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Interkulturelle

Trainings neu denken

Rethinking Intercultural Trainings

Jürgen Bolten Abstract (Deutsch)


Professor für Inter- Seit den neunziger Jahren hat die Interkulturalitätsforschung eine Reihe von Paradig-
kulturelle Wirtschafts- menveränderungen vollzogen, die es in die Trainingspraxis umzusetzen gilt. Ein Di-
kommunikation an der lemma interkultureller Trainer besteht nicht nur darin, dass von Auftraggebern nach
Friedrich-Schiller- wie vor komplexitätsreduzierende „griffige“ Erklärungsmodelle gewünscht werden, die
Universität Jena den neuen Paradigmen nicht mehr entsprechen. Es besteht auch darin, dass in vielen
Bereichen wie etwa in Personalentwicklungsabteilungen noch Trainingsmaterialien
alter Provenienz dominieren. Der Beitrag möchte vor diesem Hintergrund dazu an-
regen, interkulturelle Trainings neu zu denken und Orientierungen für entsprechende
Entwicklungsarbeiten skizzieren.
Stichworte:Strukturprozessualität, Perspektivenreflexivität, Relationalität, Mehrwer-
tigkeit, Methodenlandkarte

Abstract (English)
Since the 1990s Intercultural Studies research has experienced a number of paradigm
shifts, which have also influenced the practice of trainings. This has presented itself as
quite a dilemma for the trainer: not only do clients often wish for complexity-reducing
and “easy-to-use” explanatory models generally unreflective of new paradigms, older
training materials still often predominate in many areas, not least within Personnel
Development Departments. Mindful of this situation, the present contribution seeks to
stimulate thought regarding ways in which trainings may be newly conceived, and looks
to sketch approaches to how this may be done.
Keywords: structural-processality, perspective-reflectivity, relationality, polyvalence,
methodology map

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1. Einleitung international Erfahreneren – zu einer
deutlichen Skepsis in Bezug auf solche
Ähnlich wie beim Kulturbegriff hat sich interkulturelle Trainings geführt, die
auch beim Begriff Interkulturalität das sich auf Nationalkulturen fokussieren,
Bedeutungsspektrum in den vergan- diese holzschnittartig darstellen und
genen Jahren deutlich differenziert. In suggerieren, dass ein Wissen um Dos
beiden Fällen lässt sich pars pro toto und Don’ts effizientes Handeln garan-
eine Verschiebung von primär struk- tiert. Was aus Trainersicht berufsethisch
turorientierten, homogenisierenden entlastend wirken mag, beschwört
Lesarten hin zu prozessualeren, offene- allerdings ein neues Dilemma: Es sind
ren Verständnissen und mehrwertigen Trainingsmaterialien gefragt, die das
Argumentationslogiken feststellen: Neu Denken von Kultur und Interkul-
Monoperspektivische, auf National- turalität umzusetzen helfen. Und die
kulturelles beschränkte Sichtweisen existieren – zumindest in öffentlich zu-
weichen komplexeren Auffassungen, die gänglicher Form und insbesondere für
kulturelle Mehrfachzugehörigkeiten so- den Bereich der Erwachsenenbildung –
wie Netzwerkorientierungen einschlie- bislang nur in sehr begrenztem Umfang.
ßen und davon ausgehen, dass kulturelle Notgedrungen greift man dann doch
Akteursfelder nicht eindeutig abgrenz- auf alte Materialien zurück, behilft sich
bar sind; dass es vielmehr darum gehen mit Faceliftings1 oder mit dem Hinweis
sollte, sie als heterogen und fuzzy auf- auf die eingeschränkte Gültigkeit des
zufassen, die Reziprozitätsbeziehungen Materials. Fragwürdig ist ein solches
ihrer Akteure in den Blick zu nehmen Verfahren etwa in dem gleichen Ausmaß
und dabei die Perspektivenabhängigkeit wie die vorbehaltliche Verwendung von
des eigenen Thematisierungsprozesses Stereotypen in interkulturellen Trai-
zu beachten. nings („Wir wissen ja, dass das in dieser
Weise nicht stimmt.“): Es trägt dazu bei,
Entsprechende Theorie- und Modell- dass in den Köpfen der Trainees genau
bildungen haben innerhalb der Inter- das konstruiert wird, was eigentlich
kulturalitätsforschung der beiden vermieden werden sollte. Und von
letzten Jahrzehnte – inzwischen fast daher ist es nur konsequent, wenn jetzt
schon unabhängig von Fachdisziplinen mehr und mehr Trainerinitiativen und
und regionalen Schwerpunkten – zu Interessengruppen damit beginnen
deutlichen Paradigmenverschiebungen interkulturelle Trainings von Grund auf
geführt (vgl. u. a. Welsch 1992, Elber- neu zu denken.
feld 2008, Rathje 2009, Haas 2009,
Hansen 2009, Conti 2012, Jammal Die nachfolgenden Überlegungen
2014, Ernst / Freitag 2015, Langenohl möchten diese Initiativen aus Sicht der
u. a. 2015, Sorrells / Sekimoto 2015). interkulturellen Trainingsforschung
unterstützen. Leitend sind dabei drei
Interkulturalität neu denken wird vor Fragestellungen:
diesem Hintergrund in den vergan-
genen Jahren zunehmend auch als 1. Welche neuen Paradigmen sind in
Herausforderung bei der Konzeption den theoretischen Diskursen der
interkultureller Personalentwicklungs- Interkulturalitätsforschung der
maßnahmen verstanden. Das Dilemma vergangenen Jahre herausgearbei-
interkultureller TrainerInnen besteht tet worden? Welche Paradigmen
heute oft gar nicht unbedingt darin, werden in Frage gestellt?
dass Trainees und Personalabteilungen 2. Welche Folgerungen ergeben sich
komplexitätsreduzierende „griffige“ aus diesen Paradigmenverschiebun-
Trainings zum „Umgang mit fremden gen für interkulturelles Lernen und
Nationalkulturen“ anfordern. Dass auf für die Konzeption interkultureller
diese Weise Kulturalisierungen und Trainings?
Stereotypenbildungen initiiert werden,
die es eigentlich abzubauen gilt, ist in 3. Welche Lernziele, Trainingstypen
der Praxis weitgehend angekommen. und Übungen bieten sich an, um
Es hat – gerade unter den Jüngeren und den beschriebenen Paradigmen-

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veränderungen auch in der Trai- Überwiegend abgelehnt werden in
ningspraxis Rechnung zu tragen? diesem Zusammenhang:
a) Sichtweisen, die den Kulturbegriff
2. Kultur und Interkultu- auf nationalkulturelle Bezüge redu-
zieren (vgl. Han 2005, Hansen 2009,
ralität neu gedacht - Versuch Gröschke / Strohschneider 2015,
einer Zwischenbilanz Schmitz 2015).

