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Einführung in die Biochemie

für B.Sc. Biochemie und B.Sc. Molekulare Biotechnologie (1. Semester)

Vorlesung 13:
Eukaryotische Zellkompartimente
und ihre Funktion (Teil 2)

Mitochondrien und Chloroplasten


Mitochondrien und Chloroplasten
 von einer doppelten Membran umschlossen
 haben ein eigenes Genom, das dem von Bakterien ähnelt
 vermutlich durch Endosymbiose von urzeitlichen Archaeen und Bakterien entstanden
 Abgeschlossene Reaktionsräume mit anderer chemischer Umgebung als im Cytosol

 Membranen sind Ort der ATP-Synthese (≈ „Energiegewinnung“)

+ Pi

ADP

+ H2O
ATP

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Mitochondrien
 Mehr als 98 % der Mitochondrien-Proteine sind im
Zellkern codiert, werden im Cytosol synthetisiert
und in die Mitochondrien transportiert
 Nur wenige Proteine werden in den Mitochondrien
von eigenen Ribosomen hergestellt
 Das Mitochondrien-Genom (mtDNA) hat 37 Gene
u.a. für Proteine der Atmungskette, tRNAs, rRNAs
 mtDNA wird maternal vererbt

Pressemitteilung, 2008

Svante Pääbo
Max-Planck-Institut für evolutionäre
Anthropologie, Leipzig

Medizin-Nobelpreis 2022

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Fettsäuren/Pyruvat aus Nahrung in Mitochondriummatrix, durch Oxidation abgebaut
zu Acetyl-CoA, geht in Citratzyklus hinein --> Durch Abbau von Kohlenstoffverbindungen
Mitochondrien zu CO2 Bildung NADH

 Wichtige Stoffwechselvorgänge laufen in Mitochondrien ab Geringer


osmotischer Druck

Reduzierte Kohlenstoffverbindungen werden schrittweise


abgebaut

Durch Atmungskette aus ADP durch ATP-Synthase


zu ATP mitihilfe von Protonen Zentrifugation

Hoher
Citratzyklus osmotischer Druck

Atmungskette Dichtegradienten-
Zentrifugation

Oxidative
Phosphorylierung Zerstören der Membran
Zentrifugation

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AcetylCoA in Zyklus, Oxidation bis CO2 rauskommt, dabei immer NADH gewonnen
Der Citratzyklus --> Elektronen bereitgestellt

 Ort des Geschehens: Mitochrondrienmatrix


 „Zentraler Umschlagplatz“ des Stoffwechsels
 Dynamisch reguliert C6

Acetyl-CoA = Glycolyse

C3

ATP bzw. GTP C2

 Bereitstellung von „Elektronen“ (via NADH, FADH2)


für die Energiegewinnung
 Bereitstellung von Bausteinen für die Biosynthese
von Aminosäuren, Nukleotiden, Lipiden

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Die oxidative Phosphorylierung
 Ort des Geschehens: Proteinkomplexe der
inneren Mitochondrienmembran
 Elektronentransport in der Atmungskette ist an die
Ausbildung eines Protonengradienten gekoppelt
 Die protonenmotorische Kraft treibt die
ATP-Synthase an

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Die oxidative Phosphorylierung
Die wichtigsten Arten von chemischen Reaktionen in biologischen Systemen:
1) Reaktionen zwischen Nucleophil und Elektrophil
2) Reaktionen zwischen Säure und Base  Übertragung von Protonen
3) Reaktionen zwischen Oxidations- und Reduktionsmittel  Übertragung von Elektronen

 Physikalisch-chemische Grundlagen des Elektronentransports

e- Voltmeter ½ H2 H+ + e-
Aox + e- Ared

½ H2 + Aox H+ + Ared
Salzbrücke H2
(1 bar) Redoxpotential

Pt-Elektrode RT c(Aox)
EH = EH0 + ln (Nernst)
nF c(Ared)
Aox / Ared c(H+) = 1 mol/l
⦁ EH0 größer (bzw. positiv):
EH0 Standard- nimmt Elektronen auf  wird reduziert
Wasserstoff-Elektrode ⦁ EH0 kleiner (bzw. negativ):
 E0 = 0 V gibt Elektronen ab  wird oxidiert

Notiz: Standardbedingung für biologische Systeme ist pH = 7, also c(H+) = 10-7 M ( EH0') 6
Die oxidative Phosphorylierung
 „Biologische Knallgasreaktion“
 Kontrollierte, schrittweise Übertragung von 2 Elektronen von NADH auf Sauerstoff

--> stark negativ Standardpotential --> will e- abgeben

 Frei werdende Energie wird für den Aufbau eines Protonengradienten genutzt!

