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Einsatzbericht Baiyin, Gansu, China Dr. Friedrich W.

Korsten CN-GSBENTER

Vom 29.06.2019 bis zum 20.07.2019 besuchte ich im Rahmen eines SES-Projektes zur Verbesserung der
ERCP-Technik (Endoskopieverfahren) das 1st Peoples Hospital in Baiyin. Dies ist eine 1,7- Millionen-Stadt im
Norden Chinas, ca. 100 km von der Hauptstadt der Provinz Gansu – Lanzhou – entfernt gelegen. Das
Krankenhaus ist ein Hospital der Maximalversorgung mit rd. 800 Betten, 41 Fachabteilungen und
zahlreichen Ambulanzen.

Die An- und Abreise erfolgte mit Air China mit Zwischenlandung jeweils in Beijing, von SES hervorragend
organisiert. Die Unterbringung und Verpflegung vor Ort waren durch das Krankenhaus im Baiyin- Hotel
(einem ****-Hotel) sichergestellt und gaben zu keinerlei Einschränkungen oder Tadel Anlass. Die
Verständigung über die Dolmetscherin (keine Ärztin) fand in englischer Sprache statt, wobei am ersten
Abend medizinische Fachbegriffe geklärt werden mussten, danach war die Kommunikation ungestört. Die
Dolmetscherin kümmerte sich engagiert auch um die Aktivitäten in der Freizeit – Besuch von Parks, Ausflug
aufs Land und Besuch des Provinzmuseums in Lanzhou – teilweise mit Einbeziehung ihrer Familie.
Insgesamt empfand ich die Betreuung, sei es durch die Dolmetscherin oder durch die Klinik, als sehr
fürsorglich und angenehm.

Neben zahlreichen Gastroskopien (Magenspiegelung) und Coloskopien (Darmspiegelung), die teilweise


auch in einer Sitzung durchgeführt wurden, ist die ERCP-Methode seit ca. 1,5 Jahren an der Klinik etabliert.
Die apparative Ausstattung ist modern und entspricht dem neuesten Stand der Technik. Auffällig war, dass
die ausführenden Ärzte und das Endoskopiepersonal sich streng an die Guidelines der ASGE (American
Society of Gastrointestinal Endoscopy) hielten. Zur Sicherstellung des Endoskopieerfolges und der
Patientensicherheit wurden hier auch keine Änderungen vorgenommen. Was fehlte, war Erfahrung und der
sichere Umgang mit unvorhergesehenen Situationen. Neben der Einschätzung und Begutachtung der für
die ERCP vorgesehenen Patienten (Patientenselektion) wude ich auch zur Einschätzung und fachlichem Rat
bei allen neu aufgenommenen Patienten gefragt, so wurde ich z. B. auch bei einer Patientin mit
fortgeschrittener rheumatoider Arthritis zu einer Therapieempfehlung gefragt. Ein Highlight meines
Aufenthaltes war sicherlich die erstmalige erfolreiche ERCP bei einem Patienten mit vorausgegangener
Magenoperation (BII-Resektion), über die man noch mehrere Tage sprach.

Auffällig war die starke Apparateorientiertheit des ärztlichen Personals. So waren bei durchgängiger
elektronischer Vernetzung alle Voruntersuchungen (EKG, Sonographie, RöThorax, Laboruntersuchungen
einschl. aller Tumormarker, ggfs. CT und MRCP) bereits am Folgetag der Aufnahme abrufbar. Hier hätte ich
mehr klinische Orientierung gewünscht. In der Folge legte ich auf Ergebnisse der Anamneseerhebung und
der klinischen Untersuchung vermehrt wert.

Insgesamt zwei Powerpoint-Vorträge stießen auf großes Interesse, zum einen über Komplikationen der
ERCP und deren Behandlung, zum anderen Darstellung des Krankenhauses in Grevenbroich und Vergleich
der beiden Medizinsysteme.

Anlässlich eines farewell-Diners wurde ich gefragt, ob ich im nächten Jahr wiederkommen würde. Ich sagte,
dass das von der Zustimmung von SES abhänge und dies nicht allein meine Entscheidung wäre. Aus meiner
Sicht ist dies allemal lohnend.

Zusammenfassung: Das Projektziel Verbessung der ERCP-Technik wurde erreicht. Der Zugewinn an
Erfahrung und der Umgang mit unvorhergesehenen Situationen wird sich einstellen. Die Beteiligten sind
neugierig, aufnahmebereit und kooperativ. Daneben habe ich die persönliche Zuwendung (Dolmetscherin,
Kollegen) als ausgesprochen angenehm empfunden.

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