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Originalarbeit

Rollen und Arbeitsinhalte von Peers und Expertinnen und


Experten durch Erfahrung in Praxis, Bildung, Entwicklung und
Forschung in der Psychiatrie
Ergebnisse einer Umfrage aus der Schweiz
Roles and Work Content of Peer Workers and Experts by
Experience in Mental Health Practice, Education, Research and
Development
Results of a Survey in Switzerland

Autoren
Christian Burr 1, Katja Rother1, Laila Elhilali 1, Andréa Winter1, Bernd Kozel1, Katja Weidling 2, Gianfranco Zuaboni 1, 3

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung


Institute Z US A M M E N FA SS U N G
1 Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Ziel der Studie Erfassen der Arbeitsinhalte, Rollen und Auf-
Universitäre Psychiatrische Dienste Bern (UPD), Schweiz gaben von Peers in psychiatrischen Dienstleistungen in der
2 Florence-Nightingale-Krankenhaus, Düsseldorf, Deutschschweiz.
Deutschland Methode Fragebogengestützte Umfrage bei Peers in der
3 Sanatorium Kilchberg AG, Privatklinik für Psychiatrie Deutschschweiz.
und Psychotherapie, Kilchberg (ZH), Schweiz Ergebnisse Die meisten Befragten gaben an, in Bereichen
zu arbeiten, die sich auf die Behandlung von Menschen mit
Schlüsselwörter Psychosen und affektive Erkrankungen spezialisiert haben
Umfrage, Peer-Arbeit, Expertinnen durch Erfahrung, und im direkten Kontakt mit Betroffenen tätig zu sein. Als
Recovery-Orientierung Kernaspekt ihrer Tätigkeit wurde am häufigsten das „Brü-
cken bauen“ zwischen Betroffenen und Fachpersonen ge-
Keywords nannt und das Vermitteln von Zuversicht, Empowerment
survey, peer workers, experts by experience, recovery- aber auch Unterstützung beim Symptom- und Krankheits-
orientation management wurde als Arbeitsaktivität angegeben. Die
Mehrheit der Befragten verfügen über Stellenbeschreibun-
Online-Publikation 2020 gen, die mit ihren Tätigkeiten übereinstimmen.
Schlussfolgerungen Für Anbieter psychiatrischer Dienst-
Bibliografie leistungen besteht die Herausforderung, die neue Berufs-
Psychiat Prax gruppe der Peers möglichst gut zu integrierten ohne ihre
DOI 10.1055/a-1287-6074 Nähe zu den Betroffenen oder ihre möglicherweise auch
ISSN 0303-4259 kritische Perspektive gegenüber der bestehenden Praxis zu
© 2020. Thieme. All rights reserved. schwächen.
Georg Thieme Verlag KG, Rüdigerstraße 14,
70469 Stuttgart, Germany ABSTR AC T

Korrespondenzadresse Aim of the study To identify work contents, roles and tasks
Christian Burr, MScN, RN, Universitäre Psychiatrische of peer workers in mental health services in the German-
Dienste Bern (UPD), Universitätsklinik für Psychiatrie und speaking part of Switzerland.
Psychotherapie, Zentrum Klinische Pflegewissenschaft, Methods A survey was conducted among peers in the Ger-
Bolligenstraße 111, 3000 Bern 60, Schweiz man-speaking part of Switzerland.
christian.burr@upd.ch Results Most respondents stated that they work mainly in
specialized services in the treatment of people with psycho-
ses and affective disorders and in direct contact with ser-
vice users. “Building bridges” between service users and
professionals, conveying hope and confidence, empower-
ment as well as support in symptom management was

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most frequently indicated as a work activity. The majority of well as possible without undermining their proximity to
respondents have job descriptions that correspond to their the service users or their possibly critical perspective with
activities. regard to the existing practice.
Conclusions For mental health services, the challenge is to
integrate the new professional group of peers workers as

