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DGUV Vorschrift 84

Unfallverhütungsvorschrift
Seeschifffahrt

Gültig ab 01.04.20181)

1) Notifiziert gemäß der Richtlinie (EU) 2015/1535 des Europäi-


schen Parlaments und des Rates vom 9. September 2015
über ein Informationsverfahren auf dem Gebiet der techni-
schen Vorschriften und der Vorschriften für die Dienste der
Informationsgesellschaft (ABl. L 241 vom 17.9.2015, S. 1).

April 2018
DGUV Vorschrift 84

Unfallverhütungsvorschrift

Seeschifffahrt
Gültig ab 01.04.20181)

1) Notifiziert gemäß der Richtlinie (EU) 2015/1535 des Europäischen Parlaments und des Rates vom
9. September 2015 über ein Informationsverfahren auf dem Gebiet der technischen Vorschriften und
der Vorschriften für die Dienste der Informationsgesellschaft (ABl. L 241 vom 17.9.2015, S. 1).
Inhaltsverzeichnis
Seite

Erstes Kapitel
Allgemeine Vorschriften......................................................................................................................... 6
§1 Geltungsbereich......................................................................................................................... 6
§2 Besonderheiten der Seefahrt; Grundpflichten des Unternehmers................ 6
§3 Verhalten und Grundpflichten an Bord.......................................................................... 7
§4 Arbeits- und Aufenthaltsbereiche, Verkehrswege,
Zugang zum Schiff..................................................................................................................... 8
§5 Arbeitssprache............................................................................................................................ 9
§6 Fortführung wiederkehrender Pflichten beim Wechsel
von Besatzungsmitgliedern................................................................................................. 10
§7 Schiffsbewegungen, Beschleunigungskräfte
und überkommende See....................................................................................................... 10
§8 Gefährliche Arbeiten auf Seeschiffen............................................................................. 11
§9 Beschaffung von Arbeitsmitteln und Arbeitsstoffen
außerhalb der EU....................................................................................................................... 12
§ 10 Instandhaltung von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln
im Bordbetrieb............................................................................................................................ 12

Zweites Kapitel
Vorschriften für Fischereifahrzeuge................................................................................................. 13
§ 11 Elektrische Anlagen.................................................................................................................. 13
§ 12 Türen................................................................................................................................................. 13
§ 13 Fluchtwege und Notausgänge............................................................................................ 14
§ 14 Brandabwehr............................................................................................................................... 14
§ 15 Raumtemperaturen.................................................................................................................. 14
§ 16 Beleuchtung................................................................................................................................. 14
§ 17 Fangdecks auf Fischereifahrzeugen................................................................................ 15
§ 18 Unterkunfts- und Wirtschaftsräume................................................................................ 15
§ 19 Lärm.................................................................................................................................................. 16
Inhaltsverzeichnis

Seite

Drittes Kapitel
Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit.................................................................................................... 17
§ 20 Steigleitern in Betriebsräumen.......................................................................................... 17
§ 21 Raumleitern.................................................................................................................................. 17
§ 22 Schutzvorrichtungen an geöffneten Luken, Pforten und Rampen.................. 18

Viertes Kapitel
Inkrafttreten, Aufhebung von ­Unfallverhütungsvorschriften............................................ 20
§ 23 Inkrafttreten, Aufhebung von Unfallverhütungsvorschriften............................. 20

Anlage 1
Schifffahrtsrechtliche Arbeitsschutzvorschriften...................................................................... 21

Anhang
Begriffsbestimmungen............................................................................................................................. 22

DGUV Vorschrift 84 5
Erstes Kapitel
Allgemeine Vorschriften

§1 Geltungsbereich

(1) Diese Unfallverhütungsvorschrift gilt für Unternehmer und Versicherte


in Unternehmen der Seeschifffahrt, einschließlich Fischerei.

(2) §§ 11 bis 19 dienen der Umsetzung der EU-Richtlinie 93/103/EG in


nationales Recht und gelten nur für Fischereifahrzeuge.