Bereits im deutschsprachigen Kontext b) Homogenitätsprämissen, d. h.


sind die Publikationen, die sich in Argumentationen, die Heterogeni-
jüngerer Zeit mit Fragen der Neuori- täts- und Diversitätsmerkmale von
entierung von Kulturwissenschaft und Kulturen ausblenden (→ „Contain-
Interkulturalitätsforschung befasst erdenken“, Kohärenzbehauptungen;
haben, nahezu unüberschaubar. Poten- vgl. Robertson 1998, Beck 1999,
ziert wird die Anzahl der Belege, wenn Rathje 2004, Mall 2014).
man vergleichbare Untersuchungen aus c) Reduktionen auf Ausschlusslogiken
dem weiteren euroamerikanischen und und Binärkonstruktionen (entweder
inzwischen auch dem süd(ost)asiati- Eigenes oder Fremdes; Kultur A vs.
schen Raum hinzunimmt. Kultur B; Versuche eindeutiger kul-
tureller Grenzziehungen; Ignorieren
Wenn es nachstehend um eine Zwi- der kulturellen Mehrfachzugehörig-
schenbilanz der Neu Denken-Diskurse keit von Akteuren; vgl. Said 1996,
geht, kann dies nur den Charakter eines Lösch 2005, Bolten 2015, Kaiser /
sehr allgemeinen Resümees haben. Schönhuth 2015).
Eines Resümees, das folglich zahlreiche
im Detail wichtige Facetten aktueller d) Monokausale Erklärungen kultu-
Diskussionen unberücksichtigt lassen reller Entwicklungen (vgl. Brei-
wird, und das bewusst verkürzt, um zu- denbach / Zukrigl 2000, Kalpaka /
nächst allgemeine Orientierungspunkte Mecheril 2010, Schreiter 2015).
zu konturieren, an denen sich konzep- e) Substanzverständnisse von Kul-
tionelle Überlegungen zur Erstellung tur; Objektivitätsbehauptungen;
neuer Trainings ausrichten können. einseitige Strukturorientierungen
Zugrunde liegen aus dem Kontext der unter Vernachlässigung der Prozess-
theoretischen Auseinandersetzungen haftigkeit kultureller Akteursfelder
vor allem solche Arbeiten, die sich (vgl. Welsch 2009, Stemmler 2011,
insgesamt oder zumindest teilweise mit Yildirim-Krannig 2014).
Thematisierungen des Paradigmenwech-
sels befassen (vgl. u. a. Bolten 2004, f ) Reduktionen von „Interkulturalität“
2011, Hansen 2007, Moosmüller 2007, auf „Kulturvergleiche“ und damit
Elberfeld 2008, Haas 2009, Otten / verbunden das Ausblenden interak-
Scheitza 2009, Rathje 2009, Barmey- tionaler Aspekte (vgl. Bolten 1993,
er 2010, Leeds-Hurwitz 2010, Conti Müller-Jacquier 2004, Bogyó-Löffler
2011, Dervin 2011, Yildirim-Krannig 2011).
2014, Alexander u.a. 2014, Busch 2014, g) Syntheseverständnis von Interkul-
Wolting 2014, Aydt 2015, Busch 2015, turalität als eigenständiges „Drittes“
Schmitz 2015, Sorrells / Sekimoto (A + B = C; vgl. Moosmüller 2007,
2015, Nollert / Sheikhzadegan 2016, Sanchéz / Brühwiler 2015).
Lösch 2016).
h) Reduktion interkultureller For-
schung auf Krisenperspektiven /
Versucht man hinsichtlich der im Detail
Missverständnisse, Vernachlässigung
sehr unterschiedlich begründeten
der Chancenpotentiale interkultu-
Plädoyers für eine Neuorientierung der
rellen Handelns (vgl. Bolten 2011,
Interkulturalitätsforschung gemeinsame
Tracy 2014).
Schnittmengen zu formulieren, fallen
– umgekehrt – zunächst eine Reihe i) Vernachlässigung des Faktors Macht
von mehr oder minder durchgängig in interkulturellen Beziehungen (vgl.
genannten Ausschlusskriterien ins Auge. Conti 2012, Yousefi 2014, Busch

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2015, Mahadevan / Kilian-Yasin haben (vgl. Haas 2009:175ff ). Binär-
2015). konstruktionen eines Entweder – Oder
erscheinen weniger glaubwürdig, weil
Aus den Kritikpunkten lässt sich er- kulturelle Akteursfelder untereinander
schließen, in welche Richtung die neuen als so „transdifferent“ (Lösch 2005,
Paradigmen der Interkulturalitätsfor- 2016) vernetzt, voneinander abhängig
schung weisen. Als zentral scheinen und vielschichtig erfahren werden, dass
sich hierbei übergeordnete Aspekte wie sie kaum mehr klar voneinander ab-
Mehrwertigkeit (2.1), Relationalität grenzbar sind und noch als das gänzlich
(2.2) und Perspektivenreflexivität (2.3) „Andere“, Fremde“ bezeichnet werden
zu erweisen: könnten (vgl. Robertson 1998). Ein
prägnantes Beispiel bildet die Automo-
2.1. Mehrwertigkeit bilindustrie, deren Marken durch ge-
meinsame Zulieferindustrien, aber auch
Mehrwertigkeit fasst Sichtweisen zusam- durch direkte Kooperationen heute in
men, die im Sinne von Becks Charakte- einer Weise untereinander verflochten
risierung der „Zweiten Moderne“ (Beck sind, dass Imageabgrenzungen oder gar
1999:115) auf multioptionalem Den- Feindbildkonstruktionen zwischen den
ken im Sinne eines „Sowohl-als-auch“ Marken, wie sie vor wenigen Jahrzehn-
beruhen: Kultur kann genauso gut als ten noch gang und gäbe waren, nicht
Nationalkultur wie als Organisations-, mehr glaubwürdig erscheinen. Gleiches
Gruppen- oder Paarkultur verstanden gilt entsprechend für makroperspektivi-
werden, wie umgekehrt die entsprechen- sche Generalisierungen und Homogen-
den Akteure durch kulturelle Mehrfach- titätsbehauptungen.
zugehörigkeit und wechselnde Kontext-
bezüge charakterisiert sind. Auf einen Allerdings ist bislang zu wenig berück-
konkreten Akteur treffen dementspre- sichtigt worden, dass Mehrwertigkeit
chend diverse Attributionen zu, deren aus logischer Sicht Zweitwertigkeit
Relevanz und Gewichtung sich je nach einschließt. Versuche im Namen des
Kontextbezug verändern. Je nachdem, Sowohl-als-Auch-Paradigmas etwa
in welchem Kontext man sich bewegt, die Erste Moderne gegen die Zweite
wird man aus dem gerade vorhandenen Moderne oder Struktur- gegen Prozess-
bzw. bewussten Pool der Zuschrei- denken ausspielen zu wollen, wie es
bungsoptionen bestimmte als für diesen teilweise in den Abgrenzungsdiskursen
Kontext besonders relevant erachten, transkultureller gegenüber interkul-
andere weniger, und sich auch hinsicht- tureller Forschungsansätze der Fall ist
lich seines Handelns an dieser situativen (Welsch 2009), erweisen sich letztlich
Identitätskonstruktion ausrichten (z. B. selbst als Bestandteile jenes binären
ein Kopftuch tragen, einen saloppen Entweder-Oder-Denkens, das sie zu
Kommunikationsstil wählen, sich als überwinden anstreben. Als Beispiel sei
Vertreter einer bestimmten ethnischen auf Wegwisch-Attitüde gegenüber nati-
/ sozialen etc. Gruppe verstehen – oder onalkulturellem Denken verwiesen, die
all dies nicht). Je mehr Kontexte als Er- interkulturelle Trainings als zeitgemäß
fahrungsräume existieren, desto mehr- erscheinen lassen sollen, dabei aber ver-
wertiger und heterogener bzw. hybrider kennen, dass ein mehrwertig gedachter
erscheinen kulturelle Akteursfelder (vgl. neuer Kulturbegriff Nationalkulturen
Said 1996:24). relativiert, aber keinesfalls ausschließt:
Logisch korrekt schließt Mehrwer-
Insofern ist es offenkundig, dass Globa- tigkeit Zweiwertigkeit ein und lässt
lisierungsmerkmale wie politische, wirt- sich am besten mit der mehrteiligen
schaftliche, transport- und medientech- Konjunktion „Sowohl Entweder-Oder
nologische Vernetzungen zu deutlich als auch Sowohl-als-auch“ beschreiben.
komplexeren Erfahrungsmöglichkeiten Entsprechend geht es nicht um die
sowie erhöhten Veränderungsgeschwin- Alternative eines ein- oder ausschlie-
digkeiten geführt und damit das eher ßenden Denkens der Faktoren Prozess
struktur- als prozessorientierte Denken (Öffnung) und Struktur (Schließung),
der „Ersten Moderne“ in Frage gestellt sondern um die Frage, welches Maß

