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Der Merkurstab

Zeitschrift für Anthroposophische Medizin · Journal of Anthroposophic


Medicine

Digitales Archiv

Autor(en) Claudia Dinkelacker


Titel Gold, Weihrauch und Myrrhe – Praktische Erfahrung aus der Palliativmedizin
Zeitschrift Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin
Publikationsjahr 2018
Jahrgang 71
Heftnummer 1
Heftname 1 | Januar/Februar
Seiten 54 - 57
Artikel-ID DMS-20899-DE
URL https://www.anthromedics.org/DMS-20899-DE
DOI https://doi.org/10.14271/DMS-20899-DE
Bibliografische Dinkelacker C. Gold, Weihrauch und Myrrhe – Praktische Erfahrung aus der
Angabe Palliativmedizin. Der Merkurstab. Zeitschrift für Anthroposophische Medizin
2018;71(1):54-57. DOI: https://doi.org/10.14271/DMS-20899-DE

Dieser Artikel stammt aus dem Merkurstab-Archiv, das Veröffentlichungen seit 1946
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Gold, Weihrauch und Myrrhe –


Praktische Erfahrung aus der Palliativmedizin
Claudia Dinkelacker

Fallvignette: Einsatz von Weihrauch


Gold, Weihrauch und Gold, frankincense and (Olibanum)
Myrrhe – Praktische myrrh – practical

