Sie sind auf Seite 1von 27

Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Wiederholung

Wiederholung der vergangenen Stunde


Geschichte der physiologischen Forschung
Unterteilung der physiologischen Forschung
Kurze Grundlage der Wissenschaftstheorie
Mathematische, physikalische und chemische
Grundlagen
Physiologie, Phänotyp und Genotyp
Aufbau von Kanälen, Steuerung von Kanälen
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 8

Donnan-Gleichgewicht
Donnan versuchte die Verteilung von Ionen an biologischen Membranen zu
beschreiben und machte dazu Experimente mit semipermeablen Membranen.

Aus: Eckert, Tierphysiologie, Thieme Verlag


1. Experiment 2. Experiment

Membran frei für Wasser und Elektrolyte Auf einer Seite kommt zusätzlich ein nicht
permeabel, Diffusion führt zu Gleichver- diffusibles Anion (A-) dazu. Dies führt zu
teilung der Ionen (Kalium und Chlorid) einer Ungleichverteilung von K+ und Cl-

Was bedeutet das jetzt für beispielsweise für Kalium? Es ist links höher konzentriert,
d.h es gibt einen chemischen Gradienten für Kalium von links nach rechts. Dieser
Zustand ist ungünstig, d.h Kalium hat das Bestreben, einen Konzentrationsausgleich
zu machen – es „will“ also in das rechte Kompartiment diffundieren.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 9
Nettoladung Nettoladung
Folge des Donnan-Gleichgewichts innen: 0 außen: 0

Ob Kalium über die Membran gelangen + A


-
A
-

A
-
K K
+
Cl
-

kann, hängt von der Anwesenheit von K


+

+
- K +
Kanälen ab. A
K
+ K
+

-
K
+
K - A
A
1. Wenn Kalium über die Membran A
- A
-

K
+

diffundieren kann, baut es damit seinen


chemischen Gradienten ab. Nettoladung Nettoladung
innen: -1 außen: +1
2. Gleichzeitig wird aber auch ein
-
elektrischer Gradient aufgebaut, da die + A A
-

A
-
K + K
+
Cl
-

K
Ionen ja Ladungsträger sind: Es baut sich - +
A K
+
K +
eine Ladungsungleichverteilung auf. Diese +
K
+

A
-
K
K A
-

Ladungsungleichverteilung führt zu einer A


- A
-

K
+

Spannung über die Membran, die einen


zunehmenden Einfluß auf geladene
Teilchen ausübt. Nettoladung
innen: -2
Nettoladung
außen: +2

3. An einem bestimmten Punkt ist die Netto- -


+ A -
A
diffusion über die Membran null. Dabei ist -
A K
+
Cl
-

K
immer noch ein chemischer Gradient A
- +
K K
+
+
K
+ K
vorhanden, er wird aber durch den +
K - A
-

A -
K
+

elektrischen Gradienten kompensiert. - A +


A K
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 10

An dem gerade hergeleiteten Nettoladung Nettoladung


innen: -2 außen: +2
Gleichgewichtszustand, bei dem keine -
A -

Nettodiffusion von Kalium mehr über die A


-
K
+

+
A
Cl
-

K
Membran erfolgt, halten sich also der A
-
+
+
K K
+
+
K
K
chemische Gradient und der elektrische K
+
A
-

- A
-
-
A
K
+
+
A K
Gradient die Waage.
Der chemische Gradient, der vom Konzentrations- [ K  ]a
unterschied einer Substanz auf zwei Seiten einer Wosm  RT ln 
Membran herrührt, entspricht einer osmotischen Arbeit: [ K ]i
Der elektrische Gradient, der durch die Diffusion von Wel  n  F  E
Kalium aufgebaut wurde, entspricht einer elektrischen
Arbeit:
Da chemischer und elektrischer Gradient gleich sind, Wosm  Wel
heißt das [ K  ]a
R  T  ln   n  F  E
[ K ]i
RT [ K  ]a
oder umgeformt E ln 
(E = Equilibriums-Potenzial, also elektrisches Potenzial im Gleichgewicht) nF [ K ]i
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 11

Nettoladung Nettoladung
Diese Formel ist die Nernst-Gleichung. innen: -2 außen: +2

