Sie sind auf Seite 1von 88

201-060

DGUV Information 201-060

Vermessungsarbeiten

Juni 2020
kommmitmensch ist die bundesweite Kampagne der gesetzlichen Unfallversicherung
in Deutschland. Sie will Unternehmen und Bildungseinrichtungen dabei unterstützen
eine Präventionskultur zu entwickeln, in der Sicherheit und Gesundheit Grundlage al-
len Handelns sind. Weitere Informationen unter www.kommmitmensch.de

Impressum

Herausgegeben von:
Deutsche Gesetzliche
Unfallversicherung e.V. (DGUV)

Glinkastraße 40
10117 Berlin
Telefon: 030 13001-0 (Zentrale)
Fax: 030 13001-9876
E-Mail: info@dguv.de
Internet: www.dguv.de

Sachgebiet Tiefbau des Fachbereichs Bauwesen der DGUV

Ausgabe: Juni 2020

DGUV Information 201-060


zu beziehen bei Ihrem zuständigen ­Unfallversicherungsträger oder unter
www.dguv.de/publikationen Webcode: p201060
Vermessungsarbeiten

DGUV Information 201-060 Juni 2020


Inhaltsverzeichnis

Seite
Vorbemerkung.............................................................................................................................................. 6

1 Begriffsbestimmungen.......................................................................................................... 7

2 Grundlagen des Arbeitsschutzes..................................................................................... 8


2.1 Verantwortung im A ­ rbeitsschutz....................................................................................... 8
2.2 Organisation des ­Arbeitsschutzes................................................................................... 9
2.3 Persönliche S
­ chutzausrüstungen..................................................................................... 14
2.4 Sichere Verwendung von Arbeitsmitteln...................................................................... 22
2.5 Gefährdungen bei Arbeiten im Freien ........................................................................... 25
2.6 Psychische Belastungen........................................................................................................ 27
2.7 Sicherheit bei der Benutzung von Kraftfahrzeugen................................................ 28
2.8 Ergonomie..................................................................................................................................... 32
2.9 Büro/Bildschirmarbeitsplatz ............................................................................................. 34

3 Einsatz vermessungsspezifischer ­Instrumente....................................................... 35


3.1 Laser................................................................................................................................................. 35
3.2 GNSS ............................................................................................................................................... 36
3.3 UAV.................................................................................................................................................... 39

4 Vermessungsarbeiten im Straßenbereich.................................................................. 42
4.1 Einrichten der Arbeitsstelle................................................................................................. 42
4.2 Verkehrsrechtliche A ­ nordnung.......................................................................................... 45
4.3 Regelpläne.................................................................................................................................... 45
4.4 Warnausrüstungen für V ­ ermessungen im S ­ traßenbereich.................................. 50
4.5 Vermessungsarbeiten
im Bereich von Geh- und ­Radwegen............................................................................... 54
4.6 Vermessungsarbeiten bei schlechten Sicht­verhältnissen ................................. 54

5 Nivellementsarbeiten............................................................................................................. 56
5.1 Straßenverkehrsbereich........................................................................................................ 56
5.2 Andere Bereiche......................................................................................................................... 57

4
Seite
6 Vermessungsarbeiten auf Baustellen........................................................................... 58
6.1 Baustellenverkehr..................................................................................................................... 59
6.2 Zugänge und Standplätze..................................................................................................... 59
6.3 Persönliche Schutzausrüstungen auf Baustellen ................................................... 60

7 Vermessungsarbeiten im Bereich von Baugruben und Gräben...................... 62


7.1 Sicherung von Baugruben und Gräben......................................................................... 62
7.2 Absturzgefahr.............................................................................................................................. 64
7.3 Zugänge.......................................................................................................................................... 64

8 Vermessungsarbeiten in Bauwerken ­unter Tage..................................................... 65

9 Vermessungsarbeiten in ­abwassertechnischen Anlagen.................................. 68

10 Vermessungsarbeiten am Wasser................................................................................... 70
10.1 Häfen, Wehre, F­ ließgewässer.............................................................................................. 70
10.2 Wattenmeer.................................................................................................................................. 70
10.3 Inseln............................................................................................................................................... 70
10.4 PSA für Vermessungs­arbeiten am Wasser .................................................................. 71

11 Vermessungsarbeiten in ­schwierigem ­Gelände...................................................... 73


11.1 Moor................................................................................................................................................. 73
11.2 Waldgebiete................................................................................................................................. 74
11.3 Gebirge............................................................................................................................................ 74
11.4 Instabiles und unbekanntes Gelände............................................................................ 75

12 Vermessungsarbeiten im Bereich von ­Versorgungsanlagen............................ 76

13 Vermessungsarbeiten in kontaminierten Bereichen............................................ 79

14 Vermessungsarbeiten im Bereich von Gleisen......................................................... 81

15 Vermarkungs- und Abmarkungsarbeiten.................................................................... 84

5
Vorbemerkung

Seit der letzten Ausgabe der zurück- rechtliche Grundlagen und weiterführen-
gezogenen BGR 178/GUV-R 178 „Ver- de Informationen angegeben.
messungsarbeiten“ aus dem Jahr 2007
erreichten die Träger der gesetzlichen Nach einer Einführung zu übergreifen­
Unfallversicherung sowie die DGUV und den Themen des Arbeitsschutzes werden
deren Fachgremien zahlreiche Anfragen ab Kapitel 4 Vorgaben, Gefährdungen
nach einem Nachfolgewerk zum Arbeits- und Maßnahmen für einzelne Tätigkeits-
schutz im Vermessungswesen. bereiche und Arbeitsumfelder im Ver-
messungswessen behandelt. Da in der
Mit der vorliegenden DGUV Informa- vorliegenden DGUV Information jedoch
tion, die strukturell auf der alten Regel nicht alle potenziell bei Vermessungsar-
basiert, wird diesem Wunsch aus der beiten auftretenden Gefährdungen und
Praxis entsprochen. Die Publikation soll die dazu passenden Maßnahmen be-
allen Akteuren und Akteurinnen im Ver- schrieben werden können, ist die Erstel-
messungswesen helfen, ihre Verantwor- lung von Gefährdungsbeurteilungen, die
tung im Bereich des Arbeitsschutzes sich konkret auf einzelne Arbeitsplätze
wahrzunehmen und die Sicherheit und und Tätigkeiten beziehen, zwingend er-
Gesundheit der mit Vermessungsarbei- forderlich.
ten betrauten Personen zu erhalten und
zu fördern. Zudem trägt sie den aktuel- Hinweis: Die in dieser DGUV Information
len technischen Entwicklungen im Ver- dargestellten verbindlichen Vorgaben,
messungswesen Rechnung. z. B. aus Gesetzen, Verordnungen und
Unfallverhütungsvorschriften, finden
Die Schrift ist so gestaltet, dass die keine Anwendung auf den Bereich des
wichtigsten Informationen prägnant Marktscheidewesens im Geltungsbe-
und verständlich dargestellt werden. reich des Bundesberggesetzes. Auch
Dies beinhaltet auch konkrete Empfeh- hydrographische Vermessungsarbei-
lungen in Bezug auf mögliche Schutz- ten mit Peilfahrzeugen im Seebereich
maßnahmen. Die Anwendung anderer, sind davon ausgenommen. Hier ist die
ebenso wirksamer, Schutzmaßnahmen DGUV Vorschrift 84 „Seeschifffahrt“ zu
ist selbstverständlich auch möglich. In beachten.
jedem Kapitel sind zudem Quellen für

6
1 Begriffsbestimmungen

1. Arbeitsmittel sind z. B. Werkzeuge, 8. Messfahrzeuge bzw. Arbeitsfahrzeu-


Geräte oder Maschinen, die bei Ver- ge sind Fahrzeuge, die zum Trans-
messungsarbeiten und damit zusam- port von Arbeitsmitteln und Personal
menhängenden Tätigkeiten genutzt eingesetzt werden.
werden. 9. Sicherungsfahrzeuge sind Fahrzeu-
2. DGUV steht für Deutsche Gesetzliche ge, die zur Absicherung von Arbeits-
Unfallversicherung e.V. Die DGUV stellen eingesetzt werden.
ist der Spitzenverband der gewerb- 10. SiGeKo steht für Sicherheit- und Ge-
lichen Berufsgenossenschaften und sundheitsschutzkoordinator bzw.
der Unfallversicherungsträger der Sicherheits- und Gesundheitsschutz-
öffentlichen Hand. koordinatorin und meint die Person,
3. DGUV Regeln enthalten, wie auch die auf Baustellen die Zusammen-
DGUV Informationen, unverbindli- arbeit der dort tätigen Unternehmen
che Empfehlungen von Fachgremien bezogen auf den Arbeits- und Ge-
der DGUV, wie unternehmerische sundheitsschutz organisiert.
Pflichten bezüglich Sicherheit und 11. Technische Regeln konkretisieren
Gesundheit bei der Arbeit erfüllt wer- die gesetzlichen Vorgaben aus staat-
den können. lichen Arbeitsschutzverordnungen,
4. DGUV Vorschriften bzw. Unfallver- z. B. Technische Regeln für Arbeits-
hütungsvorschriften beschreiben für stätten (ASR) zur Arbeitsstättenver-
Unternehmer, Unternehmerinnen ordnung.
und Versicherte verbindliche Pflich- 12. Versorgungsleitungen sind z. B.
ten bezüglich Sicherheit und Ge- Strom-, Gas-, Wasser-, Abwasser-
sundheit bei der Arbeit. und Telekommunikationsleitungen.
5. Fahrzeuge sind kraftbetriebene,
nicht an Schienen gebundene Land-
fahrzeuge und deren Anhängefahr-
zeuge.
6. GNSS ist ein Sammelbegriff für glo-
bale Navigationssatellitensysteme.
7. Hebezeuge sind Einrichtungen zum
Heben von Lasten. Diese können
hand- oder kraftbetrieben sein.

7
2 Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.1 Verantwortung im sicherheitstechnischen Betreuung


­Arbeitsschutz hängt von der Beschäftigtenzahl ab und
ist in der DGUV Vorschrift 2 geregelt.
Der Arbeitgeber ist für die Sicherheit und
Gesundheit seiner Beschäftigten im Rah- Neben dem Arbeitsschutzgesetz und an-
men der Arbeit verantwortlich. Diese Ver- deren Gesetzen (z. B. Mutterschutzgesetz)
antwortung beinhaltet insbesondere die sind für Arbeitgeber staatliche Verordnun-
Ermittlung von möglichen Gefährdungen gen (z. B. Betriebssicherheitsverordnung)
und die Durchführung von Maßnahmen und Unfallverhütungsvorschriften der
zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Be- ­Unfallversicherungsträger der gesetzli-
rufskrankheiten und arbeitsbedingten chen Unfallversicherung (z. B. DGUV Vor-
Gesundheitsgefahren sowie die Sicher- schrift 1 „Grundsätze der Prävention“)
stellung einer wirksamen Ersten Hilfe. rechtsverbindlich. Die darin enthaltenen
Zudem liegen die Kontrolle der Wirksam- Vorgaben müssen eingehalten werden.
keit der festgelegten Maßnahmen sowie Damit die oftmals abstrakten und unspe-
deren Anpassung an die aktuellen Ge- zifischen Vorschriften in der Praxis leich-
gebenheiten im Verantwortungsbereich ter umgesetzt werden können, gibt es
des Arbeitgebers. Bei diesen Prozessen Technische Regeln des Staates sowie Re-
muss das Ziel stets die Verbesserung geln und Informationen der gesetzlichen
von Sicherheit und Gesundheit der Be- Unfallversicherung mit konkreten, fachli-
schäftigten sein. Die genannten Pflich- chen Erklärungen und Empfehlungen.
ten des Arbeitgebers kann dieser auch
auf zuverlässige und fachkundige Perso-
nen übertragen. Bei Vermessungsarbei- Rechtliche Grundlagen und ­weitere
ten obliegt diese Aufgabe in der Regel Informationen
der Leitung eines Vermessungstrupps. • Arbeitsschutzgesetz
• Arbeitssicherheitsgesetz
Der Arbeitgeber ist zudem dazu ver- • DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der
pflichtet, Betriebsärztinnen bzw. Be- Prävention“
triebsärzte sowie Fachkräfte für Arbeits- • DGUV Vorschrift 2 „Betriebsärzte und
sicherheit zur Unterstützung seiner Fachkräfte für Arbeitssicherheit“
Arbeitsschutzaktivitäten zu bestellen. • DGUV Regel 100-001
Der Umfang der betriebsärztlichen und „Grundsätze der Prävention“

8
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.2 Organisation des der Folgen bewertet, müssen dazu pas-


­Arbeitsschutzes sende Schutzmaßnahmen festgelegt
und durchgeführt werden. Dabei gilt
2.2.1 Gefährdungsbeurteilung das „STOP-Prinzip“ (siehe Abbildung 1):
Die Gefährdungsbeurteilung ist das ­Zuerst muss geprüft werden, ob die Ge-
zentrale Arbeitsschutzinstrument, um fahrenquelle beseitigt werden kann. Dies
Gefährdungen zu ermitteln, zu bewer- würde z. B. bedeuten, ein Arbeitsmittel
ten und auf dieser Grundlage Schutz- durch ein weniger gefährliches Arbeits-
maßnahmen festzulegen. Sie muss auf mittel zu ersetzen (Substitution). Ist ein
eine bestimmte Tätigkeit oder einen Ersatz nicht möglich, müssen technische
bestimmten Arbeitsplatz bezogen sein, Schutzmaßnahmen angewendet werden.
um daraus auf die individuelle Gefähr- Wenn diese nicht umsetzbar sind, sind
dungslage zugeschnittene Schutzmaß- organisatorische Maßnahmen durchzu-
namen ableiten zu können. Gleichartige führen. Erst wenn die technischen und
Arbeitsplätze können hierbei zusammen organisatorischen Möglichkeiten aus-
betrachtet werden. geschöpft sind, kommen persönliche
S­ chutzmaßnahmen, z. B. persönliche
Bei der Beurteilung der Arbeitsbedin- Schutzausrüstungen, in Betracht.
gungen sollen nicht nur Unfallgefahren,
z. B. im Straßenverkehr, berücksichtigt
werden, sondern auch Gesundheits-
Substitution
gefahren, wie z. B. Infektionskrankhei-
ten nach einem Zeckenstich oder auch
Risiken für die psychische Gesundheit
Technische S
­ chutzmaßnahmen
der Beschäftigten, z. B. durch Zeitdruck.
Zudem sind Beschäftigungsbeschrän-
kungen und -verbote für bestimmte Per-
sonengruppen, z. B. Jugendliche oder Organisatorische ­Schutzmaßnahmen
Schwangere, zu beachten.

Wurden die Gefährdungen ermittelt und Persönliche ­Schutzmaßnahmen


deren Gesundheitsrisiken nach der Ein-
trittswahrscheinlichkeit und ­Schwere Abb. 1 STOP-Prinzip

9
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Damit die Schutzmaßnahmen tatsäch- aller Prozesse und Festlegungen in


lich wirkungsvoll sind und kontinuierlich ­Zusammenhang mit der Gefährdungs­
verbessert werden können, muss die beurteilung sollte obligatorisch sein,
Durchführung konsequent überwacht ­zumal damit der unternehmerischen
und deren Wirksamkeit im Anschluss Nachweispflicht nachgekommen wird.
überprüft werden. Die ­Dokumentation

Festlegen und Abgrenzen


der Arbeitsschritte und
Tätigkeiten

Wirksamkeit der Schutz-


maßnahmen überprüfen, Gefährdungen ermitteln
ggf. anpassen Ziel:
Sicheres und
­gesundheits-
gerechtes
Arbeiten
Festgelegte Gefährungen
Schutzmaßnahmen beurteilen, Risiken
durch- und umsetzen ­bewerten

geeignete Schutzmaß­
nahmen auswählen und
festsetzen

Abb. 2 Vorgehensweise bei der Gefährdungsbeurteilung

10
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.2.2 Unterweisung 2.2.3 Koordinierung von Arbeiten


Arbeitgeber sind verpflichtet, Beschäf- Bei Vermessungsarbeiten auf fremdem
tigte über die Gefahren einer Tätigkeit Betriebsgelände muss der Auftragge-
sowie über entsprechende Maßnahmen ber sicherstellen, dass die spezifischen
und betriebliche Regelungen, z. B. Be- Arbeitsschutzregelungen des Betriebes
triebsanweisungen, zu unterweisen und bekannt sind. Falls noch weitere Fremd-
diese Unterweisung zu dokumentieren. firmen auf dem Betriebsgelände tätig
Bestandteil der Unterweisung muss sind, muss sich das mit den Vermes-
außerdem die Vermittlung von tätig- sungsarbeiten beauftragte Unterneh-
keitsspezifischen Vorgaben aus dem Re- men mit den anderen Firmen bezüglich
gelwerk des Staates und der Unfallversi- der Arbeitssicherheit abstimmen.
cherungsträger in verständlicher Weise
(z. B. hinsichtlich der Sprache) sein. Insbesondere auf Baustellen arbeiten
häufig Beschäftigte verschiedener Unter­
Statt die Unterweisung selbst durchzu- nehmen. Hier gibt es in der Regel einen
führen, kann ein Arbeitgeber auch eine Koordinator oder eine Koordinatorin,
zuverlässige und fachkundige Person der oder die die Zusammenarbeit der
damit beauftragen. Unterweisungen Unternehmen bezogen auf den ­Arbeits-
müssen zudem mindestens einmal pro und Gesundheitsschutz organisiert
Jahr durchgeführt werden, bei Jugend- („­SiGeKo“). Bei umfangreichen und
lichen halbjährlich. Zusätzlich ist eine besonders gefährlichen Bauarbeiten
Unterweisung erforderlich vor Aufnah- erstellt der oder die SiGeKo einen Si-
me einer Tätigkeit, bei Zuweisung einer cherheits- und Gesundheitsschutzplan
neuen Tätigkeit, bei Veränderungen im („SiGePlan“) mit den für die Arbeiten
Aufgabenbereich oder in den Arbeitsab- geltenden Arbeitsschutzregelungen und
läufen sowie anlassbezogen (z. B. nach Sicherheitsmaßnahmen.
einem Arbeitsunfall).

Unterweisungen können zudem durch


Online-Tools oder Software unterstützt
werden. Diese Hilfsmittel sollen und
können jedoch nicht die persönliche
Unterweisung am Arbeitsplatz ersetzen.

