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Stadtmauer

Eine Stadtmauer ist eine historische Befestigungsanlage einer


Stadt zum Schutz vor Angreifern, also eine Wehrmauer. Sie besteht
aus Stein oder Lehm und ist mindestens mannshoch, meistens
deutlich höher. Sie umgab eine Ortschaft ganz oder teilweise, je
nach Gelände wurden auch natürliche Hindernisse wie Felsen oder
Flüsse einbezogen. Eine Stadtmauer konnte nur durch die Stadttore
passiert werden. Eine Wehrmauer zu errichten war im Mittelalter
ein Privileg, das durch das Befestigungsrecht verliehen wurde. Die
Wehrmauer wurde damit zum Merkmal einer Stadt oder eines Stadtmauer von Cittadella
Marktes. Das Stadt- oder Marktrecht war aber nicht automatisch mit
dem Befestigungsrecht verbunden. Umgekehrt gab es im Mittelalter
auch mit (meist einfacheren) Mauern befestigte Dörfer,
beispielsweise im Thüringer Becken und in den Weinbaugebieten
Südwestdeutschlands.

Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Befestigte Dörfer Stadtmauer von Rothenburg ob der
Aufbau Tauber

Ende
Kultureller Erhalt
Neuzeit
Siehe auch
Literatur
Weblinks
Einzelnachweise

Geschichte
Stadtmauern sind die Weiterentwicklung von Holzpalisaden und Wallanlagen, die zum Schutz früher
Siedlungen errichtet wurden. Als erste ummauerte Stadt wird Jericho betrachtet, das bereits 7000 v. Chr.
eine Stadtmauer besaß. Als erste echte Stadtbefestigung wird jedoch die 9,5 km lange Maueranlage Uruks,
der seinerzeit größten Stadt der Welt, betrachtet. Etwa 2700 v. Chr. erhielt Uruk seine Mauer, aus der circa
neunhundert halbkreisförmige Türme ragten. Während eine reine Mauer, wie in Jericho, lediglich eine
Umfriedung darstellt, die ein Eindringen erschwert oder verhindert, wird sie durch Einbau von Türmen
oder Bastionen wehrhaft und damit zur festungsartigen Stadtbefestigung.
Seit der Antike bis in die Neuzeit sind Stadtmauern ein fast
unabdingbarer Bestandteil jeder Stadt. Es wird diskutiert, ob
altgriechische Städte bereits in archaischer Zeit allesamt
Stadtmauern besaßen.[1] Während der Zeit der Pax Romana gab es
jedenfalls Ausnahmen, wie z. B. das antike Rom selbst, das bis um
270 keine brauchbaren Mauern besaß, da es sich auf die Legionen
als Schutz verließ. In dieser Phase wurden Städte im Kernbereich
des Römischen Reiches oft allenfalls aus Prestigegründen
ummauert (manch eine civitas besaß zwar Stadttore, aber keine Museumsdorf Düppel:
Mauern). In der Spätantike – beginnend mit der Reichskrise des Rekonstruktion einer mittelalterlichen
Palisade
dritten Jahrhunderts – änderte sich dies aber. Das Römische Reich
zerfiel mit der Zeit und der Schutz durch die Legionen und die Pax
Romana war nicht mehr gewährleistet. Teilweise kann der Bau
einer Stadtmauer Hinweise auf tatsächlichen oder wahrgenommenen gesellschaftlichen Verfall und Zeiten
des Unfriedens geben. Waren einfache Stadtmauern zwar nicht geeignet, einer Belagerung durch römische
Legionen längere Zeit Stand zu halten, so konnten sie doch marodierende Banditen, Warlords oder
desertierte Soldaten auf der Suche nach plünderbaren Reichtümern aufhalten, oder dazu bewegen,
woanders ihr Glück zu versuchen.

