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QUANTITATIVE BEZIEHUNGEN -
STÖCHIOMETRIE
Wie schwer ist ein Atom? Wie viele Wassermoleküle be nden sich in einem Glas Wasser? Wie viele
Teilchen einer Flüssigkeit bilden einen Tropfen? Woher weiss man, welche Menge eines Stoffes für eine
Reaktion benötigt wird?

In diesem Kapitel lernen wir, wie sich Reaktionen qualitativ und quantitativ beschreiben lassen. Wir
lernen die chemische Formelsprache kennen, formulieren Reaktionsgleichungen und berechnen die
Massen von Ausgangsstoffen und Produkten chemischer Reaktionen.

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Stöchiometrie - Worum geht es?
Bei chemischen Reaktionen ist es einerseits wichtig zu wissen, „wer“ mit „wem“ in welchem Zahlenverhältnis reagiert und andererseits,
wie viel von der Komponente A und von der Komponente B benötigt wird, d.h. in welchem Massenverhältnis Stoffe miteinander
reagieren. Neben qualitativen Aussagen sind demnach auch quantitative Berechnungen von grossem Nutzen, wenn man…
• wissen möchte, in welchem Verhältnis Edukte eingesetzt werden müssen und welche Menge an Produkt(en) entsteht
• beurteilen möchte, wie hoch die Ausbeute einer Synthesereaktion war bzw. ob diese gut gelungen ist.
• ermitteln möchte, bei welchen Volumenanteilen der Komponenten eines Gasgemisch die Explosion am heftigsten verläuft - Bsp.: H2
und O2 bei einem Volumenverhältnis von 2:1 besonders heftig (Knallgas)

🤓 Die Stöchiometrie befasst sich mit der mathematischen Berechnung chemischer Umsetzungen und
erlaubt die mengenmässige Beschreibung chemischer Reaktionen
Die Stöchiometrie beruht auf dem Massenerhaltungssatz:
Bei chemischen Reaktionen ist die Masse der Ausgangsstoffe gleich gross wie die Masse der Produkte.
Wie könnte man das anders formulieren?
Atome durch chemische Reaktionen weder vernichtet noch erzeugt werden können.
Da die Anzahl der Atome konstant bleibt, kann sich auch die Gesamtmasse nicht ändern.

Experiment 1: Verbrennung von Eisen (Stahlwolle) mit Luftsauerstoff


Was beobachten Sie?
Bei der Reaktion ist eine Massenzunahme zu beobachten.
Widerspricht Ihre Beobachtung dem Gesetz der Massenerhaltung?
Nein, die Massenzunahme resultiert aus der Tatsache, dass die Reaktion in einem offenen System stattgefunden hat.
Verbrennen von Stahlwolle an der Balkenwaage
Der Luftsauerstoff reagiert mit dem Eisen und bildet dabei festes Eisenoxid: 4 Fe + 3 O2 → 2 Fe2O3.
Der Sauerstoff wird also bei der Reaktion gebunden und zu einem Bestandteil des neuen Feststoffs. Die Massenzunahme entspricht
der Masse an Sauerstoff, der für die Reaktion benötigt wurde.

Experiment 2: Fällung von Kalk


Was beobachten Sie?
In einem abgeschlossenen System lässt sich hingegen beobachten, dass sich die Gesamtmasse der an einer chemischen Reaktion
beteiligten Komponenten nicht ändert.
Formulieren Sie die Reaktionsgleichung (Teilchengleichung) dieser Fällungsreaktion?
Fällung von Kalk (CaCO3) in einem abgeschlossenen
2 Na+(aq) + CO32-(aq) + Ca2+(aq) + 2 Cl-(aq) → CaCO3(s) + 2 Na+(aq) + 2 Cl-(aq)
System

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Wie viel wiegt ein Atom ?


Die Masse von Atomen, Molekülen und Ionen lässt sich heutzutage sehr genau mit Hilfe von
sogenannten Massenspektrometern ermitteln. Das Messprinzip dieser Apparaturen lässt sich mit dem
in nebenstehender Abbildung skizziertem Modellversuch veranschaulichen.
Für die Masse des Wasserstoff-Atoms (das leichteste aller Atome) ergibt die massenspektrometrische
Messung:
m(H-Atom) = 0.000 000 000 000 000 000 000 001 674 g = 1.674∙10-24 g
Da die Angabe von Atommassen in Gramm umständlich und nicht sehr anschaulich ist, wurde eine den
winzigen Atommassen angepasste Einheit eingeführt: die atomare Masseinheit mit dem
Einheitenzeichen u (engl. uni ed atomic mass unit).

Ursprünglich wurde die Masse der Wasserstoff-Atoms gleich 1u gesetzt. Heute dient als Bezugsbasis
für die Festlegung der atomaren Masseinheit das Kohlenstoff-Isotop 12C.
Modellversuch zur Funktionsweise eines Massenspektrometers:
Die atomare Masseinheit u ist de niert als ein Zwölftel der Masse des Kohlenstoff-Isotops 12C: Eine rollende Kugel wird durch eine seitlich wirkende Kraft (Luftstrom)
umso stärker von ihrer geradlinigen Bahn abgelenkt, je kleiner die
mA (12C) Masse der Kugel ist. Kugeln der gleichen Masse gelangen immer an
1u = ≈ 1.66∙10-24 g bzw. 1g ≈ 6.022∙1023 u dieselbe Stelle. In Massenspektrometern werden Atome elektrisch
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geladen (ionisiert), mittels elektrischer Felder beschleunigt und
Bemerkung: Da natürlicher Kohlenstoff aus verschiedenen Isotopen zusammengesetzt ist, beträgt dessen Atommasse nicht schliesslich durch magnetische Kräfte abgelenkt. Diese Ablenkung
exakt 12u, sondern 12.011u. hängt von der Atommasse ab und fällt daher unterschiedlich stark aus.
Atome gleicher Masse werden gleich stark abgelenkt. Sie kann sichtbar
gemacht werden, in dem man die Atome auf einen Detektor auftreffen
Berechnung von Teilchenzahlen lässt. Dies ergibt ein „Streifenmuster“, ein sog. Massenspektrum.
Fragestellung: Die Atommasse von Kohlenstoff beträgt rund 12 u. Wie viele Kohlenstof -Atome sind in
12 g Kohlenstoff ungefähr enthalten?