11
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.2.4 Alleinarbeit Jedem Vermessungstrupp muss mindes-


Alleinarbeit heißt, dass eine Person tens eine Ersthelferin oder ein Ersthelfer
außerhalb von Ruf- und Sichtweite an- angehören. Voraussetzung für die Über-
derer Personen arbeitet. Besonders nahme dieser Aufgabe ist die erfolgreiche
wenn „­gefährliche Arbeiten“ von einer Teilnahme an einem Erste-Hilfe-Lehrgang
Person allein ausgeführt werden müs- sowie die Erste-Hilfe-Fortbildung alle zwei
sen, ist der Arbeitgeber verpflichtet, Jahre. Unabhängig von der zwingenden
für weitergehende technische oder or- Vorgabe ist eine Erste-Hilfe-Ausbildung
ganisatorische Schutzmaßnahmen zu für alle Beschäftigten empfehlenswert,
sorgen. „Gefährlichen Arbeiten“ nach die im Außendienst tätig sind.
DGUV Vorschrift 1 bedeutet, dass sich
eine erhöhte Gefährdung aus dem Ar- Erste-Hilfe-Leistungen müssen aufge-
beitsverfahren, der Art der Tätigkeit, den zeichnet und die Aufzeichnungen min-
verwendeten Stoffen oder der Umge- destens fünf Jahre aufbewahrt werden.
bung ergibt. Zu den Schutzmaßnahmen Dafür eignen sich für Vermessungs-
gehören z. B. regelmäßige Kontrollgänge trupps z. B. der Meldeblock aus der
einer zweiten Person, Funkmeldesyste- DGUV Information 204-021 „Dokumen-
me oder Personen-Notsignal-Anlagen. tation der Erste-Hilfe-Leistungen“ oder
das so genannte Verbandbuch.
2.2.5 Erste Hilfe
Die Organisation einer wirksamen Ersten Bei Vermessungsarbeiten auf fremdem
Hilfe ist eine Grundpflicht des Arbeit- Betriebsgelände und Baustellen sollten
gebers. Dazu gehört die Bereitstellung unbedingt Informationen über die dort
des notwendigen Erste-Hilfe-Mate- vorgesehenen Notfallmaßnahmen ein-
rials in Form von Verbandskästen nach geholt werden.
DIN 13157 (klein) oder DIN 13169 (groß).
Im Außendienst kann auch der Kraft- Gegebenenfalls kann die Gefährdungs-
wagen-Verbandskasten nach DIN 13164 beurteilung ergeben, dass für den je-
verwendet werden. Zudem sollten den weiligen Arbeitseinsatz spezielles Erste-­
Beschäftigten für einen Notruf Melde­ Hilfe-Material, z. B. eine Zeckenzange,
einrichtungen wie Sprechfunkgeräte oder erforderlich ist.
Mobiltelefone zur Verfügung stehen.

12
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.2.6 Arbeitsmedizinische Prävention


Zur arbeitsmedizinischen Prävention Rechtliche Grundlagen und
gehören unter anderem die Beteiligung ­weitere Informationen
der Betriebsärztin oder des Betriebsarz- • Arbeitsschutzgesetz
tes an der Erstellung der Gefährdungs- • Verordnung zur arbeitsmedizini-
beurteilung, die Durchführung von allge- schen Vorsorge (ArbMedVV)
meinen Beratungen und die individuelle • DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze
arbeitsmedizinische Vorsorge. Je nach der Prävention“
Ergebnis dieser Vorsorge müssen vom • DGUV Regel 100-001
Arbeitgeber die erforderlichen Maßnah- „Grundsätze der Prävention“
men zum Schutz der betroffenen Be- • DGUV Information 204-007
schäftigten ergriffen werden. ­„Handbuch zur Ersten Hilfe“
• DGUV Information 204-021
2.2.7 Qualifikation ­„Dokumentation der Erste-Hilfe-
Um Risiken richtig einschätzen und mit Leistungen“
passenden Maßnahmen begegnen zu • DGUV Information 212-139
können, sind Fachwissen und Kompe- „­Notrufmöglichkeiten für allein
tenz im Bereich Arbeitsschutz erforder- arbeitende Personen“
lich. Aus diesem Grund sollten Mög-
lichkeiten zur Fortbildung im ­Thema
Sicherheit und Gesundheit bei der Ar-
beit geschaffen werden. Berufsgenos-
senschaften, Unfallkassen und die Deut-
sche Gesetzliche Unfallversicherung
bieten ein umfangreiches Programm
dieser Qualifizierungsmöglichkeiten für
unterschiedliche Zielgruppen an. Die
Kosten für die Qualifizierungsmaßnah-
men werden in der Regel von den Unfall-
versicherungsträgern übernommen.

13
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.3 Persönliche ­ etreffenden Personen müssen ­daher


b
­Schutzausrüstungen bei der Auswahl der PSA involviert
werden, damit individuelle Unterschie-
Persönliche Schutzausrüstungen (PSA) de, z. B. bei der Körper- oder Kopfform,
sind immer als letztes Mittel anzuwen- ­berücksichtigt werden und auch die
den, wenn technische und organisatori- Tragebereitschaft erhöht wird.
sche Schutzmöglichkeiten ausgeschöpft • Werden verschiedene PSA-Arten zu-
sind. Da einige PSA-Arten mit einer mehr sammen verwendet (z. B. Schutzhelm
oder weniger großen Tragebelastung für und Schutzbrille), müssen diese auf-
Beschäftigte verbunden sind, gilt hier einander abgestimmt sein, damit die
der Grundsatz: „So viel wie nötig, so Schutzwirkung der einzelnen Schutz-
­wenig wie möglich“. ausrüstungen nicht beeinträchtigt wird.
• Durch Unterweisungen muss sicher-
Richtig angewendete PSA können vor gestellt werden, dass die PSA be-
schweren Verletzungen und Gesund- stimmungsgemäß benutzt wird. Dazu
heitsschäden schützen. Die Benutzung eignen sich am besten praktische
von PSA birgt jedoch auch einige Risiken. Übungen. Bei PSA-Arten, die vor töd-
lichen Gefahren schützen sollen (z. B.
Für die Bereitstellung und sichere Be- persönliche Schutzausrüstungen ge-
nutzung von PSA gelten daher einige gen Absturz), sind diese Übungen vor-
grundsätzliche Regeln: geschrieben.
• Zur bestimmungsgemäßen Benutzung
• Für die Auswahl von geeigneten PSA gehört außerdem die Beachtung der
müssen die Gefährdungen am Arbeits- Herstellerinformationen: Darin sind
platz bekannt sein. der Verwendungszweck, die Einsatz-
• Es dürfen nur PSA zur Verfügung ge- bedingungen, die Gebrauchsdauer
stellt und genutzt werden, die mit und die Benutzungseinschränkungen
einer CE-Kennzeichnung versehen und zu finden.
zu denen aussagekräftige Hersteller- • PSA müssen vor jeder Benutzung
informationen verfügbar sind. durch die nutzende Person mittels
• PSA müssen den Personen, die sie Inaugenscheinnahme auf mögliche
­tragen, passen, damit sie ihre Schutz- Mängel geprüft werden. Daneben
wirkung voll entfalten können. Die muss regelmäßig eine Überprüfung auf

14
Grundlagen des Arbeitsschutzes

­Gebrauchstauglichkeit entsprechend Materialien gefertigt, besitzen eine Ze-


der Herstellerinformationen stattfinden henschutzkappe und haben zusätzlich
sowie notwendige Reparatur- oder Er- zu den Grundanforderungen folgende
satzmaßnahmen durchgeführt werden. ­Eigenschaften:
• Die richtige Lagerung und Reinigung
sorgt dafür, dass die Schutzausrüstun- • S1: Geschlossener Fersenbereich, Anti-
gen über die gesamte Gebrauchsdau- statik, Energieaufnahmevermögen im
er funktionieren und in einem hygie- Fersenbereich, Kraftstoffbeständigkeit
nisch einwandfreien Zustand bleiben. • S2: Wie S1, zusätzlich Wasserdurch-
tritt und Wasseraufnahme
Der Arbeitgeber muss persönliche • S3: Wie S2, zusätzlich Durchtritt­
Schutzausrüstungen kostenfrei zur Ver- sicherheit und Profilsohle
fügung stellen. Zugleich ist es die Pflicht
der Beschäftigten, die bereitgestellten Sicherheitsschuhe der Kategorien S4
PSA auch zu benutzen. und S5 sind Gummi- oder Polymerstiefel
speziell für Nassbereiche. Sie besitzen
Persönliche Schutzausrüstungen müssen zusätzlich diese Schutzeigenschaften:
stets entsprechend dem Ergebnis der Ge-
fährdungsbeurteilung ausgewählt wer- • S4: Antistatik, Energieaufnahme im
den. Bei Vermessungsarbeiten werden Fersenbereich
insbesondere die folgenden ­persönlichen • S5: Wie S4, zusätzlich Durchtritt­
Schutzausrüstungen v­ erwendet. sicherheit und Profilsohle

2.3.1 Sicherheitsschuhe Schuhe in den verschiedenen Kate-


Sicherheitsschuhe mit der Kennzeich­nung gorien gibt es zudem mit zusätzlichen
S sind in sechs Kategorien eingeteilt. Schutzeigenschaften für besondere An-
wendungsbereiche, z. B. Schnittschutz
Schuhe der ersten Kategorie „SB“ be- oder Kälteisolierung.
sitzen einige grundsätzliche Sicher-
heitsmerkmale, z. B. bezogen auf das Orthopädische Einlagen dürfen nur
Obermaterial, das Futter und die Lauf­ ver­wendet werden, wenn ein Sicher-
sohle. Sicherheitsschuhe der Kategorien heitsschuh die Baumusterprüfung in
S1 bis S3 sind aus Leder oder anderen Kombination mit der jeweiligen Einlage

15
Grundlagen des Arbeitsschutzes

erfolgreich durchlaufen hat. Bei einem • Wetterschutzkleidung: Sie schützt


eigenmächtigen Tausch von Einlegesoh- gegen Nässe, Wind und Kälte bis minus
len können sicherheitsrelevante Eigen- 5 °C. Bei der Auswahl von Wetterschutz-
schaften der Sicherheitsschuhe, z. B. kleidung sollte besonders darauf ge-
die elektrische Leitfähigkeit oder der Ab- achtet werden, dass das verwendete
stand der Zehen zur Zehenschutzkappe, Material Wasserdampf vom Körper aus
beeinträchtigt werden. Einige Hersteller durchlässt, um physiologische Belas-
von Sicherheitsschuhen bieten baumus- tungen zu vermeiden, gleichzeitig aber
tergeprüften orthopädischen Fußschutz Wasser und Wind von außen abhält.
an, der im Sinne eines Maßschuhs indi-
viduell angepasst werden kann. • Schnittschutzkleidung: Sie erhält
ihre Schutzwirkung in der Regel durch
2.3.2 Schutzkleidung Metalleinsätze oder spezielle Kunst-
Für Vermessungsarbeiten sind insbe- textilien. So gibt es beispielsweise
sondere folgende Arten von Schutz­ spezielle Schnittschutzhosen für den
kleidung relevant: Umgang mit Kettensägen.

• Warnkleidung: Sie wird vorwiegend bei Die Schutzkleidung sollte zur Aufrecht-
Vermessungsarbeiten im Straßenver- erhaltung der Schutzwirkung nur den
kehrsbereich und im Bereich von Glei- Herstellerangaben entsprechend ge-
sen getragen, um eine ausreichende reinigt sowie trocken und geschützt vor
Erkennbarkeit zu gewährleisten. Warn- anderen schädigenden Einflüssen gela-
kleidung wird nach europäischer Norm gert werden.
entsprechend der Mindestflächen von
fluoreszierendem Hintergrundmaterial
und reflektierendem Material in drei 3Abb. 3
Klassen unterteilt, wobei Klasse 1 die Piktogramm zur Kennzeich-
niedrigste und Klasse 3 die höchste 3nung der Funktion „Schutz
Warnwirkung ausdrückt. Weitere Infor- gegen Regen“
mationen zu Warnkleidung finden sich
in Kapitel 4 „Vermessungsarbeiten im
Straßenbereich“.

16
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.3.3 Schutzhandschuhe Schutz der Hände auch die Aspekte


Ab- und Vermarkungsarbeiten, Weg­ T­ ragekomfort, Tastgefühl und Greif­
räumen von Hindernissen (z. B. Bau­ vermögen sowie die korrekte Größe be-
materialien, Zäune oder Dornenhecken), achtet werden. Zudem können Unver-
Arbeiten mit der Motorsäge oder der träglichkeiten gegenüber bestimmten
Umgang mit scharfen und spitzen Ob- Inhaltsstoffen vorliegen (z. B. Latex).
jekten sind Beispiele für Tätigkeiten, bei
denen das Tragen von Schutzhandschu- 2.3.4 Gehörschutz
hen erforderlich ist. Bei diesen Tätigkei- Gehörschutz muss nach der Lärm- und
ten kommen Schutzhandschuhe gegen Vibrations-Arbeitsschutzverordnung
mechanische Gefahren zum Einsatz, die vom Arbeitgeber bereitgestellt werden,
an dem in Abbildung 4 dargestellten wenn der Tages-Lärmexpositionspegel,
Piktogramm zu erkennen sind. das heißt der mittlere Schallpegel bei
einer 8-Stunden-Schicht, 80 dB(A) be-
trägt, oder wenn der höchste vorkom-
Abb. 4 mende Schallpegel 135 dB(C) erreicht.
Piktogramm „Schutz gegen Ab einem Tages-Lärmexpositionspegel
mechanische Gefahren“ von 85 dB(A) bzw. einem Spitzenschall-
druckpegel von 137 dB(C) muss Gehör-
schutz von den Beschäftigten getragen
und die Lärmbereiche müssen gekenn-
Daneben gibt es Schutzhandschuhe für zeichnet werden.
chemische und thermische Gefährdun-
gen sowie Handschuhe mit besonderen Die folgende beispielhafte Aufzählung
Stech- und Schnittschutzeigenschaften. enthält einige Arbeiten, in deren Nähe
Bei der Auswahl von geeigneten Schutz- oder bei deren Ausführung immer Ge-
handschuhen für chemische Gefährdun- hörschutz getragen werden sollte:
gen geben die Sicherheitsdatenblätter
zu den einzelnen Chemikalien wertvolle • Arbeiten in der Nähe von lautem
Hinweise. Bahnverkehr oder viel befahrenen
Straßen (Achtung: Überprotektion
Bei der Auswahl von ­Schutzhandschuhen ist zu vermeiden wegen Warnsignal­
müssen neben dem bestmöglichen hörbarkeit, ggf. Verwendung von

17
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Abb. 5 Kapselgehörschützer, Gehörschutzstöpsel, Otoplastiken

­ ehörschutz mit Kommunikations-


G sind empfehlenswert, wenn in einer
funktion, siehe unten) Umgebung mit dauerhaftem Lärm ge-
• Arbeiten mit Drucklufthämmern, arbeitet wird und wenn gleichzeitig
­Winkelschleifern oder ähnlichen andere PSA getragen werden, z. B.
­Baugeräten Schutzbrillen oder Schutzhelme.
• Arbeiten in der Nähe von lauten Bau- • Otoplastiken: Die individuelle Anpas-
maschinen, insbesondere in Tunneln sung an den Träger oder die Trägerin
• Arbeiten mit Kettensägen führt dazu, dass Otoplastiken immer
korrekt im Gehörgang sitzen und so-
Es lassen sich grundsätzlich drei Arten mit neben einer optimalen Schutz­
von Gehörschutz unterscheiden: wirkung auch einen hohen Trage­
komfort bieten.
• Kapselgehörschützer: Insbesondere
in Arbeitsumgebungen und bei Tätig- 2.3.5 Schutzhelme
keiten, bei denen wiederholte, kurz- Schutzhelme sind überall dort erforder-
zeitige Lärmexpositionen auftreten, lich, wo Gefahr durch herabfallende Ge-
sind Kapselgehörschützer zu empfeh- genstände und pendelnde Lasten droht
len, da sie leicht auf- und abgesetzt oder wo mit dem Anstoßen des Kopfes
werden können. zu rechnen ist. Dies kann z. B. auf Bau-
• Gehörschutzstöpsel: Die zumeist aus stellen, in Tunneln und in Steinbrüchen
flexiblem Schaumstoff oder vorge- der Fall sein.
formten Kunststoff gefertigten Stöpsel

18
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Üblicherweise werden zum Schutz des stoff gefertigt und werden vor allem zum
Kopfes Industrieschutzhelme aus ther- Schutz gegen chemische Gefährdungen
moplastischen oder duroplastischen eingesetzt.
Kunststoffen benutzt. Helme aus ther-
moplastischen Kunststoffen sind emp- Alltägliche Korrektionsbrillen besitzen
findlich gegen Temperatureinwirkungen keine ausreichende Schutzwirkung und
und altern schneller. Sie sollten spätes- können somit nicht als Ersatz für per-
tens nach vier Jahren ausgetauscht wer- sönlichen Augenschutz dienen. Wenn
den. Duroplastische Helme haben da- das Tragen von Korrektionsbrillen erfor-
gegen eine Lebensdauer von etwa acht derlich ist, kann bei gelegentlichen und
Jahren und können auch in sehr heißen kurzfristigen Arbeiten zum Schutz der
Umgebungen genutzt werden. Augen eine Korbbrille über der Korrek-
tionsbrille getragen werden.
2.3.6 Schutzbrillen
Schutzbrillen sind unverzichtbar bei Die Farbe der Gläser hat vor allem Aus-
allen Tätigkeiten, bei denen die Augen wirkungen auf die Farbwahrnehmung.
durch Splitter, Körner, Stäube, Späne Abgesehen von farblosen Gläsern verfäl-
und andere Fremdkörper geschädigt schen graue, braune und grüne Gläser
werden können. die Farbwahrnehmung am wenigsten.

Grundsätzlich lassen sich zwei For- Zum Schutz des gesamten Gesichtes
men von Schutzbrillen unterscheiden: sind zudem Schutzschirme und Visiere
Die Gestellbrille und die Korbbrille. erhältlich.
­Korbbrillen sind aus elastischem Kunst-

Abb. 6
Gestellbrille (links)
und Korbbrille

19
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.3.7 PSA gegen Absturz PSAgA haben außerdem eine bestimm-


Persönliche Schutzausrüstungen gegen te Gebrauchsdauer, die auf keinen Fall
Absturz (PSAgA) dienen dem Schutz überschritten werden darf. Sie ist, wie
vor schweren Unfällen mit oftmals töd- auch andere wichtige Informationen zur
lichem Ausgang. Besonders bei Arbei- korrekten Benutzung, in der Hersteller-
ten mit Absturzgefahr ist immer genau information angegeben.
zu prüfen, ob nicht technische Lösun-
gen (z. B. fest eingerichtete Geländer, Um die Schutzausrüstungen zu befesti-
Seiten­schutz aus Holzbrettern, Gerüste) gen, können dauerhaft installierte, also
gefunden werden können. z. B. fest mit dem Gebäude verbunde-
ne, Anschlageinrichtungen genutzt wer-
Ein ordnungsgemäßer Zustand der ein- den. Sind diese nicht vorhanden, muss
zelnen Komponenten, regelmäßige zeitlich begrenzt auf andere, nachge-
praktische Übungen und die Beachtung wiesenermaßen ausreichend tragfähi-
der erforderlichen lichten Höhe unter- ge Teile von Bauwerken zurückgegriffen
halb der jeweiligen Person sind wichtige werden, wie z. B. Stahlträger. Alternativ
Voraussetzungen zur Sicherstellung der können Anschlageinrichtungen auf Ei-
Schutzwirkung der PSAgA. gengewichtbasis temporär ohne festen
Verbund mit der Dachfläche verwendet
Zudem müssen persönliche Schutz- werden. Hier ist vorab unbedingt eine
ausrüstungen gegen Absturz vor jeder Berechnung zur Überprüfung der Trag-
Benutzung auf sichtbare Mängel und fähigkeit der Dachfläche für die zusätz-
mindestens einmal pro Jahr durch eine liche Belastung durch die Anschlag-
sachkundige Person überprüft werden. einrichtung erforderlich. Grundsätzlich
Wenn Zweifel bestehen, ob die PSAgA muss der oder die Aufsichtführende An-
funktionsfähig bzw. sicherheitsgerecht schlagpunkte am jeweiligen Arbeitsplatz
eingesetzt werden kann, z. B. wegen festlegen.
nicht geeigneter Anschlageinrichtungen,
dürfen die Ausrüstungen nicht benutzt Beschäftigte sind im Umgang mit PSAgA
und die betreffenden Arbeiten mit Ab- zu unterweisen. Die Unterweisung
sturzgefahr auf keinen Fall durchgeführt muss dabei auch praktische Übungen
werden. ­enthalten.

