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Universität Rostock

Institut für Politik und Verwaltungswissenschaften

Wintersemester 2022/23

Hauptseminar: Kriege in den internationalen Beziehungen

Leitung: Dr. rer. Pol. Jens Heinrich

Pazifismus in Japan

Der Wandel im Umgang mit Artikel Neun der japanischen Verfassung

vorgelegt von

David Wolf

Kantstraße 4

18069 Rostock

E-Mail: david.wolf@uni-rostock.de

B.A. Politikwissenschaften (5. Semester) Soziologie (5. Semester)

Matrikelnummer: 220201419

Abgabetermin: 27.03.2023
Inhalt

1. Die pazifistische Tradition Japans ............................................................................. 3

2. Die Perspektiven des Pazifismus .............................................................................. 4

3. Die Entwicklung des japanischen Pazifismus ........................................................... 9

3.1 Japanischer Pazifismus vor dem zweiten Weltkrieg .............................................. 9

3.2 Die Geburt der pazifistischen Verfassung ............................................................ 11

3.3 Interpretationsweisen des Neunten Artikels der japanischen Verfassung ......... 12

3.4 Die aktuelle Interpretation von Artikel Neun ...................................................... 17

4. Pazifismus in der Gesellschaft ................................................................................ 21

5. Selbstverteidigung als Mittel zur Friedenssicherung ............................................. 23

6. Literaturverzeichnis ................................................................................................ 26

7. Eidesstattliche Versicherung .................................................................................. 28

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1. Die pazifistische Tradition Japans
Im Dezember 2022 kündigte Japan ihr größtes Aufrüstungsprojekt seit dem zweiten Weltkrieg
an. Von nun an sollen jährlich 80 Milliarden Dollar in die Verteidigungskräfte gesteckt werden.
Von diesem Geld sollen unter anderem 500 Marschflugkörper, eine neue Generation von
Kampfflugzeugen, das fünffache Personal für einen möglichen Cyberkrieg und Langstreckenra-
keten, die chinesisches Küstengebiet und Nordkorea erreichen können, finanziert werden. Da-
mit würde sich Japan, hinter der USA und China, auf Platz drei weltweit höchsten Militäraus-
gaben einreihen (vgl. Statista 2023). Aufrüstungen sind in der aktuellen politischen Situation
keine Verwunderung. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine scheint eine Aufrüstungs-
welle losgetreten zu haben. Der deutschen Bundeswehr wird ein Sondervermögen von 100
Milliarden Euro bereitgestellt und auch die NATO will ihre Truppenstärke von 40.000 Soldat:in-
nen auf etwa 300.000 aufstocken. Das wäre eine Verachtfachung der Truppenstärke der Nato
(vgl. Neuhann 2023). Japan befindet sich jedoch in einer anderen Situation als die NATO oder
auch Deutschland. Im Artikel Neun ihrer Nachkriegsverfassung verpflichtet sich Japan zum Pa-
zifismus und Antimilitarismus. Laut diesem Artikel verzichtet Japan: „für alle Zeiten auf den
Krieg als ein souveränes Recht der Nation und die Androhung oder Ausübung von militärischer
Gewalt“ (Tomoaki Kurishima 2016, S. 42). Dabei wirft Japans jüngste militärische Aufrüstung
Fragen zu seiner pazifistischen Identität auf und stellt in Frage, ob das Land noch als pazifisti-
sche Nation angesehen werden kann. Demnach ist meine These für diese Hausarbeit, das ist
die Abkehr vom wortgetreuen Umgang mit Artikel Neun kein neuartiges Phänomen, sondern
seit der Veröffentlichung der Verfassung stark Diskutiert wird. Konservative und nationalisti-
sche Politiker:innen haben Interpretationsweisen der pazifistischen Verfassung nach und nach
in eine Richtung geschoben, die bezweifeln lässt, dass es sich in Japan noch um ein pazifisti-
sches Land handelt. Um dieser These nachzugehen, werde ich im Folgenden zunächst auf die
Grundsätzliche Diskussionen des Pazifismus Begriffs eingehen und dabei erläutern, dass der
Pazifismus, je nachdem aus welcher Perspektive argumentiert wird, sehr unterschiedliche Po-
sitionen einnehmen kann. Anschließend soll Anhand der Veränderungen im Umgang mit Arti-
kel Neun der japanischen Verfassung erklärt werden, aus welchen pazifistischen oder nicht
pazifistischen Sichtweisen japanische Politiker:innen die Aufrüstungspolitik begründen. Ab-
schließend soll noch ein Blick auf die Veränderung der Wahrnehmung des Pazifismus innerhalb
der Gesellschaft eingegangen werden.

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2. Die Perspektiven des Pazifismus
Je nachdem welches Ziel durch eine Argumentation verfolgt wird, kann der Pazifismus aus un-
terschiedlichen Perspektiven definiert werden. Diese Definitionen reichen von der Ablehnung
jeglicher Handlung, die als kriegsfördernd bezeichnet werden könnte, über eine Duldung von
Maßnahmen der Selbstverteidigung, Akzeptanz von Gewalt, um ein Friedensziel zu erreichen.
Im Folgenden soll auf einige dieser Herangehensweisen eingegangen werden, die hauptsäch-
lich auf der Monographie „Pazifismus als Diskurs“ von Gertrud Brücher basieren. Meist wird
der Pazifismus auf das christliche Gebot der Nächstenliebe zurückgeführt. Dieses betrifft so-
wohl Verbündete, als auch Feinde, wodurch jeglicher Krieg ausgeschlossen wird. Bereits auf
die Zeit vor Christus sind pazifistische Gedanken im Buddhismus zu finden. Der indische König
Aschoka verschrieb sich der Gewaltlosigkeit (vgl. Brücher 2009, S. 12 f.). Brücher stellt zunächst
die Differenz zwischen Pazifismus, der gewaltfreien Austragung von Konflikten, und dem Belli-
zismus, der die gewaltvolle Austragung von Konflikten als Treibkraft des Fortschritts sieht, in
den Mittelpunkt der Betrachtung. Im Zentrum des Bellizismus steht daher nicht der Frieden,
sondern die Macht. Der Umgang mit Erfahrungen, die aus dem Krieg gezogen werden spielen
eine große Rolle dabei, welche der beiden Sichtweisen im Vordergrund steht. (vgl. Brücher
2009, S. 18. ff). Frühe Pazifistische Philosophinnen und Philosophen hielten Kriege für ein Hin-
dernis des Fortschritts. In Kriegszeiten werden technologische Entwicklungen im Sinne der
Kriegsführung entwickelt, während Maßnahmen zur Förderung des sozialen Wohlbefindens
immer weiter in den Hintergrund treten. Auch die Aufrüstungsbestrebungen in Zeiten, in de-
nen kein Krieg herrscht, wurden schon früh als Verschwendung von Geldern angesehen. Zu-
dem galten solche Zeiten nicht als Frieden, sondern lediglich als Vorbereitungsphase auf den
nächsten Krieg. (vgl. Cooper 1991, S. 204 ff.)

Das Hauptkriterium für die Definition von Pazifismus laut Brücher ist demnach die Einstellung
zur Gewalt. Wobei auch die Definition von Gewalt nicht eindeutig ist. Die Regierungsgewalt
wird hier nach Weber als: „Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen
auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“ (Weber und
Winckelmann 1980, S. 28) definiert, während diese Art der Gewalt klar von der „blutigen“ Ge-
walt unterschieden werden muss. Aus diesem Grund unterscheidet Brücher zwischen perso-
neller, struktureller und kultureller Gewalt. Diese Arten sind jedoch untrennbar miteinander
verknüpft und bedingen sich gegenseitig (vgl. Brücher 2009, S. 33).

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Unter diesem Gesichtspunkt teilt Brücher den Pazifismus in friedensphilosophische und kriegs-
philosophische Typologien des Pazifismus ein. Bei beiden dieser Arten steht die Gewaltfreiheit
im Mittelpunkt. Während im friedensphilosophischen Pazifismus der gewaltfreie Frieden als
übergeordnetes Ziel gesehen wird, dem die Mittel unterzuordnen sind, setzt der kriegsphilo-
sophische Pazifismus auf gewaltfreie Mittel, um das übergeordnete Friedensziel zu erreichen.
(vgl. Brücher 2009, S. 22)

„In dieser Gegenüberstellung lassen sich unschwer der heutige „radikale“ Pazifismus und der als gemä-
ßigt geltende Rechtspazifismus wiedererkennen. Ersterer gilt unter den Bedingungen der Globalisierung
als Extremismus, sofern er sich den Notwendigkeiten und Sachzwängen der „Neuen Weltordnung“ auf
gefährliche Weise widersetzt“ (Brücher 2009, S. 24)

Die Ächtung jeglicher Gewalt zur Lösung von Konflikten, was Brücher hier als radikalen Pazifis-
mus bezeichnet, würde demnach zum kriegsphilosophischen Pazifismus zählen. Diese Art des
Pazifismus ist häufig der Kritik ausgesetzt, dass sie nicht mit der politischen Wirklichkeit ver-
einbar ist. Kompromisse, die auf den radikalen Pazifismus zurückzuführen sind, führen dem-
nach zu einer Benachteiligung (vgl. Brücher 2009, S. 21). Der Rechtspazifismus hingegen, der
dem friedensphilosophischen Pazifismus zuzuordnen ist, wird häufig eher als die realistische
Form des Pazifismus angesehen. Die komplette Ablehnung kriegerischer Handlungen ist häu-
figer in Gesellschaften zu finden, die kürzlich einen Krieg erdulden mussten. Die Erfahrungen
aus dem Krieg führen zu einer Einstellung es dürfe nie wieder Krieg geführt werden. Brücher
bezeichnet dies als herrschenden Pazifismus. Während der Rechtspazifismus nicht davor zu-
rückschreckt, gewaltvolle Mittel einzusetzen, um den Frieden auch in Zukunft zu sichern. (vgl.
Brücher 2009, S. 24)