(3) §§ 20 bis 22 dienen der Umsetzung des Übereinkommens Nummer 152


der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und gelten nur bei der
Hafenarbeit.

§2 Besonderheiten der Seefahrt; Grundpflichten des Unternehmers

(1) Der Unternehmer hat nach § 2 Absatz 1 DGUV Vorschrift 1 die erforder-
lichen Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankhei-
ten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren zu treffen. Ergänzend
zu den nachfolgenden Regelungen und den in Anlage 1 der DGUV Vor-
schrift 1 genannten Vorschriften hat er dabei insbesondere die in
Anlage 1 dieser Unfallverhütungsvorschrift aufgeführten schifffahrts-
rechtlichen Arbeitsschutzbestimmungen zu beachten, die unberührt
bleiben.

(2) Der Unternehmer hat bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach
§ 3 DGUV Vorschrift 1 die Besonderheiten der Seeschifffahrt und des
Schiffsbetriebes zu berücksichtigen.

Dazu zählen insbesondere


• Witterungseinflüsse und Seegang sowie die damit verbundenen
Beschleunigungskräfte,
• der regelmäßige Wechsel von Besatzungsmitgliedern,

6 DGUV Vorschrift 84
Erstes Kapitel

• Mehrsprachigkeit und multikulturelle Zusammensetzung der Besatzung,


• Beschaffung von Arbeitsmitteln und Stoffen außerhalb des Geltungs­
bereichs der von der Europäischen Union erlassenen Rechtsvorschriften,
• Zusammenarbeit mit anderen Unternehmern, die nicht deutschen
Arbeitsschutzvorschriften oder entsprechenden von der Europäischen
Union erlassenen Rechtsvorschriften unterliegen,
• Zusammenarbeit mit Unternehmen der Hafenarbeit und deren Aufsicht-
führenden, die an Bord von Seeschiffen tätig werden.

§3 Verhalten und Grundpflichten an Bord

(1) Das Weisungsrecht des Unternehmers erstreckt sich auch auf das Ver-
halten der Versicherten in der dienstfreien Zeit sowie auf Einrichtungen
in Unterkunftsräumen, soweit die Gewährleistung von Sicherheit und
Gesundheitsschutz der Versicherten dies zwingend erfordert.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass nur in den von ihm dafür
vorgesehenen Bereichen geraucht wird. Das Rauchen in der Koje ist
verboten.

(3) Der Unternehmer hat die Umsetzung und Wirksamkeit von Maßnah-
men zum Schutz der Sicherheit und Gesundheit von Versicherten
zu überwachen, die z. B. aufgrund von § 2 Absatz 1 dieser Unfallver­
hütungsvorschrift erforderlich sind oder die in der Gefährdungs­
beurteilung nach § 3 Absatz 1 DGUV Vorschrift 1 ermittelt wurden.

(4) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Sicherheits- und Melde­
einrichtungen regelmäßig einem Probebetrieb unterzogen werden.

(5) Der Unternehmer hat dafür Sorge zu tragen, dass Arbeits- und Durch-
gangsbereiche frei von Hindernissen gehalten werden.

(6) Der Unternehmer hat zu gewährleisten, dass Gefahrensignale und


Durchsagen an Bord durch alle Versicherten wahrgenommen werden
können.

DGUV Vorschrift 84 7
Erstes Kapitel

(7) Versicherte haben sich so zu verhalten, dass sie Gefahrensignale und


Durchsagen jederzeit wahrnehmen können.

(8) Versicherte dürfen sich durch den Konsum von Alkohol, Drogen oder
anderen berauschenden Mitteln nicht in einen Zustand versetzen,
durch den sie die im Notfall ihnen zugewiesenen Aufgaben nicht
­erfüllen können.

(9) Absatz 8 gilt auch für die Einnahme von Medikamenten.