20
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Ebenso ist zu berücksichtigen, dass Zum Schutz vor Gasen müssen speziel-
eine Person unverzüglich gerettet wer- le Gasfilter beziehungsweise Kombina-
den muss, nachdem sie bei einem Sturz tionsfilter, die sowohl Partikel als auch
von der PSA gegen Absturz aufgefangen Gase filtern, gewählt werden.
wurde. Dazu ist ein funktionierendes
Rettungskonzept festzulegen. Das Tragen von Atemschutzgeräten
bringt immer auch eine Belastung für den
2.3.8 Atemschutz Träger oder die Trägerin mit sich, so dass
Atemschutzgeräte kommen zum Ein- Tragezeitbegrenzungen beachtet werden
satz, um Gesundheitsgefahren für die müssen. Zu berücksichtigen sind dabei
Atemwege durch Stäube, Gase, Dämpfe äußere Faktoren, wie z. B. das Umge-
oder Nebel zu minimieren. bungsklima am Arbeitsplatz, aber auch
die individuellen körperlichen Vorausset-
In Umgebungen, in denen Vermessungs- zungen der Benutzerinnen und Benutzer.
arbeiten durchgeführt werden, kommen
üblicherweise Filtergeräte, insbeson- Da Atemschutzgeräte gegen tödliche oder
dere partikelfiltrierende Halbmasken irreversible Gesundheitsschäden schüt-
zum Schutz gegen Stäube, als PSA in zen, müssen Unterweisungen in der Regel
Betracht. Das Filtermaterial von partikel- auch praktische Übungen ­beinhalten.
filtrierenden Halbmasken lässt sich in
folgende Klassen einteilen:
Rechtliche Grundlagen und
• FFP1: geringes Abscheidevermögen ­weitere Informationen
gegenüber Partikeln • PSA-Benutzungsverordnung
• FFP2: mittleres Abscheidevermögen • DGUV Regeln zur Benutzung von
• FFP3: hohes Abscheidevermögen persönlichen Schutzausrüstun-
gen (DGUV Regeln 112-189 bis
Je höher die Konzentration des gesund- 112-198)
heitsgefährlichen Staubes in der Umge- • Internetauftritt des Fachbereichs
bungsatmosphäre ist, desto höher muss Persönliche Schutzausrüstungen
die Filterklasse gewählt werden. der DGUV: http://www.dguv.de/
fb-psa/index.jsp

21
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.4 Sichere Verwendung befähigten Person (siehe unten) geprüft


von Arbeitsmitteln werden. Dies gilt auch für alle elektri-
schen Arbeitsmittel, wie z. B. Ladegeräte
Bei Vermessungsarbeiten gehen ins- oder Spannungswandler. Die Prüfinter-
besondere von handgeführten Geräten valle legt der Arbeitgeber fest. Die Er-
und Werkzeugen Gefährdungen aus gebnisse der Prüfung müssen schriftlich
(Hinweise zu vermessungstypischen dokumentiert werden.
Arbeitsmitteln sind im Kapitel 3 zu fin-
den). Von zentraler Bedeutung ist die „Zur Prüfung befähigte Person
­regelmäßige Prüfung der Arbeitsmittel. ist eine Person, die durch ihre
Berufsausbildung, ihre Berufs-
Der Arbeitgeber muss für Arbeitsmittel erfahrung und ihre zeitnahe
vor der erstmaligen Verwendung eine berufliche Tätigkeit über die er-
schriftliche Betriebsanweisung zur Ver- forderlichen Kenntnisse zur Prü-
fügung stellen, die zudem in einer für fung von Arbeitsmitteln verfügt
die Beschäftigten verständlichen Form […].“ (BetrSichV, § 2, Abs. 6)
und Sprache vorliegen muss. Dies gilt
nicht für Arbeitsmittel, die ohne Ge- Arbeitsmittel müssen außerdem vor je-
brauchsanleitung ausgeliefert werden der Verwendung durch Inaugenschein-
dürfen, z. B. Hämmer. Die Betriebsan- nahme und, falls erforderlich, durch
weisung ist regelmäßig auf Aktualität zu eine Funktionskontrolle sicherheitstech-
prüfen und falls erforderlich anzupas- nisch kontrolliert werden. Festgestellte
sen. Wenn eine Gebrauchs- oder Be- Mängel sind unverzüglich dem oder der
triebsanleitung des Herstellers mit ent- Vorgesetzten zu melden.
sprechenden Inhalten vorliegt, kann der
Arbeitgeber diese anstatt einer Betriebs- 2.4.2 Handgeführte Geräte
anweisung nutzen. und ­Werkzeuge
Handgeführte Geräte und Werkzeu-
ge, elektrische wie rein mechanische,
2.4.1 Prüfung von Arbeitsmitteln können zum Sicherheitsrisiko werden,
Nach § 14 der Betriebssicherheitsverord- besonders dann, wenn sie nicht be-
nung müssen Arbeitsmittel in regelmä- stimmungsgemäß verwendet werden.
ßigen Abständen von einer zur Prüfung Regelmäßige Unterweisungen auf Basis

22
Grundlagen des Arbeitsschutzes

von Betriebsanleitungen und Betriebs- können beispielsweise durch die Ver-


anweisungen sind daher Pflicht. Auch wendung von Geräten gemindert wer-
die Beurteilung, ob Beschäftigte körper- den, die für den gewerblichen Bereich
lich und fachlich in der Lage sind, Ge- geeignet sind und damit auch widrigeren
räte, wie z. B. eine Kettensäge, sicher äußeren Einflüssen standhalten. Für die-
zu bedienen, gehört zur unternehme- se Geräte muss eine regelmäßige Prü-
rischen Verantwortung. Für bestimmte fung und Instandhaltung entsprechend
Personengruppen gibt es zudem Ver- der Gefährdungsbeurteilung bzw. der
wendungsbeschränkungen, z. B. für Herstellerangaben sichergestellt sein.
Jugendliche bis zur Vollendung des 18.
Lebensjahres. Grundsätzlich sollten nur Handgeführte Baugeräte, wie Bohr­
Geräte und Werkzeuge verwendet wer- maschinen oder Drucklufthämmer,
den, die mit einem CE-Kennzeichen ver- ­erzeugen oftmals einen gehörschädi-
sehen sind. genden Schallpegel. Hier ist das Tragen
von Gehörschutz Pflicht. Auch sollte
Werkzeuge wie Messer, Hammer, Mei- die Staubentwicklung, z. B. bei Säge-
ßel, Machete oder Beil bergen nicht nur arbeiten, minimiert werden oder, falls
bei der Benutzung ein bedeutendes erforderlich, Atemschutzmasken ge-
Gefährdungspotenzial. Wichtig sind bei tragen werden. Zur Vermeidung von
diesen oft genutzten Werkzeugen auch Augenverletzungen durch Splitter oder
der sichere Transport und die sichere ähnliches müssen Schutzbrillen zur Ver-
Lagerung. So sind z. B. scharfe Klingen fügung stehen. Es gibt auch geprüfte
stets mit passenden Scheiden abzude- und CE-gekennzeichnete PSA-Kombi-
cken. Zudem sollten für den sicheren nationen, z. B. Schutzhelme mit inte-
Transport passende Behälter gewählt griertem Gesichts- und Gehörschutz.
und die Werkzeuge darin so abgelegt Diese geprüften Produkte sind selbst
werden, dass eine sichere Entnahme ­zusammengestellten Kombinationen
möglich ist. ­immer vorzuziehen, da sich bei der Zu-
sammenstellung verschiedener PSA-­
Elektrische Gefährdungen spielen bei Arten die Schutzwirkung der einzelnen
handgeführten Baugeräten, wie z. B. PSA erheblich verschlechtern kann.
Bohrmaschinen, eine große Rolle. Diese

23
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.4.3 Verwendung von Akkus Alternativen sind z. B. das reflektorlose


und ­Ladegeräten Messen oder der Einsatz von Fahrbaren
Akkus können sich bei Überladung auf- Arbeitsbühnen oder Hubarbeitsbühnen.
blähen und platzen. Ein umsichtiger Nur wenn diese Alternativen zu Leitern
Umgang mit den Akkus, z. B. sehr heiße begründet nicht eingesetzt werden kön-
Umgebungen vermeiden, sowie die ord- nen, dürfen tragbare Leitern verwendet
nungsgemäße Verwendung der zugehö- werden. Bei ungünstigen Witterungsbe-
rigen Ladegeräte ist daher die Voraus- dingungen (z. B. starker Regen, Wind,
setzung für einen sicheren Betrieb. Die Vereisung) sollte auf den Einsatz von
Ladezustände der Akkus sind vor dem Leitern verzichtet werden. Auch bei
Betrieb zu kontrollieren. Leitern ist die Prüfung auf Mängel vor
jedem Einsatz durch Inaugenschein-
2.4.4 Leitern nahme und in regelmäßigen Abständen
Die fehlerhafte Verwendung von Leitern durch eine zur Prüfung befähigte Person
führt oftmals zu Absturzunfällen, z. B. erforderlich. In Abbildung 7 werden eini-
durch Abrutschen oder Umkippen. Im ge Sicherheitshinweise zur Verwendung
Rahmen der Gefährdungsbeurteilung von Leitern dargestellt.
ist zu prüfen, ob die vorgesehene Ver-
messung ohne Leiter durchführbar ist.

Abb. 7
Hinweise zur Ver-
wendung von Leitern

24
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Rechtliche Grundlagen und ­weitere Informationen


• Produktsicherheitsgesetz
• Jugendarbeitsschutzgesetz
• Mutterschutzgesetz
• Betriebssicherheitsverordnung
• Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung
• PSA-Benutzungsverordnung
• DGUV Vorschrift 3 und 4 „Elektrische Anlagen und Betriebsmittel“
• Technische Regel für Betriebssicherheit (TRBS) 2121 Teil 2 „­Gefährdungen
von Beschäftigten bei der Verwendung von Leitern“
• DGUV Information 203-071 „Wiederkehrende Prüfung ortsveränderlicher
­elektrischer Arbeitsmittel – Organisation durch den Unternehmer“
• DGUV Information 208-016 „Handlungsanleitung für den Umgang mit
­Leitern und Tritten“

2.5 Gefährdungen bei Arbeiten reichend Möglichkeiten zur Erholung


im Freien im Schatten sowie Getränke zur Verfü-
gung stehen.
Vermessungsarbeiten werden überwie-
gend im Freien ausgeführt. Die Vermes- • Gesundheitsschädliche UV-Strahlung
sungstrupps sehen sich dabei mit einer der Sonne: Intensive Sonneneinstrah-
Vielzahl an Gesundheitsrisiken konfron- lung kann zu Hautkrebs und vorzeiti-
tiert, z. B.: ger Hautalterung führen. Daher sollten
bei längeren Arbeiten unter der Son-
• Hitze, Kälte, Nässe: Bei extremen ne, insbesondere in den Monaten von
Temperaturen und Nässe ist insbe- April bis September zwischen 11 und
sondere das Tragen von geeigneter 15 Uhr, Schutzmaßnahmen gegen die
Wetterschutzkleidung unverzichtbar. UV-Strahlung ergriffen werden. Auch
Bei großer Hitze sollten zudem aus- hier gilt das STOP-Prinzip. Da eine

25
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Substitution der Gefahrenquelle nicht ­gegebenenfalls Impfungen (z. B. Teta-


möglich ist, sollten zuerst technische nus, Frühsommer-Meningoenzepha-
Möglichkeiten, wie der Aufbau eines litis/FSME) können die Gefahr einer
Sonnensegels, in Betracht gezogen Infektion reduzieren. Insbesondere zu
werden. Zudem sollte als organisato- Impfungen als Schutzmaßnahme soll-
rische Maßnahme geprüft werden, ob te eine individuelle Beratung durch
Arbeits- und Pausenzeiten so gelegt die Betriebs­ärztin oder den Betriebs-
werden können, dass möglichst we- arzt erfolgen.
nig in der sonnenintensiven Zeit unter
freiem Himmel gearbeitet wird. Es soll- • Gefährdungen durch Pflanzen
ten außerdem lange Hosen, langärmli- und Tiere: Es gibt unzählige weitere
ge Oberbekleidung und breitkrempige von Pflanzen und Tieren ausgehen-
Kopfbedeckungen getragen werden. de Gefährdungen, die nur durch eine
Für Körperstellen, die nicht von Klei- konkret auf die jeweilige Arbeitsum-
dung bedeckt werden können, z. B. gebung bezogene Gefährdungsbeur-
das Gesicht, bieten UV-Schutz-Cremes teilung ermittelt werden können. Ein
mit einem Lichtschutzfaktor von min- Beispiel ist der Eichenprozessions-
destens 30 Schutz. Die persönlichen spinner, dessen Brennhaare unter
Schutzmaßnahmen sollten aber im- anderem Hautentzündungen und Hus-
mer nachrangig zu den technischen tenreiz hervorrufen können. Können
und organisatorischen Maßnahmen vom Eichenprozessionsspinner befal-
ergriffen werden. lene Gebiete nicht gemieden werden,
kommen z. B. persönliche Schutz-
• Infektionen durch Bakterien und Viren: ausrüstungen in Form von Atem- und
Das Risiko einer Bakterien- oder Vi- ­Augenschutz sowie Schutzkleidung
rusinfektion kann schon durch ein- als Schutzmaßnahmen in Betracht.
fache Maßnahmen wie häufiges
Händewaschen gemindert werden. Gefährdungen bei Arbeiten im Freien
Daneben können Bakterien und Viren ­ändern sich im Laufe der Zeit. So kön-
auch durch tierische Stiche und Bis- nen z. B. durch klimatische Veränderun-
se, z. B. von Zecken, übertragen wer- gen bisher selten auftretende Risiken an
den. Körperbedeckende Kleidung und Bedeutung gewinnen. Insofern ist auch

26
Grundlagen des Arbeitsschutzes

dahingehend eine regelmäßige Über- 2.6 Psychische Belastungen


prüfung der Gefährdungsbeurteilung
wichtig. Psychische Belastungen sind per se
nicht negativ. Ambitionierte Ziele und
herausfordernde Aufgaben können akti-
Rechtliche Grundlagen und vierend wirken und damit eine positive
­weitere Informationen Wirkung entfalten. Ein längerfristig zu
• Arbeitsschutzgesetz hoher Stresslevel führt jedoch zur Über-
• Biostoffverordnung forderung und wird damit zu einem Ge-
• DGUV Regel 112-189 „Benutzung sundheitsrisiko. Häufig folgen aus dieser
von Schutzkleidung“ Überforderung körperliche und psychi-
• DGUV Information 203-085 sche Stressreaktionen, wie z. B. Rücken-
„Arbeiten unter der Sonne“ schmerzen oder mangelnde Konzen­
• DGUV Information 213-016 trationsfähigkeit.
­„Betriebsanweisungen nach der
­Biostoffverordnung“ Negative psychische Belastungen können
• https://www.rki.de ihren Ursprung haben in:
(Robert Koch Institut) für
Informa­tionen zu Infektions- • der Arbeitsaufgabe (z. B. gefährliche
krankheiten Arbeiten, Monotonie)
• der Arbeitsorganisation (z. B. Zeitdruck,
häufige Arbeitsunterbrechungen)
• der Arbeitsumgebung (z. B. Klima, Lärm)
• den Arbeitsmitteln (z. B. fehlerhafte
oder ungeeignete Arbeitsmittel)
• sozialen Faktoren (z. B. Umgang mit
schwierigen Kunden, Betriebsklima)

Bei vielen Arbeitseinsätzen kommen


mehrere der oben genannten Belas-
tungsfaktoren zusammen. So sind Ver-
messungsarbeiten bei fließendem

27
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Verkehr in der Regel gefährlich und lärm- 2.7 Sicherheit bei der Benut-
behaftet sowie häufig zeitkritisch. zung von Kraftfahrzeugen

Präventionsmaßnahmen hinsichtlich Bei Fahrzeugen, die vom Arbeitgeber


psychischer Belastungen können z. B. zur Verfügung gestellt werden, handelt
gut organisierte Arbeitsabläufe, die es sich um Arbeitsmittel, die unter den
Verfügbarkeit von geeignete Arbeits- Anwendungsbereich der Betriebssicher-
mitteln oder die Einhaltung von Erho- heitsverordnung fallen.
lungspausen sein. Zur Ermittlung von
effektiven Maßnahmen sind zudem 2.7.1 Prüfung von Fahrzeugen
Teambesprechungen oder Workshops Fahrzeuge müssen vor der Verwendung
empfehlenswert. von den Fahrzeugführenden durch In-
augenscheinnahme und erforderlichen-
falls durch eine Funktionskontrolle auf
offensichtliche Mängel kontrolliert wer-
Rechtliche Grundlagen und den. Zudem sollten Schutz- und Sicher-
­weitere Informationen heitseinrichtungen einer regelmäßigen
• Arbeitsschutzgesetz Funktionskontrolle unterzogen werden.
• DGUV Information 206-006 Der Arbeitgeber hat Beschäftigte so zu
„Arbeiten: entspannt, gemein- unterweisen, dass sie in der Lage sind,
sam, besser“ mögliche Mängel bei Kontrollen vor und
während der Arbeit zu erkennen. Fahr-
zeuge mit sicherheitsrelevanten Män-
geln dürfen nicht verwendet werden.
Wenn möglich, sollten Mängel durch
den Fahrzeugführer bzw. die Fahrzeug-
führerin behoben werden. Wenn dies
nicht möglich ist, müssen die Mängel
dem bzw. der zuständigen Vorgesetzten
und bei einem Wechsel der überneh-
menden Person mitgeteilt werden. Infor-
mationen zur Kontrolle von Fahrzeugen
vor Beginn einer Arbeitsschicht sowie

28
Grundlagen des Arbeitsschutzes

eine Muster-Prüfliste finden sich im kleineren Unfällen zu schweren Verlet-


DGUV Grundsatz 314-002 „Kontrolle von zungen der Fahrzeuginsassen führen.
Fahrzeugen durch Fahrpersonal“.
Mittlerweile stehen für Fahrzeuge und
Gemäß § 57 der DGUV Vorschrift 70 und Anhänger viele Hilfsmittel zur optimalen
71 „Fahrzeuge“ sind Fahrzeuge zudem Ladungssicherung zur Verfügung. Eine
einmal jährlich durch eine sachkundige stabile und gut verankerte Trennwand ist
Person auf ihren betriebssicheren Zu- der wichtigste Basisschutz für die Fahr-
stand zu prüfen. Dies kann z. B. im Rah- zeuginsassen. Zusätzlich sollten Fahr-
men der Hauptuntersuchung oder eines zeugführende die Ladung aktiv sichern,
Service-Termins geschehen. indem sie Zurrgurte an entsprechenden
Punkten oder Schienen anbringen. Die
Messtransporter und -fahrzeuge verfügen richtige Ladungssicherung wird am bes-
außerdem häufig über Spannungswand- ten am konkreten Objekt geübt. Hierfür
ler, die auf Grundlage einer Gefährdungs- werden von verschiedenen Unfallver-
beurteilung in regelmäßigen Abständen sicherungsträgern und dem Deutschen
zu prüfen sind. Auch ein eventuell vor- Verkehrssicherheitsrat (DVR) Schulungs-
handener Fehlerstromschutzschalter programme angeboten.
(FI-Schalter) ist regelmäßig, z. B. mo-
natlich, durch den Truppführer oder 2.7.3 Transport von Sprühdosen,
die Truppführerin bzw. den Fahrer oder Gasflaschen und anderen
die Fahrerin, zu kontrollieren. ­Gefahrgütern
Für Signalisierungsmaßnahmen werden
2.7.2 Ladungssicherung und häufig Sprühdosen und Gasflaschen im
­ aterialtransport
M Transporter mitgenommen. Neben der
Insbesondere bei der Verwendung von üblichen Ladungssicherung mittels Zurr-
Transportern kann nicht oder mangel- gurten erfordert der Transport von Gas-
haft gesicherte oder auch ungünstig flaschen und anderen Behältnissen mit
verteilte Ladung das Fahrverhalten entzündbaren, explosiven oder anderen
des Fahrzeugs verschlechtern und da- Gefahrstoffen besondere Vorsichtsmaß-
mit ­Unfälle begünstigen. Mangelhaft nahmen.
­gesicherte Ladung kann auch schon bei

