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MOLEKULARE ZELLBIOLOGIE
4. Auflage
Glenda Gillaspy
Inhaltsverzeichnis
Teil I: Grundlagen
2. Chemische Grundlagen 3
3. Struktur und Funktion von Proteinen 5
4. Nucleinsäuren, der genetische Code und die Synthese von Makromolekülen 8
5. Biologische Membranen und die innere Struktur eukaryotischer Zellen 10
6. Zellen und Viren in Kultur 12
7. Rekombinierte DNA und Genomik 13
8. Genetische Analyse in der Zellbiologie 15
2
Chemische Grundlagen
Verständnisfragen
1. Die Umwandlung von ADP zu ATP besitzt eine freie Standardenergie von 7,3 kcal.
Unter aeroben Bedingungen entstehen 36 Mol ATP pro Mol Glucose (263 kcal/7,3
kcal pro Mol ATP). Unter anaeroben Bedingungen werden 2 Mol ATP pro Mol
Glucose gebildet (14,6 kcal/7,3 kcal pro Mol ATP). Die Gesamtener-gieausbeute
bei der Oxidation von Glucose beträgt 686 kcal. Der Metabolismus von Glucose zu
Milchsäure ergibt nur 2,1 Prozent dieses Betrags (14,6 kcal/686 kcal x 100).
4. Zur strukturellen Diversität tragen mindestens drei Eigenschaften bei. Erstens können
Monosaccharide über jede der verschiedenen Hydroxylgruppen miteinander
verknüpft werden. Zweitens kann die C-1-Bindung entweder in α- oder β-
Konfiguration vorliegen. Drittens können die Kohlenhydratketten stark verzweigt
sein.
Prüfungsfragen
4
Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
3
Struktur und Funktion von Proteinen
Verständnisfragen
1. Die Struktur von Proteinen beschreibt man im Allgemeinen in Form von vier
hierarischen Organisationsebenen. Die Primärstruktur ist die lineare Anord-nung
oder die Sequenz der Aminosäuren, welche die Polypeptidkette bilden. Die
Sekundärstruktur umfasst spezielle Strukturen, wie beispielsweise α-Helices oder
β-Faltblätter, die von bestimmten Bereichen der Polypeptidkette gebildet werden.
Wasserstoffbrücken halten diese Strukturen zusammen und stabilisieren sie. Mit
Tertiärstruktur ist die Gesamtkonformation des Proteins beziehungsweise die
dreidimensionale Anordnung aller Aminosäuren gemeint. Die Tertiärstruktur wird
stabilisiert durch hydrophobe Wechselwirkungen zwischen nichtpolaren Seitenketten
und manchmal auch durch Disulfidbrücken zwischen Cysteinresten. Die
Quartärstruktur beschreibt die Anzahl und die Organisationsstruktur von
Polypeptidketten oder Untereinheiten eines multimeren Proteins. Nichtkovalente
Bindungen halten die Untereinheiten zusammen.
2. Ein Enzym ist ein Protein, das durch Erniedrigung der Aktivierungsenergie und die
Stabilisierung von Übergangszuständen die Reaktionsgeschwindigkeit erhöht. Ein
Enzym enthält ein aktives Zentrum, das aus zwei funktionellen Teilen besteht: eine
Substratbindungsstelle und einen katalytischen Bereich. Die Aminosäuren, welche
das aktive Zentrum bilden, müssen in der Polypeptidkette nicht nebeneinander liegen,
sondern können von verschiedenen Bereichen der Kette stammen, wobei die
Proteinfaltung sie zusammenbringt. Ein zelluläres Enzym muss seine Reaktion in einer
Umgebung durchführen können, in der sich die Zelle normalerweise aufhält, also zum
Beispiel bei einem pH von 6,5-7,5 und bei 37 ° C. Ein zelluläres Enzym kann auch
allosterisch sein. Ein solches Enzym besitzt nicht nur eine Bindungsstelle für das
Substrat (das aktive Zentrum), sondern auch mindestens eine Bindungsstelle für
Effektormoleküle, welche die Aktivität des Enzyms verändern können.
5
Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
4. Proteine lassen sich aufgrund ihrer Masse oder Ladung auftrennen. Zu den
Methoden für die Auftrennung von Proteinen aufgrund ihrer Masse gehören die
Dichtegradientenzentrifugation, die SDS-Gelelektrophorese und die Gel-
filtrationschromatographie. Bei der Dichtegradientenzentrifugation werden die
Proteine durch eine Lösung von steigender Dichte zentrifugiert (normalerweise
Saccharose). Große Proteine wandern schneller durch den Dichtegradienten und
lassen sich so von kleineren Proteinen abtrennen. Bei der SDS-Gelelektro-phorese
behandelt man die Proteine zuerst mit dem ionischen Detergens Natriumdodecylsulfat
(SDS). SDS denaturiert Proteine und bringt sie in eine gestreckte Konformation, in
der sie immer ein ähnliches Verhältnis von Ladung zu Masse aufweisen. Eine SDS-
Behandlung maskiert die Ladungen der Aminosäureseitengruppen, sodass sich die
Proteine aufgrund ihrer Kettenlänge, die ihrer Masse entspricht, auftrennen lassen.
Kleine Proteine wandern im Polyacrylamidgel schneller zum positiven Pol. Bei der
Gelfiltrationschroma-tographie strömen die Proteine durch poröse Kügelchen aus
Polyacrylamid, Dextran oder Agarose, die in eine Säule gepackt sind. Kleinere
Proteine können in die Kügelchen besser eindringen, sodass sie langsamer durch eine
Gelfiltrationssäule wandern als größere Proteine. Große Proteine kommen also zuerst
aus der Säule.
Zu den Methoden für die Auftrennung von Proteinen aufgrund ihrer Ladung gehören
die isoelektrische Fokussierung und die Ionenaustauschchromato-graphie. Bei der
isoelektrischen Fokussierung werden die Proteine durch eine Elektrophorese in
Polyacrylamid aufgetrennt, das mit Ampholyten gesättigt ist. Ampholyte sind ein
Gemisch aus positiv und negativ geladenen Molekülen. Während der Elektrophorese
trennen sich die Ampholyte auf und bilden einen pH-Gradienten. Die Proteine
wandern durch diesen Gradienten, bis sie ihren isoelektrischen Punkt erreichen, das
heißt den pH-Wert, bei dem die Netto-ladung der Proteine gleich null ist. Bei der
Ionenaustauschchromatographie können sich geladene Proteine an Kügelchen
binden, deren Oberfläche eine entgegengesetzte Ladung trägt. So binden sich an ein
positiv geladenes Kügelchen beispielsweise negativ geladene Proteine, nicht jedoch
neutrale oder positiv geladene Proteine. Die gebundenen Proteine kann man von den
Kügelchen mithilfe eines Gradienten mit ansteigender Salzkonzentration eluieren.
Schwach geladene Proteine werden zuerst eluiert, stark geladene Proteine zuletzt.
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
Prüfungsfragen
7
Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
4
Nucleinsäuren, der genetische Code und die Synthese
von Makromolekülen
Verständnisfragen
1. Wenn man die Enzyme, die für die Synthese oder Replikation der DNA erforderlich
sind, einmal außer Acht lässt, besteht die Minimalausstattung aus RNA-Polymerasen,
welche die DNA zu RNA transkribieren, rRNAs, Riboso-men, tRNAs,
Aminosäuren, Aminoacyl-tRNA-Synthetasen sowie Initiations-, Elongations- und
Terminationsfaktoren. Wenn wir darüber hinaus den Infor-mationsfluss bei einem
Eukaryoten betrachten, kommen noch die Mechanismen für das Anfügen der Cap-
Struktur, für die Polyadenylierung und das Spleißen von mRNA hinzu, außerdem für
den Transport in das Cytosol.