(10) Die Versicherten sind verpflichtet, gemäß der Unterweisung und Wei-
sung des Unternehmers bei der Arbeit sowie nach ihren Möglichkeiten
in der dienstfreien Zeit an Bord für ihre Sicherheit und Gesundheit zu
sorgen. Eine entsprechende Verpflichtung haben sie gegenüber den­
jenigen, die von ihren Handlungen oder Unterlassungen betroffen
sind.

(11) Der Unternehmer hat vor der Durchführung von Hafenarbeiten eine
zuverlässige und fachkundige Person schriftlich damit zu beauf­tragen,
die von anderen Unternehmern zu erbringenden Hafenarbeiten zur
Vermeidung von gegenseitigen Gefährdungen mit den Arbeiten des
Schiffsbetriebs abzustimmen.

§4 Arbeits- und Aufenthaltsbereiche, Verkehrswege,


Zugang zum Schiff

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass ein Fallreep, ein Landgang-
steg oder eine sonstige geeignete Vorrichtung vorhanden ist, um den
sicheren Zugang zum Schiff zu gewährleisten.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Zugangsmöglichkeiten


zum Schiff sicher eingerichtet und auch bei wechselnden Umgebungs-
bedingungen sicher erhalten werden.

(3) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass an Bord kommende


­Personen sich so verhalten, dass Versicherte nicht gefährdet werden.

8 DGUV Vorschrift 84
Erstes Kapitel

(4) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Verkehrswege sowie


Arbeitsräume und -bereiche auf dem Schiff so eingerichtet und betrie-
ben werden, dass von ihnen keine Gefährdungen für die Sicherheit
und die Gesundheit von Personen ausgehen.

(5) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Arbeitsplätze, Verkehrs-


wege, Geländer und Haltevorrichtungen auf dem Schiff so eingerichtet
und betrieben werden, dass unter Berücksichtigung der maximal zu
erwartenden Belastungen eine sichere Benutzung gewährleistet ist.

(6) Arbeitsplätze und Verkehrswege, bei denen Absturzgefahr für Ver­


sicherte oder die Gefahr des Herabfallens von Gegenständen besteht
oder die an Gefahrenbereiche grenzen, muss der Unternehmer mit
Schutzvorrichtungen versehen, die verhindern, dass Versicherte
abstürzen, durch herabfallende Gegenstände verletzt werden oder in
die Gefahrenbereiche gelangen.

(7) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Steigleitern und Steig-
eisengänge sicher benutzbar sind. Dazu gehört, dass sie
a) nach Notwendigkeit über Schutzvorrichtungen gegen Absturz,
­vorzugsweise über Steigschutzeinrichtungen verfügen,
b) an ihren Austrittsstellen eine Haltevorrichtung haben.

§5 Arbeitssprache

(1) Der Unternehmer hat eine Arbeitssprache an Bord schriftlich fest­


zulegen.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass jeder Versicherte an Bord
die Arbeitssprache soweit beherrscht, dass er die für Sicherheit und
Gesundheit erforderlichen Weisungen und Informationen erfassen
kann.

(3) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass die Unterweisung und
Anweisung der Versicherten sowie die Dokumentation aller Pflich-
ten im Arbeits- und Gesundheitsschutz an Bord in der Arbeitssprache
erfolgt.

DGUV Vorschrift 84 9
Erstes Kapitel

§6 Fortführung wiederkehrender Pflichten beim Wechsel


von Besatzungsmitgliedern

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass auch beim Wechsel von
Besatzungsmitgliedern die lückenlose Fortführung wiederkehrender
Kontroll-, Prüf-, Unterweisungs-, Überwachungs- und Dokumentations-
pflichten organisatorisch sichergestellt ist, z. B. indem die Übertragung
nicht personenbezogen erfolgt, sondern entsprechend den für die
Besatzungsmitglieder festgelegten Funktionen an Bord.

(2) Der Unternehmer hat ein Verzeichnis der in Absatz 1 genannten wieder-
kehrenden Pflichten zu erstellen und Wiederholungsintervalle sowie
Verantwortlichkeiten schriftlich festzulegen.

