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Modellierungssprachen

und Formalismen:
V Verhalten
Prof. Dr. Holger Giese
Raum A-2.6
Tel ++49 331 5509 314
Fax ++49 331 5509 429
Email holger.giese@hpi.uni-potsdam.de
Inhaltsübersicht
2

I Einleitung
II Grundlagen
III Funktion
IV Struktur
V Verhalten
VI Nebenläufiges Verhalten
VII Zusammengesetzte Modelle
VIII Zusammenfassung

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


V Verhalten
3

V.1 Grundlagen
V.2 Abläufe
V.3 Automaten
V.4 Zusammenfassung

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


V.1 Grundlagen
Was ist Verhalten?
4

■ Modelle können verschiedene Ausprägungen (Zustände)


annehmen. Meistens werden Zustände und die Übergänge
zwischen Zuständen im Sinn einer Veränderung des Modells über
die Zeit betrachtet (siehe dynamische Systeme). Es gibt aber auch
Fälle, bei denen diese Zuordnung nicht notwendigerweise gegeben
sein muss (z.B. Akzeptanz von Sprachen).
■ Modelle können eine Schnittstelle zur Umgebung haben, über die
das Modell mit seiner Umgebung wechselwirken kann (manchmal
auch leere Schnittstelle = geschlossen).
■ Die möglichen Änderungen der Zustände eines Modells werden das
Verhalten des Modells genannt.

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Variante 1: Modell ohne
Verhalten
5

Beobachtung

Zustandsraum

Eingriff

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


Variante 2: geschlossenes
Modell mit Verhalten
6

Beobachtung

Zustandsübergänge
Zustandsraum

Eingriff?

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


Variante 2: offenes
Modell mit Verhalten
7

Beobachtung Eingaben Ausgaben

Schnittstelle

Zustandsübergänge
Zustandsraum

Eingriff?

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Beispiel: Flussüberquerung des
Bauern
8
ð {b}
L={b,h,z,k}, R={} ð {b,k}
ð {b,z} ð {b,h}
L={h,k}, R={b,z}
ï {b}
L={b,h,k}, R={z}

ï {b} ð {b,h} ð {b,k} ï {b}


L={k}, R={b,z,h} L={h}, R={b,z,k}
ð {b} ï {b,z} ï {b,z} ð {b}
L={b,z,k}, R={h} L={b,z,h}, R={k}
ð {b,k} ð {b,h}
L={z}, R={b,h,k}
ï {b}
L={b,z}, R={h,k}
ð {b,z}
L={}, R={b,h,z,k}

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Deterministisch vs.
Determiniert
9

Ein Modell heißt deterministisch, wenn es bei gegebener


Wechselwirkung über seine Schnittstelle die selben
Zustandsveränderungen durchläuft und dieselben Ausgaben hat.
D.h., die Abläufe sind immer gleich bei gleichem Umgebungsverhalten

Ein Modell heißt determiniert, wenn es bei gegebener


Wechselwirkung über seine Schnittstelle immer am Ende im selben
Zustand endet bzw. dieselben Endausgabe ausgibt.
D.h., der resultierende Zustand bzw. Endausgabe ist immer gleich bei
gleichem Umgebungsverhalten

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Sequentielles
Verhalten
10

■ Häufig reicht es beim Verhalten aus, sich auf den Fall total
geordneter Ereignisse zu beschränken. Wir nennen ein
Verhaltensmodell sequentiell, wenn die betrachteten Ereignisse
total geordnet sind.
■ Wir können bei einem sequentiellen Verhalten die total geordneten
Ereignisse dazu nutzen, verschiedene Tatsachen für das ganze
Modell auf einmal (monolithisch) zu beschreiben:
□ Zustandsänderungen
□ Änderungen der Signalverläufe
□ Senden und Empfangen von Nachrichten

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Offene Fragen
11

Zu klärende Fragen:
■ Welche Ausprägungen können Zustände haben?
□ Die Menge der Zustände müssen definiert werden.
■ Wie sehen die Schnittstellen prinzipiell aus?
□ Die Art und Weise der betrachteten Wechselwirkung muss festgelegt
werden.
■ Wie kann man das Verhalten sinnvoll definieren?
■ Welche Eigenschaften sind für Modelle mit Verhalten relevant?

