Sie sind auf Seite 1von 1

hessenschau hr1 hr2-kultur hr3 hr4 hr-iNFO YOU FM hr-fernsehen hr-Sinfonieorchester hr-Bigband Der hr

Ort oder Thema suchen


Video & Podcast Wetter Verkehr

Start Regionen Politik Gesellschaft Wirtschaft Kultur Sport Panorama Freizeit

hessenschau.de Panorama Messbericht vorgelegt: Die schwierige Suche nach dem unheimlichen Brummen in Darmstadt

Landesamt legt Messbericht vor

Die schwierige Suche nach dem unheimlichen Brummen in


Darmstadt
Veröffentlicht am 14.10.21 um 13:40 Uhr

Audio 00:28 Min. | 14.10.21 | Stefanie Hofmann

Messbericht zu Brummgeräusch in Darmstadt vorgelegt [Audioseite]

Audio

Bild © Imago Images (Collage: hr)

Tiefe wummernde Geräusche machen seit einiger Zeit viele Anwohner in


Darmstadt verrückt. Vor allem nachts sind die Brummtöne eine Belastung. ORTE

Jetzt hat das zuständige Amt einen Messbericht vorgelegt: Schädliche Darmstadt

Umwelteinwirkungen werden darin ausdrücklich nicht ausgeschlossen. THEMEN

Von Uwe Gerritz Gesundheit


Kommunen
In Darmstadt brummt es. Und zwar ganz offiziell und im wörtlichen Sinne. Umwelt
Nachdem sich immer wieder Anwohnerinnen und Anwohner über Belästigung Wohnen

durch tieffrequente Geräusche beklagt hatten, hat das Hessische Landesamt


TEILEN
für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) jetzt seinen Messbericht
vorgelegt. Er kommt zu dem Ergebnis: Die Geräusche sind da. Allein, woher
sie kommen, bleibt unklar.

Vermutlich mehrere Quellen

Gemessen wurde fünf Wochen lang im Juli und August in der Arheilger
Straße, der Bad Nauheimer Straße und der Eckhardtstraße. Laut Bericht
konnten "an keinem der Messpunkte schädliche Umwelteinwirkungen
aufgrund einer erheblichen Belästigung" ausgeschlossen werden. Neben den
Schallmessungen hatten Betroffene vor Ort die Möglichkeit, besonders
störende Geräusche zu kennzeichnen.

Eine alleinige Ursache für die nervtötenden Brummgeräusche halten die


Experten nach dem Messbericht für unwahrscheinlich. Anhand der
Freuqenzzusammensetzung habe kein Emittent identifiziert werden können,
teilte die Stadt mit. Vielmehr vermutet man, dass die Geräusche auf
unterschiedliche Quellen zurückzuführen sind.

Nachts fehlt der Schlaf

Welch großes Problem die Störgeräusche sein können, zeigt der Fall von Tanja
Heuser, die im Martinsviertel wohnt. "Ich habe im vergangenen Jahr 100
Nächte überhaupt nicht geschlafen", hatte sie dem hr im Frühjahr gesagt.
Schuld war ein permanentes Wummern in ihrer Wohnung. Fielen ihr vor
Müdigkeit dann doch irgendwann die Augen zu, fühlte sie sich am nächsten
Morgen wie gerädert.

Die Geräusche hätten bei ihr auch starken Schwindel und Erbrechen
ausgelöst, so die 46-Jährige. Mürbe gemacht haben sie außerdem die
Behördengänge auf der Jagd nach der möglichen Ursache. Die konnte auf die
Schnelle nicht gefunden werden. Dass sie aber mit dem Problem nicht alleine
da stand und Dutzende andere die Geräusche auch hörten, hat Tanja Heuser
wenigstens einen Trost gebracht: "Das zeigt mir immerhin, dass ich nicht
verrückt bin."

"Es ist wie ein Tinnitus"

Auch Christiane Niewöhner, ebenfalls im Martinsviertel wohnhaft, wacht oft


nachts von den Geräuschen auf und kann dann nicht mehr einschlafen. "Es ist
wie ein Tinnitus, man kann es nicht abschalten." Morgens ist sie dann
abgespannt und müde. Manchmal zieht sie sich auch mitten in der Nacht die
Jacke an und geht eine Runde frische Luft schnappen.

Seit einiger Zeit nimmt sie die Geräusche wieder stärker wahr. Sie vermutet,
dass das mit den niedrigeren Temperaturen und der Heizungsanlage zu tun
hat. Sie selbst versucht, das so gut es geht auszublenden. "Meiner Nachbarin
geht das aber richtig an die Psyche."