(3) Bei funktionsbezogener Übertragung von Pflichten nach Absatz 1 hat


der Unternehmer sicherzustellen, dass die betreffenden Funktionen
nur Personen zugewiesen werden, die ausreichend qualifiziert und in
der Lage sind, die damit einhergehenden Kontroll-, Prüf-, Unterwei-
sungs-, Überwachungs- und Dokumentationspflichten zu erfüllen.

§7 Schiffsbewegungen, Beschleunigungskräfte
und überkommende See

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass bei Annäherung an


Schlechtwettergebiete oder bei sonstiger Gefahr von starken Schiffs-
bewegungen alle an Bord befindlichen Personen rechtzeitig und
umfassend informiert, der Verschlusszustand des Schiffes hergestellt
und die Sicherungs- und Sicherheitsmaßnahmen überprüft werden.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass die Gefährdung von Ver­
sicherten bei der Überprüfung des Verschlusszustandes und der Siche-
rungsmaßnahmen in Schlechtwettergebieten so gering wie möglich
gehalten wird.

(3) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass Versicherte während


­Arbeiten an Deck vor der unmittelbar drohenden Gefahr schwerer
­überkommender See gewarnt werden.

10 DGUV Vorschrift 84
Erstes Kapitel

(4) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass Gegenstände in Arbeits-


bereichen und Unterkunftsräumen so gesichert werden, dass eine
Gefährdung durch unbeabsichtigte Bewegung vermieden wird.

(5) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass Arbeitsmittel und Arbeits-


gegenstände so benutzt werden, dass eine Gefährdung durch unbeab-
sichtigte Bewegung vermieden wird.

(6) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass bewegliche Behälter so


angeordnet und aufgestellt sind, dass eine sichere Entnahme und
Befüllung auch bei widrigen Witterungs- und Umgebungsbedingungen
möglich ist.

(7) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Instandhaltungsarbeiten


an Maschinen nur bei günstigen Witterungsbedingungen durchgeführt
werden.

(8) Abweichend von Absatz 7 dürfen Instandsetzungsarbeiten an Maschi-


nen, deren Ausfall die Schiffssicherheit unmittelbar gefährdet, durch-
geführt werden, wenn diese und ihre Teile so gesichert sind, dass
keine Gefährdung durch unkontrolliert bewegte Teile oder durch die
Freisetzung von Energie besteht. Der Eintrag von Energie durch Umge-
bungseinflüsse wie Wind und Strom ist zu berücksichtigen.

§8 Gefährliche Arbeiten auf Seeschiffen

(1) Der Unternehmer hat bei der Beurteilung der Arbeitsbedingungen nach
§ 3 DGUV Vorschrift 1 für den Schiffsbetrieb ein Verzeichnis der Arbei-
ten anzulegen, die mit besonderen Gefahren verbunden sind. Das
Betreten oder Befahren gefährlicher Räume ist dabei zu berücksichti-
gen.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass der Auftrag zur Durchfüh-
rung gefährlicher Arbeiten im Sinne des Absatz 1 schriftlich erteilt wird.
Die erforderlichen Schutzmaßnahmen sind im Auftrag festzuhalten.

DGUV Vorschrift 84 11
Erstes Kapitel

§9 Beschaffung von Arbeitsmitteln und Arbeitsstoffen


außerhalb der EU

(1) Der Unternehmer hat, soweit möglich, dafür zu sorgen, dass auch
außerhalb der EU nur solche Arbeitsmittel und Arbeitsstoffe beschafft
und an Bord bereitgestellt werden, bei deren bestimmungsgemäßer
Benutzung Sicherheit und Gesundheitsschutz gewährleistet sind.

(2) Soweit bei der Beschaffung von Arbeitsmitteln und Arbeitsstoffen


außerhalb der EU die Anforderungen des Absatzes 1 nicht eingehalten
!!! werden können, hat der Unternehmer für Arbeiten mit diesen Produk-
ten zu prüfen, ob besondere Schutzmaßnahmen erforderlich sind. Das
Ergebnis der Überprüfung ist zu dokumentieren, die Versicherten sind
entsprechend zu informieren.

