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Positionspapier

Prävention der Glücksspielsucht:


Warum Maßnahmen
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911/a000638 - Tuesday, June 02, 2020 11:19:28 PM - Universität Bremen IP Address:134.102.102.144

des Spielerschutzes
von Glücksspielanbietern
kaum Wirkung erzielen
Gerhard Meyer

Institut für Psychologie, Universität Bremen, Deutschland

Zusammenfassung: Hintergrund: Mit der Novellierung des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) deutet sich eine weitere Expansion des Glücks-
spielmarktes in Deutschland an. Der Gesetzgeber verlangt von den Anbietern zur Erreichung des Gemeinwohlziels der Suchtbekämpfung in
diesem Kontext eine Reihe präventiver Maßnahmen. Zielsetzung: Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit Spielhallen- und Spielbankbetrei-
ber den gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen und zeigt potenzielle Bedingungsfaktoren effektiver Suchtprävention auf. Methode: Die
Bewertung der Compliance basiert auf der theoretischen Analyse von Sozialkonzepten, den Reaktionen des Personals auf ein problematisches
Spielverhalten, dem Vergleich von Selbst- und Fremdsperren, den Vermittlungszahlen in die Suchthilfe, der Verteilung erzielter Umsätze und
der Einhaltung von Vorgaben der Spielverordnung. Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Die empirischen Befunde und Analysen dokumentieren
insgesamt eine gering ausgeprägte Compliance. Als Erklärung bieten sich vor allem die aufgezeigten Interessenkonflikte an. Mit der Strategie
des Lobbyismus und der Fokussierung auf die Vulnerabilität einer „kleinen“ Gruppe von Problemspielern sowie deren Verantwortlichkeit für
gesunde Entscheidungen versuchen die Anbieter, effektive Regulationen zu verhindern. Der fehlenden Akzeptanz von Ertragsrückgängen muss
im neuen GlüStV mit der Integration evidenzbasierter Komponenten der Verhältnisprävention, wie Reduktion der Verfügbarkeit von Glücksspie-
len und Eingriffe in die Angebotsform, begegnet werden.

Schlüsselwörter: Glücksspiel, Sucht, Prävention, Compliance, Interessenkonflikt

Prevention of gambling addiction: Why measures of protection by gambling providers are insufficient

Abstract: Background: With the amendment of the Gambling Treaty, a further expansion of the gambling market is indicated in Germany. In this
context, legislation requires a series of prevention measures from providers to achieve the public interest objective of fighting gambling addic-
tion. Aim: The article investigates the extent to which providers of gambling halls and casinos meet those legislative obligations and points out
potential determining factors of effective addiction prevention. Methods: The evaluation of compliance is based on theoretical analysis of social
concepts, reactions of staff to problem gambling, comparison of self- and forced- exclusion, number of referrals to addiction care, distribution
of realized revenue and implementation of the Gambling Ordinance. Results and conclusions: Overall, empirical findings and analyses docu-
ment a limited compliance, mainly explained by conflicts of interest. Providers try to prevent effective regulations with a lobbying strategy and
by focusing on the vulnerability of a “small” group of problem gamblers and their responsibility for healthy choices. The new Gambling Treaty
must counter the lack of acceptance of decline in earnings with the integration of evidence based components of structural prevention, e. g.,
reducing gambling availability and intervening in the forms of supply.

Keywords: Gambling, addiction, prevention, compliance, conflict of interest

Ein Ende der Expansion des Glücksspielangebots in nächst für die Dauer einer Übergangs- bzw. Experimen-
Deutschland, die Mitte der 1970er Jahre begann (Mey- tierphase bis zum 30. Juni 2021 eine unbegrenzte Anzahl
er & Bachmann, 2017), ist nicht absehbar. Mit dem In- neuer Konzessionen für das Veranstalten von Sport-
krafttreten des 3. Glücksspieländerungsstaatsvertrags (3. wetten im Internet und/oder stationär in Wettvermitt-
GlüÄndStV, Bayerisches Gesetz- und Verwaltungsblatt, lungsstellen. Der Entwurf des ab 1. Juli 2021 geltenden
16/2019, S. 538 ff) am 1. Januar 2020 vergibt der Staat zu- Staatsvertrags für ein Glücksspielregulierungsgesetz der