Einschränkung: Wir betrachten im Rest des Kapitels nur


■ monolithische Modelle (d.h. Modelle mit monolithischer Beschreibung der
Verhaltensübergänge)
■ diskrete Modelle bzgl. Zeit/Schritte und Zustandsraum

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V.2 Abläufe
12

■ Abläufe beschreiben ganz allgemein endliche oder


unendliche Abfolge von Ereignissen.
■ Einzelne Abläufe beschreiben ein Verhalten aber im
allgemeinen nur partiell, da z.B. aufgrund verschiedener
Eingaben mehrere Abläufe alternative auftreten können.
■ Ablaufmodelle beschreiben alle aufgrund verschiedener
Eingaben möglichen Abläufe. D.h. sie bieten eine
vollständige Beschreibung des Verhalten.

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Ablaufmodelle
13

■ Übliche Ablaufmodelle:
□ Ablaufpläne
□ Struktogramme (Nassi-Shneiderman-Diagramme)
■ Ablaufmodelle orientieren sich in der Beschreibung des
Verhaltens nur am Kontrollfluss (Datenfluss ist nicht
betrachtet)
■ Ablaufmodelle definieren meistens die Berechnung einer
Funktion (Algorithmus mit Eingabe am Anfang und Ausgabe
am Ende) und kein reaktives Verhalten (ständige Ein- und
Ausgabe).

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Berechnung von Funktionen
(Algorithmen) & Abläufe
14

1 2 3
Eingabe Algorithmus Ausgabe
(Funktion)

Bemerkungen:
■ Der Ablauf der Schritte wird nur als Abfolge von Zuständen auf
dem Weg zur Lösung gesehen.
■ Der Wert der Ausgabe (des Endergebnisses, manchmal auch des
Endzustandes) ist entscheidend.
Beispiel:
■ Mathematische Funktionen wie sqrt(x)
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Elemente von
Ablaufplänen
15

Anfang und Ende des


Start Ende Ablaufplans

Anweisung Anweisungen im Ablaufplan

Verzweigungen anhand einer


Bedingung? Bedingung

Unterprogramm
Aufruf Aufruf weiterer Ablaufpläne

Bemerkung: Die Elemente von Struktogrammen führen


wir schrittwiese an den Beispielen ein.

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Sequenz
16

Eine Sequenz ist eine lineare Abfolge von


Aktivitäten.

Pseudocode Ablaufplan Struktogramm

lese A,B
Q=(A+B)/2 lese A,B lese A,B
… Q=(A+B)/2
Q=(A+B)/2 …

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Kopfgesteuerte
Schleife
17

Eine kopfgesteuerte Schleife ist die Wiederholung eines


Blocks solange eine logische (Schleifen-)Bedingung erfüllt ist.

Ablaufplan Struktogramm
Pseudocode
X < Xmax
nein
while X < Xmax X < Xmax
N := N + 1
SUM := SUM + X
| N := N+1
| X := X + N ja
N := N + 1
X := X + N

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Fußgesteuerte
Schleife
18

Eine fußgesteuerte Schleife ist die Wiederholung eines


Blocks immer wenn eine logische (Schleifen-)Bedingung noch
nicht erfüllt ist.
Ablaufplan Struktogramm
Pseudocode
repeat
N := N + 1 N := N + 1
| N := N+1 X := X + N X := X + N
| X := X + N X < Xmax
until X < Xmax
ja
X < Xmax

nein

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Beispiel:
Ablaufplan
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Start

Aufgabe:
zahl = 10
n Einleseneiner
Startzahl
summe = summe + zahl
n Addieren der
Startzahl, bis das durchgang = durchgang + 1
Ergebnis > 1000
n Zahlder Durchgänge nein
Summe > 1000?
zählen und ausgeben
ja
Ende

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Beispiel:
Struktogramm
20

Lies zahl
wiederhole solange summe <= 1000
summe = summe + zahl
durchgang = durchgang + 1
Schreibe durchgang

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Auswahl
(einseitige Masche)
21

Ein logischer Ausdruck steuert den Ablauf zwischen


zwei alternativen Pfaden

Pseudocode Ablaufplan Struktogramm

wenn A > 0 dann A>0


ja log. nein
lies V,W Ausdr.
lies V,W
Z=V-W lies V,W
Z=V-W Z=V-W
drucke Z Drucke Z
Drucke Z

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Auswahl
(zweiseitige Masche)
22

Ein logischer Ausdruck steuert den Ablauf zwischen


zwei alternativen Pfaden

Pseudocode Ablaufplan Struktogramm


wenn A > 0
dann ja nein A>0
log.
lies V,W Ausdr.
lies V,W
Q = 17
Z=V-W Z=V-W
lies V,W Q = 17
sonst Z=V-W

