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Entwicklungszusammenarbeit 1

DAS ENGAGEMENT DER SCHWEIZ IN DER INTERNATIONALEN ZUSAMMENARBEIT

dene wos guet geit


giengs besser
giengs dene besser wos weniger guet geit
was aber nid geit ohni dass's dene
weniger guet geit wos guet geit
drum geit weni für dass es dene
besser geit wos weniger guet geit
und drum geits o dene nid besser
wos guet geit

Was will Mani Matter mit seinem Lied sagen?


Es ist nicht möglich, dass es den Menschen denen es schlechter geht besser geht, ohne dass es den Menschen denen es gut
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geht schlechter geht.
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Warum betreibt die Schweiz Entwicklungszusammenarbeit?


Damit es den Menschen, denen es nicht so gut geht, besser geht weil es uns Menschen schon gut geht und ein bisschen
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schlechter gehen kann.
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Entwicklungszusammenarbeit 2

1. Armut bekämpfen: Weltweite Entwicklungsstrategien


Quellen: Geografie Wissen und Verstehen, Ausg. 2022; DEZA, Jahresbericht 2021

Schwerpunkte, Methoden und Ausrichtung der internationalen Zusammenarbeit haben sich im Laufe der Zeit ver-
ändert. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts lässt sich in vier entwicklungspolitische Dekaden einteilen.

1950/60er 1970er 1980er 1990er


Wirtschaftswachstum, Kampf gegen extreme Ar- Verlorenes Jahrzehnt: Nachhaltige Entwicklung:
Modernisierung und Ein- mut Zerfall der Rohstoffpreise, Jahrzehnt der Hoffnung
bindung in den Welthan- Anstieg der Verschuldung
del (Aid by trade); Orien-
tierung an der Moderni-
sierungstheorie
Grund- Nachholende Entwicklung Befriedigung der Grund- Schuldenkrise durch Globale und nachhaltige
idee durch Industrialisierung bedürfnisse: Wachstum Strukturanpassungs- Umweltpolitik, Wirt-
und Grossprojekte via Re- und effektive Verteilung, zwang beheben; «Magie schaftswachstum, Frie-
gierung und Eliten (Top- Bottom-up-Prinzip des Marktes»: Privatisie- denssicherung, Weiter-
down-Prinzip/ Trickle- rung, Reduktion von führung der Grundbe-
down-Effekt) staatlichen Leistungen dürfnisstrategie, Partizi-
pation
Ziele Geopolitische Einordnung Hilfe zur Selbsthilfe, ange- Steigerung des Exports, Paradigmenwechsel: von
der «Dritten Welt», Zu- passte Technologien, ausgeglichene Staatsbud- der Entwicklungshilfe zur
rückdämmen des Kom- ländliche Entwicklung, gets Entwicklungszusammen-
munismus; Modernisie- Frauenförderung arbeit; Umwelt- und Sozi-
rung der Landwirtschaft, alverträglichkeit von Ent-
rasche Industrialisierung wicklung; Sicherung von
und technologischer Fort- Zugang zu Ressourcen
schritt, Erschliessen und Infrastruktur für alle
neuer Märkte
Folgen Wirtschaftliche Abhängig- Punktuelle Erfolge in Der Lebensstandard der Fokus verschiebt sich von
keit und Verschuldung Bildung und Gesundheit. ärmsten Bevölkerungs- wirtschaftlicher Entwick-
steigen, Einkommens- Probleme von Verschul- segmente verschlechtert lung zu menschlicher Ent-
schere öffnet sich, Armut dung und Umweltschä- sich massiv; Raubbau an wicklung.
nimmt zu, ökologische den. der Umwelt, Verschul- Industrieländer stehen in
Belastung durch Übernut- dungsspirale, Abhängig- der Pflicht, nachhaltige
zung und unangepasste keit des Südens von den Entwicklung umzusetzen.
Technologien; undemo- westlichen Industrielän- Formierung einer globa-
kratische Regimes wer- dern steigt. len Entwicklungspartner-
den aus geopolitischen schaft.
Gründen unterstützt.