 A -
+ A
RT [ K ]a -
A K Cl
-

E
+
K
ln  A
-

K
+
+
K K
+
+
K
nF [ K ]i K
+
-
A
- A
-
+
-
A
K
+

A K

E= Potenzial, R=Allgemeine Gaskonstante, T=Temperatur in °Kelvin, n=Anzahl


der Ladungen, F=Faradaykonstante
Mit der Nernstformel kann man „E“ berechnen, also das Potenzial (in Volt), das
sich bei gegebenen Konzentrationsverhältnissen im Gleichgewicht einstellt.
Diese Formel kann stark vereinfacht werden, wenn bedacht wird, daß R und F
Konstanten sind und T meist bei etwa 18 °C, also 291°K liegen wird. Wenn
dann noch ein einwertiges Ion betrachtet wird (n=1), der natürliche Logarithmus
in den dekadischen umgewandelt wird und direkt in Millivolt (mV) berechnet
wird, haben wir eine sehr einfache Formel: 
[ Kation ]a
E  58 log 
(mV )
[ Kation ]i
Beachten Sie: Für Anionen werden Zähler und Nenner getauscht!
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 12

Nettoladung Nettoladung
innen: 0 außen: 0

Damit haben wir die vereinfachte Nernstformel: Cl


-
+
K
Cl
-
-
A A
-
K
+


+ -
A
-
K +
K Cl + -

[ Kation ]a +
K K Cl

E  58 log
+


(mV ) A
-

K
+
+
K
K K
+
Cl
-

K
+

[ Kation ]i +
K -
A
A
-
-
A
- K
+ Cl
-

-
A +
K Cl K
+

+
K Cl
-

Also – warum ist das Nernstpotenzial für Kalium 0, wenn Innen- und
Außenkonzentration für Kalium gleich sind?
Da es keinen chemischen Gradienten für Kalium gibt, kann auch kein
elektrischer Gradient aufgebaut werden!
Wenn Konzentration Innen = Außen: 58 x log 1 = 0 [mV]
Wenn innen die 10fache Konzentration herrscht: 58 x log 0,1 = -58 [mV]
Wenn innen die 100fache Konzentration herrscht: 58 x log 0,01 = -116 [mV]
Reale Daten am Froschmuskel: Innen 140 mM, außen 2,5 mM:

2,5
E  58 log mV E  58 * (1.748)mV E  101mV
140
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 8

Abb. 4.17, p.86, Eckert, 2. Aufl.


Selbstkontrolle: Rechnen Sie probeweise einige Nernstpotenziale aus!
Nette Simulation im Netz unter http://nerve.bsd.uchicago.edu/rp1.htm
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 13

Verschiedene Ionen und ihre typischen Nernst-Potentiale


Extrazellulär
Intrazellulär
Aus: Zigmond, Floyd, Bloom: Fundamental Neuroscience, AP 1999.

Kanäle

Intrazellulär Extrazellulär

Ionen-
pumpe

Aber wovon hängt jetzt das Potenzial der gesamten Zelle ab? D.h., wie werden die
Nernst-Potenziale aller beteiligten Ionen kombiniert?
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 14

An realen Zellen spielen alle Ionen eine Rolle für das Membranpotenzial. Wie groß
diese Rolle ist, hängt von der Durchlässigkeit (P) der Membran für das betrachtete Ion
ab, d.h., wie viele Kanäle für ein bestimmtes Ion gerade offen sind.

Berechnen kann man das mit der Goldmanngleichung:

RT P  [ K 
]  P  [ Na 
]  P  [Cl 
]i
Vm  * ln K o Na o Cl
nF P  [ K  ]  P  [ Na ]  P  [Cl  ]
i i o
K Na Cl

In realen Zellen ist die Membran für Chlorid meistens praktisch undurchlässig.
Deshalb kann dieser Term wegfallen. Nach Umformung (18°C) ergibt sich:

PK  [ K  ]o  PNa [ Na  ]o
Vm  58 * log  
(mV )
PK  [ K ]i  PNa [ Na ]i
Frage: Warum tauchen die großen Anionen in der Zelle nicht in der Gleichung auf?
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 15

Aus der Goldmanngleichung lässt sich das Ruhepotenzial berechnen, wenn


die Konzentrationen und die Permeabilitäten der Ionen bekannt sind.
Am Froschmuskel ist Naaussen = 120mM, Nainnen 10mM, Kaussen 2,5mM, Kinnen
140mM; außerdem ist im Ruhezustand PNa+= 0,01 und PK+= 1, das heißt die
Durchlässigkeit der Membran für Kalium ist 100fach höher als für Natrium
(da im Ruhezustand fast nur die Kalium-Leck-Kanäle offen sind)

Damit wird die Gleichung (bei 18°C) recht einfach:

2,5  0.01*120
Vm  58 log  92mV
140  0,01*10
Am Froschmuskel wurden Werte zwischen -90 und -100 mV gemessen.

