Aventurischer Bote, Nr.

210

Fürst vom Eberstamm spricht Machtwort
Ein Streit über die Geltungsbereiche alter und neuer Geset-
zesschriften treibt im sonst so verschlafenen Fürstentum
Kosch Blüten der Zwietracht zwischen dem Volk der Angro-
schim und den örtlichen Baronen des Mittelreichs. Der Zwist
strebt zusehends einer Eskalation entgegen, doch kann das
Wort einer höheren Autorität der wachsenden Unruhe wom-
öglich ein Ende setzen?
Neues Mündel am Reisenden Kaiserhof
Aus dem fernen Herzogtum Paavi ist es eine weite Reise bis
nach Garetien, zum Herzen des Kontinents. Diese beschwer-
liche Strecke hat niemand Geringeres als Prinzessin Selina von
Paavi, Tochter Herzog Dermots des Jüngeren, nun auf sich
genommen, und fürderhin wird sie sich als Mündel unserer
geliebten Kaiserin Rohaja deren reisendem Hofe anschließen.
Dabei steht ihr hier wohl ein sehr viel milderer Winter bevor
als in ihrer Heimat!
Das sturmesgleiche Dominium
Eine Akademie voller Elfenfreunde und eine Grotte mit heili-
gen Wasserfällen – so lässt sich das Dominium Donnerbach
am nördlichen Ufer des Neunaugensees in den Augen vieler
Aventurier zusammenfassen. Die Weidener Gazette Fantholi
bemüht sich nun in einer mehrteiligen Artikelreihe darum,
ihren Lesern ein differenzierteres Bild von Donnerbachs
Land und Leuten vorzustellen.

Aventurischer Bote, Praios 1044 BF

Das Ende einer Sage

Zyklopeninseln trauern um ihren Seekönig
ethis. Wut, Trauer und ein hoff- bei solchen Anlässen nicht unüblich ist«, so der Furro ein passendes Bauernopfer gefunden Bunds von Meer und Land – einem Pakt zwi-

R nungsvoller Blick in die Zukunft: So

lässt sich die aktuelle Situation auf den
Zyklopeninseln wohl am besten beschreiben.
Völlig überraschend verstarb Seekönig Palamy-
das Thaliyin nach einem feigen Giftanschlag in
der ersten Nacht der Odenius-Festtage. Was
ist geschehen, und wer wird die Geschicke der
Zyklopeninseln in Zukunft lenken?
Nach der feierlichen Eröffnung der Festivitäten
in der Arena von Rethis zog sich der beliebte
Herrscher nach A’Laÿis Hiphon zurück und
überlies die weitere Koordination der Feier-
lichkeiten seinem Kurator Horasio Vincetta.
Während sich die Besucher am Hafen versam-
melten, um das prächtige Feuerwerk zu bewun-
dern, lud der Seekönig den angereisten Hocha-
del und wenige Auserwählte zu einem privaten
Bankett. Vorherrschendes Thema soll hier der
Zusammenhalt des Südens und die allgemeine
Lage des Horasreiches gewesen sein. Brisante
Gespräche, da der Seekönig ein ausgesprochen
gutes Verhältnis zum Haus Firdayon und dem
Horasthron pflegte, während Chababien und
anderen Teilen der Sonnenküste eine immer
stärker werdende Bevormundung durch das
Liebliche Feld kritisieren.
»Beim anschließenden Gelage ist Seine Königliche
Majestät in Seinem Triclinium eingeschlafen, was
Bericht eines bestürzten Palastdieners. Nach-
dem ein Großteil der Gäste bereits zu Bett
gegangen war, versuchte dieser, den Seekönig
zu wecken, konnte aber nur noch dessen Tod
feststellen. Der herbeigerufene Großadmiral
Praiokles Aleistos ließ umgehend den Palast
durchsuchen. Parallel dazu wurde auch Rethis
abgeriegelt und zum Ärger der Händler und
Besucher eine Hafensperre eingeleitet. Nach-
dem der königliche Medicus eine Vergiftung
als Todesursache feststellte, war klar, dass
man einen Mörder suchte. Die ungewisse
Lage in Rethis führte indes zu zahlreichen
Unruhen und Gerüchten.
Praios sei Dank konnte bereits nach wenigen
Tagen der Mörder gefunden werden. Die
Spuren führten zu Furro ay Oikaldiki, begna-
digter Intrigant sowie Onkel und ehemaliger
Vormund der chababischen Markgräfin Cal-
liane ay Oikaldiki, an dessen Handschuhen
man verräterische Giftrückstände nachweisen
konnte. Über das Motiv und die Ergebnisse
der hochnotpeinlichen Befragung Furros
kann an dieser Stelle nur spekuliert werden.
Während die meisten Zyklopäer in Furro den
Drahtzieher einer separatistischen Bewegung
sehen, gibt es auch Stimmen, die eine Ver-
schwörung der Liebfelder vermuten, die in
hat. Die Tatsache, dass es bisher keine öffent-
liche Verhandlung oder gar Hinrichtung
gab und der Beschuldigte stattdessen in das
Merymakon verbannt wurde, befeuert diese
Gerüchte nur noch.
Egal, was wirklich hinter dem Anschlag steckt,
alle Zyklopäer eint die Trauer um Palamydas.