Notiz: ΔG = - n∙F∙ΔE (n – Anzahl Elektronen, F – Faraday-Konstante) ΔG < 0: exergonisch, ΔG > 0: endergonisch 7


Die oxidative Phosphorylierung
 Drei große Membranproteinkomplexe der Elektronentransportkette
fungieren als Protonenpumpen

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Die oxidative Phosphorylierung
 Elektronentransport braucht verschiedene Metall-Cofaktoren

NADH-Dehydrogenase: Übertragung der Elektronen von NADH auf Ubichinon (Isoprenoid)

Ü Eisen-Schwefel-Cluster

Ubichinon Fe Fe
2H+ Fe Fe Fe
2e-
Fe

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Die oxidative Phosphorylierung
 Elektronentransport braucht verschiedene Metall-Cofaktoren

Cytochrom-c-Oxdidase: Übertragung der Elektronen von Cytochrom c auf Sauerstoff

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Die oxidative Phosphorylierung
 Drei große Membranproteinkomplexe der Elektronentransportkette
fungieren als Protonenpumpen

Wie werden Protonen gepumpt?


Energie durch Elektronentransport koordiniert Konformationsänderungen im Protein

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Die oxidative Phosphorylierung
Hypothese: Experiment:
- Protonenmotorische Kraft - synthetische Vesikel mit ATP-Synthase
(aus Membranpotential und pH-Gradient) und Bakteriorhodopsin (lichtgesteuerte
treibt ATP-Synthase an Protonenpumpe)
- Oxidation und Phosphorylierung sind über - Bildung von ATP nur mit Licht
Protonengradient gekoppelt

Bakterio-
c(H+) niedrig rhodopsin

-----
+++
---

+++++
c(H+) hoch

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ATP-Synthase – der kleinste Motor der Welt

Rotor mit Drehbewegung in Membran

⦁ „Turbine“ = Rotor (Fo-Ring) + Stator (F1-Kopf)


⦁ Rotation angetrieben durch Protonenfluss
⦁ Mechanische Energie (Bewegung) wird in
chemische Energie umgewandelt (ATP-Bildung)

(Der Komplex kann aber auch unter Verbrauch


von ATP Protonen gegen den Gradienten pumpen)

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ATP-Synthase – der kleinste Motor der Welt

Hypothese: Experiment:
- Der Komplex führt eine tatsächliche - Katalytischer F1-Kopf auf Oberfläche immobilisiert
Drehbewegung aus - Zentraler Stiel (γ-Untereinheit) mit fluoreszenz-
markiertem Actin-Filament verknüpft
- Beobachtung der Rotation bei ATP-Zugabe

(mit Fluorophoren markiert)

Nature 386, 299–302 (1997) 14


ATP-Synthase – der kleinste Motor der Welt

Video von Daniela Stocks Forschungsgruppe: https://www.youtube.com/watch?v=b_cp8MsnZFA 15


Chloroplasten

 Pflanzenzellen-Organell, in dem die


Photosynthese abläuft

 In sich geschlossenes
Membransystem
(= Thylakoid)
im Stroma

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Photosynthese
 Vergleich zwischen Photosynthese und Zellatmung

Lichtreaktion Dunkelreaktion

ronen von Wasser


ragung auf NADPH
ommt raus

Mit ATP und CO2


durch Kohlenstofffixierungszyklus
zu Zucker

Glucose

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Lichtreaktion
 Umwandlung von Lichtenergie in chemische Energie
(Synthese von ATP und NADPH)
 ATP-Synthese ist wie in den Mitochondrien an Elektronentransportvorgänge gekoppelt,
die einen Protonengradienten aufbauen
 Oxidation von Wasser und Übertragung der Elektronen auf NADP+
(ΔG > 0, nur durch Licht möglich!)

