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Die Methoden
Bevor ich näher darauf eingehe, wo
überall auf der Welt diese Operationen
bereits in frühester Zeit angewendet
wurden, sei an dieser Stelle kurz auf die
verschiedenen Möglichkeiten der
Durchführung der Trepanation eingegan-
gen. Etymologisch ist der Begriff eng mit
der Verwendung eines rotierenden In-
strumentes verbunden, denn er leitet
sich vom griechischen Wort trypanon ab,
welches soviel wie „Bohrer“, oder „Bohr-
meißel“ bedeutet. Davon ausgehend soll-
te man annehmen, die Schädeldecke sei
vom Arzt aufgebohrt worden. Tatsächlich
ist dies jedoch nur eines von vier mehr
oder weniger gängigen Verfahren, wel-
ches von unseren Vorfahren angewendet Die verschiedenen Arten der Trepanation an einem Modellschädel demonstriert.(Terra X, S. 104, Foto: Dr.
wurde. Die wahrscheinlich häufigste Pahl)
Methode wurde mit einem Schaber aus
Obsidian, Muschel oder Feuerstein Art wendete man im alten Peru an. Klei- denn hier verschloss man die Löcher im
durchgeführt, der zwischen Daumen ne Kupferstäbe wurden mit hämmern- Schädel sogar manchmal mit Gold- oder
und Zeigefinger gehalten wurde. Zuerst den Schlägen in den Kopf getrieben, Silberplatten.
wurde ein V- oder Y-förmiger Einschnitt denn der Trepan soll hier unbekannt ge- Warum trepanierte man nun? Nach
ausgeführt, anschließend durch Schaben wesen sein. historischen und ethnographischen
eine Furche herausgebildet. Die Ränder Die dritte Methode, die von dem Quellen zu urteilen, wurde die Schädel-
dieser Furche wurden anschließend mit Arzt Dr. Thomas Wilson Parry (1866- öffnung bei „Epelepsie, Geisteskrankhei-
kreisförmigen Bewegungen solange bear- 1945), der diese Methoden jahrelang ten, Dämonenbesessenheit, Brüchen,
beitet, bis eine ovale „Einkugelung“ ent- studierte, ermittelt wurde, nannte er schweren und ständigen Kopfschmerzen,
standen war. Das wurde so lange weiter- „Druck-Pflüg-Methode“ [Rudgley, S. 208]. Schwindel und Taubheit angewendet.“
gemacht, bis die innere harte Gehirn- Ein Ritzinstrument, vielleicht ein schna- [Rudgley, S. 209] Dabei sollte an dieser
haut erreicht war und die „Einkugelung“ belförmiges Feuersteingerät, wurde auf Stelle erwähnt werden, dass sich kulti-
nunmehr rund geworden war. Auf diese der Schädeloberfläche immer wieder in sche Gründe für diesen gefährlichen Ein-
Weise wurde ein kreisrundes Stück der einer ovalen oder kreisrunden Bewe- griff so gut wie nie nachweisen lassen [vgl.
Schädeldecke herausgelöst, welches man gung geführt, bis eine Rille entstand, die hierzu Lippert, Terra X, S. 103]. Meist war die
nun entfernen konnte. man nun weiter auskratzen musste. War Indikation wohl also rein medizinischer
Anwendung fand auch der Trepan, die Rille tief genug, hebelte man das Kno- Natur. Stellen wir uns nun die Frage, wa-
ein Bohrer, der in Verbindung mit Sägen chenstück heraus. rum die Anwendung der Trepanation in
Verwendung fand. Ein Bogenbohrer, wie Last but not least gab es noch die der Steinzeit so unglaublich anmutet, sto-
er auch für Kernbohrungen einsetzbar Möglichkeit, eine rechteckige Platte ßen wir auf erstaunliche Zahlen.
war, eignete sich hierfür nach aller Er- „einfach“ aus der Schädeldecke heraus- In Europa wurde noch im 19. Jahr-
kenntnis am besten. Zuerst wurden klei- zuschneiden. In Peru konnte es sich hundert diese Operationsmethode so gut
ne Löcher eng nebeneinander in die auch um ein dreieckiges Stück handeln. wie überhaupt nicht angewendet, weil
Schädeldecke gebohrt, bis auf diese Wei- Dies geschah ebenfalls mit einem Flint- die Todesrate überaus hoch war. Der
se ein Kreis mit vielen kleinen Löchern messer durch vier gerade Schnitte. Die- Fachmann F. P. Lisowski meint sogar:
entstanden war. Der auf diese Weise se Methode wurde jedoch nur selten an- „Lange Zeit bezweifelte die medizinische
„perforierte“ Rand des zu entfernenden gewendet, da dies die für den Patienten Wissenschaft die Existenz von verheilten
Stückes wurde anschließend mit der gefährlichste Art und Weise der Trepa- prähistorischen Trepanationen, da die Chi-
Säge komplett aus dem Knochen heraus- nation ist. Wiederum in Peru bemühte rurgen des 19. Jahrhunderts aus der vor-
gesägt. Eine besondere Variante dieser man sich besonders um die Kranken, antiseptischen Ära diesen Eingriff wegen
dorf/Zürich
Natürlich besteht ohne weiteres die
Dieser Fall eines Kisii, dem ein ca. 76 cm2 großes
Stück der Schädeldecke fehlt, konnte 1958 vom
Engländer Margetts dokumentiert werden. (Rugley,
„Abenteuer Steinzeit“; Foto: Dr. R. Meschig)
Andreas Ferch