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Europäische

Kunstzeitschrift V

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Für eine Geschichte braucht es tausend Worte, für ein Wort tausend Geschichten. Ernst Frick

Monte Verità, Ascona


Eine Chronologie von Harald Szeemann
Mit Beiträgen von Theo Kneubühler und Willy Rotzler

Drei betagte Männer sitzen im Septem¬ *'<-v»îrT"N*'ft Dr. Raphael Friedeberg, Sohn des Rabbi¬
ber 1936 auf dem Monte Verità oberhalb ners von Tilsit, wegen sozialistischer
Ascona im Garten der Casa Ca' al Sass, -.# ¦¦*¦
Umtriebe von der Universität Königs¬

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das von der Photographin Margarethe berg relegierter Student der Geschichte,
Feilerer und dem Maler Ernst Frick in Hauslehrer bis zur Aufhebung der Sozia¬
der Mitte der zwanziger Jahre über dem listengesetze in Deutschland, Studium
Fundament des sogenannten Liebetreu¬ der Medizin, Mitreorganisator der Kran¬
turmes, benannt nach M. Liebetreu, Di¬ kenkassenbewegung, SPD-Stadtverord¬
rektorin des Hotels, der vegetarischen neter in Berlin, wegen anarchistischer

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Pension und des Erholungsheimes Tendenzen (Antiparlamentarismus und
Monte Verità und unglückliche Geliebte Befürwortung des Generalstreiks als kul¬
des Besitzers des Monte Verità, Henri turelles Kampfmittel) 1907 aus der Par¬
Oedenkoven, erbaut wurde. Die Photo¬ tei ausgeschlossen, seit 1909 Rückzug
graphie ist ein Schlüsselbild für die Ge¬ von der anarchistischen Bewegung, 1904
schichte nicht nur des 25000 m2 grossen erstmals als Patient auf Monte Verità,
Luftparks sondern auch für eine Summe tt seit 1908 Amtsarzt von Ascona und im
mitteleuropäischer Lebensentwürfe. Die Sommer Badearzt in Bad Kudowa
Namen der drei Männer lauten: Ernst (Schlesien). Die Photographin Margare¬
Frick, Metallgiesser, Redaktor der anar¬ the Feilerer kam 1910 aus ihrer Heimat¬
chistischen Zeitschrift «Der Weckruf» in 4Tl<?t. stadt Linz zur Gesangsausbildung in die
Zürich, Anarchist, Bildhauer, Kunstma¬ Schule der Langvara nach Ascona, 1920
ler, Archäologe, 1906 erstmals in As¬ Ernst Frick, Max Nettlau und Raphael Friedeberg verliebt sie sich in Ernst Frick. Dieser
cona; Max Nettlau, «Herodot der Anar¬ auf dem Monte Verità im September 1936. verlässt Frieda Gross-Schloffer, die Gat¬
chie», Biograf Michail Bakunins, En¬ nach Spanien, wo ihm die Republikaner tin von Otto Gross, dem genialen Grazer
rico Malatestas, Elisée Reclus', Historio- die Archive zum Studium der Ge¬ Psychiater, laut Freud der neben Jung
graf der antiautoritären Gruppe um schichte der Ersten Internationalen öff¬ einzige originelle Denker seiner Schüler.
Bakunin in der Ersten Internationale, neten, zu Besuch in Zürich bei Dr. Fritz Mitte der dreissiger Jahre beginnt Mar¬
Ersteller der Bibliografie des Anarchis¬ Brupbacher, Arzt und Anarchist, und in garethe Feilerer zu photographieren;
mus; seine Sammlung bildet den Grund¬ Ascona bei Dr. Raphael Friedeberg, Arzt ihre ersten Aufnahmen schickt sie
stock an Originaldokumenten des Inter¬ und Anarchist, sowie beim grossen Mä¬ C.G.Jung zur Begutachtung, der seit
nationalen Instituts für Sozialgeschichte zen der Anarchisten, Schriftsteller und 1933 jährlich in Ascona-Moscia zu den
in Amsterdam, er besucht bereits vor Künstler, dem Brüsseler und seit 1914 von Olga Froebe-Kapteyn initiierten Era-
1900 die Aufenthaltsorte Bakunins im Zürcher Pelzhändler Bernhard Mayer. nos-Tagungen kommt, deren Photogra¬
Locarnese. 1936 ist er auf der Durchreise Der dritte auf dem Bild ist schliesslich phin bis in die fünfziger Jahre die Felle-

Das Tessin als Erdmittel¬


punkt. Eisenbahnplakat
von 1896 (rechte Seite)

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Maggia-Delta und der Hügel über Ascona, bevor er zum Monte Verità wurde, aber schon ausersehen war als Ort des theosophischen Laienklosters «Fraternitas». um
1891.

rer bleibt. Beliebig könnte das Bezugs¬ künstlerischen Vergangenheit im 16. und schaft, der beispielhaften Ich-Verwirkli¬
netz der Personen vor und hinter der Ka¬ 17. Jahrhundert ein bisschen in Verges¬ chung und der dadurch angestrebten Ich-
mera ausgeweitet werden, von Frick zu senheit geraten ist. Und wie unsere Le¬ Verjüngung stehen hier unter dem Leit¬
seinen Malerfreunden Arthur Segal, Ma¬ bensreformer notieren, hatte man in Lo¬ stern des Glaubens, dass nur über die Ab¬
rianne von Werefkin, Alexej Jawlensky, camo schon Unterstützung, es gab dort sonderung und dem damit erneuten Tritt¬
zu den Schriftstellern Emil Ludwig und bereits vegetarische Pensionen und fassen mit der Natur «Gemeinschaft»
Ignazio Silone, von Friedeberg zu «Langhaarige», und es gab den theoso¬ wieder möglich sein könne. Die Summe
August Bebel, Karl Kautsky, zum preus¬ phischen Nationalrat Alfredo Pioda, der dieser intendierten, gelungenen und
sischen Ministerpräsidenten Otto Braun, den Plan fasste, auf dem Gelände des misslungenen Sprünge vom Ich zum Wir
zu Pjotr Alexejewitsch Kropotkin, um heutigen Monte Verità ein theosophi- ist heute noch auf dem Berg der Wahr¬
nur einige weitere noch nicht genannte sches Kloster zu gründen. Damit sind wir heit, einem landschaftlich und klimati¬
Namen anzuführen, die Ascona und bereits im internationalen Bereich und schen Mikroparadies, das Teil einer um¬
seine Collina für kürzere oder längere bei der Landschaft am obern Langensee fassenden Reformkulturlandschaft ist,
Zeit und aus verschiedensten Motiven als kulturgeschichtlichem Bedeutungs¬ spürbar. An Erklärungen für dieses Ber¬
(Krankheit und Erholung, Arbeit im ge¬ träger. In dieser ahistorischen, pädago¬ muda-Dreieck des Geistes hat es nicht
priesenen Süden, Verwirklichung einer gischen Landschaft wurde seit dem letz¬ gefehlt. Ein neuerdings erstelltes geolo¬
Utopie) aufsuchten. Wieso gerade As¬ ten Viertel des 19. Jahrhunderts ein unge¬ gisches Gutachten führt die magnetische
cona? Zufall? Schicksal? Absicht? heures Potential an Utopien und neuen Anomalie im Räume von Ascona auf die
Lebensentwürfen proklamiert, erprobt, Massierung ultrabasischer Gesteine mit
Bermuda-Dreieck des Geistes durchlebt und durchlitten. Die Stich¬ stark erhöhtem Magnetismus zurück,
Ascona ist um 1900 in zweifacher Hin¬ worte wurden erwähnt: Anarchie, vor wobei allerdings der Zusammenhang
sicht Gegenwelt, im lokalen und im inter¬ allem die «philosophische» Anarchie, möglicher Einflüsse der im Untergrund
nationalen Rahmen. Locamo ist seit Theosophie, Lebensreform, Psychoana¬ nachweisbaren magnetischen Anoma¬
1870 ein aufstrebender und bekannter lyse im Dienste der Revolution und Psy¬ lien auf das menschliche Magnetfeld
Kurort, und als um 1900 die Lebensrefor¬ chologie im Dienste der Verständigung noch kaum geklärt ist. Bis zu diesem
mer ins Locarnese kommen, ist dort der von Morgenland und Abendland, Kunst, Zeitpunkt haben wir Ascona und seine
Boden für eine kooperative Landkom¬ Literatur, Neuer Tanz. Alle diese Mo¬ Collina und ihre Anziehungskraft als kul¬
mune bereits rar geworden. Sie weichen delle zwischen den Polen des sozialen turgeschichtliche Gegebenheit anzuneh¬
nach Ascona aus, das nach einer grossen Engagements für die klassenlose Gesell¬ men.

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1869: Michail Bakunin - Der Satan der Revolte im Locarnese

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Die 1873 vom Vertreter der Internationale in Italien. Carlo Cafiero. gekaufte Villa Baronata in Locarno- Michail Bakunin um 1870
Minusio, zeitweiliger Aufenthaltsort Bakunins 1873/74

Als Bakunin nach seinem abenteuerli¬ Familie eine Bleibe zu verschaffen. Vor¬ camo war auch der Schauplatz der kur¬
chen Leben als Philosoph, Revolutionär, schüsse auf die Übersetzung von Karl zen und intensiven Freundschaft mit
Gefangener des Zaren und Gegenspieler Marx' «Kapital» ins Russische sollten die dem italienischen Anarchisten Carlo Ca¬
von Marx in der Ersten Internationale im finanzielle Grundlage für das Leben im fiero, der für Bakunin die Villa La Baro¬
November 1869 nach Locamo kam, war Locarnese abgeben, doch überzeugte ihn nata in Minusio kaufte, die für die nach¬
er hin und her gerissen zwischen dem der junge Aktivist Netschajew erneut folgende Anarchistengeneration zum
Wunsch, weiterhin aktiv in die Ge¬ von der Notwendigkeit der revolutionä¬ obligatorischen Wallfahrtsort wurde.
schichte einzugreifen im Vertrauen auf ren Propaganda in Russland. In Locamo
die revolutionäre Potenz der lateini¬ schrieb Bakunin seine polemischen
schen Völker (Italien und Spanien), und Schriften gegen Mazzini, gegen die Zen¬
demjenigen nach Rückzug ins Private, tralisierung der Staatsgewalt und damit
an einem idyllischen, ruhigen Ort seiner für den Föderalismus in der Schweiz. Lo¬

Besucher und Gefährten Carlo Cafiero. Bakunins


Bakunins während seines engster Freund im Alter
Tessiner Aufenthaltes:
James Guillaume, die domi¬

*
nierende Persönlichkeit

W der Arbeiterbewegung im
Schweizer Jura. Herbst
1871. der Geograf und
Anarchist Elisée Reclus.
April 1872. und Anarchist
Enrico Malatesta Herbst
1873 (von links).