Anhänger dieser Art des Pazifismus würden demnach folgendermaßen argumentieren:

„Die Notwendigkeit der Zwangsgewalt zur Abwehr eines rechtswidrigen Angriffs lässt sich mit dem Wort
des Bischofs Ambrosius von Mailand (339-397) bestärken, wonach derjenige, der nicht, soweit er es ver-
mag, gegen das Unrecht kämpft, das seinem Nächsten droht, ebenso schuldig werde wie derjenige, der
es diesem antut.“ (Brücher 2009, S. 27)

Anhänger des kriegsphilosophischen Pazifismus stellen sich nicht nur gegen politische Ent-
scheidungen, die als kriegsfördernd wahrgenommen werden können, sondern auch gegen die
Institutionen, die solche Entscheidungen hervorbringen. Einige Formen von Kriegen oder Ge-
walt sollen häufig hinter den Begriffen der „humanitären Intervention“ oder „Gewaltarmut“
versteckt werden (vgl. Brücher 2009, 33 f.). Brücher bezeichnet dies als „pazifistisches Spre-
chen“ und berichtet in diesem Kontext davon, dass dies aus dem Grund getan wird, um „ge-
wisse Formen der Druckausübung nicht mehr als Krieg und womöglich sogar nicht mehr als
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Gewalt gelten zu lassen“ (Brücher 2009, S. 24). Der kriegsphilosophische Pazifismus, der sich
als Gegensatz des politischen Realismus sieht, argumentiert damit, dass Gewalt nur Gegenge-
walt bewirkt und daher nur eine Endlosschleife der Gewalt erzeugt (vgl. Brücher 2009, S. 35
f.). Krieg wird aus dieser Sicht als das ultimative Böse angesehen, welches nur durch friedliche
Mittel bekämpft werden darf. Wenn die Mittel zur Kriegsbekämpfung gewaltsam werden, ver-
schiebt sich das Zweck-/ Mittel Verhältnis und die Lösung des Problems, wird selbst zu einem
Teil des Problems (vgl. Brücher 2009, S. 39).

Was jedoch im Einzelfall als friedliches Mittel angesehen werden kann variiert. Brücher führt
in Bezug darauf bspw. „die Sitzblockade, der Boykott, der zivile Ungehorsam, der Streik, der
Generalstreik [und] die humanitäre Intervention“ an (Brücher 2009, S. 40). An dieser Stelle soll
jedoch auch auf die Schwierigkeit dieses Typus des Pazifismus hingewiesen werden. Die strikte
Ablehnung von Gewalt bringt einige kriegsphilosophische Pazifisten zur Umdefinition von be-
stimmten Situationen, wie eben schon am Beispiel der humanitären Intervention erklärt. In
vielen Nachkriegsgesellschaften, insofern Krieg und Gewalt kritisch betrachtet werden,
herrscht ein pazifistisches Denken. Allerdings kann sich dieser pazifistische Grundtenor in den
nachfolgenden Generationen verflüchtigen, wenn Gewalt und Krieg als Zeichen von Stärke und
Durchsetzungskraft betrachtet werden. Brücher sieht in der Verherrlichung von Krieg und Mi-
litarismus eine Steigerung der Effizienz, da alle Energien gebündelt werden. Dies führt jedoch
zu einer Zweck-Mittel-Umkehr, bei der das stärkste Mittel zum Zweck wird. Während der Krieg
dazu führt, dass bestimmte Werte wie Stärke, Selbstbehauptungswille und Selbstverwirkli-
chung symbolisiert werden, ändern sich die Mittel nicht. Der kriegsphilosophische Pazifismus
versucht hingegen das Mittel als eigenständigen Wert zu betrachten, und nicht nur als wert-
neutral anzuerkennen. In Kriegsfragen Entscheidungen durch eine Zweck-Mittel-Abwägung zu
treffen ist komplex. Faktoren wie Stress, die konkrete Handlungssituation und die subjektive
Interpretation des Handelnden haben dabei einen großen Einfluss auf die Entscheidung. (vgl.
Brücher 2009, S. 42 ff.).

Brücher plädiert dafür, dass diese Zweideutigkeiten im Pazifismus nicht auf die Lehre zurück-
zuführen sind, sondern auf die Personen und Situationen.

Wird die Zweideutigkeit auf Personen zugerechnet, dann wird von strengen „rechtgläubigen“ Pazifisten
ein Ausschlussverfahren angestrengt, das gewisse Haltungen nicht mehr als pazifistisch gelten lässt. Wird
die Zweideutigkeit auf Situationen zugerechnet – das Paradebeispiel ist Hitler-Deutschland –, dann bleibt
auch in diesem Fall „der Pazifismus“ unversehrt. Sind es doch allein die Verhältnisse, die ein von den

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pazifistischen Grundsätzen abweichendes Handeln notwendig machen. Letztere Grundhaltung finden
wir im gegenwärtigen „politischen Pazifismus“ (Brücher 2009, S. 84).

Brücher nennt Verführbarkeit, Halbherzigkeit, Feigheit oder die Neigung zu gewaltsamen For-
men der Lösung von bestimmten Handlungssituationen als Gründe, die zu einer solchen Ver-
fälschung des kriegsphilosophischen Pazifismus führen können. (vgl. Brücher 2009, S. 84)

Professor Olaf Müller, von der Humboldt Universität Berlin, würde in dieser Einteilung von Brü-
cher zu den kriegsphilosophischen Pazifisten zählen. In seinem Buch „Pazifismus. Eine Vertei-
digung“ formuliert er eine eigene Art des Pazifismus, die Brüchers Typologie des kriegsphilo-
sophischen Pazifismus ähnelt. Für Müller steht der Pazifismus nicht nur für die Ablehnung von
Angriffskriegen, sondern Kriegen im generellen. Begriffsdehnung wie den Krieg zur Selbstver-
teidigung oder humanitäre Intervention zählen für ihn nicht zum Pazifismus. (vgl. Müller 2022,
S. 15 f.)

Müller unterscheidet in seiner Sichtweise in gewaltsame Konflikte zwischen Kriegshandlung


und kriegerischer Handlung. Als Kriegshandlung sieht er den Eingriff in einen Krieg durch das
Millitär, während er die Lieferung von Waffen eher als kriegerische Handlung bewerten würde.
Beides muss aus seiner Sicht, durch den Pazifismus kritisiert werden. Der Begriff der Moral
steht für Müller im Mittelpunkt des Pazifismus. Dabei ist Moral für ihn nicht nur vorhanden
oder abhanden, sondern auf einem Spektrum zu finden. Kriegshandlungen sind z.B. weniger
moralisch vertretbar als kriegerische Handlungen, weshalb Pazifisten besonders stark gegen
solche Arten der Vergehen protestieren müssten. (vgl. Müller 2022, 16 ff.)

Wie eben schon erwähnt, kritisiert der Pazifismus Müllers auch Verteidigungskriege. Dabei ar-
gumentiert er mit der Verhältnismäßigkeit, mit der auf einen Angriffskrieg reagiert wird,

[…] wenn etwa die Verteidigung die gesamte Menschheit an den Abgrund bringt oder wenn sie verzwei-
felt bis zum letzten Blutstropfen weitergeführt wird – oder aber bis zu einem Sieg, der für einen viel zu
großen Preis an Opfern erkauft wird.“ (Müller 2022, S. 27)

Eine Ausnahme dieser Ablehnung von Krieg sieht Müller lediglich, wenn:

„seine Vermeidung einen inakzeptabel größeren Preis an Menschenleben, Verletzungen, Traumatisie-


rungen usw. nach sich zieht als seine Durchführung.“ (Müller 2022, S. 34)

Der friedensphilosophische Pazifismus, im Folgenden im Rahmen des Rechtspazifismus be-


schrieben, sieht die Herstellung des Friedens als oberstes Ziel. Frieden wird in diesem Kontext
als ein rechtlich geregeltes Zusammenleben definiert, dass den Krieg selbst und kriegsför-

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dernde Ideologien überwindet. Dabei wird der Blick in die Zukunft gerichtet, in der ein demo-
kratischer Frieden herrscht, dessen Institutionen die gewaltvolle Konfliktaustragung verhin-
dern. Auch im Rechtspazifismus spielt das Zweck/Mittel-Schema eine wichtige Rolle. Das
Zweck/Mittel-Schema wird als Werkzeug verwendet, um herauszufinden, welche Methoden
am besten geeignet sind, um Frieden zu schaffen. Dabei müssen die moralischen Aspekte von
Mitteln und Zwecken getrennt werden, um stattdessen die beste Vorgehensweise zu ermitteln,
sodass das Ziel des Friedens erreicht wird. (vgl. Brücher 2009, S. 87 ff.).