29
Grundlagen des Arbeitsschutzes

→→  urrschienen (Böden, Dach,


Z
Wände)
→→ Staufach für Zurrmittel
→→ Zurrgurte in nötiger Anzahl
→→ Rutschhemmender Laderaum-
boden
→→ Sicherungssystem/-netz
→→ Stabile Trennwand
→→ Ausreichende Zurrgurte mit
­Angabe zulässiger Zurrkraft
→→ Geprüfte Fahrzeugeinrichtung

Abb. 8 Beispiele für Hilfsmittel zur Ladungssicherung

Sprühdosen sollten nur mit Kappe trans- gesorgt werden. Die Querschnitte der Be-
portiert und vor Wärme geschützt wer- und Entlüftungsöffnungen müssen dabei
den. Die Erwärmung einer Sprühdose jeweils mindestens 100 cm2 betragen.
über 50 °C kann zum Zerbersten führen.
Da bei einem abgestellten Fahrzeug
Gasflaschen dürfen nur mit geschlossen eine Be- oder Entlüftung meist nicht
Ventilen und Schutzkappen oder umlau- gegeben ist, sollten Gasflaschen erst
fendem Kragen transportiert werden. Dies unmittelbar vor Fahrtantritt in das Fahr-
gilt auch für leere Gasflaschen. Zudem zeug geladen und nach Beendigung der
muss für eine ausreichende Belüftung Fahrt umgehend ausgeladen werden.
des Laderaumes beim Transport schwerer Steht kein offenes oder belüftetes Fahr-
Gase bzw. Entlüftung bei leichten Gasen zeug zur Verfügung und kann durch eine

30
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Gefährdungsbeurteilung ausgeschlos- 2.7.4 Sicheres Führen von


sen werden, dass von den im Fahrzeug ­ raftfahrzeugen
K
beförderten Gasen eine konkrete Gefahr Personen, die Kraftfahrzeuge führen,
ausgeht, kann bei kurzfristigem Einsatz sind auch für die sicherheitsrelevanten
ausnahmsweise auf die ausreichende Aspekte dieser Aufgabe verantwortlich.
Belüftung verzichtet werden. In diesem Dazu gehört z. B. die Einhaltung des zu-
Fall sollten die Ladetüren des Fahr- lässigen Gesamtgewichts, die Sicherung
zeugs mit der folgenden Kennzeichnung von kleineren Gegenständen und das
­versehen sein: „ACHTUNG ­KEINE BELÜF- sichere Benutzen von Anhängern.
TUNG – VORSICHTIG ÖFFNEN“.
Gegenstände wie Dokumentenordner
! oder Laptops können, z. B. bei einer
Hinweis Notbremsung, eine ernsthafte Gefähr-
Der Transport von Gefahrgütern auf dung darstellen. Unbedingt vermieden
der Straße unterliegt den ge­setzlichen werden sollte auch jede Ablenkung vom
Regelungen des „Europäischen Über- Fahren, z. B. durch Smartphones. Zur
einkommens über die internationale Unterstützung der Fahrzeugführenden
Beförderung gefährlicher Güter auf ist überdies die Anschaffung von Fahr-
der Straße“ (ADR). Bei geringeren Ge- zeugen mit integrierten Fahrassistenz-
fahrgutmengen kann der Transport systemen (z. B. Abstandsregeltempo-
von einigen der ADR-Vorschriften be- mat, Spurhalte-/Totwinkel-Assistent)
freit werden (z. B. Vorliegen einer empfehlenswert.
ADR-Bescheinigung, Vorhandensein
einer orangefarbene Warntafel bzw. Jedem, der Verantwortung für das Füh-
eines Großzettels/Placards). Über ren und Beladen von Fahrzeugen trägt,
die Anwendung der so genannten ist die Teilnahme an Fahrsicherheits-
1000-Punkte-Regel kann ermittelt trainings und Seminaren zum Thema
werden, ob ein Ausnahmefall vorliegt Ladungssicherung anzuraten. Unter
­(siehe https://www.adr-check.com/). anderem bieten verschiedene Träger der
gesetzlichen Unfallversicherung diese
Trainings und Seminare an.

31
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.8 Ergonomie
Rechtliche Grundlagen und
­weitere Informationen Vermessungsarbeiten sind zum Teil
• Betriebssicherheitsverordnung mit einer manuellen Handhabung von
• Straßenverkehrsordnung Lasten (z. B. Grenzsteine, Rover, Be- und
• Straßenverkehrszulassungs­ Entladen von Fahrzeugen) verbunden.
ordnung Stellt die Bewegung dieser Last durch
• DGUV Vorschrift 70 und 71 Körperkraft, unter anderem das Heben,
„Fahrzeuge“ Absetzen, Schieben, Ziehen, Tragen oder
• DGUV Information 214-083 Bewegen, aufgrund ihrer Merkmale oder
„Der sicherheitsoptimierte ungünstiger ergonomischer Bedingungen
­Transporter“ eine Gefährdung für ­Sicherheit und
• DGUV Grundsatz 314-002 Gesundheit (insbesondere der ­Lenden­
„Kontrolle von Fahrzeugen durch wirbelsäule) dar, findet die Lasten­
Fahrpersonal“ handhabungsverordnung A ­ nwendung.
• https://www.gurom.de:
­Online-Tool zur Analyse von Diese sieht vor, dass der Arbeitgeber
­Gefährdungsfaktoren bei der ­geeignete organisatorische Maßnahmen
Verkehrsteilnahme vom Deut- zu treffen oder geeignete Arbeitsmittel
schen Verkehrssicherheitsrat zur Verfügung zu stellen hat, die zur Ver-
meidung dieser Gefährdungen führen.
Können manuelle Handhabungen von
Lasten nicht vermieden werden, ist der
Arbeitgeber nach dem Arbeitsschutz-
gesetz dazu verpflichtet, eine Gefähr-
dungsbeurteilung für die belastenden
Tätigkeiten durchzuführen.

Mögliche Hilfsmittel zur Verbesse-


rung der ergonomischen Bedingun-
gen bei manuellen Tätigkeiten mit
Vermessungsinstrumenten können
­personengebundene Tragehilfen sein

32
Grundlagen des Arbeitsschutzes

Abb. 9
Rucksackgurte als
ergonomische Trage-
hilfe für Gerätekoffer

(z. B. Schulterpolster für Stative, Ruck-


sackgurte für Geräte­koffer). Außerdem Rechtliche Grundlagen und
können Beton­grenzsteine möglicherwei- ­weitere Informationen
se durch leichtere Recyclinggrenzsteine, • Lastenhandhabungsverordnung
Kunststoffsteine, Schlagmarken oder (LasthandhabV)
Bolzen ersetzt werden. Zudem sollten • Arbeitsmedizinische Regel AMR
vorrangig ergonomische Schaufeln und 13.2 „Tätigkeiten mit wesentlich er-
Spaten mit ausreichend langen Stielen höhten körperlichen Belastungen
und Erdlochausheber zur Verfügung ge- mit Gesundheitsgefährdungen für
stellt werden. Hilfreich zur Verbesserung das Muskel-Skelett-System“
der ergonomischen Bedingungen sind • DGUV Information 208-033
auch Abstellmöglichkeiten für Laptops „­Belastungen für Rücken und Ge-
während der Messung, z. B. Feldtische. lenke – was geht mich das an?“
• DGUV Information 208-052
Arbeitsabläufe sollten außerdem so ge- ­„Personengebundene Trage­
staltet werden, dass längerfristiges He- hilfen und Rückenstützgurte“
ben, Tragen oder Ziehen schwerer Lasten
vermieden wird. So sollten z. B. Arbeiten
mit schweren Lasten nicht von einer ein-
zelnen Person durchgeführt werden.

33
Grundlagen des Arbeitsschutzes

2.9 Büro/Bildschirmarbeitsplatz Gefährdungen durch mobile Büroarbeit


im Außendienst entstehen z. B. durch
Büro- bzw. Bildschirmarbeit ist ein fester eine nicht ergonomische Sitzhaltung
Bestandteil der Tätigkeiten im Vermes- oder schlechte Bildschirm- und Tasta-
sungswesen. Mögliche physische und turgestaltung. Um letztere zu vermei-
psychische Gesundheitsgefährdungen den, sollte der Arbeitgeber bei der Be-
durch diese Arbeiten können z. B. durch schaffung von Notebooks neben dem
eine ergonomische Gestaltung der zur Ver- GS-Zeichen auf einen entspiegelten
fügung gestellten Arbeitsmittel verringert Bildschirm mit großer Helligkeit so-
werden. Dies umfasst z. B. die Bereitstel- wie eine Tastatur mit hellen Tasten und
lung von höhenverstellbaren Schreibti- dunkler Beschriftung achten, die auch
schen sowie von Bürostühlen und Com- im Freien und bei schlechten Lichtver-
putermonitoren, bei denen individuelle hältnissen gut ­lesbar sind.
Anpassungsmöglichkeiten gegeben sind.

Weiterhin sollte auf eine ausreichend Rechtliche Grundlagen und


starke Beleuchtung im Büro und die Ver- ­weitere Informationen
meidung von Blendungen geachtet wer- • DGUV Vorschrift 3 und 4
den. Faktoren wie das Raumklima und die ­„Elektrische Anlagen und Be-
Raumtemperatur können ebenfalls ge- triebsmittel“
sundheitliche Auswirkungen haben und • Arbeitsstättenverordnung
sollten somit bei der Gestaltung von ge- • Technische Regel für Arbeitsstät-
sunden Arbeitsplätzen bedacht werden. ten (ASR) A3.4 „Beleuchtung“
• Technische Regel für Arbeitsstät-
Die bei Bürotätigkeiten verwendeten elek- ten (ASR) A3.5 „Raumtemperatur“
tronischen Betriebsmittel müssen durch • DGUV Regel 115-401 „Branche
Elektrofachkräfte oder unter Leitung und Bürobetriebe“
Aufsicht einer Elektrofachkraft regelmäßig • DGUV Information 215-410 „Bild-
geprüft werden. Die Prüf­fristen müssen schirm- und Büroarbeits­plätze –
individuell festgelegt werden und hängen Leitfaden für die ­Gestaltung“
maßgeblich von den Einsatzbedingungen
der Betriebsmittel ab (z. B. staubige Um-
gebung im Außendienst).

34
3 Einsatz vermessungsspezifischer
­Instrumente

Im Vermessungswesen ist eine Vielzahl 3.1 Laser


spezieller Arbeitsmittel im Einsatz. Dazu
gehören insbesondere Laser, GNSS-­ Bei Vermessungsarbeiten werden
Systeme und seit kurzer Zeit auch Droh- ­vielfach Laser verwendet, z. B. bei
nen. Daraus ergeben sich vielfältige
mögliche Gefährdungen. • Laserscanning, terrestrisch, mobil und
aus der Luft
Der Arbeitgeber ist für den sicheren Ein- • Liegenschaftsvermessungen und Tun-
satz der verwendeten Geräte verantwort- nelvermessungen
lich. Um einen sicheren Einsatz die- • Ingenieurvermessungen allgemein
ser Arbeitsmittel sicherzustellen, sind
­insbesondere die Anforderungen aus Dabei kommen unter anderem folgende
der Betriebssicherheitsverordnung zu Typen zum Einsatz:
beachten.
• Tachymeter
Neben den unten genannten Arbeits­ • Digitalnivelliere
mitteln gibt es im Vermessungswesen • Laserdistanzmesser, Laserpointer
noch eine Vielzahl weiterer Geräte für • Rotationslaser und weitere Geräte
spezielle Einsätze, z. B.:
Von Lasern geht insbesondere für die
• Gravimeter Augen ein erhebliches Gefährdungs-
• Laser für Tunnelvortrieb und Kanalbau potenzial aus. Der direkte Blick in einen
• Kabelsuchgeräte Laserstrahl sollte daher immer vermie-
den werden. Durch Laser verursachte
Maßgeblich für eine sichere Handha- Blendungen können außerdem zu weite-
bung der Arbeitsmittel ist die Beachtung ren Risiken, z. B. im Straßenverkehr, füh-
der Vorgaben aus der Bedienungsan- ren. Das konkrete Gefährdungspotenzial
leitung des Herstellers. Darüber hinaus für die Augen hängt von der verwende-
kann aber auch die Erstellung einer Be- ten Laserklasse ab. Bei Vermessungs-
triebsanweisung für einzelne Geräte arbeiten werden in der Regel die folgen-
sinnvoll sein. den Klassen verwendet.

35
Einsatz vermessungsspezifischer I­ nstrumente

• Klasse 1: Die Laserstrahlung ist unter Die Beschäftigten müssen außerdem


vorhersehbaren Bedingungen unge- mindestens jährlich über die möglichen
fährlich. Gefahren bei der Benutzung von Lasern
• Klasse 2: Die Laserstrahlung ist bei unterwiesen werden. Falls erforderlich,
kurzer Bestrahlung (bis 0.25 s) für das ist eine Betriebsanweisung zu erstellen.
Auge ungefährlich. Trotzdem kann es Zudem muss ab Laser der Klasse 3R ein
zu zeitweiligen Irritationen der Augen Laserschutzbeauftragter beziehungs-
kommen, die z. B. eine sichere Teil- weise eine Laserschutzbeauftragte be-
nahme am Straßenverkehr verhindern nannt werden.
können.
• Klasse 3R: Die Strahlung ist potenziell Bei der Nutzung von höheren Laser­
gefährlich für das Auge. Sie sollte nur klassen ab 3B können auch Schutzmaß-
eingesetzt werden, wenn ein direk- nahmen für die Haut erforderlich sein.
ter Blick in den Laserstrahl unwahr-
scheinlich ist. Zudem sollten bei der Verwendung von
Lasern die Gefahren für an den Arbeiten
Um das Gefährdungspotenzial zu mini- unbeteiligte Personen bedacht werden.
mieren, muss dafür gesorgt werden, dass

• die Beschäftigten Prismen nicht auf 3.2 GNSS


Augenhöhe halten
• allen Beschäftigten jederzeit die aktu- Zur Positionsbestimmung bei einfachen
ell verwendete Klasse des Mess­lasers Vermessungsarbeiten, wie z. B. topo-
bewusst ist (z. B. durch Kenntlichma- grafische Erfassungen, werden teilweise
chung am Instrument oder in der Steu- Smartphones und andere Handgeräte
erungssoftware) verwendet. Es besteht die Gefahr, dass
• eine unkontrollierte Streuung oder auch während der Fortbewegung nur
Spiegelung vermieden wird auf das Display geschaut und die Um-
• Beschäftigte im Bedarfsfall eine ge- gebung damit ausgeblendet wird. Dies
eignete Laserschutzbrille verwenden. ist unbedingt zu vermeiden, da Stolper-
möglichkeiten und fließender Verkehr in
diesem Zusammenhang ein erhebliches
Risiko darstellen.

36
Einsatz vermessungsspezifischer ­Instrumente

Weiterhin werden GNSS-Rover genutzt, lage einer arbeitsplatzspezifischen


die dem Empfang von Satellitensigna- Gefährdungsbeurteilung eine arbeits­
len zur Positionsbestimmung dienen. medizinische Untersuchung nach G41
Sie werden häufig bei Liegenschaftsver- ArbMedVV für diese Beschäftigten sinn-
messungen verwendet und in der Regel voll sein. Unabhängig davon müssen
zum Zeitpunkt der Vermessung statio- ab einer Absturzhöhe von 1 m Schutz-
när betrieben. Zugleich wird mit diesen maßnahmen ergriffen werden. Eine
Geräten, abhängig von der Software festinstallierte Absturzsicherung (Ge-
und der Arbeitsaufgabe, auch mobil länder oder ähn­liches) ist dabei immer
gearbeitet. In diesem Fall stellt das Ge- der Verwendung von PSA gegen Absturz
wicht der Rover eine Belastung für die vorzuziehen. Es sollten zugleich sichere
Beschäftigten dar. Hier können Befes- Arbeitswege auf Dächern festgelegt und
tigungen des Rovers am Messfahrzeug gekennzeichnet werden.
oder spezielle Trageeinrichtungen für
die bedienende Person für eine physi- Die Aufstiegsmöglichkeiten zur Refe-
sche Erleichterung sorgen. renzstation sind individuell unterschied-
lich. An Dachauf- und -ausstiegen kön-
Als Grundlage für eine hochgenaue nen zusätzliche Anschlageinrichtungen
Positionsbestimmung werden von den für PSA gegen Absturz erforderlich sein
Landesvermessungsämtern zudem (weitere Informationen zu PSA gegen
flächendeckend SAPOS®-Referenzsta- Absturz sind im Kapitel 2.3.7 zu finden).
tionen betrieben. Für eine möglichst
genaue und umfassende Messdatener- Teilweise erfolgt der Zugang auch durch
fassung im Dauerbetrieb sind die An- Hubsteiger. Diese müssen von einer
tennen dieser Referenzstationen häufig fachkundigen Person bedient werden.
an exponierter Stelle montiert, in der Festinstallierten Treppen ist immer der
Regel auf Dächern. Vorzug vor Leitern zu geben. Ob die Nut-
zung von Leitern zulässig ist, hängt un-
Die Installation und Wartung dieser ter anderem von
Geräte bringt somit eine erhebliche
Gefährdung durch Absturz für die mit • der Arbeitshöhe,
den Arbeiten beauftragten Beschäf- • dem Gewicht des mitzuführenden
tigten mit sich. Daher kann auf Grund- ­Materials,

37
Einsatz vermessungsspezifischer I­ nstrumente

• dem erforderlichen Kraftaufwand und Alleinarbeit ist möglichst zu vermeiden.


• der Dauer der Arbeit ab. Wird durch eine Gefährdungsbeurtei-
lung eine erhöhte Gefährdung festge-
Leitern sind vor jedem Gebrauch auf stellt, so ist zu prüfen, ob der Einsatz
eine sichere Benutzung zu überprüfen. einer Personen-Notsignal-Anlage sinn-
Dies gilt umso mehr, wenn die Leitern voll und zulässig ist.
dauerhaft der Witterung ausgesetzt
sind. Sie sind zudem in regelmäßigen Teilweise stehen GNSS-Antennen in
Abständen von einer zur Prüfung befä- ­unmittelbarer Nähe zu Telekommunika-
higten zu überprüfen (weitere Informa- tionsanlagen. Hier sollte mit dem Be-
tionen siehe Kapitel 2.4.4 „Leitern“). treiber Rücksprache wegen möglicher
Strahlenbelastung gehalten werden.