D
ie Patientin T. war 50 Jahre alt. 10 Monate zuvor
Erfahrung aus der experience in war ein Mammakarzinom mit Metastasen in
Palliativmedizin palliative medicine Lymphknoten, Knochen, Leber und Pleura diag-
■ Zusammenfassung ■ Abstract nostiziert worden. Nun war noch eine Peritonealkarzi-
Gold, Weihrauch und Myrrhe, Gold, francincense and myrrh, nose und Aszites hinzugekommen. Nach eingehender
gemeinsam potenziert, sind potentized together, are highly Aufklärung bat die Patientin um Entlassung nach
bei finaler Unruhe und Angst- effective in treating the final rest- Hause. Beim Aufnahmegespräch für das ambulante
zuständen ein hoch wirksames lessness and anxiety states, often Palliativnetz begegnete mir die Patientin sehr ge-
Medikament, oft hilfreicher more helpful than morphine or schwächt auf dem Sofa sitzend, müde, ikterisch mit
als Morphium oder Tavor Tavor (lorazepam). The possible Aszites, Beinödemen und starken Schmerzen in der
(Lorazepam). Die Einsatzmög- uses for this medicine are, how- Wirbelsäule. Wir konnten noch bei vollem Bewusstsein
lichkeiten dieses Medikaments ever, many more and are con- ihre Wünsche für die kommende Zeit besprechen, ins-
sind jedoch weit größer und sidered in this paper. besondere dass sie nicht nochmal ins Krankenhaus
sollen in diesem Artikel beleuch- ■ Keywords wollte.
tet werden. Gold (Aurum) Nach den vier Wesensgliedern könnte man die Pa-
■ Schlüsselwörter Frankincense (Olibanum) tientin wie folgt beschreiben:
Gold (Aurum) Myrrh (Myrrha) – Physisch: Sehr geschwächt, die Körperformen began-
Weihrauch (Olibanum) Palliative medicine nen sich aufzulösen, kaum noch Kraft zum Aufrich-
Myrrhe (Myrrha) Final phase ten, keinerlei Hungergefühl.
Palliativmedizin Finale restlessness – Ätherleib: Enorm geschwächt, die Flüssigkeiten fielen
Finalphase Final anxieties in die Schwerkraft, die aufwärts strömenden Kräfte
Finale Unruhe wurden immer geringer, massive Beinödeme, Aszites,
Finale Ängste geschwollenes Gesicht, kaum noch Durstgefühl.
– Astralleib: Greift im Sinne von starken Schmerzen
im Rücken und Unterbauch verstärkt ein, hat sonst
nur noch wenig formende Kraft, das Denken ist ge-
schwächt. Große Müdigkeit, dabei jedoch aufgeho-
bener Tag-Nacht-Rhythmus.
– Ich: Die Patientin ist Altenpflegerin, sie weiß, um was
es geht und sieht gefasst ihrem Weg entgegen.
2 Nächte nach dem Aufnahmegespräch entwickelte die
Patientin T. extreme Unruhezustände, sie schrie vor
Schmerz und wollte aus dem Bett, ihr Mann musste sie
immer wieder an die Bettkannte setzen, mehr war nicht
möglich. Dann ließ sie sich unvermittelt wieder zurück-
fallen. Tavor und Morphium halfen kaum. Vor meinem er-
neuten Hausbesuch hatte sie kurz zuvor 15 mg Morphium
s. c. und 2 mg Tavor erhalten. Nun lag sie ruhig im Bett, das
Gesicht war jedoch angespannt und verzerrt, die gesam-
te Haltung wirkte wie „gebunden“, hochgradig unglück-
lich und angespannt. Nach 1 Amp. Olibanum comp. s. c.
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verwandelten sich das Gesicht und die gesamte Haltung Praktische Erfahrungen mit Gold (Aurum)
innerhalb von wenigen Minuten. T. wurde ruhig, ent- Aurum/Hyoscyamus comp. (Gl., Weleda, enthält
spannt, gelöst und wirkte glücklich. Es war mein erster Aurum D10/Hyoszyamus D5/Stibium D6): Eine 52-jäh-
Einsatz dieses Medikaments. Voller Dankbarkeit und in rige Patientin mit metastasiertem Mammakarzinom
gewisser Weise fassungslos stand ich gemeinsam mit war vor lauter Trauer und Wut über ihre Erkrankung in
dem Ehemann und Sohn am Bett der Patientin. In dieser Schlafstörungen und Panikanfälle geraten. Das Medika-