„Jene Mittel, von denen angenommen wird, sie könnten rechtsstaatliche Verhältnisse etablieren, funk-
tionierende Gewaltmonopole errichten, Demokratien durch „Demokratieimport“ aus der Taufe heben,
sind immer unschuldig, weil der Zweck, dessen Wert verwirklicht werden soll, nur mittelbar der Friede
ist“ (Brücher 2009, S. 90)

Um die geeigneten Mittel an die Situation anzupassen muss jedoch eine übergeordnete Per-
spektive eingenommen werden, aus der die Situation in einem größeren Zusammenhang be-
trachtet werden kann. Erfahrungen aus der Vergangenheit können dabei helfen, die Situation
richtig zu deuten. Obwohl es Fälle geben kann, in denen Gewalt notwendig ist, um Frieden zu
sichern, können diese Fälle durch den übergeordneten Kontext gerechtfertigt werden. Das
kriegsphilosophische Argument, die Gewalt aus einem Lernprozess heraus abzulehnen, der
durch vergangene Kriege angeregt wurde, wird aus friedensphilosophischer Sicht stark kriti-
siert. Hinter diesem Argument steckt die moralische Ablehnung von Gewalt. Moral ist jedoch
ein zeitgebundener Begriff, der einem ständigen Wandel unterzogen ist. Für die strategisch-
zweckrationale Sichtweise kriegsphilosophischer Argumente ist ein solcher Moralbegriff eher
ein Hindernis. (vgl. Brücher 2009, S. 103 f.)

„Gerade am Pazifismus lässt sich beobachten, wie die sprachliche Praxis Denkverbote umgeht oder aus-
trickst. Denn um nichts anderes handelt es sich, wenn der Verweis auf Lernprozesse oder auf zweckdien-
liche Effizienz von Begründungen entlastet.“ (Brücher 2009, S. 105)

Sollte sich der Moralbegriff der Gesellschaft nämlich dahingehend verändern, dass Krieg nicht
mehr moralisch verurteilt wird, wird dies als rückläufiger Lernprozess beschrieben. Ist dies
nicht der Fall, würden friedensphilosophische Argumentationsweisen dazu übergehen Fehlin-
formationen zu verbreiten, die diese Entwicklung wieder umkehren soll. Die Aufrüstungsten-
denzen westlicher Länder weisen aus kriegsphilosophischer Sichtweise auf einen Wandel der
Gesellschaft hin, der einer solche Manipulation entgehen konnte. (vgl. Brücher 2009, S. 106 f.)

Brücher unterscheidet zudem zwischen postmodernem und paradoxem Pazifismus, welche im


Folgenden nur kurz angesprochen werden.

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Postmoderner Pazifismus bezieht sich auf eine kritische Haltung gegenüber der Modernität
und dem Fortschrittsglauben. Er geht davon aus, dass Kriege und Gewalt nicht mehr im Rah-
men nationalstaatlicher Interessen ausgetragen werden, sondern in einem globalen Kontext.
Verantwortlich dafür sind vor allem die Privatisierung der Gewalt und neue Arten von Kriegen.
Postmoderner Pazifismus führt die Überlegungen des friedensphilosophischen Pazifismus fort
und sieht dabei ein Verschwimmen zwischen dem Zweck/Mittel-Verhältnis. (vgl. Brücher 2009,
S. 9 und S. 282 f.)

Paradoxer Pazifismus bezieht sich auf eine Haltung, die anerkennt, dass Gewalt manchmal not-
wendig ist, um bestimmte Ziele zu erreichen. Brücher nennt Ghandi als Hauptvertreter des
paradoxen Pazifismus. Gandhi glaubte, dass der Einsatz von Gewalt gegen eine repressive Re-
gierung nur dazu führen würde, dass diese Regierung ihre Macht noch weiter ausbaut. Statt-
dessen setzte er auf gewaltfreien Widerstand und zivilen Ungehorsam, um eine Veränderung
herbeizuführen. Es geht also nicht um die generelle Ablehnung von Gewalt, sondern um die
Frage, wann Gewalt angemessen und legitim ist. Paradoxer Pazifismus setzt sich für eine Kultur
des Dialogs und der Verhandlungslösungen ein, um Konflikte zu lösen, sieht aber in bestimm-
ten Situationen auch den Einsatz von Gewalt als gerechtfertigt an. (vgl. Brücher 2009, S. 28
und S. 236)

Der Pazifismus spaltet sich in extrem viele Strömungen, die hier nicht alle diskutiert werden
können. Die beiden größten Pole sind dabei jener Pazifismus, der jeglichen Krieg ächtet und
jener, welcher kriegerische Handlungen und Krieg selbst für das übergeordnete Ziel des Frie-
dens zulässt. Dabei ist es unmöglich von dem „richtigen“ oder „falschen“ Pazifismus zu spre-
chen. Der größte Konsens zwischen den beiden Lagern kann darin gefunden werden, dass je-
der Fall einzeln betrachtet und beurteilt werden muss. Sei es nach ethischen oder zweckratio-
nalen Überlegungen. (vgl. Hartmut von Sass 2016, 42 ff.)

3. Die Entwicklung des japanischen Pazifismus


3.1 Japanischer Pazifismus vor dem zweiten Weltkrieg
Mit dem Rücktritt von Tokugawa Shogunate 1886 endete die sogenannte Edo-Zeit. Eine
Gruppe von Revolutionären setzte eine Regierung ein, die von dem 15-jährigen Meiji-Kaiser
angeführt werden sollte. Dies bedeutete den Beginn der Meiji-Restauration. Die eigentliche
Macht besaß jedoch eine kleine Gruppe von Oligarchen, die aus ehemaligen Samurai bestand.
In der Anfangszeit dieser neuen Regierung wurde eine Vielzahl von neuen Politiken eingeführt.

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Veraltete Bräuche wurden abgeschafft, Japan öffnete sich dem Wissen aus anderen Ländern
und eine verpflichtende Grundschulausbildung und die freiwillige Hochschulausbildung wur-
den eingeführt. (vgl. Robert N. Bellah 1978, S. 11). Das bot pazifistischen Haltungen den Einzug
in die japanische Lehre. Schon im Vorfeld des Kriegs mit Russland 1904 gab es Stimmungen,
die Kriege grundsätzlich verurteilten. In den Jahren vor dem Krieg errichtete Kitamura Tokoku
die erste Friedensgemeinschaft in Japan. Nach einem christlichen Vorbild brachte er der japa-
nischen Bevölkerung erstmals den Pazifismus nahe. (vgl. Nobuya Bamba 1978, S. 35)

"Peace is our ultimate ideal. We believe it our responsibility to become animators of [world-wide peace
movements] and to stir up conscientious people throughout the world." (Nobuya Bamba 1978, S. 35)

Unabhängig von Herkunft oder Religion verbreitete Tokoku die Vorstellung, dass jedes Indivi-
duum frei ist. Die Ausübung von Gewalt schränkt eine solche Freiheit ein, was Tokoku harsch
verurteilte (Nobuya Bamba 1978, 35 f.). Ein Großteil der japanischen Pazifist:innen dieser Zeit
waren Christen. Ihre Lehre wurde größtenteils durch ihre Schriften verbreiten und nicht in die
politische Praxis eingebunden (vgl. Cai 2008, S. 181).

In der 1889 verabschiedeten Verfassung wurde der japanische Kaiser als „father-god of the
nation“ (Robert N. Bellah 1978, S. 16) interpretiert. Sein Wille sei laut der Verfassung unum-
gänglich und Teil des kokutai, des Wesens Japans (vgl. Robert N. Bellah 1978, S. 16). Mit der
Ernennung des Showa Kaisers 1926, der auch unter dem Namen Hirohito bekannt ist, ver-
stummten viele der pazifistischen Haltungen in der japanischen Lehre. Die japanische Invasion
der chinesischen Mandschurei 1931 ließen pazifistische Haltungen in der Öffentlichkeit voll-
kommen verstummen (vgl. Robert N. Bellah 1978, S. 1 f.). Mit dem Vorbild des britischen Kon-
zepts der Konstitutionellen Monarchie sollte sich die Macht des Kaisers im Grunde auf eine
symbolische beschränken. Nationalistische Rechtsgelehrte forderten jedoch, dass der Kaiser
mehr Macht haben sollte.

“He became the personification of the whole Japanese race. […] The cult of imperial infallibility meant
that a political faction could pillory its opponents by charging them with lese majesty. Civilians were
cowed by the threat of such accusations, but the army, more self-assured and with no responsibility to
the electorate, simply acted in the name of the emperor” (Robert N. Bellah 1978, S. 26)

So wurde Hirohito im Laufe des zweiten Weltkriegs immer mehr Macht zugestanden und der
Pazifismus verschwand aus der Bevölkerung (vgl. Robert N. Bellah 1978, S. 25 f.).