In Mitteleuropa hinterließen bereits die Kelten große, stark


befestigte Burgstädte (Oppida), deren Stadtmauern manchmal
Einflüsse aus dem Mittelmeerraum erkennen lassen. Anfangs waren
die Befestigungen reine Holz-Erde-Konstruktionen, später wurden
meistens als Murus Gallicus bezeichnete Mischkonstruktionen aus
mörtellos übereinandergelegten Lesesteinen und Holzelementen
errichtet. Die Römer befestigten viele Stadtgründungen früher oder
später mit massiven gemörtelten Steinmauern. Die wohl
bekanntesten Relikte dieser Festungsanlagen in Deutschland finden
Trier: Porta Nigra
sich mit der Porta Nigra in Trier und der Porta Praetoria, sowie
längeren Abschnitten der römischen Steinmauer in Regensburg.
Auch Köln hat noch einige Reste aufzuweisen. Römische Städte gingen oftmals auf vorherige keltische
Oppida oder aber auf römische Heerlager zurück. Letztere waren üblicherweise mit Palisaden umgeben
und zeigen den klassischen rechteckigen Grundriss mit Cardo und Decumanus, welcher an manchen Orten
bis heute erkennbar ist.

Neben diesen bereits antiken Gemeinwesen wurden im frühen Mittelalter noch einige Burg- oder
Bischofsstädte gegründet. Diese Stadtgründungen waren in der Regel durch Wall-Graben-Anlagen
gesichert, selten durch einfache Steinmauern. Ab dem 12. Jahrhundert entstanden hunderte kleinerer und
größerer neuer Siedlungen in ganz Europa, denen meistens bald das Stadt- oder Befestigungsrecht
zuerkannt wurde. Stadtgründungen waren – neben der Anlage von Burgen – ein wichtiges Element des
Territorialausbaues, besonders in Osteuropa entstanden zahlreiche geplante Neuanlagen (Ostkolonisation).
Diese Städte sind leicht an ihren regelmäßigen Grundrissen und großen Marktplätzen zu erkennen. Die
Befestigungsanlagen dieser Stadtanlagen wurden im Laufe ihrer Geschichte immer wieder ausgebaut und
dem aktuellen Stand der Kriegstechnik angepasst.

Befestigte Dörfer
Während von Stadtmauern in Städten in der Literatur häufig die Rede ist und man Befestigungsanlagen in
Städten heute noch vorfindet, gibt es wenige Hinweise über Befestigungsanlagen in kleinen Ortschaften. In
seiner Dorfchronik beschreibt Behringer im Detail die Ortsbefestigung des tauberfränkischen Dorfes
Großrinderfeld, einem Ortsteil der heutigen im Main-Tauber-Kreis im Nordosten Baden-Württembergs und
an der Grenze zu Unterfranken in Bayern gelegenen Gemeinde
Großrinderfeld. Diese Ortsbefestigung (Hag genannt) umschloss
vollständig den Ort. Die Befestigungsanlage setzte sich aus einem
Graben mit dahinter liegendem Holzzaun bzw. einem Erdwall mit
Holzzaun zusammen. Es gab 2 Öffnungen, das Obere Tor und das
Untere Tor. Die beiden Tore wurden vom Nachtwächter morgens
um 6 Uhr geöffnet und nachts um 10 Uhr geschlossen. Heute
weisen nur noch die Straßenbezeichnungen auf die Existenz dieser
beiden Tore hin.
Ruinen von Ernan, ein
Aufbau kadscharisches Dorf in Yazd in
Persien