aus Deutschland zeigte insbesondere eine Verbesserung der


Einleitung Selbstwirksamkeit bei den Studienteilnehmenden durch Peer-
Der Recovery-Ansatz stellt eine neue Ausrichtung psychiatri- Support [15]. Das entsprechende Curriculum wurde in der
scher Dienstleistungen dar, die maßgeblich von Menschen mit Schweiz übernommen, wo seit 2010 EX-IN-Weiterbildungen
eigener Erfahrung mit psychischen Problemen und Genesung angeboten werden. Bis 2017 absolvierten in der Schweiz ca.
entwickelt und gefordert wird [1]. Recovery wird durch die 180 Personen die Weiterbildungen, die durch den Verein EX-IN
Weltgesundheitsorganisation [2] sowie durch Versorgungsleit- Schweiz [16] und die Stiftung Pro Mente Sana [17] angeboten
linien [3] als anzustrebende Grundlage für die Behandlung von werden.
Menschen mit einer psychischen Erkrankung und zur Förderung Literatur aus den USA und aus Deutschland zeigen, dass
der psychischen Gesundheit beschrieben. Der Einsatz von Men- Peers meist in vielen verschiedenen Rollen und Arbeitsfeldern
schen mit eigener Erfahrung mit psychischen Problemen und arbeiten, in multidisziplinären Teams in stationären oder ambu-
Genesung ist dabei von zentraler Bedeutung [2, 3]. Der Begriff lanten Settings eingebunden sind, Gruppen auf psychiatrischen
«Peer» oder «Genesungsbegleiter*in» wird oft verwendet, wenn Stationen entwickeln und leiten, in therapeutischen Entschei-
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sie andere Menschen begleiten, die mit ähnlichen Erfahrungen dungsprozessen involviert oder als Dozierende im Bildungsbe-
und Problemen konfrontiert sind [4], und dabei ihre eigenen Er- reich tätig sind [4, 18, 19]. Die Rollen und Aufgabenbereiche
fahrungen nutzen [5]. Beim Einsatz in der Bildung sowie in der sind aber oft nicht klar definiert, was zu Unsicherheiten im All-
Forschung und Entwicklung wird oft der Begriff Expert*innen tag führen kann [5, 20]. Zudem scheint die Beziehungsgestal-
durch Erfahrung genutzt, um die Erfahrung als Expertise her- tung zu den Fachpersonen herausfordernd zu sein. So zeigen
vorzuheben, dies als Alternative oder Ergänzung zur Expertise einige Studien, dass Peers die Zusammenarbeit mit Fachperso-
von Fachpersonen [6]. Der Einfachheit halber wird in diesem Ar- nen aufgrund von Stigmatisierungen als belastend erleben
tikel der Begriff «Peer» stellvertretend für all die verschiedenen [4, 5]. In einer Übersichtsarbeit von Ibrahim, Thompson, Nix-
Rollen und Bezeichnungen verwendet, ob in der direkten Unter- dorf et al. [21], in welcher auch Studien aus Deutschland be-
stützung von Betroffenen oder aber auch in der Bildung sowie rücksichtigt wurden, werden für die erfolgreiche Implementie-
in der Forschung und Entwicklung. rung der Peer-Arbeit in Institutionen u. a. eine klar definierte
Im Zuge der Recovery-Bewegung wurden seit den frühen Rolle, fundiertes Wissen der Mitarbeitenden bezüglich der Auf-
1990er-Jahren in den USA zunehmend Peers im Gesundheits- gaben der Peers, Verhaltensweisen im Umgang mit eigenen
wesen als Expertinnen und Experten anerkannt und eingesetzt Grenzen sowie eine sorgfältige Kommunikation von Informatio-
[7]. Ab dem Jahre 2000 verstärkte sich der Einsatz von Peers in nen über Patientinnen und Patienten genannt.
Neuseeland und Australien, in der Folge in Großbritannien [8] Der Forschungsstand zur Peer-Arbeit im deutschsprachigen
und ist mittlerweile in verschiedenen englischsprachigen Län- Raum ist u. a. mit einer Wirksamkeitsstudie von Peer-Support
dern gesetzlich verankert [9]. Im deutschsprachigen Raum hin- [15] oder einer Übersicht über bestehende oder mögliche Ein-
gegen erfolgte die Etablierung des Recovery-Ansatzes und der satzbereiche von Peers [19] noch überschaubar. Eine systema-
Peer-Arbeit mit zeitlicher Verzögerung [10], die Aufnahme in tische Befragung von Peers bezüglich ihrem Einsatz im Bereich
hiesige Leitlinien erfolgte jedoch zeitnah (u. a. [11, 12]). der Psychiatrie fehlt aktuell. Deshalb wurde eine von den Auto-
Peer-Arbeit wird in der Literatur meist auf verschiedenen rinnen und Autoren (CB, BK, AW) initiierte Umfrage bei Peers
Ebenen und Bereichen verortet. Tambuyzer, Pieters u. Van im deutschsprachigen Teil der Schweiz durchgeführt [22].
Audenhove [13] ordnen die Tätigkeiten der Peers 4 verschiede- Unsere Studie basiert auf den folgenden Fragestellungen:
nen Ebenen zu: Die Mikroebene repräsentiert die am häufigsten ▪ Wie ist die aktuelle Situation der Peers in der deutschspra-
verbreitete Rolle in der direkten Unterstützung von Menschen chigen Schweiz?
mit psychischen Problemen. Der Mesoebene werden beratende ▪ Wie sind die Arbeitsbedingungen und wie zufrieden sind die
Tätigkeiten von Fachleuten oder Institutionen bei der Entwick- Peers mit ihrer Arbeit?
lung von Dienstleistungen zugeordnet. Weitere Ebenen sind ▪ Welche Herausforderungen bestehen für die Peers hinsicht-
Beratung in der Politik und bei der Gesetzesentwicklung (Makro- lich der Integration in das jeweilige Arbeitsumfeld und was
ebene) sowie Bildungs- und Forschungstätigkeiten (Metaebene). wird als hilfreich erachtet im Hinblick auf deren Optimie-
Seit 2007 gibt es in Deutschland eine formalisierte Peer-Aus- rung?
bildung (Experienced Involvement, EX-IN), die Teilnehmende ▪ Welche Rollen und Aufgaben übernehmen Peers im
befähigen soll, Menschen mit psychischen Erkrankungen in ih- psychiatrischen Bereich?
rem Recovery-Prozess zu begleiten sowie neue Angebote zu
entwickeln und in der Bildung tätig zu sein [14]. Eine Studie