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1885: Baronessa Antonietta Saint-Léger - Der botanische Garten als irdisches Paradies


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Baronessa Saint-Léger vor dem Gewächshaus auf der Insel. Aus dem Photoalbum der Baronessa

Selten hat ein Frauenschicksal die Boule¬ den Inseln, dem deutschen Warenhaus¬
vardpresse so beschäftigt wie das könig Max Emden, einen wunderbaren
Schicksal dieser deutschstämmigen Rus¬ botanischen Garten. Die Begegnung der
sin. «Vom Zarenhof ins Armenasyl» hies- Baronessa mit James Joyce bereicherte
sen die Stationen dieses ereignisreichen die Weltliteratur um eine der schönsten
Lebens. Von 1885 bis 1928 war die Baro¬ Abgrenzungs-Definitionen gegen das
nin Herrin der Brissago-Inseln, von wo Aussergewöhnliche, das Joyce in ihrer
aus sie ihre weitverzweigten Unterneh¬ Gegenwart empfand und das er im Hin¬
mungen in Italien und auf dem Balkan blick auf die Ethik des Schriftstellers all¬
leitete und versuchte, ihre Erfindungen, gemein formulierte: «Ein Schriftsteller
wie die Herstellung von Öl aus Heu¬ sollte nie über das Aussergewöhnliche
schrecken, zu verwerten. Die Schweiz schreiben. Das ist recht für einen Journa¬
verdankt ihr und ihrem Nachfolger auf listen.»

Von links:
Das Haus der Baronessa •
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IT Baronessa Antonietta
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Besucher auf der Insel:
Dirigent Ruggiero Leon¬
cavallo (um 1890) und

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Schriftsteller James Joyce
(1919) '*
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36
1889: Aktiengesellschaft Fraternitas - Das Kloster als Wunschvorstellung

1889 erschien in der Zeitschrift «Lux»,


dem Mitteilungsblatt der «Internationa¬
len Akademie für spiritistische und ma¬
gnetische Studien» in Rom, die Ankündi¬
gung der Gründung einer Aktiengesell¬
schaft namens Fraternitas. Ziel der Ge¬
sellschaft war die Errichtung eines
Laienklosters auf einem Hügel in der
Umgebung Locarnos, «in einem freien
Land, in reiner Luft, fern von der Welt»,
zur Aufnahme der «Studenten» der
Theosophie und des Okkultismus, um ih¬
nen ein der Idee der Bruderschaft der
Menschheit konformes Leben zu ermög¬
lichen. Besitzer des Terrains auf der da¬
maligen Anhöhe La Monescia ob As¬
cona, dem heutigen Monte Verità, und
Verfasser des Aufrufs war Dr. Alfredo
Pioda, Philosoph, Historiker, liberaler
Politiker und Nationalrat aus Locamo,
Präsident der theosophischen Loge
H.P.Blavatsky in Mailand, zu grossen
Taten aufgerufen, seit ihn in seinen Kna¬
benjahren Garibaldi in Locamo umarmt
hatte. Mit ihm signierten lauter Engver¬
traute der Gründerin der neuen Theoso¬
phischen Gesellschaft, Helena Petrowna
Blavatsky - die Gräfin Constance
Wachtmeister und Franz Hartmann. Zur
Klostergründung kam es zwar nicht,
wahrscheinlich weil Alfredo Pioda in der
liberalen Revolution vom 11. September -«.** 17
1890 im Tessin die wichtige Rolle des
Mittlers zwischen den zerstrittenen Par¬
teien übernahm und so die Politik seine
Energien band.

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Filippo Franzoni: Blick vom Monte Verità. Um 1905


Franzoni, dessen Mutter ein schreibendes Medium war, stand in engem Kontakt mit dem theosophischen Zirkel um
Alfredo Pioda. Während eines Aufenthaltes auf dem Monte Verità beschäftigte er sich eingehend mit der Umsetzung
und Konkordanz von Farbe und Ton.

Gründer der Aktiengesell¬ Gräfin Constance Wacht¬


schaft Fraternitas: Alfredo meister, Präsidentin der
Pioda, Philosoph, Histori¬ Aktiengesellschaft
-* ker und Nationalrat, und
Franz Hartmann, Mitglied
der theosophischen Ge¬
sellschaft (von links).

37
1900: Ida Hofmann, Henri Oedenkoven und Gefährten - Der dritte Weg

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Gesamtansicht der Sonnen-Kuranstalt Monte Verità, 1909/10. Links unten das theosophische Portal, dann entlang dem Wege Casa Gentile, Casa Andrea, Casa Anatta, Haupthaus und
im Hintergrund die Casa Semiramis

Monte Verità und Ascona waren Schau¬ Kapitalismus und einer erstarkenden Ar¬ sten der nordischen Lebensreformbewe¬
platz einer Addition von 600 Viten, 600 beiterbewegung hatten schon im 19. Jahr¬ gung und der Hügel über Ascona zum
Paradiesvorstellungen, die meist im Nor¬ hundert Reformbewegungen auf den Plan Berg der Wahrheit, der gelebten Wahr¬
den als Reaktion auf die Zeitprobleme gerufen, die die unumgänglich schei¬ heit, in Anlehnung an die Stilisierung
entstanden waren und nun in den para¬ nende proletarische Revolution verhin¬ Tolstois zum «Mann der Wahrheit».
diesischen Süden projiziert wurden. dern wollten. Lebensreform hiess die
Asyl-Idylle, botanischer Garten und Klo¬ Möglichkeit eines dritten Weges zwi¬
ster waren die bis dahin anvisierten In¬ schen Kapitalismus und Kommunismus
terpretationen. Im Jahre 1900 erschienen und implizierte die freie Entfaltung des
die Lebensreformer. Industrialisierung, Individuums und eine neue Gemein¬
Urbanisierung, Technisierung und damit schaft, bestehend aus freien Mitgliedern.
verbunden die Konfrontation zwischen Ascona wurde so zum südlichen Vorpo¬

Ein Urvater der Lebensre¬ Ida Hofmann und Henri


formbewegung, Leo Tol¬ Oedenkoven
stoi: «Man hat die Hände %
:z dazu, um zu ackern, man
hat sie dazu, um die Nah¬
rung selbst zu schaffen, die
man braucht.»

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Vegetarismus - Vegetabilismus

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Gusto Gräser: Erdtag - Wanderer beim Anblick des Lago Maggiore. 1905

Hiess im Mittelalter die Devise «Stadt¬ von 1900 verband. Des weitern waren sie ablesen: Aus dem kommunistischen
luft macht frei», so tönte nun im Zeitalter überzeugt von den Wohltaten der Natur¬ Siedlungsmodell wurde eine vegetabili¬
des Entstehens der Grossstädte der Ruf heilkunde und von der Notwendigkeit sche Gesellschaft, eine individualistische
gerade umgekehrt. Weg von den Orten der Siedlungsgründung als Keimzelle Cooperative und zuletzt ein Sanatori¬
der Zivilisation, weg vom gefrässigen und leuchtendes Beispiel für die übrige ums- und Hotelbetrieb. Die Dogmatik,
Fortschritt, zurück zur Natur, wo man Gesellschaft. In den zwanzig Jahren mit der die Monte-Veritaner vorgingen,
natürlich leben, wo Seele, Geist und Kör¬ Monte Verità, die durch die Vegetabilier war von einer derartigen Rigorosität,
per regenerieren können, wo man autark geprägt waren, bevor die Gründer zum dass die Siedlung sehr rasch berühmt
leben kann, möglichst fleischlos, da der Neuanfang nach Brasilien aufbrachen, wurde. Der heutige Monte Verità ist ein
Fleischgenuss die Aggressionen wach¬ können wir die ganze Spannweite zwi¬ einzigartiges Beispiel einer interpretier¬
hält. Diese Ethik des Vegetarismus war schen idealisierten Daseinsvorstellungen ten Landschaft als Gesamtkunstwerk im
das Gemeinsame, das die Ankömmlinge und dem Scheitern in der Wirklichkeit Sinne Wagners, und alle Bauetappen

Karl Gräser in sogenann¬


ter jägerscher Wollklei¬
dung auf einem selbst¬ \ Gastauf dem Monte
Verità: Gustaf Nagel.
Naturmensch, Vegetarier.

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gemachten Stuhl, Gusto Barfussprediger, Kleider-
-v und Schriftreformer.
Gräser und seine Frau
c. Elisabeth (von links). M

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Vegetabilisches Menü um 1906

Verschiedene auf dem Monte Verità praktizierte Reformen


Gartenarbeit zur Selbstversorgung mit Obst und Gemüse.

Neue Architektur für das Haupt- und Gesellschaftshaus Licht-Luft-Kult. Der Zahnarzt
Dr. Schneider beim Bogenschiessen.
sind noch deutlich mit entsprechenden lieh des von Theodor Reuss ein¬
Beispielen vertreten: die Licht-Luft- berufenen anationalen Kongresses des
Häuschen für den individuellen Ge¬ orientalischen Templerordens statt (15.
brauch, die Gemeinschaftsräume im bis 25. August), der folgende Reformvor¬
Haupthaus (heute ins Hotel von 1927 in¬ stellungen ansprach: die anationale
tegriert), die auf Abbildungen ersichtli¬ cooperative Gesellschaftsform, die neu¬
chen Badeanlagen für die Licht-Luft- zeitliche Erziehung, die Stellung der
Sonne-Therapien, die Gartenanlagen Frau in der Zukunftsgesellschaft, die my¬
und das erstaunliche Wohnhaus der stische Freimaurerei, soziale Neubildun¬
Gründer, die Casa Anatta, mit den dop- gen, Kunst, Ritual- und Kulttanz früherer
pelwandigen Holzgewölben und dem und aussereuropäischer Kulturen, Aus¬
grossen Flachdach. 1917 fand in diesem druckskultur in Erziehung, Leben und
Hause die «Gnostische Messe» anläss- Kunst.

Karl Vester (links), 1902 1907 auf der Wiese vor


erstmals auf dem Berg,
dann zwei Jahre in Samoa " dem Haupthaus. Von links:
Alexander Wilhelm de

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und ab 1904 neben der Beauclaire, zeitweise Verwal¬
Kuranstalt angesiedelt, ter der Anstalt, Hermann

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zusammen mit dem Hesse, erstmals in Ascona,
Architekten Paul Evertz Friederike de Beauclaire,
# tr (rechts), der unter ande¬
rem die Casa Ludwig zwi¬
Henri Oedenkoven, Ida
Hofmann. Ganz rechts Fa¬
schen 1909 und 1913 stenkünstler Arnold Ehret.
baute.

40
Die Schwierigkeiten vom Ich zum Wir

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Licht-Luft-Chalet

Vier Aspekte des Regimes auf dem Monte Verità in einem Bild: Bewegung im Freien,
Taulaufen, Reformkleid und Licht-Luft-Chalets. Von links Henri Oedenkoven, Ida
Hofmann und Neuankömmling Raphael Friedeberg, noch mit Hut und Stadtkleidung.

