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Idilio
Los parias
Salvador Díaz Mirón
1853 – 1928
Idilio Idyll
A tres leguas de un puerto bullente Drei Meilen von einem brodelnden Hafen,
que a desbordes y grescas anima, der seine Grenzen wie im Aufruhr sprengt,
y al que a un tiempo la gloria y el clima und dem zugleich der Nimbus und die Lage
adornan de palmas la frente, mit Palmen bekränzt zur Ehre gereichen,
hay un agrio breñal, y en la cima da gibt es ein widriges Ödland, und auf
de un alcor un casucho acubado, der Kuppe des Hügels steht eine runde Hütte,
que de lejos diviso a menudo, die ich oft aus der Ferne betrachte;
y rindiéndose apoya un costado sie stützt sich an einer Seite auf den Stamm
en el tronco de un mango copudo. eines Mangobaumes mit dichter Krone.
Distante, la choza resulta montera Die Hütte ähnelt einer Mütze mit Quaste,
con borla y al sesgo sobre una mollera. schräg auf den Kopf gesetzt.
El sitio es ingrato, por fétido y hosco. Die Gegend ist abweisend, düster und stinkt.
El cardón, el nopal y la ortiga Distel, Kaktus und Brennessel gedeihen hier,
prosperan; y el aire trasciende a boñiga, und die Luft ist erfüllt vom üblen Geruch
a marisco y a cieno; y el mosco nach Mist, nach Meeresgetier und Schlamm;
pulula y hostiga. lästige Fliegen schwirren herum.
un efluvio de antigua bonanza erreicht ein Strom der alten Stille
viene al hombre, como una memoria, die Menschen wie eine Erinnerung,
y acaso como una esperanza! vielleicht auch wie eine Hoffnung !
El ponto es de azogue y apenas palpita. Das Meer ist Quecksilber gleich, fast still.
Un pesado alcatraz ejercita Ein schwerfälliger Seevogel folgt
su instinto de caza en la fresca. seinem Jagdinstinkt in der Brise.
Grave y lento, discurre al soslayo, Ernst und bedächtig schweift er umher,
escudriña con calma grotesca, prüft die Lage mit grotesker Ruhe,
se derrumba cual muerto de un rayo, stürzt sich hinab wie vom Blitz getroffen,
sumérgese y pesca. taucht ein und fängt einen Fisch.
Y al trotar de un rocín flaco y mocho, Und auf einem trägen, mageren Gaul reitet
un moreno, que ciñe moruna, ein dunkler Mann vorbei, mit einer Machete
transita cantando cadente tontuna am Gürtel, und singt eine unheimliche Weise
de baile jarocho. aus einem Jarocho-Tanz.
Monótono y acre gangueo, Ich näsele monoton und scharf, bringe einen
que un pájaro acalla, soltando un gorjeo. Vogel zum Schweigen, mit einem Triller.
Cuanto es mudo y selecto en la hora, Alles was still und erlesen ist
en el vasto esplendor matutino, im großartigen Glanz des Morgens,
halla voz en el ave canora, wird Stimme des melodischen Vogels,
¡vibra y suena en el chorro del trino ! schwingt und erklingt im Fluß des Trillers !
Y a la puerta del viejo bohío Und an der Tür der alten Behausung,
que oblicuando su ruina en la loma dieser an den Hügel geschmiegten Ruine,
se recuesta en el árbol sombrío—, liegt hingestreckt unter dem düsteren Baume,
una rústica grácil asoma, eine anmutige, ländliche Erscheinung,
como una paloma. wie eine Taube.
Infantil por su edad y estatura, Ein Kind nach Statur und Alter,
sorprende ostentando sazón prematura: überraschend durch Zeichen zu früher Reife:
elásticos bultos de tetas opimas; geschmeidige Hügel köstlicher Brüste;
y a juzgar por la equívoca traza, und folgt man den irreführenden Spuren,
¡no asemeja sino una rapaza dann sieht sie aus wie eine Diebin,
que reserva en el seno dos limas! die zwei Früchte im Busen verbirgt !