Der beliebte Herrscher wurde häufig mit den
Helden aus alten Sagen verglichen und tatsäch-
lich scheint seine Geschichte einem Märchen
entsprungen, das nun jäh endete. Vor mehr
als 130 Jahren geboren verbrachte Palamydas
mehr als sieben Jahrzwölfte in den Dryaden-
wäldern von Phenos, wo er sein Herz an eine
Dryade verlor. Nachdem er 1020 BF kaum
gealtert zurückkam, schaffte er es in kürzester
Zeit, die Bewohner der Zyklopeninseln, aber
auch Amene Horas, von sich zu überzeugen
und den Thron erneut zu besteigen. Der weise
Herrscher liebte die Kunst, Philosophie und
den Sport. Manchmal schien es jedoch, als wäre
ein Teil von ihm nie aus den Dryadenwäldern
zurückgekehrt, da ihn zuweilen die Schwermut
plagte. Dass auch die Feenwelt um den ver-
storbenen König trauert, zeigt sich im Hain
der Könige. An jenem Ort nahe Rethis werden
die geflochtenen Pinienzweige gepflanzt, die
jeder neue Seekönig bei der Erneuerung des
schen Feen und Menschen – erhält. Die mäch-
tigen und immergrünen Bäume im Hain sind
seit der Mordnacht braun und welk. Hier ver-
sammeln sich täglich dutzende Trauernde, um
ihres Königs zu gedenken und die welken Äste
von Palamydas’ Pinie mit bunten Bändern und
Bildern zu schmücken.
Auch wenn Palamydas’ Sage nun zu Ende
scheint, beeinflusst sein Wirken auch weiterhin
die Zukunft der Region. Indem er Haridiyon
Thaliyin adoptierte und dessen Ehe mit Calli-
ane ay Oikaldiki arrangierte, ebnete er den Weg
für eine vereinte Magna Thalassea. Bereits kurz
nach der ergreifenden Beisetzung des verstor-
benen Herrschers machte sich der Prinz und
designierte Seekönig auf den Weg nach Phe-
nos, um mit der Königin der Baumnymphen
den Bund von Meer und Land zu erneuern.
»Wir erwarten seine Rückkehr bereits in wenigen
Tagen«, berichtet Zephyros aus Phrygaios, der
Berater des Prinzen, der mit den Vorbereitun-
gen der Krönungsfeier betraut wurde. Von
Teremon bis Neetha träumen die Bürger nun
von einer Goldenen Zeit und einem geeinten
Cyclopea und Chababien, wie es seit Mironos
dem Großen nicht mehr gesehen ward.
Ariadne Phyrikos
(Christoph Trauth)

Garether Tagespostille,
Travia 1044 BF
Die Helfende Elfe –
Heute: Dost
Von Kräutern und deren Wirkung
areth. Meine Mutter pflegte immer
G zu sagen: »Auf den Winter solltest
du gut vorbereitet sein, denn du
weißt nie, wie hart er wird!« Und sie sollte
Recht behalten! Sie schwor dabei auf ein
bestimmtes Kraut: den Wilden Balsam.
Durch seine Winterhärte ist das auch Dost
genannte Kraut hochbeliebt und so gut wie
überall zu finden: in Steinbrüchen (denn er
liebt kalkhaltige Böden), an Hecken und Wie-
sen und an seinem Lieblingsplatz – unseren
heimischen Eichen- und Kiefernwäldern.
Du erkennst ihn an seinen aufrechten, vier-
kantigen Stängeln. Die Blattform ist läng-
lich-oval und außerdem ist das Kraut gut
behaart. Von Praios bis Efferd treibt der
Wilde Balsam kleine hellrosa Blüten aus, die
wie Lippen aussehen.
Das ist auch die beste Zeit, um Triebe des
Krauts abzuschneiden und zu trocknen.
Anschließend können die Blätter (frisch oder
getrocknet) vielseitig eingesetzt werden: ein
heißes Bad im Herbst, um den Körper und
Geist für den Winter zu stärken, oder jeden
Abend ein warmer Tee für die innerliche Rei-
nigung. Bei bereits beginnenden Halsschmer-
zen empfiehlt es sich, mehrmals am Tag einen
Aufguss der Blätter zu gurgeln.
Durch den minzartigen Geruch und
Geschmack eignet sich der Wilde Balsam
auch besonders für Speisen. Frisch im Salat,
in Soßen oder als Garnitur auf Süßspeisen,
das Kraut verfeinert alles und wirkt dabei
noch wohltuend auf den Magen.
Ein echtes Wunderkraut, für alles und jeden!
Laînil Uûnatal
(Katharina Wagner)
Havena-Fanfare, Efferd 1044 BF
Sturmumtost
avena. Vor ein paar Wochen bin
H ich mit meinem kleinen Handels-
schiff in einen furchtbaren Sturm
geraten. Wir waren auf dem Weg von Havena
nach Harben und hatten wertvolle Fracht an
Bord. Bei Efferds Bart! Das war ein Sturm.
So etwas habe ich in meinen langen Jahren als
Händler noch nicht erlebt. Meterhoch türmten
sich die Wellen und der Sturm riss an unseren
Segeln. Voller Furcht banden wir uns an dem
Mast fest, um nicht von einer Welle über Bord
gespült zu werden, denn das wäre unser siche-
rer Tod gewesen. Zu unserem Glück heuerten
wir im Hafen von Havena eine kleine Gruppe
Söldner an, die mit ihrem Schiff dort im Hafen
lagerten. Eigentlich sollten sie unser Schiff nur
vor Raubüberfällen schützen. Grade kleine
Handelsschiffe wie das meine sind sonst leichte
Opfer für die Räuber der See. Keiner von uns
erwartete einen solch mächtigen Sturm.