Stimmung ist sie 8 Stunden später verstorben. ment wirkte zentrierend und beruhigend.
Dieses tiefe Erlebnis hat mir die Tür geöffnet, anthro- Aurum/Hyoscyamus comp. (Amp./Gl., Weleda): Bei
posophische Medikamente in der Palliativbetreuung einer 62-jährigen Patientin mit schwerer COPD und
posttraumatischer Verbitterungsstörung wirkte es zen-
großzügiger zu nutzen. Ich habe ich mich auf den
trierend und beruhigend, dabei waren die S.c.-Gaben
Weg gemacht und in Der Merkurstab und allen mir ver-
deutlich wirksamer als die Einnahme der Globuli.
fügbaren Büchern nach Olibanum comp. gesucht. Seit-
Aurum metallicum praeparatum (D10, Amp. s. c.,
her wird dieses Medikament in unserem Team liebevoll
Weleda) linderte bei einem 72-jährigen Patienten mit
als die „Wunderspritze“ oder als „Dreikönigskraut“
metastasiertem Bronchialkarzinom die Halluzinationen
bezeichnet, und sowohl die Pflegenden als auch die an-
unter Morphium.
deren ärztlichen Kollegen, welche sonst keinen Zugang Aurum/Lavandula comp. (Salbe, Weleda): Der Ehe-
zur Anthroposophischen Medizin haben, fragen mich mann einer 72-jährigen Patientin war plötzlich verstor-
danach. In der Zwischenzeit haben wir es oft bei Patien- ben und in ihrer Gegenwart reanimiert worden. Seither
ten mit Unruhe und Angstzuständen in der Finalphase war sie wiederholt mit Herzrasen, Panik, Luftnot und zu-
genutzt. Oft hat es zu Entspannung und Ruhe geführt nehmenden Schlafstörungen in die Klinik gekommen.
und den Einsatz von Morphium, Tavor oder Promethazin Ein Salbenlappen mit Aurum/Lavendula comp. wirkte
reduziert. Nicht immer war die Veränderung so zeitnah bei ihr beruhigend. Endlich konnte sie um ihren Mann
zu beobachten. Bei einigen Patienten haben wir keine trauern und auch weinen, dann wieder schlafen. Bei
Wirkung gesehen. In Zukunft werden wir bei jedem einem 82-jährigen Patienten mit Bronchialkarzinom mit
unserer Patienten 1 Amp. Olibanum comp. in die Notfall- großer Luftnot und Erstickungsängsten in der Finalpha-
box legen. se wirkte der Salbenlappen beruhigend und schien
Die Geschenke der „Heiligen Drei Könige“ sind es, auch die Ehefrau zu beruhigen.
die in dieser ordnenden, entlastenden und befreienden Aurum metallicum praeparatum D30 (Amp. s. c.,
Weise bei Unruhezuständen und Ängsten in der Final- Weleda): Ein 78-jähriger erfolgreicher Musiker hatte
phase hilfreich sind. Es kommt zur Lösung der Seele, nach der Diagnose eines Prostatakarzinoms die Geige
welche sich oft in den letzten Stunden oder Tagen noch- zur Seite gelegt und jeden Kontakt zu anderen Musikern
mals zu stark an den Leib bindet und damit Schmerzen, abgebrochen. Inzwischen war das Karzinomleiden fort-
geschritten, mit Knochenmetastasen und großflächiger
Angst und Unruhezustände besonders hervortreten
lokaler Infiltration. Er lebte seit einiger Zeit im Pflege-
lässt. Durch das Medikament kommen die Wesensglie-
heim und zeigte sich auch dort verschlossen und sehr
der wieder in eine neue Harmonie zueinander, sodass
kleinlich. Auf mich wirkte er schwer depressiv. Ich verab-
der richtige Moment zum Sterben gefunden werden
reichte ihm Aurum met. praep. D30, 1 Amp. s. c. 3 Stunden
kann. Mitunter kommt es jedoch auch dazu, dass sich
später riefen die Pflegenden an, er zeige ein völlig unan-
die Situation nochmals stabilisiert und eine Rückkehr gemessenes Lachen, lache über jede Kleinigkeit. Diese
ins Leben möglich ist (1). gelockerte Reaktion ließ nach 24 Stunden wieder nach,
Gold, Weihrauch und Myrrhe aber der Patient wollte von dem Medikament und auch