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3.2 Die Geburt der pazifistischen Verfassung
Mit dem Ende des zweiten Weltkriegs und der japanischen Besetzung durch die USA endete
auch die Machtausübung von Hirohito. Unter dem General der Alliierten Mächte, Douglas
MacArthur, sollte Japan eine neue Verfassung erhalten. Zwar wird in der Präambel das japani-
sche Volk als Urheber der Verfassung genannt, doch die USA hatte die volle Kontrolle über
alles, was in die Verfassung geschrieben wurde. MacArthur führte ein Gremium an, welches
damit beauftragt war, die eine überarbeitete Verfassung aufzusetzen. Zwar gab es Japaner:in-
nen, die den Alliierten zur Beratung zur Verfügung standen, jedoch saßen keine dieser Perso-
nen direkt in MacArthurs Gremium. Drei Hauptpunkte wurden dabei für nicht verhandelbar
erklärt. Der Kaiser sollte eine symbolische Macht beibehalten, die japanische Bevölkerung
sollte ein souveräner Träger der Staatsgewalt sein und Japan sollte in Zukunft keine Armee
mehr verwalten dürfen. Dem Kaiser wurde eine Straffreiheit seiner Kriegsverbrechen zuge-
sprochen und seine Rolle als Symbol des Staates wurde in Artikel Eins der Verfassung nieder-
geschrieben. (vgl. Hook und McCormack 2001, S. 2)

Der Pazifismus wurde folgendermaßen im 9. Artikel der japanischen Verfassung verankert. Die
Überschrift des Abschnitts lautet „Der Verzicht auf den Krieg“:

„Art. 9 JV:

1. In aufrichtigem Streben nach einem auf Gerechtigkeit und Ordnung gegründeten internationalen Frie-
den, verzichtet das japanische Volk für alle Zeiten auf den Krieg als ein souveränes Recht der Nation und
die Androhung oder Ausübung von militärischer Gewalt als Mittel für die Lösung internationaler Strei-
tigkeiten.
2. Um den Zweck des Abs. 1 zu erreichen, werden keine Land-, See- und Luftstreitkräfte oder sonstige
Kriegsmittel unterhalten. (2) Ein Kriegsführungsrecht des Staates wird nicht anerkannt. (Tomoaki Ku-
rishima 2016, S. 43)“

Eine solche Ausrichtung des Staats als antimilitaristisch ist einmalig und seither harsch disku-
tiert. Nach der Fertigstellung der Verfassung wurde sie dem Premierminister Shidehara Kijūrō
vorgelegt. Einige Punkte wurden überarbeitet und nach den ersten demokratischen Wahlen
der Nachkriegszeit wurde die Verfassung vom Landtag verabschiedet. Zeitgleich wurde eine
Verfügung des Kaisers erlassen, welche die Revidierung der japanischen Verfassung beschloss.
Demnach wurde die Verfassung aus der Meji-Zeit nicht abgeschafft, sondern lediglich überar-
beitet. MacArthurs Idee, dem Kaiser eine symbolische Macht zu überlassen, sollte der japani-
schen Bevölkerung, trotz der von außen bestimmten Verfassung, ein Bild der Gemeinschaft
vermitteln und somit die junge Demokratie vor einem Rückschlag durch die eigene Bevölke-
rung zu schützen. (vgl. Hook und McCormack 2001, S. 4 ff.). Während der Verhandlungen mit

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den USA blieb Hirohito kooperativ. Er erklärte gegenüber MacArthur, dass das kulturelle Ni-
veau der japanischen Bevölkerung noch sehr niedrig sei und es deshalb willig sei, sich führen
zu lassen (vgl. Hook und McCormack 2001, S. 6 f.). Artikel Neun sollte die USA und auch asiati-
sches Territorium vor Angriffskriegen aus Japan bewahren. Theodore McNelly taufte die
dadurch entstandene Regierungsform als „imperial democracy“ (vgl. Hook und McCormack
2001, S. 7).

3.3 Interpretationsweisen des Neunten Artikels der japanischen Verfassung


Seit ihrem Inkrafttreten wird die japanische Verfassung sowohl innerhalb als auch außerhalb
von Japan diskutiert. Dabei reicht die Bandbreite der Argumentationen von einer wortge-
treuen Auslegung der Verfassung, über verschiedene Interpretationsweisen, bis hin zur Forde-
rung die Verfassung komplett zu überarbeiten. Es wird sogar über die Rechtswirksamkeit des
Artikels gestritten und der vorgeschlagene Artikel 9 soll eher als politischer Programmsatz in-
terpretiert werden, ohne zu nah an der tatsächlichen Wortwahl zu bleiben. (vgl. Tomoaki Ku-
rishima 2016, S. 43)

Der Völkerrechtswissenschaftler Yokota Kisaburō, der sich dafür eingesetzt hat, die Verfassung
in Umgangssprache zu formulieren, interpretiert Artikel Neun folgendermaßen:
„If we try to do this, then the choice of complete pacifism, the complete abolition of armaments and the
renunciation of war contained in this Constitution will have indicated the true path which Japan should
follow. In this sense I think we must not think that the renunciation of war provision goes a little too far
and must not assume a wavering attitude, but must have the faith that this indeed is the true path for
Japan to follow and the only path to reconstruction and improvement. And we must practice and achieve
it.” (Koseki 1997, S. 246)

Auch einen Verteidigungskrieg würde Kisaburō nur unter sehr strengen Bedingungen als Ver-
fassungskonform gelten lassen (vgl. Koseki 1997, S. 245). Diese Argumentationsweise würde
laut Brücher dem kriegsphilosophischen Pazifismus zugeordnet werden und Ähnelt dem Ver-
ständnis von Pazifismus nach Müller.

Lange dauerte es jedoch nicht, bis über erste Neuinterpretationen der Verfassung gesprochen
wurde. Schon Ende 1946 schrieb MacArthur dem japanischen Premierminister Yoshida Shi-
geru, dass er Japan die Freiheit zugesteht, die Verfassung zu ändern, falls es für nötig erachtet
wird (vgl. Koseki 1997, S. 276). Japanische Nationalisten fühlten sich durch Artikel Neun in ihrer
Souveränität eingeschränkt und auch die USA forderte, dass Japan eine größere Rolle im Kalten
Krieg einnehmen muss. Dabei berief sich die USA auf den mit Japan beschlossenen Sicher-
heitsvertrag, der 1951 gleichzeitig mit dem Friedensvertrag unterzeichnet wurde. Durch die-
sen Vertrag wurden u.a. amerikanische Truppen in Japan stationiert. Während des Koreakriegs
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forderte die USA Unterstützung aus Japan an, weshalb eine 300.000 Mann starke Arme mobi-
lisiert wurde. Der spätere amerikanische Präsident Richard M. Nixon nannte den Neunten Ar-
tikel der japanischen Verfassung einen Fehler. 1950 wurde die nationale Polizeireserve ins Le-
ben gerufen, welche 1954 zu den Selbstverteidigungsstreitkräften (SDF) umbenannt wurde.
Zwar wurde der Wortlaut der Verfassung beibehalten, jedoch wurde sie so ausgelegt, dass
Artikel Neun die individuelle Selbstverteidigung nicht verbietet. Den Kritikern entgegnete Shi-
geru, dass selbst wenn die Verfassung die Selbstverteidigung verbietet, diese jedem Land laut
dem Völkerrecht, welches über der Verfassung steht, zusteht. Shigeru und der spätere Premi-
erminister Miyazawa Ki'ichi hegten nicht den allzu starken Wunsch, den Wortlaut von Artikel
Neun zu ändern. Sie konzentrierten sich auf die Wirtschaftspolitik und gestanden den SDF nach
und nach immer mehr Mittel zu Verfügung, bis Japan Ende der 1990 Jahre das viertgrößte
Verteidigungsbudget der Welt besaß. Die Selbstverteidigungsstreitkräfte wurden in Boden-
Maritim und Luftselbstverteidigungsstreitkräfte unterteilt. Ende der 90er Jahre lässt sich die
Macht der japanischen Armee auch ohne Atomwaffen leicht mit der aus Großbritannien ver-
gleichen. Innerhalb von Japan wirkten die SDF als eine Katastrophenhilfe für Überschwem-
mungen, Taifune und andere Naturkatastrophen. Zunächst wurden die SDF noch kritisch be-
trachtet. Mit der Zeit geriet diese Kritik jedoch immer weiter in den Hintergrund. Trotzdem war
der Zuspruch für Artikel Neun in der Bevölkerung groß. Gegenstimmen zu Artikel Neun kamen
vor allem aus der Regierung. Nakasone Yasuhir, der 1982 Premierminister werden sollte, ver-
fasste schon 1955 einen Entwurf für eine Veränderte Verfassung, in der der Antimilitarismus
gestrichen wurde. Er formulierte sogar ein Verfassungslied, in dem er schrieb, wie ihnen die
Verfassung von ihren Besetzern aufgezwungen wurde, um „unser Heimatland zu entwerten“
(Hook und McCormack 2001, S. 14). In den 80er Jahren stellten sich 80% der Bevölkerung ge-
gen eine Verfassungsänderung. (vgl. Hook und McCormack 2001, S. 13 ff.)

Politiker:innen aus Washington übten weiterhin Druck auf Tokio aus, um die Verteidigungsfä-
higkeiten Japans zu verstärken. Dies war ein Ziel, das von vielen japanischen Führungskräften
geteilt wurde, einschließlich der eher rechtsgerichteten, die es als notwendig erachteten, um
die Aufhebung der zweiten Klausel von Artikel Neun der Verfassung zu erreichen (vgl. Murphy
2014, S. 333 f.).

Im März 1959 kam es wegen des amerikanisch-japanischen Sicherheitsvertrags zu einem Ge-


richtsverfahren vor dem Obersten Gerichtshof in Tokio. In einem ersten Urteil erklärte der

13
Oberste Richter den Sicherheitsvertrag für Verfassungswidrig, was den Abzug amerikanischer
Truppen aus Japan bedeutet hätte. Nach einer weiteren Überprüfung wurde das Urteil jedoch
zurückgenommen:

„However, on review, the Supreme Court held that the constitutionality of acts of government would not
be questioned unless there was ‘clearly obvious unconstitutionality or invalidity,’ and that, although Ar-
ticle 9 banned the possession or use of ‘war potential,’ US forces in Japan were not Japanese war poten-
tial and were therefore not banned.” (Hook und McCormack 2001, S. 15 f.)

