Aventurischer Bote, Nr.

201

Trauer im Land am Born Forschungsdrang im Tiefen Süden Sorge am Siebenwindigen Meer

Neun Jahre ist es her, seit Wappenkönig Ljasew von Utzbin-
nen-Ouvenmas die Gräfin Thesia Jadvige von Ilmenstein für
verschollen erklärte – ein Jahr länger als ursprünglich anbe-
raumt. Nun müssen sich ihre Hinterbliebenen endlich der Tat-
sache stellen, dass die geliebte Gräfin wohl ihr heldenhaftes
Ende gefunden hat. Für Feierlichkeiten zu Ehren der berühm-
ten Kriegerin versammelt sich alles, was in der Adelsrepublik
Rang und Namen hat.
Ein aufsehenerregender Fund beschäftigt dieser Tage so man-
chen gelehrten Geist des aventurischen Südens. Offenkundig
möchte die Universität von Al’Anfa sich angesichts der groß-
spurig angekündigten Forschungsreisen der Aves-Schule zu
Methumis nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Dass
dabei aber sogar die Expertise von Barabaker Alchimisten
bemüht werden soll, lässt so manchen Kenner der akademi-
schen Landschaft aufhorchen.
Die Fischschwärme bleiben aus, die Flut setzt später ein als
erwartet, die Möwen kreisen zu tief und die morgendlichen
Wellen schlagen zu hoch – gar merkwürdig muten manche
Beschwerden an, die man zurzeit von den ohnehin mürrischen
Fischersleuten an der albernischen Küste zu hören bekommt.
Was wohl dran sein mag an diesen Bemerkungen, und wel-
che zwölfgöttlichen Kirchen sich des Problems annehmen
werden?

Tempelrufer, Hesinde 1042 BF

Freiheit für das Kemi-Reich!

l’Anfa. Mancher Sturm tobte in Banner des gekrönten Raben und des schwar-

A den letzten Götterläufen über die

Perle des Südens, und manche
schwere Prüfung wurde unserer stolzen Stadt
auferlegt. Jüngst erst wurde der schändliche
Umsturzversuch des sogenannten Raben-
bunds allein durch das militärische Genie
unseres Procurators Oderin du Metuant und
die göttergegebene Weisheit unseres Patriar-
chen Amir Honak vereitelt.
All dies aber gehört der Vergangenheit an.
Denn nun sind wahrhaft bedeutende und glo-
rreiche Zeiten angebrochen für das Imperium
von Al’Anfa. Boron selbst, der oberste der Göt-
ter, hat uns auserwählt, seinen Willen zu erfüllen
und mit dem Beistand des blutigen Schlachten-
gottes Kor auszuziehen, um Frieden, Freiheit
und Gerechtigkeit bis in die hintersten Winkel
des immergrünen Dschungels zu tragen.
Denn wisset, ihr aufrechten Söhne und Töch-
ter Meridianas: Während die rechtmäßige
Thronfolgerin des Kemi-Reiches, Prinzessin
Rhônda IX. Setepen, im Exil ein borongefäl-
liges Leben in Bescheidenheit und Kontem-
plation führt, sitzt ihre eitle Schwester Ela
auf dem Thron zu Khefu und unterdrückt
ihr eigenes Volk mit harter Faust. Sie verkauft
das Land an horasische Kaufleute und bra-
bakische Dämonenbeschwörer, während die
boronfrommen Bewohner zur Flucht oder
ins Exil gezwungen werden. Jene, die als Inva-
soren kommen, um die Geschicke Kemis zu
bestimmen, heißt sie freundlich willkommen
und nennt sie Freunde und Verbündete. Doch
damit nicht genug. Wie eine blinde Mirhamio-
nette tanzt sie auf Geheiß der Gol­denen Alli-
anz und verbreitet deren Lügen, lässt sogar
zu, dass diese die Herrschaft des Raben leu-
gnen und andere Götter über Boron erheben.
Gewissenlos verrät sie ihr Volk, ihren Glau-
ben und alles, was Boron heilig ist.
Lange genug haben wir dieses tiefe Unrecht
ertragen. Doch ein solcher Verrat, der nicht
allein dem Volk der Kemi gilt, sondern ganz
Meridiana, ja sogar dem Götterfürsten, darf
nicht länger ungestraft bleiben. Prinzessin
Rhônda, wenngleich eine Frau des Friedens, hat
sich entschlossen, ihre unwürdige Schwester
im Namen Borons herauszufordern, um die
vom horasischen Golde gespeiste Tyrannei
zu beenden. Sie geht voran, um ihrem Volk
und dem göttlichen Raben Gerechtigkeit zu
verschaffen. Und Al’Anfa steht an ihrer Seite,
denn ihre Sache ist gerecht!
Voll Inbrunst hat der Patriarch den Willen des
gekrönten Raben zu ergründen gesucht und
sorgfältig die Zeichen gedeutet, die sich ihm
offenbart haben. Voll Weisheit und im gerechten
Zorn hat er nun zum Boronzug gegen die
ketzerische Nisut Ela und zur Befreiung ihres
Königreiches aufgerufen. Unter der Führung
unseres ruhmreichen und ungeschlagenen
Generalissimus Oderin du Metuant werden die
Ordenskriegerinnen und Söldner ausziehen, um
den Weg Prinzessin Rhôndas zu unterstützen.
Ein Boronszug, der nicht eher ruhen wird, bis
das Rabenbanner alles Land von Al’Anfa bis zu
den Gestaden des Südmeeres unter sich vereint.
Ein Kampf für die Ehre des göttlichen Raben
und zum Ruhme Kors, des Herrn der Neun
Tödlichen Streiche. Auf dass Borons Reich bald
schon von Selem bis Khefu und von Altoum bis
Chorhop reichen möge!
Unübersehbar ist die Heeresmacht des al’an-
fanischen Imperiums angetreten. Prachtvoll
schimmert der Schein der Praiosscheibe auf
blanken Klingen und glänzenden Rüstun-
gen. Mut und Tapferkeit stehen deutlich im
Gesicht eines jeden Streiters geschrieben.
Stolz blähen sich die Segel der Schwarzen
Armada im Wind. Und über allem wehen die
zen Mantikors. Es ist ein unvergleichlicher
Anblick, der das Herz einer jeden wackeren
Frau mit Begeisterung erfüllt und einen jeden
Mann, der nur einen Funken Gefühl besitzt,
zu Tränen der Freude rührt.