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Selbstgemachtes Mobiliar von Karl Gräser Schriftentypen-Reform von Gusto Gräser

Zu verschieden waren die Menschen, die biet der oberitalienischen Seen eine ge¬ Theosophen, Vegetarier und politische
sich vornahmen, in Ascona eine Siedlung nossenschaftliche Ansiedlung zu grün¬ Flüchtlinge. Nicht in grossen Mengen,
zu gründen, zu gross die Spannungen den. Oedenkoven wollte mit Hilfe des im Gegenteil, nur ganz vereinzelt, ver¬
und Erwartungen. Der belgische Indu¬ Kapitals den Kapitalismus überwinden, streut; aber doch genug, um einen Hauch
striellensohn Henri Oedenkoven, die Gräser schwebte eine urkommunistische des Besonderen, des Bereiten, des Emp¬
montenegrinische Pianistin Ida Hof¬ Siedlung vor. Schliesslich trafen sie sich fänglichen über die Gegend zu legen»
mann, der k.k. Ex-Offizier Karl Gräser, in Locamo: «In Brissago, Ronco, As¬ (Robert Landmann, Monte Verità, Berlin
sein Bruder, der Kunstschlosser Gusto cona, Losone, Minusio, Orselina, Monti 1930). Dieser Bereitschaft verdankte die
(Arthur) Gräser, die Ingenieurstochter Trinità - bis hinein in die Täler und Gegend denn auch den Zuzug von Le¬
Lotte Hattemer lernten sich in der Na¬ hinauf zu den Höhen von Bosco - gab bensreformern, die bis an ihr Lebensende
turheilanstalt Veldis kennen und zogen es eine Stimmung, die einer neuen Ge¬ in Ascona blieben, um so die mütterliche
von Idas Münchner Wohnung im Ok¬ dankenwelt günstig war. Überall gab es Gegend um die Dimension des weisen
tober 1900 nach Norditalien, um im Ge- Abseitslebende, Künstler, Philosophen, alten Mannes zu bereichern.

Raphael Salomonson, ehe¬ Sie blieben: Vladimir


maliger Handelskonsul, Straskraba, der unter
später Oedenkovens anderem die vegetarische
Buchhalter: «Die Schande Volksküche «Heidelbeere»
hat uns gekleidet, die Ehre gründete, und Karl Vester
wird uns wieder nackt mit selbstgebackenem
machen.» Brot (von links).

41
1904: Raphael Friedeberg - Die Anarchisten-Kolonie Ascona

«Lag der organisatorische Mittelpunkt


des deutschen Arbeiter-Anarchismus in
Berlin, so gab es sozusagen einen gehei¬
men Treffpunkt der (anarchistischen) In¬
telligenz in Ascona am Lago Maggiore»,
diese Unterscheidung trifft Ulrich Linse
in seiner Dissertation «Organisierter An¬
archismus im deutschen Kaiserreich»
(Berlin 1969). Und die Ascona-Dossiers
im Bundesarchiv zu Bern und dem Kan¬
tonalen Archiv in Bellinzona sind die Be¬
lege für die Massierung syndikalistischer
und individueller Anarchisten in Ascona.
Dr. Raphael Friedeberg machte mit sei¬
ner Kur bei den «Pflanzenfressern» den
Anfang, und durch ihn kamen in der
Blüte ihrer Boheme-Zeit Erich Mühsam,
Johannes Nohl, aber auch der Grazer
Psychiater Otto Gross, der Zürcher An¬
archist Ernst Frick, Dr. Fritz Brupbacher,
der Schriftsteller Leonhard Frank, um
nur die wichtigsten zu nennen. Mühsam
widmete Ascona eine Broschüre glei¬
chen Namens (Locamo 1905), in der er
zuerst mit der vegetarischen Kolonie ab¬
rechnete («ethische Wegelagerer mit ih¬
ren spiritistischen, theosophischen, ok¬
kultistischen und potenziert vegetari¬
schen Sparren»), um dann seine Vision
darzulegen: «Daher wünsche ich in tief¬
ster Seele, Ascona möchte einmal ein
Zufluchtsort werden für entlassene und
entwichene Strafgefangene, für ver¬
folgte Heimatlose, für alle diejenigen, die
als Opfer der bestehenden Zustände ge¬
hetzt, gemartert, steuerlos treiben und
die doch die Sehnsucht noch nicht einge-
büsst haben, unter Menschen, die sie als
Mitmenschen achten, menschenwürdig
zu leben.» Das Lumpenproletariat be¬
stätigte auch Psychiater Otto Gross in
seiner Theorie, dass die Psychoanalyse
den Boden der Wissenschaft zu verlassen
und in den Dienst des ganzen Leidens
der Menschheit zu stellen sei. Sein Plan
war, in Ascona eine Hochschule zur Be¬
freiung des Menschen zu errichten,
Befreiung von allen Zwängen, Befreiung
vom Vater, das Zurückfinden zur Mutter Raphael Friedeberg, photographiert in Ascona um 1920 vom Sohn des holländischen Arbeiterführers Ferdinand Domela-
und ins Paradies. Nieuwenhuis, César, der in Ascona zum Maler wurde.

Frühere politische Kon¬ Auch der «anarchistische


trahenten, denen Friede¬ Fürst» Pjotr Kropotkin
berg auch in Ascona und suchte Friedeberg zwi¬
Bad Kudowa Arzt und schen 1908 und 1913 ver¬
Helfer blieb: Karl Kautsky, »- schiedene Male in Ascona
ein Führer der internatio¬ auf.
nalen Vorkriegs-Sozial-
demokratie, mit Eduard
Bernstein (links).
SPD-Vorstandsmitglied

&
August Bebel und der lang¬
jährige sozialdemokratische
%¦¦: Ministerpräsident Preus-
sens. Otto Braun (von links).

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Erich Mühsam (rechts aussen) 1907 in Ascona mit noch nicht identifizierten Begleitern. Die Naturholzmöbel deuten darauf hin, dass die Aufnahme
möglicherweise bei Karl Gräser gemacht wurde.

Fritz Brupbacher, Arzt Erich Mühsam mit Marga- Otto Gross (links) mit zwei
und Anarchist aus Zürich, rethe Faas-Hardegger, frü¬ Gefährten
erstmals 1907 auf dem here Sekretärin des
Monte Verità und Friede¬ Schweizerischen
berg in langer Freund¬ Gewerkschaftsbundes, die
schaft verbunden, mit sei¬ sich später der anarchisti¬
ner ersten Frau Lydia schen Bewegung an-
Petrowna. schloss. Erst bei Friede¬
berg in Behandlung, liess
sie sich dann bei Minusio
nieder, wo sie eine Sied¬
lung im Sinn Landauers
aufzubauen versuchte. Bis
ins hohe Alter engagierte
sie sich für die Friedens¬
bewegung.

43
1908: Franziska Gräfin zu Reventlow - Animalisch unbeschwert, kosmisch und sozialkritisch:
Die Literaten kommen

Ascona war, seitdem Erich Mühsam


1904 das erste Mal einige Wochen dort
verbracht hatte, zu einem Boheme-Zen¬
trum vor allem für Münchner und Berli¬
/
ner Künstler und Schriftsteller gewor¬ -1,
den. Sie fanden dort das ruhige Leben,
ein angenehmes Klima und eine Bevöl¬
kerung, die sich gegenüber fremden Zu-
wanderern tolerant oder zumindest indif¬
ferent verhielt. Zudem liess sich dort bil¬ *ÊÈ
lig leben. Emil Ludwig, Else Lasker-Schü-
ler, Emil Szittya, Johannes Nohl, Kla-
bund und viele andere hielten sich schon
früh in Ascona auf. Zu den Lebensrefor¬
mern auf dem Monte Verità gab es kaum &
Beziehungen, oder sie gründeten auf
Verachtung oder gar Feindschaft. Dem
autoritären bürgerlichen Individualismus
der Monte-Veritaner stand der bindungs¬
unwillige Individualismus der Boheme
gegenüber. Nur Hermann Hesse, 1907 zur
Alkoholentziehungskur auf dem Monte
Verità, war der Richtung der Lebens¬
reformer auf eine wohlwollend-kritische
Art gewogen.
Franziska Gräfin zu Reventlow
Mê0
schrieb im November 1910 in einem
Brief aus Ascona: «...möchte wieder
Menschen sehen. Hier gibt's keine, nur
Narren und Propheten.» Sie ist das Inbild
der Bohémienne, die ein Leben lang «in
die volle Sonne» wollte, wie sie selbst
schrieb. Ihr Leben ist von exemplari¬
scher Intensität und spiegelt zugleich je¬
nes Zeitzeichen der grundsätzlichen Ver¬
unsicherung, die seit der Jahrhundert¬
wende alle Klassen des Wilhelminischen
Deutschland ergriff. Die Reventlow
suchte ein Gegengewicht in einer grösst-
möglichen Loslösung von der Bevor¬
mundung und Kanalisierung, die mit ih¬
rer Herkunft verbunden war. Ihre Tage¬
bücher und Briefe zeigen eine Frau, die
die Freiheit gleichzeitig gegen und mit

/
ihrem Gefühl nicht nur zum Prinzip
machte, sondern auch danach lebte.
Diese Ungebundenheit erkaufte sie durch
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einen verzweifelten Leidensweg der so¬
zialen Ächtung, der materiellen Not, der
psychischen Isolation. T.K. Franziska, Gräfin zu Reventlow, mit ihrem Sohn Rolf, 1912.

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Emil Ludwig mit seiner -¦ Klabund (Alfred
Frau am Kamin seines von L-- Henschke) weilte 1917/18
Paul Evertz gebauten im Tessin, wo er am 8. Juni
* * Hauses, wo Ludwig
manchmal in Spott provo¬
*¥. 1918 heiratete (Mitte).

zierender Art Hof hielt. Hermann Hesse, erstmals


im April 1907 auf dem
Monte Verità, liess sich
1919 endgültig im Tessin
nieder. Hier um 1917 bei
Arcegno.
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Else Lasker-Schüler: Jussuf modelliert seine Mutter. Aus «Theben»,
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Gedichte und Lithografien, Querschnitt-Verlag, Frankfurt a. M. 1923

» Ascona-Aufenthalter:
Else Lasker-Schüler.
Emil Szittya mit Johannes
Nohl (rechts), dem nach
Vor dem Zweiten Welt¬
krieg sah Ascona eine
neue Immigration von
zum Teil schon erfolgrei¬
Mühsam «typischen Bohe¬ chen Künstlern und Lite¬
mien» (von links). raten, unter ihnen Erich
Maria Remarque mit sei¬
ner späteren Frau Paulette
Goddard.