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Länder (aus Nordrhein-Westfalen, Stand: 28. Oktober zum Schutz der Bevölkerung erfordert. Entsprechend
2019) beinhaltet darüber hinaus die Vergabe von Lizen- werden Glücksspiele in der Europäischen Union nicht
zen an Betreiber von virtuellen Automatenspielen und dem „Wirtschaftsrecht“ sondern dem „Recht zur Wah-
Online-Casinos. rung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung“ zugeord-
Mit der Expansionswelle sind deutliche Umsatz- und net. Jeder Mitgliedsstaat ist somit berechtigt, eigene Wer-
Ertragssteigerungen der Anbieter verbunden (Meyer, tungen bis hin zum Verbot vorzunehmen, um das
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2019a). Lag der Umsatz auf dem legalen deutschen Gefährdungs- und Suchtpotenzial zu reduzieren. Die Not-
Glücksspielmarkt (gleichbedeutend mit den Spieleinsät- wendigkeit suchtpräventiver Maßnahmen wird nicht zu-
zen) in 1974 noch bei 2,9 Mrd. €, betrug er 27,4 Mrd. € in letzt auch durch die beschlossene Re-Klassifikation der
2002 und 46,3 Mrd. € in 2017. Die Bruttospielerträge glücksspielbezogenen Störung (Gambling Disorder) als
(Differenzbeträge zwischen Einsätzen und Gewinnen) Verhaltenssucht durch die Weltgesundheitsorganisation
der Geldspielautomaten in Spielhallen und Gaststätten, (WHO) bestätigt (WHO, 2019).
die mit Abstand größten Ertragsträger aller Spielformen, Im geltenden GlüÄndStV, der Spielverordnung (SpielV)
stiegen bspw. von 2,35 Mrd. € in 2005 auf 7,1 Mrd. € in und den Spielhallengesetzen der Bundesländer sind eine
2017, ein Anstieg um 202,1 %. Legale Spielangebote er- Reihe von Präventionsmaßnahmen verankert. Zur Errei-
zielten in 2017 insgesamt einen Bruttospielertrag von 12,2 chung des vorrangigen Gemeinwohlziels der Suchtbe-
Mrd. €, unter Einbeziehung des nicht-regulierten Marktes kämpfung umfassen die Vorgaben des Staatsvertrags An-
waren es insgesamt 15,4 Mrd. €. gebotsverbote und -beschränkungen, Strukturvorgaben
Parallel zur Angebotserweiterung und zum Umsatz- für einzelne Spielformen, Restriktionen der Werbeaktivi-
und Ertragswachstum stieg zunächst die Glücksspiel- täten, Aufklärungsmaßnahmen auf der Bevölkerungsebe-
nachfrage in der Bevölkerung (Meyer & Bachmann, ne, Verpflichtungen der Anbieter zu Sozialkonzepten ein-
2017). Im Zeitraum von 2007 bis 2017 ist unlängst aller- schließlich Personalschulungen in der Früherkennung
dings ein Rückgang in der Lebenszeit- und 12-Monats- problematischen Spielverhaltens und Optionen für Spiel-
Prävalenz der Spielteilnahme erkennbar (Bundeszentrale sperren. Die SpielV enthält Regelungen zu Aufstellorten
für gesundheitliche Aufklärung, BZgA, 2018). Während von Geldspielautomaten, zur Höchstzahl zulässiger Gerä-
in 2007 noch 86,5 % der Bevölkerung die Teilnahme an te sowie zum Spielablauf wie Mindestspieldauer, Einsatz-
irgendeinem Glücksspiel in ihrem Leben und 55 % be- und Gewinnhöhe. In den einzelnen Spielhallengesetzen
zogen auf die vergangenen 12 Monate bestätigten, fie- der Bundesländer befinden sich neben der Verpflichtung
len diese Quoten auf 75,3 % bzw. 37,3 % in 2017. Lotto 6 zu Alterskontrollen unterschiedliche Vorgaben zur Anzahl
aus 49 und Sofortlotterien sind nach den letzten 12-Mo- der Geräte pro Spielhalle, zu Mindestabständen zwischen
nats-Prävalenzen mit 22,6 % bzw. 10 % die beliebtesten Spielhallen sowie zu überwiegend von Minderjährigen ge-
Spielformen. Mit 2,6 % fällt die Spielteilnahme an Geld- nutzten Einrichtungen, Werbebeschränkungen, Einrich-
spielautomaten ebenso wie die an Automaten- und Tisch- tung eines Sperrsystems und Ausschluss erkennbar süchti-
spielen in Spielbanken mit 0,9 % bzw. 1,1 % wesentlich ger Spieler.
geringer aus. Die gesetzlichen Vorgaben enthalten eine Palette an
Nach dem Ausbau des Hilfesystems für Glücksspiel- proaktiven Präventionsmaßnahmen, die von den Glücks-
süchtige in 2008 ist ein deutlicher Anstieg der Behand- spielanbietern umzusetzen sind. In öffentlichen Stellung-
lungsnachfrage registrierbar, wobei Spieler an Geldspiel- nahmen betonen Vertreter verschiedener Angebotsfor-
automaten mit Abstand die größte Gruppe bilden (Meyer, men, wie der Glücksspiele in Spielhallen und Spielbanken,
2019a). In den mittlerweile zehn repräsentativen Präva- den hohen Stellenwert des Spielerschutzes. Er sei in der
lenzstudien zu diesem Störungsbild seit 2006 zeigen sich Unternehmenskultur verankert, werde auf allen Hierar-
jedoch keine signifikanten Veränderungen. Die hohe Fluk- chieebenen wertgeschätzt und konsequent weiterentwi-
tuation von Glücksspielproblemen, die Anfälligkeit der ckelt. Individuelle Sozialkonzepte mit Handlungsanwei-
Betroffenen für Rückfälle und die fehlende Erfassung von sungen für die Praxis sowie regelmäßig stattfindende
Neuerkrankungen dienen in internationalen Studien (Ab- Präventionsschulungen zur Früherkennung von Prob-
bott, Romild & Volberg, 2017) als Erklärung stabiler Präva- lemspieler würden inzwischen zum Alltag eines jeden
lenzraten. Die aktuellste Studie der BZgA (2018) beziffert Spielhallenbertreibers gehören. Unter Verweis auf die er-
den Anteil der problematischen Spieler in der Bevölkerung folgreichen, hochkarätigen Schulungen und die Zertifizie-
mit 0,56 % (326.000 Personen) und den der pathologi- rung der Spielstätten werden gleichzeitig quantitative Re-
schen Spieler mit 0,31 % (180 000 Personen). gulierungsmaßnahmen, die bspw. eine Reduzierung der
Inzwischen ist weitgehend anerkannt, dass es sich bei Verfügbarkeit von Spielhallen zur Folge haben, abgelehnt
Glücksspielen um ein potenziell schädliches Produkt (de- und stattdessen eine Regulierung nach strengen Quali-
meritorisches Gut) handelt, das staatliche Maßnahmen tätsmaßstäben gefordert.

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Suchtkranke generieren aufgrund ihres exzessiven Kon- teme, bisher nicht vorgesehen sind und Sanktionsmecha-
sums für die Anbieter von Suchtmitteln (Tabak, Alkohol nismen bei Nichteinhaltung fehlen.
oder Glücksspiele) einen finanziellen Mehrertrag. Diese Infolgedessen sind auch Zertifizierungen durch Techni-
zusätzliche Gewinnmarge stellt für die Profiteure einen sche Überwachungsvereine oder international tätige Zer-
starken Anreiz dar, die Erträge durch die Gewährleistung tifizierungsinstitute nur begrenzt aussagekräftig. Die ex-
süchtigen Konsumverhaltens zu sichern (Adams & Livings- terne Überprüfung der innerbetrieblichen Regelungen
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tone, 2015). Der Mehrertrag liefert zudem das notwendige und Maßnahmen im Bereich Jugend- und Spielerschutz
Kapital für die Einflussnahme auf politische Entschei- wird von den Spielhallen- und Spielbankbetreibern gerne
dungsprozesse, mit dem Ziel, effektive Suchtprävention zu öffentlichkeitswirksam präsentiert, um einheitliche und
verhindern. Strategien des Lobbyismus einschließlich der vermeintlich hohe Qualitätsstandards zu dokumentieren.
Gründung von Initiativen, die die Interessen der Anbieter Es ist allerdings bekannt geworden, dass derartige Audits
verfolgen, dienen ebenso der Zielerreichung wie die Finan- in Spielhallen mitunter nach vorheriger Ankündigung
zierung von Forschungsprojekten. stattfinden und anerkannte Prüfverfahren wie Mystery
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit Shopping, bei denen geschulte Testpersonen als normale
die Anbieter tatsächlich ihrem Qualitätsanspruch in Sa- Kunden (Spielgäste) auftreten, reale Kundensituationen
chen Spielerschutz gerecht werden und den gesetzlichen wahrnehmen und das Dienstleistungsgeschehen nach ei-
Verpflichtungen in der Alltagspraxis nachkommen. Aus nem zuvor festgelegten Kriterienkatalog bewertet wird
den Befunden lassen sich potenzielle Bedingungsfaktoren (Semel, 2006; Gosselt, Neefs, van Hoof & Wagteveld,
effektiver Suchtprävention ableiten. Die vorliegende Ana- 2013), von den Betreibern abgelehnt werden (vgl. Automa-
lyse der Compliance beschränkt sich auf Anbieter von tenmarkt, März 2015, S. 28f). In vorliegenden Zertifizie-
Glücksspielen auf dem legalen Markt, deren Spielformen rungskonzepten sind entsprechend keine Hinweise auf die
ein hohes Gefährdungs- und Suchtpotenzial aufweisen Durchführung von Testspielen zu finden (vgl. bspw. Peren,
(Meyer, Häfeli, Mörsen & Fiebig, 2010): Glücksspiele wie 2019). Dieser Befund verlangt eine unabhängige Evaluati-
Roulette, Black Jack und Slot Machines in Spielbanken so- on der Zertifizierungsprozesse einschließlich der Effekte
wie Geldspielautomaten in Spielhallen. Zu diesen Spielfor- der Mitarbeiterschulungen in der Früherkennung von
men liegen einige auswertbare Befunde vor. Problemspielern.
Von entscheidender Bedeutung für eine effektive
Suchtprävention auf Seiten der Betreiber ist jedoch die
Umsetzung erfolgversprechender Maßnahmen wie Früh-
Befunde zur Compliance erkennung und Ansprache betroffener Spieler, Vermitt-
lung in die Suchthilfe und Spielsperren in der Praxis des
der Glücksspielanbieter Spielbetriebs. Über den Einsatz von Testspielern, die Aus-
wertung von Sperrdateien und die Befragung von Klien-
Theoretische Analyse von Sozialkonzepten ten der Suchtberatungsstellen lassen sich empirische Be-
funde zur Compliance der Anbieter in diesen Bereichen
Erste Analysen der Sozialkonzepte von sieben Anbietern ermitteln.
aus dem Bereich der Geldspielautomaten in Spielhallen
und einer staatlichen Spielbank zeigen, dass die gesetz-
lich geforderten Maßnahmen, wie Mitarbeiterschulungen Reaktionen des Personals auf ein
in der Früherkennung, Dokumentation der Maßnahmen problematisches Spielverhalten
und Berichterstattung an die Aufsichtsbehörde, Informa-
tion und Aufklärung der Spieler, in den Konzepten enthal- Meyer, v. Meduna und Brosowski (2015) berichten über
ten sind. Lediglich eine potenziell wirksame Maßnahme die Ergebnisse von Testspielern und Beobachtern in 29
geht bei mehreren Anbietern über die Mindeststandards von 111 Spielhallen in Bremen, die Alterskontrollen erfasst
hinaus: die Ansprache von auffälligen, suchtgefährdeten sowie Merkmale problematischen Spielverhaltens simu-
Spielern mit dem Angebot der Hilfe sowie einer mögli- liert, Spielsperren eingerichtet, Abgleiche mit der Sperrlis-
chen Vermittlung in das Suchthilfesystem (Fiedler, Wil- te kontrolliert und die Reaktionen des Personals in Proto-
cke, Thoma, Ante & Steinmetz, 2017). Die Autoren kollbögen festgehalten haben. Die Befunde des Praxistests
schlussfolgern aus der theoretischen Analyse, dass von aus dem Jahr 2014 verweisen auf erhebliche Defizite in der
den Konzepten insgesamt nur eine geringe suchtpräventi- Umsetzung eines verantwortungsbewussten Spielange-
ve Wirkung ausgeht, da wesentliche Maßnahmen, wie ein bots. Ausweiskontrollen der 20 bis 25-jährigen Testspieler
flächendeckendes Sperrsystem mit Selbst- und Fremd- erfolgten in 26 % der Besuche. Auf erkennbare Merkmale
sperren (nur in Spielbanken) oder Selbstlimitierungssys- problematischen Spielverhaltens zeigte das Personal le-