1. Schritt: Umrechnung der Atommasse (mA) des C-Atoms von atomaren Masseinheiten [u] in Gramm [g]

12 u =12∙1u = 12 ∙ 1.66∙10-24 g = 1.99∙10-23 g

2. Schritt: Berechnung der Teilchenzahl (N) aus der Stoffmasse (Masse m) und der Atommasse eines
Kohlenstoff-Atoms
m 12 g
N= = = 6.02 ∙1023 C-Atome
mA -24
1.99 ∙10 g

Merke
m m m
Teilchenzahl: N = (Atome); N = (Moleküle); N = (Salze)
mA mM mF
Das Grössenverhältnis zwischen einem Tennisball und der Erde
entspricht in etwa demjenigen zwischen einem Atom und einem
Atommasse Molekülmasse Masse der Formeleinheit Tennisball

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Wie viele Atome sind in 12 Gramm Kohlenstoff enthalten ?


Ein Gedankenexperiment
Zum Zeitpunkt des Urknalls, aus dem unser Universum hervorgegangen ist, schliessen der
Teufel und der Herrgott eine Wette ab: Sollte es dem Teufel gelingen, mit einer feinen
Pinzette bis zum Ende des 20. Jahrhunderts (31.12.2020) einen Becher, der mit zwölf
Gramm reinen Kohlenstoffs gefüllt ist, durch Herauspicken je eines einzelnen Kohlenstoff-
Atoms pro Sekunde zu entleeren, soll er die Herrschaft über unsere Welt erlangen.
• Das Alter des Universums beträgt nach Ansicht der Astronomen ca. 13.8 Milliarden
Jahre (eine wahrhaft astronomische Zahl)
• 13.8 Milliarden ≈ 14’000’000’000 = 1.4∙1010
• Wir können das Alter des Universums durch eine noch grössere Zahl ausdrücken, indem
wir die kleinste Zeiteinheit verwenden, mit der wir vertraut sind: die Sekunde. Das Jahr hat
365 Tage, der Tag 24 Stunden, die Stunde 3’600 Sekunden. 12 Gramm Kohlenstoff
⇨ 1 Jahr zählt abgerundet 32 Millionen Sekunden, also etwa 3∙10 Sekunden.
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• 14 Milliarden Jahre entsprechen demnach 4.2∙1017 Sekunden.


⇨ Entnimmt der Teufel also jede Sekunde 1 C-Atom, hat er nach 14 Milliarden Jahren
stetiger Arbeit dem Haufen erst 4.2∙1017 von 6∙1023 (= 12 Gramm Kohlenstoff) C-Atome
entnommen.
Dies entspräche nicht einmal einem Millionstel der ursprünglich vorhandenen
Kohlenstoff-Atome - oder anders gesagt: um die verbleibenden Atome mit der Pinzette
zu entfernen, würde der Teufel mehr als 1 Millionen mal so viel Zeit benötigen, wie seit
dem Urknall bis zum Ende des 20. Jahrhunderts verstrichen ist.

Animation: “The Scale of the Universe“: https://scaleofuniverse.com/

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Atome & Atommassen


Aufgabe 1
Wie viele Atome be nden sich in einer Goldkette, deren Gewicht 9.2 g beträgt?
1. Schritt: Umrechnung der Atommasse (mA) des Au-Atoms von atomaren Masseinheiten [u] in Gramm [g]

197 u =197 ∙1u = 197 ∙ 1.66∙10-24 g = 3.27 ∙ 10-22 g

2. Schritt: Berechnung der Teilchenzahl (N) aus der Stoffmasse (Masse m) und der Atommasse eines Kohlenstoff-Atoms
m 9.4 g 22
N= = = 2.87 ∙10 Au-Atome
mA 3.27 ∙10-22 g

Aufgabe 2
Wie viele Atome be nden sich in einem Eisennagel, dessen Gewicht 3.31 g beträgt?

55.8 u = 55.8 ∙1u = 55.8 ∙ 1.66∙10-24 g = 9.26 ∙ 10-23 g


3.31 g
N= = 3.57 ∙1022 Fe-Atome
9.26 ∙10-23 g

Aufgabe 3
Wie viele Moleküle be nden sich in einem Wassertropfen, dessen Gewicht 0.03 g beträgt?

18 u = 18 ∙ 1.66∙10-24 g = 2.99 ∙ 10-23 g


0.03 g
N= = 1 ∙ 1021 H2O-Moleküle
2.99 ∙10-23 g

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Atome & Atommassen

Aufgabe 4
Ein Wasserstof -Atom hat die Masse mA(H) = 1.674·10-24 g.
a. Geben Sie diese Masse in der atomaren Masseneinheit u auf drei Stellen nach dem Komma an.
b. Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit der Angabe im Periodensystem.

mA(H) ≙ 1.674·10-24 g
6.02 ∙1023 u ≙ 1 g
1.674·10-24 g ∙ 6.02 ∙1023 u
⇨ mA(H) = = 1.008 u
1g

Aufgabe 5
Ein Uran Atom hat eine Masse von 0.000 000 000 000 000 000 000 395 g.
a. Geben Sie diese Masse in der Potenzschreibweise an.
b. Rechnen Sie die Masse in u um.

a. Die erste von Null verschiedene Nachkommastelle be ndet sich an der 22. Stelle.