2. Primer müssen mit einem spezifischen DNA-Strang hybridisieren, sodass sie eine
komplementäre Sequenz enthalten müssen, um sich anlagern zu können. Der Tm-
Wert eines jeden Primers bildet die Grundlage zur Berechnung der
Anlagerungstemperatur für die Reaktion. Je höher die Reaktionstemperatur, umso
größer die Spezifität der Amplifizierung; die Temperatur darf jedoch den Tm-Wert
des Primers nicht übersteigen, da es sonst zu keiner Anlagerung kommt. Und
schließlich muss es wie bei der DNA-Replikation mit jedem Oligonucleotidprimer
möglich sein, neue Desoxyribonucleotide in 5´-3´-Richtung anzuhängen; Primer
müssen also ein freies 3´-Ende besitzen.
Prüfungsfragen
1. d; 2. b; 3. d; 4. a; 5. c; 6. a; 7. a; 8. c; 9. a; 10 d; 11. c
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
5
Biologische Membranen und die innere Struktur
eukaryotischer Zellen
Verständnisfragen
2. Durch einen fluoreszenzaktivierten Zellsortierer (FACS), in dem die Zellen zuerst mit
einem fluoreszenzmarkierten Antikörper „beladen“ werden, lassen sich spezifische
Zelltypen in Suspension von anderen Zellen abtrennen, die der Antikörper nicht
erkennt. Dabei wählt man einen Antikörper, der für den gesuchten Zelltyp spezifisch
ist. Organellen lassen sich durch Zentrifugation lysierter Zellen spezifisch auftrennen.
Eine Folge von Zentrifugationen der jeweiligen Überstandsfraktionen mit
zunehmender Geschwindigkeit und demzufolge stärkeren Kräften dient dazu, die
zellulären Organellen aufgrund ihrer Größe und Masse voneinander zu trennen
(größere und schwerere Zellbestandteile pelletieren bei niedrigerer Geschwindigkeit).
Dies erfolgt häufig in Kombination mit Auftrennungen in Dichtegradienten, um
spezifische Organellen aufgrund ihrer Schwebedichte zu reinigen.
3. Durch die amphiphile Struktur von Phospholipidmolekülen (ein hydrophiler Kopf und
ein hydrophober Schwanz) können sich diese Moleküle in einer wässrigen
Umgebung spontan zu geschlossenen Doppelschichtstrukturen zusammenlagern. Die
Phospholipiddoppelschicht schafft eine Barriere mit selektiver Durchlässigkeit,
welche die Bewegung von hydrophilen Molekülen und Makromolekülen in das
Kompartiment hinein und dort heraus verhindert. Die verschiedenen Arten von
Proteinen, die auf den beiden Seiten einer Doppel-schicht vorhanden sind, tragen zu
den unterschiedlichen Funktionen bei, die das Innere und das Äußere eines
Kompartiments charakterisieren. Außerdem steuern sie die Bewegung selektiver
hydrophiler Moleküle und Makromoleküle durch die Doppelschicht.
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
6
Zellen und Viren in Kultur
Verständnisfragen
1. Sie bilden einen Zellklon, sind also identisch; sie sind immortalisiert, so dass sie
unbegrenzt in Kultur wachsen können; sie erzeugen den monoklonalen Antikörper, der für
ihren B-Lymphocyten-Vorläufer spezifisch ist.
2. Um zweifach auxotrophe Zellen wie diese zu erzeugen, kann man Zellen muta-genisieren
und dann mithilfe einer Replikaplattierung zuerst die Mutanten suchen, die auf
Minimalmedium ohne Leucin wachsen. Das Verfahren entspricht dem in Abbildung 6.2,
welche die Isolierung von Bakterien beschreibt, die ausschließlich einen Defekt in der
Argininsynthese aufweisen. Von diesen Zellen wird ein Klon isoliert, den man in großer
Menge wachsen lässt und dann mutagenisiert. Schließlich identifiziert man durch
Replikaplattierung einen Klon, der auf Minimalmedium mit Leucin und Adenin wachsen
kann, nicht jedoch auf Minimalmedium ohne Leucin oder Adenin.
3. Das Einteilungsprinzip basiert auf dem Mechanismus der viralen mRNA-Synthese und
der Art des Stranges (+, - oder doppelsträngig) des viralen Genoms, nicht auf der Art des
Viruswirtes, der Form des Virions oder der Art der viralen Proteine (Abbildung 6.20).
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Rekombinierte DNA und Genomik
Verständnisfragen
2. Die beiden Gruppen von Enzymen, mit deren Hilfe die Klonierung von DNA möglich
ist, sind die Restriktionsendonucleasen und die DNA-Ligasen. Jede
Restriktionsendonuclease erkennt eine bestimmte DNA-Sequenz in jeder DNA, in
der diese Sequenz vorkommt. Aufgrund dieses Mechanismus und aufgrund der
Eigenschaft der DNA-Ligasen, DNA-Fragmente verknüpfen zu können, lassen sich
zwei beliebige DNA-Fragmente mit entsprechenden Enden mitein-ander verbinden.
Um eine bestimmte DNA-Sequenz genauer analysieren zu können, verknüpft man
diese mit einem DNA-Molekül, das sich in großen Mengen erzeugen lässt. Die
Polynucleotidkinase ist das Enzym, das die DNA-Sequenzierung ermöglicht; es hängt
ein nachweisbares Molekül an das 5´-Ende des Primers, mit dem die DNA-
Synthese bei der Sanger-Methode beginnt. Ohne diese Markierung lassen sich die
Größen der erzeugten Fragmente nicht bestimmen. Durch die Verwendung einer
thermostabilden DNA-Polymerase konnte man die PCR-Methode automatisieren.
Solch eine Polymerase wird bei den Temperaturen, die zum Aufschmelzen der DNA
erforderlich sind, nicht inaktiviert, sodass zahlreiche Zyklen aus Primer-
Hybridisierung und DNA-Synthese möglich sind. Die Reverse Transkriptase, die aus
einer einzelsträngigen RNA-Matrize doppelsträngige DNA erzeugt, verwendet man
zum Erzeugen von cDNA, die man dann klonieren kann.
3. Da das Protein von Bedeutung ist, besteht die Wahrscheinlichkeit, dass es bereits
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
isoliert und charakterisiert wurde. Wenn ein Antikörper gegen das Protein zur
Verfügung steht, kann man damit eine cDNA-Expressions-Bibliothek durchsuchen.
Die cDNA lässt sich dann in einem System exprimieren, das große Proteinmengen
erzeugt, wie beispielsweise das Zwei-Phasen-System, bei dem die hinzugefügte T7-
RNA-Polymerase induziert wird, um Proteine von einem T7-Promotor aus zu
exprimieren. Eukaryotische Proteine, für die bestimmte Modifikationen erforderlich
sind, beispielsweise eine Glykosylierung, kann man in aktiver Form in Bakterien nicht
erzeugen; mit anderen Expressionssystemen, die sich beispielsweise von
Insektenzellen ableiten, lassen sich solche Proteine herstellen.