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(z. B. an Steuerung) in einem bestimm- Heft) – vergleichbar etwa dem Über-
ten Kontext angemessen erscheint. gang von der Substanz- / Strukturwahr-
Die Entscheidung, was angemessen nehmung zur Prozesswahrnehmung
erscheint und was nicht, ist wiederum beim Mikroskopieren vitaler Objekte.
davon abhängig, wie ich mich selbst in Zoomt man hingegen weg, rücken
Hinblick auf diesen Kontext positio- Prozessdynamiken, das Pulsieren von
niere. Erscheint er mir zu prozesshaft, Akteursbeziehungen und Kohäsions-
zu fuzzy, werde ich für stärkere Struk- ereignisse aus dem Blick. Sie verfestigen
turierung (und Einschränkung von sich scheinbar zu Substanzen mit klaren
Vielfaltserfahrungen) plädieren; im Strukturen, ermöglichen generalisie-
umgekehrten Fall für größere Öffnung rende und kategorisierende Beschrei-
(Bolten 2011). Die Entscheidung ist im- bungen, werden im Sinne zweiwertiger
mer auch eine „moralische“ (vgl. Busch Logiken von- und gegeneinander
in diesem Heft) - entscheidend für die abgrenzbar. Kulturelle Standardisierun-
Umsetzung eines Neudenkens von Inter- gen und Kulturvergleiche basieren auf
kulturalität ist vor allem die kontinuier- einer solchen wegzoomenden Strukturo-
liche Selbstreflexion dieser Positionie- rientierung.
rung2. Wie kontextabhängig, wandelbar
und dementsprechend reflexionsbedürf- In welcher Weise Kulturen konstruiert
tig derartige Positionierungen sind, lässt werden, ob eher aus einer relationalen
sich gegenwärtig in vielen Regionen der Prozess- oder eher einer essentialisti-
Welt, voran in Europa, am Erstarken schen Strukturperspektive, hängt nicht
eines politischen und gesellschaftlichen unwesentlich von den Handlungs-
Autoritarismus beobachten, der eher kontexten ihrer Akteure (oder besser
dogmatisch (und damit eo ipso binär) Konstrukteure) ab. Dass vor diesem
entweder vertreten oder bekämpft, zu Hintergrund in den letzten Jahrzehn-
wenig jedoch als Reaktion auf zu hohe ten – vielleicht sogar proportional zur
Prozessdynamiken reflektiert wird. In Entwicklung der Globalisierungsbeja-
diesem Sinne bedeutet das Ernstneh- hung – überwiegend Prozesse im Fokus
men von Mehrwertigkeit immer auch standen, mag eine Erklärung sein für
Dialogfähigkeit, die Fähigkeit eigene die damit verbundene, teils vehemente
Positionierungen kontextreflexiv formu- Kritik an alten, nicht-relationalen subs-
lieren und argumentativ gegebenenfalls tanzbezogenen Kultur- bzw. vergleichs-
auch streitend vertreten zu können. orientierten Interkulturalitätsbegriffen.
Aber selbst wenn angesichts der beste-
henden globalen Vernetzungen eine
2.2. Relationalität Revitalisierung oder gar Legitimierung
des essentialistischen Kulturbegriffs
Relationalität bezeichnet eine Perspek- nicht glaubwürdig vermittelbar ist und
tive, deren Bedeutung wächst, je stärker damit zumindest in nachhaltiger Weise
kulturelle Akteursfelder unter Aspekten eher unwahrscheinlich erscheint: Ein
wie Mehrwertigkeit, Mehrfachzugehö- prozessuales Verständnis von Identität
rigkeit, Prozessdynamik, Vernetzung (Identität als Resultat von Akteursbezie-
und Interdependenz fokussiert wer- hungen) schließt ein essentialistisches
den. Entscheidend ist es hier, über die (Ich = Ich) nicht per se aus. Letzteres
Orientierung an Akteursbeziehungen bietet sich gerade dann als Fluchtpunkt
möglichst früh und detailliert Verän- an, wenn Beziehungen als zu vielfältig,
derungen in und zwischen Netzwerken zu flüchtig, zu agil empfunden werden.
wahrzunehmen und dementsprechend Von daher erweist sich auch hier eine
mikroanalytisch vorgehen zu können. selbstreflexiv-strukturprozessuale Sicht-
Je detaillierter man Akteursfelder weise als zielführend, die berücksichtigt,
betrachtet, je stärker man heranzoomt, dass interkulturelle Prozesse immer auch
umso mehr werden Strukturen als fragil, Strukturen generieren, nämlich erste
durchlässig, flüchtig erfahren und umso Formen fragiler Kulturalität, und dass
deutlicher treten Akteursbeziehungen, diese sich umgekehrt auf die Fortschrei-
Interaktionen, Prozesse in das Blickfeld bung der Beziehung auswirken (vgl.
(Bolten 2011, Zeutschel in diesem Rathje 2009, Bolten 2015).