Blondo y grifo e inculto el cabello, Welliges Haar, ungebändigt und kraus,
y los labios turgentes y rojos, und rote, schwellende Lippen,
y de tórtola el garbo del cuello, von der Taube die Anmut des Halses,
y el azul del zafiro en los ojos. und in den Augen das Blau des Saphirs.
Dientes albos, parejos, enanos, Winzige weiße, ebenmäßige Zähne,
que apagado coral prende y liga, die matte Koralle glänzen läßt und vereint,
que recuerdan, en curvas de granos, sie erinnern an die Kurven der Körner
el maiz cuando tierno en la espiga. auf Kolben vom Mais, wenn er reift.
La nariz es impura, y atesta Die Nase ist schmutzig und sieht aus
una carne sensual e impetuosa; nach sinnlichem, ungestümen Fleisch;
y en la faz, a rigores expuesta, und im Gesicht, in sichtlicher Strenge,
la nieve da en ámbar, la púrpura en rosa, trifft Weiß auf Bernstein, Purpur auf Rosa,
y el júbilo es gracia sin velo und unverhüllte Anmut ist Freude,
y en cada carrillo produce un hoyuelo. macht auf jeder Wange ein Grübchen.
De la zafia el pesar se distrae—, Die Last fällt ab von dem wilden Mädchen,
desplome de polvo y ascenso de nube. vergeht zu Staub und erhebt sich in Wolken.
¡ Del tizón la ceniza que cae Asche fällt aus dem Feuerbrand
y el humo que sube ! und Rauch steigt auf.
La madre reposa con sueño de piedra. Die Mutter ruht in einem steinernen Traum.
La muchacha medra. Das Mädchen gedeiht.
Y por siembras y apriscos divaga Sie schweift durch Pferche und Saat mit dem
con su padre, que duda de serlo; Vater, der nicht glaubt, ihr Vater zu sein;
y el infame la injuria y estraga er demütigt sie und macht sie zuschanden,
y la triste se obstina en quererlo. und sie, voll Trauer, hält es nicht mehr aus.
Llena está de pasión y de bruma, In ihr steckt Leidenschaft und Dumpfheit,
tiene ley en un torpe atavismo, sie gehorcht einem rohen Atavismus,
y es el cierzo del mal una pluma… wie eine Feder im Winde des Bösen…
¡ Oh pobreza ! ¡ Oh incuria ! ¡ Oh abismo ! Oh Armut ! Oh Unvernunft ! Oh Abgrund !
*** ***
Vestida con sucios jirones de paño, In schmutzige Lumpen gekleidet,
descalza y un lirio en la greña, barfuß und mit einer Lilie im Haar,
la pastora gentil y risueña geht die sanfte Schäferin lächelnd
camina detrás del rebaño. hinter der Herde.
Ni céfiro blando que aliente, que rase, Kein sanfter Zephir, der ermutigt und berührt,
que corra, que pase. der kommt und vergeht.
Entre dunas aurinas que otean—, Zwischen goldenen Dünen, die von der Höhe
tapetes de grama serpean, spähen, winden sich Matten aus Gras,
cortados a trechos por brozas hostiles, zerschnitten von ekligen Haufen von Abfall
que muestran espinas y ocultan reptiles. mit verborgenen Reptilien und Dornenzeug.
Y en hojas y tallos un brillo de aceite Und auf den Stielen und Blättern liegt
simula un afeite. ein öliger Glanz wie von Schminke.
La luz torna las aguas espejos; Das Licht verwandelt das Wasser in Spiegel.
y en el mar sin arrugas ni ruidos und im Meer, ohne Wellen und still,
reverbera con tales reflejos, wird es so stark zurückgeworfen,
que ciega, causando vahidos. daß es blendet und Schwindel bewirkt.
El ambiente sofoca y escalda; Die Luft ist stickig und sengend heiß;
y encendida sudando, la chica ins Schwitzen geraten, zieht das Mädchen
se despega y sacude la falda, den Rock aus und schüttelt ihn,
y así se abanica. um sich Kühlung zu verschaffen.