einzeln betrachtet von uns als Palliativnetz nichts mehr wissen. Er verwei-
gerte jede Art der Weiterbehandlung. Sicherlich steckt
Gold (Aurum) die Kraft zum Lösen, aber auch zur manischen Ver-
Gold diente schon immer der Verehrung des Göttli- stärkung in den Möglichkeiten des hoch potenzierten
chen. Es steht für Reinheit und Licht einerseits und für Goldes. Möglicherweise ist sie bei Aurum D30 als
die Schwere andererseits. Gold ist ein leuchtendes Edel- Monotherapie eher zu finden als bei der gemeinsamen
metall und geht nur wenige Bindungen ein, andererseits Komposition von Gold, Weihrauch und Myrrhe.
ist es dicht und doppelt so schwer wie Blei. Gold als Me- Weihrauch (Olibanum)
dikament sucht die Harmonie von der Mitte aus. So ist es Der Weihrauch (Olibanum) ist das brennbare Harz
bei Herzkreislauferkrankungen unverzichtbar, aber auch des in unwirtlicher Wüstenumgebung wachsenden
bei Entgleisungen in die Schwere oder Leichte. In tiefen Weihrauchbaums (Boswellia sacra). Anders als die Myr-
Potenzen hilft es zu verdichten und zu stabilisieren, in rhe erscheint der Weihrauchbaum kraftvoll, die Zweige
hoher Potenz hilft Aurum sich zu lösen. Falsch einge- zum Himmel ausbreitend, die Blüten wie in die Periphe-
setzt kann es aber auch zu sehr in die Verdichtung, z. B. rie versprühend. Während Myrrhe gerbend und festi-
Depression, oder zu sehr in die Lösung, z. B. Manie oder gend z. B. auf entzündetes Zahnfleisch wirkt, löst der
Entzündung, führen (2). über glühender Kohle zum Schmelzen und Verduften ge-
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brachte Weihrauch die Seele und wurde seit je benützt, – Aurum comp. Salbe (WALA): Aurum metallicum D3,
um „die Gebete der Gläubigen nach oben zur Gottheit Olibanum 0,1 g, Myrrha 0,1 g.
zu tragen“. In der Myrrhe finden wir eher die Geste des
Mittlere Potenzen
Verhärtens, im Weihrauch die der Auflösung (3).
– Myrrha comp. Dil. D8, D10 (Weleda): Aurum metallic-
In vieler Hinsicht können bei dieser Pflanze über-
um, Olibanum, Myrrha gemeinsam potenziert.
formend-abtötende und energiegeladen-stoffwechsel-
– Myrrha comp. D8/Belladonna D10 Dil. (Weleda).
betonte Prozesse und Bildungsgesten nachgewiesen
werden, die in Beziehung zur Krankheitsdynamik der Hohe Potenzen
Multiplen Sklerose stehen (4). – Olibanum comp. Amp. (Weleda): Aurum metallicum
praeparatum D30, Olibanum D12, Myrrha D6.
Myrrhe (Myrrha)
– Myrrha comp. Dil. D30 (Weleda): Aurum metallicum,
Myrrhe ist das Harz des Commiphora-Baums. Er
Olibanum, Myrrha gemeinsam potenziert.
wächst in der Wüste von Somalia, des Jemen und Oman,
wo es nur 200–600 ml Niederschlag pro Jahr gibt. Die- Weitere Anwendungsmöglichkeiten
ser Baum ist ca. 3 Meter hoch, dornig, sperrig, karg und Für die tieferen Potenzen beschreibt Markus Sommer
zusammengezogen, trägt kleine rundliche Blätter. Das die Anwendung von Aurum comp. bei Multipler Skle-
Harz schmeckt bitter. In der Myrrhe als Pflanze finden rose, als Dauertherapie zwischen den Schüben. Mittags
wir eher die Geste des Verhärtens (3). Die konservieren- und abends 5 Gl Aurum comp. und zusätzlich Stannum
de Wirkung auf Häute und Schleimhäute nutzten die mellitum D20 morgens 1 Msp. In seltenen Fällen ist eine
Ägypter für die Mumifizierung. Im 19. Jahrhundert wur- Verschlechterung der Depression zu sehen, was an dem
de es als Tonikum für Magen, Herz und Nerven genutzt. tiefpotenten Aurum liegen kann, dann empfiehlt er auf
Schon in kleinsten Dosen soll es appetitanregend sein. Olibanum D6 zu wechseln (4). In einem anderen Artikel