4. Die Gegenwart einer bestimmten DNA oder RNA in einem Gemisch lässt sich durch
Elektrophoses dieses Gemisches und einen anschließenden Southern-Blot (für DNA)
oder Northern-Blot (für RNA) nachweisen. Zuerst wird die DNA vor der
Elektrophorese mit mindestens einer Restriktionsendonuclease geschnitten. Man
kann eine bestimmte DNA-Sequenz klonieren und eine Bak-terienkolonie oder einen
Plaque des λ-Phagen, die jeweils nur den Klonier-ungsvektor mit der eingefügten
gewünschten DNA enthält. Um eine spezifi-sche mRNA zu isolieren, präpariert man
zuerst mithilfe einer Oligo(dT)-Chromatographie die Gesamt-RNA. Man nutzt den
Poly(A)-Schwanz der mRNA, um mithilfe eines Oligo(dT)-Primers cDNA
herzustellen. Die klo-nierten cDNAs bilden dann eine Bibliothek; auch hier führt das
Klonierungsverfahren dazu, dass jeder Vektor eine cDNA enthält.
Prüfungsfragen
1. a; 2. b; 3. d; 4. a; 5. a; 6. b; 7. c; 8. b; 9. d; 10. d
14
Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
8
Genetische Analyse in der Zellbiologie
Verständnisfragen
1. Sowohl die Mitose als auch die Meiose beginnen mit einer Verdopplung des
Chromosomensatzes, sodass eine Zelle mit einem 4n-Chromosomensatz entsteht.
Für eine vollständige Mitose ist eine Zellteilung erforderlich, damit jede Tochterzelle
einen 2n-Satz erhält. Bei der Mitose lagert sich jedes Paar von
Schwesterchromatiden unabhängig an die Spindel an; die Chromatiden jedes Paares
trennen sich und wandern jeweils in die entgegengesetzte Tochterzelle. Bei der
Meiose lagern sich während der ersten meiotischen Teilung die homologen
Chromosomenpaare so aneinander, dass je ein Paar von Schwesterchromatiden in
die eine Zelle und das andere Paar in die andere Zelle gelangt. Bei der zweiten
meiotischen Teilung werden die Chromatidenpaare wie bei der Mitose getrennt.
Außerdem kommt es bei somatischen Zellen zur Mitose, während die Meiose
spezialisierte Zellen betrifft, die zu Gameten werden.
4. Das Verfahren, bei denen die Reihenfolge von Genen auf einem Chromosom
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
9
Die molekulare Struktur von Genen und
Chromosomen
Verständnisfragen
2. Mobile Elemente lassen sich aufgrund ihrer Art der Transposition in zwei Gruppen
einteilen. Mobile Elemente, die direkt als DNA-Zwischenstufe transpositioniert
werden, bezeichnet man als Transposons, mobile Elemente, die über eine RNA-
Zwischenstufe transpositioniert werden, als Retro-transposons. Ein
Insertionssequenz-Element (IS) enthält an jeder Seite der Insertionssequenz eine
umgekehrte Sequenzwiederholung. Dazwischen liegt eine Sequenz, die eine
Transposase codiert; dieses Enzym bewirkt die Transposition. Bei der
nichtreplikativen Transposition schneidet die Transposase das IS-Element an einer
Position aus der DNA heraus und fügt es an anderer Stelle wieder ein. Einige IS-
Elemente transpositionieren sich über einen replikativen Mechanismus. Dabei wird
eine Kopie des Elements synthetisiert und an einer anderen Position eingefügt,
während das ursprüngliche IS-Element erhalten bleibt. Bakterielle Transposons
bestehen normalerweise aus einem Gen für eine Antibiotikumresistenz, das von zwei
Kopien desselben Typs von IS-Element flankiert wird. Sowohl bei IS-Elementen als
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
3. Antikörper bestehen aus zwei identischen schweren Ketten (55 kDa) und zwei
identischen leichten Ketten (23 kDa). Sowohl die schweren als auch die leichten
Ketten bestehen aus konstanten und variablen Domänen. Die DNA-Region, welche
die Gene für die leichten κ-Ketten enthält, umfasst etwa 100 variable Abschnitte (V)
und fünf Verbindungsabschnitte (J). Die zufällige Verknüpfung eines variablen
Abschnitts mit einem Verbindungsabschnitt durch eine positionsspezifische
Rekombinase kann bis zu 500 verschiedene Kombinationen hervorbringen. Eine
noch größere Verschiedenheit entsteht aufgrund der ungenauen Verknüpfung der V-
und J-Abschnitte. Dabei geht eine geringe, aber unterschiedliche Anzahl von
Nucleotiden verloren oder wird hinzugefügt, sodass an der V-J-Verknüpfungsstelle
verschiedene Aminosäuresequenzen entstehen. Nach einem ähnlichen Mechanismus
wird die Verschiedenheit der Gene für die schwere Kette erzeugt. Der variable
Bereich der Gene für die schwere Kette besteht nicht nur aus 100 variablen und 6
Verknüpfungselementen, sondern er enthält auch noch 30 Diversitätsabschnitte (D).
Durch zufällige Verknüpfung der V-, D- und J-Abschnitte können 18 000
verschiedene Kombinationen entstehen. Auch hier kommt es durch zufälligen Verlust
oder durch zufälliges Anfügen einer unterschiedlichen Zahl von Nucleotiden zu einer
noch größeren Verschiedenheit. Da ein Immunglobulin-molekül eine schwere und
eine leichte Kette enthält, lassen sich insgesamt neun Millionen (500 x 18 000)
verschiedene Antikörper erzeugen. Die somatische Mutation, die in diesem Kapitel
nicht behandelt wurde, ist ein weiterer Mechanismus für die Entstehung einer noch
größeren Diversität der Antikörper.
Drei für die Replikation und die stabile Vererbung der Chromosomen
verantwortliche Strukturelemente sind Replikationsursprünge, Centromer und zwei
Telomere. Replikationsursprünge oder autonom replizierende Sequenzen (ARS) sind
DNA-Sequenzen, an denen die Initiation der DNA-Synthese stattfindet. Centromere
sind kurze, relativ stark konservierte Sequenzen, die für die korrekte Verteilung der
Chromosomen erforderlich sind. Centromere lagern sich bei Mitose und Meiose an
die Mikrotubuli der Spindel (Kapitel 19). Telo-mere sind spezialisierte Strukturen an
den Enden von linearen Chromosomen. Die DNA-Sequenzen von Telomeren
bestehen aus kurzen Oligomeren, die sich mehrere Hundert bis Tausend mal
wiederholen. Die telomerischen Wieder-holungen werden von einem Enzym
angefügt, das man als Telomerase bezeichnet.
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
10
Regulation der Initiation der Transkription
Verständnisfragen
1. Wenn E. coli in einem Medium ohne Lactose wächst, werden die Enzyme, die für
den Lactosemetabolismus notwendig sind, nur in unbedeutenden Mengen
synthetisiert. Die Expression des lac-Operons wird durch ein Protein unterdrückt,
das vom lacI-Gen codiert wird: Der lac-Repressor bindet an die Operatorsequenz
des lac-Operons und blockiert so die Transkription des Operons durch die RNA-
Polymerase. In einem Medium mit Lactose werden die Enzyme des lac-Operons
induziert. Lactose dringt in die Zelle ein und bindet an den lac-Repressor, sodass
sich die Konformation des Repressormoleküls verändert und dieser sich nicht mehr
an den Operator binden kann. Die RNA-Polymerase kann dann frei an die
Promotorsequenz binden und die Transkription des lac-Operons in Gang setzen
(Abbildung 10.2).