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Dieser strukturprozessuale Zusammen- 2.3. Perspektivenreflexivität
hang ist im Übrigen bereits Bestandteil
der Wortbildung von Kultur: Abgeleitet Perspektivenreflexivität lässt sich verste-
von lat. cultum als Partizip Perfekt Pas- hen als eine (selbst)kritische Form von
siv von colere (etwas ist gepflegt worden) Perspektivenrelativität. Relativierende
bezeichnet Kultur das Ergebnis eines Formen des Kulturverstehens sind
wechselseitigen Prozesses, nämlich der wesentlich Resultat mehrwertiger und
Pflege von Beziehungen. Ein Blick in relationaler Betrachtungsweisen und
die Etymologie zeigt, dass hierunter daher in der Regel nicht mit Richtig- /
keineswegs immer in erster Linie soziale Falsch-Urteilen verknüpfbar. Nahezu
oder politische Beziehungen verstanden jede menschenrechtskonforme Be-
worden sind (→ colonus), sondern genau- trachtungsperspektive vermag sich –
so Beziehungen zur natürlichen Umwelt kontextbezogen – zu legitimieren (vgl.
(→ agri-cultura), zu Imaginativem (→ Deardorff 2009). Folgerichtig sind vor
cultura Dei) und zum Akteur selbst diesem Hintergrund auch monoper-
(→ cultura animi). Diese Beziehungen spektivische Methoden der Kulturer-
sind kulturkonstitutiv und aus einer fassung „zum Scheitern“ verurteilt
ganzheitlichen Perspektive betrachtet, (Krämer und Nazarkiewicz 2010, Aydt
immer vorhanden. Kontextabhängig 2015 und in diesem Heft); genauso wie
unterschiedlich ist die Relevanz, die die- Ergebnisse interkultureller Aushand-
ser Beziehungspflege seitens der Akteure lungsprozesse nicht im Detail planbar
zugewiesen wird. Hierbei spielen indivi- oder vorhersagbar sind. Gegen kulturre-
duelle lebensgeschichtliche und lebens- lativistische Multikulti-Argumentatio-
altersbezogene Aspekte genauso eine nen wird – durchaus zu Recht – geltend
Rolle wie soziale, religiöse, politische gemacht, dass eine Propagierung der
Konventionalisierungen und Erforder- gleichen Gültigkeit z. B. unterschiedli-
nisse bzw. Gewohnheiten im Umgang cher weltanschaulicher Überzeugungen
mit natürlichen Umweltgegebenheiten immer auch Gefahr laufe, in Gleichgül-
(vgl. Bolten 2015). tigkeit zu münden.

Perspektivenreflexivität baut, ähnlich


Je stärker relationales Denken ausge- wie Perspektivenrelativität, grundsätz-
prägt ist und je weniger kulturelle Iden- lich ebenfalls auf relativierenden Sicht-
tität essentiell und homogen verstanden weisen auf, entzieht sich aber dem Vor-
wird, sondern als Resultat einer entspre- wurf der Gleichgültigkeit dadurch, dass
chend vielfältigen Beziehungspflege und sie auf einer Metaebene innerhalb des
damit heterogen, desto größer ist die Spektrums z. B. der unterschiedlichen
Bereitschaft, Interkulturalität selbst eher weltanschaulichen Überzeugungen und
aus einer Chancen- als einer Missver- abhängig von (wechselnden Kontextfak-
ständnisperspektive zu betrachten. In toren) kontinuierlich Selbst-Positionie-
diesem Sinne ist der Perspektivenwech- rungen initiiert: Wie verorte ich mich
sel vom „Clash“ der Kulturen (Hun- selbst angesichts bestimmter Kontext-
tington 1996) zum „Tanz der Kulturen“ bedingungen innerhalb eines Spektrums
(Breidenbach / Zukrigl 2000) in der vielfältiger und vielfältig legitimierbarer
Auftaktphase des Neudenkens von Ansichten, Beurteilungen, Handlungs-
Kultur und Interkulturalität zweifellos optionen? Wo verlaufen in konkreten
symbolträchtig gewesen. Er hat nicht Kontexten meine eigenen Akzeptanz-
zuletzt zur Entwicklung von Denk- und und Toleranzgrenzen? Eine solche
Handlungsmodellen beigetragen, die Reflexivität der eigenen Perspektive
interkulturelle (Co-)Kollaboration als hilft dabei, „blindness to power imba-
einen wesentlichen Schritt zur Umset- lances“ zu vermeiden (Busch in diesem
zung von „Commoning“ (Helferich Heft). Bezogen auf die Handlungsebe-
u. a. 2015, Weber 2015), Konvivialis- ne erleichtert sie Nachvollziehbarkeit
mus (Les Convivialistes 2014, Adloff / ablehnender Argumentationen - nicht
Heins 2015) und nachhaltigem gloka- zuletzt auch in Hinblick auf Trainer-
len Beziehungsaufbau verstehen (vgl. entscheidungen bestimmte Aufträge aus
Busch in diesem Heft). moralischen Gründen abzulehnen ohne