La zagala se turba y empina… Das Mädchen ist verwirrt und richtet sich auf…
y alocada en la fiebre del celo, verrückt in fiebriger Hitze, es schreit,
lanza un grito de gusto y de anhelo… einen Schrei von Verlangen und Leidenschaft…
¡ Un cambujo patán se avecina ! da kommt schon ein dunkelfarbener Bursche !
Salvador Díaz Mirón
1853 – 1928
Allá en el claro, cerca del monte Dort auf der Lichtung nahe am Berg,
bajo una higuera como un dosel, unter dem Baldachin eines Feigenbaums,
hubo una choza donde habitaba da war eine Hütte, wo eine Familie lebte,
una familia que ya no es. die es jetzt nicht mehr gibt.
El padre, muerto; la madre, muerta; Der Vater ist tot; die Mutter ist tot;
los cuatro niños muertos también: und auch die vier Kinder sind tot:
él, de fatiga; ella de angustia; er starb vor Schwäche, sie vor Angst;
¡ellos de frío, de hambre y de sed ! die Kinder vor Kälte, Hunger und Durst !
Ha mucho tiempo que fui al bohío Vor langer Zeit war ich in der Hüttte,
y me parece que ha sido ayer. und es kommt mir wie gestern vor.
¡Desventurados! Allí sufrían Unglückliche ! Dort haben sie gelitten,
ansia sin tregua, tortura cruel. Hunger ohne Ende, grausame Folter.
Y en vano alzando los turbios ojos, Die trüben Augen zum Himmel gewandt,
te preguntaban, Señor, ¿por qué? fragten sie dich, Herr, warum?
¡Y recurrían a tu alta gracia Und sie hofften auf deine große Gnade,
dispensadora de todo bien! die Quelle jeglicher Wohltat.
¡ Oh Dios ! Las gentes sencillas rinden Oh Gott ! Die einfache Leute verehren
culto a tu nombre y a tu poder: deinen Namen, verehren deine Macht:
a ti demandan favores lo pobres, dich bitten die Armen um deine Gunst,
a ti los tristes piden merced; dich bitten die Verzweifelten um Gnade;
mas como el ruego resulta inútil aber, da sich so nutzlos die Bitte erweist,
pienso que un día —pronto tal vez— denke ich, daß eines Tages, vielleicht bald,
no habrá miserias que se arrodillen, sich keiner mehr im Elend auf die Knie wirft
¡no habrá dolores que tengan fe ! und noch im Schmerz an dich glaubt.
Rota la brida, tenaz la fusta, Dreh die Kandare, die Peitsche fest im Griff,
libre el espacio ¿qué hará el corcel? laß etwas locker, was wird das Pferd tun?
La inopia vive sin un halago, In der Not gibt es kein Schmeicheln,
sin un consuelo, sin un placer. keinen Trost und keine Freude.
¡Sobre los fangos y los abrojos Aus Schlamm und Disteln,
en que revuelca su desnudez, in denen sich die Nacktheit windet,
cría querubes para el presidio züchte Cerubim für das Gefängnis,
y serafines para el burdel! züchte Seraphim für das Bordell !
enseña al prócer con noble orgullo und lehrt den Helden mit edlem Stolz,
¡cómo se cumple con el deber ! wie man seine Pflicht zu erfüllen hat !
Mas, ¡ay! ¿qué logra con su heroísmo? Aber ach, was bewirkt sein Heldentum?
¿Cuál es el premio, cuál su laurel? Was ist der Lohn, was ist sein Lorbeer?
El desdichado recoge ortigas Der Unglückliche sucht Brennnesseln
y apura el cáliz hasta la hez. und leert den Kelch bis zur Neige.
Leproso, mustio, deforme, airado Von Aussatz befallen, verbraucht und bitter,
soporta apenas la dura ley, hält er dem harten Gesetz kaum noch stand.
y cuando pasa sin ver al cielo Geht er vorbei, ohne zum Himmel zu blicken,
¡ la tierra tiembla bajo sus pies ! dann zittert die Erde unter seinen Füßen !
Illustration / Ilustración:
Tourismus-Plakat von 1940 / Cartel de turismo de 1940
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