Der Alte Gott schien uns die sichere Heim-
kehr verwehren zu wollen und schickte Wel-
len und Sturmwinde gegen unser kleines
Kusliker Kurier, Boron 1044 BF
Münzenausstellung in
Ramaúd
amaúd. Leserinnen und Leser dieser
R Gazette, die an Prägekunst, Metallur-
gie und Geschichte Interesse haben,
sollten darüber nachdenken, ob sie während
der kommenden Turniersaison auch die horasi-
sche Hafenstadt Ramaúd besuchen wollen: Im
dortigen Haus des Stadtrats ist eine Ausstellung
historischer Münzen geplant. Neben bekannten
Regionales
isenhuett. Auf meinen Reisen
E durch das Herzogtum Nordmar-
ken traf ich im Eisenwald in der
Baronie Rabenstein eine Gruppe Prospek-
toren, die nach der Binge des bleichen Erz-
mannes suchten. Da ich seit geraumer Zeit
auf der Suche nach Sagen und Legenden
aus allerlei verwunschenen Orten war, fragte
ich natürlich die wackeren Erkunder, was es
damit auf sich habe – und erfuhr von fol-
gender Mär:
»Im Isenhag, firunwärts der Via Ferra, der Eisen-
straße, gab es in den Bergen zwischen Rabenstein
und Nilsitz einst eine überaus ertragreiche Erz-
mine. Einer der Steiger dort verfügte über gera-
dezu zwergische Fähigkeiten im Auffinden von
Erzgängen und errang durch seine Kunst großen
Reichtum.
Diplomatische Verstimmungen
ngbar. Im letzten
A Boten berichteten
wir über einen
Konflikt zwischen Angro-
schim und Menschen, der
sich an der Auslegung eines
Rechtsgutachtens des Hauses
Nadoret zur Lex Zwergia ent-
zündet hatte. Die Wellen, die
jener Streit schlug, waren nun
sogar noch im benachbarten
Herzogtum Nordmarken zu
spüren und riefen deutliche
Reaktionen hervor.
Der Vogt von Nilsitz, Urenkel des Rog-
marog von Isnatosch, der seit seiner Ernen-
nung durch Graf Ghambir vom Isenhag des-
sen Interessen in Elenvina vertritt, schickte
umgehend eine von seinem Lehnsherrn und
Schiff aus. In diesem furchtbaren Sturm ret-
teten uns die Kodotu das Leben. Die Anfüh-
rerin des Söldnertrupps Ragna Sturm muss
schon so einige wilde Stürme erlebt haben,
so unerschrocken wie sie und ihre Crew
unser Schiff durch den Sturm navigierten.
Die Besatzung meines Handelsschiffes hatte
vollständig die Orientierung verloren und
ohne die Hilfe von Kodotu wäre unser Schiff
elendig an den rauen Klippen der Wind-
hagberge zerschellt. Ich bin mir sicher, dass
zwischendurch ein blaues Leuchten von der
Anführerin ausging und der Sturm danach
weniger laut und wild brüllte, die Wellen mit
weniger Kraft gegen unsere Reling krachten
und sie uns dadurch vor dem sicheren Unter-
gang bewahrte. Ich kann nur jedem empfeh-
len, diese Söldnertruppe bei der nächsten
Seereise anzuheuern. Die erfahrene Truppe
hat mir und meiner Crew während dieser
Reise mehrfach das Leben gerettet.
Cianna Seestern
(Lisa Trautmann)
Zahlungsmitteln aus fernen Gegenden wie der
Amazonenkrone oder dem Selemer Kupfer-
schilling und Exemplaren aller Liebfelder Prä-
gungen seit der Unabhängigkeit 752 BF sollen
sogar Münzen aus dem Güldenland und dem
Bosparanischen Reich gezeigt werden.
Eolan ya Aragonza
(Wolf-Ulrich Schnurr)
Aventurischer Bote 210
Nordmärker Greifenspiegel, Efferd 1044 BF
Der bleiche Erzmann
Doch wurde gemunkelt, dass er zur Erlangung
dieser Fertigkeiten einen Bund mit dem Bösen
geschlossen habe – mit den Erdgeistern, wie sie
die Waldzauberer verehren, sagen die einen, mit
denen, deren Namen man nicht nennt und die
den guten Zwölfen feind sind, sagen die anderen.
Manche munkelten gar, er entstamme der Verbin-
dung eines Menschen und einer Zwergin und habe
dadurch die Fähigkeit erhalten, durch das Gestein
hindurch das Erz zu erkennen.
Immer tiefer grub er sich, und immer größer wur-
den seine Gier und sein Vermögen gleichermaßen,
bis er schließlich sogar am ersten Ingerimm in den
Berg fuhr, anstatt dem göttlichen Schmied an die-
sem Tag für seinen Segen zu danken. Ein Firstfall
verschüttete ihn und sein Hunt, auf dem er das
Gestein transportierte, als er seine Beute des Tages
zutage bringen wollte.
Aventurischer Bote, Boron 1044 BF
dem Bergkönig unterzeichnete
Protestnote an das Fürsten-
haus, worin das Oberhaupt
des Hauses Eberstamm
höflichst, aber bestimmt
darum gebeten wird, sich
klar und unmissverständlich
zur althergebrachten Aus-
legung der Lex Zwergia zu
bekennen.
Wir erinnern uns. Das Geset-
zeswerk, das der Garant für
das friedvolle Miteinander der
Menschen und der Zwerge ist,
besagt in einer ihrer Kernaus-
sagen, dass sich kein Angroscho vor
einem menschlichen Gericht verantworten
muss, sondern nur von seinem Bergkönig.
Der Begriff »Rogmarog«, so der Titel in der
Freie Trommel Andergast, Efferd 1044 BF
Ein unerwarteter Helfer
lbumin. Ich möchte euch eine
A kurze, aber lehrreiche Geschichte
erzählen: Ich war mit meinem
kleinen Sohn Larik unterwegs, um ein paar
Kräuter zu sammeln. Während ich ganz in
meine Gedanken versunken den Waldboden
absuchte, kletterte mein kleiner Junge über-
mütig auf einen Baum. Aber Übermut und
Unachtsamkeit sind keine guten Freunde …
Mein armer kleiner Larik stürzte herunter.