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
3. Bei den Prokaryoten transkribiert eine einzige RNA-Polymerase die gesamte RNA;
bei den Eukaryoten transkribiert hingegen die RNA-Polymerase II die mRNA. Die
Hauptform der bakteriellen RNA-Polymerase besteht aus fünf Untereinheiten: β, β-
´, zwei Kopien α und eine Kopie σ70. Die Transkription beginnt, wenn die σ70-
Untereinheit mit den Promotorsequenzen in etwa -10 und -35 Basenpaaren
Entfernung von der Transkriptionsstartstelle in Wechsel-wirkung tritt. Der
Polymerasekomplex synthetisiert etwa 10 Nucleotide, dann wird die σ-Untereinheit
freigesetzt.
Bei Eukaryoten beginnt die Transkription normalerweise an der TATA-Box, die 25-
35 Basenpaare stromaufwärts des Transkriptionsstartpunktes liegt, oder an einem
Initiatorelement. Bei Genen, die eine TATA-Box enthalten, beginnt die Initiation der
Transkription mit der Bindung von TFIID, der ein TATA-Box-bindendes Protein
(TBP) enthält. Anschließend binden andere Transkriptions-faktoren (TFIIB, TFIIF,
TFIIE und TFIIH) und die RNA-Polymerase und bilden einen großen DNA-
Protein-Komplex. Wenn sich die Polymerase mit fortschreitender Transkription von
der Startstelle entfernt, wird die C-terminale Domäne der RNA-Polymerase II
phosphoryliert.
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
11
RNA-Prozessierung, zellkernspezifischer Transport
Verständnisfragen
2. Wenn die genomische Kopie des menschlichen Gens als Matrize für die RNA-
Transkription dient, werden die Introns nicht herausgespleißt. Um eine mRNA zu
erhalten, die in vitro translatiert werden kann, muss man einen cDNA-Klon als
Matrize für die mRNA-Transkription verwenden. Da zur Transkription des cDNA-
Klons eine gereinigte RNA-Polymerase eines Bakteriophagen dient, enthält die
transkribierte RNA keine 5´-Cap-Struktur, wenn man nicht die Transkription mit
einem Cap-Analogon beginnt. Dies erreicht man im Allgemeinen durch die Zugabe
einer hohen Konzentration von GpppG in den Reaktionsanstz für die in vitro-
Transkription. Unter diesen Bedingungen dient dieses Cap-Analogon dazu, die
Transkription vom Promotor der T7-RNA-Polymerase zu starten. Da die Synthese
eines vollständigen cDNA-Klons normalerweise mit einer Oligo(dT)-Sequenz
beginnt (Abbildung 7.15), enthält ein cDNA-Klon an seinem 3´-Ende eine
Poly(dA)/Poly(dT)-Sequenz. Diese Sequenz wird bei der Transkription des cDNA-
Klons durch die T7-RNA-Polymerase zu einem Poly(A)-Schwanz transkribiert.
3. Alle drei Arten von eukaryotischer RNA werden als Vorstufen synthetisiert, die
modifiziert werden, sodass schließlich die gereiften RNAs entstehen. Bei allen drei
RNA-Typen werden bestimmte Teile entfernt, Introns werden aus den Vorstufen
herausgespleißt. Bei einigen Organismen werden auch aus den rRNA-Vorstufen
Introns herausgespleißt, genauso wie kurze Introns aus der Anticodon-Schleife von
einigen tRNA-Vorstufen, wobei sich bei letzteren der Spleißmechanismus vom
Spleißen von Prä-mRNAs und Prä-rRNAs unterscheidet. Proteine katalysieren das
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
4. Der Zellkern lässt es normalerweise nicht zu, dass nicht prozessierte mRNAs
exportiert werden, da die Prä-mRNAs mit snRNPs in den Spleißosomen assoziiert
sind und diese nicht in das Cytosol transportiert werden. Die 9 kb- und die 4 kb-
RNA des HIV enthalten Spleißstellen und werden in HIV-infizierten Zellen in das
Cytosol transportiert. Mutationen des HIV-Rev-Proteins verhindern einen Export;
Rev muss also am Export dieser ungespleißten RNAs beteiligt sein. Außerdem führt
eine Mutation der Rev-Bindungsstelle RRE dazu, dass die 9 kb- und die 4 kb-RNA
des HIV nicht exportiert werden. Für den Rev-vermittelten Transport ist also die
Bindung von Rev an die RRE-Sequenz erforderlich.
Prüfungsfragen
1. d; 2. a; 3. f; 4. f; 5. a; 6. e; 7. d; 8. e; 9. d; 10. d; 11. c
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12
Replikation, Reparatur und Rekombination von DNA
Verständnisfragen
1. Der Mechanismus für die DNA-Replikation bei Prokaryoten ist dem Mechanismus
bei Eukaryoten ähnlich. Bei E. coli ist der erste Schritt die Bindung des DnaA-
Proteins an den Replikationsursprung oriC. DnaB ist eine Helikase, die als nächstes
bindet und die doppelsträngige DNA aufschmilzt. Die Bindung des
einzelstrangbindenden Proteins verhindert, dass sich die so entstandenen
Einzelstränge wieder zusammenlagern. Die E. coli-Primase bindet und katalysiert die
Synthese der RNA-Primer für die Synthese der Okazaki-Fragmente durch die
DNA-Polymerase III. Die β-Untereinheit bindet als Dimer an die Polymerase III
und wirkt dabei als Klammer, welche die Polymerase mit der DNA-Matrize
zusammenhält. Wenn sich das neu synthetisierte Okazaki-Fragment dem 5´-Ende
des nächsten Okazakifragments nähert, dissoziiert die DNA-Polymerase III; die
DNA-Polymerase I bindet, entfernt den RNA-Primer und füllt die Lücke auf.
Schließlich verknüpft die DNA-Ligase die aneinandergrenzenden Fragmente des
Folgestranges.
Bei den Eukaryoten gibt es einen ähnlichen Mechanismus. Als Modell für ein
eukaryotisches System eignet sich SV40. Ein virales Protein mit der Bezeichnung T-
Antigen bindet an den Replikationsursprung und schmilzt mithilfe seiner
Helikaseaktivität die doppelsträngige DNA auf, ähnlich der DnaB-Helikase von E.
coli. Dann bindet sich das Replikationsprotein A an die getrennten DNA-Stränge,
entsprechend dem einzelstrangbindenden Protein in der Polymerase α; dabei ist das
Replikationsprotein A fest mit der Primase verbunden. Die Bindung des
Replikationsfaktors C (RFC) stimuliert die Aktivität von Pol α. Dann bindet das
Zellkernantigen proliferierender Zellen (PCNA) der Wirtszelle und verdrängt den
Primase-Pol α-Komplex. PCNA wirkt analog zur Klammer der β-Untereinheit, die
mit der Polymerase III assoziiert ist. Beide erhöhen die Prozessivität der DNA-
Polymerase. Polymerase δ bindet sich an den PCNA/RFC-Komplex und
vervollständigt die DNA-Synthese.
