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14 BAYREUTH Nordbayerischer Kurier I D.ienstag, 30.

Mai 2017

"WLAN erhöht das Krebsrisiko"


Die Medizinerin Monika Krout warnt vor den Auswirkungen des Elektrosmogs
BAYREUTH

Voll verstrahlt - Handys können


krank machen. Die Strahlung könn-
te Kopfschmerzen oder Migräne ver-
ursachen. Doch es gebe Möglichkei-
ten, das zu vermeiden, sagt Monika
Krout, Allgemeinärztin aus Aachen.

Die Medizinerin beschäftigt sich seit


Jahren mit dem Thema "Elektrosmog"
und ist selbst davon betroffen: 60 Me-
ter vor ihrem Haus in Aachen-Lich-
tenbusch steht seit. 18 Jahren ein Sen-
demast. Nicht nur, dass vor fünf Jah-
ren die Geräte in ihrer Praxis nicht mehr
funktionierten, auch sie und ihr Per-
sona~ litten unter Kopfschmerzen und
Migräne. Als sie ihr Haus zum Sende-
mast hin abgeschirmt hatten, funktio-
nierten plötzlich die Geräte wieder. Und
sowohl Ärzte als auch Personal hatten
weniger Kopfschmerzen. "Dann bin ich
in die Forschung gegangen", sagt Krout,
die am Wochenende bei der Frühjahrs-
tagung der Arbeitsgemeinschaft für
Wohn- und Baubiologie ihre Forschun-
gen vorstellte.

