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1. Katalysemechanismen
Katalyse erhöht die Geschwindigkeit einer Reaktion, nicht aber deren Gleichgewicht. Die
katalytischen Mechanismen von Enzymen sind mit denen von chemischen Katalysatoren
identisch. Was Enzyme zu so wirksamen Katalysatoren macht, ist die Substratbindung und
die optimale Anordnung der katalytischen Gruppen.
1.1 Säure-Base-Katalyse
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
Bei der kovalenten Katalyse wird vorübergehend eine kovalente Bindung zwischen
Katalysator und Substrat gebildet.
Man unterteilt die kovalente Katalyse in nucleophile Katalyse und elektrophile Katalyse, je
nachdem welcher dieser beiden Effekte die grössere Antriebskraft für die Reaktion darstellt
(den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt katalysiert).
→ Decarboxylierung von Acetoacetat ist eine elektrophil katalysierte Reaktion, da die
Bildung der Schiffbase nicht geschwindigkeitsbestimmend ist.
Achtung: Im Unterschied zur allgemeinen Basen-Katalyse wird bei der nucleophilen Katalyse
nicht ein Proton vom Substrat abgezogen, sondern der Katalysator greift das Substrat
nucleophil an und bildet so eine kovalente Bindung.
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
1.3 Metallionen-Katalyse
Ladungsstabilisierung:
Metall-Ionen wirken als Lewis Säuren, sind aber häufig viel
wirksamere Katalysatoren als Protonen, da sie bei neutralem
pH in hohen Konzentrationen vorliegen und Ladungen >+1
haben.
Bsp: Decarboxylierung von Dimethyloxalacetat (rechts) Reaktionsablauf S. 353
Ladungsabschirmung:
Bsp: Kinasen brauchen nicht freies ATP, sondem ATP-
Komplexe mit Mg2+. Letzteres hat die Aufgabe die
negativen Ladungen der Phosphatgruppen abzuschirmen,
damit diese nicht die Elektronenpaare angreifender
Nucleophile abstossen.
Die Bindung eines Substrates an das aktive Zentrum findet im allgemeinen in Abwesenheit
von Wasser statt. Daher ähnelt die lokale Dielektizitätskonstante im aktiven Zentrum
derjenigen in einem organischen Lösungsmittel, wodurch sich elektrostatische
Wechselwirkungen viel stärker auswirken als in wässrigen Lösungen.
Die Ladungen sind im Beriech des aktiven Zentrums so angeordnet, dass sie den
Übergangszustand der katalysierten Reaktion stabilisieren. (el.statische Katalyse)
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
Dieser Katalyse-Mechanismus beruht darauf, dass das Enzym den Übergangszustand mit
grösserer Affinität bindet als das entsprechende Substrat oder Produkt. Dabei ist die
Geschwindigkeit einer katalysierten Reaktion relativ zur nichtkatalysierten umso grosser, je
fester das Enzym den Übergangszustand im Verhältnis zum Substrat bindet.
→ Stabilisierung des Übergangszustandes, dadurch dass im Überganszustand bessere
Wechselwirkungen zwischen Substrat und Enzym bestehen, als im Michaelis-Komplex.
→ Ein gutes Substrat bindet nicht notwendigerweise mit hoher Affinität an sein Enzym,
sondern erst nach der Aktivierung zum Übergangszustand.
Bindet ein Enzym bevorzugt an den Übergangszustand seines Substrates, kann man davon
ausgehen, dass Analoga des Überganszustandes starke kompetitive Inhibitoren des Enzyms
sind.
Bsp: Racemisierung von Prolin (katalysiert von Prolin-Racemase)
Reaktionsablauf S. 358
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
Lysozym ist ein Enym, das β(1→4)-Bindungen zwischen N-Acetylmuraminsäure (NAM) und
N-Acetylglucosamin (NAG) spaltet.
NAG-Oligosaccharide mit weniger als fünf Resten werden jedoch nur sehr langsam
hydroysiert, weil Lysozym das Oligosaccharid normalerweise so bindet, dass die Spaltung
zwischen den Resten D und E vollzogen wird.
Katalysemechanismus: Phillips-Mechanismus
Die Hydrolyse eines Glycosids stellt die Umwandlung eines Acetals in ein Halbacetal dar. Glu
35 und Asp 52 sind die katalytisch aktiven Reste im Lysozym:
3. Die ionisierte Carboxygruppe von Asp 52 trägt zur Stabilisierung des entstandenen
Oxonium-Ions durch ionische Wechselwirkungen bei (→ elektrostatische Katalyse).
