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PATIENTENINFORMATION

Multiresistente Erreger Juni 2019

MrsA und Co. – WAs siE


üBEr diEsE ErrEgEr
WissEn solltEn
Foto: © rgpilch / Fotolia

liEBE lEsErin, liEBEr lEsEr, WiE EntstEht EinE infEktion Mit


BAktEriEn?
Infektionen durch Bakterien lassen sich meist gut mit
Antibiotika behandeln. Einige Bakterien sind jedoch un- Bakterien sind bekannt als Krankheitserreger. Sie
empfindlich gegenüber vielen Antibiotika. Man spricht in schützen aber auch unsere Gesundheit: Viele Bakterien
diesem Fall von multiresistenten Erregern – kurz: MRE. besiedeln natürlicherweise unsere Haut sowie die
Am bekanntesten ist der methicillinresistente Staphylo- Schleimhäute von Mund, Nase, Darm und anderen
coccus aureus – kurz: MRSA. Bei diesen Erregern wir- Organen. Sie bilden zusammen eine schützende Bar-
ken die meisten Antibiotika nicht. Die Medien haben in riere. So erschweren sie, dass krankmachende Erreger
letzter Zeit häufig von den Gefahren berichtet, die von in unseren Körper eindringen. Bei geschwächter
MRSA und anderen multiresistenten Erregern ausge- Abwehr oder Verletzungen der Haut und Schleimhäute
hen. Viele Menschen sind dadurch beunruhigt. können sowohl fremde als auch körpereigene Erreger
In dieser Information erfahren Sie, für wen multiresis- in den Körper gelangen und eine Infektion auslösen.
tente Erreger wirklich bedrohlich sein können und wie Häufige bakterielle Infektionen sind Lungenentzündung,
Sie sich und andere schützen können. Harnwegsinfekte, Wund- oder Hautinfektionen.
Verbreiten sich die Bakterien über das Blut im Körper,
Auf einen Blick: Multiresistente Erreger spricht man von einer Blutvergiftung. Im schlimmsten
Fall können Organfunktionen ausfallen. Das kann
■ Infektionen mit Bakterien sind im Allgemeinen gut lebensbedrohlich sein. Bei bakteriellen Infektionen sind
mit Antibiotika zu behandeln. in der Regel Antibiotika gut wirksame Arzneimittel. Sie
■ Einige Bakterien sind jedoch widerstandsfähig töten oder schwächen die Bakterien.
gegen viele verschiedene Antibiotika. Man spricht
von multiresistenten Erregern (MRE). Die übli- WiE EntstEhEn MultirEsistEntE
chen Medikamente wirken dann nicht. ErrEgEr?
■ Für gesunde Menschen ist der Kontakt zu MRE in
der Regel völlig ungefährlich. Sie erkranken nicht. Bakterien vermehren sich sehr schnell und in großer
Tragen sie die Erreger aber in sich, können sie Zahl. Dabei kann sich das Erbgut so verändern, dass
diese an andere Menschen weitergeben. diese Erreger unempfindlich gegenüber Antibiotika wer-
den. Diese Bakterien überleben Antibiotikabehandlun-
■ Gefährdet sind Menschen mit geschwächten Ab-
gen und vererben ihre Widerstandsfähigkeit weiter.
wehrkräften, besonders in Krankenhäusern und
Sind Bakterien gegen viele Antibiotika widerstandsfähig
Pflegeheimen. MRE können bei ihnen Infektio-
(resistent), spricht man von Multiresistenz. Grundsätz-
nen auslösen, zum Beispiel in der Lunge oder der
lich sind diese Bakterien nicht gefährlicher als andere.
Haut. Wenn sie eine Infektion entwickeln, ist die
Sie rufen auch nicht häufiger Infektionen hervor. Tritt
Behandlung erschwert, weil nur noch wenige An-
aber eine Infektion auf, lässt sich diese weitaus schwe-
tibiotika wirken. Im schlimmsten Fall kann die In-
rer behandeln. Denn nur noch wenige Antibiotika sind
fektion daher lebensgefährlich verlaufen.
hier wirksam. Durch Labortests lässt sich herausfinden,
■ Um sich vor Infektionen zu schützen, sollten Sie welche Antibiotika noch helfen und welche nicht.
bestimmte Hygieneregeln einhalten. Besonders Multiresistente Bakterien entstehen vor allem, weil An-
wichtig ist das regelmäßige Händewaschen, damit tibiotika nicht richtig angewendet werden, das heißt,
sich die Erreger nicht verbreiten können. zu häufig, zu kurz oder zu niedrig dosiert.
PATIENTENINFORMATION
Multiresistente Erreger