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45
1913: Rudolf von Laban - Körperferien

1910 gründete der aus Ungarn stam¬


mende Rudolf von Laban in München
eine Schule des freien oder absoluten
Tanzes, der von der Bewegung ausgeht
und nicht Musik interpretiert oder illu¬ wm
striert. Laban verstand Tanz als umfas¬ rWQ'ft •
sende Bewegungs- und Körperkultur, der
es, ohne jedes sektiererische Beiwerk,
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um die Rehabilitation des durch einsei¬
tige Verstandes- oder Gefühlsherrschaft
verkümmerten Körpers ging. 1913 eröff¬
>
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nete er auf dem Monte Verità als Teil der
«Schule für Kunst» eine Sommerfiliale < >\ wr.
seiner Münchner Schule. Zwischen La¬
ban, den Tänzerinnen seiner Schule
(Mary Wigman, Suzanne Perrottet, ¦

Katja Wulff, Berthe Trümpy) und dem


Dada-Kreis herrschte eine teilweise sehr <*4>v**>

enge Beziehung. Laban spricht von einer


«Tanzfarm» - der Tanz also nicht als iso¬
liertes künstlerisches Ereignis, sondern
als integrierter Teil des Lebensablaufes. -«'-**•
Auf dem Monte Verità setzte Laban fort,
was er in München mit seinen Tanzdich¬
tungen begonnen hatte. Nach einem al¬
ten babylonischen Epos schuf er das
Tanzdrama «Istars Höllenfahrt»; «Der
Trommelstock tanzt» wurde durch alt¬
mexikanische Tempelsprüche angeregt.
Immer ging es dabei - auch im Reigen
«Sang an die Sonne», 1917 auf dem
Monte Verità uraufgeführt - um eine
Rückkehr zu einer einfachen und natur¬
nahen Haltung und Lebensweise. T. K.

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Laban-Schule auf dem Monte Verità, oben, und unten in der Mitte Mary Wigman.

Isadora Duncan, die auf


Einladung von Ida Hof¬
1

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mann nach dem Tod ihrer
Kinder auf dem Monte SommciUrse in Y^oikt
Verità weilte, ohne jedoch
dort zu tanzen.
Rudolf von Laban als
Mönch (rechts)

46
1919: Charlotte Bara - Diegotisch-ägyptische Tänzerin

Charlotte Bara, in Brüssel mit deutscher


Nationalität geboren, kam 1919 nach
Ascona, nachdem sie seit 1915 in Lau¬
sanne Unterrichtbei Alexander Sacharoff
genommen hatte und bereits 1917 in
Brüssel mit einem eigenen Programm,
darunter «Tanz der Mumie», aufgetre¬
ten war. Charlotte Baras Ausdruckstanz
gründet in religiös-mystischen Wurzeln
und sucht in verhalten-ruhigen Gesten
und Bewegungen den Körper zum bil¬
derähnlichen Zeichenträger werden zu
lassen. Nach Auftritten in Holland, Ber¬
lin, Wien, Paris, Florenz, wo sie von Ga¬
briele d'Annunzio bewundert und ver¬
ehrt wurde, trat sie 1922 erstmals im Tes¬
sin, im Kursaal von Locamo, auf, wo sie
unter anderem den «Sterbenden Schmet¬
terling» nach Musik von Chopin und
ihren «Ägyptischen Tanz» zeigte. 1927/28
liess ihr Vater vom Architekten Carl
Weidemeyer in Ascona das Teatro San
Materno bauen, wo die Bara bis 1958
verschiedentlich auftrat: 1932 «Die Vi¬
sionen der Jeanne d'Arc», 1934 «Das ver¬
lorene Paradies» und «Die Versuchung
der Wüste», 1935 alte ägyptische Tänze,
an Ostern «Bilder aus der Passion», im
Sommer Mysterientänze aus dem Neuen
Testament, 1939 «Mittelalterliche Le¬
genden und Visionen aus dem Orient».
Die Bara trat auch als Choreografin und
Regisseurin hervor. So führte sie unter
anderem in Ascona mit Laiendarstellem
1943 das «Totentanzspiel» auf. T. K.

srti
Charlotte Bara als ägyptische Tänzerin

Seitenansicht des von Carl Tanzlektion der Bara-


Weidemeyer erbauten Schule auf dem Dach des CHARLOTTE BARA
Theaters San Materno Theaters SCHULE
Von Weidemeyer gestalte¬
ter Prospekt der Schule
(rechts)
E
THEATER AN MATERNO

47
Ab 1915: Die Emigranten - Die Flucht aus der Zeit

Ende Mai 1915 emigrierte Hugo Ball von


Berlin kommend nach Zürich, «der fried¬
lichen Insel in einem Ozean von Völker¬
hochmut und grässlicher Verdummung».
Vorerst war er kurze Zeit als Mitarbeiter
anarcho-sozialistischer Zeitungen tätig
und trat bei Versammlungen als Agitator
auf, um auf diese Weise seine pazifisti¬
sche Überzeugung zu vertreten - er, der
sich noch am 6. August 1914 als Kriegs¬
freiwilliger gemeldet hatte. Da sich Ball,
der Intellektuelle zwischen den Fronten,

C^
der Parteidisziplin nicht beugen konnte
und wollte, trat er zusammen mit Emmy
Hennings in Variétés auf. Auch das war
ein kurzes Intermezzo, welches im Fe¬
bruar 1916 zur Gründung des Cabarets
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1
«Voltaire» an der Spiegelgasse führte;
1

daraus ging Dada hervor. Politische Ra¬


"\
dikalität, strikter Pazifismus, konse¬
quente antibürgerliche Haltung äusser¬
ten sich als rabiate Zerfetzung von all
dem, was mit der bürgerlichen Kultur

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-
i
gleichgesetzt wurde. Hans Arp, Tristan
Tzara, Hans Richter, Richard Huelsen- a s

i
beck, Marcel Janco waren wie Ball
Emigranten - Pazifisten, politisch bin¬
dungslose Radikale, die in Zürich das
fortsetzten, was in den Münchner und •
Berliner Cafés seit der Jahrhundert¬

I
wende gedacht, besprochen und ge¬
schrieben wurde. Das «Odèon» in Zürich
wurde zur Gedankenbörse, zum transito-
rischen Ort, wo Utopien für Stunden
Wirklichkeit werden konnten.
Als Ball im Juli 1916 das erste Mal für
einige Zeit ins Tessin zog, war das die er¬
ste Etappe seiner «Flucht aus der Zeit».
Dadaismus sei für ihn, der misstrauisch ra
geworden war, wie auch alle anderen
«Ismen», «schlimmste Bourgeoisie». An¬
fang Juni 1917 reiste er nach einem Ner¬
venzusammenbruch wieder ins Tessin.
Ab September war er in Bern als politi¬
scher Publizist für die von Deutschen
herausgegebene «Freie Zeitung» tätig,
betrieb Studien über Neuscholastik und
Marianne von Werefkin: Les contrastes. Um 1925. Ein Brunnen aus dem Norden auf einem Tessiner Dorfplatz.
deutsche Mystiker und setzte sich für
eine «moralische Revolution» ein. 1920
zog er sich ins Tessin zurück, wo er, mit

Hans Arp mit Sophie Heinrich Maria Davring-


Taeuber, die sich 1917 im hausen: Der Krieg. 1914.
Tessin aufhielten, und Davringhausen und Carlo
¦» Hugo Ball (von links). Mense hielten sich bei
Kriegsausbruch in Ascona
César Domela, geboren auf. Es ist belegt, dass
- y 1903, der sich nach dem Davringhausen das Bild
Tod seines Vaters in «Der Krieg» noch in
Ascona niederliess und Ascona schuf, bevor er
Maler wurde (rechts). in Deutschland zum
Kriegsdienst eingezogen
wurde (rechte Seite).

48
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Arthur Segal: Strasse. 1922

Arthur Segal bei der Ar¬


beit an dem Fresko über
dem Friedhofseingang in
Ascona 1916.

50
M

Arthur Segal: Der Astronom. 1919

51
einem Unterbruch, bis zu seinem Tod
1927 lebte. In diesen letzten Jahren
setzte er seine Mystiker-Studien fort,
kämpfte aber auch für eine revolutionäre
Veränderung des Christentums, bei der
sich urchristlich-sozialistische Ideen mit
anarchischen und spirituellen verbinden.
Das Tessin wurde auch für andere
Künstler des Dada-Kreises zum Refu-
gium. Für Janco, Richter, Arp und Taeu¬
ber war das Tessin der Ort des Rück¬
zuges aus dem Zürcher Trubel, aber M
auch Liebesnest. Walter Serner schrieb
in Lugano 1918 seine grossartige «Letzte
Lockerung», eine heilig-wütende Ab¬
rechnung mit Europa und seiner Kultur.
Von Zürich aus kamen an Ostern 1918
Marianne von Werefkin und Aiexej Jaw¬
lensky nach Ascona. Sie waren, als ge¬
bürtige Russen, 1914 von München an
den Genfersee (Saint-Prex) emigriert.
Für Jawlensky waren die drei Jahre in
Ascona die «interessanteste Zeit», weil
die Natur dort «stark und geheimnis¬
voll» ist. Die Tage seien von «wunderba¬
rer Harmonie», die Nächte aber hätten
«etwas sehr Unheimliches». Es ist der
Dualismus von Jawlenskys «Variatio¬
nen» - diesen Kopf-Bildern, die den Tag
an die Nacht prallen lassen, das Helle an
das Dunkle, die äusserste Klarheit der
fest konturierten Gestalt an das Unbe¬
stimmte einer sich verflüchtigenden
Stofflichkeit. Die Bilder der Werefkin
gründen seit der Münchner Zeit in der
Polarität eines ruhigen, narrativ-anekdo-
tischen und eines entrückten, wild-ver¬
zerrten Ausdruckes. Im Tessin, wo sie bis
zu ihrem Tod 1938 - von der Bevölke¬
rung hoch verehrt - lebte, wird die Ruhe
gleichsam gedehnter, und die Bewegung
steigert sich ins Karikierende, Über¬
drehte, fast Schrille. Die hohen Berge
um das Loch des Lago Maggiore werden
zu Tentakeln, die im Himmel etwas
Unsichtbares festhalten wollen; die Wie¬
sen verwandeln sich in brodelnde Lava¬
ströme, die alles mitreissen. Ascona war
schliesslich 1921 der Ort, wo sich die
merkwürdige Verbindung zwischen Ma-
yu.
Aiexej Jawlensky: Dolorosa. 1921

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Aiexej Jawlensky mit sei¬ Künstlerische Stationen,
ner Frau Helene und der die Jawlensky während
Kunsthändlerin Galka seiner Zeit in Ascona
Scheyer (rechts) 1918 in durchlief und die er später
Ascona (links).
1
als seine interessanteste
Zeit bezeichnete:
«Mädchenkopf», 1919,
«Variationen», 1920, und
die oben gezeigte «Dolo¬

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rosa» (von links).
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Marianne von Werefkin:


La cathédrale. 1914


(rechte Seite)

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Albert Kohler: Nocturno. 1921

rianne von Werefkin und Aiexej Jawlen¬


sky nach zwanzig Jahren löste.
1924 gründeten die seit längerer Zeit
in Ascona lebenden Walter Heibig, Ernst
Frick, Albert Kohler, Gordon McCouch,
Otto Niemeyer, Otto van Rees zusam¬
men mit Marianne von Werefkin die
Künstlergruppe «Der Grosse Bär». Diese
Formierung zeigt, dass sich die Spreu
vom Weizen trennen sollte. Ascona war
in den zehn Jahren, seit sich 1914 Arthur
Segal dort niedergelassen hatte, zum Ort
der Maler geworden. T. K.

Albert Kohler und seine


+ Li,
I Z l. * ', • Plakat für eine Ausstellung
Frau in Ascona 1925 des Grossen Bären von
(links aussen). Ernst Frick in Ascona
eil" 1937.
Marianne von Werefkin &a:
im Gespräch mit Ernst
tat*.) Hfl Frick um 1936.