Das Ruhepotenzial einer Nervenzelle liegt dagegen meistens bei ca. -70 mV.
Alle diese Werte sind natürlich keine „Naturkonstanten“, sondern abhängig von
den Konzentrationsverhältnissen der Ionen, den Permeabilitäten und der
Temperatur. Generell liegt das Ruhepotenzial immer zwischen dem
Nernstpotenzial von Natrium und dem von Kalium, nahe an letzterem.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 16

Einige allgemeine Aussagen zu Ruhepotenzial und Aktionspotenzial


Die erste Ursache ist die Impermeabilität der Membran für die großen Anionen.
Dies hat eine Ungleichverteilung der kleinen Ionen zur Folge.
Die zweite Ursache ist die etwa 100 mal höhere Leitfähigkeit für Kalium als für
Natrium. Dies führt dazu, dass das Ruhepotenzial in der Nähe des
Kaliumnernstpotenzials liegt.
Wo genau das Zellpotenzial liegt, hängt also sowohl von den Nernstpoten-
zialen der beteiligten Ionen als auch von ihrer Membrangängigkeit ab. Letztere
kann dynamisch verändert werden, wenn z.B. Kanäle öffnen oder schließen
PK  [ K  ]o  PNa [ Na  ]o
Vm  58 * log  
(mV )
PK  [ K ]i  PNa [ Na ]i
Verschiedene Zellen können die Membrangängigkeit von Natrium und Kalium
schnell verändern und damit eine schnelle Potenzialveränderung
durchmachen: Ein Aktionspotenzial.
Das Membranpotenzial kann sich nur zwischen den Gleichgewichtspoten-
zialen der beteiligten Ionen bewegen und nie darüber hinaus gehen!
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 17
1. Ruhezustand

Der spannungsgesteuerte
aussen
Natrium-Kanal m
2. Schwellenwert
4. Refraktärphase
h überschritten
innen

m m

h h
3. Zeitgesteuertes
Schliessen

m Na

Der spannungsgesteuerte Natrium-Kanal hat eine Besonderheit: Er macht unmittelbar


nach der durch Spannung verursachten Öffnung eine zweite Konformationsänderung,
die ihn wieder undurchlässig für Ionen macht. Anschließend kann er für einen kurzen
Zeitraum nicht wieder durch Spannung geöffnet werden (Refraktärzeit) – er muss erst
wieder in die Ursprungs-konformation zurück gebracht werden.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 18

Der spannungsgesteuerte Natrium-Kanal

Eine weitere Besonderheit des spannungsgesteuerten Natrium-Kanal ist, daß nicht


alle einzelnen Kanäle die gleiche Schwellenspannung haben, bei dem die
Konformationsänderung von geschlossen nach offen erfolgt. Der Grund dafür liegt
wahrscheinlich in der Interaktion mit benachbarten Proteinen, die eine von beiden
Konformationen stabilisieren – daher kann ein Kanal bei z.B. -65 mV öffnen, ein
anderer erst bei -40 mV, -20 mV etc.
Zusätzlich ist kürzlich gezeigt worden, daß die spannungsgesteuerten Natrium-Kanäle
auch eine Kooperativität zeigen – die Öffnung eines Kanals scheint die benachbarten
Kanäle zu beeinflussen, sich leichter zu öffnen.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 19

RT PK  K   a  PNa  Na   a  PCl  Cl   i
Vm 
PK  K   i  PNa  Na   i  PCl  Cl   a
* ln
F

[mV]
E Na+
Der Ablauf eines
Aktionspotenzials:
0
Eine Veränderung der
Leitfähigkeiten für die
Ionen Natrium und
Kalium führt zur
Verschiebung des Schwelle
Zellpotenzials in
Richtung auf das
Nernstpotenzial des
betreffenden Ions. E K+
[t]
Erhöhung Erhöhung Erhöhung
Erhöhung
Erhöhung von
Erhöhung
von gNa+ Erhöhung
Erhöhung
von gK+von gNa+
gNa+gNa+
von bis zurbis
bis
von gNa+ von gK+
von gK+ Schwelle
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 20

Versuchsanordnung von
Dass dieser komplexe Ablauf auf
Hodgkin and Huxley
die Leitfähigkeitsveränderungen
von nur zwei Ionen beschrieben
werden kann, haben Hodgkin und
Huxley 1952 gezeigt (Nobelpreis
1963)

