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23, 13:51
KOMMENTAR
Die Rede ist nicht von Corona, sondern vom Lärm – und von dem
Eindruck, den Fachleute darüber vermitteln. Glaubt man ihnen, ist die
Schweiz eine wahre Lärmhölle, deren Bewohnerinnen und Bewohner
pausenlos gemartert werden durch den Krach von Strasse, Bahn und
Flugzeug.
Infrage stellen darf man auch, ob das Bild der Wissenschaft von der
All dies bedeutet nicht, dass Lärmschutz keine Berechtigung hätte. Doch
der Vergleich zu Corona drängt sich auf: Die Wissenschaft soll sich zwar
einbringen. Aber bei Fragen, die massive politische und gesellschaftliche
Folgen haben, darf sie nicht allein die Richtung vorgeben. Doch genau
diese Gefahr droht beim Lärmschutz.
Wie absurd es ist, wenn man sich auf den Lärmschutz allein versteift,
zeigt sich beim Blick auf die Siedlungsentwicklung. Der Kanton Zürich
hält sich bekanntlich an das Gebot, der Zersiedlung entgegenzuwirken –
Stadt und Agglomeration sollen wachsen und nicht das Umland. Aber
genau diese Strategie würde durch strengeren Lärmschutz
verunmöglicht. Just rund um den Flughafen ist das zentrale
Entwicklungsgebiet des Kantons Zürich. In vielen Gemeinden käme es
hier zu Einzonungs- und Bauverboten.
Das Bauen ist der Kern des Problems. Je strenger die Grenzwerte, desto
schlechter lassen sich Mobilität und Bautätigkeit miteinander
vereinbaren. Schon heute ist es praktisch unmöglich, an lauten Strassen
zu bauen, weil die Gerichte die bestehende Verordnung strenger
auslegen. Allein in der Stadt Zürich können zurzeit Hunderte
Wohnungen nicht gebaut werden, und nicht einmal das vermeintliche
Wundermittel Tempo 30 vermag daran etwas zu ändern, denn die
verlangten Grenzwerte werden trotzdem überschritten.
Die Ironie: An diesen Lagen wohnen bereits Leute. Sie sind tatsächlich
dem Lärm ausgesetzt, in alten Liegenschaften mit schlechter
Lärmdämmung. Neubauten könnten Abhilfe schaffen – die
Lärmschutzverordnung verhindert sie.
Interessant ist, dass die Politik hier Gegensteuer hatte geben wollen. Die
sogenannte Lüftungsfensterpraxis, die die Gerichte als rechtswidrig
taxiert haben, sollte wieder anwendbar sein. Ziel dieser Praxis war es,
Bewilligungen für übermässig beschallte Wohnungen zu erteilen, wenn
diese ein Lüftungsfenster gegen die Hofseite hin aufwiesen. Es geht
darum, das Bauen mit einer dem Lärm zu- und einer dem Lärm
abgewandten Seite zu ermöglichen. Dies erlaubt es, zu lüften und bei
offenem Schlafzimmerfenster zu schlafen.
Ein pragmatischer Ansatz also. Und was macht das Uvek unter
Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP) damit? Es verschleppt den vom
Nationalrat überwiesenen Vorstoss von Beat Flach (GLP) seit
geschlagenen sechs Jahren. Gerade erst hat Flach erfahren, dass sich die
Bearbeitung um ein weiteres Jahr verzögert. Gleichzeitig werden die
neuen, scharfen Grenzwerte propagiert. Das ist skandalös.
Die Erneuerung der Bausubstanz ist das beste Mittel gegen den Krach.
Mit Bauen nach Minergie oder vergleichbarem Standard, mit besserer
Isolierung und dreifach verglasten Fenstern lässt sich enorm viel
erreichen. Leider verweigern sich die Experten dieser Einsicht. Sie stellen
sich auf den Standpunkt, der Lärm sei an der Quelle zu bekämpfen. Das
ist zwar im Grunde vernünftig, aber jedes Prinzip hat Grenzen. Völlig
grotesk ist die Praxis, stets bei offenem Fenster zu messen. Das bedeutet:
Sämtliche Fortschritte baulicher Art bleiben ohne Wirkung.
60 Kommentare
Die Exaktheit einer Studie, die Auswirkungen von Siedlungsgeräuschen auf unsere Gesundheit
nachweist, mag ich nicht anerkennen. Andere Faktoren wie Erbgut und individuelles Verhalten
beeinflussen unsere Gesundheit so stark, dass es kaum möglich ist, den Einfluss eines schwachen
Die Studien der Wissenschaftler sind in der Regel Auftragstudien der Departemente. Die
Fragestellungen sind in der Regel so, dass die politischen Ziele der Departementsleiter und Chefs
begründet werden können. (Kann ich so bezeugen, da ich selber in diesem Geschäft bin.) Hier ein
Beispiel: Da gibt es die berühmte Studie, welche zeigt, dass bei Tempo 30 km/h die Reifengeräusche
lauter sind als die Motorengeräusche. Das Resultat ist natürlich für die Wissenschaft interessant -
weil unerwartet und deshalb gut publizierbar. Die Frage per se ist aber natürlich ein Witz - sprich
manipulativ gestellt. Es geht ja nicht darum, ob es Abrollgeräusche gibt, welche lauter als Motoren
sind. Eine ehrliche Frage wäre gewesen: "Was macht in der Stadt die grössten Geräusche." Das wären
dann wohl Motoren, welche beschleunigen, welche den Berg hochfahren, Busse,... So eine Antwort
wäre nicht im Sinne der Auftraggeber gewesen. Denn dann wäre absehbar, dass sich das Problem mit
der Elektromobilität lösen lässt. Noch etwas: Den PKW Lärm der Bereifung könnte man ja auch mit
Vorschriften zur Bereifung (es gibt Lärmklassen) und des Belags lösen. Das erste würde gar nichts
kosten und das zweite wäre günstiger als alle andern Lösungen. Als Wissenschaftler kann ich nur
sagen: Naiv, wer Studien ungeprüft übernimmt. Man findet für jede Aussage einen Wissenschaftler
mit Dr.-Titel. Der gesunde Menschenverstand hilft. Z.B. dann, wenn man hört dass Reifengeräusche
lauter sind als Motoren und man deshalb ...
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Der Lärmschutz vereitelt vernünftige Lösungen beim Bau von
Wohnsiedlungen in der Stadt
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