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diglich in 6 von 112 Fällen (5 %) angemessene Reaktionen les „verzockt“ zu haben und Nachschub von der Bank zu
im Sinne des Spielerschutzes. Letztendlich konnte in 18 holen, führte bspw. in 43 Fällen (67,2 %) zu kontraproduk-
Fällen (62 %) eine Sperre, ein Hausverbot oder eine sperr- tiven, ein problematisches Spielverhalten eher verfesti-
ähnliche Absprache eingerichtet bzw. getroffen werden, genden oder bestärkenden Reaktionen. In der überwie-
wobei teilweise große Hürden zu überwinden waren, wie genden Mehrzahl der Fälle wurde der Weg zur Bank oder
das Einreichen zusätzlicher Passfotos, mehrmaliges Er- zum nächsten Geldautomaten aufgezeigt, begleitet von
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scheinen oder Aufsuchen anderer Spielhallen. Bei den Aussagen wie: „Ja, passiert“, „Tja, so ist das eben“. Die Fra-
nachfolgenden 15 Kontrollbesuchen konnten 13 gesperrte ge nach der Reservierung des bespielten Automaten
Testspieler (87 %) problemlos ihre Einsätze beim Automa- schloss sich mitunter an. Neben fehlenden Reaktionen
tenspiel tätigen. wurden Aussagen wie „Ja, manchmal fressen die“,
Als Reaktion auf die Testergebnisse erklärte der Dach- „Manchmal hat man Pech“, „Bis gleich“ als neutral gewer-
verband der Deutschen Automatenindustrie, dass die in tet. Reaktionen im Sinne des Spielerschutzes gab es nicht.
dem Untersuchungsbericht geschilderten Verhaltenswei- Nach der Rückkehr und dem Hinweis auf hohe Verluste
sen mit den Grundsätzen zur Führung von Spielstätten waren immerhin in sechs Fällen (9,4 %) sachgemäße Re-
und insbesondere mit dem Umgang bei erkennbar proble- aktionen wie die Aussagen des Personals „Lass die Finger
matischem Spielverhalten nicht vereinbar sind (Deutsche von dem Teufelszeug“, „Dann lass es lieber“, „Das ist
Automatenwirtschaft, 2014). Zwei unabhängige TÜV-Or- nicht gut“ zu verzeichnen. In zwei Fällen wurde aber trotz-
ganisationen seien bereits beauftragt, wissenschaftlich va- dem Geld gewechselt. In 19 kontraproduktiven Fällen
lidierte Prüfstandards für die Branche zu entwickeln, die (29,7 %) wünschte das Personal überwiegend „viel Glück“
als Basis für die Zertifizierung von Spielstätten in Deutsch- („Ich drück die Daumen“, „So geht es jedem, ich wünsche
land dienen sollen. Die TÜV-Zertifizierung werde dafür allen Gästen Glück“, „Viel Glück, vielleicht klappt‘s jetzt“).
sorgen, dass die registrierten Vorgänge in den Bremer Der direkte Hinweis des Testspielers auf den erlebten
Spielhallen zukünftig als Ausnahmefälle auftreten. Kontrollverlust führte in 21 Fällen (32,8 %) zu sachgemä-
In 2017 fand ein vergleichbarer Praxistest in 64 von 750 ßen Reaktionen. Es erfolgten Hinweise auf Flyer und die
Spielhallen in Hessen statt (Hayer, Turowski, von Medu- Option der Spielersperre (teilweise mit Aushändigung des
na, Brosowski & Meyer, 2018). Im Gegensatz zum Bun- Flyers und des Sperrantrags) sowie auf Beratungsstellen
desland Bremen, in dem Spieler für jede einzelne Spiel- und die Schuldnerberatung. Mitunter wurde die Sperropti-
hallenkonzession einen Sperrantrag einreichen müssen, on angezeigt, gleichzeitig aber vor der Sperre gewarnt
hat die Landesregierung in Hessen im Mai 2014 ein ver- oder auf andere Spielhallen verwiesen, bei denen die Sper-
bindliches landesweites Sperrsystem für Spielhallen ein- re eingerichtet werden sollte („Oh, das ist schwierig und
geführt. Alle Spielhallen müssen für jeden Spielgast vor für sehr lange Zeit. Überlegen Sie sich das nochmal“,
Beginn des Spiels bei einer Datenbank (Onlineabfrage „Kannst dich sperren, aber mach‘ mal in ‘ner Merkur, die
Spielerstatus, OASIS) abfragen, ob eine Sperre vorliegt. machen das schnell (…), Merkur gibt’s überall“). Diese Re-
Die Erlaubnisinhaber einer Spielhallenkonzession sind aktionen wurden als kontraproduktiv gewertet, ebenso
dazu verpflichtet, Personen, die bei ihnen eine Selbstsper- wie die Aussagen „Ja, da müssen Sie rechtzeitig aufhören,
re beantragen, vom Spiel auszuschließen (Hessisches wenn Sie etwas gewinnen“, „Ja, hm, ja das ist ärgerlich“,
Spielhallengesetz vom 8. Juni 2012, § 6 Abs.2). Die Ver- „So ist das halt beim Glücksspiel“, „Ich kann dir leider
pflichtungen zur Aufnahme in die Sperrdatei und zum kein Geld geben, die Automaten gehören dem Chef “. In
Spielausschluss gelten auch bei Personen, von denen die mehreren Fällen war eine „vernünftige“ Kommunikation
Erlaubnisinhaber aufgrund der Wahrnehmung des Spiel- zur Spielersperre aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse
hallenpersonals, durch Meldungen Dritter oder sonstiger der Mitarbeiter (Deutsch/Englisch) nicht möglich oder
tatsächlicher Anhaltspunkte annehmen müssen, dass sie das Personal offenbarte fehlende Sachkenntnisse („Man
spielsuchtgefährdet oder überschuldet sind, ihren Ver- kann sich sperren lassen, allerdings weiß ich nur, wie es
pflichtungen nicht nachkommen oder Spieleinsätze ris- mit einer Spielerkarte funktioniert, nicht mit einem Per-
kieren, die in keinem Verhältnis zu ihrem Einkommen so“, „Da gibt’s doch was, ich hab’s leider nicht da. Google
oder Vermögen stehen (Fremdsperre). doch mal Suchtstelle, da findest du was. Dann kannst du ja
Auf Indikatoren problematischen Spielverhaltens re- nochmal schauen“), verwies auf die Geschäftsführung
agierten die Mitarbeiter der Spielhallen lediglich in 7,3 % („Nur die kann das machen, da musst du nochmal wieder-
der Fälle mit sachgemäßen, auf den Spielerschutz ausge- kommen“) oder reagierte mit Kopfschütteln, Schulterzu-
richteten Interventionen und damit auf einem vergleich- cken bzw. kompletter Ignoranz.
bar niedrigen Niveau wie in Bremen. Das Verlassen der Ausweiskontrollen zum Jugendschutz und zur Erfas-
Spielhalle bei gleichzeitiger Konfrontation des Personals sung gesperrter Spieler fanden in 83,4 % der Testbesuche
mit der Aussage, eigentlich weniger spielen zu wollen, al- statt. Die vergleichsweise hohe Anzahl der Kontrollen