Der Tintenfisch Loligo


als Modellsystem Abb. 5.20, Eckert, 2. Aufl.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 21

a = Ruhepotenzial

b = Depolarisation

c = Aufstrich

d = Plateau

e = Repolarisation und
Nachhyperpolarisation

GNa= Natriumleitfähigkeit

GK= Kaliumleitfähigkeit

h: s. Legende
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 22

Zusammenfassung Aktionspotenzial
1. Eine (Nerven-)zelle liegt an ihrem Ruhemembranpotenzial
2. Natrium-Kanäle öffnen (z.B. durch eine Transmitterbindung)
3. Es kommt zu einem Natrium-Einstrom, welcher eine Depolarisation bewirkt.
4. Wenn die Schwelle des ersten spannungsgesteuerten Natrium-Kanals erreicht
wird, öffnet dieser; das zusätzlich einströmende Natrium depolarisiert weiter
5. Durch die positive Rückkoppelung von Natriumeinstrom, Depolarisation und
geöffneten Natriumkanälen erhöht sich die Natriumleitfähigkeit der Membran sehr
schnell (Aufstrich des Aktionspotenzials). Das Potenzial erreicht ein Maximum
innerhalb von ca. 1 ms.
6. Die spannungsgesteuerten Natriumkanäle schließen sich nach etwa 2 msec
(GNa geht zurück auf 0).
7. Es kommt zu einer verzögerten Erhöhung der Kaliumleitfähigkeit durch
spannungsgesteuerte Kalium-Kanäle.
8. Die Inaktivierung der Natriumkanäle und der verzögerte Einsatz des
Kaliumstroms zusammen bewirken die Repolarisation.
9. Nach dem Ende des Aktionspotenzials geht das Potenzial für kurze Zeit unter
das vorherige Ruhepotenzial (Nachhyperpolarisierung), da zusätzlich zu den
Kalium-Leck-Kanälen auch die sp.-gest. Kalium-Kanäle offen sind.
10. Erst wenn die sp.-gest. Kalium-Kanäle wieder schließen, ist der
Ausgangszustand wiederhergestellt.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 23

Es werden zwei Phasen in der Refraktärphase


Refraktärphase unterschieden: die absolute
und die relative RP.
Während der absoluten Refraktärphase
können nicht genügend sp.-gest. Natrium-
kanäle aktiviert werden, um eine positive
Rückkoppelung zu erzeugen. Die Zelle ist
absolut unerregbar, egal wie stark
depolarisiert wird.
Während der relativen Refraktärphase ist
die Anzahl der sp.-gest. Natriumkanäle, die
aktiviert werden können, immer noch
reduziert, reicht aber aus, um eine positive
Rückkoppelung und damit ein Aktions-
potenzial zu erzeugen. In der relativen RP
muss stärker stimuliert werden, und das
resultierende Aktionspotenzial wird eine
etwas geringere Höhe haben (da nur ein
Bruchteil der sp.-gest. Na-Kanäle aktiviert
werden kann.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 24

Ein Aktionspotenzial als


Flussdiagramm
Beachte, dass die
Öffnung von sp.-gest.
Natriumkanälen und

Aus: Tierphysiologie, Moyes und Schulte, Pearson Verlag


sp.-gest. Kaliumkanälen
zeitversetzt erfolgt, da
die Kaliumkanäle relativ
träge sind, also auf die
Spannungänderung an
der Membran mit einer
Verzögerung reagieren.
Dadurch werden die
Natrium- und Kalium-
ströme getrennt und
heben sich nicht auf.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 25

Fortleitung des
Aktionspotenzials
Strömchentheorie:
lokale Ströme, die
zwischen den
unterschiedlichen
Ladungen an der

Aus: Tierphysiologie, Moyes und Schulte, Pearson Verlag


Membran fließen,
depolarisieren den
jeweils nächsten
Abschnitt bis zur
Schwelle.
Dort läuft dann
zeitversetzt der
nächste Aktions-
potenzialzyklus ab.
Zurück laufen kann
das AP nicht, da ja die
sp.-gest. Na-Kanäle
kurzzeitig nicht
aktivierbar sind.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 26

Fortleitung von Potenzialen in Zellen

• Es existieren zwei unterschiedliche Typen von


Signalen:
– ein passives, elektrotonisches Signal, das,
wenn es entsteht, ohne aktive Anteile wieder