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▪ Auf welche krankheits- und genesungsbezogenen bildungszentren, an Betroffeneninstitutionen, an die beiden
Phänomene und Diagnosen beziehen sich die Erfahrungen EX-IN-Weiterbildungsanbieter, an die Dachorganisation der
der Peers und wie nutzen sie diese für ihre Arbeit? Peer-Mitarbeitenden in der Schweiz und an bekannte Expertin-
nen und Experten durch Erfahrung sowie an Fachpersonen ge-
Die erste Publikation der Umfrage [22] bezog sich vor allem auf schickt. Dies mit der Bitte, den Fragebogen auszufüllen oder
die Aspekte Arbeitszufriedenheit, Arbeitsbedingungen sowie ihn an potenzielle Studienteilnehmende weiterzuleiten. Die
Herausforderungen und Chancen der Integration ins Arbeits- Studienteilnehmenden hatten die Möglichkeit, den Fragebo-
umfeld. Der vorliegende Artikel beschäftigt sich mit den Resul- gen auf Papier oder elektronisch auszufüllen und ihn per Post
taten zu den Aspekten Rollen und Arbeitsinhalte (Kernaspekte, oder per Email zurückzuschicken.
Settings, Arbeitsbereiche) sowie dem Nutzen oder der Über- Aus Evaluationsberichten der beiden EX-IN-Weiterbildungs-
tragbarkeit der krankheits- und genesungsbezogenen Erfah- anbieter geht hervor, dass seit 2010 in der Deutschschweiz ca.
rungen. 180 Peers ausgebildet wurden (aus den Berichten konnte die
exakte Anzahl nicht eindeutig ermittelt werden). Davon gaben
Methoden aber nur ca. 75 % der Teilnehmenden an, eine Anstellung oder
Arbeit nach der Ausbildung anzustreben. Ausgehend von die-
Fragebogen
sen Angaben wurde die Gesamtzahl der Population dieser Stu-
Eine Arbeitsgruppe bestehend aus 2 Pflegewissenschaftlern die auf 125 Personen geschätzt. Die Datensammlung erfolgte
(BK, CB), 1 Expertin durch Erfahrung (AW) sowie 1 Pflegestu- vom 1. September 2017 bis am 15. November 2017.
dierenden (KW), entwickelte einen Fragebogen aufgrund von
eigenem Wissen und Erfahrungen sowie bestehender Literatur Analyse
und Untersuchungen [4, 23–28]. Die Augenscheinvalidierung Zur deskriptiven Analyse der Daten wurde die Software SPSS 24