Stimmen aus der Perle:
»Der Wille Borons hat sich mir offenbart. Der Segen
des göttlichen Raben liegt auf diesem Unterneh-
men. Es ist kein gewöhnlicher Krieg, sondern ein
Boronszug zur höheren Ehre des Götterfürsten. In
seinem Namen werdet ihr siegen.«
—Amir Honak, Patriarch der al’anfanischen
Boronkirche
»Eine al’anfanische Invasion? Aber nein! Es ist viel-
mehr so, dass das Imperium die rechtmäßige Herr-
scherin, Rhônda IX. Setepen, dabei unterstützt, das
Volk der Kemi von der grausamen Unterdrückung
durch ihre tyrranische Schwester zu befreien. Al’Anfa
wünscht einzig und allein Frieden und Freiheit für die
Menschen im Káhet Ni Kemi.«
—Decius Paligan, Curator Vendo
»Die Schwarze Armada hat sich in den letzten Göt-
terläufen vor allem mit der Jagd auf Piraten und
Schmuggler beschäftigt. Mag sein, dass einige glau-
ben, die unumschränkte Seehoheit Al’Anfas sei nur
ein hohler Anspruch. Mag sein, dass einige glauben,
unsere Entermesser seien rostig geworden. Aber wir
werden sie schon bald eines Besseren belehren.«
—Diago Delazar, Held von Ilvat
»Beim letzten Mal hat das ja nicht hingehauen, aber
diesmal geht es den Kemi an den Kragen, das ist mal
sicher. Also jedenfalls den bösen Kemi. Die anderen
sind ja jetzt unsere Freunde. Irgendwie … Auf jeden
Fall gibt es Ruhm und reiche Beute für alle. Ich werd’
jetzt auch Söldnerin, und wenn ich zurückkomme,
dann habe ich die Taschen voller Gold.«
—Jaccina, Korbmattenflechterin aus dem Hafenviertel
Damiano Salmorantes
(David Schmidt)

Du weißt mit deiner Klinge umzugehen?
Dann komm nach Al’Anfa.
Befreie das Kemi-Reich und finde dein
Glück in der Perle des Südens!
Schlechter Sold und nichts zu plündern?
Das muss nicht sein. Kämpfe für eine
gerechte Sache und verdiene Gutes Gold.
Melde dich beim Schwarzen Bund des Kor!
Gesucht – wagemutige Questadores Tungberts Notizen vom Ungenannten
Um das Metall der
Zahle gutes Gold für ein Exemplar!
fallenden Sterne zu gewinnen
Haus di Seraphelli, Drôl
Magister A., Akademie zu Punin

Festumer Flagge, Ingerimm 1042 BF
Thesia von Ilmenstein für tot erklärt
Ehrenbegräbnis in Festum – Beisetzung auf Schloss Ilmenstein
estum. Trau-
F
ere,
ere, Bornland,
und trau-
Aventurien,
denn eine deiner
großen Heldinnen
ist von dir gegangen!
Thesia Jadvige von
Ilmenstein, ehemalige
Adelsmarschallin des
Bornlandes, Gebietigerin
der Adlerflügel, Amazone
von Sewerien, ist tot!
Letzten Monat erreichte Festum die
traurige Nachricht, dass das Haus Ilmen-
stein, neun Jahre nach ihrem Verschwin-
den in ihrem gescheiterten Heerzug gegen
die Eishexe Glorana und ein Jahr später als
vorgesehen, sich endlich schweren Herzens
dazu entschieden hat, unsere geliebte Thesia
offiziell in Borons Hände zu geben. Adels-
marschallin Nadjescha von Leufurten ließ
daraufhin unverzüglich die Vorbereitungen
zu einem Ehrenbegräbnis beginnen.
Nun wurde unsere verehrte Thesia in einem
ehrenvollen Festakt verabschiedet. Vom
Borontempel aus zog die Prozession quer
durch die Stadt zum Tempel der Löwin und
gab den braven Bürgern Festums die Mög-
lichkeit, die Gefallene zu betrauern. Da ihr
Leichnam nie aus den Eiswüsten des Nor-
dens zurückgekehrt war, war der Sarkophag
leer. Bei der symbolischen Beisetzung im
Tempel der Löwin fanden sich die großen
Namen des Bornlandes wieder: Unter den
Gästen waren etwa Alderich, der Graf von
Notmark, sowie seine Schwester Tjeika von
Notmark, die Kronvögtin von Neersand, die
ihrer langjährigen Konkurrentin die letzte
Bosparan-Herold, Phex 1042 BF
Großes Gerechtigkeitsdekret vertagt!
insalt. Im Hesindemond hatte
V das Haus der Edlen die umstrit-
tene Gesetzesvorlage Wider die
Willkür und schändliche Folter zum Schutze von
Leib, Ehre und Recht eines jeden Horasiers mit
knapper Mehrheit verabschiedet und dem
Haus der Fürsten zur Abstimmung vorgelegt
(der Herold berichtete). Die mit Spannung
erwarteten Beratungen des hohen Hauses
sorgten bereits im Vorfeld der Verhandlun-
gen für Aufruhr unter Vertretern des Hoch-
adels, der es bekanntlich nicht schätzt, wenn
ihm seine Privilegien streitig gemacht wer-
den. Denn in dieser Causa geht es um nichts
weniger als die Ausdehnung des Unversehrt-
heitsprivilegs des Hochadels und des Leu-
mundprivilegs der Baronets auf alle Popoli
des Horasiats!
Das weiträumige Halbrund der holzvertä-
felten Konventshalle auf dem Tempelberg
füllte sich rasch. Ein Raunen ging durch
die Anwesenden, als Adilron ay Oikaldiki,
der Comto Großsiegelbewahrer, den Ver-
sammlungssaal betrat. Hinter vorgehalte-
ner Hand wurde getuschelt. Das persönli-
che Erscheinen des gestrengen Hausherrn,
des Kanzlers des Adlerthrons, unterstrich
die Bedeutung der für drei Tage angesetz-
ten Verhandlungen mit Autorität. Während
sich die Primesta der einflussreichen, weil
vermögenden Republik Bethana, Pervalia
ya Terdilion, und der Gesandte des Seekö-
nigs der Zyklopeninseln unverstellt für das
Gesetzesvorhaben aussprachen, stand der
Großteil des traditionalistisch gesinnten
Hochadels erwartungsgemäß gegen die-
ses schändliche Hämmern an den Grund-
festen des Wiedererstandenen Reichs des
Horas. Am Abend des zweiten Sitzungs­
Regionales/Politik
Ehre erwies. Auch aus
anderen Bronnjarentümer
kamen Abordnungen,
so etwa aus Ouven-
mas und Kirschhau-
sen. Ebenso schickten
alle zwölfgöttlichen
Länder Gesandte, um
die Veteranin des Krie-
ges gegen den zwölfmal
verfluchten Dämonen-
meister auf ihrem letzten Weg
zu ehren.