Störgeräusche nehmen zu

Tieffrequente Geräusche sind gerade in dicht besiedelten Gebieten keine


Seltenheit. Laut Umweltbundesamt können sie durch Mini-Blockheizwerke,
Luftwärmepumpen, Windkraftanlagen oder Klimageräte verursacht werden.
Die Behörde zählt auch mögliche Quellen innerhalb von Gebäuden auf, wie
etwa Kühlschränke oder die Bässe der Musikanlage des Nachbarn. In
geschlossenen Räumen wirken diese tieffrequenten Geräusche besonders
störend.

Dem Amt zufolge haben sie in den vergangenen Jahren deutlich


zugenommen. Neben der zunehmenden Siedlungsdichte hielten auch immer
mehr technische Neuerungen Einzug in den Alltag, die eigentlich für Komfort
sorgen sollen. Heimnetzwerk, Saugroboter, Lüftungsanlagen – all das sondert
Geräusche ab, die in der Summe die akustische Landschaft des Wohnumfelds
verändern.

Negativer Einfluss auf die Gesundheit

Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet von einer steigenden Zahl von
Beschwerden wegen tieffrequenter Lärmbelästigung. Der Leidensdruck der
Betroffenen sei häufig groß. Versuche an Menschen hätten gezeigt, dass
längere Expositionen zu Müdigkeit, Konzentrationsschwäche und
Leistungsabfall führen können. Auch auf die Schlafqualität und den
Herzrhythmus wirke sich dauerhafter Tiefschall negativ aus.

Die Wahrnehmung ist allerdings auch sehr subjektiv: Was die eine wahnsinnig
macht, lässt den anderen völlig unbeeindruckt. Der Bericht des HLNUG
schließt zwar eine erhebliche Belästigung durch das Brummen in Darmstadt
nicht aus, weist allerdings darauf hin, dass die Ergebnisse nicht geeignet
seien, diese Belästigung "rechtssicher" nachzuweisen. Zumal weder am Tag
noch in der Nacht Grenzwertüberschreitungen festgestellt wurden.

Umweltdezernent sieht keine schnelle Lösung

So richtig glücklich ist Umweltdezernent Michael Kolmer (Grüne) deshalb mit


den Ergebnissen nicht. "Die Lärmmessung liefert wertvolle Erkenntnisse,
aber keine direkte Lösung für die betroffenen Bürgerinnen und Bürger
Darmstadts, was wir sehr bedauern", sagte er. Es gelte nun, Lärmquellen zu
finden und alles dafür zu tun, zum Wohle der Betroffenen Abhilfe zu schaffen.

Dabei setzt die Stadt stark auf die Mithilfe der Menschen. "Aufgrund der
Komplexität des Themas ist die Stadtverwaltung auf konkrete Hinweise
angewiesen", sagte Kolmer. In den vergangenen Wochen seien immer wieder
Informationen zu möglichen Lärmquellen eingegangen. Dafür bedankte sich
der Dezernent und versicherte, "dass wir allen Hinweisen akribisch
nachgehen". Man solle aber auch Bescheid geben, wenn Geräusche, die man
gemeldet hatte, wieder verschwinden.

Immerhin: Man kümmert sich

Christiane Niewöhner überraschen die Messergebnisse nicht. Dass so schnell


keine eindeutige Ursache gefunden würde, hatte sie schon erwartet.
Immerhin ist sie zufrieden, dass die Geräusche nun amtlich nachgewiesen
wurden. "Es hilft ein bisschen, zu wissen, dass sich darum gekümmert wird."

Sendung: hr4, 14.10.2021, 12.30 Uhr

Quelle: hessenschau.de

DAS KÖNNTE SIE AUCH INTERESSIEREN

Kaum geeignete Plätze in Hessen Audio 00:49 Min. Ticker Infografik


Zu krank für zu Hause, Virologe Stürmer für Coronavirus: +++ Wo sich Corona
zu jung fürs verlängerte Virologe: ausbreitet - und wie
Pflegeheim Maskenpflicht in Präventionswochen schnell
Gesellschaft | 24.10.21
Schulen an Schulen ausweiten Panorama | 23.10.21
Jana Schwarzer | 24.10.21 +++ 893
Neuinfektionen,
Inzidenz 79,3 +++
Frankfurter Clubs
bevorzugen 2G-Option
+++

hessenschau Service

Start Politik Video & Podcast Kontakt


Ort oder Thema suchen
Nordhessen Gesellschaft Wetter Redaktion
Osthessen Wirtschaft Verkehr hessenschau-App
Mittelhessen Kultur TV-Sendung Hilfe
Rhein-Main Sport Korrekturen
Südhessen Panorama Themen hr-text
Freizeit Archiv
hr-ticketcenter
hr werbung Einstellungen

© Hessischer Rundfunk | ARD.de | Datenschutz | Impressum

Das könnte Ihnen auch gefallen