Im Jahr 2000 wurden von den UNO-Mitgliedsländern 8 Millenium Development Goals (MDGs) verabschiedet, welche
bis ins Jahr 2015 erreicht werden sollten. Dies war ein Meilenstein in der Geschichte des internationalen Engage-
ments für Entwicklung, weil erstmals klar kommunizierbare und messbare Ziele formuliert und ein konkreter Zeitrah-
men für die Zielerreichung gesetzt wurde. 2015 wurden die MDGs durch 17 neue Ziele abgelöst, welche bis 2030
erreicht werden sollen und die Entwicklungszusammenarbeit mit der Umweltproblematik zusammenführte: die
Sustainable Development Goals (SDGs; Ziele für nachhaltige Entwicklung). Erstmals waren alle Länder aufgefordert,
ihren Beitrag zu leisten.

2. Verantwortung übernehmen: Die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit

Warum engagiert sich ein Land wie die Schweiz in der Entwicklungszusammenarbeit (EZA)? Im Gegensatz zu seinen
europäischen Nachbarn hatte der schweizerische Staat nie koloniale Ambitionen, ein unmittelbares Motiv für «Wie-
dergutmachung» gibt es also nicht. Dennoch profitierte die Schweizer Wirtschaft in hohem Masse von der
Entwicklungszusammenarbeit 3

Ausbeutung der Kolonien. Billige Rohstoffe wie Baumwolle und Kakao waren die Basis der erfolgreichen schweizeri-
schen Industrialisierung, und Schweizer Kaufleute beteiligten sich am Sklavenhandel. Neben den historischen Beweg-
gründen gibt es weitere Motive für das Engagement der Schweiz:

Politische Motive Zur Zeit des kalten Kriegs ging es in der westlichen Entwicklungszusammenarbeit auch da-
rum, den Einfluss des Kommunismus zurückzudrängen.
Die Schweiz kann sich mit einem glaubwürdigen Einsatz für benachteiligte Regionen in-
ternational profilieren.
Zunehmend von Bedeutung ist die Ansicht, dass durch Entwicklungszusammenarbeit die
Zuwanderung aus Entwicklungsländern in die Schweiz reduziert werden könne.
Ökonomische Motive Der Absatz von eigenen Produkten und die Sicherstellung des Zugangs zu Rohstoffen
spielen in der Platzierung von Angeboten der EZA eine wichtige Rolle.
Ethische/humanitäre Die Schweiz anerkennt ihre Verpflichtung, einen Beitrag zur Sicherung von Frieden und
Motive Wohlstand in der Welt zu leisten. Zur Haltung, dass Ungleichheit stossend ist, kommen
die Solidarität mit Benachteiligten und das Bekenntnis zum Weltfrieden.
Ökologische Motive Seit der Rio-Konferenz von 1992 stehen umweltpolitische Beweggründe weit vorne in der
entwicklungspolitischen Agenda der Schweiz. Dahinter steht die Einsicht, dass die Bewah-
rung und der Schutz der Lebensgrundlagen auf der Erde eine Aufgabe der Weltgemein-
schaft ist.