Abb. 10 Referenzstation auf einem Flachdach

38
Einsatz vermessungsspezifischer ­Instrumente

3.3 UAV • Während des Fluges kann die Verbin-


dung zu UAV abreißen oder es ­können
Unmanned Aerial Vehicles, kurz UAV, die Rotoren ausfallen. In diesen Fällen
werden umgangssprachlich auch als muss eine sichere Landung gewähr-
Drohnen bezeichnet. Anforderungen an leistet sein. Ein vorher festgelegter
deren Betrieb sind nicht nur durch ihr Landepunkt sollte so gelegen sein,
Gewicht oder ihre Antriebsart, sondern dass bei der Landung auf diesen Punkt
auch durch weitere gerätespezifische Ei- keine Personen gefährdet werden.
genschaften, z. B. die Art der Steuerung, • Die Bedienungsanleitung des Herstel-
festgelegt. lers bzw. eine Betriebsanweisung ist
vorzuhalten.
Im Folgenden sind exemplarisch einige
grundlegende Hinweise zum sicheren
Umgang mit UAV aufgeführt: !
Hinweis
• Bei nicht autonomen UAV sollte sich Mit SORA-GER(many) (Specific Opera­
der Pilot nur um die sichere Steuerung tional Risk Assessment Germany) ist
der Drohne kümmern und nicht gleich- ein mehrstufiger Prozess zur Risikoab-
zeitig die Kamera steuern. schätzung für UAV. Es gibt verschiede-
• Die Rotoren der UAV drehen sehr ne Internettools (SORA-Rechner), mit
schnell und können ohne Schutz- deren Hilfe eine Risikobewertung vor
vorrichtungen starke Verletzungen dem Einsatz erstellt werden kann.
hervorrufen. Es ist daher immer ein
­Sicherheitsabstand zu UAV einzuhalten,
insbesondere bei Start und Landung.
• Für autonome UAV sind sichere Flug-
zonen festzulegen und damit Mindest-
abstände zu Objekten in Lage und
Höhe einzuhalten.
• Witterungseinflüsse, insbesondere
Wind- und Sichtverhältnisse, sind zu
beachten.

39
Einsatz vermessungsspezifischer I­ nstrumente

Nach der Luftverkehrsordnung sind Aus-


nahmegenehmigungen bezogen auf
Flugverbotszonen möglich. Weitere Be-
stimmungen zur Verwendung von UAV
sind in der so genannten Drohnen-Ver-
ordnung zu finden (siehe Abbildung 11).

Die Drohnen-Verordnung
OT
RB
VE
UG
ACH WEIS FL
TNISN
HT 4 KENN
PFLIC
UBNIS
ERLA gewichtsunabhängig

Ab 100 m Flughöhe
Unter 100 m gelten für Drohnen und Modellflugzeuge die gleichen Regeln Verfassungsorgane, Bundes-
oder Landesbehörden

-
S- TNIS- UBNIS
NUNG KENN EIS ERLA HT
ZEICH W PFLIC
KENN FLICHT NACH 3
P 2 Kontrollzonen von Flugplätzen
1

Generell dürfen
Flugobjekte nur Industrieanlagen
in Sichtweite Modellflug
platz
geflogen werden
Mit Ausnahme der
Kennzeichnungspflicht Wohngrundstücke

ab 0,25 kg ab 2 kg ab 5 kg von den Neuregelungen


unberührt
Menschenansammlungen
Naturschutzgebiete

Einsatzorte der Polizei


und Rettungskräfte

Quelle: BMVI

1 Kennzeichnungspflicht: Ab 0,25 kg muss eine Plakette mit Namen und Adresse des Eigentümers angebracht werden – auch auf Modellfluggeländen. Weitere Überflugverbotsbereiche siehe: www.bmvi.de/drohnen
2 Kenntnisnachweis: Ab 2,0 kg müssen besondere Kenntnisse nachgewiesen werden.

3 Erlaubnispflicht: Ab 5,0 kg wird eine spezielle Erlaubnis der Landesluftfahrtbehörde benötigt.

4 Ab 100 m: In dieser Höhe dürfen Drohnen nur fliegen, wenn eine behördliche Ausnahmeerlaubnis eingeholt wurde. Bei Modellflugzeugen müssen lediglich besondere Kenntnisse nachgewiesen werden.

Abb. 11 Überblick über allgemeine Vorgaben zur Nutzung von Drohnen (Quelle: BMVI)

40
Einsatz vermessungsspezifischer ­Instrumente

Rechtliche Grundlagen und ­weitere Informationen

• Arbeitsschutzverordnung zu künst- •  GUV Regel 112-198 „Benutzung


D
licher optischer Strahlung (OStrV) von persönlichen Schutzaus­
• Luftverkehrs-Ordnung (LuftVO), rüstungen gegen Absturz“
§ 20 „Erlaubnisbedürftige Nutzung • DGUV Information 212-139 „Notruf-
des L­ auftraums“ möglichkeiten für allein ­arbeitende
• Verordnung zur Regelung des Be- Personen“
triebs von unbemannten Fluggerä- • Fachinformation „Unbemannte
ten (Drohnen-Verordnung) Luftfahrtsysteme“ des Fachbereichs
• Technische Regel für Arbeitsstätten Handel und Logistik der DGUV
(ASR) A2.1 „Schutz vor Absturz und • Fachinformation „Kamerabewe­
herabfallenden Gegenständen, Be- gungs­systeme“ der Berufs-
treten von Gefahrenbereichen“ genossenschaft Energie ­Textil
• DGUV Regel 112-139 „Einsatz von Elektro Medienerzeugnisse
Personen-Notsignal-Anlagen“ (BG ETEM) und der Verwaltungs­
berufsgenossenschaft (VBG),
Kap. 8.5 „Frei fliegende Systeme“

41
4 Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Häufig finden Vermessungsarbeiten im Der folgende Abschnitt stellt eine Zusam-


Straßenbereich statt. Damit ist der Be- menfassung der wichtigsten Bestimmun-
reich gemeint, in dem sich die Vermes- gen dieser Regelwerke sowie der Techni-
sungsarbeiten auf den Straßenverkehr schen Regel für Arbeitsstätten ASR A5.2
auswirken. Die größte Gefährdung für die dar. Für detaillierte Informationen ist in
Beschäftigten besteht darin, von Fahr- den jeweiligen Werken nachzuschlagen.
zeugen angefahren oder überfahren zu
werden. Der Grund dafür ist oftmals, dass Vermessungsarbeiten auf Autobahnen
die betroffenen Personen nicht wahrge- erfordern gesonderte Sicherungsmaß-
nommen werden. nahmen entsprechend der „Verkehrs-
rechtlichen Anordnung“.
Die Sicherung von Vermessungsarbeiten,
die sich auf den Straßenverkehr aus-
wirken, ist nach den Bestimmungen der 4.1 Einrichten der Arbeitsstelle
Straßenverkehrs-Ordnung (StVO) vorzu-
nehmen. Die Sicherung von Arbeitsstel- Vermessungsarbeiten gelten nach den
len und der Einsatz von Absperrgeräten RSA als Arbeitsstellen von kürzerer Dau-
muss nach den „Richtlinien für die Si- er. Sie dauern eine begrenzte Stunden-
cherung von Arbeitsstellen an Straßen“ zahl und werden in der Regel während
(RSA) erfolgen. der Tageshelligkeit eines Kalendertages
durchgeführt. Dies gilt auch, wenn die
! Arbeiten an den folgenden Tagen fort­
Hinweis gesetzt werden.
Der in den RSA verwendete Begriff
„Arbeitsstelle“ und der in der ASR Vermessungsarbeiten im Straßenver-
A5.2 verwendete Begriff „Straßenbau- kehrsbereich sind zeitlich und räum-
stelle“ entsprechen sich und ­gelten lich auf ein Mindestmaß zu begrenzen
gleichermaßen für Vermessungsar- und möglichst in verkehrsarmen Zeiten
beiten. durchzuführen. Vermessungspunkte
und -standpunkte sind zudem so anzu-
legen, dass sie in den verkehrsarmen
Bereichen liegen und die Fahrbahn
­möglichst wenig in Anspruch genommen

42
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

werden muss. Ein häufiges Queren der In der ASR A5.2 sind als Mindestbreite
Fahrbahn ist zu vermeiden. Durch die für Arbeitsplätze und Verkehrswege in
Verwendung moderner Messmethoden, Baustellen (BM) 80 cm vorgesehen. Für
z. B. GNSS-Messung oder reflektorlose ein Stativ plus beobachtende Person
Messung, kann die Notwendigkeit des kann es erforderlich sein, die BM mit
Betretens des Straßenraums verringert mehr als 80 cm festzulegen. Dazu kom-
werden. men die Sicherheitsabstände SQ (Quer-
richtung) und SL (Längsrichtung) laut
Bei der Planung und Einrichtung der Ar- ASR A 5.2 (siehe Tabellen 1 und 2). Falls
beitsstelle muss der abgesperrte ­Bereich diese Mindestabstände nicht eingehal-
zudem so groß sein, dass am Arbeits- ten werden können, müssen auf Basis
platz ausreichend Bewegungsfreiheit einer Gefährdungsbeurteilung gleich-
vorhanden ist und gleichzeitig ein ausrei- wertige Maßnahmen zum Schutz der
chender Sicherheitsabstand zum fließen- ­Beschäftigten festgelegt werden.
den Verkehr eingehalten werden kann.

BM SQ

Abb. 12
Bezugslinie für seitliche
­Sicherheitsabstände SQ
zum fließenden Verkehr –
­Mittelachse bei Leitkegeln
(aus ASR A5.2)

43
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Tab. 1 Mindestmaße für seitliche Sicherheitsabstände (SQ)


zum fließenden Verkehr bei Straßenbaustellen kürzerer Dauer
Zulässige Höchstgeschwindigkeit
Element 30 km/h 40 km/h 50 km/h 60 km/h 80 km/h 100 km/h 120 km/h
Leitbake 30 cm 40 cm 50 cm 70 cm 90 cm 110 cm 130 cm
(1000 mm × 250 mm,
750 mm × 187,5 mm),
Leitkegel, Leitwand

Leitbake 50 cm 60 cm 70 cm 90 cm 110 cm 130 cm 150 cm


(500 mm × 125 mm)
Leitschwelle, Leitbord

Tab. 2 Mindestmaße für Sicherheitsabstände in Längsrichtung (SL)a


zum ­ankommenden Verkehr
Lage der Straßenbaustelle (Arbeitsstelle) bzw. zulässige Höchstgeschwindigkeit
­außerhalb des Straßenbaustellenbereichs (Arbeitsstellenbereichs)
Element innerörtliche Einbahnige Land­ Autobahnen, a ­ utobahn-
­Straßen straßen und inner­ ­­ähnliche Straßen
örtliche Straßen mit und zweibahn­ige
Vzul > 50 km/h ­Landstraßenb

Fahrbare Absperrtafel mit Zug­fahrzeug oder 3m 10 m 75 mc


­Sicherungsfahrzeug ≥ 10 t zulässige Gesamt-
masse

Fahrbare Absperrtafel mit Zug­fahrzeug oder 5m 15 m 100 mc


­Sicherungsfahrzeug < 10 t bis ≥ 7,49 t z­ ulässige
Gesamtmasse

Fahrbare Absperrtafel mit Zug­fahrzeug 7,5 m 20 m


­ icherungsfahrzeug < 7,49 t ­zulässige
oder S
­Gesamtmasse nicht ­zulässig
Fahrbare Absperrtafel ohne Zugfahrzeug 15 m 40 m
a Die genannten Sicherheitsabstände (SL) sind im Sinne eines durch einen Anprall aufzehrbaren Bereiches als lichtes Maß
zwischen Vorderkante der Absperrung (Sicherungs- bzw. Zugfahrzeug) und Arbeitsbereich zu verstehen, d. h. als Nettomaß.
b Auf Rampen (Verbindungsfahrbahnen in Knotenpunkten) können in Abhängigkeit von der Lage der Baustelle in der Rampe,

der Rampenlänge und den tatsächlich gefahrenen Geschwindigkeiten kleinere Abstände in Betracht kommen, jedoch nicht
unter 20 m.
c Bei beweglichen Straßenbaustellen (Arbeitsstellen) kann der Abstand auf 50 m reduziert werden.

44
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

4.2 Verkehrsrechtliche Der Vorlage eines Verkehrszeichen-


­Anordnung plans bedarf es nicht bei Arbeiten von
kurzer Dauer und geringem Umfang der
Vor dem Beginn von Arbeiten, die sich Arbeitsstelle, wenn die Arbeiten sich nur
auf den Straßenverkehr auswirken, müs- unwesentlich auf den Straßenverkehr
sen unter Vorlage eines Verkehrszei- auswirken, wenn ein geeigneter Regel-
chenplans Anordnungen nach den Ab- plan, z. B. aus den RSA, vorliegt oder
sätzen 1 bis 3 des § 45 der StVO von der wenn die zuständige Behörde selbst
zuständigen Behörde eingeholt werden. einen Plan aufstellt (siehe VwV-StVO zu
In diesen Anordnungen ist geregelt, wie § 45 Nr. 66–68).
die Arbeitsstellen abzusperren und zu
kennzeichnen sind, ob und wie der Ver- Für Vermessungsarbeiten können Aus-
kehr, auch bei teilweiser Straßensper- nahmegenehmigungen erteilt werden.
rung, zu beschränken, zu leiten und zu Dies ist abhängig von den jeweiligen
regeln ist, sowie ob und wie gesperrte Regelungen in den Kommunen und Bun-
Straßen und Umleitungen zu kennzeich- desländern.
nen sind.

Laut RSA muss in der verkehrsrechtli- 4.3 Regelpläne


chen Anordnung eine verantwortliche
Person für die Umsetzung dieser be- Die RSA enthalten für Standardsituatio-
nannt werden. nen typisierte Regelpläne für innerörtli-
che Straßen, Landstraßen und Autobah-
nen. Auf Grundlage dieser Regelpläne
können Verkehrszeichenpläne an die
jeweiligen örtlichen Verhältnisse ange-
passt werden.

45
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Sicherheitsabstand (SL) zum ankommenden Verkehr

SQ

Bereich für Nutzung


durch Arbeitsplätze
und Verkehrswege

SL

Fahrbare Absperrtafel
mit Zugfahrzeug

Abb. 13 Regelplan für Arbeitsstellen innerorts mit Sicherheit­s­


abständen SQ (Querrichtung) und SL (Längsrichtung)

46
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Regelplan B IV/1

Gehweg
50 – 703) Arbeitsstelle von kürzerer Dauer
Vermessung mit Einengung eines Fahrstreifens

0 Absperrung durch Leitkegel


(Höhe min. 0,5 m)

2) In der Längsabsperrung
1)
min. 5,5 max. 20 Abstand max. 5 m

In der Querabsperrung
Abstand längs 1 – 2 m
quer 1,0 m

Ggf. zusätzlich Warnposten

10 – 20

1) Kann bei geringer Verkehrsstärke


unterschritten werden
(siehe RSA, Teil B, Abschnitt 2.2.1)

2)
2) Bei Vermessungsarbeiten auch mehrere
Vermessung
gleichartige Sperrungen hintereinander
50 – 70
3) auf maximal 100 m
Gehweg

3) Bei geschwindigkeitsreduziertem
Bereich 30 – 50 m

Maße in Metern

Abb. 14 Regelplan für Arbeitsstellen innerorts

47
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Regelplan C II/1
Arbeitsstelle von kürzerer Dauer mit
Beschilderung auf der Straße mit
~ 400
geringer Verkehrsstärke (nur bei
Tageslicht)

~ 200

Absperrung durch Leitkegel


(Höhe min. 0,5 m)

2) In der Längsabsperrung
min. 5,5
1)
max. 50 Abstand max. 5 m

In der Querabsperrung
Abstand längs 1 – 2 m
quer 0,6 – 1 m

1)

~ 100

1) In Ausnahmefällen zusätzlich
Warnpostem oder Vorwarn-
einrichtung
~ 200
2) Bei Vermessungsarbeiten auch
mehrere gleichartige Sperrungen
2) hintereinander auf maximal 1000 m
Vermessung
300 m
~ 400

Maße in Metern

Abb. 15 Regelplan für Arbeitsstellen von kürzerer Dauer außerorts

48
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Regelplan C II/5

50
~ 400 Vermessung

Vermessungsarbeiten außerorts
mit starker Einschränkung einer

Vermessung
70 Fahrbahn im Gegenverkehr
Sicherung mit Leitkegeln
~ 300

~ 100 50

1)

0 Absperrung durch Leitkegel


(Höhe min. 0,5 m)

In der Längsabsperrung
min. 3,0 max. 50 Abstand max. 5 m

In der Querabsperrung
Abstand längs 1 – 2 m
quer 0,6-1 m

1)

1) bei nur einseitiger Inanspruch-


50 ~ 100 nahme der Fahrbahn während
der gesamten Arbeiten
Verkehrszeichen 121 (einseitig
verengte Fahrbahn) empfohlen

70 ~ 300

Vermessung ~ 400

Maße in Metern

Abb. 16 Regelplan für Arbeitsstellen von kürzerer Dauer außerorts

49
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

4.4 Warnausrüstungen und dem „Katalog der Verkehrszeichen“


für ­Vermessungen im (VzKat) entsprechen. Sie sollten voll ret-
­Straßenbereich roreflektierend ausgeführt sein und eine
Größe aufweisen, die sich an den gefah-
4.4.1 Verkehrszeichen renen Geschwindigkeiten ­orientiert.
Für Vermessungsarbeiten im Straßen-
bereich kann zum Schutz der beteiligten Mögliche Verkehrszeichen sind:
Personen entsprechend der Art der Ver-
kehrsbeeinträchtigung unter anderem • Gefahrenzeichen nach § 40 StVO in
der Einsatz von Verkehrszeichen erfor- Verbindung mit Anlage 1 der StVO
derlich sein. Die Art und der Standort von • Zeichen 120 „Verengte Fahrbahn“
Verkehrszeichen werden durch die Ver- • Zeichen 123 „Baustelle“ mit Zusatz­
kehrsrechtliche Anordnung festgelegt. zeichen „Vermessung“
• Zeichen 222/223 „Vorgeschriebene
Die Ausführung von Verkehrszeichen ein- Vorbeifahrt rechts vorbei/links ­vorbei“
schließlich der Zusatzschilder muss den • Zeichen 274 „zulässige Höchst­
Anforderungen der anerkannten Güte- geschwindigkeit“
bedingungen im Sinne der Verwaltungs- • Vorschriftszeichen nach § 41 StVO
vorschrift zur Straßenverkehrsordnung in Verbindung mit Anlage 2 der StVO

Tab. 3 Verkehrszeichen abhängig von der Geschwindigkeit


(nach §§ 39–43 der Ver­waltungsvorschrift zur StVO)

Verkehrszeichen abhängig von Größe 1 Größe 2 Größe 3


der Geschwindigkeit 0–20 km/h 20–80 km/h > 80 km/h
Ronde (∅ in mm) 420 600 750 (125 %)

Größe 1 Größe 2 Größe 3


20–50 m/h 50–100 km/h > 100 km/h
Dreieck (Seitenl. in mm) 630 900 1260 (140 %)

Quadrat (Seitenl. in mm) 420 600 840 (140 %)

50
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Die Verkehrszeichen sind standsicher kehrszeichen beträgt in der Regel 2,0 m


und gut sichtbar außerhalb der Fahrbahn auf Gehwegen und 2,2 m auf Radwegen.
am rechten Fahrbahnrand in einem seit-
lichen Abstand von 0,50 m (innerorts) und Im Bereich von Arbeitsstellen kann die
1,50 m (außerorts) aufzustellen. Um die Aufstellhöhe wie folgt reduziert werden
Standsicherheit der Verkehrsschilder zu (gilt nicht im Bereich von Geh- und Rad-
garantieren, müssen die Aufstellvorrich- wegen):
tungen den Technischen Lieferbedingun-
gen für Aufstellvorrichtungen entsprechen. • 1,5 m innerorts, z. B. auf Mittelinseln
Bei mehreren Fahrstreifen, ungünstiger oder Parkstreifen
Verkehrslage oder hohem Verkehrsauf- • 1,5 m außerorts bei mehrstreifigen
kommen können auch Schilder am linken Straßen
Fahrbahnrand nötig werden. Der seitliche • 0,6 m außerorts bei Vermessungs-
Abstand darf innerorts 0,30 m keinesfalls arbeiten
unterschreiten. Die Aufstellhöhe der Ver-

≥ 1,50 m

≥ 0,50 m

≥ 1,50 m
≥ 2,20 m
≥ 2,00 m
≥ 0,60 m

Fahrbahn

Abb. 18 Ausführung mit reduzierter Auf-


Geh- u. stellhöhe außerorts auf Arbeits-
Fahrbahn Gehweg Radweg stellen (≥ 1,50 m) bzw. bei
Abb. 17 Regelausführung innerorts ­Vermessungsarbeiten (≥ 0,60 m)

51
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

4.4.2 Leitkegel 4.4.3 Arbeits- und Sicherungs­


Leitkegel sollen grundsätzlich nur bei fahrzeuge
Arbeitsstellen von kürzerer Dauer ein- Arbeitsfahrzeuge müssen mit einer rot-
gesetzt werden. Sie sind voll retrore- weiß-roten Sicherheitskennzeichnung
flektierend auszuführen und müssen (voll retroreflektierende Folie Typ 2 nach
den Technischen Lieferbedingungen der DIN 30710 „Sicherheitskennzeichnung
Bundesanstalt für Straßenwesen (BAST) von Fahrzeugen und Geräten“) versehen
entsprechen. Die BAST stellt entspre- sein. Zusätzlich soll mindestens eine
chende Prüfzeugnisse hierüber aus und Kennleuchte für gelbes Blinklicht (Rund-
vergibt eine Prüfnummer. Die Leitkegel umleuchte gemäß § 52 Abs. 4 StVZO)
werden anschließend in die Liste positiv mitgeführt werden. Sicherungsfahrzeu-
geprüfter Leitkegel aufgenommen. ge müssen diese beiden Punkte erfüllen
und eine weitere Kennzeichnung nach
den RSA aufweisen.