risikofAktorEn für MrE-infEktionEn WAs siE sElBst tun könnEn

Für gesunde Menschen mit einem guten Abwehrsystem ■ Bester Schutz vor Infektionen ist, Krankheits-
sind multiresistente Erreger in der Regel harmlos. Das erreger nicht weiterzuverbreiten. Dies gelingt,
heißt: Bei Kontakt mit diesen Bakterien ist das Risiko zu wenn Sie Hygieneregeln einhalten. Viele Erreger
erkranken sehr gering. Gesunde können multiresistente verbreiten sich durch direkten Kontakt über die
Erreger in sich tragen, ohne selbst zu erkranken. Sie wis- Hände. Daher steht an allererster Stelle: regelmä-
sen meist nicht, dass sie MRE-Träger sind. Problema- ßiges und gründliches händewaschen.
tisch wird dies dann, wenn sie diese Erreger unbewusst ■ Handtücher, Waschlappen und Hygieneartikel wie
auf Menschen mit geschwächter Abwehr übertragen. Zahnbürsten sollten Sie nur für sich verwenden.
Diese sind besonders gefährdet, Infektionen zu entwi- ■ Ihr Wohnumfeld sollte sauber sein. Dafür sind übli-
ckeln, die dann schwerer zu behandeln sind. Folgende che Haushaltsreiniger ausreichend. Spezielle Des-
Faktoren erhöhen das Risiko, MRE zu bekommen: infektionsmittel können erforderlich sein, wenn ein
■ Klinikaufenthalt innerhalb der letzten 6 Monate Angehöriger eine ansteckende Krankheit oder eine
■ Aufenthalt in einem Pflegeheim Abwehrschwäche hat. Holen Sie ärztlichen Rat ein.
■ dauerhafte Pflegebedürftigkeit ■ Die meisten Erreger überleben Temperaturen über
60°C nicht. Waschen Sie Ihr Geschirr und Ihre Wä-
■ Antibiotikatherapie innerhalb der letzten 6 Monate
sche regelmäßig bei höheren Temperaturen.
■ offene größere, schlecht heilende Hautwunden
■ Sind Sie gesund, können Sie normalen Kontakt zu
■ Schläuche (Katheter) im Körper, etwa in der Blase MRE-Trägern pflegen. Auch Umarmungen sind
■ Erkrankungen, die das Abwehrsystem schwächen, möglich. Die Ansteckungsgefahr ist äußerst nied-
zum Beispiel Diabetes mellitus, Hepatitis, HIV rig. Waschen Sie sich hinterher gut die Hände.
■ Medikamente, die das Abwehrsystem unterdrücken ■ Im Krankenhaus sind bei MRE-Trägern oder MRE-
Für gesunde MRE-Träger können die Erreger ein Risiko Erkrankten besondere hygienische Regeln zu be-
sein, wenn sie operiert werden. Die MRE können in die achten, um MRE nicht an andere Patienten und
OP-Wunde eindringen und eine Infektion auslösen. Patientinnen zu übertragen. Berücksichtigen Sie
hierzu die Hinweise des Personals.
WiE häufig sind MrE-infEktionEn? ■ Haben Sie offene Wunden oder ein stark ge-
schwächtes Abwehrsystem, sollten Sie den Kontakt
MRE-Infektionen treten am ehesten in Einrichtungen auf, zu MRE-Trägern oder MRE-Erkrankten meiden.
in denen viele kranke und geschwächte Menschen be-
■ Verschreibt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Ihnen Antibio-
treut werden, also in Krankenhäusern und Pflegeheimen.
tika, wenden Sie diese unbedingt wie verordnet an.
Vor allem in Krankenhäusern sind viele Patientinnen und
Patienten mit Risikofaktoren. Daher ist die Gefahr für ■ Ein generelles Überprüfen, ob Sie MRE-Träger
Infektionen hier am größten: In Deutschland entwickeln sind, ist nicht erforderlich. Selbst dann nicht, wenn
jedes Jahr etwa 500 000 Menschen Krankenhausinfek- Sie Kontakt zu einer Person mit MRE hatten.
tionen, oft durch körpereigene Bakterien. Ungefähr ■ Vielleicht müssen Sie operiert werden und haben
30 000 Infektionen sind dabei durch multiresistente Er- einen Risikofaktor für MRE. Dann sollten Sie mit
reger bedingt. Das bedeutet, dass etwa 6 von 100 Kran- Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin besprechen, ob vorab
kenhausinfektionen durch MRE ausgelöst werden. ein Test auf MRE sinnvoll sein kann.

MEhr inforMAtionEn
Quellen, Methodik und weiterführende links
Diese Information beruht auf aktuellen wissenschaftlichen Forschungsergebnissen und Empfehlungen für Betroffene von
Betroffenen.
Methodik und Quellen: www.patienten-information.de/kurzinformationen/quellen-und-methodik/multiresistente-erreger
Kurzinformationen zum Thema „Antibiotika“: www.patinfo.org
2. Auflage, 2019. DOI: 10.6101/AZQ/000457
Verantwortlich für den Inhalt:
Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) Mit freundlicher Empfehlung
Im Auftrag von: Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV)
und Bundesärztekammer (BÄK)
Telefax: 030 4005-2555
E-Mail: patienteninformation@azq.de
www.patinfo.org
www.azq.de

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