Eine Stadtmauer besteht in der einfachsten Form aus einem


geschlossenen Mauerring mit seinen Toren. Die Mauerkrone war
meistens begehbar und hatte an der Außenseite eine mannshohe
Brüstung mit Schießscharten oder Zinnen. Nördlich der Alpen war
dieser Wehrgang genannte Rundweg meistens überdacht.
Gelegentlich wurden anstelle eines Wehrganges lose Rollsteine auf
der Mauerkrone aufgeschichtet. Die herabfallenden Steine warnten
die Verteidiger, wenn der Angreifer die Mauer übersteigen wollte.
Beispiele hierfür haben sich an den fränkischen Stadtbefestigungen
von Seßlach und Fladungen erhalten.
Aufbau am Beispiel der Stadtmauer
Dazu kamen im Laufe der Zeit zahlreiche Verstärkungen wie: Freistadt in Oberösterreich (großteils
noch erhalten)
Mauerturm: ein Turm, der über der Mauer errichtet wurde
und meistens etwas hervorragte, so dass die Mauer mit
Waffen bestrichen werden konnte
Stadtgraben: ein vorgelagerter Graben, gelegentlich mit
Wasser gefüllt und durch Futtermauern stabilisiert
Torturm: ein Turm, der neben oder über dem Stadttor
errichtet wurde und zur besseren Verteidigung des Tores
diente
Vormauer mit Zwinger: eine zusätzliche vor der
Stadtmauer verlaufende Mauer geringerer Höhe; der
Zwinger genannte Zwischenraum war manchmal durch
Mauern in mehrere Bereiche geteilt. Lose Rollsteine auf der Mauerkrone
Vorwerke aus zusätzlichen Hindernissen, wie Hecken, in Seßlach
oder andere Anlagen (→ Liste von Fachbegriffen im
Festungsbau)

Während die Wehrtürme west- und südeuropäischer mittelalterlicher


Stadtbefestigungen oft sehr einheitlich und regelmäßig gestaltet
wurden (Ávila, Provins), weisen mitteleuropäische Stadtmauern
überwiegend eine reiche Vielfalt unterschiedlicher
Turmgestaltungen auf. Hier erreichen die Wehr- und Tortürme oft
beträchtliche Höhen, Doppelturmtore sind wesentlich seltener
(Köln, Eigelsteintorburg, Hahnentorburg). Neben der reinen
Schutz- und Wehrfunktion haben meistens auch
Repräsentationsbedürfnisse und künstlerische Aspekte eine Stadtmauer mit Strebepfeilern in
bedeutende Rolle bei der Konzeption der Wehranlagen gespielt. Stralsund
Die städtische Architektur trat hier in den Wettstreit mit der
Adelsburg; Stadtmauern waren oft auch eine Manifestation
städtischen Selbstbewusstseins.

Vorstädte hatten meistens einen separaten Mauerzug, der in das


Verteidigungskonzept der Stadt integriert wurde. In vielen Städten
wurde die Stadtmauer neu erbaut, wenn die alte Mauer das
Wachstum der Stadt zu sehr hemmte. Der Verlauf der alten Mauer
ist im Wegenetz der Stadt noch zu erkennen, wie z.  B. in
Stadtmauer mit offenem Wehrgang
Nördlingen und Dinkelsbühl, manchmal blieben sogar die alten in Delitzsch
Tortürme erhalten, wie der Weiße Turm in Nürnberg oder der
Ostentorturm der ehemaligen Stadtbefestigung Regensburg. In
manchen Fällen – so etwa bei der niederösterreichischen Stadt
Waidhofen an der Ybbs – war die Vorstadt im Unterschied zur Stadt
nur mit einer Palisade aus Holz umgeben. 1547 erließen Richter
und Rat der Stadt Waidhofen an der Ybbs eine Verordnung, welche
den Bewohnern der Vorstadt Leithen verbot, Durchgänge in den
Palisadenzäunen zu errichten.[2]

Zusätzliche Vorwerke verhinderten, dass die Stadt, durch die die


Handelswege führten, umgangen und damit der fällige Zoll oder Stadtmauer in Murten mit
der dortige Markt gemieden werden konnte. Außerhalb der Städte gedecktem Wehrgang
wurden oft noch Wart- und Signaltürme auf geeigneten
Höhenzügen und Aussichtspunkten errichtet, die gelegentlich
burgähnlich befestigt wurden. Häufig wurden die Außengrenzen des städtischen Einflussgebietes ganz oder
teilweise durch aufwendige Landhegen und Landwehren gesichert. Meistens wurde hierzu ein Wallgraben
angelegt und der Wall mit einer undurchdringlichen Dornenhecke, auch Wallhecke oder Knick genannt,
bepflanzt. Die Durchgänge waren in der Regel mit Toren oder Torhäusern bewehrt. Diese
Grenzbefestigungen wurden regelmäßig von Hegereitern, die meistens auch als Torwächter dienten, auf
Beschädigungen kontrolliert. Die Reste solcher Landhegen können oft noch kilometerlang im Gelände
verfolgt werden, auch einige Torbauten haben sich erhalten. Reiche Städte sicherten ihr Territorium auch
durch die Anlage von Burgen, auf die Pfleger gesetzt wurden. Ein bekanntes Beispiel ist die rumänische
„Draculaburg“ Bran (Törzburg), die das heutige Brașov (Kronstadt) schützen sollte.