Q = 17

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Auswahl
(allgemeiner Fall)
23

Ein logischer Ausdruck steuert den Ablauf zwischen


mehreren alternativen Pfaden

Pseudocode Ablaufplan Struktogramm


fall v
v v
wenn '1': TP1
wenn '2': TP2 1 2 3 n 1 2 3 4

... TP1 TP 2 TP3 TP 4


TP1 TP2 TP3 TPn
wenn 'n': TP n

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Einfacher Aufruf
24

Ein einfacher Aufruf ist die Nutzung einer Prozedur in einem


Ablaufmodell, die wiederum durch ein anderes Ablaufmodell
spezifiziert worden ist..

Ablaufplan Struktogramm
Pseudocode
n:= 100

n := 100; n:= 100


x:=sum(n) x:=sum(n)
x := sum(n);
y := x + 2
y := x + 2;
y := x + 2

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Prozedur
25
sum(n)

Aufgabe:
summe = 0
n Additionen aller Zahlen
von 1 bis n
summe = summe + n

n=n-1

nein
n <= 0?
ja
Rückgabe summe

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Rekursion
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Als direkte Rekursion bezeichnet


man den Aufruf oder die Definition
einer Funktion durch sich selbst.
sum(n)
Die indirekte Rekursion kann
sich durch den gegenseitigen
nein
Verweis zweier oder mehrerer n > 0?
Funktionen aufeinander bilden.
ja
summe := n + sum(n-1)
Aufgabe:
n Additionen aller Zahlen
Rückgabe summe
von 1 bis n

Rückgabe 0

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Rekursion als Baum
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+ sum(3)

3 + sum(2)

2 + sum(1)

1 0 sum(0)

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Fibonacci-Funktion
28
fib(n)
Aufgabe:
nFür die Fibonacci-Funktion gilt: nein
n >=2?
n fib(n+2) = fib(n+1) + fib(n)
für n>=2 ja
n fib(0)=0 summe := fib(n-1)+fib(n-2)

n fib(1)=1
Rückgabe summe

n ==0?
nein
ja
Rückgabe 0

Rückgabe 1
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Fibonacci-Funktion
als Baum
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+ fib(4)

+ fib(2) + fib(3)

0 fib(0) 1 fib(1)
+ fib(2)
1 fib(1)

0 fib(0) 1 fib(1)
Bemerkung: Die Anzahl der
Rekursionsschritte steigt extrem schnell an für
wachsende Eingabe!
Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese
Eigenschaften von
Abläufen (1/2)
30

■ Determiniertheit: Ein Ablaufmodell heißt determiniert, wenn es


bei gegebener Eingabe am Ende immer im selben Zustand endet
bzw. dieselbe Endausgabe ausgibt.
■ Determiniertheit ist Vorraussetzung für die Realisierung einer
Funktion!
■ Im allgemeinen sind alle Konstrukte eines Ablaufmodells
deterministisch. D.h. der resultierende Zustand ist eindeutig bzgl.
der nächsten Aktivität und des Datenzustandes festgelegt. Da aus
Determinismus immer Determiniertheit folgt, hat man das
Problem fehlender Determiniertheit deswegen bei Ablaufmodellen
in der Regel nicht!

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Eigenschaften von
Abläufen (2/2)
31

Laufzeit:
■ Ist die Laufzeit überhaupt endlich (Terminierung)?
■ Laufzeitklassen: Gibt es eine Funktion f für die Eingabe n durch die wir die
Anzahl der benötigten Schritte steps(n) abschätzen können.
d.h. 9 c 9 x0 8 x ¸ x0: steps(x) · c f(x)

Beispiele:
■ konstant O(1)
Schritte
■ logarithmisch O(log(n))
■ linear O(n)
■ quadratisch (n2)
■ polynomiell O(nm) (für festes m)
n
■ exponentiell O(en)
x0
■ …
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Einordnung
32

n Pragmatik/Zweck: Alle n Adäquatheit:


möglichen Abläufe n Vollständig: alle Eingaben,
beschreiben Schritte, und mögliche
n Abgedeckte Aspekte: Zwischenzustände abgedeckt?

Ablaufverhalten n Korrektheit: Richtige Schritte?