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dürfte nicht zuletzt auf Zugangsbarrieren im Rahmen des Lediglich 1,4 % der Spieler einer bundesweiten Stichprobe
landesweiten Sperrsystems zurückzuführen sein. Eine aus ambulanten und stationären Behandlungseinrichtun-
wirksame Kontrolle der Spielsperre erfolgte in 44 Spielhal- gen, deren Hauptspielform aus Geldspielautomaten be-
len (68,8 %). Bei acht Spielhallen (12,5 %) lag die Beson- stand (N=512), wurden von den Mitarbeitern entspre-
derheit vor, dass ein Bistro oder eine Gaststätte ange- chend der Sozialkonzepte der Anbieter angesprochen
schlossen war. In sechs dieser acht Spielstätten wurden die (Fiedler et al., 2017). Nach einer Stichprobe aus Bayern er-
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gesperrten Testpersonen beim Zutritt zur Spielhalle dar- folgte der Zugang zur ambulanten Suchtberatung nur bei
auf hingewiesen, dass sie für Spielhallen gesperrt seien, 18 von 1.242 Klienten (1,4 %) über eine Spielhalle und in
aber an den Automaten im Bistro oder in der Gaststätte zwei Fällen (0,2 %) über eine Spielbank (Landesstelle
spielen könnten (Zitat einer Mitarbeiterin: „Ihr seid ge- Glücksspielsucht in Bayern, 2017). In Hessen bestätigte
sperrt, könnt‘ aber hier vorne an den drei Automaten spie- eine Person von 903 befragten Klienten einen entspre-
len. In die Halle darf ich euch leider nicht lassen“). chenden Zugangsweg (Institut für Interdisziplinäre Sucht-
und Drogenforschung, 2015). Auch wenn bei retrospek-
tiven Befragungen systematische Verzerrungseffekte
Vergleich von Selbst- und Fremdsperren auftreten können, ist die Aussagekraft der äußerst gerin-
gen Vermittlungsquote eindeutig.
Aufschlussreiche Befunde sind zudem der OASIS-Sperr-
datei zu entnehmen. Für die Datenanalyse standen insge-
samt 12.253 Sperreinträge aus Hessen zur Verfügung, die Umsetzung der Spielverordnung
im Zeitraum vom 1. April 2014 bis zum 7. September 2016
aufgenommen wurden (Hochrechnung auf die Anzahl der Die größten Spielhallenketten (Merkur Casino, Löwen En-
Sperren in Deutschland: 178.000). Der Vergleich von tertainment, Schmidt Gruppe) gehören Unternehmens-
Selbst- und Fremdsperren zeigt, dass 99 % der Spielsper- gruppen, die als Hersteller von Geldspielautomaten den
ren von den betroffenen Spielern selbst initiiert wurden. deutschen Markt beherrschen. Gleichzeitig verfügen die
Fremdsperren durch das Personal der Spielhallen (oder Unternehmen (außer der Schmidt Gruppe) über mehrere
durch Angehörige) erfolgten nur in etwa 1 % der Fälle, ob- Konzessionen für private Spielbanken und sind im Ge-
wohl entsprechende Verpflichtungen für die Spielhallen- spräch, weitere Lizenzen (Westdeutsche Spielbanken) zu
betreiber bestehen (Hayer et al., 2018). erwerben. Es bietet sich an, die Compliance der Automa-
Einen signifikant höheren Anteil an Fremdsperren weist tenhersteller bei der Umsetzung der Vorgaben der SpielV
die Sperrdatenbank der deutschen Spielbanken aus. Nach zu hinterfragen, um die propagierte Übernahme gesell-
Information der Gemeinsamen Geschäftsstelle Glücks- schaftlicher Verantwortung durch die Unternehmen zu
spiel enthielt die Datenbank Ende des Jahres 2018 insge- beurteilen.
samt 35.938 Sperrsätze, davon beruhten 4.935 Sperren Eine vom Bundesministerium für Wirtschaft und Tech-
(13,7 %) auf einer Fremdsperre. In Befragungen von ge- nologie (BMWi) in Auftrag gegebene Evaluation der SpielV
sperrten Spielern aus dem Spielbankbereich berichteten von 2006 kam zu dem Ergebnis, dass durch das sog. Punk-
26 % derjenigen, die mit der Spielsperre keine Abstinenz tespiel die gesetzlichen Vorgaben zu den Einsatz- und Ge-
erreicht hatten (N=169), dass sie trotz Sperre in den Spiel- winngrenzen umgangen wurden (BR-Drs. 881/10). Der
banken weiterspielen konnten (Kotter, Kräplin & Bührin- Trick: Nicht das Walzenspiel als eigentliches Spielereignis,
ger, 2018). Befunde von Testspielern liegen aus dem Spiel- sondern ein vor- bzw. nachgeschalteter Umbuchungspro-
bankbereich nicht vor. Die Sorgfaltspflicht in staatlichen zess von Geldbeträgen in gleichgroße Punktwerte und zu-
und privaten Spielbanken scheint nach diesen Befunden rück in Geld wurde von den Herstellern als Spieleinheit
insgesamt zwar etwas stärker ausgeprägt zu sein als im deklariert. Dieser Transfer ermöglichte auf der Punktee-
Spielhallensektor, ein Handlungsbedarf zur Verbesserung bene Einsätze von mehreren Euro (statt 20 Cent), Gewin-
des Spielerschutzes ist jedoch offensichtlich. ne von mehreren tausend Euro (statt zwei Euro) und Spiele
im Sekundentakt (statt 5 Sekunden), gleichbedeutend mit
einer deutlichen Erhöhung der Spielanreize. Vor diesem
Vermittlung in die Suchthilfe Hintergrund sah das BMWi einen Novellierungsbedarf der
SpielV: „Mit dem sog. Punktespiel wurden neue, nicht aus-
Weitere Erkenntnisse zur Compliance der Anbieter liefern schließlich in der SpielV geregelte Spielanreize entwickelt,
Befragungen von Klienten bzw. Patienten mit Glücksspiel- die negative Auswirkungen auf den Spielerschutz haben
problemen nach ihren Erfahrungen mit der Praxis des können (…)“ (BR-Drs. 437/13, Verordnung, S. 12). Wäh-
Spielerschutzes in den Spielstätten und der potenziellen rend das BMWi eine Einschränkung des Punktespiels
Vermittlung in das Hilfesystem durch das Servicepersonal. plante, setzte der Bundesrat in der Beschlussfassung der