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deswegen dogmatisch aufzutreten. Wo werden können, stehen allerdings noch
es darum geht, eigene Positionierungen aus. Hier ist einer der drängendsten
oder auch Perspektivenwechsel zu kom- Aufgabenbereiche interkultureller Trai-
munizieren, spielen folglich Aspekte des ningsforschung zu sehen.
Sprachgebrauchs und ggf. des Umgangs
mit Mehrsprachigkeit eine zentrale Die nachstehende Übersicht möchte
Rolle (Tracy 2014, vgl. von Helmolt in dieser Hinsicht vor allem zu Denk-
in diesem Heft). Das bestätigt noch anstößen anregen. Sie greift die the-
einmal eine der Grundannahmen, mit matisierten Leitaspekte neuerer Theo-
denen viele Konzepte des Neudenkens riediskussionen auf (Mehrwertigkeit,
operieren: Kultur und Interkulturalität Relationalität, Perspektivenreflexivität)
sind vor allem Konstrukte der Bezie- und verknüpft sie mit Formulierungen
hungsgestaltung ihrer Akteure und ihres für mögliche Zielsetzungen interkul-
kommunikativen Handelns. tureller Trainings. Ergänzt wird der
in theoretischen Diskussionen bislang
weitgehend vernachlässigte Aspekt der
3. Folgerungen für inter- Nachhaltigkeit um die Frage, wie inter-
kulturelles Lernen und für kulturelle Trainings einen Beitrag zur
die Konzeption interkultu- nachhaltigen Gestaltung interkultureller
reller Trainings Beziehungen i. S. eines glocal relation-
ship building leisten können.
Übungen und Übungstypen, die in in-
terkulturellen Trainings verwendet wer- Die angeführten Orientierungen für die
den, stammen vielfach noch aus der Zeit Festlegung von Zielsetzungen für inter-
vor den Diskussionen über Neuorientie- kulturelle Lernszenarien und Trainings
rungen der Interkulturalitätsforschung3: müssen bei der Gestaltung konkreter
Rollenspiele und Simulationen mit Lern-/ Trainingssequenzen mit weiteren
bipolar konstruierten Kulturen, Culture Bedingungsfaktoren der Trainingskon-
Assimilator-Übungen, die vorgeben, zeption (Zielgruppe, Content, Trai-
es gäbe für die Erklärung von interkul- ningsszenario, Methode) abgestimmt
turellen Missverständnissen objektiv werden (3.1).
gültige Lösungen, (National-)Kultur-
beschreibungen auf der Basis bipolarer Die Formulierungen der Übersicht
Kategorien- und Dimensionenmodelle. berücksichtigen der Übersichtlichkeit
Oder Trainings, die überwiegend mit halber jeweils nur eine der drei Lern-
critical incidents zwischen Vertretern zieldimensionen: kognitiv (→ ich weiß),
ethnischer oder nationalkultureller konativ (→ ich kann) und affektiv (→ ich
Gruppen arbeiten und damit nicht will). Bei einer Umsetzung der allgemei-
nur Kulturalisierungs- und Stereoty- nen Zielsetzungen in konkrete Lern- /
pisierungsprozesse initiieren, sondern Trainingsziele müssten entsprechend
überdies auch den Eindruck vermitteln, Anpassungen vorgenommen wer-
interkulturelle Begegnungen seien per den: Soll beispielsweise die kognitive
se krisengefährdet. Aus dem Blickwin- Lernzieldimension stärker fokussiert
kel neuerer theoretischer Diskussionen werden als die konative, würde man die
repräsentieren solche Trainings den Formulierung „mit Unsicherheitssitua-
Stand der „Ersten Moderne“ im Sinne tionen umgehen können“ ersetzen durch
Becks. Ansätze für Neuorientierungen „Interkulturelles Handeln als Handeln
gibt es zwar - vor allem im pädagogi- in Unsicherheitssituationen verstehen“
schen Bereich (z. B. Thiagarajan / van ersetzen (vgl. Abschnitt 4).
den Bergh 2014, DIJA o. J., Landes-
jugendring NRW o. J.). Systematische Dass sich die genannten Leitaspekte
Überlegungen dazu, wie die veränderten teilweise gegenseitig bedingen, ist in der
Paradigmen der Interkulturalitätsfor- Diskussion der theoretischen Zusam-
schung in Beschreibungen von Trai- menhänge bereits deutlich geworden.
ningszielen sowie in die Konzeption Entsprechend überlappen sich die nach-
konkreter Übungstypen und Übungen stehenden Orientierungsbeispiele eben-
für interkulturelle Trainings transferiert falls teilweise (Siehe Tab. 1)

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Hervorgehoben sei nochmals, dass Mögliche Zielsetzungen interkultureller Trainings (Orien-
Leitaspekt
es sich bei der Übersicht nur um eine tierungsbeispiele)
erste Beispielsammlung in Hinblick auf Kulturen bzw. kulturelle Akteursfelder als nicht scharf voneinander
Formulierungen allgemeiner interkultu- abgrenzbare (→fuzzy) und potentiell offene Netzwerke verstehen.
reller Lern- / Trainingsziele handelt, die Kulturelle Mehrfachzugehörigkeiten im Blick behalten.
bei dem Versuch interkulturelle Trai- Diversität und Heterogenität kultureller Akteure / Akteursgruppen
identifizieren können.
nings neu zu denken und entsprechend
konzeptionell umzusetzen, Orientierun- Verschiedenheit nicht nur hinsichtlich ihres Missverständnis-, son-
Mehrwertigkeit dern vor allem hinsichtlich ihres Chancenpotentials verstehen.
gen bieten möchten. Gerade weil die
Strukturprozessual denken im Sinne des Sowohl entweder-oder als
Übersicht notgedrungen unvollständig auch sowohl als auch.
ist, macht es Sinn, sie unter systemati- Binäre Denkweisen und -modelle hinsichtlich der Angemessenheit
schen wie inhaltlichen Gesichtspunkten ihrer Verwendung kritisch beurteilen können (→ Angemessenheit
fortzuschreiben5. bipolarer Erklärungsraster, dichotomer Bilder wie Fremdes vs. Eigenes,
Kultur A vs. Kultur B überprüfen).
In Hinblick auf die Konzeption
Kulturen verstehen als Produkte unterschiedlichster Formen der
interkultureller Lernprogramme und Beziehungspflege (im umfassenden Sinn von lat. colere, cultum) ihrer
Personalentwicklungsmaßnahmen ist unmittelbaren und mittelbaren Akteure4.
zu bedenken, dass die Paradigmenver- Bewusstmachen der Multirelationalität des Einzelnen und der Polyre-
schiebungen, die ein Neudenken von lationalität von Kollektiven und Akteursfeldern; unzulässige Genera-
Trainings- bzw. Lehr- / Lernzielen lisierungen erkennen / vermeiden können.
bewirken, auch weitere Bedingungs- Erkennen, dass kulturelle Akteursfelder aufgrund der Vielschichtig-
faktoren der Trainingserstellung wie keit und des nicht-linearen Charakters ihrer Beziehungsnetzwerke
Relationalität nicht als homogene Entitäten erfassbar sind (→ Einbeziehen global-
Zielgruppen, Trainingsszenarien, Trai- geschichtlicher Perspektiven).
ningsinhalte und Methoden betreffen. Akteursfeldbeziehungen als Teil glokaler Beziehungsnetzwerke und
Insbesondere virtuelle Lernszenarien, in -dynamiken verstehen.
denen Lernergruppen aus unterschied- Interkulturelle Prozesse als potentiell kohäsive und synergetische
lichen Teilen der Welt und ggf. mit sehr Interaktionen realisieren (→ positive incidents).
unterschiedlichen Sprachvoraussetzun- Interkulturelles Handeln als eine situativ gebundene Form überwie-
gen interagieren oder in Projekten kolla- gend unsicheren Handelns reflektieren (aufgrund mangelnder Norm-
borieren, fordern Neuorientierungen in / Regelidentifikation, Plausibilität und / oder Relevanz).
Hinblick auf die Berücksichtigung der Kulturen als konventionalisierte, dynamische und perspektivenabhän-
ggf. sehr unterschiedlichen Lernstile der gige Konstrukte verstehen.
Teilnehmer. Dass letztlich jedes Lehr- / Sich selbst in seinen Weltsichten kontextabhängig reflektieren und
Lernsetting in hohem Maße kontext- positionieren können (→ nein sagen und dies plausibel erklären
können).
und damit kulturspezifisch ist, ist von
Perspektivenreziprozität einnehmen können.
der interkulturellen Trainingsforschung
paradoxerweise bislang erst in jüngster Die jeweilige Positionierung argumentativ schlüssig und wertschät-
Perspektiven- zend anderen gegenüber kommunizieren können.
Zeit verstärkt thematisiert worden (vgl.
reflexivität Wertneutral, dabei aber durchaus emotional berichten / erzählen kön-
u. a. Kriegel 2010, Pan 2010, Müller nen (→ Storytelling).
/ Luo / Yildirim-Krannig 2011, Luo
Wissens-/Kompetenzkommunikation praktizieren und initiieren
2015). Die resultierende Frage lautet können (Wissens- und Kompetenzpotentiale von Akteuren eines
zugespitzt, wie - vor allem in hetero- interkulturellen Handlungsfeldes transparent werden lassen; Akteure
genen Lernergruppen – interkulturelle in ihren Sozialisationsgeschichten ernst nehmen, an ihren Expertisen
Methoden interkultureller Trainings interessiert sein).
realisiert werden können. Bewusstsein für Machtasymmetrien entwickeln, die bei interkulturel-
lem Handeln entstehen können (z. B. Sprachgebrauch).
Sich der Grundlagen eines nachhaltigen Aufbaus von Beziehungen
3.1. Bedingungsfaktoren in- (→ sustainable glocal relationships) bewusst sein (Vertrauen, Kommu-
terkultureller Trainings nikations- / Initiativfähigkeit, Perspektivenreflexivität, Geduld etc.).
Nachhaltigkeit Vorerst gescheiterte oder nicht realisierte interkulturelle Beziehun-
Die Anforderungen an interkulturelle gen nicht als zerstörte, sondern als gestörte behandeln (→ zu einem
Trainings sind heute in jeder Hinsicht späteren Zeitpunkt wieder).
differenzierter als dies im letzten Drittel Über die Trainingsmaßnahme hinaus zu Kollaboration / Vernet-
des 20. Jahrhunderts der Fall war. Aus zungsaktivitäten (untereinander, mit anderen Akteuren) motivieren.
dieser Zeit stammen die meisten der
heute noch verwendeten Trainingsty-
pen wie Culture Assimilator, Rollen- Tab. 1: Orientierungsbeispiele
spiele und Simulationen mit dichoto-