Ihre engsten Freunde jedoch sind auf das
Schloss Ilmenstein geladen, wie zum Beispiel
Fjadir von Bjaldorn, mit dem sie auf den ver-
hängnisvollen Heerzug gegangen war. Dorthin
ist auch der Sarkophag unterwegs, dessen Platz
im Rondratempel zu Festum nun ein Denk-
mal einnimmt. Geführt wird dieser Zug von
Mirhiban Saba al Kashbah, Geweihte der Rahja
und einstige Baronin von Pervin, und begleitet
von den Geflügelten, die noch einmal ihrer ein-
stigen Flügelherrin folgen. Auf dem Weg nach
Ilmenstein nehmen die Bornländer Abschied,
und egal durch welches Dorf die Prozession
zieht, werfen die Menschen Blumen auf und
vor den Sarg und gießen Kwassetz auf ihn, um
die Verstorbene zu ehren, und in sich hinein,
um ihren Schmerz zu betäuben. Auf den ilmen-
steinischen Ländereien wird der leere Sarg dann
in der Gruft der Familie bestattet werden.
Die Nachfolge der berühmten Gräfin tritt
indes ihre Base Gewinja an.
Das Bornland trauert, und mit ihm Aventu-
rien, denn solch eine Heldin werden wir nie
mehr sehen!
Slanka Ouvenske
(Moritz Schmid)
tages gelang es dem Herold, in der Loge
St. Geron ein Stimmungsbild zu erhaschen,
wonach dem Gesetz keine Erfolgschancen
eingeräumt wurden.
Mit einer weiteren Überraschung eröffnete
der Comto Großsiegelbewahrer die Sitzung
des letzten Versammlungstages. Der Wah-
rer der Ordnung Bosparanis, Staryun Lori-
ano, der im Fürstenhaus über Sitz und Wort
verfügt, betrat mit einem hintergründigen
Lächeln die Konventshalle und ließ einen
Stapel Dokumente unter den Delegier-
ten verteilen. Es waren Abschriften eines
von seiner Großnichte Viviona Loriano im
Auftrag des Tempels des Gerechten Gottes
unter dem Titel Großes Gerechtigkeitsdekret
verfassten Rechtsgutachtens, das sich auf
das altehrwürdige Ius Divi Horathis stützt,
das älteste Gesetzbuch Aventuriens. Aus
dem darin von Dalida-Horas hervorgeho-
benen Rechtssatz der Freiheit aller Men-
schen deduzierte die junge Rechtsgelehrte
eine beeindruckende Argumentation, wel-
che bislang gänzlich unbeachtete Aspekte
in die Debatten einbrachte und den Tradi-
tionalisten sichtlich Schweißperlen auf die
Stirn trieb. Sich selbst auf althergebrachte
Privilegien berufend, sah sich der Hocha-
del urplötzlich mit einem widerstreitenden
Dogma der Tochter des Erzheiligen Horas
höchstselbst konfrontiert! Im Durcheinan-
der der neu entfachten Dispute schlug der
Hausherr dreimal fest mit dem Hammer,
um die Ordnung im Konvent wiederherzu-
stellen, und vertagte, trotz vielfacher Pro-
teste, die nach dem Protokoll für den Abend
erwartete Abstimmung.
Imperia Tebaldeo
(Bernd Ochs)
Aventurischer Bote 201
Nordmärker Nachrichten, Ingerimm 1042 BF
Treffen zwergischer Grafen im Isenhag
ogtei Nilsitz. Am Rande einer
V großen Jagd in den urtümlichen
Wäldern der Vogtei Nilsitz, unweit
der Stadt Senalosch, hat es ein Treffen gleich
mehrerer Grafen gegeben.
Beteiligt waren nach übereinstimmenden
Angaben diverser Teilnehmer der Jagdge-
sellschaft der heimische Graf vom Isenhag,
der Graf von Ferdok, die Gräfin von Wald-
wacht sowie Abgesandte des Grafen vom
Schlund. Eines haben die genannten hohen
Herrschaften gemeinsam, und das lässt auf-
horchen: Sie gehören alle dem Volk der
Angroschim an.
Warum es zu diesem bemerkenswerten und
dabei nicht offiziellen Treffen im Firun des
Eisenwaldes kam, ist bislang nicht bekannt und
wird vermutlich auch nicht bereitwillig erklärt
werden, wenn man bedenkt, wie wenig aus
ihren Kreisen verlautbart wird. Die große Jagd,
die den Rahmen jener Zusammenkunft bot,
Havena-Fanfare, Travia 1042 BF
Wenn Zwerge Langeweile haben
avena. Als ich in eine Taverne in
H Havena abends einkehrte, wurde
mir eine gar amüsante Anekdote
zugetragen. Vor ein paar Tagen soll sich eine
Gruppe Tollkühner in die Unterstadt gewagt
haben, um einige vermisste Bürger zu retten.
Diese Gruppe bestand aus zwei Vertretern des
Zwergenvolkes, einer Geweihten der Herrin
Rondra, einem gut betuchten Recken, welcher
wohl nur auf Abenteuer aus war, sowie zwei
Begleitern, welche wohl Phexens Tugenden
zugeneigt waren. Man munkelt, dass auch ein
Magier anwesend gewesen sein soll.
Aber ich schweife ab, denn als diese Gruppe
ihr Ziel erreichte, konnte sie an den Ort
ihrer Suche nur tauchend gelangen, und wie
der geneigte Leser wohl vermuten mag, so
mussten die beiden Zwerge zurückbleiben.