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der ersten Version wurde durch 3 landesweit bekannte Peers verwendet. Für metrische Variablen wurden Mittelwerte, Stan-
und 4 Fachexpertinnen und Experten durchgeführt. Nach der dardabweichungen und Spannbreiten berechnet, für kategoria-
Integration der Rückmeldungen wurde ein Pretest mit 3 weite- le Variablen absolute und relative Häufigkeiten. Die Freitextant-
ren Peers durchgeführt. Dieser Prozess wurde andernorts de- worten wurden gruppiert und kategorisiert.
tailliert beschrieben [22]. Er besteht aus 36 Fragen und ist in 5
Teile gegliedert: Ethische Aspekte
▪ Soziodemografische Daten (Alter, Geschlecht, Bildungs- Die Studie obliegt nicht dem Einflussbereich des schweizeri-
status u. a.), berufsspezifische (Peer-Ausbildung, Motivation schen Humanforschungsgesetzes [29], weshalb keine Prüfung
u. a.) und relevante gesundheitsbezogene Angaben (erhal- durch die entsprechende Kommission erfolgte. Die ethischen
tene Diagnose, erlebte Phänomene u. a.) Grundsätze der Deklaration von Helsinki [30] wurden befolgt.
▪ aktuelle Beschäftigungssituation (angestellt oder freiberuf- Die Teilnehmenden wurden umfassend über die Ziele und die
lich, Stellenbeschreibung u. a.) Motivation der Umfrage informiert. Die Umschläge der per
▪ Kernaspekte der Peer-Rolle und persönliche Motivation Post zurückgeschickten Fragebögen wurden umgehend ver-
(Ebene der Arbeit, Setting, Arbeitsinhalte u. a.) nichtet und sicher entsorgt. Die per E-Mail zurückgeschickten
▪ Integration in das Arbeitsumfeld (Hilfestellungen, Schwie- Fragebögen wurden ausgedruckt und die E-Mails sowie E-Mail-
rigkeiten u. a.) adressen unwiderruflich gelöscht. Alle Fragebögen wurden da-
▪ Gesundheitsförderung und Prävention (persönliches Enga- raufhin in einem sicheren, dafür vorgesehenen Ordner gespei-
gement, Unterstützung durch Arbeitgeber u. a.) chert. Finanziert wurde die Studie vollumfänglich aus den Res-
sourcen der Institution des Erstautors.
Der Teil „Aktuelle Beschäftigungssituation“ ist in 2 Bereiche un-
terteilt: Einer richtet sich an Personen, die in einer Institution
angestellt sind und einer an solche, die freiberuflich arbeiten. Ergebnisse
Im Verlauf der Datenerhebung gingen 55 ausgefüllte Fragebö-
Stichprobe gen ein, davon entsprach ein einziger Fragebogen den Aus-
Die Befragung richtet sich an Personen mit eigener Krankheits- schlusskriterien. Die 54 eingeschlossenen Fragebögen entspre-
und Genesungserfahrung, die in der Deutschschweiz im psychi- chen 43 % der geschätzten Anzahl der zu diesem Zeitpunkt ak-
atrischen Bereich als Peer in Versorgungsangeboten, in der Bil- tiven Peers (n = 125) im deutschsprachigen Teil der Schweiz.
dung oder Forschung tätig sind.
Einziges Ausschlusskriterium war, wenn die Arbeitserfah- Soziodemografie
rung sich ausschließlich auf die Praktika in der Peer-Ausbildung Annähernd drei Viertel (n = 40) der Teilnehmenden war weib-
beschränkte. lich, das Durchschnittsalter betrug 47 Jahre und fast die Hälfte
(n = 24) von ihnen hatte eine Berufslehre oder eine höhere Be-
Rekrutierung und Datensammlung rufsausbildung abgeschlossen. Knapp 60 % (n = 31) erhielten
Der Fragebogen wurde mit einer Studieninformation im Sinne zum Zeitpunkt der Befragung eine Erwerbsminderungsrente
einer nicht probabilistischen Stichprobenziehung an Kliniken, (in der Schweiz Invalidenrenten [IV]), von diesen hatte knapp
an Bildungsinstitutionen wie Fachhochschulen oder Pflegeaus- die Hälfte (n = 14) eine volle Rente. Nahezu alle (n = 49) Teilneh-

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menden hatten eine EX-IN-Weiterbildung bei einem der beiden ▶ Tab. 1 Krankheitsbezogene Angaben.
Anbieter in der Schweiz absolviert.
Variablen % (n)
Arbeitssettings, -ebenen und -bereiche
erhaltene Diagnosen (Mehrfachantworten)
Im Durchschnitt arbeiteten die Teilnehmenden 2,7 Jahre als
Peer (Spannbreite: 0–9 Jahre). Etwas weniger als die Hälfte Depression 53,7 (29)

(n = 21) hatten die Tätigkeit bereits während ihrer Weiterbil- posttraumatische Belastungsstörung 29,6 (16)
dung aufgenommen. Fast alle (n = 49) gaben an, in einer Institu-
Angst- und Panikstörung 29,6 (16)
tion angestellt zu sein, 24,5 % (n = 13) waren selbstständig und
22,6 % (n = 12) ehrenamtlich tätig. In Bezug auf die verschie- Persönlichkeitsstörung 29,6 (16)

