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Ger J Exerc Sport Res 2021 · 51:17–28 André Poweleit


https://doi.org/10.1007/s12662-020-00694-3 Zentrum für Sportlehrer*innenbildung (ZfSb) sowie Institut für Sportdidaktik und Schulsport, Deutsche
Eingegangen: 26. Juni 2020 Sporthochschule Köln, Köln, Deutschland
Angenommen: 23. November 2020
Online publiziert: 4. Januar 2021
© Der/die Autor(en) 2020
Fachkultur(en) in der Schule
Kollektive Wahrnehmungs-, Denk- und
Handlungsmuster von Sportlehrkräften

Die habituellen Wahrnehmungs-, Denk- genommen werden dabei auch Ursachen Ergänzung zu bestehenden qualitativen
und Handlungsmuster sozialer Akteure und Gründe (möglicher) Übertragungs- Studien (u. a. Ernst, 2018b; Volkmann,
nehmen einen wesentlichen Einfluss auf brüche. Die Perspektive der Fachkultur- 2008).
das tägliche Handeln und bestimmen im forschung dient dabei als theoretische(s) Zunächst wird einleitend die schul-
Kollektiv eine spezifische Ordnung in ei- Erklärungsmodell bzw. Reflexionsfolie, bzw. fachkulturelle Theorie überblicks-
ner Institution (Helsper, 2008; Liebau & um zu untersuchen, welche fachkul- artig erläutert, die für das vorab aufge-
Huber, 1985). Für die Implementierung turellen Wahrnehmungs-, Denk- und führte Erkenntnisinteresse die Grundla-
von (administrativ eingeforderten) In- Handlungsmuster seitens der Sport- ge bildet (Abschn. „Theoretischer Hin-
novationen in der Schule ist der Blick lehrkräfte einen im Lehrplankonzept tergrund – Schul- bzw. Fachkultur(en)
auf handlungsausrichtende (Schul- bzw. inhärenten Doppelauftrag begünstigen und curriculare Innovation(en)“). An-
Fach-)Kulturen gewiss aufschlussreich; bzw. hemmen. schließend werden die Anlage und Me-
denn inwiefern diese akzeptiert und rea- So soll mittels rekonstruierter habitu- thodik einer längsschnittlich angelegten
lisiert werden, hängt maßgeblich davon eller Deutungsmuster seitens der schuli- Evaluationsstudie zum luxemburgischen
ab, auf welche Weise sich die schulischen schen Akteure, die wiederum – zufolge Lehrplankonzept (Abschn. „Anlage und
Akteure mit den einhergehenden neu- einer vorliegenden Interdependenz – als Methodik – eine längsschnittlich ange-
en Erziehungs- und Bildungszielen einer Spiegelbild der kollektiv praktizierten legte Evaluationsstudie zum luxembur-
Reform identifizieren und inwiefern sich fachkulturellen Strukturen betrachtet gischen Lehrplankonzept“) sowie ausge-
diese in die (bisherigen) schul- bzw. fach- werden können (u. a. Ernst, 2015; Hu- wählte Ergebnisse (Abschn. „Ergebnis-
kulturellen Strukturen integrieren lassen ber, Liebau, Portele, & Schütte, 1983), se – fachkulturelle Denk- und Hand-
(Bennewitz, 2008; Terhart, 2013). In den ein Einblick gewonnen werden, in wel- lungsmuster im Schulsport“) dargestellt.
Worten von Künzli (1999) wird also ein chem Maße die curricularen Erziehungs- Im abschließenden Abschn. „Diskussi-
(innovativer)Lehrplan„nurinsoweitund und Bildungsziele in den pädagogisch- on und Ausblick“ werden hervorstechen-
insofern wirksam, als deren Vorgaben didaktischen Unterrichtsverständnissen de Erkenntnisse und Implikationen für
aufgehoben werden in einer nicht bloß berücksichtigt werden bzw. integriert die Fachkulturforschung im Zusammen-
rationalen, sondern habituellen Zustim- sind (Poweleit, 2018, 2019). Hierzu wur- hang der entfalteten theoretischen Über-
mung der unterrichtenden Lehrerschaft“ de ein quantitativer Zugang gewählt legungen diskutiert.
(ebd., S. 146). (Hericks & Körber, 2007)2, um fachkul-
Der vorliegende Beitrag schließt an turelle Konstrukte zu modellieren und Theoretischer Hintergrund –
Befunde eines längsschnittlich ange- damit kollektive Denk- und Handlungs- Schul- bzw. Fachkultur(en) und
legten Lehrplanevaluationsprojekts an strukturen einer Population abzubilden curriculare Innovation(en)
(Poweleit, 2019) und erweitert die dort und zu erörtern. Damit erweist sich die
erarbeiteten (empirischen) Ergebnisse. quantitative Erforschung der Fachkul- Der Kulturbegriff erfuhr im Zuge des
Primär gilt es, der Frage nachzugehen, tur als notwendige und lohnenswerte „cultural turns“ eine konzeptionelle
inwiefern ein (neuer) Lehrplan für das Wende, indem „kollektive Sinnsyste-
FachSportund das darinverankerte Kon- (Aschebrock, 2013). Zudem ist dieses Konzept me – Wissensordnungen, symbolische
zept eines erziehenden Sportunterrichts1 in den Lehrplänen verschiedener (Bundes-)Län- Codes, Deutungsschemata, Semantiken,
umgesetzt wird; besonders in den Blick der (Deutschland, Luxemburg, Schweiz und kulturelle Modelle – nicht mehr als
Österreich) die aktuell gültige pädagogische
Epiphänomene, sondern als notwen-
Grundlegung für den Schulsport.
1 Hinsichtlich der pädagogischen Ausrichtung, 2
dige Bedingung aller sozialen Praxis
Bei einer empirischen Fachkulturforschung
die mit dem Konzept eines erziehenden Sport- sind nach Hericks und Körber (2007) nicht nur wahrgenommen und [. . . ] ins Zentrum
unterrichts ausgewiesen wird, besteht seit qualitative, sondern auch quantitative Zugänge der sozialwissenschaftlichen Perspek-
geraumer Zeit eine fachdidaktische Einigkeit lohnenswert. tive gerückt“ werden (Reckwitz, 2006,