Die Stadtmauern waren oft durch Schenkelmauern mit den Befestigungsanlagen von Höhenburgen
verbunden, Burg- und Stadtbefestigung bildeten also ein gemeinsames Verteidigungssystem. Es haben sich
zahlreiche Beispiele erhalten, in Deutschland etwa Hirschhorn am Neckar, Königsberg in Bayern,
Pappenheim in Franken, Burghausen in Oberbayern und viele andere. Einige Burgen waren auch direkt in
das städtische Verteidigungskonzept integriert (Nürnberg, Zons, Carcassonne) oder die Städte sind den
Burganlagen in der Art großer „Vorburgen“ vorgelegt (Coucy-le-Chateau, Conwy u. a). Manche größere
Stadt hatte zugleich mehrere Stadtherren, so war etwa Augsburg in eine Bischofs- und eine Reichsstadt
geteilt. Solche Teilstädte waren oft durch eigene Befestigungsanlagen getrennt.

Die Erfindung von Feuerwaffen erforderte einen weiteren Ausbau der Befestigungsanlagen, die in
mehreren Etappen erfolgte. Zunächst erhielten die Zwinger halbkreisförmige Türme (Schalentürme), in
denen einige wenige Kanonen aufgestellt werden konnten. Bald wurden größere Verstärkungen gebaut, die
Basteien genannt werden und sich an strategisch wichtigen Stellen, wie z.  B. den Toren oder Ecken
befanden. Ein gut erhaltenes Beispiel ist die Spitalbastei in Rothenburg ob der Tauber.

Die Stadt als solche wurde aber immer noch durch die relativ dünne Mauer geschützt, die Kanonen mit
großer Feuerkraft kaum mehr widerstehen konnte. Deshalb erhielten manche Städte eine neue sternförmig
angeordnete Befestigungsanlage mit zahlreichen Kanonen, die aus dicken, mit Mauerwerk verkleideten
Erdwällen bestand und auch längerem Beschuss standhalten konnte. Diese massiven Befestigungsanlagen
schnürten das Wachstum der Städte stark ein, da sie nicht so leicht wie eine einfache Mauer verschoben
werden konnte und eine zusätzliche Bebauung „vor den Toren der Stadt“ aus strategischen Gründen
verbot. Dadurch kam es in der Folgezeit zu einer immer dichteren Bebauung der Stadtfläche.

Ende
In Deutschland waren Stadtmauern bereits um 1800 in mehreren
Städten verschwunden, so in Berlin, Hannover, München und
Mannheim. Andere Städte wurden während und nach den
napoleonischen Kriegen zum Schleifen ihrer Stadtmauern genötigt,
so etwa Düsseldorf,[3] Ulm, Frankfurt am Main und Breslau.[4]
Dagegen wurde in Regensburg der Abbruch der Stadtmauern durch
Einsprüche aus dem Kriegsministerium des Königreichs Bayern
verzögert, weil sich König Ludwig I. für den Erhalt der alten Die Wiener Ringstraße entstand
Wehrmauern und Türme einsetzte. Erst 1858 stimmte König nach der Schleifung der Stadtmauer

Maximilian II. dem Abbruch der Stadtmauern zu.[5] Im Zuge des


Städtewachstums und der Verlagerung der Verteidigung auf
umliegende Forts wurden die meisten Festungsmauern im Verlauf des 19. Jahrhunderts geschleift.