denen Ebenen der Peerarbeit gaben fast alle Teilnehmenden Abhängigkeitserkrankung 20,4 (11)
an, auf der Mikroebene (u. a. direkte Arbeit mit Nutzenden,
bipolare Störung 16,7 (9)
96,3 %, n = 52) und auf der Mesoebene (u. a. Beratung von Fach-
personen, 94,4 %; n = 51) zu arbeiten. Auf der Makroebene (Po- Schizophrenie 13,0 (7)
litik) waren es 31 % (n = 17), auf der Metaebene in der Bildung schizoaffektive Störung 11,1 (6)
waren es 59,3 % (n = 32) und in der Forschung 11 % (n = 6). Von
Zwangserkrankung  7,4 (4)
den 48 Befragten, die angaben, in Institutionen tätig zu sein,
arbeiten 85,4 % (n = 41) in psychiatrischen Kliniken, 12,5 % (n = Essstörung  5,6 (3)
6) in Interessenvertretungs-Organisationen, 10,4 % (n = 5) in ADS  5,6 (3)
Bildungsinstitutionen und 6,3 % (n = 3) in Wohnheimen. Von
andere Diagnosen 13,0 (7)
den in psychiatrischen Institutionen Tätigen gab der größte Teil
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der Befragten an, im stationären Bereich zu arbeiten (78 %), ge- ich möchte keine Auskunft geben  3,7 (2)
folgt vom ambulanten Bereich (41 %) und dem teilstationären Anzahl Diagnosen
Bereich (12 %).
1 34,0 (18)
Erhaltene Diagnosen und Erfahrungen mit 2 26,4 (14)
Symptomen sowie Phänomenen
≥3 39,6 (21)
Wie in ▶ Tab. 1 ersichtlich, gaben Teilnehmende am meisten
persönliche Erfahrung mit Krankheitssymptomen oder Phänomenen
Depression als erhaltene Diagnose an (53,7 %). Weiter wurden
(Mehrfachantworten)
sehr häufig posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS),
Persönlichkeits- sowie Angst- und Panikstörungen (je 29,6 %) Schlafstörungen 92,6 (50)
angegeben. Abhängigkeitserkrankungen, bipolare Störungen Hoffnungslosigkeit 87,0 (47)
oder Diagnosen im Bereich Schizophrenie waren deutlich weni-
Suizidgedanken 75,9 (41)
ger häufig. Knapp 40 % gaben an, mehr als 3 Diagnosen er-
halten zu haben. Bezüglich Erfahrungen mit jeweiligen Krank- verminderter Antrieb 70,4 (38)
heitssymptomen oder entsprechenden Phänomenen wurden Angst- und Panikattacken 55,6 (30)
Erfahrungen mit Schlafstörungen am häufigsten angegeben
Craving 38,9 (21)
(92,6 %), gefolgt von Hoffnungslosigkeit (87,0 %), Suizidgedan-
ken (75,9 %) und vermindertem Antrieb (70,4 %). Weiter wur- Selbstverletzungen 38,9 (21)
den u. a. auch Erfahrungen mit Angst- und Panikattacken, Cra- Manie 31,5 (17)
ving, Selbstverletzungen und Manie genannt.
Aggression und Gewalt 22,2 (12)
Arbeitsbereiche und -inhalte, Kernaspekte der Rolle Stimmen hören 16,7 (9)
Als Behandlungsschwerpunktgebiet der Einheiten, Stationen Essstörungen  5,6 (3)
oder Kliniken, in welchen die Peers arbeiten, wurden am häu-
sonstige Phänomene 25,9 (14)
figsten die Bereiche Psychose (46,3 %) und affektive Erkrankun-
gen (42,6 %) genannt, gefolgt von den Bereichen Persönlich- ich möchte keine Auskunft geben  1,9 (1)
keitsstörungen und Abhängigkeitserkrankungen (je 29,6 %) so-
wie Psychotherapie (27,8 %, das sind i. d. R. stationäre oder ta-
gesstationäre Angebote, die klar strukturierte, psychothera- rechterhalten sowie das Fördern der Selbstbestimmung der Pa-
peutische Programme für Menschen v. a. mit Diagnosen im Be- tientinnen und Patienten (▶ Tab. 2).
reich der Persönlichkeitsstörungen anbieten). Als Kernaspekt Als konkrete Arbeitsaktivitäten wurden mehrheitlich das
der Peer-Rolle wurde mit knapp 90 % der Teilnehmenden am Vermitteln von Zuversicht, Empowerment aber auch Unterstüt-
häufigsten das „Brücken bauen“ zwischen Patientinnen und Pa- zung beim Symptom- und Krankheitsmanagement genannt
tienten und den Fachpersonen genannt. Für drei Viertel der (▶ Abb. 1).
Teilnehmenden sind Kernaspekte ihrer Rolle, die Perspektive
Psychiatrieerfahrener einzubringen, die Würde Betroffener auf-

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▶ Tab. 2 Arbeitsinhalte und Rollen. Umfrage in den USA von Davis [31]. Von anderen vergleichba-
ren Studien liegen keine Angaben zu den Rücklaufquoten vor
Variablen % (n) [4, 25]. Als Einschränkung muss noch angefügt werden, dass
bei der Schätzung der Grundgesamtheit nur Peers mit EX-IN-
Schwerpunktgebiete der Peer-Arbeit (Mehrfachantworten)
Abschluss berücksichtigt wurden. Dadurch wurden alle Perso-
Psychose 46,3 % (25) nen ausgeschlossen, die als Peers oder Expertinnen und Exper-
affektive Erkrankungen 42,6 % (23) ten durch Erfahrung arbeiten, ohne jemals eine solche Weiter-
bildung absolviert zu haben. In diesem Sinne könnte die Rück-
Persönlichkeitsstörungen 29,6 % (16)
laufquote auch noch kleiner ausgefallen sein.
Abhängigkeitserkrankungen 29,6 % (16) Die Zusammensetzung der Stichprobe unterscheidet sich
Psychotherapiestation 27,8 % (15) von anderen Studien in Bezug auf den höheren Frauenanteil
[4, 25, 31] und den höheren Prozentsatz der Teilnehmenden
Alterspsychiatrie  3,7 % (2)
mit einer Berentung (57 % gegenüber 33 %) [4]. In Bezug auf
Kinder- und Jugendpsychiatrie  1,9 % (1) Alter [32, 33], Bildungsniveau [4, 33] und den Anteil der Teil-
keine Spezialisierung  7,4 % (4) nehmenden mit Abschluss einer spezifischen Weiterbildung
[4] gab es keine Unterschiede.
andere Schwerpunktgebiete 14,8 % (8)
Bezüglich der persönlichen Erfahrungen mit psychiatrischen
Akutpsychiatrie  7,4 % (4) Diagnosen entsprechen einzelne Ergebnisse denjenigen ver-
Gruppenleitung  3,7 % (2) gleichbarer Studien. So gab in einer US-Studie [4] ein großer
Teil der Befragten an, Erfahrung im Bereich Angst und Abhän-
neurotische, Belastungs- und somatoforme  3,7 % (2)
gigkeit zu haben und in einer Studie aus Israel [33] wurde am