§ 10 Instandhaltung von elektrischen Anlagen und Betriebsmitteln


im Bordbetrieb

Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass die Instandhaltung von elektri-
schen Anlagen und Betriebsmitteln nur Personen mit ausreichender Qualifi-
kation übertragen und diese Übertragung der Aufgaben dokumentiert wird.

12 DGUV Vorschrift 84
Zweites Kapitel
Vorschriften für Fischereifahrzeuge

Vorschriften zur Umsetzung der EU-Richtlinie 93/103/EG des Rates vom


23. November 1993 über Mindestvorschriften für Sicherheit und Gesundheits-
schutz bei der Arbeit an Bord von Fischereifahrzeugen

§ 11 Elektrische Anlagen

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Haupt- und Notschalttafeln
nach Möglichkeit so aufgestellt werden, dass nicht beide gleichzeitig
im Fall eines Brandes oder bei Eintreten von Wasser in ihrer Funktion
beeinträchtigt werden können.

(2) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass Sicherungskästen, ins­


besondere im Hinblick auf die Sicherungsstärke der Sicherungen,
regelmäßig überprüft werden.

§ 12 Türen

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass sich Türen jederzeit ohne
besondere Hilfsmittel von innen öffnen lassen. Wenn die Arbeits­
stätten besetzt sind, müssen sich die Türen von beiden Seiten öffnen
lassen.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Türen bei allen Wetter- und
Seebedingungen sicher funktionieren. Auf Schiebetüren soll, soweit
möglich, verzichtet werden.

DGUV Vorschrift 84 13
Zweites Kapitel

§ 13 Fluchtwege und Notausgänge

Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass verschlossene Ausgänge, die


als Notausgänge benutzt werden können, im Notfall von jedem Versicher-
ten oder von Rettungsmannschaften sofort von innen und von außen ohne
Schwierigkeiten geöffnet werden können.

§ 14 Brandabwehr

Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass von Hand zu betätigende Feuer-


löscheinrichtungen leicht zu erreichen und zu handhaben sind.

§ 15 Raumtemperaturen

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass in den Arbeitsräumen, in


denen aus betriebstechnischer Sicht keine spezifischen Anforderun-
gen an die Raumtemperatur gestellt werden, während der Arbeitszeit
nach Maßgabe der durchzuführenden Tätigkeiten, der körperlichen
Beanspruchung der Versicherten sowie der Witterungsbedingungen,
eine gesundheitlich zuträgliche Raumtemperatur herrscht.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass in Unterkunfts-, Sanitär-,


Kantinen- und Sanitätsräumen, sofern vorhanden, die Temperatur dem
jeweiligen Nutzungszweck der Räume entspricht.

§ 16 Beleuchtung

(1) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass die Arbeitsstätten mög-


lichst ausreichend Tageslicht erhalten und mit einer künstlichen, den
Gegebenheiten der jeweiligen Tätigkeit angepassten Beleuchtung aus-
gestattet sind, ohne dass die Sicherheit und Gesundheit der Versicher-
ten gefährdet und andere Fahrzeuge bei der Navigation behindert wer-
den.

14 DGUV Vorschrift 84
Zweites Kapitel

(2) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass Arbeitsstätten, in denen die


Versicherten bei Ausfall der künstlichen Beleuchtung Unfallgefahren
ausgesetzt sind, über eine ausreichende Notbeleuchtung verfügen.

§ 17 Fangdecks auf Fischereifahrzeugen

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass der obere Teil der Auf-
schleppe auf Heckfängern mit einem Gitter oder einer sonstigen
Sicherheitseinrichtung versehen ist, um dort arbeitende Personen vor
der Gefahr eines Sturzes in die Aufschleppe hinein zu schützen. Diese
Sicherheitseinrichtung muss die gleiche Höhe haben wie die angren-
zenden Schanzkleider.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass die Sicherheitseinrichtung


nach Absatz 1, leicht zu öffnen und zu schließen ist und nur während
des Aus- und Einholens des Netzes geöffnet wird. Für neue Fischerei-
fahrzeuge soll die Sicherheitseinrichtung nach Absatz 1 vorzugsweise
durch Fernbedienung geöffnet und geschlossen werden können.