82 interculture j o urna l 15 /2 6 (2 0 1 6 )
■ Trainings- / Lehr- / Lernziele: Je
nach Umfang des Trainings (→
Trainingsszenario) können sie
allgemeiner formuliert sein („auf
virtuelle interkulturelle Teamarbeit
vorbereiten“) oder sehr konkrete
Orientierungen beinhalten („in
einer Lingua franca wertschätzend
anderen gegenüber kommunizieren
können“) und dabei auf unterschied-
liche Lernzieldimensionen (kognitiv,
konativ, affektiv) bezogen sein.

■ Content: kultur-/ akteursfeldüber-


greifende, -spezifische oder interkul-
turelle Themen, die mittels entspre-
chender Trainingsmaterialien (Texte,
Abb. 1: Bedingungsfaktoren interkultureller Trainings
Bilder, Videos, Spielmaterial etc.) in
den Trainings umgesetzt werden.
misch konstruierten fiktiven Kulturen,
Critical-Incident-Fallstudien oder Kul- ■ Zielgruppe: Sinnvoll ist es, Ziel-
turbeschreibungen anhand von Dimen- gruppen nicht auf ein – gleichwohl
sionenmodellen bzw. Kulturstandards. vielleicht offenkundiges – gemeinsa-
Die Akzeptanz solcher Trainingstypen mes Merkmal zu reduzieren (Na-
steht heute nicht nur deshalb zur Dis- tionalität, Alter, Geschlecht o. ä.),
kussion, weil das Denken in kulturellen sondern differenziert zu verfahren
Containermodellen inzwischen in offen- und dabei nach Möglichkeit vorab
kundigem Widerspruch zur Erfahrung auch Expertisen und Kompetenzen
transnationaler und transkultureller abzufragen und in die Trainingskon-
Verflechtungen steht, sondern auch zeption einzubeziehen.
weil sich in diesem Zusammenhang die
Trainingsziele und die Erfahrungs- / ■ Trainingsszenario, Trainerpersön-
Erwartungshorizonte der Trainees ver- lichkeit: Zum Trainingsszenario
ändert haben: Interkulturelle Trainings zählen insbesondere räumliche und
dienen heute nicht mehr in erster Linie zeitliche Gegebenheiten eines Trai-
der Vorbereitung auf einen (längerfristi- nings. Ein Outdoor-Szenario lenkt
gen) Aufenthalt in einem fremden Land, die Trainingskonzeption vermutlich
sondern genauso der Förderung von in eine andere Richtung als ein schu-
interkultureller (virtueller) Teamarbeit, lischer Kontext oder die Nutzung
Commuter-Tätigkeiten, interkulturellen eines Tagungszentrums mit High-
Öffnungsprozessen oder der Moderati- Tech-Ausstattung; genauso wie ein
on und Gestaltung von Integrationspro- vierstündiges Training anders kon-
zessen. Die Klientel ist teilweise durch zipiert sein wird als eine zweitägige
ihre Bildungssozialisation oder auch Maßnahme. Die Persönlichkeit des
aufgrund der Nutzung von Reisemög- Trainers einschließlich der vertrete-
lichkeiten international deutlich erfah- nen Werte und Einstellungen spielt
rener geworden, so dass standardisierte eine wichtige Rolle in Hinblick
Trainings heute kaum mehr sinnvoll auf seinen Wohlfühleffekt in diesem
einsetzbar sind6. Szenario: Passen der Trainings-
kontext und die Einstellungen der
Umso wichtiger ist es, die einzelnen Trainerperson nicht zusammen, wird
Bedingungsfaktoren von Trainings sich dies in der Regel negativ auf die
bewusst aufeinander abzustimmen. Qualität des Trainings auswirken.
Unterscheiden lassen sich hierbei fünf
wesentliche Faktoren, die untereinander ■ Methode: Den gängigen lerntheore-
in einem unmittelbaren Verweisungszu- tischen Differenzierungen folgend
sammenhang stehen (Siehe Abb. 1). (Kognitivismus, Behaviourismus,