Die ursprüngliche Konformation des D-Ringes (Halbsesselkonformation) ähnelt der
des Übergangszustandes (→ Katalyse durch Bindung des Übergangszustandes)
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
3. Serin-Proteasen
Serin-Proteasen sind eine Gruppe von proteolytischen Enzymen, die einen gemeinsamen
katalytischen Mechanismus besitzen, dessen Kennzeichen der Besitz eines besonders
reaktiven Ser-Restes ist. Sie katalysieren die Hydrolyse von Peptid-(Amid-)bindungen,
allerdings mit unterschiedlichen Spezifitäten in bezug auf die die Peptidbindung
flankierenden Reste.
3.2 Röntgenstrukturanalyse
Im aktiven Zenrum von Serin-Proteasen befinden sich die katalytisch wichtigen Aminosäuren
His, Ser und Asp. Letzteres ist in einer dem Lösungsmittel unzugänglicher Tasche verborgen.
Diese drei Reste bilden eine durch Wasserstoffbrücken getragene Anordnung, die sog.
katalytische Triade.
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
3.3 Katalysemechanismus
Die weitreichenden Homologien zwischen den aktiven Zentren der Serin-Proteasen deuten
darauf hin, dass sie alle denselben Katalysemechanismus besitzen. Er wird hier am Beispiel
von Chymotrypsin erläutert.
Geschwindigkeitsbestimmende Bildung
eines tetraedrischen Zwischenproduktes: Reaktionsablauf S. 371 oben
Wenn Chymotrypsin sein Substrat gebunden
hat (→ Michaelis-Komplex),
greift Ser 195 die Carbonylgruppe des zu
zerlegenden Peptids nucleophil an, wobei ein
tetraedrisches Zwischenprodukt entsteht
(kovalente Katalyse).
Ser 195 ist perfekt plaziert um diesen
nucleophilen Angriff auszuführen
(Nachbargruppen- und Orientierungseffekt).
Der Imidazolring des His 57 nimmt das Reaktionsablauf S. 371 unten
abgespaltene Proton unter Bildung eines
Imidazolium-Ions auf (allgemeine Basen-
Katalyse).
Dieser Vorgang wird durch den Feldeffekt
unterstützt, der vom unsolvatisierten
Carboxylat-Ion des Asp 102 ausgeht
(elektrostatische Katalyse).
Ein wesentlicher Teil der katalytischen
Effektivität des Chymotrypsins stammt aus
der bevorzugten Bindung an den
Übergangszustand des tetraedrischen
Zwischenproduktes. (Katalyse durch Bindung
des Übergangszustandes) → Siehe S. 9
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
Decarboxylierungsschritt:
Die Decarboxylierung läuft im wesentlichen
als Umkehrung der vorigen Schritte ab:
Freisetzung des Carboxylat-Produktes
(dem neuen C-terminalen Teil der
geschnittenen Polypeptidkette) Reaktionsablauf S. 372 rechts
Regenerierung des Enzyms
Bei diesem Prozess ist Wasser das
angreifende Nucleophil und Ser 195 die
austretende Gruppe.
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D. Voet, J.G. Voet, Biochemie (deutsche Fassung): 14 Enzymatische Katalyse
Ein grosser Teil der katalytischen Aktivität von Serin-Proteasen kommt durch die bevorzugte
Bindung des Übergangszustandes an das Enzym zustande.
DIPF ist deshalb ein so effektiver Inhibitor der Serin-Proteasen, weil es durch seine
tetraedrische Phosphatgruppe ein Analogon zum Übergangszustand der Enzyme darstellt.
Proteolytische Enzyme werden in der Regel als etwas grössere inaktive Vorstufen, sog.
Zymogene, synthetisiert. (Allgemein werden Enzymvorstufen als Proenzyme bezeichnet.)
Würden z.B. Verdauungsenzyme in ihrer aktiven Form synthetisiert, käme es zu einer
Selbstverdauung innerhalb der beteiligten Gewebe. Die Bindungstaschen der Zymogene sind
so ungenau geformt, dass sie unfähig sind die Substrate produktiv zu binden und das
tetraedrische Zwischenprodukt zu stabilisieren.
1. Trypsin entsteht durch die Aktivierung von Trypsinogen (Zymogen von Trypsin).
Enteropeptidase (eine Serin-Protease) schneidet spezifisch das N-terminale
Hexapeptid von Trypsinogen ab. Es entsteht das aktive Enzym. Da diese Spaltung
zwischen den Resten Lys und Ile stattfindet, was der Substratspezifität von Trypsin
entspricht (spaltet nach Arg und Lys) ist die Trypsinogen-Aktivierung teilweise
autokatalytisch.
2. Chymotrypsin entsteht aus Chymotrypsinogen durch eine spezifische tryptische
Spaltung zwischen Arg und Ile. Es entsteht zunächst π-Chymotrypsin aus welchem
anschliessend durch Autolyse α-Chymotrypsin (kurz Chymotrypsin genannt) gebildet
wird.
3. Elastase entsteht (ähnlich wie Trypsin) durch eine einzige tryptische Spaltung aus
Proelastase.