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Störungen
häufigsten eine Diagnose im Bereich von affektiven Erkrankun-
Kernaspekte der Peer-Rolle (Mehrfachantworten) gen angegeben. Auch in dieser Studie wurde die Diagnose Schi-
Brücken bauen zwischen Patient*innen und 88,9 (48) zophrenie deutlich weniger häufig genannt.
Fachpersonen In Diskussionen zu Peer-Arbeit kommt regelmäßig die Frage
Perspektive Psychiatrieerfahrener einbringen 75,9 (41) auf, inwieweit der Einsatzbereich mit der eigenen Diagnoseer-
fahrung übereinstimmen sollte. Obwohl die meisten Peers im
die Würde Betroffener aufrechterhalten 74,1 (40)
Bereich Psychose tätig sind (46 %), verfügt nur ein kleinerer An-
Selbstbestimmung fördern 72,2 (39) teil über entsprechende Erfahrungen (24 %, Schizophrenie und
Verständnis dafür fördern, dass Konflikte und 64,8 (35)
schizoaffektive Störung zusammen). Dies scheint ein Hinweis
Krisen ein Weg zum Wachstum sein können dafür zu sein, dass sich die eigenen Erfahrungen nicht alleinig
auf die psychiatrische Erkrankung beschränken. Im EX-IN-Kon-
Unterstützung des Teams, den Fokus auf die 63,0 (34)
Fähigkeiten Betroffener zu richten
zept wird dieser Voraussetzung entsprochen. So werden die
Studierenden darin begleitet, persönliches Erfahrungswissen
Beziehungsgestaltung 51,9 (28)
(Ich-Wissen) zu reflektieren und zu einem mit den Erfahrungen
gegenseitiger Austausch von erlebter Krankheits- 48,1 (26) der anderen Teilnehmenden angereicherten Erfahrungswissen
erfahrung (Wir-Wissen) zu erweitern [34].
Bezüglich der Erfahrungen mit entsprechenden Krankheits-
phänomenen sind keine Vergleiche mit der vorhandenen Lite-
76,0 % (n = 38) der Befragten berichten, dass eine Stellenbe- ratur möglich, da bislang noch keine Untersuchung dies so dif-
schreibung vorliegt und dass diese in 90 % der Fälle auch ihrer ferenziert erfragt hat. Die vorliegenden Resultate zeigen aber,
aktuellen Tätigkeit entspreche. dass Schlafstörungen, Hoffnungslosigkeit, Suizidgedanken und
verminderter Antrieb sehr häufig und demnach auch von hoher
Relevanz sind. In Verbindung mit den angegebenen Kernaspek-
Diskussion ten und Aktivitäten der Peers zeigt sich, dass sich da nicht alle
Die Resultate dieser Umfrage zeigen, dass in der Deutsch- Erfahrungen gleichermaßen repräsentieren. Im Gegensatz zum
schweiz der größte Teil der Peers in psychiatrischen Institutio- Thema Hoffnungslosigkeit, das mit dem Vermitteln von Zuver-
nen im direkten Kontakt mit den Patientinnen und Patienten sicht (s. Aktivitäten, ▶ Abb. 1) explizit angegangen wird, wer-
arbeitet. Dies erfolgt am häufigsten in den Fachbereichen Psy- den die Themen Schlafstörung und Suizidalität weder bei den
chose und affektive Störungen. Bei den meisten Peers waren Kernaspekten noch bei den Aktivitäten angegeben. Entspre-
die Arbeitsinhalte in einer Stellenbeschreibung festgehalten. chend wären Peer-Angebote zum Umgang mit Schlafproble-
Sie verorteten die Kernaspekte ihrer Rollen und Tätigkeiten am men oder mit Suizidalität angezeigt.
häufigsten im «Brücken bauen» zwischen Fachpersonen und Wichtig scheint an dieser Stelle eine kritische Ergänzung be-
Patientinnen und Patienten, aber auch in der Vermittlung von züglich den oben gemachten Ausführungen. Die Ursprünge von
Zuversicht und Hoffnung. Recovery und Peer-Arbeit sind in der psychiatriekritischen Be-
Die eher geringe Rücklaufquote von 43 % der geschätzten troffenenbewegung zu verorten, die mit ihren Anliegen das
aktiven Peers in der Deutschschweiz ist vergleichbar mit der Klassifizieren und Labeln von Andersartigkeit entgegengetre-