⇨ 0.000 000 000 000 000 000 000 395 g = 3.95 · 10-22 g.

b. mA(U) ≙ 3.95 · 10-22 g


6.02 ∙1023 u ≙ 1 g

3.95 · 10-22 g ∙ 6.02 ∙1023 u


⇨ mA(U) = = 238 u
1g

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Das Mol und die Molare Masse


Fragen:
1. Wie viele H2O-Moleküle sind in 18 g Wasser enthalten?
2. Wie viele NaCl-Formeleinheiten sind in 58 g Natriumchlorid enthalten?
3. Wie viele S8-Moleküle sind in 256 g Schwefel enthalten?

Berechnen Sie die Molekül- und Formelmassen und die entsprechenden Teilchenzahlen (Moleküle und Formeleinheiten).
Zur Erinnerung: Die atomare Masseinheit u ist de niert als ein Zwölftel der Masse des Kohlenstoff-Isotops 12C: 1u ≈ 1.66∙10-24 g

Wasser Natriumchlorid Schwefel

Masse (m) m(H2O) = 18 g m(NaCl) = 58 g m(S8) = 256 g

Atommasse (mA) mM(H2O) = 2 ∙ mA(H) + 1 ∙ mA(O) = 2 ∙ 1 u + 16 u


Molekülmasse (mM) mF(NaCl) = 58 u = 58 ∙ 1.66 ∙10-24g = 9.63 ∙10-23g mM(S8) = 256 u = 256 ∙ 1.66 ∙10-24g = 4.25 ∙10-22g
Formelmasse (mF) = 18 u = 18 ∙ 1.66 ∙10-24g = 2.99 ∙10-23g

m m m m(H2O) 18 g m(NaCl) 58 g m(S8) 256 g


Teilchenzahl: N = ; ; = = = 6.02∙1023 = = = 6.02∙1023 = = = 6.02∙1023
mA mM mF mM(H2O) 2.99∙10-23 g mF(NaCl) 9.63 ∙10-23 g mM(S8) 4.25 ∙10-22 g

H2O H2O
H2O
H2O
H2O H2O

Erkenntnis:
In allen drei Beispielen enthalten die eingesetzten Substanzmengen 6.02∙1023 Teilchen (hier: Moleküle oder Formeleinheiten).
Eine Substanzmenge, deren Masse in Gramm gleich ihrer Atom- bzw. Molekülmasse ist, enthält 6·1023 Atome bzw. Moleküle.

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Das Mol und die Molare Masse


Das Mol ist die Einheit der Stoffmenge n.
Ein Mol eines Stoffes enthält 6.02·1023 Atome, Moleküle oder Formeleinheiten (ionische Verbindungen).

Für Umrechnungen zwischen Masse und Stoffmenge benötigt man die Masse eines Mols des
betreffenden Stoffes. Diese Grösse bezeichnet man als molare Masse M:
🤓
So wie 1 Dutzend für 12 Stück steht,
m Masse 18 g steht 1 mol für 6.02·1023 Teilchen.
M= = z.B. H2O: M = = 18 g/mol (s. Beispiel auf S. 7)
n Stoffmenge 6.02·1023
Die molare Masse ist das Bindeglied zwischen der
Die Einheit der molaren Masse ist g/mol (Gramm pro mol). (wägbaren) Masse und der Stoffmenge einer Verbindung

Die molare Masse eines Sto es hat den gleichen Zahlenwert wie die entsprechende Atom-, Molekül- bzw. Formelmasse in u.
Aufgabe:
Geben Sie Bausteine, Atom-, Molekül- bzw. Formelmassen der folgenden Stoffe an und berechnen Sie deren molaren Massen.

Stoff Bausteine Atom-, Molekül-, Formelmasse Molare Masse M

Kohlenstoff C - Atome 12 u 12 g/mol


Sauerstoff O2 - Moleküle 2 x 16 u = 32 u 32 g/mol
Wasser H2O - Moleküle 2 x 1 u + 16 u = 18 u 18 g/mol
Kaliumchlorid KCl - Formeleinheit 39.1 u + 35.5 u = 74.6 u 74.6 g/mol

Aufgabe:
Ermitteln Sie nun die molaren Massen und entsprechenden Stoffmengen der Substanzen aus obigem Beispiel.

Wasser Natriumchlorid Schwefel

Molare Masse: m(H2O) = 18 g/mol Molare Masse: m(NaCl) = 58.5 g/mol Molare Masse: m(S8) = 256 g/mol

Anzahl H2O-Moleküle = 6.02∙1023 Anzahl NaCl-Formeleinheiten = 6.02∙1023 Anzahl S8-Moleküle = 6.02∙1023


⇨ Stoffmenge: n = 1.0 mol ⇨ Stoffmenge: n = 1.0 mol ⇨ Stoffmenge: n = 1.0 mol

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1.4 Stoffmengen und molare Massen erleichtern die Berechnung von Chemikalienmengen
Fragestellung: In welchem Verhältnis müssen die Ausgangsstoffe (Edukte) eingesetzt werden?
Ethen (C2H4) reagiert mit Wasserstoff H2 zu Ethan (C2H6).
a.) Formulieren Sie die Reaktionsgleichung.
b.) Wie viel Wasserstoff wird für die Reaktion von 9.3 g Ethen benötigt?
c.) Zeigen Sie mit Lewis-Formeln, wie sich die Moleküle verändern.