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S. 16–17). Im Anschluss daran lassen sich Es besteht demnach ein „Machtkampf “ geeignete unterrichtliche Arrangements,
auch (domänen)spezifische Kulturen als der Kollektive, die bemüht sind, ihre werden mittels fachlich geprägter Habi-
Komplex von Sinnsystemen fassen, mit (internalisierten) kulturellen Strukturen tusformen der Lehrkräfte transportiert
denen die Individuen ihre Wirklichkeit durchzusetzen, womit Schulkulturen (Hericks & Körber, 2007, S. 31).3 Dane-
erschließen und gleichzeitig ihr Han- weniger durch homogene, sondern viel- ben sind handlungsrahmende Faktoren,
deln ermöglichen bzw. einschränken mehr durch hybride Sinnordnungen die (von außen) eine Wirkung auf die
(u. a. ebd., S. 84; Böhme, Hummrich, & gekennzeichnet sind. Entsprechend las- schulischen Akteure ausüben, als weitere
Kramer, 2015, S. 12; Lüders, 2007, S. 8). sen sich in einer Institution gewiss ganz Merkmale einer schulischen Fachkultur
Um eine Schulkultur zu charakterisie- unterschiedliche Gruppen feststellen, zu kennzeichnen. Zum einen sind außer-
ren, ist unter Berücksichtigung der Aus- die differente pädagogische Denk- und schulische bzw. (allgemein) gesellschaft-
führungen des Hallenser Forschungs- Handlungsmuster vertreten und nach liche Fachverständnisse und -strukturen
verbunds (Helsper, Böhme, Kramer, & Dominanz streben; die Abweichungen von Bedeutung; denn eine Fachkultur
Lingkost, 2001)eine Interdependenzzwi- können z. B. fach- oder auch gene- wird nicht nur von innen, sondern auch
schen Struktur und Akteur anzunehmen. rationsspezifisch sein (Helsper, 2008, von außen – anhand der sie umgeben-
Damit erfolgt u. a. eine Orientierung an S. 71–73). Zusammenfassend erfolgt den gesellschaftlichen Kultur – begrün-
den grundlagentheoretischen Arbeiten eine Konstituierung einer Schulkultur det (Terhart, 2001, S. 95). Zum ande-
Bourdieus (z. B. Bourdieu, 1989, 2015a), über verschiedene innerschulische Ak- ren sind neben übergreifenden und in-
in denen von einer wechselseitigen Be- teurskonstellationen, und die (dort) be- dividuellen Schultraditionen gewiss auch
ziehung zwischen dem Habitus – als ein stimmenden Deutungen und Praktiken curriculare bzw. bildungspolitische Vor-
vielfältiges System an Wahrnehmungs-, werden über wiederholende Aushand- gaben und die dort enthaltenen fachwis-
Denk- und Handlungsmustern der Indi- lungsprozesse stets verstärkt oder auch senschaftlichen bzw. -didaktischen Kon-
viduen (Liebsch, 2010, S. 74) – und dem verändert (Idel & Stelmaszyk, 2015, zepte als (äußerer) Kontext zu nennen.
jeweiligen sozialen Feld – als ein sozia- S. 58). Die bis hierin aufgezeigten Kompo-
ler Raum mit spezifischen „Spielregeln“ Auch in den einzelnen Fächern – im nenten haben gewiss keinen Anspruch
(Reckwitz, 2010, S. 50) – ausgegangen Sinne einer (schulischen) Fachkultur – auf Vollständigkeit, da es eine Vielzahl
wird. Einerseits gehen aus den systemati- werden die (dominanten) kulturellen an rahmenden Faktoren gibt. Hierüber
schen Produkten des Habitus spezifische Charakteristiken einer Domäne aus- soll aber verdeutlicht werden, dass ver-
„Praxisformen und Repräsentationen“ gehandelt (Hericks & Körber, 2007, schiedene Elemente je nach kontextueller
hervor, die dann zusammengenommen S. 31). Entsprechend untersucht eine Präsenz stärker oder schwächer auf die
kulturelle Strukturen erzeugen. Anderer- Fachkulturforschung – angelehnt am Denk- und Handlungsmuster der Akteu-
seits werden die Merkmale und Maxime schulkulturellen Ansatz – kulturtheore- re bzw. auf die schulischen Fachstruktu-
– also die jeweiligen „Spielregeln“ eines tische Aspekte des außerschulischen und ren einwirken können (Poweleit, 2019,
sozialen Felds, die Teil der eigenen Sozia- schulischen Sports; in den Fokus rücken S. 43–45).
lisation sind bzw. waren – inkorporiert dabei fachkulturelle Strukturen, die zum Hierüber wird deutlich, dass eine Im-
und das Handeln wird danach ausge- einen für die Akteure handlungsleiten- plementierung eines Lehrplans nicht al-
richtet (Bourdieu, 1989, S. 277–281, de „Spielregeln“ einnehmen bzw. zum lein durch eine ministerielle Inkraftset-
2015a, S. 165). Hiernach werden ebenso anderen auch durch deren habituell her- zung stattfindet, sondern das (neue) Cur-
schulkulturelle „Strukturen als Ergeb- vorgebrachten Praktiken geprägt werden riculum und die darin festgeschrieben
nis des Handelns kollektiver Akteure (u. a. Ernst, 2018b; Thiele & Schierz, 2014; Erziehungs- und Bildungsziele müssen
begriffen [. . . ], die wiederum institu- Serwe, 2011). zu einem Teil der fachkulturellen Iden-
tionalisierte Handlungsrahmungen und Weiterführend wird aus der Perspek- tität einer Einzelschule und seiner Ak-
-möglichkeiten für konkrete Akteure tive der Schulsportforschung die schu- teure werden (ebd., 2018, 2019). Was ein
vorstrukturieren, aber auch durch deren lische Fachkultur betrachtet und deren Fach konstituiert, wird also nach Hericks
Handeln modifiziert und transformiert wesentlichen Merkmale skizziert: Eine und Körber (2007) weniger bzw. nicht
werden können“ (Helsper et al., 2001, zentrale Rolle für die Entstehung und nurdurchadministrative Beschlüsse oder
S. 24). Diese aufgestellte Theorie, dass Erhaltung der fachkulturellen Strukturen (korrespondierende) fachwissenschaftli-
eine Schulkultur über seine Akteure in der Schule nehmen die Fachlehrkräfte che Positionen begründet: „In der alltäg-
und deren Handlungen geprägt wird, ein, da sie diejenigen sind, die die (do- lichen Arbeit an den Schulen und im Un-
erweitern die Hallenser Autoren (ebd., minanten) Handlungspraktiken aushan-
S. 26) mittels mikropolitischer Ansätze: deln und in den Unterricht übertragen 3 Gleichwohl sindgenausospezifische fachliche

So wird in den Aushandlungsprozes- (Ernst, 2018b, S. 92–93; Lüders, 2007, Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler zu
sen der unterschiedlichen schulischen S. 8; Müller-Roselius, 2007, S. 15). Die in berücksichtigen, die auch handelnde Akteure
Akteure in erster Linie darauf abgezielt, einer Institution vorliegende handlungs- in der schulischen Fachkultur sind (u. a. Lüders,
2007). Allerdings liegt im vorliegenden Beitrag
selbst präferierte Denk- und Handlungs- leitende Fachcharakteristik, wie ihre kon- der Schwerpunkt auf den Lehrkräften, die in
strukturen zu behaupten und damit die stituierenden Elemente, ihr innerer Auf- ihrer Rolle wichtige Entscheidungsträger für die
dominanten „Spielregeln“ festzulegen. bau sowie ihre subjektiven Konzepte über Unterrichtsgestaltung sind.

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Zusammenfassung · Abstract

terricht sind die Fächer vielmehr durch Ger J Exerc Sport Res 2021 · 51:17–28 https://doi.org/10.1007/s12662-020-00694-3
Fachkulturen bestimmt, die in komple- © Der/die Autor(en) 2020
xen Prozessen der allgemeinen und fach-
lichen Sozialisation ihrer Angehörigen A. Poweleit
ausgeprägt werden“ (ebd., S. 32). Fachkultur(en) in der Schule. Kollektive Wahrnehmungs-, Denk-
In diesem Zusammenhang kann un- und Handlungsmuster von Sportlehrkräften
ter Rekurs auf das von Fend (2006, 2008)
entwickelte Rekontextualisierungskon- Zusammenfassung
Ausgangspunkt der im Beitrag verwendeten und Unterrichtsarrangements („Unterrichts-
zept erläutert werden, dass curriculare
Daten bildet eine längsschnittlich angelegte praktiken“) von Sportlehrkräften eruiert,
bzw. bildungspolitische Innovationen Evaluationsstudie zur Implementierung die weiterführend typisiert wurden. Über
nicht einfach – in Form eines „Top- eines (innovativen) Lehrplans in Luxemburg. eine Diskriminanzanalyse lassen sich drei
down-Durchgriffs“ (Altrichter, 2011) – In den Fokus rücken dabei fachkulturelle Gruppen klassifizieren, die typenspezifische
unmittelbar in die schulische bzw. un- Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsmus- Denk- und Handlungsmuster bzw. hybride
ter von Sportlehrkräften, um zu untersuchen, schulische Fachkulturen widerspiegeln
terrichtliche Praxis transferiert werden.
welche spezifischen Ausprägungen die und eine unterschiedliche Nähe zum
Vielmehr besteht in der Mehrebenen- Umsetzung des im Lehrplankonzept Lehrplankonzept aufweisen. Damit ergeben
struktur des Bildungssystems eine kon- verankerten erziehenden Sportunterrichts sich Rückschlüsse auf kollektive Denk- und
textuelle Präsenz übergeordneter, admi- eher begünstigen oder hemmen. Die Handlungsstrukturen einer Population, die
nistrativer Vorgaben, die nicht automa- Theorien der Schul- und Fachkulturforschung theoretisch eingeordnet und im Blick auf
werden überblicksartig aufgeführt und im ihre fachdidaktische Bedeutung diskutiert
tisch realisiert werden, sondern durch
Anschluss als Reflexionsfolien herangezogen, werden.
die darunterliegende Ebene zunächst um abgebildete fachkulturelle Strukturen
mal aufgegriffen, entsprechend rezipiert zu erklären. In der Fragebogenerhebung Schlüsselwörter
und schlussendlich handlungspraktisch des Lehrplanevaluationsprojekts wurden Schulsport · Curriculare Innovationen · Päd-
aufbereitet werden müssen (ebd.; Fend, sowohl didaktische Unterrichtsverständnisse agogische Denkmuster · Unterrichtspraktiken ·
(„pädagogische Denkmuster“) als auch Typisierung
2006, 2008). Inwiefern curricular einge-
präferierte Leistungsbewertungskriterien
forderte Erziehungs- und Bildungsziele
umgesetzt werden, liegt demnach in
der Verantwortung der Einzelschulen Disciplinary culture(s) in school. Collective patterns of perception,
und ihren Lehrkräften. Aufgrund von thought and action among physical education teachers
Rezeptionsschwierigkeiten oder auch
einer Nicht-Identifikation (z. B. auf Ba- Abstract
sis andersartiger fachkultureller Deu- The starting point for the data used in the arrangements (“teaching practices”) of
tungsmuster) sind in den mehrstufigen article is a longitudinal evaluation study physical education teachers were then
on the implementation of an (innovative) determined and further classified. Using
Schnittstellen des Schulsystems (Makro-,
curriculum in Luxembourg. The focus is a discriminant analysis, three groups can
Meso- und Mikroebene) sicherlich (nicht on physical education teachers’ subject- be classified, which reflect type-specific
intendierte) Übertragungsbrüche zu er- related patterns of perception, thinking and patterns of thought and action or hybrid
warten. Die habituellen Denk- und action, in order to examine which specific school-based disciplinary cultures and which
Handlungsmuster schulischer Akteure characteristics tend to favour or inhibit show varying degrees of proximity to the
the implementation of education-oriented curriculum concept. This allows conclusions
bzw. die strukturierenden „Spielregeln“
physical education, which is anchored in the to be drawn about the collective thought and
der Schul- bzw. Fachkultur(en) sind al- curriculum concept. The theories of school action structures of a population, which are
so entscheidend für den Umgang mit culture and disciplinary culture research are then classified theoretically and discussed in
(neuartigen) Vorgaben; somit ist davon listed in an overview and are then used as terms of their didactic meaning.
auszugehen, dass die darin verankerten reflective slides to explain the subject-related
structures shown. In the questionnaire survey Keywords
Erziehungs- und Bildungsziele einen Teil
of the curriculum evaluation project, didactic Physical education · Curricular innovations ·
der akzeptierten, rahmenden Faktoren teaching understanding (“pedagogical Pedagogical thinking · Teaching practices ·
sein müssen, damit eine entsprechende thinking patterns”), as well as preferred Typing
Umsetzung bzw. Übertragung in die performance evaluation criteria and teaching
Praxis erfolgt.