So schnell ich konnte, lief ich zu ihm, und
was ich da sah, ließ mich beinahe ohnmäch-
tig werden. Beide Beinen waren gebrochen,
und aus einer Platzwunde am Kopf lief Blut.
Boron sei Dank ist mein Junge in einen tiefen
Schlaf gefallen. Voller Verzweiflung rief ich
um Hilfe, hatte jedoch wenig Hoffnung, dass
man mich hört.
Glücklicherweise jedoch schenkte wohl die
Gütige Mutter selbst meinem Wehklagen ihr
Ohr! Ein in bunte Farben und Muster geklei-
deter Mann kam auf mich zu. Ihm folgte eine
riesige, haarige gelbe Spinne mit einem langen
Stachel auf dem Rücken. So ein Wesen hatte
ich noch nie gesehen!
Ich komme nur aus einem kleinen Dorf und
habe bisher noch nicht viele andere Men-
schen aus fremden Ländern kennengelernt,
aber man erzählt sich ja so allerlei eigenartige
Dinge über diese Menschen. Und dann folgte
ihm noch dieses riesige furchteinflößende
Die Kodotu melden sich zum Dienst!
Erfahrene Söldnertruppe mit kompetenter Schiffs-
magierin zum Schutz vor den Gefahren der
Siebenwindküste
Ragna Sturm, Hafen von Havena
Seitdem aber geht er als bleicher Geist um in den
Bingen unter dem Welfansdom – und des nächtens
auch auf dessen Hängen – und versucht, mit leeren
Händen sein Erz zu bergen, denn erst wenn all dies
gefunden und verhüttet ist und eine dem Herrn Inge-
rimm gefällige Opfergabe daraus entsteht, so besagen
die Geschichten, wird er erlöst sein.«
Meine Begleiter indes wollten gern die dem
Herrn Boron wohlgefällige Queste lösen,
doch mochte mich der dumpfe Verdacht
nicht verlassen, dass es wohl nicht nur der
Geist, sondern vor allem die kostbaren Erze
waren, welche die Prospektoren lockten.
Dennoch wünschte ich ihnen Phexens Glück
und Hesindes Segen, als sich unsere Wege am
nächsten Tag wieder trennten.
Hesindiago Wagenknecht
(Tina Hagner)
Sprache der Zwerge, bedeutet nämlich in ers-
ter Linie »oberster Richter«.
Die Antwort aus dem Fürstenhaus ließ derart
adressiert nicht lange auf sich warten.
»In Angbar wurde der erste Friedensvertrag zwi-
schen Menschen und Angroschim geschlossen, seit
1800 Jahren leben wir friedlich im Kosch zusam-
men, seit 160 BF ist die Lex Zwergia die Basis
dieses Zusammenlebens«, schrieb Fürst Anshold
den aufgebrachten Zwergen. Selbstver-
ständlich gelte dieses alte und ehrwürdige
Gesetzeswerk nach wie vor, und das Haus
Eberstamm werde ihm seine volle Geltung
verschaffen. Die Ochsenbluter Urkunde,
so der Fürst, erlaube es dem Baron, die Lex
Zwergia in eigener Gerichtshoheit durchzuset-
zen, aber niemals, sie zu beiseitezuwischen.
Burkhard Ludolfinger
(Stefan Soukup-Meves)
Spinnenwesen. Vertrauenerweckend wirkte
er auf jeden Fall nicht. Angsterfüllt stellte ich
mich zwischen ihn und meinen Jungen. Mit
allen Mittlen würde ich ihn vor dieser Bestie
beschützen. Nur was sollte ich tun, wenn er
mich wirklich angriff ? Ich trage keine Waffen
bei mir. Hektisch blickte ich mich nach einem
Stein oder einen schweren Ast um. Aber da
stand der Mann auch schon vor mir und hin-
ter ihm ragte der Stachel seiner Spinne empor.
Als der Mann meine Panik bemerkte, lachte
er und meinte nur: »Ich weiß, wir können ein
wenig furchterregend wirken, aber ich will
euch nichts tun, und meine Freundin hier
auch nicht. Ich bin Xandrojin.« Daraufhin
drängte er sich an mir vorbei und tat das,
was ich niemals erwartete. Er heilte meinen
kleinen Jungen. Ohne irgendwas dafür zu
verlangen, rettete er meinen Larik. Dank ihm
kann er heute mit seinen Freunden im Wald
spielen, rennen und klettern. Dankbar lud ich
ihn zu mir nach Hause ein und bot ihm Essen
und ein Schlafplatz für die Nacht. Dabei
erzählte er mir, dass er aus Maraskan stammte
und die Spinne sein Vertrautentier war. Ein so
hilfsbereiter junger Mann wie er ist mir noch
nicht begegnet. Ihr seht also, man darf nicht
von den äußeren Umständen auf das Innere
eines Menschen schließen.
Amalie Hochstein
(Lisa Trautmann)

ratenfels. Zum Ende des Efferd-
G mondes verfolgten Soldaten des
Landgrafen eine vermeintliche
Räuberbande bis in die unwegsame Wild-
nis von Nordgratenfels. Die Missetäter
hatten in Nembutal am Halwartsstieg
einige Reliquien aus dem Praiostempel
gestohlen. Zur gleichen Zeit verschwand
eine Novizin aus dem örtlichen Hesinde-
tempel. Wie Hauptmann Gerfried Isen-
bruckner nun zu berichten weiß, stellte die
vermeintliche Novizin sich jedoch nicht
als Opfer einer Entführung, sondern gar
als Kopf der Bande heraus!
