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Praeventionskultur Und Gesundheitskompetenz
Praeventionskultur Und Gesundheitskompetenz
Präventionskultur
und Gesundheitskompetenz
Die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten Eine alternde Belegschaft birgt damit zumindest zwei
nachhaltig sichern Gefahren für die Produktivität eines Unternehmens:
Der langfristige Erhalt und die Förderung der Gesund-
heit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten werden — Durch krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit und
für die deutsche Wirtschaft immer wichtiger. Aufgrund individuelle Einschränkungen der Leistungsfähig-
des demografischen Wandels altern die Belegschaften keit ergeben sich direkte Produktivitätseinbußen.
vieler Unternehmen. Die Gruppe der 40 bis 50 Jahre al- — Mittelfristig ergibt sich durch frühzeitiges, krank-
ten Beschäftigten bildet häufig die größte Altersgruppe. heitsbedingtes Ausscheiden aus dem Betrieb ein
Unter den gegenwärtigen Bedingungen steigt bis zu ei- Verlust an betrieblicher Kompetenz, dessen Kom-
nem Alter von 65 Jahren auch die durchschnittliche An- pensation immer schwieriger wird, da zum einen
zahl an krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeitstagen durch den demografischen Wandel oftmals jünge-
(s. Abbildung auf Seite 2). res, kompetentes Personal schwerer zu gewinnen
ist und zum anderen teilweise lange Anlernphasen
für komplexe Produktionsprozesse nicht eingeplant
werden können.
FA C H K R Ä F T E
In Kooperation mit:
Präventionskultur und Gesundheitskompetenz
Zudem verändern sich in vielen Branchen Arbeitsanfor- Für die Verantwortlichen in den Betrieben geht es dar-
derungen und Belastungsprofile für die Beschäftigten in um, Maßnahmen zum Erhalt der Leistungsfähigkeit der
Folge zunehmenden Wettbewerbsdrucks, technischer und Beschäftigten zu ergreifen. Dies ist eine wichtige Voraus-
organisatorischer Entwicklungen und damit verbundenen setzung für die langfristige Bindung von Fachkräften mit
Rationalisierungsstrategien. Viele Beschäftigte registrieren ihren Kompetenzen und ihrem Know-how an das eigene
ein Ansteigen der Arbeitsmenge, des Zeitdrucks und der Unternehmen. Zudem schlagen sich hohe Krankenstän-
Verantwortung (s. Hentrich & Latniak, 2013). Dies birgt de, Leistungseinschränkungen von Mitarbeitern oder der
zusätzliche Gefahren für den langfristigen Erhalt von Verlust von betrieblichem Fachwissen, zum Beispiel durch
Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten. Frühverrentungen, negativ auf die wirtschaftliche Leistung
Gesundheit und Leistungsfähigkeit werden dabei von des Unternehmens nieder. Die Gesundheit der Beschäftig-
verschiedenen Faktoren sowohl aus dem persönlichen und ten ist somit ein wesentlicher Faktor im Wettbewerb, den
privaten als auch aus dem beruflichen Bereich beeinflusst. es im Sinne von Nachhaltigkeit weiterhin zu erhalten und
Durch geeignete Maßnahmen können Gesundheit und zu fördern gilt.
Leistungsfähigkeit jedoch erhalten und zum Teil gesteigert
werden (s. ifaa, 2009). Maßnahmen müssen dafür frühzei-
tig ansetzen und dürfen nicht auf ältere Belegschaftsmit-
glieder beschränkt sein.
140 –
– 20
120 –
100 – – 15
80 –
– 10
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40 –
– 5
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15–20 20–25 25–30 30–35 35–40 40–45 45–50 50–55 55–60 60–65 65 und
älter
Abbildung 1: Arbeitsunfähigkeit nach Altersgruppen 2012 (Darstellung und teilweise Berechnung: IAQ; Daten: BMAS, 2013)
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Präventionskultur und Gesundheitskompetenz
Voraussetzungen für Präventionskultur und —— Kommunikation: Nach dem Motto „Tue Gutes und
Gesundheitskompetenz rede darüber“ schafft regelmäßige Kommunikation
Bevor mit Maßnahmen zur Entwicklung von Präventions- mit den Beschäftigten über Gesundheitsthemen sowie
kultur und Gesundheitskompetenz begonnen werden erfolgte und geplante Maßnahmen wichtige Grund-
kann, sollten entsprechende betriebliche Voraussetzungen lagen für die Entwicklung von Präventionskultur und
geschaffen werden. Wichtigste Voraussetzung ist zunächst Gesundheitskompetenz. Sie unterstreicht zum einen
die klare Entscheidung der Unternehmensleitung, Gesund- Gesundheit als wichtiges Ziel des Unternehmens und
heit zu einem – auch wegen seiner betriebswirtschaftli- zum anderen werden die Beschäftigten für das Thema
chen Relevanz – umfassenden Querschnittsthema im Be- sensibilisiert und aktiviert.