In einem globalen System ist Entwicklungszusammenarbeit sinnvoll, wie beispielsweise in Bezug auf die globale Um-
weltproblematik deutlich wird. Die ressourcenintensive Wirtschaft der westlichen Industriestaaten verursacht Um-
weltschäden, deren Konsequenzen den Süden genauso stark oder gar stärker betreffen. Die auf fossilen Energieträ-
gern basierende Wirtschaft hat das Klima in den letzten 70 Jahren massiv erwärmt. Dürren und Überschwemmungen
sind Folgen, die die Ärmsten am heftigsten treffen, nicht nur, weil sie direkt von natürlichen Ressourcen abhängen,
sondern auch, weil sie in Staaten leben, die wenig oder gar nichts zur Milderung der Katastrophen beizutragen ver-
mögen. Die Entwicklungszusammenarbeit ist also mehr als ein Akt der Solidarität. Vielmehr leistet sie einen Beitrag
zur Lösung globaler Probleme, die kein Land alleine bewältigen kann.
Die Schweiz hat die Millenniumsdeklaration mit den Millenium Development Goals unterzeichnet und setzt sich für
die neuen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030, die SDGs, ein. Die Schweiz setzt derzeit jährlich knapp 3,6 Milliarden
Franken an öffentlichen Geldern oder 0,51% des Bruttonationaleinkommens für die Internationale Zusammenarbeit
ein. Dies entspricht einem Betrag von 1.13 Franken pro EinwohnerIn und Tag oder rund CHF 413 pro Jahr (Zahlen von
2021). Zu beachten ist, dass zu diesem Betrag auch Ausgaben fürs Asylwesen sowie Mittel der bilateralen Entschul-
dung gezählt werden.
Die Höhe des Entwicklungshilfebudgets ist immer wieder Gegenstand parlamentarischer Debatten. Verschiedentlich
wurde und wird eine Erhöhung des schweizerischen Beitrags auf die von der UNO empfohlenen 0,7 % des BNE gefor-
dert, was in nächster Zeit wenig wahrscheinlich ist. Das Budget ist in den letzten Jahren erhöht worden und der ge-
genwärtige Entwicklungshilfeanteil der Schweiz an ihrem BNE liegt nun etwas über dem Durchschnitt der Industrie-
länder. Beurteilt man die Schweizer Anstrengungen in der Entwicklungszusammenarbeit nach qualitativen Kriterien,
die nicht nur das Budget, sondern auch die Handels- und Migrationspolitik, Investitionen, Friedensförderung und
Umweltpolitik einschliessen, schneidet das Land im internationalen Vergleich jedoch deutlich besser ab.
Entwicklungszusammenarbeit (EZA) ist ein Bestandteil der schweizerischen Aussenpolitik und damit der Profilierung
der Schweiz in der Welt. Letztlich steht die Entwicklungszusammenarbeit im Dienste der Erhaltung der Unabhängig-
keit und der Förderung der Wohlfahrt in der Schweiz. Das Engagement der Eidgenossenschaft beruht auf einer klaren
gesetzlichen Grundlage, welche die Entwicklungspolitik zur staatlichen Aufgabe macht. In der Schweiz ist die Direk-
tion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) für die öffentliche Entwicklungshilfe hauptverantwortlich. Die DEZA
ist dem Aussendepartement (EDA) unterstellt.
Zu den öffentlichen Geldern kommen in der Schweiz noch private Spenden der NGOs (Non-Governmental Organiza-
tions, Nichtregierungsorganisationen, umgangssprachlich: „Hilfswerke“) in der Höhe von etwas mehr als 500 Millio-
nen Franken pro Jahr hinzu. Zudem führen viele NGOs Entwicklungsprojekte im Auftrag der DEZA durch; die Zusam-
menarbeit zwischen dem Bund und den privaten NGOs ist ein wichtiger Pfeiler der schweizerischen EZA.
974.0
Bundesgesetz
über die internationale
Entwicklungszusammenarbeit
Entwicklungszusammenarbeit 4
und humanitäre Hilfe
2.1 Die gesetzliche Grundlage für die internationale Zusammenarbeit

Die
vominternationale
19. März 1976 Zusammenarbeit
(Stand am 1. Junider 2007)
Schweiz setzt sich aus der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitä-
ren Hilfe sowie der Osthilfe zusammen. Das entsprechende Gesetz wurde 1976 vom Nationalrat unter Bezugnahme
auf die Bundesverfassung erlassen. In der neuen Bundesverfassung vom 18. April 1999 wurde diese Verpflichtung
erneuert:
Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft,
gestützt
Art. auf
54, die
Abs.Artikel
2 8, 85 Ziffern 5 und 6 und 102 Ziffern 8 und 9
der Bundesverfassung 1,2
Der Bund setzt sich ein für die Wahrung der Unabhängigkeit der Schweiz
nachund
Einsicht in eine Botschaft des Bundesrates
für ihre Wohlfahrt; er trägt vom
namentlich bei zur19. von3 Not und
März 1973
Linderung
und in seinen Bericht 4
Armut in der Welt,vom
zur 22. Januar
Achtung 1975
der ,
Menschenrechte und zur Förderung
beschliesst:
der Demokratie, zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker sowie
zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen.