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
DNA-Synthese setzt sich fort. Schäden in der DNA können durch zahlreiche
Mechanismen korrigiert werden, beispielsweise durch Reparatur von Fehlpaarungen
(mismatch repair), Excisionsreparatur und Reparatur von Doppelstrangbrüchen.
Die Reparatur von einzelnen Basenfehlpaarungen hängt davon ab, dass die DNA
direkt nach der Replikation nur zur Hälfte methyliert ist. Bei E. coli wird die DNA
am Adenin von GATC-Sequenzen durch die Dam-Methylase methyliert. Dabei ist
nur der Elternstrang methyliert, während der neu synthetisierte Strang kurzzeitig nicht
methyliert ist. Demnach kann der Methylierungszustand als Marker dienen, um
zwischen Eltern- und Tochterstrang zu unterscheiden. Das MutHLS-System erkennt
Basenfehl-paarungen und kann zwischen Eltern- und Tochterstrang unterscheiden.
Eine Endonuclease-Aktivität im MutH-Protein bindet spezifisch an die DNA und
spaltet den unmethylierten Tochterstrang. Die falsch eingebaute Base wird entfernt
und durch die richtige Base ersetzt. Als Beispiel für die Excisions-reparatur ist das
UvrABC-System von E. coli am besten bekannt; hier werden Thymindimere
entfernt. Ein UvrA-UvrB-Komplex bindet an die DNA-Helix und „sucht“ nach
Störungen der Helixstruktur. Bei einer beschädigten Base dissoziiert UvrA und UvrC
bindet. UvrC besitzt eine Endonucleaseaktivität, welche die DNA an beiden Seiten
der beschädigten Stelle schneidet. Das beschädigte Fragment wird durch eine
Helikase entfernt und dann abgebaut; anschließend füllen Polymerase I und Ligase
die Lücke. Bei der Reparatur von Doppelstrangbrüchen kommt es zu einer
Endenverknüpfung nichthomologer DNAs. Ein Komplex aus dem Ku-Protein und
einer Proteinkinase bindet an die Enden der DNA-Moleküle. Die Helikaseaktivität
des Ku-Proteins entspiralisiert beide Enden, bis ein kurzer homologer Bereich der
beiden DNA-Moleküle freiglegt ist. Die ungepaarten Einzelstrangenden werden
entfernt und die beiden DNA-Moleküle miteinander verknüpft. Der Vorgang kann
Mutationen hervorrufen, da an den Enden der verknüpften Moleküle Nucleotide
verloren gehen.
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Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Regulation des eukaryotischen Zellzyklus
Verständnisfragen
1. Das unidirektionale und irreversible Durchlaufen des Zellzyklus wird durch den
Abbau spezifischer Proteine zu entscheidenden Zeitpunkten dieses Zyklus
bewerkstelligt. Beispiele dafür sind die Proteolyse des Anaphase-Inhibitors zu
Beginn der Anaphase, die Proteolyse von Cyclin B in der späten Anaphase und die
Proteolyse des S-Phasen-Cdk-Inhibitors zu Beginn der S-Phase. Die Proteine
werden von einem Multiproteinkomplex abgebaut, den man als Proteasom
bezeichnet. Dieser Abbau wird auch durch Anlagerung zahlreicher Moleküle
Ubiquitin an mindestens einen Lysinrest des Zielproteins eingeleitet. Der APC-
Komplex polyubiquitinyliert sowohl den Anaphase-Inhibitor als auch Cyclin B. Der
S-Phasen-Cdk-Inhibitor wird über den Cdc34-Weg polyubiquitinyliert.
2. Der wee-Phänotyp der Hefe S. pombe bildet kleinere Zellen als normal. Die
Ursache des Phänotyps ist ein vorschneller Eintritt in die Mitose, bevor die Zelle die
Größe erreicht hat, bei der normalerweise das Signal zur Zellteilung ausgelöst wird.
Wee-Zellen entstehen aufgrund einer Überaktivität der cylinabhängigen Kinase Cdc2
des MPF von S. pombe. Die erhöhte Cdc2-Aktivität kann die Folge einer Mutation
im cdc2-Gen sein (die Folge ist eine Unempfindlichkeit gegenüber Wee) oder im
wee1-Gen. Das wee1-Gen codiert eine Kinase, die Tyr-15 der Cdc2-Kinase
phosphoryliert. Das Vorhandensein einer Phosphatgruppe an dieser Aminosäure
hemmt die Cdc2-Aktivität, sodass eine Mutation im wee1-Gen diese Hemmung
verhindert und es zu einer Überaktivität kommt. Andererseits kann ein Überschuss
der Phosphatase Cdc25, die das Phosphat von Tyr-15 entfernt, auch zum wee-
Phänotyp führen.
3. Für die Zellteilung ist eine sehr genaue Replikation der chromosomalen DNA
erforderlich. Die Synthese der DNA erfolgt während der S-Phase, nachdem die
Zelle START beziehungsweise den Restriktionspunkt durchlaufen hat. Die
Phosphorylierung durch die S-Phasen-Cyclin-Cdks aktiviert Präreplikations-
komplexe, die bereits während der G1-Phase entstanden sind. Die Phosphorylierung
setzt die DNA-Synthese in Gang und verhindert außerdem, dass sich weitere
Präreplikationskomplexe bilden; auf diese Weise wird das Genom bei jedem
Zellzyklus nur ein einziges Mal repliziert. Wenn die Chromosomen Brüche aufweisen,
verhindert ein G2-Kontrollpunkt, dass die Zelle in die Mitose eintritt.
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
4. Einige Proteine des Zellzyklus führen ihre Funktion bei der Regulation des Zellzyklus
aus, wenn sie phosphoryliert sind, andere sind im dephosphorylierten Zustand aktiv.
Zu ersteren gehören der Anaphase-stimulierende Komplex (APC), Cdc2 von S.
pombe (das Protein ist nur aktiv, wenn Threonin-161 phosphoryliert ist, nicht aber,
wenn zusätzlich noch Tyrosin-15 eine Phosphatgruppe trägt) und die Lamine, die im
phosphorylierten Zustand depolymerisieren. Die Phosphorylierung von Rb führt zur
Dissoziation des Transkriptionsfaktorheterodimers Rb-E2F, sodass E2F freigesetzt
wird und die Transkription von Genen unterstützt, die für den Eintritt in die S-Phase
erforderlich sind. Bei einer Variante dieses Mechanismus wird der S-Phase-Inhibitor
SicI durch den cdc34-Weg nur dann zum Abbau markiert, wenn SicI phosphoryliert
ist; dadurch wird die DNA-Synthese in Gang gesetzt.
Für die erneute Bildung der Kernhülle nach der Mitose ist die Dephosphorylierung
der Lamine erforderlich. Die Dephosphorylierung der inhibitorischen Bereiche in der
leichten Myosinkette ermöglicht das Einsetzten der Cytokinese. Die
Dephosphorylierung von Tyrosin-15 im zweifach phosphorylierten Cdc2-Protein
durch Cdc25 aktiviert Cdc2.
Prüfungsfragen
1. b; 2. d; 3. a; 4. a; 5. a; 6. d; 7. c; 8. b; 9. c; 10. d; 11. d
29
Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
14
Genregulation bei Entwicklungsvorgängen
Verständnisfragen
Da eine solche genetische Vorgehensweise nicht bei allen Organismen anwendbar ist,
kann man auch mit einem klonierten Gen beginnen, von dem bekannt ist, dass es bei
anderen Organismen die Entwicklung beeinflusst, und dann das homologe Gen in
einem neuen Organismus suchen. Dies ist ein häufiges Verfahren für die
Untersuchung der Entwicklung beim Menschen.