Rudolf Steiner bezeichnet die Myrrhe als „Symbol des findet sich bei Sommer der Hinweis, dass Aurum comp.
Sieges über den Tod“ (zitiert nach (5)). bei entzündlichen Darmerkrankungen zur Anwendung
kommt (3).
Praktische Erfahrung mit Myrrhe (Myrrha)
Für die mittleren Potenzen findet sich im Vademe-
Ratanhia-Mundwasser (Weleda): Bei einer 85-jährigen
cum der Hinweis auf die Anwendung von Myrrha comp.
dementen Patientin fanden sich Entzündungen im
D10 beim postoperativen Delir sowie für Kinder mit
Mundraum, die sie sichtlich am Essen hinderten. Nach
emotionaler Labilität, v. a. bei hysterischer Konstitution
Mundspülungen mit dem Mundwasser begann sie
(6, S. 549).
schon nach 2 Tagen wieder zu essen.
In verschiedenen Berichten wird die Komposition
Gold, Weihrauch und Myrrhe als Komposition auch in auf- oder absteigender Potenz eingesetzt: So
Diese Komposition geht auf Dr. Karl König zurück, beschreibt Hessenbruch beim frühkindlichen Hirnscha-
welcher die drei Substanzen in Reinform zusammen- den den Einsatz von Myrrha comp. für je 8 Wochen eine
geführt und dann über die Verreibung gemeinsam Potenz in auf- und dann wieder in absteigender Weise
potenziert hat. Karl König nannte das Medikament (7). Engel nutzt Thalamos ( jetzt Myrrha comp.) bei
damals Thalamos (griechisch: das Allerheiligste des autistischen Kindern mit schwerer Kontaktstörung oder
Tempels), heute wird es als Myrrha comp. (Tropfen) von auch beim Postenzephalitischen Syndrom (2).
Weleda hergestellt. Die Herstellung findet in den heili- Die Anwendung der hohen Potenzen wird von
gen Nächten zwischen Weihnachten und Drei Könige Karutz bei Unruhe und Ängsten in der Sterbephase
statt, in der Morgen- oder Abenddämmerung. Als beschrieben (1). Straube nutzt es posttraumatisch bei
Weiterentwicklungen gibt es Aurum comp. (WALA) und Wahnzuständen und Flashbacks, wie auch bei agitier-
Olibanum comp. (Weleda). Bei der Arzneimittelprüfung tem und zerstörerischem Verhalten und beim Phantom-
beschreibt Karl König auch, dass ein Proband in eine schmerz (8).
schwere anhaltende Depression gerutscht sei und an-
Abschlussgedanken und Anregung für
dere gelockerte, manische Zustände entwickelt habe.
das Vademecum
Zu beachten ist, dass Karl König insbesondere Kinder mit
Aurum, Olibanum und Myrrha greifen ordnend und
diesem Medikament in ansteigender Potenz alle bis zu
harmonisierend in das Wesensgliedergefüge ein: in
einem hochfieberhaften Zustand geführt hat und dass
tieferen Potenzen eher verdichtend und stabilisierend,
dieser Fieberprozess maßgeblich zu der Stabilisierung
in höheren Potenzen lösend und befreiend (3). Das Gold
der zugrunde liegenden Erkrankung führte (2). Die Kom-
berührt dabei die seelisch-geistige Dimension und ist in
position ist heute mit folgenden Potenzen und Namen
diesem Sinne wirksam bei Depression einerseits und
auf dem Markt.
Manie andererseits, im Mittel jedoch rhythmisierend
Verschiedene Potenzen und stabilisierend im Herzkreislauf. Myrrhe hat mit
Tiefere Potenzen Leben und Tod zu tun, so wirkt es in tiefen Potenzen ab-
– Aurum comp. Amp. (WALA): Aurum metallicum D6, tötend und in höheren Potenzen befreiend. So nutzen
Olibanum D3, Myrrha D3. wir es als Ratanhia-Mundwasser mit seiner anti-
– Aurum comp. Gl. (WALA): Aurum metallicum D7, entzündlichen Wirkung bei der Stomatitis aphtosa. Im
Olibanum D4, Myrrha D4. homöopathischen Arzneimittelbild der Myrrhe finden
D i n k e l a c k e r   |   G o l d, W e i h r a u c h u n d M y r r h e – P r a k t i s c h e E r f a h r u n g a u s d e r Pa l l i a t i v m e d i z i n 57