NADPH

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Lichtreaktion Lichtinduzierte Ladungstrennung

 Absorption von Lichtenergie und Ladungstrennung durch Elektronentransfer

D D* D* A D+ A-

Chlorophyll
- Magnesium-Ion im Zentrum des
Tetrapyrrolrings
- Konjugierte Doppelbindungen
- Membranverankert (Isoprenoid)

Notiz: D – Donor, A – Akzeptor, * - energetisch angeregter Zustand 19


Lichtreaktion
 Photosysteme:
Lichtempfindliche Proteinkomplexe
in der Thylakoidmembran, in denen
Chlorophylle und andere licht-
absorbierende Moleküle
(z.B. β-Carotin) zu funktionellen
Einheiten zusammengefasst sind

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Lichtreaktion
 Spezielles Paar Chlorophyll-Moleküle im Kern des Reaktionszentrums in PS II
ist verbunden mit einem Mangan-Cluster, der die Wasser-Oxidation katalysiert
 Photoinduzierte Ladungstrennung am speziellen Paar
 Elektronen sind durch Lichtabsorption energetisch angeregt und können so auf ein
membranverankertes Chinon (Q) übergehen

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Lichtreaktion
 In Pflanzen gibt es zwei Photosysteme, die als Tandem wirken

Z-Schema

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Lichtreaktion
 In Pflanzen gibt es zwei Photosysteme, die als Tandem wirken

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Lichtreaktion
 Evolutionäre Entwicklung

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Dunkelreaktion
 „Kohlenstoff-Fixierung“
(Calvin-Zyklus)

 Synthese von komplexen


Zuckermolekülen aus
CO2 und Wasser

 nutzt das während der


Lichtreaktion hergestellte
ATP und NADPH

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Dunkelreaktion
 Das Enzym Rubisco katalysiert die
essentielle Carboxylierungsreaktion

 Das häufigste Protein der Biosphäre


(30% des Gesamtproteingehalts aller Blätter)

 Im Vergleich mit anderen Enzymen arbeitet


Rubisco langsam (kcat = 3 s-1)

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Photosynthese im Überblick

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Mitochondrien vs. Chloroplasten
 Energetische Betrachtung der Elektronentransportkette

ΔG

Mitochondrien

ΔG

Chloroplasten

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Mitochondrien vs. Chloroplasten
 pH-Werte und Ausrichtung der ATP-Synthase

Mitochondrien

Chloroplasten

ATP-Synthase

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Zusammenfassung
 Lernziel:
Wir wollen die grundlegenden Prinzipien der oxidativen Phosphorylierung in
Mitochondrien und der Photosynthese in Chloroplasten auf molekularem Level
verstehen und beide Vorgänge vergleichen können.
 Wichtige Begriffe: Matrix, Intermembranraum, Cristae, mtDNA
Citratzyklus, Acetyl-CoA, NADH, FADH2
Atmungskette, Redoxpotential, Eisen-Schwefel-Cluster, Häm, Chinon
Protonenpumpe, Protonenmotorische Kraft, Membranpotenziel, pH-Gradient
ATP-Synthase
Stroma, Thylakoid, Grana, Lichtreaktion, Dunkelreaktion, NADPH
Photosystem, Antennenkomplexe, Reaktionszentrum, Chlorophyll
spezielles Paar, photoinduzierte Ladungstrennung, Mangan-Cluster
Kohlenstoff-Fixierung, Rubisco

 Fragen, die wir besprochen haben:


⦁ Wie sind Mitochondrien und Chloroplasten aufgebaut?
⦁ Welche Rolle spielt der Citratzyklus im Stoffwechsel?
⦁ Welche Vorgänge laufen an der inneren Mitochondrienmembran ab?
⦁ Wie sind Elektronentransport, Protonengradient und ATP-Synthese miteinander gekoppelt?
⦁ Wie arbeitet die ATP-Synthase?
⦁ Was ist die Funktion der Photosynthese?
⦁ Wie beeinflusst die Absorption von Lichtenergie den Elektronentransport?
⦁ Wie sind Licht- und Dunkelreaktion der Photosynthese verknüpft?
⦁ Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Prozesse in Mitochondrien und Chloroplasten?

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