Mit einer Handvoll tapferer Soldaten gelang
es Hauptmann Isenbruckner trotz eines
tobenden Gewittersturms das Lager der
Bande in der Ruine eines alten Praiosklosters
in den südöstlichen Ausläufern des Vorder-
koschs auszumachen.
Hesindespiegel, Praios 1044 BF
Aus den Reiseaufzeichnungen der
Castellani-Expedition
Zweite Etappe
relm. Um die ursprüngliche Land-
T schaft unserer nördlichen Nach-
barn besser erleben zu können,
setzten wir unseren Weg in den Kosch
nun zu Fuß fort, denn es gibt vermut-
lich keine bessere Möglichkeit, Land
und Leute direkter kennenzulernen.
Natürlich war uns von vornherein
klar, dass wir gewisse Einbußen
in Kauf nehmen mussten.
Schließlich wagten wir
uns in rustikale Regi-
onen vor, in denen
die Bevölkerung
von den Errungen-
schaften der Zivi-
lisation bestenfalls
gehört haben. Aber
dies gehörte auch zu
den Erfahrungen, die
wir auf dieser Reise
machen wollten. Von
Imdal aus sind es bis
nach Elenvina gut
achtzig Meilen, die
Aventurischer Bote, Travia 1044 BF
Die Prinzessin des Nordens
lt-Gareth. Am
A Ende des Früh-
lings traf eine
junge Besucherin, die für
ihre Reise nach Gareth
den halben Kontinent
überqueren musste, in der
Alten Residenz ein. Die
Ankunft des Mädchens
sorgte für Aufsehen unter
den anwesenden Höflingen,
denn ihre roten Haare und
mandelförmigen Augen lie-
ßen auf eine nivesische Herkunft
schließen. Doch trug sie Kleidung
aus Gamsleder, auf der das Wappen des
schwarzen, rotbewehrten Fuchses von Paavi
zu erkennen war. Und auch ihr makelloses
Garethi machte deutlich, dass es sich um kei-
nen gewöhnlichen Gast handelte. Kastellan
Gerwulf von Gareth lüftete schließlich das
Geheimnis ihrer Identität und stellte sie dem
Eleganz kennt keine Standesdünkel.
—Markgräflich Neethaner Corsettagen-Manufaktur—
Wissenschaft/Politik
Nordmärker Greifenspiegel, Travia 1041 BF
Namenlose Umtriebe in Nordgratenfels!
»In der alten Kapelle der Klosterruine wollten wir sie
stellen. Dass die Novizin Basilissa aus Nembutal
mit den Schurken unter einer Decke steckte, das
wussten wir da ja schon, aber was uns dort erwartete,
damit konnte niemand rechnen!«, so Hauptmann
Isenbruckner, der mit dem Rest seiner Solda-
ten in einen Hinterhalt geriet.
»Wir hatten ja keine Ahnung, wem wir da gegen-
überstanden! In Praios' Namen wollten wir sie fest-
setzten, aber sie hielten da gerade ein Ritual ab und
riefen den Gott ohne Namen an, und dann ging alles
ganz schnell … zuerst stürzten sich meine Leute in
den Kampf, aber nicht gegen die Schurken, sondern
gegeneinander! Und Ratten, da waren überall Ratten,
und sie fielen über uns her! Und das purpurschwarze
Feuer, mit dem die Novizin aus dem Tempel Gunde-
lin und mich bewarf! Nur den Göttern haben wir es
zu verdanken, dass wir entkommen konnten.«
Lediglich Hauptmann Isenbruckner und
Markward Kupferfeld überlebten den Kampf
wir auch in nicht ganz drei Tagen zurückleg-
ten. Tassilo, unser jüngstes Expeditionsmit-
glied, zeigte sich sogar überraschend koope-
rativ bei der zügigen Bewältigung
dieser Strecke. Kurz vor Elen-
vina durchquerten wir eine kleine
Ortschaft namens Trelm. Dot-
tore Stipenbrink war regel-
recht aufgebracht, dass diese
Siedlung, wenn man es mit
viel Wohlwollen so bezeich-
nen wollte, auf keiner sei-
ner Karten verzeichnet war
und deshalb eigentlich nicht
da sein durfte. Schließlich
räumte er aber die Möglich-
keit der Existenz von Trelm
ein und vermerkte sich des-
sen Standort in seinen Unter-
lagen. Die Nachwelt wird es
uns sicher danken.
Dottora F. P. di Castellani
(Stefan Tannert)
Adel und Gesinde vor:
»Wir heißen willkommen
Prinzessin Selina aus dem
hoheitlichen Haus von Paavi,
Zweite in der Thronfolge des
freien Herzogtums und Mün-
del unserer Kaiserin.«
Von der Größe Gareths
scheint Selina von Paavi
noch eingeschüchtert zu
sein, da sie bisher die Mauern
der Alten Residenz nicht ver-
lassen hat. Unterdessen hat sich
der weise Hausherr Storko von
Gareth der Prinzessin angenommen
und unterhält sie mit Anekdoten über
ihre Ahnen, denen er selbst einst begegnete.
Zudem wird Selina in die Grundlagen der
hiesigen Etikette eingewiesen, um sie für das
Leben am kaiserlichen Hofstaat vorzubereiten.
Firunjan Isberger
(Julian Marioulas)
Aventurischer Bote 210
und konnten im Schutze des Sturms den
Rückzug antreten, um dem Landgrafen über
die unheiligen Umtriebe in Nordgratenfels
zu berichten. »Wir irrten in dem Sturm durch die
Wildnis, Wege gibt es dort ja nicht. Markward war
schwer verletzt, sodass ich ihn stützen musste. Wir
wollten zurück nach Gratenfels. Als wir endlich auf
die Reichsstraße trafen, war das wie ein Geschenk der
Götter! Da gibt es dieses Gasthaus ›Zum Schwar-
zen Keiler‹. Hätten nicht gedacht, da bei dem Wetter
jemanden anzutreffen, aber auch da war der Herr
Praios mit uns! Einige Fuhrleute und ein paar
Glücksitter waren sofort zur Stelle, uns zu helfen.