In Sicherungsfahrzeugen, die im Ver-


kehrsbereich abgestellt wurden, dür-
fen sich keine Personen aufhalten.
Dies gilt nicht für bewegliche Arbeits-
stellen. Sicherungsfahrzeuge müssen
   
1000 mm         750 mm    500 mm zudem den gefahrenen Geschwindig-
Abb. 19 Leitkegel keiten entsprechend ausreichend weit
vor der Arbeitsstelle aufgestellt werden
Außerhalb von Autobahnen sind Leit- ­(siehe ASR A5.2).
kegel mit einer Höhe von 500 mm aus-
reichend. Auf Leitkegel ab einer Höhe 4.4.4 Warnblinklicht
von 750 mm ist gelbes Blitzlicht zu- Warnblinklicht darf nur verwendet wer-
lässig. Auf innerörtlichen Straßen im den, wenn andere durch das eigene
­Schienenbahnbereich müssen Leitkegel Fahrzeug gefährdet werden oder man
mit 1000 mm Höhe genutzt werden. vor anderen Gefahren, z. B. einem Hin-
dernis, warnen will. Im Bereich von Ar-
beitsstellen kommt es nur in Betracht,
wenn durch das eigene Fahrzeug eine
unvorhersehbare Gefahr entsteht.
52
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

4.4.5 Warnposten eine weiß-rot-weiße Warnfahne (Größe:


Wird die Fahrbahn nur kurzzeitig betre- 750 mm × 750 mm) gut sichtbar halten.
ten, kann auf übersichtlichen Straßenab-
schnitten mit geringem Verkehr die Siche- 4.4.6 Warnkleidung
rung der Arbeitsstelle in Ausnahmefällen Personen, die im Straßenbereich arbeiten
durch einen Warnposten erfolgen, der in oder sich dort aufhalten, müssen Warn-
der Regel außerhalb der Fahrbahn steht kleidung in fluoreszierend orange-­rot oder
oder geht. Warnposten dürfen neben ihrer gelb nach DIN EN ISO 20471 tragen.
Aufgabe, die Verkehrsteilnehmenden
vor Gefahren zu warnen, keine weiteren Die getragene Warnkleidung muss grund-
­Aufgaben übernehmen. So ist es ihnen sätzlich der Klasse 3 entsprechen. Sie
insbesondere untersagt, den Verkehr kann bei geringem Gefährdungspotenzial
zu regeln. Warnposten müssen Warn- auf Klasse 2 reduziert werden, wenn fol-
kleidung nach Kapitel 4.4.6 tragen und gende Voraussetzungen gegeben sind:

Klasse 2 Klasse 3

Weste Weste    oder     Jacke

oder mit

Jacke
Hose

Abb. 20 Beispiele für ­Kombinationen von Warnkleidung

53
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

• ausreichende Sichtverhältnisse 4.6 Vermessungsarbeiten


• geringe Verkehrsbelastung (weniger bei schlechten Sicht­
als 600 Fahrzeuge pro Stunde) verhältnissen
• durchschnittliche Verkehrsge­
schwindigkeit unter 60 km/h Grundsätzlich sollten Vermessungs-
arbeiten nicht während Tageszeiten mit
Verschlechtert sich die Warnwirkung der wenig Tageslicht stattfinden. Müssen
Kleidung, z. B. durch Verschmutzung Vermessungen dennoch bei wenig oder
oder Abnutzung, muss diese ausgeson- keinem Tageslicht durchgeführt werden,
dert werden. ist insbesondere auf eine ausreichen-
de Beleuchtung der Arbeitsstätte zu
achten. Um die Beschäftigten und die
4.5 Vermessungsarbeiten Verkehrsteilnehmenden nicht zu gefähr-
im Bereich von Geh- den, können weitere Schutzmaßnahmen
und ­Radwegen erforderlich sein, z. B. der Einsatz von
Warnleuchten.
Bei Vermessungsarbeiten im Bereich
von Geh- und Radwegen gelten eben- Kann die Sicherheit des Messtrupps bei
falls die Vorgaben der RSA. Für Perso- schlechten Sichtverhältnissen aufgrund
nen, die diese Wege nutzen, muss aus- von ungünstigen Witterungsbedingun-
reichend Platz zur Verfügung stehen. gen, z. B. bei Nebel oder Schneetreiben,
Gegebenenfalls muss die Arbeitsstätte durch die aufgestellten Verkehrszeichen
um das Stativ bzw. den Standpunkt her- und -einrichtungen nicht mehr gewähr-
um abgesichert werden. leistet werden, sind die Vermessungsar-
beiten zu unterbrechen und die Arbeits-
stelle ist zu räumen.

54
Vermessungsarbeiten im Straßenbereich

Rechtliche Grundlagen und ­weitere Informationen


• Straßenverkehrsordnung auf Baustellen im Grenzbereich
• Verwaltungsvorschrift zur STVO zum Straßenverkehr – Straßenbau-
• Richtlinien für die Sicherung von stellen“
Arbeitsstellen an ­Straßen (RSA) • DGUV Information 212-016 „Warn-
• Zusätzliche Technische Vertrags­ kleidung“
bedingungen und ­Richtlinien für • DIN 30710:1990-03 „Sicherheits-
­Sicherungsarbeiten an Arbeitsstel- kennzeichnung von Fahrzeugen
len an Straßen (ZTV-SA) und ­Geräten“
• Technische Regel für Arbeitsstät- • DIN EN ISO 20471:2017-03
ten (ASR) A5.2 ­„Anforderungen an „Hochsichtbare Warnkleidung –
Arbeitsplätze und Verkehrswege Prüfverfahren und ­Anforderungen“

55
5 Nivellementsarbeiten

Nivellements werden für unterschied- Nivellementsarbeiten im Straßenver-


lichste fachliche Anforderungen (z. B. kehrsbereich werden im Rahmen einer
Arbeiten im Höhenfestpunktfeld, An- „beweglichen Arbeitsstätte von kürzerer
schlussnivellements, Deformationsmes- Dauer“ (siehe RSA) durchgeführt und
sungen) durchgeführt. Unabhängig von sollten ausschließlich bei Tageslicht
der geforderten Genauigkeit der Arbeits- erfolgen. Die Arbeiten dürfen auch an
ergebnisse sind die auftretenden Ge- Folgetagen durchgeführt werden, ohne
fährdungen ähnlich. den Status als bewegliche Arbeitsstelle
von kürzerer Dauer zu verlieren. Nivelle-
Allgemein bergen die bei den Nivelle- ments sollten, wenn möglich, auf Geh-
mentsarbeiten verwendeten Nivellier- und Radwegen durchgeführt werden.
latten aufgrund ihrer Länge eine erheb-
liches Gefährdungspotenzial für die Ein Sonderfall des Nivellements im Stra-
Trägerin oder den Träger sowie die um- ßenbereich stellt das „Motorisierte Ni-
stehenden Personen. Daher ist bei deren vellement“ dar. Nivellierlatten und teil-
Verwendung besondere Vorsicht gebo- weise auch das Nivelliergerät werden
ten (z. B. im Bereich von Oberleitungen). hierbei direkt von den Fahrzeugen aus
bedient. Eine Gefährdungsbeurteilung,
welche die besonderen Umstände be-
5.1 Straßenverkehrsbereich rücksichtigt, sowie angepasste Regel-
pläne, sind grundlegende Anforderun-
Grundsätzlich sind die Regelungen der gen für den sicheren Betrieb. Ein Umbau
RSA zu beachten. Sie werden in den bzw. technische Änderungen der Fahr-
Bundesländern allerdings teilweise zeuge sind einer amtlichen Prüfung zu
unterschiedlich ausgelegt und gehand- unterziehen. Zudem ist eine Betriebs­
habt. Hier ist es erforderlich, sich im anweisung für die besonderen Arbeits­
Bedarfsfall kundig zu machen und die lätze auf den Fahrzeugen zu erstellen.
Gefährdungsbeurteilung anzupassen.
Angepasste beziehungsweise veränder-
te Regelpläne zum Nivellement bedürfen
einer Genehmigung durch die zuständi-
gen Behörden.

56
Nivellementsarbeiten

5.2 Andere Bereiche

Nivellements in anderen Bereichen, z. B.


Baustellen, unterscheiden sich in den Rechtliche Grundlagen und
möglichen Gefährdungen nicht grund- ­weitere Informationen
sätzlich von den übrigen vermessungs- • Arbeitsschutzgesetz, § 3
technischen Arbeiten in diesen Berei- • DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze
chen. Neben der Absprache mit dem der Prävention“, § 3
oder der Verantwortlichen vor Ort ist • DGUV Information 212-016
eine Gefährdungsbeurteilung der örtli- „Warnkleidung“
chen Situation Grundlage für die sichere • Regelpläne aus den RSA
Durchführung der jeweiligen Tätigkeit.

57
6 Vermessungsarbeiten auf Baustellen

Vermessungsarbeiten auf Baustellen Vor Beginn der Arbeiten müssen die er-
sind mit vielfältigen Gefährdungen ver- forderlichen Schutzmaßnahmen mit der
bunden, z. B.: Baustellenleitung oder dem Koordinator
beziehungsweise der Koordinatorin nach
• Absturz § 3 Baustellenverordnung (SiGeKo) ab-
• herabfallende Gegenstände gestimmt werden. Dazu gehört auch die
• eingequetscht sowie Angefahren und Einweisung in das Sicherheits- und Ge-
Überfahren werden von mobilen sundheitsschutzkonzept für die Baustelle
Arbeitsmaschinen und anderen durch den oder die SiGeKo. Es sollten zu-
­Fahrzeugen dem Informationen über besondere Ge-
• Lärm fährdungen auf der jeweiligen Baustelle
• Stolpern, Rutschen, Stürzen eingeholt werden. Die dort ausgehängten
Sicherheitsregeln sind stets zu befolgen.

0,5 m Gefahrbereich
Mindestabstand
wegen Quetschgefahr

Abb. 21 Gefahrbereich beim Betrieb eines ­Baggers

58
Vermessungsarbeiten auf Baustellen

6.1 Baustellenverkehr 6.2 Zugänge und Standplätze

Vermessungsarbeiten auf Baustellen Vermessungsarbeiten auf Baustellen


sind möglichst in Zeiten ohne Baube- sowie an und auf Bauwerken dürfen nur
trieb durchzuführen. Ist dies nicht mög- durchgeführt werden, wenn tragfähi-
lich, muss zumindest im engeren Ver- ge und sicher begehbare Zugänge und
messungsbereich der Maschinenbetrieb Standplätze vorhanden sind.
und Baustellenverkehr eingestellt werden.
Besteht an Arbeitsplätzen oder Ver-
Während des Betriebs der Maschinen kehrswegen Absturzgefahr, so sind
sind die maschinenführenden Personen vom verantwortlichen Bauunternehmen
auf ihre Arbeit konzentriert und zugleich Schutzvorrichtungen gegen Absturz an-
bestehen vom Bedienstand der Maschi- zubringen (z. B. Seitenschutzsysteme).
ne aus gesehen oft große tote Winkel. Wenn technische Schutzlösungen ge-
Deshalb ist vor dem Vorbeigehen Sicht- gen Absturzgefahren nicht umgesetzt
kontakt zum Maschinenführer oder zur werden können, müssen persönliche
Maschinenführerin aufzunehmen. Die- Schutzausrüstungen gegen Absturz ver-
ser oder diese muss die Arbeiten ein- wendet werden. Bei der Verwendung
stellen und signalisieren, dass gefahrlos von PSAgA muss auf sichere Anschlag-
vorbeigegangen werden kann. Besonde- punkte geachtet werden (weitere Infor-
re Vorsicht ist zudem bei rückwärtsfah- mationen siehe Kapitel 2.3.7„PSA gegen
renden Baumaschinen geboten. Absturz“).

Die Arbeitsstättenverordnung gibt in


Verbindung mit der zugehörigen Tech-
nischen Regel ASR A2.1 wie auch die
DGUV Vorschrift 38 „Bauarbeiten“ ver-
bindlich vor, wann Schutzvorrichtungen
gegen Absturz auf Baustellen vorhanden
sein müssen:

59
Vermessungsarbeiten auf Baustellen

1. unabhängig von der Absturzhöhe an Auf Baustellen besteht zudem oftmals


• Arbeitsplätzen an und über Wasser die Gefahr des Durchsturzes durch nicht
oder anderen festen oder flüssigen tragfähige Bauteile, z. B. Wellplatten aus
Stoffen, in denen man versinken Faserzement oder Lichtkuppeln. Die-
kann, se Bereiche müssen vor Aufnahme der
• Verkehrswegen über Wasser oder Arbeiten gesichert sein, z. B. durch last-
anderen festen oder flüssigen Stof- verteilende Beläge in Kombination mit
fen, in denen man versinken kann; Seitenschutz.

2. bei mehr als 1,00 m Absturzhöhe,


soweit nicht nach Nummer 1 zu 6.3 Persönliche Schutzausrüs-
­sichern ist, an tungen auf Baustellen
• freiliegenden Treppenläufen
und -absätzen, Persönlichen Schutzausrüstungen
• Wandöffnungen ­kommen auf Baustellen eine besondere
• Verkehrswegen; Bedeutung zu, da technische Schutz-
maßnahmen oftmals nicht umzusetzen
3. bei mehr als 2,00 m Absturzhöhe an sind. Zu den üblichen PSA auf Baustel-
allen übrigen Arbeitsplätzen. len gehören:

Bei einer Absturzhöhe bis zu 3,00 m • Sicherheitsschuhe: empfehlenswert


ist eine Schutzvorrichtung entbehrlich sind knöchelhohe Sicherheitsschu-
an Arbeitsplätzen und Verkehrswegen he mit durchtrittsicherer Profilsohle
auf Dächern und Geschossdecken von ­(Kategorie S3)
baulichen Anlagen mit bis zu 22,5 Grad • Schutzhelm
Neigung und nicht mehr als 50 Quadrat- • Warnkleidung und Schutzkleidung ge-
meter Grundfläche, sofern die Arbeiten gen Witterungseinflüsse ­(idealerweise
von hierfür fachlich qualifizierten und kombiniert)
körperlich geeigneten Beschäftigten • Gehörschutz
ausgeführt werden und diese Beschäf- • Schutzbrillen
tigten besonders unterwiesen sind. Die • Schutzhandschuhe
Absturzkante muss für die Beschäftigten • Persönliche Schutzausrüstungen
deutlich erkennbar sein. gegen Absturz

60
Vermessungsarbeiten auf Baustellen

Abb. 22
Dreiteiliger Seiten-
schutz als Absturz­
sicherung

Mit der Leitung der Baustelle und dem


Koordinator beziehungsweise der Koor- Rechtliche Grundlagen und
dinatorin ist abzustimmen, welche PSA ­weitere Informationen
auf der Baustelle grundsätzlich und in • Baustellenverordnung
verschiedenen Arbeitsbereichen getra- • Arbeitsstättenverordnung
gen werden muss. Weitergehende Infor- • DGUV Vorschrift 38 „Bauarbeiten“
mationen zur Auswahl und Verwendung • Technische Regel für Arbeits-
von PSA sind im Kapitel 2.3 zu finden. stätten (ASR) A2.1 „Schutz vor
Absturz und herabfallenden
­Gegenständen, Betreten von
­Gefahrenbereichen“
• DGUV Regel 101-604 „Branche
Tiefbau“

61
7 Vermessungsarbeiten im Bereich
von Baugruben und Gräben

Bei Vermessungsarbeiten in der Nähe Bau­gruben und Gräben, die nicht aus-
von Baugruben- und Grabenwänden reichend gesichert sind, dürfen nicht­
besteht insbesondere die Gefahr von ­begangen werden.
Verschüttungen. Werden Wände von
Baugruben oder Gräben nicht standsi-
cher ausgeführt (z. B. Böschung zu steil, 7.1 Sicherung von Baugruben
Ausführung ohne Verbau), können sich und Gräben
Erdmassen lösen und in die Baugrube
oder den Graben fallen. An ungesicher- Die Wände von Baugruben und Gräben
ten Rändern zu Baugruben und Gräben gelten dann als standsicher, wenn sie
kann Absturzgefahr bestehen. geböscht oder verbaut ausgeführt sind.

Vor der Aufnahme von Vermessungsar- Gräben bis 1,25 m Tiefe dürfen mit senk-
beiten in Baugruben oder Gräben muss rechten Wänden ausgeführt sein und
der oder die Aufsichtführende mit dem erfordern keinen Verbau (Hinweis: die in
Bauherrn oder der Bauleitung klären, der DIN 4124 genannten Rahmenbedin-
ob die Baugruben- oder Grabenwände gungen müssen beachtet werden). Am
standsicher sind, ob Absturzgefahren oberen Rand des Grabens ist zudem ein
bestehen und wo sich die Zugänge in die 0,60 m breiter Schutzstreifen freizuhal-
Baugrube befinden. ten (siehe Abbildung 23).