Der Eisenbahnbau trug wie keine andere infrastrukturelle Innovation dazu bei, das Städtebild zu verändern.
„Wenn etwas Mauern obsolet machte, dann war es die Eisenbahn“.[6]

Heute zeugen in vielen Städten nur noch Stadtgräben oder ringförmig die Stadt umschließende Parks oder
Alleen von den ehemaligen Stadtbefestigungen, wie z. B. die Fürst-Anselm-Allee in Regensburg. Manche
Straßennamen deuten auf das ehemalige Vorhandensein von Befestigungsanlagen hin, zum Beispiel wenn
in ihnen Wörter wie Tor, Wall, Contrescarpe oder Glacis vorkommen. In Hamburg wurden noch 1860 die
Stadttore geschlossen, in Rabat geschah das noch um 1900, wobei die Schlüssel jeden Abend dem
Gouverneur der Stadt übergeben wurden. Während der zweiten Jahrhunderthälfte wurden die letzten
Stadtmauern aufgegeben, so 1881 in Köln, 1895 in Danzig. Prag hielt als Ausnahme bis ins 20.
Jahrhundert an seiner Stadtmauer als nostalgisch-mittelalterliche Idee fest. In Großbritannien waren die
letzten Mauern schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts nur noch für ästhetisch-nostlagische Zwecke
vorhanden.[7] Die einzige noch vollständig erhaltene Stadtmauer in Deutschland besitzt Nördlingen in
Bayern. Sie verfügt über 5 Tore und 12 Türme, und ihre Länge beträgt 2,7 km.

Kultureller Erhalt
Der historische und auch der architekturgeschichtliche Wert der
städtischen Befestigungsanlagen wurden meistens erst später
erkannt. Gerade im 19. Jahrhundert, das auf seine
Kunstwissenschaft so stolz war, kam es zu einer großen Zahl an
Abrissen der Stadtmauern. Auf der einen Seite wurden komplette
Stadtbefestigungen restauriert (Carcassonne), auf der anderen
wurden die Wehranlagen zahlreicher europäischer Städte oftmals
Ein erhaltener Teil der Stadtmauer in
als obsolet angesehen und der Raumgewinnung (z. B. Straßenbau)
Münsingen
geopfert. Das frühe Denkmalschutzgesetz von 1826 des
kunstsinnigen bayerischen Königs Ludwig I. bildet hier eine
Ausnahme. Diesem Gesetz ist es zu verdanken, dass
Stadtdenkmäler wie Rothenburg ob der Tauber, Nördlingen, Dinkelsbühl, Memmingen und Nürnberg
nahezu vollständig erhalten blieben (der Abbruch der Mauern schade lt. Ludwig I. dem städtischen
Ansehen, war aber auch aus militärischen Gesichtspunkten
gegeben, da die so geschützten Orte als Rückzugsmöglichkeit für
das Militär angesehen wurden). Auch die zahllosen „geharnischten
Zwerge“, die kleinen, stark befestigten fränkischen Miniaturstädte
(beispielsweise Wolframs-Eschenbach, Ornbau, Merkendorf,
Greding oder Berching/Opf.), verdanken ihr malerisches
Erscheinungsbild überwiegend diesem Erlass. Die Fülle erhaltener
Wehrbauten Frankens macht den Verlust in anderen Gebieten
bewusst.
Die Nürnberger Stadtmauer stellt
Stadttore und Mauerringe hinterlassen in den Stadtstrukturen häufig eine der größten erhaltenen
auch heute noch deutlich erkennbare Formbesonderheiten: Stadtmauern Europas dar.
Ringstraßen, erhaltene Stadttore an den „Torstraßen“, einzelne
Türme oder Mauerreste. Auf die Befestigung musste mit der
Stadtstruktur reagiert werden, solange diese noch stand. Dadurch
entstanden Straßen und Bebauungen, die heute wie ein „Echo“ auf
eine nicht mehr vorhandene Stadtmauer wirken, deren Verlauf aber
nachzeichnen. Auch wenn daher oft die Bauwerke selbst nicht
mehr existieren, sind ihre Spuren in der Stadtmorphologie in vielen
Städten (z.  B. Bremen, Köln, Aachen, Rostock, Stralsund)
dauerhaft verfestigt.