Anlage und Methodik –


eine längsschnittlich die sowohl durch eine Kompetenzori- zen, ist ein Lehrplan mit Kompetenzbe-
angelegte Evaluationsstudie entierung als auch eine pädagogische reichen und Bewegungsfeldern erstellt
zum luxemburgischen Ausrichtung im Sinne eines erziehenden worden, der den wesentlichen Prinzipi-
Lehrplankonzept Sportunterrichts gekennzeichnet ist. Um en (in diesem Fall: „Mehrperspektivität“,
sich vom vorherigen fertigkeits- und „Reflexion“ und „Selbsttätigkeit“) eines
In Luxemburg kam es vor etwa einer sportartenzentrierten Sportcurriculum erziehenden Sportunterrichts gerecht
Dekade zu einer curricularen Reform, aus den 1980er Jahren stark abzugren- werden soll. Insgesamt dienen dabei die

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nordrhein-westfälischen Richtlinien um basierend darauf ein Implementations- des Statistikprogramms Mplus 8 wurden
die Jahrtausendwende als Vorbild; der konzept bzw. Unterstützungsangebote schrittweise über explorative und konfir-
dort ausgewiesene Doppelauftrag stellt zu entwickeln (u. a. Schumacher, 2011; matorische Faktorenanalysen tragende
die pädagogische Grundlegung dar, in- Stibbe & Ingelmann, 2011).5 Im anschlie- Konstrukte erstellt (Reinecke, 2014), in-
dem sowohl übergreifende Haltungen, ßenden zweiten Schritt ist – wie oben dem auch nicht widerspruchsfreie Items,
Motive und soziale Handlungsformen als bereits aufgeführt – maßgebliches Ziel zu u. a. mit doppelter oder nicht akzepta-
auch sportspezifische Fähigkeiten und untersuchen, inwiefern das neu imple- bler Ladung, aussortiert wurden (unter
Fertigkeiten vermittelt werden sollen. mentierte Lehrplankonzept umgesetzt Beachtung der von Kline, 1994, S. 6
Somit werden in Form einer ganzheitli- wird (u. a. Poweleit, 2019). gekennzeichneten Richtwerte). Folglich
chen Herangehensweise die zusammen- Die in diesem Beitrag verwendeten entstanden die nachfolgenden Modelle
gehörenden Aufgaben Persönlichkeits- Daten gehen auf die in der zweiten aus einer zweifachen Selektion, indem ex-
entwicklung und Sacherschließung in Evaluationsstudie durchgeführte Frage- plorativ analysiert wird, welche Anzahl
gleicher Weise fokussiert. Eine Beson- bogenerhebung zurück, in der insgesamt an Faktoren inhaltlich und empirisch
derheit ist, dass eine Konkretisierung der 193 luxemburgische Sportlehrkräfte be- tragfähig ist. Die Passung der Variablen
pädagogischen Perspektiven über Kom- fragt wurden. Mit einer Rücklaufquote wird daraufhin bei den als konsistent
petenzschwerpunkte bzw. -erwartungen von 77,8 % liegt annähernd eine Vollerhe- herauskristallisierten Faktoren konfir-
erfolgt (innerhalb von Bewegungsfeldern bung vor und die prozentuale Verteilung matorisch geprüft, um unter Beachtung
mit einem weiten Sportverständnis), wo- der Stichprobe ist in Bezug auf Alter der Gütekriterien tragende Modelle zu
mit die bildungspolitisch eingeforderte und Geschlecht nahezu gleich mit der entwickeln (Muliak & Millsap, 2000;
Kompetenzorientierung eine pädago- Gesamtpopulation, die diese damit re- Reinecke, 2014).
gische Profilierung erfährt (MENFP präsentiert (vgl. ausführlich Poweleit, Im Blick auf die pädagogischen Denk-
[Ministère de l’Education nationale et 2019). muster zum Schulsport werden im ersten
de la Formation professionnelle], 2009; Modell Items gebündelt, die angelehnt
Schumacher, 2011; Stibbe & Ingelmann, Entwicklung der Konstrukte an einen erziehenden Sportunterricht
2011).4 Aufgrund seiner ganzheitlichen „pädagogische Denkmuster“ und eine pädagogische Akzentuierung offen-
Konzeption und Anlehnung an fachdi- „Unterrichtspraktiken“ baren und in Form einer „alternativen“
daktische Empfehlungen, wie mit einer Orientierung eher das Individuum und
Kompetenzorientierung im Schulsport In einem der Themenblöcke des Fra- seine Persönlichkeit(sbildung) in den
umgegangen werden sollte (u. a. Balz, gebogens (mit vierstufiger Ratingska- Mittelpunkt stellen. Demgegenüber sind
2007, 2011; Kurz, 2008), erhält der luxem- la) wurden die Sportlehrkräfte einer- im zweiten Modell Aussagen gesam-
burgische Lehrplan allgemein positive seits hinsichtlich ihres individuellen melt, die sich im Sinne einer „kon-
Rückmeldungen (Gogoll & Kurz, 2013; didaktischen Unterrichtsverständnis- servativen“ Ausrichtung überwiegend
Neumann, 2013). ses („pädagogische Denkmuster“) und an fertigkeits- und sportartenzentrier-
Den Ausgangspunkt dieses Beitrags zum anderen hinsichtlich präferier- ten Vermittlungskonzepten orientieren.
bildet eine längsschnittlich angelegte ter Leistungsbewertungskriterien und Bei dieser vorgenommenen Differen-
Trendstudie zum vorab dargestellten Unterrichtsarrangements („Unterrichts- zierung erfolgte ein Rückgriff auf die
(damals) innovativen luxemburgischen praktiken“) befragt.6 Unter Verwendung Ausführungen der Wuppertaler Arbeits-
Lehrplankonzept. In diesem Rahmen gruppe (2012), indem auf empirischer
wurden die einzelnen Phasen eines curri- 5 Eine Besonderheit ist, dass die luxemburgi- Basis enge und weite Verständnisse von
cularen Reformprozesses (Hübner, 1994) schen Sportlehrkräfte in die Entwicklung und Sportunterricht gekennzeichnet werden
wissenschaftlich begleitet und evaluiert. Implementation des neu einzuführenden Lehr- und Rückschlusse geben sollen, welche
plans demokratisch-partizipativ eingebunden
Im Zuge der Lehrplanentwicklung wur- Nähe bzw. Distanz die untersuchten
wurden(u. a.überInformationsveranstaltungen
den in einem ersten Evaluationsschritt bzw. Fachtagungen sowie online Diskussions- Lehrkräfte zu den (neuen) curricularen
die Sportlehrkräfte u. a. hinsichtlich ihrer foren), um zum einen bestimmte Maßnahmen Erziehungs- und Bildungszielen bzw.
Akzeptanz und ihres Verständnisses des transparent zu machen und zum anderen dem dort integrierten Doppelauftrag
innovativen Curriculums befragt, um auch eine Beteiligung zu ermöglichen. Da- (Individuum und Sache) aufweisen. Da
rüber hinaus ist das curriculare Konzept seit
der vorherige luxemburgische Lehrplan
2010 ein verpflichtender Bestandteil der Re-
4 Die pädagogischen Perspektiven in Luxem- ferendariatsausbildung mit entsprechender aus den 1980er Jahren überwiegend
burg unterscheiden sich insofern von der Prüfungsrelevanz (vgl. ausführlich Schumacher, einem Sportartenprogramm mit einer
Konzeption aus Nordrhein-Westfalen (z. B. MSW 2011; Stibbe & Ingelmann, 2011). einseitigen Fertigkeitsorientierung folg-
NRW, 2014), als die Perspektiven „Gesund- 6 Bei der Erstellung der Fragebatterien erfolgte te – im Sinne einer „konservativen“
heit“ und „Wahrnehmung“ einen gemeinsamen u. a. eine Anknüpfung an erprobte Konstrukte
Kompetenzbereich darstellen und die Per- mit ähnlichen Forschungsschwerpunkten (z. B.
spektivierung um den Kompetenzbereich Meier, Ruin, & Leineweber, 2017; Stibbe & Items unter Rückgriff des zu untersuchenden
„Spielorientierung“ erweitert wird (Näheres Ingelmann, 2011); dabei wurde darauf geachtet, Lehrplankonzepts sowie wissenschaftlicher Er-
zum Lehrplankonzept aus Luxemburg: u. a. dass akzeptable Werte bei den Tests der Güte- örterungen selbstständig konstruiert (Näheres
Schumacher, 2011). kriterien vorliegen. Des Weiteren wurden die zur Fragebenkonstruktion vgl. Poweleit, 2019).