Falls keine ausreichende Sicherung be- Bei der Sicherung durch Böschung hän-
steht, muss der Bauherr oder die Bau­ gen die zulässigen Böschungswinkel
leitung für diese Sicherung sorgen. von der Art des Bodens ab (siehe Ab­
bildung 24).
≥ 0,60 m
≥ 0,60 m b
b
1,25 m
tt ≤≤1,25

Abb. 23
Maximale Tiefe ohne Verbau
und Schutzstreifen

62
Vermessungsarbeiten im Bereich von Baugruben und Gräben

Bei der Sicherung durch Verbau werden ­können durch verschiedene Verfahren
für Gräben für Versorgungsleitungen in (z. B. Spundwände, Trägerbohlwände,
der Regel vorgefertigte Elemente (Gra- Bohrpfähle oder Kombinationen daraus)
benverbaugeräte, siehe Abbildung 25) verbaut werden.
verwendet. Baugruben hingegen

Max. 45° – in nicht bindigen oder weichen


bindigen Böden (z.B. Mutterboden, Sande,
Kiese, weicher Ton) 45°

Max. 60° – in mind. steifen bindigen Böden


(z.B. Lehm, Mergel)
60°

Max. 80° – in gesundem, festem Fels (z.B. Fels


Abb. 24 ohne zur Baugrube hin einfallenden Schichten,
Klüfte, Verwitterung) 80°
Zulässige
­ öschungswinkel
B

Abb. 25
Grabenverbau­
geräte und Absturz­
sicherung

63
Vermessungsarbeiten im Bereich von Baugruben und Gräben

7.2 Absturzgefahr
Rechtliche Grundlagen und
An Böschungen mit mehr als 60° Nei- ­weitere Informationen
gung besteht Absturzgefahr. In diesen • Arbeitsstättenverordnung
Fällen muss ab einer Absturzhöhe von • DGUV Vorschrift 38
mehr als 2,0 m eine Absturzsicherung „Bauarbeiten“
vorhanden sein (siehe Abbildung 25). • DIN 4124:2012-01 „Baugruben
Muss auf der Böschung gearbeitet wer- und Gräben – Böschungen,
den, sind ggf. weitere Maßnahmen nach ­Verbau, Arbeitsraumbreiten“
ASR A2.1 zu ergreifen. • „Bausteine“ B189, C469 und
C470 der BG BAU
(https://www.bgbau.de/service/
7.3 Zugänge angebote/medien-center/die-
wichtigsten-informationen-auf-
Der Zugang zu Baugruben und Gräben einen-blick/)
muss über sichere Verkehrswege erfol- • Technische Regel für Betriebs­
gen. Diese können als Treppen, Trep- sicherheit (TRBS) 2121 Teil 2
pentürme oder Laufstege eingerichtet „­Gefährdung von Beschäftigten
sein. In begründeten Ausnahmefällen bei der Verwendung von Leitern“
können für den Zugang auch Leitern
­verwendet werden, die gegen Umkippen
und Wegrutschen gesichert sind.

64
8 Vermessungsarbeiten in Bauwerken
­unter Tage

Vermessungsarbeiten werden auch in der Anlage abzustimmen. Der oder die


Bauwerken unter Tage, z. B. in Tunneln, für die Durchführung der Vermessungs-
Stollen oder Kavernen, durchgeführt. arbeiten Verantwortliche muss in das
Diese Bauwerke können sich im Bau ­Sicherheits- und Gesundheitsschutz-
befinden („Baustelle“) oder es sind konzept für die Baustelle bzw. die An­
­Anlagen, die sich im Betrieb befinden lage eingewiesen werden.
(„bestehende Anlagen“).
Durch mobile Arbeitsmaschinen und
Bei Vermessungsarbeiten in Bauwer- Fahrzeuge besteht die Gefahr, an- oder
ken unter Tage bestehen insbesondere überfahren zu werden. Schlechte Sicht
­Gefährdungen durch: und räumliche Enge führt zu einer Erhö-
hung dieser Gefahr. Die Vermessungs-
• Eingequetscht sowie Angefahren arbeiten sollten somit in Zeiten mit kei-
und Überfahren werden von mobi- nem oder geringem Baustellenverkehr
len Arbeitsmaschinen und anderen­ durchgeführt werden. Bei der Durch-
Fahrzeugen führung der Arbeiten ist zudem immer
• gefährliche Gase und/oder unzu­ Warnkleidung zu tragen. Empfohlen wird
reichender Sauerstoffgehalt in der Warnkleidung der Klasse 3. Darüber hin-
Atemluft aus können zusätzliche Maßnahmen er-
• Gefahr durch explosive Gase forderlich sein, wie z. B. Absperrungen,
• Stäube (A-, E- und Quarzstaub) der Einsatz von Warnposten oder zusätz-
• Abgase von Dieselmotoren und liche Beleuchtung.
Sprengschwaden
• geringe Beleuchtungsstärke In umschlossenen Räumen wie Tunneln
• Lärm kann es zudem zu Gefährdungen durch
• geblendet werden vom Verkehr Gase, Sauerstoffmangel, Stäube und Ab-
• Stolpern, Rutschen, Stürzen gase kommen. Baustellen und Anlagen
unter Tage sind so zu belüften, dass an
Generell sind notwendige Schutzmaß- jeder Arbeitsstelle ausreichend Sauer-
nahmen gegen die Gefährdungen vor stoff vorhanden ist sowie Arbeitsplatz-
der Aufnahme der Vermessungsarbei- grenzwerte für Gefahrstoffe in der Atem-
ten mit der zuständigen Bauleitung der luft und Explosionsgrenzwerte, z. B. für
Baumaßnahme bzw. mit dem Betreiber Methan, nicht überschritten werden.

65
Vermessungsarbeiten in Bauwerken ­unter Tage

Vor der Aufnahme von Tätigkeiten in be- nicht beseitigt werden kann. Das ist ins-
stehenden Anlagen unter Tage muss ggf. besondere dann der Fall, wenn Explo-
eine Überprüfung der Atemluft durch sionsgrenzen überschritten werden, der
eine Messung („Freimessen“) erfolgen. Sauerstoffgehalt der Atemluft unter 19 %
Die Art der Messung ist anhand der zu sinkt oder der Kohlenmonoxid-Gehalt
erwartenden Gefahrstoffsituation mit ansteigt.
dem Betreiber der Anlage abzustimmen.
Die Messung darf nur von Personen mit Gefährdungen können ebenfalls durch
der entsprechenden Sachkunde durch- eine zu geringe Beleuchtung unter Tage
geführt werden, das heißt es müssen entstehen. Arbeitsplätze und Verkehrs-
Kenntnisse über die verwendeten Mess- wege in Bauwerken unter Tage müssen
geräte und Messverfahren, über die zu daher stets ausreichend beleuchtet
messenden Gefahrstoffe und über die sein. Neben der Allgemeinbeleuchtung
betrieblichen Verhältnisse vorliegen. muss eine Sicherheitsbeleuchtung vor-
Besteht die Gefahr, dass sich die Zu- handen sein, die beim Ausfall der All-
sammensetzung der Atemluft während gemeinbeleuchtung aktiv wird. Ist im
der Vermessungsarbeiten nachteilig Bauwerk keine Sicherheitsbeleuchtung
verändern kann, ist eine kontinuierli- vorhanden, muss jede bzw. jeder Be-
che messtechnische Überwachung aller schäftigte eine tragbare elektrische
Arbeitsplätze erforderlich. Leuchte mit sich führen.

Kann die Einhaltung der Grenzwerte Auch bei Vermessungsarbeiten unter


nicht gewährleistet werden, sind ggf. Tage ergeben sich Lärmbelastungen,
weitere Maßnahmen erforderlich. Wer- z. B. durch Arbeitsmaschinen. Können
den dabei persönliche Schutzausrüs- technische oder organisatorische Maß-
tungen, wie z. B. Atemschutzgeräte, nahmen zum Schutz der Beschäftigten
eingesetzt, sind diese anhand der kon- nicht durchgeführt werden, muss Ge-
kreten Gefahrensituation auszuwählen hörschutz getragen werden (siehe auch
und bereitzustellen. Die Arbeiten dür- Kapitel 2.3.4 „Gehörschutz“).
fen nicht aufgenommen werden bzw.
das Bauwerk unter Tage ist umgehend
zu ve­lassen, wenn die Gefährdung mit
den oben beschriebenen Maßnahmen

66
Vermessungsarbeiten in Bauwerken ­unter Tage

Rechtliche Grundlagen und


­weitere Informationen
• Arbeitsstättenverordnung
• DGUV Vorschrift 38
„Bauarbeiten“
• DGUV Regel 101-007 „Sicher-
heitsregeln für Bauarbeiten
­unter Tage“
• DGUV Regel 101-604 „Branche
Tiefbau“
• DGUV Regel 112-190 „Benutzung
von Atemschutz­geräten“
• DGUV Information 212-016
­„Warnkleidung“

67
9 Vermessungsarbeiten in
­abwassertechnischen Anlagen

Bei Arbeiten in abwassertechnischen In Abwasserkanälen dürfen Vermes-


Anlagen, z. B. in Abwasserkanälen oder sungsarbeiten nur durchgeführt werden,
Kläranlagen, können verschiedene Ge- wenn eine Aufsicht führende Person des
fährdungen auftreten, z. B. durch: Kanalbetreibers, z. B. des Tiefbauamtes,
den Kanal für die Arbeit freigegeben hat.
• biologische (z. B. Krankheitserreger) Dies sollte das sogenannte Freimessen
oder chemische Stoffe (z. B. Methan) beinhalten, also die Prüfung, ob Gefahr-
• Sauerstoffmangel stoffe in gefährlichen Konzentrationen
• die Arbeitsumgebung (z. B. Enge, vorhanden sind.
Dunkelheit)
Die Aufsicht führende Person sollte
Grundsätzlich sind die Gefährdungen ständig anwesend sein und die Einhal-
bei Arbeiten in abwassertechnischen tung der Sicherheitsmaßnahmen über-
Anlagen ähnlich denen in kontaminier- wachen. Den sicherheitstechnischen
ten Bereichen (siehe Kapitel 13 „Vermes- Anweisungen der Aufsicht führenden
sungsarbeiten in kontaminierten Berei- Person ist von allen im Kanal tätigen
chen“). Es ist zu prüfen, ob ein Begehen Personen Folge zu leisten.
der Anlage nötig ist oder dieses durch
entsprechende Messverfahren vermie- Falls technische oder organisatorische
den werden kann (z. B. Schachtmess- Schutzmaßnahmen nicht möglich sind
stab, reflektorlose Messung). Zudem oder nicht ausreichen, um den oben
muss ein sicherer Einstieg gewährleistet genannten Gefährdungen wirksam vor-
sein, z. B. durch Verwendung eines Drei- zubeugen, sind zudem persönliche
beins mit Höhensicherungs­gerät und Schutzausrüstungen, die vor Gefahr-
Auffanggurt. und Biostoffen schützen, zu tragen.
Die Auswahl der PSA, z. B. Chemikalien-
schutzanzüge, Atemschutzgeräte und
Schutzhandschuhe, sollte mit Hilfe von
Fachleuten und Fachliteratur erfolgen.
Außerdem muss eine ausreichende
­Beleuchtung sichergestellt sein.

68
Vermessungsarbeiten in Bauwerken ­unter Tage

Rechtliche Grundlagen und ­weitere Informationen


• Verordnung zum Schutz vor Gefahr- • DGUV Regel 112-189 „Benutzung
stoffen (Gefahrstoffverordnung) von Schutzkleidung“
• Verordnung über Sicherheit und • DGUV Regel 112-190 „Benutzung
­Gesundheitsschutz bei Tätigkei- von Atemschutz­geräten“
ten mit Biologischen Arbeitsstoffen • DGUV Regel 112-195 „Benutzung
(­Biostoffverordnung) von Schutzhand­schuhen“
• DGUV Regel 103-003 „Arbeiten in • DGUV Information 203-051 „Sicher-
umschlossenen ­Räumen von ab- heit und Gesundheitsschutz im Ab-
wassertechnischen A ­ nlagen“ wasserbereich“

69
10 Vermessungsarbeiten am Wasser

Gefährdungen und Belastungen im Ge- Eigentümer bzw. Eigentümerinnen der


wässerbereich sind vielfältig. Bei Ar- Uferflächen können darüber hinausge-
beiten im Gewässerbereich muss z. B. hende Schutzmaßnahmen vorschreiben.
damit gerechnet werden, dass es zu
Stürzen oder zum Abrutschen ins Was-
ser kommt. In der Folge können bei- 10.2 Wattenmeer
spielsweise niedrige Wassertemperatu-
ren oder starke Strömungen erhebliche Im Bereich des Wattenmeeres ist auf
Gefährdungen darstellen. In Meeresnä- Grund der Gezeiten erhöhte Wachsam-
he kann es auch zu Witterungsumschlä- keit gefordert. Der nasse Untergrund er-
gen kommen. Generell ist immer damit fordert ein sorgsames Vorgehen. Zudem
zu rechnen, dass Uferbereiche nur zu kann ein kurzfristiger Witterungsum-
Fuß erreichbar sind. schlag zu Orientierungsverlust führen.
Im Zweifel ist die Arbeit einzustellen.

10.1 Häfen, Wehre,


­Fließgewässer 10.3 Inseln

In Häfen und an Wehren, aber auch an Auf einigen Inseln an der deutschen
Fließgewässern, ist jederzeit mit kräfti- Küste ist die Mitnahme von Messfahr-
ger Strömung entlang der Wasserkanten zeugen nicht erlaubt. Beim Transport
zu rechnen. Hier ist es unbedingt gebo- von Messutensilien, z. B. mit Handkar-
ten, sich im Vorfeld über mögliche Aus- ren, ist darauf zu achten, dass die zu-
stiegsmöglichkeiten bzw. -hilfen aus sätzliche Belastung auf ein Minimum
dem Wasser zu informieren. beschränkt wird. Bei sehr langen Ein-
satzzeiten sorgt PSA mit geringem Ei-
Bei einem Abstand von weniger als 2 m gengewicht für Entlastung. Auf Ausnah-
zu einer Absturzkante sind Sicherungs- megenehmigungen zum Befahren der
maßnahmen zur Verhinderung von Ab- Inseln für Messfahrzeuge sollte hinge-
sturzunfällen zu ergreifen, z. B. das An- wirkt werden.
bringen von Seitenschutz.

70
Vermessungsarbeiten am Wasser

10.4 PSA für Vermessungs­ Als Standardweste ist eine bei Wasser-
arbeiten am Wasser kontakt automatisch aufblasende Ret-
tungsweste mit einem Mindestauftrieb
Kann ein Absturz ins Wasser durch tech- von 150 N einzusetzen. Beim Tragen von
nische und organisatorische Maßnahmen Wetterschutzkleidung oder anderen
nicht wirksam ausgeschlossen werden, persönlichen Schutzausrüstungen muss
so sind entsprechend dem Ergebnis der eine automatisch aufblasende Rettungs-
Gefährdungsbeurteilung Rettungswes- weste mit einem Mindestauftrieb von
ten bereitzustellen. 275 N benutzt werden.

Es dürfen nur Rettungswesten genutzt Die Rettungswesten sind einer regelmä-


werden, die von einer akkreditierten ßigen Sichtkontrolle einschließlich des
Prüfstelle geprüft und zertifiziert wurden. Auslöseautomaten durch die Person,
Beim Einsatz von Rettungswesten ist be- die sie verwendet, zu unterziehen. In der
sonders zu beachten, dass Kleidung und Regel ist dies vor Benutzung, z. B. am
andere PSA die Schutzfunktion der Ret- Arbeitsbeginn, der Fall. Zudem müssen
tungsweste nicht beeinträchtigen. Rettungswesten mindestens jährlich
durch eine sachkundige Person geprüft
Vor der Benutzung ist eine Unterweisung werden. Eine Wartung durch den Her-
im sicheren Umgang mit der Rettungs- steller oder eine vom Hersteller autori-
weste Pflicht. Die Unterweisungen sind sierte Fachwerkstatt muss nach Herstel-
regelmäßig, mindestens einmal pro Jahr, lervorgaben, in der Regel nach 2 Jahren,
durch geeignete praktische Übungen zu erfolgen. Nicht im Einsatz befindliche
ergänzen. Rettungswesten sind kühl und trocken
zu lagern. Die Gebrauchsdauer einer
Rettungsweste ist begrenzt und kann
den beiliegenden Herstellerinformatio-
nen entnommen werden.

71
Vermessungsarbeiten am Wasser

Es ist außerdem zu berücksichtigen,


dass es bei niedrigen Wassertempera- Rechtliche Grundlagen und
turen schnell zur Bewegungsunfähigkeit ­weitere Informationen
des Körpers kommt. Daher ist der Ein- • Arbeitsstättenverordnung
satz von wärmehaltender PSA vorab zu • Technische Regel für Arbeits-
prüfen. Dazu gehört z. B. spezielle Kälte- stätten (ASR) A2.1 „Schutz vor
schutzkleidung oder Schutzhandschu- Absturz und herabfallenden
he, die nach DIN EN 511 geprüft wurden. ­Gegenständen, ­Betreten von
Diese sind mindestens 30 Minuten was- ­Gefahrenbereichen“
serdicht, so dass es kurzfristig möglich • DGUV Regel 112-201 „Persönli-
bleibt, die Hände zu bewegen und nach che Schutzausrüstungen gegen
Rettungsleinen oder -steigen zu greifen. ­Ertrinken“
• DGUV Regel 114-014
­„Wasserbauliche und wasser­
wirtschaftliche Arbeiten“

72
11 Vermessungsarbeiten
in ­schwierigem ­Gelände

Schwieriges Gelände lässt sich meist nen Anbieter zur Netzab­deckung finden
nicht genau eingrenzen und die mög­ sich im Internet.
lichen Gefährdungen sind nur teilweise
unmittelbar sichtbar. Vor Erstellung der Eine wirksame Erste Hilfe ist auch in
Gefährdungsbeurteilung sollten daher schwierigem Gelände sicherzustellen.
zunächst möglichst viele Informationen In entlegenen Gebieten können zudem
über die Eigenheiten des Geländes ein- Rettungspunkte eine Möglichkeit dar-
geholt werden. stellen, um schnellstmöglich Hilfe zu
holen. Es muss überdies ein Rettungs-
Von den Eigentümerinnen und Eigen­ konzept vorliegen.
tümern der Grundstücke kann zudem
die Durchführung bestimmter Schutz- Bei Zweifeln hinsichtlich der sicheren
maßnahmen verlangt werden. Dazu Ausführung der Tätigkeiten in schwieri-
­können zusätzliche Sicherheitsunter- gem Gelände sollten die Arbeiten sofort
weisungen oder das Tragen von speziel- eingestellt werden.
ler Schutzkleidung gehören.