Das Engagement der Eidgenossenschaft beruht auf einer klaren gesetzlichen Grundlage. Im Gesetzestext werden
1. Kapitel:
der Gegenstand,Allgemeines
die Grundsätze, das Vorgehen, die Verantwortlichkeiten, Ziele sowie die Formen der EZA spezifi-
974.0
ziert. Wirtschaftliche und technische Zusammenarbeit
Art. 1 Gegenstand
Auszug
Der aus dem
trifft Bundesgesetz
Massnahmen über die internationale Entwicklungszusammenarbeit undund humanitäre Hilfe vom
2 DieBund
bilateralen Massnahmen
der internationalen
werden unmittelbar
Entwicklungszusammenarbeit
direkt von den beteiligten Regie-
19. März 1976 (Stand
humanitären Hilfe. 1. Juni 2007, immer noch gültig)
rungen oder durch Vermittlung öffentlicher oder privater Stellen durchgeführt.
3 Die multilateralen Massnahmen werden durch Vermittlung internationaler Institu-
Art. 2 Grundsätze
tionen durchgeführt.
1 Die internationale Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe sind Aus-
4 Die autonomen Massnahmen werden einseitig vom Bund durchgeführt. Notizen:
druck der Solidarität, die eines der Prinzipien darstellt. nach denen die Schweiz ihr
Verhältnis zur internationalen Gemeinschaft gestaltet und entsprechen der weltwei-
Art.Verflechtung.
ten 4 Koordination
Sie beruhen auf der gegenseitigen Achtung der Rechte und Inter-
essen der Partner.
Der Bund koordiniert seine Massnahmen mit den Anstrengungen der Partner und
2nach
Die Möglichkeit
Massnahmenmit dendiesem
nach gleichgerichteten Leistungen anderer
Gesetz berücksichtigen nationaler und
die Verhältnisse der inter-
Part-
nationaler Herkunft.
nerländer und die Bedürfnisse der Bevölkerung, für die sie bestimmt sind.
3Die Leistungen des Bundes erfolgen unentgeltlich oder zu Vorzugsbedingungen.
Sie ergänzen in der Regel eigene Anstrengungen der Partner.
2. Kapitel: Entwicklungszusammenarbeit
Art. 3 Vorgehen
Art. 5 Ziele
1 Die Massnahmen nach diesem Gesetz werden bilateral oder multilateral, gegebe-
1 Die Entwicklungszusammenarbeit unterstützt die Entwicklungsländer im Bestre-
nenfalls auch autonom durchgeführt.
ben, die Lebensbedingungen ihrer Bevölkerung zu verbessern. Sie soll dazu beitra-
gen, dass diese Länder ihre Entwicklung aus eigener Kraft vorantreiben. Langfristig
erstrebt
AS 1977 sie besser ausgewogene Verhältnisse in der Völkergemeinschaft.
1352
12
Sie[BS 1 3]. Den genannten
unterstützt Linie die ärmeren
in erster Bestimmungen entsprechen heute Art. 54, 166, 173
Entwicklungsländer, Abs. 1 und
Regionen
Buchstabe a, 184 und 185 Abs. 1 der BV vom 18. April 1999 (SR 101).
2Bevölkerungsgruppen. Sie fördert namentlich
Fassung gemäss Anhang Ziff. 1 des BG vom 24. März 2000 über die Bearbeitung von
3
a.Personendaten im EDA,
die Entwicklung in Kraft seit.
ländlicher 1. Sept. 2000 (SR 235.2).
Gebiete;
BBl 1973 I 869
4 b.BBldie
1975Verbesserung
I 487 der Ernährungslage, insbesondere durch die landwirt-
schaftliche Produktion zur Selbstversorgung;
c. das Handwerk und die örtliche Kleinindustrie; 1
d. die Schaffung von Arbeitsplätzen;
e. die Herstellung und Wahrung des ökologischen und demografischen Gleich-
gewichts.

Art. 6 Formen
1 Die Entwicklungszusammenarbeit kann folgende Formen annehmen
a. technische Zusammenarbeit, die im besonderen bezweckt, durch Vermitt-
Entwicklungszusammenarbeit 5
Entwicklungszusammenarbeit 6

Grundsätzlich wird zwischen der langfristig angelegten Entwicklungszusammenarbeit (EZA) und der kurzfristig ori-
entierten humanitären Hilfe unterschieden.

Die humanitäre Hilfe liefert im Fall von Naturkatastrophen oder bei Krisen und Konflikten Direkthilfe an die notlei-
dende Bevölkerung. Laufend stehen im Rahmen des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) rund hundert
Personen in über 30 Ländern im Einsatz. Wichtige Einsätze standen zum Beispiel im Zusammenhang mit Erdbeben in
Haiti und Nepal oder mit dem Syrien-Konflikt. In der Regel leistet die Schweiz finanzielle Hilfe und schickt Expertinnen
und Experten vor Ort, die auf Wassermanagement, Wiederaufbau und Nahrungsmittelversorgung spezialisiert sind.
Das SKH unterstützt auch Vertriebene, damit sie wieder ein normales Leben führen können. Beispielsweise hat das
SKH die Trinkwasserversorgung für 40'000 syrische Flüchtlinge in einem Flüchtlingslager in Jordanien aufgebaut.

Quelle: Stiftung Bildung und Entwicklung, 2012, http://www.education21.ch/de/unter-


richt/unterrichtsmedien/entwicklungszusammenarbeit/

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