(3) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass zwischen Brücke und
Arbeitsdeck eine zuverlässige Kommunikation gewährleistet ist.

§ 18 Unterkunfts- und Wirtschaftsräume

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass die Zugänge zu Unter-
kunfts- und Wirtschaftsräumen einen angemessenen Schutz vor
­Witterungseinflüssen und Seegang bieten.

(2) Soweit die Konzeption, die Abmessungen und der Verwendungszweck


des Schiffs dies zulassen, hat der Unternehmer dafür zu sorgen, dass
die Auswirkungen der Schiffsbewegungen und Beschleunigungen auf
die Unterkunftsräume der Versicherten durch die Lage dieser Räume
auf ein Mindestmaß beschränkt werden.

DGUV Vorschrift 84 15
Zweites Kapitel

(3) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Unterkunftsräume über


eine wirksame Lüftung verfügen, die eine ständige Frischluftzufuhr
sicherstellt und Kondensation verhindert.

(4) Der Unternehmer hat neue Fischereifahrzeuge, auf denen sich ein
Unterkunftsraum befindet, mit Duschen mit fließendem warmem und
kaltem Wasser, Waschbecken und Toiletten auszustatten; die betref-
fenden Räume müssen angemessen belüftet sein.

(5) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Unterkunftsräume mit einer
geeigneten Beleuchtung versehen sind, die mindestens aus
• einer angemessenen normalen Allgemeinbeleuchtung,
• einer schwächeren Allgemeinbeleuchtung, um ruhende Versicherte
nicht zu stören, und
• einer individuellen Beleuchtung in jeder Koje besteht.

§ 19 Lärm

Erfolgt die Überwachung der Motoren vom Maschinenraum aus, so hat der
Unternehmer für einen schall- und wärmegedämmten Leitstand zu sorgen,
der vom Maschinenraum getrennt und ohne Durchqueren dieses Maschi-
nenraums erreichbar ist. Die Kommandobrücke gilt als Raum, der die Auf-
lage nach Satz 1 erfüllt.

16 DGUV Vorschrift 84
Drittes Kapitel
Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit

Vorschriften zur Umsetzung des Übereinkommens Nummer 152 der Internationalen


Arbeitsorganisation (ILO) über den Arbeitsschutz bei der Hafenarbeit

§ 20 Steigleitern in Betriebsräumen

Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass bei Steighöhen von mehr als
10 m Länge in Betriebsräumen zwei versetzte Steigleitern vorhanden sind,
die in einer Höhe von 6 m durch ein Podest verbunden sein müssen.

§ 21 Raumleitern

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Laderäume mit fest ein-
gebauten stählernen Raumleitern versehen sind. In Laderäumen mit
einer gesamten Raumtiefe bis zu 3,00 m dürfen fest eingebaute stäh-
lerne Raumleitern durch Anlegeleitern ersetzt werden.

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass in Laderäumen von mehr
als 15,00 m Länge vorn und hinten mindestens je eine stählerne Raum-
leiter vorhanden ist.

(3) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass senkrechte Raumleitern


von mehr als 10,00 m Länge so gestaltet sind, dass eine Gelegenheit
zum Ausruhen durch Podeste, Sitzbügel o. Ä. besteht.

(4) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Teildecks durch Raum­
leitern zugänglich sind. Am Wellentunnel müssen Raumleitern auf
jeder Seite nach unten führen.

DGUV Vorschrift 84 17
Drittes Kapitel

(5) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass die Raumleitern mindes-
tens 0,30 m breit sind. Der Sprossenabstand muss 0,30 m betragen.
Der waagerechte Abstand der Sprossenmitte von festen Bauteilen
darf 0,15 m nicht unterschreiten. Die Sprossen müssen in einer Flucht
liegen und aus hochkant stehendem Vierkantstahl bestehen.