2. Der Drosophila-Embryo ist vor dem Blastulastadium ein Syncytium. Vor dem
Blastulastadium kommt es bereits zu ersten Ereignissen der Musterbildung, die auf
der Diffusion von RNAs und Transkriptionsfaktoren beruhen, sodass schließlich die
Gradienten der Morphogene entstehen. Der gereifte Myotubus ist ebenfalls ein
Syncytium. In beiden Zellen sind Transkription und Translation nicht
kompartimentiert, sodass Faktoren frei zu ihrem Wirkungsort diffundieren können.
3. MCM1 ist ein Faktor, der bei der Paarungstypkonversion der Hefe eine Rolle spielt;
der Faktor bindet an die P-Box in den URS-Sequenzen und erhöht die Transkription
a-spezifischer Gene. MEFs sind Proteine, die bei der Entwicklung der
Skelettmuskulatur von Bedeutung sind; sie binden an eine muskelspezifische
Enhancer-Sequenz und treten mit MRFs In Wechselwirkung, um die Gen-
transkription im Muskel zu unterstützen. APETELA-1 (Gen der A-Klasse) und
AGAMOUS (Gen der C-Klasse) sind MADS-Box-Proteine, die möglicherweise
die Transkription von Blütengenen regulieren.
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
5. Bei der Hefe unterdrücken die SIN-Genprodukte, die Teil des Chromatins sind, die
HO-Transkription und die Paarungstypkonversion, möglicherweise durch
Stabilisierung der regulatorischen HO-Region in einer Konfiguration, welche die
Bindung von Transkriptionsfaktoren verhindert. Bei Säugetieren können MyoD,
Myf5 und Myogenin das Chromatin umstrukturieren, sodass die Muskelgene für
Transkriptionsfaktoren zugänglich werden. Bei Drosophila wird die Expression der
Hox-Gene durch zwei Klassen von Genen reguliert, welche die Chromatinstruktur
beeinflussen: die bithorax-Gruppe und die polycomb-Gruppe. Polycomb-Proteine
binden an mehrere chromosomale Positionen und inaktivieren das Chromatin, das bei
Genen des Entwicklungsblockes die Transkription verhindert. Trithorax-Proteine
sind für die Aufrechterhaltung der Transkriptionsaktivität von homöotischen Genen
notwendig.
6. Id verhindert die Heterodimerisierung von MyoD-E2A, die für die Aktivierung der
Transkription von Muskelgenen und die Muskelentwicklung erforderlich ist. Id
verhindert diese Heterodimerisierung, da es an MyoD und E2A bindet und so deren
Wechselwirkung untereinander blockiert. EMC ist in der Funktion analog zu Id, da
es sich an Ac- und Sc-Proteine bindet und so deren Assoziation mit Da und die
Aktivierung von nervenzellspezifischen Genen verhindert.
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
15
Transport durch Zellmembranen
Verständnisfragen
4. Der Glucosetransport ist energetisch ungünstig, aber der Transport von Na+ in die
Zellen energetisch günstig. Die Konzentration von Na+ innerhalb der Zelle ist im
Vergleich zur Außenseite niedrig. Die Summe beider Transportvorgänge, die der
Symport bewerkstelligt, besitzt netto einen Wert ∆G < 0, ist also energetisch günstig.
Der Konzentrationsgradient für Na+ wird durch die Na/K +-ATPase aufrechterhalten,
die ATP als Energiequelle nutzt.
5. Für die Öffnung der Stomata ist der Einstrom von Wasser ausschlaggebend. Damit
Wasser schnell eindringen kann, sind Wasserkanalproteine in den Plasmamembranen
der Pflanzen notwendig.
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Prüfungsfragen
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Der Energiehaushalt der Zelle: Glykolyse, aerobe
Verständnisfragen
1. Die PMK entsteht durch einen elektrischen und chemischen (Protonen-) Gradienten
über der inneren Membran der Mitochondrien und der Thylakoidmembran der
Chloroplasten. Wie ATP ist auch die PMK eine Energiespeicherform; die
gespeicherte Energie kann durch die Aktivität der ATP-Synthase in ATP
umgewandelt werden.
2. Neben der Energie, um die ATP-Sythese anzutreiben, liefert die PMK auch die
Energie für verschiedene Proteine des aktiven Transports, die Substrate in die
Mitochondrien hinein und Produkte wieder heraus bringen. Der OH--Gradient, der
aufgrund der Erzeugung der PMK durch den Elektronentransport entsteht, dient dem
Transport von HPO42- in die Matrix; der Beitrag von der PMK zum
Spannungsgradienten begünstigt den Austausch von ADP gegen ATP.
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Proteinsortierung bei der Biogenese von Organellen
Verständnisfragen
1. Ohne Signal- oder Zielsequenz bleiben Proteine in dem Kompartiment, in dem sie
synthetisiert wurden, beispielsweise im Cytosol, in der Matrix der Mitochondrien
oder im Stroma der Chloroplasten. Dabei ist zu beachten, dass Proteine mit
niedrigem Molekulargewicht, die im Cytosol synthetisiert wurden, durch die
Kernporen in den Zellkern diffundieren können, ohne dass eine Signal- oder
Zielsequenz erforderlich ist.
3. Ein solcher Beweis findet sich im Abschnitt „Polypeptide wandern durch das
Translocon in das ER-Lumen" (S. 757-759). Der entscheidende experimentelle
Hinweis war dabei, dass sich die naszierende Proteinkette mit TRAM und dem
Sec61-Komplex chemisch quervernetzen ließ. Durch eine Folge von genetischen und
biochemischen Experimenten konnte man zeigen, dass der Sec61-Komplex den
eigentlichen Translocon-Kanal bildet.
6. Dies stellt man sich so vor, dass die Vesikel sowohl Membrankomponenten als auch
lösliche Lumenproteine innerhalb des Golgiapparats in retrograder Richtung
transportieren – also von der trans- über die mediale zur cis-Seite des Golgi-
Apparats sowie von cis-Golgi zurück in das raue ER.
Prüfungsfragen
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Zellbewegung und Zellgestalt I: Mikrofilamente
Verständnisfragen
2. Aufgrund der großen Zahl von Proteinen, die mit Actinfilamenten interagieren,
können Actinfilamente mit identischer Struktur und Zusammensetzung an
verschiedenen Vorgängen innerhalb desselben Cytoplasmas mitwirken. Zu den
Proteinen gehören quervernetzende Proteine, membranbindende Proteine,
motorische Myosinproteine, den Zusammenbau von Untereinheiten regulierende
Proteine, Filamentfragmentierungsproteine und Filament-Capping-Proteine.
3. Alle Arten von Myosin bestehen aus einer oder zwei schweren und mehreren leichten
Ketten. Die schweren Kette enthalten jeweils eine verwandte Kopfdomäne, die aus
der Hydrolyse von ATP Energie gewinnen kann, um sich zum Plus-Ende eines
Actinfilaments zu bewegen. Für jede Art von Myosin kann es mehrere leichte Ketten
geben, aber alle assoziieren mit der Halsregion, die sich direkt an die Kopfdomäne
anschließt. Die verschiedenen Myosintypen unterscheiden sich primär durch
verschiedene Schwanzdomänen, welche die spezifische Zellkomponente bestimmen,
die ein Myosin erkennt und die sich dadurch relativ zu den Actinfilamenten bewegt.