So geschah es, dass – während die übri-
gen Streiter sich durch Gänge voll garstigen
Gezüchts kämpften, zweifelsfrei dämonischer
Herkunft – den Zwergen wohl die Zeit lang
wurde. Also beschlossen die beiden, ihre
Angeln auszuwerfen, und das in der Unter-
stadt! Nur fingen sie keine kleinen Fische,
sondern ausgewachsene Haie.
Die erjagten Geschöpfe konnte man nun
einmal nicht einfach so liegenlassen, und so
Aventurischer Bote, Praios 1043 BF
Die Inquisition ruft zum Rat
areth. Wahrhaft erhaben waren
G sie auch zu Beginn die-
ses Götterlaufes,
die Feierlichkeiten und
Praiosdienste in Gareth.
Hinter uns liegen die
fünf düsteren Tage,
die unsere Standhaf-
tigkeit prüften. Vor
uns liegt nun der
neue Götterlauf! Und
schon künden sich
große Dinge an. Der
Bote des Lichts, der Heli-
odan Hilberian Praiogriff II.,
beriet sich lange mit dem ehrwür-
digen Großinquisitor Amando Laconda
da Vanya. Die Heilige Inquisition, Boll-
werk wider alle Kräfte der Finsternis, soll
prüfen, ob und wie den Herausforderun-
gen dieser Tage zu begegnen sei. Seine
Ehrwürden Ucurian von Auraleth, Inqui-
sitionsrat und Sekretarius des Großinqui-
sitors, gab dem Boten kurze Auskunft
über weitere Hintergründe. Demnach
soll im Phexmond 1043 BF zu Elenvina
war jedenfalls Teil von Einweihungsfeierlich-
keiten eines eher ungewöhnlichen zwergischen
Bauwerks an einem Ort, der wohl ebenfalls als
ungewöhnlich zu bezeichnen ist.
In den Wäldern von Nilsitz, zwischen Ingra-
kuppen und Eisenwald, wurde einer der his-
torisch bedeutsamen Verhandlungsorte der
Lex Zwergia originalgetreu wiederaufgebaut –
die sogenannte Nilsitzer Jagdhütte, ein drei-
stöckiges Gebäude aus Stein – was Zwerge
eben unter einer »Jagdhütte« verstehen.
Zahlreiche Adlige aus den Nordmarken sowie
aus anderen Provinzen kamen ebenso, wie
hohe Abgesandte nahezu aller Bergkönig­
reiche, um die Einweihung zu feiern, aber
auch, um Dank des seit Beschluss der Lex
Zwergia bestehenden Friedens zwischen Men-
schen und Angroschim neue Freundschaften
und Bündnisse zu schmieden.
Burkhard Ludolfinger
(Stefan Soukup-Meves)
begannen die beiden, aus Materialien in der
Umgebung eine provisorische Räucherhütte
zu errichten, um das Fleisch zu räuchern.
Die Verwunderung der übrigen müsse man
sich einmal vorstellen, als sie nach ihrer Queste
zurückkehrten und gewahr wurden, was ihre
Kameraden an der Oberfläche getan hatten!
Fast schon dauert es mich, dass es sich bei
dieser erheiternden Geschichte wohl nur um
ein bloßes Hirngespinst handeln kann, steht
doch außer Frage, dass sich kein aufrechter
Havener dem Bann der Efferdkirche wider-
setzen würde, der über der Unterstadt liegt.
Und auch ein schändlicher Magier, der seine
Kräfte für ein solches Unternehmen in unse-
rer schönen Stadt einsetzt, ist selbstredend
völlig undenkbar!
So verbleibt dem Adressaten dieser mun-
teren Mär jedoch das gute Gefühl, dass am
Ende immer alles gut ausgeht: Die wagemu-
tigen Helden unserer Erzählung haben die
Vermissten aus den Tiefen der Unterstadt
befreien und wohlbehalten zu ihren Lieben
zurückbringen können. Ach, schriebe die
Wirklichkeit doch nur solche Geschichten!
Keira Krakensand
(Dirk Dittrich)
eine Quaestiō zur Inquisitorischen Halsgerichts-
ordnung abgehalten werden. Die
Quaestiō sei ein alter Brauch
der Gemeinschaft des
Lichts, ein Rat, der sich
mit gewichtigen Fra-
gen beschäftigt. Um
diesen vorzubereiten,
sind alle Mitglieder
des Rates des Lichtes
und weitere Würden-
träger aufgefordert,
die drängenden Prob-
leme zusammenzutragen.
Doch wurde auch befohlen,
dass eine jede Gemeinschaft der
Zwölfe und eine jede Vertreterin der
Gilden, des Adels und der Städte, so sie
die Zwölfe ehre, dort erscheinen könne,
um sich einzubringen. So wie sich die
Gemeinschaft des Lichtes auf der Suche
nach dem Ewigen Licht erneuert habe, so
müsse sich auch die Inquisition prüfen.
Lucidus von Greifenberg
(David Lukaßen)

Havena-Fanfare, Rahja 1042 BF
Wucher oder Warnzeichen?
avena. Wer dieser Tage seine
H Schritte auf den Fischmarkt lenkt,
wird die gestiegenen Preise, vor-
nehmlich für Heringe, bemerkt haben. Ich
sprach mit Hemmwitz von Hemmwitz’ Herr-
liche Heringe, warum er neuerdings zwei Kreu-
zer mehr verlangt als üblich. Mit Bedauern
erklärte er, dass dies an den gestiegenen
Preisen der Fischer liege, die seit einiger Zeit
weniger fingen, da die küstennahen Schwärme
ausblieben. Die wenigen Tollkühnen, die wei-
ter hinaus führen, verlangten entsprechend
mehr für ihren Fang. Gespräche mit diversen
Fischern belegten Hemmwitz’ Bericht. Wei-
tere Nachforschungen ergaben, dass zusätz-
lich zum Ausbleiben der Heringsschwärme
eine Verschiebung der Gezeiten stattzufinden
scheint. Dazu Cullain Nebelstecher, Seelotse:
»Wisset werte Dame, ich bin nicht so ein Dunstplau-
derer wie viele meiner Zunft. Ich habe den Tidenhub
Aventurischer Bote, Rondra 1043 BF
Was ist schon eine Lanze?
ondra zum Gruße, Euer Hoheit,
R so will ich Euch denn berichten,
was sich um die Rückeroberung
Burg Aarensteins derweilen tut.
