter aktivieren, um den Status der Verriegelungsbedingungen im Gerät anzu-
zeigen. Weitere Informationen finden Sie in Spezifische Schalthoheit, Seite 1666. Dieser Parameter ist
standardmäßig inaktiv.

1664 SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.4 Steuerungsfunktionalität

[sc_akt_hoh, 2, de_DE]

Bild 7-38 Auswahlmöglichkeit für die Aktivierung Schalthoheit Station und für die Freischaltung
mehrerer Schalthoheitsebenen

Tabelle 7-19 Wirkung auf die Schalthoheit bei Freischaltung mehrerer Schalthoheitsebenen mit/ohne
Aktivierung der Schalthoheit Station

Freischaltung Schalthoheit im Status DIGSI am Schalthoheit Zustand der Resultierende


mehrerer Gerät Gerät Station aktiviert Schalthoheit Schalthoheit
Schalthoheits- Station
ebenen
Vor-Ort – – – Vor-Ort

Nein Angemeldet – – DIGSI

Fern Nein – Station und Fern


Nicht ange-
meldet Ja Gesetzt Station
Nicht gesetzt Fern

SIPROTEC 5, Distanz-, Leitungsdifferentialschutz und Schaltermanagement für 1-polige und 3-polige Auslösung, Handbuch 1665
C53000-G5000-C011-L, Ausgabe 04.2023
Steuerungsfunktionen
7.4 Steuerungsfunktionalität

Freischaltung Schalthoheit im Status DIGSI am Schalthoheit Zustand der Resultierende


mehrerer Gerät Gerät Station aktiviert Schalthoheit Schalthoheit
Schalthoheits- Station
ebenen
Vor-Ort – – – Vor-Ort

Ja Angemeldet – – DIGSI

Fern Nein – Vor-Ort und


Nicht ange-
Station und Fern
meldet

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