4. Bei der Skelettmuskulatur beruht die Ca2+-abhängige Kontraktion auf vier Proteinen
- Tropomyosin und den Troponinen C, I und T, die mit den dünnen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Zellbewegung und Zellgestalt II: Mikrotubuli und
Intermediärfilamente
Verständnisfragen
2. Die MAP-Proteine sind die am besten untersuchten Proteine für die Regulation des
Zusammenbaus von Mikrotubuli. Diese Proteine, die man in Typ I- und Typ II-
MAPs einteilt, binden an Mikrotubuli; sie unterstützen deren Zusammenbau,
verbessern die Stabilität und vernetzen Mikrotubuli manchmal zu Bündeln. Andere
Proteine, die bei der Regulation des Zusammenbaus mitwirken, sind Katinin, das
Mikrotubuli fragmentieren kann, sowie Op18, das die Häufigkeit des
Mikrotubuliabbaus erhöht.
3. Die Zellanhangsorgane (Flagellen und Cilien), mit denen eine Zelle schwimmen kann,
enthalten einen hoch organisierten Kern von Mikrotubuli und assoziierten Proteinen.
Dieser Kernbereich, den man als Axonem bezeichnet, besteht normalerweise aus
neun äußeren Doppelmikrotubuli und zwei zentralen Mikrotubulipaaren (die so
genannte 9+2-Anordnung). Jedes äußere Dublett besteht aus einem 13-
Protofilamente- und einem 10-Protofilamente-Mikrotubulus, während die zentralen
Paare von Mikrotubuli jeweils 13 Protofilamente enthalten. Die Bewegung der Zelle
beruht auf der Krümmung des Anoxems, die wiederum durch eine Kraft
hervorgerufen wird, welche die Dyneine des Axonems erzeugen. Diese motorischen
Proteine bewirken, dass die Mikrotubuli der äußeren Dubletts gegeneinander
verschoben werden; diese Gleitbewegung wird aufgrund von Blockaden, die
Vernetzungsproteine im Axonem erzeugen, in eine Verkrümmung umgewandelt;
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
möglicherweise sind daran auch die Dyneine der inneren Arme beteiligt.
4. Der erste Schritt bei der Assoziation einer bipolaren Spindel ist die Trennung der
duplizierten Centrosomen. Motorische Proteine der Mikrotubuli lagern sich
aneinander und gleiten an überlappenden, entgegengesetzt orientierten Mikrotubuli
entlang, die von jedem Centrosom ausgehen. Bei der Aneinanderlagerung kann ein
zum (-)-Ende orientiertes KRP mitwirken, während bei der Gleitbewegung ein zum
(+)-Ende orientiertes KRP beteiligt ist. Das Auseinandergleiten der Centrosomen
kann auch vom cytoplasmatischen Dynein im Zellcortex unterstützt werden, das
möglicherweise die Astralmikrotubuli „aufwickelt“. Nach Bildung der bipolaren
Spindel strukturieren Dynein und/oder die KRPs in der Nähe der (-)-Enden der
Spindelmikrotubuli die Spindelpole und stabilisieren die Befestigung der Pole an den
Centrosomen. Motorische Proteine der Mikrotubuli an den Kinetochoren „fangen“
Mikrotubuli-(+)-Enden, die von den Spindelpolen ausgehen, indem sie (über
Kinetochormikrotubuli) zwischen den Chromosomen und den Spindelpolen stabile
Bindungen ausbilden; außerdem sind diese Proteine für die Positionierung der
Chromosomen in der Metaphaseplatte von Bedeutung. Die Funktion der
motorischen Proteine am Kinetochor während der Anaphase A ist noch umstritten.
Es gibt Hinweise darauf, dass die Bewegung der Chromosomen zum Pol kein ATP
erfordert, aber möglicherweise motorische Proteine daran beteiligt sind, die
Befestigung des Kinetochors an depolymerisierenden Mikrotubuli aufrechtzuerhalten.
Während der Anaphase B bewegen sich die Spindelpole auseinander; dies kann
durch motorische Proteine erfolgen, die sich auf den überlappenden polaren
Mikrotubuli auf die (+)-Enden zu bewegen, und/oder durch Zugkräfte von
motorischen Proteinen der Astralmikrotubuli in Richtung auf das (-)-Ende am
Zellcortex.
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Signalübertragung zwischen Zellen: Hormone und
Rezeptoren
Verständnisfragen
verändert die Konformation von Ras, sodass GDP freigesetzt und GTP gebunden
wird. Das aktivierte Ras induziert dann eine Kinasekaskade, die schließlich zur
Aktivierung der MAP-Kinase führt (Abbildungen 20.22 und 20.23).
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Nervenzellen
Verständnisfragen
2. Myelin ist ein Bereich einer spezialisierten Plasmamembran, die von Gliazellen
stammt und die Axons der Wirbeltiere umgibt. Myelin verhindert die Bewegung von
Ionen zwischen dem axonalen Cytosol und der extrazellulären Flüssigkeit, umhüllt
aber das Axon nicht auf seiner gesamten Länge. Nichtmyelierte Bereiche, die man als
Knoten bezeichnet, kommen entlang des Axons in bestimmten Intervallen vor; die
Proteine, welche die Ionenbewegung durch die Membran steuern, kommen in diesen
Knoten gehäuft vor. Bei myelierten Axons springt das Aktionspotenzial zwangsläufig
von einem Knoten zum nächsten, da die große Zahl von Ionen, die bei der
Depolarisierung an einem Knoten beteiligt sind, sich schnell ohne Abschwächung zum
nächsten Knoten ausbreiten kann. Die Myelinierung bewirkt also eine schnellere
Bewegung des Aktionspotenzials und kann auch den Durchmesser der Nervenzelle
verringern, der für die Übertragung des Aktionspotenzials mit einer bestimmten
Geschwindigkeit notwendig ist. Nervenkrankheiten wie beispielsweise Multiple
Sklerose stehen im Zusammenhang mit dem Verlust des Myelins und der
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
Prüfungsfragen
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Integration von Zellen in Geweben
Verständnisfragen
2. Die Ca2+-Konzentration im Cytosol ist mit weniger als 10-6 M gering, während die
extrazelluläre Ca2+-Konzentration normalerweise im millimolaren Bereich liegt. Die
Erhöhung des Ca2+-Spiegels führt zu einer Konformationsänderung in den gap
junctions, sodass sich der Kanal schließt. Dies verhindert das Ausströmen von
kleinen Molekülen des Zellinhalts benachbarter Zellen, wenn eine Zelle der
vernetzten Zellschicht beschädigt wird.
3. Kollagen ist ein Glykoprotein, während Cellulose ein Zuckerpolymer (aus Glucose)
ist. Die Kollagensynthese beginnt wie bei anderen sezernierten Proteinen im ER und
findet ihre Fortsetzung mit einer Reihe von sekundären Modifikations- und
Polymerisationsreaktionen (Trimerbildung) im ER sowie mit weiteren Modifikationen
im Golgi-Apparat. Am N- und C-Terminus werden Peptide entfernt. Die
Polymerisierung des Kollagens in großer Menge erfolgt dann außerhalb der Zelle,
genauso die Kollagenquervernetzung. Cellulose wird von einem Enzym an der
Zelloberfläche aus Glucose synthetisiert; Synthese und Polymerisation der Cellulose
finden vollständig außerhalb der Zelle statt.