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54
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Marianne von Werefkin: Les vieux. Um 1930

55
1925: El Lissitzky - Kunst für das Neue Russland

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El Lissitzky: Der Konstrukteur. Selbstporträt, entstanden in Locarno 1924,1929 verwendet als Titelblatt für das von
Franz Roh und Jan Tschichold zusammengestellte «foto-auge», eines der wichtigsten Photobücher jener Zeit.

El Lissitzky, in Deutschland lebend und die Arbeit denkt, der wie selten ein Hochhauses und Bürogebäudes auf drei
dem Bauhaus nahestehend, kam im Fe¬ Künstler unempfindlich ist gegenüber Pfeilern. Im Juni 1925 reiste Lissitzky in
bruar 1924 unfreiwillig nach Locamo. Er den regressiven Einflüssen des Südens. die Sowjetunion zurück. T. K.
müsste einer offenen Tuberkulose wegen Er schrieb und stellte das «Ismen-Buch»
zur Kur in ein milderes Klima. Der Tes- zusammen, eine «letzte Truppenschau
sin-Aufenthalt fiel mit seinem Entschluss aller Ismen» von 1914 bis 1918. Zudem
zusammen, die Staffeleimalerei aufzuge¬ verfasste er, der sich in seinem Tessiner
ben, um neue Medien zu erproben: Pho¬ Jahr vor allem theoretisch beschäftigte,
tomontage, Typografie, Zeitschriften¬ Artikel für die Basler Architekturzeit¬
artikel, Architektur und Ausstellungsge¬ schrift ABC. Zusammen mit Emil Roth
staltung. Die Briefe an seine Frau spie¬ entwickelte er den Entwurf des «Wol¬
geln einen Menschen, der vor allem an kenbügels», eines für Moskau geplanten

Arbeiten Lissitzkys wäh¬

sMERZii
rend seines Asconeser

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Jahrs: Das Kunstismen-
Buch, 1924, Titelblatt für
die Zeitschrift «Merz»,

NASO
zwei mit Emil Roth ent¬
wickelte Entwürfe des 3
Wolkenbügels für Moskau
und ein Porträt von Hans
Arp, 1925 (von links).

56
1927: Bauhaus-Künstler - Ascona als Gegen welt zum Bauhaus

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Oskar Schlemmer: Kämmen das Haar wir, 1927 (oben), und Die Braut wird gekämmt, 1927
Schlemmer wollte mit Dirigent Hermann Scherchen Szenen des Sing-Ballettspiels «Les Noces» von Strawinsky auf ein
Bild malen und filmisch projizieren. Dazu erarbeitete er in Ascona verschiedene Entwürfe. Das Projekt kam nicht zustande.

In den späten zwanziger Jahren hielten dies mit «Anti-Bauhaus» zusammenzu¬ sich ein Ventil suchen, eine Entladungs¬
sich zahlreiche Bauhaus-Künstler im fassen. Obwohl der Grad der Ernsthaf¬ möglichkeit, die sich gegen das richtet,
Tessin auf: Walter Gropius, Laszlo Mo¬ tigkeit nicht sehr hoch gewesen sein was unterdrückt. T.K.
holy-Nagy, Georg Muche, Max Bill, Her¬ kann, zeugen diese Aussagen doch von
bert Bayer, Marcel Breuer, Xanti Scha- einem Konflikt: das Bauhaus als das Mo¬
winsky, Richard Oelze, Oskar Schlem¬ derne, Grossstädtische, Technologische,
mer. In den Briefen Schlemmers (an Otto das Tessin als das Vorzeitliche, Natur¬
Meyer-Amden) wird deutlich, dass der haft-Elementare. In diesem Konflikt wird
Tessin-Aufenthalt für ihn Gegenwelt be¬ die ganze Problematik des Bauhauses
deutete, und zwar als Ausbruch aus dem sichtbar: das Moderne als die Totalisie-
«rechten Winkel» in etwas «Unmoder¬ rung des Technologischen, das aber ent¬
nes», «Atavistisches», wie er schreibt, um gegengesetzte Kräfte unterdrückt, bis sie

Bauhaus-Künstler als Som¬


meraufenthalter in As¬
cona um 1927: Oskar
Schlemmer, Walter Gro¬
pius, Joseph Albers, Laszlo
Moholy-Nagy sowie Xanti
Schawinsky und Herbert
Bayer (von links).
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57
Der «Baron», wie Eduard Freiherr von
der Heydt in Ascona genannt wurde, ist
fast zufällig in den Besitz des Monte Veri¬
tà gekommen. Letzter Spross einer alten
Elberfelder Bankiersfamilie, hatte er sich
in London, später in Amsterdam, als Pri¬
vatbankier betätigt, seiner rasch wach¬
senden Kunstsammlung ebenso zugetan
wie den Geschäften. Den Monte Verità
hatte er bei einem zufälligen Besuch in
Locamo kennengelernt. Was ihn dazu
bewog, 1927 aus einer Laune auf eine
Verkaufsofferte mit dem halben Gegen¬
r
m.
angebot zu reagieren, ist ungewiss. Je¬
denfalls wurde sein Angebot angenom¬
men, für 160000 Franken sah er sich im
Besitz des Berges und eines herunter¬
gewirtschafteten Hotelbetriebs mit illu¬
strer und zugleich dubioser Vergangen¬
heit. War es die Legende, die längst den
«Berg der Wahrheit» umrankt hatte, die
den Baron veranlasste, durch zusätzliche
Landkäufe das Areal abzurunden, die

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verlotterten Gebäulichkeiten instand zu
setzen, mit Architekt Emil Fahrenkamp
einen modernen Hotelbau zu errichten
und die verwilderte Landschaft in einen
gepflegten Park zu verwandeln? Steckte
dahinter das Diversifikationsbestreben
eines Financiers, oder war es der Ver¬
such eines Entwurzelten, sich eine neue
Heimat zu schaffen? Als stolzer Besitzer,
der mehr Gastgeber als Hotelier war,
suchte der Baron den Ruf des Berges als
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Sammelpunkt neuer Lebensformen mit
dem eines kultivierten Ortes der Erho¬
lung und Begegnung zu verbinden. Dazu
verhalfen nicht nur Lage und fast private
Gastlichkeit, sondern vor allem die
Kunstschätze aller Epochen und Kultu¬
ren, mit denen der Baron sich und seine
Gäste umgab. Obwohl diese Skulpturen
und Bilder nur einen kleinen Teil der
über viele Museen verteilten Sammlung
:
von der Heydts darstellten, waren sie ein
Anziehungspunkt für die wirtschaftliche
und intellektuelle Prominenz, die sich auf
tati dem Monte Verità mit der Boheme
mischte. Was der Baron mit Kenner¬
schaft, Finderglück und dem Glauben an
die Weltsprache der Kunst zusammen¬
getragen hatte, wollte er der Öffentlich¬
keit schenken. Die Sammlung moderner
Kunst gelangte ins Von-der-Heydt-Mu-
seum seiner Vaterstadt Wuppertal-Elber-
feld, die aussereuropäischen Kunst¬
schätze in das dafür begründete Museum
Rietberg der Stadt Zürich. Das dritte
Denkmal - die Schenkung des Monte
Verità an den Kanton Tessin zur Schaf¬
fung eines weltoffenen Kulturzentrums -
hat bisher nicht die Form gewonnen, die
sich der Baron erhofft hatte. W. R.

Amédée Ozenfant: Weltall mit Sternen. 1927


Interessanterweise schuf Ozenfant dieses Bild, das in seinem Werk isoliert dasteht, im selben Jahr, in dem Baron von der
Heydt, der neben diesem Bild noch eine ganze Reihe von Werken Ozenfants besass, den Monte Verità kaufte.

58
1926: Baron von der Heydt - Der Einzug des Kapitals

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Das 1928 von Architekt Emil Fahrenkamp erbaute Hotel Monte Verità, aufgenommen um 1930.
Von der Heydt veränderte wohl die Bausubstanz grundlegend, achtete aber darauf, eine Art
Gesamtkunstwerk im Wagnerschen Sinn zu erhalten. Darauf deuten verschiedene Stellen
auf dem Gelände hin, die zum Beispiel Parzifal-Wiese oder Walküre-Felsen genannt wurden.

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Auffahrt zum Hotel Terrasse des neuen Hotels und eine zum Teehäuschen umfunktionierte Licht-Luft-
Hütte der Vegetarier.

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Die vom Baron eingerichtete Villa Anatta. in der von der Heydt nach seiner Ankunft einige Jahre wohnte.

1924 übernahm eine 1926 kaufte der Bankier


Gruppe, der unter anderen .¦¦' Freiherr von der Heydt
die Maler Hugo Wilkens den Berg. Die Aufnahme
und Max Bethke sowie der zeigt ihn rechts aussen im
Schriftsteller Werner Licht-Luft-Hemd mit dem
Ackermann (Robert Land¬ Spiritisten Grossfürst
mann) angehörten, die Alexander von Russland
Anlage am Monte Verità (links aussen) und engli¬
und veranstaltete eine
ganze Reihe von Festen,
; schen Gästen.

so «Unter der blauen Aus der freien Entfaltung


«
• Sonne» und «Afrikanische körperlichen Ausdrucks
wurden organisierte Turn¬
Nacht». Links Max Bethke
anlässlich eines solchen übungen (rechts).
Festes.

59
1904-1956: Ernst Frick - Ein Asconeser Lebenslauf

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Ernst Frick: Balla Drum, Nummer 13. Um 1930

Ernst Frick kam 1906 erstmals nach As¬ miens Erich Mühsam und Johannes Nohl serne der Kantonspolizei Zürich mit¬
cona, um sich auf Rat des Zürcher Anar¬ kennen und durch diese Otto Gross und tels Sprengstoff am 3./4. Juni 1907 und
chisten und Arztes Dr. Fritz Brupbacher seinen Kreis, die Schwestern Else Jaffé, vorsätzlich herbeigeführte Strassenbahn-
bei Dr. Raphael Friedeberg gesund pfle¬ die Gattin des späteren Finanzministers entgleisung vom 30. Oktober 1908). Nach
gen zu lassen. Von Beruf Metallgiesser, der bayerischen Räteregierung, und seiner Rückkehr nach Ascona zog er sich
trat er früh der Gewerkschaft bei und re¬ Frieda Lawrence, die Gattin des eng¬ ganz von der anarchistischen Bewegung
digierte 1905 den «Weckruf», die deut¬ lischen Romanschriftstellers D.H.Law¬ zurück. Ernst Frick wurde Schüler von
sche «Parallelausgabe» des «Risveglio rence, die Frick 1912 in Ascona besuch¬ Arthur Segal, Maler und Bildhauer, und
anarchico» oder «Réveil» des Tessiner ten. Von 1911 an lebte Frick mit Otto erforschte seit den dreissiger Jahren die
Anarchisten Luigi Bertoni für das Gross' Gattin in Ascona. 1913 verbüsste keltische Festung Balla Drum westlich
deutschschweizerische Sprachgebiet. Frick in Regensdorf eine einjährige Haft¬ vom Monte Verità. Seit 1920 lebte er mit
Während seines Ascona-Kuraufenthal- strafe (Versuch der Befreiung eines rus¬ Margarethe Feilerer, der Porträtistin der
tes lernte er die Anarchisten und Bohé¬ sischen Staatsangehörigen aus der Ka¬ Asconeser, zusammen.