Alleinarbeit ist grundsätzlich zu vermei- 11.1 Moor


den. Falls dies nicht möglich ist, ist eine
geeignete Personen-Notsignal-Anlage Ursprüngliche Moorgebiete sind in
bereitzustellen. Art und Umfang dieser Deutschland selten geworden. Doch
Alarmierungsmöglichkeit muss in der Ge- auch in bewirtschafteten Moorgebieten
fährdungsbeurteilung festgelegt werden. ist man Gefährdungen ausgesetzt. So
kann z. B. das Steckenbleiben im Morast
Bei der Verwendung von Smartphones zu Unterkühlung führen.
als Notrufmöglichkeit sollten Schutz-
standards beachtet werden. So sind z. B. Daneben erfordert die Vegetation in
Smartphones mit IP67-Zertifizierung ge- Moorgebieten erhöhte Wachsamkeit
gen Staub und Wasser geschützt. Zu be- beim Gehen. Es sollten daher knöchel-
denken ist weiterhin, dass in entlegenen hohe Sicherheitsschuhe der Klasse S3
Gebieten eine Netzabdeckung durch die oder S5 getragen werden.
Mobilfunkanbieter nicht garantiert wer-
den. Übersichtskarten der verschiede-

73
Vermessungsarbeiten in ­schwierigem ­Gelände

Zusätzlich bestehen vielfältige biolo- fährdungen ergeben. Aufgrund dieses


gische Gefährdungen, die z. B. von Ze- Gefahrenpotenzials sollte vor dem Be-
cken, Kreuzottern und verschiedenen treten des Waldes eine Abstimmung mit
Pflanzenarten ausgehen. Zu Allergien den Eigentümern bzw. Eigentümerinnen
neigende Personen sollten hier beson- sowie mit dem zuständigen Forstamt
ders aufmerksam sein. Es sollte lange, erfolgen. Sperrungen durch Kommunen
körperbedeckende Kleidung getragen oder die Eigentümer bzw. Eigentüme-
werden. rinnen müssen in jedem Fall beachtet
werden.
Im Moor sollte Alleinarbeit unbedingt
vermieden werden. Auch bei einer Alar-
mierungsmöglichkeit kann es lange 11.3 Gebirge
dauern, bis Hilfe eintrifft. In diesen Um-
gebungen sollte ein Arbeitstrupp immer Die Gefährdungen im alpinen Bereich
aus drei Personen bestehen. So kann sind vielfältig und ortsabhängig. Neben
eine Person bei der oder dem Verunfall- Absturz- oder Abrutschgefahren ist auch
ten bleiben, während sich die dritte Per- immer mit einem plötzlichen Wetterum-
son zu einem mit den Rettungskräften schwung zu rechnen. Die Wetterverhält-
vereinbarten Treffpunkt begibt. nisse für den Bereich, in dem die Ver-
messungsarbeiten geplant sind, sollten
im Vorfeld abgeklärt werden.
11.2 Waldgebiete
Soweit eine Absturz- oder Abrutschge-
In Wäldern treten ebenfalls verschiede- fahr gegeben ist, sind Sicherungsmaß-
ne biologische Gefährdungen auf (z. B. nahmen zu ergreifen. Eine Sicherung
FSME durch Zeckenstiche). Daneben bei einem Abstand von weniger als 2 m
birgt der Wald gerade nach Stürmen zur Absturzkante bzw. bei geneigtem
durch herabstürzendes Holz nicht zu Gelände oder rutschigem Untergrund
unterschätzende Gefahren. Schnee- ist Pflicht. Die Rettungskette ist vor Be-
bruch im Winter sowie Waldbrände im ginn der Arbeiten sicherzustellen. Es ist
Sommer sind weitere mögliche Gefähr- weiterhin zu berücksichtigen, dass im
dungen. Auch durch Forstarbeiten und Gebirge oft kein Mobilfunkempfang vor-
Jagd­betrieb können sich erhebliche Ge- handen ist. Eventuell ist bei einem Ab-

74
Vermessungsarbeiten in ­schwierigem ­Gelände

sturz oder Abrutschen spezielle ­Hilfe In Bereichen mit unklarer Gefährdungs-


erforderlich (z. B. Bergrettung). Diese lage ist eine Informationsbeschaffung
Aspekte sollten vorher mit der Rettungs- bei der Eigentümerin oder dem Eigentü-
stelle abgesprochen werden. mer, dem Betreiber oder der Bergbehör-
de unumgänglich. Hier ist es besonders
wichtig, individuelle Schutzmaßnahmen
11.4 Instabiles und unbekanntes festzulegen und umzusetzen.
Gelände

Unabhängig von den oben angeführ- Rechtliche Grundlagen und


ten Geländetypen gibt es weitere Berei- ­weitere Informationen
che mit hohem Gefährdungspotenzial. • Technische Regel für Arbeits-
­Beispiele sind: stätten (ASR) A2.1 „Schutz vor
Absturz und herabfallenden
• Ehemalige innerdeutsche Grenze ­Gegenständen,­ ­Betreten von
­(Minengefahr) ­Gefahrenbereichen“
• Aktives und ehemaliges Militärgelände • DGUV Information 212-139
• Bergbau/Tiefbau/Tagebau/Kavernen „Notrufmöglichkeiten für allein
• Lagerstätten mit Munition arbeitende Personen“
• Firmengelände
• Karstgebiete

75
12 Vermessungsarbeiten im Bereich
von ­Versorgungsanlagen

Zu Versorgungsanlagen im Sinne dieser


DGUV Information gehören Versorgungs-
leitungen, die oberirdisch oder im Erd-
reich verlegt sind. Gefährdungen beste-
hen insbesondere bei Stromleitungen
(z. B. Freileitungen, Fahrleitungen, erd-
verlegten Kabeln) und Gasleitungen. Vor
der Aufnahme von Vermessungsarbeiten
im Bereich von Versorgungsleitungen
müssen Schutz- und Sicherungsmaß-
nahmen mit dem Betreiber der Anlage
abgestimmt werden.

!
Achtung
Die tatsächliche Lage einer Leitung
kann von der in Leitungsplänen
­verzeichneten Lage abweichen!

Abb. 26 Leitungssuchgerät
Vor dem Eingriff ins Erdreich, z. B. beim
Einbringen von Schlagmarken oder dem Im Bereich von elektrischen Freileitungen
Setzen von Vermessungsbolzen, ist die darf nur gearbeitet werden, wenn die in
Lage von erdverlegten Leitungen zu be- Abbildung 27 dargestellten Schutzab-
stimmen. Auskunft darüber gibt der stände eingehalten werden.
Betreiber der Leitung. Ist die Lage nicht
genau zu ermitteln, können Leitungs- Können diese Schutzabstände zu elek-
suchgeräte (siehe Abbildung 26) ver- trischen Freileitungen nicht eingehal-
wendet oder Suchgräben (Handschach- ten werden, hat der Auftraggeber in Ab­
tung) angelegt werden. stimmung mit dem Betreiber der Leitung
andere Sicherheitsmaßnahmen gegen
Stromübertritt zu veranlassen. Diese
können z. B. sein:

76
Vermessungsarbeiten im Bereich von ­Versorgungsanlagen

• Abschalten des Stroms In der Umgebung von Windkraftanla-


• Verlegen der Freileitung gen oder ähnlichen Anlagen von großer
Höhe ist im Winter zudem mit Eisschlag
Auch die Strahlung von Funkmasten bzw. Eiswurf zu rechnen. Bei einer ent-
kann eine Gefährdung darstellen, so sprechenden Gefahrenlage sollten die
dass bei Arbeiten in der Nähe der Mas- Arbeiten nicht ausgeführt werden.
ten ebenfalls eine Absprache mit dem
Betreiber erforderlich ist.

1 m bis 1 kV Spannung

3 m bei 1 kV bis 110 kV Spannung

4 m bei 110 bis 220 kV Spannung


5 m bei 220 bis 380 kV Spannung
5 m bei unbekannter Spannungsgröße

Abb. 27 Schutzabstände zu Freileitungen

77
Vermessungsarbeiten im Bereich von ­Versorgungsanlagen

Wichtig bei Vermessungsarbeiten im


­Bereich von Versorgungsanlagen ist Rechtliche Grundlagen und
­ eiterhin, dass die Telefonnummern
w ­weitere Informationen
von Rettungsdiensten, Leitungsbetrei- • Arbeitsstättenverordnung
bern (Störungsdienst) und zuständigen • DGUV Vorschrift 38 „Bauarbeiten“
Behörden (z. B. Tiefbauamt) immer an • DGUV Regel 101-604 „Branche
der Einsatzstelle vorhanden sind. Tiefbau“
• „Bausteine“ C412 und C472
der BG BAU (https://www.
bgbau.de/service/angebote/
medien-center/die-wichtigsten-
informationen-auf-einen-blick/)

78
13 Vermessungsarbeiten in
kontaminierten Bereichen

Kontaminierte Bereiche sind Standorte, der Vermessungsarbeiten auf Baustel-


bauliche Anlagen, Gegenstände, Bo- len in kontaminierten Bereichen sind
den, Wasser, Luft und dergleichen, die diese Schutzmaßnahmen abzustimmen
über eine gesundheitlich unbedenkli- und umzusetzen. Ansprechpersonen für
che Grundbelastung hinaus mit Gefahr- die Abstimmung können sein:
stoffen oder biologischen Arbeitsstof-
fen verunreinigt sind (Definition nach • der Bauherr/die Bauherrin
DGUV Regel 101-004 „Kontaminierte • der Koordinator/die Koordinatorin
Bereiche“). nach TRGS 524 bzw. nach
DGUV Regel 101-004
Bei Vermessungsarbeiten in kontami- • der Koordinator/die Koordinatorin
nierten Bereichen kann es zum Kontakt nach Baustellenverordnung
mit diesen Stoffen kommen. Dabei be- • der Auftraggeber/die Auftraggeberin
steht z. B. die Gefahr von Vergiftungen der Vermessungsarbeiten
oder Infektionen.
Um den oben genannten Gesundheits­
Vor der Aufnahme der Vermessungs- gefahren wirksam vorzubeugen, sind z. B.
arbeiten in kontaminierten Bereichen folgende Schutzmaßnahmen zu treffen:
muss eine Gefährdungsbeurteilung
durchgeführt werden. Dabei sind insbe- • Essen, Trinken, Rauchen etc. im
sondere die Gefahrstoffverordnung und ­kontaminierten Bereich unterlassen
die Biostoffverordnung zu beachten. Auf • gründliches Händewaschen nach Ar-
dieser Grundlage sind Schutzmaßnah- beiten im kontaminierten Bereich
men in Abhängigkeit der anzutreffenden • Tragen von persönlichen Schutzaus-
Stoffe und der auszuführenden Tätig­ rüstungen, die vor Gefahr- und Bio-
keiten festzulegen und umzusetzen. stoffen schützen. Dazu gehören z. B.
spezielle Schutzhandschuhe, Chemi-
Für Bauarbeiten in kontaminierten Be- kalienschutzanzüge und Atemschutz-
reichen muss vom Bauherren oder von geräte. Da die PSA genau zu den vor-
der Bauherrin ein Arbeits- und Sicher- kommenden Stoffen passen müssen,
heitsplan aufgestellt werden. Dieser sollte bei der Auswahl der Rat von
enthält Angaben über die zu treffenden Fachleuten bzw. Fachliteratur hinzu­
Schutzmaßnahmen. Vor der Aufnahme gezogen werden.

79
Vermessungsarbeiten in kontaminierten Bereichen

Rechtliche Grundlagen und ­weitere Informationen


• Verordnung zum Schutz vor Gefahr- • DGUV Regel 101-004
stoffen (­ Gefahrstoffverordnung) „Kontaminierte Bereiche“
• Verordnung über Sicherheit und • DGUV Regel 112-189 „Benutzung
­Gesundheitsschutz bei Tätigkei- von Schutzkleidung“
ten mit Biologischen Arbeitsstoffen • DGUV Regel 112-190 „Benutzung
­(Biostoffverordnung) von Atemschutz­geräten“
• Technische Regel für Gefahrstof- • DGUV Regel 112-195 „Benutzung
fe (TRGS) 524 „Schutzmaßnahmen von Schutzhand­schuhen“
bei Tätigkeiten in kontaminierten
­Bereichen“

80
14 Vermessungsarbeiten im Bereich
von Gleisen

Bei Vermessungsarbeiten im Bereich Zwingende Voraussetzung für die siche-


von Gleisen besteht insbesondere die re Durchführung von Vermessungsarbei-
Gefahr, von vorbeifahrenden Zügen er- ten im oder neben dem Gleisbereich ist
fasst und schwer oder tödlich verletzt zu die Abstimmung mit der für den Bahn-
werden. Davon sind immer auch Arbei- betrieb zuständigen Stelle des Bahn-
ten direkt neben dem Gleisbereich, d.h. betreibers, der „BzS“. Die BzS, nicht
mit weniger als 2 m Abstand, betroffen. der Vermessungstrupp, legt alle für die
Je nach örtlichen Gegebenheiten und Arbeit erforderlichen Sicherungsmaß-
verwendeten Arbeitsmitteln kann es nahmen fest. Erst wenn diese Maßnah-
auch bei größeren Abständen zum Gleis- men umgesetzt und die dazu gehörigen
bereich gefährlich werden. Der Gleis- Unterweisungen durchgeführt wurden,
bereich ist der von bewegten Schienen- darf mit den Vermessungsarbeiten be-
fahrzeugen in Anspruch genommene gonnen werden.
Raum sowie der Raum unter, neben oder
über Gleisen, in dem Personen durch Die Vorgaben der BzS betreffen auch die
bewegte Schienenfahrzeuge gefährdet erforderliche Warnkleidung sowie die
werden können. sichere Gestaltung von Arbeitsabläufen
(z. B. bei Wechsel des Arbeitsortes im
Zum Gleisbereich gehören weiterhin Gleisbereich). Manche Bahnbetreiber
die gegebenenfalls vorhandenen elek- (z. B. DB Netz AG) sehen zudem spe-
trischen Fahrleitungen, wie z. B. Ober- zielle Sicherungsverfahren für Vermes-
leitungen, Speiseleitungen und Strom- sungsarbeiten vor.
schienen. Aufgrund des besonderen
Gefahrenpotenzials eines Spannungs-
übertritts beim Annähern an aktive, d.h.
unter Spannung stehenden Teilen die-
ser Fahrleitungen, sind die festgelegten
Schutzabstände zu Oberleitungen und
Stromschienen einzuhalten (siehe auch
Kapitel 12 „Vermessungsarbeiten im
­Bereich von Versorgungsanlagen“).

81
Vermessungsarbeiten im Bereich von Gleisen

Abb. 28 Vermessungsarbeiten im Bereich von Gleisen

Zusätzlich zu den Gefährdungen aus sich Personen in Bereichen aufhalten,


dem Bahnbetrieb können im Bereich die vom Fahrer oder von der Fahrerin
von Gleisen weitere Gefährdungen be- nicht oder nur schlecht eingesehen
stehen, die z. B. durch Bauprozesse im werden können. Der Aufenthalt im
Gleis verursacht werden: Gefahrbereich von Baumaschinen ist
verboten (siehe auch Abbildung 21 in
• Erfasst werden von mobilen Arbeits- Kapitel 6.1 „Baustellenverkehr“). Müs-
maschinen (z. B. Gleisbaumaschinen, sen Gefahrbereiche betreten werden,
Zweiwegebagger): Diese Gefahr be- muss vorher Kontakt zum Fahrer bzw.
steht vor allem bei der Rückwärtsfahrt zur Fahrerin aufgenommen werden
oder beim Schwenken (Bagger), wenn (z. B. durch Handzeichen).

82
Vermessungsarbeiten im Bereich von Gleisen

• Lärm von vorbeifahrenden Zügen Bei Vermessungsarbeiten im Bereich


oder von Arbeitsmaschinen: Hier von Straßenbahnen gilt es zu beachten,
muss je nach Lärmbelastung Gehör- dass die Bahnen sich auf (bodengleich
schutz getragen werden (siehe auch eingearbeiteten) Gleisen bewegen, de-
Kapitel 2.3.4 „Gehörschutz“). Bei ren Verlauf nicht sofort wahrgenommen
der Verwendung von Gehörschutz im werden kann. Zum Teil fahren die Bah-
Bereich von Gleisen, oder wenn die nen in entgegengesetzter Richtung zum
Gefahr besteht, in diesen auch un- übrigen Fahrzeugverkehr und folgen
beabsichtigt hineinzugeraten, muss einer gesonderten Ampelschaltung.
das Hören von Warnsignalen sicher-
gestellt sein. Dazu kann z. B. Gehör-
schutz mit der Kennzeichnung „S“ Rechtliche Grundlagen und
nach DGUV Regel 112-194 „Benut- ­weitere Informationen
zung von Gehörschutz“, Anhang 3, • DGUV Vorschrift 77 und 78 „Ar-
verwendet werden oder es ist eine beiten im Bereich von Gleisen“
entsprechende Hörprobe nach der • DGUV Regel 101-024 „Si-
DGUV Regel 112-194 durchzuführen. cherungsmaßnahmen bei
­Arbeiten im Gleisbereich von
• Staub: Im Bereich von Gleisen kann es ­Eisenbahnen“
durch Arbeitsprozesse zu Staubauf- • DGUV Regel 112-194 „Benutzung
wirbelungen kommen. Der Staub kann von Gehörschutz“
mit verschiedenen Gefahrstoffen (z. B. • DGUV Information 201-021
Pestizide, Asbest, PAK) belastet sein. „Sicherheitshinweise für
Entsprechend des Ergebnisses der Arbeiten im Gleisbereich von
Gefährdungsbeurteilung ist gegebe- Eisenbahnen“
nenfalls die Nutzung von Atemschutz • Sicherungsanweisungen der
erforderlich (siehe Kapitel 13 „Ver- ­Infrastrukturbetreiber
messungsarbeiten in kontaminierten
Bereichen“ und Kapitel 2.3.8 „Atem-
schutz“).

83
15 Vermarkungs- und Abmarkungsarbeiten

Bei vielen Vermessungsarbeiten werden Beim Eingraben von Vermarkungs- bzw.


begleitend Ver- und Abmarkungsarbei- Abmarkungszeichen muss besonders
ten ausgeführt. Hierbei können neben vorsichtig gearbeitet werden. Treten An-
den Gefährdungen der Arbeitsumge- zeichen für ein verlegtes Kabel zu Tage,
bung (Tätigkeit im Freien, auf Baustellen wie z. B. Sand oder ein Trassenband,
usw.) weitere Gefährdungen auftreten sollte nur noch äußerst vorsichtig wei-
z. B. durch: tergearbeitet werden (siehe § 317 StGB).
Verlegte Kabel sind nicht immer gekenn-
• elektrische Leitungen im Boden oder zeichnet.
in Wänden
• die verwendeten Handwerkzeuge Ein weiteres Anzeichen für besonders
• Kampfmittel vorsichtiges Weiterarbeiten ist gegeben,
• die Handhabung von Lasten wenn metallische Gegenstände zu Tage
kommen. Hier kann es sich zum Beispiel
Die Zeichen sollten nur nach Rückspra- um Munition oder andere Kampfmittel
che mit einer verantwortlichen Person handeln. Sollte dies der Fall sein, sind
(z. B. der Eigentümerin, dem Eigentümer die Arbeiten unverzüglich einzustellen
oder der Baustellenleitung) angebracht und die entsprechenden Stellen zu be-
werden. Bei dieser sollten zunächst In- nachrichtigen (z. B. die Polizei).
formationen über eventuelle Gefährdun-
gen eingeholt werden. Die verantwort- Beim Anbringen von Vermarkungs- und
liche Person sollte darüber Auskunft Abmarkungszeichen sollte zudem im-
geben können, wo z. B. Kabel am Ge- mer nur mit geprüften Arbeitsmitteln
bäude oder im Grundstück verlaufen. gearbeitet und die entsprechenden PSA
getragen werden (mindestens Schutz-
Vor Aufnahme der Tätigkeit sollten zu- handschuhe und Sicherheitsschuhe).
dem Auskünfte über den Leitungsverlauf Beim Bohren oder Arbeiten mit einem
von den Leitungsbetreibern eingeholt Winkelschleifer sollte zusätzlich eine
werden (siehe auch Kapitel 12 „Vermes- Schutzbrille getragen werden.
sungsarbeiten im Bereich von Versor-
gungsanlagen“).

84
Vermarkungs- und Abmarkungsarbeiten

Es ist zudem darauf zu achten, dass alle


Grabwerkzeuge so gebaut sind, dass sie
elektrischen Strom nicht in den Körper
weiterleiten (siehe § 8 BetrSichV).

Rechtliche Grundlagen und


­weitere Informationen
• Strafgesetzbuch
• Betriebssicherheitsverordnung
• Lastenhandhabungsverordnung
• Kabelschutzanweisungen der
­Kabelbetreiber

85
Bildnachweis
Abb. 1, 2, 13–20: © DGUV;
Abb. 3, 4: © DIN;
Abb. 5, 7, 21, 23-27: © BG Bau;
Abb. 6, 9, 10, 22, 28: © H.ZWEI.S Werbeagentur GmbH;
Abb. 8: © Stefan Steininger;
Abb. 11: © BMVI;
Abb. 12: © DGUV (mit Verwendung von: © dukesn – stock.adobe.com
und Andrey Popov – stock.adobe.com)

86
Berufsgenossenschaft
der Bauwirtschaft

Hildegardstraße 29/30
10715 Berlin
www.bgbau.de

Präventions-Hotline der BG BAU:


0800 80 20 100 (gebührenfrei)
praevention@bgbau.de

Das könnte Ihnen auch gefallen