Es scheint, Eure klaren Worte haben unter-
dessen auch den letzten Winkel Balihos
erreicht und manchen Eurer Untertanen
endlich aufgeschreckt. Anders kann ich
es mir kaum erklären, dass die Barone der
Grafschaft, oder zumindest bevollmächtigte
Stellvertreter, ausnahmslos auf Burg Räu-
harsch zum Rat erschienen. Schon Mitte
Praios trafen die Herrschaften ein, und wer
sich auf ausuferndes Gefeilsche um Leistung
und Gegenleistung eingestellt hatte, wurde
enttäuscht, denn Gräfin Ardariel erstickte
Ausflüchte bereits im Keim. Stattdessen ließ
sie in Ehren ergraute Ritter berichten, welch
grausame Tode ihre Erben von der Hand des
Feindes auf dem Aarenstein gefunden hatten,
und ebenso Dorfälteste, deren Weiler von
ihm heimgesucht wurden.
Unter dem Eindruck dieser Schilderungen
konnten selbst die sonst um kaum eine Ausrede
verlegenen Herrschaften aus den südlichen
Baronien ihre Betroffenheit nicht verbergen.
So regte sich zwar Widerstand, als die Nord-
falkin befahl, je Baronie mindestens eine rit-
terliche Lanze für den Heerbann zu stellen,
doch er verhallte schnell. Denn was sei schon
eine Lanze für reiche Lehen wie Perainenstein,
Menzheim oder die Bollinger Heide, fragten
lauthals die unter den Gräueltaten der Trans­
ysilier leidenden Barone und Baroninnen.
Natürlich waren auf dem Rat auch Gesandte
von Rondrakirche und Orden zur Wahrung
zugegen und sagten dem Vorhaben der
Nordfalkin an Ort und Stelle ihre tatkräf-
Umfassende Studie aventurischer Lanzen!
Besitzer von stattlichen Exemplaren mögen sich bei Mgst. H. C. D. am
Stoerrebrandt-Colleg melden. Fürstliche Entlohnung!
Bei prächtigen Erbstücken bin ich auch am Rest der familiären
Sammlung interessiert!
Regionales /Magie
im Blut. Und ich sage Euch, es geht etwas vor sich.
Die Flut verspätet sich, und dies ist erst der Anfang.«
Hochwürden Graustein, Bewahrer von Wind
und Wogen, dazu im persönlichen Gespräch:
Selbstverständlich habe die Efferdkirche die
neuerlichen Phänomene bemerkt und behalte
diese im Blick. Doch vorerst drohe Havena
und den anderen Küstenorten keine unmit-
telbare Gefahr. Gerüchte über eine kurz
bevorstehende Große Flut kommentierte
Hochwürden mit seinen viel zitierten Worten:
»Wir alle sind Efferds, und wenn es ihm nicht gefällt,
wie in uns Gottlosigkeit, Hader und Hoffart wachsen,
dann wird er erneut eine Große Flut ansteigen lassen.
Und nicht an uns ist es dann, zu klagen, denn wir
bergen selbst in uns die Schuld.«
Wucher oder Warnzeichen? Die Fanfare wird
das Thema für Havena weiter verfolgen.
Einen launenfreien Tag!
Cianna Seestern
(Katja Jacobi)
tige Unterstützung durch die Entsendung
kampferprobter Geweihter zu. Da konnte
ich natürlich nicht zurückstehen und versi-
cherte der Gräfin die Unterstützung durch
herzog­liche Truppen. Dies schließlich rang
dem einen oder anderen der so ritterlichen
Balihoer Adligen das Versprechen ab, über
die Pflicht hinaus Schwerter zu entsenden.
Der Rat endete mit dem Praiosmond, und
Gräfin Ardariel brachte klar ihren Wunsch
zum Ausdruck, dass die anschließenden
Feierlichkeiten zu Ehren der Sturmleuin
genutzt werden sollten, um für den Erfolg
des Unterfangens zu bitten. Tatsächlich
hörte ich aus dem Balihoer Rondratempel,
die Feierlichkeiten seien schon lange nicht
mehr mit einer solchen Innigkeit begangen
worden.
Doch nicht alles ist eitel Sonnenschein, Euer
Hoheit. Der abgelegenen Lage der Burg zum
Trotz scheint der Aarenstein nicht ahnung-
slos, berichten unsere Späher. Die Burg soll
entsetzt worden sein und zeitweise soll sogar
das Banner des Grafen von Sokramor, des
Verräters Rondradan von Streitzig ä. H., auf
den Zinnen geweht haben – eine Kunde,
welche die Balihoer Streiter zu noch größerer
Entschlossenheit antrieb.
Bald schon wird das Heerlager in der Baro-
nie Böckelsdorf eingerichtet, wo auch einige
tobrische Streiter zu uns stoßen wollen. Von
dort werde ich Euch erneut berichten.
Bis dahin den Segen der Götter, die Sturm-
leuin voran, mit Euch.
Euer Euch treu ergebener Heermeister,
Linnart von Ruckenau
(Katja Reinwald)
Aventurischer Bote 201
Garether Tagespostille, Peraine 1042 BF
Die Helfende Elfe – Heute: Lavendel
Von Kräutern und deren Wirkung
areth. Meine Mutter pflegte immer
G zu sagen: »Mishkaras Siechen lauern
überall, daher solltest du immer ein
Kraut zur äußeren und inneren Reinigung
haben.« Und sie sollte Recht behalten!
Die finstere Erzdämonin versucht jeden
Tag aufs Neue, unserer gütigen Peraine ein
Schnippchen zu schlagen. Daher macht
sie die Krankheiten unsichtbar und tück-
isch, sodass man ihnen nicht davonlaufen
kann. Aber der gütigen Göttin liegt etwas
an ihren Kindern. Also stattet sie uns mit
allerley Kräutern aus, um der Dämonin
entgegenzuwirken.
Eines dieser Kräuter heißt Lavendel. Seine
violetten (manchmal auch weißen) Blüten
geben nicht nur jedem Garten das gewisse
Etwas, sondern erleichtern die Suche nach
dem Wundermittel ungemein. Da der Laven-
del aus dem Süden unseres wunderschönen
Kontinents stammt, ist ein sonniger Platz,
etwa an einem Hang, der perfekte Ort für
ihn. Viel Sonne und wenig Wasser, und die
Pflanze wird es dir danken.