(6) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass Einsteiglukensülle, die


höher als 0,80 m sind, außen mit einer ausreichenden Anzahl von
gekröpften Steigeisen oder Wandsprossen versehen sind.

(7) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass der freie Querschnitt von
Einsteigluken mindestens 0,60 m x 0,60 m beträgt. Den gleichen
­Querschnitt müssen Decksausschnitte und Schächte haben, in denen
Raumleitern angebracht sind.

(8) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Einsteiglukendeckel


eine selbstsichernde Feststellvorrichtung gegen unbeabsichtigtes
Zuschlagen haben.

(9) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Raumleitern in Ladetanks


schräg stehen und mit Geländern auf beiden Seiten versehen sind. Die
Stufen müssen mindestens aus zwei hochkant stehenden Vierkant-
stählen auf gleicher Höhe bestehen oder andere rutschsichere Auf-
tritte haben.

(10) Absatz 2 bis 4 gelten nicht für Ladetanks.

§ 22 Schutzvorrichtungen an geöffneten Luken, Pforten und Rampen

(1) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass Lade- und Ausrüstungs­
luken mit weniger als 0,80 m Süllhöhe mit einem Geländer oder gleich-
wertigen Vorrichtungen versehen sind, die mindestens 1,0 m über Deck
reichen. Bei Süllen von weniger als 0,45 m Höhe und bei Glattdeck­
luken muss das Geländer auf halber Höhe einen zweiten Durchzug auf-
weisen. Satz 1 gilt nicht für Sülle, die zum Zeitpunkt des Inkrafttretens
dieser UVV bereits mit einem Geländer oder gleichwertigen Vorrichtun-
gen ausgerüstet waren, die mindestens 0,9 m über Deck reichen.

18 DGUV Vorschrift 84
Drittes Kapitel

(2) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass zur Absperrung von teil-
weise oder ganz geöffneten Zwischendecksluken Geländer, Ketten,
Netze oder Strecktaue sowie geeignete Vorrichtungen zum Befestigen
vorhanden sind.

(3) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass für Trimmlöcher und


andere kleine Öffnungen in Zwischendecks geeignete Sicherungen
oder Abdeckungen vorhanden sind.

(4) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass bei Pforten und Rampen
Quetsch- und Scherstellen durch ausreichenden Abstand zwischen
bewegten Teilen oder zwischen bewegten und festen Teilen vermie-
den werden oder durch ausreichenden Sicherheitsabstand gesichert
sind. Wo dies nicht möglich ist, hat der Unternehmer auf andere Weise
sicherzustellen, dass Personen nicht gefährdet werden.

(5) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass bei Pforten und Rampen
so weit wie möglich feste Geländer oder Schranken als Schutz gegen
Absturz vorhanden sind. Bei beweglichen Absperrungen sind, falls
erforderlich, zusätzlich optische oder akustische Warnsignale vorzuse-
hen.

(6) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass an Rampen dauerhaft und
sichtbar die Angaben über die höchstzulässige Belastung angebracht
sind.

(7) Der Unternehmer hat dafür zu sorgen, dass schräg stehende Rampen
mit einer Rutschsicherung versehen sind.

(8) Der Unternehmer hat sicherzustellen, dass der Gefahrenbereich bei


Pforten und Rampen gut markiert und beleuchtet ist.

DGUV Vorschrift 84 19
Viertes Kapitel
Inkrafttreten, Aufhebung von
­Unfallverhütungsvorschriften

§ 23 Inkrafttreten, Aufhebung von Unfallverhütungsvorschriften

Diese Unfallverhütungsvorschrift tritt am 01. April 2018 in Kraft. Gleichzeitig


treten die Vorschriften der Unfallverhütungsvorschrift „Unfallverhütungs­
vorschriften für Unternehmen der Seefahrt“ vom 01. Januar 1981 in der Fas-
sung vom 01. Januar 2011 außer Kraft.