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50 G. Meyer, Prävention der Glücksspielsucht

Novellierung auf den Ausschluss von Umgehungsmöglich- der Betriebswirtschaft, nach der 20 % der Konsumenten
keiten, wie das Spiel um Surrogate (Punkte), um dem für 80 % der Umsätze verantwortlich sind, gilt für viele
Schutzzweck der Verordnung gerecht zu werden: „Eine ef- hedonistische Konsumgüter. In Bezug auf Glücksspiele
fektive Reduzierung des Höchstgewinns und die Einhal- ist sogar eine noch höhere Konzentration der Umsatzge-
tung von Maximaleinsätzen sowie der Mindestspieldauer nerierung erkennbar. In einer Bevölkerungsstudie aus
sind nur gegeben, wenn Umgehungsmöglichkeiten ausge- Australien ermittelten bspw. Dickerson, Baron, Hong
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schlossen werden“ (BR-Drs. 437/13, Beschluss, S. 6). und Cottrell (1996) auf der Grundlage von Fragebogen-
Nach einer Übergangsfrist müssen seit dem 11. No- daten einen Anteil von 5,9 % der Spielern, die 90 % des
vember 2018 alle aufgestellten Geldspielautomaten der Umsatzes an Spielautomaten erzeugten. Eine validere
Sechsten Novelle der SpielV von 2014 entsprechen. Eine Erfassung der entsprechenden Daten ist heute bei elekt-
Analyse der aktuellen Spielsysteme zeigt, dass sich an der ronischen Spielformen möglich. Unter Einbeziehung
Umgehung der gesetzlichen Vorgaben kaum etwas geän- deutscher Spielteilnehmer haben Tom, LaPlante und
dert hat (Meyer, 2019b). Lediglich geringfügige Korrek- Shaffer (2014) für Glücksspiele im Internet (Sportwetten
turen, wie die Änderung der Begrifflichkeit (Bank statt und casinotypische Spiele) des Anbieters Bwin regist-
Punkte), minimale Kursschwankungen in den Umbu- riert, dass zwischen 4,4 % und 17,7 % der Spieler 80 % der
chungsprozessen von 1 % (vorher Umbuchung zu 100 %, Umsätze generierten. Unter Zugrundelegung der Spiel-
vgl. Landgraf, 2019) und die Löschung aller Speicher verluste waren es 7,3 % der Teilnehmer an Sportwetten
nach dreistündiger Spieldauer, sind zu erkennen. Nach mit festen Gewinnquoten, 5,7 % der Teilnehmer an Live-
wie vor werden die gesetzlichen Vorgaben nur in Bezug Wetten und 4,9 % der Casinospieler. Beim Poker im In-
auf die Umbuchungsprozesse eingehalten, wobei es sich ternet waren nach Fiedler und Wilcke (2011) in Bezug auf
eindeutig nicht um einen Spielvorgang handelt. Ein von deutsche Spielteilnehmer 83 % der Umsätze auf 5 % der
Spieler ausgewähltes Spiel findet erst im Merkmalsraum Spieler zurückzuführen. Unter den Spieler mit hoher
nach dem ersten Umbuchungsprozess (auf der Bankebe- Spielintensität befindet sich ein signifikanter Anteil, der
ne) statt, denn nur dieses Spiel variiert mit den vielen am als Problemspieler_innen zu klassifizieren ist. Dieser An-
selben Gerät auswählbaren Spielvarianten. Bei diesen teil lag in der Bwin-Stichprobe bei 24 % bis 35 % (Tom et
Spielvarianten sind dann Einsätze im Gegenwert von 4 € al., 2014).
pro Spiel und Gewinne mit Vermögenswert in Höhe von Der Umsatzanteil, den problematische und pathologi-
4.500 € möglich, was eigentlich durch die SpielV verhin- sche Spieler auf dem Gesamtmarkt beitragen, liegt nach
dert werden sollte. Einsätze und Gewinne in dieser Grö- zahlreichen Studien zwischen 14 % und 65 % (Überblick in
ßenordnung sind mit einer unmittelbar stimulierenden Meyer & Bachmann, 2017; Fiedler, Kairouz, Costes &
Wirkung verbunden, fördern das Abtauchen aus der All- Weißmüller 2019). Für Deutschland beziffern Fiedler et
tagsrealität sowie die Jagd nach einem Verlustausgleich al. (2019) den Wert auf 32 % (Frankreich: 40,2 %; Québec,
(Chasing-Verhalten) und damit die Entwicklung eines Kanada: 31,6 %). Eine Differenzierung nach unterschiedli-
süchtigen Spielverhaltens. Auch wenn die Physikalisch- chen Spielformen weist Spielautomaten mit Umsatzantei-
Technische Bundesanstalt (PTB), die für die Zulassung len von 76,3 % in Québec (Fiedler et al., 2019), 61/62 % in
der Geräte verantwortlich ist, die offensichtlichen Um- Kanada (Williams & Wood, 2007), 42 % bis 75 % in Austra-
gehungen der SpielV mitgetragen hat, sind sie Ausdruck lien (Productivity Commission, 2010), 12 % bis 23 % in
einer Unternehmenskultur, in der statt des verant- Großbritannien (Orford, Wardle & Griffiths, 2013) sowie
wortungsbewussten Angebots und der propagierten prä- Tischspiele in Spielbanken mit 76,1 % in Frankreich (Fied-
ventiven Maßnahmen das Suchtverhalten der Spieler ge- ler et al., 2019) als besonders belastet aus.
fördert wird.

