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Donnan-Gleichgewicht
Donnan versuchte die Verteilung von Ionen an biologischen Membranen zu
beschreiben und machte dazu Experimente mit semipermeablen Membranen.
Membran frei für Wasser und Elektrolyte Auf einer Seite kommt zusätzlich ein nicht
permeabel, Diffusion führt zu Gleichver- diffusibles Anion (A-) dazu. Dies führt zu
teilung der Ionen (Kalium und Chlorid) einer Ungleichverteilung von K+ und Cl-
Was bedeutet das jetzt für beispielsweise für Kalium? Es ist links höher konzentriert,
d.h es gibt einen chemischen Gradienten für Kalium von links nach rechts. Dieser
Zustand ist ungünstig, d.h Kalium hat das Bestreben, einen Konzentrationsausgleich
zu machen – es „will“ also in das rechte Kompartiment diffundieren.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 9
Nettoladung Nettoladung
Folge des Donnan-Gleichgewichts innen: 0 außen: 0
A
-
K K
+
Cl
-
+
- K +
Kanälen ab. A
K
+ K
+
-
K
+
K - A
A
1. Wenn Kalium über die Membran A
- A
-
K
+
A
-
K + K
+
Cl
-
K
Ionen ja Ladungsträger sind: Es baut sich - +
A K
+
K +
eine Ladungsungleichverteilung auf. Diese +
K
+
A
-
K
K A
-
K
+
K
immer noch ein chemischer Gradient A
- +
K K
+
+
K
+ K
vorhanden, er wird aber durch den +
K - A
-
A -
K
+
+
A
Cl
-
K
Membran erfolgt, halten sich also der A
-
+
+
K K
+
+
K
K
chemische Gradient und der elektrische K
+
A
-
- A
-
-
A
K
+
+
A K
Gradient die Waage.
Der chemische Gradient, der vom Konzentrations- [ K ]a
unterschied einer Substanz auf zwei Seiten einer Wosm RT ln
Membran herrührt, entspricht einer osmotischen Arbeit: [ K ]i
Der elektrische Gradient, der durch die Diffusion von Wel n F E
Kalium aufgebaut wurde, entspricht einer elektrischen
Arbeit:
Da chemischer und elektrischer Gradient gleich sind, Wosm Wel
heißt das [ K ]a
R T ln n F E
[ K ]i
RT [ K ]a
oder umgeformt E ln
(E = Equilibriums-Potenzial, also elektrisches Potenzial im Gleichgewicht) nF [ K ]i
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 11
Nettoladung Nettoladung
Diese Formel ist die Nernst-Gleichung. innen: -2 außen: +2
A -
+ A
RT [ K ]a -
A K Cl
-
E
+
K
ln A
-
K
+
+
K K
+
+
K
nF [ K ]i K
+
-
A
- A
-
+
-
A
K
+
A K
Nettoladung Nettoladung
innen: 0 außen: 0
+ -
A
-
K +
K Cl + -
[ Kation ]a +
K K Cl
E 58 log
+
(mV ) A
-
K
+
+
K
K K
+
Cl
-
K
+
[ Kation ]i +
K -
A
A
-
-
A
- K
+ Cl
-
-
A +
K Cl K
+
+
K Cl
-
Also – warum ist das Nernstpotenzial für Kalium 0, wenn Innen- und
Außenkonzentration für Kalium gleich sind?
Da es keinen chemischen Gradienten für Kalium gibt, kann auch kein
elektrischer Gradient aufgebaut werden!
Wenn Konzentration Innen = Außen: 58 x log 1 = 0 [mV]
Wenn innen die 10fache Konzentration herrscht: 58 x log 0,1 = -58 [mV]
Wenn innen die 100fache Konzentration herrscht: 58 x log 0,01 = -116 [mV]
Reale Daten am Froschmuskel: Innen 140 mM, außen 2,5 mM:
2,5
E 58 log mV E 58 * (1.748)mV E 101mV
140
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 8
Kanäle
Intrazellulär Extrazellulär
Ionen-
pumpe
Aber wovon hängt jetzt das Potenzial der gesamten Zelle ab? D.h., wie werden die
Nernst-Potenziale aller beteiligten Ionen kombiniert?
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 14
An realen Zellen spielen alle Ionen eine Rolle für das Membranpotenzial. Wie groß
diese Rolle ist, hängt von der Durchlässigkeit (P) der Membran für das betrachtete Ion
ab, d.h., wie viele Kanäle für ein bestimmtes Ion gerade offen sind.
RT P [ K
] P [ Na
] P [Cl
]i
Vm * ln K o Na o Cl
nF P [ K ] P [ Na ] P [Cl ]
i i o
K Na Cl
In realen Zellen ist die Membran für Chlorid meistens praktisch undurchlässig.
Deshalb kann dieser Term wegfallen. Nach Umformung (18°C) ergibt sich:
PK [ K ]o PNa [ Na ]o
Vm 58 * log
(mV )
PK [ K ]i PNa [ Na ]i
Frage: Warum tauchen die großen Anionen in der Zelle nicht in der Gleichung auf?
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 15
2,5 0.01*120
Vm 58 log 92mV
140 0,01*10
Am Froschmuskel wurden Werte zwischen -90 und -100 mV gemessen.
Das Ruhepotenzial einer Nervenzelle liegt dagegen meistens bei ca. -70 mV.