Ernst Frick mit der Photo¬ Eine von Ernst Frick redi¬ Ernst Frick bei For¬
graphin Margarethe Feile¬ gierte Nummer des schungsarbeiten am
rer in Ascona um 1925. DeiHlnJeckruf «Weckrufs» zum 1. Mai Balla Drum
1906. Frick gab den
«Weckruf» im Jahre 1906 Ernst Frick: Bergvision
heraus. (rechte Seite)

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1928: Fritz Jordi- Worpswede Süd

1923 kaufte der Berner Buchdrucker und


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Sozialist Fritz Jordi das von den Einwoh¬
nern verlassene Dorf Fontana Martina -
am Steilhang des Lago Maggiore bei (*<*
Ronco für 18000 Franken in der Absicht, -j,-
dort eine Landkommune aufzubauen. -m

Als Vorbild diente der Barkenhof bei


Worpswede, den Heinrich Vogeler, ehe¬ M':
maliger Jugendstil-Künstler und Hät¬ 'M >:-'M ¦>¦¦

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schelkind der deutschen Bourgeoisie, der
im Krieg Sozialist wurde, 1919 auf sei¬
nem Anwesen begründet hatte. Erst 1928
konnte Jordi unter zeitweiliger Mithilfe
Vogelers mit dem Aufbau beginnen.
1930, nachdem Vogeler kurz zuvor noch "•'.-¦ * if ö."».»

seine endgültige Niederlassung erwogen


hatte, kam er nicht mehr, vermutlich weil
er einsah, dass auch Jordis Versuch zum

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Scheitern verurteilt war. Ein Jahr danach
reiste Vogeler in die Sowjetunion, um
am Aufbau des Sozialismus mitzuarbei¬ &
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ten. Von 1930 bis 1931 veränderte sich

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das Leben in Fontana Martina. Aus der
landwirtschaftlich orientierten Kom¬
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mune wurde immer mehr eine Künstler¬
siedlung. Kunsttöpfer und andere Kunst¬
handwerker wohnten dort. Es ging ihnen <3
vor allem darum, einen Ort zu haben, wo N
sie mit einem Dach über dem Kopf arbei¬
ten konnten; an einer Landkommune wa¬ .*
ren sie wenig interessiert. 1931/32 gab v m**-i».
Jordi eine Zeitschrift heraus, die mit
Druckgrafiken dort lebender Künstler il¬ BS
lustriert war. Mitarbeiter war unter ande¬
ren Carl Meffert (Clement Moreau).
Dass der Aufbauversuch einer sozialisti¬ vf ...'<**
schen Landkommune scheiterte, hatte
seinen Grund in den solchen sozialisti¬
schen Versuchen gegenüber feindlichen
gesellschaftlichen Bedingungen. 1938
starb Jordi. T. K.

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Heinrich Vogeler: Fontana Martina. 1929

Fritz Jordi, der 1923 den »V\ Erste Nummer der Halb¬
verlassenen Weiler Fon¬ « monatsschrift «Fontana

in
:

tana Martina kaufte Martina», die Jordi


(links aussen). 1931/32 herausgab, mit
einem Titelblatt von Carl
Heinrich Vogeler, der län¬ Meffert (Clement Moreau),
gere Zeit in Fontana Mar¬ der auch einige Zeit bei
tina weilte, um Jordi beim Jordi lebte.
Aufbau zu helfen.

62
1928: Carl Weidemeyer - Ein Theater für den Tanz

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^Sfc.

Das für Charlotte Bara von Carl Weidemeyer 1927/28 erbaute Teatro San Materno.

Bereits die Vegetarier sahen im natürli¬ akt sichtbar gemacht: die Verbindung schönsten Flachdachhäuser am See und
chen Ausdruckstanz die ihrer Ideologie der christlichen Mystik mit den Myste¬ an der Collina, die zusammen mit Fah-
entsprechende Kunstform, während ein rien des Orients durch die Gegenüber¬ renkamps Hotelneubau Monte Verità
Gemälde als zu grosse Trennung von Le¬ stellung der Tänzerin im gotischen zum Tessiner Flachdachstreit und damit
ben und Kunst für sie unannehmbar war. Spitzbogen mit der Pyramide. Ihr Vater 1928 zum ersten Baureglement in As¬
Der Ruf des Monte Verità als Hochburg Paul Bachrach liess 1928 einen alten Be¬ cona führten, ihm aber von aussen viele
des freien Tanzes zog in der Folge im¬ kannten aus Worpswede kommen, damit anerkennende Zuschriften wie zum Bei¬
mer mehr Tänzer und Tänzerinnen an, er seiner Tochter in Ascona ein Tanz¬ spiel von Gropius eintrugen.
die im Tanze versuchten, kultische Hand¬ theater baue. Carl Weidemeyer errichtet
lungen vorzunehmen, so auch die «goti¬ das Teatro San Materno auf dem Grund¬
sche» Tänzerin Charlotte Bara. Auf riss einer romanischen Kirche mit der
einem Plakat für einen Tanzabend ist Apsis als Eingang. Er blieb, wie viele
fast programmatisch der Beschwörungs¬ andere, in Ascona und baute einige der

Die 1930 von Weidemeyer Carl Weidemeyer (rechts)


erbaute Villa Rocca Vispa und Schriftsteller Walde-
in Ascona. mar Bonseis auf der Asco¬

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neser Piazza.

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Um 1930: Elisar von Kupffer - Der Tempel im Locarnese

Lebensgemeinschaften wie diejenige auf


dem Monte Verità hatten in bezug auf
die Architektur die Vorstellung, dass
das Individuum möglichst bescheiden, in
grösstmöglicher Nähe zu den Elementen
zu wohnen hätte, in der Licht-Luft-Hütte.
Die Gemeinschaft jedoch sollte einen ¦
r-ij-'/^Lu
Tempel haben, der gewissermassen Aus¬
druck des Läuterungswillens und der
Auferstehung wäre. Fidus' «Tempel der
Erde» war ein solcher Tempel mit einem
quadratischen Bau als Weg zur Kammer
des Schweigens, dem Dunkeln und :..-; 'M

schliesslich dem Eintritt in den Rund¬


bau mit dem Heiligtum. Dieser Tempel
wurde weder, wie vorgesehen, in Amden
noch in Ascona gebaut. Und doch steht :
er im Umfeld des Monte Verità in Form
des Sanctuarium Artis Elisarion in Minu- 1
sio. Als der baltische Edelmann Elisar
von Kupffer um 1915 ins Locarnese kam,
hatte er bereits alle Stationen dieser neu¬
zeitlichen sakralen Topografie durch¬
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laufen, die im Zuge der Bildungsreisen
(Goethe) und der Formierung einer Ge¬
genwelt als Kultstätten des Jünglings, j
der Frau und Grossen Mutter, des wei¬ 1
sen alten Mannes, der Elemente und Ge¬ »!
stirne im vor allem noch wenig industria¬ 111 m,J °L
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lisierten Süden (Taormina, Capri, Pom¬
peji, Florenz) entstanden war. Ascona Hi
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gehörte unterdessen zu diesen Stätten.

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Elisar liess sich jedoch im nahen Lo-
carno-Minusio nieder, zusammen mit sei¬ 1 beeeeeL-^AbeL
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nem Freund und Exegeten Dr. Eduard


von Mayer.
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Blick aus der «Aula». Auf dem Stuhl Elisar von Kupffer

Elisar von Kupffer:


Matrosenkleid. 1914
> Photographische Selbst¬
darstellungen des balti¬
schen Malers und Dichters
Elisar von Kupffer: Als
Selbstporträt Elisar von Ballspieler und heiliger
Kupffers als Ritter der hei¬ Sebastian um 1905, und
ligen Burg und Feierwart. auf dem Sterbebett, 1940,
1914 zwei Jahre vor seinem
Tod (von links).

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65
1927 wurde der quadratische Vorbau mit
einem elliptischen Weiheraum und 1939
die Rotunde erbaut. Der Grundriss ent¬
spricht also dem Fidusschen Tempelpro¬
jekt, doch inhaltlich ergeben sich Diver¬
genzen aus der reinen Jünglings-Ideolo-
gie bei Elisar, der nur in einem Bild der
Frau, der Madonna, gehuldigt hatte. Eli¬
sar nannte seine Ideologie Klarismus, ge¬
bildet aus dem Gegensatzpaar Wirrwelt [«•»li;-«'«"
(die Welt der irdischen Leidenschaften)
und Klarwelt (das Paradies, die lichte
Welt der Seligen). Wie bei Fidus wird die
Auferstehung erst möglich nach dem
Durchgang durch den Tod, die Dunkel¬
zone zwischen den beiden Gebäuden.
Durch die Umwandlung in ein Kultur¬
zentrum wurde leider das Gebäude so re¬
noviert, dass die Zeugnisse der Wirrwelt
und vor allem das 34 Meter lange Para¬
diesgemälde nicht mehr eingerichtet *•¦"¦; •
werden können. £ -M
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Ausschnitt des Wandgemäldes in der Rotunde, die «Klarwelt» darstellend, die man nach der Überwindung der
«Wirrwelt» und der Durchquerung des «Tores des Todes» und der «Gruft» als Ort der Zwiesprache mit dem Tod als
Raum der «lichten Erwartung» erreichte, der verhiess, dass «der Kampf mit dem Bösen nicht hoffnungslos» sei.

Der Garten des Elisarion Gesamtansicht des Sanc-


vom Südwest-Eingang ge¬ tuarium Elisarion Artis,
sehen. 1927, mit der 1938/39 ange¬
bauten Rotunde zur Auf¬
nahme von Kupffers 34
¦Mt Meter langem Gemälde
«Die Klarwelt», einer wei¬
teren Paradiesvorstellung
K im Umkreis des Monte
Verità. Das Bild entstand
vermutlich zwischen 1915
und 1925.

66
Im Sommer 1907 besuchte Fidus (Hugo
Höppener), der Bildinterpret der Lebens¬
reformbewegung, den Monte Verità. Fi¬
dus, der schrieb: «Das Wort muss Fleisch
und Blut werden», träumte von einer Ge¬
meinschaft von Eingeweihten, für die er
den Lebensraum gestalten wollte - Tem¬
pelbauten, deren architektonisches Ge¬
füge «einheitliche Gefühlserlebnisse» er¬
möglichen sollte. Wahrscheinlich prüfte
er auf dem Monte Verità, ob seine Tem¬ ssm1 tri"
pelidee dort Anklang fände. Sein Kon¬ '
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zept wie auch jedes formale Detail stan¬


den im Zusammenhang mit dem Jugend¬
stil: Ausdrucksgebärde und Gesamt¬
kunstwerk, Kunstwerk und Schöpfer als
Einheit. Der Tod des Schöpfers bedeutet
den Tod des Werkes, weil die Finalität
des Werkes in seiner lebendig-gelebten

\
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Verwirklichung liegt. Lebensreform
wurde bei Fidus zu einer ästhetizisti-
schen Ganzheitsidee, die einen ahistori¬
schen paradiesischen Zustand anstrebt,
wo der Mensch, als Auslese «Eingeweih¬
ter», sich als das feiert und zelebriert,
was er als «reine Natur» erachtet. Si¬
gnale des Faschismus. t.k.