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Ausrichtung (Balz, 2009) –, der auch über Faktorenanalysen ein Konstrukt zu identifizieren, welches Verständnis
„bis zuletzt eine ungebrochene Akzep- zu Unterrichtspraktiken entwickelt, das von Sport(unterricht) die luxemburgi-
tanz bei den Sportlehrkräften verbuchen innerhalb eines zweifaktoriellen Modells schen Sportlehrkräfte vertreten, wurden
konnte“ (Schumacher, 2011), galt es verschiedene Leistungsbewertungskrite- die Mittelwerte der beiden modellierten
über die Systematik unterschiedlicher rien und Unterrichtsarrangements zu- Denkmuster („alternativ“ und „konser-
fachdidaktischer Konzepte spezifische sammenfasst und differenziert. So sind vativ“, vgl. vorheriger Unterabschnitt)
pädagogische Denkmuster seitens der die gesammelten Handlungspraktiken in nebeneinandergestellt und zusammen
untersuchten Lehrkräfte abzubilden. Die den zwei herauskristallisierten Faktoren interpretiert. Die Systematisierung an
Perspektive der Fachkulturforschung zum einen eher individuums- und zum unterschiedlichen Ausprägungen der
wird weiterführend als theoretische(s) anderen eher fertigkeitsorientiert. Bei Denkmuster sollte mittels Clusteranaly-
Erklärungsmodell bzw. Reflexionsfolie Ersterem sind u. a. kooperative, problem- sen vorgenommen werden, die allerdings
herangezogen, um die Ursachen und lösende sowie reflexive Inszenierungen zu keiner inhaltlich logischen Anord-
Gründe möglicher curricularer Übertra- gebündelt, die gut zur Verwirklichung nung führten; aus diesem Grund fand
gungsbrüche bzw. Rekontextualisierun- des curricular verankerten Doppelauf- die Gruppierung bzw. Typisierung über
gen – Abschn. „Theoretischer Hinter- trags geeignet sind (z. B. Prohl, 2012; eine selbstentwickelte Systematik statt.
grund – Schul- bzw. Fachkultur(en) und Stibbe, 2013; Serwe-Pandrick, 2013b). Für jeden einzelnen Probanden wurde
curriculare Innovation(en)“ – zu inter- Demgegenüber sammelt Letzteres Unter- eine Mittelwertdifferenz erstellt, indem
pretieren. So kann hierüber der Blick richtsformen, die eine Vermittlung und der Wert des „konservativen“ Modells
geschärft werden, welche Denk- und Evaluation motorischer bzw. sportartbe- vom Wert des „alternativen“ Modells
Handlungsmuster dem Reformkonzept zogener Fertigkeiten in den Mittelpunkt abgezogen wurde. Die daraus entstande-
gerecht werden.7 rücken, was eher der vorherigen, älte- nen Differenzresultate aller untersuchten
Die Gütekriterien der Modelle sind ren Lehrplanausrichtung in Luxemburg Sportlehrkräfte befinden sich in einem
nach den in der Literatur empfohlenen entspricht. Die Gesamtfits des zweifak- Bereich zwischen –1,1 und 2. Aus dieser
Cut-off-Werten (u. a. die Übersicht von toriellen Modells offenbaren akzeptable Spanne werden letztendlich drei gleich
Weiber & Mühlhaus, 2014, S. 222) in bis gute Werte: χ2 (34) = 44,59, p > 0,10; große Teile klassifiziert (Balz, 2009)8.
einem akzeptablen bis guten Bereich: RMSEA = 0,04; χ2/df = 1,3; SRMR = 0,05; Damit ergibt sich folgende Anordnung:
1. Modell „alternative Denkmuster“: χ2 CFI = 0,92; TLI = 0,89. Der Typ „konservativ“ wird im unte-
(5) = 11,21, p = 0,05; RMSEA = 0,08; Im vorliegenden Beitrag liegt der ren, durchgehenden Minusbereich abge-
χ2/df = 2,2; SRMR = 0,04; CFI = 0,95; Schwerpunkt nicht auf der Modellie- bildet und offenbart verstärkt konserva-
TLI = 0,89 rung dieser Konstrukte, weshalb sowohl tive Denkmuster. Im mittleren Bereich
2. Modell „konservative Denkmus- die methodische Vorgehensweise als findet sich der Typ „indifferent bzw. in-
ter“: χ2 (35) = 39,75, p > 0,10; auch die inhaltliche Begründung in termediär“ wieder, dessen Grundhaltung
RMSEA = 0,03; χ2/df = 1,1; gekürzter Form erfolgt; genauso kön- zu den Konstrukten eher ausgeglichen ist.
SRMR = 0,05; CFI = 0,96; TLI = 0,95 nen die einzelnen, manifesten Variablen Eine höhere Zustimmung zu den alter-
(siehe exemplarisch Abschn. „Typenspe- nativen Denkmustern bekundet der Typ
Vor dem Hintergrund, dass präferierte zifische Denk- und Handlungsmuster“) „alternativ“ und liegt im obersten Wer-
Vermittlungsformen und Kriterien der nicht komplett vorgestellt werden (Nä- tebereich (vgl. weiterführend Poweleit,
Leistungsbewertung – als spezifische heres hierzu ist unter Poweleit, 2019 2018, 2019).
unterrichtliche Praktiken – ein Indiz zu finden). Im weiteren Verlauf werden
für ein bestimmtes Sportunterrichtsver- diese Gebilde für die Typisierung der Ergebnisse – fachkulturelle
ständnis sind, waren auch diese Aspekte Sportlehrkräfte aufgegriffen. Denk- und Handlungsmuster im
für die Analyse von Relevanz. Neben den Schulsport
Denkmustermodellen wurde also auch Typisierung pädagogischer
Denkmuster im Schulsport An die im vorherigen Abschnitt darge-
stellten Befunde (Poweleit 2018, 2019)
7 Da eine governancetheoretische Betrach- Als Orientierung diente die Studie der
tung – in Form des Rekontextualisierungs- Wuppertaler Arbeitsgruppe (2012), die
konzepts – weniger erklärend bzw. theo- 8 Im sportdidaktischen Diskurs können prin-
im Hinblick auf Schulsportkonzepte
rieentwickelnd ist (Serwe-Pandrick, 2013a, zipiell drei Positionen unterschieden werden.
S. 47–48), aber mit verschiedenen Theoriean- abweichende Sportverständnisse un- Die erste konzeptionelle Ausrichtung rückt das
sätzen kompatibel ist (Blumenthal, 2005), dient terschieden und hierüber differente Individuum in den Mittelpunkt und die zweite,
die Perspektive der Fachkulturforschung als Typen an Sportlehrkräften gebildet gegenüberliegende in erster Linie die Sache. Die
Erklärungsmodell; denn als theoretische Kon- hat. Im Anschluss daran wurde eine dritte, dazwischenliegende Orientierung nimmt
struktion einer governancebezogenen Analyse ähnliche Unterteilung in alternative, beide Bausteine auf und fokussiert – im Sinne
können nach Altrichter (2015) „insbesondere eineserziehendenSportunterrichts–sowohldie
,strukturierte‘ und ,strukturbildende‘ Handlungen konservative und dazwischenliegende Sache als auch das Individuum (Balz, 2009). Auf
einen Zugang zu der Spezifität sozialer Ordnung Bereiche vorgenommen und eine ähn- Basis dieser Unterteilung erfolgte schließlich die
verschaffen“ (ebd., S. 38). liche Typenbezeichnung gewählt. Um Klassifizierung.