Terminierung?
n Art von Modell:
n Formalität: hoch für
n Präskriptive,
wenn neues
Schritte und mittel für
Ablaufverhalten entwickelt
Zwischenzustände
wird
n Validation/Verifikation:
n Deskriptive,
wenn schon
beides!
vorhandenes
Ablaufverhalten erfasst wird
Modellierungssprachen und Formalismen | Kap IV - Struktur | Holger Giese
V.3 Automaten
33

Ein Automat ist eine gedachte Maschine, deren Zustandsveränderungen durch


mögliche Transitionen festgelegt sind.
Die Automaten sind meist wie folgt aufgebaut:
n ein innerer Zustand
n bekommt eine Eingabe
n die Transitionen definieren abhängig vom aktuellen Zustand und dem
gerade gelesenen Zeichen, den nächsten Zustand
n eine Ausgabe wird ebenfalls bei einem Zustandsübergang festgelegt

Endliche Automaten werden eingesetzt, um


■ das Verhalten realer Maschinen zu spezifizieren, z. B. Getränkeautomat,
■ das Verhalten von Software-Komponenten zu spezifizieren, z. B.
Reaktionen von Benutzungsoberflächen auf Bedienereignisse,
■ Sprachen zu spezifizieren: Menge der Ereignis- oder Symbolfolgen, die
der Automat akzeptiert, z. B. Schreibweise von Bezeichnern und Zahlwerten
in Programmen
Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese
V.3.1 Endliche
Automaten
34

Endliche Automaten sind ein formales Kalkül zur vollständigen


Spezifikation von realen oder abstrakten Maschinen. Sie
■ reagieren auf äußere Eingaben und ändern ihren inneren
Zustand.

Eingabe

Zustand Zustand‘ Zustand‘‘

Reaktion

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[KKB05]
Graphische Notation
35

Zustände:
q2Q q

Anfangszustand:
q0
q0 2 Q

Akzeptierende Zustände:
q
q2F

a
Zustandsübergänge: q q‘
(q,a,q‘) 2 d
Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese
Beispiel:
Getränkeautomat
36

Ein endlicher Automat


spezifiziert das Verhalten
einer Maschine.

Er akzeptiert Folgen von


Ereignissen zur Bedienung
eines Getränkeautomaten.

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[KKB05]
Deterministischer
endlicher Automat
37

Ein deterministischer endlicher Automat (engl.: deterministic


finite automaton, DFA) ist ein Quintupel EA = (S, Q,, d, q0, F) mit
■ S das endliche Eingabealphabet,
■ Q die endliche Menge von Zuständen,
■ d die Übergangsfunktion aus Q £ S ! Q,
■ q0 2 Q der Anfangszustand und
■ F µ Q die Menge der Endzustände (akzeptierend).
Wir nennen r = d(q, a) Nachfolgezustand von q unter a.
EA ist deterministisch, weil es zu jedem Paar (q, a), mit q 2 Q, a 2 S,
höchstens einen Nachfolgezustand d(q, a) gibt, d.h. d ist eine Funktion.
Der EA heißt vollständig, wenn die Übergangsfunktion d eine totale
Funktion ist.
Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese
[KKB05]
Nicht-deterministischer
Automat
38

Bei einem nicht-deterministischen endlichen Automaten bildet


die Übergangsfunktion d einen Zustand q und ein Eingabezeichen a
auf mehrere Nachfolgezustände ab (d : Q £ S ! pow(Q)). Welcher
gewählt wird, ist nicht festgelegt. S , Q, q0 und F sind wie für
deterministische endliche Automaten definiert.

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[KKB05]
Endliche Automaten
mit Ausgabe (1/2)
39

Wir erweitern den Automaten um ein endliches Ausgabealphabet O


und um eine Ausgabefunktion. Es gibt 2 Varianten für die
Ausgabefunktion:

Mealy-Automat: O = {x,y}

Eine Ausgabefunktion l : Q £ S ! O*
ordnet den Zustandsübergängen
jeweils ein Wort über dem Ausgabe-
alphabet zu.

Bemerkung: Wort statt Zeichen ermöglicht


auch eine leere oder akkumulierte Ausgabe.

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


[KKB05]
Endliche Automaten
mit Ausgabe (2/2)
40

Moore-Automat: O = {x,y}
Eine Ausgabefunktion µ : Q ! O*
ordnet den Zuständen jeweils
ein Wort über dem Ausgabe-
alphabet zu. Es wird bei Erreichen
des Zustands ausgegeben.

Ein Mealy-Automat kann die Ausgabe


feiner differenzieren als ein Moore-Automat.

