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Rechtsgeschichte

Prof. Dr. Bernd Kannowski

Do 16.15-17.45h, RW I, H 25
Anfänge europ. Rechtskultur:
Alter Orient, Griechenland, Rom
I. Alter Orient
1. Die Gesetze König Hammurabis von Babylon
2. Hebräisches Recht – Dekalog und Thora

II. Griechische Rechtskultur


– Solon, Platon und Aristoteles

III. Römisches Recht


1. Frühes römisches Recht – XII Tafeln
2. Corpus Iuris Civilis (534)
Recht nach heutiger Auffassung
- normative Ordnung
- mit staatlichem Zwang durchsetzbar
Beginn rechtlicher Überlieferung:
 Mesopotamien („Zweistromland“)
vor ca. 4.000 Jahren
I. Alter Orient
Die Gesetze König Hammurabis von Babylon (Codex
Hammurabi):

- Großer Umfang (282 §§)


- Topos: fürsorglicher, um Gerechtigkeit bemühter Herrscher
- äußere u. innere Stabilisierung
- Talion
- z.T. subjektive Elemente
- neben Erfolgshaftung z.T. Verschuldensgedanke
- zwei Teile: §§ 1 – 41 öffentliche Ordnung
§§ 42 – 282 Individualsphäre
- Trennung vertragliches  außervertragliches Recht

 juristische Reflektion 

- wohl tatsächliche Geltung


Hebräisches Recht – Dekalog und Thora

5 Bücher Moses (Teil des AT, für Juden Thora, griech.


Pentateuch)
- um 400 v. Chr. entstanden
- Kernstück: 10 Gebote (wohl schon 13. Jhd. v. Chr.)
- Verschmelzung v. Geschichte u. rechtl./religiösen Regeln
(Bruch ⇨ Frevel an Gott)
- Einfluss auf europ. Mittelalter: Zinsverbot, Kirchenzehnt,
Zaubereiverbot, Prozessrecht
II. Griechische Rechtskultur
– Solon, Platon und Aristoteles

- umfangreiche Gesetzessammlungen,
nicht vollständig erhalten

Drakon  Todesstrafe für fast alles

Solon  schafft hartes System ab

Perikles  breitere Teilnahme am öff. Leben / differenzierte


Gerichtsbarkeit / Scherbengericht
 Rechts- und Staatsdenker legen Basis für modernes
Naturrechtsdenken
Sokrates (477 – 399 v. Chr.)
 Begründer der attischen Philosophie

Schüler des Sokrates:


Platon (428/427 – 349/348 v. Chr.)
- Der Staat (Politeia)
- Der Staatsmann (Politikos)
- Die Gesetze (Nomoi)

 Staat aus Natur des Menschen begründet / Erwerbsstand


– Krieger – Herrscher / Gleichberechtigung
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.)

 Mensch geselliges Wesen


(zoon politikon)

 3 gute und 3 schlechte Staatsformen


positiv: Monarchie, Aristokratie und Politie (≈Demokratie)
negativ: Tyrannis, Oligarchie und Demokratie (≈Ochlokratie)
Kreislauf der Verfassungen bei Polybios

Monarchie  Tyrannis

Aristokratie  Oligarchie

Demokratie  Ochlokratie

Monarchie  Tyrannis

usw.
Aristoteles (384 – 322 v. Chr.)

 Mensch geselliges Wesen


(zoon politikon)

 3 gute und 3 schlechte Staatsformen


positiv: Monarchie, Aristokratie und Politie (≈Demokratie)
negativ: Tyrannis, Oligarchie und Demokratie (≈Ochlokratie)

 zwei Zielrichtungen von Gerechtigkeit


„ausgleichende Gerechtigkeit“, justitia commutativa
„austeilende Gerechtigkeit“, justitia distributiva
III. Römisches Recht

1. Frühes römisches Recht – XII Tafeln

Zwölftafelgesetz (um 450 v. Chr.)


- Anlass: Ständekämpfe
- Legende: römische Fassung der Gesetze Solons
- Grundregeln für alle Rechtsgebiete
Bsp.: Gerichtsladung („si in ius vocat, ito“)
- Auf Forum in Rom aufgestellt, nur teilweise überliefert
- Herauslösung des Rechts aus religiöser Sphäre
-Talion nicht mehr zwingend

- versehentliche Taten gesondert geregelt


Corpus Iuris Civilis (534)
„Auch das römische Recht, als ein fortlebendes, das, gleich
einer untertauchenden Ente, sich zwar von Zeit zu Zeit
verbirgt, aber nie ganz verloren geht, und immer einmal
wieder lebendig hervortritt, sehen wir sehr gut behandelt, bei
welcher Gelegenheit denn auch unserm trefflichen Savigny
volle Anerkennung zuteil wird.“

Goethe 1829
Corpus Iuris Civilis (534)

- Teilung römisches Reich 395 († Theodosius):


Westrom: Romulus Augustulus Ostrom: Herrschaft
476 von Odoaker gestürzt  Justinians (527-565)
Ende weströmisches Reich

Kommission zur Sammlung


kaiserlicher Konstitutionen
Vorläufiger Abschluss 534
534 drei Teile:
Institutionen (Einführungslehrbuch)
Digesten oder Pandekten (Sammlung von Zitaten
römischer Rechtsgelehrter)
Codex (Sammlung von Kaisergesetzen)

Später Ergänzung durch vierten Teil:


Novellen (Sammlung neu erlassener Gesetze)

 alles vorherige Recht tritt außer Kraft


 Griechisch und Latein
 Später „Corpus Iuris Civilis“
ius civile = Recht für alle römischen Bürger (cives)
„Öffentliches Recht ist das, was sich auf die Ordnung des
römischen Staatswesens bezieht, Privatrecht das, was das
Interesse der Einzelnen betrifft“ (Inst. 1.1.4)
Digesten seit Anfang 7. Jh. nahezu vergessen, seit Mitte 11.
Jh. rasch anwachsende Bedeutung
 Irnerius in Bologna, jurist. Unterricht
 Rezeption des römischen Rechts
Institutionen – Lehrbuch des Gaius (2. Jhd.)

Ehrenhaft leben, niemanden verletzen, jedem das Seine gewähren


(honeste vivere, alterum non laedere, suum cuique tribuere, Inst. 1.1.3)

Drei Arten von Recht (Inst. 1.2.):

Naturrecht Völkergemeinrecht Recht einer Bürgerschaft


(ius naturale): (ius gentium): (ius civile):
Bsp.: Ehe, Bsp.: Sklaverei und Bsp.: Gesetze Solons,
Kindererziehung Gefangenschaft, Recht der Bürger Roms,
Vertragstypen …
Personen (personae) – Sachen (res) – Klagen (actiones)

- Personenrecht nach röm. Recht eng mit Familien- u. Erbrecht


verbunden (nach heutigem BGB in getrennten Büchern
geregelt)
- Trennung Eigentum ./. Besitz
- Nach röm. Recht (anders als nach BGB) Numerus clausus der
Vertragstypen ⇒ keine Vertragsfreiheit (wie nach BGB)
- Trennung vertragliche ./. deliktische Schuldverhältnisse
- Rechtsbrüche bei den Römern v.a. privatrechtlich geregelt
(selten öffentliche Strafverfolgung)

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