1.) Lösung via Molekülmasse & Teilchenzahl:


Reaktionsgleichung: 1 mol Ethen reagiert
Reaktionsgleichung: 1 C2H4 + 1 H2 ➝ 1 C2H6 mit 1 mol Wasserstoff zu 1 mol Ethan

Gemäss Reaktionsgleichung benötigen wir


Ethen (Moleküle) Wasserstoff (Moleküle)
dieselben Teilchenzahlen H2 wie C2H4 !
mM(C2H4) = (2∙12 + 4∙1)∙1.66∙10-24 g mM(H2) = 1∙2∙1.66∙10-24 g
Molekülmasse
≈ 4.65∙10-23 g ≈ 3.3∙10-24 g

Teilchenzahl N(H2) = N(C2H4) = 2∙1023


(Anzahl Moleküle) m(C2H4)
N(C2H4) = = 9.3 g / 4.65∙10-23 g = 2∙1023
m mM(C2H4) ⇨ m(H2) = N(H2) ∙ mM(H2) = 3.3∙10-24 g ∙ 2∙1023 = 0.66 g H2-Moleküle
N=
mM

2.) Lösung via molare Masse & Stoffmenge


Gemäss Reaktionsgleichung benötigen wir
dieselben Teilchenmengen H2 wie C2H4 !
C2H4 (Ethen-Molekül) H2 (Wasserstoff-Molekül)

molare Masse M M(C2H4) = 2∙12 + 4∙1∙= 28 g/mol M(H2) = 2 g/mol

Stoffmenge: Masse:
Masse (Einwaage) m(C2H4) 9.3 g m(H2) = n(H2) ∙ M(H2) = 0.33 mol ∙2 g/mol = 0.66 g
n(C2H4) = = = 0.33 mol
und molare Masse M(C2H4) 28 g/mol
Ethen sind gegeben
⇨ Stoffmenge kann Die Stoffmenge ist das „Bindeglied“
berechnet werden zwischen Reaktionsgleichung und
„wägbarer“ Masse Für welche Variante würden Sie sich entscheiden?

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1.4 Stoffmengen und molare Massen erleichtern die Berechnung von Chemikalienmengen
Fragestellung: In welchem Verhältnis müssen die Ausgangsstoffe (Edukte) eingesetzt werden? Wie viel Produkt entsteht?
Wird Wein zu Essig wird, läuft eine chemische Reaktion ab: Ethanol (CH3CH2OH) und Sauerstoff reagieren zu Essigsäure (CH3COOH) und Wasser.
a.) Wie viel Sauerstoff wird für die Reaktion von 22.9 g Ethanol benötigt?
b.) Wie viel Essigsäure entsteht aus 22.9 g Ethanol?
c.) Zeigen Sie mit Lewis-Formeln, wie sich die Moleküle verändern

Reaktionsgleichung: C2H5OH + O2 ➝ CH3COOH + H2O ist immer der 1. Schritt !


Die Stoffmenge ist das Reaktionsgleichung: 1 mol
„Bindeglied“ zwischen Ethanol reagiert mit 1 mol
Reaktionsgleichung und Sauerstoff zu 1 mol Essigsäure
„wägbarer“ Masse und
C2H51
OHmol H2O
(Ethanol-Molekül) O2 (Sauerstoff-Molekül) CH3COOH (Essigsäure-Molekül)

molare Masse M = (2∙12 + 6∙1 + 1∙16)∙= 46 g/mol = 2∙16∙= 32 g/mol = (2∙12 + 4∙1 + 2∙16)∙= 60 g/mol 2. Schritt
Masse (Einwaage) und m 22.9 g m = n ∙ M = 0.5 mol ∙32 g/mol m = n ∙ M = 0.5 mol ∙60 g/mol
molare Masse Ethanol n= = ≈ 0.5 mol 3. Schritt
M 46 g/mol = 16 g = 30 g
sind gegeben ⇨
Stoffmenge kann ⇨ Es werden 16 g Sauerstoff benötigt.
berechnet werden
⇨ Es entsteht 30 g Essigsäure.

Gemäss Reaktionsgleichung benötigen wir


dieselben Teilchenmengen O2 wie C2H5OH !

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Take Home Messages

Massenerhaltungssatz: Bei chemischen Reaktionen ist die Masse der Ausgangssto e gleich gross wie
die Masse der Produkte. Atome können durch chemische Reaktionen weder vernichtet noch erzeugt
werden.

Die atomare Masseinheit u ist de niert als ein Zwölftel der Masse des Kohlensto -Isotops 12C:

mA (12C)
1u = ≈ 1.66∙10-24 g bzw. 1g ≈ 6.022∙1023 u

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Das Mol ist die Einheit der Sto menge n. Ein Mol eines Sto es enthält 6.02·1023 Atome, Moleküle oder
Formeleinheiten (ionische Verbindungen).

Die Teilchenzahl (N) kann aus der Sto masse (Masse m) und der Masse eines Atoms, Moleküls oder
einer Formeleinheit berechnet werden:

m m m
Teilchenzahl: N = (Atome); N = (Moleküle); N = (Salze)
mA mM mF

Die molare Masse M eines Sto es hat den gleichen Zahlenwert wie die entsprechende Atom-,
Molekül- bzw. Formelmasse in u.

Die molare Masse ermöglicht Umrechnungen zwischen Masse (Einwaage) und Sto menge.

Mit Hilfe der Avogadro-Konstanten NA lassen sich Teilchenzahl N und Sto menge n ineinander
umrechnen.