Neuzeit Stadtmauer in Memmingen

Auch in der Neuzeit werden befestigte Mauerwerke um städtische


Gebiete errichtet, die dabei nicht die klassische Funktion aufweisen,
einer längeren Belagerung oder dem Beschuss mit schweren
Geschützen standhalten zu können.

Die Berliner Zollmauer von 1730er bis 1860er bestand teilweise


aus Holz. Sie diente vornehmlich der Erhebung von Warenzöllen
(Akzisen) und sollte außerdem die Desertion von Soldaten der
Garnison Berlin verhindern.

Die Berliner Mauer (1961–1989) wurde mit der Absicht errichtet, Bremer Wallanlagen bis 1811
die Abwanderungsbewegung aus der DDR in den wohlhabenderen
Westteil Deutschlands zu stoppen, der in der Exklave West-Berlin
repräsentiert war.

Weitere Mauer- und Sperrsysteme des 20. und 21. Jahrhunderts


befinden sich in Israel, wo regelmäßig Exklaven jüdischer
Siedlungen von befestigten Mauern umschlossen werden und die
Grenze zu Palästina durch Maueranlagen gesichert wird (Siehe
auch: Israelische Sperranlagen (Westjordanland) und Sperranlage
um den Gazastreifen).
Berliner Mauer mit Wachturm,
Seit 2009 baut Saudi-Arabien seine Sperranlagen massiv aus. Schussfeld mit Panzerhemmern,
und Mauerdurchlass als Brücke
In vielen unruhigen Regionen und Ländern finden sich die
Botschaften oft zusammengeschlossen in einem Botschaftsviertel,
das von einer befestigten Wehranlage mit Mauern und Türmen umschlossen ist.
Die Mehrzahl dieser modernen städtischen Mauerwerke besteht aus Stahl und Beton. Senkrecht stehende
Betonplatten von 2  m bis 5  m Höhe werden möglichst fugenlos zusammengestellt und in den Boden
eingelassen. Die Mauerkrone ist oft ausgestülpt oder mit Stacheldraht besetzt, um ein Übersteigen zu
erschweren. Die Mauern sind oft geradlinig gezogen, und in den Ecken stehen Wachtürme, die die
Mauerstücke überstreichen. Doppelte Mauerlinien mit zwischenliegendem Schussfeld (wie bei der Berliner
Mauer) sind selten.

Siehe auch
Letzimauer
Liste von Städten mit Stadtmauer

Literatur
Walter Gerlach: Die Entstehungszeit der Stadtbefestigungen in Deutschland. Ein Beitrag zur
mittelalterlichen Verfassungsgeschichte. Quelle & Meyer, Leipzig 1913 (Leipziger
Historische Abhandlungen, Heft 34).
Tore, Türme und Brunnen aus vier Jahrhunderten deutscher Vergangenheit.
Langenwiesche, Leipzig 1921 (Die blauen Bücher).
Paul Lohf: Türme und Tore von Flandern bis zum Baltikum. Westphal, Wolfshagen-
Scharbeutz 1943.
Konrad M. Müller: Unsere befestigten Städte des Mittelalters. Umschau, Frankfurt am Main
1987, ISBN 3-524-65006-6 (Deutschland – das unbekannte Land, Bd. 6; kulturhistorischer
Reiseführer).
Monika Porsche: Stadtmauer und Stadtentstehung. Untersuchungen zur frühen
Stadtbefestigung im mittelalterlichen Deutschen Reich. Folio-Verlag Wesselkamp,
Hertingen 2000, ISBN 3-930327-07-4 (zugleich Dissertation, Universität Freiburg i. Br.
1998).
James D. Tracy (Hrsg.): City Walls: The Urban Enceinte in Global Perspective. Cambridge
University Press, Cambridge 2009, ISBN 978-0-521-12415-7.
Rune Frederiksen: Greek City Walls of the Archaic Period, 900–480 BC. Oxford University
Press, Oxford 2011, ISBN 978-0-19-957812-2 (Oxford Monographs on Classical
Archaeology).[8]
Thomas Biller: Die mittelalterlichen Stadtbefestigungen im deutschsprachigen Raum. 2
Bände, Verlag Philipp von Zabern, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-8053-4975-8.[9]
Fred Kaspar: Hinter der Mauer – oder: immer an der Wand entlang. Kleine Bürgerhäuser an
und auf der Stadtmauer. In: Fred Kaspar (Hrsg.): Hinter der Mauer (= Einblicke – Schriften
der Stiftung Kleines Bürgerhaus. Band 4). Petersberg 2016, S. 46–155.
Oliver Hülden: Das griechische Befestigungswesen der archaischen Zeit. Entwicklungen –
Formen – Funktion. Holzhausen Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-903207-41-7
(Sonderschriften ÖAI 59).