Hesindespiegel, Rahja 1042 BF
Blauer Stahl im Tiefen Süden
l’Anfa. Jüngst sorgte ein For-
A schungsunterfangen
Groß-al’anfanischen
an
Universal-
schule der Stadt des Raben in gelehrten
der
Kreisen für Aufsehen. Demzufolge
brachte eine namhafte Forsche-
rin der Naturkundlichen Fakultät,
Notia Botero-Montez, von ihren
Expeditionen ins meridianische
Hinterland ein Fundstück zurück,
für das sich besonders die Alchimis-
tische Fakultät interessierte. Obgleich
man verdächtige Geheimniskrämerei
um das Objekt an den Tag legt, sind
Gerüchte nach außen gedrungen, dass
es sich dabei um eine offenkundig von
kulturschaffender Hand bearbeitete drei-
eckige Platte handeln soll. Scharfkantig, aber
weitestgehend schmucklos soll sie sein. Was
den Fund interessant macht, ist derweil seine
innere Beschaffenheit, soll er doch aus einem
bläulich schimmernden Metall bestehen, das
sich bisherigen Methoden zwecks analysis
verweigerte.
Späne des Materials, das anhand seiner Optik
und angeblichen Fundorts am seichten Ufer
eines Bergsees im Regengebirge einstwei-
len als »Epharit« geführt werde, sind an die
Werkstätten des Bundes des Roten Sala-
Aventurischer Bote, Rahja 1042 BF
Gildenmagische Privilegien
für Hexen und Druiden?
aliho. Wie der Aventurische
B Bote von einer Tochter der Erde
erfuhr, sollen Hexen und Dru-
iden auf Initiative der Grauen Gilde ihre
Berücksichtigung im Codex Albyricus ver-
handeln. Während offizielle Stellen schwei-
gen, bestätigt unsere Weidener Dependance
den Aufenthalt auffal-
lend vieler Gildenma-
gier und Geweihter in
der Stadt, darunter der
Legat der Praioskir-
che für Argelionsrecht,
Praiobur von Baburin,
sowie Thimorn vom
Eberstamm, Schriftlei-
ter des Codex Albyricus.
In der Küche verfeinert das Kraut mit seinem
würzigen bis blumigen Geschmack Fleisch-
und Fischgerichte. Aber auch Käse profitiert
von seinem Geschmack. Allerdings solltet ihr
bei der Menge aufpassen. Ein paar Krümel
oder ein Zweig für einen ganzen Braten
reichen vollkommen aus! Der Geruch von
Lavendel vertreibt zudem auch lästige kleine
Garderobenfresser.
Viel lieber ist mir der Lavendel aber als Heil-
kraut, wirkt er doch nicht nur schlaffördernd
und beruhigend oder bei leichten Verdau-
ungsbeschwerden, sondern vor allem auch
gegen Mishkaras Geschenke. Dazu reicht es
bereits, sich ein schönes warmes Bad mit ein
paar Zweigen der Kräuter einzulassen. Oder
ihr fertigt ein Öl an, mit dem ihr euch regel-
mäßig einreiben könnt!
Zwischen Tsa und Phex sollte die Aussaat
beginnen. Geerntet werden kann der Laven-
del dann ab dem Monat der schönen Göttin
Rahja.
Laînil Uûnatal
(Katharina Wagner)
manders nach Brabak geschickt worden.
Fakultätsvorsteherin Saranya Klippstein
stand zudem für folgenden Kommen-
tar bereit:
»Erste Resultate zeigen, dass es sich um
einen Stahl handelt, allerdings ohne
dass eine charakteristische Erz-Sym-
pathetik des Eisens darin detectabi-
lis sei. Ductilitas und integritas des
Materials, ebenso wie das Ausbleiben
einer Reaktion auf Brabaker Vitriol und
sogar das auch als ›Scheidewasser‹ bekannte
Nitrol, deuten ebenso auf eine völlige absen-
tio ferri hin. Wir postulieren, dass es sich
um eine Legierung handelt, doch die Ergründ-
ung der genauen composita bereitet weiterhin
Probleme.«
Erkundigungen, ob das Stück denn somit
empfänglich für astrale Immanenz sei, beant-
wortete die Dekanin nur mit einem geheim-
nisvollen Lächeln – und verschafft damit
Munkeleien Glaubwürdigkeit, das unter-
suchte Objekt weise bereits entsprechende
residua in situ auf.
Zur mutmaßlichen Herkunft des Objekts
haben sich bislang weder Botero-Montez
noch die Naturkundliche Fakultät geäußert.
Surina ter Brook
(Johannes Kaub)
Unklar ist hinsichtlich des über Jahrhun-
derte gewachsen Misstrauens, ob und unter
welchen Umständen eine Einigung erre-
ichbar wäre – und welche der unzähligen
Hexenzirkel und druidischen Denkschulen
diese überhaupt mittragen würden. Sollte
man im hohen Norden des Reichs jedoch
zueinander finden, wäre dies eine
Revolution der magischen
Gesetzgebung, da erst-
mals Magiekundigen
jenseits der Gildenmagie
Privilegien des Codex
gewährt würden.
Teria dy Casibelli
(Alexander
Naumenko-Kühne)

Salamander, Tsa 1042 BF
Tempora mutantur
Die Handschrift der neuen Führung des Pentagrammatons
unin. Nach einigen Wochen
P im Amt zeigen die ersten
Unterschriften
Spektabilität Xaron Mendurian
Seiner
auf verschiedenen Erlassen
Wirkung. Der Kämmerer der
Akademie hat nun die immen-
sen Finanzmittel zu bewegen.
Gemeinhin als finanziell riskant
wird die Wiedereinsetzung der
Kommission zur Kodifizierung
und Thesisfixation druidischer Zau-
berei betrachtet, deren Arbeit zudem mit
außergewöhnlichen Expeditionskosten in die
Wälder und Gebirge in aller Herrinnen Länder
verbunden sein wird.
Mit vorsichtiger Sorge bestätigt der Hohe
Bibliothekar, dass die bisher zum Teil aus
Khunchom bezogenen, zum Teil selbst in
den eigenen Artefaktmagie-Klassen verzau-
berten FLIM FLAM-Leuchten für die Haupt-
bibliothek gegen hochwertige, ölbefeuerte
Grubenlampen aus ambosszwergischer Fer-
tigung getauscht wurden. Trotz zwergischer
Preise habe man hier Kosten gespart.