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Peter Biseggers Modell vom «Tempel der Erde» nach Fidus, dessen Errichtung auf dem Monte Verità Fidus einmal in
Betracht gezogen hatte.

Fidus auf dem Monte PÈK. Ttm?fc.:. :¦.--. t-.F^fe


Perspektive (1895) und
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Verità 1906 Grundriss (1901 von


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(von links).
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67
Um 1930: Die Einzelgänger - Schweizer Spätimpressionisten

Der Schweizer Expressionismus gründet


im allgemeinen auf der Schwere des Bo¬
dens, auf erdhafter Schwermut. Der
Künstler fühlt sich eingegraben, er kann :..-.:.:¦.

nicht fliegen, weil das Gewicht der Erde


ihn zurückhält. Von Robert Schürch gibt
es eine Photographie, wo er wie ein Aff¬
chen im Gerüst eines Sonnendaches
hängt. Er lächelt hämisch, im Sinne etwa:
Ich bin euch dennoch entwischt. Höher -«
als das Gerüst ging es nicht, und um die¬
ses zu erreichen, müsste er das Äffchen M
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spielen. Trotzdem wirkt das Bild so, als
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sei er ganz nahe beim Himmel. Robert


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Schürch war einer jener Schweizer Ex¬
pressionisten, die, auf sich selbst zurück¬
geworfen, einzelgängerisch und isoliert, w i
m,3.
gefangene Geister und, er vor allem, ge¬
fangene Körper waren. Schürchs Schrei
war ein bisschen lauter. Deshalb ge¬
traute er sich auch, das Äffchen zu spie¬
len. Der Schrei des Äffchens im Metall¬
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gerüst eines Sonnendaches irgendwo im
Tessin.
Ignaz Epper: Dämon über der Stadt. 1928
Es ist merkwürdig, dass fast alle wich¬
tigen Schweizer Expressionisten ins Tes¬
sin zogen: Robert Schürch, Fritz Pauli,
Ignaz Epper. Auch die Künstler der Bas¬
ler Rot/Blau-Gruppe, Albert Müller, Her¬
mann Scherer, Paul Camenisch und Otto
Staiger, hielten sich längere Zeit dort
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auf. Wie Hermann Hesse, Hans Morgen¬
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thaler, Fritz Glauser und Louis Moüliet m
waren sie konservative Einzelgänger, die M
Abscheu und Schwermut in den Süden
trieben, wo sie hofften, fern von den
komplizierten Zusammenhängen der In¬
dustriewelt auf eine einfache, natürliche
Art leben zu können. Sie stellten sich der
Wirklichkeit entgegen, da ihnen aus rea¬
listischen Erwägungen ein Leben im in¬
dustrialisierten Nordeuropa unmöglich
schien. Sie wollten als Einzelgänger und
Künstler einen einsamen Kampf führen
und entwarfen in ihren Werken Gegen¬
bilder. Die einzige Bestätigung in ihrem
verzweifelten Bemühen fanden sie darin,
dass das Erstellen dieser Gegenbilder
noch möglich war. T.K. vi ..;

Fritz Pauli: Familienbild 1943

Fritz Pauli: Selbstbildnis. Jakob Flach, seit Anfang


1917 (links) der zwanziger Jahre in As¬
cona wohnhaft, der 1937
Robert Schürch im Gerüst mit der Frau von Iganz Ep¬
eines Sonnendachs und per, Mischa, Fritz Pauli
fe vor seinem Porträt in und Maler-Architekt Wer¬
ner Müller, dem Vater des
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Ascona (rechts)
Pantomimen und Musik¬
clowns Dimitri, das Mario¬
nettentheater Asconeser
Künstler gründete.
*t Robert Schürch: Zirkus. 1925
(rechte Seite)
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Um 1930: Frauen in Ascona

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1 Die drei Töchter der 4 Beim Luganighe- und 6 Anja Schawinsky,


Kunsthândlerin Gisèle Risotto-Essen 1935. Von Schwester des Malers
Real, Griseldis, Vivianne links: das Modell von Ig¬ Xanti Schawinsky, photo¬
und Corinne, um 1930. naz Epper, Sonja Wyss, graphiert von Joseph Al¬
Erika Leutwyler, Ciaire bers 1930.
2 Elga Ludwig, die Frau Niedermoser, ehemalige
des Schriftstellers Emil Gefährtin des Malers 7 Feier anlässlich
Ludwig, und Elly Lenz, Robert Schürch, und Mi- Marianne von Werefkins
Gefährtin von Raphael scha Epper. 70. Geburtstag am
Friedeberg (rechts), 1906. 29. August 1930 (fünfte von
5 Die Photographin Mar¬ links).
3 Die Begründerin der garethe Feilerer, Gattin
Eranos-Tagungen, Olga von Ernst Frick, um 1911.
Froebe-Kapteyn, um 1935.

70
Um 1930: Apolitische Traumwelt

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Die Boheme Asconas stellt sich in einer Parodie auf das Café Verbano selbst dar. Für diese Aufführung
1930 im Teatro San Materno schrieben der Vater von Charlotte Bara und Carl Weidemeyer die Texte.

1930 fand im Teatro San Materno eine tà Baron Eduard von der Heydt und seit turen. Ascona war nun «in». Die Abfolge
Kabarettvorführung statt, in der die Mit¬ 1928 auf den Brissago-Inseln der Waren¬ Spinner-Künstler-Bankier hatte wieder
glieder der Gesellschaft von Ascona sich hauskönig Max Emden. Sprach Friedrich einmal funktioniert und der Nostalgie
selbst - oder durch Schauspieler in der Glauser noch von den Synthetikern auf waren Tür und Tor geöffnet.
Sommerfrische dargestellt - zur Schau dem Hügel und den Analytikern im Dorf
stellten. Unterdessen war in den zwanzi¬ für das Jahr 1919, so hiess nun die Schei¬
ger Jahren, die sich immer mehr als dung: Hie Jet-set, hie die Boheme der
Ideen-Adaptierungsjahre denn als zwanziger Jahre, und zu ihnen gesellten
schöpferische Zeit wie die Jahre vor dem sich die schönen Mädchen, die Freundin¬
Ersten Weltkrieg entpuppten, in Ascona nen der Künstler, die Tramperinnen, die
eine grosse Verschiebung eingetreten. Nymphen mit ihren Idealmassen zur Be¬
Seit 1926 residierte auf dem Monte Veri¬ völkerung der Inseln als lebende Skulp¬

71
Nach dem Zweiten Weltkrieg: Armand Schulthess - Barrikade und Schleuse aus Worten

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Armand Schulthess beim Schreiben. Ein Fingerleiden zwang ihn, den Schreibstift mit beiden Händen zu führen.

1951 zog sich Armand Schulthess, nach¬ Physik/Metaphysik, Mann/Frau in einer


dem er zwölf Jahre Bundesbeamter in überblickbaren Ordnung aufheben sollte.
Bern gewesen war, nach Auressio zu¬ Das Zeichen wurde lebendig, ersetzte
rück, das 15 Kilometer von Locarno ent¬ Leben, indem es Leben bedeutete. Ar¬
fernt liegt. Bis zu seinem Tode 1972 mand Schulthess verkleinerte den ganzen
wurde sein 18000 Quadratmeter grosses Kosmos so, dass er in seinem Wald unter¬
Waldgelände zu einem Wissenskosmos. zubringen war. Er kultivierte seinen Gar¬
Er beschriftete Tausende von Tafeln, die ten und dachte an die ganze Welt. Der
er im Wald verteilte, mit Wissen in Form Komplexität und Undurchschaubarkeit
von Stichworten, Tabellen, Buchverwei¬ der Wirklichkeit des 20. Jahrhunderts ent¬
sen aus allen Gebieten, so dass eine En¬ floh er in eine geschlossene Zeichenord¬
zyklopädie entstand, die die Gegensätze nung, die die gesprochene Kommunika¬
der Kulturen, Rationalität/Irrationalität, tion überflüssig machte. T.K.

Armand Schulthess

Tafeln im Wald (rechts)


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Nach dem Zweiten Weltkrieg: Individuelle Mythologie

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Der «Wächter», eine der 98 Figuren des ungenannt bleiben wollenden Künstlers. Skulpturengruppe auf einer Lichtung - versteinerte Zeugen eines magischen Rituals.

Seit 1944 wohnt am Monte Verità ein er sie wieder auf, die Wächter, die «chi¬
Mann, der, wie vor ihm Ernst Frick, dem nesischen» Prinzessinnen, über neunzig
Zauber dieser Landschaft erlegen ist, von ihm getaufte Personen, deren Stein¬
den Findlingen, den Opfersteinen, den physiognomien ihm die Namen suggerie¬
Spuren der Kelten. Gleich hinter dem ren für die Gesprächspartner in seinem
Monte Verità hat er seither unermüdlich Pantheon. Die leblosen Steine leben und
an einem Skulpturenweg gearbeitet, geben ihm Leben, und der Zauber dieser
längs einem von ihm anhand der Mäuer- Stillen ist oft übermächtig.
chenüberreste und Baumstellungen als
keltisch identifizierten Fluchtweg gegen
Arcegno und den Balla Drum hin. Jahr
für Jahr, wenn Pilz- und Kastaniensucher
seine Figuren umgeworfen haben, stellt

73
Nach dem Zweiten Weltkrieg: Ascona - Alterssitz und Sterbeort

Italo Valenti: A minuit le soleil. 1961

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das dest geistige Wegbereiter des National¬ verbreiteten, wie der aus dem George-
Tessin für Künstler und Schriftsteller sozialismus waren, Sozialisten und Best¬ Kreis stammende Rudolf Pannwitz;
zum Alterssitz. Entsprechend der Ent¬ sellerautoren, die die Träume zur Ware kämpferische Intellektuelle und Schrift¬
wicklung zur Konvergenz, der Ver¬ machen. Alte Dadaisten kehrten ins Tes¬ steller wie Max Horkheimer, Erich
schmelzung von allem mit allem, als Kri¬ sin zurück: Hans Arp, Hans Richter, Ri¬ Fromm, Pollock, Alfred Andersch, Max
terium vor allem der späten fünfziger chard Huelsenbeck, Walter Mehring; Frisch; unpolitische Maler und Schrift¬
und sechziger Jahre, zogen sich deutsch¬ Emmy Hennings lebte bis zu ihrem Tod, steller wie Fritz Huf, Julius Bissier, Ben
schweizerische, deutsche, englische, un¬ 1948, im Tessin: Erfolgsschriftsteller wie Nicholson, Fritz Glarner, Hans Purr-
garische und französische Künstler und Hans Habe und Erich Maria Remarque; mann, Karl Kerényi. T.K.
Schriftsteller ins Tessin zurück: Ehema¬ Emigranten und Sozialisten wie Robert
lige deutsche Frontsoldaten und ameri¬ Neumann, Karl Otten, Julius Hay, Heinz
kanische Offiziere, Emigranten aus Hit¬ Liepmann, Fritz Hochwälder; Intellektu¬
ler-Deutschland und solche, die zumin¬ elle, die präfaschistisches Gedankengut

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Alterssitz Ascona. Von
links die Künstler Julius
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Hans Arp: Formes vegetables placées selon les lois du hasard. 1946

Sterbeort Ascona. Von


links die Gräber von Hans
Arp in Solduno, des Dich¬
ters Stefan George in Mi-

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...s. nusio sowie von Emil und
Elga Ludwig und Julius
Bissier in Ascona.