20 DGUV Vorschrift 84
Anlage 1
Schifffahrtsrechtliche Arbeitsschutzvorschriften

Neben den staatlichen Arbeitsschutzvorschriften hat der Unternehmer die in inter-


nationalen Übereinkommen und in seeschifffahrtsspezifischen nationalen Vor-
schriften enthaltenen weiteren Arbeitsschutzvorschriften in ihrer jeweils gültigen
Fassung zu beachten, die unberührt bleiben. Dazu zählen insbesondere:
• Seearbeitsgesetz (SeeArbG)
• Maritime Medizin-Verordnung (MariMedV)
• Schiffssicherheitsgesetz (SchSG)
• Schiffssicherheitsverordnung (SchSV)
• See-Unterkunftsverordnung (SeeUnterkunftsV)
• Seesicherheits-Untersuchungs-Gesetz (SUG)
• Internationales Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See
(SOLAS)
• Internationales Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung
von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten (STCW)
• International Management Code for the Safe Operation of Ships and for Pollution
Prevention (ISM-Code)
• IMO Resolution A.468 (XII) Code on Noise Levels on board ships
• MSC/Circ. 1014 Richtlinie zur Linderung von Fatigue und Fatigue-Management

Die vorstehende Aufzählung ist nicht abschließend.

DGUV Vorschrift 84 21
Anhang
Begriffsbestimmungen

Fischereifahrzeug

Jedes zu gewerblichen Zwecken entweder für den Fang oder für den Fang und die
Verarbeitung von Fisch oder sonstigen Seelebewesen eingesetzte Fahrzeug, das
die Flagge eines Mitgliedstaats führt oder unter der unbeschränkten Hoheitsgewalt
eines Mitgliedstaats eingetragen ist.

Neues Fischereifahrzeug

Jedes Fischereifahrzeug, dessen Länge zwischen den Loten 15 Meter oder mehr
beträgt, für das
i. am oder nach dem 23. November 1995 der Bau- oder Umbauvertrag ­erteilt wird,
ii. der Bau- oder Umbauvertrag vor 23. November 1995 erteilt worden ist und das
frühestens drei Jahre nach diesem Zeitpunkt abgeliefert wird, oder,
iii. falls kein Bauvertrag vorliegt,
• der Kiel gelegt wird,
• der für ein bestimmtes Fahrzeug erkennbare Bau begonnen wird oder
• die Montage von mindestens 50 Tonnen oder von 1 v. H. des geschätzten
Gesamtbedarfs des Baumaterials begonnen hat, je nachdem, welcher Wert
kleiner ist.

Vorhandenes Fischereifahrzeug

Jedes Fischereifahrzeug, dessen Länge zwischen den Loten 18 Meter oder mehr
beträgt und das kein neues Fischereifahrzeug ist.

22 DGUV Vorschrift 84
Anhang

Wohn- und Aufenthaltsbereiche

Dazu zählen insbesondere folgende Unterkunftsräume:


a) Schlaf- und Wohnräume,
b) Messen, Pantries und sonstige Aufenthaltsräume,
c) Freizeiträume,
d) Büroräume,
e) Küchen,
f) Umkleideräume,
g) Toiletten und Waschräume einschließlich der Räume oder Einrichtungen
zum ­Waschen, Trocknen und Bügeln der Wäsche (sanitäre Einrichtungen),
h) medizinische Räumlichkeiten,
i) Gänge in den Bereichen des Schiffs, die der Unterbringung der Besatzungs­
mitglieder dienen (Verkehrsgänge).

Hafenarbeit

Hafenarbeit ist das Be- und Entladen von Seeschiffen einschließlich der Vorberei-
tungs- und Abwicklungsarbeiten sowie der damit zusammenhängenden Umschlag-,
Transport- und Bereitstellungsarbeiten während der Liegezeit.

DGUV Vorschrift 84 23
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

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