Überraschend kam die Abberufung von Gur-
lasch Sohn des Frikasch, seines Zeichens Erster
Küchenmeister der Akademie. Die subjektiv
betrachtet allzu deftige Küche und die kostspiel-
igen Spezereien, die der Hügelzwerg zu deren
Herstellung benötigte, hält Seine Spektabilität
für einsparbar. Garbold Ochsenwasser, bisher
Zweiter Küchenmeister, trägt nunmehr die hohe
weiße Mütze und hat sich gegenüber Mendurian
Aventurischer Bote, Ingerimm 1042 BF
Solange sie den Pailos schwingt
Die Nachfolge der Arakne Cosseïra
eremon. Der 80. Geburtstag der
T Archontin von Pailos steht bevor.
Dieser Jubeltag ist für manche Zyklo-
päer, aber auch politische Beobachter der Inseln
Anlass, über ihre Nachfolge zu debattieren.
Als ausgemacht gilt, dass der kinderlosen
Arakne Cosseïra ihr Neffe Kyklanos nachfolgen
soll. Er hatte sie bereits als Anführer der Hylaï-
ler Seesöldner beerbt, nachdem sie 1033 BF zur
Herrin von Teremon ernannt worden war.
Allerdings finden manche Staatskundler, der
joviale, genussfreudige Strategos (Colonello)
sei zwar ein kompetenter Kommandant, als
Archont jedoch weniger geeignet als seine
durchsetzungsfähige, diplomatisch versierte
Tante. Auch stelle sich die Frage, ob er der Her-
ausforderung gewachsen sei, zugleich Anführer
einer Kämpferschar als auch
Oberhaupt eines Inselvol-
kes zu sein. Schon wer-
Aventurien direkt nach Hause?
Den Aventurischen Boten und die beiliegen-
den Abenteuer der Heldenwerk-Reihe kannst
du ganz einfach im Abo bestellen und erhältst
sie dann alle zwei Monate digital als PDF
oder in gedruckter Form zugeschickt! Wei-
tere Informationen und das Anmeldeformu-
lar dazu findest du auf der Website https://
ulisses-spiele.de/spielsysteme/das-schwar-
ze-auge/ im Unterpunkt »Der Aventurische
Bote« oder über diesen QR-Code :
Der Aventurische Bote erscheint zweimonatlich. Copyright © 2020 by Ulisses Spiele GmbH, Waldems, für die Inhalte.
DAS SCHWARZE AUGE, AVENTURIEN und DERE sind eingetragene Marken. Alle Rechte von Ulisses Spiele
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Herausgebers. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und unbeabsichtigt. Besu-
chen Sie unsere Website www.ulisses-spiele.de. Abonnementbedingungen siehe Abo-Bestellcoupon.
Magie /Aus aller Welt
verpflichtet, »elfischere« Gerichte auf den
Speiseplan zu nehmen. Ochsenwas-
ser vermag nach Einschätzung des
Verfassers im Übrigen zwar zau-
berhafte Sößchen zu fertigen,
ist jedoch kein Angehöriger der
arkanen Gemeinschaft und eig-
net sich daher auch keinesfalls
als Akademieleiter – auch wenn
andere Gazetten dergleichen weit
im Land verbreitet haben.
Mit Spannung beobachtet die akade-
mische Welt den Verlauf und die Ergeb-
nisse von Meister Mendurians weiteren
Verwaltungsexperimenten.
Hesindogar Vanduin von Blorreskoje
(Christian Schumann)
Die Ereignisse rund um die Leitung
der Akademie der Hohen Magie sor-
gen in der gesamten aventurischen
Magierschaft für Aufsehen. Leser-
briefe aus dem ganzen Kontintent
erreichen die Redaktionen der ein-
schlägigen Fachperiodika. Erhebe
auch du deine Stimme und tu deine
Meinung zum Fall des Sirdon Kos-
maar und den Maßnahmen seiner
Nachfolger kund, und sende deinen
Leserbrief unter dem Betreff „Kos-
maar“ an avbote@ulisses-spiele.de!
den Namen von Condottieri
genannt, die statt seiner an der
Spitze der Seesöldner stehen
könnten – und auch von Perso-
nen, die Pailos regieren sollen.
Unerwarteter Rückhalt wird dem
43-jährigen Recken von seiner Base Iocanda
Paligan zuteil: Sie wird damit zitiert, dass
sie Kyklanos als künftigem Archonten
»die Hand in Freundschaft reiche«. Das
würde bedeuten, dass die Tochter des
verstorbenen Herzogs Berytos kein Inte­
resse mehr an ihrem Erbe Pailos hätte.
Kyklanos selbst wehrt Spekulationen über
den Zeitpunkt ab, an dem seine Tante ihr
Amt niederlegen wird: »Solange sie noch den
Pailos schwingt, bleibt sie Herrscherin von Pai-
los.« Wenig wird dem geradlinigen Geist
bewusst gewesen sein, dass diese Äuße-
rung zugleich einen festen Zeitpunkt
benennt, wann die Archontin zu seinen
Gunsten abdanken sollte.
Ariadne Phyrikos
(Wolf-Ulrich Schnurr, mit Dank an Torben Stretz)
Aventurischer Bote 201
Magie!, Phex 1042 BF
Sirdon Kosmaar:
Alles ist aus!
Und lest weiter: Warum auch
Magistra Ohlenbaum ihren
Spitzhut nimmt
unin. Weil neue Besen auch ohne
P ANIMATIO gut kehren, sind von
Xaron Mendurian viele Veränderun-
gen zu erwarten. Eine Neuerung steht schon
fest: Es gibt keinen Sirdon Kosmaar mehr!
Die zur Standardliteratur gehörenden Werke
des gescheiterten Basilius-Kandidaten sind
nämlich seit seiner Rückkehr im Gewand
eines Adepten bei den Buchhändlern ausver-
kauft und in der Bibliothek auf Dauer ent-
liehen. Der Bibliothekar weiß warum: Auf-
strebende Magierinnen und Magier wollen
ihren außergewöhnlichen Collega zu einem
Autogramm nötigen. Bislang erfolglos, aber
wie lange kann er noch standhaft bleiben?