Ein weiteres Gerichtsverfahren prüfte die Rechtmäßigkeit der SDF. Der Gerichtshof hielt sich
für dieses Verfahren jedoch nicht zuständig und gab die Prüfung der Verfassungsmäßigkeit der
SDF an die Gesetzgebung ab. Laut Artikel Acht der japanischen Verfassung wäre die Justiz je-
doch in der Lage dazu gewesen eine Entscheidung über die Rechtmäßigkeit von Gesetzen, Ver-
ordnungen, Vorschriften oder Amtshandlungen zu prüfen. 1960 wurde der japanisch-amerika-
nische Sicherheitsvertrag doch noch modifiziert. Die japanische Bevölkerung forderte einen
Abzug der amerikanischen Truppen. Premierminister Miyazawa Ki'ichi hingegen wollte die Sta-
tionierung der Truppen beibehalten. Letztendlich konnte Ki'ichi seinen Willen durchsetzen. Die
USA musste sich lediglich dazu verpflichten Veränderungen der Stationierung von US-Streit-
kräften mit der japanischen Regierung abzusprechen (vgl. Hook und McCormack 2001, S. 16
f.).

„The gap between the pacifist principle of the constitution and the reality, once established, grew and
widened, although lawyers specializing in constitutional matters persisted in the view that the govern-
ment was acting in breach of the constitution.” (Hook und McCormack 2001, S. 16)

In den 80er Jahren begann das japanische Militär sich an Manövern zu beteiligen. Sie erhöhten
die Verteidigungslinie ihrer Hoheitsgewässer und kündigten an die militärische Kooperation
mit den USA zu vertiefen. Japan wurde zu einem der wichtigsten militärischen Verbündeten
der USA und eine der größten Militärmächte in Ostasien. Die Regierung setzte sich gegen ihre
Opposition durch und akzeptierte den nuklearen Schutzschirm der USA (vgl. Hook und McCor-
mack 2001, S. 17). Während des kalten Kriegs wurde demnach ein Richtungswechsel, in einen
nach Brücher friedensphilosophische Pazifismus, vollzogen.

Während des Kalten Kriegs kam auf politischer Ebene die größte Kritik am Umgang mit der
Verfassung von der Sozialdemokratischen Partei Japans (SDPJ) auf. Jedoch flachte diese nach
dem Kalten Krieg ab, als die SDPJ 1993 in die Regierungskoalition eintrat. Während eines nati-
onalen Kongresses 1993 erklärten Parteimitglieder der SDPJ, dass sie die Existenz der SDF nicht

14
mehr für verfassungswidrig halten würden und auch der amerikanisch-japanische Sicherheits-
vertrag, der zuvor noch harsch kritisiert wurde, wurde akzeptiert. Dieser politische Um-
schwung entstand aus den Erfahrungen des Golfkriegs von 1991-1992. Nach dem Kalten Krieg
war dies der erste Konflikt, in welchen Japan aktiv mitwirkte. Zunächst sträubte sich die japa-
nische Regierung jedoch dagegen, Mittel jeglicher Art bereitzustellen. Präsident Bush sah den
Grund dieses Zögerns in Artikel Neun der japanischen Verfassung. Japan war auf das Öl aus
dem Nahen Osten angewiesen und hatte durch den starken Wirtschaftsaufschwung genügend
finanzielle Mittel zur Verfügung. Für Busch erschien es so, als würde sich Japan hinter ihrer
Verfassung verstecken. Ichirō Ozawa, der Generalsekretär der Liberaldemokratischen Partei
(LDP), überzeugte seine Partei dann doch noch, in die Kriegskasse einzuzahlen. (vgl. Murphy
2014, S. 293 f.)

Japan unterstützte die westliche Kriegskasse mit 13 Milliarden USD, woraufhin sie jedoch kri-
tisiert wurden, keine Truppen in das Kriegsgebiet entsandt zu haben (vgl. Hook und McCor-
mack 2001, S. 29 f.).

„Thanks to Ozawa, Japan ended up contributing more than any other country toward the war’s expenses.
But the delayed, grudging nature of it all seemed too little, too late. Ozawa came to believe that if Japan
wanted to be taken seriously by other countries, it had to have a foreign policy that was something other
than purely reactive—and that the inability to generate proactive foreign policy stemmed directly from
Japanese politics.” (Murphy 2014, S. 294)

Gegenüber der Öffentlichkeit geriet die SDPJ jedoch immer wieder in Erklärungsnot. Während
des Kalten Kriegs war die Angst vor einem Atomkrieg größer als die Bedrohung, die von der
Sowjetunion ausging. Parteimitglieder der Sozialdemokraten argumentierten, dass die Verstri-
ckung in Angelegenheiten der USA, die Sowjetunion zu einem Atomkrieg provozieren könnte
(vgl. Murphy 2014, S. 99 f.). Auch der japanisch-amerikanische Sicherheitsvertrag wurde aus
der Angst heraus kritisiert, in einen amerikanischen Krieg involviert zu werden. Am Ende des
Kalten Kriegs verloren beide dieser Argumente an Wirkungskraft. Die Sicherheitsstrategie der
Sozialdemokraten sollte verhindern, dass Japan erneut als militärische Großmacht den Frieden
in Ostasien bedrohte. Sie befürchteten, dass dies durch einen Auslandseinsatz als Mittel poli-
tischer Gewalt geschehen würde. Jedoch hat der Golfkrieg gezeigt, dass die Entsendung der
SDF auch eine Antwort auf einen internationalen Ruf zur Friedenssicherung sein könnte. Frü-
her hatten die SDPJ für eine bewaffnungsfreie Neutralität plädiert, aber nach dem Ende des
Kalten Krieges gab es keine klaren Optionen mehr, zwischen denen Japan eine neutrale Hal-
tung einnehmen konnte. Aus diesem Grund war die unbewaffnete Neutralität als Alternative

15
zum amerikanisch-japanischen Sicherheitsvertrag nicht mehr relevant. Die japanische Regie-
rung vereinbarte nach dem Golfkrieg der USA Nachhutunterstützung zu leisten. Demnach ver-
pflichtete sich Japan dazu, falls die USA in einen Konflikt eintreten sollte, Unterstützung zu
leisten, die nicht mit Kampfhandlungen verbunden waren. Das heißt, sie könnten das ameri-
kanische Militär durch Waffen- oder Geldlieferungen unterstützen, falls dieses solche verlangt.
Die Verfassung wurde offiziell zwar nie geändert, jedoch die Art und Weise, wie Regierungs-
vertreter sie lesen und interpretieren. Die Bevölkerung stellte sich nach Umfragen im Jahr 1990
noch mit 59% gegen die Entsendung von Militär oder Geld ins Ausland. (vgl. Hook und McCor-
mack 2001, S. 30 ff.)

Mit der Entsendung von Truppen in das Gebiet von Kambodscha 1992 wurde das SDF erstmals
wieder in Ostasiatisches Territorium entsandt, was im Endeffekt zu einer größeren Zustim-
mung für Auslandseinsätze in der Bevölkerung führte. Nun stimmten etwa 52% der Japaner:in-
nen für die Entsendung der SDF. Im März 1999 hat die MSDF zum ersten Mal in ihrer Ge-
schichte einseitig Gewalt eingesetzt, um Schiffe, die illegal durch japanische Gewässer fuhren
und in Richtung Nordkorea unterwegs waren, aufzuhalten. Diese Aktion fand bei 80% der Jap-
aner:innen Zuspruch. (vgl. Hook und McCormack 2001, S. 30)

“In the context of this burst of popular support for military action, the Chief of the Japan Defense Agency
(JDA), Norota Hōsei, announced that in certain circumstances Japan enjoyed the right of ‘preemptive
attack.’ In other words, if the government so chose it could invoke the principle of self-defense to launch
a pre-emptive attack on suspected North Korean missile or nuclear facilities.” (Hook und McCormack
2001, S. 30)

Die Forderung des Vizeministers des japanischen Parlaments Nishimura Shingo, Japan wieder
mit Atomwaffen auszustatten, ging für viele dann doch ein Schritt zu weit, weshalb Shingo da-
raufhin zurücktreten musste. Obwohl die Beteiligung der SDF an Friedensmissionen in Kam-
bodscha, Mosambik, auf den Golanhöhen, in Ruanda und Honduras hauptsächlich symbolisch
war, z.B. durch Straßenbau oder Einrichtung von Flüchtlingslagern, hatten sie doch eine wich-
tige symbolische Bedeutung. Es zeigte eine neue Verwurzlung Japans in der Region und be-
deutete auch, dass die langjährige Rechtfertigung für die Existenz der SDF als Selbstverteidi-
gungsstreitkräfte aufgegeben wurde, da niemand behauptete, dass Japans Verteidigung an ei-
nem dieser Orte bedroht war. (vgl. Hook und McCormack 2001, S. 33)