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1.5 Das molare Volumen von Gasen
Die Dichte von Gasen
1. Experiment: Mit Kohlenstoffdioxid kann eine Kerzen amme gelöscht werden.
Erklärung: Kohlenstoffdioxid ist schwerer als Luft und lässt sich wie eine Flüssigkeit von einem Gefäss in ein
anderes „giessen“. Die Kerzen amme erlischt, weil das gasförmige Kohlenstoffdioxid die Luft verdrängt, so
dass kein Sauerstoff mehr für den Verbrennungsvorgang zur Verfügung steht.
1. Experiment
2. Experiment: Eine Kerzen amme in Wasserstoff-Gas
Erklärung: Die Kerze erlischt, weil im Zylinder kein Sauerstoff vorhanden. Wasserstoff selbst brennt nicht.

⇨ Erkenntnis: Kohlenstoffdioxid hat eine grössere Dichte, Wasserstoff dagegen eine


kleinere Dichte als Luft (die vorwiegend aus Stickstoff und Sauerstoff zusammengesetzt ist).

Vergleichen wir nun die molaren Massen und die Dichten verschiedener Gase:

Wie viel Gramm Wie viel Gramm Wie gross ist das
wiegen 1 mol wiegt 1 Liter Volumen eines Mols
dieser Teilchen ? dieser Teilchen ? dieser Teilchen ?

M
molare Masse M [g/mol] Dichte [g/L] @ 25°C Molares Volumen VM = [L/mol] 2. Experiment

Wasserstoff (H2) 2 0.084 23.8

Stickstoff (N2) 28 1.17 23.9

Sauerstoff (O2) 32 1.33 24.1

Chlor (Cl2) 70.9 2.95 24.0

Xenon (Xe) 131.3 5.49 23.9

Erkenntnisse:
Je grösser die Molekülmasse, desto grösser ist die Dichte der Gase
Das Volumen eines Mols dieser Gase beträgt rund 24 Liter, unabhängig davon, um welches Gas es sich handelt.

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1.5 Das molare Volumen von Gasen

1 mol Wasserstoff 1 mol Luft (78% N2) 1 mol Kohlenstoffdioxid

24 L 24 L 24 L

2 g/mol 28 g/mol 44 g/mol


6.02∙1023 H2-Moleküle 6.02∙1023 N2-Moleküle 6.02∙1023 CO2-Moleküle
2g / 24 L - leichter als Luft ca. 28g / 24 L 44g / 24 L - schwerer als Luft

Avogadro’sches Gesetz:
In identischen Volumina enthalten alle Gase bei gleichem Druck
und gleicher Temperatur die gleiche Anzahl von Teilchen.

⇨ das Avogadro’sche Gesetz ist umkehrbar:


Die gleiche Anzahl von Teilchen verschiedener Gase nehmen unter identischen Bedingungen (gleicher Druck und gleiche
Temperatur) - das gleiche molare Volumen ein, nämlich 24L pro Mol bei Raumtemperatur (20°C).
Gegenbeispiel: Alle Frauen sind Menschen. Nicht alle Menschen sind Frauen.

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Take Home Messages

Gase können schwerer oder leichter sein als Luft. Je grösser die
Molekülmasse, desto grösser ist die Dichte der Gase

Avogadro’sches Gesetz: In identischen Volumina enthalten alle Gase bei


gleichem Druck und gleicher Temperatur die gleiche Anzahl von Teilchen.

Alle Gase haben - im Gegensatz zu Flüssigkeiten und Feststoffen - bei


gleichem Druck und gleicher Temperatur - das gleiche molare Volumen.
Dieses beträgt bei Raumtemperatur (20°C) 24 L/mol.

Die Kenntnis des molaren Volumens ermöglicht uns auf einfache Weise die
Berechnung der in einer Reaktion zwischen Gasen erforderlichen Edukt-
Volumina sowie die entstehenden Produktmengen

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Berechnung von Gasvolumina bei chemischen Reaktionen


Mit Hilfe der molaren Volumina von Gasen sind wir nun in der Lage, die Volumina von gasförmigen Edukten bzw. Produkten bei chemischen Reaktion berechnen.
Aufgabe: Gesucht ist das Volumen der Wasserstoffportion, die bei Raumtemperatur zur Bildung von 100 g Wasser verbrannt werden muss.
Reaktionsgleichung: 2 H2 + 1 O2 ➝ 2 H2O (Knallgasreaktion)

H2 (Wasserstoff-Molekül) O2 (Sauerstoff-Molekül) H2O (Wasser-Molekül)


molare Masse M 2 g/mol 32 g/mol 18 g/mol

Stoffmenge (gemäss Reaktionsgleichung) 2 mol 1 mol 2 mol

Masse (gemäss Reaktionsgleichung) m = n ∙ M = 2 mol ∙ 2 g/mol = 4 g m = n ∙ M = 1 mol ∙ 32 g/mol = 32 g m = n ∙ M = 2 mol ∙ 18 g/mol = 36 g

Gasvolumen V = n ∙ VM 2 mol ∙ 24 L/mol = 48 L 2 mol ∙ 24 L/mol = 24 L 2 mol ∙ 24 L/mol = 48 L

⇨ Im Grunde genügt es, die Reaktionsgleichung zu formulieren und die benötigten Grössen zu notieren!
2 H2 + O2 ➝ 2 H2O
2 g/mol 18 g/mol
48 L H2 ➝ 36 g H2O
x L H2 ➝ 100 g H2O Dreisatz ⇨ x = 133 L H2

In welchem Verhältnis müssen H2 und O2 vorliegen, damit sie ein explosives Gemisch bilden? ⇨ 2:1

Lasst uns das mal ausprobieren: 60 mL Fläschchen wird mit 40 mL H2 und 20 mL O2 befüllt und das Gasgemisch entzündet

Was fällt auf, wenn man das Volumen der Produkte und das der Edukte vergleicht?
🤔
⇨ m Edukte = m Produkte (Gesetz der Massenerhaltung!!)
⇨ VEdukte ≠ VProdukte bzw. VEdukte > VProdukte ⇨ + →
Wasserstoff Sauerstoff Wasser

Weshalb ndet eine Explosion statt, obwohl das Volumen der Produkte kleiner ist als das der Edukte
(eigentlich sollte doch eine Implosion statt nden)?