Derweil trägt man in Punin dem Tagesthema
angepasste Mode: Spitzhüte im traditionellen
Magierstil und Roben wie zu Großvaters Zei-
ten! Auch bisher den Vorschriften des Codex
weniger zugeneigte Zauberer beginnen, die
Garderobe Kosmaars nachzuahmen. Lest in
der nächsten Ausgabe: Kosmaar für Sie und
Ihn – Kleidsame Magiermode mit jahreszeit-
lichen Accessoires und dem gewissen Pfiff!
Rialda Eleuonore vom Eyrensee
(Christian Schumann)
Aventurischer Bote, Peraine 1042 BF
Die Sanften Pilger
unin. Ein merkwürdiges und
P geradezu unheimliches Spektakel
konnten die Bewohner der Capi-
tale Almadas zu Beginn dieses Mondes ver-
folgen. Eine Prozession von einem Dutzend
Mitglieder des Ordens zur Sanften Ruhe zog
durch die Straßen Punins. Eingeleitet wurde
der würdevolle Zug der Geweihten durch
das Aufsteigen von hundert weißen Tauben
am Letztbarmherzigen Hospiz, dem Ordens-
haus der Marbiden. Zunächst dachten die
Zuschauer, dass die mit Weihrauchschwen-
kern ausgestatteten Priester nur einen Fest-
tag begehen oder einem prominenten Toten
das letzte Geleit geben wollten. Wie sich
jedoch bald herausstellte, machten die Mar-
biden nicht nur eine Runde durch die Stadt,
sondern verließen Punin nach einer knappen
Stunde in alle Himmelsrichtungen.
Wie der Bote erfuhr, hatten sich die Geweihten
dazu entschlossen, eine Pilgerreise mit unbe-
kanntem Ziel auf sich zu nehmen. Jede Pries-
terin wählte einen Pfad für sich allein. Offen-
bar war es im Marbidenorden zu einer kleinen
Glaubenskrise gekommen, und einige Perso-
nen aus dem Umfeld der Boronkirche wollen
gehört haben, wie es innerhalb der ansonsten
schweigsamen Gemeinschaft zu einer heftigen
und wortreichen Auseinandersetzung kam.
Die Pilgerreise der Marbiden soll der inneren
Reinigung dienen und jeder Geweihte soll
einen anderen Weg wählen, um die Erkennt-
nis zu erlangen, welche Aufgabe Boron ihm
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Aventurischer Bote, Peraine 1042 BF
Getrübte Freude
elhanka. Der Sommer naht und
B damit auch das jährliche Fest der
Freuden. Doch letzteres ist für die
Rahjakirche mit Sorge umflort: In den Jahren
seit der Zerstörung Arivors mitsamt seiner
wichtigen Weinberge und Kellereien ist der
Bosparanjer teuer geworden.
Beim Hochfest der Heiteren ist Bosparanjer
für Adel und Klerus die erste Wahl, um nach
den Lehren der Rahjalina Stellona in heiligen
Rausch zu gelangen. Doch inzwischen muss
man für eine einzige Flasche des »Prickelwas-
sers« häufig fünf Dukaten oder mehr bezah-
len. Das will sich nicht jeder leisten, was die
Feststimmung trübt und zum Kauf billiger
»Schädelrebe« verleiten könnte, womöglich
gar von mittelreichischen Weinen.
Das Fest der Freuden und damit auch die
Neuwahl der oder des Geliebten der Göttin
könnte in diesem Jahr weniger freudig werden
als sonst. Selbst die Benennung eines der
Herrin gefälligen Weines steht infrage: Mit
dem »Edlen Perlwein nach Bosparanjer Art
von Gut Zweiflingen« ist bislang lediglich ein
Getränk für den Wettbewerb angekündigt.
Kildara Vapuzzi
(Wolf-Ulrich Schnurr)
Traut den Ketzern aus dem Süden nicht!
Nemekath ging fehl und wollte die Kirche Borons schwächen!
Steigt ihre Macht, droht altes Unheil zu erwachen!
– Die wahrhaft Gläubigen –
übertragen hat. Das Ordenshaus versicherte
aber, dass sich noch genug Geweihte in Punin
aufhalten, um die Aufgaben des Ordens zu
bewältigen und sich um diejenigen zu küm-
mern, welche die Schwelle zu Borons Hallen
bald überschreiten würden.
Mada Rezzia Al’Keshim, die Vorsteherin des
Puniner Ordenshauses, sieht in der Reise die
Möglichkeit, den Orden in der Ferne bekan-
nter zu machen und Todkranken und Ster-
benden auch anderorts beizustehen.
Der Bote konnte noch mit der Priesterin
Larella Nocturna sprechen, die sich ebenfalls
auf Pilgerreise, in ihrem Fall Richtung Fasar,
begeben hat. Sie berichtete von einigen Streit-
gesprächen zwischen der Vorsteherin und
jüngeren Geweihten, die erkannt hätten, dass
Marbos Wille einen anderen Weg weise, als
dieser von Al’Keshim vorgegeben werde. Man
habe bereits neue Erkenntnisse gewonnen
und wolle diese nur durch das Studium alter
Fasarer Schriften oder anderer Quellen aus
der Zeit Svetlanas von Arivor, der Gründerin
des Ordens, vertiefen. Dies sei nur durch eine
Reise in die Ferne möglich, deshalb sei es zu
dem Auszug gekommen. Allerdings betonte
Ihre Gnaden Nocturna, dass es keineswegs
zu einer Abkehr der reisenden Priester vom
Orden gekommen sei. Man wolle vielmehr
die Sicht der übrigen Mitglieder verändern
und ein neues Kapitel aufschlagen.
Madalena Solvani
(Alex Spohr)
Impressum
Herausgeber: Ulisses Spiele GmbH, Industriestr. 11,
65529 Waldems Steinfischbach
Redaktion: Johannes Kaub
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Dirk Dittrich, Katja
Jacobi, Johannes Kaub, David Lukaßen, Jens Marx,
Alexander Naumenko-Kühne, Bernd Ochs, Katja
Reinwald, Moritz Schmid, David Schmidt, Wolf-Ulrich
Schnurr, Christian Schumann, Stefan Soukup-Meves,
Alex Spohr, Katharina Wagner
Lektorat: Thorsten Most
Korrektorat: Tara Flink
Illustrationen: Steffen Brandt, Tim Brothage, Anja Di
Paolo, Katharina Niko, Diana Rahfoth, Janina Robben,
Holger Schulz, Elif Siebenpfeiffer
Satz und Layout: Nadine Hoffmann