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Übersicht

gilt es nun anzuknüpfen und die (empi- stufen. Zur Beurteilung der Gütemaße auch die Präferenz bestimmter Unter-
rischen) Ergebnisse weiterzuentwickeln. der Diskriminanzfunktionen zeigt die richtspraktiken die drei Typen (höchst)
Die Typen zu den pädagogischen Wilks-Lambda-Statistik mit 0,26 bei signifikant trennen. Wie die Wilks-
Denkmustern im Schulsport wurden beiden Funktionen ein höchst signi- Lambda-Statistik dokumentiert, erfolgt
manuell konstruiert (vgl. Abschn. „Typi- fikantes Ergebnis (p < 0,001), d. h. die die Trennung der Gruppen weniger über
sierung pädagogischer Denkmuster im Gruppen können hierüber differenziert die zweite (nicht signifikant), sondern
Schulsport“), weshalb diese weiterfüh- werden; die zweite Funktion weist je- vor allem über die beiden Funktionen
rend mittels eines strukturenprüfenden doch mit p > 0,05 keine Signifikanz auf, (p < 0,001; Wilks-Lambda = 0,25).13 Das
Verfahrens untersucht werden sollen. womit diese nicht wesentlich zur ty- Klassifizierungsergebnis dieser Analy-
Über eine in SPSS 26 durchgeführte penspezifischen Trennung beiträgt (vgl. se – die sowohl Denkmuster als auch
Diskriminanzanalyse (Bühl, 2019) wird ebd.).11 Alles in allem ist aus den Klas- Unterrichtspraktiken einbezieht – führt
zum einen die Richtigkeit der vorgenom- sifizierungsergebnissen zu entnehmen, auf, dass 99,4 % der gruppierten Fälle
menen Klassifizierung geprüft und zum dass – im Rahmen der gewählten Mo- korrekt klassifiziert sind.
anderen, ob sich die verschiedenen Grup- dellanalysen – 96,4 % der ursprünglich Aus der Darstellung der Typen im Dis-
pen nicht nur über ihre Denkmuster, gruppierten Fälle korrekt zugeordnet kriminanzraum (. Abb. 2) ist zu erken-
sondern ebenso über spezifische Unter- wurden. nen, dass die Mehrheit der Sportlehr-
richtspraktiken erklären lassen und ob Für die nachfolgenden Analysen kräfte dem „indifferenten bzw. interme-
sich die klassifizierten Typen hinsichtlich werden die ursprünglichen bzw. an- diären“ Typen zugeordnet sind. Die Be-
dieser Variablen signifikant unterschei- ders vorhergesagten Klassifizierungen zeichnung drückt aber bereits aus, dass
den (Backhaus, Erichson, Plinke, & korrigiert12 , und mit dieser Anpassung die ausgeglichene Zustimmung zu beiden
Weiber, 2018, S. 204–205). wird eine weitere Diskriminanzanalyse Denkmustern mehrdeutig zu betrachten
sowie ergänzend Varianzanalysen mit ist: Zum einen könnte die Ambivalenz
Diskriminanzanalyse (post-hoc) Tukey-Test durchgeführt, um als indifferent interpretiert werden, da
zu prüfen, ob die drei Typen signifikante die Verhältnisse einzelner Items in den
In Anlehnung an die Ausführungen Unterschiede hinsichtlich präferierter Modellen eher gegensätzlich bzw. wider-
von Backhaus et al. (2018) und Bühl Handlungspraktiken aufweisen und ne- sprüchlich sind. Zum anderen könnte
(2019) wurden einführend die unab- ben spezifischen Denkmustern auch diese Ausgeglichenheit genauso als inter-
hängigen Variablen separat hinsichtlich darüber gut differenziert werden kön- mediär beschrieben werden, indem – im
ihrer diskriminatorischen Eignung un- nen. Sinne des Doppelauftrags eines erziehen-
tersucht. Der Gleichheitstest der Grup- den Sportunterrichts – sowohl sacher-
penmittelwerte ergibt, dass sowohl bei Typenspezifische Denk- und schließende als auch persönlichkeitsbil-
den alternativen (F [2, 166]9 = 61,26; Handlungsmuster dende Denk- und Handlungsmuster glei-
p < 0,001) als auch den konservativen (F chermaßen fokussiert werden. Demge-
[2, 166] = 32,03; p < 0,001) Denkmustern Ähnlich wie in der vorgeschalteten Ana- genüber offenbaren die Typen „alterna-
höchst signifikante Unterschiede zwi- lyse weisen sowohl die beiden Denk- tiv“ und „konservativ“ schließlich ein-
schen den drei Typen (vgl. vorheriger muster als auch die Unterrichtspraktiken seitigere Tendenzen. Ersterer ist durch
Abschnitt) vorliegen; zudem sind die signifikante Unterschiede zwischen den eine höhere Zustimmung an alternati-
Effektstärken10 mit η2 = 0,42, ω2 = 0,42 drei korrigierten Typen auf, und es be- ven Denkmustern und individuumsori-
bzw. η2 = 0,28, ω2 = 0,27 als groß einzu- stehen mittlere bis große Effektstärken, entierten Praktiken (bestehend aus be-
wie . Abb. 1 zusammenfasst und über vorzugten Leistungsbewertungskriterien
das Liniendiagramm veranschaulicht. und Unterrichtsarrangements) gekenn-
9 Wie häufig in SPSS-Analysen werden die im
Damit zeigt sich, dass sowohl die zeichnet, wohingegenletztererdurcheine
Datensatz vorkommenden fehlenden Werte
(Missing Values) listenweise gelöscht, sofern Ausprägung spezifischer Denkmuster als Präferenz von konservativen Denkmus-
mehrere Variablen aufeinander bezogen wer- tern und fertigkeitsorientierten Prakti-
den. Die fehlenden Werte in den Variablen ken charakterisiert ist. Dies kann auch
können als zufällig interpretiert werden, da 11 Die erste Funktion leistet eine Varianzaufklä- anhand ausgewählter manifester Varia-
kein systematischer Zusammenhang zwischen rung von 99,8 % und die zweite Funktion nur blen aus dem Modell „Unterrichtsprak-
den Missings und den jeweiligen Inhalten zu von 0,2 %; in dieser Analyse werden die ers-
beobachten ist; demnach kann gemeinhin von tiken“ (vgl. Abschn. „Entwicklung der
ten zwei kanonischen Diskriminanzfunktionen
„missing completely at random“ ausgegangen verwendet. Konstrukte ,pädagogische Denkmuster‘
werden (Schendera, 2007, S. 136; Schnell, Hill, & 12 Über die individuellen Klassifizierungsergeb- und ,Unterrichtspraktiken‘“) näher ver-
Esser, 2011, S. 458–459). nisse (SPSS Output) werden die vorhergesagten anschaulicht werden:
10 In diesem Beitrag werden neben den p-Wer- Gruppenzugehörigkeiten mit einem Stern- So werden z. B. „normierte Kriterien“
ten die Effektstärkemaße η2 (Eta-Quadrat) und chen markiert, falls diese einer anderen bzw. zur Leistungsbewertung sowie „Trai-
ω2 (Omega-Quadrat)angegeben.Diesbezüglich falschen Gruppe zugeordnet sind. Gleichzeitig
stehen Werte ab 0,01 für einen kleinen, ab 0,06 wird die tatsächliche Zugehörigkeit eines Ele-
13
für einen mittleren und ab 0,14 für einen großen ments angegeben bzw. entsprechend korrigiert 99,3 % der Varianzaufklärung erfolgt über die
Effekt (Cohen, 1988; Field, 2013). (Backhaus et al., 2018, S. 248–250). erste Funktion.