Interessenkonflikte
Verteilung erzielter Umsätze
Vor diesem Hintergrund deutet sich ein Interessenkonflikt
Die empirischen Befunde und Analysen dokumentieren an. Einer effektiven Suchtprävention durch die Anbieter
insgesamt eine gering ausgeprägte Compliance der Anbie- stehen die originären Geschäftsinteressen in Form von
ter von Glücksspielen in Spielhallen und Spielbanken. Umsatz- und Gewinnmaximierung gegenüber. Würden
Ein Erklärungsansatz basiert auf der Ungleichvertei- die Anbieter tatsächlich bei erkennbar süchtigem Spielver-
lung der erzielten Umsätze. Weltweit ist für verschiedene halten intervenieren, das Gespräch mit den Betroffenen
Spielformen nachweisbar, dass eine kleine Anzahl von suchen, sie – gegebenenfalls – in die Suchthilfe vermitteln
Spielteilnehmer_innen für einen Großteil der Umsätze oder von der Spielteilnahme aussperren, müssten sie er-
sorgt. Die als Pareto-Prinzip bekannt gewordene Regel hebliche finanzielle Einbußen befürchten. Da Problem-

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G. Meyer, Prävention der Glücksspielsucht 51

spieler einen lukrativen, wenn nicht den ertragreichsten Adams und Rossen (2012) die Symbiose zwischen Regie-
Kundenstamm bilden, ist auf dem Pfad der Profitabilität rung und Industrie als Triebfeder einer Marktexplosion.
eine Gratwanderung zwischen gesetzlicher Verpflichtung Sie fordern eine stärkere Unabhängigkeit für Institutio-
zum Spielerschutz und Profitinteressen zu absolvieren. nen, die die Regulierung des Marktes zu verantworten ha-
Dabei bleibt der Spielerschutz auf der Strecke. In persönli- ben. Cassidy (2014) zeigt darüber hinaus auf, dass die Pro-
chen Gesprächen mit Vertretern verschiedener Anbieter fiteure des Glücksspiels (Regierungen, Industrie) die
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verneinen diese zwar immer wieder bestehende Interes- Forschungsprioritäten in diesem Bereich beeinflussen, mit
senkonflikte mit dem Hinweis, dass der Reputationsver- der Folge banaler Forschungsfragen und industriefreund-
lust, den die Spielteilnahme suchtkranker Gäste verur- licher Ergebnisse.
sache, die geringen Erträge einer kleinen Anzahl von Der Staat sieht sich zudem der gezielten Einflussnahme
Betroffenen bei weitem überwiege. Nachhaltige Suchtprä- der Anbieter ausgesetzt. Der Mehrertrag, der sich durch
vention sei im eigenen Interesse der Branche langfristig süchtige Konsumenten erzielen lässt, wird eingesetzt, um
der bessere Weg als kurzfristige Profitinteressen (vgl. auch bspw. das eigene Verantwortungsbewusstsein zu promo-
Baumberg Geiger und Cuzzocrea, 2017, zu entsprechen- ten, wie in der Aufklärungskampagne „Wir spielen fair“
den Aussagen auf europäischer Ebene). Den Worten sind der deutschen Automatenindustrie (vgl. Der Spiegel, 2018,
bisher jedoch kaum Taten gefolgt, wie den aufgezeigten 48, S. 50f), und die „hohen“ Qualitätsstandards des Ver-
empirischen Befunden zu entnehmen ist. braucherschutzes zu präsentieren. Neben der Werbung,
Der Interessenkonflikt wird verstärkt durch die Tatsa- dem Sponsoring, den Spenden an Parteien und der Prä-
che, dass es bisher an hinreichenden staatlichen Sankti- senz auf Landes- und Bundesparteitagen ist es vor allem
onsmechanismen bei mangelhafter Umsetzung der gefor- der Lobbyismus, der eine effektive, ertragsmindernde Re-
derten Präventionsmaßnahmen fehlt. Da keine oder nur gulation des Glücksspielwesens verhindern soll.
geringe (finanzielle) Strafen drohen, gewinnen die Pro-
fitinteressen leicht die Oberhand gegenüber einem verant-
wortungsbewussten Spielangebot. Lobbyismus
Auch auf Seiten des Staates bestehen finanzielle Inter-
essen, die über Steuereinnahmen (Vergnügungs- und Um- Abgesehen von interessengeleiteten Auftragsgutachten
satzsteuer, Spielbankabgabe) einen Interessenkonflikt von Wirtschaftswissenschaftlern (Peren, 2017a, 2018),
hervorrufen und eine umfassende Kontrolle und Evaluati- die auf fehlerhaften Interpretationen der zugrundeliegen-
on der gesetzlichen Vorgaben verhindern können. Weder den Daten beruhten (vgl. Fiedler, 2016; Banz & Becker,
die geringe Compliance des Personals der Spielstätten 2019) und der Revision bedurften (Peren, 2017b), sind
noch die offensichtlichen Umgehungen der SpielV durch inzwischen auch Vertreter der Suchtforschung in Lobby-
die Hersteller der Geldspielautomaten haben bisher zu initiativen wie dem sog. Düsseldorfer Kreis (2019) aktiv
Konsequenzen geführt. Von Verbänden der Spielhallenbe- (vgl. Meyer, 2016). Der Arbeitskreis, bestehend aus Bera-
treiber, die Qualitätsinitiativen ankündigen, sind ebenso tern und Vertretern der Anbieter (Automatenwirtschaft,
wenig grundsätzliche Verbesserungen des Spielerschutzes Spielbanken, Sportwetten- und Lotterieunternehmen),
zu erwarten, wie vom Bundesministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Suchthilfe, hat ein Verbraucherschutz-
unter dessen Zuständigkeit und wirtschaftsfreundlicher konzept erstellt. Die Grundzüge des Präventionsansatzes
Ausrichtung sich die ehemals harmlosen Unterhaltungs- sind primär auf die Person des Spielers – die menschliche
automaten mit Gewinnmöglichkeit zu Glücksspielauto- Seite der Sucht (Schüll, 2019) – ausgerichtet, wie es typi-
maten mit ausgeprägtem Gefährdungs- und Suchtpotenzi- scherweise in industriegeförderten Projekten der Fall ist.
al entwickeln konnten (Meyer, 2019b). Das Konzept setzt auf Verbraucher- bzw. Spielerschutz
Eine umfassende Bestandsaufnahme der Prävention in durch Angebotsqualität statt durch Angebotsreduzierung,
verschiedenen Ländern verweist auf vielfältige staatliche die bisher wenig effektiv sei und ein Ausweichverhalten in
Maßnahmen (Williams, West & Simpson, 2012). Aller- illegale Angebote begünstige (Bühringer, Kotter &
dings setzen die Staaten bevorzugt auf Maßnahmen mit Kräplin, 2016).
einer eher als gering einzuschätzenden Wirkung. Als Er- Wissenschaftliche Befunde, die eine Reduktion der
klärung dient das Eigeninteresse der Regierungen an der Verfügbarkeit von Glücksspielen in der Gesamtbewer-
Einnahmequelle, das einen Interessenkonflikt vorpro- tung eines systematischen Reviews als zielführende Prä-
grammiert. Am Beispiel von Australien, dem Land mit den ventionsmaßnahme ausweisen (Meyer, Kalke & Hayer,
weltweit höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für Glücksspiele 2018), werden von Bühringer (2018), der auch Mitglied
(mit 1.068 USD pro Erwachsenen in 2017 sind die Ausga- des Arbeitskreises ist, als inkonsistent dargestellt. In ver-
ben mehr als viermal so hoch wie die in Deutschland, Boy- schiedenen Stellungnahmen wurde dieser Beitrag kritisch
ce, 2019), kritisieren Livingstone und Adams (2010) sowie gewürdigt (Hayer, Meyer & Kalke, 2019; Füchtenschnie-