Weblinks
Commons: Stadtmauern (https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:City_walls?uselang=d
e) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Stadtmauer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Literatur von und über Stadtmauer (https://portal.dnb.de/opac.htm?method=simpleSearch&q
uery=4139373-9) im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
stadtmauerstaedte.at (https://stadtmauerstaedte.at/), Niederösterreichische Städte mit
erhaltenen Stadtmauern

Einzelnachweise
1. Oliver Hülden: Rezension zu: Frederiksen, Rune: Greek City Walls of the Archaic Period,
900–480 BC. Oxford 2011 (https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-16364). In: H-
Soz-u-Kult, 3. September 2012, abgerufen am 3. September 2012; Oliver Hülden: Das
griechische Befestigungswesen der archaischen Zeit. Entwicklungen – Formen – Funktion.
Holzhausen Verlag, Wien 2020, ISBN 978-3-903207-41-7 (Sonderschriften ÖAI 59).
2. Stefan René Buzanich, „… die zein und hager nidergerissen, das zaunholtz
hinweggetragen…“. Wald- und Flurfrevel im Waidhofen des Jahres 1547 – ein
aufschlussreicher Text aus dem „Memorabilienbuch“, in: Musealverein Waidhofen an der
Ybbs (Hg.), 5 hoch e. Historische Beiträge des Musealvereins. 37. Jahrgang, 2012, S. 20.
3. Hugo Weidenhaupt (Hrsg.): Düsseldorf. Geschichte von den Ursprüngen bis ins 20.
Jahrhundert. Band 1. Schwann/Patmos, Düsseldorf 1988, ISBN 3-491-34221-X, S. 72 ff.
4. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C.
H. Beck. 2. Aufl. der Sonderausgabe 2016. ISBN 978-3-406-61481-1, S. 433.
5. Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. 6. Auflage. MZ-Buchverlag in
H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4,
S. 536 f.
6. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. 2.
Aufl. der Sonderausgabe 2016, C. H. Beck, ISBN 978-3-406-61481-1, S. 437.
7. Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. 2
Aufl. der Sonderausgabe 2016, C. H. Beck, ISBN 978-3-406-61481-1, S. 433 f.
8. Vgl. Oliver Hülden: Rezension zu: Frederiksen, Rune: Greek City Walls of the Archaic
Period, 900–480 BC. Oxford 2011 (https://www.hsozkult.de/publicationreview/id/reb-16364).
In: H-Soz-u-Kult, 3. September 2012, abgerufen am 3. September 2012.
9. Rezension in den Badischen Neuesten Nachrichten zu: Thomas Biller: Die mittelalterlichen
Stadtbefestigungen im deutschsprachigen Raum, 12. August 2016, abgerufen am 12.
August 2016. (https://web.archive.org/web/20160813103451/http://bnn.de/kultur-2/thomas-bi
ller-mittelalterliche-stadtbefestigungen) (Memento des Originals (https://redirecter.toolforge.o
rg/?url=http%3A%2F%2Fbnn.de%2Fkultur-2%2Fthomas-biller-mittelalterliche-stadtbefestig
ungen) vom 13. August 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch
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Diese Seite wurde zuletzt am 10. Februar 2023 um 14:11 Uhr bearbeitet.

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