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A BSCHNITT 2 Verfolgt man nach der Glykolyse den Weg der markierten Koh-

lenstoffatome der Glucosemoleküle weiter, so findet man sie


Citratcyklus nach einiger Zeit in der Matrix der Mitochondrien. Offenbar
wird das Produkt der Glykolyse, das Pyruvat, in die Mitochon-
drien eingeschleust. Dieses geschieht mithilfe von Transport-
proteinen, den Carriern.

Schon kurz nachdem die Pyruvat-Ionen in die Mitochondrien


gelangt sind, entweicht ein Teil der markierten Kohlenstoffato-
L ERNZIELE : me in Form von Kohlenstoffdioxid aus der Zelle. Die übrigen
markierten Kohlenstoffatome lassen sich zunächst in Acetyl-
1. Sie haben Kenntnis von Ort und Ablauf des
Citratcyclus.

A BBILDUNG 1.3

Oxidative Decarboxylierung des Pyruvats

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Gruppen nachweisen. Das freigesetzte Kohlenstoffdioxid
stammt aus der Carboxylgruppe des Pyruvats. A BBILDUNG 1.4
Unmittelbar nach der Abspaltung des Kohlenstoffdioxids (De-
carboxylierung) vom Pyruvat-Ion wird das verbleibende Ion
durch Elektronenentzug oxidiert. Man spricht daher bei die-
sem Prozess von einer oxidativen Decarboxylierung.
Die Elektronen werden gemeinsam mit zwei Protonen auf
NAD+ übertragen, das dadurch zu NADH + H+ reduziert wird.
Die resultierende Acetylguppe wird auf ein Cosubstrat (Coen-
zym A, kurz: CoA) übertragen und dadurch aktiviert. Der ge-
samte Prozess wird von einem Multienzymkomplex, dem
Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex, katalysiert.

Später findet man die markierten Kohlenstoffatome in Verbin-


dungen, die über einen Kreisprozess miteinander in Bezie-
hung stehen. Die an das Cosubstrat gebundene Acetylgruppe
aus der oxidativen Decarboxylierung des Pyruvats wird in die-
sen Kreisprozess eingebracht, indem sie an ein Ion mit vier
Kohlenstoffatomen, das Oxalacetat, geknüpft wird.

Für diese Reaktion ist das Enzym Citrat-Synthase verantwort-


lich. Es entsteht Citrat, das Säurerest-Anion der Citronensäu-
re, eine C6-Verbindung. Nach dieser Verbindung wurde der ge-
samte Kreisprozess benannt (Citratzyklus oder Citronensäu-
rezyklus). Das Citrat wird nun durch das Enzym Aconitat-Hy-
dratase (kurz: Aconitase) in eine isomere Verbindung, das Iso-
citrat, umgewandelt. Das Enzym Isocitrat-Dehydrogenase oxi-
diert anschließend das Isocitrat unter Abspaltung von Citratcyklus

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Kohlenstoffdioxid zu α-Ketoglutarat, einem C5-Körper. Dabei
wird NAD+ zu NADH + H+ reduziert. Der Citratzyklus steht mit vielen anderen Stoffwechselwegen
direkt oder indirekt in Verbindung. Man kann ihn geradezu
Es folgt eine weitere oxidative Decarboxylierung durch den α- als Drehscheibe des Stoffwechsels bezeichnen. So können et-
Ketoglutarat-Dehydrogenase-Komplex: Wiederum wird ein wa Aminosäuren an verschiedenen Stellen in den Zyklus einge-
Kohlenstoffdioxidmolekül abgespalten und NAD+ zu NADH + schleust werden oder durch Umwandlungen aus Zwischenstu-
H+ reduziert. Das Produkt dieser Reaktion wird an ein Cosub- fen des Citratzyklus hergestellt werden. Auch Fettsäuren gelan-
strat A geknüpft, sodass schließlich Succinyl-CoA entsteht. gen bei ihrer Zerlegung über die Zwischenstufe Acetyl-CoA in
Das Cosubstrat A wird dann von einer Phosphatgruppe er- den Citratzyklus.
setzt, die anschließend durch Phosphorylierung auf Guanosin-
diphosphat (GDP) übertragen wird. Dadurch bilden sich Succi-
nat, das Säurerest-Anion der Bernsteinsäure, und Guanosintri- Aufgabe:
phosphat (GTP). Katalysiert wird dieser Schritt von der Suc- 1. Wie ist es möglich, dass die Reaktionsschritte des Citratzy-
cinyl-CoA-Synthetase. Succinat ist eine C4-Verbindung. GTP klus in der richtigen Reihenfolge ablaufen, obwohl die be-
ist eine energiereiche Verbindung mit gleichem Energiegehalt teiligten Verbindungen frei in der Matrix des Mitochondri-
wie ATP. Unter Reduktion von Flavinadenin-dinucleotid ums beweglich sind?
(FAD) zu FADH2 wird aus dem Succinat das Fumarat, welches
wiederum zu Malat, dem Säurerest-Anion der Äpfelsäure, um-
gewandelt wird. Die dabei wirksamen Enzyme heißen Succi-
nat-Dehydrogenase und Fumarat-Hydratase (kurz: Fumara-
se). Schließlich wird das Malat durch die Malat-Dehydrogena-
se unter Reduktion von NAD+ zu NADH + H+ zu Oxalacetat
oxidiert. Damit wird der Akzeptor für eine Acetylgruppe rege-
neriert. Der Kreisprozess kann von neuem beginnen.

Neben zwei Mol Kohlenstoffdioxid entstehen pro Umlauf des


Citratzyklus, also pro eingeschleustem Mol Acetyl-CoA, insge-
samt drei Mol NADH+H+ aus der Reduktion von NAD+ sowie
ein Mol FADH2 aus der Reduktion von FAD. Außerdem wird
ein Mol GTP aus GDP und anorganischem Phosphat gebildet.
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