22 German Journal of Exercise and Sport Research 1 · 2021


Typ "konservativ" Typ "indifferent/intermediär" Typ "alternativ"

Hoch 4

3
Ausprägung
bzw. Präferenz
der Konstrukte
2

Gering 1
Alternative Konservative Individuumsorientierte Fertigkeitsorientierte
Denkmuster Denkmuster Praktiken Praktiken Abb. 1 9 Typenspezifische
F (2, 154) = 65.26; F (2, 154) = 26.82; F (2, 154) = 9.06; F (2, 154) = 6.76; Ausprägung bzw. Präferenz
p < .001; η² = 0.46; p < .001; η² = 0.26; p < .001; η² = 0.11; p = .002; η² = 0.08; der Konstrukte „Denkmus-
ω² = 0.45 ω² = 0.25 ω² = 0.09 ω² = 0.07 ter“ und „Unterrichtsprakti-
ken“

indem eines geringer bzw. mehr befür-


wortet wird als das andere (jeweils in
umgekehrter Weise); der „indifferen-
te bzw. intermediäre“ Typ ist weniger
eindimensional und zieht Aspekte aus
beiden Richtungen heran. Auffällig ist
mit Blick auf die Mittelwertdifferenzen,
dass die geringere Berücksichtigung von
fertigkeitsorientierten Praktiken sowie
die höhere Beachtung von individu-
umsorientierten Praktiken durch die
Lehrpersonen mit „alternativer“ Klas-
sifizierung im Vergleich zu den beiden
anderen Gruppen signifikant ist; zudem
liegt die stärkere Berücksichtigung von
individuumsorientierten Unterrichts-
praktiken durch die „indifferenten bzw.
intermediären“ gegenüber den „konser-
vativen“ Typen auf der Signifikanzgrenze
von 0,05.
Bei genauer Betrachtung der beiden
Denkmuster ist aus den Mehrfachverglei-
Abb. 2 8 Darstellung der Typen im Diskriminanzraum
chen der Post-hoc-Tests zu entnehmen,
dass deren Ausprägung durchgehend
ningsformen bzw. Zirkeltraining“ als stärkt durch Personen mit alternativer zwischen allen Gruppen signifikant un-
Vermittlungswege im Mittel am häu- Ausrichtung genutzt; der Unterschied terschiedlich ist. Ähnlich wie bei den
figsten von Sportlehrkräften mit konser- zwischen den Gruppen ist signifikant Unterrichtspraktiken ist eine typenspezi-
vativer Orientierung herangezogen; der (F [2, 154] = 4,41; p = 0,01; η2 = 0,05, fische Nähe oder Distanz zu bestimmten
Unterschied zwischen den Gruppen ist ω2 = 0,04 bzw. F [2, 154] = 9,93; p < 0,001; pädagogischen Sichtweisen zu erkennen
signifikant (F [2, 154] = 3,94; p = 0,02; η2 = 0,11, ω2 = 0,10). Insgesamt lässt sich oder eben – in Form der „mittleren“
η2 = 0,05, ω2 = 0,04 bzw. F [2, 154] = 3,86; über die Post-hoc-Tests festhalten, dass Gruppe – auch eine doppelte Orientie-
p = 0,02; η2 = 0,05, ω2 = 0,04). Demge- die Abweichung hinsichtlich der Nut- rung. In . Tab. 1 werden ausgewählte
genüber werden u. a. „sozialkompetentes zung von individuums- und fertigkeit- Variablen aus den Denkmuster-Mo-
Handeln“ als Evaluationskriterium so- sorientierten Unterrichtspraktiken vor dellen (vgl. Abschn. „Entwicklung der
wie „Gesprächs- bzw. Reflexionsphasen“ allem über die Gruppen „alternativ“ Konstrukte ,pädagogische Denkmuster‘
als methodische Inszenierungsform ver- und „konservativ“ beschrieben werden, und ,Unterrichtspraktiken‘“) und ih-

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Übersicht

Tab. 1 Ausgewählte manifeste Variablen aus den Denkmuster-Modellen und ihre Einschätzung durch die drei Typen (von 1 =stimme nicht zu bis
4 = stimme zu)
Typ Typ Typ F (2, 154), p, η2 & ω2
alternativ (M) indifferent/intermediär konservativ (M) (bzgl. Typen)
(M)
Manifeste Variablen „alternative Denkmuster“
Das Aufzeigen individueller Motive für das 3,70 3,34 2,56 F = 23,31
Sportreiben ist eine bedeutende Aufgabe p < 0,001
des Sportunterrichts
η2 = 0,23
ω2 = 0,22
Die Schülerinnen und Schüler in ihrer 3,87 3,24 2,67 F = 30,71
Persönlichkeitsbildung zu fördern und ihnen p < 0,001
die Weite der Bewegungs-, Spiel- und
η2 = 0,29
Sportkultur aufzuzeigen sind für mich
gleichwertige Ziele im Sportunterricht ω2 = 0,27
Ich finde es wichtig, Bewegungshandlungen 3,67 3,10 2,44 F = 29,41
bzw. -erfahrungen mit der Klasse zu p < 0,001
reflektieren
η2 = 0,28
ω2 = 0,27
Manifeste Variablen „konservative Denkmuster“
Wenn ich in meinem Sportunterricht 2,27 2,71 2,89 F = 6,71
Reflexionsphasen einbaue, geht es mir p = 0,002
primär darum, sportartbezogene Techniken
η2 = 0,08
und Taktiken zu besprechen
ω2 = 0,07
Um effektives Üben, Trainieren und 2,43 2,99 3,11 F = 9,89
Wettkämpfen zu ermöglichen, sollten die p < 0,001
Schülerinnen und Schüler in
η2 = 0,11
leistungshomogene Gruppen unterteilt
werden ω2 = 0,10
Objektiv erfassbare Kriterien, wie eine 2,23 2,76 3,06 F = 11,07
gelungene motorische Ausführung in den p < 0,001
Sportarten, sind das Hauptkriterium meiner
η2 = 0,13
Leistungsbewertung
ω2 = 0,11