Wir wollten nach Gratenfels schicken, um Hilfe zu
holen, aber was solche finsteren Kultisten im Schilde
führen, das weiß man ja nie, welch schreckliche Dinge
die über uns und das ganze Herzogtum bringen kön-
nen. Die Fuhrleute haben uns dann nach Gratenfels
gebracht – noch in der Nacht! – und die Glücksritter
sind zurück zur Ruine des alten Praiosklosters.«
Hesindespiegel, Praios 1044 BF
Aus den Reiseaufzeichnungen der
Castellani-Expedition
Dritte Etappe
lenvina. Im vielerorts rückständig
E wirkenden Mittelreich ist die Stadt
Elenvina eine strahlende Blume
der Kultur. Nicht nur, dass die Stadt auf eine
wahrlich lange Geschichte zurückblicken
kann und ein wichtiger Handelsort ist, so hat
der Umzug der mittelreichischen Reichsver-
waltung ihrer Bedeutung noch einmal Vor-
schub geleistet. Allerdings ist die Stadt zu
schnell gewachsen, sodass sie langsam aus
ihren Nähten zu platzen scheint. Wir hielten
uns aber nur eine Nacht hier auf, und so blieb
nicht wirklich Zeit, die Sehenswürdigkeiten
Elenvinas zu besichtigen. Erstaunlich war,
dass wir schon hier mit einer sprachlichen
Barriere konfrontiert wurden. Eigentlich
wollte ich mich nur bei einem älteren Fluss-
schiffer erkundigen, ob es effektiver sei, auf
dem großen Fluss nach Albenhus zu reisen.
Die Antwort, die ich in einem eher geknurr-
ten Garethi erhielt, war gespickt mit Fach-
termini der Flussschiffahrt. Selbst Dottore
Neethaner Nachrichten, Efferd 1044 BF
Die Einheit des Südens
ethis. Was für ein Spektakel! Bei
R der beeindruckenden Krönungs-
feier des neuen Seekönigs der Zyk-
lopeninseln erwiesen sich zahlreiche Adlige
der Sonnenküste die Ehre. Im prunkvoll
geschmückten Tempel der Abendsonne
stand der aus Vinsalt angereiste Wahrer der
Ordnung Staryun Loriano vor Haridiyon
Thaliyin und dessen Gemahlin,
unserer geliebten Marchesa
Calliane ay Oikaldiki, um
ihnen die Insignien der
Macht zu verleihen.
»Mögen unsere beiden
Reiche unter dem Auge
Praios’ erblühen und
zusammenwachsen, wie
es der Wunsch meines
geliebten Vaters war«,
so der Frischgekrönte
mit einem liebevollen
Blick auf seine Tocher
und Erbin Simianea,
die dereinst über die
vereinte Magna Thalas-
sea herrschen könnte.
Dass der Horas nicht
persönlich erschien
Als tags darauf eine Abordnung aus Solda-
ten des Landgrafen und des Gratenfelser
Praiostempels die Klosterruine aufsuchte, fan-
den sie die reisenden Abenteurer verletzt und
erschöpft, aber wohlauf am Ort des Gesche-
hens vor. Sie berichteten von einem Ritual,
das von der Frau, die sich als Hesindenovizin
ausgab, durchgeführt wurde, das sie aber wohl
gerade noch rechtzeitig unterbrechen konnten.
Zwar wurde die Krytpa unter dem Tempelraum
aufgebrochen, dort fand man jedoch keine
Spuren dafür, dass die Diener des Namenlo-
sen bei ihrem Unterfangen Erfolg hatten. Die
vermeintliche Räuberbande fand im Gefecht
mit den Soldaten des Landgrafen und den rei-
senden Glücksrittern den Tod. Die gestohlenen
Reliquien konnten in den Praiostempel von
Nembutal zurückgebracht werden.
Prajost Kelkheimer
(Nikolai Hoch)
Stipenbrink, der über etwas nautisches Voka-
bular verfügt, musste sich geschlagen geben.
Erst Eylin Tizza ya Barroco konnte, mit
einer Mischung aus Gestik und gezeichneter
Skizze, die Antwort dechiffrieren. Man könne
zwar einen Flusskahn nehmen, aber wirklich
schneller wäre man damit wohl nicht und
man müsse sich vor Flusspiraten vorsehen.
Den letzten Teil wollte Eylin allerdings nicht
wiederholen, es hatte aber wohl mit unserer
Herkunft, der Vorliebe für Schnupftücher
und dem Ort, wo wir sie verstauen sollten, zu
tun. Daraufhin beschlossen wir, dem großen
Fluss entlang zu Fuß zu folgen. Doch da der
erste Abschnitt zu unwegsam war, mussten
wir einen Umweg über Klippag nehmen, was
uns einen Tagesmarsch kostete. Aber wenigs-
tens konnten wir so noch einmal in einem
bequemen Bett nächtigen und unsere Korre-
spondenzen erledigen.
Dottora F. P. di Castellani
(Stefan Tannert)
und seine Glückwünsche nur über Kron-
rätin Arvedua von Raduleth übermitteln
ließ, schmälerte indes die Feierlaune nicht.
Neben Vertretern des zyklopäischen Hocha-
dels wie Kyklanos Cosseïra aus Pailos waren
auch zahlreiche Adelige des Festlandes wie
die Drôler Fürstin Alrigia ya Costermana
und die Grafenzwillinge Tizzo und Tilfur
von Eskenderun anzutreffen.