16
3.4 Die aktuelle Interpretation von Artikel Neun
Mit dem Amtsantritt von Shinzō Abe als Premierminister im Jahr 2012 erhielten die Diskussio-
nen über einer Verfassungsänderung ein neues Ausmaß. Abe äußerte den Wunsch, dass
"Nachkriegsregime zu beseitigen". Damit meint er sowohl den von den USA auferlegten Artikel
Neun der Nachkriegsverfassung und die Urteile der Gerichte, die in Tokio nach dem Krieg ge-
troffen wurden. Dabei kritisiert er nicht nur das Verhältnis zwischen den USA und Japan in der
Nachkriegszeit. Abe wollte die Erinnerungen an die Kriegszeit und Nachkriegszeit in der japa-
nischen Gesellschaft verändern (vgl. Oros 2017, S. 32). Schon 2006 verabschiedete Abe eine
Reform des Erziehungsgesetztes, welches das Bildungssystem zum Patriotismus verpflichtete
(vgl. Felix Spremberg 2019, S. 96). Die Koalition zwischen LDP und Kōmeitō hätte 2012 die
nötige Zweidrittelmehrheit stellen können. Allein 61% der Mandate fielen auf die LDP. Für eine
Verfassungsänderung wird jedoch zudem eine Volksabstimmung benötigt, bei der die Mehr-
heit aller Stimmberechtigten für die Änderung stimmen muss. Um dies zu umgehen, wollte
Abe zunächst Artikel 96 ändern, in dem die Voraussetzungen für eine Verfassungsänderung
aufgelistet sind. Es wurde ihm jedoch von vielen Seiten vorgeworfen, die geplante Verfassungs-
änderung von Artikel Neun auf unzulässige Weise durchsetzen zu wollen. Letztendlich verwarf
Abe das Vorhaben einer Verfassungsänderung. (vgl. Tomoaki Kurishima 2016, S. 39 ff.)

Die Schwierigkeit Artikel Neun der Verfassung zu ändern, bewegten Abe dazu eine Neuinter-
pretation des Artikels anzustreben. Tatsächlich wurde diese Neuinterpretation schnell umge-
setzt, als am 1. Juli 2014 die bisherige Regierungsinterpretation geändert wurde. Das Kabinett
beschloss, das Recht zur kollektiven Selbstverteidigung in begrenztem Maße, woraufhin im
September 2015 neue Sicherheitsgesetze im Parlament verabschiedet wurden, die den erwei-
terten Kompetenzen der Selbstverteidigungsstreitkräfte entsprachen. Im Juni 2015 wurden
drei renommierte Verfassungsrechtsprofessoren als Sachverständige des Parlamentsausschus-
ses berufen und alle drei waren der Ansicht, dass die neuen Sicherheitsgesetze verfassungs-
widrig seien (vgl. Tomoaki Kurishima 2016, S. 42), denn die neue Interpretation brächte auch
einige Einschränkungen mit sich:

„Nach der „Neuinterpretation“ darf Japan nämlich das Recht zur kollektiven Selbstverteidigung nur dann
wahrnehmen, wenn (a) die Zustimmung des Parlaments eingeholt wird (in einem dringenden Fall darf
diese Zustimmung ausnahmsweise nachträglich eingeholt werden) und zugleich die folgenden drei Vo-
raussetzungen erfüllt sind. (b-1) Zwischen Japan und dem angegriffenen Staat müssen enge Beziehungen
bestehen; (b-2) der Angriff auf diesen Staat muss den Bestand Japans bedrohen und somit die evidente
Gefahr darstellen, dass das Recht auf Leben, Freiheit und Streben nach Glück des japanischen Volkes im
Wesentlichen beseitigt werden; (b-3) es darf kein anderes angemessenes Mittel geben, um den Bestand

17
des Staates zu sichern und das Volk zu schützen; die zu treffende Maßnahme darf ferner nicht über das
erforderliche, minimale Maß hinausgehen.“ (Tomoaki Kurishima 2016, S. 52)

Vor der Neuinterpretation war das Legislativbüro des Kabinetts davon ausgegangen, dass Ja-
pan laut der UN-Charta sowohl das Recht zur individuellen, als auch kollektiven Selbstverteidi-
gung hätten, jedoch Artikel Neun der Verfassung letzteres verbieten würde. Um diese Inter-
pretation zu ändern, legte Abe mit selbst Ichirō Komatsu einen neuen Chef des Legislativbüros
fest. Verfassungsrechtler halten diese Änderung jedoch für verfassungswidrig. Da jedoch
schon die Frage, ob die individuelle Selbstverteidigung verfassungsmäßig sei, umstritten ist, ist
eine Einigung in diesem Thema schwierig. (vgl. Tomoaki Kurishima 2016, S. 52). Diese Ände-
rungen zeigten jedoch auch, dass die Diskussionen über Artikel Neun der Verfassung noch
nicht verschwunden sind und auch in den Medien öffentlich ausgetragen werden. Selbst Un-
terhaltungsmagazine wie Seventeen, das sich auf Schulmädchen konzentriert, und das auf
Männer ausgerichtete Weekly Playboy befassten sich 2015 mit der Diskussion über die Ände-
rung der Nachkriegsverfassung und die Verabschiedung neuer Sicherheitsgesetze (vgl. Oros
2017, S. 3). Obwohl die LDP die bei weitem stärkste Partei ist und sich die Änderung der Ver-
fassung als Ziel gesetzt hat, blieb die Gegenwehr gegen eine Verfassungsänderung aus der Be-
völkerung groß (vgl. Oros 2017, S. 8). Auch die Neuinterpretation blieb hinter den Erwartungen
von Abe zurück, da die kollektive Selbstverteidigung lediglich gestattet ist, wenn Japans Exis-
tent gefährdet wird und auch dann darf die Gewalt ein notwendiges Minimum nicht überschrei-
ten. Doch sowohl in der Koalition, als auch aus der Öffentlichkeit gab es große Gegenwehr
gegen andere Interpretationsweisen (vgl. Oros 2017, S. 154).

Kurishima sieht in dieser Debatte drei Probleme. Erstens, dass der Oberste Gerichtshof bisher
vermieden hat, sich ernsthaft mit Artikel Neun der japanischen Verfassung auseinanderzuset-
zen, obwohl es laut der Verfassung zu ihren Aufgaben gehört. Es ist überhaupt unklar, wer
befugt ist diesen Artikel authentisch zu interpretieren. Es gibt jedoch kein politisches Organ,
das offiziell und verbindlich Verfassungsnormen auslegen darf. Als zweites nennt Kurishima die
mangelnde Zusammenarbeit der politischen Parteien. Oppositionsparteien betrachten jede
Änderung von Artikel Neun als Rückkehr zum Militarismus und lehnen sie ab, obwohl sie wis-
sen, dass die Regierung diesen Artikel seit 1950 nicht ernst genommen hat. Drittens miss-
trauen viele Verfassungsrechtler und Intellektuelle der japanischen Bevölkerung und den ge-
wählten Politikern, weshalb sie die Verfassung unverändert lassen, um konservativen Einstel-

18
lungen keinen Raum zu geben. Sie glauben, dass die Mehrheit der Japaner:innen die histori-
sche Bedeutung der Menschenrechte nicht versteht und nicht reif genug ist, die Verfassung zu
ändern. (vgl. Tomoaki Kurishima 2016, S. 56 ff.)

Aktuelle Aufrüstungspläne der japanischen Regierung werden durch die Verhältnisse zu Nord-
korea und China begründet. Seit einigen Jahren ist immer wieder von nordkoreanischen Rake-
tentests zu hören, die in Richtung japanischer Inseln abgefeuert wurden. Mehr als 90 Raketen
soll Nordkorea 2022 in solchen Übungen ins Meer geschossen haben. Auch Japan ist in den
letzten Jahren immer wieder in Militärübungen verwickelt, die in Nordkorea als Provokation
wahrgenommen werden (vgl. Spiegel 2023). Demnach fordert Japan nun Waffensysteme, die
sowohl abschreckend in Richtung Nordkorea wirken und zum anderen einen möglichen Erst-
angriff vergelten können. Japans Ministerpräsident Fumio Kishida erklärt dabei eine „Neue Ära
in der Verteidigung der Demokratie“ (zdf heute 2022). Zudem sieht Japan eine Bedrohung, die
von China ausgeht. Seit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine befürchten japanische
Regierungsvertreter:innen, dass China bald Taiwan angreifen wird, da Xi Jinping dieses Gebiet
für China beanspruchen möchte. Insbesondere fürchtet Japan jedoch, dass China neben Tai-
wan auch die Senkaku-Inseln annektieren möchte. Seit 1895 wird dieses Gebiet von Japan ver-
waltet. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde diese Inselgruppe zusammen mit den Okinawa
Inseln von den USA besetzt. Bevor einige der Inseln 2012 von der japanischen Regierung auf-
gekauft wurden, waren sie noch in Privatbesitz. Heute sind diese Inseln einer der Hauptstreit-
punkte zwischen Japan und China. China und Taiwan behaupten, dass die Inseln zu Taiwan
gehören und von Japan nach dem Zweiten Weltkrieg an China hätten zurückgegeben werden
müssen. Die japanische Regierung hingegen ist der Meinung, dass die Inseln Teil ihres Territo-
riums sind und nach internationalem Recht in das japanische Staatsgebiet integriert wurden.
Die USA nehmen in diesem Streit keine klare Stellung ein, erklärten jedoch, dass Japans jetzi-
ges Territorium laut dem japanisch-amerikanischen Sicherheitsvertrag rechtmäßig ist. Präsi-
dent Obama hat diese Position bei einem Besuch in Tokio im April 2014 bekräftigt. (vgl. Oros
2017, S. 82 f.)