83
Konstruktivimus / Konnektivismus) 4. Konzeption interkultu-
lassen sich instruktive / distributive, reller Trainings: Trainings-
interaktive und kollaborative Me-
ziele, Übungstypen und
thoden unterscheiden (vgl. Bolten
2015:196ff.), wobei in der Praxis
Übungen
vor allem Mischformen mit unter- Um bei der Konzeption eines Trainings,
schiedlichen Schwerpunktsetzungen dessen Durchführungskontext und
anzutreffen sind (instruktiver / dessen Zielgruppe weitgehend bekannt
distributiver Trainerinput z. B. wird sind, leichter entscheiden zu können,
ergänzt durch interaktive Grup- welche Trainingsziele mit welchen
penarbeit). Welcher methodische Methoden und Trainingstypen bzw.
Ansatz im Kontext eines konkreten konkreten Übungen kombinierbar sind,
Lehrstils dominiert, ist u.a. abhängig ist eine Orientierung an grundlegenden
Interdepenzen dieser Bedingungsfak-
von der Trainerpersönlichkeit und
toren eines Trainings hilfreich. Es lässt
von den Lernstilgewohnheiten der
sich in Form einer dreidimensionalen
Trainees.
Methodenlandkarte darstellen (Bolten
2015:198ff.). Eine solche Methoden-
Ändert sich beispielsweise die Ziel- landkarte besteht aus drei Ebenen,
gruppe, werden sich auch alle anderen die in Form von drei hintereinander
Faktoren mehr oder minder deutlich liegenden (transparent vorzustellenden)
ändern – et vice versa. Für die Arbeit Scheiben visualisiert werden können:
mit heterogenen Gruppen, bei denen Trainingsziele (1) verweisen auf be-
die Teilnehmer beispielsweise sehr stimmte Übungstypen (2), die wieder-
unterschiedliche Lehr- und Lernstile um durch konkrete Übungen (3) reali-
gewohnt sind, bedeutet dies für ein siert werden können. Jede der Scheiben
optimal konzipiertes Training, dass man ist auf der x-Achse nach Methoden und
diesen unterschiedlichen Erfahrungen auf der y-Achse nach Contentmerkma-
len strukturiert.
zumindest partiell Rechnung trägt.
Möglich ist dies vor allem bei komplexe- Auf der Methodenachse bietet sich eine
ren Trainingstypen wie interkulturellen Einteilung entsprechend den erwähnten
Planspielen und Projekten oder aber bei lerntheoretischen Orientierungen an,
onlinegestützten Trainings. Im Sinne ei- um Spielraum für die unzähligen kul-
ner interkulturellen Methode interkultu- turspezifischen Methodenrealisierungen
reller Trainings ist es durchaus denkbar, (und Kombinations- bzw. Überlap-
ein für alle Teilnehmer gemeinsames pungsformen) zu wahren. Unterschie-
Trainingsziel zu formulieren, es aber auf den werden hier:
unterschiedlichen Wegen zu realisieren:
■ Distributive / instruktive Ansätze
Es wird dann z. B. lernertyporientierte mit einer eher lehrzentrierten Orien-
Trainingsmaterialien zurückgegriffen, tierung: Wissen wird verteilt.
die thematisch und methodisch unter-
schiedlich aufbereitet sind, die Trainees ■ Interaktive Methoden mit einer stär-
aber bei ihren Lerngewohnheiten und keren Betonung des Lernprozesses
ihrem Kenntnisstand abholen. Das und der Teilnehmerinteraktion.
erfordert einen umfangreichen Pool
an Trainingsmaterialien sowie über- ■ Kollaboratives Lernen auf der Basis
durchschnittliche Flexibilität seitens des offener, projektorientierter und
nicht auf Laborsituationen be-
Trainers, bewirkt andererseits aber auch
schränkter Lehr- / Lernszenarien.
eine sehr individuelle Kompetenzförde-
Steuerungsanteile sind aus der Lehr-
rung. Unterstützend wirkt zur Realisie- perspektive eher gering; die Aufgabe
rung solcher komplexerer Szenarien die besteht in der Moderation von Lern-
Einbeziehung von Lernplattformen. prozessen, die in konstruktivistisch-
konnektivistischem Sinn weitgehend
eigendynamisch verlaufen.

84 interculture j o urna l 15 /2 6 (2 0 1 6 )
■ interkulturelle Content: Merkmale
und Realisationsformen interkul-
turellen Handelns in konkreten
Kontexten (Siehe Abb. 2).

Den Achseneinteilungen entsprechend


ergeben sich für jede der drei Ebenen
neun Felder. Deren Grenzen sind in der
Praxis freilich durchlässig: So können
beispielsweise Fallstudien je nach Wahl
des methodischen Ansatzes sowohl
die Basis für instruktive als auch für
interaktive Trainingsphasen bilden.
Bezogen auf die konkrete Trainingspra-
xis nähmen Fallstudien demzufolge
eine entsprechende Mittelposition auf
der Methodenlandkarte ein. In diesem
Sinne stellt die Matrix keinesfalls eine
starre Typologie dar, sondern einen
Abb. 2: Methodenlandkarte eher abstrakten Orientierungsrahmen,
um Trainings bewusst zielgruppenspe-
Sie besteht aber auch darin, für zifisch, methodisch abwechslungsreich
eigenständig kollaborativ-interkul- und inhaltlich vielfältig gestalten zu
turelles Arbeiten zu begeistern, um können. In dieser Weise ist auch der
auf diese Weise die Nachhaltigkeit Zusammenhang der Felder zwischen
interkulturellen Lernens zu fördern. den drei Ebenen zu verstehen: Enthält
das mittlere obere Feld der Ebene „Trai-
Die Einteilung der Contentachse folgt ningsziele“ beispielsweise den Vorschlag
der zuerst in den achtziger Jahren „interkulturelle Synergiepotentiale
entwickelten Typologie von Gudykunst, realisieren können“, bieten sich für eine
Guzley und Hammer (1996), ergänzt methodisch interaktive Umsetzung z. B.
sie jedoch um die Ebene der interkultu- die Übungstypen „interaktive Spiele“
rellen Lerninhalte: oder „Planspiele“ (auf der zweiten Ebe-
ne) an, denen (auf der vorderen Ebene)
■ Kultur- / akteursfeldübergreifende konkrete Spiele bzw. Übungen zugeord-
Content: Themen und Gegenstands- net sind, wie etwa „Auktion der Werte“
bereiche unterschiedlichster Diszi- (Thiagarajan / van den Bergh 2014)
plinen, die sich mit grundlegenden oder „InterCulture 2.0“ (Bolten 2014).
Aspekten interkulturellen Handelns
befassen (Umgang mit Unsicher- Die nachstehenden Konkretisierungen
heitssituationen, Reziprozität, der drei Ebenen sind mit Blick auf die
Kommunikationsprozesse, Prozesse oben beschriebenen Paradigmenver-
des Wahrnehmens und Urteilens, änderungen exemplarisch gewählt.
Identitätsverständnisse, Synergie- Sie wollen lediglich eine Orientierung
bildung, Perspektivenreflexivität, bieten, um aus der Perspektive individu-
Konventionalisierungsprozesse, eller Praxiserfahrungen fortgeschrieben
Interdependenz von Struktur- und und spezifischen Bedingungsfaktoren
Prozessorientierung etc.). interkultureller Trainings angepasst
zu werden7. Demenstprechend stellen
■ Kultur- / akteursfeldspezifische die auf der ersten Ebene verzeichneten
Content: u. a. Merkmale, Gesetze / Lern- und Trainingsziele lediglich eine
Regeln / Leitsätze, Konventionali- Auswahl dar, die es zielgruppenspezi-
sierungen, thematisiertes Alltags- fisch und in Hinblick auf die zeitlichen
handeln in spezifischen kulturellen Möglichkeiten eines konkreten Trai-
Akteursfeldern (Areale, Organisatio- ningsszenarios zu modifizieren gilt
nen, Gruppen, Teams etc.). (Siehe Abb. 3)

85
Gleiches trifft auf die zweite Ebene
zu: Die angegebenen Übungstypen
beschreiben beispielhaft, wie sich die
jeweils dahinter liegenden Lern- / Trai-
ningsziele umsetzen lassen. Die Anzahl
möglicher Übungstypen ist selbstre-
dend deutlicher größer. Um dem Aspekt
des Neu Denkens gerecht zu werden,
sollte bei der Auswahl der Übungsty-
pen darauf geachtet werden, dass ihre
Konstruktionsprinzipien nicht zu einer
Verengung auf binäre bzw. antipodische
oder containerorientierte Denk- und
Handlungsmuster führen (Siehe Abb.
4).