Der Herrschaft des See-
königs steht wahr-
lich eine goldene
Zeit bevor, wie ein
Besuch im Hain der
Könige zeigt: Der
noch vor wenigen
Tagen welke Baum-
bestand leuchtet
seit Haridiyons
Rückkehr wieder
in sattem Grün,
während sein frisch
gepflanzter Setz-
ling bereits die ers-
ten Knospen trägt.
Pandolfo Villani
(Christoph Trauth)

Donnerbachs lichte Zukunft
onnerbach. Donnerbach ist ein
D unabhängiges Fürstentum mit
stolzer Geschichte, und daher ist
es hohe Zeit, auch jenseits seiner Grenzen
von dem zu künden, was uns Donnerbacher
bewegt. Wie das Leben und Wirken unse-
rer geliebten Fürstenfamilie, der wir, begin-
nend mit der Thronerbin, eine kleine Reihe
widmen.
Die Zukunft gehört einer Frau, die von der Her-
rin Sturmesgleich erwählt und mit dem Namen
»Schwert der Lichtwache« gerufen wurde – ein
Name, der große Erwartungen weckt und dem
Thalia Ljosvaki von Donnerbach auch gerecht
wird, denn schon lange wehrt sie zuverlässig
die Feinde des Dominiums und macht ihrem
Schwertnamen damit alle Ehre. Doch in ihr
schlägt auch das Herz einer sorgenden Landes-
mutter, weswegen sie anno 1035 BF die Urbar-
machung der Hardorper Ebene vorantrieb
und sich sogar selbst einen Wohnsitz in dieser
Ödnis schuf, um nimmer zu vergessen, welch
wichtiger Eid unser Dominium mit dem Her-
zogtum Weiden verbin-
det: die gemeinsame
Experte für feurige Ströme
unter der Oberfläche
und durchdringendes
Derebeben gesucht
Welcher Zyklop möchte
meine Höhle besuchen?
Peraintsasilea, Eremitin, Mylamas
Fantholi, Boron 1044 BF
Donnerbachs lichte Zukunft
Teil II
onnerbach. Von Frouwe Thalia
D Ljosvaki von Donnerbach habe ich
jüngst erzählt, von der künftigen
Herrscherin des Dominiums am Neunaugen-
see. Höret nun, was die letzten Götterläufe
ihr beschieden haben.
Nicht sehr lange gab sich die Prinzessin
dem Trübsal ob dem Verlust ihres ungebo-
renen Kindes hin: Als sich das Mittelreich
Ende 1039 BF endlich anschickte, den frev-
lerischen Verräter Helme Haffax zu stürzen,
schlossen sich Thalia von Donnerbach und
einige Getreue grimmig den Heerscharen an.
Und wie Kaiserin Rohaja eilte auch sie nach
Perricum, sobald den tapferen Streitern zu
Mendena offenbar wurde, dass dieses das
eigentliche Ziel des zwölffach verfluchten
Verräters war. Die meisten von uns vermögen
sich kaum vorzustellen, welche Gräuel unsere
Prinzessin mitansehen und sicher auch erlei-
den musste, ehe sie 1040 BF in die Heimat
zurückkehrte. Und so entging auch nieman-
dem die Veränderung, die unsere künftige
Fürstin durchlaufen hatte. Denn seither wirkt
Frouwe Thalia entschlossen und gefestigt wie
nie. Schon kurz nach ihrer Rückkehr beglei-
tete sie ihren Erstgeborenen nach Trallop, wo
er fürderhin als Page der Weidener Herzogin
Walpurga von Löwenhaupt dienen und die
Tugenden der Ritterschaft von Grund auf
erlernen wird.
Auch nach ihrer Rückkehr blieb sie tatkräf-
tig und ihrer Mutter eine zuverlässige Stütze.
Möglicherweise reagierte der Adel Donner-
bachs darum mehrheitlich pikiert auf die
vom Fürstenhof im Namen der Fürst-Erzge-
weihten hochoffiziell verkündeten Hochzeit
der Thronerbin mit dem einfachen Waffen-
schmied Reuben Binbart – eben jenem, der
die Prinzessin schon anno 1038 BF für sich
Aus aller Welt
Fantholi, Efferd 1044 BF
Teil I
Wehr gegen den König der Schattenwölfe.
Kaum einen Tagesmarsch nördlich des Grenz-
flusses Rathil ließ sie daher die Motte Schat-
tenwacht errichten und hier will die Erbin des
Fürstenthrons mit ihrem Sohn Lanthir residie-
ren, bis sie dereinst ihr Erbe antritt.
Die nicht verstummenden Mutmaßungen
darüber, wer wohl der Vater von Jung-Lanthir
sei, fechten sie dabei nicht an. Vielen gilt es
ohnehin als ausgemacht, dass es Abtmarschall
Brin von Rhodenstein ist, da des Knaben
üppige Mähne in ebenso rondragefälligem
Rot erstrahlt wie die des Wahrers. Bislang
jedoch verweigern offizielle Stellen unter nur
notdürftig verbrämten und völlig unangemes-
senen Drohungen jegliche Stellungnahme.
Doch nicht alle Tage seither waren vol-
ler Licht. Gerade im Jahr 1038 BF, so wird
geraunt, wandelte unsere Prinzessin in man-
chem Schatten. Wie dem Fantholi von ver-
trauenswürdigen Quellen zugetragen
wurde, lernte die Prinzessin in diesem
Jahr einen Mann kennen,
Wacht auf, ihr Schafe!
Es heißt Punipan,
nicht Palmypan!
Wer anderes behauptet,
der irrt!!
einnehmen konnte. Nicht jeden erfreute
die rahjagefällige Romantik in dieser Ent-
wicklung, stattdessen meldeten sich einige
empörte Mahner zu Wort, die anprangerten,
dass Ehebünde über Standesschranken hin-
weg selten etwas Gutes brächten. Ungeach-
tet dessen wurde der Rondrabund am 16.
