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Rechtsgeschichte

Prof. Dr. Bernd Kannowski


Persönliche Seite Dingliche Seite
(Vasallität) (Benefizium)
† „Handgang“: Vasall † Lehnsherr gewährt
schwört Treue und Schutz und Unterhalt
übernimmt Pflichten

- Waffendienst
- Hoffahrt - Landgut
- Beratung - Ämter
- zu Gericht sitzen
Þ Erbfolge an Lehen
Þ Accursius: Lehre vom „geteilten Eigentum“
(Dominium directum ó Dominium utile)
Þ Erbfolge von Lehen
Þ Accursius: Lehre vom „geteilten Eigentum“
(dominium directum ó dominium utile)
Þ Lehnspyramide

Landrecht: Personalitätsprinzip ó Lehnrecht: überregional

Þ Heerschildordnung
Þ Leihezwang?
Grundherrschaft

ð Grundherrlich-bäuerliche Wirtschaftsweise

- Bindung an die Scholle


- Abgaben an den Grundherrn
- Patrimonialgerichtsbarkeit
5. Geschichte des Sachsenspiegelrechts bis heute

Þ Erfindung Buchdruck mit beweglichen Lettern von


großer Bedeutung
Þ Geltung in einigen Regionen bis zum Inkrafttreten des
BGB am 1. Januar 1900
Þ Reichsgericht entscheidet auf Grundlage des
Sachsenspiegels (zuletzt: 1932)
Rezeption des
Gelehrten
Rechts
„Auch das römische Recht, als ein fortlebendes, das, gleich
einer untertauchenden Ente, sich zwar von Zeit zu Zeit
verbirgt, aber nie ganz verloren geht, und immer einmal
wieder lebendig hervortritt, sehen wir sehr gut behandelt, bei
welcher Gelegenheit denn auch unserm trefflichen Savigny
volle Anerkennung zuteil wird.“

Goethe 1829
I. Beginn europäischer
Rechtswissenschaft in
Bologna
Die Universität Bologna und das Gelehrte Recht

Þ Entstehung d. Universität Ende d. 11. Jhds.


à kein Gründungsakt, sondern Selbstorganisation
Þ Irnerius als Begründer juristischen Unterrichts
Þ Schüler d. Irnerius (quattuor doctores):
Ÿ Bulgarus
Ÿ Martinus
Ÿ Jacobus
Ÿ Hugo
Motive der Studenten

Þ Politische Romidee (translatio imperii) !"


Fortgeltung römischen Rechts

Þ Steigende Nachfrage nach studierten Juristen

Þ aufgrund wirtschaftlichen Aufschwungs


(Zunahme von Handel und Gewerbe)

Þ aufgrund des Schismas für geistliche Ämter


Studium im Mittelalter: Artes liberales
Glossen, Glossatoren, Konsilien, Kommentatoren
Nemo jurista nisi bartolista: Bartolus de Sassoferato (um 1313-
1357)

Þ Wohl berühmtester Rechtsgelehrter d. Mittelalters


Þ Verfasste zahlreiche Konsilien
Þ Seine Auffassung hatte z.T. Gesetzeskraft
Stellung der Universität und ihrer Angehörigen

Þ Barbarossas Gesetz zum Schutz der Scholaren:


Authentica Habita (1155)
Þ eigene Gerichtsbarkeit für fahrende Studenten
Þ die Universitas scholarum als Schutz gegen Benachteili-
gung u. Misshandlung d. fremden Studenten (ultramontani):
Lebensgemeinschaft

Ÿ Bestimmung über einheitliche Preise von


Büchern, Unterkünften usw.
Ÿ Bestimmung von Länge und Inhalt der
Lehrveranstaltungen
II. Kanonisches Recht im
Mittelalter
Begriff und Grundzüge

ð kirchliches Recht, Teil des Gelehrten Rechts (iura,


utrumque ius, doctor iuris utriusque)
ð „kanonisch“ von altägypt. „Kanon“
= Rohr, Stab (Richtschnur)
ð Organisation der Gerichtsbarkeit
- Spitze: Papst, Appellationsmöglichkeit
- Gerichtshof in Rom (Sacra Rota Romana)
oder delegierte Richter vor Ort
- in Deutschland ab 13. Jhd. an Bischofssitzen
Offizialgerichte (studierte Juristen)
ð Zuständigkeit

- Kein Personalitäts- oder Territorialitätsprinzip,


sondern umfassende Geltung

- Streitfälle unter Klerikern und um kirchliche Güter


- sündhaftes Handeln (Wucher, Eidbruch)
à Zuständigkeit auch für Nichtkleriker
Corpus Iuris Canonici (Decretum Gratiani)

† Entstehung des Decretum Gratiani


- um 1145 abgeschlossen
- Verfasser: Mönch Gratian, Rechtslehrer in Bologna
- Ursprgl. „Concordia discordantium canonum“

† Rechtsquellen
- Bibel
- Beschlüsse von Konzilien und Synoden
- Dekretalen (Papstbriefe)
- Schriften der Kirchenväter und ältere Rechtssammlungen
† Scholastische Methode
- Ziel: Auflösung von Widersprüchen,
ohne eine Meinung als falsch zu klassifizieren
- These – Gegenthese – Synthese
(positio – contraria – solutio)

† Auf dieser Grundlage gelehrte Kommentarliteratur


(Glossenapparate, Summen)
Scholastische Methode

Problema/Quaestio
(Problem/Frage)
Argumenta

Pro Contra

Respondeo
(Stellungnahme)

Solutio
(Lösung)
† Aufbau und Geltung des Corpus Iuris Canonici

1145 Decretum Gratiani


1234 Liber Extra von Papst Gregor IX.
(Sammlung von Konzilsbeschlüssen u. Dekretalen)
1298 Liber Sextus (Papst Bonifaz VIII.)
1317 Clementinen (Papst Clemens V.)

- Geltung bis 1917/18


- danach Codex Iuris Canonici
(in vielen Punkten ähnlich)
Wirkungen des kanonischen Rechts

Þ Ausbreitung des Zinsverbots


Þ Klagbarkeit jedweden Vertrags
(„Pacta sunt servanda“)
ó im römischen Recht dagegen:
Beschränkung auf bestimmte Vertragstypen
Þ Eheschließung nur von Willenseinigung der Eheleute
abhängig („Consensus facit nuptias“)
Þ Einführung des Inquisitionsprozesses

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