Überleitung ⇨ allg. Gasgleichung / Gay-Lussac

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Berechnung von Gasvolumina bei chemischen Reaktionen


Weshalb ndet eine Explosion statt, obwohl das Volumen der Produkte kleiner ist als das der Edukte (eigentlich sollte eine Implosion statt nden)?

Allgemeine Gasgleichung (Thermische Zustandsgleichung idealer Gase):

p∙V=n∙R∙T p = Druck
V = Volumen
n = Stoffmenge
R = universelle Gaskonstante
T = absolute Temperatur

Bei gleichbleibendem Druck (p = konstant) und gleichbleibender Stoffmenge (n = konstant) ist:


V
V∼T bzw. = konstant (Gesetz von Gay-Lussac)
T

https://phet.colorado.edu/sims/html/
gas-properties/latest/gas-
properties_en.html

Vergrösserung des Volumens (Expansion) ∆ V

Temperaturerhöhung (Wärmeentwicklung) ∆ T

bedingt

Erklärung: durch die enorme Wärmeentwicklung dehnt sich das entstandene gasförmige Wasser stark und extrem schnell aus!

Wo macht man sich dies zunutze?


🤔
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Berechnung von Gasvolumina bei chemischen Reaktionen


Anwendungsbeispiel: Raketentriebwerke

‣ Saturn 5 (Trägerrakete)
➡ 110 Meter hoch
➡ 3’000 Tonnen schwer
➡ Beschleunigung auf 28’000 km/h
(schneller als Gewehrkugel)
➡ ca. 84 Millionen PS
➡ Treibstoffe:
• 1. Stufe: RP-1 + O2 (g)
• 2. Stufe: H2 (l) + O2 (l)
Start der Saturn V mit Apollo 8 an der Spitze (1968)
• 3. Stufe: H2 (l) + O2 (l)

Wernher von Braun posiert vor


Saturn-V-Antrieb (erste Stufe S-IC)

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Berechnung von Gasvolumina bei chemischen Reaktionen


2. In welchem Volumenverhältnis müssen Methan und Sauerstoff vorliegen, damit explosive Gemische entstehen?

Reaktionsgleichung CH4 + 2 O2 ➝ CO2 + 2 H2O

Gasvolumen 24 L 48 L 24 L 48 L

⇨ Im Verhältnis 1 : 2

Weshalb ndet bei Verwendung eines Bunsenbrenners keine Explosion statt ?


Erklärung: Sauerstoff ist im Überschuss vorhanden, das Erdgas strömt in kleinen Mengen nach. Es können keine explosiven
Erdgas-Sauerstoff-Gemische (1:2) gebildet werden.

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Exkurs: Grubenlampen
In Kohlebergwerken bargen offene Flammen die Gefahr einer sogenannten Schlagwetter-Explosion,
also der lebensgefährlichen Explosion brennbarer, vorwiegend aus Methan bestehenden Grubengase.
Humphry Davy entwickelte eine Lampe, bei der die Flamme von einem Drahtnetz oder einem Sieb mit
ausreichend feiner Maschung umgeben ist. Die gute Wärmeleitung des Metalls senkt die Temperatur des
brennenden Gases schnell unter die Zündtemperatur, was eine Entzündung eines explosiven Methan-
Luft-Gemischs ausserhalb der Lampe verhindert.
Dieses Prinzip hat einen wichtigen Nebeneffekt: Das mit der Luft eindringende Methangas wird innerhalb
des Ge echts durch die höhere Temperatur entzündet. Dadurch kommt es zu einer charakteristischen
bläulichen Aureole – einem blauen „Hütchen“ auf der Flamme –, anhand deren Höhe der Bergmann den
Methangehalt der Wetter abschätzen kann. Die Aureolen warnen so den Bergmann vor dem brennbaren
Gas.

Eine Schlagwetter-Explosion, Frankreich, 1892.


Künstler: F Meaulle | alamy.de, 17.03.2021

Davy’sche Sicherheitslampe

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Gilt das Avogadro’sche Gesetz auf für Flüssigkeiten und Feststoffe ? Exkurs!
Gedankenexperiment: Vergleich der molaren Volumina von festem und gasförmigem Kohlenstoffdioxid

Trockeneis
VM(CO2[s]) = 2.82∙10-5 m3 V*(CO2[s]) = 4.68∙10-29 m3
Dichte: (CO2[s]) = 1.56 g/cm3 Volumen eines CO2-Moleküls (NA = Avogadro-Konstante):
Molare Masse: M (CO2) = 44.01 g/mol. VM (CO2[s]) 28.2 cm3/mol
M (CO2[s]) 3.6∙10-10 m
V*(CO2[s]) = =
Molares Volumen VM(CO2[s]) = NA 6.02∙1023 mol-1
(CO2[s])
0.03 m = 4.68∙10-23 cm3 = 4.68 ∙ 10-29 m3
44.01 g/mol 1 CO2-Molekül
= Dies entspricht einem Würfel der Kantenlänge l = 3.6∙10-10 m.
1.56 g/cm3
1mol (44.01g)
= 28.2 cm3/mol 6.02∙1023 Moleküle Näherung: CO2-Moleküle = Kugeln ⇨ Durchmesser:
4.47∙10-10 m
4
= 2.82 ∙ 10-5 m3/mol V*(CO2) = r3 ⇨ d (CO2) = 2 ∙ r = 4.47∙10-10 m
3