Rondra 1041 BF von Fürstin Aldare VIII
höchstselbst geschlossen. Bezeugt und gefei-
ert wurde er von einer großen, gut gelaunten
Gästeschar, zu der auch zahlreiche Vertreter
befreundeter Reiche gehörten. Wie groß war
im Peraine 1041 BF dann landauf, landab die
Freude, als Prinzessin Thalia einer gesunden
und kräftigen Tochter das Leben schenkte
und ihr den Namen Aldare gab. Es heißt, die
Fürst-Erzgeweihte sei von dieser Geste sehr
gerührt gewesen und umgehend an die Seite
der Wöchnerin geeilt, um ihrer Enkelin den
Segen zu erteilen.
Seither sind die Tage im Dominium wieder
licht, und es blickt einer ebensolchen Zukunft
entgegen. Frouwe Thalia reist regelmäßig auf
die fürstliche Motte Donnerhall, um ihre
Mutter tatkräftig zu unterstützen und mehr
und mehr Pflichten an deren Stelle zu über-
nehmen. Doch auch gen Süden wendet die
zukünftige Fürst-Erzgeweihte ihre Schritte
regelmäßig, um gemeinsam mit Gemahl und
Tochter Zeit auf Schattenwacht zu verbrin-
gen. Oder um die Freundschaft, die sie unter-
dessen mit Prinz Arlan von Löwenhaupt ver-
bindet, zu pflegen, denn das Mittnächtliche
Herzogtum ist der wichtigste Verbündete
des Dominiums. Ein Umstand, den auch der
Bruder der Prinzessin, Horeon von Donner-
bach, verinnerlicht hat, wie wir im nächsten
Beitrag unserer Reihe beleuchten werden.
Moriska Windgsind
(Katja Reinwald)
Aventurischer Bote 210
der sogleich für sie entflammte. Und auch
Frouwe Thalia schien Gefallen an dem stram-
men Waffenschmied zu finden, der während
seiner Walz auf der Schattenwacht Station
machte. Zunächst jedoch hielt das Schicksal
nur Trauer für die Liebenden bereit, denn
es heißt weiter, Boron hätte sie gnadenlos
geprüft, kurz nachdem sie von Tsa gesegnet
wurden. Lange konnten sich die Donnerba-
cher nicht erklären, warum ihre zupackende
und forsche Thronerbin mit einem Mal wort-
karg, ja nachgerade verbittert einherschritt.
Als die fürstliche Motte Donnerhall dem
Gerücht, die Prinzessin habe ein ungebore-
nes Kind verloren, dann nicht in aller Ent-
schiedenheit entgegentrat, nahm das Domi-
nium just dies als Bestätigung und trauert
seither in aller Stille mit seiner Fürstenfamilie.
Dieses Verhängnis markiert einen Wende-
punkt im Leben der Fürstenprinzessin. Doch
davon mag ich zu anderer Gelegenheit mehr
berichten.
Moriska Windgsind
(Katja Reinwald)
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Sheniloer Hesindeblatt,
Travia 1044 BF
Villa Bardun
unverkäuflich
C
ôntris. Unweit der Kleinstadt Côntris
am Yaquir steht in einem sumpfigen
Tal ein gut zwei Jahrhunderte altes
Herrenhaus. Nach ihrem letzten Bewohner,
Rondraberto Bardun, wird es »Villa Bardun«
genannt. Es befindet sich im Besitz der Kusli-
ker Drucker-Familie ya Cerrano, die es vor fast
einem Vierteljahrhundert kaufte. Doch ebenso
lange steht das Gebäude nun schon leer – und
das wird es wohl auch weiterhin: Im Rahjamond
1043 BF scheiterte ein weiterer Versuch Methe-
lessa ya Cerranos, das Herrenhaus zu veräußern.
Zwar hat eine Maklerin aus Silas das Anwesen
eine halbe Stunde von Côntris für einen nament-
lich nicht genannten Interessenten in Augen-
schein genommen. Doch die Frau reiste schon
am folgenden Tag wieder ab: Die Lage des Her-
renhauses in einem sumpfigen, nebligen Tal, in
dem früh die Sonne untergeht, biete für ihren
Klienten keine angemessene Umgebung – sei im
Gegenteil sogar dem Wohlbefinden abträglich.
Die Villa Bardun dämmert damit weiter ihrem
endgültigen Verfall entgegen.
Gishtan re Kust
(Wolf-Ulrich Schnurr)
Impressum
Herausgeber: Ulisses Spiele GmbH, Industrie-
str. 11, 65529 Waldems Steinfischbach
Redaktion: Johannes Kaub
Mitarbeiter dieser Ausgabe: Tina Hagner,
Nikolai Hoch, Julian Marioulas, Katja Reinwald,
Wolf-Ulrich Schnurr, Stefan Soukup-Meves, Ste-
fan Tannert, Christoph Trauth, Lisa Trautmann,
Katharina Wagner
Lektorat & Korrektorat: Elisabeth Raasch
Illustrationen: Isabeau Backhaus, Steffen Brand,
Tim Brothage, Christof Grobelski, Regina Kallasch,
Janina Robben, Nadine Schäkel, Stefan Wacker
Satz und Layout: Nadine Hoffmann
bieten Anregungen oder Hin-
tergründe, die sich sinnvoll
für die Ausgestaltung eigener
Abenteuer für die heimische
Rollenspielrunde heranziehen
lassen.
behandeln Ereignisse, die auch
in anderen offiziellen DSA-Pu-
blikationen thematisiert wer-
den (weitere Informationen
dazu finden sich jeweils in den
Meisterinformationen).