Sind die Folgen des E-Smogs wirklich


wissenschaftlich nachweisbar?'
Monika Krout: Ja. Es gibt sehr viel Stu-
dien, die zeigen, dass der Elektrosmog
starke Auswirkungen auf die Gesund-
heit hat. Die Allgemeinärztin Dr. Monika Krout sprach im Lindenhof darüber, wie sich Elektrosmog auf den menschlichen Körper
auswirkt. Foto: Andreas Harbach
Und Sie forschen selbst.
Krout: Ich führe sowohl Tests im All-
tag als auch im Labor durch. Ich lasse jung sei, um Langzeitwirkungen Tatsache dürfte auch für viele epilep- geschaltet ist, werden die Leute wach.
zu
die Patienten eine festgelegte Strecke belegen. .. tische Anfälle verantwortlich sein. Bei Das lässt sich einfach nachweisen.
um unser Dorf laufen. Sie gehen mit Krout: Auch wenn die Offentlichkeit den Mobilfunkfrequenzen besteht zu-
EKG und Strahlungsmessgerät in den darüber kaum informiert ist, Funk- dem ein gewisses Risiko für die Ent- Das klingt technikjeindlich.
Wald und wir registrieren Vitalpara- technik gibt es seit über einem Jahr-stehung sowie das beschleunigte' Krout: Ich liebe Technik, Computer und
meter des Herzens sowie die elektro- hundert und erste verwertbare Stu- Wachstum von Gehirntumoren. Auch Wissen. Leider bin ich selbst von den
magnetische Belastung auf dieser Weg- dazu gibt es viele Studien, die selbst Auswirkungen
dien bereits schon aus den 1930er Jah- elektromagnetischer
strecke. Bei mehr als 700 Leuten lässt ren, welche die Gefährlichkeit bele- vom Bundesamt für Strahlenschutz be- Strahlung betroffen, ich kann mich nur
sich eine Erhöhung der Herzfrequenz gen. Erst vor einigen Monaten hat diestätigt wurden. noch in Gebieten aufhalten, wo fast kei-
durch den Sendernast und durch WLAN US-Gesundheitsbehörde eine Studie ne Strahlung herrscht, sonst kann ich
und Mobiltelefone feststellen. vorgestellt, welche über 20 Jahre an Ich benutze aber Kopfhörer, . mich nicht konzentrieren. Dann leide
der Auswirkung der digitalen GSM- Krout: Auch das ist nicht wirklich gut. ich an Kopfschmerzen und Nasenblu-
Ändern die Leute dann ihr Technik geforscht hat. Das Ergebnis Es reduziert zwar die Entstehung von ten. Effektives Arbeiten ist für mich nur
Verhalten? zeigt die Krebs- und Gehirntumorent- Gehirntumoren, aber da die Strahlung ohne Strahlung möglich.
Krout: Die meisten ändern es in der Tat, stehung. Wie viel Beweise braucht es dann zum Beispiel im Bereich der Ho-
weil sie sehen wollen, ob die Ärztin noch? sentasche auftritt, steigert es wiede- Und in Ihrer Praxis?
recht hat, ob die Kopfschmerzen bes- rum das Wachstum von Hodenkrebs. Kraut: Dort sind Handys verboten. Wir
ser werden. Bei Herzrasen ziehen sie Welche Krankheiten werden Ihrer nutzen kein WLAN, kein Bluetooth, ge-
spezielle Abschirm-T-Shirts an und die Meinung nach darauf zurückgeführt? E-Smog aus dem Weg Zu gehen, nerell nichts, was funkt- Pulsuhren und
Herzprobleme werden weniger. Krout: Es beginnt mit "Befindlichkeits- scheint angesichts des Primats der Fitnessarmbänder, die mit Bluetooth
störungen" wie zum Beispiel Kopf- Technik immer schwieriger. Gibt es arbeiten, sind ebenfalls tabu. Leute, die
Ist das bei Kindern auch nachweis- schmerzen, Migräne, Schlafstörungen, Möglichkeiten? diese Geräte tragen, haben deutlich
bar? Bluthochdruck und einer Erhöhung der Krout: Ich würde sagen, weniger ist weniger Muskelkraft.
Krout: In Aachen leiden viele Jugend- individuellen Herzfrequenz. Es stei- mehr. Es empfiehlt sich, auf leistungs-
liche in den Schulen unter Kopfschmer- gert sich bis hin zu gentoxischen Ef- fähigere Kabelverbindungen zurück- Wenig Handy, mehr' Leistung?
zen, vielen wird schwindelig. Auch Ju- fekten, Bildung von Hirntumoren und zugreifen, zum Beispiel beim PC und Kraut: Viele Unternehmen verbuchen
gendliche bemerken. den Zusammen- weiteren Krebsarten sowie neurode- Telefon. Handytelefonate sollten mög- hohe Krankheitsraten ihrer Mitarbeiter.
hang zwischen gesundheitlichen Prob- generativen Erkrankungen, Beispiel lichst vermieden und auf Festnetzte- Die Erfahrung zeigt, wenn Smart-
lemen und ihrem Handy. Viele benut- Alzheimer und Demenz. lefone zurückgegriffen werden. Im Au- phones ausgeschaltet sind und dazu ka-
zen ihr Handy nicht mehr und ihr Blut- to ist die Handynutzung ohnehin un- beIgebunden das Internet genutzt wird,
druck normalisiert sich. Viele gehen mit Welche E-Smog-Quellen sind Ihrer tersagt, darüber hinaus sollte jegliche arbeiten die Leute wieder mit uneinge-
einem Messgerät in die Schulen und Meinung nach die Schlimmsten, wel- Bluetooth- Technik deaktiviert sein. schränkter Kapazität. Die Krankeukas-
schauen, ob da, wo es ihnen schlecht- che die erträglichsten? sen und auch die Arbeitgeber würden
geht, die meiste Strahlung herrscht. Sie Krout: Die aggressivste Quelle ist das Und zu Hause das WLAN? dadurch sehr viel Geld sparen. Auch
wollen auch sehen, ob die Arztin recht schnurlose Telefon und vor allem das Kraut: Am besten das WLAN abschal- WLAN in den Schulen ist äußerst kri-
hat. WLAN, da die Datenpakete mit 10 Hz ten und nur noch kabelgebunden ins tisch zu sehen. Andere Länder bauen die-
Taktung versendet werden. Diese Fre- Netz gehen. Wir wissen auch, dass se schon wieder ab. Die Schüler wären
Industriestimmen verweisen dar'auf, quenz liegt genau im Bereich der Fre- durch WLAN das Krebsrisiko stark er- um einiges ruhiger und könnten effek-
dass die Mobilfunktechnik viel zu quenzen der Hirnwellen. Genau diese höht ist. Wenn nachts das WLAN ein- tiver arbeiten. DasGesprächfüMe Otto Lapp.

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