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


[KKB05]
Beispiele:
Getränkeautomaten
41

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


[KKB05]
Anmerkungen
42

■ Manchmal nutzt man Automaten auch ohne mit dem


Konzept der Endzustände zu arbeiten. Z.B. wenn man alle
möglichen auch nicht endlichen Abläufe eines Systems
beschreiben möchte.
■ Neben endlichen Automaten und deren Mealy und Moore
Erweiterung hat man noch folgende Fälle:
□ Nur Ausgaben (Generator)
□ Mengenwertige Ein-/Ausgaben (I/O Automaten)
□ Eine Charakterisierung einer Teilmenge an gültigen
unendlichen Abläufen können z.B. mit Büchi-Automaten
erreicht werden.

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Zustandseigenschaften
43

Um Zustandseigenschaften für einen Automaten EA mit


Zustandsmenge Q zu betrachten, erweitert man diese um eine
Kennzeichnung L, die jedem Zustand eine Belegung für die
atomaren Basisaussagen AP (siehe Aussagenlogik) zuweist: { Lq 2 [AP
! {true, false}] | q 2 Q } . Einen so erweiterten Automaten mit leerem
Alphabet ({e}) nennt man auch Kripke Struktur.

Eine beliebige aussagenlogische Formel fp über AP kann dann als ein


Prädikat p: Q ! {true, false} genutzt werden. Wir sagen, dass p für einen
Automaten EA und einen Zustand q2 Q gilt (geschrieben EA,q ² p) gdw.
=(p)= =(true) für die Interpretation = mit =(x) = Lq(x) für x 2 AP.

Modellierungssprachen und Formalismen | Kap V - Verhalten | Holger Giese


Beispiele:
Getränkeautomaten
44

Zustandseigenschaften:
■ atomaren Basisaussagen
AP = { empty, filled }
filled
■ Kennzeichnung L mit
empty
■ L0 (empty) = true, L0 (filled) = false
■ L1 (empty) = false, L1 (filled) = true
■ L2 (empty) = false, L2 (filled) = true
filled

■ Mögliche Eigenschaften für


Zustand “0”
empty Æ filled ✕
empty Ç filled ✔

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Erreichbarkeit und
Invarianten
45

Sei EA = (S, Q, d, q0, F) ein endlicher Automat. Ein Zustand q ist


erreichbar für ein Eingabewort w, gdw. eine Sequenz von
Transitionsanwendungen existiert, bei der jeweils ein Element von w
verarbeitet wird und die am Ende zu q führt. Ein Zustand q ist
erreichbar, wenn es ein Eingabewort w gibt, für das er erreichbar ist.

Eine Zustandseigenschaft p für einen Automaten EA mit


Zustandsmenge Q und einer Kennzeichnung L für eine Menge der
möglichen atomaren Basisaussagen AP ist eine Invariante, wenn für
alle erreichbaren Zustände q gilt: EA,q ² p

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Beispiele:
Getränkeautomaten
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Erreichbarkeit:
■ Alle Zustände sind erreichbar
■ Zustand “0” ist erreichbar für die
Worte “e”, “2EUR
GetränkNehmen”, “2EUR
GeldRück”, “1EUR GeldRück”,
“1EUR 1EUR GetränkNehmen”,
...
■ Zustand “1” ist erreichbar für die
Worte “1EUR”, ...
■ Zustand “2” ist erreichbar für die
Worte “2EUR”, “1EUR 1EUR”, ...

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Beispiele:
Getränkeautomaten
47

Invarianten:
■ atomaren Basisaussagen
AP = { empty, filled }
filled
■ Kennzeichnung L mit
empty
■ L0 (empty) = true, L0 (filled) = false
■ L1 (empty) = false, L1 (filled) = true
■ L2 (empty) = false, L2 (filled) = true
filled

■ Mögliche Invarianten
empty Æ filled ✕
empty Ç filled ✔

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Einordnung
48

n Pragmatik/Zweck: n Adäquatheit:
mögliche Interaktion mit der n Vollständig:alle Eingaben und
Umgebung beschreiben Zustände abgedeckt?
n Abgedeckte Aspekte: n Korrektheit: Richtige
reaktives Verhalten Transitionen für Eingaben?

n Art von Modell: n Formalität: hoch für


abstrakte Transitionen und
n Präskriptive,
wenn neues
Zustände
reaktives Verhalten
entwickelt wird n Validation/Verifikation:
beides!
n Deskriptive,wenn schon
vorhandenes reaktives
Verhalten erfasst wird
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