Die vorausgegangenen Ausführungen sollten die Entwicklung der Verfassungsinterpretationen


auf politischer Ebene zeigen. Dabei fällt auf, dass Theorie und Praxis im Fall von Japan weit
auseinander liegen. Die Intentionen, die hinter der antimilitaristischen und pazifistischen Ver-
fassung standen, würden laut Brücher eher dem kriegsphilosophischen Pazifismus zugeordnet

19
werden. Wie in Deutschland, herrschte in Japan nach dem zweiten Weltkrieg eine Stimmung,
die den Krieg auf alle Zeiten verbannen sollte. Ähnlich wie Müllers Perspektive des Pazifismus
wurde aus einem moralischen Standpunkt heraus argumentiert, dass Japan in Ostasien nicht
erneut zu einer Militärmacht aufsteigen darf, um eine solche Geschichte nicht erneut erleben
zu müssen. Da die Verfassung für viele Japaner:innen jedoch aufgezwungen wirkte, wurde sie
von vielen von Anfang an abgelehnt.

„ […] it appeared to have been imposed on Japan. The people who did the imposing may have had the best of
motives, but ultimately it smelled foreign; the language itself in places reads like a somewhat awkward transla-
tion.” (Murphy 2014, S. 104)

Die politische Realität des Kalten Kriegs schob Japan jedoch in eine aktivere Rolle, woraufhin
die Implementierung des Pazifismus in der Verfassung bereut wurde. Vor allem die USA und
nationalistische japanische Politiker:innen waren dabei die Antriebskraft, das Militär zur
Selbstverteidigung aufzustellen. Dauraufhin argumentierten Regierungsvertreter auf eine Art,
die nach Brücher eher als friedensphilosophischer Pazifismus bezeichnet werden könnte.
Durch das Bündnis mit den USA standen die Sowjetunion und somit der Kommunismus dem
Frieden im Weg, der als oberstes Ziel angesehen wurde. Der Wideraufbau des Militärs zur in-
dividuellen und später kollektiven Selbstverteidigung, wurde als legitimes Mittel angesehen,
um den Frieden zu bewahren und im Falle der Korea- und Golfkriege etablieren zu können.
Oppositionsparteien argumentierten während des Kalten Kriegs häufig aus einer atompazifis-
tischen Perspektive heraus, die die Zusammenarbeit mit den USA aus einer Angst heraus ver-
urteilte, in einen Atomkrieg hereingezogen werden zu können. Die ständige Gefahr vor einem
Atomkrieg führte dazu, an einer wortgetreuen Auslegung der pazifistischen Verfassung fest-
halten zu wollen. Neuere Debatten fokussieren sich vor allem auf die Gefahr, die von Nordko-
rea und China ausgeht. Das Mittel/Zweck-Schema sieht die Gefahr, die von diesen beiden Län-
dern ausgeht, als Bedrohung für den Frieden in Japan und Asien. Die Aufstockung des Vertei-
digungsbudgets ist für Politiker:innen der LDP dabei ein gerechtfertigtes Mittel, um einen An-
griff abzuschrecken. Der offensichtliche Versuch von Shinzo Abe den Pazifismus aus der Ver-
fassung zu streichen und die zusätzliche Aufrüstung von Angriffswaffen, lässt die Frage offen,
inwieweit hier überhaupt noch von einer friedensphilosophischen Perspektive des Pazifismus
gesprochen werden kann.

20
4. Pazifismus in der Gesellschaft
Um die Entwicklung des japanischen Pazifismus in der Gesellschaft zu verstehen, ist es wichtig
das Konzept der Opferrolle zu betrachten. Dabei beschreibt James Orr insbesondere die ato-
mare Opferrolle von Japan. Wirtschaftliche Engpässe und das Leid der Menschen während des
zweiten Weltkriegs prägten den japanischen Pazifismus. Aus der Opferrolle entwickelte sich
ein Gefühl, dass Japan sich dem Krieg auf alle Zeiten widersetzten muss. Der japanische Nach-
kriegspazifismus basiert demzufolge nicht auf religiösen Motiven, sondern aus einem morali-
schen Leitbild, welches sich aus der Abscheu gegen den Krieg entwickelt hat. Insbesondere die
Bombardierung von Nagasaki und Hiroshima spielt in dieser Grundhaltung eine große Rolle
(vgl. Cai 2008, S 180 ff). Schon in der Kapitulationsrede von Hirohito im Sommer 1945 erklärte
er, dass

„[wir] den USA und Großbritannien nur den Krieg, um die Existenz Unseres Reiches und die Stabilität
Ostasiens zu sichern, und nicht etwa aus der Absicht heraus, andere Länder unter unsere Souveränität
zu zwingen oder ihr Territorium zu besetzen […]. Außerdem setzt der Feind einen neuen, grausamen
Bombentyp ein, der viele unschuldige Menschenleben vernichtet und Schäden von unkalkulierbarem
Ausmaß hervorruft. (Felix Spremberg 2019, S. 92)

Ein großer Teil der japanischen Nachkriegsliteratur fokussiert sich auf das durch die Atomwaf-
fen ausgelöste Leid. Darunter zählt z.B. das Buch „Black Rain“ von Ibuse Masuji, welches den
Einfluss des Kriegs auf die japanische Bevölkerung beschreibt. Durch die anschauliche Be-
schreibung des Leidens der Zivilbevölkerung, welches sich mit den eigenen Erfahrungen der
Leser:innen über die Schrecken des Krieges deckte, wurde das Bewusstsein für die Opferrolle
gestärkt und gefestigt. Dieses Opfernarrativ, als einziges Land, welches jemals die Zerstörungs-
kraft von Atomwaffen zu spüren bekommen hat, zieht bis heute durch die pazifistischen Be-
wegungen Japans (vgl. Cai 2008, S. 183). Ein weiterer Punkt, der die Bildung der Opferrolle
gefördert hat, ist das japanische Bildungssystem. Während der Besatzung Japans durch die
USA wurden Bücher mit nationalistischer Propaganda aus Japans Schulen gestrichen. Das neue
Lehrmaterial lehnten Militarismus und nationalistische Denkweisen ab. Stattdessen sollten pa-
zifistische und demokratische Werte schon in der Schulzeit gelehrt werden. (vgl. Orr 2001, S.
71)

“Occupation-era texts established two perennial themes in what came to be called “peace education”
(heiwa kyòiku): the people had been forced or duped by their militarist leaders into cooperating with
the war effort; science and culture were the proper realms in which Japan could contribute to the post-
war international community.” (Orr 2001, S. 72)

21
Mitte der 1950er und zum Beginn der 1960er Jahren versuchten Konservative, vor allem aus
der LDP, dies jedoch wieder rückgängig zu machen. Infolgedessen wurden die Genehmigungs-
verfahren für Schulbücher geändert, sodass Vorgaben des Bildungsministeriums strenger um-
gesetzt werden mussten. 1963 wurde ein Verfahren eingeführt, in dem sich die Hersteller von
Schulbüchern registrieren lassen müssen, was dazu führte, dass kleine Verlage schließen muss-
ten. So gab es in dieser Zeit Texte, in denen die japanische Kolonisierung Koreas als Vorzeige-
bild für die asiatische Befreiungsbewegung dargestellt wurde. Orr sieht das Problem in dieser
Auslegung der Geschehnisse darin, dass Japans Verantwortung für das eigene Schicksal kaum
berücksichtigt wurde. (vgl. Orr 2001, S. 97)

Um gegen diese Entwicklung vorzugehen, wurde 1946 die japanische Lehrergewerkschaft


Nikkyôso gegründet. Nikkyôso war in der Nachkriegszeit eine der stärksten Befürworter für
Vermittlung von progressiver Kultur und der Friedenserziehung. Die Gewerkschaft lieferte sich
einen ständigen Kampf mit der LDP um die Ausrichtung der Schulliteratur. In späteren Befra-
gungen konnte herausgefunden werden, dass Anhänger pazifistischer Werte aus Schulen
stammen, in denen Lehrkräfte der Nikkyôso unterrichtet haben (vgl. Cai 2008, S. 188 f.).
Nikkyôso Lehrkräfte wehrten sich gegen die Lehrmaterialien, die durch das Bildungsministe-
rium vorgegeben wurden und nutzten stattdessen eigene Materialien. Dabei stützten sie sich
auf das Erziehungsgesetz von 1947, in dem steht, dass die Erziehung zum Frieden das höchste
Bildungsziel ist (vgl. Felix Spremberg 2019, S. 92) . Progressivere Texte, die auch durch den
Einsatz der Gewerkschaft in den 70er Jahren wieder populärer wurden versuchten Japans Ag-
gressionen akkurat darzustellen und pazifistische Werte zu vermitteln, wobei die japanische
Bevölkerung in diesen Texten häufig als Opfer des Staats gesehen wird. Auch diese Entwicklung
sieht Orr kritisch. Eine Friedenserziehung, die auf dem Bewusstsein als Opfer basiert, kann
zwar helfen, pazifistische Haltungen zu fördern, aber sie kann auch problematische Auswir-
kungen auf den Aufbau eines liberalen demokratischen Nationalstaats nach dem Krieg haben.
(Orr 2001, S. 103 ff.)