Alle diese Werte sind natürlich keine „Naturkonstanten“, sondern abhängig von
den Konzentrationsverhältnissen der Ionen, den Permeabilitäten und der
Temperatur. Generell liegt das Ruhepotenzial immer zwischen dem
Nernstpotenzial von Natrium und dem von Kalium, nahe an letzterem.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 16
Der spannungsgesteuerte
aussen
Natrium-Kanal m
2. Schwellenwert
4. Refraktärphase
h überschritten
innen
m m
h h
3. Zeitgesteuertes
Schliessen
m Na
RT PK K a PNa Na a PCl Cl i
Vm
PK K i PNa Na i PCl Cl a
* ln
F
[mV]
E Na+
Der Ablauf eines
Aktionspotenzials:
0
Eine Veränderung der
Leitfähigkeiten für die
Ionen Natrium und
Kalium führt zur
Verschiebung des Schwelle
Zellpotenzials in
Richtung auf das
Nernstpotenzial des
betreffenden Ions. E K+
[t]
Erhöhung Erhöhung Erhöhung
Erhöhung
Erhöhung von
Erhöhung
von gNa+ Erhöhung
Erhöhung
von gK+von gNa+
gNa+gNa+
von bis zurbis
bis
von gNa+ von gK+
von gK+ Schwelle
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 20
Versuchsanordnung von
Dass dieser komplexe Ablauf auf
Hodgkin and Huxley
die Leitfähigkeitsveränderungen
von nur zwei Ionen beschrieben
werden kann, haben Hodgkin und
Huxley 1952 gezeigt (Nobelpreis
1963)
a = Ruhepotenzial
b = Depolarisation
c = Aufstrich
d = Plateau
e = Repolarisation und
Nachhyperpolarisation
GNa= Natriumleitfähigkeit
GK= Kaliumleitfähigkeit
h: s. Legende
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 22
Zusammenfassung Aktionspotenzial
1. Eine (Nerven-)zelle liegt an ihrem Ruhemembranpotenzial
2. Natrium-Kanäle öffnen (z.B. durch eine Transmitterbindung)
3. Es kommt zu einem Natrium-Einstrom, welcher eine Depolarisation bewirkt.
4. Wenn die Schwelle des ersten spannungsgesteuerten Natrium-Kanals erreicht
wird, öffnet dieser; das zusätzlich einströmende Natrium depolarisiert weiter
5. Durch die positive Rückkoppelung von Natriumeinstrom, Depolarisation und
geöffneten Natriumkanälen erhöht sich die Natriumleitfähigkeit der Membran sehr
schnell (Aufstrich des Aktionspotenzials). Das Potenzial erreicht ein Maximum
innerhalb von ca. 1 ms.
6. Die spannungsgesteuerten Natriumkanäle schließen sich nach etwa 2 msec
(GNa geht zurück auf 0).
7. Es kommt zu einer verzögerten Erhöhung der Kaliumleitfähigkeit durch
spannungsgesteuerte Kalium-Kanäle.
8. Die Inaktivierung der Natriumkanäle und der verzögerte Einsatz des
Kaliumstroms zusammen bewirken die Repolarisation.
9. Nach dem Ende des Aktionspotenzials geht das Potenzial für kurze Zeit unter
das vorherige Ruhepotenzial (Nachhyperpolarisierung), da zusätzlich zu den
Kalium-Leck-Kanälen auch die sp.-gest. Kalium-Kanäle offen sind.
10. Erst wenn die sp.-gest. Kalium-Kanäle wieder schließen, ist der
Ausgangszustand wiederhergestellt.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 23
Fortleitung des
Aktionspotenzials
Strömchentheorie:
lokale Ströme, die
zwischen den
unterschiedlichen
Ladungen an der
Das Maß für die Reichweite einer Depolarisation ist die Längskonstante λ.
λ = Rm/Ri bzw. die Strecke in cm, auf der die Depolarisation auf 37% des
Ursprungswertes reduziert ist.
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 30
AP 1999.
Regeneration Regeneration Regeneration
Vorlesung „Human- und Tierphysiologie“ Membranpotenziale 31
Zusammenfassung: Fortleitungsgeschwindigkeit
Faktoren, die bestimmen, wie schnell und wie weit sich der Strom ausbreiten kann,
Die Temperatur T
Die Zeitkonstante tau
Die Längskonstante lambda
Je kleiner die Zeitkonstante und je größer der Längskonstante, desto schneller die
Fortleitung!
Bei dickeren Fasern ist der Längswiderstand relativ geringer als der
Querwiderstand – daher Riesenfasern bei Fluchtsystemen der Avertebraten -
Kalmar, Regenwurm, Flußkrebs, Insekten.
Elektrische Isolierung des Axons erhöht den Widerstand über die Membran und
senkt gleichzeitig die Kapazität der Zellmembran (die "Kondensator-Platten"
rücken auseinander). Auch bei Avertebraten teils Hüllen an den Axonen.
Erhöhung des Membranwiderstandes und Senkung der Kapazität ist maximal bei
myelinisierten Axonen der Wirbeltiere: Widerstand über die Membran ist so groß
und die Membrankapazität so gering, daß die passive Ausbreitung der Ströme
im Axon die nächsten und übernächsten Schnürringe erreicht (~2mm), wo
erneut ein Aktionspotential erzeugt wird. Zwischen den Schnürringen liegen
keine Na+ Kanäle.