trieb zu machen. Dabei gilt es, auch die technischen und —— Verankerung: Um Präventionskultur und Gesundheits-
organisatorischen Rahmenbedingungen, betriebliche Tra- kompetenz im Unternehmen dauerhaft zu verankern,
ditionen und insbesondere die eigenen Stärken im Blick zu sollten entsprechende Ziele formuliert und die Zieler-
behalten. Mit der Entscheidung der Unternehmensleitung reichung nachverfolgt werden. Verbindlichkeiten kön-
können dann weitere Schritte geplant und unternommen nen dabei beispielsweise durch einen regelmäßigen
werden. Drei Aspekte sollten hierbei besonders beachtet Dialog über entsprechende Maßnahmen im Kreis der
werden: Führungskräfte oder auch durch die Verankerung von
gesundheitsbezogenen Werten im Kennzahlensystem
—— Bestandsaufnahme: Die Erfolgsaussichten zur Ent- des Unternehmens geschaffen werden. Bei der Formu-
wicklung von Präventionskultur und Gesundheits- lierung von Zielen ist zu beachten, dass viele Maßnah-
kompetenz steigen, wenn entsprechende Initiativen men zur Förderung von Gesundheit und Leistungsfä-
an bereits vorhandenen Prozessen und Strukturen an- higkeit der Beschäftigten erst langfristig eine Wirkung
knüpfen und in diese integriert werden können. Dies zeigen können. Dies gilt beispielsweise im Hinblick auf
sind beispielsweise Regelungen und Strukturen zum die Senkung von Fehlzeiten. Oft ist es daher zielfüh-
Arbeits- und Gesundheitsschutz, Maßnahmen betrieb- render, sich an der Anzahl von durchgeführten Maß-
licher Gesundheitsförderung und Erfahrungen mit nahmen und am Grad der Beteiligung zu orientieren.
kontinuierlichen Verbesserungsprozessen. Zudem soll- Damit wird unmittelbar deutlich, welche Resonanz die
te geprüft werden, welche Akteure bereits im Themen- Aktivitäten im Betrieb finden.
feld aktiv sind und wie sie in weitere Maßnahmen und
Strukturen eingebunden werden können (Betriebsarzt, Zur Weiterentwicklung der betrieblichen Präventionskultur
Betriebsrat, Führungskräfte, Arbeits- und Gesundheits- und der Gesundheitskompetenz ist die Einbindung der Be-
schutz etc.). schäftigten von zentraler Bedeutung. Die Arbeitserfahrun-
gen und das Wissen der Beschäftigten können unmittelbar
in die Ermittlung von Handlungsbedarf und die Entwick-
lung von Lösungen einfließen. Die Beteiligung sensibilisiert
die Beschäftigten zudem für das Thema gesundes Arbeiten
und regt zur Reflexion des eigenen gesundheitsrelevanten
Verhaltens an.
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Über das RKW Kompetenzzentrum
Das RKW Kompetenzzentrum unterstützt kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland dabei, ihre Wettbe-
werbsfähigkeit zu stärken und zu halten. In der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Politik und Wirtschaft wer-
den praxisnahe Empfehlungen und Lösungen zu den Themen Fachkräftesicherung, Innovationsmanagement sowie
Existenzgründung und -sicherung entwickelt.
Das RKWKompetenzzentrum ist eine bundesweit aktive, gemeinnützige Forschungs- und Entwicklungseinrichtung
des RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrums der Deutschen Wirtschaft e. V.
Impressum
RKW Rationalisierungs- und Innovationszentrum Autor: Dr. Stephan Hinrichs, IAQ – Institut Arbeit und Qualifikation
der Deutschen Wirtschaft e.V. Redaktion: Dr. Andreas Hinz, Rabena Ahluwalia
Gestaltung: Claudia Weinhold
RKW Kompetenzzentrum
Düsseldorfer Straße 40 A, 65760 Eschborn Bildnachweis: © pressmaster - Fotolia.com
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Stand 2014
Zur besseren Lesbarkeit wird in der gesamten Publikation das generische Maskulinum verwendet. Das heißt, die Angaben beziehen sich auf beide Geschlechter,