„It could be said that Japanese pacifism is essentially a celebration of its own victimhood, the appalling
suffering of Japanese citizens and especially that of Hiroshima and Nagasaki who were considered mar-
tyrs, sacrificed on the altar of peace. Hiroshima and Nagasaki’s importance to Japanese pacifism could
singularly be compared with the significance of Auschwitz to the Zionist movement.” (Cai 2008, S. 181)

In den nachfolgenden Generationen, die den zweiten Weltkrieg nicht mehr selbst miterlebt
haben, scheinen diese Erlebnisse eine immer kleinere Rolle zu spielen. Hiroshima und Nagasaki
wurden wieder vollkommen instandgesetzt und die Zerstörung durch die Atomwaffen ist kaum
22
noch präsent. Überlebende der Nuklearwaffen befürchten, dass das Verschwinden der sicht-
baren Auswirkungen auf Hiroshima und Nagasaki auch gleichzeitig dazu führt, dass die Erinne-
rungen an das Leid verschwindet (vgl. Cai 2008, S. 184).

In den 90er Jahren zogen nationalistische Denkweisen auch in die Popkultur ein:

„Kriegsverherrlichende Filme wurden zu Kassenschlagern, ultranationalistische Manga, wie Kobayashi


Yoshinoris »Über den Krieg« (Sensôron), erreichten hohe Auflagen und rechtsgerichtete Magazine wie
„Sapio“ etablierten sich auf dem Markt.“ (Felix Spremberg 2019, S. 94)

Studien aus den frühen 2000er Jahren scheinen dies auch zu belegen. Viele Jugendliche in
Japan haben nur wenig Wissen über die Nachkriegszeit Japans. Das zeigt sich auch an der Ge-
denkfeier in Hiroshima, die jedes Jahr am 8. August, dem Tag des Abwurfs, stattfindet. Wäh-
rend Zeiten des Kalten Kriegs in Hiroshima mehrere 10.000 Menschen für den Frieden de-
monstriert haben, waren es 2005 nur noch etwa 7000 Personen (vgl. Cai 2008, S. 184). 2022
waren nur noch Plätze für ungefähr 3500 Demonstrierende (vgl. GetHiroshima 2022).

5. Selbstverteidigung als Mittel zur Friedenssicherung


Brüchers Typologie des herrschenden Pazifismus sieht traumatische Kriegserfahrungen als
Treibkraft für einen Pazifismus, der jeglichen Krieg aus einem moralischen Standpunkt heraus
ablehnt. Diese kriegsphilosophische Argumentationsweise trifft exakt auf die japanische Ge-
sellschaft nach dem zweiten Weltkrieg zu. Das Leid, das durch den Abwurf der Atombomben
auf Nagasaki und Hiroshima ausgelöst wurde brachte die japanische Bevölkerung dazu Krieg
aus einer moralischen Sichtweise heraus abzulehnen. Auf eine ähnliche Weise erklärt es auch
Olaf Müller in seiner Moralskala. Die Schrecken des Kriegs haben Japan gezeigt, dass kein ge-
waltvolles Mittel den Nutzen eines Kriegs gerechtfertigten würde. Dies war auch der Grundge-
danke hinter Artikel Neun der japanischen Verfassung, in dem der Pazifismus und Antimilita-
rismus verankert wurde. Durch die von den USA formulierten Verfassung erhielt der Pazifismus
den Einzug in die japanische Gesellschaft. Die folgenden Jahre beschreibt Felix Spremberg fol-
gendermaßen:

„Im Goldenen Zeitalter nahm der Pazifismus eine feste Stellung ein: Er war in der Verfassung und im
Bildungswesen verankert und wurde von der sozialistischen Opposition, Gewerkschaften und großen
Teilen der Zivilbevölkerung derart vehement eingefordert, dass auch die dominante LDP diesen Kurs im
Großen und Ganzen mittrug“ (Felix Spremberg 2019, S. 92)

Lange hielt diese Form des Pazifismus jedoch nicht durch. Konservative und nationalistische
Politiker:innen der Regierungspartei LDP Argumentierten aus einer friedensphilosophischen
Sichteise. Zwar lehnten sie den Einsatz von gewaltvollen Mitteln von sich aus ab, die politische

23
Realität brachte sie jedoch dazu eine aktivere Rolle in der internationalen Politik einzunehmen.
Auch die USA forderten eine aktivere Rolle Japans während des kalten Kriegs. Es geschah das,
was Brücher als Risiko des kriegsphilosophischen Pazifismus angesehen hat. Die Interpretati-
onsweise der Verfassung wurde an die politische Realität von LDP Politiker:innen angepasst,
was sie dazu veranlasste die individuelle Selbstverteidigung als Verfassungskonform einzu-
schätzen. Japan sah während des kalten Kriegs eine Gefährdung, die von der Sowjetunion aus-
ging, weshalb sie die USA unter anderem im Koreakrieg unterstützten. Das Ziel der Friedenssi-
cherung rechtfertigte die Mittel des Kriegseintritts in Korea mit den USA. Verfassungsrechtler
hielten diese Interpretationsweise zwar für Verfassungswidrig, konnten sich vor Gericht jedoch
nicht eindeutig durchsetzen, weshalb neue Interpretationsweisen geduldet wurden. Diese frie-
densphilosophischen Argumentationsweisen zogen sich auch durch die nächste Neuinterpre-
tation von Artikel Neun, welche die kollektive Selbstverteidigung Japans zuließ. Dabei wird die
neue Gefahr in China und Nordkorea gesehen. Auf dieselbe Weise wurde Ende letzten Jahres
für die Implementierung von Waffensystemen, mit Kapazitäten für einen Gegenschlag, argu-
mentiert. In dieser Zeit hat sich auch die Rolle des Pazifismus in der Gesellschaft stark geän-
dert. Auch hier trifft Brüchers Argumentation den Punkt. So wurde argumentiert, dass die ja-
panische Bevölkerung aus den Erfahrungen des Kriegs gelernt hat und Kriege deshalb ablehnt.
Wie Brücher jedoch bereits schrieb, lässt dieser Prozess in den Nachfolgegenerationen häufig
nach. Ein solcher Wandel beschreibt Orr, in seinem Konzept der atomaren Opferrolle. Die Rück-
kehr der Moralkunde in den Schulunterricht, die Opferbezogene Nachkriegsliteratur und Pop-
kultur in der lediglich Japans Rolle als Opfer beschrieben wird, haben einen erheblichen Anteil
zu diesem Prozess beigetragen. Ob Japan letztendlich als pazifistische Nation angesehen wer-
den kann, hängt von der Betrachtungsweise ab. Aus einer kriegsphilosophischen Sichtweise
muss das eindeutig verneint werden. Schon die Lieferung von Waffen und Geld in Kriegsge-
biete ist laut Olaf Müller moralisch zu verurteilen. Diesen Schritt ist Japan schon während des
kalten Kriegs gegangen. Auf der anderen Seite kann aus einer friedensphilosophischen Sicht-
weise argumentiert werden, dass Japan solche Mittel lediglich ergreift, um den Frieden im ei-
genen Land zu sichern. Die Versuche Artikel Neun aus der Verfassung zu streichen und die
aktuelle Wortwahl weisen jedoch darauf hin, dass viele LDP Politiker:innen keinen Wert mehr
darauf legen, als pazifistisch angesehen zu werden. Abschließend muss jedoch noch ange-
merkt werden, dass in der vorliegenden Arbeit nur einige Aspekte über die Entwicklung des
japanischen Pazifismus aufgegriffen werden konnten. Die Konzentration dieser Arbeit lag

24
hauptsächlich darauf, wie sich der Umgang mit der japanischen Verfassung über die Zeit ver-
ändert hat. Andere Punkte blieben dabei außen vor. Weiterhin könnte untersucht werden, wel-
chen Einfluss die Einschränkungen der Pressefreiheit oder die Einführung des Moralkundeun-
terrichts durch Shinzo Abe auf die Wahrnehmung des Pazifismus in der Öffentlichkeit hat. Die
Shintô-Religion, die durch die LDP wieder als Staatsreligion eingeführt wurde könnte ebenfalls
nach ihren Pazifistischen Merkmalen und Einfluss auf die Gesellschaft untersucht werden. (vgl.
Felix Spremberg 2019, S. 95). Einen großen Einfluss auf den japanischen Pazifismus hatte auch
die NGO Gensuikyo, die sich für eine Atomwaffenfreie Welt einsetzt. In der Nachkriegszeit gab
es zwischen den größten Linken Parteien einen Konflikt, der sich auf die Gensuikyo und deren
Wahrnehmung des Pazifismus ausgewirkt hat (vgl. Cai 2008, S. 194 f.). Letztlich hätte der Fokus
auch auf den pazifistischen Bewegungen in Japan liegen können, die es noch bis heute gibt,
welche jedoch nur noch wenig Einfluss haben (vgl. Felix Spremberg 2019, S. 94)

25
6. Literaturverzeichnis
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prüft am 23.03.2023.

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7. Eidesstattliche Versicherung

Ich versichere eidesstattlich durch eigenhändige Unterschrift, dass ich die Arbeit selbst-
ständig und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe.
Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus Veröffentlichungen entnommen sind, habe
ich als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit ist noch nicht veröffentlicht und ist in gleicher
oder ähnlicher Weise noch nicht als Studienleistung zur Anerkennung oder Bewertung vor-
gelegt worden. Ich weiß, dass bei Abgabe einer falschen Versicherung die Prüfung als nicht
bestanden zu gelten hat.

Ort _____________________ ______________________


(Abgabedatum) (Vollständige Unterschrift)

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