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50
Anzahl Personen (total n = 53)

45 4
6
40 17 16 16 9
21 18
35 26 23 23
12
33 niemals & selten
30
43
25 47
16 manchmal
21 17
20 12 16 19 oft & immer
35
15 15 16
27
7
10
16 14
5 12 11 10 11
5 8 8 8
0

Vertretung d. Belange
Vermitteln v.
Zuversicht

Empowerment

management

Training sozialer
Kompetenzen

Brücken bauen

soziale
Unterstützung

Information

der Betroffenen
Anti-Stigma-
Kompetenz

Krankheitsbilder

Spiritualität/

Freizeitgestaltung

Handbuch Recovery

Kontakte zur Familie


Symptom/Krankheits-

Sinnfindung
▶ Abb. 1 Häufigkeit von Arbeitsaktivitäten der Peers.
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ten ist und die die traditionellen paternalistischen Strukturen Wie die Resultate in dieser Untersuchung zeigen, ist die
psychiatrischer Dienstleistungen als nicht hilfreich empfand Peer-Arbeit in den Bereichen Bildung, Forschung und Politik
[35]. Es ist verständlich, dass die obigen Ausführungen einem nach wie vor stark untervertreten. Dies auch wenn in der Bil-
Bedürfnis von Fachpersonen wie auch einigen Peers entspre- dung positive Entwicklungen zu erkennen sind, indem man
chen, die sich mit der Frage beschäftigen, wie diese Angebote sich konzeptionell und praktisch der Thematik auf verschiedene
in bestehenden Systemen besser ausgerichtet werden können. Weise angenommen hat [44, 45]. In den Bereichen Forschung
Trotzdem sollte bedacht werden, inwieweit sich diese Herange- und Politik werden neben vielversprechenden Projekten und
hensweise eignet, vorhandene Vorurteile und Diskriminierun- positiven Erfahrungen [45–48] auch Hindernisse beschrieben
gen basierend auf Krankheitskonzepten zu überwinden. wie Stigmatisierung, mangelnde Unterstützung und hohe Ar-
Vergleicht man die Resultate bezüglich Aktivitäten mit der beitsbelastung, die eine entsprechende Entwicklung erschwe-
von Salzer, Schwenk u. Brusilovskiy [25], zeigt sich ein ähnliches ren [48]. Neben den fehlenden gesetzlichen Grundlagen, wie
Bild. Auch da waren Vermitteln von Zuversicht (95 %), Empo- sie beispielsweise in Großbritannien bestehen [9], stellt unseres
werment (87 %) und Symptom- und Krankheitsmanagement Erachtens die EX-IN-Ausbildung selber einen beeinflussenden
(68 %) die am häufigsten genannten Aktivitäten. Eine weitere Aspekt dar, weil die notwendigen Qualifikationen für die ent-
Übereinstimmung ergab sich in der Nutzung des Recovery- sprechenden Bereiche darin nicht vermittelt werden. Spezifi-
Handbuchs „Das Leben wieder in den Griff bekommen“ [36] sche Weiterbildungen sollten entwickelt werden, um für Peers
beziehungsweise dem „Wellness Recovery Action Plan“ [37], die Tätigkeit in diesen Bereichen zu unterstützen.
die eher selten von Peers eingesetzt werden, dies obwohl Un-
tersuchungen die Effektivität solcher Arbeitshilfen aufzeigen Einschränkungen und Stärken
[38] und diese von Peers entwickelt wurden [39]. Dass Peers Bei der Interpretation der Ergebnisse sind einige Einschränkun-
ihre eigenen gelebten Erfahrungen manualisierten Program- gen zu beachten.
men vorziehen, wurde anderenorts bereits beschrieben [27]. Erstens handelt es sich um eine kleine, nicht probabilistische
Dies steht allenfalls auch in Zusammenhang mit der Diskussion Stichprobe und es besteht, wie weiter oben schon beschrieben,
darüber, inwieweit Peer-Arbeit auch wirklich die Sicht und Ide- Unsicherheit hinsichtlich der effektiven Rücklaufquote. Da-
en der Betroffenen in die Psychiatrie trägt und diese auch ve- durch ist die Generalisierbarkeit der Resultate eingeschränkt.
rändern kann [40, 41]. In einer Arbeit von Faulkner u. Basset Zweitens gibt es einige Hinweise, dass in dieser Untersuchung
[42] äußern sich Teilnehmende von Peer-Angeboten kritisch negative Erfahrungen und die Sicht der unzufriedenen und kri-
gegenüber starker Formalisierung und Professionalisierung, da tischen Peers etwas untervertreten sind. Einerseits besteht die
dadurch die Nähe zu Patientinnen und Patienten verloren ge- Peer-Arbeit in der Schweiz erst seit wenigen Jahren, was sich in
hen könne. Bei der Integration von Peer-Angeboten in psychi- den noch geringen Arbeitserfahrungen der Teilnehmenden
atrischen Institutionen scheint die Herausforderung zu beste- zeigt. Dabei könnten sich negative Erfahrungen, die sich erst
hen, die neue Berufsgruppe ausreichend in die Organisation zu nach längerer Zeit einstellen, noch nicht gezeigt haben. Zudem
integrieren, dies aber nicht auf Kosten der Nähe und Verbun- zeigen unsere Resultate, dass fast ausschließlich Peers mit EX-
denheit zu den Patientinnen und Patienten und der psychiatrie- IN-Weiterbildung teilgenommen haben, was den Schluss nahe-
kritischen Positionen [40, 43]. legt, dass die sehr kritischen Mitglieder der Peer-Community