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52 G. Meyer, Prävention der Glücksspielsucht

der & Petry, 2019; Adams, Füchtenschnieder, Gassmann, stieg von Teilnehmern an Sportwetten und Glücksspielen
Hardeling, Seifert & Mann, 2019). In seiner Replik ver- im Internet (Bu & Skutle, 2017). Innerhalb des kurzen
weist Bühringer (2019) u. a. auf Zwischenergebnisse einer Untersuchungszeitraums von etwas mehr als einem Jahr
vergleichenden europäischen Analyse von restriktiven war jedoch auf Bevölkerungsebene weder die Entwick-
Regulierungsmodellen des Online-Marktes (Angebotsre- lung eines Schwarzmarktes noch ein ausgeprägtes Sub-
duzierungen) und eher liberalen Modellen mit Lizenz- stitutionsverhalten in andere Marktsegmente erkennbar.
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systemen (Fiedler, Steinmetz, Ante & von Meduna, 2018), Parallelentwicklungen bei Spielformen, die keiner ent-
nach denen es aufgrund der mangelhaften Rechtsdurch- sprechenden Angebotsreduktion unterworfen sind,
setzung fast nachrangig erscheint, ob in Deutschland das spiegeln möglicherweise normative Trends auf Bevölke-
restriktive Regulierungsmodell bestehen bleibt oder ein rungsebene wider, die sich auch ohne Intervention voll-
Lizenzsystem für private Online-Anbieter eingeführt zogen hätten. Hier bedarf es Längsschnittanalysen mit
wird. Die gleichzeitige Erkenntnis der Autoren, dass sich multiplen Messzeitpunkten sowie Vergleichs- oder Kon-
bei einer effektiven Rechtsdurchsetzung gegenüber unli- trollgruppen, um aussagekräftige Befunde zu gene-
zenzierten Anbietern vielversprechende neue Erfolgs- rieren.
chancen für ein restriktives Regulierungsmodell ergeben,
wird nicht erwähnt.
Bühringer (2006) vertritt außerdem in einer Publika- Staatliche Kontrollen und Instrumente
tion der European Gaming and Amusement Federation der Rechtsdurchsetzung
die Auffassung eines vergleichbaren, moderaten Risiko-
potenzials von Geldspielautomaten und Lotterien. Ein Bestehende Interessenkonflikte und illegale Spielange-
deutlich höheres Gefährdungspotenzial der Geldspiel- bote verlangen nach staatlichen Kontrollen und effizien-
automaten belegen Befunde aus repräsentativen Bevöl- ter Rechtsdurchsetzung. Als Ergebnis der Evaluation von
kerungsstudien mit Befragungen von pathologischen Sozialkonzepten empfehlen Fiedler et al. (2017), nach
Spielern nach der problemverursachenden Spielform dem Vorbild Kanadas derartige Konzepte von einer unab-
(Geldspielautomaten: 49,1 %, Lotto 6 aus 49: 1,3 %, vgl. hängigen staatlichen Institution entwickeln, umsetzen
Meyer, Rumpf, Kreuzer, de Brito, Glorius, Jeske et al. und kontrollieren zu lassen. Dieser Ansatz nehme die An-
2011), die Angaben von Klienten und Patienten zur bieter aus ihrer anreizinkompatiblen Verpflichtung und
Hauptspielform (Geldspielautomaten: 82,8/86,3 %, Lot- führe zu Maßnahmen, die tatsächlich suchtpräventiv
terien: 0,2/0,0 %, vgl. Braun, Dauber, Künzel & Specht, wirken.
2018a,b) und die Ergebnisse der Anwendung eines Mess- Bei der Kontrolle der Umsetzung des Spielerschutzes
und Bewertungsinstrumentes (Meyer, et al., 2010). sind im Spielhallen- und Spielbankbereich Vollzugsdefizite
Bühringer, Kotter und Kräplin (2017) argumentieren da- erkennbar. Befragungen von Gästen der verschiedenen
gegen, dass strukturelle Merkmale von Glücksspielen wie Spielstätten und der Einsatz von Testpersonen (Ausnah-
eine hohe Ereignisfrequenz, die Spielautomaten ein ho- me: Alterskontrollen) wurden bisher nur in Forschungs-
hes Suchtpotenzial zuweisen, zunächst nur Korrelate projekten praktiziert. Systematische Überprüfungen der
ohne Ursachenbezug seien. Selbst vermeintlich hoch- Compliance unter Federführung der zuständigen Behör-
riskante Spielformen würden schließlich nur bei einem den sind ebenso zielführend wie unterschiedliche Zu-
gewissen Prozentsatz der Spielteilnehmer zu Glücks- gangswege (bspw. unter Einbeziehung der Befragung von
spielstörungen führen. Verhaltens- und Suchttheorien Mitarbeitern der Anbieter).
verweisen dagegen auf die notwendige Differenzierung Darüber hinaus gilt es, die Zuständigkeit staatlicher Ins-
zwischen Glücksspielen mit rascher Spielabfolge und ho- titutionen für Suchtmittel wie Glücksspiele zu hinterfra-
her Belohnungsfrequenz sowie Glücksspielen mit dis- gen. Unter der Verantwortung des Bundesministeriums für
kontinuierlicher, langsamer Spielabfolge und geringer Wirtschaft und dessen wirtschaftsfreundlicher Ausrich-
Belohnungsfrequenz (vgl. Meyer & Bachmann, 2017; tung sowie nach Bauartprüfungen und -zulassungen der
Binde, Romild & Volberg, 2017). Kontrollbehörde PTB konnten sich bspw. die ehemaligen
Bei dem prognostizierten umfangreichen Ausweich- „Groschengräber“ zu einem Glücksspiel entwickeln. Die
verhalten auf illegale Spielformen nach Einschränkungen gegenwärtige Gerätegeneration gehört – wie alle anderen
der Verfügbarkeit terrestrischer Angebote handelt es sich Glückspiele – in die Zuständigkeit der Bundesländer, von
bisher um bloße Spekulation (Meyer, Kalke & Hayer, denen – nach den Erfahrungen mit den Novellierungen der
2018). Zwar zeigte sich in einer Studie aus Norwegen SpielV – grundlegendere Eingriffe in die Spielstruktur der
nach der temporären landesweiten Verbannung von Geräte zu erwarten sind. Bei der Zulassung der Geräte ist
Spielautomaten ein Rückgang von Automatenspielern zudem zukünftig neben der rein technischen Prüfung
unter behandlungssuchenden Personen sowie ein An- durch die PTB auch eine kritische Beurteilung der Auswir-

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G. Meyer, Prävention der Glücksspielsucht 53