V* (CO2[g])
≈ 800
V*(CO2[s])

Gasförmiges CO2
VM(CO2[g]) = 2.23∙10-2 m3
Dichte: (CO2[g]) = 1.98 g/L. V*(CO2[g]) = 3.69∙10-26 m3 Einem CO2-Molekül steht damit ein deutlich grösseres
M (CO2[g]) Volumen zur Verfügung:
Molares Volumen: VM(CO2[g]) =
(CO2[g]) VM (CO2[g]) 22’230 cm3/mol
3.3∙10-9 m V*(CO2[g]) = =
NA 6.02∙1023 mol-1
44.01 g/mol
=
1.98 g/L = 3.69∙10-20 cm3
1 CO2-Molekül
= 22.23 L/mol = 3.69 ∙ 10-26 m3
4.47∙10-10 m
= 2.22 ∙ 10-5 m3/mol 0.28 m Dies entspricht einem Würfel der Kantenlänge l = 3.33∙10-9 m.

Erkenntnis: Jedem CO2-Molekül steht im gasförmigen Zustand deutlich


mehr Raum (ca. 800 mal grösseres Volumen) zur Verfügung als im
festen Zustand; In einem Gas ist das Eigenvolumen der Teilchen
1mol (44.01g)
6.02∙1023 Moleküle
(Moleküle) im Vergleich zum Gesamtvolumen verschwindend klein.

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Stöchiometrie - Das molare Volumen von Gasen Exkurs!

Erkenntnisse aus unserem Gedankenexperiment:


Jedem CO2-Molekül steht im gasförmigen Zustand deutlich mehr Raum zur Verfügung als im festen Zustand; In
einem Gas ist das Eigenvolumen der Teilchen (Moleküle) im Vergleich zum Gesamtvolumen
verschwindend klein.
Das Gasvolumen (molare Volumen) wird daher praktisch nur durch den Raum zwischen den Teilchen
bestimmt, die Grösse der Teilchen und die Wechselwirkungen zwischen den Teilchen ist (bis auf gelegentliche
Zusammenstösse) praktisch vernachlässigbar. Daher nimmt eine bestimmte Anzahl von Teilchen verschiedener
Gase unter gleichen Bedingungen (Druck, Temperatur) den gleichen Raum ein.

Streng genommen ist die Annahme, dass man das Eigenvolumen der Gasteilchen sowie die (sehr schwachen)
Anziehungskräfte zwischen ihnen ganz vernachlässigen kann, eine idealisierte Vorstellung. Ein Gas (wie z.B.
H2, oder He), dass sich hinreichend genau mit diesem „Modell“ beschreiben lässt, nennt man ideales Gas.
Bei den meisten Gasen beobachtet man jedoch mehr oder weniger grosse Abweichungen. Der Einfachheit
halber werden wir im Folgenden alle Gase stillschweigend als ideal betrachten.

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Berechnung von Chemikalienmengen:


… nun können wir die benötigten Gasvolumina angeben!
1. Ethen (C2H4) reagiert mit Wasserstoff H2 zu Ethan (C2H6).
a.) Wie viel Wasserstoff wird für die Reaktion von 9.3 g Ethen benötigt?
b.) Zeigen Sie mit Lewis-Formeln, wie sich die Moleküle verändern.

Reaktionsgleichung: C2H4 + H2 ➝ C2H6

C2H4 (Ethen-Molekül) H2 (Wasserstoff-Molekül)

molare Masse M 2∙12 + 4∙1∙= 28 g/mol 2 g/mol


⇨ Es werden 0.66 g Wasserstoff
Stoffmenge: (Moleküle) benötigt. Dies entspricht ca.
Masse: 0.33 mol ∙ 24 L/mol = 7.92 Liter
m 9.3 g m = n ∙ M = 0.33 mol ∙2 g/mol = 0.66 g
n= = = 0.33 mol
M 28 g/mol

2. Wird Wein zu Essig wird, läuft eine chemische Reaktion ab: Ethanol (CH3CH2OH) und Sauerstoff reagieren zu Essigsäure (CH3COOH) und Wasser.
a.) Wie viel Sauerstoff wird für die Reaktion von 22.9 g Ethanol benötigt?
b.) Wie viel Essigsäure entsteht aus 22.9 g Ethanol?
c.) Zeigen Sie mit Lewis-Formeln, wie sich die Moleküle verändern

Reaktionsgleichung: C2H5OH + O2 ➝ CH3COOH + H2O

C2H5OH (Ethanol-Molekül) O2 (Sauerstoff-Molekül) CH3COOH (Essigsäure-Molekül)

molare Masse M = (2∙12 + 6∙1 + 1∙16)∙= 46 g/mol = 2∙16∙= 32 g/mol = (2∙12 + 4∙1 + 2∙16)∙= 60 g/mol

m 22.9 g m = n ∙ M = 0.5 mol ∙32 g/mol m = n ∙ M = 0.5 mol ∙60 g/mol


n= = ≈ 0.5 mol
M 46 g/mol = 16 g = 30 g

⇨ Es werden 16 g Sauerstoff (Moleküle) benötigt. Dies entspricht ca. 0.5 mol ∙ 24 L/mol = 12 Liter
⇨ Es entsteht 30 g Essigsäure.