Nochmals um ein Vielfaches poten- Abb. 3: Methodenlandkarte: Ebene „Lern-/ Trainingsziele“


ziert sind die Möglichkeiten, die sich
ergeben, wenn man den ausgewählten
Übungstypen konkrete Übungen
zuordnet. Auch aus diesem Grund ist es
sicherlich ratsam, mit Open-Source-Da-
tenbanken zu arbeiten, die von Trainern
für Trainer und nach Bedingungsfakto-
ren strukturiert, einen Pool geeigneter
Übungen anbieten und dessen offene
Fortschreibung ermöglichen8. Die
genannten Beispiele stellen dementspre-
chend nur einen Bruchteil von Mög-
lichkeiten dar, die oben beschriebenen
Lern- / Trainingsziele und dazu aus-
gewählten Übungstypen im Trainings
umzusetzen (Siehe Abb. 5).

Aus Trainersicht festzuhalten bleibt,


dass es aus arbeitsökonomischen Abb. 4: Methodenlandkarte: Ebene „Übungstypen“
Gründen verständlich sein mag, auf
Trainingsmaterialien zurückzugreifen,
die immer schon eingesetzt worden sind.
Man sollte dies allerdings nur bis zu
dem Grad tun, den man auch verant-
worten kann: vor den Teilnehmern,
vor sich selbst und in berufsethischer
Hinsicht9. Dass Trainer diesbezüglich
sehr unterschiedliche Positionierungen
einnehmen werden, ist mit dem Blick
auf das politische Spektrum, das in
jeder Gesellschaft existiert, naheliegend.
Genauso wie es noch für lange Zeit
Nationalkulturen geben wird. Welchen
Stellenwert man ihnen in welchen
Kontexten beimisst, sollte gerade von
interkulturellen Trainern sehr bewusst
reflektiert und entschieden werden
– Stichwort: Perpektivenreflexivität.
Abb. 5: Methodenlandkarte: Ebene „Übungen
Unisono-Lösungen wird es nicht geben.
Der eine wird je nach Situation eher

86 interculture j o urna l 15 /2 6 (2 0 1 6 )
struktur-, der andere eher prozessorien- Bolten, J. (2004): Interkulturelle Per-
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3. Bestätigt wird dies bereits beim ersten
Thiagarajan, S. / van den Bergh, S. (2014): Durchblättern vieler Übungsbücher, die
Interaktive Trainingsmethoden. Schwalbach/ derzeit zur Durchführung interkultureller
Ts.: Wochenschau Verlag. Trainings auf dem Buchmarkt angeboten
werden; genauso aber auch bei der Durch-
Tracy, R. (2014): Mehrsprachigkeit: Vom sicht von Ankündigungen und Beschrei-
Störfall zum Glücksfall. In: Krifka, M., / bungen interkultureller Trainings auf den
Błaszczak, J. / Leßmöllmann, A. / Meinung- Homepages der Anbieter. Einen ähnlichen
er, A. / Stiebels, B. / Tracy, R. / Trucken- Eindruck vermitteln viele Trainingsmanu-
brodt, H. (2014): Das mehrsprachige Klas- als, die in größeren Organisationen oftmals
senzimmer. Über die Muttersprachen unserer schon über mehrere Personalentwicklerge-
Schüler. Berlin / Heidelberg: Springer VS, nerationen hinweg verwendet werden.
S. 13-33. 4. Zu mittelbaren Akteuren zählen diejeni-
gen, die nicht in, sondern über ein kultu-
Weber, A. (2015): Wirklichkeit als All- relles Akteursfeld kommunizieren, aber an
mende. Eine Poetik der Teilhabe für das An- dem Kulturalisierungsprozess teilhaben:
thropozän. In: Helferich, S. / Bollier, D. / Z. B. ist die Bezeichnung 68er-Generation
Heinrich-Böll-Stiftung (Hrsg.): Die Welt der nachträglich – und nicht von den an der
Commons. Muster gemeinsamen Handelns. Studentenrebellion Beteiligten – geprägt
Bielefeld: transcript, S. 354-372. worden, gilt aber kulturhistorisch als Chif-
fre für einen bestimmten Zeitabschnitt. In
Welsch, W. (1992): Transkulturalität – ähnlicher Weise mittelbar kulturalisierend
Lebensformen nach der Auflösung der wirken Trainings, in denen mit Stereotypen
Kulturen. In: Information Philosophie 2, gearbeitet wird, die dann von Trainees über-
S. 5-20. nommen und ungeprüft verwendet werden:
Stereotypenkommunikation wirkt in diesem
Welsch, W. (2009): Was ist eigentlich Tran- Fall mittelbar kulturalisierend.
skulturalität? URL: http://www2.uni-jena.
de/welsch/tk-1.pdf [Zugriff am 3.5.16].

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5. Eine Möglichkeit zur Diskussion und
Fortschreibung der Übersicht steht allen
Lesern im Forum des Intercultural Cam-
pus offen (www.intercultural-campus.
org; Gastzugang: LogIn und PW jeweils
„campus“).

6. Eigenen Beobachtungen zufolge führt


die geforderte Orientierung von interkul-
turellen Trainingskonzeptionen an sehr
spezifische Trainee-Bedürfnisse derzeit
häufig dazu, dass interkulturelle Trainings
Coachingcharakter annehmen, bzw. der
Anteil klassischer standardisierter Trainings
gegenüber Coachings deutlich rückläufig ist.

7. Eine digitale Umsetzung der Methoden-


landkarte auf Open-Source-Basis wäre für
die Trainingspraxis bereichernd und würde
zudem eine Zusammenarbeit interkulturel-
ler TrainerInnen fördern. Zu einer Fort-
schreibung der Übersicht steht interessier-
ten TrainerInnen zunächst das Forum des
Intercultural Campus zur Verfügung (www.
intercultural-campus.org; Gastzugang:
LogIn und PW jeweils „campus“)

8. Eine solche Sammlung von Übungen


steht auf dem Intercultural Campus mit
dem Raum „Flüchtlingshilfe: Freiwilligen
Helfern helfen“ zur Verfügung (www.
intercultural-campus.org; Gastzugang:
LogIn und PW jeweils „campus“). Die Seite
wird vom Hochschulverband für Interkultu-
relle Studien (IKS) und der Austauschorga-
nisation AFS unterstützt.

9. Vgl. für den Hochschulbereich z. B. die


Aussagen im Leitbild des Hochschulver-
bands für Interkulturelle Studien (IKS):
www.ik-studien.de.

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