kungen der Spielsysteme auf das Erleben und Verhalten natsbasis und Begrenzung des Gesamtverlustes pro Monat
der Spieler einzubeziehen (Meyer, 2019b). über alle Spielformen hinweg. Dieser Präventionsansatz
Die Rechtsdurchsetzung des Verbots von Glücksspielen wurde in Norwegen, einem Land mit einem vorbildhaften
im Internet kommt ebenfalls nur sehr langsam voran. Die staatlichen Glücksspielmonopol (Meyer, 2018), mit folgen-
Medienanstalten der Bundesländer haben erst kürzlich den Eckdaten umgesetzt (Auer, Reiestad & Griffiths, 2018):
(im März 2019) die Fernsehwerbung für Online-Casinos • Der Maximalverlust im gesamten Spielbereich ist auf
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verboten, und das Niedersächsische Ministerium für Inne- 20.000 NOK (2.000 €) im Monat festgelegt,
res und Sport (als zuständige Aufsichtsbehörde) hat im • für Spielautomaten gelten Verlustbegrenzungen von
Juni 2019 erstmalig einem großen, international tätigen maximal 2.700 NOK pro Tag und 4.400 NOK im Monat
Zahlungsdienstleister die Mitwirkung am Zahlungsver- (270/440 €),
kehr im Zusammenhang mit in Deutschland unerlaubten • für Kasinospiele im Internet betragen die Grenzwerte
Glücksspielen untersagt (Payment-Blocking). Eine syste- 4.000 NOK bzw. 10.000 NOK (400/1.000 €) und
matische Blockade der Internetadressen illegaler Anbieter • die Spielteilnehmer sind zudem aufgefordert, eigene
(IP-Blocking), die in 18 Ländern des europäischen Wirt- Begrenzungen der Spieldauer und Verluste festzu-
schaftsraums (u. a. in Belgien, Dänemark und Frankreich) legen.
genutzt und in vier Ländern (u. a. in Österreich und Nor-
wegen) in Betracht gezogen wird (Hornie, Litter, Tyson, Erste Evaluationen derartiger Verlustbegrenzungen bele-
Padumadasa, Schmidt-Kessen & Ibosiola, 2018), ist zur- gen eine breite Akzeptanz unter den Spielern (79 %) und
zeit in der Diskussion einer Arbeitsgruppe der Minister- ein geringes Ausweichverhalten nach Erreichen des Limits
präsidentenkonferenz. Deutschland gehört zu den 12 Län- (10 %, vgl. Auer, Reiestad & Griffiths, 2018) sowie eine sig-
dern, die bisher auf IP-Blocking verzichten. Als ergänzende nifikante Reduktion der Verluste (Auer, Hopfgartner &
Maßnahme schlagen Fiedler et al. (2018) vor, die Wettbe- Griffiths, 2018).
werbsfähigkeit legaler Anbieter durch einen möglichst Die empfohlenen Präventionsbausteine basieren auf ei-
niedrigen Steuersatz zu verstärken und die Zahlungen auf nem Konzept für die Öffentliche Gesundheitspflege (Pub-
Basis der für die Aufsicht vollständig transparenten Block- lic Health), dessen Umsetzung sektorübergreifende Maß-
chain-Technologie abzuwickeln. nahmen und die Beteiligung der gesamten Gesellschaft
Eine vollständige Unterbindung der Zugangs- und Zah- erfordert. Es ist breiter angelegt als die Präventionsansät-
lungsoptionen ist allerdings unrealistisch, denn auch tech- ze, die von der Industrie unterstützt und gefördert werden.
nisch nicht sehr versierten Internetnutzern gelingt mittler- Sie richten ihren Fokus auf die Vulnerabilität einer „klei-
weile schon nach kurzer Recherche der Zutritt zu offiziell nen“ Gruppe von Problemspielern sowie deren Verant-
gesperrten Seiten, die eine Vielzahl an Zahlungsmethoden wortlichkeit für gesunde Entscheidungen und werben
offerieren. Auch wenn das IP- und Payment-Blocking das gleichzeitig für eine verantwortungsbewusste Spielteil-
Ausweichverhalten von Spielsüchtigen (und gesperrten nahme und Selbstkontrolle. Diese Ausrichtung zielt darauf
Spielern) sowie technikaffinen potenziellen Spielteilneh- ab, effektive Regulationen auf der Produktebene, in der
mern nicht gänzlich verhindern kann, handelt es sich doch Angebotspraxis und bezogen auf die Verfügbarkeit von
um wichtige Module der Prävention. Sie sind Bestandteil Glücksspielen zu verhindern (Hancock & Smith, 2017;
eines quantitativen Regulierungsansatzes, der im gesam- Wardle, Reith, Langham & Rogers, 2019).
ten Suchtbereich als effizient eingeschätzt wird (vgl. für Die aufgezeigten Interessenkonflikte und Strategien
den Alkoholbereich: Kraus, Müller & Pabst, 2008; für den der Anbieter des Suchtmittels Glücksspiel, das nicht nur
Tabakbereich: Hanewinkel, 2008). für die Konsumenten sondern auch für ihr soziales Um-
feld und die Gesellschaft mit schädlichen Auswirkungen
verbunden ist (Browne, Greer, Rawat, Rockloff, 2017),
Schlussfolgerungen müssen bei der anstehenden Novellierung des GlüStV
Berücksichtigung finden. Die fehlende Akzeptanz von
Als Ergänzung einer Reduktion der Verfügbarkeit bietet Ertragsrückgängen auf Seiten der Anbieter darf den Ge-
sich der verpflichtende Einsatz einer personengebunden setzgeber nicht dazu verleiten, auf evidenzbasierte Maß-
Spielerkarte an, die erst die Spielteilnahme auf dem ge- nahmen wie die Verfügbarkeitsreduktion zu verzichten.
samten Glücksspielmarkt gewährleistet. Diese Maßnahme Als zentrale Komponente der Verhältnisprävention ist sie
ist von Anbieterseite nicht so leicht zu umgehen und erfor- neben Eingriffen in die Angebotsform, Werbebeschrän-
dert einen vergleichsweise geringeren Kontrollaufwand. kungen, Zugangsbeschränkungen für bestimmte Per-
Auf der Karte lassen sich neben spielformübergreifenden sonengruppen, Beschränkungen des Alkohol-/Tabak-
Sperren weitere Schutzmaßnahmen implementieren, wie konsums während der Spielteilnahme, hinreichende
Verlustlimits für einzelne Spielformen auf Tages- und Mo- Kontrollen mit spürbaren Sanktionen und Maßnahmen

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54 G. Meyer, Prävention der Glücksspielsucht

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https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911/a000638 - Tuesday, June 02, 2020 11:19:28 PM - Universität Bremen IP Address:134.102.102.144

Braun, B., Dauber, H., Künzel, J. & Specht, S. (2018a). Deutsche


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Bezugsgruppe: Zugänge Beender ohne Einmalkontakte. Mün-
• Vorprogrammierte Interessenkonflikte der Glücks- chen: IFT Institut für Therapieforschung. Verfügbar unter: http//
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spielanbieter verlangen nach effektiven Kontrollen der
Braun, B., Dauber, H., Künzel, J. & Specht, S. (2018b). Deutsche
Umsetzung des Spielerschutzes und spürbaren Sanktio- Suchthilfestatistik 2017. Alle Bundesländer. Tabellenband für
nen bei Nichteinhaltung der gesetzlichen Vorgaben. stationäre Einrichtungen (Typ 2). Bezugsgruppe: Beender mit
• Die Reduktion der Verfügbarkeit von Glücksspielen Einmalkontakten. München: IFT Institut für Therapieforschung.
Verfügbar unter: http//www.suchthilfestatistik.de.
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Browne, M., Greer, N., Rawat, V. & Rockloff, M. (2017). A population-
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11, 214–217. 30313

© 2020 Hogrefe SUCHT (2020), 66 (1), 45–56


56 G. Meyer, Prävention der Glücksspielsucht

Finanzierung
Keine

Deklaration konkurrierender Interessen


Der Autor hat in der Vergangenheit finanzielle Unterstützung für
Forschungsprojekte im Glücksspielbereich erhalten von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft, dem Bundesministerium
https://econtent.hogrefe.com/doi/pdf/10.1024/0939-5911/a000638 - Tuesday, June 02, 2020 11:19:28 PM - Universität Bremen IP Address:134.102.102.144

für Gesundheit, mehreren Ministerien/senatorischen Dienststel-


len der Bundesländer, dem Forschungsfond der Universität Bre-
men sowie verschiedenen Glücksspielanbietern. Des Weiteren
Honorare für Gutachterttätigkeit für den Deutschen Lotto- und
Totoblock sowie diverse Honorare für Vortrags- oder Schulungs-
tätigkeit (>200 €).

Historie
Manuskript eingereicht: 29.8.2019
Manuskript akzeptiert: 13.01.2020

Prof. Dr. Gerhard Meyer


Universität Bremen
Institut für Psychologie
Grazerstrasse 2
28359 Bremen

gerhard.meyer@uni-bremen.de

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