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Was ist zu beachten, wenn der Ausgangsstoff wird im Überschuss zugesetzt wird?

3. Ethin C2H2 und (gasförmiger) Chlorwasserstoff HCl reagieren zu Vinylchlorid C2H3Cl


a. Wie viel C2H3Cl kann im besten Fall aus 173 g Ethin und 180 g Chorwasserstoff entstehen?
b. Zeigen Sie mit Lewis-Formeln, wie sich die Moleküle verändern.
C2H2 + HCl ➝ C2H3Cl

C2H2 (Ethin) HCl (Chlorwasserstoff) C2H3Cl (Vinylchlorid)

molare Masse M 26 g/mol 36.5 g/mol 62.5 g/mol

m 173 g m 180 g m = n ∙ M = 4.93 mol ∙62.5 g/mol


n= = = 6.65 mol n= = ≈ 4.93 mol
M 26 g/mol M 36.5 g/mol ≈ 308 g

Überschuss ! ⇨ Es entsteht ca. 308 g Vinylchlorid

Veranschaulichung

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Was geschieht, wenn der Ausgangsstoff im Überschuss zugesetzt wird?

4. Ethanol CH3CH2OH und Essigsäure CH3COOH werden zu Essigsäureethylester CH3COOC2H5 und Wasser. Diese Reaktion wird als Veresterung bezeichnet.
Wie viel Essigsäureethylester entsteht aus 23 g Ethanol und 20 g Essigsäure?
Reaktionsgleichung: C2H5OH + CH3COOH ➝ CH3COOC2H5 + H2O

Ethanol Essigsäure Essigsäureethylester

molare Masse M 46 g/mol 60 g/mol 88 g/mol

m 23 g m 20 g m = n ∙ M = 0.33 mol ∙88 g/mol


n= = = 0.5 mol n= = ≈ 0.33 mol
M 46 g/mol M 60 g/mol = 29.3 g

Überschuss ! ⇨ Es entsteht 29.2 g Essigsäureethylester

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Wie gehen wir vor, wenn Teilchenverhältnisse variieren?

Demonstrationsexperiment: Ein Schälchen mit


Brennsprit oder Spirituosen anzünden und über
einer feuerfesten Unterlage ausleeren

5. Wie viel Kohlendioxid entsteht bei der Verbrennung von 7.7 g Ethanol CH3CH2OH?
1. Schritt: provisorische ⇾ vollständige Reaktionsgleichung: Veranschaulichung Teilchenverhältnisse:
C2H5OH + O2 ⇢ CO2 + H2O | links: 2 x C, rechts 1 x C
C2H5OH + O2 ⇢ 2 CO2 + H2O | links: 6 x H, rechts 2 x H
C2H5OH + O2 ⇢ 2 CO2 + 3 H2O | links: 3 x O, rechts 7 x O
C2H5OH + 3 O2 ➝ 2 CO2 + 3 H2O

2. Schritt: Berechnung der entstehenden Produktmenge (CO2):


Aus einem Ethanol-Molekül entstehen zwei Kohlenstoffdioxid-Moleküle !

Ethanol Kohlenstoffdioxid

molare Masse M 46 g/mol 44 g/mol

Stoffmenge: Masse:
m 7.7 g n = 2 ∙ n ∙ M = 2 ∙ 0.17 mol ∙44 g/mol ≈ 15 g
n= = ≈ 0.17 mol
M 46 g/mol

Gemäss Reaktionsgleichung entsteht aus einer Teilchenmenge


Ethanol eine doppelt so grosse Teilchenmenge CO2 !

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Take Home Messages

Die allgemeine Gasgleichung ermöglicht uns, das Verhalten von Gasen bei
Temperaturänderungen abzuschätzen

Bei gleichbleibendem Druck und gleichbleibender Sto menge kann mit Hilfe des
Gay-Lussac’schen Gesetzes eine einfach Korrelation zwischen Gasvolumen und
Temperatur hergestellt werden.

Wir sind nun in der Lage, die erforderlichen Mengen an Ausgangssto und die
entstehenden Produktmengen bei chemischen Reaktionen berechnen -
unabhängig davon, ob es sich dabei um Gase oder Flüssigkeiten handelt.

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Die Ausbeute - wie gut ist das Experiment gelungen?
Demonstrationsexperiment: Ein Magnesiumband wird an der Luft verbrannt. Die Masse der Edukte und
Produkte wird vor und nach der Reaktion gewogen.

Rauch
Sauerstoff (O2)
Magnesium (Mg) Magnesiumoxid (MgO)

2 Mg (s) + O2 (g) ➝ 2 MgO (s)

Mg MgO

100% Ausbeute („soll“) tatsächliche Ausbeute („ist“)

Masse (m) 0.102 g = 40.3 g/mol ∙ 0.0042 mol = 0.169 g 0.049 g

molare Masse (M) 24.3 g/mol 40.3 g/mol

m 0.102 g 0.049 g
Stoffmenge: n = = = 0.0042 mol 0.0042 mol = = 0.0012 mol
M 24.3 g/mol 40.3 g/mol

Ausbeute (ist) 0.0012 mol


⇨ Ausbeute = 100 % ∙ = 100 % ∙ = 28.6 %
Ausbeute (soll) 0.0042 mol

Weshalb ist die Ausbeute so gering?


Ein Teil des Magnesiumoxids ist an der Tiegelzange zu sehen. Der grössere Teil wurde als Rauch im Zimmer verteilt. Der Rauch macht die
wesentlichen Verluste aus. Die Stöchiometrie zeigt also, dass das Experiment für eine kommerzielle Synthese von Magnesiumoxid anders
durchgeführt werden und der Rauch eingefangen werden muss!

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