re Einschätzung durch die drei Typen Diskussion und Ausblick Mit Blick auf andere empirische Studi-
exemplarisch dargestellt, um die Unter- en werden Unterteilungen ähnlicher Art
schiede der pädagogisch-didaktischen Über die abgebildeten Denk- und Hand- vorgenommen: Balz, Frohn, Neumann,
Unterrichtsverständnisse zwischen den lungsmuster seitens der Lehrkräfte, die und Roth (2013) beschreiben z. B. „Die
Gruppen bzw. die vorab beschriebenen wiederum als Spiegelbild der kollektiv Angekommenen“, „Die Suchenden“ und
Tendenzen nochmals vertiefend – auf praktizierten fachkulturellen Strukturen „Die Unbeeindruckten“, die unterschied-
manifester Ebene – zu verdeutlichen. Die betrachtet werden können, konnte ein lich mit den in der Analyse fokussierten
Mittelwerte unterscheiden sich (höchst) Einblick gewonnen werden, in welchem curricularen Ansprüchen umgehen. In
signifikant und die Effektstärken indi- Maße die curricularen Erziehungs- und Bezug auf eine pädagogische Perspekti-
zieren eine mittlere bis große praktische Bildungsziele in den pädagogisch-didak- vierung werden des Weiteren in den Aus-
Bedeutsamkeit. tischen Unterrichtsverständnissen inte- führungen von Hapke (2018) die Typen
Abschließend kann festgehalten wer- griert sind und inwiefern dadurch ein „modern“, „konservativ“ und „inkonsis-
den, dass die unterschiedlichen Typen im Lehrplan inhärenter Doppelauftrag tent“ unterschieden.
verschiedene Denk- und Handlungs- eines erziehenden Sportunterrichts be- Die in diesem Beitrag vorgenomme-
muster beschreiben können, die gewiss günstigt bzw. gehemmt wird. Nach den ne Typisierung kann unter Berücksichti-
verhaltensausrichtend für das alltägliche im Beitrag vorgestellten Ergebnissen las- gung dieser Befunde vertiefend diskutiert
schulische Handeln sind und darüber sen sich drei Typen differenzieren, die bzw. hinsichtlich ihrer Bedeutung inter-
hinaus auch konstituierend für kollektiv eine unterschiedliche Gewichtung von pretiert werden. So kennzeichnet die als
gelebte fachkulturelle Strukturen sein Denk- und Handlungsmustern und da- „indifferent“ bezeichnete Gruppe jene
können. mit eine größere oder geringere Nähe Sportlehrkräfte, die – ähnlich wie die
zum pädagogischen Konzept des luxem- „Suchenden“ (Balz et al., 2013) – das
burgischen Curriculums darlegen. Lehrplankonzept allgemein akzeptieren

24 German Journal of Exercise and Sport Research 1 · 2021


und auch realisieren wollen. Allerdings Lehrpersonen eher durchweg als „in- zentrierten) Sport-Praktiken – vergleich-
erfolgt die Umsetzung nicht durchgängig different“ anzusehen, die zwischen den bar mit der dargestellten „konservativen“
ohne Brüche, da Rezeptionsschwierig- beiden sie umrahmenden (Extrem-)Po- Orientierung – gegen (konträre) Innova-
keiten und Unsicherheiten bestehen, len, instabil hin- und herschwanken tionen gemeinhin (dauerhaft) resistent
wie bestimmte Ziele und Inhalte in die und denen damit eine bruchlose Um- sind. Damit würden sie aufgrund von
Unterrichtspraxis übertragen werden setzung der curricularen Erziehungs- Beharrungstendenzen, eher geschlosse-
sollen. Demgegenüber könnten die „in- und Bildungsziele nicht stetig gelingt ne Sinnsysteme als entwicklungsoffene
termediären“ Lehrpersonen eine Gruppe (vergleichbar der „Inkonsistenten“ in Gebilde darstellen (u. a. Serwe-Pand-
beschreiben, die – wie die „Angekomme- Hapke, 2018, S. 35); möglicherweise rick, 2013b; Schierz, 2013; Schierz &
nen“ (ebd.) sich mit dem curricularen finden sich hier Lehrkräfte mit einer dis- Miethling, 2017). Gleichwohl spricht die
Konzept und dem darin verankerten paraten (Sport-)Sozialisation wieder, bei gegensätzliche, „alternative“ Ausrich-
Doppelauftrag identifizieren und ihren denen (biographisch geprägte) konträre tung einiger Lehrkräfte auch für einen
Unterricht entsprechend gestalten. Erziehungs- und Bildungsziele zu schwer möglichen Wandel, indem die dort ge-
Der „konservative“ Typ ist in der aufzulösenden Spannungen im Unter- lebten Denk- und Handlungsmuster die
weiteren Folge ein Abbild jener Lehr- richtsalltag führen (Volkmann, 2008; „Spielregeln“ einer (dominanten) schuli-
kräfte, die sich vom pädagogischen Lehr- Wuppertaler Arbeitsgruppe, 2012). schen Fachkultur durchaus umgestalten
plankonzept distanzieren, andersartige Insgesamt geht damit die Problema- können.
fachkulturelle Denk- und Handlungs- tik einher, dass die Mehrheit der be- Aus der im Beitrag vorgenommenen
muster innehaben – im Sinne einer fragten Sportlehrkräfte den Typen an- Klassifizierung geht schließlich hervor,
traditionell-fertigkeitsorientierten Fach- gehört, die entweder Rezeptionsschwie- dass eine schulische Fachkultur weniger
kultur – und basierend darauf das eigene rigkeiten oder eben andersartige fach- homogen, sondern vielmehr hybrid orga-
unterrichtliche Handeln ausrichten, wo- kulturelle Denk- und Handlungsmuster nisiert ist; über institutionelle Aushand-
mit die curricularen Erziehungs- und aufweisen. lungsprozesse streben die unterschied-
Bildungsziele nicht herangezogen wer- Auf die aufscheinenden Umsetzungs- lichen Gruppen mit ihren spezifischen
den bzw. keinen rahmenden Faktor – bzw. Verständnisprobleme ist insofern Fachverständnissen nach Dominanz
Abschn. „Theoretischer Hintergrund – zu reagieren, dass diese gezielt aufzugrei- – vgl. Abschn. „Theoretischer Hinter-
Schul- bzw. Fachkultur(en) und curri- fen sind, um Unterstützungsangebote zu grund – Schul- bzw. Fachkultur(en) und
culare Innovation(en)“ – darstellen (vgl. generieren. In Luxemburg wurde z. B. curriculare Innovation(en)“. Diesbezüg-
die „Unbeeindruckten“ nach Balz et al., ein „Good Practice Day“ gestaltet, um lich ist auffällig, dass die Lehrkräfte des
2013 und der gleichnamige Typ in Hapke, intransparente Ziele und Inhalte über Typs „konservativ“ und entsprechen-
2018). In stärkerer Anlehnung an Hapke praktische Beispiele zu verdeutlichen der traditionell-fertigkeitsorientierter
(2018) und ihrem „modernen“ Typ lässt und Hemmschwellen hinsichtlich an- Position, häufig und übereinstimmend
sich die in diesem Beitrag erarbeitete „al- dersartiger bzw. neuer pädagogischer angeben, dass innerhalb ihres Kollegiums
ternative“ Klassifizierung ebenso als jene Ausrichtungen abzubauen. Damit geht Konsens über die allgemeine pädagogi-
Sportlehrkräfte charakterisieren, die – auch die Hoffnung einher, dass (tiefver- sche Gestaltung besteht; im Gegensatz
wie die „Angekommenen“ (s. oben) – ankerte) Denk- und Handlungsmuster dazu stimmt die Gruppe der „alter-
einem im Lehrplanintegriertenerziehen- einer traditionell-fertigkeitsorientierten nativen“ Lehrpersonen dieser Aussage
den Sportunterricht nachkommen; denn Fachkultur durch entsprechende Sen- deutlich weniger zu. Scheinbar erfahren
sie bekunden geringfügige Brüche zu den sibilisierung verändert bzw. erweitert die „konservativen“ Typen hinsichtlich
fachdidaktischen Ansprüchen und stel- werden. Gewiss kann damit Übertra- ihrer Denk- und Handlungsmuster eine
len gemeinhin einen Gegenpol zu den gungsbrüchen gut begegnet werden, die Bekräftigung und begreifen diese als do-
„Konservativen“ dar (ebd., S. 34–35). mehr in Rezeptionsschwierigkeiten und minante „Spielregeln“ ihrer schulischen
Vor allem im Hinblick auf die prä- weniger in konträren Fachverständnissen Fachkultur (Poweleit, 2019, S. 312). Ge-
ferierten Handlungspraktiken werden begründet sind. So ist (domänenüber- nauso besteht die Möglichkeit, dass die
unterrichtliche Inszenierungsformen – greifend) noch weitgehend unscharf, Lehrkräfte ihren (internalisierten) Po-
wie problemorientierte bzw. kooperative welcher Einfluss auf (stark) habitu- sitionen, die neuen bildungspolitischen
Vermittlungsmethoden sowie Reflexi- ell verankerte Sichtweisen (tatsächlich) Ansätzen nicht entsprechen, eine nach
onsphasen – herangezogen, die einem ausgeübt werden kann bzw. welche An- wie vor uneingeschränkte Gültigkeit
erziehenden Sportunterricht gut gerecht lässe und (einzelne) (Bildungs-)Prozesse auf praktischer Ebene zuschreiben und
werden können (u. a. Prohl, 2012; Serwe- zu einer weitreichenden Professionali- damit versuchen, (weiterhin) eine Legiti-
Pandrick, 2013b; Stibbe, 2013), indem sierung – in Form einer Habitus-Mo- mation im Kollegium bzw. in der Schule
nicht nur die Sache, sondern im Sinne difikation – führen (u. a. Koller, 2018). zu erzeugen. Dies käme dem von Bour-
des Doppelauftrags auch das Individu- Damit geht auch die Frage einher, inwie- dieu (2015b, S. 114–117) beschriebenen
um hinreichend berücksichtigt wird. fern schulische Fachkulturen und deren Hysteresis-Effekt gleich, der den Habitus
In diesem Zusammenhang wären die vermeintlich (historisch) eingespielten, vor kritischer Befragung schützt und
der „mittleren“ Gruppe eingeordneten traditionellen (übungs- bzw. trainings- (sich selbst) eine relativ konstante Welt