sich hochfieberhafte Infekte im Hals- und Rachen- Literatur


1 Karutz M, Soldner G.
bereich, z. T. auch mit Lymphadenopathien, sodass die
Olibanum comp. Der Merkurstab
Komposition sicherlich auch im Bereich derartiger In- 2014;67(5):400–402.
fekte verordnet werden könnte. Weihrauch ist seit jeher 2 Engel H, König K, Müller-
Wiedemann H. Über schwere
Träger des Gebets von Mensch zur Gottheit. Die drei
Kontaktstörungen im Kindesal-
Geschenke der „Heiligen Drei Könige“ zeigen als Medi- ter und deren Behandlung mit
kament geeint eine außerordentliche Wirksamkeit. Es der Substanz Thalamos. Der
Merkurstab 2007;60(6):533–555.
muss dem Arzt jedoch bewusst sein, dass die Kräfte auch
3 Sommer M, Schmidt A. Zwei
zu stark sein können, sodass die beschriebenen Krank- Vorbemerkungen zum Wieder-
heitszustände wie Depression, Manie und Entzündung abdruck des Folgebeitrages. Der
Merkurstab 2007;(6):529–530.
befördert oder hervorgerufen werden können. Anderer-
4 Sommer M. Multiple Sklerose
seits können wir sie aber auch gezielt für den therapeu- – Krankheitsverständnis und
tischen Weg nutzen (2). Therapiemöglichkeiten der
Anthroposophischen Medizin.
Karl König, auf den die Komposition zurückgeht, hat
Der Merkurstab 2003;56(2):
autistischen Kindern Thalamos (heute Myrrha comp.) in 54–60.
aufsteigenden Potenzen gegeben und damit fast regel- 5 Meyer U. Weihrauch und
Myrrhe-Baumharze der Halb-
haft die Bereitschaft zu hochfieberhaften Infekten her-
wüste als Heilmittel. Der Mer-
beigeführt. Erst nach Überwindung der Infektionen hat kurstab 2007;60(6):522–528.
er bei nahezu allen Kindern eine verbesserte Eigen- und 6 Gesellschaft Anthroposophi-
scher Ärzte in Deutschland (Hg).
Fremdwahrnehmung, verbesserten Sozialkontakt und
Vademecum Anthroposophische
weniger Aggressionen gesehen. Bei der Arzneimittel- Arzneimittel. 4. Aufl. Der Merkur-
prüfung finden sich bei allen Prüfern Entzündungen im stab Supplement 2017; 70.
7 Hessenbruch A. Die Behand-
HNO-Bereich und Exkarnationsbewegungen in dem Sin-
lung frühkindlicher Hirnschäden
ne, dass die Prüfer sich wie schwebend erlebt haben, wie mit Myrrha comp. Aurum –
auf der Bühne agierend und z. T. mit Schwindel oder Olibanum – Myrrha (Teil III). Der
Merkurstab 2007;60(6):555–556.
Lachanfällen. Alle Prüfungen mussten von daher vorzei-
8 Straube M. Versuch eines
tig abgebrochen werden. (Der hoch interessante Artikel Konzeptes der Traumatherapie.
hierzu von 1956 wurde nochmals in Der Merkurstab 2007 Der Merkurstab 2016;69(6):
431–437.
abgedruckt (2)).
Gold, Weihrauch und Myrrhe erscheinen als hoch-
wirksame Komposition, und vermutlich ist die Indikati-
onsbreite noch weitaus größer als bisher beschrieben.
Andererseits wird es bei diesem Medikament deutlicher
als sonst, dass eine falsche Potenz auch zu stark oder
gar schädigend wirken kann. Wünschenswert wäre es,
im Vademecum die drei verschiedenen Darreichungs-
formen an einer Stelle gemeinsam zu beschreiben,
sodass wir die Fülle der Möglichkeiten und die Klaviatur
der Potenzen besser überblicken können. Sicherlich
bedarf es Mut und Wachsamkeit, dieses hochkompe-
tente Medikament heute zu nutzen. Aber es macht auch
Mut und Freude, wenn sich die Wirkung zeigt. – Ein
Medikament, welches Anlass gibt zu Dankbarkeit,
Ehrfurcht und Verehrung.

Dr. med. Claudia Dinkelacker


Ärztin für Allgemein-, Geriatrie- und Palliativmedizin
Schwerinstraße 2
23564 Lübeck
claudia_dinkelacker@web.de

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