4. Proteoglykane weisen ein sehr hohes Verhältnis von Kohlenhydraten zu Protein auf.
Die Grundstruktur von Proteoglykan besteht aus einem Kernprotein, das durch
mehrere „Linker“ aus je drei Zuckermolekülen modifiziert ist, an denen
Glykosaminoglykane (GAG) wie beispielsweise Heparansulfat befestigt sind. GAGs
sind lange lineare Wiederholungspolymere von spezifischen Disacchariden. Anzahl,
Länge und Zusammensetzung der GAG-Ketten, die an jedem Kernprotein befestigt
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
sind, können variieren. Ein typisches Beispiel für solch eine Struktur ist das
Aggrecan, bei dem die Proteoglykaneinheiten über das Kernprotein mit einem langen
Molekül des Saccharids Hyaluronan verknüpft sind. Die Aggregation mit Hyaluronan
ist spezifisch für das Aggrecan. Dadurch entsteht ein Makromolekül, das – einem Gel
ähnlich – ein großen Volumen einnimmt und gegenüber Verformungen stabil ist. Dies
ist für die Kräfteverteilung in belasteten Gelenken von grundlegender Bedeutung.
5. Zellen sind an der EZM befestigt, wodurch die Zellwanderung eingeschränkt ist. Die
Aktivitäten von Proteasen wie beispielsweise Fibrinogen und matrixspezifischen
Metalloproteinasen (MMP), die Matrixbestandteile abbauen, lockern die EZM auf
und ermöglichen die Zellwanderung.
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Zell-Zell-Wechselwirkungen bei Entwicklungs-
vorgängen
Verständnisfragen
1. Im Prinzip kann ein induktives Signal entweder durch einen Gradienten oder durch
das Auslösen einer Signalkaskade (Relais-Modell) wirken. Experimente mit
präparierten Neuralrohren vom Huhn zeigen, dass Hh über einen Gradienten wirkt.
Wenn man dem Präparat Hh in einer von vier Konzentrationen zusetzt, bildet sich
einer von vier verschiedenen Zelltypen, das heißt, bei jeder Konzentration entsteht
ein anderer Zelltyp. Diese Ergebnisse deuten stark darauf hin, dass sich in vivo als
Reaktion aufgrund eines ventral zu dorsal verlaufenden Hh-Konzentrationsgradienten
verschiedene Zelltypen ausbilden. Der genaue Mechanismus, nach dem die Hh-
Konzentration unterschiedliche Zellschicksale bestimmt, ist unbekannt.
Untersuchungen in verschiedenen anderen Systemen liefern jedoch möglicherweise
Hinweise darauf, wie Zellen auf verschiedene Konzentrationen eines Morphogens
reagieren. So deuten beispielsweise Experimente mit Xenopus unter Verwendung
von Activin, das zur TGFβ-Familie gehört, darauf hin, dass Zellen auf die Anzahl der
Rezeptoren reagieren, die von einem Liganden besetzt sind, und nicht auf den Anteil
der besetzten Rezeptoren. Die Anzahl der besetzten Rezeptoren muss letztendlich in
Veränderungen des Genexpressionsmusters übersetzt werden. Während über die
Mechanismen nur wenig bekannt ist, durch die verschiedene Hh-Konzentrationen die
Genexpression beeinflussen, hat es bei der Untersuchung der Mechanismen, durch
die Drosophila-Zellen auf eine gradientenförmige Expression des Spaetzle-Faktors
reagieren, große Fortschritte gegeben. Der Spaetzle-Faktor ist ein Ligand des Toll-
Rezeptors, der die frühen Phasen der Musterbildung entlang der dorsolventralen
Körperachse reguliert, wobei dorsal hohe und ventral niedrige Spaetzle-
Konzentrationen herrschen. Die Expression spezifischer Gene wird durch
Unterschiede in cis-aktiven Regulationsbereichen bestimmt. So enthalten
beispielsweise verschiedene Zielgene Bindungsstellen für Dorsal, die unterschiedliche
Affinitäten besitzen; Bereiche mit hoher Affinität fördern bei niedrigen Dorsal-
Konzentrationen die Expression von Zielgenen, Stellen mit niedriger Affinität
unterstützen eine Dorsal-abhängige Expression nur bei hoher Dorsal-Konzentration.
Die Expression spezifischer Gene kann auch die Anzahl von cis-regulatorischen
Bereichen und die Funktion zusätzlicher, in ihrer räumlichen Verteilung begrenzter
Transkriptionsfaktoren widerspiegeln.
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
3. Die drei Proteine CED-9, CED-4 und CED-3 besitzen Schlüsselfunktionen bei der
Regulation der Apoptose während der normalen Entwicklung von C. elegans. Sie
wirken als Regulator, Adapter beziehungsweise Effektor. Die pro-apoptotische
Funktion von CED-4 wird direkt durch die anti-apoptotische Funktion von CED-9
unterdrückt. CED-3 ist eine Caspase, eine Cystein-protease, die Proteine selektiv an
Stellen spaltet, welche C-terminal zu Aspartatresten liegen. CED-3 wird durch
CED-4 aktiviert. Funktionsverlust-mutationen im ced-9-Gen führen zum Tod aller
Zellen. Im Gegensatz dazu führen Funktionsverlustmutationen im ced-3- und ced-4-
Gen zum Überleben von Zellen, die normalerweise durch den programmierten
Zelltod absterben.
4. Man nimmt an, dass intermediäre Zielzellen Signale erzeugen, die Wachstumskegel
an sich ziehen; die Wachstumskegel wandern entlang eines Lockstoffgradienten
aufwärts zu ihrem Ziel. Sobald die Wachstumskegel an einer intermediären Zielzelle
angekommen sind, müssen sie an einem umgekehrten Gradienten von der hohen zur
niedrigen Konzentration des Lockstoffes entlang wachsen. Untersuchungen mit
Netrinen lassen einen möglichen Mechanismus erkennen, der dieses Merkmal im
Verhalten von Wachstumskegeln erklären könnte. Während ein Netringradient
Axone aus Retinaganglionzellen in Gewebekultur anzieht, werden Wachstumskegel,
die mit einem Inhibitor der cAMP-abhängigen Proteinkinase (cAPK) behandelt
wurden, von Netrin abgestoßen. Aufgrund dieser Beobachtung lässt sich folgendes
Modell postulieren: Nach Erreichen der Intermediärzielzellen sinkt der cAMP-
Spiegel im Wachstumskegel, sodass die Reaktion auf den Lockstoff zur Abstoßung
führt. Demnach wird das Signal, das ursprünglich als Lockstoff wirkte, aufgrund einer
Veränderung in den zellinternen Signalwegen im Wachstumskegel in ein abstoßendes
Signal umgewandelt.
Prüfungsfragen
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
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Krebs
Verständnisfragen
4. Die erhöhte Häufigkeit von Krebs im Alter lässt sich durch ein „Mehrfach-Treffer“-
Modell erklären. Dabei führen aufeinanderfolgende Mutationen oder Veränderungen
der Genexpression, die definierten Zuständen entsprechen, schließlich zur Entstehung
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Lodish et al.: Molekulare Zellbiologie, 4. Aufl. - Lösungen
Prüfungsfragen
1. b; 2. c; 3. d; 4. c; 5. b; 6. c; 7. c; 8. d; 9. c; 10. d; 11. d
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