Aus: Tierphysiologie, Moyes und Schulte, Pearson Verlag


abklingt. Die Fortleitung ist schnell
(Lichtgeschwindigkeit).
– ein aktiv generiertes Potenzial, das
Aktionspotenzial, das durch aktive Prozesse
in der Membran entsteht. Die Fortleitung ist
langsam, weil das Signal immer wieder
aufgebaut werden muss.
• Diese beiden unterschiedlichen Typen von
Signalen werden unterschiedlich fortgeleitet.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 27

Passive elektrotonische Fortleitung in Zellen

Strom breitet sich in Zellen


nicht verlustfrei aus; sowohl
die vorhandenen Ladungen
als auch die Möglichkeit, über
die Membran abzufließen,

Aus: Tierphysiologie, Moyes und Schulte, Pearson Verlag


schwächen die resultierende
Spannungsänderung ab.
In geometrisch einfachen
Systemen (z.B. Kabel) kann
das berechnet werden.
Dabei ist wichtig, dass die
Ladungen sowohl über
geöffnete Kanäle über die
Membran gelangen können,
als auch durch vorhandene
Ladungen (Kapazität) an der
Membran abgeschwächt
werden können.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 28

Fortleitung passiver Signale


Man beobachtet eine
Abschwächung in longitudinaler
Richtung.
Diese erfolgt aufgrund der
elektrischen Widerstände im
Zytoplasma und wegen des
begrenzten Widerstandes der das
Zytoplasma umgebenden
Zellmembran.
Anders gesagt: Da an jeder Stelle
entlang des Kabels ein gewisser
Abb. 6.4., p. 152, Eckert, 2. Aufl.

Betrag des Stroms verloren geht,


nimmt die Stromstärke entlang der
Strecke ab.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 29
Passive elektrotonische Fortleitung im Axon oder Dendriten

Die „Reichweite“ der Depolarisation kann erhöht werden, indem


Ri
1. Der Widerstand der Membran (Rm) erhöht wird: Myelinisierung
2. Der Innenwiderstand der Faser (Ri) relativ zu Rm erniedrigt wird:
Riesenfasern (Membranoberfläche steigt mit dem Radius,
Membranfläche dagegen mit der zweiten Potenz des Radius)

Das Maß für die Reichweite einer Depolarisation ist die Längskonstante λ.
λ = Rm/Ri bzw. die Strecke in cm, auf der die Depolarisation auf 37% des
Ursprungswertes reduziert ist.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 30

Beschleunigung der Aktionspotentialfortleitung durch


Erhöhung von Rm: Saltatorische Fortleitung in
myelinisierten Fasern (bis 120 m/s)
Ranvier’sche Schnürringe

Aus: Zigmond, Floyd, Bloom: Fundamental Neuroscience,


Passive Ausbreitung Passive Ausbreitung

AP 1999.
Regeneration Regeneration Regeneration
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 31

Beschleunigung der Aktionspotentialfortleitung durch Veränderung der


Relation von Rm und Ri: Riesenfasern (bis 30 m/s)

Riesenfasern beim Tintenfisch


(Loligo). Oben Loligo edulis,
unten: Präparation mit
freigelegten Riesenfasern. Leitungsgeschwindigkeiten bei myelinisierten und
nicht-myelinisierten Nervenfasern.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 32

Zusammenfassung: Fortleitungsgeschwindigkeit
Faktoren, die bestimmen, wie schnell und wie weit sich der Strom ausbreiten kann,
Die Temperatur T
Die Zeitkonstante tau
Die Längskonstante lambda
Je kleiner die Zeitkonstante und je größer der Längskonstante, desto schneller die
Fortleitung!
Bei dickeren Fasern ist der Längswiderstand relativ geringer als der
Querwiderstand – daher Riesenfasern bei Fluchtsystemen der Avertebraten -
Kalmar, Regenwurm, Flußkrebs, Insekten.
Elektrische Isolierung des Axons erhöht den Widerstand über die Membran und
senkt gleichzeitig die Kapazität der Zellmembran (die "Kondensator-Platten"
rücken auseinander). Auch bei Avertebraten teils Hüllen an den Axonen.
Erhöhung des Membranwiderstandes und Senkung der Kapazität ist maximal bei
myelinisierten Axonen der Wirbeltiere: Widerstand über die Membran ist so groß
und die Membrankapazität so gering, daß die passive Ausbreitung der Ströme
im Axon die nächsten und übernächsten Schnürringe erreicht (~2mm), wo
erneut ein Aktionspotential erzeugt wird. Zwischen den Schnürringen liegen
keine Na+ Kanäle.

Das könnte Ihnen auch gefallen