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nicht an der Studie teilnahmen (s. a. [40]). Als letzter Punkt soll- [7] Davidson L, Chinman M, Sells D et al. Peer Support Among Adults
With Serious Mental Illness: A Report From the Field. Schizophr Bull
te berücksichtigt werden, dass der von uns aufgrund aktueller
2006; 32: 443–450
Literatur entwickelte und verwendete Fragebogen nicht psy-
[8] Repper J, Carter T. A review of the literature on peer support in men-
chometrisch getestet wurde. Auch wenn er im Pretest von Pro-
tal health services. J Ment Health 2011; 20: 392–411
banden gut angenommen wurde und eine gute Augenschein-
[9] Slade M. Personal Recovery ans Mental Illness. A Guide for Mental
validität vorweist, ist es in einigen Aspekten unklar, wie zuver- Health Professionals. New York: Cambridge University Press; 2009
lässig die Ergebnisse wirklich sind respektive ob die erfragten
[10] Burr C, Schulz M, Winter A, Zuaboni G, Hrsg. Recovery in der Praxis.
Konstrukte wie „Brückenbauen“ oder „Fördern der Selbstbe- Voraussetzungen, Interventionen, Projekte. Köln: Psychiatrie Verlag;
stimmung“ einheitlich verstanden wurden. 2013
Dennoch bietet diese erste Umfrage im deutschsprachigen [11] Kaiser S, Berger G, Conus P et al. SGPP Behandlungsempfehlungen
Raum einen umfassenden Überblick über die relevanten The- Schizophrenie. Zürich: Schweizerische Gesellschaft für Psychiatrie
men und kann als wichtiger Beitrag zur Weiterentwicklung der und Psychotherapie; 2016: 1–40

Peer-Arbeit in der Schweiz sowie im gesamten deutschsprachi- [12] Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychoso-
matik und Nervenheilkunde e. V. (DGPPN). S3-Leitlinie. Psychosoziale
gen Raum genutzt werden.
Therapien bei schweren psychischen Erkrankungen. Berlin, Heidel-
berg: Springer; 2019
[13] Tambuyzer E, Pieters G, Van Audenhove C. Patient involvement in
KONSEQUE NZEN FÜR DIE PR A XIS mental health care: one size does not fit all. Health Expect 2014; 17:
▪ In den jeweiligen Institutionen sind die Aufgaben und 138–150
Rollen der Peer-Mitarbeitenden gut beschrieben, was [14] Bock T, Mahlke C, Schulz G et al. Eigensinn und Psychose, Peer-Bera-
die erfolgreiche Implementierung unterstützt. tung und Psychotherapie. Psychotherapeut 2013; 58: 364–370
▪ Neben dem Vermitteln von Hoffnung und Zuversicht

Elektronischer Sonderdruck zur persönlichen Verwendung


[15] Mahlke CI, Priebe S, Heumann K et al. Effectiveness of one-to-one
wird das „Brücken bauen“ zwischen herkömmlichen peer support for patients with severe mental illness – a randomised
Fachpersonen und Patient/-innen als häufigste Aufgabe controlled trial. Eur Psychiatry 2017; 42: 103–110

von Peers genannt. [16] Verein EX-IN Schweiz. Im Internet: Stand: 24.06.2020 https://www.
ex-in-schweiz.ch/weiterbildung/
▪ Peers scheinen für ihre Arbeitsweise bevorzugt persön-
liche Erfahrungen zu nutzen anstelle von manualisierten [17] Pro Mente Sana. Im Internet: Stand 06.10.2020 https://www.pro-
mentesana.ch/de/angebote/recovery-und-peer/peer-weiterbildung-
Arbeitsinstrumenten.
ex-in.html
[18] Moran GS, Russinova Z, Gidugu V et al. Benefits and mechanisms of
recovery among peer providers with psychiatric illnesses. Qual Health
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Interessenkonflikt
[19] Mahlke C, Schulz G, Sielaff G et al. Einsatzmöglichkeiten von Peerbe-
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Die Autorinnen/Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt be- – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz 2019: 62
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