German Journal of Exercise and Sport Research 1 · 2021 25


Übersicht

konstruiert, die eigene (zeitlich veraltete) Sportkultur die damit einhergehenden sowohl Individualität als auch Kollekti-
Dispositionen verstärkt und andersar- (veränderbaren praktischen) Herausfor- vität berücksichtigt und untersucht.
tige, innovative Ordnungen beharrlich derungen (kontinuierlich) zu erarbeiten Hierüber werden aber gleichzeitig die
ablehnt. In diesem Zusammenhang ist (Meier & Ruin, 2018, S. 167–177). Zum Grenzen der jeweiligen Zugänge deut-
auch aus den Untersuchungen von Ernst anderen sind schließlich die Studie- lich. Aus der im Beitrag vorgenomme-
(2018a, 2018b) und Volkmann (2008, renden und Lehrkräfte hinsichtlich des nen quantitativen Analyse geht zwar ein
2018) im Setting Schulsport zu entneh- Umgangs von Gegensätzlichkeit bzw. allgemeines, „äußeres Bild“ einer Fach-
men, dass die (häufig in der Primar- Mehrdeutigkeit sportlicher Handlungen gruppe hervor, allerdings lässt sich nicht
sozialisation) erworbenen habituellen (pädagogisch) zu sensibilisieren, sodass reproduzieren, aus welcher sportsoziolo-
Denk- und Handlungsmuster überwie- diese überhaupt im Unterricht themati- gischen Prägung die dargestellten Typen
gend schwer zu irritieren sind. Damit siert werden können. Eine im erziehen- entstanden sind bzw. welche (individu-
werden einmal aufgebaute Grundhal- den, mehrperspektivischen Sportunter- elle) „innere Logik“ (Hericks & Körber,
tungen kontinuierlich in die Schulpraxis richt intendierte Perspektiverweiterung 2007, S. 39) sich dahinter verbirgt. Hier-
übertragen und orientieren sich kaum ist von den (angehenden) Pädagogen für wäre u. a. eine (anknüpfende) bio-
an bildungspolitischen bzw. pädagogi- innerhalb ihrer Ausbildung genauso zu graphisch-narrative Interviewstudie hilf-
schen Forderungen. Vielmehr zeichnen „durchleben“, wie es die Schülerinnen reich, um die spezifischen (Sport-)Sozia-
sich z. B. Kongruenzen zwischen der au- und Schüler erfahren sollen. Bedeut- lisationsprozesse der herausgearbeiteten
ßerschulischen (trainingsorientierten) sam dabei ist, dass die vielfältigen und fachkulturellen Denk- und Handlungs-
Sportkultur und dem schulisch prak- (perspektiv)wechselnden Zusammen- muster nachzuzeichnen und vertiefend
tizierten Sportunterricht ab; genauso hänge und Ambivalenzen entsprechend zu deuten.
wird die eigene Berufsrolle als Sport- reflektiert werden; möglicherweise sind Resümierend ist (nochmal) festzu-
ler*in definiert und hängt damit mit den über die Auseinandersetzung (indivi- halten, dass ein Lehrplan nur umgesetzt
individuellen sportmotorischen Kom- duums)spezifischer Blickwinkel auf den werden kann, wenn es einen konsensu-
petenzen zusammen. Nur vereinzelt Sport habituelle Denk- und Handlungs- ellen Teil der fachkulturellen Identität
sind Sportlehrkräfte – im Sinne eines muster zu modifizieren (Poweleit, 2019, einer Einzelschule und ihrer Akteure
reflexiven Habitus – in der Lage, ei- S. 310–311). einnimmt. Auf welche Weise curriculare
gene biographische Prägungen flexibel Im Zuge der weiteren Ausschärfung Innovationen zu einem konstitutiven
mit aktuellen fachlichen Theorien bzw. einer empirischen Fachkulturforschung Merkmal eines Individuums und über-
wechselnden schulischen Bedingun- (Thiele & Schierz, 2014) stellen die vorab greifend einer fachkulturellen Struktur
gen zu verknüpfen, hinsichtlich ihres aufgezeigten quantitativen Befunde eine wird, ist (weiter) vertiefend zu analy-
Passungsverhältnisses zu hinterfragen wichtige Ergänzung zu den (vermehrt) sieren. Aus den vorgestellten Befunden
und dahingehend zu professionalisieren vorliegenden qualitativen Erkenntnissen ist bereits abzuleiten, dass spezifische
(ebd.); womöglich weisen die „alterna- dar, um kulturtheoretische Aspekte im pädagogische Denkmuster und damit
tiven“ Sportlehrkräfte – aufgrund der Setting Schulsport insgesamt über ver- einhergehende Unterrichtspraktiken
wenigen Brüche zum Reformkonzept schiedene methodische Zugänge zu er- eine Realisierung (innovativer) Erzie-
und als Gegenpool (historisch veranker- forschen. So können spezifische habitu- hungs- und Bildungsziele beeinflussen.
ter) traditioneller, trainingszentrierter elle Denk- und Handlungsmuster von In- Das Zusammenspiel von Fach-Habitus
Unterrichtspraktiken – eine solche Re- dividuen sowie deren biographische Ent- und fachkulturellen Strukturen ist ein
flexivität auf, womit diese bedeutende stehung bzw. Prägung vertiefend mittels entscheidender Faktor, der wiederum in
Innovatoren wären, um (vermeintlich qualitativer Verfahren rekonstruiert und innerschulischen Aushandlungsprozes-
starre) schulische Fachkulturen weiter- erklärt werden (u. a. Ernst, 2018a, 2018b; sen die „Spielregeln“ einer Fachkultur
zuentwickeln bzw. neu zu strukturieren. Volkmann, 2008, 2018). Eine wie in die- konstituiert. Vor diesem Hintergrund
Zusätzlich spiegelt sich mit den „mitt- sem Beitrag vorgenommene quantitative sollten in zukünftigen Untersuchungen
leren“ Typen auch die Ambivalenz des Analyse kann dazu beitragen, kollektive (auch) alters- und ausbildungsspezifische
Doppelauftrags wider, die schließlich Denk- und Handlungsmuster einer Po- Effekte stärker in den Blick genommen
nicht nur auf praktischer, sondern ge- pulation abzubilden, die wiederum spe- werden (Poweleit, 2019).
nauso auf konzeptioneller Ebene besteht. zifische Merkmale einer bzw. mehrerer
Zum einen sind also konzeptionelle Fachkultur(en) wiedergeben bzw. kollek-
Schwierigkeiten seitens der Sportdidak- tiv gelebte (hybride) Strukturen erschlie-
tik konstruktiv aufzugreifen und weiter- ßen lassen. Über die gegenseitige Ergän-
führend (über eine Theorie-Praxis-Ver- zung und Verknüpfung ermöglichen bei-
knüpfung) zu problematisieren. Trotz de methodischen Vorgehensweisen eine
bereits vorhandener fachdidaktischer empirische Fachkulturforschung in die
Diskussionen, die konträre Zielvorstel- Tiefe sowie Breite, die aus einer praxeo-
lungen aufnehmen, sind innerhalb einer logischen Perspektive (u. a. Liebau, 1993)
wandelnden Bewegungs-, Spiel- und

26 German Journal of Exercise and Sport Research 1 · 2021


Grundlagen, Entwicklungen, Analysen (S. 23–35). Miteinander und Leistung im Sportunterricht.
Korrespondenzadresse Sankt Augustin: Academia Verlag. In B. Fischer, S. Meier, A. Poweleit & S. Ruin
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