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75
1978: Ausstellung Monte Verità - Lokale Anthropologie als Beitrag zur Wiederentdeckung
einer neuzeitlichen sakralen Topografie

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Hauptraum der Casa Anatta mit Kostümen der Tänzerin Charlotte Bara und Dokumenten über die Lebensreformer an den Wänden. Gut zu
erkennen sind die nach theosophischen Architekturgrundsätzen gewölbte Decke. Türe und Fenster.

Das vorläufig letzte Kapitel der Chrono¬ Mittel bis zur Neige opferte, stellt die der Asconeser Ausstellung. Indem Szee¬
logie des Berges stellt Harald Szee¬ Art, wie er Dokumente und Kunstwerke mann sich für fünf verschiedene Schau¬
manns Ausstellung «Monte Verità» dar. aus verschiedensten Gebieten zu einer plätze entschied und mit den Brissago-
Seit 1973 legte Szeemann in minuziöser von Anfang bis Ende durchgestalteten Inseln und vor allem der Casa Anatta
Arbeit Schicht um Schicht des Berges Schau gliederte, ein Programm dar, das, zwei Originalschauplätze direkt in die
frei, bis «sich die Faszination des Er¬ in derselben Konsequenz angewandt, Ausstellung einbezog, schuf er ein Kon¬
schlossenen in meinem Kopf zu einer der Ausstellungstätigkeit generell ent¬ zept, das die Geschichte des Berges in
weiteren Gottheit formierte, die nach scheidende Impulse vermitteln könnte. ihrer ganzen Heterogenität nicht nur
einer Huldigung verlangte - und die mir Zudem bedeutet allein das Unbekannte äusserlich begreifbar, sondern erlebbar
mögliche ist die Ausstellung» (Vorwort oder zumindest kaum Gesehene, das machte, das den Besucher nicht einfach
des Ausstellungskataloges). Szeemann ans Licht brachte, eine umfas¬ zu einem Ausstellungsrundgang einlud,
Ganz abgesehen davon, dass Szee¬ sende Blutauffrischung für den «Kunst¬ sondern ihn von Station zu Station wall¬
mann für seine Huldigung die eigenen kreislauf». Exemplarisch auch der Aufbau fahren liess. Dominik Keller

Harald Szeemann beim


Aufarbeiten von Monte-
Verità-Material und beim
Einrichten des Sektors
Kunst der Ausstellung in
der Turnhalle des Collegio
Pappio (rechts).

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1 Sektor Kunst der Aus¬ 3 Blick auf die Wand mit 5 Der Monte Verità 8 Ehemalige Dusch¬
stellung in der vorzüglich Dokumenten verschiede¬ heute: Badewanne auf der anlage. Dass der Monte
zu einem Ausstellungs¬ ner Reformbestrebungen. überwucherten Wiese, auf Verità bis heute von spe¬
raum umgewandelten der früher Gemüse kulativer Zersiedlung ver¬
Turnhalle des Collegio 4 Installationen von gepflanzt wurde. schont und als Ganzes mit
Pappio. Rechts die Toten¬ Schrifttäfelchen aus dem seiner Vielzahl von Archi¬
maske des Schriftstellers Wald von Armand Schult¬ 6 Licht-Luft-Chalet tekturtypen der Jahre
Georg Kaiser, darüber hess mit Photographien 1900 bis 1930 erhalten
sein Jahre nach seinem der ursprünglichen Stand¬ 7 Markierungspunkt des geblieben ist, verdanken
Tod im Hotel Monte Ver¬ orte. Haus und Wald wur¬ Konzepts Monte Verità wir zu einem guten Teil
ità gefundener Hut. den von Schulthess' Erben als Gesamtkunstwerk im Baron von der Heydt.
zerstört, nur wenig konnte Wagnerschen Sinn. Ver¬
2 Aus Ästen gefertigter gerettet werden. mutlich schon zur Zeit der
Stuhl der Vegetarier, aus¬ Vegetarier angebracht.
gestellt in der Casa
Anatta.

77
Quellennachweis der Abbildungen Tänzers», Stuttgart 1920: S.46 unten turgut des Nordostens, Lüneburg: S.65
César Domela, Paris: S.35 unten, zweite Mitte unten links
von links, 42 oben, unten rechts, 48 unten Biblioteca Popolare, Ascona: S.46 unten Franco Cianetti, Mailand: S.67 oben
rechts links Aus Frecot/Geist/Krebs: Fidus. München
Biblioteca Max Nettlau, Palazzago: Comune di Ascona: S.48 oben, 52 unten 1972: S.67 unten Mitte
5.35 oben Mitte Fondazione Ignaz und Mischa Epper,
Theo Pinkus, Nachlass Hardegger, Rheinisches Landesmuseum Bonn: S.49 Ascona: S. 68 oben
Zürich: S.35 unten links, 43 unten Mitte, Privatbesitz, Locamo: S.50 oben Kunsthaus Zürich: S.68 Mitte
62 unten rechts Lilly Schwabacher-Mayer, Ascona: Aus dem Katalog «Robert Schürch»,
IISG, Amsterdam: S.35 unten, zwei von S. 52 oben Aargauer Kunsthaus, Aarau: S.68 unten,
rechts, 38 unten links Andreas Jawlensky, Locamo: S.52 unten zweite von links
Vincenzo Selmi, Bottega d'Arte, Ascona: rechts Sammlung Elsy Pauli, Cavigliano: S.68,
5.36 oben, unten zwei von links Fondazione Marianne von Werefkin, zweite von rechts, 70 (1)
Deutsches Literaturarchiv, Marbach: Ascona: S.53,55, Umschlag André Imer, La Neuveville: S.68 unten
S.36 unten, zweite von rechts, 44 unten Ike Feilerer, Wien: S.32,54 unten Mitte, rechts
rechts, 48 unten Mitte 60 unten links, 70 (5) Sammlung Erika und Josef Ebinger-Leut-
Pia Balli, Locamo: S.37 oben Nachlass Frick, Privatbesitz: S.54 unten wyler, Luzern: S.69
Società Storica Locarnese: S.37 unten rechts, 60 oben, unten rechts, 61 Sammlung Irmgard Friedeberg, Frei¬
links Galerie Gmurzynska, Köln: S.56 oben burg: S.70 (2)
Aus H. E.Miers «Lexikon der Geheim¬ Aus «El Lissitzky - Maler, Architekt, Ernst Schwenk, Basel: S.70 (3)
nisse», Freiburg 1970: S.37 unten, zweite Typograf-Photograph», Dresden 1967: Ciaire Halperin, Solduno: S.70 (4)
von links S.56 unten Hellen Rüedi-Hesse, Ascona: S. 70 (7)
Aus Countess C.Wachtmeisters «Remi¬ Schlemmer-Archiv, Stuttgart: S.57 oben Ingeborg Lüscher, Tegna: S.72,73,75
niscences of H. P. Blavatsky», Wheaton
1976: S.37 unten rechts
Suzanne Perrottet, Zürich: S.38 unten,
zweite von links, 46 oben
Sammlung Otto Staub, Ascona: S.38
unten rechts, 40 Mitte, unten rechts, 67
unten links
Stadtbibliothek, Handschriftensamm¬
lung, München: S.39 oben, 44 oben
Aus Jakob Flachs «Ascona, Gestern und
Heute», Zürich/Stuttgart 1960: S.39
unten links, rechts
Gräser-Archiv, Ursprung, Schelklingen:
5.39 unten,41 Mitte rechts
Sammlung Vester, Ascona: S.40 oben
links, 41 unten rechts, 44 unten links
Schweizerische Landesbibliothek, Bern:
5.40 oben rechts, Mitte links «c
Sammlung Hiltrud Maria Evertz,
Ascona: S.40 unten links
Aus Hans Freimarks «Von Suchern und
Strebern» in «Arena», Berlin 1909/10:
5.41 oben links
Doris Hasenfratz, Ascona: S.41 oben
rechts, 50 unten, 74 unten Mitte
Aus E. Kellers «Monte Verità» in
«Zürcher Illustrierte» XV/23,7.6.1940:
S.41 Mitte links Ausblick von der Terrasse des Albergo Tamaro in Ascona
Benziger-Verlag, Zürich: S.41 unten links
Sammlung Harald Schwenk, Wettingen: Xanti Schawinsky, Oggebbio: S.57 unten, unten links
5.41 unten Mitte 70(6) Italo Valenti, Ascona: S.74 oben, unten
Schweizerisches Sozialarchiv, Zürich: Von-der-Heydt-Museum, Wuppertal: rechts
5.42 unten, zwei von links, 43 unten links, S.58 Lisbeth Bissier, Ascona: S.74 unten links
48 unten links, 60 unten Mitte Brigitte Egger-Bethke, Innsbruck: S.59 Marguerite Arp-Hagenbach, Solduno:
Stiftung Preussischer Kulturbesitz, unten links S. 75 oben
Berlin: S.42 unten, zweite von rechts Helen Anderwert-Milmine, La Tour-de- Privatbesitz: S.38 oben, 43 unten,47
Angelo Conti Rossini, Brissago: Peilz: S.59 unten Mitte unten links, 51,63,65 unten Mitte
5.43 oben E.Steinemann, Locarno: S.59 oben,
Guido Kauila, Konstanz: S.44 unten Mitte, unten rechts, 78
Mitte Hildegard Schütze, Berlin: S.62 oben
Hans Bolliger, Zürich: S.45 oben Peter Jordi, Fontana Martina: S.62 unten
Sammlung Charlotte Bara, Ascona: S.45 links Dank
unten links, 47 oben, unten rechts, 71 Worpsweder Archiv, Worpswede: S.62 Den Photographen Franco Cianetti, Mai¬
Sammlung Erika Szittya, Paris: S.45 unten Mitte land, und Alberto Celesia, Locamo,
unten Mitte Nachlass Elisar von Kupffer und Eduard sowie Christoph Zürcher, Tegna, danken
Sammlung Peter Kohler, Ascona: S.45 von Mayer, im Besitz der Gemeinde wir herzlich für ihre grosszügige Unter¬
unten rechts, 54 oben, unten links Minusio: S.64,65 oben, unten rechts, 66 stützung beim Zustandekommen dieses
Aus Rudolf von Labans «Die Welt des Depositum im Deutschen Archiv für Kul- Heftes.
78

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